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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenz eitung der Landeshauptſtadt
186. Hahrgang
Nachdruck ſämtlicher mit verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Qnellenaugabe „Darzſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 60
Freitag, den 2. März 1923
Einzelnummer 150.00 Mk.
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Landenenbetäindten
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Der Ernſt der Lage.
ie Reichsregierung an die Regierungen der Welt.
Berlin, 1. März. (Wolff.) Wie wir hören, hat die
eichsregierung die an dem Ruhreinbruch nicht
betei=
ten fremden Regierungen auf. den Ernſt der
ige aufmerkſam gemacht, die durch die immer
bruta=
werdende Vergewaltigung der Bevölkerung des
Ruhrge=
ts, die ſtändigen Mißhandlungen, die täglichen Fälle von
ünderung, Straußenraub, Ausweiſung und Einkerkerung von
amten ſowie ſyſtematiſtiſche Drangſalierung ganzer Städte
ſchaffen wurde. Die Reichsregierung hielt dieſen Schritt für
wendig, um der Welt ein zuſammenfaſſendes Bild von dem
mzöſiſchen Vorgehen zu geben und erneut auf die
Unerträg=
keit und Gefährlichkeit der dadurch hervorgerufenen
Zu=
nde hinzuweiſen.
Vom Tage.
Die Spitzenorganiſationen der Beamten und
Staatsarbei=
ter beſchloffen laut Lobalanzeiger, in einer Eingabe an das
Reichs=
fimanzminiſterium dieſes um Anberaumung eines Termins, möglichſt
Anfangs der nächſten Woche, für Verhandlungen über die
Feſt=
ſetzung der Märzgehälter zu erſuchen.
Eine geplante prenßiſche Anleihe iſt mit Rückſicht auf die
demnächſtige Ausgabe von Goldſchatzanweiſungen durch das Reich
zu=
nächſt zurückgeſtellt worden.
Die Wahl des ſächſiſchen Miiſterpräſidenten wird auf die
Tages=
ordnung der Landtagsſitzung am Dienstag, 6. März, gefetzt werden.
Gegen den Landtagsabgeordneten Eiſenberger, iſt in ſeiner
Eigenſchaft als verantwortlicher Redakteur der kommuniſtiſchen
Tages=
zeitung „Rote Bayernfahne” ein Verfahren wegen
Hochver=
rats eingeleitet worden.
Im Bayeriſchen Landtag erhielten die von der Bayeriſchen
Volkspartei und der Baheriſchen Mittelpartei eingebrachten Anträge
auf Verfaſfungsänderung nicht die notwendige
Zweidrittel=
mehrheit und ſind damit abgelehnt. Gegner der Anträge waren
außer den Sozialdemokraten die Demokvaten und Bauernbündler.
Die in Eſſen erſcheinende Effener Arbeiterzeitung iſt
von der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde bis zum 15. März
ver=
boten worden.
Die Zentrale der polniſchen Gewerkſchaften erklärte
einen gemeinſamen Schritt des internationalen Proletariats
gegen die Beſetzung des Ruhrgebiets für notwendig, da
dieſe den europäiſchen Frieden gefährde. Die Warſchauer
Gewertſchafts=
zentrale ſei bereit, einen allgemeinen 24ſtündigen Streik in ganz
Polen durchzuführen.
Das Mitte Januar abgeſchloſſene, bis 28. Februar 1923 währende
deutſch=ſpaniſche proviſoriſche Handelsabkommen
iſt bis zum 30. April verlängert worden, nachdem die ſpaniſche
Begierung ihr Einverſtändnis zu den von der deutſchen Regierung
vor=
geſchlagenen Programmpunkten für die bevorſtehenden neuen
Verhand=
lungen gegeben und ſich zur ſofortigen Aufnahme dieſer Vevhandlungen
bereit erklärt hat.
Das vorläufige deutſch=italieniſche
Wirtſchaftsab=
kommen vom 28. Auguſt 1921, erneuert aa 31. Mai 1922, iſt ohne
Veränderung für weitere neun Monate ab 1. März verlängert worden.
Einer Blättermeldung aus Konſtantinopel zufolge foll in Smyrna
der Sowjetvertreter in Angom, Aralow, plötzlich ge
ſtorben ſein.
Dollarkurs in Frankfurt am 1. März,
abends ½/a7 Uhr: 22800.
die blutrünſtige Rheinlandkommiſſion.
Androhung von Todes=, Zuchthaus=, Gefängnis= und Geldſtraſen.
Berlin, 1. März. (Wolff.) Die Rheinlandkommiſſion
t eine neue Verordnung, Nr. 147, erlaſſen, die in
drakoni=
her Strenge und Grauſamkeit alles bisher von ihr
f dieſem Gebiete Geleiſtete in den Schatten ſtellt. Sie
be=
beckt, die deutſchen Eiſenbahner unter allen
Umſtän=
n zu Dienſtleiſtungen für das franzöſiſche Militär zu
zwin=
en. Unter anderem wird jeder, der durch eine freiwillige
indlung oder Enthaltung den Eiſenbahntransport gefährdet,
enn dadurch ein tödlicher Unfall verurſacht wird oder hätte
rurſacht werden können, mit dem Tode beſtraft. Wenn
e Handlungen nicht geeignet waren, einen tödlichen Unfall zu
rurſachen, wenn ſie aber zur Folge hatten, oder zur Folge
itten haben können, den Eiſenbahnverkehr in ſchwerer Weiſe
ſer für=lange zu unterbrechen, wird lebenslängliches
uchthaus oder eine Zuchthaus= oder
Gefängnis=
rafe nicht unter 10 Jahren eintreten. Fahrläſſige
Ge=
hrdung von Eiſenbahntransporten ſoll mit Gefängnis
is 5 Jahren und Geldſtrafen bis, 5 Millionen
der mit einer dieſer Strafen geahndet werden. Jeder Chef
nes Dienſtzweiges, innerhalb deſſen irgendwelche Akte der
ransportgefährdung vorgenommen worden ſind, ſoll dieſeiben
trafen erhalten wie der Täter ſelbſt, wenn er nicht alles getan
t, was in ſeiner Macht ſtand, um die Akte zu verhindern.
ine weitere Verordnung gibt den Militärbefehlshabern das
echt, zu beſtimmen, daß die von den interalliierten
Militär=
richten im Rheinland verhängten Freiheitsſtrafen
dnüber 5 Jahren nicht in Deutſchland, ſondern in den
efängniſſen des Heimatsſtaates des betref
enden Militärgerichts zuverbüßen ſind.
Außer=
im hat jeder Armeeoberbefehlshaber zu beſtimmen, wann und
D die Todesſtrafen zu vollſtrecken ſind. Anſcheinend behält
h Frankreich das Recht vor, die unſterbliche Erfindung der
anzöſiſchen Revolution, die Guillotine, im Rheinland nur in
n Fällen anzuwenden, die ihr einer beſonderen Milde würdig
ſcheinen, in den anderen Fällen aber die Beförderung vom
eben zum Tode bei den Deliquenten durch mittelalterliche
Exe=
ſtionsarten zu vollziehen.
Paris, 1. März. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung
S Koblenz hat die interalliierte Rheinlandkommiſſion drei
eue Strafordonnanzen unterzeichnet. Durch die eine
ird das Strafmaß für Verſtöße gegen die Ordonnanzen der
ommiſſion erhöht. In einer gewiſſen Zahl von Fällen werden
ie früher vorgeſehenen Höchſtſätze der Geldbußen mit 300 mul=
Pliziert. In den anderen Fällen ſind die Strafen auf 5 Mil=
Onen Mark und 5 Jahre Gefängnis erhöht worden. Die zweite
donnanz beſtimm, daß jeder Sabotageakt oder jeder vorſätz=
De baſſive Widerſtald, die einen tödlichen Unfall verurſachen
lunen, mit dem Tod/beſt,gaft werden. Für die weniger
ſchwe=
en Sabotageakte odere: /Vorliegen mildernder umſtände
kön=
n Zuchkhaus oder Geſängnis verhängt werden, jedoch nicht
nter 10 Jahren.
Berlin, 1. März. (Wolff.) Die deutſche Regierung hat
lich ihre Vertreter in Paris, London und Brüſſel eine Note
Derreichen laſſen, in der ſie gegen die Beſetzung der
Biſchenräume zwiſchen den Brückenköpfen Köln, Koblenz und
Nainz durch franzöſiſche Truppen und die Ausdehnung der
Zu=
andigkeit der interalliierten Rhertlandkommiſſion ſchärfſte
derwahrung einlegt,
Franzöſiſche Raubzüge.
Wie ſie es treiben.
Bochum, 1 März. (Wolff.) In Heune iſt das
Rat=
haus noch beſetzt. Die Stadtverwaltung kann infolgedeſſen
ihre Tätigkeit noch nicht wieder aufnehmen.
Die Eiſenbahnbeamten von Vollmarſtein wurden
aufge=
fordert, Vollmarſtein innerhalb von 48 Stunden zu verlaſſen.
Die auf der Zeche „Adler” in Kupferdreh beſchlagnahmten
Lohngelder betragen 170 Millionen Mark. Die Zeche iſt
beim franzöſiſchen Kommandanten vorſtellig geworden, der
zu=
nächſt verlangte, daß die Zechenverwaltung der
Ingenieur=
kommiſſion den Nachweis erbringe, daß es ſich wirklich um
Lohngelder handle. Die Ingenieurkommiſſion erſchien daher
geſtern nachmittag im Gebäude der Zechenverwaltung, wo ihr
die Lohnliſten vorgelegt wurden. Dies wurde aber nicht für
genügend erachtet. Die Kommiſſion kam vielmehr auf den
eigentlichen Zweck ihres Erſcheinens zurück. Sie verlangte
nämlich die Vorlegung des Hauptbuches, woraus ſie die Höhe
des Reichsbankguthabens erſehen wollte. Den Beamten war es
unmöglich, dieſem Wunſche nachzukommen. Der
Zechen=
verwaltung wurde nunmehr von franzöſiſcher Seite
anheim=
gegeben, das Hauptbuch heute vormittag auf dem
Kohlenſyn=
dikat vorzulegen. Da dies von der Zechenverwaltung
aber=
mals verweigert wurde, zerſchlugen ſich die Verhandlungen.
Die Beamten wurden entlaſſen mit den Worten: „Wenn Sie
uns nicht nachweiſen können, aus welchen Mitteln das Geld
ſtammt ,dann ſehen Sie zu, wo Sie Ihr Geld
her=
bekommen. Dann laſſen Sie Ihre Arbeiter verhungern!"
Und ſo was nennt ſich Kulturvolk.
Bochum, 1. März. (Wolff.) Heute früh beſetzten die
Franzoſen die Bahnhöfe Mülheim=Hauptbahnhof,
Mül=
heim=Styrum, Mülheim=Eppinghen und Mülheim=Broich. Die
Strecke Mülheim=Kettwig iſt dadurch ſtillgelegt.
Bei Beutezügen der Franzoſen, die auf Wegnahme von
Lokomotiven und beladenen Kohlenwagen hinzielen, wurde
be=
obachtet, daß regelmäßig vor Einkreiſung eines Bezirkes von
den franzöſiſchen Flugzeugen aus die Bahnhofsanlagen
beobachtet und photographiert werden. Zeigen die
Aufnahmen genügend beladene Wagen, dann wird der
betref=
fende Bezirk umſtellt und ausgeräubert.
Bochum, 1. März. (Wolff.) Der Bahnhof
Ober=
hauſen=Weft, der ſeit 23. Januar von den Franzoſen
be=
ſetzt war, iſt nunmehr wieder geräumt. Die Franzoſen
hauſten in den Anlagen ganz furchtbar, ſämtliche
Stellwerke ſind zertrümmert. Die Hebel, Weichen
uſw wurden mit ſchweren Hämmern abgeſchlagen, das ganze
Mobiliar, die Telephone, Bilder uſw. ſind zerſtört und keine
Scheibe iſt mehr ganz. Von den Verwüſtungen ſind
be=
reits photographiſche Aufnahmen gemacht, die dem Auslände
ein Bild von dem Treiben der Franzoſen geben ſollen.
Bochum, 1. März. (Wolff.) Vergangene Nacht wurden
in Eſſen die Polizeirevierwachen 1, 4, 5 und die
Sitten=
wache von den Franzoſen aufgehoben.
Bei Block Künzbach fuhr ein Perſonenzug auf einen im
Nebengleis ſtehenden Leerzug. Der Materialſchaden iſt
bedeu=
tend. In dem Koblenzer Bahnhof entgleiſte ein Packſvagen mit
beiden Achſen
Grenzen der Zahlungsfähigkeit.
Die Verſailler Forderungen in neutralerBeleuchtung.
Wir entnehmen der maßgebenden Kopenhagener
Finanz=
zeitung „Finanztidende” vom 21. Februar folgende
bemerkens=
werte Ausführungen:
Endlich iſt die Ordnung der engliſchen Staatskriegsſchuld
an Amerika geregelt; unerwartet ſchnell und einig gab der Senat
am Samstag ſeine Einwilligung, und damit iſt das große und
bedeutungsvollſte finanzielle Weltproblem gelöſt. Wenn es zur
beiderſeitigen Zufriedenheit in England und Amerika gelungen
iſt, kann man Frankreichs Ruhrpolitik dafür danken; die beiden
angelſächſiſchen Länder haben jetzt die Augen geöffnet bekommen,
daß ein dritter Hahn beabſichtigt, ſich breit zu machen und ſehr
großſpurig vorwärts ſtolziert, wohin es ihm gefällt: man fühlt
in London und Wafhington, daß es jetzt nicht an der Zeit ift,
einander die Federn zu rupfen. Der Adler Deutſchlands mit
der eiſernen Klaue iſt überwältigt, aber dafür marſchiert der
galliſche Hahn heraus und macht den europäiſchen Hühnerſtall
unſicher. — Die Schulden, die England zu bezahlen hat, betragen
4,6 Milliarden Dollar, die Zinſen hierauf ſind 3, ſpäter 3½
Pro=
zent pro Jahr, und die Tilgungsperiode dauert 62 Jahre. Die
Ordnung iſt von großem wirtſchaftlichem Intereſſe, namentlich
zur Beleuchtung der deutſchen Erſtattungsſchuld. Europas
reichſter Staat, der nach einem ſiegreichen Kriege ſeinen Beſitz
mit deutſchen Schiffen bereichert, deutſches Privateigentum
kon=
fisziert, deutſche Kolonien, deutſche Kontanten bekommen hat,
ferner deutſche Erde okkupiert, deutſche Konkurrenz ausrottet, —
benötigt eine Friſt von 62 Jahren, um 4,6 Milliarden Dollar
zu bezahlen. Dieſer Betrag entſpricht 18,5 Milliarden
Gold=
mark, die jährliche Leiſtung der erſten 10 Jahre macht kaum
700 Millionen Goldmark aus.
Alſo durch freundſchaftliche, ſachliche Verhandlung hat man
ausgerechnet, daß ein Land von Englands Finanzkraft jährlich
etnen Ueberſchuß von 700 Millionen Goldmark an Amerika
ab=
geben kann und Reſpit (Aufſchub) von 62 Jahren haben muß,
um 18,5 Milliarden Goldmark zu zahlen. Dieſe Zahlengrößen
paſſen gut mit denen zuſammen, die Frankreich 1871 an
Deutſch=
land zu erlegen hatte. Damals handelte es ſich um nur 4
Mil=
liarden Goldmark, ein Betrag, den Frankreich mit Hilfe des
Auslandes ſelbſtverſtändlich durch einen Federſtrich bekommen
konnte. Es iſt ja ungleich leichter, die erſten als die letzten
Mil=
liarden zu finden. Falls Deutſchland damals von Frankreich
einen ſo mäßigen Betrag (verglichen mit dem Verſailler
Ver=
trag) wie 20 Milliarden Goldmark gefordert hätte, wäre
Frank=
reich darunter zuſammengebrochen, genau wie das geſchlagene
und ausgeplünderte Deutſchland jetzt darunter zuſammenbricht,
nachdem es Waren und Kontanten im Werte von weit über 20
Milliarden Goldmark bezahlt hat. — Frankreichs bekannten
5 Milliarden Francs in 1871 und Englands 4,6 Milliavden
Dol=
lars geben reelle Stützpunkte zum Vergleich der Summen, die
die Entente aus Deutſchland herauszuholen verſucht. Die
gie=
rigen Sieger haben von Deutſchland 132 Milliarden Goldmark
gefordert, zahlbar innerhalb 30 bis 40 Jahren, nachdem es zu
Tode geplündert worden iſt.
Terror in Mainz.
Beſchlagnahme von Koks beim Gaswerk.
Aufhebung der nächtlichen Verkehrsſperre.
Mainz, 1. März. (Wolff.) Die Beſatzungsorgane
haben beim Gaswerk, das wegen Koksmangels ohnehin nur
mit Einſchränkungen arbeitet und nur noch für wenige Tage
Kohlenvorrat hat, mehrere hundert Tonnen Loks
beſchlagnahmt.
Mainz, 1. März. (Wolff.) Die nächtliche
Ver=
kehrsſperre, die ſeit etwa acht Tagen wegen ängeblicher
Sabotageakte an den Telephon= und Telegraphenverbindungen
über Mainz und die nächſte Umgebung verhängt worden war,
wird durch eine Bekanntmachung des heſſiſchen Oberdelegierten
für die Rheinlande mit dem heutigen Tage wieder
aufge=
hoben, mit der Begründung, daß derartige Sabotageakte ſich
nicht wiederholt hätten. Gleichzeitig wird in der
Bekannt=
machung erklärt, die Agenten der Poſt= und
Eiſenbahnverwal=
tung trügen die Schuld an der Stillegung dieſer
lebenswich=
tigen Betriebe, da dieſe Stillegung keinerlei beruflichen, ſondern
politiſchen Charakter hätte. Komme es wieder zu Zwiſchenfällen
oder zur Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit
der Beſatzungstruppen, ſo würde die Beſatzungsbehörde
unver=
züglich wieder die Nachtſperre verhängen und die Ordnung mit
allen verfügbaren Mitteln aufrecht erhalten.
Mainz, 1. März. (Wolff.) Heute vormittag fuhren
meh=
rere franzöſiſche Kriminalpoliziſten im Auto vor dem
Metall=
arbeiterheim vor, in dem unter anderem auch die Verwaltung
des Deutſchen Eiſenbahnerverbandes untergebracht iſt. Sie
drangen in das Gebäude ein und nahmen eine Durchſuchung
ſowie ein Verhör der anweſenden Perſonen vor. Gegen 12 Uhr
verließen die Kriminalbeamten das Haus, nachdem ſie im Auto
von Zeit zu Zeit mehrere Perſonen augenſcheinlich
feſtgenom=
men ſowie verſchiedene Pakete mit ſich geführt hatten.
Bekanntlich ſollte heute abend der angekündigte beſchränkte
Eiſenbahnverkehr im Bezirk Mainz beginnen, und zwar ſollten
vom Mainzer Hauptbahnhof aus täglich 29 Züge verkehren.
Je=
doch liegt der Hauptbahnhof noch vollkommen öde da. Nur
einige Lokomotiben rangieren, und ausländiſche Arbeiter prüfen
die Schienen und Schrauben. Von einem Zudrang des deutſchen
Publikums iſt nichts zu bemerken. Nur einige Zivilfranzoſen
und Soldaten gehen im Hauptbahnhof aus und ein.
Wiesbaben, 1. März. (Wolff.) Von den franzöſiſch
betriebenen Eiſenbahnſtrecken iſt folgendes zu melden: Am
28. Februar riß auf der Strecke Koblenz—Mainz ein Güterzug
am Uebergang Schützenhof. Ein Teil des Zuges lief über die
Brücke zurück. Einige Wagen wurden zertrümmert und die
Lokomotive ſtark beſchädigt. Bei dem Unglück gab es 2 Tote,
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 2. Mürz 1923.
Rummer 60.
Franzöſiſche Heldentaten
unſittlicher Weiſe an einer hieſigen Frau. Deren Mann,
der Mitglied eines Athletenklubs iſt,, verprügelte die Franzsfen
ganz gehörig, ſo daß dieſe znit verbundenen Geſichtern und
biauen Flecken abzogen. Bald darauf erſchien eine ganze
Kom=
paguie, Franzoſen, die das Haus umſtellten. Sie fuchten den
Athleten zu ergreifen, dieſer hatte aber inzſiſchen das Weite
geſucht.
Der Oberkelluer des Hotels zur Pofk iſt von den Franzoſen
ausgewieſen worden, weil er auf die Worte eines
franzö=
ſiſchen Offiziers: „Die Deutſchen ſind alle Schweine!“
erwidert hatte: „Sie aber das größte!" Auch der
Be=
ser des Hotels ſoll ausgeſvieſen werden.
Paris 1. März. (Wolff.) Eine Nachrichtenagentur
mel=
der aus Gelſenkirchen, daß die interalliierte
Rheinland=
keuzmiſſien, um die heimliche Einreiſe deutfche=
Miniſter in das beſetzte Gebiet zu verhindern, angeoränet
labe, daß die Beamten und Angeſtellten des nichtbeſetzten
lguhnisſchein.
Auch Pfarrer werden ausgewieſen.
* Berlin, 1. März. (Priv.=Tel.) Die Beſatzungsmntächte
ſcheuen ſich nicht, auch in die religiöſen Verhältniſſe
einzu=
greifen. So haben ſie jetzt den erſten evangeliſchen Pfarrer
Friedrich Brauneck in Eſchweiler aus dem beſetzten Gebiet
aus=
gewieſen. Abgeſehen davon, daß dieſes Vorgehen für die
weit=
verbreitete evangeliſche Diaſporagemeinde eine ſchvere
Schädi=
gung bedeutet, iſt es in dieſem Falle auch einem Familiendater
von fünf Kindrn gegenüber eine harte Maßnahme. Vor allem
muß aber die Empörung gegen die Beſatzungsbehörden in
maß=
lofer Weiſe ſteigen, zpenn dieſe nicht einmal vor den Seelſorgern
der Gemeinden Halt machen. Solche Brutolität mitten im
Frie=
den hat die Welt zohl noch nie geſehen.
Ein neues Schandurteil.
Bottrop 1. März. (Wolff.) Das Kriegsgericht in
Sterkrade hat wegen Nichtlieferung von Betten, wegen
Nichterſcheinens vor dem Kriegsgericht und Ausbringens eines
Hochs auf das deutſche Vaterland den Oberbürgermeiſter
von Bottrop, Dr. Bauer, zu einem Jahr
Gefäng=
nis verurteilt. Während der Verhandlung wurde der
erſte Beigeordnete von Bottrop aus dem Gerichtsſaal
hinausgeführt und verhaftet. 1eher jeine Unterbringung
iſt bis heute der Stadtvertaitung nichts bekannt. Die
Be=
amtenſchaft ſowvie die ſtädtiſchen und ſtratlichen Betriebe haben
in mehreren Kundgebungen proteſtiert.
Bochum, 1. März. (Wolff.) In den Beſtimeungen über
den veiſchärften Belagerungszuſtand in Bochum
iſt ſeit heute eine neue Verſchärfung eingetreten inſofern,
als die Stunde des Geſchäftsſehluſſes und des Inkrafttretens der
Verkehrsſperre auf 4 Uhr nachmittags feſtgeſetzt worden iſt.
Geſtern abend ſind zahlreiche Zibilperſonen, die angeblich die
franzöſiſche Sperrverordnung hinſichtlich der Zeit überſchritten
haben, verhaftet und in roheſter Weiſe unter den Augen
franzöſiſcher Offiziere mißhandelt worden. Von den geſtern
feſtgenonyenen Polizeibeamten ſind heite nachmittag 90 in
Olpen ausgeſetzt worden. Aus Lünen werden
Ausſchieitun=
gen neu eingetroffener franzöſiſcher Truppen gemeldet.
Ein franzöſiſches Werbebüro aufgehoben.
TC. Hagen, 1. März. Im Laufe des geſtrigen Tages iſt
in Hagen, das bekanntlich im beſetzten Gebiete liegt, ein
fran=
zöſiſches Werbebüro ausgehoben worden, das von vier
Deut=
ſchen geleitet wurde. Es dient dazu, deutſche Arbeitslofe zu
beſchäftigen, und ſie für die militriſierten franzöſiſchen
Eiſen=
hahnen anzuwerben. Die Liſte der Angeworbenen iſt dem
Staatsanwalt übergeben worden. Leider hat der
Unterſuchungs=
richter auf Druck von kommuniſtiſcher Seite hin, die vier
verhafteten Deutſchen wieder freigelaſſen, da angeblich kein
Fluchtverſuch vorliegt. Die Angelegenheit wird weiter
unter=
ſucht werden.
Die Betriebslage.
Köln 1. März. (Wolff.) 1leber die Betriebslage wird
gemeldet: Vom Bahnhof Siegburg ſind bei der Vorführung in
Honnef a. Sieg von 24 Wagen Umzugsgut nur zwei Wagen
durchgelaſſen tuorden, ebeuſo wurden 6 Wagen Weizen für
Oeſterreich und 40 Wagen holländiſche Koyen für die Schweiz
angehalten. Die Bahnhöfe Engers, Neuwied, Rösdorf und
Wahn ſind von franzöſiſchen Truppen beſetzt worden. Der
Zug=
verkehr nach Ehrenbreitſtein iſt unterbrochen.
Konzert,
Jm Städtiſchen Saalbau führte Herr Philipp Müller=
Gebhardi ſeine Mädchenſchulklaſſe der Oeffentlichkeit
vor. Bisher hat ſich, abgeſehen von wenigen Ausnahmen, in
Heſſen der Schulgeſang wenig an der Oeffentlichkeit gezeigt,
ivenn wir nicht die aus gewähltem Material beſtehenden
kirch=
lichen Kinderchöre hier erwähnen ſollen. Daß aber gerade in
jetziger Zeit dem Schulgeſang beſondere Beachtung geſchenkt
wird, iſt hocherfreulich und wird gute Früchte bingen. Das
Intereſſe für den Geſang iſt in allen Schichten vorhanden, gute
RRethoden arbeiten in erfreiklichem, förderndenr Ehrgeiz
neden=
einander, und das Intereſſe des Lehrerſtandes iſt ſo warm, daß
inan an vielen Orten blühendes geſangliches Leben ſpürt. Da
iſt es denn ſchmerzhaft, zu erleben, daß Kinderſtimmen in einer
Ait mißbraucht werden, wie es hier geſchah. Die jungen
Mäd=
ihen ſchrien, ſie fangen nicht, — dem Fachmann ſei geſagt, daß
die Altſtimmen bis zum ztveigeſtrichenen o mit Bruſtſtimme
in=
tonierten. Nach wenigen Takten aren die Stimmen ſo
ver=
ſchrien, daß ein Piano ohne Heiſerkeitsgeräuſch nicht mehr
mög=
lich war. Darunter litt natürlich die Sauberkeit aufs
emp=
findlichfte, denn bei ſolchem Foreieren iſt Tonreinheit unmöglich.
Dialektfreie Ausſprache iſt gewiß auf dem Lande ſchwer zu
er=
reichen, wenn aber Männerchöre dies faſt überall gut fertig
bringen, ſo müßte dies im Schulgeſang auch möglich ſein und
ſeird auch ſonſt erreicht. Wenn Rhythmus das bedeutet, daß ein
Stück von Anfang bis Ende in einem und demſelben Takt ſireng
durchgeſungen wird, dann war der Rhythmus recht gut. Die
Pokaliſation iſt teilweiſe ſo flach, daß man für die Gefundheit
der Stimmen fürchten nß. O, hätten doch in dieſent Konzert
aite Schulgeſangslehrer, alle Sänger und alle Hals= und
Stimni=
ärzte geſeſſen, damit klargeſtellt werden kann, wie die jungen
Stimmen durch ſolche Schreidreſſur gefährdet werden. Daß
unſere Darmſtädter Schulgeſangslehrer nicht ſolche ſchweren
Werke ſingen laſſen können, liegt daran, daß ſie nicht ſo diel
jeit auf den Geſang verwenden können, denn in den wenigen
Schulſtunden iſt das nicht möglich. Aber wiediel weicher klingen
ſonſt Kinderſtimmen! Wie reizvoll wird meiſt in ſtädriſchen wie
ländlichen Schulen geſungen.
tbar. Aber die entſetzliche Tongebung verdarb alles. Daß das
Frblikum enthuſiaſtiſch Beifall gab, vieles wiederholen ließ und
zur Schluß noch nehr klatſchte und trampelte, als das nach der
Berkehr mit und über das beſetzte Gebiet
Zur Beſetzung des „Flaſchenhalſes”
Berlin 1. Mürz. (Wolff.) Die Voſf. Ztg. meldet
fol=
gende Einzelheiten über die Beſetzung des ſogenannten
„Flaſchenhalſes”, zwiſchen den Brückenköpfen Koblenz und
Mainz:
In Lorch erſchien ein franzöſiſcher Offizier mit 90 Mann
beim Bürgermeiſter, demt er erklärte, daß er Lorch im Auftrage
der franzöſiſchen Regierung beſetzen müſſe. Von 5 Uhr nachmit=
tags an dürfe niemand mehr die Straße betreten. Auf Grund
dieſer Verfügung holte man ſogar Leute aus der
Kirche heraus, die dort zum Gottesdienſte
ver=
ſammelt waren.
Nach einer weiteren Meldung des Blattes haben die
Frau=
ofen heute uuter Hinzuziehung von farbigen
Eifenbahnbeamite oder Witwe; begonnen hatte. Die meiſten
von ihnen mußten, ohne einen Pfennig erhalten zu haben, wieder
nach Hanſe gehen. Der Bevölkernng bemächtigte ſich eine lebhafte
Erregutng.
Köln 1. März. (Wolff.) Ju Bonn iſt die Stations
kaſſeüberfallen, die Bedienfteten verhaftet und das Geld
weggenommen worden.
Deutſche in franzöſiſchen Kerkern.
Ü. Berlin 1. März. Wie die Telunion aus abfelut
jicherer Quelle erfährt, wird eine Anzahl deutſcher
Zivilgefan=
geuer in franzöſiſchen Kerkern teilweiſe ſeit 1914 zurückgehalten.
Bisher ſind 36 ſolcher Leute mit Namen und näheren
Perſonal=
angaben hier bekannt geworden, wobei es nicht ausgeſchloſſen
iſt, daß die Liſte noch umfangreicher werden wird. Die 36
be=
finden" ſich in Gefängniſſen bezw. Zuchthäuſern oder ſogar
in der Deportationskolonie Cayenne. Ihre Verurteilung durch
franzöſiſche Richter erfolgte u. a. tvegen Spionage bei
Kriegs=
ausbruch oder während des Krieges. Vier der Leute ſind wegen
angeblichen Rordes verurteilt. Einige werden zurückgehalten
wegen Vergehen, die ſie in der erſten Zeit der linksrheiniſchen
Beſetzung begangen haben ſollen, etliche ſtamiinen aus der
Fremdenkoleiie.
Franzöſiſche Bedenken.
Paris 1. März. (Wolff.) In ſeinem Leitartikel weiſt
keutte das Journal des Debats darauf hin, daß, wenn der
geutſche Widerſtand länger dauern ſollte, im Ruhrgebiet
eine Verſtärkung der militäriſchen Streitkräfte
notwendig werden könnte. Es werde dann unter Umſtänden
notwendig ſein, die Jahresklaſſe, die demnächſt entlaſſen werden
foll, unter den Waffen zu behalten. Die öffentliche Meinung
werde dieſe Maßnahme natürlich finden. Wenn das Land in
einen ſo wichtigen Konflikt verwickelt ſei, wüiſſe man auch die
Opfer bringen, die der Sieg erfordere. Schonend weiſt alsdann
das Blatt darauf hin, daß es nützlich ſein könnte, ſich der
Kolo=
nialtruppen zu bedienen. Wenn es auch natürlich ſei, daß die
ſranzöſiſthe Regierung dahei nichts gewonnen habe, könne es
verſtändlich ſein, daß man hierzu ſeine Zuflucht nehme.
Berteilung der rheiniſchen Beſatzungskoſten.
Die Extratoſten der Beſetzung des
Ruhr=
gebietes.
London 1. März. (Wolff. Dem diplomatiſchen
Be=
richterſtatter der Daily Telegraph zufolge werden auf der
Sach=
verſtändigenkonferenz, die heute zur Erörterung der
Verteilung der rheiniſchen Beſatzungskoſten
be=
ginnt und woran ſich auch die Vereinigten Staaten
be=
teiligen werden, dielleicht einige ſehr ſchwvierge Fragen
aufgewor=
fen werden. Die Ausgaben für die amerikaniſchen
Beſetzungs=
truppen ſeien noch nicht erſtatret, während die Ausgaben für die
alliierten Bejatzungshcere bis zu einem Zeitpunkt, der nicht weit
zurückliege, von den Beträgen, die die Reparationskommiſſion
von Deutſchland erhielt, beſtritten worden ſind. Es würde dem
Berichterſtatter zufolge von beſonderenr Intereſſe ſein, wenn auf
der Konferenz von franzöſiſcher Seite die Frage der
Extrg=
koſten der Beſetzung des Ruhrgebietes aufgeworfen
werden ſollte. Bouar Lad betonte erſt vor kurzem im Unterhaus
grundſätzlich, daß die Koſten der Sonderaktion für die
franzöſiſch=
belgiſche Beſetzung des Ruhrgebietes nichtausder
gemein=
ſamen Kaſſe der Reparationskommiſſion bezahlt
werden könnten, und daß jeder Vorſchlag in dieſem Sinne
ſorg=
fältig erwogen werden müſſe.
Die Times berichtet aus Paris, es beſtehe dort die Neigung,
die Ausgaben für die Beſetzung des Nuhrgebietes als zu
La=
ſten der Koſten für die Beſatzungsheere fallend
zu betrachten, da vorgeſehen ſei, daß jede weitere Ausgabe, die
durch Sanktionen von den Alliierten verurſacht ſei, Deutſchlaud
auferlegt werben könne. Daher entſtehe die Frage, ob die
Be=
ſetzung des Nuhrgebietes eine Sanktion ſei, die von den
Alki=
ierten auferlegt iſt, und eine neute Erörterung werde früher oder
ſpäter über dieſen Punkt ſtattfinden.
beſten Opern= und Symphoniekonzertaufführngen der Fall iſt,
wpar beſonders betrüblich. Zeigt es doch, wie wenig das, was
Kindergeſang leiſten kann, betannt iſt. Die friſchen, lieben Mäd=
Gengeſichter, ihr rührender Eifer und ihre große Aufmerkſamkeit,
die hübſchen Lieder trugen wohl viel zum Beifall bei. Aber hat
denn Niemand Chöre gehört wie den Berliner Domchor, die
Tho=
maner oder den Frankfurter Motettenchor, der vor nicht langer
Zeit hier ſang, hat Niemand Gefühl dafür, daß die Chorſchüler
von Herrn Samper, um einen von den hieſigen Herren zu
nennen, viel tonſchöner und reiner in der Harmönie ſingen?
Zwiſchen den Chören ſang Frau Charlotte Müller=
Gebhardi mit ausgiebiger Sopranſtimme. Wenn die Stimme
auch ſorgfältig gebildet iſt, ſo kaun der Vortrag neben dem der
meiſten hieſigen Liederſängerinnen nicht beſtehen, er bleibt zu
ſehr an der Oberfläche und am äußeren Effekt hängen. So waren
die kleinen Lieder bei der Sängerin gut aufgehoben, Schubert
ſchon weniger, beſonders Ganymed”, drang nicht in die Tiefe
wirklichen Nacherlebens. Am wenigſten lag der Sängerin Bach,
und da iſt es beſonders erſtaunlich, daß bei der Ueberfülle deſſen,
was Bach für Sopran geſchrieben hat, gerade Rezitativ und Arie
für Baß ausgevählt wurde. Frau Drumm begleitete am Flü=
beſetzt
Frankfurter Schauſpielhaus
Die Kinder trugen alles auswendig vor und der Fleiß iſt
erſtaunlich, mit dem jeder Geſang einſtudiert und ausgearbeitet
Juſius Maria Beckers jüngſtes Schauſpiel „Der
Schä=
cher zur Linken” erzielte bei der 1raufführung am=
Frankfurter Schauſpielhaus einen beachtenswerten Erfolg.
Becker, der als Lehrer in Aſchaffenburg lebt, iſt in Darmſtadt
durch die an dem Landestheater aufgeführte Paſſion „Das letzte
Gericht” bekannt. In ſeinenn jüngſten Drama wirft er das
grim Jahns doch keine innere Befreiung, wird von Zweifein
und Qualen geſchüttelt und will ſich dem Prinzip des Böſen
verſchreiben, bis er in einer großen Ausſprache erkennt, daß
nicht die äußere Strafe des Kerkers, ſondern die innere Reue
die wahre Sühne darſtellt und ihm Erlöſung von der Schuld
bringt. S hön iſt die ſittliche Idee, die das Drama durchzieht.
Schön iſt auch die Sprache Beckers, die in ihrer Bildkraft ein
Amerika,
Eröffnung des auſtraliſchen Parlaments
ſtarken Schtung in ſich trägt. Weniger gelungen ift die dre
matiſche Ausgeſtaltung, die namentlich in dem erſten Aufzug
an Klarheit fehlen läßt und unter gedanklicher Ueberkaſtung le
det. Die Spielleitung von Johannes Tralow ſchuf — me
Ernſt Gode, Joſef Keim, Alexander Engels und Leontine Se
gan in den tragenden Rollen — in dem von Ludwig Siever
geſchmackvoll entworfenen Bühnenraum eine eindringliche,
ſich geſchloſſene Aufführung. Julius Maria Becker wurde ai
Schluß wiederholt lebhaft gerufen.
un.
* Trinkkünſtler in alter Zeit. Die Gegner des Alkohol
klagen zwar heute beſonders über das „unmäßige Trinken
aber wenn man in die Vergangenheit blickt, ſo muß man doe
ſagen, daß der ſprichwörtliche deutſche Durſt recht ſehr nagh
gelaſſen hat. Beſonders aus dem Mittelalter und der N‟
naiffance tönt uns ein einziges Klagelied über das „greuliel
ungeheuerliche Saufen” entgegen, und die Deutſchen hatten
damals zu Leiſtungen im Trinken gebracht, die uns beute gan
unglaublich erſcheinen. Dr. Kurt Hembd, der in Reclams IIn
verſum von alten Trinkern und Trinkſitten plaudert, führt ein
Reihe berühmter Trinkkünſtler an, die ſich in bem damals
beliebten Wettrinken auszeichneten. Da war der Rothenburg”
Bürgermeiſter Georg Nuſch, der am 30. Oktober 1631 ſeine Sia”
durch einen gewaltigen Trunk vor der Verwüſtung durch Liad
Scharen errettete. Ein gewiſſer Veith v. Baſſenheim leerte ei
ſilbernes Becken, in das acht Weinflaſchen gingen, dreimal hinte!
einander und erkneipte ſich ſo von dem Ordensmeiſter Winkie
v. Kniprode die Schloßhauptmaunſchaft zu Marienburg. Z”
kurbrandenburgiſche Oberkämmerer Kurt v. Burgsdorf vertulg”
bei jeder Mahlzeit 18 Maß Wein und errang ſich im Trinkkamk
mauch Schloß und Dorf, das er ſeinen weniger aufnahmefähige
Gegnern abgewann. Wer bei ſolchen mitterlihen Weinturnier”
nicht über einen vorzüglichen Magen ve gie, trank ſich einſae
zu Tode, wie dies bei mehrenen Füz,ſ4 und hohen Adelige
auf dem Wörmſer Reichstag 1521 gef ih. Von den Meng‟‟
die damals täglich vertrunken wurden, eibt rige Hoftrinkbro
nung von 1648 Kunde, die an den für beſonders mäßig gelte!
den Hofe des Herzogs Ernſt des Frommen zu Sachſen=G0f!
adelige
kampf ausfechten durften.
* Die Frauzofen und Belgier haben die Zollverwaltun
des beſetzten Gebietes an ſich geriſſen und erheben dort die Zöll
Ausfuhrabgaben uſw. für eigene Rechnung. Es muß unte
allen Umſtänden vermieden werden, daß ſie aus dieſer Erhebun
der Zölle und Ausfuhrabgaben Einnahmen erzielen. Deutſch
Firmen dürfen deshalb weder bei dem Ein= und Ausfuhran
Bad Ems Ein= und Ausfuhrbewilligungen nachſuchen, oder be
den Kontrollämtern in Ludwigshafen, Mainz, Köln und Krefel
abgaben, Eingangszölle und Ausgangszölle an die franzöſiſche
Zollämter zahlen. Dies gilt ſowohl für die Firmen des beſet
ten, als auch des unbeſetzten Gebiets. Etwaige Verſtöße gege
dieſe Vorſchrift ziehen Strafverfolgung wegen Landesverre
nach ſich.
Beſprechungen mit den Parteiführern.
U. Berlin, 1. März. Reichsaußeuminiſter von Roſer
berg hatte geſtern nachmittag im Reichstag eine eingehende Be
ſprechung mit Vertretern der ſozialdemokratziſchen Fraktior
Herr von Rofenberg wird die Beratungen mit den Führern de
Parteien in dieſen Tagen fortſetzen, da in der nächſten Woch
zu erwarten iſt.
Reichskanzler Dr. Cuno ſprach vorher mit verſchiedener
Vertretern der Reichstagsparteien eingehend über die geſamzt
politiſche Lage. Bei diefer Gelegenheit wurden auch di
Meinungsverſchiedenheiten erörtert, die im Steuerausſchuß de
Reichstages über die Bewertung der =Lerttapiere für
Zwangsanleihe beſtehen.
Paris, 1. März. (Wolff.) Nach einer Havasmeldun
aus Wafhington hat der Senat eine Neſolution ratifizier
und an das Rebräſentantenhaus verwieſen, auf Grund dere
der Präſident der Vereinigten Staaten ermächtigt wird, mit de
übrigen Regierungen Verhandlungen über die Stabiliſie
rung des Silbers und eine weitgehende Verwendung die
ſes Metalls im Austauſch aufzunehmen.
Paris, 1. März. (Wolff.) Wie die Chicago Tribune au
Waſhington berichtet, wird Präſident Harding auf ſeine
Reiſe nach Alaska im kommenden Sommer in den Staaten, d
er durchreift, Reden im Sinne ſeines Vörſchlages betreffen
den internationalen Gerichtshof im Haag halter
Das Blatt erinnert an die Badekampague, die Präſident Wilſo
zugunſten des Beitritts der Vereinigten Staaten zum Völke
bund unternahm.
Waſhington 1. März. (Wolff.) Präſidenk Hardin
unterzeichnete das Geſetz über die Schuldenfundierun
mit England.
Waſhington 1. März. (Wolff.) Reuter. Der Sene
hat das Schiffahrtsſubventionsgeſetz abgelehnt.
Waſhington 1. März. (Wolff.) Präſident Hardin
erklärte in einer vorläufigen Beantwortung des von Senat=
Lodge ihm überreichten Fragebogens unter anderem, er hal
es für nicht unbedingt erforderlich, daß ſein Vorſchlag betreſt
Teilnahme der Vereinigten Staaten an eine
internationalen Gerichtshof im Haag noch
Laufe der gegenärtigen Tagung angenommen werde.
Die Reparations= und Ruhrfrage vor der
Kammer.
London, 1. März. (Wolff.) Die Times berichtet au
Melborne: Das auſtraliſche Parlament turde von de
Generalgouverneur mit einer Anſprache eröffnet. Nachdem d
Vorſitzende der Kammer gewählt war, fragte der Führer 9
Arbeiterpartei den Premierminiſter Bruce, ob er der en
liſchen Regierung vorſchlagen werde, die Frage der Repare
tionen und der Beſetzung des Ruhrgebietes an de
Völkerbund zu verveiſen. Wenn dies unmöglich ſein ſollt
erſtche er den Premierminiſter, der britiſchen Regierung vor;
ſchlagen, eine internationale Konferenz für dieſes Ziel einzub
rufen. Bruce erwiderte, dieſer Wunſch erfordere ſorgfältie
Ueberlegung und werde genau unterſucht.
Franzöſiſcher Argwohn.
London, 1. März. (Wolff.) Dem diplomatiſchen B=rich
erſtatter des Daily Telegraph zufolge wird Poincaré mög
licherweiſe einen Proteſt an die britiſche Regierun
richten, da diefe die britiſchen Kriegsſchiffe bis auf ein Kriegr
ſchiff von Smyrna ohne pouherige Mitteilung a
Frankreich zurückzog. Großbritanuien unternahm nach fran
zöſiſcher Auffaſſung in dieſer Frage eine Separataktion, un
zwang ſeine Alliierten, ohne Rückſicht auf ihre eigenen Neigunge
in dieſer Frage, dem gegebenen Beiſpiel zit folgen. Hinter dieſe
Beſchwerde verberge ſich der Argwohn, daß Großbritan
nien berſuche, den anderen Mächten in der Gewin
nung der türkiſchen Freundſchaft zuvorzi
komyten.
ern,
gaß
nt Aute
Hard
chen 9u
ſo incarä!
tegie!
t Hardt
von Eu
arlameiſ
de vor dei
Repa.
An die evangeliſchen Kirchen des Auslandes.
Ein Appell an das chriſtliche Gewiſſen.
Berlin, 28. Febr. (Wolff.) In der geſtrigen Sitzung des
deutſchen evangeliſchen Kirchenausſchuſſes in Berlin wurde auf
Antrag eines Mitgliedes einſtimmig beſchloſſen, hinſichtlich der
evangeliſchen Kirchen des Auslandes zu richten.
Der Kirchenausſchuß ſpricht darin für die Kundgebungen
der ſchwediſchen Biſchöfe ſeinen tiefempfundenen Dank aus und
erklärt, was auf dem uralten deutſchen Boden am Rhein und an
der Nuhr vorgehe, widerſpreche den unwandelbaren Geboten
Gottes nicht weniger, als dem elementarſten Empfinden. Wenn
wir irgend ein anderes Volk auf der weiten Erde wehrlos ſolcher
Gewalttat ausgeſetzt ſehen, würden wir es als Chriſtenpflicht
erkennen, unſere Stimme dagegen zu erheben, und nun, da es
für unſer eigenes Volk um Leben und Sterben geht, ſollten wir
ſtumm bleiben?, obwohl wir wiſſen, daß die ſchwere ſittliche
ſchreibt, nie exiſtierte. Namens der im deutſchen evangeliſchen
Kirchenbund zuſammengeſchloſſenen Landeskirchen wenden wir
uns an die evangeliſchen Kirchen des Auslaudes und rufen
ſie auf, ihre Stimme mit der ſchwediſchen und mit der unſerigen
zu vereinigen. Das Weltgewiſſen ſchweigt, möge
das chriſtliche Gewiſſen der ausländiſchen
Bru=
derkirchen an einem ſolchen Schweigen nicht
mitſchuldig werden.
Kommuniſtiſche Ruheſtörer.
Caſſel, 1 „März. (Wolff). Als die Theaterbeſucher nach
der geſtrigen Vorſtellung von „Wilhelm Tell” das Staatstheater
verließen, wurde auf dem Friedrichsplatz von einer zahlreichen
Menge die Arbeitermarſeillaiſe geſungen, was von den
Theater=
beſuchern mit dem Geſang des Deutſchlandliedes und der
„Wacht am Rhein” beantwortet wurde. Alsdann formierten ſich
wei Züge, einer anſcheinend aus Nationalgeſinnten, der andere
aus Kommuniſten, der in ſeiner Mitte zwei rote Fahnen mit
Sowjetſternen gehißt hatte. Beide Züge begaben ſich
hinter=
inander ſingend nach der oberen Königſtraße, wo es beim
Rat=
haus zu einem Handgemenge kam, das von der Schutzpolizei
ferſtreut werden. Sechs Perſonen wurden feſtgenommen, ſpäter
uber wieder entlaſſen.
Demonſtrationen vor der „Münchner Poſt”.
München, 1. März. (Wolff.) Wie von zuſtändiger Seite
mitgeteilt wird, zog heute ein Teil der hier angekommenen
Ruhrflüchtlinge, die ſich über die Notiz der Münchener wen und Ausgaben im Reichshaushaltsplan, ſowie deren Nachweiſung
Poſt „Was geht vor?” erregt hatten, vor das Verlagsgebäude
der Zeitung. In der betreffenden Notiz war ausgeführt, daß
durch die Hakenkreuzler nach München gezogene Perſonen
han=
ele. Die Demonſtranten, unter denen ſich auch Nationaliſten
efanden, verſuchten, in das Gebäude einzudringen. Die
Poli=
ſei verhinderte das und räumte den Platz vor dem Gebäude,
vobei eine Anzahl Perſonen feſtgenommen wurden. Zu
Zer=
törungen iſt es nicht gekommen.
München, 1. März. (Wolff.) Der geſchäftsführende
Aus=
chuß des bayeriſchen Landtages genehmigte die
Strafver=
okgung des kommuniſtiſchen Abgeordneten
Hiſenberger wegen Hochverrats.
Zum Steuerabzug vom Arbeitslohn.
Berlin; 1. März. (Wolff.) Die neuen
Ermäßigungs=
ätze beim Steuerabzug vom Arbeitslohn konnten
icht ſchon am 1. Februar, ſondern erſt am 1. März in Kraft
eſetzt werden". Um einen Ausgleich zu ſchaffen, wurde durch
Verordnung vom 15. Februar beſtimmt, daß der auf die letzten
echs vollen Arbeitstage des Monats Februar entfallende
Ar=
zeitslohn ſteuerfrei bleiben ſoll. Deckt ſich die
Lohnzahlungs=
veriode nicht mit den letzten vollen ſechs Arbeitstagen des
Nonats Februar, ſo ſoll ein der Lohnzahlungsperiode
ent=
prechender Zeitraum von ſechs Arbeitstagen maßgebend ſein.
Dabei läßt es ſich nicht vermeiden, auf einen oder mehrere Tage
des März überzugreifen. Je nach der Bemeſſung des
Zeit=
aumes und der Höhe des Lohnes kann dies für den
Arbeit=
iehmer günſtiger oder ungünſtiger wirken, als wenn die
etzten ſechs vollen Arbeitstage des Monats Februar zugrunde
verkſchaften bei der grundlegenden Beſprechung im
Reichs=
inanzminiſterium am 3. Februar hingewieſen.
Keine Brotpreiserhöhung.
UU. Berlin, 1. März. Das Reichsminiſterium
beſchäf=
tigte ſich in ſeiner geſtrigen Sitzung mit der Frage der
Brot=
breiserhöhung und der Erhöhung der Frachten.
Beſchlüſſe wurden nicht gefaßt. Es wurde aber zum Ausdruck
gebracht, daß die Niederhaltung des Brotpreiſes
neuer=
dings unbedingt notwendig ſei, und daß die Reichsregierung in
dieſer Beziehung dazu beitragen müſſe. Eine Erhöhung der
preiserhöhung zurzeit nicht beabſichtigt.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 2. Mürz 1923
Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 1. März. (Eigener Bericht.) Am Regierungstiſche:
Reichswirtſchaftsminiſtev Dr. Becker.
Das Kohlenſteuergeſetz wird an den Steuerasſchuß überwieſen.
Der Geſetzentwurf, welcher die Gewerbe= und Kaufmannsgerichte der
Vergewaltigung des Ruhrgebietes ein Schreiben an die Geldentwertung anpaſſen will, wurde angendmmen; desgleichen eine
Vorlage über die Enhöhung der ſtandesamtlichen Gebühren. Das
Preſſe=
notgeſetz iſt erneut vom Reichstagsausſchuß bevaten worden, da der
Reichsvat gegen die Feſtſetzung der Holzabgabe auuf 2 Prozent Einſpruch
erhoben hatte. Der Ausſchuß ſchlägt jetzt, wie Dr. Külz (Deu)
mit=
teilt, 1,5 Prozent vor, und erſucht in einer Entſchließung die Regierung,
die Holzabgabe zur Verbilligung des Druckpreiſes auf 2 Prozent
feſt=
zuſetzen. Fünf Prozent dieſer Abgabe ſoll den Ländern zur
Verbilli=
gung der Schulbücher zugewieſen werden. Der Antrag wurde damn
au=
genommen; desgleichen die Entſchließung. Der Präſident ſpricht dabei
die Hoffnung aus, daß der Reichsrat nunmehr dem Kompromiß in
dieſer Form zuſtimment möge.
Darauf wird die zweite Leſung des Haushaltplaues fortgeſetzt, und
Schuld, die das Unglücksdokument von Verſailles uns zu= zwar beim Verkehrsminiſterium, Abteilung für Waſſerſtraßen und
Luſt=
verkehr — Die Haushaltspläne werden ohne Einſpruch angenommen.
Desgleichen eine Entſchließung, die Erſparniſſe beim Reichswaſſerſchutz
verlangt.
Darauf vertagt ſich das Haus auf Freitag, 2 Uhr: Goldanleihe,
Krankenkaſſengeſetz, Arbeitsloſenverſicherung. — Schluß 3 Uhr.
Hauptausſchuß des Reichstags.
Beratung des Geſetzentwurfes zur Bildung eines Deviſenfonds.
Berlin, 1. März., (Wolff.) Im Hauptausſchuß des Neichstags
ſtand der Geſetzentwurf über die Beſchaffung von Mitteln zur
Bildung eines Devfſenfonds zur Beratung. Der
Reichsfinanz=
miniſter führte aus, daß im Intereſſe der Stützung der Währung das
Reich eines jederzeit greifbaren Vorrats an Deviſen bedürfe. Die
An=
leihe von 50 Millionen Dollars ſolle ausgegeben werden, um die in der
Privatwirtſchaft vorhandenen Deviſen, ſoweit ſie nicht ſür laufende
Ver=
pflichtungen gebraucht werden, dem allgemeinen Intereſſe dienſtbar zu
machen. Es ſei notwendig, die Anleihe in ausländiſcher Währung
auf=
zulegen, da ihr Ziel nur erreicht werden könne, wen dem Reich
auslän=
diſche Zahlungsmittel zufließen. Die Einzahlung könne unter
entſpre=
chender Anuechnung in jeder hochwertigen Währung geleiſtet werden.
Der Deviſenfonds ſolle geſondert vevwaltet werden und im Zeitpunkte
der Fälligkeit der Anleihe zum mindeſtens den für die Tilgung
erforder=
lichen Betrag erhalten. Nach längeren Ausführungen des ehemaligen
nicht getrennt werden konnte. Erſt als polizeiliche Verſtärkun= Reichswirtſchaftsminiſters Schmidt, der mit ſeinen ſozialiſtiſchen
gen herankamen, konnten die ſtreitenden Gruppen getrennt und Parteifreunden dem Grundgedanken der Anleihe ebenſo ſympathiſch
gegenüberſteht wie die Abgeordneten Rießer und Helfferich, die für die
Deutſche Volkspartei bzw. für die Deutſchmationale Volkspartei ſprachen,
wurde auf Antrag des Abg. Helfferich die Ueberſchrift des Geſetzes
in „Entwurf eines Geſetzes über die Ausgabe von Dollar=
Schatzanweiſungen” umgewandelt und 8 1 Abſatz 2
folgender=
maßen gefaßt:
„Eine Veranſchlagung der mit der Begebung der Schatzanweiſungen
und mit der Verwendung ihres Erlöſes zuſammenhängenden
Einnah=
in der Reichshautshaltsrechnung findet nicht ſtatt, jedoch iſt dem
Rech=
nungshof des Deutſchen Reiches über dieſe Einnahmen und Ausgaben
2s ſich nicht um Ruhrflüchtlinge, ſondern um Arbeitsloſe und jährlich beſonders Rechnung zu legen.‟ Der Geſetzentwurf wurde mit
dieſen Abänderungen vom Hauptausſchuß angenonmen.
Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Becher zur Lage.
Berlin, 28. Febr. (Ergänzung unſerer geſtrigen
Mel=
dung.) Im Haushaltsausſchuß des Reichstags betonte
Reichs=
wirtſchaftsminiſter Dr. Becker weiter, daß es den Franzoſen
auch bis heute noch nicht gelungen ſei, Kohle und Koks in
nen=
nenswerter Menge über die franzöſiſche Grenze zu bringen. In
den erſten drei Wochen hätten die Franzoſen ungefähr 53 00
Tonnen Kohle fortſchaffen können, eine Menge, die ſie vor dem
Ruhreinbruch von Deutſchland an einem einzigen Tage
erhal=
ten hätten. Das in der Kohlen= und Koksverſorgung von
Deutſchland abhängige Frankreich leide unter einer Kohlen= und
Kotsknappheit, wie man ſie in Deutſchland kaum im Kriege
kennen gelernt habe. Demgegenüber ſei Deutſchland
erfreulicher=
weiſe bisher aller Schwierigkeiten Herr geworden, und nach
menſchlichem Ermeſſen könne man die zuverſichtliche Hoffnung
haben, daß in Deutſchland auch zukünftig die Verhältniſſe in der
erſtrebten Weiſe gemeiſtert werden könnten. Den Preisrückgang
betreffend hätten diejenigen Güter, zu deren Herſtellung
aus=
ländiſches Rohmaterial verwendet werde, ihren Preis ziemlich
raſch abgebaut. Allerdings könne der Preisabbau nicht, ſo
ſchnell erfolgen, wie der Deviſenrückgang ſich vollzogen habe,
denn zwiſchen Erzeugung und Verbrauch einer Ware lägen zu
viele Stationen. Er habe ſich aber bereits beim Beginn der
Deviſenſenkung mit ſämtlichen Spitzenverbänden in Verbindung
geſetzt, um einen ſyſtematiſchen Preisabbau zu erzielen. Es
ſei auch ein Einvernehmen mit den Länderregierungen und allen
zelegt werden. Auf dieſe Folge wurden die Vertreter; der Ge= in Frage kommenden Behörden erzielt worden, um gemeinſam
auf eine möglichſt ſchnelle Anpaſſung der Warenpreiſe an die
rückläufige Deviſenentwickelung hinzuarbeiten. Wenn es
gelin=
gen werde, die Bergarbeiterlöhne auf dem derzeitigen Stand
zu halten, ſei ein ſehr wichtiger Schritt zur Löſung der
allge=
meinen Preisfrage getan. Es liege im Intereſſe der
Arbeiter=
ſchaft ſowie des ganzen deutſchen Volkes, wenn nun der endlich
ſchwach einſetzenden Entwickelung der Warenpreiſe nach unten
nicht dadurch ein Riegel vorgeſchoben werde, daß infolge
wei=
terer Erhöhung der Bergarbeiterlöhne der Kohlenpreis und
da=
mit die geſamte Baſis für die allgemeine Preisgeſtaltung
wie=
der nach oben gedrückt werde. Im Intereſſe der Vermeidung
einer Lohnerhöhung und der ſich daraus ergebenden weiteren
Eiſenbahnfrachten iſt nicht zu erwarten. Ebenſo iſt eine Bröt= Geſtaltung des allgemeinen Preisnipeaus müſſe der Brotpreis
miöglichſt auf der alten Höhe gehalten werden.
eite 3.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 2. März.
Aus dem Stadtparlament.
* Die Kampfanſage der Sozialdemokraten in Schulfragen
hat bisher zu allzu tragiſchen Konflikten nicht geführt. Auch
geſtern nicht. Zwar ſchickte die Partei einen ihrer fähigſten
Köpfe, den Stadtverordneten Leuſchner, vor, um gegen die
be=
antragten Bewilligungen der Schulkoſten Sturm laufen zu
laſſen, aber dieſer Sturmlauf blieb beſchränkt auf die ſchon oft
gehörte grundſätzliche Stellung der Sozialdemokraten zu den
Schulfragen und auf den Antrag, die Koſtenbewilligungen zu
vertagen, einen Antrag, der kaum ernſt gemeint war, denn
es handelte ſich um nachträgliche Bewilligung von
Aufwen=
dungen, die 1922 gemacht wurden, und der auch abgelehnt wurde.
Für die Bewilligung der Summe ſtimmte dann ſelbſt die Hälfte
der Sozialdemokraten, was durchaus vernünftig war.
Des längeren unterhielt man ſich über Dinge, die der
Weis=
heit letzten Schluß bedeuten, die den direkt davon Betroffenen
am wenigſten intereſſieren, weil ſie ihn nicht mehr intereſſieren
können (denn der Tote überläßt die Sorge um das, was
nach ihm kommt, den „Leidtragenden”), über das
Beerdi=
gungsweſen. Und wenn der gewiſſenhafte Berichterſtatter
auch bei dieſer in mehr als einer Beziehung toternſten Sache
mehrfah „Heiterkeit” regiſtrieren muß, ſo gebietet ihm doch die
gleiche Gewiſſenhaftigkeit; zu ſagen, daß dieſe Heiterkeit eine
recht wehmütige war, vielleicht eine Art mit Selbſtironie
gepaar=
ten Galgenhumors darüber, daß die Not des Volkes ſo groß
geworden, daß es tatſächlich ſchier unmöglich wird, dem
Heim=
gegangenen einen würdigen Abgang von der Bühne dieſes
trauervollen Erdendaſeins zu verſchaffen. Die alſo als „
weh=
mütig” charakteriſierte Heiterkeit trat ein, als ein Redner von links
zur Begründung ſeiner Anſicht ausführte, daß durch
Kommunali=
ſierung des Beſtattungsweſens kaum Arbeitsloſigkeit eintreten
könne, denn die Herren der Verwaltung dürften doch kaum die
Abſicht haben, ſelbſt Särge zu bauen und ſelbſt Totengräber zu
ſpielen; und ſie trat ein, als von rechts gefragt wurde, ob nach
Einführung des Einheitsſarges ſich wenigſtens die Leute, die
ihren „beſſeren” Sarg ſchon gekauft haben, noch in dieſem
be=
erdigen laſſen dürften:
Im übrigen waren die ſachlichen Beſchlüſſe, ſo gut ſie
ge=
meint ſind, kaum ausreichend, um eine fühlbare
Verbilli=
gung des Beerdigungsweſens zu erreichen. Man beſchloß, einen
ganz einfachen „Einheitsſarg” zwangsweiſe einzuführen.
Dieſer einfachſte Sarg aber koſtet heute auch ſchon über 60000
Mark, da die Stadtverwaltung ſich außerſtande erklärte, das
Holz zu dieſen Särgen aus ſtädtiſchem Beſitz zur Verfügung zu
ſtellen. Die reſtloſe Kommungliſierung des geſamten
Beſtattungsweſens wurde allerdings abgelehnt, aber was noch
davon übrig bleibt, iſt nach allgemeiner Anſicht nur eine Frage
der Zeit. Jedenfalls iſt der Einheitsſarg eine erheblicher Schritt
auf dieſem Wege. Erreicht iſt zunächſt die Feſtigung des
Grund=
ſatzes, daß vor dem Tode alle gleich ſind, daß die
klaſſi=
fizierten Beerdigungen in der äußeren Form in dieſer Richtung
aufhören.
Daß man den Vorſchlag, überhaupt ohne Sarg zu
beerdi=
gen, für nicht diskutabel hielt, wird die Zuſtimmung aller
fin=
den, die noch auch in der großen Not nicht ſo abgeſtumpft ſind,
daß ſie dieſe Dinge gefühlsmäßig beurteilen. Wobei die
Frage nach billigerem Erſatz für Holz immer noch offen bleibt.
Im übrigen vergleiche man den ausführlichen
Sitzungs=
bericht.
St.
— Ernannt wurden: am 13. November 1922 der Schulamtsonwärter
Hans Flach aus Mainz zum Lehrer an der Volksſchule zu Hechtsheim
(Kreis Mainz); am 21. Februar 1923 der Vermeſſungspraktikant Philipp
Rühl zu Worms und am 25. Februau 1923 der Vermeſſungspraktikant
Peter Döß zu Alzey, beide mit Rückwirkung vom 1. April 1922 ab, zu
Obervermeſſungsſekretären: am 24. Februar 1923 der Schulamtsanwärter
Heinrich Kalkhof aus Sterbfritz (Kreis Schlüchtern) zum Lehrer a
der Volksſchule zu Reuters (Kreis Lauterbach).
— Schulferien. Das Heſſiſche Landesamt für das Bildungsweſen
erläßt folgendes Ausſchreiben: Verſchiedene Aufragen über unſer
Aus=
ſchreiben vom 17. Dezember 1922 zeigen uns, daß vielfach die
Anſchau=
ung vorhanden iſt, als ſei mit dieſem Ausſchreiben eine Verlängerung
der Geſamtdauer der Schulferien eines Schuljahres geſtattet. Dieſe
An=
ſicht iſt irrig. Eine Verlängerung der Geſamtdauer der Ferien eines
Schuljahres über das in unſerer Verfügung vom 2. Mai 1922
vorge=
ſchriebene Maß hinaus kann unter keinen Umſtänden erfolgen. Alle
Ab=
weichungen von der üblichen Dauer der einzelnen Ferien — Einlegung
von Kohlenferien, Verlängerung der Sommer= oder Herbſtſevien wegen
Einbringung der Emnte uſw. — dürfen nur innerhalb des
vorgeſchrie=
benen Geſamtmaßes der Schulferien vorgenommen werden. Unſer
Aus=
ſchreiben vom 17. Dezember 1922 gibt lediglich die Ermächtigung, die
diesjährigen Oſterferien bereits am 10. März nach Beendigung des
ſtun=
denplanmäßigen Unterrichts — erſter Ferientag: Soyntag, 11. März
beginnen zu laſſen und ihnen damit eine längere Dauer zu geben. Eine
für ganz Heſſen einheitliche Feſtſetzung des Beginns der Oſterferien auf
den 10. März iſt keineswegs beabſichtigt oder erwünſcht. Von der
Mög=
lichteit des früheren Ferienbeginns werden zweckmäßig nur die
Gemein=
den Gebrauch machen, die durch Kohlenmangel dazu gezwungen werden.
Alle Gemeinden, die mit Brennſtoffen herſorgt ſind, insbeſondere aus
den ländlichen Gemeinden, die eine Kürzung der Sommer= und
Herbſt=
ferien nicht wüinſchen, wird empfohlen, die Oſterfeuien nicht dor dem ſo
üblichen Tage (25. März) beginnen zu laſſen. Der Beginn muß fü
Volfs=, Fortbildungs= und höhere Schulen derſelben Gemeinde einheit
lich feſtgeſetzt werden. Wo im Schuljahre 1922/23 die Heubſtferien für
Kartoffelernte verlängert und die damals ausgefallenen Schultage
nicht nachgehalten worden ſind, hat dies durch Kürzung der Oſterfe
zu geſchehen. Wo nach unſerem Ausſchreiben vom 17. Dezeuber 192.
Das Ruhrrevier in Zahlen.
* Die Bedeutung des Ruhrreviers für unſere Wirtſchaft
uind die großartige Organiſation dieſes Induſtriezentrums
tre=
ten anſchaulich hervor aus den Zahlen, die Willi Lindner in
einem „Das Herz Deutſchlands” betitelten Aufſatz der „
Berg=
ſtadt” mitteilt. Trotz des ſtarken Abbaues der Flöze ruhen noch
für viele Jahrhunderte Kohlenſchätze im Schoß der weſtfäliſchen
Erde. Der Kohlenreichtum des Ruhrbeckens wird bis zu 200
Meter Tiefe auf 11 Milliarden Tonnen geſchätzt, von 700 bis
1000 Meter auf 18 Milliarden, von 1000 bis 1500 Meter auf
25 Milliarden und noch tiefer auf 75 Milliarden Tonnen. Bei
einem jährlichen Abbau von durchſchnittlich 70 bis 80 Millionen
Tonnen würde alſo der Beſtand bis zu 1500 Meter, noch die
kächſten 800 Jahre reichen; dann kämen erſt die noch tieferen
Reſerven an die Reihe, und wan darf wohl annehmen, daß die
drohende Erſchöpfung durch die Vervollkommnung der
tech=
ſtiſchen Mittel immer weiter hinausgerückt werden wird. Die
Hebung dieſer ungeheueren wirtſchaftlichen Werte erfolgt durch
eine vielgeſtaltige Organiſation, die auf das feinſte
zuſammen=
arbeitet. Der Oberbergamtsbezirk Dortmund, dem ſämtliche
164 Zechen des Ruhrreviers unterſtehen, iſt in 20 Bergreviere
eingeteilt, von denen jedes wieder eine beſtimmte Anzahl von
Sechen umfaßt. Die wichtigſten Zechen ſind die der
Gelſen=
lirchener Bergwerksgeſellſchaft, die 1921 eine Geſamtbelegſchaft
don 45 000 Mann aufwieſen und 9995 700 Tonnen Kohlen und
1 426 000 Tonnen Koks produzierten. An zweiter Stelle ſteht
ie Wercherlche eir uit eite Weſeſchſgeſite e iſt
Mann und einer Erzeugung von 4 471800 Tonnen Kohle und
263 540 Tonnen Koks. Weiter wären zu nennen die Deurſch=
Luxemburgiſche Bergwerks= und Hütten=Aktiengeſellſchaft mir
26 000 Mann Belegſchaft, 3 635 000 Tonnen Kohlen und 853000
Tonnen Koks, die Rheiniſchen Stahlwerke mit 15 000 Mann
Belegſchaft, die Phönix=Geſellſchaft mit 19 000 Mann und die
Gute=Hoffnungs=Hütte mit 16 000 Mann. Neben dieſen Privat=
2e.
der preußiſchen Bergwerksdireltion in Recklinghauſen
unterſtehen. Der Präſident dieſer Direktion, der Geh.
Ober=
bergrat Raiffeiſen, wurde ja bekanntlich als erſter
Bergwerks=
beamter von den Franzoſen verhaftet. Die Berginſpektion 1 in
Jbbenbühren bei Osnabrück gehört nicht zum Rheiniſch=
Weſt=
fäliſchen Kohlenſyndikat, ſondern zum niederſächſiſchen
Kohlen=
wirtſchaftsgebiet und kommt daher für den Nuhrbergbau nicht
in Betracht. Die Berginſpektion 2 in Gladbeck umfaßt die
Möller= und Rheinbaben=Schächte, die Fett=, Gas= und
Gas=
ſchlommkohle fördern. Die Erzeugung der beiden Schächte
be=
trug 1920 1 245 392 Tonnen Steinkohle und 478 439 Tonnen
Koks. Die Belegſchaft zählte 7576 Mann, und in demſelben
Jahre 1920 waren 274 Koksöfen in Betrieb. Die
Berginſpek=
tion 3 in Buer mit den Zechen Bergmannsglück und Weſterholt
fürdert Fettkohle, und zwar betrug die Förderung 1920 1 524 253
Tonnen Kohle und 400 553 Tonnen Koks bei 8411 Mann
Beleg=
ſchaft und 222 Koksöfen. Die Berginſpektion 4 bewirtſchaftet
die Fettkohlenzeche Waltrop, auf der 1920 bei einer Belegſchaft
von 2470 Mann und 180 Koksöfen 275 872 Tonnen Steinkohle
und 209 781 Tonnen Koks gefördert wurden. Die
Berginſpek=
tion 5, die ihren Sitz in Zweckel bei Gladbeck hat, umfaßt die
Zechen Zweckel und Scholven und fördert Fettkohle, Gas= und
Gasſchlammkohle. Die Förderung betrug 1920 bei einer
Beleg=
ſchaft von 5140 Mann und 110 Koksöfen 865 238 Tonnen
Stein=
kohle und 210807 Tonnen Koks. Die Geſamtförderung der
ſtaatlichen Zechen betrug 1920 4 169 214 Tonnen Kohle, 1 239 580
Tonnen Koks bei einer Geſamtbelegſchaft von 25 786 Mann.
Durch ihre Kokereien gewinnen die ſtaatlichen und
Privat=
zechen viele Nebenerzeugniſſe, wie Schwefelſäure, Ammoniak,
Teer, Rohnaphthol, Benzol, Leuchtgas; Heizgas, Ziegelſteine,
Schwefelkies uſw. Die chemiſche Juduſtrie hat daher im
An=
ſchluß an dieſe Kokereien, deren Koksgewinnung bei den
Privat=
zechen 1920 21 Millionen Tonnen betrug, einen bedeutenden
Auf=
ſchwung genommen. Im Oberbergamtsbezirk Dortmund allein
ſtiegen von 1897—1911 die Produktionsmengen für
ſchweſel=
ſaures Ammoniak von 23 447 Tonnen auf 236 220 Tonnen, für
Teer von 38 623 Tonnen auf 569 862 Tonnen, für Benzol von
3624 Tonnen auf 68 209 Tonnen. Hand in Hand mit der
Ent=
wickelung des Bergbaues ging die der Eiſen= und Stahlinduſtrie,
des Hütten= und Hochofenweſens. Weſtfalen allein beſitzt 48
Erzbergwerke, aber noch wichtiger iſt die Eiſenverhüttung, die
im rheiniſch=weſtfäliſchen Ind uſtriegebiet vor ſich geht. Es gibt
da 78 Eiſen= und Stahlmerke, 36 Hüttenwerke mit 119 Hochöfen,
250 Gießereien und Walzwerke, 1618 Maſchinenfabriken, dazu
Papierfabriken, chemiſche Fabriken, Textilwebereien, Brauereien,
Gerbereien, Glashütten. Auch hier hat man die einzelnen
In=
duſtriezweige zu großen Betriebseinheiten zuſammengeſchloſien,
indem Hochofenwerke mit Stahlwerken und dieſe wieder mit
Walzwerken vereinigt wurden. Mit den großen Gußſtahl= und
Walzwerken iſt in Weſtfalen eine ausgedehnte Induſtrie der
Metallverarbeitung verknüpft.
* Vom neueſten Regenſchirm. Kaum ein anderer
Gegen=
ſtand hat ſich unter der Einwirkung der neueſten Mode ſo
ver=
ändert wie unſer guter alter Regenſchirm. Anſtelle eines
ſchlan=
ken, langen Dinges, auf deſſen Eleganz beſonderer Wert gelegt
Säunder iß Senal wehdert: ſe Pweni ie Fcheudhniſche
werden, an einem Ning, den man am Finger trägt. Die Lieb
lingsfarbe, in der dieſe Regenſchirme gehalten ſind, iſt
Neger=
braun, und dieſe Farbe wird noch unterſtrichen, indem man die
Bänder, die den Schirm zuſammenhalten, in einem
kontraſtie=
renden Tone ausführt. So wird z. B. ein ſchwarzer Regenſchirn
mit purpurnen Bändern zuſammengebunden und ein brauue
mit grünen. Das Auffälligſte aber an dieſen ſtumpfen Schirmet
iſt der Handgriff, der die wunderlichſten Formen und
Verzierun=
gen aufweiſt. Manche Schirme haben ganz dicke Knöpfe aus po.
liertem Holz mit ledernen Troddeln; die meiſten Griffe abe
ſind geſchuitzt, und in dieſen Schnitzereien lebt ſich die erotiſche
Phantaſie unſerer Damenwelt aus. Das Zahmſte iſt noch
ir=
gendeine in bunten Farben ausgeführte Blume oder Frucht, an
der man den Schirm in der Hand hält. Eigenartiger wirken
ſchon die Griffe aus Bambusrohr, die roſtbraun oder
dunkel=
braun gefärbt ſind und von einem buuten Froſch oder einigen
geſchnitzten Fliegen gekrönt ſerden. Die Elfenbeingriffe weiſen
wahre Kunſtverke der Schnitzerei auf, ganze menſchliche Figuren
ſo z. B. Pierrots oder weibliche Geſtalten in ſanften Farben.
Blumenornamente harmoniſieren in ihrer Farbe mit der
kolo=
riſtiſchen Note der Seidenbeſpannung. Beſonders beliebt ſind
Griffe, die drei Dahlien in verſchiedenen Farben zeig
ein Griff, der den Namen Türklinfe erhalten hat.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Frritag, den 2. März 1923,
Rumwer 60.
Sie Weihnachts= und Oſterferien verlängert worden ſind oder werden,
muß die Verlängerung durch entſprechende Kürzung der Pfingſt=,
Som=
mer= oder Herbſtferien wieder ausgeglichen werden. In künftigen Fällen
einer Abweichung von der ſeither üblichen Dauer der einzelnen Ferien iſt
entſprechend zu verfahret.
— Heſſiſches Landestheater. Marionettenſpiele. Da die
Nachfvagen bei den letzten Aufführungen von „Aſchenbrödel” nicht alls
hefriedigt werden konnten und viele Beſucher wieder nach Hauſe gehen
mußten, nird das Märchen am Sonntag, den 4. März, nachm. 2½ Uhr,
lbisderholt.
— Die Freie Literaiſch=Künſtleriſche Gefellſchaft hat für die heute
Freitag, 7½ Uhr, im Mathildenhöhſaal ſtattfindende Vevanſtaltung,
die der älteren deutſchen Dichtung gewidmet iſt, ein überaus
reizvolles Programm aufgeſtellt. Die ſchönſten Schätze des deutſchen
Mittelalters ſollen der Gegenart erſchloſſen werden: von dem
Minne=
ſänger Walter von der Vogelweide foll der Abend über den Bayern
Neidhart von Reuenthal, den Ritter Kürenberg und den Dominikaner
Suſo bis zu dem Beginn der Neueren Dichtung mit Johannes Chriſtian
(ünther und Heinrich Brockes führen. Die Namen der Mitwirkenden:
Eliſabeth Stieler, Wilhelm Michel und Theo Boegel,
verbür=
ger eine künſtleriſche Ausführung. Kartci bei Buchhandlung A.
Berg=
ſträßer.
— Hiſtoriſcher Perein. Am Montag, den 5. März, nachmittags
6 Uhr, pünktlich ſpricht im Vortragsſaal des Realgymnaſiums (
Ein=
gang Kirchſtraße) Herr Archivdirektor Dr. J. R. Dieterich über:
„Der Dichter des Nibelungenliedes‟. Der für den März angekündigte
Vortrag des Herrn Univerſitätsprofeſſors Geheimerat Dr. Fabricius,
Freiburg, findet im April ſtatt. — Die Mitglieder werden auf die im
Gewerbemuſeum bis zum 20. März, täglich von 11—½1, Sonntags
von 11—1 Uhr ausgeſtellte handſchriftliche Familienchronik „Die
Bücking aus Alsfeld”, bearbeitet von Studienrat Dr. E. Becker,
Offen=
hach, geſchrieben und geſchmückt von Otto Reichert, Offenbach, Lehrer
für Schrift an der Techniſchen Hochſchule in Darmſtadt, noch beſonders
aufmerkſam gemacht. Die prächtige Leiſtung der wieder in Aufnahme
kommenden Schreibkunſt wird am Sonntag, den 4, ds. Mts., vormittags
11 Uhr von dem Künſtler ſelbſt vorgezeigt und erläutert werden.
— Der Sterbekaffeverein Darmſtadt hielt ſeine 36, ordentliche
Haupt=
derſammlung ab. Der wichtigſte Punkt der Tagesordnung betraf die
Evhöhung des Beitrags uſw. und des Sterbegeldes. Durch die
fortſchrei=
tende Entwertung unſerer Mark iſt der ſeither erhobene Beitrag von
1 Mk. für jeden Sterbefall und das zur Auszahlung kommende
Sterbe=
geld nicht mehr zeitgemäß. Es wurde daher von ſeiten des Vorſtandes
nachſtehender Antrag zur Beſchlußfaſſung, bei Ablehnung desſelben die
Auflöſung des Vereins der Verſammlung umterbreitet. Nach längerer
Arsfprache fand der Antrag: „Erhöhung eines Beitrags von 50 Mk. für
jeden Sterbefall und für die blinde Sterbequote, entſprechende Erhöhung
des Entrittsgeldes und der Sterbegelder, ſowie Erhebung dieſes Betrags
für fünf Sterbefälle im voraus”, faſt einſtimmige Annahme. Bei einem
Beſtand von faſt 1000 Mitgliedern beträgt das zu gewährende
Sterbe=
geld über 40 000 Mk. Beitritt kann zu jeder Zeit erfolgen, und ſind
Aufnahmeformrulare bei Herrn L. Simon, Grafenſtraße, erhältlich,
— Jsrgelitiſche Religionsgemeinde. Auf die heutige
Bekannt=
machung betr. die für das Rechnungsjahr 1821 feſtgeſetzte endgültige
Kultusſteuer wird hingewieſen.
— Orpheum. Sonntag nachmittag iſt Volksvorſtellung mit
er=
mäßigten Preiſen. — Gegeben wird der muſikaliſche Schwank „Der
Klapperſtorch fliegt”. — (S. Anz.)
v. Strafkammer. Einen gemeinen Streich hatte der jetzt 44
Jahre alte, vorbeſtrafte Steinhauer Georg Schäfer von Heubach i. O.
im Herbſt 192) gegen ſeinen Schwager, Maſchinenputzer Ludwig
Schimpf daſelbſt verübt, und er war deshalb der ſchweren
Urkunden=
fälſchung angeklagt, leugnete aber beharrlich. Schimpf ſteht im
Eiſen=
hahndienſt, und es handelt ſich um zwei, damals bei ſeiner vorgeſetzten
Behörde, der Direktion Mainz, eingelaufene, ihn mannigfacher
Dieb=
ſtähle im Amt und außerhalb desſelben bezichtigende Briefe. Sie
waren mit „Flurſchütz Peter Buchheimer in Heubach”, unterzeichnet,
rührten von dieſem nicht her und ſind, wie das Gutachten des
Sach=
verſtändigen, Gerichtschemikers Dr. Popp=Frankfurt a. M., im Verein
mit ſonſtiger Belaſtung zweifellos ergab, von Schäfer geſchrieben. Die
dadurch gegen Schimpf veranlaßten Ermittlungen verliefen zu ſeinen
Gunſten, und es lenkte ſich der Verdacht der Verfaſſerſchaft beider, im
Weſentlichen unbegründeter Machwerke auf den Angeklagten. Er
lebte zwar mit jenem Schwager nicht gerade in Feindſchaft, doch
waren aus einer nicht lange vorher ſtattgehabten Erbteilung gewiſſe
Unſtimmigkeiten vorhanden und ſoll Schäfers Frau (eine Schweſter
der Frau Schimpf) geſchürt haben. Der Angeklagte iſt geiſtig gering
begabt und nach gerichtsärztlichem Gutachten als Pfychopath von ge=
Aeußerungen die verdächtigen Momente verſtärkt, indem er allzu
vor=
ſichtig den Sachverhalt verſchleiern wollte. Als nämlich ſeitens der
Bahnbehörde nebſt Gendarmerie auf die Briefe hin Hausſuchung bei
Schimpf erfolgt war, bemerkte Schäfer zu deſſen Frau, ſie ſollten nur
nicht denken, daß die Briefe von ihm herrührten. Eben ſo wußte er
einem Dritten eine dieſen betreffende Einzelheit aus beſagtem
Brief=
inhalt mitzuteilen, obwohl letzterer ſonſt nicht bekannt ſein konnte.
Die Urkundenfälſchung iſt erſchwert, weil ſie einem Anderen Schaden
zuzufügen bezweckte, und es wäre ohne Zubilligung mildernder
Um=
ſtände Zuchthaus verwirkt geweſen. Sie wurden in Anbetracht des
pfhchiatriſchen Befunds dem Angeklagten gewährt, und das Urteil
lautet auf 4 Monate Gefängnis. — Die Schöffengerichtliche
Verur=
teilung des hieſigen Althändlers Moritz Karbowitz wegen Hehlerei zu
100000 Mk. Geldſtrafe event. 3 Monaten Gefängnis war beiderſeits
angefochten, und man erachtete auch in zweiter Inſtanz die Schuld des
gutgläubigen Erwerb vorſchützenden Angeklagten für erwieſen. Er
hatte Dieben geſtohlenes Stabeiſen zu billigem Preis abgekauft, und
das Berufungsgericht verurteilte ihn ſtatt der Geldſtrafe zu drei
Monaten Gefängnis.
n. Schöffengericht I. Wieder einmal handelt es ſich um
Metalldieb=
ſtahl und die daraus erwachſene Hehlerei eines Althändlers. Gerade
der letztere Punkt wurde in ſeiner Gemeingefährlichkeit vom Gericht
fcharf betont, wie dies ſchon mehrfach geſchehen iſt. Als Diebe waren
Garner Ernſt Laubach,Metzger Arthur Teile und Arbeiter
Ehrenfried Schulz, ſämtlich von hier, angeklagt und geſtändig,
wäh=
rend der Althändler Abraham Posner für den Erwerb der Beute die
übliche Ausrede guten Glaubens vorbrachte. Sie verfing um ſo weni=
ger, als neben den ſonſtigen verdächtigen Umſtänden die Beſchaffenheit
des fraglichen Diebsguts ſehr deutlich auf deſſen Herkunft hinwies und
inen anderen, gewiſſenhafteren Althändler zur Benachrichtigung der
Polizei veranlaßt hatte. „Jene drei Erſtgenannten hatten ſich
herumge=
trieben und ſo auf dem Bahndamm nahe der Pallgswieſenſtraße
meh=
ere ausgewechſelte Schienen (mit noch daran befindlichen Laſchen)
ent=
deckt. Sie ſchleppten dieſe Stücke einſtweilen in den angrenzenden
Wald und brachten ſie ſpäter gemeinſam mittels Karrens weg. Der
An=
geklagte P. kaufte 400 Kilo und bezahlte dafür nur etwa die Hälfte des
derzeitigen Wertes mit 8000 Mark. Dem Angeklagten Sch. fällt
außer=
dem noch eine Hehlerei nebſt Urkundenfälſchung zur Laſt, ſveil er einem
anderen, noch nicht ergriffenen Dkeb beim Abſatzverſuch behilflich war
und ſich einer fälſchlich angefertigten Beſcheinigung bediente. Er wurde
zu insgeſamt 6 Monaten Gefängnis verurteilt, und es erhielten L. 4,
Th. 3 und der Angeklagte P. für ſeine Hehlerei 4 Monate Gefängnis.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Zu dem Lichtbildervortrag „Aegypten, das Wunderland
der Pymmiden” ladet die Knabenabteilung des Chriſtlichen Vereins
Junger Männer alle Kinder unter 10 Jahrem am Samstag, den 3. März
nachmittags in das Heim des C. V. J.M., in der Infanterie=Kaſerne, ein.
Für Deckung der Unkoſten wird gebeten, 5 Mk. mitzubrigen.
— Der Chriſtliche Jugendverein Darmſtadt.
Die=
burger Straße 26, I ſchreibt uns: Wir möchten nicht unterlaſſen, auf
ſonſer am Sonntag, den 4. März, ſtatifindendes Jahpesfeſt hinzuweiſen.
Der Feſtgottesdienſt beginnt vormittags um 10 Uhr und findet in der
hieſigen Stadtkapelle ſtatt. Die Feſtpredigt hält Herr Pfr.
Trommers=
hauſen aus Frankfurt a. M. Die Nachfeier findet um 3 Uhr nachmittags
im Feierabendſaal (Stiftſtraße 51) ſtatt. Feſtredner iſt Herr Architekt
Stief von hier. Abends 8 Uhr anſchließend Familisnabend mit Tes im
Jugendheim (Dieburger Straße 26). Zubrot iſt mitzubringen. An
dieſem Abend wird Herr Bundesſekretär Keller aus Kreuznach ſprechen.
Deklamatorien, muſikaliſche Vorträge und turrneriſche Uebungen werden
zur Verſchönerung des Feſtes beitragen.
Aus den Parteien.
5. Politiſcher Abend der Deutſchen
Volkspar=
tei. Am Dienstag, den 6. März 1923, veranſtaltet die Deutſche
Volks=
partei ihren 5. „politiſchen Abend” bei Sitte. Wie bereits
angekün=
digt, ſpricht Frl. Stadtv. Kraſinski über „Wie erziehen wir unſere
Jugend zu tüchtigen Menſchen” Auf Wunſch verſchiedener Eltern
wird die Rednerin bei der Behandlung der Berufswahl beſonders
über den kaufmänniſchen Beruf für junge Mädchen eingehen. Die
Veranſtaltung beginnt wie gewöhnlich um 8 Uhr.
Demokratiſche Jugend. Der Vorſtand der demokratiſchen
Jugend erſucht ſeine Mitglieder, heute, Freitag abend, in der Aula
der Baugewerbeſchule zu dem Vortrag Ennv Nartens vollzählig zu
erſcheiner
Dr. E. A. Merck †
* Am Nachmittag des 28. Februar iſt Dr. E. A. Merck auf dem
alten Darmſtädter Friedhof zu Grabe getragen worden. Sein Tod hat
nicht nur der unter ſeiner langjährigen Mitarbeit zur heutigen Größe
herangewachſenen Firma einen ſchweren Verluſt bereitet. Auch weit
dar=
über hinaus wird es empfunden ſerden, daß wieder einer von denen
dachinging, die ſowohl durch die eigene Lebensarbeit wie durch die
kraft=
volle Führung und Förderung anderer an dem gewaltigen Bau der
deutſchen chemiſchen Induſtrie mitgebaut haben. Emanuel Auguſt
Merck war am 30. Juli 1855 in Darmſtadt geboren. Sein Vater,
Dr. Georg Franz Merck, war der zweitälteſte Sohn des Gründers der
Merckſchen Fabrik, Heinr. Em. Merck, und deſſen Nachfolger im Beſitze
der Engel=Apotheke. Beim Tode des Vaters noch nicht 18 Jahre alt,
widmete ſich E. A. Merck nach dem Beſuche der Gymnaſien in Darmſtadt
und Gotha der Apothekerlaufbahn, die er 1873 in der Apotheke von Dr.
Uloth in Bad=Nauheim begann und durch das pharmazeutiſche
Fach=
ſtudium in Straßburg und Würzburg abſchloß. Nach Ablegung der
Staatsprüfung ging er gemeinſam mit ſeinom Vetter Louis Merck, dem
ſpäteren Geh. Kommerzienrat, nach Freiburg zum Studium der Chemie und
erlangte dort 1883 die philoſophiſche Doktorwürde. Noch im gleichen Jahre
übernahm er die väterliche Apotheke und trat als Teilhaber in die Fabrik
ein. Hier waren ihm insbeſondere zwei wichtige Arbeitsgebiete unterſtellt;
die chemiſche Kontrollg der in der Fabrik dargeſtellten Präparate und die
Lagerung und Ausſtattung der fertigen Erzeugniſſe zum Verſand. Ihren
Weltruf verdanken die Merchſchen Produkte in erſter Linie dem von Dr,
E. A. Merck mit zäher Energie berfolgten und befeſtigten Grundſatz,
daß die Fabrikation ſtets nur auf die Darſtellung reinſter und
zuverläſſig=
ſter Prävarate ausgehen müſſe, und keine Ware die Fabrik verlaſſen
dürfe, die nicht zuvor die ſtrengſte Prüfung auf eimwandfreie,
weit=
gehendſte Anforderungen erfüllende Beſchaffenheit beſtanden hat. Welcha
organiſatoriſche Arbeit nötig war, um die Einrichtungen zur ſachgemäßen
Aufbewahrung, Abfüllung und Verpackung vieler tauſender chemiſcher
und pharmazeutiſcher Präparate von verſchiedenſten Eigenſchaften zu
ſchaffen, zeigen die ausgedehnken Magazinanlagen der um die Wende des
Jahrhunderts errichteten neuen Merchſchen Fabrik mit den jetzt im
Ent=
ſtehen befindlichen großen Erweiterungsbauten an der Nordgrenze des
Fabrikanweſens. Für die Pläne zu dieſen Neubauten ſind die
reichen techniſchen und praktiſchen Erfahrungen des Verſtorbenen
in erſter Liwie entſcheidend geſpeſen. Die Zahl der
Werls=
angehörigen, die in den erſten Jahren der Tätigkeit E. A. Mercks
zwiſchen 200 und 300 betragen hatte und um das Jahr 1900 auf
girka 1000 geſtiegen war, beträgt heute nahezu 4000. Seit dem Tode
ſeines Vetters Dr. Louis Merck im Jahre 1913 war auch die
Geſamt=
leitung der Firma auf Dr. E. A. Merck und ſeinen Bruder Dr. Willy
Merck übergegangen, und welche Laſten damit auf ihre Schiltern gelegt
waren, das hat wohl auch der Heimgegangene in keiner Zeit mehr
er=
fahren müſſen als in den Jahren des Weltkrieges und der darauf
folgen=
den Zeit der Umwälzungen. Trotz ſeiner ausgedehnten Tätigkeit
inner=
balb der Fabrik nahm Dr. E. A. Merck ſtets noch an der Verwaltung und
Führung ſeiner Apotheke tätigen Anteik. Sein Werk war auch die
Neu=
einvichtung und Verlegung der Apotheke im Jahre 1905 in das von
Profeſſor Metzendorf umgebaute Eckhaus am Luiſenplatz. Seiner
perſön=
lichen Initiative und Mitwirkung verdankt auch das neue Liebig=
Denk=
mal vor der Engel=Apotheke ſeine Entſtehung.
Schon früh wurde Dr. E. A. Merck zu öffentlichem Wirken berufen.
1884 wurde er zum Mitglied der pharmazeutiſchen Prüfungskommiſſion
au der Techniſchen Hochſchule in Darmſtadt ernannt. Faſt ein Jahrzehnr
gehörte er dem Reichsgeſundheitsrat an. Als die deutſche chemiſche
Induſtrie eine gemeinſame Vertretung bei der Weltausſtellung in Paris
im Jahre 1900 beſchloſſen hatte, wählte ſie ihn zum Obmann der
Abrei=
lung für chemiſche Präpavate und chemiſch=pharmazeutiſche Produkte
Die heute noch im Chemiſchen Muſeum der Techniſchen Hochſchule
Char=
lottenburg beſtehende Sammlung zeigt, wie würdig die Aufnabe gelöft
worden war. Auch von ſeinen umfangreichen Berufspflichten ließ ſich
Dr. E. A. Merck nicht hindern, zahlreichen induſtriellen, wiſſenſchaftlichen
und fachlichen Verbärden und Veveinen, teils in wichtigen
Verkrauens=
ſtellungen Jahre hindurch ſeine erfahrungsreiche Mitarbeit zu widmen.
So dem Verein deutſcher Chemiker, deſſen Mitbegründer und
langführi=
ger Vorſitzender er war, dem Verein zur Wahrung der Intereſſen der
chemiſchen Induſtrie Deutſchlands, der Deutſchen Chemiſchen Gefei’ſchaft,
der Deutſchen Pharmazeutiſchen Geſellſchaft, dem Deutſchen und dem
Heſſiſchen Apotheker=Verein. Ferner gehörte er der „Kaiſer Wilhelm=
Geſellſchaft zur Förderung der Wiſſenſchaft”, der Gießener
Hochſchul=
geſellſchaft und der Ernſt Ludwig=Hochſchulgeſellſchaft in Darmſtadt als
Mitglied an.
Auch an äußeren Chren hat es dieſem Manne nicht gefehlt. Im
Jahre 1900 war er zum Medizinalrat, 1915 zum Geh. Medizinalrat
er=
nannt worden. Der Landesherr hatte ihn 1913 in die Erſte Kammer der
Stände berufen und bei ſpäteren Anläſſen wiederholt mit hohen
Ordens=
auszeichtungen bedacht. Anläßlich der 250=Jahrfeier der Firma im Jahre
1918 ernannte die wediziniſche Fakultät der Univerſität Gießen „den
Geh. Medizinalrat Dr. phil. E. A. Merck, der als Leiter der Chemiſchen
Fabrik E Merck in Darmſtadt ſich ſeit langen Jahren und beſonders auch
während des großen Krieges außerordentliche=Verdienſte um die
medizi=
niſche Wiſſenſchaft und die Behandlung von Kranken arwarb, der ferner
durch ſeine ppferwillige Tätigkeit für die Exhaltung des Liebig=Lgbora
koriums in Gießen ſein lebhaftes Intereſſe an einer Blütezeit der
Landesuniverſität zeigte und vor kurzem durch Schenkung des
Labora=
toriums an die Geſellſchaft Liebig=Muſeum dieſe Beſtrebungen zum
glück=
lichen Abſchluß brachte, der zugleich auch durch ſeine praktiſche Tätigkeit
die Medizin in der Richtung förderte, die Juſtus von Liebig ihr gewieſen
hat”, zum Ehrendoktor, und die Darmſtädter Hochfchule verlieh ihm,
„dem verdienten Förderer der Pharmazie und tätigen Führer eines
induſtriellen Werkes von Weltruf, zugleich in beſonderer Würdigung
ſeines exfolgreichen Wirkens zur Hebung des deutſchen Chemikerſtandes”
die Würde eines Dr.=Ing. ehrenhalber. Bei alledem blieb Dr. E. A. Merck
ſmmer der ſchlichte Menſch, der ſich gab, wie er war, offen und freimütig,
in Sprache und Ausdrucksweiſe den Sohn Darmſtadts nicht verleugnend.
Am Tage der Beiſetzung rihte die Arbeit in allen Betrieben der
Firma. Vor der Beerdigung fand eine Trauerfeier im Hauſe des
Ver=
ſtorbenen ſtatt. Die Beerdigung ſelbſt geſtaltete ſich zu einer großen
Trauerkundgebung. Am Grabe ſprachen nach dem Gebete des Geiſtlichen
Vertreter der Merckſchen Beamten und Arbeiter, der Techniſchen
Hoch=
ſchule, der Handelskammer Darmſtadt, des Deutſchen und des Heſſiſchen
Apothekervereins, der Deutſchen Pharmazeutiſchen Geſellſchaft, des
Ver=
eins deutſcher Chemiker, der befreundeten Firmen Boehringer u.
Söhn=
in Mannheim und Knoll u. Co. in Ludwigshafen, des Vereins chemiſcher
Fabriken „Rhengnia” in Aachen, ferner der Landsmannſchaft Teutonia=
Würzburg, deren Alter Herr der Verſtorbene war. Großherzog Emſt
Lud=
wig ließ in ſchlichter Weiſe obenfalls eine Kranzſpende am Grabe des
ehe=
naligen Mitglieds ſeiner Erſten Kamer der Stände niederlegen. Aus allen
Nachrufen ſprach ehrends und dankbare Anerkennung der Treue zu
Pflicht und Arbeit, die der Tote den Lebenden als Vorbild hinterläßt.
Verehrung und Hochachtung für ihn kamen auch in den außerordentlich
zahlreichen und prächtigen Blumenſpenden von ſeinen Freunden, den
Verksangehörigen, vielen Vereinen, ſowie aus Induſtrie= und
Handels=
kreifen zum Ausdruck.
Das 9. und 10. Schuljahr der Volksſchule.
* Vom Darmſtädter Lehrerverein wird uns geſchrieben: Seit
Jahren kämpft die geſamte Darmſtädter Lehrerſchaft einen erbitterten
Kampf um den Ausbau der Volksſchule. Dieſer Ausbau muß
er=
folgen, wenn wir zu einer gerechten, befriedigenden Schulorganiſation
kommen wollen. Leider wird aber der Gedanke, die Volksbildung zu
erweitern und zu vertiefen, von verſchiedener Seite von vollſtändig
irrigen Geſichtspunkten aus beurteilt. Dieſe falſche Einſtellung kommt
auch in einer Entſchließung des „Geſamtverbandes deutſcher
Ange=
ſtellten=Gewerkſchaften” zum Ausdruck, die in Nr. 55 des Darmſt.
Tag=
blatts wviedergegeben iſt. Es handelt ſich nicht darum, eine
Handels=
ſchule in den Rahmen der Volksſchule einzufügen. Es iſt auch nicht
beabſichtigt, beſonders für die eine oder andere Berufsgruppe
vor=
zubereiten, vielmehr iſt ſtets die Erweiterung und Vertiefung der
All=
gemeinbildung als Hauptaufgabe des 9 und 10. Schuljahres angeſehen
worden. Zur Allgemeinbildung darf man heute wohl auch
Buch=
führung und Stenographie mit Fug und Recht rechnen. „Darf es
nicht auch eine Schule geben, in der Allgemeinbildung und ein
ge=
wiſſes Maß von Berufsbildung, eins das andere ſtützend und fördernd,
nebeneinanderſtehen? Der Gedanke, die Volksſchule auszubauen, darf
auch nicht deshalb bekämpft werden, weil man eine verſchärfte
Kon=
kurrenz in manchen Berufen fürchtet (was bezweifelt werden kann),
oder weil man annimmt, daß dadurch manche Schüler der noch nicht
gegründeten, aber von gewiſſer Seite heiß begehrten Handelsſchule
ent=
zogen werden. Das ſind Motive, die hier nicht in Frage kommen
dür=
fen. Es dürfte einerlei ſein, ſo ſich die Schüler, die für ihren ſpäteren
Beruf nötige Bildung holen. Ausſchlaggebend bleibt letzten Endes
nur die tatſächliche Befähigung für den gewählten Beruf. Nochmals
ſei betont! Von ſeiten der Darmſtädter Lehrerſchaft iſt nicht daran
gedacht, im Rahmen der erweiterten Voltsſchule eine Handelsſchule zu
ſchaffen. Es darf wohl nun auch erwartet werden, daß durch die Pläne
zur Errichtung einer Handelsſchule der Ausbau der Volksſchule nicht
weiter geſtört wird.
Ruhrſpende.
— Vom Heſſiſchen Autompbilklub wurden der
Tag=
blattſammlung 224500 Mark aus den Zeichnungen
an=
läßlich der Generalverſammlung überwieſen.
Stadtverordnetenverſammlung.
br. Daruſtadt, 1. Märy=
Bürgermeiſter Mueller eröffnet die Sitzung.
Ueberſichten über die wirklichen Einnahwen und Ausgaben der vieu
höheren Anabenſchulen für das Rechnungsjahr 1921.
Die von dem Landesamt für das Bildungsweſen genehmigtenr
Ueberſichten über die wirklichen Einnahmen und Ausgaben der vier
höheren Krabenſchulen für das Rechnungsjahr 1921 liegen vor. Danauz
betragen die Zuſchüſſe der Stadt zu den Koſten: a) des Ludwig=Georgs=
Gymnaſiums 794 651 Mk. 09 Pf., b) des Nealgymnaſiums 1570 411 Me,
20 Pfg., e) der Ludwigs=Oberrealſchule 660 868 Mt. 11 Pfg., d) ber
Liebigs=Oberxealſchuſe 849 159 Mk. 25 Pfg.
In dem Stadtkaſſevoranſchlag ſind als Zuſchuß eingeſtellt: zu
und zu d) von 251 636 Mk. 25 Pfg. Die Mehrausgaben ſind in der
Hauptſache durch die Erhöhung der Dienſtbezüge verurſacht,
Eiwpen=
dungen gegen die Ueberſichten ſind nicht zu erbeben. Es wird
Zuſtim=
mung zu den Ueberſichten unter nachträglicher Bewilligung der
erfor=
derlichen Mittel beantragt.
Stadtv. Leuſchner (Soz.) ſtellt feſt, daß die Eozialdemokratie kein
Gegner der höheren Schalen ſei, obſohl ſie Grund dazu hätte, da ihr
das ganze Schulfyſtem nicht gefällt. Er erhebt neuerdings den Vorwurf
von Klaſſenſchulen und begründet dies damit, daß man ſich höhere
Bil=
dung erkaufen könne und daß in den höheren Schulen die bütrgerliche
Schicht überwiege. Ferner ninnntz er Anſtoß an dem GeſchichtZunterricht,
wwie er in den höheven Schilen getrieben werde. Beſonders auffallend
ſei daß 80—80 Prozent der Lehrer der höheren Schulen monarchiſtiſch)
geſinnt ſeien. Daxan kranke der ganze Schulbetrieb. Die
Sozialdemo=
kratio verlange eine Erziehung im repüblikaniſchen Sinne. Das Ideal
Der Sozialdemykratie ſei, ein einheftliches Syſtem zu ſchaffen, und zuar
vom Kindergarten bis zur Hochſchule. Seine Partei ſcheue die
finanziel=
len Koſren nicht, wenn es gerecht zugehe. Redner nimmt dann noch
Anſtoß an den Aufwendungen für die höheren Schuilen urnd für
Volks=
ſchulen und regt an, die umliegenden Gemeinden, die Schüler zu den
höheven Schulen ſchicken, in ſtärkerem Maße als bisher heranzuziehen.
Zum Schluß ſtellt Redner den Antrag, Punkt 1 zu vertagen.
Stadtv. Binſtadt (Komm.) bezeichnet die höheren Schulen als
Klaſſenſchulen und als ein Pritileg der Beſitzenden. Seine Partei werde
keinen Pfennig bewilligen. — Stadtv Friedrich (Soz.) brigt
Wün=
ſche aus Elternkreiſen bezüglich des Schulanfangs vor und regt an, dei
Schulanfang des Vormitragsunterrichts an Volks= und höheren Schulen
gleichzeitig beginnen zu laſſen. — Proſeſſor Pfaff erklärt, daß ſich eine
Schulléiterkonferenz für den Schulbeginn der Volksſchulen um 8 Uhr
ausgeſprochen habe.
Es wird über den Antrag auf Vertagung abgeſtimmt. Der Antrag
iſt abgelehnt. — Die Anträge der Stadtverwaltung werden genehmigt.
Bereitſtellung von Bauland für Kleinwohnungen.
Zur Beſchaffung von Bauland für Siedlungsunternehmungen ſoll
im Anſchluß an die bereits vorhandenen Bauten des Bauuvereins
„Daheim” Gelände nördlich der Pallaswieſenſtraße ziviſchen
Helfmann=
ſtraße und der Straße „Im tiefen See” bereitgeſtellt werden. Da die
Sradt dort nur wenig Gelände beſitzt, wird mit Zuſtimmung der Bau=
tvaltung, gegenüber den Kileingartenbeſitzern die nötige Rückſicht walten
zu laſſen. — Stadtv Aßmuth (Soz.) ſtellt den Antrag, alles
Bau=
geländg, das zurzeit nicht vervendet wird, als Kleingartengelände zu
ver=
werten, ſoweit es im Beſitze der Stadt iſt. Der Antrag wird genehmigt.
Der Artrag der Vernaltung wird einſtimvrig angenommen.
He=ftellung der Hobrechtſtraße und der Straße „Am Erlenberg”.
Die Hobrechtſtraße zwiſchen Ohlyſtvaße und der Straße „Am
Erleu=
berg” und die Straße „Am Erlenberg” zwviſchen Niebergallwveg und
Hobrechtſtraße ſind numehr nach Fertigſtellung der
Beamtenwohn=
häuſer des Staates ordnungsgemäß anzulegen. Mit Zuſtimmung der
Baudeputation wird Bewilligung des Kredits für die erforderlichen
Grdarbeiten im Betrage von 4 536 000 Mk., ſowie für die vorausſich,liche
Ueberteuerung beantragt. — Dem wird zugeſtiunt.
Anfuhr von Schlacken für den Waltfrieblof.
ſtellung zu Laſten von Ergän=
Baudeputation heantragt wird. — Der Kredit wird bewilligt.
Beſchaffung von Schläuchen für die Kaualfpülungen.
Als Erſatz für ſchadhafte Kanalſpülſchläuche beuötigt das
Tiefbau=
amt 24 Meter Gummihockdruckſchlauch im Koſtenaufwand von etwa
900 00 Mk. Im Einvernehmen mit der Baudeputation wird beantragt,
dem Ankauf zuzuſtimmen und den erforderlichen Kredit zu Laſten von
Ergänzungsmitteln zur Verfügung zu ſtellen. — Der Antrag wird g‟
nehmigt.
Einführung eines Einheitsſarges.
Die fontſchreitende Geldentvertung hat ganz beſonders auch die
Koſten der Bcerdigungen verteuert. Unter 100 000 Mk. kanu kaum
noch eine Voerdigung vorgenommen werden. Ganz treffend hat die
Verhältniſſe ein Artikel in den Tagesblättern geſchildert, der
über=
ſchrieben war: „Tragödien des Alters”. Es iſt in der Tat ſo
gewor=
den, daß die Exſparniſſe eines ganzen fleißigen Lebeus, dahingehen,
twenn eine Familie von einem Sterbefall betroffen wird.
Die Stadtverwaltung hat ſich deshalb entſchloſſen, hier Abhilf
herbeizuführen und wollte die Frage zunächſt dadurch löſen, daß eile
Verbilligung bei den Särgen eintritt, Allenthalben werden heute
Erſatzſärge, Leihſärge, Papierfärge und dergle chen verwendet, und es
hat ſich eine ganze Induſtrie herausgebildet, die ſich mit dieſer Frage
beſchäftigt. Ia ſogar Särge aus Zement, aus Steinholz und
derglei=
chen nerden angsboten, die weſentlich billiger ſind, als die z. Z3. im
Gebrauch befindlichen Holzſärge.
die Einführung dieſes Einheitsfarges vorgeſchrieben wverden.
Die Deputation lpar weiter der Anſicht, daß die Einführung der
zwangsweiſen Leichenaufbahrung innerhalb 24 Stunden nach dem Tode
nun aus ſanitären Griinden notwendig wird, nachdem einmal die
Ein=
richtungen auf dem Hauptfriedhof dazu getroffen ſind und andererſeis
auch die einfache und leichte Konſtruktion des Einheitsſarges dzſ
zwingt.
Die Kommunaliſierung des Beſtattungsieſens im allgenneinent,
über die ſchon längere Zeir verhandelt wird, iſt z. Z. wegen der hohen
Anſchaffungs= ud Betriebskoſten nicht möglich. Die Anſchaffungskoſten
betvagen z. Z. mindeſtens 40 Millionen Mark, die Betriebskoſten
mui=
deſtens 60 Millionen Mark. Da im Jahre etva 12—1300 Beſtattungen
ſtattfinden, ſtehen die ſo berechneten Koſten in keinem Verhältnis zu den
Ausgaben. Die Stadtverwaltung glaubt des alb, vonrrſt von einer
weiteren Verfolgung dieſer Vorſchläge Abſtand nehmen zu müiſſen.
Die Einführung des Einheitsſarges könnte nun ſo geſehehen, daß
ein Muſterſarg angefertigt und im übrigen vorgeſchriebeit wird, daß
jeder Sarg, der zu Beerdigungszwecken benutzt wird, dieſem
Müſter=
ſarg entſprechen muß. E3 könnte aber auch andererſeits ſo gemach
werden, daß die Stadt Särge in großer Zahl herſtellen läßt, um ſie
an die Leidtragenden zum Selbſtkoſtenpreis abzugeben. Die Stadwei”
waltung hat ſich dazu entſchloſſen, den erſteren Weg zu wählen und nür
einen Muſterſarg auszuführen.
In einer Polizeiverordnung wird zu beſtimme ſein, daß zum
Ver=
bringen der Leichen nach den Friedhöfen und zur Beſtattung nur eite
Sarg verwerdet werden darf, der in Holzart, Form und Ausſtattung
dem aufgeſtellten Muſter enkſpricht.
Entſprechender Antrag iſt bei dem Heſſiſchen Polizeiamt geſtellt.
Gleichzeitig wäre zu beſtimmet, daß aus geſundheitlichen Gründen
und im Intereſſe der Hinterbliebenen die Leichen innerhalb 24 Stundeik
nach dem Tode in die Leichenhallen der Friedhöfe oder, wenn die
Be=
erdigungen außerhalb Darmſtadts ſtattfinden, nach dem Beſtattungsore
überführt werden müſſen.
Auch dieſe Verordnung liegt dem heſſiſchen Polizeiamt in Darme
ſtadt z. Z. als Antrag vor.
Die Verwaltung beantragt, den oben feſtgeſtellten Beſchlüſſen
öul=
zuſtimmen und ſie zum Erlaß der genannten Verordnungen zu er”
mächtigen.
Stadtv. Heß regt eine gewiſſe Uebergaugszeit an, bis die bereits
hergeſtellten koſtſpieligen Särge aufgebrauct ſeien. — Stadtv. Hüm‟
mel ſtellt den Antrag auf Aufnahme einer Uebergangsbeſtimmug. —
Stadtb. Wägner (Soz.) gibt namens ſeiner Partei die Erklärung ab,
daß ſie nach wie vor auf der Kommunaliſierung des Beſtattungsweſens
beſtehe und befürwortet eine Beſtattungsſteuer. Redner beantragt
wei=
ter, die Hemmiſſe bei dem Feuerbeſtattungsweſen zu beſeitigen.
Stadty. Bienſtadt (Komm.) begrüßt die Einführung des Einhens”
ſarges als erſten Schritt zur Kommunaliſierung des Beerdigungsweſelle
und protsſtiert gegen die Einfüihrnng des Leihſarges. — Stadtu. Pr"
Nummer 60.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 2. März 1923.
ner (Dem.) Begt an, daß wenigſtens das Holz für die Särge von der
Stadt zur Berfügung geſtellt werde. Geſchieht das nicht, ſo befürchtet
Redner eine Verteuerung der Särge.
Beig. Buxbaum erklärt, daß die vorhandemm Särge wegiſtriert
und durch Polizeiverordnung die Herſtellung neuer Särge verboten
wer=
den ſoll. Hand in Hand damit foll die Einführung des Einheitsſarges
erfolgen. Der Beigeordnete iſt der Ueberzeugung, daß die
Kommunali=
ſierung des Veſtattungsweſens nicht mehr lange auf ſich warten laſſen
wisd. Was die Holzbeſchaffung für die Herſtellung der Särge anbelangt,
ſo erklärt das die Vepwaltung für eine glatte Unmöglichkeit, da der
Holz=
ertrag aus den ſtädtiſchen Waldungen zum Teil als Brennholz, zum
anderen Teil als Nutzholz (Bauholz) verwerdet wird.
Stadty. Parnicke (Soz.) ſpricht ſich für bedingungsloſe
Durch=
führung der Einlieferung der Leichen innerhalb 24 Stunden aus. —
Stadtv. Haury lechnt ſich gegen die Komnuualiſierung des
Beſtattungs=
weſens auf. — Stadtv. Herbert (Btr.) ſtellt namens ſeiner Partei,
gegen die Kommunaliſierung entſchiedenen Widerſtad in Sicht. — Stadw
Heß (Dnatl.) bezeichnet es als eine Unmöglichkeit, die Leichen zum Teil
ohue Färge zu beerdigen, da dies notgedrungen wieder zu
Unſtimmig=
keiten führen werde.
Der ſozialdemokratiſche Antrag auf ſofortige Kommnaliſierung des
Beerdigungsweſens wird abgelehnt. Die Anträge der Verwaltung
wer=
den genehmigt. Der Antrag auf Uebergangszeit wivd genehmigt. Der
Antrag auf Lieferung des Holzes von ſeiten der Stadt wird abgelehnt.
Der Antrag auf Erleichterung der Feuerbeſtattung wind zurückgeſtellt.
Erhöhring des Gebührentarifs für den Kraukenbeförderungs= und
Rettungsdienſt.
Die bedeutende Preisſteigerung der Betpiebsſtoffe für Kraftwagen
macht es erforderlich, den Gebührentarif für den Kvankenbeförderungs=
und Rettungsdienſt erneut zeitgemäß zu erhöhen. Es wird beantragt,
den von der Krankenhaus=Deputation genehmigten, nach den eigenen
Verbrauchskoſten für den Fahrtkilometer berechmeten Gebührenſätzen
zuzuſimmen. Der Entwurf des neuen Taris wird nachgeliefert. — Der
Antrag wird genehmigt.
Beitrag zur Volkshochſchule Darmſtadt.
Die ſtändige Verſchlechterung unſerer Geldwährung und die damit
zufammenhängende Steigerung von Gehalten, Löhnen und ſachlichen
Ausgaben jeder Art haben Nachforderungen der Darmſtädter
Volks=
hochſchnle an den heſſiſchen Staat, und die Stadt Darmſtadt zur Folge
gchabt.
In längeren Verhandlungen bat die Stadtverſpaltung einem
Nach=
tragsvoranſchlag zugeſtimmt, der außer dem bereits für 1922
bewillig=
ten Zuſchuſſe von 75 000 Mk. eine weitene Zuwendung für dieſes Jahr
von rund 800 000 Mk. fordert
In den Nachtrags=Voranſchlag iſt der bereits von der Vollskammer
genehmigte Barzuſchuß des Staates von R0 000 Mk. eingeſtellt. Für
Ueberlaſſung der Unterrichtsräume in der Techniſchen Hochſchule.
Hei=
zung und Beleuchtung iſt lein Kredit vorgeſehen, weil an Regierung
und Volkskammer der Antrag auf unentgeltliche Benutzung der
Hoch=
ſchulräume geſtellt wurde und Genehmigung dieſes. Antrags erwartet
mird. — Der Antrag unud angenonrmen,
Beitrag zur Akademiſchen Fliegergruppe Darmſtadt.
Durch Beſchluß vom 31. Anguſt 1922 hatte die Stadtverordneten=
Verſammlung der Akademiſchen Fliegergruppe an der Hochſchule
an=
geſichts ihrer Erfolge in der Rhön einen einmaligen Beitrag von
2 000 Mk. belvilligt.
Um die rührige Gruppe in ihren wiſſenſchaftlichen Erforſchuugen
des Segelflugs auch weiterhin zu unterſtützen, wird beantragt, ihr einen
weiteren einmaligen Vetrag von 100 000 M. zu gewähren. — Der
An=
tuag wird genehmigt.
Beitrag zum hieſigen Studentenheim.
Der Studentiſchen Wirtſchaftshilfe wor für das Südentenheim
in der Kaſerne in der Alexanderſtraße ſeither ein jährlicher ſtädtiſcher
Beitrag von 15 000 Mk. ge ährt worden. Die andenen heſſiſchen Städte
hatten die Koſten von Freiplätzen übernommen, und zwar Mainz und
Offenbach von je 3 Plätzen, Worns von 2 Plätzen. Da ſich dieſe Form
der Unterſtützung beſſer denr Geldverhältniſſen aupaßt, wird beantragt,
anſtelle des ſeitherigen Beitrages von 1923, ab die Koſten von vier
Frei=
plätzen zu übernehmen.
Stadw Parnicke (Soz.) kritiſiert die Behandlung der Angeſtellten
im Studentenheim und wünſcht Abſtellung dieſer Mißiſtände. — Stadw.
Binſtadt (Komm.) beweiſt durch ſeine Ausführungen, daß er für die
Not der Studenteuſchaft kein Verſtändnis hat. — Beig. Buxbaum
nimut Veranlaſſung, die Ausführungen des Stadw. Binſtadt
entſpre=
ihend niedriger zu hängen. — Stadtv. Sames (Dem.) weiſt die
Aus=
rungen Vinſtadts gebührend zurück. Er hätte es gern geſehen, wenn weit
Uerfeiert eiſcht die Wuelnfer zunfſch Tenftaien uerchen ien ich
die Einſchätzung, die der Neichspräſident bei ſeinem letzten Hierſein der
Studentenſchaft zuteil werden ließ. — Stadtv. Dr. Noelluer
bean=
tragt, dem ſtädtiſchen Antrag das Wort „zunächſt” beizufügen, da
anzu=
zehmen ſei, daß mit einer weiteren wirtſchaftlichen Verſchlechterung zu
rednien ſein werde. — Stadtu Aßmuth (Soz.) erklärt namens ſeiner
Fraktiotr,
ſie die Wirtſchaftshilfe unterſtützen wverde. — Stadtv.
Leuſchner beleuchtet das Verhältnis zwiſchen Arbeiterſchaft und
Studenteufchaft. Seine Fraktion ſtimmt dem Zuſatz „zunächſt”
Der Antrag der Veupaltung wird mit dem Zuſatzantrag Dr.
Noell=
ners angenommen.
Erhebung von Schulgeld an den Mittelſchulen.
Nach dem Volksſchulgeſetz vom 25. Oktober 1921 fällt das Schulgeld,
ſowveit ſolches erhoben wird, an die Staatskaſſe. Zufolge Verfügung des
Landesauts für das Bildungsſveſen hat ſich jedoch das
Finanzmini=
ſterium damit einverſtauden erklärt, daß das an den Mittelſchulen zu
erhebende Schulgeld der Stadt Darmſtadt überlaſſen wird mit der
Auflage, daß dasſelbe zur Ausſtattung der Klaſſen mit ewweiterten
Ehrzielen Verzvendung findet. Demzufolge ſoll für das laufende=
Schiljahr das
Id auf 300 Mk. bzuz. 450 Mk. für Auswärtige
Feſtgeſetzt und f!
die Folge ein Drittel der Sätze, für die höheren
Schntlen in Anſatz gebracht zverden. Der Schulvorſtand hat disſe
Schuul=
geldfeſtſetzung gutgeheißen. Es wind Zuſtimmung beantragt.
Städw Leuſchner (Soz) lehnt dieſe Poſition ab und beantragt,
daß die Stadwertvaltung die Tafeln, Bücher und Hefte nicht zu dem
Preis verkauft, wie ſie die Buchhändler, verkaufen in einer Zeit der
Pucherbekämpfung. — Profeſſor Pfaff macht zu dieſer Poſition
er=
läuternde Ausführungon. Der Antrag der Verwaltung iſt angenpmmen.
Einführung eines 10. Schuljahres in der Mädchenmittelſchule I.
Bon der Mädchenmittelſchule I iſt der Antrag auf Einführung
eines 19, Schuljahres geſtellt worden. Der Schulvonſtand hat in ſeiner
Sitzung vom 21. d. Mts. dieſem Antrag zugeſtimmt. Die Einführung
ſoll vorerſt verſuchswveiſe erfolgen. Im Falle der Einführung des
10. Schnuljahres wird der Staat die perſönlichen Koſten übernehwen
und für die Stadt kämen nur die fachlichen Ausgaben in Betracht, die
aber in Rückſicht auf die gegenwärtigen Verhältniſſe zahlenmäßig nicht
ugegeben werden können. Immerhin darf aber angenowmen werden,
daß dieſelben angeſichts der Preisentwicklung nicht unerheblich ſind und
wachſen könnem. Es wird Zuſtimmung zu dem Beſchluß des
Schulvor=
ſtandes beantragt under Uebernahme der etwa entſtehenden ſachlichen
Kuſten auf die Stadtkaſſe.
Stadtv, Dr. Noellner ſtellt den Autmag, den vorliegenden
An=
trag dahin abzuändern, nur über die Einführung eines. 10. Schuljahres
in der Mädchenmittelſchule I abzuſtimmen, nicht aber über die
Einfüh=
uung des Schulgeldes. Dem wird zugeſtimmt.
ulgt dann noch eine längere Debatte, die bei Schluß der Bericht=
8 Uhr — noch andauert.
v. Eberſtadt, 27. Febr. Liedertag. Die Geſangvereine
Froh=
ſinn, Germania, Männerquartett Harmpnie, Liederkranz und
Sänger=
luſt hielten am Sonntag abend im überſüllten Schwanenſaal einen
Liederabend ab, der aufs beſte verlaufen iſt. Die Chordarbietungen
der einzelnen Vereine, Kunſt= und Volkschöre, legten beredtes Zeugnis
ab von dem emſigen Streben und dem Können der Vereine. Es ſollte,
wie der Leiter des Abends, Herr Heinz Hch. Roth, ir ſeiner Anſprache
betonte, kein Wettſingen der Vereine ſein, ſondern die einzelnen Lieder
ſollen zu einem einzigen Chore zuſammenklingen, zu einem hohen
Liede auf das deutſche Lied. Das Seehſche Streichquärtett umrahmte
die geſanglichen Darbietungen durch den formvollendeten Vortrag
Hahdnſcher und Beethovenſcher Kompoſitionen. — Vortrag. Herr
Obſtbau=Inſpektor Behne ſprach hier geſtern abend auf Veranlaſſung
des Obſt= und Gartenbauvereines über „Schädlingsbekämpfung‟. Die
zahlreich erſchienenen Anweſenden aus den Kreiſen der Landwirtſchaft
und die Beſitzer und Pächter von Gärten folgten mit Intereſſe den
in=
tereſſanten Ausführungen des Redners.
— Roßdorf, 28. Febr. Der Geſangverein Concordia
ver=
auſtaltet am Sonntag, den 4. März, im großen Saale des
Darm=
ſtädter Hofes hier ein Konzert, deſſen Ertrag der Ruhrhilfe zufließt.
Auf vielſeitigen Wunſch uußte das Theaterſtück: „D. Heimaisſonne,
Geimatserde” als auch das Singſpiel „Die Schmiede im Walde” in das
Progranm eingeſtellt werden, da der Verein mit ſeinen zwei ſchon
bonzusgegangenen Aufführungen großen Erfolg hatte. Der
Kartenvor=
berkauf hat ſehr rege eingeſetzt. Bei den Mitgliedern Herrn Peter Beſt
und Gerrn Jakob. Itzel ſind noch Karten zu haben.
II. Oberramſtadt, 28. Februar. Gemeinderatsbericht.
Zur Geſchäft
Gemeindergt Braband, ob es richtig ſei,
daß der letzte Gemeinderatsbeſchluß über Aufnahme von Ortsbürgern
ungültig ſei. — Der Bürgermeiſter erklärte hierauf, daß die ganze Sache
zurzeit beim Kreisamt ſchwebe. — Der Gemeinderat iſt mit der
Auf=
nahme von 7 Millionen Mark in laufender Rechnung bei der „
Bezirks=
ſparkaſſe Reinheim, zur Deckung laufender Ausgaben der Gemeinde,
einverſtanden. Ferner wurde beſchloſſen, daß die Nichtortsbürger eine
Vorauszahlung von Mk. 15 000 für das zu empfangende Tarifholz, und
die Ortsbürger eine weitere Zahlung von Mk. 8000 für das Losholz
in der Zeit vom,5, bis 31. März 1923 bei der Gemeindekaſſe zu leiſten
haben. Anträge von Minderbemittelten pp. um Stundung der
Sum=
men können bei der Bürgermeiſterei eingereicht werden. — Das Geſuch
der Mühlenbeſitzer um Erhöhung der Vergütung für Abtragen der
Mehlſäcke und Ausbeſſerung defekter Mehlſäcke wird abgelehnt.
Zur Ruhrhilfe ſtellt Gemeinderat Reitz den Antrag, die 8 Prozent für
die Beihilfen der Erwerbsloſenfürſorge zu belaſſen. Der Antrag
wurde mit 11 gegen 3 Stimmen abgelehnt, Es wurde beſchloſſen, die
Gemeinde ſolle für die Nuhrhilfe 8 Prozent von einem Holzhauer=
Wochenlohn und die Holzhauer 2 Prozent jedoch freiwillig, abführen.
— Der Antrag der Sozialdemokratiſchen Partei auf Uebernahme der
geſamten Beerdigungskoſten auf die Gemeindekaſſe wird mit 8 gegen
6 Stimmen abgelehnt. Es wurde vielmehr folgender Vorſchlag
ein=
gebracht und angenommen: Das Holz für die Särge ſtellt die Gemeinde,
Beifr eideit e Der e. derdbefife Gernſch i Suns.
bemittelte zum Selbſtkoſtenpreis und für Bemittelte zum
Selbſtkoſten=
preis nebſt 30 Prozent Aufſchlag. — Das Geſuch der Soz. Partei auf
Beſchaffung von Schullehrmittel durch die Gemeinde und Abgabe ſolcher
zum Selbſtkoſtenpreis wurde vom Gemeinderat augenommen. Die vom
Bürgermeiſter aufgeſtellten Richtlinien ſollen mit Schulvorſtand und
Gemeinderat durchberaten werden. — Dem Heinrich Weber 3. wurde
eine Vergütung von 40 000 Mk. für das Jahr 1923 als Baumwart in
hieſiger Gemeinde, bewilligt. — Dem Dr. Eckhardt wird für ſeine
Tätigkeit als Armen= und Schularzt 30 000 Mk, für das Jahr 1923
bewilligt.
r Altheim bei Dieburg, 28. Febr. In dem vaterländiſchen
Mit=
gefühl für die ſchwere Bedrängnis des Ruhrgebiets und die bittere
Not der Vertriebenen will auch unſer beſcheidener Ort nicht
zurückblei=
ben, ſondern ſolches durch die Tat zum beſten Ausdruck bringen. Es
ſei im Intereſſe der Sache und zwecks Anregung der allgemeinen
Hilfs=
tätigkeit erwähnt, daß die hieſige, etwa tauſend Seelen zählende
Ein=
wohnerſchaft, die aus Kleinbauern und Arbeitern beſteht, gegenüber vom Tierbrunnen am alten Friedhof über Ludwigshöhe, Frankenſtein,
jenen Erforderniſſen der Lage eine erfreuliche Einmutigkeit beweiſt,
an Getreide von rund zwei Millionen Mark Wert zuſtande gekommen
war, bedurſte es geſtern nur einer öffentlichen Verſammlung mit kurzer
Anſprache, um abermals einen zweckmäßigen Erfolg für die leibenden
Volksgenoſſen zu erzielen. Es galt, der Darmſtädter Verpflegungsſtelle
für Flüchtlinge aus dem Nuhrgebiet Vorräte zu verſchaffen, und wurden
ſofort faſt hundert Zentner Kartoffeln nebſt Gemüſe und
ſonſtigen Nahrungsmitteln durch allſeitige Opferwilligkeit zur Verfügung
geſtellt. Es leitete dabei der Grundſatz „wer ſchnell gibt, hilft doppelt”,
und wird ſich wohl die Zuwendung noch vermehren.
*N Offenbach, 27. Febr. Die Ortsgruppe der Deutſchen (
ibe=
ralen) Volkspartei hielt geſtern (Montag) ihre gut beſuchte
Haupt=
ſeinem Begrüßungswort auf den Einbruch ber Franzoſen in das
Nuhr=
gebiet hin, dankte allen denen, die gegenwärtig dort für das deutſche
Vaterland Drangſal und Not erdulden, insbeſondere auch den
Verg=
arbeitern und Eiſenbahnern, verſicherte ſie unſeres Beiſtandes und
Mit=
land, wenn auch die ſozialdemokratiſche Preſſe Gegenteiliges verbreite.
Er ſchloß mit einem Hoch auf das Vaterland. Frau Helma Peter, die
Vorſitzende der Frauengruppe, ſprach ſodann über: „Was darf das
Vaterland von unſeren Frauen berlangen?” Sie zeigte in anregendem Auguſt abgehalten wird, wird beſtehen aus einem Vorwettbewerb für
und wohl durchdachtem Vortrage, was die Frau in unſerer bewegten
und Gewiſſen verſchvommene und ſogar leere Begriffe geworden ſind,
für den Wiederaufbau unſeres ſchwer geprüften Vaterlandes tun könne.
Die Ortsaruppe wird die Fvage prüfen, wie der Vortrag weiteren
Kreiſen der Parteifreunde zugänglich gemacht werden kann. Aus dem
Jahresbericht des Schriftführers iſt hervorzuheben, daß ſich die Zahl
der eingeſchriebenen Mitglieder der Ortsgruppe innerhalb des
WBerichts=
jahres verdoppelt hat und die Partei ſeit der Reichstagswahl 1920
die ſtärkſte bürgerliche Partei am Platze geblieben iſt. Die
Liſtenver=
bindung der bürgerlichen Parteien bei der Stadtverordnetenwahl hätte keinerlet Veranzwontung: für ſie bleibt auf Grund des 721 Abſ. 2 des
Prrſe=
der Partei den ſechſten Stadtverordneenſitz gebracht. Die Entwertung
des Geldes zwang, ſich mit der Beitragsfrage zu beſchäftigen. E3 wurde Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
beſchloſſen, den Mindeſtbeitrag nicht zu erhöhen, dafür aber allen
Mit=
gliedern zu empfehlen, durch freiwillige Erhöhung des Jahresbeitrages
der Geldentwertung Rechnung zu tragen. Die Mitglieder wurden
ge=
beten, die Beiträge möglichſt hoch zu bemeſſen. Stadtverordneter Becker
machte noch Mitteilungen über die bisherige Tätigkeit der deutſch=
volks=
darteilichen Stadwverordneten in der Stadtverordnetenverſaummlung. Eine
der nächſten Mitgliederverſammlungen wird ſich nur mit dieſer Frage
befaſſen. Die beiden Vorſitzenden und der Ausſchuß, der durch einige
jüngere Mitglieder ergänzt wurde, wurden durch Zuruf wiedergewählt.
Mainz, 28. Febr. Poſt und Eiſenbahn. Die Lage im Poſt=
und Eiſenbahnweſen iſt unverändert. Eine baldige Wiederaufnahme des
Poſtbetriebes ſcheint noch nicht in Ausſicht zu ſtehen. Es wurden zwar
verſchiedentlich Verhandlungen geführt, ſie haben aber bis zur Stunde
noch zu keiner aunehmbaren Grundlage, für die Wiederaufnahme des
Dienſtes geführt. Die deutſchen Beamten erklären die von den
Fran=
zoſen geſtellten Bedingungen für unannehmbar und verlangen vor allem
die Freilaſſung von acht verhafteten Poſtbeamten.
Nothilfe Heſſen.
Seit Mitte Januar ds. Js. ſind bei dem Landesausſchuß der
Nothilfe Heſſen aus den Schulſammlungen weitere 1320 739
Mark eingegangen, ſodaß das Geſamtergebnis 2689 615 Mark beträgt.
Von den Spenden iſt wieberum der größte Teil den Ortsausſchüſſen der
Städte und Gemeinden, in denen die Not beſonders groß iſt, unter
ent=
ſprechender Berückſichtigung der in den einzelnen Sammelgebieten ſelbſt
aufgebrachten und dem Landesausſchuß zur Verfügung geſtellten Beträge
unmittelbar weiter überwieſen worden. Zu den Schulſpenden
kom=
men noch einzelne Sonderzuweiſungen, ſo eine Sammlung des
Geſang=
vereins Ettingshauſen, Kirchenkollekten in Rodenbach, Heegheim und
Kleeſtadt, eine Spende der Backſteinverkaufsſtelle G. m. b. H. in
Darm=
ſtadt mit 20 000 Mark und des Lehrers Jung in Keetmanshoop in
Süd=
weſtafrika mit 5000 Mark, ſowie 3 Bentner Gerſte durch die Schule
Schlechtenwegen.
Reich und Ausland.
Profeſſor Franz v. Stuck
empfing zu ſeinem ſechzigſten Geburtstag viele Beweiſe der Liebe und
Verehrung, obwohl er ſich am Tage ſelbſt durch die „Flucht” allen
be=
ſondern Huldigungen entzogen hatte. Prinz und Prirzeſſin Alfons, die
frühern Miniſter Genergloberſt Graf Horn, Graf Crailsheim und von
Pfaff hatten ſich im Heim des Künſtlers eingefunden;
Negierungspräſi=
dent v. Kahr,, Miniſterialdirektor Hendſchel, vom Kultusminiſterium,
waren unter den Gratulanten. Die Stadt München richtete ein vom
erſten Bürgermeiſter Schmid unterzeichnetes Schreiben unter
Ueberſen=
dung einer prächtigen Blumenſpende an den Künſtler, der weiter durch
Generaldirektor Dörnhöffer namens der Staatsgalerien, Geheimrat O3 v. Müller namens des Deutſchen Muſeums, von der Akademie der
bildenden Künſte, der Münchener Sezeſſion, die Luitpoldgruppe und dem
Künſtlerhausverein geehrt wurde. Kollegen und Freunde ließen es an
Aufmerkſemkeiten nicht fehlen, und ſo füllte ſich das vornehme Haus auf
der Iſarhöhe mit Blumengrüßen. Die Stuck=Klaſſe gedachte ihres
Mei=
ſters und das Heimatdorf Tettenweis im Rottal vergaß ſeines berühmten
Sohnes nicht. Die bekannte Künſtlergeſellſchaft Allotria gab Stuck
zu=
gleich mit dem Altersgenoſſen Adolf Hengeler einen prächtigen Abend,
bei dem ein reizendes Feſtſpiel von Profeſſor Benno Becker, mit der
Muſik von Profeſſor Sandberger zur Aufführung kam. Franz v. Stuck
iſt wie Adolf Hengeler noch rüſtig am Werk, er hat eben ein neues Bild
„Das Urteil des Paris” vollendet.
Graf Heinrich York von Wartenburg geſtorben.
Berlin. Wie aus Oels gemeldet wird iſt dort Graf Heinrich
York von Wartenburg im 62. Lebensjahre geſtorben.
Billige Zigarren.
Ludwigshafen. „Billige” Zigarren gab es am Montag
nach=
mittag in der Ludwigsſtraße. Ein 21 Jahre alter angetrunkener Burſche
aus Neuhofen, der aus einem Zigarrengeſchäft ein Kiſtchen Bigarren
geſtohlen hatte, warf die Zigarren, als er von dem Geſchäftsinhaber
verfolgt wurde, auf die Straße. Die Zigarren wurden teils von den
Paſſanten aufgehoben und mitgenommen, teils von der Elektriſchen
über=
fahren. Der Dieb wurde feſtgenommen.
Der Anſchlag gegen die „Münchener Poſt”.
Die Polizeidirektion München teilt zu dem ſchon
gemel=
deten Anſchlag mit: „Ein neuerlicher Anſchlag mittels Handgranaten
auf die Geſchäftsräume der „Münchener Poſt” iſt in der Nacht zum 26.
d. M. verübt worden. Unbekannte Täter warfen durch ein
Oberlichtfeu=
ſter eine Eierhandgranate. Sachſchaden entſtand nicht, da die nicht mehr
geſchärfte Handgranate nicht zur Exploſion kam. Ermittelungen nach
den Tätern ſind durch die Polizeidirektion ſofort eingeleitet worden.”
Seite 5.
Dieſe Mitteilung beſchränkt ſich auf das Weſentliche und iſt, I.
„Münch. N. N.” nicht gan= vollſtändig. Gegen das eine Schaufenſter
der Expedition wurde ein Schuß, anſcheinend aus einer alten Piſtole,
abgegeben. Die Kugel prallte an dem eiſernen Kämpferrand ab; das
Schaufenſter erhielt dadurch einen Sprung. Die Eierhandgranate wurde
durch das nach innen geöffnete Oberlichtfenſter geworfen. Im
Oberlicht=
fenſter entſtand in einer Höhe von etwa drei Metern vom Boden
ge=
rechnet ein Loch von 10 bis 15 Zentimeter. Die Granate fiel geben
einen Fenſtertiſch. Beim dritten Schaufenſter ſind Sp=ünge im
Ober=
lichtfenſter feſtzuſtellen, die anſcheinend von Stockſchlägen herrühren,
Nach den Umſtänden dieſes Anſchlages hatten es die Täter vermutlich
nicht ſehr böſe gemeint. Zunächſt ſchonten ſie die jetzt, ſehr hoch im
Preiſe ſtehenden Schaufenſter, da ſie es auf die Oberlichtfenſter abgeſehen
hatten; nur eines der Schaufenſter hat durch das Auffhlagen der Kugel
am Eiſenrand einen Sprung davongetragen. Die zum Anſchlag benützte
Eierhandgranate konnte nicht losgehen, da durch Eindrücke am Hals
die Zündung unwinkſam war. Man darf hoffen, daß es der Polizei
ge=
lingt, den Vorfall aufzuklären.
Wieder direkte Schnellzugsverbindung nach Wien.
RDV. Wegen des drohenden Kohlenmangels ifolge des franzöſiſchen
Ruhreinbruches mußte die deutſche Reichsbahnverwaltung eine gaus
Reihe von Schnellzügen ausfallen laſſen und unter dieſen Ausfällen
litt auch die Verbindung zwiſchen Berlin-Vien über Pafſau,
da auch die öſterreichiſchen Bundesbahnen den Anſchlußſchnellzug D 46
zwiſchen Paſſau und Wien ausfallen ließen. Jetzt iſt, wie die
Reichs=
zentrale für Deutſche Verkehrswerbug mitteilt, die direkte
Schnell=
zugsverbindung zwiſchen Berlin und Wien wieder hergeſtellt und auch
der Mitropa=Schlafwagen Berlin-Paſſau verkehrt wieder. Mom fährt
von Berlin 7.42 Uhr abends, an Paſſau 7.35 Uhr morgens, ab Paſſau
8.40 Uhr, an Wien=Weſtbahnhof 2.35 Uhr nachmittags; ab Wien 4 Uhr
nachmittags, an Paſſau 9.50 Uhr abends, ab Paſſau 11.20 Uhr, an
Berlia 11.52 Uhr vormittags. Der Zug führt durchlaufende Wagen
1—3. Klaſſe Berlin—Wien und dürfte beſonders den Beſuchern der
Wiener Meſſe, die vom 18. bis 24. März ſtattfindet, gelegen kommen.
Spiel, Sport und Turnen.
— Turngefellſchaft Darmſtadt. Am 11. März finder
die 2. Wanderung nach Alsbach ſtatt. Abmarſch um 18 Uhr
Jugenheim, Alsbach. Am gleichen Tage findet in Alsbach der Gau=
Nachdem ſchon gleich zu Anfang durch raſche Sammlung eine Spende waldlauf ſtatt und es iſt daher jedem Wanderer Gelegenheit geboten,
als Zuſchauer anweſend zu ſein. Marſchzeit 5 Stunden.
— Skiklub Darmſtadt=Odenwald. Nachdem vor kurzer
Zeit unter Teilnahme einer großen Anzahl Klubmitglieder der
dies=
jährige Hauptſkikurſus in Todtnauberg im Schwarzwald zur
Durch=
führung gebracht werden konnte, iſt nun geplant, begünſtigt durch die
hohe Schneelage im Feldberggebiet, einen weiteren Kurſus zu Beginn
der Oſterferien, am 11. März, am gleichen Ort abzuhalten. Mit dieſem
Kurſus ſoll insbſondere Lehrern, Lehrerinnen, Studenten und Schülern
Gelegenheit zur Teilnahme gegeben werden. Weiterhin auch anderen
Mitgliedern in begrenzter Zahl. Die Leitung des Kurſes liegt in
Händen des Klublaufwarts, Herrn Gießmann. Anmeldungen ſind
verſammlung ab. Der Vorſitzende, Herr Theodor Boehm, wietz in bis zum 5. März au Sporthaus Adelmann zu richten. Nähere
Aus=
kunft dorſelbſt.
— Der Sportverein Seeheim bringt nächſten Sonntag,
den 4. März, nachm. 3 Uhr, in ſeinem Vereinslokal „Zum Darmſtädter
Hof” einen Ringermatſch mit dem Kraft=Sport=Klub Aſchaffenburg
gefühls und auch des Ausharrens der Induſtrie, im unbeſetzten Deutſch= zum Austrag. Außerdem hat derſelbe zur Propaganda für die
Jugend noch die Jugendmannſchaft der Sportabteilung Nieder=
Ram=
ſtadt eingeladen.
w. Der Rhönſegelflug=Wettbewerb 1923, der im
jüngere noch nicht erfolgreiche Führer vom 3. bis 14. Auguſt und einem
Zeit, in der manchem Vollsgenoſſen Paterland, Recht, Site, Tugend Hauptwettbewerb vom 17. bis 31. Auguſt. An Preiſen ſind ausgeſetzt
für den Vorwettbewerb 120 000 Mk., für den Hauptwettbewerb
2 600 000 Mk., außerdem noch verſchiedene Sonderpreiſe. Der Große
Rhönpreis wird in einer Höhe von einer Million Mark
ausge=
ſchrieben.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiion
geſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
nicht begründet werden.
— Trotz wiederholten Verbots der zuſtändigen Behörden ſieht
man auch in dieſem Frühjahr wieder Spaziergänger und andere Leute
beladen mit Palmkätzchen, den Blüten der Saalweide, aus dem
Walde kommen. Es ſcheint immer noch nicht genug bekannt zu ſein,
daß dieſe Blüten, wie auch die Kätzchen des Haſelnußſtrauches die
erſte Nahrungsquelle für die aus der Winterruhe erwachenden
Honig=
bienen bilden, die dieſe in dieſem Jahre beſonders nötig haben.
Der Nutzen der Honigbiene durch Beſtäuben der Obſt= und Feldblüten
iſt ſo enorm, daß die Bienen durch das energiſchſte Verbot des
Ab=
reißens der erſten Pollen= und Honigſpender unbedingt geſchützt werden
müſſen, ganz abgeſehen von dem Nutzen, den ſie durch das
Einſam=
meln des als Nahrungsmittel ſo hoch geſchätzten Honigs ſchaffen.
Jeder Palmkätzchenfreund kann dadurch, daß er ſich an den Blüten, die
er nicht abreißt, freut, weſentlich zur Verminderung des Honigpreiſes
beitragen. Mögen alle Palmtätzchenmarder dieſe Worte beherzigen
und die zuſtändigen Behörden ein wachſames Auge haben und die
Waldräuber zur Rechenſchaft ziehen!
Ein Bienenzüchter.
Reichsmieten.
Die Deutſche Hausbeſitzerzeitung meldet aus Hamburg:
In der hamburgiſchen Bürgerſchaft begründete der Sozialdemokrat
Lehmann den Antrag des Steuerausſchuſſes auf Erhöhung der Mieten.
Für März müſſe mit der 100fachen Friedensmiete gerechmet werden.
So wie bisher gehe es nicht weiter. Die Lage der Mieter, ihre
Fähig=
keit, die Miete zu tragen, dürfe nicht entſcheidend ſein, ſondern nur die
Frage, welche Koſten erforderlich ſind, um Häuſer zu bauen und
Woh=
nungen zu erhalten. Der Sewat ſolle ſeine Rechte betreffs Ausführung
des RMG. einer Kowmiſſion übertragen, die monatlich
zuſammen=
treten und an Hand der Teuerungszahlen die neuen Meten feſtſetzen
ſolle. Dr. Eichholz=Demokrat wünſcht zur Abkürzung der Beratungen
der Kommiſſion, daß dieſe auf die vorgeſehenen 2 Senats= und 6
Bür=
gerſchaftsvertreter beſchränkt bleibe. Die Miete wüſſe in einer runden
Zahl feſtgeſetzt werden, damit jeder wiſſe, woran er ſei.
In München hat der Feſtſetzungsausſchuß des
Mieteinigungs=
amtes, die Münchener Stelle für die Feſtſetzung der Zuſchläge, die
Hun=
dertſätze für den Momat März auf 11 900 Prozent feſtgeſetzt, nachdem
die Zuſchläge für den Monat Februar 8100 Prozent betragen hatten.
Man wird auch in Varmſtadt dazu übergehen müſſen, die Mieten
den tatſächlichen Bedürfniſſen anzupaſſen, wenn man nicht über kurz
oder lang ſtatt Häuſer mit bewohnbaren Wohnungen Ruinen ſchaffen
will.
Die 60fache Fricdensmiete als Wohnungsbauabgabe für das Jahr
1923 zwingt zu der Erkenntnis, daß man auf kalſchem Wege iſt mit
der künſtlichen Niedrighaltung der Mieten.
Oder will man in Darmſtadt die Initiative auch der
Sozialdewo=
kratie überlaſſen, die ja ein großes Intereſſe daran hat, daß durch
er=
höhte Reparaturzuſchläge Arbeits= und Verdienſtmöglichkeit geſchaffen
wird.
Briefkaſten.
S. Wenden Sie ſich direkt an das Rote Kreuz
Städtiſche Wohlfahrtsamt.
oder an das
Gottesdſenſt in der Synagoge der Hſraelit. Reltatonsgeſellſchaft.
Samstag, den 3. März. Vorabend 5 Uhr 80 Min. — Morgens
8 Uhr. — Nachm. 4 Uhr — Sabbatausgang 6 Uhr 55 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 15 Min. — Nachm. 6 Uhr.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 3. März:
Mildes, vorübergehend aufheiterndes Wetter. Wir ſtehen vor eitzm
neuen Wetterumſchlag. Das Tief über Schleswig iſt ſchwächer gewvorden.
Tageskalender.
Landestheater, Kleines Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende nach 10 Uhr
Zuſatzmiete IV 6): „Einſame Menſchen”. — Großes Haus geſchloſſen.
— Orpheum, Anfang 734 Uhr abends: „Der Klapperſtorch fliegt”.
— Gemeinſames Werk Darmſtädter Jugendbünde,
Lichtbilder=
vortrag von Enne Narten: „Die deutſchen Jugendherbergen und
unſere Burg Ludwigſtein”. — Union=, Reſidenz=, Zentral= Theater,
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich, für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streefe; für den Inſeratenteil: Pau!
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten,
[ ← ][ ][ → ]Geite 6.
Das ewige Feuer.
Roman von H. Richter.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
(Rachdrnck verboten).
„Die Felder von Großny ſind von jeher ſtaatliches Eigentum
und werden an die Terekkoſaken verpachtet.
Die Fürſtin zuckte verächtlich die Achſeln.
„Von jeher! Sie kennen die Geſchichte des Landes ſchlecht,
Baron. Die angeſtammten Herren von Großny ſind die
Tſche=
tſchenſen, ihnen gehörte das Land. Die Truppen des Zaren
haben es mit Gewoalt genommen, und mit dem Zuſammenbruch
des Zarismus wurde das Land wieder frei. Die alten Beſitzer
haben ihre Reihte nicht aufgegeben.”
„Das ſind ſpätere Sorgen.”
„Nein, das könnten die nächſtliegenden Angelegenheiten
werden. Sie wiſſen, wie es drüben ausſieht. Lenin und Trotzky
ſind längſt nicht mehr ein Herz und eine Seele. Man erzählt
ſich ſogar, Trotzky habe Lenin verhaften laſſen wollen. Die
Bol=
ſchewiſten haben manchen Rückzug machen müſſen, der freie
Handel iſt teilweiſe wieder eingeführt worden, und man
lieb=
äugelt in Moskau mit ausländiſchem Kapital.
„Und was hätten Sie zu bieten, Fürſtin?
„Die Unterſtützung der Bersvölker bei Ihren Plänen unter
der Vorausſetzung, daß Sie die alten Beſitztitel anerkennen und
einen Eventualvertrag für den Fall abſchließen, daß das Gebiet
von Moskau frei wird.”
„Und wenn ich mich weigere?”
„Sie werden ohne die Eingeborenen nichts erreichen, das
wiſſen Sie ſo gut wie ich. Sie wiſſen auch, daß ſie verſuchen
würden, mit größter Mühe das zu erreichen, was ich Ihnen
heute freiwillig antrage.”
„Welche Garantien können Sie mir für Ihre Hilfe
an=
bieten?"
„Die Tat. Sie werden hinuntergehen in unſer Land. Erſt
dort wird Ihnen der Vertrag vorgelegt werden, dielleicht in
Batum ſchon, vielleicht in Tiflis, vielleicht noch ſpäter. Bis
dahin können Sie ſich entſcheiden, ob Sie mit oder gegen uns
arbeiten wollen. Wir ſind ſo ſicher, daß wir Sie gewinnen
wer=
den, daß beſondere Vorſicht nicht nodvendig erſcheint. Eins
aber ſage ich Ihnen, hüten Sie ſich vor den Ruſſen. Eine
Wie=
derkehr der Zarenherrſchaft im Kaukaſus werden wir nicht
dul=
den, die Sowjets werden die letzten fremden Herren in den
Ber=
gen ſein. Wir wünſchen unſere Freiheit und die
Wiederein=
ſetzung in unſere angeſtammten Rechte‟.
Van Utrecht ſah auf die Frau, die vor ihm ſaß und
leiden=
ſchaftlich für ihr Land ſtritt. Er verglich ſie mit Annelieſe. Das
Feſte und Gerade im Weſen der deutſchen Frau hatte ſeine
Wir=
tung auf ihn nicht verfehlt; jedoch ihr Weſen war paſſiv. Hier
aber loderte ihm urſprüngliche Leidenſchaft entgegen.
„Ueberlegen Sie meinen Vorſchlag, ich komme wieder,” rief
ihm die Fürſtin von der Tür aus noch zu.
Die kühle Ueberlegung gewann bald die Oberhand in ihm.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, deu 2. März 1923.
Dieſer Eventualvertrag bot ihm eigentlich nur Vorteile, denn
eine Nichtanerkennung war in ſeiner Lage praktiſch unmöglich.
Wo aber lagen die Vorteile für die Fürſtin? Dort unten ſchien
es zu gären. Noch nie hatte die politiſche Lage ſo
kaleidoſkop=
artig gewechſelt wie in dieſer Zeit. Aus den Zeitungen und
überhaupt aus der Ferne konnte man ſich kein rechtes Bild mehr
machen. Handeln konnte er erſt, wenn er an Ort und Stelle
angekommen war. Von wem mochte die Fürſtin nach
Deutſch=
land geſchickt worden ſein? Er nahm an, daß ſie politiſch rein
nationale Ziele verfolge und deshalb eine Gegnerin der
Bol=
ſchewiſten, aber auch eine Geguerin der Zariſten ſein müſſe.
Von beiden Seiten hatte ſie nichts Gutes zu erwarten. Aber
von ihm? Sollte ſie ſo weitblickend ſein, daß ſie den Vorteil.
bereits erkannt hatte, der für ihr Land im Anſchluß an den
Weltverkehr lag? Ehrgeizige Pläne traute er der Frau ohne
weiteres zu, ob ſie auch diplomatiſch weitſchquend war, mußte
ſich noch erweiſen.
Soeben trat Haller ein.
„Haben Sie die Frau Schpeſter glücklich nach Hauſe
ge=
bracht?
„Sie läßt Ihnen durch mich nochmals für den ſchönen
Vor=
mittag danken, den ſie verleben durfte.”
Was Annelieſe ſonſt noch alles geſagt hatte, verſchwieg er.
Dieſer Holländer nahm einen viel zu großen Raum im Kopfe
der Schweſter ein, und das beunrnhigte ihn. Es war genug,
wenn er wieder ins Ungewiſſe hinauszog, ſie ſollte ſich nicht mit
Hoffnungen und Aengſten beſchweren. Der Mann, der dort
vor ihm ſaß, hatte viel zu große Pläne, um ſich jetzt durch eine
erwachende Neigung feſſeln zu laſſen, zu einer Spielerei aber
war ihm Annelieſe zu gut.
Den Beſuch der Kaukaſierin derſchwieg ban Utrecht ſeinem
Mitarbeiter. Er ſprach nicht gern über Dinge, mit denen er
ſelbſt noch nicht ganz fertig geworden war.
„Johnſon hat telephoniert, der Vertrag iſt drüben anerkannt
worden, unſerer Reiſe ſteht nichts mehr im Wege, nur auf die
Ausrüſtng werden wir noch warten müſſen. Es wird Zeit,
daß wir eintreffen, die Lage iſt unklarer denn je. Der neue
Dreibund der iſlamitiſchen Welt iſt nicht ohne Bedeutung,
be=
ſonders für uns, da wir an den Grenzen des Iſlams leben
wer=
den. Die Fahrt wird nicht ſo glatt vor ſich gehen wie früher,
aber wir haben auf unſerem Wege einen Vorteil. Die
Unter=
ſtützung der Sowjets.”
„Wird Mr. Johnſon mit uns reiſen?”
„Nein, wir fahren allein. Es ſcheint mir noch zu früh, jetzt
ſchon unſere Mitintereſſenten in die lokalen Verhältniſſe
hinein=
ſehen zu laſſen. Ich nehme an, daß die Felder in ſchlechten,
ſogar ſehr ſchlechtem Zuſtande ſind, und es gehören ſtarke Nerven
dazu, ſich an ſelches Projekt heranzuwagen. Die erſten Arbeiten
wollen wir allein machen, ſpäter wird ſich der amerikaniſche
Aufpaſſer nicht vermeiden laſſen.”
„Ich habe gehört, daß die Fürſtin ihre Reiſedispoſitionen
ſo getroffen hat, daß ſie faſt gleichzeitig mit uns hier abfahren
wird. Ich weiß nicht, ob das in irgendeinem Zuſayunenhang
mit unſeren Plänen ſteht, aber ich möchte Ihnen die Tatſache
nicht verſchweigen.”
Van Utrecht ging auf das Thema nicht ein. Er hatte ſy
etwas geahnt. Die Frau wollte ihn nicht aus den Augen laſſen.
Man mußte Unterſtützungen annehmen, wo ſi= ſich boten, aber
er war nicht der Mann, der ſich von einer Frau abhängig machte.
Sollten ihre Hoffnungen dahin gehen, dann würde er ſie
ent=
täuſchen müſſen.
Viertes Kapitel.
Der Dampfer Miſſouri war bereits ſeit, acht Tagen von
Amerika nach Hamburg unterwegs. Das Schiff hatte Frachten
für Deutſchland geladen und ſollte, ohne einen Hafen anzulaufen
bis Hamburg durchgehen.
Trotzdem man im allgemeinen auf Paſſagiere nicht
eingerich=
tet war, hatte die Miſſouri auf dieſer Reiſe doch eine junge
Dame an Bord, die die Reiſe nach Europa einmal anders als
gewöhnlich hatte machen wollen.
Der weibliche Paſſagier war der Vorzug der geſamten
Mannſchaft geworden und fühlte ſich recht wohl dabei. Sie ſtand
neben dem Kapitän auf der Brücke und ſah zu, wie der den
Stand des Schiffes aufnahm.
„Ich bewundere Sie nie mehr, Kapitän, als wenn Sie mit
den Inſtrumenten hantieren. Sagen Sie mal, wiſſen Sie nun
wirklich ganz genau, wo wir ſind?
„Ganz genau, Miß Hermann, wir ſind auf der Höhe von
Le Havre und laufen morgen in den Kanal ein.”
„Iſt das nicht ängſtlich wegen der Minen?”
Der Kapitän ſchmnzelte.
„Ab und zu fliegt mal einer in die Luft, aber es kommen
auch welche ſo durch.”
„Pfui, Sie ziehen mich auf, das iſt nicht nett von Ihnen,
Und ich leiſte Ihnen ſo ſchön Geſellſchaft hier oben auf der
zugigen Brücke.”
Der Alte lenkte ein.
„Nur keine Sorge, ich bin ſeit Friedensſchluß ſchon oft die
Strecke gefahren und ich denke, ich lebe noch.”
Irene lachte.
„Sie miſſen immer Ihr Witzchen machen, aber morgen
komme ich ganz beſtimmt nicht auf die Brücke, wenn Sie oben
ſind, nur zu Mr. Patrick.”
Der kam eben aus der Kajüte herauf.
„Sie haben eine Eroberung gemacht, Patrick,” rief ihm der
älte Brown entgegen. „Miß Hermann will morgen nur Sie auf
der Brücke beſuchen.”
Der blonde Rieſe wurde verlegen und der Kapitän weidete
ſich an ſeiner Schüchternheit.
„Sehen Sie, ſo iſt es mit den Damen. Aber nun wollen
wir hinunter zum Eſſen; kommen Sie, Miß Hermann, jetzt iſt
Mr. Patrick hier Kommandant und wir ſind ganz gewöhnliche
Fahrgäſte, die in der Kajüte ſitzen.”
„Einen Augenblick, Kapitän.”
(Fortſetzung folgt.)
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Fabrik
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Putzfrau
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geſucht.
Störger Söhne,
Bismarckſtr. 68./*57
Zahnarzt
ſucht Empfangsdame
ſchreibgewandt).
An=
geb. mit
Gehaltsan=
ſprüche zu richten u.
T10 a. b.
Geſchäfts=
ſtelle d. Bl. (*5843
Kaufm. Lehrling
aus achtbarer Familie mit guter
Schul=
bildung für Oſtern geſucht, ferner
einen Lehrling
für Deſtillation, Likörfabrikation und
Brennerei.
(1730
Alfred Hannabach & Co
Dampfhrennerei und Likörfabrik
Egelsbach, Bez. Darmſtadt.
Minexalöl=Akt.=Geſ. ſucht für Mainz,
Bingen u. Darmſtadt gut eingeführte
Reiſe=Vertreter
Angeb. unt. T. 19132 an Ann.=Exped.
D. Frenz, G. m. b. H., Wiesbaden, Bahnhofftr.
Zu verk.: (*5891
Konfirm.=Kleid, faſt
neu, für 25000 Mr
Rheinſtr. 29, Seitenb
Eiſchwäſche, faſt neu
bill. zu verk. (*585
Wienerftr. 57, part
2P. faſt neue hohe
Schaftenſt. (44,
Box=
calf u. Lack), 2 P ält.
dito (40), Kn.=Stiet
(33139), verſch. Kleid.
u. Bluſ., Koſtüme, 2
Sommermänt. f. j8.
Mädch., ſeid, Strickj
3mStaff (Homeſp.),
2 Damaſt=Tafeltüch.,
5mlg., Korſ. u.
Unter=
taillen b z. vk. (75821
Herdweg25, Gartenh.
Beſucht
für Hausark
Huft und Küche,
tägl. 2—3 Gt., evtl.
mit Mittageſſ. (*5764
Heinrichſtr. 140, III.
Haub., zuverläſſ. (12d*
Mädchen
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kochen kann und mit
allen Hausarbeiten
vertraut iſt, ſofort
geg. gure, zeitgemäße
Bezahlung geſucht.
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Ludwigsmühle
Worms a. Rh.
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Martinſtr. 56, pt. /*5808
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Hügelſtr. 43. (*572
Ordentliches
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auch etwas Hausarb
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März od 1. April ge
Frau Rothſch 15,
Marktplatz2, Eingang
Aelteres,
tüchtiges (172
Mädchen
oder Frau für kl.
Haushalt per 1. 4
geſucht. Gute Koſt
u. Behdlg.; zeitgem.
Lohn. Vorzuſtellen
b. K. Eichlex,
Lud=
wigsplatz 4, Lade
Geb. Dame,
tücht. Hausfrau, mög
nicht über 37 J.,
findet gute
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hätterin in fr.=u.
kinderloſem
Beam=
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Tüch=
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per ſofort geſucht
Holzſtraße 22. 17598!
Männlich
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in Buchfhrg.,
Steno=
groph u.
Maſchinen=
ſchreiben bewandert,
ſof. geſ. Angeb. unt.
T 3 Geſchftſt.//45864
Funger (5777
per 1. April geſucht
Schriftl. Angeb. an
Dentiſt Stange
Eberſtadt.
Junger Mann für
Lager u. Boteng. geſ.
Ang. unt. S 103 an
die Geſchſt. (*5727
Kaufm.=Lehrling
m. gut. Zeugn. von
Papier=u. Schreibw.=
Großhandlung geſ.
Angeb. unter S 109
Geſchäft
(*5726
3—4 (5736
Glaſerlehrlinge
geſ. Näh. b.
Ober=
meiſter der Glaſer=
Innung, Hölgesſtr. 8
Kolonial waren großh.
ſucht Lehrling
aus achtbar.
mit guten
Schnl=
zeut
unter TT 24 ar
Geſchäftsſt,
Guterh. Anzüge
u. Herrenſtief, z. vk.
Näh. Geſchſt. (*581
Sehr guterh. (:580
Sacco=Anzug
f. mittl. Figur z. berl
Schuchardſtr. 11, II
3,10 m dibl.
Anzug=
ſtoff, weiß. Kleid,
waſchſeid., Brautſchleier,
neu. 2 P. w. Dam,
Glacéhandſchuhe,
einige Meter wß
Seidenſtoff zu verk
Näh. Geſchſt. (*5861
Hoge
ſchwarz, neu, erſtk
Stoff zu verk. Näh.
Geſchäftsſt. *5846
Möbelverkauf:
Nußb. pol. Sekzetär
Daenſchreibtiſch,
Trumeau, Vertiko
Kommoden, 1= und
2tür. lack.
Kleider=
ſchränke, Waſchſchrank,
Nachttiſche, runde u
viereck. Tiſche,
Bett=
ſkellen, Kinderbett,
Spiegel uſw. (*590
P. Kraft
Laden Karlſtraße—Echke
Steinacherſtr an der
Annaſtraße.
Gr. langer
Arbeits=
tiſch zu verk.
Liebig=
ſtraße 5, pt. (*5818
1 P. tadell.
Damen=
ftiefel (38), 1 Kind.
wagengeſtell m. Räd.
1 Häſin zu verkauf
Hochſtr. 22. * 5846
Eleg., bl. Seidenkl.
u. wv. Crepe de Chine=
Bluſe zu vert. (*587
Anzuſehen Sonntag
Knoll, Traiſa
Darmſtädterſtr. 59.
D.=Koſtüm, braun
Gr. 46, wie neu,
Herren=Anzüge, Gr.
44-48, D.=Hemden,
Hausmacher Leinen,
handgenäht, noch ner
im Auftrag f. in Nor
geratene Leute ab
zugeben (*590=
Hochſtr. 18, pax.
Re
einrichtung
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uungslos, weil dieſe Getvaltmaßnahmen der Franzoſen und Belgier
von allem Anfang an in Rechnung geſtellt wvorden waßen. Es ſind
da=
her auch rechtzeitig von der Induſtrie und der Reichsregierung die
nöti=
gen Gegenmaßnahmen getroffen worden. Die überaus große Mehrzahl
der Werke der Eiſen= uud Stahltvaxeninduſtrie im beſetzten und in
unbefetzten Deutſihland ſind mit Rohſtoffen und Halbfabrikaton genügend
eingedeckt und für Ergänzung iſt geforgt. Auch die Abſuhr der
Fertig=
waxen iſt in großem Maßſtabe, vollzogen worden. Zu irgend welchen
Beunruhigungen liegt keine Veranlaſſung vor. In Verbindung mit den
berufenen Spitzenvertretungen unſeres Wirtſchaftslebens ſind von der
Regierung die gegebenenfalls nötig werdenden Stüitzungsaktionen
ein=
geleitet und ſichergeſtellt worden. Man kaun darüber in der
Oeffentlich=
keit ſelbſtverſtändlich nicht im einzelnen berichten, da dieſe Worte auch
von Fein
verſichert
ihm gewählten
zung zuteil werden laſſen. Es muß dies umſomehr hervorgehoben
wver=
den, weil leider gewiſſe Kreiſe den Verſuch machen, klaſſenkämpferiſche
Gedanken in die deutſche Abwehrfront hineinzutragen. Solche Gedanken
ſtehen ſelbſtverſtändlich dem ernſthaften Juduſtriellen durchmus fern.
In der Eiſen= und Stahlwaxeninduſtrie ift der Wille zum Sieg, den die
Regierung Cuno vertrirt, in jedem einzelnen jebendig. Deswegen wind
und muß alles abgelehnt werden, was eine gewiſſe Schärfe in den
deut=
ſchen innerpolitiſchen Verhältniſſen hervorrufen kann. Das ganze
deutſche Volk muß wie ein Mann im Kampfe gegen den äußeren Feind
ſtehen. Es iſt heute unſere vornehmſte Aufgabe, daß wir alle brüderlich
zuſammenhalten. Deutſche Männer und ebenſo deutſche Unternehmer
müſſen von der unerſchitterlichen Erkenntnis getragen ſein, daß uns nur
der Wille zur einheitlichen Abwehr helfen kann. Wir alle wiſſen, daß
bei einem ſtraffen Zuſammengehen mit unſerer Regierung die einzelnen
riſtenzen nicht zugrunde gehen können. Wir wiſſen aber ebenſo
ge=
iß, daß, wenn unglüickſeliger Bruderzwviſt in unſeren eigenen Reihen
eintritt, das zum Verluſt des Ganzen führen muß und hamit die
Exi=
ſtenz Aller gefährdet iſt. Sittlicher Ernſt und Treue zum Vaterland
lie=
gen deshalb im ureigenſten Intereſſe jedes Einzelnen. Es iſt
ſelbſt=
verſtändlich, daß der Durchhaltungswille auch gleicherzeit den
Willen, Opfer bis zum Aeußerſten für den Preis der Freiheit
unſeres deutſchen Vaterlandes zu bringen einſchließen muß. Man ſoll
ſich deswegen nicht von denen täuſe
len durchhalten um jeden Preis und damit die
wirt=
ſchaftliche Exiſtenz jedes Einzelnen uns
gemein=
ſam erkämpfen und ſicherſtellen.
Handel und Wandel in Heſſen.
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Michelſtadt i Odw. Die laut Generalverſammlungsheſchluß mit
0 Progent einzuzahlenden Genußſcheine werden bis einſchl. 8. März zu
0 Prozent angeboten. Auf jede Aktie von 500 Mk. entfällt ein
Genuß=
ſchein, auf jede Aktie zu 1000 Mk. entfallen zwei Genußſcheine,
h. Vereinigte Malzfabriken A.=G. Worms. Mit
7 Mill. Mk. Grundkapikal, eingeteilt in 4000 Juhaberſtammaktien
7 1(00 Mk. und 1000 Namensvorzugsaktien à 1000 Mk. wurde obige
Geſellſchaft gegründet. Die Gründer haben ſämtliche Akten
übernom=
men. Dem erſten Aufſichtsrat gehören an: Dixektor der Rheiniſchen
Creditbank, Filiale, Heidelberg, Germann Köſter de Bary,
Rechts=
anwalt Dr. jur. Julius Guthmann (Mainz), Rechtsanwalt Kurt Korſch
(Mg
Vereinigte Malziabriken G. m. b. H. beſtehenden Malzfabrik ſowie
der Handel mit Frucht, Malz und ähnlichen Erzeugniſſen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
F. Zur Freigabe des beſchlagnahmten deutſchen
Vermogens in Amerika. Auf die ihr zahlreich zugegangenen
Anfragen betr. Freigabe des beſchlagnahmten deutſchen Vermögens in
Amerika, die eine große Unkenntnis über den gegenwärtigen Stand
der Angelegenheit verraten, indem insbeſondere vielerſeits
angenom=
men wird ,daß alles Vermögen ohne weiteres freigegeben wird, teilt
die Amerika=Abteilung des Hanſabundes mit, daß der fragliche
Gefetz=
entwurf noch nicht endgültig, ſondern zunächſt im
Repräſentanten=
hauſe mit 300 gegen 11 Stimmen angenommen wurde. Der
Geſetz=
entwurf, der inſoweit verbeſſert wurde, als von größeren Vermögen
nunmehr auch bis 10 000 Dollar freigegeben werden ſollen, geht jetzt
an den Senat. Es iſt beſtimmt anzunehmen, daß der Senat die
Vor=
lage baldigſt ohne Aenderung annehmen wird. Da unter allen
Um=
ſtänden bei dem Treuhänder ein Antrag auf Freigabe zu ſtellen iſt,
empfiehlt es ſich, alle diesbezüglichen Vorbereitungen zu treffen, und
die Amerika=Abteilung des Hanſabundes, Berlin NW. 7,
Dorotheen=
ſtraße 36 ſteht den Beteiligten mit Nat und Unterſtützung koſtenlos
zur Verfügung.
* M. Melliand Chem. Fabrik, A.=G. in Mannheim.
Ueber das 2. Geſchäftsjahr vom 1. Januar 1922 bis 31. Dezember 1922
liegt nunmehr der Geſchäftsberiht des Vorſtandes vor. Dem Bericht
zufolge kann das abgelaufene Geſchäftsjahr als recht günſtig bezeichnet
werden. Die geplauten umfangreichen Erweiterungen der Anlagen
ſhurden im verfloſſenen Jahre durchgeführt, ſodaß eine weſentlich höhere
Produrtion gegenüber dem erſten Geſchäftsjahre erzielt werden konnte.
Dadurch erfuhren auch die Umſätze eine ganz bebeutende Steigerung.
Im ganzen erzielte die Gefellſchaft einen Reingeſvinn von 19 391 1(5,54
Mark. Der am 22. Februar in Mannheim ſtattgefundenen G.=V. wurde
die Verteilung einer Dividende von 4 Prozent auf 8 500 000 Mk.
Stamm=
aktien und Prozent Dividende auf 500000 Mk. Vorzugsaktien mit
25 Prozent Einzahlung vorgeſchlagen. Ferner wurde heſchloſſen, 36
Prozent Suverdividende auf 8 500 000 Mk. Stammaktien auszuſchüitten.
Um die Produktion noch weiter zu ſteigern, ſollen die Anlagen in dieſem
Jahre in teckmiſcher Hinſicht vervollkommnet uud weiter ausgebaut
wer=
den. Mit Rückſicht hferauf und die neuerdings eingetretene
Geldentwver=
tung und die dadurch bedingte Verteuerung aller Rohſtoffe iſt eine
Er=
höhung der Betriebsmittel unvermeidlich. Es wurde daher der o. G.=V.
vorgeſchlagen, das Grundkapital von 9000 00 Mk. um 1600000 Mk.
auf 2500000 Mt. zu erhöhen. Es ſollen 500 Stück Stammaktien von
je 1070 Mt. ſowie 500 Stück 7prozeitige Vorzugsakticn von je 1000 Mk.
mit 12fachem Stimmrecht ausgegeben werden. Der Aufſichtsrat wird
zur Begebung der neuen Aktien und zur Durchführung der
Kapitals=
höhung ermächtigt. Auf neue Rechnung werden 2 823 655,73 Mk.
vor=
getragen. Der Auftragseingang im neuen Geſchäftsjahr iſt bis jetzt als
günſtig zu bezeichnen. Die Geſellſchaft hoftf, auch im laufenden Jahre,
wenn keine unvorhergeſehenen Ereigniſſe eintreten, ein befriedigendes
Ergebnis erzielen zu können.
-d- Die Optiſche Anſtalt C. P. Goers A.=G. in
Ber=
lin=Friedenau erzielte in dem am 30. Septembe: 1922
beende=
ten Geſchäftsjahr einen Reingewinn von 142,84 (i. V. 22) Mill. Mark.
Zu bemercen iſt zu dieſen Ziffern, daß noch vor Feſtſtellung des
Rein=
gewinnes 25 Mill. Mk. einer Bauxeſerve und 150 Mill. Mk. einem
Werkerhaltungskonto zugeführt worden ſind. Der Geſchäftsgang des
lanfenden Rechnungsjahres entſpricht den Erwartungen.
Sinalco A.=G., Detmold. Im Geſchäftsbericht über bas
15. Geſchäftsjahr der Geſellſchaft vom 1. Dezember 1921 bis 30. November
1922 wird die Steigerung des Exports als recht günſtig bezeichnet,
wäh=
rend das Inlandgeſchäft in einer gewiſſen Stagnation geblieben iſt und
bei den allgemeinen wirtſchaftlichen Verhältniſſen zurzeit wenig Ausſin4
auf Beſſerung bistet. Deshalb hat ſich die Geſellſchaft an anderen
Un=
ter iehmungen der Rahrungs= und Gemußutittelbrauche beteiligt umd
zwar an der in Mauiz neugegründeten „Konſerdenfabrik Wilhelm Laaf
die Fabrit der Firma Joh. Hugo Köther in Duisburg übernahm. Der
am Montag, den 6. März, in Würzburg ſtattfindenden G.=V. wird aus
dem Reingewinn von 58 903 484,28 Mk. eine Dividende von 50 Prozent
und 1500 Mk. Bonus (gleich eine Goldmark zum Dollarkurs von 8400
Mk.) pro Aktie auf die Stammaktien und 6 Prozent Dividende auf die
Namensaktien vorgeſchlagen. Die vörgeſchlagene Verteilung einer Didi=
dende von einer Goldmark auf einer Dollarbaſis von 8490 Mk.
berech=
ner, entſpricht einem Friedenserträgnis von 1 pro Mille. Selbſt unter
Berückſichtigung der inzwiſchen erfolgten Vervierfachung des
Stamu=
aktienkapitals ſtellte dieſe Dividens nur ᛋ—o der im Frieden
er=
folgten Ausſchüttungen an die Aktionäre dar. Nach Nücklage von
2 700 000 Mk. für den Wohlfahrtsfonds für Angeſtellte und Arbeiter
und der ſtatutenmäßigen Tantieme für den Aufſichtsrat in Höhe von
874 914 Mk. verbleibt ein Reſtbetrag von 47 225 040,38 Mk., wovon zur
Ergänzung des Valutaausgleichsfonds auf 5000000 Mk. 4 400000 Mk.
und zum Ausbau des Auslandsgeſchäftes 30 0000 Mk. vorgeſchlagen
werden. Hiernach verbliebe ein (etinn von 12825 040,38 Mark, der
auf neue Rechrung vorgetragen würde. Ferner wird der G.=V. die
Er=
höhung des Aktienkatzitals um 16 60000 Mk. durch Ausgabe von neuen
Inhaberaktien (Stammaktien) in Höhs dieſes Betrages unter Ausſchluß
des gefetzlichen Bezuigsrechte3 der Aktionäre und Feſtſetzung der
Einzel=
heiten der Akiienausgabe, ſowie die Erhöhung des Stimmrechts der
Namensaktien vorgeſchlagen. Ueber die Ausſichten des laufenden
Ge=
ſchäftsjahres läßt ſich unter den noch immer unüberſichtlichen, politiſ hen
unb wirtſchafrlichen Verhältniſſen Deutfchlands Beſtimmtes nicht ſagen.
Der bisherige Abſck — hauptſächlich nach dem Auslande — darf
aller=
dings ein recht befriedigender genannt werden.
w. Rückgang des Preisniveaus. Die auf den Stickſtag,
2t. Februar, berechnete Großhandelsindexziffer des Statiſtiſchen
Reichs=
amtes ergibt gegenüber dem Staude vom 15. Februar einen weiteren
leichten Rückgang des Preisniveaus von dem 5338ſachen des
Vorkriegs=
ſtandes auf das 5257fache oder um 2.4 Prozent. Von den Hauptgruppen
gab das Preisniveau der Lebensmittel von dem 4122fahen auf das
3935fache pder um 4,6 Prozent nach, und dasfenige der Einfuhrwaren
von dem 7963fachen auf das 7170fache oder um 10 Prozent. Die Gruppe
der Induſtrieſtoffe behaudtete mit dem 7732fachen und diejenige der
Inlaudswvaren mir dem 4874fachen etwa den Stand vom 15. Februar.
d- Ferdinand Rückforths Nachf. A.=G., Stettin.
In der heutigen Generalverammlung der Ferdinand Rückforth
Nach=
folger A.=G. Stettin wurde die Abrechnung genehmigt und die
Divi=
dende auf 100 Prozent auf 76 Mill. Mk. Stammaktien und 5 Prozent
auf 4 Mill. Mk. Vorzugsaktien feſtgeſetzt. Ebenſo einſtimmig wurde
zuu Verſtärkung der flüſſigen Mittel und zur weiteren Ausdehnung
des Konzerns die Erhöhung des Grundkapitals um 150 Mill. Mk.
durch Ausgabe von 8 Mill. Mk. Stammaktien, 60 Mill. Mk.
Vor=
zugsaktien mit einfachem Stimmrecht und 4 Mill, Mk. Vorzugsaktien
mit 16fachem Stimmrecht beſchloſſen. Den Aktionären werden auf 304
Mk. Stammaktien 1000 Mk. neue Stammaktien zum Kurſe von 300
Prozeut angeboten. Ebenſo wurde beſchloſſen, die beſtehenden 28 Mikk.
Mk. Porzugsaktien in Stammaktien umzuwandeln, die von der
General=
direktion des Rückforthkonzerns im Jutereſſe der Geſellſchaft verwvertet
werden. Ueber die Ausſichten im kommenden Geſchäftsjahr äußerte ſich
Generaldixektor Müller günſtig. Er deutete bevorſtehende
Verbreite=
rung der geſchäftlichen Baſis an. Neu in den Aufſichtsrat gewählt
wurde Generaldirektor Hentſchel (Stettin).
* Neue Richtpreiſe in der Schokolaben=Induſtrie.
Die Intereſſengemeinſchaft deutſcher Kakao= und Schokolade=Fabriken
G. m. b. H. (Ideka) Berkin gibt die für Schokoladen= und
Kakaverzeug=
tiſſe heute gültigen Richtpreiſe wie folgt bekannt: Kakaopulver, ſchwach
entölt, 16 400 bis 18 400 Mk. p. Kg., Kakaopulver, ſtark entölt 12000
bis 14000 Mk. p. Kg., Schmelz=Schokolade 50/50. 1450 bis 1650 Mk.
p. 100 Gr., Schmelz=Schokolade, bitter, 60/40 1550 bis 1750 Mk. p. 190
Gr., Milch=Schokolade 1608 bis 1800 Mk. p. 100 Gr.
B. Der Ledermarkt im Februar. Die ſcharfe
Preis=
ſteigerung für Nohware in der erſtm Hälte des Monats Februar
hatte naturgemäß auch eine weitere, ebenſo ſcharfe Aufwärtsbewegung
für Leder aller Art zur Folge. Infolge der hohen Preiſe, die auch
nicht immer ſchlank bewilligt wurden, bewegten ſich die Umfätze in
engen Grenzen. Es notierten als Richtpreiſe folgende
Großhandels=
preiſe aus erſter Hand und für erſte Sortimente:
Wild=Vacheleder
in Kernſtück. 18000—20000
Rindbox ſchwarz
farbig
Boxealf ſchwarz
Ende Februar:
125015000 17000—2200 für 1 Kg.
23000—28000 für 1 Kg.
6000— 8000 für 1 Quadnatf.
8000— 9500 für 1 Quadratf.
800—10500 für 1 Quadratf.
Ende Januar:
Sohlleder in Hälften 12500—15500 1970—22000 für 1 Kg.
4300— 3000
500— 5500
5500— 6600
w. Wirtſchaftliche Vereinigung deutſcher
Gas=
werke, Aktiengeſellſchaft, Frankfurt a. M., Askania=
Werke Aktiengeſellſchaft, Deſſau. „Dux”
Metall=
warenfahrik deutſcher Gas=, Waſſer= und
Elektri=
zitätswerke, Aktiengeſellſchaft, Frankfurt a. M.
Auf Grund der guten Erfahrungen der in der wirtſchaftlichen
Vereini=
gung deutſcher Gaswerke, Aktiengeſellſchaft, zuſammengefaßten
Gas=
werke mit dem Zuſammenſchluß auf verſchiedenen Wirtſchaftsgebieten
wie in der Selbſtverarbeitung ihrer Teere, in der Selbſtverſicherung
unter Anlehnung an den Gerling=Konzern, iſt man nunmehr auch auf
dem Gebiete der Fabrikation von Gasapparaten, Gasmeſſern, Gasöfen
und ſonſtigen Gasverbrauchsapparaten dazu übergegangen, einen
Aus=
bau der ſchon beſtehenden Intereſſengemeinſchaft zwiſchen der „Dux”
A.=G. und Askania=Werke A.=,G. vorzunehmen.
Es wurde ein Zuſammenſchluß durch einen neuen Vertrags=Akt
vor=
genommen, der eine 30jährige Bindung der oben genannten drei
Ge=
ſellſchaften bedeutet. Die Askanig=Werke mit ihren Fabriken in Deſſau
und Berlin=Friedenau, ſowie die Fabrikationsſtätten der „Dux” A.=G.
Frankfurt, werden zu einer großen einheitlich geleiteten
Fabrikations=
gruppe vereinigt, deren große Produktionsmengen zuſammengefaßt von
der Wirtſchaftlichen Vereinigung deutſcher Gasverke vertrieben werden.
Die Wirtſchaftliche Vereinigung, die infolge langjähriger Tätigkeit mit
den deutſchen Gaswerken in engſter Fühlung ſteht, richtet zu dieſem
Zweck eine beſondere Handels=Orgguiſation mit über ganz Deutſchland
verbreiteten Zweigſtellen ein.
Die neue Intereſſengemeinſchaft hofft, durch die Juſammenfaſſung
der Intereſſen eines großen Fabrikationskonzerns mit denjenigen
einer ſtarken Konſumentengruppe eine bedeutende Verbilligung, beſſere
Belieferung und leichtere Kreditbeſchaffung im Intereſſe der deutſchen
Gaswerke zu erzielen. Mit Hilfe ihren großen Erfahrungen auf allen
Gebieten des Gasfaches und ihrer weitreichenden Beziehungen will
man ſich auf den Bedarf der Gaswerke beſſer einſtellen, toodurch eine
Befruchtung des ganzen Fabrikationsgebietes erreicht und der deutſchen
Gas=Induſtrie ein neuer Impuls gegeben werden ſoll.
Abgeſehen von der erwähnten vertraglichen Bindung wird dieſes
Ziel durch einen Austauſch von Aufſichtsrats= und Borſtandsmitgliedern
der vorgenannten drei Aktiengeſellſchaften vorgenommen, ſoweit dieſer
nicht ſchon bisher geſchehen iſt.
Demgemäß werden die Herren Generaldirektor Prenger von den
Gas= und Waſſerwerken, Köln, als Vorſitzender des Aufſichtsrats der
W. V. und ſtellv. Aufſichtsratsvorſitzender der „Dux” Aktiengeſellſchaft,
Direktor Tiemeſſen, Vorſtandsmitglied der W. V. und der „Dux”
Aktiengeſellſchaft in den Aufſichtsrat der Askania Aktiengeſellſchaft
ein=
treten und umgekehrt die Herren Generaldirektor Oberbaurat Heck,
Leiter der deutſchen Continental Gasgeſellſchaft, Deſſau, der Vorſitzende
des Aufſichtsrats der Askania, und Direktor Gebhardt, Vorſtand der
Askania und der „Dux Aktiengeſellſchaften, in den Aufſichtsrat der W.
V. zugewvählt.
Verſtärkt wpird dieſer Zuſammenſchluß dadurch, daß ſchon bisher
die Herren General=Direktor Baurat Tillmetz von der Frankfurter
Gasgeſellſchaft A.=G., Frankfurt a, M. und General=Direktor Körting,
Vorſtand der Gasbetriebsgeſellſchaft A.=G. Berlin in ben Aufſichtsräten
dieſer Geſellſchaften tätig ſind.
bände, die Vereinigung deutſcher Kleiderſtoffgroſſiſten, der Verband de
Großhändler bunter Webſtoffe und Leinenwaren, der Verband der nord=
und wueftdeutſchen Banmvollwarenausriiſter, der Verband der
Kattun=
groſſiſten haben, wie die „Texrilſu.” erfährt, einſtimmig beſchlloſſen, ihren
Mitgliedern den direkten und indirekten Bezug franzöſiſcher (elſäſſiſcher)
bls auf weiteres
urch Erteilung neuer Aufträge
Kontentionsgemeinſchaft will durch dieſen Beſchluß zum Ausdruck
brin=
gen, daß ihr die Aufreckterhaltung und Pſlege geſchäftlicher Beziehungen
mit Frankreich und Beigien ſo lange uumöglich erſcheint, als der
bru=
tale Rechktsbruch durch die Beſetzung des Ruhrgebiets andauert. UIm
die im beſetzten Gebiet wohnhaften Mitglieder der obigen Verbände
da=
gegen zu ſchützen, daß eine uumittelbar zugehende Benachrichtigung über
dieſen Beſchluß Anlaß zu neuen Bedrückungen gibt, wird die Preſſe u.
weitgehende Bekanntgabe gebeten.
*8 Tſchechiſch=franzbſiſche Verhandlungen. Di=
Tſcheckei ſteht in Verhandlungen mit Frankreich wegen des Abſchluſſes
eines neuen Handelsvertrags. Der alte iſt zum 4. Mai 192
gekündigt worden.
8 Beſtellungen der rumäniſchen Staatsbahne
in Deutſchland. Rollendes Mgkerial iſt im Werte von 33900
Goldmark beftellt, Zahlung erfolgt zu Laſten des Rexarationskontos.
Banken.
d. Die außerordentliche Generalperſammlun
der Württembergiſchen Notenbauk Stuttgart, d
auf 22. März einberufen wurde, ſoll auch Beſchluß faſſen über de.
Autrag einer ſeiner Aktionäre auf Erhöhung des Grundkapitals vo..
9 um 1½ auf 101 Millionen Mark durch Ausgabe von 1250 Aktie.
über je 1220 Maxk uuter Ausſchluß des geſetzlichen Bezugsrechtes.
-d- Deutſche Grundkreditbank in Gotha. Da=
Geſchäftsjahr 1922 bei der Deutſchen Grundkreditbank in Gotha ei
brachte nach erheblichen Rücklagen und den üblichen Abſchreibungen
einen Reingewinn von 3,06 (2,59) Mill. Mk., aus dem wiederum ein
Gewiunauteil von 9 Prozent, wie in den letzten zwölf Jahren, zur
Ausſchütrung auf das unveränderte Aktienkapital von 22,5 Mill. Mk.
gelangen ſoll. Das raſche Wachſen der Unkoſten und die durch da=
Darniederliegen der Bautätigkeit ſtark erſchwerte Wohnhäuſerbeleihung
veranlaßte das Inſritut zur Ausdehnung des Geſchäftsbetriebes auf
die bisher noch nicht geubte Hergabe von Kommunaldarlehen. Zu
dieſem Zwecke wurde die Ausgabe von zunächſt 250. Mill. Mk. Sproz.
Kommunalobligationen beſchloſſen, die in der kurzen Zeit ihres
börſen=
mäßigen Handels bereits guten Abſatz gefunden haben. Das
Pfand=
briefgeſchäft war erheblichen Schwankungen ausgeſetzt und brachte
ſtarke Verkäufe und ebenſo auch Rückflüfſe. Der Pfandbriefumlauf
ſtellte ſich auf 318 Mill. Mk. und der Hypothekenbeſtand auf 352 Mill.
Mark.
Warenmärkte.
Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarit
war das Gefhäft ruhig. Der leichtere Geldſtand wirtte auf die Preiſe
ſtützend. Für Weizen waren die Mühlen etwas kanfluſtiger, Roggen
wurde zu niedrigeren Preiſen verlangt. Gerſte fand ſeitens der
Braue=
reien mehr Beachtung. Für Hafer zeigte ſich Nachfrage ſeitens des
Kon=
ſums, jedoch nur bei ſehr niedrigen Preisangeboten. Mais wurde für
Märzlieferung bei behaupteten Preiſen mehr begehrt, Mkehl wurde wenig
umgeſetzt. Hülſenfrüchte und Futterſtoffe zeigten keine Aenderung.
d- Hamburger Warenbörſe. Kaffee. Bei kleinem
Bedarfsgeſchäft waren die Preiſe behauptet, Braſilofferten warur
uim 6 d bis 1 sh niedriger. Abſchlüſſe wurden nicht bekannt. Kakao.
Der Markt für Loco=Abladungsware war ruhig. Offerten aus den
Produktionsländern fehlten. Reis. Der Markt iſt weiter ruhig bei
unveränderten Preiſen. Burma II Loco koſtete 13 ch 9 d. Burma
Bruch A I Loco 12 zh Auslandszucker. Der Markt bleibt
abwartend. Tſchechiſche Kriſtalle Feinkorn März=April koſtete 28 sb
10½ d, Mittelkorn Loco 28 sh 4½ d, tſchechiſche Würfel März=Apxil
30 sh, tſchechiſche Cubes Loco 30 sh 9 d und polniſche Kriſtalle Märs
28 zh 1½d. Getreide. Der Markt war weiter geſchäftslos. Die
Preife ſind nominell wie geſtern.
Teebericht (mitgeteilt von der Firma Hermann Baufmaun,
Pagoda=Teeimport, Maunheim). Ueber die letzte Tee=Auttion in
Amſter=
dam, welche am 22. Februar ſtattfand, liegt jetzt der Ablaufsbericht por.
Es waren ungefähr 1100 Kiſten Java=Tee, 3600 Kiſten Sumatra=Tee und
15300 Kiſten China=Tee angeboten, und faſt alle Partien wurden verkauft.
Bezahlt wurde für ordinäre Ehintatces ca. 66—70 Cents, Pekoe
Sou=
chong u. Vekoe, mittel 85—95 Cents, Orange Pekoe, gut bis fein 95 bis
115 Cents das halbe Kilo. Bemeikenswert war die feſte Haltung,
da die bezahlten Preiſe zirka 3—10 Cents über den Taxen lagen.
Trotz=
dem ergeben ſich zurzeit für den deutſchen Importeur etwas beſſere
Ein=
kaufsmöglichkeiten, bedingt durch die zurückgegaugenen Auslandsdevifen,
ſodaß die Notierungen dementſprechend ermäßigt werden konnten. Der
Zoll für ein Kilo Tee in der Zeit vom 28. Februar bis 3. Mär=
(Goldzollaufgeld 595 400 Prozent) beträgt 13 101 Mk.
Börſen.
w. Frankfürter Depiſenmarkt. Am heutigen
Börfenz=
feiertag wm die Tendenz für Effekten wieder ziemlich feſt, doch wichk
ganz einbeftlich auf einzelnen Gebieten. Die zutage getretene
Zuruck=
haltung hat noch keine Milderung erfahren. Am Deviſenmarkt habent
die Schankungen aufgehört. Das Geſchäft wird von Tag zu Tag
klei=
ner. Der Dollar war mit 23000 zu hören und erfuh im Verlauf nur
geringe Veränderung. Die Spannung gwiſchen Dollar und Deviſe Neu=
York iſt klein. Bei den Banken lagen für den morgigen Börſentag
mäßige Kauforders vor. Im Verkehr von Bureau zu Bureau wurdar
größtenteils beſſere Kurſe genannt. Am Rentenmarkt hielt die
Nach=
frnge nach Ungarrenten an, während Türkemperte nicht ganz einheitlich
lagen. Schutzgebietsanleihe hörte man mit 19000. Zolltüirken tratein
fhäter mehr in den Vordergrund; man nannte ein Kurs von 35000 Geld.
Auch Bagdad II waren begehrter, 34 000; ferer blieben Bosniſche
Eiſen=
babnauleihe geſuchter. Befeſtigt gehen vereinzelte chemiſche und
Elektro=
papiere hervor. Von Montanaktien ſind Aſchersleben feſter.
Kaſſaindu=
ſtriezverte lagen ruhiger. Von unnotierten Werten wurden genannt:
Kabebverk Rheydt 24 000, Jnag 15 500, Hanſa Llond 11 50), Beckerſtaht
20 000, Mez Söhne 11 500, IIfa 1200 Als ſtärker gefragt ſind Bens=
Aktien, für welche 19 000 geboten wurden. Das Geſchäft war allgemeit
rühig.
w. Frankfurter Abenddeviſen vom 1. März. Bei
be=
ſcheidenen Umſätzen konnten ſich die Preiſe bebaupten. Dollarnotenr
23 000, Polennotent 55,50, London 107.400, Paris 1380, Neu=Yorx 22800,
Holland 900, Schweit 4270, Italien 1020.
w. Verliner Deviſenbericht. Das Geſchäft am
Deviſen=
markt nahm heute wiederum keinen großen Umfang an. Allſeitig wurde
Zurückhaltung angeſichts der Uneklarheit der politiſchen und
wirtſchaft=
lichen Lage beobacntet. Die Kurſe verharrten unter geringen
Schwau=
kungen ungefähr auf ihrem bisherigen Stande; eher war eine kleine
Be=
feſtigung zu bemerken. Deviſe Neu=York wurde amtlich mit 222
no=
tiert. Für Effekten fchien eine ſehr feſte Haltung vorzuherrſchen.
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Bekanntmachung.
KDas Heſſ. Miniſterium für Arbeit
und Wirtſchaft hat am 5. Februar 1923
zur Ausführung der Bekanntmachung
des Reichskanzlers vom 23. September
1915, die Fernhaltung unzuverläſſiger
Perſonen vom Handel betreffend,
ange=
ordnet, daß die Koſten, die durch die
Veröffentlichung der Unterſagung der
Handelserlaubnis erwachſen, dem von
der Unterſagung Betroffenen aufzuer=
(st1734
legen ſind.
Darmſtadt, den 26. Febr. 1923.
Der Oberbürgermeiſter.
Rfe
(kt. Herren der Meere, m.
Harry de Loon, Maria Palma usw.
„Das doppeilte Knoppchen‟ Lustsp.
2 Akt. Grete Flohr, Frederik Bucb.
m Joe Deebs Der Kampf mit
Kr- / dem unsichtb. Beind, 5 Akt.
Wildwfil. Vie Sklaven due Band t,5 4ki./2
LumpaciVagabundus 74k
G.-V, Die Frau ohne Seele, 44k.
Feſtſetzung des Wertes
der Sachbezüge.
Der Wert der Sachbezüge (Koſt und
Wohnnng einſchließlich Heizung und
Be=
leuchtung), die den Verſicherten ſtatt des
Gehalts vder Lohnes oder neben ihm
gewährt werden, wird gemäß § 160 der
Reichsverſicherungsordnung für alle
Berſicherte auf 900 Mark täglich
feſtgeſetzt.
Hierbei werden gerechnet:
1. für erſtes Frühſtück 81 Mk.
81
2. „ zweites
3. „ Mittageſſen . . 324
4. „ Veſperbrot . . 81
5. „ Abendeſſen . . 243
6. „ Wohnung . . . 90
Für ſonſtige Sachbezüge gilt der
Klein=
handelspreis.
Dieſe Feſtſetzung tritt am 1. März
1923 in Kraft.
Der Wert anderer Sachbezüge wird
von Fall zu Fall feſtgeſetzt, ebenſo können
uch Abweichungen von der obigen
Feſt=
ſetzung zugelaſſen werden, wenn dies
nach Lage des Einzelfalles gerechtfertigt
(st1718
erſcheint.
Darmſtadt, den 28. Febr. 1923.
Berſicherungsamt der Stadt
Darmſtadt.
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rung sämtlicher Bürobedarfsartikel. (1693a
Lie
Bekanntmachung.
Die für das Rechnungsjahr 1921
feſt=
geſetzte endgültige Kultusſteuer, wie ſie
in dem zugeſtellten Kirchenſteuerbeſcheid
für das Nechnungsjahr 1921 unter
Ziffer 4 angefordert worden iſt, iſt im
fünffachen Betrag nachzuerheben. Die
Mitglieder der iſrgelitiſchen
Religions=
gemeinde Darmſtadt werden hiermit
aufgefordert, binnen 14 Tagen an das
Finanzamt Darmſtadt=Stadt (
Finanz=
kaſſe) — Poſtſcheckkonto Frankfurt a. M.
1214 — den fünffachen
Kultusſteuerbe=
trag für 1921 bei Meidung der
Mah=
jung und Zwangsvollſtreckung zu ent=
(1746
richten.
Darmſtadt, den 1. März 1923.
Der Vorſtand der iſraelitiſchen
Religionsgemeinde.
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.
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