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Einzelnummer 130 Mark
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            Fern=
recher 1, 2390 und 2 
die Ageniuren und alle 
Poſfämter. Teraniw 
tlichleit für Aufnahme von 
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höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur 
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zung des Bezugspreiſes. Beſtellungen und 
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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
K. 
Morgenzeitang ver Lanveshaupfſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Queſlenangabe „Darmſf. Tagbl.” geſtattet
Nummer 92
Montag, den 9. Aprit 1923
186. Jahrgang
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Bei Konkurs oder gerichtlicher Veitreibung fällt jeder 
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 Die Lage in Memel. 
Anterdräckung des deutſch=litauiſchen Heimatbundes. 
Verhaftungen. 
Memel, 8. April. (Wolff.) In einer Verordnung gibt der 
Stellvertreter des oberſten Bevollmächtigten der 
            litaui=
ſchen Regierung bekannt, daß der Deutſch=Litauiſche 
Heimatbund für die Dauer des Ausnahmezuſtandes 
            unter=
drückt ſei. Dieſer Bund ſei nachweislich der Führer des Streiks. 
Ferner wird durch eine Verordnung der Straßenverkehr 
für die Zeit von 8 Uhr abends bis 6 Uhr morgens verboten. 
Ale Gefchäſte müſſen am Montag wieder geöffnct ſein. Die 
            Ge=
ſchäftsräume des Deutſch=Litauiſchen Heimatbundes wurden 
durchſucht, der Vorſitzende Orlowski und der 
            Geſchäfts=
führer des Bundes wurden feſtgenommen. 
Auch in Heydekrug wurden Verhaftungen 
            vorge=
nommen, doch verſuchte die Menge durch Demonſtrationen vor 
dim Polizeikommiſſar die Freilaſſung der Verhafteten zu 
            er=
wirken.
Vom Tage.
 Am geſtrigen Sonntag fand im Großen Schauſpielhaus in Berlin 
zugunſten des Oberſchleſiſchen Hilfsbundes eine Feſtveranſtaltung ſtait, 
die ſich eines guten Beſuchs erfreute und gute Aufnahme fand. Ven 
offiziellen Perſönlichkeiten waren anweſend Reichstagspräſident Lübe, 
Wohlfahrtsminiſter Sieverts, Dr. Sorge, Exzellenz Schiffer, Dr. 
Fulda, ſowie die beiden Vorſitzenden des Oberſhlefiſhen Hilfsbundes, 
Landgerichtsdirektor Szyla und Dr. Reichenheim. 
Halbamtlich wird mitgeteilt: Der Polizeipräſident von Berlin hat 
die Rote Fahne für die Dauer von zui Wochen verboten. Das 
            Ver=
bot ſtützt ſich auf die 88 21 und 17 in Verbindung mit § 8 Ziffer 1 des 
Geſetzes zum Schutze der Republik. Der Berliner Polizeipräſident hat 
ferner dee in dem gleichen Verlage wie die Rote Fahne erſcheinenden 
kommuniſtiſchen Provinzblätter verboten. 
In der Nacht zum Sonntag wurde in Memel das Denkmal 
Kaiſer Wilhelms I. und das Standbild der Boruſſia 
            um=
geſtürzt.
Feſtbleiben.
 Präſident Millerand empfing am 
Jagdſchloß Rambouillet Loucheur.
amstag nachmrittag im
Falſche Gerüchte.
 Berlin, 8. April. (Wolff.) Gerüchte die an der 
            Waſſer=
kante und in amerikaniſchen Häfen verbreitet ſind, wollen wiſſen, 
daß den deutſchen Auswanderern aus Gründen 
            mili=
täriſcher Dienſtpflicht von den zuſtändigen deutſchen 
Stellen die Päſſe verweigert werden. Selbſtverſtänd!i, 
iſt daran nicht das Geringſte wahr, vielmehr beſteht 
            ge=
mäß des Friedensvertrages und der Verfaſſung für keinen 
deutſchen Reichsangehörigen die militäriſche Dienſtpflicht, ſs eit 
ſie nicht freiwillig durch Eintritt in die Wehrmacht 
            ein=
gegangen wird, und daher auch weder eine Möglichkeit noch eine 
Veranlaſſung, aus dieſem Grunde jemandem 
            Auswanderungs=
erlaul nis zu verſagen.
age am
 Die Stimmung in Rheinheſſen. 
Alzey, 8. April. Hier ſind nunmehr faſt alle Lehrer 
ausgewieſen, darunter guch die Lehrerin Frl. 
            Pöpper=
ling, die Vorſtandsmitglied in der heſſiſchen demokratiſchen 
Parteiorganiſation iſt. Ein Lehrer wurde während der 
            Konfir=
mation ſeines älteſten Kindes aus der Kirche geholt und ſofort 
abgeſchoben. Am zweiten Oſterfeiertage wurde wiederum eine 
Menge von Perfönlichkeiten ausgewieſen. Als ſie abtransportiert 
wurden, brach die Menge in Hochrufe auf die Vertriebenen aus. 
Die Stimmung in Rheinheſſen iſt infolge der Ausweiſungen 
            er=
regt, aber geſchloſſen und einheitlich. Niemand fragt mehr nach 
Parteiunterſchieden. Die gegenſeitige Hilfsbereitſchaft iſt 
            all=
gemein. 
Rüſſelsheim, 8. April. Die Franzoſen haben in 
den Opeliverken in Rüſſelsheim 100 Fahrräder requiriert und 
nach Mainz geſchafft.
 R 
Hahnhofsbeſetzungen.
 Münſter i. W., 8. April. (Wolff.) Heute früh beſetzten die 
Franzoſen die Bahnhöfe Herne, Herne=
            Güterbahn=
hof, Marten, Caſtrop, Merklinde und den öſtlichen 
Teil des Bahnhofs Wanne, ſo daß jett der Perſonenverkehr 
von Dortmund nur bis Rauxel geleitet wird und der zu den 
weſtlichen Bahnhöfen nur bis Langendreer. 
Neue Zechenbeſetzungen. 
Münſter i. W., 8. April. (Wolff.) Geſtern wurden die 
Anlagen der Zeche „Waltrop” beſetzt und bisher noch nicht 
wieder geräumit. Heute früh wurden die Zechen „Schwerin” 
und „Erin” in Caſtrop beſetzt. Auf der erſtgenannten Zeche 
beſetzten die Franzoſen das Maſchinenhaus und ſtellten die 
Sirenen ab. 
Dortmund. 9. April. Wie gemeldet wird, haben die 
Franzoſen die Emſchertalbahn von Dortmund nach Herne 
beſchlagnahmt. Den Eiſenbahnern wurde ein 
            Ulti=
matum bis Montag g ſtellt, wo ſie zu erklären haben, ob ſie 
in franzöſiſche Dienſte treten wollen, widrigenfalls ſie des 
            Dien=
ſtes verwvieſen würden und auch ihre Dienſtwohnungen zu 
            räu=
men hätten. Vermutlich kommt es den Franzoſen bei dieſer 
            Ak=
tion darauf an, eine Linie, die mitten durch das Ruhrgebiet geht 
und an der zahlreiche Zechen liegen, zur Verfügung zu haben, 
um von hier aus eine Ueberleitung zur militäriſchen Strecke nach 
Recklinghauſen zu haben. 
Dortmund, 9. April. Die Franzoſen haben am Sonntag 
morgen die Zeche „Bonifatius” des Eſſener 
            Bergwerksver=
eins beſetzt. Am Kokslager ſtellten ſie ein 
            Maſchinen=
gewehr mit Schußrichtung gegen die Kokerei auf. 
Darauf legte die Arbeiterſchaft ſofort die Arbeit nieder. Man 
rechnet damit, daß heute auch die Belegſchaft der Grube in den 
Streik tritt. 
Auf der Zeche „Bergmannsglück” ſind zur Zeit etwa 100 bis 
150 franzöſiſche Zivilarbeiter mit dem Aufladen der Koksvorräte 
beſchäftigt. In den erſten drei Tagen haben ſie etwa 980 Tonnen 
au geladen und zum Teil auf die militariſierte Nordſtrecke 
            über=
geleitet. Trotz der geringen Menge ſind aber die 
            Eiſenbah=
nen der Regie ſchon in ſolche Verwirrung und 
            Ver=
ſtopfung geraten, daß das Aufladen auf der Zeche „
            Berg=
mannsglück” eingeſtellt werden mußte. Angeblich ſollen Anfang 
nächſter Woche neue Arkeitskräfte kommen. 
Verurteilt. 
Münſter i. W., 8. April. (Wolff.) Polizeiinſpektor Kern 
aus Wetter a. d. Nuhr iſt zu zwei Jahren Gefängnis 
und drei Millionen Mark Geldſtrafe verurteilt 
            wor=
den, weil er einen falſchen Paß für einen aus Wetter gebürtigen 
Polizeiwachtmeiſter nach Eſſen ausgeſtellt hatte. Der letztgenannte 
Beamte wurde zu drei Jahren Gefängnis und zwei 
Millionen Mark Geldſtrafe verurteilt=
 Bonar Law iſt wieder nach London zurückgerehrt. Es wird 
erſvartet, daß das Unterhaus Anfang dieſer Woche die 
            Hanshalts=
vorſchläge erörtern wird. 
Die Verhältniſſe in der engliſchen Anduſtzie geben Anlaß zu 
            Be=
ſorgnis. Durch die von den Arbeitgeßern des Baugeweibes 
            ge=
aßten Beſchliſſe werden 500 000 Arbeiter in 
            Mitleiden=
ſchaft gezogen. Wenn die Herabſetzung der Kriegszulage für die 
rbeiter der Ciſenbahnwerkſtätten durchgeführt wird, muß mit einem 
Generalſtreik der Eiſenbahner gerechnet werden. 
Aiatlich wird aus Dublin gemeldet: Bei einem Kampf 
            zwi=
ſchen Aufſtändiſchen und Freiſtaattruppen in 
Glenca; (Kerry) wurden neun Aufſtändiſche getötet und eine große 
Zlenge Munition erbeutet. Der iriſche Miniſter des Auswärtigen 
            er=
klärte, es würden wöchentlich zveihundert Gefangene eingebracht; die 
Zahl der Aufſtändiſchen betrage höchſtens noch 2500. 
und Mn der kagt. 
Franzöſiſcher Sadismus. 
Köln, 7. April. (Wolff.) Auf der Eiſenbahnſtrecke in der 
Nähe von Kettwig wurden nach franzöſiſchen Angaben die 
Schienen aufgeriſſen. Deshalb wurden in Kettwig als Geiſeln. 
feſtgenommen: Zeitungsverleger Feſtmann, Hauptnann 
Weſtfall und Peter Niederdorf und dazu in Werden der 
Bürgermeiſter Brever. Die Herren befinden ſich unter 
            ſtän=
diger Kontrolle, müſſen mit franzöſiſchen Zügen auf der Strecke 
Werden-Düſſeldorf hin= und herfahren und haben keine 
            Ge=
legenheit, Eſſen einzunehmen oder des Nachts zu ſchlafen. Das 
Rote Kreuz hatte angeboten, Betten und Speiſen zur Verfügung 
zu ſtellen, was aber der franzöſiſche Kommandant mit dem 
            Be=
merken ablehnte, die Deutſchen verübten Sabotageakte, und 
            des=
halb könne keine Rückſicht auf Geiſen genommen werden. 
Holzbeſchlaggabme in badiſchen Häfen. 
Karlsruhe, 8. April. (Wolff.) Am geſtrigen Samstag 
            er=
ſchienen franzöſiſche Beauftragte bei der 
            Hafendirek=
tion Karlsruhe und bei den deutſchen Unterdelegierten der 
internationalen Schiffahrtskommiſſion in Mannheim und 
            er=
klärten, daß ſämtliche Holzbeſtände in den Häſen 
            Karls=
ruhe und Mannheim beſchlagnahmt ſeien. Sie legten gleich 
auch den Entwurf eines Protokolls über die Beſchlagnahme vor, 
doch lehnten die deutſchen Beamten es ab, das Schriftſtück zu 
unterzeichnen. 
Franzöſiſche Zollſiellen in deutſchen Rheinhäfen 
Berlin, 8. April. Da gegen die Beſatzungsbehörde 
im Ausland der Vorwurf erhoben worden iſt, daß ſie die 
Rheinſchiffahrtsakte verletze, haben die 
            franzöſi=
ſchen Zollſtellen, wie die Deutſche Allgemeine Zeitung 
berichtet, ihre Kontrolltätigkeit in die deutſchen 
            Rhein=
häfen verlegt, wo ſie das Ausladen der Schiffe nur dann 
            ge=
ſtatten, wenn ihnen die Schiffspapiere vorgelegt werden. Die 
Hüttenwerke ſehen ſich daher gezwungen, auf die 
            Erzein=
fuhr zu verzichten; ſie verfügen aber über einen ſolchen 
Vorrat an Erzen, daß die Frage der Erzverſorgung vorläufig 
nicht akut iſt. 
Vor neuen Konfexenzen. 
Paris, 8. April. (Wolff.) Der Petit Pariſien 
ſchreibt: Man darf erwarten, daß Poincaré ſehr bald mit 
den alliierten Miniſterpräſidenten zuſammenkom=, 
men wird. Die erſte Zuſammenkunft könnte ſchon in den 
            näch=
ſten Tagen zwiſchen Poincaré und den belgiſchen Miniſtern 
Theunis und Jaſpar ſtattfinden. Poincaré legt Wert 
            dar=
auf, zuerſt den belgiſchen Verbündeten über die Lage zu 
            unter=
richten. Auch die italieniſche Regierung wird, nach dem 
Petit Pariſien, auf dem Laufenden gehalten. Sie werde auch 
aufgefordert werden, an den Vorbereitungen für die 
            Aus=
arbeitung eines gemeinſamen 
            Neparations=
planes auf der von der ſranzöſiſchen Regierung 
            vorgeſchlage=
nen Grundlage teilzunehmen. Erſt hiernach würden 
            Verhand=
lungen zwiſchen den Franzoſen, den Belgiern und den 
Italienern einerſeits und den Engländern andererſeits 
eingeleitet werden.
 Von unterrichteter Seite wird uns geſchrieben: 
Der wider jedes Recht und Geſetz erfolgte bewaffnete 
            Ein=
riſch in da3 .zccist uſſ. hät auch für das nach dem 
            Rhein=
landahiozurzen bereits beſetzt — geweſene deutſche Gebiet neue 
ſchwere Fo’gen gezeitigt. Die feindlichen Bedrückungen wurden 
und werden ohne Bindung an die bereits allzu weiten Grenzen 
des erpreßien Abk mmens ſeitens der feindlichen Leitung ohne 
die g:773ſte:: hemerkbaren Gewiſſensfkrupel auf das denkbar 
höchſte Müz geſteigert. Waren doch die Drahtzieher der Grande 
Rat’on bitier enstünſcht, als ſie bei Celegenheit der gerichtlichen 
Verhaublungen gegen führende Ruhrleute in Mainz erfahren
 dem Eefühl der Einzel=Stammeszugehörigkeit ſteht heute in 
allen unſeren Eauen das Zeſußtſein des Deutſchſeins. Deutſch 
iſt Deutſch und Deutſch bleibt Deutſch! Der früher ſo 
            ver=
lockende und oft ſo erfolgreich ausgenutzte Weg des „Teile und 
herrſche” findet hier ſeine Erenzen. Ueber allen Deutſchen ſcheint 
eine Sonne. Vor ihren heißen Strahlen wird die ſeindliche 
Kälte zergehen, ehenſy wie der „Punktquadrat”=Schneemann, 
der vor einiger Zeit auf einem bekannten Platze in unſerem 
heſſiſchen Seimatland über Nacht entſtanden war, dahinſchmolz 
vor den Strahlen der großen Himmelsſonne. Dieſe ſcheint über 
Recht und über Unrecht. Das Recht iſt ein Fels, das Unrecht 
ein Schneehaufen. Das große in dem ſich jetzt abſpielenden 
Kampfe des Uinrechts wider das Recht iſt die in der 
            Welt=
geſciete neue Tatſache, daß ein greßes Volk die Geduld und die 
Kraft aufbringt, dem bewaffnet audringenden kalten Unrecht in 
feſter Geſchlofſenheit heiß und ſtill die Glutſtrahlen des Rechts 
entgegenzuſetzen und im Beſvußtſein ſeiner guten Sache zu 
dulden und auf gewaltſame Abſwehr zu verzichten. 
Eine ſolche Kraft haben ſie uns nicht zugetraut, an ihr 
            müf=
ſen alle Angriffe zerfließen, da es nicht gelingt, den Abwehrblock 
zu ſprengen. Dieſe Erkenntnis iſt „ihnen” längſt aufgegangen, 
die ſich bisher nur „verbrannt” haben. So iſt ihr Beſtreben, 
unter Zuhilfenahme jeder Art von Unrecht die Bevölkerung zu 
plagen und gegeneinander aufzuhetzen, durch die im großen 
Kriege ſo erfolgreich erprobte Lügentaktik Mißtrauen zu ſäen, 
einzelne Stände, Berufe uſw. abzubröckeln und gegen die andern 
einzunehmen. Die Unterbindung und Störung des 
            Eiſenbahü=
verkehrs iſt dazu ein Mittel. Ferner ſcheute und ſcheut man ſich 
auch nicht, unter allen möglichen erdichteten Gründen gegen 
jedes Vöikerrecht den Poſt= und Telegraphenverkehr 
            lahmzu=
legen, um die Einwohnerſchaft zu ſchädigen und zu preſſen. Geß 
rade in dem abkommengemäß beſetzten Gebiet (im Gegenſatz zum 
Einbruchsgebiet) iſt hierbei die Stellung der Beamtenſchaft 
            Lob=
pelt ſchwierig. Das Rheinlandabkommen mit ſeinen 
            Folgerun=
gen muß noch beachtet werden, wir erkennen auch dieſe Art Recht 
an. Nur die Abwehr derjenigen Maßnahmen, die mit dem völlig 
rechtstvidrigen Einbruch zuſammenhängen, kann zurzeit 
            rechts=
mäßig erfolgen. Das iſt bei allen Handlungen und 
            Unter=
laſſungen gerade der Beamten im beſetzten (ſogenannten 
            alt=
beſetzten) Gebfet zu beachten. Aus dieſen Schwierigkeiten ſind 
alich etſaige im Anfang hier und da gemachten falſchen Griffe 
erklärbar, aus denen die Geguer ſofort Nutzen zu ziehen ſuchten. 
Aber auch aus dieſen Fehlern iſt gelernt worden. Wo das Recht 
bewußt auf unſerer Seite ſieht, da erfolgte und erfolgt üßerall 
glatte Abwehr des Unrechts. Ihre gleisneriſchen 
            Behauptun=
gen, daß alle ihre Maßnahmen beileibe nicht dem deutſchen Volk 
gelten, ſondern nur gegen die Regierung gerichtet ſind, 
            wieder=
holen die Eindringlinge in tauſendfältiger Form immer wieder. 
Durch Spitzel, Maueranſchläge, bezahlte und erzwungene 
            Ver=
öffentlichungen uſw., verſucht man gleichzeitig, die Allgemeinheit 
gegen die Poſt= uſw.=Beamtenſchaft aufzuhetzen. So hat män 
auf einem Fernſprechamt angeſchlagen: „Die Beamten gehen 
einfach von ihren Arbeitsplätzen, unbekümmert darum, ob die 
Wirtſchaft zuſammenbricht. Sie wiſſen ja, wenn ſie ausgewieſen 
werden, ſo ſorgt die Regierung dafür, daß ſie ſich auf 
            Staats=
koſten mäſten können uſw.‟ Das iſt ſelbſtverſtändlich bewußte 
Unwahrheit. 
In der Tat liegt es ſo, daß die Beamten ihre Pflicht tun 
bis zum Aeußerſten und, ſobald ſie unrechte Zumutungen im 
Belang der deutſchen Sache abweiſen, gewaltſam vertrieben 
werden. Die leitenden Beamten, die Führer, werden mit ihren 
Familien in brutalſter Weiſe hinausgeworfen und „beſtraft”. 
An ihre Stelle treten neue. Die übrige Beamtenſchaft arbeitet 
underdroſſen weiter, wo ſio nicht unter Anwendung roher 
            Ge=
walt entfernt, oder ihr die Rückkehr zur Arbeitsſtelle unmöglich 
gemacht wird. Sellſtverſtändlich können deutſche Beamte nur 
für die deutſche Sache arbeiten und ſich auch nicht durch 
            honig=
füße Verlockungen oder geſchickteſte Verdrehungen dazu verleiten 
laſſen, ſich unter feindliche Führung zu ſtellen. Alle Beamte, die 
gewaltſam außer Amts geſtellt worden ſind, ſehnen nichts mehr 
herbei, als wieder in die Lage verſetzt zu werden, ihre 
            Berufs=
pflichten an dem ihnen zukommenden Platz voll erfüllen zu 
            kön=
nen. Sie arbeiten überall da, wo ſie von ihrer Regierung 
            hin=
geſtellt werden, und wo man ihrer hedarf. Sie erdulden alle 
Widerwärtigkeiten, trotzen den Gefahren und müſſen hier und 
da auch noch die Anwürfe bezahlter Spitzel hinnehmen. Dieſe 
mögen ſich mit ihren Auftraggebern ſeinerzeit rechtzeitig 
            ent=
fernen! Die deutſchen Behörden legen die Hände nicht in den 
Schoß, es geſchieht alles, um das Unrecht durch das Recht zu 
beſiegen, rohe Gewalt iſt nicht am Platze. Es wverden alle 
irgendwie gangbaren Wege benutzt, um die Verkehrsnot zu 
            lin=
dern. Feſt bleiben und nicht mürbe werden 
iſt alles!
 105 Millionen Mark Geldbuße. 
TU. Eſſen, 8. April. Für die Ermordung des franzöſiſchen 
Soldaten Schmidt, der am 18. März in einem Keller des 
            Haupt=
bahnhofs erſchoſſen wurde, iſt der Stadt Eſſen, ohne daß die 
Mordtat überhaupt aufgeklärt iſt, eine binnen zehn Tagen 
            zähl=
bare Geldluße ven 105 Millionen Mark auferlegt worden. Für 
die Zahlung werden haftbar gemacht: 
            Beigeord=
neter Bode, Beigeordneter Küppers und Beigeordueter Dr. 
Hüttner. ,
Darmſtädter Tagblatt, Mottag, den 9. April 1923
Rummer 97.
Seite 2.
 Das Pendeln der Indexzahlen. 
Von 
Dr. Walter Croll, Berlin.
 Wie ſchion im Namen „Judex”=Zahl liegt, wird durc eine 
folche Zahl „angezeigt”, wie ſich gewiſſe wirtſchaftliche und 
            finan=
zielle Tatſachen im Laufe der Zeit verändert haben. An den 
Judexzahlen für den Monat März kann man mancherlei 
            er=
tennen; verfehlt wäre es jedoch, wollte man nach dieſen Zahlen 
einen genauen Bericht über den Geſundheitsſtand der deutſchen 
Wirtſchaft und der deutſchen Finanzen entwerfen. Es liegt auf 
der Hand, daß ein ſchwerer Fieberaufall nicht dadurch 
            über=
wunden wird, daß die Körpertemperatur des Kranken durch eine 
Aſpirintablette vorübergehend geſenkt wird. Da es ſehr ſchwer 
iſt, die Rolle zu beſtimmen, in welcher gewiſſe künſtliche 
            Ein=
wirkungen von behördlichen Stellen und auch pſychologiſche 
            Ein=
flüſſe den natürlichen Gang der Dinge abändern, wird man 
durch eine bloße Erläuterung der Indexzahlen noch kein völlig 
zutreffendes Bild der Lage gewinnen. Immerhin laſſen ſich 
gewiſſe Entwicklungen aus den Indexzahlen ableiten bezw. 
            be=
legen. 
In ununterbrochenem Steigen waren begriffen: der 
            Papier=
geldumlauf und die ſchwebende Schuld des Reiches. Im Monat 
März hob ſich der Umlauf an Banknoten und 
            Darlehenskaſſen=
ſcheinen von rund 3½ auf über 5 Billionen; der Betrag in „
            dis=
kontierten Reichsſchatzwechſeln” (ſchwebende Schuld) hob ſich 
von Ende Februar bis zum 20. März von 3,6 auf 5,8 Billionen. 
Zum Teil recht lebhafte Schwvankungen wieſen die Deviſenkurſe, 
der Großhandelsindex und der Aktieninder auf. Der Dollar hat 
im Monat März den Stand von 19500 Mark nicht unter=, den 
Stand von 22000 Mark nicht überſchritten. Die Stabiliſierung 
der Deviſenkurſe iſt letzten Endes natürlich auf Einwirkungen 
der Reichsbank zurückzuführen, die hierbei natürlich im 
            Ein=
verſtändnis mit der Reichsregierung handelt. Bei der großen. 
Bedeutung, welche die Deviſenkurſe für die Aktienkurſe haben, 
zeigen denn auch die Dividendenpapiere keine ſtarke Neigung 
zum Steigen oder zum Fallen. Das Berliner Tageblatt 
            ver=
öffentlichte folgende durchſchnittlichen Wochenkurſe der Aktien 
an der Berliner Börſe, wvobei der Stand vom 3. Januar mit 
100 angenommen iſt: Der Aktienindex betrug am 28. Februar 
354 Prozent, am 7. März 270, am 14. März 309, am 21. März 
289, am 28. März 382 Prozent, ien ganzen hat ſich alſo das 
Kursniveau der Aktien im März um etwa 8 v. H. gehoben. 
Schwankungen erfuhr ſveiter der Großhandelsindex, den das 
Statiſtiſche Reichsamt für 10 Tage errechnet. Vom 24. Februgr 
zum 15. März ermäßigte ſich der Großhandelsinder vom 5257 der Vorkriegszeit auf das 4750fache; bis zum 24. März 
trat aber wieder eine Steigerung auf das 4827fache des 
            Vor=
kriegsſtandes ein. Inderzahlen, welche nach größeren 
            Durch=
ſchnitten errechnet werden, weiſen naturgemäß geringere 
Schwankungen auf. Der Lebenshaltungsinder für Februar, der 
gegenüber Januar auf mehr als das Doppelte geſtiegen war, 
hob ſich weiter vom 2643fachen auf das 2854fache des 
            Vorkriegs=
ſtandes, alſo um rund 8 Prozent. 
Erwähnt ſei ſchließlich noch das ſogengnnte „Zollaufgeld”, 
d. h. der Zuſchlag in Papiermark, welcher zu den geltenden 
Zollſätzen erhoben wird, um die Geldentwertung wettzumachen. 
Das Zollaufgelt betrug in der erſten Märzwoche 595 400) Prozeut 
und Ende März 539 400 Prozent; vom 4. April ab iſt eine 
            wei=
tere Ernäßigung des Zollaufgeldes auf 494 900 Prozent in Kraft 
getreteli. 
Aus allen dieſen Inderziffern iſt zu erſehen, daß die 
            Geid=
entwertung zum Stiſlſtand gebraht worden iſt, und daß 
            infolge=
deſſen die damit zuſammenhängenden Juderzahlen teils keine, 
teils eine nur geringe Erhöhung erfahren. Auf die Dauer wird 
ſich dieſe günſtige Entwicklung aber nur daun feſthalten laſſen, 
wenn wir den Abwehrkampf an der Ruhr erfolgreich beſtehen 
und danach mit Energie ans Werk gehen, um unſere ſtart pafſive 
innere Wirtſchaftsbilan; aktiv zu machen, d. h. die Produktion 
bis zur kollen Höhe unſeres Verbrauches und noch darüher 
            hin=
au8 zu verſtärken. 
Protokoſl über das Eſſener Butßad. 
K 
Berlin, 8. AFril. Die Ausſagen, die die Miiglieder 
des Kruptſchen Betriebsrates Kühnen (Angeſtelltenrat), 
Müller (Arbeiterrat) und Schküter (Arbeiterrat) den 
            Ber=
liner zuſtändgen Stellen über das Eſſener Blutbad gemacht 
haben, ſind in einem Protokoll feſtgelegt worben. Die 
            Betriebs=
ratsmitglieder ſchildern in dieſem Protokoü, wie ſie ihr 
            Mög=
lichſtes getan haben, um einen Zuſammenſtoß zu verhindern und 
erklären u. a.:
 Die ſteigende linruhe der Maſſen veranlaßte das 
            Betriebs=
ratsmitglied Müller, nochmals kurz vor 11 Uhr zu dem Offizier 
zu gehen. Er bat ihn dringend, abzuziehen. Der Offizier lehnte 
das aß nnd betonte nochmals, daß er, wenn die Maſſen den 
            Ein=
geng der Haßlen überſchreiten würden, Feuer gebe. Müller ftieg 
auf den Rücken eines Arbeiters und verſuchte den Anweſenden 
den Ernſt der Situation und die Worte des Offiziers 
            Karzu=
legen. Ei koniute ſich jedoch kaum verſtändlich machen, da die 
Unruhe zu groß war. Nachdem er wieder abgeſtiegen war, ſah 
er, wie ein Mann mit einer Latte in der Hand, die etwa ¼ Meter 
lang und 20 Millimeter im Quadrat hatte, vom linken Flügel 
aus ſich an der Wand aufftellte mid ruhig ſtehen blieb. Darauf 
beugte ſich der Offizier zu dem Lauf des Maſchinengewehrs und 
drückte denſelben etwas herunter. Anſchließend hieran entſtand 
wieder eine Bewegung in der Menge, die die Wirkung haite, daß 
ettya zehn Mann der äußeren Flügel etwa einen halben Meter 
in den Toreingang vorgedrückt wurden. Hierauf ließ der Offi 
zier Feuer geben. Das Betriebsratsmitglied Müller nahm 
            zu=
nächſt au, daß es ſich um Schreckſchüſſe handele. Müller ſah zu 
den Franzoſen hin und beinerkte, wie das Maſchinengewehr 
            auf=
gerafft wurde. Außer den Getöteten Zander und Göllmann 
lagen liurks und rechts Menſchen aufgeſchichtet in 
½ Meter Höhe, nuter denen das Blut 
            hervor=
quoll. Die Maſſe war im Zurückweichen und befand ſich in 
wilder Fluht bereits hinter dem Haufen der Geſallenen. Die 
Franzoſen kamen jetzt in Schützenlinie, ſtets feuernd, aus 
der Halle heraus und ſchoſſen in diefliehende Menge. 
Auf der Straße ſtellten ſie das Schießen ein und zogen nach der 
Stadt ab. 
Die von den Franzoſen behauptete Provokation durch das 
Direktorium von Krupd iſt durchaus unzutreffend. Die 
            Maß=
nahme der Arbeitsniederlegung und des Heulens der Sirenen 
ſind von dem Direktorium und dem Betriebsrat gemeinſchaftlic 
veranlaßt ivorden und hatten lediglich den Zweik einer friedlichen 
Demouſtration. Die Direktoren tragen ebenſowenig die Schuld 
an dem Blutbad vom 31. Mär= wie der Betriebsrat. Schuld 
trägt alleinder franzöſiſche Militarismns.
 Arbeitsruhe im altbeſetzten Gebiet. 
* Köln, 9. April. (Prit,=Tel.) Die Arbeitgeber= und 
            Ar=
beitnehnexorganifationen ſovie die Angeſtelltenderbände des 
            alt=
beſetzten Geßietes beſchloſſen, daß zur Stunde der Beerdigung 
der bei dem Ziiſchenfakl auf der Kruppſchen Fabrik Getöteten 
anf Dienstag den 10. April ziiſchen 9 und 10 Uhr vormittags 
in: Zanizen altbeſetzten Gebiet jede Arbeit zu ruhen hat. 
Lo Trocquers Ruhrreiſe verſchoben. 
FU. Paris, 8. April. Die Reiſe des Miniſters Le Trocquer 
in das beſetzte Gebiet, die mit Rückſicht auf die Beiſetzung der 
bei der Schießerei in Eſſen ums Leben gekommenen Opfer auf 
die nöchſte Woche verſthoben worden iſt, gilt nach Mittei ingen 
der hiefigen Preſſe der allen dem Ausbau des bisherigen 
Syſtems zur wirtſchaftlichen Ausbeutung des Ruhrgebietes.
 Zur Beſchlagnahme von Reichsbankgeldern. 
TU. Berlin, 8. April. Zu den franzöſiſchen 
            Geldräube=
reien im Ruhrgebiet erklärte das Reichsbankdirektorium einem 
Vertreter des Lokalanzeigers u. a.: Alle Vorſchläge, ein 
            beſon=
deres Ruhrgeld herauszugeben, ſind undurchführbar. Jede 
            be=
ſondere Kenntlichmachung von Geldſcheinen oder Geldſorten 
            dis=
qualifiziert die ganze Geldſorte. Es iſt auch techniſch unmöglich, 
bei der Ueberlaſtung der Notenpreſſe noch mehr Spezialitäten in 
J bforten herauszugeben. 
Von den nicht gelungenen Transporten ſpricht man 
            beiot=
ders d:ſn, wenn ſie trotz öffentlicher Zuſicherung ihrer 
            Ungn=
greifd:eit durch die Franzoſen dennoch von ihnen „b 
            ſchlag=
nahmt” worden ſind. Von den Transporten aber, die 
ihr Ziel ungehindert erreichen, und von den 
            maſ=
nigfachen Wegen, auf denen das geſchieht, ſpricht man 
            ein=
gerweiſenicht, wie es auch untunlich wäre, das Verhältnis 
der geraubten zu den geglückten Transporten bekannt zu geben. 
Die Franzöſen erteilen übrigens über die gergubten Gelder 
fatzungskoſten. Bei der Unbegrenztheit der franzöſiſchen 
            Be=
ſatzungsdquer muß man ſich auf immer neue Räubereien gejaßt 
niachien 
Initiative Loucheurs gebilligt. 
Paris, 8. April. (Wolff.) Havas veröffentlicht über 
die Londoner Reiſe Loucheurs folgende offenbar 
            inſpi=
rierte Aeußerungt 
In den Wandelgängen der Kammer fanden ſich geſtern 
trotz der Ferien zahlreiche Deputierte zuſammen, um ſich über 
die Londoner Reiſe Loucheurs zu unterhalten. Seine 
            Initia=
tive wurde durchaus gebilligt; man kritiſierte jedoch 
            allge=
mein den Beſuch bei Lloyd George, deſſen 
            frankreichfeind=
liche Artikel die franzöſiſche öffentliche Meinung in den letzten 
Monaten lebhaft erregten. Imimerhin, toar es für Löucheur 
ſchwierig geweſen, den engliſchen Staatsmann, mit dem er 
            wäh=
rend des Krieges jahrelang zuſammen gearbeitet hatte, völlig zu bärdete‟ 
ignorieren. Die Ausſprache beſvies Lloyd George jedenfalls, 
daß Frankreich geſchloſſen hinter der 
            Ruhr=
aktion ſteht. Auch mit den Mitgliedern der jetzigen 
            eng=
liſchen Regierung ſprach Louchenr ſich über dieſe Frage aus. Die Tanzgrundiagen beruht.” 
Herzlichkeit der Aufnahme, die er dort fand, bezeugt, daß die 
Geſinnung der engliſchen Regierung 
            gegen=
über Frankreich nach wie vor freundlich iſt. Mit 
Befriedigung kann man eine Tendenz feſtſtellen, den franzöſiſchen 
und den britiſchen Standpunkt einander anzunähern. Es 
            er=
ſcheint gewiß, daß die britiſche Regierung an dem Tage, an dem 
die Verhandlungen wieder aufgenommen werden, Frankreich 
loygl zur Seite ſtehen wird.
 London, 9. April. (Wolff.) Der Beſuch, den Loucheur in 
England abgeſtattet hat und bei dem er Unterredungen mit 
            Bo=
nar Lawp, Lloyd George und anderen hervorragenden 
            Perſön=
lichkeiten hatte, hat in hieſigen politiſchen Kreiſen zu allerhand 
Mutmaßungen Anſaß gegeben. Man glaubt allgemein, daß tratz 
der gegenteiligen Erllärungen Loucheur als offizieſſer Vertreter 
der franzöſiſchen Regierung gehandelt und daß die ihen 
            anver=
tigute Aufgabe darin beſtanden hat, die Frage der Reparationen 
und der engliſchen Beziehungen zu erörtern. Dieſe Auffaſſung 
wird durch den geſtrigen Beſuc Loucheurs beim Präſidenten 
Millergnd beſtätigt. Es verlautet, daß britiſche Staatsmänner 
Lougk eur devon verſtändigt haben, daß Großbritannien jederzeit 
bereit ſei, die Erörterungen, die infolge der Ruhrbeſetzung 
            auf=
geſchoben ſeien, wieder zu eröffnen. Es wurde betont, daß 
            Groß=
britannien die Organiſation eines von Deutſchland zu 
            trennen=
den Rheinſtaates, in weſcher Form auch immer, nicht dulden 
könne. Die Hauptſache iſt, daß ſich aus Loucheurs Beſuch ergeben 
hat, daß er ſich bereit erklärt hat, einer Summe zuzuſtimmen, die 
ſich der (im Januar von franzöſiſcher Seite abgelehnten) im 
hritiſchen Reparationsplan genannten Sumne annähert. In 
            Er=
ſriderung dieſes Zugeſtändniſſes wird Großbritannien, wie man 
glaubt, wahrſcheinlich irgendeiner Form von Neutralität des 
Rheinlandes, die aber keine Loslöſung mit ſich bringen ſoll, 
            zu=
ſtimmen, damit Frankreich gegen einen Angriff geſchützt iſt. 
Dr. Cuno und Italien. 
TÜ. Rom, 8. April. Zu einem Vertreter des Giornale 
d’Italia äußerte der Reichskanzler Dr. Cuno ſeine freudige 
            Ge=
nugtuung darüber, daß die öfſentliche Meinung in Italien den 
Widerſtand des deutſchen Volkes gegen die franzöſiſch=belgiſchen 
Herausforderungen billige. Auch Muſſolini erkenne, daß mit den 
bisherigen Methoden an der Ruhr nichts zu erreichen ſei. Wenn 
irgend jemand künſtlich den Pangermanismus züchte und eine 
künfiige Weltkataſtrophe vorbereite, ſo ſei dies allein die 
            Gewaui=
politik Frankreichs, inſonderheit Poinegrés. Siebzia Millionen 
Deutſcher könnten nicht unterdrückt werden. Deutſchland 
            gegen=
über ſei nur eine Politik der Verſöhnung möglich. 
Außerordentlicher Kabinettsrat in Wien. 
Wien, 8. Npril. (Wolff.) Der außerordentliche 
            Ka=
binettsrat nahm geſtern nach dreitägigen Verhandlungen 
die Verordnung der Regierung über die Erhöhung der 
Zölle für ausländiſche Waren an. Aus den 
            vorge=
ſchlagenen Zollſätzen wird ein Jahresertrag von rund 12 
            Mil=
lionen Goldkronen erwartet. 
Wien, 8. April. (Wolff.) Bei dem Beſuch, den der 
            baye=
riſche Miniſterpräſident geſtern dem 
            Bundeskanz=
ler abſtatiete, beſprachen beide Regierungschefs eingehend die 
bolitiſche und wirtſchaftliche Lage der beiden benachbarten und 
befreundeten Läuder. Der Bundeskanzler benutzt dieſe 
            Ge=
legenheit, um den baheriſchen Miniſterpräſidenten auf die 
megunigfachen Schwierigkeiten hinzuweiſen, die ſich in der 
letzten Zeit im Grenzverkehr ergeben haben. Dr. v. 
            Knil=
ling ſicherte zu, daß der „kleine” Grenzverkehr baldigſt von den 
durch die wirtſchaftliche Lage Bayerns hervorgerufenen 
            Behin=
derungen befreit werde, den übrigen Schviezigkeiten aber, ſobald 
die Verhäftniſſe es erlaubten, abgeholfen werden ſolle; er kounte 
dabei fefrſtellen, daß in den letzten Tagen ohnehin ſchon 
            beden=
tende Erleichterungen eingetreten ſeien. 
Wiederzuſammentritt des Reichstags. 
* Berlin, 7. April. (Prib.=Tel.) Auf der Tagesordnung 
des am 11. Aprik 1923, nachmittags 3 Uhr, wieder 
            zuſamentre=
tenden Reichstags ſteht nach einigen kleinen Anfragen die erſte 
und zweite Beratung des Entwurfs eines Geſetzes, betreffend 
das Genueſer liebereinkommen über das 
            Mindeſt=
alter für die Zulaſſung der Kinder zur Arbeit auf See, Tante Auguſte, eine echte Wildeſche Bühnengeſtalt. Die Damen 
loſigkeit infolge von Schiffbruch und über die 
            Stellenver=
mittlung für Seeleute. Mit der Vergtung dieſer Uebereinkommen 
ſolt guch die des Waſhingtoner Uebereinkommens über 
die Arbeitsloſigkeit und eines Uebereinkommens über die 
            Be=
ſchäftigung von Frauen vor und noch der Niederkunſt verbunden 
werden. Dritter Punk; der Tagesordnung iſt die erſte und zweite 
Beratung des Geſetzes über den Verkehrmit Abſinth. Es 
folgt dann die Beratung des 12. Nachtrags zum Reichshaus= 
 
haltsplan.
 Stadt und Land. 
Darmſtadt, 9. April. 
Kriſis im Fremdenverkehr. 
betitelt ſich eine Denkſchrift von Maximilian Krauß, die ſoeben 
            er=
ſchienen iſt und durch die „Reichszenttale für Deutſche Verkehrswerbung” 
bezogen werden kann. Der in Fremdenverkehrsfragen wohlunterricktet= 
Fachmann behandelt in der leſensw=rten Schriſt wichtige Probleme des 
deutſchen Fremdenberkehrsweſens, von deſſen innerer Organi ation er 
ein ſehr trübes Bild entwirft. Er weiſt vor allem auf die Gefahr 
des Zuſammenbruchs hin, der nahe bevorſteht, wenn den 
            Ver=
kehrsvereinen und =verbänden nicht bald finanziell Beihilfe in 
            aus=
reichendem Maße gewährt wird, und er warnt weiterhin vor demr 
Syſtom der Syſtemloſigkeit, nach dem man gegenwärtig brhördlicherſeits 
den Fremdenverkehr überhaupt in Deutſchland behandelt, was zur Folge 
haben muß, daß dieſe unleugbar wichtige Erwerbsquelle im deutſchei 
Wirtſchaftsleben über kurz oder lang verſiegen wird. Eine wiukſame 
in einer ſtärkeren 
            Gel=
auf 
ſchweren Kriſis
 kehrsintereſſen behördlichken Maßnahmen gegenüber, die auf. . 
Lebersbedürfniſſe weiter Erwerbstreiſe, ja ſogar auf vitale politiſche 
und wirtſchaftliche Intereſſen der Nation viel zu geringe, meiſt gar 
keine Rüickſickt nehmen; ferner in einer obligatoriſcheu finanziellen 
Unterſtützung der verkehrsfördernden Organiſationen durch Gemeinden 
Quittungen. Sie machen ſich mit ihnen bezahlt, für die Be= und Reich, und zwar aus dem Aufkommen der Beherbeugungsſteuern, 
das in bieſe Hunderte von Millionen geht. Krauß vertritt die 
            Auf=
faſſung, daß Gemeinden und Reich, wo ſie aus der Beſteuerung der 
die 
Freunden ſo große Summen herausholen, allen Grund hätten, 
Organiſaitonen am Leben zu erhalten, die die Förderung des 
            Fremden=
e 
            Gemei=
verkehrs batzciben, alſo im Intereſſe des Steuerſäckels 
und des Reichs arbeiten. In den Kreiſen der 
            Fromdenverkehrsinter=
eſſenten wird die Denkſchrift, die zu einem Zeitpunkt eſcheint, zuo 
gerade dem deutſchen Reicksverkehr erneut die ſchwerſten Feſſeln an=
 — Heſiſches Landestheater. Zu dem Tanzabend Valeska 
Gert am Montag, den 9. April im Kleinen Haus. Ueber Paleska Gert 
ſchreibt die Berliner Zeitung unter anderem: 
„Hier iſt aus unabläſſiger Arbeit, fabelhafter Intuition, ſchärfſter 
Beobachtung, rückſichtzloſer Selbſtpreisgabe ein ganz eigenartiges 
            Men=
chenkunſtgebilde entſtanden 
Voſſ. Zeitung: „Paleska Gert, nur ſie ſelbſt, mit ihren erfin= 
Jronie, 
dungsreichen Koftümnen, Phantaſtik. Konik, Groteske, Karikat 
Lächeln des Humors, und das alles durch nichts als durch Bewegung 
und Mimik. Kein Wunder, daß das Publikum ſich wie beſeſſen ge= 
Börſen=Courier: „Valeska Gert iſt und bleibt einzig. 
            Gro=
teska iſt ein zu geringes Wort für fie. Ihre Kaxikatur komint aus dent 
Charakter einer dhünomenalen Darſtellungskunſt, die auf folideſten 
— Lichtbilbervortrag. Es ſei mit dieſem nochmals auf den 
            Liht=
bildervortrag „Folgen kranker Zähne und Wert einer geordneter 
Zahnpflege” heute abend 8 Uhr im Heim de 
Chriftlichen Vereins 
            Ju=
ger Männer Darmſtadt E. V., Infanteriekaſerne, hirgewicſen. C 
werden äußerſt ſorgfältig ausgearbeitete Lichtbilder gezeigt, die ſehr 
begehrt und darum nur nach langer Vorausbeſtellung zu erhalten ſind. 
Da leider heute immer noch der Wert einer geordreten Zahnpflege 
für die Allgemeinheit vielfach nc nicht erkannt wird, möchte der 
            Vor=
trag dazu nützliche Anregunz geben. Zur Deckung der Unkoſten 
            wer=
den 20 Maxk Eintritt arhoh=. 
— Die taufendſte deutſche Briefmarke. Ganz heimlich hat ſie ſich 
vorgedrängt und der 5000 Mark=Marke, die kurz vo: der Ausgabe ſteht, 
und die die tauſendſte deutſche Marke werden follte, Ruhm und Rang 
abgelaufen: die neue grüne 40 Maxk=Marke. Die Reichspoſt liebt die 
Uebsrraſchungen. Nachdem uns ſchon Monate lang die grüne 
            Poſi=
hornmarke zu 40 Mark mehr odeu minder erfreut hatte, iſt jetzt ohne 
jede Aumeldung der gleich Wert auch in dem Schnittermuſter grün 
            er=
ſchienen. Die Sammler werden ſich freuen, aber der ſteuerzahlende 
Nichtſammler fragt beſcheiden, oh. die Koſten dafür aber auch wirklich 
nur von den Händlern und Sammlern getragen werben, 
. Strafkammer. Schöffengerichtlich wegen Betrugs nebſt Vergehens 
gegen das Edelmetallgeſes zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt und damals 
gleichzeitig derhaftet, dann aber gegen 2 Millionen Mark 
            Sicherheits=
leiſtung dorläufig auf freien Fuß geſetzt, verfolgte der 26jährige 
            Kauf=
mann Nathan Lewkowitſch aus Köln Berufung. Es war ihm 
nur um Milderung zu tun, indem er als Hauptſchuldigen einen 
            Lands=
manu aus dem Oſten, den jetzt ebenfalls am Rhein anſäſſigen Kaufmann 
Goſernator, hinſtellte, der aus gleichem Anlaß lediglich für unbefugten 
Platinhandel rechtskräftig mit 10 000 Mark Geldſtrafe belegt iſt. Es 
geſchah dies ſchon vor längere Zeit, der mitangeklagte L. war damals 
unauffindbar und konnte erſt nachträglich ermittelt werden. Es handelt 
ſich um einen im Herbſt 1920 hier, ſowvie zu Frankfurt a. M. 
            beabſich=
tigten Schwindel größerer Art mittels Weißmetalls, das von den 
            Be=
trügern als Platin ausgegeben wurde. Sie wollten mehrere Kilo davon 
an den Mann bringen, und derfuhen äußerſt gerieben, wurden aber 
durch einen ſcheinbar auf das Geſchäft Eingehenden an die Polizei 
            ver=
raten. In Frankfurt a. M. ſollte die Ablieferung gegen mehrere 
            hun=
derttauſend Mark in bar erfolgen, nachdem die ſachverſtändige Prüfung 
einer Probe ſtattgefunden habe. Als letztere wurde jenem 
            vermeint=
lichen Kaufliebhaber eine kleine Menge echten Platins in die Hand 
            ge=
ſpielt, wobei G. und L. dieſen Kniff gemeinſam ausführten. G. hatte 
in jener früheren Verhandlung auf den abweſenden L. möglichſt 
            abge=
wälzt, während nunmehr L. bei Ausbleiben des als Zeugen geladenen, 
chemaligen Genoffen ſeinerſeits ſich als bloßen, gering beteiligten 
            Ver=
mittler und den G. als Seele des üblen Streiches bezeichnete. Er war 
bisher unbeſtraft, angeblich durch damalige bedrängte Verhältniſſe dem 
Einfluß G.8 unterlegen und ſeitdem einwandfrei geblieben. Daß G. 
ſelbſt ſo gelinde durchgekommen iſt, war durch unzureichenden Beweis 
derurſacht, und die ſpätere Verhandlung gegen L. litt weniger an 
            die=
ſem Mangel. Immerhin erſchienen dem Berufungsgericht verſchiedene 
Momente zugunſten des Angeklagten L. berückſichtigungswert, und man 
ermäßigte deshalb die Strafe auf 6 Monate Gefängnis. — Der bisher 
unbeſtrafte, noch jugendliche Kaufmann K. Dr. von hier iſt der ſogen. 
intellektuellen Urkundenfälſchung, des Gebrauchs einer gefälſchten 
            öffent=
lichen Urkunde und des Betrugs ſchuldig, weshalb er unter mildernden 
Umſtänden zu insgeſamt 3 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Recht 
dreiſt hatte er im vorigen Sommer die hieſige Polizei, indem er ſich einen 
fremden Namen uſw. beilegte, zur Ausſtellung eines unrichtigen 
            Paß=
ausweiſes beſtimmt. Er will die ſo erlangte öffentliche falſche Urkunde 
nur zu einer Reiſe ins beſetzte Gebiet, keineswegs zwecks etwaiger 
Schwindeleien veranlaßt haben, zeigte ſie aber ſpäter auf Verlangen 
vor, als er zizeimal bei der Fahrt von Frankfurt a. M. hierher ohne 
ordnungsmäßige Fahrkarte betroffen war. Bezüglich eines dieſer 
            letz=
texen Fälle wurde er von der Betrugsanklage als nicht erwieſen erachtet. 
Heſſiſches Landestheater. 
Landesthcater — Kleines Haus. 
Soniitag, den 8. Auril. 
Bunburt 
Komödie von Oscar Wilde. 
Wilde geißelt in all ſeinen Gefellſchaftsſtücken die engliſche 
Geſellſchaft feiner Zeit, und eine Komödie gibt ja hierzu 
            beſon=
dere Gelegenheit. Die Handlung iſt für den Dichter da ganz 
nebenſächlich, es gilt ihm nur in Schlagworten Hiebe auszuteilen 
und beſonders mit geiſtreichen Einfällen, die ſich Schlag auf 
Schlag folgen, zu glänzen. Und das iſt das Unterhaltende dabei. 
Genau betrachtet, ſind es gar keine Witze, aber es klingt gut und 
man hört auch ſo etivas mal ganz gern. 
So wurde auch nichts Großes aus der Aufführung gemacht, 
denn die Komödie wäre einer beſonderen Aufmachung gar nicht 
wert. Sie iſt nett und wurde nett gegeben. Die Beſetzung der 
Hauptrollen, des John Worthinig und Algernon Moncrieff mit 
den Herren Reymer und Gielen enttäuſchte inſofern, als 
beide in ihrem Spiel mehr Schentelmänner waren als 
            Gent=
lemen. Bei allem jugendlichen Uebermut des Junggeſellentums 
hat der Engländer doch einen Stil in vornehmer Bewegung, der 
gerade bei Wiedergabe dieſer Stücke unerläßlich iſt. Tadellos 
in Spiel und Erſcheinung war dagegen Frau Meißner als 
über die Gewährung einer EntſchädigungfürArbeits= Horn und Steidl waren, in ihren Verlobungsnöten 
            ent=
zückend, befonders ihr großer Dialog war friſch bewegt und 
ſamos geſprochen. Fräulein Caulſen und Herr 
            Baumei=
ſter ſicherten mit ihrem guten und humorvollen Spiel beſte 
            Ver=
tretung ihrer Rollen. 
Die Spielleitung, für die Herr Keller zeichnete, ſorgte für 
das nötige flotte Teinxg. Doch) paßte in dieſes Stück, das nur 
auf Wirkung der Wpri ſ. uicht der Zirkus der Boxerei; dieſes 
Interezzo iſt zu breit und füßt aus dem feinen Rahmen, in den 
-Fis. 
die Komödie ſonſt geſtelli iſt.
AR
 R 
A 4 
1—1
Rummer 92.
Darmſtädter Ta blatt, Montaa, den 9. April 1923.
Seite 3.
 nt. Laubach (Vogelsberg), 8. April. Gartenland=
            Verpach=
tung. Bei der letzten öffentlichen Verpachtung von Gartenland kam 
ein Viertelmorgen auf 180 000 Mark Jahrespacht zu ſtehen. 
A Weinheim a. d. B., 8. April. Der Gemeinderat beſchloß, 
unter Vorbehalt der Zuſtimmung durch den Bürgerausſchuß die Er 
hebung einer Fremdenſteuer in Höhe von 15. v.. H. des Zimmerpreiſes 
für die Uebernachtung und für jeden U=bernachtungstag zu erheben. 
— In die Gräflich Berckheimſche Familiengruft im hieſigen 
            Schloß=
garten wurde in vergangener Nacht ſchon zum zweiten Malk 
            einge=
brochen. Es gelang aber, die Einbrecher zu verſcheuchen, die 
            unver=
richteter Sache wieder abziehen mußten. 
Sport, Spiel und Turnen. 
H. Turngemeinde Darmſtadt 1846. Das Hausorcheſter 
unſe 
er Turngemeinde Darmſtadt 1846 übte Samstag nachmittag von 
186—½8 Uhr im Tie=Saal. Muſikaliſche Mitglieder, ſowie auch Gäſte, 
die ein Inſtrument, beſonders Streichinſtrumente und Flöte, gut 
            ſpie=
len und die ſich gerne beteiligen wollen, ſind willkommen und melden 
ſich in der angegebenen Zeit bei dem Orcheſterleiter Gg. Ploch im 
Tie=Saal. 
Am Mittwoch, den 11. Abril 1923, 8½ Uhr abends, iſr Sitzung 
des Techniſchen Ausſchuſſes. Wichtige Tagesordnung. Unentſchuidigtes 
Fehlen unterliegt der ſatzungsgemäßen Ordnungsſtrafe 
H. Turngemeinde Darmſtadt 1846. Bei ſtrahlendem 
Himmel, deſſen Glanz allerdings durch einen ziemlih rauhen Oſtwind 
viel an Annehmlichkeit einbüßte, pilgerten am Sonntag die 
            wander=
freudigen Turnerinnen und Turner der T. G. D. 1846 in großer Zahl 
hinaus in die Blütenpracht unſerer vorderen Bergſtraße und des 
            Stett=
bacher Tales. Berauſchender Farbenreichtum bot ſich allen Blicke 
die ihre hohe Freude widerſpiegelten, als man ſich an waldgeſchützke 
Stelle zur Raſt im Schoße blühender Natur lagerte eine Pracht, die 
wohl allen, die ſie enimal ſchauten, undergeßlich bleiben und ſie zur 
tiederkehr in kommenden Jahren mahnen wird, weshalb auch alle 
Teilnehmer freudig einſtimmten, als nach Schluß der Wanderung ein 
froh „Gut Heil” dem Führer, Turner Wenzel, den Dank der 
            Teil=
nehmeu abſtattete. 
II. Turngemeinde Darmſtadt 1848. Am Samstag, den
 Abende galt, führten herrliche Lichtbilder hinein in die ſchönſten 
            Ge=
genden des bayeriſchen Hochlandes, begleitet von dem erläuternden 
Vortrage des Turners Hanſt, der aus eigener Anſchauung die 
            bezeich=
neten Gegenden kennt und es verſtand, durch ſeine Schilderungen in 
ullen Herzen die Sehnſucht nach ſolch ſchönem Lande aufkeimen zu 
laſſen. Allgemeines Erſtaunen u. 
tiefe Beſvunderung erregten auch 
die Bilder der herrlichen oberbaheriſchen Königsſschlöſſer, von deren 
Pracht Preſſewart Müller lebendige Schilderungen gab. Umrahmt 
waren die Vorführungen von hervorragend ſchön geſungenen Chören 
der Singmannſhaft, ſowie ſchön geſprochenen Gedichten, die ſämtlich 
unſerem ſchönen Vaterlande galten. Anch echte bayeriſche 
            Zithervor=
träge und gemeinſame Lieder fehlten nichf. Der Dank für die ſchönen 
Stunden gebührt allen denen die in ureigennütziger Weiſe die 
            Preſſe=
warte unterſtützten, ſo der Singmann/caft unter ihrem trefflichen 
            Lei=
ter, Herrn Kehr, der Turnerin RäTest, den Turnern Hanſt und 
Schwarz, ſowie den Preſſewarten ſelbſt, ben Zurnern Müller und Hotz. 
Mögen ſich noch mehr Turner in den Dienſt der guten Sache 
ſt 
u, um auch den folgenden Tie=Abenden zu vollem Erfolge zu 
verhelfen. 
R. Der Darmſtädter Radſport=Klub 1919 hielt am 
Wei 
n Sonntag ſein Frühjahrs=Eröffnungsrennen ab und hatte ſich 
eine ſportbegeiſterte Menge am Start Böllenfalltor, ſowie am Ziel 
waldhaus eingefunden. Infolge des kalten Gegenwindes, der aus 
dem Odenwald Darmſtadts Einwohnern morgens entgegenblies, 
wurde ſeitens des Klubs veranlaßt, daß der Start eine halbe Stunde 
ſpäter, wie angeſetzt, erfolgte. Pünktlich entließen die Starter zuerſt die 
Jugend=Klaſſe und alsdann mit Minutenſtark von 15 gemeldeten 
            Renn=
fahrern 11 Mann dem Ziele über Ober=Ramſtadt, Noßdorf, 
            Gundern=
hauſen. Dieburg zu. Die Favoriten des Klubs lieferten ein prächtiges 
Rennen, und war es Adam Offenthal, der als Letzter ſtartete und mit 
der beſten Zeit durchs Ziel kam. In anerkennenswerter Weiſe hatten 
ſich die Motorradfahrer des Klubs, Gebr. Eiſinger, Gg. Hahn, Huck, 
Lich und Joſ. Roßkopf zur Verfügung geſtellt, um Kontrolle und 
            Ord=
nung zu halten. Anſchließend an das Rennen fand Bekanntgabe der 
Refultate im Oßerwaldhaus ſtatt, wobei auh die Geſangsabteilung d 
d. R. C. in Aktion trat. Eine Propagandafahrt beſchloß das gut ve 
laufene Renen. Durchzufahrende Strecke: 32,6 Kilometer. Reſultate 
1. Offenthal, Adam 1 St. 1 Min. 55 Sek., 2. Dieter 1 St., 4 Min., 
13 Sek., 3. Enders 1 St. 5 Min. 2 Sek., 4. Kunze 1 St. 9 Min. 2 Sek., 
5. Mafſing 1 St. 9 Min. 19½ Sek.; 6. Storck 1 St. 9 Min. 49 Sek., 
7. Pech 1 St. 9 Min. 57 Sek. 8. Offenthal, Heinr. 1 St. 14 Min. 50 
Sekunden, 9. Müller 1 St. 17 Min. 5 Sek. Sendelbach und Ganß wegen 
Defekts aufgegeben. Jugend=Klaſſe: 1. Old 1 St. 10 Min. 2 Sek., 
2. Schieß 1 St. 11 Min. 56 Sek. Obige Zeiten wurden in Form von , 
Prämien gebührend anerkannt, und wäre es zu wünſchen, wenn ſich 
noch die abſeits ſtehenden Nadlerinnen und Nadler dem Touren= und 
Rennſport treibenden Darmſtädter Radſport=Klub 1919 anmeldeei 
            wir=
den. Anmeldungen nehmen entgegen der 1. Vorſitzende, S. Levi, 
Große Ochſengaſſe 12 (Laden), Klublokal: Fürſtenſaal, Grafenſtraße. 
Turn= und Sportgemeinde Eintracht=Frankfurt gegen I. D. B. C. 4:4. 
Am 7. April d. J. kämpſte die Darmſtädter Mannſchaft, der 
            Ein=
ladung der Turn= und Sportgemeinde Eintracht=Franrfurt Folge 
            lei=
ſtend, im Klubkampf gegen dieſe. Die in allen Sportzweigen auf der 
Höhe ſtehende Turn= und Sportgemeinde Eintracht=Frankfurt ließ uns 
nicht im Zweifel, daß ſie uns bewährte Kämpfer als Gegner 
            gegen=
überſtelle. Dieſelbe hat in Leichiathletik, Turnen uſw. genug in 
            Sport=
kreiſen bekannte Meiſter, wie Bedarf, Troßbach, Söhnchen, Mäulen, 
Weider, Gebhardt u. a., ſo auch im Boxen den ſüiddeutſchen Meiſter 
im Fliegengewicht 1922, Boeſe, und den Weltergewichtsmeiſter von 
            Süd=
deutſchland 1323, Spielmann. Die Darmſtädter Kampfmannſchaft be=
 ſtand aus unſeren altbewährten Kämpfern Frick, Blatz, Bruder, Kursz 
und vier jungen Anfängern, die im Training Gutes und Achtbares 
zeigten. Mit der Hoffnung für ein ehrenvolles Abſchneiden fuhr dieſe 
Kampfmannſchaft nach Frankfurt. Das auf unſere jungen Kämpfer 
geſetzte Vertrauen wurde beſtätigt und konnten drei von denſelben die 
Siegerplakette für Darmſtadt erringen. Dies iſt um ſo mehr zu 
            bewer=
ten, da die drei Sieger zum erſten Male öffentlich kämpften. Ein 
            wei=
teres fleißiges Training und die Luſt und Liebe zum Boxſport wie 
            bis=
her wird dieſen jungen eifrigen Kämpfern noch manchen Sieg bringen. 
Auch Frick hielt voll und ganz das in ihn geſetzte Vertrauen und dürfte 
er zurzeit unſtreitig Darmſtadts beſter Fauſtkämpfer in der ſchweren 
Gewichtsklaſſe ſein. Nach hartem, techniſch gut geführtem Kampf 
            ge=
wann er knapp, aber ſicher. Blatz und Bruder verloren knapp, ſehr 
knapp. In Darmſtadt werden dieſelben beim Retourkampf beſtätigen, 
ob die Punktniederlage in Frankfurt gerecht war. Otto Kurtz war 
indisponiert und gegen ſeinen Hanauer Kampf, den er vor 8 Tagen 
ſiegreich beſtand, nicht wieder zu erkennen. Das Kampfgericht beſtand 
aus 4 Frankfurter Herren, 
Ergebniſfe der Boxkämpfe. 
Fliegengewicht: Zöll Eintracht gegen O. Kurtz I. D. B. C. 
Es trafen ſich hier zwei gute Techniker den Zöll nach Punkten gewann, 
da Kurtz nicht auf der Höhe ſeines Könnens war. 
Bantamgewicht: Witmeher Eintracht gegen Schäfer 
I. D. B. C. Es entſpann ſich hier ein ſehr ſchneller Kampf, den 
            Schä=
fer infolge ſeiner guten Beinarbeit und Härte im Geben gewann. 
Bantamgewicht: Wils Eintracht gegen Ritſert I. D. B. C. 
Auch hier entſpann ſich ein fehr ſchneller Kampf, in dem Ritſert der 
beſſere Techniker war. Den harten Schlägen ſeines Gegners wich er 
ebenſalls durch gute Beinarbcit aus und punktete ſeinen Gegner durch 
gut durchdachte Angriffe, die faſt niemals ihr Zieſ verfehlien, aus. 
Federgewicht: Stecher Eintracht gegen Bruhen Darmſtadt. 
Zie immer, greift Bruder energiſch an und zwingt ſeinen Gegner in 
der 1. und 2. Runde wieberholte Male zur vollen Deckung. V. iſt 
            ſei=
nem Gegner im Nahkampf ſichtlich überlegen. In der 3. Runde holt 
jedoch der Frankfurter auf, und man war trotzdem erſtaunt, daß Stecher 
als Sieger erklärk wurde. 
Leichtgewicht: Helfrich Eintracht gegen Knöpp. I. D. B. C. 
Hier treffen zwei harte Leute aufeiander. Der Frankfurter, der in 
der 1. Runde in erſtaunlich guter Auslage angreift, kann jedoch dem 
gut aufpaſſenden Darmſtädter nichts anhaben. Der Darmſtädter 
            ar=
beitet mit ruhiger Ueberlegung und ſucht nur Blößen ſeines guten 
Gegners zu erkennen. In der 2. Nunde greift Knötp energiſih an 
und bringt ſeinen Gegner zweimal zu Boden, worauf ſein Gegner den 
Kamof aufgab. 
Gemiſchtgewicht: Weiß Eintracht, 132 Pfund, Blatz 
I D. B. C., 120 Pfund. Hier ſtößt Blatz, ein bewvährter Kämpfer, auf 
den beinahe im Mittelgewicht ſtehenden guten Techniker Weiß. Blatz 
ließ ſich nicht durch die übertriebenen Manieren des Frankfurter aus 
der Ruhe bringen, und es war eine Freude, zu ſehen, wie er in der 
1. und 2. Runde ſeine gut plazierten Schläge landen ließ. In der 3. 
Runde holte jedoch Weiß, unterſtützt durch ſein höheres Gewicht, die 
verlorenen Punkte auf und konnte den Kampf für ſich entſcheiden. Ein 
Unentſchieden wäre hier gerecht geweſen. 
Mittelgewict: Koch Eintracht gegen Frick I. D.B.C. Der 
techniſch ſehr gute Frick kämpft hier einen ſeiner beſten Kämpfe. Es iſt 
ein harter Kampf, in welchem beide geben und nehmen. Der 
            Frank=
furter iſt jedoch bedeutend härter, und durch die guten plazierten Schläge 
Fricks nicht zu erſchüttern. Nur mt Aufbietung aller Technik und Energie 
kann Frick den Kampf für ſich entſcheiden. 
Halbſchwergewicht: Wetter Eintracht gegen Trumpfheller 
I. D.B.C. Beide greifen ſcharf an und man ſieht, daß ſie auf einen 
K. D. ausgehen. Trumpfheller, der in der 1. Runde einen Nierenſchlag 
erhält, iſt durch denſelben merklich am Hämpfen gehindert, und geben 
ſeine Sekundgnten, für ihn ſchon in der 1. Runde den Kampf auf. 
zr. Die deutſchen 
Zugendherbergen. In Altona fand 
uinter der Leitung von Schirriann und Münker der 5. deutſche 
            Jugend=
herbergetag ſtatt, bei dem folgende intereſſante Zahlen bekannt gegeben 
wurden: Zurzeit beſitzt Deutſchland 1400 Jugendherbergen, die aber niht 
nur der Jugend vorbehalten ſind, ſendern auch alteren Wanderern, 
Radfahrern, Skiläufern, Ruderern uſw., ſoweit Platz vorhanden, offen 
ſtehen. Im vergangenen Jahre ſind 863000 Uebernachtungen erfolgt, 
gegen zirta 200 000 im Jahre 1913. In erſter Linie hält die geſchickte 
und erfolgreiche Arbeit des Verbandes für Jugendherbergen und ſeiner 
Zweigausſchüſſe die Herbergen aufrecht und erweitert das Netz trotz aller 
Schwierigkeiten. Dann ſorgen viele Gemeinden und der Staat, 
            fer=
ner die Jugendbünde und Verbände für Leibesübungen für Förderung. 
Das Reichsminiſterium des Innern hat dem „Jugendherbergeverband 
einen Sitz im Reichsbeirat für körperliche Erziehung eingeräumt. In der 
Altonger Tagung wurde beſchloſſen, daß i 
der Wanderer entweder die 
Mitgliedskarte oder einen „Bleibenauswei 
(für Südbayern, Baden 
und das beſetzte Gebiet mit Liclnbild) bei ſich führen muß. An der 
Dresdener Jahresſchau deutſcher Arbeit will ſich der Verband beteiligen. 
Die nächſte Tagung findet Pfingften 1924 in Königsberg (Preußen) ſtatt. 
Abſage des Großen Preiſes von Deutſchland 
sr. 
Der Repräſentanten=Ausſchuß des Automobil=Klubs von Deutſchland 
hat beſchloſſen, das für den 10. Mai geplante internationale 
            Automobil=
rennen über 80 Kilometer auf der Avus im Grunewald um den 
Großen Preis von Deutſchland, das zum erſten Male auch wieder 
internationale Konkurrenz in Deutſchland geſehen hätte, abzuſagen. 
Begründet wird dieſe Maßnahme damit, daß verſchiedene der bekannten 
deutſchen Marken nicht an dem Rennen trotz anfänglicher Zuſage 
            teil=
nehmen werden, da die Werke durch die teilweiſe Neubeſetzung im 
Weſten des Reiches durch Franzoſen und Belgier in ihrer 
            Material=
einfuhr gehindert ſind. Sollten ſich die Verhältniſſe zum Guten 
            wen=
den, iſt geplant, das Rennen an einem ſpäteren Termin dennoch zum 
Austrag zu bringen. So bedauerlich an und für ſich die vorläufige 
Abſage dieſes erſten großen internationalen Automebilrennens nach 
dem Kriege in Deutſchland auch iſt, ſo darf man wohl der deutſchen 
Induſtrie zutrauen, daß ſie ihre Entſchlüſſe erſt nach reiflicher 
            Ueber=
legung gefaßt hat und nicht übereilt die Austragung der Veranſtaltung 
in Frage ſtellt.
 Stimanen aus dem Leſerkreiſe. 
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer kleberſchrift übernimmi die Redattion feinerfei 
            Ver=
antworiung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſezes in vollem Umfange 
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendei werden, können nicht 
aurückge andt, die Ablehnung nicht bearündet werden. 
Anfang Februar 1922 ſtellte der Jagdpächter der fiskaliſchen Jagd 
(Jagdbezirk II, Ernſthofen) infolge Krankheit bei der Oberförſterei 
rnſthofen den Antrag, zwei weitere Teilhaber aufzunehmen. Dieſer 
Antrag wurde aber ſo in die Länge gezögen, daß Ende Juli vorigen 
Jahres, als der Pächter verſtarb, noch keine Teilhaber aufgenommen 
waren, und ſo kam es, wie es die Oberförſterei wünſchte, daß fragliche 
Jagd zu einer Regiejagd umgewandelt und die Jagd von den Beamten 
der Oberförſterei Ernſthofen ausgejbt wurde. Da nun die Oberförſterei 
Ernſthofen am 1. April d. J. eingeht und die übrigen Beamten, die nicht 
verſetzt werden, in ihrer forſtlichen Arbeit überlaſtet ſind und ſich nicht 
jagdlich betätigen können, ohne daß der eigentliche forſtliche Beruf 
            not=
leidet, wäre es am Platze, von einer Regiejagd Abſtand zu nehmen und 
die Jagd öffentlich zu verpachten. Der Staat braucht Geld und der All= 
M. 
gemeinheit wäre Rechnung getragen.
 Vor kurzem wurden hier mit großem Beifall herrliche Land= 
Xaftsbilder aus der Gegend des Rheins im Film der Bevölkerung vor= 
So manchen Deutſchen muß es angeſichts der erſchwerten 
verhältniſſe, der immer mehr ſteigenden Fahrpreiſe vorerſt verſagt 
Frife 
bleiben, ſein deutſches liebes Vaterland perſönlich kemien zu lernen, 
es zu ſchauen in ſeinen mannigfachen Schönheiten, die noch weiten 
Kreiſen wenig bekannt ſind. Ich möchte aus dieſer Erwägung heraus 
die Bitte an die maßgebezden Stellen richten, der Anregung näher zu 
treten, daß alsbald im Wege von Filmporführungen ſeitere Teile 
            unſe=
ves Vaterlandes dem deutſchen Volke, beſonders unſerer deutſchen 
            herau=
waclſſenden Jugend, vorgeführt werden, ich denke z. B. u. a. an die herrliche 
Sächſiſche Schweiz, das Bayernland mit der Pfalz, den Schwarzwald, 
nicht zu vergeſſen unſer Hefſenland uſw. Auf dieſe Weiſe ließe ſich in 
auser eſenen Bildern Deutfchland als Einheir machem Deutſchen vor 
Augen führen! Wir müſſen wiſſen: Unſer deutſches Land iſt nicht das 
größte Eutrotas, aber groß genug für ein Volk, das entſchloſſen fein 
muß, nicnts daven zu verlieren; es iſt ſchön genug, Liebe und treueſte 
Anchänglichkeit zu verdienen!; es iſt ein Land, worin ein tüchtiges Volk 
große und glückliche Geſchicke vollenden kann, vorausgeſetzt, daß es ſich 
W. 
und ſein Land zuſammenhält.
 Geletar Aaifen 
Ist der beste bei Eis und Schnee 
Eiklimmt am schnellsten die Bergeshöh? 
9ie- 2— 
AA 
BcrtIK RRf 
Nimmt men bei langen Fahrten, 
Wählen, die bei Rennen starten? 
77 
Aar 
Weithel Niten 
Hat die längsie Dauer 
Bei Sonnenschein und Regenschauer? 
955 
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Landestheater, Große Haus,) 7 Uhr: Siebentes Konzert des 
Hefſiſchen Landestheater=Orcheſters. — Kleines Haus. 7½ Uhr: 
Orpheum, 7¾ Uhr abends: 
Tanz=Gaſtſpiel Valesta Gert. 
der blonde Engel”. — Union=, Reſidenz=, Central=Thegter, Palaſt= 
Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen. 
Verſteigerungskalender. — Dienstag, 10. April. 
Mobiliar=Verſteigerung vormittags 110 Uhr und 
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mittags ½3 Uhr Ernſt=Ludſwigſtraße 9. — Nachlaß=
            Verſtei=
gerung vormittags 9 Uhr in Hahn bei Pfungſtadt, Schulſtr. 5. 
Freiwillige Verſteigerung vormittags 9 Uhr in 
            Auer=
bach (Bergſtraße), Bachgaſſe 5. 
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und 
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land” 
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul 
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die hentige Rummer hat 4 Seiten.
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die traurige Nachricht, daß heute 
Vormittag meine innigſtgeliebte 
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Schwiegermutter 
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Eliſe Darmſtädter 
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unerwartet von uns geſchieden iſt. 
Darmſtadt, 8. April 1923. 
Schloßgaſſe 2. 
In tiefer Trauer: 
Kaſpar Darmſtädter 
Lisbeth Klepper, geb. Darmſtädter 
Ludwig Klepper. 
Die Beerdigung findet Dienstag 
den 10. April, nachm. 3 Uhr, 
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dem Waldfriedhof ſtatt. (2903
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 (Gemeindewald Ober=Ramſt.dt.) 
Donnerstag, den 12., und 
            Frei=
tag, den 13. April 1923, jeweils 
            vor=
mittags 9 Uhr anfangend, werden 
in den Forſtorten Buchwald, Tannacker 
und Löhchen an Ort und Stelle 
            ver=
ſteigert: 
(2874 
6 Buchen=Stämme, Kl. 3 u. 4, 4,01 fm 
8 Eichen= 
4u. 5, 2,65 
67 Eſchen= 
3—6, 40,33„ 
z 
2—4, 4,43, 
6 Kiefern= „ 
92 Lärchen= 
4u. 5, 25,55 
42 Fichten= „ Kl. 3, 4, 5a,5b, 14,01 
104 Lärch.=Derbſtang. Kl. 1 u. 2, 14,88 
32 Fichten 
5,34 „ 
1 
6 Rm. Eſchen=Nutzſcheiter. 
Die Zuſammenkunft der Steigerer an 
erſten Tag an der Kronertswieſe, 
            Forſt=
ort Tannacker, am zweiten Tag am 
Steinbruch. Forſtort Buchwald. Die 
Echen, Buchen, Lärchen und Kiefern in 
den Forſtorten Tannacker und Löhchen 
werden am erſten Tage, alle übrigen 
Holzarten am zweiten Tage verſteigert 
Ober=Ramſtadt, den 6. April 1923. 
Hefſiſche Bürgermeiſterei. 
Nückert.
 Schreibmaschinen 
und sämtliche Büromaschinen 
werden rasch und tachmännisen 
repariet bei 
A. Lächter, Biirobedart 
1—: Karistrasce 1 
Darmsta 
Telephon 1489 (2341a 
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Heulle folg. Tage: 
Erößter Erfolg 
2der letzten Zeit!? 
Der (7341 
blonde Engel 
Operette i. 3 Aßten. 
Kart.;Verkehrsbüro, 
de Waal Rheinſtr. 14.
 Landestheater. 
Montag, 9. April. 
Grozes Haus. 
Abend3 7 Uhr 
Slebentes Konzert 
des Landestheater= 
Orcheſters. 
Soliſtin: H. Mags=Pech. 
Preiſe: 500-3500 Mr. 
Kleines Haus. (V722 
Abends 7½ Uhr. 
Tanz=Gaſtſpiel 
Valeska Gert. 
Preiſe: 1000 u. 2000 M.
 Verein 
„Daheim” 
Einladung 
zur 
ordentl. 
            Haupt=
verſammlung 
Mostag, 23. April 23, 
abends 8½ Uhr, im 
Kaiſerſaai, 
            Grafen=
ſtraße 18. 
Tagesordnung: 
1. Bericht des 
            Vor=
ſitzenden; 2. 
            Rechen=
ſchaftsbericht; 3. Wahl 
von 
            Vorſtandsmit=
gliedern; 4. Erledig. 
der Anträge von 
            Mit=
gliedern. (2820a 
Anträge ſind bis zum 
16. April bei dem 
            Vor=
ſitzend., Herrn 
            Rechts=
anwalt Dr. Stein 
Annaſtraße 21, 
            einzu=
reichen. 
Darmſtadt, 9. 4. 1923 
Der Vorſtand
 THIEIEIEIIEIS 
D.-T. geschminkte Frau, 6 Ak. 20 Minut. 
Angst, Lustsp. mit Harry Lovd. (*9645g0 
Maciste u. der Hypnosenschwindel 
K.-1, III. 7.-—6 Akt, Hauptdarst. Maciste 
Achten Sie auf Maver, Lustspiel 2 Akte 
Harry Piel,Unus,d. Wegi. d. Welt 
Gor 1, 6.4. Im Glutrausch d. Sinne I. Teil.
 Frauen= 
Haare 
tauft ortwährend z! 
Höchſten Preil 12523 
Fr. Tillmann 
sliſabetbenſtr. 21.
 Höchſtpreiſe 
zahlt ſtets f.
 Sektkellerei u. 
Weingroßhandl 
PIEPLOM 
Kariſtr. 45. (arad
 Verdingung. 
Die elektr. Licht= und Signalanlage 
für die Offiziers=Wohnbauten 
            Barba=
roſſaring Mainz, III. Gruppe. Block 98 
und 100, ſoll im Wege des öffentlichen 
Wettbewerbs vergeben werden. Die 
            Ver=
dingungsunterlagen liegen bei der 
            Ban=
abteilung des Reichsvermögensamtes 
Mainz=Stadt, Münſterplatz Nr. 2, Zimmer 
Nr. 6, in der Zeit von 8—11:/, Uhr und 
2—3:/, Uhr zur Einſicht auf und werden 
gegen Erſtattung der Herſtellungskoſten 
abgegeben. 
Die Angebote ſind verſchloſſen und 
            ver=
ſiegelt mit der Aufſchrift: 
„Angebot über elektr. Licht= und 
Signg anlage für die Offi iers= 
Wohnbauten Barbaroſſaring 
Mainz” 
beim Reichsvermögensamt Mainz=Stadt 
ſpäteſtens bis Dienstag, 17. April 
1923, vormittags 10 Uhr, einzureichen, 
zu welcher Zeit dortſelbſt in der Baracke 
im Hofe die Eröffnung der eingegangenen 
Angebote ſtattfindet. Die Arbeiten 
wwerden in Loſen vergeben. 
Zuſchlagefriſt 8 Tage. 
(2902 
Mainz, den 7. April 1923. 
Reichsvermögensamt Mainz=Stadt.
Seite 4.
Darnſtädter Tagblatt, Moutaa, den 9. Lpril 4922.
Nummer 92.
 Die künſtlichen Düngemittel, ihr Ankauf 
und ihre Verwendung. 
Von Obevſekntär Kadel=Darmſtadt, 
IV. 
e) Kaliammonſalpeter. 
Der B. A.=S.=F. iſt es ge ungen, noch ein weiteres bedeutfanes 
Düngemittel herzuſtelen, den Ammonfalpeter. Er wird durch 
Vereinigung von jynthetiſchem Ammoniak und ſynthetiſcher 
            Salpeter=
ſäure geivenn n und ſtellt ein hochprozen iges Produkt dar deſſen 
            Stick=
ſtoff. halt je zur Hälfte in Form von Ammoniak und Salpeter 
            vor=
handen iſt. Da er aber ſtark waſſeranziehende Cigenſchaft hat, aus 
dieſem Grund leicht zerflielt und bei längerer Lagerung zuſammenbacke, 
die Lagerung ſe ber auch nicht immer ganz ungefähr ich iſt, wurde 
davon abgeſehen, ihn als Düngemittel in den Handel zu bringen. Die 
B. A.=S.=F. hat jedoch daraus, und zwar durch Hinzufügen von 
            Chlor=
kalium, ein ſehr braudbares Dingemi tel, den 
            Kaliammonſal=
peter, hergeſtellt, der gleichſal.s in großen Mengen gewonnen wird. 
D). Organiſche Stickſtoffdüngmittel. 
Aus verſchiedenen tieiſchen und induſtriellen Abfällen, wie Horn, 
Haut, B.ut, Fleiſch, Leder uſw. werden Düngemittel hergeſtellt, die den 
Stickſtoff in organiſcher Form enthal ſen und die man deshalb als 
organiſcheStickſtoffdüngemittel bezeickmnet. Dieſer Gruppe 
kommt indes eine gröſere Bedeutung nicht zu, weil ihre Produktion 
ſehr gering iſt. Gegenüber einem Berbrauch im Jahre 1912 von 
            Sal=
peter und Ammoniakſalz im Werte von rund 350 Millionen Mark 
haben die deutſchen Landwirte nur für etwa 10 Millionen Mark 
            orga=
niſche Stickſtoffdüngemittel verwandt. Da der Stickſtoff in dieſen 
düngemittan aber meiſt langſam wirkt, ſind ſie weniger für 
            landwirt=
ſckaftliche Betriebe als vielmehr für Eartenbau uſw. geeignet, wie 
ſpäter noch näher dargelegt werden ſoll. Die hauptſächlichſten diefer 
Produkte ſind: 
1. Blutmehl. 
Die Cinrichtung von Schlackthäuſern in den größeren Städen 
wacht es möglich, d.s Biut der geſchlaclteten Tiere, das ſonſt grö 
            ten=
teis verloren ging, ſorgfältig zu ſammeln. Nackdem es zum Gerinnen 
gebradt iſt, wird es getrocknet und die dabei en haltenen feſten Stücke 
werden zu einem feinen Mehl vermahlen. 
2. Hornmehl. 
Hörner, Klauen und Hufe werden dem Druck geſpannter 
            Waſſer=
dämpfe ausg ſetzt, dan getrocnet und gemahlen. 
3. Lebermehl. 
Ein dem Hornmehl ähnliches Prcdukt iſt das Ledermehl. Es wird 
aus Liderabfällen gewonnen, die gedämpft, getrocknet und dann 
            ge=
mahlen werden. 
Außer dieſen gebräuchlichſten organiſchen Stickſtoffdüngern ſind 
von Zeit zu Zeit noch weitere, aus Induſtri abfällen oder tieriſchen 
Produkten hergeſtellte Düingemittel auf den Markt gelangt, unter denen 
namenulich Fiſchguano, eine zeitla=g Bedeutung erlangt hatte. 
Nackdem jedech der ganze Verkehr mit Düngemitteln im Jahre 1918 
durch Bundesratverordnung geregelt wurde, iſt die beliebige 
            Herſtel=
lung von Düngemitteln verboten und c2 iſt von organiſchen 
            Stickſtoff=
mitteln nur für die beiden erſtg” nnten Produkte (Näheres in 
ſpät 
Abſchnitten) Genehmigung zur Herſtellung und zum Handel 
erteilt worden. 
4. Stickſteff= und phosphorſänrehaltige Düngemittel. 
Während in den bisher behandelten Abſchnitten Düngemittel 
            be=
ſprocken ſind, die nur je einen Nährſtoff entha ten, ſeien der 
            Vollſtän=
digkeit halber auch noch diejenigen Produkte erwähnt, die — entweder 
von Natur aus oder durch fabrikmäßige Herſtellung, alſo durch 
Miſchung — mehrere Pflanzennährſtoffe aufweiſen.
 a) Die Knochenmehle. 
Es iſt oben bei Beſpreckung der Phrsphor äuredüngemittel bereits 
des en leimten Knochenmehls Erwähnung getan, das nur geringe 
Mengen Stickſtoff enthält. Außer dieſem kommen auch höher 
            ſtickſtoff=
haltige Sorten auf den Markt, die in neuerer Zeit, insbeſondere durch 
die bekannte A.=G. für chem. Produkte Scheidemandel herg=ſtellt 
            wer=
den. Im allgemeinen betrachtet hat das Intereſſe für Knochenmehl 
mit der fortgeſchrittenen Entwicklung in der Herſtellung ſtickſtoffhaltiger 
Düngemittel erheblich nachgelaſſen, wozu auch Rückgang in der 
            Er=
zeugung (insb ſondere während des Krieges infolge Schlachtviehmangel 
und dementſpreckendem Rückgang in dem Anfall von Knochen) 
            bei=
geivagen hat. 
b) Guanoarten. 
Der Peruguano dar das erſte aus dem Ausland importierte 
künſtliche‟, Düngemittel. Proben davon wurden bereits im Jahre 
1804 durch Alexander von Humboldt nach Europa gebracht, während 
die Einfuhr größerer Mengen nach England und Deutſchland etwa 
mit dem Jahre 1840 begann. Der Peruguano beſteht aus den 
            Aus=
ſcheidungen von Seevöge’n (hauptſächlich Pelikane) und anderen 
            See=
tieren und findet ſich in großen Mengen an den Küſten der Inſeln 
eines Teils von Südamerika. Der früher recht lebhafte Import von 
Peruguano hat zu Beginn des Kriees eine unfreiwillige Einſchrän=
 Das Ver chwinden des eckten Peruguanos hat ſpäter Anlaß 
            ge=
geben, aus Abfällen, die lei der Verarbei ung induſtrieller Erzeuguiſſe 
gewonnen wurden, die verſchiedenſten „Guano”=Arten von mitunter 
recht zweifelhaftem Wert herzuſtellen und im den Handel zu bringen. 
die oben ſchon erwähnte Bundesratverordnung über den Verkohr mit 
Düngemitteln hat dieſem Unfug glücklicherweiſe ein Ende bereitet. 
c) Miſchdünger. 
Bei den Düngermiſchungen handelt es ſich nicht um eine eigentliche 
„Fabrikation‟. Die Herſtellung beruht im weſentlichen in einer 
            inni=
gen Vermiſchung der einzelnen Düngerſorten, die mittelſt Maſchinen 
vorgenommen wird. Es werden die verſchidenſten Gemiſche herg=ſtellt, 
von denen das Stickſtoff und Phosphorſäure enthaltende 
            Ammoniak=
fuperphosphat die größte Bedeutung erlangt hat. Ueber die 
Zweckmäßigkeit, ſolche Miſchungen zu kaufen und zu verwvenden, ſoll 
an anderer Stelle Mitteilung gemacht werden.
 Das ewige Feuer. 
Roman von H. Richter. 
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin. 
Nachdrug verbo en). 
47) 
„Das heißt, Du haſt ſpioniert, mein Freund. Wir wollen, 
wenn wir unter uns ſind, doch die. Dinge beim rechten Namen 
nennen,” entgegnete Eiſchat kalt. 
Der Fürſt wollte auffahren, aber er beherrſchte ſich mühſam 
ſtnd brachte ſogar ein liebenswürdiges Lächeln zuſtande. 
„Es freut mich, wenigſtens einen Beweis de: 
            Gemeinſam=
keit mit Dir zu haben, ich deute mir Deine Offenheit günſtig.” 
„Dann iſt Dir nicht zu helfen. Die kirchlichen Fragen 
            wer=
den als allernächſte geregelt werden. Das Land bekommt ſicher 
ſchon jetzt ei= proviſoriſche Landeskirche und einen Biſchof, der 
auch unſere Ehe ſcheiden wird. Du kannſt Dir gar nicht 
            vor=
ſtellen, wie ich den Tag erſehne.” 
„Um eiligſt dieſem Holländer in die Arme zu fallen. Aber 
noch biſt Du meine Frau, und noch kann alles anders kommen.” 
Haſt Du mich hierher geführt, nur um mir dieſe Szene zu 
machen?” fragte die Fürſtin. 
„Nein. Wie ich ſchon ſagte, komme ich aus Baku, ich 
            hab=
dort Verhandlungen eingeleitet. Es iſt eine Partei im Lande, 
die mit dem, was ſich jetzt hier entwickelt, nicht zufrieden iſt. Sie 
wollen keine Aufſicht, ſie wollen frei und ſelbſtändig ſein. Du 
weißt ja, daß ich den Leuten nicht fernſtehe.” 
In Eiſchats Augen blitzte es auf. 
„Du weißt, daß ich ſelbſt Bedenken gegen die geplante 
            Rege=
lung haite und —” ſie ſah ihn an und ſpielte mit der Krücke ihres 
Sonnenſchirmes, während langſam Wort für Wort in die Stille 
fiel — „vielleicht — noch — habe.” 
Alexander Tſcherſchwendice trat dicht an ſie heran. 
ten 
Staat braucht einen Für
luß wird es gelingen,
 5. Kalkdüngemittei. 
ſtrong genemmen nicht zu den „künſtlichen‟ Dingemitteln. Immerhin 
können wir auch den Kalk zu dieſen Düngemitteln zählen, da er 
            teil=
weiſe gewiſſe „künſtliche‟ 
Düngung verwandt wird. Man unterſcheidet zweierlei Formen: 
a) kehlenſauren Kalk, 
b) geb annten Kalk. 
Der kohlenſaure Kalk iſt weit in der Natur verbreitet; wir finden 
ihn teils als Marmor teils als Kalkſtein oder auch als Mergel. 
Der gebrannte Kalk nird in den Kalkbrennereien aus dem kohlen= 
Kalkbrennereien benutzt man beſondere Oefen (ſogenannte Ringöfen), 
in welchen der Kalkſtein bei ſehr hoher Temperatur geglüht wird. Der 
unter ſtarker Erwärmung zu einem feinen Pulver zerfillt.
9
20
Landwiriſchaft
 — Wie düngt man mit Staklmiſt? Soweit es 
möglich iſt, ſoll man den Stalldünger vom Wagen herab ſofort 
flach untergraben. Längeres Ausbreiten und Liegenlaſſen 
            ent=
wvertet ihn. Bei feuchtem Wetter und Regen weiden die 
            leicht=
löslichen Nährſtoffe ausgelaugt und in den Boden gewaſchen. 
Bei trockenem und windigem Wetter ſind Ammoniakverluſte zu 
beſürchten. Entſchieden falſch iſt es, den Dünger in kleinen 
Haufen zuzuſetzen und ſo liegen zu laſſen. Wer richtig düngen 
will. bringt den Miſt beim Umgraben auf die obere Hälfte der 
ſchräg aufgeworſenen Erde, ſo daß er beim Abharken der 
            über=
flüſſigen Erde, d. h. be m Ebnen der Oberfläche, handhoch mit 
Erde bedeckt iſt. In dieſer Lage erreichen ihn alle Pflanzen 
beizeiten mit ihren Wurzeln. Dagegen kommt der Dünger zu 
tief in die Erde, wenn man ihn beim Umgraben auf die Sohle 
der Furche bringt.
 — Wegebau im Garten. Der Zuſtand der Wege iſt 
von großer Bedeutung für den Geſamteindruck, den wir von 
einem Garten empfangen. Feſte, trockene und unkrautfreie 
            Geh=
bahnen laſſen ihn einladend erſcheinen, ſchlechtgehaltene, ſandige 
oder grünübertucherte Weg tun ſeiner ſonſtigen Schönheit 
            Ab=
bruch. Man ſollte deshalb bei der Anlage eines Gartens 
            zu=
gleich die Wege ordnungsmäßig herſtellen. Häufig verſchiebt 
man dies leider auf ſpätere Zeit in der Meinung, daß ſich 
            da=
für eine günſtigere Gelegenheit bieten werde. Darauf wartet 
man dann aber vergebens, und der Garten behält den Anſtrich 
des Unfertigen. Die Wege ſind dazu da, den Garten bei 
            jeg=
lichem Wetter bequem zugänglich zu machen, auch einen 
            Ver=
kehr mit Karren oder Handwagen müſſen ſie vertragen. Das 
erreicht man befriedigend nur durch eine gut: Befeſtigung. 
Wenigſtens die Hauptwege ſind ohne ſie licht dauernd benutzbar. 
Die Zahl, Verteilung und Anordnung der Wege iſt Sache 
der Gartenplanung und richtet ſich nach dem Geſchnack. Hier 
            han=
delt es ſich nur um die techniſche Seite der Wegefrage. Was die 
Breite der Wege anlangt, ſo genügt für kleine Gärten 1 Meter 
bis 1,30 Meter, in größeren Gärten geht man bei den am 
            häu=
ſigſten benutzten Wegen bis zu 2 Meter Breite. Die beiden 
            Kan=
ten werden nach der Schnur mit ſcharfem Spaten gezeichnet und 
ein wenig ſchräg abgeſtochen. Dann wird die Wegbreite auf eine 
Tieſe von 15 bis 20 Zentimetern ausgeſchachtet und der 
            gewon=
nene Boden auf die umliegenden Beetflächen verteilt. Die Sohle 
wird entweder eben angelegt oder gewölbt, mit Gefälle gegen 
die Wegkanten hin. Bei,der Befeſtigung ſollen ſich Biuligkeit und 
Güte vereinigen. Teure Stoffe, wie Zement kann man meiden, 
ohne auf Dauerhaftigkeit zu verzichten. Für den Unterbau 
nimmt man, was ſich ohne große Koſten beſchaffen läßt, 
            Ziegel=
oder Feldſteinbruch, grobe Kieſel, Steinkohlenſchlacke und 
            der=
gleichen. Die Hauptſache iſt, daß die einzelnen Bruchſtücke nicht 
viel über Walnußgröße haben. Sie werden gleichmäßig 6 bis 
10 Zentimeter hoch ausgebreitet und etwas feſtgeſtampft. 
            Dar=
über breitet man groben Kies, und den Abſchluß bildet eine 
Schicht von feinem Kies. Der ganze Wegkörper wird hierauf 
unter wiederholtem Befeuchten gewalzt, und zwar ſo, daß, 
            zu=
erſt an den Seitenkanten beginnend, gegen die Mi’te zu gewalzt 
wird, damit das Profil erhalten bleibt. Die richtige Wölbung 
beträgt 3 Zentimeter auf den Meter. Fahrwege, die häufig 
ſchweres Fuhrwerk tragen müſſen, bedürfen einer noch beſſeren 
Zuſammenſetzung. Hier bringt man zu unterſt ein Lager von 
grob geſchlagenen großen Steinen, die am beſten mit der Hand 
dicht aneinander geſetzt werden, die flache Seite nach unten, die 
Spitze nach oben. Die Lücken füllt man dann mit dem Abfall 
von dieſen Steinen aus. Darauf kommt entweder eine ſchwache 
Schicht Lehm oder Straßenabzug mit grobem Kies, und als 
oberſte Schicht feiner Sand. Aehnlich iſt das Verfahren bei 
Schlackenwegen. Die Schlacken bilden das grobe Füllmaterial, 
das mit lehmiger Erde gebunden wird.
 — Himbeeren und Brombeeren. Wenn man 
Beerenſträucher pflanzen will, die ſehr raſch hohe Erträge 
            brin=
gen, ſind die Himbeeren und Brombeeren zuerſt zu empfehlen. 
Maucher meint wohl heute noch, dieſe Wildlinge des Waldes 
Tſcherſchwendice ſind ein sder älteſten Geſchlechter im Kaukaſus. 
Ihr Arwelis ſeid mächtig und habt einen großen Anhang. Wenn 
unſere beiden Namen wieder zuſammenſtehen, iſt mir die Krone 
des Landes ſicher, und Du wirſt die Herrin des neuen Reiches 
werden!” 
Eiſchat warf einen Blick zum Fenſter hinaus. Soeben bog 
eine Ulaneneskorte auf den Platz ein, ihr folgte ein Wagen, 
in dem Adriaan van Utrecht ſaß. 
Fürſt Alexander war neben ſie getreten. 
„Er fährt vor, als habe er die Statthalterſchaft ſchon in der 
Taſche.” 
„Was ſollen wir gegen den Völkerbund machen?” fragte 
Eiſchat lauernd. „Vor Batum liegt Lord Leslie mit ſeinem 
            Ge=
ſchwader, und ſogar hier, oben in Tiflis haben wir engliſche 
Truppen.” 
„Es gibt noch andere Staaten, die Intereſſe an einem 
            Bünd=
nis haben. Ich ſprach in Baku japaniſche Ingenieure. Van 
Utrecht hat ſi: abgewieſen, aber ſie haben heimlich gearbeitet und 
die Oelfelder auf ihre Ergiebigkeit tariert. Ein Bündnis mit 
Japan liegt nicht aus der Welt, und was uns nie gelingen 
würde, das vollbringt mühelos die Politik des Mikado.” 
„Sprich deutlicher: wenn Du uns gewinnen willſt, dann 
ſpiele mit offenen Karten.” 
„Es ſind viele Verträge gewechſelt worden unter den 
            Staa=
ten, es befindet ſich auch ein Abkommen Englands mit Japan 
darunter. Vielleicht treibt Lord Leslie noch einmal andere 
            Poli=
tik dort unten in Baku." 
„Zugunſten Japans?” 
Alexander Tſcherſchwendice zuckte die Achſeln. 
„Wer weiß?” 
„lind was ſollen wir tun?” 
„Du haſt Einfluß auf Deinen Onkel Arweli. Sprich mit 
ihm, ehe die heutige Sitzung beginnt und bringe uns dann 
            zu=
ſammen. Noch iſt die Beſatzungstruppe klein, und man kann ſie 
leicht abdrängen. Nach der Einſetzung der Statthalterſchaft iſt 
das aber ein feindlicher Akt gegen Europa. Den können wir uns 
noch nicht leiſten.”
 gehörten nicht in den Garten. Sie werden in gutem Boden 
Der Kalk iſt als ein Naturprodukt zu bezeichnen und gehört ſomit allerdings leicht durch Wurzelbrut läſtig, dafür bringen ſie aber 
auch eine Fülle von Früchten hervor. Himbeeren und 
            Brom=
beeren ſind Halbſträucher, die alljährlich neue Ruten treiben, 
Veränderungen erfährt, bevor er zur die im zweiten Jahre tragen und dann abſterben. Am beſten 
pflanzt man im Frühjahr auf gut gelockertes Land. Die Ruten 
ſchneidet man auf 20 cm zurück, um den Pflanzen das Anwachſen 
zu erleichtern. Man erzielt dadurch ſchon im erſten Jahre 
            kräf=
tige Neutriebe, die im folgenden Jahre eine Ernte bringen. 
Bei geſchloſſener Pflanzung ſetztrman die Himbeeren in Reihen 
mit anderthalb Meter Abſtand. In den Reihen genügen 60 bis 
ſauren Kalk — in der Regel aus dem Ka kſtein — gevvonnen. In den 80 q. Eine der bewährteſten Sorten iſt die Himbeere 
            Marl=
borough, die aufrecht wachſende Ruten hervorbringt. Die 
ſo gewonnene gebrannte Kalk ſtellt eine graue bis grauweiße voröſe Früchte ſind groß und ſchmackhaft. Ander= Sorten haben zwar 
Maſſe dar, die durch Begießen mit Waſſer (das ſogenannte Löſchen) mehr Aroma, Marlborough cibt dafür Maſſenernten. 
            Harz=
juwel und Superlativ ſind ebenfalls ſehr großfrüchtige Sorten, 
jedoch wähleriſcher im Boden. Die Brombeeren, die man bei 
uns nach amerikaniſchem Vorbild erſt neuerdings in die 
            Garten=
kulturpflanzen aufgenommen hat, pflanzt man des ſtärkeren 
Wuchſes wegen mit 2 Meter Reihenentfernung und 1 Meter 
Abſtand in den Reihen. Von Sorten mit aufrecht ſtehenden 
Ruten ſind hier Wilſons Frühe und Vierländer Nieſen zu 
empfehlen, von rankenden Sorten Lulretia und Theodos 
Reimers. 
R5 
 
Pieh= und Gefiügelzucht 
— Das erſt= Grünfutter für Kaninchen. Die 
geſündeſte Futterpflanze für Kaninchen iſt wohl der Löwenzahn, 
auch Kuh= oder Butterblume genannt. Er ſollte ſtets allein 
dazu verwendet werden, die Tiere im Frühjahr allmählich 
            wie=
der an friſches Grün zu gewöhnen. Er wird immer gut 
            ver=
tragen, zum Unterſchied von anderem Erünfutter. Selbſt 
            jun=
gen Tiere, die eben erſt das Neſt verlaſſen haben und zum erſten 
Male an den Mah’zeiten der Mutter teilnehmen, kann er ohne 
Bedenken verabreic,t werden, wenn auch zunächſt nur in kleinen 
Gaben. Er iſt ferner ein vorzügliches Futter für tragende und 
ſäugende Häſinnen. Man verfüttert die Pflanzen ſauber 
            ge=
waſchen und wieder abgetrocknet. Die ſehr milchreichen 
            Wur=
zeln werden noch beſonders durch Abſchaben der äußeren Rinde 
gereinigt. Auch die Blüten und ſelbſt die Samenkörner freſſen 
die Tiere. Natärlich darf man auch den Löwenzahn nie 
            aus=
ſchließlich füttern, denn jede ein eitige Füt’erung iſt ungeſund. 
Die Beſchaffung dieſes Kraftfutters bereitet jedenfalls nirgends 
Schwvierigkeiten, da die Pflauze überall wild wächſt. 
Nur beſte Zuchthähne! Durch den Hahn wird die 
geſamte Nackhzucht eines Stammes lee nfluft, deshalb muß man 
bei ſeine: Auswahl einen noch ſchärferen Maßſtab anlegen als 
bei den Sennen. Die erſte Forderung iſt völlige Geſundheit, 
Ein gutes Tier erkennt man an feurigen, lel haften Augen, 
            bren=
nend rotem Kamm und Kehllappen, breiter Bruſt, ſtarlen 
            Bei=
nen, gänzenden Geſieder, lebhaftem Temperament. Der Hahn 
ſollte nur aus reiner und langjähriger Rurzugt genommen 
            wer=
den, denn nur auf hohe Nutze genſchaſten gezücktete Tiere 
            hei=
erken ihre Eigenſchalten am ſicherſten. Solche Tiere erze gen 
auch mit weniger tücht gen Hennen Rachkommen, die befriedigen. 
Sie übertreffen die Muttertiere an Kutzwert. 
— Vergiftungen durch Kainit. Wenn Schaf=, 
Schweine und Geflügel im Frühjahr auf Felder gelaſſen werden, 
die im Herbſt ſtark mit Kainit gedüngt wurden, kann es 
            vorkoni=
men, daß Tiere an Vergiſtungen ſterben. Bei Rindern treten 
bezeichnende Schlingbeſchwerden auf, verbunden mit ſtarkem 
Speicheln. Ueberſtehen die Tiere die erſten beiden Tage, ſ. iſt 
mit ihrem Durchkommen zu rechuen. Man gebe viel friſches 
Waſſer zu ſaufen, damit der Körper das Gift mit dem Urin 
            wie=
der ausſcheiden kann. 
— Wie verhütet man Verluſt von Enten und 
Enteneiern? Haben die Hühner nict genug Legeneſter, 
dann kommt es vor, daß ſie ſich andere Stellen ausſuchen, wvo 
ſie ihre Eier legen. Die Enten dagegen kümmern ſich oft um 
die ſchönſten Neſter nicht, ſondern legen an Orte, wo man die 
Eier nicht findet, wenn ſie Gelegenheit haben, das Gehöft zu 
verlaſſen und zum Teiche oder Bache zu gehen. Sie richten ſich 
ſogar Brutneſter im Uſergeſtrüpp ein und bleiben eines Tages 
ganz weg. Dieſer Gefahr kann man nur dadurch vorbeugen, 
daß man die Enten morgens, bevor ſie den Stall oder den Hof 
verlaſſen, befühlt, ob ſie ein Ei bei ſich haben. Die Tiere, die 
danach legen müſſen, werden zurückbehalten und in einen nicht 
zu kleinen Raum geſperrt, der mit Legeneſtern verſehen iſt. In 
der Regel dauert es an den erſten Tagen ziemlich lange, bis ſie 
das Ei abſtoßen, denn ſie fühlen ſich nicht wohl in dem 
            geſchloſ=
ſenen Raum und ſehnen ſich nach dem Neſt im Freien. Oft 
            be=
halten ſie das Ei auch bis zum nächſten Tage bei ſich. Gegen 
11 Uhr vormittags befühlt man die eingeſperrten Tiere 
            noch=
mals, wenn noch nicht ſo viel Eier in den Neſtern liegen, wie 
Enten da ſind. Diejenigen, die gelegt haben, werden dann 
            be=
freit. Die übrigen werden gegen 3 Uhr zum dritten Male 
            unter=
ſucht. Haben dann einzelne wirklich noch nicht gelegt, dann 
bleiben ſie in dem Raume bis zum nächſten Morgen. Nach 
4 Uhr laſſe man ſie jedenfalls nicht meht aufs offene Waſſer, weil 
ſie dann leicht die ganze Nacht fortbleiben. Natürlich müſſen 
die Enten im Legeraum auch Futter und Waſſer bekommen, 
jedoch nicht gleich früh, ſondern erſt nach dem zweiten Taſten. 
„Was für ein Abkommen wird Japan mit Dir treffen?” 
Der Fürſt zöcerte. 
„Es zwingt Dich niemand, mir Beſcheid zu geben, aber ich 
kümmere mich nur um Dinge, die ich überſehe. 
„Iſt das nicht Sache der Männer, die ich beſſer mit Deinem 
Onkel verhandele?" 
„Warum haſt Du Dich dann nicht ſchon an ihn gewandt?" 
„Weil ... weil . . . nun gut, Du ſollſt auch das wiſſen. 
Japan verlangt das Monopol der Petroleumquellen und wird 
dem Landesfürſten eine ent prechend hobe Summe zahlen, 
            außer=
dem wird es direkt und indirekt die Grenzen ſchützen.” 
Eiſchat Tſcherſchwendice nickte zufrieden. Jetzt wußte ſie, 
was ſie wiſſen wollte. Alexander war in ihrer Hand — und 
Adriaan van Utrecht? — Hoffentlich würde er die Nachricht 
            ge=
bührend zu lohnen wiſſen. 
„Du hörſt noch von mir,” rief ſie Alexander zu und lief 
hinaus. 
Auf den Treppen war reges Leben. Vor dem Hauſe hörte 
ſie engliſche Kommandorufe und ſah Adrigan van Utrecht in 
            Be=
gleitung eines anderen Herrn im Veſtibül in eifrigſter 
            Unter=
halrung mit Arweli ſtehen. 
Ohne an die Folgen ihres Tuns zu denken, drängte ſie ſich 
durch die Menge und ſtand vor Adriaan. 
„Ich muß Sie ſofort ſprechen, Jonkheer van Utrecht.” Van 
Utrecht ſah ihr die Erregung an und trat mit ihr in eine Niſche. 
Mit fliegendem Atem berichtete ſie, was ihr der Fürſt anvertraut 
hatte. 
„Ich liefere ihn Ihnen damit rückhaltlos aus,” ſchloß ſie, 
„und gebe Ihnen das Land und —” ſie zögerte einen Augenblick 
— „mich ſelbſt. Sehen Sie aus meinem Verhalten, daß mich 
nichts an den Fürſten feſſelt. Die Bande, die uns noch hielten, 
ſind morgen gelöſt, denn ſobald die Statthalterſchaft Gruſiens 
geregelt iſt, iſt auch eine kirchliche Behörde da, die den Spruch 
des Sowjetgerichts nachträglich beftätigen wird. Dann bin ich 
frei, und wenn Sie wieder nach Arweli kommen, werden Sie 
kein: unliebſamen Ueberraſchungen mehr haben.” 
(Fortfetzung folgt.)