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precher 1, 2390 und 2391), die Agenturen und alle
poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
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zung des Bezugspreiſes. Beſtellungen und
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Nummer 83
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenz eitung der Landeshauptſtadt
186. Hahrgang
Nachdruck ſämtlicher mit z verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet,
Der Reichswirtſchaftsminiſter
über die Regierungspolitik.
Hamburg, 24. März. (Wolff.) Auf dem
parlamen=
tariſchen Abend der Deutſchen Volkspartei im
Hotel „Atlantic” ſprach der Reichswirtſchaftsminiſter Dr.
Becker über die Regierungspolitik und über die durch
die Ruhrbeſetzung geſchaffene politiſche Lage.
Dr. Becker ſagte, die Regierung Cuno habe von Anfang an
Hauptaugenmerk darauf gerichtet, die Grundlage für den
jederaufbau zu legen. Der Redner ſchilderte die Lage der
Be=
kerung im Ruhrgebiet unter der franzöſiſch=belgiſchen
ung und betonte, daß der Widerſtand auf der ganzen
ungebrochen ſei. Sodann wandte er ſich den
wirt=
ichen Folgen des Einbruchs zu. Trotz anfänglicher
Be=
n ſei bisher alles über Erwarten gut gegangen. Man ſei
die Wirtſchaftsnöte beſſer hinweggekommen, als es die
ißten Optimiſten angenommen hätten. Frankreich dagegen
ſe in den zweieinhalb Monaten der Beſetzung nicht mehr als
100 000 Tonnen Kohle und Koks bekommen, ſo viel, wie es
vor=
in zwei Tagen erhalten habe. Das deutſche unbeſetzte
Ge=
biet verfüge heute über mehr Kohlen, als es brauche. Schwer
ſei auch der Schaden für die Neutralen durch die
Ruhr=
beſetzung. Die Zukuft Deutſchlands ſei nicht leicht zu
über=
ſehen. Nur der feſte Wille, auszuhalten, gebe die Gewähr für
den Sieg, ohne den Deutſchland verloren ſei. Sodann ließ ſich
der Miniſter noch über den Abban der Außenhandelskontrolle
aus und legte ſeinen Plan hierfür dar.
Nach der mit lebhaftem Beifall aufgenommenen
Miniſter=
rede nahm die Verſammlung eine Entſchließung an, in
der der Regierung Cuno volles Vertrauen ausgeſprochen
wird neben dem Wunſche, daß ſie ſich der Gewalt Frankreichs
nicht beugen werde.
Sonntag, den 25. März 1923
Vom Tage.
Wie mitgeteilt wird, übernimmt das Reichswirtſchaftsminiſterium
volle Verantwortung für die Bekauntmachung und Veröffentlichung der
Namen von Fiumen, die mit Fraukreich bezw. Pelgien Verbindungen immer klarer hervor. Seit dem Brüſſeler Communique, das
anzuknüpfen verſuchten.
Die von der Pariſer interparlamentariſchen Sozialiſtenkonferenz
ge=
wählte Delegation iſt in Berlin eingetroffen. Sie beſteht aus den
Ge=
noſſen Shaw=England, Auriot=Frankreich, Huysmann=Belgien und
Matteotti=Italien. Die Beſprechungen des ſozialdemokratiſchen
Partei=
vorſtandes mit ihnen haben im Reichstag begonnen.
Die Aubeiterführer Ramſay Macdonald, Henderſon und Thomas
werden am nächſten Donnerstag in Paris ihre vertagte Konferenz mit
den ſozialiſtiſchen Führern und den ſozialiſtiſchen Parteien des
Konti=
nents wieder aufnehmen.
Die Humanité richtet an Poincaré öffentlich die Anfrage, ob es
wahr ſei, daß er die Abſicht habe, kurz „vor der vollſtändigen
Nieder=
lage des Ruhrunternehmens” die Kammer aufzulöſen und Neuwahlen
zu veranſtalten.
Poincaré ſetzte einen Ausſchuß von drei Juriſten ein, der ein
Gut=
ochten in der Frage der Anerkennung der Kirche durch den franzöſiſchen
Staat abgeben ſoll. Der Schritt ſoll durch den Druck inner= und
gußen=
politiſcher Vorgänge veranlaßt ſein.
Im Warſchauer Seim wurde die Regierungsvorlage über die
Auf=
nahme einer Staatsanleihe in Höhe von 1800 Milliarden Mark
ange=
uommen. Ferner wurde ein Antrag der Landsommiſſion, für die
polni=
ſchen Anſiedler im Oſten einen Kredit von 50 Milliarden zu eröffnen,
angenommen.
Entgegen den Erwartungen weiſt der inerikaniſche Staatsſchatz am
Ende des Steuerjahres einen Defizit von 160 Millionen Dollar auf,
Dollarkurs in Frankfurt am 24. März,
abends ½7 Uhr: 20 850.
Die Feier in Kiel.
Kiel, 24. März. (Wolff.) Stadt und Laud der Provinz
Schleswig=Holſtein begehen heute in würdigen Fejern
75. Gedenktag der ſchleswig=holſteiniſchen Erhebung.
Die Stadt Kiel trögt reichen Flaggenſchmuck, in dem die alten
blau=weiß=roten Landesfahnen vorzugsweiſe vertreten ſind.
Schon morgens begann hier die Feier mit einer
Kranznieder=
legung von etwa 60 Vereinsabordnungen an den Gräbern der
Eeſallenen aus dem St. Jürgens=Friedhof. Darauf begaben ſich
tung den Feſtvortrag hielt. Nach Beendigung der
Univerſitäts=
feier fuhr der Miniſterpräſident zu dem Feſtakt im Kolegienſaal
des Rathauſes.
Nachdem das Niederländiſche Dankgebet verklungen war,
begrüßte der Kieler Oberbürgermeiſter Dr. Lueken die
zahl=
reich erſchienenen Gäſte und dankte insbeſondere dem
Miniſter=
präſidenten für ſeine Teilnahme. Er führte ſodann aus, daß die
Klänge des ſoeben vernomenen Liedes uns in eine Zeit und
Atmoſphäre hineinführten, die der jetzigen nicht unähnlich ſei,
in die Zeit der Niederländer, die im Kampfe gegen die ſpaniſche
Unterdrückung 80 Jahre lang gekämpft und gelitten hätten. In
gleicher Richtung bewege ſich heute in Deutſchland die Stimmung
der Volksſeele. Herr, mach’ uns frei! Aus der gleich n
Stim=
mung heraus erwuchs der Kampf, deſſen Erinnerung wir heute
feſtlich begehen. Auch Schleswig=Holſtein habe gelitten uute: dem
Druck und der Tyrannei, die die däniſche Herrſchaft ihm brachte,
ſeitdem es ſein Recht verlangte: das Recht der freien Verfaſſung,
das Recht auf Einheit für Schleswig und Holſtein und auf den
Anſchluß an das größere deutſche Vaterland. Der Redner
ge=
dachte fodann des Vorkämpfers der ſchleswig=holſteiniſchen Idee,
Uwe Jens Lornſens, deſſen tragiſches Geſchick ihn unſerer
Pro=
vinz beſonders nahe bringe, ferner gedachte er der übrigen
her=
vorragenden Männer im Kampf um die Befreiung der Provinz
und ſchloß mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß am Ende der
jetzigen Bewvegung in Deutſchland das Wort wahr werden
möchte, das am Anfang der ſchleswig holſteiniſchen Bewegung
ſtand: „Up ewig ungedeelt, das ganze deutſche Vaterland up
ewig ungedeelt!“
Hierauf ergriff Miniſterpräſident Braun das Wort.
Die Rede des preußiſchen Miniſterpräſidenten.
Kiel, 24. März. (Wolff.) Eine wahre Volkserhebung war
s, die nach jahrelangem Druck durch das abſolute Königtum
Dänemark und ſeine Regierung die Bande zerriß, mit denen die
Herzogtümer an ein fremdes Herrſcherhaus gekettet waren. Eine
Volkserhebung, die ohne Unterſchied des Standes und unter
Hintanſetzung aller trennenden Sonderintereſſen, nur geleitet
vom Rechtsgefühl, Freiheitsſinn und altem
Stammesſtolz, die neu erwachten Ideen einer deutſchen
Einheit und den Willen zur deutſchen Einheit in ſich
aufnahm und weitertrug.
Die Männer, die, eins im Sinne mit dem ganzen
ſchles=
wig=holſteiniſchen Volke, die Parole ausgaben, das Joch der
Fremdherrſchaft abzuſchütteln, wußten wohl, daß ihre Tat nur
dann von Erfolg gekrönt ſein könne, wenn ſie ſich mit ganzer
Kraft den Einheits= und Freiheitsbeſtrebungen
Deutſchlands anſchließen und auf den Beiſtand
Deutſch=
lands vertrauen könnten.
Der Kampf für Schleswig=Holſtein wurde ein. Kampf
Deutſchlands, ein Kampf für Deutſchlands Einheit,
Freiheit und Größe.
Dieſes Bekenntnis zu Deutſchlands Freiheit, Einheit und
Größe tut auch jetzt wieder bitter not in dieſen qualvollen
Ta=
gen und Wochen, wo die junge deutſche Republik um Sein oder
Nichtſein ringt gegen einen ſiegestrunkenen, machtgierigen Feind,
der ſich, das wird jeden Tag offenbarer, die Vernichtung der
deutſchen Wirtſchaft, die Zerreißung der deutſchen Einheit zum
Biel geſetzt hat.
Wertlolle Teile unſeres Vaterlandes ſind uns bereits
ent=
riſſen. An der Saar und am Rhein kämpfen deutſche
Stammes=
brüder ſeitz Jahr und Tag einen opferreichen heroiſchen Kampf
gegen eine immer drückender werdende Fremdherrſchaft. Der
Abwehrkampf, der auf der Roten Erde ausgekämpft wird, iſt
nicht nur ein Kampf um Kohle und Eiſen, um weſtfälifches
Land und Volk, nein, es iſt der Freiheitskampf um
deutſche Kulzur, deutſches Recht und deutſche
Zukuuft.
Ich bin ſicher, daß das aggreſſive chauviniſtiſche Treiben
gewiſſer unverantwortliche: däniſcher Elemente von der
Mehr=
heit unſeres nordiſchen Nachbarvolkes, von ſeiner Regierung
und vornehmlich von der arbeitenden Bevölkerung in Stadt und
Land, nicht gebilligt wird. Denn auch dieſes Volk wird ſich
be=
wußt ſein — das gerade lehrt ja mit eindringlicher Deutlichkeit
der Rückblick auf die Zeit vor 75 Jahren —, daß Recht, Ehre
und Freiheit eines Volkes auf die Dauer nicht
ungeſtraft mit Füßen getreten werden können.
Und wie Scleswig=Holſtein vor 75 Jahren eine hiſtoriſche
Miſſion erfüllt hat, indem es dem Grundſatz des Rechtes zum
Siege verhalf und her deutſchen Einheit den Weg zu bahnen ſich
anſchickte, ſo wird es auch in Zukunft die große politiſche
Auf=
gabe zu erfüllen haben, in geſchloſſener Einheitsfront einmütig
Wache zu halten an der Nordgrenze des Reiches, dem Anſturm
fremden Weſens zu widerſtehen, das Deutſchtum Schleswig=
Hol=
ſteins opferfreudig zu bewahren und die innige Verbundenheit
mit dem übrigen Deutſchland hochzuhalten. An der Einheit
und Einheitlichkeit des Reiches müſſen wir mit
heißer Liebe und unbeugſamem Willen
feſt=
halten.
Geſtählt durch dieſen Willen, werden wir die ſchweren
Wo=
chen und Monate überſtehen, die wir im Abwehrkampf an der.
Ruhr noch vor uns haben. Und in Erinnerung an den
unbeug=
ſamen Freiheitsgeiſt der Schleswig=Holſteiner erneuern wir hier
auf dem Boden alter Freiheitskämpfe, auf urdeutſchem Boden,
das Gelübde der Treue zu Reich und Land: „Schleswig=
Holſtein und Preußen, Preußen und das Reich,
das ganze deutſche Vaterland frei und up ewig
ungedeelt!!“
Der Reichskanzler zur Freiheitsfeier.
Berlin, 24. März. (Wolff.) Der Reichskanzler
ſandte an den Oberpräſidenten von Schleswig=
Holſtein folgendes Telegramm: „Zum 75. Male jährt ſich
der Tag, da ſich Schleswig=Holſtein zur Wahrung ſeiner
verfaſſungsmäßigen Rechte und Freiheiten
er=
hob und ganz Deutſchland in Begeiſterung und Treue einte.
Ein anderer Freiheitskampf mit anderen
Mit=
teln, aber nicht minder ehrenvoll, hält uns heute im Banne.
Möge Ihre heutige Freiheitsfeier ein gutes
Vor=
zeichen ſein für den gewaltloſen Sieg von Einigkeit, Recht
und Freiheit und für das ganze deutſche Volk!”
Hachſens Anteil am Jubeltage Schleswig=Holſteins.
Dresden, 24. März. (Wolff.) Miniſterpräſident Dr.
Zeigner ſandte heute an die ſchleswig=holſteiniſche
Bevölke=
rung zu Händen des Oberbürgermeiſters Dr. Todſen in
Flens=
burg folgendes Telegramm:
Als ſich im Jahre 1848 die Schleswig=Holſteiner erhoben,
um frei und mit den anderen deutſchen Brüderſtämmen vereinigt
zu werden, nahm man im ſächſiſchen Volke daran mit
hei=
ßem Herzen Anteil. Spätere Jahre brachten den Schleswig=
Holſteinern die Freiheit und uns Deutſchen allen die Einigkeit.
Die Freiheit unter den übrigen Völkern und die Einigkeit der
deutſchen Stämme unter ſich ſind unſere wertvollſten Güter, die
wir feſthalten und unſeren Enkeln vererben wollen. Zum
Fu=
beltage der Erhebung Schleswig=Holſteins
ſen=
den die ſächſiſche Regierung und das ſächſiſche Volk aus den
alten ſüdöſtließen Grenzxiarken dem Bruderſtamme in der
nörd=
lichen Grenzart ihre Grüße, ihre Glückwünſche und ihren Dank
Deutſchland litt und leiſtete.
für alles,
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27 mw breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 250 M.
Bankanzeigen 375 M., Reklamezeile (92 mm breit)
875 M. Anzeigen von auswärts 400 M.,
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Anzeigen nehmen entgegen: Geſchäftsſtelle
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ſtraße 23, die Agenturen und Anzeigenexpeditionen.
Im Falle höherer Gewalt, wie Krieg, Aufruhr.
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füllung der Anzeigenauſträge und Leiſtung von
Schadenerſatz. Bei Konhurs oder gerichtlicher
Bei=
treibung fällt jeder Rabatt weg.
Einzelnummer 200.00 Mk.
Die Woche.
Die Umriſſe der diplomatiſchen Aktion der Franzoſen treten
äußerlich auf engliſche Stimmungen gewiſſe Rückſicht nahm,
ver=
geht faſt kein Tag, an dem nicht von Paris aus „Nachrichten”
über angebliche Vermittlungserſuchen der deutſchen
Reichsregie=
lung in die Welt gefchickt werden. Der Zweck iſt durchſichtig:
Man möchte den Anſchein erwecken, als ob der deutſche
Wider=
ſtand, g gen die franzöſiſche Gewaltpolitik kurz vor dem
Zu=
ſammenbreihen ſei, nicht allein, um durch die Hoffnung auf den
deutſchen Zuſammenbruch die Stimmung im eigenen Lande zu
heben, ſondern — und das dürfte das Weſentliche ſein — um
durch dieſes diplomatiſche Trommelfeuer den Weg zu einer
Löſung im franzöſiſchen Sinne zu öffnen. Nur wenn man in
England von einem vollen Siege Frankreichs in abſehbarer Zeit
überzeugt wäre, würde man — ſo ſcheint man in Paris zu
rech=
nen —, um Schlimmeres zu verhüten, für gewiſſe franzöſiſche
Pläne zu haben ſein, beſonders wenn man ihnen ein
entſpre=
chendes Mäntelchen umhängt. Für eine Annexion der
Rhein=
lande ſind die Engländer bekanntlich nicht zu haben, und ſo
ſpricht man von einer „Neutraliſierung” oder „
Entmilitari=
ſierung‟. Hat man die Londoner Freunde erſt einmal für dieſe
„harmloſen” Pläne gewonnen, ſo glaubt man durch einen
eng=
liſchen Druck den deutſchen Widerſtand endgültig brechen zu
kön=
nen. Darüber, daß England nach einem Unterliegen
Deutſch=
lands gar nicht mehr in der Lage wäre, der franzöſiſchen
Kon=
tinentalpoätik wirkſam entgegenzutreten, iſt man ſich in Paris
natürlich villig klar, insbeſondere, ngchdem die Oberhausdebatte
recht deutliche Aufſchlüſſe über die engliſche Auffaſſung gegeben hat.
Darin, daß der deutſche Reichskanzler in ſeiner Münchener
Rede dem „Geſumme” von den angeblichen deutſchen
Vermitt=
lungsbitten und Verhandlungsfühlern, mit dem von Paris aus
Die Luft erfüllt wird, ein Ende bereitet hat, liegt die große
Be=
deutung dieſer Stellungnahme der deutſchen Reichsregierung.
Den Annexionsplänen der Franzoſen gegenüber gibt es nur
„ein unbeugſames Nein”. . . . „Jede Diskuſſion über die
Be=
endigung des gegenwärtigen Konfliktes muß daher von der
vor=
behaltloſen Räumung des Einbruchsgebietes ausgehen. So lange
das Regime der Gewalt und der Rechtloſigkeit nicht endgültig
aufgegeben worden iſt, iſt ein Regime der vertragsmäßigen
Er=
füllung undenkbar. Mit einem Frankreich, das Ruhe und
Wieder=
aufbau will, werden wir uns verſtändigen können, mit einem
Frankreich aber, das Ruhr und Rhein und die Zerſtörung
Teutſchlands will, niemals!"
Zun anderen aber liegt die große Bedeutung des
Kanzler=
beſuches in München in der Tatſache, daß durch ihn die Einheit
des Deutſchen Reiches, der unerſchütterliche Zuſammenhalt
zwi=
ſchen Nord und Süd aufs neue zu beſonders ſtarkem Ausdruck
gekommen iſt. „Wir begrüßen in Herrn Reichskanzler Dr. Cuno
den Repräfentanten der wahren Reichseinheit, wir verehren in
ihm aber auch den Nepräſentanten unſeres nationalen Willens,
den Vorkämpfer unſerer nationalen Ehre und den ſtarken Führer
zu nationalen Zielen.” Im ehrwürdigen Rathausſaal zu
Mün=
chei hat ihn mit dieſen Worten der bayeriſche Miniſterpräſident
unter dem ſtürmiſchen Beifall der Verſammelten begrüßt. Die
Zeiten, in denen eine unglückſelige Politik Gegenſätze zwiſchen
Bahern und dem Reiche faſt bis zum Zerreißen geſpannt
er=
ſcheinen ließ, ſind Gott ſei Dank vorüßer, und wenn die
Fran=
zoſen noch bis vor kurzem geglaubt haben, ſie könnten von
Mün=
chen aus die „abſcheuliche deutſche Reichseinheit” zertrümmern,
ſo dürfte ihnen der begeiſterte Empfang Dr. Cunos in München
das Törichte dieſes Unternehmens klar gemacht haben. Ebenſo
herzlich wie in Bayern iſt Dr. Cuno auch in der
württembergi=
ſchen Landeshauptſtadt empfangen worden, und hier war es der
Staatspräſident Dr. Hieber, der dem allgemeinen Empfinden
packenden Ausdruck verlieh. „Wo es die Treue gegen das
deut=
ſche Vaterland gilt, eine Treue nicht nur in den Tagen des
Auf=
ſchwungs und der Erhebung, ſondern auch gerade in der Not,
wird das geſamte württembergiſche Volk hinter keinem anderen
Leuti en Volksſtamm zurückſtehen.”
Der Kampf um Deutſchlands Exiſtenz findet Nord und Süd
in feſter Geſchloſſenheit und alle Schichten der Bevölkerung von
den: gleichen harten Willen beſeelt. Notwendig iſt es aber auch,
daß die ganze Welt, dieſe innere Geſchloſſenheit des deutſchen
Volkes, aller Stämme und aller Schichten klar erkennt, und die
letzten Ereigniſſe in Preußen müſſen unter dieſem Geſichtspunkt
als bedauerliche Mißgriffe erſcheinen. Jede Regierung hat die
ſelbſtverſtändliche Pflicht, gegebenenfalls auch mit den ſchärfſten
Mitteln, Angriffe gegen den Staat abzuwehren. Ob tatſächlich
deutſch=völkiſche Fanatiker verblendet genug waren, auf eine
ge=
waltſame innere Umwälzung hinzuarbeiten, mag dahingeſtellt
bleiben. Irgendwelches tatſächliches Material iſt jedenfalls noch
nicht veröffentlicht worden. Wenn aber aus der ganzen Frage
in dieſem Augenblick eine Haupt= und Staatsaktion gemacht
wurde, ſo muß das doch überaus bedenklich erſcheinen. Wenn
ein Blatt wie der Berliner „Vorwärts” von aufgedeckter „Mord=
und Umſturzverſchwörung” ſpricht, von dem erdrückenden
Ma=
terial, welches Miniſter Severing dem Landtag vorlegen werde,
und wenn nachher dieſes Material doch recht dürftig ift, ſo kann
nian ſich des Eindrucks nicht erwehren, als ob hier wieder
ein=
ma politiſche Kurzſichtigkeit ihr Unweſen getrieben hätte. Jetzt
iſt wahrlich nicht die Zeit, um parteipolitiſche Agitation zu
trei=
ben, jetz gilt es, wie auch die Führer der Sozialdemokratiſchen
Partei genau wiſſen, den Beſtand des Deutſchen Reiches gegen
den Feind von außen zu verteidigen. Das aber, was die letzten
Tage in Preußen vorgegangen iſt, iſt leider nur zu geeignet, bei
den Franzoſen die falſche Vorſtellung zu erwecken, als ob das
deutſche Volk, gerade ſo, wie während des Weltkrieges, den
innerpolitiſchen Streit nicht unterlaſſen könnte.
An Rhein und Ruhr kämdft Deutſchland um ſein Leben.
„Heute, da wir vor der Schickſalsfrage ſtehen, ob wir im zähen
Abwehrkampf in einer dem drängenden Herzen mühſam
abge=
rungenen Selbſtbeherrſchung unſerem Weg treu bleiben, brennt
heller und leuchtender als je das Feuer der Erkenntnis, daß wir
eins ſein müſſen und treu. Einigkeit unſere Waffe gegenüber
allen Verſuchen, uns zu zerſpalten in Kämpfen der Stände,
Par=
teien und Stämme untereinander! Recht unſere Waffe gegen
Geldalt, Freiheit das Ziel.” Klarer und heller als je ſehen wir
heuie am fernen Himmel dieſes Ziel der Freiheit. Klarer und
heller empfinden wir es alle, daß unſerem Volke, unſeren
Kin=
dern, unſerer Zukunft, Gott und den Meuſchen gegenüber es
keine höhere Pflicht für uns geben kann, als dieſe Freiheit
wieder zu erlangen.
Nuutte 83.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. März 1923.
Seite 2.
* Staatspräſident Ulrich an Pfarrer Korell.
Sehr verehrter Herr Pfarrer! Es iſt mir ein Bedürfnis,
Ihnen anläßlich Ihrer Ausweiſung aus dem beſetzten Gebiet
nochmals den Dank der heſſiſchen Regierung auszuſprechen für
Ihre Tätigkeit für das beſetzte Gebiet. Die unter dem Druck der
Beſatzung ſchwer leidende rheinheſſiſche Bevölkerung hat in
Ihnen während der letzten Jahre den Vorkämpfer für ihr gutes
Recht, den mutigen Streiter für die gute deutſche Sache
ge=
ſehen, der wie wenige ihre Nöte und ihr ſchweres Schickſal
erkannt und dieſer Erkenntnis Ausdruck gegeben hat. Was Sie
mit Ihrem kraftvollen Auftreten in der heſſiſchen und in der
weiteren deutſchen Heimat getan und erreicht haben, das dankt
Ihnen mit der Bevölkerung des beſetzten Gebietes das ganze
Heſſenland und nicht zum wenigſten die Regierung, die Sie in
vorbildlicher Weiſe in ihrem Beſtreben, die Nöte des beſetzten
Gebietes nach Kräften zu mildern, unterſtützt haben. Möge die
Willkür, die Sie aus Ihrer liebgewordenen Tätigkeit in Nieder=
Ingelheim geriſſen und Ihre Familie in Bedrängnis gebracht
hat, an dem einheitlichen Willen zum Widerſtand, den Sie ſo
trefflich zu ſtärken wußten, bald ihr Ende finden! Das ſtolze
Gefühl, daß Sie auch weiterhin an führender Stelle unſerer
guten Sache dienen können, wird Ihnen die ſchwere Zeit, die
durch die Ausweiſung über Sie und Ihre Familie
hereinge=
brochen iſt, erleichtern. Die heſſiſche Regierung wird ihrerſeits
gegen Ihre Ausweiſung bei der Rheinlandkommiſſion
prote=
ſtieren. Genehmigen Sie den Ausdruck meiner aufrichtigen
Hoch=
achtung. Ihr ſehr ergebener Ulrich, Staatspräſident.
Ausgewieſen.
* Walldorf, 24. März. Hier iſt von den Franzoſen der
Lehrer Feldmann ausgewieſen worden, weiß er in der
Schule einen Aufſatz über die Ruhr hatte ſchreiben laſſen.
Münſter, 24. März. (Wolff.) Aus Buer ſind
ausge=
wieſen worden: Oberbürgermeiſter Zimmermann,
Ober=
lergrat Ahrens von der Bergwerksinſpektion III und
Ober=
bergrat Naſſel von der Bergwerksinſpektion V
Karlsruhe, 24. März. (Wolff.) Die Franzoſen
brach=
ten aus Straßburg drei Dampfkranen heran und laden damit in
Offenburg die Drehbänke aus den Maſchinenwerkſtätten auf. Die
von der Stadt Offenburg nachgeſuchte Genehmigung zur Hergabe
von 200 Tonnen Dienſtkohle für das Offenburger Gaswerk iſt
abſchlägig beſchieden worden.
Ausſichten auf Verhandlungei ?
London, 24. März. (Wolff.). Der Daily Chronicle
ſchreibt, die Ausſichten auf den Beginn von
Verhandlun=
gen zwiſchen Frankreich und Deutſchland ſcheinen gut zu ſein,
und fragt, ob die britiſche Regierung irgend einen Aufbauplan
beiſteuern könne. Das Lloyd George naheſtehende Blatt
fährt fort, es erführe, da Lloyd George in der nächſten Woche in
der Unterhausdebatte einige derartige Vorſchläge machn wolle.
Der Plan müſſe Frankreich ſein Recht geben, ohne die
moraliſchen und materiellen Demütigungen, die
Deutſch=
land infolge des Krieges auferlegt worden ſeien, zu
vermeh=
ren. Es dürfe keinerlei Veräußerung deutſchen
Gebietes in irgend einer Verhüllung
ſtattfin=
den. Die alliierten Beſatzungstruppen müßten
zurückge=
zogen werden, und andere wirkſe iere Garantien dafür, daß
Deutſchland ſein Wort halte, müßten an ihre Stelle treten. Der
Reparationsbetrag müſſe ſehr beträchtlich
ver=
mindert werden. Es müßten Garantien gegen einen Verzug
Deutſchlands gegeben werden; als letztes Druckmittel könnte eine
Verfallserklärung betreffs des Pfandes vorgeſehen werden.
Dieſe dürfe jedoch nicht in der Geſtalt eines von einer Macht
zu begehenden Gewaltaktes geſchehen, ſondern es müſſe ein
ge=
jetzlicher Akt ſein, durchgeführt auf Anordnung eines inter
nationalen Gerichtshofes, unter angemeſſener
Berück=
ſichtigung aller Gläubiger und nicht nur eines Gläubigers
allein. Der Völkerbund ſei der einzige internationale
Ge=
richtshof, der „über einen Verdacht erhaben” ſei, und er müſſe
zu dieſer Autorität gemacht werden. Wenn das Pfand nicht nur
für die Reparationen, ſondern auch für die Anleihe zur
För=
derung der Zahlungsfähigkeit Deutſchlands beſtimmt würde,
wäre es umſo beſſer, weil in dieſem Falle weniger mit einem
Verzuge Deutſchlands gerechnet zu werden brauchte. Frankreich
habe auch ein Recht auf Sicherheit. Die praktiſche Sicherheit
ſei eine entmilitariſierte Zone und die Garantie, daß, wenn dieſe
Zone verletzt werde, der übrige Teil der Welt ſeine geſamten
Hilfsquellen der verletzten Partei zur Verfügung ſtellen werde.
Auch hier ſei der Völkerbund das beſte Inſtrument für die
Abrüſtung und die ideale Autorität zur Beſtrafung des
Schul=
digen. Möglicherweiſe könnten die „mächtigen Mitglieder” des
Völkerbundes im voraus die Maßnahmen feſtſetzen, die ſie tref
fen würden, wenn ein Ruf von Seiten des Völkerbundes an ſie
ergehe. Hierzu erklärt das Blatt, derartige Vereinbarungen
würden nicht auf eine Allianz hinauslaufen. Zu den
Abmachungen bezüglich dauernder Abrüſtung könnten auch
Ab=
machungen für den wirtſchaftlichen Frieden und ein
Zu=
ſammenwirken zwiſchen Lothringen und der Ruhr
getrof=
fen werden.
Die Lage im Kampfgebiet.
Ein Verbot des Reichsverkehrsminiſters.
U. Berlin, 24. März. Die Errichtung einer
franzöſiſch=
belgiſchen Eiſenbahnregie hat den Reichsverkehrsminiſter zu
folgender Bekanntmachung an das Reichsbahnperſonal im
be=
ſetzten und Einbruchsgebiet veranlaßt:
An alle Eiſenbahnbeamte, Angeſtellte und Arbeiter der
deut=
ſchen Reichsbahn! Die Franzoſen und Belgier haben eine Regie
für die Eiſenbahn des beſetzten Gebietes eingerichtet, die an
Stelle der deutſchen Verwaltung treten ſoll. Dieſe Maßnahme iſt
völkerrechtswidrig und verläßt den Vertrag von Verſailles. Alle
Anſbeiſungen und Anordnungen der Regie ſind ungültig. Das
deutſche Reichsbahnperſonal unterſteht nach wie vor allein der
deutſchen Regierung und der Reichsbahnverwaltung und hat nur
den deutſchen Anordnungen zu gehorchen. Die deutſche
Regie=
rung befiehlt daher allen Beamten, Angeſtellten und Arbeitern
der deutſchen Reichsbahn: 1. keinerlei Weiſung der Regie Folge
zu leiſten, 2. jedes Zuſammenarbeiten mit der Regie wird
unter=
ſagt, 3. den Aufforderungen der Regie, unverzüglich zu den
frü=
heren Poſten zurückzukehren und den Dienſt wieder
aufzuneh=
men, iſt unter keinen Umſtänden und an keiner Stelle
nachzu=
kommen. Zu den von den Franzoſen und Belgiern beſetzten
Stellen kehrt das deutſche Perſonal nur dann zurück, wenn die
betreffenden Dienſtſtellen zuvor von dem franzöſiſchen oder
bel=
giſchen Perſonal geräumt worden ſind. Auf den von den
Fran=
zoſen und Belgiern nicht beſetzten Stellen arbeitet das Perſonal
nach der Weiſung ſeiner deutſchen Vorgeſetzten weiter. 4.
Ver=
ſtöße gegen vorſtehende Weiſungen ziehen ſchwerſte
diſziplinari=
ſche Beſtrafung, insbeſondere Dienſtentlaſſung ſowie
ſtrafrichter=
liche Verfolgung nach ſich. Die Anordnung der Regie zeigt, daß
Frankreich und Belgien ohne die deutſchen Eiſenbahner den
Betrieb nicht in Gang ſetzen können. Deshalb kommt alles
dar=
auf an, daß jeder auch den neuen Verordnungen gegenüber
ſtand=
hält. Für die Störung der deutſchen Wirtſchaft tragen
aus=
ſchließlich Frankreich und Belgien die Verantwortung und nicht
die deutſchen Eiſenbahner, die durch die fremde Militärmacht von
ihren Poſten vertrieben worden ſind und niemals unter
frem=
dem Kommando arbeiten werden. Voller Schadenerſatz wird
allen durch die Maßnahmen der Franzoſen und Belgier
ge=
troffenen Eiſenbahnern und ihren Familien zugeſichert. Haltet
feſt aus wie bisher! Der Reichsverkehrsminiſter Gröner.
Sämtliche Großorganiſationen in Gemeinſchaft mit den
Per=
ſonalvertretungen haben ſich voll und ganz hinter das Verbot
des Reichsverkehrsminiſters geſtellt.
Berlin, 24. März. (Wolff.) Der Reichsfinanzminiſter
weiſt erneut darauf hin, daß Zahlungen von Steuern, Zöllen
und ſenſtigen Abgaben, ſowie von Geldbeträgen, die als Abgabe
von anderen als nach den deutſchen Vorſchriften zuſtehenden
Stallen gefordert werden, an die Beauftragten oder
Einrichtun=
gen einer fremden Macht mit Gefängnis oder Zuchthaus bis zu
5 Jahren, ferner mit Geldſtrafen und dem Verluſt des
bürger=
lichen Ehrenrechts beſtraft werden.
Hausſuchungen und Verhaftungen in Groß=Gerau.
* Groß=Gerau, 24. März. Am Donnerstag nahm die
Beſatzungsbehörde hier verſchiedere Hausſuchungen vor. Unter
anderen wurden die Wohnungen der Herren Amtsgerichtsrat
Glaeſer, Amtsgerichtsdirektor Jonas und
Oberjuſtiz=
inſpektor Lang durchſucht. Oberjuſtizinſpektor Land wurde im
Anſchluß daran verhaftet und um 348 Uhr abends mittels
Autos in das Landgerichtsgefängnis nach Mainz gebracht.
*
Mainz, 24. März. (Wolff.) Hier wurden weiter ver
haftet Handelskammerſyndikus Meeßmann und der
Lei=
ter des Weſtdeutſchen Depeſchendienſtes Heinz.
Heſſiſches Landestheater,
Großes Haus. — Samstag, den 24. März.
Cavalleria rusticaua
von P. Mascagni.
Zur heutigen Vorſtellung war die Jungmannſchaft
aufge=
boten. Sie hat ſich bewährt, das ſei gleich geſagt, und es war
eine Freude, einmal undere, junge Stimmen zu hören, friſches
Drauflosgehen, natürliche Leidenſchaft.
Herr Hoefflin, der den Turriddu ſang, ſcheint mit jeder
Rolle zu wachſen. Seine Stimme iſt zwar zuweilen noch etwas
unfrei, in ſeiner Ausſprache fehlt ein klares ſ und ein richtiges r:
aber er kann ſingen, und erfreute durch manche gewählte
Ab=
ſtufungen und perſönliche Einzelheiten. Herr Welckers Alfio
war eine zupackende erfriſchende Leiſting voll guten Gelingens.
Margarete Albrecht, die die Lolg hübſch ſang, konnte
gleich=
wvohl dieſer koketten Rolle nicht das richtige Geſicht geben. Frau
Liebel war eine gute Lucia. Pauline Jack gaſtierte als
Santuzza. Die junge Künſtlerin von reizvoller äußerer
Erſchei=
nung, die zum erſtenmal auf der Bühne ſtand, gab damit eine
erſtaunliche Probe vorgeſchrittenen Könnens. Sie beſitzt eine
ſchöne weiche Stimme, die zwar im ganzen für dieſe
leiden=
ſchaftliche Rolle zu klein iſt, in der Höhe jedoch ausreichte und
mit großer Feinheit behandelt wird. Frau Jack ging ganz in
ihrer Rolle auf, die ſie bis aufs kleinſte ausgearbeitet hatte,
unterſtützt durch ein lückenloſes Spiel und bedeutungsvolle
Mimik. Es war eine tüchtige Leiſtung, der vielleicht der große
Zug noch mangelte, deren Einzelzüge aber durch Feinheit
feſſel=
ten und die Wirkung gaben, die von Erfolg und Beifall
be=
gleitet war. Das Orcheſter war vielfach ſo laut, daß es die
Stim=
men völlig zudeckte.
v. HI.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Eine halbe Milliarde Defizit des
Badi=
ſchen Landestheaters. In dem ſoeben ausgegebenen
dritten Nachtrag zum badiſchen Staatsvoranſchlag wird für das
Landestheater Karlsruhe ein Staatsbeitrag von 746,5 Millionen
Mark angefordert. Dieſem Betrag ſtehen 216,6 Millionen Mark
an Einnahmen gegenüber, ſo daß der Fehlbetrag 529 800 000
Mark beträgt. Von dieſer Summe hat die Stadt Karlsruhe
50 Prozent zu tragen, ſo daß auf Staat und Stadt je 264 933500
Mark entfallen. Die Stadt Karlsruhe nimmt aus den
Eintritts=
preiſen des Landestheater, einen erheblichen Betrag für
Luſt=
rkeitsſteuer
*Künſtleriſche Gedenkfeier des Jahres 1848
Demokratiſche Partei.
Die Demokratiſche Partei Darmſtadt veranſtaltete geſtern abend im
Kleinen Haus des Landestheaters eine künſtleriſche Gedenkfeier des
Jahres 1848. Das Haus war dicht beſetzt. Die Feier wurde eingeleitet
durch einen künſtleriſch ungemein wertvollen Vortrag der neuen Trio=
Vereinigung (Herren Kapellmeiſter Roſenſtock Konzertmeiſter
Drumm und Kammermuſiker Andreae), die das Trio Nr. 1 von
Haydn (Andante, Poro adagio, Finale (Rondo all” Ungaresce) Preſto)
in techniſch vorbildlicher, den reichen Stimmungsgehalt der Kompoſition
reſtlos erſchöpfender Weiſe zu Gehör brachte.
Es folgte die Anſprache des Herrn
Pfarrer Korell,
der etwa dieſes ausführte: Mit einer Gedenkfeier an das Jahr 1848 ehrt
ſich die deutſche Nation ſelbſt. Es iſt verſtändlich, daß zwiſchen den
hoch=
ragenden Gipfeln der Jahre 1813 und 1870, die kriegeriſchen Anfang und
Erfüllung der deutſchen Einheitsſehnſucht brachten, die Jahre der
geiſtig=
politiſchen Diskuſſion und der Bauverſuche zurückgetreten ſind. Indeſſen
gerade die Gegenwart nötigt uns uns mit den Männern und Ideen
des Jahres 1848 dankbar zu beſchäftigen. Was ſind es doch für Männer
geweſen von der abgeklärten Reife eines Baſſermann und Gagern bis
zu den ſtürmiſchen Feuerköpfen eines Hecker und Struve! Eine Fülle
von Talenten, eine ausgezeichnete Gelehrſamkeit und vor allem eine
Stärke der Hingabe an die nationale und liberal=demokratiſche Idee,
die uns Deutſche, welchen niemals die Revolution nach franzöſiſchem
Muſter liegen wird, mit Stolz und Dankbarkeit erfüllen kann. Dieſe
Männer ſind herausgewachſen aus einer zerſplitterten, geiſtig und
wirt=
ſchaftlich daniederliegenden Nation, und was ſie liebenswert macht, iſt die
ſchrankenloſe Gläubigkeit und die jugendliche Glut ihrer Reden und
Programme. Ihr Programm erſchöpft ſich in den zwei Ideen: Einheit
und Freiheit. Gegenüber aller, heute nicht mehr begreifbaren
Klein=
ſtaaterei, gegenüber der raffinierten Staatskunſt des Oeſterreichers
Met=
ternich, gegenüber der lauen Liebe des preußiſchen Königs weben ſie
unbeirrbar das Kleid der deutſchen Einheit, und wenn es unfertig
ihnen aus den Händen genommen wurde , ſie ſind am wenigſten ſchuld
daran. Erſt ein Starker, geſtützt auf die Waffe, aber auch ſich ſtützend
auf ihre Idee und Arbeit, konnte das Werk vollenden und auf Schritt
und Tritt läßt ſich in der Bismarckiſchen Verfaſſung die Vorarbeit der
1848er erkennen. Man braucht keinem der Beiden, weder dem
Ideen=
menſchen, noch dem Tatenmenſchen, ein Blatt vom Lorbeerkranze zu
nehmen. Und dann die Idee der Freiheit, die ſich erſt vollenden könne
auf dem Boden der äußerlich geſchloſſenen und innerlich kultivierten
Nation. Nur ein Wort, das im Jahre 1832 auf dem Hambacher Feſt
geſprochen wurde von einem der Radikalſten: Wir find durchaus bereit,
mit Frankreich in friedlicher Nachbarſchaft zu leben; ſollte aber
Frank=
reich ſeine Hand nach dem Rhein ausſtrecken, ſo würde ſich Deutſchland
wie ein Mann erheben, und alle inneren Gegenſätze würden
verſchwin=
den, und die uns aufgezwungene Feindſchaft würde zur
Wiedergewin=
nung des uns geraubten Elſaß führen müſſen. So ſprach 1832 der
radikale Demokrat Wirth.
Tagung der internationalen Handelskammer.
Amerikaniſcher Vorſchlag zur Löſung der
Reparationen.
Rom, 23. März. (Wolff.) In der heutigen Sitzung der
internationalen Handelskammer wurde vom Vizepräſidenten des
amerikaniſchen Bankiervereins, Kent, eine Entſchließung zur
Lö=
ſung der Reparationen eingebracht und verteidigt. Hierbei führte
er beſonders aus, daß Amerika bereit ſei, auf Wunſch der
Alli=
ierten Deutſchland eine genügend große Anleihe zwecks
Wieder=
herſtellung ſeiner Wirtſchaft und Zahlung von Reparationen zu
gewähren. Die amerikaniſche Entſchließung enthält folgende
Gedankengänge: Die allgemeine Herſtellung der Weltwirtſchaft
ſei nur möglich, wenn zuerſt endgültig die Frage der
Reparatio=
nen gelöſt würde. Der Schuldner müſſe, nach ſeinen Kräften
zahlen, aber die Höhe der Zahlungen ſei abhängig von den
Bürg=
ſchaften und dem Verhalten aller Nationen. Vertrauen,
Sicher=
heit des Grenzbeſtandes und die Abſchaffung übertriebener
Rü=
ſtungen ſei notwendig, ſonſt ſei die Gewährung von Krediten und
die Stabiliſierung der Währung umöglich. Die Kriegsſchulden
der Alliierten beſtänden zu Recht, müßten aber teilweiſe erlaſſen
werden, je nach ihrer Fähigkeit, zu zahlen. Die Militärlaſten
müßten abgeſchafft und übertriebene Steuern, Anleihen und
In=
flation müßten vermieden werden. Eine künſtliche Stabiliſierung
der Währung ſei gefährlich, aber die Stabiliſierung an ſich
wün=
fchenswert. Zur Schaffung einer Goldwährung ſei eine
Welt=
wirtſchaftskonferenz, auf der alle intereſſierten Mächte vertreten
wären, notwendig. Der Kongreß der Handelskammern wolle den
Alliierten bezüglich ihres Verhältniſſes zu Deutſchland keine
An=
regungen geben, aber er halte ſich den Alliierten zur Verfügung.
Franzöſiſche Forderung an die Schweiz,
Ablehnende Antwort des Bundesrats.
Bern, 24. März. (Wolff.) Unter dem 21. März ließ die
franzöſiſche Regierung durch Vermittlung des
ſchweizeri=
ſchen Geſandten in Paris dem Bundesrat eine Note
zukom=
men, die die Antwort auf die Note des Bundesrats vom 19.
März darſtellt. Die Note der franzöſiſchen Regierung erſuchte
den Bundesrat, ſich in kürzeſter Friſt ſich damit einverſtanden
zu erklären, daß das Abkommen vom 7. Auguſt 1921 über die
Freizone in Kraft geſetzt wird. Die franzöſiſche Regierung
geht nämlich von der Anſicht aus, der Bundesrat ſei nicht
berechtigt, ſich auf das Ergebnis der Volksabftimmung zu
ſtützen, um die Ratifikation des Abkommens
abzu=
lehnen. In einer heute vormittag abgehaltenen Sitzung ſetzte
der Bundesrat den Wortlaut ſeiner Antwortnote feſt, der
durchaus ablehnend gehalten iſt.
Der Wortlaut der bis zu dem heutigen Tage zwiſchen den
beiden Regierungen ausgetauſchten Noten wird im
Laufe der nächſten Woche veröffentlicht werden, ſobald die
zweite Note des Bundesrates der franzöſiſchen Regierung von
dem ſchweizeriſchen Geſandten in Paris übergeben ſein wird,
Auflöſung des Reichsſchatzminiſteriums.
Berlin, 24. März. (Wolff.) Das
Reichsſchatzmini=
ſterium wird am 31. März aufgelöſt. Von ſeinen
Auf=
gaben übernehmen am 1. April:
a) das Reichsminiſterium des Innern: die
An=
gelegenheiten der Abteilung für die beſetzten Gebiete;
b) das Reichsminiſterium der Finanzen: 1. das
Reichsliegenſchaftsweſen, 2. das Reichsbauweſen, 3. die
Verwer=
tungs= und Friedensangelegenheiten, 4. die Wahrnehmung der
Rechte des Reiches als Aktionär der vereinigten Induſtrie=
Unter=
nehmngen A.=G.;
c) das Reichswirtſchaftsminiſterium: die
elektro=
wirtſchaftliche Geſetzgebung und ſonſtige wirtſchaftliche Aufgaben
ſoweit ſie nicht unter b) fallen.
Die Verteilung und Ueberleitung der Geſchäfte im einzelnen
regeln die beteiligten Miniſter.
Berlin, 21. März 1923.
Reichspräſident: gez. Ebert, Reichskanzler: gez. Cund.
Reichs=
miniſter der Finanzen: gez. Hermes. Reichsminiſter des
Innern: gez. Oeſer. Reichswirtſchaftsminiſter: gez. Becker,
Reichsſchatzminiſter: gez. Albert.
Hohe Zuſchläge bei unpünktlicher Steuerzahlung.
TU. Berlin, 24. März. Aus dem Reichsfinanzminiſterium
wird mitgeteilt: Zahlreiche Steuerpflichtige haben in der
Ver=
gangenheit ihre Steuer nicht pünktlich bezahlt und daraus
in=
folge der Geldentwertung auf Koſten des Reiches Vorteile
ge=
zogen. Dieſem Mißſtand tritt das nun verabſchiedete Geſetz
über die Berückſichtigung der Geldentwertung in den
Steuer=
geſetzen entgegen. Bei der Einkommenſteuer, Körperſchaftsſteuer,
Vermögensſteuer, Erbſchaftsſteuer und Umſatzſteuer tritt im
Falle eines nicht länger als drei Monate dauernden Rückſtandes
ein Zuſchlag von 15 Proz. monatlich und im Falle eines länger
als drei Monate dauernden Rückſtandes ein Zuſchlag von 30
Prozent monatlich hinzu. Wer alſo drei Monate im Rückſtande
bleibt, hat ſchon 45 Prozent, wer ſechs Monate im Rückſtande
bleibt, 180 Prozent, und wer ein Jahr im Rückſtande bleibtz,
360 Prozent Zuſchlag zum rückſtändigen Steuerbetrag zu zahlen.
Mit dieſen Ausführungen wandte ſich der Redner zur Gegenwart,
welcher nichts nötiger brauche, als Männer und Frauen, die, erfüllt
von der Idee des nationalen Rechtes, Einheit und Freiheit Deutſchlands
bis zur Selbſtopferung verteidigten. „Seid freundlich mit den
Ausge=
wieſenen, aber ſchüttet Eure ganze Liebe aus auf die, welche vor dem
rechtsbrecheriſchen Feinde gefallen ſind, und auf die, welche drüben
wei=
terkämpfen müſſen.” Wir brauchen materielle Hilfe; noch mehr — wir
brauchen ſeeliſche Kraft. Erfüllen wir uns mit dem
Mär=
threrwillen der 1848er und verderben wir nicht, was die Ahnen errungen
und gebaut haben. Glaube an das deutſche Volk und die ewige
Gerech=
tigkeit Gottes mögen uns erfüllen. Die Einheit des Volkes darf ſich
nicht beſchränken auf mehr oder minder geſchickt gedämpfte
Parteiruppig=
keit, ſondern ſie muß hinaufwachſen zu der wahrhaften Hingabe des Ich
an die Geſamtheit, und muß ſich vollenden im Willen, mit allen
Deut=
ſchen zu fühlen, daß Deutſchſein zwar zu allen Zeiten Opfer gefordert,
aber auch immer wahrhafte Würde verliehen hat. (Lebh. Beifall.)
Danach nahmen die reichen künſtleriſchen Darbietungen des Abend
ihren Fortgang. Die Trio=Vereinigung brachte im Laufe des Abends
noch Franz Schuberts Trio B=Dur, Op. 99 (Allegro moderato, Andaute
un poco moſſo, Scherzo Allegro, Nondo, Allegro vivace) in gleich vollen
deter, rauſchenden Beifall erzwingender Weiſe zu Gehör. Frau Ann”
Jacobs, deren unverrückbar gefeſtigte ſtarke Künſtkerſchaft ſie läng!
zu nieverſagenden Stütze unſerer Landesoper werden ließ, und ihr auch
eine feſte Poſition im Konzertſaal ſchuf, ſang mit ſteigendem Erfolg
Lieder von Schubert, Robert Franz, Hugo Wolf, und ſpäter noch drei
Volkslieder (bearbeitet von Heinrich Reimann) aus Erks neuen
Samm=
lung deutſcher Volkslieder und ſeinem deutſchen Liederhort.
Rezitatio=
nen des Herrn Joſef Gielen vom Landestheater ergänzten das
Pro=
gramm des Abends und brachten erwünſchte Abwechſelung. Der
ge=
ſchätzte Künſtler brachte in ausgezeichnetem Vortrag Gedichte voſ
Schenckendorff, Herwegh, Prutz, Uhland und ſpäter in ganz eigener Auf
faſſung den umfangreichen 24. Geſang der Ilias „Hectors Beſtattung
mit der Begleitmuſik von Botho Siegwart. — Herr Hofrat Karl
Ottenheimer, der dieſe Muſik feinſtimmig und verſtändnisvoll am
Flügel ſpielte, hatte auch die Begleitung der Liedgeſänge
übernommell=
die bei ihm zum ſicher führenden und ergänzenden Faktor wurde.
Das Publikum erwies ſeinen Dank vielfach durch rauſchenden Beifall=
Karfreitags=Konzert „Matthäus=Paſſion”.
(Letztes Konzert des Muſik=Vereins 1922/23.)
Nach alter Tradition wird der Muſik=Verein am Karfreitag wiede.
die Matthäus=Paſſion aufführen. Nähere Ausführungen über d0s
Werk ſelbſt können füglich unterbleiben, da es den meiſten vertraut. !ſt
Manche aber werden überraſcht ſein, die Paſſionsmuſik in dieſem Jahr
nicht nach alter Gewohnheit und lieb gewordenem Bedürfnis in dell
Näumen der Stadtkirche, ſondern, wie die übrigen diesjährigen
Kol=
zerte des Muſik=Vereins, im Großen Haus des Landestheaters hören 5"
Gedanke wird vielleicht Manchem befremdend und zung Die
Rumtter 83.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. März 1923.
Seite 3.
Letzte Reichstagsſitzung vor den Oſterferien.
Der Roſtſpielige Beſatzungsapparat. — Die Abſtimmung über die Anträge zum
Er=
nahrungsminiſterium verſchoben. — Proteſt des Abg, von Graefe gegen die Aufhebung
der deutſch=völkiſchen Freiheitspartei in Preußen.
Berlin, 24. März. (Eigener Bericht.) Am Regierungstiſch
Reichsſchatzminiſter Dr. Albert, Reichsernährungsminiſter. Di,
Luthe
Die Koſten der Rheinlandbeſetzung.
Reichsſchatzminiſter Dr. Albert bringt die vom Reichstag
ge=
wünſchte Denkſchrift über die Koſten der Rheinlandbeſetzung, nahme zu dem
ein, und ſtellt, darauf feſt, daß die Beſatzungskoſten bis Ende
1922 allein eine Summe von 4,5 Milliarden Goldmark
be=
tragen (Hört, hört!), und zwar ohne die Koſten für die Beſetzung des
ſogenannten Sanktionsgebietes, und ohne die Koſten für die
maſſenhaf=
ten alliierten Kontrollkommiſſionen. Der Miniſter ſtellt feſt, daß dieſe
Summe viel produktiver zugunſten unſerer Gläubiger und zugunſten
des Wiederaufbaues in Nordfrankreich hätte verwendet werden können.
Zum Vergleich hebt er hervor, daß in den letzten vier Jahren dor dem
Kriege die gefamten Aufvendungen des Deutſchen Reiches für Heer
und Marine ſich nur auf 3,75 Milliarden Goldmark belaufen haben,
ſie ſind alſo noch immer um 3 Milliarden Goldmark geringer als die
Koſten für die Beſatzung der Rheinlande. Nach dem Friedensvertrag
ſollte die Zahl der Beſatzungsarmee in den Rheinlanden nicht größer
ſein als die Zahl der deutſchen Truppen, die vor dem Kriege in den
Rheinlanden untergebracht waren, alſo nicht höher als 70 000 Köpfe,
die ſich auf 28 Orte verteilen würden. Im Sebtember 1921 befanden
ſich aber in den Rheinlauden ſchon 145 000 Mann alliierter
Soldaten, die ſich nicht auf 28 Orte, ſondern auf 220 Orte
verteilten. Ofiziell wird allerdings angegeben, daß die
franzö=
ſiſche Beſatzungsarmee nur 90 000 und die belgiſche nur 19 000 Mann
zähle, in Wirklichkeit war ſie jedoch bedeutend höher. Dieſer Stärke
eutſpricht den auch die große Höhe der Dienſtleiſtungen und Lieferungen
in Naturalien. Der Miniſter erinnert hier an die Betriebe, an die
vielen Flugplätze, an die Exerzierplätze uſw., die eine
un=
geahnte Vermehrung unter den Franzoſen erfahren haben. Aus den
vorhandenen 32 deutſchen Schieß= und
Truppenübungs=
plätzen ſind durch die Schaffung von 54 ueuen Plätzen nicht weniger
als 86 geworden, aus den vorhandenen 7 Flugplätzen hat man durch
die erzwungene Schaffung von 19 weiteren, für die allerbeſtes
Ackergelände benutzt wurde, deren 26 gemacht. Bordelle
ſind im ganzen beſetzten Gebiet bis in die kleinſten Landörtchen hinein
eingerichtet worden, in 61 Orten des altbeſetzten Gebietes ſind nicht
weniger als 250 Fabrikanlagen aller Art
beſchlag=
nahmt wvorden.
Der Miniſter ſchildert darauf die großen wirtſchaftlichen
Schädigungen, die ſich aus der Beſatzung ergeben, und beſpricht
im weiteren die Einquartierungslaſten. Außer den
vor=
handenen Kaſernen ſind zahlreiche neue gebaut worden, und überdies
ſind im Jahre 1922 insgeſamt 15 000 Wohnungen mit insgeſamt
37 000 Zimmern und außerdem noch 10000 Zimmer
für die Unterbringung von Offizieren und Mannſchaften derlangt
und befchlagnahmt worden. Das iſt nicht verwunderlich, wenn
man ſich vor Augen hält, daß auch die Angehörigen der
Beſatzungs=
truppen von Deutſchland auf deutſche Koſten unterhalten werden
müſſen. So hatte in der belgiſchen Zone ein verheirateter Offizier
für ſich zur Verfügung: 5 herrſchaftliche Zimmer mit Küche für ſich
ſelbſt, und 5 für ſeine Mutter, ſeine Großmutter, 2 unverheiratete
Schwe=
ſtern, für eine verheiratete Schweſter, und für zwei Kinder der
ver=
heirateten Schweſter. (Bewegung und Entrüſtung.)
Der Miniſter verweiſt darauf auf die Unmenge von
Beam=
ten und franzöſiſchen Delegierten, mit welchen das
Rheinland ſyſtematiſch überzogen werde. Dieſes geſamte
Perſo=
nal belief ſich ſchon im Jahre 1920 auf 1300 Perfonen und hat
ſich inzwiſchen vervielfacht. Für die franzöſiſche Abteilung
dieſer Art ſind allein im Jahre 1922 1,9 Milliarden Goldmark bezahlt
wvorden. Die Beſetzung des Rheinlandes iſt eine einzige
ununterbrochene Kette von Vertragsverletzungen.
Ein ehemals blühendes Land iſt durch die Franzoſen zu einem
Heer=
lager größten Stils gemacht worden, und dieſer franzüſiſche
Militaris=
mus wird durchgeführt auf Koſten einer anderen Nation, der man
dadurch gleichzeitig die Mittel für finanzielle Leiſtungen nimmt.
Präſident Löbe teilt im Anſchluß daran mit, daß in der letzten
Zeit eine Reihe von Sympathiekundgebungen aus deutſchen und
öſter=
reichiſchen Städten aus Anlaß der Ruhrabwehr beim Reichstag
einge=
laufen ſei. (Beifall.)
Der Antrag der bürgerlichen Arbeitsgemeinſchaft und der
Sozial=
demokraten, der den Finanzminiſter ermächtigt, die Tabakzölle für die
Zeit eines wirtſchaftlichen Bedürfniſſes herabzuſetzen, wird gegen die
Kommuniſten in driter Leſung angenommen.
Darauf wird
die Ernährungsausſprache
beim Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft fortgeſetzt.
Abg. Döbrich (D. Ppt.) bittet, die Forſchungen der Wiſſenſchaft
möglichſt bald in die Praxis überzuführen. Mit der Beſchaffung einer
Reſerve an Brotgetreide und mit einer Verbilligung des Brotes für die
minderbemitteite Bevölkerung erklärt ſich der Redner und ſeine Partei
einverſtanden.
Abg. Herrmann (Dem.) bekennt ſich zum Grundſatz der freien
Wirtſchaft; nur auf ſolche Weiſe könne die Produktion geſteigert
wer=
den. Die Erzeugung für Umlagegetreide betrage heute nur noch ein
Drittel. Der Rückgang der deutſchen landwirtſchaftlichen Anbauflähe
ſei heute dreimal ſo groß wie der Rückgang der deutſchen Bevölkerung.
Noch größer ſei der Rückgang der Ernteergebniſſe. Der Redner begrüßt
dann die Erklärung des Enährungsminiſters, daß auch er grundſätzlich
auf dem Boden der freien Wirtſchaft ſtehe.
Abg. Lang (Bayer. Ppt.) weiſt unter beſonderer Herauziehung der
batzeriſchen Verhältniſſe auf die ſchlechten Ernteergebniſſe im vorigen
Jahre hin, die alle Hoffnung zunichte gemacht haben. Die Klagen
D
logar induskutabel ſcheinen. Und doch haben Vorſtand und Ausſchuß
des Muſikvereins geglaubt, die durchaus naheliegenden Bedenken
zurück=
ſtellen zu ſollen in der Meinung, daß auch die Mitglieder des Vereins
die Gründe würdigen werden, die durchſchlagend für die Aenderung
ſprechen. Da mögen vor allem die Zuhörer ſelbſt — rein äußerlich —
die Unbequemlichkeit der Holzbänke, ſchließlich einer 3—3½ſtündigen
an=
dächtigen Verſenkung auch in ein ſolches Werk Abtrag tun muß. Weiter
haben die feſten Plätze auch in der Hauptprobe ihre Annehmlichkeit
gegenüber dem früheren Gedränge in der Stadtkirche. Vor allem aber
kommt in Betracht die einwandfreie Aufſtellung von Chor und Orcheſter
im Landestheater gegenüber der Enge der Kirchenempure, gleich
nach=
teilig für die künſtleriſche Wirkung der Darbietung, wie geradezu
un=
würdig für die immerhin 300 Perſonen, von denen ein Drittel weder
den Dirigenten ſah, noch von ihm geſehen werden konnte. Ein Teil
mußte ſogar von der Mitwirkung ausgeſchloſſen werden. Endlich ſind
jetzt ſämtliche Plätze der Stadtkiuche durch die wachſende Mitgliederzahl
des Muſik=Vereins belegt, 150 Mitglieder mußten ſogar noch unter der
Orgel untergebracht werden, eine Kartenabgabe an Nichtmitglieder aber
gleitung der Rezitatibe wird im Großen. Haus nicht durch die Orgel,
ſondern, wie es urſprünglich vorgeſchrieben iſt, durch das Klavier
er=
folgen, ſodaß die Orgel nur bei den Chorälen und Chören mitzuwirken
hat. Von einer dem Charakter des Konzerts angepaßten, dunkleren
Ausſtattung der Bühne im Großen Haus, etwa durch dunkle Stoffe
oder Kuliſſen wird allerdings abgeſehen werden müſſen, da, ganz
ab=
geſehen von akuſtiſchen Nachteilen, das für das Orcheſter unentbehrliche
Es darf darnach erwartet werden, daß auch der neue
Aufführungs=
prt der Wirkung des Konzerts und der Vertiefung in ſeinen ewig ſchönen
Inhalt ebenſo wenig Abbruch tut wie es etwa bei einem Requiem
oder bei der Bruckner=Meſſe der Fall war, und es wird ſich, wie wir
hoffen, Eindruck und Erfolg dieſes letzten diesjährigen Muſikverein=
Kon=
zerts dem der vorhergehenden würdig anreihen (Judas Maccabäus,
Stabatmater und Thalita Kumi, ſowie die zuletzt gehörte gewaltige
Bruckner=Meſſe und Tedeum).
Es hätten ſich alsdann die günſtigen Erwartungen erfüllt, die an
den diesjährigen erſtmaligen, und auch früher an dieſer Stelle
beſpro=
chenen Verſuch geknüpft wurden, die Konzerte des Muſikvereins
über=
haupt in das Große Haus des Landestheaters zu verlegen als großen
und würdigen Konzertraum, der für Darmſtadt als Nebenwirkung
bei der Wiedehrerſtellung des Kleinen Hauſes munmehr endgültig
ge=
wonnen worden iſt. Generaldirektion des Landestheaters und
Muſik=
verein dürfen danach mit Befriedigung den Erfolg des Verſuchs
feſt=
ſtellen, dem Darmſtädter Konzertleben hiermit einen angemeſſenen und
würdigen Mittelpunkt zu ſchaffen.
Wie allerdings die Veranſtaltung aller größeren Konzerte durch
ſe Entwvicklung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe leidet, wurde gleichfalls
über die Zwangswirtſchaft ſeien allgemein. Der Landwirt
müſſe von allen Feſſeln frei gemacht werden.
Abg. Heydemann (Komm.) hält die Ernährungsfrage für die
Schickſalsfrage des deutſchen Volkes.
Reichsfinanzminiſter Dr. Heumes legt darauf ſeine Stellung=
Antrag auf Verbilligung des Brotpreiſes für Minderbemittelte
und Aufbringung der Koſten durch eine neue Belaſtung des Beſitzes
dar. Er ſtimmt dem Grundgedanken der Eutſchließung zu, doch ſei
heute noch kein abſchließendes Urteil möglich, in welcher Weiſe die
ver=
langte weitere Belaſtung des Beſitzes aufgebracht werden könne. Die
Frage bedürfe noch einer ſorgfältigen und gründlichen Prüfung,
nament=
lich auch in der Richtung, wie eine ſolche Belaſtung ſchnell und einfach
durchgeführt werden könne. Ein neues kompliziertes Geſetz müſſe
gleich=
falls vermieden werden. Durch die ſpäte Verabſchiedung des
Geldeut=
wertungsgeſetzes ſei die Veranlagung verzögert worden; das ſchließe
die Veranlagung neuer Steuern auf einer neuen Grundlage aus. Aus
dieſem Grunde könne die neue Belaſtung des Befitzes auch
nur im Anſchluß an eine der beſtehenden Steuern möglich gemacht
wer=
den. Als einen ſolchen Ausgangspunkt für die neue
Be=
laſtung werde man die Zwangsanleihe betrachnten, können.
Das Ergehnis der Zwangsanleihe wird im Mai vorliegen. Dann wird
man auch gleichzeitig überſehen können, mit wvelchen Steuereingängen
man wird rechnen können. Sobald der Miniſter im Beſitze der
erfor=
derlichen Grundlagen iſt, wird er ungeſäumt alles. „Notwendige
ver=
anlaſſen.
Damit ſchließt die allgemeine Ausſprache. Vor der Abſtimmung
teilt Präſident Lö be mit, daß der Abg. Leuthäuſer die
Beſchluß=
fähigkeit des Hauſes bezweifle. (Die beiden Reehtsparteien haben bis
auf wenige Mitglieder den Saal verlaſſen.) Der Präſident läßt die
Beſchlußfähigkeit durch Abzählen feſtſtellen, und zwar durch die
Abſtim=
mung über einen Antrag Gothein, nach welchem der Entſchluß des
Reiches auf Beteiligung an der
Reichskreditaktien=
geſellſchaft an den Haushaltsausſchuß zurückverwieſen
werden ſoll. Die Auszählung ergibt 139 Stimmen für und 3 Stimmen
gegen den Antrag bei einer einzigen Stimmenthaltung. Das Haus iſt
nict beſchlußfähig, die Abgeordneten der Rechtsparteien ſind bei de:
Auszählung außerhalb des Saales geblieben.
Der Präſident weiſt darauf hin, daß auch geſtern abſichtlich eine
Beſchlußunfähigkeit des Hauſes herbeigeführt wurde, und daß er daher
(inen gleichen Verſuch zur Verſtändigung mache. Er berufe daher die
nächſte Sitzung mit der gleichen Tagesordnunn auf 2.10 Uhr ein.
(Schluß: 2 Uhr.)
In der neuen Sitzung proteſtiert der Abg. Dittmann
(Soz=) gegen das Verhalten der Rechisparteien, welche die Abſtimmung
über die Anträge zum Ernährungsminiſterium verſchleppen wollen. Er
ſtellt daher den Antrag, über ſämtliche Anträge (25), namentlich
abzu=
ſtimmen.
Präſident Löbe erkennt an, daß das Haus nicht beſchlußfähig iſt
Er teilt weiter mit, er habe dem Abg. v. Gräfe zugeſagt, daß dieſer
eine Erklärung abgeben dürfe. Außerdem miißten auch noch die
Peti=
tionen erledigt werden. Der Präſident beruft daher eine neuie Sitzung
auf 2 Uhr 15 Min. ein mit der Tagesordnung: Petitionen,
Entgegen=
nahme einer Erklärung des Abg. v. Gräfe. Die Abſtimmung über die
Anträge zum Ernährungsminiſterium ſtehen jedoch nicht mehr auf der
Tagesordnung. — Schluß: 2,10 Uhr.
In der dritten Sitzung beantragt Aby. Müller=Franken
(Soz.), den Haushalt des Ernährungsminiſterjums erneut auf die
Tagesordnung zu ſetzen. Er könne nicht begreifen, daß ſo viele
Ab=
geordnete der Rechten abgereiſt ſeien.
Nach einer langen Ausſprache über die Geſchäftsordnung erhebt der
Abg. Eurminger (Baher, Vp.) Widerſpruch gegen die Aufſetzung eines
neuen Punktes auf die Tagesordnung.
Damit iſt der Autrag Müller=Franfen erledigt. Einige Petitionen
werden gleichfalls angenommen.
Entgegennahme einer Erklärung des Aba. von Grgefe.
Abg. von Graefe (Deutſchvölk. Freiheitspartei) (von der Linken
mit Rufen: Hochverräter, empſangen), gibt dann eine Erklärung ab.
in welcher er Einſpruch erhebt gegen die Aufhebung ſeiner Partei
durch den preußiſchen Junennnniſter Severin.. Dieſe Auflöſung einer
politiſchen Partei verſtoße gegen die Verfaſſung. Der Reichstag müſſe
dagegen Stellung nehmen, und die Reichsregierung müſſe dafür Sorge
tragen, daß die Reichsverfaſſung nicht verletzt werde. Beſchwerde beim
Staalsgerichtshof ſei bereits eingeleſtet. Alles, was man ſeiner Partei
vorgeworfen habe, ſeien nur leere Verleumdungen und Verdächtigungen
geweſen. (Der Abg. Maltzahn (Komm.) wird wegen eines
beſchimpfen=
den Zwiſchenrufes zur Ordnung gerufen, dann ein ziveitesmal, und
dann macht ihn der Präſident darauf aufmerkſam, daß er das Hausrecht
wahren werde). Abg. von Graefe ruft den Kommuniſten zu: Kommen
Sie nur hier herauf, dann ſehen wir, wer feige iſt. Die Kommuniſten
ſtürzen dann auf die Aednertribuine zu. Von G=aefe bleibt jedoch ruhig len, aus welchen Urſachen man gegen ſie vorgehe, wurden ſie
noch heute, oder jedenfalls noch vor Oſtern „ine Bollitzung des
Reichs=
uges abzuhalten, in welcher zu dem Verbot ſeiner Partei Stellung
ge=
nommen werde.
Präſident Löbe ſchlägt vor, die nächſte Sikzung am 11. April
ab=
zuhalten.
Abg. Schulz=Bromberg (Dntl.) teilt mit, daß ſeine Partei eine
Interpellation über die Auflöſung der Deutſch=bölkiſchen Freiheitspartei
eingebracht habe.
Nach einer weiteren lebhaften Debatte zur Geſchäftsordnung
ver=
tagt ſich das Haus auf dn 11. April. — Schluß nach 2 Uhr.
früher an dieſer Stelle berührt. Die Koſten ſind infolge der
Geldent=
wertung ins Ungeheure geſtiegen, ohne daß man bei den heutigen Ver= gewinnen. So zeigen z. B. die Jahre 1921 und 1922 in bezug auf
hältniſſen die aufgeblähten Ziffern an ſich als zu hoch bezeichnen kann.
Die Koſten des Karfreitags=Konzerts wurden bereits auf faſt 1 Million
Mark feſtgeſtellt (Soliſten, Orcheſter, Miete, Heizung, Beleuchtung, Verfrühung der Roggenernte um eine Woche; 1922 erlitt
da=
die Platz= und Sitzfrage bedenken im Theater gegenüber der Kirche, wo Perſonal, Karten, Druckſachen uſw.). Im Landestheater iſt man an die
Eintrittspreiſe von 400—3000 Mk. in der Zwiſchenzeit gewöhnt worden.
Daß auch die ſeitherigen Mitgliederbeiträge von (ie nach Platz) 180 bis
320 Mk. jährlich für 4 Konzerte und 4 Hauptproben nicht mehr genügen,
iſt nicht weiter zu begründen und ſomit auch nicht die Notwendigkeit,
ſie für das letzte diesjährige Konzert zu erhöhen durch eine Nachzahlung
von 800—1200 Mk. je nach Platz. Den Mitgliedern iſt darüber
Nach=
richt zugegangen, auch über den Vorbehalt ihres Rücktrittsrechts; dieſes
war in vorliegendem Fall” und zwar ohne Wirkung auf das kommende
Vereinsjahr, einfach dadurch auszuüben, daß die Einlöſung der
beſon=
deren Eintrittskarten, die diesmal allein zum Beſuch von
Hauptprobe und Konzert berechtigen, in der feſtgeſetzten Zeit
an der Tageskaſſe des Landestheaters, unter der genannten Nachzahlung
bei dieſer Gelegenheit unterblieb. Die darnach nicht begehrten
Mit=
gliederplätze ſtehen dem Verein zum allgemeinen Verkauf zur Verfügung.
Alles in allem darf der Muſikverein mit Verlauf und künſtleriſchem
Erfolg des zu Ende gehenden Vereinsjahres und ſeiner Darbietungen
zufrieden ſein. Er wird einen Anſporn daraus finden, in weiterer
ſorgſamer Pflege ſeiner künſtleriſchen und Kulturaufgaben, ſo lange es
ſich wirtſchaftlich irgendwie durchführen läßt, unſerem Volke hohe innere
Werte zu vermitteln gerade in Zeiten, in denen es in beſonderem Maße
nach ſolchen verlangt. Mögen daher dem Muſikverein bei den
notge=
drungen ſteigenden finanziellen Anſprüchen die alten Freunde auch für
die Folge treu bleiben und ihm neue gewonnen werden!
* Ein Wetterdienſt für Pflanzenſchutz. Seitdem es in
Deutſch=
ziehungen aufzudecken, die zwiſchen dem Auftreten von
Pflanzen=
ſeuchen und den Witterungsverhältniſſen in vielen Fällen ſicher aus. Unregelmäßige Stickereien, Blumen, Vögel oder
Schmetter=
vorhanden ſind. Dieſen Unterſuchungen ſtellen ſich aber große
Schevierigkeiten entgegen, und es bedarf eines umfangreichen chineſiſche Stickereien dienen ihm als Verzierung. Der beſte Stoff
krankheit zu erkennen. Zu dieſem — Viologiſchen
Reichsanſtalt ein Meteorologiſch=Phänologiſches
Laboratorium angegliedert worden, über deſſen Aufgaben
Prof. Werth in der Berliner Meteorologiſchen Geſellſchaft ſprach.
Dieſe zentrale Stelle ſoll das Auftreten der Pflanzenkrankheiten
mit Bezug auf die Witterungserſcheinungen ſtudieren, um ſo die
Unterlagen für eine erfolgreiche Schädlingsbekämpfung zu
ſchaf=
fen. Durch dieſe, „Phänologie” genannte Wiſſenſchaft iſt es
mög=
lich, unbekannte Zwiſchenwirtspflanzungen feſtzuſtellen und die
Entwicklung der Unkräuter näher zu beſtimmen. Auch aus dem
Verhältnis der Witterungszuſtände in den einzelnen Jahres=
Die Nationa.=—zialiſten.
FU. Berlin, 24. März. Uns liegen folgende miteinander
in Zuſammenhang ſtehende Meldungen vor: Die gleichzeitig mit
den preußiſchen Ermittelungsverfahren über die Methode
rechts=
radikaler Kreiſe in Thüringen eingeleiteten Unterſuchungen
haben außerordentlich belaſtendes Material ergeben. Danach
kann es keinem Zweifel unterliegen, daß die deutſchvölkiſche
Freiheitspartei nach Taktik und Ziel mit der National=
ſozialiſti=
ſchen Arbeiterpartei ohne weiteres identifiziert werden kann.
Die thüringiſche Regierung hat umſangreiches Beweismaterial
in ihren Händen. Ueber den Charakter der rechtsradikalen
Be=
wegung verlautet, daß ſie nicht nur über zahlreiche
feſtorgani=
ſierte Hundertſchaften verfügt, ſondern daß ihre Organiſation
be=
reits zu ausgeſprochen militäriſchen Verbänden (Bataillon und
Regimenter) durchorganiſiert worden iſt. Die Ermittelungen
haben ſchon jetzt einwandfrei ergeben, daß die Rechtsradikalen
auf einen Bürgerkrieg und zwar auf nahe Sicht hinarbeiten.
Die Unterſuchungen werden von der thüringiſchen Regierung
mit Nachdruck fortgeſetzt.
Heute ſrüh waren Gerüchte im Umlauf, nach denen in Bayern
der Ansbruch eines rechtsradikalen Putſches unmittelbar
bevor=
ſtehe. Auf eine Anfrage in München teilte der Chef der
politi=
ſchen Polizei mit, daß ihm von Verhaftungen oder irgend
wel=
chen Putſchabſichten nichts bekanut ſei. In ähnlicher Weiſe
äußerte ſich auch der Preſſechef der dortigen Staatsregierung.
Immerhin iſt es merkwürdig, daß die Sturmabteilungen der
Hittlertruppen morgen früh ihre Uebungen ungeſtört von der
Polizei in und bei München vornehmen dürfen. Es verlautet
übrigens, daß geſtern in München zwei Kuriere der
Roßbach=
leute verhaftet worden ſind. Näheres iſt darüber noch nichts
be=
kannt. Die Arbeitsgemeinſchaft der Vaterländiſchen Verbände
hat dem Reichskanzler bei ſeinem Beſuch in München in einer
Beſprechung ausdrücklich erklärt, daß ſie nicht mehr daran denke,
etwas zu unternehmen, ſolange der Abwehrkampf an der Ruhr
dauere und ſolange die Reichsregierung ein feſtes Rückgrat zeige.
Im merkwürdigen Gegenſatz zu dieſen beruhigenden
Mitteilun=
gen ſteht die Tatſache, daß im Thüringiſchen drei Kuriere
Hitt=
lers abgefangen worden ſind, die mit Marſchbefehlen für die
Stoßtruppen verſehen waren. Die preußiſche Regierung hat
unter dieſen Umſtänden die Oberpräſidenten der Provinzen
tele=
graphiſch angewieſen, die Polizei ihrer Bezirke in erhöhte
Alarm=
bereitſchaft zu ſetzen.
Ueber die Verhaftung der Kuriere liegt noch
fol=
gender Bericht vor: In der heutigen Nacht ſind in Gera drei
Kuriere verhaftet worden, in deren Beſitz ſich geheime Befehle
befanden. Darauf hieß es, daß ſich die Mitglieder der
Hundert=
ſchaft in Hof (Bayern) ſoweit ſie ſich auf thüringiſchem Boden
befinden, alſo vor allem die Truppen in Weida, ſich bis heute
mittag um 12 Uhr in Hof einzufinden hätten. Von dort aus
erhielten ſie weitere Marſchziele, die geheim zu halten ſeien. Die
drei Kuriere kamen von Plauen her im Automobil, nachdem ſie
die Plauener Hundertſchaft bereits aſarmiert hatten. Nach den
Ausfagen der Kuriere ſind in der vergangenen Nacht noch weitere
Automobile mit Kurieren mit ähnlichen Aufträgen abgegangen.
Sämtliche Offiziere trugen die offiziellen Armbinden der
Natio=
nalſozialiſten.
Kommuniſtiſche Umtriebe im Ruhrgebiet.
Terroriſierung Angehöriger andersdenkender
Parteien.
Gelſenkirchen, 24. März. (Wollf.) Nach der Kölniſchen
Zeitung traten in Rotthauſen ſchon am vergangenen
Sonn=
tag kommuniſtiſche Hundertſchaften in Tätigkeit.
Sie ziehen durch die Straßen, verprügeln Angehörige
anders=
denkender Parteien und machen Märſche und
Exerzier=
übungen in den Straßen. Am Dienstag abend
verſam=
melten ſich auf dem Marktplatz etwa zweitauſend meiſt jüngere
Elemente. Die Mehrzahl von ihnen trug Hemdbluſe in grüner
Farbe, wie ſie die Kommuniſten im hieſigen Bezirk vielfach
tra=
gen. Die Gebäude der Zechenanlagen von Dahlbuſch
ſpur=
den ſyſtematiſch umſtellt.
Köln, 24. März. (Wolff.) Die Beamten der Zeche
Dahl=
buſch zogen ſich mit den Familien vor den vordringenden
Kom=
muniſten in das Zechengebäude zurück. Die Wohnung des
Generaldirektors Keſten wurde gewaltſam geöffnet und ebenſo
wie die übrigen Wohnungen ergebnislos nach Waffen durchſucht.
Als die Beamten ſich auf die Straße wagten, um feſtzuſtel=
und wartet, bis der Lärm ſich gelegt hat. Der Redner beantragt dann, von den Kommuniſten beſchoſſen. Es entwickelte ſich
nun ein Feuergefecht, in dem eine Anzahl Perſonen — nach
den bisherigen Feſtſtellungen etwa ſieben — mehr oder weniger
ſchwer verletzt wurden. Es iſt einwandfrei feſtgeſtellt, daß der
Anführer des Putſches ein Ruſſe iſt, der vor einigen
Mo=
naten als polniſcher Arbeiter auf der Zeche Dahlbuſch beſchäftigt
war, ſeit einiger Zeit aber das Arbeitsverhältnis löſte.
Außer=
dem wurden kommuniſtiſche Führer als Leiter der
Unterabtei=
lungen feſtgeſtellt. Daß es ſoweit kommen konnte, iſt auf das
gänzliche Fehlen der Schutzpolizei zurückzuführen.
zeiten zur Blüte= und Erntezeit laſſen ſich wichtige Erkenntniſſe
den Winterroggen ſehr ausgeprägte Gegenſätze. 1921 brachte eine
gegen die Roggenernte eine weſentliche Verſpätung. Aus der
genauen Unterſcheidung der verſchiedenen Sorten unſerer
Kul=
turpflanzen laſſen ſich diejenigen Sorten herausfinden, die für die
klimatiſchen und Bodenverhältniſſe einer Gegend ſich als
wider=
ſtandsfähig und ertragreich erweiſen. Auch die geologiſche
Boden=
beſchaffenheit iſt ſicherlich an dem Auftreten der
Pflanzenkrank=
heiten beteiligt, und ihre Einflüſſe ſind näher zu unterſuchen.
Da die Beſtrebungen des Pflanzenſchutzes eine ſo große
prat=
tiſche Bedeutung haben, und die Witterungseinflüſſe noch ſo
wenig erforſcht ſind, forderte der Vortragende, nach einem Bericht
der „Naturwiſſenſchaften” die Gründung eines
phänologi=
ſchen Neichsdienſtes. Dafür könnten bereits beſtehende
Beobachtungsnetze benutzt werden, ſo z. B. das Netz des
Preu=
ßiſchen Meteorologiſchen Inſtituts, dann die phänologiſchen
Dienſte in Bayern, Württemberg, Sachſen und Mecklenburg. Es
wäre nur ein ſyſtematiſcher Ausbau nötig. Die Biologiſche
Reichsanſtalt hat verſucht, durch Verſendung von Fragebogen an
naturwiſſenſchaftlich intereſſierte Kreiſe neues Material zu
er=
langen. Es wird darin die Beobachtung einer Auswahl von
charakteriſtiſchen Arten aus Tier= und Pflanzenwelt und des
Auftretens von tieriſchen und pflanzlichen Schädlingen erbeten.
* Das moderne Boudoirkleid. Das Boudoirkleid, ein
Mittel=
ding zwiſchen Negligée und eleganter Toilette, erfreut ſich
gegen=
land einen Pflanzenſchutz gibt, iſt man beſtrebt geweſen, die Be= wärtig in der neueſten Mode einer großen Beliebtheit. Es
zeich=
net ſich beſonders durch phantaſtiſche und exotiſche Garnierungen
linge, die japaniſchen Muſtern nachgeahmt werden, oder eckige
für ein ſolches Kleid iſt ſchwere weiße Schantungſeide, wozu eine
kurze chineſiſche Jacke getragen wird, die in Farbe und Form
von dem eigentlichen Boudoirkoſtüm ganz verſchieden iſt. Dazu
trägt men orientaliſche Pantoffeln mit umgebogenen Schnäbeln
und Kappen, von denen eine „Großmutter Wolf” heißt und an
das Tuch erinnert, das ſich der Wolf in „Rotkäppchen” umbindet.
Andere ſolcher Kappen, die aſſe wie loſe umgebundene Tücher
ausſehen, haben wunderliche Schleifen und Knoten und werden
durch ums Kinn gebundene Bänder feſtgehalten. Die beliebteſte
Farbe des Boudoirkleides iſt mattgrün. Man benutzt dieſe Farbe
auch für die feine Wäſche, und ein Negligée aus mattgrünem
Crepe de Chine kann ſehr leicht in ein elegantes Boudoirgewand
umgewandelt werden.
Darmſtadt, 25. März.
Palmſonntag!
* „Nun, Menſchenherz, vergiß die Qual, nun muß ſich alles.
alles wvenden!“ — Zwar, noch ſieht das bedrückte, zertretene und
geſchündene deutſche Volk kein Ende ſeiner Qual, kein Anzeichen
dafür, daß ſich nun „alles, alles wenden” muß. Aber es fühlt,
es erlebt und es lebt den Lenz, den verjüngenden, erneuenden
Frühling, und es ſchöpft Hoffnung. Iſt uns ja kaum etwas
anderes geblieben, als Hoffnung auf kommende beſſere Zeit, auf
Gerechtigkeit und Geſundung der Menſchheit.
Mächtig drängt es, ſprießt und pulſt es in der Natur, die
aus langem Winterſchlaf erwacht und ſich rüftet mit allen
Lebens=
adern zu neuem Blühen, neſtem Fruchten. Das läßt auch des
Menſchen Blut ſtärker pulſieren, und aufatmend, hoffend beginnt
er ein neu Tagwerk. — Die Chriſtenheit fühlt mehr in dieſer
Zeit der heiligen Oſtern, die der Sonntag Palmarum
ein=
lautet. Für ſie iſt die Zeit der Oſtern eine ernſte Mahnung an
Steiben und Auferſtehen. Sie weiß und fühlt, wie Finſternis
und Licht, wie Tod und Leben eng beieinander wohnen. Wie
leicht und ſchnell im Menſchendafein einem 5 ſianna! ein
Kreu=
zige! folgt. Und der Chriſtenheit Blicke wend n ſich — vielleicht
mehr denn je in dieſen Zeiten ſchwerſter, tiefſter Not — dem
zu, der für uns alle den Leidensweg gegangen und der doch das
Leid nicht von der Menſchheit nehmen konnte. Nicht viele
Ka=
pitel ſind’s, in denen die Evangeliſten über den Leidensweg
ihres Herrn und Meiſters berichten, aber gewaltig ſind die
Leh=
ren, die uns Chriſtus auf dieſem Leidensweg noch erteilte. Da
kommt er daher, reitend auf einer Eſelin, Palmen ſtreut man
auf ſeinen Weg und ruft: „Gelobet ſei, der da kommt, ein
König in dem Namen des Herrn!” Chriſtus aber, da er die
Stadt ſahe, weinete über ſie. Er wußte, was Jeruſalem
bevor=
ſtand. „Deine Feinde tverden um dich und deine Kinder eine
Wagenburg ſchlagen und dich an allen Orten ängſten. Und
wer=
den dich ſchleifen und keinen Stein auf dem andern laſſen, darum,
daß du nicht erkannt haſt die Zeit, darinnen du heimgeſucht biſt!“
Wahrlich ein Bild, paſſend auch für unſer armes deutſches
Volk. Tagtäglich ſind einzelne Volksgenoſſen der Pein an Leib
und Seele ausgeſetzt. Fragen wir uns ehrlich: Fühlen wir
reſtlos alle mit ihnen? Leiden wir mit ihnen? Fühlen
wir, daß jeder Schlag uns alle trifft, jede Pein uns alle ſchmerzt?
— Es ſollte ſo ſein. Ein Volk ſind wir, und die größte Gefahr
ift nicht die, die einem einzelnen droht, die größte Gefahr droht
dem ganzen Volke. Das ſollen wir uns vor Augen halten,
wenn wir Oſterzeit erleben. Sollen beten lernen und Gott
ver=
trauen. Wenn etwas uns helfen kann, durchzuhalten und das
ſchier Unerträgliche zu ertragen, iſt es ein unerſchütterliches
Gottvertrauen und der Glaube an unſere gute Sache. —
Früh=
ling und Oſterzeit mögen uns ſtärken!
* Erledigt iſt eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu
Düdels=
heim, Kreis Büdingen. Dienſtwohnung iſt vorhanden.
— Die Matthäus=Paſſion von Hrch. Schütz in der Stadtkirche. Die
Aufführung des Werkes durch den Kirchengeſangverein unter Herrn
Borngäſſers Leitung beginnt abends 7½ Uhr. Der Eintritt zum
unteren Raum der Kirche iſt frei, doch werden freiwillige Gaben zur
Deckung der Koſten am Ausgang entgegengenommen. Mitwirkende:
die Herren Biſchoff (Jeſus) Müller=Gebhardi (Evangeliſt)
und Damen und Herren des Chors.
— Zur Geſchichte der Konfirmation. Der Sonntag Judica und der
Sonntag Palmarum ſind in der evangeliſchen Kirche die Tage für die
Konfirmation der Jugend, die das vierzehnte Lebensjahr erreicht hat.
Konfirmation bedeutet ſo viel wie „Beſtätigung‟ Die Kinder erneuern
ihren Taufbund, ſie werden als Chriſtenmenſchen beſtätigt und nun der
Rechte eines ſolchen teilhaftig: Sie dürfen zum heiligen Abendmahl
gehen und als Pate fungieren. In der katholiſchen Kirche entſpricht
der Konfirmation die „Firmelung”, welches Wort ebenfalls Beſtätigung
bedeutet. Die Reformatoren haben die Feier der Firmelung zunächſt
abſchaffen wollen, da man die einmalige Taufe für gewigend erachtete.
Bugenhagen, der treue Freund Luthers, betrieb aber mit Eifer die
Ein=
führung einer ebenbürtigen Feier in der evangeliſchen Kirche. Dennoch
wurde die Konfirmation lange Jahre als Privatfache betrachtet, ſo noch
zu Ende des 18. Jahrhunderts in Augsburg, Berlin uſw. Von da an
aber fand die feierliche Einſegnung der jungen Chriſtenmenſchen
immer mehr Anerkennung als ſelbſtändige kirchliche Handlung, und
heute iſt ſie ein wichtiger Markſtein im Leben des Jünglings und der
Jungfrau.
*se. Aus der Jugendbewegung. Zu einer intereſſanten und
ein=
drucksvollen Veranſtaltung hatten die Wandervögel eingeladen.
„Zu Fuß durch Italien” war ſchlicht das Thema genannt, das
einem Vortrag mit Lichtbildern zugrunde liegen ſollte, den Stud. Robert
Oelbermann im Martinsgemeindehaus halten wollte. Tatſächlich
aber ward dieſer Vortragsabend unendlich mehr als das. Wohl kamen
Vortrag und Lichtbild in reichſtem, dielleicht zu reichem Ausmaß zu
Worte, aber darüber hinaus ließ dieſer Abend den, der ſchauen und
er=
leben wollte, einen tiefen Blick tun in eine Bewegung, die, wenn ſie
auch ſchwer um Anerkennung ringt uns doch mit Hoffnung erfüllen
ſollte. Was hier ſcheinbar heranwächſt und herangezogen wird, iſt eine
neue deutſche Jugend, die, wenn nicht alles täuſcht, ſich nicht mehr
zurückdrängen läßt in tatenloſes Nichts bisher erlebter Unbedeutenheit
und Unberufenheit. Sicher, noch haften Kruſten und Schlacken dieſer
neuen Bewegung an, wie dem Küken die Eierſchale, aber es iſt ſchon
flügge geworden, und wenn man heute hört, daß Buben von 10 bis
12 Jahren, die zu dieſer neuen Jugend gehören, zu Fuß durch Italien
wandern, ſo ergibt ſich daraus zweierlei: Einmal das unbeſchränkte
Vertrauen von Eltern zu dieſer Jugendorganiſation, und dann die
Tatſache, daß die Führer dieſes Vertrauen in vorbildlicher Weiſe
recht=
fertigten; und daß dieſe Jugend in einem Maße Selbſterziehung übt,
die ſich ſehr bemerkbar machen wird, wenn ſie einſt berufen ſein wird,
an den Geſchicken des Volkes mitgeſtalten zu helfen. — Davon zeugt
m
G
Bom Palmeſel.
Vom Palmeſel härt man heute wohl nur noch in
Redens=
arten, beſonders in Süddeutſchland, wo wan einem gar zu
feſt=
lich Angezogenen nachſagt, er gehe „geputzt wie ein Palmeſel”,
während wan in Norddeutſchland für dieſen Vergleich dem
Pfingſtochſen den Vorzug gibt. Auch wer zuletzt aufſteht oder
zuletzt aus der Kirche komt, oder wer ſich gar zu ſelten als
Beſucher ſehen läßt, mß es ſich gefallen laſſen, mit dem
Palm=
eſel verglichen zu werden. In dieſen Ausdrücken lebt aber die
Erinnerung an einen Brauch weiter, der in früheren Zeiten
an vielen Orten mit großem Gepränge ausgeübt wurde. Der
Beginn der „ſtillen Woche” vor Oſtern wurde mit der „
Palm=
prozeſſion”, die dem Palmſonntag den Namen gegeben hat,
ein=
geleitet und die zur Erinnerung an Chriſti Einzug in Jeruſalem
ſtattfand. Ein noch älterer Brauch aus den Ländern am Euphrat
und Tigris und Perſien, bei dem zur Feier des Frühlingsfeſtes
Prieſter unter Vorantragung von Paſmzweigen auf Eſeln durch
Feld und Flur ritten und ſie für den kommenden Sommer
ſeg=
neten, mag die Sitte der Begrüßung durch Streuen von
Palmen=
zweigen, die bei orientaliſchen Völkern allgemein üblich war,
hervorgerufen haben. Aus dem vierten Jahrhundert liegen die
erſten Nachrichten vor, daß der Palmſonntag durch eine
beſon=
dere Feier hervorgehoben wurde, bei der bald, um die Sache
möglichſt anſchaulich zu geſtalten, der Einzug Jeſu in Jeruſalem
durch einen feierlichen Umzug zur Darſtellung gebracht wurde.
An vielen Orten nahm man dabei einen Eſel mit, einen
höl=
zernen, reich geſchmückten, der auf einem Brett mit Rädern ſtand,
oder auch einen lebendigen, durch den die Ausführung noch
lebenswahrer werden ſollte. Ueber einen Umzug mit einem
ſol=
chen Palmeſel findet ſich die erſte zuverläſſige Nachricht in der
Vita S. Udalrici. Als Heiland wirkte anfänglich ein Miniſtrant
oder auch ein Geiſtlicher mit; aber ſchon Gregor der Große
unter=
ſagte es dieſen, die Stelle des Meſſias beim Umzuge
einzuneh=
men, und ordnete an, daß eine hölzerne Chriſtusfigur
umher=
geführt werde. Dabei wurden Palmzweige geſtreut und nach
dem Eſel geworfen. Das Ziehen des Grautieres beſorgten oft
die Torwärter und Stadtknechte oder die Metzger, in anderen
Orten wieder die Schalbuben, die dafür etliche Kreuzer oder
Pclyecken erhielten.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. März 1923
nicht nur dieſe ohne Vorbild daſtehende Italienwanderung, an der 87
Schüler und Studenten teilnahmen, davon zeugt auch die Erbauung
der Jugendburg (Waldeck), die jetzt tatkräftig und mit ſichtbarem Erfolg
in Angriff genommen wurde. Auch hiervon gaben zahlreiche hübſche
Lichtbilder beredtes Zeugnis. Gleichwie bei der Italienfahrt, die nach
Venedig, dann bis herunter zur Adria und nach Rom führte, wo auch
der Papſt die jungen Deutſchen in Audienz empfing, die auf der ganzen
Fahrt von der Bevölkerung freundlichſt und herzlichſt aufgenommen
wurden. — Eine nächſte Auslandsfahrt der Wandervögel ſoll nachk
Schweden führen.
— Deutſcher und Oeſterr. Alpenverein. In der Sektion
Darm=
ſtadt ſprach Herr P. v. Gerlach über ſeine diesjährigen, mit einem
Freunde unternommenen Skifahrten, für die Parthenen in
Mon=
tafon und das Madlenerhaus als Ausgangs= und Stützpunkte
dienten. Hatte man auch häufig mit Nebel zu kämpfen, ſo konnten doch
genußreiche Fahrten im Gebiete der Silvretta, vor allem auf die
Dreiländerſpitze, die man faſt bis zum Gipfel auf den langen
Hölzern erreichte, glücklich durchgeführt werden. Da wußte der Redner
die genoſſene Winterherrlichkeit mit der ſtrahlenden Sonne auf den
weiten, weißen Schneefeldern unter dem tiefen Blau des Himmels,
wovon ſich nur ſchwarz die ſchroffen Felswände abhoben, die feierliche
Stille der Natur, nur vom fernen Donnern der Schmeebrüche
unter=
brochen, begeiſterungsvoll zu ſchilbern. Anſchaulich gelang es ihm auch,
die Verſchiedenheit des Skiſports im Mittel= und Hochgebirge
darzu=
ſtellen. Nicht allein das Gelände mit ſeinen ſteileren Hängen ſtellt in
den Alpen weit größere Aufgaben, ſondern auch die Kälte bei Nacht in
den Hütten und vor Sonnenaufgang im Freien, die Unmöglichkeit des
Trocknens von Unterzeug, die Schwierigkeit der Holzverſorgung und
Verpflegung auf den einſamen, eingeſchneiten Hüitten ſtellen nicht geringe
Anforderungen an Kraft und Ausdauer. Um ſo größer iſt aber auch
der Lohn. Sucht man die vom Großwinterbetrieb unberührten Täler
auf, ſo findet man auch noch Gelegenheit, Einblick in das winterliche
Treiben der Gebirgsbewohner zu gewinnen, ſich ihres
Entgegenkom=
mens zu erfreuen, und Milch, Butter, Eier und köſtliche Schmarrn
noch als erreichbare Wirklichkeit auch für den beſcheidenen Geldbeutel zu
erleben. Die Preife ſind für den Anſpruchsloſen in Oeſterreich nicht
teurer als bei uns, und brauchten niemand abzuſchrecken von froher
Fahrt in die Winterpracht des Hochgebirges. — Der anregende
Vor=
trag fand in der gewandten, humorvollen Art der Darſtellung bei der
zahlreichen Verſammlung ungeteilten Beifall, dem der
Sektionsvor=
ſitzende, Profeſſor Dr. C. Maurer, noch beſonderen Ausdruck verlieh.
— Brauereiausſchank Krone. Einen recht gemütlichen Verlauf nahm
das vergangenen Freitag ſtattgefundene Schlachtfeſt mit Konzert. Es
herſchte bald eineStimmung, wie Herr Obermuſikmeiſter M. Weber ſie
zu entwickeln verſteht. Durch die Anweſenheit mehrerer aus Mainz
und dem beſetzten Gebiet ausgewieſener Beamten (chemalige
Ange=
hörige hieſiger Regimenter) kam es auch zu deutſchfreundlichen
Aus=
brüchen, und eine auf Anregung vieler Gäſte durch Herrn Weber
ver=
anlaßte Sammlung für die Rhein= und Ruhrhilfe ergab die Summe
von 67 150 Mark, welche dem Landesausſchuß des Miniſteriums des
Innern überwieſen wurde.
Neuerungen im Poſtverkehr. Am 1. April wird im inneren
deut=
ſchen Verkehr ſowie im Verkehr mit Freie Stadt Danzig, Luxemburg,
Memelgebiet und Oeſterreich für Warenprobenſendungen
eine Vorſtufe bis zum Gewicht von 100 Gramm zum Gebührenſatz von
60 Mk. eingeführt. Im Paketverkehr werden 3
Entfernungs=
zonen gebildet. Die Paketgebühr beträgt danach vom 1. April an:
(bis in der
Zone
2. Zone
5 Km.) (über 75—375 Km.) 3. Zone
(über 375 Km. bis 3 Kilogramm 300 Mark 600 Mark 600 Mark 500 1000 1000 600 1200 1800 700 1400 2100 800 1600 2400 900 1800 900 10 1000 2000 3000 1150 A9 3450 1300 Rag 3900 „ 13 1450 2900 4350 „ 14 1600 3200 4800 15 1750 3500 5250 1900 3800 5700 „ 17 2050 4100 6150 „ 2200 4400 6608 „ 1. 2350 4700 7050 „ 2 2500 948 7500
Paketbeſtellgeld und Paketausgabegebühr werden, bom 1. April an nicht
mehr erhoben
C. Die Witterung des Jahres 1922 in Heſſen mit beſonderer
Berück=
ſichtigung von Darmſtadt. Das Berichtsjahr war im ganzen zu trüb,
zu kühl und überaus naß. Das Jahresmittel der Temperatur ſchwankte
zwiſchen 9,5 Grad Celſius in Mainz und 5,3 in Herchenhain im
Vogels=
berg (Darmſtadt 8,8). Der höchſte Thermometerſtand wurde verzeichnet
in Freiweinheim a. Rh. mit 36,0 Grad am 24. Mai, welch letzterer Tag
allgemein der heißeſte im Lande war, während in Winterkaſten j. O.
28 Grad nicht überſchritten wurden (Darmſtadt 33,2). Die Zahl der
Sommertage, d. h. ſolcher, in denen 25 Grad im Schatten erreicht wurden,
bewegte ſich zwiſchen 45 in Freiweinheim und 6 in Winterkaſten (
Darm=
ſtadt 34), während die Zahl der Froſttage zwiſchen 137 in Herchenhain
und 66 in Mainz ſchwankte (Darmſtadt 82), und den 57 Eistagen in
Herchenhain (Temperatur ſtändig unter Null) nur 19 ſolcher Tage in
Darmſtadt gegenüberſtehen. Den tiefſten Thermometerſtand des
Jah=
res, der überall auf den 8. Februar fiel, weiſt Lauterbach mit — 25,1
Grad auf, wogegen das Thermometer am gleichen Tage in Mainz nur
auf — 15,6 fiel (Darmſtadt — 16,6). Auch hinſichtlich der
Niederſchlags=
ſumme herrſchten ſtarke Gegenſätze. An der Spitze ſteht hier
Wald=
michelbach mit 1574 Millimetern, dem Herchenhain mit 1508 folgt,
wäh=
rend Gernsheim, das überhaupt der trockenſte Punkt des Landes zu
ſein ſcheint, nur 650 Millimeter aufweiſt (Darmſtadt 987, alſo 303 über
dem langjährigen Durchſchnitt). In Darmſtadt lieferte der 16. Auguſt,
als der regenreichſte Tag des Jahres, die gewaltige Menge von 59
Milli=
metern, alſo 59 Liter Waſſer auf ein Quadratmeter, und das ganze Jahr
brachte nicht weniger als 201 Tage mit Niederſchlag, wovon 35 mit
Schnee, 3 mit Hagel und 13 mit Graupeln. Mit obiger Summe war
daſelbſt das Berichtsjahr das näſſeſte in dieſem Jahrhundert und in
völligem Gegenſatz zum Jahre 1921, welches das trockenſte geweſen war.
Erwähnt ſei noch, daß in Darmſtadt nur 31 heitere Tage neben 159
trüben beobachtet wurden, und die Zahl der Gewitter 32 betrug.
Bisweilen unterzogen ſich auch angeſehene Bürger und
Rats=
herren der Aufgabe, den „heiligen” Grauſchimmel zu ziehen
oder zu tragen, da dies für eine große Ehre und ein Verdienſt
für die Seele galt. Aber nicht genug mit der großen
Palmpro=
zeſſion, häufig veranſtalteten Miniſtranten und Singknaben auch
noch nachmittags einen Umzug mit dem Palmeſel von Haus zu
Haus und ſangen dabei einen lateiniſchen Pſalm, um dafür Eier,
Würſte, Brot, Kleingeld oder auch Bier einzuheimſen.
Ueber=
haupt wurde der Palmeſel zu einem Lieblingstier der Kleinen,
die ſein Erſcheinen mit großem Jubel begrüßten. An manchen
Orten brachten ſie ihm ein Bündelchen Heu, und ein beſonderes
Feſt war es für die, die am Palmſonntag ihre erſten Höschen
anhatten, wenn ſie auf dem Palmeſel reiten durften. Nach dem
Gottesdienſt ließ der Küſter die Jugend wohl auch in dem
Kreuz=
gang der Kirche einige Male auf dem Eſel auf und ab reiten.
An manchen Orten entwickelte ſich die Palmeſelprozeſſion zu
einem großartigen Umzug, der an die Darſtellung der Myſterien
erinnerte. So waren die Prozeſſionen in Schwäbiſch=Gmiind,
in Antwerpen, Salzburg, Kempten und Heidelberg berühmt. In
Gmünd wurde das Chriſtusbild, behängt mit Silber und mit
Blumen geſchmückt, auf dem Eſel, über den eine gold= und
ſilber=
geſtickte Decke gelegt war, in Begleitung des Magiſtrats und der
ganzen Geiſtlichkeit in die Spitalkirche geführt und ebenſo
feier=
lich wieder von dort abgeholt. Bei der Heidelberger Prozeſſion
wurde die ganze bibliſche Geſchichte von Adam und Eva im
Paradieſe bis zu dem Einzug Chriſti in Jeruſalem, der, den
Schluß des Zuges bildete, aufgeführt; ſie war bis zur
franzöſi=
ſchen Revolution ein berühmtes Volksfeſt bes ganzen badiſchen
Hinterlandes. Allerdings entwickelten ſich dieſe Volksfeſte in
ſpäterer Zeit auch zu ſo unerfreulichen Formen, daß die
Obrig=
keit dagegen einſchritt. Schon Sebaſtian Brandt hatte in ſeinem
„Narrenſchiff” gegen Ende des 15. Jahrhunderts geſagt: „Den
Eſel wüſte Rotten tragen, mit ihm die ganze Stadt durchjagen.”
So wurde die Sache allmählich zu ausgelaſſen und entſprach
nicht mehr dem Ernſt der kirchlichen Feier, und der alte Brauch
wurde an= Ausgang des 18. Jahrhunderts „von Kirchen und
Po=
lizei wegen” abgeſchafft. Die Kirchenfürſten eiferten in
Hirten=
briefen dagegen, und auch Kaiſer Franz Joſef II. erließ
Be=
fehle gegen die Mißbräuche. Aus dem Anfang des 19.
Jahr=
hunderts wird nur noch von einzelnen Feiern dieſer Art
berich=
tet, und heute iſt von dem ganzen Brauch nur noch der Name
übrig geblieben.
Nummer 83.
*
Unglicksfälle. Heute vormittag fiel in einer hieſigen
Maſchinen=
fabrik einem Arbeiter eine Diele ſo unglücklich auf den Kopf, daß eine tief
klaffende Wunde entſtand. — In der Schwanenſtraße wurde eine
allein=
ſtehende Witwe in ihrer Wohnung unter dem Bett bewußlos und
blu=
tend aufgefunden. — Gegen Abend ereignete ſich in der Eliſabethenſtraße
ein bedauerlicher Unglücksfall. Ein Junge war mit Holzhacken
beſchäf=
tigt. Sein dreijähriger Bruder hielt ein Stück Holz auf den Hackklotz,
das der Junge kleinhacken wollte. Dabei hieb er dem bedauernswerten
Kind einen Finger vollſtändig ab. Ein anderer Finger wurde erheblich
verletzt. Sämtliche Verunglückte wurden durch die Rettungswache im
Krankenkraftwagen nach dem Städtiſchen Krankenhaus gebracht.
n. Strafkammer. Als einziger Fall wurde in der Berufungsinſtanz
gegen den ſchöffengerichtlich wegen Diebſtahlsverſuchs zu 3 Monaten
Gefängnis verurteilten Schloſſer Karl Friedrich Oſtertag aus
Eber=
bach verhandelt, nachdem das Urteil bezüglich zweier Genoſſen ſchon
früher beſtätigt, O. aber damals durch Krankheit am Erſcheinen
gehin=
dert war. Förſter Lehr von Unter=Sensbach i. O. hatte im vorigen
Frühjahr die drei Erwähnten unter verdächtigen Umſtänden im Walde
bei Keilbach beobachtet und den Eindruck gewonnen, daß es ihrerſeits
auf einen Einbruch in die dortige Jagdhütte des Brauereibeſitzers
Hilde=
brand=Pfungſtadt abgeſehen war. Augenſcheinlich bemühten ſich die von
der nächſten Eiſenbahnſtation auf direkten Pfaden gekommenen Fremden
an dem Türſhloß, öffneten es auch teilweiſe und ließen erſt bei L.s
Herannahen davon ab. Sein Erſcheinen war ihnen ſichtlich unbequem,
und es wären beinahe noch Tätlichkeiten erwachſen. Sie leugnen zwar
jede derartige Diebſtahlsabſicht und wollen Schwämme geſucht haben,
doch iſt dies durch die ganzen Begleitmomente widerlegt. Wie das
Ge=
richt der Vorinſtanz, war man wiederum von der Schuld überzeugt, und
es wurde jene Strafe beſtätigt.
u. Schöffengericht I. Mit 57 Jahren noch unbeſtraft, hatte der
hie=
ſige Gärtner Joſeph K. ſich an dem Eigentum eines guten Bekannten,
des Gärtners O., vergangen. Er ſtahl dieſem 72 Glasſcheiben von
Miſtbeefenſtern im jetzigen Wert von faſt 100 000 Mark, und verlegte
ſich entgegen früherem Geſtändnis nunmehr noch auf dreiſtes Leugnen.
Der „große Unbekannte” muß dafür herhalten, von dem er eines Tages
die Scheiben in beſtem Glauben gekauft habe. Dies verfing nicht, und
er wurde zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt. — Als Hausdiebin hatte
ſich eine bisher unbeſtrafte Frau M. K. von hier betätigt, welche damals
der Verſuchung unterlag und den Fehltritt bereut. Sie entdeckte, daß
einer ihrer Schlüſſel zu der Dachkammer einer Mitbewohnerin paſſe,
eignete ſich mittels ſolchen Nachſchlüſſels dort einen Mehlvorrat an und
wurde auf der Tat von der Beſtohlenen betroffen. Das Urteil wegen
ſchweren Diebſtahls mit mildernden Umſtänden lautet auf die zuläſſige
Mindeſtſtrafe von 3 Monaten Gefängnis. — Schwindeleien aus 1921
hatten die 28jährige, geſchiedene Anna Glöckler von Heilbronn auf
die Anklagebank gebracht und trugen ihr mit teilweiſem Freiſpruch
ins=
geſamt 1 Monat 2 Wochen Gefängnis ein. Damals noch unbeſtraft, iſt
ſie inzwiſchen mehrfach ähnlich entgleiſt und verbüßt zurzeit eine andere
Strafe. Der Freiſpruch bezieht ſich auf einen Geldbetrag von 9000 Mk.,
der einem hieſigen Wirt als Darlehen entlockt worden ſein ſollte. Der
angeblich Geprellte, der nicht mehr hier weilt, hatte ſelbſt eine
eigen=
artige Rolle nach Schilderung der Gl. geſpielt, und das gleiche gilt von
einem durch ihn zugezogenen Privatdetektiv. Das Gericht vermochte
ſich inſofern von einer betrügeriſchen Täuſchung jenes nicht zu
überzeu=
gen. Dagegen wurde der Angeklagten ein anderer Kreditbetrug hier,
ſowie ein ſolcher nebſt eier Zechprellerei von König i. O. nachgewieſen,
— Erwähnenswert dürfte noch eine Verurteilung wegen militäriſchen
Ungehorſams zu 24 Stunden Arreſt ſein, da die fragliche verletzte
Vor=
ſchrift vielen wohl fremd iſt. Der Reichswehrminiſter hat ſämtlichen
An=
gehörigen der Reichswehr die Mitgliedſchaft zu irgend einer politiſchen
Vereinigung aus begreiflichen Gründen unterſagt. Der Angeklagte
wollte in Hannover, ſeiner damaligen Garniſon, aus allgemeinem
In=
tereſſe einmal einer ſozialdemokratiſchen Verſammlung beiwohnen, die
mr für Parteimitglieder zugängig war. Angeblich bloß dieſes
vor=
übergehenden Grundes wegen ſei er beigetreten, und man habe noch
vor der Verſammlung ſeine Mitgliedskarte gefunden.
Lohale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Volkshochſchule=Morgenfeier. Die Hermann
Löns=Morgenfeier findet heute vormittag 11½ Uhr in der Aula der
Landesbaugewerkſchule (Neckarſtraße 3) ſtatt.
Ruhrhilfe.
— Aus den Kreiſen von Induſtrie Handel und
weube ſind bis jetzt aus Darmſtadt und Umgebung 45 532 628 M
für die Ruhrhilfe eingegangen. Hiervon entfallen auf Arbeitge
36 220 845,„Angeſtellte 2 760,987 und auf Arbeiter 6 550 796. Mark.
hoffen iſt, daß alle Angehörigen der genanuten Erwerbsſtände,, die be
jetzt mit ihren Zeichnungen noch im Rückſtande ſind, dieſelben baldigſt
an die Darmſtädter und Nationalbank, auf das Konto „Ruhrhilfe,,
ein=
ſenden. Auf das Konto „Ruhrhilfe” haben außerdem noch nachſtehende
Priratperſonen gezeichnet: Stephan Trier 100 000, Fabrikdirektor Hugo
Stauß 20000, N. N. 400, Hengſtermann, Wienerſtraße, 2000, Beamte
des Miniſteriums 96000, W. Hörr 636. Ober=Landgerichts=Präſident
Kullmann 5000, N. N. 300, Geh.=Rat Ullmann 3000,
Oberlandesgerickts=
rat Dr. Berchelmann 10 000, Direktor Carl Lehmann 15 000, Kegelklub
„Mittwoch” Sitte Karlsſtr., 10 000, N. N. 20000, Ludwig Trier
Riedeſelſtr. 1000, N. N. 300, Gemeinde Flonheim 204 920, Allgemeine
Ortskranbenkaſſe, Dieburg, 11000, C. v. Engelen, Weinbergſtraße, 500,
Städt. Tiefbauamt (Arbeiter) 44 570, Dr. Mainzer 50 000, Peter Lotz,
Harxheim 100 000, N. N. 5000, N. N. (Finnland) 10 000, Rechn.=Rat
Triebenſtein 1000 W. Deeg, Pallaswieſenſtr., 5000,
Landesgenoſſen=
ſchaftsbank 108 800, Bahnmeiſterei 55 (Bedienſtete) 42500, Gemeinde
Meſſel 103 525. Gemeinde Bleichenbach 164 500, Staatsanwalt Dr.
Lan=
genbach 25000, Carl Stäöler, Jugenheim, 100, Bürgermeiſterei
Selln=
rod 35 200, L. Sauer, Schießhausſtr. 6000, H. Schwarz, Grafenſtr., 5000
N. N. (F. u. Co.), 20 000, C. Barth 1000 Gg. Wedel 800, C. Künſtler=
2000. M. Jung 600, Levi 10 000, Frau Greta Haas 200, Frau Scheid
A00, Emma Mai 4000, K. St. 1000, Dr. Bert 1000, Dr. W. Peterſen
5000, R. D. 1000, Hoth 1000 N. N. 2500, Dr. Schmitt Ww. 2000, H.
dOrville 100, Dr. B. 1000, Dr. Karl Diery 1000, Direktor Ihringer
5000, Dir. L. Habicht 5000. Dir. Gg. Bickel 5000, St. 1000, Hch. Roth
1000, E. D. 100. A. R. 100, Dr. Dietrich 5000, Verg. Staatsrat Schwarz
7000, Sammlung von Ferd. B. 5150 Guſtel Bellaire 1000, Cavl
Grü=
ling 1000 Ernſt Olitzſch 10 000, Br. S. Noßmamn 5000, Hch. Bechtyuld
5000, Unbekannt, 2. Spende, 1000, C. Grüling 1000, K. Schimmer
10000, K. Haury 7500, Wilh. Göller 4000. Dr. Grünewald 6000, A. S.
300. W. Konrad 8000, Dr. W. Peterſen 5000.
Vh
Buchanzeigen.
Beſprechung erfolgt nach unſerem Ermeſſen. Die nachfolgende Anzeige
von Neuerſcheinungen iſt keiner Empfehlung gleich zu achten.)
„Die Wirtſchaftskurve mit Inderzahlen der Frankfurter Zeitung.”
Jahrgang 1923. Heft 1. Frankfurter Sozietätsdruckerei G. m. b.
Abteilung Buchverlag, Frankfurt a. M. Grundpreis 1 Mr. (
Teu=
erungs=Multiplikator: Die jeweils gültige Schlüſſelzahl des
Buch=
händler=Börſenvereins.)
Sternbüchlein 1923 von Robert Henſeling. Mit einer zweifarbigen
Planetentafel und 39 Bildern. 11.—16. Tauſend. (Franckhſche
Ver=
lagshandlung, Stuttgart).
Jahreszahlen der Erdgeſchichte von Dr. R. Lotze. (Kosmos,
Geſell=
ſchaft der Natrfreunde, Geſchäftsſtelle: Franchhſche Verlagshandlung.
Stuttgart.
Im Kampf um Tſchomo=lungma, den Gipfel der Erde, von Wolter
Flaig. (Kosmos, Geſellſchaft der Naturfreunde. Geſchäftsſtelle:
Franckhſche Verlagshandlung, Stuttgart.)
Philoſophie=Büchlein. Ein Taſchenbuch für Freunde der Philoſophie=
Herausgegeben von Dr. Auguſt Horneffer. (Franckhſche
Verlags=
handlung, Stutrgar4.)
Peru. Das Land der Inkas. Von Ebbe Kornerup. Berechtigte Ueber”
ſetzung aus dem Däniſchen von Elſe von Hollander. (Kosmos,
Ge=
ſellſchaft der Naturfreunde. Geſchäftsſtelle: Franckhſche
Verlagshand=
lug, Stuttgart.)
„Deutſchland und die Schulöfrage.” In Verbindung mit dem
Aubeits=
ausſchuß deutſcher Verbände bearbeitet von Dr. Ziegler Verlag für
Politik und Wirtſchaft, Berlin WV 35. Grundpreis 3.75 Mk.
multi=
pliziert mit der Schlüſſelzahl des Börſenvereins der Deutſchen
Buchk=
händler.
Varnhagen von Enſe: Denkwürdigkeiten des eigenen Lebens. Erſter
Bond: 1785—1810. Eingeleitet und herausgegeben von Dr. Joachiu.
Kühn. Mit 5 Bildern. 407 S. 80 Halbleinwandband. 1922.
(Berlin W. 50, Volksverband der Bücherfreunde. Weglveiſerverlatz,
G. m. b. H.)
Anton Gantner: „Anti=Hauptmann. (Wolf Albrecht Adam Verlag,
Hannover.
Gedichte von Dorothea Hollatz, Verlag Wolf von Kornatzki, Weimat=
Hanns Lerch: Im Taumel. Ein Tanz um Dollar und Weib. 1.—D
Auflage. Grundpreis. Broſch. 3.50 Mk., Halbleinen 5.50 Mk.
(Univerſal=Verlag, München.)
Neue Gedichte von Margarethe Zöllner. (Freiburg i. B. Veplag von
Friedrich Ernſt Fehſenfeld.)
Die Flucht nach Venedig. Schauſpiel in vier Akten von Gedrs
Kaiſer. (Verlag. Die Schmiede, Berli 1923.)
Der neue Roman. Heft 8 (Verlag Gebr. Stiepel, G. m. b. H., Reichell”
berg i. Böhmen).
Numwer 83.
Zweite Vortragswoche der Bolkshochſchnle.
* Man ſchreibt uns: Johanues Reſch, ſeine Schule in
Rem=
ſcheid, und ſein Ziel, „Formung des Neuen Geſchlechts”, waren ein
Erlebnis. Mit einer praſſelnden Selbſtverſtändlichkeit ſtellte er ſein
Werk hin, ohne die verneinenden Symptome der Eitelkeit und Ueber= einer innerlich wahren Kultur kommen müſſen, wie das, was
hebung. Der anfängliche Widerſpruch mu
LeundichneBei er Veraisfen Guteräihl un
wrele=
ſtierende, aber ſchaffende Tat zu wecken. Dieſe Tat wird aber nicht das derten. Darum ſind auch die Methoden der Erwachſenenbildung viel
Gegerteil von dieſem Werk eines Johs. Reſch ſein, ſondern in ihren
Grundmotiven und Zügen die gleiche Jugend, den gleichen Mut und den
gleichen Willen haben. Nur aus dem gemeinſamen Born der Ent= Viele Wege führen nach Rom — und Erwachſenenbildung iſt bewußt
ſchloſſenheit zur Idee fließen ſolche Kräfte, ſolche Werte. Nur
Seite 3.
in die Tiefe des glühenden Magma der Seele greifen ſolche Hände,
Dem Hörer war gezeigt, wie Charaktere und Tatmenſchen Schutt, Aſche
und berghohe Kruſte über dem Glühenden wegräumen können und
werden. Einzelne brachen auf und reden mit fremden Zungen.
Zweif=
ler wurden zu Gläubigen.
In bewußter Ablehnung der Götzen Geld, Preſſe, Organiſation und
Mehrheit wird die Jugend aufgefordert, mit dieſen Mächten zu kämpfen,
und ſie nur als Mittel zum Zweck, nie als Selbſtzweck zu erfaſſen. Ich
hatte die Genugtuung, „Jugend an ſich” zu ſchauen. Sein Aufbruch
ſoll in gewollter Lebensbejahung die wirtſchaftlich, körperlich und durch
die Wirtſchaft geiſtig Verkümmerten ſammeln. So ruft er zur „
Revo=
lutionierung des Beſtehenden” auf, um blutige Umſtürze zu vermeiden,
und um der Jugend ihr ureigenſtes Gebiet, die befreiende,
ſperteſchaffende Tat, zu zeigen.
An den hellen Stimmen, dem ſchöpferiſchen Willen des „Neuen
Ge=
ſchlechts” ſollte der Volks= und Menſchenfreund, ja ſelbſt der graue
Egoiſt und Theoretiker ſeine Freude haben. Zu den negativen
Forde=
rungen der Abſtinenz, des Wanderns und der Unterhaltungen in
der Jugendbewegung, ſtellt er poſitive Nichtungspunkte, Werk= und
Vegwarten auf für die überparteiliche proletariſche
Jugend=
bewegung.
Aus der Fülle des Geiſtig=Bewegten ſollen feine Schüler, den
Be=
dürfniſſen des Stadt= und Völkerlebens genügend, die urewigen Ideen
zur jugendlichen Tat herausgreifen. Sie ſchritten in Remſcheid zur
Zellenbildung, gliederten ſich einem Eiſenhammer an und produzierten.
— Johs. Reſch ließ uns das packende Schauſpiel erleben, wie Induſtrielle
ihren Betrieb, ihre Arbeit und ihren Gewinn in den Dienſt des
Ide=
ellen ſtellten, um das Werk der Jugend zu befruchten.
Der ſcharfe Kritizismus der Perſönlichkeit eines Johs. Reſch riß
mit jugendlicher, aber verantwortungsbewußter Begeiſterung an den
ſtaubigen Hüllen des heiligen Bureaukratius unſerer
Großorganiſa=
tionen: „Partei, Genoſſenſchaft, Aktien= und anderer Geſellſchaften”.
Das Protoplasma ſeiner Produktions= und Wirtſchaftszelle ſoll die
ſo=
zialen Triebe in reiner Kultur führen, und dieſe Triebe entwickeln,
wachſen machen und zu Titanenkräften ſteigern. Die freie
Produktions=
ſchule iſt für ihn die Lebensgemeinſchaft, die, nicht in einſame
Sichtung verpflanzt, mitten in den Großſtadtbetrieb greift und auch
auf das ſchabloniſierte Leben der Amtsſchulen mitreißend wirkt.
Zunächſt Wirtſchafts=, dann Geiſteskultur. Die Reihenfolge ſeiner
Erziehungsbegriffe heißt darum: Körper — Wirtſchaft — Geiſt! Die
Nur=Geiſtesbildung macht eingebildet, die Körperbildung macht
durch=
gebildet‟. Dieſe bädagogiſchen Weisheiten ſind an ſich uralt, aber ſie
werden durch die charaktervolle Verwirklichung der Rechſchen Gemeinde
zur lebendigen, lebenswarmen Plaſtik. Tanz iſt für ſeine Schule keine
äſthetiſche Uebung, ſondern ein Verſinken ins Bewußtloſe, ein Hinweis
ins Geiſtige.
Die anweſende Jugend ſah, fühlte und erlebte ein lebenswertes
Ziel an dieſen Abenden, und dies iſt wertvoll geweſen in dieſen Zeiten
der parteiiſchen Begriffsverwirrungen. „Möge in toleranter Weiſe
eine lebendige Zelle und Gemeinſchaft auch in Darmſtadt entſtehen!“
— Blieb der Widerſpruch, ſo wird er zum Anfang führen. Dem
Füh=
rer, Johs, Reſch, und der Darmſtädter Volkshochſchule ward das Amt
des Verkündens. Dafür Dank.
B.
Aus den Parteien.
Deutſche Volkspartei, Hilfstätigkeit für
Aus=
gewieſene. Die Mitglieder werden noch einmal darauf aufmerkſam
gemacht, daß auf der Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 5, eine
Ver=
mittlungsſtelle eingerichtet iſt, um ausgewieſene Freunde in möblierten
Zimmern vorläufig unterzubringen. Wir bitten um zahlreiche
Ange=
bote. An alle aus dem beſetzten Heſſen ausgewieſenen Mitglieder und
Freunde der Deutſchen Volkspartei, auch an diejenigen, die bereits in
Darmſtadt weilen, ergeht noch einmal die dringende Aufforderung auf
der Geſchäftsſtelle vorzuſprechen, damit ihnen dort in bezug auf
Unter=
bringung und ſonſtige Wünſche zur Hand gegangen werden kann.
Deutſche Demokr. Partei. Montag abend 8,15 Uhr findet eine
wichtige Sitzung des Organiſations=Ausſchuſſes ſtatt zu welcher das
Erſcheinen ſämtlicher Vertrauensleute dringend erforderlich iſt.
Neue Zugverbindungen.
1. Durchgehende Zugverbindungen nach Rheinland und
Weſtfalen.
Stand am 22. März 1923.
2020
4
zurz 510
NEu5GS
FKu55
59175
Ve
110=
„
945 935
325345
W
400/44
1041
1238 5005 825
1026 9472) *9121 * 1256 710 1045 109 110r 20 : 1145 947 5 057
5 1038
10,0
115
* 1136
* 114
* 1205
WLA
ab Darmſtadtan
an Frankfurt ab
ab Frankfurt an
an Gießen . ab
ab
an
Dillenburg ab
„Betzdorf. .
Hennef
an Siegburg ab
ab Haiger
Siegen
an Kabel.
ab Kabel . . . an
an Schwerte ab
an Dortmundab
ab Kabel . . . an
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an Barmen „ab
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an Köln . . . ab
*N208
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*Dins
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2305 335/ 1120
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30077775
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E12572 1268 953
51222/51234
137 170 :
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21124 NEs
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7113/211B 815
* 906: 915/5 555
f5042
50u
8307 913 528
8142 900s 511
* 710
* 410
2. Kraftwagenverbindungen von Frankfurt a. M. nach dem
beſetzten Gebiet (Wiesbaden und Mainz), Unverbindlich.
Abfahrt: Am Hotel Briſtol gegenüber Frankfurt a. M. Hbf.
Verkehrsverein: Frankfurt a. M. ab 900, 1130, 330 u. 600.
Poſtkraftwagen: Frankſurt a. M. ab 900 1200 nach Bedarf 230.
Wiesbadener Autoklub: Frankfurt a. M. ab 330 und 630.
3. Beſchleunigte Perſonenzugverbindungen 2.—4, Klaſſe
Frankfurt-Limburg und zurück über Uſingen=
(Unverbindlich).
Weilburg
F
903
Ty
301
D159
P=
303
ab PDarmſtadt
an v Frankfurt
abß
Frankfurt a. M.
Frankfurt Weſt.
Frankfurt Rödelheim
Oberurſel .
Bad Homburg.
Uſingen
Grävenwiesbach ..
Weilmünſter
Weilburg".
Limburg
—
ab
D156
w
934
124
1212
E5
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116 7I.
1220 112
F
302
1042
1034
1028
1016
1008
925
900
830
103
Die Zentralſtelle zur Förderung der
Volksbil=
bung und Jugendpflege in Heſſen baut auf — Stein um Stein.
Alle Bewußtlebenden ſtehen heute unter der Einſicht, daß wir wieder zu
man Gotik oder Renaiſſance oder Barock nennt, Ausdruck eines
beſtimm=
ten Willens war. Dies Streben regt ſich kräftig in der Volksbildung
von heute; ſie iſt aber — dank komplizierterer wirtſchaftlicher
Verhält=
niſſe — ein bedeutend ſchwerfälligerer Prozeß als in früheren
Jahrhun=
mannigfaltiger, in ihrer Vielheit geradezu verwirrend, dem
Ferner=
ſtehenden oft zerſplittert vorkommend. Und dennoch! Es iſt gut ſo!
mehr als Schülerbildung — Formen eines willigen Stoffes.
Urſprünglich ſah die Abteilung für muſikaliſche
Volks=
bildung ihre Aufgabe darin, lediglich Beratungsſtelle zu ſein für alle,
die mit Wünſchen und Fragen an ſie herantreten, Programme
künſt=
leriſch geſtalten zu helfen und die Zuziehung geeigneter Soliſten für
Konzerte zu ermöglichen. Alſo nur Beraten, Aufſichzukommen
laſſen. Längſt iſt man davon abgekommen. Denn der große Komples
um den Begriff Muſik iſt geradezu ein Reflektor unſeres Kulturlebens;
Muſik iſt die ſubtilſte aller Künſte, alſo die Oberſchicht in allen
Kultur=
querſchnitten. Der Kern der muſikaliſchen Volksbildungsarbeit iſt, bei
der Geſtaltung und Durchführung eines Programms, die
muſika=
liſche Erlebnisfähigkeit heranzubilden, über ſich
hinauszuheben. Einfühlen, das iſt hier gerade das rechte Wort. Denn
dieſe Fähigkeit verhindert Mißbrauch der Muſik, wie er ſich in der
muſi=
kaliſchen Selbſtbetätigung, im Schulgeſang, im Erwachſenenchor, in der
Inſtrumentalmuſik ſo abſtoßend breit macht. Muſikkultur
be=
deutet Weckung des Muſikſinnes beim Geber wie
beim Nehmer. Dieſer Sinn iſt Grundlage aller Technik.
Zu ſolcher Heranbildung dienen unſere Dirigentenkurſe, auch der,
der in der Zeit vom 19. bis 24. März in Darmſtadt ſtattgefunden hat.
Aus der großen Zahl von Anmeldungen aus dem beſetzten und
unbe=
ſetzten Gebiet konnten nur 60 berückſichtigt werden. Wir denken daher
daran, im Herbſt für die diesmal Zurückgebliebenen noch einen weiteren
Kurſus zu veranſtalten. So ein Lehrgang hat eben nur dann Zweck,
wenn der Mitarbeiterkreis uicht zu groß iſt.
Erfreulich war, daß Dirigenten von bürgerlichen und
Arbeitergeſangvereinen teilnahmen. Wir ſind um
deſſent=
willen froh, weil unſer Beſtreben, neutraler Boden für
eine Zuſammenarbeit beider Richtungen zu ſein,
wie=
der erfolgreich war. Wir wollen nur, die gemeinſamen Ziele
gemein=
ſam zu erreichen ſuchen, ohne daß Eigenart und Weſen der
Zuſammen=
ſchaffenden verletzt werden. Es gibt ſo viel gemeinſame Aufgaben in
dieſer Zeit, in der vor allem die Kunſt in der ſchlimmſten Notlage iſt.
Dabei drängt die Wirkſamkeit, aller Geſangvereine — denen es
ernſt um ihre Arbeit iſt — mehr und mehr zur Vertiefung. Das
muſikaliſche Glänzenwollen — ſage tönendes Athletentum — wird
im=
mer lächerlicher. „Der ernſt zu nehmende Geſangverein
will ſchwingen in dem inneren Gehalt ſeiner
Lie=
der, will die Seelen der Hörer antaſten, ſie — wenn auch nur für
Augenblicke — herausheben aus der Unraſt des Daſeins;
Gefühls=
erziehung! Nichts mehr und nichts weniger! Dadurch die
ſtarke Berührung und Durchdringung mit aller
ernſtgearteten Volksbildungsarbeit. Dieſe will ja
auch dem Suchenden nicht ein neues Kleid umhängen, ſondern den
gan=
zen Menſchen erfaſſen. Es wäre ein Unding, wenn ſie bei dieſem
Stre=
ben auf die Muſik verzichten wollte, die doch eine Türe zur Ausbildung
des Geſchmacks, Urteils und Kunſtempfindens iſt.
Wichtige Aufgaben harren der Löſung. Die ſechs Kurſustage waren
daher nicht müheloſem Genießen, ſondern gewichtiger Anſtrengung
ge=
widmet. Direktor Haſſinger hatte Zweck und Bedeutung dieſes
Kurſus in ſeiner Eröffnungsrede klau beleuchtet. Es galt, nicht bloß
handwerksmäßige Winke zu leiſten, ſondern die Teilnehmer
auf ihre Aufgabe, die Herzen zu ergreifen, einzuſtellen. Das Lied ſoll
im edlen Sinne die Seele des Menſchen beeinfluſſen und ſie lebendig
machen. Auch der ſtädtiſche Muſikdirektor Wilhelm Schmitt, der
die Teilnehmer namens der Stadt begrüßte, wvies auf dieſe
Notwendig=
keiten.
In bunter Fülle zogen nun der reiche Segen von
Vorträ=
gen vorüber. Melodie, Harmonie und Form, das Wichtigſte aus der
Tonbildung, die Grundgeſetze der Phraſierung, Atemlehre und
Ge=
ſangshygiene Geſtaltung des muſikaliſchen Ausdrucks,
Inſtrumenten=
kunde und Formen der Inſtrumentalmuſik, die Geheimniſſe der
Par=
titur, Pflege des Rhythmus wurde theoretiſch an den Vormittagen
be=
handelt. Auch der Wettſtreit der verſchiedenen Schulgeſangsmethoden,
ferner empfehlenswerte Chorliteratur, Vorſchläge für
Programmzuſam=
menſtellungen fanden Erwähnung neben einem Abriß der Geſchichte des
deutſchen Männergeſangs. Die Nachmittage, nahmen praktiſche
Chor=
geſangsübungen, die Abende Orcheſter=Dirigierübungen ein, zu denen
ſich die Mitglieder des Inſtrumentalvereins in überaus
dankenswerter Weiſe zur Verfügung geſtellt hatten. Die Durchführung
des Lehrgangs lag in Händen von Organiſt Borngäſſer, Aſſeſſor
Kaiſer, Prof. Mendelsſohn Privatdozent Dr. Noack, Frl.
bock aus Darmſtadt, ferner von Muſikdirektor Döbert aus Bensheim
und Muſikdirektor Müller aus Friedberg.
Der Kurſus wurde am Samstag nachmittag durch eine kleine
Abſchiedsfeier in der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt
geſchloſ=
ſen, in der Direktor Haſſinger den Wunſch ausſprach, daß ſolche
Kurſe eine ſtändige Einrichtung werden möchten; denn aus dem
inten=
ſiven Zuſammenarbeiten ergebe ſich für den Einzelnen eine ergiebige beabſichtigt iſt. Dagegen ſpricht wohl auch, daß die Junkerswerke dank
Quelle der Anregung, des Weiterſtrebens und ſchließlich auch der Freude
über neue Erkenntniſſe. Auch liege der Wert nicht zuletzt darin, daß
das Zuſammengehörigkeitsgefühl immer mehr geweckt werde. Damit
ſtünden dieſe Kurſe im Rahmen aller rechten Volksbildungsarbeit, echte
ſchlichte Feier wurde verſchönt durch zwei Mitglieder des Landestheaters,
Herrn Gielen, der in liebenswürdigſter und vollendeter Weiſe das
Melodram „Hektors Beſtattung” aus Homers Jlias (Muſik von Botho
Siegwart) zum Vortrag brachte, und Herrn Eduard Göbel mit
humorvollen Darbietungen.
Ehrenpflicht iſt es, der Stadt Darmſtadt, die uns in
ver=
ſtändnisvollem Entgegenkommen auch für dieſen Kurſus den großen Saal
lich nicht auch allen denen auszuſprechen, die an dem guten Gelingen
gliedern des Hefſ. Landestheaters, die die ſo wichtige
Inſtrumentenkunde durch Vorführung der bedeutſamſten Inſtrumente
ermöglichten.
treibt im ganzen Land, die Pflege des Geſangs veredeln,
Kunſtverſtänd=
nis wecken und das Empfindungsleben vertiefen hilft. Vorausſetzungen
für eine gediegene Muſikkultur! Das Lied iſt der eigentümlich feine
Aus=
druck menſchlicher Seelenregungen. In jeder guten Melodie liegt ein
Drang nach dem Höheren, Beſſeren. Wie ergreift der tiefe Affekt einer
ſtarken großangelegten Menſchenſeele im Lied! Und wie ſchreitet es frei
den begriffen, melodiſch den Umſchwung der Jahrhunderte begleitend,
lied Volksgeſundung! Unſer innigſtes Streben geht auf ein
„eges fröhliches Erwachen des guten Männer= Sache wahrſcheinlich auf diplomatiſchem Wege erledigt werde. Das
Ge=
gefangs.
kehrt auf der Strecke Eberſtadt=Pfungſtadt an Werkuagen noch
der Perſonenzug 3518.
e. Roßdorf, 24. März. Wegen der Feier des Laudes=Buß= und
Bettages wind die für heute geplante, deklamator ſche
Veran=
ſtaltung der Stadtmiſſion in unſerer Kirch= — ebenſo wie die ähn= nas durch Revolverſchüſſe den Bühnenschriftſteller Olmet, mit dem
zu=
liche Aufführug in der Pfungſtädter Kirche — bis nach Oſtern ſammen er bisher zahlreiche Theaterſtücke verfaßt hatte. Die Motive der
verſchoben.
o- Reinheim i. L., 23. März. Von der Wohnungskom= unbekannt.
miſſion. Zum Vorſitzenden der Wohnungskommiſſion wurde
Ge=
meinderat Müller ernannt. Der Wohnungskommiſſion gehören ferner
an für die Vermieter Bauer und für die Mieter Wolf
Sämtlicke Gemeinden unſeves Kirchſpiels haben ſich bereit erklärt, den das am 1. Juli der amerikaniſchen Verwaltung übergeben werden ſoll.
Fehlbetrag der Kirchenkaſſe aus ihren Gemeindekaſſen zu erheben.
Ve=
tafel ſoll hier für alle zu dem h. ſigen Kirchſpiel gehörenden Gefall.= Der Admiral Wiliam A. Moffet, Chef der Luftabteilung für die
Ma=
nen errichtet werden.
zt. Wahlen i. L., B3. März. Ueberfahren. Von dem
Früh=
zug wurde ein etwa 22 Jahre altes Mädchen von hier überfahren. Es Gas. Wir werden mit dieſen Luftſchiffen eine ausſchlagg dende Waffe
konnte noch nicht feſtgeſtellt werden, ob es ſich um einen Unglücksfall,
oder um Selbſtmord handelte. Das Mädchen war nicht ſofort tot, ſon= die nationale Verteidigung.
dern ſtarb erſt nach langen Schmerzen an den erlittenen Verletzungen.
Viernheim, 24. März. Hier hatten zwei Burſchen im hieſigen
Walde eine größere Menge Holz geſtohlen; ſie begaben ſich nah
Beinbeim, wo ſie ſich als Holzhändler ausgaben, und ſuchten das Ma= Wohnung. Dabei verlor er das Uebergewicht und ſtürzte zwei
terial für mehrere hunderttauſend Mauk zu verkaufen, was ihnen auch
zum Teil gelang. Ein Käufer ſchöpfte Verdacht und erſtattete Anzeige, hirnerſchütterung und wurde in hoffnungsloſem Zuſtande in das
Heidel=
worauf die beiden Holzhändler von der Hendarmerie verhaftet wurden, berger Krankenhaus übergeführt.
„ Babenhauſen, Gemeinderatsſitzung. Als Deckgeld ſoll
in Zukunft erhoben werden für ein Stück Rindvieh 10 Pfd. Hafer, ein
Ztr. Dickwurz und 25 Pfd. Stroh; für ein Mutterſchwein 30 Pfd. Hafer
und ein Ztr. Kartoffeln, und für eine Ziege 1½ Pfd. Hafer. Für
Ver=
pachtung der Waldweide an die hieſige Schäfereigeſellſchaft beträgt der
Pachtpreis 200 000 Mk. Ein Antrag auf Herſtellung der Fußwege in
der Bahnhofsſtraße uſw. wird dahin erledigt, daß eine entſprechende
Eingabe wegen Kleinpflaſterung an das Kreisamt Dieburg eingereicht
werden ſoll. Zwecks Beſchaffung von Einheitsſärgen ſollen weitere
Ver=
handlungen mit den hieſigen Schreinern gepflogen werden. Ein Antrag
auf anteilmäßige Uebernahme der Glöcknerbeſoldung wurde wegen
Klä=
rung dieſer Angelegenheit zurückgeſtellt. Ein Geſuch der Organiſten,
betr. Abgabe von Holz, wurde abgelehnt. Der Schweſter des
Frauen=
vereins wurde ein Jahresbeitrag von 100 000 Mk. zugebilligt. Mit dem
Bau der neuen Doppelwohnhäuſer ſoll nach dem Ausſchreiben alsbald
begonnen werden. Eine Eingabe der Nichtortsbürger um Zuweiſung
von weiteren 2 Rm. Holz und 50 Wellen wurde abgelehnt (ſie erhalten
nach dem vorletzten Gemeinderatsbeſchluß 4 Rm. Holz reſp. 2 Rm. Holz
und 50 Wellen). Die Ausgabe der Holzabfuhrſcheine foll Ende dieſer
Woche erfolgen, das Abfahren kann von Montag ab erfolgen. Ein
Ge=
ſuch der (hieſigen) Turngemeinde um Zuweiſung und Ueberlaſſung eines
Turnplatzes wurde genehmigt. — Die Ferien der Volksſchule und
höhe=
ren Bürgerſchule beginnen dieſen Samstag und dauern 3 Wochen.
z. Erzhaufen, 23. März. Die Film= und
Lichtbilderauf=
führungen ſind nicht nur intereſſant und unterhaltend, ſondern
auch hauptſächlich für den Schulunterricht von Bedeutung. So haben
auch die hieſigen Lehrer auf Anregung des Nektors Kadel, voriges
Jahr mit den Schülern Buchelleſen veranſtaltet und nit dem Erlös
einen Lichtbilderapparat angeſchafft. Es wurden bereits mehrere
Vor=
führungen abgehalten, doch fehlt es noch an den nötigen Mitteln, um
noch weitere Platten zu beſchaffen. Man glaubt, daß es von Erfolg
wäre, wenn die Lehrer einige öffentliche Lichtbildervorträge gegen
Ein=
tritt abhielten und mit dieſem Geld weitere Platten beſchaffen wirden.
Es wäre dies erſtens erwünſcht, um dem Publikum etwas zu bieten,
weil bei den hohen Eiſenbahnfahrpreiſen es ſich die meiſten nicht
er=
lauben können. Sonntags nach auswärts zu fahren und zweitens könnte
durch die Einnahmen der Apparat weiter vervollkommnet werden, ſo
daß die Herren Lehrer ihren Anſchauungsunterricht weiter ausbnuen
könnten.
Neu=Iſenburg, 24. März. Am Nachmittag und Abend des
Palm=
ſonntag, 25. März, veranſtaltet Pfarrer Fr. Roth in der
evangeli=
ſchen Kirche eine geiſtliche Muſik=Aufführung aus R. Wagners
Parſi=
fal, Theaterdirektor Willy Römheld, der die Leitung hat, gewann als
Ausführende: Willi Ulmer (Heldentenor, Bayreuth) Parſifal, Richard
Breitenfeld (Bariton, Frankfurt a. M.) Amfortas, Hans Erl (Baß,
Frankfurt a. M.) Gurnemanz, Titurel, Klingſor; „Emm Weraua
(Sopran, Kaſſel) Kundry; an der Orgel: Karl Breidenſtein, Organiſt
der St. Katharinenkirche in Frankfurt a. M. Der Gewinn iſt für die
Ruhrhilfe beſtimmt.
ur. Offenbach a. M., 23. März. Vermißt. Seit Tagen wird
hier ein 42jähriger Bäckermeiſter namens Göhrig vermißt. Er iſt von
Beſorgungen nicht heimgekehrt.
* Offenbach, 23. März. Die Kommuniſten hatten beantragt,
allen in abhängigen Arbeitsverhältniſſen ſtehenden
Stadtverord=
neten, die durch Ausübung ihres Amtes einen Lohnverluſt
erlei=
den, den entgangenen Arbeitsverdienſt durch die Stadt zu erſetzen. Der
Antrag wurde gegen die kommnniſtiſchen Stimmen abgelehnt. Der
Gegenantrag der Sozialdemokraten, die Vergütung von 1600 Mark
jährlich, die ſeither an die Stadtverordneten ausbezahlt wurde, ganz
zu ſtreichen, wurde darauf einſtimmig angenommen. Der
kommuni=
ſtiſchen Kindergruppe ſtand früher ein ſtädtiſcher Turnſaal zur
Verfüi=
gung. Seitdem die Kommuniſten ein Hetzblatt gegen die Lehrerſchaft
verbreiteten, iſt ihnen der Saal geſperrt. Ein Dringlichkeitsantrag
von ihnen, der die Aufhebung dieſer Sperre verlangte, wurde
abge=
lehnt, da er nicht eine Zweidrittelmehrheit fand. Die Zuhörer
verhiel=
ten ſich während der ganzen geſtrigen Sitzung auffallend ruhig.
Worms, 22. März. Wer war der Bedrohte? Ein
Pferdehändler oder Landwirt aus Worms oder Umgebung hat am 11.
Februar ds. Js. zwei Pferde zwiſchen Flein und Ilsfeld bei Heilbronn
transportieren laſſen und iſt bei dieſer Gelegenheit von zwei Männern
bedroht worden. In Flein hat er bei der Ortsbehörde Anzeige
er=
ſtattet. Die Täter ſind inzwiſchen ermittelt worden. Dagegen iſt die
Perſönlichkeit des Bedrohten unbekannt. Der Bedrohte wird erſucht
ſich mündlich oder ſchriftlich bei der Kriminalpolizei in Worms zu
melden
Reich und Ausland.
München im kommenden Luftverkehr.
Zwiſchen Vertretern des Reichsluftamtes, der baheriſchen
Behör=
den und der beteiligten Flugverkehrsgeſellſchaften hatten in den letzten
Tagen in Mäünchen Beſprechungen ſtattgefunden, die der Regelung von
Fragen des am 15. April einſetzenden Sommer=Luftverkehrs galten.
Im Mittelpunkt der Beſprechungen ſtand die Luftverkehrslinie
Mün=
chen—Berlin, die vom Reichsluſtamt als Vollbetriebslinie
gefor=
dert wurde, während die Vertreter der Flugverkehrsgeſellſchaften dieſe
Dr. Noad, Städt. Muſtdirektor Schmitt und Kapellneiſter Reh= Linig wegen zu geringer Rentabilität und techniſchen Behinderungen
zunächſt weniger betont wiſſen wollten.
Von einer völligen Außerbetriebſetzung der Linie
Mün=
chen-Berlin — wie von anderer Seite verbreitet wird — ſoll übrigens
gar nichr die Rede ſein. Ebenſowenig kann als richtig bezeichnet
wer=
den, daß München aus dem internationalen Flugverkehr auszuſchalten
des wohlwollenden Entgegenkommens der Reichswehr in die Lage
ver=
ſetzt wurden, mit dieſer als der Eignerin von Oberwieſenfeld, in ein
Pachtverhältnis zu treten, das den weiteren Ausbau Münchens als
zentralen ſüddeutſchen Luftverkehrshafen ermöglicht. Vergegenwärtigt
Menſchen und ein einig Volk von Brüdern erziehen zu helfen. Die man ſich die kommenden Luftverkehrslinien die als Differenzobjekt
gel=
ten, an einer kartographiſchen Stizze, ergibt ſich folgendes Bild: Als
ſtarker Strich, alſo als Hauptverkehrslinie würde gezeichnet ſein die
Transverſal=Linie Liſſabon — Madrid — Marſeille — Genf —
Mün=
chen — Wien — Budaßeſt — Bukareſt mit der projektierten Fortſetzung
bis Konſtantinopel. Als ſchwächerer Strich die Linie München-Berlin,
die mehr den Verkehrsnotwendigkeiten angepaßt werden ſoll.
Einer Durchführung der Linie Genf-Berlin, wie ſie das
Reichs=
der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt zur Verfügung geſtellt hatte, luftamt wünſcht, ſtehen zunächſt auch noch nicht geringe techniſche
unſern wärmſten Dank zu ſagen. Dieſen vergeſſen wir natür= Schnrierigkeiten im Wege. Einmal die Nebelmeere der Schweizerſeen,
die ein Abliegen von Geuf in den erſten Morgenſtunden unmöglich
des Werkes Anteil hatten. So den Dozenten, den Mitglie= machen, dann das Ueberfliegen mehrerer Waſſerſcheiden und der dadurch
dern des Inſtrumentalvereins und den Orcheſtermit= bedigten Zufälligkeiten. Ein an Zeit gebundener Luftverkehr wird durch
dieſe Hinderniſſe ſehr in Frage geſtellt, weshalb die
Flugverkehrsgeſell=
ſchaft die Benützung der Nacht=Schnellzugs=Verkehrsgelegenheiten nach
Berlin in den Luftverbehrsplan eingeſchaltet wiſſen möchte. Wie ja
Wir hoffen, daß dieſes Stück muſikaliſcher Erziehungsarbeit Frucht überhaupt der heutige Luftverkehr ohne Kombinationen mit der
Eiſen=
bahn zunächſt nur in beſonderen Fällen auskommt.
Die Verhandlungen können lt. „M. N. N.” als noch nicht
abge=
ſchloſſen betrachtet werden, ihr endgültiges Ergebnis ſteht alſo noch aus.
Ein Holländer vom franzöſiſchen Militärgericht verurteilt.
Hattingen. Ein holländiſcher Staatsangehöriger, der
Uhr=
von allem Zwange mit der Zeit vorwärts, in ſtetigem Fluſſe und Wer= macher Bloemans aus Bochum, hatte ſich vor dem hieſigen franzöſiſchen
Militärgericht zu veranworten, weil er ſich unter Hinweis, auf den
alles wiedertönend, was im Zeitwechſel die Tiefen der Menſchenſeele Boykottbeſchluß der deutſchen kaufmänniſchen Vereinigung, der er
an=
durchdringt. Dieſen Schatz zu heben, jedem Sänger bewußt zu machen, gehöre, geweigert hatte, an einen Franzoſen zu verkaufen. Der
Vertei=
war die innere Vorausſetzung für unſern Kurſus. Im Volks= diger beantragte zunächſt Vertagung der Verhandlung, da die
hollän=
diſche Geſandtſchaft von dem Vorfall unterrichtet ſei und daher die
Mrr. richt lehnte jedoch, wie berichtet wird, den Vertagungsantrag ab und
ſchloß ſich auch den weiteren Ausführungen des Verteidigers nicht an,
—Gberſtaöt, 24. März. Außer den bereits mitgeteilten Zügen ver= daß die franzöſiſche Verordnung auf Angehörige, neutraler Stagten
auf keinen Fall angewendet werden könne. Das Urteil lautete auf
100 060 Mark Geldſtrafe.
Mord eines Dramatikers an ſeinem Mitarbeiter.
Wie aus Madrid gemeldet wird, tötete der Dramatiker Pidal y Pla=
Tat, die in der Madrider literariſchen Welt großes Aufſehen erregt, ſind
Amerikaniſche Zeppeline.
Wie bekaunt iſt, läßt Amerika bei den Zeppelin=Werken
ein großes Luftſchiff bauen. Wie jetzt aus Neu=York gemeldet wird,
0- Neunkirchen i. D., B3. März. Aus dem Kirchſpiel, wird ein gleiches Luftſchiff in Amerika unter deutſche: Leitung gebaut,
Die erſte Fahrt d. ſes Luftſchiffes ſoll nach dem Nordpol gehen. Dann
ſondere Umlagen ſind deshalb nickt erfordenlich. — Eine Gedenk= ſoll ein Verſuch unternommen werden, ganz um die Welt zu fliegen.
rine, erklärte über das Luſtſchiff: „Es iſt gefüllt mit Helium, ein
ledig=
lich in den Vereinigten Staaten zu findendes, gänzlich uverbrennbares
im neuen Krieg haben und ein Werkzeug der gr.ßten Bedeutnag für
Weinheim, 24. März. Der 50jährige penſionierte Aktuar Peter
Stutz öffnete nachts infolge eines Erſtickungsanfalles ein Fenſter ſeiner
Stockwerke tief auf die Straße. Er erlitt eine ſchwere Ge=”
Geite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, beu 25. Mätz 1923.
Rummer 83.
Spiel, Sport und Turnen.
Spielabt. „Union”, T.G.B. 1865. Auf faſt allen
Darm=
ſtädter Sportplätzen herrſcht heuite Sonntagsruhe. Nur die
Spiel=
abteilung „Union” bietet dem Darmſtädter Publikum ein Ligaſpiel.
Und daß es ein Ligaſpiel im wahrſten Sinne des Wortes wird, dafür
bürgt uns der Name des verpflichteten Gegners „Olympia”=Lorſch. Der
diesjährige A=Meiſter trifft mit ſeinem Rivalen aus den A=
Meiſter=
ſchaftsſchlachten des verfloſſenen Jahres zuſammen. Die leidige
Punkte=
jagd iſt diesmal ausgeſchaltet, aber das prickelnde Kampfmoment, das
dem Fußballſpiel ſeine Popularität gebracht hat, wird in dem heutigen
Spiel, wo zwei derarüge Kampfmannſchaften, wie „Olymoia”=Lorſch
und „Union”=Beſſungen ſie darſtellen, voll und ganz zur Geltung
kom=
men. Aber die bekannt vornehme Spielweiſe der beiden Mannſchaften,
bietet uns auch die Sicherheit, daß unſportliche Auswüchſe nicht
vor=
kommen können. Drum auf. Ihr Bürger Darmſtadts, hinaus auf den
Sportplatz an der Heidelbergerſtraße, zeigt, daß Ihr nicht nur mit
Worten an den Wiedenaufbau unſeres Volkskörpers helfen wollt,
ſon=
dern unterſtützt auch mit der Tat einen Verein, der ſich die Erziehung
ſeiner Mitglieder zu körperlich und ſittlich ſtarken Meuſchen zur
Auf=
gabe gemacht hat. Das Spiel beginnt um 3 Uhr. Um 1,30 Uhr trifft
auf dem gleichen Platz die Liga=Erſ.=„Union” mit dem F. V. 1911=
Michelſtadt zuſammen. Wer „Unions” Reſerve in ihrer derzeitigen
Hochform noch nicht geſehen hat, der komme und ſehe und er wird
be=
friedigt den Platz verlaſſen.
Norddeutſcher Fußball. Am 25. März beginnen die
Spiele um die norddeutſche Meiſterſchaft. Hamburger Sportverein
und Holſtein=Kiel ſind die Anwärter, in Hannoben ſchwört man noch
auf Arminia=Hannover. Man muß tatſächlich die Arminen bewundern,
ſechs ihrer beſten Leute ſind auf lange Zeit disqualifiziert und trotzdem
ſich zum Kreismeiſter emporzuſchwingen, bedeutet große Achtung. Aber
trotz allem ſehen wir den Hamlurger Sportverein wieder, und zwar
zum dritten Male als norddeutſcher Meiſter, es iſt Norddeutſchlands
beſte Mannſchaft. Die Spielreſultgte in letzter Zeit bewieſen dies
zu ſtark. mit 26 Punkten führt dieſe Mannſchaft in Hamburg. Am
Karfreitag wird der norddeutſche Meiſter ſeine Generalprobe gegen den
ſüddeutſchen Meiſter Spielvereinigung Fürth, ablegen. Es werden
Tore auf beiden Seiten fallen, die Harder=Leute treten diesmal voll und
ohne einen kranken Halverſon und Schneider an. Dreht der berühmte
Halverſon voll auf, dann erleben die Fürther ebenſo ihr Wunder wie
Pfingſten 1922 der Fußballkönig Schaffer von dem kleinen Norweger
(und muu er hielt Schaffer ganz allein, und wvie oft nahm er dem
Un=
garn die Bälle ab) ſich beſiegen laſſen mußte. — Altona 93, genannt
die Adolf=Jäger=Mannſchaft wurde mit 2:1 von Arminia=Hannover
ge=
ſchlagen. Der alte Adolf wurde ſcharf bewacht, es kſebten ſtets 2—3
Arminen an ihm. Eintracht=Braunſchweig ſchlug die gefünchteten
Niederſachſen=Hannover mit 7:0 auf eigenem Platze. Dies iſt umſo
höher einzuſchätzen, als Niederſachſen auf eigenem Platz in
Verbands=
ſpielen nie geſchlagen wurde. — Die Braunſchweiger hatten in ihrem
Sturm Hamburger Harder=Syſtem, ließen diesmal ihre Ausländer zu
Hauſe ud ſpielten mit eigenem Nachwuchs. Hätte man die Ausländer
in den letzten Verbandsſpielen fern gelaſſen, der Südkreismeiſter wäre
ſicher geweſen.
Sch. Ausgebehnre Laſchtathletik in Darmſtadt.
Das Darmſtädter Leichtathletikprogramm für 1923 iſt auf breiter
Grund=
lage aufgebaut. Eröffnet wird die diesjährige Saiſon mit dem
Oſter=
lauf, der aus einem 10 Km.=Stvaßenlaufen und einer 10=mal=1000=Mtr.=
Staffel (Rund um Darmſtadt) beſteht. Deu Oſterlauf wird dieſes Jahr
zum zweitenmal ausgetragen und ſoll den Anfang für die ſpätere große
Stadtſtaffel ſein. Die ſüddeutſche Waldlaufmeiſterſchaft wird am erſten
Oſterfeiertan von dem Verteidiger, Sporwerein Darmſtadt, in München
verteidigt. Den Schluß der Waldlaufzeit bildet der Frühjahrswaldlauf
am 22. April in Darmſtadt. Bei den Jugendkämpfen bilden die neu
aufgenommenen wertvollen Klubkämpfe den Hauptbeſtanbteil.
Klub=
kämpfe ſind abgeſchloſſen mit Sportklub 1880 Frankfurt, Sportfreunde
Maſnz, Turngeſellſchaft Mannheim, Sportverein Offenbach. Außerdem
finden im Laufe des Sommers zwei Jugendwettkämpfe für alle Vereine
von Guoß=Darmſtadt ſtatt. Den Höhepunkt bilden die erſten
füd=
deutſchen nationalen Jugendwettkämpfe in Darmſtadt. Aus der Neihe
der Veranſtaltungen, die ſich nicht auf die Jugend beziehen finden
Wettkämpfe innerhab des Vereins, wie Erſtlings= Anfänger=, Jumioren=
und Alterswettbewerbe für dieſe Gruppe von Sporhleuten, ſtatt. Der
Spielplatzwerbelauf wird wirkungsvoll alle Leichtahleten von
Darm=
ſtadt vevſammeln. Geplant wird femer ein Alubkampf mit dem
Aka=
demiſchen Sportklub=Darmſtadt ſowie Staffelläufe mit den größeren
befreundeten ſüddeutſchen Vereinen. — Galt das bisher angeführte der
ineren Vertiefung und Ausdehnung, ſo treten die
Zubiläumswett=
kämpfe am 24. Juni in der geſamten deutſchen Sportwelt hervor, da
Darmſtadt ſchon immer durch ſeine Bahmanlage und den ſonſtigen
äuße=
ren Rahmen vorteilhaft bekannt iſt. Die Darmſtädter haben es bisher
verſtaden, den Ruf der Kunſtſtadt auch im Sportleben heubortreten zu
laſſen. Davon zeugen die Wanderpreiſe, Ehrengaben und Plaketten.
Für ſämtliche Veranſtaltungen ſind alle dieſe Werte ſchon in früheren
Jahren beſchafft, ſo daß auch dieſe Frage keine Hinderniſſe bereiten
kann. Durchgeführt werden ſämtliche Veranſtaltungen vom
Sport=
verein Darmſtadt 1898 E. V., der damit einen hervorragenden
Zentral=
punkt in Süiddeutſchland bildet.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiion
keinerlet Verantwortung: für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des
Preſſe=
geſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werden.
— An der Eiſenbahnbrücke am Dornheimer Weg, links in der
Mulde, wurden vor zirka 3 Monaten die Waldreſtbeſtände (Fichten)
abgeholzt. Das Holz ſitzt heute noch, und die höhere Forſtverwaltung
überläßt dasſelbe ſeinem Schickſal. Wenn man die Holzſtöße näher
anſieht, ſo kann man bemerken, daß dieſe ſchon gauz erheblich
abge=
nommen haben, und wenn dies ſo weiter geht, ſo werden ſie noch
ganz verſchwinden. Es würde ſich empfehlen, wenn die zuſtändige
Forſt=
verwaltung das Holz ſofort verſteigert.
— Mit den Beſtrebungen nach möglichſter Ausdehnung des
bargeld=
loſen Zahlungsverkehrs erſcheint es nicht vereinbar, daß die
Bezirks=
kaſſe Darmſtadt ihr Konto bei der Städtiſchen Spaakaſſe Darmſtadt vor
kunzem aufgehoben hat. Es iſt infolgedeſſen den Inhabern von
Scheck=
konten bei der Sparkaſſe nicht mehr möglich, ihre Steuern, Holzgelder
und ähnliche Zahlungen für die Bezirkskaſſe durch hirekte Ueberweiſung
bei der Sparkaſſe zu begleichen. Beſonders irrefühvend wirkt dabei,
daß die Bezirkskaſſe, nach wie vor auf ihren Steuer= und
Anforderungszet=
teln ſich als Kontoinhaberin bei der Sparkaſſe ausdrucklich bezeichnet. Es
muß zur Erſparung unnötiger Schreiberei, unliebſamer Korrekturen auf
Ueberweiſungsvordrucken und womöglich unverſchuldeter Mahnungen
dringend gebeten werden, daß direkter Kontoverkehr zwiſchen
Betzirks=
kaſſe und Sparkaſſe baldigſt wieder aufgenommen wird.
R
Ragelmässige Verbindung
von Bremen über Southampton, Cherbourg nach New Vork
durch die prachtvollen amerikanischen Regierungsdampfer
NACHSTE ABFAHRTEN:
2. Mai
George Washington . . . . . . . . 28. März
aMai
President Roosevelt .. . . . . . . 4. April
President Arthur ... . . . . . . . rr. April r6. Mai
President Fillmore .. . . . . . . . .8. April
President Harding . . . . . . . . . 25. April 26. Mai
Abfahrt von Southampton und Cherbourg I Tag später
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ar. Mai
UNTTED STATES LINES
DARMSTADN
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Unter den Linden1
Frankfurterstraße 12.14
Generel-Vertretung: Noradentscher Lioyd, Bremen
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bedingt sicher durch (hergest. a: Santoperonin) Erwachsene.
Vorrätig in den Apotheken. Orbis-Werke 4.-G., Braunschweig.
Verſteigerungskalender. — Montag, 26. März.
Stammholzverſteigerung vormittags 10 Uhr im Eberſtädter
Gemeindewald. Zuſammenkunft an der Schirmſchneiſe (Halteſtelle
der eletriſchen Straßenbahn). — Holzverſteigerung
vormit=
tags 10 Uhr Burg Frankenſtein. — Verſteigerung von
Markt=
ſtundplätzen des Darmſtädter Wochenmarktes nachmittags 2 Uhr in
der Turnhalle am Woogsplatz. — Verſteigerung der Plätze für
die Darmſtädter Frühjahrsmeſſe vormittags 10. Uhr imn der Turnhalle
am Woogsplatz.
Druck und Verlag: L. C. Wirtich. Verantworklich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 10 Seiten
und Anterhaltungsblatt.
aaf Suppen ersparen Fleisch und Fett
Mur mit Wasser nach Anweisung gekocht, erhält man daraus wohlschmeckende, kräftige Suppen. Viele Sorten wie:
Eiernudein, Eiersternchen, Reis, Ochsenschwanz, Erhs, Erbs mit Speck, Pilz usw. bieten reichliche Abwechslung.
Man achte auf den Hamen MAGGl und die gelbrote Packung.
Marie Hassenzahl
Wilhelm Prager
VERLOBTE
Pfungstadt b. D. Darmstadt
24. März 1923
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Freitag Nachmittag entſchlief
ſanft mein innigſtgeliebter,
treu=
ſorgender Sohn, unſer lieber
Bru=
der, Schwager und Onkel
Herr Kaufmann
Karl Jacob ſen.
Im Namen dertrauernd. Hinterbliebenen:
Frau J. G. Jacob Bwe.
Darmſtadt, den 23, März 1923,
Einſegnung in der Kapelle des
alten Friedhofes am Montag, den
26. März, nachmittags 4 Uhr,
an=
ſchließend findet die Beerdigung
dortſelbſt ſtatt.
Seelenmeſſe wird geleſen:
Diens=
tag, den 27. März, vormt. 9 Uhr,
in der St. Ludwigskiuche,
Es wird höflichſt gebeten, von
Bei=
leidsbeſuchen und Blumenſpenden
abſehen zu wollen.
3354
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute Nacht entſchlief nach
kurzer, ſchwerer Krankheit mein
teurer, herzensguter Mann, unſer
lieber Bruder, Schwager und
Onkel
517
Prof. Dr.
Vorſtand des
chem. Unterſuchungsamtes
im ſiebzigſten Lebensjahre.
In tiefſtem Schmerz:
Johanna Weller, geb. Wenck.
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 27. März, vorm. 111, Uhr,
auf dem alten Friedhof ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Anteilnahme beim Heimgange
meiner lieben Frau, unſerer guten
Mutter
Babette Weber
geb. Opel
ſagen auf dieſem Wege innigſt. Dank.
Die trauernd Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 23. März 1923. (*8855
Dankſagung.
Für die uns erwieſene
Teil=
nahme bei dem Hinſcheiden
unſerer lieben Mutter ſagen
wir innigſten Dank. (*8374
Familie
Wilhelm u. Heinrich Schmidt.
Mlttl. Staatsbeamter
Mitte 30er, mittelgr.,
ebang, ſucht gebild,
liebes, nettes Mädel
od. jg. Witwe i. Alter
von 26-35 J., tücht,
Hausfrau, Natur= u.
Muſikfreundin, kenn.
zu lernen, zw. ſpät.
Heirat. Strengſte
Verſchwiegenh. zugeſ.
u.verlangt. Gefl.
Zu=
ſchriften, mögl. nicht
anonym, unt. Z 40
Geſchäftsſtelle. (*8150
Alleinſt, Frävl., Cnde
30, tadell.
Vergan=
genh., mit
Grund=
vermög,, eigener Wohn.
wünſcht ſolid, Herrn
in ſicherer Stellung
zw. Heirat
kennen zu lernen.
Witwer mit 1 Kinde
nicht ausgefchl. Gefl.
Angeb. u. Z 106 an
*8270
die Geſchi
Heirat! Hübſche 21f.
Deutſch. Amerftan. mit
2000000 Doll. wünſcht
ſich m. Herrn auch v.
Verm. z. verh. dch. Frau
Sander,BerlinC 25. (1,2455
Peſſeres Fräulein
19 Jahre, ev., vom
Lande, vermögend,
wünſcht beſſ. Herrn
in ſich. Lebensſt. od.
Beamt. zwecks ſpät.
Heirat kenn. zu lern.
Anonymr zwecklos.
lngeb. unt. 2. 118
Fränlein
35 J., m.
Wäſcheaus=
ſteuer u. Barvermögen,
wünſcht mit Herrn
zwecks Heirat bekannt
zu werden. Witwer
mit 1 Kind nicht
aus=
geſchloſſen. Angeb.
unter 2. 103 an die
a8264
Geſchäftsſt.
Solider
Bahnarbeiter
anfangs 40er, m. ſchön.
Heim, ſucht ſichwieder
zu verheirat. Witwe
mit 1 Kind nicht
aus=
geſchloſſen.
Ang. unter 2 113
Geſchäftsſtelle. (*8320
Neſt. Wiwe
vom Lande, angen,
Aeußere, 1 Kind,
eigenes Haus und
Feld, möchte ſich mit
bravem ſolid., Ende
40er oder Anf. 50er
Jahre ſtehen. Herrn,
Beamten vd. beſſeren
Arbeiter verheiraten.
Witwer mit 1 Kind
nicht ausgeſchloſſen
Angebote unt. 2 107
an die Geſchſt. (*8271
Veie
Zu verkaufen:
Getr. Herrenkleider,
1 P. braune Damen=
Stiefel,1P.brauneD.=
H.=Schuhe (Nr. 36
Heidelbergerſtr. 134
3. S
(*83
Derspiegelſagldie Hahrheift
Er zeigt Ihnen, baß Sie burch Anwendung
der Aok=Seeſand=Mandelkleie ſchon nach
kurzer Zeit vor allen Hautunreinheiten,
Mit=
eſſern, Pickeln, Puſteln befreik ſind. Aok=
Seeſand=Mandelkleie macht die Haut
blumen=
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De
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Der Valutaprolet.
VI.
(II,2487
Aufheben!
Fortsetzung folgt!
Weil Piedecubiste das Eintrittsgeld ohnehin bezahlt hat,
so will er sich das Rennen wenigstens ansehen. Da er wegen
Uebertlusses an Geldmangel oder Mangel an Geldüberfluß
(Dalles nennt es der Lateiner) nicht wetten kann und es ihm
ohnehin bekannt war, daß eins von den Pferden zuerst und
eins zuletzt durchs Ziel gehen würde, s0 Jangweilt er sich
sträflich und erregt die lebhafte Aufmerksamkeit einer
nied-
lichen Dame dadurch, daß er ihr sämtliche Hühneräuglein
entzweitritt. Höflichst entschuldigt er sich, verwechselt aber
die deutschen Bezeichnungen für das Geflügel und sagt!
„0 pardon Gnädigste, iele nix aben gewußt, daß Sie eind
eine Dame mit — wie eißt sich doch — mit Gänserüßchen.”
Sie sieht ihn vernichtend an, und weil ihr Kavalier sich mit
Feindseligen Blicken nähert, so entzieht sich Piedecubiste den
zu erwartenden Begrüßungsfeierlichkeiten durch schleunigen
Rückzug, nachdem er ihr noch schnell eine Schachtel Kukirol
in die Hand gedrückt hat, Als sie die Aufschrift der Schachtel
gelesen hat, glätten sich ihre Mienen, denn sie weiß, daß es
gegen Hühneraugen nichts Besseres gibt als das
millionen-
fach bewährte Kukirol. Es lindert sofort die Schmerzen,
und nach einigen Tagen- ist das Hühnerauge nur noch ein
Märchen aus alten Zeiten, mit Abendsonnenschein und
goldenem Geschmeide und so. Wenn man dann noch
regel-
mäßig das stärkende Kukirol-Fußbad benutzt, 80 läuft selbsd
der Greis noch auf seinen alten, in Ehren ergrauten Beinen
wie eine Wachtel. Dem lästigen Brennen und Wundlaufen
der Füße wird vorgebeugt, Fußschweiß wird beseitigt.
Kukirol und Kukirol-Fußbad erhalten Sie in jeder größeren
Apotheke und besseren Drogerie, Hergestellt werden diese
beiden weltbekannten Präparate in der
Kukirol-Fabrik Groß-Balze bei Magdeburg
Nehmen Sie aber nur das echte, millionenlach bewährie
Kukirol, welches scheinbar etwas teurer ist, als andere
Hühneraugen-Mittel, aber nur schelnbar, denn mit einer
Schachtel Kukirol können Sie 10 Hühneraugen absolut sicher
beseitigen, während billigere Mittel nur zur Bepklasterunß
von 5 Hühneraugen ausreichen, aber nicht zur Beseltiguns
1 kleine Gislampe!
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Nummer 12
Ergmmmmgttintt unt
Magemſſeſtgi
Darmſtädter Tagblatt
25. März 1923
Von der deutſchen Volksgemeinſchaft.
Von Reinhold Braun.
Wir müſſen werden eine Liebgemeinde
im Angeſichte unſerer Feinde!
Nur wenn ein Volk im Sinne eines neuzeitlichen
Philo=
ſophen das Schickſal auffaßt als „ein Getroffenſein der Seele‟,
dann kann für ein Volk aus dem furchtbarſten Schickſal ein
wun=
derſam Gewaltiges und Erlöſendes erblühen!
Aber nur ſo! Da liegt der Weg: Unſere Not muß uns erſt
wirklich zum tiefen, ſe liſchen und geiſtigen Erlebnis werden!
Dieſes Erlebnis muß, wie einer ſehr ſchön ſagt: die Ausgießung
des nationalen heiligen Geiſtes werden! Das Tiefſte in uns
muß getroffen ſein! Wir müſſen unſeren Kern gleichſam dem
Schickſal hinhalten! Der größte Schmerz wird ſich in größten
Segen ſandeln: Die Liebe wird ſich aufrecken in ihrer ganzen
Uebermächtigkeit! Und ihr heiliges, vom Himmel ſtammendes
Feuer wird der alle verbindende Glutſtrom ſein! Mit dieſer
Liebe kommt dann auch die Erkenntnis: Die Rettung liegt in
der Gemeinſchaft!
Es plappern viele immer noch dieſes Wort nach ohne
Emp=
findung. Es rauſcht an ihnen vorüber wie ſo vieles. Es wird
ihnen zum unverſtandenen, nicht erlebten Schlagwort. Sie
wiſſen nicht, welche Wunder dieſes Erlebnis birgt; ſie wiſſen
nicht, daß Volksgemeinſchaft ein zu innerſt bewegter
Organis=
mus iſt, in dem ein Teil von uns ſelbſt ſchwingen muß. Sie
fühlen nichts von der Erhabenheit einer Notkameradſchaft, einer
Schickſalsverbundenheit auf Leben und Tod! Sie wollen nicht
wiſſen, daß Gemeinſchaft die Abkehr von der Ichſucht iſt, vom
reinſten Dienſte am Nur=Zweck um äußerer Güter willen! Sie
wiſſen nichts von der großen Vertiefungsgewalt ſeeliſcher Art,
die die Gemeinſchaft in ſich birgt. Sie wiſſen nichts vom Heile
dieſes Ueber=Ichs, der Gemeinſchaft; nichts davon, daß in ihr
einzig und allein der „ewige Deutſche” in Erſcheinung tritt zur
Wirkung eines Neuen, Größeren, zur Wirkung der Erlöſung aus
Dumpfheit und Ketten! Sie wiſſen nicht, daß in ihr nach Fichte
die Deutſchheit zur Kraft der Wiederherſtellung wird!
Und weiter wiſſen ſie nicht, daß nur in der Gemeinſchaft
das Großſchöpferiſche eines Volks zur Tai für Geſchlechter wird,
daß Gemeinſchaft das Entbundenſein vom Nur=Geſchöpflichen
iſt. — Gemeinſchaft iſt die größte Aktivität des Lebens! Denn
ſie iſt Not= und Lebensmeiſterſchaft!
Gemeinſchaft iſt das herrliche, ſiegmächtige Ja eines Volkes
mitten in der wildeſten Gefahr!
Gemeinſchaft iſt Offenbarung des Eſvigkeitsgehaltes eines
Volkes! — Wir Deutſche mußten unſere Einheit immer wieder
von neuem erobern und erleiden! Dadurch hat unſere Geſchichte
eine eigene Linie und Größe trotz aller Schwächen ihrer Menſchen!
Und jetzt wieder kommt es auf das Erleiden, das
ſchmerz=
volle Erleben des großen Gemeinſamen an! Wir haben genug:
Deutſcher gegen den Deutſchen gelitten; wir haben uns gleichſam
durch unſere Schuld auseinandergelitten als Volk! Jetzt gilt es,
daß wir uns zuſammenleiden zur großen, unüberwindlichen
Gemeinſchaft! Fort mit aller Verhetzung! Hand ineinander
alles, was der Not als Deutſcher ſteuern, was mithelfen will
zur inneren und äußeren Befreiung!
Schaut an — den deutſchen Wald und den deutſchen Dom
Erhebt Euch an ihnen zur Einheit des Volkes, wie ſie ſein muß,
um zu ueuer Größe zu wachſen!
Ungehobene Schätze.
* Während immer weitere Kreiſe des Mittelſtandes in Not
und Elend zu verſinken drohen, ſich mehr und mehr ihres beſten
Beſitzes aus früheren ſorgloſen Zeiten entäußern müſſen, um ihr
kärgliches Daſein zu friſten, lebt ein großer Teil der heutigen
Ju=
gend, unbekümmert um pekunjäre Nöte, in den Tag hinein. Ihr
großer Verdienſt ermöglicht ihr faſt jeden Genuß und die Sucht
nach Abwechſelung und immer neuen Nervenreizen führt dazu,
daß ſie in der Wahl der Mittel zur ſtändigen Unterhaltung und
Zerſtreuung kaum noch wähleriſch iſt. In dieſer ihrer
Skrupel=
loſigkeit liegt aber die große Gefahr, daß ſie durch ihr heutiges
Genußleben moraliſch minderwert wird, mehren ſich doch die
er=
ſchreckenden Zeichen geiſtiger Verflachung unſeres Volkes,
nament=
lich unſerer Jugend, von Tag zu Tag, was beſonders einſichtige
Mütter mit zunehmender Sorge feſtſtellen müſſen. Was ſie durch
jene langen Jahre angeſtrebt, in denen ſich ihre Kinder noch willig
ihrer Leitung fügten, das ſehen ſie nur zu häufig überwuchert und
dadurch faſt erſtict durch alles das, was oberflächliche,
genußſüch=
tige und lebensgierige Freunde und Berufsgenoſſen ihnen
ver=
führeriſch nahe bringen und vorleben.
Schüttle alles ab, was Dich in Deiner Entwickluug hemmt,
und wenns auch ein Menſch wäre, der Dich liebt; denn was
Dich vernichtet, kann keinen andern fördern. Hebbel.
Wie ſollen wir aber dieſem törichten und nerbenzerreibenden,
ziel= und zweckloſen Treiben unſerer flügge gewordenen Kinder
Einhalt tun? Dieſe Frage, haben ſich in heutigen Zeiten ſicher
ſchon unzählige Mütter in banger Sorge vorgelegt. Wir müſſen
ſie wieder ans Haus feſſeln! Das war wohl ſchließlich vielfach das
Reſultat eingehenden Grübelns. Aber wie und womit? Das
fragten ſie ſich dann wohl weiter, wohl wiſſend, daß der enge
Fa=
milienkreis, der ſo raſch ans außerhäusliche Leben gewöhnten
Jugend kaum wieder behagen würde.
Da möchte ich nun als guter Freund derſelben auf eine Quelle
hinweiſen, die leider für ungezählte unſerer Eltern und Mütter
viel zu verborgen fließt, als daß ſie ſich in ihren Sorgen und
Kümmerniſſen über die ihnen entgleitende Jugend ihrer erinnern:
die reichen Geiſtesſchätze in unſeren Bibliotheken. Vielleicht
ent=
gegnet man mir, daß dieſe doch nur in mittleren und Großſtädten
ſo vielſeitig vorhanden ſind, daß für jeden Suchenden, für jeden
Hungrigen die geeignete geiſtige Koſt vorhanden iſt und in
klei=
neren und kleinſten Städten und Ortſchaften die etwa
vorhan=
denen Beſtände ſo gering und teilweiſe auch ſo veraltet ſind, daß
ſie für die heutige Generation und namentlich für die
vorwärts=
ſtürmende und ſenſationslüſterne Jugend kaum noch etwas
Feſ=
ſelndes bietet. Dem möchte ich aber entgegenhalten, daß ſelbſt
dieſer „Wein in alten Schläuchen” genug des Anregenden,
Feſſeln=
den und Belehrenden für unſere Jugend bietet, wenn ſie nur erſt
einmal Geſchmack daran gefunden hat. Leider iſt aber, wie wohl
jeder in öffentlichen Bibliotheken Beſchäftigte beſtätigen wird, der
Kreis ihrer Benützer faſt jahraus, jahrein derſelbe und immer
nur ein ſehr beſchränkter. Selten, daß hier und dort ein Leſer
derſelben einen Freund oder Berufskollegen mitbringt und ihr
zuführt. Meiſt genügt es dem Einzelnen völlig, für ſich ſelbſt dieſe
Quelle fließen zu ſehen, und ſich an ihr ſtändig laben zu können,
und es iſt keine Seltenheit, daß in kleinen und kleinſten
Biblio=
theken die geführten Regiſter ausweiſen, wie nach und nach jedes
vorhandene Werk durch die Hände eines einzigen Leſers geht, ſofern
es vielleicht auf ſeinem eigenen Intereſſengebiete liegt. Die
An=
deren aber? Sie wiſſen entweder nichts vom Vorhandenſein dieſer
verborgenen Quelle oder aber vergeſſen ſie über den
tauſendfäl=
tigen Obliegenheiten, Pflichten und Zerſtreuungen des täglichen
Lebens. Deshalb müßten m. E. die Hinweiſe auf vorhandene
örtliche Bibliotheken und Einladungen zu ihrer Benutzung als
ſtändige Einrichtung unſerer Jugend allenthalben vor Augen
ge=
führt werden, wo immer ſie ein= und ausgeht. In allen
öffent=
lichen Gebäuden, wie Schulen, Poſt= und Steuerämtern,
Bank=
häuſern und Sparkaſſen könnten ſehr wohl genaue Verzeichniſſe
der örtlichen Bibliotheken mit genauer Angabe der Leſezeiten und
Bücherausgaben vorhanden ſein. Ja, ich gehe noch weiter und
fordere dieſe Verzeichniſſe auch in unſeren Verkehrsanſtalten, wie
in den Straßenbahnen, Vorortzügen und Vorhallen der
Bahn=
höfe. Sicher wären auch unſere Aerzte bereit, ſie im
Warte=
zimmer anzubringen. Kurzum, der Gelegenheiten zum Hinweis
auf die vielen ungehobenen Schätze, die in den verſchiedenen
Bibliotheken aufgeſpeichert liegen, gibt es wahrlich genug.
Bei ernſtlichem Willen dazu werden die Erzieher, vor allem die
Mütter, die rechte Nutzanwendung aus oben Geſagtem zu ziehen
wiſſen, und wenn die Jugend nicht den Anfang zur Hebung
die=
ſer Schätze macht, ihrerſeits daran gehen, ſie ſich und ihr dienſtbar
zu machen, als treueſte, ſtets hilfsbereite, unterhaltende und
be=
lehrende Freunde und Weggenoſſen.
Friedrich Eiſengräber.
Im Wiſſenſchaft und Technik Iw!
uk. Die Elektrizität als Lotſe. Gegen den gefährlichſten
Feind des Seemanns, den Nebel, war man bis jetzt immer ſo
gut wie machtlos. Bei Nebel fehlt dem Schiff jeder Anhalt,
wo er ſich eigentlich befindet. Man kann zwar durch die
Unter=
waſſerſchallſignale die Gefahren in gewiſſem Grade verringern,
doch iſt dieſes Hilfsmittel noch ziemlich unvollkommen und nur
in unbeſtimmten Fällen und in beſchränktem Umfange
anwend=
bar. Ganz beſonders groß werden die Gefahren des Nebels,
wenn es ſich um das Anſteuern von Flußmündungen handelt.
Hier kann infolge der Unſichtigkeit ein Schiff leicht auf Strand
geraten oder auf Riffe auflaufen. Deshalb zogen es die Schiffer
in ſolchen Fällen vor, ſtill liegen zu bleiben, wodurch natürlich
koſtbare Zeit verloren ging. Auch in dieſem Falle iſt die
Elek=
trizität neuerdings als Helferin eingetreten. Ein in der
Fahr=
rinne auf dem Meeresgrunde verlegtes Kabel, das vorläufig bis
zu 40 Seemeilen weit verlegt werden kann, ermöglicht es den
Schiffen, auch bei Nebel ſicher in den Hafen einzulaufen. Nach
der Zeitſchrift Induſtrie und Technik handelt es ſich dabei um ein
iſoliertes mehrradiges Kabel, das von einem Wechſelſtrom von
etwa 500 Perſoden in der Sekunde durchfloſſen wird. Das in
See iliegende freie Ende des Kabels iſt auf einige Meter von
der Iſolation befreit und durch eine Platte geerdet. Am anderen
Ende iſt des Kabels unter Zwiſchenſchaltung eines Taſters mit
dem einen Pol eines Wechſelſtromgenerators verbunden, deſſen
anderer Pol ebenfalls geerdet iſt. Der Wechſeiſtrom ruft um
das Kabel herum ein magnetiſches Kraftlinienfeld hervor. Durch
dieſes Kraftlinienfeld wird in jeder Drahtſpule, die man in das
Feld hineinbringt, ein Wechſelſtrom induziert, der in einem
Telephon hörbar gemacht werden kann. Ordnet man alſo auf
jeder Schiffsſeite in geeigneter Form und Lage ſolche
Draht=
ſpulen an, die mit Telephonen auf der Brücke verbunden ſind,
ſo kann man aus der Stärke der Töne die Lage des Schiffes
zum Kabel feſtſtellen. Ein ſo ausgerüſtetes Schiff kann alſo „az
Kabel entlang” in den Hafen einfahren.
nk. Geſchützter Baſalthügel. Nach Mitteilung der
Regie=
rung zu Kaſſel in der Zeitſchrift „Naturſchutz” wurde der in
Diſtrikt Hinterkamp, Förſterei Sababurg, Oberförſterei
Hom=
breſſen liegende Baſalthügel (Steinbruch) mit Lindengrupp
wegen ſeiner Bedeutung für Naturkunde und Landſchaftsbild
unter Schutz geſtellt. Der Abbau des Steinbruches wird auf die
dringendſten eigenen Bedürfniſſe der Staatsforſtverwaltung
be=
ſchränkt und in Richtung auf die Lindengruppe nicht weiter
vor=
getrieben. Bemerkt ſei, daß im gleichen Forſtbezirk bereis ein
ausgezeichnetes Naturſchutzgebiet ſich befindet, das ſeinerzeit
ſeiner wundervollen alten Bäume wegen eingerichtet wurde.
nk. Schlagwettergefahr. Ueber Verbeſſerungen in einem von
Dr. Beckmann konſtruierten Schlagwetterprüfer, bei welchem die
Verbrennung der Grubenluft und folgende Abſorption der
Ver=
brennungsprodukte zur Beurteilung der Gefahr benutzt wird,
wurde in der letzten Sitzung der Preußiſchen Akademie der
Wiſſenſchaften in Berlin berichtet. Durch Abtrennung des zur
Zündung dienenden Akkumulators von dem Exploſions= und
Meßteil, ſowie durch Beſchränkung der Dimenſionen wurde er
reicht, daß der Apparat auch beim Kriechen in enge Gänge mit
genommen werden kann. Durch Umkonſtruieren des Haupthahns
iſt jede Unſicherheit in den Druckableſungen beſeitigt worden
H
Mannigfaltiges
IIE
Allerlei Weisheit.
Das intelligenteſte Volk der afrikaniſchen Eingeborenen
iſt das der Wakamba, die zum Stamm der Bantuneger in
Uganda gehören. Sie verfügen über überraſchende muſikaliſche
Kenntniſſe, verſtehen Eiſen zu ſchmelzen und zu bearbeiten und
wenden ſogar das Dezimalſyſtem beim Rechnen an.
Hüite als Kopfbedeckung werden erſt ſeit dem Jahre 1404
in Deutſchland angefertigt.
— Erſt nach dem Ableben Alexanders des Großen wurden
Menſchenköpfe auf Münzen geprägt. Vorher trugen alle Münzen
nur Bildniſſe von Gottheiten.
Die allerſchlimmſten Niechſtoffe ſind Bernſteinöl, Senföl,
die Ausſpritzungen des Stinktieres (Skunks) und vor allem
Ar=
ſenmetyl und Tellur. Einmal mit der Naſe daran gerochen, kann
tagelange Ohnmachten herbeiführen, und ſelbſt die geringſten
Mengen dieſer Stoffe teilen dem Körper wochenlang den
entſetz=
lichſten Geruch mit.
— Der geſündeſte Beruf iſt der eines Teerarbeiters. Das
durchſchnittliche Lebensalter eines ſolchen beträgt nach genauen
Statiſtiken 86 Jahre (!) gegenüber einem Durchſchnittsalter von
nur 49 Jahren bei allen anderen Berufen.
nk. Holzeſſer. Die Eingeborenen an der Nordküſte Sibiriens
eſſen nach der „Umſchau in Wiſſenſchaft und Technik” (
Frank=
furt a. M.) Holz leidenſchaftlich, auch wenn ſie ihre gewohnten
Nahrungsmittel reichlich haben. Und zwar ſchaben ſie die dünnen
Lagen unmittelbar unter der Rinde und kochen ſie dann mit
Schnee auf. Der Grund mag wohl der ſein, daß Zelluloſe, die
in der Diät der Pflanzenfreſſer eine ſo große Rolle ſpielt, eine
Hilfsquelle für Energie darſtellt, durch die Fettſäuren, die im
Darmkanal auftreten, infolge Spaltung der Zelluloſe durch
Bak=
terien. Auch manche Tiere, wie Kaninchen, Ponys u. a., lieben
dieſe Teile unter der Rinde, und es drängt ſich doch die
Ver=
mutung auf, daß hier noch irgend ein anderer, bisher nicht
be=
kannter Stoff in Frage kommt, deſſen günſtige Wirkung erfah
rungsgemäß fortbeſteht.
Ein Flohſtich.
Eine Säkular=Nobelle von Munkepunke.
Es war in den letzten winterlichen Tagen des Jahres 1823,
als der Student Johann Peter Eckermann aus Winſen an der
Luhe, ſo zwiſchen Lüneburg und Hamburg als Städtchen gelegen,
einſtmals Freiwilliger in Kielmannsegges Jägerkorps, in
länd=
licher Wohnung bei Hannover ſeine „Beiträge zur Pocſie”
voll=
endete, um ſie dann im Manuſkript an Goethe zu ſenden, mit
intertänigſter Bitte, die theoretiſchen Aufſätze mit
empſehlen=
den Worten an den Stuttgarter Verleger Cotta gütigſt weiter zu
leiten. Der Dreißigjährige durfte ſchon mit einem ſolchen
An=
liegen an den Olympier von Weimar herantreten, der von dem
jungen Manne eine ſo gute Meinung hatte, daß er ihn durch
Freunde wiſſen ließ; er werde in den Heften von „Kunſt und
Altertum” ſeiner gedenken.
Unruhe war im heraufdrängenden Frühjahr ſo ſehr über
Eckermann gelommen, daß er ſich über Nacht zu einer Fußrciſe
über Göttingen und durch das Werratal entſchloß — zu den
UIfern der Ilm, zu dem Haus am Weimarer Frauenplan, zu dem
Mann, der ein halbes Jahr ſpäter zu ihm die Worte ſprach: „Ich
muß gerade herausſagen, ich wünſche, daß Sie dieſen Winter
bei mir bleiben”, zu dem Dichter, dem er dann zuerſt das
In=
haltsverzeichnis von „Kunſt und Altertum” und der „
Frank=
furter Recenſionen” redigierte, um ſchließlich die letzte Ausgabe
der Werke mitzuordnen und ſein eigenes kleines Talent dem
Dienſte bei dem Größten ſeiner Zeit zu opfern.
Der Sommer hieß für Goethe wieder einmal Marienbad
Der Abſchied von Marienbad gibt mancherlei zu denken und zu
un, während man ein allzu kurzes Verweilen mit vorzüglichſten
Menſchen gar ſchmerzlich empfindet”, hatte er dem neuen jungen
Freunde aus der Ferne geſchrieben. Noch einmal war der ſchwere
Kampf zwiſchen Liebe und Entſagung über ihn hereingebrochen.
„Das Buch des Paradieſes” war verklungen. Nach der Trennung
on Ulrike von Levetzow, auf der Fahrt nach Eger, war die
Marienbader Elegie” entſtanden. Lang geplante Aufſätze ſollten
endlich dem Sekretär diktiert werden; architektoniſch=
naturhiſto=
riſches Problem, zur Geognoſie und Topographie von Böhmen,
die zweite Abteilung der „Zahmen Xenien” war zu redigieren,
ſpaniſche Romanzen klangen auf. Sein Sohn Auguſt war ihm
bis Jena entgegengefahren. Aus Befangenheit und Schonung
ear die Frage aufgeſtanden, ob der Vater ſich, wie man in der
kleinen Reſidenzſtadt klatſchte, wirklich wieder verheiraten wolle.
Die erwartete heftige Szene, von der ganz Weimar und Jena
wiſſen wollte, war ausgeblieben. Gütiges Lächeln war des
Greiſes Antwort geweſen, in dem die letzten Zeilen ſeiner Elegie
noch einmal aufklangen:
„Mir iſt das All, ich bin mir ſelbſt verloren,
Der ich noch erſt der Götter Liebling war.
Sie prüften mich, verliehen mir Pandoren,
So reich an Gütern — reicher an Gefahr.”
Mit 74 Jahren hatten ſelbſt die Prüfungen der
Vergangen=
heit anzugehören; Gefahren bargen ſie nicht mehr. Die Tage,
die einem noch beſchieden ſein mochten, hatten den letzten Arbeiten
gewidmet zu ſein."
Eckermann war mit dem Sortieren der eingegangenen Poſt
beſchäftigt, indeſſen Goethe einen Blick in die Zeitung warf und
ſagte: „Lord Byron iſt mit Aerzten und Munition auf einem
eigenen Schiff nach Griechenland geſegelt, um ein Freikorps
gegen die Türken zu bilden und einen Handſtreich gegen Lepanto
vorzubereiten.‟ Sein Blick hob ſich von dem Blatt hinunter auf
die Straße, auf den Frauenplan, über den eben ſeine
Schwieger=
tochter Ottilie, wie in dieſen Tagen ſo oft, mit dem faſt noch
knabenhaften 19jährigen Iren Charles Sterling ſchritt — zur
Reitbahn, welche Leidenſchaft ſie der Bekanntſchaft mit dem
franzöſiſchen Kunſtreiter Battiſt verdankte, den ſie zum Helden
einer eigenen, für das „Chaos” beſtimmten, mit „Erin”
unter=
zeichneten Novelle „Die Kunſtreuter” gemacht hatte. Hier ſchien
das Feuer einer Romantik entbrannt, die eine junge Gattin ſchon
von ihren Hausfrauenpflichten —
Eckermann war plötzlich vom Schreibtiſch aufgeſprungen und
überreichte ſeinem Herrn ein ſoeben aus dem Umſchlagpapier
befreites Buch. Ein Herr Heinrich Vogler in Halberſtadt hatte
es verlegt, das den Titel trug: „Göthe als Menſch und
Schrift=
ſteller. Aus dem Engliſchen überſetzt und mit Anmerkungen
verſehen von Friedrich Glover, Königlich=engliſchen
Obriſtlieute=
nant und Generalintendant der britiſchen Marine in den
weſt=
indiſchen Gewäſſern, mehrerer Orden Ritter, Doktor der
Philo=
ſophie auf der Univerſität zu Edinburg, Erbherrn von
Run=
datzow, Strautkriſch und Kalteneck, korreſpondierendem Mitglied
der Sozietäten der Wiſſenſchaften zu Edinburg, London, Paris
und St. Petersburg, Ehrenmitgliede der Geſellſchaft
naturfor=
ſchender Freunde zu Florenz, der mathematiſch=phyſikaliſchen
Akademie zu Neapel und der Militärakademie zu Genua — dem
Herrn Generallieutenant und Ritter von Klinger in St.
Peters=
burg ergebenſt zugeeignet.”
„Das Motto beſagt ja bereits alles: Garſtiger Menſch, wvie
erſchrecken Sie mich! Ebenſo wie die langatmige Würdenliſte
des Autors. Vermutlich handelt es ſich mal wieder um eine
Myſtifikation, hoffentlich wenigſtens um eine ebenſo luſtige wie
garſtige!” reichte der Greis ſeinem Sekretär das Buch wieder
zurück. „Vielleicht haben wir in den nächſten Tagen einmal Zeit,
einen Blick hineinzuwerfen. Uebrigens haben wir uns noch
immer Goethe, nicht Göthe geſchrieben!“
Das mit dem Blick aber hatte Eckermann bereits alſo
ſeh=
getan, daß Erregung purpurn ſeine hohe Stirn überflog, daß
ſeine Hände, die auf heimatlicher Flur einſt Schilf ſammeln und
Aehren leſen mußten, in heſtiges Zittern gerieten, daß es nur
ſehr ſtotternd über ſeine Lippen kam: „1766 ſollen Sie in Frank
furt am Main eine juriſtiſche Doktordiſſertation über die
Flöhe veröffentlicht haben, mit Widmung an Friederike Brion:
Disserdatio juridica de eo, auodjustum est eirca
spiritus familiares feminarum, hoc est
pulices-
gar ſehr nützlich und notwendig zu leſen! Und dann heißt es
hier: Dieſe Schrift iſt eine der größten literariſchen Seltenheiten
der Welt; wie man verſichert, beſitzt ſie Göthe ſelbſt nicht mehr:
ja, er ſoll ſich gar nicht einmal erinnern, ſie jemals verfaßt zu
haben; wir fanden ſie zufällig auf der großen königlichen
Biblio=
thek zu Paris, und ihrer überaus großen Seltenheit wegen
wollen wir hier die Excepte mitteilen, die wir uns dort daraus
machten. — Folgen die Quäſtionen über 40 Stück.”
Lachend war Goethe auf ſein altes rotes Kanapce geſunken
und lachend faßte er mit der Hand nach der Seite des Herzens,
wie er es ſonſt gewöhnlich zu tun pflegte, wenn iyn ſein heftiger
Huſten ſehr ſchmerzlich quälte. „Ach, der gute alte Marburger
Profeſſor ordinarius juris utriusque Otto Philipp Zaunſchliffer
iſt wieder einmal auferſtanden! Zuletzt druckte der „Allgemeine
literariſche Anzeiger”, wenn ich mich recht erinnere, 1798 ſeine
höchſt luſtig belehrende Diſſertatio ab, die in Original=Ausgabe
1693 erſchien. Nun wird ſie mir gar zugeſchrieben, der ich am
6. Auguſt 1771 zu Straßburg erſt promovierte und mich mit dem
erſten Grad eines Licentiaten begnügte, der gar keine Diſſertatio
verlangt, der mich nur eine kümmerliche positiones juris
vertei=
digen ließ. Und die liebe Friederike mit dem artigen Stumpf
näschen, in das ſich dann nach mir der Stürmer Jaxob Michae
Reinhold Lenz vergaffte, den wir damals tv.
Nummer 12
Wucher und Wucherbegünſtigung.
Die energiſchen Maßnahmen der Regierung gegen ben
Wucher: Annahme eines Notgeſetzes und Mahnung an die
In=
duſtrie, den notwendigen Preisabbau einzuleiten, haben ſchon
geringe Erfolge gezeitigt. Geringe Erfolge nur — einesteils
durch die Kürze der Zeitſpanne erklärlich, die erſt durch
Anbah=
nung der neuen Regierungsmaßnahmen verſtrichen ſind, zum
anderen auch durch die notgedrungene ſchwierige Anpaſſung des
Groß= und Kleinhandels an den Preisabbau. Nur mit vielfach
recht emtfindlichen Verluſten kann dieſer die zuvor zu hohen
Preiſen gekaufte Ware niedriger berechnen, andererſeits ſich leicht
des Wuchers ſchuldig machen, gegen den nach dem neuen Geſetz
ſcharf und unnachſichtig vorgegangen werden ſoll. Schon hat ſich
der deutſche Induſtrie= und Handelstag mit dem Erſuchen an die
Reichsregierung gewandt, dieſe möge nun auch ihrerſeits den
durch die Markbeſſerung ermöglichten Preisabbau durch die
ſo=
fortige Ermäßigung der Poſt= und Eiſenbahngütertarife
unter=
ſtützen. Wie weit dieſen voll berechtigten Wünſchen ſeitens der
Regierung Rechnung getragen wird, bleibt abzuwarten. Stellt
ſich doch vorläufig noch der Reichsverkehrsminiſter auf den
Standpunkt, daß die Tarife keinesfalls in jenem Maße
preisver=
teuernd irken, wie allgemein angenommen würde. Milderung
der Härten der Eiſenbahntarife hat er allerdings zugeſagt.
Als kürzlich, ſozuſagen don einem Tage zum anderen, die
erhebliche Preisſenkung für Margarine, Fette und Oele eintrat,
da zeigte es ſich jedenfalls, daß die bis dahin ſo auffällige
Zu=
rückhaltung der Hausfrauen beim Kauf dieſer doch unerläßlichen
Nahrungsmittel ſofort, in das Gegenteil umſchlug. Sie ſtand
wieder vor vielen Geſchäften geduldig „Schlange” wie während
der ſchlimmſten Zeit des Mangels; ein Beweis dafür daß ſie ſich
freiwillig, wenn auch unter dem Druck der Teucrung,
Zurückhal=
tung beim Einkauf auferlegt, um die günſtigere Kaufgelegenheit
abzuwarten. Welche Macht ſie jedoch als Hauptkonſumentin
beſitzt und ausüben könnte, wenn es gilt, auch von ihrer Seite
aus den Wucher zu bekämpfen, das kommt ihr leider in der
Geſamtheit, trotz dieſer wieder gemachten neuen Erfahrung,
noch immer nicht zum Bewußtſein. Noch immer unterbietet jene,
die ſich auch heute noch alles leiſten kann, die pekunjär ſchlechter
geſtellten, oder gar gänzlich unbemittelten Mitſchweſtern, und
trägt durch ihr unſoziales Gebaren mit dazu bei, daß heute
brei=
teſte Schichten am Notwendigſten darben Wenn aber ſchon
Mangel und Unterernährung die derderblichſten Folgen bei den
Erwachſenen zeitigen, ſo muß ſelbſt die gleichgültigſte und
ſorg=
loſeſte Verbraucherin um jeden Preis durch die neueſte
Feſtſiellung über die Sterblichkeitszifſer aufgerüttelt werden, die
nach den Angaben des Statiſchen Reichsamts von 16,8 im Jahre
1913 auf 18,5 im ganzen Reiche geſtiegen iſt: in Berlin aber ſchon
die Geburtenziffer bedeutend überſchreitet, ſo daß eine
Verringe=
rung der Bevölkerung um rund 4000 eingetreten iſt. Wenn viele
von uns Frauen leider noch immer nicht durch die neue große
Not, die über einen Teil unſeres Volkes gekommen iſt, zur Ein=
und Umkehr in ihrer Lebenshaltung und Beſriedigung aller
Wünſche veranlaßt wurden, dann rüttelt ſie hoffentlich die
zu=
nehmende Not und Entbehrung der Alten und
Kranken, wie der Säuglinge, aus ihrem egoiſtiſchen
Genußleben auf, und ſie lehnen um jener willen ebenſo energiſch
die Zahlung von Wucherpreiſen ab, wie die finanziell
ungünſti=
ger geſtellten Mitſchweſtern notgedrungen. Ohne
freiwil=
lige Mithilfe der noch begüterten Frau wird trotz
Wuchergeſetz, trotz gebotenem Preisabbau, jedenfalls an eine
durchgreifende Verbilligung aller Bedarfsartikel des täglichen
Lebens kaum zu denken ſein. Werden ſich jene Frauen, die es
angeht, dieſer ihrer Macht bewußt werden und ſie zum Beſten
der Allgemeinheit einſetzen lernen?
F. G.
Der zeitgemäße Hansßalt.
Tintenflecke aus Marmor zu entfernen.
Be=
ſtreicht man das mit Tinte beſchmutzte Marmorſchreibzeug mit
etwas Brei aus Kleeſalz und Waſſer, ſo ſchwindet der Fleck meiſt
ſchon nach der erſten Anwendung. Nachpolieren mit einem in
kaltem Waſſer ausgedrückten Tuch und Trockenreiben iſt natürlich
notwendig. Ebenſo Bohnern mit Wachs und Glanzreiben, wenn
die Stelle dumpf werden ſollte.
HI.
Poröſe Gegenſtände zu bronzieren. Um auf
ihnen einen haltbaren Ueberzug von Bronze zu erzielen, ſtreiche
man ſie zuvor erſt mit einer dünnflüſſigen Löſung von Gummi
arabicum ein, wodurch man eine glatte, feſte Fläche erzielt. M.
Das Feſthaften von Korken im Leimfläſchchen
läßt ſich vermeiden, wenn man den Kork mit Oel einreibt. N.
gegenüber unſerer edlen Freundin Charlotte von Stein aus
Weimar verweiſen mußten, habe ich 1768 leider noch nicht
ge=
kannt; damals, als wir in bunten Nächten mit den Leipziger
Stadtſoldaten Händel ſuchten: Burſche! raus! über den Brühl
ſchrien, Freund Behriſch mir mein erſtes Liederbuch ſauber
ab=
ſchrieb und mich zu den jugendlichen Verſen zurückſinden ließ:
Denn es iſt das Menſchenherz
Einer Harf im Winde gleich:
Bald iſt Sturm die Außenwelt,
Bald ein Frühlingsatem weich —
als mich ein Blutſturz auf das Sofa ſtreckte und als letztes Bild
der Erinnerung vorüberziehen ließ: mein abendlicher Gang mit
Freund Langer zu Steins Haus, deſſen Geiſt ſür mich einmal
Karoline hieß. Dasſelbe, was wir damals unſeren hochgeſtellten
Widerſachein angedeihen ließen, daß wir ihnen nämlich die
Fenſterſcheiben einwarfen, wäre mir übrigens unlängſt in Jena
auch beinahe paſſiert, als mir die Studenten am Abend meines
Geburtstages ein Pereat darbrachten, weil ſie meinten, mich des
Indifferentismus gegenüber einem das Singen auf den Straßen
beſchränkenden Erlaß des Rektors und Senats beſchuldigen zu
müſſen. Ziehen wir uns in Heiterkeit zurück — ſelbſt wenn es
ſich um einen Flohſtich handelt. Ein Floh ſticht zwar, aber es
ſchadet nichts, ſagt das Sprichwort. Leſen wir lieber die Floia
eines unbekannten Niederſachſen aus dem 16. Jahrhundert, die
uns eben Karl Immermann unter dem Decknamen Aeander
wieder vermittelte, deſſen Gedichte Ihnen Zelten einmal leihen
muß, weil es ſich hier um ein originelles Streben handelt, das
ſich nur noch bequemen muß, ſeinen Geſchmack zu reinigen und
hinſichtlich der Form die anerkannt beſten Muſter zur Richtſchnur
zu nehmen. Der Flobſtich dieſes angeblichen Engländers
Fr. Glover aber gibt ſchon noch einmal einem tüchtigen Profeſſor
Gelegenheit, ſein Philologentum zu beweiſen, oder einem
Kan=
didaten, ſich dieſe kitzliche Doktorarbeit aufbürden zu laſſen.
Flöhe, Fliegen und Neid
Bemühen die Menſchen allezeit —
wenn man ſich bemühen läßt. Doch nun genug dieſes harmloſen
Zwiſchenſpiels. Ich wollte Ihnen etwgs über naturhiſtoriſche
Abbildungen diktieren.”
Um die Jahre 1823 und 1923 nicht nur in der Erinnerung
lebendig zu verbinden, ſei noch eine Schlußbemerkung verſtattet,
die der Schöpfung des Gegenwärtigen gilt: „„Johann Peter
Eckermann” heißt ein als Handſchrift gedruckter letzter Gruß des
türzlich verſtorbenen Dichters Marx Moeller an ſeine Freunde
(zu beziehen durch W. Moeller=Fernau, Altona, Trestowallee 16),
ein Buch, das dem vergeſſenen Dichter Eckermann gerecht wird
und ihn als geiſtigen Ahnen Liliencrons hinſtellt. Sodann
er=
ſcheint in den nächſten Tagen als Fakſimile=Neudruck des Inſel=
Verlags (Leipzig) Goethes Buch Annette, nach dem in dieſer
Novelle erwähnten, von Freund Behriſch in bewundernswerter
Schönſchrift abgeſchriebenen, mit Federzeichnungen verſehenen
Liederbuch — das ſich im Beſitz des Gocthc=Schiller=Archivs
be=
findet. Es iſt die Handſchrift, von der Goethe in „Dichtung und
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
Heide.
Gott iſt überall — und überall iſt das Leben, überall iſt
die Schönheit, in den breiten Straßen der großen Städte und
in den engen Gaſſen rußiger Häuſer .... überall iſt Leid
und Liebe, Liebe und Freude.
Aber aus den Bergen bin ich in die Heide gegangen —
in die Heimat Gottes, in die Einſamkeit der Seele, der
un=
endlichen Welt. Ich liebe die Heide, Gottes Heimat, Gottes
unendliche Stille —
Vielleicht, daß ich einmal wieder in die Berge gehe, wo
im Tal der Strom hinzieht ſeine ſilberne Bahn im Sonnenlicht,
ſeine brauſende Bahn in Wolkenſchwere . . . .
Wenn ich wieder einmal in die Berge gehe, wird mir
eine Sehnſucht bleiben in die Heide, in die Heimat Gottes,
in die ſtille große Einſamkeit der Seele.
Wo ich bin, ob in der Heide, in den Bergen, in den
großen Städten:
Ich liebe die große weite Einſamkeit der Seele, die Heimat
Gottes, die weite Stille der Unendlichkeit. Ich liebe die
Wunder, die Märchen und die Träume.
Wo ich auch bin: Ich liebe meiner Seele Einſamkeit und
Stille und die breite Straße, die im Horizont, in Unendlichkeit
und Himmelreich verſchwindet.
Erich Bockemühl.
Reizvolle Oſtereier. Da der hohe Preis der Eier
der allzu reichlichen Verwendung derſelben mit ihrem
natür=
lichen Inhalt einen Riegel vorſchiebt, ſo ſollte man die für die
Speiſenbereitung verwendeten Eier nur oben und unten öffnen,
um die ausgeblaſenen Schaleu, ſauber mit Salz abgerieben, auf
derſchiedene Weiſe auszuſchmücken und mit „ſüßem” Inhalt
ver=
ſtecken zu können. Bei etwas Zeichentalent laſſen ſich mit feinem
Pinſel und chineſiſcher Tuſche kleine Streublümchen, Kränzchen
oder Zweige, ganze Namenszüge oder gar nachgeahmte „
Silhou=
etten” auf den reinweißen Eierſchalen anbringen. Ganz
ent=
zückend ſind auch goldene und ſilberne Eier, die man zu dieſem
Zwecke mit etwa Gummi arabicum, Dextrin oder Eiweiß
über=
pinſelt und, wenn nur noch etwas feucht, mittels
Wattebäuſch=
chens mit Gold= oder Silberſchaum bedeckt oder auch nur einfach
mit Gold= oder Silberbronze anpinſelt. Schön marmorierte
Eier erhält man durch einfaches Umwickeln der Eier mit einem
Läppchen Braunsſchen Oſtarapapiers, das man auf ein Stückchen
Leinen legt und mit dieſem über dem Ei feſt zuſammenbindet.
Wenige Minuten in leichtem Eſſigwaſſer gekocht, zeigt dann das
betreffende Ei ein leuchtend farbiges Bild auf gemuſtertem
Grund oder mit eben ſolcher Umrahmung, und erhält, wie alle
anderen geſchmückten Oſtereier durch Ueberreiben mit einer
Speckſchwarte noch einen ſchönen Mattglanz. Schließlich ſei noch
das „geringelte‟ Ei erwähnt, das man ſtreifenweiſe recht
bunt=
farbig mit feinem Pinſel in geraden oder Zickzacklinien mit
wenig aufgelöſter Oſtereierfarbe umpinſelt. Ein Fingerhut voll
Löſung genügt vollftändig von jeder Schattierung, um das
ge=
kochte Ei, noch warm, damit farbenprächtig zu ſchmücken. L.
Krautrouladen aus Dörrgemüſe.: Miſchgemüſe
wird 24 Stunden eingeſeicht, mit dem Einweichwaſſer gekocht,
abgetropft, durch die Fleiſchhackmaſchine getrieben, dann auf ein
Pfund 2 Eßlöffel Haferflocken, 1 große, feingeſchnittene gedämpfte
Zwiebel, Salz, Muskat, Paprika und 1 Eßlöffel feingewiegte
Peterſilie und etwas geriebene Semmel beigefügt, gut vermiſcht,
von der Maſſe löffelweiſe auf gebrühte Weißkohlblätter gegeben,
dieſe zuſammengerollt, von allen Seiten braun angebraten, mit
Zuſatz von kochendem Waſſer gargedünſtet, die Soße etwas
ver=
dickt und Salzkartoffeln dazu gereicht.
Speiſezettel.
Sonntag: Flädleſuppe — Gulaſch.
Montag: Weiße Bohnen mit Möhren.
Dienstag: Linſen mit Backpflaumen.
Mittwoch: Graupen mit Kohlrabi.
Donnerstag: Sauerkraut und Erbsbrei.
Freitag: Möhren mit Kartoffeln.
Samstag: Kartoffelſalat mit gebackenen grünen
Heringen.
Wahrheit” erzählt: „Meine eigenen Sachen nahm er (Behriſch)
mit Nachſicht auf und ließ mich gewähren, nur unter der
Be=
dingung, daß ich nichts ſollte drucken laſſen. Er verſprach mir
dagegen, daß er diefenigen Stücke, die er für gut hielt, ſelbſt
abſchreiben und mir verehren wolle.” Goethe ſelbſt hielt dieſen
Band damals für verloren; erſt 1895 iſt er im Nachlaß von Luiſe
von Göchhauſen zum Vorſchein gekommen und wird als eine der
koſtbarſten Goethe=Reliquien in Weimar verwahrt. Es iſt ein
kleiner Oktadband von 60 Blättern, in braunes Leder mit
Gold=
ſtreifen gebunden; das Titelblatt und die einzelnen Gedichte hat
Behriſch mit zierlichen Vignetten geſchmückt. Die Wiedergabe
bedeutet eine Meiſterleiſtung der Staatlichen Akademie für
Buch=
gewerbe und Graphik in Leipzig. Schließlich bereitet der alte
Heine=Verlag Hoffmann u. Campe, Hamburg und Berlin W. 35,
einen Neudruck der von Karl Immermann vor 100 Jahren
wie=
derentdeckten „Floia” ver, des älteſten deutſchen makaroniſchen
Gedichts von 1593, deſſen küchenlateiniſche Hexameter von Alfred
Richard Meher im barocken Sinne des leider unbekannten
niederſächſiſchen Autors in ein nicht weuiger küchenlateiniſches
Deutſch der ſo ſeltſam verwirrten Gegenwart übertragen wurden.
Der Kreis eines Säkulums ſchließt ſich und gibt ferner
Ver=
gangenheit friſcheſtes Leben.
Moderne Märchen.
Von Georg Perſich.
Vor einem Schaufenſter, in dem ſechs wohlgemäſtete Gänſe
in einer Reihe lagen, ſtand eine arme Frau und konnte ſich nicht
ſatt ſehen. Das iſt, wenn man einen richtigen Hunger hat, auch
gar nicht ſo einfach. Sie dachte an vergangene Tage, wo es ſo
manchmal Gänſebraten gegeben hatte, und an künftige, wo es
niemals mehr welchen geben würde; dachte, wie groß die Freude
bei Mann und Kindern ſein würde, wenn nach den täglichen
Waſſerſuppen einmal wieder eine gut gebratene Gans auf den
Tiſch käme, und ihre Augen feuchteten ſich. Da trat ein Herr
heran, der ſie unbemerkt beobachtet hatte, und ſagte: „Liebe
Frau, gefallen Ihnen die Gänſe?” „Ach. wie ſehr!” ſtammelte
ſie. „Dann werde ich ſie Ihnen alle ſchenken. Kommen Sie!”
Und er zog ſie in den Laden, bezahlte die ſchmackhaften Vögel
mit einer großen Menge Geldes und verſchwand, bevor die
über=
glückliche Frau ein Wort des Dankes ſprechen konnte.
Und wer’s nicht glaubt, bezahlt einen Silbertaler oder
drei=
tauſend Papiermark!
Ein Mann, den man bisher nur als arm gekannt hatte, lud
ſeine Freunde und Bekannte plötzlich zu einem großen Feſt ein,
ſo daß ſie glaubten, er wolle ſich einen Scherz mit ihnen erlauben.
Die hingingen, waren aber nicht wenig erſtaunt, als ſie den einſt
ſo Bedürftigen als Herr eines palaſtartigen Hauſes, das mit
vielem Prunk eingerichtet war, vorfanden. Diener reichten die
erleſenſten Speifen und Getränke herum, Künſtler von Ruf
unterhielten die Gäſte mit ihren Darbietungen. „Wie iſt Dir
Jahrgang 1923
naasanaanasagezzazaserssatngnnn
Spiel und Rätſel.
EI
Frränzruntierrerurrrnrer
V
Schachaufgabe Nr. 32.
G
d e
Weiß zieht und ſetzt mit dem zweiten Zuge matt.
Darmſtädter Silbenrätſel.
be, ber, ca, da, eng, el, fe. Aus nebenſtehenden Silben ſind neun
gel, he, i, land, na, no, rem, Wörter von folgender Bedeutung zu
sper, ster, scheid, te, vid. bilden: 1. Naubvogel, 2. Bezeichnung für
Tabak, 3. Backmittel, 4. Diplomatiſches
Schriftſtück. 5. Deutſcher Fluß. 6. Nützliches Tier. 7. Männlicher
Vorname. 8. Europäiſche Großmacht. 9. Stadt im Rheinland.
Die Anfangsbuchſtaben ergeben, von oben nach unten geleſen,
den Namen eines beliebten zeitgenöſſiſchen Darmſtädter Dialektdichters
A. Thomas.
O.E.
O.E.
O-E
O.E.
O.E.
Ergänzungs=Rätſel.
An Stelle der Punkte ſetze man Buchſtaben,
ſo daß die fünf wagerechten Reihen eine Stadt
in Tirol, einen bibliſchen Namen, ein Flügeltier,
ein Pelztier und ein Gewebe bezeichnen, während
eine Diagonalreihe ein Spielzeug und eine
Waffe nennt.
Carl Deubel.
Rätſel.
497. Kleingeſchrieben iſt man übel dran, — Großgeſchrieben hat es
jedermann.
498. Mit P kennt’s jeder Faſtnachtsnarr, — Mit B der, der Soldat
einſt war.
499. Was ſächlich allerlei zuſammenhält, — Liegt männlich oft auf
Wieſen, Au und Feld.
Auflöſungen.
Röſſelſprung:
Biſt du wirklich mir ſo feindlich?
Biſt du wirklich ganz verwandelt?
Aller Welt will ich es klagen,
Daß du mich ſo ſchlecht behandelt!
O, ihr undankbaren Lippen,
Sagt, wie könnt ihr ſchlimmes ſagen
Von dem Manne, der ſo liebend
Euch geküßt in ſchönen Tagen!
Stern=Rätſel: 1. Säbel. 2. Choral. 3. Orgel. 4. Nebel.
5. Zobel. 6. Eifel. 7. Inſel. 8. Tafel. „Schonzeit”.
Magiſches Quadrat:
GE WE BE
WE RM UT
BE UT EL.
Rätſel: 494. Maräne, Muräne, Moräne, Migräne. 495. Doſt,
Poſt, Moſt, Roſt, Koſt. 496. Steuer.
Verantwortlich: Max Streeſe.
ſolch ein Glück geworden?” fragte man ihn. „Haſt Du eine
Erb=
ſchaft gemacht oder im Spiel gewonnen? Oder biſt Du unter die
Menſchen gegangen, die man Schieber nennt?‟ Da runzelte der
reiche Mann die Brauen. „Als ob man es nicht auch durch
ehr=
liche Arbeit in kürzeſter Zeit zu hohem Wohlſtande bringen
könnte! Alles, was Ihr hier ſeht, und was Ihr nicht ſeht, was
ich in Schatzkammern und Auslandsdepots verborgen habe,
ver=
danke ich meiner fleißigen, ehrlichen Arbeit!” Und niemand
wagte mehr zu genießen.
Wer’s nicht glaubt, bezahlt einen Silbertaler oder
vier=
tauſend Papiermark! (Inzwiſchen um tauſend Mark geſtiegen.)
Das Volk murrte über die hohen Steuern und Abgaben, die
es zu tragen hatte, und da ſich dieſe Klagen nicht länger
über=
hören ließen, beſchloß man, es einmal mit der Sparſamkeit zu
verſuchen. Es ſollte keinerlei Verſchwendung mehr getrieben,
ſondern jede Ausgabe peinlich genau erwogen und, ſofern ſie
unnütz, vermieden werden. Und die ſolches anordneten, gingen
ſogleich mit dem guten Beiſpiel voran, und es wurde ein
allge=
meiner Wettſtreit daraus. Keiner beanſpruchte mehr für ſich,
als er durchaus benötigte, und was auf dieſe Weiſe erſpart
wurde, war ſo erheblich, daß man nicht nur auf neue Steuern
und Abgaben verzichten, ſondern daß man die alten bedeutend
ermäßigen und den geplagten Bürgern das Leben erleichtern
konnte.
Wer’s nicht glaubt, bezahlt einen Silbertaler oder
fünf=
tauſend Papiermark! (Weil ſchon wieder um tauſend Mark
ge=
ſtiegen.)
4.
Ein junges hübſches Mädchen (aha!) hatte ſeine Stiefel
zer=
riſſen und wollte ſich ein Paar feſte, haltbare neue kaufen. Der
Baſar, in den es ging, bot ihm das Gewünſchte in großer
Aus=
wahl; aber das junge Mädchen konnte ſich nur ſchwer
ent=
ſchließen, und zwar deshalb, weil auch viele Lackſchuhe da waren,
die mit ihrem Glanz das Auge blendeten und durch ihre zierliche
Form Wohlgefallen erregten. Da es aber regneriſches,
ſchmutzi=
ges Wetetr war, entſchied ſie ſich doch für ein paar hohe
waſſer=
dichte Stiefel und zog ſie an. Als ſie jedoch auf der Straße war
und ihre Füße betrachtete — o Wunder! da hatten ſich die Stiefel
in blanke, zierliche Lackſchuhe verwandelt, ſo daß der helle
Sei=
denſtrumpf faſt in ſeiner ganzen Länge zu ſehen war. Und das
junge Mädchen lächelte darüber und dachte nicht einen
Augen=
blick daran, umzukehren und umzutauſchen, trotzdem es vom
Regen und Straßenſchmutz ſehr beläſtigt wurde.
Wer’s nicht glauben will, bezahlt einen Silbertaler oder
ſechstauſend Papiermark! (Da mittlerweile ſchon wieder um
tauſend Mark geſtiegen.)
Und es war einmal — —, aber es wird niemand mehr einen
Silbertaler haben. Oder doch noch? Sogar ein Goldſtück —*
Märchenhaft! Alle Schätze von Tauſendundeinernacht verblafſen
dagegen.
Rummer 83.
G J G
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, deu 25. März 1923.
euer=Rundſchau
Seite 7..
Ju99 Jo
das neue Grundſteuergeſetz Württembergs
ſt am 22. Auguſt 1922 erlaſſen, und rückwirkend mit 1. April
922 in Kraft getreten. Der Grundſteuer und der damit
ver=
undenen Gefällſteuer unterliegen alle innerhalb der
Landes=
renze gelegenen, ertragsfähigen Grundſtücke, ferner die
jutzungsrechte an Grundſtücken, ſoweit ſie nicht durch
Gegen=
eiſtungen ausgeglichen werden, insbeſondere die Weide=,
Holz=
ezugs= und Fiſchereirechte, ſowie, abgeſehen von den dinglichen
Zewerbeberechtigungen, die mit einem Gebäude verbundenen
utzbaren Rechte, ſchließlich die noch vorhandenen Rechte auf
Zins= und ähnliche Gefälle. Von der Grundſteuer befreit
blei=
ſen: 1. die ihrer Hauptbeſtimmung nach dem öffentlichen
Ge=
rauch dienenden Grundflächen, die dem Eigentümer keinen
wirt=
chaftlichen Nutzen abwerfen, wie Wege, Straßen, Plätze,
Be=
fräbnisſtätten, Brunnen, Teiche, Feuerweiher, Viehſchwemmen
tſw.r 2. Grundſtücke und Rechte an Grundſtücken, deren Nutzung
nit dem Amt eines Beamten oder mit einer Kirchen= oder
Schulſtelle verbunden iſt, ſoweit ihnen ſchon bisher Befreiung
ukam. Steuerpflichtig iſt, wer in den öffentlichen Urkunden
Grundbuch, Steuerbuch) als Eigentümer oder Nutznießer des
Brundſtücks oder als Inhaber der Nutzungsberechtigung
auf=
geführt iſt, wobei der Eintrag am Beginn des Kalenderjahres
ür das ganze folgende Steuerjahr maßgebend iſt; wird im Erb=
Jaurecht ausgenutzt, ſo iſt der Erbbauberechtigte Steuerſchuldner
auch für den Grund und Boden. Die Steuer haftet als
öffent=
iche Laſt auf dem Grundſtück, auch wenn dieſes nicht im
Eigen=
tum des Steuerpflichtigen ſteht. Wird der Gegenſtand der
Be=
ſteuerung von einem Dritten erworben, ſo haftet der Erwerber
für die laufende und rückſtändige Steuer des Vorgängers mit
dieſem als Geſamtſchuldner. Der Steuerſatz wird für jedes
Rechnungsjahr durch das Staatshaushaltsgeſetz beſtimmt; er iſt
für die Grund= und Gefäll=, Gebäude= und Gewerbeſteuer
ein=
heitlich feſtzuſetzen. Das Grundkataſter iſt dieſem Steuerſatz mit
Zuſchlägen, oder Abſtrichen zu unterſtellen, die für jedes
Rech=
nungsjahr durch Geſetz beſtimmt werden. Die Zuſchläge oder
Abſtriche ſind beim Grundkataſter nach vollerreichten
Hundert=
ſätzen feſtzuſetzen und dem im vorausgegangenen Ernte= oder
Wirtſchaftsjahr nach dem Landesdurchſchnitt erzielten
Rein=
ertrag anzupaſſen. Bei Berichtigung der in Anlehnung an
frühere Gefetze fortgeführten Grundkataſter iſt der ſteuerbare
Grundertrag (Grundſteuerkapital) einer Parzelle auf volle Mark
nach unten abzurunden. Beträgt der ſteuerbare Grundertrag
einer Parzelle weniger als 1 Mk., ſo iſt er auf eine volle Mark
aufzurunden. Das nach dem Stand am Beginn des
Kalender=
jahres berichtigte Grundkataſter bildet vom folgenden
Rechnungs=
jahr an die Grundlage des Steueranſatzes und der
Steuer=
erhebung. Wer ein ſteuerpflichtiges Grundſtück, Nutzungsrecht,
Gefäll erwirbt oder in einer eine Kataſteränderung bewirkenden
Weiſe verändert, hat es vor dem 15. Januar des auf die
Er=
werbung oder Aenderung folgenden Kalenderjahres dem
Orts=
vorſteher anzuzeigen. Nach Feſtſtellung der ſteuerbaren
Grund=
erträge hat die Gemeindebehörde das Ergebnis jedem
Steuer=
pflichtigen bekannt zu geben und ihn gleichzeitig über das
Rechtsmittel des Einfpruchs zu belehren und den Beginn der
Einſpruchsfriſt zu bezeichnen. Bei dem Grundkataſter kann die
Gemeindebehörde an Stelle der Bekanntgabe das Ergebnis der
Berichtigung 15 Tage lang in den Räumen der Gemeinde zur
Einſicht der Beteiligten auslegen. Der Beginn der
Einſpruchs=
friſt iſt ortsüblich bekannt zu machen. Gegen die Feſtſetzung des
ſteuerbaren Grundertrags iſt zuläſſig: Einſpruch, ſodann
Be=
rufung an das Landesfinanzamt und ſchließlich
Rechts=
beſchwerde an den Verwaltungsgerichtshof. Die Koſten der
jähr=
lichen örtlichen Berichtigung und Fortführung des
Grund=
kataſters hat die betr. Gemeinde zu tragen; die Koſten deſſen
Prüfung hat ſie nicht zu erſetzen. Das Kataſter iſt wegen
ent=
deckter Fehler insbeſondere zu berichtigen, wenn: 1. bei der
all=
gemeinen Einſchätzung eine Grundſtücksparzelle oder ein
nutz=
bares Recht ganz unbeachtet blieb oder wenn ein ſteuerfreies
Grundſtück oder nutzbares Recht ins Kataſter aufgenommen
wurde: 2. Flächengehalt, Kulturart, Klaſſe oder der
Steuer=
anſchlag vom Hektar bei einer Grundſtücksparzelle irrig ange=
geben iſt; 3. die auf einem Grundſtück haftenden Grundlaſten
ganz unbeachtet geblieben oder in Art oder Größe irrig
ange=
geben ſind; 4. der ſteuerbare Grund= und Gefällertrag einer
Grundſtücksparzelle oder eines nutzbaren Rechts unrichtig
be=
rechnet iſt.
Die ſteuerbare Grundfläche eines Steuerdiſtriktes vermehrt
ſich, wenn: 1. fteuerfrei gebliebenes Staatseigentum veräußert
und in den Händen des neuen Beſitzers ſteuerpflichtig wird;
2. ein ertragsunfähiges oder ſteuerfrei gebliebenes Grundſtück
oder die bisherige Grundfläche oder der Hofraum eines
Ge=
bäudes, der forſt= oder landwirtſchaftlichen Kultur gewidmet
wird; 3. durch Naturereigniſſe neue Grundſtücke gebildet oder
bereits vorhandene Grundſtücke vergrößert werden; 4. infolge
Aenderung der Markungsgrenze Grundſtücke einem Steuerdiſtrikt
zuwachſen; 5. wenn die die Steuerfreiheit begründende Nutzung
aufgehört hat. Solche Grundſtücke werden in die entſprechende
Kulturart und Klaſſe des Steuerdiſtrikts eingereiht, zu dem ſie
gehören; hiernach wird ihr ſteuerbarer Grundertrag feſtgeſtellt.
Die ſteuerbare Grundfläche eines Steuerdiſtrikts vermindert ſich,
wenn ein Grundſtück: 1. durch Naturereigniſſe verloren geht
oder verkleinert wird; 2. durch ſolche Ereigniſſe auf die Dauer
ganz oder teilweiſe ertragsunfähig wird; 3. für den Staat
er=
worben und ſteuerfrei wird; 4. eine Beſtimmung erhält, nach
der es ſteuerfrei zu belaſſen iſt; 5. als Bauſtelle oder Hofraum
mit dem dazu gehörenden Gebäude beſteuert wird; 6. infolge
Aenderung der Markungsgrenze an einen anderen Steuerdiſtrikt
übergeht. Der ſteuerbare Grundertrag eines ſolchen
Grund=
ſtückes wird an dem Steuerkataſter des Steuerdiſtrikts ganz oder
zum betr. Teil abgeſchrieben. Die Steueranſchläge ſind zu
än=
dern in Fällen: 1. Wird durch die Entfernung nachteiliger oder
die Entſtehung günſtiger Verhältniſſe eine Grundfläche auf die
Dauer ſo in ihrer Ertragsfähigkeit erhöht, daß ſie fortan
un=
zweifelhaft in eine höhere Klaſſe gehört, ſo iſt der
Steuer=
anſchlag entſprechend zu erhöhen. Tritt der umgekehrte Fall
ein, ſo iſt er zu ermäßigen. 2. Wird die Kultur eines Grundſtücks
auf die Dauer verändert, indem Aecker in Wieſen, Wald uſw.
ver=
wandelt werden, oder umgekehrt, ein Grundſtück als Baumgut,
Hopfengarten, Steinbruch uſw. verwendet oder nicht mehr
ver=
wendet, ſo iſt ſein ſteuerbarer Grundertrag fortan nach dem
Steueranſchlag der neuen Kulturart oder Klaſſe zu beſtimmen,
der das Grundſtück nunmehr angehört. 3. Nimmt ein Grundſtück
die Eigenſchaft eines Gartens an, ſo iſt es fortan als ſolcher
ein=
zuſchätzen. Verliert dagegen ein als Garten eingeſchätztes
Grundſtück dieſe Eigenſchaft, ſo iſt ſein ſteuerbarer Grundertrag
nach der Kulturart und Klaſſe neu zu beſtimmen, der es
als=
dann angehört. 4. Wird ein Grundſtück von weſentlich
un=
gleicher Güte in der Folge durch Vermeſſung geteilt, ſo
kön=
nen ſeine einzelnen Teile nach Verſchiedenheit ihres
Ertrags=
werts in die betr. Kulturart und Klaſſe neu eingeteilt werden.
5. Wird infolge einer Markungs= Gewann=, oder
Feldweg=
regelung, Feldbereinigung, Güterzuſammenlegung oder
Wäſſerungsanlage ein großer Teil der Grundſtücke einer
Ge=
wann oder einer Markung in ſeinem Beſtande verändert, ſo
ſollen die neu gebildeten Grundſtücke nach ihrer Kulturart in
Klaſſen neu eingeteilt werden. 6. Wird eine Gründlaſt abgelöſt
oder hört eine im Gefällkataſter laufende Nutzung aus anderer
Urſache auf, ſo iſt ihr ſteuerbarer Gefällertrag im Gefällkataſter
abzuſchreiben, der ſteuerbare Grundertrag des bisher belaſteten
Grundſtücks aber entſprechend zu erhöhen. Kann bei einer
Ver=
änderung der in Nr. 1 genannten Art ihre dauernde Wirkung
bei der Anzeige noch nicht erwieſen werden, ſo bleibt die
Ab=
ſchreibung ausgeſetzt, bis dieſer Nachweis beigebracht wird. Bei
entdeckten Fehlern oder Veränderungen der Steuergegenſtände
ſind die ſteuerbaren Grund= und Gefällerträge bei der
nächſtfol=
genden Kataſterfortführung zu berichtigen. Die Berichtigung
des Kataſters liegt der örtlichen Steuerſatzbehörde (Art. 32 und
90 der Gemeindeordnung vom 28. Juli 1906) alljährlich am
Anfang des Kalenderjahres ob.
Die Aenderungen der Kataſterbeträge in den
Ortsgrund=
ſteuerkataſtern ſind ſpäteſtens bis 31. Januar dem Finanzamte
anzuzeigen, das ſie zu prüfen, nötigenfalls im Benehmen mit
der örtlichen Steuerſatzbehörde zu berichtigen und den
Kataſter=
betrag der Gemeinden feſtzuſetzen hat.
Stundung nach der Reichsabgabenordnung.
* Das Reichsgeſetzblatt Nr. 8 vom 3. Februar enthält eine
am 1. April 1923 in Kraft tretende Stundungsordnung von
47 Paragraphen. Die Beſtimmungen der Reichsabgabenordnung
über Stundung, Hinterlegung und Sicherheitsleiſtung treten
da=
mit allgemein in Kraft. Der erſte Abſchnitt der
Stundungsord=
nung handelt von Zahlungsaufſchub und Stundung, deſſen erſter
Titel enthält für Zahlungsaufſchub und Stundung gemeinſame
Vorſchriften, der zweite Titel Sonderbeſtimmungen über
Zah=
lungsaufſchub, der zweite Abſchnitt handelt von der
Sicherheits=
leiſtung. Aus der Fülle des Materials, das Finanz= und
Lan=
desfinanzämter hier wieder einmal verarbeiten müſſen, ſeien für
die Leſer nur folgende Beſtimmungen hervorgehoben: Nach
§ 40überwacht die für die Verwahrung zuſtändige Finanzbehörde
— ohne daß das Reich dem Hinterleger
gegen=
über eine Verpflichtung oder eine Haftung
übernimmt — die Ausloſung und die Kündigung
hinter=
legter Wertpapiere inſoweit, als die Ausloſung und die
Kündi=
gung in den Verloſungstabellen veröffentlicht werden, die für
die Reichsbank nach deren allgemeinen Beſtimmungen über den
Geſchäftsverkehr maßgebend ſind. Von der erfolgten Ausloſung
oder Kündigung gibt die Finanzbehörde dem Hinterleger durch
einfachen Brief Nachricht. (§ 118 R.Abg.O. ſchreibt vor, daß,
wenn eine Sicherung unzureichend wird, ſie zu ergänzen oder
anderweitige Sicherheit zu leiſten iſt.) Sind feſtverzinsliche:
Werte hinterlegt worden, ſo hat die für die Verwahrung
zuſtän=
dige Finanzbehörde, wenn die zu den Wertpapieren gehörenden
Zinsſcheinreihen abgelaufen ſind, die neuen Zinsſcheinreihen
bei der zuſtändigen Stelle abzuheben. Das Reich erhebt
Ge=
bühren, wenn hinterlegt werden: 1. Wertpapiere (mit Ausnahme
der Wechſel); 2. Zahlungsmittel, die nicht kaſſenmäßiges Geld
ſind; 3. Koſtbarkeiten. Die Gebühr beträgt: 1. bei Hinterlegung
von Wertpapieren — Schuldverſchreibungen des Reichs, der
Länder, feſtverzinslichen Schatzanweiſungen des Reichs, der
Länder —: 1 Mk. für jede angefangenen 1000 Mk. des geſamten
Nennwertes; 2. bei Hinterlegung feſtverzinslicher Wertpapiere,
die nicht unter Nr. 1 fallen; 3 Mk. für jede angefangenen 1000
Mark des geſamten Nennwertes; 3. bei Hinterlegung anderer
als der in Nr. 1 und 2 bezeichneten Wertpapiere; 6 Mk. für jede
angefangenen 1000 Mk. des geſamten Nennwertes; 4. bei
Hinter=
legung von Koſtbarkeiten und nicht kaſſenmäßigem Geld: 3 Mk.
für jede angefangenen 1000 Mk. des geſamten Annahmewertes.
Die Gebühr iſt zu entrichten: 1. als einmalige Gebühr für die
Annahme der Vermögensgegenſtände (Annahmegebühr); 2. als
fortlauſende Gebühr für die Verwahrung derſelben (
Verwah=
rungsgebühr). Auslagen werden im Hinterlegungsverfahren
nicht erhoben. Die Annahmegebühr wird von dem Wert der zum
Zwecke der Sicherheitsleiſtung übergebenen Gegenſtände
berech=
net. Für die Herausgabe hinterlegter Vermögensgegenſtände iſt
keine Gebühr zu entrichten. Die Verwahrungsgebühz iſt für
jedes angefangene Rechnungsjahr zu entrichten, in dem die
Gegenſtände hinterlegt waren. Werden Gegenſtände in den
Mo=
naten Januar, Februar, März hinterlegt, ſo iſt für das zur Zeit
der Uebergabe laufende Rechnungsjahr eine Verwahrungsgebühr
nicht zu entrichten. Die für die Verwahrung zuſtändige
Finanz=
behörde kann die als Sicherheit hinterlegten Werte einſchließlich
der Beweisurkunden der Reichsbank, der Staatsbank eines
deut=
ſchen Landes oder einer ſonſt geeigneten Bank, öffentlichen oder
unter öffentlicher Aufſicht ſtehenden Sparkaſſe oder
Kreditgenoſ=
ſenſchaft mit dem Auftrage übergeben, die Gegenſtände für das
Reich aufzubewahren. Hinterlegte Gegenſtände werden nur
gegen Entrichtung der Gebühr herausgegeben. Verpfändung von
Waren foll in der Regel nur für Zölle und Verbrauchsſteuern
als Sicherheit angenommen werden; für andere Steuern bedarf
das Finanzamt vorheriger Genehmigung des Landesfinanzamts.
Wegen eines unerheblichen Sinkens des Börſenpreiſes bedarf
es einer Verſtärkung der Sicherheit nicht. Ob ein Sinken des
Börſenpreiſes als erheblich anzuſehen iſt, entſcheidet Finanzamt
(Hauptzollamt) nach ſeinem Ermeſſen unter Berückſichtigung der
allgemeinen wirtſchaftlichen Lage und der beſonderen Umſtände
des Einzelfalles. Für die Kohlenſteuer, die Eſſigſäureſteuer und
die Abgaben, die nach § 2 Nr. 1 und 2 der Zollſtundungsordnung
vom 11. Januar 1906 (Zentralbl. f. d. Deutſche Reich S. 128) von
der Stundung ausgenommen ſind, treten die Vorſchriften des
8 105 Abſ. 1 der R.Abg.O. bis auf weiteres nicht in Kraft.
Aktiva
1O
Bilanz vom 31. Dezember 1922
Grundſtücke ....
Gebäude Beſtand am 1. 1. 1922 ℳ 300 000.
Zugang bis 31. 12. 1922 87 579.—
ℳK 367579.—
5” Abſchreibung . . „ 17 579.
Fabrikeinrichtungen
Beſtand am.1. 1. 1922 ℳ 108 250.—
Zugang bis 31. 12. 1922 „ 53 412.-
Mfe
41
25¾½ Abſchreibung . .
Mobilien .
Transportanlagen
...
Modelle
Kaſſe= und Bankguthaben
..
Effekten
Debitoren
Waren .
„ „
Beteiligungen .. . . . .. ....
Avale . . . . . . . . . . . . ℳ 385 855.—
374 975
370000
120000
42 675 203/-
9061
1245. 117 475
5494 0141-
1515 000
Vffe
Stammaktien=Kapital .
Vorzugsaktien=Kapital . . . . . . . .
Reſervefonds
Erneuerungsräcklage ..........
Penſionsfonds
.
Noch nicht erhobene Dividende . . . . ."
Kreditoren".
...
.. .ℳℳ 385 855.—
Avale ...."
Reingewinn Vortrag aus 1921, 112330.
Reingewinn 1922 „10863924.—
Soll
A.
Gewinn= und Verluſt=Rechnung vom 31. Dezember 1922
Geſamt=Unkoſten
bſchreibungen".
Reingewinn .
R
46 169 200
59 9411.
10976 254.
57 204 695
Rohgewinn . . .
Vortrag aus 1921
Auf Grund, eingehender Prüfung vorſtehender Bilanz und Gewinn= und Verluſtrechnung vom 31. Dezember 1922/ Wäſche, Strümpfe,
Sport=
eſtätige ich deren Uebereinſtimmung mit den ordnungsgemäß geführten Büchern der Geſellſchaft.
Paul Bollinger.
Darmſtadt, den 12. März 1923.
Die in der Generalverſammlung vom 22. März 1923 feſtgeſetzte Dividende von 15¾ und einem Bonus von (Gr. 41). Anzuſehen
850—— auf eine Stammaktie iſt gegen Einlieferung des Gewinnanteilſcheins für 1922 bei der Geſellſchaftskaſſe Sonntag v. 2.5 Uhr
der der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt, zahlbar.
Darmſtadt, den 23. März 1923.
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Dondeleeiot
25. März 1923 Nr. 83
Handel und Wandel in Heſſen.
Erſte Darmſtädter Heröfabrik und
Eiſen=
gießerei, Gebrüder Rocder, A.=G., Darmſtadt. In der
am 22. März abgehaltenen ordentlichen G.=V. dieſes Unternehmens
wurden die Bilanz und Gewinn= und Verluſtrechnung der 31. 12. 1922
und die Auszahlung einer Dididende von 15 Prozen= und einem Bonus
von 800 Mk. auf eine Stammaktie genehmigt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsb ik und
Poſt erfolgt bis auf weiteres underändert zum Preiſe don Mk. 85 000
für ein Zwanzigmarkſtück, Mk. 42500 für ein Zehnmarkſtück. Für
aus=
ländiſche Goldmüngen werden entſprechende Preiſe gezahlt. Der
An=
kauf von Reichsſilbermünzen durch die Reichsbank und Poſt erfolgt
bis auf ſveiteres unberändert zum 1500fachen Betrage des Nennwertes
* Einlöſung kleiner Kriegsanleiheſtücke. Die
Reichsſchuldenverwaltung ſetzt jetzt den ſchon früher diskurierten Plan
einer teilweiſen Einziehung und Rückzahlung der Kriegsanleihe in die
Tat um. Die Reichsſchuldenverwaltung teilt mit, daß wegen der
un=
verhältnismäßig hohen Koſten, die durch die Verwaltung kleiner
For=
derungen ihr. den Sparkaſſen, den Banken uſw. durch die Gutſchrift der
Zinſen entſtehen, die Beſeitigung dieſer Koſten dringend geboten iſt.
Sie iſt deshalb ermächtigt worden, Schulbuchforderungen der
Hprozen=
tigen Reichsanleihe, ſoweit ihr Nennbetrag über weniger als 1000 Mark
lautet, den Gläubigern auf Antrag durch Ankauf abzunehmen. Der
An=
kauf erfolgt unter günſtigen Bedingungen, da der Kaufpreis 110
Pro=
zent beträgt, wogegen der Gläubiger allerdings auf die Zahlung der
ſeit dem letzten Fälligkeitstermin laufenden Stückzinſen zu
verzih=
ten hat.
* Deutſche Petroleum A.=G. — Rütgerswerke A.=G.
Die beiden Geſellſchaften legen jetzt ihre Abſchlüſſe vor. Die Deutſche
Petroleum hat, wie ſie mitteilt, aus formalrechtlichen Gründen ihr
Ge=
ſchäftsjahr in zwei Geſchäftsjahre zerlegt, von denen das eine in die
Zeit vom 30. Dezember 1921 bis zum 29. Dezember 1922 fällt, das
zweite dagegen mr den 30. und 31. Dezember 1922 umfaßt. An
die=
ſen beiden Tagen ruht der Betrieb. Da ſich die neuen
Produktions=
unternehmungen der Geſellſchaft im ſoeſentlichen noch im Aufbau
be=
finden, ſtammen die Gewinne des abgelaufenen Geſihäftsjahres in der
Hauptſache aus dem Handelsgeſchäft, in dem eine Zunahme des
Ab=
ſatzes von Leuchtöl, Benzin und Treiböl verzeichnet wird. Allerdings
habe der Abſatz von Leuchtöl in Deutſchland bisher noch nicht ein
Drit=
tel des Friedensbedarfs erreicht. Beteiligungen, Grundbeſitz und
Be=
triebe ſtehen mit 113 Mill. zu Buche, Waren und Betriebsmaterialien
mit 1 Milliarde, Schuldner (im weſentlichen verwandte Geſellſchaften)
mit 250 Mill, Bankguthaben mit 46 Millionen Mark. Dem ſrehen
gegenüber Gläubiger mit 760 Mill. Mark. Das Bruttoergebnis zeigt
einen Ueberſchuß von rund 500 Mill. Mark, und nach Deckung der
Un=
koſten der Zentralgeſellſchaft rund 400 Mill. Mark. Der auf den 24.
April 1923 einzuberufenden Generalderſammlung ſoll die Verteilung
einer Dividende von 200 Prozent (in 1920 30 Prozent) auf das 150 Mill.
Mark betragende Geſellſchaftskapital vorgeſchlagen werden unten
Stel=
lung eines Gewinnvortrages von 100 Mill. Mark, die im wveſentlichen
für Steuern beſtimmt ſind. Die Dividende von 20 Prozent bedeutet
m Wirklichkeit für den Aktionär 40 Friedenspfennige, während die
Geſellſchaft vor dem Kriege eine Dividende von 80. Friedensmark
ver=
teilt hat.
Die Rütgerswerke A.=G. hat im Jahre 1922 einen Nettogewinn
von 300 Mill. Mark erzielt, nachdem ſie das Werkerhaltungskonto mit
zirka 500 Mill. Mark dotiert hat. Der auf den 12. April 1923
einzube=
rufenden Generalverſammlung ſoll die Verteilung einer Dividende von
ebenfalls 200 Prozent (im Vorjahre 30 Prozent), 0,04 Prozent Gold
auf das Stammaktienkapital von 100 Mill. Mark vorgeſchlagen werden,
unter Stellung eines Gewinnvortrages von zirka 100 Mill. Mark. Die
Anlage, Beteiligungs= und Warenkonten ſind nach Friedensprinzipien
zum Betrage von zirka 50 Millionen Goldmark in die Bilanz
einge=
ſtellt. Die Generalverſammlung ſoll ferner über das bekannte
Pro=
jekt einer Intereſſengemeinſchaft mit der Deutſchen Petroleum A.=G.
Beſchluß faſſen, ſowie über die Kapitalerhöhungspläne der Geſellſchaft.
Hiernach ſollen die beſtehenden 50 Mill. Mark Vorzugsaktien in
Stamm=
aktien mit Geſinnberechtigung ab 1. Januar 1923 umgewandelt werden.
Dieſe Aktien ſollen den Aktionären der Rütgerswerke A.=G. und der
Deutſchen Petroleum A.=G. zum Bezuge zum Kurſe von 500 Prozent
frei von Bezugsrechtsſteuer in der Weiſe angeboten werden, daß auf
je nominal 5000 Mark alte Aktien, gleichgültig, welcher der beiden
Geſellſchaften, nominal 1000 Mark junge Rütgersaktien bezogen
wer=
den können. Im Hinblick auf teilweiſe bereits abgeſchloſſene, teilweiſe
noch in der Schwebe befindliche Transaktionen, ſowie ſonſtigen
Kapital=
bedarf der beiden Geſellſchaften ſoll ferner die Erhöhung des
Stamm=
aktienkapitals um weitere 150 Mill. Mark mit Gewinnberechtigung ab
1. Januar 1923, und die Ausgabe neuer 100 Mill. Mark Vorzugsaktien
mit zweifachem Stimmrecht in den bekannten drei Fällen, gleichfalls
mit Gewinnberechitgung ab 1. Januar 1923, vorgeſchlagen werden.
* Nationale Automobil=Geſellſchaft A.=G.,
Ber=
lin. In der heutigen Aufſichtsratsſitzung wurde beſchloſſen, eine
Divi=
dende von 0,01 Goldmark, d. ſ. beim jetzigen Dollarkurs zirka 50 Pro=
Zent (i. V. 15 Prozent) vorzuſchlagen. Wie wir hören, iſt eine
Kapitals=
erhöhung zurzeit nicht beabſichtigt.
Deutſche Erdöl A.=G., Berlin. Die
Generalverſamm=
lung beſchloß die Kapitalsenhöhung um 160 auf 260 Mill. zu den
be=
reits bekannten Bedingungen. Von den neuen Aktien werden 25 Mill.
den Aktionären 4 zu 1 zu 5000 Prozent angeboten, 100 Mill. gehen mit
25 Proz. Einzahlung an eine Gruppe von Großaktionären zu dauerndem
Beſitz zu pari die reſtlichen 35 Mill. bleiben zunächſt als Reſerveaktien
bis auf 1,5 Mill., die Verwaltungsangehörigen zu 5000 Prozent
be=
laſſen werden. Nähere Angaben über die Verwendung der
Neſerve=
aktien wurden nicht gemacht. Sämtliche Koſten und Steuern der
Kapi=
talserhöhung trägt die Geſellſchaft. Die Ausſichten werden als
befrie=
digend bezeichnet, es ſei mit einer weſentlich höheren Dividende zu
rechnen, die die Höhe der in der letzten Zeit bei anderen größeren
In=
duſtrieunternehmungen ausgeſchütteten Dividende erreichen wird.
* Mechaniſche Weberei zu Linden A.=G., Hannover=
Linden. Die Generalverſammlung ſetzte die Dividende auf 100
Pro=
zent feſt. Nach Mitteilung der Verwaltung liegen bedeutende
Aus=
landsaufträge vor, der Auftragsbeſtand belaufe ſich zurzeit auf zirka
16 Milliarden Mark, ſo daß auch für das laufende Geſchäftsjahr
vor=
ausſichtlich wieder mit einem zufriedenſtellenden Ergebnis gerechnet
wer=
den könne.
* H. Meinecke u. Co. A.=G., Breslau. Der Aufſichtsrat ſchlägt
der auf den 28 April einzuberufenden außerordentlichen
Generalver=
ſammlung die Verteilung einer Dididende von 0,08 Prozent in Gold
zum gegenwärtigen Goldankaufspreis der Reichsbank dor, gleich 340
Prozent in Papier (i. V. 25 Prozent).
* Emil Buſch, Optiſche Induſtrie A.=G., Rathenow.
Die Generalverſammlung beſchloß, das Aktienkapital um 11,4 Mill.
MMark Aktien mit Dividendenberechtigung ab 1. April 1923, unter
Aus=
ſchluß des geſetzlichen Bezugsrechts, zu erhöhen. Hiervon ſollen 7,8
Mill. Mark Stammaktien den Aktionären 2 zu 1 durch das Bankhaus
E. J. Meher, Berlin zum Bezuge angeboten werden. Der
Bezugs=
preis beträgt 2500 Prozent. Die Geſellſchaft trägt Bezugsrechts= und
Börſenumſatzſteier. Weitere 2,4 Mill. Mark ſollen im Intereſſe der
Geſellſchaft beſtmöglichſt verwertet werden. Ferner werden 1.2 Mill.
Mark 6proz. Vorzugsaktien mit zehufachem Stimmrecht ausgegeben,
die von der Nuhegehalts= und Hinterbliebenenfürſorgeverſicherung der
Geſellſchaft zum Parikurs erworben und unter Trenhandverwaltung
geſtellt werden.
Vereinigte Elbſchiffahrts=Geſellſchaften A.=G.
in Dresden. Die außerordentliche Generalverſammlung genehmigte
die Kapitalserhöhung um 20 Mill. Mark Stamm= und 3 Mill. Mark
Vorzugsaktien mit Dividendenberechtigung ab 1. Januar 1923 auf 96
Millionen Mark. Die neuen Stammaktien werden einem Konſortium
zum Kurſe von 100 Prozent mit der Verpflichtung überlaſſen, hiervon
18,6 Mill. Mark nach Weiſung der Geſellſchaft zu 150 Prozent zur
Ver=
fügung zu halten und 1,4 Mill. Mark an Geſchäftsfreunde der
Geſell=
ſrhaft zum Kurſe von 5500 Prozent zu begeben. Der hierbei über 150
Prozent erzielte Gewinn fließt der Geſellſchaft zu. Das Konſortium
hat 50 Prozent der Koſten zu tragen. Ein Bezugsrecht der Aktionäre
kommt nicht in Frage.
‟ Dampfkeſſel= und Gaſometer A.=G., vorm. A.
Wilke u. Co., Braunſchweig. Die Geſellſchaft teilt mit, daß
für das abgelaufene Geſchäftsjahr mit einer weſentlich höheren Dividende
als im Vorjahr zu rechnen ſei. Von den neuzuſchaffenden Aktfen, die
ab 1. April 1922 dividendenberechtigt ſind, werden den Aktionären auf
eine alte zwei neue zu 500 Prozent angeboten.
Waggon= und Maſchinenbau A.=G., Görlitz. Die
a. v. Generalverſammlung genehmigte die Verſchmelzungsverträge mit
der Maſchinenbauanſtalt und Dampfkeffelfabrik H. Pauckſch in
Lands=
berg und der Dresdner Maſchinenfabrik und Schiffswerft Uebigau. Für
je drei Aktien der zu übernehmenden Geſellſchaften werden zwei
Gör=
litzer Aktien pl. 360 Mk. bar gewährt, außerdem ein Bezugsrecht auf
zwei neue Görlitzer Aktien zu 5750 Prozent. Die Görlitzer A.=G. erhöht
ihr Aktienkapital auf 200 Mill., von den neuem Aktien werden 20 Mill,
als Umtauſchaktien, 20 Mill. für das erwähnte Bezugsrecht benötigt.
55 Mill. ſverden den Görlitzer Aktionären 1 zu 1 zu 5750 Prozent
an=
geboten, 23 Mill. werden zu 4000 Prozent begeben und börſenmäßig im
Intereſſe der Geſellſchaft verwertet, 3 Mill. gehen an die Coyunerz= und
Privatbank und 4 Mill. gehen an Verwaltungsmitglieder. Die
Ergeb=
niſſe des laufenden Geſchäftsjahres werden als bisher recht günſtig
be=
zeichnet.
Siemens elektriſche Betriebe A.=G., Hamburg.
Die Generalverſammlung genehmigte den Abſchluß für 1921/22, der
infolge des durch die weitere Markentwertung bei der ſchweizeriſchen
Obligationenſchuld entſtandenen Valutaverluſtes mit einer Erhöhung
der Unterbilanz von 162,6 Mill. Mark auf 2726,4 Mill. Mark abſchließt.
Um den Konkurs zu vermeiden und die Möglichkeit eines Vergleichs mit
den Gläubigern zu ſchaffen, iſt bekanntlich über die Geſellſchaft die
Ge=
ſchäftsaufſicht verfügt worden. Die Geſellſchaft befindet ſich im Stadium
der Vorbereitung eines Zwangsvergleiches und hofft, bald mit Vor
ſchlägen an die Gläubiger herantreten zu können. Die Geſellfhaft
er=
wartet Wiederherſtellung der Kreditfähigkeit nur durch einen
weit=
gehenden Schuidenerlaß. Für die Opfer, die die Gläubigen zu bringen
haben, will die Geſellſchaft ihnen ein aktiveres Mitgliedſchaftsrecht, d. h.
eine Aktienbeteiligung, unterbreiten. Die Verwaltung hofft, den
Kon=
kurs, der das ganze Unternehmen zu Fall bringe, vermeiden zu können,
zuuial der Betrieb eine ſtete und geſunde Entwickelung neyme. Die
Zuſtimmung der Gläubiger werde aber auch davon abhängen, daß ſich
die jetzigen Aktionäre zu einem bedeutenden Opfer bereit erklären.
* Afbeſt= und Gummiwerke Alfred Calmon A.=G.
Hamburg. Die Geſellſchaft beantragt 20 Prozent Dividende, wie im
Vorjahr, und außerdem einen Bonus von 50 Prozent (im V. 0 Prozent).
* Portland=Zementfabrik Hemmoor Hamburg.
Die Geſellſchaft beantragt Verteilung einer Dividende von 100 Proz.
(i. V. 30 Proz.) auf das ſeit 1899 nicht mehr erhöhte Aktienkapital von
5,4 Mill. Der Rohgewinn beträgt 15,017 Mill. nach Abzug von 53,815
Mill. für Reparaturen uſw. Die Abſchreibungen betragen 2,152 Mill.
Die Geſellſchaft bemerkt, daß es im abgelaufenen Geſchäftsjahr nicht
gelungen ſei, die Erzeugung auf mehr als die Hälfte der
Vorkriegs=
leiſtung zu ſteigern, infolge der nach Menge und Güte ungenügenden
Zuweiſung von inländiſcher Kohle. Es mußten, um die Erzeugung zu
ſteigern, engliſche Kohlen in ausgiebigem Maße bezogen werden.
In=
folge des Sturzes der Mark war die Geſellſchaft im letzten Halbjahr
nicht mehr in der Lage, größere Abſchlüſſe in engliſcher Kohle zu tätigen.
Die Beteiligung bei der German American Portland Cement Works in
Höhe von 2500 Shares zu nom. 100 Dollars, ſteht unverändert mit
500 000 Mk. zu Buche. Die Geſellſchaft erwartet aus der Winslow Bill,
daß ihr in abſehbarer Zeit als Abſchlagszahlung ein Betrag von 10 000
Dollar vergütet wird, und daß ihr künftig aus den Zinſen der
Reſtfor=
derung ein Betrag bis zu 10000 Dollar jährlich zufließen wird.
Deutſche Jürgenswerke A.=G., Hamburg. Die Ge
ſellſchaft ſchlägt eine Dividende von 15 Prozent (12 Proz.) auf die
Stammaktien und von 8 Prozent (7 Proz.) auf die Vorzugsaktien vor.
Hanfa Lloyd=Verke A.=G., Bremen. Die
Gefell=
ſchaft berichtet über recht lebhafte Nachfrage, beſonders nach eieftn
Fahrzeugen. Nach 24,86 Mill. Abſchreibungen werden 81,36 Mill.
Reingewinn ausgewieſen, nachdem vorweg 100 Mill. einem
Werkerhal=
tungsfonds zugeführt wordear ſind. Es werden, wie bekannt, 50 Proz.
(6 Proz.) Dividende auf 100 Mill. alte und 25 Proz. Dividende auf 44
Mill. neue Aktien vertilt. Die Generalverſammlung am 26. Mär; foll
über eine weitere Erhöhung bis zu 96 Mill. auf 240 Mill. beſchließen,
ſowie über Ausgabe von 10 Mill. Sproz. Vorzugsaktien mit 20fachem
Stimmrecht zum Schutz gegen Ueberfremdung. Die Einführung der
Aktien an den Börſen in Berlin, Hamburg und Frankfurt iſt
vorbe=
reitet.
Banken.
Frankfurter Hypothekenbank, Frankfurt a. M.
Die im Januar beſchloſſene Kapitalserhöhung kommt nunmehr zur
Durchführung. Das Aktienkapital wird um 1 Mill. Mark
mehrſtim=
mige Vorzugs= und um 22 Mill. Mark Stammaktien auf 45 Mill. Mark
erhöht. Die Stammaktien gehen an eine Gruppe Frankfurter Banken
unter Führung der Firma Georg Hauck u. Sohn zu 550 Prozent, 11
Millionen Mark werden den Aktionären von der Gruppe zu 660 Prozent
zum Bezuge angeboten, die weiteren 11 Mill. Mark werden im
Einver=
nehmen mit der Verwaltung im Intereſſe der Bank verwertet werden.
Warenmärkte.
b. Mannheimer Wochenberichte. Die ſtabilen
Markt=
verhältniſſe ſollten eigentlich ein reges Geſchäft bewirken, dabei iſt es
auf den Waren= und Produktenmärkten noch ſtiller geworden, als zur
Zeit der größten Schwankungen. Die wirtſchaftlichen und politiſchen
Verhältniſſe erſticken jede Unternehmungsluſt, dabei werfen die
heran=
nahenden Oſterfeiertage ihre Schatten voraus. Je nach dem Ausgang
des Ruhrkampfes iſt auch mit einer Aenderung der Markbewertung zu
rechnen und da ſcheint es Verkäufern wie Käufern zu gewagt, größere
Lieferungs= und Kaufabſchlüſſe zu tätigen. Vor Beendigung des
Ruhr=
konfliktes iſt deshalb wohl mit keiner Geſchäftsbelebung zu rechnen.
Mitbeſtimmend für die derzeiüge große Geſchäftsflauheit iſt die faſt an
einen Käuferſtreik grenzende Zurückhaltung des Konſums, wobei aber
auch die ſtark geſunkene Kaufkraft eine Rolle ſpielt.
Getreide. Mit dem Vorrücken der Jahreszeit werden die
Vor=
räte in einheimiſcher Ware geringer und deshalb die Angebote kleiner.
Dieſen Urſachen dürfte wohl auch das ſchwache Anziohen der
Getreide=
preiſe zuzuſchreiben ſein, da die Deviſenkurſe die ganze Woche über
nahezu unverändert blieben, die aber am Ende der Woche wieder auf
ihren vorwöchigen Stand zurückgingen. Weizen bewegte ſich von 95 000
auf 98 000 und dann wieder auf 95000 Mk. zurück, Noggen blieb mit
88 000 Mk. unverändert, Braugerſte ging in beſſerer Qualität um 3000
Mk. auf 75—82000 Mk., inländiſiher Häfer um 5000 Mk. auf 50= bis
70 000 Mk. zurück, ausländiſcher Hafer blieb mit 90—95000 Mk.
un=
verändert und Mais zog von 95—100 000 auf 95—105 000 Mk., alles pro
100 Kilo bahnfrei Mannheim, an=
Mehl. Die Lage am Mehlmarkt zlluſtriert ſich am beſten dadurch,
daß der Kleinhandel den Pfundpreis von 1000 bis auf 770 Mk.
hevab=
geſetzt hat, um beſſeren Abſatz bei dem Konſum zu haben. Demnach
lagern bei dem Handel noch größere Mengen Weizenmehl. die zu Geld
gemacht werden müiſſen. Dieſer Preisabſchlag iſt deshalb charakteriſtiſch,
weil der Mühlenrichtpreis mit 170 000 Mk. und die zweite Hand mit
135—140 000 Mk. die ganze Woche hindurch unveränderk am Markte
war, ja für außerhalb der Beſatzungszone liegendes Mehl ein um etwa
10 000 Mk. höherer Preis bezahlt wurde.
Futtermittel. Das ſtille Geſchäft zeigt die Abgeber doch
etwas williger und ſo war es möglich, daß Weizenkleie zu 40 000 gegen
40—45 000 Mk., Biertreber und Malzkeime zu 45—50 000 Mk. gegen
50 000 Mk. puo Doppelzentner ab Veuladeſtation abgingen. In
Rauh=
futtermitteln war die Stimmng geteilt. Während Heu mehr gefragt
war, lag Stroh bei größeren Andienungen vernachläſſigt. Dies drückt
ſich auch in den Preiſen aus, denn loſes Wieſenheu zog von 41 000 bis
43000 auf 44000 Mk., Luzernekleeheu von 43—50 000 auf 50—52000
Mk. an, Preßſtroch ging dagegen von 40—42 000 auf 39—40 000 Mt. und
Bundſtroh von 40 000 auf 35—36 000 Mk. pro Doppelzentner,
waggon=
frei Mannheim, zurück.
Kolonialwaren. Das Geſchäft war durchweg ruhig und die
Umſätze nicht von Belang, obwohl doch die jetzigen beſtändigen Preiſe
eher zu Käufen ermutigen ſollten. Man verlangte für Kaffee Santos
Superior roh 14 30—15920 Mk., geſpaſchen 18520—19.00 Mk., Tee,
mittlerer Sorte. 30—33 000 Mk., gute Sorte 34—37 000 Mk. und zeine
Sorte 38—40 000 Mk., inländiſcher Kakao 5500 Mk., holländiſcher Kakao
6000 Mk., Burma=Reis 1800 Mk. und ausländiſcher Zucker 2600 Mk.,
alles pro Kilo ab Mannheim.
Tabak. Die Ablieferungen der per März gekauften Tabake
wur=
den fortgeſetzt, finden aber nicht die Befriedigung der Abnehmer, da
ſie noch ſehr unfertig ſind und noch einer weireren, ſehr ſorgfältigen
Be=
handlung ſeitens der Käufer bedürfen. Von veuen Verkäufen dieſes
Jahrgangs wurde nichts bekannt, dagegen wurden in Seckenheim 150
Zentner 1921er Tabake zu 202 000 Mk. per Zentner verkauft. Das
Ge=
ſchäft iſt im allgemeinen ruhig, da die noch im Beſitz befindlichen Pflan=
zer ſo kapitalkräftig und nicht gezirungen ſind, ihre Warc zu jedem
Preis abzuſtoßen und auf ihre Prciſe halten. Rippen werden immer
ſtärker angeboten, was naturgemäß auf die Preife drückt. Die
Zigarzen=
fabrikation geht noch ſchleppend und nur die Fav=ikanten, die zu
e=
mäßigten Preiſen anbieten, haben Abſatz und Neubeſtellungen zu
der=
zeichnen, die ihnen einigermaßen Beſchäftigung ſichern. Die
Rauch=
tabakfabrikation dagegen hat befriedigendere Beſchäftigung, da ſie ihre
Preiſe um 20 Prozent ermäßigt hat, aber auch die Naucher ſich immer
mehr dem Pfeifenrauchen zuwenden und ſo der Konſum größer wird.
In dem Kleinhandel hat ſich allerdings der Preisabſchlag noch nicht
be=
merkbar gemacht die 100=Gramm=Pakete Mittelſchnitt koſten noch,
nach=
dem die alten, billigeren Beſtände ausverkauft ſind, 1500—1600 Mr. a
Zigarren werden die billigſten Sorten mit 20 und 100 Mk. pro Sti
angeboten.
Holz. Während ſich im Handel für Nutzholz und Schnittware eine
Stagnation und Geſchäftsſtille mit weichenden Preifen bemeukbar macht.
Feſteht bei Verſteigerungen von Brennholz flotter Verkauf, trotz den
ſehr hohen Preiſen. In der Pfalz wurde für einen Ster Buchen=
Scheit= und Prügelbolz 60—70 000 Mk. für andere Sorten 50—65 000
Mk., für kieferne Wellen 75—100 000 Mr., in Heſſen für Eichenſcheit
150000 Mk., für Kiefernicheit 105 000 Mr., für Knuppel 20000 Mk
für Kiefernſtöcke 60 000 Mk., für Eichenwellen 40 000 Mk., Kiefernreiſi
10—12000 Mk.. Fichtenreiſig 6—7000 Mk. pro Meter und für Kief
ſtämme durchſchnittlich 200 000 Mk. pro Feſtmeker bezahlt.
Schiffahrt und Frachten. Die Schiffahrt ruht ſveiter fü
deutſche Schiffe und dadurch iſt auch der Verkehr auf dem Rhein
ſchſvag:. Frachten werden nicht notiert und was durch holländiſt
Schiffe transportiert wird, muß nach freier Vereinbarung in Gulden
bezahlt werden.
Wein. Der Handel blieb auch dieſe Woch faſt ganz leblos, d
immer noch kein Möglichkeit für den Abtrausport gekauffer Weine im
beſetzten Eebiet beſteht. Die Stadt Mainz erlöſte bei eins Verſteig
rung 1922er Naturſveuie im Durchſchnitt 2 250 G0 Mr.die Stadt Alze
für ein Halbftiick 1921er Naturſein 3 810 000. Mk., für ein Halbſtück
1222er Naturweine durchſchnittlich 1 733 333 Mk.
wb. Berliner Prpduktenbericht. Am Produktenmarft
ſvaren die Preiſe heute jeicht befeſtigt, da ſich zum Teil etwas mehr
Kaufluſt zeigte. Für Weizen beſtand von kieineren auswärtigen
Müh=
len etwas mehr Nachfrage, im allgemeinen hilk aber ſonſt die
andau=
eunde Schwvierigkeit des Mehlgeſchäftes die Mühlen vom Kauf zurück.
Roggen ſtellte ſich etwas höher und etwaz mehr Begehr war für Hafer
und Mais zu verzeichnen. Hüilſenfrucht= und Futterſtoffe bieiben nach
wie vor. ſchwer verkäuflich.
Börſen.
* Börfenbericht für die Zeit vom 19. bis 24. März.
(Mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.) An der Börfe
vermochte auch in der abgelaufenen Woche wieder keine lebhaftere
Ge=
ſchäftstätigkeit aufzukommen und wie die Umſätze, fo hielten ſich auch
die Kursveränderungen im allgemeinen in engen Grenzen. Das gilt
E=
ſonders für den Dsviſenmarkt, an dem die Kurſe ja ſeit einiger Zei
beinahe völlig ſtabiläſiert ſind. Hier herrſchte lediglich für die polniſche
Mark eine zeitlang etvas jebhaftere Nachfrage, auch fiel die Feſtigkeit
des frauzöſiſchen Franken auf, die man an der Börſe auf eine Inter
ventionstätigkeit der franzöſiſchen Regierung zurüickzuführen geueig
war. Die Wertpapierbörſe lag ohne Anregung völlig luſtlos. Man
er=
öffnete am Montag zunächſt zu weiter abgeſchwächten Kurſen, da troß
der Geringfügigkeit des Angebots das Material nur zögernb
aufgenom=
men wurde und die Haltuag blieb auch weiterhin noch flan und unſicher
da die Nachrichten über Zahlungsſchwierigkeiten bei einer großeſt
Ber=
liner Metallfirma und einer Getreidegroßhandlung in Halle
verſtimm=
ten. Eine Sonderbewegung hatten einige ausländiſche Werte, wie
Otavi=Anteile. Diamond Shares und türkiſche Nenten aufzuſeiſen, für
die ſich anſcheinend von einer Stelle ausgehend regere Nachfrage
zeigte. Erſt gegen Ende der Woche befeſtigte ſich die Stimmung dann
etwas, als ſich zeigte, daß die Lage am Geldmarkt weſen lich leichter
geworden war und für die Ultimo=Regulierung des Effektengeſchäftes
kaum noch große Schwierigkeiten bieten dürfte. Die Spekulatioi
tätigte an der Freitagbörſe einige Rückkäufe und das Publikum, das
zum Teil bereits über nicht unerhebliche Beträge aus
Gehaltszahlun=
gen verfügen konnte, war ebenfalls wieder mit Kaufaufträgen au
Markte, ſo daß ſich das Kursniveau auf allen Gebieten etwas heben
konnte. Zu größeren Kursſteigerungen kam es jedoch nur in einigen
Spezialfällem.
wb. Frankfurter Börſe. Der Deviſen= und Notenmarkt Ie
ruhig. Dollarnoten wurden mit 20 900—20950 gehandelt. Die Auf
wärtsbewegung des franzöſifchen Frauken iſt zum Stillſtand gekommen
und machte einer ſchwächeren Tendenz Platz. Im freien Kuponmarkte
ſaren Türken, Silbermexikaner, feſt. Auf dem Effektenmarkt hielr die
freundliche Stimmung an. Da die Lage am Celdmauft zuverſichtlicher
beurteilt wird, ſo erwartet man in Börſenkreiſen für den Ultimo keine
Schwierigkeiten mehr, umſomehr als die Lage der Metall= und
Getreide=
branche beruhigter lautet. Ob ollerdings das Aufflackern der Beſſerung
am Effektenmarkt ſtandhält, wird ſich in den nächſten Tagen geigen.
Ueber die weitere Endwicklung des Geſchäftes iſt noch kein Ueberblick
möglich, da der Auftragseingang von Seiten des Publikums ſich in ſehr
engen Grenzen hält. Soweit Abſchlüfſe zuſtande kamen, ließ ſich erken=
—n. daß meiſt Kurſe genannt wurden, die iber den geſtrigen, ader auf
— Baſis der geſtrigen Börſe lagen. Der Verkehr don Büro zu Büro
war nicht fonderlich leßhaft. Soweit Kurſe zu hören waren, dürften
dieſe wohl mehr oder weniger nominellen Charakter haben. Gefragter
waren Anilierte. Badiſche Anilin 24000, Faxbwerk Höchſt 21000,
Griesheim 22000 Elberfelder Farben 22500, Norddeulſcher Lloyd
23 500, Mansfelder 24 500, Otadi Minen 165 000. Von Freiverkehrs
papieren wurden geuannt: Karſtadt 3000. Uno Elektrowerk 3600, Ben=
15 500, Ufa 9000, Inag 15 225—14 775, Hanſa Lloyd 7900—2025. Aus
lendsrenten feſt. Zolltürken 31000—31 500, Bagda II 22000.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Infolge ber
hochgradigen Geſchäftsſtille waren am Deviſenmarkr nur ganz
unweſent=
liche Kursveränderungen gegen geſtern zu verzeichnen. Aus dem gle
chen Grunde waren auch in dem freien Effekbenverkehr ſo gut wie keine
Kurſe zu hören.
w. Deviſenm iekt. Frankfurt a. M., 24. März.
2. 3 Ve Ri* Geld Antwerpen=Brüſſel ....7....: 1182,05
1187.95 1277.5. Holland ....... . . . .. ........ 8229.3*
8270.65 8220.35 London.
. 97842 39
28332.70 97755.— Peris..
D... 1363.10 137030 1445.60 Schweiz....
. 3851.35
3870.65 3852.85 Spanien ............ ..... 3216.95
3233.05 3218.95 Italien ... ............. .... 1014.95 1020.05 1017.45 Liſſabon=Sporto. . . . . . . . . . . . . Dänemark
.-
Norwegen
D.-
Schweden.
..
Helſingfors
New=York
.
Deutſch=Oſterreich (abg.). .. . . .
Budapeſt.
.
Prag ..
D
Agram 4079,95
4020.05
3758.05
3783.95
5543.60-
5571.30
566.10,
568.90
20847.75, 20/52.25
23.59—
29.06 —
3.61 60-
3.68 20
C18 45.
621.55
229 50
210.50 4017.95
3776,55
5536.10
20835.30
29.0.
424 —
619.59 622
w. Tebiſenmarkt. Berlin, 24. März Telegr. Auszahlungen für=
V B Amſterdam=Rotterdam ... ... 8263. 12 8220 37 Brüſſel=Antwerpen ... . .. ...." 1092,01 1197.99 1162,08 1167.92 Chriſtiania . . . . . . . . . . . . . . . . .." 3765.55 3884.44 3775,53 794.47 Kopenhagen.-
Stockholm .. . . . . . . . . . . .. . ...
Helſingfors ............ ....."
Italien. . .
-h-
London ...................."
Neiv=York ..................
Paris ........... ... ....... 4019 92
5543.60
562.09
102243.
97755.—
20847.75
1369.06 4043.03
557 1.40
564. 91
1077.57
N245.—
20932.25
. 1375.94 4047.40
5546.10
560 59
1012.46
97755.
20862 71
1356.60 4076.60
W
363.40 Schweiz.
3855.33 3874.67 3853.43 Spanien .... . . .. .. . ........ 3211.95 3228.05 3201.57 18.03 Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.). 28.95 — 29.11 — 28.97— Brag.
......... 617.95 621.05 618.94 Budapeſt
...... 4.03 4.0 4.43— Buenos=Aires .. . . . . .. ......." 7700.70 7732.30 7098.20 Bulgarien ...... ............"
fapan .. . . . . . . . .. . . .. ... ... 118.62
9975.— 149.38
10025— 144.63
9975.— Rio de Janeiro ............. 2299.23 2310.77 2299.23 2310.77 Belgrad. . . . . . . . . . . . . .. ....." 212.96 214.04 21196
Bankgeschaft
zplecher 1308, 1309
1— D2 2OrN
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
DarrlIStder
1 Luisenplatz
Nummer 83.
Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
(Nachdruck verboten!.
Eine Erinnerung an Berlin durchblitzte Adriaan. War es
Zufall, daß ihm die Fürſtin begegnet war, oder höhere Fügung?
Zum erſtenmal war ſie ihm begegnet, als ſein Plan, nach dem
Kaukaſus zu gehen, feſtere Formen angenommen hatte. Er ſtand
ſvie an einem Scheidewege. In wenigen Tagen vielleicht ſchon
würde ſich das Schickſal dieſes Landes erfüllen und damit ſein
eigenes, wenn er hier blieb. Ihm war, als verkörpere die Frau,
die da neben ihm ſaß und ihm den Becher bot, ſeine Zukunft,
wild würde ſie ſein und ruhelos. Die Frau würde ihn
vor=
wärts treiben von einer Gefahr in die andere. Wild würde das
Leben um ſie ſchäumen, um ihn zu ſeinen Höhen zu führen oder
zum Untergang. Ganz wie die Woge es wollte und die Stärke
ſeines Armes. Er dachte an Annelieſe und an ihre Fahrt auf
dem See. „Wer refft, iſt feige.‟ Das hatte nicht die Orientalin
neben ihm geſagt, ſondern die blonde deutſche Frau, die den
Mann hinausziehen läßt und auf ihn wartet. Die hier würde
nicht auf ihn warten, ſie würde neben ihm ſtehen und mit ihm
kämpfen. Annelieſes Bild verblaßte.
„Nun, Jonkheer van Utrecht, Ceorgien bietet ſich Ihnen an
wollen Sie es zurückweiſen?” hörte er ihre Stimme.
„Nein.” Faſt zu laut klang die Antwort. Er griff nach dem
Becher und ſtürzte ihn mit einem Zuge herunter. „Mit dieſem
Trunk verſchreibe ich mich Ihrem Lande, Fürſtin, ich komme
wieder.”
Ein triumphierendes Lächeln huſchte einen Augenblick um
Eiſchats Mundwinkel, aber in der unklaren Beleuchtung entging
es ihm. Sie war ſeiner hier ſicher, in Berlin hatte er geſchwankt
und ſie hatte die andere gefürchtet. Hier herrſchte ſie allein.
Adricans Gedanken flogen durch die Nacht, heim nach
Hol=
land zu ſeiner mütterlichen Freundin. Die hatte auch von Liebe
geſprochen, als er das letztemal bei ihr ſaß. Er hatte nichts
da=
von wiſſen wollen, und jetzt —
„Manche wird Dein Schickſal gern teilen, laß Dicht nicht
blenden,” hatte die alte Frau geſagt. Sein Schickſal war dieſes
Land hier, hier wollte er ſein Reich aufbauen. Und die Frau?
Liebte er Eiſchat?
„In unſeren weichen Nächten träumt man gern,” unterbrach
die Fürſtin ſeine Gedanken. „Was ſehen Sie Adriaan van
Utrecht?”
„Ja, er hatte geträumt, und 1
die
Darmſtädter Tagblatt, Sountag, den 25. März 1923,
Seite 9.
Wirklichkeit faſt, vergeſſen, die Wirklichkeit, die neben ihm ſaß, in
Geſtalt einer verſuge enen F au, die dar fwartete, daß
er ſie nahm. Sie und das Land boten ſich ihm an.
„Sie werden den Zauber des Orients noch ſelbſt verſpüren,
Baron,” ſprach ſie leiſe weiter. „Die Tage ſind heiß und drückend,
man erſchlafft. Aber der Abend bringt die erſehnte Erfriſchung.
Die Luft bleibt weich und milde, die Blumen beginnen ſtärker
zu duften, und ein anderes Leben ſingt und tpebt überall. In
ſolchen Nächten erzählte Scheherezade ihrem Herrn Märchen
tauſendundeine Nacht. Man vergißt leicht bei uns, was man
vergeſſen möchte.”
Was hatte ſie damit gemeint. „Man vergißt leicht bei uns,
was man dergeſſen möchte?”, Konnte ſie in ſein Inneres ſehen?
Wußte ſie, daß da noch ein anderes Frauenbild ſtand und ihn
nicht loslaſſen wollte?
„Hören Sie das leiſe Singen, Baron Adrigan?” weckte ihn
Eiſchat aus ſeinen Träumen. „Wie hier, ſo ſitzen meine
Lands=
leute überall auf den Dächern und in den Gärten. Es gibt noch
alte Geſchichtenerzähler in dieſem Lande, die von Haus zu Haus
gehen. Sie ſitzen und erzählen von den vergangenen Zeiten,
als noch oben in der Burg auf dem Awlabar die Hönige
Geor=
giens herrſchten. Von den Leiden, die das Land zu erdulden
hatte, als die Mongolen einfielen, raubten, plünderten und
brannten. Von den Tagen, in denen die Kinder Karthweli von
Trapezunt aus das Schwarze Meer befuhren, als oben auf der
Burg Thamar herrſchte, klug und milde gegen ihr Volk, aber hart
und unerbittlich gegen ihre Feinde.”
Nachdenklich jah Adriaan vor ſich hin. Der Boden dieſes
Landes war mit Blut gedüngt, alle die Bergſpitzen des
undurch=
dringlichen Gebirges wurden Feſtungen, wenn dieſes
merkwür=
dige Volk ſich erhob.
„Aber wir wollen zu neuem Leben erwachen,” rief die
Für=
ſtin. „Helfen Sie uns in unſerem Lande.”
Ihre Begeiſterung riß ihn mit, ihre Erzählung von den
Großtaten der Helden des Kaukaſus und Perſiens hatte ihren
Eindruck auf ihn nicht verfehlt. Oben auf der Spitze des Berges
zeichneten ſich die Mauern des alten Königsſchloſſes jetzt ſcharf
ab, der Mond war hervorgetreten und tauchte die Gegend in ſein
fahles Licht. Ueberall war noch Leben auf den Dächern, leiſe
Worte und das Singen einfacher Inſtrumente klang zu ihnen
herüber.
„Sie ſelbſt, Fürſtin, müßten zu den Leuten gehen und ihnen
erzählen; nichts begeiſtert mehr als die Großtaten anderer
Zei=
ten, und Sie werden die Begeiſterung des Landes noch brauchen
können. Was ich tun kann, um dieſem Lande einen Namen in
der Welt zu ſchaffen, das ſoll geſchehen. Ich warte hier auf die
ſofort nach Baku
Befeſtigung Ihrer. M
gehen, um die Vorarbeiten einzuleiten. Noch einmal muß ich
nach Europa zurück, ich ſpill die ganze ziviliſierte Welt für meine
Pläne gewinnen. Iſt mir das gelungen, dann ſoll hier der
innere Ausbau beginnen.”
„Wir werden nicht müßig ſein,” ſagte Eiſchat. „Wenige
Tage, vielleicht nur Stunden, trennen uns von der
Schickſals=
ſtunde des Kaukaſus. Die Männer, die hier unter uns
beiſam=
men ſitzen, werden noch heute nacht beſchließen und ihre Boten
nach allen Seiten ſchicken.”
Sie hörten Schritte die Treppe heraufkommen, gleich darauf
trat der alte Fürſt Arweli auf das Dach.
„Unſer Entſchluß ſteht feſt,” ſagte er. „Noch heute nacht gehen
unſere Boten in alle Teile des Landes, die Zeit iſt gekommen.
In wenigen Tagen wird der Kaukaſus in Flammen ſtehen.”
Elftes Kapitel.
Blutrot färbte die untergehende Sonne die weißen Spitzen
des Kasbek, daß ſie aufleuchteten. Die Männer auf den Feldern
im Tal, die ihre Arbeit mit der Flinte aufedem Rücken taten,
denn unſicher war das Gebiet, ſahen nach oben und raunten
ein=
ander zu: „Die Fackel leuchtet, wann wird das Land brennen?”
Heimlich ſchlichen die Boten auf der alten Heerſtraße nach
Wladi=
kawkas jagten in die Ebene hinunter nach Batum, drängten ſich
in ſchwankendem Boot durch die Stromſchnellen des wilden
Terek und der gelben Kura. Und überall wartete man auf ſie
und horchte auf, wenn ſie ihre Botſchaft anſagten.
Die Hirten trieben die Schafherden und die Büffel in die
Dörfer oder ſicherten ſich in den feſten Schlöſſern der Adligen.
Als die Sonne geſunken war, zogen Bewaffnete durch die
Schluchten des Gebirges, beſetzten die Päſſe und ſicherten ihre
Brüder von Norden her. Die einſamen Poſten der
bolſchewiſti=
ſchen Truppen wurden in aller Stille aufgehoben, wer
Wider=
ſtand leiftete, wurde niedergemacht.
Der Poſten oben an der Bergwand, der die Straße zu
be=
wachen hat, hört tlötzlich neben ſich ein leiſes Geräuſch. Es
kriecht heran durch die Dunkelheit, aber noch kann er nicht
er=
kennen, wo. Er reißt das Gewehr an die Backe, um ſich zu.
wehren, aber um ihn iſt Nacht, kalte, grauſame Nacht. Seim
Auge will durch das Dunkel dringen, ſeine Nerven ſind geſpannt,
aber nichts regt ſich mehr. Beruhigt legt er die Waffe zur Erde,
es war eine Täuſchung, die Nacht malt wilde Schattenbilder,
die dem Tageslicht nicht ſtandhalten. Aber nein, dort unten auf
der Straße, im Schatten der Bäume eine einſame Geſtalt, die
(Fortſetzung folgt.)
ſich bewegt.
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ſind zu richſten unter Df. U. 4335 cn Rudolf
M ſſe, Düfſeldorf.
Verordnung des Hefſ.
Geſamt=
miniſteriums vom 21. Februar
1923 zur Ausführung des Ge
ſetzes über Kleinrentnerfürſorge
vom 24. Februar 1923.
Die Befugnis zum Erlaß von
Ver=
waltungsbeſchlüſſen, betreffend die
Gel=
tendmachung von Unterhaltsanſprüchen
der Fürſorgeempfänger gegen Dritte,
übertrage ich hiermit gemäß Artikel I,
Abſ. 2, obiger Verordnung mit ſofortiger
Wirkung dem Städt. Wohlfahrtsamt.
Darmſtadt, den 23. März 1923.
Der Oberbürgermeiſter, (st‟
Einträge in das Handelsregiſter 4:
Am 13. März 1923 neu: Firma
Leo=
pold Meyer, Darmſtadt. Inhaber:
Leopold Meyer, Kaufmann, Darmſtadt.
Angegebener Geſchäftszweig: Pinſel= und
Bürſtenwarengroßhandlung.
Geſchäfts=
räume: Taunusſtraße 1.
Am 19. März 1923 neu: Firma
Hein=
rich Mai & Co., offene
Handelsgeſell=
ſchaft, Sitz Darmſtadt. Perſönlich
haf=
tende Geſellſchafter: Konrad Heinrich
Mai, Kaufmann, Darmſtadt, Hugo Flach,
Kaufmann, Eberſtadt b. D. Die
Geſell=
ſchaft hat amr 2. Januar 1922 begonnen.
Angegebener Geſchäftszweig: Großhandel
mit Waren, Kommiſſions= und
Immo=
ſiliengeſchäft. Geſchäftsräume:
Karl=
ſtraße 38.
Am 14. März 1923: Firma „Hanſa”
Allgemeines Handels=Inſtitut
Hein=
rich Moeller, Darmſtadt, iſt erloſchen.
Darmſtadt, den 20. März 1923. (2513
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.
In unſer Handelsregiſter B wurde
heute unter Nr. 229 eingetragen die
Firma: Spezialhaus für Tapeten
und Linoleum Philipp Jungmann
Nachf., Geſellſchaft mit
beſchränk=
zlter Haftung, Sitz Darmſtadt.
Gegen=
ſtand des Untnehmens: Fortführung des
ſeither von der Firma Philipp
Jung=
mann in Darmſtadt betriebenen
Han=
delsgewerbes, demgemäß Handel mit
Tapeten, Linoleum, Wachstuch und aller
in das Gebiet und die
Dekorations=
branche einſchlagenden Gegenſtänden.
Stammkapital: 20000 Mark. Der
Ge=
ſellſchaftsvertrag iſt am 23. Juli 1921
feſtgeſtellt. Sind mehrere Geſchäftsführer
beſtellt, ſo wird die Geſellſchaft durch ſe
zwei Geſchäftsführer vertreten.
Geſchäfts=
führer: Bürovorſteher Paul Thoß,
Kauf=
mann Karl Borſt, beide in Darmſtadt.
Die Bekanntmachungen der Geſellſchaft
erfolgen ausſchließlich im Deutſchen
Reichsanzeiger.
(2514
Darmſtadt, den 20. März 1923.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt
Die Waſſermeſſer für
Kleingärten
können demnächſt wieder eingebaut
wer=
den. Zuvor iſt es jedoch erforderlich,
daß von jeder Gruppe ein
Namensver=
zeichnis der Abnehmer, unter Angabe
eines Beauftragten, der die Bezahlung
der monatlichen Waſſerrechnungen
über=
iimmt, der unterzeichneten Direktion,
dei der Vordrucke hierzu erhältlich ſind,
eingereicht wird. Vor Eingang der
Na=
mensverzeichniſſe werden Waſſermeſſer
(st2499
nicht geſetzt.
Darmſtadt, den 21. März 1923.
Direktion
der ſtädt. Gas= und Waſſerwerke,
Dienstag, den 27. März ds. Js.
nachm. 6 Uhr, werden durch den
Unter=
zeichneten die nachverzeichneten
Liegen=
ſchaften der Johs. Müller I. Eheleute
Erben auf freiwilligen Antrag öffentlich
meiſtbietend im Rathaus dahier ver=
(2497
ſteigert:
1. Flur 16, Nr. 181 71/100 Grabgarten
in den neuen Weingärten — 471 dw,
2. Flur 16, Nr. 181 75/100 Hofreite
da=
ſelbſt — 254 am,
3. Flur 4, Nr. 62, Nadelholz im
Waſſer=
loch — 894 gm,
4. Flur 4, Nr. (2, Nadelholz daſelbſt —
519 qm.
Eberſtadt, den 23. März 1923.
Heſſ. Ortsgericht Eberſtadt.
Schäfer.
Verſteigerung.
Morgen Montag, den 26. März,
nachmittags 3 Uhr, verſteigereich dahier,
Martinſtraße 25, 1. St.
wegen Auflöſung des Haushalts
auf=
tragsgemäß gegen Barzahlung: (2515
2 vollſtändige Betten, 1
Waſch=
tiſch, 1 Nachttiſch, 1 zwei= und
1eintür, Kleiderſchrank, 1 Sofa,
1 poliert.Stegtiſch, 2 Spiegel,
5 Rohrſtühle, 1 Küchenſchrank,
Lampen, Beleuchtungskörper
und and. mehr.
Sämtliche Sachen befinden ſich in
gutem Zuſtande und können 1 Stunde
vorher beſichtigt werden.
Kapp, Verſteigerer
Gerichtsvollzieher i. R.
Mauerſtr. 11.
Verſteigerung.
Mittwoch, den 28. März, ds. Js.,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich auf
Antrag gegen Barzahlung in dem Hauſe
62 Karlſtraße 62
mit Patent=
1 Federrolle achſen.
Tragkraft etwa 35 Zentner;
50 Zentner Zinkguß ſowie eine
Partie ſchwarze große Tuchreſte. (2482
Darmſtadt, den 24. März 1923.
Aaap
Amtsgerichtstaxator.
Seite 10.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 25. März 1923.
Nummer 83.
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förderkohle (Erzeugerpreis, also Syndikatspreis
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züglich Kohlensteuer, Umsatzsteuer und anderer
Zuschläge). Die Zeichnung erfolgt bis zum 12. April
d. J. zum Zeichnungspreis, der sich nach dem am
3. April d. J gültigen Erzeugerpreis richtet. Sollte
bis dahin keine weitere Kohlenpreiserhöhung in Kraft
treten, dann wird der Zeichnungspreis je Tonne
89 000 ℳ betragen.
Zeichnungsstellen sind alle Banken und
Spar-
kassen und die Landesbank in Müneter i. W. Die
Zeichnungsstellen geben ausführliche Prospekte ab.
Die Zeichnungen werden nach der Reihenfolge des
Eingangs berücksichtigt. Bevorzugt werden
Zeich-
nungen, für welche der vorläufige Zeichnungspreis
(89000 ℳ je Tonne) vorausgezahlt wird.
Voraus-
gezahlte Beträge werden bis zum Zeichnungstermin
mit 10% verzinst. Stückzinsen werden nichtberechnet.
Münster i. W, den 10. März 1923. (TV,2038
Landosbauk der Provinz Westfalen.
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