Bezugspreis: 
7maligem Erſcheinen mönatl. 
btragegebühr, durch 
Haus. Beſtellungen nohenen ent= 
Beſchäftsſtelle Rheinſtraß 
30 und B91), die Agenturen und alle 
erautwortlichkeit für Aufnahme von 
beſtimmten Tagen wird nicht 
            übernon=
terſcheinen einzelner Nummern infolge 
valt berechtigt den Bezieher nicht zur 
            Kür=
iſes. Beſtellungen und 
            Abbeſtel=
h Fernruf ohne Verbindlichkeit für us.
 Heſſiſche Reueſte Nachrichten 
Morgenz eitung der Landeshauptſtadt 
186. Saßrgang 
Nachdruck ſämtlicher mi 
Original=Aufſätze und eigeuen Nachrichten nu mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtaitet.
 Anzeigenp 
2mm breitd 
Bank= 
75 M. 
Ue 
            Bhein=
peditionen, 
Krieg, Aufruhr, 
g auf Er= 
und Leiſtung von 
er gerichtlicher Bei= 
Rabatt weg.
Rummer 56
Montag, den 26. Februar 1923
Einzelnummer 80.00 Mk.
 100 Millionen Dollar für Deutſchland. 
nigton, 26. Febr. (Tel.=Union.) Das 
            Repräfen=
t das Gefetz angenommen, die beſchlagnahmten 
utſchen Vermögen in Amerika freizugeben, ſoweit der Wert 
10000 Dollar nicht überſteigt. Es kommen insgeſamt etwa 100 
Millionen Dollar in Frage. Da die Mehrzahl der 
            Vermögens=
eſitzer in Deutſchglnd wohnt, glaubt man, daß die Auszahlung 
Summe ein Steigen der Mark im Gefolge haben wird. 
Poincaré über die Ruhraktion. 
is, 24. Febr. (Wolff.) lieber die Erklärungen 
            Poin=
n der heutigen Sitzung der Senats=Konnniſſion für 
            aus=
gelegenheiten wird folgende amtliche Mitteilung 
un Vorſitz von Senator de Seldes hörte die Senals 
für auswärtige Angelegenheiten entſprechend ihrem 
en Miniſterpräſidenten. Den größten Teih ſeiner 
führungen widmete Poincaré dem bisherigen Verlauf und 
vorliegenden Ergebniſſen der Ruhr=Aktion. In der 
            Orient=
beſchränkte er ſich auf die Ankündigung eines bald 
            erſchei=
zweiten Gelbbuches über die Konferenz von Lauſanne, 
zum 4. Februar einſchkießlich gehen ſoll. Es ſei noch 
tmöglich, zu ſagen, welche Beſchlüſſe die 
            Nationalverſamm=
von Angora über den Friedensvertrag faſſen werde. 
Memel=Frage, deren angebliche große Bedeutung bekannt 
wird der Miniſterpräſident die Kommiſſion auf dem 
            Lau=
halten. Ein weiteres Gelbbuch iſt fertig und wäre ſchon 
utlicht, wenn nicht durch Verſtändigutng unter den Alliierten 
Februar für das gleichzeitige Erſcheinen der Protokolle 
letzten Konfernzen in Paris, London und Nom 
            au=
vorden wäre; dieſes Gelbbuch wird ſämtliche Protokolle 
vollem Umfang enthalten und ſo die Möglichkeit geben, 
Stunde für Stunde die oft lebhaften, aber ſtets in höflichem 
lone geführten Debatten zu verfolgen, die ſich bei den 
            Zuſam=
genkünften in London und Paris entwickelten. Poincaré machte 
ann noch Mitteilungen über die Organiſation der Eiſenbahnen, 
Zollweſens, der Ausfuhrbewilligungen uſw. in den beſetzten 
und gab die Ergebniſſe der erſten Maßnahmen, 
amentlich des Ausführverbots füir Kohle, Koks, metallurgifche 
niſſe und Fertigwaren b=kannt. 
Nach dreiſtündigen Ausführungen Poincarés, dankte 
des detn Miniſterpräſidenten lebhaft 
 
immtheit ſeiner Mitteilungen.
 Der Raub der Lohngelder. 
Eine Klarftellung. 
Vor kurzem ſind eine Reihe von Eiſenbahnbeamten im 
irk der Reichsbahndirektion Mainz vor das franzöſiſche 
sgericht in Mainz geſtellt und mit empfindlichen 
            Gefäng=
ſtrafen ohne Strafaufſchub verurteilt worden. Die 
            Verhaf=
g erfolgte im Zuſammenhang mit den von den Verhafteten 
genommenen Auszahlungen von rückſtändigen 
ehältern und Löhnen an Eiſenbahnbeamte und 
            Ar=
ter. Die Gelder ſind größtenteils von den Franzoſen 
            be=
hlagnahmt worden. 
Zur Begründung dieſes Vorgeheus machten ſich die 
            Fran=
oſen die irrige Auffaſſung zu eigen, daß die 
            Eiſenbahnbedien=
eten der ſtillgelegten Strecken ſich im Streik befänden, und 
Gehälter und Löhne, die an ſie ausgezahlt werden ſollten, 
treikgelder ſeien. Wie bekannt, hat jeglicher Streik ein 
ſerſtürfnis zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer wegen aller 
er einzelner Bedingungen des Arbeits= und 
            Dienſtverhält=
ſes zur Vorausſetzung. Derartige Unſtimmigkeiten beſtehen 
ber nicht zwiſchen der Eiſenbahnverwaltung und ihrem P 
ſial. Von Streik kann deshalb keine Rede ſein, wenn auch die 
kanzoſen ſich bemühen, die Betriebsruhe als Streik zu 
            propa=
eren. Es handelt ſich im Augenblick um ein nicht von dem 
rbeitgeber oder Arbeitnehmer, ſondern von außen her, d. 
urch die Beſatzungsmächte, verurfachtes Ruhen des Dien= 
S und der Arbeit (aufgenötigte Bexriebsruhe), die das 
            Ver=
altnis zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer an ſich unberührt 
ßt. Wenn demgemäß auf Grund des fortbeſtehenden Dienſt= 
1d Arbeitsverhältniſſes trotz Unmöglichkeit der Dienſt= und 
            Ar=
itsleiſtung Gehalt und Löhne vom Arbeitgeber fortgezahlt 
derden, ſo iſt es offenbar, daß von einer Streikunterſtützung 
der von Streikgeldern nicht geſprochen werden kann. Die 
            Ver=
irteilung der ſeinerzeit Verhafteten beruht deshalb auf einer 
erkennung der Sachlage. Die deutſche Oeffentlichkeit ſelbſt hat 
erhebliches Intereſſe daran, daß mit der begriffsverwirren= 
Bezeichnung der Betriebsruhe als Streik reſtlos aufgeräumt 
Jeder zu ſeinem Teil und an ſeiner Stelle muß bemüht ſein, 
en Begriff klarzuſtellen. Wer ins beſetzte Gebiet reiſt, hat die 
iicht, dort, wo die Preſſe der Wahrheit verſchloſſen bleibt, von 
und zu Mund aufklärend zu wirken. Auf den Schultern der 
ſenbahner ruht ein ſchwerer Teil der Laſt des Abwehrkampfe 
ſie gerne tragen. Sie nicht ihnen zu erſchweren, ſie vielin: 
kleichtern, gebührt jedem Deutſcher 
Neue Schandtaten. 
en, 25. Febr. Oberſt Daniel und Hauptmann 
aus Dortmund, die in Stockum vor das Krieg 
ſtellt werden ſollten, /oürden geſtern von Stockum 
ſtlicher Nichtung mit unbekanntem Ziel 
            ab=
sportier 
Köln 
ſ.) lleber die Betriebslag 
drei Bedienſtete, der Ran= 
Saſſiſteuten; verhafte 
* Lohngelder abgenom=
 Vom Tage. 
anzlers in Stuttgart bei der württembergifche 
ung aus Stuttgart berichtet, auf d 
Im preußiſchen Miniſterium des Junern fand geſtern unter Leitung 
des Miniſters Severing eine Sitzung ſämtkicher 
            Oberpräſiden=
ten ſtatt. Im Hinblick auf Gerüchte, die in der letzten Zeit aufgetaucht 
waren, ſowie auf etwaige unverantwortliche Beſtrebungen einzelner 
Kreiſe iſt den Oberpräſidenten erneut die beſtimmte Weiſung erteilt 
            wor=
n, im ganzen preußiſchen Staatsgebiet jeden Verſuch einer Bildung von 
geheimen Formationen oder Organiſatione u, von 
            wel=
cher Seite und zu welchem Zweik er auch unternommen werden möge, mit 
allen geſetzlichen Mitteln entgegenzutreten. 
u Regierungspräſidenten Dr. Grützuer in Düſſeldorf 
            einge=
leiteten Einigungsverhandlungen wegen des Ausſtandes der Buchdrucker 
zirk „Bergiſches Land” haben zu einer Einigung geführt. Die 
Arbeit wird am Montag wieder aufgenommen; nur in Schwelm und 
in Remſcheid dauert der Streik noch an. In Düſſeldorf drohte ebenfalt 
ein Buchdruckerausſtand; infolge des Eingreifens des Regierungspräf 
denten erklärten ſich die Buchdrucker jedoch bereit, ſich noch acht Tage 
gedulder 
Nünchen im Alter 
Jahren geſto 
Jm Laboratorium des 
            geſtoh=
ge Platin im Werte 
            dr=
deu 
n. Als Täter kommt enr 2 
e Wieder 
weſenden Direktor mit Re 
von 8 Millionen Mark au 
beſchaffung des Platins iſt 
In dem Kölner Falſchmünzerprozeß wegen Ausgabe gefälſchter 
braſilianiſcher Milreis=Noten wurde geſtern vom hieſigen Schwurgericht 
das Urteil gefällt. Kaufmann Krämer aus Porte Alegro wurde wegen 
einer Pridaturkunde zu zwei Jahren drei 
Münzvergehens und Fälſe 
ektor Karl Raher wurde 
Monaten Gefänguis 
ergehen zu einem Jahr ſechs Monaten 
            Ge=
vegen B 
is verur 
Das franzüſifche Migiſterium des Auswärtigen dementiert durch 
            Ha=
vas die Behauptung, daß die franzüſiſche Regierung beabſichtige, 
            Mann=
heim zu beſetzen. 
tſchaf= 
Ober
 men. Sie wurden von den Franzoſen in der Richtung München= 
Gladbuch abtrausportiert. In der zweiten Klaſſe eines 
            Mili=
tärzuges befanden ſich zwei mit Ketten gefeſſelte Ziviliſten in 
Begleitung franzöſiſicher Offiziere. In Gerolſtein wurden 
            ſämt=
liche Bedienſtete aufgefordert, die Dienſtwohnungen zu räumen. 
Schiffsraub. 
Maunheim 21. Febr. (Wolff.) Der holländiſche 
Dampfer „Haſſia” wurde geſtern nachmittag gegen 4 Uhr, 
als er in den Mannheimer Hafen einlief, von einem franzöſiſchen 
Zollboot revidiert und ihm die Schiffspapiere abgenommen. Nach 
etwa einer Stunde erſchien, wie der Mannheimer 
            Generalanzei=
ger mitteilt, das franzöſiſche Zollboot im Mühlau=Hafen und 
kaperte den holländiſchen Dampfer, der mit franzöſiſchen 
Mannſchaften beſetzt wurde. Der Kapitän legte Verwahrung 
dagegen ein. Darauf ſchleppten ſie das ihm angehängte Schiff 
„Richard”, das mit 144 Tonnen Wein aus dem Rheingan 
            be=
laden war, gegen 8 Uhr nach Ludwigshafen ab. 
Der Generalſtreik in Bochum durchgeführt. 
Bochum, 25. Febr. (Tel.=Union.) In Bochum verſuchten 
Franzoſen geſtern mittag, eine Briefzenfur einzuführen. Der 
für geſtern nachmittag 5 Uhr angeſetzte Generalſtreik wurde 
            all=
gemein durchgeführt. 
Wie ſie in Bochum hauſten. 
Bochum, 24. Febr. Vor dem Eingang zum Gebäude der 
Vochumer Handelskammer, das heute nachmittag das 
Ziel einer großen Volksmenge ſowie zahlreicher Journaliſten 
war, die die dort von den franzöſiſchen Truppen angerichteten 
Zerſtörungen in Augenſchein nehmen wollten, iſt eine Tafel 
mit der Aufſchrift „Franzöſiſches Kulturmuſeun” 
angebracht worden. Der Vandalismus, mit dem die 
            Fran=
zoſen — es war eine Truppe von etwa 200 Mann unter der 
Führung eines Majors und in Begleitung einiger Ziviliſten 
dort gehauſt haben, iſt tatſächlich nicht mehr zu 
überbieten. In einen Zimmer des Gebäudes ſteht noch 
ein aufgebrochener Geldſchrant; den vorderen dort befindlichen 
großen Liaſſenſchrauk haben die Franzoſen mitgenommen. Die 
Beute des Raubzuges wurde auf zwölf Laſtkraftwagen 
fortgeſchafft. 
Heute nachmittag ſah man auf den Straßen Bochums keinen 
einzigen franzöſiſchen Soldaten. Im Innern der Stadt ſelbſt 
iſt nur das Poſt= und Telegraphenamt von franzöſiſchen Truppen 
beſetzt, die dort ſtarke Poſien an den Eingängen aufgeſtellt haben. 
s gegen den neueſten Gewaltalt der 
Zum eichen des Pro 
ſrauzöſiſchen Truppen ruhten heute in der Stadt bis um 5 Uhr 
etriebe und auch der Stra 
nachinittags ſämtli 
Geſchäfte und Gaſtpirtſchaften 
ßenbahnverkeh 
waren geſchloſſei. 
Die beiden Bochumer Blätter, deren Erſcheinen bisher noch 
geſtattet ſpar, kamen heute mit großen Zenfurlücken heraus. Die 
Berichte über die Vorgänge des geſtrigen Abends und der 
            der=
floſſenen Nacht, die Aufhevung der 
            Stadtverordnetenverſamng=
lung, die Verhaftung des Oberbürgermeiflers und einer Reihe 
Stadtverordneter, ſowie die Aus 
der Handelskamnſer 
ſind der Zenſur zum Opfer gefallen
 Die Ablehnung des 
            Zonen=
abkommens inder Schweiz. 
Albert Müller, Winter 
Die Volksabſtiwomung in der Schweiz über das Abkomien 
muit Frankreich zur Regelung der Handelsbeziehungen und 
iſt eine Epiſode in 
            Ab=
des freundſchaftlichen Grenzverke 
imperialiſtiſchen 
            Beſtrebun=
wehrkampf Mitteleuropas gegen 
gen Frankreichs. 
Am 18. Februar hat die überwältigende Mehrheit der 
Schveizer Bürger dieſes Abkommen verworfen. Etwn 90000 
annehmenden ſjanden 100 00 ablehnende Stimmen gegenüber. 
Mau wird vor allem in Paris über den Sinn des Ausganges 
dieſer Volksabſtimmung keinen Augenblick im Zweifel ſein. Ob 
man ſich über die Bedeutung der Tatſache Rechenſchaft ablegen 
wird, iſt fraglich. Der Urſprung dieſer Regelung liegt im 
            Ver=
ſailler Vertrag, in den die Schweiz gegen ihren Willen auf 
            Be=
treiben Frankreichs hineingezogen worden iſt. Der Artikel 435 
dieſes Vertrages löft außer der Neutralität Hochſavoyens, die 
durch die Schlußatte des Wiener Kongreſſes und den Pariſer 
Vertrag vom 20. November 1815 zugunſten der Schweiz 
            gewähr=
leiſtet war, auch die Freizone von Hochſavoyen und Gex auf, die 
in den nämlichen Verträgen zum Vorteil der Stadt Genf und 
der umliegenden ſavoyſchen Landſchaften begründet ſind. Genf, 
von jeher eine große, wirtſchaftlich bedeutende Stadt an der 
Peripherie der Schweiz, vollſtändig umſchloſſen von fremden 
Territorien, war im Laufe der Jahrhunderte immer abhängig 
von der Rückſichtnahme der umliegenden Mächte auf ſeine 
            be=
rechtigten Jutereſſen. Dieſe Rückſicht lag aber natürlich auch im 
Iniereſſe der betreffenden Macht, ganz beſonders der 
            Grenz=
landſchaften. Die Rechte, die ſich Genf inr Laufe der 
            Jahrhun=
derte durch Sicherung ſeiner wirtſchaftlichen Exiſtenz erworben 
hatte, wurden oft verletzt, ganz beſonders im Jahre 1792 durch 
die franzöſiſche Republik. Erſt durch die Verträge des Jahres 
1815 und die Bemäihungen vor allem von Piptet von Rochment 
auf dem Wiener Kongreß ſuurden ſie im Völkerrecht verankert. 
Dieſe Rechte Genfs waren rein zollpolitiſcher Natur; um das 
kleine Gebiet herum wurde eine zollfreie Zone errichtet, und 
erſt eine Stunde hinter der politiſchen Grenze und hinter den 
Beigen lag die Zollgrenze. Dieſe Regelung beſtand bis zum 
Ausgang des Weltkrieges. 
Frankxeich ſuichte nun unter dem Vorwande der veränderten 
Verhältniſſe den Friedensſchluß zur Beſeitigung der ihm 
            un=
bequemen Zonenverhältniſſe zu benutzen. Die Lage der 
            Zoll=
grenze innerhalb des franzöſiſchen Territoriums wurde als 
            un=
vereinbar mit der franzöſiſchen Staatshoheit erklärt, ihre 
            Ab=
ſchaffung im Verſailler Vettrag beſchloſſen und dem 
            ſchweizeri=
ſchen Bundesrat notifiziert: Der Bundesrat in ſeiner 
            Antwort=
note vom 5. Mai 1919, die in den Friedensvertrag übergegangen 
iſt, erhebt gegen die franzöſiſche Forderung nachdrücklichen 
            Pro=
teſt und erklärt, daß er in der Frage ohne Rückſicht auf die 
Formel des Friedensvertrages auf den alten Rechten beharren 
wurde. Auch die Regierung und das Parlament des Kantons 
Genf ſtellten ſich einſtimmig auf dieſen Standpunkt. Die 
            Ver=
handlungen dauerten über ein Jahr, bis ſchließlich Fraukreich 
in einer Note vom Februar 1921 dem Bundesrat mitteilte, daß 
die franzöſiſche Regierung gezwungen ſei, ihre 
            Handlungsfrei=
heit zurückzunehmen, und da Frankreich die Angelegenheit 
            nie=
mals einem Schiedsgericht unterbreiten wolle, werde es 
            ein=
ſeitig die Zollgrenze an die politiſche Grenze verlegen. Es 
            ge=
lang damals, durch den Völkerbund die Regierung zu erneuten 
Verhandlungen zu bewegen. Dieſes neue Stadium iſt 
            bezeich=
nend durch das Nachgeben des 
hen Bundesrats und 
den Verzicht der Genfer Regierung auf die Aufrechterhaltung 
der Zone. So kam aur 5. Auguſt 1921 auf der Grundlage 
dieſes ſchweizeriſchen Verzichts das Abkommen zuſtande. Sein 
Inhalt enthielt im weſentlichen, wirtſchaftliche Kompenſationen, 
die Fraukreich für den Verluſt der zollfreien Genfer Grenze 
            ge=
tpährte und die in einer kontingentierten Einfuhr gewiſſer 
ſchweizeriſcher Exportartikel in Savoyen beſtehen. Der ſadoyſchen 
Bevölkerung des Zonengebietes wird eine Entſchädigung auf 
die Dauer voon 25 Jahren entrichtet. Dieſes Abkommen wurde 
vom ſchweizeriſchen Bundesrat und Nationalrat am 29. März 
1922 mit 85 
6 Stimmen genehmigt. Die Ratifikation des 
Abkommen 
zöſiſchen Kammer erfolgte am 2. 7 
gegen 7 Stimmen. Wenige Tage dor der 
bruar 192= 
Abſtimmung in der Schweiz hat auch der franzöſiſche Senat nicht 
ohne Widerſtand und unter der Behauptung, es ſeien der 
Schleiz zu viel Konzeſſionen gemack 
8 Abkommen 
            ange=
nommen. 
In der Schweiz hatte ſich nach der Annahme des 
            Abkom=
mens durch die eidgenöſſiſchen Behörden eine Bewegung 
            ent=
faltet, deren Ausgangspunkt in Genf zu ſuchen iſt. Dieſe 
            Be=
wegung hatte die Volksabſtimmung für den Vertrag zum Ziele; 
über 100 000 Unterſchriften kamen in kürzeſter Zeit zuſtande. Die 
Gründe der Gegner des Abkommens ſind: die Unfreiheit und 
tvirtſchaftliche Einengung wird zu einer Abſchnürung und zu 
wirkſchaftlicher und politiſcher Zermürbung Genfs führen. Die 
wichligſten Beſtimnnungen ſind außerdem nicht von Dauer, 
            ſon=
dern nah 10 Jahren kündbar. Gefährlich für die Einheit der 
Schweiz iſt die Schaffung einer wirtſchaftspolitiſchen 
            Sonder=
heit der Kantone Genf, Waadt und Wallis durch ihre 
            Vorzags=
ſtellung vor der übrigen Schweiz in Savoyen. Die Gefahr, daß 
einer ſolchen wirtſchaftspolitiſchen Sonderheit eine Abſonderung 
auch in politiſchem Sinn nachfolgen wird, iſt groß. Vor allem 
aber bietet das Abkomneen keine gerechte Entſchädignng für den 
Verluſt alter Rechte, ſondern prägt durchaus den Charakter einer 
durch einen Stärkeren aufgezwungenen Kapitulation. 
Im 
Volksbewußtſein mag gerade der 
Punkt der entſcheidende 
geiveſen ſein. Ein ſtarken Unwille 
eich und gegen 
ſeine gewalttätis 
Politik wuchs alltnäh 
und auch die kleine 
Minder! 
um der wirtſchaftlichen 
ile tillen und in 
der Eikenntnis, daß von Frankreich nie 
zu erreichen ſein 
ſoerde, das Abkommen annehmnen ſvoll 
rte keinen 
            Augen=
blick in der Verurteiluug des ſranzöſiſchen Vorgehens. Die 
Trügerin unabhängiger Nationalpolitik, die Neue helvetiſche 
            Gie=
ſellſchaft, formulierte die Pflicht des Volkes in der Zonenfrage 
„Uuter keinen Umſtänden dürfen wir uns wvichtige Rechte 
durch einen ſtärkeren Nachbarn aus der Hand winden laſſen 
Die Empörung über die Beſetzung des Ruhrgebiets durch 
            Frauk=
reich hat den Abwehrwil 
gegen
 Anter der Schreckensherrſchaft. 
Neue franzöſiſche Schandtaten.
feite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 26. Februnr 1923.
 bſiſche Gewaltpolitik dem eigenen Lande gegenüber ge= 
Man erinnerte nicht ohne Beſorgnis für die Zukunft an 
das Jahr 1792, das bereits einmal die Errichtung eines 
            frau=
zöſiſchen Zollgürtels um Genf gebracht hatte, welcher Maßnahnie 
dann nach wenigen Jahren die Annexion Genfs durch 
            Frank=
reich gefolgt iſt. Aus dieſer Stimmng und dieſen Erwägungen 
heraus iſt das Ergebnis der Volksabſtimmung vom 18. Februar 
zu verſtehen. Es iſt die Kundgebung des Unabhängigkeitswillens 
eines kleinen neutralen Volkes und ein Proteſt gegen die 
            ſran=
zöſiſche Politik und ihre allgemeinen Gefahren. 
Hat die franzöſiſche Regierung auf die Ausführung ihrer 
früheren Drohung, einſeitig vorzugehen und die Zollgrenze ohlie 
weiteres an die politiſche Grenze zu verſchieben, verzichtet? 
Es ſcheiut ſo. Wenigſtens hat Poincaré in der Kammer erkjärt, 
er könne über das Verhalten Frankreichs nach einer eventuellen 
Verwerfung des Abkommens durch die Schtveiz nichts 
            Beſtimmi=
tes ausſagen. In der Schveiz hätte man eine poſitive Antwvort 
dieſer derklauſulierten Ausfage vorgezogen. Würde Frankreich 
einſeitig vorgehen, alſo zum Verbrecher an den beftehenden 
            Ber=
trägen werden, dann könnte eine Berufung der Schiveiz an ein 
interngtionales Schiedsgericht, deyr es die Frage bis jetzt unter 
keinen Umſtänden vorlegen wollte, nicht ehr vermieden werden.
 Unmenſchlichkeit. 
Eſſen 24. Febr. Mit der Ausführung ihrer 
            unge=
heuerlichen Drohung, die Eiſenbahner an den militariſierten 
Stricken, die ſich nicht bereit erklärten, unter franzöſiſchem Befehl 
die Arbeit wieder aufzunehmen, jetzt mitten im Winter mit 
Frauen und Kindern aus ihren Wohnungen zu 
vertreiben, haben die Franzoſen tatſächlich in großem 
            Um=
fange begonnen: aus einer ganzen Reihe von Orten laufen 
            Mel=
dungen ein, wonach dort die Eiſenbahner gezwungen werden, 
in ganz kurzer Friſt ihre Wohnungen zu räumen. Damit nicht 
genug, halten die Franzoſen in einer ganzen Anzahl von Fällen 
auch die Betten, ja ſogar ganze Schlafzimmereinrichtungen 
der vertriebenen Eiſenbahner zurück. Die für die Räunrung 
der Wohnungen zumeiſt geſtellte Friſt von wenigen Stunden iſt 
verſchiedentlich nicht einmal innegehalten worden; mehrfach 
            muß=
ten die Wohnungen ſchon in einer halben Stunde geräumt 
werden! 
Eſſen 24. Febr. Die Gefangeuen, die von Bredeney 
nach dem Zuchthaus Werden übergeführt worden ſind, 
wurden von den Franzoſen in einen Raum eingeſperrt, der ohne 
jedes Einrichtungsſtück war. Inzwiſchen iſt es den deutſchen 
Stellen auf Vorſtellungen bei den Befatzungsbehörden gelungen, 
wenigſtens einige notendige Gegenſtände in dieſen Raum zu 
ſchaffen. 
Neue Verhaftungen. 
Eſſen 26. Febr. (Wolff.) Zu der Verhaftung des 
            Bei=
geordneten Belsdorff wird noch gemeldet: Geſtern früh 
wurde das Haus des Beigeordneten Beisdorff don etwa 30 
franzöſiſchen Soldaten umſtellt. Die Soldaten 
drangen mit Gewalt durch eine Hintertür ein und erklärten 
Frau Belsdorff für verhaftet. Der Grund der 
            Ver=
haftung war folgenden: Seit etwa 14 Tagen verſuchten die 
            Fran=
zoſen etva ſechsmal in das Haus des Beigeordneten B=lsdorff 
einzudringen, um an dem Telephongeſtänge auf dem 
Dach= zu arbeiten. Trotz ſtarrender Bajonette und ſchwerer 
            Dro=
hungen verhinderte Frau Belsdorff den Eintritt, bis heute 
die Franzoſen auf dem Wege durch das hintere Haustor in das 
Haus eindrangen und Frau Belsdorff verhafteten. Der 
            Bei=
geordnete Belsdorff verlangte, ſeine Gattin in das Gefängnis 
begleiten zu dürfen, was geſtattet wurde. In Bredeney 
wurde nach Aufnahme eines Protokolls erklärt, die Dame könne 
gehen, der Herr Beigeordnete müſſe da bleiben. B. wurde 
            zu=
nächſt ins Rathaus und dann nach dem Zuchthaus in Werden 
gebracht, wo neuerdings Räume für die Gefangenen freigemacht 
Bezeichnendes Eingeſtändnis. 
Köln a. Rh., 24. Febr. (Wolff.) Die Kölniſche Zeitung 
meldet aus Gelſenkirchen: Geſtern abend wurden plötzlich der 
Polizeirat Hammer der Stadtingenieur Möritz und der 
Stadtverordnete Kerdejoeſt aus der franzöſiſchen 
            Gefangen=
ſchaft in Recklinghauſen entlaſſen mit der Angabe, die 
            Fran=
zoſen wüßten nicht, aus welchen Gründen die 
            Verhaftun=
gen erfolgt ſeien.
 Franzöſiſche Schandurteile. 
Trier, 24. Febr. (Wolff.) Der Direktor des hieſigen 
            Kai=
ſer=Wilhelm=Gymnaſiums, Dr. Kolligs, iſt vom franzöſiſchen 
Militärgericht in contumaciam zu ſechs Monaten 
            Ge=
fängnis rerurteilt worden unter der Beſchuldigung, an einer 
verbotenen Kundgebung teilgenommen zu haben. — Der hieſige 
Bahnhofsbuchhändler Clohſen iſt zu 20 Tagen Gefängnis 
            ver=
urteilt worden, weil er verbotene Zeitungen verkaufte. 
Franzöſiſche Filmdiebe. 
Berlin, 25. Febr. Nach der Meldung des Lokalanzeigers 
wurde bei der „Photos”=Film=A.=G. in der letzten Nacht ein 
Film geſtohlen, der, auf amerikaniſche Veranlaſſung 
            aufgenom=
men, die Behauptung Clemenceaus, am Rhein ſtänden keine 
Schwarzen, widerlegen ſoll, und in dem außerdem für das 
            Vor=
gehen der Franzoſen im Ruhrgebiet ſchwer belaſtendes 
            Mate=
rial aufgenommen iſt. Der Verdgcht richtet ſich auf franzöſiſche 
Agenten. Da ſich aber in den Händen der Geſellſchaft eine Kopie 
des Films befindet und ein weiteres Erempkar bereits auf dem 
Sege nach Amerika iſt, ſo iſt der Diebſtahl zwecklos geweſen.
 Ein Dementi. 
Berlin, 25. Fehr. (Wolff.) Die Chicggo Tribune bringt 
aus Berlin eine Meldung über eine unmittelbar bevorſtehend= 
Vermittlungsaktion einer neutralen Macht, über einen 
ungeheuren Wechſel in der Berliner offiziellen Meinung 
            wäh=
rend der letzten 24 Stunden und über eine Kabinettskriſe. 
Das Blatt nennt als angeblichen Vermittler einen holländiſchen 
Siaatsmann und als Kandidaten für ein neues deutſches 
            Ka=
hinett mehrere Namen zur Auswahl. Gleichzeitig druckt das 
Blatt eine Londoner Meldung ab, wonach das Foreign Office 
keine Kenntnisö von Vermittlungsbemühungen habe. Dies 
können wir unſererſeits für Berlin beſtätigen. 
Weder iſt hier etwas über eine neutrale Vermittlung bekannt, 
noch haben die Anſchauungen der Reichsregierung einen 
            irgend=
wie gearteten Wandel erfahren. Auch liegt kein Anlaß vor, ſich 
mit Kombinationen über einen Kabinettswechſel zu befaſſen 
Schwierigkeiten in der Zollkontrolle.
 Paris 24. Febr. (Wolff.) Der Düſſeldorfer Sond 
verichterſtatter der Information, der ſich bemüht, der franzö 
ſchen Oeffentlichkeit den Stand der Zollfragen in den beſetzte 
Gebicten klarzumachen, iſt nicht in der Lage, ein ſehr opt 
iiſtiſches Bild entwerfen zu können. Die Zollkontrol 
habe große Schwierigkeiten geboten wegen der großen Zahl 
Zolläger, vor allem wegen der unter Zollverſchluß gehalten 
Läger der einzelnen Handelstreibenden. Die Beſatzungsmäc 
hätten natürlich nur in die Zolläger derjenigen Städte eingre 
fen können, die ſie tatſächlich beſetzt hielten, wie Düſſeldorf, 
            ni=
aber dort, wo die Truppen vor den Toren der Stadt liegen, h. 
dies in Eſſen, Bochum und Dortmund der Fall ſei. Hier hätt 
ſich die Zolläger, die gefüllt waren, als die Franzoſen ankam 
nzwiſchen geleert. Die Waren ſeien von den Deutſchen verzr 
zwiſchen die Zollb=
 Die Rnhraktion und die franzöſiſche Kammer. 
Paris 25. Febr. (Wolff.) Der Finanzausſchuß der 
Kammer beſchäftigte ſich geſtern mit dem dritten proviſoriſchen 
Vudgetzwölftel, das am Montag im Plenum zur Verhandlung 
kommen ſoll. Die Konnniſſion trennte die Kredite für die 
            Be=
ſetzung des Ruhrgebietes von dem Entwurf ab, da über dieſe 
Ausgaben ein Sonderbericht erſtattet werden ſoll; über dieſen 
wird im Laufe der nächſten Woche verhandelt. 
Paris, 24. Febr. (Wolff.) Der Temps veröffentlicht die 
Begründung zu der in der Kammer eingebrachten 
            For=
dernng für die Beſetzung des Ruhrgebiets in 
Höhe von 100 Millionen. Ueber die beabſichtigte 
            Inbetrieb=
nahme der rheiniſchen Eiſenbahnen durch die 
            Befatzungsbehör=
den wird geſagt, es ſtehe feſt, daß infolge der Unzulänglichkeit 
der zurzeit geltenden deutſchen Tarife und der beabſichtigten 
Desorganiſation des Dienſtes im Anfang Fehlgriffe 
            unvermeid=
lich geweſen ſeien. Deshalb ſei für das Eiſenbahnregime ein 
derhältnismäßig hoher Vorſchuß nötig, bis allmählich das 
Gleichgewicht zwiſchen den Einnahyen und Ausgaben 
            wieder=
hergeſtellt werden könne. 
Die Vorlage fordert bekanntlich für den Eiſenbahnbetrieb 
60 Millionen Franken. Die Begründung ſtützt ſich übrigens im 
Eingaug auf die franzöſiſche Fiktion, daß die franzöſiſche 
            Be=
ſetzung des Ruhrgebiets auf Grund wiederholter Verfehlungen 
Deutſchlands, namentlich bei den Holz= und Kohlenlieferungen, 
erfolgt und daß das Weſentliche bei der Beſetzung die 
            Entſen=
dung der bekannten Ingenieurkonmniſſion geweſen ſei, während 
die mitgeſchickten Truppen jediglich zu deren Schutz gedient 
hätten. 
Frankreich und Rußland. 
Paris, 25. Febr. (Wolff.) Der Matin faßt in einem 
            Ar=
tikel den gegenwärtigen Stand der Debatte über die 
            Wieder=
aufnahme der franzöſiſch=rüſſiſchen 
            Beziehun=
gen zuſammen und erklärt: Für den Augenblick habe die 
            fran=
zöſiſche Regierung nicht die Abſicht, ihrerſeits die Initiative zu 
ergreifen; ſie wolle dorher die dunklen Verhandlungen der 
Sowjets mit der Türkei, Deutſchland und Litauen aufklären. 
Auf alle Fälle könne es ſich nur um ein allmählich 
            fortſchrei=
tendes Experiment handeln, das in keiner Weiſe mit der 
            An=
irkennung der Sowjets gleichbedeutend wäre. Auf eine Politik 
aber müſſe ntan anſcheinend verzichten: diejenige der halben 
Maßnahmen, die darin beſtände, daß man, wie in Lauſanne, 
eine beſchränkte Teilnahme der Sowjets an der internationalen 
Politik zuließe und ſie ſo ſelbſt zum Intrigieren veranlaßte 
Die franzöſiſche Regierung begünſtige nach wvie vor die 
            Pridat=
initiative; ſie würde es ſogar ausgezeichnet finden, wenn 
            In=
duſtrielle und Kaufleute, die gern das Geſchäft mit Rußland 
wieder aufnehmen möchten, ſich zu nationalen oder 
            internatio=
nalen Konſortien vereinigten, um für ihre Zwecke ſo ſtark wie 
möglich zu ſein. Die Cutſcheidungen, die Poincaré etwa treffen 
werde, wenn die diplomatiſche Lage anfgeklärt ſei, hingen in 
weirgehendem Maße von der Handlungsweiſe der 
            Sowjetregie=
rung ſelbſt ab, auf alle Fälle aber würde ihnen ein 
            Meinungs=
austauſch mit Waſhington vorausgehen. 
Die Orientierung der italieniſchen Politik. 
Nom 24. Febr. Der vom Meſſaggero entwickelte Plan 
eines italieniſch=franzöſiſchen 
            Wirtſchafts=
bündniſſes iſt nach einer Pariſer Meldung der Tribung 
auch dem Miniſterpräſidenten Poincaré vorgelegt worden. 
            Poin=
caré habe den Wunſch geäußert, das Bündnis auch auf die 
            Po=
litik auszudehnen, ſo daß Italien außer Ingenieuren auch 
            Sol=
daten ins Ruhrgebiet zu entſenden hätte — ein Verlangen, das 
hier übrigens ſchon bekannt war. Eine der Meldung angehängte 
redaktionelle Note der Tribuna erklärt die geſtrige Abſchüttelung 
des Meſſaggero durch die Agenzia Stefani für opportun. 
Hier wächſt inzviſchen die Stimmung für eine gemeinjame 
Intervention Italiens und der angelſächſiſchen Mächte. 
            Da=
neben erzeugt der bevorftehende Beſuch des engliſchen 
            Königs=
paares in Nom die Neigung für einen engeren Anſchluß an 
England, den heute abend ſogar das Giornale d’Italia 
empfiehlt. (Fft. Itg.) 
Italieniſch=belgiſche Allianz. 
FU. Rom, 25. Febr. Wie verlautet, ſteht die Ankündigung 
der Verlobungder zweitgeborenen Königstochter Mafalda 
mit dem belgiſchen Kronprinzen bevor. 
Harding und der Völkerbund. 
Paris, 25. Febr. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus 
Waſhington verlangte Präſident Harding vom Senat die 
Ermächtigung für die Teilnahme der Vereinigten Staaten am 
internationalen Gerichtshof des Völkerbundes. Er 
beziehe ſich dabei auf den Vorſchlag von Staatsſekretär Hughes, 
der der Anſicht ſei, daß die Vereinigten Staaten unter gewiſſen 
Vorbehalten ſich an dieſen internationalen Gerichtshof beteiligen 
könnten, ohne von ihrer traditionellen Politik abzuweichen. Einer 
der amerikaniſchen Vorbehalte wäre der, daß die Beteiligung 
am Gerichtshof keine Annäherung der Vereinigten Staaten an 
den Völkerbund nach ſich ziehen dürfe. Ferner müßten die 
            Ver=
einigten Staaten an der Wahl des erſten und zweiten Richters 
auf gleichem Fuße teilnehmen können mit den Mitgliedern des 
Völkerbundsrats, und die Statuten des internationalen 
            Ge=
richtshofes dürften nicht ohne Zuſtimmung der Vereinigten 
Staaten abgeändert werden. In ſeiner Botſchaft an den Senat 
erkläre der Präſident, daß die öffentliche Meinung in 
            Nord=
amerika für volle Teilnahme der Vereinigten Staaten an dem 
internationalen Gerichtshof ſei. 
Eine neue Note Tſchitſcherins. 
Paris, 24. Febr. Tſchitſcherin hat ſeiner Note an 
die polniſche und litauiſche Regierung geſtern eine weitere Note 
folgen laſſen, die ſich ausſchließlich auf die Memeler Frage 
            be=
zieht und an ſämtliche verbündeten Regierungen gerichtet iſt. In 
dem Schriftſtück, das auf drahtloſem Wege übermittelt wurde, 
proteſtiert Tſchitſcherin lebhaft dagegen, daß die Botſchaf 
terkenferenz ſich das Recht angemaßt habe, Memel der litauiſchen 
Regierung zuzuſprechen, ohne ſich vorher mit Rußland darüber 
verſtändigt zu haben. Tſchitſcherin erklärt, daß Rußland in 
hervorragendem Maße an dieſer Frage intereſſiert ſei, und 
die Mächte allen Anlaß hätten, die Meinung Moskaus in 
dieſer Frage anzuhören.
 Reichs= und preußiſche Staatsanleihen. 
Erlangung neuer Zinsbogen. 
Fr.Berlin, 23. Febr. Die Hauptverwaltung der 
Staatsſchulden= und 
            Reichsſchuldenderwal=
tung teilt mit: 
Es wird im Intereſſe der Koſtenerſparung dringend 
            empfoh=
len, ſich zur Erlangung neuer Zinsbogen zu Reichs= 
und preußiſchen Staatsanleihen der amtlichen 
Vermittlungsſtellen zu bedienen, welche die Beſorgung der 
            Zins=
bogen koſtenlos bewirken, während deren unmittelbare 
            Ueber=
ſendung von der Kontrolle der Staatspapiere in Berlin au 
Koften der Empfänger erfolgen muß. Vermittlungsſtellen ſind 
die Reichsbankanſtalten und, wenn eine ſolche nicht am Ort iſt, 
die Kaſſen der Hauptzollämter und der Finanzämter, ferner die 
Baheriſche Staatsbank und ihre Zweiganſtalten, in Berlin 
außerden die Hauptkaſſe der Preußiſchen Staatsbank (Seehand. 
lung) und die Preußiſche Zentralgenoſſenſchaft
 Ruumer 56. 
Weltwirtſchaftliche Verflechtungen. 
Wenn man die Großhandelsziffern der Vereinigten Staate 
Englands und Deutſchlands auf Goldwerte umrechnet, dau 
kommt man zu der eigenartigen Tatſache, daß die drei Juder 
reihen in den Kurden ſehr weitgehende Uebereinſtimmunge 
aufweiſen. Vor allem fällt auf, daß in den drei genaunter 
Ländern gleichzeitig ein Rückgang der „Inderziffern in der 
Sommermonaten 1921 und in den Herbſtmonaten 1922 feſtzu 
ſtellen iſt. Es ſant in Deutſchland der Index von 88 im M= 
1921 auf 55 im November. In derſelben Zeit fielen die Ziffer, 
in England von 180 auf 136 und in den Vercinigten Staatcy 
von 157 auf 129. Dieſelbe Beobachtung läßt ſich machen 
die letzten Monate 1922; hier fielen die Ziffern von 92 im Zur 
auf 67 im November für Deutſchland, von 156 auf 134 für E 
land und von 171 auf 159 für Amerika. Beſonderes Ge 
bekommt das Fallen der Indexziffern dadurch, daß gerade in 
Monaten, in denen die Inderziffern in allen drei Länd 
übereinſtimmend fielen, für Deutſchland die Markentvertur 
weitere Fortſchritte machte; ſo ſtieg z. B. von Mai bis Noveik 
1922 der Dollar von 290 auf 7183. Die Erklärung für die 
drei Ländern gleichzeitig eingetretene Verflauung des Hans 
denn das bedeutet das Sinken der Großhandelsziffer 
iſt alſo einfach die, daß in den Zeiten fortſchreitender 
entwertung die deutſche Kaufkraft plötzlich nachläßt, wore 
ſich eine Abſchwächung der Nachfrage auf den internationg 
Warenmärkten ergibt. Dieſe Erſcheinung iſt garnicht ſonde 
wenn man ſich vergegenwärtigt, daß Deutſchland mit 
Millionen=Bevölkerung ſowohl im Einkauf als auch i 
kauf ſtets ein guter Kunde geſpeſen iſt, der dor allomt dafü, 
Sorge trug, daß die in den einzelnen Ländern ſelbſt nicht uuter 
zubringenden Mengen untereinander ausgeglichen wurder 
Nehmen wir z. B. die engliſche Schiffahrt, die eine der 
            Hau=
fäulen der engliſchen Wirtſchaft bildet. Hier beſagt die Stat 
daß der Eingang an Schifahrtsraum aus Deutſchland 
England von zweieinhalb Millionen Tonnen 1913 auf 60000 
Tonnen im Jahre 1920 zurückgegangen iſt, jährend gleichzeitig 
der Schiffahrtsauslauf von England nach Deutſchland 100 
von 6 Millionen Tonnen auf 760 (00 Tonnen fiel. 
            Insgeſam=
iſt die engliſche Ausfuhr im Jahre 1920 auf 70 Prozent 
jenigen des Jahres 1913 zurückgegangen; im Jahre 1921 betrug 
ſie ſogar nur 35 Prozent. Dieſe wenigen Zahlen bilden einen 
Beweis dafür, daß England zwar wenig von Deutſchland kauf 
aber noch weniger dorthin verkauft. Mit dieſen wenigen Wo 
ten iſt die engliſche Arbeitsloſenziffer — die größte in den 
ten 50 Jahren — hinreichend erklärt. 
Wenn der Verſuch gemacht würde, Deutſchland die ihm 
erlegten Reparationslaſten auch nur teilweiſe erfüllen zu laſi 
dann bliebe Deutſchland nichts anderes übrig, als auf die 
            Ei=
fuhr aller Fertigfabrikate zu verzichten; das bedeutet für 
Deutſchland eine weitere Einſchränkung im Verbrauch, der A 
beitsmarkt anderer Länder wird weitere enorme 
            Produktions=
ausfälle haben. Ferner müßte Deutſchland ſeinen Erpori 
ſteigern, daß ſeine Konkurrenz auf den Weltmärkten noch mehr 
bemerkbar würde und der Konkurrenz der anderen Länder 
            noc=
mehr Abſatzgebiete wegnähme. Dieſe Entwicklung wäre i. 
Deutſchland gleichbedeutend mit Unterbezahlung der Arbeiter 
denn nur durch Unterbietung künnten wir unſeren Export übe 
das jetzige Maß fteigern; in den anderen Ländern bedeutet ſi 
Verluſt von Produktion und damit Steigerung der Arbeit; 
loſigkeit. Ein gutes Beiſpiel bietet der Verſand deutſcher N 
parationskohlen nach Frankreich, der dem engliſchen Vergba 
kataſtrophal geworden iſt. 
Die Vorausſetzung des Wiederingangkommens des 
handels iſt normaler Handel in wechſelſeitigem Austauſch. 
der wechſelſeitige Verkehr von Ein= und Ausfuhr 
Arbeitsgelegenheit. Unter dem einſeitigen Druck von R 
tionen, zumal wenn ſie übermäßig hoch ſind, kann ſie nicht 
deihen. 
Freie Zuckerwirtſchaft? 
Berlin, 24. Febr. (Wolff.) Der Ausſchuß des vorläuf 
Reichswirtſchaftsrates, für Landwirtſchaft 
Ernährunghat ſich für die Freigabe der Zuckerwir 
ſchaft unter beſtimmten Sicherungen hinſichtlich des Mune 
zuckerbedarfs entſchieden und mit vierzehn gegen zwei Stimmen 
der Arbeitnehmer bei zwei Stimmenthaltungen der Verbraucher 
eine Entſchließung angenommen, in der die Regierung erſucht 
wird, baldmöglichſt eine Erklärung über die Einführung 
freien Zuckerwirtſchaft ſür das Wirtſchaftsjahr 1923 
zugeben. 
Zur Regierungsbildung in Sachſen. 
TU. Dresden, 25. Febr. Die Sozialiſten haben jetzt ihee 
Bedingungen für die Regierungsbildung aufgefiellt, 
ſie gleichzeitig den Demokraten und Kommuniſten zue 
haben. Die Sozialiſierung der geſamten Wirtſchaft, einſchli 
lich Landwirtſchaft, Aufrechterhaltung des Achtſtundentags und 
die Fortſetzung der bisherigen religions= und kirchenfeindlichen 
Politik des alten Kabinetts werden gefordert. Neu iſt nur 
Forderung, zur Bekämpfung des Wuchers eine Verbrauchei 
Kammer einzurichten und die Prangerſtrafe für Wucherer 
Schieber einzuführen. 
Ein politiſcher Prozeß. 
Saarbrücken, 24. Febr. (Wolff.) Heute begann 
der Prozeß gegen den politiſchen Nedakteur der Saarbrüſ= 
Zeitung, Adolf Franke, der in einem Artikel, für den 
auch verantwortlich zeichnete, im September vorigen Jal 
das deutſche Mitglied der Regierungstommiſſion, Dr. Hector 
des ſchmachvollen Landesverrats durch einen 
meinen Betrug beſchuldigt hatte, begangen dadurch, daß 
Juni 1919 als Bürgermeiſter der Stadt Saarlouis eine 
wirtſchaftliche Denkſchrift der Stadt Saarlouis in der fre 
zöſiſchen Ueberſetzung in eine Lohalitätserklärung für Fran 
reich umgewandelt habe. Dr. Hector tritt als Nebenkläger au 
Franke erbot ſich, den Wahrheiitsbeweis anzutreten, zu dem 
umfangreicher Zeugenapparat aufgeboten wurde. Die 
            franz=
ſiſche Uieberſetzung der Denkſchrift weiſt derartig ſtarke Abzue 
chungen vom deutſchen Originaltext auf, daß der Sinn ein d0 
kommen veränderter wird. Während im deutſchen Text 
Völkerbund angeredet wird, tritt in der franzöſiſchen Uebe 
ſetzung einmaſ ogar „Gouvernement Frangais” auf. Dr. Heel 
behauptet weiter, daß dieſe Denkſchrift ohne Begleitwort u. 
auch an Clemenceau und Tirard überſandt ſvorden ſei. 
gegenüber behauptet ein Zeuge, er ſelbſt habe zwei 
            Schreib=
des Dr. Hector in Händen gehabt, die als Begleitſchreiben 
der Denkſchrift verfaßt worben ſeien; eines der Schreiben 
ſogar handſchriftlich von Dr. Hector verfaßt geweſen. Die Sche 
ben ſelbſt will der Zeuge weitergegeben haben, weigert ſich ab 
anzugeben, an wen. 
Das Gericht beſchloß auf Antrag der Verteidigung, 1d 
heute abend eine Gerichtskommiſſion im Auto nach Saarlpuis 
zu ſenden, um die ſtädtiſchen Archive in Saarlouis nach de‟ 
Verbleib der beiden Schriftſtücke zu durchſuchen.
 Das deutſche Volksopf 
ſtärkt den Abwehrkamt
 Rummer 56. 
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 26. Februar 1923.
 Seite 
Stadt und Land. 
Darmſtadt, 26. Februar. 
Friſtverlängerung für die Steuererklärung. 
Amtlich wird uns mitgeteilt: Vor kurzem wurde in der Preſſe 
bekannt gegeben, daß den Steuerpflichtigen mit Rückſicht auf den 
dem Reichstag vorliegenden Geſetzentwurf, über die 
            Berückſich=
tigung der Geldentwertung in den Steuergeſetzen die Vordrucke 
zur Abgabe der Vermögens= und Einkommenſteuererklärung erſt 
nach näherer Beranntmachung zugefandt oder ausgehändigt 
            wür=
den. Der Entwurf des Geldentwertungsgeſetzes konnte nicht ſo 
ſchneil verabſchiedet werden, wie urfprünglich vorgeſehen war. 
Infolgedeſſen wiro die Friſt ſür die Abgabe der 
            Steuererklärun=
gen auf März feſtgeſetzt. Eine nähere Bekanntmgchung hierüber 
wird noch erlaſſen. Die Steuerpflichtigen werden aber gut daran 
tun, ſich ſchon jetzt alle für die Erklärung erforberlichen 
            linter=
lagen, heiſpielsteiſe Bankauszüge, zu verſchafſen, damit ſie in der 
Lage ſino, ihre Steuererklärungen rechtzeitig und ſchneül 
            abzu=
geben. Was die Zi 
ze anlangt, ſo wird nach den 
            Bé=
ſchlüſſen des Reichstagsausſchuſſes der Zeitpunkt, bis zu dem die 
Pflichtigen ſpäteſtens Zweidrittel der don ihnen zu zeichnenden 
Zangsanleihe im doraus zu zeichnen und einzuzahlen haben, 
bis zum 31. März hinausgeſchoben werden. Der Steuerausſchuß 
des Reichstages hat beſchloſſen in erſter Leſung, den 
            Zeichnungs=
dreis für die Zeichnungen im März wie für die Zeichnungen im 
Februar auf 100 Prozent feſtzuſetzen.
 Humaniſtiſche Vereinigung. Der Vortrag des 
            Univerſi=
tätspr: 
WZalter Otto erſpeckt durch die beſondere 
Steilung des Forſchers zu Antike und Huuauismus hohe 
            Be=
actung. Den „erzieheriſchen Wert der griechiſchen 
Autike” erſpeiſt er nicht an der geſchictlichen Mannigfaltigkeit 
der griechiſchen Kultur; er findet ihn vielmehr in der ſpezifiſchen 
Eigenart des helleniſchen Anſchauens und der heile. 
niſcher Haltung, er erkennt darin die vollkommenſte Aus 
prägung des enropäiſchen Geiſtes, der denn auch 
periodiſch immer wieder in dieſe Meiſterſchule gegangen iſt 
und guch in Zukunft zu ihr zurückiehren wird. — Der Vortrag 
findet am Freitag, den 2. März, abends um 8 Uhr, im 
Feſtſaal des Ludſig=Georg=Gymngſiums, Karlſtraße 2, ſtatt. 
Freiwillige Beiträge zur Beſtreitung der bedeutenden ſachlichen 
Koſten werden am Sagleingang entgegengenommen. Gäſte 
ſind willkommen. 
— Orpheum. Heute Montag, 26. Februar, drittes und letzte= 
Theatergaſtſviel: „Die berühmte Fran” mit der Beſetzung des Fre 
furter Se 
hauſes. Anfang ½8 
Ab Donnerstag, 1. März, 
finden die Vorftellungen wieder täglich ſtatt, und zwar gaſtiert im Mon 
März der vo 
in guter Erinnerung ſiehende brillanz 
Kontiker Guſtav Bert= 
Geſellſchaft, der wiederum die glänzende 
Operetten=Soubretté Marga Peter angehört. 
Wo Fleiſch nichts koſtet. 
Die durch den Krieg und ſeine Folgen hervorgerufene Zerſtörung 
er Weltwirtſchaft bringt es mit ſich, daß an mauchen Stellen der Erde 
Vorräte ſinn= und nutzlos verkommen, die an anderen Orten auf das 
dringlichſte gebraucht werden. Während in Rußland Millionen 
            verbun=
gerten, verfaulte in den amerikaniſchen Ländern das Getreide. Während 
wir unter ungeheuren Fleiſchpreiſen ſeufzen und der Braten zu einen 
ſeitenen Leckerbiſſeit für vieie Kreiſe geworden iſt, gibt es in Argentini 
ſo viel Rindvieh, daß dafür üiberhaupt nichts mehr gezahlit wird, und daß 
man die jungen Kälber tötet, um die Ueberfülle zu vermindern. Vor 
dieſer Kriſis in der argentiniſchen Viehzucht berichtet Leouard Matters 
in einem Brief aus Buenos Ajte 
„Die Eſtancieros, die Viehzüchter, die 
ſonſt die reichſte und einflußye 
ufsgruppe in Argentinien ſind, 
machen eine böſe Zeit durch. Der Wert des Rindviehes iſt ſo tief 
            geſun=
ken wie noch nie in der Geſchichte 
ſüdamerikaniſchen Viehzucht, und 
die Herden, die durch treffliche Zucht nur noch aus Muſtevexemplaxen be 
ſtehen, haben ſich ſo vermehrt, daß niemand mehr etwas zahlen will 
Stiere werben zu Preiſen verkauft, die höchens noch ein Drittel des 
Preiſes von 1920 betragen, unß Kühe und Kälber find überhaupt kaum
 noch verkäuflich. In den letzten Wochen wurden Kühe zum Preiſe von 
6 Schilling das Stück losgeſchlagen, und bei einer öffentlichen 
            Verſtei=
gerung konnte der Auktionator die Tiere einzeln überhaupt nicht mehr 
los werden, ſondern verkaufte ſie herdenweiſe, wobei für eine ganze Herde 
weniger als 2 Pfund Sterling geboten wurden. Bei ſolchen Preifen kann 
der Viehzüchter natürlich nichts verdienen und gerät in Verzweiflung 
uf ſeine lauten Klagen kann ihm nichts weiter geantwortet werden, 
daß das nnausweichliche Gcſetz von Angebot und Nachfrage waltet, daß 
es viel zu viel Rindvieh in Argentinien gibt, und daß die veraumten 
Eurppäer dieſe Ware nicht mehr kaufen können. Vor 50 Jahren und 
mehr, als Argeutinien nicht mehr all das Rindfleiſch, das es erzeugte, 
verkaufen konnte, als die 
ungeheuer zunahmen nud das Land in 
Gefahr brachten, von ih 
ffen zu werden, da wurden 
            ſchonungs=
oſe Metzeleien unter der 
idvieh angerichtet und die Tiere zu 
            Tauſen=
den in ihren Hürden 
Stias ähnliches vollzieht ſich jetzt wvieder 
t Argentinien. 
ſch neulich mit einem Viehzüchter, der mir 
zählte daß ihm und ſeinen Ge roſſen nichts anderes übrig bliebe, als Teile 
Herden abzuſ 
und die weitere Aufzucht einzuſtellen, bis 1 
überwiege. „Auf einer Eſtancia in 
der Verwalter Befehl erhalten, alie 
jeden Morgen reitet er durch die Herden und 
ſt für die Lage 
in der Nacht geboreſt wurder
 Neue Bücher. 
Kleinkaliber=Schießen. Eine Einführung für alle in 
            Tech=
nit und Pr 
ein 
=Sportſchießens. Von Otto 
tann. Preis 
H. 1200 M 
ung für alle in 
im 
ſes Säbel=, Florett= und 
 
Januarpreis 
telſtreckenlauf 
Januarpreis 
(Sportv 
Dieck u. Co., Stuttgart.
 Spiel, Sport und Turnen. 
Den Fritz von Opel=Wanderpreis 
für Mannſchafts=Gerätewetturnen, um welchen am geſtrigen Sonntag 
in Mannheim die Vereine „Eintracht”=Frankfurt, Tv. Mannheim 1 
und Turngem. Darmſtadt 1846 kämpften, konnte die Mannſchaft de 
Turuv. Mannheim an ſich bringen. Der Kampf war äußerſt ſpannend, 
beſonders in den Schlußrunden. Das Endergebnis iſt das folgende 
Turnv. Mannheim 1846 — 3116 Punkte, Turngem. Darmſtadt 1846 
3088 Punkte, „Eintracht”=Frankfurt — 3044 Punkte. Ausführlicher 
Bericht folgt. 
Sockey. 
Durnverein von 1 
Frautfurt I—Darmſtädter 
Hockeyklub T 4:6 (4: 2 
Am Samstag nachmittag lieferten ſich die alten Ribalen in 
            Frank=
furt wieder ein torreiches Treffen. Turnderein zeigte auf eigenem Platz 
ein hervorrggendes Spiel und konnte für ſeine letzte Niederlage Redanck 
jehmen. Zu Beginn verteiltes Spiel. D.H. C.=Sturm greift derſchieder 
lich in ſchöner Kombination an, doch behalten die Flügelſtürmer den 
Balk zu lange, ſodaß der Erfolg ausbleißt. Die Verteidigung iſt in ſehr 
ſchlechter Form und verhilft den Frankfurtern zu vier Erfolgen, die in 
raſcher Folge in überlegtem Zufammenſpiel erzielt werden, dank der 
            Un=
ſicherheit und Unentſchloſſenheit der Darmſtädter Verteidigung, 4:0 i 
aber etwas zuviel und D.G. C. 
ſich Damef auf. Allnjählich mit de 
glatten Platz vertraut, mach 
gefährliche 
Angriffe auf des Gegneus To 
eiſtürmer 
verſüandelt der Halbrechte in 
*s läßt baid Nr. 
folgen 
Nach Seitenwechſel drückt D.H.C. und hält den Gegner in ſeine 
Hälfte feſt. In ſchärfftem Tempo geht der Sturm vor. Die ausgezeid 
nete Verteidigung der Frankfurter kann ſich der gut eingeieiteten 
            An=
fe nicht mehr erizehren. Halbrechts ſchießt Nr. 3. Der Mittelſtürmer 
und der Halbrechte gibt ſeiner Manuſchaft bald mit einem weitere 
Führung. 5:4 für D.H.C. Leider läßt jetzt die Hintermannſchaft 
bedenklich nach, und Turnverein nimmt das Heft in die Hand. Das 
Darmſtädter aufgeholt, ein 6. und 7. Tor erziclt. In energiſchem 
            An=
ſchen und Zuſpiel zeigt den Turnvereinsſturm auf einer Höhe, wie er 
bis jetzt felten gehabt haben dürfte. Bald hat er den Vorſprung der 
Darmſtädter aufgehol,t ein 6. und 7. Tor erzielt. In energiſchem 
            An=
ſturm können dieſelben wieder gefährlich wverden und durch den Hall 
linken ein Tor aufholen. Doch Turnverein läßt nicht mehr locker, ei 
. und 9. Tor können die ſchußfreudigen Stürmer noch bucher
 dar heute beſfer 
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irmer, der Halbrechte, 
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in den erſten 20 Minuten 
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Fußball. 
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Zuſchauer: 
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Fußballverbandes 
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und 
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rgebnis gehabt 
haben möge. 
Vom Berliner 
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Berl 
Kilometer zurücgele 
10 Uhr abends 
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Huſchke ebenfalls zu 
Bauer=7 
Hahn=Krupkat 49 
Punkte, Gel 
Cali=Rizet 
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Brippefall 
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es wurde 
und das 
für dieſe ganze Zeit neutraliſ 
Inzwiſchen erſchien Huſchke wieder a. 
der Bahn, vom Publikum ſtürmiſch begrüßt.
 Tageskalender. 
s, 7 Uhr 
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Dienstag, 27. Februar. 
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Joh. Brandt u. Frait Gretel 
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ſorgenden Vater
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nach kurzem Krankſein heimzu 
führen, 
Die trauernden Hinterbliebenen. 
Arheilgen, 25. Februar 1923, 
Die Beerdigung finder Dienstag, 
27. Februar, nachmittags 4 Uhr, 
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Seite 4. 
Landwirtſchaft, Sartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsweſen
 Die Form der Kalkdüngung. 
ch. Um dem Boden Kalk zuzuführen, ſtehen verſchiedene 
Kalkarten zur Verfügung; hier ſeien nur die meiſt zur 
            Anwen=
dung gelangenden angeführt. 
An erſter Stelle ſteht der gebrannte Kalk (Aetzkalk), auch 
Stückkalk genannt, der durch ſtarkes Erhitzen (Brennen) aus dem 
Kalkſtein (kohlenſaurem Kalk) hergeſtellt wird, wobei 100 Teile 
kohlenſaurer Kalt 56 Teile gebraunten Kalk abgeben. Man 
            unter=
ſcheidet Grau= und Weißkalk. Der Graukalk enthält eine 
            wech=
ſelnde Menge von Magneſia, iſt etwas, ſchwerer zu löſchen und 
magerer als der Weißkal” der als fetter Kalk bezeichnet wird. 
Auf leichtem oder mittelſchwerem Boden iſt der Graukalk 
            vorzu=
ziehen, beſonders wenn dieſe Böden aru an Magneſia ſind und 
auf ihnen Körnerfrüchte angebaut werden, da zu deren 
            Ausbil=
dung Magueſia nötig iſt. Auf ſchwerem, kaltem Boden verdient 
der Beißkalk den Vorzug, weil dieſer die Fähigkeit hat, die 
tonige und zähe Beſchaffenheit zu mildern und den erwünſchten 
Krümelzuſtand herbeizuführen. 
Der gemahlene Aetzkalk (Düngekalk) hat ſchon Waſſer und 
Kohlenſäure aufgenommen, und zwar um ſo mehr, je länger er 
dem Einfluſſe der Luft ausgeſetzt war. Sein Gehalt an reinen 
Nalk iſt daher großen Schwankungen unterworfen. Es iſt 
            drin=
gend erforderlich, daß die Käufer ſich über den Kalkgehalt 
            unter=
richten und ſich ſchriftliche Gewähr geben laſſen. 
Der gemahlene Kalkſtein, auch Kalkſteinmehl genannt, enthält 
gewöhnlich 97—98 v. H. kohlenſauren Kalk. Beim Ankauf iſt 
darauf zu achten, daß die Mahlung des Kalkſteinmehles ebenſo 
fein iſt wie die des Thomasmehles, und daß es einen 
            Mindeſt=
gehalt von 90 v. H. kohlenſaurem Kalk aufweiſt. Es muß 
            be=
dauert werden, daß das Kalkſteinmehl verhältnismäßig viel zu 
wenig angewendet wird, da es ſich vorzüglich zur Düngung 
leichter, tätiger Böden (Sandböden) und Wieſen eignet. 
Die Kalkaſche, die aus einem Gemenge von Aetzkalk, 
            kohlen=
ſaurem Kalk, Schlacke und Aſche der verwendeten Breunſtoffe 
ſowie aus der anhaftenden Menge Erde und Sand beſteht, iſt 
recht gut zu verwenden. Ihr Gehalt an reinem Kalk iſt je nach 
dem Gehalt an kohlenſaurem Kalk und den erwähnten 
            Beimen=
gungen ſehr verſchieden. 
Der Mergel iſt ein Gemenge von kohlenſaurem Kalk, Lehm, 
Ton oder Sand, und nach dem Ueberwiegen einzelner 
            Beſtand=
teile wird er als Kalk=, Lehm=, Ton= oder Sandmergel, und nach 
ſeinem Gefüge als Stein=, Schiefer= oder Lößmergel bezeichnet. 
Der Gehalt an kohlenſaurem Kalk iſt ſehr verſchieden, es gibt 
ſolchen, der unter 20 und über 90 i. H. davon enthält. Dazu weiſt 
er gewöhnlich auch kleine Mengen Phosphorſäure auf. Mitunter 
ſind auch Eiſenoridulverbindungen oder gar Eiſenkies in ihm en 
halten. Dann uuß er längere Zeit an der Luft lagern und 
            ver=
toittern. Auch der Mergel wird gemahlen in den Handel gebracht. 
Auf die möglichſt feine Mahlung iſt beſonders Gewicht zu legen. 
Nach dem Gehalt an kohlenſaurem Kalk, deſſen Verteilung und 
Löslichkeit ſowie der Art der Beimengungen iſt die Wirkung im 
Boden naturgemäß ſehr verſchieden. Der Ton= oder 
            Lehm=
mergel wird auf Sandboden und umgekehrt der Sandmergel 
auf Lehm= oder Tonboden gebracht, um dadurch gleichzeitig noch 
eine Verbeſſerung der Bodenmiſchung herbeizuführen. 
Welche Kalkart man zur Düngung verwenden ſoll. iſt 
namentlich bei den heutigen Verhältniſſen recht ſchwer zu ſagen. 
Als Wertmeſſer kann nicht allein der Gehalt angeſehen werden, des Haarwechſels. 
ſondern es ſprechen die hohen Frachtſätze, die teuren 
            menſch=
praktiſche Landwirt wird ſich zu helfen wiſſen und das nehmen, 
ihn überhaupt erreichbar iſt. 
Landwirtſchaft
 EP.S. Märchenhafte Preiſe für 
            Hochzüchtun=
gen, Von amerikaniſchen Züchtern, Pflanzen= und Tierzüchtern, 
ſind im Lauf des letzten Jahres für einzelne Pflanzen und Tiere 
als Produkte neueſter Züchtung Beträge gezahlt worden, die 
nach unſeren Begriffen ſchlechthin märchenhaft zu nennen ſind. 
Den höchſten Betrag, nicht weniger als 125 000 Dollars, alſo 
über eine halbe Million Goldmark, erlöſte ein Farmer im Staate 
Neu=York für einen Bullen holſteiniſcher Raſſe. 50 000 Dollars 
wurden von einer Gärtnerfirma für einen mäßig großen Pack 
Erdbeerpflanzen gezahlt; in dieſem Falle handelt es ſich um die 
Neuzüchtung einer Sorte, die vom Frühſommer bis in den 
            Okto=
ber hinein ununterbrochen trägt; der Käufer muß den inbeſtierten 
Betrag innerhalb von zwei Jahren herausgewirtſchaftet haben, 
denn nach dieſer Zeit iſt der erſte Züchter berechtigt, die gleiche 
Sorte beliebig anderweitig zu verkaufen; außerdem beſtehen 
bekanntlich für Pflanzenſorten keinerlei Patente oder ſonſtige 
Schutzmaßnahmen. Demgegenüber will der für einen belgiſchen 
Hengſt gezahlte Preis von 47 500 Doll. und der von 32000 Doll. 
für einen Ferſeh=Eber uns niedrig erſcheinen. Es wurden ferner
 Das ewige Feuer. 
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin. 
Roman von H. Richter. 
(Rachdruck verboten). 
Anneliefe war verwirrt geworden, das Verhältnis, in dem 
ſie ſich jetzt befand, war ihr ungewohnt. Als Offiziersfrau wußte 
ſie vohl, was man tat, wenn ein Vorgeſetzter des Mannes kam, 
aber hier fühlte ſie ſich unbeholfen. Ein kaufmänniſches 
            An=
hängigkeitsverhältnis kannte ſie noch nicht, ihre Vorgeſetzten 
waren immer ältere Herren geweſen, und man konnte an den 
Achfelſtücken genau feſtſtellen, wen man vor ſich hatte. Dieſer 
Mann war mit ihrem Bruder faſt gleichaltrig, und ſie hatte von 
ihm nur gehört, daß er märchenhaft reich ſein rußte und die 
ganze Welt befahren habe. Was waren dagegen di, kleinen 
Reiſen, die ſie früher in den Urlaubstagen mit ihrem Mann 
            ge=
macht hatte. 
Van Utrecht verſtand es aber bald, ihr die Befangenheit zu 
nehmen, denn ſie merkte, daß er zu ihrem Bruder uicht wie der 
Vorgeſetzte zum Untergebenen, ſondern wie der Freund zum 
Freunde ſtand. 
„Unſere Tage in Berlin ſind gezählt,” ſagte der Holländer. 
„Ich werde Ihnen den Bruder bald rauben müſſen.” 
„Wir haben im Kriege gelernt, unſere „Verwandten und 
Freunde fortzugeben, ich werde mich der alten Gewohnheit 
            er=
innern,” ſagte Annelieſe tapfer. 
„Ich hoffe, daß es mir noch gelingt, ſo in Ihrem 
            Freundes=
kreiſe Einlaß zu gewinnen, daß Sie auch an mich denken.” 
„Meine dummen Gedanken werden Ihnen bei den Zielen, 
die Sie ſich geſteckt haben, weuig helfen können,” — Annelieſe 
wurde verlegen — „aber ich plaudere Dinge, aus der Schule, 
ven denen ich wohl gar nichts wiſſen ſollte?” 
„Ich habe keine Geheimniſſe,” ſagte van Utrecht ſtolz. 
„Aeine Politik braucht das Licht des Tages nicht zu ſcheuen.” 
(r erzählte von ſeinen Reiſen im Süden Rußlands, auf 
denen er das Gebiet zum erſten. Male geſehen hatte, dem er jetzt 
ſeine ganze Kraft widmen wolle. 
„Es wird ſich manches dort verändert haben”, meinte er. 
„Ich kenne das zariſtiſche Rußland, in dem das Machtwort eines 
Greßfürſten jede verſchloſſene Tür öffnete, wenigſtens wenn man 
einen kleinen Nachſchlüſſel von ein paar Rubeln iu der Hand 
hatte.
 gezahlt 5000 Dollars für einen Apfelzweig, 500 Dollars für 
20 Livornohühnereier und 150 Dollars für eine Bienenkönigin. 
br. Vom Samenbedarf. Allgemein gültige Angaben 
über die notwendigen Samenmengen der einzelnen Gemüſe zu 
geben, iſt nicht möglich, weil Boden= und Anbauverhältniſſe 
            da=
bei eine zu wichtige Rolle ſpielen. Durchſchnittlich kann man 
jedoch rechnen, daß man für ein in guter Kultur befindliches Beet 
in der Größe von 10 Quadratmetern die folgenden Saatmengen 
braucht: von Mohrrüben 10 Gramm, Speiſerüben 12 Gr., Salat 
2—3 Gr., Mangold 10—12 Gr., Spinat 80 Gr., Behnen 150 Gr., 
Puffbohnen 250 Gr., Erbſen 200 Gr. Von den Kohlforten 
            genü=
gen ſchon 150—200 Gr. zur Anzucht der für einen ganzen Morgen 
nötigen Pflanzen. Für den kleinen Garten reicht alſo ſchon die 
kleinſte käufliche Menge aus.
und Gartenbau
 Früheſte Stachelbeeren. Zu den Stachelbeerſorten, 
deren Früchte zuerſt reifen, gehört Hönnings Früheſte. Von ihr 
kann man ſchon Anfang Mai grüne Beeren ernten und Mitte Juni 
reife. Die Beeren ſind gelbſchalig, ſehr fein von Geſchmack und 
groß. Außerdem empfiehlt ſich die Sorte durch außerordentliche 
Tragbarkeit. Man pflanze ſie nicht zu eng, ſonſt leidet die 
            Cut=
wicklung des Fruchtholzes und damit natürlich auch die 
            Frucht=
barkeit.
6
 Kaniuchen im Haarwechſel Während das 
Kaninchen im Herbſt ſeinen Pelz nur verſtärkt, erneuert es ihn 
im Frühjahr vollſtändig. Dieſer Vorgang ſtellt an die 
            Körper=
kraft der Tiere beſonder: Anſprüche, worauf der Züchter in 
            Füt=
terung und Haltung Rückſicht nehmen muß. Verſchiedene 
äußere Einflüſſe ſpielen bei der glatten Ablicklung des 
            Haar=
wpechſels eine Rolle. Wärme beſchleunigt ihn, Kälte hält ihn auf. 
Auch in Außenſtällen oder bei Gewährung von viel Auslauf 
ſetzt er früh ein, oft macht er ſich in ſolchen Verhältniſſen kaum 
bemerkbar, ſo raſch und leicht geht er vor ſich. In der Regel 
bauert ein geſunder Haarwechſel drei bis vier Wochen, dicke und 
fette Kaninchen brauchen längere Zeit als geſunde und normal 
genährte. Der Haarwechſel zeigt ſich an durch Verfärbung der 
Haare; die weißen bekommen einen gelben, die ſchwarzen und 
blauen einen roſtähnlichen Schimmer. Sie ſterben ab und fallen 
aus, tvas man beſonders gut wahrnimmt, wenn man über den 
Nücken der Tiere ſtreicht. Das ganze Ausſehen der Kaninchen 
während des Haarwechſels iſt ſtruppig. 
Kalkhaltige, öl= und fettreiche Futterſtoffe begünſtigen den 
glatten Verlauf des Haarwechſels. Man füttere deshalb in dieſer 
Zeit beſonders reichlich Wieſen= und Kleeheu, grüne, oder 
            ge=
trocknete Brenneſſeln, Serradelle, Möhren, Gerſten=, Weizen= oder 
Haferkörner, ferner Leinſamen. Hauf, Brenneſſelſamen 
            Sonnen=
blumenkerne und Oelkuchen. In der Haarung befindliche Tiere 
ſollen nicht zur Zucht benutzt werden, weil ſie ſonſt nur 
            ſchwäch=
liche Junge werfen. Man kaufe auch keine in der Haarung 
            ſtehen=
den Kaninchen, wenn man nicht die gleiche Wartung und 
            Füt=
terung durchſetzen kann, an die ſie gewöhnt ſind. Einſchneidende 
Aenderungen in der Lebensweiſe führen leicht zu einer Stockung 
n Die Nutzung des Geflügeldungs. Der 
            Ge=
lichen und teuren tieriſchen Arbeitskräfte beſonders mit. Der flügeldung übertrifft den gewöhnlichen Stallmiſt bedeutend im 
Gehalt an Nährſtoffen, ſowohl an Stickſtoff wie an 
            Phosphor=
was er für gut befindet, was er in der Nähe hat und was für ſäure und an Kali. Ju, zehn Doppelzentnern Tauben= und 
Hühnerdung ſind ungefähr die gleichen Pflanzennährſtoffe 
            ent=
halten wie in einem Gemiſch von je einem Doppelzentner 
            Chile=
ſalpeter, Supperphosphat und Kainit. Es gehen alſo gewaltige 
Werte verloren, wenn Geflügeldünger nicht richtig geſgunnelt 
und verwendet wird. Es iſt richtig, daß die von unſerem 
            Ge=
flügel erzielten Düngermengen zu gering ſeien, da ſie ja 
            tags=
über freien Auslauf haben. Unterſuchungen haben ergeben, daß 
die jährliche Düngermenge eines Huhnes etwa 5,52 Kg. beträgt 
und daß von dieſer Menge etwa 60 v. H. zur Nachtzeit von den 
Hühnern ausgeſchieden werden. Der Wert des Geflügeldüngers 
läßt ſich noch erhöhen, wenn man ihn trocknet. Am einfachſten 
geſchieht dies dadurch, daß man Torfmull als Streu im 
            Hühner=
ſtall benutzt. Jeden Morgen wird der Dünger mit Torfmull 
überſtreut und mindeſtens einmal wöchentlich entfernt. Wer 
            Kot=
bretter im Hühnerſtall hat, kann ſie leicht täglich reinigen. 
            Ver=
mengt man dieſen mit Torfull gemiſchten Dung noch mit 
            Koh=
lenaſche, dann kann man ihn längere Zeit in einem Faſſe oder 
einer Kiſte aufbewahren. Er wird ſchließlich zu einem leicht 
ſtreubaren, geruchloſen Pulver. Davon gibt man auf 20 gm 
etwa 2—3½ Kg. Man gräbt fein verteilten Dung in der 
            ober=
ſten Bodenſchicht unter oder zieht tiefe Rillen, in die man den 
Dung ſtreut, um darüber gleich zu pflanzen, nachdem man eine 
leichte Erdſchicht darauf gebracht hat. Einen flüſſigen Dünger 
ſtellt man ſich her, indem man auf 100 Liter Waſſer ein Pfund 
Dung rechnet, ohne Torfmullzuſatz, 
He 
teilnehmen,” ſtörte ſie eine Stimme in der Unterhaltung, und 
Oberſt Weragin ſtand vor ihnen. „Ich ſah die Fürſtin 
            verein=
ſamt ſitzen und habe ihr Geſellſchaft geleiſtet. Wir ſahen Ihre 
eifrige Unterhaltung und wollen gern Anteil nehmen.” 
Die Störung war dem Holländer nicht angenehm. Er hätte 
noch laug” erzählen können, nur um dieſe Augen vor ſich zu 
ſehen, die ihn ſo voll und gerade anblickten. Wie eine Schülerin 
hing Annelieſe am Munde des Erzählers. Fremde Welten 
tauchten vor ihr auf und gewannen Leben und Farbe. 
Haller war aufgeſprungen und zum Tiſch der Fürſtin 
            ge=
eilt, um auch ſie zu ſich einzuladen. 
„Wir wollen nicht ſtören,” ſagte die Kaukaſierin. „Weragin 
iſt ſo neugierig, weun er ein neues Geſicht ſieht. Eine Verwandte 
von Ihnen?” 
Meine Schweſter.” 
„O, dann wird es mir ein doppeltes Vergnügen ſein, den 
Abend mit Ihnen zu verbringen.” 
Sie ſtand raſch auf und folgte dem Hauptmann zu der 
            Ge=
ſellſchaft. 
„Ich habe Ihre Zweiſamkeit durch meinen Beſuch geſtört,” 
flüſterte van Utrecht Annelieſe zu. „Sie werden mir böſe ſein.” 
„Wir wollen doch hier ein bißchen Leben ſehen,” gab ſie 
zurück. „Was wir aus der Probinz Leben nennen,” fügte ſie 
eutſchuldigend hinzu. „Mitten drin ſchwimmen, iſt viel 
            in=
tereſſanter. Es werden ſich auch noch Tage des Alleinſeins 
            fin=
den, Geheimniſſe haben wir ja nicht, der Ernſt und ich.” 
Das unterbrochene Geſpräch wollte erſt nicht recht in Fluß 
kommen. In den beiden Damen begegneten ſich zwei Welten 
und fanden keine Berührungspunkte. 
Van Utrecht verglich die Beiden unwillkürlich miteinander, 
neben der dunklen, raſſigen Kaukaſierin verblaßte die Blondheit 
des deutſchen Gretchens. Eigentlich Greichen war ſie nicht, das 
allzu weich Hingebende fehlte, ein wenig von den germaniſchen 
Walküren kamen hinzu. Die Kaukaſierin dagegen war ein voll 
            er=
blühtes Weib, ihre Augen ſchoſſen Blitze, als ſie jetzt von ihrer 
Heimat erzählte. Etwas von der Wildheit ihrer Berge ſchien 
auf ſie übergegangen zu ſein. Das waren die Abkömmlinge von 
Führern, denen Tauſende blindlings folgten und die einer 
Uebermacht Trotz geboten hatten. 
„Wir haben es Euch nicht leicht gemacht, unſer Land zu 
            ge=
winnen,” rief ſie zu Weragin hinüber. „Von Bergfeſtung zu
 — Hilfe gegen Würmer bei Schweinen. 
            Schwein=
haben häufia Würmer von großer Länge, die die 
            Verdauungs=
organe ſtark belaſten. Sie können den Tod bei jüngeren Tieren 
herbeiführen, die ſich noch in der Entwicklung befinden. Zur 
            Be=
ſeitigung dieſes Uebels trifft man folgende Maßnahmer. Man 
ſäubert den Stall gründlich und entfernt während der 
            Behand=
lung den Kot alsbald nach ſeinem Abgang. Dadurch wird 
            ver=
hindert, daß das Schwein neue Wurmbrut aufnimmt, beder die 
alte aus dem Körper entfernt iſt. Bei knapper, flüſſiger Koſt 
gibt wan dem Tier 5—6 Eßlöffel Rizinusöl ein, und zwar ſo, 
daß man von einem alten Schuh die Spitze etwas abſchneidet, 
damit eine kleine Oeffnung entſteht, die man dem Patielten ins 
Maul ſteckt. Darein ſchüttet man das durch Anwärmen leicht 
flüſſig gemachte Oei und läßt das Schwein dann an der Spitze 
kauen. Der durch das Rizinusöle erzeugte Durchſal ſichert 
der am folgenden Tage zu verabreichenden Gabe von 4 Gr. 
Kamila eine ſtärkere Wirkung. Zum Schluſſe wiederholt man 
noch einmal die Einflößung von Rizinusöl. Sitzen die Würmer 
im Enddarm, daun hilft auch ein Kliſtier von Knoblauchwaſſer 
oder Knoblauchlöſung in Ziegenmilch. Bei Jungtieren tit 
            mit=
unter geriebener Rettich dieſelben Dienſte. 
Das Brutneſt in kalter Jahreszeit. Wer, mit 
frühen Bruten Erfolg haben will, muß eine ganze Reihe Regeln 
beachten. Zuerſt ſei davor gewarnt, ſich für dieſen Zweck Eier 
von auswärts ſchicken zu laſſen, denn damit ſind meiſt Verluſte 
derknüpft, weil die Keime in den Eiern, die in kalter Zeit 
            befruch=
tet werden, ſehr oft im Laufe der Entwicklung abſterben, auch 
wenn der Hahn ſonſt geſund war. Für frühe Bruten wähle man 
daher nur Eier von genau bekannten Zuchtſtämmen aus. 
            Be=
ſondere Sorgfalt iſt ſodann dem Brutneſt zu widmen, denn bei 
kalter Witterung können die angebrüteten Cier leicht durch 
            Abküh=
lung leiden, wenn die Glucke einmal vom Neſte läuft. Noch immer 
iſt die Gewohnheit weit verbreitet, irgend einen ausgedienten 
Korb zu nehmen, ein paar Handvoll Heu oder Stroh 
            hineinzu=
geben und darauf die Henne zu ſetzen. Bei ſommerlicher Wärme 
mag das genügen, abgeſehen davon, daß die Körbe meiſt zu jief 
ſind, ſodaß die Eier ſtets in Gefahr ſind, von der 
herabſpringenden Henne zertreten zu werden. Im 
            Som=
mer entſteht ja nicht gleich Schaden, wenn die Glucke auch 
einmal ihre Pflicht ein paar Stunden vernachläſſigt. Iſt aber 
die Luftwärme unter 20 Grad Celſius, ſo kann eine kurze 
            Abküh=
lung ſchon die Brut zerſtören. 
Es kommt bei der Anlage des Brutneſtes in kalter Zeit vor 
allem darauf an, die Eigenwärme der Glucke und der Eier 
            mög=
lichſt gut zut erhalten. Kiſten ſind Körben deshalb bei weitem 
vorzuziehen. Am beſten eignen ſich Kiſten von je 40 cm Länge, 
Breite und auch Höhe. An einer Seite bleibt unten ein 12 bis 
15 aa hoher Streifen Holz ſtehen, der übrige Teil des Brettes 
wird zum Aufklappen eingerichtet, ſodaß er als Zugang zum 
Neſte dienen kann. Oben bohrt man mehrere Löcher in die Wand, 
damit die Glucke auch in dem geſchloſſenen Kaſten ſitzen kann. 
Das Schließen der Kiſte nach dem Füttern und Tränken 
der Glucke empfiehlt ſich bei Winterbruten immer, denn auch die 
ſorgfältigſte Henne kauert ſich gelegentlich in eine Ecke und brütet 
da ohne Eier weiter. Das kann in unſerem Falle den Verluſt 
der Kücken bedeuten. Auf den Boden der Brutkiſte ſchüttet man 
am beſten einige Zentimeter hoch geſiebten Sand. Er darf nicht 
angefeuchtet werden, ſonſt entwickeln ſich in dem geſchloſſenen 
Brutkaſten leicht Schimmelpilze. Glaubt man, den Eiern mehr 
Feuchtigkeit geben zu müſſen, ſo bade, man ſie an den letzten 
Tagen mit blutwarmem Waſſer, wenn die Henne gefreſſen hat 
und wieder ſitzt. Auf die Sandeinlage kommt am beſten eine 
dünne Schicht Häckſel, dann dreht man ein 5 bis 6 ma dickes 
            Heu=
ſeil und legt dieſes zum Kranze um die Eier. Es dient dazu, das 
Neſt zuſammenzuhalten. Während den Futterpauſen decke man 
die Eier mit einem Stück getrockneten Wollzeuges zu. Kleinen 
Hennen lege man nicht mehr als 9 Eier unter, mittleren 11 und 
nur ganz großen Tieren 13.
 P 
Bienenzucht
 Bedingungen eines nutzbringenden 
            Rei=
nigungsfluges ſind: mindeſtens 8 Grad R. Wärme im 
Schatten, ein völlig wolkenloſer Himmel, möglichſt. Windſtille 
und ſchneefreier Raum auf mindeſtens drei Meter im Umfange 
am Bienenſtand. Sind dieſe Bedingungen in ihrer Geſamtheit 
gegeben, ſo wende man alles an, die Bienen zum Ausfluge zu 
veranlaſſen. Starke Völker und ſolche, die an Waſſernot leiden 
oder auf ungeeignetem Honig ſitzen, werden zuerſt ſich am Fluge 
beteiligen. Man nehme ſchon am Mittag die der Sonnenſeite 
zugekehrte ſchüttzende Umhüllung weg, öffne die Läden in ihrem 
ganzen Umfange, entferne Blenden und erweitere die Fluglöcher, 
Licht und Luft müſſen ungehindert Zutritt zu den Bauten haben. 
Wer ſich dann noch reſerviert verhält, wird durch wiederholtes 
Klopfen an der Wohnung aus der Ruhe aufgeſtört. Bleibt dies 
zwecklos, ſo nehme man vom nächſten Baum ein Zweiglein und 
ſtriegele damit ein paarmal durch das Flugloch. Die Wirkung 
folgt auf dem Fuße.
 e 
ſchloſſen ſich ihm an. 
„Und doch hat er ſich zuletzt ergeben und lebte am Hofe in 
Petersburg. Sein Sohn trat in unſere Armee.” 
„Die Spannkraft auch der größten Männer reicht eben doch 
nicht aus, um die gewaltigen Aufgaben durchzuführen, die ſich 
ihr Geiſt geſetzt hat,” ſagte die Fürſtin. 
„Deshalb mußte ein Bismarck als Zuſchauer der 
            Entwick=
lung ſeiner Saat tatenlos ſterben, Napoleon endete auf St. 
Helena und Hannibal wurde von ſeinen eigenen Landsleuten 
verſtoßen,” ſagte van Utrecht. „Die Geſchichte kennt keine 
            Dank=
barkeit und keine heldenhaften Abſchlüſſe.” 
„Aber die Tragik kennt ſie,” ſagte Annelieſe, vor ſich hin, 
mehr für ſich, aber ihre Worte fielen in eine plötzliche 
            Ruhe=
paufe. 
„Und über alles rollt die Welt dahin, die Welt und der 
Alltag,” meinte die Fürſtin. 
Van Utrecht hatte auch ſeinen amerikaniſchen Gaſtfreund 
gebeten, mit bei der Geſellſchaft Plaßz zu nehmen, die nun ihr 
internationales Ausſehen wieder gäwvonnen hatte beſonders, 
als ſich auch noch die Markgräfin von Piacenza mit ihren 
            Be=
gleitern, dem italieniſchen und engliſchen Kapitän und der 
            Gat=
tin des italieniſchen Attaches, dazugefunden hatte. 
Wir haben einen Boxkampf angeſehen,” berichtete die 
            Mark=
gräfin, „prächtige Geſtalten, dieſe Boxer. Die Signora konnte 
ſich gar nicht losreißen. Aber der Hauptkampf war vorbei, und 
man ſoll ein Vergnügen beenden, wenn man auf dem Höhepunkt 
angekommen iſt. Aber ich bin ungalant, wir dachten nicht, hier 
noch ſo angenehme Geſellſchaft zu finden, das Vergnügen 
            be=
ginnt erſt.” 
„Wenn Sie uns als eine Fortſetzung der Boxerei betrachten, 
Gräfin,” ſagte van Utrecht beluſtigt. 
„Sie wiſſen’s ſchon, wie ich’s meine, Baron, ſein’s nicht fad. 
Die Signora wird morgen Privatſtunden im Boxkampf nehmen. 
Vielleicht gehen wir nächſtes Jahr nicht nach Baden zum 
            Tennis=
turnier, ſondern zwiſchen die Stricke.” 
„Boxen iſt für Ladies höchſtens zum Anſehen,” ſagte der 
            eng=
liſche Dragoner. „Kein Sport zum Ausüben.” 
„Das hätten Sie früher Ihren Frauenrechtlerinnen ſagen 
ſollen, Kapitän, und Sie, Mr. Johnſon, haben jetzt da drüben 
ja auch ſo energiſche Weiblichkeit, die den Kampf gegn den 
            Al=
kohol ſogar mit Armeskraſt aufnimmt. 
(Fortſetzung folgt)