Bezugspreis:
7maligem Erſcheinen mönatl.
btragegebühr, durch
Haus. Beſtellungen nohenen ent=
Beſchäftsſtelle Rheinſtraß
30 und B91), die Agenturen und alle
erautwortlichkeit für Aufnahme von
beſtimmten Tagen wird nicht
übernon=
terſcheinen einzelner Nummern infolge
valt berechtigt den Bezieher nicht zur
Kür=
iſes. Beſtellungen und
Abbeſtel=
h Fernruf ohne Verbindlichkeit für us.
Heſſiſche Reueſte Nachrichten
Morgenz eitung der Landeshauptſtadt
186. Saßrgang
Nachdruck ſämtlicher mi
Original=Aufſätze und eigeuen Nachrichten nu mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtaitet.
Anzeigenp
2mm breitd
Bank=
75 M.
Ue
Bhein=
peditionen,
Krieg, Aufruhr,
g auf Er=
und Leiſtung von
er gerichtlicher Bei=
Rabatt weg.
Rummer 56
Montag, den 26. Februar 1923
Einzelnummer 80.00 Mk.
100 Millionen Dollar für Deutſchland.
nigton, 26. Febr. (Tel.=Union.) Das
Repräfen=
t das Gefetz angenommen, die beſchlagnahmten
utſchen Vermögen in Amerika freizugeben, ſoweit der Wert
10000 Dollar nicht überſteigt. Es kommen insgeſamt etwa 100
Millionen Dollar in Frage. Da die Mehrzahl der
Vermögens=
eſitzer in Deutſchglnd wohnt, glaubt man, daß die Auszahlung
Summe ein Steigen der Mark im Gefolge haben wird.
Poincaré über die Ruhraktion.
is, 24. Febr. (Wolff.) lieber die Erklärungen
Poin=
n der heutigen Sitzung der Senats=Konnniſſion für
aus=
gelegenheiten wird folgende amtliche Mitteilung
un Vorſitz von Senator de Seldes hörte die Senals
für auswärtige Angelegenheiten entſprechend ihrem
en Miniſterpräſidenten. Den größten Teih ſeiner
führungen widmete Poincaré dem bisherigen Verlauf und
vorliegenden Ergebniſſen der Ruhr=Aktion. In der
Orient=
beſchränkte er ſich auf die Ankündigung eines bald
erſchei=
zweiten Gelbbuches über die Konferenz von Lauſanne,
zum 4. Februar einſchkießlich gehen ſoll. Es ſei noch
tmöglich, zu ſagen, welche Beſchlüſſe die
Nationalverſamm=
von Angora über den Friedensvertrag faſſen werde.
Memel=Frage, deren angebliche große Bedeutung bekannt
wird der Miniſterpräſident die Kommiſſion auf dem
Lau=
halten. Ein weiteres Gelbbuch iſt fertig und wäre ſchon
utlicht, wenn nicht durch Verſtändigutng unter den Alliierten
Februar für das gleichzeitige Erſcheinen der Protokolle
letzten Konfernzen in Paris, London und Nom
au=
vorden wäre; dieſes Gelbbuch wird ſämtliche Protokolle
vollem Umfang enthalten und ſo die Möglichkeit geben,
Stunde für Stunde die oft lebhaften, aber ſtets in höflichem
lone geführten Debatten zu verfolgen, die ſich bei den
Zuſam=
genkünften in London und Paris entwickelten. Poincaré machte
ann noch Mitteilungen über die Organiſation der Eiſenbahnen,
Zollweſens, der Ausfuhrbewilligungen uſw. in den beſetzten
und gab die Ergebniſſe der erſten Maßnahmen,
amentlich des Ausführverbots füir Kohle, Koks, metallurgifche
niſſe und Fertigwaren b=kannt.
Nach dreiſtündigen Ausführungen Poincarés, dankte
des detn Miniſterpräſidenten lebhaft
immtheit ſeiner Mitteilungen.
Der Raub der Lohngelder.
Eine Klarftellung.
Vor kurzem ſind eine Reihe von Eiſenbahnbeamten im
irk der Reichsbahndirektion Mainz vor das franzöſiſche
sgericht in Mainz geſtellt und mit empfindlichen
Gefäng=
ſtrafen ohne Strafaufſchub verurteilt worden. Die
Verhaf=
g erfolgte im Zuſammenhang mit den von den Verhafteten
genommenen Auszahlungen von rückſtändigen
ehältern und Löhnen an Eiſenbahnbeamte und
Ar=
ter. Die Gelder ſind größtenteils von den Franzoſen
be=
hlagnahmt worden.
Zur Begründung dieſes Vorgeheus machten ſich die
Fran=
oſen die irrige Auffaſſung zu eigen, daß die
Eiſenbahnbedien=
eten der ſtillgelegten Strecken ſich im Streik befänden, und
Gehälter und Löhne, die an ſie ausgezahlt werden ſollten,
treikgelder ſeien. Wie bekannt, hat jeglicher Streik ein
ſerſtürfnis zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer wegen aller
er einzelner Bedingungen des Arbeits= und
Dienſtverhält=
ſes zur Vorausſetzung. Derartige Unſtimmigkeiten beſtehen
ber nicht zwiſchen der Eiſenbahnverwaltung und ihrem P
ſial. Von Streik kann deshalb keine Rede ſein, wenn auch die
kanzoſen ſich bemühen, die Betriebsruhe als Streik zu
propa=
eren. Es handelt ſich im Augenblick um ein nicht von dem
rbeitgeber oder Arbeitnehmer, ſondern von außen her, d.
urch die Beſatzungsmächte, verurfachtes Ruhen des Dien=
S und der Arbeit (aufgenötigte Bexriebsruhe), die das
Ver=
altnis zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer an ſich unberührt
ßt. Wenn demgemäß auf Grund des fortbeſtehenden Dienſt=
1d Arbeitsverhältniſſes trotz Unmöglichkeit der Dienſt= und
Ar=
itsleiſtung Gehalt und Löhne vom Arbeitgeber fortgezahlt
derden, ſo iſt es offenbar, daß von einer Streikunterſtützung
der von Streikgeldern nicht geſprochen werden kann. Die
Ver=
irteilung der ſeinerzeit Verhafteten beruht deshalb auf einer
erkennung der Sachlage. Die deutſche Oeffentlichkeit ſelbſt hat
erhebliches Intereſſe daran, daß mit der begriffsverwirren=
Bezeichnung der Betriebsruhe als Streik reſtlos aufgeräumt
Jeder zu ſeinem Teil und an ſeiner Stelle muß bemüht ſein,
en Begriff klarzuſtellen. Wer ins beſetzte Gebiet reiſt, hat die
iicht, dort, wo die Preſſe der Wahrheit verſchloſſen bleibt, von
und zu Mund aufklärend zu wirken. Auf den Schultern der
ſenbahner ruht ein ſchwerer Teil der Laſt des Abwehrkampfe
ſie gerne tragen. Sie nicht ihnen zu erſchweren, ſie vielin:
kleichtern, gebührt jedem Deutſcher
Neue Schandtaten.
en, 25. Febr. Oberſt Daniel und Hauptmann
aus Dortmund, die in Stockum vor das Krieg
ſtellt werden ſollten, /oürden geſtern von Stockum
ſtlicher Nichtung mit unbekanntem Ziel
ab=
sportier
Köln
ſ.) lleber die Betriebslag
drei Bedienſtete, der Ran=
Saſſiſteuten; verhafte
* Lohngelder abgenom=
Vom Tage.
anzlers in Stuttgart bei der württembergifche
ung aus Stuttgart berichtet, auf d
Im preußiſchen Miniſterium des Junern fand geſtern unter Leitung
des Miniſters Severing eine Sitzung ſämtkicher
Oberpräſiden=
ten ſtatt. Im Hinblick auf Gerüchte, die in der letzten Zeit aufgetaucht
waren, ſowie auf etwaige unverantwortliche Beſtrebungen einzelner
Kreiſe iſt den Oberpräſidenten erneut die beſtimmte Weiſung erteilt
wor=
n, im ganzen preußiſchen Staatsgebiet jeden Verſuch einer Bildung von
geheimen Formationen oder Organiſatione u, von
wel=
cher Seite und zu welchem Zweik er auch unternommen werden möge, mit
allen geſetzlichen Mitteln entgegenzutreten.
u Regierungspräſidenten Dr. Grützuer in Düſſeldorf
einge=
leiteten Einigungsverhandlungen wegen des Ausſtandes der Buchdrucker
zirk „Bergiſches Land” haben zu einer Einigung geführt. Die
Arbeit wird am Montag wieder aufgenommen; nur in Schwelm und
in Remſcheid dauert der Streik noch an. In Düſſeldorf drohte ebenfalt
ein Buchdruckerausſtand; infolge des Eingreifens des Regierungspräf
denten erklärten ſich die Buchdrucker jedoch bereit, ſich noch acht Tage
gedulder
Nünchen im Alter
Jahren geſto
Jm Laboratorium des
geſtoh=
ge Platin im Werte
dr=
deu
n. Als Täter kommt enr 2
e Wieder
weſenden Direktor mit Re
von 8 Millionen Mark au
beſchaffung des Platins iſt
In dem Kölner Falſchmünzerprozeß wegen Ausgabe gefälſchter
braſilianiſcher Milreis=Noten wurde geſtern vom hieſigen Schwurgericht
das Urteil gefällt. Kaufmann Krämer aus Porte Alegro wurde wegen
einer Pridaturkunde zu zwei Jahren drei
Münzvergehens und Fälſe
ektor Karl Raher wurde
Monaten Gefänguis
ergehen zu einem Jahr ſechs Monaten
Ge=
vegen B
is verur
Das franzüſifche Migiſterium des Auswärtigen dementiert durch
Ha=
vas die Behauptung, daß die franzüſiſche Regierung beabſichtige,
Mann=
heim zu beſetzen.
tſchaf=
Ober
men. Sie wurden von den Franzoſen in der Richtung München=
Gladbuch abtrausportiert. In der zweiten Klaſſe eines
Mili=
tärzuges befanden ſich zwei mit Ketten gefeſſelte Ziviliſten in
Begleitung franzöſiſicher Offiziere. In Gerolſtein wurden
ſämt=
liche Bedienſtete aufgefordert, die Dienſtwohnungen zu räumen.
Schiffsraub.
Maunheim 21. Febr. (Wolff.) Der holländiſche
Dampfer „Haſſia” wurde geſtern nachmittag gegen 4 Uhr,
als er in den Mannheimer Hafen einlief, von einem franzöſiſchen
Zollboot revidiert und ihm die Schiffspapiere abgenommen. Nach
etwa einer Stunde erſchien, wie der Mannheimer
Generalanzei=
ger mitteilt, das franzöſiſche Zollboot im Mühlau=Hafen und
kaperte den holländiſchen Dampfer, der mit franzöſiſchen
Mannſchaften beſetzt wurde. Der Kapitän legte Verwahrung
dagegen ein. Darauf ſchleppten ſie das ihm angehängte Schiff
„Richard”, das mit 144 Tonnen Wein aus dem Rheingan
be=
laden war, gegen 8 Uhr nach Ludwigshafen ab.
Der Generalſtreik in Bochum durchgeführt.
Bochum, 25. Febr. (Tel.=Union.) In Bochum verſuchten
Franzoſen geſtern mittag, eine Briefzenfur einzuführen. Der
für geſtern nachmittag 5 Uhr angeſetzte Generalſtreik wurde
all=
gemein durchgeführt.
Wie ſie in Bochum hauſten.
Bochum, 24. Febr. Vor dem Eingang zum Gebäude der
Vochumer Handelskammer, das heute nachmittag das
Ziel einer großen Volksmenge ſowie zahlreicher Journaliſten
war, die die dort von den franzöſiſchen Truppen angerichteten
Zerſtörungen in Augenſchein nehmen wollten, iſt eine Tafel
mit der Aufſchrift „Franzöſiſches Kulturmuſeun”
angebracht worden. Der Vandalismus, mit dem die
Fran=
zoſen — es war eine Truppe von etwa 200 Mann unter der
Führung eines Majors und in Begleitung einiger Ziviliſten
dort gehauſt haben, iſt tatſächlich nicht mehr zu
überbieten. In einen Zimmer des Gebäudes ſteht noch
ein aufgebrochener Geldſchrant; den vorderen dort befindlichen
großen Liaſſenſchrauk haben die Franzoſen mitgenommen. Die
Beute des Raubzuges wurde auf zwölf Laſtkraftwagen
fortgeſchafft.
Heute nachmittag ſah man auf den Straßen Bochums keinen
einzigen franzöſiſchen Soldaten. Im Innern der Stadt ſelbſt
iſt nur das Poſt= und Telegraphenamt von franzöſiſchen Truppen
beſetzt, die dort ſtarke Poſien an den Eingängen aufgeſtellt haben.
s gegen den neueſten Gewaltalt der
Zum eichen des Pro
ſrauzöſiſchen Truppen ruhten heute in der Stadt bis um 5 Uhr
etriebe und auch der Stra
nachinittags ſämtli
Geſchäfte und Gaſtpirtſchaften
ßenbahnverkeh
waren geſchloſſei.
Die beiden Bochumer Blätter, deren Erſcheinen bisher noch
geſtattet ſpar, kamen heute mit großen Zenfurlücken heraus. Die
Berichte über die Vorgänge des geſtrigen Abends und der
der=
floſſenen Nacht, die Aufhevung der
Stadtverordnetenverſamng=
lung, die Verhaftung des Oberbürgermeiflers und einer Reihe
Stadtverordneter, ſowie die Aus
der Handelskamnſer
ſind der Zenſur zum Opfer gefallen
Die Ablehnung des
Zonen=
abkommens inder Schweiz.
Albert Müller, Winter
Die Volksabſtiwomung in der Schweiz über das Abkomien
muit Frankreich zur Regelung der Handelsbeziehungen und
iſt eine Epiſode in
Ab=
des freundſchaftlichen Grenzverke
imperialiſtiſchen
Beſtrebun=
wehrkampf Mitteleuropas gegen
gen Frankreichs.
Am 18. Februar hat die überwältigende Mehrheit der
Schveizer Bürger dieſes Abkommen verworfen. Etwn 90000
annehmenden ſjanden 100 00 ablehnende Stimmen gegenüber.
Mau wird vor allem in Paris über den Sinn des Ausganges
dieſer Volksabſtimmung keinen Augenblick im Zweifel ſein. Ob
man ſich über die Bedeutung der Tatſache Rechenſchaft ablegen
wird, iſt fraglich. Der Urſprung dieſer Regelung liegt im
Ver=
ſailler Vertrag, in den die Schweiz gegen ihren Willen auf
Be=
treiben Frankreichs hineingezogen worden iſt. Der Artikel 435
dieſes Vertrages löft außer der Neutralität Hochſavoyens, die
durch die Schlußatte des Wiener Kongreſſes und den Pariſer
Vertrag vom 20. November 1815 zugunſten der Schweiz
gewähr=
leiſtet war, auch die Freizone von Hochſavoyen und Gex auf, die
in den nämlichen Verträgen zum Vorteil der Stadt Genf und
der umliegenden ſavoyſchen Landſchaften begründet ſind. Genf,
von jeher eine große, wirtſchaftlich bedeutende Stadt an der
Peripherie der Schweiz, vollſtändig umſchloſſen von fremden
Territorien, war im Laufe der Jahrhunderte immer abhängig
von der Rückſichtnahme der umliegenden Mächte auf ſeine
be=
rechtigten Jutereſſen. Dieſe Rückſicht lag aber natürlich auch im
Iniereſſe der betreffenden Macht, ganz beſonders der
Grenz=
landſchaften. Die Rechte, die ſich Genf inr Laufe der
Jahrhun=
derte durch Sicherung ſeiner wirtſchaftlichen Exiſtenz erworben
hatte, wurden oft verletzt, ganz beſonders im Jahre 1792 durch
die franzöſiſche Republik. Erſt durch die Verträge des Jahres
1815 und die Bemäihungen vor allem von Piptet von Rochment
auf dem Wiener Kongreß ſuurden ſie im Völkerrecht verankert.
Dieſe Rechte Genfs waren rein zollpolitiſcher Natur; um das
kleine Gebiet herum wurde eine zollfreie Zone errichtet, und
erſt eine Stunde hinter der politiſchen Grenze und hinter den
Beigen lag die Zollgrenze. Dieſe Regelung beſtand bis zum
Ausgang des Weltkrieges.
Frankxeich ſuichte nun unter dem Vorwande der veränderten
Verhältniſſe den Friedensſchluß zur Beſeitigung der ihm
un=
bequemen Zonenverhältniſſe zu benutzen. Die Lage der
Zoll=
grenze innerhalb des franzöſiſchen Territoriums wurde als
un=
vereinbar mit der franzöſiſchen Staatshoheit erklärt, ihre
Ab=
ſchaffung im Verſailler Vettrag beſchloſſen und dem
ſchweizeri=
ſchen Bundesrat notifiziert: Der Bundesrat in ſeiner
Antwort=
note vom 5. Mai 1919, die in den Friedensvertrag übergegangen
iſt, erhebt gegen die franzöſiſche Forderung nachdrücklichen
Pro=
teſt und erklärt, daß er in der Frage ohne Rückſicht auf die
Formel des Friedensvertrages auf den alten Rechten beharren
wurde. Auch die Regierung und das Parlament des Kantons
Genf ſtellten ſich einſtimmig auf dieſen Standpunkt. Die
Ver=
handlungen dauerten über ein Jahr, bis ſchließlich Fraukreich
in einer Note vom Februar 1921 dem Bundesrat mitteilte, daß
die franzöſiſche Regierung gezwungen ſei, ihre
Handlungsfrei=
heit zurückzunehmen, und da Frankreich die Angelegenheit
nie=
mals einem Schiedsgericht unterbreiten wolle, werde es
ein=
ſeitig die Zollgrenze an die politiſche Grenze verlegen. Es
ge=
lang damals, durch den Völkerbund die Regierung zu erneuten
Verhandlungen zu bewegen. Dieſes neue Stadium iſt
bezeich=
nend durch das Nachgeben des
hen Bundesrats und
den Verzicht der Genfer Regierung auf die Aufrechterhaltung
der Zone. So kam aur 5. Auguſt 1921 auf der Grundlage
dieſes ſchweizeriſchen Verzichts das Abkommen zuſtande. Sein
Inhalt enthielt im weſentlichen, wirtſchaftliche Kompenſationen,
die Fraukreich für den Verluſt der zollfreien Genfer Grenze
ge=
tpährte und die in einer kontingentierten Einfuhr gewiſſer
ſchweizeriſcher Exportartikel in Savoyen beſtehen. Der ſadoyſchen
Bevölkerung des Zonengebietes wird eine Entſchädigung auf
die Dauer voon 25 Jahren entrichtet. Dieſes Abkommen wurde
vom ſchweizeriſchen Bundesrat und Nationalrat am 29. März
1922 mit 85
6 Stimmen genehmigt. Die Ratifikation des
Abkommen
zöſiſchen Kammer erfolgte am 2. 7
gegen 7 Stimmen. Wenige Tage dor der
bruar 192=
Abſtimmung in der Schweiz hat auch der franzöſiſche Senat nicht
ohne Widerſtand und unter der Behauptung, es ſeien der
Schleiz zu viel Konzeſſionen gemack
8 Abkommen
ange=
nommen.
In der Schweiz hatte ſich nach der Annahme des
Abkom=
mens durch die eidgenöſſiſchen Behörden eine Bewegung
ent=
faltet, deren Ausgangspunkt in Genf zu ſuchen iſt. Dieſe
Be=
wegung hatte die Volksabſtimmung für den Vertrag zum Ziele;
über 100 000 Unterſchriften kamen in kürzeſter Zeit zuſtande. Die
Gründe der Gegner des Abkommens ſind: die Unfreiheit und
tvirtſchaftliche Einengung wird zu einer Abſchnürung und zu
wirkſchaftlicher und politiſcher Zermürbung Genfs führen. Die
wichligſten Beſtimnnungen ſind außerdem nicht von Dauer,
ſon=
dern nah 10 Jahren kündbar. Gefährlich für die Einheit der
Schweiz iſt die Schaffung einer wirtſchaftspolitiſchen
Sonder=
heit der Kantone Genf, Waadt und Wallis durch ihre
Vorzags=
ſtellung vor der übrigen Schweiz in Savoyen. Die Gefahr, daß
einer ſolchen wirtſchaftspolitiſchen Sonderheit eine Abſonderung
auch in politiſchem Sinn nachfolgen wird, iſt groß. Vor allem
aber bietet das Abkomneen keine gerechte Entſchädignng für den
Verluſt alter Rechte, ſondern prägt durchaus den Charakter einer
durch einen Stärkeren aufgezwungenen Kapitulation.
Im
Volksbewußtſein mag gerade der
Punkt der entſcheidende
geiveſen ſein. Ein ſtarken Unwille
eich und gegen
ſeine gewalttätis
Politik wuchs alltnäh
und auch die kleine
Minder!
um der wirtſchaftlichen
ile tillen und in
der Eikenntnis, daß von Frankreich nie
zu erreichen ſein
ſoerde, das Abkommen annehmnen ſvoll
rte keinen
Augen=
blick in der Verurteiluug des ſranzöſiſchen Vorgehens. Die
Trügerin unabhängiger Nationalpolitik, die Neue helvetiſche
Gie=
ſellſchaft, formulierte die Pflicht des Volkes in der Zonenfrage
„Uuter keinen Umſtänden dürfen wir uns wvichtige Rechte
durch einen ſtärkeren Nachbarn aus der Hand winden laſſen
Die Empörung über die Beſetzung des Ruhrgebiets durch
Frauk=
reich hat den Abwehrwil
gegen
Anter der Schreckensherrſchaft.
Neue franzöſiſche Schandtaten.
feite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 26. Februnr 1923.
bſiſche Gewaltpolitik dem eigenen Lande gegenüber ge=
Man erinnerte nicht ohne Beſorgnis für die Zukunft an
das Jahr 1792, das bereits einmal die Errichtung eines
frau=
zöſiſchen Zollgürtels um Genf gebracht hatte, welcher Maßnahnie
dann nach wenigen Jahren die Annexion Genfs durch
Frank=
reich gefolgt iſt. Aus dieſer Stimmng und dieſen Erwägungen
heraus iſt das Ergebnis der Volksabſtimmung vom 18. Februar
zu verſtehen. Es iſt die Kundgebung des Unabhängigkeitswillens
eines kleinen neutralen Volkes und ein Proteſt gegen die
ſran=
zöſiſche Politik und ihre allgemeinen Gefahren.
Hat die franzöſiſche Regierung auf die Ausführung ihrer
früheren Drohung, einſeitig vorzugehen und die Zollgrenze ohlie
weiteres an die politiſche Grenze zu verſchieben, verzichtet?
Es ſcheiut ſo. Wenigſtens hat Poincaré in der Kammer erkjärt,
er könne über das Verhalten Frankreichs nach einer eventuellen
Verwerfung des Abkommens durch die Schtveiz nichts
Beſtimmi=
tes ausſagen. In der Schveiz hätte man eine poſitive Antwvort
dieſer derklauſulierten Ausfage vorgezogen. Würde Frankreich
einſeitig vorgehen, alſo zum Verbrecher an den beftehenden
Ber=
trägen werden, dann könnte eine Berufung der Schiveiz an ein
interngtionales Schiedsgericht, deyr es die Frage bis jetzt unter
keinen Umſtänden vorlegen wollte, nicht ehr vermieden werden.
Unmenſchlichkeit.
Eſſen 24. Febr. Mit der Ausführung ihrer
unge=
heuerlichen Drohung, die Eiſenbahner an den militariſierten
Stricken, die ſich nicht bereit erklärten, unter franzöſiſchem Befehl
die Arbeit wieder aufzunehmen, jetzt mitten im Winter mit
Frauen und Kindern aus ihren Wohnungen zu
vertreiben, haben die Franzoſen tatſächlich in großem
Um=
fange begonnen: aus einer ganzen Reihe von Orten laufen
Mel=
dungen ein, wonach dort die Eiſenbahner gezwungen werden,
in ganz kurzer Friſt ihre Wohnungen zu räumen. Damit nicht
genug, halten die Franzoſen in einer ganzen Anzahl von Fällen
auch die Betten, ja ſogar ganze Schlafzimmereinrichtungen
der vertriebenen Eiſenbahner zurück. Die für die Räunrung
der Wohnungen zumeiſt geſtellte Friſt von wenigen Stunden iſt
verſchiedentlich nicht einmal innegehalten worden; mehrfach
muß=
ten die Wohnungen ſchon in einer halben Stunde geräumt
werden!
Eſſen 24. Febr. Die Gefangeuen, die von Bredeney
nach dem Zuchthaus Werden übergeführt worden ſind,
wurden von den Franzoſen in einen Raum eingeſperrt, der ohne
jedes Einrichtungsſtück war. Inzwiſchen iſt es den deutſchen
Stellen auf Vorſtellungen bei den Befatzungsbehörden gelungen,
wenigſtens einige notendige Gegenſtände in dieſen Raum zu
ſchaffen.
Neue Verhaftungen.
Eſſen 26. Febr. (Wolff.) Zu der Verhaftung des
Bei=
geordneten Belsdorff wird noch gemeldet: Geſtern früh
wurde das Haus des Beigeordneten Beisdorff don etwa 30
franzöſiſchen Soldaten umſtellt. Die Soldaten
drangen mit Gewalt durch eine Hintertür ein und erklärten
Frau Belsdorff für verhaftet. Der Grund der
Ver=
haftung war folgenden: Seit etwa 14 Tagen verſuchten die
Fran=
zoſen etva ſechsmal in das Haus des Beigeordneten B=lsdorff
einzudringen, um an dem Telephongeſtänge auf dem
Dach= zu arbeiten. Trotz ſtarrender Bajonette und ſchwerer
Dro=
hungen verhinderte Frau Belsdorff den Eintritt, bis heute
die Franzoſen auf dem Wege durch das hintere Haustor in das
Haus eindrangen und Frau Belsdorff verhafteten. Der
Bei=
geordnete Belsdorff verlangte, ſeine Gattin in das Gefängnis
begleiten zu dürfen, was geſtattet wurde. In Bredeney
wurde nach Aufnahme eines Protokolls erklärt, die Dame könne
gehen, der Herr Beigeordnete müſſe da bleiben. B. wurde
zu=
nächſt ins Rathaus und dann nach dem Zuchthaus in Werden
gebracht, wo neuerdings Räume für die Gefangenen freigemacht
Bezeichnendes Eingeſtändnis.
Köln a. Rh., 24. Febr. (Wolff.) Die Kölniſche Zeitung
meldet aus Gelſenkirchen: Geſtern abend wurden plötzlich der
Polizeirat Hammer der Stadtingenieur Möritz und der
Stadtverordnete Kerdejoeſt aus der franzöſiſchen
Gefangen=
ſchaft in Recklinghauſen entlaſſen mit der Angabe, die
Fran=
zoſen wüßten nicht, aus welchen Gründen die
Verhaftun=
gen erfolgt ſeien.
Franzöſiſche Schandurteile.
Trier, 24. Febr. (Wolff.) Der Direktor des hieſigen
Kai=
ſer=Wilhelm=Gymnaſiums, Dr. Kolligs, iſt vom franzöſiſchen
Militärgericht in contumaciam zu ſechs Monaten
Ge=
fängnis rerurteilt worden unter der Beſchuldigung, an einer
verbotenen Kundgebung teilgenommen zu haben. — Der hieſige
Bahnhofsbuchhändler Clohſen iſt zu 20 Tagen Gefängnis
ver=
urteilt worden, weil er verbotene Zeitungen verkaufte.
Franzöſiſche Filmdiebe.
Berlin, 25. Febr. Nach der Meldung des Lokalanzeigers
wurde bei der „Photos”=Film=A.=G. in der letzten Nacht ein
Film geſtohlen, der, auf amerikaniſche Veranlaſſung
aufgenom=
men, die Behauptung Clemenceaus, am Rhein ſtänden keine
Schwarzen, widerlegen ſoll, und in dem außerdem für das
Vor=
gehen der Franzoſen im Ruhrgebiet ſchwer belaſtendes
Mate=
rial aufgenommen iſt. Der Verdgcht richtet ſich auf franzöſiſche
Agenten. Da ſich aber in den Händen der Geſellſchaft eine Kopie
des Films befindet und ein weiteres Erempkar bereits auf dem
Sege nach Amerika iſt, ſo iſt der Diebſtahl zwecklos geweſen.
Ein Dementi.
Berlin, 25. Fehr. (Wolff.) Die Chicggo Tribune bringt
aus Berlin eine Meldung über eine unmittelbar bevorſtehend=
Vermittlungsaktion einer neutralen Macht, über einen
ungeheuren Wechſel in der Berliner offiziellen Meinung
wäh=
rend der letzten 24 Stunden und über eine Kabinettskriſe.
Das Blatt nennt als angeblichen Vermittler einen holländiſchen
Siaatsmann und als Kandidaten für ein neues deutſches
Ka=
hinett mehrere Namen zur Auswahl. Gleichzeitig druckt das
Blatt eine Londoner Meldung ab, wonach das Foreign Office
keine Kenntnisö von Vermittlungsbemühungen habe. Dies
können wir unſererſeits für Berlin beſtätigen.
Weder iſt hier etwas über eine neutrale Vermittlung bekannt,
noch haben die Anſchauungen der Reichsregierung einen
irgend=
wie gearteten Wandel erfahren. Auch liegt kein Anlaß vor, ſich
mit Kombinationen über einen Kabinettswechſel zu befaſſen
Schwierigkeiten in der Zollkontrolle.
Paris 24. Febr. (Wolff.) Der Düſſeldorfer Sond
verichterſtatter der Information, der ſich bemüht, der franzö
ſchen Oeffentlichkeit den Stand der Zollfragen in den beſetzte
Gebicten klarzumachen, iſt nicht in der Lage, ein ſehr opt
iiſtiſches Bild entwerfen zu können. Die Zollkontrol
habe große Schwierigkeiten geboten wegen der großen Zahl
Zolläger, vor allem wegen der unter Zollverſchluß gehalten
Läger der einzelnen Handelstreibenden. Die Beſatzungsmäc
hätten natürlich nur in die Zolläger derjenigen Städte eingre
fen können, die ſie tatſächlich beſetzt hielten, wie Düſſeldorf,
ni=
aber dort, wo die Truppen vor den Toren der Stadt liegen, h.
dies in Eſſen, Bochum und Dortmund der Fall ſei. Hier hätt
ſich die Zolläger, die gefüllt waren, als die Franzoſen ankam
nzwiſchen geleert. Die Waren ſeien von den Deutſchen verzr
zwiſchen die Zollb=
Die Rnhraktion und die franzöſiſche Kammer.
Paris 25. Febr. (Wolff.) Der Finanzausſchuß der
Kammer beſchäftigte ſich geſtern mit dem dritten proviſoriſchen
Vudgetzwölftel, das am Montag im Plenum zur Verhandlung
kommen ſoll. Die Konnniſſion trennte die Kredite für die
Be=
ſetzung des Ruhrgebietes von dem Entwurf ab, da über dieſe
Ausgaben ein Sonderbericht erſtattet werden ſoll; über dieſen
wird im Laufe der nächſten Woche verhandelt.
Paris, 24. Febr. (Wolff.) Der Temps veröffentlicht die
Begründung zu der in der Kammer eingebrachten
For=
dernng für die Beſetzung des Ruhrgebiets in
Höhe von 100 Millionen. Ueber die beabſichtigte
Inbetrieb=
nahme der rheiniſchen Eiſenbahnen durch die
Befatzungsbehör=
den wird geſagt, es ſtehe feſt, daß infolge der Unzulänglichkeit
der zurzeit geltenden deutſchen Tarife und der beabſichtigten
Desorganiſation des Dienſtes im Anfang Fehlgriffe
unvermeid=
lich geweſen ſeien. Deshalb ſei für das Eiſenbahnregime ein
derhältnismäßig hoher Vorſchuß nötig, bis allmählich das
Gleichgewicht zwiſchen den Einnahyen und Ausgaben
wieder=
hergeſtellt werden könne.
Die Vorlage fordert bekanntlich für den Eiſenbahnbetrieb
60 Millionen Franken. Die Begründung ſtützt ſich übrigens im
Eingaug auf die franzöſiſche Fiktion, daß die franzöſiſche
Be=
ſetzung des Ruhrgebiets auf Grund wiederholter Verfehlungen
Deutſchlands, namentlich bei den Holz= und Kohlenlieferungen,
erfolgt und daß das Weſentliche bei der Beſetzung die
Entſen=
dung der bekannten Ingenieurkonmniſſion geweſen ſei, während
die mitgeſchickten Truppen jediglich zu deren Schutz gedient
hätten.
Frankreich und Rußland.
Paris, 25. Febr. (Wolff.) Der Matin faßt in einem
Ar=
tikel den gegenwärtigen Stand der Debatte über die
Wieder=
aufnahme der franzöſiſch=rüſſiſchen
Beziehun=
gen zuſammen und erklärt: Für den Augenblick habe die
fran=
zöſiſche Regierung nicht die Abſicht, ihrerſeits die Initiative zu
ergreifen; ſie wolle dorher die dunklen Verhandlungen der
Sowjets mit der Türkei, Deutſchland und Litauen aufklären.
Auf alle Fälle könne es ſich nur um ein allmählich
fortſchrei=
tendes Experiment handeln, das in keiner Weiſe mit der
An=
irkennung der Sowjets gleichbedeutend wäre. Auf eine Politik
aber müſſe ntan anſcheinend verzichten: diejenige der halben
Maßnahmen, die darin beſtände, daß man, wie in Lauſanne,
eine beſchränkte Teilnahme der Sowjets an der internationalen
Politik zuließe und ſie ſo ſelbſt zum Intrigieren veranlaßte
Die franzöſiſche Regierung begünſtige nach wvie vor die
Pridat=
initiative; ſie würde es ſogar ausgezeichnet finden, wenn
In=
duſtrielle und Kaufleute, die gern das Geſchäft mit Rußland
wieder aufnehmen möchten, ſich zu nationalen oder
internatio=
nalen Konſortien vereinigten, um für ihre Zwecke ſo ſtark wie
möglich zu ſein. Die Cutſcheidungen, die Poincaré etwa treffen
werde, wenn die diplomatiſche Lage anfgeklärt ſei, hingen in
weirgehendem Maße von der Handlungsweiſe der
Sowjetregie=
rung ſelbſt ab, auf alle Fälle aber würde ihnen ein
Meinungs=
austauſch mit Waſhington vorausgehen.
Die Orientierung der italieniſchen Politik.
Nom 24. Febr. Der vom Meſſaggero entwickelte Plan
eines italieniſch=franzöſiſchen
Wirtſchafts=
bündniſſes iſt nach einer Pariſer Meldung der Tribung
auch dem Miniſterpräſidenten Poincaré vorgelegt worden.
Poin=
caré habe den Wunſch geäußert, das Bündnis auch auf die
Po=
litik auszudehnen, ſo daß Italien außer Ingenieuren auch
Sol=
daten ins Ruhrgebiet zu entſenden hätte — ein Verlangen, das
hier übrigens ſchon bekannt war. Eine der Meldung angehängte
redaktionelle Note der Tribuna erklärt die geſtrige Abſchüttelung
des Meſſaggero durch die Agenzia Stefani für opportun.
Hier wächſt inzviſchen die Stimmung für eine gemeinjame
Intervention Italiens und der angelſächſiſchen Mächte.
Da=
neben erzeugt der bevorftehende Beſuch des engliſchen
Königs=
paares in Nom die Neigung für einen engeren Anſchluß an
England, den heute abend ſogar das Giornale d’Italia
empfiehlt. (Fft. Itg.)
Italieniſch=belgiſche Allianz.
FU. Rom, 25. Febr. Wie verlautet, ſteht die Ankündigung
der Verlobungder zweitgeborenen Königstochter Mafalda
mit dem belgiſchen Kronprinzen bevor.
Harding und der Völkerbund.
Paris, 25. Febr. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Waſhington verlangte Präſident Harding vom Senat die
Ermächtigung für die Teilnahme der Vereinigten Staaten am
internationalen Gerichtshof des Völkerbundes. Er
beziehe ſich dabei auf den Vorſchlag von Staatsſekretär Hughes,
der der Anſicht ſei, daß die Vereinigten Staaten unter gewiſſen
Vorbehalten ſich an dieſen internationalen Gerichtshof beteiligen
könnten, ohne von ihrer traditionellen Politik abzuweichen. Einer
der amerikaniſchen Vorbehalte wäre der, daß die Beteiligung
am Gerichtshof keine Annäherung der Vereinigten Staaten an
den Völkerbund nach ſich ziehen dürfe. Ferner müßten die
Ver=
einigten Staaten an der Wahl des erſten und zweiten Richters
auf gleichem Fuße teilnehmen können mit den Mitgliedern des
Völkerbundsrats, und die Statuten des internationalen
Ge=
richtshofes dürften nicht ohne Zuſtimmung der Vereinigten
Staaten abgeändert werden. In ſeiner Botſchaft an den Senat
erkläre der Präſident, daß die öffentliche Meinung in
Nord=
amerika für volle Teilnahme der Vereinigten Staaten an dem
internationalen Gerichtshof ſei.
Eine neue Note Tſchitſcherins.
Paris, 24. Febr. Tſchitſcherin hat ſeiner Note an
die polniſche und litauiſche Regierung geſtern eine weitere Note
folgen laſſen, die ſich ausſchließlich auf die Memeler Frage
be=
zieht und an ſämtliche verbündeten Regierungen gerichtet iſt. In
dem Schriftſtück, das auf drahtloſem Wege übermittelt wurde,
proteſtiert Tſchitſcherin lebhaft dagegen, daß die Botſchaf
terkenferenz ſich das Recht angemaßt habe, Memel der litauiſchen
Regierung zuzuſprechen, ohne ſich vorher mit Rußland darüber
verſtändigt zu haben. Tſchitſcherin erklärt, daß Rußland in
hervorragendem Maße an dieſer Frage intereſſiert ſei, und
die Mächte allen Anlaß hätten, die Meinung Moskaus in
dieſer Frage anzuhören.
Reichs= und preußiſche Staatsanleihen.
Erlangung neuer Zinsbogen.
Fr.Berlin, 23. Febr. Die Hauptverwaltung der
Staatsſchulden= und
Reichsſchuldenderwal=
tung teilt mit:
Es wird im Intereſſe der Koſtenerſparung dringend
empfoh=
len, ſich zur Erlangung neuer Zinsbogen zu Reichs=
und preußiſchen Staatsanleihen der amtlichen
Vermittlungsſtellen zu bedienen, welche die Beſorgung der
Zins=
bogen koſtenlos bewirken, während deren unmittelbare
Ueber=
ſendung von der Kontrolle der Staatspapiere in Berlin au
Koften der Empfänger erfolgen muß. Vermittlungsſtellen ſind
die Reichsbankanſtalten und, wenn eine ſolche nicht am Ort iſt,
die Kaſſen der Hauptzollämter und der Finanzämter, ferner die
Baheriſche Staatsbank und ihre Zweiganſtalten, in Berlin
außerden die Hauptkaſſe der Preußiſchen Staatsbank (Seehand.
lung) und die Preußiſche Zentralgenoſſenſchaft
Ruumer 56.
Weltwirtſchaftliche Verflechtungen.
Wenn man die Großhandelsziffern der Vereinigten Staate
Englands und Deutſchlands auf Goldwerte umrechnet, dau
kommt man zu der eigenartigen Tatſache, daß die drei Juder
reihen in den Kurden ſehr weitgehende Uebereinſtimmunge
aufweiſen. Vor allem fällt auf, daß in den drei genaunter
Ländern gleichzeitig ein Rückgang der „Inderziffern in der
Sommermonaten 1921 und in den Herbſtmonaten 1922 feſtzu
ſtellen iſt. Es ſant in Deutſchland der Index von 88 im M=
1921 auf 55 im November. In derſelben Zeit fielen die Ziffer,
in England von 180 auf 136 und in den Vercinigten Staatcy
von 157 auf 129. Dieſelbe Beobachtung läßt ſich machen
die letzten Monate 1922; hier fielen die Ziffern von 92 im Zur
auf 67 im November für Deutſchland, von 156 auf 134 für E
land und von 171 auf 159 für Amerika. Beſonderes Ge
bekommt das Fallen der Indexziffern dadurch, daß gerade in
Monaten, in denen die Inderziffern in allen drei Länd
übereinſtimmend fielen, für Deutſchland die Markentvertur
weitere Fortſchritte machte; ſo ſtieg z. B. von Mai bis Noveik
1922 der Dollar von 290 auf 7183. Die Erklärung für die
drei Ländern gleichzeitig eingetretene Verflauung des Hans
denn das bedeutet das Sinken der Großhandelsziffer
iſt alſo einfach die, daß in den Zeiten fortſchreitender
entwertung die deutſche Kaufkraft plötzlich nachläßt, wore
ſich eine Abſchwächung der Nachfrage auf den internationg
Warenmärkten ergibt. Dieſe Erſcheinung iſt garnicht ſonde
wenn man ſich vergegenwärtigt, daß Deutſchland mit
Millionen=Bevölkerung ſowohl im Einkauf als auch i
kauf ſtets ein guter Kunde geſpeſen iſt, der dor allomt dafü,
Sorge trug, daß die in den einzelnen Ländern ſelbſt nicht uuter
zubringenden Mengen untereinander ausgeglichen wurder
Nehmen wir z. B. die engliſche Schiffahrt, die eine der
Hau=
fäulen der engliſchen Wirtſchaft bildet. Hier beſagt die Stat
daß der Eingang an Schifahrtsraum aus Deutſchland
England von zweieinhalb Millionen Tonnen 1913 auf 60000
Tonnen im Jahre 1920 zurückgegangen iſt, jährend gleichzeitig
der Schiffahrtsauslauf von England nach Deutſchland 100
von 6 Millionen Tonnen auf 760 (00 Tonnen fiel.
Insgeſam=
iſt die engliſche Ausfuhr im Jahre 1920 auf 70 Prozent
jenigen des Jahres 1913 zurückgegangen; im Jahre 1921 betrug
ſie ſogar nur 35 Prozent. Dieſe wenigen Zahlen bilden einen
Beweis dafür, daß England zwar wenig von Deutſchland kauf
aber noch weniger dorthin verkauft. Mit dieſen wenigen Wo
ten iſt die engliſche Arbeitsloſenziffer — die größte in den
ten 50 Jahren — hinreichend erklärt.
Wenn der Verſuch gemacht würde, Deutſchland die ihm
erlegten Reparationslaſten auch nur teilweiſe erfüllen zu laſi
dann bliebe Deutſchland nichts anderes übrig, als auf die
Ei=
fuhr aller Fertigfabrikate zu verzichten; das bedeutet für
Deutſchland eine weitere Einſchränkung im Verbrauch, der A
beitsmarkt anderer Länder wird weitere enorme
Produktions=
ausfälle haben. Ferner müßte Deutſchland ſeinen Erpori
ſteigern, daß ſeine Konkurrenz auf den Weltmärkten noch mehr
bemerkbar würde und der Konkurrenz der anderen Länder
noc=
mehr Abſatzgebiete wegnähme. Dieſe Entwicklung wäre i.
Deutſchland gleichbedeutend mit Unterbezahlung der Arbeiter
denn nur durch Unterbietung künnten wir unſeren Export übe
das jetzige Maß fteigern; in den anderen Ländern bedeutet ſi
Verluſt von Produktion und damit Steigerung der Arbeit;
loſigkeit. Ein gutes Beiſpiel bietet der Verſand deutſcher N
parationskohlen nach Frankreich, der dem engliſchen Vergba
kataſtrophal geworden iſt.
Die Vorausſetzung des Wiederingangkommens des
handels iſt normaler Handel in wechſelſeitigem Austauſch.
der wechſelſeitige Verkehr von Ein= und Ausfuhr
Arbeitsgelegenheit. Unter dem einſeitigen Druck von R
tionen, zumal wenn ſie übermäßig hoch ſind, kann ſie nicht
deihen.
Freie Zuckerwirtſchaft?
Berlin, 24. Febr. (Wolff.) Der Ausſchuß des vorläuf
Reichswirtſchaftsrates, für Landwirtſchaft
Ernährunghat ſich für die Freigabe der Zuckerwir
ſchaft unter beſtimmten Sicherungen hinſichtlich des Mune
zuckerbedarfs entſchieden und mit vierzehn gegen zwei Stimmen
der Arbeitnehmer bei zwei Stimmenthaltungen der Verbraucher
eine Entſchließung angenommen, in der die Regierung erſucht
wird, baldmöglichſt eine Erklärung über die Einführung
freien Zuckerwirtſchaft ſür das Wirtſchaftsjahr 1923
zugeben.
Zur Regierungsbildung in Sachſen.
TU. Dresden, 25. Febr. Die Sozialiſten haben jetzt ihee
Bedingungen für die Regierungsbildung aufgefiellt,
ſie gleichzeitig den Demokraten und Kommuniſten zue
haben. Die Sozialiſierung der geſamten Wirtſchaft, einſchli
lich Landwirtſchaft, Aufrechterhaltung des Achtſtundentags und
die Fortſetzung der bisherigen religions= und kirchenfeindlichen
Politik des alten Kabinetts werden gefordert. Neu iſt nur
Forderung, zur Bekämpfung des Wuchers eine Verbrauchei
Kammer einzurichten und die Prangerſtrafe für Wucherer
Schieber einzuführen.
Ein politiſcher Prozeß.
Saarbrücken, 24. Febr. (Wolff.) Heute begann
der Prozeß gegen den politiſchen Nedakteur der Saarbrüſ=
Zeitung, Adolf Franke, der in einem Artikel, für den
auch verantwortlich zeichnete, im September vorigen Jal
das deutſche Mitglied der Regierungstommiſſion, Dr. Hector
des ſchmachvollen Landesverrats durch einen
meinen Betrug beſchuldigt hatte, begangen dadurch, daß
Juni 1919 als Bürgermeiſter der Stadt Saarlouis eine
wirtſchaftliche Denkſchrift der Stadt Saarlouis in der fre
zöſiſchen Ueberſetzung in eine Lohalitätserklärung für Fran
reich umgewandelt habe. Dr. Hector tritt als Nebenkläger au
Franke erbot ſich, den Wahrheiitsbeweis anzutreten, zu dem
umfangreicher Zeugenapparat aufgeboten wurde. Die
franz=
ſiſche Uieberſetzung der Denkſchrift weiſt derartig ſtarke Abzue
chungen vom deutſchen Originaltext auf, daß der Sinn ein d0
kommen veränderter wird. Während im deutſchen Text
Völkerbund angeredet wird, tritt in der franzöſiſchen Uebe
ſetzung einmaſ ogar „Gouvernement Frangais” auf. Dr. Heel
behauptet weiter, daß dieſe Denkſchrift ohne Begleitwort u.
auch an Clemenceau und Tirard überſandt ſvorden ſei.
gegenüber behauptet ein Zeuge, er ſelbſt habe zwei
Schreib=
des Dr. Hector in Händen gehabt, die als Begleitſchreiben
der Denkſchrift verfaßt worben ſeien; eines der Schreiben
ſogar handſchriftlich von Dr. Hector verfaßt geweſen. Die Sche
ben ſelbſt will der Zeuge weitergegeben haben, weigert ſich ab
anzugeben, an wen.
Das Gericht beſchloß auf Antrag der Verteidigung, 1d
heute abend eine Gerichtskommiſſion im Auto nach Saarlpuis
zu ſenden, um die ſtädtiſchen Archive in Saarlouis nach de‟
Verbleib der beiden Schriftſtücke zu durchſuchen.
Das deutſche Volksopf
ſtärkt den Abwehrkamt
Rummer 56.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 26. Februar 1923.
Seite
Stadt und Land.
Darmſtadt, 26. Februar.
Friſtverlängerung für die Steuererklärung.
Amtlich wird uns mitgeteilt: Vor kurzem wurde in der Preſſe
bekannt gegeben, daß den Steuerpflichtigen mit Rückſicht auf den
dem Reichstag vorliegenden Geſetzentwurf, über die
Berückſich=
tigung der Geldentwertung in den Steuergeſetzen die Vordrucke
zur Abgabe der Vermögens= und Einkommenſteuererklärung erſt
nach näherer Beranntmachung zugefandt oder ausgehändigt
wür=
den. Der Entwurf des Geldentwertungsgeſetzes konnte nicht ſo
ſchneil verabſchiedet werden, wie urfprünglich vorgeſehen war.
Infolgedeſſen wiro die Friſt ſür die Abgabe der
Steuererklärun=
gen auf März feſtgeſetzt. Eine nähere Bekanntmgchung hierüber
wird noch erlaſſen. Die Steuerpflichtigen werden aber gut daran
tun, ſich ſchon jetzt alle für die Erklärung erforberlichen
linter=
lagen, heiſpielsteiſe Bankauszüge, zu verſchafſen, damit ſie in der
Lage ſino, ihre Steuererklärungen rechtzeitig und ſchneül
abzu=
geben. Was die Zi
ze anlangt, ſo wird nach den
Bé=
ſchlüſſen des Reichstagsausſchuſſes der Zeitpunkt, bis zu dem die
Pflichtigen ſpäteſtens Zweidrittel der don ihnen zu zeichnenden
Zangsanleihe im doraus zu zeichnen und einzuzahlen haben,
bis zum 31. März hinausgeſchoben werden. Der Steuerausſchuß
des Reichstages hat beſchloſſen in erſter Leſung, den
Zeichnungs=
dreis für die Zeichnungen im März wie für die Zeichnungen im
Februar auf 100 Prozent feſtzuſetzen.
Humaniſtiſche Vereinigung. Der Vortrag des
Univerſi=
tätspr:
WZalter Otto erſpeckt durch die beſondere
Steilung des Forſchers zu Antike und Huuauismus hohe
Be=
actung. Den „erzieheriſchen Wert der griechiſchen
Autike” erſpeiſt er nicht an der geſchictlichen Mannigfaltigkeit
der griechiſchen Kultur; er findet ihn vielmehr in der ſpezifiſchen
Eigenart des helleniſchen Anſchauens und der heile.
niſcher Haltung, er erkennt darin die vollkommenſte Aus
prägung des enropäiſchen Geiſtes, der denn auch
periodiſch immer wieder in dieſe Meiſterſchule gegangen iſt
und guch in Zukunft zu ihr zurückiehren wird. — Der Vortrag
findet am Freitag, den 2. März, abends um 8 Uhr, im
Feſtſaal des Ludſig=Georg=Gymngſiums, Karlſtraße 2, ſtatt.
Freiwillige Beiträge zur Beſtreitung der bedeutenden ſachlichen
Koſten werden am Sagleingang entgegengenommen. Gäſte
ſind willkommen.
— Orpheum. Heute Montag, 26. Februar, drittes und letzte=
Theatergaſtſviel: „Die berühmte Fran” mit der Beſetzung des Fre
furter Se
hauſes. Anfang ½8
Ab Donnerstag, 1. März,
finden die Vorftellungen wieder täglich ſtatt, und zwar gaſtiert im Mon
März der vo
in guter Erinnerung ſiehende brillanz
Kontiker Guſtav Bert=
Geſellſchaft, der wiederum die glänzende
Operetten=Soubretté Marga Peter angehört.
Wo Fleiſch nichts koſtet.
Die durch den Krieg und ſeine Folgen hervorgerufene Zerſtörung
er Weltwirtſchaft bringt es mit ſich, daß an mauchen Stellen der Erde
Vorräte ſinn= und nutzlos verkommen, die an anderen Orten auf das
dringlichſte gebraucht werden. Während in Rußland Millionen
verbun=
gerten, verfaulte in den amerikaniſchen Ländern das Getreide. Während
wir unter ungeheuren Fleiſchpreiſen ſeufzen und der Braten zu einen
ſeitenen Leckerbiſſeit für vieie Kreiſe geworden iſt, gibt es in Argentini
ſo viel Rindvieh, daß dafür üiberhaupt nichts mehr gezahlit wird, und daß
man die jungen Kälber tötet, um die Ueberfülle zu vermindern. Vor
dieſer Kriſis in der argentiniſchen Viehzucht berichtet Leouard Matters
in einem Brief aus Buenos Ajte
„Die Eſtancieros, die Viehzüchter, die
ſonſt die reichſte und einflußye
ufsgruppe in Argentinien ſind,
machen eine böſe Zeit durch. Der Wert des Rindviehes iſt ſo tief
geſun=
ken wie noch nie in der Geſchichte
ſüdamerikaniſchen Viehzucht, und
die Herden, die durch treffliche Zucht nur noch aus Muſtevexemplaxen be
ſtehen, haben ſich ſo vermehrt, daß niemand mehr etwas zahlen will
Stiere werben zu Preiſen verkauft, die höchens noch ein Drittel des
Preiſes von 1920 betragen, unß Kühe und Kälber find überhaupt kaum
noch verkäuflich. In den letzten Wochen wurden Kühe zum Preiſe von
6 Schilling das Stück losgeſchlagen, und bei einer öffentlichen
Verſtei=
gerung konnte der Auktionator die Tiere einzeln überhaupt nicht mehr
los werden, ſondern verkaufte ſie herdenweiſe, wobei für eine ganze Herde
weniger als 2 Pfund Sterling geboten wurden. Bei ſolchen Preifen kann
der Viehzüchter natürlich nichts verdienen und gerät in Verzweiflung
uf ſeine lauten Klagen kann ihm nichts weiter geantwortet werden,
daß das nnausweichliche Gcſetz von Angebot und Nachfrage waltet, daß
es viel zu viel Rindvieh in Argentinien gibt, und daß die veraumten
Eurppäer dieſe Ware nicht mehr kaufen können. Vor 50 Jahren und
mehr, als Argeutinien nicht mehr all das Rindfleiſch, das es erzeugte,
verkaufen konnte, als die
ungeheuer zunahmen nud das Land in
Gefahr brachten, von ih
ffen zu werden, da wurden
ſchonungs=
oſe Metzeleien unter der
idvieh angerichtet und die Tiere zu
Tauſen=
den in ihren Hürden
Stias ähnliches vollzieht ſich jetzt wvieder
t Argentinien.
ſch neulich mit einem Viehzüchter, der mir
zählte daß ihm und ſeinen Ge roſſen nichts anderes übrig bliebe, als Teile
Herden abzuſ
und die weitere Aufzucht einzuſtellen, bis 1
überwiege. „Auf einer Eſtancia in
der Verwalter Befehl erhalten, alie
jeden Morgen reitet er durch die Herden und
ſt für die Lage
in der Nacht geboreſt wurder
Neue Bücher.
Kleinkaliber=Schießen. Eine Einführung für alle in
Tech=
nit und Pr
ein
=Sportſchießens. Von Otto
tann. Preis
H. 1200 M
ung für alle in
im
ſes Säbel=, Florett= und
Januarpreis
telſtreckenlauf
Januarpreis
(Sportv
Dieck u. Co., Stuttgart.
Spiel, Sport und Turnen.
Den Fritz von Opel=Wanderpreis
für Mannſchafts=Gerätewetturnen, um welchen am geſtrigen Sonntag
in Mannheim die Vereine „Eintracht”=Frankfurt, Tv. Mannheim 1
und Turngem. Darmſtadt 1846 kämpften, konnte die Mannſchaft de
Turuv. Mannheim an ſich bringen. Der Kampf war äußerſt ſpannend,
beſonders in den Schlußrunden. Das Endergebnis iſt das folgende
Turnv. Mannheim 1846 — 3116 Punkte, Turngem. Darmſtadt 1846
3088 Punkte, „Eintracht”=Frankfurt — 3044 Punkte. Ausführlicher
Bericht folgt.
Sockey.
Durnverein von 1
Frautfurt I—Darmſtädter
Hockeyklub T 4:6 (4: 2
Am Samstag nachmittag lieferten ſich die alten Ribalen in
Frank=
furt wieder ein torreiches Treffen. Turnderein zeigte auf eigenem Platz
ein hervorrggendes Spiel und konnte für ſeine letzte Niederlage Redanck
jehmen. Zu Beginn verteiltes Spiel. D.H. C.=Sturm greift derſchieder
lich in ſchöner Kombination an, doch behalten die Flügelſtürmer den
Balk zu lange, ſodaß der Erfolg ausbleißt. Die Verteidigung iſt in ſehr
ſchlechter Form und verhilft den Frankfurtern zu vier Erfolgen, die in
raſcher Folge in überlegtem Zufammenſpiel erzielt werden, dank der
Un=
ſicherheit und Unentſchloſſenheit der Darmſtädter Verteidigung, 4:0 i
aber etwas zuviel und D.G. C.
ſich Damef auf. Allnjählich mit de
glatten Platz vertraut, mach
gefährliche
Angriffe auf des Gegneus To
eiſtürmer
verſüandelt der Halbrechte in
*s läßt baid Nr.
folgen
Nach Seitenwechſel drückt D.H.C. und hält den Gegner in ſeine
Hälfte feſt. In ſchärfftem Tempo geht der Sturm vor. Die ausgezeid
nete Verteidigung der Frankfurter kann ſich der gut eingeieiteten
An=
fe nicht mehr erizehren. Halbrechts ſchießt Nr. 3. Der Mittelſtürmer
und der Halbrechte gibt ſeiner Manuſchaft bald mit einem weitere
Führung. 5:4 für D.H.C. Leider läßt jetzt die Hintermannſchaft
bedenklich nach, und Turnverein nimmt das Heft in die Hand. Das
Darmſtädter aufgeholt, ein 6. und 7. Tor erziclt. In energiſchem
An=
ſchen und Zuſpiel zeigt den Turnvereinsſturm auf einer Höhe, wie er
bis jetzt felten gehabt haben dürfte. Bald hat er den Vorſprung der
Darmſtädter aufgehol,t ein 6. und 7. Tor erzielt. In energiſchem
An=
ſturm können dieſelben wieder gefährlich wverden und durch den Hall
linken ein Tor aufholen. Doch Turnverein läßt nicht mehr locker, ei
. und 9. Tor können die ſchußfreudigen Stürmer noch bucher
dar heute beſfer
al
irmer, der Halbrechte,
* Ge
r. Hervorzut
err
ent
elte ſtark
in den erſten 20 Minuten
Minuten waren wenig
Stärke. E
mann im Tor war
ſtungen der Uebriger
Fußball.
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Zuſchauer:
ute hier auf de
ſcheidungska
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deutſchen Fu;
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Zuſchauern
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te. Und
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St.
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Fußballverbandes
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Ruhr=
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Berl
Kilometer zurücgele
10 Uhr abends
ſtattfand, gewann Krupkat ein
wei und Adolf
ach
es Reſultat vor:
Huſchke ebenfalls zu
Bauer=7
Hahn=Krupkat 49
Punkte, Gel
Cali=Rizet
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Brippefall
krankt m.
er 9. Runde
ann
funden
Felde
vonzuren
rfolgur
kamen Te
es wurde
und das
für dieſe ganze Zeit neutraliſ
Inzwiſchen erſchien Huſchke wieder a.
der Bahn, vom Publikum ſtürmiſch begrüßt.
Tageskalender.
s, 7 Uhr
Verſteigerungsk
Dienstag, 27. Februar.
Jagdverpad
im Rathaus in Gre
hau
vormittags 9
Germannſchen
3 U5
vormittags ½10 und
Druck und Verlag: L. C.
Verantwortlich, für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf
Mauv=
euilleton, „Stadt und Land”,
„Reich und Ausland” Max Str
für den Inſeratenteil: Paul
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 4 Seiten.
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
11—22 2 Veu
Aktien
Renten / Devisen / Soften
Dorrsteer
1 Luisenplatz
(86=
Todes=Anzeige.
Am 22. Februar entſchlief nach
ſchſverem Leiden zu Reuenhain
i. Taunus unſer hieber, guter
Vater, Schwiegervater, Großvater,
Schivager und O=
Herr
Schreinermeiſter
im 73. Lebensjahre,
Die trauernden Hinterbliebenen:
Paul Rupprecht u. Frau Mina
geb. Hofmann
Joh. Brandt u. Frait Gretel
geb. Hofmann
Gg. Merz u. Frau Franzioka
geb. Hofmanz
Hch. Hofzann u. Frau Lina
geb. Hottes
und acht Erkel.
Neuenhain i. T., Wiesbaden, Kiel,
Darmſtedt Tetchhausſtr. 48,
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 27. Februar 1923, nachmitt.
Uhr, zu Darmſtadt auf dem
Friedhof an der Nieder=R
ſtädter Straße ſtatt. (15
Palast- Lichtspiele
merik. Monumentalfilm in 6 Akte
nach dem Schauspiel vor
Pierres Frondaie u. Elaude Far
Rocht auf Liebe
Todes=Anzeige.
Dem Herrn über Leben und
Tod hat es gefallen heute nacht
meinen lieben Gatten,
unſerntreu=
ſorgenden Vater
Schloſſermeiſter
nach kurzem Krankſein heimzu
führen,
Die trauernden Hinterbliebenen.
Arheilgen, 25. Februar 1923,
Die Beerdigung finder Dienstag,
27. Februar, nachmittags 4 Uhr,
vom Sterbehaus,
Gutegarten=
ſtraße Nr. 2, aus ſtatt. 1600
Lieber ins Hittchen
Lustspiel in 3 Akt m. Herm. Picka.
Hotel Schmitz
Rheinstr. 50
Telephon 192
Praiswerte Küchs
Nrünchener Löwenbräu
1087a) Rummelbräu Darmstadt
Taglich Unterhaltungsmusik
Im Kleinen Haus des Heſſ.
Landestheaters
Montag, den 26. Febr., abends 7 Uhr:
Einmalige Aufführung des Neuen Theaters
Fraukfurt a. M.
unter Mitwikung des Herri:
rat Max Behrend, Darmſtadt
Mtoliere Abeng
„Der Geizige
Komödie in 5 Akter
„Tartüffe‟
Komöbie in 5 Akten. (154 6sg
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vergütet. (149510
Mitteilungen an
Heſſiſche Wießerei
n. Maſchinenfgbrik
G. m. b. H., Darmſtadt.
* Hente *
Montag, 28. Februar
Letzte Auffütrung:
Die
berihme Frau
In der Beſetzung des
Franffurter 2
Schauſpieihaufes
Anfang 71, Uhr.
Kart.: Verkehrsbllr.,
dr Waal, Ryeinſtr. 14
Ab Donnerst., 1. März
— täglich
Guſtav
Bertram
nebſt Geſellſchaft
Marga Peter a. G.
Landestheater,
Montag, 26. Febr.
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Laſſen Sie Jhr Leiden nicht noch
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oder tenze Nebenbehandlungen
M. Opelſche Borfallbandage
kein Ring, kein Kelch, keine läſtigen
Nebenerſcheinungen.
Nur Raßarbeit mit Garantieſchein.
Leibbinden für alle Leiben: Rabelbaudg.,
Suspenſorien. Gunzmiſtrümpfe für
Krampf=
adern uſto Kothalter u. Darmvorfallbdg.,
Urinhalter für Beitnäffer u. Bkaſenſchwsehe,
Leidende, welche nicht zur Sprechſtunde
komimen Lönnen, ivollen Adreſſe hinterlegen.
Bandagenkaus Martin Opel
Mſühldorf (Sbg.) (J.1528
Erfinder und alleiniger Herſteller. *
Montag, den 5. März, vorm.
10 Uhr, werden im Eberſtädter
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nachverzeichnete Kiefern=Stämme
öffent=
lich meiſtbietend an Ort und Stelle
ver=
ſteigert.
(158005
Es gelangen zum Ausgebot:
4 St. Kiefern=Stämme I. Kl. — 9,52 fm
II. . — 7,93
108
III. „ —84/44,
IV. „ —38,06 „
16 „
V. — 6,21
Das Holz lagert auf einem Kahlhieb
und befindet ſich ſehr ſchönes
Schnitt=
holz darunter. Die Zuſanimenkunft der
Steigerer findet am Uebergang der
Schlangenſchneiſe und Main=Neckarbahn
ſtatt. Nähere Auskunft erteilt Förſte
Kirſchner, Eberſtadt, Müllerſtr. 11.
Eberſtadt, den 23. Febr. 1923.
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Schäfer.
Haus ſchaft
—mit
Wirt=
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Seite 4.
Landwirtſchaft, Sartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsweſen
Die Form der Kalkdüngung.
ch. Um dem Boden Kalk zuzuführen, ſtehen verſchiedene
Kalkarten zur Verfügung; hier ſeien nur die meiſt zur
Anwen=
dung gelangenden angeführt.
An erſter Stelle ſteht der gebrannte Kalk (Aetzkalk), auch
Stückkalk genannt, der durch ſtarkes Erhitzen (Brennen) aus dem
Kalkſtein (kohlenſaurem Kalk) hergeſtellt wird, wobei 100 Teile
kohlenſaurer Kalt 56 Teile gebraunten Kalk abgeben. Man
unter=
ſcheidet Grau= und Weißkalk. Der Graukalk enthält eine
wech=
ſelnde Menge von Magneſia, iſt etwas, ſchwerer zu löſchen und
magerer als der Weißkal” der als fetter Kalk bezeichnet wird.
Auf leichtem oder mittelſchwerem Boden iſt der Graukalk
vorzu=
ziehen, beſonders wenn dieſe Böden aru an Magneſia ſind und
auf ihnen Körnerfrüchte angebaut werden, da zu deren
Ausbil=
dung Magueſia nötig iſt. Auf ſchwerem, kaltem Boden verdient
der Beißkalk den Vorzug, weil dieſer die Fähigkeit hat, die
tonige und zähe Beſchaffenheit zu mildern und den erwünſchten
Krümelzuſtand herbeizuführen.
Der gemahlene Aetzkalk (Düngekalk) hat ſchon Waſſer und
Kohlenſäure aufgenommen, und zwar um ſo mehr, je länger er
dem Einfluſſe der Luft ausgeſetzt war. Sein Gehalt an reinen
Nalk iſt daher großen Schwankungen unterworfen. Es iſt
drin=
gend erforderlich, daß die Käufer ſich über den Kalkgehalt
unter=
richten und ſich ſchriftliche Gewähr geben laſſen.
Der gemahlene Kalkſtein, auch Kalkſteinmehl genannt, enthält
gewöhnlich 97—98 v. H. kohlenſauren Kalk. Beim Ankauf iſt
darauf zu achten, daß die Mahlung des Kalkſteinmehles ebenſo
fein iſt wie die des Thomasmehles, und daß es einen
Mindeſt=
gehalt von 90 v. H. kohlenſaurem Kalk aufweiſt. Es muß
be=
dauert werden, daß das Kalkſteinmehl verhältnismäßig viel zu
wenig angewendet wird, da es ſich vorzüglich zur Düngung
leichter, tätiger Böden (Sandböden) und Wieſen eignet.
Die Kalkaſche, die aus einem Gemenge von Aetzkalk,
kohlen=
ſaurem Kalk, Schlacke und Aſche der verwendeten Breunſtoffe
ſowie aus der anhaftenden Menge Erde und Sand beſteht, iſt
recht gut zu verwenden. Ihr Gehalt an reinem Kalk iſt je nach
dem Gehalt an kohlenſaurem Kalk und den erwähnten
Beimen=
gungen ſehr verſchieden.
Der Mergel iſt ein Gemenge von kohlenſaurem Kalk, Lehm,
Ton oder Sand, und nach dem Ueberwiegen einzelner
Beſtand=
teile wird er als Kalk=, Lehm=, Ton= oder Sandmergel, und nach
ſeinem Gefüge als Stein=, Schiefer= oder Lößmergel bezeichnet.
Der Gehalt an kohlenſaurem Kalk iſt ſehr verſchieden, es gibt
ſolchen, der unter 20 und über 90 i. H. davon enthält. Dazu weiſt
er gewöhnlich auch kleine Mengen Phosphorſäure auf. Mitunter
ſind auch Eiſenoridulverbindungen oder gar Eiſenkies in ihm en
halten. Dann uuß er längere Zeit an der Luft lagern und
ver=
toittern. Auch der Mergel wird gemahlen in den Handel gebracht.
Auf die möglichſt feine Mahlung iſt beſonders Gewicht zu legen.
Nach dem Gehalt an kohlenſaurem Kalk, deſſen Verteilung und
Löslichkeit ſowie der Art der Beimengungen iſt die Wirkung im
Boden naturgemäß ſehr verſchieden. Der Ton= oder
Lehm=
mergel wird auf Sandboden und umgekehrt der Sandmergel
auf Lehm= oder Tonboden gebracht, um dadurch gleichzeitig noch
eine Verbeſſerung der Bodenmiſchung herbeizuführen.
Welche Kalkart man zur Düngung verwenden ſoll. iſt
namentlich bei den heutigen Verhältniſſen recht ſchwer zu ſagen.
Als Wertmeſſer kann nicht allein der Gehalt angeſehen werden, des Haarwechſels.
ſondern es ſprechen die hohen Frachtſätze, die teuren
menſch=
praktiſche Landwirt wird ſich zu helfen wiſſen und das nehmen,
ihn überhaupt erreichbar iſt.
Landwirtſchaft
EP.S. Märchenhafte Preiſe für
Hochzüchtun=
gen, Von amerikaniſchen Züchtern, Pflanzen= und Tierzüchtern,
ſind im Lauf des letzten Jahres für einzelne Pflanzen und Tiere
als Produkte neueſter Züchtung Beträge gezahlt worden, die
nach unſeren Begriffen ſchlechthin märchenhaft zu nennen ſind.
Den höchſten Betrag, nicht weniger als 125 000 Dollars, alſo
über eine halbe Million Goldmark, erlöſte ein Farmer im Staate
Neu=York für einen Bullen holſteiniſcher Raſſe. 50 000 Dollars
wurden von einer Gärtnerfirma für einen mäßig großen Pack
Erdbeerpflanzen gezahlt; in dieſem Falle handelt es ſich um die
Neuzüchtung einer Sorte, die vom Frühſommer bis in den
Okto=
ber hinein ununterbrochen trägt; der Käufer muß den inbeſtierten
Betrag innerhalb von zwei Jahren herausgewirtſchaftet haben,
denn nach dieſer Zeit iſt der erſte Züchter berechtigt, die gleiche
Sorte beliebig anderweitig zu verkaufen; außerdem beſtehen
bekanntlich für Pflanzenſorten keinerlei Patente oder ſonſtige
Schutzmaßnahmen. Demgegenüber will der für einen belgiſchen
Hengſt gezahlte Preis von 47 500 Doll. und der von 32000 Doll.
für einen Ferſeh=Eber uns niedrig erſcheinen. Es wurden ferner
Das ewige Feuer.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
Roman von H. Richter.
(Rachdruck verboten).
Anneliefe war verwirrt geworden, das Verhältnis, in dem
ſie ſich jetzt befand, war ihr ungewohnt. Als Offiziersfrau wußte
ſie vohl, was man tat, wenn ein Vorgeſetzter des Mannes kam,
aber hier fühlte ſie ſich unbeholfen. Ein kaufmänniſches
An=
hängigkeitsverhältnis kannte ſie noch nicht, ihre Vorgeſetzten
waren immer ältere Herren geweſen, und man konnte an den
Achfelſtücken genau feſtſtellen, wen man vor ſich hatte. Dieſer
Mann war mit ihrem Bruder faſt gleichaltrig, und ſie hatte von
ihm nur gehört, daß er märchenhaft reich ſein rußte und die
ganze Welt befahren habe. Was waren dagegen di, kleinen
Reiſen, die ſie früher in den Urlaubstagen mit ihrem Mann
ge=
macht hatte.
Van Utrecht verſtand es aber bald, ihr die Befangenheit zu
nehmen, denn ſie merkte, daß er zu ihrem Bruder uicht wie der
Vorgeſetzte zum Untergebenen, ſondern wie der Freund zum
Freunde ſtand.
„Unſere Tage in Berlin ſind gezählt,” ſagte der Holländer.
„Ich werde Ihnen den Bruder bald rauben müſſen.”
„Wir haben im Kriege gelernt, unſere „Verwandten und
Freunde fortzugeben, ich werde mich der alten Gewohnheit
er=
innern,” ſagte Annelieſe tapfer.
„Ich hoffe, daß es mir noch gelingt, ſo in Ihrem
Freundes=
kreiſe Einlaß zu gewinnen, daß Sie auch an mich denken.”
„Meine dummen Gedanken werden Ihnen bei den Zielen,
die Sie ſich geſteckt haben, weuig helfen können,” — Annelieſe
wurde verlegen — „aber ich plaudere Dinge, aus der Schule,
ven denen ich wohl gar nichts wiſſen ſollte?”
„Ich habe keine Geheimniſſe,” ſagte van Utrecht ſtolz.
„Aeine Politik braucht das Licht des Tages nicht zu ſcheuen.”
(r erzählte von ſeinen Reiſen im Süden Rußlands, auf
denen er das Gebiet zum erſten. Male geſehen hatte, dem er jetzt
ſeine ganze Kraft widmen wolle.
„Es wird ſich manches dort verändert haben”, meinte er.
„Ich kenne das zariſtiſche Rußland, in dem das Machtwort eines
Greßfürſten jede verſchloſſene Tür öffnete, wenigſtens wenn man
einen kleinen Nachſchlüſſel von ein paar Rubeln iu der Hand
hatte.
gezahlt 5000 Dollars für einen Apfelzweig, 500 Dollars für
20 Livornohühnereier und 150 Dollars für eine Bienenkönigin.
br. Vom Samenbedarf. Allgemein gültige Angaben
über die notwendigen Samenmengen der einzelnen Gemüſe zu
geben, iſt nicht möglich, weil Boden= und Anbauverhältniſſe
da=
bei eine zu wichtige Rolle ſpielen. Durchſchnittlich kann man
jedoch rechnen, daß man für ein in guter Kultur befindliches Beet
in der Größe von 10 Quadratmetern die folgenden Saatmengen
braucht: von Mohrrüben 10 Gramm, Speiſerüben 12 Gr., Salat
2—3 Gr., Mangold 10—12 Gr., Spinat 80 Gr., Behnen 150 Gr.,
Puffbohnen 250 Gr., Erbſen 200 Gr. Von den Kohlforten
genü=
gen ſchon 150—200 Gr. zur Anzucht der für einen ganzen Morgen
nötigen Pflanzen. Für den kleinen Garten reicht alſo ſchon die
kleinſte käufliche Menge aus.
und Gartenbau
Früheſte Stachelbeeren. Zu den Stachelbeerſorten,
deren Früchte zuerſt reifen, gehört Hönnings Früheſte. Von ihr
kann man ſchon Anfang Mai grüne Beeren ernten und Mitte Juni
reife. Die Beeren ſind gelbſchalig, ſehr fein von Geſchmack und
groß. Außerdem empfiehlt ſich die Sorte durch außerordentliche
Tragbarkeit. Man pflanze ſie nicht zu eng, ſonſt leidet die
Cut=
wicklung des Fruchtholzes und damit natürlich auch die
Frucht=
barkeit.
6
Kaniuchen im Haarwechſel Während das
Kaninchen im Herbſt ſeinen Pelz nur verſtärkt, erneuert es ihn
im Frühjahr vollſtändig. Dieſer Vorgang ſtellt an die
Körper=
kraft der Tiere beſonder: Anſprüche, worauf der Züchter in
Füt=
terung und Haltung Rückſicht nehmen muß. Verſchiedene
äußere Einflüſſe ſpielen bei der glatten Ablicklung des
Haar=
wpechſels eine Rolle. Wärme beſchleunigt ihn, Kälte hält ihn auf.
Auch in Außenſtällen oder bei Gewährung von viel Auslauf
ſetzt er früh ein, oft macht er ſich in ſolchen Verhältniſſen kaum
bemerkbar, ſo raſch und leicht geht er vor ſich. In der Regel
bauert ein geſunder Haarwechſel drei bis vier Wochen, dicke und
fette Kaninchen brauchen längere Zeit als geſunde und normal
genährte. Der Haarwechſel zeigt ſich an durch Verfärbung der
Haare; die weißen bekommen einen gelben, die ſchwarzen und
blauen einen roſtähnlichen Schimmer. Sie ſterben ab und fallen
aus, tvas man beſonders gut wahrnimmt, wenn man über den
Nücken der Tiere ſtreicht. Das ganze Ausſehen der Kaninchen
während des Haarwechſels iſt ſtruppig.
Kalkhaltige, öl= und fettreiche Futterſtoffe begünſtigen den
glatten Verlauf des Haarwechſels. Man füttere deshalb in dieſer
Zeit beſonders reichlich Wieſen= und Kleeheu, grüne, oder
ge=
trocknete Brenneſſeln, Serradelle, Möhren, Gerſten=, Weizen= oder
Haferkörner, ferner Leinſamen. Hauf, Brenneſſelſamen
Sonnen=
blumenkerne und Oelkuchen. In der Haarung befindliche Tiere
ſollen nicht zur Zucht benutzt werden, weil ſie ſonſt nur
ſchwäch=
liche Junge werfen. Man kaufe auch keine in der Haarung
ſtehen=
den Kaninchen, wenn man nicht die gleiche Wartung und
Füt=
terung durchſetzen kann, an die ſie gewöhnt ſind. Einſchneidende
Aenderungen in der Lebensweiſe führen leicht zu einer Stockung
n Die Nutzung des Geflügeldungs. Der
Ge=
lichen und teuren tieriſchen Arbeitskräfte beſonders mit. Der flügeldung übertrifft den gewöhnlichen Stallmiſt bedeutend im
Gehalt an Nährſtoffen, ſowohl an Stickſtoff wie an
Phosphor=
was er für gut befindet, was er in der Nähe hat und was für ſäure und an Kali. Ju, zehn Doppelzentnern Tauben= und
Hühnerdung ſind ungefähr die gleichen Pflanzennährſtoffe
ent=
halten wie in einem Gemiſch von je einem Doppelzentner
Chile=
ſalpeter, Supperphosphat und Kainit. Es gehen alſo gewaltige
Werte verloren, wenn Geflügeldünger nicht richtig geſgunnelt
und verwendet wird. Es iſt richtig, daß die von unſerem
Ge=
flügel erzielten Düngermengen zu gering ſeien, da ſie ja
tags=
über freien Auslauf haben. Unterſuchungen haben ergeben, daß
die jährliche Düngermenge eines Huhnes etwa 5,52 Kg. beträgt
und daß von dieſer Menge etwa 60 v. H. zur Nachtzeit von den
Hühnern ausgeſchieden werden. Der Wert des Geflügeldüngers
läßt ſich noch erhöhen, wenn man ihn trocknet. Am einfachſten
geſchieht dies dadurch, daß man Torfmull als Streu im
Hühner=
ſtall benutzt. Jeden Morgen wird der Dünger mit Torfmull
überſtreut und mindeſtens einmal wöchentlich entfernt. Wer
Kot=
bretter im Hühnerſtall hat, kann ſie leicht täglich reinigen.
Ver=
mengt man dieſen mit Torfull gemiſchten Dung noch mit
Koh=
lenaſche, dann kann man ihn längere Zeit in einem Faſſe oder
einer Kiſte aufbewahren. Er wird ſchließlich zu einem leicht
ſtreubaren, geruchloſen Pulver. Davon gibt man auf 20 gm
etwa 2—3½ Kg. Man gräbt fein verteilten Dung in der
ober=
ſten Bodenſchicht unter oder zieht tiefe Rillen, in die man den
Dung ſtreut, um darüber gleich zu pflanzen, nachdem man eine
leichte Erdſchicht darauf gebracht hat. Einen flüſſigen Dünger
ſtellt man ſich her, indem man auf 100 Liter Waſſer ein Pfund
Dung rechnet, ohne Torfmullzuſatz,
He
teilnehmen,” ſtörte ſie eine Stimme in der Unterhaltung, und
Oberſt Weragin ſtand vor ihnen. „Ich ſah die Fürſtin
verein=
ſamt ſitzen und habe ihr Geſellſchaft geleiſtet. Wir ſahen Ihre
eifrige Unterhaltung und wollen gern Anteil nehmen.”
Die Störung war dem Holländer nicht angenehm. Er hätte
noch laug” erzählen können, nur um dieſe Augen vor ſich zu
ſehen, die ihn ſo voll und gerade anblickten. Wie eine Schülerin
hing Annelieſe am Munde des Erzählers. Fremde Welten
tauchten vor ihr auf und gewannen Leben und Farbe.
Haller war aufgeſprungen und zum Tiſch der Fürſtin
ge=
eilt, um auch ſie zu ſich einzuladen.
„Wir wollen nicht ſtören,” ſagte die Kaukaſierin. „Weragin
iſt ſo neugierig, weun er ein neues Geſicht ſieht. Eine Verwandte
von Ihnen?”
Meine Schweſter.”
„O, dann wird es mir ein doppeltes Vergnügen ſein, den
Abend mit Ihnen zu verbringen.”
Sie ſtand raſch auf und folgte dem Hauptmann zu der
Ge=
ſellſchaft.
„Ich habe Ihre Zweiſamkeit durch meinen Beſuch geſtört,”
flüſterte van Utrecht Annelieſe zu. „Sie werden mir böſe ſein.”
„Wir wollen doch hier ein bißchen Leben ſehen,” gab ſie
zurück. „Was wir aus der Probinz Leben nennen,” fügte ſie
eutſchuldigend hinzu. „Mitten drin ſchwimmen, iſt viel
in=
tereſſanter. Es werden ſich auch noch Tage des Alleinſeins
fin=
den, Geheimniſſe haben wir ja nicht, der Ernſt und ich.”
Das unterbrochene Geſpräch wollte erſt nicht recht in Fluß
kommen. In den beiden Damen begegneten ſich zwei Welten
und fanden keine Berührungspunkte.
Van Utrecht verglich die Beiden unwillkürlich miteinander,
neben der dunklen, raſſigen Kaukaſierin verblaßte die Blondheit
des deutſchen Gretchens. Eigentlich Greichen war ſie nicht, das
allzu weich Hingebende fehlte, ein wenig von den germaniſchen
Walküren kamen hinzu. Die Kaukaſierin dagegen war ein voll
er=
blühtes Weib, ihre Augen ſchoſſen Blitze, als ſie jetzt von ihrer
Heimat erzählte. Etwas von der Wildheit ihrer Berge ſchien
auf ſie übergegangen zu ſein. Das waren die Abkömmlinge von
Führern, denen Tauſende blindlings folgten und die einer
Uebermacht Trotz geboten hatten.
„Wir haben es Euch nicht leicht gemacht, unſer Land zu
ge=
winnen,” rief ſie zu Weragin hinüber. „Von Bergfeſtung zu
— Hilfe gegen Würmer bei Schweinen.
Schwein=
haben häufia Würmer von großer Länge, die die
Verdauungs=
organe ſtark belaſten. Sie können den Tod bei jüngeren Tieren
herbeiführen, die ſich noch in der Entwicklung befinden. Zur
Be=
ſeitigung dieſes Uebels trifft man folgende Maßnahmer. Man
ſäubert den Stall gründlich und entfernt während der
Behand=
lung den Kot alsbald nach ſeinem Abgang. Dadurch wird
ver=
hindert, daß das Schwein neue Wurmbrut aufnimmt, beder die
alte aus dem Körper entfernt iſt. Bei knapper, flüſſiger Koſt
gibt wan dem Tier 5—6 Eßlöffel Rizinusöl ein, und zwar ſo,
daß man von einem alten Schuh die Spitze etwas abſchneidet,
damit eine kleine Oeffnung entſteht, die man dem Patielten ins
Maul ſteckt. Darein ſchüttet man das durch Anwärmen leicht
flüſſig gemachte Oei und läßt das Schwein dann an der Spitze
kauen. Der durch das Rizinusöle erzeugte Durchſal ſichert
der am folgenden Tage zu verabreichenden Gabe von 4 Gr.
Kamila eine ſtärkere Wirkung. Zum Schluſſe wiederholt man
noch einmal die Einflößung von Rizinusöl. Sitzen die Würmer
im Enddarm, daun hilft auch ein Kliſtier von Knoblauchwaſſer
oder Knoblauchlöſung in Ziegenmilch. Bei Jungtieren tit
mit=
unter geriebener Rettich dieſelben Dienſte.
Das Brutneſt in kalter Jahreszeit. Wer, mit
frühen Bruten Erfolg haben will, muß eine ganze Reihe Regeln
beachten. Zuerſt ſei davor gewarnt, ſich für dieſen Zweck Eier
von auswärts ſchicken zu laſſen, denn damit ſind meiſt Verluſte
derknüpft, weil die Keime in den Eiern, die in kalter Zeit
befruch=
tet werden, ſehr oft im Laufe der Entwicklung abſterben, auch
wenn der Hahn ſonſt geſund war. Für frühe Bruten wähle man
daher nur Eier von genau bekannten Zuchtſtämmen aus.
Be=
ſondere Sorgfalt iſt ſodann dem Brutneſt zu widmen, denn bei
kalter Witterung können die angebrüteten Cier leicht durch
Abküh=
lung leiden, wenn die Glucke einmal vom Neſte läuft. Noch immer
iſt die Gewohnheit weit verbreitet, irgend einen ausgedienten
Korb zu nehmen, ein paar Handvoll Heu oder Stroh
hineinzu=
geben und darauf die Henne zu ſetzen. Bei ſommerlicher Wärme
mag das genügen, abgeſehen davon, daß die Körbe meiſt zu jief
ſind, ſodaß die Eier ſtets in Gefahr ſind, von der
herabſpringenden Henne zertreten zu werden. Im
Som=
mer entſteht ja nicht gleich Schaden, wenn die Glucke auch
einmal ihre Pflicht ein paar Stunden vernachläſſigt. Iſt aber
die Luftwärme unter 20 Grad Celſius, ſo kann eine kurze
Abküh=
lung ſchon die Brut zerſtören.
Es kommt bei der Anlage des Brutneſtes in kalter Zeit vor
allem darauf an, die Eigenwärme der Glucke und der Eier
mög=
lichſt gut zut erhalten. Kiſten ſind Körben deshalb bei weitem
vorzuziehen. Am beſten eignen ſich Kiſten von je 40 cm Länge,
Breite und auch Höhe. An einer Seite bleibt unten ein 12 bis
15 aa hoher Streifen Holz ſtehen, der übrige Teil des Brettes
wird zum Aufklappen eingerichtet, ſodaß er als Zugang zum
Neſte dienen kann. Oben bohrt man mehrere Löcher in die Wand,
damit die Glucke auch in dem geſchloſſenen Kaſten ſitzen kann.
Das Schließen der Kiſte nach dem Füttern und Tränken
der Glucke empfiehlt ſich bei Winterbruten immer, denn auch die
ſorgfältigſte Henne kauert ſich gelegentlich in eine Ecke und brütet
da ohne Eier weiter. Das kann in unſerem Falle den Verluſt
der Kücken bedeuten. Auf den Boden der Brutkiſte ſchüttet man
am beſten einige Zentimeter hoch geſiebten Sand. Er darf nicht
angefeuchtet werden, ſonſt entwickeln ſich in dem geſchloſſenen
Brutkaſten leicht Schimmelpilze. Glaubt man, den Eiern mehr
Feuchtigkeit geben zu müſſen, ſo bade, man ſie an den letzten
Tagen mit blutwarmem Waſſer, wenn die Henne gefreſſen hat
und wieder ſitzt. Auf die Sandeinlage kommt am beſten eine
dünne Schicht Häckſel, dann dreht man ein 5 bis 6 ma dickes
Heu=
ſeil und legt dieſes zum Kranze um die Eier. Es dient dazu, das
Neſt zuſammenzuhalten. Während den Futterpauſen decke man
die Eier mit einem Stück getrockneten Wollzeuges zu. Kleinen
Hennen lege man nicht mehr als 9 Eier unter, mittleren 11 und
nur ganz großen Tieren 13.
P
Bienenzucht
Bedingungen eines nutzbringenden
Rei=
nigungsfluges ſind: mindeſtens 8 Grad R. Wärme im
Schatten, ein völlig wolkenloſer Himmel, möglichſt. Windſtille
und ſchneefreier Raum auf mindeſtens drei Meter im Umfange
am Bienenſtand. Sind dieſe Bedingungen in ihrer Geſamtheit
gegeben, ſo wende man alles an, die Bienen zum Ausfluge zu
veranlaſſen. Starke Völker und ſolche, die an Waſſernot leiden
oder auf ungeeignetem Honig ſitzen, werden zuerſt ſich am Fluge
beteiligen. Man nehme ſchon am Mittag die der Sonnenſeite
zugekehrte ſchüttzende Umhüllung weg, öffne die Läden in ihrem
ganzen Umfange, entferne Blenden und erweitere die Fluglöcher,
Licht und Luft müſſen ungehindert Zutritt zu den Bauten haben.
Wer ſich dann noch reſerviert verhält, wird durch wiederholtes
Klopfen an der Wohnung aus der Ruhe aufgeſtört. Bleibt dies
zwecklos, ſo nehme man vom nächſten Baum ein Zweiglein und
ſtriegele damit ein paarmal durch das Flugloch. Die Wirkung
folgt auf dem Fuße.
e
ſchloſſen ſich ihm an.
„Und doch hat er ſich zuletzt ergeben und lebte am Hofe in
Petersburg. Sein Sohn trat in unſere Armee.”
„Die Spannkraft auch der größten Männer reicht eben doch
nicht aus, um die gewaltigen Aufgaben durchzuführen, die ſich
ihr Geiſt geſetzt hat,” ſagte die Fürſtin.
„Deshalb mußte ein Bismarck als Zuſchauer der
Entwick=
lung ſeiner Saat tatenlos ſterben, Napoleon endete auf St.
Helena und Hannibal wurde von ſeinen eigenen Landsleuten
verſtoßen,” ſagte van Utrecht. „Die Geſchichte kennt keine
Dank=
barkeit und keine heldenhaften Abſchlüſſe.”
„Aber die Tragik kennt ſie,” ſagte Annelieſe, vor ſich hin,
mehr für ſich, aber ihre Worte fielen in eine plötzliche
Ruhe=
paufe.
„Und über alles rollt die Welt dahin, die Welt und der
Alltag,” meinte die Fürſtin.
Van Utrecht hatte auch ſeinen amerikaniſchen Gaſtfreund
gebeten, mit bei der Geſellſchaft Plaßz zu nehmen, die nun ihr
internationales Ausſehen wieder gäwvonnen hatte beſonders,
als ſich auch noch die Markgräfin von Piacenza mit ihren
Be=
gleitern, dem italieniſchen und engliſchen Kapitän und der
Gat=
tin des italieniſchen Attaches, dazugefunden hatte.
Wir haben einen Boxkampf angeſehen,” berichtete die
Mark=
gräfin, „prächtige Geſtalten, dieſe Boxer. Die Signora konnte
ſich gar nicht losreißen. Aber der Hauptkampf war vorbei, und
man ſoll ein Vergnügen beenden, wenn man auf dem Höhepunkt
angekommen iſt. Aber ich bin ungalant, wir dachten nicht, hier
noch ſo angenehme Geſellſchaft zu finden, das Vergnügen
be=
ginnt erſt.”
„Wenn Sie uns als eine Fortſetzung der Boxerei betrachten,
Gräfin,” ſagte van Utrecht beluſtigt.
„Sie wiſſen’s ſchon, wie ich’s meine, Baron, ſein’s nicht fad.
Die Signora wird morgen Privatſtunden im Boxkampf nehmen.
Vielleicht gehen wir nächſtes Jahr nicht nach Baden zum
Tennis=
turnier, ſondern zwiſchen die Stricke.”
„Boxen iſt für Ladies höchſtens zum Anſehen,” ſagte der
eng=
liſche Dragoner. „Kein Sport zum Ausüben.”
„Das hätten Sie früher Ihren Frauenrechtlerinnen ſagen
ſollen, Kapitän, und Sie, Mr. Johnſon, haben jetzt da drüben
ja auch ſo energiſche Weiblichkeit, die den Kampf gegn den
Al=
kohol ſogar mit Armeskraſt aufnimmt.
(Fortſetzung folgt)