Darmstädter Tagblatt 1923


13. April 1923

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 101
Freitag, den 13. April 1923
186. Jahrgang

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Die Torheiten der Gallier.
e Köln, 12. April. (Wolff.) Der Kölner Erzbiſchof Kardi=
nal
Schulte erhielt nach der Köln. Volksztg. von dem Biſchof
Fiandaca von Patti auf Sizilien ein Schreiben, worin
es unter anderem heißt:
Wir Sizilianer insgeſamt und ich beſonders verfolgen
mit größtem Intereſſe die Ereigniſſe im großen Deutſchen Reiche.
Wir nehmen Anteil an den Leiden des katholi=
ſchen
Rheinlandes. Wir Söhne des Aetna und Bewohner
des Landes der Veſper (Sizilianiſche Veſper) verſtehen die Er=
bitterung
gegen Frankreich. Wenn dieſes Land Verdienſte (um
die Menſchheit?) hatte u. noch hat, heute jedenfalls werden ſeine
Verdienſte von ſeinem Vorgehen verdunkelt. Unter dem Vor=
geben
, das Recht hochzuhalten, tritt es dasſelbe mit Füßen und
ſchleift es in den Kot. Als zidiliſierte Bebölkerung proteſtieren
wir dagegen. Wir wollen eine Verſöhnung, und deshalb
beten wir ſowohl für Deutſchland als für Frankreich. Wir kön=
nen
aber nicht umhin, die Torheiten der Gallier zu be=
klagen
, die im Uebermut wegen ihres Sieges ſind, den ſie ohne
fremde Hilfe niemals errungen haben würden. Ich vergeſſe nicht,
daß viele unſerer rheiniſchen Glaubensbrüder unter Hunger und
Kälte leiden. Mein Scherflein habe ich dem Vater der Chriſten=
heit
geſandt, und ich werde damit fortfahren.

Vom Tage.

Der Ausſchuß der deutſchen Volksbildungs=Vereinigungen in
Berlin, eine Vereinigung maßgebender Verbändg, aller Befenntniſſe und
Weltanſchauungen auf dem Gebiete des freien Volksbildungsweſens,
beſchloß ſeine Auflöfung, da er in der bisherigen Form
den mannigfachen neueren Strömungen auf dem Gebiet der Volks=
bildung
nicht genügend Nechnung zu tragen vermochte.
Die engliſchen Quäker erblärten ſich bereit, die Gefan=
genenfürſorge
des Ruhrgebiets zu übernehmen.
Der Priratſekretär Muſſolinis, d’Arini, hat ſich die ganze letzte
Woche im Berlin aufgehalten, und wiederholt Konferenzen mit
Induſtriellen und Politikern gehabt.
Die Verhandlungen zur Beilegung des Konflik=
tes
im engliſchen Baugewerbe ſind geſtern endgültig ge=
ſcheitert
. Die Ausſperrungskündigungen der Unternehmer treten
ſomit am Samstag in Kraft. Die Zahl der betroffenen Arbeiter be=
trägt
eine halbe Million.
Die amerikaniſche Botſchaft in, London beſtätigte, daß der amerika=
niſche
Botſchafter Harvey demnächſt nach Amerika auf Ur=
laub
gehe. Man halte es für wahrſechinlich, daß er im Juni nach
England zurückkehre.
In dem kanadiſchen Parlament erklärte der Premier=
miniſter
, er werde Kanada auf der britiſchen Reichskonfe=
venz
im Oktober vertreten. Wie verlautet, wird der Premierminiſter
von dem Marine= und Verteidigungsminiſter begleitet ſein.
Oollarkurs in Frankfurt am 12. April,
abends ½7 Uhr: 21100.

OMPAIM
üiſche Anterhausſitzung in London.
Die Regierung verweigert das Eingeſtändnis ihrer Niederlage.

Loudon, 11. April. (Wolff.) Das Unterhaus war
heute ſehr gut beſucht. Die Mitglieder der Regierungsparteien
waren nach der Erſahrung von geſtern in anſehnlicher Stärke.
erſchienen. Schatzkanzler Baldwin brachte an Stelle Bonar
Laws, der erſchienen, aber nicht imſtande war, zu ſprechen, eine
Reſolution ein, durch die der Antrag, bei dem die Re=
gierung
geſtern unterlegen iſt, erneut in Erwägung gezogen
wwird. Der Sprecher erklärte dieſes Verfahren für kor=
rekt
. Baldwin ſagte, der geſtrige Vorfall ſei auf eine Ueber=
rumpelung
zurückzuführen; die Regierung habe ſich des Mangels
an Aufmerkſamkeit ſchuldig gemacht. Aber die Abſtimmung be=
weiſe
nicht, daß ſie das Vertrauen des Underhauſes verloren
habe. (Beifall bei den Regierungsanhängern.)
Ramſay Macdonald beſtritt, daß die Abſtimmung un=
erwartet
gekommen ſei und erklärte, die Regierung habe eine
Niederlage erlitten, da eine Anzahl Regierungsanhänger es ab=
gelehnt
hätten, ſie zu unterſtützen. Er wünſche, daß die
Regierung ihre Niederlage zugebe und eine Aen=
derung
ihrer Politik, betreffend die Verwendung von
vormaligen Soldaten im Dienſte der Zivilverwaltung ankün=
dige
. Die hierauf folgenden Reden der Arbeiterbertreter zeig=
ten
deutlich, daß viel Arbeitermitglieder entſchloſſen waren, vor
der Annahme der Reſolution Baldwin eine derartige Erklärung
der Regierung zu veranlaſſen.
Von der Regierungsbank erfolgte kein: wei=
tere
Erklärung. Die Verhandlungen gerieten in ein erreg=
tes
Fahrwaſſer, und zwiſchen Arbeitermitgliedern und Mini=
ſteriellen
kam es zu heftigen Wortgefechten. Angeſichts
der ſtändigen Unterbrechungen beantragte Baldwin, ſchließlich
eine linerbrechung der Sitzung. Dies führte zu ſtürmiſchen
Proteſtkundgebungen ſeitens der Arbeiter=
dartei
. Eine Anzahl Abgeordneter begann das Lied: Die
rote Fingge zu ſingen. Da die Regierung keine weitere Mittei=
lung
/7 (ie, und die Arbeitermitglieder offen ihren Entſchluß
bekungeien, die Verhandlungen nicht weiter fortführen zu laſſen,
hob ſchließlich der Sprecher die Sitzung für die Dauer einer
Stünd2 auf.
Nach) Aufhebung der Sitzung näherte ſich ein Mitglied
der Arbeiterpartei dem Unterſtaatsſekretär des
Kolon;ts Gore und verwickelte ihn in ein erregtes Ge=
ſpräch
, in deſſen Verlauf er verſuchte, ihn mit einem
Schriſtſtück zu ſchlagen. Regierungs= und Arbeitermit=
glieder
griffen unverzüglich ein und verhinderten Tätlichkeiten.
Auge! woar vorher das Mitglied der Arbeiterpartei von einem.
Anhſ er der Regierung geſchlagen worden. Dieſes ſoll den
Zuifchenfall veranlaßt haben. Einige Arbeitermitglieder, die
ſich drohend gegen mehrere Regierungsanhänger wandten, wur=
den
von ihren Parteifreunden zurückgehalten. Schließlich ver=
ließen
ſämtliche Mitglieder das Haus, ohne daß es zu weiteren
Zwiſchenfällen kam. Vor Aufhebungder Sitzungfor=
derte
Macdonald nochmals die Regierung auf,
die Erklärung abzugeben, ohne eine Antwort
zu erzielen.
Bei der Wiederaufnahme der Sitzung herrſchte große Be=
wvegung
, doch blieb die Ordnung ungeſtört. Allerdings wurde
in den elgängen erzählt, daß die Arbeitervertreter beab=
ſichtigen
ie Kundgebung zu wiederholen. Der Sprecher ver=
c
die Sitzung des Hauſes auf morgen, ohne daß
tagte /."
nocN
Ordnung geſtört wurde.
Vor einer politiſchen Kriſis?
London, 12. April. (Wolff.) Die Times ſchreibt, ſo=
Wohl die Regierung als das Unterhaus hätten an Ruf eingebüßt
infolge der Niederlage, die die Regierung vorgeſtern abend
erlitten habe und infolge der durch dieſe Niederlage geſtern im
Unterhauſe hervorgerufenen Vorkommniſſe. Es ſei zu hoffen,
daß die Regierung die Lehre der letzten beiden Tage nicht ver=
geſſen
werde; weitere derartige Fehler der Einpeitſcher und
Nächläſſigkeit ihrer Anhänger würden für ihren Kredit ſaſt ver=
hangisvoll
ſein. Der Times zufolge kann angenommen werden,
daß keine andere Partei vorhanden iſt, die das Land vorziehen
würde, an der Macht zu ſehen, aber ihr Schickſal hänge ja von
ihr ſelbſt ab. Die Oppoſition ſei wirklich ſtark und da=
rauf
aus, keine Gelegenheit zu verlieren.

London, 12. April. (Wolff.) Ueber die geſtrigen, durch
die Arbeiterpartei verurſachten wilden Szenen im Un=
terhauſe
ſchrriht der Parlamentsberichterſtatter des Daily
Expreß, eine derartige Szene habe wahrſcheinlich nie im bri=
tiſchen
Parlament ſtattgefunden. Die Arbeitermitglieder hätten
das Lied hon der roten Fahne geſungen. Während
einer halben Stunde habe das Haus einem Zoologiſchen Garten
geglichen. Nach dem Kampf im Hauſe hätten einige Arbeiter=
Parlamentsmitglieder in Bonar Laws Zimmer im Unterhaus
einzudringen verſucht. Poliziſten hätten jedoch raſch die Tür
des Zimmers des Premierminiſters abgeſchloſſen.
Daily Chronicle, erklärt in einem Leitartikel, das
Kabinett habe durch ſeine Unfähigkeit durch das im In=
nern
angerichtete Durcheinander und die im Auslande erlittenen
Demütigungen die Leute, von denen es eingeſetzt worden ſei,
enttäuſcht und ſei ernſtlich erſchüttert. Niemand
erhoffe von dieſem Kabinett irgend etwas Gutes, und nur wenige
erwarteten, daß es noch lange Beſtand haben werde. Der per=
ſönliche
Faktor der geſchwächten Geſundheit Bonar
Laws hänge über dem Kabinett wie ein Damokles=
ſchwert
. Bonar Law könne jeden Tag zurücktreten, und wenn
er dies tue, würde niemnd mehr übrig ſein. Einer politi=
ſchen
Kriſis, die mindeſtens die Neubildung des Mini=
ſteriums
zur Folge haben würde und vielleicht zu Neuwahlen
führen könne, müſſe daher entgegengeſehen werden.
Daily Chronicle fragt, wie weit die verſchiedenen
Parteien bereit ſeien, dieſer Kriſis zu begegnen. Konſervative
und Arbeiterpartei ſeien nicht unvorbereitet. Die Arbeiter=
partei
ſei einig, reich, wohlorganiſiert und zuverſichtlich. Sie
könne, wenn es zur Auflöſung des Parlaments kommen ſollte,
ſicher darauf rechnen, viel beſſer abzuſchneiden als im
letzten Herbſt. Wie ſtehe es dagegen mit den Liberalen?
Einfach, weil einige reiche oder einflußreiche Perſönlichkeiten
eine Abneigung gegen Lloyd George hätten, blieben ſie getrennt
und machtlos. Sie hätten kein Programm, keine ge=
meinſame
Führung oder Strategie und keine
Ausſicht auf die Erreichung der Macht. Wie lange
ſolle dies noch weitergehen.
Umbildung des engliſchen Kabinetts?
TU. London, 12. April. Die von der Regierung am
Dienstag erlittene Niederlage wird in politiſchen Kreiſen leb=
haft
beſprochen. Die Konſervativen verhehlen nicht ihre Unruhe,
doch glaubt man für den Augenblick nicht an eine Demiſſion des
Kabinetts. Immerhin iſt es wahrſcheinlich, daß die Regierung
infolge ihres Preſtigeverluſtes eine Umbildung bald vornehmen
wird. Der Namen von Baldwin wird viel genannt. Er ſoll als
eventueller Nachfolger für Bonar Law in Betracht kommen. In
dieſem Falle dürfte Chamberlain zum Schatzkanzler auserwählt
werden.

Frage und Antwort.

TU. London, 12. April. Im Unterhauſe wurde heute
von einem Mitglied die Frage an die Regierung geſtellt, ob ſie
irgendeine Information erhalten habe, nach der Loucheur
ſeine Londonreiſe zu wiederholen beabſichtige, mit dem Auftrage,
Vorſchläge über eine Löſung der deutſch=franzöſiſchen Situation
den Beauftragten der engliſchen Regierung vorzulegen. Bald=
win
erklärte, die Regierung habe eine derartige Information
nicht erhalten.
Miniſterkonferenz in Paris.
Paris, 12. April. (Wolff.) Die morgen kurz nach Mittag
in Paris eintreffenden belgiſchen Miniſter Theunis
und Jaſpar werden ſich, wie das Journal de Debats mitteilt,
unmittelbar nach dem Quai d’Orſay begeben und mit Poincaré
frühſtücken. Im Anſchluß hieran beginnen ſofort die Konferenzen,
denen von franzöſiſcher Seite außer Poincaré der Miniſter für
öffentliche Arbeiten, der Finanzminiſter, der Kriegsminiſter, der
Miniſter für die befreiten Gebiete und der Direktor im Außen=
miniſterum
beiwohnen werden. Ueber den Gegenſtand der Be=
ratungen
ſagt das Blatt, es handele ſich bekanntlich darum, die
auf der Brüſſeler Konferenz erörterten Fragen zu klären. Man
nehme an, daß auch von der Reiſe Loucheurs die Rede ſein wird.

Der Skandal von Memel.

Von
Carl Auguſt

eyfried.

Der Generalſtreik im Memelgebiet wurde geſtern nach
Verbandlungen mit der litquiſchen Regierungskommiſſion
beendet. Obwohl den Memeldeutſchen einige Zugeſtänd=
niſſe
gemacht wurden, kann weiter mit Unterdrückungsmaß=
nahmen
gerechnet werden. Ueber die Verhältniſſe, die zum
Generalſtreik führten, gibt folgender Aufſatz des ausgewieſe=
nen
Chefredakteurs des Memeler Dampfbootes Aufſchluß:
Bald nach der Abtrennung des Memellandes von Deutſch=
land
hat ein engliſches Blatt, der Mancheſter Guardian, ein wah=
res
Wort gefunden bei der Schilderung der dort geſchaffenen
politiſchen Lage. Das Blatt ſprach von dem Skandal von
Memel. Nun hat in Memel litauiſches Militär mit Knute
und Maſchinengewehr eine Schreckensherrſchaft aufgerichtet,
Denkmäler ſind auf dem uns Deutſchen ſo teueren hiſtoriſchen
Boden aufs ſchmählichſte geſchändet, die, wie das Nationaldenk=
mal
der Boruſſia mit den Hermen von Stein und Hardenberg
und vielen anderen, gerade uns Heutigen, ſo vieles zu ſagen
haben. Unter unerhörter Vergewaltigung ſeufzt die friedliche
Bevölkerung des ſchönen Landes ſeit den Tagen des Putſches,
da fremde Eindringlinge mit Waffen dort die Herrſchaft an ſich
riſſen. Die Vorgänge können keinen, der die Entwicklung der
dortigen Dinge verfolgt hat, überraſchen. Nach dem litauiſchen
Putſch hatten ſich Leute mit bedenklichſter Vergangenheit, die ihre
moraliſchen Mängel durch fanatiſchen Nationalismus zu
erſetzen verſuchten, unter Einwilligung der litquiſchen Regierung
ans Ruder geſetzt. Der Kurs, der nun eingeſchlagen wurde, recht=
fertigte
nicht nur, ſondern übertraf die ſchlimmſten Be=
fürchtungen
, die jeder Kenner des Memellandes und Litau=
ens
ſchon damals hegen mußte, als nach dem Vertrag von Ver=
ſailles
die Möglichkeit ſich auftat, daß das Memelland litauiſch
werden könne. Seit den Putſchtagen des Januar wird dort nun
eine verbohrte national=litauiſche Politik getrieben, die ſichtlich
darin gipfelt, das Deutſchtum überall zurückzudrängen
und auszuſchalten, und die Memellanddeutſchen gegen
Deutſchland und Oſtpreußen, ihren Stammes= und Kulturboden,
möglichſt abzuſchließen. Ueberdies wurde ſogleich auf dem
Gebiet der Wirtſchaft eine Geſetzgebung eingeleitet, welche die
reſtloſe Eingliederung in Litauen ſofort anbahnte und fchließlich
geradezu unerträgliche Zuſtände ſchuf. Der politiſche General=
ſtreik
aller Erwerbsſtände war die Antwort, weiche das unendlich
geduldige und ruhige Volk des Memetlandes nun gegeben hat.
Die derzeitigen Machthaber im Memelgebiet, das Landes=
direktorium
des angeblich zurückgetretenen, aber, in Wirklichkeit
feſt im Amte ſitzenden Herrn Simonaitis, welche die jetzige
Situation herbeiführten, haben, wie geſagt, ſowohl bei dem
Putſch wie auch bei ihrem weiteren extrem deutſchfeindlichen Ver=
halten
die ausgiebigſte moraliſche, finanzielle und militäriſche
Unterſtützung Kownos erhalten, ſo daß die amtliche litau=
iſche
Regierung für die Ereigniſſe voll verantwortlich iſt. Simo=
naitis
und Konſorten ſtützten ſich wohlweislich auf das litauiſch=
Militär unter Führung eines Abenteurers wie Budrys, eines
früheren ruſſiſchen Offiziers, der ſeit den letzten Tagen anſtelle
des litauiſchen Oberkommiſſars Smetona Kowno=Litauen in
Memel vertritt. Dabei iſt nicht zu vergeſſen, daß gerade die litau=
iſche
Armee ein ganz beſonderer Herd des litauiſchen Nationa=
lismus
iſt. Ihre Werkzeuge ſind Terror, Ausweiſungen, Maſchi=
nengewehre
. Der Kreis um Simonaitis hat bei jeder Gelegenheit
gezeigt, daß es ihm nicht um das Wohl des Landes, ſonderm
lediglich um parteitaktiſche und perſönliche Vorteile zu tun iſt.
Die ſtattlichen Gehälter und Entſchädigungen, welche ſich dieſe
Herrſchaften aus der gewiß nicht an Ueberernährung leidenden
memelländiſche Staatskaſſe ſehleunigſt bewilligt haben, bewieſen
das; ſo laſſen ſich ehrenamtliche Landesdirektoren wie Bor=
chert
und Birszkus, wohlhabende litauiſche Landwirte, für
ihr gelegentliches Regieren regelmäßige Tagesgelder von
25000 Mark bezahlen, und das feſte Gehalt des früheren Pfar=
rers
Gaigalat, des früheren Gerichtsſekretärs Simonai=
tis
und des angeblichen Vertreters der Gewerkſchaften Pan=
nars
beträgt 900 000 Mark pro Monat. Während man gänzlich
ungeeignete Leute, geradezu Karikaturen von leitenden Beamten
einſetzte, wie den neuen Landespoſtdirektor, einen früheren ruſſi=
ſchen
Unterbeamten aus Kibarty, Markewitſch (heute heißt
der Brare bereits gut litauiſch Markewiczius), wurden ſyſte=
matiſch
in wenigen Wochen alle noch ſotüchtigen deut=
ſchen
Kräſteherausgedrängt, ſo daß jetzt an der Ent=
ſchuldigung
des Armeeführers und ſtellvertretenden Oberkom=
miſſars
Budrys ſogar etwas Wahres iſt, Eingaben in deutſcher
Sprache könnten nicht deutſch beantwortet werden, weil die erfor=
derlichen
deutſchſprechenden Beamten nicht vorhanden ſeien.
Alles wurde ſogleich nach dem Putſch im Memelland in erſter
Linie vom national=litauiſchen Standpunkt aus behandelt, über
den ruſſiſch=litauiſchen Leiſten geſchlagen, und iſt auch danach. Ob
die Quittung darüber, die von den Memelländern gegeben
wurde, die Kownoer verantwortlichen Stellen verſtehen werden?
Die Souveränität über das Memelland iſt nach der voll=
endeten
Tatſache des litauiſchen Putſches von der Botſchafter=
konferenz
Litauen zugeſprochen worden, aber mehr iſt noch nicht
geregelt. Gegenſpärtig finden in Paris Verhandlungen über das
Maß der Autonomie ſtatt, die dem Memelland gewährt wer=
den
ſoll. Die letzten Vorgänge in Memel zeigen, daß praktiſch
von Autonomie und Selbſtverwaltung keine Rede iſt, und daß
dort lediglich die Diktatur des litaniſchen Säbels
herrſcht. Litauen hat ſeinen Befähigungsnachweis nicht erbracht.
Die Memelfrage, die auch in wirtſchaftlicher Hinſicht infolge

nach litauiſcher Willkür finden, ganz abgeſehen von den natio=
nalen
Belangen, die für uns Deutſche dort in Frage kommen.

Und außerdem ſind für uns die Berohner des Memellandes noch
immer als deutſche Staatsangehörige zu betrachten,
ſolange ſie nicht für Litquen optiert haben. Deutſchland hat ſchon
aus dieſem Grunde das Recht, energiſch eine Aenderung des
litauiſchen Kurſes zu fordern. Eine weitere Vergiftung des
deutſch=litauiſchen Verhältniſſes mit möglicherweiſe weitragen=
den
Folgen müßte unvermeidlich ſein, wenn die Nationalitäten=
politie
Litauens nach dem Willen des famoſen Hilfskomitees
für Klein=Litauen dirigiert wird. Schon die Tatſache, daß die
Memelländer nun in äuſterſter Not zur Se bſthilfe greifen
mußten, ſagt alles.

[ ][  ][ ]

Eine deutſche Proteſtnote.
Berlin, 12. April. (Wolff.) Den Regierungen in Pa=
ris
, London und Brüſfel wurde folgende Note über=
geben
:
Die Interalliierte Rheinlandkommiſſion hat durch die Ver=
ordnungen
Nr. 149 und 150 dem Oberbefehlshaber der inter=
alliierten
Beſatzungstruppen diktatoriſche Gewalt über
die deutſchen Eiſenbahnen übertragen und unter völ=
liger
Ausſchaltung der deutſchen Reichsbahnverwaltung eine
interalliierte Regie der Eiſenbahnen des beſetzten Gebiets ein=
gerichtet
, deren Leitung ſie einem franzöſiſchen Direktor unter=
ſtellt
. Die neue Verwaltung ſoll befugt ſein, das bisherige
Perſonal insgeſamt oder im Wege der Einzelkündigung zu ent=
laſſen
. Die Verordnungen werden damit begründet, daß die
deutſche Regierung durch gewiſfe unter angeblicher Verletzung,
des Vertrages von Verſailles und des Rheinlandabkommens
an ihre Beamten erlaſſene Befehle den Eiſenbahnverkehr im be=
ſetzten
Gebiet lahmgelegt und ſomit die Sicherheit und den Un=
terhalt
der interalliierten Armeen ſowie der Zivilbevölkerung
der beſetzten Gebiete gefährdet habe. Die deutſche Regie=
rung
muß den Vorwurf der Vertragsverletzung
aufs entſchiedenſte zurückweiſen. Die von ihr den
Eiſenbahnbeamten im vertragsmäßig beſetzten Gebiet erteilten
Befehle lauten ausdrücklich dahin, daß alle von den alliierten
Behörden in Uebereinſtimmung mit dem Rheinlandabkommen ge=
forderten
Militärtransporte für die Bedürfniſſe der Beſatzung in
dem nach Maßgabe des Vertrags von Verſailles beſetzten Gebiet
durchzuführen ſeien. Dagegen hat es die deutſche Regierung mit
Recht abgelehnt, die deutſchen Eiſenbahnen und ihr Perſonal
für ſolche Militärtransporte zur Verfügung zu ſtellen, die den
von der franzöſiſchen und belgiſchen Regierung unter Ver=
letzung
des Vertrages von Verſailles eingeleiteten
Gewaltaktionen dienen ſollen. Nicht von deutſcher Seite ſind
Betriebsunterbrechungen verurſacht worden, ſondern ſie ſind
durch Vertreibung der deutſchen Eiſenbahner von ihrem Dienſt=
poſten
mit Waffengewalt und durch unmittelbare Eingriffe fran=
zöſiſcher
oder belgiſcher Militärperſonen in den Betrieb eingetre=
ten
, ſodaß jegliche Sicherheit für die Reiſenden
und das beförderte Gut aufhört.
Durch die Zumutung an die deutſchen Bedienſteten, ihre
Arbeiten unter militäriſchem Zwang zur Unterſtützung
des rechtswidrigen Einbruchs in deutſches Gebiet fortzuſetzen,
wurde ihnen nur die Wahl gelaſſen, zwiſchen dem Ver=
laſfen
des Dienſtes und dem Verrat an dem
eigenen Volke. Nachdem ſie unter dieſem Zwang den
Dienſt verlaſſen haben, wird behauptet, ſie ſeien in den Streik
getreten. Daraus wird ein Vorwand für die Wegnahme
aller für die Löhnung und Beſoldung beſtimm=
ten
Geldbeträge abgeleitet. Durch Bedrohung mit Waf=
engewalt
, Mißhandlung, Gefängnisſtrafe und Zwangsarbeit
ſollen die Bedienſteten gefügig gemacht werden. Auch die Be=
hauptung
, daß bei dem Erlaß der neuen Verordnungen die
Sorge für die Sicherheit und Exiſtenz der Bevölkerung mitge=
prochen
habe, wirke wie ein beabſichtigter Hohn. Die Bevölke=
rung
der deutſchen Rheinlande, die in unerſchütterlicher Liebe
zum Vaterlande geduldig alle Laſten der Beſetzung trägt, weiß
genau, daß die Sorge für ihre Exiſtenz niemandem mehr am
Herzen liegt, als der deutſchen Regierung.
Die Bevölkerung wünſcht, von den bisheri= Bedrückungen und der Drangſalierung der
Okkupation befreit zu werden, aber ſie lehnt es ab,
daß eine fremde Macht ihre ſonſt nicht wahrnehmbare fürſorg=
liche
Geſinnung durch Entlaſſung und Vertreibung der deutſchen
Volksgenoſſen betätigt. Alle angeführten Gründe ſind, wie jeder
Beobächter der Vorgänge am Rhein weiß, nur ein Vorwand,
um das ſeit Beginn der Beſetzung von Frankreich erſtrebte Ziel
zu erreichen und die Eifenbahn in die Hand ſeines Mihitärs zu
bringen.
Die jetzt getroffene Maßnahme reiht ſich der Errichtung
beſonderer Verwaltungen für die Zölle, die
Forſten und das Ein= und Ausfuhrweſen an. Sie
ſt ein weiteres Glied in der langen Reihe der Verordnun=
gen
der Interalliierten Rheinlandkommiſ=
ſion
, die alle gleichmäßig dasſelbe Ziel verfolgen, das
Rheinland politiſch, wirtſchaftlich und admini=
ſtrativ
vom unbeſetzten Deutſchland zu trennen.
Die neu eingerichtete Regie macht von der ihr rechts=
widrig
übertragenen Ermächtigung zur Entlaſſung deutſchen
Perſonals mit äußerſter Brutalität Gebrauch und begnügt ſich
uicht mit der Dienſtentlaſſung, ſondern vertreibt die Be=
nmten
mit ihren Familien aus den Wohnungen.
So wurden allein am 7. April morgens in Trier 120
Eiſenbahner mit Familien aus pridaten Genoſſen=
ſchaftshäuſern
von bewaffneten Spahis gewaltſam aus=
getrieben
. Fünfhundert Männer, Frauen und Kinder ſind da=
durch
obdachlos aufdie Straße geſetzt worden. Darunter
befinden ſich Wöchnerinnen und Säuglinge, auch
22 Kinder, die am nächſten Tage zurerſten Kom=
munion
gehen ſollten. Schriftliche, mündliche Vorſtel=

Darutſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. April 1923.

lung der Stadtverwaltung und der Regierung waren vergeblich.
Auch der kleinſte Aufſchub wurde verweigert.
Gegen dieſe neuen Gewalttätigkeiten und Vertragsbrüche
der Interalliierten 9kheinlandkommiſſion legt die deutſche Re=
gierung
hiermit feienliche Verwahrung ein. Der Reichskom=
miſſar
für die beſetzten; rheiniſchen Gebiete in Koblenz wurde
gleichfalls beauftragt, de r Interalliierten Rheinlandkommiſſion
eine Abſchrift der Note zut überreichen.
Der Auszveiſungswahnſinn.
Am 12. April 1923 ausgewieſene Eiſenbahuer:
1. Degen, Alfr., Eiſeuzhahuinſpekt., Mainz=Kaſtel; 2. Ham=
bach
,. Anton, Rangieraufſeher, Mainz=Kaſtel; 3. Simon, Karl,
Eiſenbahnoberſekretär, Mainz=Kaſtel; 4. Kranz, Heinrich, Ran=
gieraufſeher
, Mainz=Kaſtel; 5. Hümerich, Otto, Schreibgehilfe,
Mainz=Kaſtel; 6. Spaar, Jſohann, Werkhelfer, Mainz=Kaſtel;
7. Höckelsberger Philipp, Maſchinenmeiſter, Mainz=Kaſtel=
8. Krahn, Joh., Eiſenbahnaſſiſtent, Mainz=Koſtheim: 9. He=
ger
, Ludwig, Rottenaufſeher, Mainz=Kaſtel: 10. Lejeune,
Joh. Joſ., Keſſelſchmied, Mainz=Kaſtel; 11. Schmitt Karl,
Bahnhofsarbeiter, Mainz=Kaftel; 12. Flemming, Hermann,
Eiſenbahnamtmann, Mainz=Kaſtel; 13. Müller, Johannes,
Eiſenbahntechniker, Mainz=Kaſtel; 141. Kiſſel, Friedr., Wagen=
putzer
, Mainz=Kaſtel: 15. Kinimayn. Peter, Lokomotivführer,
Mainz=Kaſtel; 16. Hermann, Fritz, Schrankenwärter, Mainz=
Kaſtel; 17. Popp, Joh., Wagenputzer. Mainz=Kaſtel; 18. Eſch=
vorn
Pet., Reſ.=Lokomotivfuhrer, Mz.=Mombach: 19. Kemp,
Peter, Bahnhofsvorſteher, Keſtert; 20. Jäckel, Johann, Ober=
bahnhofsvorſteher
, Camp; 21. Noth, Auguſt Joh., Eiſenbahn=
inſpektor
, Mainz: 22. Schwarz, Emil, Kaſſenvorſteher, Mainz;
23. Schmidt, Joh., Reſ.=Lokomotivführer, Mainz; 24. Wag=
ner
, Franz, Rangiermeiſter, Mainz; 25. Keuper, Karl, Amts=
gehilfe
, Mainz; 26. Krebs, Wilh., Eiſenbahnaſſiſtent, Mainz;
27. Eckart, Johann, Weichenſteller, Mainz; 28. Denne, Phil.,
Stellwerksmeiſter, Mainz; 29. Wünſtel, Emil, Eiſenbahn=
inſpektor
, Mainz; 30. Schmidt, Wilhelm, Bahnhofsarbeiter,
Mainz; 31. Zoller, Martin, Eiſenbahnoberſekretär, Mainz;
32. Herrmann, Johann, Eiſenbahnoberingenieur, Mainz;
33. Sahlfeld, Franz, Eiſenbahning., Mainz: 34. Pitſch=
mann
, Jean, Schloſſer, Mainz: 35. Petri, Friedrich, Loko=
motivführer
, Mainz; 36. Riedel, Hugo, Eiſenbahnſekretär,
Aßmannshauſen; 37. Gentil, Franz, Bahnhofsvorſteher,
Nackenheim.
Die Familienangehörigen ſämtlicher Ausgewieſenen müſſen
innerhalb 4 Tagen das beſetzte Gebiet verlaſſen.
wd. Darmſtadt, 12. April. Die interalliierte Rheinland=
kommiſſion
hat am 11. April in Mainz weiter ausgewieſen:
Stadtverordneten und Lehrer J. Wirth, Lehramtsaſſeſſor Dr.
Bell, Landgerichtsrat Dr. Mayer, Polizeioberſekretär Meier,
Oberzollſekretär Reitzel und Zollſekretär Bummert.
Köln, 12. April. (Wolff.) Die Zahl der in Neuß aus
ihren Wohnungen vertriebenen Eiſenbahnerfami=
lien
iſt auf 36 geſtiegen. Auf dem Bahnhof von Hoenningen
a. Rh. erhielten heute nachmittag 5 weitere Beamte den Befehl,
ihre Dienſtwohnungen zu räumen.
Weitere Bahn=Militariſierung.
Bochum, 12. April. (Wolff.) Da die Eſchertalbahn fort=
geſetzt
von den Franzoſen für Transporte benutzt wird, haben
die Eiſenbahnbeamten geſtern den Bahnhof von Recklinghauſen=
Süd verlaſſen. Die Franzoſen beſetzten den Bahnhof und voll=
endeten
dadurch die Militariſierung der Strecke Recklinghauſen=
SüdHerne-BörningCaſtropMerklinde bis, Marten, wo=
durch
der Anſchluß an die bisher militariſierte Strecke in Reck=
linghauſen
=Oſt erreicht iſt.
Kriegsgerichtsurteile.
* Wiesbaden, 12. April. (Priv.=Tel.) Das Kriegs=
gericht
verurteilte einen Oberzollinſpektor zu einem Jahr Ge=
fängnis
und zwei Millionen Mark Geldſtrafe, drei Zollbeamten
zu 10 Monaten Gefängnis und 500 000 Mark Geldſtrafe, zwei
Zollbeamten zu 3 Monaten Gefängnis und einen anderen Be=
amten
zu 9 Wochen Gefängnis. Aus Aachen wurden in den
letzten Tagen 30 Zollbeamten mit Familie ausgewieſen,
ebenſo aus Stolberg 3 Beamte.
Landau, 12. April. (Wolff.) Vor dem franz. Kriegsgericht
in Landau fand heute die Verhandlung gegen den Erſten Staats=
anwalt
Fiſcher und gegen den Zweiten Staatsanwalt Hel=
mer
aus Kaiſerslautern ſtatt. Der Erſte Staatsanwalt war
angeklagt, einem von den Franzoſen erteilten Befehl, drei deut=
ſche
Zollbeamte ins Gefängnis aufzunehmen, nicht nachgekommen
zu ſein. Der Zweite Staatsanwalt war angeklagt, ſich geweigert
zu haben, den Erſten Staatsanwalt ins Gefängnus aufzunehmen.
Beide Angeklagten wurden zu fünf Jahren Gefängnis
und fünf Millionen Mark Geldſtrafe verurteilt.


Heſſiſches Landestheater
Großes Haus. Donnerstag, den 12. April:
Hagith.
Oper in einem Aufzug von K. Szymanowski.
Ein orientaliſcher Mythos. Der alte kranke König kann zu
neuer Kraft geneſen durch die Hingabe eines unberührten Mäd=
chens
. Der Hoheprieſter führt ſie ihm zu. Hagith, ſo iſt ihr
Name, entzündet den jungen, voreilig beim Todesnahen des
Alten zum König gekrönten verhaßten Sohn, ſchwört ihm Treue
und verſagt ſich dem Rettungswerk. Der Alte ſtirbt, und Hagith
wird zu Tode geſteinigt.
Den tragiſchen, ſcharf typiſierten Stoff, zur Oper vorzüglich
geeignet, weil eine ſtarke Handlung ſich auf ſeeliſche Erlebniſſe
gründet, faßte Felix Dörmann zu einem einaktigen Drama zu=
ſammen
, das ſich durch ſtraffe Form und gute Sprache auszeich=
net
, den Nachteil der meiſten Opern=Einakter jedoch teilt. Es iſt
der Mangel an Entwicklung, das Fehlen von Begründungen
der handelnden Perſonen. Wenn die Figur des alten Königs
noch leidlich erklärt erfcheint, verblaſſen Hagith und noch mehr
der junge König in unbeſtimmten Umriſſen, verſchwimmen Hohe=
prieſter
und Arzt ins Weſenloſe.
Die Muſik, leitmotiviſch und ſinfoniſch arbeitend, folgt ſtreng
dem leidenſchaftlichen Drama, kaum nur in einem lyriſchen Er=
guſſe
ausruhend, und gibt ben ſeeliſchen Gehalt, alle nur denk=
baren
Ausdrucksmittel anſpannend, wieder. Szymanowski hat
ſich durch Lieder, Klavier=Kammermuſik und Sinfonien einen
Namen gemächt. Er ſteht mit dieſem ſeinem 25. Werk auf den
Schultern Wagners, Straußens, Puccinis, hat mit allen moder=
nen
ſchaffenden Muſikern die fabelhafte Beherrſchung der Technik
gemein, bleibt aber innerhalb des tonalen Syſtems. Seine ver=
önliche
Note liegt formal in ſtark betonter Rhythmik, inſtrumen=
tal
in eigenärtiger Verwendung der Bläſer, harmoniſch in einem
lerückenden Klangzauber. Seine Muſik hat Fähigkeit zu drama=
tiſcher
Geſtaltung, hat Aufbau und Gliederung im Gefüge des
Orcheſters und der Chöre und atmet ſinnliche Leidenſchaft von
hinreißender Kraft. Gleichwohl genügen die perſönlichen Ein=
zelzüge
nicht, dem Geſamtbild dieſer Muſik das Geſicht ſtarker,
nur ihm eigener Prägung zu geben. Der Oper Hagtih, die ich
als ein Jugendwerk anſprechen möchte, fehlt das iſt neben der
Erfindungsarmut ihr größter Mangel jede Oekonomie. Von
der erſten bis zur letzten Note dieſes anderthalbſtündigen Aktes
tritt nicht die mindeſte Entſpannung ein; ohne Unterbrechung,
ohne Ruhepunkte muß dieſelbe hohe Spannung gehalten wer=
iiGermäßig

den. Von überſchüſſiger Kraft ſtrotzen? iſt ern
Saoſtattet O

völlig zugedeckt werden. Man wird einer Muſik nicht froh, wenn
man dem vergeblichen Kampf der Bühne gegen das Orcheſter
ſtändig zuhören muß.
Unſere Bühne gab dem Werk, das in der Univerſal=Edition
erſchienen iſt, die Uraufführung. Der muſikaliſchen Ausführung
war Kapellmeiſter Roſenſtock ein allen Reichtum der von
Schönheiten vollen Partitur ſtark ausdeutender Führer. Der
Spielleitung des Herrn Schlembach gelang es, das Sym=
boliſche
des Stückes zu kennzeichnen. Die Inſzenierung und
Wahl der Koſtüme durch Herrn T. C. Pilartz gab in groß=
zügiger
Einfachheit, Licht und Farbe den verlangten orientaliſch
funkelnden Prunk einer früheren Zeit in meiſterhafter Weiſe.
Die Vorſtellung hatten den heißen Atem, das drängende
Tempo der Partitur, packte den Hörer unmittelbar trotz des ab=
toßenden
Stoffes, ohne ihn jedoch hinreißen zu können.
Das Stück wird von drei Rollen getragen, die in beſten Hän=
den
lagen, indes, vom Orcheſter erdruckt, nicht zur Geltung kom=
men
konnten. Alice Orff bewies als Hagith von neuem ihre
große Intelligenz der Auffaſſung. Das zarte, liebende Mädchen
wuchs in ihr in der Tat zur tragiſchen Heldin. Für Spiel, Mimik
und Bewegung beſitzt Frau Orff eine natürliche Begabung ſel=
tener
Eigenart, und jenen vornehmen Takt, der gerade dieſer
heiklen Rolle ſehr zuſtatten kam. Sie liegt ihr aber auch ſtimm=
lich
ausgezeichnet. Größe und Wärme des Tons, geſteigert durch
Abſtufungen und Feinheiten, wie ſie eben nur eine ſo hervor=
ragend
muſikaliſche Natur geben kann, brachten eine vollendete
Leiftung zuſtande. Wiederum wurde offenbar, daß von dieſer
hochbefähigten Künſtlerin, richtig geleitet und ſyſtematiſch in ihr
Rollenfach eingeführt, Großes erwartet werden darf. Der
ſunge König iſt, vom Drama aus geſehen, ein Waſchlappen, von
der Muſik aus der normale lyriſche Tenor; zuſammen demnach
eine knochen= und farbloſe Figur. Herr Höfflin ſah gut aus
in der Rolle und ſang ſie vortrefflich. Mehr kann nicht geſagt
werden. Schärfer umriſſen, des Charakteriſierens fähig und
wert iſt der alte König. Erſchwert wird dies dadurch, daß dieſe
Rolle dem Heldentenor zugeſchrieben iſt. In der ſicheren Dar=
ſtellung
und ſtimmlichen Beherrſchung durch Paul Verheyen
kam gleichwohl die wuchtige Größe dieſes ekelhaften Tyrannen
nicht ausreichend zum Ausdruck. Die Herren Hölzlin als
Hoheprieſter und Biſchoff als Arzt ſchufen aus ihren kleinen
Rollen gut gezeichnete Figuren. Die Chöre und Enſembles
klangen ſchön. Unſer Orcheſter bewältigte ſeine mit Schwie=
rigkeiten
gehäufte Aufgabe in glänzender Weiſe.
Das Publikum ſchien zunächſt am Schluß verdutzt, dann
ſteigerte ſich der Beifall, der die blumenbeſchenkten Hauptdarſtel=
ler
, ſowie die Herren Roſenſtock und Schlembach viele Male vor
die Rampe rief.
v. HI.

S Nutſier 101:

Unterſuchung gegen die Kruppdirektoren.
Berlin, 12. April. Nach Blättermeldungen aus Eſſen iſt
die Unterſuchung gegen die wegen der Vorfälle am Kar=
ſamstag
verhafteten Direktoren der Kruppwerke
in vollem Gange. Es ſind jetzt die von den Beſchuldigten
genannten Zeugen vorgeladen worden. Es handelt ſich nament=
lich
um die Arbeiter, die bei den blutigen Vorgängen zugegen
waren und die Mitglieder des Großen Betriebsrates. Die Ar=
beiter
ſtehen auf dem Standpunkt, daß das Ziehen der Sirenen
in vollem Einvernehmen zwiſchen Direktion und Arbeiterſchaft
geſchehen iſt und daß ſich daher die Arbeiter zum mindeſten eben=
ſo
ſtrafbar gemacht haben, wie die verhafteten Direktören,
*
Darmſtad t, 12. April. Der Vorſitzende des Studenti=
ſchen
Preſſeausſchuſſes der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt,
Alfons Kemper, wurde vom franzöſiſchen Kriegsgericht zu
10 Tagen Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe verurteilt.
Empfang beim Reichskanzler.
Berlin, 12. April. (Wolff.) Der Reichskanzler hat
heute zuſammen mit dem Reichsminiſter des Aeußern die Führer
der Fraktionen der bürgerlichen Arbeitsgemeinſchaft empfangen.
Gegenſtand der Beſprechung war die politiſche Lage. Die Aus=
ſprache
hat die volle Einigkeit der Fraktionsführer und ihre völ=
lige
Uebereinſtimmung mit der Regierung ergeben.
Nach dem Empfang der Parteiführer beim Reichskanzler trat
die ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion zuſammen, um ſich
mit der Ruhrfrage zu beſchäftigen.
Reparationsplan Hermes-Bergmann?
Paris, 12. April. (Wolff.) Der Berliner Berichterſtatter
des Journal will erfahren haben, Reichsfinanzminiſter
Hermes habe in Gemeinſchaft mit Staatsſekretär
Bergmann die letzte Hand an einen neuen Reparations=
plan
gelegt. Dieſer Plan enthalte außerordentlich präziſe
Vorſchläge ſowohl hinſichtlich der Goldzahlungen, als
auch der Sachlieferungen und des Wiederaufbaus
in Frankreich. Der Berichterſtatter glaubt beſtätigen zu können,
daß Frankreich eine endgültige Entſchädigungs=
ſumme
von 25 Millionen Goldmark erhalten ſoll und
daß auch für Belgien und Italien durch dieſen Plan die Repara=
tionszahlungen
ſo fixiert ſeien, daß ſie den berechtigten For=
derungen
dieſer beiden Länder entſprächen. Die Mobiliſie=
rung
dieſer Summen ſoll mit Hilfe innerer und
äußerer Anleihen erfolgen, wie es auch bereits der Plan
Bergmann, der der Pariſer Konferenz nicht unterbreitet werden
konnte, vorgeſehen habe. Die Deutſchen würden, obwohl der Be=
richterſtatter
hierüber wirkliche Aufklärungen nicht erhalten
konnte, im Augenblick der letzten Jahreszahlung die Räu=
mung
des Ruhrgebiets verlangen. Man ſei aber noch dem
Gedanken der Entmilitariſierung der Rheinlande, ſo wie Frank=
reich
ſie auffaſſe, feindlich geſinnt. Der Berichterſtatter erklärt,
er könne auch nicht behaupten, daß der Plan Hermes ſchon die
Bewilligung des geſamten Kabinetts gefunden habe. Der Be=
richterſtatter
ſagt, er werde auch dann, wenn dieſe Nachricht
dementiert werde, ſie aufrecht erhalten, denn ſeine Auskünfte
ſtammten aus den höchſten Kreiſen der deutſchen Hauptſtadt.
Zu dem vom Pariſer Journal gemeldeten angeblichen Re=
pärationsplan
des Reichsſinanzminiſters Dr. Hermes
wird von unterrichteten Berliner Stellen mitgeteilt, daß die
Meldung tendenziös ſei und jeglicher Grundlage
entbehre.
Finanzminiſter a. D. Klotz in London.
Paris, 12. April. (Wolff.) Havas meldet aus London:
Der ehemalige franzöſiſche Finanzminiſter Klotz iſt geſtern abend
hier angekommen. Nach dem Londoner Berichterſtatter des Echo
de Paris erregt der Beſuch nach demjenigen Loucheurs in Lon=
don
einiges Intereſſe.
Paris, 12. April. (Wolff.) Die Reiſe des früheren fran=
zöſiſchen
Finanzminiſters Klotz nach London iſt, Havas zufolge,
ſtreng geheim gehalten worden und war nur einigen franzöſiſchen
Beamten bekannt. Klotz, der ſich drei Tage in London aufhielt,
hatte während dieſer Zeit eine eifrige Tätigkeit entwickelt. Sein
Beſuch wird heute von den Blättern mit der Reiſe Loucheurs in
Verbindung gebracht. Im Gegenſatz hierzu wird in Regierungs=
kreiſen
erklärt, daß man nichts von ſeiner Anweſenheit in Lon=
don
gewußt habe.

Zum erſten Male;

Petruſchka.
Burleske Szenen von Jgor Strawinski.
* Die Pantomime Petruſchka burleske Szenen iſt keine
erſchöpfende Bezeichnung, denn ihr Inhalt mutet letzten Endes
tragiſch an iſt in der Handlung nicht ganz leicht zu verſtehen.
Sie iſt, wie die Muſik, ruſſiſch, ſlawiſch, und behandelt die Tra=
gödie
von den Geiſtern, die gerufen wurden, und denen, der ſie
rief, nicht mehr entrinnen kann. Ein alter Gaukler; zeigt au
einem Jahrmarkt als Attraktion ſeine drei lebenden Pupper
Petruſchka, die Balletteuſe und den Mohren. Der Zauberer hat
dieſen Puppen alle menſchlichen Gefühle und Leidenſchaften ein=
gehaucht
, ſie lieben und haſſen, aber ſie bleiben Werkzeug in ſei=
nem
Willen. Nur ſeine Flöte erweckt ſie zum Leben. Petruſchka
leidet unter dieſer Abhängigkeit von ſeinem Meiſter und er lehnt
ſich auf gegen ſeinen Schöpfer. Sein Herz, ſeine Leidenſchaft
wenden ſich der Ballerina zu, die jedoch ihrerſeits in den Mohren
ſich verliebt hat und ihn zunächſt vergeblich, dann mit Erfolg
umwirbt. Da dringt Petruſchka in das Zelt des Mohren, in dem
das Liebesſpiel dem Ziele naht. Petruſchka dringt auf den Moh=
ren
ein, der ihn jedoch niederſchlägt. Das vierte und letzte Bild
führt wieder in das reich bewegte Leben des Jahrmarktes. Mit=
ten
in den Trubel hinein ſtürzt aus der Gauklers Zelt Petruſchka,
hinter ihm die Ballerina, beide verfolgt von dem Mohren, de
Petruſchka erſticht. Das Volk iſt entſetzt, holt die Obrigkeit. Man
ſuchte den alten Gaukler. Dieſer zeigt, daß die tote Puppe aus
Holz und Pappe iſt. Man iſt ernüchtert und geht. Der Gaukler
ſchleift die tote Puppe in ſeine Bude. Da erſcheint lebend auf
dem Dach des Theaters der Geiſt Petruſchkas. Das Seeliſche
in Petruſchka iſt durch den Todesſtreich von der Materie gelöſt.
Der Gaukler hat die Macht über das Geiſtige verloren und voll
Grauen ſchleicht er davon. Um dieſes Geſchehen rankt ſich in
ungemein ſtarker, farbenfroher Lebendigkeit das ausgelaſſene,
aber charakteriſtiſche Jahrmarktsleben voll vielſeitigſter farben=
ſchillernder
Buntheit.
Die Muſik iſt der rein ſlawiſche Charakter iſt unleut
bar und überzeugend mit ſtarker Intelligenz und feinſter Cha=
rakteriſierungskunſt
der bewegten Handlung angepaßt. Sie gibt
eine ganz meiſterlich gezeichnete Illuſtration dazu. Schein
bare Banalitäten, von köſtlichem Humor dieſes Charakters ent=
kleidet
, wirbeln durcheinander, Harmonien und Disharmonien
werden äußerſt geſchickt mit= und gegeneinander ausgeſpielt und
die Uebergänge vom Humorvoll=Satiriſchen zur Tragik ſind, wie
dieſe ſelbſt, mit offenſichtlichem ſtarken Können und ausgeſproche=
ner
Begabung für das Burlest=Bizarre zur harmoniſchen Ge=
ſchloſſenheit
geeint und ergeben einen Zuſammenklang von jie

[ ][  ][ ]

Of 44

H.f

Rummer 101.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, der 12. Ahrit 1½½3.

Zeit=

Türkiſcher Handſtreich.
TT. Paris, 12. April. Einem Londoner Telegramm aus
Rhodos zufolge haben türkiſche irreguläre Truppen einen Hand=
ſtreich
auf die Inſel Caſtelorizo, auf die die Türken bei der letz=
ten
Lauſanner Konferenz Anſprüche erhoben hatten, unternom=
men
. Demſelben Telegramm zufolge ſollen die Türken die kleine
italieniſche Garniſon niedergemetzelt und mehrere hervorragende
Bürger erſchoſſen haben. Den Behörden von Rhodos ſei es ge=
lungen
, nach Entſendung von Verſtärkungen die türkiſchen Ir=
regulären
gefangen zu nehmen.
Amerikas Intereſſe an Kleinaſien.
Paris, 12. April. (Wolff.) Nach einer Meldung des
New York Herald aus Waſhington beabſichtigt die
Regierung der Vereinigten Staaten, ſich für die
Tätigkeit des Cheſter=Konzerns, in Kleinaſien
unbedingt einzuſetzen. Es werde als wahrſcheinlich be=
zeichnet
, daß die Angelegenheit auf der Konferenz von
Lauſanne zur Sprache kommen ſolle, vo Amerima durch
ſeinen Botſchafter in Rom, Childs, als offiziellen Delegierten
mit beratender Stimme vertreten ſein werde. Wahrſcheinlich
würden Frankreich und Großbritannien, möglicher=
weiſe
auch Rußland, beim Staatsdepartement Einwen=
dungen
gegen die Bewilligung der Konzeſſionen erheben.
Neues vom Staatsgerichtshof.
Leipzig, 12. April. (Wolff.) Die Verhandlung vor dem
Staatsgerichtshof gegen den Schriftleiter des Miesbacher
Anzeigers, Martin Heger, der wegen Beleidigung des frühe=
ren
Reichsjuſtizminiſters Radbruch, begangen in einem Artikel des
Miesbacher Anzeigers, zu verantworten hatte, mußte ausgeſetzt
werden, da der Angeklagte nicht erſchienen war. Es wurde ein
Haftbefehl gegen ihn erlaſſen.
Leipzig, 12. April. (Wolff.) Vor dem ſüddeutſchen
Senat des Staatsgerichtshofs, war heute die Ver=
handlung
gegen den Schriftſteller Dietrich Eckart= Mün=
chen
wegen Beleidigung von Regierungsmitgliedern anberaumt
Da Eckart nicht erſchienen war, wurde auf Antrag des Ver=
treters
der Staatsanwaltſchaft beſchloſſen, einen Haftbefehl
gegen ihn zuerlaſſen und die Verhandlung bis zur Voll=
ſtreckung
des Haftbefehls auszuſetzen.
Die Gehaltsregelung der Beamten.
Berlin, 12. April. (Wolff.) Im Haushaltsausſchuß des
Reichstags wurde auf Antrag der Regierung beſchloſſen, daß die
Beamten ab 1. April drei Viertel ihres monatlichen Geſamtein=
kommens
, berechnet nach dem Stande vom 1. April, und ab
15. Mai ein Viertel ihres monatlichen Geſamteinkommens, be=
rechnet
nach dem Stande vom 1. Mai, erhalten.
Vom deutſchen Beamienbund.
* Verlin, 12. April. (Priv.=Tel.) Nach dem großen
Eiſenbahnerſtreik im vergangenen Jahr war es in der deutſchen
Beamtenſchaft bekanntlich zu einer tiefgehenden Spaltung ge=
kommen
, die damit endete, daß neben dem Deutſchen Beamten=
bund
der auf freigewerkſchaftlicher Grundlage errichtete Allge=
ieine
Deutſche Beamtenbund erſtand. Eine Reihe großer Be=
amtengruppen
ſchied damals aus dem Deurſchen Beamtenbund
aus, darunter auch der Reichsverband der Poſt= und Telegraphen=
beamten
, der etwa 150000 Mitglieder umfaßt. Zwiſchen der
Leitung dieſer Organiſation und dem Deutſchen Beamtenbund
haben nun in letzter Zeit Verhandlungen über einen Wieder=

beamten wieder zum Deutſchen Beamtenbund zurückkehren wird.
Goldſparmarkkonten bei den Sparkaſſen.
Berlin, 12. April. (Wolff.) Nachdem Verhandlungen
im Deutſchen Sparkaſſenverbande ergaben, daß bei den öffent=
lichen
Sparkaſſen die Bereitwilligkeit beſteht, den geſun=
kenen
Sparſinn der Bevölkerung durch Einführung ſoge=
nannter
wertbeſtändiger Spareinlagen zu be=
leben
, erläßt der Miniſter des Innern für die Eröffnung
und Führung von Goldſparmark=Konten bei den
Sparkaſſen eine Reihe von Vorſchriften. Gegenſtand der wert=
beſtändigen
Spareinlage iſt, wie der amtliche preußiſche Preſſe=
dienſt
mitteilt, eine Goldſparmark genannte Nechnungs=
einheit
. Eine Goldſparmark iſt gleich ein Zehn=
tel
Dollar. Einzahlung, Rückzahlung und Verzinſung er=
folgen
in deutſcher Papiermark. Die Umwandlung be=
ſtehender
Papiermarkguthaben in Goldſparmarkgut=
haben
iſt unzuläſſig.

Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 12. April. (Eigener Bericht.) Am Regievungstiſche:
Reichsernährungsminiſter Dr. Luther.
Die zweite Leſung des Haushaltplanes wird fortgeſetzt beim Er=
nährungsminiſterium
. Hier wurde bekanntlich in der letzten Sitzung
vor Oſtern die Ausſprache nach einer erregten Geſchäftsordnungsdebatte
und mehrfach künſtlich herbeigeführter Beſchlußunfähigkeiv des Hauſes
die Ausſprache abgebrochen. Ueber die Anträge zur Getreideumlage
muß daher noch abgeſtimt werden. Die Mittelvarteien legen wieder
ihre Entſchließungen von Guerath (Zentrum), Leuthäufer (D. Ppt.),
Peterſen (Dem.) und Dr. Heim (Baher. Vpt.) vor, in denen erklärt
wird, daß von einer weiteren Getreideumlage abgeſehen werden müiſſe,
und daß die rechtzeitige Sicherſtellung einer ausreichenden Brotgetreide=
menge
unter Mitwirkung der in Betracht kommenden Organrſationen
zu erfolgen habe. Durch beſondere Belaſtung des Beſitzes ſoll das
Brot für Minderbemittelte verbilligt werden. Eine Eutſchließung
Heugt (Dnatl.) verlangt die Auflöſung der Reichsgetreideſtelle am 1. 10.
dieſes Jahres. Ein Antrag Müller=Frayken (Soz.) will die Mittel für
eine Verbilligung des Brotes für die Minderbemirtelten durch Zuſchläge
zur Vermögensſteuer aufgebracht wiſſen.
Die Enrſchließung, wonach der Reichstag die Bekeiligung an der
Getreidekredit=A. G. ablehnt, wurde dem Haushaltungsausſchuß zurück=
verwieſen
.
Ueber die Entſchließung Hergt (Dnatl.), wonach dirckt
ausgeſprochen wird, daß eine Gerreideumlage nicht mehr erhoben ne
den ſoll und die Reichsgetreideſtelle am 1. Oktober aufzulöfen iſt, wird
namentlich abgeſtimmt. Mit den Antragſtellern ſtimmen einige Mit=
glieder
der Deutſchen Volkspartei. Die Entſchkießung wird mit 261
gegen 93 Stimmen bei einer Enthaltung abgelehnt.
Der Antrag Müller=Franken (Soz.), die Verbilligung
des Brotes ausſchließlich durch Zuſchläge zur Vermögensſteuer zu
decken, wird gegen die Linke abgelehnt.
Ebenfalls abgelehnt gegen die Antragſtellex wird der kommuniſtiſche
Antrag, neben der Brotbeſchaffung auch Mittel zur Verbilligung von
Zuker und Milch zu beſchaffen.
Angenommen wird Antrag Böhme (Dem.)=Rieſenberg
(Tnatl.), bei Feſtſtellung der Brotreſerve neben den anderen Organi=
ſationen
auch das Bäckergewerbe hevanzuziehen.
Darauf wird in namentlicher Abſtimmng der Antrag der
Mittelparteien von Guerath (Zentrum), Leuthäuſer (D. Vpt.),
Peterſen (Dem.), Heimn (Bayer. Vpt.), wonach eine Brotverbil=
ligung
durch Belaſtung des Beſitzes herbeigeführt werden
ſoll, mit den Srimmen der bürgerlichen Parteien
gegen die Linke angenommen. Dafür ſrimmten 211 Abge=
ordnete
, dagegen 146, einer enthielt ſich der Stimme.
Angenommen wird eine Entſchließung, die eine ausreichende Ber=
forgung
des beſetzten Gebietes mit Säm eien, insbeſondere Saat=
getreide
und Saatkartoffeln, derlangt, ſowi= eine ieitere Eitſchließt
tufg.
wonach die rückſtändigen Auszahlungen für das Umlagegetreid= ſofort
geleiftet iverden ſollen, ſoſie ein Antrag nuf Ermäßigung der Eiſen=
bahnfrachtſätze
zur Verbilligung von Gemüſe
uuid Lebensmitteln.
Mit 188 gegen 133 Stimmen wird eine Entſchlie=
ßung
angenommen, die die Hergbſetzung des Zucker=
preiſes
verlangt.
Mit 174 gegen 125 Stimmten cine ſeitere Cntſchließung, die Kredite
fordert, damit den rübenbauenden Londwirten ihre Guthaben für die
im Erntejahre 1922 gelieferten Rüben beſchleunigt ausbezaßlt werden
können.
Angenommen wird eine weitere Eutſchließung auf Gewährung
von Krediten, insbefondere an Genoſſenſchaften, zur Beſchaffung der
erforderlichen Veieiehsmitiel.
ine Entſchliefung, die darauf hinwveiſt, daß zahlreiche Güter in
der
Hand von Perfünlickeiten ſind, die der Landwirtſchaft vollkomnimen
fernſtehen, deren Bewirtſchaftung außerordentlich vernachläſſigt wird,
ſo daß dagegen eingeſchritte werden muß, um eine Schädigung der
Produktion zu verhindern, wird in namentlicher Abſtimming bei einer
nthaltung angenommen.
Angenommen wird eine Entſchließung Domſch=Dresden (Dnatl.),
die Reichsvegierung zu erſuchen, mit Sachſen und Thüringen Verhand=
lungen
über die dort geltenden Verordnungen über Milch und Mol=
kereiprodukte
einzuleiten und gleichzeitig zur Erzielung einer beſſeren
und gleichmäßigeren Verſorgung der Bevölkerung mit Milch und Mol=
ke

eiprodukten nachdrücklich für Aufhebung dieſer Verordnungen ein=
zutreten
.
Abg. Wurm (Soz.) legte eine Entſchließung gegen die Fleifchnot
vor.
ie Regierung habe die Möglichkeit, das Fleiſch durch Einfuh=
aus
de Ausland zut verbilligen. Was habe die Regierung auf das
Angebot Argentiniens erwidert, Jungvieh urer Uebernahme der
Transportkoſten zu liefern?
Eyn Regierungsdert
er erwviderte, daß der augenblickliche Zeit
punkt für die Anfhebung des Fleiſchbeſchaugeſetzes nicht geeignet wäre.
Es ſetzte darauf eine umfangreiche Erörterung darüber ein, ob der
ſozialdemokratiſche Antuag ſofort durch Abſtimmung erledigt oder noch=
mals
im Ausſchuß behandelt werden ſollte. Die Sozialdemokraten ver=
langten
eing vermehrte Einfuhr von Gefrierfleiſch. Die bürgerlichen
Parteien waren damit einverſtanden, hielten aber eine nochwalige Prü=
fung
der Angelegenheit im Volkswirtſchaftlichen Ausſchuß für not=
wendig
.
Bei der Abſtimmung traten mit den Antragſtellern auch einige
Demokraten für die fofortige Annahme des ſozialdmeotratiſchen An=
gs
ein. Es mußte Auszählung erfolgen. Der ſozialdemokratiſche
FrA.
Antrag ſwurde mit 163 gege 147 Stimmen abgelehnt.
Angenommen wurde der ſozialdemokratiſche Eventialautrag, die
Reichsregierung zu erſuchen, daß die durch Verordnung vom Augufr
1914 gewährte Vergünftigung für die Einfuhr von Gefrierfleiſch
Kühlfleiſch bis auf weiteres und die in der Nachkriegszeit ergangenen
Erleichternugsbeſtimmungen füir die Einfuhr don imeren Organen
und anderen Vierteilen bis auf weiteres beizubehalten.
Der Haushalt des Ernährungsmimiſteriums wurde erledigt.
Das Haus vertagte ſich auf Freitag 2 Uhr. Auf der Tages=
ordnung
: Verkehrsminiſterium.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 13. April.
Neues von unſerer Stein= und Braunkohle.

ſchwarzen Diamanten ab. Eingehende Unterſuchungen der bei=
den
Forſcher Fiſcher und Schrader wollten beweiſen, daß nicht,
wie man bisher annahm, die Zelluloſe, ſondern daß das Lig=
nin
im weſentlichen die Mutterſubſtanz der Kohle ſei. Die
Zelluloſe ſollte jedenfalls nicht die ausſchlaggebende Rolle bei
der Entſtehung der Kohle geſpielt haben, die man ihr bis dahin
zugeſchrieben hatte. Dieſe überraſchende Behauptung brachte
die Kohleforſchung von neuem in Fluß, und jetzt haben die bei=
den
Berliner Gelehrten Gothan und Potonié, wie Rudolf Hundt
in der Leipziger Illuſtrirten Zeitung ausführt, der Zellu=
loſe
wieder zu ihrem Recht verholfen. Auf Grund ihrer Unter=
ſuchungen
kommen ſie zu dem Ergebnis, daß die Abſtammung
der Kohle vom Lignin eine geologiſch=paläontologiſche Unmög=
lichkeit
iſt. Die Farnblätter, die vor Jahrtauſenden zur Stein=
kohlenbildung
beitrugen, haben keine andere chemiſche Zuſam=
menſetzung
gehabt, wie die heutigen; ſie ſind nur durch die
Kohlenwerdung um die Hälfte oder ein Drittel zuſammen=
geſunken
. Betrachtet man andere Pflanzenreſte aus der Stein=
kohlenbildungszeit
, dann ſieht man, daß das Volumen ſich nur
ganz wenig verändert hat. Dieſe erhaltene Maſſe muß aus
Zelluloſe entſtanden ſein; ſelbſt die dünnſten Blätter ſprechen
gegen die Lignin=Abſtammung. Potonié hat berechnet, daß die
in dem Steinkohlenterf vorhanden geſpeſenen verholzenden
Stofje 14,8 Prozent ausmachen. Er hat weiter feſtſtellen kön=
nen
, daß das Holz der Bäume eines Moorwaltes meiſt nur
zum kleinſten Teil, an der Torfbildung teilnahm. In den
Braunkohlenflözen iſt die Zelluloſe unzerſetzt erhalten geblie=
ben
, und hier ſind noch ſämtliche Zellen in Form von Zelluloſe
nachzuweiſen. Nach der Anſicht der das Lignin betonenden
Forſcher müßten dieſe Zelluloſezellen längſt von Bakterien zer=
ſtört
ſein. Man hat nun natürliche weiße Zelluloſe im miozänen
ſchwarzen Ton dar Linderhauſener Ziegelei in Heide gefünden
und dabei feſtgeſtellt, daß die Zelluloſe auch dann noch eine Zeit=
lang
weiterbeſtehen kann, wenn die Zerſetzungsprodukte der
verholzenden Stoffe bereits vollſtändig verſchwunden ſind. Einen
ähnlichen wichtigen Zellulofefund machte man auf der Grube
Wilhelminenglück bei Klettwitz. Nach dieſen neu ſten Ergeb=
niſſen
haben wir uns alſo den Bildungsvorgang der Kohle fol=
gendermaßen
zu denken: Erſt zerfetzen ſich die verholzenden
Stoffe, und dann erſt die Zelluloſe. Bakterienwirkung konnte
nicht nachgeſvieſen werden, nur Pilzeinwirkung. Die Vermode=
rung
kann toohl unter Mitwirkung von Bakterien vor ſich gehen,
nicht aber die Zelluloſezerſetzung. In der Gegenirart kennt man
keine Bildungen, die ſuich mit den guoßen Braunkohlenvorkom=
men
in der Niederlauſitz und im halliſch=ſächſiſchen Gebiet ver=
gleichen
ließen. Wir müſſen uns von der Vorſtellung frei
machen, daß ſich die Braunkohlen in ausgedehuten Zypreſſen=
ſümpfen
und ſumpfigen Niederungen gebildet haben, die den
tropiſchen Waldſumpfmooren gleichen. In den ſogen. Nieder=
lauſitzer
Braunkohlen=Mooren ſtanden z. B. Sequoien mit
Sumpfzypreſſen bunt durcheinander.
Ernanuk wurden: am 2. März der Lehrer Eduarb Männchen
zum Rekter an der Volksſchule zu Mainz; am 7. März die Schulamts=
anwärterin
Mathilde Döring aus Langen zur Lehrerin an der
Volksſchule zu Büttelborn, Kreis Groß=Gerau; am 10. März 1923: die
Regierungs=Bauführer Fritz Eisler aus Halle a. d. Saale, Georg
Fehrer aus Darmſtadt, Kurt Runge aus Köln, Walter Schnee=
mann
aus Hannover, Hermann Speel aus Hagen i. W. und Her=
mann
Will aus Darmſtadt zu Regierungsbaumeiſtern; am 6. April.
1923 der Amtsobergehilfe bei dem Amtsgericht Reinheim Johann Kon=
rad
Beſt zum Amtsobergehilfen bei dem Landgericht der Provin;
Starkenburg und am 7. April 1923 der Juſtizpraktikant Karl Jochim
zum Oekonomen der Zellenſtrafanſtalt Butzbach.
Erledigt iſt: eine Schulſtelle für eine edangeliſche Lehrerin an
der Volksſchule in Nierſtein, Kreis Oppenheim. Eine Wohnung kann be=
ſchafft
werden.
Landestheater. König Nikolo. In der heutigen Auf=
führung
vorr Kſinig Nikolo ſpielt Nahel Sanzara die Alma.
Vortrag Curtius in der Vereinigung der Freunde des
hunmniſtiſchen Gymnaſiums. Auf den heute Freitag abend
8 Uhr im Feſtſaal des Gymnaſiums (Karlſtraße 2) ſtattfindenden
Vortrag mit Lichtbildern von Univerſitätsprofeſſor Dr. Ludwig
Curtius=Heidelberg über Antike und moderne Pla=
ſtik
wird nochmals hingewieſen. Gäſte ſind willkommen.
Das Konzert der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt am
19. März d. J. zugunſten der Darmſtädter Nothilfe ergab einen
Reinertrag von 197 022 Mark, der an die Nothilfe zur Abliefe=
rung
gelangte.
Hiſtorifcher Verein Daxmſtadt. Am Montag, 16. April, nach=
mittags
6 Uhr pünktlich, fbricht im Vortragsſaal des Realgyurnaſiums
(Eingang von der Kirchſtraße) Herr Univerſitätsprofeſſor Geheimerat
Dr. E. Fabricius Freiburg i. B. über Die römiſche Limesanlag=
im
Odemvald. Gäſte uillkommen.

Auf die Inſzenierung und Einſtudierung der Pantomime
hatten Oberregiſſeur Joſef Schlembach und Nini Willenz
offenſichtlich viel Fleiß und viel Arbeit verwendet. Die Maſſen
wurden ſehr geſchickt und lebendig bewegt und das Ganze mit
einem faſt dämoniſchen Zug nervig=blutvollen Lebens durchpulſt.
Höchſt wirkſame Beleuchtungseffekte (Adolf Weil) erhöhten die
Charakteriftäk der ſtark farbigen, expreſſioniſtiſch kolorierten
Bühnenbilder, die dem grotesken Leben einen wirkſamen Rah=
men
liehen. So ward eine durch nichts durchbrochene Einheit
zwiſchen Orcheſter, Darſtellung und Bühnenbild erreicht.
Die Darſtellung war meiſterhaft und zeugte von ſorgfältig=
ſter
und verſtändnisvollſter Einſtudierung. Die Hauptaufgaben
hatten übernommen Aenne Osborn, die eine ſehr zierliche und
bewegliche Ballerina tanzte, Nini Willenz, die der Verkörpe=
rung
des Petruſchka bei allem ſtark betonten Puppenhaften viel
Leben und Dämonie verlieh, und Wera Donalies, die als
Mohr ſtark grotesk=burleske Begabung im Bereiche ihrer Tanz=
kunſt
offenbarte. Aus der zahlreichen Gruppe der Perſonen ſind
noch hervorzuheben Theo Bögel, der in Offenbarung einer
neuen Seite ſchauſpieleriſchen Talentes den Gaukler mimte und
ſich mit außergewöhnlichem Geſchick dieſer nicht leicht zu nehmen=
den
Aufgabe entledigte, die Straßentänzerinnen Martha Schulz
und Wally Martin und die Ammen (vornehmlich vom Bal=
lettenſemble
). Die übrigen Darſteller mögen ſich mit einem Ge=
ſamtlob
begnügen. Für die Jahrmarktsſzene hatte man ſchein=
bar
ſogar Anleihe beim Variete gemacht. Walter Beck der
das Orcheſter leitete, wußte den beſonderen Charakter der Muſik
treffſicher herauszuarbeiten. Das Publikum ſpendete Beifall und
viel Blumen.
I. St.
* Berliner Theaterbrief.
In den Kammerſpielen ging Georg Kaiſers
neueſtes Schauſpiel Die Flucht nach Venedig in Szene
Der Dichter hat ſich hier völlig auf literariſches Gebiet begeben.
Die Liebe zwiſchen Gcorge Sand und Muſſet iſt das äußere Ge=
wand
des Stückes. Sein inneres Motiv drückt ſich in dem
Schlußſatz aus: Das Wort tötet das Leben! George Sand,
die Schriftſtellerin, nimmt ihr heiligſtes Erleben zum Vorwand
ihrer Dichtungen. Sie entheiligt damit das Erlebnis und zerrt
das Stammeln letzter Hingabe vor das Forum der Oeffentlich=
keit
. Wer ſich ihr in Liebe naht, fällt dem literariſchen Vampyr
zum Opfer. So auch der Schwärmer Muſſet. Seiner Leiden=
ſchaft
gehen die Augen auf. Er ſucht ſich vor ihr durch die Flucht
nach Venedig zu retten. George Sand jedoch gibt ihn nicht frei.
Sie eilt ihm nach. Trotz ſeines Sträubeus finden ſich ihre Her=
zen
wieder in ſtürmiſcher Umarmung. Während Muſſet erkrankt,
hält ein italieniſcher Arzt bei ihm Nachtwache. Dieſer iſt ſoeben
den Armen eine auf der Hochzeitreiſe befindlichen Engländerin

entflohen, die ihn ihrerſeits bis in das Haus Muſſets verfolgt.
Sogleich verſetzt ſich George Sand in die Rolle der Rivalin. Ein
geiſtreiches Wortgefecht beſiegt die Gegnerin, und George Sand
verlebt eine heiße Liebesnacht in den Armen des Arztes. Nun
erſcheint der Engländer auf der Bildfläche. Der Arzt ſucht das
Weite, und George Sand ſtellt ſich anftatt ſeiner in Männerklei=
dern
zum Duell. Der Engländer erkennt den Betrug. Ein Dia=
log
überzeugt ihn vom Recht der ſtärkeren Liebe. Er verzeiht ſei=
ner
jungen Frau den Fehltritt. George Sand aber hat ihren
Roman fertig, und damit iſt auch die heftige Leidenſchaft für den
Italiener verpufft. Muſſet hilft ihr die Pointe finden, und beide
trennen ſich ſchickſalsergeben, als ein Brief Flauberts die Dichte
rin zu neuen Taten nach Paris zurückberuft. Die Handlung des
Stückes zeigt einen ſtark theoretiſchen Aufbau. Sie wird im
weſentlichen durch den abſtrakten Gedanken beherrſcht und durch
geiſtvolle Dialoge gewürzt. Agnes Straub zeichnete eine
willensſtarke, bald in ſinnliche Erregung ſich verlierende, bald
geiſtig überlegene George Sand. Sie wußte ſich aus ihr eine
Glanzrolle zu geſtalten. Ihr Partner, Walter Janſſen,
als Muſſet hielt ihrer Eſtaſe kräftig ſtand. Er brachte neben der
dekadenten Reflektivität und Zerknirſchung des Menſchen die
ſchwärmeriſche Leidenſchaft des Dichters zum Ausdruck. Das
Publikum war von der Aufführung ſichtlich erwärmt und kargt=
nicht
mit ſeinem Beifall.
Im Staatlichen Schaukpielhaus gelangte Knut
Hamſuns Königin Tamaua unter der Regie Brucks
zum erſtenmal in deutſcher Ueberſetzung zur Aufführung. Ein
hiſtoriſches Drama von großer Spannkraft, das den Kampf des
Chriſtentums mit den Arabern behandelt. Die komplizierte
Handlung und Diſſonanz dieſes Dramas wird durch eine außer=
ordentlich
ſtraffe Linie und einen großen, weltgeſchichtlichen Hin=
tergrund
zuſammengehalten, die einzelnen Charaktere ſind über=
aus
fein und Fſychologiſch vertieft ausgemalt. Gerda Mül=
ler
gab in der Rolle der Königin ihr Beſtes. Sie verſtand es,
die ſtolze, tyranniſche Königin mit der Hingabe des Weibes zu
verbinden, jährend Karl Ebert die leidenſchaftliche Kraft
und zielbewußte Energie des kriegeriſchen Prinzgemahls mit
feiner, überlegener Nüancierung ſpielte.
Curt Bauer.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Der 80. Geburtstag D. Ernſt von Dryanders
(am 4. September 1922 geſtorben) würde am bevorſtehenden
18. April gefeiert werden. Wer die Feier des 70. Geburtstages
in der Oberhofpredigerwohnung zu Berlin oder die Ernennung
zum Ehrenmitglied der Univerſität Halle mitgemacht hat, ſchaut
im Geiſt die Ehrungen, die ihm dem Repräſentanten des
deutſchen Proteſtantismus gegenüber dem Ausland, dem erſten

Geiſtlichen der etängeliſchen Landeskirche Preußens, dem geiſtes=
mächtigen
Verkündiger des Evangeliums, dem treuen Freunde,
Berater und Seelſorger des Kaiſers, dem Erzieher eines ganzen
Hohenzollerngeſchlechtes, dem Manne mit dem ſonnigen Herzen
und dem feinen, edlen Geiſt von allerwärts in tiefer Dank=
barkeit
und Liebe dargebracht worden wären. Wenngleich er den
Tag in einem anderen Licht als dem Dämmerlicht dieſer Zeit
begeht, kann er auch jetzt und nun erſt recht dem deutſchen eban=
geliſchen
Volke in ſchwerer Zeit ein getreuer Ekkard ſein durch
ſeine geiſtige Hinterlaſſenſchaft. Eben jetzt werden durch C. Ed.
Müllers bekannten theologiſchen Verlag in Halle Das Evan=
gelium
des Markus, ſein größtes Predigtwerk, mit einem
Vorwort von D. Lahnſen in 6. Auflage, und dazu bisher unver=
öffentlichte
deutſche Predigten aus den Jahren
vaterländiſcher Not herausgebracht. Alle, die weiterſehen
möchten, als der Tag erlaubt, und nach Ewigkeitsmaßſtäben ver=
langen
, um ſich vom göttlichen Sinn allen Geſechehens Rechen=
ſchaft
zu geben, werden auf feiernde Freude nach dieſem koſtbaren
Erbe greifen und zu eigener Stärkung empfinden, welch ein
mannhaft ernſter und ſchlichter Glaube hier zum Schauen ge=
worden
iſt.
Zur Kulturgeſchichte des Bettes. Die alten Aegypter hat=
ten
hochbeinige Betten, die mittelſt eines Trittbrettes beſtiegen
werden mußten. Mit Polſtern belegt und durch ein Mückennetz
ringsum abgeſchloſſen, unterſcheiden ſie ſich von den Schlafſtellen
der Aſſyrer und Perſer nur durch die aus Holz, Stein oder
Metall gearbeiteten halbkreisförmigen Kopfſtützen, die für das
ägyptiſche Ruhelager charakteriſtiſch ſind und den Zweck hatten,
die hohen, unendlich mühevoll hergeſtellten Modefriſuren wäh=
rend
des Schlafens vor Zerſtörung zu ſchützen. Die Bewohner
Kleinaſiens und Altgriechenlands hatten ähnlich den Römern höl=
zerne
und bronzene Bettſtellen. So war das Lager des Odyſſeus,
um nur ein Beiſpiel zu nennen, wie Homer erzählt, ein reichver=
ziertes
Rahmenwerk, deſſen Holz fernen Wäldern entſtammte.
und das leinenüberzogene Decken und Felle erlegter Jagdtiere
trug, die durch quergeſpannte, purpurſchimmernde Stierhaut
riemen gehalten wurden. Da ſind die Barbaren diesſeits der
Alpen viel beſcheidener; die ſprichwörtliche Bärenhaut genugt
ihnen als Lager. Freilich lernen ſpäter die alten Deutſchen in
den durch die Eroberer romaniſierten Gebietsteilen Germaniens
mit anderen Bequemlichkeiten auch ein ordentliches Bett kennen,
trotzdem bleibt aber in vielen Gegenden die mit Tierfellen be=
deckte
Laubſchicht jahrhundertelang das Ruhebett unſerer Alt=
vorderen
. Noch im frühen Mittelalter bedeckte man den Fuß=
boden
im Winkel der gemeinſamen Wohnhalle mit trockenemt
Moos, bereitete einen Teppich über dieſe Streu, legte feder=
oder
wollgeſtopfte Kiſſen darauf, und deckte ſich mit der Haut

irgendeines erlegten Wildes zu.

O. I.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. April 1923

Waldgottesdienſt. Der erſte diesjährige Waldgottesdienſt, der
gleichzeitig eine Sonntagsfeier für die Bewohner der Waldkolonie am
Dornheimer Weg iſt, findet am kommenden Sonntag nachmittag am
Waldeingaug der Tanne, beim Exe
rzierplatz, ſtatt. Da die früheren
Waldgottesdienſte in dieſem Bezirk ud auch bei den Spaziergängern
großen Anklang fanden, wird dieſe Veranſtaltung ſicher freudig begrüßt.
Redner iſt Krankenhauspfarrer Wagner II, der zugleich guch Pfarrer
dieſes Bezirks iſt. Umrahmt wird die Feier von Muſikvorträgen des
Wartburgpoſaunenchors, der zugleich auch die gemeinſamen Lieder
begleitet. Es empfiehlt ſich, Landesgeſangbücher mitzubringen.
Das Goldene Hochzeitsfeſt feiern Samstag, 14. April, Privatier
Reiſchel und Frau Eliſe geb. Landzettel.
* Gefrierfleiſch. Zu unſerer Notiz über die Verwendung von
Gefrierfleiſch im Haushalt wird uns mitgeteilt, daß die Metz=
gerinnung
Darmſtadt jede Woche ein bis zwei Waggon
Gefrierfleiſch einführt, um den hieſigen Konſumenten billigeres
Fleiſch zuzuführen. Das Fleiſch iſt von ganz ausgezeich=
neter
Qualität (es ſtammt meiſt von Maſtvieh) und wird
von den Hausfrauen, die es einmal verwendet haben, gern wie=
der
genommen. Die Preiſe für inländiſches Schlachtvieh ſind
anhaltend ſo hoch, daß ſich die Metzger nicht nur in Darmſtadt,
ſondern in ganz Deutſchland veranlaßt ſehen, Gefrierfleiſch ein=
zuführen
. Die Metzgerinnung hat den Hausfrauenbund Darm=
ſtadt
bereits mehrfach darauf aufmerkſam gemacht, daß das ein=
geführte
Gefrierfleiſch jederzeit im Schlachthaus angeſehen wer=
den
kann.
RDV. Die Fahrt nach den Nordſeebädern. Die wirtſchaftlichen Ver=
hältnifſe
, die durch den Ruhreinbruch noch unſicherer geworden ſind
laſſen heute noch kein Urteil darüber zu, welchen Umfang der Sommer=
reifeverkehr
in dieſem Jahre annehmen wird. Trotz dieſer Unſicherheit
hat ſich wie die Reichszentrale für Deutſche Verkehrswerbung mit=
teilt
der Norddeutſche Lloyd entſchloſſen, auch in dieſem Jahre ſeine
Fahrten nach den Nordſeebädern wieder aufzunehmen, um dem beſon=
ders
in den arbeitstätigen Kreiſen des deutſchen Volkes herrſchenden
Bedüirfnis uach Ausſpannung und Erholung Rechnung zu tragen. Um
auch den Inſelbädern, die ſchon im vorigen Jahre unter der Ungunſt
der Zeitverhältniſſe ſchwer gelitten haben, die Verkehrsverbindungen
über See möglichſt zu erhalten, ſollen, wenn auch nicht im vollen Um=
fange
des Vorjahres, die Linien BremerhavenHelgoland
Norderney und Bremerhaven-Wangerooge wieder be=
trieben
und an den Sonntagen Fahrten zu eymäßigten Preiſen aus=
geführt
werden. Der Seebäder=Fahrplan des Norddeutſchen Lloyds ſoll
demnächſt erſcheinen und iſt durch jedes Reiſebureau zu beziehen.
Beläſtigung der Straßenpaſſanten. Da wiederholt über Beläſtigung
des Publikums durch Ball= und andere Spieleaufder Straße
Beſchſverde geführt worden iſt, ſieht ſich das Polizeiamt veranlaßt, dar=
auf
hinzuveiſen, daß nach Art. 292 des Polizeiſtrafgeſetzes und § 366,7
des Reichsſtrafgeſetzbuches derjenige mit Geldſtrafe bis zu 60 Mk. oder
mit Haft bis zu 14 Tagen beſtraft wird, der auf Stvaßen oder
öffentlichen Plätzen mit Steinen oder anderen Gegenſtänden wirft, wo=
durch
Menſchen beſchädigt oder verunreinigt werden können. Unter
dieſen Tatbsſtand fallen insbeſondere auch Spiele mit Hartgummibällen.
Ift die mit Strafe bedrohte Handlung von Kindern begangen worden,
ſo werden nach Artikel 44 des Polizeiſtrafgeſetzbuches die Eltern oder
andere aufſichtspflichtige Perſonen, die es an der erforderlichen Auf=
ſicht
haben fehlen laſſen, beim erſten Fall polizeilich verwarnt, im Wie=
derholungsfalle
mit Geldſtrafe bis zu einem Drittel der auf die Ueber=
tretung
ſelbſt angedvohten Strafe bellegt. Bei eintretenden Körperver=
letzungen
können außerdem zivilrechtliche Schadenerſatzverpflichrungen
entſtehen.
Diebſtahl. In den letzten acht Tagen wurden hier aus einer
Wohnung nachverzeichnete Gegenſtände entwendet: 1 Paar ganz neue
ſchwarze Schnürhalbſchuhe (ſämiſches Leder), 1 Paar ganz neue braune
Schnürhalbſchuhe (ſämiſches Leder), 1 Paar ſchwarze Stoffſchuhe ( Tanz=
ſchuhe
), 1 braunes Covercvatkoſtüm, lange Schneiderfacke auf weiße
Seide gefüttert, neu (Fa. Braunthal=Frankfurt), 1. braunes Garbadine=
kleid
mit hellen Aermeln und Einſatz (Fa. Gebr. Höslein), 1 ſchwarzes
Taftkleid mit lila Seidenteilen und Perlſtickerei, 1 roſa Leinembleid mit
weißem Kvagen und Manſchetten, 1 ſchwarzer Skunksmuff, 1 Stein=
wardermuff
, 1 neuer hellgrauer umgetragener Anzug mit Weſte,
1 ſchwarzzweiß geſteinelter Anzug mit Weſte, 1 Smokinganzug mit
ſchwarz und lila=Weſt
e, 1 hellbrauner Anzug (beigefarben) mit Weſte,
1 Cutaway mit geſtreifter Hoſe, 1 ſchwarzer Gehrockmantel mit Samt=
kragen
und Seidenfutter, auf Taille gearbeitet, 1 grauer Sportrock,
1 blauer Herrenanzug, 1000 Zigarren in Packungen zu ja 25 Stüick.
23000 Zigaretten (Batſchari. Manoli, Salem) in Packungen zu 100,
50 25, 20 und 10 Stück, 35 Stück Kernſeife, 4 Paar ſeidene Strümpfe
(ichwarz braun, beige und grau), 3 neue weiße Herrenhemden mit Ein=
ſätzen
und Manſchetten, 1 Seidenpelzfutter (weiß und grau), 1 Fern=
glas
(kleines Pariſer Format) 10 Paar rehbraune bauwollene He
rren=
ſtrümpfe
. Sachdienliche Mitteilungen werden an die Kriminalabtei=
lung
erbeten.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheſnenden Nolizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.

Großes Wohltätigkeitskonzert für die Ruhr=
hilfe
im Saalbau. Der Beamtenverein ehem. Militär=Muſiker,
Ortsgruppe Darmſtadt, veranſtaltet am Donnerstag, den 19. April, im
Saalbau ein großes Streichkonzert 70 Muſiker unter Leitung
ihres Dirigenten, Georg Greilich, zum Beſten der Ruhrbevölkerung. Da
die Stadt Darmſtadt in liebenswürdiger Weiſe zu dieſem guten Zwecke
den Saalbau vollſtändig koſtenlos zur Verfügung geſtellt hat und das
Orcheſter ſich ebenfalls gänzlich frei in den Dienſt der guten Sache ſtellt,
wird der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß der Ruhrhilfe eine anſehnliche
Summe überwieſen werden kann. Das Konzert findet ohne Bewirtung
als Stuhlkonzert ſtatt. Karten zu 2000, 10000 und 500 Mark ſind bei
Chriſtian Arnold, Muſikalienhandlung am Weißen Turm und abends
an der Kaſſe zu haben.
Theateraufführung Toller Hund‟. Die Nach=
frage
nach den Eintrittskarten zu der Aufführung am Samstag, den 14.
April abends im Konkordiaſaale iſt ſehr ſtark. Es empfiehlt ſich daher,
ſich möglichſt bald noch Karten in den bekannten Verkaufsſtellen zu be=
ſorgen
, zumal ſie abends an der Kaſſe teurer ſind.
Allgem. ev.=proteſt. Miſſionsverein. Am kom=
menden
Sonntag, den 15. April, abends, ſpricht der berühmte Berliner
Stadtpfarrer und jetzige Miſſionsinſpekvor Devaranne in der
Stadtkirche über das intereſſante Thema: Anteil der Miſſion am Auf=
bau
der Menſchheit, Borngäſſer, unſer ausgezeichneter Stadtorganiſt,
hat ſein wertvolles kiinſtleriſches Können der Vevanſtaltung zur Ver=
fügung
geſtellt und ſpiellt: Fantaſie und Fuge G=Moll von J. S.
Bach.
Kunſinotizen.
Sleber Werke, Künfiſer und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchſehi, behält ſich die Redaktion ihr Urieil vor.

Richard Wagner=Verein. Herr Konzertmeiſter Otto
Drumm wird auf ſeinem Violinabend am Montag, den 16. April,
zur Feier von Max Regers 50jährigem Geburtstag ſeine Sonate in
D=Dur für Violine allein, ferner eine Ciaconna von Tomaſo Vitali,
Neuheiten von Paul Juon und als Bradouvnummern die Spaniſche
Fandaſie von Edmund Lalo und die Fauſt=Fantaſie von Wieniqwsky

ſpielen.
Der Sonatenabend des Muſikvereins am Mitt=
tvoch
, den 18. d. M. dürfte ſowohl durch die Soliſten wie auch die zu
Gehör kommenden Werke höchſtes Intereſſe erwecken. Der blinde hol=
ländiſche
Pianiſt Verſter, noch in beſter Erinnerung durch ſein Chopin=
piel
, trägt mit Herrn Andreaſſon, dem vorbildlichen Geiger und Lehrer,
Violinſonaten von Brahms die ſeltener gehörte in G=dur und Ceſar
Franck vor. Man darf darauf geſpannt ſein, wie ſich Herr Verſter, deſ=
ſen
grundmuſikaliſches und zugleich virtuoſes Spiel höchſte Beachtung
fand, in ſeinen Partner einfühlt. Eine leidenſchaftliche Sonate des be=
deutendſten
ruſſiſchen Romantikers Alexander Glazonnow für Klavier
ſteht zwiſchen beiden Sonaten. Herr Dr. Noack führt in die Werke ein.

Parlamentariſches.
* Der Petitionsausſchuß trat geſtern Vormittag zu einer
bitzung zuſammen und brachte die vorliegende Tagesordnung zum Ab=
hluß
. Die Abg. Dr. Werner und Kindt haben beantragt, das Landes=
unt
für das Bildungsweſer zu erſuchen, dem Beiſpiel Bayerns folgend
e Vorzugsſtellung des Franzöſiſchen an den höheren Lehranſtalten
Gunſten des Engliſchen aufzuheben, zum mindeſten aber die Stunden=
ihl
des Franzöſiſchen auf allen Stufen zum beſten von Deutſchkunde,
eſchichte und ſtaatsbürgerlichem Unterricht zu beſchränken. Der Antrag
urde angenommen. Für erledigt erklärt wurden: Vorſtellung Joh.
auer III. in Kröckelbach, Kreis Heppenheim, betr. Zuſchuß zur Brand=
tſchädigung
und Rediſon des Brandſchadengeſetzes, Vorſtellung des
ſamtverbandes deutſiher Angeſtellten=Gewerkſchaften, Bezirksausſchuß
kainz, betr. Aus u der Handelsaufſicht. Ferner wurden zur Feld=
reinigung
für erledigt erklärt die Vorſtellungen: W. Koch, Raberts=
tuſen
, W. E ehardt III. Langd b. Hungen, Herm. Engelhoff Ober=
aulheim
, Chriſt. Hartmann Wtwe., Grüningen, H. Fiſcher I. Erben,
ich, Me ie Velten, Langd, Chr. Römer, Lehrer i. R., Münſter, Krs.
jeßen, Landwirt Karl Weil, Geiß=Nidda. Durch gütliche Erledigung
urde ie Vorſtellung Rud. Eiſer, Bingenheim, Krs. Büdingen, für er=
dig
rklärt.

Aus den Parteien.
Siebenter Politiſcher Abend der Dautſchen
Volkspartei. Wie ſchon bekannt gegeben wurde, veranſtaltet die
Deutſche Volkspartei ihren nächſten Politiſchen Abend am Dienstag,
den 17. April abends bei Sitte, wie gewöhnlich im Gelben Saal. Herr
Dr. phil. Zſcharn ſpricht über die Oberſchleſiſche Frage, unter be=
ſonderer
Berückſichtigung des geſchichtlichen Werdegangs. Die Mit=
glieder
der Partei ſind zu dem Vortrag herzlichſt eingeladen.

Erholungsurlaub der Beamten für 1923.
Das Reichskabinett hat beſchloſſen, den Reichsbeamton für das
Rechnungsjahr 1923 den Erholungsurlaub, im bisherigen Umfange zu
erteilen. Danach beträgt die Urlaubsdauer in
Altersabteilung:
3

28 Kalenderk. 31 35

3040 über
bis zu
20 Jahren Jahre 40 Jahre
Urlaubskl. A (Beſ.=Gr. 1 4)
B (Beſ.=Gr. 5 8

Beſ.=Gr. 9121

D. (Beſ.=Gr. 12 u. darüber 35
38
42
Die vorſrehenden Urlaubszeiten werden für außerplanmäßige Beamte,
die das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, gebürzt: im erſten
Dienſtjahr der außerplanmäßigen Dienſtzeit um 7 Kalendertage, im
zweiten um 5 und im dritten Dienſtjahr der außerplammäßigen Dienſt=
zeit
um 3 Kalendertage.
Auch im übrigen verbleibt es bei den bisherigen Richtlinien. Eine
Regelung des Urlaubs für die Staatsbeamten auf Grund dieſer
Einteilung ſteht in aller Kürze bevor.
Nach der Beſoldungsordnung für die ſtädtiſchen Beamten iſt eine
Gleichſtellung der Kommunalbeamten mit den Reichs= und Staatsbeam=
ten
in bezug auf Bezahlung, Arbeitszeit und Ruhegehalt erreicht wvor=
den
. Dieſe Gleick
tellung müßte auch in der Urlaubsfrage angeſtrebt
und er
geicht werde

Die Stadtverwaltung iſt demzufolge moraliſch verpflichtet, durch
Schaffung einer neuen Urlaubsordnung nach den Reichsſätzen, denen
ſich auch der heſſiſche Staat angeſchloſſen hat, dem Wunſche ihrer Be=
amten
zu entſprechen.

+ Arheilgen, 12. April. Endlich iſt nach langen Beratungen und
vielem ſonſtigen Hin= und Herverhandeln ein den Verkehr hemmendes
Hindernis beſeitigt und die Bachſtraße von der Geiſengaſſe bis zur
Unteren Mühlſtraße ſo verbreitert, daß ſie nun in ihrer ganzen Länge
mit Wagen befahren werden kann. Es ſoll dies aber keine Durch=
fahrtsſtraße
im wahren Sinne des Wortes ſein, ſondern mehr eine
Zufahrtsſtraße für die Anwohner und die anſchließenden Straßen. Der
eigentliche Zweck der Verbreierung aber iſt der, daß die Freiwillige
Feuerwehr, deren Gerätehaus in der genannten Straße liegt, nicht mehr
bei einem etwa in der Unteren Mühlſtraße entſtandenen Brande erſt
einen Umweg durch die Hundsgaſſe und Darmſtädter Straße machen
muß, ſondern auf dem kürgeſten Wege dem Feuer zu Leibe rüchen kann.
Aber eine noch weitere, ſehr in die Augen ſpringende Verbeſſerung iſt
dadurch herbeigeführt worden: Unſere Kleinkinderſchule liegt gleich=
falls
in der Bachſtraße, und muß man ſich eigentlich wundern, daß ſo
wenig Unfälle, beſonders an der jatzt verbeſſerten Stelle, wo der Pfad
kaum mehr als einen Meter breit war, vorbamen, da bekanntlich
Unſre Bach bein ſchützendes Geländer beſitzt. Sicherlich iſt dies nur
der fürſorglichen Obhut unſerer Kinderſchweſtern zu danken, die die
kleine Schar beim Veulaſſen des Hauſes bis zur Mühlſtraße begleiteten.
Außer der zuletzt verbeſſerten Strecke führten in frühenen Jahren einige
kleine Treppchen zur Waſſerfläche hmab, wo die anwohnenden Frauen
ihren Bedarf an Putz= bzw. Waſchwaſſer deckten oder Futter für das
Vieh, meiſt die hier ſo bekannten Quecken, wuſchen. All dieſe Hinder=
niſſe
und gefährlichen Stellen ſind nun verſchſvunden; denn auch der bei
der Jugend ſo beliebte Karuſſellplatz fand ſchon vor Jahren durch
Abbruch des alten Spritzenhauſes und Kitrchens eine entſprechende
Vergrößerung. Was würden der Bach=Hennerich, und wie die alten
Bach=Prinzen alle hießen, heute für Augen machen, da man von der
Humacherbrück bis zum Schutz (das Wehr an der Apotheke) am
Strand herab mit einem Fuhrwerk fahren kann. Die Gefahr, daß
unſere Arheilger Dämchen und Herrchen hier ein unfreiwilliges Bad
nehmen müſſen, iſt jetzt ſo gut wie beſeitigt. Was läßt es ſich jetzt ſo
hiibſch zuſchauen, wenn die Pfende zur Sommerzeit an warmen Aben=
den
in die Schwemme geritten werden. Das Freudengeſchrei, wenn der
Leg=Gaul (ein Pferd, das ſich durch Niederlegen im Bache ein Voll=
bad
verſchafft) kommt, wird um ſo lauter erſchallen. Das Alte fällt,
und neues Leben blüht aus dem Ruinen.
re. Ober=Ramſtadt, 12. April. Am Freitag dieſer Woche abends
veranſtaltet die Evang. Stadtmiſſion=Darmſtadt in unſerer
Kirche eine deklamatoriſch=muſikaliſche Feier unter Mitwirkung der
Jugendbünde Eherſtadt und Roßdorf und des Poſaunenchors unſerer
Gemeinde. Programme ſind im voraus und am Eingang der Kirche
zu haben.
Auerbach, 12. April. Herr Georg Diefenbach ſchreibt uns: Sie
bringen heute eine Notiz aus Auerbach, meine Perſon betreffend. Ich
teile Ihnen mit, daß die gemachten Angaben vollſtändig unrichtig
ſind. Ich habe das Hotel Zur Krone weder pachtweiſe, noch in irgend=
einer
anderen Weiſe wieder ſelbſt übernommen.
Gernsheim, 10. April. Bei der Geſellenprüfung zu
Darmſtadt haben folgende Gernsheimer mit Erfolg beſtanden: Frl.
Kathr. Andres, Frl. Babethe Brentano und Herr Andr. Nikl.
* Offenbach, 11. April. Die erſte Rektorin in Heſſen
wurde die hieſige Lehrerin Faßbender, die dieſer Tage zur Rek=
torin
der weiblichen Fortbildungsſchule ernannt wurde. Wie man hört,
wich man bei ihrer Ernennung wieder von dem demokratiſchen Grund=
ſatze
ab, wonach die Lehrerſchaft in derartigen Fällen zu hören iſt.
* Offenbach, 11. April. Durch rechtskräftige Verurteilung
des Finanzamtes Offenbach=Stadt wurde der Portefeuil=
er
Auguſt Bechtold von hier, Geleitsſtraße 44, wegen Verſuchs der Um=
ſatzſteuerhinterziehung
mit einer Geldſtrafe von 200000 Mark und den
Koſten des Verfahrens beſtraft.
Büdingen, 12. April. Zwiſchen Weihnachten und Neujahr ver=
ſchwand
ein Frl. Koch von hier unter Zurücklaſſung einer Nachricht,
die auf Selbſtmord ſchließen ließ. Jetzt wurde die Vermißte beim Fin=
dörfer
Hof als Leiche gefunden.
Gießen, 12. April. Wieder eingefunden hat ſich der Kauf=
mann
Balthaſar Schmidt V. von Großen=Buſeck, den man vor einigen
Tagen als vermißt gemeldet hatte. Der Mann hat ſich ohne Kenntnis
ſeiner Angehörigen einige Tage in Gießen aufgehalten und iſt mittler=
weile
in ſeinen Wohnort zurückgekehrt. Zum Prozeß Dr. Lenz=
Vetters. Der wegen Beleidigung des Studienrats Dr. Lenz vom
hieſigen Schöffengericht zu 100 000 Mk. Geldſtrafe verurteilte Redakteur
Vetters von der Oberheſſ. Vztg. hat gegen das Urteil Berufung ein=
gelegt
.

Zur Frankfurter Meſſe.
die vom 15. bis 21. April ſtattfindet, wird die Zugberbindung mit
Italien und der Schweiz durch einen Sonderzug verbeſſert werden,
der am 14. April, vormittags 10.9 Uhr ab Schaffhaaſen über Pforz=
heim
. Karlsruhe, Mannheim nach Fvankfurt fährt, wo er am Abend
6.50 Uhr eintrifft. Der Sonderzug führt nur Wagen 1. und 2. Klaſſe
und auch einen Speiſewagen. Er kann mit D=Zugkarten des gewöhn=
lichen
Verkehrs, ſowie mit Fahrſcheinheften des Mirteleuropäiſch:
Reiſebureaus benutzt werden. Den Anſchluß ab Mailand erreicht D 267
der Mailand am 14. April um 12.05 Uhr nachts verläßt. Abfahrt ab
Chiaſſo 2.15 Uhr, ab Belligona 4.33 Uhr, Zürich an 7.30 Uhr morgens,
ab 8.18 Uhr; Ankunft in Schaffhauſen 9 Uhr 20 Minuten.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Eine Zehn=Milliarden=Anleihe. Die Finanz= und
teuerdeputation von Berlin beſchäftigte ſich mit d er Aufnahme einer
nhaberpapieranleihe. Bekanntlich hat eine Reihe von Städten in den
gen Wochen hochverzinsliche Inhaberpapieranleihen herausgebracht,
a. haben die Städte Koblenz, Frankfurt a. M., Köln, Leipzig, Mün=
en
, Dresden ſolche Anleihen aufgelegt, deren Zinsfuß ſich in den Gren=
n
von 7 bis 10 Prozent bewegt. Die Stadt Berlin will nun die Ge=
hmigung
für einen Anleihebetrag bis zu zehn Milliarden Mark nach=
chen
. Hiervon würde zunächſt nur ein Teilbetrag zur Zeichnung auf=
legt
werden. Die Auflegung iſt für den Monat Mai in Ausſicht ge=
mmen
. Der Zinsfuß ſoll den Reichsbankdiskontſatz nicht überſchreiten.
ie Tilgung der Anleihe wird in etwa 20 Jahren beendet ſein. 40
rozent dieſes Anleihebetrages entfallen auf die zentralen Werke, der
ſt ſoll den Kämmereiverwaltungen dienen, beſonders damit Kranken=
uſer
und Schulbauten fertiggeſtellt werden können. Auf die Be=
rksverwaltungen
ſollen 35 Prozent der Anleihe entfallen.
Glückwünſche für Oberbürgermeiſter Boeß. Aus
ilaß ſeines 50. Geburtstages ſind dem außerhalb weilenden Ober=
rgermeiſter
Boeß ununterbrochen von allen Seiten Glückwünſche
d Blumenſpenden in großer Zahl überſandt worden, teils nach ſeiner
ohnung, teils nach dem Rathauſe und ſeinem jetzigen Aufenthaltsort
der Nähe von Berlin. Der Magiſtrat hatte ihm eine beſondere Eh=

Rummer 107.

rung zugedacht, der ſich Boeß durch die Abreiſe entzog, um ſeinen Ge=
burtstag
im Kreiſe ſeiner Familie in ſtiller Ruhe verleben zu können.
Donnerstag wird der Oberbürgermeiſter im Rathaus die Glückwünſche
der Beamtenſchaft entgegennehmen. Der Vorſtand der Stadtverord=
netenverſammlung
, zahlreiche Stadtverordnete, Bürgermeiſter und Be=
zirksverordnete
, mehrere Sportvereinigungen, ſowie die Vorſtände des
Deutſchen und Preußiſchen Städtetages mit Vertretern deutſcher Kom=
munen
gratulierten beſonders herzlich.
Die wichtigſten Neuerwerbungen des Germaniſchen Muſeums
in Nürnberg.
Das Germaniſche Muſeum in Nürnberg hak in den letzten
Monaten eine ſtattliche Reihe wichtiger und bedeutſamer Neuerwerbun=
gen
für ſeine kunſt= und kultrgeſchichtlichen Scmmlungen machen
können. Unter dieſen ſteht an erſter Stelle die noch mit ihrer wohl=
erhaltenen
urſprünglichen Polychromie, dem Gold des Gewandes und
dem Kaſtanienbraun des langgelockten Haares ausgeſtattete Holz=
figur
des jugendlichen Johannes des Täufers, die
zwar aus einer Kapelle in Schülzburg am Bodenſce ſtammt, aber aus
dem Kunſthandel erworben werden mußte. Es hadelt ſich um einen
Typ dieſes Heiligen, wie er aus ſolch früher Zeit (um 1300) ſonſt nicht
auf uns gekommen iſt. Nicht minder wichtig für die Geſchichte der
deutſchen Plaſtik iſt die neu erworbene Holzfigur einer heili=
gen
Eliſabeth von dem bekannten Würzburger Meiſter Tilmann
Niemenſchneider. Aus den erſten Jahren des 16. Jahrhunderts
ſtammend, iſt ſie durch eine ſorgfältige Durcharbeitung aller Einzel=
heiten
ausgezeichnet und ſtellt durch ihre unmittolbave Wirkung als
Verkörperung hingebungsvoller Menſchenliebe die ſchon ſeit Jahrzehn=
ten
im Muſeum befindliche, dem gleichen Meiſter zugeſchriebene größere
Eliſabethfigur beit in den Schatten.
Für die Gemäldeſammlung aber bedeutet der lebensgroße
Akt einer Judith mit dem Haupte des Holofernes
von Hans Baldung Grien eine nicht hoch genug anzuſchlagende
Ergänzung. Das Gemälde, welches nicht nur ſigniert, ſondern auch
datiert iſt, und dem Jahre 1525 angehört, hat ſeinen Weg von Italien
über Frankreich und Holland in das Germaniſche Muſeum gefunden.
Der reife Frauenkörper der altteſtamentlichen Heldin iſt offenſichulich
nach einem lebenden Modell geſchaffen. Die Zuruckgewinnung dieſes
Meiſterwerk3 aus dem Ausland darf für das Germaniſche Muſeum als
um ſo willkommener gelten, als mit Bezug auf den großen Zeitgemoſ=
ſen
und Freund Dürers erſt durch dieſes Bild für die beiden allegori=
ſchen
Frauengeſtalten der Weisheit und Muſik, welche bei dem Bilder=
tauſch
zu Hugo von Tſchudis Zeiten an die Alte Pinakothek in München
abgegeben werden mußten, ein vollwertiger Erſatz geſchaffen worden iſt.
Inzwiſchen ſind die für die vereinigten graphiſchen
Sammlungen der Stadt Nürnberg und des Germa=
niſchen
Muſeums hergerichteten Räume und Säle im erſten
Stock des Verwaltungsgebäudes am Kornmarkt der Oeffentlichkeit über=
geben
worden. In ihnen wird zur Zeit eine Ausleſe von Frühwerken
des Holzſchnittes auf Einzelblättzern und in Büchem gezeigt, eine Aus=
wahl
von Bucheinbänden von den koſtbaren Lederſchnittarbeiten des 15.
bis zu den perlgeſtickten und ſilbernen Gebetbüchern des 18. Jahr=
hunderts
und eine Reihe älterer Handſchriften vom 8. Jahrhundert,
iegendrucke der verſchiedenſten deutſchen Offizinem, Kaiſerurkunden,
Wappenbriefe und Autographen von Luther, Melanchthon, Götz von
Berlichingen, Wallenſtein, Goethe, Schiller, Kant und Fichte.
Faſt drei Millionen Sommergäſte in Bahern.
Soeben hat das Baheriſche Statiſtiſche Landesamt die Fremdent=
verbehrsſtatiſtik
für die Zeit vom 1. April bis 30. September 1922 fertig=
geſtellt
; eine vollkommene Erfaſſung des Fremdenvevkehrs iſt ſleider
nicht möglich, da die Meldungen einzelner Gemeinden ganz ausbleiben
oder unvollſtändig ſind. Aber ſchon die Zahlen, die die Reichszentrale
für Deutſche Verkehrswerbung mitteilt und die nur 562 Gemeinden
Bayerns umfaſſen, geben ein höchſt eindrucksvolles Bild von dem Frem=
denſtrom
, der trotz aller Warnungen und Verleumdungen Bayern
im letzten Sommer überflutete und der noch um über 13 Prozent ſtär=
ker
war, als im Jahre 1921. Im ganzen wurden in den ſechs Sommer=
monaten
2 714 720 Gäſte feſtgeſtellt mit insgeſamt 9 208 165 Ueber
nachtungen; beſonders konzentrierte ſich der Fremdenverkehr auf Ober=
bahern
, das mit ſeinen 4,5 Millionen Ueberwachtungen an der Spitz
der bayeriſchen Ausflugsgebiete ſteht; es folgt Niederbaherm mit rund
0,25 Millionen, die Pfalz mit 0,2 Millionen, Oberpfalz mit 166 000; ſehr
ſtark war das fränkiſche Bayern mit ſeinen Mittelgebirgen und ſeinen
ſchönen Städten beſucht; ſo zählte Oberfranken 570 537, Mittelfranken
605 518, Unterfranten ſogar 1347 024 und Schwaben 1,5 Millionen
Uebewnachtungen. Von den obeubayeriſchen Fvomdenverkehrsgebieten
ſteht an der Spitze die Stadt München mit 1 190 360 Uebernachtungen,
die wohl in der Mehrzahl auf den Durchgangsverkehr nach den eigentlichen
Sommerfriſchen zurückzuführen ſind; über eine Million Uebernachtun=
gen
wies Berchtesgaden auf, je etwa eine halbe Million die Gehiete
Garmiſch, Sonthofen und Miesbach, das bayeriſche Allgäu mit Füſſen
etwas über eine Vierbelmillion. Faſt die Hälfte des Fvemdenverbehrs
drängte ſich auf die Monate Juli und Auguft zuſammen.
Die Gäſte kamen zu 36,7 Prozent aus Bahern ſelbſt. zu 44,8 Prozent
aus dem Reich und zu 18,5 Prozcmt aus dem Ausland; an dem Verkeh=
aus
dem Reich iſt Berlim allein mit 20,4 Prozent vertreten, das übrige
Preußen mit 39,5 Prozent, und dann vor allem die wanderfrohen
Sachſen mit 16.3 Prozent. Die größte Zahl von Ausländern ſtellte
Oeſterreich mit 257 938 Uebernachtungen, die Dſchechoſlowakei mit
209 980; es folgt Amerika mit 163 815, die Niederlande mit 144 842, die
Schweiz mit 96 908, Polen mit 90 466, Ungarn, Schweden und Eng=
land
mit je 80 000, Italien mit 63 874 und Dänemark mit 53 206.
Prophet Häußer.
Der Prozeß gegen den Propheten Häußer, der vor dem
Schöffengericht in Hannover beginnen ſollte, iſt auf unbeſtimmte
Zeit vertagt worden, weil der Anſtaltsarzt in Vechta den Angeklag=
ten
wegen ſeines Krankheitszuſtandes für nicht transportfähig erklärte.
Häußer hat ſich, ſobald die Behörde energiſch zugriff, auffallend ſchnell.
aus einem Körper= und Geiſtesrieſen, der er doch ſein wollte, in eine er=
barmungswürdiges
Häufchen Unglück verwandelt. Hoffentlich behalten
ihn die Behörden trotzdem dauernd im Auge.
Eine neue Hinrichtungsform in Deutſchland,
Vor kurzem wurde aus Nürnberg und Augsburg gemeldet, daß dort
das Todesurteil an fünf Raubmördern durch Erſchießen vollſtreckt
wurde. Dieſe Art der Hinrichtung war bisher bei den deutſchen Zivil=
gerichten
unbekannt. Nur die militäriſch erkannte Todesſtrafe konnte
utſchland durch Erſchießen vollzogen werden. Wie Landgerichts=
in
D
präf
ent Rudolf Ziel in Reelams Univerſum ausführt, iſt denn auch
das Erſchießen, das jetzt in Bayern geübt wird, eine Nachahmung der
Militärgerichte und ſtammt aus der Zeit der Revolution, eine Errungen=
ſchaft
, die ſich merkwürdigerweiſe gerade in Bahern erhalten hat. Der
Rat der Volksbeauftragten, an deren Spitze Kurt Eisner ſtand, ordnete
1918 die Vollſtreckung der Todesſtrafe durch Erſchießen an. Dieſer Be=
fehl
, der in der Zeit des Bürgerkrieges als eine militäriſche Maßregel
aufzufaſſen war und auch ſonſt während des Ausnahmezuſtandes hier
und da gegeben wurde, iſt nun in Bayern beſtehen geblieben, ſo daß dort
allein in Deutſchland heute die Hinrichtung durch Erſchießen erfolgt.
Die Todesſtrafe, die durch das Reichsſtrafgeſetzbuch angeordnet wird, iſt
die Enthauptung, und der Landesgeſetzgebung bleibt nur inſofern Spiel=
raum
, als ſie die Form ſelbſtändig regeln kann. Nach gemeinem Recht
war das Schwert die Waffe des Henkers. Noch heute wird das Richt=
ſchwert
in Mecklenburg, Anhalt, Reuß, Schaumburg=Lippe und Bremen
verwendet. Im größten Teil von Preußen, in Braunſchweig und eini=
gen
thüringiſchen Staaten iſt das Beil an ſeine Stelle getreten; in au=
deren
deutſchen Ländern aber, beſonders in Sachſen, iſt das Fallbeil.
eingeführt, das nach dem franzöſiſchen Arzt Guillotin Guillotine ge=
nannt
wird und während der franzöſiſchen Revolution ſeinen Weltruf
erlangte.
Ein frauzöſiſcher Prozeß gegen die Bleiſtiftfabrikanten Faber unb
Hardtmuth.
Straßburg. Gegen die deutſchen Bleiſtiftfabrikanten Faber und
Hardtmuth hatten die vereinigten Papierhändler Frankreichs und die
fvanzöſiſche Zollverwaltung einen Prozeß angeſtvengt, weil die genann=
ten
Fabriken ihre Erzeugniſſe in Frankreich ohne den geſetzlich vor=
geſchriebenen
Vermerk Importe d’Allewagne einführten. In erſter
Inſtanz wurden die deutſchen Firmen im Abweſemheitsverfahren ver=
urteilt
, in zweiter Inſtanz aber freigeſprochen. Der Pariſer Appellhof
hob dieſes Urteil wieder auf und verurteilte die Firmen. Strafe und
Koſten des Prozeſſes werden auf rund 10 Millionen Fr. angegeben.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei Der=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden.
In Anbetracht der Befetzung der Strecke HeidelbergBaſel
gwiſchen Appenweier und Offenburg hat es die Eiſenbochndirektion
Karlsruhe zugelaſſen, daß die Reiſenden durch den Schwarzwald beför=
dert
werden, aber nur die Fahrkarten der direkten Streche zu löſen
brauchen. Ein derartiges Entgegenkommen hat bis jetzt die Eiſenbahn=
direktion
Mainz noch nicht gezeigt. Die Strecken Worms-Darmſtadt
Frankfurt ſind ebenfalls underbrochen, da die Züge nur bis Gernshein=
fahren
. Es wäre deshalb angezeigt, wenn den Reiſenden geſtattet
würde, mit den Fahrkarten nach DarmſtadtFrankfurt von den ober=
halb
Biebesheim gelegenen Orten aus über BürſtadtBensheim ohne
Preiszuſchlag zu fahren.

[ ][  ][ ]

Rummer 101.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. 2Feil 4323.

Geite 5.

Sport, Spiel und Turnen.
Das Frühjahrs=Eröffnungsrennen des
Veloziped=Club 1899.
Außerordentlich reichhaltig iſt das Sportprogramm des Veloziped=
Club 1899 für das Jahr 1923 zu nennen, reichhaltig in ſaal= und renn=
ſportlicher
Beziehung. Während im Saalſport, das neue Jahr bereits
bedeutende Erfolge gebracht hat wir erinnern an die Erringung der
Gaumeiſterſchaften im zweier Kunſtfahren durch die Gebr. Göttmann,
an den Sieg um die Gaumeiſterſchaft im 6er Kunſtreigen und an die
Süddeutſche Meiſterſchaft, die die Kunſtmannſchaft am vergangenen
Sonntag von Stuttgart wieder mitbringen konnte ſetzt im Rennſport
erſt jetzt die volle Tätigkeit wieder ein. Alljährlich eröffnet der V.C. D.
mit ſeinem Frühjahrs=Gröffnungsrennen die rennſportliche Betäti=
gung
. Dieſes Nennen iſt zugleich eine Prüfung über den Stand des
Trainings der einzelnen Fahrer. Durch die Witterung begünſtigt, hat
ſeit Wochen ein eifriges Training eingeſetzt und allenthalben kann man
auf der Landſtraße die Nennfahrer des V.C.D. bei der Arbeit ſehen.
Die Rennmannſchaft des V.C. D. tritt in dieſem Jahre bedeutend ver=
ſtärkt
an, finden wir doch unter den gemeldeten Fahrern manchen, der
im letzten Jahre von ſich zu reden machte.
Nachſtehend die Namen der Gemeldeten: 1. G. Bender, 2. W. Ben=
der
, 3. L. Baumert, 4. H. Fiſcher, 5. G. Fuchs, 6. G. Harlos, 7. K.
Kappel, 8. W. Klein, 9. K. Lehmann. 10. G. Leichtlein, 11. F. Maſer,
12. P. Moltke, 13. P. Neſter, 14. W. Niebel, 15. A. Thöt, 16.
H. Walkenhorſt (Südd. Meiſter), 17. W. Weber, 18. W. Wedel, 19.
H.
Leichſel, 20. H. Weidner, 21. K. Weitzel, 22. E. Wolf (Club= und
Bergmeiſter), 23. F. Zürtz, 21. K. Zürtz.
Die Beteiligung iſt alſo eine außerordentlich große und dürfte das
Rennen auf die Radſportfreunde Darmſtadts ſeine Anziehungskraft nicht
verfehlen. Einen vorausſichtlichen Sieger zu bezeichnen, dürfte bei dem
güten Material an Fahrern, über die der V. C. D. verfügt, ſchwer fallen.
Wenn wir unſere Stimme dem bekannten Fahrer Ernſt Wolf geben,
ſo tun wir dies deshalb, weil dieſer durch ſeine ſtets gleichbleibenden
Grfolge des letzten Jahres wohl zuerſt in Frage kommt. Wolf, der
leider durch ſeinen ſchweren Sturz im Hch. Becker Erinnerungsrennen
noch etwas gehandicapt iſt, belegte im vergangenen Jahr in den verſchie=
denen
großen Straßenrennen ſtets gute Plätze, iſt Clubmeiſter des
V.C. D. und ferner Bergmeiſter des Gau 1I. Einen ſchweren Stand
dürfte eu gegen den jungen Hugo Walkenhorſt haben, der im vergange=
nen
Jahr die Süddeutſche Meiſterſchaft über 1 und 10 Km. der Renn=
bahn
erhielt, ferner in Weber, Weichſel, Harlos, Baumert, Tödt, Ben=
der
nicht zu unterſchätzende Gegner finden. Dies, ohne die übrigen
Fahrer zurückſetzen zu wollen, an denen es jedoch liegt, dieſe Vorausſage
zu nichte zu machen. Das Rennen geht über 22 Km. und wird auf der

bekannten Strecke: Henkels Gärtnerei (Start) Roßdorf Gundern=
hauſen
Dieburg Einſiedel (Ziel) ausgefahren.
Der Start iſt vorm. 8 Uhr, gefahren wird bei jeder Witterung.
Kontrollen ſind in Roßdorf und Dieburg errichtet. Die Fahrer werden
während des Rennens von der Motorradabteilung des Clubs begleitet,
um ſo bei etwaigen Unglücksfällen ſofort Hilfe zur Stelle zu haben.
Wie im vergangenen Jahre, hat ſich auch diesmal wieder der Heſſ.
Automobil=Club bereitwilligſt zur Verfügung geſtellt und ſtellt zu den
Rennen des V.C.D. die Preſſe, Kontroll= und Oberleitungswagen.
Siewener.
F. A. Eintracht der Turngemeinde 1846 Darmſtadt.
Nachdem am letzten Sonntag verſchiedene Mannſchaften der Ein=
trachtler
pauſiert hatten, bringt der kommende wieder Vollbetrieb auf
dem Turngemeindeplatz am Finanzamt. Es ſtehen ſich dort am Nach=
mittag
die erſte Fußballmannſchaft der hieſigen 1846er und die erſte
Elf vom Frankfurter Fußballverein Phöni= im Rückſpiel gegenüber.
Die Frankfurter zeigen ſich damit zum erſten Male in Darmſtadt. Sie
genießen in ihrem Gau ob ihrer flotten und gefälligen Spielweiſe einen
ſehr guten Ruf, was auch durch ihre in letzter Zeit erzielten Wettſpiel=
ergebniſſe
nur bejaht wird. Jedenfalls geben ſie für die Einheimiſchen
einen recht beachtenswerten Gegner ab. Auch die hieſigen T.G.D=ler
haben ſich ſtark gebeſſert und werden ſie ſich beſtimmt Mühe machen,
das Ergebnis des Vorſpiels in Frankfurt (5:1 für Darmſtadt) auch
dieſes Mal in ähnlicher Weiſe zu wiederholen. Es wird alſo, voraus=
geſetzt
, daß nicht alle Erwartungen trügen, ein anregendes Treffen zu
ſehen ſein, bei dem jeder Anhänger eines geſunden und frohen Kampf=
ſpiels
ſicherlich auf ſeine Koſten koumen wird. Vorher meſſen ſich noch
die zweiten Mannſchaften der beiden Vereine.
heima-

Die Zeitſchrift für weibliche Angeſtellte
Sommerſproſſen: Erika brachte vor einiger Zeit fol=
gende
Notiz, die auch andere Kreiſe intereſſieren dürfte! In einer der
letzten Nummern der Erika bittet eine Kollegin um Angabe eines Mittels
gegen Sommerſproſſen. Ich bin nun in der Lage, ein ſolches namhaft
machen zu können, über deſſen Wirkung (eine Kollegin hat es gebraucht)
ich geradezu erſtaunt war. Die betreffende Dame war ziemlich mit
Sommerſproſſen behaftet; nach dreiwöchentlichem Gebrauch der Salbe
und des dazu gehörigen Waſſers erhielt ſie eine blütenweiße Haut.
Die Salbe heißt Fruchts Schwanenweiß und iſt erhältlich bei Frau
Eliſabeth Frucht, Fabrik Kosmetiſcher Präparate, Hannover 142, Schließ=
fach
238. Es iſt zu empfehlen, gleich verſtärkte Salbe zu gebrauchen.
Die Probetube koſtet Mk. 1500., die Normaldoſe Mk. 3000. Dazu
braucht man gleichzeitig das Schönheitswaſſer Aphrodite‟. Normal=
flaſche
Mk. 3000.. Aphrodite entfernt alle Unreinigkeiten aus den
Poren, wie Salbenreſte uſw. Die Präparate ſind zwar teuer, doch
dürften ſie ihrer abſoluten Wirkſamkeit wegen, allen billigeren Mitteln
vorzuziehen ſein.
(1,2997

Fesen Kehrielerastände, Vertentör=
Satyrin ungen, Neurasthenle ein auregendes und
kräftigendes Vohimbin-Hormon-Präparat der Akt.-Ges. Hormona,
Düsseldorf-Grafenberg. Zahlr, ärztl. Anerkennungen. Pro-
spekte
gratis. Erhältlich in allen Apotleken!
(I,710
Gottesdienſt der iſuaelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 13. April. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr,
Samstag, den 14. April. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min.
Sabbatausgang 8 Uhr 05 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. Abends 8 Uhr
05 Min.
Gottesdienſt in der Shnagoge der Iſral. Neligionsgeſellſchaft.
Samstag, den 14. April. Vorabend 6 Uhr 45 Min.
Morgens
8 Uhr. Nachm. 5 Uhr. Sabbatausgang 8 Uhr 05 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. Nachm. 7 Uhr 15 Min.
Abends 8 Uhr 05 Min.
Montag, den 16. April, und Dienstag, den 17. April: Rauſch
Chaudeſch Jjor.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 14. April:
Meiſt bewölkt, leichte Niederſchläge, mild, Südweſt= und Weſtivinde.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus. Anfaug 7 Uhr Eude 9½ Nhr
(D 19): Rigoletto. Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr
(Sondermiete 31): König Nikolo oder So iſt das Laben‟.
Orpheum, Anfang 734 Uhr: Pſt! Pſt! Vereinigung
der Freunde des humam Gymnaſinms: aöelids 8 Uhr
im Feſtſaal des Gymnaſiums: Univ.=Profeſſor Dr. Ludw. Curtius.
Union=, Reſidenz=, Zentral=Thegter, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovor=
ſtellungen
.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich, für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land,
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Kammer hat 10 Seiten

Statt beſonderer Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, unſer einziges, heißge=
liebtes
Kind

nach kurzem, ſchwerem in Geduld
ertragenem Leiden zu ſich in die
H Ewigkeit zu nehmen. Er iſt gläubig
(10059
heimgegangen.
Emil Groß und Frau Amalie
verw. Marotzke=Diehl, geb. Schmidt.
Die Beerdigung findet Freitag
Nachmittag 3. Uhr vom Portale
des Beſſunger Friedhofes aus ſtatt.

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat
es gefallen, unſeren lieben
Bruder
Sopon Ayd
Meeln undrras Wugnel
Weſich
nach kurzem Leiden heute Nacht
1 Uhr in ein beſſeres Jenſeits
abzurufen.
In tiefer Trauer:
Gebhardt Wagner
Joſeph Wagner.
Bad DitzenbachBürttemberg.
Die Beerdigung findet Samstag
Nachmittag 3 Uhr auf dem Wald=
friedhof
ſtatt. (10139

Dankſagung.
Für alle Liebe und Teilnahme,
für die zahlreichen Kranzſpenden
und die troſtreichen Worte des Herm
Pfarrer Zimmermann bei dem
Heimgang unſerer lieben Entſchla=
fenen
ſagen wir auf dieſem Wege
innigſten Dank.
(10140
Kaſpar Darmſtädter
Kisbeth Klepper
geb. Darmſtädter
Ludwig Klepper.

Seltene Gelegenheit.
Am Montag, den 16. d. Mts, 11½ Uhr
vormittags, verſteigere ich auf dem hieſigen
Pferdemarkt in der landwirtſchaftlichen
Halle, Oſtendſtr. 30, Frankfurt a. M, fol=
gende
faſt noch neue Herrſchaftswagen und
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gegen Barzahlung!
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ſowie 2 ſilb.platt. erſte,
1 Coupé, 1 fülb.=platt. Fucker=Geſchirr
(für Zweiſpänner), 1 Arbeits=Geſchirr und
1 Einſpänner=Geſchirr, Pferdebecken aller
Art Fliegendecken, 1 Peitſche und ſonſtige
Geſchirr= und Stallgeräte. Die Sachen ſind
aus einem herrſchaftlichen Beſitze, gut er=
halten
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kanntmachungen
beſtimmten Aushänge=
Darmſtadt, den 12. April 1923.
Der oberbürgermeiſter.

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(2993
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50 000 Kommanditgeſellſchaft auf Aßtien,
Hauptniederlaſſung Berlin, Zweignieder=
laſſung
Darmſtadt: Georg Joſt in Ver=
5800olin=Steglit, Hans Baat in Verlin, Julius
Schwarz in Berlin, Otto Streitenfeld in
Charlottenburg, Haus Aſchert in Berlin,
63000 Felir Wgegen in Verlin=Steglitz, Oskar
Scholtz in Berlin=Steglitz, Heinrich Hahn
in Berlin=Steglitz, Edgar Pinoff in Ber=
8e) 00 lin=Wilmersdorf, Paul Neimann in Ver=
lin
, Dr. jur. Alfred Pick in Berlin= Wil=
mersdorf
. Ernſt Poppinga in Berlin=
40 000 Schöneberg, Nichard Chotzen in Char=
lottenburg
, Ludwig Cohn in Charlotten=
burg
, Alfred Friedmann in Berlin=Wil=
Friedenau, Julius Damian in Berlin=
Schöneberg, Eva Salomon in Berlin=
Berlin=Schöneberg, Alfred Sachs in Ber=
lin
=Wilmersdorf, Ißmar Lißner in Berlin,
in Berlin, Auguſt Kriegsmann in Ber=
lin
, Fritz Bruck in Berlin, Paul Dun=
zinger
in Berlin=Schöneberg, Kurt Haa=
gen
in Berlin=Steglitz, Georg Haas in
Berlin, Dr. jur. Felis Hans in Berlin=
Wilmersdorf, Dr. jur. Alfred Jacpby in
Berlin=Grunewald, Curt Moskiewicz in
Berlin=Schöneberg, Willy, Oppermann
in Berlin, Albert Sillem in Verlin= Wil=
mersdorf
, Moritz Loewenthal in Berlin,
Emil Spaugenberg in Berlin=Steglitz,
Paul Goldſchmidt in Berlin, Guſtau
Guttmann in Berlin=Schöneberg, Erich
Kleiber in Charlottenburg, Walter Lem=
berg
in Berlin, Hermann Rachelmann
in Berlin=Halenſee, Hans Schneider in
(3016 Berlin=Friedenau, Karl Winter in Verlin=
Lichterfelde=Oſt, Erich Sonnenthal in
Berlin, Kurt Tiede in Berlin. Heinrich
Böhmert in Mahlsdorf=Süd, Karl Eich=
glholz
in Berlin=Pankow, Paul Keller in
Berlin=Südende, Richard Sommerfeld in
Neukölln, Kurt Schwarz in Berlin, Paul
Wauch in Berlin=Charlottenburg, Mag
Zahn in Berlin ſind zu Prokuriſten unter
Beſchränkung auf die Hauptniederlaſſung
in Berlin und die Zweigniederlaſſungen
mit gleichlautender Firma in Bremen
F und Darmſtadt, beſtellt. Jeder derſelben
iſt berechtigt, entweder in Verbindung
ſchafter oder mit einem anderen Proku=
riſten
die Geſellſchaft zu vertreten.
Darmſtadt, den 9. April 1923.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.

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Darmſtadt, den 11. April 1923.
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A44

EH4M
Ɨ.

Nummer 101.

Datmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. April 1923.

Seite 7.

Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
51)
(Nachdruck verboten).
Oh, da habe ich keine Angſt, der Jonkheer van Utrecht iſt
ſchon der Mann, dem nicht alles zuzufliegen braucht, er wird ſich
ſeinen Teil ſchon ſelbſt holen, mit Güte, aber wenn es nicht geht,
auch mit Gewalt.
Er hat ja einflußreiche Bundesgenoſſen, ſagte das alte
Fräulein leichthin.
Das Ganze iſt aber doch ſein Werk, ereiferte ſich Annelieſe,
Mein Bruder hat mir erzählt, wie alles gekommen iſt und auch,
daß der Jonkheer Adriaan ..."
Jetzt in den Banden einer gruſiniſchen Fürſtin liegt, die
ihm gar zu gern helfen möchte, das Land zu regieren, ergänzte
das Fräulein. Sie kennen die Fürſtin Eiſchat?
Nur flüchtig, ich habe ſie damals wenig beachtet.
Schade, ſchade, bedauerte Fräulein van Utrecht. Ich
hätte mir zu gern ein Bild von ihr gemacht.
Ich glaube, ſie iſt ſehr, ſehr ehrgeizig, ſagte. Annelieſe
leiſe, und das iſt der Jonkheer auch. Er wird nun denken, daß
er alles nur ihr verdankt und ſich verpflichtet fühlen. Aber das
iſt ja gar nicht wahr, was wäre denn aus der Revolution da
unten geworden, wenn er nicht die europäiſchen Intereſſen auf
den Kaukaſus gebracht hätte, der es gar nicht wert iſt, daß man
ſich um ihn bekümmert.
Da iſt der Herr Statthalter aber anderer Anſicht.
Von dem Land will ich ja gar nicht reden, aber von den,
Leuten. Die Fürſtin hätte ruhig aus dem Spiel bleiben ſollen,
dann wäre alles viel beſſer geweſen. Er wäre frei, und mit
feinen Widerſachern wäre er ſchon allein fertig geworden.
Das müſſen Sie ihm einmal vorſchlagen, meinte Fräulein
van Utrecht.
Annelieſe ſah ſie verlegen an.
Nun lachen Sie über mich.
Ich lache nicht. Es iſt meine feſte Ueberzeugung, daß da
unten ſicher die politiſch beſten Köpfe verſammelt ſind, aber die
richtigen Frauen fehlen noch. Ich halte den Einfluß dieſer Für=
ſtin
nämlich auch für unheilvoll.
Wirklich? ſtrahlte Annelieſe.
Mein Herr Neffe hat in Ihnen und Ihrem Herrn Bruder
Helfer, die er noch nicht recht erkannt hat. Ich denke, wir finden
hier in Naarden ein Heilmittel für den Statthalter von Gru=
ſinien
. Jetzt aber ſehen Sie ſich mein Domizil ein wenig an.
Das ſind alles einfache Häuschen. Naarden iſt ein Fabrikort
mit armer Bevölkerung. An den Straßen iſt nichts Beſonderes,
ſie ſind nur etwas verwahrloſter als wo anders. Aber dahinten
ſehen Sie unſere Zuiderſee. Auf die iſt nämlich jeder rechte

Holländer ſtelz, obgleich er nichts für ihr Daſein kann. Das
Waſſer iſt unſer Schutz. Schon einmal haben die Holländer ihre
Dämme durchſtochen und das Land überflutet.
Ich weiß, nickte Annelieſe.
Und dort kommt nun auch mein Häuschen. Einfach, wie
ſich’s für ſo ein altes Weiblein ſchickt, aber ganz geräumig und
gemütlich, beſonders im Winter, wenn die See draußen eine
weite Eisfläche geworden iſt und der Sturm gegen die Hauswand
tobt. Willkommen alſo in Naarden, kleine Frau, mögen Sie ſich
in meinem Heim recht wohl fühlen.
Achtzehntes Kapitel.
Haller arbeitete raſtlos; er fuhr in Europa herum, war heute.
in London, morgen in Paris, übermorgen vielleicht in Berlin.
Seine Arbeit hatte einen Umfang angenommen, den er vorher
gar nicht geahnt hatte. Die Aktien der Gruſiniſchen Oelkompanie
erlebten auf allen Märkten eine Hauſſe, wie ſie im Bankweſen
noch nicht dageweſen war. Die Begeiſterung für den erſten Völ=
kerbundſtagt
war allgemein, und ſein Statthalter, der Jonkheer
van Utrecht, in aller Munde.
Haller ſchürte den Brand, ſo viel er konnte. Der Verſtand
war ihm mit dem Amt gekommen, er wunderte ſich oft ſelbſt über
ſeine Erfolge.
In Rotterdam ſaß er dem Baron van Utrecht im Privat=
kontor
des Bankhauſes gegenüber.
Mein Sohn kann mit ſeinem Werk zufrieden ſein und be=
ſonders
mit der Auswahl ſeiner Repräſentanten, ſagte der
Baron. Die Zeichnungen auf die Aktien der Gruſiniſchen Oel=
anleihe
wachſen noch immer. Die Welt atmet auf und glaubt,
daß der Mühlſtein Rußland, der auf ihr lag, und ihr den Atem
benahm, zu ſchwinden beginnt. Die Preſſe tut das ihre dazu.
Der Staat, der dem Bolſchewismus abgerungen iſt, verwirrt die
klaren Sinne ſelbſt ſonſt real denkender Geſchäftsleute. Ich kann
dieſen Glauben nicht teilen.
Und trotzdem hat das Bankhaus van Utrecht rieſenhafte
Anteile an der Geſellſchaft? warf Haller lächelnd ein.
Sie mißverſtehen mich, Herr Haller, ſagte der Baron be=
dächtig
. Das Finanzunternehmen halte ich für gut und ſicher,
nur die jetzige Form will mir nicht ganz behagen, und ich kann
die politiſchen Hoffnungen nicht daran knüpfen, die ſich ſicher auch
mein Sohn macht.
Der Jonkheer van Utrecht ſieht in der Beteiligung ganz
Europas nicht nur mit Kapital, ſondern auch mit Arbeitskräften,
ſowohl techniſcher Art wie auch Arbeitsbataillonen, den Beginn
einer Völkervereinigung auf wirtſchaftlicher Baſis. Die Erfolge,
die wir bisher zu verzeichnen haben, dürften ihn und andere
ermutigen.
Ich weiß, ich weiß. Aber, Herr Haller, man ſpricht nicht
umſonſt vom Wirtſchaftskampf. Seit die Völker aufgehört haben,
ſich wegen der Zänkereien ihrer Fürſten die Köpfe einzuſchlagen,

ſind faſt alle Kriege letzten Endes um wirtſchaftliche Fragen aus=
gekämpft
worden, und ihre Auswirkungen zeigten ſich im Handel
und Verkehr. Das europäiſche Sozietätsverhältnis wird nicht
ungetrübt bleiben.
Denken Sie an die Einmütigkeit der Vertreter der Mächte
in Tiflis, an die Kundgebung der gruſiniſchen Volksvertreter.
Eben an die denke ich, aber ich habe auch den Fürſten Ale=
xander
nicht vergeſſen. Man hat, für mein Gefühl, dort unten
einen Kuhhandel gemacht. Ein nationaler Staat konnte ſich
gegen das große Rußland nicht halten, wäre auch rettungslos
in Zänkereien der unzähligen gruſiniſchen Fürſten untergegangen.
Man kann nicht mit einem Schlage von blutrot zu ſneeweiß
übergehen, der Maſſe des Volkes iſt man nicht ſicher, man fürch=
tet
den Bolſchewismus noch im eigenen Lande. So ſtopfte man
allen Schreiern die Mäuler, macht ſich Liebkind beim Völker=
bund
und ließ ſich einen Statthalter vor die Naſe ſetzen. Mein
Sohn war ihnen genehm, er iſt halb Kaufmann, halb Dipkömat
und hat die Verbindungen zur Hochfinanz, die man herbeiſehnte.
Aus der Rubelmiſere iſt man heraus, arbeitet mit eigenen Geld=
werten
, die nicht zu hoch ſtehen, um den Export zu gefährden und
wegen des notwendigen Imports ausländiſcher Lebensmittel
auch nicht zu niedrig. Um den Stand der Kurſe macht ſich Wall=
ſtreet
ſehr verdient.
Sie vergeſſen die eigene Arbeit, Herr Baron, erwiderte
Haller etwas gereizt.
Der Bankherr lächelte müde.
Wenn man ein Menſchenleben im Bankhauſe geſtanden
hat, dann weiß man, daß durch ehrliche Arbeit viel Geld ver=
dient
werden kann, und daß auch Werte geſchaffen werden; man
weiß aber auch, daß dieſe Werte nichts gegen ein Kopfnicken
eines Finanzgewaltigen an irgend einer Weltbörſe ſind, nichts
gegen Konzerne und Truſte, die mit Mitteln arbeiten, die ſich,
der harmloſe Sterbliche nicht träumen läßt.
So erklären Sie uns da unten für Marionetten?
Ja, leider ſogar für Puppen, die an zwei Fäden hängen.
Am einen Ende zieht Wallſtreet.
Und am anderen?
Lord Leslie mit ſeinen Kanonen und der Chef der Lan=
eiers
in Tiflis.
So kämpfen alſo zwei Nationen um uns.
Zwei Weltanſchauungen ſogar, Herr Haller, der Kapitalis=
mus
Amerikas, der mit dem Dollar die Welt unterio hen will,
und der engliſche Militarismus, deſſen Langrohre die Häfen
aller Welt bedrohen.
Und der Völkerbund?
Tanzt entweder nach der Pfeife des Mächtigeren, oder er
wwird zerquetſcht.
(Fortſetzung folgt.)

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Seite 8.

Datiſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. April 1923

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[ ][  ][ ]

Nummer 7

eilage zum Darmſtädter Tagblatt

13. April 4923

Geſchichte der Kunſt aller Zeiten und Völker.
Von K. Woermann. Zweite Auflage.
Bibliographiſches Inſtitut=Leipzig 1922.
* Die zweite Auflage dieſer Kunſtgeſchichte von univerſaler
Bedeutung liegt nun abgeſchloſſen vor, und wir beglückwün=
ſchen
den hochbejahrten Verfaſſer, auf deſſen Leben die bibliſchen
Worte zutreffen und wenn es köſtlich geweſen iſt, ſo iſt es
Mühe und Arbeit geweſen, zu der Vollendung dieſer uner=
reichten
Höhenleiſtung. Den drei Bänden der erſten Auflage
ſtehen nun 6 Bände der neuen Auflage gegenüber. Was ſich
ſeit dem im Jahre 1911 erſchienenen 3. Band der erſten Auflage
an irgendwie bemerkenswerter kunſtgeſchichtlicher Literatur an=
geſammelt
hat, wurde in der neuen Auflage mit einem entſpre=
chenden
vorzüglichen Bildermaterial in großzügiger Weiſe ver=
wertet
.
Die außergewöhnliche Bedeutung der Woermannſchen
Kunſtgeſchichte wird ſchon durch den allgemeinen Titel Ge=
ſchichte
der Kunſt aller Zeiten und Völker angedeutet. Die
Enge der abendländiſchen Kunſtgeſchichte wird ſo durch die Tat
eines einzelnen zum erſtenmal endgültig geſprengt und der von
Goethe, Herder und den Romantikern eingeleitete Vorſprung
der Literaturgeſchichte, ſowie der politiſchen und Kultur=
geſchichte
eingeholt. Der Blick iſt nun frei geworden ſür das
geſamte künſtleriſche Geſtalten der Menſchheit. Dieſes Werk
wäre gewiß nicht möglich geweſen ohne die ſicheren Funda=
mente
, die berufene Spezialforſcher in ſtiller opferfreudiger
Arbeit gelegt haben; aber Woermann hatte als erſter den wahr=
haft
bewundernswerten Mut, die ſchier überwältigende Fülle
der Vorarbeiten zu einem organiſchen Ganzen zu verarbeiten.
Den meiſten Gewinn aus dieſer univerſalen Kunſtgeſchichte
wird zunächſt die ſyſtematiſche Kunſtwiſſenſchaft ziehen können.
Denn nichts dürfte in einer Zeit aufeinanderplatzender Gegen=
ſätze
des kulturellen Lebens für den echten Kunſtforſcher wich=
tiger
ſein, als eine Klärung und Syſtematik der im Kunſtwerk
verkörperten anſchaulichen Bedeutungen. Wie wäre das aber
möglich ohne eine Einſtellung auf den Geſamtumfang der künſt=
leriſchen
Hinterlaſſenſchaft! Wer vermöchte z. B. etwas end=
gültig
Entſcheidendes auszuſagen über den Allgemeinbegriff
Baukunſt, ohne z. B. die großartigen buddhiſtiſchen Tempel=
bauten
von Borobudor auf Java (8.9. Jahrhundert) oder
die indiſchen Monolithtempel in den Kreis der zu vergleichen=
den
Sonderobjekte aufzunehmen? Die ſo oft verſuchte Auf=
gabe
, das Weſen der architektoniſchen Schöpfung irgendwie be=
grifflich
zu beſtimmen, muß angeſichts ſolcher außereuropäiſcher
Denkmäler zu neuen Auslegungen führen, die über die für die
abendländiſche Bauweiſe ſo bedeutſamen Formulierungen
Schmarſows, Wölfflins, Soergels und anderer wieder hinaus=
weiſen
. Mit wenig Worten deutet das Woermann wenn
auch verſteckt in ſeiner glänzenden Charakteriſiik des Tem=
pels
von Borobudor an, wenn er ſagt: Der Tempel von Boro=
budor
gehört nicht ſowohl ſeiner allerdings eigentümlichen und
maſſenhaft großen Bauanlage als wegen der Schönheit ſeiner
zahlreichen, die ganze buddhiſtiſche Lehre widerſpiegelnden Re=
liefbildwerke
zu den Wundern der Welt . . . . Die großartigſte
Geſtaltung, der die Stupa=Idee fähig war. Denn nur eine
Stupa iſt der berühmte Tempel (!) von Borobudor: ein
Außenbau ohne Innenbau (alſo keine Raumſchöpfung); nur ein
künſtleriſch gegliederter und bildneriſch geſchmückter Steinhaufe.
Auch die von der abendländiſchen Begriffsphiloſophie aufge=
ſtellten
äſthetiſchen Geſetze, die das Kunſtſchaffen meiſtens unter
das gerade für unſere deutſche Kunſt ſo verhängnisvolle Diktat
eines Sollens und Müſſens zu ſtellen verſuchten, verlieren in
einem Syſtem der Weltkunſt ihren abſolutiſtiſchen Charakter.
Denn mit der Erweiterung des Geſichtsfeldes über ſämtliche
Kunſtprovinzen der Erde wird man die Inſtanz einer bloßen
Begriffsphiloſophie für künſtleriſche Fragen nicht mehr als
allein bindend anerkennen und ſich mehr und mehr einer An=
ſchauungsphiloſophie
anvertrauen, ohne damit die Bedeutung
einer erkenntnistheoretiſchen Diſziplin der Aeſthetik irgendwie
in Frage zu ſtellen. Im Gegenteil! Gerade die äſthetiſchen
Kategorien werden erſt auf der ſicheren Grundlage einer univer=
ſalen
Kunſtgeſchichte und einer von ihr ausgehenden Kunſt=
wiſſenſchaft
ihren ungemein ſchwankenden Charakter verlieren.
Denn wenn die Aeſthetik die Aufgabe hat, die Grenzlinien zu
beſtimmen zwiſchen dem künſtleriſchen Objekt und der von ihm
ergriffenen menſchlichen Seele, ſo muß erſt die begriffliche Feſt=
legung
der anſchaulichen Bedeutung der künſtleriſchen Geſtal=
tungen
auf einem ſicheren Boden ſtehen. Kunſtgeſchichte und
Kunſtwiſſenſchaft aber werden ſich unter dem Zeichen des Uni=
verſalismus
ungemein gegenſeitig befruchten. Erſt dann wird
ſich die Kunſtgeſchichte erheben können zum Rang einer Kunſt=
gehaltsgeſchichte
(Hamann), nach der die Gegenwart geradezu
mit Ungeſtüm verlangt. Neue Erkenntniſſe werden uns aus
einer univerſal gerichteten Kunſtgeſchichte, wie ſie Woermann
zum erſtenmal zu ſchreiben verſucht hat, in ungeahnter Weiſe
zufließen. Verſagen ja ſchon die für das Janusgeſicht der
abendländiſchen Kunſt geprägten gegenſätzlichen Begriffe Illu=
ſionismus
Expreſſionismus Abſtraktion Einfühlung.
SinnenkunſtSinnkunſt gegenüber der chineſiſchen Landſchafts=
malerei
und der indiſchen Kunſt! So gilt es, unſere für ſo
unbedingt ſicher gehaltenen Kunſtformeln gründlich von ihrem
oft ſo einſeitigen Dogmatismus zu befreien! Es ſei hier nur
kurz hingewieſen auf die lichtvollen, ſchon weit brauchbareren Defi=
nitionen
Strichs) von der inneren Polarität der geiſtigen
Grundkräfte des Menſchen, die ſich in den Syſtemen der Kultur
(Religion, Sittlichkeit, Philoſophie, Geſchichte, Kunſt) aus=
wirken
. Der Wille zur Ewigkeit, die tiefe, niemals erlöſchende
Sehnſucht des Menſchen zur Unſterblichkeit, ſich zu erlöſen von
der Vergänglichkeit aller irdiſchen Erſcheinungen, das allein iſt
Sinn und Ziel einer echten Kultur. Strich weiſt nun auf zwei
polare Möglichkeiten der Erlöſung hin: Die Ewigkeit zu ſuchen
in der Vollendung oder in der Unendlichkeit. Nach welcher die=
ſer
beiden Grundideen ſich der letzte Trieb des Geiſtes richtet,
das entſcheidet den Charakter eines Stils, einer Kultur und ſo=
mit
auch den Charakter der den Stil ſichtbar geſtaltenden
Kunſtwerke. Unendlichkeit und Vollendung ſind aber beide ab=
ſolute
Werte. Wie töricht alſo, den Maßſtab von der klaſſiſchen
Vollendungskunſt (Antike) zu nehmen und Erſcheinungen mit
ihm zu meſſen, die ihrem Weſen nach der Unendlichkeitskunſt
(Romantik) angehören. Hier gilt nur die Möglichkeit des Ver=
gleichens
, nicht aber des abſoluten Wertens! Dem engen Geiſt
ſcheinbar eine unerträgliche Revolutionierung lieb und bequem
gewordener Vorſtellungen, dem freien Geiſt dagegen eine verheiß=
ungsvolle
Erweiterung. Keineswegs kann auch eine Geſchichte der
Weltkunſt als Ausdruck eines naturwidrigen, grau in grau ge=
färbten
Scheininternationalismus angeſehen werden. Das Gegen=
teil
ſtellen wir feſt! Je weiter der Blick, deſto unzerſtörbarer
die Erkenntnis, daß Stärke und Kraft zu den großen bleibenden
Werken der Menſchheit nur aus der diesſeitigen Heimat
quellen. Der heimatliche Boden und die ſeelenhaften Bindun=
gen
im eigenen Volke geben allein die ewige Wegzehrung zum
*) F. Strich: Deutſche Klaſſik und Romantik. Verlag
Meyer und Jeſſen=München‟. Dieſes geiſtig hochſtehende Buc
wird in einem beſonderen Beitrag behandelt ſerden.

Aufſtieg in jene geiſtigen Höhen, denen die ganze Menſchheit
ſelbſt in den primitiven Geſtaltungen der Naturvölker zuſtrebt.
Dem blinden Globetrottertum hat die Menſchheit noch keine
einzige kulturelle Tat von bleibender Wirkung zu verdanken.
Nur wo Volksſeelen und ihre berufenen Deuter geſtalten,
wird Kultur erzeugt. Aber jedes Volk ſteigt auf ſeine eigene
Art, auf ſeine Heimatart zur Höhe. Droben aber, im Reich
des weiten Ueberblicks, im Bezirk der klaren Umſchau reichen
ſich die Beſten die Hand, ganz gleichgültig, von welcher Welt=
gegend
aus ſie ihren Ausgang genommen haben. . . . . Es iſt
nichts als Verirrung, wenn der bildende Künftler zu anderen
Ausdrucksmitteln und Vorſtellungen flüchtet, als die ſind, in
denen er am heimiſchſten ſein kann. (H. Nuch).
Aber auch die Kunſtgeſchichte ſelbſt kenn durch dieſe von
Woermann erſchloſſene Schau auf das gHamte Kunſtſchaffen
nur gewinnen. Das europäiſche Rokoko bleibt z. B. gerade in
ſeinen prickelndſten Schöpfungen ganz unverſtändlich ohne eine
Kenntnis der oſtaſiatiſchen Kunſt. Man braucht ja bloß zu er=
innern
an die ohne chineſiſche Anregungen ganz undenkbare
Porzellankunſt des 18. Jahrhunderts, an die chineſiſchen außer=
ordentlich
ſtimmungsvollen Dachformen europäiſcher Schlöſſer
(Japaniſches Palais in Dresden, Schloß Pillnitz uſw.), an In=
nenräume
à la chinoise (Eremitage=Bayreuth, Schloß Berlin
u. a.), an den Einfluß der chineſiſchen Lacktechnik auf franzöſiſche
und deutſche Möbelkünſtler (Robert Martin=Paris, Stobwaſſer=
Braunſchweig), an den japaniſchen Pavillon im Garten des
Schloſſes Sansſouci, an die Pagode von Chanteloup a. d.
Loire und nicht zum wenigſten im 19. Jahrhundert an den
ſtarken Einfluß des volkstümlichen japaniſchen Farbenholz=
ſchnitts
auf die Maler des 19. Jahrhunderts (Manet, A. Legros,
Fantin Latour, Degas, Whiſtler, Orlik u. a.), der chineſiſchen
und japaniſchen Töpferei, beſonders des Steinzeugs auf die
europäiſche Keramik (Solon, Deck, Delaherche, Krohn, Mutz,
Scharvogel u. a.). Umgekehrt hat man ſich auch im Orient
keineswegs europäiſchen Einflüſſen ganz zu entziehen vermocht.
Man denke an die Gandharakunſt, an türkiſche Moſcheen und an
das jetzt verfallene barocke chineſiſche Luſtſchloß Hiai ki tſin!
Erſtaunt muß man ſich ſchon bei einem flüchtigen Durch=
blättern
der Woermannſchen Kunſtgeſchichte fragen, wie die
Arbeitskraft eines einzigen Mannes zur Bewältigung des
aufgeſtapelten Rieſenſtoffes auszureichen vermochte. Vom
erſten bis zum letzten Band bewundert man in ſteigendem
Maße die überaus ſorgfältige Verarbeitung der bergehoch auf=
geſchichteten
Literatur. Vorbildlich nach allen Richtungen hin!
Selbſt weſentliche Zeitſchriftenaufſätze werden nicht überſehen.
Und zudem iſt keine einzige Zeile etwa in vorwärtsdrängender
Haſt geſchrieben, ſondern in einem edlen, klaren, floskelfreien
Deutſch von einer auf hoher neutraler Warte ſtehenden, kritiſch
wiſſenſchaftlich und ethiſch gleich bedeutſamen Perſönlichkeit.
Wo findet ſich heute der gleichgerichtete kongeniale Politiker?!
Das letzte Kapitel des 6. Bandes iſt den verworrenen Kunſt=
ſtrömungen
der letzten 25 Jahre gewidmet. Wenn ſich einer der
reifſten, von blindem Haß wie von ſnobiſtiſcher Modemitläuferei
gleich weit entfernter Kunſtforſcher über dieſes heikle Thema
verbreitet, ſo dürfen wir gerade dieſen letzten Beitrag in Woer=
manns
Kunſtgeſchichte als ein für alle Parteien gleich wertvolles
verſöhnendes Teſtament einſchätzen.
Wer ſich in dem ſchon labyrinthiſch verworrenen Geflecht
kunſtgeſchichtlicher Forſchung einem jederzeit zuverläſſigen
Führer anvertrauen möchte, der greife ohne Bedenken zur Kunſt=
geſchichte
Woermanns! Vom Allgemeinen, das in Einleitun=
gen
von lichter Klarheit geboten wird, leitet ſie zum Beſonderen,
vom Beſonderen mit pädagogiſcher Meifterſchaft den tiefer
Suchenden zu den oft ſo verſteckt liegenden Quellen der Spezial=
forſchung
. Nur von der immer noch etwas zu ſehr betonten
Schätzung der im Kunſtwerk erſtrebten Naturnachahmung möchte
man noch etwas mehr abrücken.
Kein Volk der Erde kann ſich rühmen eines ſolchen in
ſeiner Geſamtanlage unantaſtbaren literariſchen Schatzes auf
dem oft ſo banauſiſch behandelten Gebiete der Kunſtgeſchichte.
R. Weſt: Entwickelungsgeſchichte des Stils.
Hyperionverlag=München.
Im Anſchluſſe an die große Kunſtgeſchichte Woermanns ſei
noch hingewieſen auf die bis jetzt in 6 vorzüglich gedruckten
Bänden vorliegende Entwicklungsgeſchichte des Stils von
R. Weſt, Hyperionverlag=München, ein Werk kleineren
Umfangs. Iſt Woermann ſozuſagen der unübertroffene
Meiſter eines Rieſenmoſaiks der Weltkunſt, zuſammengeſetzt
aus unzähligen, haarſcharf geſchnittenen Sonderformen, ſo
zeichnet R. Weſt in breiten, aber wirkungsvollen Strichen ein
monumentales Fresko der abendländiſchen Kunſt. Dort das
reife Lebenswerk eines den faſt unüberſehbaren Stoff vor dem
erſtaunten Leſer ausbreitenden, ſcharf diſponierenden und glie=
dernden
Gelehrten, hier die treffſichere Leiſtung eines glänzend
ſchreibenden Eſſayiſten im beſten Wortſinn. Die Bücher von
N. Weſt werden, ganz abgeſehen von ihrem literariſchen Wert
wegen ihres handlichen Formats und ihrer vorzüglichen Aus=
ſtattung
*), nicht zum wenigſten aber wegen ihrer relativen
Billigkeit bald eine große Leſergemeinde finden. Trotz eines
geringen Aufwandes von Einzelheiten werden von R. Weſt
kulturgeſchichtliche Bilder von zwingender plaſtiſcher Anſchau=
ungskraft
entworfen und vor dieſe farbigen Folien die Haupt=
kunſtwerke
des Abendlandes geſtellt. Das verleiht der groß=
zügigen
Darſtellung eine leuchtende Brillanz, ohne daß dadurch
etwa, das eigengeſetzliche Evolutionsprinzip der künſtleriſchen
Erſcheinungen, das in einer Kunſtgeſchichte gegenüber den
außerkünſtleriſchen Faktoren (Milieutheorie!) ſtets Anrecht auf
primäre Geltung zu beanſpruchen hat, in den Hintergrund ge=
drückt
wird. Deutlich verſpüren wir ſchon in dieſen ſchmucken
Bändchen den zunächſt noch mit etwas feuilletoniſtiſchen Mit=
teln
unternommenen, aber geglückten Verſuch, ſtatt einer trocke=
nen
Kunſtwerkgeſchichte eine lebendige Kunſtgehaltsge=
ſchichte
zu geben. Gleich die erſten Seiten des erſten Bandes
feſſeln den Leſer durch die ſtark anſchauliche, große Zuſammen=
hänge
mit wenig Worten umreißende Sprache. Nur auf ein
paar Seiten wird hier die kretiſch=mykeniſche Kunſt behandelt.
Und doch erheben ſich bei aller Kürze der Darſtellung ſofort vor
den Augen des Leſers die rieſigen, labyrinthiſch angelegten,
farbenprächtigen Paläſte dieſer noch in dunkle Rätſel gehüllten
Zeit inmitten einer ſonnigen, meerumrauſchten Landſchaft. Eine
Erweiterung der Entwicklungsgeſchichte der Stile von R. Weſt über

**) Ich möchte beſonders auf folgende prachtvolle und zu=
dem
meiſt unbekannte Bildproben hinweiſen: Porträtkopf des
Maximinus Thrax, Kapitell und Kämpfer aus San Vitale=
Ravenna, Kapitelle aus San Marco=Venedig und San Apollinare
Nuovo=Ravenna, Iriſche Miniatur aus dem Book of Kells,
Baſilika von Paulinzelle, Inneres von Sta Croce in Florenz,
des Straßburger Münſters, der Kathedrale von Pontigny, der
Sainte=Chapelle=Paris, Chorſchranken und Kanzel aus S.
Miniato=Florenz, Portal der Liebfrauenkirche=Trier, Inneres
der Franziskanerkirche=Salzburg, Tulpenkanzel aus dem Frei=
berger
Dom, Entwurf Hans Hubers für die Kirche Schöne
Maria in Regensburg, Nordportal der Chemnitzer Schloßkirche.

die abendländiſchen Kunſtprovinzen hinaus würden wir begrüßen.
Denn der Verfaſſer oder vielmehr die Verfaſſerin, da ſich hinter
dem Pſeudonym ein adliger Frauenname von beſtem Klang
verbirgt, hat ſich das ſo unumgänglich notwendige methodiſche
Rüſtzeug in ſtrenger Schulung erworben und iſt mit den ſo ſel=
tenen
feinfühligen Organen der künſtleriſchen Erſcheinung gegen=
über
ausgeſtattet, um dies Wagnis unternehmen zu können.
Unſere kunſtgeſchichtliche Literatur kann ſo geiſtvolle aufklärende
Zuſammenfaſſungen auch noch neben der in ihrer Art allerdings
nicht erſetzbaren Woermannſchen Kunſtgeſchichte gut vertragen,
zumal wenn der Sinn für die univerſale Kunſtgeſchichte von Per=
ſönlichkeiten
von ausgeſprochener Eigenart geweckt wird.*
Wer nicht von dreitauſend Jahren
Sich weiß Rechenſchaft zu geben,
Bleib im Dunkeln unerfahren,
Mag von Tag zu Tage leben,
(Buch des Unmuts. Goethe).
Dr. Zeh=Heppenheim a. d. B.

*) Auf leicht zugängliche, billige und beſonders illuſtrativ
gut ausgeſtattete Hilfsmittel, einen Einblick in außereuropaiſches
Kunſtſchaffen zu gewähren, wird in einem beſonderen Beitrag
hingewieſen werden.

Meiſter der Farbe.
Jahrgang 1923, Heft 1. Verlag E. A. Seemann in Leipzig.
* Es muß dem Leipziger Verlag Seemann außerordentlich
hoch angerechnet werden, daß er das vor dem Kriege begonnene
Unternehmen erfolgreich fortſetzt, in einer geradezu meiſterhaften
Weiſe und tertlich objektiv führend, die Größen der deutſchen
und ausländiſchen Kunſt, beſonders der Malerei, der Oeffentlich=
keit
näher zu bringen und gleichzeitig damit die Möglichkeit zu
geben, für einen immerhin noch erſchwinglichen Preis ſich Kunſt=
werke
zu verſchaffen, die, wenn ſie guch Reproduktionen ſind, nicht
nur einen ausgezeichneten Zimmerſchmuck darbieten ſollen, ſon=
dern
die auch als Mappenwerk unendlich viel zum Verſtehen der
Kunſt und zur Erweiterung künſtleriſcher Kultur beitragen, da=
durch
, daß ſie das Erkennen erleichtern, was gute Kunſt und was
verdammenswerter Kitſch, und alles Unkünſtleriſche und Ge=
ſchmackloſe
ſo von ſelbſt aus dem deutſchen Heim verbannen. An
dem Unternehmen arbeiten hervorragende deutſche Kunſtſchrift=
ſteller
mit, und die Tatſache, daß der Verlag nicht ausſchließlich
die Vertreter einer Richtung zu Wort kommen läßt, bietet Ge=
währ
dafür, daß die Führung in Dingen der Kunſt objektiv iſt,
daß ſie zwar einführt und wichtige Fingerzeige gibt, daß ſie aber
peinlichſt vermeidet, für irgendeine Richtung zu propagieren, und
dem eigenen Geſchmack und dem eigenen Kunſtempfinden genü=
gend
Spielraum zu ſelbſtändiger und ſelbſttätiger Entwicklung
läßt. Die neue Folge 1923, deren erſtes Heft jetzt vorliegt,
bringt einen ſehr bemerkenswerten Aufſatz von Dr. Otto Holtze,
der an Hand von fünf Reproduktionen von Gemälden von Curbet,
Manet, Corinth, van Gogh und Rohlfs über die Etappen der moder=
nen
Malerei ſpricht. Er verbreitet ſich zunächſt über den franzöſiſchen
Impreſſionismus und deſſen Uebernahme in die deutſche Kunſt=
betätigung
, um dann zum Expreſſionismus überzugehen, als
deſſen reifſter Vertreter Rohlfs anzuſprechen iſt. Er ſpricht aller=
dings
von einer Befreiung von altgermaniſchem Inhalt und
von Schranken und neigt ſtark zur ganz modernen Generation,
immerhin iſt auch dieſer Aufſatz ſo, daß er nicht eine einſeitige
Information darſtellt. Die Reproduktionen ſelbſt ſind gleichwie
die in den erſten Jahrgängen ganz ausgezeichnet und man iſt der
farbigen Wiedergabe der Originale ganz erſtaunlich nahe. Vor
allem geben ſie, und das iſt das Wichtigfte bei den Reproduktio=
nen
, reſtlos den farbigen Gehalt der Originale wieder, den ſonſt,
da die meiſten Stücke ſich in den Muſeen befinden, nur wenig
Sterbliche kennen lernen würden. Dazu kommt, daß die Auswahl
der Stücke unbedingte Zielſi herheit und das Sichere dafür ver=
rät
, welche Werke den Künſtler am beſten repräſentieren. So iſt
Guſtave Curbet mit ſeinem Steinklopfer aus der Dresdener
Galerie, Eduard Manet mit Frühſtück aus der Münchener
Galerie, Lovis Corinth mit der auffallend ſtarken und packenden
Kreuzabnahme aus dem Leipziger Muſeum der bildenden
Künſte, Vincent ban Gogh mit einem ſehr farbigen Blumenſtück
aus der Hamburger Kunſthalle und Chriſtian Rohlfs mit dem
Patroklitum in Soeſt aus Privatbeſitz vertreten.
M. St.

Buchanzeigen
Das Schiebsrichterbuch. Von S. Roſenberger (Süddeutſchland)
und A. Hofſchneider (Norddeutſchland). Verlag Dieck & Co.,
Stuttgart.
Neue Wege und Ziele in der Anleihewirtſchaft der Kreiſe, Städte und
Gemeinden. Erfahrungen und Verbeſſerungsvorſchläge eines Prak=
tikers
unter beſonderer Betonung kaufmänniſcher Grundſätze. Von
W. Hokamp, Stadt=Bureauinſpektor in Hamm (Weſtf.).
(Carl Malcomes Verlagsbuchhandlung, Nieder=Ramſtadt bei
Darmſtadt, 1923.)
Biochemiſche Tagesfragen, herausgegeben von Profeſſor Dr. W. Küſter,
Stuttgart. Band I: DerMenſchund die Hefe, von Profeſſor
Dr. W. Küſter, Stuttgart. (Stuttgart 1923. Wiſſenſchaftliche Verlags=
geſellſchaft
m. b. H.)
Der Wanderer im Rieſengebirge. Organ des Rieſen= und Iſergebirgs=
Vereins; monatlich 1 Heft. Preis 150 Mk. Verlag Wilh. Gottl. Korn,
Zeitſchriften=Abteilung, Breslau 1, Schuhbrücke 84.
Das trunkene Jahr. Roman von Heinrich Lilienſtein. In Halbleinen=
band
9000 Mk. Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung Nach=
folger
, Stuttgart und Berlin.
Die Beſchwerden der ungariſchen Minderheit in Rumänien. Mit Rück=
ſicht
auf den zwiſchen den alliierten und aſſoziierten Hauptmächten
und Rumänien in Paris am 9. Dezember 1919 abgeſchloſſenen Vertrag
über den Schutz der Minderheiten I. (19191922.) (Verlag des zur
Unterſtützung des Völkerbundes gebildeten Ungariſch=Székler=Vereins
22).
Urſprung und Ziel des franzöſiſchen Einbruchs in das Nuhrrevier von
Graf Max Montgelas, Zentralverlag, G. m. b. H., Berlin W. 35.
Grundzahl 0,50 Mk. mal Schlüſſelzahl des Börſenvereins.
Ernährung und Pflege des Säuglings. Ein Leitfaden für Mütter und
zur Einführung für Pflegerinnen unter Zugrundelegung des Leit=
fadens
von Pescatore, bearbeitet von Dr. Leo Langſtein. Grund=
zahl
1,2. (Verlag von Julius Springer, Berlin.)
Handbuch für deutſche Frauenkleidung. Zeitſchrift des Verbandes für
deutſche Frauenkleidung und Frauenkultur. (Verlag Otto Beyer,
Leipzig.
Ferrucio Buſoni, Von der Einheit der Muſik, von Dritteltönen und
junger Klaſſizität, von Bühnen, Bauten und anſchließenden Be=
zirken
. 384 Seiten mit 4 Originalzeichnungen und einem Verzeichnis
ſeiner Werke. (Max Heſſes Verlag, Berlin W. 15.)
Das rätſelhafte Deutſchland von Oskar A. H. Schmitz. (Verlag Georg
Müller, A. G., München.)
Oskar A. H. Schmitz: Das Dionyſiſche Geheimnis, Erlebniſſe und Er=
kenntniſſe
eines Fahnenflüchtigen. (Verlag Georg Müller, A.=G.,
München.)
Mörder und Träumer. Drei ſzeniſche Dichtungen von Alfred Wolfen=
ſtein
. (Verlag: Die Schmiede, Berlin.)
Oskar A. H. Schmitz: Haſchiſch. Erzählungen. (Verlag Georg Müller,
A. G., München.)

Ver aniwortlſch: Max Sireeſ=

[ ][  ]

Rr

Darmſtädter Tagblatt
Handel und Wandel in Heſſen.
* Schrammſche Lack= und Farbenfabriken A. G. in
Offenbach. Die Generalverſcmmlung genehmigte den Abſchluß, wo=
nach
aus einem Reingewinn von 14,58 Millionen Mk. (im Vorf. 1,32
Millionen Mk.) 40 Prozent Dividende verteilt werden. Für das lau=
fende
Geſchäftsjahr wird unter dem üblichen Vorbehalt ein befriedigen=
des
Ergebnis in Ausſicht geſtellt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Reichelt=Metallſchrauben A. G., Berlin. Die a. o.
Genearlverſammlung beſchloß die Erhöhung des Grundkapitals um
25,6 Millionen auf 40 Millionen Mk. Stammaktien. 16,8 Millionen
neue Stammaktien mit Dividendenberechtigung ab 1. Januar 1922 über=
nimmt
ein Konſortium unter Führung der Deutſchen Bank zu 300 Pro=
zeuit
mit der Verpflichtung, den Aktionäven auf eine alte Aktie zwei neue
Aktien zum gleichen Kurſe anzubieten, die Bezugsrechtsſteuer begleicht
die Geſellſchaft aus dem Reigewinn. Die reſtlichen 8,8 Millionen neuen
Stammaktien nehmen erſt ab 1. Januar 1923 an der Dividende teil
und werden von dem Konſortium zu 100 Prozent übernommen mit der
Verpflichtung, ſie nach der Weiſung des Vorſtandes zu vevwerten.. Das
Stimmrecht der beſtehenden 6 Millionen Mk. Vorzugsaktien wird vom
1fachen auf das 4fache erhöht.
Anhaltiſche Kohlenwerke A. G. Die Verwaltung be=
antragt
die Verteilung einer Dividende von einer Goldmark, wobei ein
Zehnmarkſtück mit 10 000 Mark gerechnet wird, gleich 100 Proz. Papier=
mark
, gegen 20 Prozent im Vorjahre.
* Hirſch Kupfer und Meſſingwerke A. G., Berlin.
Die Geſellſchaft beantragt aus einem Uebevſchuß von 188 759 076 Mill.
(i. V. 16 524 840 Mill.) Mark eine Dividende von 200 Prozent gegen
15 Prozent im Vorjahre. Die Dividende entſpricht einem Betrag von
0,4 Goldmark pro Aktie.
HamburgAmerika=Linie, Hamburg. Die Geſell=
ſchaft
ſchlägt eine Dividende von 10 Prozent, wie im Vorjachre, vor;
außerdem einen Bonus von 20 Prozent für Beſitzentwertung. Der
Reingewinn beträgt 95,46 Millionen gegen 29,49 Millionen Mark im
Vorjahre.
* Vereinigte Strohſtoff=Fabriken Dresden A. G.
Die Geſellſchaft ſchlägt eine Dividende von 60 Goldpfennigen, berechnet
nach einem Dollarkurs von 21 000 Mk. gleich 300 Prozent gegen 40
Prozent im Vorjahre vor.
* Geſellſchaft für Lindes Eismaſchinen A. G.
Wiesbaden. Die Vervaltung ſchlägt eine Dividende von 1 Gold=
mark
gleich 5000 Papiermark vor gegen 25 Prozent im Vorjahre.
*
* Rütgerswerke A. G. Die Generalverſanrmlung geneh=
migte
die bekannten Verwaltungsanträge: 20 Prozent Dividende und
Kapitalserhöhung um 200 auf 300 Millionen Mk. Den Aktionäven
wird ein Bezugsrecht 5: 1 zu 500 Prozent, frei von Bezugsrechtsſteuer,
gewährt. Neu iſt. daß die Vorzugsaktien (100 Millionen) erhöhte kumu=
lative
Dividende haben ſollen nach dem Jahresdurchſchnitt des Reichs=
bankdiskonts
, mindeſtens aber 6 Prozent.
* Ilſe Bergbau A. G., Grube Jlſe, Niederlauſitz.
Die Generalverſammlung genehmigte die 100 Prozent Dividende auf
100 Millionen Mk. alte, 50 Prozent auf 40 Millionen Mk. neue Stamm=
aktien
und 20 Prozent auf die Vorzugsaktien.
Lübeck=Büchener Eiſembahngeſellſchaft, Lübeck.
Die Geſellſchaft beantragt 8 Prozent Dividende wie im Vorjahr.
h. Mannheimer Getreide=Inſtitut. Wie im Berlin,
Frankfurt a. M., Hamburg und Breslau iſt auch in Mannheim die
Gründung eines Getreide=Kreditünſrituts in Vorbereitung, das mit
einem Grundkapital von einer Milliarde Mark ausgeſtatdet werden ſoll.
Ein Teil der Aktien ſoll vom Mannheimer Getreidegroßhandel gezeichnet
werden; ferner beabſichtigt man, die Mannheimer Bankinſtitute für die
Bildung eines Finanzkonſortiums und ihre Vertreter für den Eintritt
i den Aufſichtsrat zu gewinnen. Ein Teil der auszugebenden Aktien
foll für ausrärtige Firmen freigehalten werden. Bezweckt wird die
Finanzierung des heute außerordentlich große Mittel beanſpruchenden
Getreidehandels und Erleichterung ſeines Wechſeldiskonts.
Ed- Abſchluß der Hapag. (Priv.=Tel.) Der Aufſichtsrat
der HamburgAmerika=Linie hat beſchloſſen, der Generalverſammlung
für das Geſchäftsjahr 1922 die Verteilung einer Dividende von 10 Pro=
zent
, ſowie einer Vergütung von 200 Progent für jede Aktie für die

ier Dde den Abſchmeibungen auf Fahrzeuge. . mch Abaug
wvie der Anleihezinſen ein Ueberſchuß von 95,45 (29,49) Millionen Mk.,
von dem 4,49 (1 47) Millionen Mk. dem geſetzlichen Reſervefonds, und
33,03 (3,092) Millionen Mk. der Steuerreſerte zugefuhrt, ſowie 54 (18)
Möllionen Mk. Dividende auf das mir 180 Millionen Mk. unverändert
gebliebne Stammkapital ausgezahlt werden ſollen. Ob die Inhaber der
mit der Hiimburg=Südamerikaniſchen Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft aus=
getauſchten
100 Millionen Mk. 6proz. Vorzugsaktien wieder auf die
Dividendenzahlung verzichtet haben, wird wohl noch bekgnnt gegeben

DnPersdra

werden. Das Jahresergebnis dieſer größten deutſchen Reederei, die
ſchon wieder mit einem ſtattlichen Schiffspark arbeitet, für das vergan=
gene
Jahr iſt im großen und ganzen als recht befriedigend zu be=
zeichnten
. Die Intereſſengemeinſchaft auf den Hauptlinien, nämlich von
Hamburg nach Neu=York und nach Südamerika, mit den Harriman=
Linien hat ſich weiter gut bewährt. Die beiden noch in dieſſem Jahre
fertig werdenden 20 000 Tonnen=Paſſagierdampfer Albert Ballin und
Deutſchland werden der Reederei neue wertvolle Verdienſtmöglichkeiten
zuführen.
Warenmärkte.
wb. Berliner Produktenbörſe. Die erhebliche Be=
feſtigung
der amerikaniſchen Märkte wirkte auf die hieſigen Produkten=
preiſe
nicht abſchwächend, weil der große Vorrat an amerikaniſchem
Weizenmehl eine Preisbeſſerung für Weizen nicht aufkommen ließ; die
Mühlen halten mit Käufen in Weizen zurück. Auch für Roggen fehlte
es an Unternehmungsluſt. Die Reichsgetreideſtelle war als Käuferin
vorſichtig und bot eher niedrigere Preiſe als geſtern. Gerſte und Hafer
hatten ruhiges Geſchäft. Mais blieb bei befeſtigter Haltung ,ſtill.
Futterſtoffe waren gleichfalls ruhig.
R.3
Horſen.
* Frankfurter Börſe vom 12. April. (Eigener Bericht.)
Bei etwas lebhafterem Geſchäft verkehrte die heutige Börſe in wenig
veränderter Haltung, das Kursbild war ungleichmäßig, jedoch war die
Grundtendenz ziemlich feſt. Das Hauptinterefſe beſtand auch heute wie=
der
für öſterr. Bankaktien, bei denen die Abſchlußziffern Anregung
geben. Die Aktien werden in großen Beträgen bei im Freiverkehr zeitveiſe
ſtürmiſchem Geſchäft umgeſetzt. Daneben beſtand lebhafte Nachfrage nach
einigen deutſchen Bankaktien, von denen beſonders Darmſtädter Bank
und Diskonto zu ſteigenden Kurſen aus dem Markt genommen wurden.
Stark geſteigert wvurden aber vor allem Berliner Handels=Gefellſchaft,
die zur Nokiz bereits 3500 % gewannen, nachbörslich dann mit 90000 %
weitere 4000 % höher gehandelt wurden.
An den Schwankungsmärkten waren weſtliche Montan=
aktien
abgeſchwächt und büßten 15000 % ein, nur Mansfelder waren
verhältnismäßig behauptet, dagegen lagen Oberſchleſier feſt, Caro ge=
wannen
6500 %, Oberbedarf 3500 %, Laurahütte 3750 %.
Chemieaktien lagen vorwiegend abgeſchwächt, nur Elberfelder
und Rhenania behauptet, die Kurseinbußen gingen nicht über 2000 .
Auch von elektriſchen Aktien nachgebend, A. E. G. 1. 3000 %,
Lahmeher I. 1200 %, Licht u. Kraft I. 1500 d. Elektr. Lieferung
I. 1900 %, dagegen waren feſter Bergmann pl. 4500, Felten pl. 1600 %o,
Reiniger pl. 900 %. Von den Nebenwerten recht feſt Emag pl.
1500 % rat. auf Gerüchte eines günſtigen Abſchluſſes und einer Kapitals=
erhöhung
.
Von Maſch.= u. Metallaktien lagen beſonders feſt. Hirſch
Kupfer auf den guten Abſchluß, pl. 6000 %, Moenus pl. 1800 %, Karls=
ruher
pl. 900 %, die übrigen Werte waren kaum verändert, nur Jung=
hans
ſchwach /. 3800 %.
Am Bankaktien=Maukt handelte man öſterr. Credit mit
18700 bis 19300, dann ſchwächer bis 17 600 %, pl. 3750 %, Wiener
Bankverein 14 500 bis 13 500 %, pl. 2350 %, Unionbank pl. 5750 %.
Von deutſchen Bankaktien gewannen Diskonto 3800 %, Dresdner Bank
2500 %, Darmſtädter Bank 2400 %, Metallbank feſt nach dem Bezugs=
rechtsabſchlag
pl. 2000 %, Commerz= u. Privatbank pl. 2000 %, Mittel=
deutſche
pl. 1200 % und Effektenbank ſtark gefragt pl. 1000 %.
Am Einheitsmarkt war die Haltung geteilt; nennenswerk
höher Jetter u. Scherer pl. 14 000 %, Goldenberg pl. 12000 %, Albert
pl. 3400 %, Bad. Maſch. pl. 2000 %, Badenia pl. 1000 % Bremer Oel
pl. 2500 %, Emaill Ullrich pl. 4000 % rat. Berlin=Frankfurter Gummi
pl. 1400 %, St. Ingbert Leder pl. 3100 %, Leder Spicharz pl. 2000 %,
Meguin pl. 2500 % Dürr Röhren pl. 2000 % rat., Fraukenthaler Schnell=
preſſen
pl. 2000 %, Schramm Lack pl. 5000 %, Tellus pl. 1750 %,
Voltohm pl. 1400 %, dagegen gaben nach u. a. Baſt 3000 %, Eiſen=
meher
2500 %, Ganz 2900 %, Frankfurter Gas 1500 %, Lutz 2000 %,
Philipps 3000 %, Kammgarn Kaiſerslautern 2000 %, Deutſche Verlag
3300 %.
Valutawerte waren heute zurückhaltend und leicht abge=
ſchwächt
, lebhafter waren nicht abgeſtempelte Ungarn, Goldrente zirka
86000 % und Kronenrente zirka 9200 %. Abgeſtempelte öſterr. Gold=
rente
wurden heute mit 23 000 % notiert, alſo 50 000 % unter der letzten
Notiz für nicht abgeſtempelte Stücke.
Im freien Markt waren die Kursveränderungen nur wenig be=
deutend
, man hörte u. a. Api 21 500 %, Baldur Piano 10 000 %, Becker
Stahl 18 000 %, Becker Kohle 16 500 %, Benz 19000 % Chamotte u.
Quarz 3000 %, Elberfelder Kupfer 17 000 %, Emelka 7300 % Gummi
Neckar 3300 %, Hanſa Lloyd 11 500 %, Knodt Metall 11 500 %, Kreich=
gauer
3200 %, Krügershall 25 000 %, Laſtauto 11000 %, Mez Söhne
12000 % Petroleum 38 000 %, Tiag 7500 %, Ufa 12000 %, Entre=
priſes
115 000, Diamond Shares Frankfurter Stücke 150 000, Berliner
Stücke 138 000. Memeler Zellſtoff waren nach der ſtarken Hochbewegung
heute mit 110115 000 % eher angeboten.

13. April 1923 Nr. 104

Frankfürter Abend=Debiſen vom 12. April. Polen=
noten
49 75 Dollarnoten 21 150. Deviſe: Belgien 1210 Holland 8260,
London 98 000, Paris 1405, Schweiz 3850, Italien 1060, Netv=York
21 100. Tendenz: ſtill.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Die Effekten=
börſe
war gut angeregt durch die ſtarke Steigerung von Kattowitzer und
Laurahütte, die auf Fuſionsgerüchte 98 000 bezw. 53 500 erreichten; an=
dere
oberſchleſiſche Werte waren kräftig mit aufwärts gezogen. Die
Veränderungen auf den anderen Gebieten waren weniger erheblich und
überſtiegen nur vereinzelt 2000 Prozent. So gewannen Felten und
Guilleaume ſowie Bergmann 5000 Prozent, von Metallwerten Hirſch
Kupfer auf Abſchluß 3000 Prozent. Für Bankaktien zeigte ſich gute
Meinung. Namhafte Beſſerungen erfuhren Berliner Handelsgeſellſchaft,
Commerz= und Privatbank, Darmſtädter Nationalbank. Diskontogeſell=
ſchaft
und Dresdener Bank. Auch öſterreichiſche Kreditaktien ſetzten ihre
Aufwärtsbewegung fort. Schiffahrtsaktien waren vernachläſſigt.
Valutapapiere waren im allgemeinen behauptet. Am Induſtrieaktien=
markt
konnten ſchließlich die höchſten Kurſe nicht voll behauptet werden,
obwohl die Grundſtimmung unverkennbar feſt blieb.
w. Deviſenm ekt. Frankfurt a. M., 12. April.

K
Brief
Geld A
Gelb
Briei Antwerpen=Brüſſel .........! 197. 3. 121145 1220 55 Holiand .. . . . . .... ......... 8½49 30 8209.70 8246.3 8288.15 London ...................." 98097.20 98570.80 98079 20 98540.80 Paris ... . . .. ...... . ........ 94. 1411. 404. 1411. Schweiz..... . . . . . .. .. ... ... 849.35 3868.
3840.35 3850 65 Spanien ................... 19.45 32335 5 3284.40 3240.60 Italien ...................." 1947.35 1052.65 1846.40 1051.66 Lifſabon=Oporto. . . . . . . . . . . . .
Dänemark ... . .. . . . . . . . .. . .."
4003.95 4024.05 3999. 4010. Norwegen .................. 3742.5 801.! 3781.50 3790.50 Schweden .......... ........" 559 5619. 5593.3 5624.35 Helſingfors ................. 3 574.45 574.55 577.45 New=York .................." 21097.10 21232 21072 21177.80 Deutſch=Oſterreich (abg.) . . . . . . 29.47 29.61 9.50 29 6 Budapeſt .. . . . . . . . . . . .. . . .. 4.73 8 4.76 * 4.73 8
4.76 Prag ......................" 628 40 631.60 65 Agram. . . . . . . . . . . .. .. .. .... 209.45 21055 21. 35 215.55

w. Deviſenmarkt. Berlin

12. April Telegr. Auszahlungen für:
II. April.
KFfe

Geid

Briei.

B0fe
Brief.

Amſterbam=Rotterdam .. . . . . 280.65 8239 35 8280,65 Brüſel=Antwerpen .......... 1.
94.02 1246.57 1213.03 Ehriſtiania . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3799.48 3777.53 3796.47 Kopenhagen ................ 3999.97 3992 49 4812.51 Stockholm ......... ........." 5593.43 *2.
5621 558 5616.51 Helſingſors ....... .. ..... ... 57007 180.45 Italien. .. . .... .. .... . ......" 1044 88 1050 1043 1949.12 London .......... .. ... ..... V 98370.32 25 965
79.32 Rewz=Ysrk .... . . . . . . . . ... ... 2.
939 6 211 21 21.
7.33 Paris .... . . . . . .. . . . . ... .... 406. 1402.48 1409.52 Schweiz.. . . . . . . . . . . . . . ... .." 5.3
38 3864.64 * 8.
54.6. Spanien ..................." 3219 93 8236.07 3236.07 Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.). 29.62 23.78 2 29.86 rag . .................... 527.92 627.32 631.08 Budapeſt ... . . . . . . .. . . . .. . .." 4.66 470 4.67 Buenos=Aires .. .. ...... .. . .. 7698.20 7736.80 78 7741.81 Bulgenien .................." 160.8 161.16 168.08 5 52 Japan ......... ...... ...... 9975. 10325. 9975.- 10925 Rio de Janeiro ............." 2244.37 2255.63 2244.37 263.63 Belgrad. . . . . . . . . . . . .. .. .... 212 96 214.04 2

Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)

Aktiengeſ. für Anilinfr.
Aſchaffenburger Zellſtoff. 44809.
Ausgb.=Nürnb. Maſch..
Ber..=Anhalt=Maſchinen /3.
Bk. f. Elektr. W. vorzug,
Bismarckhütte ..
....
Braunkohlen=Brikett ..."
Bremer Vulkan .. . . . . /76089.
Wolle. ... . . . . . . .
Chem. Heyden ........."
Weiler .........
Deutſch=Atlant. Tel.. . ..
Deutſche Maſchinen ...
Deutſch=Niedld. Tel. . ...
Deutſche Erdöl ........
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke
.
Dt. Waffen u.
nitiot
Donnersmarckhütte . . . . /05063.
Dynamit Nobel ........
Elberfelder Farben ....
Elektr. Lieferung .......
R. Friſter .............
Gaggenau Vorz. .. . . . . 129506.
Gelſenk. Gußſtahl ..... . .
Geſ. f. elektr. Untern. .
Halle Maſchinen .. . . . . . 52000.


Darmſtägter und Nattonalvank, Kommanoit=Geſeuſchaft auf untien.

10.4 12.4. 8. 37500. 26900. Han. Maſch.=Egeſt.. . . .. 125000 47500. Hanſa Dampfſch.. . . . . 4900. 19100. 3. 160. Hemoor Zement .....! 000. 93. 34509. Sirſch Kupfer. ....... . 5008. 27590. 30500. Höſch Eiſen .........." V Hohenlohe Werke ..... 69069. 70g00. Nahla Porzellan ...... 390 80090. Lindes Eismaſch.. . . . . . 090. 5600 205006 Lingel Schuh ......." 8200. 7500. inke & Hofmann ...." 3530. 088. L. Loewe E Co. ....! ae 41000. C. Lorenz ............ 23300. 24690. Meguin......... . . . . Niederlän
he Kohle.! 32048. 82900. Nordd. Gummi .... . . . 138000. 37500. Orenſtein.
.... 162064. 15900 Rathgeber
ggon. .. 1 Rombacher Hüttten .. . 500 B. Roſitzer Zucker ....... 9. 2 050. *. kütgerswerke. . .. . . . ." 50.1: 29500. Sachſenwerk. . . . . . . . . 15569. 15880. z- hſiſche Gußſtahl ...!" 6t000. 14030. 14,00. mens Glas.... 47000. 32039. Volkſtedter Porzell 37406. 00. 27108. Beſtf. Eiſen Langendreer 18008. 16550. Wittener Gußſtahl .... 49090. Wanderer=Werke .... .. 46500.

2 I.
2500
33500.
2.
*
S1400-
24500.
1098.

850ſ
12000.
M.
64009.
600.
3 250.
20069.
28060.
6.
37900
5750.
M.-

9.
48000.

Frankfurter Kursbericht vom 12. April 1923.

Europäiſche Staatspapfere.
a) Deutſche
5e Reichsanleihe. . . . . . . . . . . .
43
.

3½%
....
4½2 IV. und V. Schatzanweiſ.
2%0 VI.TK.
rämienanleihe ..... ....
J Preuß. Konſols ........."
-
3½½
........."
Bad. Anl. unk. 1935... . . .
v. 1907.....
%
2 Bayern Anleihe .........

8½
z Heſſen unk. 1924 ........
La ....
.............."
47 Württemberger ........."
b) Ausländiſche.
5½ Bosnien L.=E.=B. v. 1914
. L.=Inveſt.=Ank.v. 1914
½% v. 1802.. . . . . . ....
....... . .... ...... .
*
2
ulgar. Tabak 1902 ... ..
37 25 Griech. Mo
vol .. ...."
Oeſt. Staatsrente v. 1913
4½
b 1918 ................
weiſ., ſtfr.
½%0 Oeſt. Schatz
v. 1914 ................."
4½ Oeſt. Goldrente .. . ....."
4% einheitl. Rente ....."
B. Rum. am. Rente v. 03 ...
Goldrente v. 13 ...
½%
am. . konv. ... ."
*
v. 06 ..."
(*

10. 4.
69.75
160.-
665.
4350
3
9.
*
72.
125.
260.-
133.
110
11

15800.
(150.
45 000.
8200.

12.4
89.75
1160.
N.
60.

95.
11
117.
118.

16900.
6650.
9000.
15800.
23 000.

20 Türk (Admin.) v 1903 ...
(Bagdab) Ser. I.."
II..
v. 1911, Zollanl. ..
½% Ung. Staatsr. v. 14....
Goldrente .......
2
Staatsr. v. 10....
Kronenrente .....
2.
Außerenropäifche.
Mexik. amort. innere. . . .
konſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04. ſtfr. . .
konſ. innere ......"
½% Irrigationsanleihe.
w Tamaulipas, Serie 1 ...."
Oblig. v. Transportanſt.
Eliſubethbahn ſtfr.. . . ."
/o Gal. Car: Ludw Bahn".
½% Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
6%0 Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
6%Neue
Oeſt. Staatsb. v. 1888 ...
* Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
9. Em ..."
%o

8600.
16400.
6500.
50 600.
46 500.
6850
38 250.

16400.
6500
6300.
48000.
36 660.
37 750.

300 000

200 000.

4325.
36 00.
37500.
800.
38 000.
6000.
59 100.

155 000.
298 500.

202000.
1200 000.
3800.
4200.
37 230.
500.
41500.
7500.
59 900.

Oblig. v. Transportanſt. (Stſ.)
3% Oeſt. Staatsb v. 1885 ...
230 Oeſt Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 ...
49 Rudolfb. (Salzkammerg.).
o Anatolier I............
Salon Conſt. Jonction. . .
Salonique Monaſtir ....."
b
Tehuantepee . .........."
...-
4½%
Bfandbriefe.
Frankf. Hyp.=Bank 1920...
*8.
330
...
rankf. H. Trd.=Ver. 19:
*2
Mein. Hyp.=Bank 1922 ...
1922 ...
fälz.
Rhein.
1923 ...
verl. ...
üdd. Boden=Cred.=Bank
München 1906 ..........!
2 Heſi. Ldhhr.=Bank Pfdbr.
3½% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4½ Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl.,..
Deutſche Etädte.
426 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½% Darmſt. v. 1905 ..... ..
Frankfurt v. 1913... . . ..
v. 1903.......
)
4%o Mainz. v. 1919 bis 1926..
Bank=Mktien.
Bank für Brauinduſtrie .. . . .
Barmer Bankverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank .............."
DeutſcheEffekten= u. Bechſelbank
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft . ... . . . ..
Dresdener Bank ............"
Frankfurter Bank ..........."
Metallbank. .. .. . . . . . ... ....
Mitteldeutſche Ereditbank ....."
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ..
Reichsbank=Ant. ..........."
Rhein. Ereditbank ...........
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Viener Bankverein ........."
Bergwerks=Altien.
Berzelius.................."
Bochumer 2
gb. .. . . . . .. . ..
Buderus.. ... . . . . .. . . . . . . . . .
Dt. Luxemburger ............
Eſchweiler Berawerks=Akt.... .
Gelſenkirchen Bergw. ........
Harpener Bergbau ..........
Kaliwerke Aſchersleben ......
Weſteregeln ......."
Lothringer Hütte .. . . .. . .....
Mannesmann Röhren.... . . ..
Mansfelder .... . .. .........."
Oberbedarf .. . . . . . . . . . ....."
Oberſchleſ. Ei
n CCaro) ......"
Phönix Bergbau ............"

10. 4.

3009.
46 000.
21 000.

12. 4.
57 000.
57108.
3500.
45803.
22000.
200 000.

108.
98.
101.
110
A
105.
92.50
80.

150.
90.-

160.
92.-
105.-
N
05.
115.
9.

140.-
20.

6500.
4900.-
10590.
13700.
29 109.
9.-
00.
15 200.
11700.
5675.
7800.
15300.
9450.
5100.
10 900.
11950.

7098.
6309.-
7600.
15050.
30000.-
8000.
5000.
19000.
14 230
6050.-
37900.-
9000
1 250.
10 100.
6500.
11000.
14300

23590. 23 900.

36 750.
75 000.
71000.
75 009.
154 000.
42 003.
48500.
63 000.

49000.

34500.
20 000.
74000.
72 250.
1300.
49 500.
2500.
Kio
29 756.
(57 000.-
55 500.
68000.

Bergwerks=Rktien (Fortf.)
Rhein. Stahlwerke ....... ..."
Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahüitte. . . . . . . . . . . . .
Aktien indnſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern . . . . . .
Löwenbräu München ......."
Schöfferhof (Binding) ........
Verger ...................."
ce
dler & Oppenheimer .......
Adlerwerke (v. Kleher)......"
A. E. G. Stamm. . . . . . . . . . . . .
Anglo=Continental=Guano ...."
Aſchaffenburger Zellſtoff .....
Badenia (Weinheim) .. . . . . .."
Badiſche Anilin= u. Sodafabrik
Bad. Maſchf. Durlach ......."
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen.
Vaſt Nürnberg .............
Bahriſch. Spiegel ..........."
Beck & Henkel CCaſſel) ......."
Bergmann El. Verke ........"
Bing. Metallwerke.
..
Blei= u. Silberh. Br.
h...
Brockhues, Nieder=Walluf... . .
gementwerk Heidelberg ......"
Karlſtadt ........"
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert ....... ..
Griesheim Elektron ....
Weiler=ter-mer .... ....
Daimler Motoren.
...
Deutſch. Eiſenhand
rlin ..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt..
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen ....."
Dürkoppwerk (Stamm).. . . . . .
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ....
Dyckerhof & Widm. Stamm..
Eiſenwerk Kaiſerslautern .. . ..
Eiſenwerk L. Meher fr. .....
Elberfelder Farb. v. Baher ..."
Elektr. Lieferungs=Geſ.... .. ..
Licht und Kraft ......"
Elfäff Bad. Wolle.. .........."
Emag, Frankfurt a. M. .... . ."
Emaill= &. Stanzw. Ullrich....
Enzinger Verke ............
Eßlinger Maſchinen .........
Ettlingen Spinnerei ........."
Faber, Joh. Bleiſtift. . . . . . . . .
zaber & Schleicher..... ... ..
Fahr, Gebr., Pirmaſenz. . .. . .
Felten & Guilleaume. Carlsw
Feinmechanik (Jetter) ....."
Feiſt Sekttellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas.... . . . . . . . .."
Frankfurter Hof...........
Fki. Maſch. Pokornh & Wittek.
Fuchs Waggon Stamm.. . . . .

10. 4. 12. 4. 61500. 17500. 17060. 18 250. 44 840. 48500. 12080. 12000. 37580. 37 000. 12000 10 060. 18 000. 19 000.
60 000. 63 500. 1069. 10508. 25 750. 27 750. 95 000. 47560. 48800. 19 309. 11000. 35 000. 3500. 27 000. 9000 G. 25 000. 41000. 8080. 41000.- 0e99. 14509. 14000. 43 000. 47500. 15 600. 4 759. 13 000. 13 209. 27 080. 27 000. 19 569. 19600. 23 009. 124 000. 17800. 8300. 1509. 4900. 7800. 26 000. 32100. 30 009. 11750. 11890. 24900. 24000. 20. 32509. 200. 19 000. 26 000. 20 030. 22 000. 20 000. 19 900. 9090. 20 000. 35tzö. 84 000. 23 400. 28 068. 16900. 14 190. 23 900. 21500. 41003. 1a0 038. 9500. 11008. 36 000. 40600. 17 100. 17500. 42500. 42500. 42000. 44908. 9200 8509. 12800. 208 3500. 51006. 75 000. 7800. 8900. 12000. 10 500. 23 000. 29 000. 8900. 9450. 16 400. 11 16 100.

Ganz, Ludwig, Maim ......."
Geiling & Cie. ....... .......
Gelſenkirchen Gußſtahl ......."
Goldſchmidt Th.. ............"
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ...."
Hammerſen (Osnabrüch)......
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ......
Heyligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armatureni. . .. . .. . .
Hindrichs=Auffermann .......
Sirſch Kupfer u. Meſſ.... . . . . .
Hoch= und Tiefbau ..........
Höchſter Farben ............."
Holzmann, Phil. .... ........
Holzverk =Induſtr. .. . .. . ...."
Hotel A.=G., München ......."
Hydrometer Breslau.. . . .. . .
Junghans Stamm. . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen . . . . . . . .
Klein, Schanzl. & Becker .....
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeyer & Co. ............
Lech Augsburg ............
Lederw. Rothe .............
Lederwerke Spicharz ........"
Löhnberger Mühle ..........
Lüdenſcheid Metallw ........"
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ...........
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg.
Meher, Dr. Paul.. ..... . . . . .
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . . .
Motorenfabr. Deutz ........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Reckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Neckarwerke Eßl. Stamm.. . . .
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
Oleawerke Fran jurt a. M. ...
Beter=Union=Frankfurt . . . . . . .
Pfäiz. Nähm., Kayſer ...... .."
Philipps A.=G.... . . . . . . . . . . .
Porzellan Weſſel ............"
Rciniger, Gebbert & Schall ..
Rhein. Elektr. Stamm. . . . . . . .
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff.
Metall Vorzüge ....... !"
Rhenania, Aachen ..........."
Riedinger Maſchinen ......"
Rückforth, Stettin ...... . . . . .
Rütgerswerke ..............
Schleußner (Frankfurt a.M.) ..
Schneider & Hanau ........."
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schramm Lackfabrik. ........"
Schuckert Elektr. (Nürnberg)...
Schuhfabrik Berneis=Weſſel..

10. 4.
13 009.
6600.
26 00 9.-
31909.
13 000
62600.
40 000.
77 000.
7 100.
2000.
13.500.
18400.
54000.
2000.
26 868.
10 50e.
22 000.
19300.
19409.
17 539.
14 090.
8500.
20508.
50.
9800.
96 000.
14560.
37 000.
24 800.
16 500.
6600.
30 030.
10000.
12500.
12000.
19908.
17 250.
11170.
23 003.
37000.
12903.
16000.
13500.
32 090.
21560.
13 008.
15 500.
23500.
19 600.
31 100.
15 086.
39 000.
9100.
10 000.
4000.
17060.
43 000.
10500.

12. 4.
9100.
29000
130760.
/14100.
151000.
139800.
37 750.-
117500.
/35 190.
112500.
120 688.
59500.-
112060.
25 000.
9059.
120400.
18 059.
37 000.
120000.
118400.
3 900.
13
7975.
18500.
22 000.
9800.
Jen-
24800.
15100.
6100.
32 500.
19 000.
9500.
12.560.
13800.
19 600.
116500.
11600.
123 000.
39 750.
13 400.
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11060.
22400.
3500.
/16500.
23 009.
19 400.
134500.
17508
37608.
8660.
9900.
16 000.
122000
43 000.
10000. 1

Schuhfabrik Herz...... ....."
Schuhf. Leander Offenbach ...
Seilinduſtrie Wolff ........."
Sichel & Co., Mainz...... ..."
Siemens Elektr. Betriebe ....
Siemens G'asinduſtrie .......
Siemens & Halske ... .. .. ..."
Stöckicht=Offenbach=Gummi . . .
Süddeutſche Immobilien ....."
Thüringer elekt. Lief-Geſ., Gotha
Nhrenfabri; Furtwängler ....."
Beithwerke in Sandbach .....
Verein f. Chem. Induſtr. Ma
Berein. deutſch. Olfabr. Mannh
Gummifabr. Bln.=Frrf.
Pinſelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin".
.......
Zellſtoff, 9
rlin. . . . . . .
Bogtländ. Maſch. Borzüge...
Stämme..
Voigt & Haeffner Vorzüge ....
Stämme. . .
Boltohm Seil ...............
Bayß & Freytag ............
Wegelin Rußfabrik ..........
Zellſtoff Waldhof Stamm. . . . .
Zuckerfabr. Baghäuſel ......."
Frankenthal ......
Heilbronn ........"
Offſtein ........
Rheingau ........
Stuttgart ........"

9250.
30 0v6.

Transport=Aktien.
Schantung E. B. ....
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ...
Hapag (Paketfahrt) .. . . . . . . . 47 160.
Nordb. Lloyd ............"
Oeſterr. Ungariſche Staatsbahn
Unnotierte Aktien.
Beckerkohle ... . . . . . . . . . . . . . . 16 600.
Beckerſtahl .. . . . . . . . . . . . . . . . 17 068.
Benz... .."
.. .. . . . . . . . . . . . . 17 000.
Brown Boveri ........ .. .. . 13001.
Cont. Handelsbank .. . . . . . . . . 2609.
Hanſa Lloyd .. . . . . . . . . . . . . . / 11 000.
Fnag. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . /1708g.
Kabel Rheydt .. . . . . . . . . . . . . /25 089.
Karſtadt R. ............."
00.
Petroleum, Dtſche. . . . . . . . . . . 36 090.
Raſtatter Waggon ....... .. .. 11090.
Text.=Ind. (Barmen (Tiag) ...
7300.
Ufa Film .. . . . . . . . . . . . . . . . . 12009.

10. 4.
9009.
11500.
11700.
15 509.
4100.
43 000.
6090.
6000
14580.
12200.
36 000.
32 700.
17500.
28000.
35 000.
18500.
12500.
10860.
14 009.
17589.
17 090.
54909.
37 809.
170w.
16 700.
15 189.
16700.
16 100.

Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf.
....
Dampfkeſſel R
erg. . . . . . . . .
Helvetia Konſervenfabrik. . . . . .
Gebr. Lutz ....
......
Rit4
enfabrik Darmſtadt ....
Gebr. Roeder ...............
Veluneth & Ellenberger ....."

Nachfr.
2395.
17945.
12u09.
46995.
14000.
13500.
35 000.

12. 4.
8500.
13 400.
11 102.
17 000.
4300.
60000.
6000
15 000.
12200.
40 000.
31009.
0.

900.
28 000.
35 060.
18 009.
12500.
10 008.
14 000.
13900.
16 600.
54 930.
37000.
17.00.
17000.
16 5.0.
16 000.
16503.

9756.
14500.
46 760.
29 750.

17000.
18 008.
19600.
11500.
7500.
12 000.
250.
26 000.
4800.-
36 000.
11090.
9e0.
11500.

Angeb.
12405.
17955.
14000.
47865.
16180.
15 669.

Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309


11D2 FUTT
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

Darmstadt
1 Luisenplatz 1