Darmstädter Tagblatt 1923


21. Februar 1923

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P

Nummer 51

Mittwoch, den 21. Februar 1923

Das Schreckensregiment in Gelſenhirchen.
Neue Beſetzungder Reichsbank. Verhaftungen
über Verhaftungen.
Schließung ſämtlicher
Geſchäfte.
Gelſenkirchen, 20. Febr. (Wolff.) Nachdem geſtern
abend der Direktor der hieſigen Reichsbankſtelle, Jury, aus der
Haft entlaſſen worden war, erfolgte heute morgen eine neue,
ſehr ſtarke Beſetzung der Reichsbank. Nach ſechs=
ſtündigen
Verhandlungen wurde Jury aufs neue verhaftet. Es
handelt ſich hierbei um die Umwechſelung des von den Franzoſen
beſchlagnahmten, außer Kurs geſetzten Ortsgeldes der Stadt Gel=
ſenkirchen
in Reichsbanknoten. Weiter wurde im Laufe des heu=
tigen
Tages noch der Leiterder Gelſenkirchener poli=
tiſchen
Polizei, Polizeirat Hammer, verhaftet, und
ebenſo ein anderer Beamter der Polizeiverwaltung.
Nachdem die geſtrige Stadtverordnetenverſammlung wiede=
rum
die Bezahlung von 100 Millionen Mark abgelehnt hatte, er=
folgten
heute neue Maßnahmen der Franzoſen. So
ſollten die Geſchäfte gezwungen werden, Waren ab=
zugeben
. Da das große Kaufhaus in Gelſenkirchen, Als=
berg
, den Warenverkauf abgelehnt hat, erfolgte die Schlie=
ßungund
gewaltſame Hinaustreibung der Käu=
ferausden
Räumen. Zwei Abteilungschefs wur=
den
verhaftet, und in dem Geſchäft ein Poſten zurückgelaſſen.
Hierauf ſtellten ſämtliche Geſchäfte Gelſenkirchens
die Verkaufstätigkeit ein. Weiter ordneten die Beſatzungsbehör=
den
an, daß, falls neue Zwiſchenfälle vorkämen, die verantwort=
lichen
deutſchen Beamten ſofort verhaftet und die Ortſchaften, in
denen ſolche Zwiſchenfälle vorgekommen ſeien, mit einer entſpre=
chenden
Geldbuße belegt würden.
Dinslaken, 20. Febr. (Wolff.) Wie in anderen Städten,
ſo haben auch in Dinslaken die Mitglieder des Handelsver=
bandes
die Ausſtattung der Schaufenſter und die Angabe des
Preiſes im Schaufenſter abgelehnt. Der Verkaufan orts=
fremde
Ausländer iſt eingeſtellt. Der Komman=
dant
der Stadt hat dem Bürgermeiſter in einem Befehl zur
Kenntnis gebracht daß, falls die Kaufmannſchaft von ihrem Vor=
haben
nicht ablaſſe, die Geſchäfte von ihm für die Zeit von
7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends geſchloſſen werden würden.
Gleichzeitig mit der genannten Bekanntmachung des Oberkom=
mandos
wurden die Geſchäftsinhaber von der Beſatzung einzeln
mündlich aufgefordert, die Schaufenſter wieder einzuräumen,
widrigenfalls die Schließung des Geſchäfts für die Dauer von
zwei Monaten erfolgen würde. Der Kommandant ließ fer=
erhin
eine Verordnung andie Bevölkerung bekannt=
geben
, in der er einen Keil zwiſchen Bevölkerung und Kaufmaun=
ſchaft
zu treiben verſucht und in der er mit ſchwerſten Strafen
droht, falls die Ausſtattung der Schaufenſter und die Kenntlich=
machung
der Preiſe nicht bald wieder erfolge. In einer Ver=
ſammlung
der organiſierten Arbeiterſchaft wurde gegen
die Verordnung ſchärfſte Verwahrung einge=
legt
. Die Gewerkſchaften erklärten, daß ſie ſich ſtark genug fühl=
ten
, ihre Intereſſen nach jeder Richtung hin wahrzunehmen.

Vom Tage.
Am Montag weilte der preußiſche Handelsminiſter Siering im Ruhr=
gebiete
, wo er zit den verſchiedenſten Wiutſchafts= und Bevölkerungs=
kreiſen
wichtige Fragen behandelte.
Det aus dem Ruhrgebiet ausgewvieſene Düſſeldorfer Regierungs=
präſident
Dr. Grützner iſt in Elberfeld eingetroffen und führt
von dort aus ſeine Regierungsgeſchäfte weiter.
Die Rheinlandkommiffion hat den in Limburg erſcheinen=
den
Naffauer Boten im beſetzten Gebiet für drei Monate ver=
boten
.
Blättermeldungen zufolge erſviderte namens der Regierung Mc. Neill
auf eine Anfrage Lond Perehs, er glaube nicht, daß der britiſche Ver=
treter
in der Reparationskommiſſion die Befugnis habe,
den Verſailler Vertrag auszulegen.
Die Times berichtet zu der geſtrigen Untephaus=Debatte über den
liberalen Abänderungsantrag, die unerwartet große
Regierungsmehrheit von 109 Stimmen ſei zum Teil auf die Tatſache zu=
rickuführen
, daß ſich etzva 20 Arbeiter=Mitglieder der Ab=
ſtimmung
enthalten hätten.
Die amerikaniſche Federation of Labour in Chikago nahm geſtern
eine Reſolution an, welche die franzöſiſche Invaſion im
Ruhrgebiet verurteilt und die Vermittelung d
Vereinigten Staaten fordedt. Die Reſolution erklärt,
daß das wahnſinnige militäriſche Unternehmen unmoraliſeh und un=
gerechtfertigt
ſei.
Reutar meldet aus Waſhington, daß dort geſtern erklärt ſvor=
den
iſt, ſo lange endgültige Zuſiche
ungen fehlen, daß eine amerika=
niſche
Intervention willkommen ſein würde, werden die Ver=
einigten
Staaten keinerlei Schritzte in europäiſchen Angelegen=
heiten
unternehmen.
Der franzöſiſche Miniſterrar hat heute den Geſetzenlwurf, beireffend
den Kredit für die Beſetzung des Ruhrgebietes, angenommen. Der Ent=
wurf
wird dann in der Kammer verhandelt.
Sämtliche Kuiegsſchiffe der Alliierren haben im Laufe
des Montags den Memaler Hafen verlaſſen.
Nach britiſchen Meldungen aus Konſtantinopel iſt anzu=
nehmen
, daß die Türken vielleicht gewiſſe Abänderungen des
Lauſunner Vertragsentwurfes fordern werden, beſonders bezüglich der
finanziellen, der wirtſchaftlichen und der rechtlichen
Beſtiumungen.
Die Times meldet, Lyrd Raulinſon, der Obe=befehlshaber
der britiſchen Truppen in Indien, teilte in eiuer geſetzgebenden Ver=
ſamrmlung
mit, daß beſchloſſen wovden ſei, acht Einheiten des
buitiſchen Heeues in Zukunft völlig unter den Befehl von
indiſchen Offizieren zu ſtellen.
Dollarkurs in Frankfurt am 20. Februar,
abends ½97 Uhr: 25 500.

Ablehnung des liberalen Antrags im Unterhaus.

TU. Paris, 20. Febr. In der geſtrigen Sitzung des Unter=
hauſes
wurde nach der Rede Lloyd Georges über den Antrag
der Liberalen zur Einberufung einer Völkerbundskommiſſion in
der Frage der Reparationen und der Frage der Ruhrbeſetzung
abgeſtimmt. Die Abſtimmung ergab die Ablehnung des liberalen
Antrages mit 305 gegen 196 Stimmen.
Die Debatte über den Abänderungsantrag.
London, 19. Febr. (Wolff.) Heute nachmittag um 4 Uhr
begann im vollbeſetzten Unterhauſe die Debatte über
den gemeinſamen liberalen Abänderungs=
antrag
, in dem gefordert wird, daß bezüglich der Operationen
der franzöſiſchen und belgiſchen Regierung im Ruhrgebiet der
Völkerbundsrat erſucht werden ſoll, underzüglich eine
Kommiſſion von Sachverſtändigen zu ernennen, um
Bericht zu erſtatten über die Fähigkeit Deutſchlands,
Rieparationen zu zahlen, ſowie über die beſte Methode,
ſölche Zahlungen zu verwwirklichen. Ferner fordert der Abände=
kungsantrag
, daß der britiſche Vertreter im Völkerbund beauf=
ttagt
werden ſolle, darauf zu dringen, daß eine Einladung
an die amerikaniſche Regierung ergehe, Sachverſtän=
Nig= für dieſe Kommiſſion zu ernennen.
Der frühere Unterichtsminiſter Fiſher brachte den Antrag
ein. Der unabhängige Liberale Pringle trat ebenfalls nach=
drücklich
für den Abänderungsantrag ein. Hierauf ſprach Lord
Robert Cecil, der ſich gegen den Antrag wandte.
Vor der Debatte wurde der Premierminiſter um die Ab=
habe
einer Erklärung über die Verhandlungen zwiſchen England
und Frankreich erſucht. Bouar Law lehnte eine Mitteilung ab.

Die Anſicht der engliſchen Regierung.
London, 20. Febr. (Wolff.) In der Sitzung des Unter=
hauſes
erklärte Bonar Law, die Anſicht der Regie=
rung
gehe dahin, daß die franzöſiſche Ruhraktion
nichts anderes als ſchlimme Folgen zeitigen könne, doch
glaube die Regierung, wenn ſie auch anderer Anſicht ſei als
Frankreich, nicht, daß es den britiſchen Intereſſen oder den In=
tereſſen
der Welt zum Nutzen gereichen werde, wenn ſie gegenüber
Frankreich eine antagoniſtiſche Haltung einnähme. Er glaube
nicht, daß die Haltung Deutſchlands anders geweſen wäre, wenn
England ſich Frankreich angeſchloſſen hätte. Der deutſche Wider=
ſtand
beruhe auf der Ueberzeugung, daß die Sanktionen um um=
erfüllbarer
Forderungen willen auferlegt wurden. Die Verzweif=
lung
habe die Deutſchen zu ihrer Haltung veranlaßt. Die weſent=
liche
Frage ſei, ob irgendeine Iutervention wecknäßig ſein
würde oder nicht. Angeſichts der Feindſeligkeit Frankreichs und
der wahrſcheinlichen Feindſeligkeit Belgiens und Italiens gegen=
über
einem Vorſchlag auf Jutervention des Völkerbundes würde
ein ſolcher Vorſchlag der Ruin des Völkerbundes ſein. Kein
Vertreter der Waſhingtoner Regierung habe irgend etwas
verlauten laſſen, was darauf hindeutete, daß Nordamerika geneigt
wäre, bei den enropäiſchen Streitigkeiten zu intervenieren. Bonar
Latv ſchloß, er wiſſe nicht, wann der Augenblick für eine Inter=
vention
kommen könne; bisher ſei er jedenfalls noch nicht gekom=
men
. Er ſvolle noch einmal wiederholen, daß die Regierung zu
der Schlußfolgerung gelangt ſei, daß es im Jutereſſe der Entente
liege, die britiſchen Truppen ſolange wie möglich
in Deutſchland zu belaſſen; ihre Zurückziehung würde
ein ernſter Schritt ſein, der die Beibehaltung der Entenre ſchwie=
riger
geſtalten würde als bisher.

Lloyd George
ekklärte bei der Beratung des Abänderungsantrages, in der
lungſten Aktion Frankreichs liege etwas, das über die
Febarativnen hinausgehe, und dies ſei beunrnhi=
gend
. Angeſichts der Tatſache, daß nur ein Defizit von
10 Prozent in den Kohlenlieferungen beſtanden habe, ſei es
cwer zu glauben, daß nur die Erlangung der Re=
darationen
der Zweck der Ruhrbeſetzung ſei. Er
bedauere deshalb dieſe Aktion, die die Zukunft der Re=
darationsleiſtungen
gefährde. Lloyd Georg: fragte
Zum Schluß: Wer kanu ſagen, was ſich ercignen wird, wenn
han Deutſchland zerbricht? Wer loitd ſelbſt dablei gewinnen?
ch bin durchaus dafür, daß Frankreich Sicherheiten erhält, aber
Delche Sicherheiten wird 2s an der Ruhr erlangen? Wenn wir
wiklich Freunde Frankreichs ſind, werden wir unſer Beſtes
kun, um es aus der Verſtrickung zu befreien, bevor es zu ſpät iſt!

3uarbeiten. Es ſei n
Deutſchland einen neuen
Einſtellung anzunchmen.

an und eine uene

Engliſche Arbeitervertreter im Ruhrgebiet,
TU. Eſſen, 20. Febr. Mitglieder der engliſchen Leaber
Party ſind in Eſſen eingetroffen und haben geſtern im Kruppſchen
Verwaltungsgebäude eine Unterredung mit den Arbeitnehmern
gehabt. Sie ſind dann nach den Zechen hinausgefahren, wo ſie
die Arbeilen über und unter Tage beſichtigten. Dann begaben
ſie ſich nach Bochum, wo ſie eine lange Beſprechung mit den Vor=
ſtänden
der Bergarbeitervereine hatten. Sie kehrten dann nach
Eſſen zurück, wwo eine lauge Konferen; mit den Metallaxbeitern
ſtattfand. Heute werden die Unterredungen mit den verſchiedenen
Gruppen der Arbeiter fortgeſetzt.
Schutz für Verräter.
Eiſen, 20. Febr. (Wolff.) Den hieſigen Behörden ſind
geſtern Verordnungen des Generals Degoutte zugeſtellt wor=
den
, in denen allen denjenigen, die Verräterdienſte für die
Franzofen tun wollen, der Schutz der franzöſiſchen
Trnppen verſyrochen wird.

Einzelnummer 80.00 Mk.

1919 1923
Das Verſailler Diktat und ſeine Auslegung.
Der Vertrag von Verſailles, dieſe Ausgeburt franzöſiſcher
Rachſucht, genügt den gegenwärtigen Lenkern der Geſchicke
Frankreichs nicht, ſondern eine ebenſo willkürliche wie eigen=
artige
Interpretation wird verſucht, um Herrn Poincaré die
Handhabe für ſeine Vernichtungspolitik gegen Deutſchland zu
geben. Herr Poincaré möchte auch ſeinen Einbruch in das Ruhr=
gebiet
als rechtmäßige Ausführung des Verſailler Diktats hin=
ſtellen
und ſtützt ſich dabei auf die Anlage 2, Teil 8, § 18. Nach=
dem
in § 17 davon geſprochen iſt, daß der Reparationsausſchuß
eine etwaige Nichterfüllung Deutſchlands jeder der beteiligten
Mächte mitzuteilen hat, lautet 8 18: Die Maßnahmen, zu denen
die alliierten und aſſoziierten Regierungen, falls Deutſchland
vorſätzlich ſeinen Verpflichtungen nicht nachkommt, berechtigt
ſind, und die Deutſchland ſich verpflichtet, nicht als feindſelige
Handlungen zu betrachten, ſollen ſein: wirtſchaſtliche und finan=
zielle
Sperr= und Vergeltungsmaßnahmen, überhaupt ſolch=
Maßnahmen, welche die genannte Regierung als durch die Um=
ſtände
geboten erachtet.
Aus der ganzen Faſſung der Beſtimung geht hervor, daß
dabei an eine militäriſche Aktion und insbeſondere Beſetzung
deutſchen Gebietes nicht gedacht war, denn es wäre geradezu
ungeheuerlich, wenn man weniger einſchneidende Maßnahmen
aufzählen wollte, wie wirtſchaftliche und finanzielle Sperr== und
Vergeltungsmaßnahmen, die einſchneidendſte Maßnahme aber,
ein militäriſches Vorgehen, nur in einem allgemeinen Satz hätte
verſtecken wollen. Im übrigen iſt dem damaligen Vorſitzenden
der deutſchen Friedensdelegation in Paris, Frhrn. v. Lersner,
auf eine ausdrückliche Anfrage erwidert worden, daß dabei an
eine militäriſche Aktion auf Grund des § 18 nicht gedacht werde.
Nicht nur die Beſetzung des Ruhrgebietes, ſondern auch die im
Jahre 1921 erfolgte Beſetzung von Düſſeldorf, Duisburg und
Ruhrort finden daher im Verſailler Vertrag keinerlei Stütze.
Noch merkwürdiger aber iſt, daß Herr Poincaré auch die Be=
rechtigung
zu einem geſonderten alleinigen Vorgehen Frank=
reichs
aus dem Vertrag von Verſailles ableiten möchte. In den
genannten Paragraphen wird nur von den alliierten und aſſo=
ziierten
Regierungen in ihrer Geſamtheit geſprochen, und im
8 17 wird ausdrücklich geſagt, daß der Wiedergutmachungsaus=
ſchuß
eine Verfehlung Deutſchlands unverzüglich jeder der be=
teiligten
Mächte mitzuteilen hat. Hätte man damals die Mög=
lichkeit
vorfehen wollen, daß eine der Mächte allein zu ſelbſtän=
digem
Vorgehen gegen Deutſchland berechtigt ſein ſollte, ſo
wären die ganzen Beſtimmungen über den Reparationsausſchuß
ziemlich überflüſſig. Das Intereſſanteſte aber iſt, daß kein an=
derer
als Clemenceau, der Vater des Verſailler =Diktats,
höchſt perſönlich in einer ſcharfen Note die Auffaſſung, die jetzt
Herr Poincaré vertritt, auf das ſchärfſte zurückweiſt.
Im Jahre 1919 beabſichtigte Rumänien ein militäriſches
Vorgehen gegen Ungarn, um Reparationen einzutreiben. Die
Reparationskommiſſion unter dem Vorſitz von Loucheur verfaßte
damals eine Note, die vom Oberſten Rat gebilligt und von Cle=
menceau
als dem Präſidenten der Friedenskonferenz unterzeich=
net
wurde. In der Note heißt es:
Die Friedenskonferenz befindet ſich im Beſitz von Iuforma=
tionen
, deren Zuverläſſigkeit in Frage zu ſtellen leider unmög=
lich
erſcheint, wonach rumäniſche Streitkräfte fortfahren mit der
ſyſtematiſchen Beſchlagnahme und Wegführung ungariſchen
Eigentums. Angeſichts der neuerlichen Korreſpondenz zwiſchen
der Friedenskonferenz und der rumäniſchen Regierung iſt es für
die alliierten und aſſoziierten Mächte ſchwierig, ein derartiges
Vorgehen der rumäniſchen Regierung zu begreifen, es ſei den,
die rumäniſche Regieung verkenne die feſtge=
legten
Prinzipien der Wiedergutmachung. Die
rumäniſche Regierung als Teilnehmerin an den Arbeiten der
Friedenskonferen= und Signatarmacht des Friedensvertrages
mit Deutſchland ſollte jedoch die Sorgfalt nicht unbeachtet laſſen,
die die alliierten und aſſoziierten Mächte darauf verwandt haben,
einen regetrechten Wiedergutmachungsplan aufzuſtellen.
Wenn die Schadloshaltung für erlittene
Schäden abhängig gelaſſen worden wäre von
ſolchen Faktoren, wie geographiſcher Nähe zu
dem feindlichen Beſitz oder dem Erfolg von
einem Wettbewerb unter den alliierten Mäch=
ten
, ſich ſolchen Beſitz anzueignen, ſo würde es
bald unvermeidlich werden, daß daraus
ſchlimme lingerechtigkeiten und ernſtliche Un=
ſtimmigteiten
entſpringen. Demgemäß ſtellt der Ver=
trag
mt Deutſchland, den Rumänien unterzeichnet hat, gewiſſe
fundamentale Prinzipien über Wiedergutmachung feſt. Eine
zentrale Reparationskommiſſion iſt eingeſetzt worden als aus=
ſchließliche
Behörde der alliierten und aſſoziierten Mächte zwecks
Einſammlung und Verteilung von ſeindlichem Eigentum
(assets) zum Zwecke der Wiedergutmachung. . . .
Die vorerwähnten Maßuahrnen weichen ebenfalls von dem
allgemein feſtgelegten Grundſatz ab, daß die Reparationskom=
miſſion
als ausſchließliche Behörde aller alliierten und aſſoziier
ten Mächte ſür die Einſammlung feindlichen Eigentums zum
Zwecke der Wiedergutmachung gedacht iſt.
Die möglichen weiteren Konſequenzen aus dem Vorgehen,
zu denr ſich Rumänien entſchloſſen zu haben ſcheint, ſind, ſo be=
denklich
und mit ſolcher Gefahr für den ordnungsmäßigen Wie=
deraufbau
Europas verbunden, daß die alliierten und aſſoziier=
ten
Mächte, wenn ſich dazu die Notwendigkeit ergeben ſollte,
ſich, um dieſe Kriſe abzuwenden, zu einem ſehr entſchloſſenen
Vorgehen geziwungen ſehen würden.
Denn es liegt auf der Haud, daß, wenn zugelaſſen würde,
daß die Einſammlung von Neparationen ausartete in ein ſepa=
rates
und konkurrierendes Vorgehen von ſeiten verſchiedener der
alliierten und aſſoziierten Mächte, Ungerechtigkeit geſchehen und
Begier erregt werden würde und in der Verwirrung einer plan=
loſen
Aktion der Feind entweder ſich ſeinen Verpflichtungen ent=
zieht
oder außerſtande geſetzt wird, das Höchſtmaß au Repara=
tionen
zu leiſten.
Die alliierten und aſſoziierten Mächte können jedoch nicht
glazben, daß die rumäniſche Regierung die alliierten und aſſo=
ziierten
Mächte veranlaſſen und zwingen würde, einer ſolchen
Gefahr zu begegnen. Die Friedenskonferen; erwartet demge=
mäß
von der rumäniſchen Regierung eine ſofortige und unzwei=
deutige
Erklärung: 1. daß die rumäniſche Regierung das Prin=
zip
anerkennt, daß das Eigen m der feindlichen Staaten eing

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Seite 2.

Daruſtädter Tagblatt, Mittwoch, der 21. Februnr 1923.

Runzmer 51.

für alle alliierten und aſſoziierten Mächte gemeinſome Sicher=
heit
daxſtellt, 2. daß die rinnäniſche Regierung die Reparations=
kommiſſion
als die einzige und alleinige Behörde für die Bei=

treibung feindlichen Beſitzes zum Zwecke der Wiedergutmachung
anerkennt.
gez.: Clemenceau.
Man kann ſich kaum eine ſchärfere Veruxteilung des jetzigen
franzöſiſchen Standpunktes vorſtellen, als ſie dieſe Clemenceau=
ſche
Rote aus dem Jahre 1919 vorſtellt. Die Situation wpar da=
nials
im Jahre 1919 genau die gleiche wvie jetzt im Jahre 1923,
nur die franzöſiſche Aufſaſſung ſcheint ſich geändert zu haben.
Aber alle Rabuliſtik des Herrn Poincaré wird nicht imſtande
ſein, das Vorgehen Frankreichs als rechtmäßig hinzuſtellen.

Poineargs Expoſé.
Der voreilige Lezgues.

Paris 19. Febr. (Wolff.) In der heutigen Sitzung des
Katumerausſchufſes für auswärtige Angelegenheiten gab Poin=
caré
nach dem offiziellen Kommunigus ein eingehendes Expoſé
über die Verhandlungen in der Memelangelegenheit, und fprach
über die Entſcheidung der Botſchafterkonferenz über das Statut
dieſes Gebietes und ſeine Zuſprechung an Litauten niit der
Autonomie der Stadt und einer Garantie für den Tranſit. Er
gab auch eingehende Auskuufk über die pepolntionäre Bewegung
in Memel, und über die Art, wie die Ordnung wieder hergeſtellt
und im Einverſtändnis mit den Alliierten Frankreichs eine neite
Regierung eingeſetzt wurde. Poinearé verbreitete ſich dann auch
über die Zwiſchenfälle, die ſich in der neutralen Zone von Orany
zwiſchen Polen und Litauen ereignet haben. Er ging alsdann
auß die Umſtände und die Verfehlungen Deutſchlands ein, die
in Ausführung des Friedensvertrages von Verſcilles die Be=
ſetzung
des Ruhrgebiets veranlaßt hätten. Er ſprach über die
Ausfuhrung des von der belgiſchen und franzöſiſchen Regierung
ausgearbeiteten Programms, namentlich über den Verkehr auf
den Eiſenbahnen und über die Abſehließung der neutralen Zone,
um die Ausfuhr von Kohle und Koks, metallurgiſchen und an=
deren
Erzeugniſſen zu verhindern. Er gab Kenntnis von dem
Widerſtand, der durch die deutſche Regierung veranlaßt ſei, und
von den Sanktionen, die gegen diejenigen Bramten ergriffen
lahmlegten. Poincaré erläuterte ferner die Maßrahmen, durch
wurden, oder noch vorgeſehen ſeien, die die öffentlichen Dienſte
die das normale Leben in den beſetzten Gebieten ſichergeſtelli
werden ſoll.
Der Vorſitzende des Ausſchuſſes, Abg. Leygues, dankte
dem Miniſterpräſidenten für dfe umfaſſenden Erläu=
terungen
, die er an der Hand von Texten und Dokumenten
gegeben habe, die es uunmehr dem Ausſchuß geſtatteten, ſich
Rechenſchaft abzulegen don der auswärtigen Politik der Regie=
rung
, und von den klugen und feſten Methoden, die
ſie augewandt habe, um die franzöſiſchen Intereſſen zu ſchützen.
Paris, 2. Febr. (Wolff.) In dem offiziellen Kom=
munigué
über die geſtrige Sitzung des Kammeraug=
ſchuſſes
für auswärtige Angelegenheäten heißt
es am Schluß, der Vorſitzende des Ausſchuſſes, Leygues,

Eingriffe in den Poſtverkehr.
Poft= und Bankſtreiks in Mainz.
Mainz, 20. Febr. (Wolff.) Jufolge der geſtern erfolgten
Verhaftung und Ausweiſung des Poſtdirektyrs Klingelhöf=
feriſt
ſeit heute früh der ganze Poſt=nnd Telegraphen=
dienft
in Mainz eingeſtellt; auch der Telephonverkehr
wurde kurz nach 8 Uhr eingeſtellt. Es war noch nicht zu erfahren,
pb es ſich nur um einen vierundzwanzigſtündigen Proteſtſtreik
handelt oder ob der Betrieb für längere Zeit ruhen wird. Ebenſo
haben heute ſämtliche Mainzer Banken den Betzieb
geſchloſſen zum Proteſt gegen die geſtern erfolgte Verhaftung
des Direttors der Mafnzer Volksbank. Beide Verhaftungen
ſollen übrigens mit einer int den letzten Tagen erfolgten Auszah=
lung
von Geldern an die ſtreikenden Eiſenbahuer im Zuſammen=
hang
ſtehen.
Mainz, 20. Jebr. (Wolff.) Das Hauptpoſtamt und
das Telegraphenamt ſind von den Franzoſen beſetzt.
Eine Bekannintachuug des Oberdelegierten Spiral beſagt, der
heute norgen von den Bamten und Arbeitern der Poſt= und
Telegradßendirektion erklärte Proteſtſtreik ſtehe im Wider=
fpruch
nrit ben Anorenuugen der Ordonnanz 53 der Rheinland=
kommiſſien
. Der Betrieb könne erſt wieder aufgenonynen wer=
den
, ſobgly die berufenen Vertreter dieſer Beamtenſchaft ſich
zur Verfüguila ſtellen und ſich verpflichten, die Befehle der Be=
fatzungsbehörden
auszuführen.
Düſſeldorf, 20. Febr. (Wolff.) Geſtern nachmittag um
4 Uhr 30 Min. wurbe die Vermittlungsſtelle der Oberpoſtdirek=
tion
durch fünf Offiziere und neun Mann mit aufgepflanztem
Seitengewehr durchſucht. Der Betrieb der Vermittlungsſteſſe
wird dadurch aufs empfindlichſte geſtört.
Berurkeilt.

Ang
Poxgoſt
Proteſt gegen die Argeldältigung Geſſenkir ezeuts.

habe von den klugen und feſten Methoden geſprochen, die die
Regierung zur Anwendung gebracht habe, um die franzöſiſchen
Intereſſen zu ſchützen André Tardien erklärt im Echo
National, er reſpektiere das Verſprechen, nichts über die Er=
klärungen
des Miniſierpräſidenten zu veröffentlichen, aber er
müſſe doch feſtſtellen, daß der Vorſitzende kein Wort diefer
Art geſprochen habe. Er habe von dem Ausſchuß kein Mandat
dieſer Art erhalten, wie es das offizielle Kommuniaué glauben
nachen wölle. Der Ausſchuß habe ſeder die Methoden aner=
kannt
noch güglifiziert, denn das Expoſé ſei noch nicht beendet und
müſſe am femmenden Moutag fortgeſetzt werden. Die Ergeb=
niſſe
ſeien alſo his jetzt dem Urteil der Ausſchußmitglieder noch
nicht niteröreitet worden. Der Vorſitzende Leygues ſei es
alſo gelveſen, der ein Urteil abgegeben habe, das nur ihn
allein berpflichte. Der Ausſchuß für auswärtige An=
gelegenheiten
haße ihn nicht beauftragt, es zum Ansdruck zu
bringen.
Paris, 20. Febr. (Wolff.) Am geſtrigen Tage iſt es zu

einer bezeichnenden Szene gekommen, als Poincaré, wie
gewöhnlich, beim Verlaſſen des Quai d’Orfay, die Journa=

liſten empfing. Die Oeüdre erklärt, er habe nichts ſagen
wollen, die Journaliſten aber hätten ihm von ſeinen Exklärungen
geſprochen, worauf er mit einem Zorn, den er nicht zu verber=
gen
geſucht habe, geantvortet habe: Woher wiſſen Sie das?"
Aber die Koinmiſſion habe man ihm geanttrortet, tvorauf
Poincaré erwidert habe: Ah, ſenn es ſo iſt, werde ich nicht
mehr dorthin zurückkehren. Es war doch abgemacht, daß außer=
halb
des Kommuniquss nichts geſagt werden ſollte! Als
Poinearé erfahren habe, daß man ſogar die Zahl der
Eiſenbahner und der abtrausportierten Koh=
lenmengen
genannt habe, habe er gerufen: Dieſ= Zif
fern ſindfalſch! Ich habe keine Ziffern mitgeteilt. Darauf
ſei er in ſein Auto geſtiegen, und habe im Zorn den Journaliſten
den Rücken gekehrt.

Eſſen, 20. Febr. (Wolff.) Das Kriegsgericht in
Brebeney derurteilte den Kaufman Dörnenburg aus Eſſen
wegen angeblicher Beleidigung der Franzoſen zu zwei
Jahren Gefängnis und dier Millionen Mark
Gelbſtrafe.
Koblenz; 20. Febr. (Wolff.) Vom franzöſiſchen Poli=
eigericht
wurden die verantwortlichen Schriftleiter
der Rheiniſchen Warte, der Koblenzer Zeitung, des Koblenzer
Generalanzeigers und der Koblenzer Volkszeitung zu je 40000
Mark Geldſtrafe oder zwei Monaten Gefängnis
berurteilt, weil ſie es abgelehnt hatten, eine Bekanntmighung
der Rheinlandkommtiſſion in dem politiſchen Teil ihrer Blätter
aufzunehmen. Der Militärſtaatsauwalt hatte 50 000 Mark Geld=
ſtrafe
beantragt.
TU. Dortmnnd 20. Febr. Der Kaufmann Pauli in
Mengede wurde don einem franzöſiſchen Kriegsgericht zu zwei
Monaten Gefänguis und 200 000 Mark Geldſtrafe, ein Kaufmann
in Witten wegen Verkaufsveriveigerung an Befatzungsangehörige
zu 2500 Mark Geldſtrafe, ein Polizeibeamter in Dorſten wegen
Widerſtandes gegen belgiſche Soldaten zu neun Monaten Gefäng=
nis
und der Bahnhofsvorſteher in Scharnhorſt zu 15 Tagen Ge=
fängnis
, letzterer mit Strafaufſchub, verurteilt.

BVerhaftet. Ausgewieſen.
Bler, 20. Febr. (Wolff.) Oberbürgermeiſter Jimmer
iſt geſtern nachmittag von den Franzoſen verhaftet worden,
weil er es ablehnte, die Gaszufuhr nach dem von den Franzoſen
beſetzten Bahnhof Buer=Nord wieder herzuſtellen. Er wurde
nach Recklinghaufen gebracht, ipo er dor ein Kriegsgericht
geſtellt werden ſoll. Die Vertreter der geſamten Bürgerſchaft
leſchloſſen daraufhin, zunr Zeichen des Proteſtes in einen vier=
undzwanzigſtündigen
Generalſtreik zu treten. Die Berg=
arbeiterſchaft
iſt nicht angefahren, die Kaufleute halten die =
den
geſchloſſen, und der Betrieb in den Bureaus und in den
Schulen rütht.
Saarbrücken, 20. Febr. (Wolff.) Der Gewerkſchaftsfüh=
rer
Großmann vom Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten
Hirſch=Dunckerſcher Richtung iſt durch eine Verfügung der Re=
gierungskonmiſſion
innerhalb 24 Stunden ausge=
wieſen
worden.
Wiesbaden, 20. Febr. (Wolff.) Die Beamten des hie=
ſigen
Zollamtes ſowie der Nebenſtelle wurden geſtern von den
Franzoſen ſchriftlich benachrichtigt, daß ſie von heute ab ent=
laſſen
ſeien. Sie könnten ſich aber innerhalb 21 Stunden
mielden, falls ſie gewillt ſeien, unter franzöſfſcher Aufſicht weiter
zut arbeiten. Andernfalls würden ſie zu gewärtigen haben, mit
ihren Familien ausgewieſen zu werden. Dieſe Beamten, etwa
24, erſchienen heute früh auf ihrer Dienſtſtelle und warteten die
1mſtände ab, unter denen die Amtsübernahme durch die Fran=
zoſen
erfolgen wverde.
Direktor Wolpert von der hieſigen Diskontogeſeil=
ſchaft
wurde von den Franzoſen verhaftet wegen Auszah=
lung
don Geldern an ſtreikende Eiſenbahner. Eine Anzahl Eiſen=
bahnbeamter
iſt geſtern aus dem gleichen Grunde verhaftet
torden.

Konzert.
N. Der dritte Kammermuſikabend des Drumm=
Ouartetts im Kleinen Haus bot Hervorragendes. Die an=
prechenden
Werke, die an das Auffaſſungsvermögen keine außer=
ordentlichen
Anforderungen ſtellten, ließen den Hörer einmal
wieder ganz genießen. Denn ſo verdienſtlich, wertvoll und zeit=
(ntſprechend auch das Betonen des Neuen und Neueſten in der
Ruſik iſt, ſo notwendig iſt guch einmal ein Verweilen in be=
kannten
Regionen der Kunft, ein ruhiges Genießen, das von
der harten Außenvelt abtrennt. Vor allem aber ſtand die Art
der Darbietung auf hervorragender Höhe. Von ſubtiler Fein=
heit
iſt die Ausarbeitung des Rhythmiſchen und Tonlichen; die
Vertiefung in das Weſen der Werke läßt ein ſo ſorgfältiges
gemeinſantes Studium erkennen, daß man darüber erſtaunt, daß
die Künſtler neben dem anſtrengenden Theaterdienſt noch ſo viel
Zeit und Spannkraft beſitzen. So erreicht dieſe vorzügliche Kam=
mermuſikvereinigung
an Abenden wie dem geſtrigen einen Grad
der Vollendung, der ſonſt nur bei Streichquartetten, die im
Hauptberuf konzertieren, zu finden iſt.
Das klanglich herrliche Quartett von Sgambati op. 17 lei=
tete
ein. Man fühlt zuweilen geradezu das Bedürfnis, ſich an
der Sonne eines ſolchen warmen füdlichen Elanges zu erlaben,
der hier hei Sgambati mit gediegener Satzkunft vereinigt iſt,
die den an deutſcher Quartettkunſt geſchulten, feinſinnigen Mu=
ſiler
erkennen läßt. Blühende Melodik, reiche Leidenſchaftlichkeit
und rhythmiſche Friſche, hübſche Gegenſätze, die an Gitarren=
mufik
erinnern, feſſeln ſtets das Jutereſſe. Von Haydn war ein
verhültnismäßig frühes Quartett gewühlt worden, das nicht
nur im zweiten Satz, der bekgunten entzückenden Serenade, ſon=
dern
auch in ben großen Eckſätzen die Herkunft von der Wiener
Ständchenmuſik verrät. Wie oft hatte doch Haydn als junger
Anfänger in Wien bei ſolchen Ständchen mitgewirkt. Die Durch=
ſichtigkeit
und der Wohlklang des Satzes, die nie unbedeutenden
Gedanken, die überlegene Kunſt der Formengebung feſſeln immer
wieder aufs neue.
An ſtärkſten in neuen Bahnen bewegte ſich das A=Molſ=
Quartett von Fritz Kreisler, ohne daß es dabei irgendwvie pro=
blematiſch
wirkt. Die Vorliebe für kleine, klare Formen, die
ſich in den bekannten Bearbeitungen des berühmten Geigers
zeigt, iſt auch in dieſem Werk zu ſpüren, das mehr ſich in Suiten=
form
, alſo als Folge von Charakterſtücken, entwickelt. Eine
Fantaſie beginnt mit langſamer Einleitung düſter, pathetiſch
und geht dann in einen ſchwungvolle raſchen Satz über. Scherzo
und Romanze ſind charaktervolle Augenblicksbilder, und der
prickelnde Schlußſatz, bald in übermütiger Carmenſtimmung, bald
elegiſch gefärbt, führt zuletzt zu dem Gedanken des Anfangs zu=
rück
. Alle diei Werke boten ſich in der ausgezeichneten Wieder=
gabe
wundervoll plaſtiſh dar und ernteten reichſten Beifall.

Deutſche Bornamen.

* Sich arm ſtellen und betteln, während man von Eigenem
leben könnte, gilt unehrenhaft. Dieſe üble Rolle ſpielen wir
Deutſche, wenn wir unſeren Kindern Namen geben ſollen.
Anſtatt daß wir uns in dem großen Vorrate umſehen, den uns
die Altvordern bereitet haben, greifen wir zu dem Sprachgute,
das von Engländern und Franzoſen, von Römern, Griechen und
Hebräern geſchaffen worden iſt. Etwa die Hälfte unſeres Vol=
kes
trägt keinen urdeutſchen Namen. In der Frauenwelt iſt das
Mißderhältnis ſo arg, daß hier zwei Drittel ſämtlicher Namen
aus der Fremide ſtammen, während die männlichen Vornamen
noch zu zwei Dritteln deutſch ſind. Dieſe vor Jahrzehnten ſchon
an mehreren Orten entdeckte Sachlage ward vor kurzem durch die
Zählung beſtätigt, die die Lehrer an ſieben hieſigen Schulen
verſchiedener Gattung auf Oberſchulrat Ritſerts Wunſch durch=
geführt
haben. Die Befragung erſtreckte ſich auf rund 1800 Kna=
ben
und 2500 Mädchen.
Unſere heutige Namengebung iſt gar eintönig. Viele Tau=
ſende
von Namen ſtehen uns zu Gebote; man betrachte nur etwva
ein Verzeichnis aller Heiligen der katholiſchen Kirche! Neben
den jüdiſchen, griechiſchen und lateiniſchen Namen, die man
ſelbſtverſtändlich darin erwartet, findet man eine überraſchende
Anzahl ſchönſter heimiſcher Namen, ſolche auch wie Hildebrand
und Hagen, Brunhild und Waltraud. Wie armſelig jedoch ſtehen
wir da! Nach Direktor Ritſerts Unterſuchung tragen jene 4300
Schüler nur 290 verſchiedene Namen. Das ſcheint vielleicht man=
chem
noch eine ſtattliche Zahl. Man bedenke jedoch, daß von den
290 Wörtern 115 nur ein einziges Mal vorkommen! Mit den
übrig bleibenden muß ſich die große Menge der Kinder behelfen.
Für die Hälfte aller hieſigen Knaben und Mädchen genügen
je 10 Namen! Es ſind Karl, Wilhelm, Heinrich, Hans, Fried=
rich
, Ludwig, Georg, Walter, Otto, Ernſt: Eliſabeth, Marie, Mar=
garete
, Anna, Gertrud, Katharina, Hildegard, Luiſe, Ernſtine,
Karoline. Der Darmſtädter wird erſtaunt ſein, Heinrich erſt

an dritter Stelle zu finden, Georg gar erſt an ſiebenter Stelle.
Es ſtimmt alſo nicht, daß, wie der Wis meint, die Heiner

zumeiſt Schorſch heißen. Im Realgymnaſium iſt Karl der
beliebteſte Name, in der Ballonſchule dagegen Wilhelm; ein
Zehntel aller heißen ſo.

Während ſich unter obigen zehn männlichen Nanien nur ein
einziger fremder findet, der griechiſche Georg, d. h. Ackerbauer,

ſind unter den zehn weiblichen nur zwei rein deutſch: Ger=
trud
und Hildegard. Ernſtine und Karoline haben
ryr deutſchen Namen eine fremde Endung, das franzöſiſche
Luiſe iſt nur der Wurzel nach deutſch. Margarete und
Katharine ſind griechiſcher Abkunft, Anna, Marie und
Eliſabeth jüdiſch. Mehr als ein Achtel ſämtlicher Mädchen

Berlin, 20. Febr. (Wolff.) Der deutſche Geſchäftsträger
in Paris iſt beauftragt, der franzöſiſchen Regierung folgende
Note zu übergeben:
In Gelſenkirchen ſpielten ſich in den letzten Tagen
Vorkommniſſe ab, die beweiſen, daß die franzöſiſehen Beſatzungs=
truppen
im Ruhrgebiet auch vor den ſchlimuſten Terror=
akten
gegen die Bevölkerung nicht mehr zurückſchrecken. Die
der deutſchen Regierung vorliegenden amtlichen Berichte ergeben
darüber folgendes:
Am 12. Februar, morgens 7 Uhr, hielt der Polizeiobertvacht=
ieiſter
Hutmacher in Gelſenkirchen einen pridaten deutſchen
Kraftwagen vorſchriftsmäßig an, weil er in der noch herr=
ſchenden
Dunkelheit ohne Licht fuhr. Die Inſaſſen des Wagens,
zwei franzöſiſche Gendarmen, waren von außen nicht
Beamte der Schutzpolizei ihrem Kameraden zu Hilf: eilten. C=
gelang
ihnen, Hutmacher zu befreien. Hierauf gaben die Fraſ=
zöſtiſchen
Gendarmen ſofort Feuer und brachten Hutmacher eine
ſchwer= Verletzung bei. Erſt jetzt bedienten ſich auch die deutſchen
Schutzpoliziſten der Schußwaffe und ſchoſſen auf die Gendarmen;
während dieſe anſcheinend nur leicht verwundet wurden, erläz
Huttmacher inzwiſchen ſeiner Verletzung.
Am folgenden Tage nahm bann die franzöſiſche Beſatzungs=
behörde
den Vorfall zum Anlaß, um eine Strafexpeditigr
gegen Gelſenkirchen durchzuführen. Ein ſtarkes franzöſi
ſches Truppenaufgebot, beſtehend aus Infanterie, Kavallerie, Ar=
tillerie
, Maſchinengewehren, Minenwerfern und Tanks, beſetzte
die Stadt. Die franzöſiſchen Befehlshaber ſchritten zur Verhaf=
tung
des Oberbürgermeiſters und ſeines Stellvertreters, des
Polizeipräſidenten, der Kommandeure der Schutzpolizei, des
Direktors der Reichsbank, und verlangten von der Stadt ferner
die Zahlung einer Buße von 100 Millionen Mark. Außerden
wurden die Polizeibeamten auf beiden Polizeiwachen der Stadt

erkennbar. Sie ſuchten ſich der Anhaltung zu widerſetzen, den
Polizeioberwachtmeiſter feſtzunehmen und ihn zu ſich in den
Wagen zu ziehen. Vorübergehende Zivilperſonen benachrichtig=
ten
die in der Nähe befindliche Polizeiwache, von der dier

ſind Eliſabeth getauft, und hierin ſtimmen alle in Betracht 9
zogenen Anſtalten überein: Schule in der Altſtadt, Viktorig
und Eleonoren= Eliſabethen= und St. Marien=Schule.
Dieſe Beſchränkung auf wenige Wörter läuft dem Zweck
des Namens ſtracks zuwider. Er ſoll den Träger ſchnell kenntlid
machen; das tut er aber nicht, wenn er oft wiederkehrt. De
Vorname ſoll Rufname ſein; es wäre indes ein Ausnahms
fall, wenn es eine Schulklaſſe gäbe, in der man jedes Kind
wie ſich’s eigentlich gebührte, beim Vornamen rufen könnte. Ji
ſtarken Klaſſen wäre es möglich, am Gange zwiſchen zwei Bank
reihen auf jeden Platz eine Eliſabeth oder Eliſe oder Liſe z.
ſetzen, ſo daß eine wahre Eliſabethengaſſe entſtünde. Es iſt audl
keine Seltenheit, daß man in der Klaſſe zwei Karl Müller oder
zwei Marie Schneider antrifft und dem Namen noch eine Ziffe
beifügen muß. Daß ſich zahlreiche Familien mit ſehr weni!
Namen begnügen, rührt von dem unzſweckmäßigen Brauche her
der Eltern Namen ſtets wieder den Kindern zu verleihen, und
von der Hartnäckigkeit vieler Paten, die nicht von ihrem Namer
laſſen mögen, obwohl er ihnen, wie ſie ſich ſagen ſollten, ſeiner
zeit ohne ihre Zuſtimmung auferlegt ward. Unſeren Vorfahrei
gelang es, Namen auszuteilen, die an die Eltern erinnerten un
doch für die Sippe neu waren. So konnte, wie Edward Schrd
der in ſeinen Perſonennamen mitteilt, ein Elternpag
namens Hildibrand und Gertrud für zehn Htinder da
durch eigene Namen gewinnen, daß die vier Beſtandteile de=
Vater= und Mutternamens umgeſtellt und ausgetauſcht wurbei
Hildger, Trudger, Brandger, Gerbrand, Trudbraud für di
Söhne; Hilditrud, Brandtrud, Gerhild, Brandhild, Trudyili
für die Töchter. Solchen Reichtum an heimiſchen Namen, dr
uns die Vorfahren hinterlaſſen haben, ſollten wir ausnützenf
anſtatt uns mit fremden Federn zu ſchmücken. Auch für 97
Namenwahl gilt die immerdar zeitgentäße Mahnung: Ge
Pickert.
denke, daß du ein Deutſcher biſt!

* Der häßlichſie Mann Frankreichs. Ein Hofmaun, der di
beſondere Gnnſt des Sonnenkönigs befaß, der Herzog vn?
Roquelaure, war ein ungeſvöhnlich häßlicher Menſch, und ai
Hofe galt er für den häßlichſten Mann Fraukreichs. Eines
Tages begegnete er in den Tuilerien einem Bauern, der eis
Bittgeſuch an den König abgeben wollte. Der Herzog erſtaunt
uder das ungemein häßliche Geſicht des Mannes und nahm fic
ſofort ſeiner mit großen Eifer an. Er trug das Geſuch den
König ſelbſt vor, und als dieſer ihn fragte, wie er dazu komme
meinte er, er wäre dem Manne ſehr verpflichtet. Der Könis
genehmigte die Bitte des Bauern, wollte abe wiſſen, weshalt
ank=

enttaffnet und abgeführt, pobei es namentlich auf der Haupi
tvache zu gröbſten Ausſchreitungen der franzöſiſchen Truppei
kam. Nach Umſtellung der Wache mit Infanterie, Kavallerie und
Tanks drang Infanterie ein, die zuvor eine Anzahl von Schüiſſen
abgegeben und die Fenſter der Wache zertrümert hatte, unter
Führung von drei bis vier Offizieren und trieb die dort befind=
lichen
einundzwanzig deutſchen Polizeibeamten hinaus, obwoh.
ſie ſich in keiner Weiſe widerſetzten, mit Kolbenſtößen, Peitſchen
hieben, Fußtritten und Fauſtſchlägen. Aufder Straße wurden die
Polizeibeamt=, tvovon ein Teil infolge der Mißhanblungen blu=
tende
Wunden hatte, durch weitere Mißhandlungen gez:bu: en
auf einer Strecke von mehr als 1 Kilometer einen Paradem ſch
auszuführen. Sie jrurden dann über Buer nach Recklinghaufer
transportiert, ſoo ſie in einem geſchloſſenen Raum auf nackten
Fußboden übernachten mrußien.
Die deutſche Regierung ſtellt hiernach feſt, daß ein Zuſau
nienſtoß zwiſchen einzelnen Schutzpoliziſten und zwei franzöſi
ſchen Gendarmen, der allein von den Gendarmen verſchulde
wurde und einem pflichttreuen deutſchen Beamten das Lebei
koſtite, der franzöſiſchen Beſatzung genügt, um gegen ein=
ganze
Stadt mit Gewaltmaßnahmen vorzu
gehen, deren Härte kaum noch überboten werden kann. Selb;
ſvenn bei dem Zuſammenſtoß am 12. Februar ein Verſchulder
von deutſchen Beamten vorgelegen hätte, würde die Strafexr:
Lition gegen die Stadt eine ſchwere Verletzung de
Völkerrechts ſein, da es nicht einmal im Kriege geſtatte
ift, wegen Handlungen auf Einzelperſonen Strafen über di
ganze Bevölkerung zu verhängen. Die Verhaftung des Polizei
präſidenten von Gelfenkirchen, der Mitglied des preußiſch=
Landtags iſt, ſtellt überdies eine Verletzung der in aue:
Rechtsſtaaten gewährleiſteten Immunitat der Abgeord
neten dar. Offenbar benußzte die franzöſiſche Beſatzung der
Zwiſchenfall vom 12. Februar nur als neue Gelegenheit, di
Bevölkerung die militariſche Uebermacht fühlen zu laſſen,
dem Glauben, ſie dadurch ihren Abſichten gefügig machen zu 1ön
nen. Das Verhalten der örtlichen Befehlshaber wird auſchei
ſtend von der franzöſiſthen Regierung gebilligt, da nach den letz
ten Nachrichten die Befehlshaber ſich nicht gehindert ſehen, di
Vergewaltigung gegen die Stadt Gelſenkircher
fortzuſetzen. Nachdem die Stadt mit Necht die Zahlung de
geforderten Geldbuße ablehnte, verſuchen die Befehlshaber, der
Betrag dadurch beizutreiben, daß ſie die ereichbaren Geld
beſtände fortnehmen, ohne Rückſicht, ob es ſich um öffeit
liches oder pridates Eigentum handelt; letzthin gingen di
Befehlshaber ſogar zur Feſtnahme von Geifeln über.
Die deutſche Regierung proteftiert gegen die geſchilder
ten Gewaltalte und behält ſich vor, volle Genugtnung z
verlangen. Schon jetzt fordert ſie, daß die Verhafteten, di
inimer noch feſtgehalten werden, und zur Beiäntelung der ihne!
angetanen Willkür vor ein Kriegsgericht geſtellt wwerden follen
ſofort in Freiheit geſetzt werden.

Fraukreichs.

[ ][  ][ ]

Rummer 51.

Darmſtädter Dagblatt, Mittwoch, den 21. Februar 1928.

Seite 3.

Ziviliſation!
Ein aus dem franzöſiſchen Militärgefängnis Landau=Pfalz
(früherem Militärgefängnis des bayeriſchen 18. Infanterie= Re=
giments
) Entlaſſener berichtet über die Unterbringung der Be=
umten
, deren einziges Verbrechen darin beſtand, daß ſie ſich zu
ihrem Deutſchtum bekannten und den Weiſungen der deutſchen
Regierungen Folge leiſteten, folgendes: Die Bürgermeiſter wur=
den
durch franzöſiſche Gendarmerie in das Landauer Gefängnis
eingeliefert. Die Arreſtzellen ſind nur mit einem Strohſack nebſt
drei Decken und einem Kübel zur Verrichtung der Notdurft aus=
geſtattet
. Zwei bis drei Gefangene ſind in einer Zelle unter=
ebracht
. Geheizt wird ſie auch bei der jetzigen Jahreszeit nicht,
was naturgemäß auf den Geſundheitszuſtand der Inhaftierten
im Zuſammenhang mit der ſeeliſchen Erregung verhängnisvoll

gefangenen in deutſchen Zuchthäufern weit beſſer iſt als die der
unglücklichen Opfer franzöſiſcher Brutalität. Die Zellen ſind voll

müſſen die Gefangenen ihre ſchmutzige Wäſche in Anweſenheit
der Soldaten wechſeln. Die einzige Bewegung iſt ein halb= bis
einſtündiger Gang auf dem Flur des betreffenden Stockwerkes
im Gefängnis wobei die Gefangenen einzeln hintereinander in
gewiſſen Abſtänden gehen müſſen und das Sprechen und auch
das Sichgrüßen ſtrengſtens verboten iſt. Die Aufſicht führen
franzöſiſche Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett. Bei der
Einlieferung als Unterſuchungsgefangener werden dem Betref=
fenden
ſämtliche Effekten, insbeſondere Geld, Briefpapier und
Schreibutenſilien, weggenommen, die auch bei der Entlaſſung
nicht wieder zurückgegeben werden. (!)
Wir haben dieſem kurzen ſachlichen Bericht nichts hinzuzu=
ſügen
. Franzöſiſche Ziviliſation!
Das Ziel des deutſchen Abwehrkampfes.
* Berlin, 20. Febr. (Priv.=Tel.) Reichskanzler Dr. Cuno
etklärte einem Vertreter des Peſter Lloyd, das Ziel der fran=
zöſiſchen
Politik ſei die Schaffung der Rheingrenze, um die völ=
lige
Auflöſung des Deutſchen Reiches herbeizuführen. Deutſch
land aber ſei ſeines Endſieges mit den Mitteln des paſſiver
Widerſtandes ſicher. Es will indeſſen dieſen Sieg nicht ſo ge=
deutet
wiſſen, als ob es ſich dann der Mitarbeit an dem Wieder=
aufbäu
Europas entziehen wollte und Verpflichtungen, die ze=
recht
und erträglich ſind, ablehnen würde. Deutſchland verſtehe
unter dieſem Siege dielmehr, daß der Militarismus und
Imperialismus, wie ihn das heutige Frankreich ver=
kürpere
, in ſeine Schranken zurückgewieſen werden müſſe, und
daß das deutſche Volk ihm nicht geopfert werden dürfe. In
dieſem Sinne glauben wir heute, ſo fuhr der Kanzler fort, für
eine große Idee zu kämpfen, deren Sieg nicht nur dem Deut=
ſchen
Reiche und dem deutſchen Vokke, ſondrn auch den anderen
Ländern und Völkern zugute komen werde, die in friedlicher
und ungeſtörter Arbeir der Menſchheit dienen wollen.
Wer zahlt die Koſten?
Berlin, 20. Febr. (Priv.=Tel.) Der franzöſiſche Finanz=
ainiſter
hat in ſeinen Ausführungen in der Kamier erklärt,
die Koſten der militäriſchen Beſetzung des Ruhrgebietes würden
aus den im Friedensvertrag von Verſailles vorgeſehenen Be=
trägen
gedeckt werden. Wie wir dazu aus Berliner Finanz=
kreiſen
erfahren, kann davon natürlich keine Rede ſein. Die deut=
ſche
Regierung ſteht ſelbſtverſtändlich auf dem Standpunkt, daß

Der Spruch der Botſchafterkonferenz.
Deutſchland wird abermals zerſtückelt.
Litauen erhält die Souveränität über das
Memelgebiet.
Memel, 20. Febr. (Wolff.) Nach dem nunmehr vorliegen=
den
Wortlaut des Beſchluſſes der Botſchafterkonferenz hat dieſe
die Souveränität über das Memelgebiet Litauen unter folgenden
Bedingungen übertragen:
1. Die Botſchafterkonferen; derzichtet zugunſten Li=
tauens
auf alle Rechte und Anſprüche auf das Gebiet, wwie ſie
in dem Artifel 99 des Verſailler Vertrages vom 23. Juni 1919
umſchrieben ſind.
2. Einrichtung einer autonomen Regierung
im Memelgebiet und einer Volksvertretung ſowie weitere Ein=
richtungen
, die die Anerkennung der beiden im Gebrauch befind=
lichen
Sprachen und den Grundſatz der Gleichheit aller Einwoh=
ner
, welches auch ihre Raſſe, Sprache und Religion ſei, und
gleiche Behandlung der Landesangehörigen und Ausländer hin=
ſichtlich
der Ausübung der bürgerlichen Rechte und des Handels
garantieren.
3. Organiſation der Freiheit des Durchgangsber=
kehrs
zur See, ſoſdie auf dem Waſſer= und Landwege in der
Weiſe, die den Intereſſen der litauiſchen und dolniſchen Gegenden
Rechnung trägt und deren natürlicher Mündungspunkt Memel
iſt. Die Schaffung einer autonomen Verwaltung des Memel=
gebietes
, die ſeiner Entwvickelung angebaßt iſt, und die beſonders
durch die Errichtung einer Freizone und durch die An=
wefenheit
geeigneter Vertzeter die Gewähr bietet, daß die ge=
nannten
intereſſierenden Gegenden Litauens und Polens in die=
ſem
Hafen die für ihren Handel erforderlichen Einrichtungen
finden werden.
4. Rückerſtattung unter Garantie Litauens der von ſei=
nem
Verwaltungschef während der Beſetzung vorgeſchofſenen und
noch nicht gedeckten Ausgaben durch das Memelgebiet.
5. liebertragung aller Güter und Beſitzun=
gen
, die dem Deutſchen Reiche oder einem anderen deut=
ſchen
Staat in dem genannten Gebiet gehörten. an Litauen
oder an das Memelgehiet, toobei Litauen in ſeinem Namen die
in Artikel 254 und 256 des Verſailler Vertrages vorgeſehenen La=
ſten
auf ſich nehmen muß.
6. Sobald die Soußeränität des Memelgebietes unter den
oben angeführten Bedingungen durch Litauen übernommen iſt,
ſoll in Paris durch die Botſchafterkonferenz mit Beihilfe Ver=
treter
Litauens und der intereiſierten Gebiete ein organiſches
Abſchlußabkommen über das Memelgebiet und Litzuen
gemäß der gegenwärtigen Entſcheidung ausgearbeitet werden.

gerufenen Schädigungen und Verluſte im deutſchen Gebiete haft=
bar
ſind und haftbar gemacht werden müſſen.
Verräteriſche Umtriebe der Kommuniſten.
* Dortmund, 20. Febr. (Prid.=Tel.) Die Kommuniſten
benutzen die durch die Enzvaffnung der Schupo in Eſſen ge=

folgenden Wortlaut hat:
Es iſt bekannt geiversen, daß die Franzoſen mit Hilfe von
Landesverrätern beabſicht’gen, eine ſogenannte bewaffnete
Arbeiterwehr zu organiſieren. Kommuniſtenführer ſind an
dieſen Verhandlungen beteiligt. Arbeiter und Bürger! Wollen
wir uns dadurch in einetz blutigen Bürgerkrieg hineinziehen
laſſen? Achtet auf jeden, der mit den Franzoſen umgeht! Ach=
tung
! In Eſſen trefſen gen Freitag abend 80 franzoſiſche Kri=
minalbeamte
(Spione und Spitzel) ein. Sie ſollen in die
ſogenannte Arbeiterwehr eingeſtellt werden. gez.: Der Arbeits=
ausſchuß
zur Verteibigung unſerer Republik.

Geſchichteit von Hugo Wolſ=
Zu ſeinem 20. Toßestage, 22. Februtar.
* Zwanzig Jahre ſind feit dem Tode von Hugo Wolf
dahingegangen, und ſeitdem iſt er allgemein als der moderne
Klaſſiter des deutſchen Liedes anerkannt worden, ſteht als Eben=
bürtiger
neben den größten Liederkomponiſten. Auch ſeine Per=
ſönlichkeit
mit ihren vielen Seltſamkeiten und ihrer Dämronie,
die bereits von dem tragiſchen Dunkel der geiſtigen Erkrankung
überſchattet war, iſt uns durch die Veröffentlichung ſeiner Briefe
und durch die meiſterhafte Biographie Deſoeys nahegebracht.
Ein paar wenig bekannte Züge aus ſeinem Leben ſeien zu die=
ſem
Gedenktage mitgeteilt. So erzählt Helene Bettelheim= Ca=
billon
aus ſeinen Anfängen, da er ſich durch Klavierſtunden müh=
elig
ſein Brot verdienen mußte, daß er kein guter Pädagoge
geweſen ſei, aber ein genialer Anreger. Seine Sprunghaftig=
keit
und Unberechenbarkeit berichtet ſie, fielen uns damals be=
teits
auf, wir hielten aber die Ausbrüche ſeiner hochgradigen
Reizbarkeit für groteske Künſtlerlaunen, mit denen er vielleicht
zu kokettieren liebte und die uns mitunter ſogar Spaß machten.
Dabei nahmen wir ihn nicht nur als Muſiker, ſondern auch als
ehrlichen und tüchtigen Charakter vollauf ernſt, der durch eine
innere Nobleſſe ſeines Weſens überzeugte, wie ſie in der künſt=
eriſchen
Boheme ſonſt ſelten war. So zählte der tleine
Wolf, wie er bei uns hieß, durch zwei bis drei Jahre zum
engeren Verkehr unſeres Hauſes und fand ſich ein, ob er Klavier=
ſlunde
gab oder nicht. Wir bewohnten das Goldſchynidtſche Haus
Opernring, das in allen Stockwerken untereinander befreun=
dete
Familien barg, deren jugendliche Mitglieder ebenfalls herz=
lich
verbunden waren. Dadurch entſtand ein ewiges Treppauf
Und Treppab, ein ſtetes Zuſammentreffen; hatte Wolf gerade
lein Quartier und vor allem kein eigenes Klavier, was bei ſei=
Ver Geldnot und ſeinem fortwährenden Wohnungswechſel ſich oft
eignete auch in ſeinen Brieſen eine quälende Nolle ſpielt ,
2 fand er immer in einer der vier Etagen ein Inſtrument, das
Iir Gaſtfreundſchaft gewährte. Bei uns blieb er gerne gegen
bend noch der Stunde, und wir beide ſprachen von unſerer
Eweiligen Lektüre, denn wir trafen uns leicht im gemeinſoanen
Zerſtändnis für Keller, Heine und Lenau, vor allem aber hieß
Fäuſt die Signatur jener Tage, von der wir die Löſung aller
Velträtſel erhofften. Solche Gedankenwanderungen vom Him=
el
durch die Welt zur Hölle fanden dann irgendeinen muſi=
täliſchen
Abſchluß, am liebſten mit einem grandioſen Beethoven=
lcen
Thema, in dem er ſich auf dem Klavier austobte. In gauz
Eifenen Fällen nur zog er ein Notenblatt aus der Taſche, warf
S2 haſtig vor ſich hin, fang und ſpielte aufgeregt markierend oder
ſich hinſinnend ein eben entſtandenes Lied bald dyll ner=

Degoutte diktiert.
Sperrung des Schiffsgeräts. Geldſtrafen
bis zu 100 Millionen Mark und Gefängnis bis
zu fünf Jahren.
Düſſeldorf, 20. Febr. (Wolff.) General Degoutte
hat in einer Anordnung, die bereits am 31. Januar und 2. Fe=
bruar
erlaſſenen Ausfuhrverbote auf Hüttenfabrikate,
Halbfabrikate, Nebenfabrikate und Fabrikerzeugniſſe aller Art
ausgedehnt Die Lebensmittelausfuhr ſoll bis auf
weiteres beſtehen bleiben.
Düſſeldorf. 20. Febr. (Wolff.) General Degoutte
hat folgende Verordnung über die Sperrung des etwa er=
bauten
oder im Bau befindlichen Schiffsgeräts, das auf
Grund der Wiederherſtellungsverpflichtungen den verbündeten
Regierungen ausgeliefert werden muß, erlaſſen:
Art. 1. Das ſchon erbaute oder im Bau befindliche Schiffs=
material
, das den verbündeten Regierungen auf Grund der
Wiederherſtellung auszuliefern iſt, wird bis auf weiteres zu=
rückgehalten
.
Art. 2. Die franzöſiſchen und belgiſchen Schiffahrts= und
Uebernahmekommifſionen ſind mit der Ausführung dieſer Ver=
ordnung
beauftragt, ſoweit ihre Zuſtändigkeit reicht.
Art. 3. Zuwiderhandlungen gegen dieſe Verord=
nung
werden mit Geldſtrafe bis zu 100 Millionen
Mark und Gefängnis bis zu fünf Jahren oder mit
einer dieſer Strafen geahndet.
Steuerbefreiung.
Berlin, 20. Febr. (Wolff.) Der Reichsfinanzmini=
ſter
ordnete an, daß Zuwendungen an Hilfsorgani=
ſationen
anläßlich der Beſetzung des Ruhrgebietes von der
Schenkungsſtener befreit ſind. Weiterhin ſind alle
Beiträge zum Deutſchen Volksopfer bei der Einkommen=
ſteuer
und bei der Körperſchaftsſteuer in voller Höhe
abzugsfähig. Der Arbeitslohn, der anläßlich der Be=
ſetzung
des Ruhrgebietes den Hilfsorganiſationen zur Verfügung
geſtellt wird, iſt vom Steuerabzug und von der Einkom=
menſteuer
befreit.

Deutſcher Reichstag.
* Berlin 20. Febr. (Eigener Bericht.) Am Regierungstiſche:
Innenminiſter Oeſer.
Die Einzelberatung des Haushaltungsplanes des Reichsminiſteriums
des Innern wird fortgeſetzt.
Abg. Löwenſtein (Soz.) bedauert die ablehnende Haltung, die
die meiſten Hochſchullehrer der Republik gegenüber zeigen. Er richtet
an ſie die dringende Mahnung, nicht in dem Beſtreben fortzufahren, die

Abg. Frau Dr. Matz (D. Vpt.) hebt hervor, daß alle Bildungs=
arbeit
vornehmlich von den Ländern geleiſtet werde, doch ziſſe hier
auch das Reich eingreifen. Die ähnlichen Schulen unter den verſchie=
denen
Schulklaſſen müßten einander mehr und mehr angeglichen werden.
Für das Grenz= und Auslandsdeutſchtum müſſe in den Schulen bedeu=
tend
mehr als bisher getan werden.
Staatsſekretär Schultz teilt mit, daß das Berufsſchul=
eſetz
dem Kabinett vorliege. Mit der Heranbildung junger Arbeiter
für das Hochſchmilſtudium habe man in Württemberg gute Erfahrungen
gemacht. In der Frage der oberen Schulen war es nicht möglich, die
Länder zu einer einheitlichen Auffaſſung zu bringen; aller Vorausſichi
nach werden ſich die meiſten Länder für die einſprachige Schule ent=
ſcheiden
.
Abg. Dr. Lurher (D. Vpt.) bittet, im Kampf um die Weltanſchau=
ung
jede Schroffheit und Härte zu vermeiden. Die akademiſche Jugend
werde immer auf der Seite derer ſein, die kerndeutſch ſind, abſolute Vor=
nehmheit
beſitzen und den größten Idealismus haben.
Angenommen wird darauf ein gemeinſamer Antrag, der eine ſtärkers
Berückſichtigung des Engliſchen und des Spaniſchen
auf Koſten des Franzöſiſchen verlangt.
Bei der Wohlfahrtspflege bedauert der Abg. Meier=
Zuickau (Soz.), daß Armepflege und Jugendpflege immer noch nicht
ſcharf genug voneinander getvennt ſind. Er fordert die Schaffung
eincs Reichswohlfahrtsgeſetzes.
Staatsſekretär v. Welſer erklärt, daß eine Unterſcheidung zwi=
ſchen
Armenpolizei und Armenfürſorge nicht möglich ſei.
Abg. Mumm (Deurſchnatl.) betont, daß der Kirchenaustrittsbeiveg=
ung
eine Kircheneinrrittsbewegung gegenüberſrehe. Trotzdem leiden dio
meiſren Geiſtlichen, namentlich aber in Mitteldeutſchland, die bitterſte
Not.
Notwendig ſeien Reichszuſchüſſe und Vorſchüſſe zur Erhöhung der
Eehälter der Geiſtlichen.
Abg. Erſing (Ztr.) ſchließt ſich den Ausführungen des Vorred=
ners
an, und verlangt, daß alle Fürſorgeangelegenheiten von ein und
derſelben Behörde erledigt und bearbeitet werden ſollen.
Miniſter des Innern Oeſer macht die Mitteilung, daß eine Durch=
ſicht
in der geſamten Verwaltung vorgenomment werde, um feſtzuſtellen,
wo überall noch mehr als bisher geſpart werden könne. Dieſe Arbeit
werde auch er rückhaltlos un rſtützen. Ohne eins ſyſtematiſche Prüfung
dürfen aber keine Experimente gemacht werden. Ein Krebsſchaden ſei
auch der dauernde Streit um den Unterſtützungswohnſitz; es werde daher
an einem Unterſtützungswohnſitzgefetz gearbeitet. Der
Miniſter dankt darauf dem Hauſe für die Aufrechterhaltung der kultu=
rellen
Güter. Die deutſche Wiſſenſchaft habe der Welt ſo unendlich viel
gegeben, daß auch die Welt ihr einen Teil ihres Dankes wieder ab=
ſtatten
ſollte. Dankbar ſind wir
r die Rockefeller= und die japaniſche
Stiftung. Die Lage der Kirchendiener iſt zum Teil troſtlos; es iſt jedoch
ziveifelhaft, ob das Reich hier die Pflichten der Länder auf ſich nehmen
kann.
Augenommen wird eine Entſchließung, die für die Kommenius=
bücherei
anſtatt 2 Millionen 5 Millionen Mark fordert.
Direktor des Reichsgeſundheitsamtes Bumm gibt darauf ein Bild
von dem Geſundheitszuſtande des deutſchen Volkes,
auf Grund einer Umfrage bei den Ländern. Danach geht es mit der
Volksgeſundheit immer mehr abwärts. Die Teuerung verhin=
dert
eine Beſſerung in der Lebenshaltung, und die allgemeine
Steiblichkeit hat zugenommen; ebenſo die Kriegsaſſerſucht
und die ſchleichende Vergiftung. Die Selbſtmorde aus Verzweiflung ſind
gleichfalls im Zunehmen begriffen. Kürzlich iſt ſogar ein bekannter
Geleßrter verhungert. Die Lungenentzündungen nehmen gleichfalls zu,
da die Wohnungen überhaupt nicht oder nicht genügend geheizt ſind. Die
Sterblichkeit unter den Säuglingen iſt mehr in Steigen
begriffen, und zwar geht dieſes Steigen parallel mit dem Steigen des
Milchpreiſes. Ein Säuglingsheim nach dem anderen mußte ſchließen.
Charakteriſtiſch iſt es, daß immer mehr Säuglinge in den Fürſorge=
ſtellen
in Zeitung spapier eingewickelt anſtatt in Windeli
abgegeben werden. Es fehlt an Fett in der Nahrung. Auch die geiſti=
gen
Fähigreiten der Schulkinder gehen immer mehr zurück. Durchſchnitt=
lich
ſind 50 Prozent aller Schulkinder als unterernährt
anzüſehen, in einzelnen Orten ſogar 80 Prozent. Erſchreckend iſt der
Mangel an Wäſche und Kleidung für die Kinder. Ein Leip=
ziger
Schularzt ſtellte feſt, daß es bei 27 unterſuchten Kindern nur drei
Hemden und nur zwei Paar ganz=
Strümpfe gab. Die Schulſpeifungen
reichen nur für die Hälfte der bedürftigen Kinder aus; dafür breitet ſich
die Tuberkuloſe in verſtärktem Maße aus. In Sachſen ergab eine
Unterſuchung, daß jedes 10. Schulkind tuberkulös war. Schuld
an den Erkrankungen ſei auch die Wohnungsnot, die Gebührenſteige=
rung
für Aerzte und Medikamente. Der Redner derweiſt auf die ge=
ſundheitlichen
Schädigungen, die durch den franzö=
ſiſchen
Einbruch ins Ruhrgebiet hervorgerufen werden. In
Dortmund mußte ein Waiſenhaus geräumt weuden und die Kider muß=
ten
frierend auf der berſchneiten Straße ſtehen. Die Schulſpeiſung muß
zum Teil unterbleiben, da die Schutlhäuſer beſchlagnahmt ſind. Die
Iſolierſtationen mußten zum Teil den Franzoſen überlaſſen bleiben.
Seuchen werden nicht ausbleiben. Es iſt ein Widerſinn,
wen internationale Expeditionen nach überſeeiſchen Landson geſandt
werden, um Seuchen zu bekämpfen, während in Deutſchland Seuchen
großgezüchtet werden. Frankreich macht Deutſchland zum
Seuchenherd.
Drrauf werden die Beratungen abgebrochen. Mittwoch, 2 Uhr:
Weirerberatung. Schluß nach 6 Uhr.

vöſer Haſt, als raffe er jetzt erſt die Begleitung aus den Taſten
zuſammen, bald in aufatmender Freude ſtill genießend.
Die Seltſonkeit ſeines Weſens äußerte ſich wohl in einer
göttlichen Grobheit, hinler der er ſein weiches Herz verbergen
wollte und die meiſtens konniſch wirkte. Bei den geringfügigſten
Anläſſen machte ſich ſeine Nervoſität in plötzlicher Heftigkeit Luft.
So ſpielen z. B. die Eßſendungen von mütterlicher und ſchweſter=
licher
Seite in ſeinen Familienbriefen eine große Rolle, und er
iſt maßlos empört, wenn man ihm nicht die richtigen Würſte
ſchickt. Schon die vorletzte Sendung der Würſte hat nrich der=
ſtimmt
, heißt es da zum Beiſpiel. Ich denke, ich habe oft
genug Euch die Gattung der Würſte vorgeſchrieben, wie ich ſie
allen anderen vorziehe. Wozu glaubt Ihr denn, daß ich Euch ſo
was ſchreibe? Doch nicht deshalb, damit das Gegenteil von dem
befolgt werde, was ich wünſche. Für künftige Fälle habt die
Güte und hebt dieſen Brief auf, deun ich bin es nun ſatt, das
ewige Wiederkäuen einer Sache, die ich bis zum Ueberdruß ſchon
wiederholt habe. Ausdrücklich habe ich immer betont, daß ich
friſche Würſte will, rote Würſte, ſolche Würſte, von denen immer
gefaſelt wird, daß ſie nur zun Kochen ſind, ſolche Würſte nur
will ich! Den größten Haß hegte Wolf gegen Brahms, deſſen
Kunſt er nut ebenſo großer Heftigkeit verurteilte, wie er die von
Richard Waguer leidenſchaftlich verehrte. Der Sänger Dawiſon
erzählt, daß er einmal mit Wolf zuſammen in den Brahmsſchen
Liedern unter großer Heiterkeit nach dem ſinnlichen Element
ſuchte, natürlich, ohne es zu finden, denn Wolf war der Ueber=
zeugung
, daß der Brahmsſchen Muſik jede Sinnlichkeit fehle.
Als Dapiſon zum Schluß beim Singen eines Liedes Cis ſtatt C
nahm, verbeſſerte ihn Wolf und fügte hinzu: Hätte er nur Cis
geſchrieben, dann wäre es viel beſſer! Aber ſo iſt Brahms: ſo=
bald
er in Gefahr gerät, einmal ausnahmsweiſe das Gefühl voll
ausſtrömen zu leſſen, gleich muß er einen Dämpfer darauf
ſetzen. Als die Nachriht von Waguers Tod kam, fand Dawiſon

Totenklage mit ſo gewaltigem, ergreifendem Ausdruck, daß ich
auf demr ſchleihten alten Flügel das ganze Orcheſter zu ver=
nehmen
wähnte. Als er geendet, verniochte keiner von uns ein
Wort zu ſprechen, und ich entfernte mich ſchiveigend. So beging
Hugo Wolf die Totenfeier für ſeinen Meiſter.
Bühnenchronik. Ueber ein Sinfoniekonzert in Dresden
ſchreibt die dortige Volkszeitung u. a.: Der Soliſt des Abends,
unſer Konzertmeiſter Schiering, trat mit Sibelius: D=Moll=
Geigenkonzert auf den Plan, das hier zum erſtenmal erklang.
Wir Dresdner, nein, wir hatten weiß Gott bisher keine Ahnung,
wver dieſer Schiering iſt, ws er in ſeinent Fgch und darüber hin=

aus als Muſiker bedeutet. Da ſpielt er ein melbernes, muſika=
liſch
überaus belämmertes Konzert von dem jenſeits des muſi=
ſchen
Breitengrades hantierenden Finnen Sibelius und ge=
winnt
! Gewinnt mit allen Trümpfen, die ihm ſein fabel=
haftes
Spiel in die Hand drückt. Schiering zeigte ſich den
tüichtigſten Geigenvirtuoſen ebenbürtig, die ſich je im Opernhaus
verſuchten.
Mit ſeinem Weggang von Darmſtadt am Ende der letzten
Spielzeit hatte Herr Walther Reymer on Landestheater
eine merkliche Lücke hinterlaſſen. Seine große Leiſtung im
Kean und in anderen Roſſen ſteht noch zu ſtark in Erinne=
rung
, als daß ſeine Kunft hätte im Gedächtnis verblaſſen kön=
nen
. Nun konut die Kunde, daß Herr Reymer wieder in
den Verband des Heſſiſchen Landestheaters eingetreten
iſt und in kurzer Zeit in neuen Rollen auftreten wird. Die
letzten Monate verbegchte er auf Caſtſpielreiſen und beendigte
zuletzt einen Gaſtſpielzyklus am Bremer Schauſpielhaus. Die
dortige Tagespreſſe rühmt ſeine geiſtig hochſtehende, vornehme
Künſtlerſchaft und ſchreibt: Der Gaſt zeigte, daß er fähig iſt,
Charaktere aus ihrem inneren Weſen heraus nachzuerleben, ohne
jede theatraliſche Geſte, vornehm und von innen heraus geiſtig
belebr. Auch wir Darmſtädter wiſſen zu würdigen, was wir an
ihm haben, und freuen uns ob dieſer Bereicherung unſerer
Bühne.
*c Poſtaliſche Albernheiten in Frankreich. Als am letzten
30. März die Frankierung der Anſichtspoſtakrten auf 10 Cts.
herabgeſetzt wurde, war dies, wie Progres Civique ſchreibt, für
die Poſtverwaltung ein ausgezeichnetes Geſchäft, denn die Ver=
kehrseinnahmen
daraus ſtiegen von 21 Millionen in 1921 auſ
40 Millionen in 1922. Das war zu ſchön. Auch die Poſtver=
waltung
wollte nicht, daß das ſo fortgehe. Es werden in der
Folge nur gewiſſe Karten weiter zu 10 Cts. frankiert werden
dürfen. Mit 20 Cts. müſſen z. B. infolge jüngſten Ausſchreibens
frankiert werden: Karten, die Auſichten oder Photographien des
Junern induſtrieller Anſtalten: Werkſtätten, Banken, Waren=
häuſer
, Fabriken uſſ. enthalten. Gleichtvohl ſind Karten, die
die Außeuſeite von Auſichten und Photographien dieſer näm
lichen Unternehmnngen wiedergeben, zum Tarif von 10 Cts.
zugelafſen. Dieſe Unterſcheidung iſt köſtlich! Progres Civique
und Quoridien dürfen mit 2 Sous (10 Cts.) die Anſichten ihres
Hausbeſitzes frankieren, nicht aber die ihrer Nedaktionsräume.
Das iſt wunderbar! Ohne Zweifel ſitzt in der Verwaltung eine
alte Bureaukratenſeele, der die Wiedergabe ſolcher Innenräume

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 21. Februar 1923.

Rummer 51.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 21. Februar.
Eine wichtige Entſcheidung.
Der Mieter, der ſich verpflichtet hat, zu einem beſtiutu=
ten
Zeitpunkte auszuziehen, macht ſich, wenn er nicht aus=
zieht
, ſondern im Hinblick auf die Beſcheinigung des Woh=
ningsamts
, daß er im Falle der Vollſtreckung obdachlos
werde, in der Wohnung weiter verhleibt, unter Umſtän=
den
dem Vermieter gegenüber entſchädigungspflichtig. ( Ent=
ſcheidung
des Oberlandesgerichts in Darmſtadt vom
13. Februar 1923, U 10/23.)
* Der beklagte (Mieter) hatte ſich, nachdem er ſeine Hofreite an den
Fläger (Vermieter) veräußert hatte, durch ſchriftliche Ertlärung ver=

Auszahlung der Heeres= und der Verſicherungsrenten beim
1. Die Zahlung der Militärverſorgungsgebühr=

Poſt=

uifſe für den Monat März erfolgt am 26. d. M. Außer der Quit=
ung
iſt die amtliche Beſch
gung und, ſoweit vorgeſchrieben, auch die
nkommenserklärung vorzulegen. Andernfalls ſind Verzögerungen
beim Geldempfang unvermeidlich. Die amtliche Lebensbeſcheinigung
muß d.
Datum des Zahltags tragen; nur für Empfänger, die ihre
verſorgungsgebührniſſe monatlich im Scheck= oder Giroweg er=
Militä
halten, kann die Beſcheinigung an einem der letzten 5 Tage vor dem
Zahltag ausgeſtellt ſein. Die Auszahlung der Verſicherungs=
nenten
A=, J=, K=, O=, II=, W= und AK=Renten) erfolgt am 1. März.
Auch die Quittungen der Verſicherungsrenten müſſen diesmal wieder
amtlich beglaubigt ſein.
*3 Ausprügung von Erſatzmünzen. Bereits durch Geſetz vom
26. Mai 1922 war der Reichsrat ermächtigt, Erſatzminzen über 1. 2,
2 und 5 Mk.
auszugeben. Nun wurde ar durch Geſetz dom 2. d. M. er=

laſſen. Niemand iſt verpflichtet, Erſatzuwilixen im Betrage von mehr
als dem 2fachen des Nenniverts der efnizelnen Münzen in Zahlung
zu nehmen.
* Die Evangelifche Altershilfe Heffen hat ihre Sammlung, deren

zur Uebermittlung an die einzelnen Gemeinden zurückerſtatret, ein weite=

mittluug des zuſtändigen Pfarramtes an die Evangeliſche Al=
kershil

Heſſen=Darmſtadt, Karlſtraße 21, I., zu

zviſſen geweckt wvurden, über die immer neuen Wellen neuer Volksnöte,
die über uns kommen, die alte und doch imer noch ſteigende Not deu
Kreiſe nicht zu dergeſſen, die auf die helfende Liebe angewieſen ſind
als auf den einzigen Somnenſtrahl in nachtdunkler Zeit.
Die diesjährige Tagung der Dorfkirchenvurſteher in Oberheſſen
findet am 26. Februar in Eichelsdorf bei Nidda ſratt. Sie beginnt
mit einer Andacht in der Kirche, die Pfarer Strack=Wallernhauſen hält.
Der hefſiſche Jugendpfarrer, Pfarrer Zentgraf, und ein Laie, Buch=
händler
Sonnenſchein=Marburg, reden über die Frage: Die Kirche und
die Jugend‟ Eine eingehende Beſprechung dieſer wichtigen Frage
durch die Kirchenvorſteher, die zu dieſer Tagung herzlich eingeladen
ſind, ſoll ſich anſchließen. Anſchließend wird noch die Frage behandel
Wie erziehen ſir unſere Gemeinden zu zeitgemäßen Liebesgaben?

April 1922 nicht aus, da er eine andere Wohnung nicht finden
Innte; er wurde durch Urteile des Amts= und Landgerickts zur Räu=
tung
verurteilt; die Vollſtreckung konnte nicht erfolgen, da
as Wohnungsamt beſcheinigte, daß der Mieter obdachlos werden
ürde. Der Vermieter hat deshalb eine Klage gegen den Mieter er=
ben
, in der er beantragt, den Beklagten zu derurteilen, den durch
Verzug eutſtandenen Schaden mindeſtens 100000 Mark, zu
hlen. Das Oberlandesgericht hat dem Antrag dem Grunde nach) ſtatt=
geben
aus folgenden Gründen:
Für das unter den Parteien beſtehende Verhältnis iſt davon aus=
gehen
, daß in Anſehung der von dem Beklagten bisher benutzten
aume ein Mietvertrag beſtanden hat, und daß dieſer Mietvertrag
ih der Erklärung des Beklagten im Schein vom 2. Februar 1922 am
April 1922 ſein Ende ereicht hat. Der Beklagte war verpflichtet,
7 1. April 1922 auszuziehen, und von einer ſtillſchweigenden Fort=
etzung
des Mietverhältniſſes kann bei der hier gegebenen Sachlage
(eine Rede ſein (§ 568 B
). Es iſt vielmehr für die Parteien vom
April 1922 ab die Beſtimmung des § 557 BGB. maßgebend, wvonach,
denn der Mieter die gemietete Sache nicht nach Beendigung des Miet=
ſerhältniſſes
zurückgibt, der Vermieter für die Dauer der Vorenthal=
tung
als Entſchädigung den vereinbarten Mietzins verlangen kann;
dabei iſt die Geltendmachung eines weiteren Schadens nicht ausge=
ſchloſſen
. Der vereinbarte Mietzins iſt hiernach der Mindeſtbetrag
der dem Vermieter zukommenden Entſchädigung, die ſich aber bei
Zerſchulden des Mieters entſprechend erhöhen kann. Im gege=
ſenen
Falle liegt ein Verſchulden des Beklagten vor; er war verpflie
iet, am 1. April 1922 auszuziehen; er hat dieſe Verpflichtung vor=
ätzlich
unterlaſſen und keine Anſtalten getroffen, ſeinen Auszug zu
hewerkſtelligen. Der Beklagte kann ſich nicht darauf berufen, daß er
nach der Beſcheinigung des Wohnungsamts eine andere Wohnung nicht
habe erlangen können, denn er war in der Lage, ſeinen Auszug inſo=
ern
zu bewverkſtelligen, daß er für ſeine Hausmöbel einen Raum be=
hufs
Unterſtellung ſuchte und für ſich und ſeine Familie einzelne
iöblierte Zimmer mietete. Daß dieſe vorübergehende Maßnahme nicht
durchzuführen gewveſen wäre, iſt von dem Beklagten in keinen Weiſe
jachgewieſen worden. Von einer Unmöglichkeit der Leiſtung im Sinne
des 8 285 BGB. kann daher keine Rede ſein; es liegt dielmehr ein vor=
ätzliches
Verſchulden des Beklagten vor, für das er nach § 286 BGB.
inzutreten hat, da er ſeit dem 1. April 1922 mit dem Auszug im Ver=
zuge
iſt.
Der Umſtand, daß der Beklagte nach der Verfügung des Ober=
hürgermeiſters
nicht gezſpungen werden kann, die bisher inne gehabte
ſrung zu verlaſſen, da das Wohnungsamt beſcheinigt, daß der Be=
klagte
pbdachlos werden würde, kann den obigen Erwäg
It
ſters.
entgegengehalten werden, denn die Verfügung des Oberbü
die im allgemeien öffentlichen Intereſſe erlaſſen worden iſt, kann
nicht als geeignet erklart werden, in das Zivilrecht einzugreifen und
die Begriffe Verzug und Verſchulden zu beſeitigen. Der Mieter,
der im Hinblick auf die Verfügung des Oberbürgermeiſters in der Woh=
rurng
verbleibt, tut dies auf ſeine Gefahr und Koſten, da er in der
Lage iſt, ſich eine anderweite, wenn auch unbequeme, Unterkunft zu
erſchaffen.
Erledigt ſind zwei mit katholiſchen Lehrern zu beſetzende Schul=
tellen
an der katholiſchen Volksſchule in Bensheim. Dienſtwohnun=
gen
ſind nicht vorhanden, Mietwohnungen ſind ſchwer zu beſchaffen;
ine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in
Groß=Rohrheim, Kreis Bensheim. Dienſtwohnung iſt nicht
vorhanden, Mietwohnung für einen verheirateten Lehrer in abſehharer
Zeit nicht zu beſchaffen.
Der Perſonenverkehr mit Poſtkraftwagen nach Mainz
iſt vorläufig unterbrochen.
Hefſiſches Landestheater. Urfaſſung des Götz. Am Frei=
tag
, den 23. Februar, 6½ Uhr, kommt Goethes. Geſchichte Goktfriedens
von Berlichingen, alſo die erſte Faſſung des Götz von Berlichingen
zum 1. Male zur Aufführung. Götz: Fritz Valk. Coſifantutte.
Heute abend um 7 Uhr komint als dritte Vorſtellung im Zyklus deutſcher
Meiſteropern Coſi fan tutte zur Aufführung. Doradella Mar=
garethe
Albrecht, Fiordiligi Fanny Cleve, Deſpina Fritzi Jokl, Gug=
lielmo
Theodo: Heuſer, Don Alfonſo Heinrich Kuhn, Ferrando
(wegen Erkrankung des Herrn Enehyelm Ludwig Weller vom Stadt=
theater
in Mainz.
Schule der Weisheit, Darmſtadt. Von miehreren Seiten iſt die
Bitte ausgeſprochen worden, bei den vom 5. bis 7. März ſtattfindenden
Vorträgen über Pſychoanalyſe als europäiſche Yogamethode den Beginn
der nachmittäglichen Vorkräge zu verlegen. Es werden daher Dr. med.
Haeberlin=Bad=Nauheim, Dr. Roufſelle und Graf Keyſerling um 5 Uhr,
ſtatt um 4 Uhr, ſprechen. Die Vorträge von Oskar A. H. Schmitz finden
an den drei Vormittagen um 11 Uihr ſtatt, und zwar im Saal der Schule,
Paradeplatz 2. Teilnehmer werden dringend gebeten, ſich ſobald wvie
möglich ſchriftlich oder mündlich bei der Geſchäftsſtelle, Paradeplatz 2, an=
ßumelden
(Tel. 2086). Preis für den Zyklus von 6 Porträgen für Mit=
glieder
2000 Mk., für Nichtmitglieder 6000 Mk.
Gewerbemufeuu. In den vorderen Räumen des Muſeums hat
der Graphiker Hermann Pfeiffer eine Ausſtellung buchgewerb=
licher
Arbeiten veranſtaltet. Außer kleineren Werken der Gebrauchs=
graphit
enthält die Ausſtellung vor allem Kalender=Illuſtrationen, ſo=
wvie
eine Reihe gebundener Bücher mit Handkolorit aus hieſigem
Privatbeſitz.

Teilnehmer, die ſich drei Tage borher beim Pfarramt angemeldet
haben, ſind zum Mittageſſen Gäſte der Einwohner. Man erwartet auch
in dieſem Jahre eine rege Beteiligung der Kirchenvorſteher und einen
Segen für das kirchliche religiöſe Leben in den Gemeinden von der
Tagung, deren große Teilnehmerzahl im letzten Winter bewieſen hat,
wie zeitgemäß und dem Bedürfnis entgegenkommend die Einrichtung iſt.
Die Abteilung 3 der Allgemeinen Deutſchen Penſionsauſtalt
in Berlin, Erſatzkaſſe für Angeſtellten=Verſicherung, wird mit Wirkung
vom 1. Januar 1323 der Reichsverſicherungs=Anſtalt für Angeſtellte in
Berlin=Wilmersdorf eingegliedert. Bis zum 31. März 1923 ſind jedoch
die Beiträge noch an die Penſionsanſtalt Berlin W. 8. Wilhelmſtr. 68,
zu leiſten, die bis dahin auch noch die Renten und Rentenerhöhungen
auszahlt.
Der Verband mittlerer Vermefſungsbeamten für den Volksſtaat
hält am nächſten Sonntag, den 25. Februar vormittags, eine
G.

Thomasbräu (Börſe). Vorgenannte Zuſammenkunft tritt an Stelle
der Hauptderſammlung, welch letztere wegen Einſtellung des Bahnver=
kehrs
nicht ſtattfinden kann. Mir Rückſicht auf die außerordentlihe
Wichtigkeit der Tagesordnung iſt zahlreicher Beſuch dieſer Verſamm=
lung
unbedingt erforderlich.
Orpheum. Da beim letzten Theatergaſtſpiel infolge des ſtarken
Beſuches zahlreichen Nachfragen nicht entſprochen werden konnte, werden
die Gaſtvorſtellungen für das nächſtemal auf Montag ausgedehnt. Zur
Aufführung gelangt demzufolge am Samstag, Sonntag, Montag, 24.,
25, und 26. Februar, das dreiaktige Luſtſpiel Die berühmte Frau von
Schönthan und Kadelburg, mit den Kunſtkräften des Frankfurter Schau=
pielhauſes
. In den führenden Nollen u. a.: Theſſa Klinkhammer und
Arthur Bauer.
Bei der Ausgabe der neuen Lebensmittelkarten beim
Lebensmittelamt, die jetzt ihrem Ende entgegengeht, hat ſich
herausgeſtellt, daß trotz der Vorſchrift auf dem Lebensmittelaus=
weis
vielfach verſäumt wird, Wohnungswechſel dem
Lebensmittelamt ſofort zu melden. Dadurch wird die Arbeit und
die Abfertigung an den Schaltern weſentlich erſchwert. Es ſei
deshalb auf die dringende Notwendigkeit der Anzeige jeder
Wohnungsveränderung beim Lebensmittelamit erneut hingewie=
ſen
. Aber auch bei Wegzügen von hier wird nicht ſelten ver=
ſäumt
, die Abmeldung bei dem Amte vorzunehmen. Die Folgen
ſind häufiger und oft recht umſtändlicher Schriftwechſel und
dadurch entſtehende nicht unbedeutende Portokoſten nach dem
Wegzug, fobald bemerkt wird, daß Brotkarten ohne ordnungs=
mäßige
Abmeldung nirgends abgegeben werden. Es verſäume
deshalb niemand, ſich beim Wegzuge von hier noch vor der
Abmeldung beim Polizeiamt beim Lebensmittelamt abzumelden.
Die jetzt neu ausgegebenen Marken dürfen natürlich wie die bis=
herigen
erſt nach dem Aufruf beliefert werden.
n. Strafkammer. Eine umfangreiche Verhandlung richtete ſich
gegen den der Unterſchlagung und des Betrugsverſuchs beſchuldigten,
31jährigen Mechaniker Adam Baumann von Neu=Jſenburg, nach=
dem
früher auch das Verfahren ſich auf vorſätzliche Brandſtiftung bzw.
Verſicherungsbetrug erſtreckt hatte. In letzterer Richtung wurde der
damals etwa 3 Monate in Unterſuchungshaft geweſene Angetlagte auf
ſtaatsanwaltlichen Antrag, mangels ausreichender Beweiſe außer Ver=
folgung
geſetzt, und es erwuchs nur die jetzige Anklage. B. betreibt
eine Werkſtatt für Gummiverarbeitung nebſt Vulkaniſierungsanſtalt,
und hat dafür außerhalb des Ortes in einem maſſiven Hauſe Ränme
inne. Ende 1930 war er in ſchwieriger Lage, insbeſondere wurde er
von der Frankfurter Firma H., die ihm 60 Zentner Gummimaterial ver=
hiedener
Art auf Kredit geliefert und ſich vertraglich Eigentumsrecht
daran vorbehalten hatte, mit deren Forderung von 50 (0 Mark ge=
drängt
. Er ſollte nach der Vereinbarung Waren für den Verkauf durch
die Firma H. herſtellen, und zur Sicherung des Gläubigers war jener
Vorbehalt ausbedungen. Ende 1920 hatte B. mit ſeinem Gehilfen
Vogel bis nachmittags in der Werkſtatt gearbeit
, und beide waren
dann nach Frankfurt gefahren, wo B. bei H. um Friſt nachſuchte. Wäl
rend ſeiner Abtveſenheit wurde von Dr
itten in dem verſchloſſenen Be=
trieb
Feuer wahrgenommen, es wurde bald bekämpft und war bei B.8
Rückkehr gelöſcht. An der Brandſtelle fand ſich ein größerer Haufen
teilweiſe eingeäſcherten oder geſchmolzenen Gummimaterials, das nach
B.8 Angaben den von H.
haltenen Vorrat bildete. B. hatte einige
Monate vorher eine Feue
erſicherung abgeſchloſſen und darin u. a.
Matcrialvorräte von 150 000 Mark Werk aufgeführt, obwohl er zurze
im Weſentlichen nur über das von H. Gelieferte verfügte. Er will die
ſo viel höhere Summe mit Rückſicht auf beabſichtigte weitere Waren=
bezüge
ohne jede ſonſtige Abſicht eingeſetzt haben. Der Brand erſchien
nach dem ganzen Befund verdächtig, und es fiel ferner der geringe
Ueberreſt der angeblich vom Feuer ergriffenen 60 Zentner auf. V. er=
hob
bei der Verſicherungsgefellſchaft einen Entſchädigungsanſpruch von
mehr als 100000 Mark, worauf uan ſich ſpäter vorläufig auf 13000
Mark Abfindung einigte. Nach dem Sachverſtändigengrtachten konnte
das Feuer durch Selbſtentzündung, Kurzſchluß oder ſchadhaften Kamin
entſtanden ſein, wenn auch anderer Verdacht obwaltete. Das Gutachten
bezweifelt entſchieden, daß der vorhandene Reſt von einer ſo bedeuten=
den
Menge (60 Zentner) hergerührt habe, und es ging deshalb die An=
klage
dahin, B. habe vor dem Brand oder im Anſchluß daran das unter
fremdem Eigentumsvorbehalt befindliche Material beiſeite geſchafft,
unterſchlagen und eine ihm nicht zukommende Verſicherungsfumme von
90000 Mark betrügeriſch zu erlangen verſucht. Er ſtellte jedoch rechts=
wvidrige
Handlung in Abrede, und die eingehende Beweisaufnahme ver=
mochte
keine volle Aufklärung zu erbringen. Was die Unterſchlagung
anlangt, ſo ließ der erwähnte Vertrag gewiſſen Spielraum bezüglich
des Materialverbrauchs, und es erſchien bei dem Brande nicht aus=
geſchloſſen
, daß vor Feſtſtellung der Ueberbleibſel ſchon manches davon
beſeitigt oder von unbekannter Hand entwendet wau, zumal drei Fuhren
Schutt weggebracht geweſen ſein ſollen. Das Gericht ſprach daher den
Angeklagten mangels Beweiſes frei. Unter Ausſchluß der Oeffent=

Abf. 3 St.=G.=B. ſtatt, und es wurde in dem einen Jall der 26jährige
Portefeuiller Heiurich Rothenbücher aus Mühlheim bei Offen=
bach
unter Einbeziehun
einer

verurteilt.

Eigentümer geſucht. Bei=
Polizeiamt, Kriminal=Abteilung,
Darmſtadt befinder ſich ſeit einigen Monaten ein zweirädriger
Handkarren, wvozu ſich der Eigentümer bis jetzt nicht gemeldet
hat. Näheres Kriminal=Abteilung, Zimmer 8.
Lokale Veranſtaltungen.
hierzinter erſcheinenden Notizen find ausſchließlich als Hinweiſe auf Attzeigen zu
betrachten. iu keinem Falle ixgendwie als Beſprechung oder Kritik.
e. Stadtmiſſion. Am kommenden Sonntag abend findet wie=
derum
ein Lichtbilder=Vortrag ſtatt. Eine Reihe prachtvoller
Aufnahmen, betitelt Auf den Spuren des Apoſtels Paulus, werden
vorgeführt und erklärt werden. Gemeinſame Gefänge und die paſſenden
kurzen Schriftabſchnitte werden das Gehörte und Geſchaute zu einem har=
moniſchen
Bild von dem Wirken des großen Heidenapoſtels zuſammen=
ſchließen
. Der Eintritt iſt frei. Am letzten Mittwoch im Monat (28.
Februar) findet die alljährliche Frühjahrs=Philadelphia=Konferenz ſtatt.
Die Referate beginnen vormittags 10 Uhr und nachmittags 3 Uhr. Es
wverden ſprechen: Pfarreu Koch=Würzburg über das Thema: Das Ge=
bor
der Stunde: Miſſionar Neef=Eberbach über Das Gebet im Namen
feſu. An die Vorträge ſchließt ſich jedesmal eine freie Ausſprache an.
Die Tagung wird beendet durch einen Evangeliſationsvortrag von Pfar=
* Koch, abends 8½ Uhr. Auswärtige Teilnehmer haben die Möglich=
keit
, in der Mittagspauſe einen Teller Suppe und eine Taſſe Kaffee zu

erhalten. Karten ſind in der Buchhandlung am Konferenztage zum
Preiſe von je 100 Mk. bezw. 50 Mk. erhältlich.
Auf das am Donnerstag, den 23. Februar, im Kaffee Bismauck
ſtattfindende Extrakonzert wird hingewieſen. (S. Anz.)
Aus den Parteien.
Von der Deutſchen Volkspartei wird uns geſchrieben:
Am Sonntag, den 25. Februar, findet vormittags bei Sitte, Karlſtraße,
die erſte Zuſammenkunft des Landesausſchuſſes für Handel und Gewerbe

dels, Handwerks und Gewerbes
kommnen.

aus Darmſtadt, aus Kreiſen des Han=
ſind
als Gäſte bei der Tagung will=

Ruhrſpende.
Von den Lokomotiobeamten des Bahnbetriebs=
werks
Darmſtadt wurden 310000 Mark zur Ruhrſpende geſam=
melt
. Dies erfreuliche Ergebnis ermöglicht, daß die erſte Not der aus=
gewieſenen
Lokomotivbeamten aus dem beſetzten Gebiet gelindert werden
kann.
Der Reichsbahndirektion Fraukfurk a. M. wurden von den Be=
dienſteten
der Verkehrs=Kontrolle I Darmſtadt
als 2. Rate für Ruhrhilfe 195 700 Mark überwieſen.

Ein neuer Bildungsweg für Vierzehnjährige.
* Es iſt noch nicht genügend bekannt, daß in Heſſen ſeit zwei Jahren
4 neue Schulen beſtehen, die für ſolche Kinder beſtimmt ſind, welche die
ganze Volksſchule durchlaufen haben und nun eine darüber hinausgehende
allgemeine Bildung erlangen ſollen. Es ſind die 4 deutſchenOber=
ſchulen
auch Aufbau=Schulen genanut: für Knaben zu Alzey, Beus=
heim
und Friedberg, für Mädchen zu Darmſtadt, Lagerhausſtraße 7.
Alle 4 ſind in den Gebäuden der Lehrer= und Lehrerinnen=Seminare un=
tergebracht
; denn hier iſt von Jahr zu Jahr mehr Naum frei, weil nact=
der
neuen Reichsverfaſſung die Seminare verſchwinden müſſen.
hier entſtehenden Oberſchulen ſind durchaus nicht Seminare mit nur an=
derem
Namen; es ſind höhere ſechsklaſſige Anſtalten, deren Entlaſſen=
alles
werden können, was etwa einem Oberrealſchüler offen ſteht, alſo
auch Volksſchullehrer, wenn ſie ſich zu diefem Zwecke hernach noch eine
ebenfalls neu geordnete Fachbildung verſchaffen. Deutſch wird fene
Oberſchule genannt, weil deutſche Sprache und Geſchichte, deutſches Land
und Volk, deutſche Kunſt und Wirtſchaft im Vordergrunde ſtehen, wäh=
rend
die fremden Sprachen zurückgedrängt ſind. Damit ſie den begab=
ten
Kindern aller Schichten zugute kommen, wird kein Schulgeld
verlangt, ſogar noch im Bedarfsfalle eine erkleckliche Beihilfe gege=
ben
; zu Alzeh, Bensheim und Friedberg gewährt ferner der Staat imr
Anſtaltsgebäude freie Wohnung und zu niedrigem Preiſe auch die Koſt,
Der Eintritt, deſſen Anmeldung in den nächſten 14 Tagen zu geſchehen
hat, iſt ohne beſondere Vorbereitung möglich; tüchtige Volksſchulkennt=
niſſe
reichen aus. Sehr Begabte werden ſogar ſchon nach ſieben Volks=
ſchulfahren
aufgenommen. Damit iſt den Eltern die Wohltat erwieſen,
daß ſie nicht ſchon im 10. Lebensjahre über des Kindes Zukunft entſchei=
den
müſſen; ja, am Schlüſſe der Oberſchule, alſo im 19. oder 2. Jahre,
iſt zur Berufswahl noch Zeit.
Die Not der akademiſchen Kriegsteilnehmer.
Der Reichsverband der akademiſchen Kriegsteilnehmer ſchreibt uns:
Der Verwaltung der Nothilfe für akademiſche Kriegsbeſchädigte, Kriegs=
gefangene
und Kriegsteilnehmer, München, Schellingſtr. 138, lagen für
den Reſt des Winterſemeſters 1922/23 Hunderte von Geſuchen vor, aus
denen das wachſende Elend der akademiſchen Kriegsteilnehmer in be
ſonders ergreifender Weiſe hervorging. Meiſt handelt es ſich um
Kriegsbeſchädigte, welche durch ihre Feldleiden immer wieder an einem
zuſammenhängenden Studium gehindert werden. Zur Werkarbeit ſind
ſie nur ſelten imſtande; zwingen Hunger und Not ſi= trotzdem dazu,
o ſtellt ſich als Folge meiſt in kurzer Zeit ein neuer Rkückfall in ihr
altes Leiden ein. Aber auch viele, die geſund heimkehrten, ſpüren fetzt
die Folgen der dauernden Unterernährung: hochgradige Nerpoſität und
Mangel an Konzentrationsvermögen lähmen immer wieder ein erfolg=
reiches
Studium. Zu der Zahl der akademiſchen Kriegsteilnehmer rech=
nen
auch zahlreiche aktive Offiziere, die ihren Beruf wechſeln mußten
und nunmehr, nur auf ihre kärgliche Penſion angewieſen, unter unſäg=
lichen
Schwierigkeiten das Hochſchulſtudium durchführen.
Das deutſche Volk hat ein hohes Intereſſe daran, daß dieſe Kreiſe
nicht verſinken, ſondern in die Lage gebracht werden, ihr Studium zur
Abſchluß zu bringen. Dies fordert nicht nur die Dankbarkeit für di
großen Leiſtungen, welche die akademiſchen Kriegsteilnehmer für ih
Land vollbracht haben, ſondern auch der Gedauke, daß gerade ihnen
beim Neuaufbau Deutſchlands und bei der Arbeit um die Stärkung des
Nationalgefühls eine bedeutende Aufgabe erwächſt.
Die Arademiſche Nothilfe hat bisher in vielen hundert Einzelfällen
geholfen, wozu ſie auf Grund der Verbreitung des Reichskriegsteil=
nehmerverbandes
an faſt ſämtlichen deutſchen und öſterreichiſchen Hoch=
ſchulen
beſonders gut in der Lage war. Erſt Anfang Februar wurden
erneut faſt 2 Millionen
ark an Unterſtützungen zur Auszahlung ge=
bracht
. Doch fällt es immer ſchwerer, für die nächſt
Ausſchüttung im
Ma: 1923 der Geldentwertung entſpreihende Summ
en aufzubringen
zir bitten daher alle Freunde und Gönner der Nothilfe, einen entſpre=
chenden
Beitrag zur Unterſtützung notleidender akademiſcher Kriegsteil=
nehmer
auf das Poſtſcheckkonto München 13 921, oder auf das Kontv
der Deutſchen Bank, Filiale München, Depoſitenkaſſe, Reichenbachſtr. 1,
einzuzahlen.
Parlamentariſches.
* Der Finanzausſchuß ſtimmte in ſeiner geſtrigen Sitzung
der (bereits ausgeführten) Erhöhung der Teuerungszu=
chlage
für Beamte ohne Debatte zu. Eine Angelegenheit, die den
Landtag bereits in früheren Jahrzehnten, oſt beſchäftigt hatte, iſt die
Rheinfähre NordheimRheindürkheim. Ein Antrag
der Abgg. Glaſer und Dehlinger wollte dafür neuerdings einen Staats=
zuſchuß
. Die Regierung hat ſich bereit erklärt, im Rahmen der beſtehen=
den
Beſtimmungen ihren Beitrag der Geldentwertung entſprechend zu er=
höhen
. Daraufhin haben die Abgeordneten ihren Antrag zuruckgezogen.
Ein Antrag des Ortskartells Lampertheim um Gewährung der
Sonderzulagen wird bis zum Eingang der Antwort der Reichs=
regierung
zurückgeſtellt. Ein Antrag des Abg. Hoffmann=Alzey um An=
baſſung
der Entſchädigung für Viehverluſte an den geſunkenen Geldwert
oweit es ſich um verzögerte Auszahlung handelt, wird, aus grundſätz=
lichen
Erwägungen heraus, abgelehnt. Der Staatsbeitrag für
die epileptiſche Anſtalt in Nieder=Ramſtadt wird auf
8 Millionen Mark erhöht, und der Regierungsvorlage, betr. die Er=
bauung
von Dienſtwohnungen und Amtsräumen für
die Kreisarzte in Offenbach, Worms und Gießen, zugeſtimmt. Eine
Eingabe des Vundes der Kinderkeichen, Ortsgruppe Offenbach, um Ge=
währung
von Holz aus Staatswaldungen, wird aus
Prinzipiellen Gründen abgelehnt. Für erledigt erklärt wird eine Vor=
ſtellung
des Reichsverbandes der Irrenärzte um Neuregelung ihrer Ein=
gruppierung
in die Beſoldungsordnung, ebenſo mußte
leider der Antrag Neumann abgelehnt werden, der die Errichtung
einer Klinit für Schleimhauttuberkuloſe in Gießen
forderte. Die Koſten würden ſich nach den Dezemberpreiſen allein für
den Rohbau ohne jede Inneneinrichtung und Ausſtattung auf 777 M
lionen Mark belaufen. Fürdie Freie Künſtlerſchaft hat die
Regierung eine ſoziale Maßnahme getroffen, die ſehr begrüßt und ein=
ſtimmig
gebilligt wurde. Sie hat um den Betrag von 4 Millionen Mazk
Materialien (wie Gips, Farben, Pinſel uſw.) angeſchafft, und gibt dieſe
gegen Erſtattung des Selbſtkoſtenpreiſes ab. Der Reſt der Sitzung war
ausgefüllt mit der Ausſprache über die zu gründende
Heſſiſche Staatsbank.

An das Referat des Berichterſratters ſchloſſen ſich längere Ausfüh=
rungen
des Finanzminiſters und einiger Abgeordneter. Grundſätzlich er=
klärte
ſich der Ausſchuß mit der Gründung des neuen Inſtituts, das voſ
allen Dingen der Kreditbeſchaffung für Staat und Gemeinden dienen ſol,

einverſtanden.

Abfindung des Großherzogs verhandelt werden. Darauf foll.
der Reſt der Tagesordnung ſeine Erledigung finden.
Vermutlich wwird in der nächſten Woche mit der Beratung des
Staatsvoranſchlags für 1923 begonnen werden können.

F Arheilgen; 19. Febr. Neuerdings wutde der Preis für 1600 Gr=
Kartenbrot auf 615 Mk. feſtgeſetzt. Da die letzten Holzver=
ſteigerungen
der Oberförſterei Kranichſtein für ungültig erklärk
wurden, finden bis auf weiteres keine Verſteigerungen mehr ſtatt. Die
zu de: Oberförſterei zählenden Ortſchaften haben da3 Holz erworbeil,
und wird dasfeibe an die Holzbedürftigen zum Steigpreis abgegeben.
Auch hier fanden Gas= und Waſſerpreife infolge deu hohen

erhoben wird.
Griesheiu b. D., 20. Febr. Ein großer Einbruchs
diebſtahl wurde in dem Warenhaus Löb hier ausgeführt. Die Eiſſ=
brecher
gekangten durch den Keller in das Gebäude, überwältigten inl
cinem Zimmer, das ſie paſſieren mußten, einen alten Mann, den Schwil=
gervater
des Inhabers, den ſie feſſelten und durch Ueberwerfen von Kiſſell
unſchädlich machten. Hierauf drangen ſie in die Ladenräume ein, wo ſie
ſich unter Zurücklaſſung ihrer alten Kleider von Kopf bis zu Fuß neil
ausſtaffierten. An Beute fielen den Einbrechern fertige Waren ſoiwie.
Stoffe im Werte von einigen Millionen Mark in die Hölde. Nach Aus=
ſage
des alten Mannes ſoll es ſich um drei Männer handeln, von denell
der eine ſich einer fremden Sprache bediente und Maske trug, Ermitke=
lungen
ſind im Gange.
ch. Griesheim, 20. Febr. Fcuex. Auf dem Speicher eines
Hauſes in der Schöneweibergaſſe, das einer Witwe gehört, waren auf
unerklärliche Weiſe Kleider in Brand geraten, wodurch ein kleiner
Dachſtuhlbrand entſtanden war. Das Feuer konnte noch vor dem Einl=
treffen
der Feuerwehr gelöſcht werdein.
r. Pfungſtadt, 20. Febr. Holzverſteigerung. Bei der letz=
tenr
Holzyerſteigerung, bei der 164 Kiefernſtäume 2., 3. und 4. Klaſſe
aus der Malcher Tanne zur Verſteigerung gelangten, löſte die Gemelutde
insgeſamt 39 660 000 Mark. Durchſchnittlich kam ein Feſtmeter auf über
300 000 Mk. Milchpreis.
Durch Erhöhung des Stallpreiſes iſt
der Kleinverkaufspreis für 1 Liter Milch auf 550 Mauk feftgeſetzt wordeil.
hr. Nieder=Roden, 20. Febr. Jagdverpachtung. Die hieſige
Gem indeiagd it für vier Millionen Mark Pachtgeld an einen Offeu=
bacher
Heirn verpachtet worden. Der Pächter muß außer dieſem Bee
trage noch 2,4 Milliouen Mark Staatsſtuvelkoſten tragen.

[ ][  ][ ]

Rummer 51.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 21. Februar 1923.

Seite 5.

zt. Nieder=Namſtadt, 19. Fehr. Geſtern abend fand die erſte Deko=

treter des Hauptausſchuſſes wies in ſeiner Anſprache auf die Bedeutung
der Ziele des Odenwaldklubs hin und gab ſeiner Freude darüber Aus=
druck
, daß die hieſige Ortsgruppe in der kurzenr Zeit ihres Beſtehens einen
ſo kräftigen Aufſchwung nahm. Ganz beſonders freute er ſich darüber,
daß eine ganz anfehnliche Anzahl Herren, darunter zwei Schüler, erſt=
mals
mit dem goldenen Abzeichen dekoriert werden konnten. Der Vor=
ſitzende
der Ortsgruppe ſchilderte in einem Rückblick die nähere Eukwvick=
lung
. Im Mai v. J. fanden ſich einige weuige Herren zur Gründung
der Ortsgruppe zuſammen. Der rührigen Tätigkeit einiger Heeren war
e8 zu verdanken, daß dieſe bereits heute über 70 Mitglieder zählt. Zur
Verſchönerung der Feier trugen beſonders bei Herr und Fräuſein Trink=
witz
ſowie Herr v. Dungen aus Darmſtadt durch ihre ganz wunderbaren
Muſikvorträge; auch das altbeliebte Mitglied, Herr Evers aus Darm=
tadt
, durch ſeine teils humorvollen, teils ernſten Verträge. Fräulein
Schad trug einen kunſtvollen, durch Herrn Ever3 verfaßten Prolog vor.
Nicht unerlvähnt bleiben darf die vortreffliche Klavierbegleitung der
Frls. Schad und v. Dungen. Der Wanderbericht, durch den rührigen
Schriftführer Herrn Althaus ausgearbeitet, bot in der humorvollen Art
des Vortrags manche angenehme Erinnerung an die ſtatrgehabten Wan=
derungen
und rief nicht ſelten große Heiterkeitsſtürme hervor. Mit dem
begeiſterk aufgenommenen Schlußgeſang des Deutſchlandliedes fand die
Feier ein Ende.
Gruß=Bieberau, 19. Febr. Hier fand eine ſehr gut beſuchte Ver=
ammlung
der Deutſchnationalen Volksdartei ſtatt, in
der Herr Abg. Prof. Dr. Werner über die politiſche Lage ſprach. Die
Verſammelten lauſchten ſeinen faſt zweiſtündigen Ausführungen mit
größter Spannung. Auch in Niedernbauſen ſprach Dr. Werner
über die politiſche Lage. Aus der ganzen Umgegend war man herbei=
geeilt
, um den Ausführungen zu folgen. Vertreten war Lichtenberg,
Steinau, Nonrod, Meßbach. Groß=Vieberau, Werſau, Brensbach, Frän=
kiſch
=Crumbach und Reichelsheim. Herr Geſchäftsführer Süiß=Darm=

lung füir die Vartei brachte ein ſehr ſchönes Ergebnis, auch erfolgten
über 20 Ne anmeldungen, ſodaf die Ortsgruppe Niedernhauſen mit
dieſem Ergebnis ſehr zufrieden ſein bann.
Erbach, 19. Febr. Hier fand ein Lichthildervortrag des Herrn
Poſtſekretär a. D. Süß=Darmſtadt über das Ruhrgebiet und ſeine
Induſtrie ſtatt, der gut beſucht wan. Der K=äze; verſtand es, die Be=
deutung
des Ruhrgebietes ſeinen Zukörern i. roi vor Augen zu füh=
ren
. Reicher Beifall ward dem Redner für jeine Qusführungen zuteil.
Eine Sammlung brachte zuſammen mit dem Eint=1443geld eine Summe
von 36 000 Mk. ein.
Birkenau, 18. Febr. Kinderſegen. Vorgeſtern wurde die Witwe
Peler Wilderotter 2. zur letzten Ruhe beſtattet. Sieben Söhne
und drei Töchter umſtaarden das (rah der Mutter. Im ganzen wvaren
8 zwölf Geſchwiſter, neun Sähne und drei Töchter; ein Sohn iſt im
Weltkrieg gefallen und ein zter wiid heute noch dermißt. Bei dem
ſiebenten Sohne, Ernſt, übec gst; unſer daualiger Großherzog Ernſt
Ludwig Patenſtelle. Rusrnotge einiſchaſt. Die für das
Ruhrgebiet veranſtaltete Haurzab die ſchöne Summe von
106 00 Mazk. Kerr Barp:: .. -mſait lkeß zu demſelben Zweck aus
ſeinem Bankfonty 530 000 Zus zlerſchr. Außerdem ſpeudete er für
die Ortsaumen und die briden Srinu-rationen 20) 000 Mark.
zh. Zwingenberg a. 2.
B. 13. Jrür. Auf dem Friedhofe
haben Diebe an dem B=i;,, dei an der Außenmauer der Leichen=
halle
angebracßt iſt, ein Si. Bleirohr abgeſchnitten und geſtrilen.
odesfall. Hier ſtarb der an der Bezirkskaſſe ſeit Jaßren tätige
Rechnungstat Ahlheim nach längirer Kraukheit. In der Hauptver=
ſanrmlung
des Odenwaldkluhs erſtattete der Vorſitzende Ober=
amtmann
Jäger den Jahresberich. Die Optsgruppe hat im letzten
jahre ſecks Tages= und ſechs Halbtageswanderungen unternommen
7 Damen und 18 Herren konnten mit dem goldenen Wanderabzeichen
ausgezeichet werden. Der bisherige Vorſtand wurde mit einer Aus=
ſtahme
wiedernewählt.
z. Erzhaufen, 20. Febr. Die Bezugs= und Abſatzgenoſ=
ſenſchaft
hielt eine Zuſammenkunft ab zuecks Bezugs von Setzkautof=
feln
, Frühjahrsſaatgut und künſtlichem Dünger. Den Mitgliedern wird
angeraten, ihren Bedarf baldigſt zu beſtellen, da das Angebot in den vor=
genannten
Artikeln gering und die Zeit zum Bezug kurz bemeſſen iſt.
Die hieſige Spar= und Leihkaſſe, G. m. b. H., hat für 1923 den Ziusfuß
für Spareinlagen auf 6 Prozent und für Gelder, die geliehen werden, auf
11 Prozent feſtgeſetzt. Mit Bezug von Waren, wie Mehl, künſtlichem
Dünger u. dal., hat die Sparkaſſengenoſſenſchaft bis jetzt ſchon ganz ſchöne
Erfolge erzielt.
th. Langen, 20. Febr. Diebſtähle. In einer der letzten Nächte
ſind hier zwei Fahrräder geſtohlen worde. Die Diebe mußten dabei
in den Keller eines Hauſes einſteigen, um ihre Beute zu erreichen.
Die Franzoſen beabſichtigen, die Wohnung des aus dem beſetzten
Zebiete ausgeiieſenen Oberförſters Raiß mit franzöſiſchen Zollbeamten
zu belegen. Nach Sprendlingen zu iſt übrigens eine Straßemwache auf=
eſtellt
worden, die beſonders den Fuhrwerksverkehr einer eingehenden
Kontrolle unterzieht. Im nächſten Monat wird für Langen, Egelsbach,
Zötzenhain, Offenthal und Dreieichenhain wieder eine ſtaatliche Ge=
fellenprüfung
abgehalten werden.
yr. Mainz, 19. Febr. 52 Deurſche befinden ſich gegenwärtig in
Militärabteilung des rheinheſſiſchen Provinzial=Arreſthauſes in
Unterſuchungshaft. Gegen ſie alle ſchwebt ſeitens der Fvanzoſen ein
mnilitärgerichtliches Verfahren.
rh. Mainz. 20. Febr. Ein Zechpreller aus Wiesbaden, der
ich hier als einen veichen Hotelbeſitzer aus dem Lahntal aufſpielte,
wurde feſtgenommen. Desgleichen wurde in der Hinteren Bleiche ein
rbeiter wegem Hausfriedensbruchs feſtgenonmen.
nr. Bingeu, 19. Febr. Die hieſige Zollhalle iſt von den Fran=
ſſen
beſetzt werden. Ein vor mehreren Tagen unternomuener Verſuch
ar geſcheitert. Das Perſonal verſieht unter Proteſt den Dienſt weiter.
nt. Holzhauſen vor der Höhe, 20. Febr. Aus dem Vereins=
immer
eines hieſigen Gefſangvereins haben Diebe die in früheren
jahren errungenen wertvollen Ehvenpreiſe des Vereins geſtohlen. Einer
er jugendlichen Täher konnte feſtgenommen werden.
R. Gießen, 20. Fehr. Wohnungsprämien. Für die Frei=
achung
größerer Wohnungen wird jetzt von der Stadt ein angemeſſe=
er
Beitrag gewährt. Hierfür hat die Stadtverwaltung einen Kredit
von anderthalb Millionen Mark bereitgeſtellt.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Die goldenen Sppren des Zigeunerhaupt=
manns
Petermann beſchäftigten kürzlich die hieſige Kriminalpoli=
zei
. In einer Schankwirtſchaft am Oſtbahnhof ſaßen mehrere Männer,
denen man ſofort die Zigeuner anſah, bei einer aungenſcheinlich ſehr
ſchwierigen Rechenaufgabe. Es ergab ſich, daß ſie bei einer Berechnung
über ein Kaufgeſchäft waren, bei dem es ſich um ſchweres Geld handelte.
Die Zigeuner kamen mit der Umrechnung nicht zurecht und wandten ſich
um Hilfe an ein paar andere Gäſte, die ſich auch bereitwilligſt ihnen zur
Verfügung ſtellten. So kamen dieſe Gäſte, Kriminalbeamte, dahinte
daß es ſich um den beabſichtigten Verkauf, von einem Paar goldenen
Sporen aus dem Nachlaß des verſtorbenen Zigeunerhauptmanns Peter=
mann
handelte. Die Sporen waren einer Goldaufkaufsſtelle angeboten
worden, und die Zigeuner rechneten nun nach, ob ſie bei dem Angebor
der Ankaufsſtelle zurecht kämen oder bielleicht übers Ohr gehauen wären.
Ihre Anſtrengung war wohl der Mühe wert, denn e3 handelte ſich um
diele Millionen. Weil nun aber in der letzten Zeit alle möglichen wert=
vollen
Goldſachen, namentlich auch ans Muſeen, geſtohlen worden ſind.
ſo nahmen die Beamten die Zigeuner einmal mit nach dem Polizeipräſi=
dium
und beſchlagnahmten die Sporen bei der Ankaufsſtelle in der Ora=
lkienſtraße
. Das ſind ganz außerordentliche Stücke, maſſiv aus reinem
Gold, etwa 2 Pfund ſchwer. Die Rädchen beſtehen aus durchlöcherten
20=Markſtücken, die Kappen aus reinem Gold, in Eichenlaub und Eichen
gehämmert. Ihr Beſitzer wurde feſtgeſtellt als ein Jaczy Petermann,
der Sohn des verſtorbenen Hauptmanns, der mit ſeiner Familie in Gör=
itz
wohnt. Er behaupket, daß die Spören zu dem alten Familiengold der
Petermauns gehören und ein Hauptſtück des Familenſchmuckes darſtel=
ten
. Bei dem gegenwärtigen hohen Goldpreiſe wollte er ſie mit anderen
Sachen aus dem Familienſchatz zu Geld machen, um mit dem Millionen=
erlös
einen großen Pferdehandel zu betreiben. Petermann wurde frei=
gelaſſen
, die Sporen wurden ihm wieder ausgehändigt.
Der Dollarſturz als Strafvollſtrecker. Das Sinken
Des Dollars hat auch für den kürzlich wegen deutſchfeindlicher Aeußerun=
gen
von dem Schöffengericht Tempelhof zu 6 Monaten verurteilten
Eſchecho=ſlowakiſchen Ingenieur Reimann die üble Folge, daß er vorläufig
uoch in Haft bleiben muß. Bekanntlich hatte das Gericht ihm die Haft=

Hüßzer mehreren tauſend tſchechiſchen Kronen auch 400 Dollars abgenom=
Men worden. Damals ſtand der Dollar auf 30 000 Mark. Infolge der
Narkſteigerung iſt es dem Angeklagten bisher noch nicht möglich geweſen,
den Betrag von 15 Millionen Mark aufzubringen, um ſo weniger, als
die Reichsbank es abgelehnt hatte, die Dollars von der Gerichtskaſſe zu
dernehmen. Dem Vernehmen nach ſollen, an der zu hinterlegenden
umme Reimanns noch 7 Millionen Mark fehlen. Er wird daher uohl
Eeihe Strafe in Deutſchland abſitzen wüſſen,

Eine neue Papſt=Spende.
Leipzig. Der Papſt ſtellte auf Anſuchen des Deutſchen Für=
ſorgebureaus
in Leipzig (Prof. Woltereck) durch Vermittelung des Kar=
dinal
=Erzbiſchofs von München, Faulhaber, in hochherzigſter Weiſe wie=
derum
40 000 Lire (zurzeit gleich 3040 Millionen Mark) zur Ver=
fügung
, um bedürftigen lungenkranken Studierenden
der deutſchen Hochſchulen einen Kuraufenthalt zu ermöglichen.
Geſuche ſind durch Vermittelung der örtlichen Fürſorgeſtellen der ein=
zelnen
Hochſchulen umgehend an das genannte Fürſorgebureau in Leip=
zig
, Roßſtraße 14, einzureichen. Angeſichts der ſteigenden Not und
der im beſonderen immer mehr auch unter den Studenten um ſich grei=
ſcnden
Tuberkuloſe iſt dieſer neue Bewveis der edlen Fürſorge des
Heiligen Vaters aufs wärmſte zu begrüßen. Die neue Spende iſt für
bedüirftige Studierende aller Bekenntniſſe beſtimmt.
Die Groß=Hamburg=Frage vertagt.
Hamburg. Die ſtaatliche Preſſeſtelle Hamburg keilt mit: Die
für den 16. Februar anberaumte Weiterfüihrung der Verhandlungen zwi=
ſchen
Hamburg und Preußen über die Groß=Hamburg=Frage iſt infolge
der Ereigniſſe im Ruhrgebiet bis, zum März verhagt worden.
Wiederaufnahme der Paſſagierbeförderung nach der Levante durch die
Deutſche Levante=Linie.
Die Deutſche Levante=Linie, Hamburg, hat in letzter Zeit eine grö=
ßere
Anzahl durchweg neuer Frachtdampfer in Dienſt geſtellt, die Ein=
richtungen
zur Beförderung von 17 Paſſagieren beſitzen. Drei bis vier
monatliche Abfahrten ſind vorgeſehen und die Paſſagierpreiſe einſchließl.
Verpflegung am Kapitänstiſch, nach Malta, Patras, Piraeus, Volo und
Salonik auf 15 K, nach Alexandria, Jaffa, Haifa und Beirut auf 20 X
feſtgeſetzt. Für Kinder zwiſchen 1 und 10 Jahren wird die Hälfte des
Fahrpreiſes berechnet, während Kindern unter einem Jahre Freifahrt
gewährt wird.
Neue Dampfer der Hamburg=Amerika=Linie.
Der Nordamerika=Dienſt der Hamburg=Amerika=Linie iſt wiederum
durch die Indienſtſtellung eines neuen Paſſagierdampfers verſtärkt wor=
den
. Die auf der Howaldtwerft in Kiel erbaute Thuringia hat am
22. Januar ihre erſte Reiſe nach Neu=York angetreten, nachdem ſie wenige
Tage vorher von den Howaldtwerken=Kiel an die Reederei übergeben
worden war. Der 11343 Br.=Reg.=T. faſſende, 144 Meter lange und
13 Seemeilen laufende Dampfer iſt ein ſogenanntes one=cabin=ſhip, d. h.
er hat nur eine Kajütspaſſagierklaſſe und eine 3. Klaſſe. Die 3. Klaſſe
zeichnet ſich dadurch beſonders aus, daß nicht nur ein großer Teil der
3. Klaſſe=Fahrgäſte in Kammern untergebracht werden kann, ſondern
daß außerdem das Wohndeck durch behagliche Kammerräume erſetzt wor=
n
iſt. Die Thuringia befördert in der Kajüte 140, in der 3. Klaſſe
652 Paſſagiere. Die Südamerikaflotte der Hamburg=Amerika=Linie iſt
um den auf dem Bremer Vulkan erbauten Frachtdampfer Heſſen ver=
mehrt
worden. Bei einem Druttoraumgehalt von 8100 Regiſtertons und
einer Tragfähigkeit von 11 600 Tonnen hat das Schiff eine Geſchwindig=
keit
von 12 Knoten. In behaglichen Kammern kann eine beſchränkte Zahl
von Paſſagieren aufgenommen werden. Eine Klrhlanlage von 42000 cbfs.
dient zum Transport von Gefrierfleiſch. In den Levantedienſt wurde
der 980 Br.=R.=T. große Dampfer Sebenico eingeſtellt. Das von den
Union=Werken in Boitzenburg erbaute Schiff iſt für die Frachtbeförderung
beſtimmt und hat am 29. Januar ſeine erſte Ausreiſe nach Alexandrien
angetreten. Von den noch im Bau befindlichen Schiffen der Hamburg=
Amerika=Linie iſt am 19. Januar ein Schweſterſchiff der Thuringia,
die Weſtphalia auf den Howaldtwerken in Kiel, zu Waſſer gelaſſen
tporden.
Brand einer Irrenanſtalt.
Neu=York. Bei einem Brande in der ſtaatlichen Irren=
anſtalt
von Manhhattan ſind geſtern morgen um 5 Uhr 22
Patienten und drei Krankenſchweſtern verbrannt
E3 herrſchte große Kälte. Viele von den Patienten haben in ihre
Iſolierzellen den Tod gefunden. Andere entkamen in das ſchneebedeckte
Land, wurden aber ſchließlich wieder ergriffen.

Spiel, Sport und Turnen.
St. Turn= und Sportwerbefeſt im Großen Haus
des Landestheaters. Der Ausſchuß für Leibesübungen hat ſich
nun endgültig entſchloſſen, das große Turn= und Sportwerbefeſt am
Samstag, den 3. März, ſtattfinden zu laſſen. Die Veranſtaltung ſoll im
großen Rahmen ſoweit auf der Bühne möglich einen Einblick in
die verſchiedenen Arten der Leibesübungen bieten, welche in unſerer Stadt
betrieben werden. Der Zweck iſt, den nicht ſelbſt Körperkultur treibenden
Mitmenſchen die Vielſeitigkeit der Leibesübungen im allgemeinen und die
Beſonderheiten jeder Art, wie ſie ſich ergänzen in einer mannigfaltigen
Weiſe, zu zeigen=, damit jeder und jede ſich auswählen kann, was Sinn
und Körper zuſagt. Alle Uebungen ſtreben darauf hin, den Körper ge=
lenkig
und geſchmeidig zu machen, ihn abzuhärten gegen alle Unbilden,
und zu allen Anforderungen zu befähigen, die an ihn herantreten können.
Die Veranſtaltung ſoll aber auch zeigen, wie der Menſch ſeinen Körper
bewußt beherrſchen lernt, mit Turnen und Sport ſeinen Willen, ſeine
Ausdauer und ſeinen Mut mit Selbſtvertrauen ſtählt, nicht minder, wie
in der vollendeten Durchbildung des Körpers in Haltung und Bewegung
er dem Auge Bilder voll Anmut und Schönheit bietet. Daneben ſoll auch
auftlärend gewirkt werden, um alle der Sache noch Fernſtehenden, außer
der Jugend, die ſich, natürlichem Drange folgend, gerne Turnen, Sport
und Spiel hingibt, auch deren berufene Erzieher, Eltern und Lehrer, und
nicht zuletzt die geſählten Vertreter des Volkes zu gewinnen. An alle er=
geht
der Ruf, zu kommen, zu ſehen, zu verſtehen und mitzuhelfen, nicht
nur die opfervolle Tätigkeit der in ſelbſtloſer Vereinsarbeit Stehenden
in ſchönen Reden zu loben, ſondern mit Rat und Tat zur Seite zu treten.
Nur in Zufammenarbeit aller Kreiſe und Stände kann unſer Volk und
unſere Jugend in ihrer großen Maſſe körperlich, geiſtig und ſittlich wie=
dergeſunden
. In dieſem Sinne iſt es denn auch freudig zu begrüßen, daß
ſich unſere Turn= und Sportvereine zu gemeinſamem Tun freudig zu=
ſammengefunden
haben und gemeinſam ihr Beſtes zeigen wollen.
II. Der Darmſtädter Schwimmklub Jungdeutſch=
anb
ging als Sieger aus dem am letzten Sonntag im Hallenbad aus=
getragenen
Klubwettkampf gegen Nikar=Heidelberg hervor. Eine aus=
verkaufte
Halle zeigte das Intereſſe des Darmſtädter Sportpublikums,
deſſen Erwartungen voll und ganz erfüllt wurden. Es konnte ſich von
der Leiſtungsfähigkeit nicht nur der erſten Mannſchaft, ſondern auch von
der der Jugend überzeugen, die zu den beſten Hoffnungen berechtigt.
Die Heidelberger Gäſte hatten ihre beſten Leute nach Darmſtadt geſchickt,
um hier ihren im vorigen Jahr errungenen Sieg zu verteidigen. Von
den ausgeſchriebenen Wettkämpfen fielen jedoch nur drei nach heißem Nin=
gen
an Nikar, und zwar die 4X2=Bahnen=Lagenſtaffel, die 5X2=Bahnen=
Buſtſtaffel und das Streckentauchen. Den ausgezeichneten Bruſtleuten
Heidelbergs gelang es. in dieſen Staffeln die Darmſtädter Manuſchaft
knapp, aber ſicher zu ſchlagen. Die Stärke der Darmſtädter liegt jedoch in
den bel. Staffeln, in denen ihnen der Sieg nicht zu entreißen war, ob=
wohl
ſie durch Erſatz ſtark geſchwächt waren und Jugendſchwimmer in
der Linken einſpringen mußten. Die 10X2= und 5X4=Bahnen bel. Staffel
wurden mit mehreren Sekunden Vorſprung gewonnen, die 2, 4, 6, 8,
4, 2 Bahnen bel. Staffel, das ſchönſte Rennen des Tages, mit 2½ Bah=
nen
Vorſprung. Ebenſo konnten die Damen in der 3X2=Bahnen bel.
taffel und die Springer den Sieg für Darmſtadt entſcheiden Lwwiſchen
dieſen qualifizierenden Wettkämpfen maßen ſich die Jugend= und Knaben=
ſchzvimmer
in internen Staffeln und Einzelrennen, die ein ausgezeich=
netes
Bild von der Qualität des Nachwuchſes gaben. Nach dieſen ſchönen
Erfolgen gehen die Darmſtädter Mannſchaften neuen Kämpfen entgegen,
und zwar als nächſtem am 4. März in Frankfurt und an einem noch feſt=
zuſetzenden
Termin in München, wo der im ganzen Schwimmverband mit
Spannung erwartete Klubwettkampf gegen V. f. v. S. München ſtatt=
finden
wird. Ueber dieſe Veranſtaltungen werden wir jeweils berichten,
St. Ausſchuß für Leibesübungen Darmſtadt. In
der letzten Sitzung am 15. Februar waren 4 Vorſtandsmitglieder, 16
Verkreter von Vereiten und 9 Vertreter von Schulen anwefend. Der
Vorſitzende berichtete über den Plätzevertvag mit der Stadt, der nicht
unterſchrieben werden könne, weil der Ausſchuß und die Vereine ſich
untragbare Laſten nicht aufbürden dürfen; ferner über den Beirat und
das Landesamt für Leibesübungen, die nun ihre Verhandlungen be=
gonnen
haben, nachdem der Beirat offiziell anerkannt ſei. Den Haupt=
punkt
der Sitzung bildete wiederum das große Turn= und Sportwverbe=
feſt
, das nun am 3. März im Großen Haus des Landestheaters ſtatt=
findet
. Von den Vereinen wurden bereits 750 Eintrittskarten vor=
beſtellt
, der Reſt wird frei verkauft. Den Vereinsmitgliedern ſtehen die
Karten zu einem bedeutend ermäßigten Preis zur Verfügung. Ihre
Mitvirkung bei dem Werbefeſt haben bereits als ſicher zugeſagt: die
Turngemeinde Darmſtadt, die Turngeſellſchaft und die Turngemeinde
Beſſwngen ſowohl mit ihren Turnerriegen, als auch den Sport= und
den Turnerinnen=Abteilungen: ferner der Darmſtädter Fechtklub, der
Velozipedklub, die Kraftſportvereinigung, der Schwimmklub Jungdeutſch=
land
und eine Gruppe der Bezirksſcmle IV. Die Durcharbeituing und
Feſtlegung der einzelnen Vorführungen wird dem Vorſtund i. verlaſſen.
gr. Süddeutſche Fußballmeiſterſchaft. Im Vorſchluß=
ſpiel
um die ſüddeutſche Akeiſterſchaft ſtanden ſich die Kreismeiſter, Ipiel=
vereinigung
Fürth und Fußballſportverein F ankfurt, in Fürth gegen=
über
. Erwartungsgemäß walen die Jürther oen Frankfurtern überlege.t.
Sie ſiegten leicht mit 6:0.
dt 13. Deutſches Durnfeſt in München 1923. Dieſes
Feſt wind vom 7. bis 21. Juli dauern. Kom 7.13. Juli iſt eine Vor=
woche
vorgeſe hen, die der Münchener Bevölkerung gilt. Die große Feſt=
halle
, ſolvie weitere zehn große Säle Münchens ſind während der Haupt=
feſttage
ausſchließlich für die von auswärts kommenden Feſtgäſte reſer=
pſert
. Am Samstag, 14. Juli, iſt ſeierlicher Empfang, Sonntag, den

hältniſſe günſtiger und die Entfernungen größer ſind. Der große Auto=
fabrikant
Ford glaubt, daß im Laufe der nächſten Jahre längs der gan=
zen
atlantiſchen Küſte auf je 5 Einwohner ein Auto zu rechnen ſein
verde. Schon jetzt machen die Autos in Amerika den Eiſenbahnen er=

15. Juli, findet der Feſtzug ſtatt, dem ſich die allgemeinen Freiübungen
von 67000 Turnerinnen und 1520 000 Turnern anſchließen. Sonn=
tag
bis Mittwoch finden die Wettkämpfe ſtatt. Die Siegerverkündung
wind beſonders feſtlich geſtaltet werden. Im Anſchluß an die Turn=
fahrten
iſt ein Beſuch der Befreiungshalle bei Kelheim und der Walhalla
bei Regensburg vorgeſehen.
Auto und Eiſenbahn in Amerika. Im Staate Neu=
York kommt jetzt auf 10 Einwohner ein Auto, in Kalifornien ſogar ſchon
auf 4 Einwohner, weil hier die Landſtraßen beſſer, die Witterungsver=
hebliche
Konkurrenz. So kamen im vergangenen Jähre über eine
Vicrtelmillion Touriſten ſtatt mit der Eiſenbahn im Auto nach Kalifor=
nien
. Ueberall längs der Weſtküſte verbinden regelmäßige Kraftwagen=
linien
die einzelnen Städte. Sie rentieren ſich ausgezeichnet, während
die Eiſenbahnen durchweg Verluſte aufweiſen. Auch an der Oſtküſte
und im ganzen Innenlande ſind unzählige Linien eingerichtet. In
Neu=York liegen die, übrigens von der Stadt eingerichteten, Automobil=
linien
in ſcharfer Fehde mit der in Privatbeſitz befindlichen Hoch= und
Untergrundbahn. Außer dieſen ſtädtiſchen Linien gibt es in Neu=York
noch zirka 50 000 Mietautos, die nur 10 bis 20 Cents für ein Kilometer
Fahrt berechnen. Der ungeheure Autoverkehr bringt es mit ſich, daß
ortwährend Unfälle ſtattfinden. Im vorigen Jahre wurden in der
Union über 10 000 Menſchen durch Automobile getötet und über 50 000
verletzt. Auch für die Herren Diebe erweiſt ſich das moderne Verkehrs=
vehikel
als etwas ſehr Greifbares‟. Es wurden im Vorjahre genau
3806 Autos geſtohlen, aber kaum die Hälfte der Diebſtähle konnte die
Polizei ermitteln. Dazu kommt noch, daß die Verbrechen aller Art
enorm zugenommen haben, ſeitdem die Zunft der Verbrecher das Auto
benutzen kann.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Für die Veröffenilichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiion
keinerle: Vexauwortung; für ſie bleibt auf Grund des s 21 Abſ. 2 des Preſſe=
geſetzes
in vollem Umjange der Einſender verantworilich.)
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zuruckgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werden.
Zur Erhöhung des Urkundenſtempels.
Am 1. Januar 1923 iſt ein neues Geſetz in Kraft getreten. Wir
heben einige weſentliche Punkte daraus hervor. Beglaubigungen koſten
hinfort das 10fache, alſo 10 Mk.; der Einzelſtempel beträgt 15 Mark;
Jagdrachtverſteigerungen, ſowie ſonſtige Verträge über Verpachtung
der Jagd auf im Freiſtaat gelegenen Grundſtücken bedingen 60 Mk.;
Päſſe ohne Nückſicht auf die Zeitdauer koſten 30 Mk., für Dienſtboten
und Arbeiter 10 Mk.; Paßkarten 10 Mk., für Dienſtboten und Arbeiten
5 Mk.; Verwaltungsſtrafbeſcheide das 10fache der Strafe einſchließl. des
Wertes der eingezogenen Geſetze; Automaten und Muſikwerke bedingen
200800 Mk.; die Erlaubnis zum Betriebe einer Wirtſchaft in Orte
mit weniger als 1000 Einwohnern für eine Gaſtwirtſchaft 1200 Mk., für
eine Schankwirtſchaft 700 Mk.
in Orten bis 3000 Einwohner für eine
Baſtwirtſchaft das 20fache; Gewerbeſcheine das 100fache, Wandergewerbe=
ſcheine
das 120fache; Genehmigungen zur Anlegung von Dampfkeſſeln
und Kraftfohrzeuge das 500fache. Der Mindeſtbetrag einer Stempel=
abgabe
iſt 10 Mk. Die Stempelbeträge ſind ſtets auf durch 10 reildar
Markbeträge nach oben abzurunden. Die Vorſchriften der Taxifſtelle
43a, Jagdpacht, finden auch auf Fiſchereipachten Anwendung. Für Ver=
träge
mit Berufsſiſchern ermäßigt ſich der Stempl auf die Hälfte. Der
Stempel füir die Radfahrkarte iſt gefallen. Auslandspäſſe koſten 25 M.
ſi=
Inlandspäſſe 15 Mk., Sichtvermerke: für einfache Ausreiſeſichtver
15 Mk., für Rückreiſeſichtvermerke 20 Mk., für Dauerſichtdermerke 50 Mk.
Gleiche Gebühren gelten für Verlängerung der Sichtvermerke.) Ge=
bührenfrei
ſind Sichtvermerke nach früheren deutſchen, durch den Frie=
densvertrag
abgetretemm und beſetzten deutſchen Gebieten und nach
Oſtpreußen. Dies gilt nicht für Perſonen, deren Jahreseinkommen
5000 Mk. Goldmark überſteigt. Gelbe Perſonalausweiſe als 9
ür Ausländer und Staatenloſe 15 Mk., Päſſe, Sicktvermerke
onalausweiſe für Behörden und Beamten (Art. 7 des Steug
3)
ſind gebührenfrei. Jeder Antragſteller hat auf Verlangen glan
Fu
machen, daß ſein Jahreseinkommen 5000 Mk. Goldmark nicht jherſteigt.
Wegen Umrechnung der Gebühren in Papiermark (5, 3. 8 Goldmark)
werden vom Staatsminiſterium die erforderlichen Anordnungen getrof=
fen
: die Verrechnung erfolgt in Papiermark. Dieſe Feſtſetzungen in
Goldmark, die jeweils in Papiermark umzurechnen ſind, werden eine
ſtarke Belaſtung der Paßbehörden und Paſbeamten mit ſich bringen;
im übrigen wird jeder Antragſteller gut tun, ſeinen Einkommenſteuer=
zettel
vorzuzeigen, damit er ſofort den Rachweis erbringen kann, daß
ſein Jahreseinkommen 5000 Goldmark nicht überſteigt. Statt die Paß=
erteilungen
zur Herſtellung beſſerer Verhältniſſe mit den Neutralen
und anderen früheren feindlichen Völkern mit nur allen erdemklichen
Mitteln zu erleichtern, ſchafft die Bureaukratie, deren oberſter Leitſtern
Evſchließung neuer Geldquellen für den Staat zu ſein ſcheint, immer
weitere Erſchwerungen und Verteuerungen. Man könnte faſt auf den
Eedanken kommen, daß in dem erſehnten Zeitalter der Völkerverſöh=
rung
den Deutſchen das Reiſen verekelt werden ſollte. Es iſt geradezu
erſtaunlich, daß die Volkskammer ein ſolches Geſetz in ihrer letzten
Tagung beſchließen konnte. Im übrigen wäre es mit Rückſicht auf die
Intereſſen des Publikums, das durch die Neuerungen an ſeinem Geld=
beutel
wieder empfindlich getroffen wird, zu wünſchen, wenn ein gemein=
verſtändlicher
Text der jetzt geltenden Beſtimmungen in klarer und über=
ſichtlicher
Form der Preſſe zur Veröffefntlichung mitgeteilt würde.
Sache des Landtags müßte es ſein, auch die Intereſſen der Allgemein=
heit
hier beſſer wie ſeither zu wahren.

De Mefttäger kommt

und haſſiert in den Tagen vom 18.23.
*
ds. Monats die Bezugsgelder für das
Vh
V
Re Darmſtädter Tagblatt bei den Poſt=

beziehern für den nächſten Monat.
u
Wir bitten beim erſten Vorzeigen der
R
* Poſtquittung den Betrag zu bezahlen,

F damit in der Zuſtellung der Zeitung keine
Unterbrechung eintritt. Nach den neueſten
W
A
Poſt=Beſtimmungen wird der Briefträger
ut
W
die Quittung nur einmal vorzeigen, bei
M
Nichteinlöſung muß der Betrag alsdann
A
V
am Poſtſchalter bezahlt werden. (1447a
K
V
Der Verlag des Darmſtädter Tagblattes.

Gültige Lebensmittelmarken vom 21. bis 26. Febr. 1923.
Dauerwäſche Fuld und Möbelhaus (Nr. 67 und 68)
800 gr Brot.
(st, 1442

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 22. Februar:
Wolkig, leichte Schneefälle, Temperatur um den Gefrierpunkt. Die
Kältewelle wind wieder nachlaſſen.

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9½ Uhr
(B 16. Schülermiete gelb 7, Schauſpielmiete b 8): Minna von
Barnhelm oder Das Soldatenglück. Kleines Haus, nachmittags
3 Uhr: Marionettenſpiele Aſchenbrödel. Abends 7 Uhr, Ende 10 Uhr
(Sondermiete 32): Coſi fan tutte‟.
Union=, Reſidenz=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
Verſteigerungskalender. Donnerstag, 22. Februar.
Holzver eigerung vormittags 9 Uhr im Fürſtenſaal, Grafen=
ſtraßze
20. Holzverſteigerung nachmittags 3 Uhr im Hauſe
Waldſtraße 19.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwo lich für Politik und
Wirtſchaf: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paui
Lange ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutigs Nummer hat 8 Geiten.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter DTagblatt, Mittwoch, den 21. Februgr 1923.

Rummer 51.

Das ewige Feuer.
Amerikaniſches Copyright 1922 by Carl Duncker, Berlin.
Roman von H. Richter.
(Rachdrack verboten).
2.
Die Oeſterreicher hatten die Verbindung mit der Entente
leichter gefunden. Die Markgräfin von Piacenza, die Gattin
des Attachees bei der deutſch=öſterreichiſchen Botſchaft in Berlin,
ſaß in großer Geſellſchaft in der Hoteldiele.
Sie haben famos geſpielt in Baden=Baden, Gräfin, ſagte
ein Kapitän der Royal Dragoons. Wie ftets, den erſten Preis,
ich gratuliere.
S recht, Kapitän, man muß ſich begnügen mit dem Sport,
den man jetzt hat, mager genug iſt er halt ſchon.
Im nächſten Jahre werden wir wieder international in
Cowes ſegeln, Gräfin, es renkt ſich alles ein.
Ihr habt gut reden, Ihr Herren mit der großen Geſte und
der anſtändigen Valuta, aber wir armen Wiener Haſcherln, wir
wiſſen nicht, wie wir hier in Berlin ſtandesgemäß auftreten ſol=
len
. Da denkt man nicht an Cowes.
Der Staroſt von Krakau ſah bedauernd vor ſich hin.
Der Teufel hol die Valuta, Verzeihung, Gräfin, aber es
iſt ſo. Das Tollſte iſt, daß dieſe deutſche Mark höher ſteht, als
das Geld des ſiegreichen polniſchen Staates.
Die Markgräfin winkte ab.
Wenn Sie’s glauben, iſt ſchon recht, ſonſt glaubts eh ſchon
keiner. Aber laſſen’s die Politik; wer iſt der Herr, der da eintritt,
er iſt mir ſchon aufgefallen?
Ein märchenhaft reicher Holländer, der Jonkheer van Utrecht,
Weltreiſender und Weltverbeſſerer. Hat in Java große Pflan=
zungen
angelegt und die Welt ſtudiert. Er ſoll hier eine Expedi=
tion
ausrüſten, wohin und weshalb, läßt er im Dunkeln. Auch
ſein deutſcher Sekretär, ehemaliger Offizier, ſchweigt ſich in allen
Sprachen aus.
Er hat etwas Selbſtbeivußtes und Energiſches. Ein Mann,
der Frauen gefährlich werden kann. Ich habe nichts dagegen,
wenn man ihn mir vorſtellt.
Die Herren blinzelten einander zu, man freute ſich, wenn man
ſelbſt von der Markgräſin beachtet wurde, Konkurrenz war läſtig.
Der Jonkheer war gleichmütig durch die Diele gegangen und
hatte ſich im Schreibzimmer hingeſetzt. Haller war geblieben und
hatte in einem Korbſeſſel Platz genommen.
Das Leben hatte ihn viel hin= und hergeſvorfen. Zuerſt Offi=
zier
, war er einige Jahre vor dem Kriege abgegangen und in ein

überſeeiſches Handelshaus eingetreten. Bei Kriegsausbruch war
er in Südamerika geweſen. Gleich zu Anfang war er mit einem
neutralen Schiff nach Euroda gefahren und den ſuchenden Eng=
ländern
glücklich entgangen. Sie hatten das Schiff zwar nach den
Orkney=Inſeln geſchlebpt und tagelang unterſucht, manchen hatten
ſie gefangen, aber ihn hatte man nicht erkannt. So landete er in
Rotterdam und begab ſich eiligſt zu ſeinem alten Regiment. Man
ſtellte ihn ſofort ein, und wenig ſpäter lag er mit ſeiner Vatterie
vor Ypern und hatte keinen anderen Gedanken mehr als ſchießen.
Die Jahre im Auslande waren weggewiſcht, es war, als habe er
den Felddienſt nie aufgegeben. Er machte vier Jahre lang den
ganzen Krieg mit, im Weſten und Oſten, zeitweiſe auch unten auf
dem Balkan. Er hatte Glück, durde nie ſchwuer vertpundet und
kam endlich, nach vielen Mühſeligkeiten, mit der Armee Macken=
ſens
in die Heimat zurück.
Das alte Reich war zuſammengebrochen und ein neues wollte
ſich aus den Trümmern entwickeln. Die ſchlimmiſten Zeiten, die
Geburtswehen der neuen Zeit, waren ſchon vorüber, für ihn hatte
man keine Verwendung mehr. Er war altes Eiſen. Schlecht und
recht ſchlug er ſich durch, faſt zwei Jahre lang, bis er eines Tages
in Berlin den Jonkheer dan Utrecht traf. Sie hatten ſich drüben
in Südamerika kennen gelernt, und der Holländer erinnerte ſich
ſofort an das Zufammentreffen. Er ſtellte raſch feſt, daß es ſei=
nem
Gegenüber nicht zum Beſten ging. Bleiben Sie bei mir,
hatte er ihm vorgeſchlagen und dem anderen von ſeinen Plänen
erzählt. Das war etwas für Haller, dort winkte ihm ein Tätig=
keitsſeld
, wie er es ſich in ſeinen kühnſten Träumen nicht vor=
geſtellt
hatte. Er ſchlug ſofort ein und bezog mit van Utrecht
ein elegantes Quartier im Eſplanade.
Ein neues Leben tat ſich ihm auf. Er war ein Rädchen ge=
weſen
in einem kleinen Uhrwerk, und jetzt ſollte er mit treibende
Kraft werden, ſollte nicht mehr blind gehorchen, ſondern ſelbſt mit=
wirken
. Allen Lebensmut hatte der ſtarke Geiſt ihm wiedergege=
ben
. Sie ſtecken zu ſehr im Alltag und ſehen nicht über die näch=
ſten
Dächer hinweg, deshalb erſcheint Ihnen alles ſchwarz, hatte
der Holländer geſagt. Suchen Sie nach den Lichtpunkten und
glauben Sie mir, es iſt mehr Licht da, als Sie denken. Starke
Kräfte ſchlummern in dieſem Volke unter der Aſche, noch ſtärkere
in ſeinem Nachbarn, in Rußland. Deutſchland und Rußland ſind
die beiden Faktoren, an denen Europa, noch einmal geſunden
kann. Laſſen Sie uns als Pioniere dieſer Geſundung vorgehen.
So war die Expedition, vor der ſie jetzt ſtanden, beſchloſſen wor=
den
, und der Jonkheer dan Utrecht betrieb mit der ihm eigenen
ungeheuren Energie die Vorbereitungen dazu.

Die Internationalen ſammelten ſich nach der Modenſchau in.
der Bellevueſtraße zum Tee.
Weragin ſah Haller ſitzen, den er mit dem Fremden zuſam=
men
geſehen hatte. Er erinnerte ſich der Bekanntſchaft und ging
auf den Deutſchen zu.
Ich bin ſehr erfreut, Sie wiederzuſehen, Herr Kamerad. Sie
erinnern ſich unſeres Zuſammentreffens in Potsdam?
Haller war aufgeſtanden, die Begegnung kam ihm gelegen,
Wir haben eine angenehme Geſellſchaft hier, ehemalige
Feinde und Freunde durcheinander. Ich ſehe, Sie ſind allein,
darf ich Sie bitten, den Tee mit uns zu nehmen?
Ich warte auf einen Bekannten, wollte Haller einwerfen.
Ah, der Holländer. Er wäre eine angenehme Bereicherung
unſeres Kreiſes. Bitte, Herr Kamerad, kommen Sie.
Haller glaubte, daß van Utrecht der Kreis gerade jetzt genehur
ſein würde und folgte ſeinem Begleiter in die Niſche, in der die
Geſellſchaft zuſammenſaß.
Als ſie faſt in der Ecke angekommen waren, riß der Hotel=
pörtier
die Tür weit auf, und die Dame trat ein, die bei Adam
Auffehen erregt hatte.
Da iſt ſie wieder, flüſterte die Tonini und ſah nach der Tür.
Die Maxkgräfin folgte ihren Blicken.
Nein, der Zufall, Eiſchat, hier in Berlin, ich muß ſie begrü=
ßen
, und eiligſt ſchritt ſie auf die Fürſtin zu.
Die beiden Damen traten Arm in Arm wieder zur Geſell=
ſchaft
, und die Markgräfin ſtellte vor.
Meine Freundin aus der Penſion in Lauſanne, eine Lands=
männin
von Ihnen, Oberſt Weragin, oder rechnen ſich die Ruſſen
und Georgier nicht mehr als ein Volk, ſeit der Sotzjetſtern über
Rußland ſtrahlt?
Die Fürſtin zuckte leiſe mit den Mundwinkeln.
Die Völker Rußlands ſind nie ein Stamm geweſen, wir im
Kaukaſus ſind die Verbindung des Ruſſentums mit dem Orient.
Es hat vieler Kämpfe bedurft, bis wir zu Rußland kamen und
ſtaatspolitiſch in ein ruſſiſches Gouvernement zuſammengeſchweiß
wpurden. Die Zeiten ſind noch nicht allzu lange vergangen, da
Schamyl gegen die Ruſſen kämpfte.
Weragin unterbrach.
Sie ſind Georgierin, Fürſtin?
An den Quellen der Aragwa, der Argun und Aſſy leben die
Chewſuren, Schluchtenbewohner mag man das überſetzen, Geor=
gier
, Tſchtſchenſen und Oſſeten bildeten den Stamm, man ſagt,
daß Schamyls Blut in unſeren Adern fließt. Aber was bedeutet
das jetzt, wo wir hier in Berlin ſind, und zu Hauſe alles nach
Moskaus Pfeife tanzt.
(Fortſetzung folgt.)

Man könnte ſich um dieſe Frage galant herumdrücken, könnte
B antworten, das komme ganz darauf an, was man unter Altern
verſteht. Aber mit ſolchen Spitzfindigkeiten iſt niemandem gedient,
Unter Altern verſteht man die Zeichen des beginnenden Verfalls, da
hilft alles Drehen und Deuteln nicht.
Bei vrientaliſchen Völkern können ſich dieſe Zeichen ſchon vom
18. Lebensjahre an einſiellen und init 25 Jahren können ehemals
ſchöne Mädchen ſchon abſchreckend häßlich ſein. Bei andern Völkern

dauert es viel länger, aber im allgemeinen kann man wohl ſagen,
daß mit 25 Jahren die meiſten Frauen ſchon über die eigentliche
Jugendblüte hinaus ſind.
Allerdings mit Ausnahmen. Es gibt vexeinzelt auch Dreiſigjägeige,
die man um mindeſtens 12 Jahre jünger ſchätzt und es gibt ſogar
ſehr viele Frauen, die ſich ein Jahr zehnt und länger im Stadium der
höchſten Entwicklung ihrer Schönheit halten, ehe ſich die erſten leiſen
Anzeichen des Alters einſtellen.
Und es gibt auch ſchöne ate Damen, bei denen das einzige Zeichen
ihres Alters das weiße Haar iſt
Wie das zugeht, darüber gibt eine Broſchüre ausführliche Auskunft,
die den Leſerinnen dieſer Zeitung ko ienlos zugeht, wenn ſie den am
Schluſſe abgedruckten Gratisbezugſchein ausfüllen und einſenden.
Sie erhalten dann außerdem eine koſtenloſe Probe von der be=

kannten, von den ſchönſten Frauen Europas benutzten Marhian=Creme
und intereſſante Aufklärungen üiber deren Einwirkung auf die Be=
wahrung
jugendlicher Geſichtszüige. Eine Zeitung iſt nicht der Ort,
das alles ausführlich darzulegen.
Sie können Porto ſparen, wenn Sie dieſen Gratisbezugſchein in
ein Kudert legen und ihn offen, als Druckſache ſenden, Porto dann
nur Mk 10 . Auf die Rückeite des Kuverts ſchreiben Sie dann
Ihre genaue Adreſſe.

Gratisbezugſchein. An den Marhlan=Vertrieb. Berlin 47, Friedrich=
ſtraße
18 Erbilte gratis und franko eine Probe Marhlan=Creme und
das Bichlein über Schönheitspflege
V.1458

Familiennachrichten

Statt Karten.

Emil Sichel
Trudi Sichel
geb. Haas
VERMAHLTE
Frankfart a, M. Darmstadt
Wilhelmigenstr. 9
22. Februar 1923
*4896

Nachruf.
An 20. ds. Mts. entſchlief
Herr
Verwaltungsinſpektor
get
Zuroe Madtroyächfer.
Wir verlieren in ihm einen
lieben Kollegen und treuen Mit=
arbeiter
.
Ein ehrendes Gedenken iſt
ihm bei uns für immer ge=
(1465
ſichert.
Die Beamten u. Angeſtellten
des
Verſorgungsamts Darmſtadt.

durchaus vertrautmit
der am rik Buchfüh=
rung
, Korreſpondenz
u. fonſtig Büroarb
in angekündigt. Stel=
lung
, ſucht ſich z. ber=
ändern
, mögl. Dauer=
ſtellung
. Ang. unter
P 124 Geſchſt. (*4909

Meinen Freunden und Bekannten
bringe ich hiermit zur Kenntnis, daß ich
am Donnerstag, den 22. Februar, im Hauſe
Heidelbergerſtr. 66 eine Metallankaufsſtelle
eröffne. Ste erhalten bei mir dieſelben
Preiſe wie bei jeder Konkurrenz.
5% meines Nmſatzes kommen der Ruhr=
*4955
ſpende zugute.
Rudi Mayer, Heidelbergerſtr. 66.

Stellengeſuche ß

WBeiblich

Fe
Hausdame
ucht Stellung.
Angeb unt. P 123
Geſchäftsſt. (*4912
Geb. Fräulein
geſ. Alters, ſuchtStel=
lung
, am liebſten in
fraueni. Haush. Ang.
*
u. O. 147 Geſch. (*
Junges
Mädchen
mit 10jähr. Schul=
bildung
ſucht (*4852
Lehrſtelle
in kaufm. Betrieb.
Anfr. erb. u. P 101
an die Geſchäftsſtelle.

Mannlich

Junger Mauin
7 J., Elektromonteur,
ſucht Stellg., gleich
welher Art. Angeb.
unt P 135 an die
G ſchäftsſt. (*4935

R
39. Bautechnttet
ucht Stellung
auf Bureau od. Bau=
ſtelle
. Ang. u. P 109
Geſchſt. *4876md

5g. Kaufmann
21 J., er ahren
in Buchführung,
Maſchinenſchr.
u. Stenogr, bis=
her
in d. Lebens=
mittelbr
, tätig
geweſen, ſucht,
geſtützt auf 1a
Zeugn., per 1.
April 1923 b ſp
Stellg., gleich w
Branche. Ang u.
P 139 Gſchſt /742

5

Junger Ehem., 28
alt, ſucht wegen
Aufgube ſein. Friſeur=
geſchäftes
Beſchäft. od
Bertrauens poſten.
Kaution kann geſtellt
werden. Angebote
unt. P 105 a. d. Ge=
ſchäftsſtelle
, (*4862

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Wir ſuchen
z. ſof. Eintritt od. 1. 4.
tüch tige
NA
Ropkäuf=
Dertagſerinnen
für die Abt.: Damen
u. Kinderwäſche,
Schürzen, Kurz=
waren
, Herrenartikel,
ſowie einen
jüngeren
Dekorateur
für unſere 5 Schau=
fenſter
, mögl. aus
der Branche. (145
Rohriider Unger
Georadet Argee
Ludwigſtr. 9/11.

Zeitungsträgerin
geſucht. Näh. Kull=
mann
, Wilhelminen=
ſtraße
9. (K1445

Zeitungs=
Trägerinnen
ür Frkft. General
Anzeiger gef. 2. J
Eupp, Marktpl. 8.
(Rathaus) (1441m.

Arbeiterin
Arochellanen
d. Damenſchneidere
ſof. geſ. (Tariflohn).
Modewerkſtätte L. Franz,
Kahlertſt. 22, 1. /*4801

Nach
4421gm
Wiesbaden
beſſeres jüngeres
Mädchen vd. Stütze
d. perf. in feiner
Küche u Einmachen,
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bei zeitgemäß. Lohn
geſucht. Villenhaus=
halt
. Hausmädchen
u Hilfsperſonal vor=
handen
. Näheres hier
Martinſtr 89, Schnlz.

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tägl. 2 Std. geſucht
Ludwigsplatz 8½,
2. Erg.
(24836

Tücht., durchaus zu=
verläſſ
. Kindergärt=
nerin
od. beſſ. Kind=
Mädch., d. etw. Haus=
arb
. übernimint, zu
2 Kind. ſof. od. 1. 3.
geſucht. Mädch. vor=
handen
Näh. Karl.
ſtraße 106, I., vorm
bis 12 Uhr. (*4820

Sol..
tücht. Mädchen
f 3 Erw. z. 1. März geſ.
Gut. Lohn. Martin=
ſtraße
5). 472:

Solid. Mädck f. 1. Märzz.
e Ehepaat geſ. Melden
zw. 1 u. 3 Uhr b. Arnheiter,
Ludwigspl. 2, III. (7410

NachA(lsb ich /Berg=
ſtraße
) ſucht f. Monat
März vertretungsw
zuverläſſiges
Mädchen
für Küche und Haus
Frau Kolb. Vorzuſt.
bei Fr. Sch. Merck. Die=
bürgerſtr
49. (*4451

Schulentlaſſenes

kleine Botengänge
innerhalb des Büros
für ſofort geſucht.
Näher, in der Ge=
ſchäftsſt
. des Darm=
ſtädter
Tagbl. 1461

Ke
R=
MHein
Hurtnctädchen
in kl. Villenhaushalt
ſofort geſucht.
Zuſchr. mit Zeug=
niſſen
und Gehalts=
anſprichen
an Frau
FabrikantGußmann,
Schlierbach
Poſt Babenhauſen
(Heſſen). (1453

Putzfrau
für 2 Vormittage in
der Woche ſof. geſ.
Wilhelminenſtraße 6,
Photo=Atelier. /4891

Jauh
Sad. Lauffrau
von vorm 8-12 Uhr
täglich, ſucht (*4771
Frau Hermes
Luiſenſtraße 8.

n tägl. geſ.
Nutzt
Putzſkäu *4758
Forſtrat Heſſe
Marhildenplatz 17, I.

Für 1. März od, ſp,
7-½4 M
tugt. Mädchen
3Erw geſ. (*475
Frau Miniſterialr. Lucius,
Mathildenſtr. 41, 1I.

Haushälterin
zu älterm Herrn geſ.
Näh Geſchſt. (*4741

dentl M‟
Ororml. Hädchen
für alle Hausarbeit
geſucht per 1. Mär=
*4755 Neckarſtr 18,p

cheumr g. Zeug=
niſſen
für 1. März d.
einz. Dame geſ. Zu
erfr. Geſchſt. (*4748

Tüchtiges, gutempf
g7
Mädchen
das kochen k., ſowvie
Hausmädchen geg.
hohen Lohn alsbald
geſ. Dietrich, Anna
ſtraße 33. *4956md

ing
Ehrtiche, La=
ſaubere
Luſſſrau
geſ. Vorzuſt. nachm
von 3 Uhr ab. (*4777
Eickemeyer, Georgen=
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Der Valutaprolet.

(Fortsetzung folgt.)
Wir haben das zweifelhafte Vergnügen,
vorzustellen: Herr Piedecubiste aus Anf-
werpen
. Erist inseiner Heimat Empfangs
chef, Hausdiener und Zimmerkellner in
einem Schiffergasthofe vierten Ranges;
in Berlin aber ist er, mit den Trinkgeldern
eines Monats in der Tasche, valutastarker
Ausländer und benimmt sich auch s0
Er hatsich vorgenommen, soviel billigs
deutsche Ware einzukaufen, daß er Helse
und Aufenthalt kostenlos hat und noch
100% Profit dabei macht.
Er hat viel von der ausgezeichneten
Jungen Spitz kauft /Wirkung des millionenfach bewährten
Hähneraugenmittels Kukirol und des
Kukirol-Eußbades gehört, und da es

nicht gibt, 80 kauft
eken und Drogerien

er in allen
zusammen,

Eine freundliche Dame, die er in Vor=
rückter
Stunde in der Friedrichstraße
nnenlernt, und die ihm geheimnls-
lle
Andeutungen über ihre Herstam-

Man nimmt ein Kukirol-

erklären), bedeckt dann
mit dem Kukirol-Ptlaster,
Tagen ist es schmerzlos.

Angeb. u. P 107 an Kukirol-Fabrik Groß-Salze bei Masdeburs

5 Hühneraugen ausreichen, aber nicht
(II.1454
zur Beseitigung.

[ ][  ][ ]

e.

Darmſtädter Tagblatt

Handeisblatt

21. Fehr. 1923 Nr. 84

Was bringt die Leipziger Frühjahrsmeſſe 1923?
Zieht man eine Bilanz der Meſſen des Jahres 1822, ſo ergibt ſich,
daß die meiſten Meſſen mit einem nicht gerade guten Ergebnis ab=
ſchließen
konnten. Einesteils war ihnen die Konjunktur nicht günſtig,
andernteils ſind die Meſſen vielfach noch zu jung, als daß ſie ſich
außerhalb ihres eigenen Landes, alſo im Ausland, hätten durchſetzen
können. Keine von ihnen hat bisher die internationale Bedeutung er=
ringen
können, wie die Jahrhunderte alte Leipziger Meſſe, die nach
wie vor ein zentraler Markt der Weltwirtſchaft geblieben iſt. Die Be=
deutung
der Leipziger Meſſe iſt in den letzten Jahren beſonders noch
dadurch gehoben worden, daß ſie infolge der ungünſtigen valutariſchen
Verhältniſſe, die den deutſchen Fabrikanten und Großhändlern eine Be=
arbeitung
des Weltmarttes durch Reiſende, Muſterlager, Ausland
roſpekte und =Inſerate erſchwerte oder gar unmöglich machte, auch
noch Induſtriezweige als dauernde Ausſteller an ſich zog, die bisher
für den Abſatz ihrer Erzeugniſſe andere Wege gingen als über die Meſſe.
Zu den alten Meßinduſtrien wie Glas und Keramik, Kurz= und Galan=
teriewaren
Spielwaren und Puzpen, Metallwaren, den verſchiedenſten
edarfs= und Luxusartikeln, ſind in neuerer Zeit noch Parengruppen
gekommen, die ſich), wie bereits früher die Papiermeſſe, ſogar zu
Sondermeſſen herausgebildet haben, wie die Verpackungsmittel= und
Kartonagenmeſſe, die Sportartikelmeſſe, die Deutſche Schuh= und Leder=
meſſe
, die Nahrungsmittelmeſſe, die buchgewerbliche Meſſe, die Büro=
bedarfsmeſſe
, die Edelmetallmeſſe, die ganz beſonders bedeutſaue
kextilmeſſe und ſchließlich die Tabakmeſſe. Vor allem aber iſt es die
Techniſche Meſſe zuſammen mir der Baumeſſe, die in Leipzig eine außer=
ordentliche
Bedeutung gewonnen hat. Auf der Techniſchen Meſſe, wo
auch die deutſche Schwerinduſtrie ihr Heim aufgeſchlagen hat, treten
janze Induſtriezweige, wie die Werkzeugmaſchineninduſtrie, die Elektro=
technik
, die Armatureninduſtrie u. a. mit Geſamtausfrellungen auf.
Leben Waren aus Deutſchland findet man außerdem die Induſtrie an=
derer
eurotäiſche: Staaten vertreten. Selbſr entlegene Länder wie
Paraguau, die Südafrikaniſche Union u. a. bedienen ſich der Leipziger
Neſſe zur Ausſtellung ihrer Rohſtoffe. So entſteht ein Warenangebot
von einer einzigartigen Vielſeirigkeit, das zahlreiche Geſchäftsleute ver=
mlaſſen
dürfte, die Leipziger Frühjahrsmeſſe vom 4. bis 10. März zu
beſuchen. Selbſt bei ungünſtiger Konjunktur dürfte es für ſie möglich
eint, ſich davon zu überzeugen, welchen Stand die Technik Mitteleuropas
reicht und nach welchen Richtungen hin ſich der Geſchmack bei der
Warenherſtellung dort beipegm
Wirtſchaftliche Rundfchau.
Ausgabe von Goldſchatzwechſeln. Wie wvir hören,

zugeſchlagen iverden. Die Einzahlung auf die Schatzwechſel ſoll lediglich
in Deviſen erfolgen.
* Mitteldentſche Gummiwarenfabrik Lonis Peter
A. G., Frankfurt a. M. Die G.=V. genehmigta die Verwaltungs=
inträge
, wonach 50 Prozent Ditidende und 25 Prozent Jubiläumsbonus
für das abgelaufene G=ſchäftsjahr verieilt werden. Der Name der Firma
ſoll in Peters Union A. G. abgeändert werden. Auch im laufen=
den
Geſchäftsjahr darf mit einem guten Ergebnis gerechnet werden.
h. Kapitalserhöhungen in der Motoreninduſtrie
Badens. Nachdem die Greifwerke, vorm. Peter Kohl A.G., Mann=
heim
=Neckarau, wie bereits gemeldet, eine Kapitalserhöhung um 14 auf
*0 Millionen Mr. beautragt hat, folgten ihr die Motormtuerk 2. G. in
Mannheim, vormals Benz, Abteilung ſtotionärer Mptoren, mit einer
Erhöhung um 10 Millionen auf 50 Millionen Mk. und die Badiſchen
Motoren=Lokomotivtverke A.G. in Mosbach, Gruppe Sehmer, mit einer
Erhöhung von 20 Millionen Mk. Stammaktien und 2 Millionen Mk.
Vorzugsaktien um 60 Millionen Mk. Stamm= und 4 Millionen Mk.
Vorzugsakticn auf 80 Millionen Mk. Stamm= und 6 Millionen Mark
Vorzugsaktien.
Der lachende Dritte auf dem internationalen
Eiſenmarkt. Die ſtreng neutrale Haltung, die die tſchechiſche Re=
gierung
in der Ruhrangelegenheit einnimmt, hat der Eiſeninduſtrie des
Landes den bedeutenden Vorzug des lachenden Dritten geſichert
iſt mit einem Schlag von der läſtigen deutſchen und belgiſchen Konkurrenz
befreit, gegen die ſie befonders auf dem Balkan zu kämpfen hatte. Be=
deutende
Abfdlüſſe find laut Induſtri=kurier getätigt. Die Preiſe ſind
nichtt unerheblich hinaufgeſetz
und haben im Handel mit Ueberſce die
Weltnarktrreiſe bereits wef
ich überſchritten. Die Einfuhr tſchechi=
ſchen
Eiſens nach Deutſchland hat einen beträchtlichen Umfang ange=
nominen
.
() Aufhebung der Sicherheitsleiſtung bei
Frachtſtundungen. Die Reichsbahndirektion Hannoper, geſchäfts=
führende
Dixektion des Deutſchen Eiſenbahnverkehrsverbandes, teilte am
z. Februar d. J. dem Deutſchen Induſtrie= und Handelstag mit, d.
infolge der Unſicherheit der augenblicklichen Zuftände an der Sicher
heitsleiſtung bei Frachtſkundung zunächſt feſtgehalten werden ſoll. Um

in Abweichuing von der Vorſchrift im § 5 Ziff. 1 der Frachtſtundungs=
bedingungen
zukünftig von einer weit
Erhöhung der Sicherheiten
in dem Umfange, wie ſie den allgemeinen Tariferhöhungen zu folgen
hätte, abgefehen werben, wenn der Stundungsnehmer ſich verpflichte,
durch rechtzeitige und ausreichende Abſihlagszahlungen dafür zu ſorgen,
daß eine Ueberſchreitung der ihm bewilligten Stundungsſumme nicht=
eintrete
. Eine Aenderung der jetzigen Frachtſtundungsbedingungen
nach dieſen Geſichtspunkten ſei in Vorbereitung.
Neue Dachpappenpreiſe. Die aus der Kohlenpreis=
erhöhung
folgende enorme Steigerung der Rohſteffpreiſe hat die Feſt=
fetzung
der folgenden neuent Richtpreife ſeitens des Verbandes Deutfor
Dachpappenfabrikanten mit Wirkung dom 16. Februgu ab veranlaßt:
2) für Dachpappe mit SCer, 100er, 150eu, 200er Rohpappeneinlage
pro Quadratmeter 4320, 3610, 2420 un5 1810 Mk.;
b) für Ifolierpappe mit 8der, 100er, 125er Rohrappeneinlage 5280,
4850 und 432) Mark für den Qlundratmeter;
E) für Dackarbeiten:
1. für die Herſtellung eines duppellagigen Rlebepaupdaches aus
einer Lage 10Der und einer Lage 150er Dachpape 15 000 Mart;
2. füir die Herſtellung eines doppellagigen Kiespappdaches aus einer
Lage 1(her und einer Lage 150er Dachpappe 16 700 Mk.;
3. für den Anſtrich eines alten Pappdachs 120 Mk.
Die Preife unter a) und b) verſtehen ſich für waggonweiſen Bezug
frei Veaſandſtationr, die Preiſe zu c) für einen Lundratmeter Dachfläch=
bei
Arbeiten für urindeſtens 1000 Quadrarmetern Geſamtfläche am Platze
des Ausführenden bei normalen Verhältniſſen unter Zugrundelegung
der gegennpärtigen Richtpreiſe des Verbandes für Dackpappe, bei ſofor=
Barzahlung.
d. Stinnes in Oeſterreich. H o Stinnes iſt geſtern mit

28
taatsangehöriger in Wien glänzend ausgnützt und Milliarden erwor=
n
. In letzter Zeit hat er, veranlaßt durch das Steigen der Krone
gegenüber der Mark, einen Teil ſeines bedertenden Geſchäfts auch nach
Deutſchland ausgedehut, bis er jetzt mit Stinues eine Aktiengeſellſchaft
Induſtruft mit einem Kapital von 100 Millionen Kronen gründete. Die
Geſellſchaft, deren Sitz Wien iſt, ſoll die Unternehmungen der Gründer
mit Ntohmaterialien und Fabrikaten verſorgen.
O Die Lage des amerikaniſchen Eifen= und Stahl=
marktes
. Das amerikciſche Fackblatt Iron Trade Reviswv, Clebe=
laud
(Ohio), kabelt über die Lage des ameritaniſchen Eiſen= und Stahl=
marktes
: Die Januax=Rohſtahlproduktion iſt die größte ſeitz der höckyten
Kriegserzeugung und entſpricht einen Jahreserzeugung von 42,8 Mil=
lionen
Tonnen gegen 39,5 Millionen Tonnen in Dezember. Die In=
landsnachfrage
ugeh Stahl iſt nach wie vor ſtark; für pronwte Lieferun=
gen
werden Prämien gewvährt. Die Preiſe ſtiegen weiter an und ſind
für Grobblech=, Profileiſen, Draht und Bandeiſen um 2 bis 5 Dollars
häher. Für Grobblecke, Profileiſen und Knüppel iſt der Preis 44.00
Vollars (Frachtbaſis Pittsburgh). Es wurden mehrere hungerttauſend
2o

franzöſiſche Ruhvaktion begünſtigt die ausländiſche Nachfrage. Die letz=
tent
Angebote auf Feinhleche für Hölland und Japan liegen 20 Dollass
über den jetzigen Abſchlüſſen mait England. Der Ferromanganmarkt iſt
erändert ruhig. Infolge Mangels an Scveißeiſen mußten einige
Walzweute außer Betrieb geſetzt werden. Für ein großes neues Bau=
brofeft
werden umrangreiche Stahlmengen benötigt.

Die Hinausſchiebung der Friſt zur Leiſtung
ton Vorauszahlungen auf die Zwangsauleihe. In
den Bekanntmachungen der Finanzbehörden, wonach die Friſt für die
Abgabe der Einkomnzen= und Vermögensſteuererklärung eine Verlänge=
rung
über den 28. Februar hinaus erfahren hatte, war nicht ausdrück=
lich
auch die Verlängerungsfriſt für die Zeichnung der Zwwangsanleihe
bekannt gegeben morden. Wie der Jentralverband des Deutſchen Groß=
handels
mitteilt, hat nunmehr der Steuerausſchuß des Deutſchen Reichs=
tags
auf Grund der erhobenen Vorſtellungen ſich mit der Frage befaßt
und nicht verkannt, daß auch der Ternin für die Vorauszahlung d
verde
Zwangsanle

ſchen Reichstags hat in erſter Linie die Friſt um vier Wochen, d. h.
bis zum 31. März 1923, verlängert. Es iſt anzunehmen,
daß dieſer Beſchluß durch den Reichstag genehmigt wird.
Banken.
* Deutſche Bank, Berlin. Der Aufſichtsrat der Deutſchen
Bank hat beſchloſſen, der auf den 2. März einzuberufenden a. b. G.=V.
die Erhöhung des Grundkapitals um 700 Millionen Mt. neue, vom
1. Januar 1923 ab dividendenberechtigte Aktien auf 1500 Millionen Mk.
Bo=
rzuſchlagen
. Von den neuen Aktien ſind 400 Millionen Mk. als Re=
eaktien
beſtimmt, die gleichzeitig Sicherungsaktien gegen Urber=
fvemdungsgefahr
ſein ſollen. Sie werden vermutlich an die Deutſche
Treuhandgeſellſchaft übergehen. W0 Millionen Mk. Aktien werden den
Aktionären im Verhältnis 4:1 zu einem von der G.=V. noch zu beſtim=
menden
Kurſe angeboten werden. 100 Millionen Mk. ſind zur freihäin=
digen
Verwertung beſtimmt. Da anzunehmen iſt, daß der hohe Kurs
(zurzcit etwa 30000 Prozent) zur Erzielung eines ziemlich hohen Agios
ausgenutzt werden wird, und aus der freihändigen Verwertung der 100
Millionen Mark Aktien mit einem Geldmittelzufluß gerechnet werden
muß, der ſich nur in aſtronomiſchen Zahlen ausdrücken läßt, werden dem
Inſtitut enorme neue Mittel zugeführt werden, die das Verhältnis von
tienkapital zu Reſeröen (zurzeit etwa 800 Millionen Mark zu 2,5 Mil=
ljarden
Mark) rieſenhaft zugunſten der letzteren verſchieben wird.
-d- Preußiſche Zentral=Boden=Kredit= Aktien=
bank
, Berlin. Die außerordentliche Generalverſammlung der
Preußiſchen Zentral=Boden=Kredit=Akrienbank in Berlin genehmigte den
Intereſſengemeinſchaftsvertrag mit der Deutſchen Grundkredit= und
Rheiniſch=weſtfäliſchen Bodenkreditbank. Ferner wurde beſchloſſen, d
am 4. Oktober geſchaffenen 6 Mill. Mk. Sonderaktien in Stammaktien
umzüwandeln und das Grundkapital um 24 Mill. Me. Stamm= und
6 Mill. Mk. Namensvorzugsaktien, die mit einer 8prozentigen Vorzugs=
dividende
und zwölffach qualifiziertem Stimmrecht ausgeſtattet ſind und
an die Inhaber der bisherigen 6 Mill. Mk. Sonderaktien begeben werden
ſollen, zu erhöhen.
d- Handels= und Verkehrsbank A.=G., Hambuvg.
Der auf den 12. März einzuberufenden außerordentlichen Generalver=
fammlung
der Handels= und Verkehrsbank A.=G. ſoll die Verdoppelung
des Aktienkapitals auf 20 Millionen MMark vorgeſchlagen werden. Die
neuen Aktien ſollen ab 1. April 19123 dividendenberechtigt ſein. Von
den neuen Aktien ſollen den Namensaktionären 7 Millionen Mark zu
100 Prozent, und den Inhaberaktionären 43 Millionen Mark zu 300
Prozent zum Bezuge angeboten werden im Verhältnis von 2:1. Die
reftlichen 50 Millionen Mark werden von einem Konſortium übernom=
uen
mit der Verpflichtung, ſie beſtmöglichſt für die Bank zu verwerten.
Die Umwandlung der Namens= und Inhaberaktien wird beantragt
werden.
Meſſen.
3. Deutſche Erfindungen=, Neuheiten= und
Induſtrie=Meſſe. Wie in den beiden latten Jahren, veranſtaltet
der Reicksverband Deutſcher Erfinder E. V. Manncheim ( Geſchäfts=
ſtelle
: O 3/16) auch jetzt trotz der Ungunſt der Zeiten ſeine Erfindungen=,
Neuheiten= und Induſtrie=Meſſe vom 27. April bis 3. Mai 1923 in
ſämtlichen Räumen des Mannheim
Roſengartens. Um der In=
duſtrie
in beſonderem Maße Gelegenheir zu geben, ihre Er
zeugniſſe
den zahlreichen Intereſſeiten aus dem In= und Ausjand, die erfahrungs=
gemäß
dieſe Großverkaufemeſſe ſtändig beſuchen, vorzuführen, wurden
die Erfindungen von den Induſkriefabrikauten gerrennt und letzteren be=
ſonders
große Räume (vor allem der Nibelungenſaal) für ihre Zwecke
ausfchließlich reſerviert. Die geringe Plazmiete ermöglicht ſelbſr
leineren Ausftellern eine angemeſſene Veteiligung. Eine umfangreich=
Werbetätigkeit durch wirkungsvolle Plakate, laufende
ze Inſerate un

den bedeutenderen Tages= und Fachzeitſchriften, Werbemarken u. dergl.
erwecken und erhalten das Inteseſfe an dieſer Spezialmeſſe. Von alte
und neuen Ausſtellern laufen täglich Anfragen und Platzbeſtell
ngeir ein,
ſodaß ſchon jetzt mit einer regen Beteiligung gerechnet we
n kann.
IIs letzter Anmeldetermin wurde deswegen der 1. April d. J. feſtgeſetzt.
Eine Erweiterung der Ausſtellungeräume iſt vorgeſehen.
Ausländiſche Vextreter der Kölner Meſſc. Wie
die übrigen deutſchen Großmeſſen wird auch die Kölner Meſſe iu Aus=
land
dor allem in den Ländern, deren Kaufmannſchaft an der Kölner
Meſſe beſonders intereſſiert iſt, el
amtliche Vertretungen einrichten.
Die Aufgabe der ehrenamtlichen Vertreter beſteht in erſter Linie darin,

übernommen.
Die Platzanmeldungen für die Wiener Früh=
jahrsmeſfe
. Ohwohl der Anmeldungstermin für die Wiener Früh=
jahrsmeſſe
bereit3 abgelaufen iſt, langen in der Platzvermietungs=
abteilung
der Meſſe noch immer zahlreiche Anfragen wegen Zuweiſung
von Ständen für die Frühjahrsueſſe aus dem In= und Auslande ein.

meſſeausfteller für die Frühjahrsmeſſe angemeldet, von denen ein großer
Teil auch ſchon bei den erſten beiden Meſſen vertreten wwar. Bemerkens=
wert
iſt, daß die durchſchnittliche Raumanforderung der Ausſteller ge=
ſtiegen
iſt. Sie beträgt 10 Quadratmeter pro Ausſteller bei der Früh=
jahrsmeſſe
, gegen 8 Quadratmeter bei der letzten Herbſtmeſſe. Beſon=
ders
ſtark iſr die Beteiligung an den Gruppen Textil und Bekle
dung,
Juwelen=Gold=Silber und Schmuckwaren, Uhren, Lederwaren und Reiſe=
artikel
, Spielwaren, Muſikinſtrumente, mediziniſch=chirurgiſche, Gummi=
und Dentalwaren. In der Papier= und Fahrzeugbranche war der An=
drang
ſo groß, daß mit den in Ausſicht genommenen Räumen das Aus=
langen
nicht gefunden werden konnte und neue Räume herangezogen
werden mußten. Lebhaftes Jnterefſe zeigt ſich auch für die Ausſtellung
Der techniſche Fortſchritt, die in der Rotunde im Rahmen der Früh=
jahrsmeſſe
abgehalten werden wird. Dieſe Ausſtellung mit ihren zahl=
reichen
techniſchen Neuheiten und Erfindungen dürfte ein Haupt=

anziehungspunkt der techniſchen Meſſe werden.
Warenmärkte.
w. Beuliner Produktenbericht. Unter Heur Einfluß
der höheren Deviſenpreife herrſchte am Produttenmarkt für alle Artikel
zicmlich erhebliche Kaufluſt. Die Verkäufer hielten unter dieſen Ver=
hältniſſem
mit Abgaben ſehr zuyick, habet aber ihre Forderungen dirc=
wveg
erhöht. Für Roggen beſtand hauptſächlich zu Umlage= uud Tauſch=
zwdecken
viel Begehu. In Gerſte waren die Umſätze bei knappem Material
gering. In Mais erfolgten größere Käufe der Landwirtſchaft. In Fut=
terſtoffen
waren die Umſätze bei ziemlich ſchvierigem Handel, uamentlich
für Melaſfefutterſorten, gering.
h. Mannheimer Produktenbörſe. Mit der keinen

dings waxen die Preiſe gegen die letzte Börſe etwas niedriger. Man
forderte für Weizen 105107 000 Mt. für Roggen 9295 000 Mk., für
Gerſte 95105 000 Mk., für Hafer 7880000 Mk. und für Mais
100105 000 Mk. pro 100 Kilo Frachtparität Mannheim. In Mehl
wan das Geſchäft etwas lebhafter, nachdem die Preife ſich weiter ge=
enkt
hatten. Die Mühlen ſtellten eien Richtpreis für Spezial Null
von 175 000 Mk. auf, die zweite Hand verlangte 145000 Mt. pro
Doppelzentner ab Mühle. In Futtermitteln iſt man dagegen

etwas zurückhaltenber, ha ſich hier die Preisherabſetzung noch nicht ge=
nügend
ausgewirkt hat. Für Weizeukleie wurden von den Mühlen
55 00 Mk., vom Handel 45000 Mk., für Weizenfuttermehl noch 75 000
Mark pro Doopelzentner verlangt. An der Kolonialwarenbörfe blieb
die Tendenz abgeſchwächt. Die Preiſe waren infolge der beträchtlichen
Goldzollherabſetzung bedentend niedriger. Man verlangte für Kaffee
Santos Superior roh 14 20015 300 Mk., gewaſchen 20060 Mk. bei
9233 Mk. Zoll, für Tee mittel 3236 000 Mr. gute Sorte 3740 020
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Kakao koſtete 5000 Mk., holländiſcher 5600) Mk., Reis Burma 1700
Mark, alles per Kilo ab Mannheim.
h. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Am Schlachtvieh=
markt
vom Montag waren aufgetrieben: 116 Ochſen, 195 Bullen. G
Kühe und Rinder, 238 Kälber, 115 Schafe, 786 Schweine. Bezahlt wur=
den
für 50 Kilo Lebendgewicht für: Ochſen 1. Xl. 220240 00 Mark,
. Kl. 180200 000 Mk., 3. Kk. 150170 000 Mk., 4. Kl. 110140 003
Mark; Bullen 1. Kl. 180200 000 Mk., 2. Kl. 160180 000 Mk., 3. Kl.
130160 000 Mk.: Kühe und Ninder 1. Kl. 220210060 Mk., 2. Kl.
180200 00 Mk., 3. Kl. 150170060 Mk., 4. Kl. 120140000 Mk.,
5. Kl 30110 000 Mk.; Kälber: a) und b) 220240 000 Mr., c) 200000
bis 22000 Mk., ch 180200 000 Mk., c) 160180 000 Mk.; Schafe
a) 100110 000 Mk., b) 95100 080 Mk., c) und d) 9035060 Mk.,
e) 8090 00 Mk.; Schweine a) 280300 000 Mk., b) und c) 280 000
bis 290 000 Mk., d) 260280 000 Mk., 1) 240260 00 Mk.; Sauen
240230 000 Mk. Tendenz: Mit Großyieh ruhig, nicht geräumt; mit
Kälbern mittelmäßig, ausverkauft; mit Schafen lebhaft; mit Schveinen
ruhig, Ueberſtand.
h. Mannheimer Pferdemarkt. Für den Pferdemarkt aur
Montag ſtellte ſich der Auftrieb auf 10 Wagenpferde, 153 Arbeitspferde
und 25 Schlachtpferde. Bezahlt wurden: für Wagenpferde 1½4 Mil=
lionen
Mk., für Arbeitspferde 26 Millionen Mk., für Schſachtpferde
0,31 Million Mk. Tendenz: Der Hondel war in allen Gattungen
mittelmäßig.
Vom Holzuarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter ſchreibt
uns: Die Vernunft iſt in den Reihen der Sägewerksinduſtriellen trotz
der Senkung des Dollarkurſes noch nicht eingetreten. Den beſten Be=
weis
hierfür liefert der vor einigen Tagen in Cladow bei Lands=
berg
a. d. W. ſtattgefundene Rohholztermin, in dem größere Mengen,
allerdings wertvoller Schneidehölzer, gekauft wurden. Es wurden
Preiſe gezahit, die zwiſchen 400500 000 Mark je Feſtmeter ab. Wald
liegen. Rechnet man hierzu Fuhr= und Schneidelohn, ſo ſtellt ſich die
fertige Ware auf ungefähr 800000 Mark je Kubikmeter. Ein ſolcher
Preis iſt bisher noch nicht erzielt worden, und es iſt auch zu hoffen,
daß die Pre’sbewegung, wenn der augenblickliche Deviſenſtand beizu=
behalten
iſk, dieſe Höhe nicht erreichen wird. Die Kaufluſt iſt infolge
der Bewegungen am Dewiſenmarkt immerhin abgeſchwächt. Es wur=
den
zwar noch größere Umſätze erzielt, aber es fehlt an der Kaufluſt
in den Kreiſen des mittleren Holzhandels, und vor allem an der Unter=
nehmungsluſt
der Möbelinduſtrie. Die Möbelfabriken ſind in einer
ſchlechten Lage. Seit kurzem gehen neue Aufträge nicht mehr ein, oder

Der Export leidet. Der Abſatz an die Möbelabzahlungsgeſchäfte im
Ruhrrevier ift ins Stocken geraten. Die Möbelfabriken haben ihre liebe
Mühe und Not, die Beträge, die ihnen die dortigen Betriebe ſchulden,
wenn auch mit Verſpätungen, hereinzubekommen. Die Großbauken ver=
ringern
die Kredire. Auch der Warenwechſel iſt heute nicht mehr be=
liebt
. Die Platzholzhändler im Rheinland und in Weſtfalen berichten
über ein Stocken des Abſatzes. Infolgedeſſen ſind in letzter Zeit die
Nachfragen, die in Süddeutſchland und auch im Oſten vorliegen, gering
geworden. Die Tſchecho=Slowakei bietet wieder in verſtärktem Um=
uange
parallel beſäumte Fichte und Taune, in geringerem Umfange
auch Kiefer an. Es wurden jedoch nur derb iltnismäßig wenig Ab=
ſchl
.iffe getätigt, da es an dem zur Vorausbezahlung der hoben D
iſen=
beträge
nörigen Geld fehlt. Das Schwellengeſchäft war lebhaft,
Börſen.
Fuaukfurker Devifenmarkt. Au Deufſenmarkt uachts
die Befeſtigung Fortſchritte; auch das Geſchäft wies eine Zunahme auf,
Der Dollar wurde im Vormittagsverkehr mit 21 75022 500 gehandelt
und sog im weiteren Verlauf auf 23250 an. Die feſtere Tendenz der
ausländiſchen Zahlungsmittel begünſtigte das Aufkoyrmen einer zuver=
ſichtlichen
Meinung am freien Erfektenmarkte. Das Geſchäft war jedoch
ruhig, da das außenſiehende Publikum ſich noch zurückhaltend verhält.
Soleit Kurſe von Bureau zut Bureau zu hören waren, lagen dieſe vor

echwerte, überhaupt Papiere, welche etwas niedriger ſtehen, geſuchter,
was vernackläſſig
Montanaktien. Chemiſche Werte wurden zu den
geftrigen Höchſtkurfen genannt. Von den Freiverkehrspapieren taren
Mansfelder Geger
a0 regerer Nachfrage und mit 39 500 Geld genannt.
Es wwrden ferner geſprochen: Großtyaft Wüirttemberg 1700, Inag und
Hanſa Oloyd feſter. Schutzgebietsanleihe zirka 16 000. Höchſter 31 500
Geld, Badiſche Anilin mit 40000 angeboten. Der Dollar wurde um
1.30 Uhr an der Börſe mit 24 00024 250 genannt
w. Berliner Börſenbericht. Seitens der Induſtrie zeigte
ſich heute für Debiſen ſtrker Begehr, ſo daß die Kurſe bei dem vor=
handenen
knappen Material im Freiverkehr kräftig anzogen und der
Dollar vorübergehend bis 25 00 bezahlt wurde. Bei der amtlichen Feſt=
ſetzung
vermockte die Reichsbank durch Abgaben die Notiz auf 23 250 zu
drüicken. In Rückwirkung der Deviſenbefeſtigung hörte man auch füir
Effakten höhere Kurſe meiinen.
w. Lebiſennt ießt. Frankfurk a. M., 20. Februar.

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.

93
394
965.10 110971.85
1446.35
0.05
1127.15 1328,15
11.
4
454
8
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K eutſch=O)
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* 33.33 Budapeſt ... . . . . . . . . . . .... 48 * Frag ..................... 601.50 6(
½, . Rgran. . . . . . . . . . . . ....... 24690. 10
Si

w. Frankfurter Abenddebiſen vom D. Febt. Der De=
brſenbedarf
hält an und führte zur weiteren Befeſtigung. Dollarnotenr

blieben geſucht, man naunte einen Kurs von 25 530. Polennoten ſchtvach),
zirka 5960. London 119.900, Paris 1530, Brüſſel 1350, Neu=York
25 500, Holland 10100, Scveis 4820.
w. Deoiſenmarkt. Berlin 20. Februar Zelegr. Auszahlungen für:
e
Me
Geld
Brief
Beid
Briet.

Amſterdam=ſkotterdan .. ,
Brüfſel=Antwerpen .... ......"
ehriftiania . . . . . . . . . . ........
Kopenhagen .. . . .. ... .. .....
Stockholnt .. . . . . . . . .. . ... ...
gelſingfors .. . . . .. .. .. ... ...
Italien............ ...... ...
ſondoh .. . . . . . . . . . . . . . . ....
Netv=York ......... ... ......"
aris ........ .. . . . . . . . ...
Schweiz.. . . . . . . . . .. . . . . . . ..
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Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.).
Prag ......... .. .... .... . .."
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