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er, Reiter.
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Ean Laußt 
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 Bezugspreis: 
eiwöchentlich 7maligem Erſcheinen monatl. 800.— M. 
7d 50.— M. Abtragegebühr, durch die genturen 
10—— M. jrei Haus. Beſtellungen nehmen 
            ent=
igen: die Geſchäfts telle Rheinſtraße 23 (
            Fern=
rrecher 1, 290 und 2391), die 2genturen und alle 
oſtämter. Verantwortlichkeit für Aufn. hme von 
nzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht 
            üuernom=
en. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge 
öherer Gewalt berechtigt den Be ieher nicht zur 
            Kür=
ing des Be ugspreiſes. Beſtellungen und 
            Abbeſtel=
ngen durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
186. Jahrgang 
Nachdruck ſämtlicher mit verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtatlet.
Nummer 21
Montag, den 22. Januar 1923
 Frankreichs Raubzug. 
ie Arbeiterſchaft fordert Thyſſens Freilaſſung. 
Düfſeldorf, 21. Jan. (Wolff.) Unter Führung des 
Hegierungsprüſidenten Dr. Grützner begaben ſich am 20. 
            Ja=
uar, abends gegen 6½ Uhr, die Arbeiter=, Angeſtellten= und 
eriebsräte des Thyfſenſchen Werkes aus Hamborn 
id Mülheiu, ſowie je ein Vertreter der freien und Ghriftlichen 
ewerkſchaften zu der franzöſiſchen Beſatzungsbehörde, um 
A5Beſchluſ von 65 000 Arbeitern und 
            Angeſtell=
n wegen der ſofortigen Freilaſſung Fritz Thyſſens und 
egen der fofortigen Wiedereröffnung der 
            Reichs=
aukſtellen vorſtellig zu werden. Da weder General De= 
Autte noch Gencral Simon zu erreichen waren, gingen die 
            Ver=
eter zum General Danvignes, der infolge ueberanſtreigu ig 
räßlich war. Sie wurden ſodann von Oberſt Regnier 
            empfan=
u. Die Betriebsräte und ihre Begleiter forderten unter 
            Ueber=
ichung einer ſchriftlichen Erklärung mit energiſchen Worten die 
verzügliche Freilaſſung Fritz Thyſſens als ihres Volksgenoſſen 
d als des Hauptes der wirtſchaftlic en unternehmungen, von 
ren Einmandfteier Leitung ihr und ihrer Familien Wohl 
            ab=
nge. Sie betonten, daß dieſer nur ſeine Pflicht getan habe, 
un er als Deutſcherlediglichdeutſchen Geſetzen 
olge leiſtete. Der Oberſt konnte, mangels Vollmachten 
r die Erklärung entgegennehmen, womit ſich die riebsräte 
o Gewerkſchaftsvertreter nicht begnügten. Es en ſpann ſich 
e läugere, an dramatiſchen Zwiſchenfällen reiche Ausſprache, 
Bietriebsräte ſorderten unbedingt in kürzeſter Zeit Degf tte 
die verantwortliche Perſon zu ſprechen und legten der 
üiſchen Negierung die Verantwortung für alle l= 
An auf, wenn Degoutte nicht bis Montag, 6 Uhr morgen”, für 
lchen Termin ein einſtimmiger Beſchluß der geſamten 
            Beleg=
aften der Berg= und Hüttenwerke vorliegen würde, die 
            Frei=
fung Thyſſens gnordnete. Beſondere Entrüſtung erregte 
Bemerkung des Oberſten, daß die Beſtraſung der, wie auf 
briter bei der Arbeit blieben. (h 
ſofortige Wiederaufnahme der Tätigkeit der 
öfnuung von der Verrflichtung der Direktoren und Angeſtellten Nangierfahnhöſen hunderte von Gleiſen auf jedem Bahnhof zur 
s denn die Arbeiter für die Reichsbank einzutreten hätten, 
haſteſte Entrüſtung. Als ſie ihre Meinung über die 
            wirt=
intliche Bedeutung der Neichsbank für ihre Unternehmungen, daß er zum Stilſtand kommt. 
itlich ausdrückten, lud der Oberſt ſchlieflich die Betriebsräte 
Sonntag vormittag 10 Uhr zu General Simon ein, um 
Betriebsräten, wenn irgend möglich, die endgültige 
            Stel=
gnahme des Generals Degoutte übermitteln zu laſſen. Die beſchloß der Verein deutſcher Eiſen= und 
            Stahl=
werkſchaftsrichtungen. 
Die völkerrechtswidrigen Verhaftungen. 
ſinanzamtes von Duſſeldorf Schlutius und der Reichs= beziehen. 
ildirektor Vrölloph in Ludwigshafen; in ſeinem 
            Aufent=
t iſt rechtswidrig beſchränkt worden: der Oberbergrat der Reichsregerung an die Landesregierungen Preußens, 
            Bah=
idhart. 
: der Generaldireltor Dengelmann von Eſſener Stein= tung an, rechtswidrigen Anordnungen der 
            Be=
lenbergwerk, Generaldirektor Wüſtenhöfer vom Eſſener ſatzungsbehörden ohne Rückſicht auf die eigene Perſon un= 
7 der Bergwerksgeſellſchaft Dahlluſch” Generaldirektor nen wird volle Schadloshaltung zugeſichert. 
indler von den Stinnes=Zechen. Der Geſchäftsträger in 
oteſt wegen dieſer Fälle zu erheben und die ſofortige Frei= umſchlagsunternehmungen iſt den Beſtimmungen des 
nugtuung werden vorbehalten. 
Mainz, 21. Jan. (Wolff.) Von den im Induſtriebezirk und Belgien oder bei der Umlenkung von Kohlen, die 
ern abend neun hierher gebracht worden zur kriegs= gien mitzuwirken, gleichgültig, ob die Beförderung dorthin direlt 
Arichtlichen Unterſuchung, nämlich Fritz Thyſſen, oder auf dem Wege über andere Länder erfolgen ſoll. 
neraldirektor Dengelmann, Generaldireltor Wüſtenhöfer, 
            Ge=
aldirektor Keſten, Direltor Spindler, Bergaſſeſſor Olfe, Ge= ter des Hauptbahnhofs ſtellten inſolge erneuten Eingriffs der 
mrat Raiffeiſen ſowie der Landesfinanzrat Dr. Schlutius Beſatzungsbehörden morgens 5. Uhr die Arbeit ein. Die 
ein weiterer Verhafteter aus dem Induſtriegebiet namens über Dortmund fahrenden Züge müſſen umgeleitet werden. 
tenlecker. Bergrat Ahrens befand ſich nicht unter den 
            hier=
gebrachten Verhaſteten. Die Herren wurden in einem Auto= rung wurde an die Kaufmannſchaft herangetreten mit dem 
            Er=
bil vom Bahnhof abgeholt. Die kriegsgerichtliche unterſuchung ſuchen, den Angehörigen der Beſatzungstruppen keine 
            Le=
d vorausſichtlich am kommenden Dienstag beginnen. 
Eſſen, 21. Jan. (Wolff.) Heute vormittag wurde dank 
rſem Proteſt und einer Solidaritätserklärung der Poſt= 
Telegraphenbeamten der Oberpoſtdireltor Fünger, 
            Poſt=
keu, in Freiheit geſetzt. Die Herren kehrten auf ihre Beſprechung mit den Vertretern der Städte und Landkreiſe, 
            wo=
ten nach Eſſen zurück. 
TV. Eſſen, 21. Jan. Die verhafteten Vertreter des pri= geſamte Ernährungslage des Ruhrgebiets und der 
mtliche Verhafteten werden von Rechtsanwalt Dr. Grimm= werde die Reichsregierung nach den bereits ergriffenen Maßnah=
Vom Tage.
 imn Gutdchen derghente Aiechälge Beicherde Fnifß henfte 
dem D=Zug 168 fünf Zechenvertreter, worunter ſich 
3 Herr Fritz Thyſſen befinden ſoll, in einem Wagen 1. und 
tlaſſe mit ſtark verhängtem Fenſter und unter ſtarker 
            militä=
her Bewachung mit aufgepflanztem Bajonett im Mainzer 
tptbahnhof an. Der Wagen wurde ſofort nach dem 
            Güter=
nhof geleitet. Dort wurden die Verhafteten auf ein 
            bekeit=
endes gewöhnliches, mit Zeltbahnſtoff überſpguntes 
            Militär=
o gebracht und abtransportiert.
 Die Lage der Eiſetbahnen. 
TU. Eſſen, 21. Jan. Zu der Lage auf den 
            Eiſen=
bahnen erfahren wir von zuſtändiger Stelle folgendes: Die 
fragen erklärt wurde, vor ein Kriegsgericht in Mainz geſtell= Eiſenbahner des geſamten aiten und neubeſetzten Gebietes hal= 
Zechenreiteter, milde ausfallen würde, wenn die tei ſich ſtrikt an die Veiſungen des 
            Verkehrs=
miniſters Gröner, Ueberall da, wo die Franzoſen einen 
Kohlenwagen oder Kohlenzüge beſchlagnahmen, wird ſofork die 
Sbdann verlangten die Arbeiter mit aller Entſchiedenheit Weiterleitung dieſer Züge verweigert. Verſchiedene Gleiſe auf 
eichsbankſtellen, und zwar, uhne daß dieſe Wieder= den Nangierbahnhöfen lönnen nicht mehr für, durchfahrende 
Wagen benutzt werden. Da aber auf den rheiniſch=weſtfäliſchen 
Mitwirkung bei der Erhebung der Kohinſteuer und ſonſtigen Verfügung ſtehen, kann einſtweilen noch um ſo geſperrte Gleiſe 
gefetzlichen neuen ſranzöſiſchen Anordnungen abhungig 9e= herumgefahren werden. Jede weitere Beſchlagnahme aber 
            er=
ct werde. Auch hier erregte die Bemerkung des Oberſten, ſchwvert den Eiſenkahnbetrieb. Man erwartet daher, falls die 
Beſchlagnahmungen veitergehen, daß ſpäteſtens anfangs nachſter 
Woche der geſamte Eiſenbahngüterverkehr dermaßen zerrüttet iſt, 
Abwehrmaßnahmen. 
Berlin, 21. Jan. (Wolff.) Den Morgenblättern zufolge 
triebsräte umfaſfen Angehörige fämtlicher Parteien und induſtrieller in einer Hauptorſtandsſitzung, keinerkei 
Geſchäftsbeziehungen mehr mit Frankreich 
und Belgien aufrechtzuerhalten. Die Lieferverträge für 
Mineralerze ſind von den Ciſenhüttenwerken gekündigt, ſogar die 
Berlin, 2t. Jan. (Wolff) Im Ruhrgebiet ſind von der Abnahme der angelieſerten Erzmengen wird verweigert. 
            Zu=
ſatzungskehörde in den letzten Tagen rechtswidrig der= dem wollen die Vertreter der Eiſeninduſtrie von Frankreich. 
ftet worden: Geheimer Oberbergrat Raiffeiſen Ober= Belgien und dem mit Belgien durch Zollunion verbundenen 
grat Ahrens, Vergrat Ruffel, der Präſident des Lan= Luxemburg weder Reheiſen noch andere Eiſen= und Stahlwaten 
Der Reichspoſtminiſter wies auf Grund des Aufrufs 
erns, Heſſens und Oldenburgs vom 2. Januar alle Beamte, Au= 
Am 20. Januar vormittags ſind weiter verhaftet wor= geſtellte und Arbeiter der Reichspoſt= und 
            Telegraphenverwal=
rawerlsverein „König Wilhelm”, Generaldirektor, Keſten beugſamen Widerſtand entgegenzuſetzen. Den Betroffe= 
Das Reichsverkehrsminiſterium gibt bekannt: 
ris iſt angewieſen worden, bei der franzöſiſchen Regierung Den Leitern, Angeſtellten und Arbeitern der 
            Schiffahrts=
ſſung zu fordern. Sämtliche Anſprüche wegen Reichskohlenkommiſſars entſprechend verboten, bei der Be= wollen die Polen weiteres deutſches Land an ſich reißen und der 
förderung und Verladung von Kohlen für Frankreich 
ern verhateten Perſönlichteiten aus der Induſtrie ſind für deutſche Empfänger beſtimmt ſind, nach Frankreich oder Bel= 
Dortmund, 21. Jan. (Wolff.) Die Beamten und 
            Arbei=
bensmittel mehr zu verkaufen. 
Die Ernährungslage im Ruhrgebiet. 
Nach der Deutſchen Allgemeinen Zeitung aus Eſſen erörterte 
ektor Zehme, die ſchon nach Düſſeldorf abtransportiert Reichsernährungsminiſter Dr. Luther in einer eingehenden 
ran, auch Regierungspräſident Dr. Grützner teilnahm, die 
en Nuhrbergbaues ſowie die beiden leitenden Beamten der übrigen beſetzten Gebiete. Beſonders wurde hervorgehoben, daß 
tlichen Zechen ſind nach Mainz gebracht worden, wo bereits Mehlvorräte reichlich vorhanden ſeien, auch die Kartoffel= 
Montag ein Kriegsgericht gegen ſie zuſammentreten wird, verſorgung ſei für längere Zeit geſichert. Die Fettverſorgung zu führen. 
g bei General Simon men nachdrücklich fortſetzen. In der Milchverſorgung ſeien 
durch die franzöſiſchen Anforderungen für die Familien der 
            Be=
ſatzungstruppen völlig unerträgliche Zuſtände für 
die deutſche Bevölkerung eingetreten, wodurch der Nachwuchs 
aufs ſchwerſte geſchädigt werde. 
Der Reichsausſchuß der deutſchen Landwirtſchaft 
erſucht den Vorſitzenden aller deutſchen Landwirtſchaftskammern 
in einem geſtern gefaßten Beſchluß, gemeinſam mit den übrigen 
Landwirtſchaftsorganiſationen der Länder und Provinzen, eine 
Sammlung von Lebensmitteln für die 
            be=
drängte Ruhrbevölkerung verzuglos in die Wege zu A 
n 
leiten.
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27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 75 2. 
Banßanzeigen 100 M., Reßlamezeile (99 mm breit) 
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anzeigen 120 M.92mm breite Reklamezeile 375 M. 
Anzeigen nehmen entgegen. Geſchäſtsſtelle 
            Rhein=
ſtraße B, die ugentiren und Anzeigenerpeditionen. 
Im Falle höherer Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, 
Streiß uſw, eriſcht ſede Verpſichtung auf 
            Er=
füllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung von 
Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher 
            Bei=
treibunz fällt jeder Rabatt weg.
Einzelnummer 40.00 Mk.
 Eiſenbehndirektionspräſident Jahn und Oberbaurat Buſch ſind 
geſtern abend wieder freigelaſſen worden. Das Verfahren gegen ſie 
geht weit, v. 
Sonntag vormittag iſt der geſamte Betriebsrat der fiskaliſchen 
Zecktm in Buep wieder zuſammengetreten. Die Samstag abend in 
ſpäter Stunde von Düſſeldorf zurüickackehrten Betriebsratsmitglieder zöſiſchen Drohungen nicht glauben wollten und eine 
            Ruhr=
haben erkärt, daß die fronzöſiſchen Ingenieure Sonntag vormittag zu beſetzung vollends gegen den Widerſpruch von England und 
ihren Forderungen Stellung nehmen werden. 
Berginfpektion Buer für Herrn Obevbergat Arendt Telegramme ein= der recht gegeben. Der kriegeriſche Einbruch mitten 
getroffen, die dem Oberbergat für ſein tapferes Verhalten Dank aus= im Frieden iſt erfolgt, die Truppen rücken immer weiter vor 
prechen. 
Militärgefängnis, Düſſeldorf. Wiu bitten Sie, davon überzeugt zu ſein 
Vorbild hindeln wird. 
Auf dem Hauptbahnhof in Dortmund iſt ein allgemeiner Streik gen und ſcheut dabei vor dem Aeußerſten nicht zurück. 
a sgebrochen. Der ganze Verkehr liegt hier ſtill. Angeblich foll der 
Vorſteher des Hauptbahnhofes verhaftet worden ſein. 
Der deutſche Bühnenverein hat beſchloſſen, ſeine Mitglieder 
            aufzu=
fordern, die franzöſiſchen Stücke vom Spielplan gbzuſetzen. 
Nach dem amtlichen Bericht der Ma ineleitung ſind von dem am entg geu, und doch verzagen ſie nicht, ſondern geloben im An= 
10. Januar bei Elbe l geſunkenen deutſchen Motorſchiff „Wilbo” elf 
Mann der beſatzung eborgen; fünf Mann werden noch vermißt. 
In der Nacht zum 20. Januar iſt der Frachtdampfer „Faumand” 
im Chriſtigniafſord gekentert und geſunken. Von der Beſatzung von 
neun Mann ſind ſieben ertrunken.
Einheitlicher Gegenſtoß.
Dr. Hermann
 Von. 
Pachnicke.
M. d. R.
 Es fanden ſich noch immer Leute, die an den Ernſt der fran= 
Amerika für ausgeſchloſſen hielten. Dieſem gefährlichen 
            Opti=
mismus ſind wir an dieſer Stelle ſtets entgegengetreten, weil 
Vom Handelsminiſter und vom Eſſener Bürgermeiſter ſind bei der wir Frankreichs Pläne kannten. Die Entwickelung hat uns 
            lei=
die Gzwaltmaßnahmen nehmen kein Ende und ſchon iſt Blut 
Sämtliche Direktoren der Thyſſen=Werke haben folgendes Telegramm gefloſſen. Das alles wegen geringer Mengen nichtgelieferter 
an Herrn Fritz Thyſſen geſandt: „Herrn Fritz Thyſſen, franzöſiſches Kohlen, Schnitthölzern und Telegraphenſtangen. Jede Berufung 
auf das Recht, jeder Hinweis darauf, daß die dortige 
            Bevölle=
daß jeder einzelne der zurzeit hier verſammalten Divektoren der Thyſ= rung nuur den Geſetzen ihres eigenen Landes und den 
            Vorſchrif=
ſen=Werke ſtets ſeiner Pflicht als Deutſcher bewu t iſt und getreu Ihrem ten ihrer eigenen Regierung zu gehorchen habe, ſetzt Frankreich 
die kalte Teuſelsfauſt entgegen. Es will ſich Gehorſam erzwin= 
So iſt nun auch für die Bevölkerung des Ruhrgebietes die 
Leidenszeit gekommen. Was das bedeutet, zeigt die 
            Denk=
ſchriftüber die Ausſchreitungen der 
            Beſatzungs=
truppen, die dem Reichstag ſoeben zugegangen iſt. 
            Einzel=
heiten haben wir bereits daraus mitgeteilt. Solchen Greueln, 
wie ſie barin aufgeführt ſind, ſehen nun auch die Ruhrländer 
geſichte des Feindes dem Vaterlande die Treue. Das 
deutſche Volk erwidert die Verſicherung des 
            Zuſammengehörig=
keitsgefühls in Geſinnung und Tat. Keine Macht der 
Welt ſoll die auseinanderreißen, die Blut und 
Sprache, Geſchichte und Gegenwart 
            miteinan=
der verbindet. 
Der Reichskanzler Cuno hat feierlich erklärt, daß, ſolange 
die Beſetung dauert, Leiſtungen an die Mächte, die den Zuſtand 
ſchufen, nicht mehr bewirkt werden ſollen, und daß 
keine Hand ſich rühren werde, um bei der Durchführung der 
            au=
gedruhten Maßregeln zu helfen. Das war ein inhaltsſchweres 
Wort und muß, einmal. eſprochen, gehalten werden. Die erſte 
poſitive Maßregeln, die daran anknüpfte, war das Verbot des 
Reichskohlenkommiſſars, Kohlen und Koks an Frankreich und 
Velgien, auch für den Fall der Bevorſchuſſung und Bezahlung, 
zu lis ern. Weitere Abwehrmaßregeln müſſen folgen, wenn das 
Vertrauen zu dem Kabinett Cuno nicht erſchüttert werden ſoll. 
Die Rechnung der Franzoſen geht dahin, daß Deutſchland 
ſchon verhandeln und ſich fügen werde, wenn man die 
Hand an ſeiner Gurgel halte. Dieſe Rechnung gilt es 
zu durchkreuzen. Entſchlofſenes Handeln iſt auch deshalb 
erſorderlich, weil andernfalls die Welt auch den ſtärkſten Worten, 
die aus Deutſchland kommen, keinen Glauben ſchenken würde. 
Vir haben gegen den Friedensvertrag, gegen 
die Sanktionen gegen die Losreißung 
            Ober=
ſchleſiens proteſtiert und dennoch alle dieſe 
            Ge=
waltakte über uns ergehen laſſen. Würde es auch 
diesmal nur bei feierlichen Verwahrungen bleiben, ſo könnten 
ſelbſt diejenigen, die uns helfen wollten, nichts fürunstun. 
Die Verantwortung des Kabinetts Cuno iſt alſo eine 
            un=
geheuere, ebenſo wie die des Reichstages. Eine 
            geſchloſ=
ſene Front iſt nötig, und jede Abſonderung einer 
            einzel=
nen Partei bedenklich. Nur die äußerſte nationale Energie und 
nationale Diſziplin vermag den Druck zu mildern und die 
            Lei=
deuszeit zu verkürzen. Die allerorten abgehaltenen 
            Proteſtver=
ſammlungen erwecken die Hoffnung, daß die nötige Kraft zum 
Widerſtand vorhanden iſt und die Regierung lei ihrem 
            Vor=
gehen unterſtützen wird. 
Wir ſtehen einem Feinde gegenüber, der weiß, was er will, 
der uns nicht nur an einer einzigen verwundbaren Stelle, 
            ſon=
dern zugleich an anderen trifſt. Es iſt kein Zufall, daß 
            gleich=
zeitig an der polniſchen Grenze Bewegungen gemeldet werden 
und daß in Oſtpreußen Banden auftreten, die die 
            Selbſtändig=
keit der Provinz bedrohen. Mit Poincaré iſt Korfanty 
in Bunde, um die günſtige Gelegenheit auszunützen. 
            Zu=
nächſt wird um die Delbrückſchächte gerungen, die Polen um 
jeden Preis in ſeinen Beſitz bringen will. Nicht genug damit, 
poluiſchen Minderheit überall die Herrſchaft ſichern. 
In ſolcher Stunde ſteigender Gefahr iſt deutſche 
            Gegen=
wehr doppelt notwendig. Der Oberſchleſiſche Hilfsbund ſieht 
ſich heute mehr denn je einer bedeutſamen Aufgabe gegenüber 
und wird ihr umſo eher gerecht werden, je mehr ſich ihm das 
Intereſſe und der Opferſinn der deutſchen Bevölkerung zuwendet. 
Um der geſchichtligen Sendung willen, die das Deutſchtum hat, 
müſſen wir alles an die Selbſtbehauptung ſetzen, müſſen 
Aus Kreiſen der Gelſenkirchener arbeitenden Bevölke= uuſeren Kulturkreis gegen die Einbrecher im Weſten wie im 
Oſten ſchützen. Kopfarbeiter wie Handarbeiter ſollten ſich als 
eine Einheit fühlen, da gleiche Sorgen ſie bedrücken und gleiche 
Geſahrer, ſie bedrohen. Es geht um den Beſtand des 
Deutſchen Reiches, um die Rettung der 
            deut=
ſchen Einheit, um das Wohl und Wehe der 
            Ge=
ſamtwirtſchaft und jedes Einzelnen. Die Lage iſt 
auf das äußerſte geſpannt, jeder Tag kann neue Gewaltakte, neue 
Erſchwerungen bringen. In ſolcher Bedrängnis hilft nur der 
grimmige Entſchluß, ſich unbekümmert um Parteiunterſchiede 
feſt zuſammenzuſchließen und einmütig eine 
Regierung zu unterſtützen, die gewillt iſt, 
ſtandzuhalten und einen kraftvollen Gegenſtoß 
Die Behandlung der Verhafteten. 
Mainz, 22. Jan. (Wolff.) Der hier anweſende 
            Spezial=
berichterſtatter der argentiniſchen Zeitung „La Razon” begab ſich 
Samstag nachmittag zum Generalſtab der franzöſiſchen 
            Rhein=
armee mit dem Erſuchen, ſich davon überzeugen zu dürfen, daß 
die verhafteten deutſchen Großinduſtriellen 
            menſchenwür=
dig behandelt würden. Das wurde abgeſchlagen. Auch in 
Begleitung eines franzöſiſchen Offiziers wurde die Unterredung 
nicht geſtattet.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Moutag, den 22. Januar 1923.
Rummer 21.
 Verhaftung und Ausweiſung in Mainz. 
* Der Leiter des Hauptzollamts Mainz, Herr 
            Oberregie=
rungsrat Dr. Offenbächer, iſt in der Nacht vom 20. auf 21. 
verhaftet worden. Er hatte ſich geweigert, den Befehlen der 
interalliierten Kommiſſion nachzukommen, die ihm dadurch 
            zu=
mutete, ſeinen deutſchen Dienſteid zu brechen. Die 
            Zollarbeits=
gemeinſchaft Mainz hat einmütig Proteſt gegen dieſe 
            unrecht=
mäßige Verhaftung erhoben. Durch den Rechtsanwalt Neumann 
iſt die ſofortige Haftentlaſſung bei der franzöſiſchen Regierung 
beantragt worden. Die Aburteilung erfolgt bereits am 
            Diens=
tag mit den Zechendirektoren und dem 
            Landesfinanzamtspräſi=
dent Dr. Schlutius. Die Frau und die Kinder des 
            Oberregie=
rungsrats Dr. Offenbächer ſollen bis Montag abend das beſetzte 
Gebiet verlaſſen. 
Kriegsgerichtsverhandlung am Dienstag. 
Mainz, 22. Jan. (Telunion.) Der Vertreter der 
            Verhaf=
teten, Rechtsanwalt Grimm, hat die Erlaubnis erhalten, die 
Herren am Montag um 9 Uhr ſprechen zu können. Die 
            Kriegs=
gerichtsverhandlung findet am Dienstag nachmittag 
4 Uhr ſtatt. 
Deutſche Proteſtnoten. 
Berlin, 20. Jan. (Wolff.) Der deutſche Geſchäfts 
träger in Paris wurde beauftragt, der franzöſiſchen Regierung 
folgende Note zu überreichen: 
Die militäriſche Beſetzung des Ruhrgebiets hat zu 
            Gewalt=
maßnahmen der franzöſiſchen und belgiſchen Befehlshaber 
            ge=
führt, die neue ſchwere Rechtsverletzungen darſtellen. 
Nachdem die deutſche Regierung die Beſetzung als Rechts= und 
Vertragsbruch gekennzeichnet hat, erübrigt es ſich, die 
            Rechts=
widrigkeit aller dieſer Maßnahmen im einzelnen nachzuweiſen. 
Einen Vorfall aus der Reihe der rechtswidrigen Akte muß die 
deutſche Regierung jedoch beſonders hervorheben, weil er ſchwere 
Bluttaten gegen Deutſche zur Folge gehabt hat und die Willkür 
des franzöſiſch=belgiſchen Vorgehens aufs deutlichſte in die 
            Er=
ſcheinung treten läßt. 
Der in Rede ſtehende Vorfall hat ſich, nach den der deutſchen 
Regierung bis jetzt zugegangenen Berichten folgendermaßen 
            ab=
geſpielt: Am 15. Januar abends kam es in Bochum unter dem 
Eindruck der militäriſchen Beſetzung der Stadt zu Kundgebungen, 
die darin beſtanden, daß Anſammlungen von Einwohnern, 
            patrio=
tiſche Lieder ſingend, durch die Straßen zogen. Ein ſolcher Zug, 
der ſich hauptſächlich aus Arbeitern und Angeſtellten 
            zuſammen=
ſetzte, kam in die Nähe des Eiſenbahndirektionsgebäudes, wo 
franzöſiſche Poſten ſtanden. Die Poſten forderten die Arbeiter 
auf, das Singen einzuſtellen und ſchoſſen darauf in die Menge 
hinein. Ein junger Mann, der Sohn des Lokomotivführers Birve, 
wurde ſofort getötet, mehrere andere Perſonen ſchwer verletzt. 
Es ſteht ſeſt, daß die an dem Zuge teilnehmenden Perſonen nicht 
bewaffnet waren, und daß ſie die Poſten weder angriffen noch auch 
nur bedroht haben. Erſt nach dem Vorfall wurde von dem 
            fran=
zöſiſchen Kommandanten die Anordnung erlaſſen, die 
            Anſamm=
lungen auf der Straße unterſagte. 
Die deutſche Regierung erhebt gegen dieſen Maſſengewaltakt 
auf deutſchem Boden ſchärfſten Proteſt. Sie behält ſich vor, für 
die dem Gewaltakt zum Opfer gefallenen Perſon für 
die Angehörigen volle Genugtuung zu fordern. 
Berlin, 21. Jan. (Wolff.) Der deutſche 
            Geſchäfts=
träger in Paris wurde beauftragt, der franzöſiſchen 
Regierung folgende Note zu überreichen: 
Der Bluttat in Bochum, die der Gegenſtand meiner 
            geſtri=
gen Note bildete, folgte eine zweite, nicht minder ſchwere 
Bluttat. Am 19. Januar, abends 9.30 Uhr, wurde der 
            Kran=
kenträger Kowalski vor dem Amtsgerichtsgebäude in Langen=
 Heſſiſches Landestheater. 
Großes Haus. 
Sonntag, den 21. Januar. 
Otbello 
Lyriſches Drama von G. Verdi. 
Wie im Kleinen Haus „Figaros Hochzeit”, ſo iſt im Großen 
Verdis „Othello” eine Muſtervorſtellung unſeres Theaters. Die 
Beſetzung mit beſonders geeigneten Kräften, eine glänzende 
            In=
ſzenierung, prächtige Koſtüme, vortreffliche muſikaliſche und 
Spielleitung drücken ihr den Stempel der Vollsndung auf. Je 
öfter man dieſes Meiſterwerk hört, deſto eindringlicher kommen 
ſeine dramatiſche Kraft, die melodiſchen und inſtrumentalen 
Schönheiten ſeiner Partitur zum genießenden Bewußtſein. 
Heute =abend ſang Hedwig Werlé aus Köln die 
            Des=
demona. In ihrer ſchlanken, jugendfriſchen Erſcheinung, mit einer 
feinen, geſchmackvollen Art in Spiel, Geſang und Mimik, gelang 
es ihr trefflich, dieſer wundervollen Rolle den Reiz anmutiger 
Weiblichkeit zu verleihen. Der kleinen Stimme, die der Tiefe 
entbehrt, fehlt noch die Kraft der Dramatik, die Tragfähigkeit in 
den Rezitatiden und eine deutliche Ausſprache. Doch beſitzt ſie 
lyriſche Wärme und Schattierungsfähigkeit und wird kunſtgerecht 
behandelt. Die offenbar ſehr muſikaliſche Dame, ſicher in ihrer gut 
aufgefaßten Rolle, gewandt im Auftreten, überzeugend im 
            Aus=
druck, bot ein abgerundetes, perſönlich gefärbtes Ganzes. Ihr 
Erfolg fand verdienten Beifall. 
v. H. 
Kornfeld=Uraufführung. 
Frankfurter Schauſpielhaus. 
Frankfurt a. M., 21. Januar. 
* Hatte Paul Kornfeld in den Dramen „Die 
            Verfüh=
rung” und „Himmel und Hölle” letzte menſchliche Fragen in dem 
Rahmen der Tragödie problematiſch erörtert, ſo ſucht er in 
            ſei=
nem jüngſten Werk „Derewige Traum”, das an dem 
            Frank=
furter Schauſpielhaus am Samstag ſeine Uraufführung 
erlebte, in der Form der Komödie der Zeit den Spiegel 
            vorzu=
halten. In einem Vorſpiel beſpricht ein amüſant gezeichneter 
ſoziologiſcher Klub in vielen Reden die Fragen der Gegenwart 
und findet den Weg zu ihrer Löſung nicht in dem Aufbau, 
            ſon=
dern in der Zerſtörung der Familie und dem Erſatz durch 
            ſtaat=
liche Reglementierung eines auf kurze Zeit geſchloſſenen 
            Ver=
hältniſſes. In 14 Bildern wird dieſer Zukunftsſtaat nun ad 
absurdum geführt: die Ehe iſt abgeſchafft. An ihre Stelle tritt 
ein ſtaatlich geregeltes, auf vier Monate feſtgeſetztes 
            Zuſammen=
leben von Mann und Frau. Doch der ſtaatliche Zwang ſcheitert 
an dem aus der Liebe geborenen, dem Menſchen innewohnenden 
Drang zur dauernden Einehe, wie er in einem durchaus 
            indivi=
dualiſtiſch geſinnten Liebespaar verkörpert wird. Das Nachſpiel 
führt wieder in die Sitzung des ſoziologiſchen Klubs, nur daß 
jetzt die Löſung der ſozialen Frage in dem Aufbau der Familie 
gefunden wird, und daß als letzter Schluß die Wahrheit 
            durch=
klingt, daß nicht weltfremde Theorien, ſondern die Wirklichkeit 
die Fragen des Lebens entſcheidet. 
So richtig der Grundgedanke der Komödie iſt, ſo 
            undrama=
tiſch iſt ſeine Ausführung. Die erſten Szenen gehen in 
            theore=
tiſchen Erörterungen unter; den Fehler, den Kornfeld dem 
Redeklub vorwirft, begeht er als Dramatiker ſelbſt. Erſt im 
            zwei=
ten Teil gelingt es ihm, einzelne bühnenwirkſame Szenen zu 
ſchaffen, allerdings nur dadurch, daß er ſich dem Stil des 
Schwankes ſtark nähert und die Stimmung durch eine groteske 
Zwiſchenmuſik, zuſammengeſtellt von Hans Avril, vorbereitet. 
Während der Beifall zunächſt durch Oppoſition niedergehalten 
wurde, konnte Kornfeld am Schluſſe mehrmals an der Rampe 
e’ſchcinen. Die geſchickte Spielleitung von Walter 
            Brüg=
mann, die darſtelleriſch in erſter Linie von Roſe Weber, 
            Nor=
bert Schiller und Toni Impekoven unterſtützt wurde, trug zu 
Abends weſentlich b 
dem relativen Erfols
 dreer von einem franzöſiſchen Wachtpoſten erſchoſſen. Kowalski 
ging über den Kaiſerplatz auf das Amtsgerichtsgebäude zu. Der 
franzöſiſche Poſten rief ihn an, und gab gleich darauf 
Feuer. Da der Vorfall in der Nähe einer brennenden 
Laterne ſich abſpielte, mußte der Poſten geſehen haben, daß es 
ſich um eine einzelne wehrloſe Perſon handelte, die 
keinerlei Angriffsabſichten erkennen ließ. Die Tat iſt umſo 
            ver=
werflicher, als ſie nicht nur auf die Brutalität eines 
            einzel=
nen franzöſiſchen Soldaten zurückzuführen iſt, ſondern, wie der 
franzöſiſche Kommandant in Langendreer gegenüber dem 
            dorti=
gen Bürgermeiſter erklärte, den erteilten Inſtruktionen 
entſpricht. Die Erteilung derartiger Inſtruktionen während 
einer angeblichen friedlichen Aktion richtet ſich ſelbſt. 
Die deutſche Regierung erhebt auch in dieſem Falle ſchärfſten 
Proteſt und behält ſich vor, volle Genugtuung zu 
            for=
dern. 
Der Tag erfährt von induſtrieller Seite, daß die 
            Kohlen=
verſorgung Deutſchlands geſichert ſei. Im Jutereſſe 
der Reichseiſenbahn ſeien für mindeſtens 50 Tage Kohlen 
            vor=
handen. Die Induſtrie ſei durchſchnittlich für zwei bis 
            zwei=
einhalb Monate mit Kohlen eingedeckt. 
Zollgrenze? 
Im beſetzten Gebiet, des Eiſenbahndirektionsbezirks 
            Frank=
furt a. M. ſind von franzöſiſchen Behörden die 
            Eiſenbahn=
dienſträume zur Errichtung der Zollgrenze 
            ver=
langt, in Diez für ſofort, in Höchſt für Montag. 
Dementi. 
Paris, 20. Jan. (Wolff.) Die Liberté berichtet, es ſei 
            un=
richtig, daß italieniſches Militär die abziehenden 
amerikaniſchen Truppen im Rheinland erſetzen ſolle. 
Das Blatt berichtet ferner, man erkläre wiederum die Nachricht, 
Italien wolle in der Ruhrangelegenheit vermitteln, für 
falſch. 
Eine franzöſiſche Stimme. 
*g Zur Ruhrbeſetzung ſchreibt Le Progres Civiqué: 
„Unſer Traum, daß alles vortrefflich gehen werde, hat nicht lange 
gedauert. Gleich jetzt müſſen wir unſere Hoffnungen 
            herunter=
ſpannen (déchanter). Auf Befehl ihrer Regierung verweigern die 
Induſtriellen, die Ingenieure, die Zollbeamten ihre Mitwirkung. 
Daraus ergibt ſich die Notwendigkeit, neue Truppen 
            herbeizu=
ziehen, die Beſetzung auszudehnen, die Bergwerke zu requirieren, 
den Betrieb in Unordnung zu bringen, Kohle abzutransportieren 
und ſie zu verteilen und außerdem, da das Reich keine 
            Papier=
mark in das Nuhrgebiet ſendet, eine geſetzliche Währung zu 
            ſchaf=
fen. Und das iſt noch nichtalles. Man iſt ſchon bei den Ultimaten 
angelangt. Wenn ihnen nicht gehorcht wird, kündigt man noch 
andere, energiſchere Maßnahmen an. Man wird marſchieren bis 
nach München, bis nach Hamburg, bis nach Berlin? Und 
            natür=
lich wird ſich in dem Maße, in dem ſich die Beſetzung ausdehnen 
wird dieſe kraftvolle Art und Weiſe weiter entwickeln. Schon jetzt 
meldet man (die Nummer datiert vom 20. ds. Mts.), daß die 
widerſpenſtigen Induſtriellen ins Gefängnis geworfen und vor 
das Kriegsgericht geſtellt werden. Natürlich iſt eine gewaltige 
Gegenwirkung der öffentlichen Meinung vorauszufehen. Man 
wird ihr die Stirne bieten müſſen. Dies kann uns viel weiter 
führen, als man es vorausſah und als Poincaré, der ein Opfer 
ſeiner Schwäche im Verhältnis zur Kammer und dem Elyſée iſt, 
es wünſchte. Augenſcheinlich, wenn England Aber England 
ſcheint gar nicht aufgelegt, ſeine Meinung zu ändern. Und 
            Ita=
lien entwirft einen Schritt nach rückwärts. Muſſolini, der in 
Wahrheit ein Fuchs im Löwenfell ift, läßt durch ſeine Zeitungen 
verbreiten, daß er daran denkt, ſeine Vermittlung anzubieten. 
Das ſtellt viele Verwicklungen, viele Gefahren in Ausſicht. — Der 
Artikel ſchließt nach einem Ausblick auf die Ereigniſſe in Litauen, 
Ungarn und Rumänien: Nach vier Jahren Frieden iſt man ſo 
auf dem Punkte angelangt, daß überall Haß geſchürt wird, ſich 
Heere rüſten, Brandherde ſich in Oſt und Weſt entzünden, und 
daß Europa ſich in einer kritiſcheren Lage denn je befindet. Man 
kann allerdings noch hoffen, daß dieſe Lage noch durch ihre eigene 
Entkräftung (épuiſement) beſeitigt werde, immerhin iſt dies nicht 
ſehr ſicher.” 
Die Beſetzung des Ruhrgebiets wird von Frankreich und 
Belgien bekanntlich als eine Strafe für die unvollſtändige Er= länglich betont, 
füllung der Reparationsverpflichtung durch Deutſchland und als 
eine Maßuahme zur künftigen Sicherſtellung der Sachlieferungen 
ausgegeben. Demgegenüber hat der Reichswirtſchaftsminiſter 
Dr. Becker am 16. Januar im Reichswirtſchaftsrat nachgewieſen, 
daß allein die Löhnung, welche die 60 000 Mann neuer 
            franzö=
ſiſcher und belgiſcher Beſatzungstruppen an der Ruhr beziehen, 
in kaum einem Monat die Summe überſchreiten wird, um welche 
die deutſchen Kohlen= und Holzlieferungen hinter der formalen 
Verpflichtung zurückgeblieben ſind. Die ungeheuren Schäden, 
die durch die Störung der wirtſchaftlichen Arbeit, durch 
            Jnan=
ſpruchnahme von Naturalleiſtungen und durch etwaige 
            Requi=
ſitionen entſtehen müſſen, ſind zahlenmäßig überhaupt nicht zu 
bemeſſen. Unter allen Umſtänden erwächſt der deutſchen 
            Wirt=
ſchaft und dem Reichsfiskus ein mittelbarer und unmittelbarer 
Schaden oder Ausfall in Höhe von Milliarden. Dieſer Schaden 
entſteht durch das vertragswidrige Verhalten der Gegenſeite, 
d. h. durch Verletzung desjenigen Inſtruments, aus welchem die 
franzöſiſchen und belgiſchen Anſprüche ſich herleiten. Wir haben 
uns im Oktober 1918 grundſätzlich bereit erklärt, die in Belgien 
und Nordfrankreich entſtandenen Kriegsſchäden zu reparieren 
und ſind ſpäter bei der zahlenmäßigen Feſtlegung dieſer 
            Kriegs=
ſchäden in ungeheuerlicher Weiſe übervorteilt worden. Der am Ifd. Js. mit vorgeſchriebenem Einkommenſteuer=Erklärungsformula 
11. Januar eingeleitete Gewaltakt gegen friedliche deutſche 
            Lan=
desteile zerſtört nach jedem internationalen Recht den Verſailler 
Vertrag; darüber hinaus aber werden die Uebeltäter vom 11. 
Januar Frankreich und Belgien dem Deutſchen Reiche gegenüber 
reparationspflichtig. 
deutſchen Reparationsſchuld, nicht eilig gehabt. Nachdem die Weiterungen ſelbſt zuzuſchreiben. Es ſind alle Steuerbücher abzulieſer 
Konferenz zu Spa im Juli 1920 keine Zeit mehr gefunden hatte, 
ſich mi. der Reparationsfrage zu beſchäftigen, hat in der vierten 
Januarwoche 1921 die erſte formelle Behandlung dieſes 
            Pro=
blems auf einer Konferenz der leitenden Verbandsſtaatsmänner 
in Paris ſtattgefunden. Auf einmütigen Proteſt des deutſchen 
Volkes hin iſt in den erſten Märztagen des gleichen Jahres auf 
einer Konferenz in London ein neuer Löſungsverſuch 
            unter=
nommen worden. Erſt Anfang Mai 1921 wurde der endgültige 
Reparationsplan fertiggeſtellt und dem Deutſchen Reiche 
            aufge=
zwungen. Schon damals mußte allen wirtſchaftspolitiſch 
            ein=
ſichtigen Deutſchen klar ſein, daß wir über kurz oder lang bei der 
Erfüllung des Reparationsdiktats in Rückſtand geraden müßten. 
Dieſe Januartage 1923 haben bewieſen, daß wir dem Verhäng= ſtand nach verſchiedenen Zahlungsterminen gegenübergeſtellt. Dadu 
nis nicht entgehen konnten. — Mit der Aufſtellung der 
            Gegen=
rechnung wollen wir aber nicht 2½ Jahre warten, wie die 
            Ge=
genſeite es getan hat. Schon jetzt müſſen Erhebungen angeſtellt handhaben und für Betriebe, Behörden, Inſtitzite, Dienſtherrſchaſt 
werden, welche mittelbaren und unmittelbaren Schäden durch ſowie Arbeitgeber und Arbeitnehmer ein unentbehrliches Hilfsmit 
die „militäriſc geſchützte Ingenieurkommiſſion” im deutſchen 
Kohleu= und Induſtriegebiet entſtanden ſind. 
Wir werden dabei nicht mit doppelter Kreide ſchreiben, wie 
es Frankreich und ſeine Freunde vor zwei Jahren getan haben. 
Die Reparationsverpſlichtung Deutſchlands, und zwar die auf Verhältniſſe in Betracht kommen. Der bisher unbeſtrafte Angeklag 
ein dernünftiges und gerechtes Maß herabgeſetzte Reparations= war in den Lederwerken Neckaria zu Neckarſteinach beſchäftigt und erhe 
verpflichtung inuß um den Betrag gekürzt werden, der ſich jetzt 
als Folge der Gewalttaten im deutſchen Weſten ergibt. Es ließe von 2400 Mark, will aber zur Beſtreitung einer ihm auferlegten ba 
ſich immerhin darüber ſtreiten, ob und in welchem Maße die lichen Veränderung ſeines Häuschens größerer Mittel bedurſt habe 
unterlegene Partei in dem großen Völkerringen die Zeche zu 
            be=
vertragsbrüchigen Mächte, Frankreich und Belgien, für den ge= 6000 Mark hat H. veräußert, er nenut jedoch den Käufer nicht. Bei de 
ſauten duich ſie mutwillig angerichteten Schaden aufzukommen 
haben.
 Lloyd George zur Ruhrbeſetzung. 
wd. Berlin, 20. Jan. Die Deutſche Allgemeine Zeitung 
bringt heute einen weiteren Artikel aus der Feder Lloyd 
Georges, der ſich mit der Ruhrbeſetzung befaßt. Der 
ehemalige engliſche Premierminiſter zeichnet ſcharf die Folgen, 
die die Ruhrbeſetzung nach ſich ziehen müſſe. Lloyd George ſagt: 
Wenn man an die Folgen denkt, fragt man ſich, ob franzöſiſche 
Politiker wirkliche Reparationen wünſchen, oder ob ſie nicht 
            viel=
leicht andere Zwecke verſolgen, die mit der Erlangung von 
            Zah=
lungen gemäß dem Verſailler Vertrag unvereinbar ſind. Dann 
ſchildert er den Widerſtand der Arbeiterſchaft des Ruhrgebietes, 
die Zerſtörung der deutſchen Induſtrie, den Rückgang der 
            Pro=
duktion und fagt: Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß infolge dieſes 
Schrittes Deutſchland auseinanderfällt. Ich weiß, daß man dies 
erhofft, die Franzoſen ſehnen ſich immer noch nach den Zeiten 
zurück, da Sachſen, Bayern und Württemberg die Verbündeten, 
ja faſt Vaſallen Frankreichs gegen Preußen waren. Dieſe 
            Hoff=
nung hat den dritten Napoleon in den Untergang gelockt. Noch 
einmal lockt ſie Frankreich in das ſichere Verhängnis. Dieſe 
            Poli=
tik wird Frankreich keine Zukunftsſicherheit bringen. Sie 
            be=
raubt es jeder Hoffnung auf Reparationen in der unmittelbaren 
Gegenwart. Es wird kein Deutſchland mehr geben, das zahlen 
kann. Frankreich wird ſeine Reparationen verloren haben und 
dafür den Haß eines unverſöhnlichen Feindes auf ſich nehmen, 
der furchtbarer geworden iſt als zuvor. Kein Volk, das an natio 
nale Unabhängigkeit gewöhnt war, hat jemals länger fremdes 
Joch geduldet. Der Schritt des Reichskanzlers Dr. Cuno 
            kün=
digt das Erwachen des Geiſtes der Empörung an, die ſicher au 
Kraft zunehmen wird. Früher oder ſpäter wird er ſich 
            unge=
hemmt äußern und Deutſchland wird unvermeidlich zu 
            verzwei=
felten Schritten getrieben werden. Ein kommuniſtiſches 
            Deutſch=
land würde Europa vernichten. Die Lebenskraft Europas iſ 
durch ſeine Erſchöpfung ſo herabgeſetzt, daß es dieſer faſt 
            nich=
widerſtehen könnte. Würde ein reaktionäres, rachebrütendes 
Deutſchland viel beſſer ſein?, Rußland mit ſeinen unermeßlicher 
Hilfsquellen an Menſchen und Material iſt nahe. Es bedar 
alles deſſen, was Deutſchland am beſten liefern und entbehrer 
kann. Die Führer der Bolſchewiſten vedürfen nur desjenigen 
womit Deutſchland ſie ſo gut verſorgen kann, um ihr Land 
            zu=
reorganiſieren, um es in den ſtärkſten Staat Europas oder 
Aſiens zu derwandeln. Wenn Nationen im Oſten hart bedräng 
waren, drängten ſie unwiderſtehlich nach dem Weſten. Nach den 
engliſchen Geſetz wird ein vom Weſten her bedrücktes Volk ſic 
zum Oſten wenden. 
Deutſchland und Polen. 
Warſchau, 20. Jan. (Wolff.) In ſeinem geſtrigen 
            Expoſ=
vor dem Seim führte Miniſterpräſident Sitorski über die Be 
ziehungen Polens zu Deutſchland und Rußland aus 
die Wiederherſtellung völlig normaler Beziehungen zu den Nach 
barn ſei das ſtändige Beſtreben der Regierung. Polen ſei bereit 
jahrhundertelanges Unrecht zu vergeſſen un 
bindende Verträge ſtreng zu halten, müſſe aber auch von Rußlan 
und Deutſchland entſchieden loyale und völlige Erfüllung ihre 
Verpflichtungen gegenüber Polen und die unbedingte Einhaltun 
abgeſchloſſener Verträge fordern. 
Kurier Poranny nennt das Expoſé ein Zeichen reifen ſtaats 
männiſchen Verſtandes. Kurjer Polski betont, das Expofé bild 
in der Geſchichte des Wiederaufbaues Polens ein großes un 
wichtiges Ereignis. Robotnik ſchreibt: Die Ausführunger 
Sikorskis ſeien das beſte jemals von einer Regierung im Sein 
vorgetragene Expoſé. Rzeczpoſpolita führt aus, die Erklärun 
Sikorskis zeige, daß er ſeine militäriſchen Vorzüge verloren, po 
litiſches Denken aber noch nicht gelernt habe. Gazeta Porann 
nennt das Expoſé eine fruchtloſe Rhetorik. 
Bei der Ausſprache über die Regierungserklärun 
im Seim drückte namens der Radikalen Thugutt ſeine 6e 
nugtuung über das Regierungsprogramm aus und hob dar 
aus die Erklärung Lervor, daß die Regierung für die 
            Gleic=
berechtigung auf dem Gebiete der internationalen Poll 
eintreten werde. Glabinski als Vertreter der Oppoſitim 
kritiſierte ſcharf das Regierungsprogramm und erklärte, ſein 
Partei habe kein Vertauen zu einem Kabinett, das die Inter 
eſſen der verſchiedenen Volksſchichten ungleichmäßig vertret 
Miniſterpräſident Sikorski wies energiſch den Vorwurf Gl4 
binskis zurück, daß die Regierung im Banne einer Partei ſteh 
Auch die Tatſache, daß einzelne Verwaltungsorgane nicht obje 
Wie ſteht das Reparationskonto? tiv vorgingen, dürſte der Regierung nicht als Verfaſſungsbru 
vorgeworfen werden, denn er habe im Regierungsprogramm di 
Notwendigkeit einer Säuberung des Verwaltungsapparates hie 
Stadt und Land. 
Darmſtadt, 22. Januar. 
Steuerabzug vom Arbeitslohn. 
Vom 1. Januar 1923 ab iſt eine Erleichterung eingetreten, indel 
jederzeit Aenderungen im Familienſtand auf Antrag auf de 
Steuerbuch berückſichtigt werden können, wie z. B. Verheiratung, Gebut 
von Kindern, Unterhaltung mittelloſer Angehörigen. Das Zuſchreibe 
dieſer Steuerermäßigung iſt mit entſprechendem Antrag bei mittelloſe 
Angehörigen beim Finanzamt, bei Verheiratung und Geburt von Ku 
dern unter Vorlage der Urkunde bzw. des Familienſtammbuches, 
ſtellen. Es iſt jedesmal das Steuerbuch mit vorzulegen. Dieſe Ermäß 
gung tritt mit der erſten Zahlung, welche auf die Aenderung des Steue 
buches erfolgt, in Wirkſamkeit. Vom 1. Januar 1923 ab gelten die neue 
Steuerſätze, ob ſchon auf den bereits ausgegebenen Steuerbüchern n0 
die für 1922 gültigen Abzüge enthalten ſind. Der Arbeitgeber hat 
nur an die auf dem Steuerbuch verzeichnete Perſonenzahl 
halten und nicht an den angegebenen Betrag. 
Das Bedienungsperſonal in Hotels, Reſtaurants uſw. hatte im Jah 
1922 keine Steuermarken geklebt und ſind daher gehalten, beim Finan 
amt ihres Famikienwohnſitzes bis ſpäteſtens Ende Februc 
welches auf dem Finanzamt koſtenfrei erhältlich iſt, ihr Einkommen uſt 
zu deklarieren. Vom 1. Januar 1923 ab ſind dieſelben gehalten, bei jed 
Arbeitsleiſtung ihrem Arbeitgeber Steuerbuch vorzulegen, welcher hie 
auf den Steuerabzug durch Markenkleben erledigt. 
Die Ablieferung der Steuerbücher 1922 mit den Einlagebogen h 
ſpäteſtens bis Ende ds. Mts. auf dem Finanzamt, Zimmer 2, zu 
Die Verbandsmächte haben es mit der Feſtſetzung der folgen. Wer die Ablieferung unterläßt, hat ſich die hieraus entſtehende 
auch wenn Marken nicht geklebt ſind. 
Erhöhte Werbungskoſten für Kriegsbeſchädigte. 
Wie wir von zuſtändiger Stelle erfahren, iſt dem Finanzamt 
einer Geſetzesänderung, welche den Kriegsbeſchädigten mit über 30 Pr. 
zent Erwerbsunfähigkeit höhere Werbungskoſten zuſpricht, von der vo 
geſetzten Behörde noch nichts bekannt gegeben worden. Sobald dieſ 
geſchieht, ſoll den Kriegsbeſchäbigten=Organiſationen ſofort entſprechen 
Nachricht zugehen. 
— Steuertabelle. Auf die heutige Anzeige „Steuer=Ermäl 
gungstabellen” wird jeder Arbeitgeber und Arbeitnehmer au 
merkſam gemacht. Sie enthält die alten Steuerermißigungsſätze 
dem 1. Januar 1923, und die neuen Sätze ſind je nach dem Familie
W
 v. Strafkammer. Auf ſtaatsanwaltliche Berufung wurde die ge9 
den Arbeiter Johann Adam Gerbig aus Schönau erkannte ſchöffeng 
richtliche Diebſtahlsſtrafe von 2½ Monaten nunmehr auf 6 Monate 8 
fängnis erhöht. Es handelt ſich um fortgeſetzten, unter grobem Vertra 
ensbruch verübten Fabrikdiebſtahl, ohne daß Not oder ſonſtige mildern 
zur Zeit der Tat im vorigen Sommer den demals guten Wochenlol 
Die Entwendungen von fertigen Fellen hatte er dadurch ausgeführt, d 
er vom Arbeitsraum durch eine enge, faſt uuter der Decke befindlie 
zahlen habe. Gar nicht darüber ſtreiten läßt ſich aber, daß die Oeffnung in den Lagerraum einſtieg. Cinen Teil der Beute im Wert v 
Verſuch, weitere Felle in Heidelberg abzuſetzen, wurde ſeine Frau, dut 
die er ſie hinbringen ließ, abgefaßt und er als Täter ermittelt.
Nummer 21.
 hinterbliebene für die Landgemeinden des Kreiſes Darmſtadt beim Kreis= zu wanken. Am Nachmittag vereinigte der örtliche „Hochſchulring 
            deut=
amt Darmſtadt macht bekannt, daß der Beirat für die Fürſorgeſtelle neu ſcher Art” die geſamte Studentenſchaft zu einer machtvollen Kundgebung. 
der Arbeitnehmer, ſowie die Intereſſenvertretungen der 
            Kriegsbeſchädig=
ten= und Kriegshinterbliebenenvereinigungen haben Vorſchlagsliſten bis ſchienenen Dozenten und die Studentenſchaft. Er führte in einer kurzen 
ſtelle. 
hinterbliebenenfürſorge der Stadt Darmſtadt teilt uns mit, daß die 
            lau=
fenden Teuerungszuſchüſſe für die nicht im Erwerbsleben ſtehenden 
Schwerbeſchädigten, Kriegshinterbliebenen, Altrentner und 
            Altrentnerin=
nen für den Monat Dezember 1922 noch nachträglich um 10 v. H., 
Beträge (Nachzahlungen für Dezember und Januar), werden am 
            Mon=
tag, 22. Januar 1923, vormittags von 8ſ bis 12½ Uhr auf der 
Stadtkaſſe ausgezahlt. 
* Gebühren der Ortsgerichte. Es wird zu der im Tarif unter 
A. 3. 4 Abf. 1 und 2 beſtimmten Gebühr ein Teuerungszuſchlag derart 
erhoben, daß die Gebühr in den Städten Darmſtadt. Offenbach, Gießen. 
Mainz und Worms das vierfache, in allen übrigen Gemeinden das drei= zum Gedenktag der Reichsgründung mitgeteilt und unter großem Beifall 
fache der im Geb.=Tarif beſtimmten Gebühr beträgt. Deu Höchſtbetrag 
der Pauſchgebühr iſt 1000 Mark. Dieſe Beſtimmungen treten ab 1. 
            De=
zember 1922 in Kraft. Soweit ſeit 1. Dezember 1922 höhere Gebühren 
oder Pauſchvergütungen, entſprechend den ſeitherigen Beſtimmungen 
            be=
reits bezahlt ſind, beſteht keine Verpflichtung zur Nückzahlung. 
— Echte Farben. Die hübſchen Waſchſtoffe, die von den zarteſten 
Farben bis zu den leuchtendſten Tönen, die Hausfrauen” zum Einkauf 
lockten, haben meiſt lebhafte Bedenken bei ihnen hervorgerufen und die 
ängſtliche Frage laut werden laſſen: wird das Kleid, die Bluſe die Wäſche 
überſtehen, wie wird die Farbe nachher ausſehen? Und wie berechtigt 
waren dieſe Bedenken! Noch ſchmerzlicher war die Enttäuſchung, wenn 
eine mühſelige Handarbeit nach kurzem Gebrauch von der Sonne 
            der=
blichen war, wenn der einſt ſo ſchöne, geſchmackvolle Gegenſtand — eine 
Tiſchdecke, ein buntes Kiſſen oder ein Kinderkleidchen — nun ſtatt Freude 
nur Aerger hervorrief. Neben echten Farben gab es eine Reihe unechter 
Farben, der Verkäufer kannte den Unterſchied nicht, die Hausfrau hatte 
keinerlei Mittel, ihre Wünſche nach Waren echter Färbung zur Geltung 
zu bringen, ſie wußte nicht woran ſie die echtgefärbten Stoffe erkennen 
konnte. Durch die Herſtellung der ſogenannten 
            Indanthrenfap=
ben ſind nun alle Wünſche, die an Licht= und Waſchechtheit geſtellt 
            wer=
den können, erfüllt. Eine unendliche Reihe der ſchönſten leuchtendſten 
Farben ſtehen der Induſtrie zur Verfügung und die Hausfrau hat 
            nun=
mehr das Mittel, echte Farben zu erkennen: das Warenzeichen. Hier 
kann die Hausfrau zum erſten Mal im weiteſten Maße ihren Einfluß 
geltend machen; ſie muß immer und immer wieder darauf beſtehen, nur 
indanthrengefärbte Ware zu kaufen und Unechtes zurückweiſen. Das 
            Wa=
renzeichen, — das „I” von Indanthren als Säule, die von der Sonne 
beſchienen, vom Regen gepeitſcht wird — iſt leicht zu erkennen und im 
Gedächtnis zu behalten. Der hieſige Hausfrauenbund will ſeinen 
Mitgliedern Gelegenheit geben, ſich mit dieſer ſo wichtigen Frage 
            ver=
traut zu machen. Er veranſtaltet am Dienstag, 23. Januar, 
5 Uhr, einen Vortrag im großen Saale des Chemiſchen Inſtituts. Frau 
Emma Kromer., Heidelberg, einer der wenigen weiblichen Mitglieder 
des Reichswirtſchaftsrats, wird über Farbenfreudigkeit und 
Farbenechtheit ſprechen und in einer Ausſtellung Stoffe, 
Tiſchdecken, Vorlagen, Stickgarne, Kunſtſeide u. a. zeigen, die zum Teil 
ändern. — Der Vortrag dürfte auch für jene Geſchäfte von Intereſſe ſein, den folgende Beſchlüſſe gefaßt: Es darf von jetzt an einem jeden Gaſt 
die indanthrenfarbige Waren bzw. farbige Stoffe führen, er iſt über= nur eine Hauptmahlzeit mit Fleiſch abgegeben werden. Butter und 
haupt für jedermann zugänglich. Der Eintritt iſt frei. 
* Schneekünſtler. Vor dem Landestheater haben „Kunſtbegeiſterte‟ 
aus Schnee die überlebensgroße Figur Poineares geformt und mit 
            zeit=
gemäßen Inſchriften verſehen. Die Kunſt fand ſo ſtarken Anklang, daß 
mehrfach „patriotiſche Kundgebungen”, vor dieſem eigemartigen 
            Dent=
mal ſtattfanden. 
Kunſtnotizen. 
Ueber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden 
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor. 
— Ein in Darmſtädter muſikaliſchen Kreiſen bereits bekannter junger 
Künſtler, Günther Freiherr von Berg, der ſich im Laufe 
des nächſten Monats zur Beendigung ſeiner Geſangsſtudien nach 
            Mai=
land begibt, veranſtaltet ein eigenes Konzert. Herr von Berg, ein 
direkter Neffe des weitbekannten Heldentenors Walther Kirchhoff und 
Schiler des Herrn Konzertſängers Franz Müller, ſingt am Freitag, von ſechs Herren zuſammen, die gegen 12 Uhr im Begriff waren, das 
den 2. Februar, im Fürſtenſaal Lieder von Schumann, Schubert ſowie 
Arien von Marſchner, Bizet und Verdi. Die Klavierbegleitung hat Herr und fragte, eb es noch etwas zu trinken gebe; er, fügte noch hinzus „Bei 
Karl Dietrich von hier übernommen, Karten, bei Konzert=Arnold, Euch Miſtbauern gibts gar nichts mehr‟. Die Herren verbaten ſich dieſe 
Wilhelminenſtraße 9. 
zeichnet für das abgelaufene Geſchäftsjahr einen Fehlbetrag von fünf ten Baus in die Leber. Der Schwerverletzte wurde nach dem Kranken= 
Millionen Mark. — Bernsfeld. Seit ein paar Tagen iſt unſere 
            Ge=
meinde an die oberheſſiſche Elektriſche Lichtzentrale angeſchloſſen. 
— Friebberg (Heſſen), 20. Jan. Reichsaründungsfeier am 
Polgtechnikum Friedberg in Heſſen. In ſchlichter Weiſe, 
Belgien. Am Vormittag um 10 Uhr fand unter ſtarker Beteiligung der d 
farben= und nichtfarbentragenden Studentenſchaft eine Andacht in der 9 
hieſigen Schloßkirche ſtatt. Herr Pfarrer Kleeberger ſprach über die vierteljährlich verſchärft durch Faſten und hartes Lager, verurteilt. Den 
Not und das Leid, die über unſer Vaterland hereingebrochen iſt und beiden Angeklagten wird die Unterſuchungshaft angerechnet. Gegen die
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 22. Januar 1923.
Seite 3.
 — Die amtliche Fürſorgeſtelle für Kriegsbeſchädigte und Kriegs= richten an alle Anweſenden die Ermahnung, im feſten Gottvertrzuen nicht 
zu wählen iſt. Die wirtſchaftlichen Vereinigungen der Unternehmer und Der Geſana „Der Gott der Eiſen wachſen ließ” leitete die Veranſtaltung 
ein, Herr ſtud, ing. Ernſt Krauſe, als Vorſitzender, begrüßte die er= 
Ende dieſes Monats einzureichen. Nähere Auskunft erteilt die Fürſorge= Anſprache aus, daß die deutſche akademiſche Jugend in der jetzigen Zeit 
alle kleinlichen Zwiſtigkeiten und Unterſchiede fallen laſſen muß, um eine 
Die Amtliche Fürſorgeſtelle der Kriegsbeſchädigten= und Kriegs= große einige Studentenſchaft zum Wohle unſeres Vate=land=s zu bilden. 
Alsdann ſprach als Vorſitzender des A. H. A., Herr eand. arch. Schmidt, 
und verſicherte in ſeiner Rede die Anweſenden der nationalen Einigkeit 
der geſamten Friedberger Studentenſchaft. Als Hauptreferent ſprach 
Herr Prof, Keller. Mit tiefergreifenden Worten ſchilderte er 
            Deutſch=
für Monat Januar bs. J3. um 100 v. H. erhöht worden ſind. Die lands Blütezeit ſeit der Reichsgründung durch den Schövfer deutſcher 
Einheit — Bismarck. Er erinnerte dabei an die große Vergangenheit, 
an den Heldenkampf des deutſchen Volkes während der Jahre 1914 bis 18, 
den Niedergang des Deutſchen Reichs nach dem Kriege. Er ſchloß mit 
längeren Ausführungen über die jetzigen Aufgaben der deutſchen, 
            ins=
beſondere der Akademiſchen Jugend. Nachdem das Deutſchland=Lied 
geſungen war, wurde die an allen Hochſchulen vorliegende Kundgebung 
angenommen. 
th. Aus Oberheffen, 19. Jan. Schlitz. Mehrere Landwirte von 
hier und aus der Umgegend haben beſchloſſen, eine gemeinſchaftliche 
Schrotmühle mit elektriſchem Antrieb ſich anzuſchaffen. — Büdingen. 
Seit Tagen wird hier das 46 Jahre alte Fräulein Koch vermißt. Alle 
Nachforſchungen ſind bis jetzt ergebnislos verlaufen. Man befürchtet, daß 
ſie ſich ein Leid angetan hat. — Wallernhauſen. Hier wurden in 
derſchiedenen Hofreiten die Stallhaſen aus den Ställen geſtohlen. Auch 
Dachkandeln ſind geſtohlen worden, die an einen Althändler nach Nidda 
verkauft worden ſind. 
Reich und Ausland. 
Ausſtellung von Erfindungen und Neuheiten. 
Der Deutſche Erfinder=Schutzverband e V. München, gegründet 
1912, veranſtaltet während, der kommenden Meſſen in Leipzig und 
Frankfurt a. M. große Ausſtellungen von Erfindungen und 
            Neu=
heiten, die allen Erfindern günſtige Gelegenheit bieten ſollen, ihre 
Schutzrechte ohne große Koſten zu verkaufen. Vollſtändig mittelloſe und 
arbeitsloſe Erfinder ſowie Kriegsbeſchädigte erhalten gegen 
            entſpre=
chende behördliche Beſcheinigung ganze oder halbe Freiplätze. Die 
            An=
meldungen müßten ſofort erfolgen, da andernfalls die ausgeſtellten 
Gegenſtände nicht mehr im Ausſtellungskatalog aufgenommen werden 
können. Bedingungen koſtenlos, Fragebogen, über die Bedürftigkeit 
(Vermögenszeugnis) 20 Mk. durch die Geſchäftsſtelle des Verbandes, 
München. Jahnſtraße 2. 
Maßnahmen der Berliner Hotels. 
Berlin. Der Verein Berliner Hotels und verwandter Betriebe 
hat in ſeiner geſtrigen Vollſitzung im Hotel Eſplanade einſtimmig 
            be=
ſchloſſen: Franzöſiſche und belgiſche Gäſte werden von heute ab in den 
Berliner Hotels nicht mehr aufgenommen; franzöſiſche und belgiſhe 
Zeitungen werden von jetzt an nicht mehr gehalten; franzöſiſhe und 
belgiſche Banknoten werden nicht mehr von den Hotels in Zahlung 
genommen. Die franzöſiſchen und belgiſchen Weine, Liköre und 
            Lebens=
wiederholt gewaſchen oder ſtark belichtet wurden ohne die Farbe zu ver= mittel werden von den Hotels weder gekauft noch verkauſt. Ferner wur= 
Eier dürfen zum Frühſtück nicht gegeben werden. Die Schauſtellung von 
Lebensmitteln in den Schaufenſtern, kalten Büfetts uſw. iſt verboten. 
Herunterholen einer franzöſiſchen Flagge in Bäderlay. 
Koblenz. Der Koblenzer Ztg. wird aus Bäderlay gemeldet: 
In der Nacht vom 11. zum 12. Januar iſt die auf der Bäderlay 
            ange=
brachte franzöſiſche Flagge heruntergeholt worden. Scharfe 
            Maßnah=
men gegen die ganze Stadt werden nach Mitteilung der franzöſiſchen n 
Militärbehörde getroffen, wenn ein derartiger Vorgang ſich nochmals 
wiederholen ſollte. Die Stadtverwaltung hat eine Belohnung für die 
Ermittelung der Täter ausgeſetzt. Gleichzeitia iſt auf Anordnung das 
Betreten der Umgebung des Flaggenmaſtes (Schutzhütte auf der 
            Bäder=
lah) in einem Umkreiſe von 20 Metern verboten worden. 
 
Eine entſetzliche Bluttat. 
Trier. Eine entſetzliche Bluttat ereignete ſich in der Nacht auf 
Sonutag im Kaffee Baur. Dort ſaß an einem Tiſch eine Geſellſchaft 
Lokal zu verlaſſen. Plötzlich tyat der Chauffeur Hegner an den Tiſch 
Bemerkung, worauf Hegner ſein Meſſer zog. Der Kellner verſuchte. 
die Gegner zu trennen. Blitzſcknell ſtieß Hegner zu und traf den 
            Eiſſen=
bahnbeamten Haſſelmann in das Herz, ſo daß der Tod nach wenigen 
ei- Gießen, 19. Jan. Die Städtiſche Straßenbahn ver= Minuten eintrat. Ginen zweiten Stoß verſetzte er dem 
            Eiſenbahnbeam=
haus der Barmherzigen Brüder geſchafft. Der Täter wurde verhaftet, Reiſeartikel” und „Möbel=Induſtrie‟ (Nr. 53 und 54) je 800 gr. 
Hochverratsprozeß Bäran=Schwabe. 
Prag. Am Freitag abend um halb 10 Uhr wunde im 
            Hochverrats=
angemeſſen der Notlage unſeres Vaterlandes, beging die hieſige Studen= prozeß Bärau=Schwabe das Urteil geſällt. Dr. Bäran iſt zu vier Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und 
tenſchaft am 18. Januar die Reichsgründungsfeier und Trauerkundgebung Jahren ſchweren Kerkers, vierteljährlich verſchärft durch Faſten Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”. 
gegen die neuen Vergewaltigungen Deutſchlands durch Frankreich und und hartes Lager, verurteilt worden; ferner zum Verluſte des Doktorats „Neich und Ausland”: Mag Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul 
der Rechte, des Abgeordnetenmandats und deu Penſionsbezüge. Der 
Rechtshörer Karl Schwabe wurde zu drei Jahren ſchweren Kerkers,
 Anrechnung der Unterſuckungshaft für Bäran brachte der Staatsanwalt 
eine Nichtigkeilsbeſchwerde ein. Der Verteidiger Bärans und der 
            Ver=
teidiger Schwabes brachten gleichfalls gegen das Urteil 
            Nichtigkeits=
beſchwerde ein. 
wd. Wiesbaden, 20. Jan. Ein Erzgaunerſtreich iſt in dem kleinen 
Dörfchen Ehlhalten im Taunus verübt worden. Am Montag früh 
            er=
ſchienen zwei „Herren” in der Wohnung der Gebrüder Frankenbach, 
deren Vater in der Dorfkirche den Küſterdienſt verſieht. Die fremden 
Beſucher erklärten, es ſei in der Neujahrsnacht aus dem Hauſe ſchauf 
geſchoſſen worden und ſie müßten deshalb eine Hausſuchung nach 
            Waf=
fen vornehmen. Da die Brüder Frankenbach auswärts arbeiten, fo 
waren die Frauen allein zu Hauſe. Einer der beiden Eindringlinge 
durchſuchte nun in Gegenwart der Frauen den oberen Stock des 
            Hau=
ſes, während der andere unten wartete. Von Waffen wurde nichts 
            ge=
funden und die Beiden rückten wieder ab. Als nun am folgenden Tag 
eine der Frauen im unteren Stock die Kommode öffnete, in welcher ihr 
Schwiegervater, der Küſter Frankenbach, die Kirchengeräte 
            aufzube=
wahren pflegte, war dieſe leer. Die zwei Detektive waren eben nur 
zwei Gauner geweſen, die, mit den Verhältniſſen vertraut, hier eine 
erfolgreiche Gaſtrolle gegeben hatten. Geſtohlen iſt ein Kelch, die 
            Mon=
ſtranz und einige andere Geräte.
 Spiel, Sport und Turnen. 
Fußball. 
. f. R. Darmſtadt (A=Klaſſe)—Spielabteilung „Union” 
der Turngemeinde 1865Beſſungen GB=Liga) 3:2. 
Vorgeſehen war für geſtern das Schlußſpiel der beiden 
            Bezieks=
meiſter der A=Klaſſe: V.f.R.=Darmſtadt und Olympi==Lorſch um die 
Gaumeiſterſchaft in Lorſch. Es fiel den Witterungs= und 
            Platzverhält=
niſſen zum Opfer, was wohl in Anbctracht der ſchwerwiegenden 
            Bedeu=
tung ſeines Ausganges nur begrüßenswert war. So war die 
            Möglich=
keit gegeben, im letzten Augenblick gern geübte Aushilfe der „Union”= 
Daumſtadt zu leiſten, deren Gegner, Germania”=Fulda, ausgeblieben 
war. Es ſtellten ſich unter dieſen Umſtänden dem ſehr guten 
            Schieds=
richter Herrn Schröder von Sandhoſen: 
V. f. N.: 
Ruppert. 
Schmidt. Waldhaus 
H. Weicker Keßler P. Dillmann 
Berger 
H. Waldhaus. Müller K. Weicker. 
Dörr. Rückert. Bopp. Hofmann. Gerſtenmeyer 
Bert Seelbach Friedrich 
Meher. Walther 
„Union”: 
Grieß. 
V.f.R. mit Erſatz für Friedmann und ohne Nungeſſer und Meher 
hat zur Unterſtützung Keßler von Unions Neſerven auf den 
            Mittel=
läuferpoſten geſtellt und ſpielt mit 10 Mann. „Union” hat ſeinen 
            rech=
ten Sturmflügel mit Erſatzleuten beſetzt, iſt aber ſonſt komplett. 
Trotz hoher Schneedecke entwickelte ſich ein wechſelvolles 
            intereſſan=
tes Spiel, das einer gutem ſportlichen, wenn auch zeitweiſe heilleuen 
Note nicht entbehrte. Damit iſt neuerlich wieder feſtgeſtellt, daß lobrle 
Treffen nicht unbedingt zu vermeiden ſind, daß ſie vielmehr auch ohne 
übliche Begleiterſcheinungen ausgetragen werden und wertvoll für die 
Beteiligten ſein können. — „Union”, das wohl in der eweiten Hälfte 
gutes Zuſammenſpiel des Angriffs zeigte und leichte Feldüberlegenheit 
für ſich hatte, vermochte dieſe der Schußunſicherheit und 
            Unentſchloſſen=
heit der Stürmer halber nicht in Werte, d. h. Tore, umzuſetzen. Ein 
gut Teil Schuld daran hatte allerdings auch die V.f.M.=Verteidigung 
und Läuferreihe mit Ruppeyt, Schmidt, A. Waldhaus, P. Dillmann, 
Weicker und dem ſich gut einfindenden Keßler. Auch der dier Mann 
zählende Sturm arbeitete aufopfernd, und beſonders H. Waldhaus hatte 
einen guten Tag. Er buchte alle Treffer des V.f.N. auf ſein Konto. 
Sein zweites Tor war eine Prachtleiſtung. — Bei „Union” gefielen 
Meyer, Seelbach, Hofmann, Bopp und Rückert. 
Die Tore: In der 15. Minute verſchaffte Rückert „Union” die 
            Füh=
rung. H. Waldhaus gleicht fünf Minuten ſpäter aus und erzielte nach 
weiteren 10 Minuten hart an der Torlinie den oben erwähnten 2. und 
damit Führungstreffer für V.f.N. Mit 2:1 Toren für V.f.R. geht es 
nach 35 Minuten in die Pauſe. 15 Minuten nach Halbzeit gleicht 
            Gerſten=
meher mit prächtigem Schuß aus nahezu unmöglichem Winkel aus. 
H. Waldhaus erzielt dann 10 Mimten vor Schluß der ebenfalls 35 
            Mi=
nuten währenden zweiten Spielhälfte den 3. Treffer und ſtellt damit 
den Sieg für VfN., ſicher.
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Landestheater: Kleines Haus, Anfang 8 Uhr, Ende 10 Uhr 
(Schauſpielmiete k 7, Sondermiete 59): „Leonce und Lena”. — 
            Vio=
lin=Solo=Abend Mas Menge abends 8 Uhr im Fürſtenſaal. 
Verein für Vogel= und Geflügelzucht: 
            Hauptverſamm=
lung um 81. Uhr im Kaiſerſaal. — Union=, Reſidenz=, Centraltheater, 
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
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3. u 4. Teil im nächsten
 Verſammlung. 
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 Durch Beſchluß der Geſellſchnft vom 
22. 8. 1920 iſt die Geſtlſchaft aufgehoben. 
Die Gläubiger der Geſellſchaft werden 
aufgefordert, ſich bei derſelben zu melden. 
Der Liquidator der Südd. 
            Waſch=
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in Liquidation (1822sgo 
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Montag, 22. Jan. 
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halt, ucht ab 15. Febr. 
Stellung a. s. Stütze 
zu kinderloſ. Ehepaar 
n. Frankfurt a. M 
Zuſchr, unt, II 4 an 
die Geſchſt. (1901
AOffene Stellen
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„FägmD. 
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6 Akten. Hauptdarst Lucie Dorain. 
Der rote Handschuh. 
Ra- T. Amerik Sensationsllim in 
6 Akien Eine Walzernacht, 
Seekahrt 1st Not. (*1961 
Der Mann 
G.-T. mit den Geverausen, 
Eine Weib der Wüste. 
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Wäsche nicht,
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 22. Januar 1923.
Nummer 21.
Landwirtſchaft, Sartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsweſen
 Das Edelreis. 
Das Gelingen einer Veredelung hängt von der 
            Boden=
beſchafſenheit des Pfropfreiſes ab. Die Erfahrung hat gelehrt, 
daß Edelreiſer nur dann ſicher anwachſen, wenn ihnen die 
            Unter=
lage, mit der ſie ſich verbinden ſollen, in der Entwicklung voraus 
iſt. Ein Reis, deſſen Knoſpen ſich kraft des eigenen Saſttriebes 
ſchon öfſnen, muß natürlich vertrocknen, wenn der Aſt, auf dem 
es ſitzt, ihm keine Nahrung zur weiteren Entfaltung zuführt, 
weil der ganze Baum noch nicht zu treiben begonnen hat. Je 
weniger oder langſamer ein Reis treibt, deſto beſſer taugt es 
alſo als Propfreis. Solche Reiſer erhalten wir, wenn wir ſie 
während der Saftruhe ſchneiden. Gut aufbewahrt, bleiben ſie 
bis in den Sommer hinein friſch und brauchbar und geben die 
Möglichkeit, die Veredlungsarbeit beliebig lange auszudehnen. 
Eine alte Bauernregel ſagt: Fabian und Sebaſtian treibt 
den Saft den Baum hinan. Damit iſt gemeint, daß ſich der 
            Saft=
ſtrom bei unſeren Obſtbäumen gegen Ende Januar zu regen 
beginnt. Bis zu dieſem Zeitpunkt müßte demnach der Schnitt 
der Edelreiſer beendet ſein. Allgemein gilt dies jedoch nur für 
Steinobſt. Die Reiſer für Birn= und Aepfelveredlungen können 
noch im Februar und in rauheren Gegenden kurz vor Gebrauch 
geſchnitten werden, wenn dieſer in den Monat März fällt. Auch 
Sorteneigentümlichkeiten und der Standort des Baumes, von 
dem die Reiſer entnommen werden, ſprechen bei der Wahl des 
Zeitrunktes für den Schnitt mit. Jedenfalls müſſen die Augen 
der Edelreiſer bei der Ausführung der Veredlung ſich noch im 
Ruhezuſtand befinden. 
Nur von geſunden, kräftigen Bäumen, die bewieſen haben, 
daß ſie gute Früchte tragen und wüchſig ſind, ſchneiden wir 
            Edel=
reiſer, und da wieder möglichſt von den fruchtreichſten Aeſten. 
Kräftige, gehörig ausgereiſte, gedrungene, einjährige Triebe mit 
gut entwickelten Augen müſſen es ſein. Bei größeren Bäumen 
wählt man gut ausgebildete Triebe von der Sonnenſeite oder 
oben aus der Krone, da dieſe am reiften und nährſtoffreichſten 
ſind und die größte Triebkraft beſitzen. Das Brechen der Reiſer, 
das alter Aberglaube empfiehlt, ſchädigt den Baum, da meiſt 
noch eiwa zweijähriges Holz abgebrochen wird. Damit ſich au 
Stelle der entnommenen Triebe wieder neue bilden, iſt es gut, 
die Reiſer nicht durch den Aſtring zu ſchneiden, ſondern zwei bis 
drei Augen ſtehen zu laſſen. 
Die abgeſchnittenen Edelreiſer werden gezählt, in Bündel 
gebunden und mit Seriennamen verſehen. Dieſe Bündel legt 
mau in Schatten entweder in Erdgruben oder ſchlägt ſie mit 
dem unteren Ende in feuchten Sand oder Erde ein und bedeckt 
ſie mit Tannenreiſig, Laub uſw. Auch unter Dach bündelweiſe 
uebeneinandergelegt und mit mäßig angefeuchtetem Laub oder 
Aous bedeckt, halten ſich die Reiſer vorzüglich. Beſonders muß 
darauf geachtet werden, daß die Sonnenſtrahlen die Reiſer nicht 
unmittelbar treſfen. In dem Beſtreben, die Reiſer froſtfrei 
            ein=
zuſchlagen, wird häufig ein zu warmer Keller als 
            Aufbewah=
rungsort gewählt. Die dauernd über Nullpunkt ſtehende 
            Tem=
peratur ſolcher Räume weckt in den Reiſern den Trieb, und der 
Zweck des frühen Schneidens wird ſo vereitelt. 
Vom Schnitt der Beerenſträucher. 
Durch die reichliche Fruchterzeugung erſchöpft ſich das Holz 
der Beerenſträucher ſchon nach wenigen Jahren. Dieſes 
            abge=
tragene Holz bildet keine neuen Triebe, die Früchte, die ſich an 
ihm eitwickeln, werden kleiner, und nach und nach ſtirbt das 
Fruchtholz, von Flechten überzogen, überhaupt ab. Dieſer 
            Zu=
ſtand tritt bald ein, wenn man die Büſche unberührt läßt. 
            Des=
halb muß man das abgetragene Holz regelmäßig entfernen, 
            wäh=
rend man von dem jungen nur ungünſtig ſtehende Zweige ſo 
weit ausſchneidet, daß der Strauch licht und luftig erſcheint, 
Vielfach werden hier Fehler begangen, indem junges Holz in 
der Meinung weggenommen wird, es ſei wildes. Ein 
            wurzel=
echter Strauch, uie der niedrige Stachel= und 
            Fohannis=
beerbuſch, kann aber niemals wilde Triebe erzeugen. 
Einſtutzen darf man nur die kräftigſten Schoße, wenn ſie die 
Strauchform ſtören. Man beraubt ſich damit in jedem Falle, 
denn gerade das einjährige Holz trägt, wie geſagt, die Früchte, 
und an den Enden der Triebe ſitzen immer die kräftigſten Augen. 
Unſer Beſtreben beim Schnitt muß dahin zielen, möglichſt 
            reich=
liche Bildung jungen Holzes anzuregen, und das erreicht man 
durch Entfernung des überſtändigen Holzes. In jedem Jahre 
fallen die älteſten knorrigſten Triebe, ſo daß der Buſch dauernd 
Ztreige verſchiedenen Alters beſitzt und ſich doch ununterbrochen 
verfüngt. Damit Licht, Luft und Sonnenwärme ihre 
            frucht=
treibende Wirkung recht kräftia ausüben können, ſieht man beim 
Auslichten zugleich darauf, daß der Buſch eine regelmäßige 
            Ge=
ſtalt behält, die auch das Ernten erleichtert. 
Der Schnitt hochſtämmiger Johannis= und 
            Stachelbeer=
ſträucher unterſcheidet ſich von dem der Büſche nur inſofern, als 
hier beſonders auf den Aufbau und die Erhaltung einer ſchön 
geformten Krone Bedacht zu nehmen iſt. Bei alten verwahrloſten 
Pflauzen beider Formen kann man die nachlaſſende 
            Fruchtbar=
keit nur durch einen radikalen Nückſchnitt wieder beleben. 
            Gleich=
zeitig düngt man kräftig und ſäubert den Boden unter den 
 
Sträuchern volſtändig von Unkräutern.
 Viel einfacher als bei den Johannis= und 
            Stachelbeerſträu=
chern iſt der Schnitt bei, den Himbeeren und 
            Brom=
beeren. Hier ſind allein die einjährigen Ruten als Träger 
anzuſehen, und es kommt nur darauf an, die abgetragenen 
            zwei=
jährigen Ruten bald nach der Ernte zu entfernen, allenfalls noch 
überzählige Schößlinge auszumerzen. Die ſchnelle Beſeitigung 
der alten Ruten iſt deshalb zu empſehlen, weil dieſe Gelegenheit 
zur Anſiedlung von Schädlingen bieten und die jungen Ruten 
nach dem Auslichten beſſer ausreifen.
OO2
Landwirtſchaft
 —Gerberlohe als Streu. Gerberlohe als Streu 
benützt, ſaugt mehr als das Doppelte ihres Gewichts an 
            Flüſſig=
keit auf. Es iſt empfehlenswert, ſie zu dieſem Zweck mit der 
Strohſtreu zuſammen zu verwenden. Sie wiegt nicht ſchwer 
und läßt ſich demuach leicht transportieren. Indes beſitzt die 
Gerberlohe immer noch einigen Gerbſtoffgehalt, und es iſt zu 
empfehlen, ſie in Verbindung mit Kalk oder Phosphaten 
            ſphos=
phorſauren Verbindungen) oder Aſche gleichzeitig zu benützen, 
Materialien, welche zugleich ihre Zerſetzung beſchleunigen helfen. 
Zuſammen mit den animaliſchen Abfällen bildet die Gerberlohe 
einen ausgezeichneten Dünger. Im Garten verhindert ſie in 
wirkſamer Weiſe die ſtarke Austrocknung des Bodens. Bekannt 
iſt auch die Verwertung der Lohe zu Lohkuchen mittels eigener 
Preßmaſchinen; dieſe Lohruchen dienen als Brennmaterial.
 — Krokus im Zimmer. Dieſes Zwiebelgewächs darf 
nicht durch allzu große Wärme zum frühen Austreiben und 
            Blü=
hen gereizt werden, denn es treibt und blüht ſchon bei nur 
            weni=
gen Wärmegraden. Hauptſache iſt ein heller, ſonniger Standort; 
werden die mit Krokus bepflanzten Töpfe nur am ſonnigen 
Fenſter aufgeſtellt, ſo gelangen ſie ſogar im ungeheizten Zimmer 
zum Blühen. Muß man ſie in einem geheizten Zimmer 
            auf=
ſtellen, ſo ſuche man die austrocknende Ofenwärme von den 
Pflanzen möglichſt abzuhalten, was ſich durch Anbringen eines 
Pappſtückes an den Töpfen nach der Zimmerſeite uſw. ſehr leicht 
bewerkſtelligen läßt.
Vieb= und Geflügelzucht
A.
Obſt= und Gartenbau
 LEae ie Reh Gentie itäihe 
Wellte man mit allen Ausſaaten warten, bis der Boden im 
Garten völlig offen iſt, dann käme man mit vielen. 
            Gemüſe=
ſgaten, die ſehr langſam keimen, viel zu ſpät. Auf gut 
            vorberei=
tetem Land, alſo im Spätherbſt gegrabenem und gedüngtem 
Land, kann man aber ſchon im Januar bei günſtigem Wetter 
mit der Beſtellung beginnen. Iſt der Boden in dieſer Zeit 
            auf=
getaut, wenn auch nur 4—5 Zentimeter tief, ſo harkt man ihn 
mit dem Rechen glatt, teilt die Beete ein und zieht auf jedem 
Beet von ein bis einhalb Meter Breite fünf bis acht Rillen mit 
der Hacke. In dieſe ſät man dann die langſam keimenden 
Samen von Mohrrüben und Karotten, Spinat. Feldſalat, 
Schwarzwurzel, Peterſilie, Dill, Pühnenkraut, Zwiebeln, Porree, 
Früherbſen, Puffbohnen und anderen. Die Saat in Reihen 
iſt der Breitſaat vorzuziehen. Man bedeckt die Samen, wie 
üblich mit Erde, läßt die Rillen aber als flache Mulden 
            be=
ſtehen, damit ſich in ihnen der Schnee anſammelt und feſtlegt. 
Er wird dadurch zur ſchützenden Winterdecke der Samen. Auch 
Nadelſtreu, Stroh, Kiefernreiſig, ſtrohiger langer Stalldung und 
Torfmull eignen ſich zur Bedeckung. Im Frühling ſind dieſe 
Saaten allen anderen weit voraus, wenn das Pflanzenleben 
eben erwacht. 
— Ausgewinterte Gemüſepflanzen. Wenn 
durch Froſt, Auftauen und abermaliges Frieren die 
            Garten=
beete Sprüng: bekommen, werden häufig die darauf ſtehenden 
Pflanzen gelockert oder gehoben und verlieren den inn gen 
            Zu=
ſamenhang mit dem Boden. Wir ſehen dann, daß die 
            Pflan=
zen verkümmern, ohne daß ſie ein Schädling oder eine 
            Krank=
heit befallen hat. Man nennt dieſen Vorgang Auswintern. Um 
Schaden dadurch zu verhüten, müſſen wir bei Tauwetter die 
Be=te nachſehen und gelockerte wie gehobene. Pflanzen 
            feſt=
drücken, bloßgelegte Wurzeln mit guter Erde bedecken. Als 
vorbeugende Maßnahme kommt in Betracht das Setzen der 
Pflanzen in Rillen, und Decken mit Reiſig oder Laub. bei 
            Erd=
beeren mit kurzem verrottetem Miſt. Die Rillen führt man 
von Norden nach Süden, etwa zehn Zentimeter tief, damit die 
Wirkung der Morgenſonne abgeſchwächt wird. 
—Wann erfrieren Pflanzen? Der Botaniker 
Rein har durch zahlreiche Verſuche die Kältegrade feſtgeſtellt, 
bei welchen verſchiedene Pflanzen erfrieren. Am 
            widerſtands=
fähigſten ſind die niederen Gefäßpflanzen, welche bis zu 31 
            Kälte=
graden ertragen können. Manche erfrieren zwiſchen 14 und 19 
Grad, von den Bäumen die Eibe bei 25 Grad, der Oelbaum 
ſchon bei 4 Grad, Veilchen halten bis zu 9 Grad, der Steinbrech 
bis 14 Grad Kälte aus; die grünen Blätter und Stengel der 
Begonie erfrieren ſchon bei 2 Grad, bei 1,5 Grad erfrieren 
            Gur=
ken, Bohnen bei 2 Grad, Mais und Hirſe bei 2 bis 3 Grad C. 
Die Kälte iſt als innere Kälte zu verſtehen, d. h. die Temperatur 
in der Pflanze muß auf die genannten Grade geſunken ſein, die 
Außentemperatur kann beträchtlich niedriger ſein, ohne den 
Pflanzen zu ſchaden, insbeſondere, wenn ſie durch eine 
            Schnee=
decke geſchützt ſind. 
— Dahlienknollen ſind nach dem erſten Froſt aus dem 
Boden zu nehmen. Die darauf haftende Erde darf nicht 
            abge=
ſchüttet werden. Nachdem ſie zwei bis drei Tage an einem 
            luf=
tigen Oit abgetrocknet haben, werden ſie in den Keller gebracht. 
In allzu trockenen Kellern ſind ſie mit Sand zu bedecken, damit 
ſie nicht vertrocknen.
 ungeziefer hei Ziegen. Struppiges Har, 
            ſän=
diges Scheuern und Scharren ſind hei Ziegen Anzeichen, daß die 
Tiere von Ungeziefer gequält werden. Am häufigſten treten 
wohl Läuſe auf. Sie ſind leicht mit bloßem Auge zu erkennen. 
Lanighaarige Tiere, in deren Fell ſich Läuſe eingeniſtet haben, 
müſſen geſchoren und mit einer ſchwachen Tabakbrühe gewaſchen 
werden. Queckſilkerhaltige Mittel, wie graue Salbe vermeide 
man, da ſich die Tiere leicht dadurch vergiften. Wirkſam iſt 
auch das Abreiben mit einer Miſchung von Oel und Cellokreſol 
und mit der flüſigen Salbe Osga. Man wiederholt dieſe 
            Be=
handlung nach einigen Tagen, damit friſch ausgekrochene Läuſe 
wiederum vernichtet werden. Einige Tage nach der letzten 
            Ein=
reibung reinigt man das Tier gründlich mit warmem 
            Seifen=
waſſer. Gefährlicher als Läuſe ſind die Hautgrabmilben, die 
Räude verurſachen. Dieſe iſt anſteckend und übertragbar, und 
man überläßt die Behandlung deshalb lieber einem Tierarzt. 
Ein wirkſomes Räudemittel iſt Cutaſyl. Es tötet die Milben 
und bringt die Haut zum Abheilen. Vernachläſſigt man 
            räude=
befallene Tiere, ſo werden ſie durch die Qual des dauernden 
Juckreizes hinſällig. Bei den im Laubgehölz weidenden Ziegen 
ſinden ſich öſter Holzböcke oder Zecken, Inſekten von der Größe 
einer Bohne, die am Blut der Tiere ſaugen. Man betupft ſie 
mit Tabakbrühe, damit ſie von ſelbſt abfallen. Beim Abreißen 
bleibt der Kopf des Inſekts ſtecken und verurſacht eine 
            Entzün=
dung der Haut mit Geſchwür.
Bienenzucht
 — Vienenweide. Dem Bienenzucht treibenden 
            Land=
wirt ſeien folgende Pflanzenarten zum Anbau eipfohlen: 
            Pha=
zelia, Vuchweizen und ſchwarzer Senf. Die Phazelia iſt eine 
hervorragend gute Bienennährpflanze, nimmt mit jeder 
            Boden=
art fürlieb und kann zu jeder Zeit ausgeſät werden. Man wird 
ſich mit der Ausſaat natürlich ſo einrichten, daß ſie in der 
            zwei=
ten Hälſte des Monats Juli und ſpäter bis Ende September zur 
Blüte kommt. Die Ausſaat hat dann ſelbſtverſtändlich in 
            ange=
meſſenen Zwiſchenräumen zu erfolgen. Auf dieſe Weiſe kann 
man ſich eine ausgiebige Tracht für den ganzen Sommer 
            ver=
ſchaffen. Ebenſo iſt es mit dem Buchweizen, deſſen 
            Honigreich=
tum ja bekannt iſt. Auch dieſen wird man ſo ſpät ausſäen, daß 
er in der genannten Zeit aufblüht, und jeder Landmann findet 
auf ſeinen Ländereien wohl eine Stelle, die ſich für den Anbau 
von Buchweizen eignet. Zuletzt noch der Senf, den man am 
beſten ſo ausſät, daß er von Mitte September bis Anfang 
            Ok=
tober in Blüte ſteht. Der Senf liefert reiche Honigmengen, iſt 
auch für den Landwirt zu Grünfuttermengen von nicht geringem 
Werte. 
— Die Bienen im Winter. Wenn man im Winter 
bei ſtrenger Kälte ſeine Bienen beobachtet und merkt, daß ſie 
keinen Laut von ſich geben, wie tot in den Stöcken ſitzen und 
auf einmaliges Anklopfen kurz antworten, ſo iſt alles in beſter 
Orduung. Iſt aber ohne jede äußere Störung ein lautes 
            Brau=
ſen wahrzunehmen, ſo leidet das Volk entweder an Kälte oder 
an Wärme. Der Züchter muß dann ſofort Abhilfe ſchaffen. 
— Will man, für dieſes Jahr, einen neuen 
Bienenſtand einrichten, o muß man jetzt dazu tun, 
eigen geeigneten Standplatz auszuſuchen. Mit Unrecht haben 
die Imker früherer Zeit zu großes Gewicht auf die 
            Himmels=
gegend, nach welcher die Bienen ausfliegen, gelegt. Dieſer Punkt 
iſt, wenn die Stöcke nur gegen Stürme und namentlich gegen 
Zugluſt geſchützt ſind, ſo ziemlich gleichgültig. Eine heimliche 
kühle Zugluft, wie ſie an manchen Orten faſt immer, ſelbſt an 
den wärmſten windſtillen Tagen, fühlbar iſt, iſt der Tod der 
Bienen. An ſolchen Plätzen ſtelle man ja keine Bienen auf, 
denn man würde mit ihnen doch auf keinen grünen Zweig 
            kom=
men. Sind die Stöcke aber gegen Stürme und Zugluft geſchützt, 
ſo iſt es ziemlich gleichgültig, wo ſie ſtehen, und noch 
            gleichgülti=
ger, nach welcher Himmelsrichtung ſie ausfliegen. Hat man jedoch 
die Wahl, ſo wählt man Oſt, geht das nicht, Nord, Süd, und 
endlich Weſt. Nur müſſen Stöcke, wenn ſie gegen Süd oder Weſt 
ſtehen, an ſehr heißen Sommertagen gegen Anprall der 
            glühen=
den Sonnenſtrahlen geſchützt werden, da ſonſt der Wachsbau im 
Innern weich wird und zuſammenbricht.
Nummer
Das helle Licht.
15
 Roman von Friedrich Kipp. 
Nachdruck verboten.)
 Durch das ungeſtüme Pochen und das wütende Gebell 
            Wald=
manns war bald Leben in das Forſthaus g=kommen. Randers, 
der ein krankes Rheumatimusbein hatte, rief in das Haus nach 
ſeiner Tochter, die gleich aufſprang, ſich notdürftig ankleidete 
und die Haustür öffnete. Sie prallte zurück, als ſie die 
            Zigeu=
nerin in ihrem verwahrloſten Zuſtande mit hochreten Wangen 
und halbnacktem, blutendem Körper vor ſich ſah. 
„Ich muß den Herrn ſprechen, der hier „wohnt,” keuchte 
Maha mühſam hervor. „Wo iſt er?” 
Liesbeth ſah ſie überraſcht an. 
„Herrn Wallenhorſt?” ſagte ſie, und dabei ſchlug ihr eine 
Flamm der Scham beim Anblick der verwahrloſten Geſtalt und 
der entblößten Büſte des braunen Mädchens in die Wangen. 
„Was wollen Sie von ihm?” 
„Das iſt einerlei — ich muß ihn ſprechen! Wo iſt er?” 
„Herr Wallenhorſt iſt nicht zu Hauſe, wird auch wohl für 
Sie nicht zu ſprechen ſein.” 
„Nicht zu Hauſe?” jammerte ſie und überhörte den etwas 
wegwerfenden Ton, den Liesbeths Antwort enthalten hatte. 
„Mein Gott, wo iſt er denn? Ich muß zu ihm!” 
„In dieſem Aufzug wollen Sie Herrn, Wallenhorſt 
            be=
ſuchen?” entgegnete Liesbeth mit ſpitzer Stimme und deutete auf 
die derangierte Kleidung der Zigeunerin. 
Maha fah an ſich hinab und gewahrte erſt jetzt ihre 
            zerriſſe=
nen Lumpen. Das Blut ſtieg ihr in die Wangen, und mit einem 
raſchen Griff bedeckte ſie ihre junge Bruſt mit den 
            herabhängen=
den Fetzen. Dann klagte ſie: „O, er iſt fort?. Nun iſt er 
            ver=
loren!, Und ich wollte ihn warnen!“ 
„Ihn warnen? Vor wem?” fragte ſie ängſtlich und dachte 
an Hans Enders, der ſeit der Epiſode in der Unterkunftshütte 
nicht mehr mit ihr geſprochen hatte. 
Mit fliegenden Worten erzählte Maha jetzt den Hergang 
in der Höhle. Dann raffte ſie ſich auf. und mit den Worten: 
„Ich muß zu ihm!. Ich will ihn ſuchen!” flog ſie haſtigen 
            Lau=
fes wieder davon, Uind ſie ſtammelte in ſich hinein, während 
die Tränen ihre braunen Augen feuchteten: „Wenn das blaſſe 
Förſtermädchen ihn auch liebt, ich will ihn retten!“ 
Vor Liesbeths Augen begann es zu tanzen. Ein 
            namen=
loſer Schmerz durchzuckte ihre Bruſt. Was hatte dieſer Aufruh:
 in der Seele der Zig=unerin zu bedeuten? Das konnte doch 
nicht ſo von ungefähr kommen, da mußte was dahinter ſtecken! 
Wild aufſchluchzend ſank ſie auf das Lager und ſtöhnte: „
            Herr=
gott, ſollte es möglich ſein, ſollte er dieſes Mädchen, eine 
            ver=
kommene Zigeunerin, lieben!” Sie hätt: ſonſt nicht ſo heiß 
um ihn gebangt. Und dann fiel ihr erſt wieder ein, daß 
            Wallen=
horſt in Gefahr ſchwebte. Da ſtieg auch in ihr die Angſt um ſein 
Leben auf. Daß Hans nach der Ausſage der Zigeunerin der 
gleichen Gefahr ausgeſetzt war, daran dachte ſie in dieſem 
Augenblick gar nicht. Ihren Vater wußte ſie vorläufig 
            gebor=
gen, der konnte nicht hinaus und hatte genug mit ſeinem 
            Rheu=
matismus zu tun. 
Die Gedanken raſten ihr jäh durchs Hirn und in ihrem 
Innern ſtritten die Gefühle, aber alles überſtrahlte der 
            ein=
zige ſchmerzliche Gedanke: „Er hatte mit dem Zigeunermädchen 
zu tun, und ich wußte es nicht. Daher iſt ſein Herz jetzt kalt 
zu mir, daher beachtet er mich nicht mehr und meidet meine 
Gegenwart!” Und ſie erkannte es auf einmal, klar und 
            voll=
ſtändig, daß ſie Max Wallenhorſt liebte mit der inbrünſtigſten 
Liebe ihrer unberührten Mädchenſeele, und daß dieſe Liebe eine 
hoffnungsloſe, unglückliche war und es jedenfalls ſein würde 
in alle Ewigkeit. 
So trauerten beide um ihre ſchmerzliche, hoffnungsloſe 
Liebe zu Max Wallenhorſt, die blaſſe Förſterstochter und die 
dunkelhäutige Zigeunerin, trotzdem keiner von beiden ſeine 
Liebe galt. 
Sein Herz weinte in ſtillen Stunden um Erika, das 
            un=
getreue Lieb, zu dem ſeine ruheloſe Seele, in dunklen 
            Näch=
ten flog. 
Darum konnte er ſie nicht vergeſſen und ſein Sein einem 
anderen Weibe ſchenken. 
Fünftes Kapitel. 
Randers war ärgerlich auf ſeine Tochter. 
„Warum haſt Du das Zigeunermädchen ſo raſch 
            abgefer=
tigt?. Man hätte ſie doch näher ausfragen können. Nun wiſſen 
wir nichts Genaues und keiner hat eine Ahnung davon, wo die 
Wildſchützen ihr Verſteck haben. Man hätte ſie dann doch in 
ihrem Neſte überraſchen können.” 
„Sie ſah zu verkommen aus,” hatte Liesbeth tonlos 
            entgeg=
net und war hinausgegangen. 
„Ich ſags ja immer,” war des Alten Entgegnung geweſen, 
indem er ſtöhnend nach ſeinem Bein griff, „es geht alles 
            durch=
einander, wvenn man ſelbſt nicht mit dazwiſchen ſein kann.”
 „So ſei doch nicht ſo aufgebracht, Konrad!” hatte Frau 
Randers ſich eingemiſcht. „Wir können das Mädchen immer 
noch fragen, und was ſollte es Dir jetzt auch nützen, wenn Du 
den Aufenthaltsort der Wilddiebe wüßteſt! Du kannſt ja nicht 
hinaus.” 
„Nun, ich ſag’s ja: Weiberlogik!” puſtete der Revierförſter. 
„Als ob das Zigeunervolk hier ſeßhaft wäre!. Die ſind morgen 
ſchon über alle Berge, und öb das Mädchen Wallenhorſt trifft, 
iſt doch eine große Frage.” 
„Wer mag das denn ſein, der Dich heimlich niederſchießen 
will” warf Frau Randers dazwiſchen und ſah ihren Mann 
ängſtlich an. 
„Ha, ha! kein anderer als der Scheelhans. Aber famos iſt 
es doch, daß die Halunken immer belauſcht werden! 
            Wallen=
horſt hat mir ſchon neulich erzählt, daß er in der Ellenſchenke 
Aehnliches gehört habe. Daß es aber auch ihm an den Kragen 
gehen ſoll, kaun ich nicht glauben. Er kommt doch mit den 
Heckenſchützen gar nicht in Beührung. Was anderes iſt es ſchon 
mit Enders! Der ſitzt ihnen ja gründlich auf der Kappe, und 
dauum ſind ſie ihm ſicher nicht grün.” 
„Wenn nicht nur ſchon ein Unglück paſſiert iſt!” wandte 
Frau Nanders ein. 
Ach was! So gefährlich iſt das auch nicht. Die Beiden 
ſind doch ſo dumm nicht, den Kerlen wie ein ang=ſchoſſener Haſe 
vor’s Rohr zu laufen. Die ſind nicht von Pappe und ganz 
            be=
ſonders der Wallenhorſt nicht; der ſtellt ſchon ſeinen Mann.” 
Schon in der Frühe, als der Mond noch nicht aufgegangen 
war, hatte ſich Wallenhorſt in Begleitung des Eleven 
            aufge=
macht, um womöglich einen Bock zu erlegen, deſſen Stand der 
junge Mann vor einigen Tagen entdeckt hatte. Das war in der 
Waldwieſe bei den drei Tannen geweſen. 
„Wie ſtehen Sie ſich jetzt mit Fräulein Randers?” hatte 
Wallenhorſt das Geſpräch eingeleitet. 
„Ja, was ſoll ich dazu ſagen?” lächelte der Eleve reſigniert 
und blickte verloren über die ſilhouettenhaft erſcheinenden 
            Wäl=
der hin. „Ich habe ſie ſeitdem kaum ſprechen können, und es 
will mir ſcheinen, als ob ſie abſichtlich ein Zuſammenſein mit mir 
vermeidet. Haben Sie ſie noch geſprochen?” 
„Was man ſo ſprechen nennt. Im Beiſein ihrer Eltern. 
Allein nicht,” erwiderte Wallenhorſt und pfiff nach dem Hund, 
der abſeits vom Wege gelaufen war. 
(Fortſetzung folgt.)