Darmstädter Tagblatt 1923


14. März 1923

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Bezugspreis:
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1, 290 und 25381), dis Ügerturen und alle
oſtämter. Verantwortichkeit
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ſherer
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des Bezugspreiſes. Beſtellüngeſt 1iffd Abbeſtel=
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenz eitung der Landeshauptſtadt
186. Hahrgang
Nachdruck ſämtlicher mit z verſehenen Original=Auffäße und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattei.

Nummer 72
O
Ein deutſcher Proteſt.
Berlin, 13. März. (Wolff.) Der deutſche Geſchäftsträger
Paris wurde beauftragt, der franzöſiſchen Regierung eine
ote zu überreichen, in der es heißt, der kommandierende Ge=
eral
des 32. franzöſiſchen Anneekorps habe wegen der Tötung
in zwei franzöſiſchen Militärperſonen in Buer den Oberbürger=
eiſter
als Geiſel feſtnehmen laſſen und dem Magiſtrat amtlich
kannt gegeben, daß der Oberbürgermeiſter ohne Urteil erſchoſ=
n
werden würde, falls weitere Gewaltakie an den Franzoſen
rübt würden. Er habe außerdem gegen die Stadtbevölkerung
lbf: die ſchärfſten Repreſſalien angeordnet, denen bereits eine
eihe Einwohner zum Opfer gefallen ſeien. Obwohl im Augen=
lick
der amtliche Bericht über die Einzelheiten noch ausſtehe,
inne ſchon jetzt feſtgeſtellt werden, daß mehrere Perſonen er=
hoſſen
oder verwundet worden ſind. Nach Meldungen der ört=
chen
deutſchen Behörden ſteht keineswegs feſt, daß Deutſche an
er Tötung der beiden franzöſiſchen Militärperſonen überhaupt
eteiligt ſind. Die Maßnahmen, wie ſie jetzt vyn dem franzöſi=
hen
General in Buer durchgeführt oder angedroht werden, ſind
diglich dazu angetan, die Bevölkerung zur Verzweiflung zu
eiben und unabſehbares Unheil heraufzubeſchwören. Wenn der
anzöſiſchen Regierung noch daran liegt, dieſes zu verhüten, ſo
tes ihre Pflicht, dem Vorgehen der militäriſchen Befehlshaber
inhalt zu gebieten, da die Verantwortung für alle Folgen ganz
uf ſie allein und nicht auf die deutſche Regierung oder die deut=
he
Bevölkerung fällt.

Mittwoch, den 14. März 1923
Vom Tage.
In der heutigen Sitzung des Steuerausſchuſſes des Reichstages er=
kannte
der Reichsfinanzminiſter die Notwendigkeit an, an den Abbau
der Kohlenpreiſe heranzugehen. Eine Beſprechung zu dieſem Zweck foll
in den nächſten Tagen zwiſchen dem Reichsfinanzminiſter, dem Reichs=
wirtſchaftsminiſter
und dem Reichsarbeitsminiſter ſtattfinden.
Der Staatshaushaltsausſchuß des Landtages genehmigte den An=
trag
der Staatsregierung auf Bereitſtellung weiter
r erheblicher Mittel
für die Beteiligung Bayzerns an der Rhein=Main=Donau= Aktien=
geſellſchaft
.
Nachdem die Rheydter Zeitung bereits dreimal je drei Tage ver=
boten
worden war, iſt ſie nunmehr für einen Monat verboten worden.
Nach einer Havasmeldung ſollen die deutſchen Arbeiter auf der
Grube Weſterhold infolge des Eindringens der Franzoſen die Abſicht
heben, die Koksöfen erkalten zu laſſen.
Hutin teilt im Echo de Paris mit, daß Frankreich nicht beabſichtige,
die anläßlich der Ermordung der beiden franzöſiſchen Offiziere im Ruhr=
gebiet
feſtgenommenen Geiſeln füſilieren zu laſſen.
Havas tritt offenbar offiziell der engliſchen Blättermeidung ent=
gegen
, ein Vertreter der franzöſiſchen Regierung habe ſich zu Verhand=
lungen
über die Reparationsfrage mit einem deutſchen Delegierten nach
der Schweiz begehen. Selbſtverſtändlich werde die franzöſiſche Regie=
rung
, wenn die Verhandlungen mit der deutſchen Regierung beginnen
n.
ſollten, ſie nicht auf dieſe Art einleite
Das liberale Parlamentsmitglied Sir John Simon wird heute,
wie gemeldet wird, im Unterhauſe eine Debatte über die Ruhrfrage
durch Beantragung einer Herabſetzung der Bei=lligungen für das
eign Office veranlaſſen. Auch Asquſth wird das Wort er=
greifen
.
Dollarkurs in Frankfurt am 13. März,
abends /a7 Uhr: 20700.

Dowo5
Franzöſiſcher Anſchlag auf die Weſterwaldbahn.
C
Scharfe Durchführung des Belagerungszuſtandes in Buer.

Auf Raubzügen.
Frankfurt a. M., 13. März. (Wolff.) Sonntag früh
Uhr erſchienen auf der Station Wirges der Weſterwaldbahn,
ie bisher noch nicht beſetzt war, etwa 20 bis 25 franzö=
iſche
Soldaten und verlangten, daß der zur Abfahrt
ereitſtehende Güterzug 9440 ſtatt nach Limburg mach
Ziershahn befördert werde. Das Zugsperſonal weigerte
ich und entfernte ſich vom Bahnhof. Das Lokomotipperſonal,
ſem dies nicht mehr möglich war, wurde mit vorgehalte=
iem
Revolver gezwungen, den Zug nach Siershahn
veiterzufahren.
Köln, 13. März. (Wolff.) Dem Regierungspräſidenten
tud dem Oberpoſtdirektor in Düſſeldorf iſt durch gleichlau=
endes
Schreiben des Generals Denvigne mitgeteilt wor=
den
, daß die Gebäudeder Oberpoſtdirektion in ihrer
Beſamtheit dem franzöſiſchen Generaldirektor des Verkehrs
und der Verſorgung für die Armeen zur Verfügung geſtellt wer=
den
müßten, der dort Dienſtſtellen einrichten werde, die ſeiner
Leitung unterſtünden. In dem Schreiben heißt es dann, daß

amten oder ihren Familien die im Gebäude der Oberpoſtdirektion
eingenommenen Wohnungen binnen vier Tagen zu
räumen ſeien und daß die Briefmarkenkafſe be=
ſchlagnahmt
werde.
Der Regierungspräfident lezte gegen die Beſchlag=
rahme
der Oberpoſtdirektion als eine unberechtigte Maßnahme
Proteſt ein; insbeſondere proteſtierte er gegen die Vertreibung
der deutſchen Beamten und Familien aus den Wohnungen
und gegen die Beſchlagnahme der Briefmarkenkaſſe als völker=
rechtswidrig
.
Mannheim, 13. März. (Wolff.) Die Frauzoſen haben
heute vormittag das Thyſſenſche Kohlenbecken im
Nheinauhafen, einen großen Kohlenumſchlageplatz, be=
etzt
und die Kantinen als Quartier für die Truppen renuiriert.
Die Mordaffäre von Buer.
* Dortmund, 13. März. (Priv.=Tel.) Iu Dortund,
Lunen, Bochum und Herne iſt die Lage und rindert. Neue
Zwiſchenfälle haben ſich nicht ereignet. Der Beinyerungszüſtani
in Buer wird in ſchärfſter Weiſe durchgeführt.
Berlin, 13. März. Wie aus Buer gemeldet wird, wer=
den
die Veruehmungen in der Mordaffäre von deutſcher Seite
energiſch fortgeſetzt. Nach übereinſtimmenden Ausſagen mehrerer
deutſcher Zeugen hat ſich der Vorgang folgendermaßen abge=
bielt
: Am Samstag trafen zwei franzöſiſche Offiziere in der
hochſtraße gegenüber einem Reſtaurant zwei franzöſiſche Alpen=
ſager
. Ein in dem Reſtaurant befindlicher Rechtsanwalt und
die Wirtin hörten, daß die Ofiziere mit den Alpenjägern eine
in franzöſiſcher Sprache geführte erregte Unterredung hatten.
Plötzlich fielen zwei Schüfſe. Als die Gäſte des Reſtaurauts
ſich darauf auf die Straße begaben, fahen ſie die beiden
Offiziere tot auf dem Boden liegen. Gleichzeitig bemerkten
ſie, daß die beiden Alpenjäger ſelbſt davonliefen.
* Berlin, 13. März. (Priy.=Tel.) Wie aus Buer gemel=
det
wird, iſt die vergangene Nacht rnhig verlaufen. Von den
Gkanzoſen wurde eine außerordentlich ſcharf= Verkehrsfperre
uusgeüßt. Die erſten, beiſpiellos ſcharfen Verordnungen des
Iommandierenden Generals ſind durch mildere erſetzt worden.
De Befatzung der Stadt iſt erheblich verſtärkt worden. Vor
Iem Rathaus haben die Franzoſen ſechs Tanks aufgefahren.

gutzumachenden Fehler begangen haben. Die Bildung einer
neuen Pelizei ſtößt auf außerordentliche Schwierigkeiten, da ge=
üübtes
Perſonal und die noch vorhandene Kriminalpolizei wegen
der Ermondung eines deutſchen Kriminalwachtmeiſters duich die
Franzöſen nicht gewillt iſt, ſich der Lebensgefahr auszuſetzen.
Meuternde Franzoſen.
U. Buer, 13. März. Die Bevölkerung von Buer iſt
durch die ungeheuerlichen, drakoniſchen Maßnahmen, die durch
das franzöſiſche Generalkommando über die Stadt Buer ver=
hängt
wurden, in größter Aufregung. Die objektive Feſtſtellung
der Vorgänge, die zur Ermordung der beiden franzöſiſchen
Offiziexe geführt hatten, iſt daher nicht leicht. Nach eingezogenen
Erkundigungen und Rückſprachen mit maßgebenden Perſönlich=
keiten
ergibt ſich über die Mordtat folgendes klares Bild: Am
10. März, abends nach 9 Uhr, traf der dienſttuend: franzöſiſche
Offizier der Runde, der von Hem Kommandanten des militari=
ſierten
Bahnhofs Buer=Nord begleitet war, bei der Beſichtigung
der Mannſchaftsquartiere an der Ecke der Hoch= und Hagenſtraße
zwei franzöſiſche Soldaten, die ſich nicht in ihre Quartiere be=
geben
hatten. Die franzöſiſchen Offiziere ſtellten darauf die Sol=
daten
zur Rede. Es ergab ſich ein heftiger Wortwechſel, der von
einem Rechtsanwalt und ſeiner Frau mit angehört wurde und in
franzöſiſcher Sprache geführt wurde. Dieſe Auseinanderfetzung
wurde jäh abgebrochen durch zwei Schüſſe, nach denen der Rechts=
analt
und ſeine Frau wieder an das Fenſter ſtürzten. Beide
ſahen in der Dunkelheit zwei Körper am Boden liegen. Daß
die Tat auf meuternde franzöſiſche Soldaten zurückzuführen iſt,
iſt um ſo wahrſcheinlicher, als in den letzten Wochen von ver=
ſchiedenen
Seiten aus deu beſetzten Gebiet Meldungen über
meuternde franzöſiſche Soldaten gegen ihre Offiziere gekommen
ſind, was zu einem ſcharfen Eingreifen der franzöſiſchen Militär=
behörde
führte. So wird von einem Augenzeugen behauptet, daß
in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag zwiſchen 2 und 3 Uhr
in Duisburg in der Nähe der Hohenzollernſtraße von mehreren
Franzoſen Marokkaner erſchoſſen worden ſeien. Ebenſo ſollen
in der vorigen Woche an der Mauer der Blauen Fabrik in Duis=
burg
, Düſſeldorfer Straße, deſertierende franzöſiſche Soldaten
ſtandrechtlich erſchoſſen worden ſein. Bezeichnend iſt auch fol=
gende
Meldurg: Ende Februar erfuhr ein junges Mädchen durch
Zufall, als es ihren Bruder im Vinzenzhoſpital beſuchen wollte,
daß dieſer ſchon geſterben ſei und in der Totenhalle li=ge.
Darauf ging ſie allein zur Totenhalle. Als ſie hineinſah, ſah
ſie an der Erde eine Anzahl toter Franzoſen herumlieg:n. Die
Leichen dieſer Franzoſen werden in Verbindung gebracht mit
der ſtandrechtlichen Erſchießung einer Anzahl franzöſiſcher Sol=
daten
in Weſel als Folge einer Meuterei.
Schandjuſtiz.
Dortmund, 13. März. (Wolff.) Der ſiellvertretende
Landrat des Kreiſes Dortmund=Stadt, Göppert, iſt wegen
Verweigerung der Ausführung von Requiſitionsbefehlen zu
zehn Millionen Mark Geldſtrafe verurteilt worden.
Beantragt wären vier Jahre Gefängnis und 5 Millionen Maxk
Gelditrafe.
Kollektiv=Repreſſalien.
Paris, 13. März. (Wolff.) Der Brüfſeler Sonder=
berichterſtatter
der Chicago Tribune behauptet, die Alli=
ierten
würden weitere 20 000 Mann Trnppen und
10 000 Arbeiter nach dem Ruhrgebiet ſchicken. Während
der Beſprechung ber geſtrigen Zwiſchenfälle in Buer ſoll nach
dem Berichterſtatter der Kriegsminiſter Naginot als Kol=
lektiv
=Repreſſalien die Feſtnahme von Geiſeln und
Kontributionen von ganzen Städten vorgeſchlagen
haben. Der Bericterſtatter will auch irifſen, daß nächſte Woche
Paris eine weitere Konferenz ſtattfinden ſolle, quf der das
Reparationsprogramm der Beſetzungsmächte in ſeinen
Grundzügen feſtgelegt werden ſolle.

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Englands Wirtſchaftsintereſſe
und die Ruhraktion.
Von
Profeſſor Dr. Hermann Lepy=Berlin.
ährend die Vereinigten Staaten von Amerika vor einem
neuen wirtſchaftlichen Aufſchwung ſtehen, der ſich aus der Be=
lebung
des großen Binnenmarktes erklärt, und während infolge=
deſſen
das wirtſchaftliche Intereſſe der Union an den Dingen,
die ſich in Europa abſpielen, zurzeit relativ gering iſt, gibt man
ſich in England keinem Zweifel darüber hin, daß die Ruhr=
kriſe
auch für die engliſche Wirtſchaft ſchwere
Gefahren birgt.
Die engliſche Volkswirtſchaft hatte im Jahre 1922 manchen
Pluspoſten zu buchen. Die Handelsbilanz hat ſich gebeſſert und
die Zahlungsbilanz weiſt ſeit längerer Zeit wieder ein poſitives
Ergebnis zugunſten Englands auf, während lange Zeit die
verminderte Verfrachtertätigkeit Englnds im Auslande und
die Verminderung der Einnahmen aus fremden Inveſtitionen
ein Minus in der Zahlungsbilanz hervorgerufen hatten. Aber
ſelbft die verbeſſerte Handelsbilanz iſt nicht ohne weiteres er=
freulich
. Denn die Beſſerung beruht zu einem großen Teil auf
der verminderten Einfuhr, nicht etwa nur auf einer geſteigerten
Ausfuhr, und dieſe bedeutet, daß man weniger Rohſtoffe für die
Veredelung und Weiterverſendung von Fabrikaten auf die Welt=
märkte
bezogen hat. Anders läßt es ſich ja auch nicht erklären,
daß immer noch über 1½ Million Arbeitsloſe in England vor=
handen
ſind, daß die Textilinduſtrie heftig über Abſatzmangel
klagt, daß die maritimen Transportgewerbe ſich ſchwer erholen
können. Die überſeeiſchen Märkte ſind zu einem großen Teil ſehr
kaufunluſtig. In Indien wirken erhöhte Zölle nachteilig, in
China herrſchen nach wie vor politiſche Wirren, die noch nicht
beigelegte Kriſe im nahen Oſten bedeutet eine Verflauung der
nahen Orientmärkte, Südafriſa erholt ſich nur langſam von der
ſchweren Diamantenkriſis. Die Ziffern des Ausfuhrwertes für
1922 zeigen geradezu eine Abnahme der Ausfuhr nach den briti=
ſchen
Dominien. Um ſo intenſiver muß ſich das eng=
liſche
Wirtſchaftsintereſſe auf die europä=
iſchen
Märkte richten.
In der Tat weiſt auch die Ausfuhr nach Deutſchland im
Jahre 1922 eine größere Steigerung auf als diejenige nach
Frankreich, Belgien oder Italien. Schon aus dieſem Grunde
muß man in England die neue Bedrohung Deutſchlands als eine
große Kalamität anſehen. Dazu kommen ſpezielle Umſtände.
Man wird zwar zugeben müſſen, daß der engliſche Kohlenberg=
bau
zunächſt durch den geſteigerten Außenabſatz Vorteile haben
mag. Aber anders ſteht es mit den Intereſſen der engliſchen
Kohlenverbraucher, vor allem der weiterverarbeitenden Eiſen=
induſtrie
. Sie leidet unter dem unnatürlich forzierten Kohlen=
export
. In einem der letzten Fachberichte von der engliſchen
Weſtküſte wird zum Beiſpiel darüber geklagt, daß die Eiſenwerke
ihre Produktion einſchränken, ſogar Hochöfen ausgeblafen wer=
den
mußten wegen Mangels an Brennſtoffen. Der Grund für
die Koksknappheit, ſo ſchreibt der Bericht, iſt darin zu ſuchen,
daß Koks nach dem Kontinent geht, wo viel höhere Preiſe er=
zielt
werden. Auch ein Steigen der Zuckerpreife macht ſich
fühlbar, weil die ſranzöſiſchen Exporteure infolge des Ausblei=
bens
von deutſcher Kohle behindert ſind und ſogar neuerdings
die Zuckerausfuhr aus Frankreich verboten worden iſt. Eng=
land
gerät damit zuſehends unter den Einfluß des von Amerika
monopoliſierten cubaniſchen Zuckermarktes. Das alles ſind Un=
annehmlichkeiten
genug, wozu dann immer noch für die engliſche
Stahlinduſtrie das Schreckensgeſpenſt kommt, daß ſich Deutſche
unter franzöſiſchem Einfluß zu einer Art kontinentalen Stahl=
truſts
zuſammenfinden könnten, der ſich gegen die engliſche
Eiſeninduſtrie richten würde.
Daß England trotz aller dieſer Iutereſſen
nicht lebhafter für Deutſchland eintritt, hat zpei
Gründe, einmal politiſche, zweitens Stimmungsgründe. Eng=
land
ſieht ſich politiſch nicht ſtark genug, um jetzt ſchon die
Politik, den Schwächeren gegen den Stärkeren zu ſtützen, aufzu=
nehmen
. Dazu iſt Frankreich im Angenblick zu mächtig, und es
war ja auch ſtets die engliſche Politik, nicht einen ſondern
mehrere Schwache gegen den Starken zu ſammeln. Dann iſt
zweitens die Stimmung des engliſchen Volkes kei=
neswegs
prodeutſch. Man fürctet inner wieder die
deutſche Konkurrenz, auch in Arbeiterkreiſen Man möchte wvohl
in faſt allen engliſchen Kreiſen die Ruhe in Europa, aber
man meint, daß dieſes Ziel nicht unbedingt mit einer Hilfe
für Deutſchland identiſch iſt. Im Gegenteil. Man hofft,
vielleicht ſchneller zum Ziele zu kommen, ienn man auf Deutſch=
land
in geſchickter Beiſe einen Einfluß zum Nachgeben gegen=
über
Frankreich übt. Man iſt ſich in England ſicherlich darüber
klar, daß Frankreich der Ruheſtörer iſt. Aber Politik iſt ja keine
Gerechtigkeitsangelegenheit. UInd man würde ſich in England
keineswegs ſcheuen, Deutſchland zum Nachgeben gegenüber ſelbſt
ungerechten Forderungen zu veranlaſſen, wenn hierdurch das
Ziel der engliſchen Kaufleute, Ruhe zu haben, erreicht würde.
Mit dieſer ſehr realpolitiſchen Einſtellung Englauds muß man
rechnen, wenn man ſich keinen Jluſionen hingeben will. Daßer
wird man auch, wvie unlängſt in den Reiſeberichten des Abge=
erdneten
Erkelenz, immer wieder das Beſtreben, ſelbſt engliſcher
Arbeiterkreife, finden, Deutſchland mitſchuldig an dem Nuhr=

eindigen ſäreren. Druc. Eenrglands guf Dentcland iun Falſe
von Verhandlungen von vornherein verſtändlich zu iachen.
Ob freilich dieſe Zurückdrängung der wirtſchaftlichen Juteleſſen,
die England an einer Geſundung Deutſchlands hat, hinter die
große Politik auf die Dauer für England von Nußzen ſein kann,
das dürfte mehr als zweifelhaft ſein, 1ins jedenfalls erfcheint
gerade der Wiedergufßau und die wirtſchaftliche Geſundung
Deutfchlands als der notwendige Ausgaugspunkt einer ſpirflich
dauerhaften Veruhigung in Europa.

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Seite 2.

Daruſtädter Tagbiatt, Mitliwoch, den 14. März 1923.

Rutimer 22.

In tiefer Empörung.
Ein Telegramm des Reichspräſidenten.
Berlin, 13. März. (Wolff.) Der Reichspräſident
richtete an den Magiſtrat der Stadt Buer folgendes Tete=
gramm
: In tiefer Empörung über die unerhörten, unmenſch=
lichen
Bluttaten des franzöſiſchen Militärterrors gegenüber den
friedlichen, ſchuldloſen Bürgern Ihrer Stadt bitte ich Sie, den
Hinterbliebenen der ſo grauſam Ermordeten meine herzlichſte
Teilnahme zu übermitteln. Es wird alles geſchehen, um von
den betroffenen Familien materielle Not fernzuhalten.
Ein Telegramm des Reichswirtſchaftsminiſters.
Berlin, 13. März. (Wolff.) Wie bereits mitgeteilt, be=
findet
ſich der von dem interalliierten Souscomitee in Ems der
Anſtiftung zur Arbeitsniederlegung und Zerſtörung von Doku=
menten
der Behörde zu Unrecht beſchuldigte Stellvertreter des
Delegierten des Reichskommiſſars für Aus= und Einfuhrbewil=
ligung
in Bad Ems, Regierungsrat Bertſch, ſeit dem 30. Ja=
nuar
in franzöſiſcher Haft. Er wurde am 12. Februar in das
Militärgefängnis in Mainz übergeführt, ohne daß ſein Fall bis=
her
verhandelt wurde. Der Reichswirtſchaftsminiſter
richtete an den Regierungsrat Bertſch folgende Drahtung: Mit
Entrüſtung und aufrichtigem Bedauern erhielt ich von Ihrer
Verhaftung und der ſich bereits über einen Monat hinziehenden
Gefangenhaltung Kenntnis. Ich möchte nicht verfehlen, Ihnen
für Ihr pflichttreues Ausharren auf Ihrem Poſten, worauf Sie
bis zu Ihrer mir unerklärlichen Verhaftung für die Aufrecht=
erhaltung
des Dienſtbetriebes bemüht waren, meine vollſte An=
erkennung
und Dank auszuſprechen. Ich unternahm für Ihre
Verteidigung die erforderlichen Schritte und gebe mich der ſiche=
ven
Erwartung hin, daß bei Ihrer offenſichtlichen Schuldloſigkeit
der Gerechtigkeit kein Abbruch getan wird. Möge Ihnen das
Bewußtſein, bis zuletzt als treuer Beamter auf verantwortungs=
vollem
Poſten Ihre volle Pflicht getan zu haben, über das Be=
drückende
Ihrer gegenwärtigen Lage hinweghelfen.
Schärfſter Proteſt der Stadt Eſſen.
Köln, 13. März. (Wolff.) Wegen der Verhaftung des
Beigeordneten Kunz erhob die Stadtverwaltung
Eſſen nach der Kölniſchen Zeitung beim General Fournier,
dem Kommandeur der 128. Diviſion, ſchärfſten Proteſt
In dem Schreiben wird dem General verſichert, die Verhaftung
des verdienſtvollen Hauptes der Stadtverwaltung werde nicht
dazu führen, daß irgendein Beamter vom Pfade der Pflicht und
des Gehorſams gegenüber den Geſetzen des Reiches und des
Staates und den Anordnungen der Gemeinden abweichen und
Handlungen begehen werde, die er weder vor der ſtaatlichen
Obrigkeit noch vor ſeinem Gewiſſen rechtfertigen könnte.
Die Ausweiſungen.
* Außer den geſtern mitgeteilten Ausgewieſenen aus Mainz
iſt auch der Generalſekretär der Zentrumspartei, Stadtverord=
neter
Diehl, ausgewieſen worden. Die Ausweiſung des prak=
tiſchen
Arztes Dr. Sprenger (nicht Springer) iſt beſonders
bemirkenswert, als die wiſſenſchaftliche und erganiſatoriſche
Tätigkeit dieſes meiſtbeſchäftigten Arztes in Mainz ſich bisher
auch der Anerkennung der franzöſiſchen Aerzte zu erfreuen hatte.
Dr. Sprenger iſt Spezialarzt für Hautkrankheiten und hat als
ſölcher auch den Fürſorgedienſt und die Beratungsſtellen für Ge=
ſchlechtskrankheiten
nicht nur für Mainz, ſondern für die ganze
Provinz orgamiſiert. Sp. iſt auch Vorſitzender des Vereins für
Kunſt und Literatur=
Bingen, 13. März. Geſtern früh 16 Uhr wurden ohne
Angabe von Gründen ausgewieſen die Haren Oberzoll=
ſekretär
Burtſchel, Zollwachtmeiſter Dittmann und Zoll=
aſſiſtent
Thies.
* Mainz, 13. März. Nachdem Kreisſchulrat Bach von
hier ausgewieſen wurde, haben die Franzoſen auch Kreisſchul=
rat
Dr. Zang=Mainz ausgewieſen, ſo daß von den drei Kreis=
ſchulräten
nur noch einer im Dienſte ſteht.
* Mainz, 13. März. Folgende Herren wurden am 11.
März 1923, vormittags zwiſchen 67 Uhr, aus Mainz und Mom=
bach
noch verhaftet und bis zur franzöſiſchen Grenzſperre bei
Darmſtadt mittelſt eines überdachten Laſtperſonerautos abge=
ſchoben
und ausgewieſen (Familie innerhalb vier Tagen): Tel= Duchhardt=Mainz, Telegraphenſekretir
Strecker=Mainz, Telegraphenſekretär Buſch=Mainz, Poſt=
inſpektor
Lisberg=Mainz, Poſtſekretär Hofmann=Mainz,
Oberzollinſp=ktor Bolbach=Mainz, Zollſekretär H. Dietz=
Mginz, Zollaſſiſtent Feuerlein=Mainz, Eiſenbahnſchloſſer
Gleitzner=Mombach.
Bochum, 13 März. (Wolff.) Der kommandierende Gene=
ral
der 128. Diviſion hat an den Bürgermeiſter von Eſſen ein
Schreiben gerichtet, wonach auf Befehl des kommandierenden
Generals der franzöſiſchen Rheinarmee alle Familien (Frauen
und Kinder) der durch die franzöſiſchen Behörden ausgewieſenen
Schutzpolizeibeamten das beſetzte Gebiet innerhalb acht Tagen
verlaſſen müßten.
Konzert.
F.N. Herrn Borngäſſer verdanken wir es, daß wir in dieſem
Winter, in dem ſich der Todestag des deutſchen Altmeiſter Hein=
rich
Schütz zum 250. Male jährte, mehrere von deſſen bedeut=
ſamſten
Chorwerken hören. Am Montag abend erklangen in der
Stadtkirche die Totengeſänge (Exequien) für Heinrich Poſtumus
von Reuß, die 1636 entſtanden ſind, die Matthäus=Paſſion, 1665
von dem achtzigjährigen Meiſter geſchrieben, und die Sieben
Worte werden folgen. Die würdige Feier wurde durch eine von
Herrn Borngäſſer meiſterhaft geſpielte Orgelfantaſie von
Froberger eingeleitet. Herr Pfarrer Vogel ſprach ſodann aus=
führlich
über Schütz, deſſen Lebensſchickſale, Perſönlichkeit und
künſtleriſche Eigenart klar beleuchtet wurden. Daß bei einem
der Allgemeinheit ſo wenig bekannten Komponiſten Vergleiche
mit Händel und Bach ſehr der Veranſchaulichung dienen, iſt
ſicher, nur ſcheint uns die Verſchiedenheit der Darſtellung in den
Paſſionen von Schütz und Bach nicht ſo in erſter Linie durch die
perſönliche Auffaſſung der beiden Künſtler, als vielmehr durch
den völlig verſchiedenen Zeitgeiſt bedingt zu ſein, aus dem
heraus ſie wirken.
Die Exequien zeigen Schütz als den Vermittler zwiſchen
altem und neuem Geiſt in der Muſik ſeiner Zeit. Großen Ab=
ſchnitten
in mehrſtimmigem Motettenſtil, bei dem Soliſten=
enſembles
mit dem Chor nach Art ſeines italieniſchen Lehrers
Giovanni Gabrieli konzertieren, wechſeln mit Teilen, die ganz
dem damals neuen Sologeſng einer oder mehrerer Stimmen mit
harmoniſcher Orgelbegleitung angehören. Daneben erklingen als
Satzeinleitungen prieſterliche Intonationen, und alle dieſe Ele=
mente
werden mit ſtarker künſtleriſcher Kraft zu einer großen
Geſamtwirkung zuſammengeſchloſſen. Die abwechslungsreichen
kleinen Formen beleben den Ausdruck ungemein und gipfeln in
großen Motetten, von denen das Soloſextett Herr, ich laſſe dich
nicht in ſeiner leidenſchaftlichen Steigerung, der herrliche Satz

ſchwere Aufgabe in durchaus anerkennenswerter Weiſe. Es
wurde mit Liebe zur Sache, gutem Ausdruck und ſchönem Klang
geſungen. Sie ſechs Soliſten haben es durchaus, nicht leicht.
Die Damen Dern und Aßmuth (Sopran) erfreuten durch
glockenreine Stimmen und größte muſikaliſche Sicherheit. Herr=
lich
war der wundervolle, tonſtarke und edle Alt von Frau
Görmer=Frankfurt a. M. Selten hört man eine ſo ausgie=
bige
und doch warme Tiefe. Unter den Herren ragte Herr

Anhaltender Terror,
TU. Dortmund, 13. März. Die Stadt Buer iſt nach
liegenden Meldungen hält der franzöſiſche Terror an.
So wurde ein Ziviliſt, der mit der Straßenbahn nach Gelſen=
kirchen
zurückfahren wollte, als er am Bahnhof umſtieg, durch
einen Gewehrſchuß getötet. Außerdem wurde noch ein Zivi=
liſt
getötet und mehrere verletzt, darunter eine Frau. Die Ver=
mutung
, daß die beiden franzöſiſchen Offiziere von den eigenen
zwvei franzöſiſche Soldaten fahnenflüchtig ſind.
Das Werk Poincarés.
Paris, 13. März. (Wolff.) Der ſozialiſtiſche Popu=
laire
ſchreibt zu den Vorgängen in Buer, Buut ſei gefloſſen
und es werde vielleicht noch mehr Blut fließen. Der Haß,
der ungeheuerlich wilde Haß, der dem Frieden den Weg ver=
ſperre
, werde die Menſchen und Völker noch mehr
gegeneinander hetzen. Das fei das Werk Poinca=
rés
und der Reaktionäre aller Lager. Keineilei vernünftige
Löſung der von dem Kriege aufgeworfenen Fragen ſtehe in Aus=
ſicht
, ſondern die Atmoſphäre werde immer drückender, werde
immer mehr vergiftet durch all das, was die armſelige Menſchen=
raſſe
an gemeinen Inſtinkten, an phyſiſchen Drutalitärin uid
moraliſchen Häßlichkeiten noch aus den fernen Zeiten der primi=
tiven
Barbgrei mit ſich ſchleppe.
Frankreichs Ruhrſiasko.
London, 13. März. (Wolff.) Die Weſtminſter Ga=
zette
ſchreibt in einem Ruhrfiasko überſchriebenen Leit=
artikel
: Einen wie vollſtändigen Mißerfolg Frankreich erlitt,
könne aus einem Vergleich der Lage vor der Ruhrbeſetzung mit
der heutigen erſehen werden. Das liberale Blatt erklärt, für
einen durchführbaren Reparationsplan könnte man in Deutſch=
land
auf vollſtändige nationale Solidarität rechnen. Aber bis=
her
wiederholte Frankreich immer nur die Bedingungen, von
denen jedermann wiſſe, daß ſie unmöglich mit irgend einem
Grad der Aufrichtigkeit angenomen werden könnten. Mau
langte auf dem toten Punkt an. Die einzige Hoffnung ſei, daß
Frankreich die Bedingungen abändere, ſo daß ſie innerhalb der
Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands fallen, und anbiete, die Räu=
mung
in dem Maße ihrer Erfüllung durchzuführen. Nur auf
dieſe Weiſe könne Frankreich ſich zurückziehen mit der Würde
die ſeine Freunde ihm in dieſer hoffnungsloſen Lage wünſchten
Für einen durchfürhbaren Plan würde Frankreich die moraliſche
Unterſtützung der Welt haben. Es ſei mehr als wahrſcheinl h,
daß er die Zuſtimmung Deutſchlands erhalten würde. Im gegen=
wärtigen
Augenblick treibe Frankreich Deutſchland jedoch in eine
Lage, in der es nur paſſiven Widerſtand anwenden könne. Es
ſei ein überwältigender Beweis dafür vorhanden, daß dieſer
Widerſtand mit vollſtändigem Erfolg angewandt werde.
Engliſcher Proteſt gegen die Verkehrsblockade.
TU. Aus dem Ruhrgebiet, 13. März. Von Gum=
mersbach
aus ſenden die Franzoſen ſtändig ihre Patrouillen
bis zur Gegend von Osberghauſen. Geſtern waren engliſche
Ofſiziere in Gummersbach und erklärten, die Engländer würden
nicht dulden, daß die Franzoſen den einzigen Weg blockierten,
auf dem die engliſchen Kaufleute ihre Waren ins unbeſetzte
Deutſchland ſenden könnten. Die engliſchen Kaufleute in Köln
hätten bereits bei der interalliierten Kommiſſion ſchärfften Pro=
teſt
gegen die Eigenmächtigkeit der Franzoſen erhoben.
Scharfe Worte gegen Frankreich,
TU London, 13. März. Eine Debatte über die franzö=
ſiſche
Ruhraktion wurde heute nachmittag durch Sir John
Simon, den Führer des liberalen Asquith=Flügels hervorge=
rufen
, der über die neueſten Ereigniſſe an der Ruhr das Wort
ergriff. Die engliſchen Okkupationstruppen hätten bisher in
ihrem Abſchnitt noch Verbindung mit dem unbeſetzten Deutſch=
land
gehabt, würden aber jetzt durch die franzöſiſchen und belgi=
ſchen
Truppen iſoliert, was eine ſchwere Schädigung des eng=
liſchen
Handels im Rheinlande zur Folge habe. Eine noch be=
denklichere
Tatſache ſei, daß die Deutſchen nunmehr mit ihrer
Politik des paſſiven Widerſtandes ein Ende machten. Die neuen
Meldungen über die Erſchießung franzöſiſcher Militärs beweiſe
das. (!) Dieſe Vorfälle allein müßten für England und die von
ihm verfolgte Politik der Zuſtimmung eine feierliche Warnung
ſein. Simon erklärte im weiteren Verlauf ſeine Rede Frank=
reich
als des Bruches des Verſailler Vertrages
ſchuldig und wünſchte die jetzige Haltung der engliſchen Regie=
rung
kennen zu lernen. Es ſei offenbar, ſetzte er hinzu, daß
Frankreich nicht nur auf Reparationen ausgehe, ſondern auf
etwas anderes. Was dieſes Andere ſei, wolle er klar und ein=
deutig
von der Regierung erfahren. Er drückte zum Schluß den
dringenden Wunſch aus, England möchte die ganze Frage trotz
des franzöſiſchen Widerſtandes dem Völkerbund zur Entſcheidung
vorlegen.
Biſchoff tongewaltig, zuweilen zu ſtark in den Vordergrund
tretend, hervor. Herr Roth und Herr Sattler verfügen
ebenfalls über recht ſchöne Stimmen, letzterer detonierte aber
leider ſtark. Herr A. Weber begleitete mit großer Umſicht und
Sicherheit auf der Orgel und Herr Borngäſſer bewies aufs
neue ſeine hohe Künſtlerſchaft durch die Einſtudierung und ſichere
Leitung des ſchwierigen Werkes, das auf die Zuhörer ſtarken
Eindruck machte. Nur war bei der Kälte in der Kirche die
Dauer der Feier, faſt zwei Stunden, erheblich zu lang.

Der Kommandant der Emden
* An den Riffen der Kokosinſeln zerſchellte nach eigenem
Willen ſeines Führers nach ruhmgekröntem Kampf gegen über=
mächtige
Gegner am 9. November 1914, die Flagge am Maſt
und unter dem Feuer ſeiner Geſchütze S.M.S. Emden, fand
das heldenhafte Schiff ſein Grab in den Wellen. Seinem Kom=
mandanten
, Kapitänleutnant z. S. Karl von Müller, war
der Seemannstod nicht vergönnt, er erlag nach vorbildlichem
Wirken für ſein=Vaterkanv auch nach dem Kriege am Sonntag
in Braunſchweig einer Lungenentzündung.
Es hat für uns Zeiten gegeben, da man vielleicht etwas
voreilig ſprach oder ſchrieb von verdienten Männern, daß ſie ſich
durch ihre Taten ein Denkmal geſetzt in den Herzen ihres Volkes
dauernder als Stein und Erz. Dann kam der Krieg und mit
ihm häuften ſich die Taten von unerhörter Größe und Kühnheit.
Und die ſie verübten waren ſo viele, daß man ſchließlich nur noch
von einem deutſchen Heldentum ſprechen konnte. Und dann
kam Kriegsende unrühmlich und verzweifelt, und dann kamen
Jahre des Leids. Man vergaß Helden und Heldentaten. Nicht
aus Undankbarkeit, nur weil das eigene täglich neu ſich ge=
bärende
Leid alles Gedenken und Erinnern tötete. Wir haben
aber eine große ſchöne und heilige Pflicht zu erfüllen, das iſt,
unſerer Jugend das Erinnern an die Großtaten des Volkes und
ſeiner Söhne im Kriege zu vererben, ſie ihnen als leuchtendes
Fanal erſtrahlen zu laſſen und ihnen die Vorbilder zu erbauen,
an denen ſie ſich aufrichten ſollen, aus denen ſie Kraft und Mut
zur Nacheiferung ſchöpfen ſollen. Wohl um kaum eines Mannes,
eines deutſchen Helden Stirne iſt mehr Lorbeer geflochten wor=
den
, wie um die des Kapitäns der Emden. Viel haben wir
nach ihm erlebt, Großes und Ueberragendes, ſeine und ſeiner
Emden=Mannſchaft Taten konnten nicht in den Schatten ge=
ſtellt
werden. Das macht, er war der erſte, der als Einzel=
perſon
hervortrat in ſo unerhörter Weiſe, daß ſein Name, wo

Holland und die Rheinſchiffahrt.

Haag, 13. März. (Wolff.) Auf die Frage eines Abgeord=
wie
vor von der Außenwelt abgeſchnitten. Nach vereinzelt vor= neten über die Behinderung des Handels zwiſchen Holland und
dem beſetzten Gebiet erteilte der Außenminiſter eine ſchriftliche
Antwort, die u. a. befagt, die Behinderung des Güter= und
Schiffahrtsverkehrs infolge der Vorſchriften der Beſatzungsbehör=
den
ſei derart, daß der Verkehr zwiſchen Holland und
dem beſetzten Gebiet nahezu ſtilliege. Da die er=
laſſenen
Vorſchriften in der Regel unverzüglich in Kraft treten,
ſei es den Schiffahrts= und Handelsunternehmungen häufig nicht
möglich, die Vorſchriften in Rechnung zu ziehen. Es folgt
Leuten erſchoſſen worden ſind, gewinnt immer mehr an Wahr= dann eine ausführliche Darlegung der Lage des Handels mit
ſcheinlichkeit. Es ſteht jetzt mit Sicherheit feſt, daß ſeit der Tat dem beſetzten Gebiet im allgemeinen, der Kohlenlieferungen an
Holland und der Rheinſchiffahrt. Mit Bezug auf Kohle ſei die
franzöſiſche Regierung grundſätzlich bereit, Lieferungen zuzu=
laſſen
, doch werde noch über die Bezahlung der Kohlenſteuer ver=
handelt
. Was die Rheinſchiffahrt anbetreffe, ſo hätten ſich Fälle
ereignet, die nach Auffaſſung der niederländiſchen Regierung
mit den Rheinſchiffahrtsakten nicht überein=
ſtimmten
. Die Behinderung der Schiffahrt werde von der
niederländiſchen Abordnung bei der in nächſter Zeit ſtattfinden=
den
Sitzung der zentralen Rheinſchiffahrtskommiſſion zur Sprche
gebracht werden. Die Auferlegung einer Ausfuhrabgabe von
10 Prozent habe übrigens zur Folge, daß der Tranſithan=
del
allmählich von Rotterdam nach Hamburg und Bremen
übergeleitet werde. Die niederländiſchen Geſandten in Paris
und Brüſſel und die Konſuln im beſetzten Gebiet hätten fort=
dauernd
mit Nachdruck auf die Behinderung des holländiſchen
Kandelz hingewieſen und Verhandlungen geführt, um einen
Ausweg aus den Schwierigkeiten zu finden. Die Geſinnung.
die die franzöſiſche und belgiſche Regierung dabei bekundet hät=
ten
. gäbe Anlaß zu der Erwartung, daß man bei Beſchwerden
Entgegenkommen finden werde. Doch würden die gegenwärtigen
Zuſtände im Ruhrgebiet, ſolange ſie andauerten, ſich in ſchweren
Rückſchlägen auf das Wirtſchaftsleben Hollands und beſonders
auf den Verkehr in den holländiſchen Hafenſtädten fühlbar
wachen.
Ameriha und die Ruhr.
Paris, 13. März. (Wolff.) Der Neu=York Herald meldet
aus Waſhington: In dem Bericht des Schiffahrts=
amtes
über die europäiſche Lage, einer Veröffentlichung, die
den wöchentlichen Handelsüberſichten großer Banken ähnelt, wird
feſtgeſtellt, daß weder Frankreich noch Deutſchland
aus dem Ruhrgebiet Kohlen erhalten, und daß England
außer Stande iſt, den Bedarf des Feſtlandes aus ſeinen Kohlen=
gruben
zu decken. Der Bericht nimmt an, daß die Arbeiter im
Ruhrgebiet, unterſtützt vom übrigen Deutſchland, imſtande ſein
werden, ſechs Monate durchzuhalten, und fügt hinzu,
daß Frankreich nicht über einen ausreichenden Ueberſchuß an
Arbeitskräften verfügt, um die deutſchen Arbeiter im Ruhrgebiet
zu erſetzen.
Der Bericht des Schiffahrtsamtes hat nach dem Blatte bei
den in Waſhington gebliebenen Kongreßmitgliedern große
Ueberraſchung hervorgerufen und ein ſtark.s Intereſſe ge=
funden
. Der Neu=York Herald berichtet weiter, daß der Vor=
ſitzende
des Ausſchuſſes der amerikaniſchen Einfuhr=
handelsvereinigung
für Geſetzgebung und Steuerweſen,
David Walker, das Staatsdepartement erſucht habe, in der
Frage der berzögerten Frachten aus dem Ruhrgebier
einzugreifen. Walker habe in Neu=York erklärt, die Im
porteure hätten bereits zahlreiche Beſtellungen bezahlt, die jetz
feſtlägen; ſie ſtänden vor ſchweren Verluſten, falls die Waren
nicht bald geliefert würden.
Amerika und die Beſatzungskoſten.
Paris, 13. März. (Wolff.) Nach einer Meldung des
Neu=York Herald aus Waſhington werden die Vereinig
ten Staaten in einigen Tagen ihren Unterhändler in de
Pariſer Kommiſſion zur Rückzahlung der amerikaniſchen Be
fatzungskoſten, Wadsworth, dahin anweiſen, daß er auf de
Fezahlung der Beſatzungskoſten auf Grund eine
angemeſſenen Beteiligung der Vereinigten Staaten an den bis
herigen Barzahlungen und Sachleiſtungen Deutſchlands beſteher
ſolle; das Angebot der Alliierten, das Bezahlung aus den kün
tigen deutſchen Leiſtungen vorſehe, ſolle Wadsworth gar nich
beantworten. Man nehme deshalb an, daß die Verhandlunger
in Paris auf den toten Punkt geraten werden.
Paris, 13. März. (Wolff.) Staatsſekretär Hughes, der
wie nach dem Neu=York Herald gemeldet wurde, beabſichtigen
ſoll, den amerikaniſchen Unterhändler in der Pariſer. Be
ſatzungskoſten=Kommiſſion zur Ablehnung des
alliierten Angebots zu veranlaſſen, iſt nach dem gleichet
Vlatt zu dieſem Schritt durch zwei Erwägungen veranlaß
worden,
1. die Vereinigten Staaten beſäßen moraliſch und geſetzlid
das Recht, auf Bezahlung eines angemeſſener
Teiles von den bereits erfolgten deutſchen Leiſtungen zu be
ſtehen,
2. die Annahme des alliierten Vorſchlages nrürde die Ver
einigten Staaten in eine Lage bringen, in der ſie bei der
zwangsweiſen Einziehung der Reparationen
mithelfen müßten.
und wann immer er erklang, dem ſtolzen, meerbeherrſchender
Albion ein Zittern und ein Knirſchen in ohnmächtiger Wut ab
rang, und daß er in allen deutſchen Gauen Jubel und Stolz und
frohe Zuverſicht auslöſte. Das macht, daß er ein Seeheld wurde
von ſagenhafter Größe, ſchon ehe man im Binnenlande vor
irgend einem kriegeriſchen Tun der deutſchen Flotte vernahm
Schon wenige Wochen nach Kriegsbeginn trug Draht unk
Funkſpruch die Namen Emden und von Müller in alle Welt
teile, und wo er erklang, nannte man ihn mit Stolz oder Furch
und Grauen, immer aber mit höchſter Achtung. Am 13. Augu)
1914 verließ die damals in Tſingtau ſtationierte Emden, di
ſeit Mai 1913 unter von Müllers Befehl ſtand, das deutſch
Kreuzergeſchwader, um allein befehlsgemäß den Kreuzerkrieg i
den indiſchen Gewäſſern zu führen. Die Emden tat das ſeh
ergiebig. Allein im September fügte ſie England einen Schade
von 3 Millionen Pfund zu, und Seemannsſtreiche, wie man ſi
nur aus Sagen und Märchen kannte, brachten die engliſche Admi
ralität in Verzweiflung. Das große Aufgebot zur Jagd auf di
Emden wurde immer wieder irregführt. 20 Schiffe mit run
90 000 Tonnen wurden verſenkt. Die Petroleumtanks vor
Madras gingen im Granatfeuer der Emden in Flammen au
(22. September) und wie ein Geiſterſchiff erſchien ſie am 28. Oi
tober auf der Reede von Pulo Penang und ſchoß den ruſſiſche
Kreuzer Schemtſchug und das franzöſiſche Torpedobvot Mous
quet in Grund. Am 9. November erreichte die Emden be
den Kokosinſeln das unausbleibliche Geſchick; nach langen
ehrenvollem Kampf gegen den engliſchen übermächtigen Kreuze
Sydneh, mit den letzten verbliebenen Geſchützen im Feue=
ſetzte
Karl von Müller ſein ſtolzes Schiff auf die Riffe. Er ſelb
ſiel mit den Ueberlebenden der Beſatzung in Gefangenſchaf
England atmete auf!
Was Kapitän von Müller und ſeine Mannſchaft vollbrachtei
wird in Flammenſchrift leuchten, ſolange man von kühnen See

Vaterlandsliebe ſich einten mit echt deutſcher Seemaunskamerak
ſchaft, die Führer und Mannſchaft zuſammenſchweißte, ſo da
alle beſeelt waren, das Letzte herzugeben für Ruhm und Ehr
des Vaterlandes. Für die rein menſchlichen Charaktereigen
ſchaften von Müllers ſprach ſein Verhalten den Gefangene
gegenüber, das ihm von ſeinen beſtgehaßten Gegnern, den Eng
ländern, den Ehrentitel Gentleman Captain eintrug. Sei
Pflichtgefühl und ſeine Liebe zu Vaterland und Volk ließe.
auch nach dem Kriege ihn nicht tatenlos bleiben. Als Landtags
abgeordneter in Brgunſchweig wirkte er bis zu ſeinem Tode. 8.

[ ][  ][ ]

Rummer 72.

Darwſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 14. Mürz 1999.

Seite 3.

Das Ergebnis der Brüſſeler Konferenz.
Brüſſel, 12. März. (Wolff.) Ueber die Brüſſeler

wurden die Maßnahmen beſprochen
e nötig ſind, um die Lieferungen von Kohl= und Koks
Frankreich und Belgien zu beſchleunigen. Das auf=
ſtellte
Program wird von den Direktiven, die von den beiden
abinetten gemeinſam erteilt werden, allmählich durchgeſührt
erden. Sodann wurden die mit der Tätigkeit und der Finauz=
bahrung
der franzöſiſch=belgiſchen Eiſenbahnverwaltung im
uſammenhang ſtehenden Fragen geregelt, und man kam über
repreſſiven Maßnahmen und Sanktionen
berein, die im Falle neuer Attentate auf die Be=
tzungstruppen
anzuwenden ſeien.
Ferner wurden die Grundſätze über die Erteilung von
izenzen für die mit ausländiſchen Induſtriellen abgeſchloſſenen
ufenden Geſchäfte aufgeſtellt. Schließlich wurde auf der Kon=
renz
nochmals die Einigkeit der beiden Regierungen da=
n
feſtgeſtellt, die Räumung des Ruhrgebiets und der neube=
tzten
rechtsrheiniſchen Gebiete nicht von einfachen Verſprechun=
m
Deutſchlands abhängig zu machen, ſie vi lmehr in dem Maße
vol

er Reichsregierung außer der Aufhebung der Strafbeſtim=
ungen
zuverläſſige Garantien für die deutſchen Staats=
ürger
erhalten haben, die mit den alliierten Be=
örden
zuſammengewirkt haben.
Der Kampf um die Kohle.
Berlin, 13. März. (Wolff.) Der Reichskommiſſar für die
ohlenverteilung teilt mit: Durch eine neuere Bekanntmachung
er Interalliierten Rheinlandkommiſſion wird den Verbrauchern
n beſetzten Gebiet empfohlen, Aufträge auf die Zufuhr von
rennſtoffen unmittelbar an die Bergwerke zu erteilen. Für
ieſe von der Rheinlandkommiſſion zu genehmigende Lieferung
dird jede Verkehrsfreiheit in Ausſicht geſtellt. Die Beſatzungs=
lächte
werden mit dieſem Verſuch, in der Notlage, die lediglich
e ſelbſt verſchuldeten, den Rettungsengel zu ſpielen, keinen Er=
lg
haben. Nur durch die allgemeine, unbedingte Freiheit der
erkehrswege kann die Kohlenverſorgung des altbeſetzten Ge=
jetes
wieder in Ordnung gebracht werden. Auf Sonderbeilli=
ungen
der Beſatzungsmächte hin wird weder deutſches Schiffs=
rſonal
über den militariſierten Rhein, noch deutſches Eiſen=
ahnperſenal
über militariſierte Bahnſtrecken Kohle befördern;
uch wird der deutſche Bergmann keine Kohle fördern, wenn
Beſatzungsmächte etwa ſelbſt den Transport übernehmen
ſollen. Im übrigen wurde den Zechen des beſetzten Gebiets
usdrücklich vom Reichskohlenkommiſſar unter Strafandrohung
erboten, Sendungen über militariſierte Strecken und unmittel=
are
Aufträge von den Verbraucheen abgeſehen vom Land=
bſatz
ohne beſondere Genehmigung auszuführen.
Berlängerung der Demobilmachungsvorſchriften.
Laut Vorwärts ließ der Reichsminiſter des Junern dem
ieichsrat einen Gefetzentwurf zugehen, der eine Verlängerung
er Demobilmachungsvorſchriften, deren Geltungsdauer am
1. März abläuft, bis 31. Oktober 1923 vorſieht.
Teuregelung der Angeſtelltenverſicherung.
* Berhin, 13. März. (Priv.=Tel.) Die ſeit dem Jnkraſ==

Dezember 1922 zu einer Heraufſetzung der Jahresarbeits=
erdienſtgrenze
für die Verſicherungspflicht in der Angeſtellten=
erſiczerung
von 830000 Mark auf 1200 000 Mark und neuer=
ngs
vem 1. Februar 1923 zu einer Heraufſetzung auf 5 200 03
Nark geführt. Wie wir aus parlamentariſchen Kreiſen rjahrei,
egt nunmehr ein Referentenentwurf des Reichsarbeiisminiſte=
iums
ver, in dem ein Aufbau neuer Gehalts= und Lohnflaſſen
is zu einem Jahresarbeitsverdienſt von 7,2 Millionen Mauk
orgeſehen iſt. Die Neuregelung ſoll ſowohl für die Angeſtellten=
die
für die Iuvalidenverſicherung gelten. Die Steigerungs=
eträge
ſind für die neuen Gehalts= und Lohäklaſſen nuch den
bisherigen Grundſätzen feſtgelegt worden, näulich in der Höhe
on 1 vomr Tauſend des Jahresarbeitsverdienſtes der Gehalts=
laſſe
in der Angeſtelltenverſicherung und in der Höhe von 1 von
Zehntauſend des Endbetrages des Jahresarbeitsverdienſtes in
der Lohnklaſſe der Invalidenverſicherung. Eine Erhöhung der
Teuerungszulage iſt nicht vorgeſehen, da durch das Notſtands=
naßnahmengeſetz
eine ungehenunte Fürſorge für die Sozial=
rentner
geſichert iſt. In dem Entwurf ſind Maßnahmen zu.
Vereinfachung der Verwaltung vorgefehen. Durch eine freieie
Geſtaltung der Vermögensveranlagung ſoll de: Verſicherungs=
trägern
eine neue Einkommensquelle erſchloſſen werden. Eir=
Erhöhung der Beiträge in der Angeſtelltenverſicherung iſt nicht
beabſichtigt. Das Geſetz ſoll rückwirkend vom 1. Januar 1923
ab in Kraft treten.

Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 13. März. (Eigener Beriöt.) Am Regierungstiſche:
Arbeitsminiſter Vrauns, Juſtizmriniſter Heinze.
Auf der Tagesordrug ſteht zunächſt die Vorlage zur Abänderung
des
rriegsſchädengeſetzes und des Offizierszenſionsgeſetzes. Die be=
treffenden
Geſetze werden durch die neus Vorlage der Geldentwertun
ange
ßt. Rach kurzer Ausſprache wird die Vorlage auf Antrag Thiel
D. Vpt.) und Meher=Zwvickau (Soz.) zur ſchleunigen Erledigung dem
Sozialpolitiſchen Ausſchuß überwieſen. Durch eine weitere Vorlage
werden Geblihren für die Arbeitsbücher eingeführt.
Abg. Maltzahn (Komm.) verlangt die Abſchaffung der Arbeits=
bücher
, da es nicht notwendig ſei, daß die Jugendlichen und Lehrlinge
durch die Meiſter kontrolliert werden. Wenſt man ſie aber nicht ab=
ſchaffen
wolle, ſo miſſen ſie zvenigſtens koſtenlos ausgeſtellt werden.
Bei der Abſtimmung über dieſen Antrag, gegen den die bürgerlichen
Parteien ſtimmen (die Baheriſche Volkspartei enthält ſich der Stimme.
muß die Auszählung erfolgen. Der Antrag Malxahn wird darauf mit
138 gegen 104 Stimuen abgelehit. Die Vorlage wird im übrigen an=
geuemmen
. Angenommen wird ferner ein Geſetzentvurf über eine
Verlängerung der Zuckerungsfrit für Weine des Jahres 1922. Auf
Antrag des Abg. v. Gueua (Ztr.) wird die Zuckerungsfriſt wegen der
unigünſtigen Verkehrslage im beſetzten Gebiet nicht nur bis zum 30. Juni,
fond
un bis zum 31. Juli 1923 verlängert.
Angenommen wird fe
* auch ein Zentrumsantrag über die Bereit=
ſtellung
von Mitteln zur Durchführung der Eleftrizitätsverſorgung im
K.
ſe Monſchau.
Die Wohnungsbauabgabe.
Abg. Schirmer (Baher. Vpt.) teilt mit, daß ſeine Fraktion in
dieſer Angelegenheit nicht einheitlich ſei. Maut ſolle vor abem auch die
der zum Ban eigener Wohnungenr zwingen. Der Redner bedauer:
die Holztenerung namentlich in Frauken.
Arbeitsminiſter Dr. Brauns erklärte, daß die Regierung alles
tun werde, um eine Verbilligung der Bauſtoffe und des geſamten. Bau=
ſtoffhandels
zu erzielen. Den Gedanken, auch die erwerbsfähigen Jugend=
liehen
zur Abgabe für Bauzwecke heranzuziehen, wird die Ne ierung
dur
zuführen verſuchen. Eine Frachtverbilligung ſei bereits eingetreten
Und
einte ſeitere Verbilligung würde nicht einmal mehr die Selbſtroſten
Eiſenbahn decken. Die Abgaße wird auch bei den Lohnverhandlungen
rückſichtigung finden. Von einer unwirtſ kaftlichen Vevwendung der
V.
Wohnungsbauabgabe iſt dem Reiche bisher noch nichts bebannt gelvor=
den
. Für große Wohnungsbauten findet ſich kein privates Kadikal.
Miniſterialdirektor Beyerlein (Reichsernährungsmimiſterium)
teilt
lit der Miniſter werde die Holzpreiſe ſobald als nur irgend mög=
lich
e
äßigen; durch Verhandlungen mit den Ländern ſoll eine weitere
Verbilligung erreicht werden.
Abg. Heydemann (Komm.) hält die Laſten für unerträglich.
Die
rbitterung des Volkes wird eines Tages mit allen dieſen Nedereien
Schluß machen.
ſamit ſchließt die allgemeine Ausſprache. Angenonoen wird ein
Autrag Leoppld (Dnatl.), wonach die Einkünfte aus der Belaſtun=
ſchaftlicher
Gebäude in erſter Linie wieder für Bauten für landwirt=
ſchaftliche
Zwecke heranzuziehen ſind.
Nach § 5 beträgt die Höhe der Abgabe vom 1. Januar 1923 g
100
rozent des Nutzungswertes, wozu noch weitere 1500 Prozent füi=
die
Gemeinden erhoben werden können. So eit dieſe Sätze die bisheri=
gen

berſchreiten, gelten ſie nur für die Kalenderjahre 1923 und 1921.
ie Deutſchnationalen beantragen nicht 1500 Prozent zu erheben,
un nach der erſten Regierungsvorlage nur 750 Prozent; die Soziai=
mokraten
ſvöllen die Regierung ermächtigen, die Abgabe mir Zuſtim=
niung
des Reichsrates noch zu erhöhen.
Bahzer. Miniſterialdirektor d. Imhoff erklärt, daß die Erhöhung
der Abgabe auf 3000 Prozent in weiten Kreiſen große Beunruhigung
h=
rufe
; er bittet, namens der baheriſchen Regievung, deur deusſch=
nationtalen
Autrag auf Wiederherſtellung der Regierungsvorlage
Der deutſchnationale Antrag, die Wohnungsbauabgabe auf 750 Pro=
zeut
herabzuſetzen, wird gegen die Antragſteller, einen Teil des Zen=
troms
, die Balieriſche Volkspartei und die Kommniſten abgelehnt. Für
die Ausicußfaſſung, 1500 Prozent zu erheben, wozut weitere 1503 Proz=
für
die
Geminden komimen, ſtimmiten die Sozialdemokraten und
ie
Minde
eit des Zentrums unter Führung von Marx und Feh=
D.
Die Ausſckußfaſſung wurde mit 157 gegen 138 Stimmen abgelehnt. Ein
Antrag des Abg. Tremmel (Ztr.), bei einer etwaigen Ermächti=
gungsbeſtimmung
für die Regierung auch den Wohnungsausſchuß des
Reickstags zu hören, wird angenommen. Augenommen wird ferner d
Ausſchußfaſſung, wonach die Wohnungsbauabgabe für 1923 und 1924
ten ſoll. Nach s 7 wird ein Ausgleichsfonds feſtgelegt, wonach nach
der Ausſchzußfaſſung die Länder 40 Mk. dro Kopr der Bevölterung an
das Reich abzuliefern haben. Von der Wohnungsbauabgabe werden
uI.
Antrag Rentenempfänger, Kriegsbeſchädigte, Kleinrentner uſw. bef
t.
Abg. Mumm (Dnatl.) beantragt, unter gewiſſen Bedingungen auch
Geiſtliche, Kirchenbeamte und Angeſtellte religiöſer Geſellſchafter
mild=
kätigeu
und gemeinnütziger Ouganiſationen davon zu befrcien. T
* An
trag wird gegen die Linke angenommen. Die Entſchließung übe
die
Kontrolle der Bauſtoffpreiſe wird angenommen; ebenſo die Forderung
auf organiſierte Tarife für Transporte von Bauſtoffen.
Damit iſt die zweite Leſung der Wohnungsbauabgaße erledigt.
Gegen 7 Uhr wird auf Vorſchlag des Präſidenden noch in die zweite
rt=
Beratung des Geſetzentwurfes über die Berückſichtigung der Geldent
ung in den Steuergeſetzen eingetreten. Artikel 2, der Berüickſichtigung
der Geldentwertung bei den Bewertungsvorfchriften behandelt, wird
gegen die Linke in der Ausſchußfaſſung angenommen. Es folgt Art. 3,
* die Berückſichtigung der Eeldentwertung bei den Zahlungen behan=
delt
. Darauf vertagt ſich das Haus auf Mittwoch 2 Uhr.
Die Regelung der Beamtengehälter.
* Berlin; 13. März. (Priv.=Tel.) Die geſtrigen Verhand=
lungen
im Reichfinanzminifterium ergaben, daß den Beamten
am 19. März der laufende Monatsgehalt gezahlt wird. Die
quartalsteiſe auszuzahlenden Gehälter werden am gleichen
Tage ausgezahlt werden. Ebenſs werden die Reichs= und
Staatsarbeiter am 19. März einen Vorſchuß in der Höhe von
zwei Wochenlöhnen ausbezahlt erhalten. Am 10. April ſoll im
Reichsfinanzminiſterium eine neue Zuſammenkunft mit den Ge=
werkſchaftsvertretern
ſtattfinden.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 14. März.
Warnung.
* Seit Montag ſird von den Franzoſen an den Grenzen
des beſetzten Gebietes auch für Fußgänger und Radfahrer
überraſchend und ſcharf kontrolliert. Scheinbar nicht
ſtändig, ſondern in Form von Stichproben. Die Reviſion gilt
beſonders und in erſter Linie den Beamten. Während man
Arbeiter nach Einſicht in ihren Paß glatt paſſieren läßt, werden
Beamte jeder Art ins Wachhaus geführt und eingehender Viſi=
tation
unterzogen. Dabei ſind zwei Ziviliſten (Elſäſſer?)
zugegen, die ſehr gut deutſch ſprechen und leſen. Es wird be=
ſonders
gefahndet auf Zeitungen, Geld und Notizen. Notiz=
bücher
und Zettel werden genaueſtens geleſen, offenbar um feſt=
zuſtellen
, ob der betreffende Beamte irgendwie mit der Regie=
rung
in Verbindung ſteht oder in ihrem Auftrage handelt. Grö=
ßere
Geldſummen werden beſchlagnahmt.
2=
Die Franzoſen ſind dazu übergegangen, in deutſcherſeits
betriebene Fernſprechleitungen nach dem unbeſetzten Ge=
biet
geheime Abhörvorrichtungen einzuſchalten, um
auf dieſe Weiſe Geſpräche zu belauſchen und für ihre Zwecke
nutzbar zu machen. Zur Wahrung der allgemeinen deutſchen und
der perſönlichen Belange der Fernſprechteilnehmer iſt daher bei
Führung von Dienſt= und Privatgeſprächen mit dem beſetzten
Gebiet Vorſicht geboten. Die Geſprächsführenden tun
gut, ihren Mitteilungen eine Form zu geben, die es den Fran=
zoſen
unmöglich macht, den Inhalt der Geſpräche zu verſtehen
oder auf Grund des Erlauſchten etwa gegen irgendwelche Pex=
ſonen
des beſetzten Gebietes einzuſchreiten.

Eruannt wurden: am 6. Februar 1923: der Lehrer Wilhelur
Buß zu Dornheim (Kreis Groß=Gerau) zum Rektor an der Volksſchile
daſelbſt; am 1. März: der Schulamtsanwärter Wilhelm Wick aus
Dieburg zum Lehrer an der Volksſchule zu Mosbach (Kreis Dieburg);
am 5. März: der Gendarmeriewachtmeiſter Wilhelm Rau, zum Krimi=
nalwachtmeiſter
bei dem Polizeiamt Lampertheim mit Wiokung vom
1. März an; am 7. März: der Studienaſſeſſor Werner Finkenwirth
aus Darmſtadt zum Studienrat an der Viktoriaſchüle in Darmſtadt.
In den Ruheſiand verſetzt wurde am 7. März der Studienrat au
der Obercalſchule zu Eießen Nikolaus Koob auf ſein Nachſuchen
unter Anerkennung ſeiner dem Staat geleiſteten Dienſte mit Wirkung
vom 1. April d. J. an.
Zur Zusweiſung des Pfarzers Berck. Der Interalliier=
ten
Rheinlandkommiſſion hat das Heſſiſche Oberkonſi=
ſtorium
in Darmſtadt unterm 12. I. M. nachſtehende Verwah=
rung
gegen die Ausweiſung des Pfarrers Berck zugehen laſſen:
Am geſtrigen Sonntag kurz vor Beginn des Gottesdienſtes
iſt Pfarrer Berck in Mainz=Mombach ohne jede Begründung
mit ſofortiger Wirkung ausgewieſen und über die Grenze des
beſetzten Gebiets gebracht worden. Seine Familie muß ihm
binnen 3 Tagen folgen. Zwei Gemeinden ſind dadurch un=
mittelbar
vor der Konfirmation und dem Oſterfeſt der ſegens=
reichen
Wirkfamkeit ihres Seelſorgers beraubt worden. Wir
legen gegen dieſen durchaus ungerechtfertigten und rückſichtsloſen
Eingriff in das kirchliche Leben und in die Rechtsverhältniſſe
unſerer Landeskirch= nachdrücklichſt und feierlichſt Ver=
wahrung
ein.
Der ferne Klang, Franz Schrekers Oper Der ferne Klang,
kann zunächſt nur noch dreimal gegeben werden, da Herr Enehjelm,
der Darſteller des Fritz, dann ſeinen Auslandsurlaub antritt. Dieſe Auf=
führung
wird am 18., 21. und 24. März ſtattfinden. Die nächſte Auf=
führung
am Sonntag, den 18. März, beginnt abends 6 Uhr.
Rauſch‟. Die nächſte Aufführung von Strindbergs Rauſch, im
Kleinen Haus, findet Donnerstag, den 15.. März, abends 7 Uhr, ſtatt.
Das Bruckner=Konzert, das vom Landestheater und Muſikverein
am Sonntag Vormittag zum Beſten der Ruhrſpende und der Darm=
ſtädter
Nothilfe veranſtaltet wurde, erfreute ſich guten Beſuchs. Es
waren nahezu 300 zahlende Beſucher erſchienen. Aus dem Erlös des
Konzertes konnten der Darmſtädter Nothilfe und der Ruhrſpende je
200 000 Mark überwieſen werden.
Chriftoph Columbus und die Entdeckung Amerikas. Der Film
läuft heute um 4, 6 und 8 Uhr im Kleinen Haus des Landestheaters zum
letzten Mal.
Befchränkungen von Poſtſchalterſtunden. Vom 14. März ab wer=
den
die Paketannahmeſtelle des Prſtamts 1 (Rheinſtraße), ſowie die
Annahmeſtellen für ſämtliche Poſtſendungen der Zweigpoſtämter 3
(Hermamnſtraße) und 4 (Stiftſtraße) nur noch Werktags von 912 Uhr
vormittags und 36 Uhr nachmittags geöffnet ſein. Vom gleichen Zeit=
punkte
ab wird die Telegrammannahme bei den beiden Zweig=
poſtämtern
aufgehoben. Mit der Annahnee von Telegrammen befaſſen
ſich künftig nur die Telegramm=Awaahmeſtellen des Telegraphenamtes
(Rheinſtraße) und des Poſtamts 2 (Hauptbahnhof).
Heitatpflegekurſus. Statt der erſvarteten 60 ſind 120 Teilnehmer
gekommen. Ein erfreuliches Zeichen! Dem der Heimatgedanke muß
alle Volksgenoſſen erfaſſen. In anerkennend hohem Maße iſt auch das
beſetzte Gebiet vertreten, trotz der Verkehrshemmungen. Nach Schluß
der Tagung ſollen die Ergebniſſe in einem Geſamtreſerat niedergelegt
werden. Im Rahmen des Lehrganges findet heute abend im Feierabend=
ſaal
(Stiftſtraße 51) ein Lichtbilbervortrag von Herrn Prof.
Dr. Konrad Günther über die Natur als Quelle der Freude und
Belehrung ſtatt, zu dem Jeder der Intereſſe hat, herzlich eingeladen iſ
Insbeſondere ſeien die Mitglieder aller Richtungen der Davmſtädter
Jugendbewegung auf den Vortrag hingewieſen. (Siehe Anzeige.)

Zum Gedächtnis Johann Chriſtian Günthers.
Zun 15. März.)
Von A. Thurandt.
Das Problem: Vater und dichtender Sohn iſt in zwei
Gegenbeiſpielen ſcharf umriſſen: bei Goethe und bei Günther.
Seide Jünglinge treiben es auf der Univerſität ziemlich bunt,
werden krank, drohen zu verbummeln. Der Gatte der des
Frankfurter Stadtſchultheißen Textor Tochter, der Kaiſerliche
Rat Johann Kaſpar Goethe, war ganz Liebe, heimſte den Sohn
ein und ließ ihn in dem Patrizierhauſe am Frankfurter Hirſch=
Akaben die Geneſung finden, aus der dann das große Menſchen=
und Dichtertum Johann Wolfgang Goethe entſtand. Der Strie=
Bauer Arzt Johann Günther aus Aſchersleben, in zweiter Ehe
Mit Anna Eichbander vermählt, war eine derbere Natur, wollte
lichts von Poeten wiſſen, die er den Vagabunden gleichſtellte,
lah die Studententage des Sohnes auf den Univerſitäten Wit=
lenberg
und Leipzig liederlich vertan und weiſt ihm im Septem=
der
1719 hartherzig die Tür. Die letzte Leidensſtation des Dich=
Eels heißt ſeit Dezember 1722 Jena. Noch einmal klagt er dem
Vater entgegen:
Mit dem im Himntel wär es gut,
Ach, wer verſöhnt mir den auf Erden?
m Lann am 15. März 1723, als kaum 28jähriger, entkräftet dieſe
de zu verlaſſen und den armſeligen Leib irgendeiner Ecke des
eiiaer Johannisfriedhofes zu übergeben. Die Zeilen, die er
ch ſelbſt als Grabſchrift beſtimmt hatte, harren noch heute des
Narmorſteines, auf dem ſie ſtehen ſollten, deſſen Errichtung
Lungſt Ehrenpflicht der Univerſität Jena geweſen wäre:
Hier ſtarb ein Schleſier, weil Glück und Zeit nicht wollte,
Laß ſeine Dichterkunſt zur Reife kommen ſollte.
Nein Pilger, lies geſchwind und wandre Deine Bahn,
Sonſt ſteckt Dich auch ſein Staub mit Lieb und Unglück an!
Weil Glück und Zeit nicht wollte . Das Glück: einen
Sater wie den des jungen Goethe zu haben. Als Siebrand
Sleinbach) 1738 Johann Chriſtian Günthers, des berühmten
eſiſchen Dichters, Leben und Schrifften auf des Verfaſſers
dene Unkoſten veröffentlichte, ſchrieb ihm der Vater: ſein Sohn
ſeines unglücklichen Schickſals eigener Schmied geweſen. Die
ſchwelt, die Arbeiten von Hoffmann von Fallersſeben, Otto

Roquette, Berthold Litzmann, Max Kalbeck, Ludwig Fulda, Carl
Enders, Georg Konſtantin Wittig, Adalbert Hoffmann, haben
des weiteren verſucht, die Härte des Vaters menſchlich zu recht=
fertigen
. Es bleibt die Tragik des Problems: Vater und Sohn.
Es bleibt das Wort des glücklicheren Goethe über Günther: Er
wußte ſich nicht zu zähmen, und ſo zerrann ihm ſein Leben wie
ſein Dichten. Sein Leben vielleicht aber ſein Dichten? Wir
denken darüber anders, ſeitdem uns Wilhelm von Scholz Stro=
phen
Chriſtian Günthers (Eugen Diederichs Verlag, Jena),
ſeitdem Hermann Wendel unter dem Titel Die deutſche Laute‟
den Verſtorbenen zu neuem Leben erweckt hat (Erich Reiß Ver=
lag
, Berlin). Weil Glück und Zeit nicht wollte . . ." Die Zeit:
1724 ward Klopſtock geboren. Goethes Geſellige Lieder ſind
ohne Günther, den Verfaſſer folgender kongenialer Stücke, nicht
zu denken: Gaudeamus igitur (Brüder laßt uns luſtig ſein, weil
der Frühling währet . . .), daß man die frohen Stunden noch
mitnehmen ſollte (Das Haupt bekränzt, das Glas gefüllt! So
leb’ ich, weil es Lebens gilt!), Studenlied (Müdes Herz, laß den
Schmerz mit dem Arem fahren!), Roſen (An Roſen ſuch, ich mein

Vergnügen . .). Günthers Jugend iſt in den beſten Verſen
Liliencrons und Bierbaums wvieder aufgeklungen, der ihm ſeine
Tragikomödie Stella und Antonie gewidmet hat. Auf der
letzten Generalverſgmmlung der Geſellſchaft der Bibliophilen
in Breslau beſchenkte der Berliner Antiquar Paul Graupe die
Teilnehmer mit einer Gabe Aus Günthers Nachleſe und
Taſchenbüchern (Fünf Gedichte und Entwürfe in neuem, er=
gänztem
Abdruck aus den auf der Breslauer Stadtbibliothek
aufbewahrten Handſchriften nebſt einem Fakſimile aus dem
rüheſten Taſchenbuche, herausgegeben von Adalbert Hoffmann).
Weil Glück und Zeit nicht wollte ." Dieſe Zeit ach.
mian mag ſie verſtehen, wenn man zu dem Buche von Walter
Unns greift: Die deutſche Lyrik des Barock (Erich Reiß Verlag,
Berlin). Als ſchönſte Blüte aus all dieſem lyriſchen Geſtrüpp,
aus Hochzeits= und Leichen=Carmina, aus Loh= und Ehren=
gedichten
auf Fürſtlichkeiten, Profeſſoren, Mädchen, die Lesbia,
Flora, Rubellchen genannt wurden, aus religiöſen Sermonen
u trockenſt gebundener Form leuchtet immer wieder Günther
hervor, der lebte, weil es Lebens gilt! und weil der Früh=
ling
währet, und der ſein Gaudeamus ausklingen läßt:
Kann uns doch der Himmel bald,
Eh die Morgenglocke ſchallt,
In unſre Gräber tragen.

Dieſes Bald kam allzu bald. Anton Ohorn hat es in ſeinem
Lebensroman eines deutſchen Dichters Chriſtian Günther
(Mitteldeutſche Verlagsanſtalt, Heidenau) vermenſchlicht. Sein
letzter Freund und Wohltäter hieß Karl Sigismund von Eben
und Brunnen. Ein kleiner, zuſammengekniffener Oktavzettel mit
ſechs Verſen aus der Leutraſtraße mit der Bitte um etwas Con=
fekt
(Fruchtkompott) zu Faſtnacht iſt das letze Dokument des
Dahinſiechenden, nachdem er ſeine großen Bußgedanken geſchrie=
ben
, die alſo anheben: Mein Gott! Wo iſt denn ſchon der Lenz
von meinen Jahren ſo ſtill, ſo undermerkt, ſo zeitig hingefahren?
und die mit der nicht weniger erſchütternden Zeile ſchließen:
Oft iſt ein guter Tod der beſte Lebenslauf. Und der Bio=
graph
Steinbach ſchreibt: Als ſich nun Günther ſo bußfertig be=
zeigte
, und eine rechtſchaffene Betrübnis über ſeine Jugend=
ſünden
darwieß, fragten ihn die anweſenden Lands=Leute, ob
er nicht begehrte noch einen Geiſtlichen bey ſich zu ſehen, und
das Heil=Nachtmahl zu genießen, darauf er den Hrn. Super=
intend
. Weißenborn bey ihm zu ſehen verlangt und ſeine Seele
mit der himmliſchen Speiſe zu ſättigen gewünſcht, weil aber der
Hr. Doct. Weißenborn bey dem Examine in der Stadt=Schuie ſich
aufgehalten, und ſich nicht eines ſo ſchnellen Falles bey dem
Kranken vermuthet, iſt unſer Günther den 15. Mertz des 1723.
Jahres gantz ſanffte entſchlafen, nachdem er ſein junges Leben
nicht höher gebracht als 28. Jahr, weniger 3. Wochen und 3. Tage.
Den Leichnam haben die Landsleute nach Jenaiſchen Gebrauche
auf den ſo genannten Gottes=Acker vor dem Johannis=Thore
beyſetzen laſſen, und die Koſten vor das Begräbniß ihres belieb=
ten
und berühmten Landsmannes zuſammen geſchoſſen, daß er
auch bey ſeiner Dürfftigkeit nach ſeinem Tode eine ehrliche Be=
gräbnis
erhalten. Auf Günthers Tod ſind uns zwei Ehren=
Carmina erhalten; das eine von einem jungen Ungarn Daniel
Hockh aus Solyma, das andere von ſeinem Leipziger Dichter=
freund
. Daniel Wilhelm Triller, ſpäterem Fürſtlich Naſſau=
Saarbrückiſchem Leibmedikus, deſſen poetiſche Prophezeiung in
Erfüllung gegangen iſt:
Muß gleich der todte Reſt vorjetzt zu Grabe gehn:
So werden dennoch ihm die wohlgeſetzten Schriften
Auch bei der ſpäten Welt ein ſpätes Denkmal ſtiften,
Dadurch ſein Ruhm und Ruf wird bey den Sternen ſtehn.
Das Mauſoleum im Herzen der Menſchen überdauert die
Vergänglichkeit eines längſt eingeebneten kleinen Grabhügels,
den nie eine Marmorplatte deckte . .

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Mittſoch, den 14. März 1923.

Nummer 72.

Konzert. Man ſchreibt uns: Das von der Kavelle des Beamten=
vereins
ehemal. Militärmuſiker im Konkordiaſaal vemamſtaltete Streich=
Konzert erfreute ſich eines zahlreichen Beſuchs. Die ſehr ſchwierigen
Muſikſtücke wurden von dem Opcheſter muſterhaft zu Gehör gebracht.
Herr Greilich als rühriger Dirigent geigte, daß er ſeinen Poſten
voll und ganz auszufüllen vermag. Herr Konzertmeiſter Koch, ſowie
auch Herr Spengler verſtanden es, durch ihre Solovorträge die An=
weſenden
zu feſſeln. Das von dem erſten Vorſitzenden in ſeiner Be=
gri
ßungsanſprache hevvorgehobene Beſtreben des Vereins, uns die ver=
loren
gegangene gute Militärmuſik erhalten zu ſuchen, wird bei allen
Dammſtädtern freudig begrüßt werden.
Konzert. Das von der Vereinigung früh. Leibgardiſten veran=
ſtaltete
Wohltätigkeitskonzert, ausgeführt von ehemaligen
Hobviſten des Regiments unter Leitung ſeines letzten Obermuſikmeiſters
Hauske, zu Gunſten der bedrängten Ruhrbevölkerung, hatte die Turn=
halle
am Woogsplatz bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach dem ein=
leitenden
ſchwungvollen Leibgarde=Marſch von Hilge und der Quver=
ture
zu Schillers Wallenſteins Lager, begrüßte der erſte Vorſitzende,
Herr Major d. R. Müller=Hickler, in einer kernigen Anſprache
die Kameraden mit ihren Damen und Gäſten. Seine Rede galt beſon=
ders
den Kämpfern an der Ruhr und am Rhein und führte er unter
anderem aus, daß nicht mit den paar Mark heute unſeren leidenden
Kameraden da drüben geholfen ſei, ſondern wir müßten auch mit gan=
zem
Herzen bei ihnen ſein und wenn uns ähnliches treffe, gleich ihnen
trotzig und mannhaft aushalten. In das dreifache Hurra auf unſer
Vaterland am Schluſſe der Rede wurde jubelnd eingeſtimmt und ſtehend
Deutſchland über Alles geſungen. Die Herzen aller taten ſich auf, als
nach den Motiven aus den Meiſterſingern von Nürnberg und eines
Straußchen Walzers An der ſchönen blauen Donau, die altbekannten,
ſchneidigen Regimentsmärſche von Adam und Hauske Gruß an
Worms und Der Parademarſch erklangen. Rauſchender nicht enden
wollender Beifall dankte den Künſtlern. Die von Herrn Buslau künſt=
leriſch
vorgetragene Solofantaſie für Trompete, erntete bei den Hörern
großen Beifall, ſo daß er den Schluß wiederholen mußte. Einige Rezi=
tationen
des Herrn Kurt Weſtermann vom Landestheater: Der Eiſen=
hut
, Aushalten und Der deutſche Rhein (die beiden erſteren ver=
faßt
vom erſten Vorſitzenden, Herrn Major d. R. Müller=Hickler), ließen
den Künſtler in ſeiner ganzen Größe erſcheinen, und reicher Beifall dankte
ihm. Nach dem gemeinſchaftlich geſungenen Lied: Der Gott, der Eiſen
wachſen ließ, richtete der erſte Vorſitzende noch Worte des Dankes an
die Künſtler und auch an die, die das Feſt richteten. Das Orcheſter
brachte noch den Czardas von J. Michels und Deutſche Volksmuſik
von R. Thiele zu Gehör. Mit dem Geſange des letzten Verſes des
Altniederländiſchen Dankgebets der ausklingt mit dem Notſchrei:
Herr mach uns frei! hatte die Feier ihr Ende erreicht. Alles in allem
bedeutete die Veranſtaltung einen ſchönen Erfolg und eine Befriedigung
für alle, kann doch vor allem der ſtädtiſchen Ruhrhilfe ein größerer Be=
trag
zur Verfügung geſtellt werden.
Aus der Martinsgemeinde. Die Veranſtaltung der evangeliſchen
Gemeindevereine am letzten Montag lieferte wieder einmal den Beweis
für den friſchen, lebendigen Gemeinſchaftsſinn, der in unſerer Gemeinde
lebt und wirkſam iſt; waren doch die Räume unſeres Gemeindehauſes
bis zum letzten Platz gefüllt. In feſſelnder Weiſe führte Herr Pfarrer
Waitz ein in das reiche Schrifttum des altchriſtlichen Zeitalters und
zeigte an zahlreichen Belegen, daß außer den in der Bibel aufbewahrten
Worten Jeſu noch eine ganze Reihe von Ausſprüchen des Heilandes in
außerbibliſchen Handſchriften, wie ſie in jüngſter Zeit wieder in Mittel=
ägypten
aufgefunden worden ſind, ſich aufgezeichnet finden, die jedoch
nicht immer den Stempel der Echtheit tragen. Der Vortrag zeugte von
wifſenſchaftlicher Gründlichkeit, dennoch waren die klaren Ausführungen
äußerſt anziehend und für jedermann verſtändlich. Beſonderer Dank
gebührt Frl. Sturmfels für ihre trefflichen Geſangsvorträge (am Klavier
Herr Dr. Lorenz), ſowie dem unter Leitung von Herrn Sturmfels jun.
ſtehenden Wartburgorcheſter. Die Auswahl der vorgetragenen Muſik=
ſtücke
(Haydn, Schumann, Gounod) zeugte von wirklich gutem Ge=
ſchmack
; Leitung und Ausführung verdienen vollſte Anerkennung. Die
Begleitung des Schlußchorals hatte der Poſaunenchor des Wartburg=
vereins
übernommen.
B. 6. C., Zweigverein Darmſtadt. Der hieſige Zweigberein führte
ſeine (13.) letzte Wanderung im Wanderjahre 1922/23 aus. Der Wetter=
gott
hatte einen ſchönen Ausnahmetag gegeben, der ohne Sturm und
Megen verlief. Die Wanderſtimmung war hierdurch eine recht freuden=
volle
. Die Führer hatten gute Wege, wenn auch hier und da etwas
feucht, ausgewählt, und während der Ruhepauſen für reichhaltige Unter=
haltung
geſorgt. Am Prinzentempel hielt Herr C. Müller eine An=
ſprache
, die ſich gegen die unberechtgte fuanzöſiſche Beſetzung deutſcher
Landesteile, ſowie die galliſchen Raubgelüſte richtete und zu einem ſeſten
Zuſammenſchluß aller deutſchen Stämme hiies. In Nieder=Nanſtadt
wurden alle Wanderer durch den von Hevrn C. Müller verfaßten und
prachtvoll vorgetragenen V. H.C.=Geiſt=Pveis überraſcht. Sämtliche
Mitwirkenden gaben ihr Beſtes her, und die Buhörer nahmen das Stüick,
welches die bisherige Lage, die jetzige Notzeit ſchilderte und auf die
Beſtrebungen der Wandervereine, die zum Wiedengufbau mitberufen ſind,
hinwies dankbar auf. Die Aufführung endete mit dem Liede Brüder,
reicht die Hand zum Bunde, vorgetragen von der Geſangsabteilung
des V. H. C. unter Leitung ihres rührigen Dirigenten Herrn D. Schnei=
der
. Allen Mitwirkenden, die zu dem guten Gelingen ihr redlich Teil
beigetragen haben, ſei hiermit herzlichſter Dank geſagt. Die Wanderung
begann an der Landskvonſtraße und nahm ihren Weg über die Marien=
höhe
, den Prinzenberg, Mathildentempel, Kühler Grund nach Nieder=
Beerbach, wo bei Gaſtwirt Simmermacher einſtündige Frühſticksraſt
gehalten wurde. Der Weitermarſch erfolgte über den Hillenſtein, Wach=
holderberg
nach Nieder=Namſtadt, vo man gegen halb 3 Uhr nachmittags
eintraf. Bei Herrn Knapp wurde eingekehrt. Gegen halb 6 Uhr nach=
mittags
troten die Wanderer den gemeinſamen Rückmarſch nach Darm=
ſtadt
an. Bei Herrn Sinmermacher in Nieder=Beerbach, ſowie bei Herrn
Knapp in Nieder=Ramſtadt war für gute Verpflegung beſtens geſorgt.
Jeder V. H. C.er blickte auf eine ſchön verlaufene Wanderung, die jeden
Teilnehmer voll befriedigt hatte, zurück. Auf die am nächſten Sonntag,
18. März, im gelben Saal der Reſtauration Sitte (Kaulſtraße) nachmit=
tags
4 Uhr ſtattfindende ordentliche Mitgliederverſammlung wird noch=
mals
hingenieſen.
Briefformat. Die ordnungsmäßige Bearbeitung und pünktliche
Beſorgung der Briefe wird der Poſt durch die übergroße Verſchieden=
heit
der Briefform, durch die Ungleichmäßigkeit im Aufkleben der Frei=
marken
und durch die oft geringe Ueberſichtlichkeit der Aufſchrift in
läſtiger Weiſe erſchwert. Im eigenen Intereſſe benutze man daher nur
rechteckige Briefumſchläge mittlerer Größe die geeignete Form iſt
15 Zentimeter lang und 12 Zentimeter breit klebe die Marke in die
rechte obere Ecke, ſchreibe unten recht deutlich den Beſtimmungsort nie=
der
und unterſtreiche ihn. Wer ſeine Briefumſchläge mit einem Vordruck
für die Adreſſe verſehen läßt, der laſſe auch gleich ein Feld, für die
Marke und einen ſtarken Strich für die Angabe der Beſtimmungspoſt=
anſtalt
unten rechts mit vordrucken.
Vaterländiſche Pflicht! Von amtlicher Seite wird dem Wetzlauer
Anzeiger geſchrieben: Die franzöſiſchen Behörden beabſichtigen, dem=
nächſt
im beſetzten Gebiete Holzverkäufe aus den Staats= und Gemeinde=
forſten
auf dem Stocke abzuhalten. Abgeſehen von der eigentlich ſelbſt=
verſtändlichen
vaterländiſchen Pflicht jedes deutſchen Mannes, ſolchen
Verkäufen als Bieter in offener oder verſteckter Form fern zu bleiben,
wird warnend darauf hingewieſen, daß Käufer von derart geraubtem
oder den Gemeinden als rechtmäßigen Eigentümern jederzeit erſatz=
pflichtig
bleiben. Auch werden die Namen der Steigerer in den Fach= iſt mit ſeinem Streichquartett in F=dur, und der 14 Jahre jüngere
blättern veröffentlicht werden. Den Holzintereſſenten unter unſeren
Leſern empfehlen wir dieſe Warnung zur ernſteſten Beachtung.
Gründet Wanderbüchereien! Die Schlüſſelzahl des Büchermarktes
iſt: 2000. Das bedeutet, daß immer weniger Büchen gekauft werdel, wenn das Mehmel=Quartett mit Herrn Kapellmeiſter Roſenſtock am
daß insbeſondere das wertvolle Buch in unſeren Häuſern immer ſel=
tener
wird. Hunderte, Tauſende von Bildungs= und Geſittungsquellen
werden damit verſchüttet. Das volkstümliche Büchereiweſen,
das immer weiteren Kreiſen den Weg zu den Quellen edlen Schrift=
tums
offenhalten ſoll, wird am härteſten betroffen. Im Intereſſe 1
n
Volkskultur unſerer Zeit gibt es aber heute wohl kaum eine dringend
volkstümlichen Büchereien zur Vertiefung der Volksbildung
in Stad: und Land beizutragen. Zur Vermittelung der Bildungsgüter
läßt ſich kaun ein geeigneteres ſoziales Juſtitut denken, als die allge= Geiger Mitglied des Brodsky=Quartetts in Leipzig war, ſchon im Jahre
mein zugängliche und allgemein benutzte Bücherei. Die Zentralſtelle zur
Förderung der Volksbildung und Jugendpflege in Heſſen (Sitz Darm=
ſtadt
), die im vorigen Jahre an 200 Volksbibliotheken insgeſamt 10000
Bände geſtiffet hat, konnte im laufenden Rechnungsjahre au 80 Büche=
reien
je 25 Bücher abgeben. Trotzdem liegt das volkstümliche Bücherei=
wueſen
in Heſſen, außer in den wenigen größeren Städten, noch in den karten bei Thies und an der Abendkaſſe erhältlich ſind.
Anfängen. Die beſtehenden Orts=, Gemeinde=, Kreis= Pfarr=, Kirchen=
und Wanderbibliotheken exiſtieren teilweiſe unter Ausſchluß der Oeffent=
lichbeit
oder ſind in den Anſätzen ſtecken geblieben. Es iſt vor allem
dringend notwendig, den Gemeinden das Gewifſen zu / 5000 Mk., Gertrud Kaibel (2. Nate) 1000 Mk., Konfivmanden des Süd=
ſchärfen
und ſie an die Notwendigkeit zu erinnern, daß die Bil= bezirks der Johannesgemeinde 1307 Mk., Landgerichtsdirektor u. Pfiſte=
dungspflicht
der Gemeinden nicht auf die Schule beſchränkt iſt. Grün= (4. Rate) 5000 Mk., N. N. 1595 Mk., Sühneamt, abgel. durch Oberinſp.
der Wanderbüchereien! Dieſe ſimd die idealſten Möglichkeiten
für kleinere Orte billig zu immer wechſelnden Bücherſchätzen zu kom= London 100 000 Mk., Marig Stein 2000 Mk., Sammlung der Geſell=
eiſtige
Nothilfe zu organiſieren und ruft Intereſſenten zur mann 10 000 Mk.. Juſtizſekretär Lautenſchläger 1000 Mk., Juſtizſekretär
Meldung auf.
Eigentümer geſucht. Bei dem Polizeiamt Darmſtadt befindet ſich
ein aus einem Herrenrad umgearbeitetes Damenfahrrad. Marke und ein: Obeuſt a. D. v. Neidhardt und Frau 5000 Mk., Frau K. Salm Wive.
Nr. iſt nicht mehr erſichtlich. Auf dem Damenſattel befindet fich die 2000 Mk., N. N. 5000 Mk. Dr. A. C. Weber 50 000 Mk., Dr. Blumen=
Auffchrift Firmus‟. Es wird vermutet, daß das Fahrrad von einem thal 2000 Mk. Unbekannt 2000 Mk. v. Zabern 1000 Mk., Geh. Baurat
Diebſtahl herrührt. Näheres Kriminal=Abteilung, Zimmer 4.

Fragen der Geldentwertung
erörkerte Rechtsanwalt und Notar Staedel in dem in vorigen Woche
angekündigten Vortrag. Der ſtarke Beſuch des Fürſtenſaales bewies,
welches Intereſſe den wichtigen Fragen entgegengebracht wird. Fabrikant
Schenck begrüßte die Anweſenden, betonend, daß alle Kreiſe die
Fragen der Geldentwertung berühre und in den verſchiedemſten Wirkun=
gen
beeinfluſſe. Es ſei wichtig, den ganzen Komplex von Fragen im
Zuſammenhange beleuchtet zu ſehen vom furiſtiſchen und wirtſchaftlichen
Standpunkte, wie dies der Redner des Abends beabſichtige. Es ſei
ſchwer, betonte Herr Staedel, die ganze. Frage zu beleuchten, nur
einzelne Stücke könnten herausgegriffen werden. Das Wirtſchaſtsleben
der Jetztzeit werde beherrſcht von der Geldenwertung: die Krankheit
wüſſe geheilt werden, ſolle der Ruin verhütet werden. Redner erläutert
den Geldbegriff, die Kaufkraft des Geldes. An einer Tafel wird der
Dollankurs ſeit 1921 entwickelt; er war verhältnismäßig zuerſt niedrig,
ſchnellte dann aber erſchreckend empor beginnend mit dem Mord Ra=
thenaus
, und wurde geſenkt durch die Indervention der Reichsbank.
Wir ſind noch mitten in der Kataſtrophe dvin. Eine andere Tafel zeigte
den Großhandelsindex der Frankfurter Zeitung. Der Dollarkurs iſt auf
ein Drittel des Höchſtſtandes zurückgegangen. Redner erläutert ſodann
das Weſen des Großhandelsindex, insbeſondere, wie ihn die Frrf. Ztg.
veröffentlicht. Die Indexzahlen ſind ein Maßſtab für die innere Kauf=
kraft
der Mark. Schwierig iſt die Aufſtellung eines Kleinhandelsindex,
der in einer flacheren Kurve verläuft, als der Großhandelsindex. Von
beſonderer Wichtigkeit iſt der Lebenshaltungsindex, den das Reichsamt
für Statiſtik bearbeitet. Das Sinken des Geldwertes bedingt die Teue=
rung
. Der ſchlimme Zuſtand unſerer Zeit liegt im Schwancken des Dol=
lars
; es hat die Umſchichtung der Stände herbeigeführt. Das Ausland
glaubt noch an eine abſichtliche Verſchleierung unſerer Währungsverhält=
niſſe
. Die Erkennung unſerer Geldverſchlechterung hat ſich in der
Rechtſpnechung ſehr langſam vollzogen. Die erſte in der bezüglichen
Frage ergangene Entſcheidung des Reichsgerichts datiert vom September
1920; charakteriſtiſch iſt, daß ſie nicht von Geldentwertung ſpricht. Die
Erzbergerſche Steuergeſetzgebung hat die ganze Frage der Geldentwer=
tung
nicht geſehen, ſo auch in der Frage der Wertzuwachsſteuer; erſt
neuerdings will der Entwurf eines Reichsgeſetzes die innere Kaufkraft
der Mark bei der Wertzuwachsſteuer berückſichtigen. Redner berührt
die Verhandlungen bezüglich des ſogen. Geldentwertungsgeſetzes im
Steuerrecht und die neueſte Novelle der ſogen. Klembetragsverordnung,
die in der Steuerrundſchau des Tagblatts ſchon erläutert wurde
Ein komplitziertes Wirtſchaftsleben beſteht zur Zeit ohne richtige Wäh=
rung
, die vielmehr zerwittet iſt. Redner erläutert die Frage der Hypo=
thekemaufnertung
, die ja auch in der Lokalpreſſe beſprochen wurde, und
beſpricht die vom Tagblatt mitgeteilte Warſchauer Entſcheidung, die
Schwierigkeit der einzelnen verſchieden gelagerten Fälle betonend. Der
Antrag Düringer wird vielleicht in anderer Foum wiederkommen.
Redner ertvähnt von Reichsgerichtsentſcheidungen die in einem Wei=
narer
Fall, die die Pachtinventarfrage betweffende, und die jüngſt (im
Januar) erlaſſene, die die Geldentwertungsfrage an das O. L. G. Marien=
werder
zur Prüfung zurückgab. Eine Spezialgeſetzgebung will der
Geldentwertung entgegentreten im Reichsmietegeſetz gegenüber dem
Monopol des Hausbeſitzes, in der Pachtſchutzverordnung, der Lieferung
von elektriſcher Kraft uſw. Redner geht zur Frage der Geldentwer=
tung
im Falle des Verzugs über; Schuldner muß Verzugszinſen leiſten;
die Geltendmachung eines weit
en Schadens iſt nicht ausgeſchloſſen
(8 288 Abſ. 2 B. G.B.). Das Reichsgericht hat die Frage zugunſten eines
ausländiſchen Gläubigers entſchieden, neuerdings weitergehend auch das
O. L. G. Karlsruhe am 18. Oktober 1922. Die Frage bleibt, wie der Geld=
entwertungsſchaden
im einzelnen Falle zu berechnen iſt; man muß hier=
bei
zur Berechnung den Index heranziehen und den Dollarſtand.
Redner beſpricht die Klauſel, freibleibend; die Offerte kann ich freie
bleibend ſtellen; der gweite Fall iſt, daß ſich der Vertragſchließende
freizeichnet, alſo vom Vertrag ſich losſagen kann, aben dann nur, wenn
er liefern will, auf einen angemeſſenen Preis rekurrieren, an den
dann beide Teile gebunden ſind; ſodgnn erläuterte er die Fakturieruug in
fremder Währung (Dollau, ſchweizer Franken), die gleitenden Preiſe.
Zum Schluſſe betonte Redner: Eine endgültige Klärung in der Miſere
wird nur kommen, wenn wir wieder eine feſte Währung haben, nicht,
wenn wir erſt eine Stabiliſierung der Mark erreicht haben. Ob wir auf
dieſem Wege weiterkommen, iſt ungewiß. In Polen hat unan eine
Zloty=(Goldgulden=/Währung neben einer Papiermarhwährung; wie die
Sache ſich entwickeln wird, iſt auch für Polen noch ungewiß. Wir werden
durch ein wertbeſtändiges Geld die Währung ergänzen müſſen. Es iſt
höchſte Zeit, daß wir der Währungszerrüttung Herr werden. Eine
klugen und ſtarken Regierung möge es gelingen, uns bald zu einem
feſten und beſtändigen Währungsmittel zu verhelfen. Fabrikant
Schenck dankt dem Nedner, dem die Vevſammlung für ſeine lichtvollen
Ausführungen wamen Beifall zollt. Ein Redner des Freien W.
ſchaftsbundes tritt ein für Frei Geld, frei Land‟. Ein weiterer
Redner erblickt auch eine Urſache der Geldentwertung in der Papiergeld=
inflation
, der nicht Einhalt getan wurde. Fabrikant May erklärt,
die Induſtrie intereſſiere insbeſondere die Frage der Preisſtellung.
Bankdirektor Benjamän beſpricht die Aktion der Neichsregierung
zur Stützung unſerer Währung und den Chavakter der jetzt auftauchen=
den
ſogen, wertbeſtändigen Anleihen. Fabrikant Schenck legt dar,
daß man zu ſpät eingeſchritten ſei; man hätte viel früher erkennen
müſſen, daß Mark nicht gleich Mark iſt. Beziehungen von Goldmark
zu Papiermark hätten geſchaffen werden müſſen, dam wäre es früher
beſſer geworden. Zweifelhaft ſei, ob die Theorien Silvio Geſells in die
Praxis, beſonders bei uns bei unſerer Abhängigkeit vom Ausland, über=
geführt
werden können. Ein Schlußwort des Vortvagenden beendete
die wirkungsvoll verlaufene Verſammlung.
8

Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Rotizen find ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Aus der Jugendbewegung. Der in der Jugend=
bewegung
bekannte Prof. Konrad Guenther hält heute, Mittwoch,
abends 8 Uhr, einen öffentlichen Lichtbildervortrag über Die Natur
als Quelle der Freude‟. Alle Jugendbünde ſind eingeladen.
Auf die Anzeige in dieſem Blatte wird hingewieſen.
Café Bismarck. Auf das am Donnerstag, den 15. März,
im Café Fürſt Bismarck ſtattfindende Sonderkonzert wird hingewieſen.
(S. Anzeige.)

Kunſtnotizen.
Neber Berke, Käuſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Richard Wagner=Verein. Es ſei darauf aufmerkſam
gemacht, daß das heutige Konzert des Stuttgarter Streich=
quartetts
das Werke, von Mozart, Beethoven und Hindemith
bringt, pünktlich um 8 Uhr beginnt. Der Abend wird vorausſichtlich
der letzte ſein, der zu den billigen Preiſen von 3001000 Mk. veranſtal=
tet
werden kann. Vereinsmitglieder haben gegen Löſung einer Zu=
ſatzkarte
(zu 150 Mk.) Eintritt. Beſchaffung aller Karten im Vor=
verkauf
(bei Konzert=Arnold) iſt dringend anzuraten.
Der dritte Kammermuſikabend des Darmſtäd=
ter
Streichquartetts am Montag, den 19. März, in der Traube
führt den Hörer in das Gebiet der deutſchen Romantik. Rob. Schu=
Holze ſich der Hehlerei ſchuldig machen und dem preußiſchen Forſtfiskus mann, der in neuerer Zeit zu Unrecht vernachläſſigte Tondichter, in
deſſen Werken oft eine tiefpoetiſche Seele ergreifenden Ausdruck findet,
Theodor Kirchner mit einem Klavierquartett, op. 84 in e=moll vertreten.
Kirchners Schaffen läßt manchen weſensverwandten Zug mit Schumann
erkennen. Als ein dankenswertes Unternehmen darf es begrüßt werden,
Klavier das Kirchnerſche Quartett, ein Werk von hohem Kunſtwert, den
hieſigen muſikaliſchen Kreiſen zugänglich macht. Den Abſchluß des
Abends beſtreitet einer der genialſten böhmiſchen Komponiſten, Ottokar
Nobacek, mit dem Streichquartett op. 10, Es=dur einem Werke mit ſtark
nationalem Einſchlag, das in der Fülle ſeines Gedankenreichtums, dem
unhemmbaren Drang organiſcher Entwicklung, der genialen Farben=
Aufgabe, als durch Errichtung und Ausbreitung der miſchung des Klangapparates von nur vier Saiteninſtrumenten, dem
Beſten an die Seite zu ſtellen iſt, was auf dieſem Gebiete geſchaffen
wurde. Leider iſt der 1866 geborene, hochbegabte Künſtler, der als
1900 aus dem Leben geſchieden. Für das Konzert hat die Firma Karl
Arnold und Sohn einen Schiedmayer=Flügel zur Verfügung geſtellt. Die
außergewöhnliche Erhöhung der Koſten machte auf die Mieten die Aus=
gabe
von Zuſchlagkarten nötig, die ebenſo wie Programme und Tages=

Ruhrhilfe.
Beider Stadt gingen weiter für die Ruhrhilfe ein: N. N.
Darmſtädter, Sühnegelder 4500 Mk. Ungenannt 300 Mk., W. Buſch=
men
. Die Zentralſtelle beabſichtigt, auf dieſem Wege eine neue ſchaſt Alemannia im Nummelbräu 10 100 Mk., Druckereibeſitzer Hoh=
Lotz 1000 Mk., Frau P. Otto 2000 Mk.
Ferner gingen bei der
Darmſtädter und Nationalbank
Geibel 5000 Mk., S. Strauß 2000 Mk., Triebenſtein 500 Mk., Gew. D.

2000 Mk., Paulime Kobb 2000 Mk., G. b. N. Ungenannt 200 Mk. P. 9
1000 Mk., Dr. Malzan 5000 Mk., M. Gonder 3000 Mk., Sommer 200
Mk., Johs. Schäfer 5000 Mk. John. Faehr 2500 Mk., N. N. 20000 Mk
Hauptmann a. D. von Geldern=Criſpendorf 1000 Mk., Prof. Frief
länder 10 000 Mk., Oberjuſtizrat Dr. v. Eiff 5000 Mk., Fr. Geh.
Biedert 2000 Mk. N. N. 1000 Mk., Frau Ottilie Fitting 2000 Mk., 2.
v. Hombergk zu Vach 15 000 Mk., Geh. Oberjuſtizrat v. Heſſert 2000 M
Friedrich Grein=Jugenheim 5000 Mk., Fa. J. J. Diefenbach 10000 9
jefbauunternehmer Ludwig Hummler 3000 Mk., Geh. Baurat 2. Fre
2000 Mk., Eugen Frey=Covadonga 20 000 Mk., Frau Weber 500 M1
Auguſt Steingaß 1000 Mk., Hanna Frey 2000 M. H. F. 4000 9
General v. Lyncker 2000 Mk., General Noell 1000 Mk., Eliſabeth Kruy
meck 500 Mk., Apotheker Fritz Heß 5000 Mk. Landgerichtsdirektor Wei
fenbach 3000 Mk. Ferner bei der Vereinsbank: Mitteldeutf
Zündholzfabriben in Nieder=Ramſtadt 71 416 Mk., Firma Wilk 6350 9
Direktion und Beamten der Deutſchen Vereinsbank Frankfurt 2591:
Mk., Firma Neu u. Henſchke (2. Rate) 50 000 Mk., Divektor E. Lichter
ſtein 2000 Mk., Dr. med. Koch=Brandau i. Odw. 10 000 Mk., Kontol
kaſſenfabrik Rich. Buſch für Otto Zörgiebel 624 Mk., G. Knöll 531 M
Villy Zörgiebel 393 Mk. Emil Steinwand 584 Mk., Joſ. Roth 531 M1
Otto Helfmann 331 Mk. Herm. Späth 228 Mk. Ferner bei de
Städtiſchen Sparkaſſe: Ungenannt 10 000 Mk., Oberſekreta
Weimar 1000 Mk., Heſſiſche Textilgeſellſchaft 50 000 Mk., Ungenanr
500 Mk., Fa. Reiner u. Chriſtmann 5000 Mk., Generglarzt Dr. Eich=
5000 Mk., Fa. Schürmann u. Co. 100 000 Mk. Gewerbeoberſekretäri
Eliſe Geiſt 1000 Mk., Reg.=Rat Fabricius 3000 Mk., Ve
Borgauer (2. Rate) 500 Mk., Seifenfabrikant Gutenberg 5000 M
Konfektionsfirma Peter Hörr 50 000 Mk., Freiherr Hilmar v. Zedl
1000 Mk., Dr. M. 5000 Mk. Frau Dr. Janitſch Wwe. 1000 Mk.
Rat Otto Linkenheld 10 000 Mk., Frau Oberlandesgerichtsrat Linkenh
1000 Mk., Eliſe Heilmann 100 Mk., E. M. 200 Mk., Abt.=Präſident 9
Hellwig 5000 Mk. Skatgeſellſchaft bei Hoth 3000 Mk., Schweſter Lu
Lehmann 1000 Mk., B. 1000 Mk., Ungenannt 300 Mk. Ungen. 2000 Mk
Ungen. 3000 Mk., W. Bitſch 1000 Mk., R. R. Neuß 1000 Mk., Konra
Biedenkopf 1000 Mk., Ungen. 2000 Mk., Ungen. 1000 Mk. Feine
wird noch darauf hingewieſen, daß alle Beiträge zum Deutſchen Volk=
opfer
zugunſten der durch die Ruhrbeſetzung Geſchädigten in volle
Höhe ſchenkungsſteuerfrei ſind.

Parlamentariſches.
* Der Finanzausſchuß ſetzte ſeine Beratung geſtern
Kap. 7, Landestheater, fort. Der voranſchlagsmäßige Fehlb
trag iſt von N 483 000 Mk. auf 39 593 000 Mk. geſtiegen, was angeſicht
der wirtſchaftlichen Entwicklung nicht als übermäßige Steigerung bezeig
net werden kann. Immerhin will der Ausſchuß die Möglichkeiten
weiterer Erſparung prüfen. Von der Regierung ſollen Aufklärunge
über Einzelheiten gegeben werden. Auch wegen der Zuſammenſetzun
der Verwaltungskommiſſion und wegen des Spielplans wurden Wünſg
geäußert. In Anweſenheit der Regierung ſoll die Interpellation de
Zentrums und der Deutſchen Volkspartei beraten werden. Kap.
(Reſte aus früheren Jahren) wurde ohne Debatte angenot
men. Kap. 9 enthält die Anteile an den Reichsſteuer
Es iſt vorgeſehen, der Ertrag der Reichseinkommensſteuer m
1140 000 000 Mk., die Körperſchaftsſteuer mit 45 Millionen, die E
ſchaftsſteuer mit 2917 000 Mk., die Umſatzſteuer mit 268 000000 M
Mit einigen kleineren Steuern zuſammen ergibt dieſes Kapitel ein
Einnahme von 1 485 000 000 Mk. Aus Landesſteuern (indiuekte
Auflagen uſw.) ſind im Kap. 10 Mk. 530 Millionen vorgeſehen. T
beiden Kapiteln ergab ſich eine Debatte über die finanzielle Lage, u
die Regierung ſoll um ein Expoſé über die derzeitige Finanzkage erſue
werden. Kap. 11, Wohnungsbauabgabe, ſieht 750 000 000 M
in Einnahme vor, doch dürfte infolge der beabſichtigten Ermäßigur
von 3000 auf 1500 Prozent mit Herabſetzung dieſer Summe zu ree
nen ſein. Von verſchiedenen Seiten wurde die Lage am Wohnungsmau
beſprochen und insbeſondere die Lage beraten, die für Heſſen und
rade Darmſtadt aus dem Zuſtrom der Ausgewieſenen entſtanden i
Es iſt klar, daß die Stadt Darmſtadt allein nicht in der Lage iſt, a.
aus dem beſetzten Gebiet Ausgewieſenen, deren Zahl noch beſtänd
wächſt, aufzunehmen und unterzubringen. Man einigte ſich, die Neg
rung zu einer Ausſprache über dieſen Gegenſtand einzuladen, die a
Mittwoch, den 14. März, ſtattfinden wird. Kap. 12 (Lotterie)n
einer Einnahme von 8 640 000 Mk. ſowie 13 (Münzweſen) und
(Staatsrenten) wurden genehmigt. Kap. 15 (Ruhegehalt
ſoziale Fürſorge uſiv.) erfordert einen. Aufwand von 822 929 0
Mk., Kap. 16 bringt den Erſatz, den das Reich zu den Beamter
beſoldungen zahlt, in Höhe von 10 426 000 000 Mk. Die Regieru
ſoll erſucht werden, eine tabellariſche Ueberſicht über die Beamtenbezü
nach dem gegenwärtigen Stand vorzulegen. Der Ausſchuß behielt
die Prüfung der Frage vor, ob nicht von den Gruppen 13 an aufwär
eine Reduktion der Gehälter eintreten kann. Fortſetzung: Mittwo

e Pfungſtadt, 13. März. Am Mittwoch (21. März) der komme
den Woche beginnen an unſerem Ort die evangeliſtiſchen Vo=
träge
, die die evang. Stadtmiſſion Darmſtadt in unſerer Kirche he
ten läßt. Sie wenden ſich in erſter Linie an die Kreiſe, die dem Gla
ben an Gott, an ein Fortleben nach dem Tode und an die Untrügli
keit der Bibel ſeither ablehnend oder gleichgültig gegenüberſtanden.
her werden die erſten Abende ſich mit der Löſung dieſer uralten Rätt
auseinanderzuſetzen haben. Alle, die an der chriſtlichen Weltanſchauu
irre geworden ſind, die Zweifel hegen oder um Gewißheit in den Frag
des ewigen Heiles ringen, vor allem die Kreiſe des werktätigen Volk
und die nachdenklichen Männer der Gemeinde ſind herzlichſt dazu ei
geladen.
e. Nieder=Ramſtabk, 12. März. Der für den Mittwoch angezeig
Vortrag in unſerer Kirche mit dem Thema Durſt nach Leben, mi
wegen Erkrankung des Redners auf kommende Woche verſchoben werde
E. Roßdorf, 13. März. Hier fand ein Bühnenſchauturne
des Turnvereins ſtatt. Der große Saal Zur Sonne konn
kaum die Beſucher alle faſſen. Auch von auswärts, waren viele Turn
und Turnfreunde erſchienen. In buntem Wechſel, zeigten Turnerinn
und Turner, Schülerinnen und Schüler, was ſie in eifriger Uebung unt
Leitung ihrer bewährten Vorturner und Turnwarte gelernt. Beſo
deren Beifall fanden die von Turnwart Koop zuſammengeſtellten ur
eingeübten Volkstänze. Die muſikaliſche Begleitung aller Vorführung
hatte Turner Wagner übernommen, und mit ſicherm Geſchick durchgeführ
Das vollbeſetzte Haus kargte nicht mit wohlverdientem Beifall.
Meſſel, 13. März. Die Bürgermeiſterei ſchreibt uns:
Nr. 61 Ihres geſchätzten Blattes bringen Sie eine Notiß, die ſich m
einem Beſchluſſe des hieſigen Gemeinderats zur Milchverſorgun
beſchäftigt. Der betreffende Gemeinderatsbeſchluß lautet m Kürze w
folgt: Alle vorhandene Milch muß an die örtliche Milchſammelſtel
abgeliefert werden, die zunächſt die hieſigen uilchbedürftigen Einwohu
zu verſorgen hat. Alle danach überſchüſſige Milch iſt nach Darmſtadt
ſenden. Die Ortspolizei wird beauftragt, über die richtige Ausführut
dieſes Beſchluſſes zu wachen.
e. Reinheim, 13. März. Am kommenden Freitag findet der ang
zeigte öffentliche Diskuſſionsabend ſtatt. Zur Erörterung ſtehe
die großen Weltanſchauungsfragen, die in den apologetiſchen Vorträge=
der
Volksmiſſionswoche angeſchnitten wurden. Das einleitende Refer
zuſammfaſſender Art hält. Diakon Laskowski über die Grenzen de
Natur und Gotteserkenntnis.

zh. Heppenheim a. b. B., 12. März. Die Landwirtſchafts
ſchule hat ihr Winterſemeſter heute geſchloſſen. Abends fand
Gaſthaus Zum goldenen Anker eine kleine Schlußfeier ſtatt.
diesjährigen Reifeprüfung an der Oberrealſchule unterzogen ſi
21 Primaner. Die Prüfung fand unter dem Vorſitz des Herrn Min
ſterialrats Dr. Dorfeld=Darmſtadt ſtatt. Sämtliche Prüflinge I
ſtanden. Die Evang. Jungmannſchaft hielt am geſtrigen Sonntag hi
ein Jahresfeſt ab. Die Feſtpredigt, die von Jung und Alt gut b
ſucht war, hielt der heſſiſche Landesjugendpfarrer Zentgraf. 2
hieſige Turnverein hat ſeinen im Weltkrieg gefallenen Mitglieder
eine Gedenktafel gewidmet, die in feierlicher Weiſe enthüllt worden i
Der Verein hat im Kriege 25 Mitglieder verloren. Zu Gunſten de
bedürftigen Konfirmanden und Kommunikanten hielt der Mande
linen=Klub geſtern einen Theaterabend ab.
th. Offenbach a. M., 12. März. Reifeprüfung. Die Reif
prüfung an der Ober=Realſchule am Stadthaus haben 21 Schüler (ur
Schülerinnen) beſtanden. Die Prüfung fand unter dem Vorſitz ve
Herrn Miniſterialrat Dr. Dorfeld ſtatt.
Mainz, 12. März. Dr. Romano Guardini von Mainz, Prſiva
dozent der Theologie in Bonn, hat einen Ruf auf eine o. Profeſſur f1
katholiſche Weltanſchauungslehre an der Umiverſität Berlim erhalte
und angenommen. Er wird Mitglied der theologiſchen Fakultät d
Uniterſität Breslau, übt aber ſeine Lehrtätigkeit in Berlin aus. Es
dies unſeres Wiſſeus die erſte derartige Profeſſur, die in Deutſchlat
errichtet wird, und es iſt eine große Ehre für unſeren Landsman.
dieſen Ruf erhalten zu haben. Zu dieſer ſchweren und bedeutungsvolle
Aufgabe beruft ihn außer dem Urteil der theplogiſchen Fakultät Bresla
vor allem das beſondere Vertrauen des Kandinals von Breslau.
Worms, 12. März. Ein weiteres Opfer der militariſie
ten franzöſiſchen Bahnſtrecken wird aus Worms gemeldet, wo am Sam
tag vormittag ein franzöſiſcher Eiſenbahneu, der an der Alzeher Brich
die Weiche ſtellen wollte, von einer Rangierlokomotive mit franzöſiſch
Bedienung totgefahren wurde.
0- Friedbery, 12. März. Beſitzwechſel. Das altbekannt
Hotel Trapp iſt in den Beſitz eines Herrn Sautter übergeganger

[ ][  ][ ]

Rummer 72.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 14. März 1923.

Seite 5.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Als die Wache eines bekannten Kaufhauſes der Leipziger Straße in
Berlin nachts ihren Rundgang durch die Raume machte, hörte ſie plötz=
lich
ein kräftiges Nieſen, das aus einer verſchloſſenen Toilette kam. Der
Inſaſſe erklärte ſchließlich nach mehrmaligem Anruf, er könne nicht öff=
nen
, da er von einem Unbekannten überfallen und völlig entkleidet wor=
den
ſei. Nach Herbeirufung von Polizei öffnete man die Tüu und fand
einen ſplitternackten Mann. Sein einziges Kleidungsſtück waren zwei
Florſtrümpfe. Da man den Ertappten nicht nackt zur Wache bringen
konnte, mußte ihm ein Beinkleid nebſt Joppe noch ausgeliefert werden.
Unausgeſetzte Zunahme der Gasvergiftungen.
Die Gasvergiftungen in Berlin haben einen ſolchen Umfang angenom=
men
, daß ſie zu einer öffentlichen Gefahr für das Eigentum und Leben
der Mitbürger werden. Exploſionen und Brände können rieſige Schäden
anrichten, für die natürlich in erſter Linie die verantwortlich ſind, die
die Gashähne vorſätzlich oder fahrläſſig öffnen. Am Sonntag wurden
der Feuerwehr und Polizei nicht weniger als ein Dutzend Fälle gemel=
der
. In der Lützowſtraße 101 hatte ſich eine Familie von 4 Perſonen
vergiftet.
Ein gefährlicher Betrüger.
Frankfurk a. M. Der 1880 in Magdeburg geborene Eugen
Fiſcher, jetzt in Frankfurt wohnhaft, gibt ſich als Ingenieur= Gev=
loge
aus und trägt ſeit Jahr und Tag den ſelbſtbeigelegten Titel
Oberſt der Oberbergknappſchaften‟ Er iſt eine ſtadt=
bekannte
Perſönlichkeit inſofern, als er in einer halb militäriſch, halb
bergmänniſchen Phantaſie=Uniform mit Offiziersportepee, Phantaſie=
orden
und vielen anderen bergmänniſchen Abzeichen durch die Straßen
läuft und Mitglieder für einen von ihm gegründeten 1. Reichswohl=
fahrtsverband
der Bergknappenſchaften, Schlägel und Eiſen E. V. zu
Frankfurt a. M. wirbt. Durch ſein geſpandtes Auftreten iſt es Fiſcher
gelungen, in allen Teilen des Reiches eine große Anzahl angeſehener
Perſönlichkeiten als Hauptleute‟, Ehrenräte oder Verbandsräte‟
ſeines Unternehmens zu gewinnen, die er in der Regel nach Bezahlung
einer entſprechenden Geldſumme unter myſteriöſen Formeln auf ſeinen
Bergmannsſtab vereidigte und denen er dann feierlich Ehrenurkunden
überreichte. Das ganze Unternehmen iſt ein gemeingefährliches und be=
trügeriſches
. Fiſcher ſelbſt iſt geiſtig nicht normal und behält als
Oberſt drei Zehntel der eingehenden Gelder als Sold inne. Sein
Vater iſt bei ihm als Rendant, ſeine Frau als Sekretärin be=
ſchäftigt
. Jetzt hat der Polizeipräſident die Bücher des Fiſcher beſchlag=
nahmen
und die Kaſſenbeſtände einziehen laſſen. Fiſcher wurde das
Tragen der exotiſch=bergmänniſchen Uniform unterſagt, auch darf er ſich
nicht mehr Oberſt nennen. Da Fiſcher angeblich in Heſſen, Kaſſel,
Mansfeld, Halle a. S., Schleſien, Bayern, Sachſen, Baden und ſogar im
Auslande Oberbergknappſchaften gegründet hat, warnt die Frank=
furter
Polizei dringend vor jeder Beteiligung an dieſem Unternehmen,
das nach dem bisherigen Stande der Unterſuchung als grober Betrug
eines gemeingefährlichen Geiſteskranken angeſehen werden muß. F.
hat ſeinerzeit auch Darmſtadt unſicher gemacht und verſtand ſeine
Jrreführung ſo gut, daß noch vor wenigen Wochen die Illuſtrierte Bil=
der
von ihm, ſeiner Kapelle uc. veröffentlichte.
Unfug im Zoo.
Frankfurr a. M. Die Unſitte, die Tiere im Zoologiſchen Gar=
ten
zu reizen, führte geſtern zu einem Unglücksfall, der leicht ſchlim=
mere
Folgen hätte annehmen können. Ein 16jähriger Schüler hatte mit
ſeinem Taſchentuch durch Schlagen einen Tiger gereizt, worauf dieſer
mit der Tatze die linke Hand des Schülers zerſchlug, aufriß und ihn zu
ſich an das Gitter zog, um ihn durch dieſes hindurch in den Käfig hin=
einzuziehen
. Nur durch das entſchloſſene Dazwiſchentreten des Wärters
wurde der Schüler vor Schlimmerem bewahrt.
Der Kirchhof als Gemüſegarten.
Die Sowjet=Regierung hat, wie aus Moskau berichtet wird, an=
geordnet
, daß 22 Kirchhöfe der Stadt umgepflügt und in Gemüſegärten
verwandelt werden ſollen. Man will durch dieſe pietätloſe Haltung
gegenüber den Toten den Lebenden mehr Nahrung verſchaffen. Alle
Grabſteine ſollen bei dem Baukommiſſariat abgeliefert werden, das ſie
für die Zwecke des Häuſerbaues verwenden will.
Spiel, Sport und Turnen.
R. Main=Rhein=Gau, Deutſche Turnerſchaft. Von
herrlichem Wetter begünſtigt, wurde am Sonntag, den 11. März, der
Frühjahrsgeländelauf des Main=Rhein=Gaues in Alsbach an der Berg=
ſtraße
abgehalten. Gut von dem Vereinigten Turnverein Alsbach vor=
bereitet
, verlief der Lauf, zu dem ſich 2 Mannſchaften, 4 Einzelläufer
für die A=Klaſſe, 6 Mannſchaften, 24 Einzelläufer für die B=Klaſſe, 8
Mannſchaften, 39 Einzelläufer für die Jugend=Klaſſe, zuſammen 88
Läufer gemeldet hatten, glatt und ohne jeden Unfall. Start und Ziel
war der Sportplatz nächſt der Bahnſtation Hähnlein. Die A= und B=
Klaſſe hatte 5 Kilometer, die Jugendklaſſe 3 Kilometer zurückzulegen.
Nachſtehend das Ergebnis der einzelnen Läufe, A=Klaſſe. Mann=
ſchaftslauf
: 1. Turngemeinde Darmſtadt 1846, gleichzeitig damit Gau=

meiſter; Einzellauf: 1. Meher, Tgd. 46, Darmſtadt: 2. Schneider, Tb.
Vorwärts, Langen; 3. Michel, Tgd. 46, Darmſtadt. B=Klaſſe.
Mannſchaftslauf: 1. Turn= und Sportverein Nieder=Modau; 2. Turn=
gemeinde
Darmſtadt 46, 1. Mannſchaft; 3. Tgſ. Griesheim; Einzellauf:
1. Ad. Beher, Turn= und Sportverein Nieder=Modau, 2. Karl Mönich,
Turngemeinde Griesheim; 3. Phil. Heuß, Turn= und Sportverein
Nieder=Modau. Jugend=Klaſſe. Mannſchaftslauf: 1. Turn=
gemeinde
Darmſtadt 46, 1. Mannſchaft und Turngeſellſchaft Darmſtadt:
2. Turngemeinde Darmſtadt 46, 2. Maunſchaft; 3. Turnverein Nieder=
Beerbach; Einzellauf: 1. Sauerwein, Tgd. Darmſtadt 46, 2. Will, Tgd.
Darmſtadt 46, 3. Gg. Pritſch, Tv. Nieder=Beerbach, 4. P. Faßler, Tgſ.
Darmſtadt, 5. H. Schönwplf, Tgd. Darmſtadt 46, 6. F. Hotz, Tgſ. Darm=
ſtadt
. Von den Mannſchaften und Einzelläufern erhielten die drei
Beſten Ehrenurkunden, außerdem der Sieger in jedem Einzellauf den
Eichkranz. Der Vereinigte Turnverein Alsbach trug während des
Laufes ein Fußball=Werbeſpiel gegen den Turnverein Gernsheim aus,
das mit 1:2 abſchloß und von trefflichem Können Zeugnis ablegte.
Preisverteilung mit gemütlichem Zuſammenſein aller Beteiligten im
Vereinslokal der Alsbacher Turnbrüder ſchloß die ſchön und würdig ver=
laufene
Veranſtaltung.
Main=Rhein=Gau, Deutſche Durnerſchaft. Am
Sonntag, den 18. März, finden in den fünf Bezirken des Gaues Be=
zirksübungsſtunden
ſtatt. Es werden hierbei die Freiübungen
für das Deutſche Turnfeſt in München durchgeturnt.
Aus der Wander=Abt, der Turn=Geſ. 1875,
Darmſtadt. Bei herrlichem Wanderwetter unternahm am Sonntag
die Wander=Abt, ihre zweite Wanderung nach Alsbach.. Eine ſehr zahl=
reiche
Wanderſchar folgte vom Tierbrunnen aus dem Führer auf ſchönen
Waldwegen über Ober=Beerbach Ruine Tannenberg Jugenheim
nach Alsbach. Hier wurde an die Stärkung des Magens gedacht, um
dann dem Gau=Geländelauf beizuwohnen. Nach Beendigung des Laufes
folgten wir der Einladung Bickenbacher Turnfreunde, und wir brauch=
ten
es nicht zu bereuen. Echte turneriſche Gemütlichkeit war hier zu
ſehen, die durch Ankunft der Läufer und Bekanntgabe der Reſultate von
dem Gauſportwart Dr. Rinck noch geſteigert wurde. Ein erſter Mann=
ſchaftsſieg
der Jugend und gute Einzelſiege waren die Erfolge der Sport=
Abt. der Turn=Geſ. Ein kräftiges Gut Beil der Wander=Abt, war der
Dank für die ſchönen Erfolge. Nur allzu ſchneil vergingen die Stunden,
und mit dem Zuge 6,40 Uhr ging es Darmſtadts Mauern entgegen.
Nächſte Wanderung am 19. April 1923.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiion
feinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf G=und des 8 21 Abſ. 2 des Preſſe=
Umiange der Einſender verantwortlich.
geſetzes in vollem
Einſendungen, die nicht vert
idet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
n:cht begründet werden.
In letzter Zeit wird wviederum von Regierungsſeite verſuchk, neue
Gehalts= und Lohuforderungen abzulehnen, damit neue Preisſteigerun=
gen
unterbleiben ſollen. So wünſchenswert eine Stabiliſierung und
eventuelle Preisſenkung iſt, ſo verkehrt iſt es, mit dieſer bei den Gehäl=
tern
und Löhnen anzufangen. Denken wir vor allem daran, daß wir
keimen Reallohn (tarſüchlichen Kauflohn) mehr haben, ſondern nur noch
einen Nominallohn (Lohn in Geld ausgedrückt). Während im Frieden
(1913) ein mittlerer Beamter 3750 Goldmark jährlich bekommen hat,
würde derſelbe auf Grund der Februar=Erhöhung jährlich jetzt 3 957 720
Papiermark, oder nach der inneren Währung unſerer Goldmark im
Monat Februar jährlich nur 1414 Goldmark bekommen. Hieraus
ſehen wir, daß beſonders die Arbeitskraft eine koloſſale Entwertung er=
litten
hat und Preisſteigerungen nur in wenigen Fällen durch Lohn=
erhöhungen
bedingt worden ſind, da in den Fabrikationspreiſen die
Löhne wit nur zirka 25 Prozent beteiligt ſind. Außerdem iſt zu berüick=
ſichtigen
, daß, um bei den mittleren Beamtengehältern zu bleiben, dieſe
im Februar eine 942fache Steigerung erfahren hätten, während ſich die
Lebenshaltung um das zirka 2800 fache verteuert hatte. Dieſe wenigen
Zahlen beweiſen, daß die Gehälter ebenſo wie die Löhne noch nicht in
dem Maße geſtiegen ſind, wie die Koſten für die Lebenshaltung. Aus
dieſem Grunde iſt es unbedingt erforderlich daß einem Lohnabbau ein
ganz bedeutender Preisabbau porausgehen muß, und zwar muß der
Abbau für die Koſten der Lebenshaltung ſolange fortgeſetzt werden bis
ein ungefährer Reallohn wieder erzielt iſt. Da der Ruf nach Abbau
vom Reich ausgeht, ſo muß das Reich mit ſeinen Monopolen zuerſt die
Preisſenkungen vornehmen. Nebenbei ſei erwähnt, daß Kartoffeln ſeit
dem 5. d. Mts. um zirka 25 Prozent aufgeſchlagen ſind und Eiſen und
A. R.
Erze weiter erhöht werden. Iſt dies Abbau?

Zur Sparſamkeit im Kohlenverbrauch!
Schon ſeit Jahren brennen auf der kurzen Strecke vom Böllenfalltor
bis zur Idſovenanſtalt meiſt bei noch hellem Tage wicht weniger als zehn
elektriſche Lampen! Iſt die Beleuchtung für die Haſen im dortigen
Felde eingerichtet, denn Menſchen ſieht man außer Sonntags nur ſehr
wenige auf der genannten Strecke; oder ſoll der Moraſt auf dem Fußſteig
beleuchtet werden, der dadurch entſtecht, daß trotz Verbots Räder und
Wagen aller Art, oft ſchwer beladen, auf dem Biesweg verkehren, ſelbſt
wenn die Fahrbahn vollkommen glatt und vein iſt? Beim Weitergehen
in die Stadt iſt man wieder von ſchönſter Dunkelheit umfangen und

kann in vielen Straßet mit ſeinen Mitgeſchöpfen mehr oder weniger
angenehme Zuſammenſtöße erleben, ſofern man nicht vorher von eineur
Madfahrer ohne brennende Laterne umgevannt worden iſt.
Wie ſtimmt dieſer Lichbluxus mit der ſo oft gebredigten Sparſam=
keit
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Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wetterborherſage für den 15. März:
Trübe, gutes Wetter mit nur unbedeutenden Niederſchlägen. Schluache
Druckſtörungen zeigen ſich in Verbindung mit einem Tief ſüdlich der
Alpen über Fvankreich.

Tageskalender.
Landestheater Großes Haus. Anfang 7½ Uhr, Ende gegen
10 Uhr (B 17): Tiefland. Kleies Haus. 4, 6 und 8 Uhr Film:
Kolumbus und die Entdeckung Amerikas. Oap
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Holzverſteigerung vorm. 9 Uhr in Nieder=Beerbach. Zuſammen=
kunft
am Hof Breidenloh.
Mobiliarverſteigerung vorm.
9½ Uhr in dem Schweizerhaus des Hotels Zur Krone in Auerbach.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land.
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Vange ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Hummer hat 8 Geiten.

Steuer=Rundſchau
9

Die Auskunftspflicht nach der Reichsabgaben=
ordnung
.
Von Dr. Karl Hauſer, Regierungsrat, Nürnberg.
Wohl die Mehrzahl der Perſonen, die nach § 177, 185, 209,
186, 189 der Reichsabgabenordnung (AO.) zur Auskunft ver=
pflichtet
ſind, werden ſelbſt Steuerpflichtige ſein. Wenn ſie eine
gewerbliche oder berufliche Tätigkeit im Sinne von § 1 Nr. 1 des
UmſStG. ausüben, unterliegen ſie auch der Steueraufſicht.
Die Vorſchriften, welche die Pflichten des Steuerpflichtigen
und die Ausübung der Steueraufſicht regeln, haben den Zweck,
die ſteuerrechtlichen Verhältniſſe des Steuerpflichtigen ſelbſt,
nicht die anderer Perſonen, zu klären. Die Befugniſſe der
Finanzb=hörden, die ihnen auf Grund von § 172, 173, 205, 193
AO. zuſtehen, dürfen daher zunächſt nur für dieſe Zwvecke aus=
geübt
werden. Hiernach kann z. B. das Finanzamt von einem
Steuerpflichtigen, der Kunden= und Liefererliſten führt, ver=
langen
, daß er ſie gemäß § 173, 207 AO. vorlegt, ſoweit dies
zur Feſtſetzung ſeiner Steuer notwendig iſt. Hat der Steuer=
pflichtige
keine Kunden= und Lieferverzeichniſſe, ſo kann das
Finanzamt unter der gleichen Vorausſetzung die Kunden
und Lieferer ſelbſt aus den Büchern und Geſchäftspapieren
des Steuerpflichtigen herausſchreiben. Auf Grund der Steuer=
aufſicht
, der ein Steuerpflichtiger unterworfen iſt, kann er nicht
zur Einreichung von Kunden= und Liefererliſten beim Finanz=
amt
gezwungen werden, wohl aber muß er auch hier geſtatten,
daß die Finanzbeamten aus den bei ihm auffindbaren Unter=
lagen
die Namen der Kunden und Lieferer zuſammenſtellen,
ſoweit dies der Zweck der Steueraufſicht erfordert.
Wenn die Behörden bei ihrem Vorgehen nach §§ 172, 173,
205, 193 ff. AO. Dinge erfahren, die mit den bezeichneten, genau
umſchriebenen Zwecken nichts zu tun haben, ſo kann es ihnen
nicht verwehrt ſein, ihre Kenntniſſe ſachgemäß auch anders als
zu den erwähnten Zwecken zu verwerten.
Eine Auskunft nach § 177, 185 AO. kann nur unter den
Vorausſetzungen von § 209 AO. verlangt werden. § 177 ſetzt
ferner voraus, daß die Auskunftsperſon Kenntnis erhält von der
Perſon des Steuerpflichtigen, über die Auskunft verlangt wird.
Hierzu iſt in der Regel die Mitteilung ſeines Namens erforder=
lich
RFH. Bd. 8 S. 279. Wird Auskunft zur Ausübung
der Steueraufſicht über einen Betrieb oder ein Unternehmen
berlangt, ſo muß dem Auskunftspflichtigen bekanntgegeben wer=
den
, um welchen beſtimmten Betrieb oder um welches beſtimmte
Unternehmen es ſich handelt RFH. Bd. 9 S. 145. Der
Steuerfall, über den Auskunft erholt wird, muß auch nach ſeiner
bbjektiven Seite hin bekannt ſein. Hierzu gehört es, daß die
Finanzbehörde die Steuerart feſtſtellen kann, für die eine Steuer=
pflicht
in Betracht kommt RFH. Bd. 9 S. 144. Auf 85 177,
185 kann nicht die Forderung geſtützt werden, Lieferer= oder
Nundenliſten einzureichen, wohl aber können die Lieferer oder die

Kunden eines Unternehmers über die Lieferungen, die ſie an
ihn ausgeführt oder von ihm erhalten haben, einvernommen
werden ,
Nach §5 186, 189 ſind gewiſſe Kreiſe von Unternehmern
verpflichtet, allgemein und nicht nur über ihre Steuerpflicht oder
über beſtimmte Steuerpflichtige oder einen beſtimmten Steuer=
fall
Auskunft zu erteilen. Kundenverzeichniſſe ſind nur nach
§ 189 AO. vorzulegen, nicht nach § 186, ebenſowenig Lieferungs=
verzeichniſſe
. Die Vorausſetzungen des § 209 AO. brauchen bei
eimem Vorgehen nach § 186 AO. nicht erfüllt zu ſein. § 186 be=
rechtigt
aber nicht, Auskunft einzuholen, ſondern nur zur
Bucheinſicht: RFH. Bd. 7 S. 235. Auch kann niemand nach § 186
gezwungen werden, Bücher vorzulegen, die nicht nötig ſind zur
Feſtſtellung, wer zum Weiterverkaufe veräußerte Waren, deren
Abgabe an den Verbraucher eine Steuerpflicht begründet, erhalten
hat, und um welche Mengen es ſich handelt. Geht dies z. B.
ſchon aus den Wareneingangs= und =ausgangsbüchern mit ge=
nügender
Deutlichkeit hervor, ſo iſt der Buchinhaber nach § 186
nicht verpflichtet, ſeine Kontokorrentbücher vorzuzeigen.
Aus Allgemeine Steuer=Rundſchau, Halbmonatsſchrift für Steuer=
angelegenheiten
und Wirtſchaftsfragen, München.
Berechnung der Erhöhung der Umſatzſteuer bei
ungenügender Vorauszahlung.
8 37 Abſ. 4 des Umſatzſteuergeſetzes in der Faſſung des Ge=
ſetzes
vom 8. April 1922 beſtimmt:
Ueberſteigt die ſam Schluſſe des Steuerabſchnitts vorgenom=
mene
Veranlagung den Geſamtbetrag der Vorauszahlungen um
mehr als 20 v. H., ſo erhöht ſich die Steuer um 10 v. H. dieſes
überſchießenden Betrages. Dieſe Geſetzesvorſchrift, die dem
Laien nicht klar iſt, hat man in 8 157 a Abſ. 6 der Ausführungs=
beſtimmungen
dahin erläutert:
Ergibt ſich bei der am Schluſſe des Steuerabſchnitts vor=
zunehmenden
Veranlagung, daß die veranlagte Steuer des
Pflichtigen den Geſamtbetrag ſeiner Vorauszahlungen um mehr
als 20 v. H. überſteigt, ſo iſt die Summe um 10 v. H. dieſes
überſchießenden Betrages zu erhöhen.
Was heißt: dieſes überſchießenden Betrages? Zwei Mög=
lichkeiten
ſind denkbar: 1. desjenigen, um den die am Schluſſe
des Steuerabſchnitts vorgenommene Veranlagung den Geſamt=
betrag
der Vorauszahlungen, 2. desjenigen, um den die Ver=
anlagung
die Summe der Vorauszahlungen plus 20 Prozent der
Vorauszahlungen überſteigt.
Ueber dieſe Frage hat nun der Reichsfinanzhof, 5. Senat,
am 19. Oktober 1922 ein Gutachten vn ſechs Druckſeiten auf
Erſuchen des Reichsfinanzminiſteriums erſtatten müſſen, und
er kommt zu dem Schluſſe: Der Zuſchlag nach § 37 Abſ. 4 des
Umſatzſteuergeſetzes iſt in der Weiſe zu berechnen, daß ihm der
Unterſchiedsbetrag zwiſchen der Summe der Vorauszahlungen
und dem Betrage der endgültigen Veranlagung, verringert um
20 v. H. der Sufame der Vorauszahlungen, zugrunde zu legen

iſt. Alſo erſt ſchaffen wir ein unklares Geſetz, das dann durch
Ausführungsbeſtimmungen zu erläutern iſt und zu deſſen Hand=
habung
ſchließlich ein Rechtsgutachten des Reichsfinanzhofes
einzuholen erforderlich wird! Wann werden die Geſetzgeber
der Republik einmal ſo weit ſein, gemeinverſtändliche
Geſetze zu machen?
K
Das Armenrecht in der Reichsabgabenordnung.
* Es iſt recht ſtiefmütterlich behandelt. Das Steuerermitte=
lungsverfahren
bei den Finanzämtern zieht für den Pflichtigen
keinerlei Koſten nach ſich. Koſten können ihn erſt dann treffen,
wenn es zur Ergreifung von Rechtsmitteln (Einſpruch, Beru=
fung
, Rechtsbeſchwerde) gekommen iſt und der Pflichtige im
Steuerprozeſſe ganz oder zum Teil unterlegen iſt. In § 293,
Abſ. 3, den der Verfaſſer des Geſetzentpurfs als einen Erſatz
für das Armenrecht der Reichszivilprozeßordnung bezeichnet,
heißt es: Wenn jemand außerſtande iſt, die Koſten ohne
Beeinträchtigung des für ihn und ſeine Familie notwendigen
Unterhalts zu zahlen, ſo ſind ihm dieſe Koſten zu ſtunden, bis
er hierzu fähig iſt. Dem Geſuch iſt eine Beſcheinigung beizu=
fügen
, in der die untere Verwaltungsbehörde unter Angabe der
Familien= und Vermögensverhältniſſe des Antragſtellers und
der von ihm entrichteten direkten Steuern das Unvermögen be=
zeugt
. Der Reichsminiſter der Finanzen beſtimmt, in welchen
Fällen die Koſten niederzuſchlagen ſind. Die Beſcheinigung
voll von der unteren Verwaltungsbehörde ausgeſtellt werden.
Man wird hierunter, ſoweit die Polizei ſtaatlich iſt, die Polizei=
ämter
, ſonſt die Bürgermeiſtereien zu verſtehen haben. Wer
zur Stundung befugt iſt, kann zweifelhaft ſein. Der Kommen=
tar
von Becker meint, überwiegende Gründe ſprächen dafür,
dieſe Befugnis der Behörde erſter Inſtanz zuzuſprechen, die
mit der Einziehung betraut iſt‟. Danach würden die Finanz=
ämter
für Stundung der Koſten für zuſtändig zu erachten ſein.
Es erſcheint als eine weſentliche Lücke im Geſetze, daß für das
Rechtsmittelverfahren im Steuerprozeſſe eine unentgeltlich
Beiordnung eines Rechtsanwalts oder Steuerberaters in
Steuerprozeſſen nicht vorgeſehen iſt. Gerade bei dem raſchen
und ſehr oft flüchtigen Arbeiten der Geſetzgebungsmaſchine
in der heutigen Zeit muß es als eine Forderung des ſtaatlichen
Rechtsſchutzes erachtet werden, daß in nicht einfach gelagerten
Fällen ſolche Beiordnung eines ſachverſtändi en Beraters reichs=
geſetzlich
ſichergeſtellt und tatſä hlich gewährleiſtet wrd. Die
Steuereihtspraxis hat ſich ſchon zu einem Spezialfach und
Spezialſtudium herausgebildet, und die bisher ſchon erſchiene=
nen
neun Bände Entſcheidungen des Reichsfinanzhofs ſowohl
wie die Kritik, die ſie in der Fachpreſſe und in in größeren Zei=
tungen
erſchienenen Abhandlungen erfahren haben, zeigen, ein
wie ſchwieriges Gebiet hier zu beackern und zu behandeln iſt.
Alſo auch nach dieſer Seite iſt ein Ausbau der Reichsabgaben=
ordnung
zum wirkſamen Schutz der Intereſſen des Steuer=
pflichtigen
nicht nur wünſchbar, ſondern ſtellt ſich als die Er=
füllung
einer geſetzgeberiſchen Pflicht dar.
O

[ ][  ][ ]

Seite 6

*

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 14. März 1923.

Rummer 52.

Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
22.
Nachdruu verbofen).
Das, alte Fräulein nickte nur mit dem Kopf, als er wieder
bei ihr in der altmodiſchen Stube ſaß und ihr erzählte.
Was anderen ein Menſchenleben iſt, das iſt Dir eine Lehr=
zeit
, Du ſchaffſt einen Beſitz, um ihn zur Seite zu legen, wenn
eine größere Aufgabe Dich lockt.. Einmal wird Dein Ziel ſo
hoch ſein, daß Du daran zerbrichſt, ſagte ſie, aber Adrigan
lachte. Noch iſt es nicht ſo weit, daß ich im Seſſel des Präſi=
denten
eines Handelshauſes verſinken möchte, um Ererbtes zu
erhalten und zu verwalten. Und er erzählte ihr von den Oel=
feldern
von Baku und dem geheimnisvollen Land dort unten
im Kaukaſus. Dort unten wartet eine große Aufgabe auf
ihren Bezwinger, ſagte er, dort will ich mir ein eigenes Reich
gründen, größer als das des Vaters, und bedeutungsvoller für
die Welt‟. Das alte Fräulein hatte ſtill zugehört.
Du vergißt über der Allgemeinheit Dich ſelbſt; jetzt biſt
Du noch jung, und ſiehſt nur nach vorn, aber eines Tages iwirſt
Du um Dich blicken, und dann wird es einſam um Dich ſein.
Tauſende werden Dir gehorchen und für Dich arbeiten, für viele
wirſt Du ſorgen und wirſt doch Sehnſucht haben nach einer, die
eins mit Dir geworden iſt und die Dich liebt‟ Er hatte ihr
den Kopf geſtreichelt und ihre Hand genommen. Wenn ich
einſam bin, dann komme ich heim zu Dir nach Naurden hatte
er ſie getröſtet, es gibt keinen Menſchen auf der Welt, der es
beſſer mit mir meint als Du. Und zum Heiraten iſt es tioch
zu früh, ich kann nicht mit einer Frau durch die Welt ziehen.
Die Rechte iſt Dir noch nicht begegnet, hatte die Tante ge=
meint
, die Frau, die für Dich geſchaffen iſt, wird. Dein Werk
verſtehen, ſie wird Dich finden und Dir nicht in den Arm fallen.
Sie wird bei Dir ſein, wenn Du ſie brauchſt, und ſie wird. Dich
zu Hauſe erwarten, wenn Du Deinen Weg allein gehen mußt.
Manche wird. Dir begesnen, die gern Dein Schickſal teilen
würde, Adriaan, laß Dich nicht blenden und wähle gut. Ich
werde ſie Dir nach Naarden ſchicken, Tantchen, hatte er gelacht,
Du wirſt ſie auf Herz und Nieren prüfen.

Aber die alte Frau war nicht einverſtanden. Du haſt noch
nicht geliebt, Adriaan, Liebe hat mit Verſtand nichts zu tun,
denke an mich, wenn Du Deine Wahl treffen wirſt..
Der Gedanke an Annelieſe brachte ihn wieder in die Wirk=
lichkeit
zurück. Da ſaß ſie ihm gegenüber, die anderen hatten
das Zimmer verlaſſen.
Wo waren Sie? fragte ſie ihn.
War ich ſehr unhöflich? er wurde verlegen.
Ich merkte, daß Sie Ihre Gedanken ſpazieren ſchickten
und wollte Sie nicht ſtören. Mein Bruder beſpricht noch einiges
mit Tante, es iſt ja heute der letzte Abend.
Ihre Lampe hats uir angetan, beichtete er, , ich war zu
Hauſe in Naarden, ich erzählte Ihnen ja, daß ich dort meine
Kindheit verlebt habe. Sie beneideten mich neulich um meine
Reiſe um die Welt, wollen Sie nicht auch einmal hinaus in die
Freiheit? Viel kann ich Ihnen heute noch nicht verſprechen, aber
wenn Sie einmal nicht wiſſen, wohin Sie gehen ſollen, dann
fahren Sie an die Zuiderſee und fragen Sie in Naarden nach
dem alten Fräulein dan Utrecht. Mit einem Gruß von mir
finden Sie ſtets dort Aufnahme.
Ich will es mir merken, ſagte Annelieſe. Alſo in Naar=
den
bei Ihrer Lampe. Vielleicht brauche ich eines Tages eine
Zuflucht.
Siebtes Kapitel.
Ein Tag nach dem anderen war vergangen, ohne daß die
neuen Herren der Miſſouri ihr Verſprechen, wenigſtens ihre
weibliche Gefangene täglich auf kurze Zeit an Deck zu laſſen,
erfüllt hätten. Noch immer ſaßen die drei in der Kammer ge=
fangen
, die nur wenig Licht durch die Milchglasſcheibe an der
Decke empfing.
Patrick litt beſonders unter der ungenügenden Pflege, die
Fleiſchwunde hatte ihn ſehr mitgenommen. Irene mußte ihre
ganze Energie aufwenden, um oft genug von ihren Wächtern
friſches Waſſer zu bekommen.
Wenn wir mit der alten Geſchwindigkeit weiter gefahren
ſind, müſſen wir bald am Ende unlerer Reiſe ſein, meinte der
Kapitän. Sie ſprachen davon, daß ſie uns in Archangelsk vor
ein Gericht ſtellen wollen, ich werde den Leuten dort dann ſchon
die Wahrheit ſagen.
Irene ließ den Kopf hängen.

Sie kennen die Gerichte im neuen Rußland nicht, Kapi=
tän
Brown, man wird Sie gar nicht zu Wort kommen laſſen,
ebenſowenig wie uns; ein Volksgericht iſt ein Erekutivgericht,
das nur Strafen kennt, aber von Recht wenig weiß.
Ob ſie hören wollen oder nicht, ſoll mir gleichgültig ſein,
reden werde ich ſchon.
Man wird uns ins Innere verſchicken, ſagte Irene, es
ſoll grauenhaft dort ſein, der ſibiriſche Sommer iſt noch ſchlim=
mer
als der Winter.
Sie werden Ihre romantiſchen Ideen ſchwer büßen müf=
ſen
, mit einem Paſſagierſchiff wäre Ihnen das nicht geſchehen.
Es war, nicht Irenens Art, Verlorenem nachzutrauern.
Was vvollen Sie denn ohne mich machen, Kapitän, Sie
können ja kein Wort ruſſiſch, Ihr engliſcher Sprachſchatz reicht
für das Innere ſicher nicht aus.
Es iſt unruhiger an Deck als in den letzten Tagen, meinte
Patrick, man könnte faſt meinen, wir wären am Ziel und
näherten uns dem Lande.
Kann ſchon ſtimmen, brummte der Kapitän, dieſe Ban=
diten
haben unter die Keſſel gefeuert, was das Zeug halten
wollte, man hat es ja deutlich an dem Zittern des Schiffes ge=
merkt
, ſo eine Fahrt hat die Miſſouri noch nie gemacht, und wird
ſie wohl auch nicht wieder machen. Wenn die das Schiff ein
Jahr in den Fingern gehabt haben, möchte ich meinen ſauberen
Steamer nicht wiederſehen.
Patrick nickte bedenklich vor ſich hin.
Es iſt eine Schande, daß heute noch ſo etwas möglich iſt:
auf dem Kreuzer, der dieſem Geſindel einmal das Lebenslicht
ausblaſen wird, laſſe ich mich anheuern, da muß ich dabei ſein,
und wenn es als Kohlentrimmer wäre.
Jetzt haben wir andere Sorgen, erinnerte Irene. Wenn
wir wirklich ſchon am Land ſind, dann ſteht uns jetzt die ſchwerſte
Zeit bebor.
Oben an Deck war alles in lebhafter Bewegung. Der Kapi=
tän
ſtand auf der Brücke und ſuchte die Einfahrt.
Lotſen gibt es nicht mehr, brummte er, iſt auch gut, nur
unſereiner findet ſich durch die Rinne herein. Für Fremde iſt
Archangel verſchloſſen. Die Regierung wird mit unſerent Fang
zufrieden ſein, man kann die unfreiwillige amerikaniſche Unter=
ſtützung
in Petersburg brauchen.
(Fortſetzung folgt.)

Familiennachrichten

Die gläckliche Geburt eines
D kräftigen Jungen zeigen
hochertreut an
Dr. A. Lorenz u. Frau
Irmgard, geb. v. Veitheim
Darmstadt, 13. März 1923
Wilhelminenstr. 17
Gfc 9

Todes=Angeige.
Hente früh entſchlief ſanft nach
längerem Leiden im 75. Lebens=
jahre
mein lieber Mann, mein
guter Vater, unſer Großvater,
Schwiegervater, Bruder, Schwa=
ger
und Onkel

Darmſtadt, 13, März 1923,
Liebigſtr. 5,
Die trauernden ginterbliebenen:
Marie Lelßler, geb. Hax
Franziska Karg, geb. Leißler
Konrad Karg
Rudi, Marlanne u. Otto Karg.
Die Einäſcherung findet in aller
(*7116
Stille ſtatt.
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[ ][  ][ ]

Darmftädter Tagblatt

Die Dollaranleihe zum Ausbau des Rhein=
Main=Donau=Unternehmens.
Die Rhein=Main=Donau=Aktiengeſellſchaft hat als erſtes
Bauziel u. a. den Ausbau einer der beſten Niederdruckwaſſer=
räfte
Deutſchlands in der Donau am Kachlet bei Paſſau in
Ungriff genommen. Das Werk wird in vier Jahren fertiggeſtellt
ein, 50,000 PS. leiſten und jährlich 250 000 000 Kilowattſtunden
nzeugen, alſo bei voller Ausnützung 250 000 Tonnen Kohle er=
paren
. Die Energie des Kachletwerkes wird für die allgemeine
Landes=Elektrizitäts=Verſorgung in der Weiſe verwertet, daß
mit dem zurzeit größten und beſten Dampfkraftwerk Süddeuſch=
ands
, dem Großkraftwerk Franken, ein Betriebsgemeinſchafts=
vertrag
geſchloſſen wurde. Das Großkraftwerk Franken leiſtet
35 000 PS. und verſorgt die Städte Nürnberg, Fürth und den
Kreis Mittelfranken, alſo das Induſtriezentrum Baherns.
Mit dem Bayernwerk, das die großen und tvertvollen
Waſſerkräfte am Walchenſee und an der mittleren Jſar der all=
gemeinen
Landesverſorgung zuführt, wurden Vereinbarungen
getroffen, die ein weitgehendes wirtſchaftliches Zuſammengehen
n der Stromausmützung ſichern, ohne daß die Selbſtändigkeit
des Rhein=Main=Donau=Unternehmens und der ſtaatlichen baye=
riſchen
Kraftverke dadurch irgendwie beeinträchtigt wird.
Die Ausführung des Kachletwaſſerkraftwerkes und einiger
inderer kleinerer Waſſerkraftwerke des Rhein=Main=Donau=
Unternehmens iſt im Gange. Zur Erreichung des geſteckten Bau=
ieles
muß eine weitere Finanzierungsaktion durchgeführt wer=
den
, für die folgende Geſichtspunkte die Richtlinien geben:
Die Ausgabe einer Papierwarkanleihe wurde under den
gegenwärtigen Zeitverhältniſſen wegen der damit verbundenen
großen Riſiken für Anleiheſchuldner und Gläubiger von der
Rhein=Main=Donau=Aktiengeſellſchaft als nicht zweckmäßig an=
geſehen
. Die Beſtrebungen der Geſellſchaft gehen ſchon ſeit län=
gerer
Zeit dahin, eine wirklich wertbeſtändige An=
eihe
herauszubringen. Das Weſen einer ſolchen An=
eihe
beſteht darin, daß der Geldgeber ſeine der Geſellſchaſt an=
vertrauten
Mittel ſtets mit der gleichen Kaufkraft verzinſt und
auch zurückbezahlt erhält. Die Anleihe der Rhein=Main=Donau=
Aktiengeſellſchaft wird als Dollaranleihe auf den Markt
gebracht. Es werden zunächſt 6 Millionen Goldmark in einzel=
nen
Serien ausgegeben; die eingezahlten Gelder werden mit
59 verzinſt. Zum Erwerb der Obligationen ſind nicht Dollars
oder ſonſtige Deviſen erforderlich, die Einzahlun; erfolgt viel=
mehr
in Papiermark. Der eingezahlte Betrag wird zum Kurs
des Zeichnungstages in den Dollarwert umgerechnet, und dieſer
wird verzinſt und zurückbezahlt. Die Zinszahlung erfolgt
wviederum in Papiermark. Der Zinsbetrag wird zu dem kurz
vor der Zinszahlung geltenden Papiermarkwert, gemeſſen am
Dollarkurs, bezahlt. (Zahlt z. V. der Anleihezeichner 100000
Papiermark bei einem Kurs 1 Dollar 20000 Mark ein, ſo er=
hält
er, wenn ſich der Markwert bis zum Zinstermin nicht
ändert, 5000 Mark Zinſen, ſinkt der Markwert bis zum Zins=
lermin
auf die Hälfte, 10000 Mark Zinſen.) Die Gefellſchaft iſt
in der Lage, dieſen Verpflichtungen nachzukommen, weil gerade
ihre Waſſerkraftanlagen eine ganz ſichere Grundlage dafür
geben; denn die erzeugte Energie, alſo hauptſächlich die elek=
triſche
Kraft, iſt im beſten Sinne wertbeſtändig.
Bei dieſem Sachverhalt haben Reich und Bahern die geſamt=
ſchuldneriſche
Bürgſchaft für die Dollaranleihe übernommen.
Außerdem hat das Großkraftwerk Franken ſein Dampfkraftwerk
als dingliche Sicherheit der Geſellſchaft während der Bauzeit
geboten. Darüber hinaus wird noch Gewähr dafür geboten, daß
mit den eingezahlten Geldern die beabſichtigten Bauten unab=
hängig
von der Geldentwertung tatſächlich ausgeführt werden
können; denn die Geſellſchaft wird die eingehenden Gelder ſo=
ort
wertbeſtändig anlegen und von weiteren Kursſchwankun=
gen
der deutſchen Mark unabhängig machen. Dieſe Maßnahme
ichert Geſellſchaft und Gläubiger vor Verluſten durch Kurs=
ſchwankungen
, da bei feſter Anlage der Wert einer beſtimmten
Menge Gold, Auslandsprodukt oder Anslandszahlungsmittel
bei jedem Stand der Mark ausreicht, um das Bauziel in dem
in Ausſicht genommenen Umfang unter allen Verhältniſſen zu
erreichen. Die Berechnungen der wirtſchaftlichen Erträgniſſe
der Waſſerkräfte ſind nach ihrem Dollarwert aufgeſtellt, von an=
erkannten
Sachverſtändigen durch eingehende Unterſuchungen für
richtig befunden worden, und reichen aus, um die Verpflichtun=
gen
der Geſellſchaft gegenüher ihren Gläubigern zu erfüllen. Die
Baukoſten ſind auf gleicher Baſis berechnet und ſchließen die ge=
ſamten
, bns zur Beendigung des Baues aufzuwendenden Zin=
ſen
ein.
Die Finanzierung des Unternehmens ſtellt in ihrem Aufbau
ein Zurückgreifen auf die vor dem Kriege allgemein übliche, ge=
ſunde
Dauerwertgrundlage dar und ermöglicht damit eine
mündelſichere, wirkliche, wertbeſtändige, gut ver=
zinsliche
Geldanlage.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
h. 8proz. Anleihe der Stadt Frankfurt a. M. Die
Stadt Franbfurt a. M. hat die Gewehmigung zur Ausgabe einer An=
leihe
von 3 Milliarden Mk. für werbende Zwecke erhalten. Hiervon ſoll
ein Teilbetrag von 2 Milliarden Mk. durch ein Konſortium zu 98 Proz.
verkauft werden. Die zum Verkauf gelangenden Schuldverſchreibungen
ſind zu 8 Proz. verzinslich und wit mindeſtens 3½ Prozent unter Zins=
zuwachs
tilgbar. Verſtärkte Tilgung und Totalkündigung ſind vorbe=
halten
.
h. 10proz. Anleihe der Stadt Höchſt a. M. Nachdem
150 Millionen Mk. Anleihe verkauft ſind, hat das Konſortium weitere
130 Millionen Mk. übernommen, die zum Kurs von 98 Prozent aufgelegt
werden.
*8 Von der Börſenumſatzſteuer ſind ab 1. b. M. An=
ſchaffungsgeſchäfte
über ausländiſche Banbnoten, ausländiſches Papier=
geld
oder ausländiſchs Geldſorden befreit, ſofern der Wert des Gegen=
ſtandes
50 000 Mk. nicht überſteigt.
Neue Aktiengeſellſchaften. In Mannheim=Wallſtadt
wurde die A. G. Süddeutſches Eiſen= und Metallwerk mit 5 Millionen
Mark Kapital eingetragen. Zweck des Unternehmens iſt Metallgießerei,
Giſengießerei, Maſchinenbaur, Reparatur, beſonders der Bau von Klang=
ſtahl
= und Siluminbronzeglochen. Ferneis werden in dem neuen Werke
ſamtliche Metall= und Eiſengüſſe hergeſtellt, ebenſo wird der Bau von
M.
ſinen und die Uebernahme von Reparaturen getätigt. Außerdem
berden in dem neuen Werk in Mannheim=Wallſtadt alle vorkommenden
Metall= und Eiſengüſſe, nach Modell und Schablone geformt, hergeſtellt,
und
wird der Bau von landwirtſchaftlichen Maſchinen und Geräten auf=
genommen
. Die Geſellſchaft iſt befugt, ſich an Untamehmungen der
geichen oder ähnlicher Art mittelbar oder unmittelbar zu beteiligen und
ſolche Unternehmungen zu erwerben und zu vertreten. Aufſichtsrat:

Handelsblatt

14. März 1923 Nr. 72

ſels=Mannheim. Den Vorſtand bilden die Herren Ingenieur Friedrich
Alles=Wallſtadt und Kaufmann Heinrich Woll=Manmheim. Zum Syndi=
kus
und Geſamt
prokuriſten der Geſellſchaft wurde der Kaufmann Hans
Karl Blafſa=Mannheim beſtellt. Die Geſellſchaft beabſichtigt, das Ka=
bital
zunächſt bis auf 100 Millionen Mk. zu erhöhen. Mit dem Bau des
Verles wurde bereits begonnen, und die Bauleitung hofft, daß dasſelbe
bis Juni betriebsfähig iſt.
Für die Aufhebung der Ausfuhrabgaben. Der
Eiſen= und Stahlwaven=Induſtriebund Elberfeld hat erneut einen An=
rnng
an die zuſtändigen Reichsbehörden und geſetzgebenden Körperſchaften
Frichtet, in der die Aufhebung der Ausfuhrabgaben für ſämtliche Eiſen=
und Stahlwaren des Abſchnittes 17 des Ausfuhrabgabentarifes gefordert
wird.

* Getreide=Kommiſſion Aktiengeſellſchaft. Düſ=
ſeldorf
. Die Vervaltung wird der auf den 7. Aprül 6. J. einzu=
berufenden
Genevalverſammlung vorſchlagen, eine Dividende von
25 Goldpfennig auf das Stamwaktienkapital von 8 Millionen Mk. auf
der Grundlage des heutigen Goldankaufpreiſes der Reichsbank zu ver=
teilen
. Ferner ſoll eine 6progentige wertbeſtändige An=
leihe
in Höhe von 20 Millionen Mk. ausgegeben werden, die den
Inhabern der Schuldverſchreibungen Kabital und Zinſen auf der Grund=
lage
eines Guldenkurſes von 500 gewährleiſtet. Von dieſer Anleihe ſollen
8 Millionen Mk. den Stammaktionären in der Weiſe angeboten werden,
daß auf jede Stammaktie eine Schuldverſchreibung
voit 1000 Mk. zum Nennwerk bezogen werden kann, während der Reſt
zum Teil den
Litgliedern der Verwaltung und Beamten unter weit=
gehender

Epe.
verpflichtung zum Nemmwert überlaſſen und zum Teil
60
für zu
big eint etende Beamte und für Angliederungszwecke zurück=
behalten
werden ſoll.
Aktienkapital=Erhöhung im Rheinland= Kon=
zern
. Nachdem die außerordentliche Generalverſammlung der Feuer=
verſicherungs
=Geſellſchaft Rheinland A.=G. in Neuß am 26. v. Mts. die
Erhöhung des Aktienkapitals auf 120 Millionen Mark beſchloſſen hat,
hat die Generalverſammlung des Rheiniſchen Phönix, Allgemeine Ver=
ſicherungs
=Aktengeſellſchaft in Neuß am 7. d. Mts. die Erhöhung ihres
Aktienkapitals auf 150 Millionen Mark beſchloſſen.
Keine Eahebung von Wagenſtandgeldern. Der
Zen
alverband des Deutſchen Großhandels iſt beim Reichsverkehrs=
miniſterium
vorſtellig geworden, um in anbetracht der durch den rechts=
widrigen
Einbruch der Franzoſen und Belgier in das Rhein= und Ruhr=
gebiet
entſtandenen beſonderen Verkehrslage von der Erhebung von
Wagenſtand= und Lagergeldern abſehen zu laſſen. Der Reichsverkehrs=
miniſter
hat daraufhin in Würdigung der vorgebrachten Gründe an=
geordnet
, daß Wagenſtandgeld und Logergeld nicht in Rechnung zu
ſtellen iſt, wenn nach pflichtmäßiger Ueberzeugung der Dienſtſtellenvor=
ſteher
kein Zweifel darüber beſteht, daß die Friſtverſäumnis ihren Ent=
behungsgrund
ausſchließlich in der durch den rechtswidrigen Einbruch
der Franzoſen und Belgier im beſetzten oder unbeſetzten Gebiet geſchaf=
fenen
Lage hat. In Zweifelsfällen kann von der Erhebung des Stand=
vder
Lagergeldes zunächſt nicht abgeſehen werden. Die Reichsbahndirek=
tionen
ſind aber angewieſen, Erſtattungsanträge, die ſich auf die Folgen
des Einbruches ſtützen, mit beſonderer Beſchleunigung, weitgehendem
Entgegenkommen und ohne kleinliche Bedenken zu behandeln.
* Treuhand A. G. Eiſen und Stahl, Schmalkalden.
Unter Beteiligung des Eiſen= und Stahlwareninduſtriebundes in Elber=
feld
und khüringer Induſtrieller und Handelskreiſe iſt unter der Firma
Treuhand Aktiengeſellſchuft Eiſen und Stahl ein meutes Unternehmen
mit dem Sitz in Schmalkalden gegründet worden. Die Geſellſchaft be=
abſichtigt
, außer Treuhandgeſchäften allgemeiner Art wie Vermögens
verwaltung, Pfandhalterſchaft Gründungen, Sanierungen, Buch=
A.
Bilanzreviſionen, Beratung und Vertretung in Steuerſachen, in 5f
t=
lich
=rechtlichen (z. B. Waſſerrecht, Miet= und Wohnungsſachen im Ver=
hältnis
zu
Behörden), in Vermögens= und Wirtſchafts= (z. B. Tarif=)
Angelegenheiten, zu bearbeiten. Vom Eiſen= und Stahlwaren= Induſtrie=
bund
gehöven dem Aufſichtsrat an die Herren Fabrikbeſitzer Gw. Becher=
Hagen und Geſchäftsführer Dr. Karl Moebius=Elberfeld, dem Vorſtand
Steuerſyndikus Behrens=Elberfeld. Außerdem beſteht der Aufſichtsrat
aus den Herren Fabrikbeſitzer Karl Adolf Erbe, Divektor Schweizer und
Fabrikbeſitzer Hermann Heller in Schmulkalden, und der Vorſtand aus
den
Herren Dr. jur. Otto und beeidigter Bücherreviſor Strecker aus
Schmalkalden.
Holzverkohlungsinduſtrie A.=G. Konſtanz. Die
außerordentliche Generalverſammlung beſchloß die Umwandlung der 10
Mill. Mk. Vorzugsaktien in Stammaktien unter Auszahlung eines
Agios von 700 Prozent, ferner die Erhöhung des Grundkapitals um 50
au
140 Mill. Mk. und zwar, durch Ausgabe von 40 Mill. Mk. gleich=
be

ſtigten Stammaktien und 10 Mill. Mk. Vorzugsaktien. Beide
Aktiengattungen ſind ab 1. April 1922 dividendenberechtigt. Die neuen
Stammaktien werden einem Konſortium mit der Verpflichtung über=
laſſen
, davon 20 Mill. Mk. den alten Aktionären im Verhältnis von
4:1 zu 800 Prozent anzubieten. 20 Mill. Mk. bleiben für beſondere
Zwecke reſerviert. Die 10 Mill. Mk. Vorzugsaktien, die ebenfalls von
einem Konſortium übernommen werden, ſind mit zehnfachem Stimmrecht
und einer Vorzugsdividende bis zu 7 Prozent ausgeſtattet.
Schädigung ſchweizeriſcher Intereſſen durch
die Ruhrbeſetzung. Schwere Folgen beklagt die ſchweizeriſd
Maſchineninduſtrie, ja die ganze ſchweiz. Volkswirtſchaft. Im Ruhrgebiet
liegen z. B. Halbfabrikate für das Barberinewerk der ſchweit. Bundes=
bahnen
, das Lungeraſeetverk, das Wäggitalwerk. Die Vollendung der
Werke wird verzögert, wenn die Stücke nicht in nächſter Zeit hevein=
kommen
. So bedroht dieſer Zuſtand die Schweiz mit neuer großer
Arbeitsloſigkeit.
Verkehrsnachrichten.
h. Schleppſchiffahrt auf dem Neckar in Heilbronn.
Das Betriebsjahr 1922 war im Gegenſatz zum Vorjahr ein außerordent=
lich
wechſelreiches, im allgemeinen hoher, faſt zu hoher Waſſerſtand. 31
Tage gingen durch Hochwaſſer, 12 Tage durch Niederwaſſer der Schiff=
fahrt
verloren. Die Unkoſten für Betriebsmaterial, insbeſondere Kohlen
und Löhne, haben gegen Ende des Jahres eine ungeahnte Steigerung er=
fahren
. Die größeren Unkoſten machten naturgemäß die Schlepplohn=
tarife
erforderlich. Die angegliederte Kohlenhandelsgeſellſchaft Schwaben
G. m. b. H. hat ſich in erfreulicher Weiſe entwickelt. Die Ausſichten
für die Durchführung der Neckarkanaliſierung haben ſich nach den Vor=
gängen
in wirtſchaftlicher und politiſcher Hinſicht verringert, weshalb
im Gegenſatz zu den Vorjahren mit der Weiterbetreibung der Schlepp=
ſchiffahrt
mittels Kettendampfer gerechnet werden muß und ſomit ein
wirtſchaftlicher Betrieb noch auf Jahre hinaus geſichert iſt. Geleiſtet wur=
den
im Betriebsjahr: Schleppzüge Mannheim=Heilbronn und Jagſtfeld
281 (43) Dorfkilometer der Dampfer 32508 (4831), beförderte leere Schiffe
1241 (262), beladene Schiffe 713 (113), Bergkilometer der Schiffe 159 415
(27 272), beförderte Ladung insgeſamt 71 311 (8058) Tonnen, am Kran
ausgeladene Güter 8087 (2271) Tonnen, am Kran ausgeladene Kohlen
24 834 (2466) Tonnen. Der wegen der in Ausſicht geſtandenen Neckar=
kanaliſierung
zurückgeſtellten Erneuerung der Kette und ſonſtigen An=
lagen
ſoll nun beſondere Sorgfalt zugewandt werden. Die hierfür auf=
gewandten
Koſten beeinträchtigen naturgemäß das ſonſt nicht ſchlechte
Ergebnis des Jahres 1922. Die Bilanzz weiſt einen Verluſt v
1246 863 Mk. auf, der mit dem Verluſtvortrag aus 1921 von 924 8
Mk. auf 2171 685 Mk. anwächſt und auf neue Rechnung vorgetra

wird. Die Einnahmen an Schlepplöhnen betrugen 984 945 Mk., a
Krangeldern, Zinſen u. a. 684 897 Mk., Betriebsausgaben betru
25 259 070 Mk., Abſchreibungen und Rücklagen 657 636 Mk. Der E
neuerungsfonds beträgt 941 642 Mk., der Reſervefonds 2 450 225 Mk.,
für Verſicherungsfonds 500 000 Mk., Unterſtützungskaſſe 200000 Mk.
Die Generalverſammlung gennehmigte den Rechnungsabſchluß und die
Erhöhung des Grundkapitals von 3,6 auf 7,2 Mill. Mk. In den Auf=
ſichtsrat
wurden neu gewählt: Reedereidirektor Buchlo, Bergrat Phuir
(Kochendorf) und Bankdirektor Mück von der Handels= und Gewerbebank / Dänemark . .. . . . . . . . . . . . . . . .
(Heilbronn).
Banken.
Rheiniſche Hypothekenbank Mannheim. Das Deutſch=Oſterreich (abg.). .....
Geſchäftsjahr 1922 ſtand vollſtändig unter dem Einfluß der Geldentwer= Budapeſt... . . . . . . . .. .. . .. ."
tung. Der Perſonalaufwand erfordert ungeheuere Summen und beträgt / Brag ......................"
in einem Monat ein mehrfaches der geſamten Jahresdividende. Neue
Schwierigkeiten werden befürchtet aus der beabſichtigten Aenderung des
Paragraphen 13 Abf. 3 des Grund= und Gewerbeſteuergeſetzes, der die
Befkeuerung auf einen beſtimmten Prozentſatz des Ertrags begrenzen
und damit einen Ausgleich gegen Härten bieten ſolle, die ſich aus der
Zugrundelegung des Vermögens als Beſteuerungsmaßſtab ergeben wür=
den
. Das Hypothekengeſchäft war ziemlich ungleichmäßig; bei ſtarker
Geldnot war die Nachfrage nach Hypothekengeldern ſeitens Privater recht
rege, neuerdings ſetzte eine lebhafte Rückzahlung ein. Der Hypotheken=
bedarf
der gemeinnützigen Baugenoſſenſchaften wau unverändert ſtark.
Darlehen an Gemeinden und an wirtſchaftliche Verbände unter Bürg=
ſchaft
von öffentlich=rechtlichen Korporationen" wurden außer für den
Wohnungsbau auch für andere werbende Anlagen, namentlich auf den
Gebiet der Elektrizitätsverſorgung, gewährt. Das Inſtitut vereinnahmte Schweiz, reggggggsgggngg=
an
Hypothekenzinſen 29,98 (28,95) Mill. Mk., an Kommunaldarlehens= Spanien ..........ffaamm
zinſen 4,39 (1,9) Mill. Mk. und verausgabte an Pfandbriefzinſen 23,71
(23,59) Mill. Mk. ſowie an Kommunal=Obligationszinſen 3,19 (1,32) Prag ....................."
Mill. Mk. Ferner erbrachten Wechſelzinſen 500 000 (270 000) Mk., Budapeſt... . . . . . . . . . .... ..
Zinfen aus ſonſtigen Anlagen 2,63 (2,24) Mill. Mk., Koſtenbeiträge 5,86
(0,43) Mill. Mk. und ſonſtige Einnahmen 9,03 Mill. Mk. Die allge= Japan ..ngzggagggggsrggs
meinen Geſchäftsunkoſten ſtiegen auf 17,75 (2,39) Mill. Mk., Steuern / Rio de Janeiro rzezafarr:=
und Stempelabgaben erforderten 202 (2,61) Mill. Mk., Obligationen= Velgrad. . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

herſtellung 1,32 (0,30) Mill, Mk. Der Reingewinn ſtellt ſich einſchl.
Vortrag auf 3 964 105 (3 825 649) Mk., woraus, wie bereits mitgeteilt,
wieder 9 Proz. Dividende verteilt, für gemeinnützige Zwecke und Unter=
ſtützungsfonds
620 000 (280 000), für Gewinnanteile 570 000 (750 000) be=
ſtimmt
und wiederum 300 158 Mk. auf neue Rechnung vorgetragen wer=
den
. Der Beſtand an Hypotheken betrug am Jahresende 625,76 (630,72)
Mill. Mk., an Kommunaldarlehen 280,73 (49,85) Mill. Mk., der Pfand=
briefumlauf
ſtellte ſich auf 638,82 (631,43) Mill. Mk., der Kommunal
obligationenumlauf auf 260,89 (44,15) Mill. Mk., die Kreditoren auf
49,26 (17,21) Mill. Mk., die Forderungen bei Banken auf 66,12 (60,45)
Mill. Mk., der Wechſelbeſtand auf 28 (9,94) Mill. Mk., der Wertpapier=
beſtand
auf 7,14 (8,07) Mill. Mk., der Barbeſtand auf 10,80 (3,33) Mill.
Mk., fällige und rückſtändige Zinſen und Annuitäten auf 7,29 (5,81) Mill.
Mk. Die im Herbſt vorigen Jahres beſchloſſene Kapitalserhöhung wird
nun durch Aufforderung der Aktionäre zum Aktienbezug durchgeführt
werden und eine weitere Kapitalserhöhung wird der ordentlichen
Generalverſammlung vorgeſchlagen werden.
h. Oberrheiniſche Bankanſtalt A.=G. Konſtanz. Die
außerordentliche Generalverſammlung beſchloß die Erhöhung des
Aktenkapitals von 16 auf 80 Mill. Mk. durch Ausgabe von 64 Mill. Mk.
Inhaber= und Namensaktien.
Warenmärkte.
w. Berliner Produktenbericht. Der Produktenmaukt
ließ keine beſondene Anregung erbennen. Die Preiſe für Weizen und
Roggen behaupteten ſich; angeblich beſteht nicht weiterer Bedar5 der
Reichsgetreideſtelle für beide Artikel. Auch Gerſte wurde wenig um=
geſetzt
, obwohl ſich Nachfrage dafür zeigte. Für Hafer waren die Ver=
käufer
bei genügendem Vorrat eher nachgiebiger. Auch die Preiſe für
Mais konnten ſich nicht vollſtändig behaupten da bahnſtehende Wa
drückte und auch die Einfuhr für rentabel gehalten wurde. Mehl beſſerte
ſich etwas bei ruhigem Geſchäft. Für Futtermittel fanden ſich in paher
Ware leichter
Abne
er.
h. Mannheimeu Produktenbörfe. Die Produktenbörſe
am Montag war wiederum ziemlich geſchäftslos, da angeſichts der weiter
ungeklärten politiſchen Lage der Käuſer weder zu Kauf=, noch der Ver=
käufer
zu Verkaufsabſchlüſſen Neigung zeigt. Trotzdem haben aber di
Preife, beſonders bei Weizen, etwas angezogen. Es wurden gefork
für Weizen 95000 Mk., Roggen 8385 000 Mk., Gerſte 7782000 Mk.,
inländiſchen Hafer 6080 000 Mk., ausländiſchen Hafer 95 000 Mk. ab
Mannheim, Mais 72000 Mk. ab Bremen (alles pro 100 Kilo). Der
liegt gleichfalls ſehr ſtill. Die Mühlen haben den Richtpreis
Mehlmark
für Weizenmehl Spezial Null um 5000 Mk. auf 160 000 Mk. pro Doppel=
zentner
mit Sack ab Mühle ermäßigt; die zweite Hand dagegen blieb mit
130140 000 Mk. ziemlich unverändert in ihrer Forderung. Verſteigert
wurden 150 Sack Weizenmehl zu 137 000 Mk. der Doppelzentner. Futter=
mittel
lagen meiſt unverändert. Weizenkleie koſtete 4045 000 Mk.; bei
einer Verſteigerung von 200 Zentmer Weizen= und Roggenkleie erfolgte
der Zuſchlag mit 40 000 Mk. ab pfälziſche Station. Auf der Kolonial=
warenbörſe
war die ruihige Stimmung weiter vorherrſchend, die Preiſe
eine Kleinigkeit niedriger. Kaffee Santos Superior roh notierte mit
14 20015 900 Mk. gewaſchen mit 18 500 Mk. bei 7722 Mk. Zoll; Tee
mittlere Sorte 3033900 Mk., gute Sorte 3335 000 Mk. feine Sorte
3538 000 Mk. bei 13 068 Mk. Zoll; inländiſcher Kakao 55005800 Mk.,
holländiſcher und amerikaniſcher Kakao 62006600 Mk., Reis Burma
1900 Mk., Ausſandszucker 2800 Mk. (alles pro Kilo ab Mannheim).
h. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Zum Schlachtvieh=
markt
am Montag waren aufgetrieben: 131 Ochſen, 81 Bullen, 414 Kühe
und Ninder, 311 Kälber, 66 Schafe und 1267 Schweine. Bezahlt wurden
pro 50 Kilo Lebendgewicht für: Ochſen 1. Kl. 240260 000 Mk..
Kl.
220240 000 Mk., 3. Kl. 160180 000 Mk., 4. Kl. 120150 000 Mk.z
Bullen 1. Kl. 200220 000 Mk., 2. Kl. 180200000 Mk., 3. Kl. 150 000
bis 170 000 Mk.; Kühe und Rinder 1. Kl. 240265 000 Mk., 2. Kl.
2240 000 Mk., 3. Kl. 180200 000 Mk., 4. Kl. 160180 000 Mk.,
5. Kl. 110140 000 Mk.; Kälber b) 270280 000 Mk., c) 260270000
Mk., d) 250260 000 Mk., e) 230250 000 Mk.z Schafe a) 115125 000
Mk. b) 100110 000 Mk., c) 95100 000 Mk., d) 9095 000 Mk., e) 80 90 000 Mk.; Schweine a) 300310 000 Mk., b) 300310 000 Mk.,
c) 230300 000 Mk., d) 270290 000 Mk., e) 260280 000 Mk., Sauent
260280 000 Mk. Tendenz: mit Großvieh mittelmäßig, geräumt; mit
Kälbern und Schafen lebhaft, ausverkauft; mit Schweinen mittelmäßig,
Ueberſtand.
S
Borſen.
w. Frankfurter Börfe. Am Deviſeumarkt herrſchte nus
geringe Geſchäftstätigkeit; dasſelbe iſt auch auf dem Notenmarkte zu
Br
sobachten. Der Dollar wurde bei leichten Schwankungen zwiſchen
20 800 und 20 750 gehandelt. Im Effektenverkehr von Burean zu Bureau
ſchien die Befeſtigung weitere Fortſchritte zu machen. Das Geſchäft iſt
allerdings nicht ſehr belebt. Bemerkenswert iſt, daß die Aufnahme=
fähigkeit
der großen Spekulation ſtärker hervortritt, während ſich an=
deverſeits
die gewohnten Auslandskäufe weniger bemerkbar machen.
Da das Privatpublikum Neigung zeigte, ſich auf dem ermäßigten Kurs=
nivegzt
einzudecken, ſo war verſchiedentlich die Nachfrage nach Spezial=
papieren
wieder größer. Erfreulich iſt es, daß Kaſſainduſtrieaktien wie=
der
mehr hervortreten. Für Elektvowerte beſteht Intereſſe, auch chemiſche
Aktien wurden höher genamnt. Mansfelder 25 000 bis 24 225, Mannes=
mann
, Oberbedarff feſt. Kaufaufträge lagen für Norddeutſcher Lloyd
und Hapag vor. Am Markt der unnotievhen Werte herrſchte vegere
Geſchäftstätigkeit ſeitens der Spekulation und auf größere Geldflüſſig=
keit
. Man nannte Benz 14 775, Elberfelder Kupfer 10 250, Stöckicht
Gummi 5000, Api 14 00013 500, Growag 12501300, Hanſa Lloyd
10 500, Laſtauto 5900, Ph. Holzmann feſt 11000.
w. Frankfurter Abendbörſe vom 13. März= Tendenz:
leicht ſchwankend. Dollarnoten 20 800, Polennoten 46,25, Belgien 1050
bis 1080 Holland 82008250, London 98 000, Paris 1200, Schweiz 3880,
Italien 990. Neu=York 20 70020 800.
w. Berliner Börſenbericht. Der Verkehr am Debiſen=
markt
war vormittags ganz ſtill. Die Kurſe blieben unverändert. Im=
merhin
ließ ſich aber eine feſte Stimmung erkenmen und während der
Feſtſtellung der amtlichen Kurſe erfolgten unbedeutende Beſſerungen auf
geringe Nachfrage ſeitens der Induſtrie. Das Eeffektengeſchäft ruhte:
es geigte ſich aber andauernd Intereſſe für Schiffahrtsaktien und ober=
ſchleſiſche
Hüttenwerte.

w. Deviſenm irkt Frankfurt a. M., 13. März. L2. Mariz.ie) 13. März Geld Gir Brief Antwerpen=Brüſſel.......... Mrtt Holland ............ .. . . .... 8832 3268.10 London .................... 804 98295.15 Paris ....... ...... ......... 249.* 256.15 Schwveiz.. . . . . . . . . .. .. . ..... 3803 89.30 *
N5.3 894.70 5panien .. . . . . .. .......... 95 133 05 Italien ................... 1008.50 16 995. 399. Liſſabon=Oporto. . . . . . . . . . . .. 3065.05 Milf 3965.,0 Norwegen ... ............... 3755.55 3784. 3740. 40 Schweden .................." 5516.15 5543.8 523.65 Helſingfors .. . . . ...... ... .. . 57455 New=York ..... . . . . . .... ... 20748. afe 20i97. 28.73 R
2 175 6.64 7 eis50 621.: 750 g2 Agram. . . . . . . . . . ... . .. . ... 219.45 150
2. 11.
20 17789. w. Deviſenmarkt. Berlin .13. März Telegr. Auszahlungen für: N Ke Bie rief Af Brief Amſterdam=Rotterbam ... .,
Brüſſel=Antwerpen .... ......"
Chriſtiania . . . . . . . . . ... .. . ..."
Kopenhagen ................"
tockholm .. . . . . . . . .. . ......"
ſingfors ... . . ...... ......
tlien.. . . .. . . .. .. .. .......
von .. . . . .. ... .. ... .....
Rew-York .... ... . . .........
Baris...... .. . .. .... .......
Bien (in Deutſch=Oſterr, abg.).
Buenos=Aires. . . . . . . . . . ...."
Bulgarien ................." 3
*
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617.45
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7710.6
3.69
75.
21845 R.8
7ae
5588
98
20
28
(/4
Ue
218.55 2224:
755.
G
2.
ſ.6
7
213 40 79B
37
90
7.
9824
20692.50
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Beite 8.

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Jedermann hat freien Zutritt. (2118

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Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
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Mark. 1 Säckchen mit 6 Pfund Weizen=
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2300 Mk. in Scheinen. 5. Stück Waſſer=
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1000 Mk. und 1 Paß. 1 kl. Hohlſchlüſſel
mit gelbem Griff. 1 kleiner grauer Kinder=
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. Zugelanfen: 1 weißer Pinſcher
mit ſchwarzen Flecken.

(Stadtwald.)
Montag, den 19. März, vorm.
9 Uhr, werden im Saale Geiligkreuz
aus Förſterei Heiligkreuz verſteigert:
A. Nutzholz: Nutzknüppel II. Kl. Eiche:
247 rm (zu Gartenpfoſten geeignet).
B. Brennholz: Scheiter nm: Buche
324, Hainbuche 1, Eiche 60, Aſpen 2,
Erle 12, Fichten 1.
Knüppelrm: Buche 108, Hainbuche
42, Eiche 53, Birke 12, Eſche 4, Erle 2,
Kirſchbaum 7, Fichte 8, Kiefer 3.
Reiſigknüppel rm: Buche 18,
Hainbuche 12, Eiche 52, Birke 11.
Reiſig 100 Wellen: Buche 4,5;
Stöcke rm: Buche 30, Eiche 44.
Das Holz ſitzt in den Abreilungen 6,
11, 24 und zerſtreut (Dürr= und Wind=
fallholz
). Nähere Auskunft durch Herrn
Förſter Hofmann, Forſthaus Hirſch=
köpfe
. Bei der Brennholzverſteigerung
dürfen nur Einwohner aus Darmſtadt
mitbieten; Händler ſind hierbei ausge=
ſchloſſen
.
Kff
Darmſtadt, den 9. März 1923.
Oberförſterei Darmſtadt.
J. V.: Burk.

Behanntmachung.
Freitag, den 16. Ifd. Mts., nach=
mittags
3 Uhr, werden auf der Bürger=
meiſterei
Roßdorf 1 gutgehaltener,
zur Zucht untauglicher
Faſer
und an demſelben Tage, nachm. 31, Uhr

(zu 25 mm ſtarken Dielen geſchnitten)
auf dem Submiſſionswege abgegeben.
Das Holz lagert dahier im Hofe Er=
(2102
bacherſtraße 11.
Angebote ſind bis zu genannten Ter=
minen
an unterzeichnete Stelle, wo auch
die Bedingungen offen liegen, einzureichen.
Roßdorf, den 13. März 1923.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Lorenz.
Freiwillige Immobiliar=
Aaut
Verſteigerung.
Samstag, den 17. März 1923,
vormittags 11 Uhr, werden auf frei=
willigen
Antrag der Kinder und Erben
des Friedrich Alberth dahier die nach=
ſtehenden
in der Gemarkung Darmſtadt,
Bezirk I belegenen Immobilien: (2109
Flur 23, Nr. 124, Hofreitegrund die
Gänſeweide, 758 qm,
Flur 23, Nr. 125, Grabgarten daſelbſt,
402 am,
auf meiner Geſchäftsſtube, Bismarck=
ſtraße
Nr. 39, dahier öffentlich verſtei=
gert
. Es ſoll nur eine Verſteigerung
ſtattfinden.
Darmſtadt, den 14. März 1923.
Der Notar:
Hermann Metz, Geh. Juſtizrat.

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beſten Säfte, der Menich wird blutarm,
nervös, elend und ſchlapp. Bleichſüchtige
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und weißflußleidende ſowie nervöfe Per=
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uſw. leiden in den meiſten Fällen an /
Eingeweidewürmern, erkennen aber ihre
Krankheit nicht. Ehe Sfe etwas dagegen R
unternehmen, verlangen Sie Auskunft
gesen 100 Rk. in Kaſſenſcheinen. (1V.142g
Keine Hungerkur.
Wurm Roſe, Samburg 11 a 203.5