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ſprecher 1, 2390 und 2391), die Agenturen und alle
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenz eitung der Landeshauptſtadt
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Rummer 39
Freitag, den 9. Februar 1923
Einzelnummer 60.00 Mk.
barſch, Brat
Fnitt: Cabliau
Allerfeinſte
Salzheringe.
1d., Räucherwar.
en Lagspreie
Holländiſche Proteſte gegen die Ruhrbeſetzung.
Amſterdam, 8. Febr. (Wolff.) Geſtern abend wurden in
26 Städten Hollands Proteſtverſammlungen gegen
die Beſetzung des Ruhrgebiets abgehalten, die von
der ſozialdemokratiſchen Arbeiterpartei und dem
Niederländi=
ſchen Gewerkſchaftsbund einberufen waren. An der
Verſamm=
iung in Amſterdam waren 3000 Perſonen beteiligt. 1. a.
ſpra=
hen der Führer der holländiſchen Sozialdemokratie
Troel=
ſtra, der hervorhob, daß Holland in dem Streit zwiſchen
Deutſchland und den anderen Ländern nicht Partei nehme, aber
nuf dem Standpunkt ſtehe, daß derartige Fragen nicht mit
Ge=
valt, ſondern durch internationale Vereinbarung gelöſt werden
nüßten. Auch der Lelgiſche Sozialdemokrat
Ecke=
aers wandte ſich gegen die Ruhrpolitik der franzöſiſchen und
belgiſchen Regierung und erklärte, die belgiſchen
Sozialdemo=
raten wünſchten eine Löſung durch den Völkerbund.
Breit=
cheid (Deutſchland) dankte namens der Ruhrbevölkerung
ür die finanzielle Unterſtützung durch die holländiſchen Arbeiter.
zum Schluß wurde eine Entſchließung angenommen, in
ſer der Wunſch ausgedrückt wird, die niederländiſche Regierung
höge als Mitglied des Völkerbundes keine Gelegenheit zur
Her=
eiführung einer internationalen Vermittlung zur Beendigung
es Ruhrkonfliits vorübergehen laſſen. Die Verſammlung
hließt ſich den Arbeitern von Frankreich und Belgien in der
zerwerfung der Politik der Gewalt an, da dieſe
ur das Elend in ganz Europa vermehre. In verſchiedenen
städten verſuchten arbeitsloſe Sozialanarchiſten, die
Verſamm=
ungen zu ſtören, ſo daß Polizei mehrfach eingreifen mußte.
Vom Tage.
Die Times berichtet, die Franzoſen hätten ſich bereit erklärt, die Züge
mit Reparationskohle aus dem Ruhrgebiet nicht durch die britiſche Zone
gehen zu laſſen.
Wie der Korreſpondent des Oeupre in Düſſeldorf meldet, haben
die Franzoſen in der Nähe von Recklinghauſen große Mengen von
Kohlen in die Sümpfe geworfen, da kein Platz mehr
vor=
handen geweſen ſei, um ſie anderweitia zu lagern.
In Datteln haben ſich franzöſiſche Beſatzungstruppen geweigert,
gegen deutſche Ziviliſten vorzugehen. Es blieb der Beſatzungsbehörde
nichts anderes übrig, als die betreffende Schwadron zurückzuziehen.
Der Kammerausſchuß für auswärtige Angelegenheiton hat ſeinen
Vorſitzenden, den Abgeordneten Georges Leygues, beauftragt, Poin=
Caré zu erſuchen, vor der Kommifſion zu erſchemen, um
über die allgemeine Lage, namentlich über die Vevhandlungen von
Lau=
ſanne und die Ereigniſſe im Ruhrgebiet und in Memel,
Erklärun=
gen abzugeben.
Eine Delegation der Regierung der Stadt Baſel wurde von dem
Bundesrat Motta und Haab empfangen und wies nachdrücklich auf
die Schädigung der wirtſchaftlichen Intereſſen Baſels durch die Vorgänge
im Rheingebiet und die damit zuſammenhängende Lahmlegung
des Bahnverkehrs hin. Die Vertreter des Bundesrats erklärten,
daß der Bundesrat bei den beteiligten Mächten Schritte zugunſten Baſels
unternehmen werde.
Dollarkurs in Frankfurt am 8. Februar,
abends //a7 Uhr: 34 250.
Ein blutiger Zuſammenſtoß in Wiesbaden.
die Franzoſen werfen weitere Truppen ins Ruhrgebiet. — Beſetzung von Zollämtern.
Die Eiſenbahnverkehrskontrolle auf den internen Verkehr ausgedehnt.
old= und
ſtände.
Rſtein
gespreiſet
rank
1
Meiech
Mu
Viesbaden, 8. Febr. (Wolff.) In der vergaugenen
Nacht wurden hier an den Litfaßſäulen und
Straßen=
ecken Plakate angeſchlagen mit einer
Kund=
gebung der Behörden und Körperſchaften, in
denen gegen die letzten Bekanntmachungen der
Rheinlandkom=
miſſion wegen der Unterordnung der Beamtenſchaft unter die
Anordnungen der franzöſiſchen Behörden Stelluug genommen
und erklärt wird, daß für die deutſchen Beamten nur die
An=
prdnungen der preußiſchen und Reichsregierung maßgebend
ſein könnten, und daß ſie ihre Pflicht tun würden, komme, was
da mag. Die Kundgebung war von den verantwortlichen
Ver=
tretern der Behörden, Körperſchaften, Berufsverbände,
Ge=
werkſchaften und politiſchen Parteien mit Namen unterzeichnet.
Im Laufe des heutigen Vormittags fanden vor dieſen
Plakaten große Menſchenanſammlungen ſtatt,
bis gegen 11 Uhr franzöſiſche
Radfahrerpatrouil=
len die Stadt durchzogen, die Plakate entfernten und
die Menſchenanſammlungen zu zerſtreuen ſuchten. Auch
meh=
rere Trupps berittener Spahis, die angenblicklich in
Wiesbaden in Garniſon liegen, wurden mobil gemacht
und ri tten teilweiſe auf den Fußſteigen der
Straßen, um die Menſchenmenge zu zerſtreuen. In der
Schwalbacher Straße kam es dabei zu einem blutigen
Zwiſchenfall. Ein junger Mann kam mit einem
Fran=
zoſen wegen dieſer militariſtiſchen Kundgebung in einen
Wort=
wechſel, der damit endete, daß der Deutſche zu flüchten
ver=
ſuchte, worauf der Franzoſe ſeinen Revolver zog und hinter
dem Flüchtigen herfeuerte, der auch getroffen wurde. Ob die
Verwundung ſchwer oder leicht iſt, konnte noch nicht feftgeſtellt
werden, da bei den Behörden noch nichts Näheres zu erfahren
war. In den Nachmittagsſtunden herrſchte in der Stadt
wie=
der Nuhe.
Truppenverſtärkungen.
Eſſen, 8. Febr. (Wolff.) Im ſtädtiſchen Beſatzungsamt
urde vom Stabe der 128. franzöſiſchen Infanteriediviſion mit=
Iteilt, daß in 3—4 Wochen noch ein Bataillon aus drei
In=
mteriekompagnien und einer
Maſchinengewehrkom=
agnie von 500—600 Mann und 80 Pferden aus Frankreich
ntreffen würde. Für die Unterbringung im Bezirk Bredeney
Uen Vorkehrungen getroffen werden. In Brakel iſt eine
ompagnie Eiſenbahntruppen eingetroffen.
* Dortmund, 8. Febr. (Priv.=Tel.) Offenbar auf
Wei=
ingen des Generals Weygand, der mittlerweile nach Paris
trückgekeyrt iſt wurden heute im Ruhrgebiet
Truppenbewe=
ungen vorgenommen, die auf eine Trennung des
Ein=
ruchgebietes von Süden nach Norden hinaus=
Ufen. Große Truppenmengen, und zwar Eiſenbahntruppen und
nfanterie, beſetzten heute zunächſt das Stellwerk Baukau,
dar=
tf das Blockwerk Unſer Fritz, öſtlich von Baukau. Andere
ruppen beſetzten das Blockwerk Julia. Eine weitere Truppe
urde auf Wanne und Gelſenkirchen angeſetzt. Ueberall wurden
e deutſchen Eiſenbahnbeamten aus den Stellwerken und Bahn=
2fen vertrieben. Bereits geſtern wurde im Süden des Ein=
Tuchgebietes der Eiſenbahnknotenpunkt Steele von
en Franzoſen beſetzt. Diefe Maßnahme iſt als Riegel durch
2S Gebiet gezogen, die offenbar die Wirkung des krie=
Eriſchen Einbruchs erhöhen ſoll. Frei iſt nur noch
1e Strecke Eſſen—Wattenſcheid-Bochum. Hand in Hand mit
leſer Erdrofſelung des Verkehrs geht die
ſyſtema=
iſche Abſperrung der Lebensmittelzufuhr.
Kriegsgerichtlich verurteilt.
Düſſeldorf, 8. Febr. Das Hauptzollamt in
Düſſeldorf=Ruhrortwurde von den Beſatzungsbehörden
beſetzt und geſchloſſen; Zollinſpektor Janſen wurde verhaftet.
Ebenſo ſpurden die Zollämter Hamborn und Hattingen
beſetzt. Zollinſpektor Pfefferkorn, Regierungsrat Dr. Emmer,
die Leiter des Hauptzollamts Cleve, Zollrat Deichmann, Leiter
des Hauptzollamts Kaldenkirchen, und die Oberzollinſpektoren
Ufer und Merle, ebenfalls vom Hauptzollamt in Kaldenkirchen,
wurden von dem belgiſchen Kriegsgericht in Aachen
zu je acht Tagen Gefängnis verurteilt, weil ſie den Befehlen der
Beſatzungsbehörde nicht Folge geleiſtet haben. Die Strafe
wurde durch die Unterſuchungshaft für verbüßt erklärt. Die
Verurteilten, die gefeſſelt nach Weſel verbracht worden waren,
wurden mit ihren Familien ausgewieſen.
Ein Nachſpiel zum Thyſſenprozeß.
Mainz, 8. Febr. (Wolff.) Vor dem franzöſiſchen
Militär=
polizeigericht haten ſich heute ſieben junge Leute im Alter von
15 bis 20 Jahren zu verantworten, die wegen der anläßlich der
am 24. vorigen Monats nach dem Thyſſenprozeß in Mainz
ſtatt=
gefundenen Straßenunruhen von den Franzoſen verhaftet
wor=
den waren. Zur Verhandlung waren zwecks Vermeidung von
Anſammlungen vor dem Gerichtsgebäude in der Wallſtraße
mili=
täriſche Maßnahmen getroffen worden. Einer der Angeklagten
erhielt drei Monate Gefängnis, während die übrigen
Angeklag=
ten mit Rückſicht auf ihr jugendliches Alter mit Gefängnisſtrafen
von 10 bis 15 Tagen davonkamen.
Kontrollſtelle in der engliſchen Beſatzungszone.
Berlin, 8. Febr. (Wolff.) Franzöſiſche Kontrollſtellen
werden, wie den Blättern mitgeteilt wird, auch auf dem von den
Engländern beſetzten Gebiet eingerichtet. In Köln ſind
fran=
zöſiſche Eiſenbahner unter Führung eines Oberſten eingetroffen.
Heute morgen ſind die Bahnhöfe von Wanne und Herne beſetzt
worden. Kohlenzüge nach der Schweiz und Italien gehen noch
nicht, wohl aber ſolche nach Holland.
Berlin, 8. Febr. Das Berl. Tag=blat meldet aus Eſſen:
Die Franzoſen haben die
Eiſenbahnverkehrskon=
trlle auch auf den internen Verkehr des Ruhrgebiets
ausgedehnt. In Brakel und Aplerbeck wurden gewöhnliche
Güter= und Lebensmittelzüge angehalten. Vor allem ſcheinen
die Franzoſen es auf die Sperrung des Verkehrs von
und nach den fiskaliſchen Gruben abgeſehen zu
haben, worauf die Beſetzung der Blockſtellen Baukau und Julia
hinweiſt.
Eine Entſchließung der Bergarbeiter.
Eſſen, 8. Febr. (Wolff.) Die Bergarbeiterverbände
er=
ließen einen Aufruf, in dem ſie eingangs darauf hinweiſen, daß
der Abwehrkampf im Ruhrgebiet in ein neues Stadium
ein=
getreten ſei. Nach den täglich zunehmenden Fällen ſchwerer
Ein=
grifſe in das Verkehrsleben und die Arbeitsbetriebe, nach den
Verhaftungen und Mißhandlungen, nach den brutalen
Gewalt=
taten, die bereits mehrere Menſchenleben koſteten, nach der
Koh=
lenſperre über das unbeſetzte Deutſchland, nach der
Beſchlag=
nahme von ſelbſt den Bergarbeitern für den eigenen Haushalt
zuſtehenden Kohle ſcheinen es die militäriſchen Gewalthaber
Frankreichs jetzt darauf abgeſehen zu haben, daß das Nuhrgebiet
zum Schauplatz blutiger Kämpfe werde. Zu dem Zweck werde
verſucht, durch Spitzel und ihre Helfershelfer auf den
verſchie=
denen Schachtanlagen Unruhen zu provozieren. Bereits ſei man
auch an die Betriebsratsmitglieder herangetreten, um durch
Be=
ſtechungsgelder von täglich 200 000 Mark beſondere Auskünfte
zu erhalten. Der Aufruf ſtellt feſt, daß die Verſuche mit
Eut=
rüſtung abgewieſen wurden, warnt die einzelnen Orgauiſationen
wie die Betriebsräte und Vertrauensleute vor dieſen
Treibe=
reien, durch die der franzöſiſche Imperialismus der
Nuhrbevöl=
kerung ſeine Herrſchaft aufzwingen wolle, und fordert unter
er=
neurem Appell an das Weltgewiſſen die ſofortige Zurſickziehung
der widerrechtlich im Ruhrgebiet ſtehenden franzöſiſchen und
belgiſchen Truppen.
* Bom heſſiſchen Eiſenbahnerſtreik.
Wir erhalten folgendes Stimmungsbild aus Mainz:
Weil die Franzoſen am 30. Januar, nachmittags 1½ Uhr,
die Eiſenbahndirektion Mainz und die großen Bahnhöfe des
alt=
beſetzten heſſiſchen Gebietes durch Militär „geſichert” hatten,
legten die Eiſenbahngewerkſchaften des Direktionsbezirks Mainz
punkt 2 Uhr den Betrieb ſtill. Da aber dieſes Ereiguis ſchon
24 Stunden früher ſozuſagen „in der Luft hing”, hatten die
Eiſenbahner Vorkehrungen getroffen, um das reiſende Publikum
nach Möglichkeit vor Unannehmlichkeiten zu ſchützen. Zum
Bei=
ſpiel wurden mittelloſe Fremde, die ſich aus eigener Taſche kein
Nachtquartier leiſten konnten, in die Turnhalle und in die
Schillerſchule verwieſen. Dort waren Betten und andere
Liege=
ſtätten vorbereitet, um die „Müden” und „Obdachloſen”
aufzu=
nehmen. Eiſenbahner zeigten ihnen den Weg, Eiſenbahner
empfingen ſie, wieſen ihnen ihr Lager an. Alles vollzog ſich in
Ruhe und Ordnung.
Wer glaubte, ſeine Heimat oder ſein vorübergehenbes
Reiſe=
ziel zu Fuß erreichen zu können, machte ſich dahin auf den Weg.
Namentlich in den Abendſtunden pilgerten Taufende aus den
Toren des goldenen Mainz die Landſtraßen entlang nach den
benachbarten Orten. Die Arbeitermaſſen der großen induſtriellen
Werke von Guſtavsburg, Rüſſelsheim uſw., die zum Teil weite
Strecken zurückzulegen hatten, taten das nicht nur ohne Murren,
ſondern fühlten ſich mit den Eiſenbahnern ſolidariſch. „Wenn
ſie nur durchhalten!“ — das war die einzige Beſorgnis, welche
laut wurde. Die Landbevölkerung iſt mit dem Streik gleichfalls
einverſtanden, obgleich auch ihr viele Beſchwerden daraus
ent=
ſtehen. Standhalten! — Standhalten! — iſt die Loſung, wohin
man hört. Daneben macht ſich allerdings auch eine ungemein
ſtarke Erbitterung gegen die Franzoſen bemerkbar.
Weni=
ger in lauten Aeußerungen, als in dem ſtummen Willen
pafſiver Reſiſtenz, in einer verbiſſenen Wut gegen alles, was
franzöſiſch heißt.
So haben es die galliſchen Gewalthaber in kürzeſter Friſt
fertiggebracht, auch den letzten Reſt etwa noch vorhandener
freundlicherer Gefühle mit Stumpf und Stiel auszurotten, das
ganze Volk des beſetzten heſſiſchen Gebietes zu einer geſchloſſenen
Maſſe zuſammenzuſchweißen, in welcher die Arbeiterſchaft den
feſteſten Kern bildet.
Auf dem Bahnhofsplatz in Mainz, der ſonſt ein Gewimmel
von Menſchen zeigte, herrſcht gähnende Leere. An der Nordſeite
hält eine Schwadron Spahis Wache, während ein halbes
Hun=
dert deutſcher Schutzleute die Zugangsſtraßen ſperrt. Aus den
durchpaſſierenden Straßenbahnwagen darf niemand ausſteigen,
Die Portale des Gebäudes ſelbſt ſind geſchloſſen. Hinter ihm
mühen ſich die Franzoſen, ſo etwas wie einen „Betri=b” für
ihre eigenen Zwecke ins Leben zu rufen. Aber es will ihnen
nicht gelingen. Die erſte Maſchine, welche ſie in Bewegung
ſetzten, kam gerade bis zur erſten Weiche. Dort ſtand ſie ſtill
wie ein bockiger Gaul. Offiziere, Sergeanten, Ingenieure laufen
hin und her, geben Befehle, geſtikulieren, greifen da und dort
in die Weichenzungen oder vollführen allerlei andere Manöver
— es nutzt nichts, zum mindeſten nicht viel.
Dann und wann läuft wirklich ein Militärzug ein, aber
in einem Tempo, das deutlich zeigt, daß man der Sache „nicht
ſo recht traut”, Ausgelaufen iſt überhaupt noch kein Zug,
ob=
gleich ſich elſäſſiſche Bahnbedienſtete alle erdenkliche Mühe
geben, ihre einſt deutſchen Kenntniſſe aufs neue in
fran=
zöſiſchen Dienſten zu verwerten. Es gelingt ihnen nicht,
weil mit Ausbruch des Streiks die Weichen von den Stellwerken
aus unbrauchbar gemacht wurden. Keine Maſchine kommit
wei=
ter als bis zu den Ausfahrtunnels, kaum zwei Wagen können
von einem Gleis zum andern dirigiert werden. Es iſt ein
fort=
geſetztes Hin und Her, Herüber und Hinüber, An= und Abkoppeln,
Laufen und Schreien, Krachen und Stoßen, ein Tuten, Pfeifen
und Signaliſieren, das den unbeteiligten Zuſchauern keinen
Zweifel läßt über die Kopf= und Ratloſigkeit des franzöſiſchen
Perſonals. Und weil ſich dieſes in ſeinem vergeblichen
Ab=
zappeln von den deutſchen Eiſenbahnern beobachtet wußte, ließ
die Komnandobehörde auch die ſogenannte Münſterbrücke
ober=
halb des Bahnhofs ſperren, die eine gute Sicht über dieſen bietei.
Die franzöſiſchen Eiſenbahner wollen anſcheinend ganz „unter
ſich” ſein und niemanden einen Einblick in ihre „
Betriebsarbei=
ten” geſtatten. Die deutſche Polizei mußte ſogar die beiden
Vürgerſteige durch breite Leinenſtreifen „abblenden”, damit ja
kein Neugieriger allzu tief in franzöſiſche „
Eiſenbahngeheim=
niſſe” eindringe.
Vor der Drehſcheibe am Bingerſchlag ſtehen zwei
aufein=
andergeprallte Maſchinen Kopf an Kopf, auf der Strecke Bingen—
Mainz liegen ihrer drei entgleiſt mitten im Bahnkörper. Im
Bahnhof Biſchofsheim ſtehen zwei entgleiſte Maſchinen vor dem
Eingang der Maſchinenhalle. In Mainz brannte im
Haupt=
bahnhof die Oelhalle ab — kurz, die Zahl der Unfälle mehrt ſich
von Tag zu Tag, und viel wertvolles deutſches
Eiſenbahnmate=
rial geht ſo zugrunde.
Schlechte Tage haben auch die rheiniſchen
Sonder=
bündler, die Leute um Dorten und Smeets. Sie
wür=
den ihr blaues Wunder erleben, wollten ſie jetzt „in Aktion”
treten, um die „Rheiniſche Republik” auszurufen. Mit
einge=
triebenen Hüten und ein paar Kopfbeulen kämen ſie dabei nicht
uehr wag. Augenblicklich könnten ſie ſich ſchon auf etwas härtere
Zugriffe gefaßt machen. Wie man heute über dieſe allein „
ech=
ten” Rheinländer denkt, dafür legt ein — allerdings etwas
draſti=
ſches — Vorkommnis in Weiſenau beredtes Zeugnis ab.
Dort wohnt nämlich der Herr Amtsgerichtsrat a. D. Dr.
Liebing, ein Intimus des Herrn Dr. Dorten und darum
von ihm auch als zukünftiger Juſtizminiſter für die „Rheiniſche
Nexublik” in Ausſicht genommen. Als der nun am letzten
Sonn=
tag früh aus der Kirche kam, trat aus einer Anſammlung
Er=
wachſener ein etwa zwölfjähriger Schlingel auf ihn zu und bot
ihm mit den Worten: „Da — häng dich, du Lump!” einen recht
haltbar geflochtenen Strick an.
Der Herr Amtsgerichtsrat ſoll ob dieſer Obation eine etwas
verblüffte Miene aufgezogen und ſich unter dem grimmigen
Ge=
lächter ſeiner Weiſenauer Mitbürger ſchleunigſt ſeitwärts in die
Vüſche geſchlagen haben.
Woraus zu erſehen, daß der hefſiſche Eiſenbahnerſtreit auch
in der Richtung von Dorten und Smeets eine ſtarke „
Betriebs=
ſtörung” hervorgerufen hat.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 9. Februar 1923.
Seite 2.
Feinde im Land.
Die „Heldentaten” der „glorreichen” Armee. — Deutſche werden mit Füßen getreten.
Bajonette gegen wehrloſe Ziviliſten.
ET. Eſſen, 8. Febr. In Eſſen iſt es heute mittag zu
Zwi=
ſchenfällen gekommen. Die Stimmung des Publikums wird
imimer erregter, und namentlich der weibliche Teil der
Bevöl=
kerung gerät durch die ſtündlich erhöhten
Lebensmittelpreis=
erhöhungen in begreifliche Erregung. Die Franzoſen haben in
der Nacht Propagandaplakate ankleben laſſen, die von der
Be=
völkerung heute früh abgeriſſen wurden. Ein Kommando nahm
unter anderem auch ſechs Mädchen feſt, die auf der Wache aufs
ſchwerſte mißhandelt wurden.
Recklinghauſen, 8. Febr. (Wolff.) Geſtern abend
7 Uhr verſammelte ſich die friedliche Bevölkerung Recklinghauſens
auf dem Marktplatz und ſang vaterländiſche Lieder. Kurz danach
wurde der Marktplatz von fünf auffahrenden Tanks „geſäubert”.
Von den zuführenden Straßen kamen Patrouillen mit
aufge=
pflanztem Seitengewehr und trieben die Bevölkerung mit
Kol=
benſtößen in die Mitte des Marktplatzes. Gegen ½9 Uhr abends
drangen franzöſiſche Offiziere, etwa 25, in ein in der Nähe des
Maiktplatzes gelegenes Gaſthaus ein, ſchlugen mit Reitpeitſchen
auf die Gäfte und jagten ſie auf die Straße, wo ſie mit
Reit=
peitſchen auseinandergetrieben wurden. Darauf drangen jene
Offiziere in das Stadttheater und ſtörten den vierten Akt von
Shakeſpeares „König Lear”, indem ſie während des Spiels die
franzöſiſche Nationalhymne ſangen. Nach dem Abſingen des
Liedes ſchlugen die franzöſiſchen Offiziere in dem vollbeſetzten
Hauſe auf das Publikum ein und jagten es aus dem Hauſe.
Recklinghauſen, 8. Febr. (Wolff.) Wegen der
Ver=
haftung von Schupobeamten iſt geſtern ein 24ſtündiger
Proteſt=
ſtreik beſchloſſen worden, der morgen früh in Kraft treten ſoll.
Seitens der Beſatzung wurde eine ſyſtematiſche Jagd auf die
Schupobeamten eröffnet. Ein Offizier, dem jeweils neun
Alpen=
jäger mit aufgepflanztem Bajonett und in 20 Schritt Abſtand
Automobile folgten, trat an die Schupobeamten heran, die
ſelbſt=
verſtändlich den Gruß verweigerten. Sie wurden daraufhin ohne
weiteres feſtgenommen und auf Autos fortgeſchafft. Nach den
bisher vorliegenden Meldungen ſind acht Schupobeamte
ver=
haftet worden.
Zur Vorgeſchichte dieſer Vorgänge erfahren wir noch, daß
durch umfangreiche Käufe der franzöſiſchen Soldaten in den
Lebensmittelgeſchäften in der Arbeiterbevölkerung eine große
Erregung entſtanden ſei. In einem Schreiben der Ortsgruppe
Recklinghauſen der Eiſenbahnergewerkſchaft heißt es: Die
Be=
ſatung kauft uns vollſtändig aus, ſo daß wir dem Elend
ver=
fallen müſſen. Die Kaufleute ſahen ſich ſchließlich gezwungen an
die Franzoſen keine Lebensmittel mehr abzugeben. Daraufhin
wurde geſtern mittag von dem franzöſiſchen Kommandauten die
vollſtändige Schließung aller Geſchäfte angeordnet. Das führte
dazu daß ſich die vom Hunger bedrohte Bevölkerung auf der
Straße anſammelte und ihrer Empörung Ausdruck gab. Darauf
ſetzte das bereits gemeldete Vorgehen der Beſatzungsbehörde
durch Truppen mit aufgepflanztem Seitengewehr und Tanks
gegen die wehrloſe Menge ein.
Offenburg, 8. Febr. Die Bedrückung der Behölkerunig
durch die franzöſiſchen Truppen wächſt. Als der Poſtdirektor
Krieg von den Franzoſen verhaftet wurde, um nach Kehl
ver=
ſchleppt zu werden, riefen ihm ein Poſtſekretär und ein
Redak=
teur Mut zu. Sie wurden gleichfalls feſtgenommen, aber nach
vier Stunden wieder freigelaſſen, nachdem ſie von den
fran=
zöſiſchen Offizieren beſchimpft und mit Füßen getreten worden
waren. Die Franzoſen nahmen große Requiſitionen an Heu,
Stroh, Betten, Leinenzeug, Wohnungen und Amtsräumen vor
und richten ſich häuslich ein. Die Teuerung in der Stadt wächſt
inmner mehr. Die Gewerkſchaften haben neue Forderungen
ge=
ſtellt. Die Unruhe in der Stadt iſt groß.
Offenburg, 8. Febr. (Wolff.) In der Lage iſt ſeit
Dienstag nachmittag keine Aenderung eingetreten. Die
Verbindungen ſind nach wie vor unterbrochen.
Die Beamtenſchaft des Offenburger Poſt= und
Telegra=
phenamts verharrt weiterhin in ihrer paſſiven
Reſiſtenz, da die franzöſiſche Beſatzung der Forderung auf
Zurückziehung der Wachtpoſten nicht nachgekommen iſt. Die
Hal=
tung der Bevölkerung, insbeſondere der Arbeiterſchaft, iſt zurück=
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Donnerstag, den 8. Februar.
Einſame Menſchen.
Drama von Gerhart Hauptmann.
Ein Jahr vor den „Webern” entſtand dieſes Drama, in der
Wirkung gleich ſtark, doch von anderer Urſache ausgehend.
Wäh=
rend das Weberdrama Schilderung von äußeren Zuſtänden und
Begebenheiten in packender Form vorübergleiten läßt, zeigen die
„Einſamen Menſchen” uns ſelbſt, unſer eigenſtes Innenleben mit
ſeinem aufreibenden Kampf um das Verſtanden=ſein=wollen und
Nicht=verſtanden=werden=können. Mit dem Fortſchreiten unſerer
Bildung, dem Drang nach Individualiſierung gehen wir alle
ein=
ſame Wege, jeder in der Maſſe iſt ein Vereinzelter, der in ſeinem
ganzen Weſen nicht mehr verſtanden werden kann, weil die
An=
deren auch eigene Wege gehen. Das ſind die Suchenden, an ſich
ſelbſt Bangenden; die nicht Fortſchreitenden bleiben in der
Ver=
gangenheit, zu der keine Brücke des Verſtehens mehr hinüberführt.
Der im Geiſte ſeiner Zeit Schaffende bedarf jedoch ſeiner vollen
Manneskraft, um nicht an ſich ſelbſt zu ſcheitern, wie Johannes
Vockerat, die Hauptperſon des heutigen Dramas und eine der
in=
tereſſanteſten Geſtalten des Dichters. Das Ningen in der Seele
Vockerats iſt uns allen vertraut, in irgend einer Form, und darum
weckt dieſes Stück unſer volles Miterleben. — Herr Gielen ſchuf
aus dieſer Rolle wieder eine Meiſterleiſtung, es war ein rein
ſeeliſches Erleben, das ſeine große Ausdruckskunſt erſchütternd
ge=
ſtaltete. Johannes Vockerat ſcheitert an dem Unverſtändnis der
ihm am nächſten Stehenden, weil dieſe nur Sünde ſehen können,
wo ihr Hirn Fremdes nicht faſſen kann; Hauptmanns Worte allein
vermögen dies nicht ſo klar und ergreifend zu geſtalten wie
ge=
bunden an Gielens Kunſt der Darſtellung. Sein Schickſal, die
ruſſiſche Studentin Anna Mahr, fand in Fräulein Sanzara eine
gute Verkörperung. Nicht nur die moderne, nervöſe, leidende und
leidenſchaftliche Frau überhaupt, dieſe Rolle beſonders liegt
Fräu=
lein Sanzara weit beſſer wie die blonden Jungfrauen unſerer
Klaſſiker. Ihr Spiel und ihre Sprache ſind durchaus paſſend zu
dieſer Nolle. Fräulein Hummel gab zum erſtenmal hier die arme
Käthe Vockerat; die Rolle iſt nicht ſehr dankbar und bietet wenig
Gelegenheit zu mannigfaltiger Entfaltung des Könnens; nur im
dramatiſchen Ausbruch des letzten Aktes konnte Fräulein Hummel
zeigen, daß ſie in Stimme und Spiel mit den anderen auf gleicher
Höhe ſtehen kann. Die Eltern Vockerat (Fräulein Meißner und
Herr Langheinz) brav=ſpießig, fielen aber neben den anderen
Hauptdarſtellern diesmal ab. Herr Kuliſch hat als Malersmann
keine hochdramatiſche Rolle und bot eine ſchöne Leiſtung in
die=
ſem ruhigeren Fahrwaſſer, wo keine Gelegenheit zum Austoben
war. Die Frau Müller, alias Lehmann, war bei Fräulein
Carl=
ſen ebenſo in guter Hand wie der Paſtor bei Herrn Weſtermann.
haltend, aber auch zuverſichtlich. Der von den Franzoſen am
Dienstag verhaſtete Poſtdirektor Krieg iſt nach Landau
ver=
bracht worden. Weiter wird berichtet, daß franzöſiſche
Ka=
vallerie in den Orten Legelhurſt und Schutterwald
Quartier genommen hat. Es hat ſich noch nicht feſtſtellen laſſen,
ob dieſe Beſetzung nur vorübergehend oder dauernd iſt. Mit
der Beſetzung von Schutterwald und Legelhurſt würden die
Franzoſen über den bisher innegehabten Bezirk hinausgehen.
TU. Achern, 8. Febr. Die im beſetzten Gebiet maſſenhaft
vorhandenen Soldaten kaufen die Lebensmittelgeſchäfte völlig
aus. Ein von der Bevölkerung an die Beſatzungsbehörde
geſtell=
tes Erſuchen, die Soldaten auf die militäriſche Verſorgung zu
ver=
weiſen, blieb ignoriert. Infolgedeſſen ſind die Preiſe für
Lebens=
mittel in einem Maße geſtiegen, wie man das nirgendwo feſtſtellen
kann. Die Brotverſorgung iſt direkt in Frage geſtellt. Bittere
Klage wurde von der Bevölkerung über die fortwährenden
Re=
quiſitionen geführt. Die Truppen ziehen in den Dörfern umher,
um dort Requiſitionen vorzunehmen, und dabei werden die
Land=
wirte zum Teil ſehr übel behandelt.
Eſſen, 8. Febr. Der Verwalter des Gutes
Kö=
nigsmühle bei Mengede hatte das weibliche Gutsperſonal
angewieſen, ſich in keiner Weiſe mit den auf dem Gute
ein=
quartierten Soldaten abzugeben. Eine Polin hinterbrachte dies
den Franzoſen, worauf der Gutsverwalter von den
Fran=
zoſen in brutalſter Weiſe mißhandelt wurde, ſo
daß er ein Krankenhaus aufſuchen mußte.
Ausgewieſen — verboten.
Köln, 8. Febr. (Wolff.) Der Kölniſchen Zeitung wird aus
Koblenz berichtet: Ausgewieſen wurden mit ſofortiger Wirkung
Ingenicur Nordmann aus Wiesbaden, die Privatleute
Cronier und Holl aus Wiesbaden, der Chemiker Dr.
Vötſch aus Biebrich, die Privatleute Siegmund und
Goe=
bel aus Wiesbaden, weil ſie das Deutſchlandlied geſungen
haben. Das Singen wurde als Kundgebung gegen Frankreich
aufgeſaßt
Bernkaſtel, 8. Febr. (Wolff.) Der ſtaatliche Oberförſter
in Kempfeld im Hunsrück iſt geſtern von den Franzoſen
aus=
gewieſen worden.
Mannheim, 8. Febr. (Wolff.) Wie die Neue Badiſche
Landeszeitung aus Ludwigshafen erfährt, wurden außer dem
Präſidenten der Reichsbahndirektion Lieberich noch folgende
Be=
amte mit ihren Familien ausgewieſen: Oberregierungsrat
Tho=
mas, Amtsvorſtand des Bezirksamts Kirchheimbolanden,
Re=
gierungsrat Duthweiler vom Bezirksamt Landau,
Bezirks=
amtmann Dr. Hauptmann und Fräulein Thoma aus
Speher.
Eſſen, 8. Febr. (Wolff.) Hier liegen zahlreiche
Meldun=
gen über neue Verhaftungen und Ausweiſungen vor. In
Reck=
linghaufen wurde ein Regierungsrat beim Polizeipräſidium
ver=
haftet und ausgewieſen, ebenſo eine Kommiſſion von fünf
Polizei=
beamten, die wegen dieſer Maßnahme vorſtellig geworden waren.
In Düſſeldorf wurden zwei Poſtbeamte verhaftet, die in der Nähe
franzöſiſcher Quartiere Richtlinien für das Verhalten der
Poſt=
beamten verteilten. In Duisburg und Oberhauſen wurden die
Telegraphen=Direktoxen ausgewieſen. Der Gaſtwirt Graff in
Brechten wurde ohne Angabe von Gründen ausgewieſen. In
Hochlar hat die Beſatzungsbehörde den Gaſtwirt Bachs dafür
ver=
antwortlich gemacht, daß die franzöſiſchen Propagandaplakate
nicht entfernt werden. In Witten wurde der Polizeihauptmann
von Olzenius wegen der Verweigerung des Grüßes verhaftet; er
ſoll vor ein Kriegsgericht geſtellt werden. In Herbede wurde ein
Poſtmeiſter und ein Poſtſekretär ohne Angabe von Gründen
aus=
gewieſen. Dem Poſtmeiſter wurde angekündigt, daß ſeine
Aus=
weiſung auf zwei Jahre gelte. Kehrte er früher zurück, ſo werde
er nach Algier geſchickt werden. In Hattingen wurde der
Ver=
treter des ausgewieſenen Landrats, Regierungsaſſeſſor Gramſch,
ohne Angabe von Gründen feſtgenommen. In Weitmar weigerte
ſich der Amtmann Roedig Kohlenſcheine für die Beſatzung
aus=
zuſtellen. Er wurde verhaftet.
Koblenz, 8. Febr. (Wolff.) Die Rheinlandkom:niſſion
hat die Frankfurter Nachrichten wegen einer Abhandlung vom
23. Januar auf einen Monat verboten, ferner den Berliner
„Tag” für einen Monat und die Große Berliner Illuſtrierte
Zeitung auf drei Monate.
Mainz, 7. Febr. (Wolff.) Die Mainzer Tageszeitung iſt
von der Beſatzungsbehörde erneut auf 15 Tage verboten worden.
Wenn der Paſtor Collin aber die geſchmackvolle Einrichtung
des Zimmers lobt, muß man ſich doch ſehr über dieſen paſtoralen
Geſchmack wundern. — Dieſe Vorſtellung der „EinſamenMenſchen”
gehört zu den beſten künſtleriſchen Leiſtungen, die uns der
Spiel=
plan des Schauſpiels in dieſem Winter bot.
vis,
Kleines Haus. — Donnerstag, 8. Februar.
Tanz=Zyklus zweiter Abend.
Zum erſten Male:
Gluck: Semiramis. — Benda: Ariadne auf Naxos. — Gluck:
Don Juan.
„Dieſe konzentrierte Form echter Dramatik, die den übrigen
Ballettpantomimen fehlt, und welche die Möglichkeit für den
Tänzer eröffnet, den Sprung vom „Tanzpodium” in die Welt
tragiſcher Menſchengeſtaltung zu tun, haben uns bewogen, Glucks
Pantomimen, die ſeit hundertfünfzig Jahren vom Theater
ver=
ſchwunden ſind, in den Spielplan aufzunehmen. Dazu kommt,
daß die Muſik zu dieſen beiden Balletten mit zu dem
Herr=
lichſten gehört, was Gluck geſchaffen hat.”
Alſo begründet die Theaterleitung dieſe Erſtaufführungen.
lieberzeugend und berechtigt. Die Muſik zu Semiramis, die
zu=
rückhaltend, faſt farblos beginnt, ſich aber bald zu dem entwickelt,
was ſie in erſter Linie ſein ſoll, zur ſtark unterſtreichenden, ſcharf
zeichnenden Illuſtration der mimiſch dargeſtellten oder
melodra=
matiſch geſprochenen Handlung, geht über einen großen
Reich=
tum an melodiöſer Malerei über zu ſtärkſtem dramatiſchen
Aus=
druck. Die Tanzkunſt kommt im Grunde wenig zu glanzvoller
Entfaltung. Sie iſt beſchränkt auf Pantomimen und innerhalb
dieſer zu ſtärkſter plaſtiſcher Dramatiſierung der muſikaliſchen
Malerei. Sie erſetzt ſo das geſprochene Wort in Semiramis
und gibt der Muſik überzeugende Definition in der Darſtellung
der tragiſchen Vorgänge, der Handlung. Trotz dieſer Einheit
ihrer Aufgaben iſt die Tanzkunſt der Pantomime in den beiden
Werken von Gluck ſehr verſchieden, durchläuft in beiden
zu=
ſammen aile Skalen vom graziös Grotesken bis zur ſtärkſt
dra=
matiſch gezeichneten Tragik.
Semiramis. Die Handlung: Semiramis, die ihren
Gat=
ten mordete um der Alleinherrſchaft willen, wird im Schlummer
von argem Alpdruck geplagt. Der gemordete Gatte erſcheint,
Rache kündend. (Erſtes Bild.) Im Tempel ſieht Semiramis den
ſiegreichen Feldherrn Ninias, der ihr Gefangene als Opfer
bringt. Seine ſieghafte Schönheit zwingt ihr Herz. Sie erklärt
ihn zum Gemahl. Nicht wiſſend, daß Ninias ihr — Sohn. Der
Hoheprieſter aber kennt das Geheimnis und wehrt der
ſünd=
haften Vermählung. (Zweites Bild.) Die erzürnten Götter zu
beruhigen, veranſtaltet Semiramis Opfertänze. Wieder erſcheint
Ninus, der gemordete Gatte, als Rächer. Die Götter haben
Rummer 39.
Wer bricht fortwährend den Friedensvertrag?
Frankreich.
Berlin, 8. Febr. (Wolff.) Der deutſch=
Geſchäfts=
träger in Paris hat heute der franzöſiſchen
Regie=
rung folgende Note übergeben: „Die franzöſiſche
Regie=
rung hat in einer vom 2. Februar datierten und am 4. Februar
der deutſchen Botſchaft übermittelten Verbalnote der deutſchen
Regierung eine Verletzung des Vertrages von Verſailles
vor=
geworfen, die dadurch begangen ſein ſoll, daß die
Reichsbahu=
verwaltung die Durchleitung der internationalen
Züge Paris-Bukareſt und Paris—München—
Prag eingeſtellt hat. Sie hat zugleich angekündigt, daß ſie
als „Sanktion” für dieſe angebliche Vertragsverletzung die
deut=
ſchen Städte Offenburg und Appenweier beſetzen
werde. Die Beſetzung der beiden Städte iſt noch am Tage der
Uebermittlung der Note tatſächlich durchgeführt worden.
Am Tage der Uebermittlung der Verbalnote an die deutſch
Botſchaft hat auch die Interalliierte Rheinlandkom
miſſion in Koblenz dem deutſchen Reichskommiſſar für di
beſetzten rheiniſchen Gebiete eine Note zugeſtellt, in der ſie
mi=
teilt, daß ſie unter Billigung der von der franzöſiſchen Regierun
eingeleiteten Beſetzung von Offenburg und Appenweier be
ſchloſſen hat, dieſe Gebiete unter das Regime des Brückenkopfe
Kehl zu ſtellen und die Befugniſſe ihres Delegierten in Kehl en
ſprechend zu erweitern. Das Rheinlandbkommen umſchreil
ebenſo, wie den materiellen, ſo auch den örtlichen Umfang de
Befugniſſe der Interalliierten Rheinlandkommiſſion. Nach
N=
tikel 1 umfaßt das ihrer Zuſtändigkeit unterworfene Gebiet uu
diejenigen deutſchen Landesteile, deren Beſetzung im Artikel
des Waffenſtillſtandabkommens vom 11. November 1918 und
Artikel 7 des Zuſatz=Abkommens vom 16. Januar 1919 vorgeſehe
iſt. Die Städte Appenſveier und Offenburg liegen außerhal
dieſes Gebiets. Keine Beſtimmung des Rheinlandabkommen
oder des Vertrages von Verſailles gewährt der Interalliierte
Rheinlandkommiſſion das Recht, das Gebiet ihrer Zuſtändigke
eigenmächtig zu erweitern. Die von ihr ausgeſprechene „Bill
gung” macht die vertragswidrige Maßnahme ber franzöſiſche
Regierung nicht zu einem vertragsmäßigen Recht und kan
ebenſo wenig der Interalliierten Rheinlandkomiſſion den fü
ihre Anordnung fehlenden Vertrags= und Rechstitel erſetzer
Vielmehr zeigt dieſes Vorgehen erneut, daß di
Interalliierte Rheinlandkommiſſion ſich zur
Werkzeugder franzöſiſchen Politik machen läß
Auch gegen dieſen Rechtsbruch legt die deutſch
Regierung Verwahrung ein.
Wegen der Mitwirkung der Interalliierten Rheinlandkon
miſſion ſind entſprechende Vorſtellungen auch bei der engliſche
und belgiſchen Regierung erhoben worden.
Die deutſche Reichsbahnverwaltung hat ſich infolge
Kohlen=
mangels und anderer durch den franzöſiſch=belgiſchen Einbruch
in das Ruhrgebiet verurſachter Verkehrsſchwierigkeiten zur
Einſtellung einer großen Anzahl fahrplanmäßiger
Zugverbin=
dungen des internationalen und innerdeutſchen Dienſtes
zwungen geſehen. Es iſt richtig, daß ſich darunter auch die
bei=
den in der Note genannten Zugpaare befinden. Zeit und
Un=
ſtände jedoch geben dieſer Anordnung der Reichsbahnverwaltung
ofenſichtlich den Charakter einer vorübergehender
Notſtandsmaßnahme. Von einer
Vertragsver=
letzung kann daher keine Rede ſein. Selbſt
wen=
aber eine formale Verletzung des Vertrags vorläge, müßte
e=
als ein Zerrbild des Friedenszuſtandes bezeichnet werden, daf
die franzöſiſche Regierung eine Maßnahme von ſo untergeord.
neter Bedeutung, wie die Einſtellung zweier Zugverbindungen
zum Anlaß nimmt, ohne weiteres ihre Truppen in deutſch
Städte 2inmtarſchieren zu laſſen. Allerdings hat die franzöſiſch
Regierung, um das ſchreiende Mißverhältnis zwiſchen dem Be
ſchwerdeerlaß und der von ihr verfügten Maßnahme zu ver
decken, den Verſuch gemacht, noch weitere angebliche Vertrags
verletzungen Deutſchlands heranzuziehen. Demgegenüber der
weiſt die deutſche Regierung auf ihren früheren Notenwechſe
mit der franzöſiſchen Regierung. Sie ſtellt feſt, daß ſie in jeden
einzelnen Falle den gegen ſie erhobenen Vorwurf der Ver
letzungihrer Verpflichtungen in eingehender B=grün
dung entkräftet hat, ohne daß die franzöſiſche Regierun
auch nur verſucht hätte, die deutſchen Argumente zu wider
legen. Den Rechtshitel, auf den ſie ihr vermeintliches Sanktions
recht ſtützen will, führt die franzöſiſche Regierung nicht an. Ih
ſtehen alſo in dieſem Falle nicht einmal Scheingründe zur Ver
fügung. In der Tat handelt es ſich um einen Ak
reiner Willkürund Gewalt, begangen unter de
Ausnutzung der Wehrloſigkeit des deutſche
Volkes. Die deutſche Regierung erhebt hiergegen vor alle
Welt feierlichen Proteſt.
Ninias auserſehen zur Rache, er ſoll die Mörderin und Mutte
töten. Die Tat bringt die Erkenntnis. (Drittes Bild.)
Die Darſtellung war inſofern ſtark künſtleriſch, als ſie
folgreichſt beſtrebt war, in innigem Kontakt mit der Muſik z
bleiben und ihrer Illuſtration das warme, farbenſprühende un
plaſtiſch geſtaltende Kolorit zu geben. Nini Willenz (Sem
ramis), Aenne Osborn (Ninias), Heinrich Hölzlin (Ninus
Theo Bögel (Oberprieſter) blieben ihren Aufgaben nicht
ſchuldig. Fallende Rieſenflambeaus brachten unliebſame Störun
der letzten Szenen. Das hätte ſich vermeiden laſſen.
Don Juan. Die Handlung der bekannten Dichtung en
nommen. Don Juan, der vom „Kommandeur” bei deſſen Nich
überraſcht wird, erſticht dieſen im Zweikampf. Beim
Feſtgela=
erſcheint der Geiſt des Getöteten (der ſteinerne Gaſt), zwin”
Don Juan, mit zu ſeinem Grabmal zu gehen. Don Juan höh!
der Bekehrungsverſuche. Furien erſcheinen und zwingen de
Miſſetäter in Verdommnis und Tod. — Hier iſt die Darſtellun
bis auf die letzten Szenen auf das graziös Humorvolle, bis zu
Groteske geſteigert, eingeſtellt. Hier war Nini Willenz (a
Diener) noch mehr in ihrem Element. In Wera Donalie
(Don Juan), Aenne Osborn (Nichte), Heinrich Hölzli
(Gouverneur) fand ſie Künſtler, die ihrem choreographiſchen G
ſtalten willig Folgſchaft leiſteten.
Ariadne auf Naxos, Duodrama von Franz Bende
hat mit dem Tanz zyklus keine Zuſammenhänge. Es bringt i
Rahmen eines Melodramas die Szenen, deren Inhalt gebilde
wird von Theſeus Kampf zwiſchen Liebe und Pflicht, in dem d
letztere ſiegt und ihn dadurch zum Verräter an Ariadne werde
läßt. Durch Oreade über Theſeus Untreue unterrichtet, flucht
dem Treuloſen, um ihn ſchließlich doch den Göttern zu empfe!
len und zu ſeiner Rettung ſich ſelbſt den Meeresgöttern zu=
Opfer bringend. — Alfred Stöger ſprach den Theſeus m.
überzeugender Wärme und Verinnerlichung, und Elifabel
Stieler fand warmſinnliche Liebestöne ſo ſicher wie höch
geſteigerten dramatiſchen Ausdruck in der Verzweiflung. 2.
Koſtüme beider (ſtillos und Rokoko) wollten ſich nur ſchwer
das Bild fügen. Dore Steidl ſprach, unſichtbar, die Oread
Spielleiter war Dr. Friedrich Schramm. Für einige
Mißgeſchick iſt er wohl kaum verantwortlich zu machen. D0
Juan war in ſeiner Eigenart ausgezeichnet inſzeniert. D
Bühnenbilder Werneralvo v. Alvenslebens waren war!
in Farbe und Licht. Sie ſind im Grunde aber noch ungeklär
taſtend, beherrſchen mehr das Bildhafte und die Architektur.
Die muſikaliſche Leitung Walter Becks war temperamenthd
und feinſinnig, die Schönheiten der Muſik, treffſicher heraus
kriſtalliſierend. — Das Publikum war begeiſtert.
D1. St.
Rummer 39.
Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 9. Februar 1923.
Seite 3.
„Erfolge!"
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Eſſen, 7. Febr. (Wolff.) Entgegen den franzöſiſchen
Zei=
ingsmeldungen konnte bisher bei keiner Kontrollſtelle feſtgeſtellt
lerden, daß neuerdings nach Italien, Holland und der Schweiz
eſtimmte Kohlenzüge durchgelaſſen werden. Kohle, Koks und
(ebenprodukte werden wie bisher ohne Rückſicht auf ihren Be
immungsort angehalten.
Paris 8. Febr. Ueber die Verkehrslage im Nuhrgebiet
greibt der Petit Pariſien, ſie könne als ſtationär betrachtet wer=
. Der Transportſtreik habe, nachdem er ſich zunächft auf die
lgiſche Zone ausgedehnt habe, auch die franzöſiſche
Beſatzungs=
ne ergriffen. Alles ſcheine dahin zu deuten, daß infolge der
„utſchen Propaganda Arbeiterunruhen nicht nur im Rheinland,
ndern auch im Saargebiet auszubrechen drohen. Ferner ſcheine
z trotz des von den alliierten Ingenieuren und den mobil
machten Eiſenbahnern an den Tag gelegten Eifers,
abge=
hen von ſeltenen Ausnahmen, noch nicht gelungen zu ſein, die
uden letzten Tagen von ihren urſprünglichen Wegen
abgelenk=
nKohlen= und Kokszüge nach Frankreich und Belgien zu
brin=
en. Infolge der Stockung des nach dem nichtbeſetzten
Deutſch=
ind gehenden Güterverkehrs ſcheine das Ruhrgebiet durch
Jaagens in einer um 50 Prozent über den Durchſchniit
hinaus=
ehenden Zahl an zahlreichen Stellen verſtopft zu ſein. Das
eien die Schwierigkeiten, die Miniſter Le Trocquer und
Gene=
al Weygand auf ihrer neuen Inſpektionsreiſe hätten feſtſtellen
Innen.
Berlin, 8. Febr. (Wolff.) In der heutigen Sitzung des
aushaltsausſchuſſes des Reichstags erklärte der Miniſter des
nnern Oeſer, hinſichtlich gewiſſer franzöſiſcher
Tendenzmel=
ungen über die Kohlenförderung im Ruhrgebiet und ihrer
Ver=
hickung nach Frankreich folgendes: In der Zeit vom 15. bis
Januar, ſeit dem Verbot der
Kohlenlieferun=
en an Frankreich und Belgien, ſind von den Befatzungsb=
hör=
n folgende Mengen beſchlagnahmt und nach Frankreich und
elgien gebracht worden: Kohlen rund 22 000 Tonnen, Koks rund
00 Tonnen. Seit dem 1. Februar ſind insgeſamt noch 850
onnen beſchlagnahmt worden. Seit der Wirkung des
Liefe=
ingsverbots gelang es alſo, nur rund 40000 Tonnen zu
ge=
innen. Vor der Beſetzung lieferte Deutſchland täglich 25 000
onnen Kohle und 20000 Tonnen Koks. Wäre die Beſetzung
cht erfolgt, ſo hätten die beiden Staaten Frankreich und
Bel=
en täglich 45000 Tonnen, in 20 Tagen alſo 900 000 Tonnen
m Deutſchland bezogen. Somit führte der Rechtsbruch in 20
agen zu einem Verluſt von 860 000 Tonnen.
ſerteuerte Lebenshaltung im Ruhrgebiet.
Eſſen, 8. Febr. (Wolff.) Die Milchlieferung iſt in den
zten Tagen außerordentlich zurückgegangen. Der franzöſiſche
nbruch wirkt ſich in einer für die Bevölkerung außerordentlich
drückenden Weiſe durch fortgeſetzte, ganz bedeutende
Preis=
höhungen aus, beſonders auf dem Lebensmittelmarkte.
B=
itten z. B. ſtellt ſich die Verteuerung bis zum 7. Februar auf
er 400 Prozent, was ſich in der Lebenshaltung der
Induſtrie=
völkerung, die vor allem auf die Fettverſorgung angewieſen
mit äußerſter Härte bemerlbar macht. Aber auch in den
eiſen des Handels ſchaffen die fortgeſetzt ſcharfen
Preisſteige=
ugen eine bedenkliche Lage, weil an die Händler hinſichtlich
s Betriebskapitals Anforderungen geſtellt werden, denen ſie
s eigenen Kräften nicht mehr genügen können.
Proteſt der Reichsbahndirektion Eſſen.
Eſſen 8. Febr. (Wolff.) Der Präſident der
Reichsbahn=
rektion Eſſen, zurzeit in Hamm, erhebt in einem Schreiben an
interalliierte Feldeiſenbahn=Uinterkommiſſion in Eſſen
Ein=
ruch gegen die den anerkannten Regeln des
ölkerrechts und der Menſchlichkeit
widerſpre=
ende Mißhandlung und Bedrohung des
Loko=
otioführers Baer, ſowie des
Reſervelokomo=
pführers Imort und des
Eiſenbahninge=
eurs Momberg, ſämtlich in Necklinghauſen
lediglich den Weiſungen ihrer vorgeſetzten Behörde gefolgt
en.
Eſſen, 8. Febr. (Wolff.) Die Reichsbahndirektion in
ſen, zurzeit in Hamm, richtete geſtern an die interalliierte
Feld=
enbahn=Unterkommiſſion in Eſſen eine Mitteilung, worin es
ißt: Wir müſſen gegen das Anhalten von „Perſonen= und
hnellzügen entſchieden Prodeſt erheben, und ſind zu den
dahin=
henden Befehlen nicht in der Lage. Selbſt der von der
fran=
ſiſchen Regierung aufgeſtellte Grundſatz, daß die bürgerliche
völkerung ungeſtört ihrem Beruf nachgehen ſoll, würde
da=
rch von neuem durchbrochen. Sollte eine Unterbrechung des
rſonen= und Schnellzugverkehrs durch Ihre Organe vollzogen
rden, ſo müſſen wir Ihnen die volle Verantwortung für die
olgen etwaiger Unfälle, die den deutſchen, den interalliierten
d internationalen Reiſenden zuſtoßen könnten, überlaſſen.
England und die Ruhraktion.
TU. London, 8. Febr. Das Kabinett teilt in der
Ruhr=
frage nicht die Befürchtungen, die durch Abſchließung der
eng=
liſchen Zone durch die Franzoſen entſtanden ſind. Das Kabinett
erörterte auch die Frage der Zurückziehung der engliſchen
Trup=
pen aus der Kölner Zone. Bonar Law, Lord Derby und andere
neigten zu der Anſicht Lord Abernon, des engliſchen Botſchafters
in Lerlin, daß eine ſofortige Zurückziehung angeſichts der Lage
durchaus am Platze ſei, während Lord Curzon und ſeine
An=
hänger die Anſicht vertraten, daß die engliſche Politik mit der
franzöſiſchen konform gehen müſſe. Ein Beſchluß wurde nicht
gefaßt.
Eine Schweizer Note.
TU. Bern, 8. Febr. Die ſchweizeriſche Note an
Frank=
reich und Deutſchland, in der der Bundesrat in freundlicher
Weiſe auf die ernſten Folgen wegen der Einſtellung des
Zug=
verkehrs hinweiſt, iſt heute durch die Schweizer Geſandtſchaften
in Berlin und Paxis übergeben worden. Nach der
National=
zeitung hat der franzöſiſche Geſandte in Bern vor Abſendung der
Note ſich bceilt, offiziell mündlich mitzuteilen, daß die Lage mit
den franzöſiſchen Maßnahmen nicht zuſammenhänge, ſondern auf
die paſſie: Reſiſtenz der deutſchen Eiſenbahner zurückzuführen
ſei. Nach dem gleicher Blatt ſollen in offiziellen Kreiſen
Nach=
rihten eingegangen ſein, denen zufolge der Zugverkehr bald
wieder aufgenommen werden ſolle, und zwar würden die Züge
ton franzöſiſchen Eiſenbahnern geführt, wenn die Deutſchen
zeiter in ihrer paſſiten Reſiſtenz verharren würden.
Dieſe Zuſege ift jedoch mit großer Vorſicht aufzunehmen,
denn die Franzoſen wiſſen ganz gut, daß die Wiederaufnahme
des Zugterkehrs mir franzöſiſchem Perſonal techniſch faft gar
licht möglich iſt. Sie wollen aber durch ein ſcheinbares
Ent=
gegenkomien die Stimmung in der Schweiz gegen Deutſchland
he influſſen.
Verſchärfung der Lage im Saargebiet,
Die Gruben militäriſch beſetzt.
Saarbrücken, 8. Febr. (Wolff.) Nach der Saarbrücker
Zeitung hat ſich die Lage im Saarrevier verſchärft. Den
Or=
ganifationen war von der Polizeiverwaltung zugeſagt worden,
daß nur die Ortspolizei zur Aufrechterhaltung von Ruhe und
Ordnung eingeſetzt werden ſolle. Trotzdem die Ordnung nirgends
geſtört wurde, ſind doch Militärkräfte eingeſetzt und
die Gruben militäriſch beſetzt worden. Dieſe
Maß=
nahme hat zur Verſchärfung der Stimmrung beigetragen, zumal
es an verſchiedenen Stellen zu Gewalttaten der Franzoſen
ge=
kommen iſt.
Saarbrücken, 8. Febr. (Wolff.) Der Streik der
Loth=
ringer Bergarbeiter iſt heute zur Tatſache geworden, nachdem die
geſtrigen Verhandlungen ergebnislos verlaufen ſind. In ganz
Lothringen liegen die Bergwerke ſtill.
Paris, 8. Febr. (Wolff.) Wie das Journée Induſtriell:
aus Metz erfährt, hat der Bergarbeiterſtreik im
Saar=
gebiet nun auch auf das Moſeldepartement
über=
gegriffen.
Paris, 8. Febr. (Wolff.) Wie der Temps aus
Straß=
burg erfährt, haben im Moſeldepartement die unabhängigen
Arbeitergewerkſchaften heute vormittag Streikorder
er=
teilt. Die kommuniſtiſchen Gewerkſchaften hätten bereits geſtern
einen entſprechenden Beſchluß gefaßt. Am Montag ſollen die
Verhandlungen mit den Unternehmern wieder aufgenommen
werden. Auch die Eiſenbahner des Saargebiets
ver=
langen eine ſofortige Lohnerhöhung.
Paris, 8. Febr. (Wolff.) Der Landesausſchuß des
kommu=
niſtiſchen Bergarbeiterverbandes ließ, wie das Journée
Indu=
ſtrielle mitteilt, geſtern dem Zentralverband der franzöſiſchen
Koh=
lengruben ein Ultimatum bis zum 15. Februar zugehen, wonach
zu dieſem Zeitpunkt der Generalſtreik der Bergarbeiter ausbrechen
ſoll, wenn nicht für ſämtliche franzöſiſchen Bergwerksgebiete die
Forderungen des Ausſchuſſes bewilligt würden. Dieſe beziehen
ſich auf Lohnerhöhungen, Teuerungszuſchläge, Errichtung von
Ar=
beiterräten, Beſeitigung der Lohnabzüge zu Steuerzwecken und
auf die Sonderanſprüche der elſaß=lothringiſchen Bergarbeiter.
Koſtbares Wurſtpapier.
Autographen=Schickſale.
* Nahezu ſieben Jahrzehnte nach dem Erſcheinen des erſten
utſchen „Handbuches für Autographenſammler” erſcheint nun
nie neue Enzyklopädie des geſamten Autographenweſens, die
bekannte Kenner dieſes Gebietes Prof. Eugen Wolbe unter
m Titel „Handbuch für Autographenſammler” bei Richard
arl Schmidt in Berlin veröffentlicht. Ein gewaltiges
Mate=
al über Pſychologie und Wege, über Geſchichte und Entvick
ng des Autographenſammelns iſt hier zuſammengebracht;
ichtige Fingerzeige werden gegeben über die beſte und
prak=
ſchſte Art des Sammelns, über die Anlage und Einteilung
r Kataloge, über echte und falſche Handſchriften, über die
Be=
ehungen des Autographs zur Graphologie, über Preiſe und
ſertveränderungen, — über berühmte Sammlungen und
be=
ihmte Sammler, unter denen Goethe ein beſonderes Kapitel
widmet iſt. Romantiſche Autographenſchickſale, luſtige
Samm=
kgeſchichten beleben die Darſtellung, und wir werden
zurück=
führt in jenes ideale Autographenzeitalter, da man noch
koſt=
tre Urkunden und Handſchriften in dem Einpackpapier finden
ninte. Heute geht man mit dieſen Kulturdenkmälern
ſorg=
mer um, aber früher haben hervoragende Sammler im Wurſt=
1bier erſtaunliche Funde gemacht. So erzählt z. B. der
Alt=
eiſter des Autographenſammelns Fiſcher von Röslerſtamm,
habe einmal ein anderer Autographenſammler, der Wiener
adeseh, einen Antiquar beſucht, wie dieſem grade ſein
Haus=
ener ein Stück in Papier gewickelte Wurſt brachte. Ein Blick
1f dieſes Papier ließ den Sammler das größte Intereſſe für
e Wurſt an den Tag legen. Er erfuhr, daß ſie bei einem
leiſcher nebenan gekauft war und ging nun eiligſt dorthin,
erlangte ein Stück Wurſt und ſchielte dabei auf den großen
abiervorrat, der in geſchriebenem Notenpapier beſtand. Nach
nigen Worten erhält er dieſe Makulatur zu einem höheren
reiſe und verläßt nun ſreudeſtrahlend den Laden, denn er
Itte auf dem Wurſtpapier bei dem Antiquar richtig den Namen
Franz Schubert” geleſen. In dieſem Wurſtpapier fand ſich
der nicht nur ein koſtbares Schubert=Autograph, ſondern es
be=
nden ſich Kompoſitionen der hervoragendſten Muſiker mit
riginalhandſchrift darunter, ſolche von Beethoven und Mozart;
ur die Namen von 1—3 fehlten; die waren ſchon anderweitig
lit der Wurſt verausgabt worden. In ähnlicher Weiſe fand
Wiener Kapellmeiſter Johann Herbeck wertvolle Schubert=
Lanuſkripte, nämlich in der Ecke eines Muſikladens, wo ſie
uter altem Papier lagen. Die Witwe von Schuberts Bruder
Terdinand hatte nämlich die im Nachlaß ihres Mannes befind=
(cen Noten als Makulatur verkauft.
Bei einem Schweineſchlächter in Bozen kaufte ein Tiroler
für 10 Kreuzer Schinken. Das Papier, das zum Einwickeln
verwendet wurde, erwies ſich als ein eigenhändig geſchriebener
Erlaß Andreas Hofers, der 1809 als Oberkommandant eine
Unterländer Scharfſchützen=Kompagnie darin ermahnte, ſie folle
weniger auf Eſſen und Trinken, als auf den vaterländiſchen
Dienſt bedacht ſein. Der glückliche Schinkenkäufer erhielt dafür
mehrere Gulden; heute würde ein ſolches Autograph Tauſende
koſten. Im Jahre 1810 kaufte ein Autographenſammler bei
einem Fiſchhändler in Yarmouth ein Stück Seezunge, die ihm
in ein Stück ſteiſen Papiers eingewickelt wurde. Zu Hauſe ſiebt
er ſich das merktourdige Einpackpapier an und findet hier eine
Rechnung über Lebensmittel für die im Tower untergebrachten
Gefangenen mit Unterſchriften von Miniſtern Jakobs II
Spornſtreichs kehrt er in den Fiſchladen zurück und kauft
dies=
mal einen Schellfiſch, der ihm in ein großes Stück Papier aus
einem Foliobande gewickelt wird. Er kauſt nun allmählich alle
verſchiedenen Fiſcharten und bekommt ein gewaltiges Bündel
alter Papiere, die nach der Ausſage des Fiſchhändlers aus
Summerſet Houſe ſtammen. Beim Studium der Blätter findet
er Rechnungen des Schatzkanzleramtes mit eigenhändigen
Unter=
ſchriften Heinrichs UII. und Heinrichs VIII.,
Garderoben=
rechnungen der Königin Anna, eine Abhandlung über das
Abendmahl in der kindlichen Handſchrift Eduards VI., eine
Ent=
ſcheidung in Sachen des Hoſenbandordens von der Hand der
Königin Eliſabeth, Gehaltsquittungen, unterzeichnet von
New=
ton, von den Dichtern Pope und Dryden von dem Architekten
Chriſtopher Wren u. a. Der Fiſcheinkauf hatte ſich gelohnt!
*B. Eine Beethoven=Körner=Reliquie. Ein Schriftſtück, in
dem ein Opernplan Beethovens in ergreifender Weiſe mit
Theo=
dor Körners Heldentod verknüpft iſt, wird in dem neueſten
Autographenverſteigerungskatalog von Karl Ernſt Henrici in
Berlin aufgeführt. Es handelt ſich um einen Brief Beethovens
an Körner, den der Dichter in ſeiner Bruſttaſche mit ſich führte
als er am 26. Auguſt 1813 im Kampfe für Deutſchlands Freiheit
fiel. Ein anderer Lützower, ein Freund Körners, der Dichter
und ſpätere Hiſtoriker Friedrich Förſter, nahm die Brieftaſche
aus rotem Safian an ſich, die er bei dem Toten fand, und der
Brief Beethovens ,der in ihr lag, kam dann in Förſters
Samm=
lung und wird jetzt verſteigert. Körner kam zu Beethoven in
nähere Beziehung, weil er für ihn einen Operntext ſchreiben
wollte. Der Fürſt von Lobkowitz hatte 1812 einen Wettbewerb
ausgeſchrieben, um einen paſſenden Text für Beethoven zu
er=
halten, aber ohne Erfolg. Auch Körner wollte ſich dabei
betei=
ligen und trug ſich mit dem Plan einer Oper „Ulyſſes”
Heim=
kehr”, weil er Beethovens Vorliebe für die Odyſſee kannte.
Beet=
hoven bittet ihn in dem Brief zu einer Beſprechung: „Wollen
Wiederaufleben des türkiſchen Krieges?
Die Antwort der Alliierten an die Türkei.
Ein neues türkiſches Ultimatum.
London 8. Febr. (Wolff.) Aus Konſtantinopel wird
ge=
meldet: Das Blatt Jeni Gun, das von dem Vorſitzenden des
auswärtigen Ausſchuſſes der Nationalverſammlung in
An=
gora redigiert wird, veröffentlicht eine zweifellos inſpirierte
Mitteilung, wonach die offizielle Beaknntgabe des Bruches in
Lauſanne nicht nur die Mudania=Konvention, ſondern
auch das Angora=Abkommen mit den Franzoſen
ungültigmache. Wenn der Bruch endgültig ſei, ſo werde
der Krieg wieder aufgenommen werden.
* Paris, 8. Febr. (Priv.=Tel.) Nach einer
Havasmel=
dung aus London verlautet dort aus Konſtantinopel, der
Gou=
neur von Smyrna habe dem franzöſiſchen Kommiſſar
mitgeteilt, daß eine neue Friſt von 24 Stunden für
die Abfahrt der Kriegsſchiffe gewährt werde,
da=
mit der Gouverneur noch Inſtruktionen aus Angora einholen
könne. Aus Smyrna meldet Havas, daß die Nacht ruhig
ver=
laufen iſt. Der franzöſiſche Konſul habe dem türkiſchen
Gou=
verneur mitgeteilt, daß mehrere Mitglieder der franzöſiſchen
Kolonie Smyrna zu verlaſſen wünſchten und ſich heute
vor=
mittag auf dem „Pierre Loti” einſchiffen werden. Der
eng=
liſche Kreuzer „Curacao” hat den Befehl erhalten, nach
Smyrna zu gehen. Auf der Neede von Smyrna liegen an
fran=
zöſiſchen Fahrzeugen ein Kreuzer, ein Torpedoboot und ein
Kanonenbovt. Ferner ſind England durch einen Kreuzer, die
Vereinigten Staaten durch vier große Torpedoboote und
Ita=
lien durch einen Kreuzer vertreten.
* Paris, 8. Febr. (Priv.=Tel.) Die alliierten
Oberkom=
miſſare und Admirale händigten dem kenraliſtiſchen Vertreter in
Konſtantinopel eine energiſche Note aus, in der die
tür=
kiſche Regierung für jeden feindlichen Akt
ver=
autwortlich gemacht wird.
London 8. Febr. (Wolff.) Reuter meldet aus
Kouſtan=
tinopel, daß die Einfahrt inden Hafen von Smyrna
mit Minen verſehen iſt und daß der einzige Kanal, der
noch frei iſt, die Schiffe in die Nähe der Küſtenbatterie bringt.
Die Times berichtet, den alliierten Kriegsſchiffen in
Smyrna ſei Befehl erteilt worden, ſich, wenn ſie
an=
gegriffen würden, zu verteidigen. In Angora ſei eine
Preſſefehde mit Frankreich im Gange.
Paris, 8. Febr. (Wolff.) Havas meldet aus London,
die engliſche und die franzöſiſche Regierung hätten ſich geſtern
nachmitag über die Antwort verſtändigt, die auf das Erſuch.n
Angoras auf Zurückziehung der Kriegsſchiffe aus Smyrna erteilt
werden ſoll. Sie hätten beſchloſſen, die türkiſche
Auffor=
derung abzulehnen und zu antworten, daß die
engliſch=
franzöſiſchen Kriegsſchiffe Befehl erhalten haben, ſich zu
vertei=
digen, wenn ſie angegriffen würden.
Nationalſozialiſtiſche Abenteurer.
U. Stettin, 8. Febr. Geſtern traf hier mittels
Sonder=
zuges, beſtehend aus dier Perſonenwagen und einem
Gepäck=
wagen, ein Trupp Abenteurer ein, der 335 Mann ſtark war. Sie
waren militäriſch organiſiert und in Kompagnien eingeteilt. Vom
Betriebsrat der Eiſenbahner wurde das Polizeipraſidium
da=
von benachrichtigt. Eine halbe Hundertſchaft nahm die
natio=
nalſozialiſtiſchen Abenteurer in Empfang. Der Zug wurde von
mehreren Kriminalbeamten durchſucht. Die Führer wurden auf
dem Polizeipräſidium vernommen und gaben an, daß der Zug
nach Oſtpreußen unterwegs ſei. Während des Aufenthaltes auf
dem Hauptgüterbahnhof ſtellte die Mannſchaft plötzlich ein
Ulti=
matum, die Führer zu entlaſſen. Nach einem Hornſignal
for=
mierten ſie ſich militäriſch zu einem Zuge. Auf dem
Polizei=
präſidium ergab ſich weiterhin, daß es ſich um junge Leute
handle, die bereits ſeit einigen Wochen im Lande umherziehen
und in Berlin vom Reichsminiſterium Einſtellung in die
Reichs=
wehr verlangten. In geſchloſſenenr Zuge wurden ſie unter
poli=
zeilicher Bewachung ins Münſterlager gebracht.
Erhöhung der Perſonen= und Gütertarife.
Berlin, 8. Febr. (Wolff.) Bei der Reichsbahn werden
zum 15. Februar die Gütertarife um 100 Prozent, zum 20.
Fe=
bruar die Tiertarife um 60 Prozent und zum 1. März 1923 die
Perſonentarife um 100 Prozent erhöht. Die Perſonentarife
wer=
den damit vom 1. März ab das 800fache der Friedensſätze (in der
4. Klaſſe) betragen. Im Güterverkehr bleibt die Tarifſteigerung,
die ſeit dem 1. Januar, dem Beſtehen der jetzigen Sätze,
eingetre=
ten iſt, hinter der Preisſteigerung weit zurück.
Sie mir übermorgen vormittag”, heißt es in dem vom 21. April
1812 datierten Briefe, „das Vergnügen machen, mich zu beſuchen,
ſo ſoll es mich ungemein freuen, und wir werden uns zuſammen
über Ihre Oper bereden und auch über eine andere, die ich
wünſchte, daß Sie ſie für mich ſchrieben, und mündlich werden
Sie erfahren, daß nicht Geringſchätzung Ihrer Talente die
Ur=
ſache meines Stillſchweigens war ." Wie ſehr Körner
Beet=
hoven verehrte, beweiſt am beſten der Umſtand, daß er dieſen
Brief des Meiſters als teures Andenken, ſtets auf dem
Her=
zen trug.
* Wie man das Nicht=Erröten lernt. Der roſige Hauch, der
das Geſicht eines Mädchens wie eine zarte Morgenwolke
über=
fliegt, iſt von den Dichtern in unzähligen Verſen verherrlicht
worden, und wird ſtets bei den Verehrern der Damenwelt
Ent=
zücken auslöſen, weil dieſe feine Blutwelle als ein Zeichen der
Unſchuld und Reinheit gedeutet wird. Aber ganz abgeſehen
da=
von, daß dieſe Deutung nur Gefühlswert hat und häufig ſchwere
Enttäuſchungen nach ſich zieht, iſt das allzu häufige und allzu
ſtarke Erröten ſür ein Mädchen keineswegs immer angenehm. Die
junge Dame, die heute mitten im Leben ſteht, die energiſch um
ihren Platz an der Sonne kämpft, empfindet dieſes „lächerliche
Rotwerden” als ein Hemmnis auf ihrer Lebensbahn, denn man
macht ſich darüber luſtig oder man ſchließt daraus auf eine
un=
angebrachte Schüchternheit. Zudem iſt das Rotwerden häufig
wirklich der Ausdruck der Befangenheit und Ungewandtheit, und
die junge Dame wird das körperliche Merkmal bekämpfen müſſen,
um die ſeeliſche Hemmung los zu werden. Wie der Leiter eines
Londoner Schönheitsſalons mitteilt, wird er ſehr häufig von
Da=
men aufgeſucht, die an Erröten „leiden” und das Nicht=Rotwerden
lernen wollen. Sie erbitten von ihm irgendein Mittel zur
Be=
handlung ihres Teints, weil ſie annehmen, daß die Haut zu
durch=
ſcheinend iſt und daher das ſtärkere Pulſieren der Blutwellen
er=
kennen läßt. Aber es gibt keine äußerliche Behandlung gegen das
Erröten, ſondern das einzige Mittel, um dieſe Eigenſchaft los zu
werden, iſt die Erziehung des Willens. Der Menſch iſt durchaus
imſtande, mit Energie das Rotwerden zu bekämpfen und es ſich
allmählich vollſtändig abzugewöhnen. Man hat beobachtet, daß
Damen, die leicht und viel erröten, dies gerade deshalb tun, weil
ſie immerfort daran denken und keine Ahnung haben, daß ſie
da=
mit das Uebel verſchlimmern. Das Mädchen, das weiß, daß ſich
das Erröten unterdrücken läßt, wird bei feſtem Willen auch mit
ihm fertig werden. Zur Unterſtützung dieſer Kur kann man ihre
Nerven ſtärken durch ein Eiſenpräparat, durch vielen Aufenthalt
in friſcher Luft, reichlichen Schlaf uſw. Außerdem muß ſie
mög=
lichſt viel mit Fremden zuſammenkommen, damit ſie das Gefühl
der Scheu verliert und mehr Selbſtbewußtſein erlangt. Auf dieſe
Weiſe lernt ſie das Nicht=Erröten.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 9. Februar 1923.
Nummer 39.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 9. Februar.
Deutſche Schande.
DAI. Die Franzoſen beſetzen weiterhin deutſchen Boden,
uniſere Brüder am Rhein, an der Saar, an der Ruhr ſeufzen
unter fremder Herrſchaſt. Was ſoll man dazu ſagen, wenn ſelbſt
in dieſer Zeit deutſche Freiwillige ſich für die Fremdenlegion
melben, ſich freiwillig in franzöſiſchen Werbebureaus einfinden
und, wie die franzöſiſche Preſſe meldet, wöchentlich 100 junge
Deutſche aus noch mehr Bewerbern für dieſen franzöſifchen
Sklaoenmilitarismus ausgeſucht werden? Natürlich wird die
franzöſiſche Preſſe, wie üblich, ein bißchen ſchwindeln und lügen.
Man weiß ja, wie die Werber der Legion arbeiten und wie ſie
mit allen Mitteln deutſche Jungen zu überreden, zu ködern, in
der Trunkenheit zu gewinnen, zu entfernen und zu knebeln
füchen. Aber iſt es nicht eine nationale Schande, wenn auch
nur ein einziger deutſcher Junge ſich freiwillig für die Feinde
ſeines Vaterlandes meldet? Iſt’es nicht ein Skandal, wenn auch
nur ein Tropfen deutſchen Blutes für die franzöſiſche Sache in
Marokko fließt? Der Friedensvertrag verbietet den Deutſchen,
ii fremden Heeren Dienſt zu nehmen. Nur für ihre
Freinden=
legion haben ſich die Franzoſen eine Ausnahme garantieren
laſfen, weil ſie die dummen Deutſchen brauchen, um ihre
Macht=
gelüſte auch in Afrika durchführen zu können. Wer kann heute
ſo würdelos ſein, um Frankreich zu helfen? An die deutſhe
Jugend muß der Mahnruf ergehen, allen Lockungen und
Ver=
lockungen, auch wenn ſie im Gewande fremder Valuta
daher=
kommien, zu widerſtehen. Aus der Jugend ſelbſt heraus muß der
Widerſtand gegen das vaterlandsloſe Verhalte Einzelner
lom=
men. Deutſcher Jugend Arbeitskraft und Tüchiigkeit darf nicht
für franzöſiſche Machtträume eingeſpannt werden!
Rheinlandnot.
— Im Rheinland liegt der „Angelpunkt der Weltpolitik. Im
Rheinland liegt das Schickſal unſeres ganzen deutſchen Vaterlandes und
ſeiner ſämtlichen Gliedſtaaſten. Die Rheinlandnot zeigt in verſtärktem
ſpzuſagen konzentriertem Maße die Not unſeres geſamten Volkes.
Leider aber ir die Rheinlandnot in allen ihren Auswirkungen unter
den Deutſchen des unbeſetzten Gebietes nur allzuwenig bekann:. Um
Verſtändnis für die ſchwere Lage des Rheinlandes zu erwecben und mit
einer Hilfe der Tat auf den Plan zu treten, hat ſich unter rheiniſchen
Händen im unbeſetzten Gebiet eine Ausſtellung „Rheinlandnot”
ge=
bildet, die als Wanderausſrellung das ganze Reich durchvandem ſoll.
Die ungeheuren Befatzungslaſten und der ſchwvere Druck, der durch ſie
auf der rheiniſchen Bevölkerung laſtet, die unerhörte Wohnungsnot, die
Knechtung der Rede und der Meinung, die entwürdigende Bewachung
durch farbige Truppen, die Uebergriffe der alliierten Soldateska, all
das ſucht die Ausſtellung ins rechte Licht zu ücken, ſucht zu gleicher
Jeit die unlösbare Verbundenheit von Rhein und Reich darzutun, gibt
ein arſchauliches Bild von dem Wert des Rheinlandes, ſowohl als
In=
duſtrie wie als Acbberbauland: ſie greift in die Geſchichte zurück und
zeigt durch alle Jahrhunderte hindurch den Rhein als deutſchen Srrom.
Die Ausſtellung macht bekannt mit den Beſtrebungen der Separatiſten,
gibt eine vollſtändige Ueberſicht über die deutſche und gegneriſche
Bro=
ſchüren=, Zeitungs= und Zeitſchriftenliteratur, wie ſie ſeit 1918 entſtanden
iſt. Die Bodenſchätze des Rheinlandes, die rheiniſche Landſchaft, die
rheiniſchen Burgen und Schlöſſer, die rheiniſchen Bäder in ihrer
unge=
heuren Bedeutung für die deuttſche Voltsgeſundheit, werden vor Augen
geführt, rheiniſche Köpfe vergangener Zeit ſowie eine
Norgeldſcmm=
lung ſind für Intereſſenten ebenfalls der Ausſtellumng angegliedert. Es
iſt heute höchſte daterländiſche Pflicht für jeden Deutſchen, ſich mit der
Rheinlandfrage zu beſchäftigen. Die Ausſtellung „Rheinlandnot”
unter=
ricktet feden auf Grund authentiſchen und ganz einwandfreien Materials
über alles das, wgs der heutige Deutſche von den Rheinlanden wiſſen
muß.
Wir begrüßen es daher, daß die Ausſtellung, wie wir hören, vom
14.—20. Februa= auch hier in Darmſtadt gezeigt werden wird. Ein
ſtyrker Beſuch dürfte ihr getriß ſein.
— Erngnnt wurden: Am 31. Januar 1923 der Landrichter bei dem
Landgericht der Provinz Oberheſſen Landgerichtsrat Karl Adolf
Meyer zum Amtsgerichtsrat bei dem Amtsgericht Gießen, und der
Amtsrichter bei dem Amtsgericht Gießen Amtsgerichtsrat Jakob
Kel=
ler zum Landgerichtsrat bei dem Landgericht der Provinz Oberheſſen.
— Kirchliche Dienſtnachrichten. Dem Pfarrer Friedrich Vogt zu
Herchenhain wurde die evangeliſche Pfarrſtelle zu Bernsburg und dem
Pfaurer Wilhelm Krämer zu Pfungſtadt=Hahn die evangeliſche
Pfarr=
ſtelle zu Steinbach, Dekanat Gießen, übertragen.
* Doktorprüfung. Herr Oberleutnant a. D. Otto Mickley hat
die Doktorprüfung der Staatswiſſenſchaften mit Erfolg abgelegt.
— Die Unterbringung der Ausgewieſenen. Die Underbringung der
von den Beſatzungsbehörden ausgewieſenen Perſonen ſchafft bei der in
ſämtlichen Gemeinden des Landes vorhandemen ſtarken Wohnungsnot
neue Schwierigkeiten. Mit Rückſicht auf die Geſamllage iſt es
erforder=
lich, die auf Grund der letzten Ereigniſſe ausgewieſenen Perſonen ſo
ſchnell als möglich unterzubringen. Dies iſt jedoch nur dadurch
mög=
lich, daß den Gemeinden das Recht und die Pflicht übertragen wird,
dieſe Perſonen vor allen Wohnungsſuchenden zu berückſichtigen.
Hier=
nach beſteht für dieſe zurzeit wenig Ausſicht auf eine Wohnung. Wir
verkennen durchaus nicht die Härte einer derartigen Anordnung,
glau=
ben aber von der Einſicht der Betroffenen ewwarten zu dürfen, daß jie
ſich der Berechtigung dieſer vohl nur vorübergehenden Maßwahme nicht
verſchließen werden. — Bei dieſer Gelegenheit möchten wir an die
ge=
ſamte Bevölkeying den Appell richten, ſich zugunſten unſerer ſchwer
ge=
troffenen Volksgenoſſen auch freiwillige Beſchränkung in Bezug auf
ihre Bequemlichkeit aufzulegen und die irgendwie freizumachenden
Wohrungen oder Räume, fei es möbliert oder unmöbliert, den
Gemein=
den zur Verfügung zu ſteilen. Ganz beſonders ſind unmöblierte Räume
arwünſcht, die ſich zu einer Wohnung vereinigen oder herrichten laſſen.
Angebote ſind an die Wohnungsämter oder Wohnungskomſſionen der
betreffenden Orte zu richten.
— Heſſiſches Landestheater. Die Aufführung von „Minna von
Barnhelm” am 10. Februar beginnt um 7 Uhr, und nicht, wie in der
geſtrigen Notiz angegeben, um 7½ Uhr. — „Der ferne Klang”.
Am Sonntag, den 11. Februar, 6 Uhr, wird „Der ferne Klang”
wieder=
holt. Es iſt vorläufig die letzte Aufführung dieſer Oper. Sie kann
erſt im März wieder aufgenommen werden, da bis dahin alle Kräfte
füir den Opernzyklus „Fünf deutſche Meiſteropern” gebraucht werden.
Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheaters vom 11. bis
18. Februar. Großes Haus. Sonntag, 6 Uhr: „Der ferne
Mittwoch, 6 Uhr: „Triſtan und Jfolde‟, E 16. 1000—7000 Mk.
— Donnerstag, 7 Uhr: „Prezioſa‟. C 15, C 8. 700—4900 Mark.
— Freitag, 7 Uhr: „Karl XII.”, Schauſpiel von Strindberg.
Sondermiete 5 (7) und 6 (7). 600—4200 Mark. — Samstag,
7 Uhr: „Minna von Barnhelm”, Sondermiete 1 (8),
Schüler=
miete rot 8 und weiß 8. 500—3500 Mark. — Sonntag, 5½ Uhr:
„Triſtan und Jſolde‟ C 16. 1000—7000 Mark. — Kleines
Haus. Sonntag, nachm. 2½ Uhr: Zum erſten Male:
Mario=
nettenſpiele „Aſchenbrödel”. 300, 400, 500 Mark. Abends 7 Uhr:
Der Herr Verteidiger” Groteske von F. Molnar und A. Halm.
Zuſatzmiete II 6. 800—3200 Mark. — Montag, nachm. 2½ Uhr:
Marionettenſpiele. 300, 400, 500 Mark. Abends 7 Uhr: „Und
das Licht ſcheinet in der Finſternis”, Schauſpiel von Tolſtoi.
Sondermiete 7 (8). 600—2400 Mark. — Dienstag, nachm. 2½
Uhr: Marionettenſpiele. Abends 7 Uhr: „Coſi fan tutte‟.
Son=
dermiete 3 (8). 1500—6000 Mark. — Mittwoch, 7½ Uhr: „
Cla=
vigo”. Sondermiete 10 (8). 600—2400 Mark. — Donnerstag:
Geſchloſſen. — Freitag, 7 Uhr: „Don Juan”, Oper von Mozart.
Sondermiete Zyklus. 2000—8000 Mark. — Samstag, 7 Uhr:
„Die beiden Schützen”, Oper von Lortzing. Zuſatzmiete V 6.
1500—6000 Mark. — Sonntag, 7 Uhr: „Einſame Menſchen”,
Drama von G. Hauptmann. Sonntagsfremdenmiete F T 8 (rot).
1000—4000 Mark.
— Fünf deutſche Meiſterwerke im Kleinen Haus des Heſf.
Landes=
theaters. Am 19. Febwar iſt der Jahrestag der Wiedereröffnung des
Kleinen Hauſes. Die Genevaldivektion hat aus dieſem Anlaß vier
Opern von Mozart und eine von Richard Strauß „Fünf deutſche
Meiſteropern” zuſammengeſtellt. Am Freitag, den 16. Februar, ſoll
„Don Jugn”, am Montag, den 19. Februar „Figaros Hochzeit”, am
Mittwoch, den 21. Februar, „Coſi fan tutte”, am Freitag den 23. Febr.,
„Entführung aus dem Serail” und am Sonntag den 25. Februar,
„Ariadne auf Naxos” gagebem werden. Zu den fünf Aufführungen
werden in beſchränkter Anzahl Zykluskarden ausgegeben. Damit iſt
den Mietern, die verſäumten, zu ihrer Vollmiete eine Zuſatzmiete zu
rehmen, und allen, die keine Miete löſten, imnerhalb der Spielzeit ein=
Möglichkeit gegeben, im Zuſammenhang die wertvollſten Opern zu ſehen,
die im Kleinen Haus hervorgebracht werden. Beſtellungen auf
Zyklus=
karten ſind ſchriftlich oder an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes von
Freitag, den 9. Febrwar, bi2 einſchließlich Montag, den 12. Februar,
an=
zumelden. An Mieter werden die Zykluskarten zu ermäßigten Preiſen
abgegeben. Die Abgabe der Zykluskarten für Mieter findet am
Diens=
tag, den 13. Februar, die allgemeine Ausgabe der Zykluskarden am
Mittwoch, den 14. und Donnerstag, den 15. Februar von 10—1 Uhr an
der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes ſtatt. Der Einzelverkauf für Don
Juan begint am 16. Februar 10—1 Uhr.
— Bericht der ſtädtiſchen Preisprüfungsſtelle, Wilhelminenſtr. 15.
Des öfteren werden von uns Wurſproben bei den hieſigen
Metzgermeiſtern entnommen. Die im Januar entnommenen Proben
waren, ſoweit es ſich um Leber= und Blutwurſt handelte, nirgends zu
beanſtanden. Dagegen waren die Fleiſchwurſtproben nicht überall
ein=
wandfrei. Laut Gutachten des hieſigen Chemiſchen Unterſuchungsamts
find die Proben bei drei Metzgern als verfälſcht im Sinne des
Nahrungsmittelgeſetzes vom 14. Mai 1879 anzuſehen. Wir haben
da=
her gegen die betreffenden Metzgermeiſter ſofort Strafanzeige
ergehen laſſen, und werden über den Ausgang des Verfahrens
dem=
nächſt berichten.
Wegfall der Pfennigbeträge im Poſtſcheck=, Poſt=, Telegraphen=
und Fernſprechverkehr. Wie wir hören, iſt beabſichtigt, im Poſtſcheck=,
Poſt=, Telegraphen= und Fernſprechverkehr die Pfennigbeträge
weg=
fallen zu laſſen. Entſprechende Vorlagen liegen bereits den
geſetzgeben=
den Körperſchaften zur Beſchlußfaſſung vor. Bis zur endgültigen
Rege=
lung wird vorausſichtlich noch einige Zeit vergehen. Die
Auszahlungs=
gebühren des Poſtſcheckverkehrs werden bereits ſeit dem 15. Januar auf
volle Mark abgerundet.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Herrlicher Sonnenſchein
begrüßte die, wie immer, zahlreiche Wanderſchar. Lieblich bot ſich die
Bergſtraße den aufleuchtenden Blicken der Wanderer dar, zerſtoben war
der durch die Ereigniſſe der letzten Zeit auf den Gemütern laſtende
Druck, und befreit atmete die Bruſt in der würzigen Waldesluft. Von
Darmſtadt aus ging es, unter Führung der Herren Meyer und
Schar=
mann, nach Jugenheim. Hier wurde in den gaſtlichen Räumen des
Gafthauſes „Zum Tannenberg”, erwartet und begrüßt von der
Orts=
gruppe Jugenheim, Frühſtüc’sraft gehalten. Herr Fabrikant Schnebele
von der dortigen Ortsgruppe fand bei der überaus herzlichen
Begrii=
ßung begeiſterte und temperamentvolle Worte der Anerkennung für
unſere deutſchen Brüder im Ruhrgebiet. Auch Herr Robert Klump
von der hieſigen Ortsgruppe verlieh bei ſeinem der Ortsgruppe
Jugen=
heim ausgeſprochenen Dank für den freundlichen Willkomm in markigen
Worten der Hoffnung auf eine baldige beſſere Zukunft Ausdruck. Beide
Reden fanden bei den Odenwaldklüblern freundlichſten Widerhall, der
in dem ſpontan geſungenen Deutſchlandlied ausklang. Nach dieſer Raſt
ging es dann über den Tannenberg, an der Friedensquelle vorbei, nach
Nieder=Beerbach. Hier wurde bei Gaſtwirt Simmermacher kurze
Kaffee=
raſt gehalten. Sowohl hier als vorher in Jugenheim boten Küche und
Keller der Gaſtſtätten nur Vorzügliches. Der kurz vor Nieder=Beerbach
einſetzende Regen konnte dem genußreichen Tag keinen Abbruch mehr
tun, und hochbefriedigt und neu geſtärkt kehrten die Wanderer an den
heimatlichen Herd zurück.
— Orphenm. Samstag, den 10., und Sonntag, den 11. Februar er.,
gekangt der dreiaktige Schwank „Mohrenwäſche” von Toni
Impekoven und Carl Mathern hier zum erſten Male in der
Originalbeſetzung des Frankfurter Schauſpielhauſes zur Aufführung.
Beſonderes Intereſſe dürften die Vorſtellungen dadurch erwecken, daß
Toni Impekoven, der Mitverfaſſer des Schwankes, eine der
Haupt=
rollen ſpielt. Die anderen Hauptrollen liegen in den Händen der erſten
Kräfte des Frankfurter Schauſpielhauſes, wie Georg Lengbach, Ben
Spanier, Mathilde Einzig. Die Vorſtellungen beginen pünktlich um
7½ Uhr.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Der Darmſtädter Hausbeſitzer=Verein hält
heute abend im Saale des Perkeo, Alexanderſtraße 14, ſeine
Mit=
gliederverſammlung ab. Es kommen neben dem geſ häftlichen Teil auch
die heutigen Mietpreisverhältniſſe zur Verhandlung, weshalb die
Ver=
ſammlung für Hausbeſitzer von beſondereu Intereſſe iſt.
e. Die Stadtmiſſion weiſt auf ihre diesjährige,
ſatzungs=
gemäße Hauptverſammlung hin, die am 26. d. M. ſtattfindet. Antrage
ſind alsbald ſchriftlich an den Vorſitzenden, Ph. Heß, Schillerplatz 5,
einzureichen. (S. Anz.)
—In der Knabenabteilung des Chriſtlichen Vereins
Jun=
ger Männer, Infanteriekaſerne, werden dieſen Samstag, den 10.,
nachmittags 4 Uhr, das Lied von der Glocke und verſchiedene deutſche
Märchen im Lichtbild gezeigt. Alle Kinder über 10 Jahre ſind dazu
eingeladen. Es wird gebeten, 5 Mark für Deckung der Unkoſten
mit=
zubringen.
— Wartburg=Verein Darmſtadt. Der urſprünglich für
nächſten Dienstag geplante traditionelle Familienabend des W. V. D.
findet nunmehr kommenden Sonntag abend im Feſtſaal des Heims ſtatt.
Für Kaffee iſt geſorgt (ohne Milch), Backwaren bitte ebenfalls ſelbſt
mitzubringen. Das neugegründete „Wartburg=Orcheſter” wird den
Abend eröffnen und in edlem Wettbewerb mit dem wohlbekannten
„Wartburg=Poſaunenchor” den muſikaliſchen Teil des Abends beſtreiten.
Ernſte und heitere Deklamationen, eine kleine, zeitgemäße Aufführung
und ſonſtige nerte Ueberraſchungen vervollſtändigen das Programm und
bürgen dafür, daß auch dieſer Familienabend, wie die übrigen
Ver=
anſtaltungen des Chr. V. Jg. Manner Darmſtadt „Wartburg”, die
Be=
ſucher befriedigen wird.
— „Das religiöſe Problem und die Not unſerer
Zeit” Am Sonntag, nachmittags 4 Uhr (Logenſaal, Sandſtr. 10),
hält die Freireligiöſe Gemeinde wiederum ihre Sonntagsfeier ab. In
Verhinderung des Herrn Pfarrers Walbaum (Alzey) ſpricht der
Vor=
ſitzende, Herr Zahnarzt Dr. Fuchs, über die Not unſerer Zeit als
ein religiöſes Problem vom Geſichtspunkt unſerer großen Denker Kant
bis Wundt. Redner wird zeigen, wie dem deutſchen Geiſte eigene
fort=
ſchrittliche Religionsauffaſſung zur Ueberwindung der geiſtig=ſittlichen
und wirtſchaftlichen Not befähigt. Zu dieſer Veranſtaltung iſt jeder
eingeladen, der für ſich und ſein Volk Fortſchritt und Erlöſung aus
dieſen Nöten erſtrebt. (S. Anz.)
m
Stadtverordnetenverſammlung.
A= fhebung des Schulausſchuſſes.
„Der Funke im Pulverfaß.” — Die
Sozialdemp=
kraten treten aus dem Schulvorſtand und dem
Stadtſchulamt aus. — Kampfanſage der
Sozialdemokratie.
br. Darmſtadt, 8. Febr. Die heutige Sitzung nahm zunächſt
einen ganz harmoniſchen Verlauf. Der Antrag auf Aenderung
des Bebauungsplanes der Hobrechtſtraße wurde
ge=
nehmigt. Danach ſoll die Hobrechtſtraße zwiſchen Ohly= und
Schieß=
hausſtraße von 14 Metern auf 11 Meter verſchmälert, dagegen der
Vor=
garten auf der Weſtſeite der Straße von 5 auf 8 Meter verbreitert
wer=
den. — Der Einſpruch gegen den Bebauungsplan für die Südſeite der
Landskronſtraße wird als unbegründet abgelehnt.
Es folgte dann die Wahl der ſtädtiſchen Deputationen und
Aus=
ſchüſſe. Finanzausſchuß, Unterausſchuß, Sozialpolitiſcher Ausſchuß,
Baudeputation, Anlagedeputation, Betriebsdeputation,
Frigdhofsdeputa=
tion und ſonſtige Ausſchüſſe und Deputationen fanden die einſtimmige
Billigung der Verſammlung.
Bei der Feſtſtellung der Land= und Forſtwirtſchaftlichen Deputation
erhob Beig. Buxbaum gegen die Aufſtellung des ſozialdemokratiſchen
Vertreters König Einwendungen, da es üblich ſei, daß in die
einzel=
nen Deputationen außer den Stadtverordneten nur noch Sachverſtändige
gewählt würden, und beſtritt die Eignung Königs. — Der Wortführer
der Sozialdemokraten, Stadtv. Leuſchner verfehlte ſeinerſeits
nicht, König als ausgezeichneten Fachmann hinzuſtellen, und Stadtv.
Nordmann (Soz.) führte als Neferenzen eine Reihe
ade=
liger Gutsbeſitzer an, die ſich über Königs Fähigkeiten als
Sekretär der Landarbeiter nur lobenswert ausgeſprochen hätten.
Den Schlußakkord der heutigen Sitzung bildete die
Behandlung der Frage des Schulausſchuſſes, die mit
einer gewaltigen Diſſonanz endete. Von
Verwal=
tunsſeite aus wurde gewünſcht, den Schulausſchuß
ver=
ſuchsweiſe aus praktiſchen Gründen auf ein halbes
Jahr zu ſiſtieren, da für Schulfragen immer noch der
Schulvor=
ſtand — beſtehend aus 35 Perſonen — und das Stadtſchulamt zuſtändig
ſeien. Die Sozialdemokraten ſtellten ſich auf den entgegengeſetzten
Standpunkt und verlangten verſuchsweiſe die
Beibehal=
tung des Schulausſchuſſes auf ein halbes Jahr.
Der Oberbürgermeiſter wies darauf hin, daß ſich die
Zuſtändig=
keit des Schulausſchuſſes doch nur auf
Freiſtellen=
geſuche und Voranſchläge erſtrecke, die doch ebenſo gut im
Schulvorſtand bzw. im Finanzausſchuß bearbeitet werden könnten,
Sozialdemokratiſcherſeits verſteifte man ſich ſchließlich immer mehr auf
die Beibehaltung des Schulausſchuſſes und begründete dieſe Haltung
mit dem ſozialdemokratiſchen Intereſſe an den höheren Schulen, auf
die im entgegengeſetzten Falle die Stadtverordneten keinen Einfluß mehr
hätten. Der Schulausſchuß, ſo ſagte der Sprecher der Sozialdemokraten / als 2.
ſei eine Zentralſtelle. In ihm habe der Wille der Bevölterung, und / Für
nicht der Wille der Lehrerſchaft zum Ausdruck zu kommen.
Darauf ergriff Stadtv. Götz (Deutſchnatl.) das Wort. Leiſe, faſ m den
underſtändlich, in gebrochenen Sätzen, griff er die Srzialdemokrater / 650
in der Frage der höheren Schulen an, denen er feindſelige Haltung
vorſarf, und als er die Perſonenfrage anſchnitt und den Rück
tritt des Stadtv. Leuſchner als Vorſitzenden des Schulaus
ſchuſſes forderte, da ſpuang ſofort Stadtv. Dr. Noellner (D.V.) auf
während es die ſozialdemokratiſchen Stadtverordnetenvertreter nicht au
entſprechenden Bemerkungen fehlen ließen, wies die Ausführungen de.
Stadtv. Götz mit dem Bemerken zurück, daß die Debatte über die Per
ſonenfrage im Plenum nach den Satzungen nicht zuſtändig ſei, und
widerſprach ganz energiſch der Auffaſſung, daß eine derartige Organi
ſationsänderung an der Perſonenfrage hängen bleibe.
Stadtv. Aßmuth (Soz.) erklärte darauf, daß die Sozialdemo
kratie an dem „Klaſſencharakter” der höheren Schuley
Anſtoß nehme, ſonſt aber für Aufbau auf dem Fundament einer geſun
den Schulreform ſei, und gab ſeiner Verwunderung Ausdruck, daß di
Verwaltung die Frage des Schulausſchuſſes zu einer Prinzipienfrag
gemacht habe.
Stadtv. Leuſchner (Soz.) bezeichnete das Verhalten des Stadt:
Götz als parlamentariſche Intoleranz, und erklärte, da
unter ſolchen Umſtänden eine gedeihliche Zuſammenarbeit unmöglich ſei
Der Oberbürgermeiſter verlangte, daß die Frage des Schulaus
ſchuſſes aus rein ſachlichen Gründen beurteilt werde. Parteitaktiſ.h
Rückſichten kämen für ihn nicht in Frage.
Hierauf ſchritt man zur Abſtimmung.
Für die Aufhebung des Schulausſchufſes ſtimmet n
ſämtliche bürgerlichen Vertreter, mit Ausnahme des Stadtv. Göt ) waß an
der ſich der Abſtimmung enthielt, mit Stimmenmehrheit gegen die ge denke
famte Linke.
Verkauf
Darauf erklärte Stadtv. Leuſchner im Namen der Sozial /es
demokratiſchen Fraktion, daß ſeine Fraktion auch au hält, m
dem Schulvorſtand und dem Stadtſchulamt aus in
ſcheide, und Schulfragen jeweils im Plenum er
örtern werde.
Dieſe Erklärung bedeutet Kampfanſage den bürgerlichen Par
teien und der Verwaltung.
Der Oberbürgermeiſter hofft, daß in dieſer Angelegenheit
nicht. das letzte Wort geſprochen iſt.
Beiträge
Aus den Parteien.
— Mitgliedskarten der Deutſchen Volksparte
für 1923. Der Vorſtand der Ortsgruppe Darmſtadt der Deutſcher
Volkspartei macht die Mitglieder noch einmal darauf aufmerkſam, da
die neuen Mitgliedskarten für das Jahr 1923 auf der Geſchäftsſtelle
Wilhelminenſtr. 5, fertig ausgeſtellt zur Abholung durch die Mitgliede
bereit liegen; hierbei kann gleichzeitig der Beitrag bezahlt werden.
mehr Mitglieder von dieſer Einrichtung Gebrauch machen, deſto meh
wird den Bezirksvorſtehern, die in den nächſten Monaten die Einziehung
der Beiträge von Haus zu Haus vorzunehmen haben, ihre Arbeit er
leichtert. Die Geſchäftsſtelle iſt für dieſen Zweck von 9—1 und 3—6 Uh*
mit Ausnahme von Samstag nachmittag, geöffnet.
Frauenausſchuß der Deutſchnationalen Volls
partei. Am 12. d. M., abends, findet wieder eine Verſammlung i!
Grünen Zimmer des Fürſtenſaals, Grafenſtraße, ſtatt. Frau Profeſſo
Heraeus=Offenbach wird über die politiſche Lage ſprechen. Im Anſchlu
daran wird Frl. Kolb von ihren perſönlichen Eindrücken und Erie,
niſſen berichten, die ſie bei ihrer Teilnahme am Parteitag der National
ſozialiſten in München gehabt hat. Bei der Bedeutung dieſer intel
eſſanten Aufgaben der Rednerinnen hofft der Frauenausſchuß zube!
ſichtlich auf rege Beteiligung ſämtlicher Mitglieder.
ch. Griesl
iſt, wie in an
treten, daß
dem höher
Muf den A
Feil der
Backlohn
ſreies Brot
I. Cberſta
M
dern begi
Kunſtnotizen.
Aeber Berke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtel
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Der 2. Kammermuſikabend des Schnurrbuſſ
Quartetts findet morgen Samstag, den 10. Februar, in de
„Traube” ſtatt. Die Vereinigung hat es ſich diesmal zur Aufgabe 9
macht, das 1. Streichqauartett in D=Dur des heimiſchen Tondichte:
Arnold Mendelsſohn zur Aufführung zu bringen. Eine friſche, inſib
Muſizierfreudigkeit ſpricht aus dieſem ausgezeichneten Werke, das, Te.
an melodiſchem Fluſſe bei klarer Form, eine äußerſt wertvolle Bel”.
cherung unſerer Kammermuſikliteratur bildet. Der Abend bringt Ie
ner das bekannte F=Dur=Streichquartett, Op. 96, des Böhmen Amte
Dvorak, und die Italieniſche Serenade von Hugo Wolf, beides Koült”
ſitionen von ausgeprägter Eigenart in Rhythmus und Farbe.
Konzert beginnt diesmal um ½8 Uhr. Infolge der Steigerung it"
Koſten wird für die Abonnenten bei Schutter, ſowie an der Abendill
ein Zuſchlag in Höhe des halben Tagespreifes erhoben.
MNar=
ehre
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Rummer 39.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 9. Februar 1923.
Seite 5.
Ruhrhilfe.
— Auch die heſſiſche Landwirtſchaft beteiligk ſich lebhaft an dem
großen vaterländiſchen Werk der Ruhrhilfe, und ſchon zahlreiche
Spen=
den ſind aus den einzelnen Gemeinden bei der Sammelſtelle angemeldet
worden. So ging ſofort nach Erſcheinen des Aufrufs der
landwirt=
ſchaftlichen Organiſationen ein Waggon (300 Zentner) Kartoffeln aus
der Ortsgruppe des Heſſiſchen Bauernbundes in Schaafheim nach dem
Ruhrgebiet ab. Weiterhin meldeten die nachſtehenden Orte Spenden
zur Ruhrhilfe an: Arheilgen 28 Zentner Korn und 1200 Mk. in bar,
Langſtadt 18½
Kartoffeln und 100 000 Mk., Nichen 21,35 Zentner Korn, 6,25 Zeutner
Weizen und 19 400 Mk. Hetzbach 14,60 Zentner Korn, Reinheim 80
Zentner Korn, Harpertshauſen 13 Zentner Korn und 9550 Mk.
Herr Poſtſekretär Süß, ſelbſt ein Kind des Ruhrgebiets, ſprach
in der letzten Zeit in Lichtbildervorträgen in den verſchiedenſten Orten
über das Ruhrgebiet und die Bedeutung ſeiner Induſtrie. Nachdem
in der letzten Woche bereits ſehr gut beſuchte Verſammlungen in
Rei=
chelsheim, Eſchollbrücken, Pfungſtadt und Ober=Ramſtadt ſtattgefunden
haben, fand am Sonntag eine Verſammlung in Reinheim, am Montag
eine ſolche in Werſau und am Dienstag eine in Brensbach ſtatt. Durch
Geldſammlung nach den Vorträgen konnten bereits 45 000 Mark zu
Zwecken der Ruhrhilfe zur Verfügung geſtellt werden. Aus manchen
Orten blieb das Geld noch zurück, da der Vortrag dort zur Einleitung
einer Hausſammlung dienen ſollte. Auch wurden bereits von der
Landwirtſchaft ſtattliche Beiträge in Naturalien zugeſagt, ſo u. a. in
Reinheim rund 80 Zentner Roggen.
Ruhrhilfe der Darmſtädter Studentenſchaft. Der
Ausſchuß der Darmſtädter Studentenſchaft hatte zu einer Vorführung
des Films „Der Rhein in Vergangenheit und Gegenwart” für
Don=
nerstag, den 8. d. M., vormittags 11 Uhr, im Union=Theater
einge=
laden. Das Filmwerk, das uns die landſchaftlichen Schönheiten des
Rheins von ſeiner Quelle bis zur Mündung vor Augen führt, und
in ſeinem geſchichtlichen Teil den berechtigten Anſpruch Deutſchlands
auf dieſen echten deutſchen Strom beweiſt, fand den lebhafteſten
Bei=
fall der Studentenſchaft, ſo daß die Vorführung bei vollbeſetztem Hauſe
ſtattfinden konnte. Auch die kerndeutſchen Rheinlieder, die von einem
wohlgeſchulten Künſtler=Quartett vorgetragen wurden, zeigten, wie ſehr
das deutſche Volk mit ſeinem Rhein verwachſen iſt, und ließen noch
mehr fühlen, was wir durch den Raub der Franzoſen verloren haben.
Herr Chr. Reich, Beſitzer des Union=Theaters, hatte die
Liebenswürdig=
keit, dieſen Film unter Selbſttragung aller Unkoſten der Studentenſ haft
zur Verfügung zu ſtellen, ſo daß derſelben hierdurch die Möglichkeit
ge=
geben wurde, die Geſamteinnahme in Höhe von 100000
Mark für Zwecke der Ruhrhilfe abzuführen.
Die Beamten der 4. Bereitſchaft Heſſ. Schupo
haben bis jetzt zwei Raten Sammlungen für die notleidende
Bevölke=
gung des Ruhrgebiets veranſtaltet. Als 1. Rate wurden 72 100 Mark,
als 2. Rate wurden 40 200 Mark geſammelt.
Für das deutſche Volksopfer ſind in Berlin folgende weitere
0. Oppenheim a. Nh., 8. Febr. Der Nachtberkehr in der Zeit
von 8 Uhr abends bis 6 Uhr morgens iſt bis auf weiteres im Kreiſe
Oppenheim verboten. Im Kreiſe Bingen gilt dieſelbe Verordnung der
Rheinlandkommiſſion. Als Grund für dieſes Verbot werden
Sabotage=
akte angegeben, die vorgekommen ſein ſollen.
* Bingen a. Rh., 8. Febr. Ein Stimmungsbild. Bingen,
das auch im Belagerungszuſtande ſich befindet, liefert ebenfalls treffende
Beweiſe dafür, wie lächerlich ſich einerſeits die Franzoſen bei der ganzen
Bevölkerung machen, aber auch andererſeits, welche Brutalität die Herren
an den Tag legen. Wenn man die Eiſenbahnlinien entlang geht, kann
es vorkommen, daß man mit dem D=Zug Wiesbaden-Paris, der
üb=
rigens mehr pfeift als fährt, gleiche Geſchwindigkeit hat oder ihn ſogar
noch überflügelt. Daß hierüber allerorts die trefflichſten Witze gemacht
werden, liegt auf der Hand. Ein Hauptgrund des „wunderbaren”
fran=
zöſiſchen Bahnbetriebs iſt der, daß man alle Maſchinen, die noch gut
inſtand waren, entweder abtransportiert oder unbrauchbar gemacht hat.
So wurde im Bahnhof Bingerbrück die Hauptmaſchinenhalle verſperrt
dadurch, daß man eine Lokomotive auf der Drehſcheibe einen Hochſtand
machen ließ. Auch viele Signale und Weichen, deren Gebrauch das
fran=
zöſiſche Perſonal kaum lernen wird, ſind nicht verwendungsfähig. Mit
einem Worte ein kläglicher Betrieb. Dieſe Schwächen ſucht man
natür=
lich andererſeits durch Brutalität auszugleichen. So muß man es ſich
beim Ueberſchreiten mancher Bürgerſteige gefallen laſſen, von einem
Ma=
rokkaner geohrfeigt zu werden, wenn man, arglos dahingehend, vergißt,
ſchon 50 Meter vorher einen großen Bogen um dieſes „Kulturobjekt”
zu machen. Da die Dunkelheit der größte Feind der Beſatzungsarmee,
hat man von abends 8 Uhr bis morgens 6 Uhr jeglichen Verkehr
ver=
boten, d. h. mit Ausnahme der Leute, die mit rechtmäßigen Nachtpäſſen
verſehen ſind. Aber auch dieſen blüht oft eine Tracht Prügel oder
der=
gleichen, infolge der Intelligenz der Patrouillen, wie es Arbeitern, die
zur Nachtſchicht gingen, bereits vorgekommen iſt. Von menſchlicher
Rück=
ſicht mit Schwerkranken und Sterbenden iſt bei dem franzöſiſchen
Kultur=
volk keine Spur zu finden. Man bringt es nämlich fertig, nur einem
Geiſtlichen, einer Krankenſchweſter und einem Krankenbruder einen
Nacht=
ausweis auszuſtellen. Daß mit ſolchen Maßnahmen die allgemeine
Stim=
mung noch mehr gereizt wird, iſt klar.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Der Waſſerrohrbruch in der Friedrichſtraße
hat bedeutenden Schaden angerichtet. Bevor man den betreffenden
Waſſerſtmang abgeriegelt hatte, war die Friedrich= und Georgenſtraße
überſchwemmt. Das Waſſer fand Zugang zu den Kellerräumen der
angrenzenden Häuſer, und noch vor Ankunft der erſten Löſchzüge
ſtan=
den mehrene große Keller, beſonders der von Aſchinger, unter Waſſer.
In dieſem Kellerraum, follen angeblich große Vorräte an Zigarren,
Zigaretten, Fleiſch. Weinen, Likören, Delikateſſen uſw. lagern. Die
Feuerwehr ließ mit mehreren Dampfſpritzen das Waſſer aus den
Kellern, in denen es meterhoch ſtand, wieder herauspumpen. Erſt in
ſpäter Abendſtunde konnte die Feuerwehr wieder abrücken. Die
Beiträge aus dem Auslande eingegangen: Vierte Nate der Friedvichſtraße war während des Nachmittags für jeden Wagenverkehr
in den deutſchen Vereinigungen Stockholms deranſtalteten Sammlung zwiſchen Behuhof Friedrichſtraße und Dorotheenſtraße geſperrt. Der
Tunnel der Nordſüdbahn hat nur wenig gelitten, ſo daß der Verkehr
655 000 Mark und 300 ſchwediſche Kronen (3,5 Millionen Mark). Ein=
gänge bei der deutſchen Geſandtſchaft in Stockholm 2 600 000 Mark und
245 ſchwediſche Kronen (2,5 Millionen Mark). Eingänge beim
deut=
ſchen Konſulat in Apenrade von Leſern der Sonderburger Zeitung
125 000 Mark und 750 däniſche Kronen (7,5 Millionen Mark).
Die Frauen und der Boykott fremdländiſcher Waren.
Von der Vereinigung Deutſcher Fabrikanten von Baumwoll=Strick=
und Handarbeitsgarnen E. V. wird uns geſchrieben:
Den deutſchen Eiſen= und Stahlinduſtriellen, die bekanntlich ihre
Aufträge aus Frankreich und Belgien für ungültig erklärt haben, und
den Zechenbeſitzern, die ſich weigern, Kohle an die Beſatzungsmächte zu
liefern, folgt jetzt auch die deutſche Garninduſtrie.
In einem Aufruf wendet ſich dieſe an die deutſchen Frauen, und
fordert ſie nuf, die bei uns leider allzu bekannten und trotz des hohen
Preiſes noch immer bevorzugten D.M. C.=Garne der franzöſiſchen Firma
Dollfus. Mieg u. Co., Mühlhauſen i. Elſ. und Belfort, weder zu
ver=
kaufen, noch irgendwie zu beziehen, damit in den Geſchäften nr noch
deutſche Handarbeitsgarne geführt werden können, die unter der
Be=
zeichnung „D. H. G.” im Handel ſind. — Sie weiſt die Verbraucher
dar=
auf hin, welch ungeheurer Schaden der deutſchen Wirtſchaft durch die
Einführung und Verwendung der fremden Garne zugefügt wird. Dieſe
deutſchen Garne ſind genau ſo glänzend, ſo farb= und waſchecht, wie
jedes ausländiſche Fabrikat, und nachgewieſenermaßen das Beſte,
was an Garnen zurzeit überhaupt angeboten
wer=
den kann. Welchen Wert die genannte franzöſiſche Firma auf den
Verkauf ihrer Garne in Deutſchland legt, geht daraus hervor, daß ſie
es heute, unter dem Zeichen der Ruhrgebietsbeſetzung, für angebracht
hält, mit Werbebriefen an ihre deutſchen Abnehmer heranzutreten, um
ihnen ihre Garne anzubieten.
Hausfrauen!
Weiſt die franzöſiſchen Garne zurück und kauft nur
Deutſche Handarbeits=Garne!
* Arheilgen, 8. Febr. Das Verbot von Sitzungen,
Zu=
ſammenkünften und Verſammlungen durch den Oberdelegierten der
Rhein=
landkommiſſion bezieht ſich nicht auf kirchliche Handlungen. Allenfallſige
Geſuche um Genehmigung von Veranſtaltungen müſſen ſchriftlich
einge=
reicht werden und ſind, falls keine rechtzeitige Genehmigung eintrifft,
abgelehnt,
ch. Griesheim, 8. Febr. Grundwaſſer. In den letzten Tagen
iſt, wie in anderen Riedorten, auch hier das Grundwaſſer ſo ſtark
aufge=
treten, daß viele Keller teilweiſe richtig unter Waſſer ſtanden. Selbſt in
dem höher gelegenen Ortsteil nach Darmſtadt zu war dies der Fall.
Auf den Aeckern zeigte ſich vielfach dasſelbe Bild. Beſonders im weſtlichen
Teil der Gemarkung ſtehen viele Grundſtücke unter Waſſer. — Der
Backlohn für Selbſtverſorger ſtellt ſich jetzt hier auf 100 Mk.,
marken=
freies Brot koſtet 1000 Mk.
v. Eberſtadt, 8. Febr. Frühlingshoffnung. In geſchützt
gelegenen Gärten des Mühltals zeigen ſich ſeit Tagen die erſten
Schnee=
glöckchen, die bald voll aufgeblüht ſein werden. Auch an manchen
Sträu=
chern beginnt es zu knoſpen. — Holland=Spende. Holländiſche
Geſchäftsfreunde haben der hieſigen Firma Gebr. Bickelhaupt eine größere
Spende überwieſen, die zum Teil an hieſige bedürftige Familien
abgelie=
fert wird. Auch Lebensmittel kommen zur Verteilung.
aufrecht erhalten werden konnte.
Bayern und das Königshaus.
München. Die vermögensrechtliche Auseimanderſetzung des
Frei=
ſtaates Bayern und des vormaligen Königshauſes iſt mnmehr nach
jahrelanger Dauer zum Abſchluß gelangt. Die im
Finanz=
miniſterium ausgearbeitete Geſevesvorlage hat den Miniſterrat paſſiert
und iſt dem Landtage zugeleitet worden, der vorausſichtlich in der
näch=
ſten Woche darübenr beraten wird. Die dem Landtage zugegangene
Re=
gierungsvorlage beſteht aus einem Geſetzentwurf und einem
Ueber=
einkommen. Der Geſetzentwurf befaßt ſich in der Hauptſache mit dem
zur Durchführung der vermögensrechtlichen Auseinanderſetzung zu
er=
richtenden Fonds, der den Namen „Wittelsbacher
Ausgleich=
fonds” führt. Das Uebereinkommen enthält den allgemeinen Verzicht
des Königshauſes, auf alle Anſprüche an die frühſer zum
Hausfidei=
kommiß gehörigen beweglichen und unbeweglichen Sachen, ſoſeit nicht
im Verwag ſelbſt Ausnahmen vorgeſehen ſind. Da unter den
büngr=
lichen Parteien völlige Uebereinſtimmung über die ganze
Ausgleichs=
frage beſteht, iſt mit der glatten Annahme der Vorlage im Landtag zu
rechnen.
Deutſche Worte.
Lehrer und Schüler der Maſchinenbauſchule in Altona ſandten an
die Maſchinenbauſchule Eſſen ein Telegramm mit dem Kernſpruch der
Waſſerkbante: „Jung, holt faſt!”
Daraufhin tuaf, gerade recht für eine kleine Feier, die in Altona
Lehrer und Schüiler vereinigte, folgende in urwüchſigem Platt ein:
„Wo Iſen legg und Eken waßt,
De waßt ok Jungs, dae darbi paßt!“
Spiel, Sport und Turnen.
H.A. Der 2. Gau=Verband des 9. Turnkreiſes der
D. T., dem die Gaue Odenwald, Main=Rhem, Main=Speſſart und
Odenwald=Jahn angehören, hielt am letzten Sonntag eine gut beſuchte
Uebungsſtunde für Leiter und Leiterinnen von Turnerinnen=Abteilungen
ab. Die Leitung des Turnens übernahmen für den durch die Beſetzung
und Stillegung des Eiſenbahnverkehrs verhinderten Verbands=
Frauen=
turnwart Bauer=Rüſſelsheim, Gauvertreter Roth=Darmſtadt und
Turn=
wart Biſchoff=Darmſtadt. Der Uebungsſtoff beſtand hauptſächlich aus
den Wettübungen für die diesjährigen Turnfeſte, insbefondere für das
Deutſche Turnfeſt in München. Anſchließend an das Turnen fand eine
Beſprechung ſtatt. Als Ort der Ausſcheidungskämpfe für das weibliche
Geſchlecht des Verbandsgebietes für das Münchener Turnfeſt wurde
einſtimmig Darmſtadt gewählt. Das Turnen wurde in der Turnhalle
des Turnvereins Babenhauſen abgehalten; die Halle war ſogar geheizt,
eine Opferwilligkeit des dortigen Turnvereins, die in heutiger Zeit
her=
vorgehoben zu werden verdient.
—Wanderabteilung der Turngemeinde
Darm=
ſtadt 1846. Am Sonntag, den 11. Februar, ſammeln ſich die
wander=
frendigen Turnerinnen und Turner um ½3 Uhr am Paſſetbrunnen,
Nieder=Ramſtädter Straße, zur Februarwanderung, einer gemütlihen
Nachmittagswvanderung ins Mühltal und nach Nieder=Ramſtadt. Da
ſie keinerlei beſondere Anforderungen an die Teilnehmer ſtellt, ſollten
auch die weniger Rüſtigen im fröhlichen Kreiſe nicht fehlen. Gäſte
ſind willkommen.
Mier
für Mannſchaftsgerätewetturnen zwiſchen den Turnvereinen Mannheim
1846, „Eintracht”=Frankfurt und Turngemeinde Darmſtadt 1846 wird
am 25. Februar d. J. in Mannheim der Gegenſtand eines heißen
Rin=
gens werden. Der Kampf findet vormittags ſtatt, während nachmittags
das alljährliche große Schauturnen des Turnvereins Mannheim 1846
in dem mächtigen Roſengartenſaal zur Durchführung gelangt. Der
25. Februar wird für Mannheim ein turneriſcher Großkampftag ſein.
(Tags zuvor treffen ſich zum Rückſpiel die Fußballmannſchaften der
beiden 1846er Turnvereine von Mannheim und Darmſtadt.) Die
Erz=
platte, um die zwölf Jahre gekämpft wird, brachte im letzten Jahre die
Tgde. Darmſtadt 1846 mit bedeutendem Pmktvorſprurg ſicher an ſich.
Ueber den Ausgang des Kampfes in dieſem Jahre läßt ſich vorher nichts
ſagen, beſteht doch jede der Vereinsmannſchaften ohne Erſatzleute aus
28 Köpfen. Geübt wird in den drei beteiligten Vereinen ſehr fleißig,
auch iſt die Ausleſe einſchließlich der Erſatzleute nunmehr beendet.
Nah=
dem an dieſer Stelle die Namen der Mannſchaft der Frankfurter „
Ein=
tracht” genannt wurden, ſeien auch diejenigen der Tgde. Darmſtadt 1846
mitgeteilt:
Altersturner (über 40 Jahre): Bauſcher, Caprano, Hanſt,
Herbert, Maurer, Koch.
Turnerinnen (über 18 Jahre): M. Hofferbert, K. Trautwein,
K. Welter, F. Trautwein, M. Dieter.
Turner (über 18 Jahre); Haber, Grohe, Fiedler, Appelmamn,
Breuer, Lindner
Jugendturnerinnen (15—18 Jahre): Lang, Hahl, Güll,
Schieferdecker, Seipp.
Jugendturner (15—18 Jahre): Schwinn, Schieferdecker,
Beſ=
ſier, Jüngling, Dannenberger.
Schülerinnen (bis 15 Jahre): Nothnagel, Rupp, Medicke,
Lindner, T. Hofferberth.
Schüler (bis 15 Jahre): A. Metzer, F. Hanſt, Knobloch, W.
Blu=
menſchein, Karn
Am nächſten Sonntag, vormittags 10 Uhr, finder ein öffentliches
Uebungsturnen der hieſigen Mannſchaft in der Woogsplatzturnhalle
(Kl.=Saal) ſtatt, wozu die Angehörigen der Darmſtädter Turnerſhaft,
ſowie ſonſtige Freunde deutſchen Turnens herzlichſt eingeladen ſind. Der
Eintritt iſt frei.
Die Fahrt nach Mannheim iſt gemeinſchaftlich und können ſich hieran
auch die Freunde und Freundinnen der hieſigen Brudervereine
betei=
ligen. Die Beſorgung der Eintrittskarten übernimmt die Tgde.
Darm=
ſtadt 1846, auch diejenige der Fahrpreisermäßigung für Jugendliche
unter 20 Jahren. Eine Einzeichnungsliſte liegt ab nächſter Woche beim
Hauswirt der Woogsplatzturnhalle auf. Nähere Bekanntmachungen
über Abfahrt uſw. folgen an dieſer Stelle.
II. 91.
13. Quittung
über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
Beamten der Leitung der Pol.=Wachtabteilung Darmſtadt 17 000 Mk.,
von der 3. Bereitſchaft 80 100 Mk., von der 4. Bereitſchaft 72 100 Mk.,
zuſ. 169 200 Mk., Sperb, Stadtſekretär, 1000 Mk., Frl. A. u. E.
1000 Mk., Andres, Frankfurter Str. 78, 2000 Mk., Angeſtellten der
Stadt=
kaſſe 49 700 Mk., Fa. Wilh. Hublitz 30000 Mk., Gg. Hein 5000 Mk., Frau
von Bülow 5000 Mk., Leo Schleucher 500 Mk., Kurt Schleucher (Schüler)
200 Mk., von den Beamten bei der Oberrechnungskammer 235 700 Mk.,
Georg Brandt, Agent, Waldſtr. 16, 3000 Mk., Alfred Brandt 1000 Mk.,
Klaſſe Ia der Viktoriaſchule 13 000 Mk., L. M. 200 Mk., Darmſtädter
Philologenverein für den Lehrkörper der hieſigen höheren Schulen 556 900
Mk., Schokoladen Rebſcher 5000 Mk., Ungenannt, Aliceſtift, 1250 Mk.,
Frau Chriſtiane Schupp (1. Rate) 500 Mk., Beamten des
Telegraphen=
amtes 190 200 Mk., Angeſtellten der Firma Hans u. Ludwig Oswald
15 000 Mk., Fa. Hans u. Ludwig Oswald 85 000 Mk., Emilie Rühl 1000
Mk., Dollega, Oberpoſtſekretär, 1000 Mk., Aug. Behr, Weiterſtädter Str.
33, 1000 Mk., Frau Lizzie Hoffmann 1000 Mk., Firma Bella Katzmann
10 000 Mk., Kohlenhandlung Ludw. Fiſcher u. Sohn, G. m. b. H., 50 060
Mk., Karl Freund, Landgraf=Phil.=Anl., 2000 Mk., Dr. E. 1030 Mk.,
Direktor Dr. Vogel 3000 Mk., Stadtverwaltungsinſp. Kammer 1000 Mk.,
Stadtſekr. P. Lang 1000 Mk., Oberſtadtfekr. Aug. Jäckel 1000 Mk.,
Klaſſe 2a Mädchenmittelſchule T 2700 Mk., Frl. Nia Textor 1000 Mk.,
S. Joſeph 3000 Mk., Klub der Vierzig (1. Rate) 20 000 Mk., Frau Agnes
Elbert 2000 Mk., Fa. Franz Thüſing u. Merck 1000 Mk., Mitglieder des
Geſangvereins „Eintracht” Meſſel 4103 Mk., Lehrerſchaft in Erzhauſen
7000 Mk., Oberamtmann Heberer (2. Rate) 3000 Mk. Ungenannt 2000
Mk., L. K. 100 Mk., Karl Wagner, Grafenſtr. 8, 2000 Mk., Ferdinand
Wolff, Weingroßhölg., Rheinſtr. 46, 10 000 Mk., A. E. 600 Mk., Erlös
für ein Kartenſpiel 1000 Mk. N. N. 100 Mk., Abendgeſellſchaft P. B.
30 000 Mk., Bedienſtete der Giſterabfertigung Darmſtadt (Hauptbahnhof)
44 320 Mk.
1. Quiktung 336 810 Mk., 2. Quittung 382 210 Mk., 3. Quittung
490 850 Mk., 4. Quittung 578 495 Mk., 5. Quittung 639 703 Mk., 6.
Qnit=
tung 416 536 Mk., 7. Quittung 515 080 Mk., 8. Quittung 1 251 261 Mk.,
9. Quittung 688 429 Mk., 10. Quittung 1 146 238 Mk., 11. Quittung
525 881 Mk., 12. Quittung 557 984 Mk., 13. Quittung 1577 273 Mk.
zuſ. 9 107 000 Mk.
Mae
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr
Sondermiete 2 und 97 Schülermiete gelb): „Kavale und Liebe‟
Kleines Haus, Anfang 7 Uhr, Ende gegen 10½ Uhr (Zuſatzmiete W6).
Don Juan”. — Hausbeſitzer=Verein G. V.: Abends
7½ Uhr im Perkeo Mitgliederverſammlung. — Union=, Reſidenz
Central=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
Verſteigerungskalender. — Samstag, 10. Februar.
Jagdverpachtung nachmittags 2 Uhr auf der Bürgermeiſterei in
Bickenbach.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten.
AnnnnnnnnanagannnagagndnannnnadannaaEnunnnagangnns
)ie Verlobung unsrer Kinder
LMarianne und Siegfried
beehren wir uns anzuzeigen.
Fabrikant Hermann Bauer
u. Fran Olga, geb. Starcke
Fabrikant Harl Traiser
u. Fran Lisa, geb. 1de
Mänchen 42, Stöberlstr. 25
Darmstadt, Schleiermacherstr, 23
Neine Verlobung mit Fräu-
19L lein Martanne Bauer
beehre ich mich ergebenst
an-
zuzeigen.
Siegfried Traiser 1
Fabrikant
Darmstadt, Sehleiermaeherstr. 23
ngur
6. Februar 1923
(* 3774
nnannannurgannnannangnshnnannnn
M
II. T. Stetefold
Pankratiusſtr. 26½
Hut=Umpreſſerei
für Damen= und
Herrenhüte.
Fachmänniſchſte
Be=
dienung, (Faune!
Dsessessses
Badeöfen,
Wannen,
Lüſter
kauft zu höchſten
Preiſen Stftſtr. 35,
part., rechts. (1073s
Todes=Anzeige.
Geſtern nacht 12 Uhr entſchlief ſanft nach mit
großer Geduld ertragener Krankheit mein lieber
Bruder, Schwager, Onkel und Vetter
Herr Peter Stöhlein
Lokomotivführer
im Alter von 44 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Gertrude Stöhlein, als Schweſter.
Die Beerdigung findet Montag, den 12. Februar,
nachmittags 3 Uhr, vom Waldfriedhof aus ſtatt.
Das Seelenamt am Dienstag morgen um ½7 Uhr
(*3762
Martinskapelle,
Todes=Anzeige.
Heute nacht verſchied nach
langjährigem ſchweren Leiden
meine liebe Frau, unſere treue
Mutter, Tochter. Schweſter,
Schwägerin und Tante
geb. Reich.
Darmſtadt, 8. Februar 1923.
Im Namen der
trauernden Hinterbliebeuen:
L. Lott, Poſtinſpektor.
Die Einäſcherung findet in aller
Stille ſtatt. (*3717
Stattbeſonderer Anzeige.
Dem Herrn über Leben und
Tod hat es gefallen, meine ltebe
Gattin, unſere gute, treubeſorgte
Mutter, Großmutter,
Schwieger=
mutter, Tochter und Schweſter
Frau
Deb Sonrder
nach langem, ſchwerem Leiden
im Alter von 62 Jahren zu ſich
(r3678
heimzurufen.
Im Namen der
trauernden Hinterbliebenen;
Philipp Schneider I.
Waſchenbach, 7. Februar 1923,
Die Beerdigung findet Samstag,
den 10. Febr., nachm. 3 Uhr, ſtatt.
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Darmſtädter Tagblatt
9. Febr. 1923 Nr. 39
Franzöſiſche Wirtſchaftskreiſe gegen die unternehmungen
Politik Poinegres.
Dem Eiſen= und Stahlwaren=Induſtrieverbaud werden von
einer Mitgliedsfirma die beiden folgenden Schreiben einer an=
„Wir hoffen, daß die politiſchen Verhältniſſe Sie nicht
beein=
fluſſen. Wir fühlen uns veranlaßt, Ihnen über dieſen Punkt zu
verſichern, daß die augenblickliche Politik
un=
zahl der Franzoſen hat. Man beginnt, dieſer andauernden
Drohungen überdrüſſig zu werden, die nur die eine verderbliche
Wir=
kung haben, die Abwicklung der Geſchäfte zu erſchweren, obgleich wir
uns ſeit einiger Zeit an dieſe Drohpolitik gewöhnt haben und ihe
ſchließlich gar keine Beachtung mehr ſchenken.”
In einem weiteren Schreiben vom 25. Januar wird
an=
geführt:
„Die Mehrheit der Franzoſen iſt nicht vollſtändig klar darüber,
daß die Abenteuer, in die ſie verwickelt werden, nur die Qnelle für
neue Ausgaben, infolge daran neue Steuern ſein werden. Es gibt
gegenwärtig eine ſehr bedeutende Bewegung gegen
die Politik Poincarés.”
Es geht aus dieſen Schreiben bar hervor, daß der
Wider=
ſtand in den Geſchäftskreiſen Frankreichs gegen die Politik
Poin=
earés im Wachſen begriffen iſt. Das iſt ein entſchiedener
Erfolg des deutſchen Widerſtandes, und er muß
uns darin befeſtigen, unter allen Umſtänden dieſen Widerſtand
aufrechtzuerhalten. Wenn wir auch perſönliche Verluſte,
Wider=
wärtigkeiten, Sorgen und auch Not zu tragen haben, es darf
uns nichts von dieſem Widerſtande gegen die Poincaréſche
Ge=
waltpolitik abbringen, denn nur unter dieſem Zeichen können
wir unſere Wirtſchaft und damit unſer Volk einer beſſeren
Zu=
kunft entgegenführen.
Solche franzöſiſchen Schreiben dürfen die deutſchen Firmen
aber keineswegs veranlaſſen, den Warenaustauſch mit Frankreich
und Belgien aufrechtzuerhalten. Der Boykott
Frank=
reichs und Belgiens iſt ſowohl für den Bezug wie für
Lieferung von deutſchen Waren im weiteſten Maße durchgeführt.
Er muß ſtreng aufrechterhalten werden. Denn dies
iſt der ſicherſte Weg, um dem Widerſtand gegen die Politik
Poin=
carés in der weiterverarbeitenden Induſtrie Frankreichs noch
mehr Boden zu ſchaffen.
Das Kartell der Auskunfteien Bürgel ſchreibt
uns: Der Reichsbankpräſident warnte in der Sitzung des
Zen=
tralausſchuſſes die Banken und Kreditinſtitute mit Recht vor
einer Kreditüberſpannung. Sie wird zurzeit herbeigeführt durch
das ungeſunde Borgen von Geld in großem Stile, um im
Wa=
renverkehr die Barzahlung aufrecht zu erhalten. Auskunfteien,
unterhalten und ſo einen Einblick in die geldliche Lage der
mei=
ſten Gewerbetreibenden haben, ſind ſeit jeher Mittler zwiſchen
Lieferanten und Warenbeziehern geweſen. Hierbei iſt es ihre erhöht.
Aufgabe, einer geſunden Kreditwirtſchaft im Warenhandel die
Wege zu ebnen. Im allgemeinen konnte die Kreditwirtſchaft vor
dem Kriege als geſund bezeichnet werden, wobei nur einige
Branchen eine Ausnahme machten, in denen Ziele bis zu ſechs gemachten Mitteilung, wonach eine Kapitalerhöhung um 25 Millionen
Monaten und mehr bewilligt wurden. Dieſe geſunden
Verhält=
niſſe auf dem Gebiete der Kreditwirtſchaft haben damals
mitge=
holfen, dem Handel und Verkehr Deutſchlands eine Bedeutung
zu verſchaffen, auf die alle anderen Länder neidiſch hinblickten.
Gewiß hat die Bar= oder Vorausbezahlung ihre großen
Vor=
züge; ſie wird aber zu einer Kataſtrophe, wenn die
Anſchaffungs=
preiſe für Rohmaterial und fertige Ware in ſo kurzer Zeit eine werksbeſitzes günſtige Angebote vorliegen, würde die Geſellſchaft niht
Dies iſt bekanntlich in einem Maße der Fall geweſen, daß die
Betriebsmittel für faſt alle Gewerbebetriebe ganz unzulänglich / Deviſenrücklagen zu ſchaffen in der Lage ſein. Zurzeit ſollen
Verhand=
wurden. Beim Einkauf mancher Rohprodukte läßt ſich die
Bar=
zahlung allerdings nicht ausſchalten. Wenn in dieſer Geldnot
aber die Forderung nach Barzahlung im Warenverkehr allgemein
aufrecht erhalten bleibt, muß ſich dieſe Not zu einem Borg in
großem Stile bei den Kreditinſtituten auswachſen. Sperren dieſe
die Kredite (und Anlaß hierzu iſt bei den überſpannten An= bruar wurden die Preiſe weiter um 60 Prozent erhöht. Die
Preis=
ſprüchen vorhanden), ſo bleibt für den Fabrikanten und auch für
den Händler, wenn beide nur gegen Barzahlung Waren erhalten,
nichts anderes übrig, als die Umſätze einzuſchränken oder ihren
Betrieb einzuſtellen. Daß viele Gewerbetreibenden dieſe
Fol=
gerungen aus den geſchilderten Zuſammenhängen ziehen,
er=
fahren wir täglich durch unſere Erkundungstätigkeit.
Die Kölniſche Zeitung ſchrieb am 29. Dezember 1922
über die Notwendigkeit kurzer Zahlungsfriſten folgendes:
„Die in letzter Zeit ſprunghaft fortgeſchrittene Markentwertung hat
tende Summen erreicht, daß ſie nicht mit der Schnelligkeit beſchafft werden
können, wie es zur Deckung aller Anſprüiche erforderlich wäre.”
will, muß der Rückkehr zu einer geſunden Kredit= zu c) für 1 Quadratmeter Dachfläche bei Arbeiten für wenigſtens 1000
wirtſchaft, die ſich den heutigen Verhältniſſen anpaßt, das
Wort reden
nennen, wenn ſtatt Vorausbezahlung eine angemeſſene
Anzah=
lung gefordert und für den Reſt ein Ziel etwa von 30 Tagen
ge=
währt würde; werden für die Reſtforderung Wechſelakzept oder
Kundenwechſel ſofort geleiſtet, ſo kann ſich auch der Lieferant
flüſſige Mittel verſchaffen. Was nützt die Bar= oder Voraus= gegnen die größeren amerikaniſchen Petroleumgeſellſchaften neuerdings
dieſem Syſtem unter den heutigen Verhältniſſen folgen. Auf
Grund unſeres Einblicks in die geldliche Lage vieler
Gewerbe=
treibenden iſt zu befürchten, daß manche Zuſammenbrüche dieſer geführt, die es den deutſchen Unternehmern ermöglichen, ein Faß von
Art in nicht allzu ferner Zeit eintreten, ſobald die
Gewerbe=
treibenden keinen Ausgleich mehr für das fehlende
Be=
ausſetzung für mehr Arbeit und mehr Umſatz, die uns nottun,
Zahlungsfriſten im Warenverkehr.
h. Lederwerke vorm. Ph. J. Spicharz in Offenbach
a M. Die Verwaltung beantragt Erhöhung des Grundkapitals um
16 auf 30 Mill. Mk. Stammaktien worin 1 Million Mk.
Vorzugs=
aktien mit 5fachem Stimmrecht enthalten ſind. 7 Mill. Mk. weuden den
ſeitherigen Aktionären im Vephältnis von 2:1 zum Kurſe von 500 Proz.
angeboten, der Neſt findet nach Weiſung des Aufſichtsrats Verwendung.
W. Elektrizitäts A.=G., vorm. W. Lahmeher u Co.,
Frankfurta. M. In der am 5. d. Mts. ſtattgehabten
Aufſichtsrats=
ſitzung der Glektrizitäts A.=G. vorm. W. Lahmeher u. Co. in Frankfurt
a. M. wurde beſchloſſen, der auf den 3. März d. J. einzuberufenden a.
v. G.=V. den Antrag auf Erhöhung des Stammaktienkapitals um Mk.
60 Mill. auf Mk. 120 Mill., ſowie auf Ausgabe von Mk. 10 Mill. Gproz.
kumulativer Vorzugsaktien mit zehnfachem Stimmrecht zu unterbreiten.
Das neue Kapital dient zur Verſtärkung der Betriebsmittel der
Ge=
fellſchaft und zur teilweiſen Deckung der Kapitalbedürfniſſe der
Tochter=
m
Beteiligung an neuen Unternehmungen.
Von den neuen Stammaktien wird ein Teilbetrag von Mark 20 Mill.
von einen Bankeugemeinſchaft unter Führung der Dresdner Bank in
Frankfurt a. M. und der Darmſtidter und Nationalbank, Filiale
Frank=
furt a. M. übernommen und den alten Aktionären im Veuhältnis von
einer neuen Aktie zu drei alten zum Kurſe von 800 Prozent angeboten.
geſehenen Pariſer Firma zur Verfügung geſtellt. In dem erſten Di weiteren Mk. 40 Mill. Stammaktien gehen zu denſelben Bedingun=
Schreiben vom 7. Januar heißt es in wörtlicher Ueberſetzung: gen in den Beſitz der Bank für elektriſche Unteunehmungen in Zürich
über, wobei die Lahmeher=Geſellſchaft an dem Geſtvinn, der aus der
Weiterveräußerung eines Teiles dieſer Aktien erzielt wird, beteiligt iſt.
— Badiſch=Pfälziſcher Beirat der Frankfurter
Meſſen. Vor kurzem iſt mit Unterſtützung des „Badiſchen
Induſtrie=
ſerer Regierenden nicht die Billigung der Mehr= und Handelstages” und des „Badiſchen Verkehrsverbandes” im
Rat=
hauſe in Baden=Baden ein „Badiſch=Pfälziſcher Beirat der
Frankfurter Meſſen” ins Leben gerufen worden, dem
Ver=
treter der ſtaatlichen Behörden und der Verwaltung zahlreicher Städte,
von Handelskammern, Handwerkskammern, Landwirtſchaftskammern,
Verkehrsvereinen, Induſtriellen, Großhandels, Einzelhandels,
Künſtler=
verbänden und einflußreichen anderen Organiſationen angehören. Der
Beirat verfolgt die Ausgeſtaltung der Beziehungen zwiſchen den
Frank=
furter Meſſen und Baden und der Pfalz, ſowie eine gemeinſame
Veu=
kehrswerbung für den deutſchen Südweſten. In der erſten Sitzung
hielr Herr Stadtrat Dr. Landmann einen ſehr beifällig
aufgenom=
menen Vortrag über den vor kurzem gegründeten „Südweſtdeutſchen
Verkehrsbund und ſeine Aufgaben”. Sowohl Baden=Baden wie
die Städte Karlsruhe und Mannheim planen für 1923
künſt=
leriſche, wirtſchaftliche und ſportliche Veranſtaltungen, auf die im
Zu=
ſammenhang mit der Frankfurter Meſſe, deren nächſie vom 15. bis
31. April 1923 ſtattfindet, hingewieſen werden ſoll. In Mannheim
finden u. a wieder die „Badiſch=Pfälziſchen Maitage”, in Karlsruhe
die große Deutſche Kunſtausſtellung und die Karlsruher Herbſtwoche
ſtatt. Auch das Programm von Baden=Baden, ſieht bemerkenswerte
künſtleriſche und ſportliche Unternehmungen vor.
=d= Die Hugo Stinnes=Geſellſchaft mit
be=
ſchränkter Htaftung in Mülheim hat ſich an der
Ma=
ſchinenbau Herrenberg A.=G. in Herrenbeug (
württembergi=
ſcher Schwarzwald), welche dieſer Tage ihr Kapital von 10,2 auf 30,2
Millionen Maak erhöht hat, beteiligt und in den Aufſichtsvat drei
Direktoren deu Stinnes=Geſellſchaft m. b. H. entſandt.
h. Sinner A.=G., Karlsruhe=Gränwinkel. In ber
Aufſichtsratsſitzung wurde die Einberufung der ordentlichen General=
Verſammlung auf Dienstag, den 13. März beſchloſſen. Wie wir
ver=
nehmen, ſoll der General=Verſammlung die Verteilung einer
Divi=
dende von 25 Prozent und die Ausſchüttung eines Bonus von 50
Prozent, womit den Aktionären ein teilweiſer Ausgleich für die
Mark=
entwertung geboten wenden ſoll, vorgeſchlagen werden.
=d= Die Juteſpinnarei und Weberei Kaſſel
bean=
tragt die Erhöhung des Stammaktienkabitals um 7 200 000 Mk.
Stamm=
abtin mit Dividendenberechtigung für das Geſchäftsjahr 1322/23 auf 12
Mill. Mk,, bietet hiervon 5 400 000 Mk. Aktien den bisherigen Aktionären
im Verhältnis von 7 alten zu 9 jungen Aktien an und 1800 000 Mk.
bleiben zur Verfügung der Geſellſchaft zwecks ſpäterer Angliederung
Die Notwendigkeit kurzer Zahlungsfriſten. oden Beſtensverwertung. Die beſtehenden Vorzugsaktien verzichten auf
ihre 6 Prozent Vortzugsdividende, werden in Namensaktien
umge=
wandelt und das Stimmrecht wird auf das 15fache erhöht. Der
Aus=
gabekurs der Aktien ſoll in der Genevalverſammlung feſtgeſetzt werden.
Die Bezugsvechtsſteuer trägt die Geſellſchaft zur Hälfte.
=d= Der gemeinſchaftliche Richtpreis=Ausſchuß
des Deatſchen Stahlbundes erhöhte in ſeiner geſtrigen
Sitz=
ung, die wieder in Siegen ſtattfand, die Thowasgrundpreiſe für
ſämt=
die durch ihre Zweigſtellen einen organiſierten Erkundungsdienſt liche Richtpreis=Erzeugniſſe um 34,3 Prozent. Ferner wurde der Preis
für Stinnes=Martins=Handelsgüite auf 100 000 Mark, für Stabeiſen
auf 200 000 Mk. und für die übrigen Richtpreis=Grzeugniſſe entſprechend
-d- Stahlwerke Becker A.=G., Willich. Wie die Kölniſche
Volkszeitung hört, hat ſich die geſtrige Sitzung des Aufſichtsrats der
Stahlwerke Becker A.=G. in Willich entgegen der vor einigen Tagen
Mark beabſichtigt war, für eine größere Kapitalerhöhung (50 Mill. Mk.)
entſchieden, um den Aktionären, ein wertvolles Bezugsrecht zu bieten.
Von den 50 Millionen Mark neuen Aktien werden 25 Millionen Mark
den Aktionären zu 2000 Prozent derart angeboten, daß auf 4 alte eine
neue Aktie bezogen werden kann. Die reſtlichen 25 Millionen Mark
werden einer Gruppe für beſte Verwertung im Intereſſe der
Geſell=
ſchaft überlaſſen. Die Erhöhung dient hauptſächlich zum Ausbau der
Betriebe. Da außerdem für die entbehrlich gewordenen Teile des Berg=
Steigerung erfahren, wie wir das in Deutſchland erlebten, nur für alle vorhandenen Schwierigkeiten der deutſchen Wirtſchaft im
beſetzten Gebiet genügende Sicherheiten, ſondern auch beträchtliche
lungen über den Verkauf ſchweben.
Preiserhöhung für Uhren. Die Uhrenfabvikanten
erhöhten, in ſchneller Folge die Preiſe ihrer Erzeugniſſe. Einem
Preisaufſchlag von 60 Prozent am 16. Januar folgten weitere am
22. Januar mit 64 Prozent, 29. Januar mit 23 Prozent. Am 2.
Fe=
ſteigerung im Januar bis jetzt beträgt demnach 416 Prozent. Im
Einzelhandel koſtet ein neu eingekaufter Wecker 34 000 Mk., eine
ein=
fache Zimmeruhr 240 000 Mk. und eine einfache Hausuhr 850 000 Mk.
O Neue Dachpappenpreiſe. Die aus der
Kohlenpreis=
erhöhung folgende enorme Steigerung der Rohſtoffpreiſe, hat zu der
Feſtſetzung der folgenden neuen Richtpreiſe ſeitens des Verbandes
Deutſcher Dachpappenfabrikanten geführt: 2) für Dachpappe mit
80er, 10der, 150er, 200er Rohpappeneinlage für den Quadratmeter
2430, 2010, 1340, 980 Mark. b) für Iſolierpappe mit 80er, 100er,
125er Rohpappeneinlage für den Quadratmeter 2890, 2680 2430 Mark,
e) für Dacharbeiten: 1. für die Herſtellung eines doppellagigen
in den letzten Monaten dem geſamten Wirtſchaftsleben große Schwierig= Klebepappdaches aus einer Lage 100er und einer Lage 150er Dachpappe
keiten gebracht. Der Geldbedarf unſerer Wirtſchaft hat heute ſo bedeu= 8500 Mk., 2. für die Herſtellung eines doppellagigen Kiespappdaches
aus einer Lage 100er und eine Lage 150er Dachpappe 9200 Mk., 3. für
den Anſtrich eines alten Pappdaches 650 Mk. Die Preiſe unter a) und
Wer aus dieſer kataſtrophalen Lage einen Ausweg ſchaffen b) verſtehen ſich für waggonweiſen Bezug frei Verſandſtation die Preiſe
Quadratmeter Geſamtfläche am Platze des Ausführenden bei normalen
Verhältniſſen unter Zugrundelegung der gegenwärtigen Richtpreiſe des
Verbandes für Dachpappe bei ſofortiger Bezahlung. — Auch die Aus=
Geſund kann man auch heute noch einen Kreditverkehr fuhrmindeſtpreiſe haben eine Erhöhung erfahren. Sie ſind
von dem Verband Deutſcher Dachpappenfabrikanten und von der
Außenhandelsſtelle Chemie in Erfahrung zu bringen.
Deutſche Konkurrenz auf dem
Petroleum=
frachtenmarkt. Wie der F. P. S. aus New York meldet,
be=
bezahlung, wenn als Folge hiervon die Betriebe eingeſchränkt eimer ſtarken Konkumenz von deutſcher Seite und zwar beſonders, was
oder geſchloſſen werden müſſen! Konkurſe über Konkurſe müſſen, dn Tyansport von Petroleum und den Abſatz von auf Fäſſer und
Kan=
nen abgefülltem Petroleum nach Frankreich, Belgien und audeven
Nach=
barländern Deutſchlands anbelangt. Die Ueberlegenheit auf deutſcher
Seite wird in der Hauptſache auf die niedrigen deutſchen Löhne zurück=
42 Gallonen für 40—50 Cents abzufüllen, während die Koſten für die
Abfüllung in den Vereinigten Staaten ſich auf 2 bis 2½ Dollau pro
triebskapital durch Zahlungsfriſten finden. Wer die Vor= Faß ſtellen. Infolgedeſſen haben bereits mehrere amerikaniſche
Geſell=
ſchaften den Oelverſand in Fäſſern ganz aufgegeben und ſich
ausſchließ=
ſchaffen will, muß die Betriebsmittelnot beſeitigen. Eines der lich auf den Verſand in Tankdampfern beſchränkt. Einſtweilen hat ſich .5
Mittel hierzu iſt die Bewilligung von (wenn auch nur kurzen) dieſe Bewegung nur auf den Verſand von Schmierölen beſchränkt,
wäh=
vend der Abſatz und Verſand von Gaſolin und Leuchtpetroleum noch
nicht davon berührt worden iſt.
W. Commerzbank Lübeck. Die Commerzbank in Lübeck
erhöht ihr Aktienkapital von Mk. 60 auf Mk. 200 Mill. Von den neuen
Aktien ſollen Mk. 40 Mill, den alten Aktionären im Veuhältmis von 3
zu 2 angeboten Mk. 20 Mill beſtens verwertet werden und Mk. 80
Mill. mit 25 Prozent Einzahlung zum Schutze gegen die
Ueber=
fremdungsgefahr dienen.
() Ausſtellung „Der techniſche Fortſchritt im
Rahmen, der Wiener Frühjahrsmeſſe 1923‟ Die
Wiener Meſſeleitung verſendet eben die Bedingungen für die genante
Ausſtellung. Dieſe wird gleichzeitig mit der 4. Wiener Internationalen
Meſſel in der Zeit vom 18. bis 24. März 1923 und, ind aber nur vereinzelt möglich, und durchſchnittlich haben ſich daher die
Anſchluſſe an die techniſchen Gruppen der Meſſe, im
Meſſe=
haus Rotunde veranſtaltet. Gegenſtand der Ausſtellung
bil=
charakter durch die noch nicht allgemeine Kenntnis der betreffenden
Neuerung in den bezüglichen Fachkreiſen gegeben erſcheint. Die Aus=
ſtellung der Neuerung kann erfolgen: in Form von gebrauchsfähigen
Gegenſtänden im Naturmaß, durch Modelle oder durch Pläne und
Be=
ſchreibungen. Zur Demonſtration für Vorträge (auch mit Lichtbild) ſteht
den Ausſtellern ein geeigneter Naum unentgeltlich zur Verfügung. Die
Ausſtellungsgegenſtände werden in folgende Gruppen eingeteilt:
Maſchinenbau, Elektrotechnik, Bauweſen, Eiſen= und Metallbearbeitung.
Chemie, Diverſe. Ein aus erſten Fachleuten zuſammengeſetztes Komitee
überprüft die eintreffenden Anmeldungen auf die behauptete. Neuheit des
Gegenſtandes, beziehungsweiſe Verfahrens. Den Teilnehmern der
Wie=
ner Frühjahrsmeſſe ſteht eine Fläche im Ausmaße, von einem Drittel
(mindeſtens jedoch 1—2 Meter der in der Meſſe belegten Fläche)
un=
entgeltlich zur Verfügung. Es wird ein Ausſtellerverzeichnis
herausgegeben, in welches jeder Ausſteller ſowie der Name der von ihm
gezeigten Neuerung unentgeltlich aufgenommen wird. Dieſes
Verzeich=
nis wird den Meßkatalogen beigelegt und uneutgeltlich an alle in
Betracht kommenden wiſſenſchaftlichen und wirtſchaftlichen Stellen des
In= und Auslandes verſendet. Der vorläufige Patentſchutz, der für
die Meſſegüter in Geltung iſt, kommt auch für dieſe Ausſtellung in
Anwendung.
P. S.) 9 Milliarden Dollar neue
Lebensber=
ſicherungspolizen in den Vereinigten Staaten. Nach
dem von der „Aſſociation of. Life Inſurance Preſidents” an das
Handelsdepartement erſtatteten Bericht wurden im abgelaufenen Jahr
neue Polizenr (alſo abgeſehen von Wiederaufnahme und Erhöhung alter
Polizen) in Höhe von 6 383 415 870 Dollar abgeſchloſſen; das iſt gegen
5687 417 359 Dollar im Jahre 1921 eine Zunahme um reichlich 12
Prozent. Die der vorſtehend genannten Aſſociation angeſchloſſenen
vierzig amerikaniſchen Geſellſchaften umfaſſen 77 Prozent der geſamten
unter ſtaatlicher Aufſicht ſtehenden amerikaniſchen Verſicherungen. Eine
Umrechnung auf ſämtliche in den Vereinigten Staaten tätigen
Lebens=
verſicherungen ergibt, einſchließlich Erneuerungen und Dividenden, für
das letzte Jahr Verſicherungsabſchlüiſſe in Höhe von zumnd 9½ Milliarden
Dollars.
(F. P. S.) Amerikas Rekordverbrauch von Zement
im Jahre 1922. Nach dem „U. S. Geological Surbehy” betrug im
Jahre 1922 der Geſamtverbrauch der Vereinigten Staaten an Portland=
Zement 116 563 000 Faß (1 Faß — zirka 200 Kg.); das entſpricht einer
Zunahme um 21 Prozent gegenüber dem beſten früheven Jahr. Der
Suuveh führt dieſen Mehrverbrauch außer auf die lebhafte Bautätigkeit
hauptſächlich auf die ſtärkere Verwendung von Zement für
Straßenbau=
zwecke zurück. Die Zementvorräte am Ende des Jahres 1922 werden mit
9 132 000 Faß angegeben, gegen 11 936 000 Faß zu Ende 1921.
— Von der Deutſch=Italieniſchen
Handelskam=
mer wird uns geſchrieben: In der letzten Zeit iſt des öfteren die
Nach=
richt, verbreitet worden, Italien beabſichtige, die deutſchen Tranſitgüter
über Trieſt zu beſchlagnahmen. Wie die Kammer von der italieniſchen
Regierung erfährt, iſt dieſe Nachricht falſch und entbehrt jeder
Grund=
lage.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 8. Februar.
MiffeGeld
Brief Vffe
Be
Brief Antwerpen=Bräiſſel :—......,. 1995. 2005.— 1805.25 1904. 75 Holland ...................." 1563.50 14636.50 13466.25 13533.75 London .......... .. ........" 173066.25 173933.75 158353.10 159146.90 Paris......... .. . . . . . . . . . .." 244.10 2B5.30 2069.80 2080.20 Schweiz....
.. 6970.05 7084.95 6334.10 6365.30 Spanien ..
D 5810.45 5839.55 5261.80 5288.20 Italien ..
vs-- 1800.50 1809.50 1635.90 1644.10 Liſſabon=Oporto.
.. Dänemark ..
. 7032.35 7067.65 6984.25 6315, 75 Norwegen.
6857.80 6892.20 6234.35 6265.65 Schweden.
.. 9800.45 9849.55 8902.70 8947.20 Helſingfors
... 940.— 945.— 850.35 85465 Rew=York . 37057.10 37243.90 33815.25 33984.75 Deutſch=Oſterreich (abg.). .... 52.37 — 52,63 — 46.88 — 47.12— Budapeſt
1297 — 13.09 — 12.72— 12.78 — Brag ....
v... 1110.— 1116.— 1005.5 101025 Agram. . ..
...... 364.10 365.90
w Frankfurter Abendbörſe vom 8. Februar. Im
Abendverkehr hat ſich in der Bewegung der ausländiſchen
Zahlungs=
mittel nur wenig verändert. Dollarnoten, welche mit etwa 34 000
ge=
nannt wurden, konnten ſich behaupten. Polennoten 99.—. Man nannte
fermer: London 157 000—158 000, Paris 2050—20(5, Brüiſſel 1900,
New York 33 750—34 250, Holland 13 500, Schweiz 6350.
u Frankfurter Deviſenmarkt. Im Einklang der
geſt=
rigen Markbeſſerung in New York trat eine merkliche Abſchwächung auf
dem Deviſenmarkt ein. Das Geſchäft war im Frühverkehr klein und
die Kurſe lauten für ausländiſche Zahlungsmittel durchweg niedriger.
Der Dollar wurde mit 36 000—35 000 genannt. An der Börſe trat eine
weitere Abſchwächung ein, 34 500, ſpäter 33 750, geboten. Dieſe
Be=
wegung beeinflußte den Markt der Valutapapiene. Der Effemktenverkehr
war ebenfalls nicht ſonderlich lebhaft, da der Auftragseingang von
Seiten des Publikums ſich in engen Grenzen hielt und die Spekulation
wenig Unternehmungsluſt zeigte. „Vielfach wird auf die
Geldmarkwver=
hältniſſe verwieſen, aber auch Abgabeneigung in den hoch im Kurſe
ſtehenden Papieren, ſcheint ſich heute mehr bemenkbar zu machen.
So=
ſveit Kurſe genannt wurden, ſo entſprechen dieſelben nicht voll den
geſt=
rigen Höchſtkurſen. Die Stimmumg iſt abgeſchwächt, ſowohl für
In=
duſtrieaktien, und auch für Mantanpapiere. Feſt lagen Mannesmann
und einige Spezialwerte. Hauptſächlich ſind es einige
Kaſſainduſtrie=
aktien, welche ſehr geſucht blieben. Zu höheren Kuuſen wurden
vei=
longt: Neckarwerke Eßlingen Vorzugs=Aktien, Feinmechanik Jetter,
zirka 40—50 000 Prozent höher taxiert, ferner Erhardt und Söhne,
Trieotweberei Beſigheim, Brauerei Wulle, Brauerei Sinner.
Türken=
werte lagen ſchwach, bei vorwiegendem Angebot. Auch im
Freiverkehrs=
markt hörte man verſchiedentlich Brief=Kurſe, ſo für Mansfelder, Becker
Kohle, Tiag, Ufa. — Dollarnoten gegen 1 Uhr: 33 500—34 375.
w. Deviſenmarkt. Berlin 8. Februar Telegr. Auszahlungen für:
...... 9675,75 9724 25 8827,87 8872.13 Helſingfors
.. 942.63 947 37 860.34 864.66 Italien..
.... 1770.56 1773.44 1596.— 1604.— London ..
..... 172567.50 173132.50 158103.75 158896.25 New=York 36508.50 36691.50 33416 25 33583.75 Paris... B19.18 2330.82 2044.57 2055 13 Schweiz.
.. 6907.68 6942.32 6274.27 (305.73 Spanien 5735.63 5764 38 5211.93 5258.,07 Bien (in Deutſch=Oſterr, abg.). 52.61— 52.89 — 48.12 48.38 Prag ......
.. 1087.27 1092.73 995.— 1000.— Budapeſt. ..
...." 14.46 14.54 — 12.60 12.74 Buenos=Aires.
.. 13366.50 13433.50 12468.— 12331.— Bulgarien.. 218.45 210.55 200.90 203.,01 Japan .. 17156.25 17343 75 15860.25 15939.75 Nio de Janeiro ... 4139.,62 4160 38 3740,62 3759,38 Belgrad.. 346.13 374.87 31531 316,79
Zärich, 8. Februar. Wolff. Wechſelkurſe 18 Uhr mittags.
Deutſchland.
Wien......
Prag ....."
Holland ...
New=York.
99.—
83.50
198—
0.3014
490.—
0.01.50
W. Berliner Debiſenmarkt. Am Dewiſenmarkt ſetzte ſich
bei zunehmendem Angebot die Senkung der Preiſe fort, ſo daß die
Auszahlung New York von 37000 bis zur amtlichen Notierung auf
33,500 zurüickging, ſpäter aber wieder ehwas höher mit ungefähr 34 000
genannt wurde. Auch für Effekten hörte man im Freiverbehr zumeiſt
etwas niedrigere Kurſe nennen. Doch verhielt ſich für einzlne
Speziali=
täten, beſonders für Kaliwerte, bei enhöhten Kurſen das Kaufintereſſe.
W. Berliner Produktenmarkt. Der weitere Rückgang
der Deviſenpreiſe hatte auch heute keinen nennenswerden Einfluß auf
die Preisgeſtaltung am Getreidemarkt. Das Angebot hat ſich noch
nicht verſtärkt, und die Kaufluſt iſt ziemlich groß, wobei allerdings
ge=
wünſcht wird, unter den geſtrigen Notizen anzukowwen. Dies war
geſtrigen Notierungen behauptet. Für Weizen blieben die Mühlen
weiter Käuſer, und für Roggen fand das vorhandene kleine Angebot
den alle Neuerungen aus dem Gebiete der Technik, wobei der Neuheits= raſch ein Unterkommen. Gerſte und Hafer wurde für
Induſtriezweck=
geſucht. Hülſenfrüchte und Futterſtoffe waren im Preiſe behauptet.
Nach Kartoffeln beſtand viel Nachfrage.
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
FRIEDRICH ZAUM
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
Darmstadt
1 Luisenplatz 1
(86a
[ ← ][ ][ → ]Rummer 39.
Seite 2
Daxifädier 2..Matt, F eitnn den 3. F. ERnx 1923
Das helle Licht.
B‟
Roman von Friedrich Kipp.
(Nachdruc verboten).
Und dann berichtete er dem Freunde die Geſchehniſſe der
letzten Zeit und verſchwieg auch nicht ſeine Unterredung mit
Erika und ſchilderte den Zuſammenſtoß mit ihrem Gatten.
„Als wenn ich mir es gedacht hötte, daß die Perſon
wieder mit im Spiele ſteckte!” ereiferte ſich der Aſſeſſor empört.
„Max, Max, das Weib macht Dich elender, als Du warſt. Warum
befolgteſt Du nicht meinen Rat? Warum gingſt Du ihr nicht aus
dem Wege? Es iſt, als ob der Teufel los iſt mit dieſer Perſon,
als ob ein Fluch auf ihr laſte.”
Traurig blickte er den Freund von der Seite an, indem ſie
auf die Straße ſchritten, und ſagte: „Armer Kerl! Armer Kerl,
wie ſoll das mit Dir enden?”
Er ſchüttelte mit dem Kopfe und ſeufzte.
„Fritz, urteile nicht hart,” bat Wallenhorſt. „Erika iſt nicht
mehr die alte von ehedem. Sie wollte ſich nur noch einmal mit
mir ausſprechen und hatte keine unlauteren Abſichten. Willſt Du
mir das glauben?”
„Ich will Dir’s glauben, Max,” nickte Bendler. „Mag ja
auch ſein, daß Du ſelbſt ein Teil Schuld daran trägſt, daß es
mit Euch auseinanderging; jedenfalls iſt ſie Dir aber zum
Schick=
ſal geworden, und das ſtimmt mich traurig. Ich will auch gern
glauben, daß ſie ſich gebeſſert hat und daß ihr Los kein leichtes
iſt, aber darin ſehe ich noch lange keinen Grund, daß Du deswegen
untergehſt.”
„Werde ich auch nicht, Fritz,” entg gnete Wallenhorſt. „Ich
kenn ein Wort, das wird mich halten und mir Feſtigkeit im
Leben geben. Das Wort heißt Pflicht. Sie ſelbſt hat es mir
geſagt, und danach werde ich handeln.”
„Du vergißt das Duell, Max. Wir kennen ſeinen Ausgang
noch nicht.”
Wallenhorſt ſah dem Freunde in die Augen.
„Das muß ausgefochten werden,” ſagte er einfach. „Ich habe
die Zuverſicht, daß ich es überſtehen werde. Aber noch eins:
Warum teilteſt Du mir nicht mit, daß Erika verheiratet iſt?“
„Habe ich das nicht?”
Erſtaunt blickte Bendler auf und ſann nach.
„Nein, davon erwähnteſt Du nie etwas,” erwiderie
Wallen=
horſt.
„Dann muß ich es vergeſſen haben. Mit Abſicht iſt es
jeden=
falls nicht unterlaſſen worden.”
Dann gingen ſie in das Hotel.
Neuntes Kapitel.
Als am frühen Morgen des anderen Tages die Freunde an
Ort und Stelle, wo das Duell ſtattfinden ſollte, anlangten, war
von den Gegnern noch nichts zu ſehen.
„Die Herrſchaften laſſen auf ſich warten,” ſagte Max und ſah
auf die Uhr. „Schon eine Viertelſtunde über die Zeit.”
„Wenn die Herren Engländer nur nicht kneifen,” meinte der ſchen. Mögen auch Sie ſo glücklich werden.”
Doktor mit zyniſchem Lächeln.
Die Freunde waren ungeduldig geworden. Faſt eine Stunde
ſchon war über die vereinbarte Friſt verſtrichen und noch immer
waren die Gegner nicht erſchienen.
„Ich kann das nicht begreifen,” ereiferte ſich Bendler, „was
ſollte dem Engländer denn dazwiſchen gekommen ſein?”
„Auch ich finde das ſonderbar,” pflichtete Wallenhorſt bei.
„Nun, wir können noch etwas zugeben.”
Sie begannen auf und ab zugehen, denn die Sache wurde
langweilig.
Endlich brach der Doktor das Stillſchweigen.
„Ich gratuliere Ihnen, meine Herren,” ſagte er mit Würde,
„dieſer Miſter Watſon kommt nicht mehr. Uebrigens das
Ge=
ſcheiteſte, was er tun konnte! Es iſt noch immer beſſer, eine
Stunde auf ſolcherlei Art und Weiſe zu vertrödeln, als hernach
eine Leiche nach Hauſe zu fahren!“
„Dann iſt er aber ein elender Feigling,” entrüſtete ſich der
Aſſeſſor.
„Natürlich iſt er das,” beſtätigte der Arzt. „Aber es iſt gut
ſo! Und laſſen Sie uns jetzt ruhig nach Hauſe gehen."
Zu Hauſe angekommen, ſchickte man einen Boten in das
Hotel „Hannover”
„Die Herrſchaften ſeien bereits geſtern abend abgereiſt,”
lautete der Beſcheid.
Die Freunde waren ſprachlos.
„Da hätte ich alſo die weite Reiſe von Berlin umſonſt
ge=
macht,” lachte Fritz Bendler. „Nun, das muß ja ein feiner
Edel=
mann ſein, dieſer Herr Attachs von der engliſchen Geſandtſchaft!
Aber es iſt gut ſo und ich freue mich für Dich, Max, daß es ſo
ge=
kommen iſt. Offen geſagt, mir bangte ein wenig um Dich.”
„Und in den Händen eines ſolchen Schurken befindet ſich
Erika! Iſt das nicht traurig?” ſeufzte Wallenhorſt.
„Daran iſt nichts zu ändern, lieber Freund,” erwiderte
Bend=
ler und drückte ihm die Hand. „Die Hauptſache iſt jetzt Kopf hoch
und neu gelebt!“
„Ich weiß es, Fritz, ſagte der Angeredete mit leiſer Stimme,
„aber es ſtimmt mich traurig, daß ſie ſo ohne ein Wort von mir
mit dieſem Grobian davon mußte.”
Nachdem Wallenhorſt den Freund zur Bahn gebracht hatte
und dieſer in den Zug, der nach Berlin fuhr, geſtiegen war, reiſte
er ebenfalls ab.
Nachmittags langte er auf der kleinen Station an und machte
ſich zu Fuß auf den Weg nach dem Förſterhauſe.
Beim Anblick der Wälder und Täler, die ihm in der kurzen
Zeit ſeines Hierſeins lieb geworden waren, ward ſein Herz von
Sehnſucht geſchwellt.
„Erika, Du Königin meines Herzens, fahre dahin! Dein Bild
Bild wird ein Traun, ein ſchmerzlicher Traum meines innerſten
Weſens ſein und bleiben.”
Noch zwei Tage weilte er im gaſtlichen Förſterhaufe, dann
nahm er Abſchied von den lieben Leuten, die ihm vertraut
ge=
worden waten.
Liesbeth ſah ihm gerade und offen in die Augen, als er ihr
die Hand reichte.
„Leben Sie wohl, Sie müder Wandersmann von d nals,”
ſagte ſie lächelnd, konnte es aber doch nicht verhindern, Laß ihr
eine Träne ins Auge trat. „Sie verlaſſen nur glückliche Men=
Abends ſpät langte er auf dem Gut ſeiner Väter an, von
ſeiner Schweſter mit Freude empfangen.
Tags darauf ſtürzte er ſich gleich in die Arbeit. Er jußte,
das war der beſte Balſan für ſeine Wunden. Mit dem Verwal=
ter zuſamien nahin er die Felder und Aecker in Augenſch=in,
beſichtigte die Urbarmiachung von Wildgrund und die Hege und
Pflege der Wälder und Forſten; abends ſaß er dann bis tief in
die Nacht über den Wirtſchaftsbüchern und rechnete und ſchrieb,
ja, er war ſo eifrig, daß er ſich kaum Zeit gönnte, auf die Jagd
zu gehen.
Bei dieſem raſtloſen Arbeiten kam es dann manchmal über
ihn wie eine Erhebung aus der Knechtſchaft ſeiner Seele, es
regte ſich hin und wieder wie ein Luſtgefühl in ihm, ein
Luſt=
gefühl am Leben, das war nicht die Luſt an den
Annehmlich=
keiten und Vergnügungen, die das Daſein bietet, oder die Luſt
am Glück, das war längſt bei ihm dahin. Es war die Luſt am
Leben überhaupt, die Luſt an der Arbeit, an der Anſtrengung,
am Schaffen, am Alleinſein, an der Natur und an der ſtillen
Zeit; ſeine Seele ſpürte etwas von dem Luſtgefühl, die Tage
auszufüllen mit eigener Kraft, die er ausüben konnte, ohne daß
ihm irgendwelche Schranken hinderlich in den Weg traten. Sein
Herz weitete ſich in dem Bewußtſein, daß er den dornenvollen,
aber ihm ſo leicht zu gehen ſcheinenden Weg der Pflicht wandelte,
den ihm Erika gewieſen hatte, und darum kam öfters ein ſtilles
Jauchzen in ſeine Seele, ohne daß es ihm anzuſehen war. Aber
dann kamen wieder die Stunden, in denen er elender ward wie
zudor. Dann wuchs das, was vergangen war, wieder rieſengroß
vor ihm empor und drohte ihn zu erwürgen. All die ungelöſten
Rätſel mit den ſcheinbaren Ungerechtigkeiten! Seine aufflatternde
Seele wurde dann mit einem Male wieder matt und mutlos, ihre
Schwingen erlal diten und ſanken ſchlaff herab, falteten ſich
zu=
ſammen in der Knechtſchaft ſeiner Gedanken, in die
Gebunden=
heit ſeines troſtloſen Selbſt, davon er abhängig war.
Faſt ein Jahr war er nun wieder auf ſeinem Gute und
nichts hatte ſich während all dieſer Wochen und Monate in
ſei=
nem inneren Weſen geändert. Er trug an ſeinem ſchweren Leid
und ging ſeine Wege wie bisher, aber doch mit der Hoffnung im
Herzen, den geraden Weg in die große Helle zu finden, die ſich
ihm bis jetzt nicht erſchloſſen hatte.
Eines Tages ließ ihn Helene, als er im Obſtgarten an den
Spalieren arbeitete, ins Herrenhaus rufen.
Ein Zigeunermädchen ſäße in der Geſindeſtube, das ihn
ſprechen wolle. Sie kenne den Herrn, und er würde ſie nicht
abweiſen.
Sogleich durchzuckte ihn die Vergangenheit.
„Maya,” dachte er. „Sollte ſie es ſein?”
Er entſann ſich ſeiner Worte von damals, trotzdem er nie
mehr an die Zigeunerin gedacht hatte.
Sie ſollte in das Empfangszimmer kommen, entſchied er.
Helene war erſtaunt.
Auf den erſten Blick erkannte Max das Mädchen. Es war
wirklich Maba! Demütig trat ſie ein.
„Herr, ich bin gekommen,” ſagte ſie ſchüchtern, „weil ich des
Lebens, das ich führen muß, leid bin. Wollen Sie mir helfen,
daß ich ein Menſch werde?‟
Es kam flehend und verängſtigt von ihren Lippen.
„Und warum kommſt Du erſt jetzt, Kind? war ſeine Frage.
„Ich mochte es nicht wagen,” ertönte es ſchluchzend zur
Ant=
wort. „Ich konnte es ja nicht faſſen, daß der Herr ſo gut ſein
konnte, um mir zu helfen, daß ich aus dem elenden Leben
herauskomme.”
(Fortſetzung folgt.)
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M 127 Gſchftsſt /
Männlich
In Hoch= u.
Nieder=
druck=Dampfanlagen
erfahr. Monteur
perfekter Schweißer
gelernt. Inſtallateur,
ſucht Stellung.
An=
gebote u. M 130
Ge=
ſchäftsſtelle, (*3739
Durchaus geübte
Häklerinnen
die an ex kte
Arbeits=
leiſtg, gewöhnt ſnd,
ſofort gegen hohe
Be=
zahlung für Jump.,
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geſucht. Nach
Mög=
lichkeit Arbeitsprobe
mitbringen. (*3658
Drabert
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aus achtbarer
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Weißwaren=
geſchäft wird ſofort
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Beſſungerſtr. 59, (*3596
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Darmſtadt, den 7. Febr. 1923.
Direktion
der ſtädt. Gas= und Waſſerwerke,
Bekanntmachung.
Gemäß der heute erteilten
behörd=
lichen Genehmigung tritt die bereits
be=
kanntgegebene Tariferhöhung nicht, wie
irrtümlich angegeben, am 15, ſondern
bereits am 10. ds. Mts. in Kraft.
Dem=
entſprechend ſind die Nachzahlungen für
die Monatskarten für die Zeit ab 10. 2.
1923 innerhalb 5 Tagen vorzunehmen,
andernfalls die Karten ihre Gültigkeit
verlieren. Für die Wochenkarten gilt die
Cariferhöhung ab 12. 2. 23. Die
Schüler=
karten bleiben für den Monat Februar
unverändert.
(1123
Darmſtadt, den 8. Febr. 1923.
Heſſ. Eiſenbahn=A.=G.
Stammholz=Verſteigerung.
Montag, den 12. Februar 1923,
vorm. 10 Uhr anfangend, ſollen aus
dem Eberſtädter Gemeindewald, Diſtrikt
Klingsackertanne
(1125fs
54 Stück Kiefern=Stämme
von 32—59 cm Durchm. und 4—13 m
Länge, öffentlich meiſtbietend an Ort und
Stelle verſteigert werden. Die
Zuſam=
menkunft der Steigerer iſt auf dem
Bäckerweg am Waldeingang. Nähere
Auskunft erteilt Herr Förſter Kirſchner,
Müllerſtraße 11.
Eberſtadt, den 6. Febr. 1923.
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Schäfer.
Jagd=Verpachtung.
Donnerstag, den 15. Febr. 1923,
nachmittags 2 Uhr, wird im
Rathaus=
aale zu Bobſtadt die zirka 1830 Morgen
umfaſſende Feld= und Waldjagd der
Ge=
meinde Bobſtadt im 1. Bezirk auf die
Dauer von 6 Jahren vom 1. Februar
ab verpachtet. Die Jagd verfügt über
einen guten Wildbeſtand in Rehen, Haſen,
Hühnern, Faſanen und Enten. Die
nähe=
ren Bedingungen werden vor der
Ver=
ſteigerung bekanntgegeben.
(1126
Bobſtadt, den 5. Febr. 1923.
Heſſ. Bürgermeiſterei Bobſtadt.
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