Darmstädter Tagblatt 1923


07. März 1923

[  ][ ]

Bezugspreis:
ſeiwöchentlich 7maligem Erſcheinenmonatl 3400.M
nd 90. M. Abtragegebühr, durch die Agenturen
ſ0 M. frei Haus. Beſtellungen nehmen ent=
egen
; die Geſchäftsſtelle Rheinſtraße 23 ( Fern=
necher
1, B90 und B91), die Agenturen und alle
eſinter. Veranwortlichkeit für Aufahme von
mzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht übernom=
en
. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge
öherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zurKür=
ug
des Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtel=
ungen
durch Fermuf ohne Verbindlichkeit für uns.

Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
186. Hahrgang
Nachdruck ſämtlicher mit 5 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtatlet.

Anzeigenpreis:
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 250 M.
Bankanzeigen 375 M, Reklamezeile (92 mm breit)
875 M. Anzeigen von auswärts 40 M., Banh=
anzeigen
400 M. 92 mm breite Reklamezeile 1400 M.
Anzeigen nehmen entgegen: Geſchäftsſtelle Rhein=
ſtraße
B. die Agenturen und Anzeigenexpeditionen.
Im Falle höherer Gewalt, wie Krieg, Aufruhr,
Streiß uſw., erliſcht jede Verpſichtung auf Er=
füllung
der Anzeigenaufträge und Leiſtung von
Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher Bei=
treibunn
fällt jeder Rabatt weg.

Nummer 65

Mittwoch, den 7. März 1923

Einzelnummer 175.00 Mk.

Reichskanzler Dr. Cuno vor dem Reichstag.
Die Bilanz des franzöſiſchen Ruhreinbruchs. Ein Appell an das deutſche Volk.
ſieben Wochen ſeinen Sinn nicht geändert hat und nichts unter= nigswinter, Caub und Lorchhaufen ohne Rechts=
Die geſtrige Reichstagsſitzung.
ſchreiben wird, was die Leiden der Bewohner am Rhein und

Dr.

Von
alter Croll, Berlin.

Im Reichstag war wohl kaum je ein ſolches Gedränge im
öaal, in der Kammer, in den Wandelgängen, auf den Tribünen
ind in den Logen, wie am Dienstag abend, als der Reichskanz=
er
Dr. Cuno das zuſammenfaßte, was durch franzöſiſch=belgiſche
ſewalttaten in den letzten ſieben Wochen am Rhein und an der
juhr angerichtet worden iſt.
Man kennt bereits die Geſte des großen hageren Mannes,
er ſo ungern redet, der arbeitet und vielem nachſtrebt und der
ur widerwillig die Welt zum Zeugen anruft. Für unſeren
bwehrkampf an Rhein und Ruhr iſt die Meinung der Welt
un aber einmal nicht gleichgültig. Die ſtarken Einflüſſe, welche
rankreich auf die Geſtaltung der in die Welt herausgehenden
ſachrichten ausübt, macht es ſo ungeheuer ſchwer, mit der Waßr=
eit
durchzudringen, ſowie die Intereſſen und die Gefühle zu
larmieren, die das Ausland doch einmal zum Einſchreiten ver=
nlaſſen
wird.
Es war ein richtiger Leidensweg, den der Kanzler in ſeiner
nderthalbſtündigen Rede vortrug. Der Kanzler traf den Nagel
uf den Kopf, wenn er feſtſtellte, daß durch rohe Mißhandlungen
e Ehre des deutſchen Mannes nicht gemindert werde, und
enn er dann die Frage aufwarf, ob nicht etwa die Ehre des
anzöſiſchen Volkes durch ſolche feige Grauſamkeiten leide. Die
unge Liſte der Roheiten war trotzdem nur ein kleiner Auszug
us der Leidensgeſchichte der Bevölkerung von Ruhr und Rhein.
ber es iſt nötig, daß den tauben Ohren der Welt das geſagt
urde, was wert iſt, ein zutreffendes Urteil über Recht und
ſrecht in dem großen Duell zu bilden. Nicht weniger unge=
euerlich
war das Bild, welches Dr. Cuno von der Bilanz der
uuhraktion gab. Der leitende deutſche Staatsmann ſprach von
Paſſivſeite und der Aktivſeite dieſer Bilanz. Auf der Paſſiv=
ſte
ſtehen die Kohlenbezüge aus dem Ruhrgebiet. Bis zum
März hat Frankreich 74000 Tonnen erhalten, es hätte aber
me die Ruhrbeſetzung 2,1 Millionen Tonnen beziehen können.
ſie von der franzöſiſchen Regierung errechneten Koſten der
uhrbefetzung ſind natürlich ein kleiner Teil der wirklichen Aus=
iben
. Auf der Paſſivſeite ſtehen alſo große und ſteigende Zah=
n
und auf der Aktivſeite gar nichts. Trotzdem behauptet
oinearé, zufrieden zu ſein. Es iſt eine furchtbare Anklage
egen die franzöſiſche Kultur von heute, wenn Poincaré und
ine Freunde glauben, die räumliche Inbeſitznahme eines
jahrzehntelanger Arbeit erbauten wirtſchaftlichen Organis=
us
gewährleiſtete bereits die reibungsloſe Handhabung des
mplizierten Apparates. Dr. Cuno nannte dieſen Zuſtand
efend Mißachtung des Geiſtes‟. Die Unfruchtbarkeit der fran=
ſiſchen
Verſuche wird bleiben und immer unverhüllter zutage
eten. Der einzige wirkliche Erfolg der Franzoſen iſt, daß die
inigkeit des deutſchen Volkes zugenommen hat und immer
nüberwindlicher geworden iſt. Die franzöſiſchen Tanks und
ſaſchinengewehre haben ihren Sinn verloren, wenn niemand da
, der ſich ihnen entgegenſtellt. Nur paſſiven Widerſtand wird
ſeutſchland leiſten, weil aktiver Widerſtand ſinnlos iſt. Aber er
ſird Erfolg haben, wenn wir den Willen dazu beſitzen.
Es war ein beſonders eindrucksvoller Augenblick, der ſicht=
ch
auch in der dichtbeſetzten Loge der auswärtigen Diplomaten
erſtanden wurde, als der Reichskanzler Dr. Cuno über die Ur=
üichſigkeit
des deutſchen Widerſtandes ſprach. Dieſer Widerſtand
dre längſt zuſammengebrochen, wenn er von oben befohlen
dorden wäre obet wenn der Kampf zur Erringung von Vor=
ilen
für eine einzelne Klaſſe oder einen einzelnen Beruf ge=
olten
hätte. In deutlichen und doch nicht herausfordernden
Borten ging der Kanzler darauf ein, was im Innern geſchehen
lüſſe und geſchehen werde, um die Abwehrfront an der Ruhr
halten. Kampf gegen Wuchertum und Schieberunweſen bleibt
ſeiter ein wichtiges Feld der öffentlichen Tätigkeit. Anderer=
its
aber ſei auch die Behauptung von einer übermäßigen Be=
eicherung
der Wirtſchaft auf Koſten der Verbraucher unhaltbar.
die Erträge der deutſchen Aktiengeſellſchaften beliefen ſich heute
Ur noch auf den Bruchteil eines einzigen Prozent und machten
nen kleinen Teil der im Frieden erzielten und ausgeſchütteten
erdienſte aus. Mit einigen Worten kam Dr. Cuno auch auf
ie Parteien und die führenden Männer dieſer Zeit zu ſprechen,
ir iſt überzeugt, daß die Geſchichte die Männer und Parteien
bäter einmal nur danach bewerten wird, wie ſie ſich im Kampfe
im die Freiheit bewährt haben. Sehr entgegenkommend faſt
entgegenkommend ſprach dann Dr. Cuno über das Repara=
ausprohlem
. Auch heute noch ſei Deutſchland grundſätzlich be=
eit
, die übernommenen Verpflichtungen einzulöſen. Die Ge=
Amtleiſtungen vom 11. November 1918 bis 30. September 1922
eliefen ſich auf 45,6 Milliarden Goldmark. Den Staatsmännern
m Verbandslager ſei dieſe Ziffer nicht fremd. Ihre Völker
ber hätten ſie noch nicht begriffen. Genau wie bei ſeiner erſten
lede zur Ruhrbeſetzung am 12. Januar hat der Reichskanzler
uch diesmal feſtgeſtellt, daß Deutſchland in ſeinem Kampfe voll=
äudig
allein daſtehe, und daß wis nicht nur um unſere eigenen
Brobleme, ſondern auch für den Fortſchritt der Welt kämpfteu.
Dem ſtarken Beifall des Hauſes und der Tribünen fügte der
teichstagspräſident Löbe den Wunſch hinzu, die Stellungnahme
er Parteien möchte erſt tags darauf erfolgen.
Der Geſamteindruck der Cunoſchen Rede war zweifellos der,
25 der verantwortliche Leiter der Reichspolitik in den leßzten

an der Ruhr beſiegeln oder auch nur verlängern könnte. Wir
werden, ſo ſagte Dr. Cuno zum Schluß, den Weg zu Ende
gehen, ſo ſchwver und lang er auch ſein mag. Die erdrückende
Mehrheit des Reichstags ſteht in dieſer Politik hinter ihm. Wir, ſiel, ein Vorgehen, welches erſt geſtern im engliſchen Unterhauſe
werden nicht feige und töricht unſere Hand den Friedensbrechern
entgegenſtrecken, ſo lange der Geiſt des Haſſes und des Veruich=
tungswillens
drüben lebendig bleibt. Weil die Franzofen ſtets
jede ſriedliche Beilegung ſchwebender Konflikte hintertrieben tigte Verordnung Nr. 147 erwirkt:
haben, ſo müſſen ſie erſt Proben ihrer neuen Geſinnung ablegen,
wenn die Ausſicht Beſtand haben ſoll, daß es zu einer Ver= Enthaltung einer Handlung einen Eiſenbahntransport gefähr=
ſtändigung
der beiden großen Nachbarvölker kommt. Die det, oder einen tödlichen Unfall verurſacht, oder wenn ein ſol=
Reichstagsſitzung vom 6. März wird für längere Zeit jenes
Flüſtern und Raunen zum Schweigen bringen, als bereite ſich
die Regierung und das Volk des Deutſchen Reiches zum Umſall
und zur Kapitulation vor.
* Berlin, 6. März. (Eigener Drahtbericht.) Am Re=
gierungstiſch
= Reichskanzler, Dr. Cuno, Juſtizminiſter Dr. des Dienſtzweiges unterworfen, innerhalb deſſen Handlungen
Heinze, Außenminiſter v. Roſenberg, Wirtſchaftsmini=
ſter
Dr. Becker, Finanzminiſter Dr. Hermes, Reichswehr=
miniſter
Geßler, Innenminiſter Oeſer, Poſtminiſter
Stingel und die führenden Mitglieder der einzelnen Län=
der
. Das Haus iſt gut beſetzt, die Tribünen ſind ſogar
überfüllt.
Präſident Löbe eröffnete die Sitzung um 5.20 Uhr und
hob hervor, daß der Reichstag früher zuſammengekommen ſei,
als urſprünglich beabſichtigt war. Dies ſei notwendig geweſen
angeſichts der ungeheuren Gewalttaten und Her=
ausforderungen
, denen unſer Volk im Weſten ausge=
ſetzt
ſei. Dort löſe eine Mißhandlung die andere ab, und
ein Mord folge dem anderen. Selbſt die Kinder, die vom
Roten Kreuz für eine Fahrt nach Dänemark ausgeſucht waren,
ſeien wegen verbotener Anſammlungen militäriſch ausein=
andergeſprengt
worden, (Stürmiſche Pfuirüfe im ganzen Hauſe.)
Todesſtrafen und lebenslängliches Zucht=
haus
werden denjenigen angedroht, die ihrem deutſchen Vater=
lande
die Treue bewahren wollen. (Erneute lebhafte Rufe der
Entrüſtung auf allen Seiten) So ſieht die Aktion aus, von
welcher Poincaré geſagt hat, daß Frankreich keinen Gedanken
an eine militäriſche Operation habe. (Pfui!) Regierung und
Reichstag müſſen nun erneut ihre Stimme erheben, um vor der
ganzen Welt auf dieſe ſtändig wachſenden Gewalttgten hinzu=
weiſen
.
Der Präſident gedenkt dann des Ablebens des deut= blieben. Wohin hat dieſe Konſequenz geführt?
ſchen Botſchafters Dr. Mayer=Kaufbeuren, der als
Reichstagsabgeordneter der Bayeriſchen Volkspartei angehörte,
In kritiſchen Zeiten habe er ſein ſchwieriges Amt in der Haupt=
ſtadt
desjenigen Siegerlandes übernommen, wo leider der Ge=
danke
des Haſſes und der Vergeltung am wenig= einſt eine ungeheure ſchwere Aufgabe ſein wird. Ich halte es
ſten geſtorben ſei. Für das Pflichtbewußtſein, das ihn dazu
trieb, dieſes ſchwierige Amt zu übernehmen, und für die Pflicht=
treue
, mit der er es ausgeübt hat, danken wir ihm beſonders den muß. (Sehr richtig!)
herzlichſt.
die Entgegennahme einer Regierungserklä=
rung
ſteht.
Reichskanzler Dr. Cuno:
Ankündigung franzöſiſche Truppen den Rhein überſchritten,
das Hafengebiet, die Zoll= und Werftanlagen von Mannheim werden in Paris mit Hohn abgewieſen und in
beſetzt, die Herrſchaft über den Hafen von Karlsruhe ergriffen,
und die Eiſenbahnwerkſtätten ſowie das Elektrizitätswerk der
heſſiſcheg Landeshauptſtadt Darmſtadt beſetzt.
eine kleine Erweiterung der Ruhraktion für kein beſonderes Auf= Volke Gefühle um ſich greifen, die aus der Kränkung ſei=
hebens
wert. (Hört! hört!) und auch Frankreich ſelbſt bemüht ner Ehre, aus der wirtſchaftlichen Not und aus der
mit dem Unrecht an der Ruhr herzuſtellen. Erſt nach der
ſandt.
Der Rhein=Herne=Kanal, deſſen Schleuſen infolge von Sa=
botageakten
geſperrt und durch die franzöſiſchen und belgiſchen zuſtellen, um unſerem Volke und allen Völkern der Welt zu
worden. Die franzöſiſche Regierung hat ſich entſchloſſen, als
Mannheim und Karlsruhe und die Eiſenbahnwerkſtätten von
Darmſtadt zu beſetzen.
Alſo, weil am Rhein=Herne=Kanal, mitten im deutſchen Bin= Wochen.
nenland, Kähne verſenkt worden ſein ſollen, zu=
ſammenhangs
mit den Maßnahmen der franzöſiſchen Negierung in Ihre ſachliche Arbeit eingeſchoben hatten, um mit den wei=
vorausging
, werden neue deutſche Gebiete beſetzt, teſten Volkskreiſen wieder in enge Fühlung zu kommen. Darum
Dieſer Einbruch reiht ſich würdig an den Rechtsbruch, Reiſe nach München und Stuttgart aufgegeben.
welchen Frankreich mit der Beſetzung der Städte Offenburg
und Appenweier mit der leeren Begründung beginnt, daß ich ſeither getan habe.
Deutſchland durch den Ausfall einiger Schnellzüge
und durch eine allgemeine Verfehlung dies notwendig
gemacht habe. Dieſer Einbruch reiht ſich auch würdig an an (Widerſpruch bei den Kommuniſten, Pfuirufe bei den bürger=
der
Städte Weſel und Emmerich und an den jüngſten Ein= legung hinter verſchloſſene Türen und Vertagungen zutückzu=
bruch
am Mittelrhein, wy Frankreich die Städte = ziehen, Siebeneinhalb Wochen ſind jetzt vergangen, ſeitdem die

grund, ja ſogar ohne einen Rechtsvorwand (Sehr richtig!) be=
ſetzte
, aus keiner anderen Urſache, weil ihm die im Friedens=
vertrag
vorgeſehene Begrenzung der Brückenköpfe nicht mehr ge=
der
Regierungsbertreter als jeder vertragsmäßigen Grundlage
entbehrend bezeichnete. (Hört: hört!)
Wenige Tage vor dem Einbruch hat Frankreich die berüch=
Jeder, der durch eine freiwillige Handlung oder durch
cher hätte verurſacht werden können, wird mit dem Tode be=
droht
. Jeder andere Gefährdung eines Eiſenbahntransports,
die eine Unterbrechung des Verkehrs zur Folge hatte oder
hätte haben können, wird mit Zuchthaus oder Gefängnis nicht
unter zehn Jahren, jede fahrläſſige Bedrohung eines Trans=
ports
wird mit Gefängnis bedroht. Dieſer Strafandrohung
iſt außer dem Täter ſelbſt in gleicher Weiſe auch der Leiter
einer Transportgefährdung vorgekommen ſind. (Hört! hört!)
Würde es den franzöſiſchen Gewalthabern nur darauf an=
gekommen
ſein, den Eiſenbahnverkehr im beſetzten Gebiet in
gleicher Weiſe gegen Gefährdung zu ſchützen, wie in den an=
deren
Ländern, ſo würde es einer ſolchen Verordnung nicht be=
durft
haben.
Was dieſe Verordnung der interalliierten Rheinlandkommiſ=
ſion
betrifft, ſo iſt ſie ein Terror gegen die preußiſchen
Eiſenbahner. (Zuruf von den Kommuniſten: Wie Noske!
Unruhe und Zwiſchenrufe in der Mitte und rechts.)
Durch ſolche Strafbeſtimmungen von unerhörter Grauſam=
keit
ſollen ſie gezwungen werden, ſich im Widerſpruch mit
ihrem Dienſteid, mit ihrer Treue zum Vaterlande und gegen ihr
Gewiſſen au einer rechtswidrigen Aktion Frankreichs und Bel=
gien
zu beteiligen. Dieſe Blutverordnung und der Ein=
bruch
von Mannheim, Karlsruhe und Darmſtadt zeigen in ihrem
umfang, wie Frankreich heute jeden Vorwand des Rechts ohne
Scham preisgibt. (Sehr wahr)., So hat in der Tat die fran=
zöſiſche
Regierung bei dem Eindringen in das Nuhrgebiet der
Kette ihrer Rechtsbrüche Tag für Tag neue hinzuge=
fügt
. Sie hat in allen ihren wirtſchaftlichen Berechnungen nur
eine große Enttäuſchung erfahren, in allen ihren politiſchen
Kombinationen Fehlſchläge erlebt, aber ſie iſt in der Verfolgung
des am 10. Januar betretenen Weges der Gewalt konſequent ge=
Zwiſchen den beiden Nachbarvölkern, die wirklich aller Kräfte
bedürften, um ihre Wunden zu heilen, und um die Wirtſchaft
zu lindern, und einſtens ein Verhältnis gegenſeitigen Auskom=
mens
zu ſchaffen, iſt ein Haß entſtanden, den zu begraben
für richtig, die Dinge bei ihrem wirklichen Namen zu nennen,
weil weithin ſichtbar ein Warnungsſignal aufgeſtellt wer=
Die letzten ſieben Wochen ſind an unſerem Volke nicht ſpur=
Darauf trat das Haus in die Tagesordnung ein, auf der los vorübergegangen. Es ſind Wochen geweſen, wie ſie niemals
einem Kulturvolk in Friedenszeit zugemutet worden ſind. Ein
unter furchtbaren Opfern aufgezwungener Friede, an deſſen Er=
füllung
unſer Volk bis zu ſeiner buchſtäblichen Verarmung ge=
arbeitet
hat, wird von Frankreich mit Füßen getre=
ten
, ohne daß nur einer der zahlreichen Garanten auch nur
In den Morgenſtunden des 3. März haben ohne jegliche einen Finger rührt, um das gemeinſame Werk zu ſchützen. Pro=
teſte
über Proteſte gehen in die Welt, und ſie
anderen Hauptſtädten mit Achſelzucken aufge=
nommen
, als ginge dies alles die Welt nichts
an. Und doch iſt es die neue von den gleichen Mächten für die
Würde dies ſonſt irgendwo unter ziviliſierten Stag= Erhaltung und Schaffung des Friedens aufgeſtellte Rechtsord=
ten
geſchehen, ſo würde die ganze Welt voll ſein von Ent= nung, gegen die ſich der franzöſiſche Vorſtoß ebenſo richtet, wie
rüſtung über einen ſolchen Friedensbruch, (Sehr gegen das mitbetroffene Deutſchland und ſeine neue demokra=
wahr
!) Da es an Deutſchland geſchieht, ſo hält man es als tiſche Staatsordnung. Iſt es zu verwundern, wenn in unſerem
ſich kaum, den Schein eines Zuſammenhangs dieſes unrechts politiſchen Vereinſamung ihm zufließen, und die die
Vorſtellung mit einer kaum noch erträglichen Spannung be=
Vollziehung der Gewalttat hät es uns eine Note über= laſten? (Zuſtimmung.) Soll dieſe Spannung nicht zu einer
Gefahr werden, ſoll unſer Volksleben nicht zu einem
Kinderſpiel und zu einem Widerſinn werden, dann
haben wir heute die Pflicht, erneut das Unrecht feſt=
Truppen wieder in Ordnung gebracht worden ſind, iſt von zeigen, was an ſchwerſtem Unrecht täglich unter ihren Augen
neuem durch die abſichtliche Verſenkung von Kähnen geſperrt und unter ihrer Duldung erneut geſchieht, um das Unrecht feſt=
zuſtellen
, ſo klat und ſo deutlich, wie es nur immer möglich iſt,
um die Welt zu warnen, daß Unricht auf Unrecht nicht
Vergeltungsmaßnahmen (Lachen) die Häfen von immer höher aufgetürmt werden darf bis zur Unerträglichkeit.
Das iſt nicht mit einer diplomatiſchen Note abgetan, und das
darf keinen Aufſchub erleiden, nicht um Tage und auch nicht um
Deshalb, meine Damen und Herren, ſind wir heute zuſam=
dem
eine Behauptung, zu der keinerlei Feſtſtellung eines Zu= mengetreten und haben vorläufig die Pauſe abgebrochen, die Sie
auch habe ich noch in letzter Stunde die ſeit langem geplante
Laſſen Sie mich in voller Offenheit zu Ihnen ſprechen, wie
Unſer Schild iſt blank!
lichen Parteien.) Wir haben nichts zu verheimlichen, wir brau=
den
am Niederrhein begangenen Rechtsbruch der Beſetzung chen uns auch nicht gegenüber dem Wunſche nach Rechnungs=

[ ][  ][ ]

Seite 2.

Tron diſcken und Feliſchen Trupdent in ſeis beltiche e t.
eingefalleu ſind, und es iſt nützlich und notwendig, die Welt au
die Gktlätitligeit zut erfunern, welche die franzöſiſche Regierung
damals abgab:
Wegen der Unvollſtändigkeit der deutſchen Erfüllungen
an Holz und Kohle haße ſie beſchloſſen, eine aus Ingeuieuren
beſtehende Kontrollkommiſſion ins Ruhrgebiet, zu entſenden
und durch genaue Prüfung das Reparationsprogramm ſicher=
zuſtellen
und alte für die Bezahlung der Reparationen not=
wendigen
Maßuahmen zu ergreifen. Nicht aber denke ſie gegen=
wärtig
an eine militäriſche Aktion, und ſie denke auch nicht
daran, zu einer Beſetzung politiſcher Art zu ſchreiten. Von
Soldaten mache ſie nur in beſchränktem Maße Gebrauch, um
die Tätigkeit der Jugenieure bei den deutſchen Induſtriellen
und den Trausportdieuſten zu unterſtützen. Keine Störung,
keine Verändernäg in dem normalen Leben der deutſchen Be=
völkerung
folle erfolgen. In Ruhe und Ordnung könne ſie
lBeiter arkeiten.
Ich habe die Pflicht, dieſem am 9. Januar d. J. gegebenen
Wort Fraukreichs die Wirklichteit gegenüberzuſtellen und
die Bilanz dieſer ſiebeneinhalb Wochen zu zie=
hen
. Ich beginne mit der Paſſivſeite:
Der beſchräukte Gebrauch, den Fraukreich von ſeinen Sol=
daten
machen wollte, umfaßt 12 Djuiſionen zuüt zwei Ge=
neralkonnandos
, etwa 75 Tanks und hunderten vou Flügzeugen,
und er umfaßt ſowvohl weiße wie guch farbige Truppen. Und
was iſt geſchehen, um das normale Leben der Bevölkerung auf=
rechtzuerhalten
, um ſie in Ruhe nud Orduuug weiterarbeiten
zu laſſen?
Zunächſt hat Frankreich beanſprucht, daß ſeine Befehle von
Beamten und von Nichtbegmten vollzogen werden. Sonſt hat es
ſich bei einem ſolchen Vorgehen immer noch bemüht, jeweils
Nechtsvorwpände ausſindig zu uiachen. Als jedoch das Suchen
nach ſolchen Rechtsvorwänden auch den geſviegteſten Addokaten
zu müheholl und zu ſchwierig wurde, hat man auch dies auf=
gegeben
und, ohne ſich zueiter um die rechtlichen Grundlagen zu
bekünrmern, hat man einfach nach Beſhlüſſen der franzöſiſchen
und belgiſchen Negierung eine Verordnung nach der guderen
erlaſſen, die jeder rechtlichen Grundlage eutbehren. Als alle
Mahnungen und Waruungen erfolglos blieben, follte.
Zwang und Druck
helfen. In wildem Umfange und wahllos wurde mit Aus=
weiſungen
und Verhaftungen gewütet. Statt ab=
ſchließender
Ziffern hier nur einige Zahlent und Beiſpiele uach
dem Staude der letzten Tage:
So ſind aus dem Bereiche der Reichspoſtverivaltung 55 Be=
amte
, der Reichsverkehrsverwaltung 71 Begmte, der Reichs=
finauzverwaltung
279 Beaute, aus der preußiſchen Gemeinde=
verſraltung
600 Beante und über 700 Schutzpolizeibeanite und
aus der bäyeriſchen Pfalz ſeit dem 11. Januar d. F. 87 Beauite
und aus Baden 9 Begmte ausgemieſen und vertrie=
ben
worden. Aus der Reichsverkehrsvertwaltzuig ſind 123, aus
der Reichspoſtveriualtung un d bei der Finanzperipaltung bis vor
wenigen Tagen 20 Verurteikuugen gemeldet worden,. Ab=
geſehen
vou den Verurteilungen, die uus noch nicht zur Kennt=
nis
gekommen ſind.
Das=Verfahrent iſt ja guch für eine Maſſenguweudung ein=
ſach
genug: Die Tür geht auff, Offiziere nud Gendarmen tretsnt
ein, backen den Peamten, und fort geht es mit ihm jus Ge=
kommiſſion
Einwände der Verteidigung werden kurz
erledigt, Beſchlüſſe und Urteil wverden aus einer ſchon vorher au=
gefertigten
Niederſchrift verleſen= Lange Gefängnis= uund hohe
Geldſtrafen ſind das Schickſal der Männer, die ihrem.
Vaterlaude die geſchworene Treue halten und
die deu rechtsſvidrigen Anzeiſuugen der Eindringliuge keine
Folge leiſten, Tage und Wochen laug werden die Verhafteten in
Zellen eiugeſperrt, die ſonſt uur zur kurzen Aufnahnie voi
Landſtreichern dienen. Tagelang erhalten ſie utchts auderes als luug purde ihnen verweigert.
ein Stückchen Brut zur Nahrung. (Hört! hört!) Die deutſche
Zuchthausberordnnn ſieht ſogar für einen verurteilten gemeinen
Verbrecher das Necht vor, Beſuche von Verwandten zu emtfan=
gen
. Die verurteilten deutſchen Bürgermeiſter zu beſuchen, iſt
jedoch ihren Angehörigen bisher ausuahmslos verboten worden.
Auch Beſuche von Vertretern und Prtreterinnen des internatlo=
nalen
Roten Kreuzes ſind bisher alle abgewieſen worden. Die
Franzoſen wiſſen ſpohl, ſparum. Denn die Unterkunftsräume
ſind ſo aller Einrichtungen bar, daß felbſt ſie ſich des franzöſiſchen
Reinlichkeitsbedürfniſſes mit ihrer Bloßſtellung ſchämen müßten.
(Belwvegung und Pfuirufe.)
Wie ſind ſolche Schandtaten mit der Ehre
des franzöſiſchen Volkes zu vereinen?
Sie haben durch Ausweiſungen und Verhaftungen ganze
deutſche Behörden ihres Hauptes und ihrer Glieder bergubt.
Die Regieruugen im beſetzten Einbruchsgebiet haben, wenn nicht
Beamten verloren. Ganze Städte im Rheinland in Weſtfalen,
in Rheinheffen und in der Pfalz ſind durch die Ausweiſungen
und Verhaftungen ihrer Bürgernteiſter beraubt worden. Bru=
tal
und zyeniſch iſt es ohnegleichen, wie bei die=
ſen
Ausweiſungen verfahren wird. Die Ausgewpie=
ſenen
werden aus ihrer Wohnung oder aus ihren Amtéräumen
herausgeholt und über die Greize geſchafft. Auch Familien,
darunter Kranke, Frauen und Kinder, hat mau ausgewvieſen. Sie
wurden genötigt, ihre Habe iu kürzeſter Friſt in Sicherheit zu
bringen, und ihre Wohnuugen zuurden beichlagnahnt. Mit über=
legter
Grauſamkeit ſiund die Eindriugliuge dorgegaugen,
denen es genau bekannt war, wie ſchwuer es bei der herrſchenden
zu ſinden. Auch die Beförderung der Ausgelvieſeuen aus deut
beſetzten Gebiet wurde iu gefliſſentlicher Rückſichtsloſig=
kait
vollzoen. Truppweiſe werden die Ausgeſvieſenen auf Laſt=
autos
verladen und nuter Quälereien der Begkeit=
ſoldaten
fortgeführt. Beamte von mehr als 60 Jahren wur=
den
in kalter Wiuternacht auf ihnen gänzlich unbekannter Land=
ſtraße
ausgeſetzt. Eine Folge folcher Rückſichtsloſigkeiten und
Willkür iſt der Tod des Regierungsdirektors, der Forſtkammer in
Speyer, der am 9. Februgr in Heidelberg eſnige Tage nach
ſeiner Verſchleppung aus Speher verſtarb.
Aus der Fülle der Rechtsbrüche will ich nur einige
Zeiſpiele erwähnen, deren ſich die zügelloſe Soldateska bei
der Verhaftung ihrer wehrloſen Opfer ſchuildig gemacht hat.
hauſen wurde feſtgenommen, weil er es ablehnte, den Be=
eriebsrat
der Elektrizltätswerke zur Stelle zu ſchaffen, und ihm
dadurch der Verhaftung zu überantwvorten. In Gegenwwart ſeiner
eutrüſtet proteſtierenden Beamten zurde er feſtgenommen und in
(inem Laſtkraftwagen wveggeführt.
Der Oberbürgermeiſter von Eſſen wurde wäh=
rend
der Unterſuchungshaft int einem halbdunklen Kellerraum
über acht Tage feſtgehalten. Eine Abordnung des Roten Kreu=
zes
wurde trotz miehrmaliger Vorſtellung bei Generak Fournier
nicht zu einem Beſuch int Gefänguis zugelaſſen. Selbſt der. Gat= heuren Auffvendungen für die Truppen, die nur zu einen recht
tin des Oberbürgermeiſters wurde der Beſuch ihres Manues
in ſchroffer Fornt verwveigert.
Jetzt ſitzen dieſe Männer zur Verbüßung ihrer
Strafen in Düſſeldorf in Einzelhaft uuter ſcharfer
toachung. An Nahrung erhalte
e Gefä
neiſt

Daxzſtädter Zcaleſatt, BAittiufh, deit 3. MMärz 1923.

Ktuffich de in Sanfn egeitsſäiſch. Derläled Rite
Hand zu rühren. Jetzt hat Frankreich in der Zeit bom 11. Ja=
Der faſt 60jähr ge Oberbürgermeiſter von Ober= nuar bis 15. Februar im ganzen 74 000 Tonnen erhalten. Das
iſt etzvas mehr als die vorgeſehene Menge für einen einzigen
Arbeitsag.
Von den im Jahre 1922 zu liefernden 166 000 Feſtmetern
Holz erhielt Frankreich gleichfalls 92 000 Feſtmeter, während die
Lieferung des Reſtes ihm bis zum 31. März 1923 zugeſagt
wurde,
Jetzt hat Fraukreich nichts erhalten. Zu dem ſo verloren
gegaugenen Wert kommen noch die Eiubußen an ſonſtigen Re=
untergebracht
, jer ult. 18 Aubikneter Ausmaß hatte, üüd dort parationsleiſtungen, wie die au Maſchinen, an Aufbauſtoffen,
au Chemikalten.
Als dritter Poſten auf der Paſſivſeite erſcheinen die unge=
unwveſentlichen
Teil durch den Raub und Diebſtahl von deut=
ſchem
Papiergeld gedeckt ſein können, ſowie die Werte, die die
Truppen zur Unterſtützung der Jugenieure Tag für Tag in
einen immer mehr ſteigenden Maße notwendig haben, und end=
ſt
auch noch die Ausgabeu, die deu Reiche für die Aufrecht=
g
des zirtichaftlichen Lebens
Fürf.

Beſonders roh wurde auch gegen die
Schutzpolizei vorgegangen.
die unter Aufopferung bis zur Grenze der Selbſtverleuguung
ihre; ſchiveren Dienſt verrichtet haben. Zahllos ſind die Fälle,
in denen ſie, weil ſie den Eindringlingen den Gruß verwpeigerten,
mit der Reitpeitſche geſchlagen und ſchwer mißhandelt wurden,
In Gelſenkirchen wurde ein Schutzpolizeibeamter, der
ein ohne Beleuchtung fahrendes Auto anhielt, von den Inſaſſen
franzöfiſchen Offizieren tödlich verletzt. Da die

1d Ne Baudzadche de Schdtedolist. Ddie Schuitdier duide
entwaffnet, und die Beamten murßten mit aufgehobenen Händei:
zwiſchen der frauzöſiſchen Infanterie marſchieren und wurden
in Haft genommen. Der Oberbürgermeiſter, der zweite Bürger=
miſter
, der Polizeipräſident, der Kommandeur der Schutzpolizei
und der Reichsbaukdirektor wurden verhaftet. Der Stadt wurd=
eine
Geldbuße in Höhe von 100 Millionen Mark auferlegt
Da die Ve=ihlung verweigert wurde, wurde an nächſten Tage
die zwangsweiſe Beitreibning verſucht. Mau beſchlagnahmte die
Gieſchäfte, die Kaſſen wurden geplündert, Bürgern auf der
Straße das Geld abgefordert und ihnen Kolbenſtöße ſtatt der
Oiittung verabreicht.
Nuch gegen gauze Städte wendet ſich der Uebermut
dei fremden Soldatezka. In Recklinghauſen
führte der franzöſiſche Diviſtousgenerak gegen die Bevölkerung
ein wahres Schreckensregiment. Entgegen den franzöſiſthen Be=
jehlen
nahm er in ſo ſtarkem Maße Lebensmittellieferungen in
Aufpruch, daß die Berufsorgguiſattonen der Arbeiter und Ve=
auiten
, um der Verſorgung der Einwohnerſchuft willen, die Gs=
ſthaftsleubte
veranlaßt hatten, die Abgabe von Lebensmitteln an
die franzöſiſchen Truppen einzuſtellen. Der Generak ſtellte dar=
aufbin
an den Bürgermeiſter und au den Vertreter des Polizei=
träfdenten
die Forderung, die Gewerbtreibenden zum uneinge=
ſchränkken
Verkauf au die Truppen zu zwingen. Als ſich die
beiden Begmten hierzu außerſtande erklärte, ſagte ihnen der
General. zvörtlich:
Ich werde vor den ſchärfften Maßnahmen nicht zurück=
ſchrecken
, bis Recklinghauſen vor mir auf den Anien liegt,
fültig! (Hörtt hört!).
Dieſen Worten eutſprechen auch die Taten des Geuerals,
Durch ein Fagdkommaudo ließ er die Poſten der Schutz=
Lolizei in der roheſten Weiſe von den Straßen entfernen. Unter
Kelbeuſchlägen tuurden die Beamten auf Laſtautos gewvorfen
und in Haft genommen. Tanks fuhren in den engen Straßen
auf. Die Fußgänger wurden mit Kolbenſchlägen, mit Fußtrit=
ten
und mit der Neitpeitſche mißhaudelt und hin und her ge= und aus dem Willen, alles an die Verteidigung zu ſetzen.
trieben. Frauten, ältere Leute und Kriegsbeſchädigte, die nicht
ſchnell genug flüchten konnten, wurden zu Boden geſchlagen,
Stürmiſche Pfuirufe.) Abends um 9 Uhr draugen Offiziere in
das Stadtheater ein, vo König Lear vor vollbeſetztem Haufe werden. Ex war da, er iſt da und er wir
aufgeführt wurde, vertrieben die Zuſchauer von denen dreiviertel
Frauen waren, indem ſie zuit der Reitpeitſche auf ſie einſchlugen
(Selhafte Eutrüſtung! und dazu die Marſeillaiſe ſangen. Am
Ausgauge des Theaters wurden die Flüchtendeu, die ihre Gar=
berobe
hatten im Stich laſfeu müſſen, onit Reitpeitſchenhieben
und Kolbenishlägen von anderen dort aufgeſtellten. Offizieren
und Mannſchaften empfaugen und bis zur Halteſtelle der elek= landkommiſſion haben deu Boden des Vertrages von Verſail
triſchen Straßenbahn verfolgt. Die in der Stadt verhafteten
Perſonen wurden in der Friedhofſchule eingeſperrt. Sie uuß=
ten
ſich in Reih und Glied aufſtellen, während Offiziere, Unter=
ſängnis
. Es folgt eine raſche Anklageerhebung dor deu Kriegs= offziere und Mauuſchaften ihuen, wahllos Ohrfeigen, Kolben=
gericht
einKriegsgericht Mitten, im Frieden: ſchläge uud Fußtritte verſetzten. (Stürmiſche Eutrüſtungskund=
und im Dienſte einer friedlichen Lugenieur= gebuugen. Einzelne der eingelieferten, Schutzpolizeibeamten
(Kriminglbeamte), die laut Vereinbarungen mit dem franzöſi=
ſchen
Kommandanten mit Nevolvern ausgeſtattet waren, wurdzu Rohſtoffen und Aufträgen fehlt es vorerſt im nubeſetzten Deut
derart zugerichtet, daß ſie bewußtlos zut Boden ſanken. Sie ipüks land nicht, obwohl der Kauipf jetzt ſchon iu die achte Woche g
den aur Boben liegend noch zit den Füßen bearbeitet. (Hört!
hört!) Den Bcamten wurde erſt vor der Entlaſſung aur Abend
des nächſten Tages Nahruug angeboten uuter der Bedingung,
daß ſie ihre gute Behandlung und ihre gute Verpfleguug ſchrift=
lich
leſcheinigen, (Schallendes Gelächter.) Aerztliche Behand= unſerer Wirtſchaſt zu finden. Durch Wucherbekämpfung foll u
Haudelskammer in Vochum, des Flugplatzes in Gelſenkirchen und
an die Willkür und Unmenſchlichkeit, die ſich gegen Krauke, wolle den alten Mittelſtand erhalten und wieder befeſtigen. Mi
richtet. Der Bevölkerung von Eſſen wurde ein Viertel der vor= ſich kein Beſitzender der Zelchnung der Golbanleihe entzieh
hazdenen Krankenbetten entzogen. Sogar das Obdachloſenaſyl
wurde beſchlagnahmt. Die Truppen ſcheuen auch nicht
zwei Schutzpolizeibeamte in Oberhauſen durch Schüſſe getötet.
(Unerhört!) Brutalitäten in Bochum und in Oberhauſen zogen
drei ſchwere Verwpundungen und zwei Todesfälle nach ſich.
Der Kanzler ſtellte nochmals feſt, daß dieſe wenigen Bei=
ſplele
nur einen geringen Bruchteil des Unrechts darſtellen, das Gut konnte Frankreich von uns im Frieden haben. Bis
täglich verübt werde. Er führte aus, daß die Abſicht offen zu=
tage
liegt, man wolle die Behörden aushöhlen, di unbeguemen
die Welt entſeheiden werde, wo ju dieſem Kampfe die Ehre
liege.
ihre ganzen Beſtände, ſo doch den weitaus größten Teil ihrer Wo liegt denn in dieſem Kampfe die Ehre? geführt. Die deutſchen Leiſtungen und die ſtaatlichen Verlu
delten oder bei den Vertretern der gritterlichen Nation? (Lachen, baren Betrag von 223 Billionen Papiermark entſprechen. We
rechts und in der Mitte.) Liegt die höhere Ehre bei denſen, die uns ein Weg geöffnet wird, der frei von außerem Drucke
unbekümmert ur Freiheit uund Leben ihrem Vaterlande die Recht und Vernunft führt, ſo wird die Regierung ihn gehen. 2
Treue halten, oder bei denen, die widerrechtlich und mit Waf=
fengewalt
in fremdes Land eindringen und deſſen arbeitſame bei wird fie keine Unterſchrift leiſten, der
Bürger zum Paterlandsberrat zwvingen wollen? Soſiehtdie Erfüllung ihr unmöglich iſt, und keiner Reg
Paſſioſeite der franzöfiſchebelgiſchen Sieben= lung zuſtimmen, die das Rheinland, das Ruh
wochenbilanz in den erſtſten und am meiſten be=
laſteten
Poſten aus: Rechtsbruch und Gewalt, die durch gebiet oder andere widerrechtlich befetzte 6
eine lügneriſche Propaganda verbeckt wpurden, deshalb heraus biete im Stiche ljeße oder dem von Gewalttaten bedre
mit den Tatjachen des Rechtsbruchs und den tatſächlichen ten deutſchen Volke den Weg zur Freiheit und zur Heimat 9
Wohnungsudt iſt, im unbeſetzten Gebiet eine neue Unterkuuft Greuieln, damit die Welt ein unparteiiſches Urteil fällen kann, wehrt. (Lebhafter Beifall.) Will Frankreich die Kapitulati
zuo Necht und Unrecht liegen. Die Verbrechen au Rhein, ſo hat Deutſchland den unerſchütterlichen Willen, nicht zu ka
Zeiten des 30jährigen Krieges. Die Ingenieurkom= Pflicht. Was aber ſagt die Welt däzu, was jene Mächte, die 1
miſſion hat Frankreich auch nicht zu den fehlenden Kohlenmengen den Verfailler Vertrag unterzeichnet haben? Sie ſchweigen!
verholfen. Es iſt vielmehr das Gegenteil der Fall. Jch komme
damit zuur zweiten Poſten der Pafſivſeite der franzöſiſchen Bi=
lanz
. Nund 14 340 000 Tonnen Kohlen follte Deutſchland 1925 land zu zeigen, was ſich im Ruhrgebiet begibt. Müſſen ſich

Rummer 65.
euer eN1 D1e Pefliofelte der TTau
züflſch=belglſchen Nühr= und Rheinhilauz aus
und damit iſt die Bilauz zu Eude, denn eine R!
tidſeite hat lie nicht. (Sehr zahr!) Was immer
Produktion nach Frankreich gelangt iſt, nur auf dem Wege au
geleſen oder geraubt, wie das Geld aus den Taſchen vieler frie
licher Bürger, es iſt nicht im Wege einer ordentlichen Förderny
und einer ordentlichen Transportierung erreicht worden,
was immer au Eiſenbahnen militariſiert worden iſt, das iſt n.
der Zahl der Züge wvie auch nach der Betriebsſicherheit ſo ki
merlich, daß es jeder Beſchreibung ſpottet, (Sehr richtig!
Unproduktipität auf der ganzen Linie
auſtatt der augeblichr erhofften Produktipität, dag iſt mit eine
Wort das Aennzeichen des Rührunternehmen=
des
Unternehmens zur Erfaflung Produktigo
Pfänder, (Lachen.)
Wenn Poinearé doch mit den Ergebniſſen zufrieden iſt,
werden die Aktionäre eines ſolchen Unternehmens es um ſo ſvor
ger ſein, als ſie zur Fortführung eines ſolchen Unteruehmer

duef Dr Saicfe ed en irnden i de Siſe eit
und der Wert des frauzöſiſchen Franken ſinkt.
Richtiger als Poincaré dürfte ein anderer Staatsmaun
wahre Sachlage dorausgeſehen haben. Dieſer erklärte im e
liſchen Unterhauſe gelegentlich der Pariſer Konferenz amr 13.
nuar, ſchon die Kataſtrophe vorausgeſehen zu haben und es gue
laut verkindet zu haben, daß er die Abſichten der franzöſſ
Regierung kannte.
Poinearé wird nichts erreichen.
Er hat es aber dahin gebracht, daß der deutſche Widerſtan
ſtärker iſt als je zuvor. Tank3 und Maſchinengewehre habe
dort ihren Sinn verloren, wo ſich ihnen niemand gegenüberſt
Geſchütze von Dynamit mögen vielleicht gut ſein, um eine 3
brik oder ein Bergwerk zu zerſtören, nicht aber, um ſie zu
treiben. Gerade das Gebiet an der Ruhr hat ſeine eigen
tiefen Geheimniſſe und Geſetze, die ſich an den Vergewaltiger
rächen. Wenn die Frauzoſen noch lauge Zeit im Ruhrgebi
bleiben wvollen, ſo werden die Hände, die aus dem freien Wille
(Stürmiſche Pfutrufe.) Die Bevölkeruug iſt mir gauz gleich= des deutſchen Arbeiters heraus täglich ungeheure Meugen de
Leiſtungen nach Fraukreich ſtrömen ließen, an Frankreichs Arf
teu zehren. Tag um Tag zuerden wir in paſſivem Widerſta=
verharren
, bis ſuir mit Frankreich einen vernünftigen und eh
lichen und einen wahrhaften Frieden und ſichere Verſtändigu
haben. Der Widerſtand ſtammt aus Tiefen, die noch tiefer a
die tiefſten Flöße der Kohlenbergwerke ſind, er ſtammt aus de
tiefſten Wiſſen des Volkes und aus ſeiner Treite zur Heim
Dieſer Widerſtand mußte nicht erſt befohle t
da ſein bis zur Zeit der Befreiung vor
Zwange des Gegners.
(Stürmiſcher Beifall.) Der Widerſtand iſt auch nicht auf
Ruhrgebiet beſchräukt geblieben, ſondern er eutſtand überall t
zvo Fraukreich das Recht brach. Die Anordnungen der Nhei
verlaſſen. Nuhr und Rhein ſind uunmehr eins im Kampfe. Ai=
dieſer
Kampf hat ſeine Opfer an Leiden und Laſten. Mit h
ßem Dank dricken wir den Kämpfern die Hand, gebenken zu
der tapferen Männer, deren Ehre keine ausländiſche Gefang=
ſchaft
erniedrigt, ſondern erhöht. Die ganze Kraft des Stagt
iſt der Selbſterhältung zuzuſveuden, der Verteidigung ſein
Beſtandes, die au Ruhr und Rhein ausgeführt wird. Au Koh
und die Einheit unſeres Wirtſchaftsgebietes durch die Zolli
an der Nuhr zerriſſen iſt. Wir ſiud auch denr=Zerfall der de
ſchen Mark mit großem Erfolg eutgegengetreten und wir wer?
dieſe Stützungsaktion durchführen, um einen feſten Punkt
muß unſer gepeinigtes Volk vor der Ausbeutung geſchützt werd
Der Reichskanzler erinnerte weiter au die Plünderung der Die Möglichkeit einer werterhaltenden Vermögensanleihe mo
dem Sparen wieder zu einenl vernünftigen Sinn verhelfen u
Hoffen wir, daß der Geiſt von den Greuzmarken hier auch
Vinnenland ſtark und ſtärker wird. Sie alle perteidigen die
vor Mordtaten zurück. Ohne jede Veranlaſſuuck zburdeit. Aeich nicht mit der Kraft Ihrer Hände allein, fondern auch mitt
ganzen Wärme ihres Herzeus als den Staat, der ihr Staat
zur Aufſtieg und im Untergang. (Lebhafter Beifall.) Um die
Staat geht es, um nichts anderes. Kohle und Holz, Geld u
Grenze der Leiſtungsfähigkeit kaun es das auch heute von u
haben uach freier Verſtändigitug. Darum geht der Kampf nic
Beamten entfernen und die Einwohner einſchüchtern. Der Seeliſch geſchwächt und wirtſchaftlich geſchwächt hat Deutſchla
Reichstagspräſident ſagte vorgeſtern, bei feierlichem Anlaß, daß vom Waffenſtillſtand ab ungeheuere Werte ſeiner Wirtſchaft
den Gläubiger des Vertrages gegeben. Insgeſamt hat es el
Geſamtleiſtung von 45,6 Milliarden Goldmark erreicht. (Gre
allgemeine Bewegung.) Gleichzeitig wurde die Abrüſtung dur
machen ſo bis zum 30. September 1922 den Betrag von 56,5 Go
Bei den ſchinpflich Gefaugenen, bei den brutal Mißhau= milliarden aus, die bei dem heutigen Dollarſtand dem unausde
nud au der Nuhr im Fahre 1923 erinnern an die tulieren. Deutſchland will leben, das iſt ſein Recht und ſe
Genügen nicht die zahlloſen Gewalttätigkeiten, um dem 2.
liefern. Uut er Anſpannung aller Kräfte und uns Todesopfer erſt vertauſendfachen?. Ich will nicht anklagen, ſt
ter ſchwerſter Belaſtung der Bevölkerung ſowie dern nur feſtſtellen, daß wir nach ſiebenwöchentlichem Kampf !
das Necht auch heute noch allein ſtehen, feſtſtellen, daß über d
Geſchicke der Völker und Nationen harte Intereſſenfragen walte!
Der Eigennutz jedes Volkes aber verlangt, daß dieſer Kau
aufhört, durch den der Wiederaufbau der zerſtörten Weltwi
ſchaft verhindert wird. Deutſchland vertritt die Sache der V=
des
Fortſchritts und des Friedens. Gleichwohl findet es üb
all Schwierigkeiten. Das iſt erſchütternd. Wir ſtehen allein. 1I
ſo ſtärker aber muß der Appell an das eigene Volk gehen:
ſammenſtehen in Tapferkeit, in Diſziplin und Eintracht. (Stiſ
miſcher Beifall und Händeklatſchen im Saal und gul den 2.
bünen.)
Auf Vorſchlag des Präſidenten Löbe wird gegen 7.1hl
Ausſprache auf Mittwoch 1 Uhr dertagt.
Ruhrhilfe.
Braunſchweig, 6. März. (Wolff.) Wie wir höre
ſollen in dieſem Monat noch ettwa 15 000 Kinder aus dem Rul
gebiet nach Braunſchweig kommen. Die Flüchtlingsfürſorgeſte
vom. Roten Kreuz wird die Unterbringung der Kinder auf de
Laude übernehmen. In den Ortſchaften des Kreiſes Gande!!
heim ſind ſchon ſeit einiger Zeit Ainder aus dem Nühlgee
in 2

[ ][  ][ ]

Rummer 65.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 2. März 1923.
Vom Tage.
der Kampf gegen die heſſiſchen Beamten.

*Wie uns aus Mainz gemeldet wird, ſind hier weitere
Verhaftungen und Ausweiſungen von Poſt= und Telegraphen=
beamten
durch die Franzoſen erfolgt.
Verhaftet wurden u. a.: Telegraphendirektor Gies,
Telegraphendirektor Dox, Poſtdirektor Lorentz, Telegraphen=
inſpektor
Bartſcher, Poſtſekretär Stein, Telegraphenbau=
führer
Gernet, Oberpoſtſchaffner Neubeck, Telegraphen=
arbeiter
Rein.
Ausgewieſen wurden: Telegrapheninſpektor Korſch,
Obertelegraphenſekretär Ehrgott, Oberpoſtſekretäre Stodt=
meiſter
, Kumba, Zaſtrow, Guthier, Deichmann,
Röſſing, Kleſius, Martin, Sieckmann, Kellner
Oberpoſtſekretär i. R. Bormann, Telegraphenſekret. Fiſcher,
Poſtſekretär Mautz, Poſtſekretär Schmandt, Oberpoſt=
ſchaffner
Beſt, Poſtbetriebsaſſiſtent Joſt, Poſtſchaffner Grode,
Poſtaſſiſtent Menzer.
In Worms wurden ausgewieſen: Poſtdirektor Gram=
ling
. In Bingen (Rhein) wurden ausgewiefen: Poſtdirektor
Traiſer, Obertelegrapheninſpektor Scheig, Telegraphen=
ſekretär
Eich.
Der kürzlich verhaftete Poſtdirektor Klingelhöffer in
Mainz iſt zu einem Jahr Gefängnis und 100 000
Mark Geldſtrafe verurteilt worden.

Der deutſche Botſchafter in Paris, Dr. Maher, iſt geſtorben.
Die rechts= und ſtaatswiſſenſchaftliche Fakultät der Univerſität Frei=
burg
i. Br. hat dem Fabrikbeſitzer Fritz Thyſſen an der Ruhr wegen
ſeines mannhaften Eintretens für das durch galliſchen Uebermut miß=
achtete
deutſche Recht die Würde eines Ehrendoktors der Rechte ver=
liehen
.
Im franzöſiſchen Miniſterrat eröffnete der Kriegsminiſter Maginot,
daß, er beabſichtige, die Jahresklaffe 1921 bis zum 31. Mai unter den
Waffen zu halten. Er hat zu gleicher Zeit einen Geſetzentwurf vor=
gelegt
, durch den Einſtellungen und Wiedereinſtellungen von ſechsmong=
tiger
Dauer abgeſchloſſen werden können.
Der Pariſer Kaſſationshof hat die Berufung, die Rechtsanwalt
Grimm als Verteidiger der von dem franzöſiſchen Kriegsgericht in
Mainz verurteilten Zechendirektoren eingeleitet hat, als zuläſſig aner=
kannt
und wird als letzte Iuſtanz das Urteil fällen.
Im Auftrage des Miniſterpräſidenten Muſſolini beſuchte Unter=
ſtaatsſekretär
Vaſallo den deutſchen Botſchafter, um ihm das Bedauern
der italieniſchen Regierung und des Miniſterpräſidenten über den Gin=
bruch
in die Botſchaftskanzlei zum Ausdruck zu bringen, und um den
verwundeten Botſchaftsſekretär Altenburg zu begrüßen.
In Helſingfors wurde die Wirtſchaftskonferenz, an der Finnland,
Eſtland, Lettland, Polen, ſowie informationsweiſe Litauen teilnehmen,
eröffnet.
Dollarkurs in Frankfurt am 6. März,
abends ½4a7 Uhr: 22500.

Eine neue franzöſiſche Note.
Rechenkünſte. Engliſch=franzöſiſche Freundſchaft‟. Die Herrſchaft der Gewalt,

Paris, 6. März. (Wolff.) Die Erklärungen, die der
deutſche Reichskanzler den Preſſevertretern aus Rheinland und
Weſtfalen abgegeben hat, veranlaſſen die franzöſiſche Regierung,
eine Note zu heröffentlichen, welchs die Morgeypreſſe amtlich
nennt, und die lautet:
Die deutſche Regierung hat durch den Mund des Reichs=
kanzlers
gegen die Beſetzung der Häfen von Mannheim; Karls=
ruhe
und der Eiſenbahnwerkſtätten in Darmſtadt proteſtiert.
Frankreich hat keineswegs, wie der Reichskanzler, ſagt, die
Abſicht, die Hegemonie über Eiſen und Kohlen zu erlangen
oder Deutſchland zu zerſtückeln. Es beſchränkt ſich darauf, R= zu erlangen, die man ihm ſchuldet. Die franzöſiſche
Regierung hat wiederholt zu verſtehen gegeben, daß ſie keine
Annexion beabſichtigt und keine Gedanken zu einem Imperialis=
mus
hat. Wenn der Reichskanzler die Opfer aufzählt, di=
Deutſchland gebracht hat, und die Induſteie gegen den Vorwurf,
die Reparationen zu ſabotieren, verteidigt, vergißt er die Opfer,
die Frankreich ſeit vier Jahren durch den Wiederaufbau ſeiner
verwüſteten Gebiete bringt. Deutſchland hat ſeit Beendigung
des Krieges für Reparationen die Geſamtfumme von 5890 Mil=
lionen
gezahlt. Davon hat Frankreich bis 31. Dezember 1922
1779 Millionen erhalten, die nicht einmal die Beſatzungskoſten
bis zu dieſem Tage und die Vorſchüſſe von Spa decken. Während
dieſer Zeit hat die franzöſiſche Regierung insgeſamt nahezu 95
Milliarden Franken verausgabt, davon mehr als 54 Milliarden
allein für die verwüſteten Gebiete. Man ſieht alſo, auf welcher
Seite Opfer gebracht wurden.
Den abſoluten Beweis, daß die deutſche Regierung mit
Unterſtützung der Induſtrie die Reparationen ſabotiert, findet
man in der Tatſache, daß trotz der Beſetzung des Ruhrgebiets
und trotz des beträchtlichen Ankaufs engliſcher Kohle, der mit
Hilfe ausländiſcher Deviſen von der deutſchen Regierung voll=
zogen
wird, der deutſche Wechſelkurs für den Dollar von 52000
auf 22000 hat herabgehen können, ſo daß alſo Deutſchland er=
klärt
, es könne auf die Ruhrkohlen verzichten. Die für die Wieder=
herſtellung
der Mark und für den Ankauf im Ausland verwen=
deten
Summen hätten für Reparationen verwendet werden kön=
ven
. Der Sturz der Mark iſt ebenſo künſtlich wie ihr Steigen,
weil Deutſchland 3 280000 Tonnen, die es monatlich aus dem
Nuhrgebiet erhält, entbehren kann, wäre es alſo in der Lage
geweſen, völlig das Programm der Reparationskommiſſion aus=
zuführen
. Die Vorſchläge des Bankierkomitees, von denen der
Reichskanzler ebenfalls geſprochen hatte, hätten zum unmittel=
baren
Ziele gehabt, die Forderungen an Deutſchland herabzu=
ſetzen
. Die Forderungen hätten dann nicht einmal die Bedürf=
niſſe
Frankreichs gedeckt. Die franzöſiſche Regierung hat übri=
gens
wiederholt erklärt, die Reparationsfrage müſſe gemäß dem
Friedensvertrage gelöſt werden, d. h. gemäß den Entſcheidun=
gen
der Reparationskommiſſion, und nicht nach den Entſcheidun=
gen
irgend eines Bankierausſchuſſes.
* Aus der vorſtehenden Note, die wohl mit das Stärkſte iſt,
was ſich ſelbſt ein Poincaré bisher an Verdrehungsverſuchen
geleiſtet hat, ſpricht der ganze Aerger der Franzoſen über den
bisherigen völligen Mißerfolg des Ruhrunternehmens. Durch
die Stützung der deutſchen Währung erklärt Deutſchland, daß
(s auf die Ruhrkohle verzichten könne!
Und die Zahlen des Herrn Poincaré? 5890 Millionen Gold=
mark
hat Deutſchland bisher gezahlt, während das arme Frank=
reich
während dieſer Zeit nahezu 95 Milliarden Papierfranken
verausgaben mußte. Wir können darauf verzichten, über die
ungeheuerliche Mißwirtſchaft zu ſprechen, die den Wiederaufbau
Nordfrankreichs bisher erfolgreich verhindert hat, wir wollen
auch nicht die Frage aufwerfen, ob Herr Poincaré unter dieſen
Umſtänden nicht beſſer daran täte, ſeine koſtſpieligen 800000
Bajonette um einige Hundertauſend zu vermindern: wir möch=
ten
nur daran erinnern, daß Deutſchland bisher nicht 6, ſon=
dern
rund 100 Milliarden an die Entente bezahlt hat. Wenn
Herr Povincaré die geraubten Saargruben, die deutſche Handels=
flotte
, das erpreßte Eiſenbahnmaterial uſw. in ſeiner Rechnung
einfach vergißt, ſo mag ihm das für den Augenblick recht prak=
tiſch
erſcheinen, auf die Dauer wird er aber damit die Welt und
auch ſeine Franzoſen doch nicht zu täuſchen vermögen.
Pilatus.
London, 5. März. (Wolff.) Im Unterhauſe fragte Cha= Buxton, ob die Interalliierte Rheinlandkommiſſion in dem
jüngſt von den Franzoſen beſetzten Gebiet die Gerichtsbarkeit
(usübe. Wenn dies der Fall. ſei, auf Grund welcher Beſtim=
iungen
des Verſailler Vertrages oder des Rheinlaudabkom=
Meus dies geſchehe.
Ronald Mac Neill antwortete: Auf Anordnung der franzö=
ſiſchen
und belgiſchen Regierung beſetzten franzöſiſche Truppen
Amf 25. Februar die zwiſchen den Brückenköpfen Mainz, Koblenz
und Köln liegenden Geländeſtreifen. Die Rheinlandkommiſſion
eiklätte darauf, das Gebiet ſtände unter ihrer Autorität, aber
der britiſche Kommiſſar hat an dieſer Sitzung
licht teilgenommen und lehnte auch jede Ver=
autwortung
hierfür ab. Die britiſche Regierung iſt der
Meinung, daß auf Grund keiner Beſtimmung des Verſailler
Vertrages oder des Rheinlandabkommens die Rheinlandkommiſ=
ſion
den Anſpruch erheben kann, die Gerichtsbarkeit über dieſe
Gebiete auszuüben. Die Aufmerkſamkeit der franzöſiſchen Re=
gierung
iſt auf dieſe Angelegenheit gelenkt worden.
Ein Mitglied der Arbeiterpartei fragte, ob der britiſche Ver=
treter
in der Kommiſſion die Anweiſung bekommt, gegen das
ungeſetzliche Vorgehen zu proteſtieren. Mac Neill antwortet::
Iſch kann nicht ſagen, ob er Anweiſung bekommen wird oder
nicht.

Berkeleh fragte, ob die Regierung vom britiſchen Botſchaf=
ter
in Berlin oder von einer anderen Ouelle irgendeine In=
formation
habe, wonach die deutſche Regierung an den Abbruch
der diplomatiſchen Beziehungen zu Frankreich denke. Bonar
Law erwiderte, die Frage ſei zu verneinen.
Die Verbündeten.
Paris, 6. März. (Wolff.) Das Journal des Debats
äußert in ſeinem Leitartikel beachtenswerte Erwägungen, aus
denen man ſich über die in maßgebenden franzöſiſchen Kreiſen
herrſchende Stimmung vielleicht beſſer unterrichten kann, als aus
den großſprecheriſchen Herausforderungen der anderen Abend=
blätter
. Die ſchlechten Nachrichten aus Angora, ſagt das Blatt,
ſeien nicht imſtande, die Vorurteile gewiſſer engliſcher Blätter
gegen die franzöſiſche Politik zu zerſtreuen. Anſtatt daß man
die franzöſiſch=engliſche Allianz weiter auszubauen trachte, be=
mühten
ſie ſich, den Franzoſen in Europa und in Amerika Schwie=
rigkeiten
zu bereiten. Sie verſuchten, Frankreich ſeine Beute
im Ruhrgebiet abzujagen, ohne zu bedenken, daß ein Zurück=
weichen
der Franzoſen notwendigerweiſe einen Sieg der deut=
ſchen
über die engliſche (!) Induſtrie zur Folge haben müßte.
Das Blatt, das ſonſt im Jutereſſe der Einigkeit ſchärfſte Diſzi=
plin
wahrt, geht heute in ſeinem Unbehagen ſo weit, den Eng=
ländern
eine Entzweiung Belgiens und Frankreichs zum Vor=
wurf
zu machen. Die Engländer hätten ſich in den Kopf geſetzt,
Belgien einzureden, daß, wenn es ſich beſſer mit England ver=
trüge
, es mehr Nutzen als aus ſeinem Zuſammengehen mit
Frankreich herausſchlagen würde. Das Blatt ſtützt ſich bei ſeinen
Argumenten auf den Economiſt der vorgeſchlagen habe, Bel=
gien
für ſeine noch ausſtehenden Prioritätsforderungen anders
zu entſchädigen. Dadurch hoffe England, daß Frankreich jener
Iſolierung verfalle, die die Narren und Blinden in London als
Ideal bezeichneten. Schließlich ſpricht das Blatt von einem angel=
ſächſiſchen
Block, der von recht engherzigen Gedanken eingegeben
ſei. Es geht ſogar ſoweit, daß es der franzöſiſchen Regierung die
Ratifizierung des Abkommens von Waſhington über die Be=
ſchränkung
derSeerüſtungen widerrät, um in Waſhington Ein=
druck
hervorzurufen.
London, 6. März. (Wolff.) Der Düſſeldorfer SSonder=
berichterſtatter
des Daily Chronicle ſchreibt, Frankreich habe jetzt
eine Zollſchranke von der holländiſchen bis. zur
lothringiſchen Grenze errichtet. Wenn irgend eine bri=
tiſche
Firma Waren nach dem unbeſetzten Deutſchland zu ſenden
wünſche, ſo könne das nur mit Zuſtimmung der Franzoſen ge=
ſchehen
und gegen Bezahlung von Zoll an Frankreich. Zwi=
ſchenden
Alliierten ſei dies eine reizende Lage.
Die Franzoſen.
Berlin, 6. März. (Wolff.) Nach einer Meldung der
B. Z. wurde der deutſche Arzt Dr. Lips vom franzöſiſchen Mili=
tärgericht
zu einer Million Mark Geldſtrafe verurteilt, weil er
einer franzöſiſchen Militärperſon, zu der er gerufen worden war,
für die Behandlung eine Liquidation von 80 Franken über=
ſandt
hatte, worin das franzöſiſche Gericht eine Verhöhnung und
Beleidigung der B=ſatzungsmacht erblickte.
Berlin, 6. März. (Wolff.) Von morgen ab fahren nach
einer Blättermeldung die D=Züge ins Ruhrgebiet nur bis
Hamm. In Mülheim (Ruhr) wurden das Rathaus und die
Schloßbrücke von den Franzoſen neu beſetzt.
Eſſen, 6. März. Geſtern wurde die Fernſprechzentrale
der Reichsbahndirektion von den Franzoſen beſetzt. Der ge=
ſamte
Dienſt an den Klappenſchränken wurde von den Fran=
zoſen
übernommen. Der Leiter des Fernſprechweſens der
Reichsbahn, Regierungsrat Armer, wird in dem Dienſtzimmer
feſtgehalten. Die Reichsbahndirektion iſt ohne jede telephoniſche
Verbindung mit den einzelnen Stationen des Direktionsbezirks.
Die Oberzugleitung mußte infolgedeſſen ihre Tätigkeit vollſtän=
dig
einſtellen, was einen ſchweren Schlag für den geſamten
Eiſenbahnverkehr des ganzen Bezirks bedeutet.
Mainz, 6. Dez. (Wolff.) Das franzöſiſche Militärpolizei=
gericht
verurteilte heute den Hauptſchriftleiter der ſozialdemo=
kratiſchen
Mainfzer Volkszeitung, Ibing, im Abzveſenheitsverfah=
ren
zu 6 Monaten Gefängnis und 30 000 Mark Geldſtrafe. Die
Anklage lautete auf Veröffentlichung von Artikeln, die geeignet
ſeien, die Arbeiterſchaft aufzuhetzen, ſowie auf Verveigerung
der Aufnahme einer Bekanntmachung der Rheinlandkommiſſion.
Von dem Angeklagten war heute früh ein Schreiben eingegangen,
wonach er eine Stellung im unbeſetzten Gebiet angetreten habe.
Wiesbaden, 6. März. Polizeiwachtmeiſter Lueders und
Polizeioberſekretär Siegler von der hieſigen Polizeidirektion
wurden heute von den Beſatzungsorganen verhaftet und aus=
grwieſen
.
Höchſt a. M., 6. März. (Wolff.) Der franzöſiſche Kreis=
delegierte
hat angeordnet, daß der Grenzverkehr mit Fahrzeugen
irgendwelcher Art von 7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens zu
unterbleiben hat.
Groß=Gerau, 6. März. Das Groß=Gerquer Tagblatt
iſt von den Beſatzungsorganen auf drei Tage verboten worden.
Offenburg, 5. März. (Wolff.) Die Rheinlandkommiſ=
ſion
hat die Verordnung hinſichtlich Beſtrafung der Eiſenbahner
bei Gefährdung des Eiſenbahnbetriebs, Sabotageakten und der=
gleichen
auch auf das Gebiet von Offenburg und Umgebung
ausgedehnt.
Offenburg, 6. März. (Wolff.) Jufolge des Paßzwanges
wurde von dem hieſigen Bezirksamt die Ausſtellung einer großen
Anzahl Päſſe verlangt, ſo daß der vorhandene Vorrat bereits
aufgebraucht iſt. Da im Bezirksamtsgebäude, das immer noch
beſetzt iſt, gegen 10 000 Päſſe lagern, ſind Verhandlungen mit
der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde zwecks Verausgabung die=
ſer
Paßbücher eingeleitet.

Seite 3.

der Amergang der Bohanmskdrchte.
Von
Profeſſor Dr. Melchior Palägyi.
Der ehemalige öſterreichiſch=ungariſche Geſandte in Griechen=
land
, Baron J. von Szilaſſy, der am Schluß ſeiner Lauf=
bahn
ſchweizeriſcher Geſandter der ungariſchen Republik war,
faßt unter dem obigen Titel ſeine reichen und mannigfaltigen
diplomatiſchen Erinnerungen zuſammen. Sein Memoirenwerk
bildet eine recht intereſſante und an den entſcheidenden Stellen
geradezu ſpannende Lektüre, denn, obwohl er nie in die vorderſte
Front der Weltkriegsdiplomatie trat, ward ihm doch das ſeltſame
Schickſal zuteil, von zwei aufeinander folgenden Monarchen,
dem greiſen Franz Joſeph und dem jugendlichen Karl, an das
Krankenlager der ſterbensſiechen Donaumonarchie berufen wor=
den
zu ſein, um gleichſam als Sachkenner, als Arzt und Rat=
geber
in höchſter Not zu fungieren. Es hing förmlich an einem
Haar, daß die Rettungspläne des erſahrungsreichen Diplomaten
zur Verwirklichung gelangt wären; aber wenn ſie auch nur Pläne
blieben, bloße Willensanwandlungen zweier Hänpter eines
großen Reiches, ſo gewähren ſie doch manchen lehrreichen Einblick
in die letzten Zuckungen einer untergehenden Großtnacht und in
die Geiſtesverfaſſung der letzten Vertreter eines weltgeſchicht=
lichen
Herrſcherhaufes. Wenn keine andere, ſo wird doch wenig=
ſtens
dieſe pſycholögiſche Bedeutung den Erinnerungen Szilaſſys
zuerkannt werden müſſen.
Ueberdies iſt Baron von Szilaſſy eine Individuglität von
jener beſcheidenen Vornehmheit, die ſympathiſch berührt und
nicht nötig hat, die eigene Bedeutung in ein künſtlich vorteil=
haftes
Licht zu rücken. Er ſtammt aus einem alten königstreuen
ungariſchen Geſchlecht, war aber, wie ſo mancher ungariſcher
Magnat, überall eher als in der Heimat zu Hauſe; er erhielt
ſeine Erziehung in der franzöſiſchen Schweiz und in England,
und verbrachte ſeine ganze Laufbahn im diplomatiſchen Dienſte
der habsburgiſchen Monarchie; auf jedem Poſten, der ihm an=
vertraut
wurde, ſeinen Mann ſtellend. Schon im Jahre 1909
meldet er aus Tokio, daß es zu einem Verſtändnis zwiſchen Ja=
pan
und dem beſiegten Rußland kommen werde. Im Frühjahr
1912 ſchreibt er aus Petersburg, daß Oeſterreich=Ungarn im Ver=
ein
mit Deutſchland zwar Rußland militäriſch überlegen ſei,
daß aber ein Sieg über den Zarismus die bedenkliche Folge
haben müßte, daß die Revolution auch die Donaumonarchie heim=
ſuchen
werde. Im Sommer desſelben Jahres warnt er vor der
Untreue Italiens und fordert, daß Oeſterreich=Ungam bei Er=
neuerung
des Dreibundes Italien gegenüber ſeine lebenswichti=
gen
Intereſſen in Albanien ſchütze, da es ſeiner Auffaſſung nach
viel leichter zu erſparten ſei, daß England ſich mit Frankreich
und Rußland verſtändigen, als daß Italien mit Oeſterreich= Un=
garn
gehen werde. Im Jahre 1914 berichtet er aus Athen, daß
bei einem Ausbruch des Weltkrieges Rumänien den Lockungen
der Entente nicht widerſtehen und ſich an ihrer Seite ſchlagen!
werde. In 1915 ſieht er als Folge des deutſchen U=Bootkrieges
voraus, daß England zur Einführung der allgemeinen Wehr=
pflicht
ſchreiten müſſe uſw. Ueberhaupt bekundet Szilaſſy ein
nüchternes Urteil über die jeweilige politiſche Lage und ihre not=
tendigen
Folgen. Dabei iſt er ein treuer Diener ſeines Herren
und denkt durchaus habsburgiſch, wie mancher ungariſche Ariſto=
krat
, der halb zum Oeſterreicher wurde und ſein Vaterland nur
wie durch einen ſchweren Nebelſchleier aus der Ferne ſieht. Er
befürchtet von Anbeginn den allerſchlimmſten Ausgang des Welt=
krieges
und ſpricht es frühzeitig in feinen Berichten aus, daß
der Haupt=, ja der einzige Erfolg des Welttrieges nur die Zer=
ſtückelung
der Donaumonarchie ſein könne. So ſinnt er denn
darüber nach, wie die Monarchie zu retten wäre, und aus dieſem
Sinnen entſpringen jene zwei merkwürdigen Denkſchriften, die
den Hauptinhalt ſeines Werkes bilden.
Die erſte dieſer Denkſchriften, die vom 9. Nodember 1917
datiert iſt, trägt den charakteriſtiſchen Titel: Der zukünftige
Bürgerkrieg in Oeſterreich=Ungarn und wie man ihn verhindern
kenn, und wurde vom Außenminiſter Grafen Czernin dem
greiſen Monarchen unterbreitet. Szilaſſy ward aus Konſtan=
tinopel
heimberufen und am 22. Januar 1918 in früher Stunde
von Franz Joſeph in Baden, das ihm als Hquptquartier diente,
in Audienz empfangen, die eine Stunde lang währte. Szilaſfy
hat ſein Memorandum ganz der Denkart des Kaiſers angepaßt
und forderte darin die möglichſt raſche Beendigung des Welt=
krieges
, da Deutſchland ein weſentlich anderes Intereſſe am
Durchhalten habe als die Donaumonarchie; ferner die Abände=
rung
der 50jährigen dualiſtiſchen Verfaſſung des Reiches, und
ihre ſehr maßvolle Trialiſierung mit Rückſichtnahme auf die
tſchechiſchen und kroatiſchen Beſtrebungen. Der Kaiſer fand
großen Gefallen an dieſen Vorſchlägen, aber er war längſt nur
noch ein Schatten ſeiner ſelbſt, und Szilaſſy fühlte nur zu ſehr,
daß hier ein lebender Wille mangele, und daß ſeine Rettungs=
abſichten
, ſelbſt wenn ſie nicht ſchon verſpätet gekommen wären,
nur fromme Wünſche bleiben müſſen.
Das Verhängnis wollte es, daß auf den viel zu alten ein
viel zu junger Kaiſer folgte, und daß der notwendige Zuſam=
menbruch
der Monarchie ſchon in dieſer kläglichen Tatſache zu
einem vollendeten ſymboliſchen Ausdruck gelange. Der junge
Kaiſer und König war ein lebensluſtiger, liebenswürdiger Offi=
zier
, der, zwiſchen entgegengeſetzte Einflüſterungen und Hof=
koterien
geſtellt, eigentlich niemals zu einem Willensbeſchluß
kam, ja auch nicht einmal die Kraft aufbrachte, ſich ſelbſt auszu=
ſchalten
was doch am klügſten geweſen wäre , und die Sor=
gen
um das verſinkende Staatsſchiff einem energiſchen Kanzler
zu überlaſſen. Seine Richtungsloſigkeit tritt beſonders auf=
fallend
Szilaſſy gegenüber zutage. Der Baron war auf ſeinen
Poſten nach der Türkei zurückgekehrt und verbrachte faſt drei
Monate im herrlichen Jeniköf am Bosporus, wo er auf einſamen
Ritten genügend Gelegenheit fand, die immer tragiſchere Situ=
ation
der Donaumonarchie zu überdenken. Die Frucht ſeiner
Ueberlegungen war die bedeutendſte ſeiner Denkſchriften mit dem
Titel: Die Notwendigkeit eines ſofortigen Friedens, ſelbſt eines
Separatfriedens, datiert vom 13. Auguſt 1918. Nur gebrach
es dem Verfaſſer an jeder Möglichkeit, ſie in die Hände des
jungen Herrſchers kommen zu laſſen. Da überraſchte ihn eines
Tags (6. September 1918) der unerwartete Beſuch ſeines Freun=
des
, des Generals Däni, der ihn als auserkorenen Außenminiſter
wahrſcheinlich auf Betreiben des Hofminiſters, Grafen Hun=
hadi
und des dem Kaiſer befreundeten Fürſten Ludwig Windiſch=
grätz
nach Wien zu bringen hatte.
Nun ſcheint Baron von Szilaſſy endlich ans Ziel ſeiner
Wünſche gelangt zu ſein und die Lenkung der Schickſale der
Donaumonarchie in Händen zu haben. Hier kommt jedoch die
Unentſchloſſenheit Karls zum Vorſchein, denn er vermag ſich
nicht zu entſchließen, den derzeitigen Außenminiſter Burian zu
entlaſſen und die Führung der Geſchäfte dem ihm ſo genehmen
Szilaſſy anzuvertrauen. Die vollendete Ritterlichkeit, mit der
der neuberufene Miniſter ſich aus dieſer verkehrten Situation
zieht, läßt ihn zwar als einen Mann von echter Vornehmheit
erſcheinen, aber deckt auch jene vollſtändige Willenszerfahrenheit
am Ballplatz auf, die ein nicht unbedeutender Faktor im Unter=
gang
der Donaumonarchie war.
Für den Baron Szilaſſy aber war es, wie der tiefer Blickende
erkennt, förmlich ein Glück, daß er nicht dazu kam, ſeinen Ret=
tungsplan
durchzuſetzen. Denn es war ein waghalſiger Staats=
ſtreich
ohnegleichen, den er gegen das altehrwürdige Reich im
Schilde führte. Wir ſehen von den Schwierigkeiten ſeiner Außen=
politik
der Entente gegenüber ab, denn es mag ja ſein, daß er bei
ihr einigen Anklang gefunden hätte, aber er hoffte, die ſich gegen
das Habsburgerreich empörenden Nationalitäten durch die Ge=
trährung
weitreichender Antonomien beſänftigen zu können. Er

*) Der Untergaug der Donaumonarchie. Diplomatiſche Erif
rungen von Baron J. v. Szilaſſy.
es
land (C,
Berger et Comp.) Berlin.

[ ][  ][ ]

eite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 2. März 1923.

Rummer 65.

Falls Deutſchland auf die Knie gezwungen. ..

Freigabe der deutſchen Vermögen in Amerika.

einte die dualiſtiſch gezimmerte Monarchie in der zwölften
de der Lebensgefahr im Handumdrehen in eine habsbur=
Donaukonföderation umwandeln zu können. In dem
iente, wo die Nationalitäten, d.h. alle exploſiven Kräfte des
zes, die Monarchie zu ſprengen unternahmen, mußte ein jeder
uch, der ſich dieſer Sprengung widerſetzte und einen ſol=
plante
ja Szilaſſy , ihre exploſive Kraft nur noch ver=
ren
. Der Verſuch wäre an dem Widerſtand aller aufgewie=
en
Minoritäten unbedingt geſcheitert und das habsburgiſche
ternehmen, ſie alle noch zum letzten Male gegeneinander aus=
Zielen, um auf ihre wechſelſeitige Bezähmung ein neues Reich
ubauen, wäre auch moraliſch völlig entlarvt worden. In
garn zumal gab es keinen Magharen, der die Föderaliſierung
Monarchie nicht als eine Verzweiflungstat und als erbärm=
ſten
Landesverrat aufgefaßt hätte. Szilaſſy fühlte dies ſelbſt,
er ſpricht es in ſeiner aufrichtigen Weiſe ſelbſt aus: So wäre
die traurige Ausſicht zuteil geworden, als Zerſtörer meiner
ſendjährigen Heimat von der Nachwelt mit Fluch erwähnt
werden. Er hat dieſe entſetzliche Schuld nicht auf ſich ge=
Sen, und darin beſteht die unvergleichliche Ironie im Schickſal
eſes begabten Diplomaten, daß er hinterher ſich glücklich fühlen
, nichts von dem, was er wollte, verwirklicht haben zu können.
Hinterher fällt aber alch ein milder, berſöhnender Schein
f den Grundirrtum ſeines verfehlten Lebens. Was er voraus=
h
, iſt eingetroffen: die Donaumonarchie ging unter, aber wvoran
weniger dachte, daß Ungarn der Sündenbock dieſes Zuſammen=
uches
ſein werde: das iſt geradezu in furchtbarſter Weiſe er=
lgt
. Im ſchönſten Kapitel ſeines Buchs: Der Sündenbock des.
Jeltkrieges, erkennt er in der Fronie ſeines eigenen Lebens=
inges
auch die Tragik ſeines Vaterlandes. Warum muß gerade
ngarn der Sündenbock des Weltkrieges ſein? Trägt etwa Un=
arn
die Hauptſchuld an der europäiſchen Kataſtrophe? Warum
ſiuß ein Drittel der ungariſchen Raſſe ſeines Vaterlandes ver=
liſtig
werden? Vielleicht, weil es treu bis ans Ende die Ver=
flichtungen
gegenüber ſeinen Bundesgenoſſen erfüllte? Und
Zarum werden jene Minoritäten belohnt, die, untreu dem eige=
uen
Reiche, ſich mit ihren Freiſcharen dem Feinde anſchloſſen?
iemals während des 1000jährigen Beſtandes des ungariſchen
Reiches waren die Slowaken Bürger des tſchechiſchen Staates,
vie durften ſie trotzdem Tſchechien einverleibt werden? Und
Siebenbürgen, das doch in den trübſten Zeiten des Ungartums,
int 16. und 17. Jahrhundert, der letzte Schutzwall und die Hoch=
burg
des maghariſchen Gedankens war, wie konnte es Rumä=
iiien
zuerkannt werden? Und welches Anrecht hat der Balkan
auf den blühendſten ſüdlichen Teil der ungariſchen Tiefebene?
So türmt er dieſe Fragen zu Anklagen gegen das Schickſal auf.
Aber wenn jemandem, ſo liegt eben ihm die Erklärung dieſer
Tragit nahe. Denn wenn die edleren und talentvolleren Söhne
eines Landes ihren Ehrgeiz der Rettung fremdartiger imperia=
liſtiſcher
Gedanken widmen, die dem Untergang geweiht ſind,
dann kann es freilich dem eigenen Lande nur ſo ergehen, wie es
Ungarn erging. Selten ward einem geiſtvollen Manne, edel,
kühn und ritterlich faſt bis zum Leichtſinn, ein Los zuteil, wie
dem Baron von Szilaſſy: an der Erfolgloſigkeit ſeiner Lebens=
arbeit
zum klarblickenden Philoſothen zu werden.

Unbequeme Forderungen!
Paris, 6. März. (Wolff.) In der geſtern ſtattgefundenen
Sitzung des Ausſchuſſes zur Beratung der Beſatzungs=
koſten
fürdieamerikaniſchen Truppen am Rhein
war es nicht möglich, die widerſprechenden Gedanken, die zum
Ausdruck kamen, in Einklang zu bringen. Wie verlautet, ſoll
der amerikaniſche Standpunkt folgender ſein: Da kein Wider=
ſpruch
gegen die amerikaniſchen Forderungen erhoben worden iſt,
müßten ſie auch bezahlt werden wie eine einfache Handelsſchuld.
Dabei ſei es Regel, eine teilweiſe Barzahlung zu verlangen,
wenn die Geſamtſchuld nicht ſofort bezahlt werden könnte. Für
die Zahlung der Reſtſumme müßten geſtaffelte Summen feſt=
geſetzt
werden. Wenn nichts mehr in der Kaſſe der Reparations=
kommiſſion
ſei, um die Forderungen der Amerikaner zu erfüllen,
dann müßten von den Summen, die an die verſchiedenen Alli=
ierten
gezahlt worden ſind, Rückzahlungen erfolgen. Dieſer
Standpunkt ſoll begründet werden in der Priorität der Be=
jatzungskoſten
, ſo daß alſo Belgien bis zu einem gewiſſen Be=
age
Rückzahlungen zu machen hätte. Dieſer Stundpunkt der
ochmaligen Inbetrachtziehung des am 13. Auguſt 1921 ſtatt=
efundenen
Verteilungsſyſtems wurde von ſämtlichen vier ver=
jetenen
Mächten abgelehnt. Es wurde erklärt, Geldzahlungen
imen bei Deutſchland nur im Verhältnis von einem Drittel in
rage, da zwei Drittel der Zahlungen in Waren geleiſtet würden.
Deshalb müßten auch die Vereinigten Staaten eine größeren Teil
ihrer Forderungen in ſolchen Zahlungsmitteln annehmen. Es
heint, daß von franzöſiſcher Seite auch der Vorſchlag gemacht
durde, Amerika möchte ſich durch die Liquidierung der deutſchen
queſtrierten Güter, deren Wert auf 300 Millionen Dollar ge=
hätzt
wird, bezahlt machen. Das ſei eine Summe, die höher ſei
Is die amerikaniſchen Beſatzungskeſten, die ſich auf ungefähr
ine Milliarde Goldmark belaufen. Der amerikaniſche Delegierte
at nach dem Petit Pariſien geantwortet, ſeine Regierung fühle
ſich nicht berechtigt, zu einer derartigen Konſolidierung zu ſchrei=
(n. Da geſtern keine Verhandlungsgrundlage gefunden werden
ynnte, ſoll die Beſprechung am Samstag vormittag 10 Uhr fort=
geſetzt
werden.

London, 6. März. (Wolff.) Der Brüſſeler Berichterſtatter
des Daily Telegraph ſchreibt, er ſei in der Lage, Einzelheiten
über die Abſichten der franzöſiſchen und belgiſchen Regierung
mitzuteilen für den Fall, daß die Deutſchen, auf die Knie ge=
zwungen
, ihren Wunſch zu Verhandlungen kundgeben: Die
Hauptlinien des Planes ſeien bereits entworfen. Poincare
habe eine Anzahl Sachverſtändige ausgewählt, um dieſen Plan
auszuarbeiten, über den zunächſt zwiſchen Foch, Barthou, Dela=
eroix
und den Sachverſtändigen ein Meinungsaustauſch ſtatt=
finde
. Hierauf werde die erſte Zuſamenkunft zwiſchen den fran=
zöſiſchen
und belgiſchen Vertretern mit den Deutſchen erfolgen.
Es werde die Frage der Reparationen erörtert werden, dann
werde man über die Probleme der bereits vollzogenen Sanktio=
nen
und ſchließlich über die Kontrolle der deutſchen Finanzen
verhandeln. Wenn ſich ein Moratorium als unentbehrlich
herausſtellen ſollte, werde es gewährt werden. Die Beſetzung
werde verlängert, ſolange ſie notwendig ſei. Sie werd: abge=
kürzt
werden in dem Verhältnis, in dem Deutſchland das Ab=
kommen
mit Franreich und Belgien durchführe. Nachdem die=
ſes
neue Abkommen erzielt ſei, würden Frankreich und Belgien
die Fragen mit ihren Alliierten beſprechen, insbeſondere be=
züglich
ihrer privaten Angelegenheiten, wonach die Unterzeichner
des Verſailler Vertrages ſich von neuem mit Deutſchland an
den Konferenztiſch ſetzen würden. Auf dieſer Konferenz würde
der Verſailler Vertrag geändert werden, insbeſondere bezüglich
des in London im Jahre 1920 entworfenen Zahlungsplanes.
Dies werde die große Friedenskonferenz ſein, auf der das Schick=
ſal
der Reparationskommiſſion und der Kontrollkommiſſion ent=
ſchieden
würde. Desgleichen würden die neuen Grenzen feſt=
geſetzt
werden und die Dauer der Beſetzung des linken Rhein=
ufers
, das in Zukunft von Frankreich und Belgien allein beſetzt
gehalten werden würd?.
Die engliſche Zone.
London 6. März. (Wolff.) Die Times meldet aus Köln,
daß zwiſchen General Godley und Degoutte eine befriedigende
Vereinbarung über den Transport der franzöſiſchen Truppen
durch die britiſche Zone erzielt worden ſei. Einzelheiten ſeien
verttanlich. Sie würden erſi in London und Paris zur Ge=
nehmigung
unterbreitet werden müſſen, bevor ſie veröffentlicht
werden könnten.
Eine Entſchließung des B. d. A.
Berlin, 6. März. (Wolff.) Am 4. März fand in Eſſen
eine Vertretertagung des Gewerkſchaftsbundes der Angeſtellten
ſtatt, in der folgende Entſchließung angenomen wurde: Die zur
Bezirkstagung in Eſſen vollzählig erſchienenen Vertreter des
Gewerkſchaftsbundes der Angeſtellten erneuern das Treugelöbnis
zum Reich und geloben, den Abwehrkampf gegen den gewalt=
ſamen
Einbruch der Franzoſen und Belgier in friedliches deut=
ſches
Land für Recht und Freiheit mit aller Kraft fortzuſetzen.
Hochſpannung in Polen.
U. Warſchau, 7. März. Im Zuſammenhang mit der
Einberufung des Deutſchen Reichstages läßt ſich die polniſche
Preſſe aus Berlin eine Fülle alarmierender Nachrichten über
Panikſtimmung an der Börſe und allerhand heunruhigende An=
zeichen
über eine Aenderung der deutſchen Haltung in der Ruhr=
frage
zukommen. Der Kurjer Poranny alarmiert die Oeffent=
lichkeit
ſogar mit der Nachricht, wan habe in Polen die Beſtäti=
gung
dafür erhalten, daß die deutſche Regierung Mobiliſations=
anordnungen
treffe.
* Der Einbruch in die deutſche Bötſchaft in Rom.
Rom, 6. März. Zu dem Einbruch in die deutſche Botſchaft
in Rom erfahren wir noch folgende Einzelheiten: Als ſich im Bot=
ſchaftsgebäude
das Feuergefecht zwiſchen den Eindringlingen
und dem Botſchaftsperſonal entſpann, erklangen im Garten
Pfeifenſignale, die mit Lichtzeichen verbunden waren. Alsbald
hörte man, wie ein Auto von der hinteren Pforte des Gartens
abfuhr. Bei dem Komplott ſollen an 50 Menſchen beteiligt ge=
weſen
ſein. Bei dem Verhör der beiden Verhafteten brach einer
der beiden vollkommen zuſammen. Er behauptete, italieniſcher
Offizier geweſen zu ſein und erklärte weinend, daß der Hand=
ſtreich
tatſächlich den politiſchen Dokumenten galt. Das Geld für
den Anſchlag ſei aus Nizza gekommen und der Auftraggeber
ſei ein Mann geweſen, der italieniſch mit deutlichem franzöſi=
ſchen
Akzent geſprochen habe. Auch andere Botſchaften in Rom
ſollen in letzter Zeit auffällig beobachtet worden ſein.
Trotzdem von amtlicher deutſcher Seite noch niemand die
Franzoſen in dieſer Angelegenheit beſchuldigt hat, hält merk=
würdigerweiſe
die offiziöſe Agence Havas es für nötig, in einer
längeren Auslaſſung zu verſichern, daß Frankreich an dieſem
Einbruch völlig unbeteiligt ſei. Es iſt ein franzöſiſches Wort:
auf sekreuse gageuse!

Berlin, 6. März. (Wolff.) Der amerikaniſche Kon=
greß
hat am 4. März die ſogenannte Winslow=Bill verabſchie=
det
, die den Eigentümern der im Kriege von den Vereinigten
Staaten beſchlagnahmten deutſchen Vermögenswerte das Eigen=
tum
bis zur Grenze von 10 000 Dollar freigibt. Dieſe Maßnahme
bedeutet nicht nur die Ausſchüttung von 3040 Millionen Dol=
lar
an die deutſchen Berechtigten und damit für viele Tauſende
von Deutſchen Rettung aus bitterſter Finanzbedrängnis, ſon=
dern
darüber hinaus, daß die Vereinigten Staaten das Prinzio
der Heiligkeit des Privateigentums im Gegenſatz zu vielen an=
deren
alliierten Mächten zum Geſetz erklärten. Aus dem Geſetz,
deſſen endgültiger Wortlaut hier noch nicht vorliegt, ſei hervor=
gehoben
, daß die Freigabe bis zur Höhe von 10 000 Dollar ſo=
wohl
Einzelperſonen wie Geſellſchaften zugute kommt und daß
außer der einmaligen Freigabe von 10 000 Dollar vom Jukraft=
treten
des Geſetzes an die laufenden Erträgniſſe bis zur Höhe
von 10000 Dollar im Einzelfalle ebenfalls freigegeben werden
und daß ein Vertreter für ſeine Tätigkeit zwecks Freigabe nicht
mehr als 3 Prozent des freigegebenen Betrages liquidieren darf.
Die Ausführungsbeſtimmungen werden von der amerikaniſchen
Regierung demnächſt erlaſſen. Es iſt anzunehmen, daß ſie den
deutſchen Berechtigten in formeller Beziehung jede nur denkbare
Erleichterung gewähren werden, da der Wille der amerikaniſchen
Regierung dahin geht, den geſchädigten Deutſchen ſo ſchnell wie
möglich zu helfen. Solange aber die Ausführungen nicht erlaſſen
ſind, hat es keinen Zweck, Freigabeanträge an die Verwaltung
oder an eine andere Stelle zu richten, da dieſe möglicherweiſe
Formfehler wegen zurückgegeben werden.
Der Preisabbau.
Berlin, 6. März. (Wolff.) Gegenüber den mehrfach in
der Preſſe verbreiteten Zweifeln, ob es möglich ſein würde, den
durch die Markbeſſerung eingeleiteten Preisabbau trotz äuße=
rer
und innerer Hemmungen erfolgreich weiter durchzuführen,
muß mit aller Beſtimmtheit betont werden, daß die Reichs=
regierung
den beſchrittenen Weg entſchloſſen
weiter verfolgt. Die befürchtete Brotpreiserhöhung wird
nicht eintreten. Von der in Ausſicht genommenen weiteren Er=
höhung
der Frachttarife wird abgeſehen. Unterhandlungen ſind
im Gange, welche eine Verbilligung der wichtigſten induſtriellen
Grundſtoffe zum Ziele haben. Eine weitere Erhöhung der Koh=
lenpreiſe
wird wahrſcheinlich nicht erfolgen. Die für die Land=
wirtſchaft
notwendigen Düngemittel wurden in dieſen Tagen um
10 Prozent herabgeſetzt. Unter dieſen Umſtänden iſt zu hoffen,
daß der mit der Feſtigung der Mark eingetretene Preisrückgang
der Einfuhrwaren nach und nach auch zur Auswirkung auf dem
Markte im übrigen gelangt. Soll dieſes Ziel erreicht und feſt=
gehalten
werden, dann iſt es aber nötig, daß die Preiswelle nicht
durch Lohnerhöhungen neu in Bewegung geſetzt wird. Erfreu=
licherweiſe
wächſt die Erkenntnis, daß hohe Papierlöhne nicht
ohne weiteres eine Verbeſſerung der Lebenshaltung zur Folge
haben, wohl aber immer die Warenpreiſe weiter ſteigern. Mögen
alle an der Regelung der Lohnverhältniſſe Beteiligten daraus
die richtige Lehre ziehen.
Die Bundesgenoſſen.
U. Prag, 6. März. In einem Artikel der Prager Preſſe
ſchreibt Philipp Millet, daß zwiſchen Frankreich und Belgien
lebhafte Meinungsverſchiedenheiten bezüglich der politiſchen
Verwaltung des Ruhrgebietes beſtehen. Die franzöſiſche Ab=
ſicht
, einen franzöſiſchen Oberkommiſſar für die Zivilverwaltung
zu ernennen, ſtoße bei den Belgiern auf Widerſtand. Sie ver=
langen
, daß ein gleichberechtigter belgiſcher Oberkommiſſar er=
nannt
werde. Daran ſind die letzten Pariſer Beſprechungen zwi=
ſchen
Poincaré und Theunis geſcheitert.
In weiteren Ausführungen erklärt Millet, daß in drei
Punkten ein Einvernehmen zwiſchen Frankreich und Belgien
beſtehe: 1. daß die politiſche Organiſation des Ruhrgebietes für
eine lange Reihe von Jahren notwendig ſei, weil offenbar
Frankreich und Belgien das Ruhrgebiet als eine der Garantien
für die von Deutſchland zu übernehmenden definitiven Repara=
tionsverpflichtungen
erklären wollen; 2. daß Frankreich und Bel=
gien
, die allein die Koſten der Ruhrbeſetzung tragen, einen An=
ſpruch
darauf haben, ihr Programm Deutſchland vorzulegen,
ohne die Alliierten zu verſtändigen, wenn Deutſchland ſo weit
ſein werde, die Nutzloſigkeit ihres Widerſtandes einzuſehen;
3. erhoffen Frankreich und Belgien, daß die definitive Regelung
des Reparationsproblems derart erfolge, daß die Alliierten ihnen
a) das Vorrecht auf die Reparationen unzweideutig zugeſtehen
und b) die Einwilligung geben, daß die Beſetzung in Deutſch=
land
keinesfalls früher aufgehoben wird, als bis die vollſtändi=
gen
Zahlungsleiſtungen ſeitens Deutſchlands erfolgt ſeien. Poin=
caré
und Theunis würden in den nächſten Tagen zuſammen=
kommen
, um in dieſem Sinne die Verhandlungen fortzuſetzen.

Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Dienstag, den 6. März:
Der Troubadour.
Oper von G. Verdi.
Für den Troubadour gilt kritiſch das gleiche, was ich über
den Rigoletto geſagt habe. Beide Opern entſtammen derſelben
Schaffenszeit des Meiſters und haben gleiches Gepräge. Trou=
badour
iſt das ſtärkere und iſt eine Zeitlang das typiſche Werk
der italieniſchen Oper geweſen, ſo wie Die Stumme für Frank=
reich
, der Lohengrin für Deutſchland als typiſche Nationaloper
galt. Heute iſt der Troubadour von Verdi ſelbſt überholt, der
uns im Othello und Fallſtaff ſeine reifſten Schöpfungen gab.
Aber es bleibt das Werk eines muſikaliſchen Genies, dem, nur
Mozart vergleichbar, alle Gedanken und Eingebungen unmittel=
bar
aus ſeinem muſikaliſchen Empfinden zufloſſen, der keiner
Theorie, keiner reformatoriſchen Idee bedurfte, um verſtanden,
keiner Literatur und Propaganda, um bekannt zu werden, und
der kampflos ſeinen ewigen Ruhm ſich gewann. Dieſe alte Oper
iſt nicht abgeleiert; ſie zeugt noch heute von einer Friſche der Er=
findung
, einem Wohllaut der Melodik, einer packenden Leiden=
ſchaftlichkeit
und dramatiſchen Geſtaltungskraft, wie ſie nur
wenige Bühnenwerke beſitzen.
Das Werk wurde neu einſtudiert und in neuer Inſzenierung
geboten. Es konnte ſich ſehen laſſen. Die Bühnengeſtaltung
trifft überall mit Sicherheit die Abſichten des Schöpfers. Die
neuen eigenartig geſehenen, zuſammenfaſſend geſtalteten Bilder
ſind ven typiſcher Größe. Meiſter Pilartz hat ſie entworfen
und weckte von neuem das Bedauern, daß dieſer genial ſchaffende
Künſtler nicht mehr dauernd unſerer Bühne angehört.
Die Vorſtellung war mancherlei Fährlichkeiten ausgeſetzt.
Für den abweſenden Herrn Heuſer gaſtierte Joſef Burgwin=
kel
von Mannheim als Graf Luna mit einer auffallend ſchönen
gutgeſchulten Stimme von metalliſchem Klang und großer Trag=
kraft
. In Spiel, Mimik und Auffaſſung ſchien er noch ungewandt
und unperſönlich; vielleicht fehlt nur die Routine. Sein Erfolg
war unbeſtritten und verdient. Die Leonore iſt eine Rolle, die
jeweils der Koloraturſängerin, der Primadonna oder der jugend=
lich
=dramatiſchen Sängerin zugeteilt wird. Von allen dieſen
Fächern hat die Rolle etwas. Heute ſang ſie Fanny Cleve
die ſich wegen Indispoſition entſchuldigen ließ, jedoch tapfer aus=
hielt
und die ſchwere Rolle in Spiel und Geſang gleich befriedi=
gend
durchführte. Für die erkrankte Anna Jacobs war Gerta

Doepner eingeſprungen. Alle Achtung, wie ſicher ſie das
machte! Ihre ſchöne Stimme mit tiefer, ſatter Klangfarbe, die
ſich gerade für die Azucena gut eignet, iſt freilich mehr lyriſch
als dramatiſch geartet. Immerhin eine hochachtbare Leiſtung.
Herr Enehjelm erntete als ein glänzender Manrico die Lor=
beeren
des Abends und mußte die Stretta wiederholen. Die klei=
nen
Rollen lagen in guten Händen.
Der muſikaliſchen Leitung des gewiß umſichtigen und ſiche=
ren
Kapellmeiſters Roſenſtock fehlte mir wie bei allen Ver=
diſchen
Opern die perſönliche Note, das vom Eindruck des
Augenblicks Eingegebene. Auch ſchien mir das Blech wieder
reichlich laut. Die begleitente Trompete überdeckte vielfach völlig
die Singſtimme. Das Publikum der Schülermiete war dankbar
und beifallsfreudig.
v. H.

An die deutſchen Komponiſten.
Vom 4. bis 10. Auguſt d. Js. findet in Salzburg das
Kammermuſikfeſt der Internationalen Geſellſchaft für neue
Muſik ſtatt. Es ſoll dort eine Schau über das Wertvollſte des
heutigen kammermuſikaliſchen Schaffens in allen der Internatio=
nalen
Geſellſchaft für neue Muſik angegliederten Ländern bzw.
Sektionen gegeben werden. Im Intereſſe der deutſchen Kunſt
iſt daher eine möglichſt umfaſſende Beteiligung der deutſchen
Komponiſten in Salzburg zu wünſchen. Der Muſikausſchuß der
Sektion Deutſchland fordert hierdurch alle deutſchen Komponiſten
zur Einſendung geigneter Werke (Kammermuſik mit Streichern
und Bläfern, Lieder, Sonaten und nicht nur Manuſkiptwerke)
bis zum 20. März an die Geſchäftsſtelle der Sektion, zu Hän=
den
des Herrn Benedikt Lachmann, Berlin W. 30., Bayeriſcher
Platz 13/14, auf. Die Vorprüfung erfolgt durch den aus fünf
Mitgliedern beſtehenden deutſchen Muſikausſchuß, der ſeine Vor=
ſchläge
an die international zuſammengeſetze Jury weiterleitet,
die dann endgültig über die Programmgeſtaltung des Salzbur=
ger
Feſtes entſcheidet. Zum deutſchen Delegierten dieſer Jury
iſt Herr Hermann Scherchen, Frankfurt g. M., gewählt wor=
den
, der zugleich Obmann des deutſchen Muſikausſchuſſes iſt
Die Einſendungen ſind eingeſchrieben mit deutlicher Angabe des
Namens und der Adreſſe zu ſenden.

Bühnenchronik. Die Heidenſchuſter von Alekſis Kivi
ſeit Jahrzehnten unbeſtritten die Nationalkomödie Finnlands, erlebte am
2. März ihre deutſche Erſtaufführung im Stadttheater zu Lübeck
unter Spielleitung des Direktors Paul von Bongardt, und zwar
iſt die Mindenſche Ausgabe (Uebertragung von Guſtav Schmidt, dem

deutſchen Lektor der Helſingforſer Univerſität) zu dieſem Zweck erheb=
lich
gekürzt worden. Der eigenartige, von Tragik durchwobene Humor
und die geradezu Shakeſpeariſche Charakterzeichnung wirkten ſtark und
nachhaltig auf das Publikum. Die Hauptrolle, den tölpelhaft groben,
freiwillig komiſchen und doch wieder bemitleidenswerten jungen Schuſter
Eska gab Herr Paavo Jännes aus Helſingfors in deutſcher
Sprache, aber mit unverfälſchter finniſcher Eigenart. Sein Spiel und
die Geſamtdarſtellung fanden den größten Beifall des vollbeſetzten
Hauſes.

* Wie man in Lquſanne die Zeit totſchlug. Die Konferenz
von Lauſanne hat, wie ſo manche Vorgängerinnen jüngſter Zeit,
ein plötzliches ergebnisloſes Ende genommen. Mehr als zehn
Wochen hatte man geredet und die Welt in Atem gehalten. Aber
in der Hauptſache haben ſich die hier verſammelten Diplomaten
außerordentlich gelangweilt, denn Lauſanne iſt wohl ein idealer
Aufenthalt für kleine Penſionsmädchen, aber nicht für Staats=
männer
, die an den Mittelpunkten der modernen Welt zu leben.
gewohnt ſind. Auf welche ſinnvolle Weiſe die Konferenzteil=
nehmer
die Zeit totſchlugen, davon erzählt der engliſche Bericht=
erſtatter
G. Ward Price: Die Diplomaten verfielen vor Lange=
weile
auf die ſeltſamſten Unterhaltungen. Als ich eines Abends
in vollkommener Verzweiflung auf die Galerie des Hauptkinos
der Stadt geriet, da fand ich dort die beſten Köpfe des britiſchen
Auswärtigen Amtes, die mit atemloſer Spannung die Taten
Charlie Chaplins in einem ſeiner Groteskfilme verfolgten. Aber
das brachte nur Hilfe auf kurze Zeit. Es war dem italieniſchen
Admiral vorbehalten, ein dauerndes Heilmittel gegen die Ein=
tönigkeit
der vielen müßigen Stunden in Lauſanne zu finden.
Als er eines Abends in voller Galauniform einem beſonders
unverdaulichen Feſteſſen beiwohnte, da ſchlug er den anderen
Gäſten vor, mit ihm ein italieniſches Spiel zu unternehmen,
nämlich das auch bei uns beliebte Vaccig, das die Engländer in
Botchy=Botchy umtauften. Man ſpielte natürlich Zimmer=
Boccia und benutzte dazu ein genshnliches Billard. Ich habe
beobachtet, wie einige der Staatsmänner, ie die größte Ver=
antwortung
in Europa auf ihren Schiltern tragen, ſich dieſem
Spiel mit großem Eifer hingaben. Jsmed Paſcha gab ſich die
größte Mühe, und der Führer der italieniſchen Abordnung, der
Marquis Garroni, hatte es zu einer beionderen Virtuoſität ge=
bracht
, die ihn zu einem gefürchteten Gegner machte. Für dieſes
Kugelſpiel wurde von den Diplomaten das einzige engliſch=
Billard in Lauſanne ausſchließlich benutzt, und man kann be=
greifen
, daß die wirklichen Billardſpieler nicht gerade entzückt
darüber waren, den ſonſtigen Schauplatz ihrer Taten zu einer
ſo kindlichen Beſchäftigung verwendet zu ſehen.

[ ][  ][ ]

Aummer 65.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 7. März.
Opfer und Hingabe.
Hingabe iſt das größte Sein
Und die größte Tat,
Lebſt dich in das Ewige ein,
Ewigkeit trägt Leine Saat.
Nur wer ſich zu opfern weiß,
Lebt ſein Leben ganz,
Und es iſt in ſeinem Kreis
Ein geweihter Glanz.
* Jetzt iſt wieder Opfer= und Hingabezeit! Aber wie viele
ſind in dieſem Sinne wahrhaft Zeitgenoſſen!
Wie ſteht’s um dich? Empfange einmal den Richter in
beinem Gewiſſen! Kannſt du beſtehen vor ihm, vor dem Glanz
der beiden Worte? Denn ſie ſind es, die Licht ins Dunkel tragen
ſollen!
Vertiefe dich doch einmal in ihre Unerſchöpflichkeit! Es wird
dir gehen, daß du, je tiefer du vordringſt, immer mehr Licht fin=
beſt
und ſelber dich immer mehr erkennſt! Deine Menſchlichkeit
ieht ſich in einem Spiegel wieder, den nichts zuletzt mehr trübt.
und es kann kommen, daß du traurig wirſt über dich ſelbſt!
Siehe, dann biſt du auf dem rechten Wege; dann beginnt der
Segen dieſer zwei Worte! Dann beginnt das Leben aus ihnen
n dir wirkſam zu werden.
Du wirſt im edelſten Sinne hellſichtig werden für die
böchſtenliebe eines Jeſus und all derer, die ſich für eine große
Sache opferten. Dann erſt wird dir auch das Wort Georg
Stammlers aufgehen: Erſt, wenn einer dazu fähig iſt, mit vol=
er
Freiheit zu ſagen: Was kommt es auf mich an!, dann iſt er
virklich einer von denen, auf die es ankommt!
Die meiſten Menſchen treiben an den beiden Worten bor=
iber
, vernehmen einen Ton aus ihnen, der ſie ſchier fremdartig
mmutet, weil eine Kluft ſich auftut zwiſchen ihrer Welt und
ener, die in den beiden Worten lebendig iſt, und dann treiben
je weiter.
Nein, zu dieſen Treibenden wollen wir nicht gehören. Das
jibt unſere Seele nicht zu, unſere deutſche Seele, die ein Teil
der großen Volksſeele iſt!
Unſer Vater Arndt ſagt: Was geſchehen muß, iſt hell, was
vir tun müſſen, iſt keinem verborgen: Wir müſſen das Rechte
und Redliche tun! Und dieſes iſt jetzt Opfer und Hingabe!
Wenn unſer Volk in dieſen beiden Worten kräſtig iſt, dann
hilft ihm auch die große Kraft!
Auf der Erde haben die Menſchen Grenzen gezogen und ſehr
ift ſehr willkürlich. (Wir haben’s ja genugſam und ſchmerzvoll
rlebt.) Aber keine Grenze iſt ſo ſchwer zu überſchreiten, als die,
die Ichſucht um jeden Einzelnen zieht! Die Wahrheit dieſes
Satzes prüfe an dir ſelber einmal! Ueber die Grenze
lommen! Die Grenze der eigenen Ichſucht! Da liegts!
Da liegt die Hilfe für das Ganze und dich ſelbſt! Wenn du aber
inen Teil des Lichtes aus jenen beiden Worten in deiner Seele
rägſt, ſo fallen Mauern um, wo du vorwärts dringſt, und ein
teues Leben voll ſeliger Weite und einer neuen Schönheit iſt in
uir und um dich! Und du gehſt mit neuen Kräften und neuen
Freuden deinen Weg! Ueber die Grenze kommen!
Opfer und Hingabe! Erlebnis iſt alles!
Reinhold Braun.
Ernannt wurden am 19. Februar 1923 der Hilfsaufſeher Anton
Falhaut zum Strafanſtaltsoberwachtmeiſter am Landgerichtsgefäng=
is
in Mainz; am 26. Februar 1923 die Rechtsanwälte Wilhelm Hem=
nes
und Friedrich Blechner in Bensheim a. d. Bergſtr. zu Notaren
nit dem Amtsſitz daſelbſt; am 1. März 1923 der Lehrer Johann Bür=
ſer
zu Groß=Zimmern zum Lehrer an der Volksſchule zu Radheim,
Freis Dieburg.
Erledigt ſind eine Schulſtelle für eine katholiſche Lehrerin an der
Volksſchule in Spxendlingen, Kreis Alzeh. Dienſtwohnung iſt
icht vorhänden; die Stelle eines Zeichenlehrers an der Realſchule zu
Nichelſtadt. Meldungen bis zum 16. März 1923 an das Landes=
mt
für das Bildungsweſen. Eine Familienwohnung kann in den
ſächſten Jahren nicht beſchafft werden.
E Auch die Stadtverwaltung hat ſich mit Zuſtimmung der
fraktionen unſerer Stadtverordnetenverſammlung in vollſtem
imfang der Kundgebung unſeres heſſiſchen Ge=
amtminiſteriums
vom 4. März angeſchloſſen.
Der geſamte Poſt=, Telegraphen= und Fernſprechbetrieb in
Mainz liegt immer noch vollſtändig ſtill und eine Aenderung die=
es
ſchrn ſeit dem 20. Februar beſtehenden Zuſtandes iſt nicht ab=
zuſehen
. Die franzöſiſche Beſatzung macht die Wiederaufnahme
des Betriebs davon abhängig, daß von den Beamten die Beför=
derung
von Telegrammen und die Herſtellung von Verbindungen
nach dem Einbruchsgebiet zugeſagt und der Betrieb des Tele=
graphenbauamts
unter franzöſiſchen Befehl geſtellt wird. Dieſe
Forderungen ſind von den Beamten ſelbſtverſtändlich entſchloſſen
abgelehnt worden. Neuerdings iſt noch eine Verſchärfung inſo=
ſern
eingetreten, als durch eine beſondere Note den Vorſtehern
der Poſtämter in den Mainzer Vororten unter Androhung hoher
Strafen verboten worden iſt, Poſtſendungen für Mainz auszu=
geben
und Beamte, die widerrechtlich an der Ausübung ihres
Dienſtes in Mainz verhindert werden, aushilsweiſe bei den Poſt=
ämtern
der Vororte zu beſchäftigen.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 2. März 1923.

D Studierenden und Schülern aus dem alt= und neubeſetzten
Gebiet, die wegen Verkehrsſtörung ihren Heimatsort bei Beginn
des bevorſtehenden Semeſters und Oſterferien nicht erreichen kön=
nen
, iſt ausnahmsweiſe die Benutzung der Schülerferien=
karten
zur ſpäteren Heimkehr zu geſtatten.
Die Gaſtſpiele der Loheländer finden, wie auf vielfache Anfragen
mitgeteilt ſei, beſtimmt ſtatt. Sämtliche Mitwirkenden ſind in Darm=
ſtadt
eingetroffen. Die Tänze und Spiele der Loheländer ſind Ausdruck
eines Gemeinſchaftsgeiſtes und nur ſo und nicht anders denkbar. Lohe=
land
iſt mehr als eine Schule, in der der Tanz tägliche Uebung iſt; iſt
eine Gemeinde, für die der Tanz als gottesdienſtliche Aeußerung gilt.
Wertet man die Art der Loheländerinnen zu tanzen neben der unſerer
Tänzerinnen, ſo fällt mehr als etwa höhere techniſche Vollendung, das
tiefere Wiſſen um das Tanzgeheimnis ſelbſt auf. Das iſt Tanz von
innen heraus, keine Exerziermeiſterei gut trainierter Glieder, keine
Darlegung der Muſik durch Bewegungsformen, ſondern die Geburt der
Gebärde, aus einer im Seeliſchen gelöſten Anmut, eine fortdauernde
ſchöpferiſche Exſtaſe, ein Wiſſen, das in die Formen und Normen des
Könnens gebändigt iſt.
Das Berliner Auftreten der Loheländer in der vorigen Woche (25.
Februar bis 2. März) geſtaltete ſich zu einem großen Erfolg. Man bo=
griff
: Hier iſt wirklich etwas neu aus den tiefſten Kräften des deutſchen
Kunſtſchaffens emporgewachſen. Hier ſteht der ganze Menſch, hier ſteht
eine Gemeinſchaft von Menſchen uneingeſchränkt hingegeben einer leben=
digen
künſtleriſchen Tat und hier wird gefordert vom Auflebenden der
ganze Menſch in mitlebender Offenheit.
Für die Ruhrſpende und die Darmſtädter Nothilfe wiederholen
am Sonntag, den 11. März, vormittags 11½ Uhr, im Großen Haus des
Landestheaters Muſikverein und Landestheaterorcheſter das Bruck=
ner
=Konzert, das am Sonntag, den 25., und Montag, den 26. Fe=
bruar
, vor ausverkauftem Haus gegeben wurde. Der allgemeine Vor=
verkauf
beginnt heute.
Vorſtellungsänderung. Da die Krankheit des Herrn Valk längere
Zeit dauern wird, können die für Freitag, den 9., und Samstag, den
10. März, vorgeſehenen Wiederholungen des Urgötz nicht ſtattfinden.
Statt deſſen geht am Freitag, den 9., für die Sondermieten 13 und 14
Tolſtois Macht der Finſternis, am Samstag, den 10. März,
für die angekündigten Sondermieten 4 und 11, ſowie für die Schüler=
miete
rot Prezioſa in Szene. Die nächſte Wiederholung des Urgötz
wird vorausſichtlich Montag, den 19. März, ſein.
Rauſch. Am Donnerstag, den 8. März, kommt im Kleinen
Haus zum erſten Male in neuer Inſzenierung Rauſch, Drama von
Auguſt Strindberg, zur Aufführung.
* Waldemar Bonſels, der am Mittwoch, den 7. März, im
Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters aus eigenen
Dichtungen lieſt, hat ſein geſamtes Honorar zum Beſten der
Ruhrſpende und der Darmſtädter Nothilfe zur Ver=
fügung
geſtellt.
* Der 8. Kammermuſikabend des Darmſtädter Streichquartetts,
unter pianiſtiſcher Mitwirkung des Herrn Kapellmeiſters Rofenſtock,
findet nicht am 12., ſondern Montag, den 19. März, in der
Traube ſtatt.
Wegen Kohlenmangels fallen ab 4. März 1923 an Sonn= und
Feiertagen auf der Strecke DarmſtadtGroß=Zimmern die
Züge 3403/3404, 3407 /3410, 3420 /3421 bis auf weiteres aus.
* De amtliche Fürſorgeftelle für Kriegsbeſchädigte und Kriegs=
hinterbliebene
für den Landkreis Darmſtadt macht bekannt, daß ſie ihre
ſeither Dienstags und Freitags abgehaltenen Sprechtage nunmehr
Montags und Donnerstags von 912 Uhr vormittags und
35 Uhr nachmittags abhält. Mit Rückſicht auf die Geſchäftsbelaſtung
kann an anderen Tagen Publikum nicht vorgelaſſen werden. Es wird
daher den Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen in ihrem eigenen
Intereſſe zur Erſparung unnötiger Reiſekoſten empfohlen, nur zu den
angeſetzten Sprechſtunden vorzuſprechen. Auch die Hauptfürſorgeſtelle
Donnerstags von 81 Uhr ab.
T.EI. Familienabend der Turngemeinde Darmſtadt 1846. Fröhliche
Stunden waren es, die die Turngemeinde Darmſtadt 1846 am Sonntag
ihren Mitgliedern bereitete. Nach einem ſchwungvollen Eröffnungs=
marſch
des Theſta=Orcheſters ſang die Turnerſingmannſchaft in vollende=
tem
Vortrag zwei Chöre, die markigen Worten und herrlichen Klängen
vom deutſchen Vaterlande, vom trotzigen Glauben ſeiner Bürger und
vom deutſchen Rheine kündeten, und die in allen treudeutſchen Herzen
den Widerhall fanden, der die Worte des erſten Sprechers beflügelte,
als er in den dichtgefüllten Saal hinausrief, den bedrängten Brü=
dern
am Rhein und Ruhr zu helfen, und, wenn uns ein ähnliches Schick=
ſal
treffe, gleich ihnen trotzig und mannhaft auszuharren. Plaſtiſche
Gruppen der Fechter und Leichtathleten zeigten typiſche Stellungen aus
dem Gebiete ihres Wirkens. Zu einem vollen Erfolg geſtaltete ſich
liebte Leute, die den zweiten Teil des Abends ausfüllte. Wie bei
allen derartigen Operetten, die natürlich neben einer wirklichen Ope=
rette
nicht zu beſtehen vermögen, iſt kein Wort zu verlieren über ein
Textbuch, das durch eine Reihe ebenſo unmöglicher wie komiſcher Bismarck hingewieſen. (S. Anz)
Situationen, verſtärkt durch zeitgemäße Mätzchen ſeitens der Spieler,
ſowie durch eine flüfſige und ſchwungvolle Muſik zu wirken vermag,
die vom Theſta=Orcheſter unter Leitung des Herrn Laun in recht aner=
kennenswerter
Weiſe zu Gehör gebracht wurde. Das größte Verdienſt
am Gelingen aber haben die Träger der Einzelrollen, die die Auffüh= ſchon bekannt gegeben iſt, ſpricht am Sonntag, den 11. März, vormit=
rung
derart auszugeſtalten wußten, daß man trotz einiger Unſtimmig=
keiten
in Chor, Orcheſter und der ſchmucken Tanzvorführung im 2. Akte
ſeine helle Freude daran haben konnte. Hervorgehoben ſeien hier neben
den Damen Wagner, Walz und Weber beſonders der wandelbare Baron
von Uchſee des Turners Knörzer, der armeſchlenkernde Graf Arno
Göbels, ſowie der neugebackene Schloßherr des Turners Bauer, der
mit Turner Gg. Laun zuſammen das Werk einſtudiert hatte und auch
Abend einen ſchönen Erfolg und eine Befriedigung für alle, die gekom= zu haben. Eine beſchränkte Anzahl reſervierter Plätze, die numeriert
men waren, einmal recht herzlich zu lachen und ſich zu freuen, ſo daß
der Beſuch wohl niemand gereut haben wird. Jedem aber, der ein
paar Stunden ungetrübter Freude genießen will, ſei empfohlen, die
Wiederholung des geſamten Abends am Samstag, den 10. März, zu
beſuchen. Karten an den bekannten Stellen.
Hausbrandkohlen. Nach einer heute erlaſſenen Bekannt=
machung
kann bei den Kohlenlieferanten die zweite Hälfte der
dritten Hausbrandrate (ein Zwanzigſtel der Jahreszuteilung)
äuf Lieferung von Steinkohlen, Steinkohlen= oder Braunkohlen=

Die Erfinder der künſtlichen Kohle.
(2 Jahre Gefängnis für den Erfinder.)
Die Alchemiſten der Neuzeit haben einen anderen Ehrgeiz
als ihre mittelalterlichen Kollegen. Es iſt nicht Gold, was ſie
aus Steinen machen wollen. Sie wollen mehr. Die Kohle, der
ſchwarze Diamant, das Lebenselixier für Hunderttauſende und
Millionen von Fabriken, ſoll aus ihren Mörſern, Retorten und
Preſſen ſteigen. Künſtliche Kohle! Eine Hoffnung, eine Sehn=
ſucht
für uns alle. Und doch keine Sehnſucht mehr. Schon längſt
hat die Wiſſenſchaft künſtliche Kohle hergeſtellt. Aber die
Wiſſenſchaft iſt zu wahr, um ſich ſelber anzulügen. Sie konſta=
vert
offen: die künſtliche Kohle iſt ſo teuer, wie der weiße
Diamant. Wo der Arzt ohnmächtig iſt, ſtellt der Kurpfuſcher
ſich ein, und wenn der Chemiker vor Unmöglichkeiten die Segel
ſtreicht, da beginnt der chemiſche Quackſalber ſein Werk. Meiſt
mit untauglichen Mitteln und laienhaften Kenntniſſen. Keiner
bon ihnen iſt am Anfang wohl ein Betrüger. Aber vom erfolg=
loſen
Erfinder zum Betrüger iſt nur ein winziger Schritt. . .
Zu Beginn des vorigen Jahres flog aus München eine
Nachricht in die Welt, die das größte Aufſehen erregte: Die
künſtlich: Kohle erfunden! Und das Erſtaunlichſte an der Er=
ſindung
war, daß Herr Apotheker Prückner von Paſing die Kohle
aus den gewöhnlichſten Steinen herſtellte: aus Aſphaltſtein und
bituminöſem Schiefer, aber auch ſchon aus Grauwacke und Dach=
ſchiefer
. Und die Chemikalien, die er zur Aufſchließung der
Steine brauchte, waren ſo billig wie die Steine ſelbſt: einund=
dräiviertel
Pfennig der Liter. Der Erfinder, der, grob ausg=, aus Dreck Kohle machen konnte, ſtammte aus kleinen
Verhältniſſen. Seine Ahnen waren zwar Grafen, aber ſie hatten
den Titel abgelegt, ſehr zum Schmerz des jungen Prückner, der
As Drogiſtenlehrling lernen mußte. Er wäre ja gar zu gern Apo=
kheker
geworden, aber auf dem Gymnaſium hatte es nur bis zur
Seltia bei ihm gereicht. Die Unmöglichkeit, eine Univerſität zu
beſuchen, war ein ſtäudiger Stachel für ſeine nach großen Taten
lüſterne Seele. Er hielt ſich zu Großem berufen, wollte den
Alten Glanz der Familie wieder herſtellen, und ſein ſehnlichſter
Wunſch war, auf den Ruinen ſeines Stamſchloſſes eine neue
Durg zu erbauen. Aber ſeine Bekannten hielten nicht viel von
ihm. Dann verſchwand er aus ihrem Geſichtskreis. In Braun=
ſchir
eig beſuchte er die Drogiſtenfachſchule und tauchte nach Jah=
ken
in München plötzlich als Apotheker auf. Niemand nahm
Don ihm Notiz. Und nun, auf einmal flog ſein Name als der

eines großen Erfinders durch die Welt. Seine alten Bekannten
konnten es gar nicht glauben, daß ihr Prückuer, das Prück=
ner
=Depperl, wie ſie ihn nannten, der große Erfinder ſei, und
die Tochter ſeines alten Lehrherrn wußte ſich vor Staunen gar
nicht zu faſſen: Vielleicht war er damals ſchon ſo intelligent,
daß wir es für Wahnſinn gehalten haben.
Die große Berühmtheit war vielleicht auch gar nicht nach dem
Geſchmack Prückners. Ihm war es wohl nur darum zu tun,
im engeren Kreis als der Erfinder der Steinkohle zu gelten.
Aber ſeine Bekannten wollten nicht eher an ihn glauben, als bis
es Schwarz auf Weiß in der Zeitung ſtünde. Und ſo diktierte
Prückner eine kurze Notiz an ein Münchener Blatt in die Schreib=
maſchine
. Aber ſchon mancher, der eine Redaktion eingeſeift
hat, iſt dann ſelber über die Löffel barbiert worden. Das
Blatt ſandte bei der Bedeutung der Erfindung am nächſten Tage
ſeinen Interviewer, und nun mußte er die Rolle des epoche=
machenden
Erfinders weiterſpielen.
Der neue Artikel fand ein gewaltiges Echo in aller Welt.
Zunächſt wer zuerſt kommt, mahl zuerſt! kam ein Münche=
ner
Rechtsanwalt und bot Herrn Prückner 200 000 Mark zum
Ausbau der Erfindung an. Er wurde Teilhaber. Dann kamen
die Photographen und Filmleute und ſandten ſein Bild in alle
Welt. Sehr geiſtreich iſt ſein Geſicht ja gerade nicht. Der ſieht
auch nicht aus, als ob er die künſtliche Steinkohle erfunden
hätte! hörte ich einmal jemand ſagen. Und nach den Photo=
graphen
kamen die Briefe und Fragen, aus Nordamerika und
Schweden, aus der Schweiz und Argentimien, und ein Engländer
ſandte ſogar engliſche Erde mit der Frage, ob man wohl auch
daraus künſtliche Kohle herſtellen könne. (Und nach dem Englän=,
der kam der Italiener. Aber nicht mit Erde, ſondern mit ita=
lieniſchen
Lire; 300 000 Lire ließ ein italieniſcher Marcheſe, der
für ſeine Regierung in Bayern Vieh aufkaufte, dem Erfinder
anbieten, wenn er ſich bereit erklärte, einen Vertrag mit Italien
abzuſchließen. Allerdings verlangte er vor der Auszahlung die
Vorführung der Fabrikation und eine gelungene Verbrennung
der künſtlichen Steinkohle. Und nun wurde ein großartiger
Schwindel in Szene geſetzt, der auch in der Verhandlung nicht
reſrlos aufgeklärt wurde. Die Probe fand in der Wohnung eines
Schriftſtellers ſtatt, den der Marcheſe mit ſeiner Vertretung
beauftragt hatte. Aus Grauwacke und Dachſchiefer, die fein ge=
mahlen
wurden, machte Prückner mit Lehm und zwei geheimen
Flüfſigkeiten ein Gemiſch zurecht, das in verſchiedene Formen
gebracht und dann in einem Bratofen erhitzt wurde. Dann
wurden die Verſuchsſtücke zur Abkühlung draußen auf dem
Küchenbalkon auf Eis gelegt. Der Erfinder erklärte, durch

Seite 5.
briketts unter Vorlage der weißen Kohlenausweiskarte beſtellt wer
den. Da unter den augenblicklichen Lieferungsverhältniſſen auf
die Sicherheit der Bäckereibetriebe, die vorwiegend Braunkohlen=
briketts
gebrauchen, Rückſicht genommen werden muß, bleibt es
den Kohlenlieferanten überlaſſen, Steinkohlen= oder Braunkohlen=
briketts
zu liefern. Ein Anſpruch auf eine beſtimmte Sorte kann
bei der gegenwärtigen Lage nicht geltend gemacht werden.
Handwerkskultur und Leipziger Mefſe. Auf der Leipziger Meſſe
wird in dieſem Frühjahr zum erſten Male eine Ausſtellung der Ar=
beitsgemeinſchaft
für deutſche Handwerkskultur eingerichtet ſein. Ein=
ſonſt
ſchwer zugängliches Gebiet, die bäuerliche deutſche Keramik, wird
in überſichtlicher Gruppierung vereinigt, innerhalb deren die verſchie=
denſten
Gegenden Deutſchlands in handwerklich guten und farbig viel=
fach
beſonders reizvollen Stücken vertreten ſind. Die Ausſtellung ver=
dankt
ihre Entſtehung der Anregung und Aubeit des Neichskunſtwarts.
n. Schwurgericht. Die jetzt eröffnete, vörausſichtlich nur noch den
Donnerstag und Freitag dieſer Woche beanſpruchende Tagung brachte
zuerſt einen ſeit vorigem Jahre anhängigen, bereits einmal ausgeſetzten
Fall, der unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit verhandelt wurde. Es
waren die 32jährige Frau Wilhelmine Stay von hier des Verbrechens
gegen 8 219 St.=G.=B., die ledige, 24 Jahre alte Katharina Winkler
von Groß=Zimmern des Verbrechens gegen 8 218 St.=G.=B., ſowie der
Arbeiter Fritz Schulz von Chemnitz, der Händler Heinrich Herbert
von hier und die Witwe Katharine Emig von hier der Beihilfe be=
ſchuldigt
. Die Anklage vertrat Staatsanwalt Dr. Leoni und Vertei=
diger
waren die Rechtsanwälte Sontheimer, Levi, Dr. Löb, Kern und
Vogel=Dieburg. Die Verhandlung endigte ſpät abends, und es wurde
bezüglich der Angeklagten St. und W. nur ein Verſuch aus 8 218
St.=G.=B., bezüglich Sch. und H. Beihilfe dazu bejaht, bei der E. die
Schuldfrage verneint, worauf letztere freigeſprochen wurde, und die St.
1 Jahr Gefängnis, die W. 5 Monate Gefängnis, H. 6 Monate Gefäng=
nis
und Sch. (mit Anſatz von 6 Monaten) unter Einbeziehung einer
eben in Vollſtreckung befindlichen Strafe zu insgeſamt 3 Jahren Zucht=
haus
nebſt 5jährigem Ehrverluſt für Sch. verurteilt wurden.
n. Strafkammer. Gröblicher Pertrauensbruch kennzeichnet den in
der Berufungsinſtanz verhandelten Diebſtahlsfall der bahnamtlichen
Spediteure Heinrich und Franz Fehres aus Lorſch. Mitangeklagt
wegen Hehlerei waren die Schweſter dieſes Brüderpaares, Jakob
Albert 2. Witwe und deren Schwiegerſohn, Zigarrenfabrikant Adolf
Merkel von da, ſowie zwei Verwandte von Kirſchhauſen, bezüglich
deren das Urteil des Schöffengerichts auf Geldſtrafen wegen Begünſti=
gung
rechtskräſtig iſt. Es lautete im übrigen gegen Frau Albert und
Merkel auf je 20 000 Mark Geldſtrafe, gegen Franz Fehres auf 1 Jahr,
und gegen Heinrich Fehres, der vorbeſtraft iſt, auf 1 Jahr 6 Monate
Gefängnis. Die Brüder F. waren im Auguſt v. J. im Auftrag des
dortigen Fabrikanten Köhler mit Entladen eines angekommenen Wag=
gons
Tabaksblätter befaßt und mißbrauchten die Gelegenheit zur Ent=
wendung
von etwa fünfzehn Zentnern im damaligen Werte von mehr
als 100 000 Mark. Nachdem ſie abends ihre ordnungsmäßige Arbeit
unterbrochen hatten, kehrten ſie nachts heimlich mit einem Möbelwagen
zurück, öffneten den von ihnen ſelbſt plombierten Waggon und ſchafften
die erwähnte Beute weg. 15 Zentner davon wurden durch Vermitte=
lung
der Angeklagten A. an M. zu geringerem als demf Marktpreis
abgeſetzt, und den Reſt hatten die beiden F. einſtweilen bei jenen Mit=
angeklagten
in Kirſchhauſen in Aufbewahrung gegeben. Dem H. F.
iſt ferner zur Laſt gelegt, eine für eine Lorſcher Händlerin beſtimmte
Warenſendung ſich angeeignet zu haben, was er leugnet. Dieſes Leug=
nen
erſtreckte ſich früher auch auf den Tabaksdiebſtahl, doch geſtand
Fr. F. die Tat ein und ſchloß ſich ihm ſein Bruder dann an. Beids
wollen in Bedrängnis gehandelt haben, während Frau A. und ihr
Schwiegerſohn jedes hehleriſche Bewußtſein in Abrede ſtellen. Letztere
ſtrebten Freiſpruch, die Brüder F. eine Milderung der ſchöffengericht=
lichen
Strafe an. Angeblich war bei dem Verkauf an M. dieſem und
der A. vorgeſpiegelt worden, die Ware ſtamme in reeller Weiſe von
einem Bauern der Umgegend. Die Berufung der beiden Fehres wurde
und das Verſorgungsamt halten ihre Sprechſtunden nur Montags und verworfen und auf ſtaatsanwaltliche Berufung Merkel zu 3 Monaten
Gefängnis, Frau A. zu 100 000 Mark Geldſtrafe verurteilt.
Eigentümer geſucht. Gelegentlich einer Durchſuchung in Mann=
heim
wurden folgende Sachen vorgefunden, die aus einem Diebſtahl
herrühren, der an einem Tage im Monat Februar in der Zeit zwiſchen
11 und 12 Uhr vormittags in Darmſtadt ausgeführt wurde: 1 brauner
Herrenanzug mit blauen Streifen; an dem Anzug befinden ſich noch
1 Paar neue Hoſenträger und eine Doublé=Uhrkette; 1 weißes Damen=
hemd
, 1 weiße Damenhoſe, 1 Untertaille, 1 Paar Herrenſchuhe, Größe
45. Anzeige iſt bis jetzt hier nicht eingegangen. Der Eigentümer der
Sachen wird erſucht, ſich umgehend bei der hieſigen Kriminglpolizei,
Zimmer 1, zu melden.
Lokale Veranſtaltungen.
ſodann die Aufführung der mit Spannung erwarteten Operette Ver= Oue hieunter erſchvinenden Notigen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu
betrachten, fu ketnem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Kaffee Bismarck. Es wird nochmals auf das am Don=
nerstag
, den 8. März, ſtattfindende Extra=Konzert im Kaffee Fürſt
Aus den Parteien.
Verſammlung der Deutſchem Volkspartei. Wie
tags 11½ Uhr, Herr Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Becker in der
Turnhalle am Woogsplatz über die politiſche Lage. Das überaus rege
Intereſſe, das die Veranſtaltung bereits in weiten Kreiſen der Bevölke=
rung
gefunden hat, beweiſt, daß mit dieſer Verſammlung einem
Wunſche weiteſter Kreiſe entſprochen wird. Der Kartenverkauf hat
heute bereits begonnen. Verkaufsſtellen ſind: die Geſchäftsſtelle Wil=
helminenſtraße
5. Papierhaus Elbert, Rheinſtraße, und Papierhandlung
die Spielleitung in ſtraffer Hand hielt. Alles in allem, bedeutete der L. B. Müller, Schulſtraße. Außerdem ſind noch Karten an der Kaſſe
ſind, werden ausgegeben. Preis hierfür 1000 Mark, für Mitglieder der
Deutſchen Volkspartei 500 Mark. Der Eintritt auf die übrigen, nicht
numerierten Pkätze koſtet 200 Mark, für Mitglieder 100 Mark.
Jügendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Es
wird darauf aufmerkſam gemacht, daß Herr Generalſekretär Wohmann
heute abend 8½4 Uhr pünktlich im Feierabend über die nationalſozia=
liſtiſche
Arbeiterpartei ſpricht, wozu die männlichen Mitglieder der
Gruppe gebeten werden, vollzählig zu erſcheinen. Anſchließend Aus=
ſprache
.
dieſe Abkühlung werde der Umſchichtungsprozeß ſeines Ge=
miſches
zu Steinkohle beſchleunigt, in Was heit aber diente
dieſe Verbringung der Verſuchsſtücke auf den Balkon nur dazu,
andere in der Wohnung Prückners vorbereitete Verſuchsſtücke,
die im Innern Naturkohle bargen und nur außen einen wohl
noch mit Parafin durchtränkten Mantel aus ſeinem Gemiſch
hatten, unterzuſchieben. Denn den Küchenbalkon konnte man
vom Hof her leicht erſteigen. Eine Beobachtung durch die Ueber=
wachungskommiſſion
, in der ſich auch ein Chemiker und ein
Notar befanden, verhinderte er dadurch, daß er, angeblich um.
die Nachbarſchaft von einer Ausſpionierung ſeines Verfahrens
abzuhalten, die Tür zum Balkon verhängen ließ. Nach mehre=
ren
Stunden war die künſtliche Steinkohle gebrauchsfertig.
Und ſie brannte glänzend. Ein ſolches Feuer hab ich noch nie
in meinem Ofen gehabt! erklärte die Frau des Schriftſtellers.
Herr Prückner ſchien gewonnen zu haben. Niemand hatte etwas
von einem Betrug gemerkt und die Kohlen brannten wie Höllen=
feuer
. Die 300 000 Lire waren fällig. Aber der junge Chemiker,
der dem Verſuch von vornherein ſkeptiſch gegenübergeſtanden
war, ſchlug eines der zur Verbrennung beſtimmten Srücke aus=
einander
und erklärte plötzlich: Man hat einen fürchterlichen
Schwindel mit uns getrieben! Und er zeigte auf die Bruch=
fläche
der künſtlichen Kohle. Schauen Sie, das Stück ſelbſt hat
eine ovale Form. Wenn wirklich ein chemiſcher Prozeß vor
ſich gegangen wäre, dann müßte die Umſchichtung zur Stein=
kohle
in gleichmäßiger Form erfolgt ſein. Der Kern müßte rund
oder oval ſein. Er iſt aber viereckig. Das muß eingeſchmug=
gelte
Naturkohle ſein.
Einige Zeit ſpäter hatte der Staatsanwalt die übrig geblie=
benen
Reſte jener gelungenen Fabrikationsprobe in der Hand.
Prückner wurde vorgeladen, und der geiſtreiche Erfinder künſt=
licher
Steinkohle entpuppte ſich auf chemiſchen Gebiet als völliger
Jgnorant. Er kannte nicht einmal den Unterſchied zwiſchen
Kohlenſtoff und Kohle, und als ihm der Unterſuchungsrichter
nach der Art des Vorkommens der Kohle in den verſchiedenen
Formationen fragte, erhielt er als Antwort die klaſſiſche Gegen=
frage
: Ja, was verſtehen Sie unter Formation?! Man über=
gab
den Reſt der Verſuchsſtücke den Wiſſenſchaftlern. Und die
ſtellten feſt, daß die von Herrn Prückner erfundene Steinkohle
ſich durch nichts, aber auch durch gar nichts von der im Schoße der
Erde gewachſenen Steinkohle unterſcheide. Sogar Verſteine=
rungen
wies die künſtliche Kohle auf. Und trotzdem, trotz die=
ſer
hervorragenden Nachſchöpfung der Steinkohle hat das
richt den Erfinder zu zwei Fahren Gefängnis verurteilt.
So geht man mit unſeren Erfindern um!

[ ][  ][ ]

Seits 6.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 2. März 1923.

Nummer 65.

Der neue Staatsvoranſchlag für 1923

iſt nunmehr dem Landtag zugegangen. Aus der beigegebenen Denk=
ſchrift
entnehmen wir, über die Lage der Staatsfinanzen im allgemeinen
folgendes: Der vorläufige Abſchluß des Rechnungsjahres
1921 weiſt bei einer Einnahme von 814 429 741 Mk. und einer Aus=
gabe
von 808 943 829 Mk. einen Ueberſchuß von 5 485 912 Mk. anſtelle
des im Staatsvoranſchlage 1921 erwarteten Fehlbetrags von 49 775 623
Mk. auf. Der Reſteſtock enthält Ende 1921 noch 10,5 Millionen Mark=
Der Abſchluß 1921 iſt ſonach im ganzen als befriedigend anzuſehen. Die
Abſchlußziffern ſelbſt haben ſich allerdings gegenüber dem Voranſchlag,
der für die Verwaltung mit 476,8 Millionen Mark rechnete, faſt auf
das Doppelte erhöht. Es kann dies nicht überraſchen bei der Entwer=
tung
des Geldes und dem dadurch bedingten Steigen aller perſönlichen
und ſachlichen Ausgaben, das ſchon im Jahre 1921 einſetzte.
Wie ſich das Ergebnis des Rechnungsjahres 1922
ſtellen wird, iſt zurzeit nicht abſchließend zu beurteilen. Der Staats=
voranſchlag
1922 hatte mit einem Fehlbetrag von 187,3 Millionen Mark
zu rechnen. Jedenfalls werden die Ausgaben die Voranſchlagsziffern
in weit ſtärkerem Maß überſchreiten, als es ſchon 1921 der Fall war,
Die Geldentwertung iſt von April bis Ende 1922 auf etwa das 25fache
geſtiegen, gemeſſen am Dollarſtand und durchſchnittlichen Stand der
Großhandelspreiſe, wenn ſich auch eine Auswirkung auf die perſönlichen
und ſachlichen Koſten des Staatshaushalts zunächſt nur aus der gerin=
geren
Steigerung der Inlands= und Kleinhandelspreiſe ergibt. Im
ganzen wird damit gerechnet werden können, daß wenigſtens der größte
Teil der Bedarfsſteigerung durch die erhöhten Steuereinnahmen Deckung
findet und ein etwaiger Fehlbetrag nicht allzu großen Umfang anneh=
men
wird.
Die Regierung war bemüht, den Staatsvoranſchlag 1923
möglichſt frühzeitig vorzulegen, was in den letzten Jahren durch die
politiſchen Verhältniſſe und den Stand der Geſetzgebung ( Reichsſteuer=
verwaltung
, Beamtenbeſoldung uſw.) leider nicht möglich war. Von
Intereſſe iſt das außerordentliche Anſteigen der Abſchlußziffern des
Verwaltungsteils als Ausfluß der ungeheuren Geldentwertung. Letzter
Friedensetat 1914: 75 860 315 Mk., 1919: 97 361 516 Mk., 192
275 749 917 Mk., 1921: 476 797 484 Mk., 1922: 1 171 696 428 Mt.,
1923: 20 956 495 623 Mk. Die Abſchlußziffer erhöht ſich danach auf das
18fache des vorjährigen erſten heſſiſchen Milliardenetats und auf das
276fache des letzten Friedensetats. Doch entſpricht dies nicht entfernt
dem Ausmaß der Geldentwerung, die Ende Dezember 1922, gemeſſen
an der Reichsindexziffer für die Koſten der Lebenshaltung gegenüber
dem Frieden das 685fache, nach den Großhandelspreifen und dem Stand
des Dollars das rund 1700fache betrug. Wie jeder private Haushalt,
ſo muß eben auch die Staatsfinanzwirtſchaft notgedrungen unter weit
größeren Einſchränkungen geführt werden als früher. Die größte Spar=
ſamkeit
iſt allen Verwaltungsſtellen zur Pflicht gemacht. Die Anfor=
derung
von neuen Stellen iſt für 1923 grundſätzlich vermieden und nur
bei Organiſationsänderungen oder dem Hinzutreten neuer Aufgaben
zugelaſſen. Aus der wirtſchaftlichen Entwickelung und der fortſchreiten=
den
Geldentwertung, folgt neben dem bedeutenden Mehrbedarf für
Beamtenbezüge (15,2 Milliarden Mark) ganz allgemein eine ſcharfe
Steigerung des ſachlichen Aufwands aus der ungeheuren Erhöhung der
Preiſe für alle Betriebsmittel und Gegenſtände des täglichen Bedarfs,
wie Heizung, Bureauaufwand Umzugskoſten, Wirtſchaftskoſten der ſtaat=
lichen
Anſtalten und Betriebe uſw. Aus der Nor der Zeit aber ent=
ſpringen
Mehraufwendungen, z. B. aus der Fürſorge für Kleinrentner
und Sozialrentner, aus der Erwerbsloſenfürſorge, aus Beihilfe an
Erwerbsbeſchränkte und Invaliden, Unterſtützung von Kriegsbeſchädig=
ten
und =hinterbliebenen. Weiter ſind erforderlich größere Mittel zur
Unterſtützung der gemeindlichen Beamten und ihrer Hinterbliebenen,
Zuſchüſſe an bedürftige Beamte für Erholungsaufenthalt, ſowie Anfor=
derungen
auf dem Gebiet der Volksgeſundheitspflege (Kinderpflege,
Milchverſorgung uſw.). Andererſeits ſollen die dem Staat zufallenden
Aufgaben kultureller Art erfüllt werden, ſoweit und ſolange
irgendwie möglich. Bei der Geldentwertung ergibt ſich daraus ein
ſtarkes Anſteigen in den Aufwendungen für Unterricht und Bil=
dungsweſen
bei Hoch=, Mittel= und Volksſchulen, für Volks=
bildung
wiſſenſchaftliche Zwecke und Kunſt, Landeswanderbühne,
öffentliche Theater uſw. Endlich muß die Landeskultur und Landwirt=
ſchaft
die notwendige Förderung erfahren durch höhere ſtaatliche Zu=
ſchüſſe
für Landwirtſchaftskammer, Bodenkultur, Pferdezucht, landwirt
ſchaftliches Unterrichtsweſen, Weinbau, Reblausbekämpfung uſw. Auf
dem Gebiete des Gewerbeweſens iſt vor allem die Neuregelung der
finanziellen Grundlagen für die gewerblichen Unterrichtsanſtalten her=
vorzuheben
.
Neben dem Erſatz des Reichs für den Beſoldungsmehraufwand mit
10,4 Milliarden Mark iſt weiter von beſonderer Bedeutung der Anteil
Heſſens an den Reichsſteuern auf Grund der Beſtimmungen des Lan=
desſteuergeſetzes
, der ſich auf 1,5 Milliarden Mark gegen 412,7 Mil=
lionen
Mark im Vorjahre berechnet. Auch die aus den Landesſteuern
fließenden Deckungsmittel weiſen mit insgeſamt 530 Millionen Mark
eine namhafte Steigerung gegen das Vorjahr auf (80,9 Millionen
Mark), wenn dieſe, trotz Erhöhung der Sätze, auch nicht voll der Geld=
gntwertung
zu folgen vermag. Die Wandergewerbeſteuer iſt z. B. mit
5 Millionen Mark, der Zuſchlag zur Grunderwerbſteuer mit 4,7 Mil=
lionen
Mark, der Stempel mit 250 Millionen Mark und die Hundeſteuer
mit 20 Millionen Mark veranſchlagt. Bei der Grund= und Ge=
werbeſteuer
wurden bereits 1922 die im Jahre 1920 eingeführten
Sätze auf das Doppelte erhöht. Für 1923 ſieht das Finanzgeſetz eine
weitere Erhöhung auf das 5fache der vorjährigen und damit auf das
10fache der urſprünglichen Sätze vor, entſprechend einer Einnahme von
250 Millionen Mark. In einer höchſt intereſſanten Ueberſicht weiſt die
Denkſchrift nach, daß auch dann die Grundſteuer, die noch nach den alten
durchſchnittlichen Vermögenswerten berechnet wird, den an den ſteigen=
den
Pachterträgen gemeſſenen Bodenwert ſelbſt wenn dabei als Pacht=
ertrag
nur 1 Zentner Roggen angenommen wird , trotz der vorge=
ſehenen
erhöhten Sätze in erheblich geringerem Maße=belaſtet, als früher,
nämlich nur /os mal ſo ſtark, als bei Einführung der ſtaatlichen Grund=
ſtener
1920 beabſichtigt war. Auch die alte Vermögensſteuer belaſtete
den Bodenwert wiederum gemeſſen an dem Pachtertrag in 1914
fünfeinhalbmal und im Jahre 1919 rund 5mal ſo hoch als die neuen
Sätze. Dieſe müßten alſo nicht auf das fünffache, ſondern auf das
27½fache der vorjährigen Anſätze erhöht werden, um die Vorkriegs=
belaſtung
zu erreichen, und auf das 125fache, wenn die Abſicht bei Ein=
führung
der ſtaatlichen Grundſteuer im Jahre 1920 in vollem Umfange
verwirklicht werden ſoll.
Auch im übrigen mußte darauf Bedacht genommen werden, zur
Deckung der erhöhten Haushaltskoſten für Erzeugniſſe der ſtaatlichen
Wirtſchaft und für die Leiſtungen der Behördenorganiſation diejenigen
Einnahmen zu erzielen, die den erhöhten Selbſtkoſten und dem allge=
meinen
Preisſtand möglichſt entſprechen. Hierher gehören vor allem die
Einnahmen aus den ſtaatlichen Gütern mit dem erheblichen Betrag
von 5,2 Milliarden Mark, darunter die Einnahmen aus Forſten und
Domänen mit 4,2 Milliarden Mark. Allein für Nutz= und Brennholz
iſt unter Beibehaltung des vorjährigen Hiebſatzes (430 000 Feſtmeter)
ein Erlös von 3,9 Milliarden Mark vorgeſehen (gegen 140 Millionen
Mark im Vorjahre); das iſt ein Durchſchnittserlös je Feſtmeter von
9100 Mark oder das 867fache des Friedenswertes von 10,50 Mark. Fer=
ner
müſſen die verpachteten Güter entſprechend dem erhöhten landwirt=
ſchaftlichen
Nutzwert und unter demnächſtigem Uebergang zur Natural=
pächt
ſteigende Erträge abwerfen, ebenſo wie die Güter unter eigener
Verwaltung. Der Erſatz der Gemeinden und Privaten als Waldbeſitzer
für die Koſten der gemeinſchaftlichen Verwaltung hat ſich dem Steigen
des Aufwands anzupaſſen. Die Erzeugniſſe der ſtaatlichen Weingüter,
Bergwerke, Bäder, Salinen uſw. müſſen durch Einſtellung der Preiſ
nach der allgemeinen wirtſchaftlichen Entwickelung mindeſtens den Adf=
wand
dieſer Betriebe decken ſamt Abſchreibungen und Rückſtellungen,
wie ſie nach allgemein wirtſchaftlichen Grundſätzen den durch die Geld=
entwertung
bedingten Erſatzkoſten entſprechen. Auch die Lotterie wirft
erhöhte Beträge ab.
Auch bei den übrigen ſtaatlichen Verwaltungszweigen, wie innere
und Wirtſchaftsverwaltung, Bildungsweſen, Rechtspflege uſw. werden
durch entſprechende Feſtſetzung der Tarife und ſonſtigen Vergütungen
erhöhte Einnahmen für die Staatswirtſchaft nutzbar gemacht, wenn
auch naturgemäß bei den ſogenannten Zuſchußbetrieben eine Koſten=
deckung
nicht entfernt erzielt wird und namhafte Staatsausgaben als
wirtſchaftlicher Ausdruck der betreffenden Statsausgaben verbleiben.
Zu erwähnen in dieſer Beziehung iſt die notwendige Erhöhung der
Verpflegungsgelder in den Kliniken, ſowie Heil= und Pflegeanſtalten.
die Hinaufſetzung der Schulgelder und Unterrichtsgebühren bei den
höheren und Hochſchulen, ferner die Anpaſſung einer ganzen Anzahl
von Gebührenſätzen für die Inanſpruchnahme einzelner Staatseinrich=
tungen
und Behörden an die Entwicklung des Geldwerts, z. B. bei
Eichweſen, Dampfkeſſelinſpektion, Deckgelder. Auch die bereits an=
gedeutete
anderweite Koſtenverteilung für die gewerblichen und kauf=
männiſchen
Unterrichtsanſtalten gehört hierher.
Der Geſamtſumme der Ausgaben ſteht im Staatsvoranſchlag 1923

genommen, vorbehältlich Heranziehung der Beſtände des Reſteſtocks
die bei Abſchluß des Rechnungsjahres 1923 noch vorhanden ſind.
Der Vermögensteil ſchließt ab, in Einnahme und Ausgabe mit
2,6 Milliarden, der Geſamtvoranſchlag mit 23,5 Milliarden Mark.

Ueber d=

Entwicklung der Beamtenbezüge
ſowie über den Geſamtaufwand hierfür (einſchließlich nicht angeſtellten
und. Hinterblieb
Aprif 1920, dem
Verſonal:,

Zapier, Goldmnark (innere Währung) Ende für ſab Febr. das ſind v. H. de Dezemb Januar lletzteAuf=
1923 beſſerung jedensſtands 1922 bei Teuerungszulage b. A 2160 890 592 1337 221 2807 1300 1194 1003 mnil 375 1257 120 1883700 3957729 1840 1682 1414 5 5550 1611696 2412360 5070576 235 2154 1811 42 zII 7950 2034000 3042000 6 396 000 3000 2716 2284 3 79

Inkrafttreten des neuen Beſoldungsgeſetzes, gibt die Denkſchrift zum
Staatsvoranſchlag 1923 eine eingehende Ueberſicht. Dem Staatsvoran=
ſchlag
liegt der Perſonalbedarf auf Ende Dezember 1922 (bei 232 v. H.
Teuerungszulage) zu Grunde mit 15,2 Milliarden Mark, wovon 13,6
Milliarden auf das aktive Perſonal, 0,7 und 0,8 Milliarden Mk. auſ
Nuhegehaltsempfänger und Hinterbliebene entfallen. Gegenüber dem
Friedensſtand haben ſich dieſe Bezüge auf durchſchnittlich etwa das
350fache erhöht (z. B. auf das 256fache bei /Beſoldungsgruppe XII,
das 424fache bei Gruppe III) gegenüber allerdings einer Steigerung
der durchſchnittlichen Lebenshaltungskoſten auf das 685fache im De=
zember
, der Kleinhandelspreiſe auf das 11,42fache und der Großhandels=
preiſe
und des Dollars auf rund das 1700fache Ende Dezember 1922.
Die weiteren Erhöhungen der Beamtenbezüge im Januar 1923 ( Teue=
rungszulage
395 d. H.) und Februar (942 v. H.), die im Staatsvoran=
ſchlag
nicht mehr berückſichtigt werden konnten, führen zu erheblich
höheren Ziffern für den Jahresbedarf (22,8 bezw. 49,6 Milliarden Mk.),
vermögen aber der ſprunghaft ſteigenden Geldentwertung noch weniger
zu folgen, als die Dezemberbezüge. So ſtellen ſich z. B. nach der Denk=
ſchrift
die Bezüge der obengenannten Beſoldungsgruppen im Januar
auf das 382636fache der Friedensbeträge, während die Koſten der
Lebenshaltung und Kleinhandelspreiſe auf das 11001150fache, die
Großhandelspreiſe ſogar auf das 2131fache und der Dollar auf das
4000fache geſtiegen ſind. Im Februar betragen die Bezüge der ge

nannten Gruppen das 8051337fache des Friedensſtands, Kleinhandels=
preiſe
und daranach die durchſchnittlichen Koſten der Lebenshaltung
aber etwa das 2800fache, Großhandelspreiſe und Dollar das Vielfache
hiervon. Die ungeheuerlich ſcheinenden Ziffern der Beamtenbezüge be=
deuten
lediglich eine Aufblähung, verlieren aber bei und trotz jeder Er=
höhung
an innerer Kaufkraft, d. h. führen zu einer fortgeſetzten Ver=
ſchlechterung
in den Exiſtenzbedingungen der Beamtenſchaft gegenüber
der Vorkriegszeit. Eine Ueberſicht in der Denkſchrift weiſt dies zif=
fernmäßig
nach durch Umrechnung der Bezüge in Goldmark, wobei
als Umrechnungsfaktor, d. h. als Maß der Geldentwertung nicht etwa
der Dollarſtand oder die Großhandelspreiſe, ſondern lediglich die
Koſten der Lebenshaltung (die innere Währung) angenommen wird,
und woraus im übrigen auch hervorgeht, daß der Ausfall im Friedens
einkommen mit den Beamtenbezügen ſteigt. Darnach betrugen die

Von beſonderer Bedeutung für den Staatsvoranſchlag iſt aller=
dings
, daß ein erheblicher Teil der Beamtenbezüge vom Reich zu er=
ſetzen
iſt, von dem im Voranſchlag enthaltenen Geſamtbedarf von 15,2
Milliarden Mark, (Stand Ende Dezember 1922) z. B. 10,4 Milliarden
Mark.

Parlamentariſches.

* Der Finanzausſchuß ſetzte geſtern zunächſt die Vekatung
der Gegenſtände der letzten Tagesordnung fort. Der Geſetzentwurf
zur Errichtung einer heſſiſchen Landesbank wurde mit einigen gering=
fügigen
Aenderungen angenommen. Der gemeinnützigen Möbelverſor=
gung
G. m. b. H. Hausrat, die ſich die Erleichtsrung der Möbelbe=
ſchaffung
insbeſondere für Mittelſtand und Beamte zum Ziel ſetzt,
wurde ein größeres Darlehen gewährt. Für die Handwerkskammer
fordert die Negierung einen weiteren Betrag von 2 Millionen Mark,
der bewilligt wird. Für die Durchführung der Kinderſpeiſung wird der
Betrag von 350 Millionen Mark (gleich ein Drittel der hierfür aufzu=
wendenden
Geſamtſumme) bewilligt. Der Ausſchuß ſtimmt zu, daß
die Regierung auf dem Anleiheweg bis zu 2½ Milliarden Mark be=
ſchafft
, die den Zwecken des Wohnungsbaues dienen ſollen. Das Geſetz
über die Wohnungsbauabgabe wird dahin geändert, daß der dort für
Beſchaffung von Bauſtoffen uſw. von 190 Millionen Mark auf 950
Millionen erhöht wird. Die Karmeliterkirche in Mainz, ein Baudenk=
mal
von hervorragender kunſtgeſchichtlicher Bedeutung, iſt ſo baufällig
geworden, daß ſie entweder niedergelegt, oder gründlich renoviert wer=
den
muß. Mangels vorhandener Mittel beabſichtigt die Stadt Mainz
die Niederlegung. Inzwiſchen ſind Verhandlungen darüber angeknüpft
worden, ob nicht ein Teil der auf 28 Millionen Mark voranſchlagten
Koſren durch private oder kirchlich, intereſſierte Kreiſe aufgebracht werden
kann. Von dem auf dieſe Weife nicht zu deckenden Reſt ſollen die Stadt
Mainz, das Land Heſſen und das Reich je ein Drittel übernehmen.

Der Finanzausſchuß ermächtigt die Regierung zur Uebernahme dieſes
Anteils. Bei der Beratung über die letzte Erhöhung der Teuerungs=
zuſchläge
zu den Beamtengehältern gab der Ausſchuß ſeinem Bedauern
über die damit verbundene Einführung von Landeszuſchlägen für einen
Teil des Landes Ausdruck. Die Regierung wurde ermächtigt, das ihr
angebotene Gaſthaus zur Kvone in Jugenheim a. B. anzukaufen und
dem heſſiſchen Beamtenbund zum Zwecke der Einrichtung eines Be=
amtenheims
pachtweiſe zu überlaſſen. Den Schluß der Sitzung bildeten
vertrauliche Mitteilungen des Staatspräſidenten über die Vorgänge der
letzten Tage. In der Mittwochſitzung wird der Entwurf des Ver=

ſicherungsgeſetzes für gemeindliche Beamte verabſchiedet werden und
alsdann mit der Beratung des Voranſchlags begonnen werden.

r. Griesheim, 6. März. Hausverſteigerung. Bei der frei=
willigen
Verſteigerung eines Anweſens in der Kreuzgaſſe, das dem
Bäckermeiſter Schupp gehört, wurden anderthalb Millionen geboten.
Der Zuſchlag wurde jedoch nicht erteilt.
v. Eberſtadt, 6. März. Die Turngeſellſchaft, E.V. (A. D.T.)
hielt am Sonntag abend einen Turn= und Theaterabend ab. Im
Namen des Vereins begrüßte Herr Vorſitzender H. Hch. Roth das
zahlreich erſchienene Publikum. Die Vorführungen ſtanden auf der vom
Verein gewohnten Höhe. Auch die Jüngeren machten ihre Sache gut
Zwei Theaterſtücke turneriſchen Inhaltes gaben einen wirkungsvollen
Abſchluß.
r. Nieder=Beerbach, 6. März. Brennſtoffverſorgung. Der
hieſige Gemeinderat hat beſchloſſen, daß Brennholz nicht weiterverkauft
oder vertauſcht werden darf. Der Preis für das Tarifholz iſt auf
30 000 Mark feſtgeſetzt worden. Als Tarifholz ſoll nur Scheitholz ver=
wendet
werden.
r. Pfungſtadt, 6. März. Werkunterricht. Für die Lehrer der
dier oberen Volksſchulklaſſen iſt ſoeben ein Werkunterrichtskurſus zu
Ende gegangen, den Herr Zeichenlehrer Denzer aus Worms abhielt.
Zum Schluß des Kurſus hielt der Kurſusleiter einen zuſammenfaſſenden
Vortrag. Auch war eine kleine Ausſtellung veranſtaltet worden.
r. Pfungſtadt, 6. März. Paſſionsgottesdienſt. Am
Sonntag abend fand in der hieſigen ep. Kirche ein ſogen, liturgiſcher
Paſſionsgottesdienſt ſtatt. Frau Wittmann und Herr Rechnungsrat
Geiß erfreuten mit paſſenden Liedern. Auch wirkte ein Schülerchor
unter der Leitung des Herrn Lehrer Neff mit.
r. Eſchollbrücken, 6. März. Fohlenweide. Zur Hebung der
Pferdezucht ſoll hier auf Gemeindegelände eine Fohlenweide errichtet
werden. Die Gemeinde läßt auf ihre Koſten die Einfriedigung vor=
nehmen
. Der Gemeinderat hat beſchloſſen, auf Koſten der Gemeinde
bei jedem Sterbefall auf Wunſch der Angehörigen einen Sarg in rohem
Zuſtande zum Begräbnis zur Verfügung zu ſtellen.
zh. Zwingenberg a. d. B., 6. März. Die letzte Gemeinde=
umlage
ſoll nach einem Beſchluſſe des Gemeinderats nochmals in
vier Zielen erhoben werden. Die Aufnahme einer geplanten Kapital=
anleihe
ſoll mit Rückſicht auf die hohen Beſchaffungskoſten rückgängig
gemacht werden. Zur Unterbringung von aus dem beſetzten Gebiet
Ausgewieſenen wird die Wohnungskommiſſion demnächſt mit der
Ausmeſſung von Räumen beginnen. Nutzholz ſoll an auswärtige
Bieter nur noch gegen bar abgegeben werden.
cht. Neu=Iſenburg, 6. März. Kupferdiebſtahl. In der
Nähe des hieſigen Forſthauſes iſt ein beträchtlich großes Stück Kupfer
draht geſtohlen worden. Der Dieb iſt unerkannt geblieben, obwohl e=
verſuchte
, das geſtohlene Gut bei einem Altwarenhändler abzuſetzen.
* Offenbach, 6. März. An den hieſigen Volksſchulen beſteht be
reits eine große Zahl ſogenannter Begabtenklaſſen, ohne daß
ein neuntes Schuljahr für ſie eingerichtet iſt, wie das in dem heſſiſchen
Volksſchulgeſetz verlangt wird. Die Deutſche Volkspartei hat deshalb
im Verein mit den Stadtverordneten des Hausbeſitzerbereins und der
Deutſchnationalen bei der Stadtverwaltung folgenden Antrag eingereicht:
Die Schüler und Schülerinnen, die zu Oſtern in die neu zu errichten=
den
Klaſſen mit erweiterten Lehrzielen eintreten, ſind auf ein neuntes
Schuljahr zu verpflichten. Um die Frage zu klären wie weit die Stadt
die allgemeine Lernmittelfreiheit an den Volksſchulen einführen will,
beantragen die genannten Parteien fernerhin: Die Eltern oder deren
Stellvertreter ſind verbunden, ihren Kindern die notwendigen Lern=
mittel
zu beſchaffen. Leiſten ſie dieſer Verbindlichkeit nicht Genüge
der erſcheint es ſonſt zweckmäßig, ſo können die Lernmittel von der
Gemeinde beſchafft und die entſtehenden Koſten von den Eltern wieder
erhoben oder auf dem Verwaltungswege beigetrieben werden. Für
die Kinder unbemittelter Gemeindemitglieder ſind die Lernmitel auf
Koſten der Stadt zu beſchaffen.

Steuerabzug vom Arbeitslohn.
Die Sätze, um die ſich der vom Arbeitslohn (Bar= und Naturaf
oder Sachbezüge) einzubehaltende Betrag um 10 b. H. des Arbeitslohn.
ermäßigt, betragen vom 1. März 1923 ab bei jeder nach dem 28. Februg
1923 erfolgenden Zahlung von nach dem 28. Februar 1923 fällig ge
wordenen Arbeitslohn:
1. für den Arbeitnehmer felbſt monatlich 800 Mk. (bisher 200 Mk.
für die zur Haushaltung des Arbeitnehmers zählende Ehefra=
monatlich
800 Mk. (bisher 200 Mk.)
für jedes zur Haushaltung des Arbeitnehmers zählende minder
jährige Kind ohne Arbeitseinkommen bzw. nicht über 17 Jahr
alte Kind mit eigenem Arbeitseinkommen oder für jeden vor
Finanzamt zur Berückſichtigung zugelaſſenen mittellöſen Angehör=
gen
monatlich 4000 Mk. (bisher 1000 Mk.),
zur Abgeltung der nach 8 13 zuläſſigen Abzüge (Werbungskoſter
pauſchſatz) monatlich 4000 Mk. (bisher 1000 Mr
Dieſe Ermäßigungen in Höhe von 800 und 4000 Mk. monatli=
die
entſpre henden Umrechnungsſätze bei kürzeren Lohnzahlungs
perioden ſind bei jeder nach dem 28. Februar 1923 erfolgenden Zak
lung von nach dieſem Zeitpunkt fällig gewordenem Arbeitslohn
berückſichtigen.
Der nach Vornahme der Ermäßigungen einzubehaltende Betrg
iſt in allen Fällen auf volle Mark nach unten abzurunden.
Der Arbeitgeber bleibt nach wie dor an die auf dem Steuerbu=
für
die Berückſichtigung dermerkte Zahl von Familienangehörigen g
bunden, er kann z. B. nicht, wenn auf dem Steuerbuch die Ermäßigun
für ein minderjähriges Kind vorgetragen iſt, für ein inzwiſchen hinzu
gekomenes weiteres Kind, für das eine Ermäßigung auf dem Steue
buch noch nicht vorgetragen iſt, eine weitere Ermäßigung berückſichtiger
Beiſpiel
1. Unverheirateter Arbeitnehmer mit 240 000 Mk. Monatslohn. 9
1. März 1923 ſind von dem für den Monat März 1923 zu zahlen
den Arbeitslohn monatlich einzubehalten: 24 000 Mk. (d. i. 10 v
von 240 000 Mk. (800 4000 ) 4800 Mk. 19 200 Mk.
Verheirateter Arbeitnehmer ohne Kinder, dem vom Finanzau
eine Erhöhung des Werbungskoſtenpauſchſatzes auf 24000 M
jährlich zugelaſſen worden iſt, mit einem Monatsarbeitslohn vo
280 000 Mk. Ab 1. März 1923 mönatlich einzubehalten: 280
Mark (800 800 4000 ) 5600 Mk. 22 400 Mk.
Verheirateter Arbeitnehmer mit zwei minderjährigen Kinder;
Wochenlohn 60 000 Mk. Ab 1. März 1923 wöchentlich einzub
halten: 6000 Mk. (192 + 192 + 960 + 960 + 960 ) 3264 M
2736 Mk.
4. Verheirateter Arbeitnehmer mit drei minderjährigen Kindern ur
zwvei vom Finanzamt zur Berückſichtigung zugelaſſenen mittelloſe
Angehörigen. Tageslohn 8000 Mt. Ab 1. März 1923 fe
Steuerabzug mehr, da die Ermäßigungen von (32 + 32 5 X 1
160 ) 1024 Mk. den an ſich einzubehaltenden Betrag vo
10 v. H. des Arbeitslohns ( 800 Mk.) überſteigen.

Die Bezahlung der in Gold zu erfüllenden
Schulden in Ungarn.
Auf Grund eines Ermächtigungsgeſetzes vom Jahre 1922 hat
ungariſche. Miniſterium nachſtehende Verordnung erlaſſen: § 1
Handelsgeſchäften, Wechſeln oder anderen privatreihtlichen Titeln I
ruhende Geldſchulden, deren Zahlung in effektivem Gold oder in au
ländiſchen Goldwerten zu leiſten iſt, können, ſofern ſie noch vor Inkra
treter dieſer Verordnung entſtanden ſind (10. Februar 1923), mit jede
gefetzlichen Zahlungsmittel erfüllt werden, auch wenn ſie gänzlich od
teilneiſe nach Inkrafttreten diefer Verordnung fällig ſind. Für
Umrechnung iſt der Schlußkurs der Budapeſter Börfe, bzw. der von
Devifenzentrale veröffentlichte Durchſchnittskurs, in Ermangelung de
ſelben der Marktpreis an dem dem tatſächlichen Zahlungstage vora
gegangenen Tage maßgebend. Ein bereits abgewickeltes Geſchäft, bz
der bereits abgewickelte Teil eines Geſchäfts, wird durch dieſe Ve
ordnung nicht berührt. § 2. Wenn die Leiſtung gemäß den Beſti=
mungen
des § 1 in Anbetracht der ſeit Entſtehen des Geſchäfts ve
äuderten wirtſchaftlichen Verhältniſſe, der Verſchiebung des Geldwer=
der
Vermögens= und Erwerbsverhältniſſe des Schuldners für
Schuldner eine unbillige Belaſtung bedeuten würde, kann der Schuldn
verlangen, daß das Gericht ſeine Geldſchulden bzw. deren noch unl
glichenen Teil nach Billigkeit herabſetze. Eine billige Herabſetzung
insbeſondere dann ſtatthaft, wenn der in ungariſchen Kronen ause
drückte Wert der vom Schuldner auf ſich genommenen Gegenleiſtur
bzw. jener Anlagen und Inſtitutionen, die der Schuldner aus den
haltenen Werten vorgenommen hat, überhaupt niht oder nur in uuve
hältnismäßig geringem Maße geſtiegen iſt, oder wenn der Schuldr
die erhaltenen Werte inzwiſchen ohne große Bereicherung weitergegeb
oder aufgebraucht hat. Die zur öffentlichen Reihnungslegung
pflichteten Unternehmungen können bezüglich der von ihnen emitti
ten, unter die Beſtimmungen des § 1 fallenden / Obligationen
Pfandbriefe verlangen, daß der Umrechnungskurs für den rückſtändig
Teil der Schuld mit Berückſichtigung jener Einnahmen feſtgeſtellt wer
welche die Unternehmung aus der Verzinſung und der Rückzahlu
erzielt hat. Sowohl die Unternehmung als auch der gemeinſame Ve
treter der Obligationenbeſitzer kann jederzeit verlangen, daß ein in d
ſer Angelegenheit getroffener Beſchluß bei Aenderung der Verhältni
entſprechend abgeändert werde. Das Gericht kann einen Zahlung
aufſchub bis zu 5 Jahren gewähren; falls dies durch die Lage d
Schuldners als begründet erſcheint; der Zahlungsaufſchub beginnt ne
Ablauf von 2 Jahren, falls der Kronenwert des rückſtändigen Teil
der Schuld 25 Prozent des gegenwärtigen Wertes des Vermögens d
Schuldners erreicht hat, nach Ablauf von 4 Jahren, wenn es 50 Pr
zent erreicht hat, nach Ablauf von 6 Jahren, wenn es 50 Prozent übe
ſteigt. Das Gericht kann aber die Bewilligung eines Zahlungsa
ſchubs davon abhängig machen, daß der Schuldner den Stand ſein
Vermögens unter Eid angibt und die Forderung unter Berückſichtigu
ſeiner wirtſhaftlichen Lage ſicherſtellt, und zwar falls unbeweglich
Vermögen hierzu verwendet wird, durch grundbücherliche Einverl
bung. Das Ge icht kann auch ohne Einverſtändnis des Klägers a
ratenweiſe Leiſtungen erkennen, und die bereits fälligen, ſowie die n.
fällig werdenden Zinſen herabſetzen. § 3. Der Finanzminiſter wi
die Kurſe für die Umrechnung der in Gold zu leiſtenden, durch Titr
vepräſentierten Schulden des Staates in Kronenwährung im Veror
nungswege feſtſetzen. Die Frage der nicht durch Titres repräſentie
ten Schulden der Staatskaſſe, die in Gold zu leiſten ſind, wird du
ſeſendere Verordnung geregelt werden. § 4. Ein in Ungarn anſä
ger Schuldner kann, ſofern der andere Kontrahent ſeinen Wohn
bzw. Sitz in den Gebieten eines anderen Staates hat, in dem ande
Vorſchriften bezüglich der für Goldzahlungen maßgebenden Münzſort
und Umrechnungsſchlüſſel beſtehen, verlangen, daß die Vorſchriften
ſetreffenden Staates angewendet werden. § 5 erklärt den Budapeſt
Gerichtshof für die Behandlung der in dieſer Verordnung geregelt
Fragen zuſtändig. § 6. Auf Rechtsverhältniſſe, die im Staatsvertra
vn Trianon oder in anderen internationalen Verträgen anderwen
geregelt werden, findet dieſe Verordnung keine Anwendung,
Wir ſehen alſo, daß es doch einen Weg gibt, das Problem
öſen; man muß den Weg der Billigkeit beſchreiten. Hoffen wir,
uuch die deutſche Reichsregierung ſich endlich bereit findet, dieſen
zur Ausgleichutng der Intereſſen zu beſchreiten.

Reich und Ausland.

Reichshaupiſtadt.
Die Grenzen Groß=Berlins. Wie die D. A., Z. erfährt,
dem Gemeindeausſchuß des Landtags, dem die Anträge der Deutſchen 1
der Deutſchnationalen Volkspartei auf Aenderung des Geſetzes Gr=
Berlin überwieſen worden ſind, eine gemeinſame Eingabe der Landr‟
der drei Nachbarkreiſe Groß=Berlins Teltow, Niederbarnim und 2
havelland, zugegangen. Es wird darin zur Erhaltung der Lebens= u.
Leiſtungsfähigkeit der Landkreiſe gebeten, mehrere ohne zwingen
Gründe abgetiennte Gemeinden aus dem Stadtkreis Berlin
auszugemeinden und den früheren Kreisverbänden zuzuteilen.
den Kreis Teltolv kommen in erſter Reihe die Gemeinden Wannſee 1
Nikolasſee im Bezirk Zehlendorf, Grünau und Bohnsdorf im Be3
Köpenick, f1

zeit an der Spitze der Kreiſe Niederbarnim und Oſthavelland in 2.
Landräten Schlemminger und Gieſe zwei Mitgkieder der Sozialdem
kratiſchen Partei ſtehen. Die örtliche Geſtaltung Groß=Berlins iſt eb.
keine Frage der Parteipolitik, ſondern der kommunalen Zweckmäßigte
Dieſe Erſheinung zeigt ſich auch in der ablehnenden Haltung ſ031
demokratiſcher Bezirksbürgermeiſter und Bezirksſtadträte gegenüber L.
zentraliſtiſchen Beſtrebungen der führenden Männer des Magiſtra.
Auf Grund ihrer praktiſchen Erfahrungen ſind ſich die Mitglieher a4
Parteien darin einig, daß nicht nur eine Grenzberichtigung erſunſe
ſondern eine größere Selbſtändigkeit für die Bezirke notwendig iſt.
Leipziger Mefſe=Luftverkehr.
Zur Leipziger Frühjahrsmeſſe vom 4. bis 10. März werden in de
Abendſtunden zum erſten Male über der Stadt Leipzig illuminier
Flugzeuge erſcheinen. Das Meſſeamt beabſichtigt, durch dieſe gro
zügige und höchſt eigenartige Reklame die Meſſebeſucher auf die B
deutung des Flugweſens für Reklamezlvecke aufmerkſam zu mache:
Der Beobachter wird überraſcht ſein, plötzlich am dunklen Himuel hel.
Buchſtaben entlang eilen zu ſehe
e etwas von dem ſie tragen?
Flugzeug zu bemerken.

[ ][  ][ ]

Eſpergutiſtenahend auf der Leipziger Meſſe.
Wie wir erfahren, treffen ſich die Eſperantiſten aus allen Ländern
nuf der Leipziger Frühjahrsmeſſe 1923 am Dienstag, den 6. März. im
Paukiner Haus, Kaxolinenſtraße 7.
Krupp auf der Leipziger Frühjahrsmefſe.
Trotz der Sperre der Franzuſen im Ruhrgebiet wird die von her
Firma Krupp. Eſſen, geplante große Ausſtellung auf der Techniſchen
Frühjahrsmeſſe 1923 durchgeführt. Sämtliche Wagen mit dem Aus=
ſtellungsgut
der Firma Krupp haben das Einbruhsgebiet reihtzerig
verlaſſei und ſind zum Teil ſchon auf dem Ausſtellungsgelände der
Techniſchen Meſſe eingetroffen. Die Firma Krupp wird diesmal uuter
anderem gueh Textilmaſchinen zur Ausſtellung bringen,
Von der Leipziger Meſſe.
Die Aufnahme von Franzoſen und Belgiern in den
Leipziger Hotels während der diesjährigen Frühjahrsmeſſe iſt durch
einen Beſchluß ber Leipziger Hotelier=Vereinigung abgelehnt worden,
Auch wird es kaum möglich ſein, Beſucher aus dieſen Ländern 1
Privat=Quartieren unterzubringen. Wie wir erfahren, hat das Meß
amt für die Muſtermeſſen in Leibzig in Anbetracht der Verhältniſſe
nach der Beſetzung des Ruhrgebiets ſofort jede Propaganda in Fraut
reich und Belgien eingeſtellt.
Wie die hohen Preiſe eutſtehen!
S.EII. Hanau. Hier wurde ein Eiſenbahnuagen freies Mehl
beſchlagnahmt. Die Ware war von der Grogauer Mühle au eine
Frankfurter Firma verkauft worden. Dieſe Firma verkaufte an der
Frankfurter Börſe das Mehl an die Landesproduktenkandlung Man=
fred
Löwenſtein in Hanan. Löwenſtein verkaufte das Mehl weiter an
die Firma Karl Frohwein, ebenfalls in Hanan, Lebensmittelimport,
Bei dieſem Geſchäft verdiente Löwenſtein dreiuiertel Millionen Mark,
Jetzt kam das Mehl immer noch nieht an den Konſumenten, ſondern
Frohwein verkaufte das Mehl an eine Firma nach Worms. Sein Nein=
verdienſt
betrug drei Millionen Mark. Die Wormſer Firma verkaufte
wiederum das Mehl an eine Frankfurter Firma. Das Mehl ſtand
während des ganzen Handels auf dem Hanauer Bahnhof. Hier machte
die Polizei dem Handel ein Ende und beſchlagnahmte das Mehl.
Die Freigabe der Ehrhardt=Broſchüre.
8. & II. Karlsruhe. Die ſoeben vor dem Reichsgericht zu
Ende gegangene Reviſionsverhandlung in dem Prozeß gegen den
Kayitänleutnant von Killinger wegen Beihilfe zum Erzbeiger=
mord
hat nunmehr auch die Freigabe der Schrift: Die Geheimorgäni=
ſatin
Conſul zur Folge gehabt. Die Schrift enthält eine amtliche
Darſtellung der ganzen Geheimorganiſation des jetzt im Leipziger
Unterſuchngsgefängnis ſitzenden Kapitäns Ehrhardt ſowie den ſteno=
graphiſchen
Verhandlungsbericht über den Erzbergerpuozeß dor dem

Datnſtädter Tagblatt, Mittwoch, beu 7. März 1928.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer lieberſchrift übernimmt die Redakiion
keinerle; Verantwertung; für ſie bleiht auf Grund bes 8 21 Abſ. 2 des Preſſe=
geſetzes
in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werden,

Nunmehr erſcheint ſie gerade zuu rechten Zeit, um das Verſtändnis des
kommenden großen Geheimbundprozeſſes gegen Ehrhardt und Gen. zu
erleichtern. Sie iſt im Verlage der Deutſchen Journalpoſt in Rudol=
ſtadt
(Thür.) erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben.
Kindesmord.
Obrigheim. Die noch nicht 17 Jahre alte Luiſe Bachuaun.
tötete ihr außerehelich geborenes Knäblein ſofort nach der Geburt durch
Judrücken der Kehle. Von der Verhaftung des Mädchens wurde mit
Rückſicht auf ihren Zuſtand vprläufig abgeſehen.
Rieſenhafte Holzpreiſe.
Eſchbach. Rieſenhafte Holzpreiſe wurden bei der Holz
gerung aus den Veveinswaldungen des Madelburgvereins erzielt.
Durchſchnittstreis für einen Ster Kiefernholz betrug 60000 Mark,
Kaſtanien 80 000 Mk., für Wellen zu je 100 Stück 80 000 bi8 90 000 Mk.
Der Teufel in der Schenne.
S. EH. Poſen. Zu dem Landwirt Radonski in Wloscieriny kam
an einem Tage ein Schornſteinfeger, und da 23 ſchon ſpät am Abend
war, hat dieſer den Landwirt, zu geſtaten, daß er bei ihm übernachte.
Der Landwirt wollte den ſchiuarzen Schornſteinfeger nicht in ſeiner

im Stroh der Scheune. In der Nacht kam ein Wagen mit Pferden
und vier Männern vor die Scheune vorgefahren. Dieſe drangen hier
hinein und füllten ihre Säcke mit Roggen. Als ſie damit fertig waren,
fingen ſie an, zu verladen. Der
uſteinfeger benüitzte dieſen Augen=
blick
der Abweſenheit der Diege und kletetrte leife auf einen Balten,
Als die Diebe zurückkehrten, um die anderen Säcke zu holen, rief der
Schornſteinfeger in grober Stimme: Na, na, daßt doh die Hälfte für

Richtung, don dei die Stiume kam, und ei ſah den Teufel. Deu Schorn=
ſteinfeger
ſchlug mit
ur nach den Geſichtern der Diebe. In
dem Glauben, einen Teufel vor ſich zu haben, ſuchten die Diebe in
voller Angſt das Weite und hinterließen den Wagen, die Säcke und ihre
2 Pferde. Als die Diebe fort waren, weckte der Schornſteinfeger den
Landwirt, welcher die Pferde in einem Stall unterbrachte. Die Nach=
frage
, wem der Wagen und die Pferde gehören, ſpar ergebnislos. Die
erteilte Gaſtfreundſchaft hat den Landwirt vor erheblichem Schaden
bewvahrt und den Dieben einen großen Verluſt zugefügt. Wahrſchein=
lich
haben ſie jetzt auch jede Luſt zum Stehlen verloren,
Augsburg. In einer von der hieſigen Ortsgruppe der National=
ſozialiſten
einberufenen Verſammlung kam es bei der Diskuſſion zu
blutigen Auseinanderſetzungen zwiſchen den Nationalſozialiſten und
Kommuniſten. Ctwa 20 Perſonen wurden verletzt, darunter vier
ſchwer. Die Polizei räumte den Saal: Eine Gruppe der National=
ſozialiſten
warf im Betriebsgebäude der ſözialdemokratiſchen Schwä=
biſchen
Voltszeitung eine Anzahl Fenſterſcheibeir ein.

Innigſten Dank allen, die
uns bei unſerem ſo ſchmerzlich
betroffenen Verluſte ihre wohl=
tuende
Teilnahme bekundeten.
(*
Im Namen
der tleftrauernden Kinterbliebenen:
Frau Katharina Hankewitz.

Verpachtung d. Kranichſteiner
Schloßte ches
zur Angelfiſcherei
gegen Höſtge bot. Bedingungen von
Großh Verm.=Berſv. gegen Portoerſatz
(1904
zu beziehen.
Geschlochtsleiden.
Jablreiche Friolze b. Barnröltrenleiden (krisch u.
Veralt.), Weisstluss, Syphilis, Mannesschwäche.
HeineBernſasfürg- Alles di- kret L iden kurz ang ben.
zn Flär, Broschüre H. 50.. Vorto ertra. Dr. med.
H. Bchmidt, Spezialinstitut G. m. b. H., Berlin !;.
174 Raih nowerstr. 3, 8prechrt. 10. 1.4-7. (TVie

Weintransportfäſſer
Weinlagerfäſſer
aus neuem Eichenſpaltholz, auch umge=
arbeitet
und gebraucht, ab hieſ. Lager
prompt lieferbar.
Ferner An= und Verkauf aller Art
leerer gebr. Fäſſer. (I.120
Jagner & Karolus, Akttansesellschaf
Faßfabrik und Faßgroßhandlung
Frankfurt a. M., Blücherſtraße 11
Fernſpr. Sp. 1264, Tel.=Adr. Faßkarolus.

Freioank
Schlachthof
Mittvoch vormittag
von 8 Uhr ab. (188:

Eintür.
Kieiderſchrank,
Kommode, groß. em.
Topf (als Waſchtopf
geeignet) zu verke
Feldber

Kinderwagen
(MPromenadewag ).
neu, in verſchiedenen
Ausführungen, ſehr
preisw. Pullmann,
Moosbergſtr. 8 1. VWgm

Dame, dieFreit. Led.=
Mappe fand, bek. B.
34

Stempel
Schulz
Rheinstr. 19. (70

Beſſerer Arbeiter,
36 Jahre, evang., mit
eignem Heim, ſucht
päſſ. Annäherung zt.
Heirat.
Mädchen vom Lande
bevorz. Witwe ohne
Kind nicht ausgeſchl.
Angeb. unter U 15
Geſchäftsſt. (*6830

Heirat!
Landwirt, Wittver,
ausgangs 40 Jahre,
ſpünſcht n. Fräulein
od. Witwe, hübſche
Erſchein., bekannt zu
werden zwecks bald.
Heirat. Erengſte Ver=
ſchwiegenheit
zugeſ.
Ang. (mögl. i. Bild)
u. T 147 Gſchſt. (*6269

Ernſtgemeint.
2 Herren wünſcheit
die Bekanutſchaft
weier Damen, nicht
unter 25 Jahren, die
längere Zeit in Stel=
lung
waven, zivecks
Geirat.
Anonym zwecklos.
Nur ernſtgem. Ang.
u. T 128 an d. Ge
chäftsſt. erbet. (26204

wuehrſtraße vor allem Mornewegſtraße) denke, ſo erſcheint
es mir in Anbetracht deſſen, daß in dieſem Viertel tagtäglich tauſende
von Menſchen ihrem Berufe nachgehen, weit beſſer, dieſe elenden Fuß=
ſteige
einmal gründlich in Ordnung bringen zu laſſen. Entweder ſind
dieſe bei ſchlechtem Wetter reine Sumpf= dunh Moorbäder oder bei ſtar=
ker
Hitze wahre Sand= und Staubwwüſten. Wenn man die enormen Zu=
ſchülſſe
für Krankenfürſorge uſw. ſieht, die der Stadtverwalkſung durch.
obige geſundheitsſchädliche Zuſtände entſtehen, ſo liegt es im eigenſten
Intereſſe der Stadt Darmſtadt, dieſen Uebelſtänden abzuhelfen.
Einer für Viele.
Die kreisamtliche Erklärung über die Kündigung d
Darmſtädter Anleihen in Nr. 62 Ihreu geſchätzten Zeitung
gibt mir Veranlaſſung, folgendes zu erwidern:
Richtig iſt, daß die Stadt Daumſtadt zun Kündigung von Anleihen
eine Genehmigung der Aufſichtshchörde nicht bedarf und daß lediglich
die außerordeitliche Holzfällung genehmigungspflichtig war, letztexe
aber guch nur aus dem Umſtande heraus, weil die Subſtanz des Ve=
mögens
der Stadt durch den außerorbeutlichen Holzhieb verringert wird.
Das Kreisamt wird zunäehſt die Frage geprüft haben, aus weſchen
Gründen der Holzhieb erfolgen ſoll. Die Unterlagen, nämlich der Be=
richt
der Stadtverwaltung, waren ſtichhaltig genug, um die Genehmigung
erteilen zu können. Aber die Sache iſt nun anders gewarden, nicht um
Kapitalaufnahmen zu vermeiden, ſondern zuu Rückzahlung von An=
leihen
ſoll der Holzerlös verwendet ſerden. Der Tatbeſtand iſt alſo
für die Aufſichtsbehörde ein anderer gewordei M. E. hat das Kreis=
amt
nicht allein die Genehmigung zu erteilen, ſondern es wird auch
ſeine Aufſicht darüber zu erſtrecken haben, ob der Holzerlös zu dem ihm
J. augegebenen Ziecke Verwendung findet. Von dieſem Geſichts=
bunkte
ausgehend, müßte das Kreisamt ſeine Genehmigung zuu erteilten
außerordentlichen Holzfällung zurückziehen, denn der Grund der Holz=
fällung
iſt weggefallen; oder aber das Kreisamt müßte darauf beſtehen.
daß der Holzerlös zu anderen Zwecken als zur Tilgung von Gold=
anleihen
verwendet wird.
Will man anderer Anſicht ſein, dann könnte jede Gemeindeverwal=
tung
die außerordentliche Holzfällung aus den oben erwähnten Moti=
ben
heraus beiverkſtelligen und die Aufſichtsbehörde könnte die Veraut=
ſportung
dem Publikum ich meie den Goldgläubigern gegenüber
abſchütteln. Eine Erklärung der Aufſichtsbehörde iſt deshalb dahin=
gehend
erwünſcht, ob ſie es grundfätzlich billigk, daß Gemeinden zur
Tilgung vont Goldanleihen außerordentliche Holzfällungen vornehmen
dürfen..
1. Sch.

23. Quittung

Briefkaſten.
Abonnent hier. Weuu der Mieter, ohne vom Vexmieter gehmt=
dert
zu werden (der Vermieter hat ein geſetzliches Pfandrecht an den
vom Mieter in die Wohnung eigebrachten, dem Mieter eigentümlich
gehörenden Sachen, das mit widerſpruchsloſer Verbringung der Sachen
erliſcht), während der Vertragszeit die Wohnung verläßt, wird man,
ivenn nicht beſondere Umſtände vorkiegen, von ihm erſt dann die Lei=
ſtung
des Mietzinſes verlangen können, weni nach Vertrag der Miet=
zins
fällig iſt, alſo bei Ablauf des Quartals. Der Vermieter hat dem
Mieter den Gebrauch der Mietfache zu überlaſſen, die Gegenleiſtung
kaunn er beſondere Abmachung ausgenommen erſt poſtnumerando
begehrei.
H. S. Das Geſſiſche Miniſtenium für Arbeit und Wirtſchaft zählt
das Waſſergeld zu den Betriebskoſtent und auch die preußiſche Verord=
nung
zum N.M. G. uimmt dieſen Staudpunkt ein. In dieſem Falle hat
der Mieter nur Zuſchläge zu den Betriebskoſten zu leiſten, und ſo wäre
Ihre Anfrage an ſich einfach zu löſen. In Darmſtadt hat es aber d
Stadtverwaltung anders geregelt. Das Waſſergeld zählt hier ui
zu den Betrigbskoſten; es wird nach der Kopfzahl der Beivohner und
der Zahl der benutzten Räume berechnet und nach den nachwveislichen
Koſten ausgeſchlagen. Dabei iſt der Waſſerverbrauch für Trer=
haltung
, Badeeinrichtung, für Gärten und gewerhliche Be=
triebe
zu berückſichtigen. Es wird ſich bei der Waſſexiverksverwalf
tung der Stadt Darmſtadt unſchwer feſtſtellen laſſen, welches Waſſergeli)
der Vermieter ſeither gezahlt hat, und auch ermitteln laſſen, wieviel dar
von über den Gebrauch der Haushaltung hinaus auf die Tierhaltung und
denr gewerblichen Betrirb entfällt. Sollfe ſich auf gütlichem Wege ein
Ausgleich nicht findent laſſen, ſo wäre wohl das Mieteinigungsamt urg
ſeinen Spruch nnzugehen.
A. S. hier, Es entſpricht u. E. einer lokalen Uebung, wenn dii=
Bettvorlagen am Treppenhausfenſter (mit der gebotenen Vorſicht) aug=
geſchüttelt
werden. Ein Verbot hiergegen, wie das Verbot des Haſ=
tens
eines Fahrrades und des Ausſchüttelus des Staubtuches gehört iſt
die Reihe derjenigen Dinge, die man im gewöhnlichen Leben als Schf=
kane
zut bezeichnen pflegt. Derartiger Mißbrauch eines Rechts oder
ſolihe Anuiaßung genießt keinen Rechtsſchutz, man läſt den Störer am
beſten einfach unbeachtet.

Aber in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
Beamten und Angeſtellten des Finanzamts Darmſtadt=Land, Unter=
erhebeſtellen
Eberſtadt, Eſchollbrücken, Hahn 9800 Mk., Hanſtein, Gg.,
hier, 5000 Mk., Ein Weſtfale 5000 Mk., L. W. 2000 Mk., Beamten der
1. Bereitſchaft der Schupo 74 300 Mk., Ungenannt 2000 Mk., E. Roth
200 Mk., Ludwigs=Oberrealſchule 3422 Mk., Sammlung der Schüler der
Klaſſe IIIb des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums 10000 Mk., 7. Sammkung
Poſtamt T 1000 Mk., Schreiner, Rechn.=Rat, Eberſtadt, 1000 Mk., Staats=
auwalt
Gros 5000 Mk., Staatsxat Seip (2. Rate) 10 000 Mk., Axbeiter
der Fa. Walkenhorſt u. Cor 6238 Mk., Angeſtellten der Rhein. Hoch= und
Tiefbau=?
ſ., Baubureau Darmſtadt (1. Rate) 26 500 Mk., Dr. H.
F000 Mk., Barths Weinſtube (7. Sammlung) 21 218 Mk., K. Hoffmann
(2. Nate) 500 Mk., Tanzſtunde Frl. Albexti 2050 Mk., Gemeindebeamten
der Gemeinde Nieder=Namſtadt 23 000 Mk., Hauptfahndungsſtelle der
Reichszollverwv., Kontrollſtelle Darmſtadt, 10 000 Mk., Werkmeiſter Ph.
MNöller 10 000 Mk., Rundeturmſchule (2. Rate) 48 500 Mk., Scharmann
000 Mk., Perſonal der
1090 Mk., Rechn.=Rat Hanſel, Kiesſtr.
Porprüfungsſtelle für Elſaß=Lothringen 16 000 Mk., 2. Rate Beamten
der Gendarmerieſtation 7000 Mt., 2. Nate Beamten der Landes=Ge=
2. Nate Frau N. Lippold 5090 D
Darmerie=Direktion 12.500 M
f. Nate Ungenannt 1000 Mk. Wilſch, Rudolph, 200 Mk., K., Everſtadt
1009 Mk., Ungenannt 200 Mk., Oberregierungsrat Schneider 10000
00 Mk., Familien=
Wr., Gäiſte vom Aeſtaurant Ratskeller, Obe
2. Rate) 2000 Mk
ahend der Turngemeinde 1846 132000 Mt., D
500 Mk., Kar
Ziran Derit. 1900 Mk., Forſtrat Wittig 2000 M.
Frank, Kaikzleifetretär b. Landes=Finanzamt 1000 Mk., M. Henninger
Kanzleiſekretär b. Landes=Finanzamt, 1900 Mr., Phil. Groth, Finan.
gutsgehilfe, Friedberg, 1326 M
1. Quittung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk.; 3. Quittung
430 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 689 703 Mk., 6. Quit=
tnag
416 536 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk.,

473 914 Mk., 17. Quittung 627 518 Mk., 18, Quittung 494 353 Mk., 10.
Qpättung 765 358 Mk., 20. Quittung 570 580 Mk., 21. Qnittung 936 478
Mk!, 22. Quittung 2 736 219 Mk., 23. Quittuna 504 942 Mk.
zuſ. 12 651 033 Mk.

Regelmässige Verbindung

von Bremen über Southampton, Cherborrg nach New Vork
durch die prachtvollen amerikanischen Regierungsdampfer
NACHSTE ABFAHRTEN:
President Arthu
z. 9.
President Fillmore
r4. Märs
4prü
President Harding
.. ar. März
KAn
George Washineton. . .7. . . . . .a8. Märx
a. Mai
President Roosevelt ..."
g. Mai
4.A
Abfahrt von Southampton und Cberbourg ! Tag spüter
* Verlangen Sie Prospeßte und Sogeilisten Nr. 35
MITED STATES LINES
BERLIN W8
DARMSTADT
Unter den Linden 1
Frenkfurterstraße 12-14
General-Vertretung: Norddeutscher Lloyd, Bremen

Tageskalender.
audesth
Großes Haus, Aufa
Uhr: Tänze und

Saar=Verein=
Abends 8½= Uhr im Heſſiſch
ververſammlur
Union=, Reſidenz=,; Central=Thee
Kino=
Vorſtellungen.
Verſteigerungskalender. Donnerstag, 8. März.
Nutzholzverſteigerung vormittags 9 Uhr im Fürſtenſaal.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Vorherſage für den 8. März:
Wolkiger, etwas Negen, milde Südweſtwinde, pzeaniſche feuchte
Luft dringt wieder gegen. das Weſtland vor. Die Tcuperaturen ſteigen
an, auch iſt mit dem Auftreten von Niederſchlägen zu rechnen.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land,
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Rummer hat 10 Seiten.

Heute Mittwoch, 7. März
große Mengen RESTE, die sich während der jetzten
Monate angesammelt haben, zum Verkauf.

GTadte

Es sind durchweg nur guts Staffreste
aus reiner Wolle, Seide und Baum-
wolle
in allen Längen für Klelder.
Kostürne, Mäntel, Blusen, Röcke, Kinder-
kleider
, Sommerkleider usw.

zu enorm billigen Preisen.
Verkauf nur gegen bar
Umtausch findet nicht statt
Unser Geschäft ist auch während der Mittagsstunden gsöffnet.
Unsere Preise für Stückware und Damenkonfektion sind dem ge-
stiegenen
Werte der Mark entsprechend herahgesetzt!
Ladevigs-
Gebruder Meu pats 9

(1888

5 . Goldſtück 1877
gegen Höchſtgebot ab
zug. Ang. u. U 13 a.
die Geſchäftsſt. (2631.

K
preisw. z. vk. (*6206
Butenbergſt. 62, Man

Schilder
schulz
Rheinstr. 19.

Schlafzimmer
nußbaum poliert u
a. Hausratz aus gut.
Hauſe zu verkaufen
Näheres Geſchäfts
ſtelle d. Bl.

Kl. mod Kinderwagen
zu verk. Stiftſtr 46,
Hths. part. (* 6303

Gut erk
elekt. Lampen, Hebbels
Werke zu verk. Frank=
furterſtr
. 64, I. (*635 vollſtänd. Bett/ Herrenzimmer chaiſelong.Kinderſtühlch.
preiswvert zu verkauſ
Miöbelhaus Menger,
Bleichſtr. 17. (*6304 Kleiderſchrank, Divan,
zu verkaufen /26224
Barkhausſtraße 10 Eleg. Schlafzimmer,
Küchenbüfett m. Tiſch
u. Stühlen, Wäſche=
ſchrank
, Kommode,
Ausziehtiſch und 6If. 1,1 Millon zu verk.
Kleiverſchrank und
Chaiſelongue zu berk.
Fuhrmannſtraße 10
Rückgeb T,Ik8. 6290 Büfett
init Kreh., Eiche, neu
v. Priv. u. Fabrikpr.
Stühle, Püſchſofa, Ang, unter U 24 an
die Geſchäftsſt. (*6344 Klubfeſſel
preiswert zut verkfn.
Blumen=Müller, Ernſt=
Ludivigsplat 1 Vorbau Tür,
für Geſchäft geeigr
1 Schlachtzieg
verkaufen.
(*s25
Nieder= Kamſtadt,
Bahnhpfſtr. 59.ſ u beil. Schwgfſel

Werkſtätte. lund Kücheneinrich=
tungen

zu verkauf. (6205imd
beinhelung

Herrenſtoff
ä m 50 u. 30000
(hell u. braun) z. or

Liebigſtr. 48, III.,1 (

1 Paar faſt neue
D.=Halbſchuhe
hnzuſ vont 4.5 uh
Näh. G

In verk.: Ueberſee=
koffer
. Liegeſtuhl u.
vollſt Reißzeugm. B
f. Bauhdw. Tannen=
raße
8, I. (*6342
S
Anzug=
ſtoffe

blau u.
Woll
zugeber
Kiesſtraße 24,
derhaus, part.
141:42, Seit (45 m) zu
verk. Heinheimerſt. 82,
1. Stock, links.
Geſir cho/e (neu)
2 gebr. /Ohlyſtr.
mittl.
Anzüge billig abz
Martinſtr. 68, 1. (4625.
Guterh., ſtarker Fries ntiefel (1
ensanzug für mitt=
lere
Vigur zu verk. Wenckſtt
Zu erfragen in der
Geſchäftsſtelle. (*623
1 guterhaltener
Kutawayz, 1 Wäſche= die Geſchſt. (*621o
mänge zu verkaufen.
Näheres in der Ge=
ſchäftsſtelle
. (*628
tronfrmandenrock
f. 13jähr. Knaben zu
verk. Saalbauſtr. 85.
2. Stock.
(*618
3 neue Konfirman=
denh
te billig zu
verkaufen Tannen= dem Wege Grafenſt,
ſtraße 35, II.: (*6143 Rheid ſtr., Mathilden
1 gr. Koufir.-Anzug p.t Frankfurterſtr,
mit neuen Stiefeln /Land vehrſtr., Gerreu
), mehrere Jacken
Koſtüinte, Bl
Sommermäntel, Nachti., Belohn. abzug. (1872
Schaftenſtiefel (441
1 Gasherd mit Tiſch.
verk. Herdwee
*6311

Wäsche-
Bebahlonen
Schulz
Rheinstr 19 (7

Gelegenheitskauf
Sutawah mit Weſte
(neu) für ſchlanke Fig.
äußerſt billig zu ver=
kaufen
. Näher. Ge=
ſchäftsſtel

6281
3P ſehrgutes.=Schnürſch.,
1 P. Offfz.=Schaftenſtief Bk. 44,3u vk. Näh Geſch. (
Fu verk: Frack auf
Seide 1Notenſtänd.,
1 Herdſpaf erſcuff.
17/44, 1 Petr.=Ofen.
*62e5
P. ſ. g.7
16000 4) u. 1 P.
g. ſchwarze Kinder=
0 ).
(*427
20 gro
gute. Säcke
gegen Gebot zu verk.
Angeb. u. T 146 an
Berloren
Verloren
S
nSt.
3. Mär
1 Bröſchchen
init Perlenbeſetzt,
garten. Mathilden
höheſaal,Zeughausſt.
Bismarckſtr. Geg.
Stiefel, Wendelſtadiſtr. 1, Bülro.

Herrenzimk., e

Eleg, br. Taffetkleid
1441, zu verk od geg.
guterhalt. Frühjahrs=
ntantel
zu tauſche

Vereins-
Abzeichen
Schulz

[ ][  ][ ]

Beitg 8.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 7. März 1923.

Nummer 65.

Palast- Lichtspiele
Ehrenschuld
Drara in 5 Akten mit (1Fimd
Gertrud Welker, Olaf Fönss
Ein Fuhiger Iag
Amerik. Goldwuin- Komödie in 2 4kt

Hotel Schmitz
Rheinstr. 50 :7 Telephon 122
Preiswerte Küche
Münchener Löwenbräu
1067a) Rummelbräu Darmstadt
Taglich Unterhaltungsmusik

Café Fürſt Bismarck

Donnerstag, den 8. März 1923
Strru Konzerr
der verſtärkten Hauskapelle
Ltg. Kapellmeiſter Ph. A. Fornoff
Anfang punkt 8 Uhr (1900 *
Diele: Mod. Stimmungsmnſik

Regelnasiger Passagier- und
Fraohtverkehr mit olgenen Dampfern
Von BREMEN nach
MOAD-
AiAA
Hdp-
Aut
Vorzügliche Passagier-Einrichtungen
für alle Klassen, Anorkannt vorzügliche Vor=
pflegung
, geräumige Promenadendecks, be-
hagliohe
Gesellschaftsräume. Boste hyolo-
nische
und sanitäre Einrichtungen.
Auskünfte,
Drucksdehen und Platzbelegang darch:
in Darmstadt: Anton Fischer,
Frankfurterstraße 12/14 und
Lloydreisebüro Rheinstraße 17
Dieburg: E. Reh, i. Fa. C. Reh
Groß-Umstadt: J. Rapp

V

Kein Laden! Kein Perſonal!
Anzug=
Mantel=
Koſtüm=
Preisw. Konfirmanden=Anzugſtoff
Der heutigen Zeit entſprechend, lege
ich nach Anzahlung auch Waren zurück.
Ernſt=Ludwigſtr. 5, II.

Darum enorm niedrige Preiſe in:
ptoffen=

Orpheum

Bertram=Gaſtſpiel
Hente
und folg. Tage
abends 77/4 Uhr.
Ei Lacherfolg ohne
Gleichen!
Der (12B,
Klapperſtorch fliegt
Kart.: Verkehrsbür.,
de Waal, Rheinſtr. 14.

Nur ſolange Vorrat!

Landestheater.
Mittwoch, 7. März.
Großes Haus.
(Tanz=Zyklus 3. Abend)
Tänze und Spiele
aus Loheland.
Anfang 7½= Uhr.
Preiſe: 1000-4000 M.
Kleines Haus. (V
Waldemar Bonſels:
Vorleſung aus
eigenen Werken.
Anfang 7½ Uhr.
Preiſe: 1000 u. 1500M

Gartenbauverein
Darmſtadt.
Monats=
verſammlung

Donnerstag, d. 8. März,
abends 8 Uhr (zsos
Lichtbildervortrag des
Herrn Oberbergratsteuer.

Ist und bleibt
das beste.
Ein Versueh lohnt!
Überall bevorzugt.

Theater=
Abonnement
geſucht; nur nicht
Freitags. Angeb. u.
T 129 Gſchſt. (*6207

Aleinere Geſangsabt.
ſucht f:Montagabends
Dirigenten.
Ang. u. U 20 an die
Geſchäftsſt. (*6348

Achtung!
Maler=u. Jüncher=
arbeiten

eder Art, auch Faſ=
aben
, werden gut u.
ſehr bill. ausgeführt.
Näh. Geſchſt.

Zu den Konfirmationen !
Allerfeinſtes Kaiſerauszug=
Wile Z5
allerbeſte Analität, Pfund Mk. 4000.
(Größ. Mengen werden abgegeben, Verkauf nur ab Laden)
Korinihen, Roſinen, geraſp, Kokosnuß
Pfd.=Tafel
Schlinks
echtes Palmin m. 3900.
Allerfeinſte Tafel=Margarine
3500. Qualität. . . . Pfu,
(Erdnuß)
a Tafelöl scppen m. 3500.-

In eigener Röſterei friſch geröfteter
Kaffee
vorzügliche Qualität,
Pfund Mk. *
Marke Chattia
1 Pfd.=, /. Pfd.=, I. Pfd.=Pakete

garantiert rein
Himbeerſaft t Schoppenf. M.

1400.

a Vollkornreis allerbilligſt!
la Weizengrieß Pfd. Mk. 1200.
Kondenſ. gezuch.
und ungezucherte Oollmilch
ori Lunsau
A4
Mat
platz 1 usss. Telephon 116

1E

Margarine

zum Braten und Kochen. . nur Mk. Bo0
Cocosſchmalz, Ochſenfett, Schweineſchmalz, Kunſtſpeiſefett
zum billigſt.
Ia friſche Tafelmargarine Tagespreis:
Wurſtwaren, Corned beef, geräuch. Speck im Ausſchnitt

Mar Guckenheime
*

Telephon 537

Große Ochſengaſſe (1907

Meiu Fuhrwerk
geht in nächſter Zeit
wiederh.
nach Frankfurt,
Beiladung bis25Ztr.,
auch für Rücktransp.,
erwünſcht. (1173a
Peter Walter
Alter Arheilgerwee
Fernſpr. 2222

Herren=Wäſche
z. Stärken u. Bügeln
wird angen. Nieder=
Ramſtädterſtr. 16,
Vorderhaus, 2. Stock
Wßg
links.

Gertrud Walker, H. Schroth
U. 1. Schatten d. Vergangenheit
Emil Kaiser-Titz, Rud. Biebrach
in d. Hauptrolle. Schauspiel in 5 Akten,
geines Bruders Feind
Drama in 4 Akten. (*6335
kommt einmal um
Der Rheintlm 6ühr s, Vorähr.
Der schw. Montag, 5 Akt.
K.-1- Die Blucht ins Jens., 64k.

Gartenanlagen
u. Inſtandhaltung
durch Gärtner
Jochum.Neue Nieder=
(26160
traße 15.

werden
Stühle geflochten,
Körbe repariert
Pfleger, Bleichſtr. 39,
6304
Hinterh., p.

Oound wie Hot Sort ung eur


Borträge von Herrn G. von Herff, Berlin
von Mittwoch, 7., bis Sonntag, 11. März einſchl.
im Saale Waldſtraße 18, abends 8½, Uhr.
Jedermann herzlich eingeladen! (B188
Leine Kollekte.

Ertra=Angebot!

Weizen=Mehl Spezial o Pfd. 1000. rein, ohne
Kokosſchmalz Waſſergehalt Pfd. 3100. und reinſchmeck.
Schoppen 2900.
Salat=Oel

Schoppen 3100.
Tafel=del.
ir die feine Küche
Schoppen 3300.
Erdnuß=Oel !.
. . Pfd. 3500.
Ariſta=Nußbutter.

Das beliebte Bauernbrol markenfrei

friſch eingetroffen

(1906

ſtlos
Allerbeſte Trockenmilch rsslich Pkt. 950
la. Gemüſe=Nudeln
Pfd. 1200.
vorzügl.
Zuckerrüben=Shruß Brotbelag Pfd. 450.
Pfd. 49.;
Zwiebeln.
Hernſeiſe, gar. reine Fettſeife Stick 950.

Ia Obſtbranntwein
3 Lt. Mk. 7500., jedes Quantum!
Biederverkäufer Preisermäßigung.
Oshar Brachat Nachflg.
Rheinſtraße 20. (-6300ms

Twist Anänl .... ur. 250.
Jachenwolle gebind ur. 60 0.
Stiekgarng . . Strang Uk. 400.
Stopfwelle . . . Knznl uk. 250.

Viele Kurzwaren gehr preiswert
Georg Schuhkegel
Rheinstr. 121/., gegenüker der Hanptpost. (124

Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 braunes Portemonnaie
mit über 300 Mk. 2 mittelgroße Schlüſſel.
1 gelblichbrauner Kinderſtoffhut. 1 ſchwarze
Kinder=Samthaube mit rotem Beſatz. Ein
Wagentür=Drücker. 1 brauner Kinderhand=
ſchuh
. 1 brauner Damenhandſchuh. 250
Mark in Scheinen. 1 Stallhalfter. Ein
grüner Damenhandſchuh. 1 Taſchentuch,
gez. G. und Krone. 1 Mundſtück von einer
kleinen Pikolo=Flöte. 1 grauer rechter Da=
menhandſchuh
. 1 blauer Damengürtel. Ein
Aufſteckkamm. 1 gelbl. Glacéhandſchuh.
1 ſilbernes Zigarettenetui. 1 ſchwarze Jett=
halskette
. 2 große Schlüſſel. 980 Mark in
Scheinen vor einiger Zeit von einem Jun=
gen
gefunden. 1 lila weißgeſtreifter Schal.
25 Mk. in Scheinen.
Hausbrandkohlen.
Bei den Kohlenlieferanten kann unter
Vorlage der weißen Kohlenausweiskarte
die 2. Hälfte der 3. Hausbrandrate be=
ſtellt
werden.
(st1880
Darmſtadt, den 5. März 1923.
Städt. Kohlenausgleichſtelle.

HAHBURA-AHERIRA LIHIE
UHITED AHERIOAN LIHES
Nach
NORD-, ZENTRAL- UND SÜD-

AFRlKA,OSTASIENUSW.
Blillge Beförderung über dertsche und
ausländische Häfen. Hervorragende
B ill. Klosso mit Speise- und Rauchsaal
Erstklesslge Salon-u. Kolütendampfar
Etwa wöchentl. Abfahrten von
HAHBURK asr HEWVORK
Auskünfte n. Drucksachen durck
HAMBURG-AMERIKA
LIAIE HAMBCRG
und deren Vertrster In:
Pfungstadt
Jakob Zimbrich, Hberstädterstrasse 15.
Darmstadt
Adolph Rady, Zimmerstr. 1.

Brößere
poſten prima Schlaf=, Speiſe=
und Herrenzimmer
ſofort greifbar, preiswert an Privat=
käufer
abzugeben. (1873mdt
Möbelfabrik K. Klenk
Schloßgraben 13a.

Ankauf von

in -Silber

in Bruch und Faſſon, ſowie
Brillanten und Perlen
Kunſtgegenſtände, Antiquitäten,
Briefmarken. (*6316
Fachmänniſche Bedienung!
Pforzheimer Juwelen=
und Edeimetall=Kontor
Darmſtadt, Ludwigsplatz 8½
(Eingang Schützenſtr.). Telephon 3478.

I
Zadentleider und Mankel
werden in flottem Sitz und beſter Au=
führung
zu noch mäßigen Preiſen
angefertigt.
Geſchwiſter Kunzendorf
Nieder=Ramſtädterſtraße 49.

Nächſten Montag, den 12. 1fd. Mts.,
werden imGroß=Umſtädter Gemeinde=
wald
verſteigert:
(1886
Schnittholz:
Buchen II. Kl. 2 St. 3,26 fm
Kiefern II. 5 4,43
III. 31 20,96
II. 9 5,19
Sonſtiges Stammholz:
Eichen IN. Kl. 4 St. 4,84 fm
V. 10 5,02
VI. 9 3,87
Kiefern II. 2 1,64
III. 67 47,74
II. 76
50,35
V. 9
3,75.

Rocenrnaschfrien

Bewrährte Justere,Einfach.
mHandhabung,Vielseikig in.
Kistung, Absoluft zuuerfättig.
LaDMiG LLTMANN
Preziosa-Buro-Einrichtungshaus
Fankfurf a. I. Kaiserstr.44

ſt

ca. G ebm
ab Lager geg. Höch
gebot ſofort zu ver=
aufen
. Angeb. unt
S 92 an die Ge=
chäftsſtelle
dieſ. Bl.
erbeten
1891md

2echniker
fertigt Zeichnungen
u. Beſchriftungen an.
Angeb. u. T 136 an
Ke4
die Geſchſt.

ſtödelshäuschen. Dasſelbe liegt 5 km von
Broß=Umſtadt entfernt. Nähere Auskunft
erteilt Förſteraſpirant Zimmer=Groſ
Umſtadt.
Groß=Umſtadt, den 5. März 1923.
Bürgermeiſterei Groß=Umſtadt.
Arzt.
Sehnrelngdlnen.
arbeiten,
Vervielkältigangen.
Billigste Be-
rechnung
. (1504a
Hch. Geil
Heinheimerst. 55.
Tel. 208.

mit Motorbandſäge wird laufend nimmt an
angenommen zu billigem Preis. F Kngler

DrennholzſchkeidenB Beladung n. Bersh.
od. Lorſch u. Frankf.
(*626
Liebfrauenſtraßé 3
4 Schloßgaſſe 33, Eine
BrunneL I. Stoch rechts. Kaute Miſt
gegen Stroh od. Heu
abzugeben Tannen=
Platin, Gold, Silberſſtraße 10, pt. (613e

in Bruch u. Gegenſtänden

Zahngebiſſe u. Pfandſcheine
kauft zu höchſten Preiſen
Kirch=
Frau Levt,ſtraße 10.

Zu tauſchen!
Gebe Miſt gegen
Kartoffeln. Marloff,
Liebfrauenſtr. 75. (*6231

Schlafzimmer
Küchen zu vk. (*6225
Schreinerei
Barkhausſtraße 16,

E. damaim
Bankgeschäft
Wertpapiere;
Beratung und
Verwaltung.
Zinsscheine,

E4492) Devisen.
Neuer-
Hamaurg, wall 1ot.

Jagd=Verpachtung.
Die Jagd der Gemeinde König i. O.
beſtehend aus 1200 Hektar Wald, Fel
und Wieſen, wird am Hamstag, de
10. März 1923, nachmitt. 1½, Uhr
Zuſammenkunft vorm. 9), Uhr am im Gaſthaus Zur Krone auf wei
tere ſechs Jahre verpachtet. Es wir
bemerkt, daß guter Wildſtand vorhande
und König Station an der Eiſenbahn
ſtrecke HanauEberbach iſt (1184
König, den 2. März 1923.
Bürgermeiſterei König.
Hofferbert.
Kappels Preisliſte!
ppen 6
Feinſtes Tafelöl
Mk. 2300.-
Schoppe
Dack 1. Bratenil
M. 2400.-
Blüten=
fund

weißes Kokosfett
Mr. 0 200.-
Feinſtes Beizenmehl N. 1000.
Malzkaffee in Pfund=Paketen Mk. 900.
Kahlertſtr. 31 Frankfurterſtk. /
Ecke Pareusſtraße
Ecke Emilſtraße
Rheinſtraße 47. ssn

[ ][  ][ ]

Rummer 65.

Dat mftätt.t 2.. blatt, Mtiech. dru 2. z 1923.

Seite 9.

Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
(Nachdruck verboten).
Ich werde auch bald reiſen, in meine Heimat. Man hat
mir die Rückreiſe angeboten, und ich bin der Großſtädte ſatt.
Sehen Sie dieſes Rennen da unten, was iſt das, eine Sache,
die ſich immer wiederholt, nur iſt jedesmal ein anderes Pferd
vorn. Kommen Sie zu uns in die Steppen und ſehen Sie die
wilden Pferde, die kleinen Koſakenhengſte, die wild und aus=
dauernd
ſind, und die Bergpferdchen, auf denen wir durch die
Berge reiten. Sie klettern wie die Ziegen. So reiten macht
Freude. Aber hier, ich mag nicht am Morgen durch Ihren
Grunewald reiten, ich ſehne mich nach Erleben.
Blitzſchnell tauchte in Annelieſe die Idee auf, daß ihre Nach=
zarin
nicht allein der Heimat wegen ihre Reiſe machen wollte.
Aber was ging das ſie an, ihr Lebensſchifflein war zufällig mit
dem des Holländers auf dem weiten Meere des Lebens zuſam=
nengetroffen
und würde hinausfahren, ohne daß eine Erinne=
rung
zurückbleiben würde. Die Frau neben ihr hatte einen ſtar=
en
Willen, ſie würde ihn durchſetzen.
Ich bin nur gekommen, um dieſe Tage noch an der Seite
neines Bruders zu verleben, ich bin keine Kampfnatur.
Glauben Sie ihr nicht, Fürſtin, miſchte ſich van Utrecht
n das Geſpräch, die deutſchen Frauen ſind anders, als ſie ſchei=
ten
. Sie ſehen ruhig und ſanft aus, wenn aber eine Gefahr
in ſie herantritt, dann werden ſie Löwinnen.
Aber die Löwinnen haben einen ſchweren Stand gegen die
Vildkatzen, die, ungezähmt, aus Luſt am Erleben Abenteuer
uchen, dachte Haller. Es iſt gut, daß unſere Tage gezählt ſind.
Er ſah eine Eiferſucht aufflammen, bei der ſeine Schweſter der
eidende Teil ſein mußte.
Laſſen Sie uns die Pferde anſehen, das Rennen iſt aus,
ind der Sieger wird zurückkommen, forderte die Kaukaſierin
an Utrecht auf.
Der ſtand auf und verließ mit ihr die Loge.
Führen Sie mich zu den Ställen, da können wir ungeſtört
prechen, ich warte noch auf Ihre Antwort.
Ich will nicht gegen die berechtigten Intereſſen der Ein=
eborenen
arbeiten. Ich bin ohne weiteres bereit, die alten
Zeſitztitel für meine Perſon anzuerkennen, ſobald die politiſche
lage ſich ändern ſollte. Natürlich verlange ich, daß man als
zegenleiſtung mit mir denſelben Vertrag macht, den ich mit den
Sowjets abſchließen werde.

Das wird man tun. Ich betrachte Sie nunmehr als un=
ſeren
Verbündeten, Sie werden bald ſehen, daß wir Ihnen
mitzen können."
Sie fahren ſelbſt, Fürſtin?
Ja, Sie werden mich dort unten treffen und von mir
hören.
Einen Vorſchlag, reiſen Sie mit mir, die Fahrt iſt nicht un=
gefährlich
und in Begleitung ſicherer.
Nein, ich muß allein reiſen.
Sie werden einen Grund haben?
Sie ſollen ihn erfahren. Können Sie heute abend auf das
Rennſouper verzichten, dann ſeien Sie bei mir. Abendanzug,
Baron, es wird ein Anſchauungsunterricht werden.
Johnſon wandte ſich in der Loge an Haller.
Sie kennen die Schönheit des Films dort unten? fragte
er. Ich ſah Sie mit ihr ſprechen.
Haller bejahte.
Eine alte Bekanntſchaft aus der Friedenszeit, ich habe ihre
erſten Schritte im Theater beobachtet.
Aha, habemus mäcenam, lachte Johnſon.
Nein, Mr. Johnſon, Sie verkennen den Geldbeutel eines
verfloſſenen Leutnants, mit Mäcenatentum war da nichts zu
wollen.
Aber der Repräſentant des Jonkheer van Utrecht?
Hat nur eine alte Bekanntſchaft erneuert. Die Capella
erkaunte mich. Sie ſcheint für Sie nicht ohne Intereſſe?
Johnſon ſprach dicht am Ohr des andern.
Man bildet ſich, wo man kann.
Die Markgräfin hatte längſt mit dem Glas den Geſprächs=
ſtoff
der Herren geſucht. Die Capella ſtand jetzt etwas abſeits,
und ein Photograph ſtellte ſeinen Apparat auf ſie ein. Sie
ſchlug Johnſon leicht auf den Arm.
Die neue Geſellſchaft zieht ihre Kreiſe weiter als die alte.
Wir ſind nicht engherzig. In den Toiletten und mit den Ein=
künften
hat uns der neue Reichtum längſt geſchlagen. Wenn
Herr Häller die Bekanntſchaft vermitteln will, können Sie die
Signora Capella heute bei meinem Rennſouper als Tiſchnach=
barin
haben."
Sie wandte ſich liebenswürdig an Annelieſe.
Wir dürfen doch auf Sie und Ihren Herrn Bruder rech=
nen
, gnädige Frau, es ſind zwar die letzten Tage, aber es wird
ja kein Abſchied für immer werden. Es gab eine Zeit, in der
uns die Welt wie ein Dorf erſchien, man traf ſich in Wien, in
Biarritz und oben am Nordkap, verſäumte aber nicht, Oſtern in
Rom zuzubringen. Die Zeiten werden wieder kommen.

Annelieſe wußte nicht, ob ſie annehmen ſollte. Das Leben
hier war ihr neu, feſſelte ſie, aber ſie war doch nicht mit allem
ſo recht einverſtanden. Sie ſah fragend auf den Bruder.
Wir würden Ihre Einladung gern annehmen, Gräfin, aber
die Reiſevorbereitungen nehmen mich doch zu ſehr in Anſpruch.
Es ſind die letzten Tage.
Die Fürſtin und ihr Begleiter hatten ſich wieder in der Loge
eingefunden.
Aber auf Dich kann ich doch ſicher zählen, Eiſchat? fragte.
die Markgräfin.
Die Fürſtin warf van Utrecht einen Blick zu.
Ich bin für heute leider ſchon vergeben. Du wirſt Dich
tröſten müſſen, Eliſabeth. Wir Zugvögel ſind nicht ſo leicht
für das tägliche Leben einzufangen. Du wirſt genügend Gäſte
haben."
Die Markgräfin ſchmollte.
Die intereſſanteſten Leute ſagen mir ab, was ſoll man
da tun?
Erſatz, Eliſabeth, wir leben im Zeichen des Erſatzes, greif
nur hinein ins volle Menſchenleben, wo Du es packſt... ſo heißt
das Wort eines Dichters. Da ſieh, Mr. Johnſon, Amerika ſucht
neue kontinentale Beziehungen."
Johnſon hatte die Loge verlaſſen und war durch das Ge=
wühl
auf dem Sattelplatz auf die Capella zugegangen, die mit
ihren Aufnahmen endlich fertig geworden war.
Es iſt ein Elend, ſchimpfte Hofer, nicht einmal am Sonn=
tag
hat man ſeine Ruhe. Die Diva will in die Sportzeitung,
und der Regiſſeur muß das Bild ſtellen.
Wärſt Du nicht mitgekommen, ich hätt’s auch ohne Dich
gekonnt.
Die Capella wollte eigentlich dem Doktor noch allerlei ſagen,
was fiel dem faden Menſchen nur ein, aber da näherte ſich der
Amerikaner und ſie wurde die Liebenswürdigkeit ſelbſt. Sie
ging ihm ein paar Schritte entgegen und ſtreckte ihm die
Hand hin.
Jetzt hat er ſich ſeine Tiſchdame vorſichtshalber ſelbſt ge=
holt
, lachte die Markgräfin. Wir müſſen wohl nun alle hinter
Mr. Johnſon ein dickes Kreuz machen, für uns kommt er als
Ritter nicht mehr in Frage.
Du liebſt es, Deine Renndiners bunt auszugeſtalten, Eli=
ſabeth
, meinſt Du, daß ſie dadurch gewinnen?
Sicher ſind ſie nicht langweilig, es gibt auch jetzt noch viel
zu viel Zeremoniell, man muß froh ſein, wenn man es einmal
abſtoßen kann. Außerdem iſt Kunſt hier G=ſellſchaft.

Weiblich
ſeſſ. Fräulein
cht tagsüb. Stellung
i Kindern, hilft mit
* Haushalt. Ang. u.
18 Geſchſt. (*6322

Beſſeres Mädchen
ſof. Aushilfe an.
Saalbauſtraße 26
kanſarde.
6261

üir ſchulentl. Mäd=
ſen
Stellung geſucht
nur guter Familie.
ng. unt. T 144 an
e Geſchäftsſt. (*6260
Männlich

Offiz. a. D.,
zw. in Büroarbeiten,
icht Anſtellnng
Vertrauenspoſten.
ngeb. u. U 9 an d.
eſchſt. erbet. (1892

1s Bielefeld, d. ſeine
ehre durch Verſetzg.
er Eltern unterbre=
ſen
mußte, ſucht zum
luslernen Stellung
der Wäſche= oder
erwandter Branche.
ugebote unt. U 16
Zeſchäftsſtelle. (*6329
Junger tüchtiger
Möbelzeichner
Kunſtgewerbl. ſucht
Stellg., evtl. auch in
Nd. Betr. bezw. Büro.
ug. unter U 22 an
Geſchäftsſt. (26346

Gärtner
d., i. Blumen=,Obſt=
Nd Gemüſebau gut
ewandert, ſucht
errſchaftsſtelle. Angeb
U 10 Gſchſt. (*629

Jahre alt.
Hann ſucht Ver=
auensſtellg
, als Kaſ=
er
, Portier od. ähnl=
Soſten. Angebote u.
145 Geſchſt. (*6264

Tücht. Geſchäftsmann ſucht Filial=
leitung
, tätige oder ſtille Beteiligung.
in verkehrsreicher Lage mit
Laden Inventar und größerem
Zimmer vorhanden. Angebote unter
T 142 Geſchäftsſtelle ds. Bl. (*6249

Ord. Mädchen
per ſof. oder 15. März
geſ. Ang. u. T. 114 a.
Geſchäftsſt. (*6174

Geübte Schneiderin
ſof. geſ. G. Ußner
Damenkonfektion
Schuknechtſt. 57. (*6253

nicht über 40 J., für
kleinen, einf. Haus=
halt
zu ält. Frau u.
Sohn geſucht, evtl
Einheirat nicht aus=
geſchloſſen
. Näheres
Geſchäftsſtelle. (*6331

Gebildete Ztütze
welche mich bei allen
im Haushalt vorkom=
menden
Arbeit, un=
terſtützt
u. Wert auf
ein gemütlich. Heim
legt, bei vollem Fa=
milienanſchluß
ge=
ſucht
. Frau Dir.
Hoberg; Mann=
heim
, Stephanien=
(1867
ufer 3.
Geſucht: Alleinmädch.
vb. Stütze u. Putzfrau
Näh. Geſchſt (*6310

Putzfrau
geſucht Schloß=Café,
Rheinſtr. 2. (1897md

Saub. Mädchen
15. 3. vd 1. 4. geſ. Haag,
Landwehrſtr. 19½, II.(*

Erfahrene Wirt=
ſchafterin
v. alleinſt
Herrn ſpäteſtens zum
1. April 1923 geſucht.
Prof. Kremer, Martin
ſtr. 93, v. 34. (*6179

Beſſ. Mädyen
Stütze) ganz pder
tagsüber geſ. (*621
N. Wilhelminenſtr.

Zur Beaufſichtig.
eines 2jährig. Kindes
wird für nachmittags
junges,
geſundes Mädchet
geſucht. Delp, Land
wehrſtr. 16, II. (*619

Jüngerer
Hausburſche
geſucht Schloß=Café,
Rheinſtr. 2. (1896

Mehrere Wächter ( Ne=
benberuf
) ſ. ſof. De=
bewag
(Darmſt. Be=
wach
. Geſellſch.), Roß=
hörferſtr
. 1. (6177

aus achtbar. Familie
geſucht. Bedingung:
Aufgeweckt u. Begab.
im Zeichnen. (1895
Hans Willer,
Goldſchmiedemeiſter,
Hölgesſtraße 7.

Tauſch
Briesheim-Darmſt.
geſ. Zur Verfg. ſteh.
5 Z. m. Küche, Gart.,
Stallung uſw. Zahle
Abſtand. Angeb. u
Uban die Geſchäfts=
ſtelle
d. Bl. (*6282md

Tauſche ſchöne 4 Zim=
merwohnung
, freie
Lage, geg. 5 Zimmer=
wohn
. od. Einfam.
Haus auch außerh. ſo
Ang. u. U 27Geſchſt. (*

Tauſche m. 2 Zim=
Wohn. mit Küche
gegen ebenſolche in
park. oder 1. Stock.
Aaffenberger, Riedeſei=
ſtraße
39, Manſ. (*625

3 Zimm=Wohnung
mit elektr. Licht Nähe
Marienplatz geſucht
gegen eine 4 Zimmer=
Wohnung. (* 6334
Nockenfelder
Kranichſteinerſtr. 10.

Tüchtiges

geſ. bei Lohn v. 600
. Vorzuſt. zw. 3 u
6 Uhr nachm. Näh.
Geſchäftsſt. (*622e

Männlich

Jüngerer
Handlungsgehilfe
ſucht Stellung auf.
kaufm. Büro zum 1
April ds. Ihrs. Ang
u. U 3 Geſchſt. (*6279

Junges

(kinderlos) ſucht ſof.
2.3 ſchön möblierte
Zimmer nebſt Küche
mit elektr. Beleucht
in beſter Lage. Ang.
unt. U 7 an die Ge=
ſchäftsſtelle
. (*6308

Student
ſucht balbigſt Wohn=
u
. Schlafzimm., am
liebſten mit elektr.
Licht. Fonka Sruch,
Mathildenſtr. 13,
(6332
2. Stock.

Fräulein ſucht
möbl. Zimmer.
Geider, Heinheimer=
*6313
ſtraße 18

Für unſere Wäſcheabteilung
1. Verkäuferin
welche im Einkauf und event. im Zu=
ſchneiden
bewandert iſt, per ſofort pder
1. April geſucht. Gefl. Angebote mit
Zeugnis und Lichtbild an Philipp Heß,
G. m. b. H., Darmſtadt, erbeten. (1894

Ein tüchtiger gewandter

mit Akkordverrechnung vertraut, der über Schloßgautenſt,5, III
angjähr. Erfahrung in größeren Induſtriebe=
trieben
verfügt und den Abteilungsvorſteher Studenr
vertreten kann; von hieſiger A.=G. zum ſucht 12 gut möbl
daldigen Eintritt geſucht. Ausführliche An=/Zimmer m. el. Lich
gebote mit Lichtbild und Zeugnisabſchrifter

Nicht, was der Menſch ißt, fondern tvas er ver=
daut
, iſt ſeinem Körper von Nutzen. Die beſten und
gehaltreichſten Speiſen ſind wertlos für den Pflege=
bedürftigen
, wenn ſie von dem geſchwächten Magen
und Darm nicht verarbeitet werden können. Kufeke‟
dagegen iſt ein hochwertiges Nährmittel, das für die
Verdauung ſchon vorbereitet iſt und deshalb vom
Körper leicht und ſchnell ausgenutzt wird. Mit
Kufeke werden auch bei ganz darniederliegenden
Verdauungskräften noch unerwartete Erfolge erzielt;
es iſt diejenige Nahrung, die ſchon oft ſogar zur aus=
ſchließlichen
Ernährung von Schwerleidenden gedient
hat und die allen Schwachen, Kranken und Geneſenden
am zuträglichſten iſt.
(V,25

(Fortſetzung folgt.)

K.=Liege= u. Sitz=
wagen
bill.., 1 Konf.=
Hut abzugeb. Zahn,

und

Jch ſuche für zwei
Angeſtellte meines
Hauſes zwei (183.

od. 1 möbl. Zimmer
mit 2 Betten, mög
lichſt im Stadtzen=
trum
. Angebote er=
beten
an Café Ernſt
Ludwig, Rheinſtr. 12.
Hfe

Suche f. ruh. Stud.
älteren Sem. frdl.
möbl. Zimmer
f. 1. April. Ang. an
Frau Dr. Gros,
Heinrichſtr. 49. (*6271

23
mzbl. Zimmer
mit 4 Betten und
Küchenben, tnorgen=
u
. abends, in guter
Lage bei gebild. Fa=
milie
geſucht. Angeb
erb. u. T 138 an die
Geſchäftsſt (1893md

Dame
tagsüber berufstätig
ſucht auf ſofort oder
1. April 12 möbl
Zimmer, mögl. elekt.
Licht, evtl. Klavier=
benutzung
, i. Zentrum
oder Norden d. Stadt.
Angebote an Fiſch
Mollerſtr. 27: (*6353

Wer gibt Krgsw Stübch.
m. Beit u. Kochgelg. ab
geg. Hilfe i. Haush., am
liebſt. a. b. Lande, wo die
beiden brav, 10-13jähr
Jungens ſich mitbeſchäft.
hönnen. Betizeug ſowie
Bettwäſche wird geſtellt.
Ang. u U LGſchſt. (*6278

Mehrere möblierte
Einzelzimmer
für Zankbeamte
1. April geſucht. (1878
Angeb. m. Preisan=
gabe
u. näheren Be=
dingungen
an d. Per=
ſonalbüro
der (1878
Darmſtädter und
Natlonalbank K. a. A.
Rheinſtr. 22.

Student u. Kaufm.,
ſuchen 12 Zimmer
gegen gute Bezahlg.
für ſofort oder ſpäter.
Angeb. an Siebert,
Alexanderſtr. 14 (*6319

1 oder 2
möbl. Zimmer
mögl. mit elektr. Licht,
ab 15. März od. ſpät.
zu mieten geſ. Ange
(*685
bote an
Guggenheim

unt. T117and!Geſchäftsſt. erbeten. (1858Im

mögl. Tintenviertel.
Ang. W. Kohn, Stein=
ckerſtr. 12, II. (*6300

In nur beſſ. Hauſe
12 möbl. od. un=
möbl
. Zimmer für
ruh, vornehm. Büro
geſ. Angeb. u. T 66
Gel
(1773som

Gold-
Ankaufs=
stelle

ucht
1 oder 2 behagl.
möbl. Zimmer.
Angeb. u. U 12 an
(*63815
die Geſchſt.

Rc

Penſionär!
Nehme von Oſtern
ab noch einen 10.14
jähr. Jungen in Pen=
ſion
. Zu erfr. Grüner
Weg 35, 1. (*6268

nimmt einen
Wergeſund. Jungen
vom Lande an?
Angeb. unter U 14
6338
Geſchäftsſt.

Immobilien

Selbſtkäufer ſucht
Haus mit Wirtſch.
mögl. m. Garten u.
Stallg., hier od. aus
wärts, auch auf dem
Land. Ang. u. T 132
. d. Geſch. (*6214

Dus Anweſen
Taunusſtr. 1.
3 X5 Zim. mit Bad,
Hof, Seiteng. mit
Stallung, Garage u.
Schuppen u. 340 qm
Garten, iſt gegen Ge
bot zu verk. /7632.
B. Menges,
Immobil.=Geſchäft,
Georgenſtr. 9. Tel 1331.

Garten
zu kaufen oder zu
pacht. geſ. in d. Nähe
Schlachthofs. Angeb.
unter 1 134 an die
Geſchäftsſt. (*62:

ver

500 000 Mk.
1. Hypothek zu 9
auf hieſiges Haus geſ.
Angeb. unter T 146
Geſchäftsſt. (*6270

3 Millionen
ſucht ſofort kurzfriſtig
hieſig. Geſchäftsmann
gegen Sicherheit u
Zinſen, evtl. ſtille Be=
teiligung
. Angeb. u.
T 143 Geſchſt. (6258

Vertiko u. Schreib=
tiſch
zu kaufen ge
Angeb. u. T 120 an
die Geſchſt.
*619

von

Kurtz-Valf

Diwan od. Ruhebett,
Blumnenkrippe
zu kaufen geſucht.
Angeb. u. T 137 an
die Geſchſt. (*6245

befindet sich
Pädagogstr. 2.
(*12lmd

Eiſernes, vollſtänd
Kinderbert
zu kaufen geſ. Ange
bote unter U 21 a
die Geſchäftsſt. (*634

ine
geſucht. Kieinhers. X48, (Höhe) zu verk.
Waldſtr. 30.
621.

kauft zu höchſt. Preis
Medizinal=Drogerie
Karl Koch
*6306
Karlſtr 7

Guterh. Ainderwag.
zu kf. geſ. Angeb. u.
T 139 Geſch. (*6255

Klappwagenm. Ver=
deck
zu kf. geſ. Ang. u
T 140 Geſchſt. (*6256
Gut erhalt. Nind.=
Flappwagen zu kfn.
geſ. Ang. m. Pr. unt
U8an die Geſchäfts

Guterhaltener

nit Verdeck zu kau
geſ. Angeb. u. U 17
häftsſtelle, C6

gegen gute
Piand oez. zu kf
geſucht. Ang. u. T 6
Beſchäfts

Gebrauchte
Laute
gut erh. zu kauf. ge
Angebote unter U 2
Geſchäftsſtelle. (18

Sehr guterhaltene
Konzert=Zither
geſucht. Angeb. mit
Preis unt. U 25 an
die Geſchäftsſt. (*634:

für beſſere Weinſtube
geſucht. Architekt
P Müller, Mathil=
denſtr
. 15. (*6216im

d 8. kauf.
Grudehero geſucht.
Angebote unt. T 50
Geſchäftsſt. 5985en

Gebrauchter
Kachelofen
evtl. auch alte Kachel
zu kaufen geſucht.
Ang. unter T 143
Geſchäfts

Guterh. Bett
vollſtändig) ob. Bett= Briefmarken
ſtelle zu kaufen ge= gewöhul, deutſche n
ſucht. Angebote mit ausländ., geſtempeit.
Preis u. T 135 Ge= zu höchſt. Preiſ. jed
tel
klein. u. größ. Poſter
dauernd geſucht. Ang
Schlafzimmer (3.E. Birnbaum, Heinp=
u
. Kücheneinrichtung Fuhr=Str. 1,I. *6294

v. Pvitat gegen bar
zu kaufen geſucht.
geb. m. Preis
T. 119 an die E
ſchäftsſtelle.

Gebr. Gartenhütte
u. ca. 2 Wagen Miſt
zu kauf. geſucht. An= Gut erh. Nähmaſchine
gebote u. U 19 an die
Geſchäftsſt. (*6351

Gebr. Sackkarren
u. kräftiger zweirädr
Handwagen zu kauf
Preisangeb. u.

od. Fi=
Schachſpiel guren
geſucht. Angebote u
U 23 Geſchſt. (*6364

Alavierſchule
(Karl Zuſchneiv)
1. Stufe, guterhalt., z
gebote m. Pr. u. U 5
Geſchäftsſt. (1887mc

Tiermarktf

Leichtes Pferd
wennauch mager,od
Schlachtpferd, und
trächt. Ziege zu kauf.
geſ. Nieder=Ramſtadt
Bahnhofſtr. 69 (*6271

Echter
Angora=Kater
gegen Vergütung od
Abgabe von Jung
tieren zu leihen ge
Ang. unter U 23 u.
die Geſchäftsſt. (*6345

Wolf) bill. abzugeb
Arheilgerſtr. 58, pt. ("

erhäufe

Billig
zuverhaufen
Dezimalwage, eine
Nähmaſch. (Fuß= od
Handbetr.) 55 000
1 Kaffee=Service
(Biedermeier), ein
Krankenſeſſel, Tiſch
Truhen. Crößma n,
Karlſtr. 16, Laden,

braune Eiſen
zu verkauf.
ſtraße 7, II.

Kaſino=
(614

Verkaufe Schreib=
maſchine
(Mignon) faſ=
neu
, 300000 Mk Gasherd
tadellos, 350 000 MR.
Heppenheim a. B., Bis
marchſtr. 24. (*63

Rleiner Herd
zu
ſucht.
Angeb. u. F 131 an
ſt. (76212

1 gr. eleg., dklbl
Kinderwagen
preiswert zu verkauf
Waldſtraße 24,
Pdhs., 11. ( 6327

Guterh., w. Rinder=
wagen
, 1 Plüſchſofa,
1 Paar Arbeitsſchuhe
40-41, 1 alter Tiſch
Waldſtr. 18, pt. (*626: Klappwag, Klappſtühlch.
Krautiaß, 1 P. Mädch.
Kenf.=Stiefel (38), 3 Räd
f. Holländer zu verkt
obergaſſe 5, I. Groß. Babykorl
m. Geſt. 2 gew. Bild.
1 P. K.=Schuhe (18
bill. abzugeben. Näl
2624
Geſchäftsſt. MeyersHandlesiko;
6. Aufl., 1 Bd. Halb
leder, zu verk. Frank
furterſtr. 36, Laden. (* 43 ſtarke Kiſten
Außenmaße 64
Zu beſichtigen
J. E. Herbert’ſche
oder Bretter davon,/ Hofbuchdruckerei,
Wendeiſtadiſtr. 6. (*6275 labzugeb. F. Lepper
Grafenſtr. 31. (*6274 H: 1nd 9. Nad
zu verk. Dieburger
ſtraße 42, pt. (*627
G uu an die Ge= Fahrradhandlung u.
chäftsſt. ds. Bl. (1890 Metallankaufsſtelle. D. R. P. Wellenbadew.,
gebr., zu verk. Guten=
bergſtr
43, 1II.r. (*8- Damen=Rad
guterh., preistv. zu vk.
Zigarrengeſchäft
r. 47.
6318 WRC
kaufen geſucht. An=/Führküb. Renner,
mit 3 Schlauchreifen
verkäufl. Anfr. Land=
wehrſtr
. 17, 1. neues ahrrad
.Eliſabethenſtr. 44
Hömberver. (1908 Mfe
Hrn. Fahrrad
preiswert zu ber=
kaufen

(1902
Emilſtraße 9, Ecke
H. u. 2.-Fahrrad
Grammophon
Platten, guterh, bill.
zu verke

ſtr. Roederherd
(links) guterh., zu vk
Sandbergſt. 46. /E
Biatenhober
maſchine
60 mm, ſehr guterh.,
noch im Betrieb
ältere Fournierböcke
mit Holzſpindel, eine
Bauwinde ſofort ver=
käuflich
. (1875mc
Möbelfabrik Klenk Gasherd
zu verk. Friedrich,
Fuhrmannſtr. 7.
Kunſtgegenſtände 1o0 feuerf. Steine,
echreibma ſchine u.
Büroeinrichtung zu
verkaufen. Angebote
unter U 4 an die Kräft. ündmagnei,
Geſchäftsſt. (*

Herd
110/70, etwas repera=
tur
bedürftig, ſowie
ein Zimmerofen, gut
erhalten. zu verkauf.
Näh. Geſchſt. (1881
1 Badeufen,
1 Eisſchrank,
4 Stühle,
1 Spiegel,
1 Waſchgarnitur
zu verkaufen. Näh.
Geſchäftsſt. (*6265
Erika= Schreib=
maſchine

ſo gut wie neu, mit
Kaſten, d. keine Ver=
wendg
., abzugeben.
Anzuſehen 13 Uhr
mittags.
26283
inrichſtr. 88, I.

neue Scheune
(1916 erbaut), 10 m
int /, ſeitliche Höhe
4,50 m, mit 2 großen
Einfahrtstoren,
(Fachwerk)m. Seiten=
u
. Dachſchalug, auf
Abbruch zu verkaufen.
Näheres bei
Zimmermeiſter Schich,
Griesheim,
Hofmannſtr. 41. (76242

2 ſchmied=
eiſerne
Herde,
Gr. 125 X 75 u. 107 X 75
für Landw. geeignet,
billig zu verk. (*6325
Eberſtadt b. D.,
Pfungſtädterſtr. 23.

K
Wagen, 3 Meter Ig.,
zweirädrig, ſchwverer
Wagen, 8 Werkzeug=
kaſten
für Schreiner,
60 Holzſchraubzwin=
gen
, 2 eiſ. Leimöfen,
eiſerne Holzdrehbank,
ein gebrauchtes lack.
Schlafzimmer i. Nuß=
baum
, 1 Kleiderſchr.,
kleiner Tiſch ſofort zu
verkaufen (1874md
Kranichſteinerſtr. 37, I.
D

Fe uerlöſcher
(ä laMinimax), 1Rolle
Zeichenp pier, ein
groß. Papierſchneider,
ca. 40 neue Brief=
ordner
(Quart), 1 kl.
Leiter, 2 gr. Züro=
tiſche
, 1 gr. Tiſch,
2 stühle, 1 Schreibm:
Tiſch, 1 gr. Büro=
ſchrank
, ca. 260 X 270
cm, 1 Ordnerregal,
einige Meter Ofen=
vohr
, 1 fein. Billard=
quene
bill. zu verk.
Anzuſeh. v. 1012
u. 35 Uhr Land=
graf
=Phil.=Anl. 12,
parterre.
(*6220
Rriſtall=Düſter
Kinderhalbſchuhe(Gr.
32), Weißes Kinder=
kleidchen
Landgraf=
Philipp=Anlage 58,
1. Stock.
(*6266

Guterhalt, ſchwa: ze
Reiſetaſche, 1 Eick=
Kaffeemaſchine, eine
Zeitungsmappe z1
verkaufen. Näh. in
der Geſchſt. (*

10 Zentner
Speiſekartoffeln
zu verkaufen. Näh.
Geſchäftsſt
(*6221

Zu verkauf..
5000 Backſteine, ca.
30 m Nauhſteine,
600 Fenſterſcheiben,
cm. Ang. u.
T 124 Gſchſt. (*6200
eintakt, ſ. g. erhalt.,
Fabr. Mangold Stutt=
gart
, geg.
zu verk. Moosber

[ ][  ]

Darmſtädter Tagblatt

Handeisbla

Wirtſchafts= und Finanzlage in den
Vereinigten Staaten zu Anfang Februar.
Von Francis H. Siſſon,
Vizepräſident der Guaranty Truſt Company, Neu=York.
FPK. Die augenblicklich den Senat wieder beſchäftigenden
Auträge wegen einer Neugeſtaltung oder Modifizierung der
ſtaatlichen Darlehen für die Farmer haben ihren Urſprung teils
aber auch in den derzeitigen Umſtänden. Im ganzen muß von
den landwirtſchaftlichen Erzeugniſſen der Vereinigten Staaten
ein erheblich größerer Teil nach dem Ausland abgeſetzt werden,
als von den Erzeugniſſen ihrer Juduſtrie; dabei iſt eine fak=
tiſche
und in kurzer Zeit zu bewerkſtelligende Verringerung der
Produktion ſeitens der Farmer ſo gut wie unmöglich. Der weit=
aus
größte Teil der amerikaniſchen. Ausfuhr an landwirtſchaft=
lichen
Erzeugniſſen geht nun nach Europa, wo die Wiederher=
ſtellung
halbwegs normaler Verhältniſſe zum mindeſten noch
mehrere Jahre erfordern wird. Die Nachfrage der europäiſchen
Staaten nach amerikaniſchen Nahrungsmitteln und Rohſtoffen
wird törichterweiſe noch weiter verringert durch die im Sep=
tember
letzten Jahres in Kraft getretenen amerikaniſchen Zoll=
tarife
, die es Europa bedeutend erſchweren, mit den Erzeugniſſen
ſeiner Induſtrie für die landwirtſchaftlichen Etzeugniſſe der
Union zu bezahlen.
Von den verſchiedenen dem Kongreß vorliegenden Bills
über die Kreditgewährungen an die Landwirtſchaft iſt zunächſt
die Bundesſtaatliche Vieh= und Landwirtſchaftsgeſellſchafts= An=
leiheakte
. (Federal Live Stock and Agricultural Corporation
Loan Act) vom Senat angenommen worden. Darin iſt vorge=
ſehen
die Gründung eines Syſtems von verſchiedenen, von pri=
vater
Seite finanzierten landwirtſchaftlichen Kreditgeſellſchaften
mit einem Mindeſtkapital von je 250 000 Dollar und unter Ober=
aufſicht
des Comptroller of the Currench; ferner wird ſtaatlich
freigeſtellt die Gründung von Diskontierungsgeſellſchaften in
den größeren Städten mit einem Kapital von je 1000 000 Dollar
und darüber, die ebenfalls privatwirtſchaftlich finanziert werden
würden und das Kapital durch den Verkauf von Obligationen
aufzubringen hätten. Dieſe Korporationen würden ermächtigt
ſein, Wechſel mit einer Laufzeit von nicht über neun Monaten
zu diskontieren oder zu kaufen, die wiederum geſichert ſind durch
Lagerhausquittungen über durchaus marktfähige und nicht ver=
derbliche
landwirtſchaftliche Erzeugniſſe oder durch Verpfändung
von Schlachtvieh, welches für den alsbaldigen Abſatz gemäſtet
wird; ſie können ferner Schuldverſchreibungen uſw. mit einer
Laufzeit von nicht über drei Jahren kaufen oder diskontieren,
deren Sicherheit in der Verpfändung von Jungvieh und Zucht=
vieh
beſteht.
Die Bill würde weiterhin die Bundesreſervebanken bevoll=
mächtigen
, Wechſel uſw. der Landwirtſchaft mit einer Laufzeit
bis zu neun Mongten zu diskontieren. Die Antragſteller begrün=
den
dieſe Langfriſtigkeit damit, daß ſie etwa der Zeit von der
Ausſaat zur Ernte und der Mäſtungszeit entſpricht, wogegen von
anderer Seite darauf verwieſen wird, daß durch ſolche Diskon=
tierungen
die Liquidität ſowohl der Mittel der Bundesreſerve=
wie
auch der ſonſtigen Notenbanken erheblich vermindert wer=
den
würde. Von gegneriſcher Seite werden auch Befürchtungen
geäußert, daß dieſe Maßnahmen angetan ſeien, die ſpekulative
Zurückhaltung der landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe vom Markt
zu begünſtigen. In der Tat iſt keiner der bisherigen Vorſchläge
vollkommen befriedigend, und ein annehmbares Syſtem der Kre=
ditgewährung
an die Landwirtſchaft wird ſich erſt langſam her=
ausentwickeln
können.
Die überraſchendſte Erſcheinung auf dem Geldmarkt war das
bald nach Jahresbeginn ſich bemerkbar machende Angebot von
großen Beträgen, die Verwendung ſuchten, und dies trotz der
ſtarlen Nachfrage nach Handelskrediten infolge der geſteigerten
induſtriellen Tätigkeit und der höheren Warenpreiſe. Ein Teil
dieſes ſtarken Geldangebots iſt natürlicherweiſe zurückzuführen
auf die am 1. Januar fällig gewordenen Zins= und Dividenden=
zahlungen
, ein nicht unerheblicher Teil aber auf die zunehmen=
den
Erſparniſſe; beliefen ſich doch bereits am 30. Juni 1922 die
Sparguthaben in den Vereinigten Staaten auf 18087943000
Dollar gegen 16 619 045 000 Dollar am 30. Juni 1921.*
Die im Laufe des Jahres neu ausgegebenen Aktien, Bonds
uſw. ſind vom Markt bereitwilligſt aufgenommen worden. Die
Zinsſätze für Handelswechſel und Schuldverſchreibungen ſind im
allgemeinen auf der gleichen Höhe geblieben wie im Dezember;
hingegen ſind die Kurſe für Bonds im Laufe des Januars etwas
zurückgegangen. Auswärtige Staatsanleihen reggierten durch=
gehends
fehr prompt auf die Nachrichten von Europa. Die Nach=
frage
nach ſteuerfreien Liberty=Bonds iſt ſehr ſtark geweſen, und
ihre Preiſe ſind entſprechend geſtiegen.
Eine Belebung zeigte ſich auf dem Markt für Eiſenbahn=
Bonds infolge der Berichte über eine Beſſerung der Einnahmen
der Eiſenbahnen während der letzten Monate. Die Nettobetriebs=
einnahme
der Eiſenbahnen erſter Kategrie für die elf Monate
bis zum 30. November 1922 belief ſich auf 693 212406 Dollar;
das ſind um 126 950 528 Dollar mehr als in den entſprechenden
Monaten des Vorjahres. Den beſten Anhalt für die Geſtaltung
der Verhältniſſe am Geldmarkt gibt der jüngſt von der ameri=
kaniſchen
Regierung mitgeteilte Plan über die Neufundierung
der am 15. Mai d. J. fällig werdenden Victory Notes; da die
im Oktober letzten Jahres ausgegebenen, 1953 fälligen 4 ½pro=
zentigen
Bonds etwas unter Pari in den Handel gelangten,
bot das Schatzamt bei ſeinen Neufundierungsoperationen im
Dezember und Januar kurzfriſtige, in 2½ bezw. 5 Jahren fällige
Bonds an, die beide 4½ Prozent tragen.
Damit ſind die wichtigen Neufundierungsoperationen zum
kündigt hatte: die Werte der kurzfriſtigen Schuld ſind nunmehr
in kleineren Beträgen auf den Zeitraum der nächſten fünf Jahre
verteilt, anſtatt im Mai dieſes Jahres fällig zu werden. In=
folge
ſukzeſſiver Vornahme dieſer Operationen hat der Wert=
papiermarkt
keine nennenswerten Störungen erfahren; ſolche
Störungen ſind auch für die nächſten zwei Jahre kaum zu ge=
wärtigen
, da das Schatzamt damit rechnet, einen erheblichen Teil
der demnächſt fälligen kurzfriſtigen Schuldverſchreibungen aus
den laufenden Einnahmen zu decken. Sollte jedoch der Kongreß
die Bonus=Bill oder ſonſtige größere Aufwendungen für außer=
wohl
nicht verwirklichen.
Handel und Wandel in Heſſen.
ordeutlichen Generalverſammlung wird die Erhöhung des Aktienkapitals
von 9. auf 15,3 Millionen Mark durch Ausgabe von 6200 Inhaber=
Mark mit 8fachem Stimmrecht, dividendenberechtigt ab 1. Oktober 1922,
und die Feſtſetzung der Begebungsmodalitäten vorgeſchlagen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
h. Dinglerſche Maſchinenfabrik A.=G. Zweibrücken
Schuldverſchreibungen der 4½prozentigen, hypothekariſch ſichergeſtellten
Anleihen vom Jahre 1907 werden zur Rückzahlung auf 1. Juli 1923
gekündigt. Die Verzinſung hört mit dieſem Tage auf.

jie Schlveizer
* Güterverkehr SchweizRuhrgeb
Bundesbahnen ſind durch die Bahudirektion Mainz, z. Z. in Darmſtadt,
erſucht worden, ſich bei Frankreich für die Freigabe einiger Wagen=
ladungen
in Langen, die einer weſtſchweizeriſchen Firma
gehören, zu berwenden. Die deutſche Bahndirektion teilt mit, daß ſie
wiederholt bei den franzöſiſchen Beſatzungsbehörden Schnitto unternom=
men
habe, wegen Weiterbeförderung dieſer Wagen, jedoch ohne Erfolg.
d. Schutzaktion der Deag. Der Aufichtsrat der Deutſchen
Erdöl=A.=G. hat beſchloſſen, einer Generalverſammlung die Erhöhung
des Aktienkapitals von 100 auf 260 Millionen Mark durch Schaffung
von 160 Millionen Mark neuen Stammaktien vorzuſchlegen. Von die=
im
Weſen des amerikaniſchen Wirtſchaftskörpers überhaupt, teils ſen ſollen 100 Millionen Mark zunächſt mit 25 Prozent eingezahlte, auf
Namen lautende und vertraglich in ihrem Dividendenbezug beſchränkte
Aktien von einer Gruppe dön Großaktionären zu dauerndem Beſitz
übernommen, 25 Millionen vollgezahlte Stammaktien den alten Aktio=
uären
im Verhältnis von einer jungen auf 4 alte Aktien zum Kurſe
von 5000 Prozent unter Uebernahme der Bezugsrechtsſteuer durch die
Geſellſchaft zum Bezuge angeboten werden; mit den reſtlichen 35. Mil=
lionen
Mark Stammaktien wird das unter Führung der Diskontogeſell=
ſchaft
ſtehende Bankenkonſortium nach den Weiſungen der Geſellſchaft
verfahren. Die Einführung des geſamten Stammaktienkapitals zur
offiziellen Notiz wird baldmöglich beantragt werden.
Ueber die Gründe der Kapitalserhöhung macht das vorliegende
Kommuniqué der Geſellſchaft keine Angaben, aus früheren Mitteilun=,
gen ging jedoch hervor, daß die Geſellſchaft mit den neuen Mitteln vor
allen Dingen beabſichtigt, ihre Produktionsbaſis zu verbreitern. Zu
dieſem Zweck waren ſchon in den letzten Monaten des vorigen Jahres
in Süid= und Weſtdeutſchland einige kleinere Erwerbungen durchgeführt
worden, die die Weiterverarbeitung insbeſondere des Paraffinproduktes
fördern ſollten; immerhin ſcheinen die Erweiterungsabſichten nicht den
Hauptgrund der jetzt vorgeſchlagenen Kapitalsvermehrung zu= bilden,
es ſcheint vielmehr und das geht beſonders daraus hervor, daß
nur ein geringfügiger Teil des neu zu emittierenden Kapitals den Aktio=
nären
zum Bezuge angeboten wird die Abſicht zu beſteheu, vor allen
Dingen einen Schutz der Geſellſchaft vor Ueberfremdung zu ſchafen. So=
weit
die Aktien den alten Aktionären zur Verfügung geſtellt werden,
iſt das ihnen zufallende Bezugsrecht nicht unbeträchtlich.
Neugründungen.
d. Eine neue Krupp=Gründung. Unter dem Namen=
Oeſtliche Handelsgeſellſchaft A.=G. iſt mit dem Sitz in Berlin eine
Aktiengeſellſchaft gegründet worden, deren Gegeuſtand die Vertretung
von Fabriken und der Vertrieb induſtrieller Erzeugniſſe in Oſteuropa
iſt. Die Geſellſchaft befaßt ſich in erſter Linie mit der Vertretung der
Friedrich Krupp A.=G. Eſſen, der Ernemannwerke A.=G. Dresden, der
Krupp=Ernemann G. m. b. H. Dresden, und der A.=G. für Anilin=
fabrikation
in Berlin, letztere für die photochemiſchen Artikel. Die
Gefellſchaft iſt mit einem Kapital von 10 Millionen Mark gegründet
worden, an dem auch die Friedrich Krupp A.=G. beteiligt iſt. Die
Firma arbeitet in engem Zuſammenhang mit dem Handelshaus Henrik
Patitur in Kopenhagen und deren Filialen in den bſteuropäiſchen
Staaten. Dieſe Firug hat bereits ſeit über 20 Jahren die Vertretung
der Ernemannwerke und ſeit der Umſtellung der Friedrich Krupp A.=G.
rach dem Kriege die Vertretung einer größeren Anzahl, ihrer Er=
zeugniſſe
.
Meſſen.
- Von der Leipziger Meſſe. Das Geſchäft der erſten
Tage auf der Leipziger Meſſe war ziemlich flau. Einkäufer hielten mit
der Beſtellung zurück. Die Gründe hierfür ſind die hohen Preiſe, die
teilweiſe 3050 Prozent über den jetzigen Einzelhandelspreiſen liegen.
Beſonders erſchwerend fällt ins Gewicht, daß die rheiniſchen Firmen nicht bei dem heutigen Stande des Dollarkurſes einzukaufen.
in der Lage ſind, feſte Ordres auf Lieferungen entgegenzunehmen, da
ihnen die Ausfuhr durch die Franzoſen etſchwert wird. Ebenſo iſt es
für die mitteldeutſche Textilinduſtrie erſchwert, Waren dorthin zu liefern,
da keine Sicherheit für die Ankunft der Sendungen vorhanden iſt. Zu
allerdem kommt noch die Geldknappheit, die ſelbſt große Firmen zwingt,
Wechſel in Umlauf zu ſetzen. In der Porzellan= und Keramikinduſtrie
war der Verkauf befriedigend; allerdings ſchreckten auch hier die hohen
Preiſe die Inlandskäufer ab, ſodaß das Ausland vorzugsweiſe als Ab=
nehmer
in Betracht kommt; namentlich Südamerika, Spanien und Eng=
land
geben große Beſtellungen auf. In Lederwaren ſind die deutſchen
faſt vollſtändig. In der Beleuchtungsbranche entwickelt ſich das Geſchäft
gut. Es iſt unterſtützt durch Auslandskäufe. Der erſte Meſſetag diente
der Orientierung. Es wurden etwa 150 000 Beſucher gezählt, darunter
etwa 20 000 Ausländer. Die Stimmung iſt fo, daß man von den näch=
ſten
Tagen eine Beſſerung erwartet. Verſchiedene aus dem beſetzten
Gebiet anweſende Meſſeausſteller, ſind auf der Fahrt nach Leißzig von Kurs von 9600 genannt wurde. Man nannte den Kurs ſpäter 940
franzöſiſchen Soldaten ihrer Muſter beraubt worden. So iſt einem
Düſſeldorfer Fabrikanten, der mit kinotechniſchen Bedarfsartikeln und zen. Vielefach herrſchte Abgabeneigung, ſo für Beuz zirka 1400
Apparaten zur Meſſe unterwegs war, die Mehrzahl der Gegenſtände
die ihm die früher von ihm gelieferten Apparate zur Verfügung ſtells Luxemburg 7473 000.
ten, hatte er es zu verdanken, daß er trotzdem auf der Meſſe ausſtellen
konnte.
Leipzig, 6. März. (Wolff.) Der Meſſeberkehr erfuhr vom
Sonntag zum Montag eine noch weitere weſentliche Steigerung. Die
Beſucherzahl wächſt derartig an, daß die Höchſtzahl der letzten Meſſe
bereits in dieſer Woche überſchritten werden dürſte. Auch die Zahl
der Ausſteller ſtellt enie Höchſtzahl gegenüber allen bisherigen Meſſen
dar. Das Geſchäft geſtaltete ſich bisher noch uneinheitlich, doch haben Prozent (nachbörslich 28 000 G., 28500 B.). Ferner in Rhenania ;
ſich die Befürchtungen vieler Ausſteller hinſichtlich eines ſchwachen
Meſſegeſchäfts nicht beſtätigt; vielmehr war dort, wo die Produktion
ſich zu einem Abbau der Preiſe mit Rückſicht auf die Kaufkraft der
Kundſchaft bereit fand, ein lebhaftes Geſchäft feſtzuſtellen. Zudem hal= werke zu 15 000, Salzwerk Heilbronn zu 80 000 Prozent und in Zucke
ten zahlreiche Einkäufer mit ihren notwendigen Aufträgen nur deshalb
zurück, weil ſie im weiteren Verlauf der Meſſe noch einen weiteren
Preisabſchlag befürchten.
Warenmärkte.
h. Mannheimer Produktenbörſe. Die Börſe war heute .
durch die Beſetzung des Mannheimer Hafengebiets ſehr nervös. Die
Großmühlen liegen alle in dem beſetzten Hafengebiet und können daher
keine Waren verladen laſſen und daher auch nicht an dem Handel teil=
nehmen
. Die Getreidepreiſe lauteten alle nominell und wurden vorerſt
nicht genannt, auch Mehlpreiſe kamen nicht heraus. Bei einer Verſtei=
gerung
von 150 Sack Weizenmehl Spezial Null wurden 140000 Mk.,
für weitere 150 Sack 143000 Mk. erlöſt. Von Futterartikeln wurden
15 000 Kilo Futtertreſter 2 9000 Mk. der Doppelzentner. ab württember=
giſche
Station verkauft. In der Kolonialwarenbörſe war das Geſhäft London ....................
gleichfalls ſehr ſtill, die Preiſe eher etwas höher. Man forderte für
Abſchluß gelangt, wie ſie das Schatzamt im Frühjahr 1921 ange= Kaffee Santos Superior roh 1516 900 Mk., gewaſchen 19 900 Mk.,
für Tee mittlere Sorte 3236 000 Mk., gute Sorte 3740 000 Mk.,
feine Sorte 4145 000 Mk., inländiſcher Kakao 49005500 Mk., holländ.
Kakao 55006000 Mk., alles pro Kilo ab Mannheim. Offiziell notierten Dänemark . . ...
pro 100 Kilo netto Kaſſe bahnfrei Mannheim: Deutſcher. Weizen
105108 000 Mk., Roggen 9095 000 Mk., Gerſte 92100 000 Mk., in= Schweden .
ländiſcher Hafer 6085 000 Mk., ausländiſcher Hafer 100110 000 Mk.,
Mais 110 000 Mk., loſes Wieſenheu 4647 000 Mk., Luzerne=Kleeheu
50 000 Mk., Preßſtroh 4042 000 Mk., Bundſtroh 3840 000 Mk., Wei=
zenmehl
Spezial Null 175 000 Mk., Weizenkleie 5055 000 Mk. Tendenz:
Unausgeſprochen.
h. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Für den Schlacht=
gewöhnliche
Zwecke bewilligen, ſo würde dieſe Hoffnung ſich viehmarkt am Montag waren aufgetrieben: 58 Ochſen, 38 Bullen, 383
Kühe und Rinder, 302 Kälber, 0 Schafe 1060 Schweine. Bezahlt wur=
den
pro 50 Kilo Lebendgewicht für Ochſen 1. Kl. 240 000260 000 Mk.
2. Kl. 200 000220 000 Mk., 3. Kl. 160 000180 000 Mk., 4. Kl. 120 000 Amſterdam=Rotterdam ... ...
bis 140 000 Mk.; Bullen, 1. Kl. 210 000230 000 Mk., 2. Kl. 180 000 Brüſſel=Antwerpen .........."
R Dampfkeſſelfabrik vorm. Arthur Rodberg A.=G. bis 200 000 Mk., 3. Al. 160 000180 000 Mk.; Kühe und Rinder, 1. Kl. Kovenhagen ungoggggnnggnnn
in Darmſtadt. Der auf den 20. März nach Darmſtadt einberufenen 250 000265 000 Mk., 2. Kl. 210000230 000 Mk., 3. Kl. 180000 bis Stockholm .................."
200 000 Mk., 4. Kl. 160 000180 000 Mk., 5. Kl. 110 000140 000 Mk.; Helſingfors ..4....7a......
Kälber b 260 000270 000 Mk., C 250 000260 000 Mk., d 240 000 bis Italien...
ſtammaktien a 1000 Mark und 100 Stück 6proz. Vorzugsaktien 3 1000 250 000 Mk., e 230 000240 000 Mk.; Schweine 2 280 000230 000 Mk., London....................
b 280 000230 000 Mk., C 270 000280 000 Mk., d 260 00030 000 Mk. New=York ..................
e 250 000265 000 Mk.; Sauen 250 000R0 000 Mk. Tendenz: mit
Großvieh mittelmäßig, geräumt, mit Kälbern lebhaft, ausverkauft, mit Spanien ................."
Schweinen lebhaft, geräumt.
h. Mannheimer Pferdemarkt. Zum Pferdemarkt am Prag .......
Montag waren angeführt 10 Wagenpferde, 103 Arbeitspferde, 35 Schlacht= Budapeſt ..................
(Pfalz). Die amtlich noch in Umlauf befindlichen 1,2 Millionen Mark pferde. Bezahlt wurden pro Stück für Wagenpferde 1 400 0004 500 000 Buenos-Aires ............an9
Mk., für Arbeitspferde 1½5 Millionen Mk. für Schlachtpferde 300 000 Bulgarien . ...,aaaaaJaass
bis 1 Million Mk. Der Handel war in allen drei Gattungen mittel= Rio de Faneiro .............
mäßig.

T. März 1923 Nr. 65

v. Beuliner Puobuktenmarkt. Am Produktenmarlk
trat infolge weiterer Zurückhaltung der Käufer eine verſtärkte Ab=
ſchwächung
der Preisgeſtaltung ein. Im Inland hat ſich das Angebot
bei ermäßigten Forderungen etwas vermehrt, was aber bei der be=
ſtehenden
Zurückhaltung die Käufer nicht zum Zugreifen veranlaßte.
Bei Weizen, Roggen, Gerſte und beſonders bei Hafer betrugen die
Rückgänge mehrere tauſend Mark. In Mehl fanden nur ganz unbe=
deutende
Abſchlüſſe ſtatt. Auch die Preiſe für Futterſtoffe ſenkten ſich
bei luſtloſem Verkehr.
l-Hamburger Warenbörſe. Kaffee. Braſilien hatte
die Forderungen um 1 sh erhöht. Von Abſchlüſſen, derlautet nichts,
Das Platz= und Inlaudsgeſchäft war etwas lebhafter bei feſten Preiſen,
Reis: Der Markt iſt ruhig, die Preiſe bleiben bei mäßigem Bedarfs=
geſchäft
behauptet. Burmah II loko 13 sh 6 d, neue Ernte März/April=
Andienung 13 hs 4½ d. Burmah=Bruchreis 41 12sh. Auslands=
zucker
: Der Markt verlief ruhig, die Preiſe blieben unverändert.
Tſchechiſcher Kriſtall=Feinkorn 29 eh 3 d bis 29 sh 4½ d. Mittel loko
Bsh 9 0, Würfel, März, 31 sh 30, Cubes 328h 3d. Kakao: Das
Geſchäft iſt ſehr ſtill. Superior Bahia wird von drüben nicht angeboten,
Good fair mit 40 Sh 9 d. fair fermented mit 39 sh 6 d, Superior Thomee
42oh 6p, Plantation Trinidad 47 sh 6d. Aera unverändert, ſchwim=
mend
mit 38 sh 6d angeboten. Getreide: Bei außerordentlich loſt=
loſem
Markt ſind die Preiſe etwas gedrückter. Vor Börſenſchluß ſtellten
ſich Weizen 40 00045 000, Noggen 39 00041 000, Gerſte 33000 bis
36 000, Donaugerſte 34 00036 000, Hafer 32 00034 000, Mais loro
März 41 00043 000 Mark, zweite Hälfte Mai 45 00046 000 Mark,
Schmalz: Amerikaniſches Steam 30 Dollar, Hamburger Schmalz
32½ Dollar.
r. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter
ſchreibt uns: Die Preisbewegungen am Rohholzmarkt ſtehen in einenr
auffälligen Gegenſatz zu der Senkung der Deviſen. In Süddeutſch=
land
werden für Fichten=Langhölzer 250 000 Mart und mehr bezahlt.
Buche I. Kl. brachte weit über 300 000 Mark. Die Rundeichenpreiſe
ſtehen in einem Mißverhältnis zu der Bewertung des Eichenſchmitthol=
zes
. Die Taxen der Forſtveuwaltungen werden vielfach um 100 Pro=
zent
und mehr überboten. Dieſe Erſcheinung iſt um ſo gefährlicher, als
ſich jetzt zur gleichen Zeit am Schnittholzmarkt eine Abſatzſtockung er=
geben
hat, die in den letzten Tagen einen reiln anſehnlichen Umfang
erhielt. Die Verbraucher des Schnittholzes namentlich die Verbraucher
und Großtiſchlereien, die faſt ausnahmslos noch über alte Lagerbeſtände
in ausgetrockneter Ware verfügen lehnen die Angebote, ihrer Holz
lieferer ab. Teilwveiſe ſind aus Polen Waggonkadungen mit Nutzhol=
im
Anrollen, die den Abnehmern im Holzhandel und Verbrauch drin
gend angeboten werden. Es iſt zur Zeit ſchon im Hinblick auf die ſchwie
rigen Verhältniſſe in Weſtdeutſchland nicht möglich, für alle dieſe Schnitt
holzmengen Käufer zu finden. In den letzten Tagen wurden dahe=
mehrfach
größere Poſten unverkauft eingelagert. Von beſonderen
Intereſſe iſt das Ergebnis des großen Verdingungstermines für Schnitt
holz beim Eiſenbahnzentralamt in Berlin. Wenn auch die Anzahl de
Angebote nicht übermäßig groß war, ſo ſind doch die Preiſe, zu dener
verſchiedene Firmen Lieferungen zu übernehmen bereit ſind, recht nied
rig und in kein Verhältnis zu der augenblicklichen Bewertung de
Rohholzes zu bringen. Für größere Mengen bleibt eine thüringiſch
Firma die Billigſtfordernde. Das Ciſenbahnzentralamt hat ſich iu
Hinblick auf die unſicheren Verhältniſſe im Wirtſchaftsleben zur Bewilli
gung von Gleitpreiſen entſchloſſen. Der Andrang zu den Forſtver
kaufsterminen iſt noch immer groß, trotzdem die Stundungsbedingunge=
verſchärft
worden ſind. Lebhafte Nachfrage beſtand nach Bahnſchwel

Börſen.
w. Frankfuxt a. M., 6. März. Der Effektenmarkt blieb für de
offiziellen Markt geſchloſſen. Es wurden nur Noten und Deviſen am
lich notiert. Bei ruhigem Geſchäft lagen die ausländiſchen Zahlung=
mittel
ſchwächer. Der Dollar wurde mit 22500 gehandelt, im Ve=
laufe
ſtellte er ſich auf 22 600. Im Mittelpunkt der Erörterungen ſtau
den die politiſchen Vorgänge. Im freien Verkehr herrſchte eine grof
Zuruckhaltung. Aus den wenigen Kurſen, die man hörte, läßt ſi
mäßige Abſchwächug erkennen. Die wirtſchaftliche Ungewißheit, weld
Einkäufer ſo gut wie ausgeſchaltet. Die Rhein= und Ruhrleute fehlen, von Tag zu Tag zunimmt, hemmt jegliche Unternehmungsluſt. Vie
fach weiſt man auf die Berichte der Leipziger Meſſe hin, welche wen
erfreulich lauten. Soweit zu hören war, zeigt der Markt der Kaſſ
induſtrieaktien ein ſchwaches Ausſehen. In Türkenwerten blieben d
Umſätze beſcheiden, man hörte gegen ihre letzte Notiz bielfach Brie
kurſe. Höher ſtellten ſich Oeſterreichiſche Kreditanſtalt, für welche e
In unnotierten Werten hielt ſich die Umſatztätigkeit in engſten. Gre
Mansfelder Aktien, Becker Stahl, Hanſa Lloyd lagen unter geſtrig
abgenommen worden, und lediglich ſeinen Leipziger Geſchäftsfreunden, Schlußnotiz. Elberfelder Kupfer 85009000, Mez Söhne 8000, Deutſ=
w
. Frankfurter Abenbdeviſen vom 6. März. Tenden
Leicht abgeſchwächt. London 105 500, Paris 1350, Brüiſſel 1175, Ne
York 22 250, Holland 88008850, Schweiz 4200.
h. Mannheimer Effektenbörſe. Die Tendenz der Bör
war ſchwach, doch konnte ſich zu den ermäßigten Kurſen ziemliches G
ſchäft entwickeln. Es erfolgten Umſätze in Anilin zum Kurſe von 290
24 000, Seilinduſtrie zu 9500, in Benz zu 15 000, Heddernheimer
13 000, Braun Konſerven zu 5300, Mannheimer Gummi zu 150
Neckarſulmer zu 12500 ex. Dividende, Rhein=Eltra zu 16 000, Unio
fabrik Waghäuſel zu 11 600. Banken ruhig. Von Brauereien ſind Si
ner 13 000 bz. B. Von Verſicherungsaktien ſtellten ſi Frankfurter. A
gemeine 106 000 bz. u. 0.
w. Berliner Debiſenmarkt. Am Deviſenmarkt traten b
anhaltend kleinen Umſätzen wiederum nur unbedeutende Preisverä
derungen ein. Für Effekten hörte man im Freiverkehr nur wenie
zumeiſt gegen geſtern unveränderte, telweiſe auch etwas niedrige
Kurſe nennen.
w. Deviſenm iekt. Frankfurt a. M., 6. März.

5. M
Geld Vef
Bri 6.M
Geld. Vie
Briel Antwerpen=Brüſſel ::2.1:::: 1209.45 L5.55 1202. Holland ...................." 8927,60 8972,49 8927.60 8972.) 105488.10 106016.90 106223,60 106816. Paris .....
............... 1381.65 1388.75 1373,55 1380. Schweiz.
..... 4231.40 4255,60 4219.40 1240. Spanien 3528,65 3546 35 35l6.30 353 Italien. 108.30 1090.70 1R7.30 Liſſabon=Sporto.
..: ...:.... 4369.05 4390.95 269.30 Norwegen ..
...." 4197.15 4147,85 4089 75 ..." 5997.45 68785 5960.05 Helſingfors
...."
.... 621 624. 618 70 Rew=York ..
22568.45 22681.55 22143,75 Deutſch=Oſterreich (abg.). .... 31.79 1. 31.95 1= 3129 1. Budapeſt. 758 7.68 7.22 Prag ...
: 665.50 668.50 669.50 Agram. 24.85 255,65

w. Deviſenmarkt. Berlin 6. März Telegr. Auszahlungen für:

Kife
Geld.
a Tfe
Briel.
R 897251 97.49 8917,65 1206.97 1213.10 1199.49 W Chriſtiania . . ................" 4179.60 4170.40 4109.30 41303 436406 4365.94 4304,21 4325.7 6034.90 6055.10 5999.36 6030.0 63,5 63853 626 43 629. ......." 1089 27 1094,73 1033.79 1085.3 106732,50 107257.50 16233 75 1067 22710.,58 22821.42 2251856 Paris......
........... 1381.53 1338.47 137455 Schweiz...
........." 4249.35 1274.60 4204.34 3536.13 3573,87 3505.21 Wien (in Deutſch=Oſterr, abg.). 31.74 319 31.48 31.* .... 674.31 677.69 668,32 750 7,64 7.43 ( 418.90 8461.10 8403.21 8il6.0 129.,67 130 33 128,67 Japan ......... .. . . .. .... .." 10879 % 1093725 10773. 10857- 2531.15 253385 B08.371 Bei.2 1 Belgrad. . .... . . . . ........ 252.36 253.64 235 88 247.1

Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309

1I211Ur Fer!
Aktien / Renten /
Deuisen / Sorten.

Darmstadt
1 Luisenplatz 1