Darmstädter Tagblatt 1923


01. Februar 1923

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Nummer 31

Donnerstag, den 1. Februar 1923

Einzelnummer 70.00 Mk.

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rulktelas Aoftcten, ein Selsſlochenſtlſttse

Militärdiktatur im Ruhrgebiet.
Ein Ultimatum an Deutſchland.
TU. Duisburg, 31. Jan. Gerüchtweiſe verlautet, daß
vor der Errichtung der Zollgrenze von Paris, ein Ultimatum
aach Berlin gerichtet werden ſoll, worin die Zurücknahme
der Berliner Sabotagebefehle gefordert werden
oll. Erfolgt die Ablehnung, ſo würde die Zollgrenze geſchloſſen.
* Paris, 31. Jan. (Priv.=Tel.) Eine offizielle Ankün=
ſigung
wird ſo ſchnell wie möglich an Deutſchland gerichtet wer=
ſen
, worin der Reichsregierung die bevorſtehende Anwendung
iner ganzen Reihe von ſcharfen Maßnahmen, die nach der An=
icht
Frankreichs wegen Deutſchlands widerſpenſtiger Haltung
jotwendig geworden ſind, mitgeteilt wird. Es wird in dieſer
Ankündigung auch noch darauf hingewieſen, daß weitere
Zwvangsmaßnahmen vorgeſehen ſind, wenn Deutſchland die
ranzöſiſche Regierung dazu veranlaſſen würde. Weiter ſoll zu=
lächſt
eine ganze Reihe oberer Beamten aus dem beſetzten Ge=
iete
ausgewieſen und die geſamte Kohlenzufuhr nach Deutſch=
gad
verhindert werden.
TU. Paris, 31. Jan. Die heutige Morgenpreſſe bleibt
rampfhaft bemüht, die neuerliche Reiſe des Miniſters Le Troc=
uer
und des Generals Weygand ins Ruhrgebiet und im An=
chluß
daran nach Brüſſel als vollen Erfolg darzuſtellen. Was
atſächlich erreicht zu ſein ſcheint, iſt die Beſeitigung des Miß=
andes
, daß die einzelnen Dienſtſtellen im Ruhrgebiet nicht mehr
vie bisher nebeneinander befehlen, ſondern dem Kommando des
Zenerals Degoutte unterſtellt werden ſollen. Mitgeteilt wird
vohlweislich nicht, ob praktiſche Erfolge für die Kohlenförderung
und für die ſehr komplizierte Maſchinerie des Ruhrgebiets hier=
zei
erzielt worden ſind. Die Eiſenbahnerſtreiks und der ener=
iiche
deutſche Widerſtand machen trotz der täglich mehrmaligen.
Niniſterberatungen am Qugi d’Orſay in Paris Kopfſchmerzen
ſenug. Die neuen zwiſchen Frankreich und Belgien getroffenen
lomachungen bedeuten, bei Licht betrachtet, nichts anderes als
ſie Einrichtung einer militäriſchen Diktatur im
ſührgebiet, um mit dem Belagerungszuſtand, Gewalt=
indrohung
uſp. gegen die Beamten und Arbeiter eingreifen zu
önnen. In Paris ſoll dieſe ganze Aktion von einem beſonderen
komitee unter dem Vorſitz Poincarés geleitet werden, dem außer
wei bis drei Miniſtern Marſchall Foch, General Weygand, fer=
ter
Guillaume und Gillet angehören. Man will verſuchen, dieſes
Direktorium auf drei bis vier Perſonen zu reduzieren. Ueber=
I alſo reine Organiſationsfragen, aber überhaupt noch keinen
Anſatz zur praktiſchen Löſung des heiklen Problems.
TU. Paris, 31. Jan. Die Pariſer Morgenpreſſe faßt das
Ergebnis der geſtrigen Verhandlung zwiſchen Le Trocquer, Weh=
jand
und dem belgiſchen Miniſterium folgendermaßen zuſam=
men
: Vereinheitlichung der Leitung im Nuhrgebiet, Verein=
achuing
des Räderwerks in Paris. In Zukunft würden die ver=
chiedenen
wirtſchaftlichen Miſſionen im Ruhrgebiet unter die
direkte Leitung Degouttes geſtellt werden. Außerdem würde im
Ruhrgebiet eine doppelte franzöſiſch=belgiſche Leitung geſchaffen
werden, die ebenſo große Vollmachten erhalten wird, wie die
interallierte Rheinlandkommiſſion Dieſe Kommandoeinheit
werde die Durchführung der geplanten radikalen Maßnahmen
geſtatten, z. B. die Errichtung der Zollgrenze, die daher noch
ſicht am 1. Februar geſchloſſen werden kann. Der Sitz der Kom=
miſſion
ſoll Düſſeldorf ſein.
FU. Berlin, 31. Jan. Das Reichsbankdirekto=
tium
hat bei der interalliierten Rheinlandkommiſſion gegen die
Einbrüche der Beſatzungstruppen in den Betrieb der Reichsbank=
filialen
im beſetzten Gebiet Proteſt erhoben, desgleichen gegen
die Verhaftung einer Reihe von Direktoren und Beamten.
TU Dortmund, 31. Jan. Ueber Dortmund iſt der ver=
ſchärfte
Belagerungszuſtand vom kommandierenden
franzöſiſchen General Degoutte mit Wirkung von heute nachmit=
tag
5 Uhr ab verhängt worden. Politiſche Verſammlun=
gen
ſind bis auf weiteres verboten.
TU. Eſſen, 31. Jan. Die geſtern verhafteten Gewerk=
ſchaftsführer
der Beamten und Angeſtellten ſo=
wie
des Poſt= und Telegraphenperſonals ſind ins unbeſetzte Ge=
biet
abgeſchoben und dort auf freier Landſtraße abgeſetzt wor=
den
Der Bürgermeiſter Steinmeher aus Lütgendortmund iſt
berhaftet worden.
Hörde, 31. Jan. Hier ſind geſtern 11 Tanks und eine
Kompagnie des 172. Infanterie=Regiments eingetroffen.
Düſſeldorf, 31. Jan. (Wolff.) Heute fiel eine fran=
zöſiſche
Kavalleriepatrouille über mehrere Leute her, die aus
einer Wirtſchaft herauskamen, und griffen die Ahnungsloſen
mit dem Säbel an. Dabei erlitt der Kaſſier der ſtädtiſchen Gas=
werke
Koch eine ſchwere Verletzung. Koch wurde von der Kaval=
leriepatrouille
mitgenommen und vom Bahnhof aus mit einem
Panzerauto weggebracht. Wohin er gebracht worden iſt, weiß
Man noch nicht. Die Franzoſen ſind ferner dazu übergegangen,
ſich auf eigene Fauſt Quartiere zu verſchaffen. In dem evan=
geliſchen
Hoſpiz beſchlagnahmten ſie eine Reihe von Zimmern.
Die Inſaſſen wurden ausquartiert.
Aachen 31. Jan. (Wolff.) Vor dem hieſigen Kriegs=
9ericht fand heute die Verhandlung gegen mehrere
Zeitungsredakteure wegen der Veröffentlichung des
Aufrufs zu einer halbſtündigen Arbeitsruhe und des Ultima=
tums
der politiſchen und wirtſchafrlichen Organiſationen ſtatt.
Der Anklagevertreter beantragte Gefängnis= und Geldſtrafen.
Das Gericht erkannte auf Geldſtrafen, Lennart, der am
freien Montag nachmittag die Kirchenglocken geläutet hatte, er=
hielt
acht Tage Gefängnis. Gleichzeitig wurde eine Anzahl Stu=
denten
wegen der Teilnahme an der Arbeitsruhe mit einigen
Tagen Gefängnis belegt. Das Gerichtsgebäude war vor, und
während der Verhandlungen mit Maſchinengewehren, Panzer=
Autos und Gendarmen beſtellt.

Wenn Ihr wollt

2
ollgrenze.

In einer führenden Pariſer Zeitung, dem Journal vom Sonntag, den 28. Januar, finden wir dieſes Bild mit obiger Unterſchrift,
das in der ganzen Welt weiteſte Verbreitung finden ſollte als die beſte Illuſtration franzöſiſcher Abſichten. Wenn Ihr wollt, ſo wird
Frankreich kühlen Herzens das auf dem Bild als wehrlos dargeſtellte Deutſchland erwürgen. Die aus, der ganzen Darſtellung ſprechende
Brutalität bedarf keines weiteren Kommentars. Das deutſche Volk kennt Frankreichs Abſichten und es wird ſich zu wehren wiſſen
Am geſchloſſenen Volkswillen ſcheitert die Ruhraktion.
Wie polniſchen Streikbrechern heimgeleuchtet wird. Beinahe gelyncht. Beſtechungs=
verſuche
mit Lebensmitteln. Der franzöſiſche Apparat verſagt.

TU. Elberfeld, 31. Jan. Offenbar auf Grund einer
von franzöſiſcher Seite ergangenen Aufforderung waren Polen
aus den früher preußiſchen Gebieten, die deutſch ſprechen und
ſchreiben, auf dem Elberfelder Bahnhof angekommen, um den
Franzoſen im Einbruchsgebiet bei der Durchführung des Bahn=
und Poſtverkehrs Hilfe zu leiſten. Die Leute befanden ſich
unter Führung eines in Zivil reiſenden Franzoſen., der, als er
erkannt wurde, ſich nur mit Hilfe der deutſchen Schutzpolizei vor
dem Gelynchtwerden retten konnte. Die eingetroffenen Polen
wurden ſofort per Bahn wieder an die deutſche Oſtgrenze abge=
ſchoben
. Außerdem iſt Vorſorge getroffen, daß weitere Trupps
polniſcher Poſt= und Telegraphenbeamten aus dem ehemals preu=
ßiſchen
Gebiet nicht in das Ruhrgebiet gelangen können, wenig=
ſtens
nicht, ſoweit ihr Reiſeweg durch Deutſchland geht.
TU. Eſſen, 31. Jan. Die Franzoſen haben in Bottrop
dem deutſchen Eiſenbahnperſonal franzöſiſche Lebensmittel ange=
boten
. Das Anerbieten iſt ſelbſwerſtändlich abgelehnt worden. Die
Preisenwwickelung und der Lebensmittelmarkt im Ruhrgebiet
bedürfen ſorgfältigſter Beobachtung. Die Verwirklichung der
eingeleiteten Hilfsaktion iſt dringend notwendig, damit die ſtand=
hafte
Bevöölkerung nicht in Verſuchung geführt wird.
* Berlin, 31. Jan. (Priv=Tel.) Nach einer Meldung des
Lokal=Anzeigers aus Eſſen wurde geſtern abend die in Kraft
getretene Verordnung über die Verhängung des verſchärf=
ten
Belagerungszuſtandes von der Bevölkerung nicht
befolgt. Faſt die geſamte Einwohnerſchaft war nach 10 Uhr
abends noch auf der Straße und ſtrömte zum Bahnhofsplatz.
Dort wurden vor den Augen franzöſiſcher Wachen baterländiſche
Lieder geſungen und in Anſprachen wurde zum weiteren Durch=
halten
aufgefordert. Die Franzoſen wagten es nicht, gegen die
Menge vorzugehen. Das B. T. meldet aus Oberhau=
ſen
, daß dort die Polizeibeamten es ablehnten, die
ihnen auf Grund des verſchärften Belagerungszuſtandes von der
Beſatzungsbehörde zugedachten Aufgaben zu übernehmen. Sie
wollen weder die Namen von Perſonen feſtſtellen, die ſie nachts
auf der Straße treffen, noch die von den Deutſchen abgeg=benen
Waffen der Beſatzungsbehörde auslieefrn, noch ein Verzeichnis
der deutſchen Polizeibeamten der Beſatzungsb=hörde übermitteln.
Nach einer Meldung des Lokal=Anzeigers aus Duisburg
will es den franzöſiſchen Genietruppen und Eiſen=
bahnern
nicht gelingen, Maſchinen und Aparate auf den be=
ſetzten
Bahnhöfen in Gang zu bringen. Eine Lokomotive nach
der anderen verſagt den Dienſt. Da immer neue Lokomotiven
aus dem Bahnhof Weddau geholt wurden, brachten die
deutſchen Eiſenbahner die noch unverſehrten Lokomotiven ins un=
beſetzte
Gebiet in Sicherheit.

Der Vorwärts meldet aus Bochum: Die Arbeiterſchaft
der Werkzeug= und Autofabrik Lumeg hat den Beſchluß ge=
faßt
, die Wiederherſtellung reparationsfähiger belgi=
ſcher
Automobile abzulehnen. Daraufhinkerſchien in
Bochum ein Bataillon franzöſiſcher Soldaten mit
Maſchinengewehren und Tanks. Die Hauptſtraße wurde abge=
ſperrt
und an einzelnen Straßenecken Maſchinengewehre ſchuß=
bereit
aufgeſtellt. Darauf beſetzten ungefähr 30 franzöſiſche Sol=
daten
unter Führung eines Offiziers mit aufgepflanztem Seiten=
gewehr
die Fabrik. Der Betriebsrat lehnte abermals die Aus=
führung
der von den Franzoſen verlangten Arbeiten ab und
proteſtierte gegen die gewaltſame Betriebsſtörung. Die Fran=
zoſen
verſuchen jetzt, bisher jedoch ohne Erfolg, ſelbſt die Wagen
fahrbereit zu machen.
Ludwigshafen a. Rh., 31. Jan. (Wolff.) Dem Präſi=
denten
der hieſigen Eiſenbahndirektion wurde geſtern durch die
Beſatzungsbehörden die Ausübung ſeines Amtes unterſagt und
gleichzeitig ein Requiſitionsbefehl vorgelegt des Inhalts, daß
das geſamte Perſonal der Eiſenbahndirektion ſich unterſchriftlich
verpflichten ſollte, den Befehlen des franzöſiſchen Generals unbe=
dingt
Folge zu leiſten. Das Perſonal der Reichsbahndirektion
hat jedoch das Anſinnen einmütig abgelehnt und ſofort den
Dienſt eingeſtellt. Am Nachmittag verlangten die Vertreter der
Organiſationen von den Franzoſen die Wiedereinſetzung des
Präſidenten und der Beamten der Direktion, die Zurücknahme
des Requiſitionsbefehls und die Zurückziehung der militäriſchen
Wachen von den Bahnanlagen. Dieſen Forderungen iſt heute
morgen von den Beſatzungsbehörden entſprochen worden mit der
Erklärung, das Perſonal könne unter den alten Bedingungen
weiter arbeiten. Das Perſonal iſt daraufhin von den deutſchen
zuſtändigen Stellen und den Organiſationsvertretern aufgefor=
dert
worden, den Dienſt nach den Befehlen der deutſchen Regie=
rung
weiter zu verſehen.
In gleicher Weiſe haben ſich auch die Vorgänge auf den übri=
gen
pfälziſchen Bahnhöfen abgeſpielt. Infolge des geſchloſſenen
Widerſtandes der Eiſenbahner wurden überall die franzöſiſchen
Poſten auf den Bahnhöfen wieder aufgehoben.
Frankfurt a. M., 31. Jan. (Wolff.) Infolge Eingriffes
der Beſatzung iſt der Geſamtverkehr nach und durch Mainz ge=
ſperrt
. Aus gleicher Urſache zur Vermeidung völliger Betriebs=
ſtillegung
im Bezirk Eſſen, ſowie zur Verhütung der Verſtopfung
der Zufuhrſtrecken iſt die Annahme aller Güter nach und durch
den Bezirk Eſſen vorübergehend geſperrt. Ausgenommen von
letzterer Sperre ſind Lebensmittel, ſowie Kalk und Kalkſteine für
Hochöfen, ſoweit Empfangsſtationen nicht ſtilliegen. Dienſtſtellen
erteilen nähere Auskunft.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 1. Februar 1923.

Mtimnier 31.

Deutſcher Reichstag.
(Eigener Bericht.)
* Berlin, 31. Jan. Am Regierungstiſche: Reichsjuſtizminiſter
Dr. Heinze.
Auf eine Anfrage des Abg. Moſt (D. Vpt.), betr. die Propaganda
für die Rheiniſche Republik im beſetzten Rheinland, wird erwidert, daß
die nodwendigen Gegenmaßnahmen getroffen ſind.
Auf der Tagesordnung ſteht dann ein Antrag aller Par=
teien
mit Ausnahme der Kommuniſten, der Einſpruch gegen
die Beeinträchtigung des Schulbetriebes im Ruhr=
revier
durch die Beſatzungstruppen erhebt; die Reichsregierung wird
zu ſcharfem Einſpruch aufgefordert.
Abg. Schreiber (Ztr.) weiſt beſonders auf die Beſchlagnahmen.
in Dortmund, Düſſeldorf, Duisbug, Eſſen, Neuß, Mörs uſw. hin, wvo
Hunderte von Schulklaſſen geſchloſſen wunden und Tauſende von Schüi=
lern
ohne Unterricht ſind. Auch Kvamkenhäuſer wurden mit Beſchlag
belegt. In Duisburg werden von den Angehörigen der Beſatzungs=
truppen
drei Liter Mälch pro Tag und Kopf gefordert, während für die
unterernährten Kinder höchſtensedreiviertel Liter vorhanden iſt. Redner
forderk das Ausland, namentlich die Quäker, zum Einſpruch gegen den
gewaltigen Einbruch im Weſten auf.
Der Antrag wird ohne Ausſprache einſtimmig angenommen.
Es folgte die zweite Beratung eines Geſetzentwurfes, der die Ge=
meinden
zur Kleinrentnerfürſorge verpflichtet.
Staatsſekretär Dr. Geib begriindet namens des Arbeitsminiſte=
riums
die Vorlage und erklärt ſich mit den Aenderungen des Ausſchuſſes
im allgemeinen einverſtanden. Uebrigens habe das Reich bereits 2,5
Milliarben Mark für die Kleinrentner ausgegeben und jetzt weitere
5 Milliarden Mark ausgeſchüttet.
Miniſterialdirektor v. Schlieben lehnt namens des Fmanzmini=
ſteriums
den Ausſchußantrag ab, der die Beteiligungsquote der Gemein=
den
an den Koſten von 20 auf 10 Prozent herabſetzen will.
Darauf wird der Geſetzentwurf unter Ablehmng der Abänderungs=
anträge
in der Ausſchußfaſſung angenommen.
Angenommen wird, entſprechend einem gemeinſamen Antrag, die
Beteiligungsquvte der Gemeinden an den Koſten wieder auf 20 Proz.
feſtzuſetzen, wie es die Regierungsvorlage vorgeſehen hatte.
In dieſer Form wird das Geſetz auch in dritter Leſung einſtimmig
angenommen.
Nunmehr wird die zweite Leſung des Jugendgerichtsge=
ſetzes
fortgeſetzt. In der wiederholten Abſtimmung über § 40 wird
der Antrag Beyerle (Baher. Vpt.) auf Wiederherſtellung der
Regierungsvorlage, wonach die Länden die Jugendgerichtshilfe privaten
Bereinigungen übertragen können, mit 135 gegen 119 Stimmen abge=
lehnt
. Es bleibt bei der Ausſchußfafſung, wonach die Jugendämter
dieſe Tätigkeit ausüben.
Auch der Reſt des Geſetzes wind in der Ausſchußfaſſung angenom=
men
. Die dritte Leſung kann nicht ſtattfinden, da Widerſppuch erhoben
wird.
Das Geſetz über die Berückſichtigung der Geldentwer=
tung
in den Steuergeſetzen geht an den Steuerausſchuß.
Damit iſt die Tagesordnung erledigt. Das Haus vertagt ſich auf
Donnerstag, 2 Uhr: Kleine Vorlagen, 10. Nachtragshaushalt,
Haushaltspläne des Reichspräſidenten, des Reichsminiſteriums, des
Juſtizminiſteriums und in Verbindung damft ein ſozialdemokvatiſcher
Antrag auf Aufhebung des Ausnahmezuſtandes in Bahern. Schluß
5 Uhr. 30 Min.
Unbeugſame Feſtigkeit Deutſchlands.
* Berlin, 31. Jan. (Priv.=Tel.) Reichskanzler
Dr. Cuno empfing heute Vertreter der amerikaniſchen
Preſſe, denen er einige aufklärende Mitteilungen über die
Stellungnahme der Reichsregierung zur Ruhrbeſetzung gab. In
überzeugender Weiſe legte Dr. Cuno dar, daß ſich die deutſche
Regierung nicht ſcheuen würde, die Karten aufzudecken, um die
wahren franzöſiſchen Ziele zu enthüllen. Im übrigen betonte
der Kanzler auch diesmal wieder die unbeugſame Feſtig=
keit
Deutſchlands, bis zum Ende entſchloſſen
durchzuhalten.
*
* Paris, 31. Jan. (Priv.=Tel.) Miniſterpräſident Poin=
caré
hatte heute mit dem Vorſitzenden der Reparationskommiſ=
ſion
Barthou über die Frage des heutigen Verfall=
tages
der deutſchen Zahlungen geſprochen. Bekannt=
lich
ſollte Deutſchland am heutigen Verfalitag 500 Millionen
Goldmark nach dem Londoner Zahlungsplan vom 5. Mai 1921
zahlen, die ihm ſeit dem 15. Januar geſtundet wurden. Es iſt
keinerlei Nachricht von Deutſchland eingetroffen, ob dieſe Zah=
lung
tatſächlich erfolgt oder ob ſie überhaupt erfolgen wird.
Gegen einen Dollarkredit.
Waſhington, 31. Jan. (Wolff.) Schatzſrekretär Mel=
lon
richtete an den Vorſitzenden des Finanzausſchuſſes des
Senats ein Schreiben, worin er Widerſpruch gegen einen
Geſetzesantrag erhebt, der einen Kredit von einer Mil=
liarde
Dollar gewähren ſoll, um es Deutſchland zu er=
möglichen
, in den Vereinigten Staaten Lebensmittel zu
kaufen. Mellon erklärte, die Politik der Regierung gehe dahin,
daß auswärtige Regierungen, die finanziellen Beiſtand in den
Vereinigten Staaten zu erlangen wünſchten, ſich an das kapital=
anlegende
Publikum und nicht an die Regierung wenden ſollten.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Mittwoch, den 31. Januar.
Kabale und Liebe.
Bürgerliches Trauerſpiel von Friedr. v. Schiller.
Wuchtig und ſchwer zieht dieſe Geſtaltung unſeres großen
Klaſſikers an uns vorüber, jedesmal aufs neue packt dieſes
Wek; Sprache, Form und Inhalt ſind harmoniſch ſo ſtark ge=
bunden
, daß der Hörer noch über den Schluß hinaus zugleich
ergriffen und innerlich gehoben iſt durch den Genuß wahrer,
echter Kunſt. Mehrfache Neubeſetzung der Rollen gegenüber
den früheren Aufführungen geſtaltete den Abend intereſſant
durch den Vergleich. Die größte Leiſtung der Vorſtellung bot
Herr Gielen als Kammerdiener des Fürſten. Das mag er=
taunlich
klingen. Dieſe Rolle liegt gewöhnlich in den Händen
einer dritten Kraft und wird faſt ganz überſehen, als im Hinter=
grund
ſtehend. Es iſt ja auch nur wenig, was er zu ſagen und
zu ſpielen hat. Gielens große Kunſt ſchuf hier eine unübertreff=
liche
Leiſtung. Seine Worte drangen tief ins Herz, erſchütternd
war der Ausbruch ſeines väterlichen Schmerzes; wie er ſeine
Stimme beherrſcht und in allen Regiſtern ſpielen läßt, das iſt
eine Kunſtleiſtung. Hoffentlich bleibt Herr Gielen unſerer Bühne
noch viele Jahre erhalten. Weniger Glück hatten die ande=
ren
Darſteller. Warum Herr Kenter die große Rolle des
Ferdinand bekam, iſt nicht verſtändlich, denn ſie erfordert tiefes
Können. Herr Kenter hat viel Temperament, aber er läßt es
allzuviel toben. Nervös iſt ſein Spiel, und nervös macht er den
Zuſchauer durch ſchreckhafte Ausbrüche, übertriebene Geſten und
gekrampftes Geſicht. Für den Major von Walter iſt ſeine
knabenhafte Figur zu ſchwächlich; insbeſondere ermangelt ihm
Haltung und Auftreten eines Kavaliers, der Kultur in den
Adern hat und ein Wappen von einem halben Jahrtauſend
ſein Eigen nennt. Den alten Miller ſpielte Herr Lang=
heinz
; ſeine Sprache litt anſcheinend ſtark unter Heiſerkeit.
Was ihn auszeichnet, iſt ein bewußtes richtiges Sprechen; jedes
Wort bekommt die nur ihm zukommende Geſte und Tonfarbe
das vermag nur ein intelligenter Künſtler ſo zu bieten wie Herr
Langheinz in all ſeinen Rollen. Leider war heute ſeine Maske
ſtnglücklich ausgefallen: ſchwarzumränderte Augen und ſchwarze
Bartſtoppeln ſchufen ein unſauberes Räubergeſicht. Die Millerin,
ſeine Frau, lag bei Fräulein Carlſen in beſter Hand, doch
will mich dünken, als habe Frau Meißner dieſer Rolle mehr Be=
lebung
verliehen.
Immer wieder ſtört direkt das nüchterne Zimmer der fürſt=
lichen
Favoritin, denn es iſt ſtillos, unmöglich. Schmuckloſe, rot=
getünchte
Wand und falſch ſtehende Möbel. Es iſt kein Mang=l
an Re mtiſire r, denn zu dem erſten Akt der beiden Klingsbergs
war auf dieſer Bühne ein Rokokoboudoir geſchaffen von einem
ſeltenen Reiz und Charme, alſo iſt es doch möglich.
VIs.

Vom Tage.
Wie der Deutſchen Bergwerkszeitung aus Eſſen gemelder wird, hat
der Großinduſtrielle Hugo Stinnes das bekannte Sachlieferungsabkommen
mit dem franzöſiſchen Senator de Luberſac wegen des Einrückens der
Franzoſen in das Ruhrgebiet ſiſtiert. Es ſind ſeit dem Einmarſch der
Beſatzungstruppen keine Lieferungen wehr an die franzöfiſchen Wieder=
aufbaugeſellſchaften
erfolgt.
Die holländiſche Preſſe iſt faſt einſtimmig der Auffaſſung, daß das
Vorgehen Frankreichs gegen das Ruhrgebiet unzweckmäßig geweſen iſt.
Selbſt der Telegraaf meint, Frankreich habe ſich entſchieden verrechnet,
da es einen Streik der Arbeiter, der Eiſenbahner und der Beamten nicht
für möglich gehalten habe.
Der ſchwediſche Gefandte in Berlin, Freiherr von Eſſen, iſt geſtern
nacht nach längever Krankheit im Alter von 50 Jahren geſtorben.
Nach einem Kabeltelegramm aus Tokio verſuchten am 27. Januar,
die Delegationen von über 30 japaniſchen Gewerkſchaften, vor der fran=
zöſiſchen
Botſchaft in Tokio gegen die Beſetzung des Ruhrgebietes zu
demonſtrieren. Die Anſammlungen wurden von der Polizei zerſtreut.
Die ſchwediſche Preſſe veröffentlicht Aufrufe aller deutſchen Vereine
Stockholms, in denen ſie Landsleute und Freunde zu Geldopfern für die
notleidende Ruhrbevölkerung auffordert. Auch ſchwediſcherſeits erfolgen
ähnliche Aufrufe.
Dollarkurs in Frankfurt am 31. Januar,
abends ½/,7 Uhr: 48000.

Eine deutſche Proteſtnote.
Berlin, 31. Jan. (Wolff.) Der deutſche Geſchäftsträger
in Paris wurde beauftragt, der franzöſiſchen Regierung folgende
Note zu überreichen: Durch die franzöſiſche Beſatzungsbehörde
in Eſſen wurden von 1000 Betten des ſtädtiſchen Krankenhauſes
etwa 300 beſchlagnahmt. Der Diphtherie=Pavillon, der für Eſſe=
ſter
Verhältniſſe ohnehin nicht groß genug iſt, mußte ohne Rück=
ſicht
auf das Schickſal der darin untergebrachten kranken Kinder
ſofort geräumt werden. Ebenſo wurde die Klinik beſchlagnahmt,
was zur Folge hatte, daß die dort untergebrachten Kranken
unterſchiedslos entlaſſen werden mußten. In gleicher Weiſe
mußten auch die Stationen für Scharlach, Maſern, Keuchhuſten
und Typhus geräumt werden. Die Mitteilung der Krankenhaus=
verwaltung
, daß ſie ſür den Ausbruch einer Epidemie die Ver=
antwortung
ablehnen müſſe, fand keine Beachtung. Die deutſche
Regierung proteſtiert aufs nachdrücklichſte gegen dieſen neuen
Gewaltakt der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde, die das einfachſte
Gebot der Menſchlichkeit verletzt und nicht nur die Geſundung
einzelner Kranken gefährdet, ſondern auch die Bevölkerung all=
gemein
mit der Ausbreitung gefährlicher Seuchen bedroht. Die
deutſche Regierung fordert unverzüglich die Räumung der be=
ſchlagnahmten
Teile der Krankenanſtalt und behält ſich vor, volle
Genugtuung zu verlangen.
Branting zur Ruhrkriſis.
* Paris, 31. Jan. (Priv.=Tel.) Einem Vertreter des
Populaire machte der ſchwediſche Miniſterpräſident Branting
folgende Mitteilungen: Die Mitglieder des Völkerbundes traten
tnit dem Wunſche zuſammen, älle Probleme zu erörtern, die ſich
auf die Beruhigung der Lage in Europa beziehen, aber der Völ=
kerbund
iſt noch eine zu ſchwache Einrichtung, weshalb wir mit
viel Klugheit handeln müſſen. Private Beſprechungen, die ich
mit Mitgliedern des Völkerbundes hatte, ſcheinen das Ergebnis
zu haben, daß man glühend wünſcht, der Völkerbund möge ſeine
guten Dienſte in der gegenwärtigen Situation anbieten. An=
dererſeits
glaubt man aber, daß der Augenblick zu einer Inter=
vention
noch nicht gekommen ſei, während die franzöſiſche Re=
gierung
ſich in völliger Aktionsfreiheit befinde, da ſie nicht
wünſche, daß ihr auswärtige Bitten zugehen. Auf die Frage,
ob die Ruhraktion vom Völkerbundsrat erörtert werden würde,
ertiderte Branting, obwohl zahlreiche Mitglieder des Völker=
bundsrates
dieſes wünſchten, ſei es doch wenig wahrſcheinlich.
Die Iutervention des Völkerbundsrates über dieſen Gegenſtand
würde vermutlich nicht einſtimmig verlangt. Wir müſſen lang=
ſam
vorgehen. Man müſſe ſich mit der Vorbereitung für die
Zukunft begnügen. Ich glaube, daß die großen Reparations=
ragen
in natürlicher Weiſe vor den Völkerbund kommen werden.
Hoffen wir, daß die bisherige Lage nicht zu ſehr erſchwert ſein
werde. Auf die Frage, was Branting über die Reparationen
Poincarés denke, ſagte er: Die Meinung meines Landes geht
faſt einſtimmig dahin, dieſe Aktion nicht zu billigen. Man ſieht
bei uns das verarmte Deutſchland, deſſen Mittelſtand und deſſen
Arbeiter durch den Markſturz dem Elend preisgegeben ſind. Die
Sozialiſten von Frankreich und Belgien erheben ſich gegen die
Beſetzung des Ruhrgebiets, die kein finanzielles Reſultat er=
gibt
, ſondern nur den Haß zwiſchen den Ländern ſteigert. Bran=
ting
gab zum Schluß der Hoffnung Ausdruck, daß alle ſozialiſti=
ſchen
Parteien ſich in Hamburg zuſammenfinden würden.
Deutſche Bauerntrachten.
Von Dr. Zeh, Heppenheim a. d. B.
* Unter dieſem Titel iſt ſoeben im Verlage Velhagen u.
Klaſing ein erfriſchendes Volksbuch (Preis 1800 Mk.) erſchienen.
Auf 32 muſtergültig gedruckten farbigen Tafeln ſind die letzten,
vom Anſturm der Gegenwart noch nicht hinweggefegten deutſchen
Volkstrachten nach Gemälden namhafter zeitgenöſſiſcher Künſt=
ler
, unter denen Defregger, Leibl, Thielmann, Bantzer, Eichhorſt
an erſter Stelle ſtehen, feſtgehalten. Damit iſt die Abſicht dieſes
Buches gekennzeichnet. Es will in erſter Linie ein Schaubuch
ſein, lockend mit ſeinem ſprühenden Farbenzauber, der die Re=
flexe
dieſer bunten Trachtenwelt auf Künſtleraugen wider=
piegelt
, aber auch unmittelbar und eindringlich ſprechend zum
Herzen durch den in ſich gefeſtigten Ausdruck der dargeſtellten
Bauerncharaktere, alſo kein Buch für die Gelehrtenſtube, ſondern
für bäuerliche Familienkreiſe. Die kurze Einleitung zu dieſem
Buche verſucht deshalb nicht, das ſo oft und meiſtens nur frag=
mentariſch
behandelte Thema Volkstrachten (den letzten und
zugleich beſten Verſuch einer allgemeinen Zuſammenfaſſung
unternahm Spieß in dem illuſtrativ leider zu dürftigen Büchlein
Die deutſchen Volkstrachten in der Sammlung: Aus Natur
und Geiſteswelt) theoretiſch irgendwie zu berühren. Und doch
ſteigt dem ſinnend, in dieſem ſo fröhlich=bunten Buche Blät=
ternden
beim Anblick der wetterfeſten, knorrigen Männerköpfe
und der ſo treuherzig, aber auch lebensklug dreinblickenden
Mädchen und Frauen die Frage auf nach dem Woher und Wohin
dieſer wenigen, noch nicht entwurzelten deutſchen Menſchen. Das
Schickſal hat in alle dieſe Köpfe ſeine ſcharfen Runen gezeichnet,
nicht allein das ſo kurze, nur gleichnishafte Schickſal der Einzel=
perſönlichkeit
, ſondern vielmehr der jahrtauſendelang unſäglich
harte Kampf der Bauerngeſchlechter um die Selbſtändigkeit von
Haus und Herd. Und noch ein Tieferes redet zu dem Vertrauten.
Liegt nicht noch heute hinter dieſen Bauernſtirnen jener Schatz
uralter mhthiſch derankerter Volksweisheit verborgen, jenes
intuitiden Schauens in die geheimſte Werkſtätte der allwaltenden
Seele der Natur, jenes inneren Erhorchens der Urlaute der
Schöpfung? Aberglaube nennen die Aufgeklärten dieſe Symbol=
ſprache
lebendigen Erkennens, Volksglaube möchten wir ſie
aber wieder nennen, ſeitdem wir erkaunt haben, daß hinter
dieſen nur ſcheinbar ſinnloſen Vorſtellungen die Sehnſucht
lebendig iſt, das Zerfallende und Gegenſtrebende des menſch=
lichen
Lebens wieder zum inneren, durch Menſchentun zerſtörten
Einklang mit der Natur zurückzuführen.
Wie die deutſche Geſchichte, ſo verläuft auch, aber keineswegs
parallel zu ihr, die engere Geſchichte des Bauernſtandes im
Höhen= und Tiefenbewegungen. Der freie, noch ſtreng verſippte
germaniſche Bauer, mehr Viehzüchter als Ackerbauer, Nähr= und
Wehrſtand zugleich, derlor in der fränkiſchen Zeit mit dem Auf=

Von unſerem Wiener Mitarbeiter.
Wien, Ende Januar 1923.
Einer der Miniſterpräſidenten der kriegführenden Groß
mächte, Francesco Nitti, war es, der ſeiner grundlegenden Be
trachtung über die Friedensverträge und ihre Folgen den Tite
Das friedloſe Europa gab. In dieſem Werke des erfahrungs
reichen italieniſchen Staatsmannes wird in logiſcher Beweis
führung feſtgeſtellt, daß die Friedensverträge und insbeſonder
der Vertrag von Verſailles eine friedliche Entwickelung Europa.
nicht nur nicht förderten, ſondern ſie geradezu hemmten, ja un
möglich machten. Wenn ſchon der bisherige Verlauf der Ereig
niſſe dieſe Theſe als immer wahrſcheinlichere Tatſache in der
Vordergrund der Begebenheiten rückte, ſo hat durch die fran
zöſiſche Beſetzung des Ruhrgebietes und durch die damit feſt
gelegte Sanktionspolitik Frankreichs, Italiens und Belgien
die Geſtaltung der Friedloſigkeit einen Höhepunkt erreicht, de
olgenſchwere Wirkungen und Rückwirkungen von unabſehbare
Tragweite auszulöſen imſtande ſcheint. Die Beſorgniſſe de
Selt konzentrieren ſich heute auf das weſtfäliſche Montangebie
mit ſeinen Induſtriezentren, denn dort ſpielt ſich augenblicklie
das wichtigſte Geſchehnis der nachkriegeriſchen Friedenszeit
ab: die durch Zwangspolitik erſtrebte neuerliche Beſtätigung de
Gültigkeit des Vertragswerkes von Verſailles oder ſeiner Zer
reißung vermöge der Kraft der Verzweiflung, die einen Vol
in Not innewohnt, dem alles genommen wird, ſein Nationa
bewußtſein aber nicht geraubt und dieſes zu einer Waffe werde
kann, der die militariſtiſchſten Sanktionen in ihrer zweifelloſe
Unrechtmäßigkeit unterliegen müſſen. So ſcheint die Ruhr
beſetzung einer Gefahrenquelle, deren Ausflüſſe ſich nicht in eine
geſpünſchten Richtung eindämmen laſſen, ſondern Europa un
die Welt zu überſchwenimen drohen, wenn nicht bald die beſſer
Erkenntnis der nicht mehr heimlichen Fährlichkeiten Freund un
Feind zu gemeinſamer Abwehr der unausweichlichen Kata
ſtrophe eint.
Eine der wichtigſten Erſcheinungen der wenigen verfloſſene
Tage des neuen Jahres iſt die vollkommene Währungsderoute
die ſich auf den neutralen Plätzen und hauptſächlich in Zürie
vollzogen hat und nicht allein die Reichsmark, ſondern auch di
tſchechiſche Krone, die ungariſche Krone, die Polenmart, de
Dinar, den Lei und nicht in letzter Linie den franzöſiſchen Fran
ken, alſo die Zahlungsmittel faſt ſämtlicher am Kriege und a=
den
Friedensſchlüſſen hervorragend beteiligter Staaten ergriffe
hat. Nichts als das Schickſal der einzelnen Währungen verma
beſſer die Zuſammenhänge des Geſchickes Mittel= und Oſteuropa
mit dem Schickſal des ganzen Kontinents darzuſtellen. Beſon
ders intereſſant iſt der Rückgang der tſchechiſchen Krone, da di
Tſchechoſlowakei entſchieden der geſündeſte und wirtſchaftlich kon
ſolidierteſte aller neu entſtandenen Staaten iſt und ſtets mit alle
Energie beſtrebt war, ſich loszulöſen von den Erſcheinungen de
Niederganges, unter denen das übrige Mitteleuropa ſo ſchſie
litt. Die führenden Köpfe der tſchechoſlowakiſchen Republik un
insbeſondere der dem bedauernswerten Wahnwitz eines unſin
nigen Attentäters zum Opfer gefallene erſte Finanzminiſter de
Tſchechoſlowakei Dr. Raſchin, deſſen Zuſtand ſich übrigens glüd
licherweiſe zu beſſern ſcheint, waren ſtets beſtrebt, ihre wirtſchaft
liche Staatspolitik auch unter Nichtachtung der am notwendigſte
erſcheinenden heimiſchen Einzelintereſſen in eine Richtung z
lenken, die beſtimmt war zum kräftigen Preſtige des Staate
nach außenhin, ungeachtet ſeiner Mängel im Innern. Daß all
Erfolge, die ſie offenbar erzielten, nicht ſo ſtark ſein konnten, da
ſie die Tſchechoſlowakei in der erſten wirtſchaftlichen Kriſe, de
ſie ausgeſetzt war, zu ſchützen vermochten, beweiſt eben, daß di
Verhältniſſe ſtärker ſind als der beſte Wille. Die Tſchechoflowak=
erſcheint
aber hier nur als Beiſpiel für einen angeſtrengt un
ſeinen Wiederaufbau bemühten Staat. Wieviel ſelbſtverſtänd
licher iſt es alſo, wenn die andeten Nachfolgeſtaaten, deren wirt
ſchaftliche Fähigkeiten und Anſtrengungen nicht ſo ſtarke ſind der
Währungsderoute umſo eher preisgegeben ſind.
Der wirtſchaftlichen Nerboſität, die gekennzeichnet wird von
Verfall der Währungen, ſteht gegenüber eine politiſche Nervoſi
tät, die in einer eigenartigen Kriegsfurcht ihren Ausdruck finder
In Wien werden bereits ſeit Wochen Wetten abgeſchloſſen, da
es im Jahre 1923 zum Ausbruch eines Krieges kommt. Merk
würdigerweiſe legt ſich beim Abſchluß ſolcher Wetten niemanf
auf die Bezeichnung der kriegführenden Parteien feſt, ſonder:
man beſchränkt ſich darauf, den Krieg als ſolchen als das wahr
ſcheinlichſte Prognoſtikon für das Jahr 1923 hinzuſtellen. Es iſt
als ob man den Krieg, einerlei zwiſchen wem und warum,
die einzige Entſpannung hielte, die den Kreislauf der Not un
des wirtſchaftlichen Würgens, von dem alle beklemmt werden
zerſtören könnte. Gewiß bedeutet dies, wenn es ſich wirklich /
verhält, nur die beſchämende Tatſache, daß die Lehren des Welt
krieges bereits vergeſſen ſind.
Daß die Auswirkungen der Vorgänge im Ruhrgebiet ſic
auch in Oeſterreich geltend machen, klingt bei oberflächlicher Be
urteilung paradox. In Oeſterreich lebt man bereits ſeit Monater
in einer ſtabilen Stagnationskriſis, die von offizieller Seite
kommen des auf der Grundlage des Lehnsweſens mit Ländereien
ausgeſtatteten Dienſt= und Kriegeradels die ihn einſt kennzeich=
nende
Stellung des Volksfreien und wurde zu einem Grund
helden, wenn auch noch nicht zum Leibeigenen herabgedrückt
Am Ende des 9. Jahrhunderts iſt dieſe von der koloniſatoriſcher
Tätigkeit der Kirche begleitete Entwicklung zum Großgrundbeſit
abgeſchloſſen; eine rechtlich und wirtſchaftlich niedriger ſtehende
Maſſe, der Bauernſtand, ſteht nun dem höheren Stande der
Grundherren gegenüber. Aber mit dem Emporblühen der Städte
und der ſogen. Miniſterialen, der Ritter, die nun aus den Reihen
der Grundhelden ſelbſt nach oben in eine höhere Standesſchicht
hinein drängten, ihrerſeits aber auch wieder keineswegs den
Bauern zur Landbeſtellung entbehren konnten, beſonders aber
mit der Koloniſation der oſtelbiſchen Lande, die ſchon unter
Heinrich I. einſetzte, unter Otto dem Großen ſyſtematiſch durch=
geführt
wurde und dem deutſchen Mutterboden zahlloſe wertvolle
bäuerliche Arbeitskräfte entzog, wurde die Stellung des deut=
ſchen
Bauern mehr und mehr wieder eine gehobene. Die eben
angeführten Urſachen führten zu einer Zerſplitterung und ſo
zum Zerfall der Grundherrſchaften, und dabei konnten die wirk=
ſchaftlich
ſchwächeren Bauern nur gewinnen. Ja, man riß ſich
damals geradezu um arbeitswillige Landleute. Ein Gutshoſ
in der Eifel, dem es zu jener Zeit an Arbeitskräften fehlte, ver=
ſprach
dem erſten Beſten, der den Pflug in die Hand nehmel
wollte, 15 Morgen vom Fronacker gegen ganz geringe Abgäbell
So fällt die Blütezeit des deutſchen Bauernſtandes in das 12
und in das 13. Jahrhundert. Die Dorfgeſchichte Mein Helni=
brecht
des bayeriſchen Kloſtergärtners Wernher zeigt uns auc.
den Bauernſtand am Anfang des 13. Jahrhunderts in großen
Wohlſtand, der allerdings einige Jahrzehnte ſpäter ſchon aus=
artete
in eine Sucht, auf gleichem Fuße mit den höheren Ständenl
leben zu wollen. Voller Selbſtbewußtſein ruft der alte ehren=
feſte
Bauer Mein Helmbrecht ſeinem mißratenen Sohne zu=
Wie ſtolz wohl mancher ſein auch mag,
Sein Hochmut müßt zuſchanden werden,
Gäbs nicht den Bauersmann auf Erden.
Die bäuerliche Kultur, die uns in dieſer erſten Dorfgeſchichts
der deutſchen Literatur ſo greifbar plaſtiſch vor Augen tritt, kann
ſich der gleichzeitigen Stadtkultur würdig an die Seite ſtellen=
Und wenn auch im 14. Jahrhundert die Satire auf den bereils
entartenden Bauernſtand einſetzt, ſo kann es für deſſen immerhine
noch volkstümlich kulturelle Verankerung kein beſſeres Zeugui=
geben
als die, wenn auch noch ſo draſtiſche Schilderung einer
Bauernhochzeit in der bereits dem Anfang des 1. Jahrhunderls
angehörenden Bauernſatire Der Ring des Schweizers Heinrich
Wittenweiler. Singen doch noch zu jener Zeit di= Teilnehmer
an dieſem im Bauernhauſe ja ſiets mit einem außergewöhnlichell
Aufwand gefeierten Feſttage die alten Heldenlieder von Dietrial
von Bern und Hildebrand, von dem Zwergkönig Laurin und.


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[ ][  ][ ]

Rummer 31.

Darmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 1. Februar 1923.

Seite 3.

algemein als die Sanierungskriſe bezeichnet wird. Auch iſt die
öſterreichiſche Krone auf ihrem Tiefſtand unberührt geblieben
von dem allgemeinen Währungszuſammenbruch. Wäre aber ein
Sturz der öſterreichiſchen Krone überhaupt noch denkbar geweſen?
Die öſterreichiſche Krone iſt ſeit dem wüſten Treiben im Sommer
des vorigen Jahres, das ſie in die Tiefe zog, ſo erſchöpft und
bietet abſolut kein Spekulationsobjekt, daß die Gleichmäßigkeit
ihres Tiefſtandes nur ſelbſtverſtändlich iſt. Trotzdem werden
nun auch in Oeſterreich ſieder Regungen verſpürt, die den bis=
her
erzielten Sanierungserfolgen Einhalt zu gebieten ſcheinen.
Man merkt ein Anziehen der Preiſe, und zwar der lebensnot=
wendigſten
Bedürfniſſe, ſo der Kohle, des Fettes, des Brotes,
des Fleiſches u. a. m. Auch der offizielle, Teuerungsindex, den
die Regierung in den letzten drei Monaten in negativer Richtung
zu halten vermochte, müßte bei der jüngften Berechnung am
15. Januar poſitiv feſtgeſetzt werden. Und das ſind Erſcheinun=
gen
, die ſich praeceuto medico in Anweſenheit des Generalkom=
miſſars
des Völkerbundes Dr. Zimmermann abſpielen.
Dr. Zimmermann, ſeit deſſen Amtsantritt faſt ein Monat
verſtrichen iſt, ohne daß er Gelegenheit ſuchte, der öſterreichiſchen
Oeffentlichkeit ſein Programm vorzulegen, hat dieſes Verſäum=
nis
nachgeholt in einem Empfang der Preſſevertreter, denen er
eine wohlgeſetzte längere Rede hielt, über welche man allgemein
Verwunderung empfand, wie wenig ſie in vielen Worten ent=
hielt
. Aus dieſer Rede erhellte eines mit klarer Offenheit:
Oeſterreich könnte nicht das einzige geſunde Land in einem ſonſt
kranken Europa ſein. Hier ſagt der vom Völkerbund über
Oeſterreich eingefetzte Diktator deutlich: Erſt die Löſung der
Ruhr= und Reparationskriſe, dann eventnell die öſterreichiſche
Sanierung, denn nur mit den anderen Staaten der großen
Völkerfamilie kann Oeſterreich einer Wiederaufrichtung und
Geſundung entgegenſchreiten.
Dr. Zimmermann verſuchte weiter in dieſer Rede die Kraft=
quellen
zu charakteriſieren, aus denen er die Sanierung Oeſter=
reichs
ſchöpfen zu können glaubt. Er hält es für einen großen
Schritt , vorwärts, daß 80 Prozent der Kredite von verſchiedenen
Staaten, der Schweiz, England, Frankreich und Italien, bereits
garantiert ſind, daß Belgien und Spanien die Garantie zugeſagt
haben und die reſtlichen 20 Prozent hoffentlich von den Nieder=
landen
und den ſkandinaviſchen Ländern übernommen werden.
Wenn dann die eigentlichen Kredittransaitionen, beſſer geſagt:
die Aufbringung der Kreditſummen, auch auf große Schwierig=
keiten
ſtoßen würden, ſo glaubt Dr. Zimmermann es als un=
zweifelhaft
annehmen zu dürfen, daß die notwendigen Kredite,
ſeien es proviſoriſche oder langfriſtige Anleihen, Oeſterreich in
dem Zeitpunkte zur Verfügung ſtehen werden, zu dem ſeine
Finanzlage ihrer benötigt, da die Sanierung Oeſterreichs als
politiſches Problem erſten Ranges es bedingt, daß alle Faktoren
auch weiterhin alles tun, um die Kreditaktion zu ſichern‟. Die
rſten Kraftquellen ſeien die Reliquate aus den früher gewähr=
ten
franzöſiſchen und tſchechoflowakiſchen Krediten, über die zu
verſügen Oeſterreich nun, nachdem die Garantien der beiden
Staaten zugeſagt ſind, die Erlaubnis zu erhalten hoffe. Die
Reſte dieſer Kredite, welche Dr. Zimmermann als Reliquate
bezeichnet, als Kraftquellen anzuſehen, fällt ein wenig ſchwer.
Der durch die Geldmanipulationen der öſterreichiſchen Regierung
u letzter Zeit etwas mißtrauiſch gewordene Beurteiler wird
nicht begreifen können, wieſo die längſt zur Notendeckung ver=
vandten
Zwiſchenkredite, die eigentlich in gar keinem Bezug zu
den großen Völkerbundskrediten ſtanden, jetzt noch einmal in
dieſe Rechnung einbezogen werden ſollen. Verſtändlich iſt dieſer
Paſſus der Aeußerungen Zimmermanns ebenſowenig wie ein
inderer, in dem er Oeſterreich ſelbſt die zweite Kraftquelle für
das Sanierungswerk nennt. Man muß ein großer Optimiſt ſein,
im dieſem heutigen Oeſterreich, deſſen Not trotz aller Völker=
punds
= und Regierungsprogramme nicht behoben iſt und deſſen
Anſtrengungen, die ihm in dieſen Programmmen aufgezwungen
purden, nach wie vor problemaliſche bleiben, zuzutrauen, daß
8 die Kraft hat, aus ſich heraus auch nur einen Teil der Sanie=
ung
zu beſtreiten. Herrn, Dr. Zimmermann iſt zuzubilligen,
er ein vertrauensvoller Beobachter iſt, keineswegs aber
onnte er in der kurzen Zeit ſeines Wirkens erkannt haben, daß
twas erreicht wurde oder mit den bisherigen Mitteln zu er=
eichen
ſein wird. Es iſt nur verwunderlich, daß er noch nicht
rkannt hat, wie unzulänglich dieſe Mittel erſcheinen, obgleich
je die äußerſten ſind.
Allenthalben in Europa werden die Zuſtände immer chao=
iſcher
. Während in Oeſterreich die Bevölkerung weniger ach=
end
der friedloſen Gegenwart beklommenen Herzens einer Zu=
unft
entgegenſieht, von der ſie alles erwartet und die ihr viel=
eicht
die größte Enttäuſchung bereiten wird, iſt ſie ſich nicht be=
vußt
, daß die kriegeriſchen Ereigniſſe im Ruhrgebiet auch ihr
chwerſten Schaden zufügen können. Oeſterreich, durch den Frie=
densvertrag
zur unmöglichen Alleinexiſtenz gezwungen, wird,
venn die Begebenheiten im Ruhrgebiet ſich weiter vollziehen,
vie ſie eingeſetzt haben, dieſe am ſchwerſten zu fühlen bekommen.
Das Intereſſe der Welt wird von Oeſterreich immer mehr abge=
enkt
, und ob die Reiſen des rührigen Bundeskanzlers Dr. Sei=
del
Oeſterreich dazu verhelfen werden, zu bekommen, was die
Welt ihm verſprach, iſt heute mehr als je ſtark anzuzweifeln.

Frankreichs Schuld an dem Scheitern der Friedenskonferenz.
Flagrante Verletzung des alliierten Einvernehmens durch Frankreich. Die Türßen
bereiten die Wiederaufnahme des Kampfes vor.

London, 31. Jan. (Wolff.) Die Times meledet aus
Konſtantinopel, die Türkei treffe alle Vorbereitungen
für die Wiederaufnahme des Kampfes. In politi=
ſchen
Kreiſen Angoras werde offen erklärt, daß die Türkei nicht
vor einem Kriege zurückſchrecke, wenn Großbritannien in der
Moſſulfrage ſeine Haltung nicht ändere.
Bagdad, 31. Jan. (Wolff.) Die Verſtärkung der
britiſchen Garniſon in Moſſul durch Truppen aus
Basrg und Bagdad dauert fort. Die Türken ziehen ungefähr
150 Kilometer nördlich des Wilajets von Moſſul Truppen zu=
ſammen
.
London, 31. Jan. (Wolff.) Reuter meldet: In Konſtan=
tinopel
wird nicht daran gezweifelt, daß die allerwahrſcheinlichſte
Folge eines völligen Bruches in Lauſanne ein
neuer Krieg ſein würde. Die Kemaliſten organiſierten ihre
Truppen im Hinblick auf den eventuellen Abbruch. In der Ge=
gend
von Konſtantinopel ſtehen ungefähr 20000 Türken unter
den Waffen. In Thrazien befinden ſich 30000 Mann. Die bri=
tiſche
Truppenmacht befindet ſich in glänzender Verfaſſung und
wird unterſtützt von der ganzen Mittelmeer= und einem Teil der
atlantiſchen Flotte. Auch wenn der Bruch nicht ſofort zum Aus=
bruch
der Feindſeligkeiten führen würde, wird es doch nicht mög=
lich
ſein, den gegenwärtigen Zuſtand in Konſtantinopel auf unbe=
ſtimmte
Zeit fortdauern zu laſſen. Die jüngſt erfolgte Ermor=
dung
britiſcher Soldaten zeigt die Gefahr der Lage. Wenn der=
artige
Zwiſchenfälle ſich vermehren, ſo wird dies zu einem Vor=
gehen
in der einen oder anderen Richtung führen.
EU. Lauſanne, 31. Jan. An dem Scheitern der Orient=
friedensverhandlungen
, die bis vor ungefähr 8 Tagen noch einen
Friedensſchluß mit den Türken beſtimmt erwarten ließen, trägt
nach allgemeiner Anſicht die franzöſiſche Regierung die Schuld.
Es iſt kein Geheimnis, daß ſeit der Abberufung Barreres und
ſeit ſeiner Erſetzung durch den franzöſiſchen Delegierten Bom=
pard
der Widerſtand der Türken zugenommen hat, der auch trotz
einiger weſentlichen, noch in den letzten Tagen gemachten Zuge=
ſtändniſſe
, nicht zu überwinden war. Wie b=reits gemeldet, er=
kennen
die Türken eine Reihe von Beſtimmungen des Friedens=
verttagsentwurfes
nicht an. Frankreich arbeitet eben mit allen
Mitteln daran, im Ruhrgebiet ungeſtört vorgehen zu können, was
bedeutend ſchwerer wäre, wenn zwiſchen England und der Türkei
im Orient endgültig Frieden herrſchte, als jetzt, wo die Gefahr
eines Aufflammens im Orient wieder näher gerückt iſt und Eng=
land
ſein Hauptintereſſe auf den Orient konzentrieren muß. Es
heißt bereits, daß die Regierung des Herrn Poincaré, trotz der
nach außen zur Schau getragenen Entrüſtung über die türkiſche
Hartnäckigkeit, wieder den Abſchluß von Sonderverträgen mit
der Türkei erſtrebe. Darauf deutet auch eine Havasmeldung hin,
wonach Frankreich der Regierung von Angora eine Mitteilung
gemacht habe, daß Frankreich über den Friedensvertragsentwurf
noch hinaus zu Konzeſſionen an die Türkei bereit wäre. Die
Verhandlungen könnten entweder in Lauſanne oder nach der
Rückkehr der kürkiſchen Delegation von Angora an einem ande=
ven
Orte wieder aufgenommen werden.
Lauſanne, 31. Jan. (Wolff.) Die hier heute nacht ein=
getroffene
Havas=Depeſche, nach der die franzöſiſche Re=
gierungder
Regierung von Angora offiziell mitteilen
ließ, daß der der türkiſchen Abordnung in Lauſanne überreichte
Friedensvertragsentwurf kein endgültiges Programm bedeute,
und daß, falls die türkiſche Abordnung hier bleibe, auch die fran=
zöſiſche
Abordnung hier bleiben werde, hat in Konferenzkreiſen
großes. Aufſehen hervorgerufen. Kurz nachdem das Pariſer Tele=
gramm
hier bekannt gegeben worden war, hat die engliſche
Abordnung folgende offiziöſe Mitteilung an die
Preſſe ausgegeben: Die Mitteilung der franzöſiſchen Regierung
an die Regierung von Angora, nach der der Vertrag, der morgen
der türkiſchen Abordnung überreicht werden ſoll, nur ein Nie=
derſchlag
einer Reihe von Beſprechungen darſtelle, der zu neuen
Verhandlungen führen könne, und nach der die franzöſiſche Ab=
ordnung
bereit iſt, zu dieſem Zwecke in Lauſanne zu bleiben,
findet bei der engliſchen Abordnung keinen Glauben, da
die Mitteilung eine flagrante Verletzung des vor eini=
gen
Tagen zwiſchen den Alliierten getroffenen
Einvernehmens bedeutet, ind weil die Veröffentlichung
ſtattfand, ohne daß ſie vorher der engliſchen Regierung oder der

engliſchen Abordnung mitgeteilt wurde. Die engliſche Abord=
nung
beabſichtigt nicht, irgendetwas an dem feſtgeſetzten Plan zu
ändern.
Dieſer Gegenſatz, der ſich zwiſchen den franzöſiſchen und den
engliſchen Kundgebungen in der Nacht vor der Vollverſammlung
äußert, in der der Friedensvertragsentwurf den Türken über=
reicht
werden ſoll, übt hier tiefſte Wirkung aus.
Paris, 31. Jan. (Wolff.) Dem Echo de Paris wird aus
Lauſanne berichtet, Lord Curzon habe geſtern eine Unter=
redung
mit dem franzöſiſchen Delegierten Bompard gehabt.
Man habe über die Mitteilung geſprochen, die die franzöſiſche
Regierung nach Angöra gerichtet habe. Curzon habe dem fran=
zöſiſchen
Delegierten mitgeteilt, daß die franzöſiſche Regierung
nicht mehr die Freiheit beſitze, ſich von der von den
beiden Regierungen gemeinſam feſtgelegten Prozedur zu ent=
fernen
. Bompard habe abgeleugnet, daß eine derartige
Verpflichtung übernommen worden ſei.
Lauſanne, 31. Jan. (Wolff.) Die heutige Voll=
ſitzung
der Konferenz in Form einer gemeinſchaftlichen
Sitzung der drei Hauptausſchüſſe fand um 10 Uhr 36 Minuten
vormittags ſtatt. Eine amtliche Mitteilung wurde noch nicht
herausgegeben, doch erfährt man über den Verlauf der Sitzung
folgendes:
Curzon, Bompart und Garroni wieſen in längeren
Reden eingehend und nachdrücklich auf die zahlreichen Konzeſſid=
nen
hin, die die Alliierten in ihrem Friedensprojeit den Türken
gemacht haben und betonten, welche große Verantwortung die
Türkei durch die Ablehnung auf ſich nehmen würde. Curzon
ſtreifte dabei die Verantwortung der Türkei am Kriegsausbruch.
Ismet Paſcha antwortete in einer längeren Rede, deren Inhalt
eine große Ueberraſchung hervorrief, weil er gegen das geſamte
Mandatsſyſtem proteſtierte und als Wortführer aller Mandats=
völker
und auch der Aegypter zu ſprechen ſchien. Er beantwortete
die Ueberreichung der Friedensbedingungen mit dem Erſuchen,
ihm eine Friſt von acht Tagen zu gewähren. Hierauf wurde die
Sitzung geſchloſſen.
Frankreich geht zu den Türken über.
Die alliierte Front in Lauſanne vollkommen erſchüttert.
London, 31. Jan. (Wolff.) Zu der Meldung über die
Bereitſchaft der Franzoſen, mit den Türken weiter zu verhan=
deln
, veröffentlicht Daily News an erſter Stelle unter der fett=
gedruckten
Ueberſchrift Frankreich geht zu den Türken über!
eine Meldung ihres diplomatiſchen Berichterſtat ers aus Paris,
worin es heißt, die alliierte Front in Lauſanne ſei vollkommen
erſchüttert, wenn die vom Pariſer Temps geſtern veröffentlichte
Information richtig ſei. Nachfragen, die der Berichterſtatter in
amtlichen Kreiſen angeſtellt habe, beſtätigten dieſe leider. Die
Franzoſen hätten demnach bedingungslos kapituliert. Der Be=
richterſtatter
weiſt darauf hin, daß vor zehn Tagen der augen=
blickliche
Leiter der franzöſiſchen Delegation in Lauſanne, Bom=
pard
, nach Paris reiſte, um Poincarés Rat einzuholen. Als er
zurückkehrte, ſei der Eindruck entſtanden, daß er beabſichtige, vor
den Türken auf der ganzen Linie zu kapitulieren unter der Be=
gründung
, daß Frankreich im Ruhrgebiet beſchäftigt ſei und daß
es anderswo Frieden um jeden Preis haben müſſe.
Daily Expreß ſchreibt: Frankreich warf geſtern in das bri=
tiſche
Lager in Lauſanne eine Bombe. Der Laufanner Bericht=
erſtatter
des Blattes meldet, die dort geſtern eingetroffenen Nach=
richten
beſagten, daß die franzöſiſche Regierung hinter dem
Rücken der britiſchen handelte.
Daily Mail meldet dagegen aus Lauſanne, Franzoſen, die
in enger Fühlung mit der franzöſiſchen Delegation ſtänden, ſeien
ebenfalls über die plötzliche Preisgabe der vereimigten alliierten
Aktion in Lauſanne erſtaunt.
Daily News ſchreibt in ihrem Leitartikel, die Nachricht über
das geſonderte Vorgehen ſei ſo ernſt, daß eine eingehende
Stellungnahme vorbehalten werden müſſe, bis eine offizielle Be=
ſtätigung
der Meldung vorliege. Die Sezeſſion Frankreichs im
nahen Oſten komme wie ein Donnerſchlag. Es ſei kaum not=
wendig
, die düſteren Ausſichten der ſo geſchaffenen Lage hervor=
zuheben
. Auf den Abruch der Lauſanner Unterhandlungen
würde der Krieg faſt eine Notwendigkeit ſein.
London, 31. Jan. (Wolff.) Reuter meldet aus Lauſanne,
die Meldung, daß die Franzoſen und Italiener angeblich in
Lauſanne zu bleiben beabſichtigen, um die Verhandlungen mit
den Türken fortzuſetzen, habe in britiſchen Kreiſen beträchtliche
Erregung hervorgerufen, da ein derartiges Vorgehen eine offen=
kundige
Verletzung des erſt vor wenigen Tagen erreichten ge=
meinſamen
Einvernehmens darſtellen würde.

dem Rieſen Ecke. Und könnte es nicht möglich ſein, daß ſich dieſe
in der Landbevölkerung, wenn auch durch Vermittelung der
Spielleute von Mund zu Mund überlieferten Heldengeſänge aus
der germaniſchen Vorzeit durch eine die höfiſche Dichtung ſogar
überragende primitive Größe auszeichneten? Aber raſch ſank
im ſpäteren Mittelalter der Bauer wieder von ſeiner Höhe her=
unter
. Die von der Reichsgewalt immer freier werdenden Lan=
desfürſten
nahmen ſich ſeiner nicht an, ja machten aus ihm wie=
der
einen Untertanen zweiter Ordnung. Zudem ſuchte ſich der
ebenfalls ſinkende Ritterſtand auf des Bauern Koſten noch zu
halten und preßte ihn bis aufs Blut aus. Der letzte Reſt einer
einigermaßen menſchenwürdigen Exiſtenz wurde dem deutſchen
Bauern aber geraubt mit der Einführung des landfremden
Römiſchen Rechtes, des undeutſchen Anwalts der Sklavenwirt=
ſchaft
. Welch ein Gegenſatz zu dem um 1230 von Eike von
Repkow verfaßten Sachſenſpiegel, deſſen in Sitte und Brauch
des deutſchen Volkes wurzelnder Verfaſſer durchaus die Leib=
eigenſchaft
bekämpft; auch ein beredtes Zeugnis für die nun ab=
gelaufene
Blütezeit bäuerlicher Kultur des 13. Jahrhunderts.
Erſt in der Zeit der zu den Bauernkriegen führenden Drangſale
des ausgehenden Mittelalters hat das Charakterbild des deut=
ſchen
Bauern ſeine verzerrten Züge erhalten, die ſich nahezu vier
Jahrhunderte nicht wieder aufhellen ſollten, wenn wir von den
glücklicheren Bewohnern einiger Landſtriche, beſonders der
Marſchgegenden, abſehen. Eine unflätige Spottluſt in Wort
und Bild fiel zu jener Zeit über die bis zum Paria erniedrigten
deutſchen Bauern her. Doch auch die anderen Stände haben es
damals nicht viel beſſer getrieben. Man denke nur an Sebaſtian
Brants Narrenſchiff, deſſen Sarkasmus in einer ſogar noch
erweiterungsfähigen Redaktion auch auf die Gegenwart und ihre
Entartungen zutreffen dürfte. Sehen wir aber genauer zu, ſo
huſchen über dieſes, von den Zeitgenoſſen gezeichnete wüſte Bild
bom deutſchen Bauernſtand doch auch ſonnigere Lichter. So ſtellt
ſich ſchon im 14. Jahrhundert der Predigermönch U. Bauer in
ſeinem Edelſtein auf die Seite einer ſich ehrlich durchs Leben
chlagenden armen Bauernfrau. Und in dem mächtigen Aller=
heiligenbild
Dürers vom Jahre 1511 fehlt in der erlauchten Ver=
ſammlung
der Reichsſtände auch nicht die Figur des mit einem
Dreſchflegel ausgerüſteten Bauern, dem ein Nürnberger Patri=
gierſohn
gar gütig zuſpricht. Ja, Holbein läßt in ſeinem ſonſt
ſo dramatiſchen Totentanz gerade das ſo mühevolle Leben des
greiſen Ackermanns am friedlichſten ausklingen. Und in einem
ganz anderen Lichte als in den Satiren erſcheint uns das ſpät=
mittelalterliche
bäuerliche Leben in jenen Darſtellungen, die den
Bauern nicht um ſeiner ſelbſt willen wiedergeben, ſondern ſeine
Tätigkeit lediglich zu Textilluſtrationen heranziehen. In den
Holzſchnittilluſtrationen zu der von der. Straßburger Offizin
Grüninger im Jahre 1502 verlegten Vergilausgabe wird ganz
im Gegenſatz zu den Spottbildern der Zeit und zu den ſpäteren
12 fentimentalen und ſpieleriſchen Schäferidyllen des 18. Jahr=

hunderts in wahrheitsgetreuen markigen Strichen das zwar
mühſelige, aber auch wieder friedliche Leben des deutſchen
Bauern dargeſtellt, ohne jede Spur von Zynismus oder Beſchö=
nigung
. Welche unſäglich harten Bedrängniſſe der deutſche Bauer
in den folgenden Jahrhunderten und ganz beſonders im Dreißig=
jährigen
Kriege zu erleiden hatte, iſt ja allgemein bekannt. Ge=
rade
in dieſem beiſpiellos bitteren Eriſtenzkampfe haben ſich jene
Eigenſchaften entwickelt, die das Charakterbild des Bauern=
ſtandes
einerſeits verdunkeln, andererſeits aber den Hüter der
Scholle zum heroiſchen Dulder, ja zum Erhalter des deutſchen
Volkes ſtempeln. Denn der deutſche Bauer hat, ſich ſelbſt in den
Pflug ſpannend, ſchwarz im Geſicht, als wäre es vom Feuer
verbrannt, die grauſige Rieſenbrache Deutſchlands nach dem
großen Kriege wieder urbar gemacht. Jetzt traten auch vereinzelt
die Landesfürſten, für den Bauern ein. Friedrich der Große
ließ allein 900 Dörfer anlegen. Die wirtſchaftlichen, weniger die
ſozialen Verhältniſſe des Bauern beſſerten ſich nun langſam, aber
zuſehends. Die noch hinterlaſſenen Werke der ſog. Volkskunſt
aus jener Zeit reden hier eine eindringlichere Sprache, als
manche, den Tatbeſtand fälſchenden Berichte. Aber erſt das
19. Jahrhundert brachte dem Bauernſtand ſeine endgültige Be=
freiung
.
Wie verhalten ſich nun die deutſchen Volkstrachten zu dieſer
nur in den Hauptzügen geſchilderten Entwickelung, die natürlich
nicht jedem Landſtrich por:llel lief. Wan dinke nur an die Dith=
marſcher
, die wie freie Germanen der Urzeit um ihr angeſtamm=
tes
Recht kämpften, ſich behaupteten und eine Bauernkultur ent=
wickelten
, die an Wohlhabenheit und Würde der gleichzeitigen
ſtädiſchen Lebensweiſe in nichts nachſtand. Der ins Meldorfer
Muſeum gerettete Peſel des Markus Swyn zu Lehe iſt das ſtatt=
lichſte
Zeugnis für die mögliche Kulturhöhe eines freien, aber
ſeiner hohen Kulturaufgabe, auch bewußten Bauerntums.
Volkstrachten kann man nun von verſchiedenen Geſichts=
punkten
aus würdigen. Was bei ihrem Anblick zuerſt feſſelt, iſt
der äſthetiſche Eindruck, der gerade in dem eingangs angezeigten
Buche in ſo glänzenden Proben vor dem Beſchauer lebendig
wird. Man kann ferner fragen nach dem nicht geringen ethiſchen
Wert der Volkstrachten. Dabei ſprechen keineswegs etwa idea=
liſtiſche
Verſchwommenheiten mit, ſondern greifbare Tatſachen
auf wirtſchaftlichem Hintergrund. Mit dem Bauernſprüchlein
Selbſt geſponnen, ſelbſt gemacht, iſt die beſte Bauerntracht,
iſt alles geſagt. Nähert man ſich nur mit ſolchen Einſtellungen
den Volkstrachten, ſo hat man ein leichtes Spiel, darüber zu
reden, ſo man nur noch blanke Augen im Kopfe und ein Gefühl
für deutſche heimiſche Art in der Bruſt hat. Fragen wir aber
nach dem geſchichtlichen Werdegang dieſes Charakterbildes unſe=
res
deutſchen Bauernſtandes, dann gerät man gleich in einen
Wirbel verwickeltſter Fragen. Deshalb mögen hier noch einige
Worte am Platze ſein!
(Schluß folgt.)

* Aus dem Ruhrgebiet
erhalten wir folgende intereſſante Zuſchrift:
In einem der neubeſetzten Induſtrieorte hörte ich vor zwei
Tagen am ſpäten Abend aus einem Wirtshaus, das von fran=
zöſiſchen
Truppen belegt war, plötzlich lauten Geſang, der ſich
dann auf der Straße fortſetzte. Beim Näherkommen erlebte ich
eine große Ueberraſchung, denn was ſangen die franzöſiſchen
Vaterlandsverteidiger: Siegreich wollen wir Frankreich ſchlagen,
ſterben als ein tapferer Held uſw. Wie ſich nachher herausſtellte,
handelte es ſich um Elſäſſer, die ſich, vom Wein b=geiſtert, an
ihre deutſche Vergangenheit erinnerten. Die Sache hat, wie ich
jetzt erfahre, allerdings auch ein Nachſpiel für die Beteiligten
gehabt. Tag für Tag müſſen die Sänger nachexerzieren. Ob
man ihnen vielleicht auch Geſangsunterricht erteilt, um ihnen
beizubringen, das alte deutſche Kampflied den veränderten Ver=
hältniſſen
anzupaſſen, habe ich noch nicht in Erfahrung bringen
können.
* Der drahtloſe Sport in Holland. Das drahtlofe Ama=
teurweſen
hat nicht nur in den Vereinigten Staaten eine außer=
ordentlich
= Ausdehnung erfahren, ſondern auch in Europa iſt in
einigen Ländern die drahtloſe Telegraphie zu einem beliebten
Sport geworden. Wie Ludwig Thor in der Leipziger Illuſtrir=
ten
Zeitung ausführt, ſteht es beſonders in Holland in hoher
Blüte, und es gibt jetzt dort etwa 4000 Amateure mit eigenen
Empfängern. Der Anſtoß zu der Verbreitung des drahtloſen
Verkehrs ging von einer 1918 veranſtalteten Ausſtellung aus,
auf der Pridatleute ihre ſelbſtgebauten Empfangsapparate zeig=
ten
. Der neue Sport beſchäftigt ſich nicht nur damit, Telegramme
aufzunehmen und drahtloſe Konzerte anzuhören, ſondern auch
damit, die Empfangsordnung ſelbſt zu bauen. Die drahtloſen
Konzerte ſind in Europa bereits ſo häufig geworden, daß faſt
jeden Dag eins ſtattfindet. Die Vereinigung der holländiſchen
Amateure gibt eine monatlich erſcheinende Zeitſchrift Radio=
Nieuws heraus, in der Artikel von Liebhabern dieſes Sports
veröffentlicht werden. Naturgemäß können alle dieſe Amateure
nur drahtloſe Nachrichten empfangen. Ein Verbot, eine Emp=
fangsſtation
zu errichten, beſteht in Holland nicht, zumal es ja
mit den neueſten Mitteln der Technik möglich iſt, mit Rahmen=
empfang
ein Aufnehmen von Nachrichten auch gegen ein Verbot
durchzuführen. Das Senden von Nachrichten iſt in Holland ver=
boten
, und das iſt auch unbedingt nötig, da der Aether ſchon
ſowieſo durch die Wellen der vorhandenen Sendeſtationen ſo voll=
geſtopft
ift, daß die Verſtändigung darunter leidet. Immerhin
bietet der drahtloſe Sport vielerlei Anregungen. So veran=
ſtaltete
z. B. die Neederlandſche Radio=Induſtrie feden Sonn=
tag
nachmittag und manchmal auch in der Woche Nadio=Konzerte,
die nicht nur von holländiſchen, ſondern auch von franzöſiſchen
und engliſchen Amateuren eifrig angehört werden.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagbigtt, DonnetFlag, den 1. Febittar 1923.

Rummer 31.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 1. Februar.
4 Tolle Gerüchte
waren geſtern, den ganzen Tag in der Stadt verbreitet, die
jedech jeder Begründung entbehren. Leider fin=
den
ſich in den aufgeregten Zeiten immer noch Leute, die an der
Erfindung und Weitertragung ſolcher Gerüchte offenbar Freude
finden. Wir richten die dringende Bitte an die Einwohnerſchaft
Darmſtadts, ſich durch derartige Gerüchte nicht beunruhigen zu
laſſen und allen Verbreitern derartiger Gerüchte entſprechend ent=
gegentreten
zu wollen.

Sympathiekundgebung. Hier wohnende Mainzerund
Mainzerinnen wollen dem aus ihrer Vaterſtadt im
kinnken Zuſtande ausgewieſenen Oberbürgermeiſter Dr.
Külb ihre Anteilnahme zu dieſem ihm widerfahrenen unerhör=
ten
Roheitsakt der Franzoſen in einer gemeinſamen Adreſſe aus=
drücken
. Die Adreſſe liegt für alle hier wohnenden Mainzer und
Mainzerinnen bei Herrn Lotterie=Einnehmer Kullmann, Wilhel=
minenſtraße
9 (Frau Kullmann iſt gleichfalls Mainzerin) zur
hoffentlich recht zahlreichen Unterzeichnung heute und morgen auf.
Der Zugverkehr im Gebiet der Eiſenbahndirektion Mainz
ruht vollſtändig, mit Ausnahme der Strecke Frankfurt Darm=
ſtadt
. Bei dem geringſten Eingriff der Franzoſen auf dieſer
Strecke wird auch hier der Verkehr ſtillgelegt. Neu eingelegt ſind
Züge von Frankfurt a. M. nach Goddelau und Dornberg, wohin
man alſo über Frankfurt gelangen kann. Desgleichen verkehrt
ab heute wieder der D=Zug 81 (ab Frankfurt a. M. 7,20 vorm.)
nach Köln, und zwar auf dem Wege über Gießen.
Oeffentlicher Lichtbildervortrag über ſparſame Wärmewirtſchaft
im Haushalt. Durch alle Gaue unſeres Vaterlandes geht der einmütige
Wille, den von unſeren Brüdern in dem beſetzten Ruhrgebiet aufgenom=
menen
Wirtſchaftskampf gegen den eigenmächtigen Eindringling zu
unterſtützen. In dieſer Abwehrſtellung ſind ſie genötigt, die Arbeit
ruhen zu laſſen. Die Folgen dieſer aufgezwungenen Arbeitseinſtellung
laſſen ſich zur Zeit nicht überblichen. Aufgabe ſämtlicher Behörden,
Stellen uſw. iſt es aber, anzuſtreben, daß dieſe Folgen gemildert und
unſer geſamtes deutſches Wirtſchaftsleben in dieſem neuen Kampfe mit
Rat und Tat unterſtützt wird, denn es gilt, unſere Zuhunft zu ſichern.
Die Stadtverwaltung hat daher in dieſer ernſten Zeit Gelegenheit ge=
nommen
, die noch von dem letzten Vortrag in beſter Grinnerung ſtehende
Frau Dr. Klara Freiſt für Mittwoch, den 7. Februar, zu einem
Vortvag mit Lichtbildern über die ſparſame Wärmewirtſchaft im Haus=
halt
zu gewinnen. Der Vortrag findet diesmal in dem großen Saal
des Städtiſchen Saalbaues ſtatt, und zwar nachmittags von 46 Uhr
fur ſämtliche hieſigen oberen Schulklaſſen. Auch auswärtige Schulen
können an dieſem Vortrag teilnehmen; von abends 8 Uhr ab für die
geſamte Bevölkerung. Es iſt eine vaterländiſche Pflicht, daß ſich allg
Vevölkerungsſchichten in dieſem Vortrag zuſammenfinden, um die hier
mitgeteilten Erfahrungen praktiſch zu verwerten. Werden dieſe Rat=
ſchläge
eingehend befolgt, dann wird es der Gewaltpolitik nicht gelingen,
uns niederzubeugen; wir werden dieſen Wirtſchaftskampf beſtehen und
hiermit unſeren bedrohten Brüdern die Hand zu gemeinſamem Handeln
reichen. Doch nicht dieſem großen Gedanken allein ſoll dieſer Vortrag
dienen, ſondern, wer dieſen Vortrag beſucht, wird bald herausfinden,
daß er ſich ſelbſt damit nützt und bei den heutigen Kohlenpreiſen be=
deutende
Euſparniſſe erzielen kann.
Schule der Weisheit, Darmſtadt. Vom 5. bis 7. März findet in
der Schule der Weisheit ein Zyklus von Vorträgen ſtatt über Pſycho=
analyſe
, Yoga, Selbſtvervollkommnung. Es werden ſprechen: Oscar A. H.
Schmitz am 5., 6. und 7., vorm. 11 Uhr, Graf Hermann Keyſerling, Dr.
med. Haeberlin (Bad=Nauheim), Dr. Erwin Rouſſelle an denſelben Tagen
um 4 Uhr nachmittags. Anmeldungen bis 15. Februar bei der Geſell=
ſchaft
für freie Philoſophie, Darmſtadt, Paradeplatz 2. Teilnahmegebühr
für den Kurſus für Mitglieder 2000 Mark, für Nichtmitglieder 6000 Mark
(Erhöhungen vorbehalten).
* Sanitätsverein Einigkeit. Auf die am Sonntag nachmittag im
Saale der Volksküche ſtattfindende außerordentliche Mitgliederverſamm=
lung
, wird wegen deren Wichtigkeit, beſonders hingewieſen.
Aus der Schloßgemeinde. Letzten Freitag abend wurde im Kon=
firmandenſaale
die gutbeſuchte Jahresverſammlung der Männervereini=
gung
abgehalten, in welcher zunächſt Herr Profeſſor Pfannmüller
von der Entwickelung der kirchlichen Verhältniſſe in Oeſterreich ſprach
und über den Einfluß des Evang. Bundes für das religiöſe Leben in
Steiermark, wo ſich drei Gemeinden der beſonderen Fürſorge des Heſſ.
Zweigvereins erfreuen. Von ſeinem vorjährigen Beſuch derſelben be=
richtend
, ſchilderte Redner aus eigener Anſchauung die Not und Bedräng=
nis
unferer ſchutzbefohlenen Glaubensverwandten, wie es in Glaube und
Heimat ſchon ſo ergreifend zum Ausdruck kommt. Allen Stürmen zum
Trotz ſuchten die Deutſchöſterreicher ihr Deutſchtum zu wahren und ſehnen
ſich danach, in die große deutſche Volksgemeinſchaft aufgenommen zu
werden. Ehrenpflicht ſei es uns daher, deutſch zu erhalten, was deutſch
ſei. Reicher Beifall bewies dem Redner den Dank der Verſammlung,
von der einer Anregung zufolge ſofort ein größerer Geldbetrag zu
Gunſten der Evangeliſchen in Steiermark aufgebracht wurde. Der Ge=
ſchäftsordnung
gemäß erſtattete hierauf Herr Schaaf den Jahresbericht
und Herr Falkenſtein den Kaſſenbericht, welche beide mit großer Befrie=
digung
aufgenommen wurden. Zur Ergänzung des Vorſtandes für den
von ſeinem Amt zurückgetretenen Herrn Kleber, wurde durch Zuruf Herr
Finger gewählt und Herr Kleber mit allſeitiger Zuſtimmung zum Ehren=
vorſitzenden
ernannt. Inzwiſchen war von zwei Herren die Rechnung
geprüft und richtig befunden worden, worauf dem Rechner mit beſon=
derem
Dank Entlaſtung erteilt wurde.
*3 Kreisausſchuß. 1. Errichtung einer Holzſchneiderei auf dem
Grundſtück des F. Ganß in Darmſtadt, Landwehrſtraße 21. Erſchienen
ſind F. Ganß und ſein Vertreter R.=A. Dr. Löb; vertreden ſind weiter:
Polizeiamt, Stadtſchulamt, Kreisgeſundheitsamt, Gewerbeaufſichtsamt,
Direktion der Liebigs=Oberrealſchule. Ganß hat ſeine Holzhandlung
aus der Ireneſtraße in die Landwehrſtraße verlegt und betreibt dort
eine mit elektriſchem Motor betriebene Holzſchneiderei. Das durch den
Betrieb hervorgerufene Geräuſch ſoll nach Angabe der Schule, die be=
nachbart
iſt, bei offenem Fenſter den Unterricht ſtören, wie eine Orts=
beſichtigung
ergeben habe. Ganß ſollte einen drei Meter hohen Knüp=
pelwall
errichten, was Ganß bei der Unmöglichkeit der Holzabfuhr aus
dem Rheinland die Franzoſen haben das Holz beſchlagnahmt für
unausführbar erklärt. Ganß erklärt, er ſei alſo aus dieſem Gwunde
nicht in der Lage, die anläßlich der Ortsbeſichtigung eingegangene Ver=
pflichtung
zu erfüllen. Die Liebigs=Oberrealſchule will die Säge (es
handelt ſich um eine Bandſäge) in einen geſchloſſenen Naum geſtellt
wiſſen; nur ſo könne die Störung beſeitigt weuden. Ganß will dem=
fegenüber
nur außerhalb der Schulzeit Holz geſchnitten haben. N.=A.
Dr. Löb erklärt, auch der benachbarte Lutzſche Betrieb und die Bahn=
bedarfs
=A. G. verurſachten der Schule ſtörende Geräuſche. Gewerbeuat
Arndt erklärt, nur die Oberrealſchule käwe für das Geräuſch in Be=
tracht
, andere Schulen und die Johanneskirche ſeien zu weit entfernt,
Das Beſtehen der Firma Ganß entſpreche gerade jetzt angeſichts der
Brennſtoffnot einem wirtſchaftlichen Bedürfmis. Kaſtanien= oder Nuß=
bäumeanpflanzungen
würden geräuſchdämpfend wirken. Vielleicht ließe
es ſich ermöglichen, daß die Säge nur in ſchulfreien Zeiten arbeite. G.
könne zur Zeit wohl die Knüppelwand nicht errichten, was die ange=
gebenen
Holzbefchlagnahmen bewieſen. Dr. Engau hält im Sommer
eine geſundheitliche Schädigung der Schüler bei geſchloſſenem Fenſter
für möglich; als hochgradig könms er ſie nicht bezeichnen. Auch das
Neue Gymnaſium habe Unterrichtsſtörungen früher durch Geräuſche im
Lutzſchen Betriebe empfunden. Auf Befragen wird feſtgeſtellt, daß der
Elektromotor nun in verſchaltem Zuſtand, um ſo den Schall zu dämpſen,
arbeite. Die Holzſchneiderei ſei auf den Betrieb gerade im Intereſſe der
Stadtbevölkerung eingeſtellt. Das Stadtſchulamt iſt in der Sache nur
in ſtädtiſchem Eigentum ſteht, die Schule
tätig geweſen, weil die Schr
eter von Ganß wendet ſich gegen das Be=
ſelbſt
iſt ſtaatlich. Der Vert
ſtreben, den Betrieb der Holzſchneiderei zu verbieten; ein derartiger,
heute lebenswichtiger Betrieb müſſe angeſichts der hohen Koſten der
Brennſtoffe in der Stadt ſein. Lutz und Bahnbedapf machten auch Lärm,
die Schulen grenzten da an das anſchließende Fabribviertel. Zurzeit
könne der nicht erhebliche Lärm nicht gemildert werden, insbeſondere der
Betrieb nicht nur auf ſchulfreie Zeit beſchränkt werden; die Bedürfniſſe
des Publikums ſeien zurzeit wichtiger als die Rückſicht auf den Schul= längſt
betrieb. Ein Holzgehäuſe, in das die Säge zu ſtellen wäre, würde die machgewieſenermaßen betragen die Arzthonorare micht mehr wie durch=
Schneidelöhne und das Holz unmäßig verteuern. Das Geräuſch, das der
Betrieb verurſache, falle nicht aus dem gerade dort (Fabrikviertel!) nor=
malen
Geräuſche heraus. Der Motor iſt verſchalt nach Anſicht des Ge=
werbeaufſichtsbeamten
, die Sägebänder dagegen ſeien nicht geſchüitzt.
Regierungsaſſeſſor Strack meint, Ganß könne ſeinen Betrieb nach der
Kürſchenallee verlegen; die Polizei halte den Antvag auf Unterſagung
des Gewerbebetriebes aufrecht. Gauß wendet ſich gegen ſolche Ver=
legung
, die den Leuten das Holzſchneiden noch mehr enſchwere; in der
Kirſchenallee ſei das Holz jedem Diebſtahl ausgeſetzt, dort würden ganze
Wagenladungen Holz von den Dieben fortgeſchafft. (!) Der Kreisaus=
ſchuß
beſchließt Ortsbeſichtigung am 14 Februar, 2.30 Uhr nachmittags.
2. Geſuch des Val. Betz aus Pungſtadt um Erlaubnis zum Be=
rieb
einer Schankwirtſchaft. Die angeondnete Ortsbeſichtigung hat ſtatt=
unden
. Die Konzeſſion wird erteilt.

se. Künſtlerabend der Schlaraffia Tarimundis. Für den
heute abend im Kleinen Haus ſtattfindenden Künſtlerabend dergangenen Nacht hier ihr Weſen getrieben. Es ſollen nicht weniger als
der Schlaraffia Tarimundis zum Beſten der Nothilfe und der ſieben Diebſtähle verſucht bzw. gelungen ſein. U. a. wurde in einer
Anzahl Eintrittskarten zu haben. Der Künſtlerabend wird in
ſeinem erſten Teil hervorragende, ſelten gehörte muſikaliſche und langem Leiden der Bäckermeiſter Jakob Lampert geſtorben.
geſangliche Darbietungen und Deklamationen bringen. In die=
meiſter
Drumm, Frau Anna Baumeiſter=Jacobs, Frau / Lichtbildervortrag über die Wunder der Sternenwelt. Als
Pauſe, die durch allerhand Ueberraſchungen ausgefüllt ſein wird,
bringt der zweite Teil=des Abends die Aufführung eines reizvoll= werte über die Himmelskörper und beſonders über mertwürdige Er=
ſinnigen
Luſtſpiels Zum Einſiedler (Einakter), in dem eben= ſcheinungen der Stennenwelt bringen. Der Vortrag wiud mit mufla=
ſpielt
werden. Kartenvorverkauf iſt ausſchließlich an der Kaſſe Plößer übernommen. Die Veranſtaltung läßt ſchon mit Rückſicht auf
des Kleinen Hauſes.
Obenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Friſch auf! zur elften fiehlt es ſich daher, ſich rechtzeitig Eintrittskarten zu ſichern.
Wanderung am Sonntag, den 4. Februar, in die Bergſtraße und den
am Schluſſe Kaffeeraſt. Wegen der Teilnehmerkarten ſiehe Anzeige.
Der Brotpreis mußte wegen der weiteren Steigerung der
Löhne und ſonſtigen Unkoſten abermals erhöht werden. Roßmann, Kirſchner und Breitwieſer, ſowie aus den Bürgern Günther,
Der große Laib Brot koſtet nunmehr 500 Mark, ein Brötchen aus Meher und Stuckert zuſammen.
gemiſchtem Brotmehl 20 Mark. (S. Anz.)
Kriminalität Jugendlicher trat wieder einmal in mehreren beſonders findet am Freitag, 2. Februar, abends 8 Uhr, im Saale des Löwen
Betätigung, und gerade dieſe Verfehlungen werden durch die Leichtigkeit iſt herzlichſt willkommen!
des Beuteabſatzes durch weitherzige Hnädler nicht nur gefördert, ſondern
meraden im Alter von 8 und 12 Jahren zu gemeinſamem ſchweren Dieb= Hund (Niebergall) war es, der viele hunderte Schauluſtige in den
ſtahl verleitet, doch ſcheiden dieſe Söhne eines Polizeibeamten infolge
drei waren auf V.s Anregung Sonntags in das Anweſen einer hieſigen Intereſſe der Kaſſe unerläßlich. Freilich, die Pflege des deutſchen Liedes
ab, erlangte dadurch aber nur verſchiedenes Kleingeld. Angekauft wurde Begrüßungschor gewählten alten Treuſchwur Es klingt ein heller
dieſes unzerſchlagene Metall von der Frau des Althändlers Philipp Klang gezeigt. Höher ſchlugen unſere Herzen bei den Worten: Wir
Fertig, hier, die über die unredliche Herkunft nicht im Zweifel war, wollen ihm dem deutſchen Rhein aufs neue ſchwören: Wir müſſen
Es wurde durch die Unterſuchung ermittelt, daß F. ſelbſt, außerdem von ihm, er uns gehören!
langt war. V. erhielt 8 Monate Gefängnis und die Eheleute F. wurden
von hier hatten unter Führung des bisher unbeſtraften 16jährigen Ph. D. hatte alles mit größter Sorgfalt vorbereitet: Das Bühnenbild machte
mit wechſelnder Beteiligung eine ganze Reihe freche Diebereien banden=
artig
ausgeführt und ſahen es auf Metall jeder Sorte, beſonders Waſſer=
leitungshähne
in Anlagen oder Kleingärten und Dachablaufrohre ab. ihren Rollen, die Leiſtungen Einzelner gingen zum Teil über das dilet=
mehrere
hunderttauſend Mark betragenden Schaden an. In dieſer Sache
hatten die Anhaltspunkte zur Hehlereianklage gegen die Ankäufer nicht
ausgereicht. Die geringer beteiligten Diebe trugen entſprechend niedri=
gere
Gefängnisſtrafen davon, während D. als Seele des Treibens mit
wurde. Taſchendiebſtahl und Hehlerei fällt den jugendlichen Sch. und
W. von hier zur Laſt, und das Urteil lautet gegen jeden auf 1 Monat
mit verteilten Rollen aus. Sch. griff zu, und W. paßte auf, lenkte er=
forderlichen
Falles die Aufmerkſamkeit von dem Genoſſen mit Dreiſtigkeit
ab. Sch. hatte aus einer Damentaſche allein 1700 Mark erbeutet und
pflegte mit W. zu teilen. Letzterer war zum Teil Mittäter, zum Teil
Hehler, und die verbrecheriſche Gewandtheit beider gleicht die bisherige mann. Daß bei ſolch ausgezeichneten Darbietungen der Beifall ein
Unbeſtraftheit aus.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Die öffentlichen Heizverſuche mit Rohbraunkohlen
unter Benützung von Dr. Schneiders Patentroſt, finden nächſten Sams=
tag
, von 46 Uhr, in der Schulküche, Rundeturmſtraße 11, ſtatt. Der
Beſuch iſt unentgeltlich.
Auf den heute im Kaffee Fürſt Bismarck ſtattfindenden capo!
Abend deutſcher Tonſetzer machen wir nochmals aufmerkſam. (S. Anz.)

Aus den Parteien.
3. politiſcher Abend der Deutſchen Volkspartei.
Am Dienstag, den 6. Februar, veranſtaltet die Deutſche Volkspartei,
Ortsgruppe Darmſtadt, im Reſtaurant Sitte, Karlſtraße, Gelber Saal,
ihren 3. politiſchen Abend. Herr Generalſekretär Wohmann wird über
das zeitgemäße Thema die nationalſozialiſtiſche Arbeiterpartei Deutſch=
lands
ſprechen. Eintritt nur für Mitglieder. Die Mitgliedskarten für
1923 können auf der Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtr, 5, abgeholt werden,

Parlamentariſches.
Die Abgg. Dingeldey und Dr. Oſann haben, betr. Spiel=
plan
des Heſſiſchen Landestheaters, folgende Anfrage eingebracht: Das
vom Staat unterhaltene Landestheater hat in der augenblicklichen ſchweren
Zeit die große Aufgabe, die Widerſtandskraft des Volkes mit den Mitteln
großer deutſcher Kunſt zu ſtärken und zu ſtützen. Statt deſſen erreat der
Spielplan des Schauſpiels im Heſſiſchen Landestheater durch ſeine Durch=
führung
in weiteſten Kreiſen des Volkes Aergernis. In der letzten Zeit
iſt einmal zu erinnern an eine Aufführung von Leonce und Lena von
Georg Büchner, die durch die abſichtlich vergröbernde Unterſtreichung
durch die Aufführung, die Empfindungen weiteſter Volkskreiſe auf das
Schwerſte verletzte. Mit beſonderer Empörung müſſen es ferner weite
Kreiſe empfinden, daß nach einer Zeitungsmeldung, den Beſuchern des
Schauſpiels, bei einer Aufführung der Weber von Gerhart,Hauptmann,
ein Theaterzettel in die Hand gedrückt wurde, auf deſſen Rückſeite in
dieſen Tagen ſchwerſter Not und Bedrängnis unſeres Volkes durch fremd=
ländiſche
Bedrückung die Verſe Heines gedruckt waren: Deutſchland, wir
weben Dein Leichentuch, Wir weben hinein den dreifachen Fluch Wir
weben, wir weben! Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten In Win=
terkälte
und Hungersnöten: Ein Fluch dem falſchen Vaterlande, Wo nur
gedeihen Schmach und Schande. Dieſe Mißſtände laſſen ſich mit künſt=
leriſchen
Erwägungen nicht rechtfertigen. Sie beweiſen, daß der Leitung
des Schauſpiels das Empfinden für ihre Aufgabe bei der jetzigen ſchweren
vaterländiſchen Not, durchaus abgeht. Wir fragen an: Sind der Regie=
rung
dieſe Zuſtände bekannt, und was gedenkt ſie zu tun, um das Landes=
theater
auch im Schauſpiel zu einem Werkzeug ſittlicher Kräftigung un=
ſeres
Volkes werden zu laſſen?

Die Not der Kaſſenärzte!

* Man ſchreibt uns: Die ſchon lange beſtehenden Klagen der Aerzte
über die verſpäteten Zahlungen ihrer Honoraye durch die Kramkenkaſſen
wehren ſich in erſchreckender Weiſe und haben jetzt divekt zu einer Kata=
ſtrophe
geführt. Die Honorare waren nach altem Abkommen erſt nach
Ablauf des betreffenden Vierteljahres und der langwierigen Rechnungs=
prüfung
zu zahlen. Das war an ſich ſchon ein Ausnahmezuſtand in der
Zeit der Barzahlungen und der wapiden Geldentwertung!
Um dieſe Verhältniſſe wenigſtens teilweiſe zu mildern, ſollten die
Krankenkaſſen nach einem neuen Abkommen, das unter Vermittelung
des Reichsarbeitsmimſteriums im Dezember zuſtande gekommen, ab
Oktober 1922 monatliche Abſchlagszahlungen für das laufende Quartal

leiſten!
Mit dieſen Zahlungen ſind aber faſt alle Kyankenkaſſen, beſonders
die großen Ortskrankenkaſſen, derart im Rüchſtand, daß die Kaſſenärzte
heute am 1. Februar meiſt noch nicht einmal die für November
fälligen Zahlungen haben!
Alle Einvände der Krankenkaſſen, daß ſie mangels Mittel dieſe
fälligen Zahlungen nicht leiſten können, ſind unberechtigt, denn
ſchnittlich 12 Prozent der Beitragseinnahmen. Den gleichen Hundertſatz
machen aber bei den Ortskrankenkaſſen die Ausgaben für ihre Verwal=
tung
aus, und damit bleiben die Krankenkaſſen nicht im Rückſtande ,
da ihre Beamten ſich das heute nicht gefallen ließen!
Das Ausbleiben der Krankenkafſenzahlungen hat jetzt gvoße Not bei
vielen Aerzten, die faſt den ganzen Tag für Krankenkaſſen tätig ſind,
hervorgerufen, und mancher weiß nicht mehr den beſcheidenſten täglichen
Lebensbedarf aufzubringen!
Und das in einer Zeit, in der jeder Aubeiter pünktlich ſeinen Tage=
und Wochenlohn haben muß und alle Beamten jetzt in Heſſen wie im
Reich ihre Gehälter im voraus bekommen ſollen,
Es kann ſo nicht weiter gehen und iſt ein vaſches Eingreifen der
Gemeinden und des Staates notwendig, um das Schlimmſte abzuwenden!
V.

Eberſtadt, 30. Jan. Eine Einbrecherbande hat in der
Wohlfahrtseinrichtungen der Tarimundis ſind noch eine geringe Papierwarenfabrik ein wertvoller Treibriemen geſtohlen. Auch Privat=
wohnungen
wurden nächtliche Beſuche abgeſtattet. Die Ermittelungen
ſind im Gange. Todesfall. Im 70. Lebensjahre iſt hier nach
Roßdorf, 31. Jan. Nothilfe. Die Freie Vereinigung
ſem Teil werden mitwirken die Herren Hofrat Behrend, Hans Roßdorf vevanſtaltet zugunſten der Noßdörfer Nothilfe am Sams
Baumeiſter, Höfflin, Hölzlin, Kuhn, Konzert= tag, den 3. Februar, abends 8 Uhr, im Saale der Germania einen
Orff=Solſcher, Frau Drumm und andere. Nach einer Redner iſt Herr Lehyer Ammann gewonnen. Er wird unter Berück
ſichtigung der neueſten Forſchungen auf dieſem Gebiete alles Wiſſens
liſchen Darbietungen der im beſten Rufe ſtehenden Vereinigung der
falls erſte Künſtler des Landestheaters mitwirken. Das harm= Muſikfveunde Noßdorfs umrahmt. Der Kartenvowverkauf, der bereits
los hübſche Luſtſpiel wird in Koſtümen der ſechziger Jahre ge= ſehr rege eingeſetzt hat, iſt von Herrn Adam Löffler und Heinrick
den edlen Zweck, dem ſie dient, einen regen Beſuch erhoffen, und emp=
he
. Roßdorf, 30. Jan. Milchverteilung. Die Sicherſtellung
vorderen Odenwald. Unterwegs gibt es einen guten Teller Suppe und der Milchverſorgung wurde zwiſchen Gemeinder, Gewerkſchaftskartell
und Landwirten ſo geregelt, daß alle überflüſſige Milch an die Milch=
verteilungsſtellen
gelangen, wo ſie in entſprechender Weiſe verteilt wird.
Der Schulvorſtand ſetzt ſich von jetzt ab aus den Gemeinderäten
Ober=Ramſtadt, 31. Jan. Ruhrhilfel Zum Beſten der Ruhr=
n
. Schöffengericht I. Eine der charakteriſtiſchen Zeiterſcheinungen, die hilfe unſerer Gemeinde und als Einleitng der geplanten Sammlung
bezeichnenden Fällen zu Tage. Diebſtahl iſt dabei die hervorſtechendſte em Lichtbildervortrag über das Ruhrgebiet ſtatt. Jedermann
Fr. B. Seeheim, 30. Jan. Am Sonntag abend wartete der Män=
mittelbar
veranlaßt. Der 15 jährige V. von hier, hatte noch zwei Ka= nergeſangverein 1859 mit einem Theaterabend auf. Der tolle
Darmſtädter Hof zog. Unter der allgemeinen wirtſchaftlichen Not haben
Strafunmündigkeit bzw. mangels der erforderlichen Einſicht aus. Die die Geſangvereine arg zu leiden, da ſind ſolche Anziehungspunkte im
Fabrikfirma eingedrungen, um ſich Rotguß, ſoviel ſie tragen konnten, muß und ſoll die Hauptaufgabe bleiben; denn, welch eine einigende und
anzueignen. V. ſtattete auch dem Bureau mittels Einbruchs einen Beſuch willensſtählende Kraft im deutſchen Liede liegt, das wurde mit dem als
Es mag manchem nicht in den Sinn wollen,
anderer, unbekannter Seite 77 Kilo ſolchen, ebenfalls bei jener Firma daß man gerade dieſes Stück in ſolch ernſter Zeit wählte. Nun, eine ſolche
entwendeten Rotguſſes erworben und an einen anderen Althändler wei= Aufführung bedarf langer Vorbereitung und die Auswahl iſt nicht allzu
terveräußert hatte, von dem die geſuchte Ware ſchon in dritte Hand ge= groß unter den wirklich guten, zugkräftigen Stücken. Im übrigen enthält
gerade dieſes Stück aus einer biederen Zeit ſo viel Schönes und Urwüch=
wegen
Hehlerei mit je 100 000 Mark ev. je 6 Monate Gefängnis (bei Un= ſiges, daß unſere moderne Zeit ſchließlich davon noch lernen kann. Und
einbringlichkeit dieſer Geldſtrafe) bedacht. Mehrere weitere Jugendliche / es war eine prächtige Leiſtung. Der Spielleiter, Herr Gg. Roßmann,
einen geradezu vornehmen Eindruck, und bei der Verteilung der Rollen
hatte er eine glückliche Hand gehabt. Sämtliche Spieler lebten ganz in
Das Losreißen, Zerkleinern und Veräußern der letzteren richtete einen tantiſche hinaus. Die Titelrolle, der heimkehrende Burſche, wurde von
Herrn Gg. Liſt trefflichſt wiedergegeben: Er ging ganz auf in ſeiner
Aufgabe. Die geradezu erſtaunlichen Leiſtungen des Herrn Gg. Roßmann
auf dieſem Gebiet ſind längſt bekannt, und als Knippelius war er aus=
gezeichnet
. Im Gegenſatz zu dieſem Manne von Tat ſteht Herr Puſſel
insgeſamt 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis belegt und gleichzeitig verhaftet der gutmütige Hampel, was Herr J. Emmerich auch ſehr gut erfaßt
hatte. Ebenſo gut fand ſich Herr W. Kreil in ſeiner ſehr ſchweren Auf=
gabe
als Herr Nachtſchatten zurecht. Die vier Damen: Frl. Schäfer als
1 Woche Gefängnis. Ihr Feld war die letzte hieſige Herbſtmeſſe, und ſie Frau Knippelius, Frau Kreil=Anders als Bärbel, Frl. K. Spalt als
übten die Langfingerei im Gedränge an dem Glücksrad ſehr gerieben Frau Puttel und Frl. E. Bohn als Sabine hatten die innerlichen Ge=
genſätze
ihrer Rollen erkannt und gaben ſie mit größter Natürlichkeit
wieder. In beſten Händen lagen auch die Rollen des verliebten Schnei=
ders
bei Herrn K. Anders, ſowie die Nebenaufgaben der Frl. Gr. Pfeif=
fer
und der Herren L. Crößmann, Fr. Bohn und des kleinen Phil. Noß=
freudiger
war, iſt verſtändlich. Trotzdem ſollten ſich die Zuhörer d. h.
wohl zumeiſt die jugendlichen etwas mehr in Zucht halten, um der
Spieler und um ihrer ſelbſt willen. Ein Dichter wie Niebergall hat ein
ganz anderes Ziel als eine humoriſtiſche Unterhaltung: Er will Charak=
tere
zeichnen und Handlungen ſchildern, und dieſen roten Faden zu er=
faſſen
, bedarf einer gewiſſen geiſtigen Mitarbeit. Das ſchönſte Lob,
über das die Darſteller ſich freuen können, war jedoch der Beifall, mit
dem der Wunſch aus den Zuhörern heraus aufgenommen wurde, dasſelbe
Stück in 14 Tagen zur Unterſtützung unſerer bedrängten Landsleufe im
Ruhrgebiet zu wiederholen. Und wir ſagen ebenſo ein herzliches ,da
zh. Bensheim, 30. Jan. Diebſtahl. In einem hieſigen Spezerei=
geſchäft
wurde nächtlicher Weile eine ganze Reihe von Kiſten, die Butter
und Käſe enthielten, geſtohlen.
Heppenheim (Bergſtr.), 31. Jan. Unter dem Vorſitz des Bürger=
meiſters
Wiegand und Anweſenheit des Beigeordneten und ſämtlicher
Gemeinderatsmitglieder, fand geſtern abend eine öffentliche Ge=
meinderatsſitzung
im Rathaus ſtatt. Der vorliegende Gemeinde=
voranſchlag
für 1922, der in Ausgabe und Einnahme mit 26 706 431 Mk.
abſchließt, wurde beraten und genehmigt. An Grund= und Gewerbeſteuer
kommen 12 Millionen Mark zum Ausſchlag. Bezüglich der Verpachtung
der Gemeindejagd wird beſchloſſen, dieſe nach der Haſenzahl zu verpach=
ten
, und zwar ſoll am 1. April ds. Js. vorläufig der dort gültige Haſen=
preis
bezahlt werden, endgültige Abrechnung erfolgt dann am 1. Dezem=
ber
zu dem zu dieſer Zeit gültigen Haſenpreis. Die Verpachtung erfolgt
auf ſechs Jahre. Die Hundeſteuer wird für den erſten Hund auf 1500
Mark für den zweiten auf 2000 Mark, für jeden weiteren auf 2500 Mark
feſtgeſetzt. Die Vergütung der Leichenbegleiter werden auf je 1000 Mark
erhöht. Dem Bürgermeiſter wird die Ermächtigung zur Erteilung von
Zahlungsanweiſungen über Rechnungen bis zur Höhe von 10 000 Mark
erteilt. Es werden dann noch die Kommiſſionen für die Erwerbsloſen=
fürſorge
und die für die Bewilligung der Beihilfen an Sozialrentner
gewählt.
N Heppenheim (Bergſtr.), 31. Jan. Donnerstag, den 8. Februar,
nachm. 14/. Uhr, wird die Feld= und Waldjagd der Gemeinde
Heppenheim in ſechs Bezirken im Wurths Gartenſaale meiſtbietend ver=
pachtet
.
hr. Aus dem Obenwald, 30. Jan. Siedelsbrunn. Hier wer=
den
die zwölffachen Zuſchläge zur Friedensmiete erhoben. Die Gemeinde=
Hundeſteuer beträgt 500 Mark. Reinheim. Der Pachtpreis der
Gemeindegrundſtücke iſt erhöht worden. Die Bürgſchaft für die Feld=
bereinigungsgeſellſchaft
beträgt 2 478 000 Mark.
ei- Biebesheim a. Rh., 30. Jan. Die Beerdigungskoſten
ſollen auch hier von der Gemeindekaſſe übernommen werden. Fr.
Böttiger iſt vorbehaltlich der Zuſtimmung des Kreisamtes Groß=Gerau
zum Wohnungsinſpektor von Biebesheim ernannt worden.
Die Hundeſteuer für 1923 beträgt wie die ſtaatliche Steuer je 500
Mark.
0- Dornheim bei Groß=Gerau, 30. Jan. Der Pachtpreis für
das Waldpachtgelände iſt für 1922 um 20 Prozent ermäßigt worden.
Zum Faſelwärter wurde Philipp Wild gewählt.
o- Trebur bei Groß=Gerau, 31. Jan. Todesfall. Nach langem
ſchweren Krankenlager iſt der Seelforger unſerer Gemeinde, Jakob
Walter, im Mainzer Krankenhaus geſtorben. Er war ein guter Kan=
zelredner
, der ſich großer Beliebtheit erfreute. Wer ihn jemals gehört
hat, das Wort Gottes zu verkündigen, mußte zugeben, daß Trebur auf
einen ſolchen Geiſtlichen ſtolz ſein konnte.
nz. Offenbach, 30. Jan. Ins Städtiſche Krankenhaus wurde ein
Landgendarm eingeliefert, dem bei der Verfolgung eines verdäch=
tigen
Landſtreichers die eigene Waffe losgegangen war, und ihn dabei
am Oberſchenkel ſchwer verletzte. Der Burſche konnte infolge der Ver=
letzung
des Gendarms ſich frei machen und iſt entflohen.
th. Alsfeld i. Oberheſſen, 30. Jan. Eine Bürgermeiſter=
verſammlung
fand dieſer Tage für unſeren Kreis hier ſtatt. Kreis=
direktor
Dr. Stammler führte den Vorſitz. Bürgermeiſter Dr. Völ=
ſing
von hier hielt einen Vortrag über das Reichsmietengeſetz. Der
Plan einer Errichtung einer eigenen Kreisabdeckerei kann wegen der
hohen Koſten nicht verwirklicht werden. Die hieſige Jugendher=
berge
in der Landwirtſchaftsſchule war im abgelaufenen Jahr von an=
nähernd
300 Beſuchern, die faſt alle übernachteten, beſucht. Auf der
Jungviehweide in Zell iſt die Maul= und Klauenſeuche ausgebrochen.
z. Aus Hefſen, 31. Jan. Wie die anhaltende naſſe Witte=
rung
auch ſelbſt im Winter, wenn die Natur ruht, nachteilige und
ſchlimme Folgen nach ſich zieht, beweiſt Nachſtehendes: Im Ried, wo
ſchwerer Boden iſt, geht bei andauerndem Regenwetter das Waſſer nicht
leicht in den Boden, und ſo iſt jetzt ſchon vielfach die Winterſaat ge=
fährdet
, da die Frucht teilweiſe ganz unter Waſſer ſteht. Aus dem Ger=
ſprenztal
wird mitgeteilt, daß ganze Flächen unter Waſſer ſtehen. In
der Nähe von Darmſtadt, Arheilgen, Wixhauſen, Erzhauſen uſw., wo der
Waſſerſtand an ſich ſchon hoch iſt, und faſt gar keine Keller unterirdiſch
ſich befinden und Kartoffeln, Dickwurz u. dergl. in Mieten aufbewahrt
werden, ſtehen dieſe meiſtens unter Waſſer und gefährden die eingemiete=
ten
Vorräte. Bei der jetzigen Jahreszeit iſt es noch nicht möglich, einge=
winterte
Vorräte auszuheben, da immer noch Froſt zu befürchten iſt.
Täglich kann man ſehen, wie in oben angeführten Orten die Leute Waſ=
ſer
aus ihren Hauskellern tragen, was zwar nicht viel nützt, denn es dringt
immer wieder zu, da das Waſſer faſt dem Erdboden gleichſteht. Es wäre
zu wünſchen, daß einmal trockene Witterung eintreten würde.

[ ][  ][ ]

Nummer 31.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 1. Februar 1923.

Seite 5.

Evangeliſcher Landeskirchentag.
1. Sitzung.
St. Darmſtadt, 31. Januar.
Der erſte auf Grund der neuen Kirchenverfaſſung gewählte Landes=
kirchentag
wurde geſtern vormittag um 10 Uhr mit einem Gottesdienſt
in der Stadtkapelle eröffnet. D. Eulen predigte über den Text Pfalm
46,8: Der Herr Zebaoth iſt mit uns der Gott Jakobs iſt unſer Schutz
Nachmittags 2/. Uhr fand die erſte Sitzung im Sitzungsſaal des Landes=
ſynodalgebäudes
ſtatt.
Am Tiſch des Oberkonſiſtoriums: Geheimerat D. Dr. Flöring,
Geh. Oberkonſiſtorialräte Dr. Peters, Prälat Euler, Merck, Dr.
Bernbeck, Oberkonſiſtorialrat Büchle.
Der ſtellvermetende Präſident, Geheimerat D. Dr. Flöring, er=
öffnet
die Sitzung um /,3 Uhr mit einer Anſprache, in der er zunächſt
die faſt vollzählig erſchienenen Mitglieder des erſten Landeskirchentags
herzlichſt begrüßte, insbeſondere die zum erſten Male in den Kirchentag
Eingetretenen. Die Zuſtände im beſetzten Gebiet nötigen dazu, die
Tagung möglichſt abzukürzen, um den von dort ſtammenden Mitgliedern
die Möglichbeit zu geben, möglichſt bald in ihre Heimat zurückzukehren.
Die vorausſichtlich unerledigt bleibenden Gegenſtände der Tagesovdnung
müſſen daher einer künftigen Tagung vorbehalten bleiben. Die Zeichen,
unter denen der erſte Landeskirchentag zuſammentritt, ſind außerordent=
lich
ernſt. Zu all dem Elend der Tragik und der erſchütternden Gewalt
der Ereigniſſe, die unſer Volk nun ſchon achtundeinhalb Jahre trägt,
ſind nun noch die großen Sorgen gekommen: Was werden wir eſſen,
was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? Dem unge=
herven
Elend der Volksgenoſſen ſtehen auf der andeven Seite gegenüber:
empörende Gleichgültigkeit und Genußſucht ſchlimmſter Art. Wenn je
die evangeliſch=chriſtliche Kirche eine Aufgabe hatte, ſo hat ſie ſie heute.
Durch ſie kann Barmherzigkeit und Bruderliebe, können alle guten
menſchlichen Eigenſchaften noch am Leben erhalten werden. Möge auch
die neue Kirchenverfaſſung dazu beitragen, alle Kräfte der evangeliſchen
Kirchen zur. Entfaltung und rechten Auswirkung zu bringen. Redner
wies dann auf die am Himmelfahrtstage des vergangenen Jahres in
Wittenberg erfolgte Gründung des deutſch=evangeliſchen Kirchenbundes
hin, durch den die deutſchen Landeskirchen zu einer großen Einheit
zuſammengefaßt worden ſeien. Mit warmem Dank erwähnte er, daß
der heſſiſch.= Staat der Kirche die nötigen finanziellen Mittel durch regel=
mäßige
Verſchüſſe zur Verfügung geſtellt habe. Auch in bezug auf die
Finanzen ſtehe der künftigen Kirchenleitung eine große Aufgabe zu löſen
bevor,
Hochgeehrte Verſammlung! Der verfaſſunggebende Landeskirchentag
hat, nach eingehenden, ſorgfältigen Vorbereitungen durch ſeinen Aus
ſchuß, die neue Kirchenverfaſſung feſtgeſtellt. Es liegt uns hier nicht ob.
dieſes Werk zu prüfen oder gar zu beurteilen. Das iſt Sache einer
künftigen Entwicklung der Kirche. Aber zweierlei darf man doch wohl
hervorheben. Einmal: Bei allen Meinungsberſchiedenheiten, die bei
dieſem Werk ſich ausgeſprochen haben, iſt doch, in klarer Erkennmis
deſſen, daß in unſerem Lande das Bekenntnis ſeine unerſchütterte Gel=
tung
in den Gemeinden bebauptet, das Gefühl der Einheit und der Zu=
ſammengehörigkeit
nicht, getrübt worden, und dadurch unſerer Landes=
kirche
ein Streit erſpart geblieben, wie er andere Landeskirchen zum
Schaden der Sache bewegt. Möge dies auch bei der weiteren Entwick=
lung
unſerer Kirche auf Grund der neuen Verfaſſung ſo ſein und ſo
bleiben. Und das andere: Den Forderungen, die die neue politiſche
Geſtaltung der Dinge an die Kirche ſtellt, iſt entſprochen worden: Den
Gemeinden und ihren Vertretern unterliegt nun das Wohl unſerer Lan
deskirche, ſoweit es von Menſchen abhängt. Große Rechte ſind damit
vor allen Dingen dem Landeskirchentag anvertraut. Hoffen wir, daß
dieſe Rechte zum Heile unſerer Kirche und der ihr anvertauten Seelen
benutzt werden und bei allen Beteiligten das Gefühl der Verpflichtung
und der Verantwortung auslöſen, das dem entſpricht.
Mit der Bildung der neuen Kirchenvegierung, die Ihnen heute oder
demnächſt obliegen wird, wird das bisherige Kirchenregiment und auch
das alte Oberkonſiſtorium am Ende ſeiner Wirkſamkeit angekommen ſein.
Wir haben keinen Grund, darüber zu trauern, wenn, wie wir hoffen,
das bewährte Alte aus unſerer heſſiſchm Vergangenheit bewahrt bleibt
und ſich mit dem lebenskräftigen Neuen, das werden will, in geſundem
organiſchem Aufbau verbindet. Gott walte es! (Beifall.)
Zu Mitgliedern des Landeskirchentags ſind berufen worden:
Eliſabeth Fürſtin zu Erbach=Schönberg, Arbeiterſekretär
Laufer, Prof. D. Matthes, Prof. D. Dr. Schian=Gießen, Ge=
heimer
und Oberregierungsrat Schmidt=Mainz, Pfarver Walter=
Worms.
Der Namensaufruf ergibt, daß der Landeskirchentag nahezu voll
zählig verſammelt iſt. Die nachſtehenden neu eingetredenen Mitglieder
werden auf die Kirchenverfäſſung verpflichtet: Jenſen, Kaufmamn in
Langen, Ditzel, Landwirt in Eckartshauſen, v. Helmolt, Rechts=
anwalt
in Nieder=Wöllſtadt, Herbert, Lehrer in Saaſen, Lampas,

Studienrat, Profeſſor in Friedbeig, Dr. Jungk, Landgerichtsdivektor
in Mainz, Schuſter, Pfarrer in Nierſtein, Kalbhenn, Pfarrer in
Ober=Mockſtadt, Dr. Göttelmann, Oberbürgermeiſter i. R., Mainz,
Diehl, Landwirt in Hochweiſel, Würz, Lehrer und Organiſt in
Eſchenrod, Dr. Avemarie, Studienrat in Darmſtadt, Knauß,
Staatsanwalt in Gießen, Deggau, Lehrer in Ober=Breidenbach, Dr
Müller, Pfarrer in Rüſſelsheim, Gußmann, Dekan in Kirchberg=
Lollar, Ausfeld, Pfarrer in Gießen, Schrimpf, Pfarrer in
Hirzenhain, Schmidt, Geheimer und Obervegierungsrat in Mainz.
Das Alterspräſidium übernimmt, nachdem Wild=Jppesheim und
Maher=Nierſtein abgelehnt, Bürgermeiſter Viehl=Rainrod. Unter
einem Vorſitz wird Profeſſor D. Dr. Diehl=Friedberg zum Präſiden=
ten
des Landeskirchentags gewählt; zweiten Präſident wird Dr.
Cornelius Freiherr Heyl zu Herrnsheim=Worms. Zu Schrift=
fihrern
werden gewählt Pfarrer Dr. Müller=Rüſſelsheim und
Arbeiterſekretär Laufer=Darmſtadt.
In den Landeskirchen=Ausſchuß werden gewählt: Senats=
präſident
Dornſeiff=Darmſtadt, Archivrat D. Herrmann= Darm=
ſtadt
; Pfarrer Wagner=Darmſtadt=Beſſungen; zu Stellvertretern;
Pfarrer D. Waitz=Darmſtadt, Gutsbeſitzer Dr. Dehlinger= Weiler=
hof
, Profeſſor D. Dr. Schian=Gießen, Profeſſox D. Dr. Berger=
Darmſtadt, Pfarper Bernbeck=Okarben.
Den Finanzausſchuß bilden Pfarrer Ausfeld=Gießen,
Pfarrer Lie. Jacob=Mainz, Bürgermeiſter Krapp=Sickenhofen,
Profeſſor Lampas=Friedberg, Geheimer Finanzrat Stroh= Darm=
ſtadt
: Erſatzmänner ſind: Bauinſpektor Fleckenſtein=Höchſt, Rektor
Kaßlick=Darmſtadt, Bürgermeiſter Rückrich=Flonheim.
Der Geſetzgebungs=Ausſchuß ſetzt ſich zuſammen aus
Dekan Gußmann=Kirchberg, Dekan Jaudt=Planig, Staatsanwalt
Knauß=Gießen, Landgerichtsdirektor Neuenhagen=Gießen, Ge=
heimer
und Ober egierungsrat Schmidt=Mainz; Erſatzmänner: Pfr.
Schrimpf=Hirzenhain, Lehrer Siefert=Hetzbach, Pfarrer Wal=
ter
=Worms.
Der Petitionsausſchuß wird gebildet aus Pfarrer Georgi=
Emmenrod, Rektor Kaßlick=Darmſtadt, Pfarrer Kleberger= Darm=
ſtadt
, Pfarrer Leng=Lich, Medizinalrat Dr. Walger=Gießen; Er=
jatzmänner
: Lehrer Deggau=Ober=Breidenbach, Kaufmann Jenſen=
Langen, Profeſſor D. Matthes=Darmſtadt.
Zu Mitgliedern des kirchlichen Diſziplinargerichts=
hofes
werden gewählt: Lehrer Dollinger in Alsfeld, Oberbürger=
meiſter
i. R. Dr. Göttelmann in Mainz. Dekan Müller in
Lauterbach; als Erſatzmänner: Landtagsabgeordneter Fenchel, Land=
gerichtsdirektor
Dr. Jungk in Mainz, Deban Vogel in Gernsheim.
In den Ausſchuß für Innere Miſſion wverden gewählt:
Arbeiterſekretär Laufer, Pfarrer Lenz in Lich, Profeſſor D. Dr.
Matthes in Darmſtadt, Reallehrer Mink in Bemsheim, Pfarrer
Schuſter in Nierſtein.
In den Ausſchuß für die Luther=Stiftung werden
gewählt: Pfarrer Ausfeld in Gießen, Dekan Gußmann in Kirch=
berg
und Pfarrer Lehn in Offenbach.
Proteſt gegen die Ruhrbeſetzung.
Geheimerat D. Dr. Flöring: Meine Damen und Herren! Wir
ſtehen hier an der Weſtgrenze des Reiches. Ein großer Teil unſeres
Heſſenlandes gehört zum beſetzten Gebiet. Um ſo geſpannter und
ſchmerzlicher ſind unſere Blicke gerichtet auf die neue Gewalttat, die in
unevhörter Brutalität mitten im ſogenannten Frieden unſerer Weſt=
grenze
, vor allem dem Ruhrgebiet, und damit dem ganzen Deutſchen
Reich, angetan iſt. Unter dem Vorwand der Sühne für entgangene
Reparationsleiſtungen überzieht man ein blühendes Gebiet Deutſchen
Reiches, die Herzkammer der deutſchen Induſtrie, mit Kriegsvölkern
weißer, gelber und ſchwarzer Raſſe, in Wahrheit, um den alten Er=
bberungsgelüſten
nach dem Rhein endlich volle Befriedigung zu ſchaffen
Die deutſchen Geſetze werden dabei mit Füßen getreten, die Leiter und
Beamten der großen Werke, die Beamten des Reiches und der Länder,
die ſchlichten Arbeiter, die ſich weigern, unter den Mündungen der Ka=
nonen
ihr Werk zu tun und die mit dem Deutſchen Reich im Einklang
ſtehen und bleiben wollen, ſie werden entweder vor Kriegsgerichte ge
chleppt, oder mit Weib und Kind unter Hintanſetzung aller Menſchlich=
teit
aus ihrer Heimat vertrieben. Die Zeiten ſchlimmſter Barbarei
ſcheinen wiedergekehrt zu ſein, und das unter den Fahnen einer Nation
die vor 8½ Jahren im Namen der Ziviliſation den Krieg begonnen
haben will gegen einen halbwilden kriegeriſchen Nachbarn. (Sehr gut!
ir berufen uns auf das Gericht der Menſchheit: Kann es größere
Kaubarei geben, als ein blühendes, ziviliſiertes Land überziehen, mit
Rechtloſigkent, mit Rechtsunſicherheit? Und ſo ſteht es bei unſeren Brü=

dern drüben im beſetzten Gebiet, vor allem im Norden, aber auch in
unſerer Nähe. Auch unſere heſſiſchen Gebiete ſind in direkte Mitleiden=
ſchaft
gezogen, und wir wiſſen nicht, was alles noch konwmen wird, und
auch die friedliche Arbeit der Kirche in Gefahr bringen kann. Mit
innerſter Anteilnahme verfolgen wir den Abwehrkampf des Reichs und
vor allem der tapferen Rhein= und Ruhrländer. Uns bewegt es das
Herz, daß nicht nur die Gebildeten, nicht nur die Führer, die Beamten
des Volkes es ſind, ſondern auch die ſchlichten Männer der Arbeit, die
Bergleute, die Eiſenbahner, die treu zur Fahne des Reichs halten wollen.
(Beifall.) Und wir freuen uns, daß unſere Herzen einmal hoch ſchlagen
dürfen beim Anblick einer Einmütigkeit, die wir in unſerem, leider
Gottes ſo oft zerrütteten Volksleben lange ſchmerzlich vermißt haben
Wir ſind arm geworden, wir ſind wirklich arm geworden, und wiſſen
noch nicht, wie arm wir noch werden ſollen. Wehrlos, aber ehrlos ſind
wir nicht geworden und wollen wir auch nicht weuden. (Beifall.)
So ſtehen wir, meine Damen und Herven ich glaube in Ihrer
aller Namen zu ſprechen , in innerſter und innigſter Gemeinſchaft der
Abwehr mit unſeren Brüdern und Schweſtern drüben im beſetzten Ge=
biet
. (Beifall.) Wir rufen ihnen zu: Haltet Treue, haltet Stand!
Unſere Gebete ſteigen für Euch zum Himmel, daß Gott Euch ſtärken
möge, für uns den ſchweren Kampf zu Ende zu kämpſen. Wir wollen
das Unſerige tun, um Euere Leiben Euch zu erleichtern. Und als Ver=
treter
der evangeliſchen Kirchen dürfen wir es ausſprechen, wir erwarten
daß alle unſere Glaubensgenoſſen in dieſem aufgezwungenen und auf=
gedrungemen
Kampf unbeugſam ihre Schuldigkeit tun, und wir ver=
pflichten
uns, was an uns iſt, denen, die bei dieſem Kampf in Wahrung
der Intereſſen ihrer Gemeinde und unſeres deutſchen evangeliſchen Kir=
chenweſens
Schaden leiden, zu helfen, daß ſie keinen größeren Schaden
nehmen, und ihre Not zu lindern.
Meine Damen und Herren! Ich glaube, wir alle ſind in einer
gewiſſen Beziehung froh dieſer Zeit, daß wir wieder einmal ſtolz ſein
dürfen, auf unſer Volk (Bravol), daß unſere Herzen einmal wieder zu=
ſammenſchlagen
im Gefühl, daß unſer ganzes Volk einig iſt im Gefühl
der Abwehr gegen dieſe Gewalttat, daß wirklich wieder ein Zuſammen=
klang
der Herzen über die Konfeſſionen und alle Unterſchiede der Stände
hinweg ſtattfindet. Wir vertrauen darauf, daß die Gerechtigkeit, die
trotz allem Anſchein noch, auch im Völkerleben, waltet, auch unſevem
deutſchen Volk wieder einmal lichtere und beſſere Tage beſcheren wird
wenn wir als ein frommes und ein brüderlich geſinntes Volk in dieſer
Prüfungszeit uns bewähren, im Sinne des alten Pſalmwortes, daß,
wie ich meine, unſer deutſches Volk in ſeinem Leid und zu ſeinem großen
Troſt auch von ſich ſagen kann wie das Volk Iſrael: Sie haben mich oft
gedrängt von meiner Jugend auf; ſie haben mich oft gedrängt, aber ſie
haben mich nicht übermocht. (Lebhafter Beifall.)
Im Anſchluß daran brachte Präſident D. Dr. Diehl die folgende
Entſchließung
gur Verleſung, die einſtimmig angenommen wunde:
Der Feind ſteht in unſerer geliebten Heimat. Franzöſiſche Bajo=
nette
regieren im Nuhrgebiet. Das Gewiſſen der evangeliſchem Chriſten=
heit
rufen wir auf, daß es mit uns gegen die unſerem Volke angetane
Vergewaltigung proteſtiere. An Euch Deutſche aller Schichten wenden
wir uns, zeigt, daß Ihr Deutſche ſeid! Euch evangeliſchen Glaubens=
genoſſen
im beſetzten Gebiet gilt unſere Teilnahme und unſer Gebet:
Der Herr ſei Euch Schutz und Schild! Uns kann nichts trennen! Win
halten feſt zuſawmen in dem Troſt und Trotz unſeres evangeliſchen
Glaubens: Und wenn die Welt voll Teufel wär’, es muß uns doch
gelingen!
Die Verſammlung, die ſich ſchon während der Verleſung des Pro=
teſtes
von ihren Sitzen erhoben hatte, ſtimmte ſpontan das Lutherlied
an: Und wenn die Welt voll Teufel wär So wurde der Proteſt zu
einer Kundgebung von tiefſtem Eindruck. Damit wurde der Landes=
kirchentag
um 5.15 Uhr geſchloſſen.
Da die Dauer der Tagung mit Rückſicht auf die Unſicherheit und
die Gefahren der Verhältniſſe im beſetztin Gebiet abgekürzt werden
mußte, wurde die Erledigung des Reſtes jer Tagesordnung, auch die
Wahl des Prälaten und ſtellvertretenden äſibenten der Landeskirche
für den demnächſtigen Wiederzuſammentritt des Landeskirchentages
vertagt.

Reich und Ausland.
Die Notlage der Redakteure.
Berlin. Auf Einladung des Reichsberbandes der deutſchen Preſſe
fand am Dienstag abend im Reichstagsgebäude eine Sitzung von Regie=
rungsmitgliedern
, Parlamentariern und führenden Männern der Indu=
ſtrie
, des Handels und Bankweſens ſtatt, die ſich mit der Frage beſchäf=
tigte
, wie die durch die Notlage des Zeitungsgewerbes in großer Zahl
ſtellungslos gewordenen Journaliſten im Wirtſchaftsleben nutzbringende
Verwendung finden können. Nach Chefredakteur Bernhard, der betonte,
daß bei den dielen Erörterungen über die Not der Preſſe die Notlage
der Redakteure viel zu wenig berückſichtigt worden ſei und daß durch das
Zuſammenarbeiten mit den Führern der Wirtſchaft und der Behörden
eine Löſung gefunden werden müſſe, ſchilderte Direktor Richter vom
Reichsverband der deutſchen Preſſe in eingehender Weiſe die Notlage
der Redakteure, um ſich dann der Forderung auf Zuſammenarbeit zwi=
ſchen
den Behörden und den Führern der Wirtſchaft anzuſchließen
In der Ausſprache bezeichneten ſowohl Dr. Rießer als Vertreter
Les Bankgewerbes wie auch Geheimrat Büchen vom Reichsverband der
deutſchen Induſtrie die Unterbringung von Journaliſten in Bank und
Induſtriebetrieben als ſchwierig. In dem Bankbetrieben komme nur
eine Beſchäftigung in den Archiven in Frage, und die Induſtrie gehe
unſicheven Zeiten entgegen. Geheimrat Bücher empfahl die Aufſtellung
von Liſten mit Angaben über beſondere Verwendungsmöglichkeiten der
Journaliſten und forderte im übrigen, daß der Rückvergütungsfonds
aus dem Preſſenotgeſetz unbedingt auch zur Unverſtützung ſtellenloſer
Journaliſten benutzt werde. Dieſem Vorſchlag wurde von den meiſten
Rednern zugeſtimmt.
Eine Grubenexploſion bei Beuthen.
Beuthen. Geſtern morgen ereignete ſich im öſtlichen Teil der
Heini=Grube eine ſtarke Exploſion, deren Urſache und Umfang
noch nicht feſtgeſtellt wurde. Allem Anſchein nach ſind größene Opfer
an Menſchenleben nicht zu beklagen. Die Mehrzahl der Belegſchaft
konnte ſich retten und iſt, wenn auch teils betäubt, geborgen.
Ein Kärtner Heimatmuſeum.
D.A. I. Ein Kärntner Heimatmuſeum iſt von der Kärntner Lands=
mannſchaft
, dem hervorragendſten deutſchen Verband in Kärnten, in
Klagefurt begründet worden, in welchem die allenthalben reichlich vor=
handenen
volkskundlichen Gegenſtände geſammelt und die Einrichtung der
bodenſtändigen Lebens= und Wirtſchaftsformen, die ſichtbaren Aeußerun=
gen
kärntneriſch=deutſcher Art in Dichtung und Glauben, Brauch, Tracht,
Bau und Gerät der Zukunft aufbewahrt werden ſollen. Das Muſeum
wird Darſtellungen und Formen des kärntneriſchen Bauern= und Bürger=
hauſes
mit ſeiner geſamten Einrichtung für Wohnung und Wirtſchaft,
das Rüſtzeug der für Kärnten beſonders bezeichnenden Bauerngewerbe
und deren Uebergang zum eigentlichen Handwerk, Erzeugniſſe des Haus=
fleißes
, Volkstrachten u. dergl. mehr zur Schau ſtellen. Vor allem ſoll
das Bauerntum Kärntens und das Gewerbe vertreten ſein. Zur Be=
ſchaffung
der Mittel wurde bereits eine Sammlung eingeleitet, die im
ganzen Lande lebhaftem Verſtändnis begegnet. Jedermann kann mit
einem Bauſtein von 100 000 Kronen oder mit Stifterbriefen zu 500 000
Kronen zur Förderung des Heimatmuſeums und zu der raſchen Verwirk=
lichung
der ſchönen Aufgabe beitragen.
Deutſche Studenten nach England.
D.4. I. Engliſche Studenten aus Oxford haben dem Auslandsamt der
Deutſchen Studentenſchaft eine Einladung für 12 deutſche Studenten zu
einem vierwöchigen Aufenthalt in Oxford überſandt. Es handelt ſich um
eine private Veranſtaltung, nicht um einen offiziellen Schritt der Oxforder
Univerſität. In der Einladung äußern die engliſchen Studenten den leb=
haften
Wunſch, die Wiederaufnahme freundſchaftlicher Beziehungen zwi=
ſchen
England und Deutſchland zu verwirklichen. Das in Oxford ge=
bildete
Komitee wird die geſamten Koſten für Reiſe= und Paßgebühren
tragen, die den deutſchen Gäſten erwachſen. In öffentlichen Verſammlun=
gen
ſoll den Deutſchen Gelegenheit gegeben werden, ſich mit engliſchen
Studenten über die verſchiedenſten Fragen auseinanderzuſetzen. Ferner
ſollen die Deutſchen Zutritt zu den Vorleſungen und zur Univerſitäts=
bibliothek
haben, an allen ſportlichen Veranſtaltungen teilnehmen, Aus=
flüge
machen können und auch ihren eigenen Studien obliegen. Die
Einladung wurde vom Auslandsamt mit Dank für den Monat Mai an=
genommen
.
Der Mailänder Zentralbahnhof durch eine Feuersbrunſt zerſtört.
Mailand. Eine Feuersbrunſt hat in der Nacht von Dienstag
auf Mittwvoch einen erheblichen Teil des Zentralbahnhofes zerſtört.
Menſchenleben ſind nicht zu beklagen. Wie wir hören, wivd der Schaden
bei dem Brand im hieſigen Hauptbahnhof auf mehrere Millionen Lire
beziffert. Unterſtützt von Faſziſten, hat das Bahnperſonal alle Wert
gegenſtände aus den Kaſſenſchränken, ſowie das geſamte Gepäck retten
können. Die Wiederaufnahme des Verkehrs iſt geſichert.
Entdeckung von Platinlager in Spanien.
Madrid. Die ſpaniſche Regierung hat in der Riviera de Ronda
durch einen Ingenieur Unterſuchungen anſtellen laſſen, die zur Ent=
deckung
von großen Platinlagern geführt haben.

Spiel, Sport und Turnen.
Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V. Am Sams=
tag
, den 3. Februar, abends 8.30 Uhr, findet die Hauptverſamm=
lung
der Turngemeinde in ihrem Turnhauſe, Heidelberger Straße
Nr. 131, ſtatt. Große Vorbereitungen und Beratungen innerhalb des
Vorſtandes gingen voraus, um zu greifbaren Reſultaten zu kommen
Auch an der Turngemeinde iſt die raſtloſe Zeit nicht ſpurlos vorüber=
gegangen
, denn die Anforderungen, die an ſie geſtellt wurden, waren
gewiß keine geringen. Aber der Wille, trotzdem etwas zu leiſten, war
ſtärker als der Anſturm von außen. Es wäre zu wünſchen, wenn die
Leute, welche das Schifflein bis jetzt unentwegt nach deutſcher Art ge
ſteuert haben, es weiter führen in den ſicheren Hafen. Hierfür iſt es
unbedingt erforderlich, daß nicht allein innerhalb des Vorſtandes ein
Wille herrſcht, ſondern daß alle Mitglieder unter Zurückſtellung ihrer
perſönlichen Wünſche dazu beitragen, um über die ſchwere Zeit hinweg=
zukommen
. Eins iſt ſicher: Einigkeit und Zuſammenhalt iſt das erſte
Gebot für deutſche Turner. Deshalb ſeien alle Mitglieder des Mahn=
rufes
eingedemk: Einigkeit macht ſtark! Nur in dieſem Sinne kann
Großes geleiſtet werden.
Des weiteren ſei hier auf den am Sonntag, den 4. Februar, ſtatt=
findenden
Familienabend hingewieſen. Entſprechend der Zeit,
werden nur ernſte Sachen zu Gehör kommen. Als Abſchluß des Abends
wird die Operette Winzerlieſel wiederholt, und iſt ſomit denen Ge=
legenheit
geboten, die an Weihnachten umkehren mußten, ſich jetzt ſchad=
los
zu halten. Alle Mitglieder und Freunde der Turngemeinde mögen
vecht zahlreich erſcheinen.
H.
* 1. Hallenſportfeſt des Allg. Tv. Leipzig. Der Allg.
Tv. Leipzig von 1845 wird, nachdem er bereits im Frühjahr 1922 eine
große Werbewoche für Turnen, Spiel und Sport mit beſtem Erfolge
durchgeführt hat, am 18. Februar 1923 ein Hallenſportfeſt veranſtalten.
Zur Ausſchreibung werden Lauf=, Sprung= und Stoßwettbewerbe für
Turnerinnen, Turner und Jugendliche, ſowie Mannſchaftskämpfe in
Staffelläufen, Tauziehen und Paarlaufen gelangen. Außerdem wird das
Programm durch einige Sondervorführungen ergänzt werden, ſo daß
genügend Abwechſelung vorhanden iſt.
* Das Sommerſemeſter an der Deutſchen Hoch=
ſchule
für Leibesübungen iſt auf die Zeit vom Dienstag, den
1. Mai bis Freitag, den 31. Auguſt 1923 feſtgelegt worden.
* Krankenhauskoſten und Leibesübungen. Ber=
lin
berechnete vor kurzem die Krankenhauskoſten auf 1000 Mark pro
Tag, was bei 3000 Betten rund eine Milliarde im Jahre ausmacht.
Wer Leibesübungen treibt, ſchützt ſich gegen viele Krankheiten oder über=
windet
ſie leichter und ſchneller. Ob dem deutſchen Volke nicht manche
Milliarde erſpart werden könnte, wenn man nur eine für Förderung
von Turnen, Spiel und Sport ausgeben wollte.

6. Quittung

über in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts eingegangene
Spenden für die geſchädigte Ruhrbevölkerung:
J. C. 1000 Mk., W. C. 1000 Mk., Velociped=Club 62 590 Mk., Ober=
reallehrer
Frank, 2. Rate, 3000 Mk., Steuerinſpektor Gutſche 2000 Mk.,
Stammgäſte Zum wollne Kamiſol, 1. Rate, 15 000 Mk., Hermann Eck=
ſtein
1000 Mk., Fa. Bruchfeld u. Bracher, Holzhandlung, 10 000 Mk.,
Ernſt Schenk, Direktor b. Landtag, 4000 Mk., Hz., 2. R., 700 Mk., Eiſ.=
Inſp. Aug. Werber 1000 Mk., Eiſ.=Oberſekretär Carl Reuſch 1000 Mk.,
Eiſ.=Oberſekretär Peter Ewald 1000 Mk., Techn. Eiſ.=Oberſekretär Rud
Schaefer 1000 Mk., Eiſ.=Aſſ. Karl Böhm 1000 Mk., Tel.=Werkf. Georg
Roußelot 500 Mk., Poſtgehilfin Elſe Werber 500 Mk., Frau Carnier
Wtw. 100 Mk., Johannes Bartel 1000 Mk., Juſtizinſpektor Hoſter 2000
Mk., Fritz Riegler 100 Mk., Frau Gennes 10000 Mk., Frl. St. 10 Mk.,
Frl. J. Reinhardt, Lehrerin i. R., 1000 Mk., Stammtiſch d. Singmann=
ſchaft
Turngemeinde Beſſungen 1865 E. V. 10 000 Mk., Ludwig Tiſchler,
Fa. P. J. Schembs 2000 Mk., Generalleutnant Paul v. Kleinſchmit 3000
Mk., Odenwälder Pflanzenkulturen Kayſer u. Seibert, Roßdorf, 5000
Mk., Hch. Faber 500 Mk., Süddeutſche Glas=Werke G. m. b. H. 10000
Mk., Hecker 1000 Mk., Zahnarzt Klöß 5000 Mk., W. Chriſtmann 50 000
Mk., Th. Moll, Schuhmachermſtr. 3000 Mk., Prof. Dr. Kremer, Martin=
ſtraße
93, 5000 Mk., Da. B. Rheno=Gueſtfalia 6000 Mt., Hermann Meyer
u. Co., Rheinſtraße, 5000 Mk., Max Gerbert, Geigenbauer, 2000 Mk.,
Baronin Luiſe von der Recke 1000 Mk., Ph. Spieß, Zimmermeiſter 5000
Mk., H. R., Geiſenſee, 500 Mk., Karl Mauck Nachf., hier, 1000 Mk., Ernſt
M. Oppenheimer, Buenos=Aires, 1000 Mk., Schüler der Privat= Handels=
ſchule
11 300 Mk., Reſt. Alte Poſt 5250 Mk., W. Diefenbach, Bleich=
ſtraße
21, 500 Mk., Ungenannt 3000 Mk., Frau Antonie Koch 1000 Mt.,
Perſonal d. Fa. Carl Schürmann u. Co. 4310 Mk., Boll, Amtsgehilfe,
1000 Mk., Frau Meta Bittel 1000 Mk., Vogt 1000 Mk., Pfarrer Marz
2000 Mk., Oberſtleutnant Buddecke 1000 Mk., Oberlandesgerichtsrat Holz=
apfel
10 000 Mk., Familienabend d. Kirchengeſangvereins Weiterſtadt
10 700 Mk., 2. Sammlung in Barths Weinſtube 8176 Mk., Vermeſſungs=
Inſpektor Kempf 1000 Mk., Obervermeſſungsſekretär Köhler 1000 Mk.,
Müller (Schumann=Kartenverkauf) 4000 Mk., Carl Emil Callmann 2000
Mk., Beamten d. Buchhaltung und Regiſtratur d. Miniſteriums der Juſtiz
37 000 Mk., Oberpoſtſekretär Heinrich Altvater 1000 Mk., Frau S. Born
1000 Mk., Lehrkörper der Knabenmittelſchule T 28 200 Mk., G. Sch. 200
Mk., Hübner, Roßdörfer Straße 86, 500 Mk., Frl. M. Rauch, Traiſa,
500 Mk., Rechnungsrat Ph. Spamer 2000 Mk., Eiſ.=Oberſekretär Ham=
mel
, 2. Rate, 1000 Mk., Karl Malzi 5000 Mk., Wilh. Malzi 1000 Mk.,
A. Gros 300 Mk., Kockel, Lehrer i. R., 1000 Mk., Eine Witwe 1000 Mk.,
Dr. B. 2000 Mk., Angeſtellten d. Fa. Dyckerhoff u. Widmann, A.=G.,
Bauſtelle Merck, 6000 Mk., Peter Debert 3000 Mk., Frau Dr. A. D. 500
Mk., N. N. 1000 Mk., Reichsbauamt Darmſtadt 19 600 Mk
336 810.
1. Quittung .

2.
W
3.
n
Z.
1
5.
v
6.
7

382 210.-
490 850.
578 495.-
639703.
416536.
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von Bremen über Southampton, Cherberg nach New Vork
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President Harding ... . . . . . . . . . 14. Februar 21. März
George Washington .. . . . . . . . . . 21. Februar 28. März
President Roosevelt .. . ... . . . . . 28. Februar 4. April
Abfahrt von Southampton und Cherbourg I Tag später
Verlangen Sie Prospeſte und Segellisten Nr. 35

E6
Ultlleo DAles eiie.
DARMSTADT
BERLIN W8
Unter den Linden1 Frankfurterstraße 12-14
General-Vertretung: Norddeutscher Lloyd, Bremen

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende gegen 9½=
Uhr (C 14): Tiefland, Kleines Haus, Anfang 7 Uhr: Wohltätig=
keitskonzert
der Schlauaffia. Gartenbauvarein, abends
8 Uhr Lichtbildervortrag über Mexiko, das Land der Kakteen.
Union=, Reſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovor=
ſtellungen
.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf
Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land,
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Vange ſämtlich in Darmſtadt.

Die hentige Rummer hat 10 Seiten.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 1. Februar 1923.

Rummer 31.

Das helle Licht.

24

Roman von Friedrich Kipp.
Nachdruck verboten).

Des Morgens ſchlich der Alte im Hauſe herum mit ſchlot=
ternden
Knien und aſchfahlem Geſicht. Selbſtvorwürfe und Reue
peinigten ſeine Seele und ließen ihn des Nachts nicht ſchlafen.
Wie Geißelhiebe peitſchten ihn die anklagenden Gedanken, die ihm
das Leben zur Hölle machten und eine innere Stimme ſchrie in
ihm: Du biſt ſchuld an dem Tode deines Kindes! Du gabſt ihm
Um die ſchwarzen
das Beiſpiel und ließeſt ihn verkommen!
Schatten zu bannen, griff er noch mehr als ſonſt zur Schnaps=
flaſche
. Dann trank er alle Stadien durch bis er lallte: Tiä, es
iſt ſchade um die Böcke, aber das iſt juſt ſo, als die Beine wollen!
Am Begräbnistage war er ebenfalls betrunken.
Das ganze Dorf ſprach darüber, daß man ihm am Friedhof
unter die Arme hatte greifen müſſen, damit er nicht ins Grab ge=
taumelt
wäre.
Zu Hauſe trieb er es dann noch ärger.
Auch der Schnaps gab ihm keine Ruhe mehr. Das iſt juſt
ſo, als die Beine wollen, lallte er und huh, huh! die Ratten!
Sie laufen die Wand hinauf, ſie kommen auf mich zu! kam es
ſtöhnend von ſeinen Lippen. Und dann ſchrie er wieder: Ver=
dammten
Grünröcke, die Peſtilenz über euch! Aber, hahahaha, der
Scheelhans wird’s euch geben! Er hat die tauſend Mark. Sei
ruhig, Andreas, der Scheelhans wird die Grünröcke zum Satan
ſchicken. O weh, der Satan, da iſt er! Scheelhans, ſchieß den Sa=
tan
nieder!
So lebte er die Tage dahin unter Fieberſchütteln, Selbſtan=
klagen
und Deliriumanfällen.
An den Mittwoch dachte er gar nicht mehr, da Frau Dora
Wildganz, die Kreuzwirtin, bei ihm vorſprechen wollte.
An dieſem Tage war er ſchon früh bei ſeinem zweiten Sta=
dium
angelangt, als der Briefträger in die Schenkſtube trat und
einen Brief auf den Tiſch legte.
Blaubäckle nahm ihn und glotzte mit glanzloſen Augen auf
die Auſſchrift.
Hamburg, Hamburg! lallte er und las den Poſtſtempel.
Wer ſoü mir denn von dort ſchreiben?

Mit zitternden Fingern öffnete er den Umſchlag und las:
Werter Freund! Indem ich aus dem verflixten Deutſchland
fahre, wo man keine Böcke nicht darf ſchießen, grüße ich Dich und
ſchiffe nach Amerika, und tue hoffen, daß man da noch einen guten
Schuß riskieren darf und als alter Kerl ein ehrbares Leben füh=
ren
kann. Denn das habe ich ſatt, das elende Leben, und will
einen neuen Rock anziehen und ehrlich werden. Und daß ich Dir
die tauſend Emmchen abgeſchwindelt habe, war die letzte Unehr=
lichkeit
, und ich werde ſie Dir ſchicken, wenn ich ſoviel verdient
habe, und ich bin ſofort ausgerückt, als ich das Geld hatte. Den
Förſter will ich gern leben laſſen und keine Blutſchuld auf mick
laden und an das Ende denken. Und anders hätte ich kein Geld
nicht gekriegt, und Du mußt verzeihen, aber ich ſchicke es, und der
Förſter hat auch ſeinen Beruf und kann nicht anders. Und denke
auch an das Ende! Und ſag dem Andreas, er ſoll den Jobes mei=
den
und das Wildern laſſen, ſonſt gibts auch bei ihm kein gutes
Ende, und ich tue Dich grüßen und das ganze Haus. Dein
Freund Hans Schwarze.
Meiners ſtieß einen fürchterlichen Fluch aus und zerknitterte
vor Wut den Brief. Er raſte und tobte wie ein Wilder.
Nein, dieſer Scheelhans, dieſer Lump, dieſer Gauner, dieſer
Spitzbube!
So hatte er es alſo gemeint!
Ihn betrogen um das ſchöne Geld!
Und dem Randers paſſierte nichts!
Das war zuviel für ihn. Es war ja ſeine einzige Hoffnung
geweſen, daß er Ruhe bekommen würde, wenn der Rebierförſter
erſt hinüber war! Wenn ſeine Rache geſtillt war! Nun ging der
Förſter leer aus, und Enders, der ſeinen Andreas totgeſchoſſen
hatte, wurde auch wieder hergeſtellt! Und ſein Freund, der Jobes,
mußte hinter Schloß und Riegel ſitzen! Gab es denn gar keine Ge=
rechtigkeit
mehr?
Und dann las er wieder.
und will nun einen neuen Rock anziehen und ehrlich
werden.

War der Scheelhans verrückt geworden?
Nein, bei Gott, nicht! Der war nicht verrückt! Er ſelbſt,
Stephan Meiners, wurde verrückt, oder war es ſchon.
Da ſtand: Und ſag dem Andreas, er ſoll den Jobes meiden

und das Vildern laſſen, ſonſt gibts auch beim ihm kein gutes
Ende.
Ha, der ſchrieb es auch, ſvas er ſich felbſt ſchon eingeſtander
hatte, daß er Schuld habe an dem Tode ſeines Sohnes. Es war
ſchrecklich!
Uind dann raſte er wieder, daß ſein Racheplan dahin war
Er war wie von Sinnen und ſah Teufelsfratzen und Spuf
geſtalten, die ihn höhniſch angrinſten, und auf ihn zugewank
kamen.
Mit verzerrten Geſichtszügen, kaltem Angſtſchweiß auf de
Stirne, mit blutunterlaufenen Augen, ſo wankte er binter der
Schenktiſch und ſteckte ſich eine große Schnapsflaſche vom kräf
tigſten ein; dann nahm er einen Strick von der Wand und
wankte hinaus in ſein Schlafzimmer.
Hier machte er am Bettpfoſten eine Schlinge, ſetzte ſic
darunter, ſteckte den Kopf hindurch und leerte die Flaſche au
einen Zug. Dann lallte er: Das iſt juſt juſt ſo, als die
Bei-Beine wollen.
Mit einem Ruck ſank er dann in ſich zuſammen.
Die Schlinge zog ſich ſtraff, und Blaubäckle hing entſeelt an
Bettpfoſten.
Drei Stunden ſpäter ſtanden auf der Dorfſtraße vor de
Ellenſchenke die Nachbarn wieder einmal beiſammen.
Sie hatten neuen Stoff für ihre Klatſchereien.
Gegenüber am Schuſterhaufe hatte ſich ein ganzer Menſchen
knäuel gebildet, in deſſen Mitte die Schuſterin ſtand, die heftig
geſtikulierend auf die Menge einſprach.
Ja, ich hab’s immer geſagt, daß es im Ellenhauſe ei
böſes Ende geben wird. Vorige Woche der Andreas, und nur
der Alte!
Was is? Kathrine. Haben ſie den auch totgeſchoſſen?
keuchte die Armenſchneiderin, die gerade herzugehumpelt kan
und die Kunde noch nicht vernommen hatte.
Was, das weißte noch nicht, Kummerchen? Nee, den haben
ſe nicht dotgeſchoſſen. Der hat ſich
ſie ſah ſich ſcheu nach alle=
Seiten um, bei lebendigem Leibe uffgehängt. Mit in Kuhſeil!
U jeh! Mit i Kuhſeil? kreiſchte die Halbblinde auf. Was
vor ein gottloſes Ende!"
, nu hat ihn der leibhaftige Teufel in die Hölle geholt,
fuhr die Schuſterkathrine fort, dabei gewichtig im Kreiſe herum=
ſehend
.
(Fortſetzung folgt.)

Familiennachrichten

Statt Karten.

Tony Rarsn
Dr. phil. Friedrieh Kämmerer
Stndienassessor

VERLOBTE

Gonsenheim
Armsheim Jaadar 1923

Büdingen
Gießen

Statt Karten.

ADOLF KEIMI
Landmesser
ELSE KEIDI
geb. Lindenstruth
VERMAHLTE
Darmstadt, 31. Januar 1923
Kn)

(*

Eür die anläßlich unsrer Ver-
2 mählung. erwiesenen Auf-
G merksamkeiten sagen herz-
G lichen Dank
Dr. Adolf Gerlach
9 u. Frau Aenne, geb. Aßmuth

Kommen Sie

und überzeugen Sie ſich!
Ich zahle die höchſten Preiſe
für
Lumpen, Papier, Flaſchen,
Haſen= u. Ziegenfelle, fowie
Kupfer, Meſſing, Blei, Zink,
Stann ol, Zinn. (*2959
GFgraelewiog
Kleine Ochſengaſſe 3 (Laden),
Beſtellung wird auf Wunſch abgeholt.

Mehl= und Brotpreiſe.

Bitte, beachten Sie die Hausnummer!
in Bruch und GAl=
Gold, Silbet gegenländen, Platin
zur eignen Verarbeitung kaufe zu den höchſt
Preiſen. Hans Willer, Goldſchmiedmſtr
Hölgesſtraße 7.
68a)

(6 Darmstadt, Heidelbergerstr. 81 ,o f5

Oeffentlicher Vortrag
über Heizberatung.
Am Mittwoch, dem 7. Februar,
nachmittags 4 Uhr, wird Frau Dr.
Klara Freiſt aus Eiſenach, im großen
Saal des Städtiſchen Saalbaues für die
oberen Klaſſen der hieſigen Schulen
und abends 8 Uhr für die geſamte
Bevölkerung einen Lichtbildervortrag
über die Wärmeverwendung in
den Haushaktungen halten. Der Be=
(st910
ſuch iſt koſtenlos.
Darmſtadt, den 30. Jan. 1923.
Der Oberbürgermeiſter.

Wegen der weiteren Steigerung der
Unkoſten wurden die Preiſe für Mehl
und Brot durch die Beſchlüſſe der zu=
ſtändigen
Ausſchüſſe vom 1. Februar
ds. Js. ab wie folgt feſtgeſetzt:
A. Mehlpreiſe.
I. Abgabepreiſe der Mehlverteilungsſtelle.
Einheitspreis für ſämtliche
Mehlarten . . . . . . . . Mk. 31 985
für den Doppelzentner ohne Sackpfand.
II. Kleinverkaufspreiſe.
Einheitspreis für Roggenmehl, Weizen=
mehl
und für gemiſchtes Blotmeh
Mk. 345. für das kg und 195 Mk.
für 560 g.
B. Brotpreiſe.
1. 1600 g Brot .
Mk. 500.
2. 800 g Brot . . . . . . Mk. 250.
3. Brötchen aus gemiſchtem
Brotmehl im Gewicht von
50 g .. . . . . . . . . Mk. 20.
Darmſtadt, den 31. Januar 1923.
Lebensmittelamt. (st930

Miſt gegen Stroh
abzugeb. Dieburger=
ſtraße
120. (*2923

*2925
Oe

Dankſagung.

Erhöhung des Verpfle=
gungskoſtentarifs
des
G
Stadtarankenhauſes.

Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Heimgang unſeres
lieben Verſtorbenen und die über=
aus
reichen Blumenſpenden dankt
(*2927
herzlichſt

Frau Marie Hotz.
Darmſtadt, den 31. Januar 1923.

Noch einige 9
g bilige Anzugſtofſe
Hartung & Wolf
*2662id
Barkhausſtraße 13.

Geschlechtsleiden!

Drei lehrreiche Hefte à Stück Nk. 50.
Portoextra. 1. Harnröhrenleiden/frisch
. veraltet) mit Anhang: Weissfluss d.
Frau. 2. Behandlung d. Syphilis. 3
Nervenschwäche spez. Mannes-
schwäche
, Keine Berufsstörung, keine
gift. Einspritz. Viele Anerkennungen
Schreiben Sie sofort, welches Leiden
Ihnen Sorge macht. Alles völlig diskret

Auf Grund der von der Stadtver=
ordneten
=Verſammlung am 31. Auguſt
v. Js. erteilten Ermächtigung wird der
Verpflegungskoſtentarif des Stadtkranken=
hauſes
mit Wirkung vom 1. Februar
1923 ab erhöht. Es betragen von
dieſem Tage ab die täglichen Koſten für
Verpflegung uſw.:
in der I. Klaſſe:
für Einheimiſche . . . 4500 Mk.
für Auswärtige . . . 5000 Mk.
in der II. Klaſſe . . 3400 Mk.
in der HII. Klaſſe . . 2600 Mk.
Auch die übrigen Sätze des Tarifs
haben dementſprechend eine Erhöhung
erfahren. Eine Ausfertigung des neuen
Tarifs hängt für die nächſten 8 Tage
an den für öffentliche Anſchläge beſtimm=
ten
Stellen aus.
(st918
Für hieſige Selbſtzahler (Erwachſene
und Kinder) der III. Klaſſe kann, wenn
die Vorausſetzungen hierfür gegeben ſind,
auf Antrag ein Nachlaß auf die Ver=
pflegungskoſten
gewährt werden.
Darmſtadt, den 30. Jan. 1923.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Daub.

orkauf.
äf
An=
Othor. Alt und
Verhaafsſtelle
für Möbel, Hausrat und Antiquitäten
Alexanderſtraße 20, im gelben
Hofe rechts
geöffnet von 912 und 35 Uhr.
Entgegenommen werden: Möbel aller
Art, Hausrat, Bilder, Beleuchtungskör=
per
, Teppiche, wertvolle Bücher, Waffen
und dergl.
Die angekauften Gegenſtände werden
ſtets zu Gunſten des Verkäufers verwertet.
Beim Weiterverkauf kann Teilzahlung
geſtattet werden. Streng vertrauliche
Behandlung. Auf Wunſch erfolgt Haus=
beſuch
. Beſichtigung ohne jeglichen Kauf=
zwang
.
(st925

C
Jagd=Verpachtung.

Donnerstag, 8. Februar 1923
nachmittags //,2 Uhr, wird in Wurths
Garten dahier die

K
Jagd

der Gemarkung Heppenheim in ſechs
Bezirken, 3085 Hektar, auf 6 Jahre meiſt=
bietend
verpachtet.
Heppenheim (Bergſtr.), 30. Jan. 1923.
Heſſ. Bürgermeiſterei Heppenheim.
Wiegand.
(TP.912

Dr. med, H. Schmidt, Spezialinstitat
G. m. b. H.
(IV,165
Berlin NW 184; Rathenowerstr. 73
Sprechst. 101. 47

Milchpreiserhöhung.

Spul= und
Madenwürmer,

dieſe Stzmarotzes entziehen dem Körper die
beſten Häfte, der Menſch wird blutarm,
nervös, elend und ſchlapp. Bleichſüchtige
und blutarme Frauen und Mädchen, Magen=
und weißflußleidende ſowie nervöſe Per=
ſonen
uſw. leiden in den meiſten Fällen an
Eingeweidewürmern, erkennen aber ihre
Krankheit nicht. Ehe Sie etwas dagegen
unternehmen, verlangen Sie Auskunf
gegen 50 Mk. in Kaſſenſcheinen. (IV.142
Keine Hungerkur.
Wurm Roſe, Hamburg 11 2 203.

Infolge Erhöhung des Stallpreiſes
wird der Kleinverkaufspreis für Milch
vom 1. Februar ab auf 360 Mark
das Liter feſtgeſetzt.
(907
Darmſtadt, den 31. Jan. 1923.
Städtiſches Lebensmittelamt.
Abteilung für Miſchverſorgung.

In unſer Handelsregiſter, Abteilung
B, wurde heute bei der Firma
(904
Hefſiſche Landeszeitung, Geſellſchaft
mit beſchränkter Haftung
in Darmſtadt folgendes eingetragen:
Durch Beſchluß der Gefellſchafterver=
ſammlung
vom 2. Dezember 1921 iſt
der Geſellſchaftsvertrag geändert und das
Stammkapital um 1115000 Mark er=
höht
, das jetzt 1205 000 Mark beträgt.
Der Gegenſtand des Unternehmens
iſt wie folgt geändert:
Betrieb einer Tageszeitung und einer
Druckerei und Beteiligung an ähnlichen
Unternehmungen.
Darmſtadt, den 27. Jan. 1923.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.

Damenrad,
neu; zu verk. Näh.
Geſchäftsſt. (*2978

R
mit Werkzeug zu ver=
kauf
. Erbacherſtr. 15,
Seitb., Pt. 2154

In unſer Handelsregiſter, Abteilung
B, wurde heute bei der Firma:
(903
Landwirtſchafts= und Handelsbank
für Heſſen
in Darmſtadt eingetragen:
Durch die Generalverſammlung vom
28. Dezember 1922 iſt der Geſellſchafts=
vertrag
geändert und beſchloſſen, daß
das Grundkapital um 103350 000 Mark
erhöht werden ſoll.
Die Firma iſt jetzt:
Deutſche Landwirtſchafts= und
Handelsbank.
Darmſtadt, den 29. Jan. 1923.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.

zm
EGanlali
Bankgeschäft

E4422)

Wertpapiere,
Beratung und
Verwaltung.
Zinsscheine,
Devisen.
Meuer-
Hamgdts, wall 101.

Verkäufe 2 Anzugſtoffe grau
u. dunkel), 1 Sakko=
Anzug (mausgau
mitil Fig.; 1 Gehrod
und Weſte, 1 Frack=
Anzug und 1 ſchw.
Ueberzieher f etwas
ſtärk. Figur, Militär=
Mantel (ſchmale Fig.),
3 ſchw. Jackenkoſtüme
1 hell. Seidenkleid,1eleg.,
hellbl. Crepe=de= Chine=
kleid
(auch als Hochzeits
kleid preisw.z vk. (*2938
Herdweg 95, Cartenhaus Neues, befſeres
iſgzimmer
Opeffestather
eiche). dunk. gebeizt,
äußerſt preistb. z vk
Näh Geſchſt. (*2895 Büfett, Büro=
Aktenſchrank
z. verk. Anfr. u. K 93
a d. Geſchſt. (*2894 Für0i=
Furdiebhaber
Biedermeierſchränk
chenm Spieg.,2Bett.
m Roßhaarm., Steh=
pult
. Schränkch Bild.
Spieg., Uhr, Gläſ etc.,
Teppiche, Läuf vollſt.
Küche, Linoleumuſw
w. Aufl. d. Haush. zu
verk., nur an Privat
2963 Hügelſtr 85, I. 1 Kommode zu
vk. H. Habicht, Forſt
meiſterplatz 5. (*2931 2 Mläſchſeſſel
zu verk. Heinheimer=
ſtr
. 13, Stb., r.. pt.,
2. Eing. (*2911 3,30 Mtr. dkl.
Anzugſtoff
billig zu verk. (*2919
Landwehrſtr. 35, pt. 2 Paar amertk.
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geſtreifter Hoſe),
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Näh. Geſchſt. (*2968 Blauer Damen=
mantel
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miniumtöpfe bill. ab=
zugeben
Kiesſtr. 40,
2. Stock. (*2888 Kinder=Lack=
Schuhe
Kinder=Stiefel=
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kaum getr. (Gr. 31)
zu verkaufen
Rheinſtraße 4, im
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ſachen. Schuhe (23
bis 24)) Kindermän=
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M., 1 Mantel und
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2 Gehröcke, mittlere
Fig., zu verk. Pallas=
wieſenſtr
, 37. (*2930 D.=V.=Mantel und
ſchw. Pelz zut ver
kaufen Heidelberger=
ſtraße
8, H (*287

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S0 Anleihe der Stadt KöIn.

Zinstermine: 2. Januar /1. Juli; erster Zinsschein fällig
1. Jnli 1923.
Der Stadt Köln ist die staatliche Genehmigung zur Aue
gabe einer Anleihe von M. 3000000000 am 18. Januar 192
erteilt worden Die Verzinsung beträgte8o‟ Die Tilgung
erfolgt zum Nennwert mit mindestens jährlich 3½% zuzüg
lich ersparter Zinsen durch Auslosung oder Rückkauf bi=
spätestens
zum Schluss des Jahres 1938. Die erste Auslosun=
erfolgt
zum 1. Januar 1933, und zwar in Höhe der in einen
Tilgungstonds bis dahin angesammelten Beträge, soweit dies
nicht bereits zu Rückkäufen Verwendung gefunden haben
Von diesem Zeitpunkt ab kommen die planmäßigen, alljähr
lich fällig werdenden Raten durch Auslosung oder Rückkau
zur Tlgung. Gesamtkündigung mit dreimonatiger Frist
frühestens zum 1. April 1933 zulässig.
Die Börseneinführung der Anleihe ist beabsichtigt.
Im Auttrag und für Rechnung der Stadt Köln wird
von der obigen Anleihe ein Betrag von
HI. 2000 00 0 000 in Abschnitten zu H. 100 000 und H. 50000
durch uns zur öffentlichen Zeichnung aufgelegt. Die Zeich-
nung
fndet in der Zeit
vom 1. bis 20. Rebruar 1923
in Darmstadt bei der Deutschen BankFilialeDarmstadt
Direction der Disconto-Gesell
schaft Filiale Darmstadt,
sowie bei den an den übrigen Plätzen bekanntgegebenen
Stellen statt. Früherer Schluss der Zeichnung bleib
vorbehalten.
Der Zeichnungspreis beträgt
970
zuzüglich 8% Stückzinsen vom 1. Januar 1923 ab. Ein Schluss
seheinstempel zwischen der Stadt Föln und dem ersten Er=
werber
kommt nach § 36 Kapitalverkehrssteuergesetz ncht
in Frage. Als erster Erwerber gilt derjenige, in dessen Namen
die Zeichnungserklärung den Zeichnungsstellen gegenüber ab
gegeben wird
Die Zuteilung, welche sobald als möglich nach Schluss
der Zeichnung eifolgt, unterliegt dem freien Ermessen jedel
Zeichnungsstelle. Die Abrechnung der zugeteilten Beträge
erfolgt per 1. März 1923. Die Stücke werden so bald als
möglich ausgegeben.
Berlin, Köln, Düsseldorf, Barmen, Frankfurt a. M.,
Hamburg, im Januar 1923.
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Dentsche Bank, Direction derDisconto-Gesellschaft, Dresdner
Bank, Hendelssohn & Co., Deichmann & Co., Belbrück
von der Herdt & Co., 4. LevF, Sal. Oppenheim jr. & Cle-
A. Schaaffhausen’scher Bankverein A.-G., Leopold Selig-
mann
, I. H. .Stein, Landesdauk der Rheinprorind
Barmer Bank-Verein Hinsberg, Fischer & Comp., Lazard
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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt

1. Febr. 1923 Nr. 31

HN

Handelsbla

*

* Frankfurter Börſe vom 31. Januar.
(Eigener Bericht des D. T.)
Die erneute, abermalige ſtarke Steigerung / Deviſen, Dollar=
nach
ſtarken Schwankungen über 50 000, ſchließlie Notiz 48000
hatte zur Folge, daß die Kaufluſt, insbeſondere allſſlilßublikumskreiſen,
unvermindert anhielt, jedoch folgte die Kursbildungfür Effekten nicht
mehr in dem Tempo wie an den letzten Tagen. Es machte ſich auch hier
und da eine gewiſſe Geldverſteifung bemerkbar und aus Kreiſen des
Broßhandels werden zu Waren= und Rohſtoffeinkäufen Effekten in grö=
zeren
Poſten abgeſtoßen. Das Geſchäft war im ganzen ruhiger und nur
im Schiffahrtsaktienmarkt ſtürmiſch. Hapag, die 61000 Prozent eröffne=
en
, ſtiegen ſpäter raſch über 84 000 Prozent his auf zirka 100 000 Prozent,
um nachher wieder auf 85 000 Prozent zurückzukehren. Lloyd wurden
30 000 Prozent, d. h. 17 000 Prozent höher!
Am Markt der ausländiſchen Renten gingen der Deviſenentwicklung
olgend, die Kurſe naturgemäß enorm nach oben, Zolltürken und II. Bag=
dad
ſtreiften im freien Verkehr 50 000 Prozent, gaben aber ſpäter nach,
ſehr feſt Ungarn Gold 10 000 Prozent und Ungarnkronen, die bis
1000 Prozent gehandelt wurden. Sehr feſt auch Rumänen=Renten. Sonſt
gewannen hier Baltimore=Aktien mit 275 000 Prozent, 25 000 Prozent,
Otavi mit 305 000 Mark, 85 000 Mark per Stück. Mexikaner wieder
zeſonders feſt, Tamanlipas 400 000 (+ 100 000) Prozent, 5proz. Tehuan=
tepee
360 000 (+ 130 000) Prozent.
Am Montanaktienmarkt ſetzte ſich die Hauſſebewegung der letzten
Tage fort, Bochumer 90 000 ( 15 000) Prozent, Deutſch Luxemburger
103 000 (+ 13 000) Prozent, Eſchweiler 80 000 ( 28 000) Prozent rat.,
Zelſenkirchen 95 000 (+ 26 000) Prozent, Harpener 195 000 Prozent,
Mannesmann 96 500 (+ 22500) Prozent. Oberſchleſiſche Werte, mit
Ausnahme von Laurahütte, die mit 59 000 zirka 10 000 Prozent gewan=
gen
, nur unweſentlich verändert.
Von Chemiewerten waren die Aktien des Anilinkonzerns wenig ver=
indert
, weiter fehr feſt Holzverkohlung 40 000 (+ 8000) Prozent und
Boldſchmidt 55 000 ( 12000) Prozent. Anglo Guano aus Material=
mangel
geſtrichen, der Kurs wurde zirka 200 000 Prozent taxiert.
Elektriſche Aktien eröffneten außerordentlich feſt, gaben aber im Ver=
lauf
eher nach, ſo Licht und Kraft 31 000 (./. 6000) Prozent, Lahmeyer
27000 Prozent (./. 3000) Prozent, feſt dagegen Siemens u. Halske
+ 15 000 Prozent. Sehr gefragt waren wieder Voigt u. Haffner, die
abermals ſcharf rationiert, 5500 Prozent gewannen.
Maſchinen= und Metallwerte wieſen abgeſehen von vereinzelten
Kursrückgängen, große Steigerungen auf, wieder beſonders feſt Hirſch
Kupfer 68 000 (++ 8000) Prozent rat., Krauß Lokomotiven 40 000
+ 15 00) Prozent, Pokorny u. Wittekind 20 000 (+ 8000) Prozent rat.
Zuckeraktien ſehr feſt mit Gewinnen von 500014 000 Prozent, z. T.
rationiert.
Feſt, bei ziemlich lebhaftem Geſchäft Bankenwerte, Darmſtädter 20000
+6500) Prozent, Deutſche 37 000 (+ 6000) Prozent, Diskonto 24 000
7000) Prozent, ſehr feſt z. T. auch mittlere Bankwerte, beſonders
Württbg. Vereinsbank 13 500 (+ 5400) Prozent. Metallbank ſetzten ihre
Steigerung im gleichen Tempo fort und gewannen mit 80 000 Prozent
15 500 Prozent.
Der Einheitsmarkt zeigte das übliche Bild, faſt durchweg großer
Kursſteigerungen, beſonders zu erwähnen Sinalco, 95 000 ( 20000)
Prozent, Badeuia 20000 ( 8000) Prozent rat., Badiſche Maſchinen
23 500 (+ 4500) Prozent rat., Faber u. Schleicher 12500 (+ 4000) Pro=
fent
rat., Nähkayſer 35 000 (15 000) Prozent, Rodberg 31 000 (10 000)
Prozent rat., Kempe 35 000 (+ 14 000) Prozent rat.
Sehr geſucht wieder induſtrielle Vorzugsaktien, die aus Material=
mangel
größtenteils geſtrichen werden mußten. 6proz. Ediſon 3200
1000) Prozent rat., 5proz. Ediſon 5200 ( 1000) Prozent rat.
Im freien Verkehr waren unter dem Einfluß von Ultimorealiſierun=
gen
die Kurſe ſtark ſchwankend und im Verlauf eher nachgebend. Man
hörte u. a. Apo 30 000 Prozent, Becker Stahl 37 00027 000 Prozent,
Becker Kohle 31 00027 000 Prozent, Benz 32 00028 000, Brown=Boveri
30 00025 000 Prozent, Falconwerke 1200010 000 Prozent, Hanſa
Llohd 13000, Inag 22000, Krügershall 40 00035 000, Mansfelder
55 00048 000, Neckar Gummi 850010 000 Prozent, Petroleum 54 000
Prozent, Tiag 14 000 Prozent, Ufa 25 00022 000 Prozent, Wohlmuth
auf die bevorſtehende Einführung 65007000, Entrepriſes 240000230000.
Winter Papier 20 000 Prozent.
Die Börſe ſchloß ruhig und auf den Ultimo hin eher etwas nach=
gebend
.
* Kündigung bon Schuldderſchreibungen ban
Heſſiſchen Staatsanleihen. Zur Heimzahlung zum 1. Okto=
ber
1923 ſind alle noch in Umlauf befindlichen Schuldverſchreibungen
über 500 Mark und 200 Mark folgender heſſiſcher Staatsanleihen ge=
kündigt
worden: a) der 34ſsproz. Anleihe vom 24. Juni 1893, Serie Tz
b) der 3½/sproz. Anleihe vom 9. Mai 1893, Serie B und e der 3proz.
Anleihe vom 12. Februar 1903. Serie VII. Die Rückzahlung erfolgt ge=
gen
Rückgabe der Schuldurkunde und des Erneuerungsſcheines zum Nenn=
wert
bei allen Finanz=(Bezirks=)Kaſſen, allen Reichsbankanſtalten und

der Heſſ. Landes=Hypothekenbank in Darmſtadt vom 16. September 1923
ab. Die Stücke der Anleihen Serie B und VII (letzter Zinsſchein fällig
am 1. April 1923) können ſchon vom 16. März an zum Nennwert ein=
gelöſt
werden. Neue Zinsbogen werden für dieſe Stücke nicht mehr aus=
gegeben
. Für nach dem 16. September eingereichte Stücke der Serien B
und III wird noch ein Halbjahrszins, abzüglich Kapitalertragſteuer, ver=
gütet
. Mit dem 1. Oktober 1923 hört die Verzinſung aller gekündigten
Stücke auf. In das Heſſ. Staatsſchuldbuch eingetragene Forderungen der
genannten Serien bleiben beſtehen.
* 8proz. Anleihe der Stadt Köln. Die Stadt Köln hat
am 18. Januar ds. Js. die ſtaatliche Genehmigung zur Ausgabe einer
Anleihe im Betrage von 3 Milliarden Mark erhalten. Hiervon werden
laut Bekanntmachung im Anzeigenteil, durch ein Bankenkonſortium im
Auftrage und für Rechnung der Stadt Köln 2 Milliarden Mark in Ab=
ſchnitten
zu 100 000 Mark und 50 000 Mark zum Preiſe von 97 Prozent
zuzüglich 8 Prozent Stückzinſen vom 1. Januar 1923 ab in der Zeit vom
1. bis 20. Februar ds. Js. zur Zeichnung aufgelegt. Am hieſigen Platze
nehmen Zeichnungen die im Inſerat genannten Stellen entgegen. Ein
früherer Schluß der Zeichnungen bleibt vorbehalten. Die Schuldverſchr
bungen ſind mit 8 Prozeut verzinslich, die Zinfen halbjährlich zahlbar,
erſtmalig am 1. Juli ds. Js. Die Anleihe wird ſtark getilgt, und zwar
zum Nennwert durch Ausloſung oder Rückkauf bis ſpäteſtens Ende 1938,
indem mindeſtens jährlich 3½ Prozent, zuzüglich erſparter Zinſen für
Tilgungszwecke beſtimmt ſind. Die Ausloſungen beginnen jedoch erſt nach
zehn Jahren. Die erſte Ausloſung zum 1. Januar 1933, erfolgt in
Höhe der bis dahin in einem Tilgungsfonds angeſammelten Beträge, ſo=
weit
dieſe nicht bereits zum Rückkauf verwendet wurden, ſo daß ein er=
heblicher
Teil der Anleihe bereits zu dieſem Zeitpunkte getilgt ſein wird.
Da auch Geſamtkündigung früheſtens zum 1. April 1933 zuläſſig iſt,
bleiben die Beſitzer der Schuldverſchreibungen volle zehn Jahre im unge=
ſtörten
Beſitz und Zinsgenuß ihrer Obligationen. Der Erlös der An=
leihe
dient durchweg werbenden Zwecken. Es ſollen die Mittel beſchafft
werden für Hafen= und Induſtriegeländeanlagen bei Köln=Riehl, den
Bau einer Gürtelbahn, den Bau einer Straßenbahnwerkſtätte in Köln=
Merheim, für Kanalbauten, für Ausſtellungs= und Meſſebauten und für
Erweiterung der Elektrizitätswerke. Die Durchführung dieſes Baupro=
gramms
iſt für die wirtſchaftliche Zukunft Kölns als der bedeutendſten
Handels= und Induſtrieſtadt am Rhein von ſehr großer Bedeutung. Der
Beſitz der Stadt Köln an bebauten und unbebauten Grundſtücken in
Größe von 8150 Hektar iſt unbelaſtet. Valutaverpflichtungen beſtehen
nicht. Daß nur Stücke zu 50 000 und 100 000 Mark zur Zeichnung auf=
gelegt
werden, dürfte von den Zeichnern beſonders begrüßt werden, weil
ſich ſowohl die Einziehung der Kupons als die Aufbewahrung der Stücke,
die ja jetzt vom Depotzwang befreit werden, vereinfacht und verbilligt.
Die Börſeneinführung der Anleihe iſt beabſichtigt.
Boykott franzöſiſcher und belgiſcher Mode=
waren
. Eine vom Verband der Deutſchen Modeninduſtrie in Berlin
einberufene Verſammlung hat einſtimmig folgenden Beſchluß gefaßt: Die
Mitglieder des Verbandes, ſowie die der angeſchloſſenen Verbände follen
umgehend verpflichtet werden, den Einkauf von franzöſiſchen und belgi=
fchen
Waren einzuſtellen.
w. Deviſenmzekt. Frankfurt a. M.; 31, Januar.

M Me
G
b
Briel Kfe
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75 Holland ................" .... 5561. London ................" . 1800.
8.75 1805912 226093 50 Paris ................. D Schweiz.. . . . . . . . . .. ... .." ... 268 87.20 Spanien .................." Italien ...................." 18:
35 1864. 22t
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gen ... . .. . . . .. ..." ... 2188 Schweden ....... ... ... ..... 10 16.8 283.15 Helſingfors ............." .. 9.55 185.4: New=York ............... 2 39650 80 47880. Deutſch=Oſterreich (abg.).. .... 56.I
19. 64.84 65.1. Budapeſt. .. . . . . . .... . . . . . .. 53 Prag ......... .........." 137. 50 38,50 gram .. . . . . .. ....... . 15 *
1 40

w. Frankfußter Abend=Debiſen vom 31. Jan. Die
Preiſe zeigen im Abendverkehr nur geringe Veränderung. Dollarnoten
48 00048 500. Polennoten feſt 1191 bis 1201 Es wurden genannt:
London 223 000, Paris 2895, Brüſſel 2275, Neu=York 48 000, Holland
18 900, Schweiz 8950.
Zürich, 31, Januar. Wolff. Wechſelkurſe 12 Uhr mittags,

30.
Deutſchland. 0.01.50
0.00.74/
ien ......
Frag ... !. . 15.40
Holland ... 211.50
New=York , 5.361

31.

London ...!" 82 33.8 1Kriſtiania .. Paris..... 32,50 10 Madrid. 83.30 Italien ... 40 25.35/Buenos-Air. /Brüſſel ... 28.40. Budapeſt. Faopenhae 02.4, Agram ..." 430 Stockholm 141.25 143.1,I Warſchau. . . 0.01.60

*
19
0.20
460.
9.01.50

W. Debiſenmarkt. Berlin, 31. Januar Telegr. Auszahlungen für:

ie
Gel
Brief KA
Brief
gelb Amſterdam=Rotterdam ... .. 15561. 19276,68 3.32 Brüſſel=Antwerpen ... .... ..." 8 6.38 Chriſtiania. . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.56 Kopenhagen ................" Stockholm .. . . . . . . . . . . . . . . .." 10473 10588 25 1 Helſingfors ..... .. .. .. ...... Italien.................... London .................... 8044.7 5 988 75 New=York ................ .. 650 33849. Paris ....... .. .. .. . .. ......" 91. * Schweiz .. . . . . . . . . . . . . . .. ..." 381.50 418. 5
Re" Spanien .................." 6184.50 *3. 508.73 Zien (in Deutſch=Oſterr, abg.). fehltz 9 Prag ......................" 1142.13 114,87 38 Budapeſt.. . . . . . . . . . . . .. ...." teh .15 Buenos=Aires ..............." 14553.50 14636.50 17993 7994.88 Bulgarien ... . . . .. .. .... ...." 1.20 5.63
* Japan .. ... .... ... . . . . . . . .." 19251.75 19348.25 33383 3 io de Janeiro ............. 56
A 5264,13. Belgiad. .......... 416.45 418.5).

w. Berliner Börſenſtimmungsbild. Am Effektenmarkte
herrſchte anfangs eine gewiſſe Unſicherheit. Der hohe Kursſtand reizte
die Spekulation zu Gewinnrealiſierungen, zumal auch vormittägige
Schwankungen am Deviſenmartt auf eine Abſchwächung hinwirk
n.
Daher war die Kursbewegung zunächſt ungleichmäßig, wobei jedoch in=
folge
von Kaufaufträgen außenſtehender Seiten die Kurserhöhungen noch
immer überwogen, beſonders am Montanaktienmarkt, wo Harpener, Lau=
rahütte
, Rheiniſche Braunkohlen und Rheinſtahl=Erhöhungen von mehr
als 5000 Prozent aufwieſen. Eine ſtarke Ungleichmäßigkeit herrſchte am
Elektrizitätsmarkt. Bedeutenden Abſchwächungen bei Felten u. Guil=
leaume
, Lahmeyer und der Geſellſchaft für elektriſche Unternehmungen
ſtanden ähnliche Steigerungen bei Bergmann, Pöge und Siemens u.
Halske gegenüber. Dr: Paul Meher=Aktien ſtiegen von 12 400 auf 30000.
Außerordentlich lebhaft geſtaltete ſich das Geſchäft in Schiffahrtsaktien,
wovon beſonders Hamburger Paketfahrt, Hamburg=Südamerikaner,
Nordd. Lloyd und Vereinigte Elbeſchiffahrt Nutzen zogen. Die Gewinne
betrugen zum Teil 40 000 Prozent. Auch Bankaktien wurden ſehr nam=
haft
höher bezahlt. Valutapapiere paßten ſich in der Höherbewertung an.
Deutſche Anleihen waren bei ruhigem Geſchäft ziemlich feſt. Im Ver=
laufe
trat im Anſchluß an die Aufwärtsbewegung von Phönix, die gegen
Montag 11000 Prozent gewannen, eine allgemeine Befeſtigung ein, die
anfängliche Abſchwächungen durch erhebliche Steigerungen mehr als aus=
glich
.
w. Berliner Produktenmarkt. Am Produktenmarkt zeigte
ſich wegen der verminderten ſtarken Schwankung des Deviſenmarktes die
Kaufluſt vorſichtiger. Für Weizen, Roggen und Hafer zeigte ſich zunächſt
mehr Angebot, das ſich aber bei ſpäterer Befeſtigung der Deviſenkurſe
wieder zurückzog. Die Tendenz wurde abwartend. Gerſte war für Brau=
zwecke
und Graupenmühlen ſtark begehrt. Mais zeigte für ſpätere Lie=
ferung
große Feſtigkeit. Das Mehlgeſchäft war ruhig. Kleie, Hülſen=
fruchte
und Futterſtoffe wurden bei ſtillem Geſchäft höher gehalten.
w. Frankfurter Getreidebörſe. (Amtliche Notierungen.)
Weizen 130 000135 000 Mark; Roggen 110 000115 000 Mark; Hafer,
inländiſcher, 75 00080 000 Mark; Weizenmehl, ſüdd., Spezial Null,
215 000240 000 Mark; Roggenmehl 160 000175 000 Mark; Weizen=
und Roggenkleie 70 00075 000 Mark. Tendenz: ſteigend. Alsbaldige
Lieferung. Parität Frankfurt a. M. Preis je 100 Kilo.

Aktiengeſ. für Anilinfr.
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Ausgb.=Nürnb. Maſch..
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Elektr. W. vorzug
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Deutſch=Atlant. Tel.. . . .
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Dt. Kaliwerke".
...
3
nition.
f. u. 2

ckhütte . . . ..
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Gelſenk. Gußſtahl .......
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Berliner Kurſe. (Eigene telegr, Meldung.
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000.) Han. Maſch.=Egeſt.. . . . .
0000
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Hanſa Dampfſch.. . . . . /40000.
4360

1. I. 30000. 35000. . 65000. 32500. 30500. 33500. 36000. 3000. 124600 020 400( 100000 10000 146500. 48500. 78000. 67000. 124000 950
1. F.
0.: 00. 800. 00 100. 2800. 25000. 53000.

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Hirſch Kupfer........
Höſch Eiſen ..........
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Roſißzer Zucker ......"
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Zeſtf. Eiſen Langendreer
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55000.
185000.

00.
63
21000.

Rre
22000.
2000
200

131000
64500.
3500.
3000.
000.
100.
250.
37000.
20000.
20000.
10.
29800.
0.
N.
23000.

50000.

28000.
60000.
75000.

00.
35000.
FHir

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Abtien.

Frankfurter Kursbericht vom 31. Januar 1923.

Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche
50 Reichsanleihe. . .... .. ...."
......
i.
..
.......
4½2TT. und V. Schatzar
iſ.
4½%HI.X.

rprämienanleihe ........."
*
Preuß. Konſols .........
8½½ ....."
..
4½ Bad. Anl. unk. 1935.... ..
3½%
v. 1907.. . . .
2 Bahern Anleihe .......

32 Heſſen unk. 1924 zunait.:s
3½% .........
................
47 Württemberger ........"
b) Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914
L.=Inveſt.=Anl.v. 1914
4½% b. 1902.........."
........... .. . .....
5% Bulgar. Tabak 1902 .....
1¾% Griech. Monopol ......
Oeſt, Staatsrente v. 191
b 1918 ................."
41
Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
b. 1914 ......... . . . ...."
4½ Oeſt. Goldrente ........."
4% einheitl. Rente ....."
50 Rum. am. Rente b. 03
4½% Goldrente v. 13 ...
am. konv. ...."
*8
v. 05 ...."

4%0 Türk. (Admin.) v. 1903 ..
(Bagdad) Ser. I.
4
II..
(% v. 1911, Zollanl.

4½% Ung. Staatsr. b. 14....
4
Goldrente .......
420
Staatsr. v. 10....
47
Kronenrente ...".
Außereuropäiſche.
5
Mexik. amort. innere.
unſ. äuß. v. 99 .
Gold v. 04, ſtfr.
konſ. innere .....
4½0
Irrigationsanleihe.
5% Tamaulipas, Seriel ....
Oblig. v. Transportanſt.
Eliſabethbahn ſtfr. . . . . . . .
Gal. Cark Ludw.=Bahn .."
59 Heſt. Südb. (Lomb.) ſtir.
2,6% Alte Oeſtr. Südb. (Lomb.).
6%Neue

2 Oeſt. Staatsb. v. 1883 ...
Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
O
9. Em. ..."

29. 1.
5.
SE
2700.
100.-
117-
400.
440.
(1
250
30.
219
20 000.
6020.

2600.

9500.
21 75
M=

39 250.
35 000.
7900.
450 000.
200 000.
300 000.
2480.
2950.
00.
*
49 000.
47 000.
85000.

7
925.
80.

20.
250.

20 000.
12 020.

3400.

15000.
24 000.
11500.
68500.
42000.
44000.

45 000.
10 000.
8700.

400 000.

3000.
100.
1210
65 000.
63 000.
10 000.
100000.

Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3%6 Oeſt. Staatsb. v. 1885 ...
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1895 ...
Rudolfb. (Salzkammerg.).
%0 Anatolier I....
...
Salon Conſt. Jo
tion. . .
g
Salonique Monaſtir ....."
5% Tehuantepee .. . .. . . . . . . ."
.
4½%
Pfandbriefe.
4% Fraukf. Hyp.=Bank 1920...
*231
4% Frankf. H. Krd.=Ver. 1921
Mein. Hyp.=Bank 1922 ..
Pfälz.
922 .
1923 ...
2 Rhein.
verl. ...
42: Süidd. Boden=Cred.=Ban
München 1906 ........"
...
0 Heſſ. Ldhhp.=Bank Pfdbr.
3.
% Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
4% Heſſ. Ldhyp. Kom. Obl.,..
Deutſche Städte.
40 Darmſt. v. 1919 bis 1925..
3½½0 Darmſt. v. 1905 ......."
4½ Fronkfurt v. 1913.......
3½%0
v. 1903......"
4%0 Mainz. v. 1919 bis 1926..
Bank=Aktien.
Bank für Brauinduſtrie ......
Barmer Bankverein .........
Berliner Handelsgeſellſchaft ..
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank..
Deutſche Bank ...."
.
DeutſcheEff
ten=
chſelbank

Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft . . . . . . . ."
Dresdener Bank ..........."
rter Bank ..........
mk. . . .

Nitteldeutſche Er
ank .. ..."
Oeſterreichiſche Creditanſtalt . .
Reichsbank=Ant. ... . . . . . ...."
Rhein. Creditbank .........
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Bankverein ........
Bergwerks=Aktien.
Berzelius .................."
Bochumer Bergb. ....... ....
Buderus. . . . . . . . . . . . ... ....."
Dt. Luxemburger . . . . . . . . . . . . 90 000.
Eſchweiler Bergwerks=Akt.. .
Gelſenkirchen Bergw. .. . . . . . . 70000.
Harpener Bergbau ..........
Kaliwerke Aſchersleben ....."
Weſteregeln .......
Lothringer Hütte .. . .. . .. ... .
Mannesmann Nöhren........
Oberbedarf ................
Oberfchleſ. Eiſen (Caro) ....."
hönig Vergbau ............
Rhein. Stahlwerke .........."

29. 1.
82 000.
G.
1100.
2190.
49 000.
27 000.
G.
G.
180.
200.
150 0.
110.

90.


220.

.
8003.

31. 1.
100 00
30 661
1610.
2600.
54 000.
20 560.
36 000

147.
35.
60.
190
).
1e
115.

7000. 1900. 54 00 60 300 10 000. 7000. 13 500. 20 31 005. 5600. 00. 16 000. 2200 5000. 5000. 6500
9. 64560. 80 000. 8000. 10 000. 10600. 15 000.- 11500. 2000. 6600. 8000. 500. 13 000. 9450. 11995. 24000. 41000. 90 000. 47000. 45 000. 108000. 80 000. 95 100. 200000 05 000. 45 000. 60 000. 65 000. 62 000. 74800. 74000. 96 500. 6 000. 56 000. 42 500. 45 000. 8000. 185 000.- 80 000. 79 000.

8100.

Bergwerks=Aktien (Fortſ.)
Riebeck Montan.. . . . . . . . . .
Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte. . . . . . .. . . . . .
Aktien indnſtr. Unternehmung.
Brauereien
Henninger Kempf=Stern . . . . . .
Löwenbräu München . . . . . . ."
Schöfferhof (Binding)........"
Werger ................. ..."

Akkumulat. Berlin ....... ..."
Adler & Oppenheimer ......"
Adlerwerke (v. Kleher)......."
N. E. G. Stamm.
.
Anglo=Continental=Guano ...."
Aſchaffenburger Zellſtoff ....."
Badenia (Weitheim) ......
Badiſche Anilin= u. Sol
Bad. Maſchf. Durlach ........
Bad. Uhrenfabr. Furtwangen.
Baſt Nürnberg .. . . ....... ..
Bahriſch. Spiegel..........."
Beck & Henkel CCaſſel)......"
Bergmann El. Werke .... . . ."
Bing. Metallwerk
.
Brau
erh. 2
Blei= u. S
h..
Brockhues, Nieder=Walluf. . ...
Cementwerk Heidelberg......"
Karlſtadt .. . . .. . .
Lothringen (Metz).
Chem. Werke Albert .........
Griesheim Elektron ....
Weiler ter=mer ........"
Daimler Motoren ...........
Deutſch. Eiſenhandel) Berlin ..
Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt..
Dingler, Zweibrücken ........"
Dresdener Schnellpreſſen .. . . .
Dürkoppwerk (Stamm).. . . . . ."
Düſſeld.=Ratinger (Dürr.) ....
Dyckerhof & Widm. Stamm.,
Eiſenwerk Kaiſerslautern ....."
Eiſenwerk L. Meher jr. .....
Elberfelder Farb. v. Baher ..."
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Licht und Kraft ......"
Elſäſſ. Bad. Wolle. . ........."
Emag, Frankfurt a.
.......
Emaill= & Stanzw. Ullrich ....
Enzinger Werke ......... ..
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Ettlingen Spinnerei ........"
Faber, Joh., Bleiſtift. . . . . . ..
Faber & Schleicher..........
Fahr, Gebr., Pirmaſenz.. . . ."
Felten & Guilleaume, Carlsw.
Feinmechanik (Jetter) .....
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M.
Frankfurter Gas.... . . . . . . . . .
Frankfurter Hof .... . . . . . . . . 27 000.
Frf. Maſch. Pokornh) & Wittek.,
Fuchs. Waggon Stamm. . . . . .

29.1. 31. 1. 70500. 25 000. 30 000. 48 900. 59 000. a. G. 36 090. 45 000. 10 000. 15 080. G.
E. 35 000. 20 060. *6o 30 500. 105 00. 4000. 39 000. 2000. 0000. 38500. 38 000. 18500. 23000. f 20 000 18000. 25 000. 29000 tM- 34000. 7000. 1000 16 400. 000. 30 000. 22 000. 32 000. 17 000. 25 000. 000. 51 000. 38000. E. 35 000. 19 750. 18000. 2500 26 000. 10 1000. Ar 000. 2000 0 000. 000. 30 000. 18 060. 22 000. 14 000. 24 000. 100.
8 20 000. 0. 20 000. 44 500. 40 000. 3500. 00.- 37 250. 1000.- 9000. 000. 16 500. G.
22000. 35 000. G. 26 000. 30 000. 3500. 12500 a. 39 000. 65 000. 10 000. d. 10000. . 3000. 29000. 10 000. 20 000. 14000. 16100. 1

Ganz, Lublvig, Mainz ......."
Geiling & Cie..............."
Gelſenkirchen Gußſtahl .......
Goldſchmidt Th........... . ."
Greffenius, Maſchinen Stamm
Gritzner Maſchin. Durlach ....
Gummiw. Peter ............"
Hammerſen (Osnabrück)......"
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ... . . ..
Hehligenſtaedt, Gießen ......"
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann .......
Hirſch Kupfer u. Meſſ........
Hoch= und Tiefbau ..........
Höchſter Farben .............
Holzmann, Phil. ............
Holzverk =Induſtr. .........
Hotel A.=G., München ......."
Hydrometer Breslau. . . . .. . ..
Junghans Stamm . . . . . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen . . . . . . ..
Klein, Schanzl. & Becker ....."
Konſervenfabrik Braun .. . . .."
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . .
Lahmeher E Co. ............"
Lech Augsburg ............."
Leb
v. Rothe ............"
verwerke
picharz .. . . . . ..
jöhnberger Mül
...
üdenſcheid
lw ... .. . .."
Lus ſche Induſtrie ...........
Mainkraftwerke Höchſt.......
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n) Nrbg.
Neher, Dr. Paul. . ..... ...
Ciag, Mühlenb., Frankf. a. M.
Moenus Stamm. . . . . . . . . . . . .
Notorenfabr. Deutz.........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Neckarſulmer Fahrzeugwerke.
Neckarwerke Eßl. Stamm.. . .
Niederrhein Lederfabr. (Spier)
Oleawerke Fran furt a. M. ...
Pfälz. Nähm., Kahſer...... .."
Philipps A.=G. .... . . . . .. . . .
Porzellan Weſſel ........ . . . . 120 000
Reiniger, Gebbert & Schall .. /20000. 19500.
Rhein. Elektr. Stamm. . . . . .
Rhein. Maſch. Cahen=Leudesdff.
Metall Vorzüge .. . . . . . 25 000.
Rhenania, Aachen ........... !!
Niedinge,
aſchinen ........".
Rückforth, Stettin . . . . . . . . . . . 21 000. 30 000.
Rütgerswerke .. . . . . . . . . . . . . . 47 000. 42000.
Schleußner (Frankfurt a.M.) ..
Schneider & Hanau ........"
Schnellpreſſen Frankenthal. . .
Schramm Lackfabrik. . . . . . . . .
Schuckert Elektr. (Nürnberg)...
Schuhfabrik Berneis=Weſſel .. 13000. 21000.

29. 1.
9000.
8000.
38 000.
38 000.
16 000.
15 000.
60 000.
000.
20000.
000.
50e).
20 000.
25 000.
12000.
25000.
30 000. i
10500.
G.
12000.
35 000.
15 000.
15 000.
25 000 a.ſ=
42500.
15000.
11500.
18000.12
000.
G.

32 000.
16000.
300
500=

31. 1.
16 000.
10 400. 14000.
43 000. 54 000.
000.
000.
20 009. 26 000.
37 000.
23 000. 38 600.
26 000.
27 000.
14000. 18000.
68 000.
15 500.
5000./36000.
21500.
40 000.
20 000.
26 000.
30 00 0. 29 500.
2 000.
88
40 00
37 000.
15 000.
100 00
15000.
45000.
20 000.
6000. 10 100.
8000.
000.

2000
11500
A
20 000. 35000.
20 000.

C.
17 000.
20 000. 135 000.
10 000. 15 000.
G.
00
3200
36 000./45 000.
16 000. 12000
11000. 12000.
0.

18000
0.
122 000
0 0500.

Schuhfabrik Herz............
Schuhf. Leander Offenbach ..
Seilinduſtrie Wolff..........
Sichel & Co., Mainz.........
Siemens Elektr. Betriebe ....
Siemens Glasinduſtrie ......."
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Verein f. Chem. Induſtr. Mo
Verein, deutſch. Olfabr. Mannh.
ummifabr. Bln.=Frkf.
Pinſelfabr. Nürnberg ..
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Vogtländ. Maſch. Vorzüge.. ..
ime. ..
Voigt & Haeffner Vorzüge ....
Stämme. . . .
Voltohm Seil..............."
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Frankenthal ....."
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Rheingau .......

Stuttgart ...

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Hapag (Paketfahrt) ........."
Nordd. Llohd ..........
Oeſterr.=Ungariſche Staatsbahn
Unnotierte Aktien,
Beckerkohle ........... ....."
Beckerſtahl ................"
Benz.... . . . . . . . . . . ... .. . . . .
Broſon Boveri .............
Cont. Handelsbank ..........
Hanſa Llohd .... . . .. .......
Fnag. . . . . . . . . . . .. ... . .... .."
Kabel Rheydt ..............
Karſtadt R. ........ ........"
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Petroleum, Dtſche. ... . . . . . . .
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15 000.
12000.
20 090.
3100.

6200.-
8500.
10500.
25 200.
32 000.
21 000.
5 000.
3000
17000.
5.
16 000.
15 000.
18000.
23 000.
25 000.
20 000.
000.
20 000.
16000.
3000.
25 000.
20 000.
18000.
16000.
10700.
9000.
33000.

31. 1.
5000.-
12000.
23 000.
24500;.
4000.
75 000.
10 000.
G.
17000.
30 000.
38 000.
G.
26 000.
34 000.
45 000.
27 000.
E.
23060
20 000.
100.
31000.
40 000.
39 000.
27 000.
29 500.
25500.
30 006.
5000.
25 000.
16500.
84000.
50 000.

2000
1000
00.
800.
20 000.
27000.
6300.
44 000.
140002x.
9500.
11000.
1600

Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf . . . . . . . .. .......
Dampfkeſſel 2
dberg. . . . . . . . .
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V
2400
M
31000.
30 000.
7500.
8000.
53 000.
14000.
15 000.
000
19 000

Nachfr.
95.
30 995.
000.
905.
14000.
2000.

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[ ][  ][ ]

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hat das Vertragsverhältnis mit dem
Sanitätsverein friſtlos gekündigt. Wegen
der weiteren Sicherſtellung ärztlicher Hilfe
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Sonntag, den 4. Febrnar, nachm. 3 Uhr.
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Doran

Hochſchulbeilage des Darmſtädter Tagblatts

1. Februar 1923

ia Vom Geiſtesſeben im rheiniſch=
weſtfäliſchen
Induſtriegebiet.
Von
Alfons Kemper.
Im Geiſtesleben des rheiniſch=weſtfäliſchen Induſtriegebiets
zt ſich in den letzten Jahren deutlich eine Bewegung in der
chtung eines engeren Zuſammenſchluſſes der Kräfte feſtſtellen.
cht, daß eine einzelne Stadt eine beſonders ſtarkeAnziehungs=
ift
ausübt oder den Ehrgeiz hätte, ſich zum geiſtigen Zentrum
s Reviers zu machen. Dazu fehlt überhaupt die Möglichkeit,
doch jahrzehntelang faſt gefliſſentlich jede kulturelle Förderung
s Induſtriegebietes von der Reichshauptſtadt her unterblieben
ſd im Werden des Reiches anderen, älteren und wirtſchaftlich
n ihm weſensverſchiedenen Städten zugute gekommen iſt. Es
ndelt ſich bei dieſer neuen Bewegung um eine Zuſammen=
ſung
der geiſtigen Kräfte. Bisher ſind deren Träger im
ſentlichen die einzelnen Städte geweſen, und jede dieſer
ädte hatte je nach ihrer Herkunſt ihr eigenes Leben, ihre loka=
Beſonderheiten, ihre eigens Tradition. Nun aber iſt dies
ade das Ergebnis der wirtſchaftlichen und ſozialen Entwick=
ig
der letzten Jahrzehnte, daß die einzelne Stadt im Revier
en Charakter als abgeſchloſſene Siedlung mit kultureller
genart mehr und mehr verloren hat. Bergbau, Induſtrie und
rkehr haben in der raſchen Ausdehnung die Grenzen zwiſchen
adt und Land, ja zwviſchen Stadt und Stadt verwiſcht und
e große Siedlungsgemeinſchaft mit im weſentlichen gleichen
bensbedingungen, gleicher wirtſchaftlicher Baſis, gleichartigen
rwaltungsformen, gleicher geſellſchaftlicher Struktur geſchaffen.
mit ſind ſich naturgemäß die geiſtigen Exiſtenzbedingungen
ganzen Induſtrierevier weitgehend angenähert worden. Die
rührungspunkte ſind zahlreicher geworden, neue größere Pro=
me
und Aufgaben entſtanden, und ſie ſind nicht mehr oder
h jedenfalls nicht allein mehr mit den bisherigen Mitteln zu
en. Im Grunde hat ſich damit eine Lage ergeben, die auf
ſtſchaftlichem Gebiet ihre Parallele hat, und worum es ſich
t auf geiſtigem Gebiet handelt, iſt nichts anderes, als daß die
ichen Prinzipien planvollſter Organiſation, die das rheiniſch=
ſtäliſche
Wirtſchaftsleben groß gemacht haben, auch auf die
ſtige Arbeit angewandt werden. Erſt durch die Erfaſſung und
bewußten Zuſanmenſchluß aller Einzelnen ſoll ſo der grö=
e
Rahmen geſchaffen werden, innerhalb deſſen ſich jedes Ein=
ntereſſe
nachhaltig betätigen kann, in dem aber auch zugleich
r die Summe aller bisherigen Einzelleiſtungen hinaus die
iſte zur Bewältigung der neuen Aufgaben geſammelt werden.
Dieſe Beſtrebungen ſind am Werk, wvo es ſich um die aus den
onderen Bedürfniſſen des Induſtriegebietes erwachſenden
Sbildungsfragen handelt, als auch, wo auf wiſſen=
ftlichem
und künſtleriſchem Gebiet Neuarbeit geleiſtet wird.
Das Revier hat keine eigene Hochſchule. Die große Welle
Hochſchulgründungen iſt an ihm vorbeigegangen. Dagegen
es aus ſich heraus Vildungseinrichtungen beſonderer Art
haffen für dieienigen ſeiner Angehörigen, die in praktiſchen
eufen ſtehen. Die fachlichen Intereſſen der geiſtig regſamen
iſe der Bevölkerung, jener breiten, ſich unausgeſetzt erneuern=
Schicht von Angeſtellten und Beamten, gehen dem Cha=
er
des Induſtriegebietes entſprechend nach zwei Nich=
gen
: auf wirtſchaftswiſſenſchaftliche und tech=
ſch
=wiſſenſchaftliche Fortbildung. Die erſte fand ihre
hzeitige Löſung in den Akademiſchen Kurſen für
ndelswiſſenſchaften, gegründet 1907 als Einrichtung
Handelskammer in Eſſen. Arbeitsgrogramm: Privat= und
kswirtſchaftslehre, Rechtskunde und fremde Sprachen; Hörer=
jährlich
57000. Unabhängig davon entſtand 1919 die Or=
tiſation
der techniſch=wiſſenſchaftlichen Vor=
ige
im rheiniſch=weſtfäliſchen Induſtrie=
biet
. Auch ſie ſind, wie der Name ſchon ſagt, von vornherein
ſt örtlich gedacht, ſondern ſind von Eſſen aus über den gan=
Induſtriebezirk mit drei Unterabteilungen in Eſſen, Bochum
Dortnund erſtreckt worden. Da aus faſt allen übrigen
idten die Forderung erhoben wurde. Zweigſtellen zu erkichten,
geplant; die erſten Anſätze organiſch weiterzubilden. Schon
die Frage aufgeworfen, ob nicht bei der engen ſachlichen Be=
rung
zwiſchen dem ganzen Gebiet ein engeres Zuſammen=
en
der Organiſationen herbeigeführt werden muß. So iſt der
in der Gründung einer Akademie für Wirtſchaft und Technik
rheiniſch=weſtfäliſchen Induſtrierevier entſtanden.
Die zweite Gruppe organiſatoriſcher Neubildungen ſtellt ſich
den Dienſt wiſſenſchaftlicher und künſtleriſcher
uarbeit. Der Anfang Januar 1921 gegründete Bund
r Künſte im heiniſch=weſtfäliſchen Indu=
jegebiet
hat das Ziel, die künſtleriſchen Kräfte und Be=
bungen
des Induſtriebezirks auf den Gebieten der Literatur,
Theaters, der Muſik und der bildenden Künſte zu fördern
in einer großzügigen Organiſation zuſammenzuſchließen
zieht ſeine Grenzen über das eigentliche Kerngebiet hinaus
Münſter Elberfeld, Düſſeldorf und linksrheiniſch bis Mün=
=Gladbach und Krefeld, ſieht jedoch im Ruhrkohlenrevier ſeine
uptarbeitsſtätte, wo die materiellen Intereſſen die Energien
ter Bewohner faſt völlig abſorbiert und auf ethiſchem und
iſtleriſchem Gebiet ſtellenweiſe eine Verwahrloſung ohne=
ichen
hochkommen gelaſſen haben. Er hat Fachkammern für
ſit, Theater, Literatur, freie bildende Kunſt, Architektur und
zewandte Künſte, und ſeine Arbeiten bereits aufgenommen.
Das Seitenſtück zum Bund der Künſte auf wiſſenſchaftlichem
biet iſt die 1919 gegründete Geſellſchaft für Wiſſen=
aft
und Leben für das rheiniſch=weſtfäliſche
Iduſtriegebiet, räumlich auf das engere Induſtriegebiet
chränkt. Sie ſetzt ſich zum Ziel: die reinen und angewandten
ſſenſchaften zu pflegen und in eine fruchtbringende Wechſel=
jehung
zur lebendigen Praxis zu bringen‟. Sie gliedert ſich
Fachgruppen für alle wiſſenſchaftlichen Gebiete, die auch ihre
ſtrebungen zur Regelung des Vortrags= und des Bücherei=
ſens
, der groß angelegte Plan der Schaffung einer Kriegs=
cichte
des Reviers, der Plan der Herausgabe einer rheiniſch= Wunſch, um eine theoretiſche Forderung handelt, durchaus zu.
ſtfäliſchen Biographie, die Unterſtützung des Siedlungsweſens
d anderes. Schon in der kurzen Zeit ihres Beſtehens hat die
ſelſchaft den Beweis für die Berechtigung der Grundgedan=
iſtliche
Fachgruppe, die 1920 gegründete Volkswirt= oder auch nur zu derleiden. Wehrlos, ehrlos!
aftliche Vereinigung im rheiniſch= weſtfäli=
en
Induſtriegebiet. Sie erſtrebt die Zuſammenfaſſung
ik an der geiſtigen Durchdringung der wirtſchaftlichen und
ialen Gegenwartsprobleme intereſſierten Kreiſe des Indu=
drträge
, in denen jeweils namhafte Vertreter der Wiſſen=
iſt
und der Praris zu Worte kommen. Die Vereinigung, die
ganze Revier umfaßt, hat neuerdings Ortsgruppen in Duis=
aftlichen
Nachrichten aus dem Ruhrbezirk
n, die vornehmlich Einzeldarſtellungen, die wichtige Fragen Aufbau das iſt Lieſe neue ebangeliſche Ethik.
2 Induſiriereviers zum Gegenſtand haben, zur Veröffent=
Zung bringen ſollen.

Du glaubſi nicht, was ein Menſch vermnag
Mit heißem Blut
Und harten Händen.
Er kann durch einen ſtarken Schlag,
Er kann an einem ſiarken Tag,
Hat er nur Mut,
Das Schickſal wenden.
Du glaubſi nicht, was ein Menſch vermag!
Bogislav v. Selchow.
* Eine neue evangeliſche Ethik.
Von

Univerſitätsprofeſſor D. M. Schian in Gießen.
Die Fragen der Ethik werden heute mehr denn je erörtert.
Im Vordergrunde ſtehen dabei die großen Probleme der Sozial=
ethik
, die Fragen der Stellung zu den Formen der menſchlichen
Gemeinſchaftsbildung, zu Ehe, Familie und Staat. Gerade auf
dieſem Gebiet ſcheint ja die neue Zeit auch wirklich Neues bilden
zu wollen; zum mindeſten ſcheint ſie Neues zu wollen. Der
Weltkrieg hat Fragen wie die nach dem ſittlichen Recht des
Krieges, ja der Macht überhaupt in den Vordergrund des
Intereſſes gerückt.
An der Erörterung beteiligt ſich die chriſtliche Ethik mit
Lebhaftigkeit. Sofern ſie katholiſch orientiert iſt, folgt ſie den
von der katholiſchen Kirche gewieſenen einheitlichen Linien. So=
fern
ſie proteſtantiſch iſt, nimmt ſie bis zu einem gewiſſen Grad
an dem Schickſal aller ſolcher Diskuſſionen teil: es zeigen ſich
in ihrer eigenen Mitte Verſchiedenheiten der Auffaſſung, ja
Gegenſätze erheblicher Art. Kein Machtſpruch kann die Mannig=
faltigkeit
zur Einheit wandeln; wir müſſen darauf vertrauen,
daß die beſten Gründe ſich durchſetzen.
In dieſer Lage iſt es von hoher Bedeutung, daß das Feld
nicht den Ideen allein überlaſſen bleibt, die den Gärungspro=
zeſſen
der unruhigen Gegenwart entſtammen, ſondern daß auch
die ruhig und ſorgfältig Ueberlegenden ſich zum Wort melden.
So begrüßen wir denn die unter dem Titel Ethik/x) vor kur=
zem
erſchienene chriſtliche Sittenlehre des von den Franzoſen
aus Straßburg vertriebenen Syſtematikers Emil. Walter
Mayer; wir Heſſen freuen uns ihrer um ſo mehr, als
D. E. W. Mayer an unſerer Landesuniverſität Gießen eine neue
Heimat gefunden hat. Dieſe Ethik hat vielerlei Vorzüge: Klar=
heit
, Ueberſichtlichkeit, Gedrungenheit, Entſchiedenheit des chriſt=
lichen
Urteils, Reichtum in der Orientierung über die ſittlichen
Anſchauungen, die in der Geſchichte der Völker und Religionen
zutage getreten ſind. Sie hält ſich von jedem überflüſſigen ge=
lehrten
Ballaſt frei und bildet darum auch für den Nichttheologen
eine ſehr angenehme Lektüre. Nicht in letzter Linie aber ſteht
der Vorzug der verſtändnisvollen und doch kritiſchen, ruhigen
und nüchternen Beurteilung gerade der Fragen, von denen ich
oben geſprochen häbe. In dieſer Beziehung iſt charakteriſtiſch,
daß Mayer ſeine Front mehr als einmal gegen die Schwarm=
geiſterei
nimmt. Für ſie iſt nach Mayers Worten charak=
teriſtiſch
, daß ſie das letzte Ziel des chriſtlich=ſittlichen Han=
delns
, nämlich die Herſtellung religiös=ſittlichen Lebens, in
enthuſiaſtiſcher Einſeitigkeit ausſchließlich und allein ins Auge
faßt, dagegen die auf die Erhaltung und Förderung leiblich=
geiſtigen
Lebens der Menſchheit im allgemeinen gerichteten
Kulturtätigkeiten und Kulturgemeinſchaften geringſchätzt und
vernachläſſigt. Sie fordert vom Staat die unmittelbare
Verwirklichung des chriſtlichen Liebesgebots und wirkt dadurch
zerſtörend auf den Staat und damit auf die geſamte unter ſeinem
Schutz entſtandene und herangewachſene Kultur. Was gemeint
iſt, dürfte deutlich ſein. Der moderne Enthuſiasmus will das
chriſtliche Ideal rückhaltlos und unvermittelt, ohne geſchichtliche
Uebergänge, in dieſer Welt verwirklicht ſehen. Er achtet dabei
nicht auf die Lebensbedingungen, unter denen wir ſtehen; nicht
auf die tauſendfältige Verflochtenheit des Einzelnen mit dieſen
Lebensbedingungen; er vergißt, daß die ſittliche Forderung auf
die Pſyche des Menſchen eingeſtellt werden muß; er überſieht,
daß, falls das nicht geſchieht, ungeheurer Schade geſtiftet werden
kann. Denken wir an den Ruſſen Tolſtoi, an die Schweizer
Religiös=Sozialen wie Ragaz, an die Utopien eines Pazifismus,
wie ihn etwa F. W. Förſter vertritt, an ähnliche Gedankenreihen
in ſozialiſtiſchen Kreiſen, und wir wiſſen, was gemeint iſt.
Dieſer ſchwarmgeiſtigen ungeſchichtlichen Anſchauung iſt
in E. W. Maher ein ſtarker Gegner erwachſen. Er erkennt rund=
weg
an, daß das höchſte Ziel des chriſtlichſittlichen Handelns die
Verwirklichung des Reiches Gottes iſt. Aber er lehnt es ab,
daraus die falſche Folgerung zu ziehen, daß die Kultur als welt=
liche
Erſcheinung für den Chriſten wertlos ſei. Nein! Damit
ein Gottesreich in dieſer Welt zuſtande komme, muß die
Menſchheit in dieſer Welt leben. Die Kulturtätig=
keiten
und Kulturgemeinſchaften ermöglichen dieſes menſchliche
Leben in der Welt und ſchaffen damit die natürliche Baſis auf
der religiös=ſittliches Leben erſtehen und ſich entwickeln kann.
Sie arbeiten ſo Mayer am Fundament, die insbeſondere
auf die Pflege religiös=ſittlichen Lebens gerichtete Tätigkeit an
der Kuppel des Baus der Ewigkeiten (Schiller). und es iſt
nicht einzuſehen, warum die Arbeit an der Kuppel wertvoller
ſein ſollte als die am Fundament.
Iſt ſo die rechte Wertung der Kultur geſichert, ſo iſt der Weg
frei für eine entſprechende poſitive Würdigung der mit dem
Staat notwendig verbundenen Betätigungen. Mayer geht in
dieſem Zuſammenhang auch auf ſolche Fragen wie die nach dem
Recht des Krieges, nach der Berechtigung der diplomatiſchen
leiten ſchon in Angriff genommen haben. Erwähnt ſeien die Tätigkeit uſw. ein. Er erkennt die Wünſche auf Schaffung eines
überſtaatlichen Tribunals, das den Krieg ausſchalten würde,
durchaus an; ich ſtimme ihm, ſofern es ſich eben um einen
Aber er fügt mit vollſtem Recht hinzu: So lange ein ſo be=
ſchaffenes
Tribungl nicht beſteht, iſt es Ungerechtigkeit und Un=
ſittlichkeit
, einem Volk, und ganz beſonders einem Volk, das
und Forderungen, die zu ihrer Gründung führten, gebracht, mitten unter wehrfähigen Nationen ſteht, die zur Aufrecht=
ſonders
erwähnt ſei an dieſer Stelle ihre Wirtſchaftswiſſen= erhaltung ſeines Daſeinsrechts nötige Wehrkraft zu verſagen * Ordentlicher Kreistag des Kreiſes UI.
Ich verſage es mir, weitere Einzelheiten zu bringen. Lieber
möchte ich zum Schluß noch einmal darauf hinweiſen, daß es
ſchade wäre, wenn dieſes wertvolle, gedankenreiche Buch auf die auf der Tagung anweſenden Vorſtands itglieder der
egebietes. Dem gemeinſamen Gedankenaustauſch dienen alle diejenigen ſtudieren, die ein Intereſſe an der Auseinander=
ſetzung
mit den ſittlichen Problemen der Gegenwart haben. ei=
Wirklichkeit unfrommen Enthuſigsmus liebt, wird nicht auf ſeine
rg und Eſſen. Als Publikationsorgan ſtehen ihr die Wirt= Rechnung kommen. Wer aber ſeine ethiſche Weltanſchauung in
der Auseinanderſetzung mit allen modernen Fragen klären und
Verfügung, in denen allmonatlich neben Referenten über vertiefen will, wer ein treffliches Rüſtzeug ſucht, um der unklar
Vorträge laufende Literaturüberſichten erſchei= revolutionären Gärung entgegenzuarbeiten, der wird hier finden,
N. Gehlant iſt die Herausgabe einer Serie von Schrif= was er braucht. Ein trefflicher Wegweiſer zum rechten ſitlichen durchgefochten werden, denn ſie berühren Probleme, vor deren

* Wir und Verſailſes.
(Zu den Vorträgen des Hauptſchriftleiters des Darmſtädter
Tagblatts in der hieſigen Hochſchule.)
Es iſt eine Forderung aller Kreiſe, den Friedensvertrag von
Verſailles der Welt, beſonders aber allen Deutſchen, in ſeiner
ganzen Schändlichkeit zur Kenntnis zu bringen, insbeſondere,
weil durch die Kenntnis des Verſailler Diktats und ſeiner Aus=
wirkungen
falſche Auffaſſungen beſeitigt werden, welche der
Einigkeit aller Bevölkerungskreiſe im Wege ſtehen. Wer das
Verſailler Diktat kennt, wver weiß, daß in ihm die Urſachen lie=
geu
für die wachſende Verarmung und Not, für die Verteuerung
aller Lebensbedürfniſſe, wird dieſe Wirkungen nicht mehr den
eigenen Volksgenoſſen zuſchreiben können. Die Urſachen gilt es
zu erkennen und nicht nur die Wirkungen.
Es gibt 20 Millionen Deutſche zu viel jenſeits des Rheins,
ſagte Herr Clemenceau, der Vater des Verſailler Diktats, in den
Herbſttagen des Jahres 1918. Dieſer furchtbare Satz, er iſt de=
Leitgedanke dieſes Schickſalsbuches für das deutſche Volk, ja für
ganz Curopa.
In richtiger Erkenutnis der Bedeutung einer genauen Kennt=
nis
der Verſailler Beſtimmungen richtete der Hochſchulring deut=
ſcher
Art, deſſen Hauptaufgabe die Förderung des deutſchen
Volkstums innerhalb der deutſchen Studentenſchaft iſt, eine Vor=
tragsfolge
über den Verſailler Friedensvertrag ein und wandte
ſich an den Hauptſchriftleiter des Darmſtädter Tagblatts, Herrn
Mauve, der ihm als genauer Kenner der einſchlägigen Fra=
gen
bekannt war. Derſelbe ſtellte ſich freundlichſt in den Dienſt
der guten Sache und unternahm es, an drei Abenden Vorträge
über das Verſailler Diktat zu halten. Welch großem Bedürfnis
der Hochſchulring mit dieſer Vortragsfolge nachgekommen iſt, da=
von
zeugte der an jedem Abend überfüllte größte Hörſagl der
hieſigen Hochſchule.
Der Redner gab zunächſt eine allgemeine Ueberſicht über das
Verſailler Diktat, ſeine roh aneinandergereihten ungeheuerlichen
Forderungen, die ſich noch dazu teils widerſprechen, teils ſogar
einander ausſchließen. Höhniſch klingen die ſchönen Worte vom
Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker, wenn man die Grenzberich=
tigungen
betrachtet, die teilweiſe ohne Volksabſtimmung, teil=
weiſe
ſogar entgegen den Abſtimmungsergebniſſen große Ge=
biete
rein deutſcher Kultur dem Deutſchen Reiche entriſſen und
Millionen Deutſche vom Paterlande getrennt haben. An Hand
von Beiſpielen zeigte der Redner, wie unausführbar die finan=
ziellen
Beſtimmungen des Vertrages ſind und wie rechtlos
Deutſchland auch im eigenen Lande gemacht wurde. Die
Beſchränkung des Rechtes ein=s jeden ſouveränen Staates, Ver=
träge
mit anderen Staaten nach ſeinen Bedürfniſſen zu ſchlie=
ßen
, die Beſtimmungen, die Deutſchland in verſchiedenen Fällen
(belgiſche Neutralität uſw.) die Verpflichtung auferlegen,
etwa ſpäter zwiſchen den Ententemächten abzuſchließende
Verträge im voraus anzuerkennen, ſind wohl das Un=
geheuerlichſte
, was einem Kulturvolke bisher zugemutet wor=
den
iſt. Ebenbürtig an die Seite ſtellen ſich die Forderun=
gen
auf wirtſchaftlichem Gebiete, ſo die Internationaliſierung
der deutſchen Ströme, die zwangsweiſe Einräumung des Meiſt=
begünſtigungsrechts
ohne Gegenſeitigkeit an alle allierten und
aſſoziierten Mächte uſw. Die planmäßige Beraubung Deutſch=
lands
durch die lange Reihe der wirtſchaftlichen Erpreſſungs=
beſtimmungen
des Verſgiller Vertrages zieht mit unerbittlicher
Folgerichtigkeit die ſtändig wachſende Verarmung des deutſchen
Volkes in allen ſeinen Gliedern nach ſich. Die vom Redner bei=
gebrachten
Zahlenbeiſpiele gaben hiervon ein erſchreckendes Bild.
Das Ungeheuerlichſte aber iſt, daß Frankreich, nicht zufrieden
mit den in Verſailles erreichten Beſtimmungen des Vertrages,
dieſe durch eine willkürliche Interpretation zu einer Waffe ge=
ſtaltet
, die ihm die Durchſetzung ſeiner weitgeſteckten politiſchen
Ziele ermöglichen ſoll.
Der Friede wird nicht eher wieder in die Welt einziehen,
bis das Diktat von Verſailles einer grundlegenden Reviſion
unterzogen worden iſt. Gegründet aber iſt dieſer Vertrag auf
das von Deutſchland erpreßte Bekenntnis, daß es allein ſchuldig
ſei am Ausbruch des Weltkrieges, und kein Geringerer als Lloyd
George hat erklärt, daß der Vertrag von Verſailles in dem
Augenblick hinfällig ſei, in dem die Annahme von der deutſchen
Kriegsſchuld falle. Aufgabe des geſamten deutſchen Volkes iſt
es daher, dieſe ſchamloſe Lüge von Verſailles in ihrer ganzen
Ungeheuerlichkeit der Welt zu enthüllen, um ſo dem Weltfrieden
den Weg zu bereiten.
Mit geſpannter Aufmerkſamkeit und wachſender Entrüſtung
forgten ſämtliche Anweſende den Ausführungen des Redners,
der es verſtand, die Beſtimmungen des Diktats in ihrer gro=
tisken
Wirklichkeit und ihren kataſtrophalen Auswirkungen dar=
zulegen
. Anhaltender Beifall bekundete dem Redner den Dank
der Zuhörer und gab gleicherzeit Zeugnis von dem feſten Willen
aller, nichts zu unterlaſſen, was der deutſchen Einigkeit förder=
lich
ſein könnte, von dem feſten Willen, alle Kräfte einzuſetzen
zur Beſeitigung des Schandvertrages, der ein Sechzigmillionen=
volk
an den Rand des Abgrundes gebracht hat und der ganzen
Welt unüberſehbaren Schaden zufügt.
H. P.
* Ausſchuß für Ruhrarbeit.
In den Tagen, wo ſich ganz Deutſchland helfend und unter=
ſtützend
eins weiß mit den notleidenden Brüdern im Ruhr=
gebiet
, hat ſich in der Studentenverſammlung vom 24. Januar
1923 ein Ausſchuß gebildet, mit dem Ziel, zu ſeinem Teil beizu=
tragen
an dem Rettungswerk für unſer bedrängtes Ruhrgebiet.
Dieſer Ausſchuß für Ruhrarbeit betrachtet es als ſeine Auf=
gabe
, das In= und Ausland aufzuklären über das ſchändliche
Machwerk Frankreichs, das, geſtützt auf Kanonen und Bajonette,
in unſer Nuhrgebiet eingefallen iſt, das deutſches Blut vergießt,
deutſche Bürger und Beamte verhaften, vor ein Kriegsgericht
ſtellen und ausweiſen läßt, und daun noch den Mut hat, der
Welt zu verkünden, es ſei eine friedliche Aktion. Wir wollen
unſere ganze Kraft daran ſetzen, dies Lügengeſvebe zu zerreißen.
Durch Schrift und Bild wollen wir das In= und Ausland auf=
klären
. An Euch, Komilitonen, richten wir die dringende Bitte:
Helft uns! Liefert uns Adreſſen und Beiträge, damit unſere
Arbeit fruchtbringend werde zum Wohle unſeres deutſchen Vater=
landes
!
Anton Eikeln, stud. ing,, 1. Vorſitzender.
Von beſonderer Bedeutung war der Bericht über die
Lage in der deutſchen Studentenſchaft den
einen theologiſchen Leſerkreis beſchränkt bliebe. Es ſollten es Deutſchen Studentenſchaft die Herren Hilgenſtock und
Conti gaben. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß die geſamte deut=
ſche
Studentenſchaft und ihre Führer in väterländiſchen Fragen
lich, wer den Sturm und Drang eines ſcheinbar religiöſen, in zuſammen fühlt und gemeinſam handelt. So hatten die Herren
Hilgenſtock und Holzwarth Gelegenheit, gemeinſam längere Zeit
mit dem Herrn Reichskanzler zu ſprechen und die Entrüſtung
und den Abwehrwillen der deutſchen Studentenſchaft gegen die
franzöſiſche Ruhrbeſetzung auszudrücken. Die noch beſtehenden
Gegenſätze in der Verfaſſungsfrage ſollen ſachlich und mannhaft
Löſung der Staat ſelbſt über kurz oder lang ſtehen wird.

[ ][  ]

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Otedek!

Trügeriſche Steuervorteile.
Von dem Finanzamt wird uns geſchrieben: Trotz
ſpältenlanger Aufklärungen im Redaktions= wie Anzeigenteil faſt
aller Tageszeitungen über die für die Entrichtung der
Umſatzſteuer für das Kalenderjahr 1922 beſtehen=
den
Vorſchriften iſt bisher nur ein relativ verblüffend kleiner
Prozentfatz der Steuerzahler den diesbezüglichen Pflichten nach=
gekommen
. Teils aus Fahrläſſigkeit oder Bequemlichkeit, viel=
leicht
auch im Zwange der immer größer werdenden allgemeinen
Verwirrungen, Not, Angſt und Sorge. Teils aber auch, weil ſie
und die Zahl juſt dieſer Steuerſchuldner iſt ſicherlich nicht ge=
ring
! der törichten Anſicht ſind, ſich durch eine gefliſſentliche
Verzögerung der Anmeldungen und der Zahlungen erhebliche
pekuniäre Vorteile verſchaffen zu können. Die eine
Urſache der Unterlaſſung iſt aber faſt genau ſo
gefährlich wie die andere! Denn, wer ſeine Umſatz=
ſteuererklärung
nicht rechtzeitig abliefert, um dadurch einen
Steuervorteil zu erzielen, kann mit einer Geldſtrafe bis
zum 20 fachen Betrag der gefährdeten oder hinterzogenen Steuer
oder auch mit Gefängnis beſtraft werden. Wer aber ſeine Um=
ſatzſteuererklärung
nachweislich aus anderen Gründen zu ſpät
einreicht, hat außer einer ſehr erheblichen Zwangsſtrafe einen Zu=
ſchlag
von 10 Prozent auf den endgültig feſtgeſetzten Steuerbetrag
zu erwarten, während das Fehlen ordnungsgemäßer Aufzeich=
nungen
über die in Betracht kommenden Beträge ebenſo wie die
Unterlaſſung der erforderlichen Auskunfterteilung dadurch geahn=
det
wird, daß der Betrag der ſteuerpflichtigen Umſätze durch
Schätzung feſtgeſtellt wird.
Es ſind dies Maßnahmen, die den Steuerpflichtigen in der
Regel fraglos ſehr teuer zu ſtehen kommen ſollen und werden.
Am 31. Januar läuft der letzte Termin für das
Einreichen eigener Angaben über die umſatz=
ſteuerpflichtigen
Beträge im Jahre 1922 ab.
Alſo iſt keine Zeit mehr zu verlieren!
Einkommenſteuer. (Keine Entſchädigung
der Arbeitgeber für ihre Auslagen beim Lohnabzug.)
Durch das Verfahren des Steuerabzuges vom Lohn ent=
ſtehen
dem Arbeitgeber große Unkoſten. In größeren Betrieben
mußten beſondere Beamte eingeſtellt werden für die Erledigung
der Arbeiten des Steuerabzugs. Da dieſe von den Arbeitgebern
geleiſtete Arbeit eine den Steuerbehörden zukommende Arbeit
darſtellt, ſo war es ein berechtigter Wunſch der Arbeitgeber, daß
dieſe durch das Steuerabzugsverfahren entſtehenden Koſten vom
Reich getragen werden. Es kann doch von den Arbeitgebern un=
möglich
für die Dauer verlangt werden, daß ſie den Steuer=
behörden
abgenommene Arbeit unentgeltlich beſorgen.
Wegen der Gewährung einer etwaigen Entſchädigung der
Arbeitgeber hat ſich, obwohl die Angelegenheit vor Kurzem erſt
bei der Beratung des Gefetzes zur Aenderung des Einkommen=
ſteuergeſetzes
zur Sprache gebracht worden war, nochmals der
Reichstagsabg. Hemeter (Dnatl.) mit dem Reichsminiſter der
Finanzen in Verbindung geſetzt.
Der Reichsfinanzminiſter hat daraufhin mitgeteilt, daß ſeit
der Einführung des Steuerabzuges zahlreiche Arbeitgeber und
Arbeitgeberverbände Anträge geſtellt haben, ihnen eine Entſchä=
digung
für die infolge des Steuerabzugs zu leiſtenden Arbeiten

zu gewähren. Dieſe Anträge ſind abgelehnt, da das geltende Ein=
kommenſteuergeſetz
eine Entſchädigung der Arbeitgeber für die
infolge des Steuerabzugs zu leiſtenden Arbeiten nicht vorgeſehen
hat. Bei der Beratung des Geſetzes über die Einkommenſteuer
vom Arbeitslohn iſt die Frage der Gewährung einer Entſchädi=
gung
an die Arbeitgeber geprüft worden. Die Aufnahme einer
dahin gehenden geſetzlichen Beſtimmung iſt jedoch nicht erfolgt.
Bei der Beratung der Novelle zum Einkommenſteuergeſetz im
Dezember 1921 iſt ein auf Gewährung einer Entſchädigung an die
Arbéitgeber abzielender Antrag abgelehnt worden. Desgleichen
hat bei den Beratungen zu dem Geſetz zur Aenderung des Ein=
kommenſteuergeſetzes
vom 20. Juli 1922 ein diesbezüglicher An=
trag
keine Annahme gefunden. Wegen Mangels einer geſetzlichen
Vorſchrift kann daher eine Entſchädigung nicht gewährt werden.
(Nr. 44/45 3.=A. 15. 11. 1922 Steuerpraxis.)
Körperſchaftsſteuer; Steuererklärung.
(Die neuen Ausführungsbeſtimmungen zun Körper=
ſchaftsſteuergeſetz
.)
Auf Grund des § 28 des Körperſchaftsſteuergeſetzes hat der
Reichsminiſter der Finanzen eine im Zentralblatt für das Deut=
ſche
Reich 1922, Seite 921ff. abgedruckte Verordnung vom 15.
September 1922 erlaſſen, welche die Ausführungsbeſtimmungen
zum Körperſchaftsſteuergeſetz in der Faſſung der Bekanntmachung
vom 2. Mai 1922 enthält.
Beſonders wichtig für die Steuerpflichtigen iſt Ziffer 4 dieſer
Verordnung: Steuererklärungen Zur Abgabe einer
Steuererklärung verpflichtet ſind alle nach § 1 des Geſetzes der
Körperſchaftsſteuer unterliegenden juriſtiſchen Perſonen, nicht
rechtsfähige Perſonenvereinigungen, Anſtalten und Zweckver=
mögen
, ſobald das Jahresergebnis durch die zuſtändigen Organe
feſtgeſtellt iſt. Eine Steuererklärung iſt auch abzugeben:
1. Bei Umwandlung eines Steuerpflichtigen in einen anderen
Steuerpflichtigen.
2. Beim Uebergang von der beſchränkten zur unbeſchränkten
und beim Uebergang von der unbeſchränkten zur beſchränkten
Steuerpflicht.
3. Bei Erlaſſungen der Steuerpflicht.
Wenn hinſichtlich der Steuerpflicht Zweifel beſtehen, ſo kann
das Finanzamt die Abgabe einer Erklärung über die für die
Beſteuerung der Steuerpflicht weſentlichen Tatſachen oder eine
Steuererklärung verlangen. Die Abgabe der Steuererklärung
liegt bei juriſtiſchen Perſonen ihren geſetzlichen Vertretern ob, bei
nicht rechtsfähigen Perſonenvereinigungen, Anſtalten und Zweck=
vermögen
den Vorſtänden oder Geſchäftsführern und, ſoweit
ſolche nicht vorhanden ſind, den Mitgliedern oder Beteiligten.
Beſonders wichtig iſt folgende Vorſchrift, daß Prokuriſten
ſtnd Handelsbevollmächtigte zur Abgabe der
Steuererklärung nicht berechtigt ſind. Wenn nach
der Satzung, Stiftung oder ſonſtigen Verfaſſung die geſetzliche
Vertretung nur mehreren Perſonen gemeinſam zuſtehen, ſo iſt zur
Abgabe der Steuererklärung die Mitwirkung der für die Geſamt=
vertretung
vorgeſchriebene Anzahl von Perſonen erforderlich.
Eine eingehende Würdigung der Steuererklärung ſelbſt und die
praktiſchen Winke hierfür behalten wir uns für einen ſpäteren
Artikel bevor; jetzt ſchon ſei nur auf folgendes hingewieſen.

Die Steuererklärung legt ihr Hauptgewicht auf die Ermit
lung des ſteuerbaren Einkommens und gliede
dieſe Materie in drei Abſchnitte:
I. Roheinkommen.
II. Nicht ſteuerbare Teile des Roheinkommens.
III. Abzüge.
Da nun der Geſamtbetrag der Abzüge auch die nicht ſteue
baren Teile des Roheinkommens anteilig belaſtet, wird von d.
ſteuerbaren Roheinkommen nur ein anteiliger Betrag der Abzi
abgezogen werden dürfen, und zwar nach Maßgabe folgend
Rechnung: Abzüge X nicht ſteuerbare Teile de
Roheinkommens, dividiert durch Geſamtbetre
des Roheinkommens.
*
Beiſpiel:
Roheinkommen

1000 000 Mc
Geſamtbetrag der nichtſteuerbaren Teile des
Roheinkommens
200 000 M0
Geſamtbetrag der Abzüge .. .
300 000 M
Von dem Geſamtbetrag der Abzüge entfallen auf die nie
ſteuerbaren Teile des Roheinkommens
300 000 Mark X 200 000 Mark 60 000 Mark
1 000 000 Mark
Es ſind mithin nicht 300 000 Mark, ſondern nur 300 000 M
60 000 Maxt 240 000 Mark abziehbar. (Nr. 44/45 Z.=A.
11. 1922 Steuerpraxis.)
Einkommenſteuer.
(Gewährung von Freizigarren und Lohnabzug.
Erlaß des Reichsfinanzminiſters vom 25. April 1922.
Nach Nr. V des Reichstarifvertrags für die Zigarrenherſt
lung (Manteltarif 5) vom 17. Januar 1920 werden den m
der Zigarrenherſtellung beſchäftigten män
lichen Arbeitern vom vollendeten 16. bis 20. Lebensja
an Rauchzigarren 12 Stück wöchentlich, vom vollendeten 20.
bensjahr an 24 Stück wöchentlich, und zwar unentgeltlich geliefe
Wo bisher eine geringere Anzahl gegeben wurde, kann es bei
alten Uebung bleiben.
Es iſt die Frage aufgeworfen worden, ob der Wert die
Rauchzigarren (Freizigarren) als Arbeitslo
anzuſehen ſind. Die Frage dürfte zu bejahen ſein. Nach 8
Abſ. 2 des Einkommenſteuergeſetzes gilt als Arbeitslohn
Sinne des § 45 Abſ. 1 der Geſamtbetrag der Einkünfte, die
öffentlichem oder privatem Dienſt beſchäſtigte oder angeſte
Perſonen aus dieſer Beſchäftigung oder Anſtellung, gleicht
unter welcher Bezeichnung oder in welcher Form, beziehen.
in der Gewährung der Rauchzigarren beſtehenden Einkünfte n
den aus der Beſchäftigung oder Anſtellung bezogen, die Tätig
die der Zigarrenarbeiter auf Grund des Beſchäftigungs=
Anſtellungsverhältniſſes auszuüben hat, veranlaßt den B
dieſer Einkünfte. Es muß danach vorbehaltlich einer abt
chenden Entſcheidung der Rechtsmittelbehörden daran fe
halten werden, daß die in der Gewährung von Rauchzigarren
ſtehenden Einnahmevorteile einen Arbeitslohn darſtellen,
daß ihr gemäß § 3 EStG. nach den ortsüblichen Mittelpre
anzuſetzender Wert bei der Bemeſſung des einzubehaltenden
trags zu berückſichtigen iſt. (Nr. 44/45 Z.=A. 15. 11. 1922 Ster
praxis.)

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