Darmstädter Tagblatt 1923


09. März 1923

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Nummer 67

Freitag, den 9. März 1923

Einzelnummer 150.00 Mk.

Eine deutſche Proteſtnote.
Berlin, 8. März. (Wolff.) Die deutſchen Vertreter in
Paris, London und Brüſſel haben den Regierungen, bei denen
ſie beglaubigt ſind, weiſungsgemäß folgende Proteſtnote gegen
die Verordnungen der Interalliierten Rheinlandkommiſſion
Nr. 145 und 147 übergeben:
Die Interalliierte Rheinlandkommifſion hat unter dem 26.
Februar eine Strafverordnung, betr. die Eiſenbahner, erlaſſen.
Die Verordnung wird u. a. mit der Erwägung begründet, daß
die Geſetzgebung in den meiſten Ländern für Anſchläge gegen
Eiſenbahnen die ſchwerſten Strafen vorſieht. Sie will durch
Strafbeſtimmungen von unerhörter Grauſam=
keit
die deutſchen Eiſenbahnbedienſteten zwingen, ſich in Wider=
ſpruch
mit ihrem Dienſteid, mit ihrem vaterländiſchen Gefühl
und ihrem Gewiſſen aktiv an der rechtswidrigen Aktion Frank=
reichs
und Belgiens gegen Deutſchland zu beteiligen.
Die deutſche Regierung hat in ihren Proteſten wiederholt
das Beſtreben der Interalliierten Rheinlandkommiſſion bloß=
geſtellt
, gegen Deutſche einen ſelbſt in Kriegszeiten verbotenen
Zwang zur Dienſtleiſtung gegen das Vaterland auszuüben. In
der vorliegenden Verordnung erreichen dieſe Beſtrebungen ihren
Gipfel.
Der gleiche Geiſt ſpricht aus der Verordnung 145, die die
Interalliierte Rheinlandkommiſſion am gleichen Tage er=
laſſen
hat.
Die deutſche Regierung legt gegen dieſe jeder Menſchlichkeit
hohnſprechenden Verordnungen feierlich Verwahrung ein. Der
Reichskommiſſar für die beſetzten rheiniſchen Gebiete in Koblenz
iſt gleichfalls beauftragt worden, der Interalliierten Rheinland=
kommiſſion
eine Abſchrift dieſer Note zu überreichen.
Holland proteſtiert.
London, 8. März. (Wolff.) Der diplomatiſche Bericht=
erſtatter
des Daily Telegraph erfährt, Holland habe Vorſtei=
lungen
bei der franzöſiſchen Regierung erheben laſſen be=
üglich
der Einmiſchung in die Rheinſchiffahrt in=
ſolge
der franzöſiſch=belgiſchen Blockade. Es wird für außer=
rdentlich
bedauerlich angeſehen, daß die internationale Rhein=
ſommiſſion
und die internationalen Konventionen bezüglich der
iheinſchiffahrt vollkommen ignoriert wurden.

Vom Tage.
Zum =Zwecke der Vereinfachung und Verbilligung der
Reichsverwaltung beabſichtigt die Reichsregierung nunmehr, den
geſetzgebenden Körperſchaften eine Vorlage zu unterbreiten, in der die
Auflöſung des Reichsſchatzminiſteriums mit Wirkung
vom 1. April 1923 vorgeſchlagen wird.
Im Hauptausſchuß des Reichstags fand am Donnerstag eine Aus=
ſprache
über die allgemeine Preispolitik ſtatt. Von allen Seiten wurde
das Beſtreben der Regierung gebilligt, eine weitere Preisſenkung herbei=
zuführen
.
Die Rheinlandkommiſſion hat in den beiden letzten Tagen aus dem
altbeſetzten Gebiet über 250 Perſonen ausgewieſen, vor allem Poſt= und
Zollbeamte. Die Zahl der Ausgewieſenen ſtellt ſich nach den letzten Nach=
richten
auf 936 im altbeſetzten Gebiet.
Evening Standard will wiſſen, daß eine auf Rechtsgründe geſtützte
britiſche Probeſtnote an die franzöſiſche Regierung geſandt worden iſt.
Sie ſoll ſich hauptſächlich mit der Beſetzung der Gebiete zwiſchen den
Brückenköpfen durch die Franzoſen beſchäftigen.
Der Abgeordnete von Guadeloupe kündigt, wie Hadas berichtet, dem
Miniſterpräſidenten Poincaré eine Anfrage wegen Zurückziehung
der franzöſiſchen Diviſion aus dem Nuhrgebiet an,
in der etwa 200 farbige Soldaten, Kreolen aus Guadelonpe und Mar=
tinique
, dienen.
Wie die Republique Francaife mitteilt, wird Poincaré heute zum
zieitemnal vor dem Kammerausſchuß für auswärtige Angelegenheiten
erſcheinen, um ſeine vor vierzehn Tagen begonnenen Ausführungen über
die Beſetzung der Ruhr zu beenden und ſich dabei über das Zollregime
in den beſetzten Gebieten auszuſprechen,
Zu den Ausſtreuungen der Agence Habas, die die römiſche Nach=
richt
verbreitet, wonach der beutſche Botſchafter Freiherr v. Neurath
abberufen werden ſoll, find wir ermächtigt feſtzuſtellen, daß die
Nachricht frei erfunden iſt.
An der Berliner Produktenbörfe wurde der Roggen mit 28 500 bis
30 000 Mark für den Zentner notiert, das heißt alſo, unter dem Um=
lagepreis
.
Dollarkurs in Frankfurt am 8. März,
abends 1/27 Uhr: 20300.

Unter dem Joch der fremden Eindringlinge.
Raub, Terror, Plünderungen und Gewalt,

Dortmund beſetzt.
Eitwaffnung und Verhaftung der Dortmunder
Schutzpolizei.
Dortmund, 8. März. (Wolff.) Heute früh rückten ſtarke
ruppenmaſſen aus der Richtung Dorſtfeld und Herten in die
Stadt ein. Hier umſtellten ſie die Schule, in der die Schutz=
polizei
untergebracht iſt, und entwaffneten die Beamten.
Dann wurden Beamte und. Offiziere mit unbekanntem
Ziel abtransportiert. Das Stadthaus und die Poli=
zeiwache
in der Steinſtraße ſind von den Franzoſen beſetzt.
Dortmund 8. März. (Wolff.) Bei den Verhandlungen
ſit dem Bürgermeiſter erklärten die franzöſiſchen Offiziere, daß
der Einmarſch in Dortmund der Entwaffnung und Ver=
haftung
der Schutzpolizeibeamten gelte. Die Fran=
zöſen
ſuchen im Stadthaus einen beſtimmten Schutzpolizeibeam=
ten
, der ſich angeblich dort verſteckt hält. Im Bureau der Poli=
ſeiberwaltung
und im Stadthauſe durchſuchten die Fran=
öbſen
die Akten. Zur Zeit findet eine Sitzung des Bürger=
Meiſters mit den Fraktionsführern des Stadtverordnetenkolle=
gums
ſtatt. Vor dem Stadthaus ſteht ein Panzerwagen,
an der nöchſten Straßenecke ſind mehrere Maſchinen=
gewehre
aufgeſtellt.
Berlin, 8. März. Ueber die Beſetzung Dortmunds
wird gemeldet: Mit der Beſetzung des Hauptbahnhofs Dorkmund
burde der wichtigſte Eiſenbahnknotenpunkt, der
ur den Verkehr von und nach dem unbeſetzten Deutſchland noch
Frage kam, ſtillgelegt. Heute mittag zogen die in Dort=
Mund eingebrochenen franzöſiſchen Truppen in Richtung Scharn=
horſt
wieder ab. Nach der Vertreibung oder Feſtnahme der Dort=
ſunder
grünen Polizei iſt die Stadt ohne jeglichen Schutz.
Regierungsrat Thielmann, der in Vertretunx des ver=
häſteten
Polizeipräſidenten gegen die Verhaftung der Polizei
Proteſüierte, wurde feſtgenommen.
Drangſalierung der Eiſenbahner.
Nit Kolbenſtößen vom Bahnhof getrieben.
Berlin, 8. März. Ueber die Beſetzung des Bahnhofs von
Tangendreer meldet das Berliner Tageblatt, daß das ge=
ſamte
Eiſenbahnperſonal mit Kolbenſtößen vom
Dahnhof getrieben wurde. Auch das Telegraphen=
mt
iſt befetzt worden. Die telephoniſchen Verbin=
Lungen mit der Stadt ſind unterbrochen. Der Bahnhef
Sungendreer iſt einer der größten Verſchiebebahnhöfe im Ruhr=
Rbet, mit 25 bis 30 Schienenſträngen. Durch die Beſetzung der
Pähnhöfe von Langendreer und Wattenſcheid iſt die Linie
Dortmund BochumEſſen nunmehr völlig blockiert.
Unter Drohungen und mit Gewalt.
Recklinghauſen, 3. März. (Wolff.) Heute drangen
Tanzöſiſche Militärperſonen etwa 20 Mann und
* Offiziere teilweiſe durch Ueberklettern der Schalteranlagen,
den Schalterraum des Poſtamtes ein. Sie waren
dumn Teil mit Gewehren und Revolvern bewaffnet. Unter
kohungen und mit Gewalt verſchafften ſie ihrer For=
rung
auf Umwechſelung größerer Geldſcheine und Verkauf von
iefmarken Gehör. Um größeres Unheil zu verhüten, mußte
Den Verlangen nachgegeben werden.

Bochum unter der Hungerblockade.
Berlin, 8. März. (Wolff.) Geſtern iſt in Bochum eine
Kompagnie Marokkaner eingerückt. Der Magiſtrat der Stadt
Bochum, die nunmehr ſeit über einer Woche durch
Straßenabſperrung von der Außenweltabgeſchloſſen
iſt, proteſtierte an General Ory gegen die Hungerblockade.
Der Magiſtrat will ſich ferner an den amerikaniſchen Botſchafter
in Berlin mit einem Proteſt wenden.
Vandalismus der Soldateska,
Berlin, 8. März. (Wolff.) Der Vorwärts meldet aus
Herne: Seit 17. Januar war das Volkshaus, das ſchönſte
und größte Verſammlungsheim der ſozialdemokratiſchen Arbei=
terſchaft
im weſtlichen Weſtfalen, von franzöſiſchen Auto=
mobiltruppen
in Stärke von etwa 120 Mann beſetzt.
Am Sonntag wurden die franzöſiſchen Truppen in andere Quar=
tiere
verlegt. Sie ließen das Volkshaus als eine Stätte
der Verwüſtung und Troſtloſigkeit zurück.. Aus
dem großen Saal iſt alles Juventar verſchwunden. Es fehlen
63 große Saaltiſche, 43 Saalſtühle, 24 Stühle mit Lederſitz und
138 andere Stühle. Weiter verſchwanden 427 Stück Bierkrüge
und 26 Lichtbirnen. Die Franzofen machten durch ſtändiges
Brennen die Gasöfen vollſtändig unbrauchbar. Die Prüfung der
Licht= und Gaszähler ergab einen Verbrauch von über 5 Mil=
lionen
Mark an Gas und elektriſchem Licht. Der große Saal
befindet ſich in einem kaum vorſtellbaren verſchmutzten Zuſtand.
Den noch vorhanden Stühlen wurden die Armlehnen oder die
Beine abgeſägt und jedenfauls in der Feldküche verfeuert. Auch
die Klappſitze wurden größtenteils zum Heizen gebraucht. Der
Bühnenraum wurde vollſtändig ausgeplündert, alle Kuliſſen
und ſonſtige Bühnenutenſilien ſind verſchwunden. Die Bühnen=
beleuchtung
wurde demoliert. Photographiſche Aufnahmen wer=
den
die Zerſtörungsakte der Franzoſen bildlich darſtellen und
zeigen, daß ein Zeitungsbericht den Vandalismus der
franzöſiſchen Truppen gar nicht wiedergeben kann.
Neue Vorſtöße.
* Dortmund, 8. März. (Prib.=Tel.) Die geſtern beſetzten
Bahnhöfe Weitmar, Langendreer und Leer ſind wieder geräumt
worden. Die Beute der Franzoſen war nur gering. Geſtern
iſt auch der Bahnhof Dornap bei Elberfeld beſetzt worden.
Die geſtern in Wipperfürth einmarſchierten Truppen ſind in der
Richtung Engelskirchen abmarſchiert, haben aber ihr Gepäck in
Wipperfürth zurückgelaſſen. Im bergiſchen Lande ſind weitere
Straßen ſüdlich von Wipperfürth und Engelskirchen durch die
Franzoſen beſetzt worden. Die Beſetzung von Lünen wurde drei
Kilometer weiter nördlich verlegt. In das neubeſetzte Gebiet
fallen auch die Schachtanlagen der Zeche Preußen 1 bis III.
Es beſteht kein Zweifel mehr, daß die militäriſche Beſetzung auch
auf Hamm ausgedehnt werden foll. Der Raubzug der Frau=
zoſen
nach den Bahnhof Langendreer hatte nur geringen Er=
folg
, da vorher alles Material in Sicherheit gebracht wor=
den
war.
Franlfurt a. M., 8. März. (Wolff.) Der Bahnhof
Niedernhauſen an der Strecke Frankfurt=Limburg
wurde heute nachmittag von 5 Offizieren und 20 Mann beſetzt.
Die Beamten und Arbeiter mußten den Bahnhof verlaſſen, nach=
dem
ſie die Frage, ob ſie unter franzöſiſchem Befehl arbeiten
wollten, verneint hatten. Die Stationskaſſe wurde hier wie auf
dem Bahnhof Friſtel beſchlagnahmt. Infolge der Sperrung des
Bahnhofs Niedernhauſen findet nur noch ein Pendelverkehr zwi=
ſchen
Limburg und Joſtein ſtatt.

Das Eingeſtändnis.
Von
Dr. Hermann Pachnicke, Mitglied des Reichstags.
Für die Ausführung des Friedensvertrages ſind in der
Zeit vom 1. April 1922 bis 31. Dezember 1922 insgeſamt 482,2
Milliarden Mark verausgabt worden. Davon allein 53,5 Mil=
liarden
für Beſatzungskoſten; 9,2 Milliarden für interalliierte
Kommiſſionen. Die Geſamtleiſtungen ſeit dem 11. November
1918 bis zum 30. September 1922 beliefen ſich nach der Rech=
nung
, die inzwiſchen unter dem Zuſammenwirken aller betei=
ligten
Reſſorts aufgeſtellt worden iſt, an Reparationen auf 45,6
Goldmilliarden. Dazu treten die Verluſte durch Abrüſtung uſw.
mit 10,9 Goldmilliarden. Rechnet man den Verluſt von Elſaß=
Lothringen und der Kolonien noch hinzu, ſo ſind es 100 Mil=
liarden
Goldmark, d. h. etwa 500 Billionen Papiermark, die
Deutſchland auf der Debetſeite nach dem Krege zu buchen hat.
Wenn Frankreich demgegenüber geringe Fehlmengen an
Kohle, Holz und Pflaſterſteinen zum Anlaß nimmt, um in deut=
ſches
Staatsgebiet einzubrechen und dort Verheerungen anzu=
richten
, wie ſie nur in den Anfängen der Kulturentwicktung, dem
tiefſten Stand der Menſchheitsgeſchichte vorgekommen ſind, ſo
beweiſt dies nur, daß man einen Vorwand ſuchte, um ganz be=
ſtimmte
Pläne durchzuführen.
Dieſe Pläne liegen jetzt dokumentariſch vor. Die franzöſiſche
Regierung hat ein Gelbbuch über Reparationsfragen heraus=
gegeben
, das dieſer Tage in der Kammer verteilt wurde. Wir
wiſſen bereits, daß beſtimmte Stellen aus den Dokumenten, die
unbequem waren, weggelaſſen worden ſind. Aber das, was
ſtehen blieb, genügt, um auf die Wege Poincarés volles Licht zu
werfen.
Danach ging ſeine Abſicht zunächſt darauf hin, ein Mora=
torium
mit Pfändern zu bewilligen und die Anleihe zu fordern.
Gelang das nicht, ſo wollte Frankreich aus den ergriffenen Pfän=
dern
ſo viel wie möglich ſelbſt herauszuwirtfchaften verſuchen.
Auf eine Frage Bonar Laws präziſierte Poincaré ſodann das
Ziel ſeiner Pfänderpolitik dahin, Deutſchland zu zwingen, ernſt=
hafte
Vorſchläge zu machen. Aber auch wenn ſolche Vorſchläge
gemacht würden, würde Frankreich die Pfänder behalten, um die
Erfüllung der deutſchen Verpflichtungen ſicherzuſtellen oder um
ſie im Falle der Nichterfüllung ſelber auszubeuten.
Dieſes Eingeſtändnis wird alle Phantaſten, die jetzt auf
Verhandlungen mit Frankreich hindrängen und von ihm ein
Entgegenkommen erhoffen, wohl ernüchtern. Verhandeln will
Frankreich nur, wenn wir alle ſeine Bedingungen erfüllen, ihm
das Ruhrgebiet laſſen und Barzahlungen in der von ihm ge=
wünſchten
Höhe leiſten. Soeben noch hat der franzöſiſche Kriegs=
miniſter
Maginot bei der Beratung über die achtzehnmonatige
Dienſtzeit ausgeſprochen, die Regierung müſſe eine Armee be=
ſitzen
, die ihrer Politik entſpreche, und dieſe Politik ſei die der
Reparationen und der Sicherheiten. Von ſolchen Politikern iſt
eine Umkehr auf dem bisher betretenen Wege nicht zu erwarten.
Sie gehen immer weiter vor, wenden von Tag zu Tag ſchärfere
Maßregeln an, nehmen das deurſche Eiſenbahnnetz in Betrieb
und ſchrecken ſelbſt entgegen den klaren Beftimmungen des
Völkerrechtes dor der Antaſtung,des Privateigentums nicht zu=
rück
. Rechtsbeugung, Raub und Mord ſind an der Tages=
ordnung
.
Die Welt ſieht dieſem verbrecheriſchen Treiben ruhig zu. Von
England kommt immer von neuem die Verſicherung, daß man an
eine Intervention nicht denke. Die Neutralen wagen erſt recht
nicht, Frankreich in den Arm zu fallen. Amerika hatte zwar
Neigung, in den Schiedsgerichtshof des Völkerbundes einzu=
treten
, verband aber damit keineswegs die Abſicht, durch den
Gerichtshof in den Gang der Dinge einzugreifen, und hat zuletzt
den Beitrittsgedanken überhaupt zurückgeſtellt. Belgien gibt
offen zu, daß die Ruhraktion, die angeblich zunächſt nur der
Ausbeutung der Ruhrkohlenſchätze dienen ſollte, jetzt vor allem
als Mittel zur Unterdrückung des deutſehen Widerſtandes be=
trachtet
werden müſſe.
Wer alſo die Geiſter nicht verwirren und ſie von der Haupt=
ſache
nicht ablenken will, ſollte im gegenwärtigen Zeitpunkt über=
haupt
nicht von Verhandlungen, ſondern nur von der Aufrecht=
erhaltung
des Widerſtandes reden oder ſchreiben. Es gilt, die
Ueberzeugung zu verbreiten und zu vertiefen, daß, wenn es den
Franzoſen gelänge, die Herrſchaft über das Ruhrgebiet an ſich
zu reißen, die Not für uns noch größer werden würde, als ſie
jetzt ſchon iſt. Frankreich würde Herr über Kohle und Eiſen.
Von ſeinem Belieben hinge es ab, in welchem Umfang und zu
welchem Preiſe es uns dieſe unentbehrlichen Gegenſtände ab=
laſſen
wollte. Zahlung in Papiermark würde es ſchwerlich an=
nehmen
. Wir müßten vielniehr, was uns bis dahin in der
eigenen Währung zugänglich war, in Deviſen bezahlen. Damit
ergibt ſich eine verſtärkte Nachfrage nach ausländiſchen Zaßlungs=
mitteln
, und alle Aktionen der Reichsbank würden nicht ver=
hindern
können, daß das führende ausländiſche Zahlungsmittel,
der Dollar, in die Höhe ſchnellt. Das aber bedeutet, wie wir jetzt
ſchon zur Genüge erfahren haben, eine Teuerung mit allen ihren
furchtbaren Folgen für den privaten und den öffentlichen Handel.
Deutſchland ſähe ſich auf diejenigen Juduſtrien beſchränkt, die
außerhalb des Ruhrgebietes liegen, und hätte eine weſentlich ge=
ringere
Ausfuhr zu derzeichnen, würde alſo der zur Deckung des
Nahrungsmitteldefizits erforderlichen Lebensmitteleinfuhr nicht
mehr in ausreichendem Maße. Induſtriewerte gegenüberſtellen
können. Mi. dem wirtſchaftlichen Rückgang wäre der politiſche
verbunden. Deutſchland hätte ſeine frühere Machtſtellung für
immer verkoren.
Wer ſich dieſe Konſequenz klar macht, muß alles daranſetzen,
um den Sieg der Franzoſen zu verhindern. Im beſetzten wie im
unbeſetzten Gebiet kann es nur ein Ziel und einen Willen geben:
Die Nuhr bleibt deutſch wie der Rhein!

Franzöſiſche Steuerpläne.
Paris, 8. März. (Wolff.) Der franzöſiſche Sachverſtän=
dige
Schweisguth hat heute das Ruhrgebiet verlaſſen und
iſt endgültig nach Paris zurückgekehrt. Er hat einen Bericht über
die Maßnahmen erſtattet, die ergriffen worden ſeien, um die
Einziehung der Steuern ſicherzuſtellen, die die Alliierten in den
beſetzten Gebieten zu beſchlagnahmen gedenken. Es handelt ſich
um die Kohlenſteuer, um das Regime der Exportliſte, um die
Einziehung der Zolleinnahmen, um die Beſchlagnahme des Al=
koholmonopols
und um die Tabak= und Weinſteuer.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 9. März 1923

Nummer 6?

Die Franzoſen in Rheinheſſen.
Ueberfüllte Gefängniſſe.
Mainz, 8. März. (Wolff.) Das neue Gerichtsge=
fängnis
iſt infolge andauernder Verhaftungen dermaßen
überfüllt, daß das alte Gerichtsgefängnis zu Hilfe gezogen
werden mußte, um die Feſtgenommenen unterzubringen. Das
alte Gerichtsgefängnis war ſchon ſeit Jahren für Wohnungs=
zwecke
verwendet worden. Die Einwohner müſſen jetzt ander=
weit
untergebracht werden, da ſchon nach Verlauf einer Woche
ihre Räumlichkeiten nach Umarbeiten, die im Gange ſind, für
politiſche Gefangene benutzt werden ſollen.
Mainz, 7. März. (Wolff.) Der Bahnverkehr Gonſen=
heim
Alzey iſt ſeit geſtern geſperrt. Damit iſt auch die
letzte noch von deutſchem Perſonal betriebene Verbindung
mit dem Hinterland lahmgelegt. Die für Mainz be=
ſtimmten
Poſtſachen wurden bislang vielfach über die Vor=
orte
Weiſenau und Gonſenheim geleitet und konnten dort abge=
holt
werden. Dieſe Abholung iſt jetzt ebenfalls, von den
Franzoſen derboten worden. Ebenſo haben die Franzoſen
wiederum eine ganze Reihe von Eiſenbahn= und Poſtbeamten aus
Mainz verhaftet und ausgewieſen.
Mainz, 8. März. (Wolff.) Das franzöſiſche Kriegs=
gericht
verurteilte den Poſtdirektor Friedrich Mathiae
aus Offenburg, der den ihn von einem franzöſiſchen Offizier
übermittelten Befehl, den telegraphiſchen und telephoniſchen
Dienſt in ſeinem Amtsbereich aufrecht zu erhalten und den Ort
und die Art der Verbindungszentrale des Poſtamts Offenburg
den Beſatzungstruppen mitzuteilen, nicht befolgt hatte, z u
einem Jahr Gefängnis.
Mainz, 8. März. (Wolff.) Der 69jährige Haupt=
ſchriftleiter
des Mainzer Anzeigers, Karl Noha=
ſcheck
, wurde heute nachmittag durch franzöſiſche Gendarmerie
verhaftet.
*
Wiesbaden, 8. März. (Wolff.) Heute morgen ſind von
den Franzoſen ausgewieſen worden: Landesrat und Stadt=
verordneter
Otto Witte, Geſchäftsführer und Stadtverordneter
Linde und Parteiſekretär Paul Kabelitz. Alle drei Aus=
gewieſenen
gehören der Sozialdemokratiſchen Par=
tei
an.
Schandjuſtiz.
* Offenburg, 9. März. (Priv.=Tel.) Vor dem franzöſi=
ſchen
Kriegsgericht in Mainz haben die Verhandlungen gegen
den Vorſtand der Offenburger Betriebsinſpektion, Regierungsrat
Hermann Sänger, und gegen den Vorſteher des Offenburger
Poſtamts, Poſtdirektor Krieg, ſtattgefunden. Regierungsrat
Sänger wurde wegen Nichtbefolgung militäriſcher Befehle hin=
ſichtlich
des Zugverkehrs zu 50 Tagen Gefängnis verurteilt. Die
Unterſuchungshaft wurde angerechnet. Das Urteil gegen den
Poſtdirektor Krieg lautet auf ein Jahr Gefängnis wegen Nicht=
befolgung
militäriſcher Befehle. Gegen das Urteil ſoll Reviſion
eingelegt werden.
* Offenburg, 9. März. (Priv.=Tel.) Die Familie des
ausgewieſenen Oberamtmanns Schwörer, ebenſo die Fa=
milie
des ausgewieſenen Bürgereiſters Dr. Bührer haben
Ausweiſungsbefehle erhalten. Die beiden Wohnungen, die
Dienſtwohnungen ſind, ſind von den Franzoſen beſchlagnahmt
worden.
Hauptzollamt Mannheim beſetzt.
Mannheim, 8. März. (Wolff.) Heute morgen 8 Uhr er=
ſchienen
franzöſiſche Offiziere im Hauptzollamt Mann=
heim
, das geſtern beſetzt worden war, und erklärten dem
Vorſtand der Dienſtſtelle, daß alle deutſchen Beamten
abgeſetzt ſeien und ihnen der Zutritt zu den Dienſträumen
unterſagt ſei. Auf die Anſrage des Vorſtandes der Dienſtelle,
auf welchen Antrag hin die Beſetzung des Zollamts erfolgt ſei,
wurde erwidert: Auf Befehl der Interalliierten Rheinlandkom=
miſſion
. Daraufhin erklärte der Vorſtand, daß er lediglich den
Weiſungen ſeiner Behörde folge und nur der Gewalt weiche. Das
Gebäude wurde ſodann mit Beſchlag belegt. Am Hauſe brachter
die Franzoſen einen Anſchlag an, der den Zuſatz enthält, daß
deutſche Bcamte, die bereit ſeien, in franzöſiſche Dienſte
zu treten, ſich beim Vorſtand des franzöſiſchen Zollamts mel=
den
ſollten.
Mannheim, 8. März. (Wolff.) Die Franzoſen haben
heute etwa um ½3 Uhr nachmittags in Stärke von 120 bis 150
Mann von Altriep aus bei der Rheinfähre den Rhein über=
ſchritten
. Sie beſetzten den Hafen von Rheinau, einer Vorſtadt
von Mannheim, und ſind jetzt im Begriff, gegen den Ort Rheinau
zu marſchieren.

Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. Donnerstag, den 8. März.
Rauſch.
Schauſpiel von Auguſt Strindberg.
Nach der gefälſchten Uebertragung von Karl XII. kommt nun
Strindbergs Rauſch zur Neueinſtudierung. Auguſt Strindberg
iſt als äußere Erſcheinung und nach der ehrlichen Schilderung ſei=
nes
Freundes Carl Ludwig Schleich ein rein germaniſcher Typ.
Erſtaunlich daher der Gegenſatz, daß er im deutſchen Weibe
nicht das Heilige und Verehrungswürdige als Trägerin der
Mutterſchaft ſieht, ſondern nur das Weibchen. Nur in dem Tieri=
ſchen
, Rohen, Entarteten ſetzt er, der ohne Frauen nicht leben
konnte, dem Weibe ein Denkmal. So iſt das Schauſpiel Rauſch
eine Verherrlichung des Dirnentums; das Weibchen Henriette
zieht den quaſi verheirateten Maurice in den Bann ihrer locken=
den
Augen, und der Rauſch einer Nacht mit ſeinem graſſen Er=
wachen
wird in acht Bildern vorgeführt.
Die Aufführung des Götz von Berlichingen war ein Licht=
blick
im Spielplan des Theaters, doch auf Licht folgt Schatten,
und ſchwarzer Schlagſchatten iſt es, daß man uns dieſes Stück
vorſetzt, an deſſen Kunſt wir uns in den Tagen der größten
nationalen Not erfreuen und aufrichten ſollten. Literariſche
Feinſchmecker und beſondere Liebhaber nordiſcher Literatur, au
die vielleicht Rückſicht genommen werden müßte, gibt es nur
ſehr wenige in Darmſtadt. Da aber eine Bühne auch erziehe=
riſche
Aufgaben hat, ſoll wohl der Geſchmack des heranwachſen=
den
Geſchlechts, der Stütze eines neuen Deutſchlands, an ſolchem
Stoffe gebildet werden?
Die Handlung wird geführt von den Geſtalten der Henriette
und des Maurice, die ſich lieben bis zum Haß, der ſie zur gegen=
ſeitigen
Beſchuldigung des Mordes treibt. Dann bleibt die
Löſung im letzten Akte unverſtändlich, daß die Dirne Henriette
plötzlich ein beſſeres Leben anfangen will pſychologiſch nicht
möglich. Und zur Bekehrung des verführten Maurice fehlte
nur noch Harmoniumbegleitung.
Die Hauptrolle könnte die der Henriette ſein.
Fräulein
Sanzara entwickelte darin große Künſtlerſchaft, ihre Hen=
riette
war eine formvolle Geſtalrung, ein guter Striudberg=Typ.
Nur die Auffaſſung ihrer Nolle könnte paſſender ſein; ihr fehlte
das Locken der Sirene im zweiten Bilde, das bewußte Umgar=
nen
des Mannes und verborgene Triumphieren über jeden
Schritt des Erfolges. Dagegen iſt eine geſpielte Nervoſität hier
nicht am Platze, ſondern mehr ruhige Berechnung. Groß war
ihre Szene mit Maurice auf der Bank im Tuileriengarten, das
Fallenlaſſen der Maske und Hervorbrechen des Haſſes, und da=
bei
doch nur ein armes, gebrochenes Weib. Aus dem Maurice
ſchuf Herr Reymer eine ganz erſtklaſſig: Leiſtung. Die fein=

Die Kohlenlager Deutſchlands.
TU. Berlin, 8. März. In der heutigen Sitzung des
Hauptausſchuſſes des Reichstags führte der Reichskohlenkom=
miſſar
aus, daß die Kohlenverſorgung Deutſchlands im allge=
meinen
gut ſei und daß an der Kohle die Widerſtandskraft
Deutſchlands gegenüber den franzöſiſchen Gewaltakten nicht er=
lahmen
werde, denn durch die großen Reparationsmengen, die
in den erſten Wochen der Ruhrbeſetzung nicht nach Frankreich
und Belgien, ſondern in das unbeſetzte Deutſchland gegangen
ſeien, ferner durch die große Einfuhr von engliſcher Kohle im
vergangenen Jahre verfügten ſowohl die Eiſenbahnen wie die
Gasanſtalten und Elektrizitätswerke, wie auch die Privatver=
braucher
im Induſtrie= und Hausbrand über reichliche Beſtände.
Außerdem habe ſich die Belieferung des unbeſetzten Deutſchlands
dadurch gebeſſert, daß die nichtbeſetzten Kohlenreviere Deutſch
lands außer Sachſen Ueberſchichten verfahren. Die Einfuhr eng=
liſcher
Kohle habe ſtark zugenommen. Die Kohle aus Polniſch=
Oberſchleſien und der Tſchechei käme ungefähr in den bisheri=
gen
Mengen herein. Knapper als an Kohle ſtände es um Koks
und zwar beſonders um den Hochofen= und Gießereikols. Aber
auch hier wäre es möglich, die Werke einigermaßen im Betrieb
zu erhalten. Der Hausbrand ſei ganz auf Gaskoks eingeſtellt
worden, von dem ausreichende Mengen vorhanden ſeien.
Die Furcht vor der Wahrheit,
* Paris, 8. März. (Priv.=Tel.) In Paris gibt man ſich
alle erdenkliche Mühe, die Behauptung Cunos, Frankreich habe
die ſchriftlichen deutſchen Vorſchläge auf der Pariſer Konferenz
abgelehnt, Lügen zu ſtrafen. Die Feſtſtellung des deutſchen Kanz=
lers
wird als ſehr unangenehm empfunden, zumal ſie eine der
empfindlichſten Stellen in der franzöſiſchen Rechtsverdunkelung
trifft. Deshalb behauptet wan einfach, ſchriftliche Vorſchläge
Deutſchlands hätten nicht vorgelegen.
Bis hierher und nicht weiter!
London, 8. März. (Wolff.) Lord Robert Cecil erklärte
geſtern in einer Rede in Stevenage, die Zeit ſei für England
gekommen, zu Frankreich zu ſagen: Bis hierher und
nicht weiter! Wir können euch bis zu einem gewiſſen Punkt
unterſtützen, wir können es uns aber nicht leiſten, ganz Europa
in Verwirrung ſtürzen zu laſſen für irgendeine Sache, ſo gerecht
ſie auch ſein mag. Wir und das Volk dieſes Landes ſind dor
allem für den Frieben. Wir müſſen Frieden haben,
was auch immer die Folge ſein möge.
London 8. März. (Wolff.) Die Dimes ſchreiben in
einem Leitartikel: Keine der unzähligen Fragen, die die Regie=
rung
jetzt zu behandeln habe, könne an Bedeutung mit der =
ung
der augenblicklichen ernſten europäiſchen Kriſe verglichen
werden. Das Gefühl, daß mitten im Laufe kataſtrophaler Er=
eigniſſe
Großbritannien zur Paſſivität und zu der Hal=
tung
des Abwartens verurteilt ſei, ſei tief beunruhigend.
Das Blatt fragt, wie lange Großbritannien auf Gnade oder Un=
gnade
den Ereigniſſen ausgeliefert ſein ſolle.
Ein hinkender Vergleich,
Paris 8. März. (Wolff.) Der vom Reichskanzler geſtern
erhobene Vorwurf, die Ausgaben für die Unterhal=
tung
der Befatzungstruppen im Ruhrgebiet ſeien
zum Teil durch Zugriffe der Beſatzungstruppen gedeckt worden,
ſcheint den Leitartikler des Journal des Débats gerührt zu
haben. Er macht deshalb fremde Anleihen um das Vorgehen
der militäriſchen Beſatzungsbehörden zu rechtfertigen. Es ſei
nur zu wahr, daß die Beſatzungskoſten bis jetzt die Einnahmen
überſteigen, aber es gebe ein den deutſchen Traditionen ent=
ſprechendes
Mittel, um dieſen vom Reichskanzler bezeichneten
Schwierigkeiten abzuhelfen. Die Franzoſen könnten nach dem
Vorbilde der Deutſchen aus dem Jahre 1871 die Beſatzungs=
truppen
aus dem Lande ſelbſt ernähren, indem man alle not=
wendigen
Requiſitionen vornehme. Selbſt in der Verfaſſung der
Schweiz ſei vorgeſehen, daß Truppen, die, um den Widerſtand
der Kommunen zu brechen, falls ſie ſich weigerten, einzelnen
Bürgern die konſtitutionellen Rechte zu gewähren, entſandt wür=
den
, auf Koſten dieſer Kommunen zu ernähren ſeien, bis dieſe
kapitulierten. Frankreich und Belgien unternähmen in dieſem
Augenblick nichts anderes als eine Exekution gleicher Art.
Anmerkung: Der Vergleich des Journal des Débats hinkt.
Der ſchweizeriſche Bundesrat, der gegen die Kommunen ein=
ſchreitet
, die die Verfaſſung verletzten, handelt auf Grund eines
geſchriebenen Rechtes. Die Franzoſen und Belgier aber ſind
widerrechtlich, ohne ſich um das Recht zu kümmern, in
fremdes Gebiet eingebrochen und haben, entgegen der
urſprünglichen Ankündigung, eine militäriſche Strafexpedition
durchgeführt und nicht, wie feierlich verſprochen, durch Ingenieure
die Kohlenlieferungen ſichergeſtellt.

Die türkiſchen Gegenvorſchläge.
England verhandlungsbereit.
London 8. März. (Wolff.) Reuter meldet aus Kon
ſtantinopel: Die türkiſche Regierung erfocht eine=
vollſtändigen
Siegüber die Extremiſten. Die National
verſammlung hat die Haltung Ismet Paſchas in der Frage de
Lauſanner Verrrages bekräftigt. Der Regierung ſteh
es frei, nunmehr über die wirtſchaftlichen Klauſeln, um die di
Meinungsverſchiedenheiten entſtanden waren, zu verhandel
oder ſie für einen ſpäteren Zeitpunkt nach Unterzeichnung der al
gemeinen Bedingungen des Friedens zurückzuſtellen. Es wir
erwartet, daß die türkiſchen Vorſchläge ſpäteſtens am 8. de
Mächten mitgeteilt werden.
London, 8. März. (Wolff.) Einer Times=Meldung au
Konſtan inopel zufolge ſind die abgeänderten türkiſche
Gegenvorſchläge, auf Grund deren die türkiſche Regierunx ſi
endgültig bereit erklärt hat, die Verhandlungen neu zu eröffner
folgende
1. Vollſtändige Abſchaffung der juridiſchen und finanzielle
Kapitulationen
2. Verſchiebung der Regelung der Moſſulfrage und der wir
ſchaftlichen Klauſeln für beſtimmte Zeit.
3. Annahme der Abtretung von Karagatſch (das iſt) di
Preisgabe der türkiſchen Forderung auf die Grenze vo
1913 weſtlich des Maritzadeltas und Aufrechterhaltung de
Forderung nach Neparauonen für den von Griechenlan
in Anatolien angerichteten Schaden.
4. Annahme aller übrigen in Lauſanne geregelten Punkt
5. Unverzügliche Räumung der beſetzten Gebiete durch di
Alliierten nach Abſchluß des Friedens.
London, 8. März. (Wolff.) Zu der Ablehnung de
Lauſanner Vertragsentwurfes durch die türkiſche Nati
nalperſammlung, die in amtlichen Kreiſen nicht un
erwartet kam, erfährt Reuter, daß die britiſche Regie
rung zwar ihre Haltung bezüglich des Lauſanner Vertrage
aufrechterhalte, aber doch geneigt ſei, die Verhandlun
gen wieder zu eröffnen, falls die Türken bewieſen, de
ſie es ehrlich meinten und den Wunſch hätten, eine Regelut
zu erreichen.
Das Vertrauen des Volkes.
Berlin 8. März. (Wolff.) Dem Reichskanzler gehe
Tag für Tag aus dem ganzen Reiche, Kundgebungen zu, wori
unter Proteſt gegen die franzöſiſche Gewaltpolitik den deutſche
Brüdern und Schweſtern an der Ruhr, am Rhein und a
der Saar Dank und Bewunderung für ihr treues, heldenhafte
Aushalten und gleichzeitig das Gelöbnis ausgeſprochen wir
daß das ganze deutſche Volk hinter ihnen ſteht und lieber je
das Schwerſte ertragen will. Auch von zahlreichen deutſch
Verbänden im Ausland wird die Reichsregierung tel
graphiſch und brieflich aufgefordert, in dem Wider
ſtande zu verharren.
Die Teuerungszuſchläge der Beamten.
* Berlin, 8. März. (Priv.=Tel.) Im Reichsfinanzmit
ſterium haben am Mittwoch Verhandlungen über die Erhöhu=
der
Beamtengehälter und der Reichsarbeiterlöhne ſtattgefunde
Von den Gewerkſchaften wurde eine Erhöhung der Ortsſonde
zuſchläge für Beamte und Angeſtellte im Rheinland und
Ruhrrevier in dem Ausmaße verlangt, daß die tatſächlichen (
künfte der dortigen Teuerung anzugleichen ſeien. Der Reg
rungsvertreter erklärte ſich bereit, den jetzigen Ortsſonderzuſchl.
um 100 Prozent zu erhähen. Demgegenüber wurde von den
werkſchaften gefordert, daß für die Beamten und Angeſtellt
dieſe Sonderzuſchläge in derſelben Höhe gezahlt werden ſoll
wie ſie den Arbeitern im beſetzten Gebiet zugebilligt worden ſit
Es wurde weiter verlangt, daß der Zuſchlag auch im übvie
Reichsgebiet ſür die Beamten Geltung haben ſoll. Eine Ei
gung wurde nicht erzielt. Die Vorlage der Regierung wird
dem Reichsrat überwieſen werden. In gewerkſchaftlichen Kr.
ſen nimmt man an, daß vor der endgültigen Ueberweiſung 1
Vorlage noch eine Reviſion durch den gegenwärtig erkrankt
Reichsfinanzminiſter vorgenommen werden ſoll.
Eingeſtändnis eines Landesverräters.
Saarbrücken, 8. März. (Wolff.) Das ehemalige ſae
ländiſche Mitglied der Regierungskommiſſion, Dr. Hecto
hat den Strafantrag gegen den Redakteur Dr. Fran
von der Saarbrücker Zeitung wegen Beleidigung, begangen dur
den Vorwurf, Hector habe ſchmählichen Landesverrat begange
zurückgezogen. Das Verfahren iſt daraufhin eingeſte
worden. Die Koſten des Verfahrens wurden Hector auferle
einſchließlich derjenigen des Angeklagten.

ſten ſeeliſchen Regungen kommen in ſeinem Spiel und ſeiner
Haltung ſprechend zum Ausdruck. Als er Henrictte zum erſten
Male erblickt, fühlt er die Fauſt des Schickſals, gegen das es
kein Entrinnen gibt. Er iſt ihm verfallen, und ſein Spiel iſt
der Kampf zwiſchen Gut und Böſe. Die etwas gehäufte Liebe
zu ſeinem Kinde, zu ſeiner Freundin Jeanne und zu Henriette,
und den daraus entſtehenden Zwieſpalt brachte Herr Reymer
mit feiner pſhchologiſcher Zeichnung klar und ergreifend zur
Darſtellung. Fräulein Hummels Jeanne war etwas tränen=
feucht
, aber in Spiel und Sprache ein guter Gegenſatz zur leichten
Henriette. Aus dem Maler Adolphe ſchuf Herr Gielen einen
guten Freund des Maurice, einen betrogenen, leidenden und
feinen Menſchen, der am ſchlimmſten dabei wegkommt und doch
über allem ſteht. Er bindet die Menſchen und löſt die Verwick=
lungen
. Wie gewohnt, war Herr Gielens Spiel bis ins Kleinſte
bedecht und wohl getroffen. Herr Schütz traf als Abbs den
rechten warmen Ton, ohne ſalbungsvoll zu wirken. Der Arbeiter
Emile war von Herrn Sebald gut geſprochen, doch ein robuſtes
Auftreten hätte mehr Eindruck bei dieſer Rolle gemacht. Hinter
ihrem Schanktiſche in der Cremerie ſaß Fräulein Carlſer
als Madame Cathérine und beobachtete mit Auge und Ohr, wie
die Leutchen ſich Liebe und Leid ſchaffen.
Die Bühnenbilder waren nicht gleichwertig. Der Friedho
war ſehr ſtimmungsvoll gebaut, die Schenkſtube, ſehr primitiv,
ging noch an. Aber das kleine Speiſezimmer, aus glutroten
Wandſchirmen gebildet, war viel zu laut für die Handlung, und
räumlich zu eng, denn unnatürlich an die Wand geklebt ſaßen da
die beiden Detektive. Der Raum im Reſtaurant des Bois de
Boulogne war weder Zimmer noch Garten, wollte aber beides
ſein; gelbe Wandſchirme vor grünem Hintergrund; das iſt kein
Raum. Auch paßte hier die Beleuchtung der Szene nicht zur
angegebenen Tageszeit. Mit geſuchter Vereinfachung des
Bühnenbildes kann der Darſtellung ebenſo geſchadet werden, wie
eine falſche Geſtaltung. Bei der Frankfurter Aufführung zum
Beiſpiel hatten die beiden Szenen im roten Zin=mer viel ein=
drucksvoller
gewirkt durch architektoniſche Geſtaltung dieſes
Raumes.
Fis.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.

Von der Uniterſität Frankfurt. Der Privat=
dozent
für Anthropologie und Geſchichte der Medizin Dr. Rich.
N. Wegner iſt zum nichtbeamteten außerordentlichen Profeſſor
ernannt worden.

* Ueber die Grenzen zwiſchen rein mechan
ſcher Wiedergabe von Tatſachen und ſelbſtändigem g.
ſtigen Schaffen im Sinne von § 1 des Urheberrechtsgeſetzes i
19. Juni 1901 wird in einer Entſcheidung des hanſeatiſch=
Oberlandesgerichts ausgeführt: Die Grenzen ſind in viel

Fällen flüſſig. Dieſe Schwierigkeit ergibt ſich aus der Art u
Weiſe, in der geiſtige Prozeſſe beim Menſchen vor ſich gehe
Selbſt bei einer mechaniſch verſchiedene Tatſachen zuſanme
ſtellenden geiſtigen Tätigkeit iſt, rein naturwiſſenſchaftlich
nommen, dieſe das Produkt eines eigenen geiſtigen Prozeſſe
Das Kriterium für die beiden in Betracht kommenden Begri/
wird man unter dieſen Umſtänden darin ſuchen müſſen, ob al
dem eigenen Geiſtesleben, abgeſehen von der für die Reprodt
tion der nebeneinander zu ſtellenden Tatſachen notwendigen ge
ſtigen Tätigkeit Elemente gewonnen werden, die der rein pr
duzierenden und nebeneinander reihenden Tätigkeit eine eiger
ſelbſtändige Note geben. Man wird zu der vom Reichsgerie
und der Wiſſenſchaft gewonnenen Formulierung gelangen,
der zur Verwirklichung der Schutzvorausfetzung eigenen geiſtige
Schaffens die prüfende und würdigende Behandlung und ſolch
Würdigung entſprechende Geſtaltung auch bekannter Stoffe u!
gegebener Tatſachen genügt, mag ſie ſich auch nur in ein
bloßen Formengebung, Sammlung, Einteilung und Anordnun
äußern und die ſelbſtändige Geiſtesarbeit nur einen geringe
Grad erreicht haben.

8 Zuckerwuchergewinne in Frankreich. Le Progre
Civigue ſchreibt: Am 14. Februar ſprang der Zuckerpreis 0.
der Börſe von 262 auf 325 Franken. Ihr denkt wohl, daß
beim Geſchäft Spekulanten gibt, die nicht vor Langeweile be
gehen. Wer ſind ſie? Seid ruhig, man wird ſie nicht finden. Ab=
in
den beteiligten Kreiſen erzählt man ſich gern, daß San
Maria, ein Chilene von Geburt und Spekulant aus Neigun
einer der Zuckerkönige, mit einem Schlage die Kleinigkeit vo
300 Millionen gewonnen hat! Vielleicht übertreibt man? Abe
es iſt ſehr charakteriſtiſch, daß die Tatſache niemand in E
ſtaunen ſetzt. . .
8 Epidemien im Kindesalter. Wir leſen im Progre
Civique‟: Die Pockenheilung verdanken wir der Impfung de
großen Engländers Jenner, deſſen 100. Geburtstag man jung
beging; die Bräune bezwang das von Boux gefundene Seru!
aber eine ſehr anſteckende Krankheit wütet noch unter den Kil
dern: die Maſern. Nun ſcheint ſeit einigen Monaten ein Mitte
das ihnen vorbeugt, gefunden. Nun teilen nämlich die Aerz
Méry, Gaſtinel und P. Jounnon mit, daß ſie ein Serum ſowo:
in der Geneſung als auch in Vorbeugung der Krankheit ang
wandt haben. Die Frage iſt der Akademie überwieſen wordel
Es wird intereſſant ſein, ihre Schlüſſe kennen zu lernen. Wen
ſie, wie alles vorausfehen läßt, den Wert der bereits gemachte
Erfahrungen beſtätigt, dann würde man bei rationeller Anwe:
bung dieſer Serumbehandlung in den Kleinkinderbeſpaß
anſtalten und Säuglingsheimen ein Mittel mehr finden, Le
Kinder, die ſchon durch ſo viele Krankheiten bedroht ſind, eine.
Rettung zuzuführen.

[ ][  ][ ]

Rumuer 67.

Dat ſtädter Tagblatt, Freitag, den 9. März 1923.

Seite 3.

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Deutſcher Reichstag.
Berlin, 8. März. Auf der Tagesordnung ſteht die zlveite Be=
natung
des Geſetzentwurfs über die Berückſichtigung der Geld=
entwertung
in den Steuergeſetzen. Die Vorlage bringt
Aenderungen in nicht weniger als 14 Steuergeſetzen.

ſei eine bsfrieditzende Löſtng der Aufgabe gefunden wordei,
die Steuerleiſtungen auf eine wertbeſtändige Rechnungseinheit zu ſtel=
len
. Die Vorlage könne nur einen Nolbehelf für eine vorübergehe
Zeit ſchaffen, indem ſie die Fälligkeitsfriſten der Steuern vorverlegen
und durch hohe Verzugszinſen eine ſchleunigere Zahlung der Steuern
erreichen will. Der Ausſchuß hat in der Erkenntnis daß eine befrie=
digende
dauernde Löſung nicht möglich ſei, die Befriſtung des Geſetzes
auf die Jahre 1922 und 1923 beſchloſſen. Er erſucht aber in der Er
ſchließung die Regierung, die Einkommenſteuer auf eine neue, gerecktere
Grundlage zu ſtellen.
Abg. Bernſtein (Soz.) verlangt eine grundlegende Reform des
deutſchen Steuerſyſtems mit einer nach dem Vorbild der Lohnſteuer ver=
einfachten
Erhebung, wodurch das Reich gegen Kursverluſte geſchuitzt
werden ſolle. Eine gerechte Steuerpolitik ſei freilich erſt möglich, werin
die umfangreiche
en Reparationsverpflichtungen Deutſchlands endgültig
feſtgeſetzt ſeien. Die Beſchlüſſe des Ausſchuſſes hält der Redner nicht
für befri=digend. Er wendet ſich der allem dagegen, daß Wertpapiere
vder ausländiſche Zahlungsmittel nach einem Durchſcmittskurs berechnet
werden ſollen. Statt deſſen beantragt er Einſchätzung nach dem Kurs=
wert
am Bilanztage. Ferner beantragen die Sozialdemokraten, die in

eier de ehectu e ege ele uf
hebung des Bankgeheimniſſes und die Offenlegung der Steuerliſten.
Eine ſozialdemokratiſche Entſchließung erſucht die Regierung, den
Termin für die Abgabe der Steuererklärungen für die Einkommenſteuer,
wverde das Gold zum Wertmeſſer und die Mark lediglich zum Zahlungs=
auszudehnen
.
Abg. Moldenhauer (D. Vpt.) lehnt die ſozialiſtiſchen Anträge
ab, weil ſie auch nur eine Teillöſung bilden könnten. Deutſchland ſtehe
jetzt vor der Entwickelung einer neuen Währung, die vorbereitet wor=
den
ſei durch die vom Reich ausgegebene Goldanleihe. Auf dieſe Weiſe
werde das Gold zum Wertmeſſer und die Mark lediglich zum Zahlungs=
mittel
gemnacht.
Abg. Herold (Ztr.) tritt für die Ausſchußbefchlüſſe ein und pole=
miſiert
gegen die Ausführungen des Abg. Vernſtein. Die Regierungs=
vorlage
habe das Nichtige getroffen, wenn der Depotzwang und das
Kundenliſtenverzeichnis der Banken beſeitigt, aber die Auskunftspflicht
der Banken beibehalten werde.
Abg. Merck (Baher. Ppt.) ſtimmt für ſeine Freunde der Aus=
kunftspflicht
der Banken und den Ausſchußbeſchlüſſen zu, lehnt aber die
ſozialiſtiſchen Anträge desgleichen ab.
Staatsſekretär Zapf wendet ſich gegen die Kritik des Abg. Bern=
ſtein
in der Steuerpolitik, vor allem gegen die Anſicht, daß der Beſitz
akſicktlich geſchont werde.
Damit ſchließt die Ausſrrache über den 8 1 der Regierungsvorlage.
Die Ausſchußfaſſung über dieſen Punkt wird angenom=
men
. Morgen nachmittag 2 Uhr Weiterberatung. Schluß ½7 Uhr.

(
Ber Beulejug des Saütsſerwäer!

O

Von juriſtiſcher Seite wird uns geſchrieben:
Von Anfang an ſtanden den Leidtragenden der Geldent=
wertung
deren Nutznießer gegenüber. Das ſind vor allem Grund=
beſitz
und Induſtrie, die ihre Aktiva vielfach zum erheblichen
Teile mit Goldanleihen beſchafft haben. Seit Kriegsbeginn konn=
ten
Landwirtſchaft und Induſtrie ihre Produlte in Goldmark
umſetzen und ihre Zinſen in Papiermark bezahlen. Auch der
Hausbeſitz hat ſeinen Kapitalwert erhöht. Die Goldgläubiger
mußten umgelehrt ihre Rente in Papiermark hinnehmen und

um Ausbeuter der Geldenwertung. Deſto häuſiſher
wurden die Stimmen, die Abhilfe forderten, und Grundbeſitz
und Induſtrie fühlten, daß der Boden heiß wurde. Als es nicht
gelang, die Gläubiger zum Schweigen zu bringen, und die Recht=
ſprechung
der Geldentwertung mehr und mehr Rechnung trug,
holte man zu einem großen Schlage aus. Man wollte ſich nicht
weiter mit der Zinszahlung in entwertetem Papier begnügen,
ſondern mit einem Male aller Goldſchulden ledig werden. Des=
halb
die Maſſenkündigung von Hypotheken und alten Induſtrie=
obligationen
, die mit dem Ende vorigen Jahres einſetzte. Die
Verhältniſſe ſind dim Zwecke günſtig. Denn heute, wo der Dollar
um 20 090 ſteht, kann man mit einem Zwanzigmarkſtück oder
den damit erworbenen Sachwerten eine Schrtld von 190 009
Goldmark tilgen. Der Grundbeſitzer macht ſich mit einem Fünſ=
tauſendſtel
des Empfangenen zum wirtſchaftlich unbeſchränkten
Eigentümer, und dem Aktionär wächſt um den gleichen Bruch=
teil
der ganze Beſitz der Obligationäre zu. Beide werden reich,
und die Gläubiger werden um Milliarden Goldmark beraubt
Wir müſſen uns innerlich darauf einſtellen, daß wir nicht aus
der Not der Zeit nock Vorteil ziehen wollen, hat Reichsminiſter
Dr. Becker im Reichswirtſchaftsrat geſagt. Das geſchilderte Tun
zeugt von entgegengeſetzter Denkungsart. Mit ihnn ſind die Nutz=
nießer
und Ausbeuter der Geldentwertung Schuldnerwucherer
geworden. Die Preſſe hat wiederholt die Nachricht gebracht, daß
einer Aufwertung der Hypotheken und anderer alten Geldſchul=
den
unüberwindliche Schwierigkeiten entgegenſtünden. Hervor=
rägende
Juriſten, wie Staatsſekretär Dr. Mügel, Reichsgerichts=
rat
Zeiler und andere, haben die gegenteilige Anſicht vertreten
und eingehende Vorſchläge einer Regelung gemacht. Aber darum
handelt es ſich jetzt nicht. Im Augenblick, wo für die Löſung
des ſchwierigen Geſamtproblems nicht Zeit iſt, gilt es nur, duru
eine Sperrvorſchrift zu verhüten, daß bei ſo katgſtrophalem Tief=

Naudzug. die deautſchen Goldſchlduer den Matkfturz
ausbeuten, ſtellt einen ſo fundsmentalen Verſtoß gegen die guten
Sitten dar, d. h. er ſteht mit dem Anſtandsgefühl aller billig.
und gerecht Denkenden in ſo ſchroffem Widerſpruch, daß Kün=
digungen
wie Rückzahlungen nach § 138 B.G.B. nichtig ſind.
An der Nichtigkeit nach § 138 B.G.B. ändert auch der Fortbe=
ſtand
der Bankgeſetze von 1909 und die Geſetze vom Auguſt und
September 1914 nichts. Ihre Vorausſetzung, daß die Papier=
mark
den Goldgläubiger nicht ſchädigt, iſt längſt geſchwunden.

Jeder Juriſt weiß, daß die 88 138, 157, 226, 242 pp. B. G.B. dazu
beſümmt ſind, den Forderungen der Billigkeit und guten Sitte,
ſowie den veränderten wirtſchaftlichen Verhältniſſen die ge=
botene
Berückſichtigung zu ſichern. Gerade auf Grund des §242
hat das Reichsgericht vielfach Rechte aufgehoben und geändert,
die nach den einſchlägigen Sondervorſchriften begründet waren.
Das Verhalten des Staates bezüglich ſeiner Anleiheſchulden
kann an ſich mit dem von Privatperſonen nicht verglichen wer=
den
. Die Sittenwidrigkeit des Privatſchuldners beruht darauf,
daß er in Grundſtücken und Geſchäftsinventar uſw. aus Mitteln
ſeines Gläubigers Eoldwerte ſortbeſitzt und ſich gleichwohl durch
Erfüllung in entwertetem Papier auf Koſten des Gläubigers
bereichern will. Auch der Staat hatte Goldwerte empfangen.
Aber Krieg und Rebolution haben ihn ſeines Beſitzes beraubt,
und es iſt mindeſtens zweifelhaft, ob ihm die Feinde die Er=
füllung
ſeiner Verbindlichkeiten in Gold geſtatten würden. Auf
alles dies kommt es aber vorliegend nicht an. Denn hier iſt zu=
nächſt
nur von der Sittenwidrigkeit derer die Rede, die ihre
Gläubiger, ohne Rückſicht darauf, ob ſie ihn zugrunde richten,
mit einem Schlage um ſeinen geſamten Anſpruch bringen wollen.
Von einer Kündigung deutſcher Staatsanleihen aber war Eisher
mit einer Ausnahme, die ſich auf kleine Stücke beſchränkte, nicht
die Rede. Es iſt im Gegenteil darauf hinzuwsiſen, daß manche
Staatsanleihen ums Zehn= und Zwanzisfache geſtiegen ſind,
wvährend die Hypothekenſchuldner uſw. ihre Schulden in Papier
zum Nennwerte zurückzahlen wollen. Die Stadt Darmſtadt aller=
dings
hat gegleubt, ſich dem Beutezug anſchließen zu ſollen. Sie
hat zahlreiche Anleihen gekündigt, einen außerordentlichen Holz=
hieb
beſchloſſen und gedenft nun, da ſie zur Zeit für einen
Raummeter Holz etwa 100 000 Papiermark erzielt, mit dem Er=
löſe
von ca. 10 Pfund Brennholz, die vor dem Kriege 5 Pfenmig
koſteten, 1000 empfangene Mark zurückzuerſtatten. Und zwar
Goldmark, da man nur Vorkriegsanleihen gekündigt hat. Ob=
wohl
es ſich dabei um mündelſichere Aniagen und um kleine
Sparer handelt, denen ſo jede Möglichkeit einer Geldizertöcſſe=
rung
entzogen wird. Der Richter wird ſich mit dieſer eigenarti=
gen
Fürforge für Mittelſtand und Kleinrentner eventuen eßenſo
zu befaſſen haben, wie mit dem Tun der privaten Goldſchuldner.
Das Vorgehen der Stadt zeugt zweifellos von Geſchäftsſinn.
Aber es beweiſt zugleich, wie die Anſchauung über Aufgaben
und Pflichten eines öffentlichen Verbandes gewechſelt hat.
Im Vorftehenden wurden die Kündigungen der Goldſchuld=
ner
Schuldnerwucher genannt. Daß das Geſetz nur von Gläu=
bigerwucher
redet, iſt richtig. Gleichwohl trifſt der Begriff des
Schuldnerwuchers zu. Der Gläubiger= wie der Schuldnertuche=
rer
erſtreben unter Ausbeutung einer Notlage Vermögensvor=
teile
, die zu ihrer eigenen Leiſtung in auffälligem Mißverhält=
nis
ſtehen. Der Schuldnerwucher aber iſt gemeinſchädlicher und
verwerflicher. Denn der Schuldnerwucherer geht aufs Ganze.
Er bringt ſeinen Gläubiger um ſeinen vollen Anſpruch und da=
mit
vielleicht an den Bettelſtab, er trägt zur Vernichtung des
Mittelſtandes wie kein anderer bei, und er ſcheut ſich nicht, die
Not des Geſamtvolkes zur Erlangung eines Gewinnes auszu=
beuten
, deſſen ſittlicher Wert vorſtehend beleuchtet wurde. Noch
ein Weiteres kommt hinzu. Während der Gläubigerwucher meiſt
nur Leichtſinn und Verſchwendung ausbeutet, fällt dem Schuld=
nerwucher
die Frucht redlicher Arbeit zum Opfer.
Gn
mr
Gngann n

Stadt und Land.
Darmſtadt, 9. März.
Ernanut wurden: Am 28. Februar 1923 der Lehrer Johannes
Eſſel zu Dienheim zum Lehrer an der Volksſchule zu Klein=Hauſen,
Kreis Bensheim; am 1. März 1923 der Lehrer Wilhelm Würz zu
Eſchenrod zum Lehrer an der Volksſchule zu Eichelsdorf, Kreis Schotten;
am 2. März 1923 die Schulamtsanwärterin Emilie Ratz aus Ober=
Hörgern zur Lehrerin an der Volksſchule zu Wieſeck, Kreis Gießen;
am 5. März 1923 der Verwaltungspraktikant Ludwig Kopp aus
Bonn a. Rh. zum überplanmäßigen Oberrechnungsreviſor bei der Ober=
rechnungskammer
mit Wirkung vom 1. Oktober 1922 an; am 6. März
1923 der Oberſteuerinſpektor Jakob Kiſſel zu Mainz (Finanzamt I)
zum Steueramtmann, die Oberſteuerſekretäre Adam Amend zu Gießen
Oberfinanzkaſſe), Wil=
adt

(Reichsſchatzverwaltung), Otto Rubin zu Darmſtadt (Landesfinanzamt),
Paul Traetow zu Friedberg (Finanzamt), Otto Wallbott zu
Darmſtadt (Finanzamt=Stadt), Johannes Wenzel zu Gießen ( Finanz=
amt
) zu Steuerinſpektoren, der Zollpraktikant Wilhelm Lepper
zu Gießen, Hauztzollamt zum Oberzollſekretär.
In ben Ruheſtand verſetzt wurden: Am 28. Februar die Lehre=
rin
an, der Volksſchule zu Darmſtadt Lina Parendier auf ihr Nah=
ſuchen
unter Anerkennung ihrer dem Staate geleiſteten Dienſte mit
Wirkung vom 1. April 1923 an; am 1. März der Studienrat an der
Oberrealſchule zu Heppenheim Dr. Georg Zilch auf ſein Nachſuchen
unter Anerkennung ſeiner dem Staate geleiſteten Dienſte mit Wirkung
vom 1. April 1823 ab: der Studienrat an dem Ludwig=Georgs= Gym=
naſium
in Darmſtadt Dr. Karl Maurer auf ſein Nachſuchen unter
Anerkennung ſeiner dem Staate geleiſteten Dienſte vom 9. April 1923
an; der Oberreallehrer an der Oberrealſhale zu Wurms. Wilhelm
Pohl auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staate ge=
leiſteten
Dienſte mit Wirkung vom 1. April 1923 ab; am 2. März 1923
der Miniſterialrat bei der Miniſterialabteilung für öffentliche Geſund=
heitspflege
Dr. Auguſt Balſer zu Darmſtadt auf ſein Nachſuchen
unter Anerkennung ſeiner dem Staate geleiſteten langjährigen vorzüg=
lichen
Dienſte mit Wirkung vom 1. April 1923 an.
* Auf der Strecke DarmſtadtFrankfurt iſt ſeit geſtern der
Zugverkehr nicht unerheblich behindert, d. h. die Züge er=
leiden
Verſpätungen. Die Franzoſen laſſen ſeit geſtern mittag
d.e Streckenreviſion auf dem Gleiſe Frankfurt
Darmſtadt nicht mehr zu. Der Verkehr auf dieſem Gleiſe
mußte demgemäß eingeſtellt werden, und es wird nur ein=
gleiſig
auf der Strecke DarmſtadtFrankfurt gefahren.
Heſſiſches Landestheater. Kleines Haus. Zweites Konzert
dje Triov’reinigung Roſenſtock,
der Triovereinigung.
amstag, den 10. März, abends
Drumm, Andrege veranſtaltet am Se
8 Uhr, im Kleinen Haus ihr zweites Konzert. Das Programm ſieht
folgende Trios vor: Beethoben B=Dur, Haydn Tzio, Brahms C=Moll.
Chriſtoph Kolumbus und die Entdeckung Ameri=
kas
. Am Samstag, den 10. März, nachmittags 3½ und 51 Uhr,
kommt im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters der erſte Teil
des Films Chriſtoph Kolumbus und die Entdeckung Amerikas zur
Vorführung.
Im Großen Haus wird heute abend Tolſtois Macht der Fin=
ſternis
in Sondermiete 13 und 14 gegeben. Die erſte Wiederholung
des neu einſtudierten Schauſpiels Rauſch von Strindberg iſt bereits
auf übermorgen (Sonntag) abends 8 Uhr, angeſetzt; ſie fällt der Zuſatz=
miete
6 als achte Vorſtellung zu.
Als Volksvorſtellung zit Einheitspreiſen (1000 und 2000 Mark)
geht heute Freitag, 7 Uhr, im Kleinen Haus Mozarts komiſche Oper
Die Entführung gus dem Serail in Szene, nachdem der
führung von Cavalleria und Bajazzo
ſtarke Beſuch der letzten Auffi
gezeigt hat, daß für derartige billige Aufführungen in weiteſten Kreiſen
Bedürfnis und Intereſſe beſteht. Mozarts Jugendoper iſt eines der
beliebteſten Werke des Spielplans. Sie iſt allein ſeit Eröffnung des
Kleinen Hauſes 14mal gegeben worden.
Bruckner=Konzert. Landestheater und Muſikverein ver=
anſtalten
, wie ſchon mitgeteilt, zum Beſten der Ruhrſpende und
der Darmſtädrer Nothilfe am Sonntag, den 11. März, vormit=
tags
11½ Uhr, eine Wiederholung des Bruckner=Konzerts unter
Leitung von Michael Balling und mit den Soliſten der Erſtauf=
führung
: Gertrude Gercke, Anna Jacobs, Hans Höfflin, Heinrich
Hölzlin. Die Preiſe ſind mit 300 bis 1500 Mark äußerſt niedrig
angeſetzt, damit auch den wirtſchaftlich ſchwächeren Kreiſen dig
Möglichkeit geboten iſt, die beiden herrlichen Werke anzuhören
und gleichzeitig der guten Sache einen Beitrag zuzuführen. Es
ſei daran erinnert, daß dieſes Konzert einen ganz ungewöhnlich
ſtarken Erfolg ſowohl beim Pubbikum (das Haus war mehr als
ausverkauft) wie bei der geſamten Kritik zu verzeichnen hatte,
die es als eine künſtleriſche Tat von ſeltener Größe pries.
Heſſiſcher Künſtlerbund. Die Mitglieder, welche mit dem Jahres=
beitrage
noch im Rückſtande ſind, bitten wir höflich, denſelben alsbald
an die Käſſenverwaltung (Poſch, Heinrichſtr. 1) unter Entgegennahme
der Mitgliedskarte einzahlen zu wollen. Auch wollen wir nochmals
darauf aufmerkſam machen, daß jeden erſten Montag im Monat zwang=
loſe
Zuſammenkünfte der Mitglieder im Caf Oper ſtattfinden. Der
Kl. Ausſchuß.
* Techniſche Hochſchule. Wegen der Unſicherheit der Ver=
hältniſſe
in der Nähe des beſetzten Gebietes hat ſich der Vor=
ſtand
des Verbandes deutſcher Hochſchulen veranlaßt geſehen,
die für nächſte Woche in Ausſicht genommene Tagung von
Darmſtadt nach Marburg zu verlegen.

Jakob Waſſermann.
Zu ſeinem 50. Geburtstage am 10. März.
Von Dr. Karl Erich Krack.
* Die Antwort Jakob Waſſermanns auf ſeine eigene Frage
Was iſt die Geſtalt? hat er ſelbſt einmal anläßlich eines Vor=
tkages
beantwortet. Seine Aufſchlüſſe bildeten die poſitiv und
in den Bereich ruhiger Sachlichkeit getragene Ergänzung zu der
Ausſprache des Dichters über das Grundproblem ſeiner Exiſtenz
als Deutſcher und Jude‟. Es iſt recht intereſſant und kommt
berſchiedentlich in ſeinen Romanen zum Durchbruch, wie er
eine kulturpolitiſche Stellungnahme präziſiert, indem er gegen
den Kult der Geſinnung, der Meinung, der Lehre die richtung=
9ebende Kraft der Geſtalt verkündet. Dabei kommt gleichzeitig
ſeine Auffaſſung von der geſchichtlichen Sendung wie von der
Gegenwartsaufgabe des Dichters zum Ausdruck, und es iſt
(benſo natürlich zu erklären wie einwandfrei zu beurteilen, daß
guch auf des Dichters eigenes Bewußtſein von ſeiner Stellung
und Tendenz einiges Licht fällt. Aus allem kann man deutlich
(llennen, daß er Zutrauen zu ſeinem Schaffen und zu ſeiner
Virkung gefaßt hat. Er iſt überzeugt, daß die Zeit den Wider=
bruch
und die Mißverſtändniſſe, denen ſeine Werke begegnen,
Aufheben wird, wie ſie ja in allem Kulturbeſitz der Menſchheit
die Schlacke perſönlicher Beſtimmungen ausgeglüht hat. Doch
darf die Anſicht von der reinigenden und objektivierenden Wir=
lung
der hiſtoriſchen Zeit nicht zu der von Waſſermann voll=
öogenen
Folgerung führen, die Zeit als einzigen und unbedingt
Verechten Richter anzuerkennen oder der Dauer an ſich eine Auto=
Ilkat zuzugeſtehen. Sehr langlebige Konventionen können zu
Uhrecht den Schein der Endgültigkeit annehmen, aber ſie können
guch erſchüttert und vernichtet werden. Das Altertum, Gotik
lad Hellas, Rubens und Raffacl ſind dem Streit und der
Pandlung der Wertungen nicht entrückt. So lauge ſie eine
Skür von Leben haben, wird der Meinungswechſel über ſie
Nicht zur Erledigung kommen.
Dem gedanklichen Gepräge nach deckt ſich Waſſermanns An=
ſchauung
von der Geſtalt mit dem, was die deutſchen Klaſſiker
As Idcalität anſprachen, doch iſt ſie auf andere Grundwerte
bezogen. Volk und Geſchichte, die Demiurgen des nachklaſſiſchen
Jährhunderts, übernahmen die Funktion, die in früherer Vor=
ſtellungst
elt abſtrakte Begriffe und zeitloſe Formideale aus=
Rubt haben. Wenn die klaſſiſche Aeſthetik den Typus an dem
Legenſatz vom Einzelnen und Allgemeinen nach dem Muſter
Egiſcher Begriffsbildung zu erfaſſen ſuchte, ſo hat Waſſermann
mit der Geſtalt den Typus hiſtoriſiert. Er ſieh: in ihr die
Pkägung eines Stückes Menſchheitsgeſchichte, die über den An=
laß
ihrer Formgebung hinaus gültig bleibt. Er hat damzit ein
Dichtiges Kunſtproblem der Klärung nähergebracht, indem er 2s
Auf die Ebene des geſchichtlichen Empfindens rückte. Aber die
AEhſequenz aus dem hiſtoriſchen Denken ziehen heißt durchaus

nicht ſein Denken und Empfinden dem Geſchichtlichen unter=
ordnen
. Das beweiſen Waſſermanns tiefe Bemerkungen über
das ſeeliſche Grundbedürfnis, das zum Geſtalten treibt und
nach Geſtalt verlangt. Seine Zurückführung der Kunſt auf den
Drang nach Aufhebung der menſchlichen Einſamkeit und Ban=
nung
der Lebensangſt beruht auf Gedanken, die von Worringer
und Spengler ebenfalls verwertet worden ſind. Sie unter=
ſcheidet
ſich von dieſen nur durch ihr unmittelbares Gefühl der
ſeeliſchen Gegenwart.
Daß in unſerer Zeit die Wirkung der Geſtalt ſchwindet, iſt
für Waſſermann ihr ſchlimmſtes Symptom. Hierin berührt er
ſich mit der Kulturkritik Stefan Georges: Die Urſache dieſes
Schadens erblickt er im Ueberhandnehmen des Wortes, das
er für den größten Feind der Geſtalt erklärt. Auch wenn man
den Begriff des Wortes ſehr weit faßt, ſo ſind doch andere ge=
fährliche
Realitäten nicht zu überſehen, wie überhaupt Waſſer=
mann
in der Anerkennung wirkender Kräfte und Widerſtände
zu einer wohl berechtigten, aber auch bedenklichen Exkluſivi=
Kb.
tät neigt.
Darmſtädter Ausſtellungen.
Gewerbemuſeum.
* Die gegenwärtige Ausſtellung im Gewerbemuſeum bietet
in ihrem Geſamtbild, obwohl ſie im Grunde nur einen einzigen
(allerdings ſehr vielſeitigen) Zweig angewandter Kunſt bezw.
kunſtgewerblichen Schaffens umfaßt, eine unendliche Fülle, eine
reiche Abwechſelung und eine lebendige Buntheit nicht nur in
der Farbe, auch in Linie, Form und Stil. Es ſind Erzeugniſſe
vornehmer Buchdruckkunſt und Reklamedrucke verſchiedenſter Art
und Technik, ſchwarzweiße und farbige graphiſche Blätter, Illu=
ſtrationen
, Handſchriften, Zeichnungen, Stoffdrucke uſw.
Den breiteſten Raum in der Ausſteilung nimmt wohl der
Graphiker und Zeichner Ludwig Enders und ſeine Fach=
klaſſe
aus Offenbach ein. Die Kollektion von Enders ſelbſt iſt zu
groß, um in allen Einzelheiten künſtleriſch gleichwert und voll=
endet
fein zu können. Ludwig Enders iſt ein ausgezeichneter
Schriftkünftter und Zeichner, ein vielſeitiger Illuſtrator. Er
ſindet ſtarken Ausdruck in lapidarem Stil, und er kennt die feine
Wirkung zarter Linienführung und Zeichnung. Er wirkt durch
Schivere und Ernſt und hat Sinn für feinen Humor und für
Groteske. Er hat ſicheres Gefühl für illuſtrative und für Plakat=
wirkung
, und ſeine Tätigkeit auf dem Gebiete der künſtleriſchen
Geſtaltung von Reklamepackungen, Etiketten uſw. iſt umfang=
und ſegensreich, hat geſund befruchtend gewirkt, und imer
wieder müſſen Handel und Induſtrie auf dieſen wichtigen Zweig
des deutſchen Kunſtgewerbes hingeſieſen werden (den ſelbſt=
redend
auch zahlreiche andere tüchtige deutſche Künſtler pflegen).

Schafſensgebiet verläßt, bleibt er allerdings manches ſchuldig.
In den leramiſchen Verſuchen z. B. geht ihm wohl das ſichere
Gefühl für den Charakter des Materials und die Forderung auf
Betonung der Materialechtheit ab. Farbe und Form müſſen dem
Material entſprechen, wenn harmoniſche künſtleriſche Wirkung
erzielt werden ſoll. Ebenſo iſt in dem hochintereſſanten Verſuch
des Gobelins aus Wollſtickerei (von der Gattin des Künſtlers ge=
fertigt
) das Kolorit m. E. zu bunt, zu farbig, um die notwen=
dige
weich=ernſte Stimmung des Gobelins hervorzubringen.
Wie die Kollektion Enders ſelbſt, ſo bringt auch die ſeiner
Fachklaſſe eine Fülle des Jutereſſanten. Aus ngheliegenden
Gründen kann hier nicht auf die einzelnen Schülerarbeiten ein=
gegangen
werden. Sie zeigen aber insgeſamt, daß Enders als
Lehrer es verſteht, ſeine Ideen zu verpflanzen, daß er ver=
zichtet
, von Schülern Abklatſch ſeines eigenen Schaffens zu for=
dern
, und vielmehr vorhandenem Talent die richtigen Wege zur
individuellen Entfaltung zu weiſen. Faſt alle dieſe Schüler
ſchöpfer aus dem Vollen. Ausgezeichnet in der Farbenwahl ſind,
um nur weniges hervorzuheben, die Kinderkleidchen von Emmy
Wolff, in Batik, Druck und Stickereikolorit. Eine andere
Schülerin, mehr phantaſiebegabt als charakteriſierend, ſtellt, was
die Darmſtädter beſonders intereſſieren dürfte, recht humoriſtiſch
aufgefaßte Koſtümbilder aus Datterich aus. Wieder andere
geben Schriftmuſter, Initialen und fonſtigen Buchſchmuck.
Auch der Darmſtädter Graphiker Hermann Pfeiffer iſt
mit einer großen Kollektion ſeiner Arbeiten vertreten. Schriften,
Buchſchmuck, Illuſtrationen, Buchwerke mit Handkolorierungen,
zahlreiche fein geſtimmte farbige Kunſtblätter uſw. Otto
Reichert, Lehrer für Schriftkunſt an der Techniſchen Hoch=
ſchule
Darmſtadt, ein ehemaliger Schüler von Koch, iſt mit einer
ebenſo intereſſanten wie umfangreichen Arbeit vertreten, deren
Zuſtandekommen gleicherweiſe den oder die Auftraggeber ehrt
wie den Künſtler. Eine handgeſchriebene Familiengeſchichte,
Die Bücking aus Alsfeld‟. Ein auch materiell ſehr koſtbares
Werk (auf Bütten und in Pergament gebunden), das, was die
ausdrucksvolle, techniſch äußerſt exalte Schrift anbelangt, reſtloſe
Anerkennung verdient. Auch die Raumaufteilung iſt ausgezeich=
net
. Beſitzende ſollte dieſes Werk zur Nachahmung veranlaſſen.
Es wäre höchſt wiſſenswert und kulturelle Betätigung, wenn
dieſe Art Aufträge möglichſt vielen Künſtlern zuteil würde.
Mit koſtbaren und muſterhaften Drucken, hervorragendſten
Erzeugniſſen deutſcher Buchdruckkunſt ſind noch vertreten die
Firma Klingſpor in Offenbach, die Kleuckens=Preſſe und die
Ernſt=Ludwigs=Preſſe. Eine Vitrine, in der hervorragende Werke
dieſer drei Muſterdruckereien vereinigt ſind, ermöglicht inter=
eſſante
Vergleiche dieſer verſchiedenartigen künſtleriſchen Aus=
drucksverſuche
. (Schade, daß nicht auch die ausgezeichneten Er=
zeugniſſe
der Radiopreſſe mit herangezogen wurden.)
Auch die Wandſprüche der Firma Gerſtung=Offenbach
ſind durchweg, was Schriftſchnitt, Satzanwendung und Raum=
einteilung
betrifft, typographiſche Muſterarbeiten. I. St.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Trotz der durch das
Vorrücken der Franzoſen geſchaffenen unſicheren Lage und des für eine
Odenwaldklubwanderung erſtaunlich ſchlechten Wetters, fand die letzte
Wanderung im Wanderjahre 1922/23 unter Führung der Herren Müller
und Schött bei ſehr guter Beteiligung ſtatt. Mit Rückſicht auf die
zweifelhaften Bahnverbindungen führte ſie nicht, wie vorgeſehen, nach
Groß=Umſtadt, ſondern ging nach der in Gundernhauſen ſtattgefundenen
Frühſtücksraſt (die Verpflegung im Gaſthaus Hanſtein war vorzüglich)
über Roßdorf nach Darmſtadt zurück. Die wetterfeſten Wanderer zeig=
ten
hierbei, daß ſie nicht nur bei dem ſprichwörtlich ſchönen Klubwetter,
ſondern auch bei der ausgiebigſten Berieſelung ihren Frohſinn nicht
einbüßen.
Stadtkirche. Zu Ehren des größten deutſchen Tondichters in der
Zeit vor Bach veranſtaltet der Kirchengeſangverein der Stadtkirche
unter Leitung des Herrn Stadtorganiſten Borngäſſer am 12.
März, 8 Uhr, eine Heinrich Schütz=Feier. Zur Aufführung
kommen die Muſikaliſchen Exequien des großen Meiſters, ein Werk von
wunderbarer Kraft und Tiefe, das Schütz zur Torenfeier ſeines Landes=
herrn
. Fürſt Heinrich zu Reuß, im Jahre 1636 geſchaffen hat. Das ſel=
ten
gehorte Werk gehört zu dem Herrlichſten, was die deutſche Kirchen=
muſik
beſitzt. Die reich bedachten Soloſtellen werden don den Damen
Frau Studienrat Dern und Frl. Aßmus, und den Herren Biſchoff,
Roth und Sattler geſungen. Herr Pfarrer Vogel wird der Aufführung
einen Vortrag zur Einführung in das Leben und die Werke des großen
Tonmeiſters halten. Der Eintritt in die unteren Räume der Kirche
iſt frei. Zur Deckung der Koſten werden die Plätze auf der ſüdlichen
Empore zum Preiſe von 100 Mark im Vorverkauf verkauft. Karten
ſind bei den Kirchendienern der Stadtgemeinde, ſowie im Papiergeſchäft
des Herrn Heckmann am Kapellplatz zu haben. Freiwillige Gaben wer=
den
beim Ausgang erbeten.
Vortrag. Morgen, Samstag, den 10. März, abends, ſpricht der
bekannte Staats= und Völkerrechtslehrer, Herr Profeſſor Dr. Piloty
aus Würzburg, in der Aula des Realgymnaſiums (Eingang Kirchſtr.)
über Iſt der Beamte rechtlos?
Täglich finden Ausweiſungen von
Beamten im beſetzten Gebiet ſtatt. Was die drüben trifft, kann uns
im unbeſetzten Gebiet morgen auch treffen. Profeſſor Piloty ſpricht über
die Spannungen, die ſich zwiſchen dem perſönlichen Recht, das der
Beamte durch ſeine Anſtellung erworben hat, und das durch die Aus=
weiſung
gröblich verletzt wird, und dem allgemeinen Völkerrecht ergeben.
Jeder Darmſtädter Beamte ſollte dieſe vorzügliche Gelegenheit, ſich über
ihn u. A. eng perſönlich angehende Lebensfragen zu informieren, be=
nutzen
. (Siehe Anzeige.)
Aus der Martinsgemeinde. Die drei Gemeindevereine ( Frauen=
verein
, Männervereinigung, Wartburgverein) veranſtalten Montag, den
12. März, im Gemeindehaus (Liebfrauenſtr.) einen Vortrags= und Un=
terhaltungsabend
. Im Mittelpunkt der Veranſtaltung ſteht ein Vortrag
des Herrn Pf. Waitzüber: Worte Jeſu, die nicht in der Bibel ſtehen
Dem Vortrag liegen beſondere Studien zu Grunde, deren Ergebniſſe in
Form einer Abhandlung demnächſt im Druck erſcheinen werden. Um=
rahmt
wird der Vortrag von muſikaliſchen Darbietungen. Frl. Sturm=
fels
(Sopran) wird nach längerer Unterbrechung zum erſten Male
wieder auftreten. Außerdem wirken mit das neugegründete Orcheſter
des Wartburgvereins unter Leitung des Herrn Sturmfels, ſowie der
Poſaunenchor. Zum Beſuch wird herzlich eingeladen.
Der Verband evangeliſch=kirchlicher Frauenvereine wird nächſten
Montag, den 12. März, nachmittags 3 Uhr, im kleinen Saal des Rum=
melbräu
in Darmſtadt eine Frauenkonferenz mit folgenden
Vorträgen abhalten: 1. Wie bringen wir unſere kirchlichen Liebeswerke
durch die teuere Zeit hindurch? (Referent: Pfarrer Mangold=
Griesheim.) 2. Aufgaben unſerer Frauenvereine gegenüber den ſitt=
lichen
Schäden der Zeit. (Referentin: Fräulein Lina Lejeune vom
Bund für deutſche Familie und Volkskraft in Karlsruhe.)
e. Stadtmifſion. Am kommenden Sonntag vormittag beteiligt ſich
der Jugendbund für E.C. am Jugendgottesdienſt in der Stadtkapelle,
den ſein Bundesmitglied Aſſeſſor Dr. Avemarie halten wird. Am
n 8 nicht um 8½ Uhr findet im großen Saal ein Ge=
Abend
ſangsg
=Sdienſt ſtatt, an dem mehrere Chöre mitwirken. Eintritt frei.
he. Stenographen=Prüfungen. Der Stenographen=Prüfungsausſchuß
der Handelskammer Darmſtadt, der für den Bereich der ganzen Pro=
vinz
Starkenburg zuſtändig iſt, hat beſchloſſen, daß in Zukunft am
dritten Sonntag im April und September jedes Jahr regelmäßig Ge=
ſchäftsſtenographen
=Prüfungen für Anfänger aller Syſteme ſtattfinden
ſollen. Die nächſte Handelskammer=Prüfung findet alſo am 15. April
in Darmſtadt ſtatt.
Gebühren für die Arbeiten der Vermeffungsämter. Der Teue=
rungszuſchlag
iſt ab 1. d. M. auf 13000 v. H. erhöht worden.
Die Gebühren der Schornſteinfeger ſind ab 15. Februar wieder
erhöht. Die Teuerungszuſchläge auf die Grundgebühren betragen für
Darmſtadt, Mainz, Offenbach und Gießen 22 000 Prozent, für die übri=
gen
Kehrbezirke des Landes 28 000 Prozent.
8 Die Pflegegeldſätze in den Landes=Heil= und Pflegeanſtalten und
der Gießener Nervenklinik ſind ab 1. März wieder weſentlich erhöht
worde,
Die Pflegegelder im Aliceſtift ſind ab 1. d. M. erhöht. Täg=
liches

gegeld 720800 Mark.
Fragen der Geldentwertung. Im Auftrag der Handels=
kammer
und einer Reihe anderer wirtſchaftlicher Korporationen wird
Herr Rechtsanwalt und Notar Staedel am Montag, den 12. ds. Mts.,
abends, im Fürſtenſaal hierüber einen öffentlichen Vortrag halten (vgl.
die Anzeige). Ausgehend von der Entwickelung der Geldentwertung,
die ſich bis zum Sommer 1922 in verhältnismäßig geringen Grenzen
hielt, ſeirdem aber einen kataſtrophalen Umfang annahm, wird der Red=
ner
die Rechtſprechung der Gerichte über die mit dieſer wirtſchaftlichen
Entwickelung zuſammenhängenden Fragen behandeln ( Kriegslieferungs=
prozeſſe
, Freibleibend und ähnliche Klauſeln, Unmöglichkeit der Er=
füllung
infolge vollſtändiger Aenderung der wirtſchaftlichen Verhält=
niſſe
, Aufwertung der Vorkriegsforderungen, namentlich der Vorkriegs=
hypotheken
uſw.). Es ſoll weiter die Frage behandelt werden, wie der
Geſchäftsmann ſich gegen die Folgen der Entwertung und der Schwan=
kungen
des Geldwertes ſchützen kann, wie Lieferungsverträge zu for=
mulieren
ſind, die Frage der Auffüllung oder Abgeltung bei Ratenzah=
lungen
, ob und wie der Geſchäftsmann Geldentwertungsſchaden beim
Zahlungsverzug des Schuldners verlangen kann, Bedeutung der Index=
ziffern
und deren Anwendung in der geſchäftlichen Praxis. An den
Vörtrag ſoll ſich eine Diskuſſion anſchließen. Da alle dieſe Fragen an=
geſichts
der augenblicklichen Wirtſchaftslage und der Währungsverhält=
niſſe
von der allergrößten praktiſchen Bedeutung ſind, darf auf einen
ſtarken Beſuch der Veranſtaltung gerechnet werden:
Meidet die Großſtadt! Die Geſellſchaft zur Fürſorge für die zu=
ziehende
männliche Jugend in Berlin (Sophienſtr. 19) warnt die deutſche
Jugend vor unüberlegtem Zuzug nach der Großſtadt. Die Arbeitsver=
hältniſſe
ſind in der Großſtadt heute ſehr ungünſtig. Zahlreiche Ju=
gendliche
fallen dort täglich den Behörden und der privaten Wohlfahrts=
pflege
wegen Arbeits= und bald eintretender Mittelloſigkeit zur Laſt
Wer ſein Geld nicht verſchwenden und ſich bittere Enttäuſchungen er=
ſparen
will, meide die Großſtadt! Für Jugendliche, die nach Berlin rei=
ſen
müſſen, hat die Geſellſchaft einen Ratgeber herausgegeben, der gegen
Erſtattung der Unkoſten (20 Mk.) gerne zugeſandt wird.
n. Schwurgericht. In der zweiten Verhandlung, die geſtern unter
Ausſchluß der Oeffentlichkeit ſtattfand, war der Preſſer Friedrich
diemer von Offenbach wegen Verbrechens gegen § 218 Str. G.B. an=
geklagt
und leugnete, wie ſchon früher, wurde aber durch die Beweis=
aufnahme
überführt. Die Anklage war durch Staatsanwalt Schlamp
und die Verteidigung durch Rechtsanwalt Krausgrill=Offenbach vertre=
ten
. Mildernde Umſtände beſtehen für das fragliche Verbrechen nich
und der Beſchuldigte war in gleicher Richtung bereits vorbeſtraft. Er
wurde zu 3 Jahren Zuchthaus nebſt 10jährigem Ehrverluſt verurteilt
und ging durch ſein Leugnen der Anrechnung von Unterſuchungshaft
verluſtig.
Eigentümer geſucht! Von der Kriminalpolizei wurde eine am
29. Januar 1923 in Darmſtadt verkaufte kleine goldene Damenuhr be=
ſchlagnahmt
, die der Verkäufer kurz vor Weihnachten vorigen Jahres
im Bahnaufgang Eberſtadt gefunden haben will. Fabriknummer der
r iſt 10518. Intereſſenten wollen ſich auf der Kriminalabteilung
Darmſtadt, Hügelſtraße 31/33, Zimmer 1, melden.
Schlägereien mit blutigem Ausgang. Geſtern nachmittag gegen
5 Uhr entſtand in der Pankratiusſtraße eine Schlägerei. Hierbei wurde
ein junger Mann durch Schläge auf den Kopf und den Rücken mißhan=
delt
. Gegen 9 Uhr wurde ein Arbeiter in der Neuen Niederſtraße
anſcheinend überfallen und durch Meſſerſtiche in den Kopf und das Ge=
ſicht
erheblich verletzt. Beide Verletzten wurden durch die Rettungs=
wache
in das Städtiſche Krankenhaus gebracht.
Aus den Parteien.
Oeffenkliche Verſammlung der Deutſchen
Volkspartei. Der Kartenverkauf zu der Verſammlung, die die
Deutſche Volkspartei am Sonntag vormittag in der Turnhalle am
Woogsplatz veranſtaltet, und in welcher der Reichswirtſchaftsminiſter
Dr. Becker über die politiſche Lage ſpricht, iſt bereits im vollen Gange.
Es ſei noch einmal darauf aufmerkſam gemacht, daß reſervierte Plätze,
die numeriert ſind, für Mitglieder zum Preiſe von 500 Mk., für
Nichtmitglieder zum Preiſe von 1000 Mk. ausgegeben werden. Außer=
dem
werden unnumerierte Plätze zum Preiſe von 100 Mk. für Mitglie=
der
beziehungsweiſe 200 Mk. für Nichtmitglieder verkauft. Der Karten=
verkauf
findet ſtatt in der Geſchäftsſtelle Wilhelminenſtraße 5 (auch noch
am Samstag nachmittag im Papierhaus Elbert, Rheinſtraße, und in der
Papierhandlung L. B. Müller, Schulſtraße). Der Beamtenverein ehem
Militärmuſiker, Dirigent Herr Georg Greilich, hat ſeine Mitwirkung
gütigſt zugeſagt. Vor und nach der Rede des Herrn Reichswirtſchafts=
miniſters
Dr. Becker wird das Orcheſter ſpielen,

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 9. März 1923.

Lokale Veranſtaltungen.

betrachten, in keinem Falle

Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu
irgendwie als Beſprechung oder Kritik.

S. Turngemeinde Darmſtadt 1846. Dem Bericht=
erſtatter
über den Familienabend iſt leider einiges entgangen.: Erſtens
hat er den geſanglich und darſtelleriſch ganz vorzüglichen Baron vor
Düſen des Turners Exner, ſowie die vornehme Gräfin Bünau des
Frl. Bonarius zu erwähnen vergeſſen. Außerdem war der Abend
nicht allein der Fröhlichkeit geweiht, denn der erſte Teil war recht ernſt
und für alle vaterländiſch Fühlenden erhebend und zu Herzen gehend.
Eine von 10 Vorſtandsmitgliedern nach der markigen Rede des 1. Spre=
chers
vorgenommene Tellerſammlung für die Ruhrhilfe hat den nennens=
werten
Betrag von 132000 Mark ergeben. Nachdem in dieſer Be=
ziehung
nicht genug getan werden kann und vielſeitig eine Wiederholung
des Abends gewünſcht wurde, hat der Ausſchuß eine Wiederholung an
nächſten Samstag beſchloſſen. Der Reinertrag ſoll der Darmſtädter
Nothilfe und Ruhrhilfe zufließen. Eine Neuerung iſt inſofern vor=
geſehen
, daß ſämtliche Plätze numeriert ſind. Es empfiehlt ſich aber,
Karten im Vorverkauf zu löſen, da nur ſo viel Karten ausgegeben wer=
den
, als Plätze vorhanden ſind. (Siehe Anzeige= in der geſtrigen
Nummer.)
Künſtlerabend am Mittwoch, den 14. März, unter Leitung
des Herrn Hch. Kuhn vom Heſſiſchen Landestheater. Der Bildungs=
ausſchuß
des G. D. A. hat ſich entſchloſſen, wieder einen Künſtlerabend
zu veranſtalten. Der nachfolgende kurze Auszug aus der Vortrags=
folge
zeigt, daß nur Beſtes geboten werden ſoll, während auf der an=
deren
Seite die Eintrittspreiſe außerordentlich niedrig ſind. Auszug
aus der Vortragsfolge: Alice Orff=Solſcher (Sopran) Lieder von Franz
Schubert und Hugo Wolf, Martha Kuhn=Liebel (Alt) Volkslieder zur
Harfe, Franziska Fiſcher Harfenſoli, Hans Baumeiſter Rezitationen
Heinrich Hölzlin (Baß) Lieder von F. Philipp, Hugo Wolf, F. Wein=
gartner
und Arie aus Aida und Lohengrin, Dr. Wedig am Flügel.
Sämtliche Mitwirkenden ſind vom Heſſiſchen Landestheater.

Parlamentariſches.
Der Finanzausſchuß beendigte die Beratung des Geſetzes
betr. Abänderung des Verſicherungsgeſetzes für ge
meindliche Beamte. Sämtliche noch ausſtehenden Artikel wur=
den
in der Faſſung der Regierungsvorlage angenommen. Die Rück=
wirkung
des Geſetzes wurde anſtatt wie vorgeſehen zum 1. April 1922
auf den 1. Oktober 1922 feſtgeſetzt. Sodann beſchäftigte ſich der Aus=
ſchuß
auf eine Anregung aus ſeiner Mitte nochmals mit der Ange=
legenheit
des Ankaufs des Jugenheimer Hotels Krone‟
durch den Staat, weil der Eindruck beſtehen konnte, als ſei auf die
Intereſſen Jugenheims nicht genügend Rückſicht genommen. In der
Ausſprache konnten jedoch dieſe Befürchtungen reſtlos zerſtreut wer=
den
. Der Ausſchuß beſchließt, den heſſiſchen Anteil an dem Main=
Donau=Kanalunternehmen, von 3 auf 9 Millionen Mark
zu erhöhen und ermächtigt die Regierung, ihren Anteil an der
Rhein=Neckar=Geſellſchaft um bis zu 25 Millionen Mark
zu erhöhen. In der Freitagſitzung wird nunmehr mit der Beratung
des Staatsvoranſchlags begonnen.

e. Pfungſtadt, 8. März. Im Laufe dieſes Monats findet auch an
unſerem Ort eine Evangeliſation ſtatt. Zum Redner iſt Diakon
Laskowski auserſehen. Sie beginnt mit Vorträgen apologetiſcher Art,
die den Bedürfniſſen des modernen Menſchen entgegenkommen und ſich
mit den großen Weltanſchauungsproblemen befaſſen.
Roßdorf, 7. März. Es ſei auch an dieſer Stelle nochmals auf
das am Sonntag, den 11. d. M., abends, im Saale Zur Sonne ſtatt=
findende
Bühnenſchauturnen des hieſigen Turnver=
eins
hingewieſen. Nach den Vorbereitungen zu ſchließen, ſind nur
erſtklaſſige Vorführungen aus allen Gebieten der Turnerei zu erwar=
ten
. In der Vorführungsfolge nehmen die jetzt ſo beliebten Volks=
tänze
einen beſonders großen Raum ein. Zuſammengeſtellt und ein=
geübt
von Turnwart Koop, und von den Mitgliedern der Turnerinnen=
und Schülerinnen=Abteilungen mit beſonderem Eifer geübt, verſprechen
ſie der Glanzpunkt des Abends zu werden. Frei= und Handgeräte=
übungen
aller Abteilungen, u. a. die Stab= und Freiübungen fürs
Deutſche Turnfeſt in München, Geräteturnen, ſowie Kunſtfrei= und Stab=
übungen
und Keulenſchwingen werden das Programm ergänzen.
e. Reinheim, 8. März. Am kommenden Freitag Abend 8 Uhr ſpricht
in unſerer Kirche Aſſeſſor Dr. Avemarie von der ev. Stadtmiſſion
Darmſtadt in einem Volksmiſſionsvortrag über Das Geheimnis der
Perſönlichkeit Chriſti
Reichelsheim i. O., 7. März. Hier fand am Sonntag eine poli=
tiſche
Verſammlung der Deutſchnationalen Volks=
partei
ſtatt, die trotz des anhaltenden Regens überaus ſtark beſuht
war. Es waren vertreten außer Reichelsheim ſelbſt die Ortſchaften
Afföllerbach, Bockenrod, Eberbach, Fronhofen, Erzbach, Groß=Gumpen,
Klein=Gumpen, Ober= und Unter=Oſtern, Winterkaſten, Laudenau, Lin=
denfels
, Kirch= und Pfaffenbeerfurth, Ober=Kainsbach, Niedernhauſen
und Billings. Redner war Herr Abgeordneter Profeſſor Dr. Werner,
In faſt zweiſtündiger Rede, wiederholt von Beifall und lebhafter Zu=
ſtimmung
der Verſammelten unterbrochen, führte er aus, wie wir un=
ſeren
Militarismus zerſchlugen und heute denjenigen der Feinde im
Lande haben, wie wir über die Laſten des Militarismus klagten, und
nun den Militarismus der Feinde bezahlen müſſen, wie alle Träume
von internationaler Verbrüderung, Völkerbund und Weltgewiſſen ver=
weht
ſind, und wie die Schuld daran ebenſo außen wie innen liegt. Er
ſprach dann über die Kriegsſchuldfrage, über die Beteiligung Amerikas
am Kriegé, und wies nach, daß Amerika beteiligt war, ehe es den
Krieg erklärte. Er wies auf das Urteil hin, das jetzt aller Welt ver=
kündet
hat, daß die Luſitania mit Recht verſenkt worden ſei, daß
alſo unſeren U=Bootkrieg keinerlei Schuld daran trifft. Herr Strecker
hat ja auch betont, daß man in Amerika lediglich den Kapitalismus
retten wollte. Die Rechte iſt es geweſen, die durchaus mit dem Ver=
laſſen
der Bismarckſchen Politik nicht einverſtanden war. Die Rechte
iſt es geweſen, die leider mit ihren Vorſchlägen beim Kaiſer nicht durch=
drang
. Die Rechte war auch dagegen, daß man eine Friedensmöglich=
keit
mit Rußland durch die Ausrufung der Unabhängigkeit Polens zum
Scheitern brachte. Er erinnerte an das Wort Bismarcks: Wer Polen
ſelbſtändig macht, macht ſich Polen nicht zum Freund und Rußland zum
Feind. Er zog aus all dem Geſagten die Schlußfolgerung, daß wir
vor allen Dingen zurück müßten zum völkiſchen und nationalen Ge=
danken
, daß aus der Notgemeinſchaft die Volksgemeinſchaft entſtehen
müſſe, ſoll nicht unſer ganzes Volk rettungslos dem Untergang geweiht
ſein. Noch iſt es nicht Zeit, zu verzweifeln, ſchon ſehen wir, wie überall
der nationale Gedanke marſchiert, und deshalb haben wir die Hoffnung,
daß auch nach dieſen dunklen Regentagen uns wieder warme, ſonnige
Zeiten kommen werden. Langanhaltender Beifall dankte dem Redner
für ſeine Ausführungen, wie auch der Verſammlungsleiter Her=
Schloſſermeiſter Wenner, dem Redner den Dank der Verſammelten noch
einmal zuſammenfaßte. Dann trat nach kurzer Pauſe die Aus=
ſprache
ein.
th. Langen, 7. März. Die Franzoſen haben die Zollſchran=
ken
, die ſie am Lutherplatz errichtet hatten, wieder aufgehoben.
Der Schlagbaum iſt entfernt. Die Wachmannſchaft hat mit unbekann
tem Ziel unſer Städtchen verlaſſen. Die holländiſchen Wagen des vor
Wochen hier angehaltenen Güterzuges ſind jetzt freigegeben worden.
ro. Offenbach a. M., 7. März. Hochwaſſer. Der Main führt
wieder, und zwar zum fünften Male in dieſem Winter, Hochſvaſſer.
Mainz, 8. März. Schulrat Bach, in weiten Kreiſen als frü=
herer
Landtagsabgeordneter und als Vorſitzender des Heſſiſchen Lehrer=
vereins
bekannt, iſt von den Franzoſen ausgewieſen worden. Seine
Familie muß die Stadt wo Bach ſeit über 30 Jahren, zuerſt als Lehrer,
dann als Rektor und ſeit vorigem Sommer als Stadtſchulrat tätig war,
bis Samstag abend verlaſſen haben. Die Feſtnahme Schulrat Bachs
erfolgte in dem Augenblick, als er in ſeiner Eigenſchaft als Regierungs=
vertreter
das Inſtitut der Engliſchen Fräulein betreten wollte, um
einer Prüfung beizuwohnen. Es wurde ihm nicht mehr erlaubt, noch
einmal ſeine Familie aufzuſuchen, er wurde vielmehr in einem Auto nach
Nied bei Frankfurt verbracht und dort ausgeſetzt.

Kinderheim Haus Hindenburg
in Schlangenbad im Rheingau.
Das den Vaterländiſchen Frauenvereinen im Regierungsbezirk
Wiesbaden gehörige Kinderheim ſieht ſeiner Wiedereröffnung am
1. April dieſes Jahres entgegen, nachdem es im Jahre 1922 vom 1. Mai
bis Anfang Nodember in vollem Betriebe war.
Herrlich am Rande des Waldes gelegen, in 320 Meter Höhe, die
meiſten der Zimmer nach Süden gerichtet, bietet es einen wundervollen
Erholungsaufenthalt für unſere Kleinen, die durch die ſchwierigen Er=
nährungs
= und Wohnungsverhältniſſe einer Erholung und Kräftigung
ſo dringend bedürfen. 40 Kinder im Alter von 26 Jahren aus den
gebildeten Ständen ſollen in erſter Linie Aufnahme finden, doch kann
die Altersgrenze ausnahmsweiſe bis zu 10 Jahren ausgedehnt werden.
Geräumige Schlaf= und Wohnräume, Badezimmer und Waſch=
räume
, Zentralheizung und elektriſches Licht, und vor allem die geſunde,
ſonnige Lage machen das Haus zu einer idealen Erholungsſtätte.
Rote Kreuzſchweſtern aus dem Wiesbadener Mutterhaus des Vater=
ländiſchen
Frauenvereins und zwei Kindergärtnerinnen ſorgen für
Pflege, Beaufſichtigung und Befchäftigung der Kleinen.
Kreuznacher Sole und Mutterlauge, ſowie Schlangenbader Thermal=
bäder
werden nach ärztlicher Verordnung verabreicht. Durch die länd=
liche
Umgebung iſt für Milch, Butter, Eier reichlich geſorgt. Spiel=
plätze
umgeben das Haus, Wege führen vom Garten direkt in den Wald.

Nummer 67.

Das Heim unterſteht dauernd ärztlicher Aufſicht. Der Kurerfole
des erſten Jahres war vorzüglich, eine Gewichtszunahme von einen
Pfund in der Woche war die Regel, und von zwei Pfund keine ver
einzelte Ausnahme. Mit roſigen Bäckchen und ſtrahlenden Geſichtern
begrüßten uns, die Beſucher, die Kleinen ſchon nach kurzem Aufenthal
und es geſchah in mehreren Fällen, daß dieſelben Kinder zu einer zwei
ten Kur in dem halben Jahr in das Heim zurückkehrten.
Eltern, die durch die heutigen maßlos ſchweren Verhältniſſe g
zwungen ſind, ihren Wohnſitz zu verlaſſen oder ihre Wohnung einz:
ſchränken, ſei herzlich geraten, ihre Kinder für längere Zeit dieſen
Heim anzuvertrauen. Schulpflichtige Kinder können in Schlangenbg
eine gute Privatfchule beſuchen, im übrigen ſorgen die Kindergärtne
rinnen für Belehrung, Anregung und Beſchäftigung. Kinder aus alle
Teilen Deutſchlands ſind willkommen.
Eine Autoverbindung mit Wiesbaden oder Eltville vermittelt de
Verkehr, wenn die Lokalbahn verſagt.
Die Preiſe werden ſo niedrig wie möglich gehalten und bleil
unter dem Selbſtkoſtenpreis, da Spenden von Geld und Lebensmittelt
beſonders aus dem Ausland, dieſes bisher ermöglicht haben. Ooff
lich bleiben die notwendigen Spenden auch künftig nicht aus.
Preiſe ſchwanken ſelbſtverſtändlich mit dem Geldwerte.
Von der Aufnahme ausgeſchloſſen ſind Kinder mit anſteckender
Krankheiten, beſonders mit Tuberkuloſe. Die Kurdauer beträgt min
deſtens 4 bis 6 Wochen. Eine Anzahl Freibetten iſt für Kinder beſon=
ders
bedürftiger Eltern vorhanden.
Alle, denen das Wohl der Kleinen dieſes vorſchulpflichtigen Alte
denen bisher kein Heim offen ſtand, am Herzen liegt, alle, die d
Elend, die Not und die Lebenskämpfe unſerer gebildeten Stände mi
empfinden, mögen durch Spenden oder durch Ueberweiſung von Kind=
des
Heimes gedenken.

Reich und Ausland.
Fritz Thyffen Ehrendoktor der Univerſität Freiburg.
Freibuug. Die Rechts= und Staatswiſſenſchaftliche Fakultät de
Univerſität Freiburg hat den Fabrikbeſitzer Fritz Thyſſen in Mülhe
(Ruhr) wegen ſeines mannhaften Eintretens für das durch galliſch
Uebermut mißachtete Recht die Würde eines Ehrendoktors der R
verliehen. Das lateiniſche Ehrendiplom feiert den Ernannten als v.
bildlichen Staatsbürger, der, in vaterländiſcher Pflichttreue uns allen
leuchtendes Vorbild gebend, zum unerſchrockenen Schützer des Rechts
gegen feindliche Gewalt und freche Willkür wurde. Es ſollen dadu
zugleich auch alle vielen unbekannten Helden dankbar geehrt werden
die gleich jenem Vorbilde Feſſeln und Ungemach auf ſich nahmen, un
dem machtloſen Recht zum Siege zu verhelfen gegen rechtloſe Macht.
Blutiger Ausgang eines Streites.
Oppau. Einen blutigen Ausgang nahm ein Streit, der in einer
Wirtſchaft begann und ſich auf der Straße in Tätlichkeiten fortſetzte. E
Würzburger Zimmermann wurde erſtochen, der Sohn des Met
meiſters Walther wurde durch mehrere Meſſerſtiche lebensgefährlie
verletzt. Die Täter ſind noch nicht ermittelt.
Gasvergiftungen.
Düren. In den letzten Tagen ereigneten ſich hier drei Fälle vo.
Gasvergiftung. In einem Hauſe der Charlottenſtraße wurde ei
40jähriger Mann und eine 36jährige Frau infolge von Gasvergi
beſinnungslos aufgefunden. Auch in einer Wohnung in der Kölne
Straße traf die Polizei eine unter Vergiftungserſcheinungen betäubt de
liegende Frau an. Die Wiederbelebungsverſuche bei dem Manne wur
den von Erfolg gekrönt, während der Arzt bei der Frau nur noch der
Tod feſtſtellen konnte.
Vereinfachte Gepäckreviſion für Auslandsbeſucher.
Für die ausländiſchen Beſucher der Leipziger Frühjahrsmeſſe von
4., bis 10. März wird die Gepäcknachſchau an der Grenze dadurch ver
einfacht, daß ſie auf Anordnung des Reichsminiſters der Finanzen in
den für die Meſſe vorgeſehenen Sonderzügen vorgenommen wird. N.
wenn beſondere Verdachtsgründe es nötig machen, geſchieht die Abfer
tigung einzelner Reiſender in der ſonſt üblichen Weiſe.
Beſtochene Zechenverſandmeiſter als Kohlenſchieber,
Die 4. Strafkammer des Landgerichts Eſſen beendigte kürzlic
einen Prozeß, der endlich einmal die ſchweren Mißſtände in der Kohlen
wirtſchaft beleuchtete. Angeklagt waren infolge Strafantrags des Ver
eins gegen das Beſtechungsweſen die Verſandmeiſter Guſtav Tieman=
und Theodor Schürmann der Zeche Nordſtern und der Verſandbeamte
Chriſtian Pflips der Bergiſchen Kohlenhandelsgeſellſchaft in Düſſeldorf
wvelche mit der amtlichen Kohlenverteilung betraut war. Ferner warer
8 Fabrikanten und Kaufleute angeklagt, die ſich durch Beſtechung eine
prompte Belieferung ſicherten. Pflips, das Bindeglied zwiſchen de
bevorzugten Firmen und den allmächtigen Verſandmeiſtern, wurd
wegen Betrugs und Beſtechung zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt
Tiemann und Schürmann, die teilweiſe hochwertige Kokskohle als billig
Schlammkohle lieferten und buchten, erhielten wegen Urkunden
fälſchung, Betrugs und Beſtechung 1 Jahr bzw. 6 Monate Gefängnis
Die 8 Kanfleute und Fabrikanten wurden wegen Beſtechung zu Ge
fängnisſtrafen von 1 Tag bis 2 Wochen verurteilt, an deren Stelle das
Gericht Geldbußen von insgeſamt 7 Millionen Mark ſetzte.
Ein beſtechlicher Fabrikdirektor.
Die 3. Strafkammer zu Dresden verhandelte auf Antrag des Ver=
eins
gegen das Beſtechungsunweſen gegen den Fabrikdirektor Robert
Wilhelm Loeben. Der Angeklagte lieferte als Direktor und Mitinhaber
der Firma Genußmittelwerke G. m. b. H. in Dresden, in der Not des
Jahres 1920 die von ſeiner Firma hergeſtellte Schokolade nur an ſolch
Händler, welche ihm perſönlich einen Beſtechungstribut zahlten. Das
Gericht erkannte gegen Loeben auf 1 Jahr Gefängnis und Einziehung
von 465 000 Mark Schmiergeldern.

Spiel, Sport und Turnen.
Einiges über das Boxen.
In vielen Kreiſen beſteht die Neigung, das Boxen als einen roher
Sport zu bezeichnen, bei welchem es nur auf einige Kenntnis der Stöße
unterſtützt durch die Körperkraft, ankäme. Fern von dieſem ungerechten
Vorurteil iſt das Boxen eine edle Kunſt, welche den Mann erzieht, das
Auge, das Gehirn und die Muskeln einer jeden Körperpartie in einer
einheitlichen Bewegung zuſammenwirken läßt, und ſo dieſen Sport zi
einem der vollendetſten macht. Allerdings muß hier
eine Grenze zwi=
ſchen
Berufs= und Amateurboxer gezogen werden. Während der Pro=
feſſional
um ſeiner ſelbſt willen, um perſönliche Vorteile kämpft, tut
dies der Amateur nur aus reinem Sportgeiſt, und hat ſich dieſen
Spezialſport auserwählt, weil er denſelben als vielſeitiges Förderungs=
und Kräftigungsmittel ſeiner Geſundheit anerkennt. Dem Amateur
ſteht nur die freie Zeit außerhalb ſeines Berufs zur Ausführung des
Sportes zur Verfügung, und dieſe ſoll damit ausgefüllt werden, den Kör=
per
zu ſtählen und zu erfriſchen, um den Zivilberuf mit größerer Lei
ſtungsfähigkeit und geiſtiger Friſche ausüben zu können. Um nui
einer größeren Erſchöpfung und Kraftanſtrengung entgegenzutreten, hat
der Reichsverband für Amateurboxen die Rundenzahl für unſere Ama
teure, gegenüber den 1520 Runden für Berufsboxe=, auf 3 Runden
à 3 Minuten herabgeſetzt. Und dies gibt die Gewähr, daß ein geſund=
heitsſchädigender
Einfluß auf den Körper nicht ausgeübt wird. Eben=
falls
ſind die Beſtimmungen eines Kampfes derart geregelt, daß ſich
Kämpfer nur innerhalb eines gewiſſen Körpergewichts gegenübertreten
dürfen, um ſo einem ungleichmäßigen Gegnerpaar vorzubeugen. Boxe‟
früherer Zeiten trainierten auf einen harten Schlag, der einen Ochſen
niederwerfen konnte, wenn er auf den rechten Punkt traf. Schläge
ſolcher Art werden im modernen Amateurboxſport nicht erſtrebt weder
gelehrt. Es ſoll hauptſächlich auf reines techniſches Können trainiert
werden, den Sporttreibenden zur Schnelligkeit und Geiſtesgegenwart er
ziehen, das Selbſtvertrauen zu ſtärken, das Männliche beim junger
Menſchen auf eine hohe Stufe zu bringen. Die meiſten Gegner des
Boxſportes ſehen ihre Vorurteile darin berechtigt, daß ſie das Nieder=
ſchlagen
des Gegners als roh bezeichnen, ohne ſich vorher die Mühe zu
nehmen, die pſychologiſche Seite (Eingehendes folgt) des Boxens 31
ergründen. Und ſolange dies der Fall iſt, wird diefe edle Sportark
unter einer Wolke von Zweifeln bedrückt bleiben. In keinem anderenl
Sportzweig, glaube ich behaupten zu können, tritt das Moment der
geiſtigen Mitwirkung mehr in Erſcheinung, als beim Boxen. Hier
haben wir einen Sport, der nicht nur den Mann entwickelt, ſondern auch)
ſeine innere Natur erzieht. Was den Irrtum anbetrifft, daß das
Boxen rohe Inſtinkte entſtehen laſſe, ſo kann dieſer nur im Kopfe nel=
diſcher
Schwächlinge exiſtieren. Obwohl es ja in jedem Sportzweig
Ausnahmen gibt, die eine Schande ihrer ſelbſt ſind, muß ich von dem
echten, gewiſſenhaften Boxer ſagen, daß dieſer ein ſih ſtets gut beneh=
mender
, anſtändiger Burſche, eine Zierde ſeines Vereins iſt.
Auch darf der Amateurboxſport nicht mit dem großartigen Berufs
boxſport auf eine Stufe geſtellt werden, wie er erſt kürzlich hier in
uinſerer Stadt durch eine Gauklertruppe vorgeführt wurde, der meh!
die Gegner des Boxſports in ihrem Urteil unterſtützt, als den wirklig
reinen Boxſport hervorzuheben. Haben ſich dieſe Truppen auch das
Ziel geſteckt, dem Boxſport in Deutſchland aus den Kinderſchuhen 3u
gelfen, ſo iſt der Zweck doch verfehlt, da dieſe Varietes nicht über ſole
geſchulte Kräfte berfügen, wie ſie in dem deutſchen Fauſtkämpfer=, ſowie
Amatenrboxverband zu finden ſind. Dann iſt es den Amateurboxer:
ſtreng unterſagt, an ſolchen Unternehmungen mitzuwirken oder gege!
Entgelt zu kämpfen, um nicht Gefahr zu laufen, vom Verbande aus
geſtoßen zu werden.
Sch,

[ ][  ][ ]

Rummer 67.
D. Turn= u. Sportgemeinde Eintracht=Frank=

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 9. März 1923.

Seite 5.

furt a. M.Sportverein 1898 Darmſtadt. Eintracht in
Darmſtadt. Etwas ganz Neues, das war ſchon ſeit Jahren nicht mehr
da, man muß die Gedanken ſchon weit zurückgehen laſſen, um ſich die=
ſes
Ereigniſſes noch entſinnen zu können. Es fällt faſt in die kleinſten
Anfänge des Fußballſportes in Darmſtadt zurück, als zum erſten Male
die Frankfurter Kickers, mit ihren weißen Bluſen mit dem Stadt=
wappen
unter Führung ihres unvergeßlichen Verteidigers Schwalb
in unſerer Stadt erſchienen, um gegen den damals auf hoher Stufe
ſtehenden Darmſtädter Studenten=Sportklub zu ſpielen. Nach helden=
mütigem
Kampfe mußten ſich die Gäſte dem überragenden Können
eines Jochannan, Witterſtädter, Beuer, Carr, Cenning, der 2 Englän=
der
, Tſchneke, Bichmann und Gebr. Payne beugen und mit 2:1 geſchla=
gen
nach Hauſe fahren. Es war hart für die Gäſte, koſtete ſie doch
dieſe Niederlage die Meiſterſchaft in dieſem Jahre. Sie holten ſie aber
in ſpäteren Jahren deſto ſicherer und teilten ſie jahrelang in wechſeln=
der
Reihenfolge mit Hanau 1893. Nach kurzen Gaſtſpielen gegen den
früberen F. C. Olympia erſchienen die berühmten Gäſte nicht mehr=
hier
, ſo daß es dem hieſigen Sportverein vorbehalten bleibt, ſie am
kommenden Sonntag hier zu empfangen. Im Jahre 1914 legten die
Frankfurter ihren altehrwürdigen Namen, den ſie in alle Gaue unſeres
Vaterlandes hinausgetragen hatten, ab, und nannten ſich von da an
Frankfurter Fußballverein. Im Jahre 1917 vereinigte ſich der Ver=
ein
mit der Lurngemeinde Frankfurt und erſchien alsdann im Fuß=
ballverband
unter der Bezeichnung Turn= u. Sportgemeinde Ein=
acht
Frankfurt a. M. In glänzenden Siegesläufen errang Ein=
Jahr für Jahr die Meiſterſchaft des Mainkreiſes bis zum letz=
ten
Jahre, wo ſie von Germania abgelöſt wurde. Spiele mit guten
in= und ausländiſchen Mannſchaften brachten ſie bald wieder auf die alte
Höhe, ſo daß die Gäſte am Sonntag zweifellos ein glänzendes Spiel
vorführen werden. Nach dem eindrucksvollen Siege unſerer heimiſchen
Vertreter am letzten Sonntag mit 4:1 gegen den vorjahrigen Meiſter
Union=Niederrad iſt ein hochklaſſiges Treffen zu erwarten und die
Spannung in den Kreiſen hieſiger und benachbarten Sportanhänger bis
zum Siedepunkt geſtiegen. Ueber die Mannſchaftsaufſtellungen beider
Vereine Näheres im Vorbericht am Samstag, woſelbſt auch Anzeige über
Spielbeginn uſw. erſcheint.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Nedakiion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des s 21 Abſ. 2 des Preſſe=
geſetzes
in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werden.
Von vielen Seiten iſt mir der Wunſch zu Ohren gekommen, und
es dürfte wohl auch im Intereſſe der Theaterbeſucher ſein, die am letzten
Samstag zu dem Sportfeſt keine Karte mehr bekamen, daß dieſe Veran=
ſtaltung
wiederholt würde. Der Spielplan iſt ein ſo außerordentlick
reichhaltiger und vielſeitiger, daß wohl jeder Beſucher auf ſeine Rech=
rng
kommt und voll zufriedengeſtellt nach Hauſe geht. Nur dürfte
es ſich dann bei einer Wiederholung empfehlen, einige Darbietungen
zu kürzen und ähnliche wegzulaſſen, um die Spieldauer etwas ab=
zukürzen
.
Ein Sportfreund.
Jugenheim a. d. Bergſtraße
Vor drei Jahren ging das geſamte Hotel zur Krone und Poſt in
die Hände des Verbandes der Heſſiſchen Krankenkaſſen über. Mit Recht
wurde damals aus allen Kreiſen und auch von Regierungsſtellen all
gemein tief bedauert, daß Jugenheim als internationaler Luftkurort
nun für immer verſchwinden müßte, in dem kein größeres Hotel mehr
vorhanden ſei.
Wie eine Erlöſung ging es durch die Gemeinde Jugenheim und
der geſamten Gegend, als ſich der Kaſſenverband dazu entſchloß, das
frühere Hotel zur Krone wieder als Hotel führen zu laſſen. Freilich
machte der Verband den Fehler, Hotel zur Krone und Erholungsheim

zur Krone unter einer Direktion zu führen, was unausbleiblich zu Miß=
helligkeiten
führen mußte. Die heutige Situation beweiſt dies, indem
die Krone zum Verkauf ausgeſchrieben wurde. Mehrere Gruppen ſind
als Käufer aufgetreten, die in jeder Hinſicht die Garantie dafür geben
würden, daß Jugenheim wieder ſeine alte Blüte erlangen könnte.
Durch den ganzen Ort ging es in den letzten Tagen wie ein Freu=
denſtrahl
, daß es bald wieder Sonnenſchein bei uns werden ſollte. Nun
kommt geſtern die Nachricht, daß der Heſſiſche Staat das Hotel zur Krone
anzukaufen beabſichtige, um ein Beamtenerholungsheim daraus zu
machen. Gewiß gönnt jeder auch den heſſiſchen Beamten eine Erholungs=
ſtätte
, aber muß dies gerade in Jugenheim ſein, wo man damit dieſen
Ort aufs neue aus der Liſte der allgemeinen Luftkurorte ſtreichen
würde?
Vor drei Jahren verurteilte auch die heſſiſche Regierung den Ver=
kauf
von Seiten der Familie Rindfuß, obwohl die Gemeinde damals
die Geſchicke leicht hätte anders wenden können. Ein Ausweg zu finden
dürfte hier nicht ſchwer ſein, iſt der heſſiſchen Regierung die Gelegenhei
doch ſicherlich gegeben, an einem anderen Ort ihre Abſicht zu verwirk=
lichen
. Könnte nicht das Seeheimer Schloß, das Lichtenberger Schloß
oder das Auerbacher Fürſtenlager leicht für ein Beamtenerholungsheim
ausgebaut werden? Die drei angeführten Orte beſäßen dann immer
noch ihre größeren Hotels, und die angegebenen Schlöſſer würden ſich
ſchon durch ihre iſolierte Lage weit beſſer als Erholungsſtätte für ab=
gearbeitete
Beamte eignen.
Alſo bittet die geſamte Einwohnerſchaft Jugenheims und ſicherlich
eine große Anzahl Freunde und Gönner unſeres beliebten Luftkurortes
die heſſiſche Regierung aufs dringendſte, den beabſichtigten Schritt vor
der Ausführung nochmals beſtens erwägen zu wollen.
Heinr. Rindfuß, Jugenheim a. d. B.

10. Quittung.

Für die Darmſtädter Nothilfe ſind felgende Beträge in der
Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblattes eingegangen:
S. T. 1000 Mk., Landeskartell Heſſen des Deutſchen Beamtenbundes
8400 Mk., Hans Scharmann 500 Mk., Stadtſchulrat Löſch (2. Rate)
1000 Mk., Unbekannt 14 000 Mk., Prof. Dr. Langenbeck 2000 Mk., N. N.
500 Mk., Ferd. Wetzel (2. Rate) 4000 Mk., Stadtknabenſchule II. 15 564
Mk., Kraus 1000 Mk., Schweisgut (2. Rate) 500 Mk., Dr. H. 3000 Mk.,
Bauſch 200 Mk., Hans Scharmann 500 Mk., Laiſt (2. Rate) 2000 Mk.,
Oberrechnungsrat Martin Bormet (Febr.) 1000 Mk., Polizeimajor
Freyherr 600 Mk., G. Kranz (4. Rate) 100 Mk., Frl. Knapp (2. Rate,
500 Mk., Geh. Rat Welcker (2. Rate) 5000 Mk., Erns, Rechn.=Rat, 1000
Mk., Frau Dekan Sturmfels Wtw. 500 Mk., L. W. 5000 Mk., Stadt=
knabenſchule
II 6700 Mk., Scharmann 1000 Mk., Enderes 3000 Mk.,
Frau Dern 1500 Mk. Summe: 80 254 Mk.

Rff
Abholeſtellen
für das
Darmſtädter Tagblatt
haben wir eingerichtet bei:
Gaſtwirt Eppler, Hammelstrift
Frankfurterſtraße
Emrich Verkaufshäuschen
Echke Rheinallee
Frau Clara Eckert, Landwehrſtr. 68pt.
Müllmerhaus.
Af 6

Madtg-Sinluer

das Orste das Beste
2 Hn Hacnn a. 34
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Vorherſage für den 10. März:
Wolkig, kühl, trocken, Oſtwind. An der Südſeite eines ausgedehn=
ten
Hockdruckgebietes ſteht die Witterung im Zeichen trockenerer, kühle=
rer
Luftſtrömungen aus dem Oſten.

Gottesdienſt der iſrgelitiſchen Religionsgemeinde
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 9. März. Vorabendgottesdienſt 6 Uhr 15.
Samstag, den 10. März. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min.
Sabbatausgang 7 Uhr 10 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. Abends
6 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der Iſrael. Religionsgeſellſchaft,
Parſchas Poroh.
Samstag, den 10. März. Vorabend 5 Uhr 45 Min. Morgens
8 Uhr. Nachm. 4 Uhr. Sabbatausgang 7 Uhr 10 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 15 Min. Nachm: 6 Uhr.

Tageskalender.
Landestheater Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10½ Uhr
Sondermiete 13' und 142): Macht der Finſternis. Kleines Haus,
Anfang 7 Uhr, Ende gegen 9½ Uhr (Sondermiete 72): Entführung
aus dem Serail. Orpheum, abends 7¾ Uhr: Der Klapper=
ſtorch
fliegt. Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinv=
Vorſtellungen.
Verſteigerungskalender. Samstag, 10. März.
Jagdverpachtung nachmittags 1½ Uhr im Gaſthaus Zur
Krone in König.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land,
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange ſämtlich in Darmſtadt.
Die hentige Rummer hat 8 Seiten.

Familiennachrichten

Statt Karten.
Dr. E. Sosa
Paula Sosa
geb. Breitwieser
VERMAHLTE
Kirchl. Trauung 10. März, ½2 Uhr,
St. Elisabethenkirche

Tusere TRAUUNG tindet am
C Sonntag, den 11. März d. Is
nachmitt. 2½ Uhr, in der Stadt-
kapelle
statt.
Adam Stein u. Frau
Luise, geb. Roth.
6541)

Statt Karten.
Der Herr hat unſre treue Mutter
Frau

nach langem ſchweren Leiden im
74. Lebensjahr heute Nacht zu ſich
gerufen.
Darmſtadt, den 8. März 1923.
Sandbergſtr. 67.
In tiefem Schmerz:
Auguſt Kadel
Kätha Kadel.
Einſegnung im Eliſabethenſtift und
Beerdigung finden in der Stille
*6547
ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme bei unſrem ſchwe=
ren
Verluſte, ſagen innigſten Dank
(*6489
Im Namen
der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Andreas Feick,

Für alle Beweiſe liebevoller
Teilnahme bei dem Heimgang
unſeres teuren Gatten und
Vaters dankt herzlich (1966

Familie Beringer.

für Liebhaber!
ſlluſtrierte, mehrere
Jahrhundert alte Bi=
bel
abzugeben. Näh.
Karlsſtraße 102
Laden).
(*6512

Abbruch.
3000 Biberſchwanz=
Ziegel, auch kleinere
Menge, geg. Gebot
zu verkaufen (*6530
Kl. Kaplaneigaſſe 4,

Statt beſonderer Anzeige.
Nach längerem Leiden verſchied heute Nach=
mittag
um 3 Uhr mein lieber Mann, unſer guter
Vater, Schwiegerſohn und Großvater, der
Profeſſor
Ludwig Falkenhagen
im nahezu vollendeten 67. Lebensjahr.
Die Hinterbliebenen:
Emilie Falkenhagen, geb. Bogen
Ernſt Fa. kenhagen
Hedwig Orth, geb. Falkenhagen
Erika Falkenhagen
Dorothea Falkenhagen, geb. Pietſchker
Hermann Orth
Hophie Bogen, geb. Beyſel
und 3 Enkelkinder.
Darmſtadt, den 7. März 1923.
Mathildenſtraße 46.
Im Sinne des Verſtorbenen finder die Einäſcherung
in aller Stille ſtatt.
Es wird gebeten, von Blumenſpenden und Bei=
leidsbeſuchen
abzuſehen.
(*6473

Todes=Anzeige.
Heute früh verſchied nach langem ſchweren
Leiden unſere gute Mutter, Großmutter, Schwieger=
mutter
und Tante
Marte Fupus
geb. Reinecke.
Darmſtadt, den 8. März 1923.
(*6544
Inſelſtraße 41.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
W. Lupus, Oberſtadtſekretär.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 10. März,
nachm. 31/, Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.

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in Darmſtadt.
Die Aktionäre unſerer Geſellſchaft werder
hiermit zu der am 20. März ds. J8., nach=
mittags
4 Uhr, in unſerem Verwaltungs=
gebäude
in Darmſtadt, Landgraf Philipp=
Anlage 42, ſtattfindenden 24, ordentlichen
Generalverſammlung eingeladen,
Tagesordnung:
1. Vorlage der Bilanz nebſt Gewinn= und
Verluſtrechnung auf 30. September 1922
mit Bericht des Vorſtandes und des Auf=
ſichtsrats
.
2. Entlaſtung des Vorſtandes und des Auf=
ſichtsrats
.
3. Verwendung des Reingetinns.
4. a) Erhöhung des Aktienkapitals von
M. 9000 000. auf M. 15 300000.
durch Ausgabe von 6200 auf den In=
haber
lautenden vollbezahlten Stamm=
aktien
von je M. 1000., ſowie von
100 auf den Namen lautenden voll=
bezahlten
6%igen Vorzugsaktien von je
M. 1000. mit 9fachem Stimmrecht.
Beſchränkung des erhöhten Stimm=
rechts
aller Vorzugsaktien auf die Fälle
der Beſetzung des Aufſichtsrats, der
Aenderung der Statuten und der Auf=
löſung
der Geſellſchaft; die neuen
Aktien ſind dividendenberechtigt ab
1. Oktober 1922.
b) Ausſchluß des geſetzlichen Bezugsrechts
der Aktionäre auf beide Gattungen
von Aktien.
c) Feſtſetzung der Modalitäten der Be=
gebung
der neuen Aktien.
d) Aenderung der Statuten den Be=
ſchlüſſen
zu a) entſprechend.
2. Beſchlußfaſſung über die unter 4ad
angeführten Anträge durch die General=
verſammlung
, außerdem jeweils durch die
Stammaktionäre und die Vorzugsaktio=
näre
in geſonderter Abſtimmung.
6. Ermächtigung des Aufſichtsrats zur Vor=
nahme
von Aenderungen, die lediglich die
Faſſung betreffen.
7. Aufſichtsratswahl.
Diejenigen Aktionäre, welche an der
Generalverſammlung teilzunehmenwünſchen,
haben ſich über ihren Aktienbeſitz bis längſtens
17. März ds. Js. bei der Geſellſchaft oder
der Mannheimer Bank A.=G. in Mannheim,
oder bei der Deutſchen Bank, Filiale Darm=
ſtadt
oder bei der Deutſchen Bank, Filiale
Frankfurt a. M., oder bei dem Baukhaus
M. Hpheneiſer, Frankfurt a. M., auszu=
veiſen
.
Man beim, den 24. Februau 1923.
Der Aufſichtsrat.
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[ ][  ][ ]

Darmftädter Tagblatt

Handelsbia

Wirtſchaftliche Rundſchau.

w. Reichsbankausweis. Nach dem Ausweis der
ſchluß einer neuen ſehr beträchtlichen Inanſpruchnahme ausgeſetzt.
gegenüber den vorhergehenden Februarwochen einſchränken ließ und die
Wechſelbeſtände nur einen Zuwachs um 177,5 Milliarden Mk. erfahren, laſſe ſich über die weitere Entwicklung nichts beſtimmtes ſagen, doch ſei
zeigt der Status auf dem Konto der Schatzanweiſungen ein Anwachſen
um 503,1 Milliarden Mk. Im ganzen iſt die geſamte Kapitalanlage
in der Berichtswoche um 672,6 Milliarden Mk. angeſchwollen, wobei zu
faßt. Von den beanſpruchten Kreditbeträgen floß ein Teil den fremden aktien mit voller Dividende für 19823 auf insgeſamt 500 Millionen Mk.
Geldern der Bank zu, deren Beſtand ſich demgemäß um 293,5 Milliarden
nach wie vor in Zahlungsmitteln entzogen.
389,2 Milliarden Mk. der geſamte Banknotenumlauf ſtieg damit auf
ſich weiter um 214,6 Millionen Mk. auf 12,6 Milliarden Mk. ein.
39,4 Milliarden Mk. auf 721 Milliarden Mk. erhöht und einen dieſer
Zunahme entſprechenden Betrag an Darlehnskaſſenſcheinen an die Reichs=
bank
abgeführt. Infolgedeſſen haben ſich die Beſtände der Bank an ſol=
chen
Scheinen unter Berückſichtigung der gleichzeitig aus dem Verkehr mit einer angemeſſenen Dividende gerechnet werden könne.
zurückgefloſſenen Summe um 39,6 Milliarden Mk. auf 708,3 Milliarden
Mark vermehrt.
* Holzverkohlungsinduſtrie A.=G., Konſtanz. Die
außerordentliche Generalverſammlung beſchloß die Umwandlung der be=
ſtehenden
10 Mill. Vorzugsaktien in Stammaktien gegen Zuzahlung
von 700 Prozent, und die Erhöhung des Aktienkapitals um 50 Mill. auf
140 Mill. durch Ausgabe von 40 Mill. neuen, gleichberechtigten Stamm=
aktien
und 10 Mill. Vorzugsaktien mit Dividendenberechtigung ab
1. April 1922. Die neuen Stammaktien gehen an ein Konſortium, wel=
ches
20 Mill. den Aktionären 4:1 zuzüglich Schlußſcheinſtempel anbietet,
die reſtlichen 20 Mill. bleiben für beſondere Zwecke reſerviert. Die 10
Mill. neuen Vorzugsaktien gehen gleichfalls an ein Konſortium und er=
halten
7 Prozent Vorzugsdividende, ſie haben in Spezialfällen 10faches
Stimmrecht.
* Metallgeſellſchaft Frankfurt a. M. Die General=
verſammlung
genehmigte die Verteilung einer Dividende von 79 Gold=
pfennigen
pro Aktie und die Erhöhung des Aktienkapitals um 66 auf
170 Mill. durch Ausgabe von 58 Mill. Stammaktien und 8 Mill. Vor=
zugsaktien
. Von den neuen Stammaktien gehen, wie bei der Metall=
hank
, an die Firma Merton u. Co. zum Nennwert, die ſie zur Ver=
fügung
der Verwaltung hält. Die Vorzugsaktien gehen zu Pari an die
Metallbank und Metallurgiſche Geſellſchaft.
Deutſche Gold= und Silberſcheideanſtalt Frank=
furt
a. M. Die Generalverſammlung ſetzte die Dividende auf 40 Pro=
zeut
feſt und beſchloß, das Aktienkapital um 20 Mill. Stammaktien auf
180 Mill. zu erhöhen. Die neuen Aktien gehen an die Metallbank und
Metallurgiſche Gefellſchaft um Nennwert und ſind nach Weiſung der
Geſellſchaft in deren Intereſſe zu verwerten. Das Stimmrecht der Vor=
zugsaktien
wurde wegen Ueberfremdungsgefahr vom doppelten auf das
fünffache erhöht.
F. H. Hammerſen, Osnabrück. Eine zum 23. März ein=
berufene
Generalderſammlung ſoll gemäß Verwaltungsantrag die Er=
höhung
des Grundkapitals um bis zu 100 Mill. beſchließen.
* Sacharinfabrik vorm. Fahlberg, Liſt u. Co. Die
Verwaltung beantragte eine Dividende von 100 Prozent gegen 25 Pro=
zent
im Vorjahr. Die erſt im Dezember geſchaffenen neuen 20 Mill.
Stammaktien nehmen an dem Ergebnis voll teil.
Greppiner Werke A.=G. Der Aufſichtsrat macht folgen=
den
neuartigen Dividendenvorſchlag: Neben einer Dividende von 100
Prozeut ſoll ein Bonus verteilt werden, der für 300 Mk. Aktienkapital
dem Gegenwert von 1. Zentner Briketts zum Februarverkaufspreis ab
Werk entſpricht, 3. f. 1050 Mk. Die Aktionäre erhalten alſo im ganzen
450 Prozent Dividende auf das erſt im Januau verdoppelte Aktienkapital.
Reiniger, Gebbert u. Schall A.=G., Erlangen. Die
Geſellſchaft ſchlägt die Erhöhung des Aktienkapitals um 75 Mill. auf
25 Mill. vor. Das Stimmrecht der beſtehenden 2 Mill. Vorzugsaktien
ſoll vom zehn= auf das fünfundzwanzigfache erhöht werden. A. o. Gene=
ralverſammlung
am 28. März.
Büown Boveri u. Co., A.=G., Manuheim. Die Ge=
ſellſchaft
beantragt erneut Kapitalserhöhung um 40 auf 180 Mill.
Stammaktien.
Baſt A.=G., Nürnberg. In der Generalverſammlung wurde
die vorgeſülagene Dividende von 40 Prozent genehmigt, und das Stimm=
recht
der Vorzugsaktien vom 10= auf das 20fache erhöht. Gleichzeitig
ſoll die noch ausſtehende Einzahlung von 75 Prozent auf die Vorzugs=
aktien
eingefordert wverden. Ferner wurde beſchloſſen, das Aktienkapital
um 17 auf 33 Mill. zu erhöhen. Von den neuen Aktien werden 15 Mill.
den Aktionären 1:1 zu 140 Prozent angeboten, die reſtlichen 2 Mill.
werden zu Breunrechtsankäufen verwendet.
Ex im A. G. Berlin. Die Geſellſchaft teilt berichtigend mit,
daß nich: 14 Prozent Dividende, ſondern 34 Prozent Dividende ausge=
ſchiittet
wurden.
h. Maſchinenfabrik Badenia vorm. Wm. Platz
Sühue in Weinheim. Die ordentlich= Generalverſammlung ge=
nehmigte
die Bilenz, Gelvinn= und Verluſtrechnung und ſetzte die Divi=
dende
auf 50 Prozeut feſt.
I. Beißbarth u. Hoffmann A.=G., Mannheim=
Rheinau. Die Eeſellſchaft erzielte im abgelaufenen Geſchäftsjahr
einen Fabrikationsge vinn von 8413 312 Mk. Nach Abſchreibungen in
Höhe von 472 675 Mk. verbleibt ein Reingeſvinn von 7 940 638 Mk. ein=
ſchließlich
Vortrag bei einem Aktienkatital von 1,6 Millionen Mark.
Ju der Bilan; ſtehen Außenſtände nit 29,27 Millionen Mark, Vorräte
mit 20,52 Millionen Mark und Verpflichtungen mit 36,46 Millionen
Mark zu Buch.
h. Zellſtoff=Fabrik Waldhof. Die noch umlaufenden
5proz. Obligationen von 1913 der Ruſſiſchen Attiengeſellſchaft Zellſroff=
fabrik
Waldhof in Pernau in Lioland gelangen am 1. Auguſt 1923 zum
Nennwert zur Rückzahlung. Die Rückzahlung erfolgt ſchon von jetzt ab
zu 1000 bzu. 5000 Mk. zuzüglich 5 Proz. laufender Zinſen. Sonſt wird
für die 1000=Mk.=Obligation 1022,50 Mk., für die 5000=Mk.=Obligation
5112,50 Mk. zurückgezahlt. Ferner kündigte die Geſellſchaft die noch in
Umlauf befindlichen Teilſculdverſchreibungen der 4½proz. Anleihe von
1900 zur Rückzahlung am 2. Januar 1924 der 4½proz. Anleihe von
1997 (frühere Anleihe der Zellſtoff=Fabrik Tilſit) zur Rückzahlung am
15. November 1923 und der 4½proz. Anleihe von 1908 zur Rückzahlung
am 1. Dezember 1923. Die Zinszahlungen endigen mit dieſen Terminten.
d- Neckar A.=G. Stuttgaut. Das Grundkapital der Neckau
A.=G. wird von 560 Millionen Mark auf 2600 Millionen Mark zer=
fallend
in 104 auf den Namen lautender Aktien, eine jede zu 25 Millio=

ece eihten ihe e e eelie elſchtdefte
bungen gegeben werden ſollen. Das Reich und die Länder Württemberg,
Baden und Heſſen übernehmen die neuen Aktien in Höhe von 2600 Mil=
lionen
Mark. Außerdem geſährt das Reich ein Darlehen von 8,3 Mil=
liauden
Mark, Württemberg 2,4 Milliarden Mark und Baden 532 Mil=
lionen
Mark.
d. Die Deutſche Wald= und Holzinduſtrie=A.=G.
in München beſchloß die Erhöhung des Aktienkapitals bis auf
250 Mill. Mk.
d. Die Generalverſammlung der Donauwerke
A.=G. für Kalkinduſtrie in München beſchloß die Erhöh=
ung
des Aktienkapitals auf 100 Mill. Mk. durch Ausgabe
von neuen Aktien zu 50 000 Mk. Ein Bankenkonſortium übernimmt
unter Ausſchluß des Bezugsrechtes die Aktien und bietet ſie im Ver=
hältnis
von 49:1 den alten Aktionären zum Nennwert an.
d- Die Generalberſammlung der Stahlwerk
Becker A.=G. in Willich beſchloß die Erhöhung des
Aktienkapitals um 50 Millionen Mk. Die neuen, ab 1. Januar
ds. J3. dividendenberechtigten Aktien werden von einem Konſortium
unter Führung der In duſtriellen Baukgeſellſchaft Düſ=
ſeldorf
übernommen mit der Verpflichtung, davon 25 Millionen
Mark den alten Aktionären im Verhältnis 4:1 zum Kurſe

von 2000 Prozent anzubieten. Die reſtlichen 25 Millionen Mk.
ſollen im Intereſſe der Geſellſchaft beſtmöglichſt verwertet werden. Neu
in den Aufſichtsrat gewählt wurden Dr. Ahrensberger ſowvie
Reichsbank vom 28. Februar war die Bank zum letzten Monats= Direktor Mohr von der Induſtriellen Bankgeſellſchaft. Ueber die Ge=
ſchäftslage
wurde von der Verwaltung mitgteilt, daß man in der erſten
Wenngleich ſich die Neubelaſtung durch privatesKreditanforderungen Hälfte des laufenden Geſchäftsjahres außerordentlich günſtig
gearbeitet habe. Unter den augenblicklichen politiſchen Verhältniſſen
die Lage des Unternehmens noch als gut zu bezeichnen.
d- Die Generalverſammlung der Mansfeld
A.=G. für Bergbau= und Hüttenbetrieb in Eisleben
beruäkſichtigen bleibt, daß die letzte Februarwoche nur vier Werktage um= beſchloß eine Kapitalerhöhung um 80 Millionen Mark Stamm=
Die neuen Aktien übernimmt ein von der Allgemeinen Deut=
Mk. auf 1583 Milliarden Mk. hobz der größere Teil wurde der Bank ſchen Kreditanſtalt Leipzig geführtes Konſortium mit der
Verpflichtung, 42 Millionen Mark den alten Aktionären im Verhältnis
Der Neubedarf an Banknoten ſtellte ſich zum Monatsſchluß auf 10:1 zum Kurſe von 3000 Prozent anzubieten. Die reſtlichen 38 Mill.
Mk., ſollen im Intereſſe der Geſellſchaft teils zu weiteren Angliede=
2512,8 Milliarden Mk. Der Umlauf an Darlehuskaſſenſcheinen ſchränkte rungszwecken, teils zur Stärkung der Betriebsmittel verwertet werden.
Auf Anregung eines Aktionärs, ſämtliche neuen Aktien den Aktionären
Die Darlehnskaſſen des Reichs haben ihren Darlehnsbeſtand um anzubieten, erwiderte der Vorſtaud, daß das nicht ppportun erſcheine.
Neu in den Aufſichtsrat gewühlt wurde Frau Vera Guttmann
(Herzfeld=Berlin). Die Verwaltung bemerkt, daß für 1922 ein be=
friedigendes
Ergebnis erzielt worden ſei und ſomit wieder
O8 Rumänien. Argus meldet: Von bem während der deut=
ſchen
Beſetzung nach Berlin gebrachten Goldſchatz der Rumäniſchen
Nationalbank in der Höhe von 80 Millionen Goldwark wurden vor kur=
zem
65 Millionen Goldmark an das rumäniſche Finanzminiſterium zu=
rückgeſtellt
.
Compania Hispano=Americana de Electrici=
dad
, Madrid (Chade A.=G.). Bei dieſer, aus der Umwandlung
der Deutſch=Ueberſeeiſchen Elektrizitätsgeſellſchaft entſtandenen Geſell=
ſchaft
iſt für das abgelaufene Geſchäftsjahr mit einer Erhöhung der Di=
vidende
(im Vorjahr 9 Prozent) zu rechnen. Das Aktienkapital beſteht
bekanntlich aus ſpaniſchen Peſeten, die Dividende wird gleichfalls in
ſpaniſchen Peſeten bezahlt.
Verſicherungsweſen.
II. Mannheimer Verſicherungs=Geſellſchaft,
Mannheim. Die Generalverſammlung genehmigte die Erhöhung
des Grundkapitals um 28 auf 40 Millionen Mark durch Ausgabe von
26,5 Millionen Mark mit 25 Prozent einzuzahlender Stammaktien und
1,5 Millionen Mark ſproz. Vorzugsaktien, ab 1. November 1922 divi=
dendenberechtigt
. Den alten Aktionären wird ein Bezugsrecht im Ver=
hältnis
von 2:3 zum Kurſe von 1000 Mark pro. Stück eingeräumt.
2 Millionen Mark werden zur Uebernahme von Kronosaktien verwandt
und die reſtlichen 3 Millionen Mark dienen zur beſtmöglichen Verwer=
tung
im Intereſſe der Geſellſchaft. Die Kapimlserhöhung dient nicht
zur Erhöhung der Liquidität der Geſellſchaft, ſondern zur Erhöhung
der Haftſumme, und weil der Konzern einen neuen wichtigen Verſiche=
rungszweig
, die Lebensverſicherung, aufnimmt. Dazu hat man auch
mit der Lebensverſicherungs=Geſellſchaft Kronos in Berlin ein Abkom=
men
getroffen und die Hälfte des Aktienkapitals der Kronos übernom=
men
. Die gleichzeitig geſchaffenen ſproz. Vorzugsaktien übernimmt die
Continentale Verſicherungsgeſellſchaft. Nach dem Verwaltungsbericht
konnte die Prämieneinnahme bedeutend geſteigert werden. Für die
Verpflichtungen der Geſellſchaft in Edelvaluta iſt ausreichende Deckung
in Originalwährung vorhanden. Durch die Koſtenſteigerung befinde
ſich die deutſche Verſicherung in der ernſteſten Kriſe, die ſie je durchzu=
machen
hatte. Das Ergebnis des Seegeſchäfts war unerfreulich, das
Fluß= und Landgeſchäft normal, desgleichen das Unfallgeſchäft da=
gegen
das Haftpflichtgeſchäft durch ſteigende Schadenziffer als Folge
der Geldentwertung ungünſtig. Die Feuerverſicherung hat den Er
wartungen entſprochen, das Einbruchdiebſtahlgeſchäft hat ſich weite
hin gebeſſert, das Waſſerleitungsſchädengeſchäft konnte ſich durch die
Notlage des Hausbeſitzes noch nicht entwickeln. Die Ditzidende wurde,
wie beantragt, auf 30 Prozent für die Stammaktien und auf 7 Prozent
für die Borzugsaktien feſtgeſetzt, der Steuerrücklage 1,5 Millionen Mark
und 500 000 Mark vorgetragen. In der Bilanz betragen Guthaben an=
derer
Verſicherungsunternehmungen 143,82 (47,54) Millionen Mark, und
ſonſtige Paſſiva 91,58 (23,72) Millionen Mark, Wertpapiere 15,01
(12,27) Millionen Mark, Bankguthaben 117,/4 (59,19) Millionen Mark,
Guthaben bei anderen Verſicherungsunternehmungen 20 (25,82) Mil=
lionen
Mark.
Die Generalverſammlung der Continentalen Verſicherungsgeſell=
ſchaft
genehmigte gleichfals eine Dividende von 30 Prozent für die
Stammaktien, ſowie die Ausgabe von 375 Stüick 7proz. Vorzugsaktien,
die die Mannheimer Verſicherungsgeſellſchaft Mannheim zu 400 Pro=
zent
übernimmt. Ferner wurde die Ausgabe von 6625 mit 25 Prozent
einzuzahlender Stammaktien, ebenſo wie die Vorzugsaktien ab 1. Juli
dividendenberechtigt, beſchloſſen und ſind auf 2 alte 3 junge Aktien zum
Kurſe von 750 Mark pro Stück den alten Aktionären anzubieten und
die reſtlichen Stammaktien im Intereſſe der Geſellſchaft freihändig zu
verwerten.
h. Kasko=Verſicherungsgeſellſchaft auf Gegen=
ſeitigkeit
. Die Geſellſchaft hielt in Mannheim ihre 34. Mitglieder=
verſammlung
ab, in der der Vorſitzende, Rechtsanwalt Lindeck= Mann=
heim
auf das 30jährige Beſtehen und auf die Lage der Rheinſchiffahrt
in politiſcher Hinſicht verwies und an die Anweſenden den Appell rich=
tete
, als deutſche Männer den Glauben und die Hoffnung auf beſſere
Zeiten nicht ſinken zu laſſen. Nach dem Geſchäftsbericht 1922 waren
167 Schiffe von 164 Mitgliedern mit einer Geſamttragfähigkeit von
3 295 960 Zentner und einer Geſamtverſicherungsſumme von 7 884 500
Mk. verſichert. Für Mobiliar wurden verſichert 3 171 265 Mk. Das
Vermögen beträgt 400 110 Mk. Im abgelaufenen Jahr wurden für
6,2 Mill. Mk. Schäden reguliert, während die Geſellſchaft 6,7 Mill. Mk.
Einnahmen hatte. Die Differenz wurde durch Verwaltungskoſten der=
braucht
und es entſtand noch ein Jahresverluſt von 180 000 Mk., der aus
der Schadenreſerve entnommen wird, ſodaß der Vermögensſtand von
5 Prozent der Verſicherungsſumme, wie die Statuten vorſchreiben, er=
halten
bleibt. Die Verſammlung beſchloß, anſtelle der bisherigen Mark=
derſicherung
die vollſtändige Guldenumſtellung unter Wegfall der Mark=
verſicherung
als Priorität. Dieſe Guldenverſicherung tritt am 1. April
1923 in Kraft. Der bisherige 1. Vorſitzende R.=A. Lindeck wurde wieder=
gewählt
, zum 1. ſtellvertretenden Vorſitzenden Oberregierungsrat a. D.
dr. Pfefferle, zum 2. ſtelld. Vorſitzenden der bisherige Rendant Emil
Glaſer, zu Geſchäftsführern Max und Lutz Glaſer. Nachdem ſich die Ver=
ſammlung
noch für die Aufnahme der Geſellſchaft Rheinfahrt in die
Jus et Juſtitia ausgeſprochen, ſchloß der Vorſitzende mit dem Wunſch
beſſerer Zeiten für die Rheinſchiffahrt und das deutſche Vaterland die
ſehr gut beſuchte Verſammlung.
Verkehrsnachrichten.
* Rhein= und Main=Schiffahrt. Infolge des noch an=
haltenden
Eiſenbahnerſtreikes ruht der Umſchlagsverkehr in den hieſigen
und Guſtavsburger Häfen noch gänzlich. Im Mainzer Schiffsbefrach=
tungsgeſchäft
iſt es noch fehr ruhig. Kahncharterungen finden nur in
beſchränktem Maße ſtatt. Die Tagesmiete notiert dabei mit 100 Mark
pro Eichtonne und Tag. Die Verladungen nach Holland und Belgien Budapeſt. . ... ..... . . ..... ..
ſind infolge der franzöſiſchen Zollmaßnahmen eingeſtellt. Wegen Feh=
lens
an Schlepppkraft ruht auch die Flößerei. Seit einigen Tagen iſt
auch der Schleppverkehr auf dem Main eingeſtellt, nachdem man in Höchſt
erneut Schleppkraft ſeitens der Franzoſen requirierte. In der Haupt=
ſache
verkehren auf dem Rhein nur noch holländiſche Schlepper. d.
ihre Forderungen in Gulden ſtellen. Der Beſtand an Bootekohlen
iſt durch das Ausbleiben neuer Zufuhren zur Neige gegangen. Trotz
allen Anſtrengungen und Bemühungen gelingt es den Franzoſen nur
ganz vereinzelt, beſchlagnahmte Kohlenmengen auf dem Waſſerwege
nach Ludwigshafen zu befördern. In der Hauptſache mangelt es ihnen Stockholm ..................
an Schleppkraft. Der größte Teil der franzöſiſchen Schlepper liegt
außer Betrieb. Teils mangelt es an geſchultem Perſonal, teils ſind
die Fahrzeuge betriebsunfähig und können nicht repariert werden. Als
am 5. März der Franzoſendampfer Raab Karcher u. Co. VI in Mainz
den beſchlagnahmten Kahn Braunkohle 4 aufnehmen wollte, ſchlug Schweif,zzarrnrrranssarsrr
der Dampfer mit ſeinem Radkaſten an das Gangbord des Kahnes, und Spanien ...................
infolgedeſſen wurde der Schlepper für einige Zeit betriebsunfähig. Der
Rhein und Main führen Hochwvaſſer. An dem hieſigen Brückenpegel Prag ....................."
verzeichnet man bereits einen Zuwachs von 2,50 Metern. Wegen Hoch= Budapeſt. .......... . . . .. ...
waſſers werden die Nadelwehren auf dem kanaliſierten Main nieder=
gelegt
. Die Verbringung von leeren (auch holländiſchen) Kähnen vom Japan.....;f77azafggrara7
beſetzten ins unbeſetzte Gebiet iſt unterſagt, weshalb es ſpeziell in Rio de Janeiro ............"
Frankfurt an Leerraum für Talladungen mangelt.

9. März 1923 Nr. 67

Meſſen.
d. Tendenzumſchwung auf der Leipziger Meſfe.
Nach der allgemeinen Unluſt des zweiten Meſſetages trat am Dienstag
ein auffallender Tendenzumſchwung in die Erſcheinung. Die Einkäufe=
gehen
aus ihrer Reſerve heraus, nachdem die Ausſteller dazu geſchritten
waren, ihre Preiſe zu reduzieren. So war denn am dritten Meſſetag
bis zu 40 Prozent Preisnachlaß zu konſtatieren. Dieſe Tatſache bewirkte,
daß allgemein Bedarfskäufe einſetzten. Aber nicht nur auf der allge=
meinen
Muſtermeſſe, ſondern auch auf der techniſchen Meſſe am Völker=
ſchlactdenkmal
beiebte ſich der Verkehr. Wenn auch nicht alle Braucb=
davon
erfaßt ſind, ſo iſt doch der größte Teil der ausſtellenden Firmen

e ſctſe enſe etiſc de eilce ehun aueie
Allgemeinheit für die Induſtrie lähmend wirkt, mit ſehr ſchwachen Hoff=
nungen
nach Leipzig gekommen. Die Großkonfektion ſieht ſich in ihre=
Erwartungen übertroffen. In unfertigen Waren werden alle Lager
beſtände gbgeſtoßen. Die Nachfrage in wollenen und baumwollen
Stoffen und Tuchen erſtreckt ſich auf alle Verarbeitungen. Schwach iſt

der Verkehr in Strumpf= und Wirkwaven. Auf der Hut= und Mütze
meſſe halten ſich Angebot und Begehr das Gleichgewicht. Die Buchmeſſe
konnte von dem Tendenzumſchwung profitiene, wenngleich der Umſatz
immer noch mittelmäßig iſt. Matt war das Geſchäft in Lederwaren,
Edelmetallen und Silberwaren. Hervorzuheben iſt, daß China und
Jaxan größere Beſtellungen in Schmuck= und Luxusartikeln aufgegeben
haben. In der Kunſt= und Porzellanbranche konnte ſich das Geſchäft
beleben. Das Inland tritt in gleicher Stärke, wie das Ausland al=
Käufer auf und bevorzugt beſte Qualität. Ueberhaupt wird bei allen
Käufen der größte Nachdruck auf gutes Material und beſte Verarbei=
tung
gelegt. Meſſingwaren lagen ſchwach.
Warenmärkte.
w. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
gingen die Preisrückgänge heute in verſchärftem Tempo weiter. Die
Schwierigkeiten zur Erfüllung der Märzkontrakte ſind außerhalb n=
immer
nicht erledigt und veranlaſſen vielfach Zwangsverkäufe, die dort
wie hier einen ſcharfen Preisdruck veranlaßten. Bei Weizen war das
vorhandene ſtarke Angebot nur bei weſentlich ermäßigten Preiſen unter=
zubringen
. Aehnlich war die Lage bei Roggen, der heute unter dem
Preis für Umlagegetreide gehandelt wurde. Mehl wird weit unter der
Mühlenpreiſen dringlich angeboten. Die übrigen Artikel ſchloſſen ſich
in entſprechendem Ausmaße der rückläufigen Bewegung an.
d- Hamburger Waxenbörſe. Kaffee. Es entwickelte
ſich einiges Platz= und Verkehrsgeſchäft in verzollter Waue. Die Preiſe
zogen langſam an. Von Braſilien lauteten die Offerten unverändert
jedoch wurden Abſchlüſſe nicht bekannt. Kakao. Der Markt ver=
kehrte
in ruhiger Haltung, von drüben lagen keine Offerten vor. Bal
März=April Abladung wurde mit 43 sh 3 d angeboten. Reis. Da
Geſchäft geſtaltete ſich ziemlich ruhig. Preiſe im Inland unverändert
Burmah II loko 13 ch 6 d, Burmah Bruch 4 T loko 12 sh. Aus=
landszucker
. Der Markt lag ziemlich ſtetig bei leicht befeſtigte=
Preiſen. Verlangt wurde für Danziger Kriſtalle bzw. polniſche Kriſtall=
März 28 sh 6 d bis 28 sh 9 d, tſchechiſche Kriſtalle Feinkorn März=Apr
29 sh 3 d bis 29 ch 4,2 d. Mittelkorn loko 28 ch 9 d, tſchechiſche Würfe
März 31 sh 3 u, tſchechiſche Cubes loko 32 ch 3 d.

Börſen.

w. Frankfurter Effektenbericht. Der Effektenverkeh
von Bureau zu Bureau hielt ſich in den engſten Grenzen. Die E
m
mung war mit wenig Ausnahmen ſchwach. Mit einer gewiſſen Sorg
betrachtet die Börſe die Entwickelung der Warenmärkte, die in ein
wirtſchaftliche Kriſe auszuarten ſcheint, und dies im Augenblick, wo all
wirtſchaftlichen Kräfte zuſammengerafft werden müßten, um den Abwehr
kampf gegen den äußeren Feind fortſetzen zu können. Dadurch herrſch
große Unſicherheit, die einer ſchnellen Erholuag der Kurſe hinderlich
Die neue ſtarte Beanſpruckhung der Reichsbank zum Monatswechſel v=
C,
ſtimmte ebenfalls. Die Unternehmluſt wurde ferner durch die ſchwac
Haltung des Dveiſenmarktes beeinflußt. Vormittags wur
de der
mit 20 200 bis 20 000 genannt. Es trat ſpäter ein weiterer Rückſchla
ein, er ſtellte ſich auf 19 400 bis 19 250. Valutapapiere wurden dadure
ſtärter gedrückt. Angeboten naren Zolltürken 19 500, 20 000, Bagdad
20 G0 ſchwach lagen Ungarn Salonique Mowaſtir. Angeboten
Chemiſche. Elektro= und Maſchinenfabrik=Aktien. Under den Freiver
kehrskurſen, der eine matte Haltung aufwies nannte man Benz 1050
Metz Söhne ziuka 6000, Api 8000, Growag 1050, Ufa 5500, Inag zirk
10 000, Karſtadt 2000.
w. Frankfurter Abenddeviſen vom 8. März. Die Preif
zeigen im Abendverkehr eine leichte Befeſtigung, das Geſchäft iſt ſtil
Polennoten 46., Belgien 1050, Neu=York 20 300, London 94000
Frankreich 1210, Holland 79008000, Italien 950, Schweiz 3730.
h. Mannheimer Effektonbörſe. Der heutige Börſer
verkehr, zeigte ſchwächere Haltung, jedoch war das Geſchäft ziemlie
lebhaft. Es wurden Abſchlüſſe getätigt in Anilin zu 25 200, in Rhe
nania zu 13 000 Prozent ex Bezugsrecht. Seilinduſtrie zu 6000. Benz
12 250, Dingler zu 25 000, Fahr zu 9000, Waggonfabrik Fuchs zu 9500
Karlsruher Maſchinenbau zu 12 000, Braun Konſerven zu 8000, Manu
heimer Gummi zu 13 000, Maſchinenfabrik Bad=nia zu 11 000. Neckau
ſulmer zu 10 000, Rhein=Elektra zu 15 500, Salzwerk Heilbronn z
80 000 Freiburger Ziegelwerke zu 8000, Zellſtoff Waldhof zu 1700
Zuckerfabrik Frankenthal zu 11000 und Zuckerfabrit Waghäuſel z
12500 Prozent. Von Banken ſtellten ſich Rheiniſche Creditbank 400
bz. u. G. ex Bezugsrecht und Süddeutſche Diskonto 6000 6400 B. V
Verſicherungen ſtanden im Verkehr Frankfurter Allgomeine zu 9000
Mark pro Stück.
w. Berliner Börſenſtimmungsbild. Am Deviſen
markt ſetzte ſich die geſtern begonnene Preisabſchwächung fort. Es kan
etwas mehr Ware heraus, die bei der beſtehenden allſeitigen Zurüc
haltung einen mäßigen Preisdruck bewirkte. Der Dollarkurs ging unte
20 000 und wurde amtlich mit 19 400 notiert. Für Effekten waren iu
Anſchluß an die rückgängigen Deviſenpreiſe zumeiſt etwas niedriger
Kurſe zu hören.
w. Debiſenm iekt. Frankfurt a. M. 8. März.

Vf
Geld
Brief u
7Daß ptel
Geld Antwerpen=Brüſſel. :.:..... 1107.20 111280 1007.5
2l8 Holland ...................." 916.90 10 7680.75 ondon ...................." 30 A11ig. Paris ...................... 8.15 Schweiz................. ..." 3e9 Spanien ..................." We 3080 Italien ...................." 3 R4 925.2 Liſſabon=Sporto. . .. . . . . . . . . . Dänemark .. . . . . . . . . . . . ... .." 3915.60 3934.80 Bey rwegen .................." 2728.15 3746.85 318 Schweden zuusssanaasaaauaa! 5436 5037.3 6c Helſingfors ................. Neiv=York .................. 20438.7 20551 19326.7 Deutſch=Oſterreich (abg.) . .. . . . 28. 2 26.6 16.82 6251. 50 Prag ........... ... . ....... 611.50 574. * Agram. . . . . . . . . . . . . ... . .... 50

w. Debiſenmarkt. Berlin 8. März Telegr. Auszahlungen für:

Amſterdam=Rotterdam .. ...
Brüſſel=Antwerpen .. . . . ....."
Chriſtiania . . . . . . . . . . . . ......
Kopenhagen ................"
Helſingfors ................."
Italien. . ..................."
ondon ...................."
New=York .... . . . . .. .. ... ..."
Paris ... . .... . .. .. . .. .. ....
Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.).
Buenos=Aires.. .. . ... .. .. ...
Bulgarien ... .... .... ... ...."
Belgrad. . . . . . . . . . . . . ... .. .."

Ke
Brief
Geld

Geld

V

Brief

30 8220.50 763087 A 1092,73 29 380 3890 7 16.17 5533,8 5138.1 573.30 578. 97765 377
Ge 982 8.69
207 1 2088 11 33l5. Zu54 28.43 6t1.46 6l4 6.
6.70 7690.72 7729 718 We * 5. 2319.18 2244.3 209.47 21053 196 50

7
7703
gi78.
19488.
1187.
RNzi
*

7218.
ja64
23.2
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Darmstadt
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(862

2

[ ][  ][ ]

Rummer 67.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 9. März 1923.

Seite 2.

.G

Deffe


Sland /
bi

Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
16)
(Nachdruft verboten!,
Ich darf das zurückgeben, aber ich bin entzückt, Sie trotz=
dem
hier zu ſehen. Sie ſind uns willkommen, Baron, wandte
er ſich an den Holländer. Wichtige neue Nachrichten ſind ein=
getroffen
, man ſitzt und berät, kommen Sie, Sie werden inter=
eſſante
Dinge hören.
Drinnen war alles in eifriger Unterhaltung. Ein Blick be=
lehrte
van Utrecht, daß dieſe Geſellſchaft nichts mit dem Kreis
zu tun hatte, den ſie eben verlaſſen hatten. Hier ſaßen die Offi=
ziere
und Diplomaten des Zaren, die Mitglieder der einſtmals ſo

des Landadels. Ein alter, weißhaariger Herr, dem man den richten?
ehemaligen Offizier ſofort anſah, ſprach.
Wir haben gut: Nachrichten aus dem Fernen Oſten, meine des Zaren gut gegangen iſt, daß ihr Wohlſtand gewachſen iſt,
Herrſchaften, zum erſten Male ſeit Jahren weht über Wladiwo= und daß die Bolſchewiſten dieſen Wohlſtand zerſtört haben.
ſtok wieder die alte Fahne des heiligen Rußlands. Aus allen Sagen Sie ihnen, daß wir alles wieder aufbauen werden und
Teilen Rußlands ſind die Geſandtſchaften nach Port=Arthur zu das Land einer neuen guten Zeit entgegenführen wollen.
dem Ataman Semenow gekommen, Buriaken, Tunguſen, Baſchti= Rufen Sie die Bergvölker zum heiligen Krieg gegen die roten
ten aus den Gebieten Uſſuri, Amur, Zabaikal, Irkutsk, aus Weſt= Truppen auf.
ſibirien, Turkeſtan und vom Kaſpiſchen Meere her. Der Ataman

haber in Moskau. Die Koſaken und die Bauern ſtehen zu
Semenow.
Wir konmmen an einem guten Tag, flüſterte die Fürſtin
ihrem Begleiter zu. Es iſt nicht das erſtemal, daß ſie wieder
Hoffnung ſchöpfen und ich fürchte, es wird nicht das letztemal
ſein. Rußland iſt zu groß, um je einheitlich regiert zu werden.
Der Verſuch, das alte Reich wiederzugewinnen, muß ſcheitern.
Die Leute haben unter den Bolſchewiſten gelitten und juheln
jedem zu, aber die alten Herren haben ſie auch nicht vergeſſen.
Wie ſtehts bei Ihnen, Knäja, werden ſich die europäiſchen
Nationalen im Kaukaſus ſammeln können, um von dort aus
den Vormarſch gegen Moskau antreten zu können und dem
Baron Sternberg die Hand zu reichen?
Laſſen Sie mich reiſen, General, ich werde den Boden ſon=
dieren
, erwiderte ſie. Man wird wiſſen, was man ſeinen
eleganten Geſellſchaft von Petersburg, und die Angehörigen Landsleuten zu verſprechen hat. Welche Botſchaft ſoll ich aus=

ter 4
5u
war
iſen untr.
mter in
wter *
loſſen

Mtwich.
Die

ritn

riäd.

hat dem Drängen nachgegeben, der Kampf gegen die Bolſche=
wiſten
hat begonnen. Die Nationalen ſammeln ſich. Semenow
hat mit raſch gecharterten Schiffen die Fahrt ums Küſtengebiet
angetreten und dringt längs der ſibiriſchen Bahn vor. Tſchita
iſt eingekreiſt, und man erwartet den Uebertritt der ſechzig=
Veua ) tauſend Mann, die die rote Regierung zu ihrem Schutze in der
Stadt zuſammengezogen hat. Baron Ungern=Sternberg ſtößt mit
ſeinem Mongolenkorps gegen Irkutsk vor, die kirgiſiſche Steppen=
regierung
, vereint mit dem Ataman Annitow, geht auf Omsk
vor, Sibirien iſt bis zum Baikal frei.
Ein ohrenbetäubender Lärm erhob ſich. Sie ſahen jetzt
nicht die Schwierigkeiten des Unternehmens, ſie ſahen nur den
e, die d‟ Erfolg, der ganz auf ihrer Seite zu ſein ſchien. Ein alter Ge=
neral
ſchüttelte den Kopf.
Sie werden ihm zulaufen, ſolange er ſie bezahlen kann.
Alle werden kommen, die Guten, aber auch die Schlechten. Wir
wollen nicht vergeſſen, daß Koltſchak auf den Bajonetten ſeiner
eigenen Truppen geendet hat. Auch Wrangel mußte zurück.
Die Bolſchewiſten haben im europäiſchen Rußland eine unge=
heure
Macht. Ein Sieg in Sibirien iſt noch nicht der Sieg.
Sie legen Bekleidungsdepots und Munitionsfabriken an,
fuhr der Sprecher fort. Erſt wird die Herrſchaft in Sibirien
befeſtigt werden, dann beginnt der Angriff gegen die Macht=

Sagen Sie ihnen, Knäja, daß es ihnen unter der Herrſchaft
Verſprechen Sie ſich davon Erfolg, General? Glauben
Sie an die Wirkung von leeren Worten auf Menſchen, die Taten
erwarten? Nein, General, ſo wird, nichts zu erreichen ſein.
Der Ruſſe ſah ſie betreten an.
Was verlangen Ihre Landsleute denn? fragte er gedehnt.
Selbſtändigkeit innerhalb des eigenen Territoriums. Wir
wollen nicht verwaltet werden, ſondern uns ſelbſt verwalten,
nicht regiert werden, ſondern uns ſelbſt regieren. Man wird
unſere Hilfe noch brauchen; Sibirien iſt nicht Rußland, ein Sieg
dort iſt ein leichter Sieg, aber er wird keinen Einfluß auf Moskau
haben. Semenows Horden ſammeln Waſſer auf die Mühlen der
Bolſchewiſten.
Der alte General erhob ſich ſteif.
Sie ſprechen harte Worte, Knäja, und zerſtören unſere
Freude. Warum glauben Sie nicht an die Aufrichtigkeit der
Gefühle der Befreier Rußlands?
Die Augen der Kaukaſierin blitzten, ihre Worte jagten ſich
vor Erregung.
Rußland befreien iſt kein Geſchäft ſondern eine nationale
Tat. Bisher habe ich nur Geſchäfte geſehen. Man führt Krieg
um des Krieges willen, das wilde Lagerleben, das Geldverdien
nen war den meiſten die Hauptſache. Wenn das Geld zu Ende
ging, war auch der Krieg aus. Auf den Lanzen der Koſaken
wird Rußlands Freiheit nie wachſen.

Van Utrecht ſah ſie bewundernd an, beſſer als die Männer
ſchien ihm dieſe Frau die Situation zu erfaſſen. Die Begeiſte=
rung
leuchtete ihr aus den Augen, riß ſie aber nicht zu Unüber=
legtheiten
hin. Sie ließ ſich nicht von vagen Berichten fangen
und berauſchte ſich nicht an ſchönen Worten.
Kommen Sie, Baron, unſere Fahrt, iſt zu Ende. Auf
Wiederſehen in Moskau, meine Herren, als Sieger im heiligen
Kreml.
Die Tür fiel hinter ihnen zu.
Wenn Moskau zu betören wäre mit ſchönen Worten wie
eine eitle Frau, ſie hätten es längſt genommen. Sie berauſchen
ſich mit den Taten anderer, und wo Taten fehlen, da iſt der
Wunſch der Vater des Gedankens.
Sie halten nicht viel von Ihren Landsleuten?
Die Fürſtin blieb plötzlich ſtehen und ſah ihn groß an.
Ich wollte Ihnen nur zeigen, wer ein einheitliches Rußland
nicht ſchaffen wird, obgleich er wachend und ſchlafend, davon
träumt. Als Koltſchak auf der Höhe ſeines Ruhmes war, da
kamen die Herrchen, die den Degen nur zur Parade führen, in
ſein Hauptquartier und wollten da wieder anfangen, wo ſie not=
gedrungen
aufhören mußten. Aber ſie hatten die Rechnung ohne
die Abenteurer gemacht, die den Admiral auf den Schild gehoben
hatten. Was wäre denen da drinnen früher der Ataman Seme=
now
geweſen, ein Koſak, ein Abenteurer, aber jetzt: Herr von
Sibirien, dem ſie Heil zurufen werden, ſolange ſeine Bajonette
ihn halten. Kommen Sie.
Im Wagen wandte ſie ſich ihm zu.
Ich habe Ihnen die Ruſſen zeigen wollen, wie ſie ſind,
Baron; ſie ſind Kinder. Harmloſe Kinder ſind die Studenten,
die Sie zuerſt ſahen, die Dummheit der zariſtiſchen Polizei hat
manchen von ihnen zum Anarchiſten geſtempelt, aber noch harm=
loſer
ſind die Verſchwörer im Weſten. Werfen Sie ihnen einen
glitzernden Ball hin, ſo freuen ſie ſich an den bunten Farben
und an dem netten Spielzeug. Sie alle glauben, was ſie ſehen.
Reiſe ich jetzt mit Ihnen und hören die nationalen Kreiſe von
Ihren Verträgen mit Moskau, dann wird man mich verdam=
men
und mir nicht mehr trauen. Laſſen Sie uns jeder unſeren
Weg allein gehen. Wir werden uns zu finden wiſſen, wenn wir
uns brauchen. Glauben Sie nicht an Semenow oder die Hilfe
der Koſaken; in Rußland hilft nur jeder ſich ſelbſt.
Leiſe lachend ſprang ſie aus dem Wagen, der ſoeben vor dem
Hotel anhielt.
Sie haben die Auswahl, von wem Sie träumen wollen,
Baron, von den luſtigen Bildern vom Rennen, von den
Heroiſchen, die man Ihnen ſoeben gezeichnet hat, von dem
deutſchen Gretchen, das Sie ſo ſchmachtend angeſehen hat, oder
vielleicht auch von mir."
(Fortſetzung folgt.)

Büflun=
Lafiorrohrnste:
10
Spulung des Wafferrbhaurtzes. jagd=Berpachtung.
In der Zeit von Samstag, den

M
10., bis Montag, den 26. März ds.
Js., wird das ſtädtiſche Waſſerrohrnetz
geſpült.
Dabei läßt ſich eine Trübung des
Leitungswaſſers nicht vermeiden, auch
teuzerü. muß die Waſſerlieferung von abends
10 Uhr bis morgens.5 Uhr unterbrochen
Die Et
ſen
werden. Es wird deshalb empfohlen,
m . ſich rechtzeitig mit Waſſer zu verſorgen.
Bei den Spülungen der Druckrohre
wird die Waſſerlieferung nur vermindert.
Ein Straßenverzeichnis, aus dem er=
ſichtlich
iſt, an welchen Tagen die Spü=
lung
der Rohre in den einzelnen Straßen
ſtattfindet, iſt an den bekannten Aus=
D
Rückſch
dadurch angeſchlagen.
Darmſtadt, den 5. März 1923.
Direktion
der ſtädt. Gas= und Waſſerwerke.
Jnag zu
Verſteigerung.

Die Pr=
ſt
it
900
5794
Böll
10

Am 13. März 1923, vormittags 9 Uhr
beginnend, werden alte Holz= und Eiſen=
beſtände
ſowie Gipsdielen und Elektro=
gegenſtände
im Kohlenlagerhof hinter der
Dragonerkaſerne 24 (Exerzierplatz) öffent=
lich
meiſtbietend gegen ſoſortige Barzah=
(1947
lung verſteigert.
Flnanzamt Darmſtadt (Reichsſchazverwalt.)
Heutiger Eintrag in das Handels=
regiſter
B bei der Firma: Deutſche
Vereinsbank, Filtale Darmſtadt:
Die Generalverſammlung vom 29. De=
zember
1922 hat die Erhöhung des Grund=
kapitals
um 100 000 000 Mark beſchloſſen.
Dieſer Beſchluß iſt durchgeführt und der
Geſellſchaftsvertrag entſprechend der er= Geſchäftsſt, (*6477 Porto u.Reiſevergüt.
folgten Kapitalserhöhung geändert. Das
Grundkapital beträgt nunmehr 200000000
Mark. Bankdirektor Juſtizrat. Dr. Ru=
dolf
Winterwerb in Frankfurt a. M. iſt
zum weiteren Vorſtandsmitglied beſtellt.
Es werden zum Kurſe von 235 %0 aus=
gegeben
50 000 Stück Aktien zu je 1000
Mark und 10 000 Stück zu je 5000 Mark
Nennwert, alle auf Inhaber lautend. (1949
Darmſtadt, den 2. März 1923.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.

Samstag, den 17. März 1923,
nachm. 3 Uhr, wird im hieſigen neuen
Schulhaus die Gemeindejagd auf weitere
6 Jahre öffentlich und meiſtbietend ver=
ſteigert
. Das Jagdgebiet grenzt an den
Diſtrikt Wieſenthal, Oberförſterei Mör=
felden
, und iſt dasſelbe von der Bahn=
ſtation
Weiterſtadt in einer Viertelſtunde
zu erreichen.
(1952
Schneppenhauſen, den 5. März 1923.
Bürgermeiſterei Schneppenhauſen.
Schmidt.
AStellengeſuche g Tüchtige Frau
z. Putzen u. Waſchen
Weiblich geſucht. Frau Mar=
(st1973 ſchule beſucht hat u. burgerſtr. 96 (*6433
ſchon auf Büro tätig!C
Köchinnen,
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die
Geſchſt. (*6515ſchen, Büfettfräulein
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regiſter
B bei der Firma: Eiſenmann
ESteiger, Geſellſchaft mitbeſchränk=
ter
Haftung, Darmſtadt: Durch Ge=
ſellſchafterbeſchluß
vom 14. Dezember
1922 iſt der Geſellſchaftsvertrag geän=
dert
. Gegenſtand des Unternehmens iſt
fetzt Betrieb einer Eiſengießerei und
Handel mit deren Erzeugniſſen und Ab=
ſchluß
damit zuſammenhängender und
ähnlicher Handelsgeſchäfte.
(1948
Darmſtadt, den 1. März 1923.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.

Monde der der Rigraig.
werden verſteigert aus. Diſtr. I Eichen,
Abt. Verſchiedene: Stämme: Eichen:
41,14 fm I. Kl., 9,97 fm II. Kl., 7,25 fm
III. Kl., 10,16 fm IN. Kl. Zuſammen=
kunft
morgens 9 Uhr auf dem Abtrieb
bei der Thomashütte. Auskunft durch
die Förſter Engel und Schmidt zu
Meſſel.
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Meſſeler Forſthaus, den 5. März 1923.
Heſſ. Oberförſterei Meſſel.
Schlag.
Die Nutzholzverſteigering
am 5. März d. Js. im Gemeindewald
zu Eberſtadt iſt genehmigt.
Abfuhrſcheine können ab Samstag
dei der Gemeindekaſſe Eberſtadt gegen
die bekannten Vorſchriften in Empfang
genomimen werden.
(1975
Eberſtadt, den 6. März 1923.
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Schäfer.

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Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 9. März 1923.

Nummer 67.

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Schubert und Hugo Wolf,
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Rezitationen,
Heinrich Hölzlin (Baß): Lieder von F. Philipp,
H. Wolf, F. Weingartner, Karl Loewe
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Brahms, Arien aus Aida und Lohengrin
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über: Iſr der Beamte rechtlos?
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am Montag, den 12. März 1923, abends 8 Uhr,
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ſprechen. Unſere Mitglieder und ſonſtige Intereſſenten werden
hierdurch eingeladen.
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Vereinigung Darmſtädter Banken und Bankiers.
Darmſtädter Induſtriellenvereinigung.
Bereinigung des Darmſtädter Großbandels.
Bereinigung des Darmſtädter Einzelhandels.
Verband Mitteldeutſcher Induſtrieller,
Ortsgruppe Darmſtadt.
Kaufmänniſcher Verein.
Ortsgewerbe= und Handwerkervereinigung.
Handwerkskammer.
Landwirtſchaftskammer.

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