Lo
Haug
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*6
recher 1, 2390 und 2391), die Agenturen und alle
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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den Lan
der Lochl
Nummer 25
Freitag, den 26. Januar 1923
Einzelzummer 40.60 Mk.
ink, :Badt
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Alteiſer!
FArt ſt
eis,
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I.
Erledigun
iſt Perie
(*23.
Die heſſiſche Regierungskriſis.
Wie wir ſchon in unſerer Ausgabe vom vergangenen
Sams=
tag ausführten, bedeutet die Zurücknahme ſeines
Rücktritts=
geſuchs durch Finanzminiſter Henrich keineswegs das Ende der
Regierungskriſis, ſondern eher noch eine bedauerliche
Verſchär=
fung. Die Zentrumsfraktion veröffentlicht jetzt im Mainzer
Journal eine Darſtellung der Vorgänge bis zum 19. Januar
und insbeſondere die damalige Haltung der Zentrumsfraktion,
die folgendermaßen lautete:
„Darmſtadt, den 19. Jan. 1923.
Erklärung der Zentrumsfraktion.
Die interfraktionelle Sitzung trat heute 1 Uhr zuſammen, umt
die Fraktionsbeſchlüſſe bei den von den Vertretern der
Sozial=
demokratie, des Zentrums und der Deutſchen Volkspartei
vor=
geſchlagenen Richtlinien der zu bildenden Koglition zu beraten.
Statt deſſen legte Abg. Kaul dem gleichfalls anweſenden
Finanz=
miniſter Henrich die Frage vor, ob er in Würdigung der
er=
ſchwerten politiſchen Verhältniſſe das Finanzminiſterium wieder
üibernehmen wolle. Dieſe Frage hätte ohne Vorwiſſen der beiden
anderen intereſſierten Fraktionen, nicht geſtellt werden dürfen.
Wir haben im Dezember dem Herrn Finanzminiſter Henrich nach
einem Rücktritt unſer Vertrauen bekundet und uns der Bitte,
ſein Geſuch züurückzunehmen, ehrlich angeſchleffen. Wir ſind auch
heute noch Anhänger der großen Koalition. Nachdem aber die
demokratiſche Fraktion jedes Erſuchen, den Finanzminiſterpoſten
vieder zu übernehmen, wiederholt und entſchieden
zurückgewie=
en hat, hat der Staatspräſident am 10. Januar dem Abg. Köhler
das Finanzminiſterium angeboten. Am 15. Januar fand eine
Beſprechung beim Staatspräſidenten ſtatt, wodurch die
Ver=
jandlungen mit der Deutſchen Volkspartei eingeleitet wurden.
Die Richtlinien wurden auf Grund der Abmachungen vom
5. Januar entworfen. Die Zentrumsfraktion kann ſich nicht
da=
nit einverſtanden erklären, daß jetzt die Grundlagen der
Ab=
nachungen beim Staatspräſidenten verlaſſen werden ſollen, und
rklärt, dazu keine Mitwirkung leiſten zu können, weil das ganze
Vorgehen nach ihrer Auffaſſung den Grundſätzen ernſter
politi=
cher Verhandlungen widerſtreitet.”
Dieſe Erklärung iſt jetzt, am 24. Januar, ſchriftlich dem
Stcatspräſidenten mit folgendem Schreiben überſandt worden;
„Darmſtadt, den 23. Jan. 1923.
An Herrn Staatspräfidenten Ulrich, Darmſtadt.
Die Fraktion der Zentrumspartei, beehrt ſich, dem Herrn
Staatspräſidenten ihre Erklärung vom 19. Januar 1923 zu
über=
eichen, und erklärt, daß ſie mit der „Löſung” der
Regierungs=
riſis, wie ſie von der Sozialdemokratiſchen Partei im
Einver=
tändnis mit den Demokraten beſchloſſen wurde (vgl. „Vofſiſche‟
om 18. ds. Mts.), auf keinen Fall einverſtanden ſein kann.
Inſer Miniſter wird mit unſerem Einverſtändnis die Geſchäfte
nit Rückſicht auf die Lage nur noch für kurze Zeit weiterführen,
venn nicht alsbald eine Löſung, die die Erweiterung der
Kog=
ition in ſich ſchließt, gefunden wird.”
Wir haben ſchon ſo oft ausgeführt, daß die Erweiterung der
Regierungskoalition in Heſſen unſerer Auffaſſung nach den
ein=
ig gangbaren Weg darſtellt, daß eine Wiederholung ſich erübrigt.
Von den Parteien muß jedoch verlangt werden, daß nunmehr
chnell und endgültig eine Löſung gefunden wird. Jetzt iſt nicht
die Zeit für taktiſche Manöver und Parteigezänk.
Amerikas Verantwortung an der Ruhraktion.
Senator Borah klagt an.
Die Verteidigung des Staatsdepartements.
London, 25. Jan. (Wolff.) Wie die Times aus
Waſhing=
fon meldet, hielt Borah im Senat eine Rede, in der er die
aus=
wärtige Politik der Vereinigten Staaten ſcharf kritiſierte und
ſagte, Amerika trage die moraliſche
Verantwor=
ung für die franzöſiſche Aktion an der Ruhr.
Ein Vertreter des Staatsdepartements erwiderte,
Amerika habe ſich nicht in die franzöſiſchen Pläne an der Ruhr
einmiſchen können. Ein Proteſt, wie ihn Borah fordere, würde
keinen Zweck gehabt haben, er würde Deutſchlands Widerſtand
verſtärkt und eine Verſtimmung in Frankreich gegen die
Ver=
einigten Staaten hervorgerufen haben. Aus dieſen Erwägungen
heraus ſei der Gedanke eines Proteſtes aufgegeben worden.
Hätte Amerika eine Einladung zu einer Reparationskonferenz
ergehen laſſen, ſo würden die Franzoſen darauf beſtanden haben,
daß die Frage der alliierten Schulden zum Mittelpunkt der
Be=
lprechungen gemacht würde. Die amerikaniſche Regierung aber
ſei in dieſer Beziehung durch das von dem Kongreß erlaſſene
Geſetz eingeſchränkt. Als die Angelegenheit akut geweſen ſei,
ſeien die franzöſiſchen Pläne bereits feſtgeſtellt geweſen, und die
iranzöſiſche öffentliche Meinung habe ſich deutlich zugunſten der
Ausführung dieſer Pläne ausgeſprochen. Bei dieſer Sachlage
ware eine Konferenz zwecklos geweſen. Hätte Amerika
Frankreich gegenüber irgendeine Anſicht bezüglich der
Ruhr=
beſetzung ausgeſprochen, ſo würde Paris lediglich geantwortet
hahen, daß Amerika den Garantievertrag mit Frankreich nicht
katifiziert habe, ebenſowenig den Vertrag von Verſailles, durch
den Frankreich lediglich die Bezahlung der Reparationen durch
Jeutſchland zu erreichen wünſche.
Kundgebungen.
Der Bund angeſtellter Chemiker und Inge=
Nieure in Berlin erläßt folgende Kundgebung an die
Lhemiker und Ingenieure im Ruhrgebiet: „Die im Bunde
an=
geſtellter Chemiker und Ingenieure vereinigten Chemiker und
Ingenieure Deutſchlands blicken mit freudigem Stolze und dank=
Larer Genugtuung auf ihre Berufskollegen im vergewaltigtin
Nuhrgebiete, die, an verantwortungsvoller Stelle ſtehend, durch
die unerſchütterliche Ruhe und mannhafte Entſchloſſenheit ihrer
Daltung die unerhörten und völkerrechtswidrigen Angriffe gegen
riedliches deutſches Land und Volk abzuwehren bemüht ſind.
Sie verſichern ihre Kameraden nicht nur ihrer treueſten
morali=
ſchen Unterſtützung in dieſem gefahrvollen und
verantwortungs=
vollem Kampfe, ſondern ſind auch willens, nach Kräften ihnen
1ede mögliche wirtſchaftliche Unterſtützung angedeihen zu laſſen,
fals ſie durch ihr treues Feſthalten an der gerechten deutſchen
Sache in Bedrängnis geraten ſollten.”
Vom Tage.
Die amerikaniſchen Truppen haben den Bezirk Koblenz berlaſſen und
ſind zur Einſchiffung nach dem Antwerpener Hafen unterwegs.
Die von dem Stuttgarter Neuen Tageblatt eingeleitete Sammlung
zur Unterſtützung der Ruhrbevölkerung ergab bereits am zweiten Tage
die Summe von über 14 Millionen Mark. Außerdem haben Induſtrie,
Handel, Beamten und Gemeinde beſondere Sammlungen eingeleitet, für
die ebenfalls ſchon mehrere Millionen gezeichnet worden ſind.
Der Verein deutſcher Zellſtoff=Fabrika; „ hat dem Oberbürgermeiſter
von Eſſen den Betrag von 50 Millionen Mark für die Opfer feindlicher
Willkür zur Verfügung geſtellt.
In der kriegsgerichtlichen Verhandlung gegen Geheimrat
Raiffeiſen, den Präfidenten der Bergwerksdirektion in
Reckling=
haufen, lautet das Urteil auf 1 Jahr Gefängnis mit Strafaufſchub.
Ge=
heimrat Raiffeiſen wurde ſofort in Freiheit geſetzt.
Die mediziniſche Fakultät der Breslauer Univerſität hat den
Reichs=
kanzler Dr. Cuno zu ihrem Ehrenvorſitzenden ernannt.
Dollgrkurs in Frankfurt am 25. Januar,
abends ½,7 Uhr: 21750.
Ein Aufruf der Reichsregierung.
Berlin, 25. Jan. (Wolff.) Deutſche Volksgenoſſen! Im
Frieden, entgegen den geſchloſſenen Verträgen, hat der
franzö=
ſiſche Imperialismus das Ruhrgebiet, freies, deutſches Land,
mit militäriſcher Gewalt vergewaltigt. Im Rheinkande hat er
die Schranken durchbrochen, die die Verträge den
Beſatzungs=
mächten auferlegten. Darüber hinaus bedroht er jetzt das ganze
deutſche Land mit wirtſchaftlicher Not und Teuerung. Frieden
und Recht ſind gebrochen. Gewalt und Unrecht ſind unſerem Volk
angetan worden, das unter den ſchwerſten Laſien ſeiner Arbeit
nachgehen wollte.
Im Zeichen der Abwehr ſteht die Bevölkerung der
verge=
waltigten Gebiete wie ein Mann. Gedeih und Verderben ihres
Wirtſchaftslebens und ihrer Freiheit ſetzen aber Arbeitgeber,
Ar=
beitnehmer und Beamte im Kampfe für das Recht ein.
Neue ſchwere Not entſteht, ſchwerer noch, als wir ſie jemals
trugen, unter dem vergewaltigten Gebiet, Not im altbeſetzten
Gebiet, Not am Rhein, Not in ganz Deutſchland.
Der Staat wird helfen, wo er kann, aber vor der
Staats=
hilfe muß eine andere Hilfe kommen, freier, lebendiger, die
Hilfe des Volkes am Volke. Schon haben ſich Herzen
und Hände aufgeſchloſſen, um das Leid und die Laſten zu
lin=
dern, den Widerſtand für das Recht zu ſtählen und der Welt
die Kraft Deutſchlands und ſein Recht kundzutun.
Was Deutſchland erneut auferlegt wird, erlangt von uns
große Opfer. Große wirtſchaftliche Verbände haben ſchon den
Hilfsgedanken in ihren Kreiſen zur Tat werden laſſen.
Nie=
wand wird zurückſtehen dürfen, kein Land, kein Alter, kein
Stand, kein Geſchlecht. Wir wenden uns darum an alle
Volks=
genoſſen mit dem Rufe: Empfindet die kommende Not als
ge=
meinſame deutſche Not, wehrt ſie ab, lindert ſie, gebt aus dem
Ueberfluß wie aus den beſcheidenſten Verhältniſſen, was geleiſtet
werden kann. Es geht um Deutſchlands Daſein und
Zukunft, um Recht und Freiheit des ganzen
Volkes. Gebt deshalb zum deutſchen Volksopfer. Die
auf=
gebrachten Mittel werden von einem Vertrauensausſchuß
ver=
waltet, der unter dem Vorſitz des Reichskanzlers zuſammentritt.
Ebert Reichspräſident. Für die Reichsregierung: Reichskanzler
Dr. Cuno. Die Regierungen der deutſchen Länder.
Krieg gegen wehrloſe Frauen.
Berlin, 25. Jan. (Wolff.) Die Franzoſen ſehen allmählich
ein, daß ſie den Widerſtand der Beamtenſchaft nicht brechen
können. Sie verſuchen es daher auf anderen Wegen. Sie
wen=
den ſich jetzt an die Frauen der Beamten, um ihnen Angſt zu
machen. Sie drohen mit der Ausweiſung und erklären, die
Aus=
gewieſenen dürften nur 15 Kilogramm Gepäck mitnehmen. So
halten ſie gegenwärtig den gepackten Möbelwagen der Familie
des verhafteten Leiters des Reichszollamtes Mainz,
Regierungs=
rats Offenbächer, zurück und ſuchen dieſes, der wehrloſen
Fa=
milie gegenüber doppelt verabſcheuungswürdige Verhalten mit
der lächerlichen Behauptung zu rechtfertigen, daß in dem
Möbel=
wagen Akten verborgen ſein müßten. Die Franzoſen werden auch
mit dieſer Methode Schiffbruch leiden, denn die deutſchen
Fa=
milien ſind ſich bewußt, daß das Reich ſie nicht im Stiche läßt.
Weitere Verhaſtungen aus der Reichsfinanzverwaltung werden
genannt: Regierungsrat Dr. Emmer=Cleve, Oberzollſekretär
Rcimann=Weſel, Zollaſſiſtent Bach=Lintfort.
Weitere Beſetzungen.
Düſſeldorf, 25. Jan. (Wolff.) Hamborn iſt von
belgiſchen Eiſenbahntruppen beſetzt worden. Die deutſchen
Eiſen=
bahnbeamten und Arbeiter legten darauf die Arbeit nieder. Der
Zugverkehr ruht.
Düſſeldorf, 25. Jan. (Wolff.) Wülfrath und
Lan=
genberg ſind von den Franzoſen beſetzt worden.
Die Vorgänge in Mainz.
Von unſerem zu der Kriegsgerichtsverhandlung nach Mainz
entſandten Berichterſtatter erhielten wir noch folgenden Bericht,
den wir aus Raummangel geſtern nicht mehr veröffentlichen
konnten:
Auf ſämtlichen Straßen von Mainz zeigte ſich am Mittwoch
eine fieberhafte Erregung, die ſich auf alle Kreiſe der
Bevölkerung erſtreckte. Auch eine ganze Reihe von
Berg=
leuten aus dem Ruhrgebiet war zu den
Verhandlun=
gen erſchienen, deren ruhiger, entſchiedener Ernſt beſonders
auf=
fiel. In jahrelanger Organiſation geſchult, wiſſen ſie, was für
das deutſche Volk auf dem Spiel ſteht, und es war erfriſchend,
wie wenig ſie aus ihrer Ueberzengung einen Hehl machten.
Etwa nach 2 1Fr nachmittags, nach Beginn der
Nachmittags=
ſitzung der Gerichtsverhandlung, wuchſen allmählich die
Men=
ſchenmaſſen, die das Gerichtsgebäude umlagerten, auf Tauſende
und Abertauſende an, bis gegen 6 Uhr abends ſchätzungsweiſe
20000 Menſchen auf dem geräumigen Schloßplatz ſich verſammelt
hatten. Plötzlich ertönte aus der Menge heraus brauſend der
Geſang „Deutſchland, Deutſchland über alles”, abgelöſt von den
Liedern „Ich hab’ mich ergeben”, „O Deutſchland hoch in Ehren”.
„Es brauſt ein Ruf wie Donnerhall” und ähnlichen. Die
Polizei=
mannſchaften, die beruhigend auf die Menge einwirken wollten,
waren gegenüber dem einheitlich geſchloſſenen Willen der Maſſen
miachtlos. Als nach 7 Uhr abends das Gericht durch einen
Dol=
metſcher das Urteil verkünden ließ, erſcholl über den weiten
Schloßplatz ein vieltauſendſtimmiges. „Pfui!‟ Die die
Zechen=
beſitzer erwartenden Autos wurden bei deren Heraustreten aus
dim Gerichtsgebäude im Nu umlagert, und hier ſpielten ſich
wirklich erhebende Szenen ab. Jubelnd begrüßt beſtieg Frisz
Thyſſen ſein Auto. Man konnte deutlich ſehen, wie er ſichtlich
bewegt war. Auch der Vater Thyſſens war zugegen und
eben=
falls Gegenſtand begeiſterter Ovationen. Die Herren fuhren
darauf nach dem Zentralhotel am Hauptbahnhof, begleitet von
den immer wieder ſich erneuernden Ovationen der ſtändig
wach=
ſenden Menſchenmenge. Nach dem Verlaſſen des Zentralhotels
durch die Ruhrinduſtriellen verteilte ſich die Menge in kleinere
und größere Trupps und durchzog ſingend die Stadt. Das
fran=
zöſiſche Militär war gegenüber der Menge machtlos. Erſt in
ſpäter Abendſtunde legte ſich die allgemeine Erregung.
Was an den Vorfällen in Mainz beſonders bemerkenswert
iſt, iſt die Tatſache, daß hier im unmittelbaren Bereich der
frem=
den Eindringlinge die einheitliche Stimmung der geſamten
Be=
völkerung alle Feſfeln gefprengt hat. Manche Vorfälle, die ſich
während der Nachmittagsſtunden in Mainz abgeſpielt haben,
mögen Herin Poincaré zeigen, tvozu ein Volk fähig iſt, wenn es
zum äußerſten getrieben wird. Wenn der franzöſiſche
Platz=
kommandant im Anſchluß an die Mittwoch=Vorgänge den
Waf=
fengebrauch durch die Befatzungstruppen in Ausſicht ftellt, ſo
änbert das an der Sache ſelbſt recht wenig. Das Eindringen der
franzöſiſchen Bataillone in das Ruhrgebiet hat in Deutſchland
eine Stimmung geſchaffen, die Herr Poincaré vor 14 Tagen
wohl nicht für möglich gehalten hätte, und es handelt ſich dabei
nicht um eine „nationaliſtiſche Mache”, wie die franzöſiſche Preſſe
es darſtellen möchte, ſondern um eine aus dem Innerſten der
geſamten Bevölkerung herausgewachſene Bewegung. Das
bru=
tale Vorgehen der fränzöſiſchen Machthaber hat das deutſche
Volk zu einem einheitlichen Ganzen zuſammengehämmert. Die
Vorgänge in Mainz mögen Herrn Poincaré ein Menetekel ſein.
Ein Vertreter des wd.=Bureaus hatte Gelegenheit, nach der
Urteilsverkündung mit einem hervorragenden Berliner
Rechts=
lehrer, der ſich zurzeit in Mainz befindet, Rückſprache zu nehmen.
Der Rechtsgelehrte bezeichnete das Urteil als eine prinzipielle
Entſcheidung von hoher politiſcher Bedeutung. Dadurch, daß die
Großinduſtriellen von der Beſchuldigung,
Reparationslieferun=
gen verweigert zu haben, und dadurch, daß ſich das Urteil nur
auf den Tatbeſtand der Nichtleiſtung von verlangten
Requiſi=
tionen bezog, alſo eine Frage untergeordneter Natur, ſei der
Kern des ganzen Prozeſſes, das Reparationsproblem, in den
Hintergrund geſchoben worden. Das ſei zweifellos der Erfolg
der geſchickten und ausgedehnten deutſchen Verteidigung, welche
mit ausgezeichneter Dialektik das Problem des Prozeſſes an der
richtigen Stelle angefaßt und auseinandergelegt habe. Für die
Weiterentwicklung der Dinge im Ruhrgebiet ſei dadurch ein
Prä=
zedenzfall geſchaffen, der Deutſchland in dem Geiſteskampfe um
ſein gutes Recht noch von großem Nutzen ſein werde. Darin
liege die hohe politiſche Bedeutung des Prozeſſes und beſonders
des gefällten Urteils.
Die Rückfahrt der Zechenvertreter.
Köln, 25. Jan. (Wolff.) Die Rückfahrt der
Zechen=
vertreter von Mainz nach Eſſen am Rhein entlang geſtaltete
ſich zu einem wahren Triumphzuge. In Mainz gab trotz
der frühen Morgenſtunde eine nach Tauſenden zählende
Men=
ſchenmenge den Abfahrenden das Geleit. Auf jedem größeren
Bahnhof begrüßten ungeheuere Menſchenmengen mit Zurufen
und Tücherſchwenken die Heimkehrenden. Tauſendfach klang es
immer wieder: „Bleibt feſt!“ Von Bonn aus gaben Tauſende
dem langſam fahrenden Zuge unter dem Geſang des
Deutſch=
landliedes bis weit hinter die Stadt das Geleit. In Koblenz
forderte ein Mann im blauen Arbeitskittel in ſchlichten Worten
die Menge zu einem Hoch auf die Männer des Nuhrbezirkes
und auf die hinter ihnen ſtehenden Bergarbeiter Weſtfalens uf.
In Andernach gab Pfarrer Roeſch in flammenden Worten
der Freude über die Einheitsfront Ausdruck. Mit Stolz blicke
das ganze deutſche Vaterland auf ſeine Männer, und das ganze
deutſche Volk ſtehe hinter ihnen.
Köln, 25. Jan. (Wolff.) Eine nach Zehntauſenden
zäh=
lende Menſchenmenge hatte ſich heute vormittag auf dem
hieſi=
gen Hauptbahnhof eingefunden, um die von Mainz
zurückkehren=
den Zechenvertreter zu empfangen. Als der Zug
langſam in die Halle einfuhr, durchbrauſte das Deutſchlandlied
die weiten Bahnhofshallen. Die Studentenkorps hatten ſich
voll=
zählig eingefunden und überreichten den Heimkehrenden
Blu=
ienſträuße. Es war eine impoſante Kundgebung.
Kurz bevor der Zug wieder die Halle verließ, traten
verſchie=
dene Herren der engliſchen Bahnhofswache auf die
Zechen=
vertreter zu und reichten ihnen die Hand.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 26. Januar 1923.
Ankunft in Eſſen.
Feierlicher Empfang durch die Bevölkerung.
* Eſſen 25. Jan. (Priv.=Tel.) Als ſich die Nachricht
ver=
breitete, daß Fritz Thyſſen und ſeine Mitkämpfer mit dem
Zuge nach Eſſe nkamen, ſetzte eine wahre Völkerwanderung zum
Hauptbahnhof ein. Der Bahnhofsplatz, die Zufahrtsſtraßen,
die Halle, die Bahnſteige, alles war mit Menſchen dicht
über=
füllt. Die Jugend ſcharte ſich hier zuſammen, um aus ſpontanem
Gefühl heraus den Männern, die mit ihrer Perſon für
Deutſch=
lands Sache eingetreten waren, den Dank des Vaterlandes
dar=
zu bringen. Freudige Erregung überall. Geduldig wartete die
Menge, die vom Bahnſteig links nach dem Bahnſtreig rechts,
von oben nach unten drängte. Auf der Straße rollten die Autos
an, die die Vertreter der Bergbauvereine brachten, die mit
Hoch=
rufen begrüßt wurden. Für 3 Uhr war die Einfahrt des Zuges
angeſagt. Es war 4 Uhr, bis er langſam in die Halle einfuhr.
Brauſende Hochrufe erklangen, die ſich durch die Halle
fort=
pflanzten, und auf der Straße fanden ſie bei den Tauſenden,
die nicht mehr auf den Bahnſteig hatten gelangen können, ein
tauſendfaches Echo. Kaum konnten die Angehörigen der
Zechen=
vertreter an den Wagen herankommen. Ein Lorbeerkranz mit
breiter Seidenſchleife, blau=gelb, in den Farben der Stadt Eſſen,
wurde in den Wagen gereicht. Dann dankten die Vertreter der
Stadt und der Organiſationen den Zechenvertretern für ihre
mannhafte Haltung. Die Dankworte ſind den Nächſtſtehenden
ſchon unverſtändlich infolge der Hochrufe, die ſich immer
wieder=
holen. Da erklang auf einmal das verbotene Lied: „
Deutſch=
land, Deutſchland über alles‟. Die ungeheuer erregte Menge
ſrug nicht nach dem Verbot. Das Lied erklang aus tiefſtem
Her=
zen als ein Aufſchrei und Gelöbnis. Drüben an den Fenſtern
und auf dem Turm des Poſtamts lagerten und ſtanden die
fran=
zöſiſchen Soldaten und ſahen und hörten die Begeiſterung
ſtar=
ken vaterländiſchen Wollens. Immer und immer wieder erklang
das alte ſchöne Deutſchlandlied. Plötzlich ſtimmte die Menge
ſpontan in die Weiſe ein: „Siegreich ſvollen wir Frankreich
ſchlagen.” Trotzig und hart klang aus dieſer Weiſe der harte,
unbeugfame Weſtfalenwville, der ſich in Mainz gegen die
fran=
züſiſche Raubpolitik geſtellt hat. Aus den Wagenfenſtern des
Zuges winkten die Gefeierten, die heute ſchon einen wahren
Triumphzug hinter ſich haben, in ſtiller Bewegung zu der Menge
hin. Die engere Heimat war erſchienen, um mannhafte Männer
zu grüßen. Die Verkeidiger ſind mitgekommen, und ein
Hoch=
ru. auf Rechtsanwalt Dr. Grimm und ſeine Kollegen dankte
den prächtigen Verteidigern der Wirtſchaftsführer. Kaum
kön=
nen die Herren ausſteigen, und mühſam bahnen ſie ſich den Weg.
Hände ſtrecken ſich ihnen entgegen. Leuchtende Augen ſchauen
zu ihnen auf. Langſam nur kommt die Menſchenmenge wieder
auseinander. Als auf der Straße eine Patrouille zum
Ober=
kommando ſchritt und die Menge ihrer anſichtig wurde, erſcholl
aus vielen taufend Kehlen das alte Lied: „O Deutſchland, hoch
in Ehren.” Vor dem Hotel der Franzoſen kam es zu
vater=
ländiſchen Kundgebungen. Pfuirufe auf Poincaré wurden laut.
Darauf rollten langſam die Herren in ihren Autos ab, und die
beg iſterte Julend ließ es ſich nicht nehmen, da ſie keine Pferde
ausſpannen konnten, das Auto ein Stück durch die enge
Kett=
wiger Straße zu ſchieben. Es war eine heilige, erhebende Stunde,
die Eſſen heute erlebt hat. Ein Band gemeinſamen Wollens,
ge=
meinſamer Abwehr hielt die Menſchen umſchlungen, die Helden
von Mainz ſowohl als die Helden an der Ruhr, die ſchwere
Tage erlebten und noch ſchwerere vor ſich ſehen. Aber an dieſer
Einigkeit wird, Frankreich Schiffbruch erleiden.
Kundgebungen in Trier.
Der Belagerungszuſtand verhängt.
Trier, 25. Jan. (Wolff.) In Trier iſt heute die
Beamten=
ſchaft der verſchiedenſten Verwaltungen aus Anlaß der
Auswei=
ſung von 10 höheren Beamten in einen 24ſtündigen Proteſtſtreik
getreten. Heute mittag 12 Uhr fand ein geſchloſſener Proteſtſtreik
ſämtlicher Arbeiter und Angeſtellten ſtatt. Innerhalb des
Stadt=
bezirks kennzeichnete ſich dieſer Proteſtſtreik durch geradezu er,
hebende patriotiſche Veranſtaltungen. Die ſtudentiſche Jugend
zog in geſchloſſenen Zügen, gefolgt von der ganzen Bevölkerung
durch ſämtliche Straßen, patriotiſche Lieder ſingend. Mit
Be=
ginn der Dunkelheit verſchwand auf einmal überall die elektriſche
Beleuchtung. Die Stadt war plötzlich in tiefes Dunkel gehüllt.
Franzöſiſche Kavalleriepatrouillen des in Trier untergebrachten
Spah=Regiments tauchten auf, um die Demonſtranten
ausein=
anderzutreiben. Es iſt den Patrouillen jedoch nicht gelungen,
die Anſammlungen auf die Dauer zu zerſtreuen. Wo eben die
Volksmenge der franzöſiſchen Kavallerie auswich, ſammelte ſie
ſich im nächſten Augenblick an der übernächſten Straßenecke
wie=
der, um die Demonſtration fortzuſetzen. Die Beſatzungsbehörde
hat darauf den Belagerungszuſtand über Trier
ver=
hängt. Von 9 Uhr abends bis / Uhr morgens darf keine
Zivil=
perſon die Straßen der Stadt betreten. Die Verkehrsanſtalten
haben daraufhin den Betrieb vollſtändig niedergelegt. Die
Stim=
mung der Bevölkerung iſt ausgezeichnet.
Proteſt der Eiſenbahner.
Gegen die Eingriffe in das Verkehrsweſen.
Eſſen, 25. Jan. (Wolff.) Der Deutſche
Eiſenbahnerver=
band, die Reichsgewerkſchaft deutſcher Eiſenbahnbeamten und
=anwärter, die Gewerkſchaft deutſcher Eiſenbahner und
Staats=
bedienſteten und der Allgemeine Eiſenbahnerverband richteten an
den Präſidenten der Feldeiſenbahn=Unterkommiſſion in Eſſen
folgendes Schreiben:
„Die Vertreter der unterzeichneten Gewerkſchaften hatten
be=
reits in der erſten Konferenz mit dem Präſidenten der
Feld=
eiſenbahn=Unterkommiſſion am Mittwoch, den 17. Januar,
feier=
lichen Proteſt eingelegt gegen die Beſetzung des Ruhrgebiets
als gegen ein gegen alles Völkerrecht verſtoßendes Unternehmen.
Oberſt Clemenſon, als Präſident der Unterkommiſſion, gab in
dieſer Konferenz die Zuſicherung, daß die deutſchen Geſetze
durch die Angehörigen der Beſatzungsarmee und der
Beſatzungs=
behörde beachtet werden ſollten. Trotzdem konnten ſchon
während und kurz nach Abgabe dieſer Zuſicherung Fälle
beobach=
tet werden, wo ganz widerrechtliche, den Verkehr ſtörende
Ein=
griffe in den Eiſenbahnbetrieb ſeitens Angehöriger der
Be=
fatzungsbehörden und der Armee erfolgt waren. Dadurch ſind
in höchſtem Grade auch Menſchenleben gefährdet worden. Als
die Uebergriffe ſich mehrten, als dann die Verhaftung des
Eiſen=
bahnpräſidenten und anderer Eiſenbahnbedienſteter erfolgte,
er=
hoben die Vertreter der Gewerkſchaften und des Bezirksbeamten=
und des Eiſenbahnbetriebsrates erneuten Proteſt am Samstag,
den 20. Januar. Bei den Gewerkſchaftsleitungen und den
Ver=
waltungsſtellen laufen täglich Beſchwerden ein, daß faſt an allen
Orten, wo ſich Betriebsorgane befinden, Eingriffe in den
Eiſenbahnbetrieb vorkommen. Die Gefahren durch dieſe
Ein=
griffe werden immer größer, und die Unruhe unter der
Eiſen=
bahnerſchaft und der Bevölkerung iſt durch die verſchiedenſten
Vorkommniſſe auf das höchſte geſtiegen. Wenn keine Abhilfe
geſchaffen wird, ſo iſt das Schlimmſte zu befürchten.
Di= Vertreter der Gewerkſchaften ſind von ihren Mitgliedern
beaufttagt, dem Präſidenten der Feldeiſenbahn=Unterkommiſſion
folgende Forderungen einzureichen: Enthaltung von
jeg=
lichen Eingriffen betriebsfremder Perſonen in den Gang des
Betriebes, des Verkehrs und in die Maßnahmen unſerer
vor=
geſetzten Verwaltung. Den Eiſenbahnbedienſteten dürfen keine
Schwierigkeiten bereitet werden, wenn dieſe Verordnungen und
Verfügungen des Reichsverkehrsminiſteriums auszuführen
be=
ſtrebt ſino. Verhaftungen von Eiſenbahnern, ob in leitender
oder ausführender Stellung, dürfen nicht vorgenommen werden.
Das Betreten der Dienſtſtellen und Räume durch Unbefugte (
dar=
unter ſind guch beſonders Angehörige der Beſatzungsarmee und
der Beſatzungsbehörde zu verſtehen) hat unter allen Umſtänden
zu unterbleiben. Dienſt= und Aufenthaltsräume dürfen nicht für
militäriſche Zwecke beſchlagnahmt werden. Eine Beaufſichtigung
deutſcher Eiſenbahnbedienſteter durch bewaffnete Militärperſonen
oder andere Funktionäre der Beſetzungsarmee darf nicht
ſtatt=
finden. Entfernung aller der Beſetzungsarmee und der
Be=
etzungsbehörde angehörenden Perſonen aus dem Bereiche der
Eifenbahn.
Das deutſche Eiſenbahnperſonal iſt nicht gewillt, unter den
Befehlen der Beſetzungstruppen Dienſt zu tun. Wir erneuern
auch an dieſer Stelle noch einmal unſeren Proteſt gegen den
ge=
waltſamen Einbruch in unſer friedliches Wohn= und
Arbeits=
gebiet und fordern die Zurückziehung der geſamten
Beſetzungs=
truppen. Wir erwarten, daß die Beſetzungsbehörden unſeren
berechtigten Forderungn Folge leiſten. Werden unſere
Mahnun=
gen nicht gehört, dann müſſen wir der Beſetungsbehörde die
Verantwortung für alle ſich daraus für Millionen friedlicher
Arbeiter und Bürger des Induſtriegebietes ergebenden Folgen
überlaſſen.”
*
Berlin, 25. Jan. Wie die Blätter aus Eſſen melden,
bewegen ſich die aus den Städten abtransportierten franzöſiſchen
und belgiſchen Truppen in der Richtung nach Norden und Süden,
alſo nach den Grenzen des Ruhrgebietes. Nach einer Meldung
des Berliner Tageblattes verſuchte geftern ein Eiſenbahnzug mit
belgiſchen Truppen in das Ruhrgebiet einzudringen; er kam aber
nur bis Hohenbudberg, einem Verſchiebebahnhof auf der Strecke
Kreſeld—Mülheim—Eſſen. Die Eiſenbahner weigerten ſich, den
Zug weiterzuleiten, und legten den ganzen Betrieb ſtill. Heute
früh fuhr eine Kompagnie franzöſiſcher Eiſenbahnertruppen auf
Laſtautomobilen vor dem Eſſener Eiſenbahndirektionsgebäude
vor. Die Franzoſen drangen in das Gebäude ein, belegten eine
Reihe von Zimmern und ſtenten vor das Gebäude eine Wache
mit aufgepflanztem Seitengewehr. Eine andere
Eiſenbahner=
truppe iſt weiter nach Norden in Bewegung gefetzt worden. Die
franzöſiſchen Eiſenbahner ſollen jedenfalls verſuchen, wenigſtens
einige Linien zu übernehmen, um die franzöſiſchen
Truppen=
nachſchübe und Lebensmitteltransporte zu ermöglichen.
Paris, 25. Jan. (Wolff.) Die Zahl der mobiliſierten
Eiſenbahner, die für das Ruhrgebiet beftimmt ſind, wird vom
Peuple auf 3750 angegeben.
Konzert.
E.N. Die 46 Lieder von Hugo Wolfs Italieniſchem
Lieder=
buch an einem Abend! Dieſe zarten, von freudigſter
Schaffens=
begeiſterung getragenen Sonnenblicke aus des Künſtlers ſo früh
abgebrochenem Wirken. Es heißt viel verlangen von den Hörern,
ſie einer ſolchen Fülle von wechſelnden Miniaturbildern von
feinſter Ausführung gegenüberzuſtellen. Das Wagnis gelang
dem Richard=Wagner=Verein durch die Vermittlung der
trefflichen künſtleriſchen Kräfte, die er gewonnen hatte,
vollſtän=
dig. Mit wahrer Andacht lauſchte man all dieſen Liebesliedern,
die an Buntheit der Geſtaltung, Reichtum der Charakteriſierung
und Schönheit der Tonſprache ihresgleichen ſuchen. Man
ver=
ſteht es kaum, daß die Zeit noch nicht lange gſchwunden iſt, in
der dieſe Lieder ſchwer verſtändlich und geſucht kompliziert im
Ausdruck genannt wurden. So ſchnell hat ſich Wolf durchgeſetzt,
hat uns erzogen und geleitet, ſo daß er nun gar zum Maßſtab
für die Beurteilung geworden iſt.
In den Vortrag der Geſänge teilten ſich Helene Stoos
und Carl Nehfuß, die beide den Stil der Lieder vollendet
beherrſchten. Die Sopraniſtin ſingt weich, zart und klanglich
reizboll, hat eine nur mittelgroße Stimme, deren Tiefe wenig
ausgiebig iſt, weiß aber ſchnell durch den ausgezeichneten
Ge=
brauch ihrer Mittel und durch warm empfundenen, fein
durch=
dachten Vortrag zu feſſeln. Am beſten gelangen die zarten und
innigen Lieder, auch leichte Schalkhaftigkeit kam entzückend zum
Ausdruck, während für Leidenſchafttichkeit und draſtiſchen
Hu=
mor der Stimme mehr Kraft, dem Vortrag noch mehr
Los=
gelöſtheit zu wünſchen wäre. Der hohe und leichtbewegliche Baß
des Herrn Rehfuß hatte für den vielſeitigen Ausdruck mehr
Darſtellungsmittel. Bei gleichvollendeter Tonbildung und
pracht=
vollem Stimmklang — durch leichte Indispoſition zuweilen
etwas getrübt — beherrſcht er ſo vielerlei Klangfarben, daß
dadurch ſein Vortrag dem der Sängerin überlegen war.
Viel=
leicht war es auch Abſicht, daß die Mädchenlieder vor allem
ſchön, die Männerlieder in erſter Linie charakteriſtiſch geſungen
wurden. Die Ausſprache, bei Wolfs Liedern wegen der genauen
muſikaliſchen Charakteriſierung aller Regungen der Dichtungen
beſonders richtig, war bei beiden Künſtlern ausgezeichnet.
Künſtleriſch gleichwertig ſtand ihnen der Klavierbegleiter
Willy Salomon zur Seite. Wie bei Wagner das Orcheſter,
o iſt bei Wolf die Klavierſtimme von einer Bedeutung, die bei
einen Vorgängern im Lied noch nicht vorkommt. Hier ſprechen
ſich die ſeinſten Gemütsregungen aus, hier wird der Text noch
genauer gloſſiert als durch die charaktervolle Melodik und die
faſt raffiniert natürliche Deklamation. Durch klangvollen,
gut=
ſchattierten Anſchlag, künſtleriſch durchdachte Phraſirung und
iickſichtsvolles Eingehen auf die Geſangsſoliſten zeichnete ſich
der Spieler aus, nur möge er ſich vor allzu vielem Arpeggieren
hüten. Bis auf den letzten Platz war die Turnhalle beſetzt, und
überaus herzlich war der den Künſtlern geſpendete Beifall.
Die Entſtehung der deutſch=franzöſiſchen
Erbfeindſchaft.
* Die Vergewaltigung des wehrloſen Deutſchlands durch
Frankreich läßt vor unſerem geiſtgen Auge ähnliche traurige
Ereigniſſe der Geſchichte aufſteigen, und ſo ſind denn die Schatten
Ludwigs XIV. und Napoleons in dieſen Tagen vielfach und
mit Recht heraufbeſchworen worden. Aber die Erbfeindſchaft
zwiſchen Frankreich und Deutſchland, die im Laufe der Geſchichte
faſt immer einen Triumph des weſtlichen Angreifers mit ſich
brachte, geht ſchon viel weiter zurück, ja zieht ſich wie ein roter
Faden durch die Jahrhunderte und iſt ein wichtiges Element in
dem tragiſchen Schickſal des deutſchen Volkes. Die markanten
Grundlinien und großen Zuſammenhänge, die dies offenbar
machen, hebt der bekannte Tübinger Hiſtoriker Prof. Johannes
Haller in ſeinem ſoeben bei Cotta erſcheinenden Werke „Die
Epochen der deutſchen Geſchichte” hervor, das gerade jetzt ſo
manchem einen nachdenklichen Einblick in das weltgeſchichtliche
Los unſerer Nation gewähren wird. Das geographiſche Problem
der „doppelten Front”, das dem Deutſchen Reiche bei ſeiner
Ent=
ſtehung als Geſchenk der Nornen in die Wiege gelegt wurde, die
Bedrohung von Oſt und Weſt, hat unſeren Staat ſtets einer
großen Unſicherheit ausgeſetzt, und zwar war die Gefahr von
Weſten immer die größere, weil ſich dort bald nach der Teilung
des Reiches Karls des Großen ein mächtiger Militärſtaat
ent=
wickelte, deſſen Ueberlegenheit in dem Augenblick fühlbar
wer=
den mußte, als die Macht des altdeutſchen Kaiſerreiches zerfiel.
Philipp II., der Schöpfer der franzöſiſchen Einheit, iſt der
Zeit=
genoſſe des Bürgerkrieges, in dem ſich die Staufer und Welfen
zerfleiſchten, und dieſer Zwieſpalt in Deutſchland führt ſchon im
Anfang des 13. Jahrhunderts dazu, daß die deutſchen Könige zu
Figuren in dem europäiſchen Spiel werden, das von der Seine
und von der Themſe aus gelenkt wird. Deutſchland wird damals
zum erſtenmal das Schachbrett der europäiſchen Kriege, und der
erſte Sieg, den Franzoſen über Deutſche erfochten, der von
Bom=
vines im Jahre 1214, entſcheidet zugleich den engliſch=
franzö=
ſiſchen Streit auf deutſchem Boden zugunſten Frankreichs. Das
kriegeriſche Frankreich erſtrebt von nun an Erweiterung ſeiner
Grenzen auf Koſten des Deutſchen Reiches, und je ſchwächer
dieſes wird, deſto begehrlicher werden die Franzoſen. Schon im
Anfang des 14. Jahrhunderts ſprach man in Paris davon, der
Rhein ſolle Deutſchband von Frankreich ſcheiden. Daneben
lau=
fen die Beſtrebungen franzöſiſcher Könige, ſich ſelbſt oder ihrem
Berlin, 25. Jan. (Wolff.) Wieder hat eine Reihe von
Beamten der Reichsfinanzverwaltung ohne Rückſicht auf ihr
perſönliches Wohl gezeigt, wie ein deutſcher Beamter fremder
Willkür begegnet. Weder Strafandrohung noch die Vollziehung
von Haft konnte den mannhaften Widerſtand brechen. Die
Bel=
gier verhafteten am 23. und 24. Januar den Regierungsrat Dr.
Baſten vom Finanzamt Aachen 2, Oberregierungsrat Liſſe,
Vorſteher des Finanzamts Aachen 1, Oberzollinſpektor Mann
vom Zollamt Etze, Regierungsrat Neuerburg, Vorſteher des
Finanzamts Zell, Zollinſpektor Petzel, Oberzollſekretär
Lou=
men vom Hauptzollamt Düren, Oberregierungsrat Sembach,
Vorſteher des Finanzamts Aachen 2, Zollrat Salzmann
Vorſteher des Hauptzollamts Kaldenkirchen, Regierungsrat
Tietmann, Vorſteher des Finanzamts Neuß. Vom
Haupt=
zöllamt Mainz wurden durch die Franzoſen verhaftet:
Ober=
regierungsrat Offenbächer und die Oberzollinſpektoren
Horn und Wißner. Zolldirektor Hornickel=Wiesbaden
und Regierungsdirektor Morgens=Speher befolgten den
ihnen erteilten Ausweiſungsbefehl nicht und wurden von
Gen=
darmen aus ihrer Wohnung geholt und über die Grenze gebracht.
Sie alle folgten dem Beiſpiele, das ihnen die beiden in Haft
ge=
nommenen Landesfinanzpräſidenten von Köln und Düſſeldorf,
Hähling v. Lanzenauer und Dr. Schlutius, gegeben
haben. Mit der Reichsfinanzverwaltung dankt das deutſche
Volk allen dieſen aufrechten Männern.
Düſſeldorf, 25. Jan. (Wolff.) Der Leiter des Finanz
amtes Neuß, Bergrat Tietmann, iſt geſtern von der belgiſchen
Beſatzungsbehörde verhaftet und nach Krefeld gebracht
wor=
den, weil er es ablehnte, Anordnungen der deutſchen Regierung
zuwider zu handeln.
Neuer Erlaß des Reichskohlenkommiſſars.
Berlin, 25. Jan. (Wolff.) Der
Reichskohlenkom=
miſſar gibt bekannt: Da die rechtswidrigen franzöſiſch=
belgi=
ſchen Maßnahmen gegen das Ruhrrevier eine Störung der dem
Reichskohlenkommiſſar obliegenden Kohlenverteilung bewirkten,
ſo wird den im Kohlenhandel tätigen Perſonen
verbo=
ten, der Tätigkeit der von feindlicher Seite eingeſetzten Stellen
durch Auskunftserteilung, Vorlegung von
Geſchäfts=
büchern, Geſchäftspapieren und ſtatiſtiſchem Material Vorſchub
zu leiſten.
Die Knebelung der Preſſe.
Mainz, 24.
Die Mainzer Volkszeitung
ſpurde vom Oberdelegierten der Rheinlandkommiſſion für
Rheinheſſen vom 25. bis einſchließlich 27. Januar verboten
wegen Veröffentlichung eines Artikels, der nach der Begründung
des Verbotes die Arbeiterſchaft gegen die Anordnungen der
interalliierten Rheinlandkemmiſſion aufwiegelt.
Die Regelung der Januargehälter.
Berlin, 25. Jan. (Wolff.) Bei den heutigen
Verhandlun=
gen im Reichsfinanzminiſterium mit den Spitzenorganiſationen
über die Angleichung der Bezüge der Beamten, Angeſtellten und
Arbeiter der Reichsbehörden und Betriebe an die Geldentwertung
wurde eine Verſtändigung erzielt. Danach werden die bisherigen
Geſamtbezüge für die zweite Januarhälfte um rund 25 Prozent
erhöht.
Das Ende der Lauſanner Konferenz?
* Lauſanne, 25. Jan. (Priv.=Tel.) Lord Curzon richtete
heute an den Generalſekretär des Völkerbundes, Sir Eric
Drum=
mond, den erwarteten Brief, in dem er mit Bezug auf Artikel 11
des Völkerbundspaktes die Frage der Grenze zwiſchen dem
tür=
kiſchen Dominium und Matadorſtaates Jrak, d. h. die Moſſul=
Frage, dem Völkerbundsrat unterſtellt. Lord Curzon fährt
dan=
fort: In der am 23. Januar abgehaltenen Sitzung der Konferenz
von Lauſanne teilte ich im Namen meiner Regierung bereits die
Abſicht mit, dieſe Frage der Entſcheidung des Völkerbundes zu
überwſiſen, da ſie von höchſtem internationalem Intereſſe und
geeignet iſt, den internationalen Frieden und das gute
Einver=
nehmen zwiſchen den Staaten zu ſtören. Wie es heißt, wird
Lord Balfour im Völkerbundsrat dieſe Anſchauung der
eng=
liſchen Regierung vertreten. Die nächſte Tagung des Rates wird
am nächſten Montag ſtattfinden. Es heißt, die alliierten
Dele=
gierten in Lauſanne hätten nunmehr beſchloſſen, daß alle
Unter=
kommiſſionen in dieſer Woche ihre Arbeiten beenden ſollten, und
daß dann der Friedensvertragsentwurf den Türken in der
Ple=
narſitzung am 1. Februar vorgelegt werden ſoll. Obwohl man,
wie von englifcher Seite erklärt wird, hofft, daß die Türken den
Vertrag ſoſort zu unterzeichnen in der Lage ſein werden, hat
man boch für den Fall, daß ſie ſich Bedenkzeit ausbitten,
vor=
ſorglich entſchieden, die Konferenz vorläufig zu vertagen. Die
alliierten Delegierten werden in dieſem Falle Lauſanne verlaſſen.
Die Chefdelegierten müſſen ſich aber zu jeder Zeit zu Beratungen
bereithalten.
AI
Hauſe die deutſche Krone zu verſchaffen. Die Bistümer und
Stadte an der Mags und Moſel, Toul und Verdun, kommen
ſchon Ende des 13. Jahrhunderts unter franzöſiſche Herrſchaft;
die Franche=Comté, das Dauphiné gehen denſelben Weg, und
ſo entſteht gegen Ende des 14. Jahrhunderts die Grenze, die
Frankreich bis 1870 behalten hat.
So wächſt allmählich durch fortgeſetzte Uebergriffe der
Fran=
zoſen die deutſch=franzöſiſche Erbfeindſchaft heran; aber der
eigentliche Same der ewigen Kämpfe wurde im Jahre 1477
aus=
geſtreut, als der ſpätere Kaiſer Maximilian. Maria, die Erbin
des burgundiſchen Reiches, heiratete. Das mächtigſte deutſche
Fürſtenhaus, die Habsburger, geriet dadurch in einen langen
Konflikt mit Frankreich um die burgundiſchen Erblande, und
dieſer Gegenſatz übertrug ſich von ſelbſt auf das Deutſche Reich.
„Der Same für die deutſch=franzöſiſche Erbfeindſchaft, die bis
dahin nicht beſtanden hatte, war ausgeſtreut,” ſagt Haller. „Er
hat raſch gekeimt und immer ſtärker getrieben und ſchließlich als
ſchädliches Gewächs über die Geſchichte der deutſchen Nation für
alle Zeiten ſeinen Schatten geworfen. Man wird nicht
behaup=
ten können, daß es ohne die Heirat von 1477 eine deutſch=
fran=
zöſiſche Erbfeindſchaft nicht würde gegeben haben; denn es ſind
doch neben dem Charakter des franzöſiſchen Volkes vor allem
geographiſche Urſachen, die ihr zugrunde liegen. Aber darum iſt
es doch Tatſache, daß der Gegenſatz zum erſtenmal dadurch
aus=
gebrochen iſt, daß Oeſterreich der Erbe des burgundiſch=
nieder=
ländiſchen Staates wurde.‟ Der Zuſammenbruch der deutſchen
Staaten im Dreißigjährigen Kriege brachte dann dieſe
unheil=
volle Saat zur Reife. Mit dem Weſtfäliſchen Frieden von 1648
trat eine neue Erſcheinung in das deutſche Schickſal: „Das iſt die
ſtändige Einwirkung Frankreichs auf Deutſchland, ſeine ſtetige,
beſtimmende Einmiſchung in die deutſchen Angelegenheiten. Das
hatte man bis dahin nicht gekannt. Verbindungen deutſcher
Für=
ſten mit der franzöſiſchen Krone waren wohl gelegentlich
vorge=
kommen, aber das waren Epiſoden. Seit 1648 wird es ein
dauernder Zuſtand, daß Frankreich in Deutſchland hineinregiert.”
Vertrat doch Ludwig XIV. ſogar die Auffaſſung, das Deutſche
Reich gehöre von Rechts wegen zu Frankreich, und die
Fran=
zoſen fühlten ſich als Nachkommen der alten Franken und
for=
derten, daß der franzöſiſche Staat die Grenzen des alten
frän=
kiſchen Reiches gewinne. Das gelang zwar Frankreich nicht, aber
durch die Wegnahme des Elſaß wurde das franzöſiſche
Ueber=
gewicht über Deutſchland befeſtigt, und das hiſtoriſche Schickſal,
das das ſchwache Deutſchland immer mehr zum Raube ſeines
weſtlichen Nachbars machte, erfüllte ſich 1807, als Napoleon durch
die Zertrümmerung Preußens tatſächlich die Träume aus der
Zeit Ludwigs XIV. erfüllte und die Macht Karls des Großei!
unter ſeiner Herrſchaft vereinigte.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 26. Januar 1923.
Die „Ziviliſation” der Tranzoſen.
Die Erlebniſſe des Präſidenten Dr. Schlutius.
Die beiden vom franzöſiſchen Kriegsgericht zu
Gefängnisſtrafe verurteilten deutſchen Beamten:
Präſident des Düſſeldorfer Finanzamtes Dr.
Schlu=
tius und Direktor der Bergwerksverwaltung in
Recklinghauſen Geheimrat Reiffeiſen, wurden in der
Nacht zum Donnerstag unter ſtarker militäriſcher
und Gendarmeriebedeckung über Groß=Gerau nach
Darmſtadt befördert und auf der Chauſſee von
Griesheim am Schilderhaus ausgeſetzt und ſich ſelbſt
überlaſſen. Die Herren gelangten gegen 3 Uhr früh
nach Darmſtadt. Ein Vertreter unſeres Blattes hat
die beiden Herren im „Darmſtädter Hof” über ihre
Erlebniſſe befragt und von Präſident Schlutius die
nachſtehende anſchauliche Schilderung erhalten:
Am Donnerstag, den 18. Januar, erhielt ich durch Militär
ugeſtellt den Befehl, vor dem General Danvignes in Düſſeldorf
zu erſcheinen, und zwar wurd edie Stunde auf nachmittags 4 Uhr
feſtgeſetzt. Meine beiden Abteilungspräſidenten ſollten mit
er=
ſcheinen. Wir trafen pünktlich um 4 Uhr im Dienſtgebäude des
Generals ein, tvo man uns zunächſt zwanzig Minuten warten
ieß. Ich erklärte nach dieſer Zeit einem im Zimmer anweſenden
Offizier, ich halte es nicht für richtig, daß man uns hier ſo lange
varten läßt. Ich ſei hoher Reichsbeamter und in meiner
Stel=
ung Vertreter des Reiches; ich müſſe bitten, daß der General
junmehr erſcheine. Der Offizier leitete meine Bitte weiter. Kurz
darauf erſchien ein Major, der erklärte, er hätte mir einen
Be=
ehl des Generals mitzuteilen. Dieſer Befehl wurde uns ſodann
n ein mangelhaftes Deutſch überſetzt, ſehr ſchnell vorgeleſen, ſo
haß wir nur den geringſten Teil davon verſtanden, zumal es
ich im weſentlichen um ausſchließlich kaſſentechniſche Dinge
han=
elte (Kohlenſteuer, Eiſenbahneinnahmen, Ausgaben uſw.). Es
vurden in dem Befehl Auslieferung von wichtigen Akten
ver=
angt, und zwar bis 6 Uhr. Es war alſo ſelbſt beim beſten Willen
inmöglich, dieſen Befehl auszuführen. Nach Beendigung der
Verleſung erklärte ich dem Major: „Ich bin Deutſcher, und ich
vin ſtolz darauf, Deutſcher zu ſein. Als deutſcher Beamter habe
ch ausſchließlich die deutſchen Geſetze zu befolgen und
auszu=
ühren. Ich muß den Befehl des Generals Danvigne als
un=
uläſſig erklären. Ueberdies iſt dieſer Befehl auch durchaus
un=
usführbar, in der kurzen Zeit können unmöglich die Abſchriften
er verlangten Akten hergeſtellt werden.”
Darauf rief ein im Zimmer anweſender franzöſiſcher
Finanz=
achverſtändiger (es waren mehrere dieſer Herren anweſend, die
uns als ſolche vorgeſtellt wurden) mir ſehr erregt zu: „Wir
be=
ehlen Ihnen das!” Ich erklärte dieſm Herrn in ſtoiſcher Ruhe:
Sie haben mir überhaupt nichts zu befehlen, Sie ſind
Zivil=
verſon, und unter dem Belagerungszuſtand hat lediglich die
nilitäriſche Behörde zu befehlen.”
Der Major — nebenbei bemerkt, ein ruhiger und ſachlicher
derr — erklärte darauf: „Ich habe Ihnen dieſen Befehl
mitzu=
ilen und habe das hiermit getan.” Ich erwiderte dem Major:
Ich weiß, daß Sie lediglich als Poſtillon d'amour fungieren.”
Der Befehl (in franzöſiſcher Sprache) wurde uns ſodann
aus=
ehändigt. Ich begab mich mit meinen beiden Präſidenten zum
Dienſtgebäude zurück, um zu beraten, welche Stellung wir zu
em Befehl des Generals, deſſen Inhalt wir nur ſehr
mangel=
jaft kannten, nehmen ſollten. Ich beauftragte einen Beamten,
en Befehl ſchnellſtens zu überſetzen. Jetzt erſt ſah ich, daß nicht
Abſchriften, wie ich annahm, ſondern unſere Originalakten
ver=
ungt wurden. Ich beorderte ſofort die zuſtändigen Beamten zu
einer Beratung. Bevor die Sitzung begonnen, erſchien wiederum
er Major und erklärte, General Danvignes wünſche mich zu
drechen. Es ſtand ein Auto bereit, und wir fuhren wiederum
un Dienſtgebäude des Generals. Wiederum mußte ich eine
fiertelſtunde warten, wiederu proteſtierte ich dagegen. Um
) Uhr erſchien dann der Kommandant in Begleitung der drei
Finanzſachverſtändigen. Ich wurde auf den Flur herausgerufen
und von drei Ziviliſten in Empfang genommen, die mir der
Heneral als Sureté (Sicherheitspolizei) bezeichnete. Der
Kom=
jandant dieſer Surets forderte mich im ſchroffſten Tone auf,
nitzukommen. Von dieſem Augenblick an war ich verhaftet, ohne
daß man mir das allerdings ſchriftlich oder mündlich mitgeteilt
hatte. Ich mußte in ein Auto ſteigen, umringt von
Sicherheits=
beamten neben dem Militär mit geladenem Gewehr. Ein
zwei=
ſes Auto mit den Finanzſachverſtändigen folgte. Wir wurden
zum Finanzamt gefahren, und abermals wurde von mir
ver=
angt, alles vorzulegen, was in dem Befehl ſtand. Ich erklärte
dem Sachverſtändigen, der mit mir ſprach, zunächſt, daß er wohl
benſo wie wir alle anderen den Hut abnehmen könne. Er tat
8. Ich erklärte weiter, ſeinem Befehl könnte ich
ſelbſiverſtänd=
ich nicht nachkommen. Darauf wurden beim Finanzamt eine
Reihe von Akten beſchlagnahmt und ein Protokoll darüber
auf=
ſenommen, das ich unterſchreiben ſollte. Ich tat das mit
Zu=
fügung eines ſchriftlichen Proteſtes. Danach wurde ich zur
Gen=
darmerie gebracht, in ein Zimmer eingeſperrt und hier zwei
Tage feſtgehalten. Ein Haftbefehl wurde mir auch hier noch
nicht bekannt gegeben.
Am Samstag früh meldete mir einer der Gendarmen, das
Auto komme gleich, ich ſolle mich ſchnell fertig machen. Wenige
Minuten darauf wurde ich geholt. Unten ſtanden drei Autos
bereit, alle mit Militär beſetzt, und in einem der Autos ſah ich
Fritz Thyſſen. Das ließ gewiß Schlüſſe zu, die ſich dann auch
verwirklichten. Uns zum Bahnhof Düſſeldorf zu bringen,
wag=
ten die Franzoſen nicht, zumal ſtets eine große Menſchenmenge
in den Straßen war und die verſchiedenen Gebäude umſtand.
Wir wurden in Automobilen nach Benrath gefahren; vor einer
Rampe des Güterbahnhofs ſtand ein Eiſenbahnwagen zweiter
Klaſſe bereit, in den wir einſteigen mußten. Die Fenſter waren
dicht verhängt, und die geſamte Militär= und
Gendarmerie=
bedeckung nahm im gleichen Wagen Platz, in dem auch die ſechs
Induſtriellen, die Herren Thyſſen, Olfe, Spindler, Keſten,
Wüſtenhöfer und Tengelmann, ſowie Geheimrat Reiffeiſen Platz
nahmen. Mein Verſuch, ein Kärtchen mit aufklärenden Notizen
abzuwerfen, um über mein Verbleiben Nachricht zu geben,
ſchei=
terte an der ſehr ſtrengen Bewachung. In Benrath wurden wir
an einen Zug angehängt, der alsbald abfuhr. Trotz der
Vor=
ſichtsmaßregeln der Franzoſen war unſer Abtransport doch wohl
bekannt geworden. Im Bahnhof Köln wurden wir von einer
großen Menſchenmenge empfangen, die unſeren Wagen, obwwohl
wir uns nicht zeigen durften, mit Hurrarufen begrüßte. In
Mainz wurden wir in Einzelhaft gebracht. Die erſten Tage
die=
ſer Einzelhaft waren das Schmachvollſte, was uns zugemutet
wurde. Auf zerlumpten, über und über beſchmutzten,
ekelerregen=
den Strohſäcken mußten wir liegen, mit ebenſo zerlumpten,
ebenſo von Schmutz ſtarrenden Decken uns zudecken. Sieben Tage
lang durften wir weder Anzug noch Wäſche wechſeln, erhielten
weder Seife noch ſonſt etwas zum Waſchen. Nach zwei Tagen
wurde uns ſtatt der Gefängniskoſt eigene Verpflegung geſtattet.
Am Montag erſchien der Kommandant, ein ſehr liebenswürdiger
Herr, und fragte uns, ob wir Beſchwerden hätten. Ich machte
ihn auf den menſchenunwürdigen Zuſtand der Schlafſtätten
auf=
merkſam mit dem Erfolg, daß wir bald darauf ſaubere
Stroh=
ſäcke und Decken erhielten. Selbſtverſtändlich war uns bei der
Einlieferung ins Eefängnis alles, was wir bei uns trugen,
ab=
genommen worden. Fünf Tage ſaßen wir in Einzelhaft, ohne
jemals ins Freie geführt zu woerden, ohne mit einem Menſchen
ſprechen zu dürfen. Es war mir nur mitgeteilt worden, daß ich
unter Anklage geſtellt ſei, weil ich einen militäriſchen Befehl
nicht befolgt habe und äußerſte Unverſchämtheit gegen einen
Be=
amten der Beſatzungsbehörde gezeigt hätte.
Am Mittwoch fand die Verhandlung vor dem Kriegsgericht
ſtatk. Es wurde zuerſt gegen die Induſtriellen verhandelt, die
bezeichnenderweiſe während der ganzen Hafttage beſſer
behan=
delt wurden als wir Beamte und gegen die bekanntlich auch auf
Geldſtrafe erkannt wurde, während wir je ein Jahr Gefängnis
erhielten. Während der ganzen Verhandlungszeit umſtanden
viele Tauſende das Gerichtsgebäude. Trotzdem der Platz vor
dem Gerichtsgebäude durch Maſchinengewehrabteilungen
abge=
ſperrt war, drangen fortgeſetzt brauſende Hochrufe, ſowie der
Geſang „Es brauſt ein Ruf wie Donnerhall” und „Deutſchland
über alles” zu uns herauf. Es klang uns wie ein Erwachen, es
waren Momente ſeeliſcher Stärkung. Die Verhandlung gegen
uns dauerte von 8 bis 9 Uhr. Unſere Verteidiger waren die
Herren Dr. Grimm und Kammergerichtsrat Dr. Briedmann=
Berlin, die beide in geradezu glänzender Weiſe plädierten. Die
Anklage hatte es ſo dargeſtellt, als ob meine Aeußerungen
gegen=
über dem Zivilbegmten und dem Major nicht gegen dieſe,
ſon=
dern gegen den Kommandanten Mangin gerichtet geweſen ſeien.
Dank der glänzenden Verteidigung wurde ich von dieſer
Be=
leidigung freigeſprochen, im übrigen aber wurden wir zu je
einem Jahr Gefängnis verurteilt. Dem Brauche des
franzöſi=
ſchen Militärgerichts entſprechend, waren wir vor Verkündigung
des Urteils aus dem Verhandlungsſaal entfernt worden. Wir
erfuhren, daß im Zentralhotel eine kleine Empfangsfeier für uns
bereitet ſei. Durch meinen Sohn hatte ich endlich einen Koffer
mit Wäſche uſw. erhalten. Man beglückwünſchte uns zu der
Be=
währungsfriſt. Dieſe Glückwünſche der Freunde nahm ich mit
gemiſchten Gefühlen entgegen, denn ich ahnte, daß die
Fran=
zoſen, ſobald ſie es wollten, dieſe Bewährung künſtlich
verhin=
dern konnten. Meine Bedenken wurden jedoch ſehr bald in einer
Weiſe zerſtreut, die wir allerdings nicht für wahrſcheinlich
ge=
halten hatten. Man hielt uns weiterhin feſt und erklärte auf
meine Reklamationen und Fragen „Warum?” nur immer:
„Warten!” Gegen 10 Uhr erſchien wieder ein
Sicherheits=
beamter und forderte uns mit dem kategoriſchen „Mit!” auf, ihm
zufolgen. Ich und Geheimrat Reiffeiſen mußten jeder in einem
Auto Platz nehmen, das mit Militär und Gendarmerie wiederum
beſetzt wurde, ein drittes Auto ausſchließlich mit Militär ſchloß
ſich an, dann ging die Fahrt in die Nacht mit unbekanntem Ziel
los. Unterwegs erhielten wir Kenntnis von der Entſcheidung:
„Ausgewieſen!” In dem uns überreichten Befehl, der übrigens
von Tirard unterzeichnet iſt, von dem alſo ein erheblicher
Vor=
rat vorhanden ſein muß, den man nur mit Namen auszufüllen
braucht, iſt die Ausweiſung begründet mit
Gehorſamsverweige=
rung gegenüber der Beſatzungsbehörde und damit, daß unſere
weitere Anweſenheit im beſetzten Ruhrgebiet und im
Brücken=
kopf Düſſeldorf geeignet ſei, die öffentliche Ordnung zu
kom=
promittieren und die Sicherheit der Beſatzungsbehörde zu
ge=
fährden. Dieſer Befehl tritt unverzüglich in Kraft. Ich ſah nach
einiger Zeit links die Lichter von Frankfurt liegen und ſchloß
daraus, daß wir in Richtung Groß=Gerau fuhren. Unſere
Fra=
gen, wohin wir gebracht würden, blieben unbeantwortet. Gegen
Franz Schrekers Oper „Der ferne Klang‟.
* Dieſe Oper handelt von der Tragik des Seins: „O, Vater,
dein trauriges Erbe‟. Man darf ihren peſſimiſtiſchen Gehalt
ruhig ausſprechen, weil ſie trotzdem nicht eine Weltanſchäuung
iſt, ſondern die Muſik einer Welt.
Ein junger Muſiker verläßt ſeine Liebe, um auf der Jagd
zu ſein nach dem rätſelhaften Klang, der jedem einmal erklingt,
fern, fern, mit der Ahnung einer anderen Welt. Er geht ein
lebenlang danach, glnubt ihn in einer Oper eingefangen zu
haben, und hört ihn im nächſten Augenblick wieder fern. Als
danach ſpät die Geliebte zu ihm kommt, iſt der Klang in ſeinem
Daſein übergewaltig: er ſtirbt. Die Geliebte, Grete, als ſie
ver=
laſſen iſt, erfährt das Rätſelhafte in ſich , es iſt ihr ſo fremd und
fern, wie dem anderen der Klang. Da iſt ſie leicht von einer
Kupplerin eingefangen und wird ein Mädchen in der Bar „La
Casa di maschere” auf einem Eiland im Golf von Venedig.
Der Kreis von Nebenfiguren, der alte Graumann, ein
pen=
ſionierter kleiner Beamter, und ſeine Frau, der Wirt des
Gaſt=
hauſes „Zum Schwan” und ein Schmierenſchauſpieler, ein Graf
und ein Chevalier lenken den Blick tiefer. Jeder dieſer
Men=
ſchen iſt irgendwo ein Opfer ſeiner bürgerlichen Exiſtenz. Die
äußere Form ihres Lebens hat ihre Menſchlichkeit verkrüppelt
und legt den milden Schimmer einer Tragik auf ihre Exiſtenz.
Sie wurden notwendig Mißgeſtaltete. Kleine Teufel kitzelten
Pücherungen aus ihnen hervor, ſo daß jeder ein Daumierhaft
unmenſchliches Geſicht tragen muß.
Mit dieſen Phyſiognomien iſt das Unrationale der realen
Welt gegeben. Erſcheinungen, wie der Winkeladvokat Dr.
Vige=
lius und die Alte, ſo ſehr ſie noch Typen der bürgerlichen Welt
ſind, ragen aus einer unterwirklichen Welt in den Kreis der
Geſtalten. Die Welt iſt erweitert. Die Geſchehniſſe ſind unter
ein Geſetz geſtellt, das außerhalb der Menſchenwelt liegt. Jedes
Ereignis iſt aus der Zufälligkeit in die Selbſtverſtändlichkeit des
So=ſein=müſſens gerückt. Die Trennung der Liebenden und ihr
Frregehen nach dem Unfaßlichen geſchieht nach einer Urſatzung.
Die Erzählung der Oper bekommt einen Schimmer vom
Legen=
dären.
* Wir geben dieſer Zuſchrift gerne Raum, ohne dem eigeuen Urteil
dadurch vorgreifen zu wollen. D. R.
Hier nun liegt der Keim für die muſikaliſche Form. Die
Muſik ſchildert nicht ab, verhärtet Ereignis und Charaktere nicht
in Motiven. In der Muſik geſchieht das Entſiehen der Dinge
wie ein Aufblühen. Klang, Geſicht, Ereignis und Szene
kom=
men zuſammen, ſind aber nicht eigentlich die Form. Die wird
deutlich in der Art, wie dieſe Dinge vereinigt ſind: oft ohne
kauſallogiſche Verknüpfung und ohne pſhchologiſche Motivierung
in den einzelnen Geſtalten. Dem ſcheint die verhärtete Realiſtik
der Seele zu widerſprechen. Doch man muß auf die Naivität
dieſer Realiſtik achten; ſie geht bei Schreker noch weiter, als es
in einer Aufführung zum Ausdruck kommen kann. Man iſt
manchmal an Bilder von Henri Rouſſeau erinnert Und oft, in
der Art wie Impreſſionen benutzt ſind und vulgärſte Dinge
be=
deutſam werden, an Szenen von Strindberg. Ich vergleiche,
um darauf aufmerkſam zu machen, wie die Dinge an ſich nicht
wichtig ſind, man darf ſich bei ihnen nicht aufhalten; wichtig iſt
S—p.
der Klang, den ihr Zuſammen ergibt.
Berliner Theaterbrief.
* Stefan Zweig, der feine literariſche Anempfinder,
deſſen geiſtvolle Beredſamkeit uns ſo manche Perle der
auslän=
diſchen Literatur vermittelte und der vor allem uns die
Perſön=
lichkeit Romain Rollands erſchloß, erſchien im Theater in der
Kommandantenſtraße mit ſeinem neuen dreialtigen Kammerſpiel
„Legende eines Lebens”. Im Sinne ſeiner ſchöngeiſtigen
Ein=
ſtellung iſt auch dies Stück auf eine hochliterariſche Baſis geſtellt,
mit einem Dialog für Feinſchmecker, und von überaus gefälligem
Schliff. Daß es ſich nicht recht zu Fleiſch und Blut geſtalten will,
iſt ein Nachteil, der andererſeits durch manche ſeeliſche Fineſſe
bis zu einem gewiſſen Grade ausgeglichen wird. Der Sohn
eines berühmten Dichters begegnet überall der Erwartung, daß
er dem Vater gleiche. Er aber will ein Eigener ſein, und damit
iſt der Konflikt mit der Umgebung gegeben. Ein ergreifendes
Thema für ein Drama, wenn der Verfaſſer es nicht vorzeitig
ſallen ließe, um die Löſungen des Konfliktes auf ſentimentales
Gebiet abzulenken. Da iſt die Frau, die das Lebensbild ihres
berühmten Mannes der Nachwelt und beſonders dem Sohne ſo
darzuſtellen ſucht, wie ſie wünſcht, daß es geweſen wäre, nicht
jedoch, wie es in Wirklichkeit war. In einem jungen Literaten
fand ſie den geeigneten Mann, dieſe Lüge durch eine
umfang=
reiche Biographie zu bekräſtigen. Aber gerade als der Sohn
Seite 3.
12 Uhr nachts hielten die Autos bei einem franzöſiſchen
Schilder=
haus. Hier wurden wir mitten auf der Chauſſee mit unſeren
Koffern ausgeſetzt, und man deutete uns an, in welcher Richtung
Darmſtadt liege. So überließ man uns unſerem Schickſal.
Ge=
heimrat Reiffeiſen, der ſchwer herzleidend iſt, erlitt jetzt einen
neuen Zuſammenbruch. Mühſam ſchritten wir in hohem Schnee
und völliger Dunkelheit vorwärts. Plötzlich erhellten
Auto=
mobillichter den Weg. Ich hielt das Auto an. Inſaſſe war ein
Großinduſtrieller aus dem beſetzten Gebiet, der ſich unſer in
wahrhaft rührender Weiſe annahm, als wir uns zu erkennen
gaben. Er fuhr uns ins Hotel, ſorgte für Eſſen und Trinken
uſw. Nach ſieben ſchweren Tagen durchlebten wir dankbar die
Wohltat körperlicher Reinigung und erquickenden Schlafes. Was
die Franzoſen uns abgenommen, ſowohl die Barmittel wie
ſon=
ſtiges Eigentum, haben wir natürlich nicht wiedergeſehen.
Wir verzichten darauf, dieſer Erzählung einen Kommentar
beizufügen. Die Art, wie Vertreter der grande nation hohe
deutſche Reichsbeamte gleich Schwerverbrechern behandelten, die
nichts anderes als ihre Pflicht taten, fällt auf Frankreich ſelbſt
zurück.
M. St.
Die Auffaſſung des britiſchen Kabinetts.
Borläufig noch neutrale Haltung.
Das engliſche Ziel.
London, 25. Jan. (Wolff.) Wie die Blätter melden,
wurde in der geſtrigen Sitzung des britiſchen Kabinetts
außer der Moſſul=Frage auch die Frage der britiſchen
Beſetzungam Rheinim Hinblick auf die franzöſiſche
Ruhr=
beſetzung erörtert. Dem Daily Chronicle zufolge hat die
Re=
gierung ſowohl Lord Kilmarnock als auch General Godley
an=
gewieſen, ſich weiter an ihre bisherigen Inſtruktionen zu halten.
Sie ſollen den Franzoſen keinerlei Hinderniſſe in den Weg legen,
wenn dieſe „Sanktionen” durchführen, ſo lange die britiſchen
Truppen nicht davon berührt werden. Die Auffaſſung des
bri=
tiſchen Kabinetts ſei, wie verlautet, folgende:
Die Zurückziehung der britiſchen Truppen
vom Rhein würde nicht nur einen Bruch des Verſailler
Vertrages durch England darſtellen, ſondern auch einen Bruch
der engliſch=franzöſiſchen Entente; beides wünſche
man zu vermeiden. Wenn die Entwicklung der franzöſiſchen
Aktion dazu führen ſollte, daß die britiſchn Behörden am Rhein
zu einer Politik genötigt wären, die nach Anſicht der britiſchen
Regierung unklug wäre, dann würde die Frage der
Zurück=
ziehung der britiſchen Truppen aus dem Rheinland unverzüglich
von der britiſchen Regierung erwogen werden. Die britiſche
Regierung wünſche, ſoweit wie möglich, die engliſch=
fran=
zöſiſchen Meinungsverſchiedenheiten zu
loka=
liſieren und werde aus dieſem Grunde danach ſtreben,
wei=
terhin eine neutrale Haltung einzunehmen. Das Ziel,
das erſtrebt werde, ſei die Aufrechterhaltung einer vereinten
Front von Frankreich und England, wie eine ſolche
augenblick=
lich in den Orientfragen vorhanden ſei.
London, 25. Jan. (Wolff.) Der franzöſiſche Plan, das
Ruhrgebiet von dem übrigen Deutſchland
abzuſchnei=
den, erregt in der geſamten Preſſe großes Aufſehen.
Der Daily Expreß nennt ihn die Guillotine für
Deutſchland.
Der Daily Herald ſchreibt: Nachdem ſich die franzöſiſche
Beſetzung des Nuhrgebiets als koſtſpieliger Mißerfolg erwieſen
hat, haben die Franzoſen jetzt beſchloſſen, das ganze
Kohlen=
gebiet von dem übrigen Deutſchland zu iſolieren.
Der Daily Chronicle ſagt, dieſ= neue Schritt
Frank=
reichs paſſe vollkommen in die allgemeine Politik der
Zerſtücke=
lung Deutſchlands. Er könne einen noch ſtärkeren Widerſtand
der Bevölkerung des Ruhrgebiets auslöfen, als der bisherige
ſchon geweſen ſei.
Die Daily News fragt: Können wir mit Gleichmut die
Schaffung eines neuen Elſaß=Lothringen nicht durch Deutſchland,
ſondern durch Frankreich anſehen? Das Blatt erklärt, es handle
ſich nicht mehr lediglich um die Frage, Reparationszahlungen
einzutreiben. Es werde heute ſelbſt in Frankreich zugegeben, daß
die franzöſiſche Aktion durch die Zerſtörung der deutſchen
Indu=
ſtrie bereits die noch übrig gebliebene Ausſicht zerſtört habe, die
Bezahlung ſicherzuſtellen. Das Blatt ſtellt die Frage, ob dies
wirklich die Folge des Befreiungskrieges, des Krieges für die
Rechte der Nationalitäten, ſein ſolle.
Neuer deutſcher Proteſt.
Berlin, 15. Jan. (Wolff.) Der deutſche Geſchäftsträger
in Paris wurde beauftragt, der franzöſiſchen Regierung folgende
Note zu überreichen: Die franzöſiſchen Befehlshaber im
Ruhr=
gebiet haben neuerdings weitere Beamte, nämlich den
Telegra=
phendirektor Meher in Horſt (Emſcher) und den Poſtdirektor in
Recklinghauſen, verhaftet. Die Verhaftungen ſind auch in
die=
ſen Fällen erfolgt, weil die Beamten Befehle ihrer vorgeſetzten
deutſchen Behörden befolgten. Die deutſche Regierung erhebt
angeſichts dieſer Gewaltakte erneut Proteſt und ſtellt die
glei=
chen Forderungen, die ſie anläßlich der früheren Verhaftungen
geltend gemacht hat.
durch die Vorleſung ſeines Erſtlingswerkes immer tiefer mit
den Erfolgen des Vaters verankert werden ſoll, taucht die
Jugendliebe des Verſtorbenen auf, die ihm, wie einſt Eliſe
Lenzing ihren Hebbel, mit ihrer Hände Arbeit über die
ſchwer=
ſten Kampfesjahre geholfen hatte. Man hatte verſucht, ſie aus
ſeinem Lebenswerk auszuſtreichen. Sie zerſtört das ideale
Lügengebilde und öffnet dem Sohn die Augen über die
Menſch=
lichkeit der Geſtalt ſeines Vaters. Es entſteht ein Geplänkel von
Eiferſucht, Anklage, Schuldbewußtfein und Sühne. Der Sohn
erkennt, daß er wie der Vater unter einem fremden Namen von
Anfang auf beginnen muß, um ſein Ziel zu erreichen. Der
lite=
rariſche Mitfälſcher bereut, und die beiden weiblichen Rivalen
verſöhnen ſich allzu leicht. Geſpielt wurde das Stück unter der
vortrefflichen Regie Eugen Poells in rhyhtmiſchem Tempo.
Be=
ſonders Eliſabeth Bechtel verſtand es, die verträumten
Erinne=
rungen der Jugendgeliebten im ergrauten Haar lebendig
er=
ſtehen zu laſſen; ebenſo glaubhaft ſtellte Margarethe Paſchke die
energiſche, zielbewußte Kampfgeſtalt der Witwe des großen
Dich=
ters dar, während Clemens Schubert ſich dezent in die Rolle
des Sohnes zu ſchicken wußte. Es war immerhin einer der
ge=
glückteſten Premierabende dieſes neuen Theaters, und das
Publi=
kum kargte nicht mit ſeinem Beifall.
Eine der erhebendſten Aufführungen des Winters bereitete
uns wieder die Volksbühne mit der „Neueinſtudierung von
Shakeſpeares Wintermärchen. Wie ein reinigender
Frühlings=
wind fegte dies anmutige Schauſpiel durch den ſchwülen
Augias=
ſtall des Berliner Bühnentreibens. Zart und doch kraftvoll,
rührend und doch kernig geſund, alt und doch ewig jung, bis
auf die Muſik Wolfgang Zellers, deren weichen Klängen jeder
Shakeſpeareſche Rückgrat fehlte. Deſto ſchwungvoller war das
Tempo der Regie Heinz Hilperts, der gleichzeitig im Antolyeus
eine famoſe Spitzbubengeſtalt darſtellte. Gedämpft, überlegen,
und dennoch überzeugend, gab Friedrich Kayßler die Eiferſucht
des Lcontes, indeſſen Helene Fehdmer als Hermione in allzu
monotoner Starrheit vibrierte. Kraftvoll und organreich
hin=
gegen brachte Johanna Koch=Bauer die impulſive Rolle der
Paulina zur Geltung, und in Greta Schröder ſtellte ſich eine
Perdita von ſeltenem Liebreiz vor, deren zartes, graziöſes Spiel
ſich ſchön dem Geiſt des Wintermärchens einfügte. Ein großer
Eindruck in kleinem, anmutigem Rahmen, wie ihn eben immer
nur Shakeſpeare im Verein mit vortrefflichen Darſtellern
darzu=
bieten vermag.
Curt Bauer.
Seite 4.
Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 26. Januar 1923
A4
Meiusfmanmnter br. Heimes vor Bem Reiuhstag.
Der Gewaltakt an der Ruhr ſtört unſer Finanzweſen.
* Berlin 25. Jan. (Eig. Bericht) Am Regierungstiſch:
Finanzminiſter Dr. Hermes.
Präſident Löbe eröffnet die Sitzung um 2,20 Uhr und gibt
einige Kundgebungen bekannt, die anläßlich der Beſetzung des
Ruhrgebiets im Reichstag eingegangen ſind, und zwar vom
Tiro=
ler Landtag, von der Stadt Graz in Steiermark und von den
deu ſchen Abgeordneten des italieniſchen Parlaments im Namen
der Südtiroler. Dieſe Kundgebungen werden vom Reichstag
mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
Das deutſch=amerikaniſche Abkommen vom 10. Auguſt 1922,
das die Anſprüche amerikaniſcher Bürger aus den Kriegsjahren
regelt, wird ohne Ausſprache angenommen.
Ebenfalls angenommen wird ein Geſetzentwurf über die
Aenderung von Schiffspfandrechten in ausländiſcher Währung.
Erſte Leſung des Reichshaushaltsplans für 1923.
Reichsfinanzminiſter Dr. Hermes.
Der Reichshaushaltsplan für das Rechnungsjahr
1923, den ich namens der Reichsregierung Ihnen vorzulegen die
Ehre habe, ſteht im Zeichen des Niedergehens des
Kurſes der Mark. Je mehr ſich dieſer Rückgang fortſetzt,
deſto mehr ändern ſich alle Zahlen des Etats mit der Wirkung,
daß die Ausgabepoſten dieſe Beweoung weit ſchneller und
inten=
ſiver mitmachen als die Einnahmepoſten. Ein weiterer Rückgang
des Markkurſes und der geſamten Währung bedeutet die
völ=
lige Unſicherheit der Zahlungen aus dem
Ver=
ſailler Vertrag, wie Lloyd George zutreffend anerkannt
hat, indem er ſagte: Der gewandteſte Finanzminiſter kann
un=
möglich ſein Budget einer Währung anpaſſen, die, während er
ſich niederſetzt, ui ſeinen Entwurf zu ſchreiben, unter dem
Hori=
zont verſchtvunden iſt; bebor er von ſeinem Schreibtiſch aufſteht.”
(Sehr richtig!) Um ein Vielfaches verſchärft ſich die Kalamität,
ſeitdem das in jüngſter Zeit verübte
Attentat der Gewalt gegen das Recht des Friedens
alle Bemühungen um Ordnung in Reichsfinanzen, Währung
und Wirtſchaft von neuem erſchüttert hat, ebenſo wie die Ausſicht
auf Reparationen für unſere Gläubiger. Der
Haushalts=
plan, deſſen Aufſtellung pflichtgemäß ſchon vor einer Reihe
von Monaten in Angriff genommen werden mußte, hat nach
dem heutigen Stande der Dinge nur noch die Bedeutung
eines Programms. Faſt alle Anſätze haben ſich
weſent=
lich erhöht und neue Poſten eingeſetzt werden müſſen. Sicher
iſt, daß der Haushaltsplan für 1923 ein weiteres ſtarkes
Abwärtsgleiten anzeigt. Die Veranſchlagung hat bereits
in den Monaten Auguſt und September 1922 ſtattgefunden, alſo
unter völlig anderen politiſchen und wirtſchaftlichen
Verhält=
niſſen als heute.
Nicht berückſichtigt find namentlich die Erhöhungen der
Be=
züge der Reichsb=dienſteten nach dem 15. November, auch nicht
die Zuſchüſſe des Staats und der Gemeinden, die ſich aus
die=
ſen Erhöhnugen ergeben, die der Entvurf zur Aenderung des
Landesſteuergeſetzes neuerlich in Ausſicht nimmt. Auf der
Ein=
nahmefeite ſind nicht veranſchlagt die Mehrerträge aus Steuern
infolge, der weiteren Geldentwertung, und die Mehrerträge aus
den erhöhten Poſt= Telegraphen= und Fernſprechgebühren, ſowie
der Eiſenbahntarife. Endlich ſind die Ausgleichsfonds der
all=
gemeinen Reichstzerwaltung, der Betriebsverwaltungen und des
Haushalts zur Ausführung des Friedensvertrages nicht ſo
dokiert, daß ſie den bei der jetzigen Preislage entſtehenden
Geld=
bedarf decken.
Durch eine Umarbeitung des Voranſchlags, würde aber die
Regierung auch keine beſſere Grundlage für die Finanzgebarung
haben gewinnen können, weil
jeder neue Voranſchlag im Augenblick feiner Fertigſtellung
bereits wieder überholt
geweſen wäre. Vielleicht gelingt es der Eiſenbahn, das
Gleich=
gewicht beim außerordentlichen Haushalt aufrecht zu erhalten.
Aber guch das ift nicht ſicher. Der Miniſter weiſt darauf hin,
daß infolge der Lieferung von Reparationskohlen im
verfloſ=
ſenen Jahre
zur Aufrechterhaltung des Eiſenbahnbetriebs allein 700
Milliar=
den Mark für den Bezug engliſcher Kohle ausgegeben
werden mußten. (Hört, hört!) Wie werden ſich die Dinge nun
erſt geſtalten nach der Beſetzung des Ruhrgebiets, die eine große
Erſchwerung unſerer Kohlenwirtſchaft und
un=
ſerer geſamten Privat= und Staatswirtſchaft
bringen muß? (Lebhafte Zuſtimmung.) Die letzten gewaltigen
Preisſteigerungen ſind die unmittelbare Folge des neuen
Mark=
ſturzes, und dieſer wiederum die Folge der
Ruhr=
beſetzung.
Der Miniſter legte dann dar, was das Ruhrkohlengebiet für
uns bedeutet. Die Abſicht der franzöſiſchen Imperialiſten geht
dahin, im weſtlichen Wirtſchaftsgebiet eine Vereinigung von
Eiſenerz und Kohle unter franzöſiſcher Führung aufzurichten,
die eine weit größere Bedeutung haben würde als die
hervor=
ragende Stellung, welche ſich die deutſche Schwerinduſtrie vor
dem Kriege errungen hatte. Die Herſtellung einer engen
Be=
ziehung zwiſchen der lothringiſchen und der Ruhinduſtrie wäre
eine natürliche Entwickelung, aber die franzöſiſchen
Imperiali=
ſten wollen die unbedingte Vorherrſchaft in Europa, die der
deutſchen Induſtrie die Selbſtändigkeit und der deutſchen
Wirt=
ſchaft jede Lebensmöglichkeit nehmen würde. (Zuſtimmung.)
Der Miniſter weiſt dann nach, daß durch die Ruhrbeſetzung
und durch die dadurch bedingte neue Entwertung der Mark auch
unſere ſchwebende Schuld ſtark wächſt.
Der Gewaltakt an der Ruhr ſtört unſer Fingnzweſen
in einem Maße, das heute noch gar nicht abzuſehen iſt. Der
Ver=
ſuch der Beſatzungsarmeen, die Kohlenſteuer und die deutſchen
Zölle an ſich zu bringen, wird von uns mit allen Mitteln
be=
kämpft. (Beifall.) Der Miniſter weiſt dann auf die großen
Schä=
den hin, die durch die Beſetzung entſtehen, und kündigt eine
grö=
ßere Kreditforderung des Reiches zur Beſeitigung der
wirtſchaft=
lichen Schäden durch die Ruhrbeſetzung an. Wie hohl klingt doch
die Behauptung Poincares, er wolle Deutſchland zu Reformen
veranlaſſen, um die Mark zu ſtabiliſieren. (Gelächter.) Groß ſind
vor allem die Leiden der Bewohner des Ruhrgebiets. (
Zuſtim=
mung.) Die Lebensmittel werden beſchlagnahmt und die Leiden
der Bevölkerung werden immer größer und ſchwieriger. (
Pfui=
rufe.) Erfreulich iſt hier die Hilfsbereitſchaft im
gan=
zen Deutſchen Reiche. (Lebhafter Beifall.) Die Not der
Zeit zwingt das ganze deutſche Volk zur Enthaltſamkeit und zur
Einſchränkung aller Luxusausgaben. Der Mimiſter ſtellt in
die=
ſer Hinſicht einen Geſetzenwurf in Ausſicht. Jetzt iſt es mehr
als je unmöglich, einen Haushalt aufzuſtellen, der tatſächlich
praktiſchen Wert hat. Der letzte Sturz der deutſchen Mark hat
dies ganz und gar unmöglich gemacht. Der ſchneren Not des
ganzen deutſchen Volkes muß Rechnung getragen werden, und
zwar ohne Rückſicht auf finanzielle Bedenken.
Die Ernährung der deutſchen Bevölkerung darf nicht weiter
verſchlechtert werden.
Von einem furchtbaren Hungerſterben, wie der
preußiſche Wohlfahrtsminiſter es genannt hat, wird das
deutſche Volk heimgeſucht. (Lebh. Bewegung.)
Be=
ſonders bedenklich ſteht es vor allem um die geſundheitliche
Zu=
kunft unſeres Nachwuchſes infolge des Mangels und der
Teue=
rung an Milch.
Unſere Kinder ſind in Gefahr.
Zur Erleichterung des Milchbezuges für Kinder werden daher
3 Milliarden angefordert. Der Miniſter dankt darauf allen
aus=
jändiſches Hilfsorganiſationen für ihr Hilfswerk. (Beifall.) Je
mehr uns Gewalt bedrängt, deſto mehr wird die Regierung an
Mitteln für die Abwendung einer Schädigung des ganzen Volkes
anwenden müſſen. Darum erhalten auch die Länder einen
Zu=
ſchuß zur Wohlfahrtspflege. Unterſtützt werden ſollen auch die
Kleinrentner. Hilfe ſoll ferner werden den Kriegsbeſchädigten
und den Kriegshinterbliebenen, den gemeinnützigen Anſtalten
und den Erwerbsloſen.
Noch einmal glaubte der Miniſter vor aller Oeffentlichkeit
mit der Lüge aufräumen zu müſſen, daß Deutſchland
ſeine Währung durch ſeine Finanzen abſichtlich
ſelbſt in Unordnung gebracht habe. Der Beweis
da=
für war leicht erbracht, indem der Miniſter nachwies, daß die
Mark jedesmal, wenn bei Verhandlungen eine Verſtändigung
über die Reparationsleiſtungen erreichbar ſchien, ſtieg, und wie
ein furchtbarer Markſturz eintrat, wenn Frankreich eine ſolche
Ordnung verhindert hatte. Von einer Bereitwilligkeit der
fran=
zöſiſchen Regierung, Deutſchlands Lage objektiv zu würdigen,
hätte man noch nie etwas gemerkt. Deutſchland könne vielmehr
mit Fug und Recht gegenüber Frankreich den Vorwurf der
fort=
geſetzten Böswilligekit erheben. Die franzöſiſche Regierung ſei
jedem Verſuch einer direkten Ausſprache mit Vertretern der
deut=
ſchen Regierung und der deutſchen Wirtſchaft ausgewichen und
habe damit jede Möglichkeit zur Verſtändigung vereitelt.
Durch das Haus ging nach dieſer Feſtſtellung des Miniſters
eine lebhafte Bewegung. Der Miniſter wies ferner auf die
lang=
wierigen Reparationsverhandlungen hin, die von deutſcher Seite
im Geiſte der Verſtändigung bis zur äußerſten Möglichkeit trotz
der Drohung mit der Beſetzung des Ruhrgebietes geführt
wor=
den ſeien. Nachdem die letzten Beſprechungen der Alliierten nicht
den von Poincaré gewünſchten Verlauf genommen hätten, da
habe Herr Poincaré ſeinen Willen ohne die Alliierten
durch=
geſetzt. Mit erhobener Stimme erklärte der Miniſter, daß die
deutſche Regierung mit unbedingter
Entſchloſ=
ſenheit alle ihr zu Gebote ſtehenden Mittel anwenden werde,
um die Ziele der Gewaltpolitik Deutſchland
ge=
genüber zu vereiteln. Es wäre eine Schmach
ſonder=
gleichen, wenn wir unter dem Druck von militäriſchen Befehlen
uns dazu zwingen laſſen ſollten, den franzöſiſchen Gewalthabern
dazu behilflich zu ſein, Zahlungen oder Lieferungen aus dem
beſetzten Gebiet herauszuholen. Entſchloſſener Widerſtand ſei
ſchon deshalb nötig, um mit einem weiteren Irrglauben einmal
gründlich aufzuräumen, nämlich, daß man aus Deutſchland alles
herausholen könne, wenn man ihm nur die Daumenſchrauben
anſetze.
Die Brutalität der militäriſchen Gewalthaber
ſchrecke nicht vor der verabſcheuenswürdigen Abſicht zurück, die
Beamten einzuſchüchtern. Aber auch diefer Verſuch werde
zer=
ſchellen. Wir ſtehen mitten in der Finſternis und ſehen nicht,
wvie lange der Leidensteg iſt, den unfer Volk nach ſo vielen
ſchweren Jahren noch weiter ins Ungewiſſe gehen muß. Aber
töir ſind entſchloſſen, mit der Ruhe des guten Gewiſſens dieſen
Weg zu gehen, weil er uns zum Lichte und zur Freiheit führen
kann.
Wir werden der Gewalt nicht weichen.
In dieſem Entſchluß iſt die Reichsregierung mit dem ganzen
deutſchen Volke eins. Der Minifter brachte noch einmal den
ſchwer bedrängten Brüdern an der Ruhr den heißen Dank der
Regierung zum Ausdruck. Ihr leuchtendes Beiſpiel beſtürke
uns in dem Mut zum Ausharren und zur Zuverſicht auf einen
endlichen Sieg unſeres guten Rechts. Wärmſten Dank und
herz=
liche Anerkennung ſprach der Miniſter auch den unter ſchwerſter
Bedrückung arbeitenden Beamten und Angeſtellten der
Finanz=
verwaltung für ihre unwandelbare Pflichttreue und ihr tapferes
Verhalten aus. Es beſeele uns die feſte Ueberzeugung, daß alle
Drohungen und Zwangsmaßnahmen der Franzoſen nur den
Nachweis erbringen können, daß Gewalt nur ein verikehrtes
Mit=
tel iſt, um das Reparationsproblem ſeiner Löſung näher zu
bringen.
Der Miniſter ſchloß mit der Mahnung, daß in dieſer
un=
erhört ſchweren Stunde uns nicht die Leidenſchaft Führerin ſein
müſſe, ſo verſtändlich dies auch ſein möchte. Wir ſind von dem
feſten Glauben an den Erfolg unſeres moraliſchen Widerſtandes
erſüllt, denn er ſchöpft ſeine Kraft aus den alten, unzerſtörbaren
Wurzeln unſeres Volkstums, aus der unverbrüchlichen Treue
zum Reiche und Lande und aus der Stärke einer
unübertvind=
lichen Liebe zu unſerem treuen Heimatboden.
Lebhafter Beifall und Händeklatſchen, auch auf den
Tri=
bünen, folgte der Rede des Miniſters.
Als erſter Redner in der Ausſprache kam der
ſozialdemokra=
tiſche Abgeordnete Wels zu Wort, der darauf hinwies, daß wir
vom wirklichen Friedenszuſtand bei der Haltung Frankreichs
mehr als je entfernt ſeien. Er verlangte ſcharfes Vorgehen in
der Steuerpolitik. Die Offenlegung der Steuerliſten ſei eine
Forderung, um jede Steuerhinterziehung zu vereiteln. Dagegen
dürfe die ungerechte Umſatzſteuer nicht weiter erhoben werden.
Redner verlas dann eine Anweiſung an die franzöſiſche
Propa=
ganda im Ruhrgebiet. Mittelpunkt der Aktion ſei danach die
Bearbeitung der Arbeiter. Es werde betont, daß die
Gewerk=
ſchaften gewonnen werden müßten. Die Arbeiter gehorchten, ſo
hieße es in der Anweiſung, ihren Sekretären, und dieſe müßten
gewonnen werden. Die Arbeiter des Ruhrreviers führen aber
ihren Abwehrkampf nur für die Republik und gegen die
Zwangs=
herrſchaft. Redner fragte, wie lange die Ententemächte noch
un=
tätig zuſehen wollten. Die alleinige Schuld an dieſem Krieg
im Frieden trage die Regierung Poincarés.
Der demokratiſche Abgeordnete Koch=Weſer gab namens
des Zentrums, der Deutſchen Volkspartei, der Demokraten und
der Bayeriſchen Volkspaztei eine kurze Erklärung ab und
be=
merkte, daß es zwecklos ſei, zu den Einzelheiten des Etats heute
Stellung zu nehmen. In der auswärtigen Politik ſei es
rich=
tiger, einmütig zu handeln, als zu reden. Die Regierung
ſeidazu berufen, zu führen, aber niemand ſonſt.
Die Haltung der Regierung in der auswärtigen Politik habe die
Billigung der von ihm vertretenen Parteien. Allein in der
Kraft und in der Eintracht des deutſchen Volkes
liege ſeine Hoffnung.
Gegen 5 Uhr vertagte das Haus die Weiterberatung auf
Freitag, 2 Uhr.
Das Fazit der Reichsbahn.
wd. Berlin, 25. Jan. Wie uns von ſeiten des
Reichs=
verkehrsminiſteriums mitgeteilt wurde, wurden die Ausgaben
der Reichsbahn im ordentlichen Etat für die Monate April 1922—
Januar 1923 durch die Einnahmen nicht nur gedeckt, ſondern es
ſpurde auch ein Ueberſchuß von 3 Millionen erzielt. Es
betru=
gen für die Zeit vom 1. April 1922 bis 31. Dezember 1922 die
Einnahmen 485 231 Millionen Mark, die Ausgaben 482 341
Mil=
lionen Mark. Es verbleibt ſomit ein Ueberſchuß von rund 2,89
Millionen Mark. Da der ordentliche Haushalt der Reichsbahn
bereits auch für die erſten drei Monate des Jahres 1922
balan=
ziert, hat ſich die Reichsbahn im Kalenderjahr 1922 trotz der
großen Erſchwerniſſe der Wirtſchaftslage aus eigener Kraft und
ohne Zuſchüſſe aus allgemeinen Reichsmitteln erhalten. Außer
den Tariferhöhungen haben dies die Erſparniſſe in allen
Zwei=
gen der Verwaltung zuwege gebracht. Bekannilich hat die
Reichsregierung der Reparationskommiſſion gegenüber die
Ver=
pflichtung der Haushaltsbilanz übernommen. Der Erfolg zeigt,
wie ernſt es der Regierung mit ihrem Verſprechen geweſen iſt.
Der Einmarſch der Franzoſen in das Ruhrgebiet wird natürlich
jede Wiederaufbauarbeit und ſo auch das Gleichgewicht im
Haus=
halt der Reichsbahn aller Vorausſicht nach über den Haufen
werfen,
Eine ſtädtiſche An= und Berkaufsſtelle.
— In der Stadtverordnetenverſammlung vom 18. Januar
d. J. wurde von allen Parteien der Wunſch geäußert, die Stadt
möchte eine ſtädtiſche An= und Verkaufsſtelle für
Hausrat, Edelmetalle uſw. eröffnen.
Die Stadtverwaltung hat ſich nun entſchloſſen, dieſem
Wunſche Rechnung zu tragen und eröffnet am 1. Februar zwei
An= und Verkaufsſtellen. Die ſtädtiſche An= und Verkaufsſtelle
für Möbel und Hausrat befindet ſich im Haufe Alexanderſtr. 20,
Eingang neben der Kaſerne. Die ſtädriſche An= und
Verkaufs=
ſtelle für Edelmetalle uſw. befindet ſich im Hauſe Grafenſtr. 30.
Zweck der An= und Verkaufsſtellen ſell ſein, einerſeits dem
Verkäufer den Höchſtwert zu ſichern und andererſeits dem Käufer
Gelegenheit zu geben, Hausrat und Schmuck ſür ſeine
perſön=
lichen Zwecke zu erwerben. Dabei ſoll in großzügiger Weiſe der
Hausrat und der Schmuck des zuſammenbrechenden
Mittelſtan=
des dem Vaterland erhalten und auf die wirtſchaftlich immer
ſtärker werdenden kaufkräftigen Stände übertragen werden.
Deshalb ergeht an alle jetzt wirtſchaftlich Starken die ernſte
Mahnung, die Gelegenheit hier wahrzunehmen und ſtändig beide
Steller von Zeit zu Zeit zu beſuchen. Dort finden fortwährend
Ausſtellungen ſtatt. Kaufzwang iſt nicht vorhanden. Außerdem
erfolgt fachkundige Beratung. Der Verkäufer hat ſomit die
Ge=
währ, daß auch er nach ſozialen Geſichtspunkten einwandfrei
handelt, wenn er die ſtädtiſche Vermittlungsſtelle bei allen
not=
wendig werdenden Veräußerungen in Anſpruch uimmt.
Bei Gegenſtänden ohne nationalen Wert, alſo ausländiſcher
Herkunft, wird auch Gelegenheit geboten, daß Verkäufe nach dem
Ausland in die Wege geleitet werden.
Beide An= und Verkaufsſtellen zahlen ſofort einen
Schätzungswert. Der Mehrerlös dieſes Schätzungswertes wird
dann nach Verrechnung geringfügiger Unterhaltungsſpeſen dem
Verkäufer zugeführt. Die Erlebigung der Luxus= und
Umſatz=
ſteuerpflicht erfolgt ebenfalls durch die An= und Verkaufsſtellen.
Bei ausgeſprochenen Notverkäufen wird die völlige Befreiung
von jeder Steuerpflicht von den An= und Verkaufsſtellen dem
Finanzamt gegenüber befürwortet.
Die Darmſtüdter Notgelöſcheine ſind, wie uns amtlich mitgeteilt
wird, nach wie vor als öffentliches Zahlungsmittel gültig. Auf den
Beginn und auf die Dauer der Einlöſungsfriſt wird durch amtliche
öffentliche Bekanntmachung rechtzeitig hingewieſen werden. Ein Erlaß
zu Befürchtungen wegen der Verſäumnis dieſer Friſt und ein Grund zu
einem etwa jetzt ſchon zu betätigenden Umtauſch der ſtädtiſchen
Not=
geldſcheine beſteht daher zurzeit auf keinen Fall.
* Erhöhung der Eichgebühren. Mit Wirkung vom 22. Januar 1923
ſind die Eichgebühren auf das 600fache der Friedensſätze erhöht
wor=
den (Reichsgeſetzblatt 1923, S. 57).
— Landestheater. „Der ferne Klang‟. Die Aufführung von
Franz Schrekers Oper „Der ferne Klang” heute abend im „Großen
Haus des Heſſiſchen Landestheaters beginnt um 6 Uhr. Profeſſor
Schreker iſt in der Aufführung anweſend. Die Greta ſingt Fanny
Cleve, den Fritz Alexis af Enehjelm. Außerdem ſind in den Haupt=
meiſter Drumm und Konzertmeiſter Andrege vom Landestheſter
vereinig=
ten ſich zu einem muſikaliſchen Trio. Das erſte Konzert dieſer
Trio=
vereinigung findet am Montag, den 29. Januar, abends 8 Uhr, im
Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters ſtatt.
— Heſf. Lanbestheater. Am Samstag, den 27. Januar, abends
7 Uhr, gelangt ſtatt „Karl XII.” in den gleichen Mieten und zu ben
glei=
chen Preiſen „Die Weber” zur Aufführung. Die bereits gelöſten
Karten behalten Gültigkeit für die neuangeſetzte Vorſtellung „Die
Weber” oder können vor der Vorſtellung an der Abendkaſſe des Großen
Hauſes zurückgegegben wverden.
— Verwaltungsgerichtshof. Tagesordnung für die bffentliche
Sitzung des Verwaltungsgeriknshofs am Samstag, den 27. Januc
vormittags 9½ Uhr: 1. Privatklage des Ernſt Kempfer in Berlin geg
den
Studienaſſeſſor, Fritz Fucks in Laubach wegen Beleidigung; hier
Vorentſcheidung, 2. Desgleichen des Matthias Joſef Grießmann iun
Münſter gegen die Lehrerin Barbara Schäfer daſelbſt wegen
Beleidi=
gung; hier Vorentſcheidung.
Die Reichsbahndirektion Mginz hat am 11. d. M. an die
Handels=
kammern in Mainz, Worms, Bingen, Darmſtadt, Koblenz, Mannheim
und Wiesbaden, die Landwirtſchaftskammern Darmſtadt und Wiesbaden,
ſowie den Verband Süddeutſcher Induſtrieller Mannheim in Mannheim
folgendes Schreiben gerichtet: Die Anforderungen an Wagen ſind jetzt
ſoweit zurückgegangen, daß eine große Zahl Wagen allev Gattungen
abgeſtellt iſt. Soweit e3 die Verhältniſſe zulaſſen, dürfte es fich für die
Verkehrtreibenden empfehlen, die augenblickliche ruhige Zeit zur
Er=
gänzung und möglichen Anſammlung von Vorräten auszunugen.
Die Männervereinigung der Schloßgemeinde hält heute Freitag,
abends 8 Uhr, im Konfirmandenſaal ihre Monatsverſammlung mit
Vortrag des Herrn Profeſſors F. Pfannmüller über „Deutſche Not in
O=ſterreich”, ein Thema, das viel Intereſſe bietet, weil es auf eigenen
Anſchaungen des Referenten berutt. Ausch Gäſte ſind dabei herzlich
willkommen. Daran anſchließend findet die diesjährige Hauptverſan
lung ſtatt mit Jahresbericht, Rechnungserſtattung und Wahl des
Voyſtandes.
Aus der Befſunger Bücherhalle (Beſſunger Str. 48) wurden im
Monat Dezember 1275 Bücher entliehen; eingeſchriebene Leſer ſeit 1.
April 454. Anmeldungen von Spenden von Büchern und guten
Zeit=
ſchriften werden vom Vorſtand des Vereins für Volksbildung ſowie bei
der Bücherausgabe Montags und Mittwochs von 4½ bis 6 Uhr,
Sams=
tags von 4½ bis 6 Uhr gerne entgegengenommen. Daſelbſt auch
Bücher=
verzeichniſſe zu 2 Mk. Das gemeinſchaftlich mit dem Kreisverein gegen
den Mißbrauch geiſtiger Getränke errichtete und der Beſſunger
Bücher=
halle angegliederte „Oeffentliche Leſezimmer” iſt täglich für jedermann
geöffnet von 2 bis 5 Uhr nachmittags.
— Oiphenm. Der Kartenverkauf für das Gaſtſpiel des Heidelberger
Stadttheaters mit dem Luſtſpiel „Wie man einen Mann gewinnt” hat
begonnen. (Näh. ſ. Anz.)
n. Strafkammer. Ein bereits im Herbſt 1921 teilweiſe abgeurteilter
Fall war Gegenſtand abermaliger Verhandlung, und betrifft den
Dieb=
ſtahl von Kokain, Morphium und Kodein aus der Merckſchen Fabrik,
nebſt unbefugter Weiterveräußerung dieſer Arzeneimittel. Damals iſt
der Arbeiter Georg Trinkaus von Arheilgen, der während ſeiner
Be=
ſchäftigung in jenem Betrieb das Erwähnte geſtohlen und an den hieſigen
Privatier Peter Völger abgeſetzt hatte, zu längerer Gefängnisſtrafe
rechtskräftig verurteilt worden, und erhielten ferner V. wegen
gewerbs=
mäßiger Hehleret 1 Jahr Zuchthaus, ſowie die Poſtſchaffner Anton
Delp Eheleute von Mainz wegen einfacher Hehlerei je 6 Monate
Ge=
fängnis. Die auch der Hehlerei angeklagten Kaufmann Friedrich
Baumgarten Eheleute von Mainz waren infolge ſchwerer
Erkran=
hung des Mannes ausgeblieben, er iſt inzwiſchen verſtorben, und die
Frau war jetzt durch eigene Krankheit am Erſcheinen verhindert. Den
V. ereilte der Tod nach kurzem Aufenthalt im Zuchthaus, die von D.
eingelegte Reviſion iſt reichsgerichtlich verworfen, dagegen war auf
die=
jenige ſeiner Frau die Sache inſoweit an die Vorinſtanz zu neuer
Prü=
fung zurückverwieſen. Außer letzterem Punkt ſtand jetzt noch der damals
ausgeſetzte Teil der Anklage gegen Dentiſt Hermann Kopp, Apotheker
Adolf Stöhr und Kaufmann Friedrich Diefenbach, ſämtlich von
hier, wegen Handels ohne Erlaubnis mit Betäubungsmitteln Vergehen
wider die Verordnung von 1920 bezw. frühere Vorſchrifte:: in Frage=
V. hatte den größeren Teil des durch Tr. Geſtohlenen an die Angeklagten
Baumgarten und Delp verkauft, und die Frau des Letzteren erſchien
da=
durch mitbelaſtet, weil ſie einmal von V. etwas in Empfang genommel
und D. brieflich gegenüber V. erwähnte, ſeine Frau wiſſe in der
Ange=
legenheit Beſcheid, und er brauche deshalb keine Beſorgnis zu hegei=
Die Angeklagte ſelbſt beſtritt aufs Entſchiedenſte jede Kenntnis oder
Be=
teiligung, hatte nachträglich mit ihrem Manne erregte Auftritte wegen
des Treibens gehabt, und es lag ſonſt nicht das Geringſte gegen ſie vor=
Mangels Beweiſes wurde ſie deshalb nunmehr freigeſprochen. Was die
anderen Beſchuldigten anlangt, ſo war K. von ſeinem damaligen
Pa=
tienten Völger unter der Vorſpiegelung des Bezugs aus dem beſetzten
Gebiet um Ankauf oder Vermittelung des Abſatzes von Morphium
er=
ſucht worden. Aus Gefälligkeit und gegen geringe Vergütung
vermit=
telte er dann dieſen Verkauf an den Angeklagten St., Teilhaber einer
Firma chemiſcher Artikel, deren Mitinhaber Diefenbach iſt. Dieſe Drei
waren angeblich mit der einſchlägigen Verordnung nicht vertraut was
aber vom Gericht nur bei dem lediglich als Kaufmann tätigen D. für
entſchuldbar (nach der lex Schiffer) angeſehen wurde. Ihn ſprach man
daher frei, gegen K. und St. lautet das Urkeil auf je 10000 Mk.
Geld=
ſtrafe evtl. 100 Tage Gefängnis.
Rummer 25.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 26. Januar 1923.
Seite 5.
A
7
pek
eie
Die Darmſtädter Eiſenbahner
zur Rugrbeſetzung.
* Im Speiſeſaal der Lokomotivausbeſſerungswerkſtätte fand geſtern
nachmittag eine Verſammlung von Eiſenbahnern ſtatt, an der
Ver=
treter und Mitglieder ſämtlicher Organiſationen aus Darmſtadt und zerſchellen. Deutſche wollen wir ſein, komme, was da kommen mag!
Umgegend teilnahmen. Auch ein Vertreter der Eiſenbahndirektion
nahm teil.
Reichsbahn verhaftet haben. Nur weil ſie den Weiſungen der Negi= folgend, ihre Pflicht taten. Die Eiſenbahner ſeien einig und feſt
die Kollegen im neubeſetzten Gebiet. Gleichwie drütben geſagt wurde:
hierher, und nicht weiter”. Wir werden ſtreng daran feſthalten, die auch dieſe Milliardenſumme nicht ausreichen. Die Ehre und das Soli=
Peiſungen der deutſchen Regierung, und nur dieſe
zu befolgen. Wir ſind bereit, die Negierung zum
Aeußerſten zu unterſtützen. Wir werden aber auch, den
wachen, daß nicht von gewiſſer Seite die Situation zu neuer
Völker=
verhetzung ausgenutzt wird. Wir werden alles daran ſetzen, ohne Waffe.
Ziel zu gelangen und Deutſchland von der Sklaverei zu befreien, die
Frankreich über das deutſche Volk verhängen will. Wir ſtehen aber
auf dem Standpunkt, wer ſich zum Werkzeug des Feindes
machen läßt, mit dem iſt endgültig zu brechen. Er
(Lebh. Bravo!) Das iſt zu bedenken, auch wenn Darmſtadt beſetzt
wer=
den ſollte. Auch wenn Führer verſchwinden ſollten. Es werden andere
Fall wenn unſere Betriebe beſetzt werden ſollen, den Franzoſen eine
Stunde Friſt geben, und wenn dieſe Friſt abgelaufen, verlaſſen wir
dieſe Betriebe. Jeder handele nur nach den Weiſungen der
Betriebs=
räte, die allein maßgebende Anordnungen treffen.
Im weiteren machte der Redner darauf aufmerkſam, daß die
näch=
ſten Tage Anforderungen auch an die materielle Hilfe der Kollegen
ſtellen werden. Wir werden ſelbſtlos handeln, machen jedoch jetzt ſchon
darauf aufmerkſam, daß für uns die Zeit kommen wird, da wir gegen
Wucher und unberechtigte Preistreiberei vorgehen werden. Wir
er=
ſuarten auch von Berlin, von den maßgebenden Behörden, Unterſtützung
in dieſem Sinne. Für Ausgewieſene ſind Hotels an der Bergſtraße be
ſchlagnahmt, die Firma Glückert hat ſich bereit erklärt, Räume zum
Unterſtellen von Möbeln zur Verfügung zu ſtellen. (Bravo!) Redne
ſchloß: Kollegen! Seid deutſch, und bleibt deutſch! Der
franzöſiſche Einmarſch wird an unſerem
Wider=
ſtand zerſchellen. (Lebh. Bravo!)
Ein Vertreter des Deutſchen Eiſenbahnbeamtenbundes ſprach ſich
im gleichen Sinne aus und ermahnte zur Einigkeit und Opferwilligkeit.
Ein Vertreter der Gewerkſchaft der Reichsbeamten forderte die
Mit=
glieder ſeiner Organiſation zum Anſchluß auf und ſchilderte dann ſehr
anſchaulich die Ereigniſſe des Verhandlungstages in Mainz und das
ausgezeichnete Verhalten der Bevölkerung. Viele Tauſende aus allen
Kreiſen der Bevölkerung hielten den ganzen Tag aus und bereiteten
den Angeklagten dauernd lebhafte Ovationen. Heute hat das
aller=
dings der franzöſiſche Kommandant durch Anſchlag verbeten und die
Mainzer Polizei unter franzöſiſches Kommando geſtellt. Jedenfalls hat
eines ſich gezeigt: Was uns in den Jahren nicht gelungen
iſt, hat Poincarés Raubzug erreicht, das deutſche
Volk iſt einig! (Lebh. Bravä!)
e deutſchen Eiſenbahner werden
nur den Befehlen der deutſchen Reichsbehörde gehorchen, ſo ſchwer das
durch die franzöſiſche Beſatzung auch gemacht wird. Es gilt, Ruhe und
Beſonnenheit zu wahren, beſonders voreiligen Streikabſichten gegenüber,
die ſehr überlegt ſein müſſen. Gegen die ſpontane, unerhörte
Ver=
teuerung der Lebensmittel proteſtieren auch wir mit aller Schärfe und
werden zu gegebener Zeit dagegen einſchreiten. Wie man von uns die
Erfillung unſerer Pflichten verlangt, ſo verlangen wir ſie auch von
allen Volksgenoſſen (Lebh. Bravo!)
Der Verhandlungsleiter teilte ſodann mit, daß ſeit heute nachmittag
2 Uhr ein 24ſtündiger Proteſtſtreik wegen der brutalen
Ausweiſung der Regierungsvertreter und der Kollegen in Kraft
ge=
treten iſt. (Hört, hört! Bravo!) Auch dieſer Tatſache gegenüber gelte
es. Ruhe zu bewahren, aber auf der Hut und auf alles gefaßt zu ſein.
Danach ſprach ſehr temperamentvoll ein Vertreter der Gewerkſchaft
deutſcher Eiſenbahner, der ebenfalls zur Einigkeit und zum Standhalten
aufforderte, und die Betriebs= und Beamtenräte ermahnte, ihre
Schuldig=
keit zu tun. Stark ſein aushalten und Diſziplin wahren, deutſch, echt
deutich bleiben, ſei die Loſung.
Auch ein Vertreter des D. E. V. proteſtierte ſcharf gegen die
Ver=
gewaltigungspolitik Frankreichs, die durch das Verhalten Deutſchlands
in keimer Weiſe gerechtfertigt iſt. Den Arbeitern und Beamten des
Ruhrgebiets iſt es zu danken, daß die Ziele und Abſichten Frankreichs
unerfällt bleiben werden. Scharf proteſtierte auch dieſer Redner gegen
die neue furchtbare Preiserhöhung für Lebensmittel, und ſchloß unter
brauſendem Beifall: „Steh zu deinem Volke, es iſt dein
angebore=
ner Platz!”
Ein Vertreter der Gewerkſchaft deutſcher Lokomotioführer forderte
zu tatkräftigem Einſtehen auf und gab der Hoffnung Ausdruck, daß
be=
ſonders die Führer ihre Schuldigkeit tun mögen, und daß man auch im
Kampf gegen Schieber und Wucherer einig ſein müſſe.
Der Verhandlungsleiter brachte ſodann die nachſtehenden
Ent=
ſchließungen ein, die unter ſtarkem Beifall einſtimmig angenommen
wurden:
Entſchließungen.
1. „Die heute im großen Speiſeſaal des
Lokomotivausbeſſe=
rungswerkes Darmſtadt von ungefähr 2000 Perſonen beſuchte
Verſammlung der Eiſenbahnbeamten, =Anwärter und =
Hilfs=
beamten von Darmſtadt und Umgegend erhebt ſchärfſten Proteſt
gegen das brutale Vorgehen der franzöſiſchen Regierung, das ſie
als Rechtsbruch und Verſtoß gegen den Friedensvertrag und
Völkerrecht aufs ſchärfſte verurteilt.
Die Eiſenbahnerſchaft gelobt, alle Anweiſungen der
Gewerk=
ſchaftsorgane, ſowie alle zweckdienlichen Maßnahmen der
deut=
ſchen Reichsregierung zur erfolgreichen Abwehr dieſes brutalen
Gewaltaktes in gemeinſamer Solidarität durchzuführen, zu
unterſtützen und nur den deutſchen Geſetzen Folge zu leiſten.
Die Eiſenbahnerſchaft wird die ſchwer um ihre Exiſtenz
kämpfenden Kollegen im neubeſetzten Gebiet mit allen Kräften
unterſtützen.”
rung, insbeſondere von der Landwirtſchaft und Geſchäftswelt,
daß ſie ebenfalls zur Durchführung der erforderlichen
Abwehr=
maßnahmen endlich ihre Pflicht erkennt und erfüllt und nicht die
ſchwierige Lage des Volkes zu eigennützigen und ſelbſtſüchtigen
Zwecken ausnutzt, wie dies unter völliger Mißachtung des vom rens verurteilt worden.
Herrn Reichskanzler ergangenen Aufrufs in verwerflichſter Weiſe holznot, ſollen zwei Raummeter, für jede Haushaltung und ein
bis zum heutigen Tag geſchieht.”
M. St.
Verſammlungsleiters wurde die Verſammlung beendet.
Für die Ruhrbergleute.
libe Barth) ergab eine erſte Sammlung unter den Stammgäſten (000 ſtatt, an dem ſich viele Gabelsbergerinnen aus dem Gerſprenz und
Mark. Am Sonntag abend wird Herr Overnſänger Peterſen zur Mümlingtal beteiligten. Die Oberleitung des Wettſchreibens hatte der
Unterſtützung der Sammlung ein Konzert veranſtalten.
„Sekntäre hat in ſeiner erweiterten Vorſtandsſitzung zur Unterſtützung Landeshyvothekenbank und bei der Lorſcher Bezirksſparkaſſe getätigt.
der deutſogen Eiſenbahnbeamten im Nuhrgebiet 100 000 Mark bewilligt,
welche dem Herrn Reichsverkehrsminiſter zur Verfügung überwieſen Rähe des hieſigen Bahnhofes ein 24jähriger junger Mann, der ſich
unbe=
war, ergab den Betrag von 15 000 Mark, die ebenfalls überwieſen würs Verletzungen erlitt.
den. „Nachahmung im Kreiſe ſämtlicher deutſcher Eiſenbahner wird
hoffentlich erfolgen, damit die deutſchen Eiſenbahner im beſetzten Ruhr= Bezugsgemeinſchaft und eine Kohlenkaſſe; beide be=
Dfehlen der deutſchen Behörden zu folgen, geſtärkt werden.
gungsamts Darmſtadt ſandte an den Herun Reichsarbeitsmini= Bezuasgemeinſchaft bezieht auch noch ſonſtige Waren, die Kohlenkaſſe
Feinde an der Einigkeit und Geſchloſſenheit des ganzen deutſchen Volkes mit Zahlungen nicht zurückzuhalten.
Der Redner des Abends begrüßte die zahlreich erſchienenen Eiſen= bringen, wenn es gelingen ſoll. den franzöſiſchen Naubzug zunilite zu Entſchließung zur Annahme: In der Schlußſitzung des vergangenen
bahner und ſtellte feſt, daß heute bei den Verſammlungen jegliche poli= machen. Nur durch allerſchwverſte Opfer kann unſer deutſches Volk vor Jahres hat die Stadtverordnetenverſammlung ein einmütiges
Bekennt=
tiſchen und gewerkſchaftlichen Gegenſätze ausgeſchaltet werden ſollen. Es dem Untergang bewahrt werden. Es iſt zu begrüßen, daß ſich auch nis zum Deutſchtum abgelegt. Was damals nur angedroht war, iſt
geht heute darum, Stellung zu nehmen gegen den unerhörten Raubzug in dieſer Frage die Gewverkſchaften aller Nichtungen einig ſind. Wir Wirtlichkeit geworden. Das Nuhrgebiet, das wirtſchaftliche. Herz
der Franzoſen, die neben anderen Deutſchen auch Kollegen von der betrachten es als eine ganz ſelbſtverſtändliche Ehrenpflicht eines jeden Deutſchlands, wurde beſetzt und damit eine Maßnahme getroffen, die
entſchloſſen, gleiche Stellung einzunehmen wie die Ruhrbergarbeiter und zuſtändige Organiſation zahlt. Unzweifelhaft wird auf dieſe Beiſe eine, gegen dieſe und alle Maßnahmen ein, die nicht in dem mit dem
Deut=
ganz ungeheure Geldſumme zuſamenkommen, aber um die Opfer der ſchen Reiche geſchloſſenen Vertrag ihre Begründung finden. Dieſe Eut=
Mit Bajonetten kann man keine Kohle fördern”, ſo ſagen wir: „Bis ſeindlichen Getoaltbolitik vor dem ſicheren Untergang zu bewahren, wird ſchließuns wurde einſtimmig angenommen.
gen aufzubringen. Wir glauben keine Fehlbitte zu tun, wenn wir die plündert hatten.
Nichtlinien unſerer Spitzenorganiſatienen folgend, ſtreug darüber geſamte Arbeitnehmerſchaft des Amtes auffordern, zum beſonderen Be=
19 die des Geiſtes, 28 guten Gewiſſens und der Gerechtigkeit, Zuh, er kann, das Werk muß gelingen, Deutſche wvolln wir ſein, komme, in bar. Möge dieſes gute Beiſpiel überal Nacheierung erwecken.
was da kommen mag!
haben, um ihrer Zuſtimmung mit dem mannhaften Widerſtand der Dritter ſich ſchützend vor die Türe ſtellte, ſo ſtachen und ſchlugen ſie
ſo=
wird von der Regierung nicht mehr als Eiſenbahnbeamter, in Frage Bergleute an der Ruhr Ausdruck zu geben, beſchloſſen, ihnen eine große lange auf ihn ein, bis er bewußtlos liegen blieb. An ſeinem Aufkommen
kommen, und in unſeren Reihen hat er keine Lebensmöglichkeiten mehr. Summe zu überweiſen. Die Angeſtellten und Chemiker haben einen wird gezweifelt.
Teil ihres Januargehalts zur Verfügung geſtellt. Die Entſcheidung
Führer erſtehen, deren Weiſungen zu folgen iſt. Wir werden in jedem Summe ſpenden. Der Betrag wuird dem Ernährungsminiſter, Herrn und Nieder=Beſſingen. Die Butzbach-Licher Bahn will nämlich auf der
ſchutzt ſind.
Aus den Parteien.
— Die Dewokratiſche Jugendgruppe Darmſtadt
nahm nach einem Referat von Landtagsabg. Reiber folgende zuei
Re=
ſolutionen an: Die Mitglieder der Demokratiſchen Jugendgruppe
Darmſtadt erheben mit allen deutſchen Volksgenoſſen flammenden Proteſt
gegen den ungeheuerlichen Rechtsbruch der Nuhrbeſetzung. — Treue
weicht jedoch nicht der Gewalt. Darum rufen wir unſeren Brüdern im
neubeſetzten Gebiet zu: Seid ſtandhaſt in dieſer Prüfungszeit! Haltet wurde heute nacht in einem kleineren Hotel ein Mädchen durch einen
durch Gewalt und Verlockungen. Wir abeu geloben Euch Treue gegen
ner eigenen Schande zuſammenbricht. — Desgleichen nahmen wir weiter. Begleiters gefunden wurde, wird Naubmord angenommen.
Stellung zur Alkoholfrage und nahmen folgende Reſolution an:
Gleich=
zeitig begrüßt die Demokratiſche Jugendgruppe den Aufruf des
Reichs=
kanzlers Dr. Cuno gegen die Schlemmerei aufs wärmſte, und erklärt,
unterſtützen zu wollen.
— Deutſche Volkspartei Darmſtadt. Mitgliedskarten.
Cs wird nochnals darauf hingewieſen, daß die Mitgliedskarten für 1923, die veuboten ſei. Verſchiedene Jungfrauen hatten daraufhin nichts Eiligeres
als Ausweis für den Beſuch aller Parteiveranſtaltungen dienen, auf der
Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 5, abgeholt werden können. Hierbei, mittel zu fragen, wo ſie leider erfahren mußten, daß es ſich um ein
kann gleichzeitig der Beitrag für 1923 ganz oder teilweiſe bezahlt werden.
Je mehr Mitglieder von dieſer Einrichtung, die Karten ſelbſt abzuholen
und zu bezahlen, Gebrauch machen, deſto einfacher geſtaltet ſich nachher
für die Bezirksvorſteher die Einziehung der Beiträge in den Häuſern.
Wir bitten unſere Mitglieder nochmals, recht zahlreich in den nächſten
Tagen die Karten auf der Geſchäftsſtelle abzuholen.
Parlamentariſches.
* Dem Landtage ſind verſchiedene Druckfachen zugegangen:
1. Regierungsvorlage: Das Miniſterium für Arbeit und
Wirt=
ſchaft hat den ſchon lange erwarteten Geſetzentwurf. betr. die Aenderung
des Feldbereinigungsgeſetzes vorgelegt. — Dem Wunſche der Beamten=
Negelung, wie ſie für die planmäßigen Reichsbeamten beſteht, auch für den wollte.
die planmäßigen Landesbeamten zu treffen. Nach den Vorſchriften des
Reiches werden die Dienſteinkommen der planmäßigen Beamten ſowie die
Kinder= und Teuerungszuſchläge uſpv. bei Ueberweiſung auf ein Konto
vierteljährlich, andernfalls monatlich im voraus bezahlt. Für die
beab=
ſichtigte Maßnahme wird die Zuſtimnung des Finanzausſchuſſes erbeten.
Art. 56 der Verfaſſung eine Entſchließung herbeigeführt wird, daß die
Hypothekenbank ermächtigt wird, ab 1. Januar 1933 bis zu 75 Prozent
Mehraufwendungen für ihre Beamten und Angeſtellten an Gehältern
und Vergütungen zu übernehmen, ſolange durch Neuorganiſation eine
andere Verteilung des perſönlichen und ſächlichen Aufwands bei der
Lan=
deshypothekenbank und verwandten Kreditinſtituten noch nicht erreicht
iſt. — Ein weiterer Geſetzentwurf betrifft Geſetz zur 2. Aenderung des
Mark, der aus Landesmitteln zur Verfügung ſtand, iſt vorzeitig
er=
ſchöpft. Zur Gewährung weiterer erhöhter Beihilfen werden 100 Mil= richt des Säckelwarts wurde genehmigt und ihm Entlaſtung erteilt. Die
lionen angefordert, um die Möglichkeit zu bieten, jetzt ſchon Vorſchüſſe
au Gemeinden oder Gemeinnützige Baubereinigungen zu vorbereiteten biete des Deutſchen Turnens geleiſtet wurde. Ein Antrag auf Beitrags=
Bauarbeiten für 1933 zu gewähren. 70 Millionen ſind noch erforderlich
auf im Bau begriffene Häuſer. Mit den angeforderten 170 Millionen
werden im ganzen 300 Millionen Mark bewilligt ſein. Für 110
Mil=
lionen Mark ſind Verzinſung und Tilgung im Voranſchlag vorgeſehen,
ſodaß für weitere 190 Millionen für höchſtens 3 Monate noch zu beſchaffen
nen Mark, die aus erſparten Mitteln, entnommen werden können.
2. Anträge: Die komm. Abgg. Ebner—Roth begntragen, die Negie= Rinck und als 2. Sprecher Turner Lehmann einſtimmig gewählt. Als
rung möge bei der Reichsregierung vorſtellig werden und beantragen,
daß die Genoſſeuſchaften von der Umſatzſteuer befreit werden. — Abg.
NeffMichelſtadt beantragt, die Regierung möge bei der Süddeutſchen Die Ergänzung des Vorſtandes blieb zum Teil bei den alten Mitglie=
Eiſenbahngeſellſchaft dahin vorſtellig werden, daß mit möglichſter
Be=
eingelegt wird”; ferner beantragt Abg. Neff die Erhöhung der Wert= Donnerstag ſtatt. Als Lurnwarte für das Männerturnen wurden
Tur=
grenze für die Straffälligkeit von Feld= und Waldfredel von 15 Mk. auf ner Aßmuß und Schneider gewählt, für das Frauenturnen der vorjäh=
Amneſtie, hier wird eine Vorlage gefordert, daß alle politiſchen Delikte, in guten Händen, und iſt hier eine gute turneriſche Erziehung geſichert.
ſolche aus Not und wegen Abtreibung im Sinne der 88 218 und 219 Was die Gzort= und Schwimmabteilung anbetrifft, ſo ſind auch hierfür
Str.8. B. (ausgenommen ſolche Perſonen, die die Notlage Schwangerer geeignete Turner bereit, dieſe Zweige auf die Höhe zu bringen. Die
ner fragt an, ob der Regierung bekannt ſei, daß der Pachtpreis des Sied= und findet die erſte Wandgrung am 11. Februar an die Bergſtraße ſtatt.
lungsgeländes im Kreiſe Erbach in Naturalien verlangt wird und ob ſie
bereit iſt, bei einer ebtl. Berechnung des Pachtpreiſes in Naturwert,
da=
für einzutreten, daß die Arbeiter und Beamtenſchaft ebenfalls in
Natur=
wvert entlohnt wird, ferner zur Kirchenſteuer, daß ſolchen Leuten, die nicht
mehr der Kirche angehören, einen Airchenſteuerzetel erhalten, derärtige Geſchäftsſtelle des „Darmſtädter Tagblattes” eingegangen:
Steuerſchikanen erſpart bleiben. — Abg. Dehlinger teilt mit, daß im
2. „Die Eiſenbahnerſchaft fordert von der übrigen Bevölke= Kreiſe Groß=Gerau und wohl auch anderwpärts die Rhein, Schuckertwverke Dr. 1., Ludwigſtraße, 2000 ℳ, Anſchütz 1000 ℳ, M. M 100 ,1
für Maſten nur 1 Mark bezahlen. Die Regierung möge für eine zeit= M. Kurtz, Martinſtr. 11½., 300 „, Seeger, Lehrerin, hier, 500 ℳ.
entſprechende Entſchädigung eintreten.
0- Neinheim i. O., 23. Jan. Wegen
Umſatzſteuerhinter=
ziehung iſt der Landwirt und Metzger F aus Niedernhauſen zu einer
Geldſtrafe von über 6000 Mk. und zur Tragung der Koſten des
Verfah=
ot. Höchſt i. O., 23. Jan. Zur Linderung der Brenn=
Naummeter für alleinſtehende Perſonen zu ermäßigten Preiſen abge=
Eine dritte Entſchließung wurde an die Spitzenorganiſationen und geben werden. Kriegsbeſchädigte oder hinterbliebene, ſollen ebenfals Nachm. 8 Uhr 30 Min.
die Reichsregierung gerichtet. Mit einem kernhaſten Schlußwort des Holz zu Vorzugspreiſen erhalten. — Die Erbauung eines Doppel= Gotteßdienſt in der Eynagoge der Afraelit. Religionsgeſellfchaft,
wohnhauſes ſoll baldmöglichſt in Angriff genommen werden. — Zur
Herſtellung eines Einheitsſarges ſoll Holz aus dem Gemeinde= 8 Uhr — Nachm 4 Uhr — Sabbatausgang 6 Uhr 00 Min.
wald zur Verfügung geſtellt werden.
o. Fränkiſch=Crumbach i. O., 24. Jan. Wettſchreiben. Am 15 Min.
— In Bauths Weinſtube am Mathildenplatz (Inh. jetzt Phi= Sonntag fand hier ein Wettſchreiben in Gabelsbergerſcher Stenographie
ur. Bürſtadt i. Ried, 23. Jan. Eine Kapitalaufnahme
Der Vorſtand des Reichsbundes deutſcher Eiſenbahn=Vorſteher und von insgeſaut 21 Millionen Mark hat die hieſige Gemeinde bei der
ei Offenbach a. M., 24. Jan. Ueberfahren wurde in der
werden. Eine weitere Sammlung in der Vorſtandsſitzung, in welcher rechtigterweiſe auf die Gleisanlagen begeben hatte. Offenbar iſt er dabei
je ein Vertreter der ſämtlichen Eiſenbahndirektionsbezirke anweſend von der Lokomotive eines Güterzuges erfaßt worden, wobei er ſchwere. „Jagdderpachtung nachmittags 3½ Uhr „Zum Lölten” in
Nieder=
z. Erzhauſen, 24. Jan. Hier beſtehen eine
Eiſenbahner=
gebiet zum Ausharren ihres Standpunktes, nur den Anordnungen und ziehen für ihre Mitglieder Brennſtoffe. Für den rationierten Haus
brand erhalten beide Inſtitute ihre Bezugsſheine durch das Kreis
Der Veamtenbeirat und Betriebsrat des Verſor= aut, welche ſie an ihre Lieferanten weitergehen. Die Eiſenhahner
ſter Dr. Brauns in Berlin dieſes Schreiben: Die unterzeichneten Veu= nur Brennſtoffe; mit letzterer iſt zu gleicher Zeit die
Ortsverteilungs=
tretungen der Beamten und Angeſtellten des Verſorgungsauts Darm= ſtelle für rationierten Hausbrand verbunden. Die Mitglieder dieſer
ſtadt geſtatten ſich hiermit, Euerer Exzellenz das Ergebnis der umſtehen= beiden Inſtitute haben den Vorteil, daß ſie jederzeit Einlagen bei den
den Entſchließung bekannt zu geben. Von dem geſamten Perſonal des betreffenden Rechnerſtellen machen können und bei Empfang von Waren
Verſorgungsamts Darmſtadt wurde vorerſt der Betrag von 87650 Mark, der Betrag ſchon faſt gedeckt iſt. Bei den jetzt beſtehenden ſchvierigen
in Worten ſiebenundachtzigtauſendſechshundertfüinfzig Mark, gezeichnet, Verhältniſſen ſind die Mitglieder reſp. Empfänger gezwungen,
bedeu=
der hiermit zur freien Verwendung zur Verfügung Euerer Exzellenz tend hohe Einzahlungen zu leiſten, da bei Eintreffen von Waggons
geſtellt wird. Wir geſtatten uns, um Mitteilung zu bitten, an welche erſtens hohe Frachten und zweitens die Waren auch ſofort bezahlt wei=
Stelle wir den Betrag überweiſen dürfen. Möge der Naubzug unſerer den müſſen. Es iſt deshalb leicht begreiflich, daß darauf gedrungen wird,
wd. Mainz, 24. Jan. Zu Beginn der heutigen Stadtverordneten=
An alle Arbeitnehmer des Hauſes wurde folgender Aufruf ge= ſitzung empfahl der Oberbürgermeiſter im Auftrage der
Staltverwal=
richtet: Schwverſte Opfer ſind von unſeren Brüdern an der Ruhr zu tung und des Aelteſtenrates des Stadtverordnetenkollegiums folgende
deutſchen Arbeitnehmers, daß er das von den Organiſationen feſtzu= nach der deutſchen Nechtſprechung keine Rechtsgrundlage hat. Die
ſetzende „Freiheits=Notopfer” gerne und willig ſofort an die für ihn Stadtverordnetenverſammlung von Mainz legt feierlich Verwahrung
hr. Friedberg (Oberh.), 24. Jan. Feſtgenommen wurden hier
daritätsgefühl eines jeden deutſchen Arbeitnehmers erfordern es, noch drei junge Burſchen aus der Frankfurter Gegend, die in einer Kirche
über die Organiſationsmaßnahmen hinaus weiteſtgehende Unterſtützun= eines Wetterauer Ortes — dem Vernehmen nach in Hochweiſel —
ge=
k. Steinfurth bei Bad=Nauheim, 24. Jan. Deutſche
Opfer=
weis der Dankbarkeit und Anerkennung für das mannhafte deutſche freudigkeit für die ſchwerbedrängten Brüder im Ruhrgebiet be=
Verhalten unſerer rheiniſch=weſtfäliſchen Brüder noch in eine ſofortige zeugten die hieſigen Landwirte; ſie ſammelten hundert Zentner Weizen,
freiwillige Freiheitsaktion einzutreten. Tue jeder das Aeußerſte, was mehrere Fuhren Kartoffeln, eine größere Menge Mehl und 120 000 Mk.
1. Gießen, 24. Jan. Eine ſchwere Bluttat trug ſich in der
Die Firma E. Merck und ihre Verkangehörigen Walltorſtraße zu. Rowdies verfolgten einen Sanitäter, und da ein
e, Lich, 24. Jan. In großer Aufregung befinden ſich die
der Arbeiterſchaft ſteht noch aus. Die Firma wird das Dodpelte dieſer Einſvohner der Orte Lich, Ettingshauſen, Münſter, Queckborn, Ober=
Dr. Luther=Berlin, früher Oberbürgermeiſten von Eſſen überwieſen Strecke Lich-Grünberg ab 1. Februar nur noch je einen Zug hin und
zugunſten der Bergleute, damit deren Familien vor äußerſter Not ge= zurück täglich gehen laſſen, da der Perſonenverkehr nicht lohnend ſei.
Da aber die Gemeinden große Beträge zu Bahnbau und Unterhaltung
geleiſtet haben, ſo erheben ſie entſchieden Einſpruch und verlangen
min=
deſtens zwei Paar Züge. Am 26. Januar iſt die Hauptverſammlung.
Reich und Ausland.
Raubmorb.
Berlin. Nach einer Meldung der Neuen Berliner Mittagszeitung
die Treue dei deutſchen Vaterland und laßt Euch nicht irre machen Schuß in die Stirn getötet. Der unbekannte Begleiter des Mädchens
wurde als der Tat dringend verdächtig der Mordkommiſſion übergeben.
Treue und ſtehen mannhaft zu Euch, bis der galliſche Gewaltakt in ſei= Da eine große Geldſumme, die das Mädchen bei ſich hatte, im Beſitz ihres
Reingefallen.
Ludwigshafen a. Rh. Einen kleinen Reinfall erlebten, wie die
voll und ganz ſeine die ganze Jugend begeiſternden Worte durch die Tat N. Pfälz Landeszeitung aus Deidesheim berichtet, einige
ſchönheitsdur=
ſtige Damen von hier. Es wurde dieſer Tage durch die Ortsſchelle
be=
kannt gegeben, daß die Anwendung des Möslingſchen Schönungsmittels
zu tun, als bei dem dortigen Apotheker nach dieſem Verſchönerungs=
Schönungsmittel für Wein und nicht für Damen handle.
Der Beſitzer der Kaſperbaude im Rieſengebirge erſchlagen.
Hirſchberg. Einbrecher drangen nachts in die bei Hohenlebe
im Rieſengebirge gelegene Kaſperbaude ein, erſchlugen den Beſitzer
Kon=
ſtantin Erben, deſſen Frau und den dreijährigen Sohn und raubten alle
Wertſachen, ſowie Wäſche und 500 Kronen Bargeld.
Schreckenstat eines Wahnfinnigen.
Rom. Die Blätter veröffentlichen eine Depeſche aus Ravenna,
wonach in der Umgebung dieſer Stadt ein Mann plötzlich irrſinnig
wurde und mit einer Hacke ſechs Perſonen tötete, darunter ſeine Fran
und ſeine 13jährige Tochter. Schließlich eilten Faſziſten herbei, die
ſchaft Nechnung tragend, beabſichtigt das Finanzminiſterium die gleiche den Frſinnigen töteten, der gerade einem Jungen den Kopf abſchnei=
Ein gewerkſchaftliches Bankunternehmen.
Neu=York. In finanziellen Kreiſen rief die Mitteilung
lebhaf=
tes Intereſſe hervor, daß die Vereinigung der Lokomotivführer, die
kürz=
lich eine große Anzahl Aktien der Cmpire Truſt Company kaufte, um die
Erlaubnis nachſuchen wolle, eine eigene Bank zu gründen. Das wäre das
Fernerhin erſucht das Finauzminiſterium dahin zu wirken, daß nach erſte Bankunternehmen in Amerika, das ausſchließlich von
Gewerkſchaft=
lern kontrolliert würde. Nach einer Mitteilung des Präſidenten der
Vereinigung wird die Bank nach dem Kooperativſyſtem geleitet werden
und Zweigſtellen im ganzen Lande haben.
Spiel, Sport und Turnen.
— Am Sonntag fand die diesjährige Hauptverſammlung der Turn=
Geſetzes über die Wohnungsbauabgabe. Der Betrag von 130 Millionen geſellſchaft 1875 ſtatt. 1. Sprecher Emig begrüßte mit Worten
des Dankes die Mitglieder. Es folgten die einzelnen Berichte. Der Be=
Berichte der aktiben Abteilungen zeigten, daß hier Gutes auf dem
Ge=
erhöhung fand dahin ſeine Erledigung, daß der Vorſtand die Vollnacht
hat, wenn es die finanzielle Lage erfordert, den jetzigen Beitrag zu
ei=
höhen. Der 1. Sprecher dankte im Namen des Vereins allen Turnern
für ihre dem Verein geleiſtete Arbeit. Nach einer kurzen Pauſe ſchritt
man zur Vorſtandswahl. Der langjährige verdienſtvolle 1. Sprecher
wären. Bei 12 Prozent handelt es ſich um einen Vetrag von 5,7 Millio= Emia wurde als Ehrenſprecher ernaunt und von Seiten des 2. Sprechers
der Dank des Vereins ausgeſprochen. Als 1. Sprecher wurde Turner Di.
Säckelwart wurde Turner Zimmer wiedergewählt. Ein neues Amt, das
eines Geſchäftsführers, fand in dem Turner Mathes eine gute Beſetzung.
dern. Mit einem „Gut Heil” wurde die Verſammlung geſchloſſen. Die
ſchleunigung einen Abendzug auf der Nebenbahnlinie Hetzbach-Beerfelden Wahlen der Turnwarte und Leiter der einzelnen Abteilungen fanden am
3000 Mk. — Die Kommuniſten haben ferner folgenden Antrag eingereicht: uige Leiter Turnwart Schwarz. Die Leitung der Jugendabteilung liegt
gröblich ausgenützt haben) zu erlaſſen ſind, 3. Anfragen: Abg. Eb= Wanderabteilung behielt ihre alten Wanderwarte vom vorigen Jahre.
7. Quittung.
Für die „Darmſtädter Nothilfe” ſind, folgende Beträge in der
Scharmann 100 ℳ, Ungenannt 200 „, M. G. (2. Gabe) 110 ℳK
Ph. Steinmetz, hier, 1000 ℳ. Oberrechnungsrat M. Bormet (2. Rate)
1000 N. Zuſammen 68930 *
Gott,Kdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde
Geapztſhnagoge Friedrichſtraße!.
Freitag, den 26. Jan. Vorabendgottesdienſt 5 Uhr 15 Min,
Samstag, den 27. Jan. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min,
Sabbatausgang 6 Uhr 00 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 00 Min. —
Samstag, den 27. Jan. Vorabend 4 Uhr 40 Min. —
Morgens
Wochengottesdienſt: Morgens 7 Uhr 00 Min. — Nachm. 4 Uhr
Donnerstag, den 1. Febr: Chamiſcho Oſor Biſchwot,
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OdenwaldgauVorſizende beinrich Fleckenſtein aus König übernomnen. Landestheater, Großes Haus. Anfang 8 Uhr. Ende 914 Uhr
(T) 14): „Der ferne Klang”. — Deutſcher n. Deſterr.
Alben=
verein: Abends 8½ Uhr bei Sitte Hauptverſammlung — Schloß=
Café: Extra=Konzert. — Union=, Reſidenz=, Central=Thegter, Palaſt=
Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
Verſteigerungskalender: Samstag, R. Januar.
Modau. — Fagdverpactung um 1 Uhr Affhöllerbach bei
Gaſt=
wirt Friedr. Hörr.
druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politit und
Lirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”,
„Neich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die hentige Rummer hat 8 Geiten.
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 26. Januar 1923.
Nummer 25.
19)
Das helle Licht.
Roman von Friedrich Kipp.
(Nachdruck verboten.)
Mit zitteruden Fingern raffte er den Stutzen auf und
ent=
floh, wie von Furien gehetzt, in den Wald.
„Zum Scheelhans!” murmelte er. „Dort kann ich mich
ver=
borgen halten, bis Gras über die Geſchichte gewachſen iſt. Man
kann mir ſowieſo nichts nachweiſen. Die einzigen Perſonen, die
zugegen waren, ſind ſtumm für alle Zeiten.
In Schweiß gebadet langte er in dem Verſteck an.
Von Scheelhans war jedoch nichts zu ſehen.
Das kümmerte ihn aber nicht weiter.
Ermattet ließ er ſich in der Ecke, wo der Schwarzbärtige ſein
Lager hatte, nieder, zog eine Schnapsflaſche hervor und leerte ſie
auf einen Zug.
So, das tat gut!
Dann ſank er zurück und fiel in einen bleiernen Schlaf.
Drüben, an der Waldwieſe, war es ſtill.
Nur aus den Tannen drang das Girren der wilden Tauben
herüber, und aus der Ferne flötete der Pirol ſeine heißen
Liebesſänge.
Im langen Graſe purzelten zwei Kaninchen und taten ſich
gütlich an ſaftigen Halmen und friſchem Steinklee.
Sie achteten nicht der beiden Menſchen, die da, bleich und
ſtill, ausgeſtreckt lagen. Nur als ein Füchslein ſich heranſchnürte,
machten ſie Männchen, ſchlugen dann wilde, eilige Haken und
zeigten ihm ihre Blumen. Sie mochten es nicht mit Meiſter
Reineke zu tun haben. Dieſer aber ſelbſt ſchien kein gutes
Ge=
wiſſen zu haben. Er witterte über die Wieſe und drückte ſich
dann ebenfalls ſchleunigſt in die Büſche.
Gleich darauf betrat ein junges Mädchen die Wieſe.
Es war Maha.
Sie war den ganzen Morgen im Walde herumgeirrt und
hatte gehofft, Max Wallenhorſt zu treffen. Wieder in der Nähe
der drei Tannen angelangt, hatte ſie plötzlich die Schüſſe
ver=
nommen und war der Richtung zugelaufen, aus der ſie an ihr
Ohr gedrungen waren.
Eben war ſie im Begriff, die Wieſe zu überqueren, da ſtockte
mit einemmal ihr eilender Schritt.
Sie ſah eine dunkle Geſtalt im Graſe liegen.
Das Herz blieb ihr faſt ſtehen. Zaghaft trat ſie hinzu und
beugte ſich über die Perſon, die da lang ausgeſtreckt lag.
Der dort am Boden war tot.
Ratlos blickte ſie um ſich.
Da gewahrte ſie in nicht weiter Entfernung noch jemand
liegen.
„Herrgott, was iſt hier denn geſchehen?” preßte es ſich aus
ihrer Bruſt, und mit bebenden Knien ſprang ſie hinzu.
„Gott ſei Dank!” ſtammelte ſie. „Er iſt es nicht! Aber es
iſt entſetzlich.”
Jetzt erkannte ſie den am Boden Liegenden.
„Der junge Förſter!” ſtöhnte ſie. „Herrgott, wo mag ſein
Begleiter ſein? Wenn er nur noch lebt!“
Mitleidig kniete ſie nieder und unterſuchte die Wunde des
Eleven. In der oberen rechten Bruſt ſah ſie einige kleine blaue
Punkte und daneben etwvas verwiſchtes Blut.
„Rehpoſten” murmelte ſie.
Sie kannte ſich darin aus, da ihre Leute auch mit derartigen
Sachen umgingen.
Aber wie ſarm der junge Mann noch war!
Sollte noch Leben in ihm ſein?
Von einem glücklichen Gedanken durchblitzt, öffnete ſie den
Ruckſack des Eleven, und da fand ſie, was ſie ſuchte.
In einer flachen Flaſche war noch ein Reſt von Kognak.
Raſch träufelte ſie dem regungslos Daliegenden einige
Trorfen ein und rieb ihm die Schläſe. Seinen Kopf hatte ſie
in ihren Schoß gebettet. „Wenn er doch nicht ſtürbe”, dachte ſie,
„ſo jung noch und ſo hübſch!” Wie mochte das Uinglück doch
ge=
ſchehen ſein?
Da öffnete der Bewußtloſe die Augen.
Matt ſah er zu der Zigeune in empor und liſpelte: „Wo
bin ich?
„Still ſein!” ſagte das junge Mädchen und ſtreichelte ihm
die bleichen Wangen.
Da ſah es aus, als ob ein ganz kleines Lächeln über die
ſchmerzlichen Züge des Todwunden huſchte.
„Lisbeth!” hauchte er — und noch einmal „Lisbeth!”
Dann ſchloſſen ſich wieder ſeine müden Augen.
Er war in eine neue Ohnmacht verfallen.
Da ſtand jemand plötzlich hinter ihnen, der ratlos auf die
ſich ihm bietende Szene ſchaute.
Es war Wallenhorſt.
Auf halbem Wege war Hektor winſelnd auf ihn zugerannt.
Er ſar davongelaufen, als er ſeinen Herrn fallen ſah.
Das Gebahren des Hundes war Wallenhorſt ſonderbar
vor=
gekommen. In banger Erwartung hatte er darum ſeine Schritte
beſchleunigt. Nun ſah er, daß ſeine Befürchtung nur zu
gerecht=
fertigt war.
Er trat näher.
Da ſah ihn die Zigeunerin.
„O Herr! Sie?” kam es jubelnd, befreiend von ihren Lippen.
„Maya, du hier? Wie iſt das zugegangen?” ſtammelte er,
Dabei neigte er ſich zu dem am Boden liegenden Eleven.
Die Zigeunerin ſah zu ihm auf und betrachtete ihn mit
be=
glückenden Blicken. Dann ſagte ſie ernſt: „Ich kann es nicht
ſagen: ich hörte die Schüſſe, und als ich dann hinzueilte, fand ich
die Beiden hier liegen.”
„Die Beiden?” fragte Wallenhorſt überraſcht und wandte
das Geſicht dem Walde zu. Jetzt erſt gewahrte er den toten
Wilderer. Er nickte mit dem Kopfe. „Dann kann ich mir die raſch
aufeinanderfolgenden Schüſſe erklären”, fuhr er fort, „aber ich
glaube, daß Herr Enders noch lebt.”
„Ja, es iſt noch Leben in ihm” gab Maya zur Antwort;
vorhin ſchlug er die Augen auf und flüſterte ein Wort.”
„Was ſagte er?”
„Er ſprach den Namen eines Weibes.”
(Fortſ. folgt.)
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62. Lebensjahre zu ſich in die Ewigkeit zu rufen.
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Die Preiswürdigkeit eines Nahrungsmittels
richtet ſich nach ſeinem Nährwert. Es ſind
enthalten an
Nährwerteinheiten in 400g: Preisſteigerung
Mitte Januar
Fiſch
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Kartoffeln
31,26 600 „
Kuhmilch
33,32 1200 „
Roggenbrot
86,57 1500 „
Hühnereier . . 99,08 1000 „
Ochſenfleiſch . . . 119,54 1200 „
Schokolade . . 156,16 250 „
Reichardtkakao 212,27 130 „
Reichardtkakao und Schokolade gehören alſo
zu den gehaltvollſien und ſchon deshalb
billigſten Nahrungsmitteln. Zudem beträgt
ihre Preisſteigerung, obwohl ihre Rohſioffe
vom Auslande nur für Gold käuflich ſind, erſi
das 750fache, entgegen einem über 2000fachen
Dollarkurſe. Erhältlich in allen an den bekannt.
blauen Schildern kenntlichen Geſchäften.
(J,443
A
Neue Gothaer Lebensvernigerungspant s.
Hierdurch bringen wir zur Kenntnis, daß wir
die durch den freiwilligen Rügtritt des Herrn Kapitäns
zur See a. D. Herzbruch erledigte Geſchäftsſtelle
zu Darmſtadt unſerem Bezirksverwalter
Herrn Georg Weyprecht
Neckarſtraße 16
übertragen haben.
Herr Weyprecht iſt ebenfalls zur Vermittlung
von Lebensverſicherungen und zur Erteilung von
Auskunft gern bereit.
(*2312
Gotha, im Januar 1923.
Neue Gothaer Lebensverſicherungsbank a. 6.
AEHEUZ
Papier (Druckſtampf) per Kilo 230 Mark
Altpapier
„ „ 130 „
Altes Eiſen ... „ 150 „
Lumpen
„ „ 270 „
Meſſing . .
„ „ 1500 „
Zink
„ „ 1100 „
Blei
.. „ 900 „
Kupfer
.. „ „ 2300 „
Weinſlaſchen . . .„ „ 140 „
Bei Metallen Ausweis mitbringen.
Jedes Quantum wird abgeholt. (*2359
DK
Lanagaſſe 28
Bafgelmann.
Damenpelz
/Stein=
ſtänd., 8teil, Kinder=
Zimmerwagen, alte
Standuhr z vk. (*a
Hügelſtr. 37, II. lks,
Neuer Militärmantel
Friedeneſtuff,
nilber=
grau) u. wenig getr
erren=Anzug billlg
latz
zu verk Ludwigs
Nr: 8, 11. (*2278
Gut erh., dklblauer
Konfirmanden=
Exzug
u Ueberz. zu verkf.
Müller, Mathilden=
(*2310
platz 1.
Darmſtädter Tagblatt
26. Jan. 1923 Nr. 25
Keine Verſchärfung der Zahlungsbedingungen
nach dem Ruhrgebiet.
Dndesdra
Der Zentralverband des deutſchen
Großhan=
dels gibt folgendes bekannt:
Nach Mitteilung der Handelskammer Eſſen ſind Verkäufe
nach dem Ruhrgebiet in der Beſorgnis der Betriebskonfiskation
durch die Franzoſen nur unter der Bedingung der
Vorausbezah=
lung getätigt worden. Der Zentralverband des deutſchen
Groß=
handels macht es den Großhandels=Fachverbänden und
Einzel=
mitgliedsfirmen zur Pflicht, von einer Verſchärfung der
Zahlungsbedingungen bei Abſchlüſſen im Ruhrgebiet unbedingt
abzuſehen und ſo ihrerſeits zur Erleichterung des ſchweren
Schickſals unſerer Volksgenoſſen beizutragen.
Die Rheinſchiffahrt nach dem Kriege.
Bis zum Jahre 1919 lag die Rheinſchiffahrt, insbeſondere die
orga=
niſierte Schiffahrt, die Schiffahrtsunternehmungen ausſchließlich in
deut=
chen Händen. Auch in Holland waren faſt nur Partikulierſchiffer und
nur ganz wenige Reedereien. Der holländiſche Schiffsraum fand im
all=
gemeinen Verwendung auf der Rheinſtrecke Rotterdam-Duisburg—
Ruhrort und, ſoweit er nach dem Oberrhein Verwendung fand, war er
von deutſchen Reedereien gemietet.
Die Verhältniſſe haben ſich durch den Ausgang des Krieges
weſent=
lich geändert. Deutſchland mußte an Frankreich und Belgien ſehr viel
Rheinſchiffsraum mit Schleppkraft, und zum Teil an Frankreich auch
An=
lagen in den Rheinhäfen, abgeben. Zur Ausnützung und Uebernahme
des von Deutſchland an Belgien und Frankreich abgegebenen
Schiffs=
raumes bildeten ſich Geſellſchaften in Straßburg und Antwerpen. Dieſen
wurde der deutſche Schiffsraum zugewieſen. In den deutſchen
Rhein=
häfen unterhalten dieſe franzöſiſchen und belgiſchen Geſellſchaften zum
großen Teil jetzt ſchon eigene Niederlaſſungen und bewerben ſich auch um
Transporte nach und von deutſchen Häfen. So hat die belgiſche
Geſell=
ſchaft Plouvier u. Co. in Mannheim eine Tochtergeſellſchaft gegründet
unter der Firma „Rhein=Union‟. Die franzöſiſche Geſellſchaft „Société
Alſacienne de Navigation” und „Comptoir rhenan de transport
flu=
viaux” (Portgivet) haben in Ludwigshafen (Rhein)
Zweigniederlaſſun=
gen. In Duisburg—Ruhrort ſind alle neu entſtandenen franzöſiſchen
Ge=
ſellſchaften, teils durch eigene Niederlaſſungen oder Tochtergeſellſchaften,
teils durch anſäſſige Firmen vertreten.
Der Verkehr nach Straßburg vollzieht ſich durch die geänderten
Ver=
hältniſſe heute zum weitaus größten Teil nur durch franzöſiſche Schiffe
und franzöſiſche Geſellſchaften. Zur Hebung des Rheinverkehrs über
Straßburg hat Frankreich für dieſen Hafenplatz für Ueberſeetransporte,
die über Antwerpen auf dem Rhein, nach Straßburg zur Verladung
kom=
men, die „Surtaxe d’Entrepöt” zugeſtanden. Um jedoch Anſpruch auf
die „Surtaxe d’Entrepöt” zu haben, muß die Ware in direkten Schiffen
von Antwerpen nach Straßburg verladen werden. Bei kleinem Waſſer
oder bei Teilladungen iſt dies nicht immer möglich. Soweit in
Mann=
heim oder Ludwigshafen (Rhein) Ueberladung zwecks Leichterung oder
Komplettierung von Straßburger Schiffen notwendig wird, iſt Vorſchrift,
daß dieſe Ueberladung an den von Deutſchland an Frankreich
übergebe=
nen Hafenanlagen durch franz, iſche Unternehmungen erfolgen.
Auch die Schweiz iſt unter die Rheinſchiffahrtstreibenden gegangen.
Es wurden in der Schweiz einige Schiffahrtsunternehmungen gegründet
So haben ſich durch die Auswirkung des Friedensvertrages die
Verhält=
niſſe auf dem Rhein völlig verſchoben.
* Meguin A.=G. Butzbach i. Heſſen. Zufolge der aus
Aktio=
närkreiſen der Meguin A.=G. Butzbach i. Heſſen in letzter Zeit wiederholt
ergangenen Anfragen gibt die Verwaltung bekannt, daß der in der
Gene=
ralverſammlung vom 2. Dezember 1922 gefaßte Beſchluß hinſichtlich
Er=
höhung des Aktienkapitals vorausſichtlich nur teilweiſe zur Ausführung
gelangen wird. Ein Bezugsrecht für die Aktionäre kommt unter den
ob=
waltenden Umſtänden nicht in Frage.
„Rheiniſcher Phönix” Allgemeine Verſicherungs=A.=G.
Unter dieſer Firma wurde von dem „Rheinhandels=Konzern” in Ver=
bindung mit der Feuerverſicherungs=Geſellſchaft „Rheinland A.=G. in
Neuß eine neue Verſicherungs=Geſellſchaft gegründet, welche die Feuer=,
Einbruchdiebſtahls= und Aufruhrverſicherung betreiben wird.
Aktien=
kapital: 30 Millionen Mark; außerdem Organiſations= und
Reſerve=
fonds, 15 Millionen Mark. Sitz der Geſellſchaft: Neuß. Zum Vorſtand
ſind die Mitglieder des Vorſtandes der Rheinland, die Herren Jakob
Kallen, Kaufmann und Direktor Karl Heinr. Schreiber, beide zu Neuß,
beſtellt. Dem Aufſichtsrat gehören an: Kgl. Griech. Konſul Dr. Dicken
Verſ.), Rechtsanwalt Dr. Brockmann (Stellv, des Vorſ.), Fabrikbeſitzer
Franz Brandts, M.=Gladbach; Hofkammerrat Dr. v. Canſtein,
Düſſel=
dorf; Rechtsanwalt Karl Cuſtodis; Handelsgerichtsrat Joſ. van Endert,
Kaufmann zu Neuß; Kommerzienrat Max Falk, Düſſeldorf;
Kommer=
zienrat Ad. Hanau, Düſſeldorf; Juſtizrat Dr. H. Hellekeſſel, Bonn;
Dr. jur. Klein, Mitglied des Vorſtandes des Rheinhandels=Konzerns;
Amtsgerichtsrat a. D. Dr. M. Oſter, Köln; E. F. C. Soeſt, in Firma
A. Kinkel, Hagen; Bergrat Zörner, Generaldirektor a. D., Köln=Kalk.
— Einladung zur Leipziger Frühjahrsmeſſe
1923. In dieſen Tagen iſt die Einladung zur Leipziger
Frühjahrs=
meſſe 1923, die vom 4. bis 10. März ſtattfindet, verſandt. Das
Ein=
ladungsheftchen, das mit einem höchſt originellen künſtleriſchen Umſchlag
verſehen iſt, enthält den Fahrplan für die Meßſonderzüge, das
Pro=
gramm für die Veranſtaltungen und eine Reihe für die Beſucher der
Meſſe wichtiger Hinweiſe.
* A.=G. für Anilinfabrikation Berlin—Treptow.
Im Dezember 1922 ſind auf Grund eines Proſpektes 144 Mill. Mk. neue
Stammaktien zum Handel und zur Notierung an der Berliner Börſe
zugelaſſen worden. Das urſprüngliche Kapital der ſeit 1873 beſtehenden
Geſellſchaft betrug 1 020 000 Mk., um bis zum Januar 1922 auf 154 Mill.
Mk. anzuſteigen. Anläßlich der Transaktion vom Januar 1922 wurden
gleichfalls zur verſtärkten Abwehr etwaiger Ueberfremdung 10 Mill.
Mk. neuer Vorzugsaktien geſchaffen, die, wie die bereits beſtehenden
10 Mill. Mk. Vorzugsaktien an die übrigen Firmen der
Intereſſengemein=
ſchaft in der chemiſchen Großinduſtrie überlaſſen wurden. Das
Grund=
kapital beträgt jetzt 308 Mill. Mk., davon 288 Mill. Mk. Stamm= und
20 Mill. Mk. Vorzugsaktien. Nach dem Stande vom 4. November 1922
betrugen Kaſſe, Wechſel und Bankguthaben etwa das Vierfache des
Be=
trages der letzten Bilanz, alſo rund 680 Mill. Mk., Beteiligungen 35 Mill.
Mk., Debitoren und Kreditoren ſchätzungsweiſe je 900 Mill. Mk. Die
Geſellſchaft war im laufenden Geſchäftsjahr gut beſchäftigt, ſodaß, wenn
nicht unvorhergeſehene Ereigniſſe eintreten, wieder mit einem
befrie=
digenden Ergebnis auch auf das erhöhte Grundkapital gerechnet werden
könne.
* Starke Erhöhung der Roheiſenpreiſe. In der
geſtrigen Sitzung des Roheiſen=Ausſchuſſes des Eiſenwirtſchaftsbundes
wurden die Verkaufspreiſe für Roheiſen wie folgt erhöht: Hämatit von
196 700 auf 284 800 Mk. für das dritte Monatsviertel und auf 384 900
Mk. für das vierte Monatsviertel, Stabeiſen von 196 700 auf 284 800
und 384 900 Mk., Gießerei=Roheiſen I von 194 900 auf 283 000 und
383 100 Mk., Gießerei=Noheiſen III von 194 500 auf 282 600 und 382700
Mk., Luxemburger Gießerei=Eiſen von 184500 auf 272600 Mk. und
372 700 Mk., Spiegeleiſen von 253 600 auf 354 100 und 454 200 Mk. Die
Berechnung des Eiſens ſoll der Einfachheit halber für die zweite
Monats=
hälfte zu den Durchſchnittspreiſen von 334 800 Mk. für Hämatit und
ku=armes Stabeiſen, 333 000 Mk. für Gießerei=Roheiſen I, 332600 Mk.
für Gießerei=Roheiſen III, 322600 Mk. für Luxemburger Qualität,
340 900 Mk. für Siegerländer Stabeiſen und 354 100 Mk.. für
Spiegel=
eiſen erfolgen.
w. Frankfurter Börſe. Trotz der verworrenen Lage im
Ruhrrevier hält die feſte Stimmung an den Effektenmärkten an. Es
treten zwar verſchiedentlich in den ſtark geſtiegenen Induſtriepapieren
Realiſierungen ein, welche auf die Kurſe einen Druck ausüben, während
andererſeits wieder Käufe die Veranlaſſung ſind, daß verſchiedene
Spe=
zialwerte Steigerungen erfahren. Die ausländiſchen Kaufordres für
deutſche Wertpapiere zeigen eine Verminderung, wodurch das Geſchäft
etwas ruhiger geworden iſt. Deviſen lagen behauptet. In den
Vormit=
tagsſtunden nannte man Dollarnoten mit 20 400—20 600. Später zog
der Kurs auf 21000 an. An der Börſe wurde ein Preis von 21250
ge=
nannt. Der Effektenverkehr von Bureau zu Bureau war wenig
umfang=
reich. Die Werte des Anilinkonzerns ſind geſuchter, und zwar im
Zu=
ſammenhang mit Gerüchten, wonach die Anilingruppe neue Kapitals=
transaktionen beabſichtige. Man hörte Badiſche Anilin 24 000, Höchſter
21 000 Geld. Intereſſe machte ſich für Th. Goldſchmidt bemerkbar, zirka
26 000, Gebrüder Junghans feſt 13 000 Geld; ferner waren beachtet
Wei=
ler=ter=Meer, Felten u. Guilleaume. Von Auslandsrenten Zolltürken mit
25 000—26 000 genannt. Unter den unnotierten Werten wurden Ufa
8000, Tiag 5100, Entrepriſe 160 000, Brown Boveri 9600 geſprochen.
Montanaktien waren vernachläſſigt. Dollarnoten um 1 Uhr 21 400.
w. Deviſenm inkt. Frankfurt a. M., 25. Januar.
S. Ve
Briei. W Me
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Geid Antwerpen=Brüſſel :.....:.. 1216.05 1223,05 1231.90 128.10 Holland ..... . ... . . . . ... ...." 8458.80 3501.* 453. 3496.20 London ............ ......." 99999 75 100500.65 99375.95 99874.05 Paris ... .. .. .. . . . . . . .. ...." 1384.05 1390.95 75 17
374.45 Schweis.. . . . . . . . . . . . . . . . ..." 4029.90 990. 4010.- Spanien ............ ... .... 3311.70 3 60 3358.30 Italien ............ ......." 1037.40 1042. 1849 1030.05 Liſſabon=Oporto. . . . . . . . . . . .." Dänemark .. . . . . . . . . . . . . .. .." 3249.35 4270. 3
50 4210 50 Norwegen ... . . . ...... .. ..." 3990. 4010.- 3990 4010. Schweden ... . . . . . . . . ......." 5748.10 5776. 5797. 5827.0 Helſingfors ........... ......" —, New=York
....... 21546.— 2154 Deutſch=Oſterreich (abg.) . . . . . . 29.67 29.8. — Bubapeſt . . . . . . . . . . . . . .. .... 7.85 1= 837— Prag ............ ..... ..... 602.50 19 5.— 09. Agram. . . . . . . . . . . . . .. ...... 197.— 149.60 150.40
Frankfurter Abendeviſen vom 25. Januar. Die
Un=
ſicherheit hält am Debiſenmarkt an. Zu Kursbewegungen kam es weiter
nicht. Man nannte Dollarnoten 21 500—21 600, Polennoten 73½.
Lon=
don 100 000—100 100, Paris 1380, Brüſſel 1250, Neu=York 21 500—21 750,
Holland 8500, Schweiz 4025.—,
w. Deviſenmarkt. Berlin, 25. Januar Telegr. Auszahlungen für:
—Beld
—Briei
(8 Amſterdam=Rotterdam .. ... 842o 71.13 8453.8 Brüſſel=Antwerpen .........." 231.9 1238.( 251.86 Chriſtiania ..... . . . .. . . ..... 65. ( 3984.* 02 Kopenhagen ...... .......... 4164 5 4185.4 74.53 419 Stockholm .. . . . . . . . . . .. .. . .. 5739 64.38 elſingfors .. . ...... ... ..... 5.44 talien .. . . .. . . . . . ... ....... 184 1032 039.8 z.u onbon .. . . . . . . . .. . . ....." 99001.8 99498.* 993
62 99.— Rew=York ............. ....." 45.50
21 21854.50 215 21654.- Paris .... . .. ....... .. ....." 91.51 198. Schweit .. . . . . . . . . . . . . . .. ... 4003 130. 198 Spanien ................... 378.
4 38856 25 Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.). 28 29.7 9.42 Prag ............. . .. .. ..." 91. 6( Budat
deſt.. . . . . . .. .......... 22 — 14 e Buenos=Aires .. . . . . . . .. ..... 905. 78 7 740 Bulgarien ... .... ... . ... .... 2. 66- 1. 134.4 Japan ....................." 10374.— 10 10463. 5
10516.* Rio de Janeiro ............. 2433 446.10 23
46.; 58.6 Beigr. . ...... 2. 208.01 189.52 190.48
ZBrich, 25. Januar. Wolff. Wechſelkurſe 12 Uhr mittags,
Deutſchland.
Bien ....."
Prag ......"
Holland ...
New=York
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0.02.50
0.00.74
14.90
212.—
5.36—
25.
0.02.55
5.36—
London
Paris".
0.00,73/ Italien ....
15.00-fBrüſſel.
211.*/. ,Kopenhagen
Stockholm
24.98— /24.97—/Kriſtiania ../ 99.50
34.,75—/34.40—/Madrid ..."
83.95
Buenos=Air.
.65— B. 6.
Budapeſt ..
0.0
943,
104.251 1
Agram .. . . 475.—
144.—/ 143.:/,,Warſchau. . . 19.02.—
99.50
5i0.
9.31.-4
w. Berliner Deviſenbericht. Im Deviſenverkehr machte
ſich am Vormittag eine leichte Abſchwächung geltend, die aber bei
Feſt=
ſetzung der amtlichen Notizen wieder ausgeglichen wurde. Die Umſätze
ſind nach wie vor gering. Für Effekten zeigte ſich zumeiſt auf dem
geſt=
rigen Schlußſtand für die meiſten führenden Papiere ein Anhalten der
Nachfrage.
w. Berliner Produktenmarkt. Bei kleinen Umſätzen war
der Produktenmarkt im Preisſtand heute nur wenig verändert. In
Rog=
gen hatte die geſtrige Kaufluſt der Aufkäufer für die Reichsgetreideſtelle
aufgehört, ſodaß das Gefſchäft hierin, ebenſo wie in Weizen, recht chill
war. In den ſonſtigen Artikeln iſt in der Geſchäfts= und Preislage kaum
eine Veränderung eingetreten.
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Gebrdder Roeder A.-G.
Darmstadt.
Die außerordentliche Generalversammlung der Gesellschaft
vom 12. Dezbr. 1922 hat beschlossen, das Grundkapital vor
M 6550000 unter Ausschluß des gesetzlichen Bezugsrechtes
der Aktionäre um M 8750000 durch Ausgabe von Stück 8750
auf den Inhaber über je M 1000 Nennwert lautenden, ab
1. Januar 1923 dividendenberechtigten Stammaktien aut
M 15300000 zu erhöhen.
Ferner wurde beschlossen, den Namen der Firma in
Gebrüder Roeder Aktiengesellschaft
abznändern.
Von den neuen Stammaktien sind M 6250000 von der
Deutschen Bank Filiale Frankfurt übernommen worden mit
der Verpfichtung, die neuen Aktien den bisherigen
Stamm-
aktionären unter den nachstehenden Bedingungen anzubieten:
1. Das Bezugsrecht ist bei Verlust des Anrechts
bis 15. Februar 1923 einschließlich
in Frankfurt a. M. bei der
Deutschen Bank Filiale Frankfurt
in Darmstadt bei der
Deutschen Bank Filiale Darmstadt
auszuüben.
2. Die Aktien, für welche von dem Bezugsrecht Gebrauch
gemacht werden soll, sind, nach der Nummernfolge geordnet.
ohne Gewinnanteilscheinbogen, mit einem doppelt
ausgefertig-
ten Anmeldeschein, wofür die bei den Bezugsstellen
erhält-
lichen Vordrucke zu benutzen sind, am Schalter der Bezugs-
Btellen während der bei ihnen üblichen Geschäftsstunden ein
zureichen, und werden nach erfolgter Abstempelung
zurück-
gegeben. Soweit die Ausübung des Bezugsrechts im Wege
des Briefwechsels erfolgt, werden die Bezugsstellen die üblicht
Frorision berechnen.
3. Auf je nom. M 1000 alte Aktien kömen je nom.
M 1000 neue Aktien zum Kurse von 660% zuzüglich 90‟
Kostenanteil sowie zuzüglich des Schlußnotenstempels
be-
zogen werden.
4. Zngleich mit der Einreichung der alten Aktien ist
für jede neue Aktie über nom. M 1000 der volle Bezugspreis
von M 6600 zuzüglich M 900 Kostenanteil und Schlußnoten-
Stempel in bar zu entrichten.
5. Deber die geleisteten Einzahlungen erteilen die Be-
Zugsstellen auf einem der Anmeldescheine Ouittung, gegen
deren Rückgabe sie später die jungen Aktien ausliefern. Die
Bezugsstellen sind berechtigt, jedoch nicht verpfichtet, die
Legitimation des Vorzeigers der Kassenguittung zu prüfen.
6. Die Bezugsstellen sind bereit, den An- und Verkauf
Ton Bezugsrechten zu vermitteln.
(728
Darmstadt, im Januar 1923.
Gebrüder Roeder A.-G.
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Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 26. Januar 1923.
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(Die Vampire von New-Fork.)
3. Teil: In den Katakomben von
New-Fork, 6 spann. Akte. (687mdf
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II. Teil: D. roteHandschuh
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