Darmstädter Tagblatt 1923


01. März 1923

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und 200. M. Abtragegebühr, durch die Agerfuren
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: die Geſchäftsſtelle Rheinſtraße 23 Ferit=
ſprecher
1, B90 und B391), die Agenturen und alle
poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
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höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kür=
zung
des Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtel=
ſungen
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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und Leiſtung von
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fällt
jeder Rabatt weg

Nummer 59

Donnerstag, den 1. März 1923.

Einzelnummer 175.00 Mk.

Die Verſchwender!
Für den Unterhalt allein der Wiesbadener Repara=
tions
=Reſtitutionsſtelle, die der dortigen deutſchen
Reichsrücklieferungskommiſſion entſpricht, hat das Deutſche
Reich aufbringen müſſen:
7 366 806 Papiermark
1919
33 073473 Papiermark
1920
256526 246 Papiermark
1921 ...
1922Gpri 1922bisFebr.23 3802 053538 Papiermark
In den Zahlungen von Februar ſind Zahlungen für Frank=
reich
und Belgien nicht enthalten.

Deutſche Reparationen an England.
London, 28. Febr. (Wolff. Der Schatzkanzler teilte in
einer ſchriftlichen Antwort im Unterhaus über die von Deutſch=
and
an England geleiſteten Reparationen mit: Bis zum 30.
April 1922 erhielt England in bar 637 Millionen Goldmark.
Direkt an das britiſche Beſatzungsheer wurden bezahlt Papier=
nark
im Werte von 103 Millionen Mark. Die Sachleiſtungen
inſchließlich der Einkünfte nach den Reparationsbedingungen
ſetrugen 413 Millionen Goldmark. Dies mache zuſammen 1153
Nillionen Goldmark. Zwiſchen dem 1. Mai und dem 31. De=
ember
1922 iſt eine weitere Summe von ungefähr 100 Millienen
holdmark für Abgaben nach den Reparationsbedingungen an
farbſtoffen uſw. eingegangen.

Vom Tage.
Zum 1. März ſind, wie mitgeteilt wird, keine Fracht=
erhöhungen
zu erwarten.
Reuter erfährt zu dem Beſchluß der Rheinlandtommiſſion, wonach
das von den Franzoſen widerrechtlich beſetzte Gebiet
zwiſchen den Brückenköpfen Köln, Koblenz und Mainz vom 26. Februar
ab ur er deren Autorität geſtellt werden ſoll, daß Lord Kilmarnock
ſich bei der Abſtimmung der Stimme enthalten habe.
Nach einer Habasmeldung aus Neu=York hat Carnegie eine
Europa beſtimmte Stiftung zur beſchleunigten Abſchaf=
fung
des Krieges errichtet.
Havas meldet aus Waſhington, aus dem Weißen Hauſe ver=
laute
, daß der bisherige Poſtminiſter Work an Stelle von Fall Sekretär
des Innerſt werden ſoll.
Neuter meldet aus Wafhington, der Senatsausſchuß für au
wärtige Angelegenheiten habe einen Beſchluß gefaßt, der darauf hin=
auslaufe
, jede Aktion des Kongrefſes im Zuſammenhange
mit dem Erſuchen des Präſidenten um Ermächtigung zum Eintritt
Amerikas in den internationalen Gerichtshof, bi
zur nächſten Tagung aufzuſchieben.
Havas meldet aus Madrid, daß den Blättern zufolge die R=
gierung
die unverßügliche Auflöſung des Parla
ments angeordnet und ſich vorbehalten habe, Neuwahle=
auzuſetzen
.
Am 19. Februar betrug die Zahl der Arbeitsloſen in
England 1 340 200, d. h. 23 571 weniger als in der Vorwoche und
145 678 weniger als am 1. Januar dieſes Jahre
Auf dem Bahuhofsplatz in Kairo wurde eine Bombe gegen
fünf engliſche Soldaten geworfen, wovon zwei ſchwer,
die übrigen leichter verwundet wurden; außerdem wurden dvei Aegypter
verletzt. Verhaftungen ſind nicht vorgenommen.
Eine Nachrichtenagentur meldet aus Smyrna, daß die alli
ierten Kriegsſchiffe, wie vereinbart, den Hafe
laſſen haben.
Dollarkurs in Frankfurt am 28. Februar,
abends ½a7 Uhr: 22700.

Boincarés Pfänderpolitik im Ruhrgebiet.
Was die Franzoſen unter friedliche Aktion verſtehen.

Schreckensherrſchaft in Bochum.
U. Bochum, 28. Febr. In Bochum üben die Franzoſen
eit den heutigen frühen Morgenſtunden eine wahre Schreckens=
errſchaft
aus. Sie haben die Schupobeamten gewalt=
am
aus ihren Quartieren bzw. Wohnungen geholt,
iſſen ihnen die Kleider vom Leibe und mißhan=
ſelten
ſie mit der Reitpeitſche. Die Stimmung der
Bevölkerung iſt auf dem Siedepunkt der Erbitterung angelangt,
o daß ſtündlich ernſte Ausbrüche der Volksleidenſchaft erwartet
verden können.
Eſſen, 27. Febr. (Wolff.) General Degoutte hat eine
Verordnung erlaſſen, durch die die Schutzpolizei in Eſſen=
Stadt und Land aufgehoben wird. Die Waffen, Dienſt=
ferde
und Ausrüſtungsgegenſtände ſeien unverzüglich an die
ranzöſiſchen Militärbehörden abzuliefern. Die Beamten
Iler Dienſtgrade der aufgelöſten Schutzpolizei
verden aus dem beſetzten Gebiet ausgewieſen.
Berlin, 28, Fehr. (Wolff.) In Recklinghauſen wurden
ſie Polizei, das Rathaus und die Unterkünfte der
Schutzpolizei umſtellt. Im Polizeipräſidium wurde
ämtliches Inventar beſchlagnahmt und die Polizeibeamten
erhaftet. In Bochum und Dortmund wurden ſämtliche Polizei=
interkünfte
beſchlagnahmt, ſämtliche Mannſchaften
erhaftet und abtransportiert.

Verhaftung von 12 Fabrikdirektoren.
Bochum, 28. Febr. (Wolff.) In dem Verwaltungsge=
ſäude
der Maſchinenfabrik=A=G. Balcke fand eine Konferenz
ſon Direktoren der Maſchineninduſtrie des Bochumer Bezirks
fatt, um über Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Betriebe
ut beraten. Plötzlich erſchien ein großes franzöſiſches Truppen=
ufgebot
mit Tanks und ſperrte den Häuſerblock ab. Eine Ab=
eilung
Soldaten drang in den Beratungsſaal ein und verhaf=
ete
die zwölf an der Sitzung teilnehmenden Fabrik
irektoren.
Offenburg, 22. Febr. (Wolff.) Heute vormittag wurde
Oberbürgermeiſter Holler von den Franzoſen verhaftet.
Heſtern wurden von den Franzoſen die Privatwohnun=
en
der Gendarmen nach Waffen durchſucht. Drei
Zendarmen wurden verhaftet, aber nach einiger Zeit
bieder freigelaſſen, nachdem ihnen die Waffen abgenommen
borden waren. Die Franzoſen ſind dann weiterhin in das
Kureau der Gendarmerie eingedrungen und haben dort alle
Schränke erbrochen.

Offenburg, 28. Febr. (Wolff.) Bürgermeiſter Büh
er iſt heute nachmittag auf dem Rathaus verhaftet und in
* Wirtſchaft, Drei Könige abgeführt worden, in der die frau=
bſiſche
Beſatzungsbehörde die Verhafteten zunächſt unterbringt

Kirchberg (Hunsrück), 28. Febr. (Wolff.) Bei hier er=
Digten Verhaftungen war ein junger Mann im Orte nicht auf=
iuſinden
. An ſeiner Stelle wurde der Vater verhaftet, und als
Neſer ſich der Verhaftung widerſetzte, wurde der alte Mann
U dem Transport ins Gefängnis von einem franzöſiſchen Offi=
ei
fortgeſetzt mit einer Reitpeitſche geſchlagen.
Aus Caſtellaun im Hunsrück wird gemeldet, daß auch
Dort vor einigen Tagen einige Verhaftungen vorgenommen
Lurden. Einige vorgemerkte junge Leute waren geflüchtet und

Dren Vätern wurde eröffnet, daß ſie ſelbſt verhaft=t und aus
Zebieſen würden, wenn ſie nicht den Aufenthalt der Flüchtigen
Angeben oder dieſe zur Stelle ſchaffen würden.

Pfänder.
Eſſen, 27. Febr. (Wolff.) Folgende weitere Ueberfälle,
die in der Nacht zum Sonntag von franzöſiſchen Soldaten verübt
wurden, werden erſt jetzt bekannt: Kaufmann W. wurde von vier
franzöſiſchen Soldaten in der Hanſaſtraße angehalten. Es wur=
den
ihm 1600 000 Mark und ſämtliche Wertſachen abgenommen.
In den Anlagen am Haumannplatz wurden einem Kaufmann,
einem Architekten und ſeinem Schüler die Uhren abgenommen.
Das gleiche Schickſal haben drei Bergleute in der Nähe der Zeche
Herkules erlitten, als ſie von der Arbeit nach Hauſe gingen.
In der Gildshofſtraße wurden vier Perſonen angehalten und
ihnen die Uhren, Wertſachen und Barſchaften weggenommen.
Der Bergmann Johann N. wurde in der Hanſaſtraße angehalten
und ihm die Uhr nebſt Kette abgenommen, der Bergmann Hein=
rich
C. wurde in der gleichen Nacht von ſechs Franzoſen in der
Steeler Straße angehalten. Man nahm ihm die Uhr nebſt Kette
und 3000 Mark in bar ab. Weiter wurde der Berguann Joſeph
St. in der Sonntagnacht von fünef franzöſiſchen Soldaten in der
Hanſaſtraße angehalten. Ihm wurde die Uhr mit goldener Kette
abgenommen. Geſtern wurde der 62jährige Dreher Adam St
von vier franzöſiſchen Soldaten angehalten und der Uhr beraubt.
Auf die Hilferufe flüchteten die Räuber, und als der Ueberfallene
ihnen nachlief, ſchoſſen ſie auf ihn. In der Bornſtraße wurde der
Schneider Auguſt N. von zwei franzöſiſchen Soldaten mit vor=
gehaltenem
Revolder angehalten. Die Franzoſen nahmen ihm
darauf die Brieftaſche mit etwa 100 000 Mark ab. Der Maſchiniſt
Peter S. wurde abends in der Herkulesſtraße und der Maurer=
polier
Fritz Sch. abends in der Beuthſtraße überfallen und be=
raubt
. In der Kaſteinſtraße wurde einem Arbeiter die Uhr mit
Kette abgenommen. Ueber alle bisher gemeldeten Ueberfälle ſind
von der Polizeibehörde Protokolle aufgenommen worben, wovon
jedesmal ein Abzug an General Degoutte geſandt wurde.
Nach einer Meldung aus Köln haben die Franzoſer
im Burean der Rheinſchiffer=Gewerkſchaft in Caub eine Haus=
ſuchung
vorgenommen, wobei 12 Millionen Mark Reich
unterſtützung weggenommen wurden.
Bevorſtehende Beſetzung von Elberfeld.
Eine Drohung gegen England.
U. Paris, 28. Febr. Der Intranſigeant ſchreibt: Weun
die Engländer uns keine Zugeſtändniſſe mrchen,
werden wir keine andere Möglichkeit haben, als die, einen
Weg in das Nuhrgebiet über Elberfeld zu ſuchen.
Eine ſolche Linie gibt es. Sie zweigt von Siegburg, einer Sta=
tivn
vor Urbach, ab, und durchläuft die unbeſetzten Teile Deutſch=
lan
ds, die nach dem Friedensvertrag entmilitariſiert ſind.
Die Hungerpeitſche.
Eſſen, 28. Febr. Neuerdings gehen die Franzofen zu
Beſchlagnahme von Lebensmitteln in großem Um=
fange
über. Dieſe Beſchlagnahme, die auf höheren Befehl zu=
rückzuführen
ſei, ſoll nach der Voſſ. Ztg. ebenſo wie die Konfis=
z
:erung von Lohngeldern offenbar dem Sweck dienen, die Arbei=
terſchaft
mürbe zu machen. In Wirtlichkeit werde durch
Eingriffe die Erregung der Arbeiter nur geſteigert.
UU. Eſſen, 28. Febr. Am Dienstag vormittag 11 Uhr
wurde ein Laſtkraftwagen mit Kolonialwaren
einer hieſigen Großfirma beſchlagnahmt und nach Bredeney
geſchafft. Das gleiche Schickſal ereilte den Kraftwagen einer
Duisburger Nargariuefgbrik, der mit 100 Zeutnern Margarine
belegt war.

Reichsgoldanleihe.
Von
Miniſterialdirektor Dr. Hedrich,
im Sächſiſchen Finanzminiſteriunt.
Die Vorteile.
Nachdem dem Reiche die Stützung der Mark ob allein
aus eigenen Mitteln oder mit ausländiſcher Hilfe, bleibe dahin=
geſtellt
vorläuſig gelungen iſt, trägt man ſich im Reichsfinanz=
miniſterium
mit dem Gedanken, eine ſog. Goldanleihe herauszu=
geben
. Auf eine Anleihe im eigentlichen Sinne ſcheint man
allerdings nicht kommen zu wollen, ſondern es iſt beabſichtigt, 200
50 Millionen Dollar
Millionen Goldmartſchatzanweiſungen
mit dreijähriger Lauffriſt zur öffentlichen Zeichnung aufzulegen.
Dieſe Schatzwechſel ſollen von der Reichshank garantiert und
gegen Bezahlung in Deviſen oder ausländiſchen Noten abgegeben
werden. Es würde damit reichsſeitig eine Maßnahme getroffen
werden, die zwar reichlich ſpät, aber gewiß noch nicht zu ſpät
käme, um damit dem wilden Handel in Deviſen, dem die ge=
ſamte
Wirtſchaft ſchwer ſchädigenden Hamſtern in fremden Zah=
lungsmitteln
, der immer weiter um ſich greifenden Fakturierung
auf der Baſis einer ausländiſchen Währung im Inlandsverkehr,
kurz der allgemein verbreiteten Flucht vor der entwerteten Mark
in die Auslandsvaluta, einen Damm entgegenzuſetzen und damit
dem Weiterumſichgreifen aller dieſer Mißſtände, die letzten
Endes die Urſachen der übermäßigen Warenverteuerung ſind,
den Nährboden zu entziehen. Die Herausgabe der Reichsgold=
ſchatzanweiſungen
fügt ſich damit in die Reihe der Maßnahmen
ein, die die von dielen ſchon längſt geforderte und nun endlich
aufgenommene altive Politik des Reiches gegen den Währungs=
verfall
kennzeichnen und in den drei Etappen Deviſengeſetz,
Markſtützungsaktion, Reichsgoldanleihe in die Erſcheinung treten.
Während die erſte Maßnahme von vornherein keine allzu.
ſtarken Einwirkungen in der Richtung der Eindämmung der
Spekulation in Deviſen erwarten ließ, und die zweite Aktion,
die Intervention der Neichsbank auf dem Deviſenmarkte, zu=
nächſt
eine weitere Steigerung des Markkurſes nicht erſtreben
konnte, um unſer. Wirtſchaftsleben, das durch die in einem Zeit=
raum
von wenig mehr als einem Monat ſich von 7000 über
50 000 wieder herab zu 20000 Mark für den Dollar bewegende
Kurve gerade genug in Unruhe verſetzt worden iſt, nicht noch
größeren Erſchütterungen auszuſetzen, erſcheint das neue Projekt
der Auflegung der Goldanleihe in hohem Maße geeignet, das
einmal geſvonnene Terrgin weiter auszubauen, zu verbreitern
und zu befeſtigen. Auch hier kann es ſich, wie es nun die Natur
der gegenwärtigen Lage, in der wir uns befinden, mit ſich bringt,
nur um eine vorläufige Maßnahme handeln, die in erſter Linie
auch gar nicht als Maßnahme zur inneren Sanierung des deut=
ſchen
Geldweſens gedacht iſt, ſondern den Zweck verfolgt, die
einmal aufgenommene Markſtützungsaktion zu ſtärken, die Stei=
gerung
der Deviſenkurſe zu hemmen und die aus einer ſolchen
drohende Gefahr ſür die zur Abwehr des franzöſiſchen Ruhr=
einfalls
notwendige Widerſtandskraft des deutſchen Volkes zu
bannen. Um endgültige Maßnahmen zur Sanierung unſerer
inneren Wertverhältniſſe einzuleiten, iſt die Zeit noch nicht ge=
kommen
; gerade die gegenwärtige Zeit, in der wir uns in ſchärf=
ſtem
Abwehrkampf gegen unſeren Erbfeind befinden und nie=
mand
weiß, was der morgende Tag bringen kann, wäre hierzu
weniger geeignet als ſonſt eine. Aus dieſem Grunde iſt man mit
Recht jetzt auch nicht auf eine innere Goldanleihe zurückgekom=
men
, deren oft geforderte Vorausfetzung, die Mitgarantie der
deutſchen Gewerbe als Bürgſchaft, bei der gegenwärtigen Geſtal=
tung
der politiſchen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe in Deutſch=
land
, zumal bei den noch in anveränderter Höhe auf uns laſten=
den
Reparationsforderungen nicht zu erlangen geweſen wäre.
1imſo frendiger aber muß begrüßt werden, daß die Reichsregie=
rung
ſich nicht bis zur Klärung dieſer Verhältniſſe zuwartend
verhalten hat, fondern jetzt mit der Auflegung kurzfriſtiger Gold=
ſchatzanweiſungen
, die ſehr wohl einmal ſpäter in die lang=
friſtige
Goldanleihe des Reiches überleiten können, die Initiative
ergriffen hat. Denn die Begebung ſolcher Schatzanweiſungen,
von denen angeblich die Banken die Hälfte feſt, die andere Hälfte
in Kommiſſion übernommen haben, und die Formulierung der
Bedingungen für ihre Ausgabe verſprechen in der Tat Vorteile
nach verſchiedenen Nichtungen hin. So wird die Begebung die=
ſer
Goldſchatzanweifungen vor allem geeignet ſein und das iſt
ja ihr vornehmlicher Zweck die ungeheueren Deviſenvorräte,
die ſich als Wertſicherungsbeſtände im Beſitze von Induſtrie,
Handel und Landwirtſchaft befinden und bei den heutigen Geld=
verhältniſſen
und der Unſicherheit der weiteren Entwickelung für
jeden Einzelnen eine ſtarke Belaſtung darſtellen, zu ſamneln
und zweckentſprechend zu verwenden. Dadurch werden die Mitteb
des Reiches im Kampfe gegen die Deviſenſpekulation eine be=
achtliche
Stärkung erfahren, was ſich wiederum in mehrfacher
Richtung fruchtbringend auswirken kann. Werden ſich die Spe=
kulanten
erſt einmal deſſen bewußt, daß das Reich nicht nur ge
willt iſt, ſondern auch die Mittel dazu beſitzt, auf die Deviſen=
kurſe
jederzeit einen wirkſamen Druck auszuüben, ſo werden die
ſich in ſolchen Geſtchäften bewegenden Kreiſe zweifellos zurück=
haltender
und dorſichtiger mit dem ſpekulativen Ein= und Ver=
kauf
von Deviſen werden, da ſie allezeit gewärtigen müſſen, daß
das Reich in verſtärktem Maße, wie es jetzt überall der Fall ge=
weſen
iſt, interveniert. Gerade die ſoeben erfolgreich durchge=
führte
Markſtützungsaktion hat vielen darüber die Augen öffnen
müſſen, welche ſtarken Einwirkungsmöglichkeiten bei einer akti=
ven
Währungspolitik des Reiches auch jetzt noch, trotz der
Schwierigkeit unſerer Lage, gegeben ſind. Und derartige Aus=
wirkungen
ſind zugleich in hohem Maße geeignet, der Mark auch
im Auslande wieder Geltung zu berſchaffen, das Vertrauen in
die deutſche Wirtſchaft, die erſte Vorausfetzung für eine ſpätere
und endgültige Markſtabiliſierung, zut heben, und audererſeits
die auf den Ruhreinfall geſetzten Hoffnungen unſeres Hcupt=
eguers
zu erſchüttern.
weiterer Vorteil, der in erſter Linie gewiß nicht als
Zweck, ſondern mehr als Aurei; gedacht iſt, würde für die
Deviſenbeſitzer darin liegen, daß die Goldſchatzanweiſungen ver=
zinslich
und beleihbar ſein ſollen. Anſtatt die Deviſenbeſtände,
die bisher die einzige Möglichkeit bildeten, die Betriebsmittel

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Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 1. März 1923.

Nummer 59.

dor Entwertung zu bewahren und gleichzeitig flüſſig zu erhalten,
zinslos oder nur ganz gering verzinslich, alſo nahezu unproduk=
tiv
und den erheblichſten Kursſchſankungen ausgeſetzt im Geld=

lüſſig zu machendes Anleihepapier erverben, ebenſo ſicher, weil
auszugebenden 200 Millionen Goldmark 50 Millionen
1000 Milliarden Papiermark (nach dem Stande
5000) durch die in den Treſors der garantierenden Reichs=
bank
ruhende 1 Milliarde Goldmark, die dem Vernehmen nach
durch die bisherige Markſtützungsaktion noch nicht hat in An=
ſpruch
genommen werden müſſen, fünffach überdeckt iſt, und eben=
ſo
flüſſig, weil die Goldſchatzanweiſungen jeberzeit rediskontier=
bar
und bei den Darlehnskaſſen des Reiches zu lombardieren
ſein werden. Hierin liegt für die Beſitzer von Deviſen ein ganz
beſonderer Reiz, dieſe Goldſchatzanweiſungen einzutauſchen.
Denn ſie können ſich auf die Goidſchatzanweiſungen, ohne ihre
goldbeſtändige Anleihe zu verlieren, jederzeit Markkredite, die
ſie zum Weiterbetrieb ihrer Wirtſchaft brauchen, gegen mäßige
Zinſen verſchaffen, eine Möglichkeit, die ihnen gegenwärtig bei
dem Beſitz von Deviſen entweder ganz verſagt oder nur zu
enorm hohen Zinſen gegeben iſt. Gerade die letztere Möglichkeit
berechtigt zu der Erwartung, daß die Kreditknappheit, unter der
jetzt die ganze Induſtrie und der Handel ſchwer leiden, weil die
von der Reichsbank den großen Finanzinſtituten nahegelegte
Sperre der Deviſenbeleihung eine Ausnutzung der Deviſen=

Rede war, geboten haben. Da einer ſolchen Vergünſtigung indes
zweifellos berechtigte politiſche Bedenken entgegenſtehen, ſo
könnte die Verzinslichkeit des neuen wertbeſtändigen Papiers
mit der Wirkung großen Anreizes wenigſtens dadurch in doppel=
ter
Weiſe geſteigert werden, daß die Zinſen wie beim Diskont
der Wechſel vorweg abgezogen und damit zugleich frei von Kapi=
talſteuer
geſtellt würden. Letztere Maßnahme wäre auch politiſch

beſtände auf dem Wege des Kredits unterbunden hat, eine er
wünſchte Entſpannung erfahren werden. Einer etwaigen Ueber=

ſpannung ſolchen Kredits wird jederzeit das Reich durch ent=
ſprechenden
Druck auf die Wechſelkurſe, wozu der geſtärkte
Deviſenfonds die Handhabe bieten dürfte, zu begegnen wiſſen
und zu begegnen auch in der Lage ſein.

II. Die techniſche Durchführung.
Der von der Reichsregierung mit den Goldſchatzanweiſungen
erhoffte Erfolg würde ſelbſtverſtändlich ganz weſentlich geſichert
werden, wenn es ſich bewahrheiten ſollte, daß die Stücke bis zu
einem Dollar herunter ausgegeben und die Banken, trotzdem ſie
ihrerſeits die Schatzanweiſungsbeträge in Deviſen einzahlen
nrüſſen, von den Anleihezeichnern Papiermarkzahlungen zun
Gokdkurſe annehmen würden. Denn dann erhielten weite Be=
völkerungsſchichten
, die effektive Deviſen nicht erwerben dürfen,
die aber, um die Subſtanz ihres Vermögens zu ſichern, wie die
Erfolge der Roggen= Kohlen=, Elektrizitäts=, Koks= und anderen
wertbeſtändigen Anleihen gezeigt haben, nach einer wertbeſtän=
digen
Anleihe Verlangen tragen, mit der Möglichkeit der Zeich=
tung
der Goldſchatzanweiſungen einen ſicheren Schutz gegen die
Geldentwertung, der jetzt ihr Vermögen ausgeſetzt iſt. Es wäre
bedauerlich, wenn bloß die großen Deviſenbeſtände beſitzender
Wirtſchaftskreiſe, nicht aber die breite Maſſe der Bevölkerung
ur Zeichnung der Goldſchatzanweiſungen zugelaſſen würden,
könnte doch gerade durch eine ſolche Zulaſſung die für unſere
Produktion ſo bitter notwendige Wiederbetätigung des Spar=
triebes
eine mächtige Förderung erfahren. Es handelt ſich hier=
hei
nicht bloß um privatkapitaliſtifche, ſondern auch um ſolche
reife, die geſchäftliche Riſiken ausgleichen wollen, aber daran
ſindert ſind, weil ſie effektibe Dediſen nicht erwerben dürfen.
mit der Zulaſſung dieſer Kreiſe zur Zeichnung der Gold=
tzanweiſungen
der Induſtrie produktides Kapital entzogen
Baiſſewirkung auf die Börſenwerte ausgeübt werden
innte, ſteht kaum zu beſorgen, haben doch die großen wert=
geſtändigen
Milliardenanleihen der letzten Zeit ebenfalls eine
olche Wirkung nicht in die Erſcheinung treten laſſen. Selbſt=
verſtändlich
müßten die Banken, die Zeichnungen auf die Gold=
hatzanweiſungen
in Papiermark zunr Goldkurs entgegennehmen,
ſich verpflichten, nicht die Dediſen dafür auf dem freien Markt
anzuſchaffen, da ſie ſonſt, entgegen der Stützungsaktion der
Reichsregierung, nur wiederum zur Kurserhöhung der Deviſen
beitragen würden, ſondern für die inſoweit gezeichneten Gold=
ſchatzanweiſungen
aus eigenen Beſtänden Deviſen herausgeben.
Würde dieſe Verpflichtung der Banken, zu der ſie ſich dem Ver=
nehmen
nach, ſoteit die Goldanleihe von ihnen feſt übrenom=
men
worden iſt, freiwillig verſtanden haben, auch ſchwer zu kon=
tröllieren
ſein, ſo erſcheint die Möglichkeit einer ſolchen Kon=
trolle
der Banken immerhin nicht ausgeſchloſſen.
Der Zeitpunkt für diefe neueſte Maßnahme der Reichs=
regierung
mit dem Ziel der Beeinfluſſung der Deviſenkurſe und
der Stützung der Mark erſcheint nicht ungünſtig gewählt. Da=
durch
, daß die Reichsbank der ſpekulativen Deviſenbeleihung
einen Damm entgegenſtzt und zu einer ſcharfen Sichtung der ihr
zum Diskontieren eingereichten Wechſel mit dem Zwecke, die
reinen Finanzwechſel tunlichſt auszuſchalten, übergegangen iſt,
werden zahlreiche Deviſenſpekulanten gern die Möglichkeit er=
greifen
, ihre Deviſen in Goldſchatzanweiſungen umzuwandeln.
Auch die unnättelbar bevorſtehende Aufhebung des Depot=
zwanges
dürfte manchen gehamſterten Markbeſitz aus ſeinen
Schlupfwinkeln hervorlocken. Ganz enormen Anreiz zur Zeich=
nung
der Goldſchatzanweiſungen würde namentlich die völlige
Steuerfreiheit der neuen Anleihe, zpovon urſprünglich einmal die

gemacht werden, ſo daß ein Zinsfuß von rund 6 Prozent ſich er=
rechnen
würde.
Erſcheint ſo der Begebung der Goldſchatzanweiſungen mit
ziemlicher Sicherheit ein großer Erfolg beſchieden, ſo kann den
von ihr zu erwartenden außerordentlich großen Vorteilen eigent=
lich
nur das Bedenken gegenüber geſtellt werden, db das Reich
in der Lage ſein werde, die insbeſondere bei einem weiteren
Sinken der Mark immer höher werdende. Zinſenlaſt aufzubrin=
gen
. Denn bei einem Betrag von 200 Millionen Goldmark fällt
dieſe Belaſtung der Reichskaſſe immerhin ſchon ſchwer in die
Wagſchale. Demgegenüber muß indes darauf hingewieſen wer=
den
, daß, je mehr der Debiſenſchatz des Reiches durch die ganze
Aktion geſtärkt wird, deſto eher die Möglichkeit gegeben iſt, einer
weiteren Verſchlechterung der Mark zu begegnen. Wie ſtark in
dieſer Beziehung ſchon jetzt das Reich iſt, hat ſich erſt in dieſen
Tagen gezeigt, in denen der Dollarkurs, trotz des großen
Deviſenbedarfs unſerer Wirtſchaft, nicht weiter heraufgeſchnellt,
ſondern im weſentlichen um das Niveau von 20000 herum ge=
halten
worden iſt. Ob zur Aufbringung der Goldzinſen aber der
auf die Goldſchatzanweifungen hereinkoymende Deviſenbeſtand
reichsſeitig im Auslande zinsbringend anzulegen oder damit
Wirtſchaftskredite auf der Goldbaſis mit Goldverzinſung im
Innenverkehr zu eröffnen ſein werden, oder wie ſonſt ſich das
Reich für die Aufbringung der Zinſenlaſt ſichern wird, iſt eine
Frage, deren Bedeutung gegenüber den eminenten Vorteilen
der ganzen Aktion immerhin zurücktritt. Gelingt die Aktion und
werden ihr weitere Maßnahmen angefchloſſen, ſo die vom
Zentralverband des deutſchen Großhandels unlängſt in Eingaben
an das Reichswirtſchaftsminiſtrium vorgeſchlagene Einführung
des Goldgiroverkehrs Eröffnung von Goldmarkkonten bei der
Reichsbank und anderen Banken gegen Einzahlung von Gold=
deviſen
oder Papiermarkbeträgen zum Goldkurſe und die Ein=
führung
des Goldmarkhandelswechſels als Krediteinrichtung,
womit zugleich der Mißſtand beſeitigt würde, daß der Wechſel=
verpflichtete
ſchlechteres Geld beim Verfall des Wechſels zurück=
zahlt
als er erhalten hat, und ſomit gewiſſermaßen auf Koſten
der Reichsbank ſich Subſtanzwerte anſchafft oder ſich erhält, ſo
kann die neueſte Transaktion des Reiches in ihren weiteren
Nachwirkungen über ihr erſtes Ziel der Beeinfluſſung der
Deviſenkurſe hinaus zu einer inneren Sanierung unſeres deut=
ſchen
Geldweſens, vor allem zur Schaffung einer feſten Rech=
nungseinheit
unter Beibehaltung der Mark als Zahlungsmittel
führen und die Bahn freimachen auch zu einer Intervention für
die Mark im inneren Verkehr durch Abbau, vor allenn der Koh=
lenpreiſe
und der Eiſenbahn= und Poſttarife, für die die Hebung
des Außenwertes der Mark die Vorausfetzung bildet. Deshalb
kaun man den neuſten Schritt der Reichsregierung auf dem
Wege der aktiven Politik gegen den Währungsverfall nur mit
vollſter Genugtiung begrüßen. Gelingt er, ſo würde der Raub=
zug
unſeres Erbfeindes in das Herz der deutſchen Induſtrie uns
neben der Einheitsfront des deutſchen Volkes ein weiteres Gut
eingebracht haben: den Anfang einer Geſundung unſerer die ge=
ſamte
Wirtſchaft immer mehr untergrabenden Währungsver=
hältniſſe
.

Dr. Streſemann zur Lage.
Münſter 28. Febr. (Priv.=Tel.) Der Abgeordnete
Dr. Streſemann hielt geſtern abend in Münſter einen Vor=
trag
, der anf eine ſehr geſchickte Rechtfertigung des Kabinetts
Cuno und auf eine Ueberbrückung der parteipolitiſchen Gegen=
ſätze
angelegt war und ſomit indirekt den Boden für die große
Koalition bereiten ſollte. Als politiſch ſehr bemerkenswert ver=
dient
aus dem gur zweiſtündigen Vortrag hervorgehoben zu
werden, daß Dr. Streſemann nicht ſo ſehr Poincaré, als viel=
niehr
Millerand für die heutige auf freie politiſche Macht ein=
geſtellte
Richtung in Frankreich verantwortlich macht. Dieſe
Richtung ſei durch den Vertrag von Rapallo geſtärkt worden.
Seitdem ſei Frankreich von dem Wahn befallen, ruſſiſche Heere
unter deutſcher Führung kommen zu ſehen. Innerpolitiſch wer=
den
die Aeußerungen Streſemanns ſtark erörtert werden, daß
wir ſelbſtverſtändlich auch einmal zur Beſteuerung der
Sachwerte ſchreiten müßten, damit dadurch ein Ende der
deutſchen Reparationsleiſtungen erreicht werde. Wenn wir be=
reits
jetzt Hypotheken auf den landwirtſchaftlichen Grundbeſitz
legten, ſo würden dieſe innerhalb 24 Stunden von Fraukreich
beſchlagnahmt ſein. Die Frage, ob der Widerſtand im Nuhr
gebiet richtig geweſen ſei, beantwortete der Redner dahin, daß
er nicht nur richtig, ſondern das einzig richtige geweſen ſei, was
uns überhaupt die Rheinlande und das Ruhrgebiet erhalten könne,

Paris, B. Febr. (Wolff.) Der deutſche Geſchäftsträg
iſt beauftragt ſorden, an die franzöſiſche Regierung eine Not
zu richten, in der gegen die Erſetzung der deutſchen Mitgliede
des deutſch=franzöſiſchen gemiſchten Schiedsgerichtshofes dur=
neutrale
vom Völkerbundsrat ernannte Schiedsrichter Einſpru=
erhoben
und mit Bezug auf die deutſche Mantelnote vom 1. F
bruar nochmals eingehend die Rechtslage dargelegt wird.
TU. Berlin, 28. Febr. Der Reichskommiſſa
hat an den Präſidenten der Interalliierten Rheinland
kommiſſion eine Note gerichtet, in der er gegen ein
Reihe von Maßnahmen der Beſatzungsbehörde proteſtier
welche die ſchwerſten Bedrückungen und Entbehrungen für d
rheiniſche Bevölkerung zur Folge haben.

Frankreich will keine Intervention.

UU. Paris, 28. Febr. Den in Deutſchland verbreitet:
Meldungen über einen amerikaniſchen Interventionsplan, de
an erſter Stelle die ſofortige Räumung des Ruhrgebiets forder
ſoll, ſetzt die franzöſiſche Preſſe weiterhin ein vollſtändiges Stil
ſchweigen entgegen. Nur der Temps iacht eine Ausnahme un
ſchreibt: Man erinnert ſich, daß die franzöſiſche Regierung durdk
aus entſchloſſen iſt, keinerlei Vermittelung irgend welcher A
anzunehmen.

Britiſche Beſorgniſſe.

TU. Paris, 28. Febr. Aus London wird der Chicag
Tribune gemeldet, daß man ſich in engliſchen politiſchen Krei
ſen über die durch die franzöſiſche Beſchlagnahme der Rhein
zölle entſtandene Lage beunruhigt zeigt. Man befürchtet, da
mit dieſem Schritt den engliſchen Intereſſen ein bedeutende
Schaden zugefügt würde. Die engliſche Regierung ſoll ſich ſeh
beſorgt zeigen über die Folgen, die dieſer Zwiſchenfall mit ſie
bringen kann, und es iſt möglich, daß das Kabinett zu eine
Ausſprache über dieſe Frage zuſammentritt.

Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Dienstag, 27. Februar,
Capalleria ruſticana von Mascagni.
Der Bajazzo von Lconcavallo.
In dieſen beiden Stücken traten auswärtige Gäſte auf;
Herr Färbach aus Mannheim als Turridu und Canio in Ver=
tretung
des ſchonungsbedürftigen Herrn Enehjelm und Frau
Lily Borſa von Freiburg als Nedda auf Anſtellung.
Ich war verhindert, der Vorſtellung beizuwohnen. Wie mir
wein Gewährsmann berichtet, hat ſich Herr Färbach durch
ſeine temperamentvolle Wiedergabe der dankbaren Rollen von
ſeiner Schlappe im Triſtan wieder herausgepaukt und einen
ſchönen Erfolg errungen.
Von Frau Borſawäre zu ſagen, daß nach ihrer Leiſtung
als Kedda eine Anſtellung tvohl kaum in Frage zu kommen
ſcheint. Die auf der Bühne unanſehnliche Künſtlerin mit einer
Stimme, die in der Tiefe nicht genügt und der es an Ausgiebig=
keit
und Schulung gebricht, gering begabt für Spiel und Dar=
ſtellung
, ſcheint in keiner Weiſe befriedigen zu können,
E

Suschen. Die Jungfer Lieblich Gerta Doepners hätte der=
berer
Striche bedurft. Die beiden Schützen fanden in den Herren
Peterſen und Hoefflin vortreffliche Vertreter. Herrn
Hoefflins Stimme ſcheint ſich von Rolle zu Rolle ſicherer und
freier zu entfalten. Herr Siegfried machte aus dem Peter
ein Kabinettſtückchen und erntete nach dem bekannten Kouplet
rauſchenden Beifall. Herrn Kuhns Schwarzbart war wieder
eine Prachtleiſtung dieſes vielſeitigen Künſtlers, der jede Rolle
in Spiel und Geſang zu höchſter Wirkung zu ſteigern befähigt
iſt. Nach ſeinem Kouplet im 1, Akt, das er durch eine aktuelle
Strophe würzte, wollts der erfreuliche Beifall kein Ende nehmen.
Mit überlegener Meiſterſchaft gab Herr Hölzlin den Gaſtwirt,
Nicht übel war Herr Welcker als Amtmann; nur muß er
dialektfrei ſprechen lernen. Herr Jürgas als Unteroffizier
Barſch ſchuf eine köſtliche Type.
Die Inſzenierung war reizvoll und von angenehmer Wir=
kung
. Der Taktſtock lag in der ſicheren Hand Herrn Roſen=
ſtocks
. Als Spielleiter gaſtierte Karl Stang aus Weimar mit
gutem Erfolg.
Das vollkeſetzte Haus nahm das neu erſtandene hübſche Werk
mit ſichtlicher Wärme auf und geizte nicht mit wohlverdientem
Beifall.
v. HI.

kleines Loch gelegt, das ſich in einer Bleiplatte beſindet. Dan=
wird
der Stein mit Strahlen behandelt, die vom Radium au=
gehen
, und durch ie Einwirkuny des Radiums tritt allmähli
eine Veränderung der Farbe ein. Der gelbliche Glanz verblei
immer mehr, und zugleich damit ſtellt ſich ein wundervolle
Blitzen grüner Reflexe ein, das einen ſolchen Diamanten ein
Smaragden ähnlich macht. Die Durchführung des Prozeſſes he
ſehr verſchieden lange Dauer. Manchmal gelingt ſie verhältns
mäßig ſchnell; in anderen Fällen wieder dauert es ein Jahr un=
noch
länger. Aber nach dieſer Veredelung iſt der Stein, der bo=
her
unſcheinbar und wenig wertvoll war, in ein Juwel von wun
dervollem Elanz ver:vandelt

Kleines Haus. Mittwoch, 28. Februar.
Die beiden Schützen.
Komiſche Oper von A. Loxtzing.
Lortzings Erſtlingswerk war gleich ein Schlager und zu
Zeiten Friedrich Wilhelms IV. in Berlin beſonders beliebt, ob=
wohl
es nicht ſein beſtes=iſt. Das anheimelnde bürgerliche Mi=
lieu
, die kleidſamen Koſtüme, die dankbaren Rollen erhalten der
verwickelten Verwechſelungs=Komödie ihren Reiz. Der routi=
nierte
Komponiſt, der ſich Sroff und Text ſelbſt beſorgte, kannte
ſein Publikum und weiß 2s heut= noch durch die volkstümliche
Singſpielform zu fangen.
Das Stück beſitzt alle Vorzüge und Mängel der Lortzingiſchen
Muſe. Es wird deutlich, wie dieſe Begabung gleich mit dem
erſten Wurf alles herausgab, weſſen ſie fähig war. Eine Ent=
wickkung
, Steigerung, Reife, wie ſie dem Genie eigen iſt, fand
bei Lortzing nicht ſtatt
Die Muſik gipfelte im Liedmäßigen, wirkt mit gutgeſetzten
Enſembleſätzen und gibt dem anſpruchsloſen Zuhörer eine Reihe
leichtfaßlicher Melodien mit.
Aufführung des in vielen Einzelheiten entzückenden
Werkes, deſſen Hauptrollen und Enſembles ſchwer zu lernen und
u ſingen ſind, war flott und gut.
Hilde Baß zeigte ſich in der größten Rolle der Karoline als
eine gewandte Darſtellerin von reizendem Ausſehen.
Sti
fehlt noch Wärme und Tragkraft, ihrem Spiel
rament und Fre
Immerhin war e

Einen Brief aus Schottland
der uns aus unſerem Leſerkreis zur Verfügung geſtellt wird,
entnehmen wir den nachſtehenden Abſchnitt:
Mit Ihnen und Ihren Landsleuten habe ich das Gefühl
des tiefſten Mitleids. Wenn Deutſchland nur durchhalten und
dieſen Unmenſchen (brutes), die ſich weder um Gott noch um
Menſchen kümmern, zeigen kann, daß ihre Politik ſich nicht zahlt!
Soweit ich die Sache beurteilen kann, wäre es nutzlos, den
Franzofen nachzugeben, denn Sie können dieſelben niemals zu=
frieden
ſtellen, es ſei denn, daß Sie bereit wären, zu erklären:
ier iſt unſer Land,n

erlauben, daß ſolche Schandtaten ausgeübt werden. Es wird
jedoch nicht ewig dauern. Allgemein regt ſich das Gefühl, daß
eine Vermittelung irgend welcher Art eintreten muß.

* Veredelte Edelſteine. Diamanten, die ein gelbliches Lüſter
haben, beſitzen keinen großen Wert. Diejenigen Steine, die am
meiſten begehrt ſind, müſſen vollkommen weiß ſein und blitzende
Reflexe in Rot, Grün und Blau haben. Es war daher Eis vor
kurzem außerordentlich ſchwer, ſolche gelblichen Diamanten zu
verkaufen, denn niemand wollte ſie haben. In neueſter Zeit aber
gt man, um dieſe koſtbaren Steine beſſer verwerten zu können,
en ein Veredelungsverfahren vorgenommen, durch das
en gelblichen Schein verlieren und die geſpünſchte weiße Farbe
. Der Edelſtei=
ber

ſ t werden ſoll, wwird in ein

* Wie man in Potsdam das chileniſche Erdbeben beob
achtete. Soeben ſind wieder brunruhigende Nachrichten übe
ein großes Erdbeben zu uns gelangt, nachdem erſt vor kurzen
Chile von einer furchtbaren Kataſtrophe heimgeſucht wvorde
war. Dieſe Erderſchütterungen in ganz anderen Weltteilel
werden doch auch bei uns ſehr deutlich wahrgenommen. In de
Berliner Geſellſchaft für Erdkunde beſprach Geh. Rat Ko9l
ſchütter die Aufzeichnungen des chileniſchen Erdbebens vor
11. November im Potsdamer Geodätiſchen Inſtitut, woruh‟
in den Naturwiſſenſchaften berichtet wird. Um 5 Uhr 51 Minu
ten morgens, am 11. November, machten ſich die erſten Welle!
bewegungen auf der bis dahin gradlinigen Regiſtrierung de
Seismographen bemerkbar. Es waren dies die fogen. rſt=
Vorläufer, die das Erdinnere mit der großen G=ſchwindigte!
von mehreren Kilometern in der Sekunde durcheifen. Geg=
6 Uhr morgens ſtellten ſich dann die zweiten Vorläufer el
Wellenzüge, die ebenfalls durch den Erdkörper verlaufen, abe
ſenkrecht zur Fortpflanzungsrichtung ſchwingen. Ihr= Geſchwvin
digkeit iſt nur etwas mehr als halb ſo groß wie die der erſt.
Vorläufer, und aus dem Zeitunterſchied im Eintreffen dieſe
beiden Schwingungen kann man die Entfernung des Erdbebe:
herdes berechnen. Nach 6½ Uhr trafen dann die driſte
Wellenzüge ein, die Oberflächenwellen, die längs der Erdobel
fläche verlaufen und die größte Amplitude aufweiſen. Sie braſ.
ten noch in Potsdam Bodenbewegungen von 5 Millimel
Amplitude und 18 Sekunden Schwingungsperiode zuſtande.
den nächſten Stunden folgten dann die Nachbebenwellen, 94
denen beſonders beachtenswert die Antipodenwellen ſind,
gegen 8½ Uhr auftraten. Dieſe Wellen umkreiſen die Erde
entgegengeſetzter Richtung, waren alſo über unſeren Antipode‟
punkt, der in der Gegend von Neuſeeland liegt, ſodann Abe
Oſtaſien und Sibirien zu uns gekommen. Durch ſie wird d
Weg der direkten Oberflächenwellen zu einem Vollkreis ergauo?
Nach 9½2 Uhr ließ ſich dann noch ein zweites Eintreffen de

wurde.

Proteſt gegen die Verordnung 140

* Berlin, 28. Febr. Das Auswärtige Amt hat gegen di
Verordnung Nr. 140 der interalliierten Rheinlandkowmiſſioz
die den deutſchen Beamten, Angeſtellten und Privatperſonen de
beſetzten Gebietes den Schutz der Beſatzungsmacht verſprich
wenn ſie ſich den rechtswidrigen Verordnungen der Rheinland
kommiſſion entgegen den Weiſungen der deutſchen Regierunge
unterwerfen und damit zu Verrätern an ihrem Vaterland zper
den, die nachſtehende Proteſtngte in Paris, London un
Brüſſel überreichen laſſen:
Die interalliierte Rheinlandkommiſſion hat zur Durchſetzun
der bereits von der deutſchen Regierung als rechts= und ver
tragswidrig charakteriſierten Verordnungen Nr. 132 bis 138 übe
die Beſchlagnahme von Pfändern und zur Erzwingung der vo
ihr völkerrechtswidrig verlangten Mitwirkung der deutſchen Be
amten am 2. d. Mts. unter Nr. 140 eine weitere Verordnun
erlaſſen. Dieſe Verordnung beſtimmt, daß die Beamten der deu
ſchen Verwaltungen wegen der in Ausführung dieſer Veror'
nungen unternommenen Handlungen von deutſchen Behörden i
keiner Weiſe zur Verantwortung gezogen oder in ihren Rechte
beeinträchtigt werden dürfen. Weiterhin wird durch die Ve=
ordnung
die Strafverfolgung von Perſonen, Firmen und Geſel
ſchaften wegen aller Handlungen unterſagt, die auf Grund jene
Verordnungen erlaubt ſeien. Zuwiderhandlungen gegen di
Verordnung werden mit Geldſtrafen bis 50 Millionen Mark un
mit Gefängnis bis zu 5 Jahren bedroht.
Auch bei dieſer neuen Verordnung hat die Rheinlandkou
miſſion von vornherein auf den ausſichtsloſen Verſuch verzichte
ihren Erlaß auf das Rheinlandabkommen zu ſtützen. Sie be
ruft ſich vielmehr wiederum lediglich auf Weifungen, die ge
idiſſe Oberkommiſſare von ihren Regierungen erhalten hätter
Die heinlandkommiſſion iſt ſich offenbar völlig bewußt, daß di
Beſtimmungen des Rheinlandabkommens ihr keinerlei Handhak
zum Erlaß von Verordnungen bieten, die ihrem ganzen Inha
nach nicht die Gewährleiſtung der Sicherheit, der Bedürfniſſ
und des Unterhalts der Beſatzungstruppen, ſondern lediglich di
Unterſtützung der Ziele des von einigen in der Rheinlandkon
miſſion vertretenen Regierungen unternommenen Rechtsbruch
zum Gegenſtand haben. Die Verordnung Nr. 140 entbehrt des
halb jeder Rechtsgrundlage und iſt für die deutſchen Behörde
und Beamten wie für Privatperſonen, Firmen und Geſellſchafte
ebenſo unverbindlich wie die früheren aus gleichem Anlaß e
gangenen Verordnungen der Rheinlandkommiſſion.
Die deutſche Regierung legt demgemäß gegen die von de
Rheinlandkommiſſion unter Mißbrauch ihrer Befugniſſe erla=
ſene
Verordnung Nr. 140 und den damit unternommenen Ve
ſuch, deutſche Beamte und Staatsbürger unter Verletzung de
ihnen gegenüber ihrem Vaterlande und ihrer legitimen Regie
rung obliegenden Pflichten zur Unterſtützutng rechtwidriger Maf
nahmen gegen das Deutſche Reich zu veranlaſſen, feierlich Ve=
wahrung
ein.

urde
haht
ire

durch d

ar u

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt, Donuerstag, den 1. März 1923.

Seite 3.

Interalliierte Eiſenbahnverwaltung.
U. London, 28. Febr. Nach einer Reutermeldung hat
die interalliierte Rheinlandkommiſſion unter Stimm=
enthaltung
des britiſchen Delegierten beſchloſſen, die neube=
fetzte
Zone zwiſchen den Brückenköpfen Köln=Koblenz und
Köln=Mainz unter ihre Autorität zu ſtellen.
In einer in Köln ſtattgefundenen Konferenz der Oberkom=
miſſare
wurde die Einſetzung einer interalliierten
Eiſenbahnverwaltung im beſetzten Gebiete beſchloſſen.
Als ihr Direktor wird der Unterdirektor der franzöſiſchen
Staatsbahnen, Breaud, genannt. Ihm werden zwei Unter=
direktoren
beigegeben, ein Franzoſe und ein Belgier.
Mißſtimmung in Paris.
FU. Paris 28. Febr. Die fortgeſetzte Erfolgloſigkeit der
engliſch=franzöſiſchen Verhandlungen über die Eiſenbahntrans=
porte
durch das engliſche Beſatzungsgebiet wird in Paris mit
einer ſichtbar unterdrückten, nicht zu verkennenden Nervoſität be=
obachtet
. Man erkennt, daß nach der von engliſcher Seite be=
willigten
Abtretung der Eiſenbahnſtrecke im Weſten zunächſt eine
weitere Gebietszone nicht zu haben ſein wird. Auch die Be=
nutzung
einer der drei Hauptlinien über Köln ſtößt auf Schwie=
rigkeiten
.
Paris, 28. Febr. (Wolff.) Havas berichtet aus London,
der franzöſiſche Botſchafter habe geſtern nachmittag im Foreign
Office eine Unterredung über die zwiſchen den beiden Regie=
rungen
ſchwebenden Fragen, namentlich über die türkiſche und
die Memelfrage gehabt. Man dürfe annehmen, daß auch die
Beſetzung des Ruhrgebietes beſprochen worden ſei. Ein Be=
ſchluß
ſei noch nicht gefaßt worden, da die engliſche Regierung
noch nicht im Beſitz der genauen Berechnungen ihrer Sachver=
ſtändigen
über die franzöſiſchen Transporte durch die Kölner
Zone ſei. Man könne jedoch für den Augenblick ſoviel ſagen,
daß die engliſche Regierung, wenn ſie der franzöſiſchen Regie=
rung
wiſſen laſſe, ſie könne ihr nicht alle gewünſchten Erkeichte=
rungen
auf den Strecken der engliſchen Zone bewilligen, dabei
ihren Wunſch zu verſtehen geben würde, daß die franzöſiſche Be=
hörde
bei der Veranſchlagung ihrer Transportmöglichkeiten auch
den Verkehr zu Waſſer mit in Rechnung ſtellt. Dieſe Veran=
ſchlagung
ſei, ſoweit bekannt, noch nicht in beſtinmter Form er=
folgt
. Nach gewiſſen Anzeichen ſcheine man jedoch engliſcherſeits
hinſichtlich der Truppentransporte ſich an eine Ziffer von etwa
3000 Mann zu halten.
Der Ruhreinfall von langer Hand vorbereitet.
Paris, 28. Febr. (Wolff.) Das Oeudre enthüllt
aus dem geſtern erſchienenen Gelbbuch auf Seite 54, daß
Poincaré ſich ſchon am 10. Dezember 1922 auf
der Londoner Konferenz über ſein Ruhrprojekt
ausgeſprochen habe. Er erklärte, er würde zunächſt miit
den Deutſchen in Verhandlungen treten und ſich dabei der Be=
etzung
von Eſſen und Bochum als Druckmittel bedienen. Wenn
dann die von Deutſchland verlangten Garantien nicht geltiſtet
vürden, würde man ſich bemühen, ſie aus dem Ruhrgebiet ſelbſt
verauszuholen, desgleichen aus dem linken Rheinufer. Er, Poin=
aré
, mache ſich keine Illuſionen über die finanziellen Ergebniſſe
dieſer Maßnahmen, beſonders über den Ertrag der Zölle. Es ſei
ganz ſicher, daß die auf dieſe Weiſe erzielte Summe unter den in
ſem Londoner Zahlungsſtatut vorgeſehenen Annuitäten bleiben
rürde. Deshalb bleibe er bei ſeiner (Poincarés) Idee, zunächſt
as Moratorium mit Pfänder zu gewähren und die Anleihe zu
egünſtigen. Wenn dann dieſes Mittel ſcheitere, müſſe man nach
einer Anſicht aus den Pfändern ſo viel materiellen Nutzen wie
nöglich ziehen.
Curzon kritiſiert den Ruhreinbruch.
London 28. Febr. (Wolff.) Der Staatsſekretär für aus=
härtige
Angelegenheiten, Lord Curzon, erklärte geſtern auf
inem Klubeſſen in einer Rede über die auswärtigen Angelegen=
eiten
: Der Friede der Welt ſei noch nicht geſichert.
in der Ruhr herrſche eine ſehr verwickelte und bange Lage. Es
ei leicht, die Politik der Regierung bezüglich der Ruhr
1s unveranzwortlich und zögernd zu kritiſieren, er zweifle
edoch, ob dieſe Politik für den Augenblick irgendwie anders ſein
önne. Er ſei der Anſicht, daß, allgemein geſprochen, die öffent=
che
Meinung die Politik der Regierung verſtehe und ſie untec=
ütze
. Er glaube, daß die öffentliche Meinung Englands mit
er Regierung der Anſicht ſei, daß der militäriſche Ein=
tarſch
in das Ruhrgebiet, ob mit Recht oder Unrecht,
ufjeden Fallunklugwar. Er glaube, daß die öffentliche
Neinung Englands der Anſicht ſei, daß die Regierung
iecht getan hab=, nicht daran teilzunehmen ſon=
ern
die Stellung der britiſechn Truppen am Rhein ſolange
die möglich aufrecht zu erhalten, weil England ebenſo toie
le anderen an der Löſung des Problems intereſ=
iert
ſei. Die Löſung der Wiederherſtellungsfrage ſei eine
nternationale Frage.

Darmſtädter Erinnerungen.
Von Dr. jur. et phil. Karl Eſſelborn.
Der Pädagoge Ioachim Heinrich Campc (1746 bis
818), der ſich Ende Auguſt 1785 auf einer Reiſe nach der
Schweiz drei Tage in Darmſtadt aufhielt, hat ſeinen dortigen
lufenthalt in der Schilderung ſeiner Schweizerreiſe ( Samm=
ing
interreſſanter und durchgängig zweckmäßig abgefaßter
keiſebeſchreibungen," für die Jugend 2. Theil Wolfenbüttel
786 S. 262 ff., vgl. auch Heſſ. Volksbücher Bd. 21 u. 22 S. 93
1s 103) beſchrieben. Die Stadt erſchien ihm für eine Reſidenz=
adt
gar nicht anſehnlich das Reſidenzſchloß, deſſen unteres
deſchoß noch immer nicht mit Glasfenſtern verſehn, ſondern jede
enſteröffnung mit Brettern zugenagelt war machte ihm
einen ſehr widrigen Eindruck‟. Das Sehenswürdigſte war für
un das neuerbaute Exerzierhaus, das aus einem einzigen
ngeheuern Saale beſtand, der trotz ſeiner außerordentlichen
ange und Breite von keiner einzigen Säule unterſtützt wurde‟
nd das Grab der letzt verſtorbenen, allgemein verehrten Frau
andgräfin.
Der Hiſtoriker Philipp Wilhelm Gercken (geſt. am
6. Juni 1791 in Worms) beſchreibt im 4. Theil ſeiner in den
Jahren 1779 bis 1787 unternommenen Reiſen durch Schwaben,
ſaiern, die angränzende Schweiz, Franken uſw. (Worms
(88 S. 278289) auch Darmſtadt. Die Nahrung der Stadt
kundet ſich hauptſächlich auf Ackerbau, Gartenbau, Handwer=
In uſw. Fabriken und Manufatturen können hier nicht wohl
eſtehen, weil der Tagelohn zu hoch iſt. Doch hat eine Privat=
eſellſchaft
im Waiſenhauſe durch Aktien eine wollene Tuch=
lanufaktur
angelegt, die guten Fortgang hat. Kürzlich iſt auch
Ine Baumwollenfabrik von der Invalidenanſtalt unternommen
ſorden. Akziſe auf Kaffee und Tobak geben die Bürger,
aber nur ſehr gering iſt, hergegen geben ſie die gewöhnlichen
andesanlagen, die außer der ſtändigen Kontribution und Zin=
I mancherlei Art auf den Landtägen verbilliget werden. Auch
Eden ſie etwas von ihrer Nahrung, Gewerbe, Handwwerk uſw.
Was ehedem Studenten, die auf einer Wanderung durch
Larmſtadt kamen, an der Stadt intereſſierte, zeigt eine Reiſe=
eſchreibung
des 1813 als Pfarrer in Schotten verſtorbenen
kiedrich Wilhelm Hoffmann (Heſſiſche Volksbücher
22. 19, Friedberg 1913 S. 37 f.), der mit einigen Freunden am
September 1788 abends im Engel eintraf. Es war das
Cerzierhaus, Schloß, Glockenſpiel, der landgräfliche Garten mit
Em Grab, der großen Landgräfin, der Riedeſelſche und der
Roſerſche Garten.
Von dem, was der Schriftſteller Auguſt Friedrich
tanz (17371801) in ſeinen Fragmenten über verſchiedene
Legenſtände der neueſten Zeitgeſchichte (4. Heft Berlin 1791
458) über Darmſtadt erzählt, iſt am bemerkenswerteſten

Die rheiniſche Talerwährung.
Paris, 28. Febr. (Wolff.) Ein Sonderberichterſtatter
des Temps in Wiesbaden gibt unter Vorbehalt eine angebliche
Erklärung eines von ihm nicht genannten Bankiers wieder, wo=
nach
die von der franzöſiſchen und belgiſchen Regierung geplante
rheiniſche Talerwährung im gewünſchten Augenblick
ausgegeben werden kann. Der Ausgabekurs ſoll 10 Centimes
für einen Taler betragen und die Einwohnerſchaft hätte ihren
jetzigen Markbeſitz innerhalb einer ſehr kurz bemeſſenen Friſt
gegen die Beſatzungstaler einzuwechſeln. Angeblich iſt eine Aus=
gabe
von 200 Milliarden vorgeſehen, die von der Bank von
Frankreich und der belgiſchen Nationalbank garantiert würde.
Lord Grey.
London 28. Febr. (Wolff.) Grey erklärte in ſeiner
Rede in Briſtol weiter, da die Intervention im gegenwärtigen
Augenblick unmöglich ſei, müſſe die britiſche Regierung Frank=
reich
gegenüber die Auſicht ausdrücken, daß die Aktion Frank=
reichs
das Problem nicht löſen werde. Die Sicherheit.
Englands ſei mit der Frankreichs verknüpft.
Wenn ein Kontinentalblock unter Ausſchluß Englands
zuſtande käme, würde die Lage Englands unbequem
und gefährlich werden. Deutſchland würde nach Re=
vanche
entweder innerhalb oder außerhalb der Gruppe hin=
arbeiten
. Es würde Krieg geben. Eine Gewaltaktion wie
die augenblickliche werde kein Bargeld von Deutſchland
erlangen. Der Erfolg einer ſolchen Politik würde ſchließlich
ſein, daß Deutſchland gezwungen wäre, gemeinſame Sache mit
Rußland zu machen.
Sturmlauf gegen Bonar Law.
London, 28. Febr. (Wolff.) Daily Chronicle
ſchreibt: Die Antwort Bonar Laws auf die geſtrige Frage
Simons ſchiene klar zu machen, daß die franzöſiſche Regierung
beabſichtige, dauernd im Ruhrgebiet zu bleiben. In ihrem
Leitartikel greift Daily Chronicle die Haltung
Bonar Laws in der Frage ſcharf an und ſchreibt zu dem
geſtrigen Eingeſtändnis des Premierminiſters, Bonar Law gebe
weiterhin offiziell vor, zu glauben, daß Frankreich nur Repara=
tionen
wolle und daß die Haltung Englands gegenüber dem
franzöſiſchen Abenteuer wohlwollend ſei. (2) Bonar Law
rühre keinen Finger, um die beſten Seiten des
Verſailler Vertrages zu retten: die allge=
meine
Achtung des Vertrages für die weſent=
lichen
Nationalitätsgrenzen in Europa.
Die Tarifpolitik der Reichsbahn.
U. Berlin 28. Febr. Am Schluß der heutigen Sitzung
des Reichstages äußerte ſich der Reichsverkehrsminiſter Gröner
über die Tarifpolitik der Eiſenbahn. Der Perſonen=
tarif
könnte jetzt wohl nicht mehr angefochten werden. Ein Irr=
tum
ſei es, daß der Gütertarif ſchon ſeit Monaten einen maß=
geblichen
Einfluß auf die Preisbildung der Waren ausübe. Die
Frachten für die wichtigen und lebensnotwendigen Güter ſeien
beſonders in der letzten Zeit in größerem Umfange ermäßigt
worden. Der Miniſter führte im Anſchluß hieran eine ganze
Reihe von Beiſpielen zum Beweis dafür an, daß die Frage von
einer ſo großen Wichtigkeit auf die Preisgeſtaltung nicht ſei, wie
es allgemein angenommen werde.
Die Reviſion im Erzbergerprozeß verworfen.
TU. Leipzig, 28. Febr. Wie bereits berichtet, fand
geſtern vor dem erſten Strafſenat des Reichsgerichts die Revi=
ſionsverhandlung
ſtatt, die die Staatsanwaltſchaft Offenburg
gegen die Freiſprechung des der Beihilfe im Erzbergermord
angeklagten Kapitänleutnants Manfred von Killinger, ange=
ſtrengt
hatte. Das Reichsgericht verwarf die Reviſion und hält
das freiſprechende Urteil des Schwurgerichts Offenburg aufrecht.
Schwere Tumulte im bayriſchen Landtag.
TU. München, 28. Febr. Im bayeriſchen Landtag kam
es heute bei der Beratung des Antrages über die Schaffung
eines ſelbſtändigen bayeriſchen Staatspräſidenten zu ſchweren
Tumultſzenen, als der kommuniſtiſche Abgeordnete Eiſen=
berger
die bayeriſchen Reehtsparteien als Hoch= und Landesver=
räter
bezeichnete. Auf der Rechten erhob ſich ein großer Ent=
rüſtungsſturm
und der Abg. Graf von der Bayeriſchen Volks=
partei
verſetzte dem Redner einen Stoß. Zahlreiche andere Ab=
geordnete
ſammelten ſich um das Rednerpult. Der ſozialiſtiſche
Abgeordnete Probſt ging wieder gegen den Abgeordneten Graf
vor, und zwar drohend mit einen Stuhle. Unter fortwährenden
Hinaus= und Pfuirufen der Rechten konnte Abg. Graf ſeine
Rede fortſetzen. Erſt nach langer Zeit konnte ihm der Präſident
Gehör verſchaffen. Schließlich trat wieder Beruhigung ein.

Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 28. Febr. (Eigener Bericht.) Am Regierungstiſche:
Reichsrehrminiſter Geßler
Der Geſetzentwurf über die Schaffung von Mitteln für die Bildung
eines Deviſenfonds (Flüſſigmachung von 50 Millionen Dollars) durch
die Ausgabe von Schatzanweiſungen, dem der Reichsrat bereits zuge=
ſtimmt
hat, wird dem Haushaltsausſchuß überwieſen.
Die zweite Leſung des Haushalts des Reichswehrminiſteriums wird
darauf beim Marineetat fortgeſetzt.
Abg. Hünlich (Soz.) erkennt die von der Marine geleiſtete Arbeit
an. Er bemängelt jedoch die ſtaatsbürgerliche Erziehung. Wie not=
wendig
eine ſolche Erziehung ſei, hätten die nationaliſtiſchen Vorkomm=
niſſe
auf der Marineſchule in Mürwick gezeigt. Dort werde viel weni=
ger
auf Wiſſen und Können Wert gelegt als vielmehr auf Korpsgeiſt
und äußere Formen. Zöglinge würden dort zur Entlaſſung vorge=
ſchlagen
, weil ſie Löffel und Gabel nicht richtig halten können. (Hört,
hört! links.) Der Redner bringt ähnliche Beſchwerden auch über
Rüſtringen vor. Der Bau eines kleinen Kreuzers ſei überflüfſig.
Reichswehrminiſter Geßle ſtellt feſt, daß nun die Hauptſchwie=
rigkeiten
in der Marine überwunden ſind. Unſere kleine Marine hat

nur zivei Fälle von Mißhandlungen gekonmen. Ein Offizier und ein
Unteroffizier ſind entlaſſen werden. Beſchimpfungen werden beſtraft.
Ebenfo auch die Hinnahme von Beſchimpfungen. Eine Entfremdung
zwiſchen Heer und Marine einerſeits und der Arbeiterſchaft auf der
auderen Seite muß verhindert werden. Dienſtpiſtolen tragen die Matro=
ſen
nicht. Eine ſchwere Gefahr iſt der Alkohol.
Generalſtabsarzt Schulz ſtellt feſt, daß die Geſchlechtskrankheiten
abzunehmen ſcheinen. Die Zahl der Selbſtmorde iſt nicht ſiebennral,
ſondern nur diermal ſo groß, wie bei der Zivilbevölkerung
Ein kommuniſtiſcher Antrag auf Streichung der Mittel für den Bau
eines kleinen Kreuzers wird abgelehnt. Der Marineetat wird erledigt.
Es folgt dann die zweite Leſung des Etats für das Wiederaufbau=
miniſterium
.
Abg. Hahle (Dem.) empfiehlt namens des Ausſchuſſes die Strei=
hung
zahlreicher Beamtenſtellen. Für die Zukunft könne dieſes Mini=
ſterium
nur die eine Aufgabe haben, ſo bald wie möglich zu verſchwin=
den
. Der Haushaltsplan wird dann ohne wöitere Ausſprache erledigt,
Das Haus bertagt ſich auf Donnerstag, 2 Uhr: Kohlenſteuer,
Preſſenotgeſetz, Waſſerſtraßen und Luftverkehr.

Ruhrfragen vor dem Haushaltsausſchuß.
Genügende Verſorgung des unbeſetzten Gebiets mit Kohle
und Roheiſen.
Berlin, 28. Febr. (Wolff.) Im Haushaltsausſchuß des
Reichstags beautwortete Neichswirtſchaftsminiſter Dr. Becker
heute einige Fragen, die in der geſtrigen Debatte geſtellt worden waren.
Das Ein= und Ausfuhramt in Ems wird nach ſeinen Angaben
nur von franzöſiſchen Kräften derwaltet und dient in der Hauptſache
der Handelsſpionage. Der Miniſter hat den in Frage kommen=
den
Handelskreiſen bereits die Inanſpruchnahme dieſes franzöſiſchen
Amtes verboten; es werde glücklicherweiſe auch nicht benützt. Die
Verhandlungen der deutſchen Lebensverſicherungsgeſellſchaften wegen
ihrer ſchweizeriſchen Valutalaſten ſind, wie Dr. Becke=
feſtellre
, immer noch in der Schwebe. Wegen der Schweizer Goldhypo=
theken
auf deutſche Grundſtücke wüirden die weiteren Verhandlungen
mit der Schweiz vorausſichtlich am 12. März beginnen. Man erwartet
auf beiden Seiten eine befriedigende Löſung. Das Problem der Ent=
wertung
von Goldkonten in Induſtrie und Hande!
werde zur Zeit in den Miniſterien geprüft; man ſei darüber noch nicht
zum Abſchluß gekommen. Auf die Anfrage über die
Wirkung der Befetzung des Ruhrgebietes
betonte der Miniſter, daß die Eiſen= und Kohlenproduktion im beſetzten
Gebiet bisher weiter gehe, ſdweit nicht die Werke von ſich aus die Pro=
duktion
dämpfen, da ihre Vorräte außerordentlich groß ſeien. Natürlicht
ſei durch die Beſetzung des Ruhrgebiets unter der Bergarbeiterſchaft
ſtarke Beunruhigung hervorgerufen worden, die der Kohlenförderung
nicht zuträglich ſei. Soweit nicht im Ruhrgebiet Kohlen und Ciſen ſelbſt
verarbeitet werden können, würden ſie im wefentlichen auf Vorrat ge=
uommen
. Infolgedeſſen ſeien dort die Vorräte an Kohlen und Eifen
ſehr umfangreich. Dis weiter verarbeitends Jnduſtric im beſetztenr
Gebiet leide ſelbſtyerſtändlich am ſtärkſten unter dem mangelnden Cifen
bahnverkehr; aber ein Rohſtoffmangel beſtehe für ſie nicht. Durch die
Abſchnüfrung der Kohlen und Eiſenverſorgung ſind, wie der Miniſter
ugab, im unbeſetzten Deutſchland gewiſſe Schwierigkeiten
entſtanden. Glücklicherwveiſe biete ſich hier genügend Erfatz durch)
die mit allen Mitteln auch von Amtswegen unterſtüitzte Kohleneinfuhr
aus dem Auslande. Mit Genugtuung ſei dabei feſtzuſtellen, daß d
Deviſenentwicklung dieſer Einfuhr ſehr zuſtatten komme: Heute ſei d
engliſche Kohle bereits billiger als die deutſche. Dadurch hätten ſich bis
jetzt alle Schwierigkeiten gut üiberwinden laſſen. Auch die Einfuhr von
Roheiſen, ſowie von Walzwerkserzeugniſſen und ſonſtigem Halbzeug
aus anderen Staaten außer Frankreich und Belgi=
ſci
Zurih
Zollmaßnahmen erleichtert worden. Außerdem ſoll die Einfucr dur
Frachtermäßigung begünſtigt werden.
Im übrigen bezeickfnete der Miniſter die Verſorgung mit
Kohle und Roheiſen auch im unbeſetzten Gebiete infolge gröf
Lagerung als genügend. Da im beſetzten Gebiet jetzt hauptſächlich auf
Lager gearbeitet werde und nur wen
eführt werden könne,
Kreditbeſchaffung für die dortige Juduſtrie von größfer Wicktigreit,
denn Löhne und Unkoſten liefen weiter. Im Benehmen mit den beteilig=
Kreiſen habe man deshalb dafir
rch angeurei
Kreditgeſwährung im beſetzten Gebiet ue
eigkeiten n
eltſtehen könnten.

die Schilderung, die er, wohl im Jahre 1790, von der Witwe
des Prinzen Georg Wilhelm macht: Er fand wie
elf Jahre vorher, noch unverändert das Bild einer glücklichen
Mutter, mitten im höchſten Genuß der edelſten häuslichen Freu
den. Vor ihren Augen tanzten ihre älteſte Tochter, die regie
rende Landgräfin, und ihre Enkel, denen ſie den erſten Abend,
den er bei dieſer würdigen Fürſtin zubrachte, einen Ball gab.
Es war ein ſchöner Anblick, den dieſe blühende, liebenswürdige
und frohe Jugend verſchaffte, wenig Hoffeſtlichkeiten kommen
dieſer gleich: hier präſidierte die Liebe einer vortrefflichen
Mutter, deren glücklichſtes Los es iſt, Vergnügen zu ſchaffen
und die das höchſte Vergnügen genießt, ſich in glücklichen Kin=
dern
und frohen Enkeln wieder aufleben zu fühlen.
Etwa um dieſelbe Zeit, im Jahre 1791, mag der naſſau=
uſingiſche
Hofrat Maximilian Chriſtian Friedrich
Stiehl durch Darmſtadt gekommen ſein, ohne ſich jedoch länger
dort aufzuhalten. In dem anonym erſchienenen Büchlein:
Reiſen der Meywertſchen Zöglinge durch verſchiedene Kreiſe
von Teutſchland auf einige der vornehmſten Univerſitäten
(Fraukfurt und Leipzig 1792 S. 129) rühmt er die Stadt Darm=
ſtadt
als recht angenehm und die umliegende Gegend als
ällerliebſt, ſowie die guten Waldungen und Wildbahnen des
Landes. Seinen ganzen Beifall fanden die Paliſaden, womit
dieſe umgeben waren, damit den Feldfrüchten von dem Wilde
kein Schaden geſchehe.
Das geſellſchaftliche Leben in Darmſtadt im Winter 1794/95
hat ein ungenannter preußiſcher Feldprediger in ſeinen Re
miniſzenzen aus dem Feldzuge am Rhein in den
Jahren 1792 bis 1795 (Leipzig 1802 S. 231276, auch
Heſſiſche Volksbücher Bd. 21 u. 22 S. 161196) anſchaulich und
lebendig beſchrieben. Er behandelt in dieſen Aufzeichnungen die
Reſidenz Darmſtadt im Winter 1794, Konzerte und Bälle, Kon=
verſation
im Hauſe der derwitweten Generalin von Schäum=
burg
, eine Anzahl Geſchäftsmänner als Zuhörer des Rats
Bouterwcck über Kantiſche Philoſophie, die Darmſtädter Geiſt=
lichkeit
und einige Mertwürdigkeiten, denen am Schluß einige
Notizen gewidmet werden.
Der am 20. Juni 1868 geſtorbene Geh. Oberrechnungsrat
Karl Friedrich Maurer war im Dezember 1793 mit
ſeinen vor den Franzoſen aus Pirmaſens flüchtenden Eltern
nach Darmſtadt gekommen. Demgemäß berührt er in ſeinen
Jugenderinnerungen (Heſſiſche Volksbücher Bd. 2830 S. 264
bis 267, Quartalblätter des Hiſt. Vereins N. F. Bd. 6) wieder=
holt
Darmſtadt. Er ſchildert ſeine Gymnaſialzeit, ſeine Kon=
firmation
, die ſeinem Eintritt ins Heer vorausging, die Mobil=
machung
einer Infanteriebrigade für Weſtindien im Orangerie=
haus
, den Dienſt der Unteroffiziere bei der Erhebung des Sperr=
geldes
, das abends nach Zapfenſtreich bei jeder Torwache zu
entrichten war, ſowie die Leutſeligkeit des Landgrafen Lude=
wigs
X., der abends in Begleitung eines Rudels Hunde einſame
Spaz
e in der Umgebung ſeiner Reſidenz unternahm.

Die Ausführungen Friedrich Maurers decken ſich zum Teil.
mit dem, was Lili Fabricins in dem Büchlein Die
Elſäſſer Urgroßmutter (Darmſtadt 1914 S.
nach Familienüberlieferungen berichtet. Die Elſäſſer Urgroß=
mutter
iſt die Mutter Friedrich Maurers. Das Büchlein ent=
hält
zwar neben Wahrheit auch Dichtung (vgl. Heſſ. Volksbücher
2830 S. 246252, 273277), doch zeigt es in durchaus wahr=
heitsgetreuer
Weiſe, wie es der tapfern Frau, die ſeit 1803 ver=
witwet
war, gelang, ihre Söhne zu brauchbaren Männern und
ihre Töchter zu tüchtigen Frauen heranzuziehen. Dieſe Schil=
derungen
haben, ſoweit Darmſtadt in Betracht kommt, zum
Teil typiſche Bedeutung als das Bild, einer darmſtädter Be=
amtenfamilie
zur Empire= und beginnenden Biedermeierzeit.
In denſelben Zeitraum verſetzen uns auch die Aufzeichnun=
gen
des am 24. Mai 1832 verſtorbenen Hofprediger Dr. Ernſt
Zimmermann, der in ſeinem ſiebenunddreißigſten Lebens=
jahre
Erinnerungen aus meinem Leben, aufzuſchreiben be=
gann
, doch gedieh die Niederſchrift nicht über die dritte Seite.
Immerhin enthält auch dieſes bis jetzt unveröffentlichte Zrag=
ment
einiges Mitteilenswertes. Er ſchreibt: Ich bin geboren
am 18. September 1786 in der oberſten Etage des hieſigen Gym=
naſiums
, ſvo damals die Wohnung des zeitigen Subrektors war.
Mein Vater Johann Georg Zimmermann, ſeit Ende 1781 am
Gymnaſium angeſtellt, war ſchnell zum Subrektorat emporge=
ſtiegen
Den erſten Anhaltspunkt findet mieine Erinnerung
in der Zeit, als mein Vater, zum Prorektor vorgerückt, an die
Stelle des alten Haberkorn die Prorektoratswohnung bezog.
Es war im Jahr 1790, alſo in meinem vierten Lebensjahre, und
es ſteht mir noch ganz klar vor der Seele, wie ich bei der Woh=
nungsveränderung
kleine, in ſchwarze Rähmchen eeingefaßte
Kupferſtiche die hohe ſteinerne Treppe herabtrug. Die nene
Wohnung, die mir jetzt ſo eng, klein und niedrig erſcheint, war
von nun an mein Paradies; in ihr verlebte ich die Jahre 1790
bis 1803, und alle Erinnerungen aus meiner Kindheit und
früheren Jugend ſind an ſie geknüpft. Im unteren Stocke die
niedere Wohnſtube, mit dem diereckigen Ofen, darüber die
Studierſtube des teuren Vaters, der hier ſeine Kinder und deren
Geſpielen um ſich verſammelte, um zu erzählen, das Gärtchen
mit den wenigen Obſtbäumen, deren Früchte uns lockten und
reizten, und welcher im Winter mit Waſſer begoſſen wurde, um
der Schauplatz unſerer Winterbeluſtigungen zu ſein woran
nach Tiſche auch wohl der Vater zuweilen teilnahm , der
größere Schulhof, die Nachbarſchaft des alten ſonderbaren und
grämlichen Kantors Portmann, des pietiſtiſchen Kirchendieners
Schulz mit ſeinem Sohne Rudolf, des munteren Küfers Clotz,
deſſen Geſelle an warmen Sommerabenden der ſich um ihn der=
ſammelnden
Menge in der Pädagoggaſſe erzählte, bis ihm mein
Vater zu dieſem Ende Münchhauſens Abenteuer zu Waſſer und
Land ſchenkte, der Frau Geier, einer treuen Nothelferin für
meine gute Mutter, das alles bleibt n
chtni
immer gegenwärtig.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 1. März 1923.

Nummer 59.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 1. März.
Die Buchhilfe am Realgymnaſium.
* Das Darmſtädter Tagblatt berichtete vor einigen Tagen
aus Offenbach, daß dort eine höhere Schule den Eltern die
Sorge um die immer teurer werdenden Schulbücher erleichtert
und eine Einrichtung geſchaffen habe, die es ermöglicht, jedem
Schüler die nötigen Bücher weſentlich billiger zur Verfügung
zu ſtellen. Die Schriftleitung knüpfte daran den Wunſch, es
möchten auch hieſige Schulen ſich den Gedanken zu eigen machen
und ihn zu verwirklichen ſtreben.
Tatſächlich iſt der Gedanke am hieſigen Realgymnaſium
ſchon vorher auf ſeine Durchführbarkeit geprüft worden, und die
Vorbereitungen ſind ſoweit gefördert worden, daß mit ſeiner
Durchführung bei Beginn des neuen Schuljahres gerechnet wer=
den
kann. Es wird im weſentlichen darauf ankommen, wie die
beteiligten Eltern den Plan aufnehmen und an ſeiner Durchfüh=
rung
mitzuarbeiten bereit ſind an der Schule und ihren Orga=
nen
ſoll es nicht fehlen.
Es ſoll im folgenden verſucht werden, zu zeigen, wie die
Lage hinſichtlich der Bürcherbeſchaffung an den höheren Schulen
gegenwärtig iſt, und wie eine Buchhilfe etwa ausſehen könnte.
Papierpreiſe und Arbeitslöhne haben die Koſten der Schul=
bücher
zu derartig ſchwindelnder Höhe geſteigert, daß der Auf
wand für die nötigſten Bücher jedes Jahr viele tauſend Mark
für jeden Schüler beträgt. Zweifellos ſind die meiſten Eltern
zu großen Opfern bereit, um nur ihren Söhnen eine gründliche
Schulbildung zukommen zu laſſen, aber dieſe Opferbereitſchaft
findet doch einmal ihre Grenze in der finanziellen Leiſtungs=
fähigkeit
der Familien, und gerade heute, wo eine tüchtige Bil=
dung
vielleicht das einzige Gut iſt, das Eltern ihren Kindern ins
Leben mitgeben können, muß alles darangeſetzt werden, um zu
verhindern, daß die hohen Bücherpreiſe auch dieſen Wunſch noch
illuſoriſch machen.
Run wird man ſagen, dann muß eben die Schule ihre An=
forderungen
danach einrichten, d. h. ſie muß ſich auf die aller=
nötigſten
Bücher beſchränken. Das wird ſie auch tun, aber auch
da gibt es Grenzen. Aller Sprachunterricht z. B. hat, wenn er
erfolgreich ſein ſoll, Lektüre nötig. Je mehr geleſen wird und
je vielſeitiger der Leſeſtoff iſt, umſo beſſer. Es wäre eine ſchwvere
Beeinträchtigung dieſes Unterrichts, wollte man ſich zulange Zeit
mit einem einzigen Buch behelfen. Es erſcheint alſo ſchlechter=
dings
unmöglich, auf dieſem Wege allein zu einer befriedigenden
Löſung der Schwierigkeit zu kommen.
Wer ſoll aber dann die Bücher beſchaffen? Staat und Stadt
als Erhalter der Schulen ſind bei den Anforderungen, die ſonſt
an ſie geſtellt werden, im Augenblick ſicher nicht dazu in der Lage.
Es bleibt nurder Wegder Selbſthilfe. Eltern und
Freunde der Schule, die durchdrungen ſind von der Ueberzeu=
gung
, daß unter allen Umſtänden die Leiſtungsfähigkeit der
Schulen und damit auch die Grundlage der geiſtigen und kultu=
rellen
Entwickelung unſeres Volkstums zu neuer Bküte nicht er=
ſchüttert
werden darf, müſſen ſich zuſammenſchließen, damit der
Geſamtheit gelingt, was der Einzelne nicht erreichen kann.
Was ſoll alſo geſchehen? Am Realgymnaſium beſtand ſchon
immer eine beſondere Bücherei, aus der minderbemittelten Schü=
lern
die nötigen Bücher leihweiſe überlafſen wurden. Dieſe
Einrichtung ſoll ausgebaut werden zu einer alle Schüler verſor=
genden
Schulbücherei. Dieſe zu ſchaffen, kann bei gutem Wil=
len
und Entgegenkommen der Beteiligten nicht ſchwer ſein. Denn
einmal ſind in den Händen der jetzigen und früheren Schüler
noch reiche Beſtände an Schulbüchern. Ein Aufruf an die jetzi=
gen
Schüler, ihre Bücher, die ſie nicht mehr im Unterricht brau=
chen
, zur Verfügung zu ſtellen, hat bereits den beſten Erfolg
gehabt. An die früheren Schüler und ihre Fami=
lien
und die Zahl der früheren Realgymnaſiaſten hier in
Darmſtadt iſt groß rio=ten wir hiermit die Bitte,
die noch in ihrem Seſitze befindlichen Schul=
bücher
ebenfalls ihrer alten Anſtalt, zu über=
laſſen
und damit ihr und der heranwachſenden
Schülergeneration in dieſen Zeiten der Not zu
helfen. Es bedarf vielleicht nur dieſer Anregung, umr Bücher,
die verſtaubt in einer Ecke des Bücherbretts ſtehen und auf den
Dag warten, an dem ſie dem Althändler zum Einſtampfen über=
geben
werden, wieder der nutzbringendſten Verwendung zuzu=
führen
.
Aber damit wird ſich doch der ganze Bedarf nicht decken laſ=
ſen
. Was noch fehlt, muß bei demr Buchhändler gekauft werden.
Käuferin iſt die Anſtalt. Bleibt noch die Frage der Geldbeſchaf=
fung
. Auch dieſe iſt zu löſen. Einmal haben wir das
Vertrauen, daß uns zu dieſem ſicher guten
Zwecke von Kreiſen, die dazu in der Lage ſind.
Geld zur Verfügung geſtellt wird. Auch der kleinſte
Betrag iſt willkommen. Aber ſoll die Einrichtung Beſtand haben
dann darf ſie nicht lediglich auf die Wohltätigkeit Einzelner auf=
gebaut
ſein. Der Leiſtung der Schule muß auch eine Leiſtung
der Nutznießer ihrer Einrichtungen gegenüberſtehen. Dieſe
Leiſtungbeſteht darin wir folgen hier bewährten Ein=
richtungen
an anderen Orten , daß die Eltern der Schü=
ler
Anteilſcheine, die von der Schule ausgege=
ben
werden übernehmen. Dieſe Anteilſcheine ſind un=
verzinslich
und werden auf Verlangen eingelöſt, wenn der
Schüler die Schule verläßt. Nehmen wir als Wert eines Anteil=
ſcheins
etwa 2000 Mark an (der notwendige Betrag muß noch er=
rechnet
werden) oder, wenn man den Schwankungen der Wäh=
rung
entgehen will, den Wert eines Buches, das heute etwa
2000 Mark koſtet, ſo verfügte bei einem Beſtand von 1000 Schü=
lern
und der Abnahme von nur einem Schein durch jeden Schü=
ler
die Anſtalt über ein Betriebskapital von 2 Millionen. Da=
mit
ließe ſich zuſammen mit den vorhandenen Büchern immerhin
ſchon etwas anfangen. Die Rückzahlung der Scheine iſt dadurch
geſichert, daß die Zahl der jährlich eintretenden Schüler der der
austretenden etwa gleichkommt.
Iſt ſo die Bücherei erſtmalig beſchafft, dann bleibt noch die
Frage zu löſen, wie ſie ſich auf die Dauer erhält, denn jedes
Buch, beſonders ein Schulbuch, hat nur eine beſchränkte Lebens=
dauer
. Nehmen wir an, daß dasſelbe Buch von fünf Schülern
nacheinander benutzt werden kann, dann müßte es nach dieſer
Zeit erſetzt werden. Sein Preis muß alſo von dieſen Schülern
in Geſtalt einer Leihgebühr aufgebracht werden. Dieſe
Leihgebühr könnte je nach Fähigkeit auf einmal oder in Raten
entrichtet werden. Schlechte Behandlung der Bücher oder böswil=
lige
und abſichtliche Beſchädigung hat die Forderung entſprechen=
den
Schadenerſatzes zur Folge. Die Lieferung von Büchern,
die der Schüler während der ganzen Schulzeit benutzt, etwa der
lateiniſchen Grammatik, muß wohl vorerſt ausgeſchloſſen werden.

Auf dieſe Weiſe etwa hätte man ſich den Aufbau und die
Erhaltung der Bücherei zu denken. Die entſtehenden Vorteile
treten ohne weiteres zutage. Neben der für den ganzen
neunjährigen Beſuch der Anſtalt einmaligen
Zeichnung rückzahlbarer Anteilſcheine ſind nur
Leihgebühren zu zahlen. Die Bücherbeſchaffung iſt alſo
den Eltern ermöglicht zu etwa einem Fünftel der Beträge, die
ſie aufwenden müßten, wenn ſie alle Bücher ſelbſt kaufen müß=
ten
. Die Schule aber gewinnt in der Auswahl der notwendigen
Bücher wieder größere Bewegungsfreiheit trotz hoher Preiſe,
Dem Buchhändler aber, auch das iſt natürlich zu beachten, ent=
ſteht
kein Nachteil, da ja nach wie vor die Bücher bei ihm ge=
kauft
werden; nur tritt an die Stelle des einzelnen Schülers
die Anſtalt.
Es iſt ein weitausſchauender Plan, der in dieſen Zeilen der
Oeffentlichkeit unterbreitet wird. Bei ſeiner Durchführung wird
mit aller Vorſicht zu derfahren ſein, bis Erfahrungen in hin=
reichendem
Maße gemacht ſind. Ob ſich zum Beiſpiel auch eine
billigere Beſchaffung von Heften und anderen Lernmitteln durch
gemeinſamen Bezug ermöglichen läßt, muß vorerſt der Zukunft
überlaſſen bleiben. Das aber iſt ſicher: ſoll nicht die Ausbildung
der Jugend auf die Dauer Not leiden und ſoll es nur wegen der
hohen Preiſe der Bücher weiten Kreiſen der Bevölkerung nicht
unmöglich ſein, ihre Söhne der höheren Schule zuzuführen, dann
müſſen Wege gefunden werden, den mit dem Beſuch der höheren
Schule verbundenen Aufwand auf ein erträgliches Maß herab=
zuſetzen
. Jede Anſtalt wird für Vorſchläge, die dieſem Zwecke
dienen, dankbar ſein. Erreichbar wird das Ziel aber nur ſein
durch engeren Zuſammenſchluß der Eltern und der Organe der
Schule und tätige Mithilfe aller Beteiligten in dem Streben
nach dem großen Ziele der beſtmöglichen Ausbildung der heran=
Papperling.
wachſenden Jugend.
Techniſche Hochſchule. Die Diplom=Ingenieure Wilhelm Urban
aus Durlach (Abt. f. Chemie) und Alexander Werner aus Wien (Abt.
f. Maſchinenbau) haben ſich an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt
der mündlichen Doktor=Ingenieur=Prüfung unterzogen und dieſelbe
mit Auszeichnung beſtanden. Die gleiche Prüfung legte der Diplom=
Ingenieur Wilhelm Müller aus Darmſtadt (Abt. f. Chemie) mit
gut ab.
Vorſchußzahlung an Witwen und Waiſen ehem. Eiſenbahnbeamter.
Witwen und Waiſen ehem Eiſenbahnbeamter enhalten ab 1. März 1923
einen Vorſchuß auf die Teuerungszuſchläge bei den Stationskaſſe
Darmſtadt ausgezahlt.
Der Steuer=Abzug ab 1. März 1923. Gemäß dem Steigen aller
Einkommen ſind auch die Summen geſtiegen, welche beim Stenerabzug
als ſteuerfrei gelten. Genaue Zahlen gibt uns der Lohnſchlüſſel
für März 1923 eine überſichtliche Tabelle, die mit ihrer leicht=
verſtändlichen
Anweiſung für jeden Arbeitgeber nutzbringend iſt. ( Ver=
lag
Reinhold Kühn, Berlin SW. 68, Kochſtraße 5.)
Gewerbemuſeum. Der Lehrer für Schrift an der Techniſchen
Hochſchule in Darmſtadt, Herr Otto Reichert, erhielt vor längerer
Zeit von der Familie Bücking aus Alsfeld den Auftrag, die durch Pro=
feſſor
Dr. E. E. Becker in Darmſtadt bearbeitete Familienchronik der
Bückings in Kunſtſchrift auszuführen. Die in Pergament gebundene
und reich geſchmückte Handſchrift iſt vom 1. bis 20. März im Gewerbe=
muſeum
ausgeſtellt. Am Sonntag, den 4. März, ziviſchen 11 und 12
Uhr, wird Herr Reichert anweſend ſein, um ſeine Arbeit durch einige
Ausführungen zu erläutern.
Ausſtellung Ludwig Enders. Durch ein Verſehen iſt auf den
Plakaten für die Ausſtellung der Fachklaſſe Ludwig Enders im Gewerbe=
muſeum
die Beſuchszeit der Ausſtellung fälſchlich angegeben. Die
Ausſtellung iſt täglich von 1112½ Uhr, an Sonntagen von 111 Uhr
geöffnet.
Muſikverein. Nach Ueberwindung der durch die Zeitverhältniſſe
geſchaffenen Schwierigkeiten veranſtaltet der Muſikverein am Sonntag,
den 4. März, 11½ Uhr, ſeine 3. Morgenmuſik im Vereinshauſe.
Frl. Margarete Albrecht vom Landestheater, deren ſüße
Stimme hierzu beſonders geeignet erſcheint, wird eine Reihe der ſchön=
ſten
Lieder von Rob. Franz vortragen, mit Dr. Noack am Flügel,
der auch die Einführung gibt. Tageskarten und Zuſatzkarten zum Aus=
gleich
der Geldentwertung, für die gelöſten Dauerkarten bei Schutter
und an der Tageskaſſe. (Siehe Anzeige!)
Aus dem C. V. J. M. Wartburg, Darmſtadt. Pflege des
Heimatſinnes und der Lokaldichtung kann unſerem heranwachſenden Ge=
ſchlecht
nicht genug empfohlen werden. Aus dieſem Grunde will auch
der hieſige Wartburgverein mit Heger und Pfleger der Lokaldichtungen
ſein. Auch der jüngſt ſtattgehabte Familienabend ſtand, unter dieſem
Zeichen. Neben Darbietungen aus H. Hohmanns neueſter Dichtung
Allerlaa Dorchenanner wurden Bilder aus der Vergangenheit Darm=
ſtädter
Originale im Bilde vorgeführt, wozu ein Vereinsfreund den
geeigneten Text berfaßt hatte. Ferner ein in den Rahmen der Zeit
paſſendes Lokalſtück, verfaßt von R. Anton und G. Baher: Die
Zwangsvermietung wurde von Vereinsmitgliedern flott geſpielt. Die
Geſtalten des Herrn Rentner Boßler und deſſen Frau (Herr Walter
und Frl. Weiker), Heiner Knicker (Herr Pohl), ein Schuſter (Herr
Henkler), Student Süffel, der Liebhaber der Frl. Boßler (Herr Schuch=
mann
) und die jugendliche Tochter des Nentners Boßler (Frl. K
Weber), waren echte Typen aus unſerer Zeit. Es war das Urbild
des echten Darmſtädters, was an den Augen der Zuſchauer vorüberzog
und das Stück in ſeiner urwüchſigen Art fand den ungeteilten, reichen
Beifall der Zuhörer. Die Verfaſſer haben mit dem Stück unſere Lokal=
dichtung
bereichert und der zeitgemäße Stoff dürfte ſeinen Weg über
manche Vereinsbühne machen. Jetzt ſei ſchon darauf hingewieſen, daß
der Wartburgverein, zur Heimatpflege im Laufe des Monats März,
einen Vortrag mit Lichtbildern Eine Wanderung durch Alt=Darmſtadt
veranſtaltet.
Alter Herrenbund vormaliger Landesbaugewerkſchüler Darmſtadt,
Ortsgruppe Darmſtadt. Die am 24. d. M. im Odeon hier abgehaltene
außerordentliche Mitgliederverſammlung erfreute ſich eines überaus
zahlreichen Beſuches. Beſonders begrüßt wurde auch die rege Teilnahme
der älteren Herren Kollegen, namentlich derjenigen der Studienjahr=
gänge
der achtziger Jahre. Sie alle hatten ſich trotz der Schwere der
Zeit eingefunden, um mit vereinten Kräften im Bunde mitzuwirken an
der Vervollkommnung der geſteckten gemeinſamen Ziele: Förderung der
Technik und weiterer Ausbau der Einrichtungen zur Heranbildung eines
leiſtungsfähigen Nachwuchſes. Allenthalben wurde gewünſcht, daß die
dem Bunde noch fernſtehenden Herren ſich recht bald in dieſem zuſam=
menfinden
möchten. Anmeldungen nehmen entgegen die Herren Bau=
inſpektor
Koch, Landwirtſchaftskammer hier, und Oberbauſekretär Sa=
mes
, Städt. Tiefbauamt, die auch zu jeder weiteren Auskunft gern be=
reit
ſind.
25jähriges Dienſtjubiläum. Der Aufſeher Ferd. Fromm an
der Landw. Verſuchsſtation feiert heute, 1. März, ſein 25jähriges
Dienſtjubiläum.
Bierpreis. Wie der Bierpreis ſchon bisher in Rückſicht auf den
Konſum ſtets ſo niedrig gehalten worden iſt, wie es nur möglich war, ſo
bleibt auch die um 28. ds. Mts. neuerfolgte Feſtſetzung des Preiſes ſehr
erheblich hinter dem Geſamtindex der Großhandelspreiſe zurück. Wenn
man den Vorkriegspreis gleich 1 ſetzt, iſt der neue Preis nur das 3350; während der Durchſchnittspreis für die wichtigſten 44 Waren in
der Woche vom 18. bis 24. Februar das 6650fache ausmacht.
Orpheum. Guſtav Bertram uebſt Enſemble, mit der flotten
Operettenſoubrette Marga Peter, beginnt heute Donnerstag ſein dies=
jähriges
Gaſtſpiel mit dem muſikaliſchen Schwank Der Klapperſtorch
fliegt‟. Das luſtige Stück, welches nach Inhalt und Darſtellung dem
Zerſtreuungs= und Ablenkungsbedürfnis weitgehend entgegenkommt, hat
bisher in den Großſtädten großen Beifall gefunden. Die Vorſtellungen
finden täglich abends 73 Uhr ſtatt. Am Sonntag nachmittags Volks=
vorſtellung
zu ermäßigten Preiſen. (S. Anzeige.)

Ruhrhilfe. Die Beamten und Bedienſteten der Landwirtſchafts=
kammer
, inſoweit ſie ihren Wohnſitz in Darmſtadt haben, haben für die
Ruhrhilfe als 2. Rate den Betrag von 237 400 Mark bereitgeſtellt. Die
Ueberweiſung auf das Konto bei der Landesgenoſſenſchaftsbank iſt
erfolgt.
Die Erſte‟! Die erſte Schmepfe auf dem Strich erlegte Herr
Förſter May=Langwaden (Oberförſterei Jägersburg) am 27. Februgr.
abends halb 7 Uhr.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Vereinigung früherer Leibgardiſten. Auf die am
1. März 1923, abends 8 Uhr, im Reſtaurant Sitte ſtattfindende Haupt=
verſammlung
wird aufmerkſam gemacht.
Gartenbauverein Darmſtadt. Der in Ausſicht ge=
nommene
Lichtbildervortrag des Herrn Oberbergrat Steuer findet erſt
am 8. März ſtatt. Anzeige erfolgt Anfang nächſter Woche.
Jugendherbergen. Infolge unvorhergeſehener Schwie=
rigkeiten
findet der Lichtbildervortrag von Enno Narten über Die deut=
ſchen
Jugendherbergen und unſere Burg Ludwigſtein nicht am Donners=
tag
, ſondern am Freitag, den 2. März, abends 7½ Uhr, im Feſt=
ſaale
der Landesbaugewerkſchule, Neckarſtraße 3, ſtatt.
Von der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe
wird uns geſchrieben: Dee Vorſtand der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe
hatte am vergangenen Freitag ſeinen Ausſchuß zu einer außerordent=
lichen
Ausſchußſitzung zuſammenberufen, um diefem eine Reihe von
Vorſchlägen zu machen, durch die die mißlichen Verhältniſſe der Kaſſ=
beſeitigt
und dieſe ſaniert ſverden kann. Die Sitzung leitete an Stelle
des verhinderten Vorſtandes des Ausſchuſſes, Herrn Fabrikdirektor May,
Herr Zimmermeiſter Haury. Der Vorſitzende des Vorſtandes, Herr
Knoblauch, gab einleitend der Hoffnung Ausdruck, daß die Vor=
ſchläge
der Verwaltung Anwahme finden würden. Die Sitzung konnte
ſich um deswillen recht kurz geſtalten, als die Vertreter der Herren
Arbeitgeber und der Arbeitnehmer geſonderte Vorbeſprechungen ab=
gehalten
hatten. Der Vorſtand war mit dem Anſinnen an den Ausſchuß
herangetreten, einer Beitragserhöhung auf 10 Prozent des Grundlohns
zuzuſtimmen. Die Herren Arbeitgebeu glaubten urſprünglich, nur einer
Beitragserhöhung von 8 auf 9 Prozent zuſtimmen zu können, während
die Arbeitwehmer ſich den Notwendigkeiten nicht verſchloſſen und bereit
waren, eine Beitragserhöhung auf 10 Prozent zu genehmigen. In einer
nochnnaligen Vorbeſprechung, die kurz vor der Ausſchußſitzung ſtattfand,
kamen jedoch auch die Arbeitgeben zu der Ueberzeugung, daß, wenn die
Kaſſe wirklich ſaniert werden ſolle, man mit einem Beitag von unter
10 Prozent nicht auskomen könne. Von dieſem Reſultat gab der Vor=
ſitzende
Herr Haury Kenntnis, was allgemein um deswillen freudig
begrüßt wurde, weil es einſtimmig zuſtande kam. Der Vorſitzende des
Verſtandes Herr Knoblauch dankte in einigen kurzen Worten dem Aus=
ſchuß
für das Vertrauen, das in dieſer einmitigen Zuſtimmung für den
Vorſtand und nicht zuletzt für die Verwaltung liege. Er nahm Ver=
anlaſſung
, in dieſem Zuſammenhange gegen die Eingeſandts, die ſich in
den letzten Tagen in einzelnen Tageszeitungen befanden, und deren
Tendenz inmer darauf zugeſchnitten war, daß bei der Verwaltung der
Ortskrankenkaſſe Mißſtände beſtänden, Einſpruch zu erheben. Derartige
Eingeſandts, die in der Regel von Leuten ſtammen, die alle Urſache
haben, ihren Namen nicht zu nennen, ſeien nicht geeignet, in der gegen=
wärtigen
ſchweren Zeit beruhigend zu wirken, vielmehr trügen ſie gerade=
zu
eine hetzexiſche Tendenz in ſich, die nur allzu leicht die Motive er=
kennen
laſſe. Er ſtelle feſt, daß die Verwaltung alles Mögliche getan
habe, um die Beiträge ſo niedrig als möglich halten zu können; allein
die Verhältniſſe ſeien ſtärker als der Wille der Veuwaltung. Während
der größte Teil der heſſiſchen größeren Ortskrankenkaſſen längſt ſchon
9 und 10 Prozent Beitrag erheben, hat die Ortskrankenkaſſe Darmſtadt
noch bis zum 31. Dezember nur 7½ Prozent erhoben. Dabei ſchmeidet
die Kaſſe auch nicht ſchlecht ab, wvenn man die Frage der Mehrleiſtungen
prüft. Auch in dieſer Hinſicht könne ſich die Kaſſe wohl ſehen laſſen,
und die Verwaltung wie der Vorſtand können uf dieſe günſtigen
Reſultate ſtolz ſein.
In dieſem Zuſammenhange ſeien einige Bemerkungen geſtattet:
n in den letzten Wochen allerlei Schwierigkeiten entſtanden ſind, ſo
t das darauf zurückzuführen, daß an die Kaſſen und nicht nur an
die Darmſtädter Ortskraneknkaſſe Anforderungen geſtellt wurden,
die niemand vorausſehen konnte. So liegen bereits für den Monat
Januar Forderungen der Aerzte in Höhe von rund 10 Millionen
Mark vor, während die Geſamtausgaben für ärztliche Behandlung im
ganzen Jahre 1922 rund 21 Millionen Mk. betrugen. Auch di
übrigen Ausgaben ſind ſprunghaft in die Höhe gegangen; ſelbſtverſtänd=
lich
auch die Verwaltungskoſten. Es iſt aber nicht ſo, wie vielfach be=
hauptet
ward, daß dieſe in ſchreiendem Mißverhältnis zu den andenen
Ausgaben ſtehen. Während die Ausgaben für ärztliche Behandlung
rund 40 Prozent für das Jahr 1922 betrugen, belaufen ſich die perſön=
lichen
Verwaltungskoſten im gleichen Zeitraum auf 17,32 Prozent. Das
iſt ein Reſultat, bei dem man getviß nicht von Mißwirtſchaft veden kann.
Die Ausgaben für Krankengeld beliefen ſich 1922 auf rund 10,5 Mil=
lionen
Mcrk, rund 19 Proz, der Reineinnahmen. Letztere ſtehen offen=
ſichtlich
im Mißverhältnis zu der gegenwärtigen Teuerung und ſchweren
Zeit, hat aber ſeine Urſache in der Weigerung des Reichstags und der
Reichsregierung, in der Frage der Feſtſetzung der Grundlöhne, den ſeit=
herigen
, ſich als falſch erwieſenen Weg, zu vevlaſſen. Gegenwärtig
beträgt der höchſte Grundlohn, nach dem noch die Beitxäge berechnet
werden, 3600 Mk. Man vergegenwärtige ſich, welche Folgen die Feſt=
fetzung
eines ſolch niederen Grundlohnes in ſich ſchließt. Während in
der Vorkriegszeit ein Arbeiter 56 Mark Pro Tag verdiente, der Grund=
lohn
in der Regel auf 6 Mk. feſtgelegt, und von dieſem Grundlohn ein
Beitragsſatz von 4½ Prozent erhoben wurde, verdient der Arbeiter
gegenwärtig bis zu 12000 und 13 000 Mk. pro Tag; ſein Beitrag wird
aber nur nach dem niederen Grundlohn von 3600 Mk. berechnet. Da=
durch
iſt erſtmalig der Verſicherte (weil ſich nach dem Grundlohn die
Krankenvente berechnet) und dann die Kaſſe geſchädigt. Wenn alſo jetzt
ein Beitrag von 10 Prozent erhoben wird, ſo entrickſtet der autbezahlte
Arbeiter im Verhältnis einen geringeren Prozentſatz ſeines Einkommens

dieſer Grundlöhne den Kaſſenorganen zu geſtatten, müſſen deshalb
wärmſte Unterſtützung finden.
Um Rückſtände in der Beitragszahlung zu vermeiden und auf der
anderen Seite zu verhüten, daß Arbeitgeber mit den den Verſicherten
abgezogenen Arbeitnehmeranteilen geſchäftlich arbeiten können, während
die Krankenkaſſe ohne Mittel iſt, nahm der Ausſchuß noch einen Sat=
zungszuſatz
an, demzufolge die Kaſſe berechtigt iſt, von Arbeitgebern
mit mehr als 50 Verſicherten Vorſchüſſe einzufordern. Weiter ſoll durch
die Satzung der Verwaltung der Kaſſe das Recht gegeben werden, ſau=
migen
Zahlungspflichtigen Verzugszinſen in Höhe des Reichsbankdis=
konts
aufzuerlegen.
Zum Schluſſe wurde noch die Frage der Krankenhauspflegeſätze be
ſprochen. Der Vorſitzende des Vorſtandes wies danauf hin, daß es der
Kaſſe beim beſten Willen bei der gegenwärtigen finanziellen Lage nict)
möglich ſei, ſämtliche Krankenhauseinweiſungen auf Koſten der Kaſſe 3
genehmigen. Es beſtehe die Eefahr, daß die Verſicherten der höhere!
Lohnſtufen in ihren Rechten geſchmälert würden, die ſtädtiſche Fürſorge
aber, durch Uebernahme der Krankenhauskoſten für die Vevſicherten der
unteren Lohnſtufen, entlaſtet würde. Das könne nicht Aufgabe de
Krankenkaſſe ſein. Man muß anerkennen, daß ſich auch die Kranken;
häuſer in ſchweren finanziellen Nöten befinden. Die Kaſſen könnkel
aber nicht über ihre Kräfte hinausgehen. Es ſei unmöglich, in Fällen
too es ſich um Mitglieder in der Stufe 1 handele, die einen täglichen Bel
trag von 6 Mk. bezahlen, dieſen Pflegekoſten im Städtiſchen Kranken
haus im Betrage von täglich 2600 Mk. von der Kaſſe aus zu gewährel
Der Ausſchuß ſtimmte den Vorſchlägen bei, und konnte Herr Haurt
die Sitzung mit Worten des Dankes beſchließen.

Wiſſen Sie den Unterſchied zwiſchen
Kernſeife und Feurio?
Feurio verbraucht ſich viel ſparſamer, ſchont
die Wäſche und verleiht ihr friſchen Duſt.
Feurio Haushaltſeife enthält 80% Fett:
Ver=inigte Beifenfabriken Ituttgart A.=G.

[ ][  ][ ]

Rummer 59.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 1. März 1923.

Seite 5.

Die 23. Hauptverſammlung
der Landwirtſchaftskammer in Darmſtadt.
Am 27. Februar hielt die Landwirtſchaftskammer ihre 2 3. Haupt=
berſammlung
ab. Der ſtellvertvetende Vorſitzende, Herr Oek.=Rat
Hahn, eröffnete die Hauptverſammlung mit herzlicher Begrüßung
der Mitglieder, der Sachverſtändigen, ſowie der Vertreter der Regie=
rung
, der Herren Präſident Uebel, Miniſterialvat Müller und Ober=
zegierungsrat
Becker, dabei bemerkend, daß infolge der Verbehrsſtörung
in Rheinheſſen bedauerlicherweiſe eine Anzahl der rheinheſſiſchen Mit=
glieder
der Sitzung nicht beiwohnen konnten.
Herr Präſident Uebel gibt Kenntnis davon, daß die von der
Landwirtſchaftskammer für die Jahre 1922 und 1923 nachgeforderten
Staatszuſchüiſſe in Höhe von rund 3,5 Millionen Mk. von dem Finanz=
ausſchuß
des Landtags einſtimmig genehmigt wurden und ſongch der
Jörderung der techniſchen Maßnahmen der Lamdwirtſchaftskammer zur
Verfügung ſtehen. Außerdem gibt derſelbe. Mitteilung, daß es den
Bewühungen der heſſiſchen Regierung gelungen iſt, bei der Reichsregie=
rung
eine erhebliche Herabminderung des Getreide=Umlageſolls des letzten
Wirtſchaftsjahres herbeizuführen.
Nach Erſtattung einiger Mitteilungen über die Geſchäftsführung
der Landwirtſchaftskammer wurde dem Antrag des Vorſtandes, daß für
das Jahr 1923 der letztmalig beſchloſſene Ausſchlag der Umlage für 1922
um den ſechsfachen Betrag erhöht und der alsbaldige Einzug, vor=
behaltlich
der ſpäteven Aufſtellung des Voranſchlags für das Jahr 1923
veranlaßt wird, einſtimmig zugeſtimmt.
Ferner wurbe dem Antrag des Vorſtandes auf Abänderung der
Beſtimmung dev Satzung zur Verſicherung der Weidetiere inſofern ſtatt=
gegeben
, als die Landwirtſchaftskammerausſchüiſſe zu den Verſicherungs=
pramien
keine Zuſchüſſe mehr zu leiſten haben, vielmehr die Verſiche=
rungsprämien
ganz von dem die Weide beſchickenden Tiereigentümern
zu zahlen ſind.
Bezüglich der Durchflihrung der Getreibewirtſchaft für 1923 lehnt
die Hauptverſammlung der Landwirtſchaftskammer in Uebereinſtim=
mung
mnit den ſüddeutſchen Landwirtſchaftskammern den vom preußiſchen
Landwirtſchaftsminiſterium ausgearbeitehen Geſetzentwurf, betreffend die
Regelung des Verkehrs mit Getreide aus der Ernte 1923, einſtimmig ab.
Nur die Schaffung der freien Wirtſchaft, auch auf dem Gebiete des Ge=
treideverbehrs
kann eine Sicherſtellung der Brotverſorgung gewähr=
leiſten
. Der vorgelegte Geſetzentwurf bringt im Gegenfatz zu den Aus=
führungen
in der Begründung nicht die freie Wirtſchaft, ſondern ſchafft
vielmehr in der Düngerverſorgung eine erweiterte Zwangswirtſchaft.
Im Verkehr mit Getreide würden die Landwirte in Zukunft mehr ge=
bunden
ſein wie ſeither, insbeſondere nachdem der Entwurf im Gegen=
ſatz
zu der Getreideumlage des Jahres 19
die Aufbringung don
Millionen Tonnen Getreide fordert. Die im Entwurf vorgeſehene Art
der Gewährung von Dünger gegen Getreide ſchädigt beſonders die Be=
triebe
in höheren Lagen und auf geringen Böden mit durchſchnittlich
niederen Getreideerträgen. Sie macht es ferner Betrieben dieſer Art
unmöglich, ſich die für die Führung der Wirtſchaft erforderlichen Be=
triebsmittel
zu beſchaffen. Die Schaffung eines Stickſtoffmonopols
wie es im Geſetzentwurf vorgeſehen iſt, macht es den Wirtſchaften mit
ausgedebutem Futter= und Hackfruchtbau unmöglich, die erforderlichen
Stichſtoffdüingemittel im freien Verkehr zu erhalten.
In Verbindung mit dieſer Stellungnahme findet guch ein Antrag
bes Herrn Oek.=Rat Korell und Genoſſen, der die vollſtändige Be=
ſeitigung
der einſeitigen Zwangswirtſchaft für landwwirtſchaftliche Pro=
dukte
fordert, einſtimmige Annahme.
Ein Autrag des Mitgliedes Herrn Schneider und Konſorten:
Die Landwirtſchaftskammer wolle Einſpruch gegen die fortwährende Er=
höhung
der Stickſtoffdütngemittelpreiſe erheben und die heſſiſche Regie=
rung
bitten, bei der Reichsregienung da auf hizuwirken, daß ſich die
Preife für Stickſtoffdüügemittel in den Grenzen halten, die überhaupt
noch die Anwendung des Stickſtoffdüngers ermöglichen, findet einſtim=
mige
Annahme.
Mitglied Herr Oek.=Rat Breidenbach ſchließt ſich den Beſchwer=
den
über die zu hohen Düngerpreiſe an und beſpricht ferner den Mangel
an Arbeitskräften für die Landwirtſchaft.
Ferner wird dem Antrag des Herrn Mogk und Konſorten: Die
Landwirtſchaftskammer wolle bei der Regierung dahin vorſtellig werden,
daß beim Ankauf von Hengſten für das Landgeſtüt ein landwirtſchaft=
licher
Sachverſtändiger zugezogen wird, zugeſtimmt. Bei dieſer Ge
legenheit entwickelte ſich eine ergiebige Ausſprache über die Art der Auf
bringung der für 1923 vorgeſchlagenen Deckgelder.
Mitglied Herr Dek.=Raz Korell fragt an, ob der Landwirtſchafts=
kammer
amtlich etwas darüber bekannt geworden ſei, daß die in den
Tageszeitungen verbreitete Nachricht, wonach die Friſt zur Abgabe der
Umſatz=, fowie Einkommenſteueverklärung bis zum 31. März d. Js ver=
längert
worden ſei, richtig gehe. Eime beſtimmte Auskunft konnte in
dieſer Hinſicht nicht gegeben werden. Wenn auch eine den Notizen eut=
ſprechends
amtliche Mitteilung über die Verlängerung der Zeichnungs=
friſt
bis zum 31. März 1923 noch nicht ergangen iſt, ſo darf, da es ſich
bei der Mitteilung der Zeitſchriften um ſolche amtlicher Natur aus
Berlin handelt, angenommen werden, daß eine Verlängerung der Zeich=
nungsfriſt
für die Zuangsanleihe bis zum 31. März tatſächlich arfolgt iſt.
Der Generaldirektor Herr Oek.=Rat Dr. Haman gedachte in
kurzen Worten nochmals des im neu beſetzten Gebiete, insbeſondere an
der Ruhr geführton Freiheitskampfes unſerer dortigen Brüder und
fordert die Mitglieder auf, in den Kreiſen der Landwirte für eine mög=
lichſt
umfangreiche Aufbringung von Nahrungsmitteln und Geldſpenden
für die Ruhrhilfe bemüht zu ſein.
Hiermit war die Tagesoudnung erſchöpft und ſchloß der Vorſitzende
mit Worten des Dankes an die Mitglieder, Sachverſtändigen und Regie=
ungsvertreter
um halb 3 Uhr die Hauptverſammlung
Aus den Parteien.
Landesausſchuß für Handel, Handwerk und Ge
wverbe der Deutſchen Volkspartei Heſſens. Am
Sonntag, den 25. Februar, fand in Darmſtadt eine Tagung der Deut=
ſchen
Volkspartei ſtatt, die mit Ausnahme des durch die Beſetzung
vom Bahnverkehr abgeſchnittenen Gebietes, aus allen Teilen Heſſens und
den Kreiſen von Handel, Handwerk und Gewerbe gut beſucht war. Nach
längerer Ausſprache wurde die Bildung eines Landesausſchuſſes für
Handel und Gewerbe beim Landesderband Heſſen der Deutſchen Volks=
partei
beſchloſſen, und der äußere Rahmen der Organiſation geſchaffen.
Ein Entwurf von Richtlinien, der vorlag, wurde angenommen. Erſter
Vorſitzender iſt Kaufmann Jakob Nohl, Darmſtadt, zweiter Vorſitzender
iſt Fabrikant Chr. Scholz, Mainz, dritter Vorſitzender iſt Zimmermeiſter
Jean Füller, Friedberg. Seine praktiſche Arbeit, die Vermittlung von
Wünſchen der in Frage kommenden Berufsſtände bei allen Inſtanzen
der Partei, hat der neue Ausſchuß bereits aufgenommen.
Ruhrſpende.
Die indiſchen Studenten an der Techniſchen
Hochſchule haben der Tagblatt=Sammlung für das Deutſche
Volksopfer den Betrag von 400 000 Mark überwieſen mit dem
ausdrücklichen Hinweis darauf, daß ſie mit dieſer Sammlung
ihre Sympathie für den deutſchen Abwehrkampf an der Ruhr
zum Ausdruck bringen wollten.

Eberſtadt, 28. Febr. Holzverſteigerung. Bei
letzten hieſigen Holzverſteigerung kamen 2 Meter Stockholz auf 60 bis

der

80 000 Mk. und Buchenknüppelholz bis zu 140000 Mk.
Waldmichelbach, 28. Febr. Großfeuer brach in der vorletzten
Nacht bei dem Kaufmayn Georg Helfrich, Ludwigſtraße, aus. Das
Feuer wurde gegen halb 3 Uhr in der Frühe bemerkt. Die Feuervehr
konnte ſich nur darauf beſchränken, die umliegenden Gebäude zu ſchützen,
während der Pferdeſtall des Kaufmanns H. bis auf die Mauern nieder=
brannte
. Die beiden Pferde, ſowie eine große Menge Futter fielen
dem Feuer ebenfalls zum Opfer. Die Tiere waren nicht verſichert. Je=
demfalls
iſt das Feuer infolge Kurzſchluß entſtanden.
th. Langen, 27. Febr. Verkehrskontrolle. Die Franzoſen
haben die Verkehrskontrolle wegen eines Ueberfalles Jugendlicher auf
den einſam in ſeinem Schilderhäuschen auf der Landſtraße ſtehenden
Poſten nunmehr in die Mitte des Ortes verlegt, wo an der Straßen=
kreuzung
in der Nähe des Uhrtürmchens ein Schlagbaum errichtet iſt.
Die aus mehreren Mann beſtehende Beſatzung liegt in einm Sälchen
der Frankfurter Bierhalle‟. Der von den Franzoſen beſchlagnahmte
Güterzug ſteht immer noch auf einem Nebengleis des Bahnhofes. Wie
verlautet, ſollen die Strohſendungen und die Kohlenwaggons von der
Stadt Langen angekauft werden und dorr Verwendung finden.
Mainz, 28. Febr. In dem großen Materialraum im Erdgeſchoß
des hieſigen, von den Franzoſen beſetzten Hauptbahnhofs brach
heute früh aus bisher unbekannter Urſache ein Brand aus. Bei der
Ankunft der Berufsfeuerwehr ſtand bereits der ganze Raum in hellen
Flammen. Bei der Bekämpfung des Feuers hatte die Feuerwehr unter
ſtarker Qualmentwicklung zu leiden. Es erfolgten fortgeſetzt Karbid=
exploſionen
. Der Brand war nach eineinhalbſtündiger angſtrengter Ar=
beit
gelöſcht. Der Schaden läßt ſich unter den augenblicklichen Ver=
hältniſſen
noch nicht überſehen, iſt jedoch zweifellos erheblich. Zu
unſerer Meldung über die Beſchlagnahme von Kors im Main=
zer
Gaswerk durch die Franzoſen erfahren wir noch, daß die Beſatzungs=
behörde
insgeſamt 500 Tonnen Koks beſchlagnahmt hat. Das Städtiſche
Gaswerk leidet ſtark an Kohlenmangel. Das Werk beſitzt nur noch für
wenige Tage die notwendige Feuerung.
Eichelsdorf, 26. Febr. Dorfkirchenvorſtehertagung.
Heute fand hier unter der Leitung des Ortsgeiſtlichen Dekan Scriba
der zweite Oberheſſiſche Dorfkirchenvorſtehertag mit etwa 80 Kirchen=
vorſtehern
und 20 Geiſtlichen ſtatt. Thema war: Die Kirche und die
Jugend‟. Als Redner waren gewonnen: Pfarrer Page=Undenheim,
der unter großen Schwierigkeiten aus dem beſetzten Gebiet gekommen
war, und als Laie und Kirchenvorſteher Buchhändler Sonnen=
ſchein
=Marburg, der ſeine Tätigkeit im preußiſchen Landtag unter=
brochen
hatte und von Berlin eigens zur Teilnahme an der Tagung her=
beigeeilt
war. Beide Redner fanden begeiſterte Zuhörer, der erſtere
durch ſeine Friſche und packende Rede, der andere durch ſeine aus tiefer
Frömmigkeit kommenden warmen Ausführungen. Beide Redner beton=
ten
die Notwendigkeit der Arbeit an der Jugend und riefen mit hei=
ligem
Ernſt zu ſolcher Arbeit auf; erſterer zeigte aus ſeiner reichen Er=
fahrung
Wege ſolcher Jugendarbeit. Die Ausſprache, an der ſich leider
nur wenig Laien beteiligten, ging hauptſächlich auf die meiſt ſehr ſchwie=
rige
Raumfrage und als größtes Hemmnis der Jugendarbeit in hieſiger
Gegend auf die Spinnſtubenfrage ein. Die Gemeinde beteiligte ſich, ſo=
weit
es die Fabrikarbeit zuließ, trotz des Werktags vollzählig an dem
Gottensdienſt, mit dem die Tagung eröffnet wurde, und in dem fnr den
erkrankten vorgeſehenen Prediger Pfarrer Dittmar=Hauſen eine
tiefgegründete ernſte Predigt hielt. Der Tag vorher, ein Sonntag,
war der Gemeinde gewidmet. Pfarrer Page predigte am Vormittag
eindringlich und packend, der Familienabend, der als Elternabend aus=
geſtaltet
war, war ſo beſucht, daß in dem größten Saale kein Apfel zur
Erde fallen konnte. Ueber die Frage: Eltern, kennt ihr eure Pflicht?
redeten die beiden Gaſtredner Sonnenſchein als Vater über die Er=
ziehung
der Kinder, Pfarrer Page über die der heranwachſenden Ju=
gend
. Die Sammlung freiwilliger Gaben bei den Veranſtaltungen er=
gab
die ſtattliche Summe von nahezu 23 000 Mark. Der noch vorgeſehene
Vortrag von Pfarrer Weidner=Oberlais über den wichtigen Gegenſtand:
Wie erziehen wir unſere Gemeinden zu zeitgemäßen Liebesgaben?
mußte wegen vorgerückter Zeit ausfallen. Rühmend hervorzuheben iſt
die Gaſtfreundſchaft des Dorfes, die allen auswärtigen Teilnehmern ge=
währt
wurde. Der Verlauf der Tagung, die allenthalben einen tiefen
Eindruck hinterließ, hat bewieſen, daß Zuſammenkünfte der berufenen
Vertreter der Kirchengemeinden ein Bedürfnis und eine Notwendigkeit
ſind und in allen Teilen Heſſens eingeführt werden ſollten.

Reich und Ausland.
Viehwucher.
Schwetzingen. Der Viehhändler Moritz Kahn wurde von der
Gendarmerie verhaftet, weil er einen Farren, den er in Reilingen mit
760 000 Mark erſteigert hatte, ſofort für 1 120000 Mark weiterverkauft
hat. Bei der Verſteigerung eines Farren im Gewicht von rund 17
Zentnern in Biengen (Amt Freiburg) gaben ſich drei Metzgermeiſter aus
Freiburg Mühe, den Farren zum Schlachten für Freiburg zu erſteigern
tvährend ihn der Viehhändler B. zu Handelszwecken kaufen wollte. Als
der Viehhändler B. erklärte, er ſteigere bis auf 4 Millionen Mark, einig=
ten
ſich die Händler dahin, daß ſie den Freiburger Metzgermeiſtern keine
Konkurrenz machen würden, wenn jeder 125 000 Mark erhalte.
Eine Brandſtifterin.
Waldshut. Eine Brandſtifterin, die Ehefrau des Ernſt Zim=
mermann
von Rechberg, hatte in der Unterſuchungshaft das Geſtändnis
abgelegt, daß ſie nicht nur den letzten Brand in Rechberg verurſacht, ſon=
dern
auch ihr eigenes Anweſen angezündet habe. Dem erſten Brand
fielen noch zwei Nachbarhäuſer zum Opfer.
Beim Aufſpringen auf den fahrenden Zug tödlich verunglückt.
Frankenthal. Die leidige Unſitte, auf fahrende Züge aufzu=
ſpringen
, hat ſchon wieder ein Todesopfer gefordert. Als der 48 Jahre
alte Fabrikarbeiter Jakob Eger aus Frankenthal auf den nach Ludwigs=
hafen
fahrenden Lokalzug ſpringen wollte, kam er zu Fall und geriet
unter die Räder; er erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß er bald nach dem
Unfall ſtarb.
Eine 13jährige Diebin.
Ludwigshafen. Ein 13jähriges Mädchen, dem ein Reiſender
am Lokalbahnhof ſeinen Ruckſack mit Leibwäſche uſw. zum Aafpaſſen
übergeben hatte, verſchwand unter Mitnahme des Ruckſacks. Die Diebin
konnte noch nicht ermittelt werden.
Einbruchsdiebſtahl in einer Schuhfabrik.
Kirchheimbolanden. Bei einem Einbruch in die Schuh=
fabrik
Hoblitz u. Waltgenbach wurden Schuhſvaren im Werte von über
einer Million Mark geſtohlen.
Großfeuer infolge Kurzſchluß.
Bubenheim. Infolge Kurzſchluß brannten zwei Scheunen und
der Stall der Landwirte Jakob Kiſſinger und David Oßwald nieder.
Diebſtahl in einem Juſtizgebäude.
Zweibrücken. Ein frecher Diebſtahl wurde in dem Zweibrücker
Juſtizgebäude verübt, wo von noch nicht ermittelten Tätern in dem
Keller zwei Waſſerleitungshähne aus Meſſing geſtohlen wurden, ſodaß
das Waſſer aus den Röhren lief. Der Schaden wurde zwar bald be=
merkt
, der Dieb war jedoch inzwiſchen entkommen.

Spiel, Sport und Turnen.
Durn= und Sportwerbefeſt im großen Haus.
Wie die Woogsplatz=Turngemeinde, ſo werden auch die Turngeſell=
ſchaft
und die Turngemeinde Beſſungen recht wirkungsvoll vertreten
ſein und das Geſamtbild der vielſeitigen Turnerei trefflich ergänzen.
Beſſungen bringt unter Rühls Leitung hauptſächlich Freiübungen und
zwar ſowohl der Turner und Turnerinnen, als auch der Schüler und
Schülerinnen. Für die Turngeſellſchaft tritt deren beſtens bewährte
erſte Turnerriege mit Barren auf die Bühne und die Turnerinnen
führen ein Keulenſchwingen vor, das ſo recht neben den noch folgenden
Charaktertänzen die anmutige Körperhaltung der geübten Turnerinnen
und Sportlerinnen heuvortreten läßt. Der Kartenvorverkauf zui
dem Sportwerbefeſt iſt ein ſehr guter, ſo daß mit einem ausverkauften
Haus zu rechnen iſt.
t. Vom Berliner 6 Tagerennen. Nachdem der geſtrige
Vormittag ohne beſondere Ereigniſſe verlaufen war, erfolgten um
3 Uhr die üblichen Wertungsſpurts. Adolf Huſchke zeigte ſich in blen=
dender
Form. Von den 5 Spurts gewann er allein drei, während
ſein Bruder Richard einmal im zweiten Spurt den vierten Platz be=
legen
konnte. Das Einzelergebnis der Nachmittagswertung war fol=
gendermaßen
: 1 Spurt: Erſter Adolf Huſchke, Zweiter Heußler, Drit=
ter
Bauer, Vierter Aberger. 2. Spurt: Erſter Krupkat, Zweiter Tietz,
Dritter Techmer und Vierter Richard Huſchke. 3. Spurt: Erſter Adolf
Huſchke, Zweiter Schreffeld, Dritter Aberger, Vierter Hahn. 4. Spurt:
Erſter Tietz, Zweiter Techmer, Dvitter Wittig, Vierter Krupkat,
Spurt: Erſter Adolf Huſchke, Zweiter Bauer, Dritter Hahn und
Vierter Aberger. Jenſſer gab in der 90. Stunde auf. Sein Partner
Meinert fährt als Erſatzmann weiter. Nach der 90. Stunde waren
688,5 Kilometer zurückgelegt. Der Stand des Rennens nach der Nach=
mittagswertung
iſt folgender: Bauer-Tietz 178 Punkte, Hahn- Krup=
kat
151 Punkte, Gebrüder Huſchke 131 Punkte, StellbringHeußler
52 Punkte, Schreffeld 40 Punkte, Mantey-Behrendt 15 Punkte, Wit=
tig
-Kohl 14 Punkte. Eine Runde zurück: TechmerAberger 12
Punkte, Pawke 1 Punkt.
Geſtern, am vierten Tag des Rennens, iſt endlich der ſo lang er=
wartete
Vorſtoß erfolgt., Kurz nach 8 Uhr abends ſetzte ein von
Adolf Huſchke eingeleiteter Vorſtoß ein, in deſſen Verlauf ſich eine
wilde Jagd entſpann. Die zurückliegenden Fahrer konnten nur mit
allem Kraftaufwand dem Tempo folgen. Nach einer ungefähr 10
Runden wilden Jagd hatten ſchließlich die vier an der Spitze liegenden
Paare, Gebrüder Huſchke, BauerTietz, AbergerTechmer und Krup=
kat
Hahn das Feld überrundet. Die Mannſchaften Aberger und
Techmer ſind durch dieſen Rundgewinn nunmehr an vierter Stelle.
Der Stand des Rennens nach dieſer Ueberrundung iſt folgender:
Spitzengruppe: Bauer-Tietz, Kripkat-Hahn, Gebrüder Huſchke. Eine
Runde zurück AbergerTechmer, Wittig-Kohl, Mamteh-Behrendt,
HeußlerStellbring und Schreffeld-Magnuſſen. Zwei Runden zurück
Pawke-Kuſchkow. Erſatzmann Neinas. Schon lange vor Beginn der
10=Uhr=Wertung war das Haus überfüllt, ſo daß der Sportpalaſt von
außen polizeilich geſperrt werden mußte. Von den 5 Spurts gewan=
nen
: Adolf Huſchke 3, Richard Huſchke 1. Das Einzelergebnis der
Wertungsſpurts iſt folgendes: 1. Spurt: Erſter Adolf Huſchke Zweiter
Aberger, Dritter Hahn, Vierter Bauer. 2. Spurt: Erſter Tietz, Zwei=
ter
Schreffeld. Dritter Krupkat, Vierter Techmer. 3. Spurt: Erſter
Adolf Huſchke, Zweiter Hahn, Drittr Aberger, Vierter Bauer. 4.
Spurt: Erſter Richard, Huſchke, Zweiter Krupkat, Dritter Techmer,
Vierter Schreffeld. 5. Spurt: Erſter Adolf Huſchke, Zweiter Aberger,
Dritter Bauer und Vierter Stellbring. Der Stand des Rennens
nach den Wertungsſpurts iſt folgender: Bauer-Tietz 190 Punkte,
KrupkatHahn 163 Punkte, Gebrüder Huſchke 155 Punkte. Eine
Runde zurück: AbergerTechmer 103 Punkte, HeußlerStellbring 53
Punkte, Schreffeld-Magnuſſen 45 Punkte, Mantey-Behrendt 15
Punkte, Wittig-Kohl 14 Punkte, 2 Runden zurück: Pawke 2 Punkte.
Erſatzmann Neinas. Nach der 97. Stunde waren insgeſamt 2933,2
Kilometer zurückgelegt.

das altbewährte Kräftigungsmittel
für Körper und Nerven iſt in allen
Apokheken und Drogerien erhältlich.

Gottesdienſt der iſrgelitiſchen Religionsgemeinde
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Donnerstag, den 1. März. Vorabendgottesdienſt, Purim,
6 Uhr 45 Min. Predigt,
Freitag, den 2. März, Morgengottesdienſt 7 Uhr. Sabbat=
anfang
6 Uhr.
Samstag, den 3. März, Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min,
Sabbatausgang 6 Uhr 65 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der Oſugelit. Religionsgeſellſchaft.
Purim.
Donnerstag, den 1. März. Nachm. 6 Uhr.
Freitag, den 2. März. Morgens 6 Uhr 15 Min.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 2. März.
Wir haben auch worgen mit böigem Weſtwind und Regen zu
rechnen. Das Tief über der Nordſce behält vorläufig noch Einfluß auf
unſer Wetteu, doch iſt mit einer leichten Beſſerung zu rechnen.

Tageskalender.
Landestheater Großes Haus. Anfang 7 Uhr Ende 9½ Uhr
(C 17. Schauſpielmiete & 9): Minna von Barnhelm oder Das
Soldctenglück. Kleies Haus, Anfang 7 Uhr (Zuſatzmiete V 7.
Schülermiete grün 8): Die beiden Schützen, Konzert der
Müllerſchen Mädchenklaſſe=Langen um 7½ Uhr im
Städtiſchen Saalbau. Vereinigung früherev Leibgar=
diſten
: Hauptverſammlung abends 8 Uhr im Reſtaupant Sitte.
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovor=
ſtellungen
.
Verſteigerungskalender. Freitag, 2. März.
Nutzholzverſteigerung vorm. 9½ Uhr in Ober=Ramſtadt
(Forſtort Hamböhl). Zuſammenkunft auf der Kreisſtuaße Nieder=
ModauFrankenhauſen, am Eingang Forſtort Hainböhl.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 10 Seiten.

Familiennachrichten

Uoserem Werner wurde
Sonntag ein Schwester-
*
chen geboren.
Max Simon und Frau
Bettina, geb. Nauheim
Frankfurt a. M., 25. Februar 1923
Kettenhofweg 101
(1694

Dankſagung.
Allen denjenigen, die innigen
Anteil nahmen an dem uns ſo
ſchwer betroffenen Verluſt und eben=
ſo
Herrn Pfarrer Wagner für ſeine
troſtreichen Worte, ſagen wir auf
dieſem Wege unſeren herzl. Dank.
Fritz Keutel
Eliſabeth Weidmann
1689

Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meinen geliebten Mann,
unſeren treuen Vater, Großvater
und Schwager
Oberbahnaſſiſtent i. R.

im 81. Lebensjahr in die Ewig=
keit
abzurufen.
Um ſtille Teilnahme bitten
Darmſtadt, 27 Februar 1923
Nameng
der trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelmine Beringer
geb. Würtenberger
Hermann Beringer, Pfarrer.
Beerdigung Samstag nachmittag
2½ Uhr auf dem Friedhof an der
Nieder=Rainſtädter Straße.
Plumenſpenden und Be
zeugungen bittet man a.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme bei dem Hinſchei=
den
meines unvergeßlichen Gatten,
unſeres guten Vaters ſagen wir
Allen innigen Dank.
Familie Sinn
Pallaswieſenſtr. 35.
45763)

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe der Teil=
nahme
bei dem uns betroffenen
ſchweren Verluſte ſagen wir herz=
(*5720
lichſten Dank.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Heinrich Ehrhardt
Obertelegraphen=Sekretär a. D.

Zinkbadewanne
u. Nähngſchine abzug.
F. Lepper, Grafenſtr. 31. /

Verkäufe

Piano
mit Stuhl, kreuz
ſaitig (Friedensware),
faſt neu, billig zu
verk., evtl. zu tauſch
mit Perſerteppich
d. Brillantſchmuck
Mühlſtr. 10, I. (*5722

Ein Poſten gebr.
Gartenſtühle
abzug. Ang. u. S 105
an die Geſchſt. /*5717

ca. G cbmn
ab Lager geg. Höchſt=
gebot
ſofort zu ver=
kaufen
. Angeb. unt.
S 92 an die Ge=
ſchäftsſtelle
d8, Bl.
erbeten.
(1681

Schreibmaſchine
amerik. (Remington)
abzug., desgl. groß
Büroſchrank
ca. 260 X 270cm. Näl
Geſchäftsſt. 1710

15 Verfaſſungstaler
geg. Höchſtgeb. abzug.
Angeb. unter S 44
Geſchäftsſt. (* 5553

Gartenmöbel, Wagen m.
Schlauch, Raſenmähmaſch.,
Dezimalwage, Knochen=
mühle
(Handbetr.), Brut=
maſch
. f. 50 Eier (Petrol.
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ſchiedene
Türen, 1
neues Hoftor, Trep=
pentritte
, Bretter, 1
Roeberherd, 1 Zim=
nerofen
, 1 Plattofen,
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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

Handelsbla

Die Lage der Eiſen= und Stahlwareninduſtrie
im Monat Januar.
* Vom Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebund in
Elberfeld wird uns geſchrieben: Der Monat Januar ſtand unter
dem Zeichen des geſwaltſame Eindringens der Franzoſen in das Ruhr=
gebiet
und des damit zuſammenhängenden gewaltigen Sturzes der Mark.
Wie ſich dieſe beiden Ereigniſſe auf die Lage der Eiſen= und Stahl=
wareninduſtrie
ausgewirkt haben zeigen die folgende Berichte aus den
einzelnen Bezirken:
Hagener Bezirk. Die Lage der Eiſen= und Stahlwaren=
induſtrie
des Hagener Bezirks ſtand unter dem drohenden und am 11.
Januar erfolgten Einfall der Franzoſen. Wenn auch im allgemeinen
der Auftragsbeſtand noch eine zufriedenſtellende Beſchäftigung ergab, ſo
mußten doch Arbeitseinſchränkungen infolge der unzureichenden Strom=
belieferung
und des Ausbleibens von Material vorgenommen werden.
Das Streben der Franzoſen, den Verkehr zwiſchen dem neu beſetzten
und dem unbeſetzten Gebiet völlig zu knebeln, läßt die Befürchtung auf=
kommen
, daß die Betriebe immer mehr zur Aufarbeitung ihrer Beſtände
übergehen müſſen, während ſie gleichzeitig neue Lieferungen in Hohlen
und Eiſen nicht hereinbetommen. Die Fertigwareninduſtrie des Hagener
Beziuks iſt vom Unternehmer bis zum letzten Arbeiter
entſchloſſen, im Widerſtand gegen den verträgswidrigen
Ueberfall des Induſtriegebietes alle entſtehenden Folgen auf
ſich zu nehmen.
Remſcheider und Velberter Bezirk. In der Werk=
zeug
=, Schloß=, Beſchlag= und übrigen Kleineiſeninduſtrie bes Bergiſchen
Handelskammerbezirks, iſt der Beſchäftigungsgrad noch derſelbe geblie=
ben
. Neue Aufträge gehen jedoch nur ſehr ſpärlich ein. Dieſer Rück=
gang
in Verbindung mit den gewaltig geſtiegenen Rohſtoffpreiſen, den
Löhnen und damit den erhöhten Verkaufspreiſen läßt für die Zukunft
wenig Günſtiges erhoffen. Die durch die Beſetzung des Ruhrgebietes
zu erwartenden Störungen laſſen die geſchäftliche Entwicklung völlig

unklar erſcheinen. Der Ruf nach ſofortigem Abbau der Außenhandels=
kontrolle
und der Ausfuhrabgaben wird immer dringlicher erhoben.
Schmalkalder Bezirk. Mit Sorge iſt die Schmalkalder
Induſtrie in den Monat Januar und das neue Jahr eingetreten, mit

gebiets, erheblich verſchlechtert, dazu kommt noch der räuberiſche Einfall
der Franzoſen! Es herrſchen trübe Ausſichten für Aufträge und die
Materialbelieferung und eine Unſicherheit in jeder Beziehung. Vor=
läufig
wird noch in der Mehrzahl der Betriebe des Kreiſes voll gear=
beitet
. Der entſetzliche Sturz der Mark hat zum Teil eine Vermehrung
der Nachfrage durch das Ausland gebracht. Aber wie lange wird dieſe
Scheinkonjunktur dauern? Die Materialverſorgung iſt bis zur Stunde
hier noch uormal geblieben.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Fraukfurter Hof=A. G. in Frankfurt a. M. Die Ge=
ſellſchaft
beantragt Kavitalserhöhung um 8 auf 18 Millionen Mark
Stammaktien mit Dividendenberechtigung ab 1. Januar 1923. Das
Stimrecht der beſtehenden 800 000 Vorzugsaktien ſoll vom ſiebenfachen
auf das 15fache erhöht werden. Die außerordentliche Generalverſamm=
lung
wird auf den 23. März einberufen.
* Voltohm, Seil= und Kabelwerke, Frankfurt a. M.
Die außerordentliche Generalverſammlung beſchloß, wieder 35 Prozent
Dividende zu verteilen, außerdem erhält jede Aktie einen Genußſchein,
der jelveils die halbe Stammaktiendividende erhält, und der früheſtens
1925 mit 500 Mk. zurückgezahlt werden konn. Das Aktienkapital wird
um 10 Millionen auf 20 Millionen Mark erhöht. Es werden 0,5 Mill.
Mark Vorzugsaktien und 9,5 Mill. Mark Stammaktien ausgegeben.
Erſtere werden den Vorzugsaktionären 2: 1 zu 400 Prozent angeboten,
die Stammaktien gehen zu 400 Prozent an ein unter der Führung des
Vankhauſes L. u. E. Wertheimber in Frankfurt a. M. ſtehendes Kon=
ſortium
, mit der Verpflichtung, den Aktionären auf 2 alte Aktien eine
neue Aktie zu 415 Prozent anzubieten. Die Vorzugsaktionäre, die zwei
alte Stammaktien zur Abſtemrelung einreichen, erhalten dafür eine Vor=
zugsaftie
zu 215 Prozent.,
Eine Kali= und Markanleihe in Preußen. In
Preußen wird zur Zeit die Ausgabe neuer Anleihen erwogen,
und zwar ſoll eine wertbeſtändige Kali=Anleihe, baſierend auf
dem großen Befitz des preußiſchen Staates an Kaligruben,
und eine Markanleihe ausgegeben werden. Die Anleihen ſollen jedoch
erſt nach der Zeichnung auf die Goldſchatzwechſel des Reiches zur Zeich=
nung
aufgelegt werden.
* Wiederaufnahme des Zinſendienſtes der mexi=
kaniſchen
Anleihen. Aus ausländiſchen Zeitungsnachrichten iſt
zu erſehen, daß eine mexikaniſche Abordnung mit Vertretern des inter=
nationalen
Bankenkomitees in Neu=York über Veröffentlichung eines
Aufrufs an die Anleihebeſitzer verhandelt, in dem zur Hinterlegung der
Stüicke bei den Banken aufgefordert werden ſoll. Am 1. April ſoll mit

der Aufnahme des Zinſendienſtes begonnen werden, da wan damit
rechnet, daß bis dahin die Hinterlegung, Anmeldung uſw. erledigt ſein
kann. Auch in Deutſchland ſind die nötigen Vorarbeiten bereits
getroffen. Für die rückſtändigen Zinsſcheine ſollen Scrips gegeben wer=
den
, während für den laufenden Zinſendienſt in Mexiko ein Betrag von
vorerſt 19 Millionen Goldpeſo angeſammelt worden iſt.
Warenmärkte.
w. Amtliche Notierungen der Frankfurter Ge=
treidebörſe
(alsbaldige Lieferung, Parität Frankfurt a. M.):
Weizen 9598 000 Mk., Roggen 9093800 Mk., Sommergerſte für
Brauzwecke 8690 000 Mk., Hafer inländiſcher 6275 000 Mk., Mais
Laplata, Mixed 105110 000 Mk., Weizenmehl ſüddeutſches Spezial
Null 140185 000 Mk., Roggenmehl 116125 000 Mk., Weizen= und
Roggenkleie 4550 000 Mk. Tendenz: geſchäftslos.
w. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkte
hielt die Luſtloſigkeit an. Weizen wurde billiger als geſtern verkauft.
Das zweithändige Angbot von Mehl war weniger umfangreich. Auch
Roggen gab im Preiſe etwas nach. Dasſelbe ließ ſich für Gerſte und
Hafer bei ruhigem Geſchäft feſtſtellen. Mais wurde zu niedrigeren
Preiſen abgegeben, wenn auch einiges Kaufintereſſe beſtand. Hülfen=
frichte
hatten ein ſehr geringes Geſchäft.
Börſen.
* Frankfurter Börſe vom 28. Febr. Das Geſchäft an der
heutigen Börſe war bei ſtabilen Deviſenkurſen wieder klein und ruhig.
Das Publikum ſchritt nur zögernd zu Rückkäufen, während die Speku=
lation
einige Meinungskäufe vornahm, ſo daß ſich die Haltung etwas
befeſtigen konnte. Die feſtere Grundſtimmung; beſonders für Montan=
werte
, hielt auch nachbörslich an, da man damit rechnete, daß ſich im
neuen Monat wieder größere Kaufluſt zeigen werde.
Die größten Kursſteigerungen hatten heute Montanaktien; es ge=
wannen
Buderus 3000 Prozent, Deutſch=Luxemburger 11 000 Prozent,
Gelſenkirchen 9000 Prozent, Harpener 11 000 Prozent, Lothringer Hütte
7000 Prozent, Phönix 9000 Prozent, und von Oberſchleſiern Oberbedarf
3000 Proz. Caro zirka 5000 Proz. Auch Kaliaktien waren leicht gebeſſert.
Am Chemieaktienmaukt waren die Werte des Anilinkonzerns nur
unweſentlich verändert; feſter waren Goldſchmidt um 3000 Prozent,
Scheideanſtalt um 1100 Prozent, Rütgers um 2500 Prozent. Chemiſche
Mainz waren durch das Dementi der Ausgabe von Gratisaktien kaum
beeinflußt und konnten 6000 Prozent gegen die letzte Notiz anziehen.
Am Elektromarkte waren die Kursveränderungen nur geving, weſent=
lich
feſter lagen nur Siemens u. Halske, die 12 000 Prozent geſwinnen
konnten. Die Nebenwerte des Marktes lagen ruhig und teilweiſe leicht
abgeſchrächt.
Bankaktien waren nur unweſentlich verändert; ziemlich ſchwach
lagen auch heute wieder Deutſch Ueberſee=Pankaktien, die abermals
60 000 Prozent verloren. Luxemburger Interbank verloven 5000 Proz.
Deutſche Bank, die während der Börſe leicht anziehen konnten, waren
nachbörslich höher gefragt
Am Einheitsmarkt war das Geſchäft, ſehr klein, die Kurſe zogen
hier eher etwas an. Von größeren Steigerungen ſind zu erwähnen:
Leder Rothe wieder pl. 10 000 Prozent, Eiſen Meyer pl. 8000 Prozent,
Gothaer Waggon Pl. 5000 Prozent, Füſſen Hanf pl. 4500 Prozent,
Breuer Maſchinen pl. 4500 Prozent, Emaill UUrich pl. 5900 Prozent,
Leder St. Ingbert pl. 8000 Prozent, Hilgers nach langer Pauſe wieder
notiert pl. 7000 Prozent, Faber Blei pl. 5500 Prozet, Albert Chemiſche
pl. 8000 Prozent. Bronze Schlenk, ebenfalls nach längerer Pauſe, plus
21 000 Prozent; dagegen waren abgeſchwächt u. a. Gelſenkirchen Guß
5900 Prozent, Elſ. Bad. Wolle 4000 Prozent, Erlanger Bürſten 5000
Prozent, Siemens Glas 4000 Prozent, Sinalco 4400 Prozent, Afkumu=
latoren
4000 Prozent, Allgem. Lokalbahn 4000 Prozent.
Von ausländiſchen Renten handelte man heute Ungarn zu ſtauk
ſteigenden Kurſen, und zwar Goldrente bis zirka 100 000 Prozent, Un=
garn
Kronen 1513 500 Prozent, 1910er Ungarn 25 000 Prozent. Auch
türkiſche Werte waren etwas höher gefragt. Im freien Verkehr wurde
heute Schutzgebietsanleihe lebhaft gehandelt mit 182019 000 Proz.,
der amtliche Kurs wurde 18000 Prozent.
Im freien Verkehr konnten die Kurſe leicht anziehen; man hörte
u. a.: Api 10 500 Prozent, Becker Stahl 19 000 Prozent, Becker Kohle
18 000 Prozent, Benz 1616 500 Prozent, Brown Boberi 10 000 Proz.,
Elberfelder Kupfer 1314000 Prozent, Frankfurter Handelsbank 1850
Prozent, Hanſa Lloyd 10 000 Prozent, Holſatia 758500 Prozent, Inag
1415 000 Prozent, Karſtadt 3900 Prozent, Kraftwerk Württemberg
1800 Prozent, Krügershall 2223 600 Prozent, Laſtauto 6500 Prozent,
Meher Textil 5500 Prozeut, Petroleum 34 000 Prozent, Kabel Rheydt
24 000 Prozent. Tiag 7500 Prozent, Ufa 1112 000 Prozent, Entrepriſes
110115 000 Prozent, Diamond Shares 140 000 Prozent.
w Frankfurter Abenddetiſen vom 28. Febr. Bei außer=
ordentlich
ſtillem Geſchäft hat ſich in der Preisbewegung der ausländi=
ſchen
Zahlungsmittel nur wenig verändert. Polennoten 18,7549,
Dollarnoten 22,750, London 106.500, Paris 1380, Brüffel 1190, Neu=
York 22 700, Holland 8950, Schweiz 4275.

1. März 1923 Nr. 39

w. Berliner Börſenſtimmungsbild. Das Ausbleiben
der befürchteten Diskonterhöhung und ſonſtiger Anzeichen einer Erleich=
terung
des Geldſtandes gaben Veranlaſſung zu weiteren Rückkäufen.
Bei geringem Angebot kennzeichnete ſich infolgedeſſen die Tendenz an=
fangs
als recht feſt. Da aber die Kaufaufträge vielfach nicht beſonders
hoch limitiert waren, überſchritten die Kursbeſſerungen nur verhältnis=
mäßig
ſelten 5000 Prozent, ſo bei Eſſener Steinkohlen, Gelſenkirchener,
Harpener, Phönix, Rheinſtahl, Riebeck Montan und vor allem bei Köln=
Neueſſener; ferner bei Anglo Guano. Im allgemeinen betrugen die
Erhöhungen 10003000 Prozent.
Valutapapiere ſtellten ſich durchlveg höher. Kanada Pazifik=Aktien
gewannen ſogar 55 000 Prozent. Auch ungariſche Anleihen wurden be=
deutend
höher bewertet. Ungariſche Goldrente ſtieg um 26 000 Prozent,
Ungariſche Kronenanleihe um mehr als 3000 Pvozent. Von deutſchen
Anleihen wurden wiederum Deutſche Schutzgebietsanleihe rege gehan=
delt
zu 15 000 Prozent. Bankaktien waren recht feſt. Von Schiffahrts=
aktien
ſtiegen beſonders Hamburger Paketfahrt, ferner auch Hamburg.
Südamerikaner und Rolandlinie anfehnlich. Nach Erledigung der an=
fangs
vorliegenden Kaufaufträge flaute die Lebhaftigkeit ab, wobei die
anfänglichen Gewinne nicht durchweg voll behauptet blieben.
w. Deviſenm irkt. Frankfurt a. M., 28. Februar,

Ve
88e Me
Geld
Afte Antwerpen=Brüſſel.... 1197. 1203. 1077.05 1182,05 Holland ...
. D 8917.65 8962.35 8915.15 8959.25 London ...............". 105984.35 103233 75 106766 25 Paris ................. .. 1384.05 1374,05 1389,85 Schweiz.............. . ....." 421445 3246.85 4258.15 Spanien ...
... .... 3491.25 3511.20 3528.80 Italien".
. ..... 1078.30 83.70 1062.20 1087.70 Liſſabon=Oporto ...." Dänemark 7339.10 4360.90 439. 4411. Norwegen 4987 70 0.30 4164.55 4185.45 Schweden 5997.45 5990. 6025. Helſingfors ... 601. New=York ... 22643.25 22756.75 22543.50 22656.50 Deutſch=Oſterreich (abg.). ...." 31.17 31.54 ½ 31.70 1. Budapeſt .. 7.23 7.27 7.38 7.52 Prag". 657.50 660.50 671. 674. Agram.
.. 219.45 220.55

w. Deviſenmarkt. Berlin, 28. Februar Telegr, Auszahlungen fär:

Mie
Geld Geld Amſterdam=Rotterdam ... ... Mf 5. 8067 52 Brüſſel=Antwerpen .........." 1216.95 Wit 1206.37 Au4 Chriſtiania . . .. . . . . . . .. . . .. .." 4139.62 4160.38 4179,52 4200.28 Kopenhagen ................" 438.). 4411.- 449835 4431.05 Stockholm .. . . . . . . . . . . . . . ... 6009.93 6040. 07 6309.93 6040.67 Helſingfors ...
....." 617.45 620.5 Italien. . .. ... .. ........ . .." 1034 78 1090.2 London ...................." 196483.,12 107016.83 106483.12 107016,88 New=York.
22643 25 22756.45 22513.25 22756.75 Paris.
1391.51 1393.49 1376.55 1383.45 Schweiz
4231.38 4255.62 4244.36 4265.64 Spanien
3523.16 3543.84 3528.65 3546.35 Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.). 31.77 31.93 31.77 31.93 Prag ..
... 668.32 671.68 673,68 Budapeſt
............ 7.42 7.50 7.54 Buenos=Aires .... .. .. . . .. . .." e428.97 8471.13 8428,87 8471.13 Bulgarien..
.. 129,67 130.33 130.17 130 83 Japan ....
........
Rio de Janeiro ............. 10372,75 10927.25 10872.75 1092725 2593.50 2696.50 2423.75 2596 25 Belgrad.. .
.. g216.45 217.55 220.94 223.06

Berliner Kurſe. (Eigene telegr, Meldung.)

Aktiengeſ. ſür Anilinfr.
Aſchaffenburger Zellſtoff.
Ausgb.=Nürnb. Maſch.
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Bk. f. Clektr. W. vorzu
Bismarckhütte ...
Braunkohlen=Brikett ...
Bremer Vulkan ..
Wolle..
Chem. Heyden.
Weiler
Deutſch=Atlant. Tel.,
Deutſche Maſchinen
Deutſch=Niedld. Tel..
Deutſche Erdöl ...."
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke .....
Donnersmarckhütte . . . .
Dyuamit Nobel ...."
Elberfelder Farben ....
Elektr. Lieferung ......"
R. Friſter .........
Gaggenau Vorz. ...
Gelſenk. Gußſtahl .....
Geſ. f. elektr. Untern. .
Halle Maſchinen .......
Han. Maſch.=Egeſt.. . . .

26. 2. 28. 2. 26. 2. 28. 2. 28500. 28500. Hanſa Dampfſch.. 31100. 34060. 37000. 46000. GHemoor Zement 54000. 60000. 28100. 38000. Hirſch Kupfer... 33000. 38000. 33000. 25069. Höſch Eiſen ... 1 71100. 92000. 26250. 30000. Hohenlohe Werke 23030. 29000. Kahla Porzellan .. 386300. 40000. 52000. 52000. Lindes Eismaſch. 20500. 33000. 86000. Lingel Schuh .. 9000 10100. Linke & Hofmann. 19000. 21600. 23000. 24000. L. Loewe & Co. 38000. 36500. 28030. 29000. C. Lorenz 13000. 16500. 23800. 27100. Meguin. 21600. 22000. 17000. 95000. Niederläudi ſche Kohl 52000. 60090. 16500. 17500. Nordd. Gummi 10000. 14900. 83000. 25000. Orenſtein 31500. 31500. 34000. 35500. Nathgeber Waggon 15050. 16000. 60090. 34500. r Hüttten. 26600. 21400 80009. ſitzer Zucker 25060. 38500. 22600. 26000. Rüitgerswerke 32000. 24750. 32000. 29900. Sachſenwerk. 16000. 18750. 13000. Sächſiſche Gußſtahl. 48000. 49000. 33500. IDN Siemens Glas..... 44000. 18000. 28000. 28000. Thale Eiſenhütte .... 24975. 22000. Volkſtedter Porzellan 20000. 23000. 16000. 16000.) Weſtf. Eiſen Langendreer 34000. 37000. 47500. 9000.1 Wittener Gußſtahl .... 50000. 54500. 100000 22900. Wanderer=Werke ...... 46000 50000.

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Abtien.

Frankfurter Kursbericht vom 28. Februar 1923.

Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche
5% Reichsanleihe. .. .. . . . . ..
......
......
2io
.....
1.%0 IV. und V. Schatzanweiſ.
410 H.IK.
Sparprämienanleihe ........."
O Preuß. Konſols ........."
3½270
.......
.......
4% Bad. Anl. unk. 1935.... ..
v. 1907......
2 Bahern Anleihe ........."
.........
42 Heſſen unk. 1924 ........"
..
Ja
........
4% Württemberger ......"
b) Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914
5%0 L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
4½% v. 1902.... .. ....
..
Bulgar. Tabak 1902 ....
130 Griech. Monopol
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 ..
4½2%0 Oeſt. Schatzanweiſ,, ſtfr.
b. 1914 .."
.....
470 Oeſt. Goldrente ........
4% einheitl. Rente .....
50 Num. am. Rente v. 03
4½% Goldrente v. 13.
4% am. konv. ..
4% v. 05 ..

425 Türk. (Admin.) v. 1903.
49,
(Bagdad) Ser. I
42 v. 1911, Zollanl.
Ung. Staatsr. v. 14..
Goldrente
Staatsr. v. 10....
Kronenrente ....
Außereuropäiſche.
Mexik. amort. innere
konſ. äuß. v. 99
Gold v. 04, ſtfr.
konſ. innere
Irrigationsanleihs
z Tamaulipas, Seriel .
Oblig. v. Transportanſt.
4% Eliſabethbahn ſtfr.
40o Gal. Cark Ludw.=Bahn
Oeſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
90 Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
%Neue
4% Oeſt. Staatsb. v. 1883
32 Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
9. En.

6. 2.
90.
1160.
670.
4400.
96.
89.50
301.
260.
191.
350
133.
150.
240.
149.
160.
185.
140.

4700.

8500.

16900.
6800.
9000.
42000.
28500.
29 500.
32,500.
78 000.
15 500.
11 300.

317500.

255 00

4500.
4000.
36 000
2506.
47000
42 C00.
53000.

28. 2.
19.
670.
4400.
260
360.
131.
155
220.
140.
160.
13 200.
4950.

8000.

15 900.
6300.
6030.
45 000.
31500.
33000.
35 000.
25 000.
13500.

250 000.
4500.
3730.
32500.
1600.
43000.
39

Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
20 Oeſt. Staatsb. v. 1885.
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 ...
40 Rudolfb. (Salzkammerg.)
4½% Anatolier I............
Salon Conſt. Jonction. . .
Salonique Monaſtir ..... 16250.
Tehuantepee ..........."
........
Pfandbriefe.
Frankf. Hyp.=Bank 1920...

Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
2 Mein. Hyp.=Bank 1922...
89 Pfälz. 1922...
2 Rhein. 1923 ...
verl. ..."
Südd. Boden=Cred.=Bank
München 1906 .........."
20 Heſſ. Ldhyp.=Bauk Pfdbr.
½2% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
42 Heſſ. Löhyp. Kom. Obl...
Deutſche Städte.
4%0 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
310 Darmſt. b. 1905 ......
%o Fronkfurt b. 1913 .......
b. 1903 ......"
42 Mainz. v. 1919 bis 1926..
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Banfverein ........."
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Vank .
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank .......
Disconto=Geſellſchaft . . . . .. . . .
Dresdener Bank ............
Frankfurter Bank .........."
Metallbank.
......"
Mitteldeutſche Creditbank.
Oeſterreichiſche Creditanſtalt .
Reichsbank=Ant. ......
Rhein. Creditbank.
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverein
Bergwverks=Aktien.
Berzelius
Bochumer Bergb.
Buderus.
Dt. Luremburger ....
Eſchweiler Bergwerks=Akt..
Gelſenkirchen Bergw.
Harpener Bergbau
Kaliwerke Aſchersleben
Weſteregeln.
Lothringer Hütte....
Mannesmann Nöhren..
Oberbedarf
Oberſchleſ. Eiſen (Caro)
Phönix Bergbau ...
Rhein. Stahlwerke

26. 2. 28. 2. 51000. 54800. 50 000. 50 000. 1800. 1550. 3500. 3500. 32500. 36500 17 000. 210000. 227 000. 125.
110. 100. 16. 300. 205. 240. 116. 150. Zi 100. 105. 5900. 6400. 4600. 5070. 39 000. 41000. 7600. 7600. 8800. 9500. 24 000. 25 000. 6050. 6300. 4000 4500. 12000. 12 000. 8300. 9000. 6700. 6400. 42500. 43000. 6900 6750. 7300 8150. 8100. 8100. 8800. 7500 9800. 8500. 6400 6300. 24 900. 22000. 46 000. 29000. 32 000. 53 500. 64 000. 60 000.
54 000 65 000.
63500. 113 000. 132 000 37 000. 350 0. 37 000. 39000.
49 673. 54006. 33500. 40 000. 43 000. 29 800. 31300. 50 000. 59 000. Bergwerks=Aktien (Fortſ.) 26. 2. 28. 2. Riebeck Montan.. . . . . . 100 000. Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt. 15200. 16 000. Ver. Laurahütte . . . . . . .. 36 000. 135 100. Aktien induſtr. Anternehmung. Brauereien Henninger Kempf=Stern . . . . . . 12000. 15 000. Löwenbräu München ....." 25 000. 25 100. Schöfferhof (Binding) ......." 8000. 10 500. Werger ...................." Akkumulat. Berlin .. . .. .." 40 000. 36 000. Adler & Oppenheimer .... 38 000. 41000. Adlerwerke (v. Kleher).. 11500. 10700. A. E. G. Stamm.. . . . . . . . . 16 000. 17900. Anglo=Continental=Guano ..." 137000. 136060 Aſchaffenburger Zellſtoff .... 38500. 41950 Badenia (Weinheim) .. . . . . .." 19060. 19900. Badiſche Anilin= u. Sodafabrik 35 500. 36500. Bad. Maſchf. Durlach ......." 19 750 18950. Bad. Uhrenfabr. Furtwangen 20 000. 21000. Baſt Nürnberg ............. 30 200. 30 100. Bahriſch. Spiegel .........." 35 000. Beck & Henkel Caſſel) ...... 23000. 25 000. Bergmann El. Werke ........ 32 000. 40 000. Bing. Metallwerke. . ......." 14 000. 15 200. Blei= u. Silberh. Braubach ... 16 000. 15 100. Brockhues, Nieder=Walluf. . . 20 000. 22 000. Fementwerk Heidelberg 16 500. 20 000. Karlſtadt .. 19800. 22500. Lothringen (Metz). 11000. 9500. Chem. Werke Albert ......... 62000. 70 000. Griesheim Elektron ..." 28 000. 28000. Weiler=ter=mer ... . . . .." 27500. Daimler Motoren ......... 11000. 12300. Deutſch. Eiſenhandel) Berlin.. 21 000. 123 000. Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt. 33 000. 34 100. Dingler, Zweibrücken ........" 31 003. 32 000. Dresdener Schnellpreſſen .... 15 000. 16 000. Dürkoppwerk (Stamm)... . . . . 21000. Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ... 12000. 14000. Dyckerhof & Widm. Stamm. 16 000. 16 000. Eiſenwerk Kaiſerslautern ....." 14 000. 14900. Eiſenwerk L. Meher jr. .... 56 000. 64 030. Elberfelder Farb. v. Baher.. 30 000. 28 500. Elektr. Lieferungs=Geſ. .... 16 500. 14500. Licht und Kraft ....." 19 500. 22 000. Elfäſſ. Bad. Wolle.
.. 31300. 27 000. Emag, Frankfurt a. M. ..... 9000. 8500. Emaill= & Stanzw. Ullrich ..." 22 100. 28 000. Enzinger Werke..........." G. G. Eßlinger Maſchinen ........ 18300. 18 100. Ettlingen Spinnerei ....... 50 000. 53500. Fiber, Joh., Bleiſtift.. . . . . 33 000. 38 500. F ber & Schleicher...... 8150. 9000 Farr, Gebr., Pirmaſenz. 30 000. 30 000. Fe en & Guilleaume, Carlsw 26 000. Fei nechanik (Jetter) 120 000. 119500. Feiſt Sektkellerei Frankf. 9900. 9900. ran fürter Gas 11000. 14500. ran furte 32 000. 32 000. 13 000. 10500. 13500. 15 000.

Ganz, Ludwig, Mainz
Geiling & Cie.
Gelſenkirchen Gußſtahl ....
Goldſchmidt Th......
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ...."
Gummiw. Peter ..........."
Hammerſen (Osnabrück).. . . . . 45000.
Hanfwerke Füſſen ... . . . . . . . . 23 500.
Heddernheimer Kupfer.... ...
Heyligenſtaedt, Gießen .......
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . . 16000.
Hindrichs=Auffermann .. . . . . . 14 000.
Hirſch Kupfer u. Meſſ....... . .
Hoch= und Tiefbau ...... .. . . 9100.
Höchſter Farben ............"
Holzmann, Phil. ............
Holzverk =Induſtr. .. . . . . .. ...
Hotel A.=G., München .. . . . . . 11081.
Hydrometer Breslau... . .. . . .
Junghans Stamm. .
Karlsruher Maſchinen.
Klein, Schanzl. & Becker
Konſervenfabrik Braun ..
Krauß & Co., Lokom. . . ..
Lahmeyer & Co. ......"
Lech Augsburg ........"
Lederw. Rothe ......."
Lederwerke Spicharz ........
Löhnberger Mühle ........ . . /28000.
Lüdenſcheid Metallv........"
Lux’ſche Induſtrie ... .. . . . . . . 15 250.
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ..........."
Metall (vorm. Dannhorn) Nrbg.
Meher, Dr. Paul. ....
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm.
Motorenfabr. Deutz..........
Motorenfabrik Oberurſel .....
Reckarſulmer Fahrzeugwerke .. 18100.
Neckarwerke Eßl. Stamm. . . . . 10 000.
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
Oleawerke Fran furt a. M. .. . /21 200.
Pfälz. Nähm., Kayſer..
..
Philipps A.=G.
Porzellan Weſſel............
Reiniger, Gebbert & Schall .. /16700.
Rhein. Elektr. Stamm.
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff.
Metall Vorzüge
Rhenania, Aachen ...
Riedinger Maſchinen
Rückforth, Stettin ..
Rütgerswerke ...
Schleußner (Frankfurt a.M.) 10200.
Schneider & Hanau
Schnellpreſſen Frankenthal. . . 19 000.
Schramm Lackfabrik.
Schuckert Elektr. (Nürnberg)
Schuhfabrik Berneis=Weſſel

26. 2. 28. 2. 10 600. 12000. 10500. 27000. 14 000. 38 000. 40500. 14000. 14500. 45 000. 17500. 30 000. 30 000. 15 000. 14 000. 35 500. 38 000. 10500. 28500. 27 000. 12000. 12000. 24 500. 22500. 10 800. 40 000. 43000. 19900. 18 400. 15 000. 19 000. 111000. 13 900. 8700. 8100. 16000. 18000. 33 500. 8900 8300. 80 000. 90 090. 77 500. 19 000. 27 000. 15 003 15 000. 17000. 7900. 7500. 25 000. 24 030. 3900. 9100. 11100. 11100. 950). 10 400. 25 000. 20 000. 16 000. 18300. 18000. 8100. 23 500. 15 000. 15 000 9010. 19203. 30 000. 30 000. 17000. 16 000. 16 00/. 18000. 16 400. 22 000. 28030 27 000. 22 000. 22 600. 22 000. 22 200. .130500. 33000. 10 200. 16900. 17601. 19900. 12500. 15 500. 36 000. 2 38 000. 16 000. 16 000. 25. 2. 28. 2. 10 000. 1 Schuhfabrik Herz....." 10000. 9100. Schuhf. Leander Offenbach ... 11000. 14000. 23 000. Seilinduſtrie Wolff .. 14800. 26 000. ) Sichel & Co., Mainz 11300. 12000. 13 100. Siemens Elektr. Betriebe 5000. 5900. Siemens Glasinduſtrie 40 000. Siemens & Halske .......... 54 000. 66 000. Süddeutſche Immobilien ..... 6800. 6950. 28 000. 1 Thüringer elekt. Lief.-Geſ., Gotha 11000. 10500. 15 100.1 nhrenfabrik Furtwängler ....." 15 000. Beithwerke in Sandbach ..... 33500. 36 000. Verein f. Chem. Induſtr. Mainz 32 000. Verein. deutſch. Olfabr. Mannh. 30500. 32 000. Gummifabr. Bln.=Frkf 17000. 19 800. Pinſelfabr. Nürnberg .. Ultramarin ........... 30 100. Zellſtoff, Berlin... . . ." 16500 15 200 Bogtländ. Maſch. Vorzüge.... 2035 Stämme.. 12 750. Voigt & Haeffner Vorzüge .... 10000. 10 000. Stämme. . . . 14000. 14000. Boltohm Seil............... 27500. 29 750. Bahß & Frehtag ..........." 17900. Wegelin Rußfabrik .......... 45000. 49500. 30 500 Zellſtoff Waldhof Stamm.. . .. 26 000. 25 000. Zuckerfabr. Waghäuſel ..." 14400. 15800. Frankenthal ....." 15 039. 15 100. Heilbronn ........" 1410. 14900. Offſtein ........." 15000 16000. Rheingau ........" 14200. 16500. 15 000. 15 700. e Schantung E. B. ....." 17 000. 9400. Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ.. 16 000. 17500 Hapag (Paketfahrt) .......... 41500. 46 560. Nordd. Lloyd ............... 26 500. 28500. Oeſterr. =Ungariſche Staatsbahn Unnotierte Aktien. Beckerkohle 15500. 18000 Beckerſtahl
...
.. 16 000. 18000. Benz.... . . . . . . . . .. ... 16 000. 16 000. Brown Boveri ..." 10 000. 10 800. Cont. Handelsbank 4300. 4230. Hanſa Lloyd 8500. 8000. Inag. ..... 15 006. 14500. Kabel Rheydt. 20 000. 22 000. Karſtadt R. ... 3600. 3800. Mansfelder.
........... Petroleum, Dtſche. ..........". 33000 35 060. Raſtatter Waggon ..........." 11000 10000. Stöckicht=Gummi .. . . . . . . . . . 6500. 6500. 22 000. Text.=Ind. (Barmen (Tiag) .. 9000. 7500. ufa Film 12006 10500. Darmſtädter Werte. Nachfr. Angeb. Bahnbedarf
..! 9995. 10 005. Dampfkeſſel Rodberg. . ...... Helbetig Konſervenfabrik. . . . . . 11000. 13000
15 005. Gebr. Lutz...
...... ! 44995. Motorenfabrik Darmſtadt .... 12000.1. 1000 Gebr. Roeder ....."
....." 13000. 15 000. Veluneth & Ellenberger ...." 35 000.

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Spre
30e

1De FUTN
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten

Darmstadt
1 Luisenplatz 1

(86a

[ ][  ][ ]

Aummer 59.

Darmſtädter Tagblatt, Donuerslag, den 1. März 1923.

Seite 7.

Das ewige Feuer.

Roman von H. Richter.
Amerikgniſches Copyright 1922 b. Carl Duncker, Berlin,

(Rachdruck verboten).
Die Zeit des rationalen DT 8 iſt für Europa vorbei,
ſoweit es ſich um die einzelnen inker en handelt. Die Zukunft
ſtellt uns bor größere Aufgaben, Stgatzüſſen naticnal europäiſch
denben, als Weiße gegen die im en Oſten auftauchende Ge=
fahr
, unterſtützt von dem Bollwerk gegen Oſten, das ſcheint mir
ein Ziel.
Eine Frau wird wohl nie ſo denken können, ſie iſt entweder
national oder gleichgültig. Und im Denken der Frau iſt mehr
Inſtinkt als Logik, vielleicht mehr urwüchſige Denkkraft. Vor=
teile
ſchaltet die Frau aus, ſie denkt inſtinktiv.
Sinnend ſah dan Utrecht vor ſich hin.
Sie mögen recht haben, und doch ſcheint mir, als ob wir
an einem Scheidewege ſtünden, der uns zuſammenbringt zu einer
Kraftleiſtung, wie ſie die Welt noch nicht geſehen hat, und durch
ſie zu einer völligen Beherrſchung der Erde, oder der uns alle
dem Untergang entgegenführt und Europa als führendes Land
von der großen Tafel der Weltgeſchichte ſtreicht.
Und wie muß die Frau ihre Aufgabe in dieſer Zeit durch=
führen
?
Gerade die Frau iſt auf ein Gebiet gekommen, das ſie dem
Manne gleichgeſtellt und ſie ihren eigenen Berufe entfremdet
hat. Die Frau, die wirklich rein weiblich veranlagt iſt, wird
ihren Platz an der Seit: des Mannes, als ſeine Gefährtin ſuchen,
nicht als ſeine Rivalin in Berufs= und ſozialen Fragen. Der
Mau braucht einen Rückhalt an der Frau, den er nicht findet,
wenn ſie mit ihm im Konkurrenzkampf ſteht. Die Wichtigkeit
der Familie ſoll man nicht vergeſſen.
Das Boot glitt an der Pfaueninſel vorbei und näherte ſich
Potsdan. Von der Garniſonkirche her tönte das Glockenſpiel.
Sie legten an und gingen durch die Straßen auf Sansſouei zu.
Lange konnte ſie Potsdam heute nicht feſſeln. Das Wetter
war zu ſchön und das Boot lockte, die Zeit auf dem Waſſer zu
derbringen. Als ſie ſich der Landungsſtelle wieder näherten,
zeigten ſich kleine Wolken am Himmel. Der Bootsmann ſah be=
denklich
nach oben.
Die Herrſchaften ſollten lieber mit der Bahn fahren, wir
kommen nicht zurück nach Wannſee, es gibt ein Wetter.

Aan unchr ih Aunfeſche ungend au die Hchiaffe den
Kopf.
Nein, laſſen Sie uns ſegeln. Waruyn wollen Sie mich in
Watte packen? Was ſürden Sie tun, wenn Sie allein wären?
Mit dem Boot fahren, mir machen Wind und Wetter
nichts.
So ſtießen ſie ab. Naſcher, als ſie geglaubt hatten, ſtieg das
Wetter auf. Ein Windſtoß fuhr über die Waſſeroberfläche und
kräuſelte ſie.
Es gibt eine Sturmfahrt, gnädige Frau, dieſe Binnenſeen
ſind nicht ſo harmlos, wie ſie ſcheinen. Gerade der durch die
Ufer gefangene Wind iſt gefährlich.
Soll ich das Vorderſegel, einziehen? fragte der Boots=
mann
.
Nein, wir haben den Wind im Nücken und werden nur
raſcher fahren, aber
Er warf einen beſorgten Blick auf Annelieſe.
Unſere Vorväter von der Hanſe hatten einen guten Spruch:
Wer refft, iſt feig. Laſſen Sie die Segel ſtehen.
Der Wind hatte ſich verſtärkt und legte die Jacht weit auf
die Seite. Der Steven zerſchnitt das Waſſer in zwei weiß=
ſchäumende
Wellenberge. Die iffer flogen vorbei.
Annelieſens Augen leuchteten. Sie ſaß neben van Utrecht
und ſah ihnn zu. Alles an dem Manne war geſpannteſte Auf=
merkſamkeit
und Kraft. Was tat ſie beſonderes? Sie ſaß ſteben
einem erfahrenen Leuker im Boote und ließ ſich führen, er aber
mußte ſeine ganze Energie auſwenden, un ſie ſicher durch die
Wellen zu führen.
Ab und zu ſtreifte ſie ein Blick, als ſuche er in ihrem
Geſicht, aber mochte er nur ſuchen, von Augſt zwürde er keine
Spur finden, nur Vertrquen war da zu lefen.
Gerade jetzt kam ihr zum Bewußtſein, was dieſe Zeit für die
Menge ſo ſchwer machte. Der Führer fehlte, zu dem man gläu=
big
aufblicken konnte, der das Schiff mit ſtarker Hand durch alle=
Fährniſſe leitete. Man glaubte ſich frei von der Führerſchaft
und dachte, ſein Geſchick ſelbſt zu lenken, aber man trieb doch
nur ſteuerlos in den Stürmen des täglichen Lebens umher, und
jede Welle drohte das ſchwanke Fahrzeug umzuwerfen.
Da paßte der alte Hanſeſpruch nicht. Wer ohne Führer die
Segel nicht eingezogen hatte, der fuhr raſcher in ſein Verderben.
Die ſtarke Hand am Steuer war das Wichtige. Der Mann, der
da neben ihr ſaß, der konnte wohl die Geſchicke anderer in die
Hand nehmen.

Mee h
s Großſegel herunter, meinte der Boots=
Van Utrecht nickte.
Jetzt reffen iſt nicht mehr feige, aber nicht reffen iſt dumm,
ſagte er zu Annelieſe.
In ruhiger Fahrt näherte ſich das Boot dem Jachthafen
und machte feſt.
Das war ein fehr ſchöner Vormittag, den Sie mir und
meinem Bruder geſchenkt haben, ich danke Ihnen, ſagte Anne=
lieſe
und gab ihm die Hand.
Und ich danke Ihnen für Ihren alten Hanſeſpruch. Ich
werde ihn mir merken und ihn vorſuchen, wenn ich ihn nötig
habe: Wer refft, iſt feig. Mit halben Segeln werden wir
unſer Ziel da unten nicht erreichen.
Als van Utrecht wieder in die Stadt kam, ſaß die Kau=
kaſierin
ihn erwartend in ſeinemr Zimmer.
hen Sie über das Ungewöhnliche meines Beſuches hin=
weg
, Baron, begrüßte ſie ihn Was ich Ihnen zu ſagen habe,
läf
ich nicht unten im Speiſeſaal abmachen. Ich komme, um
Ihnen meine Hilfe anzubieten.
Der Holländer nahm Platz=
Laſſen Sie mich mit offenen Karten ſpielen. Ich weiß,
was Sie vorhaben; die Wände der Büros der Bevollmächtigten
der Sowjets haben Ohren wie die meiſten anderen Wände auch.
Ein Mann wie Sie lebt nicht unbeachtet hier in Berlin, beſon=
ders
nicht, wenn eine umfangreiche Reiſeausrüſtung für ihn in
Auftrag gegeben iſt, wenn Amerikaner ſeinetwegen nach Europa
kommen und wenn man ſich von ihm erzählt, daß er nach Athen
und Konſtantiuopel reiſen will.
in van Utrechts Geſicht zuckte keine Miene.
Und was ſchließen Sie daraus, Fürſtin?
Mr. Johnſon ſteht den Standard Oil Works des Mr.
Rockefeller nicht fern. Ihre Verhandlungen mit den Sowjets
gehen auf eine Verpachtung der Oelfelder des Kaukaſus hinaus.
Sie denken an einen neuen Truſt auf erweiterter/Baſis.
Und wenn das ſo wäre?
Dann vergeſſen Sie nicht, daß dieſe Oelfelder noch vor
wenigen Jahren in eigenem Beſitz geweſen ſind und daß die
Sowjets mit einem Gewalttitel die Quellen enteignet haben.
Ein Vertrag mit den Sowjets ſteht und fällt mit der Herrſchaft
des Bolſcheſwvismus im Lande.
(Fortſetzung folgt.)

LA0ch BenHerR Ue BekUZ

ist das Backen mit Dr. Oetker’s Back-
pulver
Backin und nach Dr. Oetker’s
bewährten Rezepten. Man versuche:

Dr. Oetkep’s Baokin- oder Gegundheits-Kuchen.

Zutaten: 100 g Butter oder Margarine, 100 g Zucker, 2 Eier,
250 g Weizenmehl, 1 Päckchen von Dr. Oetker’s Backpuiver Backin‟
. Liter Milch, 1, Zitrone.
Zubereitung: Butter, Zucker, Eigelb rührt man schaumig und
fügt nach und nach das mit dem Backin gemischte und durchgesiebte
Mehl und die Milch hinzu. Zuletzt rührt man das zu Schnee geschla-
gene
Eiweisg und das abgeriebene Gelbe einer halben Zitrone unter die
Masse, füllt diese in eine mit Butter ausgestrichene runde oder Kasten-

form und bäckt den Kuchen rund Stunde. Dieses Gebäck ist sehr
leicht verdaulich für Kinder und Kranke. Alle für den Körper not-
wendigen
Nährstoffe sind in ihm enthalten. Lässt man solch ein Stück
Kuchen in warmer Iilch zergehen, so ergibt dies eine vorzügliche Speise
für kleine Kinder.
Dieser Kuchen kann auch sofort, nachdem er aus dem Ofen ge-
nommen
ist, gestürzt und als Warmer Puddihg mit einer Wein-
schaum
-Sauce aufgetragen werden.
L1685

Vollständige Rezepte umsonst in den Geschäften. Wenn vergriffen, schreibe man eine Postkarte an Dr. A. Oeikter, Bielefeld.

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[ ][  ][ ]

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Samstag, den 3. März, abends 8 Uhr,
im Konkordiaſaal (Waldſtraße):

11

ſtatt. (60 Muſiker). Eſutrittspreis 200 Mk.
Freunde, Gönner und Gäſte des Vereins
ſind freundlichſt eingeladen.
Der Vorſtand.
1679)

Morgen Freitag

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Ab 6 Uhr: Kronen=Spezial=Schlacht
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Guſtav
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nebſt Geſellſchaft u. a.
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Der
Klapperſtorch
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gehen, rechne ohne weite= billiger,
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Kleinſtückige 5200 M.,
Induſtriekohle . . . . . 4200M.,
Feinkohle . . . . . . . 1500M.,
Die Preiſe von Sackzentnern im ſtädt
Hallenſchwimmbad erhöhen ſich auf: 7000
Mark, 6000 Mk., 5000 Mk., 2100 Mk.
Lieferfriſt zurzeit etwa 1 Woche. Lie=
fermöglichkeit
vorbehalten. Der Berech=
nung
wird, der am Tage der Lieferun
gültige Preis zugrunde gelegt. (st1704
Darmſtadt, den 28. Februar 1923.
Verwaltung
der ſtädtiſchen Braunkohlengrube
Prinz von Heſſen bei Darmſtadt.

Schulgeld=Mahnung.
Das Schulgeld der hieſigen höheren
Schulen und der Hauswirtſchaftlichen
Fortbildungsſchule für das 1. Kalender=
vierteljahr
1923 iſt bei Meidung der
Beitreibung bis zum 10. März Ifd.
Js. hierher zu zahlen. Vom 12. März
an werden Pfandkoſten erhoben.
Darmſtadt, den 26. Febr. 1923.
(st1631
Stadtkaſſe.

Einträge in das Handelsregiſter A:
am 21. Februar 1923, L. Schorlemmer,
Darmſtadt: Geſchäft ſamt Firma iſt auf
Jean Löhr, Kaufmann in Darmſtadt,
übergegangen. Der Uebergang der in
dem Betriebe des Geſchäfts begründeten
Verbindlichkeiten iſt bei dem Erwerbe
des Geſchäfts durch Jean Löhr ausge=
ſchloſſen
; am 23. Februar 1923, L. E.
Wittich’ſche Hofbuchdruckerei, Darm=
ſtadt
: Direktor Franz Rutzen in Darm=
ſtadt
iſt zum Geſamtprokuriſten beſtellt
derart, daß er in Gemeinſchaft mit einem
anderen Geſamtprokuriſten zur Zeich=
nung
der Firma berechtigt iſt; am
26. Februar 1923, Darmſtädter Fiſch=
räucherei
und Marinieranſtalt En=
kirch
& Rühl, Darmſtadt: Die Pro=
kura
des Guſtav Zehl iſt erloſchen; neu
die Firma: Tröller 8 Schmidt, offene
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ſönlich
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Die Stücke des Anlehens Buchſtabe 0 (letzter Zinsſchein, fällig am 1. April
1923) können ſchon vom 16. März 1923 ab zum Nennwert eingelöſt werden.
Neue Zinsſcheinbogen werden für dieſe Stücke nicht mehr ausgegeben. Für nach
dem 16. September 1923 eingereichte Stücke des Anlehens Buchſtabe 0 wird noch
ein Halbjahreszins, abzüglich Kapitalertragsſteuer, vergütet.
Mit den vorſtehend, angegebenen Rückzahlungsterminen hört die Verzinſung
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[ ][  ][ ]

Ue
Ddr Td
Mot
Nr. 9
Hochſchalbeilage des Darmſtädter Tagblatts
1. März 1923
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſtattet.

ſtwaren,

* Nationale Verpflichtung.
Von
Lothar Berger, Halle.
Die körperliche Erziehung unſerer Jugend geſoinnt in den
letzten Jahren eine immer größere Bedeutung. Im Nahmen der
allgemeinen Erziehung waren die Leibesübungen vor dem
Kriege eine private Liebhaberei des Einzelnen, die wohl geſund
und förderlich, auch für das ganze Volk förderlich ſein konnten,
die aber doch in einem Volke, das einen wirtſchaftlichen und
induſtriellen Aufſchwung hinter ſich hatte, das in voller Volks=
kraft
und Geſundheit ſich auf dieſer Höhe hielt, nie zu großem
ſinfluß kommen konnten. Die Militärdienſtpflicht war es, die
Deutſchland eine Volkskraft geſchaffen hatte und die Volksgeſund=
heit
erhielt. Die Vorteile des ſtehenden Heeres lagen viel
weniger auf wirtſchaftlichem Gebiete, d. h. in der reinen Waffen=
ausbildung
, ſondern in viel weitgehenderem Maße auf dem
Gebiete der allgemeinen Erziehung des Volkes. Die Vorteile,
gehender als er im allgemeinen annahm. Das Heer gab eine
biet des Wirtſchaftslebens, der Induſtrie übertrug, wie auch ihren
Einfluß auf den allgemeinen Geſundheitszuſtand des Volkes, hier eine Kleinarbeit zu leiſten, zu der alle Kräfte geſam=
Dieſe Kraftquelle iſt dem deutſchen Volke durch Revolution und melt werden müſſen.
Friedensdiktat genommen. Mit einem Schlage hat dadurch die
Bewegung der Leibesübungen eine Stellung in der Erziehung
des Volkes, beſonders der Jugend, bekommen, wie ſie niemand
vorausſehen konnte. Aufgabe der Leibesübungen, des Turnens,
der Leichtathletik, des Schwimmens, Wandern, Spielen, Ru=
dern
und die vielen anderen Sportarten, iſt es jetzt, die deutſche
Jugend ſo auszubilden und zu erziehen, daß ſie körperlich und aller Blicke dorthin gelenkt. So manche wichtige Frage wird da=
geiſtig
in der Lage iſt, führend an Deutſchlands Wiederaufbaut her im Augenblick überſehen oder fällt der Vergeſſenheit auheim.
mitzuarbeiten. Ich jagte, die Jugend ſei körperlich und geiſtig Zu dieſer letzten Art gehört auch die Kriegsſchuldfrge, die für
Ertüchtigung der Jugend, die mit geſundem, ſtarkem Körper
Wiederſtandskraft genug beſitzt, in dem augenblicklichen Tiefſtand
ſolche Arbeit zu leiſten, daß Deutſchland aus dem Elend heraus=
kommt
, herausgeführt wird aus wirtſchaftlicher Notlage und ſitt=
lichem
Verkommen. Viel gehört dazu, die ganze deutſche
Jugend zu dem Willen zu bringen, ihren Körper zu ſtählen, ge=
ſund
und ſtark zu machen; es iſt eine ſchwvere, aber heilige Pflicht
1 der Verbände und Vereine, mit allen Mitteln danach zu ſtreben,
imner größere Teile der Jugend au ſich heranzuziehen. Die
zweite Pflicht aller Führer in Verbänden und Vereinen iſt es,
und Abteilung ſo auszubnuen, daß eine Geſamtausbildung ge=
ſchaffen
wird, die jeden Einzelnen befähigt, die oben erwähnte
Arbeit zu leiſten.
Wichtiger noch faſt als die körperliche Erziehung iſt die
geiſtige Beeinfluſſung. Es genügt nicht, daß wir unſere
Jugend geſund und ſtark machen, wir müſſen ihr auch den Wil= dieſe Angelegenheit zu lenken.
len geben, die ſo gewonnene Kraft in den Dienſt des Vaterlan=
des
zu ſtellen. Dieſer Wille erſt iſt es, der der Bewegung der
Beibesübungen ihren höchſten Gehalt gibt. Nationale. Erzie=
hungsarbeit
in den Vereinen zu treiben, haben leider bisher nur
ſehr wenige Vereine verſucht. Die Politik habe nichts mit dem
Sport zu tun, ſagte man. Wenn damit die Parteipolitik gemeint
war, wie wir ſie in den letzten Jahren vielfach zu ſehen be=
kamen
, ſo kann man dieſer Anſchauung ohne weiteres recht geben.
Dieſe Art Politik ſoll nichts mit der körperlichen Ertüchtigung
tik? Wenn wir uns auf der anderen Seite die Arbeit anſehen,
ſelben Zeit geleiſtet haben, ſo erhalten wir erſt einen Begriff
davon, welche große Schuld die maßgeblichſten Führer der Ver=
bände
trifft, daß ſie nicht längſt ihrerſeits ſich dafür eingeſetzt
haben, daß eine bewußt nationglpolitiſche Erziehung in den Ver=
bänden
getrieben wurde. Es iſt der Zentralkommiſſion, für
Sport und Körperpflege gelungen, durch den erzieheriſchen Ein=
und Partei zu ſammeln. Die ſtarken Aagriffe der Zentralkom=
miſſion
für Sport und Körperpflege und ihrer Arbeiterſportpreſſe
wurde von den Verbänden des deutſchen Reichsausſchuſſes immer
wieder damit abgetan, die Leibesübungen hätten nichts mit der
Politik zu tun. Dieſe unentſchloſſene, laue Haltung der Führer
der ſogenannten bürgerlichen Sportbewegung hat den Gedan=
len
der Leibesübungen und der Bewegung eben ſo viel geſchadet
wvie den Vereinen bzw. Verbänden. Häufig trat außerdem zu
der Unentſchloſſenheit und Furcht vor Kämpfen, die ſich hinter ein Arbeitsplan angenommen, der die Arbeit umreißt, die die
dem Worte. Der Sport habe nichts mit der Politik zu tun, ver=
gen
könnten, weil ſie ſich nicht mit dieſer nationalen Erziehung
einterſtanden erklären könnten. Die letzte Befükchtung, daß richtet werden, auch ein Punkt zu der Forderung, unſere Wiſſen=
ebtl
eine zahlenmäßige Schwächung der Vereinetzeintrete, wenn ſchaft in den Dienſt national=palitiſcher Forderung zu ſtellen.
dieſe national erzieheriſch wirken würden, iſt ſchnell damit ab= Ferner gibt der Plan unter Verwertung der bis jetzt gemachten
getau, daß es um dieſe Kräfte nicht ſchade iſt, man im Gegen=
teil
froh ſein ſollte, wenn ſie weg ſind, daß auf der anderen kenntnis heraus, daß der Aktibismus der Jugend, der ſeit der
Seite im Gegenteil dieſer nationale Wille, die Einheitsfront
ſtärken würde und den Vereinen neue Kräfte zuführte. Den
lauen und unentſchloſſenen Führern aber iſt viel ſchwerer zu
Vege zu gehen, ſie wollten ſich das eine klar machen, daß eine
treiben, auf jeden Fall werden es immer nur wenige ſein, die
dies tun. Der größte Teil unſerer deutſchen Jugend, und zwar
licht der ſchlechteſte, treibt heute ſchon bewußt Leibesübungen, gungen der umliegenden Orte gemeinſom mit den Studenten
unſerer Jugend muß planmäßig gefördert werden, Unter einem
dieſe nationalpolitiſche Erziehung der Jugend leitet und der die uungsfreudigkeit, hervorgerufen beſonders durch die am Morgen
nationalpolitiſchem Handeln zwingt.
deutſchen Reichsausſchuß für Leibesübungen zuſammengeſchloſſen
ſind, die nationale Erziehungsarbeit als eine der wichtigſten
Arbeiten in ihre Programme geſtellt haben und ſie auch aus=
führen
ſo werden die Leibesübungen die ihnen oben zugeſchrie=
Körperlich werden ſie die deutſche Jugend dazu befähigen, das
Paterland von ſeinen Sklavenfeſſeln zu befreien, ſei es durch
einen Kampf mit Waffen und militäriſcher Macht, der auch heute
loch im Bereich der Möglichkeit liegt, ſei es durch ſiegreiches Bo= großdeutſchen Wollen erſtrebt.
ſtehen des Wirtſchaftskampfes, in dem wir uns jetzt befinden
werden die Leibesübungen die nationale Einheitsfront fördern
beraubilden können, ſie werden den nationalen Willen, den ſtaat= die Vitzenburger Woche geleitet hat. An allen Hochſchulen ſind
denken iſt.
lingt, allenählich immer weitere Kreiſe, der Jugend und
des ganzen Volkes zu erfaſſen. Jeder Einzelne, der die obeu= auch ſolche Verguſtaltungen ins Leben rufen, die der breiten
ſiehenden Ausführungen bejaht, ſollte deshalb auch ſeinerſeits

Deutſchlands Zukunft.
Du ſollſt an Deutſchlands Zukunft glauben,
An Oeines Volkes Auferſtehen;
Laß dieſen Glauben Dir nicht rauben,
Trotz allem, allem, was geſchehen.
Und hardeln ſollſt Du ſo, als hinge
Von Dir und Oeinem Tun allein
Das Schickſal ab der deutſchen Dinge,
Und die Verantwortung wär‟ Dein. Fichte.
zunitngeint
ſich dem Kampf für dieſe Ideen zur Verfügung ſtellen. Keiner
die der Einzelne aus dieſer Erziehung hatte, waren viel, weit= halte ſich für zu gering für dieſe Arbeit, mag ihm das Berufs=
leben
nur einen engen Wirkungskreis zubilligen, oder mag er in
Schule für das Volk ab, die ihre Vorteile ſowohl auf das Ge= irgend einer führenden Stellung im Beruf oder in Ehrenämtern
auf beſonders verautwortungsvollem Poſten ſtehen. Es gilt,
* Student und Kriegsſchuldfrage.
Von
Helmut Wenski, Naſſovige.
Die jüngſten Ereigniſſe im Weſten unſeres Vaterlandes haben
zu dieſer Aufgabe zu befähigen. Die körperliche Erziehung und uns ſo verhängnisvoll geworden iſt, denn die Schuldlüge bildet
die Grundlage für jenes furchtbare Diktat, welches den ſchönen
Namen Friedensvertrag führt. Wir alle fühlen täglich die Fol=
gen
dieſes Dokuments an unferem eigenen Leibe, und doch tut
man ſcheinbar nichts, um die Aufrechterhaltung ſeiner Beſtim=
mung
unmöglich zu machen. Das iſt nicht ſo ausſichtslos, als es
manchem ſcheinen mag, denn mit der Aufdeckung der Schuldlüge
muß auch das Verſailler Diktat zuſammenbrechen. Dies hat auch
Rathenau erkannt und als erſter Staatsmann den Verſuch ge=
macht
, den Kampf gegen die Schuldlüge zu beginnen. Später
mit vollem Verantwortungsgefühl die Leibesübungen in Verein machte Wirth noch einmal einen Anſatz, und dabei ſcheint es ge=
blieben
zu ſein. Zweifellos iſt es jedoch viel wirkungsvoller,
wenn der Kampf gegen die Schuldlüge aus dem Volke heraus
kommt, zum mindeſten aber von ihm geſtützt wird. Der Student
hat nun oft die Gelegenheit und Befähigung dazu, hier bahn=
brechend
zu wirken und die Aufmerkſamkeit anderer Kreiſe auf
Dies hat der Hochſchulring Deutſcher Art erkannt und des=
halb
Ende vergangenen Monats eine Schulungswoche über die
Kriegsſchuldfrage in Vitzenburg au der Unſtrut abgehalten
Aus faſt ſämtlichen Hochſchulen des Reiches, Deutſch= Oeſter=
reichs
und des Sudetenlandes waren Studenten anweſend, denen
ſich die Erkenntnis aufgedrängt hatte, daß der Kampf um die
Kriegsſchuldfrage noch heute ein Politikum erſten Nazges iſt.
Sie wußten, was es zu bedeuten hat, wenn Mäunek wie Keh=
nes
, Nitti, Vanderlip noch heute davon überzeugt ſind, daß die
unſerer Jugend zu tun haben. Doch iſt denn das wirklich Poli= deutſche Nation diejenige iſt, die aus maßloſen Machtiuſtiukten
den Weltkrieg heraufbeſchwor. Im Mittelpunkt der Woche ſtand
die die Arbeiter=Turn= und Sportverbände und=Vereine in der= deswegen auch die Beſchäftigung mit dem Ausland ſelbſt und
Männer, die dieſes Ausland kennen, die geiſtig über das heutige
Ghetto=Deutſchland hinausragen, wirkten als Lehrende: Herr
Prof, Dr. Karo=Halle, der in der deutſchen Kriegsſchuld=
arbeit
einen der hauvorragendſten Plätze einnimmt, der Schwei=
zer
Forſcher Dr. Cruſt Sauerbeck, dem das deutſche Volk
zu tiefſtem Danke verpflichtet iſt für ſeine Tätigkeit im Dieuſte
fluß, den ſie bei Turnen und Sport auf ihre Mitglieder hat, ſich der Wahrheit, die aufopferungsvoll und ſelbſtlos iſt wie ſelten
einen feſten Stamm aktiv täiger Mitglieder für Gewerkſchaft bei jemand. Sie zeigten die überaus verwickelte Kriegsvor=
geſchichte
, ſie zeigten das Weſen der Perſönlichkeiten des Ju=
Kriegsſchuld iſt. Zu den traurigſten und doch wichiigſten Kapi=
teln
gehörtte die Beſchäftigung mit den Deu ſchen. Feinden
Deutſchlands, den Crellina Milon, Friedrich Wzilhelm Fürſter
uund den übrigen in dieſe Linie gehörigen man muß tvohl das Anſehen, das ſie an den Hochſchulen genießen, hat ganz
ſagen, wenn es auch in den juriſtiſchen Begriff ſich uicht faſſen
Teilnehmer in ihren Wirkungskreiſen leiſten ſollen. Er legt
barg, noch die Befürchtung der Verbandsführer, hinzu, daß vor allem Wert darauf, daß an allen Hochſchulen Möglichkeiten
ebtl, einige der ſportlich vielleicht westvollen Mitglieder abſprin= geſchaffen werden, ſich in eingehender Weiſe in den Stoff zu ver= durchgeſetzt hat und nunmehr in der neuen Diplom= Prüfungs=
tiefen
, daß Vorleſungen, Uebungen, Arbeitsgemeinſchaften er= ordnung der preußiſchen Tichniſchen Hochſchulen einerſeits und
Erfahrungen Richtlinien für die praktiſche Arbeit, aus der Er=
Ruhrbeſetzung immer ſtärker nach Auswirkung drängt, in den
Dienſt der Kriegsſchuldarbeit zu ſtellen iſt. Mit der Bevölkerung
des Ortes kamen die Teilnehmer in ein inniges Verhältnis,
welches dem in der Hochſchulringjugend lebenden Ideal ent=
Erziehung des Körpers ohne eine große Idee nicht zu denken ſprach, ſodaß gerade in dieſer Hinſicht die Vitzenburger Schu=
iſt
. Wir können die Leibesübungen nicht um ihrer ſelbſt willen, lungswoche als eine der gelungendſten Schulungswochen zu be= gegliedert iſt, ſowie die Abteilung für Wirtſchaftswiſſenſchaft.
zeichnen iſt, Beſonderen Ausdruck fand dies Gemeinſchaftsgefühl
in einem Deutſchen Tag, der von den verſchiedenſten Vereini=
um
ſich auf zukünftige Arbeit vorzubereiten. Dieſer Wille, in beranſtaltet wurde: Eine Trauerſeier hoch oben auf den Ber=
gen
des Unſtruttals an einem Tempel, der dem Gedächtnis der
berantwortungsbewußten Führer auf dem Gebiete der Leibes= im Weltkrieg Gefallenen geweiht war. Und doch war dieſe
übungen kann ich mir nur einen Mann vorſtellen, der bewußt Feier beſtimmt von dem Gefühl heiliger Begeiſterung und Hoff= jenigen Studierenden, die ſich nicht der rein wiſſenſchaftlich=kon=
Jugend nicht nur nationalpolitiſch erzieht, ſondern auch zu eingetroffenen Nachrichten von dem Triumphzug der verurteilten Ausbildung in den verſchiedenen Gebieten der Volkswirtſchafts=
Zechenleiter und Direktoren durch das Ruhrland. Wer hier er=
Iſt es erreicht, daß alle Verbände und Vereine, die im lebte, wie Arbeiter und Student, Profeſſor und Kleinbürger ſich ſem Zweck wird die Vereinigung der beſtehenden ſelbſtändigen
zuſammenfanden in einem alle bewegenden Gefühl des Willens
zu neuem Aufſtieg, wird den Glauben nicht derlieren. Der
Abend verſammelte alle zu einem Großdeutſchen Abend auf
dem die aufveſenden Studenten in packenden Worten von der
bene Aufgabe am Wiederaufbau des Vaterlandes einnehmen. Not ihrer Heimat, vor allem von der Not des deutſchen Oſtens,
erzählten, Und gerade dieſe Anteilnahme an dem tiefen Leid
der deutſchen Brüder der deutſchen Grenzmark ließ die Bvölke=
rung
erleben und fühlen, was die Hochſchulringjugend mit ihrem
und in den kommenden Jahren befinden werden. Geiſtig aber, takt bilden zu der Arbeit, die der Hochſchulring auf dem Gebiete. An anderen Stellen haben die Handelshochſchulen Anſchluß an
helfen, ja ſogar den aktiv tätigen Stamm dieſer Einheitsfront ſchuldamt in Berlin unter dem Vorſitz des Herrn Engfer, der auch
lichen Machwillen wecken helfen, ohne den der Aufſtieg nicht zu Kriegsſchuldämter in der Bildung begriffen, die dafür Sorge zu ter geſteckten Ziel, nämlich, um zu einer größeren Vereinheit=
tragen
haben, daß dem Studenten durch Einrichtung von Vor= lichung des geſamten deutſchen Hochſchulweſens zu gelaugen.
Klein iſt bisher die Zahl der Verbände und Vereine, die leſungen und Vorträgen Gelegenheit gegeben wird, Kenntniſſe. Bei der Vielfältigkeit der Entwicklung des geiſtigen und wirt=
dieſe
Erziehungsaufgabe leiſten will. Hoffen wir, daß es ge= auf dieſem Gebiete zu erherben. Ferner ſollen die örtlichen f
Oeffentlichkeit zugänglich ſind.

* Die Zieſe der Hochſchulreform.
V
Profeſſor Dr.=Jng. Heidebroek, Darmſtadt.
Als nach der Beendigung des Krieges die große Zahl der
Kriegsteilnehmer an die Hochſchule zurückkehrte und die Hörſäle
nach langer Verödung ſich mit neuem Leben füllten, kam auch
in die durch den Krieg aufgehaltenen Vorarbeiten zu einer
grundlegenden Reform des Unterrichts an den Techniſchen Hoch=
ſchulen
neue Bewegung. Die Beſtrebungen hierzu, die keines=
wegs
erſt durch die Revolution und ihre Folgeerſcheinungen
wachgerufen wurden, ſondern bereits ſeit etwa einem Jahrzehut
in den verſchiedenen Kreiſen der Fachwiſſenſchaft, der Hochſchulen
und der großen techniſchen Körperſchaften bearbeitet wurden, ſind
von den durch den Krieg gereiften Studierenden mit beſonderem
Eifer aufgegriffen und unterſtützt worden, weil in ihnen das
Gefühl für die Verantwortlichkeit ihres Studiums und die Not=
wendigkeit
einer rationellen Ausgeſtaltung desſelben beſonders
lebendig war. So wurden in kurzer Zeit von den verſchiedenſten
Seiten her eine Reihe von Reformporſchlägen ausgearbeitet, die
zunächſt in den Beſchlüſſen der ſog. Dresdener Tagung eine For=
mulierung
fanden, ſpäter in den Vereinigungen der Fachpro=
feſſoren
verſchiedener Richtung weiter bearbeitet und in der vom
V.D.,J. herausgegebenen Sammlung Stimmen zur Hochſchul=
reform
in ihrem weſentlichen Umfange veröffentlicht wurden.
Der Inhalt dieſer Vorſchläge lief im weſentlichen auf folgende
Punkte hinaus: Beſeitigung der ſtarren Abgrenzung der Fach=
abteilungen
durch ſtärkere Einführung von wahlweiſen Prü=
fungsfächern
, dadurch ermöglichte Berückſichtigung der wichtigen
Grenzgebiete zwiſchen den einzelnen Abteilungen Aufbau des
Geſamtſtudiums auf Grundlage =eines ſog. Stammunterrichls,
der für verwandte Abteilungen möglichſt einheitlich auszubilden
ſei, und Aufbau des Fachſtudiums auf dieſem Stammunterricht
unter Berückſichtigung der wahlweiſen Ausgeſtaltung der Ober=
ſtufe
je nach der wiſſenſchaftlichen oder mehr praktiſchen Seite
hin. Beſchränkung der Stundenzahl in den Stundenplänen, be=
ſonders
in den vorbereitenden Fächern, und Beſeitigung der
ſtarken Ueberlaſtung der Studiereu den durch überſetzte Studien=
pläne
. Vertiefung der Ausbildung in den naturwiſſenſchaftlichen
Grundgebieten, durch Hereinnahme derſelben als wahlweiſes
Hauptfach in die Diplom=Hauptprüfung, dagegen Beſchränkung
der vorbereitenden Fächer in den erſten Studienjahren zugunſten
einer frühzeitigeren Einführung in das eigentliche Fachſtudium
und dergleichen mehr.
Dieſe und ähnliche Wünſche wurden an den verſchiedenen
Hochſchulen je nach den örtlichen Verhältuiſſen in berſchiedener
Form zu neuen Prüfungsbeſtimmungen verarbeitet, bei denen
man abſichtlich den einzelnen Hochſchulen hinſichtlich der Aus=
geſtaltung
erhebliche Freiheit laſſen wollte, um nach Ablauf einer
gewiſſen Zeit auf Grund der geſammelten Erfahrungen eine
gemeinſame Weiterentwicklung herbeizuführen. Dabei ſollte kei=
neswegs
die Freizügigkeit innerhalb der verſchiedenen Hoch=
ſchulen
beſchräukt werden. Die Möglichkeit, innerhalb eines ge=
ordneten
Studiengangs die Hochſchulen im Deutſchen Neiche
wechſeln zu dürfen, iſt eines der wertvollſten Reihte des aka=
demiſchen
Bürgers und entſpricht uehr wie zje den Anforde=
rungen
der Zeit, weil es in Zukunft immer weuiger möglich ſein
wird, alle Diſziplinen und Sondergebiete an allen Hochſchulen
vertreten zu ſehen. Die Not der Zeit wird dazu zwingen, daß
die Hochſchulen untereinander in dieſer Beziehung eine weiſe
Beſchränkung einführen, dafür aber den Studierenden den
Wechſel der Hochſchule zwecks Annäherung an gewiſſe Sonder=
gebiete
nach Möglichkeit erleichtern.
Einen neuen Anſtoß haben dann die Reformbeſtrebungen
bekommen durch die in weiten Kreiſen ſtark beſprochene Deuk=
ſchrift
des Referenten im preußiſchen Miniſterium für Wiſſen=
ſchaft
, Kunſt und Volksbildung, Profeſſors Dr.=Jng. e. h.
Aumund: Die Univerſität für Wirtſchaft und Technik‟. Die
preußiſche Unterrichtsverwaltung verfolgt ſeit einigen Jahren
mit großem Nutzen die Methode, wichtige Refergte, die ihre
Hochſchulen betreffen, durch führende Köpfe aus den Lehrkörpern
und Auslaudes, deren Werk die Legende von der deutſche der Hochſchulen ſelbſt bearbeiten zu laſſen. Dieſes Verfahren,
das zunächſt vielfachen Widerſtand der eigentlichen Verwaltungs=
organe
zu überwinden hatte, hat ſich im Laufe der Jahre als
äußerſt zweckmäßig erwieſen. Die Fachkunde der Referenten und
außerordentlich dazu beigetragen, die gegenſeitige Zuſammen=
läßt
Landesverrätern. Als Ergebnis der Taguug zuurde arbeit zu erleichtern und ein Vertrauensverhältnis zwiſchen
Verwaltung und Hochſchule herzuſtellen. Dieſe Wirkungen äußern
ſich darin, daß eine zielbewußte Weiterentwicklung der Reform=
gedanken
an Stelle endloſer und unfruchtbarer Diskuſſionen ſich
andererſeits in der demnächſt in Wirkſamkeit tretenden neuen
Verfaſſung dieſer Hochſchulen ihren Ausdruck findet. Aufbauend
auf dem Grundgedanken früherer Reformvorſchläge, iſt nun=
mehr
in Preußen die Zuſammenfaſſung der vielfach ſachlich ver=
wpandten
und nur noch geſchäftsmäßig getrenuten vielen Ab=
teilungen
dadurch herbeigeführt, daß die preußiſchen Techniſchen
Hochſchulen nur mehr drei Fachfakultäten, eine für Bauweſen,
eine für Maſchinenwirtſchaft und eine für Stoffwirtſchaft, ent=
halten
, denen eine allgemeine Abteilung für die mathematiſch=
naturwiſſenſchaftlichen
und geiſteswiſſeuſchaftlichen Fächer au=
Der unlösbare Zuſammenhang, in dem Technik und Wirt=
ſchaft
zueinander ſtehen, hat uamentlich von ſeiten der weiteſten
Kreiſe der Induſtrie und der Wirtſchaft ſeit langer Zeit deu
Wunſch rege werden laſſen, das Studium der Wirtſchaftswiſſen=
ſchaften
an den Techniſchen Hochſchulen zu erwpeitern und deu=
ſtruktiven
Seite der Ausbildung zuwenden wollen, eine vertiefte
lehre und der Privatwirtſchaftslehre zu ermöglichen. Zu die=
Handelshochſchulen mit den Techniſchen Hochſchulen angeſtrebt.
Grundſätzlich iſt darüber in Preußen und in anderen Bundes=
ſtaaten
bereits eine Einigung erzielt. Der endgültigen Durch=
führung
des Planes ſind ſtellenweiſe noch reſſortmäßige Wider=
ſtände
entgegen, da merkwürdigerweiſe dieſe Bildungsſtätten
z. B. in Preußen dem Handelsminiſterium unterſtehen und
nicht dem Bildungsminiſterium; auch ihre Finanzierung erfolgt
teilweiſe aus privaten Mitteln. Es iſt aber nur eine Frage der
Zeit, daß dieſe Vereinigung in denjenigen Hochſchulſtaaten, in
Die beſprochene Schulungswoche in Vitzenburg ſoll den Auf= denen beide Hochſchulgattungen vertreten ſind, tatſächlich erfolgt.
der Kriegsſchuldfrage leiſten will. Die Zentralſtelle iſt das Kriegs= vorhandene oder, wie in Köln und Hamburg, neugegründete
Univerſitäten gefunden.
Dieſe Maßnahme iſt indeſſen nur ein Schritt zu einem wei=
ſchaftlichen
Lebens in Deutſchland haben die Univerſitäten ihren
Kriegsſchuldämter den Verkehr mit der Preſſe vermitteln und Charakter als unifersitas literarum längſt eingebüßt. Die Tech=
niſchen
Hochſchulen als Pflegeſtätten künſtleriſchen, techniſchen
und naturwiſſenſchaftlichen Forſchens uud Schaffens haben ſich

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lichen geiſtigen Bildung aus geſehen, ihre Trennung von den ſamtbildung unterordnet. Hier können die Techniſchen Hoch=
Unwverſitäten ſeinerzeit ein Fehler. Für die ſelbſtändige Ent= ſchulen noch vieles von den Univerſitäten lernen, manches auch
trennung einen Vorteil. Sie konnten ſich ungehindert von altem die Ausbildung einer geſunden, harmoniſchen Geſamtperſönlich=
Herkommen und überlieferten Formen vollkommen neu entwickeln keit höher ſtellen, als die bis ins einzelne getriebene fachliche
die Grundlage für eine glänzende Entwicklung ſchaffen. Je mehr zelnen Vorleſungen, in der Vermeidung von Doppelarbeit, in
aber die Faktoren der Wirtſchaft die geſamten öffentlichen Inter=
die
Träger der Wirtſchaft und insbeſondere die auf dem Gebiete heblich verbeſſert werden.
der Technik arbeitenden Kräfte mit den alten Zentren der Gei=
ſteswiſſenſchaft
wieder in engere Beziehung zu bringen. Man
kann nicht mit Unrecht die Aufgabentrennung zwiſchen den Tech= nach wie vor die Perſönlichkeit des Lehrers ausüben müſſen.
einen im engeren Sinne alle Probleme bearbeiten, die mit dem nicht alle vereinigen dieſe beiden Eigenſchaften in wünſchens=
menſchlichen
Geiſt im Zuſammenhang ſtehen, die anderen das wertem Maße. Die Techniſchen Hochſchulen müſſen noch mehr
Geſamtgebiet der menſchlichen Arbeit. Arbeit und Geiſt ge=
hören
aber untreunbar zuſammen; in Wirklichkeit überdecken ſich winnen, die neben der wiſſenſchaftlichen Befähigung die Füh=
die
Arbeitsgebiete beider Hochſchulen bereits jetzt in vieler Be=
ziehung
. Naturwiſſenſchaft, Mathematik und alle exakten Wiſ=
ſenſchaften
werden an beiden in gleichem Umfang gepflegt. Sinn=
los
wäre es, eine Trennung etwa in der Art einführen zu wol=
len
, daß man den Univerſitäten die ſog, reinen Wiſſenſchaften, nehme, daß zu viele Liebhabereien einzelner Dozenten und eine
und den Hochſchulen die angewandten Wiſſenſchaften zuweiſt.
Recht laſſen ſich ebenſowenig voneinander trennen wie Recht und Wirtſchaft beeinträchtigen. Die Praris wünſcht keine ſo weit=
oder
weniger ein Zweig der Naturwiſſenſchaft, weil ſie den
Menſchen als Objekt behandelt, wie die Zweige z. B. der orga= Selbſtändigkeit des Urteils und Verſtändnis für die wirtſchaft=
wird
das Bedürfnis der gegenſeitigen Berührung und Befruch=
tung
der einzelnen Wiſſensgebiete.
ſätzliche Strömungen und Kämpfe im Innern durchmachen
müſſen und ſo wenig einheitliche Gedankengänge und Anſchau=
Schulen und Nichtungen führt unweigerlich auch im ſpäteren
Leben bei der Reigung der Deutſchen zum Klaſſengeiſt zu einer dürfnis, die bereits in der Praxis ſtehenden Ingenieure, Che=
Schwierigkeiten und Mängel unſerer Verwaltung rühren davon
her, daß der Techniker nicht den Juriſten, der Juriſt nicht den
Kaufmann, der Kaufmann nicht den Techniker, der Arbeitnehmer ihren Leiſtungen weit voraus. Die gegenſeitige Fühlungnahme,
nicht den Arbeitgeber, der Akademiker den Nichtakademiker die gemeinſame Behandlung von wiſſenſchaftlichen Problemen
richtungen, wie war ſie in Deutſchland aufweiſen. Mag die Viel= eine Aufgabe, der ſich die Hochſchulen noch viel mehr als bisher
fältigkeit der Hochſchulen, Inſtitute, Akademien uſw. auf der unterziehen müſſen. An den preußiſchen Hochſchulen iſt dieſem
Vielfältigkeit ſeiner geiſtigen Arbeit zu großen einheitlichen Zu= Hochſchullehrer wie führende Männer der Technik, der Wirt=
Zuſammenfaſſung aller geiſtigen Kräfte zu großen politiſchen, Erfahrung heraus Gruppeu=Vorleſungen halten, die nicht für
rung der einzelnen Hochſchulgattungen als Ziel im Auge behal= waltung vorau.
ten werden. Die Vereinigung der Bergakademien, Handelshoch=
ſchulen
uſtp. mit den Techniſchen Hochſchulen iſt in Preußen und
ſelbſt. Die Zuſammenlegung und Wiedervereinigung iſt auch verſchwinden. Aber eine weitſchauende Reformbewegung darf
nicht ſo zu verſtehen, daß räumlich getrennte Hochſchulen gewalt= ſich nicht durch Erſcheinungen des Tages den Blick auf das wei=
ſam
verlegt werden müßten. In vielen Hochſchulſtädten iſt durch tere Ziel trüben laſſen. Dieſes Ziel heißt: Aufrechterhaltung
das gleichzeitige Beſtehen verſchiedener Hochſchulgattungen dieſe lebenskräftiger Hochſchulen und wiſſenſchaftlicher Arbeit trotz
Vereinigung ohne weiteres möglich. An anderen Plätzen aber aller materiellen Schwierigkeiten und Sorgen, aber auch ihre
werden benachbarte Hochſchulen ſich über eine gemeinſame Or= Weiterentwicklung nicht lediglich auf Grund hiſtoriſcher Ueber=
ganiſation
und Einſtellung auf beſtimmte Arbeitsgebiete ver= lieferungen, ſondern unter ſinnvoller Anpaſſung an die leben=
ſtändigen
können, Doppelarbeit und Leerlaufsarbeit können digen Bedürfniſſe der Zeit. Noch keine Zeit in der deutſchen
lehnung an benachbarte Hochſchulen im ganzen lebensfähig zu lichen, ſondern tatſächlichen Volksgemeinſchaft gelangen.
erhalten. Vielfach werden ſich die Techniſchen Hochſchulen durch
ihre enge Verknüpfung mit den wirtſchaftlich leiſtungsfähigen
Kreiſen als die materiell lebensfähigeren Gebilde erweiſen.
Wie im einzelnen dieſe Eutwicklung ſich geſtalten wird, ins=
beſondere
dann, wenn die heutige Ueberfrequenz der Hochſchulen
in der wirtſchaftlichen Notlage einmal nachlaſſen wird, läßt ſich
ſchwer vorausſagen. Der Hochſchulverband wird ſich demnächſt
bereits mit der Forderung zu befaſſen haben, daß die Techniſchen
Hochſchulen ihrerſeits auch den Titel Univerſität beanſpruchen.
Dieſe Aeußerlichkeit foll nur Veranlaſſung bieten, die Frage der Rechtlichkeit, unerträgliche Maßnahme feindlichen Raubwillens,
richtungen aufs neue ernſthaft zu prüfen und eine Form der fernere Hinterland des anſchließenden unbeſetzten Deutſchlands.
Neugliederung unſeres Hochſchulweſens anzuſtreben, in der ſich Wir alle können uns dieſen Wirkungen nicht entziehen und ſind
ihre lebenskräftigen, bisher getrennten Zweige zwanglos wieder betroffen von der Wucht der andrängenden Not. Dort heiſcht
zuſammenſinden können.
Es wäre aber ein Irrtum, anzunehmen, daß mit dieſen übrigen Deutſchland und dem Auslande zur Linderung der
rein organiſatoriſchen Aufgaben der Kern der Hochſchulreform nächſten Not entſpricht dem Gewicht der Angelegenheit.
getroffen würde. Worguf es noch viel mehr ankommt, iſt die
Frage, iu welchem Geiſt Unterricht und Forſchung an den Hoch=
ſchulen
im einzelnen betrieben werden. Die große Ueberfüllung wegzulenken von dieſem Punkte des größten Intereſſes, land=
viel
zu ſehr in den Hintergrund getreten iſt. Es hat ſich an allen unmittelbaren Folgen der Beſetzung leiden, ſo wiſſen wir uns
Art von Abrichtung und Maſſenausbildung entwickelt, die mit kennt. Die Ruhrbeſetzung hat auf unſere Landesuniverſität
einem eigentlichen und perſönlichen Studium nichts mehr zu Gießen, und in erſter Linie auf deren ſtudentiſchen Wirtſchafts=
tun
hat. Die Studienpläne ſind vielfach noch ſo geſtaltet, daß körper, Wirkungen gezeitigt, die eine bedeutende Gefahr, für
nirgends richtig durchgeführt worden. Es gibt an den Techni= der Eltern bleiben aus. Die Einzelfürſorge der Studentenhilfe
tiefung und liebevollen Einzelarbeit durchzudringen.
ſten einer erträglichen Geſamtbelaſtung herbeizuführen, ſcheitern für Land und Volk bedeutet, und danach ermeſ=
immer
wieder an dem Reſſortpartikularismus und der Selbſt= ſu, was unſer Anſpruch wiegt, den wir hier
ſeinem Fachgebiet etwas hergeben. Jeder hält gerade ſein Lehr= aus Induſtrie und Landwirtſchaft in erhöhtem
dung des geiſtigen Menſchen immer unmöglicher macht. Was haben könnten.
nützt die Einrichtung aller geiſteswiſſenſchaftlichen Vorleſungen
von höchſtem Intereſſe, wenn die Studierenden keine Zeit. Ruhrbeſetzung, iſt die allgemeiner werdende Arbeitsnot und Ar=
fügbaren
Stunden mit Uebungen und Vorleſungen belegt wer= einem wachſenden Bedürfnis nach ausreichenden Unterkünften

als lebenskräftige Elemente zu ungeahnter Blüte und Vielſeitig= nende Geiſt, der die Einzelintereſſen der verſchiedenen Fach=
keit
entwickelt. Grundſätzlich war, vom Standpunkt der einheit= gebiete gegeneinander abwägt und ſie einer harmoniſchen Ge=
wicklung
der abgetrennten Elemente bedeutete aber dieſe Los= von den Hochſchulen des Auslandes, insbeſondere Amerikas, die
und ſich in der emporblühenden Induſtrie und Volkswirtſchaſt Schulung. Auch in dem gegenſeitigen Zuſammenpaſſen der ein=
dem
organiſchen und rationellen Aufbau des Studiums kann
eſſen zu überwuchern drohen, deſto notwendiger erſcheint es, auch noch viel Zeit erſpart und der Wirkungsgrad des Unterrichts er=
Den wichtigſten Einfluß auf den Studiernden aber wird
niſchen Hochſchulen und Univerſitäten ſo formulieren, daß die Der Hochſchullehrer ſoll gleichzeitig Forſcher und Lehrer ſein;
als andere Hochſchulen Wert darauf legen, Lehrkräfte zu ge=
lung
mit der lebendigen Praxis aus eigener Ingenieurtätigkeit
her mitbringen. Immer wieder hört man gerade aus einſich=
tigen
Kreiſen die Klage, daß die Ausbildung der Hochſchulen
auf die wirklichen Bedürfniſſe der Praxis zu wenig Rückſicht
übertriebene Spezialausbildung den Studierenden in ſeiner
Beide Zweige würden darunter zu leiden haben. Wirtſchaft und Brauchbarkeit für die Aufgaben des Lebens und der induſtriellen
Arbeit. Die mediziniſche Wiſſenſchaft iſt deswegen nicht mehr gehende Spezialiſierung, ſie wünſcht aber eine geſunde allge=
meine
Ausbildung in den Grundlagen der Fachwiſſenſchaft,
niſchen Chemie und der Stoffwirtſchaft, die vorwiegend an den lichen und ſozialen Aufgaben des Ingenieurs. Dieſe Wünſche
Techniſchen Hochſchulen gepflegt werden. Immer dringender im Rahmen des Möglichen zu berückſichtigen und immer die
Fühlung mit der lebendigen Wirklichkeit aufrecht zu erhalten,
aus der letzten Endes die eigentlichen Probleme emporwachſen,
muß eine ernſte Aufgabe der Hochſchulen der nächſten Zukunft
Es läßt ſich nicht leugnen, daß die große Zerriſſenheit der ſein. So ſehr man die reine Forſchung an ſich im Intereſſe
Anſchauungen, der Berufs= und Reſſortpartikularismus in der Wiſſenſchaft pflegen muß, ſo ſehr muß andererſeits mit
Deutſchland, mit eine der Urſachen iſt, warum wir ſo viele gegen= den Möglichkeiten gerechnet werden, die aus der wirtſchaft=
lichen
Zwangslage unſeres Vaterlandes gegeben ſind. Auf
der anderen Seite müſſen die Hochſchulen noch mehr als
ungen aufweiſen. Die Zerſplitterung der Fachbildung nach bisher den Reichtum ihrer wiſſenſchaftlichen Arbeit auch wei= nuar weilte eine Gruppe däniſcher Studenten anläßlich einer
teren Kreiſen zur Verfügung ſtellen. Es iſt ein dringendes Be=
Abſonderung der Berufe und Stände untereinander. Viele miker uſw. über die Fortſchritte der wiſſenſchaftlichen Eutwicklung
auf dem Laufenden zu erhalten. Auf manchen Gebieten ſind
heute die Forſchungsſtätten der Induſtrie den Hochſchulen in
nicht verſteht oder nicht verſtehen will. Kein Land der Welt vor einem größeren Kreis von Fachleuten, insbeſondere durch
kennt dieſe weitgehende Trennung der Hochſchulen und Fach= Ausbildung des techniſch=wiſſenſchaftlichen Vortragsweſens, iſt
einen Seite als ein Zeichen der Blüte wiſſenſchaftlicher Arbeit. Wunſch durch die Einrichtung der ſogen. Außen=Juſtitute bereits
aufgefaßt werden, ſo iſt ſie doch auf der anderen Seite auch ein erfolgreich Rechnung getragen. Dieſe Außen=Inſtitute ſind den
Beweis dafür, wie wenig es dem Deutſchen gelungen iſt, die Hochſchulen angegliedert als loſe Abteilungen, in denen ſowohl z
ſammenhängen zu verarbeiten. In der Syutheſe, d. h. in der ſchaft, der Sozialpolitik uſw. aus ihrem Arbeitsgebiete und ihrer
voltswirtſchaftlichen und ſozialen Aufgaben, insbeſondere zur Studierende, ſondern für bereits im Leben ſtehende Männer
Beherrſchung der ſchweren Probleme der Gegenwart, ſind uns beſtimmt ſind. Auch in dieſer Hinſicht gehen alſo die preußiſchen
andere Nationen zweifellos überlegen. Deshalb muß bei der Hochſchulen den übrigen in der Erfüllung ihrer weitergefaßten
weiteren Entwicklung der Hochſchulreform die Wiederannähe= Aufgaben unter der zielbewußten Leitung ihrer Unterrichtsver=
Im Vorhergehenden konnten nur einzelne Momente aus
anderen Bundesſtaaten bereits erheblich vorangeſchritten. Es der Bewegung der Hochſchul=Reform und ihrem augenblicklichen k
bleibt die Wiedervereinigung, zum mindeſten die geiſtige Wieder= Stande erwähnt werden. Eine eingehende Beſprechung iſt au
vexeinigung, mit den alten Univerſitäten anzuſtreben. Für die dieſer Stelle nicht möglich. Viele Wünſche nach einer Beſſerung tenſchaft ausdrücklich zum Eintritt in die C.J.G. eingeladen
Techniſchen Hochſchulen iſt dieſe Frage keine Frage des Standes werden zurückgeſtellt werden müſſen, bis die Ueberlaſtung der wird, zweitens die deutſche Sprache neben der engliſchen und
oder der äußerlichen Gleichberechtigung. Werturteile über die Hochſchulen und ihrer Inſtitut; wieder normalen Verhältniſſen
äußere Bewertung der einzelnen Diſziplinen erübrigen ſich von Platz gemacht hat. Manche Mißſtände werden damit von ſelbſt wird, und ſchließlich drittens die Vertreter der Deutſchen Stu=
d

wir uns guch guf wiſſenſchaftlichem Gebiete bei den heutigen Geſchichte hat ernſtere Probleme überwinden müſſen, als die ſandt. Es handelt ſich nicht um einen offiziellen Schritt der Un=
Verhältniſſen auf die Dauer nicht leiſten. Manche Hochſchule heutige; noch niemals war es notwendiger, alle geiſtigen Kräfte verſität Oxſord, ſondern um einen lebhaften‟ Wunſch einer An=
wird
auf den einen oder anderen Zweig ihrer wiſſeuſchaftlichen zuſammenzufaſſen, damit wir endlich zu einer wirklichen gemein= zahl Oxforder Studenten, die auf dieſe Weiſe die Wiederauf=
Arbeit verzichten müſſen, wenn es damit gelingt, ſie unter An= ſamen geiſtigen Volkskultur und damit zu einer uicht nur äußer= uahme freundſchaftlicher Beziehungen zwiſchen Eugland und
die ſtudentiſchen Wirtſchaftskörper. Orford Union Society ſowie an den Zuſammenkünften des
Von
Kurt M. Frener, Gießen.
geiſtigen Gemeinſchaft zwiſchen den beiden großen Hochſchul= wirft den breiten Schatten ihrer Wirkungen auf das nähere und thek haben, ſie ſollen an ſportlichen Veranſtaltungen teilnehmen,
ſie am dringendſten Abhilfe, wo ſie am härteſten laſtet, das iſt, ſie für den Mdnat Mai eingenommen.
im Ruhrgebiet ſelber. Der Zuſtrom ſichernder Gaben aus dem
Wenn wir es trotzdem wagen, den Blick der Allgemeinheit
der Hochſchulen nach dem Kriege hat es mit ſich gebracht, daß einwärts ins unbeſetzte Gebiet, auf unſere, dem beſetzten Ge= gier ſind dem Deutſchen Hochſchulring u. a. folgende zwei Kund=
dieſe
Frage gegenüber der überhaſtenden Tagesarbeit leider biet benachbarten Univerſitäten, die unter den mittelbaren und gebungen zugegaugen:
Hochſchulen durch die übergroße Zahl der Studierenden eine frei von einer ſelbſtſüchtigen Eigenliebe, die nur die eigene Not ſchreibt,
ſie den einfachſten pädagogiſchen Grundſätzen widerſprechen. Die ihren Beſtand ſind. Viele Studierende ſind von der beſetzten
ſeinerzet angeſtrebte Verminderung der Studienbelaſtung iſt Heimat abgeſchloſſen. Nachrichten und Monatszuwendungen Mutterland klingen mögen.
ſchen Hochſchulen immer noch Abteilungen, deren Studienpläne unterſtützt die Betreffenden aus den Mitteln der Schwedenſpende, und Form des Eiſens bildet, ſo mögen jene ungeheuerlichen
den Studierenden mit mehr als 40 Pflichtſtunden wöchentlich be= ſoweit es ihre verfügbaren Kapitalien geſtatten. Die Darlehens= Schläge des Schickſals, die durch blinden Aberwitz hervorge=
laſten
, und immer noch Dozenten, die glauben, daß bei einer kaſſe der ſtudentiſchen Wirtſchaftshilfe lindert ihrerſeits die drin= rufen, auf deutſche Lande herniederſauſen dazu beitragen,
derartigen geiſtigen Belaſtung ein befriedigender Wirkungsgrad gendſten Bedürfniſſe. Die Geſuche Hilfsbedürftiger mehren ſich daß unſer Volk zu innerer und äußerer Einheit verſchweißt
des Unterrichts erreicht werden könnte. In Wirklichkeit iſt das mit jedem Tag. Die Schwierigkeiten, denen ſich die örtlichen und geläutert aus dieſen Tagen der Schmach und Verderbnis
Endergebnis, wie die Prüfungen aufweiſen, ein recht klägliches. Unterſtützungsorganiſationen gegenüberſehen, wachſen an. Durch hervorgehe.
Die meiſten Studierenden ſchütteln einen großen Teil, des die allgemeine Anteilnahme an den Schickſalen des beſetzten Ge=
Unterrichtsſtoffes wie leeren Ballaſt ſchleunigſt wieder von ſich biets ſtockt der Zuſtrom freundlicher Mittel für die Bedürfniſſe ſelbſt und abzuwägen, was an uns iſt. Mögen wir in der
ab. Nur ganz wenigen gelingt es, zu einer wirklichen Ver= unſerer Univerſität, gerade in einem Augenblick, da auch an dieſe Lage ſein, unſerem Volke das zu geben, zu dem wir berufen
erhöhte Anſprüche erhoben werden, als unmittelbare Folgeerſchei= und verpflichtet ſind! In dieſem Sinne grüßen wir den Hoch=
Die vielfachen Anſätze, eine allgemeine Beſchränkung der nung der neuen Beſetzung. Man möge genau erwägen, ſchulring mit ſeiner Altherrenſchaft und damit das ſchwer=
Stundenzahl, namentlich in den vorbereitenden Fächern, zugun= was das Fortbeſtehen, unſerer Univerſitäten geprüfte Volk im Reich.
überſchätzung der einzelnen Fachdozenten. Niemand will von fragend erheben. Bleiben zukünftig Mittel Deutſchen Hochſchulen ſchreibt:
fach für unbedingt wichtig und lebensnotwendig, und ſo entſteht Maße für die Hochſchulen aus, dann hieße das, gehörigen eines fremden Volkes beſetzt. In dieſer Zeit der
eine Ueberfütterung des Studierenden mit Studienmaterial und deren Beſtand in Frageſtellen. Wir ſind dem beſetzten gemeinſamen Not und Entrüſtung drängt es uns, Ihnen den
Unterrichtsſtoff, das ihm jede freie geiſtige Betätigung, jede Gebiet zu nahe zugehörig und verſchwiſtert, als daß wir mit Ausdruck brüderlicher Anteilnahme und regen Mitfühlens
Vertiefung in Einzelfragen und endlich jede allgemeine Ausbil= dieſem in einen ſchmälernden Wettbewerb zu treten die Abſicht entgegenzubringen.
Eine zweite Gefahr, die uns droht als Folgrerſcheinung der anderen Fremdherrſchaft leben, haben ſo recht empfinden ge=
haben
, ſie zu benutzen? Was helfen alle Aufrufe zur Pflege des beitsmangel, die einen Rückgang der Arbeitseinſtellung für Werk= hart geblieben und hoffen feſt, daß auch unſer Stammesvolt
Sports und der körperlichen Ertüchtigung, wenn alle dafür ver= ſtudenten im Gefolge hat. Dieſe Tatſache fällt zuſammen mit hart bleiben wird gegen dieſe unerhörte fremde Anmaßung.
den! Hier fehlt an ſehr vielen Stellen der überlegene und ord= für Werkſtudenten. In weſchem Maße heute der Student auf

den Ferienerwerb zur Beſtreitung ſeiner Studienkoſten ange=
wieſen
iſt, entzieht ſich wohl der Kenntnis der breiten Oeffent=
lichkeit
. Unſere Erfahrungen laſſen erkennen, daß ein großer
Teil der Studierenden ohne Ferieneinkünfte ſein Studium nicht
fortſetzen kann. Arbeitsnot und erhöhte Nachfrage nach ſtudenti=
ſchen
Arbeitsſtellen haben ihre gemeinſame Urſache in der all=
gemeinen
Wirtſchaftskriſe. Wir müſſen alles daran wenden,
einen ſicheren Ausweg zu finden. Zugleich als Bittende und
Fordernde treten wir auf: die Arbeitsmöglichkeiten, ſelbſt bei
Arbeitsrückgang, uns nicht ganz zu verſchließen.
Student und Ausland.
Das Auslandsamt, das die Beziehungen zu den Studenten=
ſchaften
der anderen Länder und die Vertretung in den inter=
nationalen
Verbänden zu übernehmen hat, iſt bei der heutigen
politiſchen Lage wohl das wichtigſte Amt der deutſchen Studen=
tenſchaft
. Um ſo bedauerlicher iſt es, daß ſeine Arbeiten, in erſter
Linie aber die Berichterſtattung über dieſe Arbeiten, durch die
inneren Kämpfe ſo ſehr beeinflußt wurde, daß die Verbindung
mit den örtlichen Studentenſchaften unſeres Wiſſens nach gänz=
lich
aufhörte. Wir behalten uns vor, in nächſter Zeit über die
Zuſammenſetzung, die Organiſation, die Arbeitsmöglichkeiten, be=
ſonders
aber über die bisher geleiſtete Arbeit ausführlicher zu
berichten.
Ungariſche Studenten gegen Frankreichs
Wahnwitz. Die Mitglieder des größten ungariſchen Studen=
tengeſangvereins
in Budapeſt, die ſich zurzeit auf einer im Ein=
vernehmen
mit dem Auslandsamt der Deutſchen Studentenſchaft
organiſierten Studienreiſe durch Deutſchland befinden, haben
bei einer von den Hallenſer Sängerſchaften veranſtalteten Be=
grüßungsfeier
folgende Entſchließung gefaßt:
Zahlreiche in Halle verſammelte deutſche und ungariſche
Studenten erheben einmütigen Einſpruch gegen den völker=
rechts
= und vertragswidrigen Einbruch der franzöſiſchen Trup=
pen
in deutſches Gebiet. Sie danken der deutſchen Reichs=
regierung
für ihre mannhafte Haltung.
Däniſche Studenten in Berlin. Vom 6. bis 9. Ja=
vom
Auslandsamt der Deutſchen Studentenſchaft organiſierten
Studienreiſe durch Deutſchland in Berlin. Die Dänen beſuchten
die Berliner Hochſchuleinrichtungen und beſichtigten die ſonſtigen
Sehenswürdigkeiten der Stadt. Am Sonntag mittag gab ihnen
der däniſche Geſandte Graf Moltke ein Frühſtück, au dem als
Vertreter der Deutſchen Studentenſchaft die Herren Zimmer=
mann
, v. Bülow und Ceſar teilnahmen. Am Dienstag abend
wurden die Gäſte im preußiſchen Kultusminiſterium empfangen.
Sie ſind am Mittwoch nach München weitergereiſt.
Internationale Studentenverhandlungen.
Im Anſchluß an die vom 16. bis zum 19. Januar im Haag ſtatt=
findende
diesjährige Tagung der C.J.E. (Confedsration Inter=
nationale
des Etudiants), des von Frankreich unter Ausſchluß
der Studentenſchaften der Mittelmächte gegründeten ſtudentiſchen
Ablegers des Völkerbundes, hat die holländiſche Studentenſchaft
die deutſche, die ungariſche und die außerhalb Rußlands lebende
ruſſiſche Studentenſchaft zu Beſprechungen nach dem Haag und ſ=
nach
Amſterdam eingeladen, in denen die Möglichkeiten einer Zu=
ſammenarbeit
dieſer Studentenſchaften mit der C.J.E. beraten
werden ſollen. Als Vertreter der Deutſchen Studentenſchaſt wird
der Voxſitzende des Auslandsamtes der Deutſchen Studenten=
ſchaft
, Walter Zimmermann, an den Beſprechungen teilnehmen.
Wie das Auslandsamt der Deutſchen Studentenſchaft mitteilt,
kommt eine Mitarbeit der Deutſchen Studenenſchaft in der
C.J.G. nur dann in Betracht, wenn erſtens die Deutſche Studen=
franzöſiſchen
Sprache dritte Verhandlungsſprache in der C.J.G.
dentenſchaft in den Verwaltungsorganen der C.J.G. eine der
Bedeutung der Deutſchen Studentenſchaft entſprechende Berück=
ſichtigung
finden.
Einladung deutſcher Studenten nach Oxford.

Deutſchland verwirklichen wollen. Das engliſche Komitee, das
zur Organiſation der Veranſtaltung gebildet worden iſt, wird
die geſamten Koſten, welche den Deutſchen dafür erwachſen, ein=
ſchließlich
der Reiſe= und Paßkoſten tragen. Die Unterbringung
* Die Wirkung der Ruhrbeſetzung auf der Deutſchen in Oxford ſoll in Privathäuſern erfolgen. Wäh=
rend
des Aufenthaltes ſollen die Deutſchen an den Debatten der
Oxford Juternational Aſſembly, des Cosmopolitanclubs und an=
derer
Vereinigungen teilnehmen. Es ſollen öffentliche Verſamm=
lungen
abgehalten werden, in denen den Deutſchen Gelegenheit
gegeben wird, ſich mit engliſchen Studenten über die verſchie=
Die Ruhrbeſetzung, eine, abgeſehen von der Frage, der denſten Fragen auseinanderzuſetzen. Ferner ſollen die Deut=
ſchen
Zutritt zu den Vorleſungen und zur Univerſitäts=Biblio=
Ausflüge machen und ſchließlich auch ihren eigenen Studien ob=
liegen
können. Das Auslandsamt der Deutſchen Studenteu=
ſchaft
hat dchr engliſchen Komitee für die Einladung gedankt und
Großdeutſcher Zuſammenhalt.
Veranlaßt durch den Ruhrüberfall der Franzoſen und Bel=
Der Deutſche Akademikerverband (Böhmen)
In den Tagen ſchwerſter Not, die über Deutſchland ihre
Schatten werfen, wollen wir unſer tiefſtes Empfinden in
Worte geſtalten, die über unſere Berge hinweg ins heilige
Wie unter der Wucht des ſchweren Hammers ſich Stärke
Uns Akademikern ſteht es zu, Einſchau zu halten in uns
Die Deutſche Studentenſchaft der Prager
Neue deutſche Gebiete wurden mitten im Frieden von Au=

Wir, die wir nun ſchon mehr als vier Jahre unter einer
lernt, was es heißt, als Volk unfrei zu ſein. Wir aber ſiud

Verantwortlich: Alfons Kemper, Darmſtadt.