Bezugspreis: 
Beiwöchentſich 7maligem Erſcheinen monatl. 3.400.-M- 
und 200.— M. Abtragegebühr, durch die Agerfuren 
z90— M. frei Haus. Beſtellungen nehmen 
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gegen: die Geſchäftsſtelle Rheinſtraße 23 
            Ferit=
ſprecher 1, B90 und B391), die Agenturen und alle 
poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von 
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht 
            übernom=
men. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge 
höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur 
            Kür=
zung des Bezugspreiſes. Beſtellungen und 
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ſungen durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
186, Zahrgang 
Nachdruck ſämtlicher mit z verſehenen Original=Aufſätz= und eigener Nochrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
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Baukanzeigen 375 M., Rehlamezeile (92 mm breit) 
ſeigen von auswärts 400 M., 
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breite Reßlamezeile 1400 M. 
Geſchäftsſtelle Rhein= 
und Anzeigenerpeditionen. 
wie Krieg, Aufruhr, 
dt jede Verpſlichtung auf 
            Er=
igenaufträge und Leiſtung von 
Konkurs oder gerichtlicher 
            Bei=
fällt jeder Rabatt weg
Nummer 59
Donnerstag, den 1. März 1923.
Einzelnummer 175.00 Mk.
 Die Verſchwender! 
Für den Unterhalt allein der Wiesbadener 
            Repara=
tions=Reſtitutionsſtelle, die der dortigen deutſchen 
Reichsrücklieferungskommiſſion entſpricht, hat das Deutſche 
Reich aufbringen müſſen: 
7 366 806 Papiermark 
1919 
33 073473 Papiermark 
1920 „ 
256526 246 Papiermark 
1921 ... 
1922Gpri 1922bisFebr.23 3802 053538 Papiermark 
In den Zahlungen von Februar ſind Zahlungen für 
            Frank=
reich und Belgien nicht enthalten.
 Deutſche Reparationen an England. 
London, 28. Febr. (Wolff. Der Schatzkanzler teilte in 
einer ſchriftlichen Antwort im Unterhaus über die von 
            Deutſch=
and an England geleiſteten Reparationen mit: Bis zum 30. 
April 1922 erhielt England in bar 637 Millionen Goldmark. 
Direkt an das britiſche Beſatzungsheer wurden bezahlt 
            Papier=
nark im Werte von 103 Millionen Mark. Die Sachleiſtungen 
inſchließlich der Einkünfte nach den Reparationsbedingungen 
ſetrugen 413 Millionen Goldmark. Dies mache zuſammen 1153 
Nillionen Goldmark. Zwiſchen dem 1. Mai und dem 31. 
            De=
ember 1922 iſt eine weitere Summe von ungefähr 100 Millienen 
holdmark für Abgaben nach den Reparationsbedingungen an 
farbſtoffen uſw. eingegangen.
 Vom Tage. 
Zum 1. März ſind, wie mitgeteilt wird, keine 
            Fracht=
erhöhungen zu erwarten. 
Reuter erfährt zu dem Beſchluß der Rheinlandtommiſſion, wonach 
das von den Franzoſen widerrechtlich beſetzte Gebiet 
zwiſchen den Brückenköpfen Köln, Koblenz und Mainz vom 26. Februar 
ab ur er deren Autorität geſtellt werden ſoll, daß Lord Kilmarnock 
ſich bei der Abſtimmung der Stimme enthalten habe. 
Nach einer Habasmeldung aus Neu=York hat Carnegie eine fü 
Europa beſtimmte Stiftung zur beſchleunigten 
            Abſchaf=
fung des Krieges errichtet. 
Havas meldet aus Waſhington, aus dem Weißen Hauſe 
            ver=
laute, daß der bisherige Poſtminiſter Work an Stelle von Fall Sekretär 
des Innerſt werden ſoll. 
Neuter meldet aus Wafhington, der Senatsausſchuß für au 
wärtige Angelegenheiten habe einen Beſchluß gefaßt, der darauf 
            hin=
auslaufe, jede Aktion des Kongrefſes im Zuſammenhange 
mit dem Erſuchen des Präſidenten um Ermächtigung zum Eintritt 
Amerikas in den internationalen Gerichtshof, bi 
zur nächſten Tagung aufzuſchieben. 
Havas meldet aus Madrid, daß den Blättern zufolge die 
            R=
gierung die unverßügliche Auflöſung des Parla 
ments angeordnet und ſich vorbehalten habe, 
            Neuwahle=
auzuſetzen. 
Am 19. Februar betrug die Zahl der Arbeitsloſen in 
England 1 340 200, d. h. 23 571 weniger als in der Vorwoche und 
145 678 weniger als am 1. Januar dieſes Jahre 
Auf dem Bahuhofsplatz in Kairo wurde eine Bombe gegen 
fünf engliſche Soldaten geworfen, wovon zwei ſchwer, 
die übrigen leichter verwundet wurden; außerdem wurden dvei Aegypter 
verletzt. Verhaftungen ſind nicht vorgenommen. 
Eine Nachrichtenagentur meldet aus Smyrna, daß die alli 
ierten Kriegsſchiffe, wie vereinbart, den Hafe 
laſſen haben. 
Dollarkurs in Frankfurt am 28. Februar, 
abends ½a7 Uhr: 22700.
 Boincarés „Pfänderpolitik” im Ruhrgebiet. 
Was die Franzoſen unter „friedliche” Aktion verſtehen.
 Schreckensherrſchaft in Bochum. 
U. Bochum, 28. Febr. In Bochum üben die Franzoſen 
eit den heutigen frühen Morgenſtunden eine wahre 
            Schreckens=
errſchaft aus. Sie haben die Schupobeamten 
            gewalt=
am aus ihren Quartieren bzw. Wohnungen geholt, 
iſſen ihnen die Kleider vom Leibe und 
            mißhan=
ſelten ſie mit der Reitpeitſche. Die Stimmung der 
Bevölkerung iſt auf dem Siedepunkt der Erbitterung angelangt, 
o daß ſtündlich ernſte Ausbrüche der Volksleidenſchaft erwartet 
verden können. 
Eſſen, 27. Febr. (Wolff.) General Degoutte hat eine 
Verordnung erlaſſen, durch die die Schutzpolizei in Eſſen= 
Stadt und Land aufgehoben wird. Die Waffen, 
            Dienſt=
ferde und Ausrüſtungsgegenſtände ſeien unverzüglich an die 
ranzöſiſchen Militärbehörden abzuliefern. Die Beamten 
Iler Dienſtgrade der aufgelöſten Schutzpolizei 
verden aus dem beſetzten Gebiet ausgewieſen. 
Berlin, 28, Fehr. (Wolff.) In Recklinghauſen wurden 
ſie Polizei, das Rathaus und die Unterkünfte der 
Schutzpolizei umſtellt. Im Polizeipräſidium wurde 
ämtliches Inventar beſchlagnahmt und die Polizeibeamten 
erhaftet. In Bochum und Dortmund wurden ſämtliche 
            Polizei=
interkünfte beſchlagnahmt, ſämtliche Mannſchaften 
erhaftet und abtransportiert.
 Verhaftung von 12 Fabrikdirektoren. 
Bochum, 28. Febr. (Wolff.) In dem 
            Verwaltungsge=
ſäude der Maſchinenfabrik=A=G. Balcke fand eine Konferenz 
ſon Direktoren der Maſchineninduſtrie des Bochumer Bezirks 
fatt, um über Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Betriebe 
ut beraten. Plötzlich erſchien ein großes franzöſiſches 
            Truppen=
ufgebot mit Tanks und ſperrte den Häuſerblock ab. Eine 
            Ab=
eilung Soldaten drang in den Beratungsſaal ein und 
            verhaf=
ete die zwölf an der Sitzung teilnehmenden Fabrik 
irektoren. 
Offenburg, 22. Febr. (Wolff.) Heute vormittag wurde 
Oberbürgermeiſter Holler von den Franzoſen verhaftet. 
Heſtern wurden von den Franzoſen die 
            Privatwohnun=
en der Gendarmen nach Waffen durchſucht. Drei 
Zendarmen wurden verhaftet, aber nach einiger Zeit 
bieder freigelaſſen, nachdem ihnen die Waffen abgenommen 
borden waren. Die Franzoſen ſind dann weiterhin in das 
Kureau der Gendarmerie eingedrungen und haben dort alle 
Schränke erbrochen.
 Offenburg, 28. Febr. (Wolff.) Bürgermeiſter Büh 
er iſt heute nachmittag auf dem Rathaus verhaftet und in 
* Wirtſchaft, „Drei Könige” abgeführt worden, in der die 
            frau=
bſiſche Beſatzungsbehörde die Verhafteten zunächſt unterbringt
 Kirchberg (Hunsrück), 28. Febr. (Wolff.) Bei hier er= 
Digten Verhaftungen war ein junger Mann im Orte nicht 
            auf=
iuſinden. An ſeiner Stelle wurde der Vater verhaftet, und als 
Neſer ſich der Verhaftung widerſetzte, wurde der alte Mann 
U dem Transport ins Gefängnis von einem franzöſiſchen 
            Offi=
ei fortgeſetzt mit einer Reitpeitſche geſchlagen. 
Aus Caſtellaun im Hunsrück wird gemeldet, daß auch 
Dort vor einigen Tagen einige Verhaftungen vorgenommen 
Lurden. Einige vorgemerkte junge Leute waren geflüchtet und
 Dren Vätern wurde eröffnet, daß ſie ſelbſt verhaft=t und aus 
Zebieſen würden, wenn ſie nicht den Aufenthalt der Flüchtigen 
Angeben oder dieſe zur Stelle ſchaffen würden.
 „Pfänder”. 
Eſſen, 27. Febr. (Wolff.) Folgende weitere Ueberfälle, 
die in der Nacht zum Sonntag von franzöſiſchen Soldaten verübt 
wurden, werden erſt jetzt bekannt: Kaufmann W. wurde von vier 
franzöſiſchen Soldaten in der Hanſaſtraße angehalten. Es 
            wur=
den ihm 1600 000 Mark und ſämtliche Wertſachen abgenommen. 
In den Anlagen am Haumannplatz wurden einem Kaufmann, 
einem Architekten und ſeinem Schüler die Uhren abgenommen. 
Das gleiche Schickſal haben drei Bergleute in der Nähe der Zeche 
„Herkules” erlitten, als ſie von der Arbeit nach Hauſe gingen. 
In der Gildshofſtraße wurden vier Perſonen angehalten und 
ihnen die Uhren, Wertſachen und Barſchaften weggenommen. 
Der Bergmann Johann N. wurde in der Hanſaſtraße angehalten 
und ihm die Uhr nebſt Kette abgenommen, der Bergmann 
            Hein=
rich C. wurde in der gleichen Nacht von ſechs Franzoſen in der 
Steeler Straße angehalten. Man nahm ihm die Uhr nebſt Kette 
und 3000 Mark in bar ab. Weiter wurde der Berguann Joſeph 
St. in der Sonntagnacht von fünef franzöſiſchen Soldaten in der 
Hanſaſtraße angehalten. Ihm wurde die Uhr mit goldener Kette 
abgenommen. Geſtern wurde der 62jährige Dreher Adam St 
von vier franzöſiſchen Soldaten angehalten und der Uhr beraubt. 
Auf die Hilferufe flüchteten die Räuber, und als der Ueberfallene 
ihnen nachlief, ſchoſſen ſie auf ihn. In der Bornſtraße wurde der 
Schneider Auguſt N. von zwei franzöſiſchen Soldaten mit 
            vor=
gehaltenem Revolder angehalten. Die Franzoſen nahmen ihm 
darauf die Brieftaſche mit etwa 100 000 Mark ab. Der Maſchiniſt 
Peter S. wurde abends in der Herkulesſtraße und der 
            Maurer=
polier Fritz Sch. abends in der Beuthſtraße überfallen und 
            be=
raubt. In der Kaſteinſtraße wurde einem Arbeiter die Uhr mit 
Kette abgenommen. Ueber alle bisher gemeldeten Ueberfälle ſind 
von der Polizeibehörde Protokolle aufgenommen worben, wovon 
jedesmal ein Abzug an General Degoutte geſandt wurde. 
Nach einer Meldung aus Köln haben die Franzoſer 
im Burean der Rheinſchiffer=Gewerkſchaft in Caub eine 
            Haus=
ſuchung vorgenommen, wobei 12 Millionen Mark Reich 
unterſtützung weggenommen wurden. 
Bevorſtehende Beſetzung von Elberfeld. 
Eine Drohung gegen England. 
U. Paris, 28. Febr. Der Intranſigeant ſchreibt: Weun 
die Engländer uns keine Zugeſtändniſſe mrchen, 
werden wir keine andere Möglichkeit haben, als die, einen 
Weg in das Nuhrgebiet über Elberfeld zu ſuchen. 
Eine ſolche Linie gibt es. Sie zweigt von Siegburg, einer 
            Sta=
tivn vor Urbach, ab, und durchläuft die unbeſetzten Teile 
            Deutſch=
lan ds, die nach dem Friedensvertrag entmilitariſiert ſind. 
Die Hungerpeitſche. 
Eſſen, 28. Febr. Neuerdings gehen die Franzofen zu 
Beſchlagnahme von Lebensmitteln in großem 
            Um=
fange über. Dieſe Beſchlagnahme, die auf höheren Befehl 
            zu=
rückzuführen ſei, ſoll nach der Voſſ. Ztg. ebenſo wie die 
            Konfis=
z:erung von Lohngeldern offenbar dem Sweck dienen, die 
            Arbei=
terſchaft mürbe zu machen. In Wirtlichkeit werde durch 
Eingriffe die Erregung der Arbeiter nur geſteigert. 
UU. Eſſen, 28. Febr. Am Dienstag vormittag 11 Uhr 
wurde ein Laſtkraftwagen mit Kolonialwaren 
einer hieſigen Großfirma beſchlagnahmt und nach Bredeney 
geſchafft. Das gleiche Schickſal ereilte den Kraftwagen einer 
Duisburger Nargariuefgbrik, der mit 100 Zeutnern Margarine 
belegt war.
 Reichsgoldanleihe. 
Von 
Miniſterialdirektor Dr. Hedrich, 
im Sächſiſchen Finanzminiſteriunt. 
Die Vorteile. 
Nachdem dem Reiche die Stützung der Mark — ob allein 
aus eigenen Mitteln oder mit ausländiſcher Hilfe, bleibe 
            dahin=
geſtellt — vorläuſig gelungen iſt, trägt man ſich im 
            Reichsfinanz=
miniſterium mit dem Gedanken, eine ſog. Goldanleihe 
            herauszu=
geben. Auf eine Anleihe im eigentlichen Sinne ſcheint man 
allerdings nicht kommen zu wollen, ſondern es iſt beabſichtigt, 200 
50 Millionen Dollar 
Millionen Goldmartſchatzanweiſungen 
mit dreijähriger Lauffriſt zur öffentlichen Zeichnung aufzulegen. 
Dieſe Schatzwechſel ſollen von der Reichshank garantiert und 
gegen Bezahlung in Deviſen oder ausländiſchen Noten abgegeben 
werden. Es würde damit reichsſeitig eine Maßnahme getroffen 
werden, die zwar reichlich ſpät, aber gewiß noch nicht zu ſpät 
käme, um damit dem wilden Handel in Deviſen, dem die 
            ge=
ſamte Wirtſchaft ſchwer ſchädigenden Hamſtern in fremden 
            Zah=
lungsmitteln, der immer weiter um ſich greifenden Fakturierung 
auf der Baſis einer ausländiſchen Währung im Inlandsverkehr, 
kurz der allgemein verbreiteten Flucht vor der entwerteten Mark 
in die Auslandsvaluta, einen Damm entgegenzuſetzen und damit 
dem Weiterumſichgreifen aller dieſer Mißſtände, die letzten 
Endes die Urſachen der übermäßigen Warenverteuerung ſind, 
den Nährboden zu entziehen. Die Herausgabe der 
            Reichsgold=
ſchatzanweiſungen fügt ſich damit in die Reihe der Maßnahmen 
ein, die die von dielen ſchon längſt geforderte und nun endlich 
aufgenommene altive Politik des Reiches gegen den 
            Währungs=
verfall kennzeichnen und in den drei Etappen Deviſengeſetz, 
Markſtützungsaktion, Reichsgoldanleihe in die Erſcheinung treten. 
Während die erſte Maßnahme von vornherein keine allzu. 
ſtarken Einwirkungen in der Richtung der Eindämmung der 
Spekulation in Deviſen erwarten ließ, und die zweite Aktion, 
die Intervention der Neichsbank auf dem Deviſenmarkte, 
            zu=
nächſt eine weitere Steigerung des Markkurſes nicht erſtreben 
konnte, um unſer. Wirtſchaftsleben, das durch die in einem 
            Zeit=
raum von wenig mehr als einem Monat ſich von 7000 über 
50 000 wieder herab zu 20000 Mark für den Dollar bewegende 
Kurve gerade genug in Unruhe verſetzt worden iſt, nicht noch 
größeren Erſchütterungen auszuſetzen, erſcheint das neue Projekt 
der Auflegung der Goldanleihe in hohem Maße geeignet, das 
einmal geſvonnene Terrgin weiter auszubauen, zu verbreitern 
und zu befeſtigen. Auch hier kann es ſich, wie es nun die Natur 
der gegenwärtigen Lage, in der wir uns befinden, mit ſich bringt, 
nur um eine vorläufige Maßnahme handeln, die in erſter Linie 
auch gar nicht als Maßnahme zur inneren Sanierung des 
            deut=
ſchen Geldweſens gedacht iſt, ſondern den Zweck verfolgt, die 
einmal aufgenommene Markſtützungsaktion zu ſtärken, die 
            Stei=
gerung der Deviſenkurſe zu hemmen und die aus einer ſolchen 
drohende Gefahr ſür die zur Abwehr des franzöſiſchen 
            Ruhr=
einfalls notwendige Widerſtandskraft des deutſchen Volkes zu 
bannen. Um endgültige Maßnahmen zur Sanierung unſerer 
inneren Wertverhältniſſe einzuleiten, iſt die Zeit noch nicht 
            ge=
kommen; gerade die gegenwärtige Zeit, in der wir uns in 
            ſchärf=
ſtem Abwehrkampf gegen unſeren Erbfeind befinden und 
            nie=
mand weiß, was der morgende Tag bringen kann, wäre hierzu 
weniger geeignet als ſonſt eine. Aus dieſem Grunde iſt man mit 
Recht jetzt auch nicht auf eine innere Goldanleihe 
            zurückgekom=
men, deren oft geforderte Vorausfetzung, die Mitgarantie der 
deutſchen Gewerbe als Bürgſchaft, bei der gegenwärtigen 
            Geſtal=
tung der politiſchen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe in 
            Deutſch=
land, zumal bei den noch in anveränderter Höhe auf uns 
            laſten=
den Reparationsforderungen nicht zu erlangen geweſen wäre. 
1imſo frendiger aber muß begrüßt werden, daß die 
            Reichsregie=
rung ſich nicht bis zur Klärung dieſer Verhältniſſe zuwartend 
verhalten hat, fondern jetzt mit der Auflegung kurzfriſtiger 
            Gold=
ſchatzanweiſungen, die ſehr wohl einmal ſpäter in die 
            lang=
friſtige Goldanleihe des Reiches überleiten können, die Initiative 
ergriffen hat. Denn die Begebung ſolcher Schatzanweiſungen, 
von denen angeblich die Banken die Hälfte feſt, die andere Hälfte 
in Kommiſſion übernommen haben, und die Formulierung der 
Bedingungen für ihre Ausgabe verſprechen in der Tat Vorteile 
nach verſchiedenen Nichtungen hin. So wird die Begebung 
            die=
ſer Goldſchatzanweifungen vor allem geeignet ſein — und das iſt 
ja ihr vornehmlicher Zweck — die ungeheueren Deviſenvorräte, 
die ſich als Wertſicherungsbeſtände im Beſitze von Induſtrie, 
Handel und Landwirtſchaft befinden und bei den heutigen 
            Geld=
verhältniſſen und der Unſicherheit der weiteren Entwickelung für 
jeden Einzelnen eine ſtarke Belaſtung darſtellen, zu ſamneln 
und zweckentſprechend zu verwenden. Dadurch werden die Mitteb 
des Reiches im Kampfe gegen die Deviſenſpekulation eine 
            be=
achtliche Stärkung erfahren, was ſich wiederum in mehrfacher 
Richtung fruchtbringend auswirken kann. Werden ſich die 
            Spe=
kulanten erſt einmal deſſen bewußt, daß das Reich nicht nur ge 
willt iſt, ſondern auch die Mittel dazu beſitzt, auf die 
            Deviſen=
kurſe jederzeit einen wirkſamen Druck auszuüben, ſo werden die 
ſich in ſolchen Geſtchäften bewegenden Kreiſe zweifellos 
            zurück=
haltender und dorſichtiger mit dem ſpekulativen Ein= und 
            Ver=
kauf von Deviſen werden, da ſie allezeit gewärtigen müſſen, daß 
das Reich in verſtärktem Maße, wie es jetzt überall der Fall 
            ge=
weſen iſt, interveniert. Gerade die ſoeben erfolgreich 
            durchge=
führte Markſtützungsaktion hat vielen darüber die Augen öffnen 
müſſen, welche ſtarken Einwirkungsmöglichkeiten bei einer 
            akti=
ven Währungspolitik des Reiches auch jetzt noch, trotz der 
Schwierigkeit unſerer Lage, gegeben ſind. Und derartige 
            Aus=
wirkungen ſind zugleich in hohem Maße geeignet, der Mark auch 
im Auslande wieder Geltung zu berſchaffen, das Vertrauen in 
die deutſche Wirtſchaft, die erſte Vorausfetzung für eine ſpätere 
und endgültige Markſtabiliſierung, zut heben, und audererſeits 
die auf den Ruhreinfall geſetzten Hoffnungen unſeres 
            Hcupt=
eguers zu erſchüttern. 
weiterer Vorteil, der in erſter Linie gewiß nicht als 
Zweck, ſondern mehr als Aurei; gedacht iſt, würde für die 
Deviſenbeſitzer darin liegen, daß die Goldſchatzanweiſungen 
            ver=
zinslich und beleihbar ſein ſollen. Anſtatt die Deviſenbeſtände, 
die bisher die einzige Möglichkeit bildeten, die Betriebsmittel
Seite 2
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 1. März 1923.
Nummer 59.
 dor Entwertung zu bewahren und gleichzeitig flüſſig zu erhalten, 
zinslos oder nur ganz gering verzinslich, alſo nahezu 
            unproduk=
tiv und den erheblichſten Kursſchſankungen ausgeſetzt im Geld=
 lüſſig zu machendes Anleihepapier erverben, ebenſo ſicher, weil 
auszugebenden 200 Millionen Goldmark — 50 Millionen 
— 1000 Milliarden Papiermark (nach dem Stande 
5000) durch die in den Treſors der garantierenden 
            Reichs=
bank ruhende 1 Milliarde Goldmark, die dem Vernehmen nach 
durch die bisherige Markſtützungsaktion noch nicht hat in 
            An=
ſpruch genommen werden müſſen, fünffach überdeckt iſt, und 
            eben=
ſo flüſſig, weil die Goldſchatzanweiſungen jeberzeit 
            rediskontier=
bar und bei den Darlehnskaſſen des Reiches zu lombardieren 
ſein werden. Hierin liegt für die Beſitzer von Deviſen ein ganz 
beſonderer Reiz, dieſe Goldſchatzanweiſungen einzutauſchen. 
Denn ſie können ſich auf die Goidſchatzanweiſungen, ohne ihre 
goldbeſtändige Anleihe zu verlieren, jederzeit Markkredite, die 
ſie zum Weiterbetrieb ihrer Wirtſchaft brauchen, gegen mäßige 
Zinſen verſchaffen, eine Möglichkeit, die ihnen gegenwärtig bei 
dem Beſitz von Deviſen entweder ganz verſagt oder nur zu 
enorm hohen Zinſen gegeben iſt. Gerade die letztere Möglichkeit 
berechtigt zu der Erwartung, daß die Kreditknappheit, unter der 
jetzt die ganze Induſtrie und der Handel ſchwer leiden, weil die 
von der Reichsbank den großen Finanzinſtituten nahegelegte 
Sperre der Deviſenbeleihung eine Ausnutzung der Deviſen=
 Rede war, geboten haben. Da einer ſolchen Vergünſtigung indes 
zweifellos berechtigte politiſche Bedenken entgegenſtehen, ſo 
könnte die Verzinslichkeit des neuen wertbeſtändigen Papiers 
mit der Wirkung großen Anreizes wenigſtens dadurch in 
            doppel=
ter Weiſe geſteigert werden, daß die Zinſen wie beim Diskont 
der Wechſel vorweg abgezogen und damit zugleich frei von 
            Kapi=
talſteuer geſtellt würden. Letztere Maßnahme wäre auch politiſch
 beſtände auf dem Wege des Kredits unterbunden hat, eine er 
wünſchte Entſpannung erfahren werden. Einer etwaigen Ueber=
 ſpannung ſolchen Kredits wird jederzeit das Reich durch 
            ent=
ſprechenden Druck auf die Wechſelkurſe, wozu der geſtärkte 
Deviſenfonds die Handhabe bieten dürfte, zu begegnen wiſſen 
und zu begegnen auch in der Lage ſein.
 II. Die techniſche Durchführung. 
Der von der Reichsregierung mit den Goldſchatzanweiſungen 
erhoffte Erfolg würde ſelbſtverſtändlich ganz weſentlich geſichert 
werden, wenn es ſich bewahrheiten ſollte, daß die Stücke bis zu 
einem Dollar herunter ausgegeben und die Banken, trotzdem ſie 
ihrerſeits die Schatzanweiſungsbeträge in Deviſen einzahlen 
nrüſſen, von den Anleihezeichnern Papiermarkzahlungen zun 
Gokdkurſe annehmen würden. Denn dann erhielten weite 
            Be=
völkerungsſchichten, die effektive Deviſen nicht erwerben dürfen, 
die aber, um die Subſtanz ihres Vermögens zu ſichern, wie die 
Erfolge der Roggen= Kohlen=, Elektrizitäts=, Koks= und anderen 
wertbeſtändigen Anleihen gezeigt haben, nach einer 
            wertbeſtän=
digen Anleihe Verlangen tragen, mit der Möglichkeit der 
            Zeich=
tung der Goldſchatzanweiſungen einen ſicheren Schutz gegen die 
Geldentwertung, der jetzt ihr Vermögen ausgeſetzt iſt. Es wäre 
bedauerlich, wenn bloß die großen Deviſenbeſtände beſitzender 
Wirtſchaftskreiſe, nicht aber die breite Maſſe der Bevölkerung 
ur Zeichnung der Goldſchatzanweiſungen zugelaſſen würden, 
könnte doch gerade durch eine ſolche Zulaſſung die für unſere 
Produktion ſo bitter notwendige Wiederbetätigung des 
            Spar=
triebes eine mächtige Förderung erfahren. Es handelt ſich 
            hier=
hei nicht bloß um privatkapitaliſtifche, ſondern auch um ſolche 
reife, die geſchäftliche Riſiken ausgleichen wollen, aber daran 
ſindert ſind, weil ſie effektibe Dediſen nicht erwerben dürfen. 
mit der Zulaſſung dieſer Kreiſe zur Zeichnung der 
            Gold=
tzanweiſungen der Induſtrie produktides Kapital entzogen 
Baiſſewirkung auf die Börſenwerte ausgeübt werden 
innte, ſteht kaum zu beſorgen, haben doch die großen 
            wert=
geſtändigen Milliardenanleihen der letzten Zeit ebenfalls eine 
olche Wirkung nicht in die Erſcheinung treten laſſen. 
            Selbſt=
verſtändlich müßten die Banken, die Zeichnungen auf die 
            Gold=
hatzanweiſungen in Papiermark zunr Goldkurs entgegennehmen, 
ſich verpflichten, nicht die Dediſen dafür auf dem freien Markt 
anzuſchaffen, da ſie ſonſt, entgegen der Stützungsaktion der 
Reichsregierung, nur wiederum zur Kurserhöhung der Deviſen 
beitragen würden, ſondern für die inſoweit gezeichneten 
            Gold=
ſchatzanweiſungen aus eigenen Beſtänden Deviſen herausgeben. 
Würde dieſe Verpflichtung der Banken, zu der ſie ſich dem 
            Ver=
nehmen nach, ſoteit die Goldanleihe von ihnen feſt 
            übrenom=
men worden iſt, freiwillig verſtanden haben, auch ſchwer zu 
            kon=
tröllieren ſein, ſo erſcheint die Möglichkeit einer ſolchen 
            Kon=
trolle der Banken immerhin nicht ausgeſchloſſen. 
Der Zeitpunkt für diefe neueſte Maßnahme der 
            Reichs=
regierung mit dem Ziel der Beeinfluſſung der Deviſenkurſe und 
der Stützung der Mark erſcheint nicht ungünſtig gewählt. 
            Da=
durch, daß die Reichsbank der ſpekulativen Deviſenbeleihung 
einen Damm entgegenſtzt und zu einer ſcharfen Sichtung der ihr 
zum Diskontieren eingereichten Wechſel mit dem Zwecke, die 
reinen Finanzwechſel tunlichſt auszuſchalten, übergegangen iſt, 
werden zahlreiche Deviſenſpekulanten gern die Möglichkeit 
            er=
greifen, ihre Deviſen in Goldſchatzanweiſungen umzuwandeln. 
Auch die unnättelbar bevorſtehende Aufhebung des 
            Depot=
zwanges dürfte manchen gehamſterten Markbeſitz aus ſeinen 
Schlupfwinkeln hervorlocken. Ganz enormen Anreiz zur 
            Zeich=
nung der Goldſchatzanweiſungen würde namentlich die völlige 
Steuerfreiheit der neuen Anleihe, zpovon urſprünglich einmal die
 gemacht werden, ſo daß ein Zinsfuß von rund 6 Prozent ſich 
            er=
rechnen würde. 
Erſcheint ſo der Begebung der Goldſchatzanweiſungen mit 
ziemlicher Sicherheit ein großer Erfolg beſchieden, ſo kann den 
von ihr zu erwartenden außerordentlich großen Vorteilen 
            eigent=
lich nur das Bedenken gegenüber geſtellt werden, db das Reich 
in der Lage ſein werde, die insbeſondere bei einem weiteren 
Sinken der Mark immer höher werdende. Zinſenlaſt 
            aufzubrin=
gen. Denn bei einem Betrag von 200 Millionen Goldmark fällt 
dieſe Belaſtung der Reichskaſſe immerhin ſchon ſchwer in die 
Wagſchale. Demgegenüber muß indes darauf hingewieſen 
            wer=
den, daß, je mehr der Debiſenſchatz des Reiches durch die ganze 
Aktion geſtärkt wird, deſto eher die Möglichkeit gegeben iſt, einer 
weiteren Verſchlechterung der Mark zu begegnen. Wie ſtark in 
dieſer Beziehung ſchon jetzt das Reich iſt, hat ſich erſt in dieſen 
Tagen gezeigt, in denen der Dollarkurs, trotz des großen 
Deviſenbedarfs unſerer Wirtſchaft, nicht weiter heraufgeſchnellt, 
ſondern im weſentlichen um das Niveau von 20000 herum 
            ge=
halten worden iſt. Ob zur Aufbringung der Goldzinſen aber der 
auf die Goldſchatzanweifungen hereinkoymende Deviſenbeſtand 
reichsſeitig im Auslande zinsbringend anzulegen oder damit 
Wirtſchaftskredite auf der Goldbaſis mit Goldverzinſung im 
Innenverkehr zu eröffnen ſein werden, oder wie ſonſt ſich das 
Reich für die Aufbringung der Zinſenlaſt ſichern wird, iſt eine 
Frage, deren Bedeutung gegenüber den eminenten Vorteilen 
der ganzen Aktion immerhin zurücktritt. Gelingt die Aktion und 
werden ihr weitere Maßnahmen angefchloſſen, ſo die vom 
Zentralverband des deutſchen Großhandels unlängſt in Eingaben 
an das Reichswirtſchaftsminiſtrium vorgeſchlagene Einführung 
des Goldgiroverkehrs — Eröffnung von Goldmarkkonten bei der 
Reichsbank und anderen Banken gegen Einzahlung von 
            Gold=
deviſen oder Papiermarkbeträgen zum Goldkurſe — und die 
            Ein=
führung des Goldmarkhandelswechſels als Krediteinrichtung, 
womit zugleich der Mißſtand beſeitigt würde, daß der 
            Wechſel=
verpflichtete ſchlechteres Geld beim Verfall des Wechſels 
            zurück=
zahlt als er erhalten hat, und ſomit gewiſſermaßen auf Koſten 
der Reichsbank ſich Subſtanzwerte anſchafft oder ſich erhält, ſo 
kann die neueſte Transaktion des Reiches in ihren weiteren 
Nachwirkungen über ihr erſtes Ziel der Beeinfluſſung der 
Deviſenkurſe hinaus zu einer inneren Sanierung unſeres 
            deut=
ſchen Geldweſens, vor allem zur Schaffung einer feſten 
            Rech=
nungseinheit unter Beibehaltung der Mark als Zahlungsmittel 
führen und die Bahn freimachen auch zu einer Intervention für 
die Mark im inneren Verkehr durch Abbau, vor allenn der 
            Koh=
lenpreiſe und der Eiſenbahn= und Poſttarife, für die die Hebung 
des Außenwertes der Mark die Vorausfetzung bildet. Deshalb 
kaun man den neuſten Schritt der Reichsregierung auf dem 
Wege der aktiven Politik gegen den Währungsverfall nur mit 
vollſter Genugtiung begrüßen. Gelingt er, ſo würde der 
            Raub=
zug unſeres Erbfeindes in das Herz der deutſchen Induſtrie uns 
neben der Einheitsfront des deutſchen Volkes ein weiteres Gut 
eingebracht haben: den Anfang einer Geſundung unſerer die 
            ge=
ſamte Wirtſchaft immer mehr untergrabenden 
            Währungsver=
hältniſſe.
 Dr. Streſemann zur Lage. 
Münſter 28. Febr. (Priv.=Tel.) Der Abgeordnete 
Dr. Streſemann hielt geſtern abend in Münſter einen 
            Vor=
trag, der anf eine ſehr geſchickte Rechtfertigung des Kabinetts 
Cuno und auf eine Ueberbrückung der parteipolitiſchen 
            Gegen=
ſätze angelegt war und ſomit indirekt den Boden für die große 
Koalition bereiten ſollte. Als politiſch ſehr bemerkenswert 
            ver=
dient aus dem gur zweiſtündigen Vortrag hervorgehoben zu 
werden, daß Dr. Streſemann nicht ſo ſehr Poincaré, als 
            viel=
niehr Millerand für die heutige auf freie politiſche Macht 
            ein=
geſtellte Richtung in Frankreich verantwortlich macht. Dieſe 
Richtung ſei durch den Vertrag von Rapallo geſtärkt worden. 
Seitdem ſei Frankreich von dem Wahn befallen, ruſſiſche Heere 
unter deutſcher Führung kommen zu ſehen. Innerpolitiſch 
            wer=
den die Aeußerungen Streſemanns ſtark erörtert werden, daß 
wir ſelbſtverſtändlich auch einmal zur Beſteuerung der 
Sachwerte ſchreiten müßten, damit dadurch ein Ende der 
deutſchen Reparationsleiſtungen erreicht werde. Wenn wir 
            be=
reits jetzt Hypotheken auf den landwirtſchaftlichen Grundbeſitz 
legten, ſo würden dieſe innerhalb 24 Stunden von Fraukreich 
beſchlagnahmt ſein. Die Frage, ob der Widerſtand im Nuhr 
gebiet richtig geweſen ſei, beantwortete der Redner dahin, daß 
er nicht nur richtig, ſondern das einzig richtige geweſen ſei, was 
uns überhaupt die Rheinlande und das Ruhrgebiet erhalten könne,
 Paris, B. Febr. (Wolff.) Der deutſche Geſchäftsträg 
iſt beauftragt ſorden, an die franzöſiſche Regierung eine Not 
zu richten, in der gegen die Erſetzung der deutſchen Mitgliede 
des deutſch=franzöſiſchen gemiſchten Schiedsgerichtshofes 
            dur=
neutrale vom Völkerbundsrat ernannte Schiedsrichter 
            Einſpru=
erhoben und mit Bezug auf die deutſche Mantelnote vom 1. F 
bruar nochmals eingehend die Rechtslage dargelegt wird. 
TU. Berlin, 28. Febr. Der Reichskommiſſa 
hat an den Präſidenten der Interalliierten Rheinland 
kommiſſion eine Note gerichtet, in der er gegen ein 
Reihe von Maßnahmen der Beſatzungsbehörde proteſtier 
welche die ſchwerſten Bedrückungen und Entbehrungen für d 
rheiniſche Bevölkerung zur Folge haben.
Frankreich will keine Intervention.
 UU. Paris, 28. Febr. Den in Deutſchland verbreitet: 
Meldungen über einen amerikaniſchen Interventionsplan, de 
an erſter Stelle die ſofortige Räumung des Ruhrgebiets forder 
ſoll, ſetzt die franzöſiſche Preſſe weiterhin ein vollſtändiges Stil 
ſchweigen entgegen. Nur der Temps iacht eine Ausnahme un 
ſchreibt: Man erinnert ſich, daß die franzöſiſche Regierung durdk 
aus entſchloſſen iſt, keinerlei Vermittelung irgend welcher A 
anzunehmen.
Britiſche Beſorgniſſe.
 TU. Paris, 28. Febr. Aus London wird der „Chicag 
Tribune” gemeldet, daß man ſich in engliſchen politiſchen Krei 
ſen über die durch die franzöſiſche Beſchlagnahme der Rhein 
zölle entſtandene Lage beunruhigt zeigt. Man befürchtet, da 
mit dieſem Schritt den engliſchen Intereſſen ein bedeutende 
Schaden zugefügt würde. Die engliſche Regierung ſoll ſich ſeh 
beſorgt zeigen über die Folgen, die dieſer Zwiſchenfall mit ſie 
bringen kann, und es iſt möglich, daß das Kabinett zu eine 
Ausſprache über dieſe Frage zuſammentritt.
 Heſſiſches Landestheater. 
Großes Haus. — Dienstag, 27. Februar, 
Capalleria ruſticana von Mascagni. 
Der Bajazzo von Lconcavallo. 
In dieſen beiden Stücken traten auswärtige Gäſte auf; 
Herr Färbach aus Mannheim als Turridu und Canio in 
            Ver=
tretung des ſchonungsbedürftigen Herrn Enehjelm und Frau 
Lily Borſa von Freiburg als Nedda auf Anſtellung. 
Ich war verhindert, der Vorſtellung beizuwohnen. Wie mir 
wein Gewährsmann berichtet, hat ſich Herr Färbach durch 
ſeine temperamentvolle Wiedergabe der dankbaren Rollen von 
ſeiner Schlappe im „Triſtan” wieder herausgepaukt und einen 
ſchönen Erfolg errungen. 
Von Frau Borſawäre zu ſagen, daß nach ihrer Leiſtung 
als Kedda eine Anſtellung tvohl kaum in Frage zu kommen 
ſcheint. Die auf der Bühne unanſehnliche Künſtlerin mit einer 
Stimme, die in der Tiefe nicht genügt und der es an 
            Ausgiebig=
keit und Schulung gebricht, gering begabt für Spiel und 
            Dar=
ſtellung, ſcheint in keiner Weiſe befriedigen zu können, 
E
 Suschen. Die Jungfer Lieblich Gerta Doepners hätte 
            der=
berer Striche bedurft. Die beiden Schützen fanden in den Herren 
Peterſen und Hoefflin vortreffliche Vertreter. Herrn 
Hoefflins Stimme ſcheint ſich von Rolle zu Rolle ſicherer und 
freier zu entfalten. Herr Siegfried machte aus dem Peter 
ein Kabinettſtückchen und erntete nach dem bekannten Kouplet 
rauſchenden Beifall. Herrn Kuhns Schwarzbart war wieder 
eine Prachtleiſtung dieſes vielſeitigen Künſtlers, der jede Rolle 
in Spiel und Geſang zu höchſter Wirkung zu ſteigern befähigt 
iſt. Nach ſeinem Kouplet im 1, Akt, das er durch eine aktuelle 
Strophe würzte, wollts der erfreuliche Beifall kein Ende nehmen. 
Mit überlegener Meiſterſchaft gab Herr Hölzlin den Gaſtwirt, 
Nicht übel war Herr Welcker als Amtmann; nur muß er 
dialektfrei ſprechen lernen. Herr Jürgas” als Unteroffizier 
Barſch ſchuf eine köſtliche Type. 
Die Inſzenierung war reizvoll und von angenehmer 
            Wir=
kung. Der Taktſtock lag in der ſicheren Hand Herrn 
            Roſen=
ſtocks. Als Spielleiter gaſtierte Karl Stang aus Weimar mit 
gutem Erfolg. 
Das vollkeſetzte Haus nahm das neu erſtandene hübſche Werk 
mit ſichtlicher Wärme auf und geizte nicht mit wohlverdientem 
Beifall. 
v. HI.
 kleines Loch gelegt, das ſich in einer Bleiplatte beſindet. 
            Dan=
wird der Stein mit Strahlen behandelt, die vom Radium 
            au=
gehen, und durch ie Einwirkuny des Radiums tritt allmähli 
eine Veränderung der Farbe ein. Der gelbliche Glanz verblei 
immer mehr, und zugleich damit ſtellt ſich ein wundervolle 
Blitzen grüner Reflexe ein, das einen ſolchen Diamanten ein 
Smaragden ähnlich macht. Die Durchführung des Prozeſſes he 
ſehr verſchieden lange Dauer. Manchmal gelingt ſie verhältns 
mäßig ſchnell; in anderen Fällen wieder dauert es ein Jahr 
            un=
noch länger. Aber nach dieſer Veredelung iſt der Stein, der 
            bo=
her unſcheinbar und wenig wertvoll war, in ein Juwel von wun 
dervollem Elanz ver:vandelt
 Kleines Haus. — Mittwoch, 28. Februar. 
Die beiden Schützen. 
Komiſche Oper von A. Loxtzing. 
Lortzings Erſtlingswerk war gleich ein Schlager und zu 
Zeiten Friedrich Wilhelms IV. in Berlin beſonders beliebt, 
            ob=
wohl es nicht ſein beſtes=iſt. Das anheimelnde bürgerliche 
            Mi=
lieu, die kleidſamen Koſtüme, die dankbaren Rollen erhalten der 
verwickelten Verwechſelungs=Komödie ihren Reiz. Der 
            routi=
nierte Komponiſt, der ſich Sroff und Text ſelbſt beſorgte, kannte 
ſein Publikum und weiß 2s heut= noch durch die volkstümliche 
Singſpielform zu fangen. 
Das Stück beſitzt alle Vorzüge und Mängel der Lortzingiſchen 
Muſe. Es wird deutlich, wie dieſe Begabung gleich mit dem 
erſten Wurf alles herausgab, weſſen ſie fähig war. Eine 
            Ent=
wickkung, Steigerung, Reife, wie ſie dem Genie eigen iſt, fand 
bei Lortzing nicht ſtatt 
Die Muſik gipfelte im Liedmäßigen, wirkt mit gutgeſetzten 
Enſembleſätzen und gibt dem anſpruchsloſen Zuhörer eine Reihe 
leichtfaßlicher Melodien mit. 
Aufführung des in vielen Einzelheiten entzückenden 
Werkes, deſſen Hauptrollen und Enſembles ſchwer zu lernen und 
u ſingen ſind, war flott und gut. 
Hilde Baß zeigte ſich in der größten Rolle der Karoline als 
eine gewandte Darſtellerin von reizendem Ausſehen. 
Sti 
fehlt noch Wärme und Tragkraft, ihrem Spiel 
rament und Fre 
Immerhin war e
 Einen Brief aus Schottland 
der uns aus unſerem Leſerkreis zur Verfügung geſtellt wird, 
entnehmen wir den nachſtehenden Abſchnitt: 
„Mit Ihnen und Ihren Landsleuten habe ich das Gefühl 
des tiefſten Mitleids. Wenn Deutſchland nur durchhalten und 
dieſen Unmenſchen (brutes), die ſich weder um Gott noch um 
Menſchen kümmern, zeigen kann, daß ihre Politik ſich nicht zahlt! 
Soweit ich die Sache beurteilen kann, wäre es nutzlos, den 
Franzofen nachzugeben, denn Sie können dieſelben niemals 
            zu=
frieden ſtellen, es ſei denn, daß Sie bereit wären, zu erklären: 
ier iſt unſer Land,n
 erlauben, daß ſolche Schandtaten ausgeübt werden. Es wird 
jedoch nicht ewig dauern. Allgemein regt ſich das Gefühl, daß 
eine Vermittelung irgend welcher Art eintreten muß.
 * Veredelte Edelſteine. Diamanten, die ein gelbliches Lüſter 
haben, beſitzen keinen großen Wert. Diejenigen Steine, die am 
meiſten begehrt ſind, müſſen vollkommen weiß ſein und blitzende 
Reflexe in Rot, Grün und Blau haben. Es war daher Eis vor 
kurzem außerordentlich ſchwer, ſolche gelblichen Diamanten zu 
verkaufen, denn niemand wollte ſie haben. In neueſter Zeit aber 
gt man, um dieſe koſtbaren Steine beſſer verwerten zu können, 
en ein Veredelungsverfahren vorgenommen, durch das 
en gelblichen Schein verlieren und die geſpünſchte weiße Farbe 
. Der 
            Edelſtei=
ber 
ſ t werden ſoll, wwird in ein
 * Wie man in Potsdam das chileniſche Erdbeben beob 
achtete. Soeben ſind wieder brunruhigende Nachrichten übe 
ein großes Erdbeben zu uns gelangt, nachdem erſt vor kurzen 
Chile von einer furchtbaren Kataſtrophe heimgeſucht wvorde 
war. Dieſe Erderſchütterungen in ganz anderen Weltteilel 
werden doch auch bei uns ſehr deutlich wahrgenommen. In de 
Berliner Geſellſchaft für Erdkunde beſprach Geh. Rat Ko9l 
ſchütter die Aufzeichnungen des chileniſchen Erdbebens vor 
11. November im Potsdamer Geodätiſchen Inſtitut, woruh‟ 
in den Naturwiſſenſchaften berichtet wird. Um 5 Uhr 51 Minu 
ten morgens, am 11. November, machten ſich die erſten Welle! 
bewegungen auf der bis dahin gradlinigen Regiſtrierung de 
Seismographen bemerkbar. Es waren dies die fogen. rſt= 
Vorläufer, die das Erdinnere mit der großen G=ſchwindigte! 
von mehreren Kilometern in der Sekunde durcheifen. Geg= 
6 Uhr morgens ſtellten ſich dann die zweiten Vorläufer el 
Wellenzüge, die ebenfalls durch den Erdkörper verlaufen, abe 
ſenkrecht zur Fortpflanzungsrichtung ſchwingen. Ihr= Geſchwvin 
digkeit iſt nur etwas mehr als halb ſo groß wie die der erſt”. 
Vorläufer, und aus dem Zeitunterſchied im Eintreffen dieſe 
beiden Schwingungen kann man die Entfernung des Erdbebe: 
herdes berechnen. Nach 6½ Uhr trafen dann die driſte 
Wellenzüge ein, die Oberflächenwellen, die längs der Erdobel 
fläche verlaufen und die größte Amplitude aufweiſen. Sie braſ. 
ten noch in Potsdam Bodenbewegungen von 5 Millimel 
Amplitude und 18 Sekunden Schwingungsperiode zuſtande. 
den nächſten Stunden folgten dann die Nachbebenwellen, 94 
denen beſonders beachtenswert die Antipodenwellen ſind, 
gegen 8½ Uhr auftraten. Dieſe Wellen umkreiſen die Erde 
entgegengeſetzter Richtung, waren alſo über unſeren Antipode‟ 
punkt, der in der Gegend von Neuſeeland liegt, ſodann Abe 
Oſtaſien und Sibirien zu uns gekommen. Durch ſie wird d 
Weg der direkten Oberflächenwellen zu einem Vollkreis ergauo? 
Nach 9½2 Uhr ließ ſich dann noch ein zweites Eintreffen de
wurde.
Proteſt gegen die Verordnung 140
 * Berlin, 28. Febr. Das Auswärtige Amt hat gegen di 
Verordnung Nr. 140 der interalliierten Rheinlandkowmiſſioz 
die den deutſchen Beamten, Angeſtellten und Privatperſonen de 
beſetzten Gebietes den Schutz der Beſatzungsmacht verſprich 
wenn ſie ſich den rechtswidrigen Verordnungen der Rheinland 
kommiſſion entgegen den Weiſungen der deutſchen Regierunge 
unterwerfen und damit zu Verrätern an ihrem Vaterland zper 
den, die nachſtehende Proteſtngte in Paris, London un 
Brüſſel überreichen laſſen: 
„Die interalliierte Rheinlandkommiſſion hat zur Durchſetzun 
der bereits von der deutſchen Regierung als rechts= und ver 
tragswidrig charakteriſierten Verordnungen Nr. 132 bis 138 übe 
die Beſchlagnahme von Pfändern und zur Erzwingung der vo 
ihr völkerrechtswidrig verlangten Mitwirkung der deutſchen Be 
amten am 2. d. Mts. unter Nr. 140 eine weitere Verordnun 
erlaſſen. Dieſe Verordnung beſtimmt, daß die Beamten der deu 
ſchen Verwaltungen wegen der in Ausführung dieſer Veror' 
nungen unternommenen Handlungen von deutſchen Behörden i 
keiner Weiſe zur Verantwortung gezogen oder in ihren Rechte 
beeinträchtigt werden dürfen. Weiterhin wird durch die 
            Ve=
ordnung die Strafverfolgung von Perſonen, Firmen und Geſel 
ſchaften wegen aller Handlungen unterſagt, die auf Grund jene 
Verordnungen erlaubt ſeien. Zuwiderhandlungen gegen di 
Verordnung werden mit Geldſtrafen bis 50 Millionen Mark un 
mit Gefängnis bis zu 5 Jahren bedroht. 
Auch bei dieſer neuen Verordnung hat die Rheinlandkou 
miſſion von vornherein auf den ausſichtsloſen Verſuch verzichte 
ihren Erlaß auf das Rheinlandabkommen zu ſtützen. Sie be 
ruft ſich vielmehr wiederum lediglich auf Weifungen, die ge 
idiſſe Oberkommiſſare von ihren Regierungen erhalten hätter 
Die heinlandkommiſſion iſt ſich offenbar völlig bewußt, daß di 
Beſtimmungen des Rheinlandabkommens ihr keinerlei Handhak 
zum Erlaß von Verordnungen bieten, die ihrem ganzen Inha 
nach nicht die Gewährleiſtung der Sicherheit, der Bedürfniſſ 
und des Unterhalts der Beſatzungstruppen, ſondern lediglich di 
Unterſtützung der Ziele des von einigen in der Rheinlandkon 
miſſion vertretenen Regierungen unternommenen Rechtsbruch 
zum Gegenſtand haben. Die Verordnung Nr. 140 entbehrt des 
halb jeder Rechtsgrundlage und iſt für die deutſchen Behörde 
und Beamten wie für Privatperſonen, Firmen und Geſellſchafte 
ebenſo unverbindlich wie die früheren aus gleichem Anlaß e 
gangenen Verordnungen der Rheinlandkommiſſion. 
Die deutſche Regierung legt demgemäß gegen die von de 
Rheinlandkommiſſion unter Mißbrauch ihrer Befugniſſe 
            erla=
ſene Verordnung Nr. 140 und den damit unternommenen Ve 
ſuch, deutſche Beamte und Staatsbürger unter Verletzung de 
ihnen gegenüber ihrem Vaterlande und ihrer legitimen Regie 
rung obliegenden Pflichten zur Unterſtützutng rechtwidriger Maf 
nahmen gegen das Deutſche Reich zu veranlaſſen, feierlich 
            Ve=
wahrung ein.”
 urde 
haht 
ire
durch d
ar u
[ ← ][ ][ → ]Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den 1. März 1923.
Seite 3.
 Interalliierte Eiſenbahnverwaltung. 
U. London, 28. Febr. Nach einer Reutermeldung hat 
die interalliierte Rheinlandkommiſſion unter 
            Stimm=
enthaltung des britiſchen Delegierten beſchloſſen, die 
            neube=
fetzte Zone zwiſchen den Brückenköpfen Köln=Koblenz und 
Köln=Mainz unter ihre Autorität zu ſtellen. 
In einer in Köln ſtattgefundenen Konferenz der 
            Oberkom=
miſſare wurde die Einſetzung einer interalliierten 
Eiſenbahnverwaltung im beſetzten Gebiete beſchloſſen. 
Als ihr Direktor wird der Unterdirektor der franzöſiſchen 
Staatsbahnen, Breaud, genannt. Ihm werden zwei 
            Unter=
direktoren beigegeben, ein Franzoſe und ein Belgier. 
Mißſtimmung in Paris. 
FU. Paris 28. Febr. Die fortgeſetzte Erfolgloſigkeit der 
engliſch=franzöſiſchen Verhandlungen über die 
            Eiſenbahntrans=
porte durch das engliſche Beſatzungsgebiet wird in Paris mit 
einer ſichtbar unterdrückten, nicht zu verkennenden Nervoſität 
            be=
obachtet. Man erkennt, daß nach der von engliſcher Seite 
            be=
willigten Abtretung der Eiſenbahnſtrecke im Weſten zunächſt eine 
weitere Gebietszone nicht zu haben ſein wird. Auch die 
            Be=
nutzung einer der drei Hauptlinien über Köln ſtößt auf 
            Schwie=
rigkeiten. 
Paris, 28. Febr. (Wolff.) Havas berichtet aus London, 
der franzöſiſche Botſchafter habe geſtern nachmittag im Foreign 
Office eine Unterredung über die zwiſchen den beiden 
            Regie=
rungen ſchwebenden Fragen, namentlich über die türkiſche und 
die Memelfrage gehabt. Man dürfe annehmen, daß auch die 
Beſetzung des Ruhrgebietes beſprochen worden ſei. Ein 
            Be=
ſchluß ſei noch nicht gefaßt worden, da die engliſche Regierung 
noch nicht im Beſitz der genauen Berechnungen ihrer 
            Sachver=
ſtändigen über die franzöſiſchen Transporte durch die Kölner 
Zone ſei. Man könne jedoch für den Augenblick ſoviel ſagen, 
daß die engliſche Regierung, wenn ſie der franzöſiſchen 
            Regie=
rung wiſſen laſſe, ſie könne ihr nicht alle gewünſchten 
            Erkeichte=
rungen auf den Strecken der engliſchen Zone bewilligen, dabei 
ihren Wunſch zu verſtehen geben würde, daß die franzöſiſche 
            Be=
hörde bei der Veranſchlagung ihrer Transportmöglichkeiten auch 
den Verkehr zu Waſſer mit in Rechnung ſtellt. Dieſe 
            Veran=
ſchlagung ſei, ſoweit bekannt, noch nicht in beſtinmter Form 
            er=
folgt. Nach gewiſſen Anzeichen ſcheine man jedoch engliſcherſeits 
hinſichtlich der Truppentransporte ſich an eine Ziffer von etwa 
3000 Mann zu halten. 
Der Ruhreinfall von langer Hand vorbereitet. 
Paris, 28. Febr. (Wolff.) Das Oeudre enthüllt 
aus dem geſtern erſchienenen Gelbbuch auf Seite 54, daß 
Poincaré ſich ſchon am 10. Dezember 1922 auf 
der Londoner Konferenz über ſein Ruhrprojekt 
ausgeſprochen habe. Er erklärte, er würde zunächſt miit 
den Deutſchen in Verhandlungen treten und ſich dabei der 
            Be=
etzung von Eſſen und Bochum als Druckmittel bedienen. Wenn 
dann die von Deutſchland verlangten Garantien nicht geltiſtet 
vürden, würde man ſich bemühen, ſie aus dem Ruhrgebiet ſelbſt 
verauszuholen, desgleichen aus dem linken Rheinufer. Er, 
            Poin=
aré, mache ſich keine Illuſionen über die finanziellen Ergebniſſe 
dieſer Maßnahmen, beſonders über den Ertrag der Zölle. Es ſei 
ganz ſicher, daß die auf dieſe Weiſe erzielte Summe unter den in 
ſem Londoner Zahlungsſtatut vorgeſehenen Annuitäten bleiben 
rürde. Deshalb bleibe er bei ſeiner (Poincarés) Idee, zunächſt 
as Moratorium mit Pfänder zu gewähren und die Anleihe zu 
egünſtigen. Wenn dann dieſes Mittel ſcheitere, müſſe man nach 
einer Anſicht aus den Pfändern ſo viel materiellen Nutzen wie 
nöglich ziehen. 
Curzon kritiſiert den Ruhreinbruch. 
London 28. Febr. (Wolff.) Der Staatsſekretär für 
            aus=
härtige Angelegenheiten, Lord Curzon, erklärte geſtern auf 
inem Klubeſſen in einer Rede über die auswärtigen 
            Angelegen=
eiten: Der Friede der Welt ſei noch nicht geſichert. 
in der Ruhr herrſche eine ſehr verwickelte und bange Lage. Es 
ei leicht, die Politik der Regierung bezüglich der Ruhr 
1s unveranzwortlich und zögernd zu kritiſieren, er zweifle 
edoch, ob dieſe Politik für den Augenblick irgendwie anders ſein 
önne. Er ſei der Anſicht, daß, allgemein geſprochen, die 
            öffent=
che Meinung die Politik der Regierung verſtehe und ſie 
            untec=
ütze. Er glaube, daß die öffentliche Meinung Englands mit 
er Regierung der Anſicht ſei, daß der militäriſche 
            Ein=
tarſch in das Ruhrgebiet, ob mit Recht oder Unrecht, 
ufjeden Fallunklugwar. Er glaube, daß die öffentliche 
Neinung Englands der Anſicht ſei, daß die Regierung 
iecht getan hab=, nicht daran teilzunehmen 
            ſon=
ern die Stellung der britiſechn Truppen am Rhein ſolange 
die möglich aufrecht zu erhalten, weil England ebenſo toie 
le anderen an der Löſung des Problems 
            intereſ=
iert ſei. Die Löſung der Wiederherſtellungsfrage ſei eine 
nternationale Frage.
 Darmſtädter Erinnerungen. 
Von Dr. jur. et phil. Karl Eſſelborn. 
Der Pädagoge Ioachim Heinrich Campc (1746 bis 
818), der ſich Ende Auguſt 1785 auf einer Reiſe nach der 
Schweiz drei Tage in Darmſtadt aufhielt, hat ſeinen dortigen 
lufenthalt in der Schilderung ſeiner Schweizerreiſe (
            Samm=
ing interreſſanter und durchgängig zweckmäßig abgefaßter 
keiſebeſchreibungen," für die Jugend 2. Theil Wolfenbüttel 
786 S. 262 ff., vgl. auch Heſſ. Volksbücher Bd. 21 u. 22 S. 93 
1s 103) beſchrieben. Die Stadt erſchien ihm „für eine 
            Reſidenz=
adt gar nicht anſehnlich” das Reſidenzſchloß, deſſen „unteres 
deſchoß noch immer nicht mit Glasfenſtern verſehn, ſondern jede 
enſteröffnung mit Brettern zugenagelt war” machte ihm 
einen ſehr widrigen Eindruck‟. Das Sehenswürdigſte war für 
un das neuerbaute Exerzierhaus, das „aus einem einzigen 
ngeheuern Saale beſtand, der trotz ſeiner außerordentlichen 
ange und Breite von keiner einzigen Säule unterſtützt wurde‟ 
nd das Grab „der letzt verſtorbenen, allgemein verehrten Frau 
andgräfin”. 
Der Hiſtoriker Philipp Wilhelm Gercken (geſt. am 
6. Juni 1791 in Worms) beſchreibt im 4. Theil ſeiner in den 
Jahren 1779 bis 1787 unternommenen „Reiſen durch Schwaben, 
ſaiern, die angränzende Schweiz, Franken uſw.” (Worms 
(88 S. 278—289) auch Darmſtadt. „Die Nahrung der Stadt 
kundet ſich hauptſächlich auf Ackerbau, Gartenbau, Handwer= 
In uſw. Fabriken und Manufatturen können hier nicht wohl 
eſtehen, weil der Tagelohn zu hoch iſt. Doch hat eine 
            Privat=
eſellſchaft im Waiſenhauſe durch Aktien eine wollene 
            Tuch=
lanufaktur angelegt, die guten Fortgang hat. Kürzlich iſt auch 
Ine Baumwollenfabrik von der Invalidenanſtalt unternommen 
ſorden. Akziſe auf Kaffee und Tobak geben die Bürger, 
aber nur ſehr gering iſt, hergegen geben ſie die gewöhnlichen 
andesanlagen, die außer der ſtändigen Kontribution und Zin= 
I mancherlei Art auf den Landtägen verbilliget werden. Auch 
Eden ſie etwas von ihrer Nahrung, Gewerbe, Handwwerk uſw.” 
Was ehedem Studenten, die auf einer Wanderung durch 
Larmſtadt kamen, an der Stadt intereſſierte, zeigt eine 
            Reiſe=
eſchreibung des 1813 als Pfarrer in Schotten verſtorbenen 
kiedrich Wilhelm Hoffmann (Heſſiſche Volksbücher 
22. 19, Friedberg 1913 S. 37 f.), der mit einigen Freunden am 
September 1788 abends im Engel eintraf. Es war das 
Cerzierhaus, Schloß, Glockenſpiel, der landgräfliche Garten mit 
Em Grab, der großen Landgräfin, der Riedeſelſche und der 
Roſerſche Garten. 
Von dem, was der Schriftſteller Auguſt Friedrich 
tanz (1737—1801) in ſeinen „Fragmenten über verſchiedene 
Legenſtände der neueſten Zeitgeſchichte” (4. Heft Berlin 1791 
4—58) über Darmſtadt erzählt, iſt am bemerkenswerteſten
 Die rheiniſche Talerwährung. 
Paris, 28. Febr. (Wolff.) Ein Sonderberichterſtatter 
des Temps in Wiesbaden gibt unter Vorbehalt eine angebliche 
Erklärung eines von ihm nicht genannten Bankiers wieder, 
            wo=
nach die von der franzöſiſchen und belgiſchen Regierung geplante 
rheiniſche Talerwährung im gewünſchten Augenblick 
ausgegeben werden kann. Der Ausgabekurs ſoll 10 Centimes 
für einen Taler betragen und die Einwohnerſchaft hätte ihren 
jetzigen Markbeſitz innerhalb einer ſehr kurz bemeſſenen Friſt 
gegen die Beſatzungstaler einzuwechſeln. Angeblich iſt eine 
            Aus=
gabe von 200 Milliarden vorgeſehen, die von der Bank von 
Frankreich und der belgiſchen Nationalbank garantiert würde. 
Lord Grey. 
London 28. Febr. (Wolff.) Grey erklärte in ſeiner 
Rede in Briſtol weiter, da die Intervention im gegenwärtigen 
Augenblick unmöglich ſei, müſſe die britiſche Regierung 
            Frank=
reich gegenüber die Auſicht ausdrücken, daß die Aktion 
            Frank=
reichs das Problem nicht löſen werde. Die Sicherheit. 
Englands ſei mit der Frankreichs verknüpft. 
Wenn ein Kontinentalblock unter Ausſchluß Englands 
zuſtande käme, würde die Lage Englands unbequem 
und gefährlich werden. Deutſchland würde nach 
            Re=
vanche entweder innerhalb oder außerhalb der Gruppe 
            hin=
arbeiten. Es würde Krieg geben. Eine Gewaltaktion wie 
die augenblickliche werde kein Bargeld von Deutſchland 
erlangen. Der Erfolg einer ſolchen Politik würde ſchließlich 
ſein, daß Deutſchland gezwungen wäre, gemeinſame Sache mit 
Rußland zu machen. 
Sturmlauf gegen Bonar Law. 
London, 28. Febr. (Wolff.) Daily Chronicle 
ſchreibt: Die Antwort Bonar Laws auf die geſtrige Frage 
Simons ſchiene klar zu machen, daß die franzöſiſche Regierung 
beabſichtige, dauernd im Ruhrgebiet zu bleiben. In ihrem 
Leitartikel greift Daily Chronicle die Haltung 
Bonar Laws in der Frage ſcharf an und ſchreibt zu dem 
geſtrigen Eingeſtändnis des Premierminiſters, Bonar Law gebe 
weiterhin offiziell vor, zu glauben, daß Frankreich nur 
            Repara=
tionen wolle und daß die Haltung Englands gegenüber dem 
franzöſiſchen Abenteuer wohlwollend ſei. (2) Bonar Law 
rühre keinen Finger, um die beſten Seiten des 
Verſailler Vertrages zu retten: die 
            allge=
meine Achtung des Vertrages für die 
            weſent=
lichen Nationalitätsgrenzen in Europa. 
Die Tarifpolitik der Reichsbahn. 
U. Berlin 28. Febr. Am Schluß der heutigen Sitzung 
des Reichstages äußerte ſich der Reichsverkehrsminiſter Gröner 
über die Tarifpolitik der Eiſenbahn. Der 
            Perſonen=
tarif könnte jetzt wohl nicht mehr angefochten werden. Ein 
            Irr=
tum ſei es, daß der Gütertarif ſchon ſeit Monaten einen 
            maß=
geblichen Einfluß auf die Preisbildung der Waren ausübe. Die 
Frachten für die wichtigen und lebensnotwendigen Güter ſeien 
beſonders in der letzten Zeit in größerem Umfange ermäßigt 
worden. Der Miniſter führte im Anſchluß hieran eine ganze 
Reihe von Beiſpielen zum Beweis dafür an, daß die Frage von 
einer ſo großen Wichtigkeit auf die Preisgeſtaltung nicht ſei, wie 
es allgemein angenommen werde. 
Die Reviſion im Erzbergerprozeß verworfen. 
TU. Leipzig, 28. Febr. Wie bereits berichtet, fand 
geſtern vor dem erſten Strafſenat des Reichsgerichts die 
            Revi=
ſionsverhandlung ſtatt, die die Staatsanwaltſchaft Offenburg 
gegen die Freiſprechung des der Beihilfe im Erzbergermord 
angeklagten Kapitänleutnants Manfred von Killinger, 
            ange=
ſtrengt hatte. Das Reichsgericht verwarf die Reviſion und hält 
das freiſprechende Urteil des Schwurgerichts Offenburg aufrecht. 
Schwere Tumulte im bayriſchen Landtag. 
TU. München, 28. Febr. Im bayeriſchen Landtag kam 
es heute bei der Beratung des Antrages über die Schaffung 
eines ſelbſtändigen bayeriſchen Staatspräſidenten zu ſchweren 
Tumultſzenen, als der kommuniſtiſche Abgeordnete 
            Eiſen=
berger die bayeriſchen Reehtsparteien als Hoch= und 
            Landesver=
räter bezeichnete. Auf der Rechten erhob ſich ein großer 
            Ent=
rüſtungsſturm und der Abg. Graf von der Bayeriſchen 
            Volks=
partei verſetzte dem Redner einen Stoß. Zahlreiche andere 
            Ab=
geordnete ſammelten ſich um das Rednerpult. Der ſozialiſtiſche 
Abgeordnete Probſt ging wieder gegen den Abgeordneten Graf 
vor, und zwar drohend mit einen Stuhle. Unter fortwährenden 
Hinaus= und Pfuirufen der Rechten konnte Abg. Graf ſeine 
Rede fortſetzen. Erſt nach langer Zeit konnte ihm der Präſident 
Gehör verſchaffen. Schließlich trat wieder Beruhigung ein.
 Deutſcher Reichstag. 
* Berlin, 28. Febr. (Eigener Bericht.) Am Regierungstiſche: 
Reichsrehrminiſter Geßler 
Der Geſetzentwurf über die Schaffung von Mitteln für die Bildung 
eines Deviſenfonds (Flüſſigmachung von 50 Millionen Dollars) durch 
die Ausgabe von Schatzanweiſungen, dem der Reichsrat bereits 
            zuge=
ſtimmt hat, wird dem Haushaltsausſchuß überwieſen. 
Die zweite Leſung des Haushalts des Reichswehrminiſteriums wird 
darauf beim Marineetat fortgeſetzt. 
Abg. Hünlich (Soz.) erkennt die von der Marine geleiſtete Arbeit 
an. Er bemängelt jedoch die ſtaatsbürgerliche Erziehung. Wie 
            not=
wendig eine ſolche Erziehung ſei, hätten die nationaliſtiſchen 
            Vorkomm=
niſſe auf der Marineſchule in Mürwick gezeigt. Dort werde viel 
            weni=
ger auf Wiſſen und Können Wert gelegt als vielmehr auf Korpsgeiſt 
und äußere Formen. Zöglinge würden dort zur Entlaſſung 
            vorge=
ſchlagen, weil ſie Löffel und Gabel nicht richtig halten können. (Hört, 
hört! links.) Der Redner bringt ähnliche Beſchwerden auch über 
Rüſtringen vor. Der Bau eines kleinen Kreuzers ſei überflüfſig. 
Reichswehrminiſter Geßle— ſtellt feſt, daß nun die 
            Hauptſchwie=
rigkeiten in der Marine überwunden ſind. Unſere kleine Marine hat
 nur zivei Fälle von Mißhandlungen gekonmen. Ein Offizier und ein 
Unteroffizier ſind entlaſſen werden. Beſchimpfungen werden beſtraft. 
Ebenfo auch die Hinnahme von Beſchimpfungen. Eine Entfremdung 
zwiſchen Heer und Marine einerſeits und der Arbeiterſchaft auf der 
auderen Seite muß verhindert werden. Dienſtpiſtolen tragen die 
            Matro=
ſen nicht. Eine ſchwere Gefahr iſt der Alkohol. 
Generalſtabsarzt Schulz ſtellt feſt, daß die Geſchlechtskrankheiten 
abzunehmen ſcheinen. Die Zahl der Selbſtmorde iſt nicht ſiebennral, 
ſondern nur diermal ſo groß, wie bei der Zivilbevölkerung 
Ein kommuniſtiſcher Antrag auf Streichung der Mittel für den Bau 
eines kleinen Kreuzers wird abgelehnt. Der Marineetat wird erledigt. 
Es folgt dann die zweite Leſung des Etats für das 
            Wiederaufbau=
miniſterium. 
Abg. Hahle (Dem.) empfiehlt namens des Ausſchuſſes die 
            Strei=
hung zahlreicher Beamtenſtellen. Für die Zukunft könne dieſes 
            Mini=
ſterium nur die eine Aufgabe haben, ſo bald wie möglich zu 
            verſchwin=
den. Der Haushaltsplan wird dann ohne wöitere Ausſprache erledigt, 
Das Haus bertagt ſich auf Donnerstag, 2 Uhr: Kohlenſteuer, 
Preſſenotgeſetz, Waſſerſtraßen und Luftverkehr.
 Ruhrfragen vor dem Haushaltsausſchuß. 
Genügende Verſorgung des unbeſetzten Gebiets mit Kohle 
und Roheiſen. 
Berlin, 28. Febr. (Wolff.) Im Haushaltsausſchuß des 
Reichstags beautwortete Neichswirtſchaftsminiſter Dr. Becker 
heute einige Fragen, die in der geſtrigen Debatte geſtellt worden waren. 
Das Ein= und Ausfuhramt in Ems wird nach ſeinen Angaben 
nur von franzöſiſchen Kräften derwaltet und dient in der Hauptſache 
der Handelsſpionage. Der Miniſter hat den in Frage 
            kommen=
den Handelskreiſen bereits die Inanſpruchnahme dieſes franzöſiſchen 
Amtes verboten; es werde glücklicherweiſe auch nicht benützt. — Die 
Verhandlungen der deutſchen Lebensverſicherungsgeſellſchaften wegen 
ihrer ſchweizeriſchen Valutalaſten ſind, wie Dr. 
            Becke=
feſtellre, immer noch in der Schwebe. Wegen der Schweizer 
            Goldhypo=
theken auf deutſche Grundſtücke wüirden die weiteren Verhandlungen 
mit der Schweiz vorausſichtlich am 12. März beginnen. Man erwartet 
auf beiden Seiten eine befriedigende Löſung. Das Problem der 
            Ent=
wertung von Goldkonten in Induſtrie und Hande! 
werde zur Zeit in den Miniſterien geprüft; man ſei darüber noch nicht 
zum Abſchluß gekommen. — Auf die Anfrage über die 
Wirkung der Befetzung des Ruhrgebietes 
betonte der Miniſter, daß die Eiſen= und Kohlenproduktion im beſetzten 
Gebiet bisher weiter gehe, ſdweit nicht die Werke von ſich aus die 
            Pro=
duktion dämpfen, da ihre Vorräte außerordentlich groß ſeien. Natürlicht 
ſei durch die Beſetzung des Ruhrgebiets unter der Bergarbeiterſchaft 
ſtarke Beunruhigung hervorgerufen worden, die der Kohlenförderung 
nicht zuträglich ſei. Soweit nicht im Ruhrgebiet Kohlen und Ciſen ſelbſt 
verarbeitet werden können, würden ſie im wefentlichen auf Vorrat 
            ge=
uommen. Infolgedeſſen ſeien dort die Vorräte an Kohlen und Eifen 
ſehr umfangreich. Dis weiter verarbeitends Jnduſtric im beſetztenr 
Gebiet leide ſelbſtyerſtändlich am ſtärkſten unter dem mangelnden Cifen 
bahnverkehr; aber ein Rohſtoffmangel beſtehe für ſie nicht. Durch die 
Abſchnüfrung der Kohlen und Eiſenverſorgung ſind, wie der Miniſter 
ugab, im unbeſetzten Deutſchland gewiſſe Schwierigkeiten 
entſtanden. Glücklicherwveiſe biete ſich hier genügend Erfatz durch) 
die mit allen Mitteln auch von Amtswegen unterſtüitzte Kohleneinfuhr 
aus dem Auslande. Mit Genugtuung ſei dabei feſtzuſtellen, daß d 
Deviſenentwicklung dieſer Einfuhr ſehr zuſtatten komme: Heute ſei d 
engliſche Kohle bereits billiger als die deutſche. Dadurch hätten ſich bis 
jetzt alle Schwierigkeiten gut üiberwinden laſſen. Auch die Einfuhr von 
Roheiſen, ſowie von Walzwerkserzeugniſſen und ſonſtigem Halbzeug 
aus anderen Staaten — außer Frankreich und 
            Belgi=
ſci Zurih 
Zollmaßnahmen erleichtert worden. Außerdem ſoll die Einfucr dur 
Frachtermäßigung begünſtigt werden. 
Im übrigen bezeickfnete der Miniſter die Verſorgung mit 
Kohle und Roheiſen auch im unbeſetzten Gebiete infolge gröf 
Lagerung als genügend. Da im beſetzten Gebiet jetzt hauptſächlich auf 
Lager gearbeitet werde und nur wen 
eführt werden könne, 
Kreditbeſchaffung für die dortige Juduſtrie von größfer Wicktigreit, 
denn Löhne und Unkoſten liefen weiter. Im Benehmen mit den beteilig= 
Kreiſen habe man deshalb dafir 
rch angeurei 
Kreditgeſwährung im beſetzten Gebiet ue 
eigkeiten n 
eltſtehen könnten.
 die Schilderung, die er, wohl im Jahre 1790, von der Witwe 
des Prinzen Georg Wilhelm macht: Er fand wie 
elf Jahre vorher, „noch unverändert das Bild einer glücklichen 
Mutter, mitten im höchſten Genuß der edelſten häuslichen Freu 
den. Vor ihren Augen tanzten ihre älteſte Tochter, die regie 
rende Landgräfin, und ihre Enkel, denen ſie den erſten Abend, 
den er bei dieſer würdigen Fürſtin zubrachte, einen Ball gab. 
Es war ein ſchöner Anblick, den dieſe blühende, liebenswürdige 
und frohe Jugend verſchaffte, wenig Hoffeſtlichkeiten kommen 
dieſer gleich: hier präſidierte die Liebe einer vortrefflichen 
Mutter, deren glücklichſtes Los es iſt, Vergnügen zu ſchaffen 
und die das höchſte Vergnügen genießt, ſich in glücklichen 
            Kin=
dern und frohen Enkeln wieder aufleben zu fühlen. 
Etwa um dieſelbe Zeit, im Jahre 1791, mag der 
            naſſau=
uſingiſche Hofrat Maximilian Chriſtian Friedrich 
Stiehl durch Darmſtadt gekommen ſein, ohne ſich jedoch länger 
dort aufzuhalten. In dem anonym erſchienenen Büchlein: 
„Reiſen der Meywertſchen Zöglinge durch verſchiedene Kreiſe 
von Teutſchland auf einige der vornehmſten Univerſitäten” 
(Fraukfurt und Leipzig 1792 S. 129) rühmt er die Stadt 
            Darm=
ſtadt als „recht angenehm” und die umliegende Gegend als 
„ällerliebſt”, ſowie die guten Waldungen und Wildbahnen des 
Landes. Seinen ganzen Beifall fanden die Paliſaden, womit 
dieſe umgeben waren, damit den Feldfrüchten von dem Wilde 
kein Schaden geſchehe. 
Das geſellſchaftliche Leben in Darmſtadt im Winter 1794/95 
hat ein ungenannter preußiſcher Feldprediger in ſeinen „Re 
miniſzenzen aus dem Feldzuge am Rhein in den 
Jahren 1792 bis 1795” (Leipzig 1802 S. 231—276, auch 
Heſſiſche Volksbücher Bd. 21 u. 22 S. 161—196) anſchaulich und 
lebendig beſchrieben. Er behandelt in dieſen Aufzeichnungen die 
Reſidenz Darmſtadt im Winter 1794, Konzerte und Bälle, 
            Kon=
verſation im Hauſe der derwitweten Generalin von 
            Schäum=
burg, eine Anzahl Geſchäftsmänner als Zuhörer des Rats 
Bouterwcck über Kantiſche Philoſophie, die Darmſtädter 
            Geiſt=
lichkeit und einige Mertwürdigkeiten, denen am Schluß einige 
Notizen gewidmet werden. 
Der am 20. Juni 1868 geſtorbene Geh. Oberrechnungsrat 
Karl Friedrich Maurer war im Dezember 1793 mit 
ſeinen vor den Franzoſen aus Pirmaſens flüchtenden Eltern 
nach Darmſtadt gekommen. Demgemäß berührt er in ſeinen 
Jugenderinnerungen (Heſſiſche Volksbücher Bd. 28—30 S. 264 
bis 267, Quartalblätter des Hiſt. Vereins N. F. Bd. 6) 
            wieder=
holt Darmſtadt. Er ſchildert ſeine Gymnaſialzeit, ſeine 
            Kon=
firmation, die ſeinem Eintritt ins Heer vorausging, die 
            Mobil=
machung einer Infanteriebrigade für Weſtindien im 
            Orangerie=
haus, den Dienſt der Unteroffiziere bei der Erhebung des 
            Sperr=
geldes, das abends nach Zapfenſtreich bei jeder Torwache zu 
entrichten war, ſowie die Leutſeligkeit des Landgrafen 
            Lude=
wigs X., der abends in Begleitung eines Rudels Hunde einſame 
Spaz 
e in der Umgebung ſeiner Reſidenz unternahm.
 Die Ausführungen Friedrich Maurers decken ſich zum Teil. 
mit dem, was Lili Fabricins in dem Büchlein „Die 
Elſäſſer Urgroßmutter” (Darmſtadt 1914 S. 
nach Familienüberlieferungen berichtet. Die Elſäſſer 
            Urgroß=
mutter iſt die Mutter Friedrich Maurers. Das Büchlein 
            ent=
hält zwar neben Wahrheit auch Dichtung (vgl. Heſſ. Volksbücher 
28—30 S. 246—252, 273—277), doch zeigt es in durchaus 
            wahr=
heitsgetreuer Weiſe, wie es der tapfern Frau, die ſeit 1803 
            ver=
witwet war, gelang, ihre Söhne zu brauchbaren Männern und 
ihre Töchter zu tüchtigen Frauen heranzuziehen. Dieſe 
            Schil=
derungen haben, ſoweit Darmſtadt in Betracht kommt, zum 
Teil typiſche Bedeutung als das Bild, einer darmſtädter 
            Be=
amtenfamilie zur Empire= und beginnenden Biedermeierzeit. 
In denſelben Zeitraum verſetzen uns auch die 
            Aufzeichnun=
gen des am 24. Mai 1832 verſtorbenen Hofprediger Dr. Ernſt 
Zimmermann, der in ſeinem ſiebenunddreißigſten 
            Lebens=
jahre „Erinnerungen aus meinem Leben”, aufzuſchreiben 
            be=
gann, doch gedieh die Niederſchrift nicht über die dritte Seite. 
Immerhin enthält auch dieſes bis jetzt unveröffentlichte 
            Zrag=
ment einiges Mitteilenswertes. Er ſchreibt: „Ich bin geboren 
am 18. September 1786 in der oberſten Etage des hieſigen 
            Gym=
naſiums, ſvo damals die Wohnung des zeitigen Subrektors war. 
Mein Vater Johann Georg Zimmermann, ſeit Ende 1781 am 
Gymnaſium angeſtellt, war ſchnell zum Subrektorat 
            emporge=
ſtiegen Den erſten Anhaltspunkt findet mieine Erinnerung 
in der Zeit, als mein Vater, zum Prorektor vorgerückt, an die 
Stelle des alten Haberkorn die Prorektoratswohnung bezog. 
Es war im Jahr 1790, alſo in meinem vierten Lebensjahre, und 
es ſteht mir noch ganz klar vor der Seele, wie ich bei der 
            Woh=
nungsveränderung kleine, in ſchwarze Rähmchen eeingefaßte 
Kupferſtiche die hohe ſteinerne Treppe herabtrug. Die nene 
Wohnung, die mir jetzt ſo eng, klein und niedrig erſcheint, war 
von nun an mein Paradies; in ihr verlebte ich die Jahre 1790 
bis 1803, und alle Erinnerungen aus meiner Kindheit und 
früheren Jugend ſind an ſie geknüpft. Im unteren Stocke die 
niedere Wohnſtube, mit dem diereckigen Ofen, darüber die 
Studierſtube des teuren Vaters, der hier ſeine Kinder und deren 
Geſpielen um ſich verſammelte, um zu erzählen, das Gärtchen 
mit den wenigen Obſtbäumen, deren Früchte uns lockten und 
reizten, und welcher im Winter mit Waſſer begoſſen wurde, um 
der Schauplatz unſerer Winterbeluſtigungen zu ſein — woran 
nach Tiſche auch wohl der Vater zuweilen teilnahm —, der 
größere Schulhof, die Nachbarſchaft des alten ſonderbaren und 
grämlichen Kantors Portmann, des pietiſtiſchen Kirchendieners 
Schulz mit ſeinem Sohne Rudolf, des munteren Küfers Clotz, 
deſſen Geſelle an warmen Sommerabenden der ſich um ihn 
            der=
ſammelnden Menge in der Pädagoggaſſe erzählte, bis ihm mein 
Vater zu dieſem Ende Münchhauſens Abenteuer zu Waſſer und 
Land ſchenkte, der Frau Geier, einer treuen Nothelferin für 
meine gute Mutter, —— das alles bleibt n 
chtni 
immer gegenwärtig.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 1. März 1923.
Nummer 59.
 Stadt und Land. 
Darmſtadt, 1. März. 
Die „Buchhilfe” am Realgymnaſium. 
* Das Darmſtädter Tagblatt berichtete vor einigen Tagen 
aus Offenbach, daß dort eine höhere Schule den Eltern die 
Sorge um die immer teurer werdenden Schulbücher erleichtert 
und eine Einrichtung geſchaffen habe, die es ermöglicht, jedem 
Schüler die nötigen Bücher weſentlich billiger zur Verfügung 
zu ſtellen. Die Schriftleitung knüpfte daran den Wunſch, es 
möchten auch hieſige Schulen ſich den Gedanken zu eigen machen 
und ihn zu verwirklichen ſtreben. 
Tatſächlich iſt der Gedanke am hieſigen Realgymnaſium 
ſchon vorher auf ſeine Durchführbarkeit geprüft worden, und die 
Vorbereitungen ſind ſoweit gefördert worden, daß mit ſeiner 
Durchführung bei Beginn des neuen Schuljahres gerechnet 
            wer=
den kann. Es wird im weſentlichen darauf ankommen, wie die 
beteiligten Eltern den Plan aufnehmen und an ſeiner 
            Durchfüh=
rung mitzuarbeiten bereit ſind — an der Schule und ihren 
            Orga=
nen ſoll es nicht fehlen. 
Es ſoll im folgenden verſucht werden, zu zeigen, wie die 
Lage hinſichtlich der Bürcherbeſchaffung an den höheren Schulen 
gegenwärtig iſt, und wie eine „Buchhilfe” etwa ausſehen könnte. 
Papierpreiſe und Arbeitslöhne haben die Koſten der 
            Schul=
bücher zu derartig ſchwindelnder Höhe geſteigert, daß der Auf 
wand für die nötigſten Bücher jedes Jahr viele tauſend Mark 
für jeden Schüler beträgt. Zweifellos ſind die meiſten Eltern 
zu großen Opfern bereit, um nur ihren Söhnen eine gründliche 
Schulbildung zukommen zu laſſen, aber dieſe Opferbereitſchaft 
findet doch einmal ihre Grenze in der finanziellen 
            Leiſtungs=
fähigkeit der Familien, und gerade heute, wo eine tüchtige 
            Bil=
dung vielleicht das einzige Gut iſt, das Eltern ihren Kindern ins 
Leben mitgeben können, muß alles darangeſetzt werden, um zu 
verhindern, daß die hohen Bücherpreiſe auch dieſen Wunſch noch 
illuſoriſch machen. 
Run wird man ſagen, dann muß eben die Schule ihre 
            An=
forderungen danach einrichten, d. h. ſie muß ſich auf die 
            aller=
nötigſten Bücher beſchränken. Das wird ſie auch tun, aber auch 
da gibt es Grenzen. Aller Sprachunterricht z. B. hat, wenn er 
erfolgreich ſein ſoll, Lektüre nötig. Je mehr geleſen wird und 
je vielſeitiger der Leſeſtoff iſt, umſo beſſer. Es wäre eine ſchwvere 
Beeinträchtigung dieſes Unterrichts, wollte man ſich zulange Zeit 
mit einem einzigen Buch behelfen. Es erſcheint alſo 
            ſchlechter=
dings unmöglich, auf dieſem Wege allein zu einer befriedigenden 
Löſung der Schwierigkeit zu kommen. 
Wer ſoll aber dann die Bücher beſchaffen? Staat und Stadt 
als Erhalter der Schulen ſind bei den Anforderungen, die ſonſt 
an ſie geſtellt werden, im Augenblick ſicher nicht dazu in der Lage. 
Es bleibt nurder Wegder Selbſthilfe. Eltern und 
Freunde der Schule, die durchdrungen ſind von der 
            Ueberzeu=
gung, daß unter allen Umſtänden die Leiſtungsfähigkeit der 
Schulen und damit auch die Grundlage der geiſtigen und 
            kultu=
rellen Entwickelung unſeres Volkstums zu neuer Bküte nicht 
            er=
ſchüttert werden darf, müſſen ſich zuſammenſchließen, damit der 
Geſamtheit gelingt, was der Einzelne nicht erreichen kann. 
Was ſoll alſo geſchehen? Am Realgymnaſium beſtand ſchon 
immer eine beſondere Bücherei, aus der minderbemittelten 
            Schü=
lern die nötigen Bücher leihweiſe überlafſen wurden. Dieſe 
Einrichtung ſoll ausgebaut werden zu einer alle Schüler 
            verſor=
genden Schulbücherei. Dieſe zu ſchaffen, kann bei gutem 
            Wil=
len und Entgegenkommen der Beteiligten nicht ſchwer ſein. Denn 
einmal ſind in den Händen der jetzigen und früheren Schüler 
noch reiche Beſtände an Schulbüchern. Ein Aufruf an die 
            jetzi=
gen Schüler, ihre Bücher, die ſie nicht mehr im Unterricht 
            brau=
chen, zur Verfügung zu ſtellen, hat bereits den beſten Erfolg 
gehabt. An die früheren Schüler und ihre 
            Fami=
lien — und die Zahl der früheren Realgymnaſiaſten hier in 
Darmſtadt iſt groß — rio=ten wir hiermit die Bitte, 
die noch in ihrem Seſitze befindlichen 
            Schul=
bücher ebenfalls ihrer alten Anſtalt, zu 
            über=
laſſen und damit ihr und der heranwachſenden 
Schülergeneration in dieſen Zeiten der Not zu 
helfen. Es bedarf vielleicht nur dieſer Anregung, umr Bücher, 
die verſtaubt in einer Ecke des Bücherbretts ſtehen und auf den 
Dag warten, an dem ſie dem Althändler zum Einſtampfen 
            über=
geben werden, wieder der nutzbringendſten Verwendung 
            zuzu=
führen. 
Aber damit wird ſich doch der ganze Bedarf nicht decken 
            laſ=
ſen. Was noch fehlt, muß bei demr Buchhändler gekauft werden. 
Käuferin iſt die Anſtalt. Bleibt noch die Frage der 
            Geldbeſchaf=
fung. Auch dieſe iſt zu löſen. Einmal haben wir das 
Vertrauen, daß uns zu dieſem ſicher guten 
Zwecke von Kreiſen, die dazu in der Lage ſind. 
Geld zur Verfügung geſtellt wird. Auch der kleinſte 
Betrag iſt willkommen. Aber ſoll die Einrichtung Beſtand haben 
dann darf ſie nicht lediglich auf die Wohltätigkeit Einzelner 
            auf=
gebaut ſein. Der Leiſtung der Schule muß auch eine Leiſtung 
der Nutznießer ihrer Einrichtungen gegenüberſtehen. Dieſe 
Leiſtungbeſteht darin — wir folgen hier bewährten 
            Ein=
richtungen an anderen Orten —, daß die Eltern der 
            Schü=
ler Anteilſcheine, die von der Schule 
            ausgege=
ben werden übernehmen. Dieſe Anteilſcheine ſind 
            un=
verzinslich und werden auf Verlangen eingelöſt, wenn der 
Schüler die Schule verläßt. Nehmen wir als Wert eines 
            Anteil=
ſcheins etwa 2000 Mark an (der notwendige Betrag muß noch 
            er=
rechnet werden) oder, wenn man den Schwankungen der 
            Wäh=
rung entgehen will, den Wert eines Buches, das heute etwa 
2000 Mark koſtet, ſo verfügte bei einem Beſtand von 1000 
            Schü=
lern und der Abnahme von nur einem Schein durch jeden 
            Schü=
ler die Anſtalt über ein Betriebskapital von 2 Millionen. 
            Da=
mit ließe ſich zuſammen mit den vorhandenen Büchern immerhin 
ſchon etwas anfangen. Die Rückzahlung der Scheine iſt dadurch 
geſichert, daß die Zahl der jährlich eintretenden Schüler der der 
austretenden etwa gleichkommt. 
Iſt ſo die Bücherei erſtmalig beſchafft, dann bleibt noch die 
Frage zu löſen, wie ſie ſich auf die Dauer erhält, denn jedes 
Buch, beſonders ein Schulbuch, hat nur eine beſchränkte 
            Lebens=
dauer. Nehmen wir an, daß dasſelbe Buch von fünf Schülern 
nacheinander benutzt werden kann, dann müßte es nach dieſer 
Zeit erſetzt werden. Sein Preis muß alſo von dieſen Schülern 
in Geſtalt einer Leihgebühr aufgebracht werden. Dieſe 
Leihgebühr könnte je nach Fähigkeit auf einmal oder in Raten 
entrichtet werden. Schlechte Behandlung der Bücher oder 
            böswil=
lige und abſichtliche Beſchädigung hat die Forderung 
            entſprechen=
den Schadenerſatzes zur Folge. Die Lieferung von Büchern, 
die der Schüler während der ganzen Schulzeit benutzt, etwa der 
lateiniſchen Grammatik, muß wohl vorerſt ausgeſchloſſen werden.
 Auf dieſe Weiſe etwa hätte man ſich den Aufbau und die 
Erhaltung der Bücherei zu denken. Die entſtehenden Vorteile 
treten ohne weiteres zutage. Neben der für den ganzen 
neunjährigen Beſuch der Anſtalt einmaligen 
Zeichnung rückzahlbarer Anteilſcheine ſind nur 
Leihgebühren zu zahlen. Die Bücherbeſchaffung iſt alſo 
den Eltern ermöglicht zu etwa einem Fünftel der Beträge, die 
ſie aufwenden müßten, wenn ſie alle Bücher ſelbſt kaufen 
            müß=
ten. Die Schule aber gewinnt in der Auswahl der notwendigen 
Bücher wieder größere Bewegungsfreiheit trotz hoher Preiſe, 
Dem Buchhändler aber, auch das iſt natürlich zu beachten, 
            ent=
ſteht kein Nachteil, da ja nach wie vor die Bücher bei ihm 
            ge=
kauft werden; nur tritt an die Stelle des einzelnen Schülers 
die Anſtalt. 
Es iſt ein weitausſchauender Plan, der in dieſen Zeilen der 
Oeffentlichkeit unterbreitet wird. Bei ſeiner Durchführung wird 
mit aller Vorſicht zu derfahren ſein, bis Erfahrungen in 
            hin=
reichendem Maße gemacht ſind. Ob ſich zum Beiſpiel auch eine 
billigere Beſchaffung von Heften und anderen Lernmitteln durch 
gemeinſamen Bezug ermöglichen läßt, muß vorerſt der Zukunft 
überlaſſen bleiben. Das aber iſt ſicher: ſoll nicht die Ausbildung 
der Jugend auf die Dauer Not leiden und ſoll es nur wegen der 
hohen Preiſe der Bücher weiten Kreiſen der Bevölkerung nicht 
unmöglich ſein, ihre Söhne der höheren Schule zuzuführen, dann 
müſſen Wege gefunden werden, den mit dem Beſuch der höheren 
Schule verbundenen Aufwand auf ein erträgliches Maß 
            herab=
zuſetzen. Jede Anſtalt wird für Vorſchläge, die dieſem Zwecke 
dienen, dankbar ſein. Erreichbar wird das Ziel aber nur ſein 
durch engeren Zuſammenſchluß der Eltern und der Organe der 
Schule und tätige Mithilfe aller Beteiligten in dem Streben 
nach dem großen Ziele der beſtmöglichen Ausbildung der heran= 
Papperling. 
wachſenden Jugend. 
— Techniſche Hochſchule. Die Diplom=Ingenieure Wilhelm Urban 
aus Durlach (Abt. f. Chemie) und Alexander Werner aus Wien (Abt. 
f. Maſchinenbau) haben ſich an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt 
der mündlichen Doktor=Ingenieur=Prüfung unterzogen und dieſelbe 
„mit Auszeichnung” beſtanden. Die gleiche Prüfung legte der Diplom= 
Ingenieur Wilhelm Müller aus Darmſtadt (Abt. f. Chemie) mit 
„gut” ab. 
— Vorſchußzahlung an Witwen und Waiſen ehem. Eiſenbahnbeamter. 
Witwen und Waiſen ehem Eiſenbahnbeamter enhalten ab 1. März 1923 
einen Vorſchuß auf die Teuerungszuſchläge bei den Stationskaſſe 
Darmſtadt ausgezahlt. 
— Der Steuer=Abzug ab 1. März 1923. Gemäß dem Steigen aller 
Einkommen ſind auch die Summen geſtiegen, welche beim Stenerabzug 
als ſteuerfrei gelten. Genaue Zahlen gibt uns der „Lohnſchlüſſel 
für März 1923” eine überſichtliche Tabelle, die mit ihrer 
            leicht=
verſtändlichen Anweiſung für jeden Arbeitgeber nutzbringend iſt. (
            Ver=
lag Reinhold Kühn, Berlin SW. 68, Kochſtraße 5.) 
— Gewerbemuſeum. Der Lehrer für Schrift an der Techniſchen 
Hochſchule in Darmſtadt, Herr Otto Reichert, erhielt vor längerer 
Zeit von der Familie Bücking aus Alsfeld den Auftrag, die durch 
            Pro=
feſſor Dr. E. E. Becker in Darmſtadt bearbeitete Familienchronik der 
Bückings in Kunſtſchrift auszuführen. Die in Pergament gebundene 
und reich geſchmückte Handſchrift iſt vom 1. bis 20. März im 
            Gewerbe=
muſeum ausgeſtellt. Am Sonntag, den 4. März, ziviſchen 11 und 12 
Uhr, wird Herr Reichert anweſend ſein, um ſeine Arbeit durch einige 
Ausführungen zu erläutern. 
— Ausſtellung Ludwig Enders. Durch ein Verſehen iſt auf den 
Plakaten für die Ausſtellung der Fachklaſſe Ludwig Enders im 
            Gewerbe=
muſeum die Beſuchszeit der Ausſtellung fälſchlich angegeben. Die 
„Ausſtellung iſt täglich von 11—12½ Uhr, an Sonntagen von 11—1 Uhr 
geöffnet. 
— Muſikverein. Nach Ueberwindung der durch die Zeitverhältniſſe 
geſchaffenen Schwierigkeiten veranſtaltet der Muſikverein am Sonntag, 
den 4. März, 11½ Uhr, ſeine 3. Morgenmuſik im Vereinshauſe. 
Frl. Margarete Albrecht vom Landestheater, deren ſüße 
Stimme hierzu beſonders geeignet erſcheint, wird eine Reihe der 
            ſchön=
ſten Lieder von Rob. Franz vortragen, mit Dr. Noack am Flügel, 
der auch die Einführung gibt. Tageskarten und Zuſatzkarten zum 
            Aus=
gleich der Geldentwertung, für die gelöſten Dauerkarten bei Schutter 
und an der Tageskaſſe. (Siehe Anzeige!) 
— Aus dem C. V. J. M. Wartburg, Darmſtadt. Pflege des 
Heimatſinnes und der Lokaldichtung kann unſerem heranwachſenden 
            Ge=
ſchlecht nicht genug empfohlen werden. Aus dieſem Grunde will auch 
der hieſige Wartburgverein mit Heger und Pfleger der Lokaldichtungen 
ſein. Auch der jüngſt ſtattgehabte Familienabend ſtand, unter dieſem 
Zeichen. Neben Darbietungen aus H. Hohmanns neueſter Dichtung 
„Allerlaa Dorchenanner” wurden Bilder aus der Vergangenheit „
            Darm=
ſtädter Originale” im Bilde vorgeführt, wozu ein Vereinsfreund den 
geeigneten Text berfaßt hatte. Ferner ein in den Rahmen der Zeit 
paſſendes Lokalſtück, verfaßt von R. Anton und G. Baher: „Die 
Zwangsvermietung” wurde von Vereinsmitgliedern flott geſpielt. Die 
Geſtalten des Herrn Rentner Boßler und deſſen Frau (Herr Walter 
und Frl. Weiker), Heiner Knicker (Herr Pohl), ein Schuſter (Herr 
Henkler), Student Süffel, der Liebhaber der Frl. Boßler (Herr 
            Schuch=
mann) und die jugendliche Tochter des Nentners Boßler (Frl. K 
Weber), waren echte Typen aus unſerer Zeit. Es war das Urbild 
des echten Darmſtädters, was an den Augen der Zuſchauer vorüberzog 
und das Stück in ſeiner urwüchſigen Art fand den ungeteilten, reichen 
Beifall der Zuhörer. Die Verfaſſer haben mit dem Stück unſere 
            Lokal=
dichtung bereichert und der zeitgemäße Stoff dürfte ſeinen Weg über 
manche Vereinsbühne machen. Jetzt ſei ſchon darauf hingewieſen, daß 
der Wartburgverein, zur Heimatpflege im Laufe des Monats März, 
einen Vortrag mit Lichtbildern „Eine Wanderung durch Alt=Darmſtadt 
veranſtaltet. 
— Alter Herrenbund vormaliger Landesbaugewerkſchüler Darmſtadt, 
Ortsgruppe Darmſtadt. Die am 24. d. M. im „Odeon” hier abgehaltene 
außerordentliche Mitgliederverſammlung erfreute ſich eines überaus 
zahlreichen Beſuches. Beſonders begrüßt wurde auch die rege Teilnahme 
der älteren Herren Kollegen, namentlich derjenigen der 
            Studienjahr=
gänge der achtziger Jahre. Sie alle hatten ſich trotz der Schwere der 
Zeit eingefunden, um mit vereinten Kräften im Bunde mitzuwirken an 
der Vervollkommnung der geſteckten gemeinſamen Ziele: Förderung der 
Technik und weiterer Ausbau der Einrichtungen zur Heranbildung eines 
leiſtungsfähigen Nachwuchſes. Allenthalben wurde gewünſcht, daß die 
dem Bunde noch fernſtehenden Herren ſich recht bald in dieſem 
            zuſam=
menfinden möchten. Anmeldungen nehmen entgegen die Herren 
            Bau=
inſpektor Koch, Landwirtſchaftskammer hier, und Oberbauſekretär 
            Sa=
mes, Städt. Tiefbauamt, die auch zu jeder weiteren Auskunft gern 
            be=
reit ſind. 
— 25jähriges Dienſtjubiläum. Der Aufſeher Ferd. Fromm an 
der Landw. Verſuchsſtation feiert heute, 1. März, ſein 25jähriges 
Dienſtjubiläum. 
— Bierpreis. Wie der Bierpreis ſchon bisher in Rückſicht auf den 
Konſum ſtets ſo niedrig gehalten worden iſt, wie es nur möglich war, ſo 
bleibt auch die um 28. ds. Mts. neuerfolgte Feſtſetzung des Preiſes ſehr 
erheblich hinter dem Geſamtindex der Großhandelspreiſe zurück. Wenn 
man den Vorkriegspreis gleich 1 ſetzt, iſt der neue Preis nur das 3350; während der Durchſchnittspreis für die wichtigſten 44 Waren in 
der Woche vom 18. bis 24. Februar das 6650fache ausmacht. 
— Orpheum. Guſtav Bertram uebſt Enſemble, mit der flotten 
Operettenſoubrette Marga Peter, beginnt heute Donnerstag ſein 
            dies=
jähriges Gaſtſpiel mit dem muſikaliſchen Schwank „Der Klapperſtorch 
fliegt‟. Das luſtige Stück, welches nach Inhalt und Darſtellung dem 
Zerſtreuungs= und Ablenkungsbedürfnis weitgehend entgegenkommt, hat 
bisher in den Großſtädten großen Beifall gefunden. Die Vorſtellungen 
finden täglich abends 73 Uhr ſtatt. Am Sonntag nachmittags 
            Volks=
vorſtellung zu ermäßigten Preiſen. (S. Anzeige.)
 —Ruhrhilfe. Die Beamten und Bedienſteten der 
            Landwirtſchafts=
kammer, inſoweit ſie ihren Wohnſitz in Darmſtadt haben, haben für die 
Ruhrhilfe als 2. Rate den Betrag von 237 400 Mark bereitgeſtellt. Die 
Ueberweiſung auf das Konto bei der Landesgenoſſenſchaftsbank iſt 
erfolgt. 
— Die „Erſte‟! Die erſte Schmepfe auf dem Strich erlegte Herr 
Förſter May=Langwaden (Oberförſterei Jägersburg) am 27. Februgr. 
abends halb 7 Uhr. 
Lokale Veranſtaltungen. 
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu 
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik. 
Vereinigung früherer Leibgardiſten. Auf die am 
1. März 1923, abends 8 Uhr, im Reſtaurant „Sitte” ſtattfindende 
            Haupt=
verſammlung wird aufmerkſam gemacht. 
— Gartenbauverein Darmſtadt. Der in Ausſicht 
            ge=
nommene Lichtbildervortrag des Herrn Oberbergrat Steuer findet erſt 
am 8. März ſtatt. Anzeige erfolgt Anfang nächſter Woche. 
— Jugendherbergen. Infolge unvorhergeſehener 
            Schwie=
rigkeiten findet der Lichtbildervortrag von Enno Narten über „Die 
            deut=
ſchen Jugendherbergen und unſere Burg Ludwigſtein” nicht am 
            Donners=
tag, ſondern am Freitag, den 2. März, abends 7½ Uhr, im 
            Feſt=
ſaale der Landesbaugewerkſchule, Neckarſtraße 3, ſtatt. 
Von der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe 
wird uns geſchrieben: Dee Vorſtand der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe 
hatte am vergangenen Freitag ſeinen Ausſchuß zu einer 
            außerordent=
lichen Ausſchußſitzung zuſammenberufen, um diefem eine Reihe von 
Vorſchlägen zu machen, durch die die mißlichen Verhältniſſe der 
            Kaſſ=
beſeitigt und dieſe ſaniert ſverden kann. Die Sitzung leitete an Stelle 
des verhinderten Vorſtandes des Ausſchuſſes, Herrn Fabrikdirektor May, 
Herr Zimmermeiſter Haury. Der Vorſitzende des Vorſtandes, Herr 
Knoblauch, gab einleitend der Hoffnung Ausdruck, daß die 
            Vor=
ſchläge der Verwaltung Anwahme finden würden. Die Sitzung konnte 
ſich um deswillen recht kurz geſtalten, als die Vertreter der Herren 
Arbeitgeber und der Arbeitnehmer geſonderte Vorbeſprechungen 
            ab=
gehalten hatten. Der Vorſtand war mit dem Anſinnen an den Ausſchuß 
herangetreten, einer Beitragserhöhung auf 10 Prozent des Grundlohns 
zuzuſtimmen. Die Herren Arbeitgebeu glaubten urſprünglich, nur einer 
Beitragserhöhung von 8 auf 9 Prozent zuſtimmen zu können, während 
die Arbeitwehmer ſich den Notwendigkeiten nicht verſchloſſen und bereit 
waren, eine Beitragserhöhung auf 10 Prozent zu genehmigen. In einer 
nochnnaligen Vorbeſprechung, die kurz vor der Ausſchußſitzung ſtattfand, 
kamen jedoch auch die Arbeitgeben zu der Ueberzeugung, daß, wenn die 
Kaſſe wirklich ſaniert werden ſolle, man mit einem Beitag von unter 
10 Prozent nicht auskomen könne. Von dieſem Reſultat gab der 
            Vor=
ſitzende Herr Haury Kenntnis, was allgemein um deswillen freudig 
begrüßt wurde, weil es einſtimmig zuſtande kam. Der Vorſitzende des 
Verſtandes Herr Knoblauch dankte in einigen kurzen Worten dem 
            Aus=
ſchuß für das Vertrauen, das in dieſer einmitigen Zuſtimmung für den 
Vorſtand und nicht zuletzt für die Verwaltung liege. Er nahm 
            Ver=
anlaſſung, in dieſem Zuſammenhange gegen die Eingeſandts, die ſich in 
den letzten Tagen in einzelnen Tageszeitungen befanden, und deren 
Tendenz inmer darauf zugeſchnitten war, daß bei der Verwaltung der 
Ortskrankenkaſſe Mißſtände beſtänden, Einſpruch zu erheben. Derartige 
Eingeſandts, die in der Regel von Leuten ſtammen, die alle Urſache 
haben, ihren Namen nicht zu nennen, ſeien nicht geeignet, in der 
            gegen=
wärtigen ſchweren Zeit beruhigend zu wirken, vielmehr trügen ſie 
            gerade=
zu eine hetzexiſche Tendenz in ſich, die nur allzu leicht die Motive 
            er=
kennen laſſe. Er ſtelle feſt, daß die Verwaltung alles Mögliche getan 
habe, um die Beiträge ſo niedrig als möglich halten zu können; allein 
die Verhältniſſe ſeien ſtärker als der Wille der Veuwaltung. Während 
der größte Teil der heſſiſchen größeren Ortskrankenkaſſen längſt ſchon 
9 und 10 Prozent Beitrag erheben, hat die Ortskrankenkaſſe Darmſtadt 
noch bis zum 31. Dezember nur 7½ Prozent erhoben. Dabei ſchmeidet 
die Kaſſe auch nicht ſchlecht ab, wvenn man die Frage der Mehrleiſtungen 
prüft. Auch in dieſer Hinſicht könne ſich die Kaſſe wohl ſehen laſſen, 
und die Verwaltung wie der Vorſtand können uf dieſe günſtigen 
Reſultate ſtolz ſein. 
In dieſem Zuſammenhange ſeien einige Bemerkungen geſtattet: 
n in den letzten Wochen allerlei Schwierigkeiten entſtanden ſind, ſo 
t das darauf zurückzuführen, daß an die Kaſſen — und nicht nur an 
die Darmſtädter Ortskraneknkaſſe — Anforderungen geſtellt wurden, 
die niemand vorausſehen konnte. So liegen bereits für den Monat 
Januar Forderungen der Aerzte in Höhe von rund 10 Millionen 
Mark vor, während die Geſamtausgaben für ärztliche Behandlung im 
ganzen Jahre 1922 rund 21 Millionen Mk. betrugen. Auch di 
übrigen Ausgaben ſind ſprunghaft in die Höhe gegangen; 
            ſelbſtverſtänd=
lich auch die Verwaltungskoſten. Es iſt aber nicht ſo, wie vielfach 
            be=
hauptet ward, daß dieſe in ſchreiendem Mißverhältnis zu den andenen 
Ausgaben ſtehen. Während die Ausgaben für ärztliche Behandlung 
rund 40 Prozent für das Jahr 1922 betrugen, belaufen ſich die 
            perſön=
lichen Verwaltungskoſten im gleichen Zeitraum auf 17,32 Prozent. Das 
iſt ein Reſultat, bei dem man getviß nicht von Mißwirtſchaft veden kann. 
Die Ausgaben für Krankengeld beliefen ſich 1922 auf rund 10,5 
            Mil=
lionen Mcrk, rund 19 Proz, der Reineinnahmen. Letztere ſtehen 
            offen=
ſichtlich im Mißverhältnis zu der gegenwärtigen Teuerung und ſchweren 
Zeit, hat aber ſeine Urſache in der Weigerung des Reichstags und der 
Reichsregierung, in der Frage der Feſtſetzung der Grundlöhne, den 
            ſeit=
herigen, ſich als falſch erwieſenen Weg, zu vevlaſſen. Gegenwärtig 
beträgt der höchſte Grundlohn, nach dem noch die Beitxäge berechnet 
werden, 3600 Mk. Man vergegenwärtige ſich, welche Folgen die 
            Feſt=
fetzung eines ſolch niederen Grundlohnes in ſich ſchließt. Während in 
der Vorkriegszeit ein Arbeiter 5—6 Mark Pro Tag verdiente, der 
            Grund=
lohn in der Regel auf 6 Mk. feſtgelegt, und von dieſem Grundlohn ein 
Beitragsſatz von 4½ Prozent erhoben wurde, verdient der Arbeiter 
gegenwärtig bis zu 12000 und 13 000 Mk. pro Tag; ſein Beitrag wird 
aber nur nach dem niederen Grundlohn von 3600 Mk. berechnet. 
            Da=
durch iſt erſtmalig der Verſicherte (weil ſich nach dem Grundlohn die 
Krankenvente berechnet) und dann die Kaſſe geſchädigt. Wenn alſo jetzt 
ein Beitrag von 10 Prozent erhoben wird, ſo entrickſtet der autbezahlte 
Arbeiter im Verhältnis einen geringeren Prozentſatz ſeines Einkommens
 dieſer Grundlöhne den Kaſſenorganen zu geſtatten, müſſen deshalb 
wärmſte Unterſtützung finden. 
Um Rückſtände in der Beitragszahlung zu vermeiden und auf der 
anderen Seite zu verhüten, daß Arbeitgeber mit den den Verſicherten 
abgezogenen Arbeitnehmeranteilen geſchäftlich arbeiten können, während 
die Krankenkaſſe ohne Mittel iſt, nahm der Ausſchuß noch einen 
            Sat=
zungszuſatz an, demzufolge die Kaſſe berechtigt iſt, von Arbeitgebern 
mit mehr als 50 Verſicherten Vorſchüſſe einzufordern. Weiter ſoll durch 
die Satzung der Verwaltung der Kaſſe das Recht gegeben werden, 
            ſau=
migen Zahlungspflichtigen Verzugszinſen in Höhe des 
            Reichsbankdis=
konts aufzuerlegen. 
Zum Schluſſe wurde noch die Frage der Krankenhauspflegeſätze be 
ſprochen. Der Vorſitzende des Vorſtandes wies danauf hin, daß es der 
Kaſſe beim beſten Willen bei der gegenwärtigen finanziellen Lage nict) 
möglich ſei, ſämtliche Krankenhauseinweiſungen auf Koſten der Kaſſe 3 
genehmigen. Es beſtehe die Eefahr, daß die Verſicherten der höhere! 
Lohnſtufen in ihren Rechten geſchmälert würden, die ſtädtiſche Fürſorge 
aber, durch Uebernahme der Krankenhauskoſten für die Vevſicherten der 
unteren Lohnſtufen, entlaſtet würde. Das könne nicht Aufgabe de 
Krankenkaſſe ſein. Man muß anerkennen, daß ſich auch die Kranken; 
häuſer in ſchweren finanziellen Nöten befinden. Die Kaſſen könnkel 
aber nicht über ihre Kräfte hinausgehen. Es ſei unmöglich, in Fällen 
too es ſich um Mitglieder in der Stufe 1 handele, die einen täglichen Bel 
trag von 6 Mk. bezahlen, dieſen Pflegekoſten im Städtiſchen Kranken 
haus im Betrage von täglich 2600 Mk. von der Kaſſe aus zu gewährel 
Der Ausſchuß ſtimmte den Vorſchlägen bei, und konnte Herr Haurt 
die Sitzung mit Worten des Dankes beſchließen.
 Wiſſen Sie den Unterſchied zwiſchen 
Kernſeife und Feurio? 
Feurio verbraucht ſich viel ſparſamer, ſchont 
die Wäſche und verleiht ihr friſchen Duſt. 
Feurio Haushaltſeife enthält 80% Fett: 
Ver=inigte Beifenfabriken Ituttgart A.=G.
Rummer 59.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 1. März 1923.
Seite 5.
 Die 23. Hauptverſammlung 
der Landwirtſchaftskammer in Darmſtadt. 
Am 27. Februar hielt die Landwirtſchaftskammer ihre 2 3. 
            Haupt=
berſammlung ab. Der ſtellvertvetende Vorſitzende, Herr Oek.=Rat 
Hahn, eröffnete die Hauptverſammlung mit herzlicher Begrüßung 
der Mitglieder, der Sachverſtändigen, ſowie der Vertreter der 
            Regie=
rung, der Herren Präſident Uebel, Miniſterialvat Müller und 
            Ober=
zegierungsrat Becker, dabei bemerkend, daß infolge der Verbehrsſtörung 
in Rheinheſſen bedauerlicherweiſe eine Anzahl der rheinheſſiſchen 
            Mit=
glieder der Sitzung nicht beiwohnen konnten. 
Herr Präſident Uebel gibt Kenntnis davon, daß die von der 
Landwirtſchaftskammer für die Jahre 1922 und 1923 nachgeforderten 
Staatszuſchüiſſe in Höhe von rund 3,5 Millionen Mk. von dem 
            Finanz=
ausſchuß des Landtags einſtimmig genehmigt wurden und ſongch der 
Jörderung der techniſchen Maßnahmen der Lamdwirtſchaftskammer zur 
Verfügung ſtehen. Außerdem gibt derſelbe. Mitteilung, daß es den 
Bewühungen der heſſiſchen Regierung gelungen iſt, bei der 
            Reichsregie=
rung eine erhebliche Herabminderung des Getreide=Umlageſolls des letzten 
Wirtſchaftsjahres herbeizuführen. 
Nach Erſtattung einiger Mitteilungen über die Geſchäftsführung 
der Landwirtſchaftskammer wurde dem Antrag des Vorſtandes, daß für 
das Jahr 1923 der letztmalig beſchloſſene Ausſchlag der Umlage für 1922 
um den ſechsfachen Betrag erhöht und der alsbaldige Einzug, 
            vor=
behaltlich der ſpäteven Aufſtellung des Voranſchlags für das Jahr 1923 
veranlaßt wird, einſtimmig zugeſtimmt. 
Ferner wurbe dem Antrag des Vorſtandes auf Abänderung der 
Beſtimmung dev Satzung zur Verſicherung der Weidetiere inſofern 
            ſtatt=
gegeben, als die Landwirtſchaftskammerausſchüiſſe zu den 
            Verſicherungs=
pramien keine Zuſchüſſe mehr zu leiſten haben, vielmehr die 
            Verſiche=
rungsprämien ganz von dem die Weide beſchickenden Tiereigentümern 
zu zahlen ſind. 
Bezüglich der Durchflihrung der Getreibewirtſchaft für 1923 lehnt 
die Hauptverſammlung der Landwirtſchaftskammer in 
            Uebereinſtim=
mung mnit den ſüddeutſchen Landwirtſchaftskammern den vom preußiſchen 
Landwirtſchaftsminiſterium ausgearbeitehen Geſetzentwurf, betreffend die 
Regelung des Verkehrs mit Getreide aus der Ernte 1923, einſtimmig ab. 
Nur die Schaffung der freien Wirtſchaft, auch auf dem Gebiete des 
            Ge=
treideverbehrs kann eine Sicherſtellung der Brotverſorgung 
            gewähr=
leiſten. Der vorgelegte Geſetzentwurf bringt im Gegenfatz zu den 
            Aus=
führungen in der Begründung nicht die freie Wirtſchaft, ſondern ſchafft 
vielmehr in der Düngerverſorgung eine erweiterte Zwangswirtſchaft. 
Im Verkehr mit Getreide würden die Landwirte in Zukunft mehr 
            ge=
bunden ſein wie ſeither, insbeſondere nachdem der Entwurf im 
            Gegen=
ſatz zu der Getreideumlage des Jahres 19 
die Aufbringung don 
Millionen Tonnen Getreide fordert. Die im Entwurf vorgeſehene Art 
der Gewährung von Dünger gegen Getreide ſchädigt beſonders die 
            Be=
triebe in höheren Lagen und auf geringen Böden mit durchſchnittlich 
niederen Getreideerträgen. Sie macht es ferner Betrieben dieſer Art 
unmöglich, ſich die für die Führung der Wirtſchaft erforderlichen 
            Be=
triebsmittel zu beſchaffen. Die Schaffung eines Stickſtoffmonopols 
wie es im Geſetzentwurf vorgeſehen iſt, macht es den Wirtſchaften mit 
ausgedebutem Futter= und Hackfruchtbau unmöglich, die erforderlichen 
Stichſtoffdüingemittel im freien Verkehr zu erhalten. 
In Verbindung mit dieſer Stellungnahme findet guch ein Antrag 
bes Herrn Oek.=Rat Korell und Genoſſen, der die vollſtändige 
            Be=
ſeitigung der einſeitigen Zwangswirtſchaft für landwwirtſchaftliche 
            Pro=
dukte fordert, einſtimmige Annahme. 
Ein Autrag des Mitgliedes Herrn Schneider und Konſorten: 
Die Landwirtſchaftskammer wolle Einſpruch gegen die fortwährende 
            Er=
höhung der Stickſtoffdütngemittelpreiſe erheben und die heſſiſche 
            Regie=
rung bitten, bei der Reichsregienung da auf hizuwirken, daß ſich die 
Preife für Stickſtoffdüügemittel in den Grenzen halten, die überhaupt 
noch die Anwendung des Stickſtoffdüngers ermöglichen, findet 
            einſtim=
mige Annahme. 
Mitglied Herr Oek.=Rat Breidenbach ſchließt ſich den 
            Beſchwer=
den über die zu hohen Düngerpreiſe an und beſpricht ferner den Mangel 
an Arbeitskräften für die Landwirtſchaft. 
Ferner wird dem Antrag des Herrn Mogk und Konſorten: Die 
Landwirtſchaftskammer wolle bei der Regierung dahin vorſtellig werden, 
daß beim Ankauf von Hengſten für das Landgeſtüt ein 
            landwirtſchaft=
licher Sachverſtändiger zugezogen wird, zugeſtimmt. Bei dieſer Ge 
legenheit entwickelte ſich eine ergiebige Ausſprache über die Art der Auf 
bringung der für 1923 vorgeſchlagenen Deckgelder. 
Mitglied Herr Dek.=Raz Korell fragt an, ob der 
            Landwirtſchafts=
kammer amtlich etwas darüber bekannt geworden ſei, daß die in den 
Tageszeitungen verbreitete Nachricht, wonach die Friſt zur Abgabe der 
Umſatz=, fowie Einkommenſteueverklärung bis zum 31. März d. Js 
            ver=
längert worden ſei, richtig gehe. Eime beſtimmte Auskunft konnte in 
dieſer Hinſicht nicht gegeben werden. Wenn auch eine den Notizen 
            eut=
ſprechends amtliche Mitteilung über die Verlängerung der 
            Zeichnungs=
friſt bis zum 31. März 1923 noch nicht ergangen iſt, ſo darf, da es ſich 
bei der Mitteilung der Zeitſchriften um ſolche amtlicher Natur aus 
Berlin handelt, angenommen werden, daß eine Verlängerung der 
            Zeich=
nungsfriſt für die Zuangsanleihe bis zum 31. März tatſächlich arfolgt iſt. 
Der Generaldirektor Herr Oek.=Rat Dr. Haman gedachte in 
kurzen Worten nochmals des im neu beſetzten Gebiete, insbeſondere an 
der Ruhr geführton Freiheitskampfes unſerer dortigen Brüder und 
fordert die Mitglieder auf, in den Kreiſen der Landwirte für eine 
            mög=
lichſt umfangreiche Aufbringung von Nahrungsmitteln und Geldſpenden 
für die Ruhrhilfe bemüht zu ſein. 
Hiermit war die Tagesoudnung erſchöpft und ſchloß der Vorſitzende 
mit Worten des Dankes an die Mitglieder, Sachverſtändigen und 
            Regie=
ungsvertreter um halb 3 Uhr die Hauptverſammlung 
Aus den Parteien. 
Landesausſchuß für Handel, Handwerk und Ge 
wverbe der Deutſchen Volkspartei Heſſens. Am 
Sonntag, den 25. Februar, fand in Darmſtadt eine Tagung der 
            Deut=
ſchen Volkspartei ſtatt, die mit Ausnahme des durch die Beſetzung 
vom Bahnverkehr abgeſchnittenen Gebietes, aus allen Teilen Heſſens und 
den Kreiſen von Handel, Handwerk und Gewerbe gut beſucht war. Nach 
längerer Ausſprache wurde die Bildung eines Landesausſchuſſes für 
Handel und Gewerbe beim Landesderband Heſſen der Deutſchen 
            Volks=
partei beſchloſſen, und der äußere Rahmen der Organiſation geſchaffen. 
Ein Entwurf von Richtlinien, der vorlag, wurde angenommen. Erſter 
Vorſitzender iſt Kaufmann Jakob Nohl, Darmſtadt, zweiter Vorſitzender 
iſt Fabrikant Chr. Scholz, Mainz, dritter Vorſitzender iſt Zimmermeiſter 
Jean Füller, Friedberg. Seine praktiſche Arbeit, die Vermittlung von 
Wünſchen der in Frage kommenden Berufsſtände bei allen Inſtanzen 
der Partei, hat der neue Ausſchuß bereits aufgenommen. 
Ruhrſpende. 
Die indiſchen Studenten an der Techniſchen 
Hochſchule haben der Tagblatt=Sammlung für das Deutſche 
Volksopfer den Betrag von 400 000 Mark überwieſen mit dem 
ausdrücklichen Hinweis darauf, daß ſie mit dieſer Sammlung 
ihre Sympathie für den deutſchen Abwehrkampf an der Ruhr 
zum Ausdruck bringen wollten. 
 Eberſtadt, 28. Febr. Holzverſteigerung. Bei 
letzten hieſigen Holzverſteigerung kamen 2 Meter Stockholz auf 60 bis
der
 80 000 Mk. und Buchenknüppelholz bis zu 140000 Mk. 
Waldmichelbach, 28. Febr. Großfeuer brach in der vorletzten 
Nacht bei dem Kaufmayn Georg Helfrich, Ludwigſtraße, aus. Das 
Feuer wurde gegen halb 3 Uhr in der Frühe bemerkt. Die Feuervehr 
konnte ſich nur darauf beſchränken, die umliegenden Gebäude zu ſchützen, 
während der Pferdeſtall des Kaufmanns H. bis auf die Mauern 
            nieder=
brannte. Die beiden Pferde, ſowie eine große Menge Futter fielen 
dem Feuer ebenfalls zum Opfer. Die Tiere waren nicht verſichert. 
            Je=
demfalls iſt das Feuer infolge Kurzſchluß entſtanden. 
th. Langen, 27. Febr. Verkehrskontrolle. Die Franzoſen 
haben die Verkehrskontrolle wegen eines Ueberfalles Jugendlicher auf 
den einſam in ſeinem Schilderhäuschen auf der Landſtraße ſtehenden 
Poſten nunmehr in die Mitte des Ortes verlegt, wo an der 
            Straßen=
kreuzung in der Nähe des Uhrtürmchens ein Schlagbaum errichtet iſt. 
Die aus mehreren Mann beſtehende Beſatzung liegt in einm Sälchen 
der „Frankfurter Bierhalle‟. Der von den Franzoſen beſchlagnahmte 
Güterzug ſteht immer noch auf einem Nebengleis des Bahnhofes. Wie 
verlautet, ſollen die Strohſendungen und die Kohlenwaggons von der 
Stadt Langen angekauft werden und dorr Verwendung finden. 
Mainz, 28. Febr. In dem großen Materialraum im Erdgeſchoß 
des hieſigen, von den Franzoſen beſetzten Hauptbahnhofs brach 
heute früh aus bisher unbekannter Urſache ein Brand aus. Bei der 
Ankunft der Berufsfeuerwehr ſtand bereits der ganze Raum in hellen 
Flammen. Bei der Bekämpfung des Feuers hatte die Feuerwehr unter 
ſtarker Qualmentwicklung zu leiden. Es erfolgten fortgeſetzt 
            Karbid=
exploſionen. Der Brand war nach eineinhalbſtündiger angſtrengter 
            Ar=
beit gelöſcht. Der Schaden läßt ſich unter den augenblicklichen 
            Ver=
hältniſſen noch nicht überſehen, iſt jedoch zweifellos erheblich. — Zu 
unſerer Meldung über die Beſchlagnahme von Kors im 
            Main=
zer Gaswerk durch die Franzoſen erfahren wir noch, daß die 
            Beſatzungs=
behörde insgeſamt 500 Tonnen Koks beſchlagnahmt hat. Das Städtiſche 
Gaswerk leidet ſtark an Kohlenmangel. Das Werk beſitzt nur noch für 
wenige Tage die notwendige Feuerung. 
Eichelsdorf, 26. Febr. Dorfkirchenvorſtehertagung. 
Heute fand hier unter der Leitung des Ortsgeiſtlichen Dekan Scriba 
der zweite Oberheſſiſche Dorfkirchenvorſtehertag mit etwa 80 
            Kirchen=
vorſtehern und 20 Geiſtlichen ſtatt. Thema war: „Die Kirche und die 
Jugend‟. Als Redner waren gewonnen: Pfarrer Page=Undenheim, 
der unter großen Schwierigkeiten aus dem beſetzten Gebiet gekommen 
war, und als Laie und Kirchenvorſteher Buchhändler 
            Sonnen=
ſchein=Marburg, der ſeine Tätigkeit im preußiſchen Landtag 
            unter=
brochen hatte und von Berlin eigens zur Teilnahme an der Tagung 
            her=
beigeeilt war. Beide Redner fanden begeiſterte Zuhörer, der erſtere 
durch ſeine Friſche und packende Rede, der andere durch ſeine aus tiefer 
Frömmigkeit kommenden warmen Ausführungen. Beide Redner 
            beton=
ten die Notwendigkeit der Arbeit an der Jugend und riefen mit 
            hei=
ligem Ernſt zu ſolcher Arbeit auf; erſterer zeigte aus ſeiner reichen 
            Er=
fahrung Wege ſolcher Jugendarbeit. Die Ausſprache, an der ſich leider 
nur wenig Laien beteiligten, ging hauptſächlich auf die meiſt ſehr 
            ſchwie=
rige Raumfrage und als größtes Hemmnis der Jugendarbeit in hieſiger 
Gegend auf die Spinnſtubenfrage ein. Die Gemeinde beteiligte ſich, 
            ſo=
weit es die Fabrikarbeit zuließ, trotz des Werktags vollzählig an dem 
Gottensdienſt, mit dem die Tagung eröffnet wurde, und in dem fnr den 
erkrankten vorgeſehenen Prediger Pfarrer Dittmar=Hauſen eine 
tiefgegründete ernſte Predigt hielt. Der Tag vorher, ein Sonntag, 
war der Gemeinde gewidmet. Pfarrer Page predigte am Vormittag 
eindringlich und packend, der Familienabend, der als Elternabend 
            aus=
geſtaltet war, war ſo beſucht, daß in dem größten Saale kein Apfel zur 
Erde fallen konnte. Ueber die Frage: „Eltern, kennt ihr eure Pflicht?” 
redeten die beiden Gaſtredner Sonnenſchein als Vater über die 
            Er=
ziehung der Kinder, Pfarrer Page über die der heranwachſenden 
            Ju=
gend. Die Sammlung freiwilliger Gaben bei den Veranſtaltungen 
            er=
gab die ſtattliche Summe von nahezu 23 000 Mark. Der noch vorgeſehene 
Vortrag von Pfarrer Weidner=Oberlais über den wichtigen Gegenſtand: 
„Wie erziehen wir unſere Gemeinden zu zeitgemäßen Liebesgaben?” 
mußte wegen vorgerückter Zeit ausfallen. Rühmend hervorzuheben iſt 
die Gaſtfreundſchaft des Dorfes, die allen auswärtigen Teilnehmern 
            ge=
währt wurde. Der Verlauf der Tagung, die allenthalben einen tiefen 
Eindruck hinterließ, hat bewieſen, daß Zuſammenkünfte der berufenen 
Vertreter der Kirchengemeinden ein Bedürfnis und eine Notwendigkeit 
ſind und in allen Teilen Heſſens eingeführt werden ſollten.
 Reich und Ausland. 
Viehwucher. 
Schwetzingen. Der Viehhändler Moritz Kahn wurde von der 
Gendarmerie verhaftet, weil er einen Farren, den er in Reilingen mit 
760 000 Mark erſteigert hatte, ſofort für 1 120000 Mark weiterverkauft 
hat. — Bei der Verſteigerung eines Farren im Gewicht von rund 17 
Zentnern in Biengen (Amt Freiburg) gaben ſich drei Metzgermeiſter aus 
Freiburg Mühe, den Farren zum Schlachten für Freiburg zu erſteigern 
tvährend ihn der Viehhändler B. zu Handelszwecken kaufen wollte. Als 
der Viehhändler B. erklärte, er ſteigere bis auf 4 Millionen Mark, 
            einig=
ten ſich die Händler dahin, daß ſie den Freiburger Metzgermeiſtern keine 
Konkurrenz machen würden, wenn jeder 125 000 Mark erhalte. 
Eine Brandſtifterin. 
Waldshut. Eine Brandſtifterin, die Ehefrau des Ernſt 
            Zim=
mermann von Rechberg, hatte in der Unterſuchungshaft das Geſtändnis 
abgelegt, daß ſie nicht nur den letzten Brand in Rechberg verurſacht, 
            ſon=
dern auch ihr eigenes Anweſen angezündet habe. Dem erſten Brand 
fielen noch zwei Nachbarhäuſer zum Opfer. 
Beim Aufſpringen auf den fahrenden Zug tödlich verunglückt. 
Frankenthal. Die leidige Unſitte, auf fahrende Züge 
            aufzu=
ſpringen, hat ſchon wieder ein Todesopfer gefordert. Als der 48 Jahre 
alte Fabrikarbeiter Jakob Eger aus Frankenthal auf den nach 
            Ludwigs=
hafen fahrenden Lokalzug ſpringen wollte, kam er zu Fall und geriet 
unter die Räder; er erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß er bald nach dem 
Unfall ſtarb. 
Eine 13jährige Diebin. 
Ludwigshafen. Ein 13jähriges Mädchen, dem ein Reiſender 
am Lokalbahnhof ſeinen Ruckſack mit Leibwäſche uſw. zum Aafpaſſen 
übergeben hatte, verſchwand unter Mitnahme des Ruckſacks. Die Diebin 
konnte noch nicht ermittelt werden. 
Einbruchsdiebſtahl in einer Schuhfabrik. 
Kirchheimbolanden. Bei einem Einbruch in die 
            Schuh=
fabrik Hoblitz u. Waltgenbach wurden Schuhſvaren im Werte von über 
einer Million Mark geſtohlen. 
Großfeuer infolge Kurzſchluß. 
Bubenheim. Infolge Kurzſchluß brannten zwei Scheunen und 
der Stall der Landwirte Jakob Kiſſinger und David Oßwald nieder. 
Diebſtahl in einem Juſtizgebäude. 
Zweibrücken. Ein frecher Diebſtahl wurde in dem Zweibrücker 
Juſtizgebäude verübt, wo von noch nicht ermittelten Tätern in dem 
Keller zwei Waſſerleitungshähne aus Meſſing geſtohlen wurden, ſodaß 
das Waſſer aus den Röhren lief. Der Schaden wurde zwar bald 
            be=
merkt, der Dieb war jedoch inzwiſchen entkommen.
 Spiel, Sport und Turnen. 
Durn= und Sportwerbefeſt im großen Haus. 
Wie die Woogsplatz=Turngemeinde, ſo werden auch die 
            Turngeſell=
ſchaft und die Turngemeinde Beſſungen recht wirkungsvoll vertreten 
ſein und das Geſamtbild der vielſeitigen Turnerei trefflich ergänzen. 
Beſſungen bringt unter Rühls Leitung hauptſächlich Freiübungen und 
zwar ſowohl der Turner und Turnerinnen, als auch der Schüler und 
Schülerinnen. Für die Turngeſellſchaft tritt deren beſtens bewährte 
erſte Turnerriege mit Barren auf die Bühne und die Turnerinnen 
führen ein Keulenſchwingen vor, das ſo recht neben den noch folgenden 
Charaktertänzen die anmutige Körperhaltung der geübten Turnerinnen 
und Sportlerinnen heuvortreten läßt. — Der Kartenvorverkauf zui 
dem Sportwerbefeſt iſt ein ſehr guter, ſo daß mit einem ausverkauften 
Haus zu rechnen iſt. 
t. Vom Berliner 6 Tagerennen. Nachdem der geſtrige 
Vormittag ohne beſondere Ereigniſſe verlaufen war, erfolgten um 
3 Uhr die üblichen Wertungsſpurts. Adolf Huſchke zeigte ſich in 
            blen=
dender Form. Von den 5 Spurts gewann er allein drei, während 
ſein Bruder Richard einmal im zweiten Spurt den vierten Platz 
            be=
legen konnte. Das Einzelergebnis der Nachmittagswertung war 
            fol=
gendermaßen: 1 Spurt: Erſter Adolf Huſchke, Zweiter Heußler, 
            Drit=
ter Bauer, Vierter Aberger. 2. Spurt: Erſter Krupkat, Zweiter Tietz, 
Dritter Techmer und Vierter Richard Huſchke. 3. Spurt: Erſter Adolf 
Huſchke, Zweiter Schreffeld, Dritter Aberger, Vierter Hahn. 4. Spurt: 
Erſter Tietz, Zweiter Techmer, Dvitter Wittig, Vierter Krupkat, 
Spurt: Erſter Adolf Huſchke, Zweiter Bauer, Dritter Hahn und 
Vierter Aberger. Jenſſer gab in der 90. Stunde auf. Sein Partner 
Meinert fährt als Erſatzmann weiter. Nach der 90. Stunde waren 
688,5 Kilometer zurückgelegt. Der Stand des Rennens nach der 
            Nach=
mittagswertung iſt folgender: Bauer-Tietz 178 Punkte, Hahn-
            Krup=
kat 151 Punkte, Gebrüder Huſchke 131 Punkte, Stellbring—Heußler 
52 Punkte, Schreffeld 40 Punkte, Mantey-Behrendt 15 Punkte, 
            Wit=
tig-Kohl 14 Punkte. Eine Runde zurück: Techmer—Aberger 12 
Punkte, Pawke 1 Punkt. 
Geſtern, am vierten Tag des Rennens, iſt endlich der ſo lang 
            er=
wartete Vorſtoß erfolgt., Kurz nach 8 Uhr abends ſetzte ein von 
Adolf Huſchke eingeleiteter Vorſtoß ein, in deſſen Verlauf ſich eine 
wilde Jagd entſpann. Die zurückliegenden Fahrer konnten nur mit 
allem Kraftaufwand dem Tempo folgen. Nach einer ungefähr 10 
Runden wilden Jagd hatten ſchließlich die vier an der Spitze liegenden 
Paare, Gebrüder Huſchke, Bauer—Tietz, Aberger—Techmer und 
            Krup=
kat—Hahn das Feld überrundet. Die Mannſchaften Aberger und 
Techmer ſind durch dieſen Rundgewinn nunmehr an vierter Stelle. 
Der Stand des Rennens nach dieſer Ueberrundung iſt folgender: 
Spitzengruppe: Bauer-Tietz, Kripkat-Hahn, Gebrüder Huſchke. Eine 
Runde zurück Aberger—Techmer, Wittig-Kohl, Mamteh-Behrendt, 
Heußler—Stellbring und Schreffeld-Magnuſſen. Zwei Runden zurück 
Pawke-Kuſchkow. Erſatzmann Neinas. Schon lange vor Beginn der 
10=Uhr=Wertung war das Haus überfüllt, ſo daß der Sportpalaſt von 
außen polizeilich geſperrt werden mußte. Von den 5 Spurts 
            gewan=
nen: Adolf Huſchke 3, Richard Huſchke 1. Das Einzelergebnis der 
Wertungsſpurts iſt folgendes: 1. Spurt: Erſter Adolf Huſchke Zweiter 
Aberger, Dritter Hahn, Vierter Bauer. 2. Spurt: Erſter Tietz, 
            Zwei=
ter Schreffeld. Dritter Krupkat, Vierter Techmer. 3. Spurt: Erſter 
Adolf Huſchke, Zweiter Hahn, Drittr Aberger, Vierter Bauer. 4. 
Spurt: Erſter Richard, Huſchke, Zweiter Krupkat, Dritter Techmer, 
Vierter Schreffeld. 5. Spurt: Erſter Adolf Huſchke, Zweiter Aberger, 
Dritter Bauer und Vierter Stellbring. Der Stand des Rennens 
nach den Wertungsſpurts iſt folgender: Bauer-Tietz 190 Punkte, 
Krupkat—Hahn 163 Punkte, Gebrüder Huſchke 155 Punkte. Eine 
Runde zurück: Aberger—Techmer 103 Punkte, Heußler—Stellbring 53 
Punkte, Schreffeld-Magnuſſen 45 Punkte, Mantey-Behrendt 15 
Punkte, Wittig-Kohl 14 Punkte, 2 Runden zurück: Pawke 2 Punkte. 
Erſatzmann Neinas. Nach der 97. Stunde waren insgeſamt 2933,2 
Kilometer zurückgelegt.
 das altbewährte Kräftigungsmittel 
für Körper und Nerven iſt in allen 
Apokheken und Drogerien erhältlich.
 Gottesdienſt der iſrgelitiſchen Religionsgemeinde 
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße). 
Donnerstag, den 1. März. Vorabendgottesdienſt, Purim, 
6 Uhr 45 Min. Predigt, 
Freitag, den 2. März, Morgengottesdienſt 7 Uhr. — 
            Sabbat=
anfang 6 Uhr. 
Samstag, den 3. März, Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min, 
— Sabbatausgang 6 Uhr 65 Min. 
Gottesdienſt in der Synagoge der Oſugelit. Religionsgeſellſchaft. 
Purim. 
Donnerstag, den 1. März. Nachm. 6 Uhr. 
Freitag, den 2. März. Morgens 6 Uhr 15 Min.
 Wetterbericht der Gießener Wetterwarte. 
Wettervorherſage für den 2. März. 
Wir haben auch worgen mit böigem Weſtwind und Regen zu 
rechnen. Das Tief über der Nordſce behält vorläufig noch Einfluß auf 
unſer Wetteu, doch iſt mit einer leichten Beſſerung zu rechnen.
 Tageskalender. 
Landestheater Großes Haus. Anfang 7 Uhr Ende 9½ Uhr 
(C 17. Schauſpielmiete & 9): „Minna von Barnhelm” oder „Das 
Soldctenglück”. — Kleies Haus, Anfang 7 Uhr (Zuſatzmiete V 7. 
Schülermiete grün 8): „Die beiden Schützen”, — Konzert der 
Müllerſchen Mädchenklaſſe=Langen um 7½ Uhr im 
Städtiſchen Saalbau. — Vereinigung früherev 
            Leibgar=
diſten: Hauptverſammlung abends 8 Uhr im Reſtaupant Sitte. 
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: 
            Kinovor=
ſtellungen. 
Verſteigerungskalender. Freitag, 2. März. 
Nutzholzverſteigerung vorm. 9½ Uhr in Ober=Ramſtadt 
(Forſtort Hamböhl). Zuſammenkunft auf der Kreisſtuaße Nieder= 
Modau—Frankenhauſen, am Eingang Forſtort Hainböhl.
 Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und 
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land” 
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul 
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 10 Seiten.
Familiennachrichten
 Uoserem Werner wurde 
Sonntag ein Schwester- 
* 
chen geboren. 
Max Simon und Frau 
Bettina, geb. Nauheim 
Frankfurt a. M., 25. Februar 1923 
Kettenhofweg 101 
(1694
 Dankſagung. 
Allen denjenigen, die innigen 
Anteil nahmen an dem uns ſo 
ſchwer betroffenen Verluſt und 
            eben=
ſo Herrn Pfarrer Wagner für ſeine 
troſtreichen Worte, ſagen wir auf 
dieſem Wege unſeren herzl. Dank. 
Fritz Keutel 
Eliſabeth Weidmann 
1689
 Gott dem Allmächtigen hat es 
gefallen, meinen geliebten Mann, 
unſeren treuen Vater, Großvater 
und Schwager 
Oberbahnaſſiſtent i. R.
 im 81. Lebensjahr in die 
            Ewig=
keit abzurufen. 
Um ſtille Teilnahme bitten 
Darmſtadt, 27 Februar 1923 
Nameng 
der trauernden Hinterbliebenen: 
Wilhelmine Beringer 
geb. Würtenberger 
Hermann Beringer, Pfarrer. 
Beerdigung Samstag nachmittag 
2½ Uhr auf dem Friedhof an der 
Nieder=Rainſtädter Straße. 
Plumenſpenden und Be 
zeugungen bittet man a.
 Dankſagung. 
Für die vielen Beweiſe 
            herz=
licher Teilnahme bei dem 
            Hinſchei=
den meines unvergeßlichen Gatten, 
unſeres guten Vaters ſagen wir 
Allen innigen Dank. 
Familie Sinn 
Pallaswieſenſtr. 35. 
45763)
 Dankſagung. 
Für die vielen Beweiſe der 
            Teil=
nahme bei dem uns betroffenen 
ſchweren Verluſte ſagen wir herz= 
(*5720 
lichſten Dank. 
Im Namen der Hinterbliebenen: 
Heinrich Ehrhardt 
Obertelegraphen=Sekretär a. D.
 Zinkbadewanne 
u. Nähngſchine abzug. 
F. Lepper, Grafenſtr. 31. /
Verkäufe
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(169 
Weiterſtaot. Darm 
ſtädterſtraße 54.
Tiermarht
 Hahn 
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Wienersſtr. 58 P
 Schäferhund, 
7 Mon, Ia Stamm 
baum, zu verk. Näh. 
Geſchäftsſt. (*570
Wann fährt leere
 n. Leipzig 2 Ang. 
S122Gſchſt./575
 Mein Fuhrwerk 
geht am Montag 
nach Beusheim. 
Beiladungen zurHin= 
und Rückfahrt 
            er=
wünſcht. 
(1680 
Peter Walter, 
Arheilgerweg. 
— Teleph. 2222. —
 Promenade= 
Kinderwagen 
guterh., geg. 
            Damen=
rad zu tauſchen geſ. 
Reim /*5788 
Hoffmannſtr. 22, I.
 Guterh. Anzug 
gr. Fig.) geg H.=Rad, 
wenn auch defekt, zu 
vertauſchen, eventl. 
Zuzahl. Angebote u. 
S104 Geſchſt. (1690
 Blüthner= 
Pianino 
neu, an gut. 
            Dauer=
nieter zu verle 
Anfr. unt S 119 a 
die Geſchſt. (*5758
Darmſtädter Tagblatt
Handelsbla
 Die Lage der Eiſen= und Stahlwareninduſtrie 
im Monat Januar. 
* Vom Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebund in 
Elberfeld wird uns geſchrieben: Der Monat Januar ſtand unter 
dem Zeichen des geſwaltſame Eindringens der Franzoſen in das 
            Ruhr=
gebiet und des damit zuſammenhängenden gewaltigen Sturzes der Mark. 
Wie ſich dieſe beiden Ereigniſſe auf die Lage der Eiſen= und 
            Stahl=
wareninduſtrie ausgewirkt haben zeigen die folgende Berichte aus den 
einzelnen Bezirken: 
Hagener Bezirk. Die Lage der Eiſen= und 
            Stahlwaren=
induſtrie des Hagener Bezirks ſtand unter dem drohenden und am 11. 
Januar erfolgten Einfall der Franzoſen. Wenn auch im allgemeinen 
der Auftragsbeſtand noch eine zufriedenſtellende Beſchäftigung ergab, ſo 
mußten doch Arbeitseinſchränkungen infolge der unzureichenden 
            Strom=
belieferung und des Ausbleibens von Material vorgenommen werden. 
Das Streben der Franzoſen, den Verkehr zwiſchen dem neu beſetzten 
und dem unbeſetzten Gebiet völlig zu knebeln, läßt die Befürchtung 
            auf=
kommen, daß die Betriebe immer mehr zur Aufarbeitung ihrer Beſtände 
übergehen müſſen, während ſie gleichzeitig neue Lieferungen in Hohlen 
und Eiſen nicht hereinbetommen. Die Fertigwareninduſtrie des Hagener 
Beziuks iſt vom Unternehmer bis zum letzten Arbeiter 
entſchloſſen, im Widerſtand gegen den verträgswidrigen 
Ueberfall des Induſtriegebietes alle entſtehenden Folgen auf 
ſich zu nehmen. 
Remſcheider und Velberter Bezirk. In der 
            Werk=
zeug=, Schloß=, Beſchlag= und übrigen Kleineiſeninduſtrie bes Bergiſchen 
Handelskammerbezirks, iſt der Beſchäftigungsgrad noch derſelbe 
            geblie=
ben. Neue Aufträge gehen jedoch nur ſehr ſpärlich ein. Dieſer 
            Rück=
gang in Verbindung mit den gewaltig geſtiegenen Rohſtoffpreiſen, den 
Löhnen und damit den erhöhten Verkaufspreiſen läßt für die Zukunft 
wenig Günſtiges erhoffen. Die durch die Beſetzung des Ruhrgebietes 
zu erwartenden Störungen laſſen die geſchäftliche Entwicklung völlig
 unklar erſcheinen. Der Ruf nach ſofortigem Abbau der 
            Außenhandels=
kontrolle und der Ausfuhrabgaben wird immer dringlicher erhoben. 
Schmalkalder Bezirk. Mit Sorge iſt die Schmalkalder 
Induſtrie in den Monat Januar und das neue Jahr eingetreten, mit
 gebiets, erheblich verſchlechtert, dazu kommt noch der räuberiſche Einfall 
der Franzoſen! Es herrſchen trübe Ausſichten für Aufträge und die 
Materialbelieferung und eine Unſicherheit in jeder Beziehung. 
            Vor=
läufig wird noch in der Mehrzahl der Betriebe des Kreiſes voll 
            gear=
beitet. Der entſetzliche Sturz der Mark hat zum Teil eine Vermehrung 
der Nachfrage durch das Ausland gebracht. Aber wie lange wird dieſe 
Scheinkonjunktur dauern? Die Materialverſorgung iſt bis zur Stunde 
hier noch uormal geblieben. 
Wirtſchaftliche Rundſchau. 
Fraukfurter Hof=A. G. in Frankfurt a. M. Die 
            Ge=
ſellſchaft beantragt Kavitalserhöhung um 8 auf 18 Millionen Mark 
Stammaktien mit Dividendenberechtigung ab 1. Januar 1923. Das 
Stimrecht der beſtehenden 800 000 Vorzugsaktien ſoll vom ſiebenfachen 
auf das 15fache erhöht werden. Die außerordentliche 
            Generalverſamm=
lung wird auf den 23. März einberufen. 
* Voltohm, Seil= und Kabelwerke, Frankfurt a. M. 
Die außerordentliche Generalverſammlung beſchloß, wieder 35 Prozent 
Dividende zu verteilen, außerdem erhält jede Aktie einen Genußſchein, 
der jelveils die halbe Stammaktiendividende erhält, und der früheſtens 
1925 mit 500 Mk. zurückgezahlt werden konn. Das Aktienkapital wird 
um 10 Millionen auf 20 Millionen Mark erhöht. Es werden 0,5 Mill. 
Mark Vorzugsaktien und 9,5 Mill. Mark Stammaktien ausgegeben. 
Erſtere werden den Vorzugsaktionären 2: 1 zu 400 Prozent angeboten, 
die Stammaktien gehen zu 400 Prozent an ein unter der Führung des 
Vankhauſes L. u. E. Wertheimber in Frankfurt a. M. ſtehendes 
            Kon=
ſortium, mit der Verpflichtung, den Aktionären auf 2 alte Aktien eine 
neue Aktie zu 415 Prozent anzubieten. Die Vorzugsaktionäre, die zwei 
alte Stammaktien zur Abſtemrelung einreichen, erhalten dafür eine 
            Vor=
zugsaftie zu 215 Prozent., 
Eine Kali= und Markanleihe in Preußen. In 
Preußen wird zur Zeit die Ausgabe neuer Anleihen erwogen, 
und zwar ſoll eine wertbeſtändige Kali=Anleihe, baſierend auf 
dem großen Befitz des preußiſchen Staates an Kaligruben, 
und eine Markanleihe ausgegeben werden. Die Anleihen ſollen jedoch 
erſt nach der Zeichnung auf die Goldſchatzwechſel des Reiches zur 
            Zeich=
nung aufgelegt werden. 
* Wiederaufnahme des Zinſendienſtes der 
            mexi=
kaniſchen Anleihen. Aus ausländiſchen Zeitungsnachrichten iſt 
zu erſehen, daß eine mexikaniſche Abordnung mit Vertretern des 
            inter=
nationalen Bankenkomitees in Neu=York über Veröffentlichung eines 
Aufrufs an die Anleihebeſitzer verhandelt, in dem zur Hinterlegung der 
Stüicke bei den Banken aufgefordert werden ſoll. Am 1. April ſoll mit
 der Aufnahme des Zinſendienſtes begonnen werden, da wan damit 
rechnet, daß bis dahin die Hinterlegung, Anmeldung uſw. erledigt ſein 
kann. Auch in Deutſchland ſind die nötigen Vorarbeiten bereits 
getroffen. Für die rückſtändigen Zinsſcheine ſollen Scrips gegeben 
            wer=
den, während für den laufenden Zinſendienſt in Mexiko ein Betrag von 
vorerſt 19 Millionen Goldpeſo angeſammelt worden iſt. 
Warenmärkte. 
w. Amtliche Notierungen der Frankfurter 
            Ge=
treidebörſe (alsbaldige Lieferung, Parität Frankfurt a. M.): 
Weizen 95—98 000 Mk., Roggen 90—93800 Mk., Sommergerſte für 
Brauzwecke 86—90 000 Mk., Hafer inländiſcher 62—75 000 Mk., Mais 
Laplata, Mixed 105—110 000 Mk., Weizenmehl ſüddeutſches Spezial 
Null 140—185 000 Mk., Roggenmehl 116—125 000 Mk., Weizen= und 
Roggenkleie 45—50 000 Mk. Tendenz: geſchäftslos. 
w. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkte 
hielt die Luſtloſigkeit an. Weizen wurde billiger als geſtern verkauft. 
Das zweithändige Angbot von Mehl war weniger umfangreich. Auch 
Roggen gab im Preiſe etwas nach. Dasſelbe ließ ſich für Gerſte und 
Hafer bei ruhigem Geſchäft feſtſtellen. Mais wurde zu niedrigeren 
Preiſen abgegeben, wenn auch einiges Kaufintereſſe beſtand. 
            Hülfen=
frichte hatten ein ſehr geringes Geſchäft. 
Börſen. 
* Frankfurter Börſe vom 28. Febr. Das Geſchäft an der 
heutigen Börſe war bei ſtabilen Deviſenkurſen wieder klein und ruhig. 
Das Publikum ſchritt nur zögernd zu Rückkäufen, während die 
            Speku=
lation einige Meinungskäufe vornahm, ſo daß ſich die Haltung etwas 
befeſtigen konnte. Die feſtere Grundſtimmung; beſonders für 
            Montan=
werte, hielt auch nachbörslich an, da man damit rechnete, daß ſich im 
neuen Monat wieder größere Kaufluſt zeigen werde. 
Die größten Kursſteigerungen hatten heute Montanaktien; es 
            ge=
wannen Buderus 3000 Prozent, Deutſch=Luxemburger 11 000 Prozent, 
Gelſenkirchen 9000 Prozent, Harpener 11 000 Prozent, Lothringer Hütte 
7000 Prozent, Phönix 9000 Prozent, und von Oberſchleſiern Oberbedarf 
3000 Proz. Caro zirka 5000 Proz. Auch Kaliaktien waren leicht gebeſſert. 
Am Chemieaktienmaukt waren die Werte des Anilinkonzerns nur 
unweſentlich verändert; feſter waren Goldſchmidt um 3000 Prozent, 
Scheideanſtalt um 1100 Prozent, Rütgers um 2500 Prozent. Chemiſche 
Mainz waren durch das Dementi der Ausgabe von Gratisaktien kaum 
beeinflußt und konnten 6000 Prozent gegen die letzte Notiz anziehen. 
Am Elektromarkte waren die Kursveränderungen nur geving, 
            weſent=
lich feſter lagen nur Siemens u. Halske, die 12 000 Prozent geſwinnen 
konnten. Die Nebenwerte des Marktes lagen ruhig und teilweiſe leicht 
abgeſchrächt. 
Bankaktien waren nur unweſentlich verändert; ziemlich ſchwach 
lagen auch heute wieder Deutſch Ueberſee=Pankaktien, die abermals 
60 000 Prozent verloren. Luxemburger Interbank verloven 5000 Proz. 
Deutſche Bank, die während der Börſe leicht anziehen konnten, waren 
nachbörslich höher gefragt 
Am Einheitsmarkt war das Geſchäft, ſehr klein, die Kurſe zogen 
hier eher etwas an. Von größeren Steigerungen ſind zu erwähnen: 
Leder Rothe wieder pl. 10 000 Prozent, Eiſen Meyer pl. 8000 Prozent, 
Gothaer Waggon Pl. 5000 Prozent, Füſſen Hanf pl. 4500 Prozent, 
Breuer Maſchinen pl. 4500 Prozent, Emaill UUrich pl. 5900 Prozent, 
Leder St. Ingbert pl. 8000 Prozent, Hilgers nach langer Pauſe wieder 
notiert pl. 7000 Prozent, Faber Blei pl. 5500 Prozet, Albert Chemiſche 
pl. 8000 Prozent. Bronze Schlenk, ebenfalls nach längerer Pauſe, plus 
21 000 Prozent; dagegen waren abgeſchwächt u. a. Gelſenkirchen Guß 
5900 Prozent, Elſ. Bad. Wolle 4000 Prozent, Erlanger Bürſten 5000 
Prozent, Siemens Glas 4000 Prozent, Sinalco 4400 Prozent, 
            Afkumu=
latoren 4000 Prozent, Allgem. Lokalbahn 4000 Prozent. 
Von ausländiſchen Renten handelte man heute Ungarn zu ſtauk 
ſteigenden Kurſen, und zwar Goldrente bis zirka 100 000 Prozent, 
            Un=
garn Kronen 15—13 500 Prozent, 1910er Ungarn 25 000 Prozent. Auch 
türkiſche Werte waren etwas höher gefragt. Im freien Verkehr wurde 
heute Schutzgebietsanleihe lebhaft gehandelt mit 18—20—19 000 Proz., 
der amtliche Kurs wurde 18000 Prozent. 
Im freien Verkehr konnten die Kurſe leicht anziehen; man hörte 
u. a.: Api 10 500 Prozent, Becker Stahl 19 000 Prozent, Becker Kohle 
18 000 Prozent, Benz 16—16 500 Prozent, Brown Boberi 10 000 Proz., 
Elberfelder Kupfer 13—14000 Prozent, Frankfurter Handelsbank 1850 
Prozent, Hanſa Lloyd 10 000 Prozent, Holſatia 75—8500 Prozent, Inag 
14—15 000 Prozent, Karſtadt 3900 Prozent, Kraftwerk Württemberg 
1800 Prozent, Krügershall 22—23 600 Prozent, Laſtauto 6500 Prozent, 
Meher Textil 5500 Prozeut, Petroleum 34 000 Prozent, Kabel Rheydt 
24 000 Prozent. Tiag 7500 Prozent, Ufa 11—12 000 Prozent, Entrepriſes 
110—115 000 Prozent, Diamond Shares 140 000 Prozent. 
w Frankfurter Abenddetiſen vom 28. Febr. Bei 
            außer=
ordentlich ſtillem Geſchäft hat ſich in der Preisbewegung der 
            ausländi=
ſchen Zahlungsmittel nur wenig verändert. Polennoten 18,75—49, 
Dollarnoten 22,750, London 106.500, Paris 1380, Brüffel 1190, Neu= 
York 22 700, Holland 8950, Schweiz 4275.
1. März 1923 Nr. 39
 w. Berliner Börſenſtimmungsbild. Das Ausbleiben 
der befürchteten Diskonterhöhung und ſonſtiger Anzeichen einer 
            Erleich=
terung des Geldſtandes gaben Veranlaſſung zu weiteren Rückkäufen. 
Bei geringem Angebot kennzeichnete ſich infolgedeſſen die Tendenz 
            an=
fangs als recht feſt. Da aber die Kaufaufträge vielfach nicht beſonders 
hoch limitiert waren, überſchritten die Kursbeſſerungen nur 
            verhältnis=
mäßig ſelten 5000 Prozent, ſo bei Eſſener Steinkohlen, Gelſenkirchener, 
Harpener, Phönix, Rheinſtahl, Riebeck Montan und vor allem bei Köln= 
Neueſſener; ferner bei Anglo Guano. Im allgemeinen betrugen die 
Erhöhungen 1000—3000 Prozent. 
Valutapapiere ſtellten ſich durchlveg höher. Kanada Pazifik=Aktien 
gewannen ſogar 55 000 Prozent. Auch ungariſche Anleihen wurden 
            be=
deutend höher bewertet. Ungariſche Goldrente ſtieg um 26 000 Prozent, 
Ungariſche Kronenanleihe um mehr als 3000 Pvozent. Von deutſchen 
Anleihen wurden wiederum Deutſche Schutzgebietsanleihe rege 
            gehan=
delt zu 15 000 Prozent. Bankaktien waren recht feſt. Von 
            Schiffahrts=
aktien ſtiegen beſonders Hamburger Paketfahrt, ferner auch Hamburg—. 
Südamerikaner und Rolandlinie anfehnlich. Nach Erledigung der 
            an=
fangs vorliegenden Kaufaufträge flaute die Lebhaftigkeit ab, wobei die 
anfänglichen Gewinne nicht durchweg voll behauptet blieben. 
w. Deviſenm irkt. Frankfurt a. M., 28. Februar,
88e Me
Geld
Afte Antwerpen=Brüſſel.... 1197.— 1203.— 1077.05 1182,05 Holland ...
. „ D 8917.65 8962.35 8915.15 8959.25 London ...............". 105984.35 103233 75 106766 25 Paris ................. .. 1384.05 1374,05 1389,85 Schweiz.............. . ....." 421445 3246.85 4258.15 Spanien ...
... .... 3491.25 3511.20 3528.80 Italien".
„. ..... 1078.30 83.70 1062.20 1087.70 Liſſabon=Oporto ...." Dänemark 7339.10 4360.90 439.— 4411.— Norwegen 4987 70 0.30 4164.55 4185.45 Schweden 5997.45 5990.— 6025.— Helſingfors ... 601.— New=York ... 22643.25 22756.75 22543.50 22656.50 Deutſch=Oſterreich (abg.). ...." 31.17— 31.54 ½ 31.70 1. Budapeſt .. 7.23 7.27 — 7.38 7.52 Prag". 657.50 660.50 671.— 674.— Agram.
.. 219.45 220.55
w. Deviſenmarkt. Berlin, 28. Februar Telegr, Auszahlungen fär:
MieGeld Geld Amſterdam=Rotterdam ... ... Mf 5. 8067 52 Brüſſel=Antwerpen .........." 1216.95 Wit 1206.37 Au4 Chriſtiania . . .. . . . . . . .. . . .. .." 4139.62 4160.38 4179,52 4200.28 Kopenhagen ................" 438.).— 4411.- 449835 4431.05 Stockholm .. . . . . . . . . . . . . . ... 6009.93 6040. 07 6309.93 6040.67 Helſingfors ...
....." 617.45 620.5 Italien. . .. ... .. ........ . .." Aö 1034 78 1090.2 London ...................." 196483.,12 107016.83 106483.12 107016,88 New=York.
„ 22643 25 22756.45 22513.25 22756.75 Paris.
1391.51 1393.49 1376.55 1383.45 Schweiz
4231.38 4255.62 4244.36 4265.64 Spanien
3523.16 3543.84 3528.65 3546.35 Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.). 31.77 31.93— 31.77 31.93 — Prag ..
... 668.32 671.68 673,68 Budapeſt
............ 7.42— 7.50 7.54 — Buenos=Aires .... .. .. . . .. . .." e428.97 8471.13 8428,87 8471.13 Bulgarien..
.. 129,67 130.33 130.17 130 83 Japan ....
........
Rio de Janeiro ............. 10372,75 10927.25 10872.75 1092725 2593.50 2696.50 2423.75 2596 25 Belgrad.. .
.. g216.45 217.55 220.94 223.06
Berliner Kurſe. (Eigene telegr, Meldung.)
 Aktiengeſ. ſür Anilinfr. 
Aſchaffenburger Zellſtoff. 
Ausgb.=Nürnb. Maſch. 
Berl.=Anhalt=Maſchinen 
Bk. f. Clektr. W. vorzu 
Bismarckhütte ... 
Braunkohlen=Brikett ... 
Bremer Vulkan .. 
Wolle.. 
Chem. Heyden. 
„ Weiler 
Deutſch=Atlant. Tel., 
Deutſche Maſchinen 
Deutſch=Niedld. Tel.. 
Deutſche Erdöl ...." 
Deutſche Petroleum .. 
Dt. Kaliwerke ..... 
Donnersmarckhütte . . . . 
Dyuamit Nobel ...." 
Elberfelder Farben .... 
Elektr. Lieferung ......" 
R. Friſter ......... 
Gaggenau Vorz. ... 
Gelſenk. Gußſtahl ..... 
Geſ. f. elektr. Untern. . 
Halle Maſchinen ....... 
Han. Maſch.=Egeſt.. . . .
Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Abtien.
Frankfurter Kursbericht vom 28. Februar 1923.
 Europäiſche Staatspapiere. 
a) Deutſche 
5% Reichsanleihe. .. .. . . . . .. 
...... 
...... 
2io 
..... 
1.%0 IV. und V. Schatzanweiſ. 
410 H.—IK. 
Sparprämienanleihe ........." 
O Preuß. Konſols ........." 
3½270 
....... 
....... 
4% Bad. Anl. unk. 1935.... .. 
v. 1907...... 
2 Bahern Anleihe ........." 
......... 
42 Heſſen unk. 1924 ........" 
.. 
Ja 
„........ 
4% Württemberger ......" 
b) Ausländiſche. 
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914 
5%0 „ L.=Inveſt.=Anl. v. 1914 
4½% „ v. 1902.... .. .... 
.. 
Bulgar. Tabak 1902 .... 
130 Griech. Monopol 
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913 
ab 1918 .. 
4½2%0 Oeſt. Schatzanweiſ,, ſtfr. 
b. 1914 .." 
..... 
470 Oeſt. Goldrente ........ 
4% „ einheitl. Rente ..... 
50 Num. am. Rente v. 03 
4½% Goldrente v. 13. 
4% „ am. „ konv. .. 
4% „ „ „ v. 05 ..
 425 Türk. (Admin.) v. 1903. 
49, 
(Bagdad) Ser. I 
42 „ v. 1911, Zollanl. 
Ung. Staatsr. v. 14.. 
Goldrente 
„ Staatsr. v. 10.... 
„ Kronenrente .... 
Außereuropäiſche. 
Mexik. amort. innere 
„ konſ. äuß. v. 99 
„ Gold v. 04, ſtfr. 
konſ. innere 
Irrigationsanleihs 
z Tamaulipas, Seriel . 
Oblig. v. Transportanſt. 
4% Eliſabethbahn ſtfr. 
40o Gal. Cark Ludw.=Bahn 
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr. 
90 Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.). 
%Neue 
4% Oeſt. Staatsb. v. 1883 
32 Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em. 
„ 9. En.
 6. 2. 
90.— 
1160.— 
670.— 
4400.— 
96.— 
89.50 
301.— 
260.— 
191.— 
350— 
133.— 
150.— 
240.— 
149.— 
160.— 
185.— 
140.—
4700.
8500.—
 16900.— 
6800.— 
9000.— 
42000.— 
28500.— 
29 500.— 
32,500.— 
78 000.— 
15 500.— 
11 300.—
317500.
255 00
 4500.— 
4000. 
36 000 — 
2506.— 
47000— 
42 C00.— 
53000.
 28. 2. 
19. 
670.— 
4400.— 
260 
360.— 
131. 
155 
220. 
140.— 
160.— 
13 200. 
4950.
8000.
 15 900.— 
6300.— 
6030.— 
45 000.— 
31500.— 
33000.— 
35 000.— 
25 000.— 
13500.
 250 000. 
4500.— 
3730.— 
32500.— 
1600.— 
43000. 
39
 Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.) 
20 Oeſt. Staatsb. v. 1885. 
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz 
v. 1895 ... 
40 Rudolfb. (Salzkammerg.) 
4½% Anatolier I............ 
Salon Conſt. Jonction. . . 
Salonique Monaſtir ..... 16250.— 
Tehuantepee ..........." 
„........ 
Pfandbriefe. 
Frankf. Hyp.=Bank 1920... 
„ 
Frankf. H. Krd.=Ver. 1921 
2 Mein. Hyp.=Bank 1922... 
89 Pfälz. „ „ 1922... 
2 Rhein. „ „ 1923 ... 
verl. ..." 
Südd. Boden=Cred.=Bank 
München 1906 .........." 
20 Heſſ. Ldhyp.=Bauk Pfdbr. 
½2% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr. 
42 Heſſ. Löhyp. Kom. Obl... 
Deutſche Städte. 
4%0 Darmſt. v. 1919 bis 1925.. 
310 Darmſt. b. 1905 ...... 
%o Fronkfurt b. 1913 ....... 
„ b. 1903 ......" 
42 Mainz. v. 1919 bis 1926.. 
Bank=Aktien. 
Bank für Brauinduſtrie ......" 
Barmer Banfverein ........." 
Berliner Handelsgeſellſchaft .. 
Commerz= und Privatbank 
Darmſtädter u. Nationalbank. 
Deutſche Vank . 
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank 
Deutſche Vereinsbank ....... 
Disconto=Geſellſchaft . . . . .. . . . 
Dresdener Bank ............ 
Frankfurter Bank .........." 
Metallbank. 
......" 
Mitteldeutſche Creditbank. 
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . 
Reichsbank=Ant. ...... 
Rhein. Creditbank. 
Süddeutſche Disconto=Geſellſch. 
Wiener Bankverein 
Bergwverks=Aktien. 
Berzelius 
Bochumer Bergb. 
Buderus. 
Dt. Luremburger .... 
Eſchweiler Bergwerks=Akt.. 
Gelſenkirchen Bergw. 
Harpener Bergbau 
Kaliwerke Aſchersleben 
Weſteregeln. 
Lothringer Hütte.... 
Mannesmann Nöhren.. 
Oberbedarf 
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) 
Phönix Bergbau ... 
Rhein. Stahlwerke
110.— 100.— 16.— 300.— 205.— 240.— 116.— 150.— Zi 100.— 105.— 5900.— 6400.— 4600.— 5070.— 39 000.— 41000.— 7600.— 7600.— 8800.— 9500.— 24 000.— 25 000.— 6050.— 6300.— 4000— 4500.— 12000.— 12 000.— 8300.— 9000.— 6700.— 6400.— 42500.— 43000.— 6900— 6750.— 7300 — 8150.— 8100.— 8100.— 8800.— 7500 — 9800.— 8500.— 6400 — 6300.— 24 900.— 22000.— 46 000.— 29000.— 32 000.— 53 500. — 64 000.— 60 000.—
54 000 — 65 000.—
63500.— 113 000. 132 000 37 000.— 350 0. 37 000.— 39000.
49 673. 54006. 33500. 40 000.— 43 000. 29 800.— 31300.— 50 000.— 59 000.— Bergwerks=Aktien (Fortſ.) 26. 2. 28. 2. Riebeck Montan.. . . . . . 100 000. Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt. 15200.— 16 000.— Ver. Laurahütte . . . . . . .. 36 000.— 135 100.— Aktien induſtr. Anternehmung. Brauereien Henninger Kempf=Stern . . . . . . 12000.— 15 000.— Löwenbräu München ....." 25 000.— 25 100.— Schöfferhof (Binding) ......." 8000.— 10 500.— Werger ...................." Akkumulat. Berlin .. . .. .." 40 000.— 36 000.— Adler & Oppenheimer .... 38 000.— 41000.— Adlerwerke (v. Kleher).. 11500.— 10700.— A. E. G. Stamm.. . . . . . . . . 16 000.— 17900.— Anglo=Continental=Guano ..." 137000. 136060 Aſchaffenburger Zellſtoff .... 38500.— 41950— Badenia (Weinheim) .. . . . . .." 19060.— 19900.— Badiſche Anilin= u. Sodafabrik 35 500.— 36500.— Bad. Maſchf. Durlach ......." 19 750 — 18950.— Bad. Uhrenfabr. Furtwangen 20 000.— 21000.— Baſt Nürnberg ............. 30 200.— 30 100.— Bahriſch. Spiegel .........." 35 000.— Beck & Henkel Caſſel) ...... 23000.— 25 000.— Bergmann El. Werke ........ 32 000.— 40 000.— Bing. Metallwerke. . ......." 14 000.— 15 200.— Blei= u. Silberh. Braubach ... 16 000.— 15 100.— Brockhues, Nieder=Walluf. . . 20 000.— 22 000.— Fementwerk Heidelberg 16 500.— 20 000.— Karlſtadt .. 19800.— 22500.— Lothringen (Metz). 11000.— 9500.— Chem. Werke Albert ......... 62000.— 70 000.— „ Griesheim Elektron ..." 28 000.— 28000.— „ Weiler=ter=mer ... . . . .." 27500.— Daimler Motoren ......... 11000.— 12300.— Deutſch. Eiſenhandel) Berlin.. 21 000.— 123 000.— Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt. 33 000.— 34 100.— Dingler, Zweibrücken ........" 31 003.— 32 000.— Dresdener Schnellpreſſen .... 15 000.— 16 000.— Dürkoppwerk (Stamm)... . . . . 21000.— Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ... 12000.— 14000.— Dyckerhof & Widm. Stamm. 16 000.— 16 000.— Eiſenwerk Kaiſerslautern ....." 14 000.— 14900.— Eiſenwerk L. Meher jr. .... 56 000.— 64 030.— Elberfelder Farb. v. Baher.. 30 000.— 28 500.— Elektr. Lieferungs=Geſ. .... 16 500.— 14500.— Licht und Kraft ....." 19 500.— 22 000.— Elfäſſ. Bad. Wolle.
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Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
 Darmstadt 
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(86a
[ ← ][ ][ → ]Aummer 59.
Darmſtädter Tagblatt, Donuerslag, den 1. März 1923.
Seite 7.
Das ewige Feuer.
 Roman von H. Richter. 
Amerikgniſches Copyright 1922 b. Carl Duncker, Berlin,
 (Rachdruck verboten). 
„Die Zeit des rationalen DT 8 iſt für Europa vorbei, 
ſoweit es ſich um die einzelnen inker en handelt. Die Zukunft 
ſtellt uns bor größere Aufgaben, Stgatzüſſen naticnal europäiſch 
denben, als Weiße gegen die im en Oſten auftauchende 
            Ge=
fahr, unterſtützt von dem Bollwerk gegen Oſten, das ſcheint mir 
ein Ziel.” 
„Eine Frau wird wohl nie ſo denken können, ſie iſt entweder 
national oder gleichgültig. Und im Denken der Frau iſt mehr 
Inſtinkt als Logik, vielleicht mehr urwüchſige Denkkraft. 
            Vor=
teile ſchaltet die Frau aus, ſie denkt inſtinktiv.” 
Sinnend ſah dan Utrecht vor ſich hin. 
„Sie mögen recht haben, und doch ſcheint mir, als ob wir 
an einem Scheidewege ſtünden, der uns zuſammenbringt zu einer 
Kraftleiſtung, wie ſie die Welt noch nicht geſehen hat, und durch 
ſie zu einer völligen Beherrſchung der Erde, oder der uns alle 
dem Untergang entgegenführt und Europa als führendes Land 
von der großen Tafel der Weltgeſchichte ſtreicht.” 
„Und wie muß die Frau ihre Aufgabe in dieſer Zeit 
            durch=
führen?” 
„Gerade die Frau iſt auf ein Gebiet gekommen, das ſie dem 
Manne gleichgeſtellt und ſie ihren eigenen Berufe entfremdet 
hat. Die Frau, die wirklich rein weiblich veranlagt iſt, wird 
ihren Platz an der Seit: des Mannes, als ſeine Gefährtin ſuchen, 
nicht als ſeine Rivalin in Berufs= und ſozialen Fragen. Der 
Mau braucht einen Rückhalt an der Frau, den er nicht findet, 
wenn ſie mit ihm im Konkurrenzkampf ſteht. Die Wichtigkeit 
der Familie ſoll man nicht vergeſſen.” 
Das Boot glitt an der Pfaueninſel vorbei und näherte ſich 
Potsdan. Von der Garniſonkirche her tönte das Glockenſpiel. 
Sie legten an und gingen durch die Straßen auf Sansſouei zu. 
Lange konnte ſie Potsdam heute nicht feſſeln. Das Wetter 
war zu ſchön und das Boot lockte, die Zeit auf dem Waſſer zu 
derbringen. Als ſie ſich der Landungsſtelle wieder näherten, 
zeigten ſich kleine Wolken am Himmel. Der Bootsmann ſah 
            be=
denklich nach oben. 
„Die Herrſchaften ſollten lieber mit der Bahn fahren, wir 
kommen nicht zurück nach Wannſee, es gibt ein Wetter.”
 Aan unchr ih Aunfeſche ungend au die Hchiaffe den 
Kopf. 
„Nein, laſſen Sie uns ſegeln. Waruyn wollen Sie mich in 
Watte packen? Was ſürden Sie tun, wenn Sie allein wären?” 
„Mit dem Boot fahren, mir machen Wind und Wetter 
nichts.” 
So ſtießen ſie ab. Naſcher, als ſie geglaubt hatten, ſtieg das 
Wetter auf. Ein Windſtoß fuhr über die Waſſeroberfläche und 
kräuſelte ſie. 
„Es gibt eine Sturmfahrt, gnädige Frau, dieſe Binnenſeen 
ſind nicht ſo harmlos, wie ſie ſcheinen. Gerade der durch die 
Ufer gefangene Wind iſt gefährlich.” 
„Soll ich das Vorderſegel, einziehen?” fragte der 
            Boots=
mann. 
„Nein, wir haben den Wind im Nücken und werden nur 
raſcher fahren, aber 
Er warf einen beſorgten Blick auf Annelieſe. 
„Unſere Vorväter von der Hanſe hatten einen guten Spruch: 
„Wer refft, iſt feig.” Laſſen Sie die Segel ſtehen.” 
Der Wind hatte ſich verſtärkt und legte die Jacht weit auf 
die Seite. Der Steven zerſchnitt das Waſſer in zwei 
            weiß=
ſchäumende Wellenberge. Die iffer flogen vorbei. 
Annelieſens Augen leuchteten. Sie ſaß neben van Utrecht 
und ſah ihnn zu. Alles an dem Manne war geſpannteſte 
            Auf=
merkſamkeit und Kraft. Was tat ſie beſonderes? Sie ſaß ſteben 
einem erfahrenen Leuker im Boote und ließ ſich führen, er aber 
mußte ſeine ganze Energie auſwenden, un ſie ſicher durch die 
Wellen zu führen. 
Ab und zu ſtreifte ſie ein Blick, als ſuche er in ihrem 
Geſicht, aber mochte er nur ſuchen, von Augſt zwürde er keine 
Spur finden, nur Vertrquen war da zu lefen. 
Gerade jetzt kam ihr zum Bewußtſein, was dieſe Zeit für die 
Menge ſo ſchwer machte. Der Führer fehlte, zu dem man 
            gläu=
big aufblicken konnte, der das Schiff mit ſtarker Hand durch alle= 
Fährniſſe leitete. Man glaubte ſich frei von der Führerſchaft 
und dachte, ſein Geſchick ſelbſt zu lenken, aber man trieb doch 
nur ſteuerlos in den Stürmen des täglichen Lebens umher, und 
jede Welle drohte das ſchwanke Fahrzeug umzuwerfen. 
Da paßte der alte Hanſeſpruch nicht. Wer ohne Führer die 
Segel nicht eingezogen hatte, der fuhr raſcher in ſein Verderben. 
Die ſtarke Hand am Steuer war das Wichtige. Der Mann, der 
da neben ihr ſaß, der konnte wohl die Geſchicke anderer in die 
Hand nehmen.
 Mee h 
s Großſegel herunter,” meinte der Boots= 
Van Utrecht nickte. 
„Jetzt reffen iſt nicht mehr feige, aber nicht reffen iſt dumm,” 
ſagte er zu Annelieſe. 
In ruhiger Fahrt näherte ſich das Boot dem Jachthafen 
und machte feſt. 
„Das war ein fehr ſchöner Vormittag, den Sie mir und 
meinem Bruder geſchenkt haben, ich danke Ihnen,” ſagte 
            Anne=
lieſe und gab ihm die Hand. 
„Und ich danke Ihnen für Ihren alten Hanſeſpruch. Ich 
werde ihn mir merken und ihn vorſuchen, wenn ich ihn nötig 
habe: „Wer refft, iſt feig.” Mit halben Segeln werden wir 
unſer Ziel da unten nicht erreichen.” 
Als van Utrecht wieder in die Stadt kam, ſaß die 
            Kau=
kaſierin ihn erwartend in ſeinemr Zimmer. 
hen Sie über das Ungewöhnliche meines Beſuches 
            hin=
weg, Baron,” begrüßte ſie ihn „Was ich Ihnen zu ſagen habe, 
läf 
ich nicht unten im Speiſeſaal abmachen. Ich komme, um 
Ihnen meine Hilfe anzubieten.” 
Der Holländer nahm Platz= 
„Laſſen Sie mich mit offenen Karten ſpielen. Ich weiß, 
was Sie vorhaben; die Wände der Büros der Bevollmächtigten 
der Sowjets haben Ohren wie die meiſten anderen Wände auch. 
Ein Mann wie Sie lebt nicht unbeachtet hier in Berlin, 
            beſon=
ders nicht, wenn eine umfangreiche Reiſeausrüſtung für ihn in 
Auftrag gegeben iſt, wenn Amerikaner ſeinetwegen nach Europa 
kommen und wenn man ſich von ihm erzählt, daß er nach Athen 
und Konſtantiuopel reiſen will. 
in van Utrechts Geſicht zuckte keine Miene. 
Und was ſchließen Sie daraus, Fürſtin?“ 
Mr. Johnſon ſteht den Standard Oil Works des Mr. 
Rockefeller nicht fern. Ihre Verhandlungen mit den Sowjets 
gehen auf eine Verpachtung der Oelfelder des Kaukaſus hinaus. 
Sie denken an einen neuen Truſt auf erweiterter/Baſis”. 
„Und wenn das ſo wäre?” 
„Dann vergeſſen Sie nicht, daß dieſe Oelfelder noch vor 
wenigen Jahren in eigenem Beſitz geweſen ſind und daß die 
Sowjets mit einem Gewalttitel die Quellen enteignet haben. 
Ein Vertrag mit den Sowjets ſteht und fällt mit der Herrſchaft 
des Bolſcheſwvismus im Lande. 
(Fortſetzung folgt.)
LA0ch BenHerR Ue BekUZ
 ist das Backen mit Dr. Oetker’s 
            Back-
pulver „Backin” und nach Dr. Oetker’s 
bewährten Rezepten. — Man versuche:
Dr. Oetkep’s Baokin- oder Gegundheits-Kuchen.
 Zutaten: 100 g Butter oder Margarine, 100 g Zucker, 2 Eier, 
250 g Weizenmehl, 1 Päckchen von Dr. Oetker’s Backpuiver „Backin‟ 
. Liter Milch, 1, Zitrone. 
Zubereitung: Butter, Zucker, Eigelb rührt man schaumig und 
fügt nach und nach das mit dem Backin gemischte und durchgesiebte 
Mehl und die Milch hinzu. Zuletzt rührt man das zu Schnee 
            geschla-
gene Eiweisg und das abgeriebene Gelbe einer halben Zitrone unter die 
Masse, füllt diese in eine mit Butter ausgestrichene runde oder Kasten-
 form und bäckt den Kuchen rund ” Stunde. Dieses Gebäck ist sehr 
leicht verdaulich für Kinder und Kranke. Alle für den Körper 
            not-
wendigen Nährstoffe sind in ihm enthalten. Lässt man solch ein Stück 
Kuchen in warmer Iilch zergehen, so ergibt dies eine vorzügliche Speise 
für kleine Kinder. 
Dieser Kuchen kann auch sofort, nachdem er aus dem Ofen 
            ge-
nommen ist, gestürzt und als Warmer Puddihg” mit einer 
            Wein-
schaum-Sauce aufgetragen werden. 
L1685
Vollständige Rezepte umsonst in den Geschäften. Wenn vergriffen, schreibe man eine Postkarte an Dr. A. Oeikter, Bielefeld.
 AStellengeſuche 
Mech
 Stenotypiſtin 
Anfängerin, ſucht 
Stelle per 1. oder 
15 April. Gefl. 
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geb. unt. 8 117. an 
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mit gut. Handſchrift 
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ſpond od leicht. 
            Büro=
arb., auch im Hauſe. 
Ang. unt S 114 Ge= 
5738 
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20 J. alt, ſucht Stelle 
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land. Angeb. unter 
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Geb. Dame w. a. d. 
Bergſtr.) w., da ſehr 
veretnſ, u. aus 
            wirt=
ſchaftl Gründen gem 
Haush. zu führ. Zuſchr 
u. 893 Geſchſt. /45690
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ſucht Säuglingspflege 
per 15. April. 
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gebpte u. 8 101 
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ſchäftsſtelle. 45627
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beſchäf sſt.
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die Geſchſt 
569‟
 Zuberl. Mann 
(Sanitäts=
            Wacht=
meiſter) ſucht 
            Ver=
trauenspoſten gleich 
welcher Art, Angeb. 
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Geſchäftsſt. (*5795d8 
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Ludwigſtr. 5, 1,/571
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            er=
beten unter 8 77 an 
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            Stdon=
vorm., 3mal wöchentl. 
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Kartinſtr. 72, (257os
 2 kräft, Lehrjungen, 
die die Schleiferei u 
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 (auch z. Einleg ſehr geeign. 
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gehen, rechne ohne weite= billiger, 
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Induſtriekohle . . . . . 4200M., „ 
Feinkohle . . . . . . . 1500M., 
Die Preiſe von Sackzentnern im ſtädt 
Hallenſchwimmbad erhöhen ſich auf: 7000 
Mark, 6000 Mk., 5000 Mk., 2100 Mk. 
Lieferfriſt zurzeit etwa 1 Woche. 
            Lie=
fermöglichkeit vorbehalten. Der 
            Berech=
nung wird, der am Tage der Lieferun 
gültige Preis zugrunde gelegt. (st1704 
Darmſtadt, den 28. Februar 1923. 
Verwaltung 
der ſtädtiſchen Braunkohlengrube 
„Prinz von Heſſen” bei Darmſtadt.
 Schulgeld=Mahnung. 
Das Schulgeld der hieſigen höheren 
Schulen und der Hauswirtſchaftlichen 
Fortbildungsſchule für das 1. 
            Kalender=
vierteljahr 1923 iſt bei Meidung der 
Beitreibung bis zum 10. März Ifd. 
Js. hierher zu zahlen. Vom 12. März 
an werden Pfandkoſten erhoben. 
Darmſtadt, den 26. Febr. 1923. 
(st1631 
Stadtkaſſe.
 Einträge in das Handelsregiſter A: 
am 21. Februar 1923, L. Schorlemmer, 
Darmſtadt: Geſchäft ſamt Firma iſt auf 
Jean Löhr, Kaufmann in Darmſtadt, 
übergegangen. Der Uebergang der in 
dem Betriebe des Geſchäfts begründeten 
Verbindlichkeiten iſt bei dem Erwerbe 
des Geſchäfts durch Jean Löhr 
            ausge=
ſchloſſen; am 23. Februar 1923, L. E. 
Wittich’ſche Hofbuchdruckerei, 
            Darm=
ſtadt: Direktor Franz Rutzen in 
            Darm=
ſtadt iſt zum Geſamtprokuriſten beſtellt 
derart, daß er in Gemeinſchaft mit einem 
anderen Geſamtprokuriſten zur 
            Zeich=
nung der Firma berechtigt iſt; am 
26. Februar 1923, Darmſtädter 
            Fiſch=
räucherei und Marinieranſtalt 
            En=
kirch & Rühl, Darmſtadt: Die 
            Pro=
kura des Guſtav Zehl iſt erloſchen; neu 
die Firma: Tröller 8 Schmidt, offene 
Handelsgeſellſchaft, Sitz Darmſtadt. 
            Per=
ſönlich haftende Geſellſchafter: Curt 
Tröller &: Emil Schmidt, Kaufleute in 
Darmſtadt. Die Geſellſchaft hat am 1. De 
(1702 
zember 1922 begonnen. 
Darmſtadt, den 26. Febr. 1923. 
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt, I.
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1. Sept. 192: 
1. Febr. 1924 
1. Okt. 1923
 Die Nückzahlung erfolgt gegen Nückgabe der Schuldurkunde und der 
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ſcheinbogen (einſchl. Erneuerungsſchein) zum Nennwert bei der Stadthaſſe 
Darmſtadt und den auf den Schuldverſchreibungen verzeichneten 
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löſungsſtellen vom 16, des dem Rückzahlungstermin 
            vorausgehen=
den Monats eb. 
Die Stücke des Anlehens Buchſtabe 0 (letzter Zinsſchein, fällig am 1. April 
1923) können ſchon vom 16. März 1923 ab zum Nennwert eingelöſt werden. 
Neue Zinsſcheinbogen werden für dieſe Stücke nicht mehr ausgegeben. Für nach 
dem 16. September 1923 eingereichte Stücke des Anlehens Buchſtabe 0 wird noch 
ein Halbjahreszins, abzüglich Kapitalertragsſteuer, vergütet. 
Mit den vorſtehend, angegebenen Rückzahlungsterminen hört die Verzinſung 
aller gekündigten Stücke auf. 
Darmſtadt, den 26. Februar 1923.
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Mot 
Nr. 9 
Hochſchalbeilage des Darmſtädter Tagblatts 
1. März 1923 
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
ſtwaren,
 * Nationale Verpflichtung. 
Von 
Lothar Berger, Halle. 
Die körperliche Erziehung unſerer Jugend geſoinnt in den 
letzten Jahren eine immer größere Bedeutung. Im Nahmen der 
allgemeinen Erziehung waren die Leibesübungen vor dem 
Kriege eine private Liebhaberei des Einzelnen, die wohl geſund 
und förderlich, auch für das ganze Volk förderlich ſein konnten, 
die aber doch in einem Volke, das einen wirtſchaftlichen und 
induſtriellen Aufſchwung hinter ſich hatte, das in voller 
            Volks=
kraft und Geſundheit ſich auf dieſer Höhe hielt, nie zu großem 
ſinfluß kommen konnten. Die Militärdienſtpflicht war es, die 
Deutſchland eine Volkskraft geſchaffen hatte und die 
            Volksgeſund=
heit erhielt. Die Vorteile des ſtehenden Heeres lagen viel 
weniger auf wirtſchaftlichem Gebiete, d. h. in der reinen 
            Waffen=
ausbildung, ſondern in viel weitgehenderem Maße auf dem 
Gebiete der allgemeinen Erziehung des Volkes. Die Vorteile, 
gehender als er im allgemeinen annahm. Das Heer gab eine 
biet des Wirtſchaftslebens, der Induſtrie übertrug, wie auch ihren 
Einfluß auf den allgemeinen Geſundheitszuſtand des Volkes, hier eine Kleinarbeit zu leiſten, zu der alle Kräfte geſam= 
Dieſe Kraftquelle iſt dem deutſchen Volke durch Revolution und melt werden müſſen. 
Friedensdiktat genommen. Mit einem Schlage hat dadurch die 
Bewegung der Leibesübungen eine Stellung in der Erziehung 
des Volkes, beſonders der Jugend, bekommen, wie ſie niemand 
vorausſehen konnte. Aufgabe der Leibesübungen, des Turnens, 
der Leichtathletik, des Schwimmens, Wandern, Spielen, 
            Ru=
dern und die vielen anderen Sportarten, iſt es jetzt, die deutſche 
Jugend ſo auszubilden und zu erziehen, daß ſie körperlich und aller Blicke dorthin gelenkt. So manche wichtige Frage wird 
            da=
geiſtig in der Lage iſt, führend an Deutſchlands Wiederaufbaut her im Augenblick überſehen oder fällt der Vergeſſenheit auheim. 
mitzuarbeiten. Ich jagte, die Jugend ſei körperlich und geiſtig Zu dieſer letzten Art gehört auch die Kriegsſchuldfrge, die für 
Ertüchtigung der Jugend, die mit geſundem, ſtarkem Körper 
Wiederſtandskraft genug beſitzt, in dem augenblicklichen Tiefſtand 
ſolche Arbeit zu leiſten, daß Deutſchland aus dem Elend 
            heraus=
kommt, herausgeführt wird aus wirtſchaftlicher Notlage und 
            ſitt=
lichem Verkommen. Viel gehört dazu, die ganze deutſche 
Jugend zu dem Willen zu bringen, ihren Körper zu ſtählen, 
            ge=
ſund und ſtark zu machen; es iſt eine ſchwvere, aber heilige Pflicht 
1 der Verbände und Vereine, mit allen Mitteln danach zu ſtreben, 
imner größere Teile der Jugend au ſich heranzuziehen. Die 
zweite Pflicht aller Führer in Verbänden und Vereinen iſt es, 
und Abteilung ſo auszubnuen, daß eine Geſamtausbildung 
            ge=
ſchaffen wird, die jeden Einzelnen befähigt, die oben erwähnte 
Arbeit zu leiſten. 
Wichtiger noch faſt als die körperliche Erziehung iſt die 
geiſtige Beeinfluſſung. Es genügt nicht, daß wir unſere 
Jugend geſund und ſtark machen, wir müſſen ihr auch den Wil= dieſe Angelegenheit zu lenken. 
len geben, die ſo gewonnene Kraft in den Dienſt des 
            Vaterlan=
des zu ſtellen. Dieſer Wille erſt iſt es, der der Bewegung der 
Beibesübungen ihren höchſten Gehalt gibt. Nationale. 
            Erzie=
hungsarbeit in den Vereinen zu treiben, haben leider bisher nur 
ſehr wenige Vereine verſucht. Die Politik habe nichts mit dem 
Sport zu tun, ſagte man. Wenn damit die Parteipolitik gemeint 
war, wie wir ſie in den letzten Jahren vielfach zu ſehen 
            be=
kamen, ſo kann man dieſer Anſchauung ohne weiteres recht geben. 
Dieſe Art Politik ſoll nichts mit der körperlichen Ertüchtigung 
tik? — Wenn wir uns auf der anderen Seite die Arbeit anſehen, 
ſelben Zeit geleiſtet haben, ſo erhalten wir erſt einen Begriff 
davon, welche große Schuld die maßgeblichſten Führer der 
            Ver=
bände trifft, daß ſie nicht längſt ihrerſeits ſich dafür eingeſetzt 
haben, daß eine bewußt nationglpolitiſche Erziehung in den 
            Ver=
bänden getrieben wurde. Es iſt der Zentralkommiſſion, für 
Sport und Körperpflege gelungen, durch den erzieheriſchen Ein= 
und Partei zu ſammeln. Die ſtarken Aagriffe der 
            Zentralkom=
miſſion für Sport und Körperpflege und ihrer Arbeiterſportpreſſe 
wurde von den Verbänden des deutſchen Reichsausſchuſſes immer 
wieder damit abgetan, die Leibesübungen hätten nichts mit der 
Politik zu tun. Dieſe unentſchloſſene, laue Haltung der Führer 
der ſogenannten bürgerlichen Sportbewegung” hat den 
            Gedan=
len der Leibesübungen und der Bewegung eben ſo viel geſchadet 
wvie den Vereinen bzw. Verbänden. Häufig trat außerdem zu 
der Unentſchloſſenheit und Furcht vor Kämpfen, die ſich hinter ein Arbeitsplan angenommen, der die Arbeit umreißt, die die 
dem Worte. Der Sport habe nichts mit der Politik zu tun”, 
            ver=
gen könnten, weil ſie ſich nicht mit dieſer nationalen Erziehung 
einterſtanden erklären könnten. Die letzte Befükchtung, daß richtet werden, auch ein Punkt zu der Forderung, unſere 
            Wiſſen=
ebtl eine zahlenmäßige Schwächung der Vereinetzeintrete, wenn ſchaft in den Dienſt national=palitiſcher Forderung zu ſtellen. 
dieſe national erzieheriſch wirken würden, iſt ſchnell damit ab= Ferner gibt der Plan unter Verwertung der bis jetzt gemachten 
getau, daß es um dieſe Kräfte nicht ſchade iſt, man im 
            Gegen=
teil froh ſein ſollte, wenn ſie weg ſind, daß auf der anderen kenntnis heraus, daß der Aktibismus der Jugend, der ſeit der 
Seite im Gegenteil dieſer nationale Wille, die Einheitsfront 
ſtärken würde und den Vereinen neue Kräfte zuführte. Den 
lauen und unentſchloſſenen Führern aber iſt viel ſchwerer zu 
Vege zu gehen, ſie wollten ſich das eine klar machen, daß eine 
treiben, auf jeden Fall werden es immer nur wenige ſein, die 
dies tun. Der größte Teil unſerer deutſchen Jugend, und zwar 
licht der ſchlechteſte, treibt heute ſchon bewußt Leibesübungen, gungen der umliegenden Orte gemeinſom mit den Studenten 
unſerer Jugend muß planmäßig gefördert werden, Unter einem 
dieſe nationalpolitiſche Erziehung der Jugend leitet und der die uungsfreudigkeit, hervorgerufen beſonders durch die am Morgen 
nationalpolitiſchem Handeln zwingt. 
deutſchen Reichsausſchuß für Leibesübungen zuſammengeſchloſſen 
ſind, die nationale Erziehungsarbeit als eine der wichtigſten 
Arbeiten in ihre Programme geſtellt haben — und ſie auch 
            aus=
führen — ſo werden die Leibesübungen die ihnen oben zugeſchrie= 
Körperlich werden ſie die deutſche Jugend dazu befähigen, das 
Paterland von ſeinen Sklavenfeſſeln zu befreien, ſei es durch 
einen Kampf mit Waffen und militäriſcher Macht, der auch heute 
loch im Bereich der Möglichkeit liegt, ſei es durch ſiegreiches Bo= großdeutſchen Wollen erſtrebt. 
ſtehen des Wirtſchaftskampfes, in dem wir uns jetzt befinden 
werden die Leibesübungen die nationale Einheitsfront fördern 
beraubilden können, ſie werden den nationalen Willen, den ſtaat= die Vitzenburger Woche geleitet hat. An allen Hochſchulen ſind 
denken iſt. 
lingt, allenählich immer weitere Kreiſe, der Jugend und 
des ganzen Volkes zu erfaſſen. Jeder Einzelne, der die obeu= auch ſolche Verguſtaltungen ins Leben rufen, die der breiten 
ſiehenden Ausführungen bejaht, ſollte deshalb auch ſeinerſeits
 Deutſchlands Zukunft. 
Du ſollſt an Deutſchlands Zukunft glauben, 
An Oeines Volkes Auferſtehen; 
Laß dieſen Glauben Dir nicht rauben, 
Trotz allem, allem, was geſchehen. 
Und hardeln ſollſt Du ſo, als hinge 
Von Dir und Oeinem Tun allein 
Das Schickſal ab der deutſchen Dinge, 
Und die Verantwortung wär‟ Dein. Fichte. 
zunitngeint 
ſich dem Kampf für dieſe Ideen zur Verfügung ſtellen. Keiner 
die der Einzelne aus dieſer Erziehung hatte, waren viel, weit= halte ſich für zu gering für dieſe Arbeit, mag ihm das 
            Berufs=
leben nur einen engen Wirkungskreis zubilligen, oder mag er in 
Schule für das Volk ab, die ihre Vorteile ſowohl auf das Ge= irgend einer führenden Stellung im Beruf oder in Ehrenämtern 
auf beſonders verautwortungsvollem Poſten ſtehen. Es gilt, 
* Student und Kriegsſchuldfrage. 
Von 
Helmut Wenski, Naſſovige. 
Die jüngſten Ereigniſſe im Weſten unſeres Vaterlandes haben 
zu dieſer Aufgabe zu befähigen. Die körperliche Erziehung und uns ſo verhängnisvoll geworden iſt, denn die Schuldlüge bildet 
die Grundlage für jenes furchtbare Diktat, welches den ſchönen 
Namen „Friedensvertrag” führt. Wir alle fühlen täglich die 
            Fol=
gen dieſes Dokuments an unferem eigenen Leibe, und doch tut 
man ſcheinbar nichts, um die Aufrechterhaltung ſeiner 
            Beſtim=
mung unmöglich zu machen. Das iſt nicht ſo ausſichtslos, als es 
manchem ſcheinen mag, denn mit der Aufdeckung der Schuldlüge 
muß auch das Verſailler Diktat zuſammenbrechen. Dies hat auch 
Rathenau erkannt und als erſter Staatsmann den Verſuch 
            ge=
macht, den Kampf gegen die Schuldlüge zu beginnen. Später 
mit vollem Verantwortungsgefühl die Leibesübungen in Verein machte Wirth noch einmal einen Anſatz, und dabei ſcheint es 
            ge=
blieben zu ſein. Zweifellos iſt es jedoch viel wirkungsvoller, 
wenn der Kampf gegen die Schuldlüge aus dem Volke heraus 
kommt, zum mindeſten aber von ihm geſtützt wird. Der Student 
hat nun oft die Gelegenheit und Befähigung dazu, hier 
            bahn=
brechend zu wirken und die Aufmerkſamkeit anderer Kreiſe auf 
Dies hat der Hochſchulring Deutſcher Art erkannt und 
            des=
halb Ende vergangenen Monats eine Schulungswoche über die 
Kriegsſchuldfrage in Vitzenburg au der Unſtrut abgehalten 
Aus faſt ſämtlichen Hochſchulen des Reiches, Deutſch=
            Oeſter=
reichs und des Sudetenlandes waren Studenten anweſend, denen 
ſich die Erkenntnis aufgedrängt hatte, daß der Kampf um die 
Kriegsſchuldfrage noch heute ein Politikum erſten Nazges iſt. 
Sie wußten, was es zu bedeuten hat, wenn Mäunek wie 
            Keh=
nes, Nitti, Vanderlip noch heute davon überzeugt ſind, daß die 
unſerer Jugend zu tun haben. Doch iſt denn das wirklich Poli= deutſche Nation diejenige iſt, die aus maßloſen Machtiuſtiukten 
den Weltkrieg heraufbeſchwor. Im Mittelpunkt der Woche ſtand 
die die Arbeiter=Turn= und Sportverbände und=Vereine in der= deswegen auch die Beſchäftigung mit dem Ausland ſelbſt und 
Männer, die dieſes Ausland kennen, die geiſtig über das heutige 
Ghetto=Deutſchland hinausragen, wirkten als Lehrende: Herr 
Prof, Dr. Karo=Halle, der in der deutſchen 
            Kriegsſchuld=
arbeit einen der hauvorragendſten Plätze einnimmt, der 
            Schwei=
zer Forſcher Dr. Cruſt Sauerbeck, dem das deutſche Volk 
zu tiefſtem Danke verpflichtet iſt für ſeine Tätigkeit im Dieuſte 
fluß, den ſie bei Turnen und Sport auf ihre Mitglieder hat, ſich der Wahrheit, die aufopferungsvoll und ſelbſtlos iſt wie ſelten 
einen feſten Stamm aktiv täiger Mitglieder für Gewerkſchaft bei jemand. Sie zeigten die überaus verwickelte 
            Kriegsvor=
geſchichte, ſie zeigten das Weſen der Perſönlichkeiten des Ju= 
Kriegsſchuld iſt. Zu den traurigſten und doch wichiigſten 
            Kapi=
teln gehörtte die Beſchäftigung mit den „Deu ſchen. Feinden 
Deutſchlands”, den Crellina Milon, Friedrich Wzilhelm Fürſter 
uund den übrigen in dieſe Linie gehörigen — man muß tvohl das Anſehen, das ſie an den Hochſchulen genießen, hat ganz 
ſagen, wenn es auch in den juriſtiſchen Begriff ſich uicht faſſen 
Teilnehmer in ihren Wirkungskreiſen leiſten ſollen. Er legt 
barg, noch die Befürchtung der Verbandsführer, hinzu, daß vor allem Wert darauf, daß an allen Hochſchulen Möglichkeiten 
ebtl, einige der ſportlich vielleicht westvollen Mitglieder abſprin= geſchaffen werden, ſich in eingehender Weiſe in den Stoff zu ver= durchgeſetzt hat und nunmehr in der neuen Diplom=
            Prüfungs=
tiefen, daß Vorleſungen, Uebungen, Arbeitsgemeinſchaften er= ordnung der preußiſchen Tichniſchen Hochſchulen einerſeits und 
Erfahrungen Richtlinien für die praktiſche Arbeit, aus der Er= 
Ruhrbeſetzung immer ſtärker nach Auswirkung drängt, in den 
Dienſt der Kriegsſchuldarbeit zu ſtellen iſt. Mit der Bevölkerung 
des Ortes kamen die Teilnehmer in ein inniges Verhältnis, 
welches dem in der Hochſchulringjugend lebenden Ideal ent= 
Erziehung des Körpers ohne eine große Idee nicht zu denken ſprach, ſodaß gerade in dieſer Hinſicht die Vitzenburger 
            Schu=
iſt. Wir können die Leibesübungen nicht um ihrer ſelbſt willen, lungswoche als eine der gelungendſten Schulungswochen zu be= gegliedert iſt, ſowie die Abteilung für Wirtſchaftswiſſenſchaft. 
zeichnen iſt, Beſonderen Ausdruck fand dies Gemeinſchaftsgefühl 
in einem „Deutſchen Tag”, der von den verſchiedenſten 
            Vereini=
um ſich auf zukünftige Arbeit vorzubereiten. Dieſer Wille, in beranſtaltet wurde: Eine Trauerſeier hoch oben auf den 
            Ber=
gen des Unſtruttals an einem Tempel, der dem Gedächtnis der 
berantwortungsbewußten Führer auf dem Gebiete der Leibes= im Weltkrieg Gefallenen geweiht war. Und doch war dieſe 
übungen kann ich mir nur einen Mann vorſtellen, der bewußt Feier beſtimmt von dem Gefühl heiliger Begeiſterung und Hoff= jenigen Studierenden, die ſich nicht der rein wiſſenſchaftlich=kon= 
Jugend nicht nur nationalpolitiſch erzieht, ſondern auch zu eingetroffenen Nachrichten von dem Triumphzug der verurteilten Ausbildung in den verſchiedenen Gebieten der Volkswirtſchafts= 
Zechenleiter und Direktoren durch das Ruhrland. Wer hier er= 
Iſt es erreicht, daß alle Verbände und Vereine, die im lebte, wie Arbeiter und Student, Profeſſor und Kleinbürger ſich ſem Zweck wird die Vereinigung der beſtehenden ſelbſtändigen 
zuſammenfanden in einem alle bewegenden Gefühl des Willens 
zu neuem Aufſtieg, wird den Glauben nicht derlieren. Der 
Abend verſammelte alle zu einem „Großdeutſchen Abend” auf 
dem die aufveſenden Studenten in packenden Worten von der 
bene Aufgabe am Wiederaufbau des Vaterlandes einnehmen. Not ihrer Heimat, vor allem von der Not des deutſchen Oſtens, 
erzählten, Und gerade dieſe Anteilnahme an dem tiefen Leid 
der deutſchen Brüder der deutſchen Grenzmark ließ die 
            Bvölke=
rung erleben und fühlen, was die Hochſchulringjugend mit ihrem 
und in den kommenden Jahren befinden werden. Geiſtig aber, takt bilden zu der Arbeit, die der Hochſchulring auf dem Gebiete. An anderen Stellen haben die Handelshochſchulen Anſchluß an 
helfen, ja ſogar den aktiv tätigen Stamm dieſer Einheitsfront ſchuldamt in Berlin unter dem Vorſitz des Herrn Engfer, der auch 
lichen Machwillen wecken helfen, ohne den der Aufſtieg nicht zu Kriegsſchuldämter in der Bildung begriffen, die dafür Sorge zu ter geſteckten Ziel, nämlich, um zu einer größeren 
            Vereinheit=
tragen haben, daß dem Studenten durch Einrichtung von Vor= lichung des geſamten deutſchen Hochſchulweſens zu gelaugen. 
Klein iſt bisher die Zahl der Verbände und Vereine, die leſungen und Vorträgen Gelegenheit gegeben wird, Kenntniſſe. Bei der Vielfältigkeit der Entwicklung des geiſtigen und 
            wirt=
dieſe Erziehungsaufgabe leiſten will. Hoffen wir, daß es ge= auf dieſem Gebiete zu erherben. Ferner ſollen die örtlichen f 
Oeffentlichkeit zugänglich ſind. 
 * Die Zieſe der Hochſchulreform. 
V 
Profeſſor Dr.=Jng. Heidebroek, Darmſtadt. 
Als nach der Beendigung des Krieges die große Zahl der 
Kriegsteilnehmer an die Hochſchule zurückkehrte und die Hörſäle 
nach langer Verödung ſich mit neuem Leben füllten, kam auch 
in die durch den Krieg aufgehaltenen Vorarbeiten zu einer 
grundlegenden Reform des Unterrichts an den Techniſchen 
            Hoch=
ſchulen neue Bewegung. Die Beſtrebungen hierzu, die 
            keines=
wegs erſt durch die Revolution und ihre Folgeerſcheinungen 
wachgerufen wurden, ſondern bereits ſeit etwa einem Jahrzehut 
in den verſchiedenen Kreiſen der Fachwiſſenſchaft, der Hochſchulen 
und der großen techniſchen Körperſchaften bearbeitet wurden, ſind 
von den durch den Krieg gereiften Studierenden mit beſonderem 
Eifer aufgegriffen und unterſtützt worden, weil in ihnen das 
Gefühl für die Verantwortlichkeit ihres Studiums und die 
            Not=
wendigkeit einer rationellen Ausgeſtaltung desſelben beſonders 
lebendig war. So wurden in kurzer Zeit von den verſchiedenſten 
Seiten her eine Reihe von Reformporſchlägen ausgearbeitet, die 
zunächſt in den Beſchlüſſen der ſog. Dresdener Tagung eine 
            For=
mulierung fanden, ſpäter in den Vereinigungen der 
            Fachpro=
feſſoren verſchiedener Richtung weiter bearbeitet und in der vom 
V.D.,J. herausgegebenen Sammlung „Stimmen zur 
            Hochſchul=
reform” in ihrem weſentlichen Umfange veröffentlicht wurden. 
Der Inhalt dieſer Vorſchläge lief im weſentlichen auf folgende 
Punkte hinaus: Beſeitigung der ſtarren Abgrenzung der 
            Fach=
abteilungen durch ſtärkere Einführung von wahlweiſen 
            Prü=
fungsfächern, dadurch ermöglichte Berückſichtigung der wichtigen 
Grenzgebiete zwiſchen den einzelnen Abteilungen Aufbau des 
Geſamtſtudiums auf Grundlage =eines ſog. Stammunterrichls, 
der für verwandte Abteilungen möglichſt einheitlich auszubilden 
ſei, und Aufbau des Fachſtudiums auf dieſem Stammunterricht 
unter Berückſichtigung der wahlweiſen Ausgeſtaltung der 
            Ober=
ſtufe je nach der wiſſenſchaftlichen oder mehr praktiſchen Seite 
hin. Beſchränkung der Stundenzahl in den Stundenplänen, 
            be=
ſonders in den vorbereitenden Fächern, und Beſeitigung der 
ſtarken Ueberlaſtung der Studiereu den durch überſetzte 
            Studien=
pläne. Vertiefung der Ausbildung in den naturwiſſenſchaftlichen 
Grundgebieten, durch Hereinnahme derſelben als wahlweiſes 
Hauptfach in die Diplom=Hauptprüfung, dagegen Beſchränkung 
der vorbereitenden Fächer in den erſten Studienjahren zugunſten 
einer frühzeitigeren Einführung in das eigentliche Fachſtudium 
und dergleichen mehr. 
Dieſe und ähnliche Wünſche wurden an den verſchiedenen 
Hochſchulen je nach den örtlichen Verhältuiſſen in berſchiedener 
Form zu neuen Prüfungsbeſtimmungen verarbeitet, bei denen 
man abſichtlich den einzelnen Hochſchulen hinſichtlich der 
            Aus=
geſtaltung erhebliche Freiheit laſſen wollte, um nach Ablauf einer 
gewiſſen Zeit auf Grund der geſammelten Erfahrungen eine 
gemeinſame Weiterentwicklung herbeizuführen. Dabei ſollte 
            kei=
neswegs die Freizügigkeit innerhalb der verſchiedenen 
            Hoch=
ſchulen beſchräukt werden. Die Möglichkeit, innerhalb eines 
            ge=
ordneten Studiengangs die Hochſchulen im Deutſchen Neiche 
wechſeln zu dürfen, iſt eines der wertvollſten Reihte des 
            aka=
demiſchen Bürgers und entſpricht uehr wie zje den 
            Anforde=
rungen der Zeit, weil es in Zukunft immer weuiger möglich ſein 
wird, alle Diſziplinen und Sondergebiete an allen Hochſchulen 
vertreten zu ſehen. Die Not der Zeit wird dazu zwingen, daß 
die Hochſchulen untereinander in dieſer Beziehung eine weiſe 
Beſchränkung einführen, dafür aber den Studierenden den 
Wechſel der Hochſchule zwecks Annäherung an gewiſſe 
            Sonder=
gebiete nach Möglichkeit erleichtern. 
Einen neuen Anſtoß haben dann die Reformbeſtrebungen 
bekommen durch die in weiten Kreiſen ſtark beſprochene 
            Deuk=
ſchrift des Referenten im preußiſchen Miniſterium für 
            Wiſſen=
ſchaft, Kunſt und Volksbildung, Profeſſors Dr.=Jng. e. h. 
Aumund: „Die Univerſität für Wirtſchaft und Technik‟. Die 
preußiſche Unterrichtsverwaltung verfolgt ſeit einigen Jahren 
mit großem Nutzen die Methode, wichtige Refergte, die ihre 
Hochſchulen betreffen, durch führende Köpfe aus den Lehrkörpern 
und Auslaudes, deren Werk die Legende von der deutſche der Hochſchulen ſelbſt bearbeiten zu laſſen. Dieſes Verfahren, 
das zunächſt vielfachen Widerſtand der eigentlichen 
            Verwaltungs=
organe zu überwinden hatte, hat ſich im Laufe der Jahre als 
äußerſt zweckmäßig erwieſen. Die Fachkunde der Referenten und 
außerordentlich dazu beigetragen, die gegenſeitige 
            Zuſammen=
läßt — Landesverrätern. Als Ergebnis der Taguug zuurde arbeit zu erleichtern und ein Vertrauensverhältnis zwiſchen 
Verwaltung und Hochſchule herzuſtellen. Dieſe Wirkungen äußern 
ſich darin, daß eine zielbewußte Weiterentwicklung der 
            Reform=
gedanken an Stelle endloſer und unfruchtbarer Diskuſſionen ſich 
andererſeits in der demnächſt in Wirkſamkeit tretenden neuen 
Verfaſſung dieſer Hochſchulen ihren Ausdruck findet. Aufbauend 
auf dem Grundgedanken früherer Reformvorſchläge, iſt 
            nun=
mehr in Preußen die Zuſammenfaſſung der vielfach ſachlich 
            ver=
wpandten und nur noch geſchäftsmäßig getrenuten vielen 
            Ab=
teilungen dadurch herbeigeführt, daß die preußiſchen Techniſchen 
Hochſchulen nur mehr drei Fachfakultäten, eine für Bauweſen, 
eine für Maſchinenwirtſchaft und eine für Stoffwirtſchaft, 
            ent=
halten, denen eine allgemeine Abteilung für die 
            mathematiſch=
naturwiſſenſchaftlichen und geiſteswiſſeuſchaftlichen Fächer au= 
Der unlösbare Zuſammenhang, in dem Technik und 
            Wirt=
ſchaft zueinander ſtehen, hat uamentlich von ſeiten der weiteſten 
Kreiſe der Induſtrie und der Wirtſchaft ſeit langer Zeit deu 
Wunſch rege werden laſſen, das Studium der 
            Wirtſchaftswiſſen=
ſchaften an den Techniſchen Hochſchulen zu erwpeitern und 
            deu=
ſtruktiven Seite der Ausbildung zuwenden wollen, eine vertiefte 
lehre und der Privatwirtſchaftslehre zu ermöglichen. Zu die= 
Handelshochſchulen mit den Techniſchen Hochſchulen angeſtrebt. 
Grundſätzlich iſt darüber in Preußen und in anderen 
            Bundes=
ſtaaten bereits eine Einigung erzielt. Der endgültigen 
            Durch=
führung des Planes ſind ſtellenweiſe noch reſſortmäßige 
            Wider=
ſtände entgegen, da merkwürdigerweiſe dieſe Bildungsſtätten 
z. B. in Preußen dem Handelsminiſterium unterſtehen und 
nicht dem Bildungsminiſterium; auch ihre Finanzierung erfolgt 
teilweiſe aus privaten Mitteln. Es iſt aber nur eine Frage der 
Zeit, daß dieſe Vereinigung in denjenigen Hochſchulſtaaten, in 
Die beſprochene Schulungswoche in Vitzenburg ſoll den Auf= denen beide Hochſchulgattungen vertreten ſind, tatſächlich erfolgt. 
der Kriegsſchuldfrage leiſten will. Die Zentralſtelle iſt das Kriegs= vorhandene oder, wie in Köln und Hamburg, neugegründete 
Univerſitäten gefunden. 
Dieſe Maßnahme iſt indeſſen nur ein Schritt zu einem 
            wei=
ſchaftlichen Lebens in Deutſchland haben die Univerſitäten ihren 
Kriegsſchuldämter den Verkehr mit der Preſſe vermitteln und Charakter als unifersitas literarum längſt eingebüßt. Die 
            Tech=
niſchen Hochſchulen als Pflegeſtätten künſtleriſchen, techniſchen 
und naturwiſſenſchaftlichen Forſchens uud Schaffens haben ſich
 lichen geiſtigen Bildung aus geſehen, ihre Trennung von den ſamtbildung unterordnet. Hier können die Techniſchen Hoch= 
Unwverſitäten ſeinerzeit ein Fehler. Für die ſelbſtändige Ent= ſchulen noch vieles von den Univerſitäten lernen, manches auch 
trennung einen Vorteil. Sie konnten ſich ungehindert von altem die Ausbildung einer geſunden, harmoniſchen Geſamtperſönlich= 
Herkommen und überlieferten Formen vollkommen neu entwickeln keit höher ſtellen, als die bis ins einzelne getriebene fachliche 
die Grundlage für eine glänzende Entwicklung ſchaffen. Je mehr zelnen Vorleſungen, in der Vermeidung von Doppelarbeit, in 
aber die Faktoren der Wirtſchaft die geſamten öffentlichen 
            Inter=
die Träger der Wirtſchaft und insbeſondere die auf dem Gebiete heblich verbeſſert werden. 
der Technik arbeitenden Kräfte mit den alten Zentren der 
            Gei=
ſteswiſſenſchaft wieder in engere Beziehung zu bringen. Man 
kann nicht mit Unrecht die Aufgabentrennung zwiſchen den Tech= nach wie vor die Perſönlichkeit des Lehrers ausüben müſſen. 
einen im engeren Sinne alle Probleme bearbeiten, die mit dem nicht alle vereinigen dieſe beiden Eigenſchaften in 
            wünſchens=
menſchlichen Geiſt im Zuſammenhang ſtehen, die anderen das wertem Maße. Die Techniſchen Hochſchulen müſſen noch mehr 
Geſamtgebiet der menſchlichen Arbeit. Arbeit und Geiſt 
            ge=
hören aber untreunbar zuſammen; in Wirklichkeit überdecken ſich winnen, die neben der wiſſenſchaftlichen Befähigung die 
            Füh=
die Arbeitsgebiete beider Hochſchulen bereits jetzt in vieler 
            Be=
ziehung. Naturwiſſenſchaft, Mathematik und alle exakten 
            Wiſ=
ſenſchaften werden an beiden in gleichem Umfang gepflegt. 
            Sinn=
los wäre es, eine Trennung etwa in der Art einführen zu 
            wol=
len, daß man den Univerſitäten die ſog, „reinen” Wiſſenſchaften, nehme, daß zu viele Liebhabereien einzelner Dozenten und eine 
und den Hochſchulen die „angewandten” Wiſſenſchaften zuweiſt. 
Recht laſſen ſich ebenſowenig voneinander trennen wie Recht und Wirtſchaft beeinträchtigen. Die Praris wünſcht keine ſo 
            weit=
oder weniger ein Zweig der Naturwiſſenſchaft, weil ſie den 
Menſchen als Objekt behandelt, wie die Zweige z. B. der orga= Selbſtändigkeit des Urteils und Verſtändnis für die 
            wirtſchaft=
wird das Bedürfnis der gegenſeitigen Berührung und 
            Befruch=
tung der einzelnen Wiſſensgebiete. 
ſätzliche Strömungen und Kämpfe im Innern durchmachen 
müſſen und ſo wenig einheitliche Gedankengänge und Anſchau= 
Schulen und Nichtungen führt unweigerlich auch im ſpäteren 
Leben bei der Reigung der Deutſchen zum Klaſſengeiſt zu einer dürfnis, die bereits in der Praxis ſtehenden Ingenieure, Che= 
Schwierigkeiten und Mängel unſerer Verwaltung rühren davon 
her, daß der Techniker nicht den Juriſten, der Juriſt nicht den 
Kaufmann, der Kaufmann nicht den Techniker, der Arbeitnehmer ihren Leiſtungen weit voraus. Die gegenſeitige Fühlungnahme, 
nicht den Arbeitgeber, der Akademiker den Nichtakademiker die gemeinſame Behandlung von wiſſenſchaftlichen Problemen 
richtungen, wie war ſie in Deutſchland aufweiſen. Mag die Viel= eine Aufgabe, der ſich die Hochſchulen noch viel mehr als bisher 
fältigkeit der Hochſchulen, Inſtitute, Akademien uſw. auf der unterziehen müſſen. An den preußiſchen Hochſchulen iſt dieſem 
Vielfältigkeit ſeiner geiſtigen Arbeit zu großen einheitlichen Zu= Hochſchullehrer wie führende Männer der Technik, der Wirt= 
Zuſammenfaſſung aller geiſtigen Kräfte zu großen politiſchen, Erfahrung heraus Gruppeu=Vorleſungen halten, die nicht für 
rung der einzelnen Hochſchulgattungen als Ziel im Auge behal= waltung vorau. 
ten werden. Die Vereinigung der Bergakademien, 
            Handelshoch=
ſchulen uſtp. mit den Techniſchen Hochſchulen iſt in Preußen und 
ſelbſt. Die Zuſammenlegung und Wiedervereinigung iſt auch verſchwinden. Aber eine weitſchauende Reformbewegung darf 
nicht ſo zu verſtehen, daß räumlich getrennte Hochſchulen gewalt= ſich nicht durch Erſcheinungen des Tages den Blick auf das 
            wei=
ſam verlegt werden müßten. In vielen Hochſchulſtädten iſt durch tere Ziel trüben laſſen. Dieſes Ziel heißt: Aufrechterhaltung 
das gleichzeitige Beſtehen verſchiedener Hochſchulgattungen dieſe lebenskräftiger Hochſchulen und wiſſenſchaftlicher Arbeit trotz 
Vereinigung ohne weiteres möglich. An anderen Plätzen aber aller materiellen Schwierigkeiten und Sorgen, aber auch ihre 
werden benachbarte Hochſchulen ſich über eine gemeinſame Or= Weiterentwicklung nicht lediglich auf Grund hiſtoriſcher 
            Ueber=
ganiſation und Einſtellung auf beſtimmte Arbeitsgebiete ver= lieferungen, ſondern unter ſinnvoller Anpaſſung an die 
            leben=
ſtändigen können, Doppelarbeit und Leerlaufsarbeit können digen Bedürfniſſe der Zeit. Noch keine Zeit in der deutſchen 
lehnung an benachbarte Hochſchulen im ganzen lebensfähig zu lichen, ſondern tatſächlichen Volksgemeinſchaft gelangen. 
erhalten. Vielfach werden ſich die Techniſchen Hochſchulen durch 
ihre enge Verknüpfung mit den wirtſchaftlich leiſtungsfähigen 
Kreiſen als die materiell lebensfähigeren Gebilde erweiſen. 
Wie im einzelnen dieſe Eutwicklung ſich geſtalten wird, 
            ins=
beſondere dann, wenn die heutige Ueberfrequenz der Hochſchulen 
in der wirtſchaftlichen Notlage einmal nachlaſſen wird, läßt ſich 
ſchwer vorausſagen. Der Hochſchulverband wird ſich demnächſt 
bereits mit der Forderung zu befaſſen haben, daß die Techniſchen 
Hochſchulen ihrerſeits auch den Titel „Univerſität” beanſpruchen. 
Dieſe Aeußerlichkeit foll nur Veranlaſſung bieten, die Frage der Rechtlichkeit, unerträgliche Maßnahme feindlichen Raubwillens, 
richtungen aufs neue ernſthaft zu prüfen und eine Form der fernere Hinterland des anſchließenden unbeſetzten Deutſchlands. 
Neugliederung unſeres Hochſchulweſens anzuſtreben, in der ſich Wir alle können uns dieſen Wirkungen nicht entziehen und ſind 
ihre lebenskräftigen, bisher getrennten Zweige zwanglos wieder betroffen von der Wucht der andrängenden Not. Dort heiſcht 
zuſammenſinden können. 
Es wäre aber ein Irrtum, anzunehmen, daß mit dieſen übrigen Deutſchland und dem Auslande zur Linderung der 
rein organiſatoriſchen Aufgaben der Kern der Hochſchulreform nächſten Not entſpricht dem Gewicht der Angelegenheit. 
getroffen würde. Worguf es noch viel mehr ankommt, iſt die 
Frage, iu welchem Geiſt Unterricht und Forſchung an den 
            Hoch=
ſchulen im einzelnen betrieben werden. Die große Ueberfüllung wegzulenken von dieſem Punkte des größten Intereſſes, 
            land=
viel zu ſehr in den Hintergrund getreten iſt. Es hat ſich an allen unmittelbaren Folgen der Beſetzung leiden, ſo wiſſen wir uns 
Art von Abrichtung und Maſſenausbildung entwickelt, die mit kennt. Die Ruhrbeſetzung hat auf unſere Landesuniverſität 
einem eigentlichen und perſönlichen „Studium” nichts mehr zu Gießen, und in erſter Linie auf deren ſtudentiſchen 
            Wirtſchafts=
tun hat. Die Studienpläne ſind vielfach noch ſo geſtaltet, daß körper, Wirkungen gezeitigt, die eine bedeutende Gefahr, für 
nirgends richtig durchgeführt worden. Es gibt an den Techni= der Eltern bleiben aus. Die Einzelfürſorge der Studentenhilfe 
tiefung und liebevollen Einzelarbeit durchzudringen. 
ſten einer erträglichen Geſamtbelaſtung herbeizuführen, ſcheitern für Land und Volk bedeutet, und danach 
            ermeſ=
immer wieder an dem Reſſortpartikularismus und der Selbſt= ſu, was unſer Anſpruch wiegt, den wir hier 
ſeinem Fachgebiet etwas hergeben. Jeder hält gerade ſein Lehr= aus Induſtrie und Landwirtſchaft in erhöhtem 
dung des geiſtigen Menſchen immer unmöglicher macht. Was haben könnten. 
nützt die Einrichtung aller geiſteswiſſenſchaftlichen Vorleſungen 
von höchſtem Intereſſe, wenn die Studierenden keine Zeit. Ruhrbeſetzung, iſt die allgemeiner werdende Arbeitsnot und 
            Ar=
fügbaren Stunden mit Uebungen und Vorleſungen belegt wer= einem wachſenden Bedürfnis nach ausreichenden Unterkünften
 als lebenskräftige Elemente zu ungeahnter Blüte und Vielſeitig= nende Geiſt, der die Einzelintereſſen der verſchiedenen 
            Fach=
keit entwickelt. Grundſätzlich war, vom Standpunkt der einheit= gebiete gegeneinander abwägt und ſie einer harmoniſchen 
            Ge=
wicklung der abgetrennten Elemente bedeutete aber dieſe Los= von den Hochſchulen des Auslandes, insbeſondere Amerikas, die 
und ſich in der emporblühenden Induſtrie und Volkswirtſchaſt Schulung. Auch in dem gegenſeitigen Zuſammenpaſſen der 
            ein=
dem organiſchen und rationellen Aufbau des Studiums kann 
eſſen zu überwuchern drohen, deſto notwendiger erſcheint es, auch noch viel Zeit erſpart und der Wirkungsgrad des Unterrichts er= 
Den wichtigſten Einfluß auf den Studiernden aber wird 
niſchen Hochſchulen und Univerſitäten ſo formulieren, daß die Der Hochſchullehrer ſoll gleichzeitig Forſcher und Lehrer ſein; 
als andere Hochſchulen Wert darauf legen, Lehrkräfte zu 
            ge=
lung mit der lebendigen Praxis aus eigener Ingenieurtätigkeit 
her mitbringen. Immer wieder hört man gerade aus 
            einſich=
tigen Kreiſen die Klage, daß die Ausbildung der Hochſchulen 
auf die wirklichen Bedürfniſſe der Praxis zu wenig Rückſicht 
übertriebene Spezialausbildung den Studierenden in ſeiner 
Beide Zweige würden darunter zu leiden haben. Wirtſchaft und Brauchbarkeit für die Aufgaben des Lebens und der induſtriellen 
Arbeit. Die mediziniſche Wiſſenſchaft iſt deswegen nicht mehr gehende Spezialiſierung, ſie wünſcht aber eine geſunde 
            allge=
meine Ausbildung in den Grundlagen der Fachwiſſenſchaft, 
niſchen Chemie und der Stoffwirtſchaft, die vorwiegend an den lichen und ſozialen Aufgaben des Ingenieurs. Dieſe Wünſche 
Techniſchen Hochſchulen gepflegt werden. Immer dringender im Rahmen des Möglichen zu berückſichtigen und immer die 
Fühlung mit der lebendigen Wirklichkeit aufrecht zu erhalten, 
aus der letzten Endes die eigentlichen Probleme emporwachſen, 
muß eine ernſte Aufgabe der Hochſchulen der nächſten Zukunft 
Es läßt ſich nicht leugnen, daß die große Zerriſſenheit der ſein. So ſehr man die reine Forſchung an ſich im Intereſſe 
Anſchauungen, der Berufs= und Reſſortpartikularismus in der Wiſſenſchaft pflegen muß, ſo ſehr muß andererſeits mit 
Deutſchland, mit eine der Urſachen iſt, warum wir ſo viele gegen= den Möglichkeiten gerechnet werden, die aus der 
            wirtſchaft=
lichen Zwangslage unſeres Vaterlandes gegeben ſind. Auf 
der anderen Seite müſſen die Hochſchulen noch mehr als 
ungen aufweiſen. Die Zerſplitterung der Fachbildung nach bisher den Reichtum ihrer wiſſenſchaftlichen Arbeit auch wei= nuar weilte eine Gruppe däniſcher Studenten anläßlich einer 
teren Kreiſen zur Verfügung ſtellen. Es iſt ein dringendes Be= 
Abſonderung der Berufe und Stände untereinander. Viele miker uſw. über die Fortſchritte der wiſſenſchaftlichen Eutwicklung 
auf dem Laufenden zu erhalten. Auf manchen Gebieten ſind 
heute die Forſchungsſtätten der Induſtrie den Hochſchulen in 
nicht verſteht oder nicht verſtehen will. Kein Land der Welt vor einem größeren Kreis von Fachleuten, insbeſondere durch 
kennt dieſe weitgehende Trennung der Hochſchulen und Fach= Ausbildung des techniſch=wiſſenſchaftlichen Vortragsweſens, iſt 
einen Seite als ein Zeichen der Blüte wiſſenſchaftlicher Arbeit. Wunſch durch die Einrichtung der ſogen. Außen=Juſtitute bereits 
aufgefaßt werden, ſo iſt ſie doch auf der anderen Seite auch ein erfolgreich Rechnung getragen. Dieſe Außen=Inſtitute ſind den 
Beweis dafür, wie wenig es dem Deutſchen gelungen iſt, die Hochſchulen angegliedert als loſe Abteilungen, in denen ſowohl z 
ſammenhängen zu verarbeiten. In der Syutheſe, d. h. in der ſchaft, der Sozialpolitik uſw. aus ihrem Arbeitsgebiete und ihrer 
voltswirtſchaftlichen und ſozialen Aufgaben, insbeſondere zur Studierende, ſondern für bereits im Leben ſtehende Männer 
Beherrſchung der ſchweren Probleme der Gegenwart, ſind uns beſtimmt ſind. Auch in dieſer Hinſicht gehen alſo die preußiſchen 
andere Nationen zweifellos überlegen. Deshalb muß bei der Hochſchulen den übrigen in der Erfüllung ihrer weitergefaßten 
weiteren Entwicklung der Hochſchulreform die Wiederannähe= Aufgaben unter der zielbewußten Leitung ihrer Unterrichtsver= 
Im Vorhergehenden konnten nur einzelne Momente aus 
anderen Bundesſtaaten bereits erheblich vorangeſchritten. Es der Bewegung der Hochſchul=Reform und ihrem augenblicklichen k 
bleibt die Wiedervereinigung, zum mindeſten die geiſtige Wieder= Stande erwähnt werden. Eine eingehende Beſprechung iſt au 
vexeinigung, mit den alten Univerſitäten anzuſtreben. Für die dieſer Stelle nicht möglich. Viele Wünſche nach einer Beſſerung tenſchaft ausdrücklich zum Eintritt in die C.J.G. eingeladen 
Techniſchen Hochſchulen iſt dieſe Frage keine Frage des Standes werden zurückgeſtellt werden müſſen, bis die Ueberlaſtung der wird, zweitens die deutſche Sprache neben der engliſchen und 
oder der äußerlichen Gleichberechtigung. Werturteile über die Hochſchulen und ihrer Inſtitut; wieder normalen Verhältniſſen 
äußere Bewertung der einzelnen Diſziplinen erübrigen ſich von Platz gemacht hat. Manche Mißſtände werden damit von ſelbſt wird, und ſchließlich drittens die Vertreter der Deutſchen 
            Stu=
d 
wir uns guch guf wiſſenſchaftlichem Gebiete bei den heutigen Geſchichte hat ernſtere Probleme überwinden müſſen, als die ſandt. Es handelt ſich nicht um einen offiziellen Schritt der Un= 
Verhältniſſen auf die Dauer nicht leiſten. Manche Hochſchule heutige; noch niemals war es notwendiger, alle geiſtigen Kräfte verſität Oxſord, ſondern um einen lebhaften‟ Wunſch einer 
            An=
wird auf den einen oder anderen Zweig ihrer wiſſeuſchaftlichen zuſammenzufaſſen, damit wir endlich zu einer wirklichen gemein= zahl Oxforder Studenten, die auf dieſe Weiſe die Wiederauf= 
Arbeit verzichten müſſen, wenn es damit gelingt, ſie unter An= ſamen geiſtigen Volkskultur und damit zu einer uicht nur äußer= uahme freundſchaftlicher Beziehungen zwiſchen Eugland und 
die ſtudentiſchen Wirtſchaftskörper. Orford Union Society ſowie an den Zuſammenkünften des 
Von 
Kurt M. Frener, Gießen. 
geiſtigen Gemeinſchaft zwiſchen den beiden großen Hochſchul= wirft den breiten Schatten ihrer Wirkungen auf das nähere und thek haben, ſie ſollen an ſportlichen Veranſtaltungen teilnehmen, 
ſie am dringendſten Abhilfe, wo ſie am härteſten laſtet, das iſt, ſie für den Mdnat Mai eingenommen. 
im Ruhrgebiet ſelber. Der Zuſtrom ſichernder Gaben aus dem 
Wenn wir es trotzdem wagen, den Blick der Allgemeinheit 
der Hochſchulen nach dem Kriege hat es mit ſich gebracht, daß einwärts ins unbeſetzte Gebiet, auf unſere, dem beſetzten Ge= gier ſind dem Deutſchen Hochſchulring u. a. folgende zwei 
            Kund=
dieſe Frage gegenüber der überhaſtenden Tagesarbeit leider biet benachbarten Univerſitäten, die unter den mittelbaren und gebungen zugegaugen: 
Hochſchulen durch die übergroße Zahl der Studierenden eine frei von einer ſelbſtſüchtigen Eigenliebe, die nur die eigene Not ſchreibt, 
ſie den einfachſten pädagogiſchen Grundſätzen widerſprechen. Die ihren Beſtand ſind. Viele Studierende ſind von der beſetzten 
ſeinerzet angeſtrebte Verminderung der Studienbelaſtung iſt Heimat abgeſchloſſen. Nachrichten und Monatszuwendungen Mutterland klingen mögen. 
ſchen Hochſchulen immer noch Abteilungen, deren Studienpläne unterſtützt die Betreffenden aus den Mitteln der Schwedenſpende, und Form des Eiſens bildet, ſo mögen jene ungeheuerlichen 
den Studierenden mit mehr als 40 Pflichtſtunden wöchentlich be= ſoweit es ihre verfügbaren Kapitalien geſtatten. Die Darlehens= Schläge des Schickſals, die durch blinden Aberwitz 
            hervorge=
laſten, und immer noch Dozenten, die glauben, daß bei einer kaſſe der ſtudentiſchen Wirtſchaftshilfe lindert ihrerſeits die drin= „rufen, auf deutſche Lande herniederſauſen dazu beitragen, 
derartigen geiſtigen Belaſtung ein befriedigender Wirkungsgrad gendſten Bedürfniſſe. Die Geſuche Hilfsbedürftiger mehren ſich daß unſer Volk zu innerer und äußerer Einheit verſchweißt 
des Unterrichts erreicht werden könnte. In Wirklichkeit iſt das mit jedem Tag. Die Schwierigkeiten, denen ſich die örtlichen und geläutert aus dieſen Tagen der Schmach und Verderbnis 
Endergebnis, wie die Prüfungen aufweiſen, ein recht klägliches. Unterſtützungsorganiſationen gegenüberſehen, wachſen an. Durch hervorgehe. 
Die meiſten Studierenden ſchütteln einen großen Teil, des die allgemeine Anteilnahme an den Schickſalen des beſetzten Ge= 
Unterrichtsſtoffes wie leeren Ballaſt ſchleunigſt wieder von ſich biets ſtockt der Zuſtrom freundlicher Mittel für die Bedürfniſſe ſelbſt und abzuwägen, was an uns iſt. Mögen wir in der 
ab. Nur ganz wenigen gelingt es, zu einer wirklichen Ver= unſerer Univerſität, gerade in einem Augenblick, da auch an dieſe Lage ſein, unſerem Volke das zu geben, zu dem wir berufen 
erhöhte Anſprüche erhoben werden, als unmittelbare Folgeerſchei= und verpflichtet ſind! In dieſem Sinne grüßen wir den Hoch= 
Die vielfachen Anſätze, eine allgemeine Beſchränkung der nung der neuen Beſetzung. Man möge genau erwägen, ſchulring mit ſeiner Altherrenſchaft und damit das ſchwer= 
Stundenzahl, namentlich in den vorbereitenden Fächern, zugun= was das Fortbeſtehen, unſerer Univerſitäten geprüfte Volk im Reich.” 
überſchätzung der einzelnen Fachdozenten. Niemand will von fragend erheben. Bleiben zukünftig Mittel Deutſchen Hochſchulen ſchreibt: 
fach für unbedingt wichtig und lebensnotwendig, und ſo entſteht Maße für die Hochſchulen aus, dann hieße das, gehörigen eines fremden Volkes beſetzt. In dieſer Zeit der 
eine Ueberfütterung des Studierenden mit Studienmaterial und deren Beſtand in Frageſtellen. Wir ſind dem beſetzten gemeinſamen Not und Entrüſtung drängt es uns, Ihnen den 
Unterrichtsſtoff, das ihm jede freie geiſtige Betätigung, jede Gebiet zu nahe zugehörig und verſchwiſtert, als daß wir mit Ausdruck brüderlicher Anteilnahme und regen Mitfühlens 
Vertiefung in Einzelfragen und endlich jede allgemeine Ausbil= dieſem in einen ſchmälernden Wettbewerb zu treten die Abſicht entgegenzubringen. 
Eine zweite Gefahr, die uns droht als Folgrerſcheinung der anderen Fremdherrſchaft leben, haben ſo recht empfinden 
            ge=
haben, ſie zu benutzen? Was helfen alle Aufrufe zur Pflege des beitsmangel, die einen Rückgang der Arbeitseinſtellung für Werk= hart geblieben und hoffen feſt, daß auch unſer Stammesvolt 
Sports und der körperlichen Ertüchtigung, wenn alle dafür ver= ſtudenten im Gefolge hat. Dieſe Tatſache fällt zuſammen mit hart bleiben wird gegen dieſe unerhörte fremde Anmaßung.” 
den! Hier fehlt an ſehr vielen Stellen der überlegene und ord= für Werkſtudenten. In weſchem Maße heute der Student auf
 den Ferienerwerb zur Beſtreitung ſeiner Studienkoſten 
            ange=
wieſen iſt, entzieht ſich wohl der Kenntnis der breiten 
            Oeffent=
lichkeit. Unſere Erfahrungen laſſen erkennen, daß ein großer 
Teil der Studierenden ohne Ferieneinkünfte ſein Studium nicht 
fortſetzen kann. Arbeitsnot und erhöhte Nachfrage nach 
            ſtudenti=
ſchen Arbeitsſtellen haben ihre gemeinſame Urſache in der 
            all=
gemeinen Wirtſchaftskriſe. Wir müſſen alles daran wenden, 
einen ſicheren Ausweg zu finden. Zugleich als Bittende und 
Fordernde treten wir auf: die Arbeitsmöglichkeiten, ſelbſt bei 
Arbeitsrückgang, uns nicht ganz zu verſchließen. 
Student und Ausland. 
Das Auslandsamt, das die Beziehungen zu den 
            Studenten=
ſchaften der anderen Länder und die Vertretung in den 
            inter=
nationalen Verbänden zu übernehmen hat, iſt bei der heutigen 
politiſchen Lage wohl das wichtigſte Amt der deutſchen 
            Studen=
tenſchaft. Um ſo bedauerlicher iſt es, daß ſeine Arbeiten, in erſter 
Linie aber die Berichterſtattung über dieſe Arbeiten, durch die 
inneren Kämpfe ſo ſehr beeinflußt wurde, daß die Verbindung 
mit den örtlichen Studentenſchaften unſeres Wiſſens nach 
            gänz=
lich aufhörte. Wir behalten uns vor, in nächſter Zeit über die 
Zuſammenſetzung, die Organiſation, die Arbeitsmöglichkeiten, 
            be=
ſonders aber über die bisher geleiſtete Arbeit ausführlicher zu 
berichten. 
Ungariſche Studenten gegen Frankreichs 
Wahnwitz. Die Mitglieder des größten ungariſchen 
            Studen=
tengeſangvereins in Budapeſt, die ſich zurzeit auf einer im 
            Ein=
vernehmen mit dem Auslandsamt der Deutſchen Studentenſchaft 
organiſierten Studienreiſe durch Deutſchland befinden, haben 
bei einer von den Hallenſer Sängerſchaften veranſtalteten 
            Be=
grüßungsfeier folgende Entſchließung gefaßt: 
„Zahlreiche in Halle verſammelte deutſche und ungariſche 
Studenten erheben einmütigen Einſpruch gegen den 
            völker=
rechts= und vertragswidrigen Einbruch der franzöſiſchen 
            Trup=
pen in deutſches Gebiet. Sie danken der deutſchen 
            Reichs=
regierung für ihre mannhafte Haltung.” 
Däniſche Studenten in Berlin. Vom 6. bis 9. 
            Ja=
vom Auslandsamt der Deutſchen Studentenſchaft organiſierten 
Studienreiſe durch Deutſchland in Berlin. Die Dänen beſuchten 
die Berliner Hochſchuleinrichtungen und beſichtigten die ſonſtigen 
Sehenswürdigkeiten der Stadt. Am Sonntag mittag gab ihnen 
der däniſche Geſandte Graf Moltke ein Frühſtück, au dem als 
Vertreter der Deutſchen Studentenſchaft die Herren 
            Zimmer=
mann, v. Bülow und Ceſar teilnahmen. Am Dienstag abend 
wurden die Gäſte im preußiſchen Kultusminiſterium empfangen. 
Sie ſind am Mittwoch nach München weitergereiſt. 
Internationale Studentenverhandlungen. 
Im Anſchluß an die vom 16. bis zum 19. Januar im Haag 
            ſtatt=
findende diesjährige Tagung der C.J.E. (Confedsration 
            Inter=
nationale des Etudiants), des von Frankreich unter Ausſchluß 
der Studentenſchaften der Mittelmächte gegründeten ſtudentiſchen 
Ablegers des Völkerbundes, hat die holländiſche Studentenſchaft 
die deutſche, die ungariſche und die außerhalb Rußlands lebende 
ruſſiſche Studentenſchaft zu Beſprechungen nach dem Haag und 
            ſ=
nach Amſterdam eingeladen, in denen die Möglichkeiten einer 
            Zu=
ſammenarbeit dieſer Studentenſchaften mit der C.J.E. beraten 
werden ſollen. Als Vertreter der Deutſchen Studentenſchaſt wird 
der Voxſitzende des Auslandsamtes der Deutſchen 
            Studenten=
ſchaft, Walter Zimmermann, an den Beſprechungen teilnehmen. 
Wie das Auslandsamt der Deutſchen Studentenſchaft mitteilt, 
kommt eine Mitarbeit der Deutſchen Studenenſchaft in der 
C.J.G. nur dann in Betracht, wenn erſtens die Deutſche 
            Studen=
franzöſiſchen Sprache dritte Verhandlungsſprache in der C.J.G. 
dentenſchaft in den Verwaltungsorganen der C.J.G. eine der 
Bedeutung der Deutſchen Studentenſchaft entſprechende 
            Berück=
ſichtigung finden. 
Einladung deutſcher Studenten nach Oxford.
 Deutſchland verwirklichen wollen. Das engliſche Komitee, das 
zur Organiſation der Veranſtaltung gebildet worden iſt, wird 
die geſamten Koſten, welche den Deutſchen dafür erwachſen, 
            ein=
ſchließlich der Reiſe= und Paßkoſten tragen. Die Unterbringung 
* Die Wirkung der Ruhrbeſetzung auf der Deutſchen in Oxford ſoll in Privathäuſern erfolgen. 
            Wäh=
rend des Aufenthaltes ſollen die Deutſchen an den Debatten der 
Oxford Juternational Aſſembly, des Cosmopolitanclubs und 
            an=
derer Vereinigungen teilnehmen. Es ſollen öffentliche 
            Verſamm=
lungen abgehalten werden, in denen den Deutſchen Gelegenheit 
gegeben wird, ſich mit engliſchen Studenten über die verſchie= 
Die Ruhrbeſetzung, eine, abgeſehen von der Frage, der denſten Fragen auseinanderzuſetzen. Ferner ſollen die 
            Deut=
ſchen Zutritt zu den Vorleſungen und zur Univerſitäts=Biblio= 
Ausflüge machen und ſchließlich auch ihren eigenen Studien 
            ob=
liegen können. Das Auslandsamt der Deutſchen 
            Studenteu=
ſchaft hat dchr engliſchen Komitee für die Einladung gedankt und 
Großdeutſcher Zuſammenhalt. 
Veranlaßt durch den Ruhrüberfall der Franzoſen und Bel= 
Der Deutſche Akademikerverband (Böhmen) 
„In den Tagen ſchwerſter Not, die über Deutſchland ihre 
Schatten werfen, wollen wir unſer tiefſtes Empfinden in 
Worte geſtalten, die über unſere Berge hinweg ins heilige 
Wie unter der Wucht des ſchweren Hammers ſich Stärke 
Uns Akademikern ſteht es zu, Einſchau zu halten in uns 
Die Deutſche Studentenſchaft der Prager 
Neue deutſche Gebiete wurden mitten im Frieden von Au=
 Wir, die wir nun ſchon mehr als vier Jahre unter einer 
lernt, was es heißt, als Volk unfrei zu ſein. Wir aber ſiud
Verantwortlich: Alfons Kemper, Darmſtadt.