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Nummer 49
Montag, den 19. Februar 1923
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Rädern!
ernick. und
ma llieren!
inbach
Enilſtraße 4
Streik der franzöſiſchen Bergarbeiter.
Paris, 18. Febr. (Wolff.) Es ſcheint, daß die
Streik=
bewegung unter den franzöſiſchen Bergarbeitern von morgen
ab eine Wendung erfährt, da die Verhandlungen zwiſchen deen
Grubenbeſitzern und den Bergarbeitern in den
Bergwerks=
bezirken im Norden des Pas de Calais und in denen von Anzin
geſtern zu einem poſitiven Ergebnis führten. Die Bergarbeiter
erhalten für die Zeit vom 1. bis 15. Februar eine Lohnerhöhung
von zwei Franken täglich, für alle Arbeiter über 16 Jahre wird
die Summe ausgezahlt, ferner wird vom 15. Februar ab eine
Er=
höhung des Lohnes um 3,25 Franken je Schicht zugeſtanden.
Nach Hadas breitete ſich der Ausſtand im Norddepartement
geſtern zwar aus, immerhin ſcheint aber auch die kommuniſtiſche
humanité die Auffaſſung zu vertreten, daß die geſtern in Duai
erzielte Einigung auf den Streik von Einfluß ſein müſſe. Aus
dieſem Grunde wird der Nationalrat der kommuniſtiſchen
Berg=
arbeiter auf Dienstag zur Beratung der Lage einberufen. Eine
geſtern abend ausgegebene Mitteilung der kommuniſtiſchen
Ge=
werkſchaften ſtellt die Streiklage am Samstag im Vergleich zum
Vortage als günſtiger da und erklärt, daß in Cantal, in Nievre,
Creuſe und im Bezirk von Allier der Ausſtand vollkommen ſei.
Im Gardgebiet iſt die Zahl der Ausſtändigen angewachſen, im
Noſeldepartement ſind die Ausſtändigen mehr denn je zu einem
langen Widerſtand entſchlofſen. Die Mitteilung ſchätzt die Zahl
der Bergarbeiter, die geſtern in Frankreich ausſtändig waren,
auf 15 000 Mann.
Paris, 18. Febr. (Wolff.) Havas meldet aus Brüſſel:
im Bezirk des Borinage ſind etwa 15 000 Bergarbeiter in den
Ausſtand getreten, weil ſie die ihnen zugeſagte fünfprozentige
Lohnerhöhung als unbefriedigend erachten. Sie hätten
aus=
drücklich erklärt, daß ihr Ausſtand zu den Ereigniſſen im
Ruhr=
gebiet keinerlei Beziehung hätte.
Vom Tage.
Die Agence Havas, die geſtern eine Nachricht der Daily Mail von
einem Schritt des deutſchei Botſchafters in Waſhington verbreitet hat,
wuonach dieſer die Unterſtützung von 300 000 hungernden Menſchen im
Ruhrgebiet ſeitens der ameritaniſchen Wohltätigkeitsorganiſationen
er=
beten hätte, muß heute ſelbſt ein Dementi der deutſchen Botſchaft
in Waſhington wiedergeben, das der Nachricht, der Dilly Moil den
Boden, entzieht.
Nach einer Meldung der „Information” aus Köln iſt General Payot
geſtern vormittag dort, eingetroffen, um mit dem engliſchen
Oberbefehls=
haber General Godleh über die Eiſenbahnfrage zu derhandeln.
Nach einer Meldung des Sonderberichterſtatters des Neu=York Herald
in Düfſelderf reiſte der Militärattachée der amerikaniſchen Botſchaft in
Paris, Bendley Mott, zu einer Iniyektionsreiſe im Ruhrgebiet und
ben angrenzenden Bezirken dorthin ab, Ueber den Zweck des Beſuches
im einzelnen ſei nichts zu erfahren.
Laut Voſſiſcher Zeitung verzichtete Chefredakteur Napieralſki auf
das ihm zufallende Mandat des verſtorbenen polniſchen Abgeordneten
des Preußiſchen Landtags Pfarer Wayda. An ſeine Stelle tritt der
Vorſitzende des Verbandes „Polen in Deutſchland” Siertkowſfi.
Der ᛋchechofloſvakiſche Finanzmiuiſter Dr. Raſchin iſt heute
nach=
mittag geſtorben.
Die Annahme des Geſezentwurfs über die Schuldenfundiernug im
amerikaniſchen Senat erfolgte mit 70 gegen 17 Stimmen. Der Senat
ſtimnte auch einem Abänderungsantrage zu, wonach die Demokruten im
der Kommiſſion der Schuldenfundierung eine Vertretung erhalten.
Ab=
änderungsantnäge auf Erhühung des Zinsſatzes wurden abgelehnt.
Präſident Harding hat beim Kongreß eine Budgetforderung in Höhe
vont 20 350 000 Dollars eingebracht, die zur Deckung des Abbaues der
amerikaniſchen Schlachtflotte dienen ſoll, die nach dem Programm der
Aaſhingtoner Konferenz abgebrochen werden müſſe.
Die Schlacht an der Ruhr.
alerg
t (207a
Fragkreichs Krieg gegen Wehrloſe.
Gelſenkirchen, 19. Febr. (Prib.=Tel.) Am geſtrigen
Sonntag ſetzten die Franzoſen ihre Verſuche fort, die 100
Mil=
llionen Mark Kontribution aufzubringen. Die
Fran=
zoſen gingen dabei mit rückſichtsloſer Schärfe gegen die
Bevöl=
fabrißA mittags eine außerordentliche Stadtverordnetenverſammlung ein= franzöſiſchen Offizieren, die ſich ohne Quartierſchein bei ihm
ein=
berufen. Hierzu war der verhaſtete Baurat Ahrend
beur=
laußt worden. Von dem franzöſiſchen Konmandanten wurde
mitgeteilt, daß bisher 70 Millionen durch Beſchlagnahme
aufge=
bracht ſeien. Der Reſt müſſe ebenfalls herbeigeſchafft werden.
Unter anderem verlangten die Franzoſen, daß der ſtellvertretende
Oberbürgermeiſter Beträge aus Ban.= und Scheckkonten
über=
weiſe. Er erklärte, daß er dazu gar nicht in der Lage ſei. Die
Stadtverordnetnverſammlung nahm hierauf eine Erklärung an,
in der die ſtrikte Ablehnung aller Forderungen
beibehalten und das bisherige Verhalten der Stadtverwaltung
gebilligt wurde. Es wurde weiter darin zum Ausdruck gebracht,
daß die Stadtverwaltung die Verantwportung für die Sicherheit
der Bevöllerung nicht mehr tragen könne und dieſe den
Fran=
zoſen übergeben werde. Baurat Ahrend wurde wieder
verhaf=
tet und nach Recklinghauſen abgeſchoben. Die Franzoſen haben
den Vorſitzenden des Arbeitgeberverbandes und den Inhaber
der Großeiſenhandlung Stern verhaftet bis zur reſtloſen
Zahlung der 100 Millionen. Die Verhafteten wurden nach
Reck=
linghauſen gebracht.
Die Franzoſen gehen nunmehr auch dazu über, die Führer
der politiſchen Parteien zu drangſalieren und zu verhaften.
Nachdem der Führer der Zentrumspartei am Samstag verhaftet
wurde, geſchah geſtern das gleiche mit dem Führer und dem
Ge=
ſchäftsführer der Deutſchen Volkspartei, bei denen
Hausſuchun=
gen und Beſchlagnahmen erfolgten.
Die Eſſener Schupo wieder im Dienſt.
Eſſen fanden geſtern zwiſchen Vertretern der Polizeibehörde
und General Degoutte Verhandlungen ſtatt, die zu dem
Er=
gebnis führten, daß die Schutzpolizei den Dienſt wieder
auf=
nimmt und die Uniform behält. Eine Entwaffnung iſt nicht
Vorgeſehen. Die Kriminalpolizei darf keine Waffen tragen.
Knebelung der Preſſe.
Bottrop, 17. Febr. (Wolff.) Die Bottroper
Volks=
zeitung, iſt vom 13. bis 26. Februar verboten worden
wegen einer im Anzeigenteil veröffentlichten Aufforderung an
die Kaufmannſchaft, nichts an die Beſatzungstruppen zu
ver=
kaufen.
Opfer der Willkür.
Frankfurt, 17. Febr. (Wolff.) Im
Reichsbahndirektions=
bezirk Trier ſind ausgewieſen worden: Oberregierungs=
und Oberfekretär Helmbach. — Im Direktionsbezirke Lud= Die deutſchen Miniſter hätten ſo zwar noch die Möglichkeit, in
wigshafen erfolgte die Ausweiſung von Regierungsbaurat
Paldmann, Vorſtand der Betriebsinſpektion Neuſtadt a. d.
Oaardt, Eiſenbahnamtmann Held, Vorſtand der Bahnſtation
„Neuſtadion”=Neuſtadt, ſowie deſſen Stellvertreter Randtler.
Die Ausweiſung erfolgte aus unb=kannten Gründen. In
Fran=
tenthal wurden der Bahnhofswirt, ein Oberkellner und ein
Bahn=
lesſchaffner durch die franzöſiſche Gendarmerie verhaftet, eil miniſter Gröner weilte geſtern im Ruhrgebiet und hatte mit
Ne Sammelſcheine für die Norleidenden im Ruhrgebiet weiter=
„egeben hatten. Später ſind die Verhafteten jedoch wieder frei=
Kelaſſen worden,
Neue Verhaftungen. — Proteſte.
Eſſen, 18. Febr. (Wolff.) In der verfloſſenen Nacht
wurde der Mitinhaber der chemiſchen Fabrik Goldſchmidt, Dr.
Theodor Goldſchmidt, in ſeiner Wohnung verhaftet und
lerung vor. Der ſtellvertretende Oberbürgermeiſter hatte nach= nach Bredeney gebracht. Er hate wenige Stunden vorher einigen
quartieren wollten, die Aufnahme verweigert.
Gegen die kriegsgerichtlichen Aburteilungen des Eſſener
Bür=
germeiſters Schäfer, des Oberbürgermeiſters von Oberhauſen
Havenſtein, des Direktors Bußmann vom
Rheiniſch=
weſtfäliſchen Elektrizitätswerk und Dr. Guyenz vom
Einzel=
handelsverband Groß=Eſſen und Uimgebung erhebt die
Handels=
kammer für den Kreis Eſſen, Mülheim an der Ruhr und
Ober=
hauſen in einem Schreiben allerſchärfſten Einſpruch und ftellt
feſt, daß dieſe Diktate rechtsungültig ſeien. Zum Proteſt —
ins=
beſondere gegen die Aburteilung ihres Geſchäftsführers — werde
die geſamte Kaufmannſchaft Eſſens am 19. Februar ihre
Ge=
ſchäfte geſchloſſen halten.
Weſel, 19. Febr. Regierungspräſident Grützner aus
Düſſeldorf iſt geſtern nachmittag ½4 Uhr in ſeiner
Privatwoh=
nung von franzöſiſchen Gendarmen verhaftet worden und
dem General Simon, Kommandanten des Brückenkopfes,
zu=
geführt worden, der ihm eröffnete, daß er ſeine Ausweiſung
vollziehen müſſe auf Grund eines Verlangen des belgiſchen
Ge=
nerals, und zwar wegen ſeines Proteſtes gegen die Verhaftung
der Oberbürgermeiſter.
Immer weitere Beſetzung.
Gelſenkirchen 18. Febr. (Wolff.) Mittags wurde
auch der Bahnhof Gelſenkirchen=Bismarck von
franzöſi=
ſchen Truppen beſetzt. Wie auf dem Hauptbahnhof werden auch
hier die ankommenden Reiſenden unterſucht. Der
Perſonen=
verkehr iſt unterbunden. Vor dem Rathaus in Gelſenkirchen ſind
18 Panzerautos aufgeſtellt. Die Poſt und das Finanzamt ſind
mit Truppen belegt.
TU. Berlin, 18. Febr. Von zuſtändiger Seite wird mit=
Berlin, 18. Febr. Nach einer Korreſpondenzmeldung aus geteilt, daß Fülich von den belgiſchen Truppen beſetzt
wurde.
Verurteilt!
Eſſen, 18. Febr. (Wolff.) Das Kriegsgericht der
Okkupationsarmee hat, wie erſt jetzt bekannt wird, am 30.
Januar Helene Maske aus Eſſen wegen Umgehung des
Aus=
weiſungsbefehls zu ſechs Monaten Gefängnis und
wegen Eindringens in das beſetzte Gebiet ohne Ausweiskarte
zu einem Monat Gefängnis verurteilt.
Die deutſchen Miniſter im Ruhrgebiet.
U. Paris, 18 Febr. Die Nachricht, daß deutſche
Mini=
ſter trotz des franzöſiſchen „Verbotes” ſich mehrere Tage
im Ruhrgebiet aufgehalten haben, hat in der hieſigen
Preſſe Wutausbrüche ausgelöſt. Die Agence Havas
beglei=
tet die Meldung mit einem längeren Kommentar, worin es heißt,
die franzöſiſchen Behörden hätten von der Anweſenheit der
deut=
ſchen Miniſter zu ſpät Kenntnis erhalten, um eingreifen zu
kön=
nen. Es ſei leider nun einmal nicht möglich, alle Wege, die in
kat Dr. Conitz und Oberregierungsbaurat Pieper, Eiſen= das Ruhrgebiet führen, zu überwachen; dazu bedürfe es eines
Oahinſpektor Stach=Türkismühle, Oberſ=kretär Schiffhauer Mehrfachen der im Ruhrgebiet vorhandenen Truppenkontingente.
das Nuhrgebiet zu gelangen, aber ſie täten es auf eigenes
Riſiko. Es ſei ſelbſtverſtändlich, daß wenn einer von ihnen
auf einer neuen Agitationsreiſe betroffen und verhaftet würde,
er ſich umfo ſchwereren Sanktionen ausſetzen würde,
als er gegen eine ihm bekannte Verfügung verſtoße, (Frkf. Ztg.)
Auh Reichsminiſter Gröner im Ruhrgebiet.
* Eſſen, 19. Febr. (Priv.=Tel.) Auch
Reichsverkehrs=
den Vertretern der Eiſenbahner umfangreiche
Beſprechun=
gen, in denen die geſamte Verkehrslage fowie die perſönlichen
Verhältniſſe der Eiſenbahner eingehend erörtert wurden.
Die Welt will betrogen ſein ...."
Auf einem Bahnhof des widerrechtlich beſetzten Gebietes in
Baden hatten ſich die Franzoſen die Dienſtkleidung und
Dienſt=
mütze eines Bahnhofsvorſtandes ſowie die bekannte
grüngerän=
derte Signalſcheibe angeeignet. Dann ſtellten ſie einen Zug
zu=
ſammen, der mit Poilus beſetzt war. Alsdann wurde ein
Photo=
graph herbeigebracht und die franzöſiſchen Soldaten mußten
aus den Fenſtern mit freundlichen und lachenden Geſichtern nach
dem Bahnhäuschen ſchauen, wo ein „Deutſcher” in echter
Klei=
dung und Dienſtmütze ſtand, der zum Zeichen der Abfahrt ſeinen
Signalſtab hockhob. Auch das Signal ſtand hoch, alſo zur
Ab=
fahrt bereit. Daß in der Dienſtkleidung ein Franzoſe und kein
Deutſcher ſteckte, werden allerdings die Pariſer, wenn ſie in
ihren illuſtrierten Blättern dieſen neueſten Sieg Frankreich
ver=
bildlicht ſehen, wohl nicht erkennen.
Soweit die Meldung, die uns aus Offenburg zugeht.
Bravo! Die Ehre der „Grande Nation” iſt gerettet! Was
Poincaré und ſeinen Helfershelfern, den „tapferen” Generalen
der „ſiegreichen” Rhein= und Ruhrarmee nicht gelungen iſt:
einen einzigen deutſchen Eiſenbahner zur Fronarbeit zu
zwin=
gen — trotz Bajonett und Handgranate, trotz Maſchinengewehr
und Tanks, trotz Kriegsgericht, Einkerkerung, Aushungerung und
all der anderen „harmloſen” Mittel, mit denen die „friedliche
Ingenieurkommiſſion” ausgerüſtet iſt — jetzt iſt’s erreicht! Die
Boulevardpreſſe wird ihren Leſern in farbigen Kliſchees von
dem neuen „Sieg” der ſtolzen Söhne Frankreichs und ihrer
braden Brüder aus Zentralafrika Kunde geben, im Film wird
dieſer „Rieſenerfolg” durch ganz Frankreich rollen und zahlloſe
„Patrioten” zu Tränen rühren: der „Sieg” iſt errungen!
Poin=
caré hat „Dokumente” ſeines „Erfolges‟! Die Welt will
be=
trogen ſein ..."
Es iſt die alte und boch ewig neue Methode, mit der
Frank=
reichs Staatsmänner die Welt belügen! Dieſer neueſte Verſuch,
die Welt über die wahren Vorgänge in den von Frankreich
ver=
gewaltigten deutſchen Gebieten zu täuſchen, reiht ſich würdig in
die zielbewußte Linie der franzöſiſchen Kriegs= und
Nachkriegs=
propaganda ein. Die Lüge von Deutſchlands Alleinſchuld
am Weltkriege, der Schwindel Clemenceaus von den
150 000 Saarfranzoſen, die in Verſailles den Anſchluß
des Saargebiets an Frankreich verlangten, die mit bezahlten
Lumpen veranſtalreten Umzüge der (nichtvorhandenen) „
Fran=
kenforderer” in Saarbrücken, die von landfremden
Hoch=
verrätern im Solde Frankreichs erſtrebte „Rheiniſche
Repu=
blis” — das alles ſind gleichartige Glieder der großen Lügenkette,
die Frankreichs Staatsmänner benötigen, um die Welt am
Gängelbande zu führen. Die Welt will betrogen ſein ...
Freilich, weder die Bevölkerung des beſetzten Gebietes
unter der man vielleicht durch Propagierung dieſes erſten „
Er=
folges” Bauernfängerei treiben zu können hofft —, noch das
un=
beſetzte Deutſchland wird ſich durch dieſen neueſten franzöſiſchen
„Trick”, der wie ein verſpäteter Karnevalſcherz anmutet, in der
einmütigen Abwehr der franzöſiſchen Gewaltpolitik beirren
laſ=
ſen, und auch die übrige Welt kann heute kaum noch auf
der=
artige Schwindelmärchen hereinfallen. Aber immerhin: In
Frankreich wird man an den „Sieg” Poincarés glauben. Und
das genügt, dem „ſchlauen Lothringer”, dem jedes Mittel recht
iſt, ſeinen wackelnden Thron zu ſtützen: Frankreich will — nein
muß — betrogen ſein!
8. H.
Le Trocquers „Erfolge‟.
Die Havas=Darſtellung.
Paris, 17. Febr. (Wolff.) Havas, faſt die Ergebniſſe der
Londoner Verhandlungen des Miniſters Le
Troc=
guer wie folgt zuſammen:
Die Strecke Grevenbroich=Düren wird völlig den franzöſiſchen
Behörden für den Transport der Ruhrkohle überlaſſen werden.
Die Grenze der engliſchen Zone wird ſo hergeſtellt, werden, daß
dieſe Strecke künftighin in die franzöſiſche Zone zu liegen kommt.
Hinſichtlich der Benutzung der über Köln gehenden Hauptſtrecken
für franzöſiſche Militärtransporte habe das engliſche Kabinett
vorgeſchlagen, die Benutzung in beſchränktem Umfange zu
ge=
ſtatten, zum Beiſpiel in dem gleichen Maße, wie vor der
Be=
ſetzung des Ruhrgebiets. Die Einzelheiten der Durchführung
würden an Ort und Stelle von kompetenten engliſchen und
fran=
zöſiſchen Perſönlichkeiten, nämlich durch Geueral Payot und
General Godley unter Leitung des Generals Degoutte ſtudiert
werden. In voller Kenntnis der Dinge werde man ſo die Frage
prüfen, welche Strecke den franzööſchen Behörden und in
wel=
chem Umfange dieſelbe in Anſpruch genommen werden könne,
ſo daß einerſeits den franzöſiſchen Bedürfniſſen Rechnung
ge=
tragen werde und andererſeits die Lokalzuſammenhänge nicht
geſchädigt werden. Unter dieſen Umſtänden werde eine
franzö=
ſiſch=britiſche Verſtändigung demnächſt möglich ſein. Ihre
Einzel=
heiten würden auf dem gewöhnlichen diplomatiſchen Wege
ge=
regelt werden, da ja das Techniſche dieſer Fragen vom Miniſter
Le Trocquer in London erſchöpfend dargelegt worden ſei.
Frankreichs „Arbeiterfreundlichkeit”.
Frankfurt, 17. Febr. (Wolff.) Im Bezirk der
Reiché=
bahndirektion Frankfurt wurde heute der Verſuch gemacht, die
auf der Strecke Limburg-Kriftel pendelnden
Perſonen=
züge in die Anſchlußgleiſe der Höchſter Farbwerke
hin=
einzuführen, um der Arbeiterſchaft die Möglichkeit zu geben, die
Stadt Höchſt beſſer zu erreichen. Der Verſuch mißlang, weil
die Franzoſen nach dem Bekanntwerden dieſer Abſicht den bei
dieſen Anſchlußgleiſen liegenden Block der Farbwerke
militä=
riſch beſetzten. — Aus dieſem Umſtande erhellt, wie wenig
ernſt es den Franzoſen mit ihrer Behauptung iſt, der
Arbeiter=
ſchaft unter allen Umſtänden zu Hilfe zu kommen.
Im Direktionsbezirke Trier wurde eine große Anzahl
Bahnhofsvorſteher und anderer Beamten aufgefordert, ihren
Dienſt wieder aufzunehmen, oder innerhalb 48 Stunden ihre
Dienſtwohnung zu räumen.
Im Direktionsbezirke Mainz, iſt eine Entſpannung der
Lage immer noch nicht eingetreten. Der Verſuch, die bisher
un=
beſetzte Nebenlinie Griesheim—Wolfskehl in Betrieb zu nehmn,
ſcheiterte daran, daß die Franzoſen verlangten, daß nur ihren
Befehlen nachgekommen werde. — Im Bezirk Karlsruhe hat
ſich die Lage nicht verändert. — Aus den Bezirken Trier und
Ludwigshafen werden weitere Ausweiſungen gemeldet.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. Februar 1923.
Nuutmer 49.
Kriegsgerichtsurteile in Mainz.
TU. Wiesbaden, 18. Febr. Das franzöſiſche
Kriegsge=
uicht in Mainz verhandelte geſtern in nichtoffizieller Sitzung
gegen den Oberpoſtdirektor Froſch und gegen den
Obertele=
grapheninſpektor Hamel. Die Anklage lautete auf
Spio=
nage, begangen durch Weitergabe eines Militärtelegramms
an die vorgeſetzte Behörde. Das Urteil lautete gegen erſteren
auf drei Monate Gefängnis und gegen Hamel auf 14 Tage
Ge=
fängnis. Bei beiden wird die Unterſuchungshaft angerechnet.
Die Strafe muß ohne Aufſchub angetreten werden. Gegen Froſch
war lebenslängliches Zuchthaus beantragt
ge=
weſen.
Bottrop, 17. Febr. (Wolff.) Oberbürgermeiſter Dr.
Bauer iſt heute vormittag in ſeinem Dienſtzimmer
verhaf=
tet worden, wahrſcheinlich, weil er keine Kohlen an die
Be=
fatzungsbehörde geliefert hat. Ferner hatte er einer Vorladung
vor das Kriegsgericht in Sterkrade keine Folge geleiſtet. Die
ſtädtiſchen Beamten und Angeſtellten haben dem General einen
Proteſt überreicht und ſind heute in einen Proteſtſtreik
eingetreten. Heute vormittag fand in der Stadt ein großer
De=
monſtrationszug ſtatt.
Die Lage im beſetzten Baden.
Offenburg, 18. Febr. (Wolff.) Die Lage im beſetzten
badiſchen Gebiet hat ſich ſeit heute nachmittag weſentlich
geändert. Nachdem ſchon in den letzten Tagen die
franzöſi=
ſchen Truppen aus einet ganzen Reihe von Landortſchaften
zu=
rückgezogen worden waren, iſt heute auch in Offenburg ſelbſt an
verſchiedenen Stellen eine Zurücknahme der Pachen
erfolgt. Seit heute mittag kann man beobachten, daß die noch
verbliebenen Wachen an den ſtaatlichen Verkehrsgebäuden ohne
Gewehr Poſten ſtehen, während ſie bisher mit aufgepflanztem
Bajonett ihren Dienſt verſahen. Man will anſcheinend die
Be=
amten und Arbeiter für die Wiederaufnahme des Verkehrs, die
von den Franzoſen angeſtrebt wird, geneigt machen. Zurzeit be= genden Ausdruck gefunden hat. Fedenfallz muß
feſt=
ſinden ſich hier elſäſſiſche Eiſenbahner; welche von
morgen ab einen Verkehr über Appenweier nach Kehl einrichten
follen. Wie berichtet wird, bemühen ſich die Franzoſen, auf das Maße zu vollziehen pflegt, als es ſich bei der umgekehrten
Ent=
deutſche Perſonal einzuwirken, damit es den Dienſt wieder auf= wickelung jetzt zeigt. Gs liegt auf der Hand, daß hierdurch die
anſtalten. Zur Einrichtung einer Zollinie merden die erfor= war, noch weiter geſteigert wird, und daß eine derartige
Eut=
derlichen Maßnahmen getroffen.
Ein Aufruf ſinniſcher Juriſten.
Reichsverweſer Spinhufyud, mehrere frühere Miniſter,
Mit=
glieder der höchſten Gerichte und Univerſitätsprofeſſoren einen
Aufruf, in dem es nach einem Bergleich mit den früheren bolis erſuche aber, gefälligſt mit der durch die Umſtände gebotenen
tiſchen Verhältniſſen in Finnland, unter Hinweis auf den
Pro=
teſt von Rechtsgelehrten u. a. Frankreichs gegen die ruſſiſchen
Rechtsverſtöße gegen Fiunland heißt: „Deutſche Mänuer
wur=
den von fmnzöſiſchen Kriegsgerichten verurteilt, obtvoßl ſie ſich
nach den völkerrechtlichen Grundſätzen keines Verbrechens
ſchul=
dig machten. Als Mitglieder der kleinen Nationen, die einen Schlachtvieh hat der Reichsminiſter für Ernährung und
Recht beſtehen mußten, ſprechen wir finniſchen Juriſten namens
des Rechts unſere Mißbilligung gegen die Rechtsverſtöße aus,
denen die Deutſchen durch eine fremde Macht im eigenen Lande
ausgeſetzt ſind. Wir drücken die Hoffuung aus, daß das
Rechts=
bewußtſein der aufgeklärten Franzoſen, beſonders der
ſranzöſi=
ſchen Rechtsgelehrten und ihre Würde ſich gegen dieſes unwürdige
Verfahren auflehnen und ſie dazu beitragen werden, dieſem ein
Ende zu machen.”
Bayern und das Reich.
München. 17. Febr. (Wolff.) Die Korreſpondenz
Hoff=
mann meldet: Der bayeriſche Miniſterpräſident b. Knilling
wird am Sonntag abend zu einer Beſprechung der ſchwebenden
Fragen mit dem Reichskanzler und den einzelnen
Reichsmini=
ſtern nach Berlin reiſen. Der Reichskanzler, der für die
nächſten Tage einen Beſuch in München vorgeſehen hatte, iſt
leider durch dringende Autsgeſchäfte und durch die
Verhandlun=
dert, den geplanten Beſuch zu machen. Er heat aber die fe
Abſicht, in allernächſter Zeit nach München zu kommen.
Das Zonenabkommen abgelehnt.
* Baſel, 19. Febr. (Priv.=Tel.) Heute hat das
ſchveize=
riſche Volk ſein Urteil über das mit Frankreich abgeſchloſſene
Abkommen über die Genfer Freizone abgegeben.
Vertrages empfohlen.
Ismet Paſcha.
Konſtantindpel, 17. Febr. (Wolff.) Ismer
Pa=
ſcha iſt hier eingetroffen. Der Stellvertreter des britiſchen Dauer der Vollanſtalten. Das Reichsminiſterium des Innern
berkommiſſars Henderſon hatte ein: Unterredung mit Ismet
Paſcha an Bord des „Guldiemal‟. Ei teilte ihm Curzons
Bot=
ſchaft mit, welche beſagt, Großbritannien ſei noch immer bereit, z
geüdeſt Nat, das Anerbieten auzunehmen, bevor es zu ſpät ſei.
redung mit General Harrington.
Gegen die Preisſteigerung.
Berlin 17. Febr. (Wolff.) Der Präſident des
Lan=
despolizeiamts richtete an ſämtliche
Polizeiver=
waltungen Preußens folgende Aufforderung:
Der Präſident des Landespolizeiamts ſtellt mit Befremden
feſt, daß, obwohl ſeinerzeit das Steigen des Dollarkurſes ein
beträchtliches Steigen der Warenpreiſe zur Folge hatte, jetzt das
Fallen des Dollarkurſes um mehr als 50 v. H. in den
Waren=
preiſen faſt nirgends zum Ausdruck gekommen iſt. Im
Gegen=
teil ſtellen ſich gerade jetzt die Preiſe einer gauzen Neihe don
Ju=
landsprodukten höher als die Waren, die entweder aus dem
Auslande eingeführt ſind oder als überwiegenden Beſtandteil
ausländiſche Rohſtoffe enthalten. Dieſe Tatſachen werden dem
Präſidenten des Landespolizeiamts unausgeſetzt in zahlreichen
mündlichen und ſchriftlichen Vorſtellungen aus allen Kreiſen
der Bevölkerung und auch in dielen amtlichen Berichten mit
er=
ſchöpfendem Beweismaterial vorgetragen. Dieſe maſſenhaft
ein=
laufenden Beſchwerden legen auch Zeugnis von der überaus
ſtarken Mißſtimmung ab, die in weiteſten Kreiſen der
Bevölke=
rung anläßlich dieſer Uebelſtände herrſcht. Die
Polizeiderwal=
tungen werden erneut und unter Bezugnahme auf alle bisher
ergangenen Verfügungen des Landespolizeiamts dringlichſt
an=
gewieſen, dieſen Mißſtänden nachzugehen und überall da, wo die
Annahme von wucheriſchen Preisforderungen gerechtfertigt
er=
ſcheint, ſofort Ermittelungen anzuſtellen und gegebenenfalls die
ſofortige Einleitung eines Strafverfahrens bei den zuſtändigen
Stellen zu veranlaſſen, und wenn Tatſachen vorliegen, die die
Unzuverläſſigkeit des Händlers erweiſen, auf Grund der
Ver=
ordnung vom 23. Oktober 1915 rückſichtslos mit
Eut=
ziehung der Handelserlaubnis vorzugehen.
Berlin, 17. Febr. (Wolff.) Ein Erlaß des
Han=
delsminiſters an ſämtliche Handelskammern beſagt:
Es hat ſich gezeigt, daß die erfreuliche Beſſerung, die der
Stand der Mark in der letzten Zeit erfahren hat, in den
Warenpreiſen vielfach noch keinen oder nur
ungenü=
geſtellt werden, daß die Anpaſſung an die Marktlage ſich beim
Sinlen der Mark ungleich ſchneller und in erheblich ſtärkerem
nimmt, dasſelbe beharrt aber nach wie vor auf der reſtlofen Beunruhigung über die ungeheuere Preisſtei=
Zurückziehung der Beſatzung von den öffentlichen Berkehrs= gerung, die nach dem vorausgehenden Markſturz eingetreten
wickelung bei der Bevölkerung auf ſtarken Widerſtand, ſtoßen
muß. So wenig ich die ſchwierige Lage verkenne, die ſich für
das geſamte Wirtſchaftsleben und in beſonderem Maße für den
Handel aus dem ſchnellen Wechſel des Markſtandes ergab, ſo
Helfingfors, 18. Febr. In den Sonntagsblättern muß ich doch der beſtimmten Erwartung Ausdruck geben, daß
die beteiligten Kreiſe ſich der durch die politiſchen Verhältniſſe
beröffentlichen etwa 250 finnländiſche Juriſten, darunter der erſte verſchärften beſonderen Verautwortung bewußt ſind und den
Verbrauchern die gebotenen Rückſichten entgegenbringen. Ich
behalte mir vor, auf die Angelegenheit alsbald zurückzukommen,
Beſchleunigung auf die beteiligten Kreiſe in dem vorſtehenden
Sinne bereits jetzt einzuwirken.
Berlin, 17. Febr. (Bolff.) Anläßlich der in den letzten
Vochen eingetretenen ſcharfen Preisſteigerung für
langen ungleichen ſchließlich aber ſiegreichen Kampf für das Landwirtſchaſt die Laundesregierungen dringend erſucht, für jeden
Schlacktviehmarkt eine beſondere
Ueberwachungskom=
miſſion aus je einem Viehhändler, einem Fleiſcher und einem
Vertreter der Verbraucherkreiſe zu bilden, damit unberechtigten
Pteisſteigerungen ſogleich an Ort und Stelle entgegengetreten
tverden kazn. Durch ein enges Zuſammenarbeiten dieſer
Kom=
zniſſion mit den zuſtändigen Polizeibehörden wird in vielen
Fäl=
len die Beſchlagnehme des Viehes und die Fernhaltung
unlau=
terer Elemente von den Viehmärkten möglich ſein.
Berlin, 17. Febr. (Wolff.) Mit der Kursſteigerung der
Mark iſt das Niveau der Großhandelspreife nach der
Großhandelsindexziffer des ſtatiſtiſchen Reichsamts von dem
5967fachen des Standes am 5. Februar auf das 5388fache am
15. Februar oder im 10 v. H. zurückgegangen. Von den
auf das 4122fache oder um 16 v. H., die Induſtrieſtoffe von dem
gen im Reichstage, der gegenwärtig das Notgeſetz berät, verhin= 7958fachen auf das 7755fache oder um 2,5 v. H., die Inlands= dem Staate verantwortlich zu machen. Das Wort „der Rhein”,
waren von dem 4925fachen auf das 4873fache oder um 1 v. H. iſt heute Schmach und Schande für uns. Der Friede von
Frank=
oder um 26,7 v. H. geſunken.
Reichsſchulausſchuß.
Berlin, 17. Febr. (Wolff.) Im Reichsſchulausſchuß, der
in dieſer Woche im Reichsminiſterium des Innern getagt hat, Bürgerliches, ſondern ein Kabinett der Abwehr. Die Arbeiter
Das Abkommen wurde mit 410 048 gegen 91 142 Stimmen ab= wurde zur Frage der deutſchen Oberſchule ein Vorſchlag im Ruhrgebiet wollen nicht den Klaſſenkampf. Ihnen gebührt
gelehnt. Der Bundesrat hatte bekanntlich die Annahme des erörtert, der es ermöglichen ſoll, eine weitergehende Vereinba= unſer Dank. Dank verdienen auch die Beamten im beſetzten
rung der Länder über die gegenſeitige Anerkennung der
Reife=
zeugniſſe der deutſchen Oberſchulen zu erzielen. In den
Ver=
handlungen bezüglich der höheren Mädchenbildung Nuhrgebiet nichts erreicht und es wird nichts erreichen. Etwas
herrſchte Uebereinſtimmung über die Hauptpunkte, beſonders
über die ſechsjährige Dauer der mittleren und die neunfährige Einigkeit. (Beifall.) Unſere ſinanzielle Lage iſt heute troſtlos.
wird den Ländern eine Vorlage über die gegenſeitige Anerken= trag von Verſailles mit unterſchrieben haben?. Sie ſchweigen.
nung der Anſtalten zugehen laſſen. Die Richtlinien über
Er=
den Friedensvertrag zu unterzeichnen. Er gab ihm den drin= weſentlichen die Zuſtimmung des Ausſchuſſes. Die Leitſätze
Ismet Paſcha erklärte, er werde in Angora im Intereſſe des Fortbildungsſchulen, wurden einem Unterausſchuß überwieſen.
Friedens tätig ſein. Später hatte Fsniet Paſcha eine Unter= Auch über die Frage des Grenz= und Auslandsdeutſchtums
ge=
langten Richtlinien zur Annahme.
Konzert.
F.N. Als außerordentliche Veranſtaltung bot die „Freie
Geſellſchaft für Mufik” im Fürſtenſaal ihren
Mitglie=
dern Werke von Dr. Egon Kornauth (Wien) dar. Der
Kom=
poniſt, der ſich mit zwei Kaummernuſikwerken und einer größeren
Folge von Liedern vorſtellte, gehört nicht zu dem umſtürzleriſchen
Neuerern der Wiener Schule, ſondern ſchließt fühlbar an die
ſeitherige Entwicklung der muſikaliſchen Formen und
Ausdrucks=
mittel gn. Thematiſche und motiviſthe Durcharbeitung pflegt er
ebenſo wie ſchwärmeriſches Sichergehen in harmoniſcher und
melodiſcher Schönheit. Alles iſt vortrefflich gearbeitet und voll
natürlicher Erfindung, die geſuchte Eigenart verſchmäht ſelbſt
auf die Gefahr hin, anlehnend zu erſcheinen. Das Klaviertrio
Opus 27 in einem Saz vereinigt in ſich alle Elemente eines
mehrſätzigen Werkes, ſchafft aber Uebergänge zwiſchen den
Tei=
len, darunter den beſonders glücklichen zum ſchnellen Schlußteil.
wo der Anfang zur Zuſammenfaſſung benutzt wird. Manches
wirlt etwas ebiſodiſch, man erwartet gelegentlich ſtärkere
Ver=
arbeitung der weſentlichen Gedanken.
Dies trat in dem Klavierquartett Opus 18 mehr hervor, und
wir ſtehen nicht an, dieſes Werk als das eindrucksvollere zu
be=
zeichnen. In drei umfangreichen Sätzen ſpricht
Leidenſchaftlich=
keit, verklärte Ruhe und unruhiges Taſten und Suchen, das ſich
ſchließlich in großem Aufſchwung ſteigert. Die tonale Einheit iſt
beachtenswert, jede Ausweichung ſteht in bewußtem
Zuſammen=
hang mit der Hauptonart C, von der ſich beſonders ſchön der
weiche L=dur=Mittelſatz abhebt. Die ſtets intereſſante
Stimm=
führung war hier deutlicher zu verfolgen als in dem Trio, da
dort im Satz wie auch in der Ausführung durch den Komponiſten
das Klavier zu ſtark dominiert und die Streichinſtrumente
über=
tönte. Im erſten Satz ſchien eine Befreiung von der
überkomme=
nen Sonatenform dadurch beabſichtigt zu ſein, daß die
thema=
tiſche Durchführung des Hauptgedankens im innigſten
Zuſam=
menhang mit dieſem blieb und erſt dann wie ein Arienmittelt
griſche
Anch Hie IISſche
gelangten, zeigten den Komponiſten von günſtigſter Seite. War
auch die Wahl der Gedichte von H. Heſſe N. M. Rilke und
ande=
ren darin einſeitig, daß, faſt alle eine gewiſſe gedämpfte Schwere
der Stimmung zeigten, ſo gaben ſie im Einzelnen trefflich
ab=
gerundete und plaſtiſche Bilder. Melodien voll Charakter, ſchöne
harmoniſch gewählte und motiviſch den Ausdruck unterſtreichende
Begleitungen vereinten ſich zu geſchloſſenen Wirkungen.
Beſon=
dere perſönliche Eigenart tritt allerdings nicht viel hervor. Den
ſtärkſten Eindruck hinterließen mir „Im Nebel”, „Abendlied in
der großen Stadt”, der herbe kräftige „Schnitterſpruch”, zwei
feinſinnige Lieder aus „Frühe Gedichte” von Rilke und das
hel=
klingende „Lied in der Ferne‟.
Die Ausführung der Werke entſprach höchſten
Anforderun=
gen. Herr Kornauth erwies ſich als trefflicher Pianiſt, der
zwar in der Kammermuſik allzu ſelbſtherrlich auftrat, als
Be=
gleiter zum Geſang aber um ſo ſchöner ſpielte. Leider war der
Flügel in der vielbenützten, hohen Lage erheblich verſtimmt
Fräulein Ria von Heſſert ſang mit dem innigſten Ausdruck
und bewundernswerter muſikaliſcher Sicherheit. Ihre Stimme
iſt von herrlichem Wohlklang, die Ausſprache der Konſonanten
aber nicht ſo deutlich, daß man die Worte durchweg verſtehen
kann, was bei der Wiedergabe neuer Werke jedoch von größter
Bedeutung iſt, da der Hörer ſonſt allzu unbewußt im Tonſtrom
mitgetrieben wird. Herr Konzertmeiſter Drumm und die
Herren Kammermuſiker Sprenger und Andrege wirkten
mit beſtem Erfolg mit. Daß ihre Leiſtungen in den eigenen
Quartettabenden und dem Trioabend mit Herrn Kapellmeiſter
Roſenſtock auf noch höherer Stufe ſtehen, iſt für die Künſtler
durchaus ehrend, da es die Sorgfalt verrät, mit der ſie ihre
Dar=
bietungen vorzubereiten pflegen, eine Genauigkeit des
Sichein=
fühlens, die mit einem von auswärts kommenden Künſtler in
flüchtigen Verſtändigungsproben natürlich nicht möglich iſt. Alle
Komppſitior
urden mit herzlichem Beifall aufgenommen.
3. Tagung des Rheinlandbundes.
TU. Frankfurt a. M., 17. Febr. Der Reichslanobund
hatte auf den heutigen Tag zun erſten Mal ſeine
Hauptverſaum=
lung nach Süddeutſchland und zwar nach der alten Main=
Metropole und alten Krönungsſtadt der deutſchen Kaiſer,
Frauk=
furt a. M., einberufen. Der Beſuch war ſtark, aber nicht ſo
umfangreich, als man hätte erwarten dürfen, wenn nicht noch
im Gebiete der Stadt Frankfurt die Grenze des beſetzten
Ge=
biets beginnen würde und durch die durch die Nuhraktion der
Franzoſen verurſachte Behinderung des Eiſenbahnverkehrs die
Zureiſe aus dem beſetzten Gebiete beſonders erſchtvert wvorden
wäre. Immerhin, zeigte die ſtattliche Beſezung der beiden
großen Säle des Hypodrons und des Saalbaues, daß
Reichslandbund und ſeine lokalen und ſeine provinziellen
Or=
ganiſationen in Süddeutſchland einen feſten Boden haben und
daß zahlreiche der Mitglieder aus den nördlichen und öſtlichen
Bezirken unſeres Vaterlandes den weiten Weg nicht ſcheu=n
um an der Tagung der Berufsorganiſation teilzunehmen, die
ihnen zum Bedürfnis wurde.
Im Hypodrom wurde die Tagung eingeleitet durch eine
Chor der Landbundjugend von Oberurfel „Sei getreu bis
den Tod”.
Dann begrüßte der Bundesvorſitzende,
Reichstagsabgeord=
neter Dr. Röſicke=Berlin alle Erſchienenen. Der Nedner
er=
innerte daran, daß heute das Reich in Not ſei und gab dann
einen Ueberblick über die politiſche Lage, die ſich im letzten
Jahre entwickelt hat. Er erklärte, daß das parlamentariich
Regierungsweſen nicht das beſte iſt, was uns helfen kann.
Dann kritiſiert der Nedner das Getreideumlageweſen, das die
Produktionsſteigerung hemme. Kataſtrophal wäre die
Ernäh=
rung geworden, wenn auch die Kartoffel unter die
Zwangswirt=
ſchaft geſtanden hätten. Alle Vorſchläge der Landwirtſchaſt
hätten im übrigen kein Gehör gefunden, trotzdem die deutſche
Landwirtſchaft das Rückgrat unſerer Volkswirtſchaft iſt.
Die Bank für Landwirtſchaft muß von der Landlvirtſchaſt
unterſtützt werden, nur dann kann ſie ſich Achtung ſchaffen, die
ſie brauche. Von der Regierung müſſe man verlungen, daß ſ
erklärt, wie die Regelung der Getreideverſorgung werden ſoll,
da dadurch die Getreideverſorgung ſelbſt bedingt ſei. Auf den
Gebieten, wo die Zwangswirtſchaft beſtehe, bei Zucker und
Milch, müſſe ſie ſobald als möglich beſeitigt werden. Auch das
Steuerweſen müſſe in gerechter Weiſe geregelt werden. Gegen
den Vorwurf, als wolle die Landwirtſchaft das Volk bewvuchern,
müſſe man ſich wehren. Ueber alle dieſe Sorgen gehen die
Sor=
gen um das Vaterland. Die Franzoſen wollten nicht den
Frie=
den, ſondern die Zerſtückelung Deutſchlands. Fraukreich habe
die militäriſche Herrſchaft angeſtrebt jetzt wolle es die
wirt=
ſchaftliche Herrſchaft. Das größte Verbrechen, das begangen
werden konnte, ſei geweſen, die Zerſtörung unſerer Heeresmnacht.
Einen aktiven Widerſtand gegen Frankreich können wir nicht
mehr leiſten, aber einen paſſiven. Es ſcheint, als ob ein neuer
Geiſt in Deutſchland ſich entwickeln wollte, heute ſcheine ſich
wieder das Wort Fichtes, daß man an Deutſchlauds Zukunſt
glauben müſſe, wieder Geltung zu verſchaffen. Man dürfe nacr
dem Ruhr= und Rheingebiet blicken und könne dort ſehen, daß
wir uns nicht willenlos den Welſchen unteinerfen dürfen.
Heute handle es ſich um Sein oder Nichtſein. Alle müßten in
Deutſchland zuſammenſtehen, um die Sorgen im alt= und
neu=
beſetzten Gebiete zu beſeitigen. Hier müſſe, wie der
Reichs=
kanzler geſagt hat, die Landwirtſchaft ihre Pflicht erfüllen, da.
mit nicht die Leute am Rhein und Ruhr verhungern. Rufe,
Niemals.) Es war eine Kommiſſion des Reichslandbunde:
im beſetzten Gebiete. Auf ihren Vorſchlag hin habe der Reichs
landbund beſchloſſen, die Kinder aus dem Ruhrgebiet bei ſeinen
Mitgliedern unterzubringen. Auch für die Ernährung der
Be=
völkerung im neubeſetzten Gebiete müſſe der „Reichslandbund
ſorgen. Mit dem Gelöbnis von E. M. Arndt, zur Liebe zum
deutſchen Vaterlande ſchloß der Redner. Die Verſammlung
ſtimmte darauf das Deutſchlandlied an.
Reichstagsabg. Hepp: Ich begrüße den Reichslandbund
in Naſſau. Naſſau hat einen ſeiner beſten Sühne Preußen und
Deutſchland geſchenkt, den Freiherrn v. Stein, der dem
deut=
ſchen Landvolke die Freiheit gebracht hat. Er war es, der
an=
geſichts der Kleinſtaaterei die deutſche Einigkeit erſehnte. Zeit
Hauptgruppen ſind gleichzeitig die Lebensmittel vom 4902fachen ſeines Lebens kämpfte er für die Freiheit, aßer dieſe Freiheit
iſt heute in Gefahr. Stein’s Ziel war, den Einzelnen gegenüber
furt war ein Friede, Verſailles iſt es nicht, dieſer ſogen. Frieden
und die Einfuhrwaren von dem 11 176 fachen auf das 7963fache iſt ein langſames Abwürgen unſeres Volkes. Frankreich will
keinen Frieden, ſeine Regierung, muß das Volk in
Eroberungs=
wahnſinn erhalten, denn ſonſt würde ſie weggefegt werden,
Ohne ein ſtarkes Deutſchland iſt kein Frieden in Europa uud
in der Welt verbürgt. Dem Kanzler Cuno müſſen wir zurufen:
Kanzler, bleibe hart. Für uns iſt das Kabinett Cuno kein
Gebiete, wir werden ſie nicht verlaſſen. Dank auch unſeren
Eiſenbahnern für ihr Pflichtbewußtſein. Frankreich hat iu
hat es erreicht, worauf wir ſtolz ſein können! Die deutſche
Was ſagen die Engländer, und Amerikaner dazu, die den Ver=
Aber wir ſollen ſie daran erinnern, daß ſie ſich für das Selbſ
ziehungsbeihilfen nach der Reichsverfaſſung fanden im beſtimmungsrecht der Völker erklärt haben, wir wollen ſie darau
erinnern, daß wir im Vertrauen auf ihr Wort unſere Waffen
über die Unentgeltlichkeit der Lehrmittel in den Volks= und niedergelegt haben. Auf unſerer Seite ſteht niemand als das
Recht und die Einigkeit. Wir haben Vertrauen auf die
Bevölke=
rung im beſetzten Gebiete in Weſtfalen, am Rhein und im
Badener Lande. Wir deutſchen Landwirte haben nun die Pflicht,
unſer Volk zu ernähren. Darum müſſen wir unſeren
Volls=
genoſſen in den beſetzten Gebieten alle Nahrungsmittel geben.
Steuerregelung.
Berlin 16. Febr. (Wolff.) Mit Rückſicht auf die
Stei=
gerung der Löhne und die Erhöhung der Lebenshaltungskoſten
iſt bei der in dieſen Tagen vorgenommenen Neuregelung des
Lohnabzuges, die an ſich erſt am 1. März in Kraft tritt, vor
geſehen worden, daß im Februar, für die letzten ſechs
vollen Arbeitstage der Steuerabzug unter
bleiben ſoll. Als volle Arbeitstage gelten die Tag=, au deuen
der Arbeitnehmer während der nach dem Tarifvertrag oder
ſonſtigen Vereinbarungen beſtimmten Zeitdauer arbeitit. Iſt
hieknach nichts anderes beſtimmt, ſo bleibt der Arbeitslohn, der
auf 48 Arbeitsſtunden entfällt, vom Steuerabzug frei. Daher
findet grundſätzlich ein Steuerabzug von dem Arbeitslohn, der
für die am 22, 23, 24, 26., 27. und 28. Februar geleiſtete Arbeit
gezahlt wird, nicht ſtatt. Erfolgt die Lohnzahlung nach
Lohnwochen, ſo iſt der Steuerabzug von dem
Arbeits=
lohn nicht vorzunehmen, der auf die letzte im Februar
1933 beginnende Lohntwoche entfäll. Bei monatlicher
Entlohnung bleibt ein Viertel des nächſten zur
Aus=
zahlung gelangenden Monatslohnes und bei
vierteljähr=
licher Entlohnung ein Zwölftel des nächſten zur
Auszahlung gelangenden Vierteljahrslohnes vom
Steuer=
abzugfrei. Das Nähere iſt demnächſt bei den Finanzämteru
zu erfahren, Außerdem werden dom 1. März ab, dis beimt
Steuerabzug zu berückſichtigenden Ermäßigungen
gegen=
über den jetzt geltenden Sätzen vervierfacht. Daher
betra=
gen die Ermäßigungen für den Steuerpflichtigen und ſeine
Ehe=
frau von dieſem Zeitpunkt ab monatlich je 800 Mark und für
ſedes zur Haushaltung des Steuerpflichtigen zählende
minder=
jährige Kind ohne eigenes Arbeitseinkommen oder jedes nicht
über 17 Jahre alte iKnd mit eigenem Arbeitseinkommen 400)
Mark uonatlich und zur Abgeltung der Verbungskoſten, und
fonſtigen Abzüge ebenfalls 4000 Mark mongtlich.
Seite
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. Februar 1923.
Rummer 49.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 19. Februar.
— Heffiſihes Laudesiheater. Drumm=Quartetk. Der dritie
Abend der Quartett=Vereinigung, der Dienstag, den 20. Februg”,
im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters ſtattfinder, bringt Werke
von Sgambati, Haydn und Kreisler zu Gehör. Sgambati, 1843 in Rom
geboren, iſt einer der bedeutendſten italieniſchen Komponiſten und
Kla=
vierſpieler. Außer Werken für Orcheſter und Chor widmete er ſich
hauptſächlich der Kammermuſik. Klar in Forn und Aufbau, zeichner
ſich ſein Schaffen beſonders durch die ſchuungvolle melodiſche Linie aus,
die durch großen Klangſinn unterſtütz: wird. In dieſer Beziehung dürfte
das Stweichquartett als beſonders ſchönes Kaururermuſikwert gewertet
werden. Von Haydn gelangt ein Quartett aus der früheſten
Schaf=
fensperiode des Meiſters zum Vortrag. Ganz zu Unrecht werden die
frühen Quartette heute vernachläfſigt. Aus dieſem Opus 3 Nr. 5 iſt
den weiteſten Kreiſen die Serenade bekaunt aber nicht weniger ſchön
ſind die anderen Sätzchen, voll ſprühenden Humaus und Natürtickreit
der Empfindung. Den Beſchuß des Programms bildet Fritz Kreisleus
Streichquartett in A=Moll. Es dürfte von Jutereſſe ſein, den großen
Geiger F. Kreisler als
„nifſten tennen zu ſernen. Das Quartett
iſt das erſte größere Werk, welches Kreisler außer den bekannten
Violin=
bearbeitungen herausgegeben hat. Es gilt ihm nicht Prrbleme zu löſen,
ſondern ſeiner Muſizierfreudigkeit freien Lauf zu laſſen. Echt
wieneri=
ſchen Geiſt atmet ſeine Mufik. Ihm ift Melodie und Klang die
Haupt=
ſache, die durch eine moderne Charakter weiſende Harmoniſierung
leuch=
tend untermalt wird. So entſtehen die dier Sätze als Klangbilder
romantiſcher Prägung voll wohltuend intimer Reize.
RDV. Weitere Vereinfachung ſür Eutſchädigungsanträge. Die bisher
nur größeren Abfertigungsſtellen im Reichsbahuverkehr eingeräumte
Be=
fugnis zur ſelbſtändigen Erkedigung von Entſihädigungsanträgen im
Güterverkehr bis zum Forderungsbetrag vort 10 000 Mark iſt vom 1.
Fe=
bruar ds. Js. ab weiteren Abfertigungsſtellen beigelegt worden.
Gleich=
zeitig wird die Befugnis ausgedehnt auf Sendungen des Gepäck= und
Expreßgutverkehrs und weiterhin — ſofern die geforderte Entſchädigung
den Betrag von 1000 Mark nicht überſteigt — auf Sendungen des
Wech=
ſelverkehrs der Reichsbahn mit deutſchen Privateiſenbahnen und des
Ver=
kehrs mi Eiſenbahnen, die dem Verein deutſcher Eiſenbahnverwaltungen
angehören.
RDV Milderung des Rauchverbots. Vom 1. Februar ab iſt, wie
die Reichszentrale für Deutſche Verkehrswerbung mitteilt, die Buße für
das Uebertreten des Nauckerhots vor 60 auf 300 Mk. erhöht
wvor=
den; auch dieſer Betrag erſcheint als Ordnungsſtrafe gering im
Ver=
hältnis zur Geldenttvertung. In der Verfügung, die die neue Erhöhurng
bekannt gibt, „wwird darauf hingewieſen, daß bei Erhebung der Buße in
Fällen unbeabfichtigter Uebertretung der Vorſchrift bilſige Rückſictt zu
nehmen ſei; dagegen ſoll bei vorſätzlicher Uebertretung mit aller Schärfe
vorgegangen werden. Weiter ſei darauf hingewieſen, daß das Nauchen
in den Gängen der D=Zugwagen, die nur Raucherabteile führen, geſtattet
und nur in den Wagen grundſätzlich verboten iſt, die ganz oder teilweife
aus Nichtraucherabteilen beſteh.
Aus den Parteien.
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. De=
Vortrag des Herrn Generalfekretärs Wohmann für Gruppe A wird um
eine Woche verſchoben. Am Mittpoch, 21. Februar, ſoird Herr
Real=
lehrer Weide für beide Gruppen ſeinen dritten Vortrag über Wagner
Nibelungenring halten, und zwar diesmal die Ope: „Siegfrieds Tod‟
textlich wie muſikaliſch erläutern. Angehörige unſerer Mitglieder wie
auch Parteifreunde ſind hierzu im „Feierabend” herzlich eingeladen.
* Arheilgen, 18. Febr. In der letzten Gemeinderatsſitzung
wurden die Hunderkſätz= zum Reichsmietengeſetz für unſere Gemeinde
auf 1700 Prozent feſtgeſetzt. — Ein Erbbegräbnis=Dotpelgrab wird von
fetzt ab mit 40 000 Mark und jede weitere Einzlgrabſtät.e mit 10000 Mk.
berschnet. Sobald Gemeinde und Gemeinnütziger Bauverein ihren
Be=
darf an Nutzholz gedeckt haben, wird der Ueberſchuß an den
Orts=
gewerbeverein überwieſen werden. Die Beiträge an die Kreislehrer=
Bückxrei und den Hilfsverein für Geiſteskrauke in Heſſen follen der Zeit
entſprechende Erhöhungen erfahren. Die Gebühr für Inanſpruchnahme
des Wohnungs= bzw. Mieteinigungsamtes wurde auf 2000 Mc. reſt
geſetzt. Die Vorauszahlung der Bezüge de= planmäßig Angeſtellten
wurde beſchloſſen Ebenſo fand die Aufnahme eines Darlehens von drei
Millionen Mark bei der hieſigen Spar= und Darlehnskaſſe die
Zuſtiu=
mung der Perſammlung. Die Beſichigung des Platz=8 zur Errichtung
eines Kriegergedenkſteins auf dem alten Friedhofe ſoll durch den
Ge=
famtortsvorſtand geſchehen. — Anſchließend fand eine geheime Sitzung
ſtatt.
th. Bingen, 18. Febr. Der Nachtverkehr iſt ſeit kurzem von
den Franzoſen wieder freigegeben worden. Auch in Ingeiheim und in
Gaulshrim iſt die Verkehrsſperre wieder aufgehoben. Für Heidesheim iſt
das Verbot noch nicht aufgehoben.
ei- Gießen. 18. Febr. Die Straßenbahu macht dauernd
Defizik. Im abgelaufenen Jahre betrugen die Einnahmen insgeſamt
35 Millionen Mark; die Ausgaben betrugen jedoch 164 Millionen Mark,
fo daß der Fehlbetrag allein 129 Millionen Mark beträgt. Als weitere
Sparmaßnahme iſt geplant, die durch die Bahnhofſtunße gehende Linie
ſtillzulegen. — Für den Wohnungsbau wurde für 1923 von der
Stadt ein Kredit von 225 Millionen Mark bowilligt. — Die
Straßen=
beleuchtung foll im Hinblick auf die vielen Einbruchsdiebſtähle troß
aller Inkoſten verbeſſert werden. Insgeſamt ſollen 50 neue Lampen
aufgeſchafft werden. — Unfall. In der Heyzligenſtädtiſchen Fabrik iſt
ein Gerüft zuſamuengeſtürzt. Mehsere Arbeiten wurden verletzt. Doch
ſcheinen die Verletzungen nicht lebensgefährlich zu ſein.
R. Aus Oberheffen, 18. Febr. Friedberg. Auf dem letzten
Wochenmarlte beſchlagnahmte die Polizei viel Käſe, Butter uſw., da bie
Händler keine Verktaufserlaubnisſcheine hatten. — Bad Salzhauſen.
Das hieſige Penſionshaus „Stillfried” iſt für 10 Millionen Mark von
der Stadt zu Kurzwecken erwouben warden. — Nidda. In einem
hieſigen Landhauſe iſt eingebrochen worden. Es wurden vornehmlich
Silber= und andere Schmckſachen geſtohlen. — Sihottet. Der
Kreis=
tag des Kreiſes Schotten hat 3600 (0 Mark für das neue
Bezirkstran=
kemhaus in Gedern bewilligt. Der Zuſchuß des Kreiſes für das Johanu=
Friedrichſtift in Laubach beträgt 2 Millionen Mk. — Ober=
Mock=
ſtadt. Der bekanntlich ſchon Jahre dauernde Konkurs des hieſigen
Vorſchuß= und Krobitvereins e. G. m. u. H., iſt jetzt endlich zum
Ab=
ſchluß gelangt. Ende diefer Woche fand vor dem Niddger Amtsgericht
der letzte Termin ſtatt. Mit Hilfe des ſofort begründeten Hilfsvereins
ſt es gelungen, große finanzielle Schäden der Beteiligten zu vermeiben.
—Aſſenheim. Dieſer Tage iſt hier eine franzöſiſche Brieftaube
eingefangen worden, die folgende Meldung bei ſich trug: „Algemeiner
Streik. Zwei Offiziere ſind mit guter Verſtärtung in Kenn angekommen.
Geſtern vier Brieftauben erhalten. Der Chef. 3. Febr. 23.” (Kenn
ein kleines Dorf bei Trier.)
Reich und Ausland.
Denkmalſchänder.
Wie das Berl. Tageblatt aus. Halle melder, wurden die Schän
der des Bismarckdenkmals auf der Rudelsburg, der
Trans=
portarbeiter Eckſtein und der Schumacher Giebler von der Strafkammer
in Naumburg zu Zuchthausſtrafen bis zu drei Jahren verurteilt.
Verurteilte Attentäter.
Vor dem Lüneburger Schſurgericht hatten ſich geſtern der
neuenzeyn=
jährige Hans Joſchko, der 22jährige Kirſchke und der gleichaltrige
Thurau wegen des Eiſenbahnattentats vom 18. November
1922 in der Nähe bon Rabbruch zu verantworten. Zwei der drei
Ange=
klagten, die durch Löſen und Auseinanderlegen von Eiſenbahnſchienen
den D=Zug zum Entgleiſen bringen wollten, erhielten 15 Jahre
Zuchthaus, der dritte Angeklagte, 12 Jahre Zuchthaus.
Im badiſchen Meerreitichlanbe.
Aus Offenburg i. B.ewird geſchrieben: Nachdem die Franzoſen
zuerſt die Stadt Offenburg und den Eiſenbahnknotenpunkt Appenweier
beſetzt hatten, haben ſie auch das badiſche Kirchdorf Urloffen bei
Appeniveier in Beſitz genommen und damit einen der Harptorte des
bayeriſchen Meerrettichßaues, der in der Gegend von Ofſenburg und
Raſtatt in Blüte ſteht. In der Ortenau iſt neben Urloffen beſonders
Niederbüihl durch ſeinen Meerrettickbau bekannt. Einzelne dieſer „
Kreen=
dörfer” hauen alljährlich bis zu 150 Morgen Meerretiich an. Die
Kul=
tuir des Meerrettichs iſt hier etwas anders geartet als in den anderen
ſüddeutſchen Meerrettickbaubezirken, zu denen die Umgebungen von
Bamberg und Nürnbeng, beſonders aber der bedeutende Meerrettickbau
von Baiersdorf bei Erlangen und der etvas kleinere von Prichſenſtadt
in Unterfranken, 19 Kilometer von Kitzingen a. M., zu rechnen ſind. Der
Meerreitich der Offenburger Gegend geht nach wie vor in großen Poſten
auch nach Straßburg. Die Frauzoſen ſind als große Verehrer des Meer”
rettichs bekannt; man ſagte ſchon lange, daß ſie auf die Kreenfalder der
Offenburger Gegend ein Auge geworfen hätten. Nun haben ſie mit der
Exwciterung des Hehler Brückenkopfes vollkommen Gelegenheit
erhal=
ten, auch die Kreendörfer der Ortenau in „Sanktion” zu nehmen. Kreen
ift eine ſchneidend ſchaufs Koſt; manche werden dabef zu Tnän ir
gebracht.
Eine ganze Familie ermordet.
In Piontiowo, Kreis Poſen=Oſt, wurde eine ganze Familie
eines erſt vor zwei Jahren aus Amerika nach Polen zurückgekehrten
Landwirts ermordet aufgefunden. Der Landwirt, ſeine Gattin,
ſeine neunjährige Tochter, die ſechs und ein Jahr alten Söhne, die
achtzehnjährige Dienſtmagd und der ſechzehnjährige Knecht waren durch
Sihläge mit einem ſtumpfen Inſtrument auf den Kopf getötet. Die
Mörder ſind mit dem Geſpann der Ermordeten nach Poſen gefahren
und haben es vor einer Gaſtwirtſchaft ſtehen laſſen. Als vermutliche
Mörder, ſind zwei Schwager des Ermordeten verhaftet.
Billige Eier.
Wir entnehmen den Münch. N. N.: Dr. Heims Kalkeier bei Seidl,
In der letzten Verſammlung des Allgemeinen Verboaucherbundes fragte
bekanntlich Profeſſor Dr. Kullmer, wo die von Dr. Heim im vorigen
Jahre bei der Firma Seidl eingekalkten Eier hingekonrmen ſeien und zu
welchem Preis ſie derkauft wurden. Das Bureau München der Landw.
Zentralgenoſſenſchaft Regesburg erſucht mun um Aufnahme folgender
Feſtſtellung: Von den bei Seidl im Frühjahr eingekalkten Eiey wurde
ein Teil dertragsmäßig der Firma als Entgelt für Ueberlaſſung der
Baſſins für 4—4,25 Mark abgegeben, der andere an das zahlreiche
Per=
ſonal der eigenen Buneaus gleich anderen verbilligten Lebensmitteln
bis in die letzten Tage für 5 Mark verteilt. Die Belege hierfür haben
die Behörden ſeit langem in Händen.
Ruſiſche Rohſtoffe und Voltskunft Erzeugniſſe auf der Leivziger Meſſe.
* Wie auf der Herbſtmeſſe des letzten Jahres wird wan auch auf
der kommenden Frühjahrsmeſſe in Leipzig eine umfangreiche Ausſtellung
ruſſiſcher Rohſtoffe und Fertigfabrikate vorfinden. Die Rohſtoffe, vor
allemr Holzuaterialien, Hanf, Flachs, Wolle, Borſten, Rauchſvaven, Felle,
Häute, Därme, Oelkuchen, Arzneikräuter, Tabak uſw., werden im Alten
Rathaus am Markt untergebracht ſein. Zur Aufnahme der
Erzeugniſſ=
der ruſſiſchen Volkskunſt iſt dagegen das Graſſimuſeum vorgeſehen. E
werden hier Handarbeiten, Spitzen, Stickereien, Flechtarbeiten, Gewsbe
Teppiche, feine Holzſcmitzereien, Lackarbeiten, Zigarettenetuis und
Papier=Maché, ferner auch Kunſtgegenſtände der Halbedelſteininduſtris
ausgeſtellt, die von den alten großen Fabriken in der Nähe von
Peters=
burg angefertigt werden. Veranſtalter der Meſſeausſtellung ſind die
Handelsvertretung der Ruſſiſchen Sozialiſtiſchen Föderativen Sowfet=
Republik, ferner die Ukrainiſche Handelsvertretung, ſodann der Allruſſi
ſche Zentralverband der Konſumvereine „Centroſojus”, weiterhin ver
ſchiedene Verbände von Moskau und Petersburg, und zwar die
halb=
ſtagtlichen Truſts, von denen in der letzten Zeit wiederholt in der Preſ;
die Rede geweſen iſt=
Spiel, Sport und Turnen.
Hockey.
Darmſtäöter Hockeyklub I.—Hockey= und
Tennis=
lub Rödelheim I. 2:1 (0:0). Auf dem vereiſten Rödelheimer
Platz war ein einwandfreies Spiel nicht möglich. D.H.K. war in deu
Stellungs= und Zuſpiel beſſer und gewann ſicher.
Darmſtädter Hockeyklub II.—Hoceh= und
Tennis=
klub Rödelheim II. 14:0 (6:0). Das Spiel fand nach dem
Tref=
fen der erſten Mannſchaften ſtatt. Der Boden, durch die Sonne auf
getaut, war in einigermaßen ſpielfähigem Zuſtand. D,H.K. iſt ſtatt
überlegen und erzielt nach prächtigem Spiel 14 Tore, während Röd
heim leer ausgeht
f. R.=Daruſtadt—F. V. 1911 Hofheim 2:2 (1:0)
Nachden V.f.R. ſeinen Traum don der A=Meiſterſchaft am letzien
Sonlitag in Pfungſtadt ausgeträumt und damit uch dieſes Jahr wie
im Vorjahre knapp an ihr vorüberging, griff er geſtern bereits
einem Freundſchaftsſpiel, das für ſeinen ungebrochenen Willen zu ſport
licher Tätigkeit beredtes Zeugnis ablegt. Eine Reihe ſeiner Repräfen
tativen — fünf an der Zahl — hatten das Bedürfnis nach Ruhe od
ſetzten unfreiwillig aus. Doch ſetzten ſich die Erſatzleute nicht mind
gut difür ein, und ſo brachte V.f.R. gegen die gleichfalls mit drei Erſ.
leuten antretenden gut beleumundeten Hofheimer ein Unentſchieden m
2: 2 Toren zuwege. Die Aufſtellungen lauteten;
V. f. R.:
Friedmann
K. Müller Berger
K. Weicker Gg. Müiller P. Geider
Schwars H. Waldhaus Eichel H. Weicker W. Kaffenberg
Zindel Schader Löſch M. Zindel Bletzer
Hofmeiſter Beher Güniher
A. Keil L. Keil
Niederhöfer.
Wie zu evſparten war, lieferten beide Mannſchaften ein ntſtergültig
faires Spiel, und ein anregendes noch dazu. Hofheim hat nichts von
ſeiner hier bereits deionſtrierten Spielweiſe, ſeiner ſeit Jahren
gepfteg=
ten flüſſigen Fla hkombination verlernt, und führte ſie auch geſtein i.
Anerkennung abringender Weiſe vor. Trotz der Erſatzleute lief Hof
heims Kombinationsmaſchine nach Wunſch und wachte V.f.R. von An
fang an ſehr zu ſchaffen. Vor dem Tore fehlte aber der ternige Schuß
und darin liegt die Schwäche der Elf, die, abgeſehen hiervon, in allen
Teilen techniſch wohl geſchult iſt. V.f.R. zeigte ein ungekünſteltes Spiel
herzerfreuende Friſche und hatte viele Chancen Hofheim voraus, das
das techniſch beſſere Spiel lieferte. Gerechterweiſe lautete das
End=
ergebnis Unentſchieden.
Vom Spiel: Trotz ſofort einſeizender Feldüb legenheit Ho
heims führt V.f. R. nach 24 Minuten durch Prachtſchuß H. Weickers und bis
Halbzeit mit 1:0 Toxen. Hofheim gleicht nach der Pauſe aus, um zwei
Minuten ſpäter neuerlich V.f.R. die Führung zu überlaſſen, der einer
Fehler von Hofheims Torhüter entſchloſſen nutzt. Eichel zeichnet f!
das zweite Tor des V.f.R. Trotz des nun beſſeren Spieles des V.f.9
kommt Hofheim nochmals zum Ausgleich in der 33. Minute. Dabe
bleiht es bis zum Schluß.
Leb gebührt beiden Mannſchaften, die ein faires Spiel lieferten und
ihr Beſtes gaben. Das darf auch vom Schiedsrichter Herrn Grüngwald
(Eberſtadt) geſagt werden.
4. H.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, heute geſchloſſen. Kleies Haus
Anfang 7 Uhr, Ende gegen 10 Uhr (Sondermiete 22‟ „Figaros Hochf
zeit”. — Union=, Reſidenz=Zentval=Theater, Palaſt=Lichktſpiele: Kino=
Vorſtellungen.
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Gemeindewald. Zuſammenkunft der Steigerer auf der Kreisſtraß=
(berſtadt—Pfungſtadt, am Main=Neckar=Bahnhof.
Die heutige Rummer hat 4 Seiten.
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Fernsprecher 1308, 1309
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Familiennachrichten
Todes=Unzeige.
(Btatt jeder beſonderen Anzeige.)
Heute entſchlief infolge ſchweren
Herzleidens un ere herzensgute
Mutter, Schwiegermutter und
Großmutter
Frau Eliſabeth Schehrer
geb. Freiin v. Hunoltſtein.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Familie Schehrer, Biebrich/Rh.
Familie Walter, Mosbach/B.
Darmſtadt, 18. Februar 1923
Die Beiſetzung fiudet in ber Stille
att. Von Blumenſpenden bitet
man abzuſehen. (1408
Eott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meine innigſtgeliebre
Gattin, unſer: treuſorgendeMutter,
Schwiegermutter, Großmutter
und Tanie
geb. Hillen
nach kangem, mit Geduld
er=
tragenem Leiden im Alter von
46 Jahren zu ſich in die Ewigkeit
ak zurufen.
Die dieftrauernden Hinterbllebenen.
Guſtav Fuchs
undKinder.
Darmſtadt, 17. Februar 1828.
Auf Wunſch der Entſchlafenen
ſindet die Einäſcherung Dienstag,
29. Febrliar, vorm. 11 Uyr, auf
dem Waldfriedhof ſtatt
Landestheater.
Montag, 19 Febr.
Großes Haus.
Heute geſchloſſen.
Kleines Haus. (V‟‟
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Wigrin.
Seite 4.
Nummer 49.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. Februar 1923.
Landwirtſchaft, Sartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsweſen
Die Ermittelung des Kalkbedürfniſſes.
ch. Der Kalf muß in jedem Boden, der zur Erzeugung von
Pflanzen dient, vorhanden ſein. Viele unſerer Kulturböden ſind
von Natur kalkarm. Jeder Boden, der ſich in guter Kultur
be=
findet, ſoll aber mindeſtens 0,2—0,5 v. H. Kalk enthalten, und
zwar ſollen leichte Sandböden 0,2, leichte Lehmböden 0,3 und
ſtrenge Tonböden 0,5 v. H. Kalk (in kochender Salzſäure
lös=
lichen) beſitzen. Nimmt man das Gewicht von 1 Hektar Boden
30 Zentimeter tief zu 26 000 Dz. an, ſo entſpricht das einem
Kalkgehalt von 52 bzw. 78 bzw. 130 Dz. Dieſer Forderung
genügen heute infolge des Kalkentzuges nur wenige unſerer
Böden. Nach verſchiedenen Forſchern gehen allein durch
Ver=
ſickerung des Waſſers jährlich 100—250 Kilo Kalk in den
Unter=
grund, was durch eine ſtarke Bodennutzung noch geſteigert wird.
Durch die entkalkende Wirkung der Handelsdüngemittel — nach
Stutzer entzieht 1 Dz. Kainit dem Boden 1 Dz. Kalk und bei
den Ammoniakſalzen kann man wohl die gleiche Menge
anneh=
men —, werden dem Boden große Mengen Kalk entzogen. Mit
der Ernte rauben wir dem Boden Jahr für Jahr je Hektar
80—120 Kilo Kalk (als kohlenſaurer Kalk berechnet). Dabei iſt
in Abzug zu bringen, was wir dem Boden im Kartoffelkraut, in
Rübenblättern uſw. belaſſen und was wir dem Boden wieder als
Stalldünger zuführen. In Verluſt iſt nur zu ſtellen, was aus
dem Betriebe ausgeführt wird, und davon alles abzuziehen,
was als Saatgut, Futtermittel, Vieh uſw. wieder in den Betrieb
hineinkommt. Dabei ſind Aecker und Wieſen zu trennen. Dem
Ackerlande kommt das geſamte Futter der Wieſen zugute,
wäh=
rend dieſe, wenn ſie nicht durch Bewäſſerung einen Erſatz
er=
halten, leer ausgehen. Je mehr Wieſen vorhanden ſind, deſto
weniger Kalk wird dem Acker entzogen. Der Acker iſt durchweg
heute viel ungünſtiger geſtellt, als vor dem Kriege, da durch den
geſteigerten Verkauf aller möglichen Erzeugniſſe nach den
wachſenden Großſtädten und Induſtriegebieten alljährlich eine
ſtarke Kalkabwanderung ſtattfindet, wovon faſt nichts nach dem
platten Lande zurückehrt. So kommt es, daß die Ackerkrume
nach und nach kalkärmer wird, beſonders, wenn aus dem
Unter=
gtunde, der vielfach kalkarm iſt, kein Erſatz geſchaffen werden
kann. Selbſt auf Kalkböden kann aber durch die fortgeſetzte
Ent=
ziehung dieſes Nährſtoffes Kalkarmut der Ackertrume eintreten.
Die Beſtimmung des Kalkgehalts im Boden iſt ſehr leicht
und kann von den Landwirten ſelbſt ausgeführt werden. Man
übergießt eine kleine Bodenprobe mit verdünnter Salzſäure.
Erfolgt kein Aufbrauſen, ſo iſt weniger als 0,5 v. H. Kalk in dem
Beden vorhanden. Sieht man nur ein ſchwaches Aufbrauſen,
ſo nimmt man an, daß der Boden 1—2 v. H. Kalk enthält. Iſt
das Aufbrauſen ſtark, aber von kurzer Dauer, ſo rechnet man
2—3 v.H, wogegen bei lange anhaltendem Brauſen über 4 v.Hh.
Kalk im Boden vorhanden iſt. Aus der Art des Aufbrauſens
kann man auf die Verteilung des Kalkes im Boden ſchließen.
Bemerkt man dieſes überall, ſo iſt der Kalk gleichmäßig in dem
Boden verteilt; tritt nur an einzelnen Stellen ein Aufbrauſen,
und zwar ein ſtarkes, auf, ſo iſt auch nur dort Kalk vorhanden.
Die Kalkarmut des Bodens läßt ſich auch an äußeren Zeichen
erkennen. Führen Gräben oder Ausflüſſe der Dränage braunes, in
den Regenbogenfarben ſchillerndes Waſſer, das an den Nänderndes
Grabens Eiſenocker abſetzt, ſo kann man mit Sicherheit auf
Kalkarmut ſchließen. Das gleiche iſt der Fall, wenn ſich im
Boden Ortſtein oder Raſenſtein vorfindet, denn die
Eiſenver=
bindungen deuten auf Kalkarmut.
Auch das Vorkommen gewiſſer Pflanzen weiſt auf den
Kalk=
gehalt des Bodens hin. Es gibt Pflanzen, zu deren Wachstum
nbedingt Kalk erforderlich iſt, während es andere gibt, die ihn
vertragen, und wieder andere, bei denen das Gegenteil der Fall
iſt. Wilder Salbei, Hopfenklee, Kronenwicke, Johanniskraut,
Ehrenpreis, Nachtſchatten und roter Fingerhut zeigen Kalk oder
kalkartigen Boden an, auf dem Hülſenfrüchte, Luzerne,
Eſpar=
ſette, Rot= und Weißklee gut gedeihen und hohe Erträge liefern.
Die meiſten Diſtelarten, ſowie Storchſchnabel, Bitterkle,
Glocken=
blume, Schölkraut, Ginſter gedeihen ohne Kalk ebenſo gut wie
auf kalkhaltigem Boden. Dort wachſen auch Kartoffeln und
Roggen, wogegen Hafer und Gerſte ſchon höhere Anſorüche an
den Kalkgehalt ſtellen. Fehlen die kalkliebenden Pflanzen und
wachſen Wucherblumen, Sauerampfer, Schachtelhalme,
Bilſen=
kraut, Heide und Heidelbeeren, ſo iſt der Boden ſtets kalkarm,
und es wachſen nur Lupinen und Serradella auf ihm. Um
Zweifel auszuſchließen, iſt es ratſam, außer der chemiſchen
Ana=
lyſe Düngungsberſuche mit ohne ohne Kalk anzulegen.
Ka
Landwiriſchaft
(O Die erſte Mohrrübenſaat. Um ſehr früh im
Jahre Mohrrüben zu ernten, kann man im Herbſt oder im
zeiti=
gen Frühjahr ſäen. Herbſtſaat iſt nur dort zu empfehlen, wo
der Boden nicht tief friert, da die jungen Pflänzchen ſonſt leicht
beim Heben der oberen Bodenſchicht abreißen. In Sandlöden,
den brauchbarſten für die Mohrrübenkultur, iſt das weniger zu
befürchten. Trotzdem befriedigt die Herbſtſaat auch hier nicht,
weil zu viel günſtige Umſtände ſich vereinen müſſen.
Zuver=
läſſiger iſt dann die Frühjahrsſaat, die Anfang Februar,
ſpäte=
ſtens Anſana März vorgenommen wird. Man wählt dafüir Beete,
die im Herbſt gegraben wurden und den Winter über in rauher
Scholle lagen. Sobald der Boden einigermaßen abgetrocknet iſt,
ebnet man ihn ein und bedeckt ihn mit einer dünnen Schicht
ſeinen Torfmulls oder Sägeſpäne, die mäßig angeklopft wird.
Bei trockenem Wetter tut man gut, die Beete vor der Saat zu
überbrauſen. Beim Säen kommt, alles darauf an, zu dichte
Saat zu vermeiden. Zu dichte Saat hindert die Entwicklung der
Rüben und verſpätet die Ernte. Auch der Geübte ſollte deshalb
den Sanien mit Sand oder Erde vermiſcht ausſtreuen und nur
gut abgerielene Saat verwenden. Das Verziehen zu dicht
ſtehender Pflänzchen wird gewöhnlich unterlaſſen, das iſt ein
großer Fehler. Mit Stallmiſt dürfen Möhrenbeete nur im Herbſt
vorgedüngt werden. Eine Volldüngung in Kunſtdünger lohnt
ſich hier ſtets.
Obſt= und Gartenbau
Frühtragendes Obſt. Wer heute Obſtbäume
flauzt, will bald davon ernten, denn Obſtbäume koſten viel Geld,
und wer welche pflanzt, will möglichſt kein Obſt mehr kaufen.
Sorten, die ſchnell fruchtbar werden, ſind deshalb doppelt
will=
kommen. Unter den baldtragenden Apfelſorten ſteht der Cellini
obenan. Er trägt überaus reich, und ſeine feinſchmeckenden
Früchte reifen ſchon im September. Dieſer Sorte ſchließt ſich
Charlamomowsky als ein ſehr guter Tafel= und
Wirtſchafts=
apfel und dankbarer Träger an. Dann folgen die vorzüglichen
Vieh= und Geflügelzucht 9
poeiſchneende Sont. Ver Prnſeide Läücheſihe Weſelſf
und Andenken an den Kongreß als herrliche Butterbirnen zu
emt fehlen. Sie tragen beide ſchon als junge Bäume, und ihre
Früchte reifen im Auguſt bis September. Ihnen ebenbürtig
ſind das Stuttgarter Gaishirtl, van Geerts Butterbirne. Joſefine
von Mecheln, Grau= und Herbſtbutterbirne. Alle dieſe Sorten
ſind ſo ziemlich mit jedem Stand und Boden zufrieden und
tra=
gen, ohne einen beſonderen Schnitt zu verlangen, am beſten in
Zwergform.
— Neuſeeländer Spinat als Nutz= und
Zier=
pflanze. Obwohl der Neuſeländer Spinat zin vorzüglich=s
Gemüſe iſt, wird er doch noch verhältnismäßig ſelten angebaut.
Er liefert den Spinat des Hochſommers und iſt viel
ausgiebi=
ger als der gewöhnliche Spinat. In ſeiner tropiſchen Heimat
bildet die mit den Eiskräutern verwandte Pflanze einen kleinen,
vielverzweigten, auf dem Boden ausgebreiteten Strauch, der
mehrere Jahre ausdauert. Bei uns wird er durch den Froſt im
Herbſt vernichtet, entwickelt ſich aber im Laufe des Sommers
ſehr ſchnell und erſetzt alle abg=ſchnittenen Zweige mit
erſtaun=
licher Zähigkeit und Schnelligkeit. Man ſät die Körner zeitig
im Frühjahr aus, etwa im März, in kleine Töpfe zu je 2 bis 3,
gewöhnt die Pflanzen an die Luft und die volle Sonne, und
pflanzt ſie von Mitte Mai an auf ein gut vorbereitetes B=et mit
60 Zentimeter Abſtand. Da der Neuſeeländer Spinat den
Boden bald ganz bedeckt, wird er von Unkraut wenig geſtört;
auch in der Inſekten= und Pilzenwelt ſcheint er keine Feinde
zu haben. Er eignet ſich zum Begrünen von Flächen während
des Sommers, und zum Füllen von Lücken in Staudenbeeten.
Hat man ihn einmal an einer Stelle gehabt, dann gehen im
folgenden Jahre dort von ſelber neue Pfläuzchen auf, wenn
man die vom Froſt vernichteten Pflanzen im Herbſt flach
untergräbt.
— Februar=Maßnahmen gegen Krankheiten
und Schädlinge imObſt= und Gemüſegarten. Im
Kampfe gegen Meltau an Aepfeln, Roſen und Stachelbeeren
wendet man vorbeugend Spritzmittel an, und zwar
Schwefelkalk=
brühe im Verhältnis 1:2, Solbar in 3—5prozentiger Löſung
oder Coſan in Mengen von 50 Gramm auf 100 Liter Waſſer.
Ab=
geſtorbene Triebſpitzen werden abgeſchnitten und verbrannt. Es
ſind weiter zu vernichten die Eier des Blattflohes, der
Zucker=
milbe, der Blatt= und Blutläuſe. In 100 Liter Waſſer werden
aufgelöſt 10—15 Kilo gebrannter Kalk, 5—6 Kilo Kochſalz, ein
halbes Kilo Waſſerglas, ein halbes Kilo kriſtalliniſche Soda. Mit
dieſer Flüſſigkeit beſpritzt man die Bäume, beſonders die jungen
Triebe.
Bee e ffen der Schweinen
Wenn die Schweine zeitweiſe den Appetit verlieren, ſtockt
natür=
lich ihre Gewichtszunahme, die doch Lebenszweck iſt. Um nun
die Freßluſt zu erhalten und zu ſteigern, gibt es ein ziemlich
einfaches Mittel. Man gibt jedem zu mäſtenden Schwein
täg=
lich zwei Hände voll geſalzenen Hafers. Dieſen bereite man in
der Weiſe zu, daß man die Körner zwei Tage lang in ein Gefäß
legt, lagweiſe mit dünnen Salzſchichten abwechſelnd. Zuletzt
drückt man das Ganze feſt und gießt ein wenig Waſſer darüber.
Während des Stehens ſchwillt das Getreide bedeutend an,
wes=
halb man beim Füllen des Gefäßes einen gehörigen Raum frei
laſſen muß. Mit ſolchem Hafer gefüttert, nehmen die Schweine
jedes andere Futter gern und gedeihen.
— Kaninchen ſind gar vielen Krankheiten
ausgeſetzt, die faſt ausſchließlich ſtets auf Unreinlichkeit, ſchlecht=
Fütterung und allgemeine Unordnung zurückzuführen ſind;
des=
halb heißt es ganz beſonders in der Kaninchenzucht
prophylak=
tiſch, d. h. vorhütend, zu Werke zu gehen, denn das iſt eine
altbekannte Tatſache — Krankheiten ſind immer viel leichter zu
verhüten als zu heilen. Mit anderen Worten: Pflege deine
Kaninchen wie alle anderen Zuchttiere, ſo nach beſten Kräften,
daß Krankheiten uach Möglichkeit vermieden werden!. Bricht
aber doch einmal Krankheit unter den Kaninchen aus, ſo gilt
als erſtes und beſtes Heilmittel für alle Fälle, daß man das
erkrankte Tier, ſobald man die Sache merkt, in ein reines Gelaß
mit friſcher Luft und reiner Einſtreu bringt und mit den Futter
wechſelt. Am beſten füttert man kranken Kaninchen nur in Milch
eingeweichtes Brot in kleinſter, ſtets friſch zubereiteter Menge,
Im folgenden ſeien dann noch einige Ratſchläge für
Spezial=
behandlung der hauptſächlichſten Kaninchenkrankheiten gegeben:
Durchfall, die häufigſte Krankheit, iſt leicht zu heilen durch
Dar=
bietung von Schwarzbrot, trockener Kleie und im ſchlimmſten
Falle durch Opium; man gebe einen Teelöffel voll laue Milch
oder reinen Rotwein und drei bis ſünf Tropfen Opiumtinktur
ein, und zwar täglich eine Portion bis zur vollſtändigen
Be=
ſeitigung des Uebels. Dagegen iſt Verſtopfung mit Rizinusöl
zu kurieren, und, da ſie faſt nur vom Ueberfreſſen herrührt, mit
Eutziehung der Nahrung. Waſſerſucht iſt in der Regel die
Folge von allzu ſaftigem Futter: man läßt das Waſſer durch
leichte Stiche ab, wenn ſich das Leiden jedoch nicht bald behebt,
iſt Schlachten der befallenen Tiere der einzige Ausweg. Bei
Appetitloſigkeit hilft meiſt ein Futterwechſel ſofort: in Milch
gerunkes Weißbrot und ein Einſchütten von leichtem
Kamillen=
tee beſeitigt das Uebel faſt regelmäßig ſchon nach wenigen Tagen.
Hg.
—Brüterinnen inder Gänſezucht. Bei den
Gän=
ſen ſcheint ſich die Luſt, die Eier auszubrüten, mehr und mehr
zu verlieren. Einen großen Einfluß darauf hat wohl die
Kreu=
zung der einheimiſchen Landgänſe mit Italienern und Emdenern.
Man hat dabei am Fleiſchanſatz gewonnen, aber die Nachzucht
leidet darunter. Da die meiſten Leute, die Gänſe zur Zucht
hal=
ten, ſich nicht mit einem Brutapparat befaſſen, brütende Hennen
aber kaum vorhanden ſind, wenn die Gänſeeier ausgebrütet
wer=
den müſſen, ſo muß man verſuchen, die einſchlafende Brütluſt
der Gänſe durch entſprechende Paarung neu zu beleben. Dies
erreicht man am leichteſten, wenn man die vommerſchen Gänſe
verwendet, deren Brütluſt nichts zu wünſchen übrig läßt.
Zweck=
mäßig ſtellt man nur ſolche Gänſe zur Zucht ein, deren Mütter
zweimal im Jahre gebtütet haben. Weiter kann man durch
ſorg=
fältige Anlage des Brütneſtes die Brütluſt der Tiere anregen.
Das Brütneſt iſt zugleich das Legeneſt, und daher muß man ſchon
dieſes ſo herrichten, daß die Gans gerne darauf ſitzt. Das Neſt
ſoll groß, fauber und gut mit Stroh ausgepolſtert ſein. Die
Gans ſitzt gern etwas verſteckt, will aber von ihrem Platz aus
auch alles beobachten können. Zür jede Gans muß ein beſonderes
Neſt bereitet werden. Die gleichzeitig brütenden Gänſe ſollen ſich
jedoch nicht ſehen. Es entſtehen ſonſt leicht Beißereien oder das
ſchlechte Beiſpiel wirkt anſteckend, das eine Gans gibt, die ihr
Neſt verläßt. Man nehme der legenden Gans nie alle Eier fort.
Drei oder vier ſollten immer im Neſt liegen. Man kann dazu
unbefruchtete. Eier früherer Gelege benutzen, die ausgeblaſen
und mit Sand gefüllt wurden. Fehlt es daran, dann bleiben ſtets
die friſcheſten Eier im Neſt liegen. Man kennzeichnet zu dieſem
Zweck jedes neu hinzugelegte Ei. Erſt wenn die Gans feſt ſitzt,
bekommt ſie ſo viel Eier, als ſie gut decken kann.
— Die Zuſammenſtellung des
Hühnerzucht=
ſtammes. Im Februar ſuchen wir aus unſerer Hühnerſchar
die Tiere heraus, die als die beſten Raſſetiere anzuſehen ſind,
und bilden daraus einen Stamm von etwa 8—12 Hennen mit
einem Hahn. Dieſen Tieren geben wir einen ausreichenden
Aus=
laufraum. Je größer er iſt, deſto weniger empfinden die Tiere,
die ſich vielleicht bisher voller Bewegungsfreiheit auf dem ganzen
Hofe erfreuten, die Abſperrung. Das iſt wegen der
Legefreudig=
keit ſehr wichtig. Auf zu engen Raum beſchränkt, hocken die
Hennen mißmutig umher und legen weniger als vorher. Auch
läßt die Befruchtung der Eier dann zu wünſchen übrig.
Das helle Licht.
42
Roman von Friedrich Kipp.
„Nachbruck verboten).
Und ſie konnte nun zu ihren Stammesangehörigen gehen!
Sie brauchte nicht mehr zu den Engländern zurückzukehren, die
ſie nicht liebie, denn da band ſie nichts mehr.
Und der Entſchluß reifte in ihr der Gedanke wurde in ihr
groß: „Ihm nach Dem Einen nach!!!”
Mochte es dann kommen, wie es wollte!
„Er würde mich von ſich weiſen,” ſagte ſie ſich, „wenn
Wat=
ſon noch lebte, und ich würde es ebenſo machen, wenn er zu mir
käme. Dann wäre es aber auch ſo recht, und der Weg zur Pflicht
würde es nicht anders gebieten. Nun iſt das aber dahin und ich
kann frei über mich gebieten und darf mich jetzt an ſeine Bruſt
lehnen und ihm ſagen: „So ſehr, ſo innig habe ich Dich geliebt,
und ſo ſehr, ſo innig werde ich Dich lieben!” — Und er wird
auf=
jauchzen, wenn ich zu ihm komme und ſeine Seele wird das
Weinen verlernen, ſo wie die meine es nun vergeſſen hat. In
unſerem Herzen wird eitel Wonne und Glück ſein, da uns das
helle Licht ſtrahlt, das wir bisher nicht erreichen konnten, und
nach dem wir mit brennenden Augen Ausſchau hielten. Und
es mußte alles ſo kommen; es war gut und heilſam für uns; wir
konnten es nur nicht einfehen, doch jetzt werden wir es
begrei=
fen, da uns das Schickſal reifte durch Leid und Traurigkeit.
Eines wird des andern Freude teilen! O, daß ich ſchon bei Dir
weilte, Du Freund meiner Seele, Du Urquell aller meiner
Sehn=
ſucht! Wie habe ich das Leben ohne Dich, wie haſt Du es ohne
mich ertragen können? Doch wir haben beide auf das helle Licht
gehofft und haben es geſucht, da wir in den Irrgängen des
Lo=
bens wandelten, nun beginnt ſeine Morgenröte für uns zu
ſtrah=
len und unſere Freude wird rein und groß ſein. O, ich weiß,
daß Du mich jetzt ſuchſt und nach mir Ausſchau hältſt, was Du
bisher nickt getan haſt, da Du es nicht durfteſt. Ich weiß, Du
ſehnſt die Stunde herbei, in der Lu mich an Dein wildes,
unge=
ſtümes Herz nimmſt und ich klein und willenlos vor Dir werde,
vor Dir, Lu heißgeliebter, teurer Mann. Sonſt wäre es Sünde
geweſen, und die Neue und die Schmach hätten einen häßlichen
Schleier vor das helke Licht gelegt, ſo daß wir nach wie vor im
Schatten gewandelt wären, um wieder endlich in der Finſternis
unterzutauchen. Und es iſt gut, daß wir uns nicht gejucht haben,
E
Ende doch nicht mehr auf feſten Füßen geſtanden, und auch Du
wärſt nicht immer der Neine geblieben. Wir würden über unſere
Leidenſchaft geſtrauchelt ſein, um aus dem Dämmerdunkel, in
dem wir bisher wandelten, in die äußerſte Finſternis
hineinzu=
ſtürzen. Doch nun iſt es nicht mehr Sünde! Nun iſt es Pflicht,
daß ich Dich ſuche, um Dir das Leben zu geben, damit Dein Herz
Halt und Feſtigkeit an meiner Liebe gewinnt und ich mich an
Dir emporranke, in Glauben und Vertrauen und im Verſtehen.
Jetzt bin ich frei! Frei! Frei! — Mein Herz jubelt Dir entgegen
und meine Scele verlangt nach Dir! Es gibt ein Glück, das iſt
rein und ohne Reue! Geliebter meiner Seele, weißt Du, daß
nir den Weg der Pflicht gingens. Nun kommt der Lohn des
Schickſals! Daß wir es ausgehalten haben, alles das Traurige
und Elende! — O Max, ſie jubelt Dir entgegen, Deine Erika!
Sie wird eilen, ohne Naſt, daß ſie Dich findet, um mit Dir zu
ſtehen im ſeligen Glanze des heiligen, hellen Lichtes.
So ſprach ſie mit ſich ſelbſt. So redete ſie zu ihm im Geiſte,
zu ſeiner Seele, die das fühlte und in der es lichter geworden
war ſeit den letzten Stunden.
Sie hatte den Farmer mit ſeinen Pferden zurückg=ſchickt.
Von Shigaitt bekam ſie neue Pferde und andere Diener,
die ſie zu der Militärſtation bringen ſollten.
Sie ermüdete nicht; ihre Kraft gewann vielmehr an Stärke
und Größe, je näher ſie dem Orte kamen, da der Erſehnte weilte.
Kurz vor der Station ließ ſie Jim und die Neger von
Wallenhorſts Farm mit den Pferden zurück.
Sie wollte zu Fuß allein den kurzen Reſt des Weges gehen,
ihn allein ſuchen und finden.
Der Poſten ließ ſie nach kurzem Fragen paſſieren, denn der
Ort war ein zerſtreus liegender Flecken mit Negerhütten und
einzelnen Häuſeru, den jedermann betreten durfte, wenn er
nicht in feindlicher Abſicht kam.
Sie ſchritt weiter in dem feſtungsartigen Bau, in dem die
Soldaten lebten und wo jetzt ein reges Leben und Treiben
herrſchte, denn viele waren aus dem Innern des Landes
gekom=
men, um das neue Heimatland zu ſchützen gegen Englands
Tücke. Hier mußte ſie Max finden oder zu hören bekommen,
wo er wa
Dieht hinter den Mquern des Kaſtells war ein kleiner
Pal=
menwald, darin ein biaunes Zelt aus Segelleinen ſtand.
Da=
neben waren zwei Pferde angepflockt.
G
zen Volbart, der ſtrich die Fiedel und geigte ein ſchwermütges
deutſches Lied herunter, ein Lied, das Erika kannte, das ſie
früher ſchon gehört hatte und das ihr jetzt aufs neue mit Macht
durchs Herz flutete.
Und wie ſie auf den Spieler ſchaute, der ihrer nicht achtete
und verloren und wehmütig in die Ferne ſtarrte, da teilte ſich
die Zeltbahn und heraus ſchritt eine hohe, ſchlanke
Männer=
geſtalt, und auf ſeinem bleichen, edlen Angeſicht ſtanden die
Spuren eines langen, tieſen Leidens geſchrieben.
Wie angewurzelt blieb er ſtehen.
Sein erſter Blick ruhte in den dunklen Augen eines
liebe=
glühenden Weibes, das gekommen war, um ihm das rein=,
hei=
lige Glück zu bringen.
Da breitete der Mann ſeine Arme aus, und unter den
ſchluchzenden Klängen der weinenden Geige, deren Töne leiſe
im kühlen Abendwind wie ein müder Hauch verwehten, lagen
die beiden Menſchen, die ſich geſucht hatten, Bruſt an Bruſt,
Herz an Herz.
Sie ſagten nichts, denn ſie konnten nicht ſprechen.
„Sie ſahen ſich nur an, immer und immer wieder, und
ſtam=
melten und jubelten und weinten und lachten.
Der ſchwarze Hans aber war aufgeſtanden und ſah mit
wehem Lächeln auf die beiden Glücklichen, die die Welt um
ſich tergeſſen hatten.
Dann wandte er ſich und dachte traurig an die Zeit, da
auch er einſt glücklich geweſen war, an die Zeit, die nun ſo weit
hinter ihm lag.
„Scheelhans,” jubelte Wallenhorſt ihm zu, „nimm es mit
nicht übel, lieber Freund, daß ich Dich heute ſo nenne, aber
ich muß jetzt an unſere große deutſche Heimat denken, ſpiele uns
Dein ſchönſtes Stück, Dein innigſtes Lied vor.”
Da ſetzte er den Bogen an, und die Geige begann aufs neue
zu ſingen, und unter den am Himmelszelt aufziehenden fremden
Sternen weinte ſich das weiche, ſchluchzende Nocturno hinauf
zum weiten All, und die reine, wunderſame Seliakeitsmelodie
drang den Liebenden einſchmeichelnd mit ſeliger Süße ins Herz,
bis daß die ſeufzenden Klänge allmählich leiſer, und leiſer
wur=
den, ſo daß nur noch zuletzt ein ſillerner Hauch übrig blieb.
Dann ſetzte der Scheelhans den Bogen ab und blicke
ſeuf=
zend auf das feligs Paar, das endlich den Weg in das helie
Licht gefunden hatte.
— Ende. —