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er Rabat we
Nummer 20
Sonntag, den 21. Januar 1923
Einzelnummer 50.00 Mk.
Der Abwehrkampf.
Geſchloſſener Widerſtand.
* Berlin, 20. Jan. (Priv.=Tel.) Die
Reichsregie=
rung ſteht in ſtändiger Verbindung mit dem Ruhrrevier und
eikennt aus allen einlaufenden Nachrichten, daß die
Bevöl=
kerung dieſes Gebiets die bisher getroffenen Maßnahmen der
Regierung durchaus billigt und entſchloſſen iſt, das
ihrig=
zu ihrer Durchführung beizutragen. Das Reichskabinett hält
ſeine vorgezeichnete Linie ſtreng ein und befindet ſich in voller
uebereinſtimmung mit all ſeinen Mitgliedern. Gleiche
Ueber=
einſtimmungen herrſchen mit den
Landesregierun=
gen, mit deren Vertretern geſtern und heute eingehende
Be=
ſprechungen ſtattgefunden haben, deren Ergebnis in weiteren
Maßnahmen zur Unterſtütung der Politik der
Reichs=
regierung ihren Ausdruck finden wird. Auch die
Par=
teien mit Einſchluß der Sozialdemokratie ſtehen geſchloſſen
hinter dieſer Politik und unterſtützen ſie nach Maßgabe
ihrer Kräfte. Der Beſchluß des ſozialdemokratiſchen
Parteivor=
ſtandes iſt in Uebereinſtimmung mit dem Fraktionsvorſtand des
Reichstages und des Landtages, ſowie der Vertreter des
Allge=
meinen Deutſchen Gewerkſchaftsbundes und des Afg=Bundes
gefaßt worden und zeigt, daß alle Hoffnungen des franzöſiſchen
Friedensbrechers auf eine Zermürbung der inneren
deutichen Front vergeblich ſind. Dieſer Beſchluß entſpricht
durchaus dem geſamten Willen der deutſchen Arbeiterſchaft und
wird ror allem im Ruhrgebiet, wo die Arbeiterſchaft mit der
gleihen Entſchloſſenheit wie das Unternehmertum den
Ab=
wehrkampf durchführt, lebhaftes Echo erwecken. Daß die
Arbeiterſchaſt gegenüber den von den Franzoſen vorgenommenen
Verhaftungen von Beamten und Angeſtellten der Zechen,
die ſchon länger erwogenen Maßnahmen auf das ſchärfſte
durch=
führen werde, iſt gewiß. Die Anordnungen der Regierung über
eine verſchärfte Wucherbekämpfung ſowie über das
Einſchreiten gegen Schieberweſen und
Schlemme=
rei haben unter der Bevölkerung außerordentlichen Anklang
gefunden. Gegen die drohende Arbeitsloſigkeit ſtehen
weitgehende Maßnahmen bevor, die möglicherweiſe in der Linie
dir für das beſetzte Gebiet angeordneten
Entſchädigungsmaß=
nahmer liegen, da in gewiſſen Induſtrien die fortwährenden
ſammenhängen.
Die außenpolitiſche Konſtellation hat keine
weſentliche Aenderung erfahren. Die von Neu=York gemeldete
plötzliche und erhebliche Steigerung der Mark wird in
hieſigen politiſchen Kreiſen darauf zurückgeführt, daß
Ame=
rika ſich wahrſcheinlich zu einer neuen moraliſchen Geſte
entſchloſſen hat. England und Italien verhalten ſich nach hier
vorliegenden Informationen noch abwartend, doch drängt die miſſion der Beſatzungsbehörde in das Kohlenkontor eingedrungen
öffeutliche Meinung in dieſen Ländern immer ſtärker auf einen und hat die Herausgabe der Statiſtiken und der Verſandbücher
Eingriff im Sinne einer Vermittelungsaktion.
Es gilt Opfer zu bringen!
Deutſche Einzelhändler zeigt Euch der großen Stunde würdig!
Berlin, 19. Jan. (Wolff.) Der Hauptausſchuß der
Haupt=
gemeinſchaft des deutſchen Einzelhandels, einer
Spitzen=
organiſation von etwa 60 Verbänden, gab in ſeiner Sitzung vom
19. Januar 1923, welche aus allen Teilen Deutſchlands beſucht
war, ſeiner Entrüſtung über den räuberiſchen Einfall der
Fran=
zoſen und Belgier in lebenswichtige deutſche Gebiete einhellig
Ausdruck. Gegenüber ſolch ſchmachvoller Tat innerhalb einer
zitiliſierten Welt kann es nur eine Antwort geben: reſtloſe
Ge=
ſchloſſenheit aller deutſchen Volkskreiſe, das Zurückſtellen aller
inreren Gegenſätze und Opferbereitſchaft aller Berufsſtände. Der tor Tengelmann, Generaldirektor Wüſtenhöfer, Gene=
Hauptausſchuß richtet daher an alle Einzelhändler des Deut= raldirektor Koſten, Direktor Spindler und Bergaſſeſſor
ſchen Reiches die feierliche Aufforderung, bei der Preisbil= Olfe, die heute vormittag verhaftet wurden, ſowie Geheimrat
dung jede erdenkliche Rückſicht auf die
allge=
meine Not zu nehmen und die Geſinnung allſeitiger
Orferfreudigkeit auch durch die Tat zu bekunden. Er tut dies in
dem feſten Vertrauen darauf, daß auch die Vorlieferanten und zur kriegsgerichtlichen nnterſuchung nach Mainz
Arbeitnehmer ſowie die Verkehrsanſtalten bezüglich der Tarif= geſchafft worden.
politik den gleichen Grundſatz vertreten. Bis zur äußerſten
Grenze der Möglichkeit müſſen wirtſchaftliche Erwägungen vor Thyſſen=Werke, in denen 65 000 Arbeiter tätig ſind, hat von
den nationalen Notwendigkeiten zurücktreten. Der
Hauptaus=
ſchuß beauftragt den Vorſtand der Hauptgemeinſchaft, mit den
Verbänden der Arbeitnehmer, Landwirtſchaft, Induſtrie und
des Großhandels Fühlung zu nehmen darüber, wie die Preis= Arbeif einſtellen werden.
bildung in dieſer Zeit der Not geſtaltet werden könne. Deutſche
Einzelhändler zeigt euch der großen Stunde würdig!
Berlin, 20. Jan. Der 20er Ausſchuß für die Feſtſetzung Automobile mit mehreren franzöſiſchen Offizieren und Gendarmen
der Preiſe für das Umlagegetreide hat mit Rückſicht auf die und verlangten von dem Vorſteher, daß der Schnellzug, der
gegenwärtige Lage einſtimmig beſchloſſen, die Preisfeſt=Düſſeldorf zwei Uhr verläßt, zum Halten gebracht werde, um
ſetzung für das Umlagegetreide vorläufig unver= einen Wagen zweiter Klaſſe, der mit einer Lokomotive von
Düſ=
ändert zu belaſſen.
Die deutſche Studentenſchaft.
Ein gemeinſames vaterländiſches Ziel.
Berlin, 19. Jan. (Wolff.) Alle Teile der deutſchen
Studentenſchaft beherrſcht in dieſen ſchwerſten Tagen der
gemeinſame Wille, dem Vaterlande alles zu geben, was von die zur guten Hoffuungshütte gehört, ſind nach der Kölniſchen
den Studenten zu geben iſt. Die Rückſtellung der hochſchulpoliti= Zeitung, von der Mittagsſchicht 800 Mann und von der
Abend=
ſchen Auseinanderſetzungen und die Betonung des gemeinſamen ſchicht 250 Mann nicht eingefahren. Heute früh iſt auf den
Zechen=
baterländiſchen Zieles erſcheinen als das Gebot der Stunde.
Dem Reichskanzler, der in ſeinem Bemühen um die moraliſche Kompagnien belgiſche Jufanterie ſind in der Nähe der Zeche
ein=
zu einer Beſprechung eingeladen hatte, wurde am 18. Januar arbeiten würden.
folgendes Verſprechen feierlich abgegeben: „Das namenloſe
Elend unſeres Volkes hat alle deutſchen Studenten im unbe= wie die Kölniſche Zeitung meldet, eine Abordnung der
interalli=
diugten Willen zur nationalen Selbſtbehauptung völlig einig ierten Kontrollkommiſſion in dem Geſchäftshauſe, der bergiſchen
der Gegenſätze auf hochſchulpolitiſchem Gebiete kennen ſie für ſich nahmte die Geſchäftsbücher dieſer Kohlenhandelsgeſellſchaft, aus
Uür eine nationale Ehre, ein gemeinſames vaterländiſches Ziel.
Bemeinſamen Vertretung ihres einigen nationalen Willens und Düſſeldorſer Regierung erhob Einſpruch gegen die Beſchlagnahme.
derſprechen, alles zu vermeiden, was dieſe Einigkeit ſtören könnte. Der Einſpruch wurde aber zurückgewieſen, weil es ſich nicht um 9
in Waffen am Rhein und an der Nuhr!
Vom Tage.
Die Stadtverwaltung Düſſeldorf, einſchließlich der Städtiſchen
Sparkaſſe, die Handelskammer für den Stadt= und Landkreis
Düſſel=
dorf, zugleich namens der Börſe, die Reichsbank, die Landesbank für die reiche franzöſiſche Armee im Ruhrgebiet eingerückt, um „die
Rheinprovinz als Geldzentrale der Sparkaſſe des ganzen Rheinlandes, franzöſiſchen Ingenieure, die die Durchführung der
Reparations=
die Düſſeldorfer Banken und B
die Beſatzung.
nahme der Staats= und Gemeindewaldungen hat in der Pfalz große ſchüchtern läßt, hat man die Maske fallen gelaſſen: die Generale
Gpvegung hervorgerufen: „Regierungspräſident v Chlingenſperg hat ſchalten unumſchränkt und arteilen „Befehle‟. Nur in Paris
beim General de Metz Rechtsverwahrung eingelegt.
Krankenpfleger Kowalsky von dem Amtsgerichtsgebäude in Langendreeu, darauf aufmerkſam machen laſſen, daß die
franzöſiſch=
von einem franzöſiſchen Wachtpoſten erſchoſſen. Eine Unterſuchung iſt belgiſchen Truppen bei einem weiteren
Vor=
eingeleitet worden.
franzöſiſchen Oberkommiſſion im Rheinland berboten worden.
abziehenden amerikaniſchen Truppen im Rheinland erſetzen werden, ſich vepflichtet glaubte, rechtzeitig die Aufmerkſamkeit der
fran=
wolle in der Ruhr=Angelegenheit vermitteln, für falſch.
Dollarkurs in Frankfurt am 20. Januar,
abends 1,7 Uhr: 19700.
Willkür über Willkür.
Weitere Verhaftungen.
Von der Rückreiſe in die Heimat ausgeſchloſſen.
Eſſen, 20. Jan. Die für heute vormittag von General
Fournier vorgeladenen Herren, Fritz Thyſſen, Generaldirektor
Tengelmann, Eſſener Steinkohlenbergwerk, Bergaſſeſſor Olfe,
Gelſenkirchener Bergwerksaktiengeſelſchaft, Bergaſſeſſor Keſten,
Zeche Dahlbuſch, Generaldirektor Wüſtenhöfer, Eſſener
Bergwerks=
verein König Wilhelm, Direktor Spindler, Gewerkſchaft Viktoria
tomobil nach Düſſeldorf gebracht worden. Ueber den Brund der
Stockungen urſächlich mit dem Einbruch der Franzoſen zu= Verhaftung iſt noch nichts bekannt. Gleichzeitig hat die Wieder= boit Deutſchland nicht unterſtützt wurde.
beſetzung der ſtaatlichen Zechen durch franzöſiſche Truppen
begon=
nen. Die Zeche Bergmannsglück iſt bereits beſetzt. Kokereien und
Kohlenexpedition ſind mit Beſchlag belegt. Gegen die übrigen
Gruben befinden ſich die Truppen im Anmarſch. Der geſtern
ver=
haftete Oberbergrat Ahrens und der verhaftete Kohlenexpedient
Bortt ſind nach Eſſen geſchafft worden. In Mülheim iſt eine
Kom=
verlangt. Die Beamten lehnten dies ab und traten ſofort in den
Streik. Zur Zeit befindet ſich die Kommiſſion noch auf dem
Koh=
lenkontor und verhandelt mit den Direktoren.
Caſſel, 20. Jan. (Amtlich.) In Langendreer ſind geſtern
etwa 20 Perſonen aus dem Nuhrgebiet, die mit für das rheiniſche
beſetzte Gebiet gültigen Perſonalausweiſen verſehen waren, von.
der Rückreiſe in ihre Heimat ausgeſchloſſen
wor=
den, weil der Perſonalausweis nicht den Vermerk trug: „Gültig
für die Einreiſe in das beſetzte Ruhrgebiet‟ Die
zurückgehalte=
nen Perſonen hatten rechtsgültige Perſonalausweiſe, die vom
Polizeipräſidium Eſſen ausgefüllt worden ſind, die aber von den
Franzoſen nicht anerkannt werden.
Eſſen, 20. Jan. (Wolff.) Fritz Thyſſen, Generaldirek=
Raiffeiſen und Bergrat Ahrens von der ſtaatlichen
Berg=
werksdirektion, die nach Düſſeldorf gebracht worden waren, ſind
Eſſen, 20. Jan. (Wolff.) Der geſamte Betriebsrat der
General Degoutte die ſofortige Freilafſung von Fritz
Thyſſen verlangt, da ſonſt ſämtliche Arbeiter überall die
Benrath, 20. Jan. (Wolff.) Heute nachmittag gegen zwei
Uhr erſchienen vor dem hieſigen Eiſenbahnſtationsgebäude fünf
ſeldorf nach hier gebracht worden war, anzuhängen. Der Befehl
wurde ausgeführt, und unter militäriſcher Bedeckung mußten in
dem betreffenden Wagen acht verhaftetedeutſcheHerren
Platz nehmen, um in Richtung Köln abzufahren, Vermutlich ihn die heilige Allianz der Sieger nauute.
handelt es ſich um die heute morgen in Eſſen verhafteten
In=
duſtriellen und Direltoren.
Oberhaufen, 20. Jan. (Wolff.) Auf der Zeche Sterkrade,
plätzen ein Wagenpark belgiſcher Truppen aufgefahren. Drei
Wehrhaftmachung des Volkes auch die ſtudentiſchen Vertreter gerückt. Die Bergleute erklärten, daß ſie unter den Belgiern nicht ernſten Lage um den eiſernen Willen eines ganzen Volkes, ſich
gefunden. Unbeſchadet der mannhaften, ehrlichen Austragung Kohlenhandelsgeſellſchaft Draht, Scholten u. Co. und beſchlag= ſich darüber klar ſei, daß die wirkſamſte Abhilfe gegenüber in
denen ſich der Verkehr mit dem Kohlenſyndikat in Eſſen ergeben
Sie beauftragen die Herren Hilgenſtock und Holzwarth mit der ſoll. Ein zu dieſer Beſchlagnahme hinzugezogenes Mitglied der Regierung die bereitwilligſte Unterſtützung aller anſtändigen
Der deutſche Student kennt nur einen Feind: den Feind eine verwaltungsmäßige Handlung, ſondern um eine auf dem Be= ſche Wirtſchaft und insbeſondere die Ernährungswirtſchaft vor
lagerungszuſtand beruhenden Maßnahme handele.
Die Woche.
Mit Tauks, Geſchützen und Maſchinengewehren iſt die
glor=
ich lieferungen an Frankreich und Belgien überwachen ſollen, zu
in ſichern”. Von dieſen Ingenieuren, insbeſondere dem
Vorſitzen=
ldorf und die Beſchlagnahme öffentlicher und prioater Gelder durch den der franzöſiſchen Miſſion, Herrn Coſte, iſt es merkwürdig
ſtill geworden. Nachdem man geſehen hat, daß ſich die Bevölke=
Die von der interalliierten, Rheinlandkommiſſion verfügte Beſchlag= rung des Ruhrgebietes nicht durch irgendwelche Mätzchen
ein=
möchte man noch an der erſten Fiktion feſthalten. Unter dem
17. Januar hatte die deutſche Reichsregierung durch ihren Ge=
Am Freitag abend halb 10 Uhr wurde auf dem Nachhauſewege der ſchäftsträger in Paris die franzöſiſche Regierung vorſorglich
marſch über Dortmund hinaus in das Gelände
Nach Düſſeldorfer Meldungen iſt das Berliner Tageblatt von der deutſcher Garniſonen kommen würden. Herr
Poincare ließ daraufhin dem deutſchen Geſchäftsträger folgende
intereſſante Antwort zugehen: „Sie ließen mich durch Ihren
Die Liberté berichtet, es ſei unrichtig, daß itglieniſches Militär die Brief dom heutigen Tage wiſſen, daß die deutſche Regierung
Das Blatt berichtet ferner, man erkläre wiederum die Nachricht, Italien, zöſiſchen Regierung auf die Tatſache zu lenken, daß, falls die
frauzöſiſchen und belgiſchen Truppen den Vormarſch auf
deut=
ſchem Gebiet fortſetzen würden, auf Gebietsteile gelangen
wür=
den, wo Garniſonen deutſcher Truppen ſich befinden. Ich habe
die Ehre, Sie daran zu erinnern, daß die von der franzöſiſchen
und belgiſchen Regierung getroffenen Maßnahmen, um die
Lie=
ferung der von Frankreich geforderten Kohlen einzuhalten, in
keiner Weiſe den Charakter einer militäriſchen
Operation tragen. Es iſt erfreulich, daß die deutſche
Reichsregierung mit der richtigen Antwort nicht gezögert hat.
„Die deutſche Regierung hält jede weitere Erörterung über den
franzöſiſch=belgiſchen Einmarſch für überflüſſig. Sie kann nur
ihrer Verwunderung Ausdruck geben, daß die franzöſiſche
Regie=
rung vor aller Welt den offenkundigen Charakter ihrer Aktion
1 auch jetzt noch ableugnen zu köunen glaubt.‟ Die merhwürdige
Argumentation, daß die Haltung der Induſtriellen und der
deutſchen Behörden die Franzoſen dazu zwinge, „die zu
liefern=
den Kohlen zu requirieren, Umleitungen im erforderlichen
Maß=
ſtabe vorzunehmen”, wird gleichfalls überaus treffend in der
deutſchen Antwort gekennzeichnet. Die franzöſiſche Regierung
laufe auf die Begründung hinaus, daß Frankreich immer deshalb
Matthias ſind verhaftet und unter militäriſcher Bedeckung im Au= zu immer gröberen Formen des Unrechtes befugt ſei, weil das
zuerſt begal zene Unrecht des Einmarſches in deutſches Gebiet
Es iſt zu verſtehen, daß Herrn Poincaré die Haltung der
Ruhrbevölkerung nicht gefällt, denn immer ſchwieriger geſtaltet
ſich durch den einmütigen paſſiven Widerſtand die Durchführung
ſeiues Abenteuers. Immer merkwürdigere Formen nehmen die
harmloſen wirtſchaftlichen „Sicherungsmaßnahmen” an. Am
Freitag beſiegte man in heißer Schlacht auf dem Rhein friedliche
deutſche Kohlenſchiffe, indem man die deutſchen Schiffer durch
bewaffnetes Aufgebot dazu zwang, in linksrheiniſche Häfen
ein=
zulaufen, wo dann die Ladung „beſchlagnahmt” wurde.
Reichs=
baukſtellen im beſetzten Gebiet wurden militäriſch beſetzt, alles
Maßnahmen, die man im Frieden in ziviliſierten Ländern ſonſt
eigentlich anders benennt. Beſonders peinlich aber empfindet
man die aufrechte Haltung der Zechenleiter, die die Dreiſtigkeit
beſitzen, als Deutſche ſich nur nach den Anweiſungen deutſcher
Behörden richten zu wollen, denn, ſo ſagte dieſer Tage ein
fran=
zöſiſcher General in Düſſeldorf, „es gibt nur eine Autorität im
beſetzten Gebiet, und das iſt die des franzöſiſchen Militärs. Nach
einigem Zögern hat man ſich denn auch geſtern eutſchloſſen, ſechs
führende Bergwerksdirektoren, darunter Fritz Thyſſen, zu
ver=
haften. Wenn auch eine franzöſiſche Zeitung vor einigen Tagen
feſtſtellte, daß die Zeiten vorbei ſeien, wvo man von einem reichen
Mann durch die Folter Reichtümer erpreſſen konnte. Herr
Poin=
caré und ſeine Generale ſind offenbar anderer Anſicht. Schon
während der letzten Tage iſt infolge der franzöſiſchen
Maßnah=
men die Kohlenförderung im Ruhrgebiet ſehr erheblich
zurück=
gegangen. Die überall aufflammenden Streiks der über die
franzöſiſche Gewaltherſchaft empörten Arbeiterſchaft werden ſehr
bald beweiſen, daß man ſich in Paris ſehr verrechnet hat, als
man ſich in das Ruhrabe iteuer einließ. Wenn Führer der
fran=
zöſiſchen Schwerinduſtrie in dieſen Tagen erneut an die
Ruhr=
induſtriellen herangetreten ſind mit der Anregung einer
deutſch=
frauzöſiſchen wirtſchaftlichen Cooperation, wobei ſie ſich natürlich
die derdiente ſcharfe Abfuhr holten, ſo beweiſt das nur die
fran=
zöſiſche Verlegenheit.
Unterdeſſen ſieht der engliſche Freund, äußerlich unbeteiligt,
dem Verlauf der Dinge zu. Das war kaum anders zu erwarten,
deun England wird erſt dann eingreifen, wenn die Dinge eine
Entwickelung nehmen, die ſeinen Intereſſen ernſthaft
entgegen=
läuft. Daß man in der engliſchen Preſſe mit einer italieniſchen
Vermittelungsaktion rechnet, mag nur nebenbei erwähnt werden.
Lehrreich aber iſt für alle, die nicht unbelehrbar ſein wollen, die
röllige Paſſivität der Inſtanz, die ja geſchaffen worden iſt, um
den Frieden der Welt zu „ſichern‟. Der Völkerbund hat trotz des
flagranten franzöſiſchen Friedensbruches auch noch nicht den
leiſeſten Verſuch gemacht, einzugreifen, und erweiſt die
Berech=
tigung des Ausſpruches jenes italieniſchen Staatsmannes, der
Das militäriſch wehrloſe Deutſche Reich iſt völlig auf ſich
ſelbſi. geſtellt, und es wird den ihm aufgezwungenen Kampi bis
zum Ende durchkämpfen. Wenn etwas erfreulich war in dieſen
trüben Tagen, ſo war es die Tatſache, daß ſich das gauze deutſche
Volk einmütig und freudig hinter ſeine Regierung ſtellte in dem
Augenblick, als dieſe den unbeugſamen Entſchluß bekundete,
unter keinen Umſtänden vor der franzöſiſchen Gewaltpolitik zu
kapitulieren; und nicht um eine momentan auflodernde
Begeiſte=
rung handelt es ſich, ſondern bei klarer Erkenntnis der furchtbar
bis zum letzten für ſein Daſein einzuſetzen. Dieſer Stimznung
Düſſeldorf, 20. Jan. (Wolff.) Heute vormittag erſchien entſpricht der Erlaß des Reichskanzlers zur Bekämpfung der
Schlemmerei und des Alkoholmißbrauchs in jeder Beziehung,
und wenn in dieſem Erlaß geſagt iſt, daß die Reichsregierung
dieſer Beziehung vorhandenen Mißſtänden aus dem Volke ſelbſt
herauskommen müſſe, ſo ſind wir der Ueberzeugung, daß die
Meuſchen finden wird. Der wahnſinnige Fall der deutſchen
Papiermark infolge der franzöſiſchen Gewaltpolitik hat die
deut=
neue, unendlich ſchwierige 2
mſo erfreulicher
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 21. Januar 1923.
Nummer 20,
war es daher, wenn der Reichslandbund an ſeine Mitglieder
einen Aufr
unſere Aufgabe, an Nahrungsmitteln, insbeſondere an
Brot=
getreide abzugeben, was nur irgendwie im eigenen Betrieb
ent=
behrt und erſpart werden kann.” . . . „Deutſche Landwirte!
Hel=
fen wir unſeren Volksgenoſſen im neu beſetzten Gebiet. So viele
auch von uns ſelbſt ſich in ſchwerer wirtſchaftlicher Not befinden,
wir müſſen doch alles aufbieten, denen zu helfen, die für uns
alle leiden. Laßt uns freiwillige und unentgeltliche Gaben an
Lebensmitteln für unſere bedrängten Volksgenoſſen ſameln.”
. . . „Herzlichſte Nächſtenliebe und heißes Gefühl für die
ge=
meinſome Not wird für unſere bedrängten Volksgenoſſen
zuſam=
menbringen, was jeder irgendwie entbehren kann. Euch aber,
Ihr Bedrängten und Bedrohten, rufen wir zu: Haltet aus,
hin=
ter Euch ſteht das ganze deutſche Vaterland!”
Das Schickſal unſeres Volkes ſteht auf dem Spiel. Das
ver=
ſönliche Intereſſe des Einzelnen muß zurückſtehen. Jetzt heißt
es, nicht mehr nur an das eigene Wohl denken, ſondern Opfer
bringen für jeden, der dazu irgendwie in der Lage iſt; das
Vaterland iſt in Gefahr!
M.
Wiesbaden, 19. Jan. (Wolff.) Der ſtellvertretende
Re=
gierungspräſident Oberregierungsrat v. Reden iſt heute
nach=
mittag auf Befehl der interalliierten Rheinlandkommiſſion aus
dem beſetzten Gebiet ausgewieſen worden. Die
Auswei=
ſung, die ſich auch auf die Familie des Regierungspräſidenten
er=
ſtreckt, erfolgte, weil er beſtimmten Wünſchen der interalliierten
Rheinlanskommiſſion nicht Folge geleiſtet hat.
Eſſen, 20. Jan. (Wolff.) Heute mittag ſind
Tele=
graphendirektor Oberpoſtdirektor Jünger und der
Te=
legraphendirektor des Bauamts, Zehme, von der
Be=
ſatzungsbehörde verhaftet worden, weil ſie entſprechend der
Anweiſung des Reichspoſtminiſters den Anordnungen der
Be=
ſatzungsbehörde keine Folge leiſten wollten.
Eſſen, 20. Jan. (Wolff.) Auf den Zechen Köln=
Neu=
eſſen und Wolfbank beide zur Gewerkſchaft König
Wil=
helm gehörig, hat die Belegſchaft die Arbeit wegen der
Verhaftung des Generaldirektors Wüſtenhöfer eingeſtellt.
Eſſen, 20. Jan. (Wolff.) Die franzöſiſchen
Beſatzungsbe=
hörden hatten an die hieſige Eiſenbahndirektion das
Erſuchen geſtellt, den Befehl des Reichsverkehrsminiſteriums
daß keinerlei Kohlentransporte nach Frankreich und Belgien
abge=
fertigt und auch auf Befehl der Beſatzungsbehörden nicht
umge=
leitet werden dürften, zu widerrufen und den Anweiſungen
der Beſatzungsbehörde gemäß zu handeln. Als dieſes Anſinnen
abgelehnt wurde, ſind Eiſenbahnpräſident Jahn und Baurat
Puſch in Haft genommen worden.
Die Haltung der Bergarbeiterverbände.
* Eſſen, 20. Jan. (Prib.=Tel.) Die vier
Bergarbeiterver=
bände erheben gegen die Willkür der Beſatzungstruppen folgenden
Einſpruch: In den letzten Wochen iſt das Ruhrgebiet von ſtarken
franzöſiſchen Truppenverbänden, mit Panzerautos, Kanonen,
Ma=
ſchinengewehren und ſämtlichen militäriſchen Ausrüſtungen
kriegsmäßig überzogen woxds: Die militäriſchen
Beſatznugs=
behörden haben bereits gewaliſam in das Wirtſchaftsleben
einge=
griffen. Die Kohlenbergwerke wurden bereits beſchlagnahmt und
mit Truppen beſetzt. Auch wurde eine Anzahl von Werkleitern
und Beamten verhaftet. Die Sicherheit und das Leben der
Be=
völkerung iſt auf das Schwerſte gefährdet. Es ſind bereits
fried=
liche Bürger erſchoſſen worden. Wir proteftieren deshalb
ſchärf=
ſtens: 1. Gegen den widerrechtlichen Einmarſch der franzöſiſchen
und belgiſchen Truppen in das Ruhrgebiet. 2. Gegen jeden
Ein=
griff fremder Elemente in das Bergbaugebiet und in die
Ver=
waltung. 3. Gegen die militäriſche Beſetzung der Bergwerke und
die Unterbringung von militäriſchen Kommandos auf den Zechen.
4. Gegen die Verhaftung von Werkleitern und Beamten. 5.
Ge=
gen die Erſchießung von friedlichen Bürgern.
Um die Ruhe und Ordnung im Ruhrgebiet wieder
herzuſtel=
len fordern wir: 1. ſofortige Freigabe der Bergwerke und
Zu=
rückziehung der Soldaten von den Zechen. 2. Die Freilaſſung
der Werkleiter und Beamten. 3. Sicherheit für Leben und
Eigen=
tum der friedliebenden Bevölkerung. 4. Die Zurückziehung der
Truppen aus unſerem friedlichen Lohn= und Arbeitsgebiet.
Wir erwarten, daß die Beſatzungsbehörde den berechtigten
Forderungen Folge leiſten wird. Wird unſere Mahnung nicht
ge=
hört, dann iſt an eine geregelte Kohlenförderung nicht zu denken.
Stürme des Wirtſchaftslebens werden dann unvermeidbar ſein.
Die friedliche Bevölkerung des Ruhrgebiets lehnt es entſchieden
ab, unter den Bajonetten fremdländiſcher
Sol=
daten zu arbeiten.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus.
Samstag, 20. Januar:
Zar und Zimmermann.
Komiſche Oper von A. Lortzing.
Es iſt, wenn der „Wildſchütz” ſein beſtes genannt werden
darf, Lortzings volkstümlichſtes Werk immer geweſen und
ge=
blieben bis heute. Der glücklich gefundene Stoff, dramatiſch
wirk=
ſam behandelt, mit dankbarer Muſik verſehen, iſt des Erfolges
ſicher. Das Stück iſt mit Sentimentalität reichlich geſchmalzt;
das macht ſo recht ſeine Beliebtheit aus bei einem Publikum,
wie es jetzt das Theater beſucht, läßt es aber auch, künſtleriſch
beurteilt, heute ſtark verblaßt erſcheinen.
Mag die Zeit darüber hinweggehen, eine Figur dieſer
komi=
ſchen Oper behält Ewigkeitswert. Es iſt die des Bürgermeiſters
ban Bett. Hier iſt eine genial erfundene, mit echter Komik,
dra=
ſtiſcher Parodie gezeichnete Geſtalt in eine typiſche Form
ge=
goſſen. Die Darſtellung dieſer Rolle durch Herrn Rudolf
Hoh=
berg von Elberfeld konnte freilich hiervon nicht den richtigen
Begriff geben. Es fehlt dem Gaſt die natürliche Begabung für
Komik. Was er bringt, ſcheint erzwungen und gekünſtelt. Seine
Stimme iſt kraftlos und verbraucht; an Mimik fehlt es ihm
völ=
lig. Daß die Rolle trotzdem wirkte, iſt ihr ſelbſt zu danken, nicht
ihm. Die Zarenrolle, der Horizontalen bedenklich nahe, rettete
Herrn Heuſers in Spiel und Geſang vornehme Art. Dem
üblichen Hervorruf, der ſein Abſchiedslied belohnte, konnte er
nicht entgehen; mir war er peinlich. Seinen Zimmergeſellen
Zwanow gab Herr Siegfried flott und gewandt. Das
Ge=
ſandten=Kleeblatt fand in den Herren Hölzlin, Peterſen
und Hoefflin bezeichnende Vertreter. Dem letzteren brachte
feine Kavatine Beifall auf offener Szene. Für die
Bürger=
meiſtersnichte Marie war Hertha Greeff, obwohl nicht klar
bei Stimme, ſehr geeignet und nett. Martha Liebel ſtellte eine
brav: Witme Brown dar.
Sehr reizvoll klingen immer noch die vielen Enſembleſätze.
Herr Beck, der die muſikaliſche Leitung hatte, führte ſie ſicher,
während bei den Chören zweimal etwas nicht klappte. Die alte
farbloſe Inſzenierung macht einen verjährten Eindruck. Das
=Publikum war
Alle Eſſener Banken geſchloſſen.
TU. Eſſen, 20. Jan. Heute vormittag 10 Uhr haben
ſämt=
liche Eſſener Bankinſtitute und Bankfilialen einſtimmig
beſchloſ=
ſen, ihre Geſchäftsräume geſchloſſen zu halten, ſolange die
Reichsbank unter militäriſcher Gewalt ſteht. Man nimmt an,
daß die Verhandlungen, die von der Stadt und der
Handels=
kammer eingeleitet ſind, dazu führen werden, daß die militäriſche
Beſetzung der Reichsbank heute wieder aufgehoben wird.
Eſſen, 20. Jan. (Wolff.) Im Gebäude der Reichsbank
befindet ſich franzöſiſches Militär. Die Reichsbankbeamten
er=
klärten infolgedeſſen, daß ſie, ſolange eine Bzwachung innerhalb
des Gebäudes ſtattfindet, nicht arbeiten werden. Die Eſſener
Privatbanken erklärten ſich mit der Reichsbank ſolidariſch und
ſchloſſen ihre Kaſſen und übrigen Geſchäftsräume. Die
Stadt=
verwaltung wird an die Beſatzungsbehörd: wegen des
Vor=
gehens gegen die Reichsbank ein Proteſtſchreiben gelangen
laſſen.
Paris, 2. Jan. (Wolff.) Wie das Echo de Paris
mit=
teilt, ordnete im Namen der interalliierten Kommiſſion der
fran=
zöſiſche Delegierte Tirard an, daß die ausländiſchen Deviſen, die ſich
augenblicklich im beſetzten Gebiet befinden, unter keinen
Um=
ſtänden ausgeführt werden dürfen; es ſei beiſpielsweiſe auch
unterſagt, ſie der Reichsbank in Berlin zu übermitteln. Der
deutſchen Regierung iſt alſo, nach dem Blatt, praktiſch die
Er=
hebung einer 26prozentigen Ausfuhrſteuer in Weſtdeutſchland
unmöglich gemacht.
Düſſeldorf, 20. Jan. (Wolff.) Heute vormittag erſchien
im Dienſtzimmer des Abteilungspräſidenten Dr. Finger der
Vertreter des verhafteten Präſidenten Dr. Schlutius, der
Chef=
kontrolleur der Zölle der Rheingegend, Terterin, in Begleitung
eines Dolmetſchers und eines Gendarmen, um Finger im
Auf=
trage des Generals Degoutte den ſchriftlichen Befehl zu
über=
geben, wonach die Zolleinnahmen zu ſperren und ſämtliche
Re=
giſter ſofort abzuſchließn ſeien. Ferner ſollte ein Spezialkonto
über alle Einnahmen an Zöllen und Ausfuhrabgaben durch die
deutſche Verwaltung errichtet und die fremden Deviſen geſperrt
tverden; auch ſollte eine Ueberſicht über die geſtundeten Beträge
angefertigt und das Geld, da bei der Oberfinanzkaſſe und dem
Hauptzollamt oder für deren Rechnung bei den Banken oder
beim Poſtſcheckamt liegt, geſperrt werden. Finger erklärte, daß
er dem Befehl nicht nachkommen könne, da Anordnungen dieſer
Art nach Auffaſſung der Reichsregierung rechtswidrig und
rechts=
undirkſam ſeien. Darauf wurde ihm mitgeteilt, daß er weitere
Nachricht heute nachmittag zu erwarten habe.
Kampf auf Leben oder Tod.
„Es würde befſer ſein, mit Frankreich zu brechen, als der
Vernichtung entgegenzugehen."
London, 20. Jan. (Wolff.) Der Pariſer Berichterſtatter
der Times meldet, dort ſei keinerlei Widerſtand gegen weitere
Erörterungen vorhanden. Sollte Deutſchland Aufrichtigkeit
an den Tag legen, ernſtliche Vorſchläge zu machen, ſo würde die
franzöſiſche Regierung zwar weiterhin die
Pfän=
der behalten, jedoch bereit ſein, die Bedingungen zu
er=
örtern. Der Berichterſtatter will den klaren Eindruck haben, daß
Frankreich einleitende diplomatiſche Schritte begrüßen würde,
daß es ſie jedoch ſelbſt nicht ſuchen könne. Es ſei unmöglich, daß
unerwartete Ereigniſſe einträten, wenn die
Reparationskom=
iiſſion ſich an die Erwägung des Planes eines
garantier=
ten Moratoriums mache. Inzwiſchen werde in amtlichen
Kreiſen mit dem größten Nachdruck darauf gedrungen, daß von
ſeiten Frankreichs keinerlei Uebergabe oder Zurückziehung
er=
folgen könne. Es werde vielleicht eine unangenehme Periode
geben, aber die Entſchloſſenheit dürfte nicht nachlaſſen. Ein oder
zwei Monate würden als die Zeit angeſehen, während der
Deutſchland in ſeiner widerſpenſtigen Haltung verharren könne.
In Frankreich werde erkannt, daß es ein Kampf auf Leben
oder Tod ſei.
London, 20. Jan. (Wolff.) In einer Rede in
Glas=
goſ ſagte Ramſay Macdonald, die franzöſiſche Regierung
ſuche die militäriſche Politik zu verwirklichen, die ſie bei dem
Abſchluß des Waffenſtillſtandes mit Widerſtreben aufgegeben
habe. Frankreichs Politik ziele auf die Zerſtückelung
Deutſch=
lands auf Koſten der Wohlfahrt des übrigen Teiles Europas ab.
Es toürde beſſer ſein, mit Frankreich zu
bre=
chen, als gemeinſam der Vernichtung
entgegen=
zugehen.
Neu=York, 20. Jan. (Wolff.) Die Kritik der franzöſiſchen
Nuhrbeſetzung hat ſich in einigen Blättern augenfällig verſchärft.
Neu=York World erklärt in einem Leitartikel, der Schlag, den
„Poincaré an der Ruhr führe, werde in der ganzen Welt gefühlt
und ſei ein Beiſpiel wirtſchaftlicher Sabotage von
weit bewußterer Gewalttätigkeit und Zerſtörungsſucht, als
irgend ein Schlag, der jemals von einer ziviliſierten Nation in
Friedenszeiten geführt worden ſei.
Madrid, 20. Jan. Die Vorgänge im Ruhrgebiet
werden mit der geſpannteſten Aufmerkſamkeit von der hieſigen
Preſſe derfolgt. Die meiſten Zeitungen heben hervor, daß die
franzöſiſche: Maßnahmen von einem Mißerfolg begleitet
ſein werden, wie es Bonar Law vorausgeſehen habe. „El Sol”
fragt in ſeinem Leitartikel, ob nicht eine Altion der ziviliſierten
Mächte möglich wäre, um den Ruin Deutſchlands zu verhindern.
Konzert.
E.N. Bis auf den letzten Platz war die große Turnhalle
be=
ſetzt bei dem Liederabend dervereinigten
Männer=
geſangvereine von Darmſtadt. Erfreulich dieſes große
In=
tereſſe für volkstümliche Chorkunſt, erfreulich die meiſt treffliche
Auswahl und künſtleriſche Güte des Dargebotenen, bei dem ſich
Volkslied, Kunſtlied und größere Formen ungefähr das
Gleich=
gewicht hielten, ganz beſonders begrüßenswert, aber die
Ge=
meinſamkeit des Wirkens auf fruchtbarem Boden. Viele
An=
regungen werden ſo den einzelnen Vereinen zuteil, durch die
Möglichkeit des Vergleichs werden die Leiſtungen durch
geſun=
den Ehrgeiz zu möglichſter Höhe geführt. So war der Eindruck
dieſes friedlichen Wettſtreits in jeder Beziehung hochbefriedigend,
nur ſollten ſich noch mehr Vereine an dem Geſamtchor beteiligen,
denn ſolche Maſſenwirkungen können unter Umſtänden von
er=
hebender Wirkung ſein, und gerade unter dem heutigen
ſchwer=
laſtenden Druck wirkt jede geſchloſſene Einmütigkeit auch auf
künſtleriſchem Gebier befreiend und ermutigend. So fanden auch
die warmen Begrüßungsworte des Herrn Vorſitzenden
freudi=
gen Widerhall, und beſonders begrüßte man die Einladung an
die Vereinsvorſitzenden zu einer in Kürze ſtattfindenden
Ver=
ſammlung, welche die Vereinigung aller heſſiſchen Männerchöre
zu einem Bunde bezwecken will. Denn eine ſolche Einigung
könnte die volksbildenden und kulturerhaltenden Elemente des
Männerchorgeſanges in hervorragender Weiſe fördern, und im
Großen ſolche Früchte zeitigen, wie ſie im Kleinen ſchon der
Zuſammenſchluß der Darmſtädter Männergeſangvereine in
ſei=
nem Liederabend allen Zuhörern zu Gemüte führte.
Sprachpflege.
Die wortreichen franzöſiſchen Staatsmänner ſind nie
ver=
legen, wenn ſie eine Miſſetat mit dem Schein des Rechts
um=
geben wollen. Reunion, Penetration pacifique, Desannexion,
Sanction: mit ſolch unſchuldig klingenden Namen bezeichnen
unſere Widerſacher die ſchändlichſten Anſchläge, und nicht ſelten
erlebten ſie das Vergnügen, daß der geduldige Deutſche auf
ſei=
nem Rücken Holz hacken ließ, indem er jene falſchen Wörter
übernahm und nachſprach. Wie lange zum Beiſpiel ſind wir ſo
Fiasko.
Berlin, 20. Jan. Der Verſuch der Franzoſen, die
Koh=
lentransporte nach dem Weſten zu lenken, iſt den
Blättern zufolge infolge der Anweiſung der Berliner Zentrale
geſcheitert, obwohl die Franzoſen mit allen Mitteln
ver=
ſuchten, ihre Bekanntgabe zu verhindern. Die Eingriffe in den
Schiffsverkehr erweiſen ſich gleichfalls als nutzlos. Die
Veförderung zu Waſſer iſt eingeſtellt, und der Verſand erfolgt
ausſchließlich per Achſe. Die ſechs Eiſenbahnzüge, die bisher
be=
ſchlagnahmt wworden ſind und nach dem Weſten gebracht werden
ſollten, ſtehen noch an derſelben Stelle, wo ſie feſtgeſtellt
wur=
den. Der Kampf hat alſo bis jetzt mit einem völligen
Miß=
erſolg der Franzoſen geendet.
* Paris, 20. Jan. (Priv.=Tel.) Die Zuberſicht in den
hie=
ſigen politiſchen Kreiſen iſt ſeit geſtern ſtark erſchüttert. Man ſieht
in Paris, daß man mit den Arbeiterkreiſen im Ruhrgebiet nichts
anfangen kann. Man erkennt, daß es taktiſch unklug war, deutſche
Arbeiter gegen die Induſtriellen aufwiegeln zu wollen. Aus
die=
ſem Grunde verſuchen die Blätter, die beginnenden Ausſtände
im Ruhrgebiet als deutſche Enten hinzuſtellen, weil ſie wiſſen, wie
entmutigend dieſe Meldungen, die man jetzt nicht mehr
zurück=
halten kann, auf die öffentliche Meinung Frankreichs wirken müſſe.
Damit iſt natürlich nicht geſagt, daß die franzöſiſche Regierung
zurückſtoppen wird. Im Gegenteil, man kann ſich für die
kom=
mende Woche auf ernſtliche Konflikte gefaßt machen.
Deutſche Maßnahmen.
Berlin, 20. Jan. (Wolff.) Die im Zuſammenhang mit
der Verlegung des rheiniſch=weſtfäliſchen
Koh=
lenſyndikats von dieſem gefaßten Beſchlüſſe ſind von
man=
chen Stellen ſo aufgefaßt worden, als ob nunmehr für die
Koh=
len die freie Wirtſchaft eingeführt ſei. Demgegenüber wird von
dem Reichskommiſſar für die Kohlenverteilung, dem
Reichs=
kohlenrat und Reichskohlenverband erklärt, daß in jeder
Bezie=
hung, insbeſondere hinſichtlich der Verteilungsbefugniſſe des
Neichskommiſſars, der Aus= und Einfuhr und der
Preisfeſt=
ſetzung durch die gemeinwirtſchaftlichen Organe die bisherigen
Beſtimmungen in Kraft bleiben. An der im
Kohlenwirt=
ſchaftsgeſetz vorgeſehenen Gemeinwirtſchaft wird alſo nichts
geändert. Unter Geltung dieſer Beſtimmungen kann ein
ſyndikatsloſer Zuſtand nicht eintreten und können durch den
Abſchluß von Lieferungsverträgen für die Zeit nach dem Ablauf
des jetzt geltenden Syndikatsvertrages (31. März 1923) keinerlei
Mengen der Gemeinwirtſchaft entzogen werden.
Berlin 19. Jan. (Wolff.) Das Reichskabinett
ſtimmte dem Entwurf des Schankſtättengeſetzes zu, der
dem Reichsrat und dem Reichswirtſchaftsrat mit der Bitte um
möglichſte Beſchleunigung zugeleitet worden iſt. Nach dem
Ent=
wurf ſoll für die Folge die Erlaubnis zum Betriebe einer
Gaſt=
oder Schankwirtſchaft oder zum Kleinhandel mit Branutwein
nur erteilt werden, wenn ein öffentliches Bedürfnis nachgewieſen
iſt. Der Entwurf will weiterhin den Ländern einfache,
reichs=
rechtliche Grundlagen für die Feſtfetzung der Polizeiſtunde ſowie
für Verbote des Ausſchanks von Branntwein an
den Lohnzahlungstagen, Sonn= und Feſttagen
uſw. geben. Dem Ausſchank geiſtiger Getränke an Jugendliche
wird entgegengetreten. Die Uebertretung dieſer Vorſchriften
wird mit empfindlichen Strafen geahndet.
Berlin, 18. Jan. In der geſtrigen Ausſprache zwiſchen
dem Reichsernährungsminiſter Dr. Luther und den
Gewerk=
ſchaftsführern aller Richtungen, erklärte der Miniſter, daß die
Brotverſorgung bis Ende Juni oder Mitte Julj geſichert
ſein wird. Die Kartoffelernte befriedigte im allgemeinen.
Schwie=
rig ſei dagegen die Fettverſorgung, da ſowohl Margarine als auch
Schmalz größtenteils in ihren Rohſtoffen vom Auslande bezogen
werden müßten. Der Fleiſchverbrauch ſei in ſehr bedenklicher
Weiſe geſunken. Die Regierung ſei jedoch bemüht, die Einfuhr
von Gefrierfleiſch in erhöhter Weiſe vorzubereiten. Ueber
die Ernährungslage im Ruhrrevier ſagte der Miniſter, daß die
deutſche Regierung bemüht ſei, die Verſorgung des Ruhrreviers
nach Kräften ſicherzuſtellen. Die Zuckervorräte in Deutſchland
ſeien nach Anſicht des Miniſters ausreichend, ſo daß eine
Zwangs=
wirtſchaft nicht in Frage komme. Der Miniſter teilte weiter mit,
daß die Regierung für Kartoffeln und alle wichtigen Lebensmittel
die Eiſenbahnfrachten bis zur Hälfte herabſetzen werde.
Schließlich machte Dr. Luther noch Mitteilungen über die
Sparmaßnahmen. So müſſe dem Wohlleben, das in
ge=
wiſſen Kreiſen herrſche, entgegengetreten werden. Auch der
Ver=
brauch in den Gaſtwirtſchaften ſei zu groß. Es ſei daran gedacht,
die Zahl der Fleiſchgerichte in den Reſtaurants einzuſchränken und
den Verbrauch von Milch und Kaffee in den Reſtaurants zu
unterſagen, um die Milch der werktätigen Bevölkerung reſtlos
zur Verfügung zu ſtellen. Auch der Verbrauch von Butter zur
Zubereitung von Speiſen in den Reſtaurants und die überaus
ſtarke Verſvendung von Mehl zum Kuchenbacken ſolle verboten
werden. Endlich ſolle auch gegen die Schlemmerlokale und
Lu=
xusdielen in kürzeſter Zeit mit aller Schärfe vorgegangen werden.
Die Ausarbeitung eines Zwangswirtſchaftsapparates hält Dr.
Luther gegenwärtig für nicht erforderlich, es komme vielmehr
da=
rauf an, ſchnellſtens zu handeln. Das Kabinett werde ſich
um=
gehend mit entſprechenden Maßnahmen beſchäftigen.
höflich geweſen, nach Pariſer Brauch jede Gewalttat eine
Sank=
tion zu nennen, alſo eine Beſtätigung, Gutheißung, ſogar
Heili=
gung! Erſt bei der neueſten „wirtſchaftlichen Kräftigung des
Ruhrlandes” iſt uns der echte deutſche Ausdruck in den Sine
gekommen, und wir reden unverblümend von Frankreichs
Raubzug.
Zu den Wörtern, mit denen wir uns ſelber ins Geſicht ſchla
gen, gehört auch Vandalismus, was man
durchſchnitt=
lich jede Woche einmal in mancher Zeitung lieſt. Man bedenke
doch, daß die Wandalen — der Name ſollte mit W geſchrieben
und auf der erſten Silbe betont werden! — ein deutſcher
Volksſtamm waren, den ſein Wander= und Tatendrang aus
Schleſien über Spanien, wo das Land Andaluſien noch darauf
hinweiſt, bis nach Afrika trieb. Daß ſie bei der Einnahme Roms
im Jahre 455 Kunftfrevel begangen hätten, widerſpricht
allen zeitgenöſſiſchen Berichten. Kein einziges Gebäude ward
mutwillig zerſtört; die Augenzeugen erzählen nur, daß die
Sie=
ger Küliſtwerke raubten, um ſie in ihrer Hauptſtadt Karthagd
aufzuſtellen, ein Verbrechen, wie es die Römer dutzendfach
be=
gangen hatten, wie es von franzöſiſchen Herrſchern überaus
ein=
träglich verübt ward: die Sammlungen zu Paris beweiſen das=
Jahrhunderte ſpäter jedoch fanden es Italiener und
Frau=
zoſen bequem, die Schuld an manch unangenehmer
Erſcheinung=
wider und ohne beſſeres Wiſſen, den Goten und Wandalen in
die Schuhe zu ſchieben; „gotiſch” und „wandaliſch wurden
Schelt=
wörter. Man erlebte es ſogar, daß die „deutſchen Tölpel” dieſel
Schmähung eigener Vorfahren ſelber zuſtimmten, indem ſie
ſolche Ausdrücke dummgläubig übernahmen. Als am 31. Augüfl
1794 im franzöſiſchen Konvent der Abgeordnte Gregoire die
Obrigkeit mahnte, Frankreichs Kunſtdenkmäler gegen die
Zer=
ſtörungswut der eigenen Landsleute zu ſchützen, und in ſeiner
Rede ſolchen Kunſtfredel als „Vandalisme” bezeichnete, um deil
Greuel auffällig zu brandmarken, da dauerte es nicht lange, bis
der urtertänige Deutſche ſeinem Wortſchatze auch dieſen Schimpf
einverleibte. Seitdem wird bei uns oft eine Rohlingstat mik
dieſem Wort belegt, durch das wir uns ſelber verleumden. Es
wäre an der Zeit, daß Wörterbücher und Schulunterrichr
Rummer 20.
Darmſtädter Dagblatt, Sountag, den 21. Januar 1923.
Seite 3.
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wein
Die „friedliche” franzöſiſche Aktion.
Der wahre Sachverhalt.
Horſt, 19. Jan. (Wolff.) An der Eiſenbahnbrücke Horſt auf
dem Wege nach Altendorf wurden heute abend beim Heimgange
von der Schicht Bergleute von der Zeche Robert von dem dort
ſtehenden franzöſiſchen Poſten beſchoſſen. Nach einem
kurzen franzöſiſchen Anruf feuerte der Poſten ſechs Schüſſe ab.
Ob jemand getroffen worden iſt, läßt ſich noch nicht feſtſtellen,
da noch nicht alle Bergleute zurückgekehrt ſind.
Berlin, 20. Jan. Die Ernennung des Generals
Wehgand zum Nachfolger Degouttes als Oberbefehlshaber
für die franzöſiſche Ruhraktion wird in Berliner politiſchen
Kreiſen als eine erneute Beſtätigung des rein politiſchen
Cha=
rakters der Ruhrbefetzung durch Frankreich angeſehen. Die
Er=
nennung Wehgands wird als eine Verſchärfung der
Lage betrachtet und läßt auf Poincarés Abſicht ſchließen,
im Ruhrgebiet eintreffen wird.
ra öfen der den Achaug der Aoclnlige Zugſcaen.
Auf den Stationen Eſſen, Duisburg, Gelfenkirchen uſw. ſollen
Kontrollſiationen eingerichtet werden, die die einzelnen Züge
mu prüfen haben. Dabei handelt es ſich offenbar um
Handels=
pionage.
Eſſen, 20. Jan. (Wolff.) Ein Berichterſtatter des Wolff=
Bureaus hätte heute Gelegenheit, ſich im Auto in das der
mili=
äriſchen Beſetzung zuerſt anheim gefallene Gebiet der fiskaliſchen
bruben zu begeben und ſich durch Erkundigungen au Ort und
Stelle über die Borgänge zu unterrichten. Sie ſpielten ſich
fol=
ſendermaßen ab:
Geſtern abend wurden die Be riebsräte der Schachtanlagen
Nöller, Rheinbaben, Bergmaunsglück und Weſterholt durch den
lommandanten in Horn aufgefordert, ſich Freitag früh zu einer
Zeſprechung mit ihm au den Zecheneingängen bereitzuhalten.
der Kommandant erſchien früh 8 Uhr, fand aber von den
Be=
riebsräten niemand vor. „Sie ließen ihm mitteilen, wenn er
twas von ihnen wolle, müſſe er in ihr Zimmer kommen. Der
lommandant ſuchte daraufhin die Betriebsräte auf. Gleichzeitig
ückten auf allen Zechenanlagen Truppen zur Beſetzung vor.
die Beſprechung mit den Betriebsräte
und beantwuteie wuirdelte uergeſe betrster
ngenieure unter militäriſcher Bedeckung die Zechenhöfe und
ichten die Bergwverksdirektoren zu veranlaſſen, den vorhandenen
oks nach Frankreich verladen zu laſſen. Das Anſinnen wurde
ber überall kategoriſch abgelehnt. Darauf wurde zun den
Fran=
oſen verfucht, erſt gütlich, dann mit Gewalt, die Verſandmeiſter
uveranlaſſen, Koksbeförderungen nach Frankreich vorzunehmen.
A uch hier ſtießen ſie auf einmütige entſchiedene Ablehnung. Dar=
Auf wurden von den Frauzoſen die Kohleiiexzeditionen beſetzt
ud die Verſandmeiſter in Haſt genommen. Alle dieſe Vorgänge
efen unter der Arbeiterſchaft der Zechen, eine von Minute zu
linute ſich ſteigernde Erregung hervor, zumal, da die
franzöſi=
en Jugenieure Drohungen ausſtießen und die Zerſtörung der
okereien ankündigten, wenn den Befehlen nicht Folge geleiſtet
ürde. Die Erregung der Arbeiterſchaft veranlaßte ſchließlich
e Franzoſen, die Beſetzung der Zechen wieder aufzuheben. Nur
e Möllerichächte blieben beſetzt. Daraufhin weigerten ſich beim
cichtwechſel die Belegſchaften, anzufahren, und verließen die
rbeitsſtätten. Vor den ſtillgelegten Zechen ſtehen Poſten.
An=
e Truppenalteilungen ſtehen müßig umher. Man hat den
indruck, daß niemand recht weiß, was geſchehen ſoll. In Buer
urde bei der Beſetzung der Schüchte, die inzwiſchen wieder
auf=
hoben worden iſt, der Leiter Oberbergrat Ahrends verhaftet
nd unbelannt wohin abgeſührt. Während ſich dieſe Vorgänge
bſtielten, wurde der Präſident der Bergzverksdirektion,
Ge=
eimrat Raiffeiſen, im Gebäude der franzöſiſchen
Kommandan=
ir in Recklinghauſen verhaftet. Er wurde geſtern abend
auf=
fordert, am Vormittag zu erſcheinen, ohne daß er wußte
arum. Die Verhaſtung wurde durch General Simon, der zu
eſem Zwecke eigens von Düſſeldorf nach Recklinghauſen
gekom=
en war, vorgenommen. In brutalſter Weiſe wurde Geheimrat
aiffeiſen, einem herzleidenden 64jährigen Herrn, nicht einmal.
ehr Gelegenheit gegeben, ſeine Familie perſönlich zu
benach=
chtigen. Er wurde weggeführt, ohne daß nan wußte wohin.
uch hat man bis jetzt abends 8 Uhr keine Nachricht von ihm.
er Berichterſtatter hatte übrigens Gelegenheit, auf der Fahrt Einkommenſteuen, Scheingewinne verſteuern und Vermögensſubſtanz
Eſſen nach Recklinghauſen feſtzuſtellen, daß in dieſem Gebiet
e militäriſche Beſetzung eine ganz andere Stärke hat, als man
vielleicht nach den Zweckmeldungen aus Paris annimmt. Der Häuten bei der Beſteuerung von ausländiſchen
Ver=
genannte militäriſche Schutz der Ingenieure ſtellt ſich als eine
iegsmäßige Beſetzung der ganzen Gegend dar. Allenthalben
hen Schilderhäuschen in franzöſiſchen Farben.
Transport=
lonnen und Patrouillen tauchen alle Augenblicke auf den
Stra=
n auf. Automobile mit der flatternden Flagge eines höheren geben, Hiergegen beſtehen aber aus wpirtſchaftlichen Geſichtspunkten keine
tabes ſauſen vorbei. Mit aller Schwere und Wucht empfindet
an bei dieſem Anblick das Schmachvolle dieſes kriegeriſchen
hauſpiels in einem Lande, das wehrlos mitten im tieſſten
rieden überfallen worden iſt.
Zun Verteidiger der Verhafteten iſt der bekannte Eſſener
echtsanwalt Dr. Grimm beſtellt worden.
Dn
Hardwerk und Schule.
* Den geſchiehtlich eingeſtellten deutſchen Menſchen drängt
heute von ſelbſt dazu, zwiſchen unſerer gegenwärtigen Lage
d der Zeit der Drangſale vor den Befreiungskriegen
Ver=
eiche zu ziehen. Aber infolge der durchaus veränderten
Struk=
r unſeres politiſchen und wirtſchaftlichen Lebens ergibt ſich
neswegs mehr ein ſich deckendes Spiegelbild. Zu deu
Gegen=
ßlichkeiten nationaler Art der in den Gang der Weltgeſchichte
rflochtenen Staaten treten heute auch ſtürmiſche Kämpfe um
ie äußerlich mechaniſtiſche und innerlich intuitive Weltanſchau=
A. Kämpfe, von denen unſere Erziehungsanſtalten nicht
unbe=
hrt bleiben können. Wie nun Fichte unter dem beiſpielloſen
uck der Ereigniſſe in den erſten Jahren des 19. Jahrhunderts
ne kosmopolitiſche Auffaſſung zu der er ſich noch 1796 in
nem „Naturrecht” bekannte, der Liebe zu ſeinem engeren
iterlande und zu ſeinem blutenden Volle unterordnete und in
Reform des ganzen Erziehungsweſens auf der Grundlage
r Methode des großen Schweizers Peſtalozzi das einzige
ittel ſah, „die deutſche Nation am Daſein zu erhalten”, ſo
ißte auch heute die Frage der Schulreform im Vordergrund
ſeres bedrohten kulturellen Lebens ſtehen. Denn das iſt ſicher!
geht heute nicht allein um die politiſche Selbſtändigkeit des
itſchen Volkes, ſondern letzten Endes um den Fortbeſtand gegen den Luxus, wenn er balanciert werden könnte und ſollte,
nes geiſtigen Lebens. Der Idealismus, der ſich noch vor kur= die wahre Kunſt und das wahr erregte Kunſtgefühl ſei, daß
da=
für eine geſunde Schulreform ſcheinbar mit Hingabe
ſetzte, droht zu erlöſchen, und manche Anzeichen deuten auf
größte Gefahr hin, die Deutſchlands Wiederaufſtieg
über=
apt bedrohen kann, daß nämlich an Stelle der Schulreform
adezu das Gegenteil tritt, nämlich ein Schulabbau. Beweis:
geplante Luxusſteuer, für die höheren Schulen in
Frauk=
t a. M. Es iſt deshalb geboten, in der Oeffentlichkeit das
tereſſe für unſer Erziehungsweſen wieder zu mobiliſieren.
* Mittelpunkt dieſer Ausführungen ſollen die Handwerker=
1 2 Kunſtgewerbeſchulen ſtehen, da gerade ſie am meiſten der
gner ausgeſetzt ſind.
die künſtleriſch produltive Zeitalter gar nicht nötig hatten,
te beſtehen? Eine ſummariſche Antwort lautet: der Beſtand Beiſpiele: ſchon im Jahre 1831 konnten von den 1088 Liſchlern
12, einen Nachwuchs zu erziehen, der über die rein techniſchen
rtigkeiten auch zur ſchöpferiſchen Geſtaltung der guten Form
Handelskammer Darmſtadt,
Sitzung vom 15. Januar 1923.
Vor Eintritt in die Tagesordnung wies der Vorſitzende in kernigen
Worten auf den groben Rechtsbruch hin, der durch den militäriſchen
Cin=
fall Frankreichs und Belgiens in das Nuhrgebiet dem deutſchen Volke
und der deutſchen Wirtſchaft widerfahren iſt. Entſchloſſener Mut und
ausdauernde Kraft möge dem deutſchen Volke und den deutſchen
Wirt=
ſchaftskreiſen beſchieden ſein, ſich der rohen Gewalt zu widerſetzen und dem
Vaterlande jedes geforderte Opfer zu bringen. Laut müſſe man unſeren
Feinden ins Gewiſſen rufen, welche Veranttvortung ſie durch ihre Schritte
gegenüber der ganzen europäiſchen Wirtſchaft übernehmen. Bleibt dieſer
Auf von ihnen ungehört und unbeachtet, ſo fällt auf ſie die ganze
Ver=
antwortung für die zukünftigen Geſchehniſſe. Folgende Entſchließung
fand einſtiumige Annahme:
„Die Handelskammer Darmſtadt fügt dem Treugelöbnis, das
ſie in der letzten Vollverſammlung des vergangenen Jahres den deutſchen
Brüdern überm Rhein ausgeſprochen hat, in ihrer erſten Verſammlung
des neuen Jahres folgende Erklärung hinzu:
Die Handelskammer erhebt ſchärfſten Proteſt gegen den
rechtswidrigen Getvaltſtreich, den Fraukreich und Belgien durch den
Ein=
marſch in das Nuhrgebiet der deutſchen Volkswirtſchaft und damit dem
deutſchen Volke verſetzen. Sie fordert die von ihr vertretenen Kreiſe auf,
in der Abwehr des die wirtſchaftliche Exiſtenz des deutſchen Volkes
be=
drohenden Angriffs einig zu ſein und den deutſchen Brüdern im
Rhein=
land und Weſtfalen — entſchloſſen und beſonnen — mit aller Kraft
bei=
zuſtehen.”
Die Frage des Boykottsder Waren aller der Länder, die ſich
an den feindlichen Handlungen im Nuhrgebiet beteiligen, wurde erörtert, wie Alenander Glazounows Violinkouzert erſtmalig für Darmſtadt g
Es wurde beſchloſſen, destvegen mit dem Deutſchen Induſtrie= und
Han=
delstag in Verlin in Verbindung zu treten. Der Verſand von Waren
an Belgien und Frankreich iſt, ſoweit er Reparationslieferungen betrifft,
laut Verfügung der Reichsregierung einzuſtellen. Bei Lieferungsgeſchäf= Vom 15. Dezember 1922 ab wird den Bezügen der Bauſchätzer eine
ten des freien Verkehus iſt ganz beſonders zu beachten, daß Frankreich höhte Tagegebühr einſchließlich Teuerungszuſchlag von 2000 Mark
noch uicht auf das ihm nach dem Friedensvertrag zuſtehende Recht der mindeſtens achtſtündiger Arbeit und bei Arbeit von geringerer Dauer die
Beſchlagnahme deutſcher Nachkriegsguthaben verzichtet hat. Alle in
Frage kommenden Firmen müſſen dieſer Tatſache Rechnung tragen.
Der von der Geſchäftsführung vorgelegte Bericht über das
Geſchäftsjahr 1922 wurde ſodann durchberaten. Eine
Veröffent=
lichung ſeiner weſentlichſten Teile in den Tageszeitungen ſoll erfolgen.
Hiernall wurde die Neutahl des Vorſtandes horgenom= außerdem wurden dem Landesausſchuß durch die Schule Altenſchlit
uen. Einſtimmig wiedergewählt wurden als Vorſitzender Herr Fabrikant drei Zentner Gerſte zur Verfügung geſtellt. Von deu Sbenden
Emil Schenck, als ſtellbertretende Vorſitzende die Herren Kaufmann
Vilhelm Kalbfuß und Direktor Carl Kahlert.
Die Handelskammer hat an einer Vertreterbeſprechung der heſſiſchen der Leiſtungen in dieſen Bedarfsgemeinden ſelbſt unmittelbar weiter
Handelskammern in Frankfurt a. M. teilgenommen. Hierbei wurde über überwieſen worden
die Förderung des „Wirtſchaftsdienſtes” der aus den
Welt=
wirtſchaftlichen Nachrichten des Auswpärtigen Amtes, ſowie des Lieler und in der Nummer vom 19. Januar die Mitteilung, daß in Karlsruhe au
Hamburger Inſtituts entſtanden iſt, eingehend verhandelt. Der Bezug Studenten der Hochſchule und der Kunſtakademie von den Gaſtwirter
der Zeitſchrift „Wirtſchaftsdienſt” kann wegen ihrer ſe
Legenlich einer Beidestlund des Gceneildeunſgtengſetes, urde deu
Handelskammern in Ausſicht geſtellt, daß ihnen demnächſt ein neuer
Geſetzentwurf bezüglich der Gewerbeſteuer, zugehen
würde. — Die Erörterung der
Grundſtückswertzuwachs=
ſteuer ergab, daß dieſe Steuer dielleicht ganz aufgehoben werden kaun,
wenn man den Gemeinden gleichzeitig das Necht gibt, einen erhöhten
Zuſchlag zur Grunderwverbſteuer, höchſtens 4 Prozent, zu erheben. Die
Heſiſche Negierung wird in eine Prüfung eines derartigen Vorſchlags
eintreten. — Weiter erklärten ſich die Handelskammeru damit
einver=
ſtanden, gemeinſam mit der Handwerkskammer in Unterſtützung des
Landesfinanzautes eine öffentliche Aufforderung zur Ablieferung
der Steuerbücher zu erlaſſen. — Zur Bekämpfung der
Metalldiebſtähle billigten die Handelskammern eine Verſchärfung
des Strafgeſetzbuches und die Einführung einer Konzeſſionspflicht für
Althändleu. Zwecks Bildung von Orgauiſationen zur Verhinderung der
Metalldiebſtähle und Bekämpfung des Althändlerunweſens werden die
Handelskammern mit den Arbeitgeberverbänden Fühlung nehmen.
Ueber das Ergebnis der letzten Sitzung der Kommiſſion für
Geſetz=
gebung, Steuer= und Zollweſen, wurde berichtet. Es war hier Stellung
genommen worden zu einem neuen Eutwurf betr.
Berückſich=
tigung der Geldentwertung in den Steue
duich eien deniet d i din ier Wich dir eu aiſe Genlinger Fiſte
Körverſchaftsſtener für Gewverbekreibende dorſieht. Es foll hierdurch eine
Wegſteuerung der Subſtanz der Unternehmungen vermieden und die
Wiederbeſchaffung der dauernd dem Betrieb gewidmeten Gegenſtände,
wie Maſchinen uſw, ſichergeſtellt werden. Der vorgeſehenen Streichung
des 8 59 2, deſſen Grundgedanke der richtige war, kann jedoch nur
zu=
geſtimmnt werden, iuenn an ſeine Stelle ein wirklich geeigneter Erſatz tritt.
Ein ſolcher kann in dem Steuereruäßigungsverfahren des neuen 8 73b
nicht erblickt werden. Zi fordern iſt dielmehr, daß der Grundgedauke des
8 59 2 weiter verfolgt und ſeine Ausführungsbeſtimmungen ſo gefaßt und
find e e eſe e eieh e e
werbe unter der Laſt, die der Geldentwertung nicht berückſichtigtenden
opfern muß, in ähnlicher Art berückſichtigt wird. — Weiter war zu dem
Entwurf einer Verordnung über den Ausgleich von
mögen und Einkommen Stellung zu nehmen. Es handelt ſich in
dieſem Entwurf vornehmlich darum, den aus dem Ausland
zurückwan=
dernden Deutſchen die ihr aus ausländiſchem Kapital zufließendes
Eiu=
kommen verſteuern müſſen, durch günſtigere Umrechnungskurſe einen
Aus=
gleich gegenüber den Härten unſerer Einkommenſteuergeſetzgebung zu
Bedenken. In volkswirtſchaftlicher Beziehung, beſonders mit Rückſicht
auf unſere Zahlungsbilanz, kann man ſogar die Tendenz dieſes Entwurfs
nur unterſtützen. Bezüglich beider Entwürfe wurde beſchloſſen, die
Stel=
lungnahme der Handelskammer den zuſtändigen Stellen zu unterbreiten.
Herr Dr. Ernſt Schubert wurde als Chemiker der Firma
E. Merck am 10. Januar 1023 beroidigt.
Stadt und Land.
beſtandes mag Aergernis erregen. Die fraglos beſtehenden
Aus=
nahmen beſtätigen aber die Negel. Stellen wir vielmehr die
Frage nach den Urſachen dieſes Nückganges handwverklicher
Tä=
tigkeit im Sinne echter Kulturarbeit! Eine Rückſchau auf die
Entwicklung des wirtſchaftlichen Lebens im 19. Jahrhundert
mag der aufgeſtellten Behauptung die keineswegs beabſichtigte
verletzende Schärfe nehmen. Denn es ſei gleich geſagt: die
Degeneration des Handwerks, genommen im umfaſſenden Sinne
bis zu ſeiner Steigerung im ſog. Kunſtgewerbe, iſt eine
ſchickſal=
hafte, d. h. unverſchuldete. Den Niedergang des deutſchen
Hand=
werks hat ſchon Goethe vorausgeahut. In ſeinem Auffatz „Auuſt
und Handwerk” prophezeit er hellſeheriſch die unaufhaltſame
Eutwicklung des techniſchen Jahrhunderts und gibt zur Klärung
der ſchon zu ſeiner Zeit einſetzenden Verwirrung bereits
ſchla=
gende, aber ſo ſelten gebrauchte Begriffsbeſtimmungen den
ſpä=
teren Generationen an die Hand. Goethe ſagt in dieſer
ſcharf=
ſiunigen Auseinanderſetzung über die Wechſelwirkungen zwiſchen
Kunſt und Handwerk u. a. folgendes: „. . . in den neueren
Zei=
ten hat man das Maſchinen= und Fabrikweſen zu dem höchſten
Grad hinaufgetrieben und mit ſchönen, zierlichen, gefälligen,
vergänglichen Dingen durch den Handel die ganze Welt
über=
ſchwemmt. Man ſieht aus dieſem, daß das einzige Gegenmittel
gegen der hochgetriebene Mechanismus, das verfeinerte
Handwerk= und Fabrikenweſen der Kunſt ihren völligen
Unter=
gang bereite.” Gleichzeitig mit dem lawinenartig über das
wirt=
ſchaftliche Leben hereinbrechenden Induſtrialismus, deſſen in
dem Phänomen der Technik liegenden tief verſchleierten
meta=
phyſiſchen Sinn wir auch heute noch nicht klar erkannt haben,
zerſetzten auch ſeine ſpäteren Begleiterſcheinungen, die wir als
Gewerbefreiheit, Freizügigkeit und Freihandel bezeichnen, den
alten, zum Teil immer noch zünftig gebundenen
Handwerks=
geiſt. Die nur ſcheinbar billige Maſſenware der Fabriken drängte die Hand wachſen, und wie ich dadurch denn wieder ihnen in
eichgültigkeit, dem Unverſtand, ja ſogar der Feindſchaft ihrer das individualiſtiſche Erzeugnis des Handwerkers rückſichtslos
in den Hintergrund. Mit welcher raſenden Schnelligkeit ſich
Fragen wir uns zuerſt, warum überhaupt derartige Schu= dieſe gänzlich neuen Wirtſchaftsformen, die unter dem Zeichen
der Maſchine ſtanden, verbreiteten, dafür nur zwei ſprechende
der Schulen iſt eine Zeitforderung, da heute die Werkſtätten Berlins nur noch 640 ihre Gewerbeſteuer bezahlen. Grenzeu= Hand. In England wirkte, in den 30er und 40er Jahren der
erer Handwerker und Gewerbebetriebe nicht mehr in der Lage loſes Elend machten in jener fiebernden Uebergangszeit die
Handweber durch, aus deren engen Werkſtattſtuben im 18. Jahr=
Darmätadt, 21. Januar.
— Der heſſiſche Landtaa wird am Dienstag zu dem Vorgehen der
franzöſiſchen Beſatzungsbehörden und zu dem widerrechtlichen Einbruch
in das Ruhrgebist in einer Sonderſitzung Stellung nehmen.
IIK. Zolltarif. Der Entwurf der Anordnung eines neuen Zolltarifs
kann auf der Handelskammer Darmſtadt, Rheinſtraße 9, von
Intereſſen=
ten für kurze Zeit eingeſehen werden. Abänderungsvorſchläge können in
dieſer Zeit gemacht werden.
HK. Wiederaufbaulieferungen. In Anbetracht der Einſtellung der
Wiederaufbaulieferungen durch die Reichsregierung iſt die
Handelskam=
mer Darmſtadt in der Lage, über die Regelung laufender Lieferverträge
Auskunft zu erteilen.
— Heſſiſches Landestheater. Zur heutigen Erſt=Aufführung von
„Leonce und Lena” ſei daran erinnert, daß von Georg Büchner,
dem 1837 im Alter von 24 Jahren verſtonbenen heſſiſchen Dichter und
Dramatiker vor zwei Jahren „Wozzek” mit ſtarkem Erfolg am
Landes=
thegter zur Aufführung gelaugte. Sein „Dantons Tod” iſt, u. E. hier
geleſen worden.
—Morgenfeier Volkshochſchule. Heute vormittag, 11.15 Uhr
pülnkt=
lich, findet im Kleinen Haus des Landestheaters die
Mor=
genfeier über Ruſſiſche Dichtung und Muſik ſtatt. Da
unte=
den Mitwirkenden eiſte Künſtler, wie Frieda Schumann=Kaſſel, G.
Stefanowa=Darmſtadt, Aickard Laugs=Kaſſel und Karl
Diet=
rich=Darmſtadt ſind, iſt eine beſonders eindrucksvolle Feier zu erwarten.
bracht. Karten zum Preiſe von 400, 300 und 200 Mk. an der Kaſſe des
Kleimen Hauſes,
3 Gebühren der Bauſchätzer in Brandverſicherungsangelegenheiten.
Hälfte dieſer Gebühr zu Grunde gelegt.
Die Nothilfe. Aus den Schulſammlungen für die Nothilfe
Geſſen iſt dank der rührigen Tätigkeit der Lehrer und der
Opferfreudig=
keit in allen Gemeinden bisher bei dem Landesausſchuß der Nothilfe
Heſſen die ſtattliche Summe von 1 368 876 Mart eingegangen;
bereits ein erheblicher Teil den Ortsausſchüſſen beſonders bedürftiger
Städte und Gemeinden alsbald unter entſprechender Berückſichtigung
* Nachahmenswverte Studentenhilfe. Unter dieſer Ueberſchrift ſtaud
Freitiſche gewährt verden. Das iſt ſchon ſeit eimiger Zeit auch hi
der Fall. Durch Vermittelung der Abteilung Studenteuhilfe, de=
Alicefrauenvereins haben viele hieſige Hotelbeſitzer und Gaſtwirte Frei
karten zu Mittag= und Abendeſſen für bedurftige Studenten zur Ver
fügung geſtellt. Ihnen gebührt herzlichſter Dank.
— Religiöſe Volksvorträge im Miſſionsſaal, Fraukfurterſtraße Nr 3.
Man ſchreibt uns: Unſere Zeit, die unter dem Zeichen des Suchens
und der religiöſen Verwirrung ſteht, drängt alle denkenden Menſchen
zur ſcharfen Lebensentſcheidunn. Immer wieder tritt an den Eir
nen die Frage heran: „Was iſt Wahrheit!” Hierauf ſuchen auch die
Vorträge die vom 22. bis V. Januar allabendlich ſtattfinden, Antwort
zu geben. Sie wollen Heroldsrufe an unſer Volk ſein, und die Pe
ſönlichkeit des Redners, der in weiten Kreiſen bekannt iſt, Herr
Pre=
diger Kunde aus Frankfurt a. M., gibt eine Gewähr dafür, daß der
Einzelne in jeder Beziehung befriedigt wird. Der Redner wird f.
gende Themen behandeln: 1. Eine ſelige Begegnung, 2. Kennſt Du
Dein Herz, 3. Wer iſt ein Chriſt? 4. Eine Lebensgeſclichte in dro
Kapiteln, 5. Wahre Chriſtenfreude. Der Eintritt zu den Vorträgen
iſt frei für Jedermann.
n. Strafkammer. Bisher unbeſtuaft, beſtens beleumundet und in
guten Verhältniſſen lebend, war der in reifim Alter ſtehende Landwirt
Georg Jockel 1. von Büttelborn dennoch einer Golegenſeitsverſuchung
unterlegen und zum Dieb geuorden. Das Schöffengericht hatte nur
wegen Uuterſchlagung auf 4000 Mk. Geldſtrafe eukannt, und es war
wohl von dem Angeklagten zuecks Freiſpruckes, als auch von
Staatsanzualtſchaft dieſes Urteil angefochten. Während der vorjähri
Getreideemte uähte J. einen eigenen Kornacker und ſetzte am Platze
Frückt auf Haufen. Das gleich; zuar m.benan auf dem Grundſtüick einer
dortigen Kriegerswitwe geſchehen, und es fehlten davon ſpäter ein
größere Menge. Bei der Nachforſchuing ergab ſich, daß die ſo verm
ten 26 Gebund ſorgfältig innerhalb des J.ſchen Vuxrats verßorgen
befanden. Das Berufungsgericht erlangte auf Grund der Schzuldind
zien die volle Ueberzeugung, daß der Angeklagte das Gietreide entwendet
habe. Gerade die Art des Verſtecks fiel dabei bsſonders in die Wa
ſchale, und man erachtete in Anbetracht des ganzen Sackverhalts eit
Gefäugnisſtrafe von dier Monaten für geboten. — Ferne= wur
auf ſtaatsanwaltliche Berufung gegen den ſcköffengerichtlich maug
Beweiſes von der Anklage des Diebſtahls freigeſpuochenen 42jähr
vorbeſtraften Schreinermeiſter Heinrich Genguagel aus R1
verkandelt. Aus dem am Main gelegenei großen Holzlager eit
hunde 2u Falr Wolgein dichlaif der
den daraus erwachſenen Verluſt eines Bel=
Heund Lenanfieit Deni elnie e eiſen etaiſe
wurden nach 1850 nur noch auf maſchiuellem Wege hergeſtellt.
Weitblickende, mit kulturellen Inſtintten begabte Männer, zu
denen auch Guſtav Freytag gehörte, erkaunten dieſe dem
ehr=
lichen Handwerk und damit auch der Volkskultur jäh drohenden
Gefahren. In Deutſchland ſuchte beſonders der geniale Schinkel
dem Verfall des Handwerks zu ſteuern. Doch ſei hier auch
ein=
mal auf ſeinen älteren Zeitgenoſſen Ph. O. Runge hingewieſen,
der durchaus im Sinne Goethes ſeine hohe Kuuſt auch in den
Are
Ziumerſchnruck
dienſt des Handwerks in ſeinen
Stödnugen, ſene anterniſtaliſchen Hiergalpden ſeuns de
Harmonie von Gott und Welt aufſchließenden Geiſtes, immer
noch eine feſte Verankerung mit feinem ſicheren handwerklichen
Sinn zeigen, ſo daß dieſe rätſelhaften Welten ſelbſt für die
Un=
eingelveihien niemals zu dürren, ſchemenhaften Allegorien
her=
abſinken. Ja Ph. O. Runge hatte bereits die Abſicht, eine
Kunſt=
ſchule auf durchaus praftiſcher Grundlage in Hamburg ins Leben
zu rufen. In einem Briefe von 13. Januar 1803 ſchreibt er
darüber ſeinem Vater u. g. folgendes: „Ich werde es mir nie
einen Sut dich der ſtch Din S Webendin üierzerſt, defß dis
Alles iſt, und daß, wenn das der Künſtler nicht auch erlangt, er
nichts iſt. . . . Nun iſt es auch gewiß, daß meine zweh Hände
viel zu wenig ſind, um alles auszuführen, was ich machen kann
(Runge denkt hier in erſter Linie an die Ausführung ſeiner in
der Verbindung mit der Architektur konzipierten
Bandmale=
reien), aber noch gewiſſer, daß viele talentvolle Menſchen in der
tveiten Welt herumgehen, die nichts thun und nichts zu thun
haben. Ich denke alſo darauf, dieſe Hände mir anzuſchließen. .
Auch iſt gerade in Hamburg eine Kunſtſchule im Werke, wo doch
wieder Arbeiter erzogen werden; dieſe würden mir recht in
ihrer inneren Erkenntniß der Kunſt und ihrer
eigenen Fähigkeiten förderlich werden könnte.‟ Ein
Kunſtſchulprogramm von durchaus moderner Prägung iſt hier be=
Eid Erie Daitun ir Serchaſceung ſung dite eit
Maler B. R. Haydon als kunſtgewerblicher Vanderprediger.
Der Gedanke, der dann die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts
hundert noch ſtiliſtiſch hochſtehende Erzeugniſſe ländlicher Kunſt= ohne Unterbrechung beſchäftigte, durch Errichtung von Bil=
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 21. Januar 1923.
Nummer 20.
ieaſie Wirhern 9.— der einm eAfchm. Sonlat. Serlen Di Nieim der weial Ungo=
Diebſtahlsanzeige. Ihre Haltloſigkeit iſt erwieſen, und die wiſſentlich niſation geſtellt und richtig erkannt, daß ſie als deren Nückarat dem
falſche Anſchuldigung in Tateinheit mit Verleumdung trug dem D. allgemeinen Beſten dienen, wenn ſie ihr Beſtes für das Wohl der
An=
jetzt 5000 Mk. Geldſtrafe edtl. 50 Tage Gefängnis ein. — Ueble Erfah= ſtalt einſetzen.
rung war einem auswärtigen Landwirt, der uit reichlihen Geldern
ſchieden. Er wurde dort mit dem Schauſteller H. H. und dem Bahn= in den Kräften, die aus Darmſtadt und von außerhalb neu
hinzugekom=
arbeiter G. G. bekannt, bezahlte die flotte, gemeinſame Zeche von einigen men ſind und die zum Teil ſchon beim erſten Auſbau der neuen Anſtalt
tauſend Mark und vermißte nachher ſeinen ganzen übrigen Barvorrat hingebend mitgewirkt haben. Die Gewinung dieſer neuen heimiſchen
von mehr als 10 000 Mark, während ein Scheck von 25 000 Mark noch und auswärtigen Kräfte, die ſich in dem größeren deutſchen Muſikleben
vorhanden war. Ein in der Geſellſchaft geweſener Zeuge bekundete bes bereits eimen hochgeachkteten Namen erworbem haben, wuar angeſichts der
ſtimmt, daß auf der Straße H. in angeheiterter Verfaſſung den Land= räumlichen Ausdehnung der Anſtalt und denr ſachlichen Erweiterung
wirt mehrmals umarmt, ihm dabei Papiergeld aus der Taſche gezogen, ihrer Ziele wotwendig und im Intereſſe des Nufes der Anſtalt auch
und es ſofort dem G. zugeſteckt habe. Beide ſtellen jede derartige Au= außerhalb ihrer örtlichen Wirkungsgrenzen geboten. — Mit freudiger
eignung entſchieden in Abrede, und wurden troßz Verdachts von der und damkbarer Gemuztumg darf ich fermer der bedeutenden künſtleriſchen
Diebſtahlsanklage mangels Beweiſes freigeſprochen, während das Geld
verſchwunden bleibt. Das Gericht nahm die Möglichkeit anderweit Kräfte gedenken, die ſich bereit erklärt haben, im Kuratorum der Anſtalt
Einbuße durch Verlieren uſw. an. — Glücksſpiel jeder Art (auch Ver= für deren künſtleriſches Anſehen zu wirken. Wer konnte uns da
will=
loſung und dergleichen) iſt nur mit behördlicher Erlaubnis geſtattet, kommener ſein als unſer hochgeſchätzter Mütbüuger, der große Komponiſt
was nicht allgemein bekannt ſein düirſte. Auch der, welcher Näume der Arnold Mendelsſohn, und die nicht minder bekannten und
Gegenſtände zwecks Veranſtaltung von Glücksſpiel überläßt, macht ſich anerkannten Meiſter im Klavierſpiel und auf der Geige Frieda
Umfang ſich derart vergangen, und der Wirt war mitbeſchuldigt, weil Freude auich kirzlich hier niedergelaſſen hat. Die Zentrale für
Volks=
er allerdings dieſe Beluſtigung formell unterſagt, dann aber doch die bildung vertritt wiukſam und von lebendigem Intereſſe für uſerg
An=
mit 300 Mk. und jeder Spieler mit 500 Mk. Geldſtrafe davon.
Dienſtmädchen mit Salzſäure zu vergiften. — Beim Abſpringen von ſo hat er dieſes durch die Entſendung eines Vertreters des
Landes=
einer Maſchine in einer hieſigen Fabrik erlitt ein Heizer einen
Knöchel=
bruch. — Nachmittags erlitt ein Junge beim Rodeln einen
Schienbein=
bruch. — In der Gervinusſtraße gerietzen zwei Arbeiter in Streit in dennäckſt auch die Erfüllung weiterer wichtiger ſtaatlicher Aufgaben
deſſen Verlauf der eine dem anderen mit der Miſtgabel in den Kopf
ſtach. In ſäuklichen Fällen trat die Rettungswache in Aktion.
Städtiſche Akademie für Tonkunſt.
Tonkunſt nunmehr durchgefuhrt iſt, hatte Bürgermeiſter Mueller
als Vertreter der Stadt in der Leitung, um ſich mit dem Lehrkörper
bekannt zu machen und dieſem zugleich Gelegenheit zu geben, auch das, des Wertes der jungen Akademie bewußt werde und ihren ſtädtiſchen
Kuratprium der Anſtalt und die Mitglieder der Stadtverordnetenver= Charakter mit Genugtuung empfinde. Daß dies heute noch nicht
allge=
ſammlung kennen zu lernen, zu einer ungezwungenen kleinen Feier
ein=
geladen. Die Feier fand am Freitag abend ſtatt und nahm, dank vieler
künſtleriſcher Darbietungen, einen äußerſt anregenden Verlauf.
Folge abwickelte, wurde ausſchließlich von Schülern und Lehrkräſten der
Akademie und von der Madrigalvereinigung beſtritten. Frl. Merz finden nrußts, weil die perſönlichen und vermögensrechtlichen Verhält=
„Zum neus Jahr” von Hugo Wolf, wie denn Hugo Wolf auch un
weiteren Verlauf des Alends als Liederkomponiſt der herrſchende blieb.
Die nicht ſonderlich große Stimme Frl. Merz” zeigt eine ausgezeichnete
Schulung, die beſonders die ſaubene Intonierung und der lebenreiche
Vortrag erweiſt, und dann vor allem die Tatſache, daß die Sängerin ſich
über die Größe ihrer Mittel durchaus im klaren iſt. Sie ſang mit
ſtei=
gendem Grfolg noch mehrfach im Laufe des Abends und brachte
beſon=
ders Volkslieber und Bachs entzückendes „Willſt Du Dein Herz mir
ſchenken” zu ſchönſter Wiukung. — Die unter der Leitung des Herrn
Dr. Noack ſtehende Madrigalvereinigung feierte Triumphe,
Es iſt geradezu erſtaunlich, zu welch hoher Künſtlenſchaft dieſe
Vereini=
gung es in der immerhin kurzen Zeit ihres Beſtehens gebracht hat.
Allerdings hat Herr Dr. Noack es verſtanden, ausgezeichnetes
Stimn=
material zuſammenzufügen, aber die Fülle und Vielſeitigkeit der
Ge=
ſänge, die im Laufe des Abends gebrackt wurden, legte doch Zeugnis ab
von ernſteſter Hingebe an die ſchöne Geſangskunſt, wie die
Madrigal=
vereinigung ſie pflegt, aber auich von der Souveränität, mit der Herr
Dy. Noack ſeine Aufgabe beherrſcht und für die er die Mitglieder der die Mehrheit der Stabtverordnetenverſammlung geglaubt hot, dieſe
Vereinigung zu begeiſtern weiß, und die es erreichte, daß heute die
Madrigalvereinigung eine erſte Stelle im Muſikleben Darmſtadts
ein=
nimmt. Litt die Wirkung des „Wach auf” aus den Meiſterſingern etwas
unter der nicht einwandfreien Akuſtik des Saales — der Text blieb
un=
verſtändlich ſo wauen die weiteren Vorträge: Liebeslied von Orlando
Laſſo (16. Jahrhundert), Nobert Schumanns zarte und innige
Kom=
poſition von Eickendorffs. Im Walde”, der droi Volkslieder von
Men=
dels ohn=Bartholdy, „Der Miller” (Klaus Gnoth), von Arnold
Mendels=
ſohn (der Komponiſt war anweſend), der „Bruder Liederlich” aus dem
Augsburger Liederſchatz (1738) u. a. m. reſtloſe Vermittelung ſchönen
und anſprechenden Kunſtgenuſſes.
Der Reigen der geſanglichen Dawbietungen wurde unterbrochen
burch Anſprachen.
Bürgermeiſter Mueller
führte etwa aus:
Meine Damen und Herren!. Ich begrüße Sie herzlichſt zu dieſer
ſchlichten muſikaliſchen Veuarſtaltung, von der ich wünſchen möchte, daß
ſie nicht ſteif und förmlich werde; ſondern ſo zwanglos wie möglich. Nur
dann kann nämlich erreicht werden, was mit ihr beabſichtigt iſt: daß wir
uns untereinander bekannt machen und — was mehr iſt —: kennent
bernen. Wir, d. h. der Lehrkörper unſerer Atademie auf der einen
Seite, auf der aderen die Vertreter der Stadtverordnetenverſammlung
und der ſtädtiſchen Verwaltung und des Kumatoriums der Anſtalt, dem
die Songe um das Wohlergehen in beſonderem Maße anvertraut iſt. Je
eher und je beſſer wir uns kennen und verſtehen, deſto feſten wird das
Fundament ſein, auf dem die junge ſtädtiſche Akademie ruht. Sie braucht
Verſtändnis und Vertrauen, um blühen und gebeihen zu können, zumal
in dieſer Zeit der Unvaſt und der Sorge. Will ſie doch nicht nur ein
Erziehungsinſtitut ſein, ſondern auch — glücklich ergänzt und bereichert
durch das Orcheſter des Inſrumentalvereins und durch die
Madrigal=
tereinigung — ein künſtleriſches, ein geiſtiges Afyl für alle, die ſich
ſammeln, erheben, erbauen, einmal loskommen wollen von den ſtändigen
quälenden Gedanken an die häusliche und die vaterländiſche Not.
Und nür ſind ausnahmsl os gewillt, unſere ganze Kraft für die
An=
ſtalt einzuſetzen und unſere Ehre. Vorab die früheren Leiter der drei
Privatakademien, die unter erheblichen perſönlichen Opfern an
Selbſtän=
digkeit und Vermögen ihre ganze Exiſtienz, zum Teil in vongerückten fall aufgenommen wurde.
Jahren, heben umſtellen müſſen. Ihr weſentlichſtes neues Lebensziel
iſt es nunmehr, die geſchichtlich mit ihren Namen verwachſene, auf dem
Grunde ihrer perſönlichen Aubeit aufgebgute Akademie zu einer Anſtalt
auf= und ausbauen zu helfen, die ſich durch ihre Leiſtungen Achtung und
Anerkennung erzwingt. Und gern werden ihnen dabei alle Lehr= und
Hilfskräſte der Akademie zur Seite ſtahen. Vor allem diefenigen, die ausklingen, wie er begonnen, in der Gabe guter und ſchöner Kunſt.
ſchon unter den fniheven Verhältwiſſen erfolgreich mitgewirkt und ſich
ein bleibendes Verdienſt um das muſikaliſche Leben in unſerer Stadt
ſchmacks einzuwirken, kam nun langſam auf. Erſt ſeit jener Zeit
bürgerte ſich das janusköpfige Kuppelwort „Kunſtgewerbe” ein,
mit dieſem neuen Begriff umſchreiben möchte, weiter nichts iſt
als geſteigertes beſeeltes Handwerk, d. h. „Verbindung der guten
werkgerechten Arbeit mit der guten Form”. Was man früher
engeren Sinne die Arbeitsethik im Handwerk zum Ausdruck
kom=
von techniſchem Können und intuitiver Geſtaltungskraft hervor= lichſter Vollendung immer mehr in die Familie zu tragen, ſie zum
gegangene Schöpfungen als etwas Außergewöhnliches, io daß
werks hatte ſich auch der bildende Künſtler von der Werkſtatt= Staat und die Stadt und beſonders an die Preſſe, ſchloß die Rede, deren
Aufang dieſer Entwicklung Führer ſein können, wenn er darauf und Schulung ablegte, ein Zeugnis, das ſpäter Erweiterung fand durch
hinweiſt: „Alle Künſte fangen von dem Notwendigen an allein den Vortrag eines Hugo Wolf Liedes und des Baiazo=Prologs.
unſerm Gebrauch, dem wir nicht zugleich eine angenehme Geſtalt Frau Liesbeth Aßmus ein, die mit bemerkenswerter Friſche und
lichen, welches die erſten Verſuche von Kunſt hervorbringt, darf
den letzten Meiſter nicht verlaſſen, welcher die höchſte Stufe
der Kunſt beſteigen will; es iſt ſo nahe, mit dem Gefühl des
kunſtgewerbliche Produktion bereits dahintrieb. Dieſer Verfall
trat beſonders offen vor Augen bei einem Vergleich mit dem
franzöſiſchen Kunſtgewerbe, das ſeine alten, kunſttechniſch auf
höchſter Stufe ſtehenden Troditionen noch nicht aufgegeben
hatte. Jetzt entſchloß man ſich in England zu energiſchen Re= löſte.
formen, mit deren Verwirklichung Gottfried Semper, der geniale
hluß folgt.)
Eine wertvolle Ergänzung und Vervollſtändigung erfährt dieſſer
zwecks Pferdekaufs hierher kam, in einem Animirlokal der Altſtadt be= bewährte Grundſtamm, dem unſer beſonderer Dank und Anenkennung gilt,
ſtrafbar. Stammgäſte eines hieſigen Lokals hatten in beſcheidenem Kwaſt=Hodapp und Adolf Buſch, der ſich zu unſever großen
Benutzung von Zimmer, Tiſch, Karten uſp. geduldet hatte. Er kam ſtalt erfüllt, Herr Hofrat Ottenyeimer, deſſen künſtleriſche
Quali=
täten uns ja allen gegenwärtig ſind. Zeigt hier durch ſeine Mitwirkung
* Von der Nettungswache. Geſtern vormittag verſuchte ſich ein, der heſſiſche Staat ſchon ſein Intereſſe an der neuen ſtädtiſchen Akademie,
bildungsamtes noch beſonders dokumentiert. Das iſt ein erfreulicher
und vielverſprechender Anfang, der erwarten läßt, daß der Akademie
mit allen Konſequenzen einer ſolchen Maßnahme übertragen werden Thema, das einem Lehrfilm zu Grunde liegt, den die Badiſche
wird. — Von den Muſikennern und Muſitfreunden innerhalb des Ku= Anilin= und Sodgfabrik, Ludwigshafen, der hieſigen neuen
Landwirt=
ratoriums darf ich noch mit beſonderer Genugtuung die Frau Fürſtin
zu Erbach=Schönberg nennen, die lange Jahre hindurch nicht
nur das offizielle Protektorat über die Profeſſor Schmittſche Abademie
für Tonkunſt hatte, ſondern auch mit ihr aufs engſte verwachſen war.
* Nachdem die Organiſation der neuen Städtiſchen Akademie für Alle Vorausſetzungen für ein Gedeihen der Anſtalt erſcheinen
hier=
mach gegeben, und es bleibt nur noch zu winſchen, daß auch die Stadt
als ſolche, die ganze Bevölkerung und ihre geſetzliche Vertretung ſich voll
mein der Fall iſt, darüber wollen wir uns keiner Täuſchung hingeben.
Uns allen ſind die langen Verhandlungen noch gegenwärtig, die
ſchließ=
lich zur Verſtadtlichung der Anſtalt geführt haben. Es iſt kein Geheim=
Das künſtleriſche Programm des Abends, das ſich in zwangloſer nis, daß die entſcheidende Sitzung der Stadtverordnetenverſamlung,
die ſchon aus Nückſichten des Taktes hinter verſchloſſenen Türen
ſtatt=
eröffnete den Abend mit dem Vortrag des gehaltvollen und tiefangelegten niſſe der näckſtbeteiligten Perſonen mit zur Erürterung ſtandeu, daß
dieſe entſcheidende Sitzung nur eine kleine Mehrbeit für den Antrag der
ſtädtiſchken Verwaltung engeben hat. Es wäre übrigens falſch und ein
Unrecht, anzunehmen, daß die ablehnende Haltung der Minderheit aus
einer Verkennung der kulturellen Bedeutung der Frage zu erklären
wäre. In dieſer Hinſicht war die ganze Verſammlung durchaus eines
Sinnes. Was die Gegner der Vorlage bei der Abſtimmung leitete, war
ausſchließlich die Sorge, daß die fimanziellen Kräfte dur Stadt in unſerer
Zeit ſchwerer wirtſchaftlicher Not nicht ausreichen möchten, um dieſe
neue, an ſich ja nicht zur Kompetenz einer Stadt gehörige Aufgabe zu
übernehmen, und daß dieſe neue Laſt dazu beitragen könnte, das ohnehin
um ſeine wirtſchaftliche Exſtenz kämpfende Gemeinweſen um ſo früher
in dieſem Kampfe erliegen zu laſſen. Das waren Erwägungen, deren
Bedeutung und Ernſtchaftigkeit niemand wird in Zweifel ziehen wollen
und können. Umgekehrt wird aber auch die ſtädtiſcke Berwaltung das
Vertrauen für ſich beanſprucken dürſen, daß ſie nicht leickten Herzens
dieſe Erwägungen jonoriert oder in ihrer Tragweite nicht ſorgfältig
genug eingeſchätzt habe. Wenn die ſtädtiſche Verwaltung und mit ihr
Bedenken gegenüber den Vorteilen der Errichtung einer ſtädtiſchen
Aka=
demie zurückſtellen zu dürfen, ſo iſt dieſe Stellungnahme aus der
da=
maligen Sitration erklärlich und nach meiner feſten Ueberzaugung auch
voll gerechtfertigt: — Drei blühende Konſerhatorien ſthruden infolge
unüberwindbarer wirtſchaftlicher Schwvierigkeiten ummittelbar vor der
Gefahr ihrer Auflöſung. Wäre dies erfolgt, dann wäre der heute gar
nickt zu erſetzende Fundus dieſer Anſtalten an iberaus wertvollen
In=
ſtrumenten und Noten — wir beſitzen heute 13 Flügel. 19 Pfgninos und
15 Tafelklaviere — in alle Winde zerſtreut worden. Zugleich wäre dem
muſikaliſchen Leben unſerer Stadt, das ſeit Jahrhunderten in reichſter
Blüte geſtanden hat, vor allem der muſikaliſchen Jugenderziehung, ein
tödlicher Stoß verſetzt worden. Zallreiche Lehrkrafte hätten vor dem
Nichts, vor der bitterſten Not geſtanden. Uebernahm die Stadt die drei
Inſtitute und faßte ſie zu einer einheitlichen Anſtalt, zu einer neuen vollſtändig neue Abnehmer in Betracht kommen, folgende Beträge zu
er=
ſtädtiſchen Abademie zuſammen, (und aufer der Stadt kam ja niemand
dafür in Betrackt), dann waren dieſe Gefahren vermieden. Der
öffent=
liche Charakter der Anſtalt gewährleiſtete zudem eine Erweiterung und
Vertiefung der zu übernehmenden Aufgabem. und die Inaugriffnahme
eines Problems, das ſo alt iſt wie die griechiſche Kultur, das Jahrhun= Lagerbeſtände wird weiter die Anſchaffung von zehn Stück Stia=Zählern
derte lig vernachläſſigt und vergeſſen war= die Durckführung des
Gedankens der allgemeinen muſitaliſchen Volkserziehung in
Anerken=
mung der heute wieder zum Geſamtbewußtſein gelaugten Tatſache, daß ſion entſprechend mit Wirkung vom 1. Januar ds. J8. an um
durch=
dieſer Ausbillumgszweig ſo wichtig und ſo notwendig iſt, wie nur irgend
ein anderes Erziehrngsgebiet. Gewiß fordert auch die Akademis von
der Bürgerſchaft finanzielle Otfer. Aber dieſe Opfer ſind tatſächlich
gering gegenüber dem großen ideellen Gewinn, der uns zugute kommt. Bauprogramm für das Jahr 1923. Cin ſolches aufzuſtellen, war der Ge=
und die Shmpathie der Preſſe, insbeſondee der Darmſtädter Preſſe.
Ich ſtehe angeſichts der guten Sache nicht an, um dieſes Wehlwollen letzten Jahre ein Doppelwohnhaus mit großem Koſtenaufwand errichtet
hiermit au sdrücklich zu werben. Unerläßlich für das Gedeihen der An= wurde. Es ſoll jedoch jede ſich bietende Gelegenheit, die zur Behebung
ſtalt iſt aber darüber hinaus noch das, was ich vorhin ſchon augedeutet der dringenden Wohnungsnot beiſteuern könnte ausgenützt werden; auch
habe: daß die ganze Bevölkerung und ihre berufene Vertretung, die ſoll Bauluſtigen die größtmöglichſte Unterſtützung der Gemeinde zuteil
gebenen Verhältniſſe ſich nicht nur mit dem Verſtande auf den Boden, dem Gemeinderat eine Vereinbarung dahingehend vor, daß die
Hundert=
des Gewordenen ſtellt, ſondern auch mit dem Herzen. Mit der
ein=
dringlichen Bitte um Vertrauen ſchloß die Rede, die mit lebhaſtem Bei=
Frau Callwey, den Darmſtädtern aus der Zeit ihres Wirkens
am Hofthaater noch in beſter Grinnerung, ſang die Eliſabeth=Arie aus äußere Inſtandſezungsarbeiten auf 500 Prozent. In dieſen Zuſchlägen
„Tannhäuſer” und erwies damit aufs neue ihre ſtarke Künſtlerſchaft, ab Waſſergeld in keinem Falle mehr zu zahlen haben. Dagegen muß
Die Künſtlerin beſchloß ſpäter auch die Darbietungen des Abends mit in Zukunft das Schornſteinfegergeld von den Mietern anteilmäßig
be=
dem Geſang von „Sfolkes Liebestod”, und ließ ihn mit dieſom Vortrag zahlt werden, und zwar verteilt im Verhältnis der benutzten Feuer=
Direktor W. Schmitt
betonte in ſeiner Anſprache, daß Herr Bürgermeiſter Mueller überzeul= Zeit abgebrochen werden und wird vertagt auf Donnerstag nächſter
dungsanſtalten reformierend auf die Hebung des geſunkenen Ge= gend nachgewieſen hat, daß ein behördliches Konſervatorum für unſere Woche.
Stadt ein Bedürfnis iſt. Seine Zuhunftsaufgabe werde ſein, daß
Ver=
tvauen der Stadtverwalung, das ihn auf den verantwortungsvollſten
während doch der ganze Kompler menſchlicher Tätigkeit, den man Poſten geſtellt hat, nicht nur zu rechtfertigen, ſondern darüber hinaus. Zur Förderung des Wohnungsbaues ſollen alle Vorarbeiten bis
das Vertrauen weiteſter Kreiſe zu erobern. Er beleuchtete daun die
Schwierigkeiten, die ſich aus der Herſtellung einer Einheit dreier Kon= Geſuch des Gewerkſchaftskartells hin zu ermäßigten Preiſen abgegeben
ſervatorien beſonders auch im Lehrplan ergeben. Gewaltſam hier
ein=
zugreifen, bezeickhnete Redner als verfehlt. Aus den verſchiedenen Lehr= Gemeinde zahlt jetzt die gleichen Holzhauerlöhne wie ſie im Lorſcher Wald
für ſelbſtverſtändlich hielt, daß nämlich auch der Idealismus, im plänen das praktiſch Beſte herauszuſchälen, muß Hauptaufgabe der Lei= vom Stagte bezahlt werden (Ortsklaſſe 5). — Der Beſchluß des
Ge=
tung ſein. Dann verbreitete ſich Nodner über die kulturelle Bedeutung meinderates vom 8. November 1921, betr. Ortsbürger=
Auf=
men könne und müſſe, jetzt erſcheinen aus einer ſolchen Einheit der Akademie und über die Notwendigkzit, Muſk und Geſang in mög= nahme iſt vom Kreisausſchuß aufgehoben worden, da er rechtswidrig
Gegenſtand der Jugenderziehung ſchlechthin zu machen. Im weiteren Gg. Lammer zum Jagdaufſeher gewählt worden.
entwickelte Divektor Schmitt dann eine Art Programm der Städtiſchen
mau ſie mit einem befonderen Namen herborheben wollte. Die Akademie, das wir an andever Stelle wiedergeben. Zum Schluſſe be= niſten beantragt, daß das Beerdigungsweſen ſozialiſiert wird. — Die
noch ungebändigten neuen wirtſchaftlichen Faktoren, Maſchine tonte Nedner, daß die Durchführung der angelegten Pläne unendliche Beſitzer von Kraftmotoren haben ſich an den Gemeinderat gewendet
und Verkehr, hatten eben jene ſegensreiche Einheit zwiſchen Arbeit erfordert, daß aber die dazu Berufenen ihne ganze Kraft ein= mit dem Erſuchen, daß ihnen der Stromberbrauch nur mit zwei Drittel
künſtleriſchem und gewerblichem Schaffen zerriſſen. Zum größ= ſetzen werden, die Ideale verwirklichen zu helfen im Intereſſe unſeres
ten, heute noch keineswegs überwundenen Schaden des Hand= Volbes. Mit einem Werbeappell an die breite Oeffentlichkeit, an den motor zurückehren.
arbeit im Schyurzfell getrennt, ein Vorgang, der übrigens ſchon mittelbarer Ausklang der Geſang des „Du holde Kunſt” bildete, mit rung ergab einen Erlös von ungefähr 12½ Millionen Mark. Der
Feſt=
in der italieniſchen Renaiſſance einſetzte. Goethe hätte ſchon am dom der Herr Major Hofmann Zeugnis ausgezeichneter Begabung meter Stammholz kam durchſchnittlich auf 125 000 Mark zu ſtehen.
Eine kurze Pauſe wurde ausgefüllt mit der Beſichtigung der Aka= koſten der Ortseinwohner auf die Gemeindekaſſe zu übernehmen. Das
es iſt nicht leicht etwas Notwendiges in unſerm Beſitz oder zu demieräume. Den zweiten Teil des künſtleriſchen Programms leitete Holz für die Särge und Kreuze wird unentgeltlich aus dem
Gemeinde=
geben. . . . Dieſes natürliche Gefühl des Gehörigen und Schick= Femperament und ſeinem Verſtändnis für ihre Aufgabe ſtimmlich und Submiſſion vergeben und geſchieht auf Vorrat. Ebenſo iſt das Fahren
im Vortrag ausgezeichnet die Arie aus Figguv: „Endlich naht ſich die des Leichenwagens und die Herſtellung des Grabes für die Hinterblie
Stunde” und nach ſtarkem Beifall als Zugabe ein Liebeslied von Frank benen unentgeltlich.
ſang. Den —leider — einzigen Inſtrumentalvortrag des Abends brachte
Möglichen und Tulichen verknüpft, und dieſe zuſammen ſind Fräulein Dofflein. Sie ſpielte, glänzend in der Technik und fein= „Mumi” der Magdeburg=Burger Munitionszerlegungsfabrik explodierte
eigentlich die Baſe von jeder Kunſt.” Aber erſt auf der 1. Lon= ſinnia im Vortuag, den reichem Gehalt der Kompoſition reſtlos erfaſſend,
duer Weltausſtellung vom Jahre 1851, die Bucher mit Recht die As=Dur=Ballade von Chovin. — Herr Fay, deſſen Schulung erlitten ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie inzwiſchen im Krankenhaus
ge=
obenfalls bedeutende Fortſchritte verriet, ſang Hugv Wolf=Lieder mit ſtorben ſind.
als „einen Knotenpunkt des geſchichtlichen Laufes” bezeichnete, ſtimmlichem Kraftwuſſpand, Frl. Kißling mit Herrn Lehn, das
erkanunte man in England, in welchem trüben Fahrwaſſer die Quett „In Sternennackt” von Cornelius ſehr fein und eindrucksvoll wurde auf 11 Uhr, auch Samstags und Sonntags, feſtgeſetzt. Die Polizei
mund Fvau Weber ein Zigeunerlied von Brahms mit klingender iſt angewieſen, mit aller Stvenge gegen die Uebertreter vorzugehen.
Stimnn= und Temterament im Vortrag. — Alle Geſänge wurden von
guoße Aufgabe mit beſtem Verſtändnis und hervopragendem Können, dienſte wie folgt neu feſtgeſetzt: Ein Zweiſpänner koſtet jetzt 1800 Mk=
Faſt war es zuviel des Guten, was der Abend brachte, aber es n
wurde von den zahlreichen Beſuchern mit dankbarem Beifall quittiert
Schöpfer einer praktiſchen Aeſthetik, aufs engſte verbunden iſt. und läßt — nach der Qualität beurteilt — viel von der Zukunft der Gemeindejagd war ſeither für 30000 Marak gewpachtet. Trotz eil=
Städtiſchen Akademie erhoffen.
Aus den Parteien.
— Der Bezirksverein Nord der Deutſchen
Volks=
partei hielt am verfloſſenen Freitag unter dem Vorſitz des Herrn
Stadtv. Ittmann eine Vorſtandsſitzung unter Beteiligung der
Vertrauens=
leute des Nordbezirks ab. Die Beteiligung war rege. Bezüglich der
Bei=
tragserhebung war man einſtimmig bereit, die Einkaſſierung der
Bei=
träge ehrenamtlich vorzunehmen. Eine für die Wahlhelfer geplante
Ver=
anſtaltung muß — der ernſten Zeit halber — vorläufig ausfallen. Nach
Erledigung der Tagesordnung folgte eine Ausſprache über die politiſche
Lage.
— Deutſche Volkspartei Darmſtadt. Wie ſchon
be=
kannt gegeben, veranſtaltet die Deutſche Volkspartei am Dienstag, den
23. Januar, abends 8 Uhr, bei Sitte, Karlſtraße, den nächſten politiſchen
Abend. Nedner iſt der Landtagsabg. Herr Nechtsanwalt Dingeldey,
der über die augenblickliche politiſche Lage ſprechen wird. Um zahlreiches
und pünktliches Erſcheinen der Mitglieder wird gebeten. Nach dem
Vortrag wird, wie üblich, eine Ausſprache ſtattfinden.
Bei dieſer Gelegenheit wird auch darauf hingewieſen, daß die
Mit=
gliedskarten als Ausweis für alle Verſammlungen auf der Geſchäftsſtelle
der D.V.P. in Empfang genommen werden können.
v. Eberſtadt, 19. Jan. Ein Pfungſtädter Arbeiter verſetzte im
Bahu=
hof einem Fahrſchaffner, mit dem er vorher in Streit geraten war,
plötz=
lich einen Meſſerſtich in den Rücken. Die Erregung über dieſe
Roh=
heit war natürlich unter den Zuſchauern groß.
ch. Griesheim, 19. Jan. Derneue Brotpreis. Ein Laib Brot
koſtet jetzt 450 Mark. — Der Kokspreis iſt vom Gaswerk auf 3000
Mark für den Zentner erhöht worden.
P. Hahn, 20. Jan. „Durch Schaden wird man klug” lautete das
ſchaftlichen Bezugs= und Abſatz=Genoſſenſchaft am 19. Januar vorführte.
Mit Intereſſe folgte die zahlreiche Zuhörerſchaft dem Gang der
Hand=
lung. Im Anſchluß daran hielt Herr Landwirtſchaftslehrer Frech von
Darmſtadt einen ausführlichen Vortrag über den Wert und die
Bedeu=
tung des genoſſenſchaftlichen Warenbezugs. Dieſes erſte öffentliche
Auf=
treten unſerer Bezugs=Genoſſenſchaft hat manche Vorurteile beſeitigt
und die Wege für eine weitere günſtige Entwickelung frei gemacht.
j. Gräfenhaufen, 19. Jan. Die Hundeſteuer iſt für das
lau=
fende Jahr auf 1000 Mark für den Hund feſtgeſetzt worden. — Die
Sprunggelder im Faſelſtall haben ebenfalls eine zeitgemäße
Er=
höhung erfahren.
g. Wolfskehlen, 20. Jan. Am 18. Januar, abends, hielt die hieſige
Landwirtſchaftliche Bezugs= und Abſatz=
Genoſſen=
ſchaft eine Verſammlung ab, die von Oberrebiſor Schaffner geleitet
wurde. Zur Vorführung gelangte zuerſt ein Film, den die Badiſche
Anilin= und Sodafabrik zur Verfügung geſtellt hatte und von Herrn
Landwirtſchaftslehrer Heber durch Erläuterungen ergänzt wurde.
Da=
rauf hielt Herr Landwirtſchaftslehrer Frech aus Darmſtadt einen Vortrag
über die Mitarbeit der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften zur
Steige=
rung der landwirtſchaftlichen Produktion. Bedauerlich war der ſchlechte
Beſuch der Verſammlung ſeitens der Frauenwelt, für die die
Ausfüh=
rungen des letzten Redners beſonders beſtimmt waren.
St. Nieber=Ramſtadt, B. Jan. Gemeinderatsbericht. Auf
Grund der Vorſchläge der Kommiſſion wird der Strompreis für Licht=
und Kraftſtrom auf 170 Mark pro Kilowatt feſtgeſetzt, und zwar mit
Wirkung von der Januarableſung ab. — Der im Einvernehmen mit dem
Maſchinenmeiſter Böttcher durchberatene Dienſteinteilungsplan wird
ge=
nehmigt. — Ueber die Angelegenheit, betr. Ausnützung der Waſſerkraft
bei Pertſch und Spengler war man ſich darüber einig, daß ein derartiges
Anſinnen nicht zurückzuweiſen iſt, zumal es gerade jetzt mit der
regel=
mäßigen Kohlenverſorgung nicht günſtig ſteht. Die Kommiſſion wird
beauftragt, zunächſt eine Beſichtigung der Waſſergefälle vorzunehmen und
weitere Verhandlungen nach Anhörung eines Sachverſtändigen in die
Wege zu leiten. Der Gemeinderat beſchließt, die Mindeſtſtromabnahme
auf 20 Kilowatt pro Jahr feſtzuſetzen, berechnet zum
Durchſchnittsſtrom=
preis des betreffenden Jahres. Bedürftige Einzelverſonen können auf
Antrag von dieſer Beſtimmung befreit werden. — Des öfteren haben ſich
in der letzten Zeit Mißſtände herausgebildet dergeſtalt, daß an Zählern
gewaltſame Eingriffe vorgenommen wurden um eine ordnungsmäßige
Zählung des verbraüchten Stromes zu verhindern. Der Gemeinderat
beſchließt, daß in allen derartigen Fällen für die Zukunft der betr.
Stromabnehmer außer der Entrichtung des geſamten Koſtenaufwandes
für die Reparatur des Zählers noch Sperrung des Stromes und
Straf=
anzeige zu gewärtigen hat. — In Anbetracht der überaus hohen Koſten
für Neubeſchaffung von Zählern, glaubt es der Gemeinderat nicht mehr
verantwvorten zu können, den Gemeinde den ganzen Koſtenaufwand allein
aufzubürden. Es wird daher beſchloſſen, von den Konſumenten, die als,
heben: 1. für Lichtzähler auf die Dauer von 10 Jahren eine monatliche
Zählermiete von zunächſt 50 Mark; 2. für Kraftzähler zſs des
Beſchaf=
fungspreiſes als Anzahlung, ein weiteres Drittel iſt in Form einer
Zäh=
lermiete, verteilt auf zehn Jahre, zu entrichten. — Zur Auffüllung der
beſchloſſen. — Die Dienſtbezüge der unſtändig beſchäftigten
Gemeinde=
bedienſteten und Angeſtellten werden dem Vorſchlag der
Finanzkommiſ=
ſchnittlich 100 Prozent erhöht. Im gleichen Verhältnis werden die Löhne
für die Gemeindearbeiter erhöht. — Einem Anſinnen des Kreisamtes
Darmſtadt entſprechend, beſchäftigte ſich der Gemeinderat hierauf mit dem
Unerläflich dafür iſt allerdings zueierlei: Einmal das Wohlwollen meinderat aber nicht in der Lage, da es für die Gemeinde in dieſem
Jahre geradezu unmöglich iſt, weitere Häuſer zu bauen, nachdem erſt im
Stadtverordnetenverſammlung, in vorurteilsfreier Würdigung der ge= werden. — Die Vorſtände des Hausbeſitzer= und Mietervereins legten
ſätze zur reichsgeſetzlichen Miete mit Wirkung vom 1. Januar ds. J8. auf
1800 Prozent erhöht werden, welche ſich wie folgt verteilen: 1. für
Zin=
ſen auf 25 Prozent, 2. für Betriebs= und Verwaltungskoſten auf 20
Prozent, 3. für innere Inſtandſetzungsarbeiten auf 1025 Prozent, für
iſt in allen Fällen das Waſſergeld miteinbegriffen, ſodaß Mieter von jetzt
ſtätten. Eine Neuerung iſt auch noch darin zu erblicken, daß in Zukunſt
die errechnete Grundmiete den Zuſchlägen zuzuzählen iſt. — Nach
Er=
ledigung einiger kleiner Anfragen mußte die Sitzung wegen vorgerückter
zh. Heppenheim a. b. B., 18. Jan. Zeichen der Zeit. Die
be=
ſtens bekannte Wirtſchaft „Zum Deutſchen Haus” iſt geſchloſſen worden.
Mitte März beendet ſein. — Holz ſoll in je 1½ Meter=Raten auf das
werden. — Die Holzhauerlöhne ſind neu feſtgeſetzt worden. Die
war. — Im benachbarten Dorfe Reiſen iſt der in Weinheim geborene
* Langen, 19. Jan. Im Gemeinderat wurde ſeitens der
Kommu=
wie früher berechnet wird, andernfalls wollen ſie wieder zum
Benzu=
o. Rüffelsheim a. M., 18. Jan. Die Nutzholz=
Verſteige=
md. Rüſſelsheim, 19. Jan. Der Gemeinderat beſchloß auf Antrag
der ſozialdemokratiſchen Fraktion einſtimmig, ſämtliche
Beerdigungs=
wald geſtellt. Die Herſtellung der Särge wird von der Gemeinde i
o. Kelſterbach g. M., 19. Jan. Exploſion. In der hieſigen
ein Geſchoß beim Zerlegen. Zwei Mädchen, die dabei beſchäftigt waren,
( Aus bem Kreiſe Heppenheim, 18. Jan. Die Polizeiſtunde
O Birkenau, 18. Jan. Erhöhung der Fuhrwerkslöhne
Frl. Menges am Flügel begleitet, die damit eine auch rein phyſiſch Die hieſige Fuhrwerksvereinigung hat den Stundenlohn für
Fuhrwerks=
ein Einſpänner 1000 Mk., zwei Nuſſenpferde 1380 Mt. — Die
Woh=
nungskommiſſion erhöht den Mietpreis um 1200 Prozent.
O Viernheim, 18. Jan. Erhöhter Jagdpreis. Die hieſige
M. St. gelegtem Höchſtgebot von 500 000 Mark bei der Neuderpachtung wurde
Rummer 20.
ber Zuſchlag nicht erteilt, da der Gemeinderat eine Pachtſumme von
einer Million Mark beanſprucht.
wd. Mainz, 18. Jan. Die für Saalbeſitzer des beſetzten Gebietes
wichtige Frage, ob das Ausſchmücken von Sälen mit Fahnen
und Fähnchen unter die Flaggenvorſchriften des der interalliierten
Rheinlandkommiſſion fällt und deshalb vorher beim Kreisdelegierten
anzeige= und genehmigungspflichtig iſt, wurde neuerdings vom
franzö=
ſiſchen Kreisdelegierten in Groß=Gerau bejaht. Die deutſchen Behörden
weiſen infolgedeſſen die Vereinsvorſtände und Saalbeſitzer darauf hin,
daß das Ausſchmücken der Säle mit Fahnen und deutſchen Reichs= und
Landesfarben mindeſtens drei Tage vorher dem zuſtändigen
Kreisdele=
gierten der Interallierten Rheinlandkommiſſion ſchriftlich zur
Geneh=
migung anzuzeigen ſei. Zuwiderhandlungen würden durch das
fran=
zöſiſche Militärpolizeigericht beſtraft. — Die ſüddeutſchen
Müh=
len haben in Anpaſſung an die Deviſenſteigerung den Preis für
Wei=
zenmehl Spezial=Null in raſcher Folge erhöht. Er beträgt mit
Wir=
kung von heute ab 94 000 Mark für den Doppelzentner, mit Sack ab
Mühle (geſtern 82 000 Mark, vorgeſtern 79 000 Mark).
Reich und Ausland.
Nothilfe.
Berlin. Die unterzeichneten Firmen haben an den Reichskanzler
folgendes Schreiben gerichtet: Mit Ihnen einig in der Ablehnung von
Gewalt und Unrecht, wie es auch nach dem Kriege jetzt im Weſten von
Frankreich frevelhaft begangen wird, wollen wir — fern von jeder
Parteipolitik — das Wohl der Geſamtheit über alles ſtellend, Ihnen in
Hilfe für beſonders geſchädigte und gequälte Landsleute unſere
Unter=
ſtützung geben. Unſere Arbeit ſoll denjenigen helfen, die rohe Gewalt
an der Arbeit hindert. Wir ſtellen daher ab 15. Januar Ihnen ein
Prozent unſeres Umſatzes unſerer Firmen bis auf weiteres monatlich
zur Verfügung. Desgleichen verpflichteten ſich unſere ſämtlichen
Ange=
ſtellten einſtimmig, 2 Pvozent ihres Gehalts ebenfalls der gemeinſamen weiteren ſind die Vertreter aller großen Gaue, wie Berlin, Rheinland,
Sache zu widmen.
Adolf Sommerfeld, Bauausführungen Berlin und die in
Jutereſſen=
gemeinſchaft verbundenen Firmen: Allgemeine Häuſerbau=
Aktiengeſell=
ſchaft Berlin, Terraingeſellſchaft am neuen Botaniſchen Garten A.=G.
Berlin, Oſtſee=Holzinduſtrie=Aktiengeſellſchaft Stettin, Aktiengeſellſchaft
für Tiefbauunternehmungen Berlin, Zehlendorf=Weſt,
Terraingeſell=
ſchaft A.=G. Berlin, Oſtmärkiſche Hoch= und Tiefbaugeſellſchaft m. b. H.
Hoch= und Tiefbaugeſellſchaft m. b. H. Belgard a. Perſante.
Geſunken.
Hamburg. Das Motorſchiff „Wilbo”, das mit einer Getreide= uns, daß es gerade Darmſtadt iſt, wo dieſe ernſten, weittragenden
Be=
ladung von Danzig nach Anwwerpen unterwegs war, iſt in der Nähe
des Feuerſchiffes „Elbe 1” geſunken. Von der aus 17 Mann
beſtehen=
übrigen ertranken.
Tööliche Unfälle.
Mannheim. Durch Ueberfahren wurden hier zwei Perſonen
einem Zuge der Oberrheiniſchen Elektrizitätsgeſellſchaft angefahren, eine
Strecke weit geſchleift und ſo ſchwer verletzt, daß er an den Verletzungen
ſtarb. — Der 48 Jahre alte Kaſſenbote Guſtav Maier geriet mit ſeinem
Fahrrad beim Paſſieren der Friedrichsbrücke unter ein Kiesfuhrwerk
noch am ſelben Tage geſtorben. Wen die Schuld an dieſen beiden
töd=
lichen Unfällen trifft, konnte noch nicht feſtgeſtellt werden.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 21. Januar 1923.
Seite 5.
Kunſtreigen). — Zer Radballſpiel: Velo=Club a. d. Sihl, Zürich,
(Schweizer Meiſter); RV. Germania, Frankfurt a. M. (deutſcher Meiſter).
—2er Radballſpiel: RV. Oberrad=Frankfurt (ſüddeutſcher
Mei=
ſter); RV. Germania=Frankfurt (Meiſter des Gau 9); Byeikle=Club=
Offenbach, 1. Mannſchaft (Meiſterſchaftsklaſſe); Byeikle=Cluh=Offenbach,
2. Mannſchaft (Meiſter der A=Klaſſe).
Spiel, Sport und Turnen.
Das Saalſportfeſt des Velociped=Clubs 1899 im Saalbau.
Länderkampf Schweiz—Deutſchland. — Diedeutſchen
Meiſter am Start.
Der 28. Januar bringt der Darmſtädter Sportgemeinde ein im
Radſport ſeltenes Ereignis. Die führenden Radſportzeitungen
bezeich=
nen das alljährliche „Winterſportfeſt”, das der Velociped=Club 1899 ſtets
im Januar abhält, als das Feſt der Feſte und als größte
Saalſportver=
anſtaltung des Bundes Deutſcher Radfahrer. Der Vorſtand dieſes
weit=
aus bekannten großen Radſportvereins hat auch in dieſem Jahre keine
Mühen und Koſten geſcheut, um dem hieſigen Sportpublikum auch
dies=
mal wieder hervorragenden, erſtklaſſigen Saalſport zu zeigen. Der
Meldeſchluß, der am 15. Januar abgelaufen iſt, hat gezeigt, daß faſt alle
ſdeutſchen Meiſter” vertreten ſein werden, wie:
Leanfchd Get dehen taſchen ie frit
im BDR. rühmlichſt bekannten Saalmannſchaften des feſtgebenden
Ver=
eins, die dem Darmſtädter Sportpublikum Zeugnis von ihrer vorzüglichen
Ausbildung ablegen ſollen, und daß man ſie mit Recht als die beſten
Reigenmannſchaften des BDR. bezeichnet.
Es ſtarten: 2er Kunſtreigen Gebr. Göttmann (Gaumeiſter des Gaues
IX.); 6er Kunſtreigen (Süddeutſcher Meiſter); 8er Jugendreigen (beſte
Jugendmannſchaft d. BDR.); 8er Damenreigen (bisher ungeſchlagen);
8er Stabreigen (bisher ungegeſchlagen); 8er gemiſchter Neigen (neue
Mannſchaft). — Ferner die Maſſenreigen: 12er Damenreigen; 16er
Jugendreigen; 24er Herrenreigen.
Ein jeder Beſucher dieſer bedeutenden, erſtklaſſigen
Saalſportveran=
ſtaltung wird unter dieſen Vorausſetzungen auf ſeine Rechnung kommen
und kein Sportfreund, der wirklich ſchönen, hervorragenden Saalſport
ſehen will, ſollte dieſe ſeltene Gelegenheit verſäumen. — Das Feſt
be=
ginnt präcis 3½ Uhr nachmittags. Die Vorführungen dauern bis zirka
8 Uhr.
Welch große Bedeutung man dem Sportfeſt des VCD. von Seiten
des Bundes Deutſcher Radfahrer beimißt, geht noch daraus hervor, daß
dieſer einſchließlich des Bundespräſidenten. Dr. Martin, außerdem der
Schweizer Bundespräſident Wiſchmann und der Schweizer
Bundesfahr=
wart Ebner anweſend ſein wird. Ferner hat der Bundes=Sportausſchuß
des BDR. für dieſe Tage ſeine Beratungen nach Darmſtadt verlegt. Des
Sachſen, Saargau uſp. angemeldet. — Die Augen aller Bundesradler ſind
deshalb an dieſen Tagen nach Darmſtadt gerichtet, erſtens wegen des
großen Sportfeſtes, zweitens wegen der erſten Verhandlungen der
Schwei=
zer und Deutſchen Spitzenbehörden zur Feſtlegung der zu unternehmenden
Schritte bei der Konferenz der UCJ., die am 3. Februar in Paris tagt,
und zu der der Bund Deutſcher Nadfahrer erſtmalig nach dem Kriege
wieder eine Einladung erhalten hat. Hier in Darmſtadt wird auch die
Berlin, Somerfeldwerke Schneidemühl Max Sommerfeld, Ofmärkiſge Entſcheidung fallen, ob der BON. nach den jüngſten politiſchen Ereigniſſen
noch gewillt iſt, der Einladung zu folgen, oder ob der Schweizer
Bruder=
verband die Vertretung der deutſchen Radler übernimmt. Wir freuen
ſchlüſſe gefaßt werden.
Um die internationalen Wettkämpfe ſpäter auch wirkſam durchführen
den Beſatzung wunden von einem Lotſenſchoner zehn Mann gerettet, die zu können, findet vor dem Feſt des VCD. unter Leitung des
Bundes=
ſaalfahrwarts Karl Bauer, Darmſtadt, ein beſonderer Kampfrichterkurſus
ſtatt, zu dem außer den Kampfrichtern der deutſchen Gaue auch die
ſchweizeriſchen Kampfrichter eigens nach Darmſtadt kommen. Nach
Be=
endigung des Sportprogramms beginnt im großen Saale der Ball, in
getötet. Der 54 Jahre alte verheiratete Maurer Karl Zöller wurde von den Nebenräumen erwarten die Beſucher beſondere Ueberraſchungen wie:
Künſtlerklauſe, holländiſche Kaffeeſtube, Likörſalon uſw. Die Leitung der
Künſtlerklauſe liegt in den bewährten Händen der Herren Schneider und
Kuhn vom Heſſ. Landestheater, beide Künſtler ſind Mitglieder des feſt=
und wurde überfahren. An den erlittenen Verletzungen iſt er ebenfalls gebenden Vereins. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen.
Nicht=
mitglieder und Mitglieder erhalten, ſolche nur beim Vereinszahlmeiſter,
G. Kanzler, Schulſtraße 12 (Laden).
Die Kunſt des Schneelaufes.
* Das Skilaufen entwickelt ſich immer mehr zum „König des
Win=
terſports” und verdient auch die eifrige Pflege, die diefer Kunſt zuteil
wird. Von den Freuden und dem hohen hygieniſchen Wert des
Schnee=
laufes ſpricht Prof. Martin Vogt in dem ſoeben im Hochſchul=Verlag
zu Göttingen erſchienenen Handbuch der „Leibesübungen an deutſchen
Hochſchulen”: „Nicht leicht macht es der Berg mit ſeinen ſteilen Hängen
dem Schneeläufer, ihn zu erklimmen. Geht es im Anfang noch durch
feſtes Einſtampfen der Skier und durch häufige Kehren, ſo erfordern
gegen Ende zu doch die Steilhänge die Anwendung von allerlei Liſten
und Spitzfindigkeiten. So benützen wir dazu den Grätenſchritt bei dem
die Schneeſchuhe mit weit auswärts gerichteten Spitzen faſt einen
rech=
ten Winkel zueinander bilden und mühſam bei jedem Schritt der
vor=
wärts gerichtete Ski über das Hinterende des anderen hinweggehoben
werden muß. Wird das Gelände ſteiler, dann verſagt auch dieſe Art.
Man wendet jetzt den Treppenſchritt an, der eine Art Nachſtellgang mit
ſeitwärts und bergwärts gekantetem Ski darſtellt. Erleichtern läßt ſich
dieſer mühebolle Schritt, wenn es möglich iſt, ihn mit geringem
Vor=
wärtsgehn zu verbinden. So überwindet man bei einiger Uebung ſelbit
ſehr ſtark abfallende Hänge. Notwendig iſt die Kunſt des Wendens am
Steilhang, die, ſo ſchwer ſie ausſieht, doch im allgemeinen raſch erlernt
wird, hat man ſich dieſe Technik von einem erfahrenen Schneeläufer
ein=
mal zeigen laſſen. Iſt der Gipfel erklommen, dann bereitet die Abfahrt
eme reine Freude. Die verſchiedenen Schwünge geben dem Fahrer
Ge=
legenheit, ſeine Kunſt zu zeigen. Durch eine prächtige Rundung wird
der Telemarkſchwung eingeleitet und mit einem kräftigen weiten
Aus=
fall durchgeführt. Folgen mehrere Telemarkſchwünge ohne
Unterbre=
chung hintereinander, ſo entſtehen die wunderſchönen Bogenlinien, die
an den Bergabhängen Zeugnis, von der hohen Kunſt der Läufer
ab=
legen. Der Kriſtiania= oder Querſchwung erfordert ein plötzlich
ruck=
weiſes Herumreißen des Körpers mit Drehen im Hüftgelenk nach innen,
wobei die Skier in ziemlich paralleler Führung bleiben und die
Bein=
haltung geſchloſſen ſein muß. Die Höhe der Schneelaufkunſt aber ſtellt
der Sprung dar: „In voller Fahrt geht es da von hoch oben herab auf
ſchmaler Spur einem Sprunghügel zu, einer zu dieſem Zweck errichteten,
ſorgfältig abgemeſſenen Schanze am Steilhang. Die ſchon durch die
Ab=
fahrt gewonnene Kraft wird im Augenblick, wo der Läufer über die
Sprungſchanze ſauſt, durch Abdrücken und Hochreißen des Körpers und
der Arme noch gewaltig geſteigert, und ſo fliegt der kühne Springer
in weitem Bogen mit frei aufgerichtetem Körper 30—40 und noch mehr
Meter in die Tiefe, um, auf dem ſtark geneigten Hang angekommen, in
wahnfinniger Schnelligkeit weiterzugleiten. Die freie, gerade Haltung
in der Luft und die Sicherheit des Niederſprunges bedingen die
Schön=
heit bei der Bewertung. Einen geſtandenen Sprung von 47 Meter,
wie ihn 1912 der Norweger Anderſon am Gudbrandsbakken erreichte,
wird nicht leicht jemand übertreffen.”
e-ViktoriaAſchaffenburgam heutigen Sonntag in
Darm=
ſtadt, wird dem Namen nach ſchon genügen, daß ſich auf dem Sportplatz
am Böllenfalltor eine zahlreiche Zuſchauermenge einfindet. Man braucht
nicht im Zweifel zu ſein, Darmſtadts Raſenſportler werden mit dem
Er=
ſcheinen dieſer Ligamannſchaft ein Ereignis erleben. Eine der beſten,
vielleicht die beſte Mannſchaft aus dem Maingebiet, tritt in ſtärkſter
Auf=
ſtellung ſeit langer Zeit wieder einmal der Ligamannſchaft des
Sport=
vereins Darmſtadt 1898 E. V. gegenüber. Aſchaffenburg, das
in diesjährigen Verbandsſpielen große Erfolge errungen hat, ſteht nach
dieſen Ergebniſſen zum erſten Male einem Vertreter aus dem
Odenwald=
kreis gegenüber. Der erſten Elf des Sportvereins ſteht eine ſchwere
Auf=
gabe bevor. Die Ausſichten für ſie nach dem günſtigen Verlauf der letzten
Spiele gegen Wiesbaden, Marburg und Hanau laſſen ebenfalls keinen
Schluß zu. Aſchaffenburg in ſeiner jetzigen Spielſtärke iſt ein ſchwer zu
nehmendes Hindernis. Am Ausgang des Spieles wird nicht allein die
nähere Umgebung ein Intereſſe haben, weite Kreiſe des Süddeutſchen
Verbandsgebietes erwarten mit Spannung das Reſultat. Das Anſehen
des Sportvereins Darmſtadt wird man danach einzuſchätzen wiſſen.
wd. T.= u. Spgde Höchſt in Mainz. Der heutige
Sonn=
tag bringt den Mainzer Sportsanhängern ein bedeutungsvolles
Ereig=
nis in der Begeguung Mainz 05—T.= u. Spgde. Höchſt. Beide
Mann=
ſcheften verfügen über große Spielſtärke, und da für beide Gegner viel
auf dem Spiel ſteht, werden ſie ihr Beſtes geben, um die
heißumſtrit=
tenen Punkte ſich zu ſichern. Das Spiel beginnt um 2 Uhr auf dem
Sportplatz am Fort Bingen.
Tageskalender.
Landestheater: Großes Haus, Anfang 6 Uhr, Ende 9 Uhr (B 13):
„Othello”. — Kleines Haus: vormittags 11½ Uhr Morgenfeier
Volks=
hochſchule: „Ruſſiſche Dichtung und Muſik; abends 8 Uhr, Ende 10
Uhr (Sondermiete 142): „Leonce und Lena”. — Konzerte:
Lud=
wigshöhe um 4 Uhr. — Rummelbräu um 4 und 8 Uhr. — Reſtaurant
Schmitz um 7 Uhr. — Union=, Reſidenz=, Centraltheater, Palaſt=
Licht=
ſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender.
Montag, 22. Januar.
Nutzholz=Verſteigerung vom. 9 Uhr (Zuſammenkunft an der
Scheftheimer Eiche, Brunnersweg).
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”,
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten
und Unterhaltungsblatt.
Man verlange ausdrücklich HAGGlS Würze.
Mie Mr der Kache Spareh.
Dünne Suppen und Fleischbrühe, Gemüse und Soßen
erhalten sofort kräftigen Wohlgeschmack durch Zusatz
einiger Tropfen MAGGlS Würze. (V,302
Vorkeilhaftester Bezug in plombierten Originalflaschen Nr. 6
Die Geburt eines
kräftigen Jungen
zeigen an
Studienassessor
Dr. Türk und Frau
IIse, geb. Dexheimer
Darmstadt, den 19. Jan. 1923
(*1935
Ihre Vermählung beehren
sich anzuzeigen
Max Paul Koenig
u. Frau Erna, geb. Stoffer
Darmstadt, im Jan. 1923
Anna Haz
Friedrich Rapp
VERLOBTE
Groß-Umstadt Groß-Zimmern
Todes=Anzeige.
Heute früh wurde unſere
liebe Schweſter
Weber
von ihrem langen Leiden durch
einen ſanften Tod erlöſt.
Antwerpen, Darmſtadt, Neiſſe.
20. Januar 1923.
Die trauernden Sinterbliebenen:
Frau Maria Ingenohl
geb. Weber
Generalarzt a. D.
Dr. Karl Weher
Frau Alice Oſann
geb. Weber.
(*1903
Todes=Anzeige.
Geſtern entſchlief ſanft im
Alter von 71 Jahren mein lieber
Mann, unſer guter Vater,
Schwie=
gervater und Großvater
Herr
Darmſtadt, den 20. Jan 1923.
In tiefer Trauer:
Johanua Schiffel, geb. Schork
Anna Schiffel
Familie Chr. Dietſch.
Die Beerdigung findet in aller
(596
Stille ſtatt.
Verloren
Silb Nhrarmband
von Ludwigſtr. bis
Herrngarten. (*1918
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w Kundſchaft ia Kenntnis, daß ich bis auf Weiteres die,
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NB Nach einem Beſuch dürfte jedermann zufrieden meinen Laden
Dr, 7 Golstborg x, 7 verlaſſen.
Gefanogensponzennehe Borſcheiten
für den Betrieb der
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ſind in der Geſchäftsſtelle des Darmſtädter Tagblatts
Rheinſtraße 23 zu haben.
Darmſtädter Tagblatt
Dr
Valutaproblem und Preistreiberei=Strafrecht.
Von Rechtsanwalt Dr. Max Alsberg=Berlin.
Siuf der Haupttagung des Verbandes deutſcher
Treuhand= und Reviſionsgeſellſchaften referierte
Rechtsanwalt Dr. Max Alsberg=Berlin über obiges
Thema.
Handel und Induſtrie dürfen ſeit dem Kriegsjahr 1915 keine Preiſe
für Gegenſtände des täglichen Bedarfs fordern, die einen übermäßi en
Gewinn in ſich ſchließen. Wie iſt dieſes Verbot zu verwirklichen
gegen=
über der Tatſache, daß ſeit Beſtehen des Geſetzes, ganz beſonders in der
Nachkriegszeit, der allgemeine Wertmeſſer, die Markwährung, ruckweiſe
ſich verändert hat?
Nur allmählich hat die Rechtſprechung die Geldentwertung in den
Kreis ihrer Betrachtung gezogen; die jüngſte Entwicklung hat ihr die
Auseinanderſetzung mit dem Problem aufgezwungen. Das Reichsgericht
hat am 19. Dezember 1922 grundſätzlich die Einkalkulation der
Geld=
entwertung als berechtigt anerkannt. Um die Tragweite der
Entſchei=
dung für die Praxis klarzuſtellen, muß auf die Methode, nach der das
Reichsgericht den Verkaufspreis berechnet haben will, und auf die
Ent=
wvicklung, die das Problem der Valutaveränderung bisher in Recht=
prämie, Unternehmerlohn abzuziehen; dann verbleibt der Reingewinn.
Dieſer iſt übermäßig, wenn er den bei gleichartigen Geſchäften vor denn
Kriege üblich und angemeſſenen Reingewinn überſchreitet.
An dieſer Formulierung hält das Reichsgerichk noch heute feſt.
Aber es fügt hinzu: veränderte Verhältniſſe, insbeſondere die
Geld=
entnertung, können eine Ueberſchreitung rechtfertigen. Urteile aus den
Kriegsjahren 1917 und 1918 ſprechen davon, daß die Geldentwertung
durch eine Erhöhung der Riſikoprämie, des Unternehmerlohnes und des
Reingelvinnes zu „berüickſichtigen” ſei. Erſt eine Entſcheidung vom 15.
MMärz 1922 geht kühn üßer vorſichtige Andeutugen hinaus: der
Rein=
gewinn ſoll zur Bildung von Kapital dienen, das regelmäßig wieder
für die Zwecke des Handelsgeſchüfts aufgeivendet zu ſverden pflegt.
Dem=
entſprechend, ſo konnte man aus dem Urteil ſchließen, muß der zwiſchen
Enin= und Verkauf geſunkene Geldwert den Reilfgewinn erhöhen. Aber
in der Folgezeit hemt der höchſte Gerichtshof eine ſolche Auffaſſung,
die unmittelbar den Wiederbeſchaffungspreis zum Maßſtab der
Geld=
entwertung machen würde. Die Folgen der Valuitaderänderung ſollen
von allen gleichmäßig getragen werden; der Kaufmann darf nicht allein
den Schaden abwälzen, nur in beſchränktem Maße ſei der veränderte
Geldwert zu berückſichtigen (Urteile vom 7. Juli 1921, noch vom 2. Nov.
1922). Das klingr an die Theorie des Reichsgerichtsunts Zeileu an, der
aus der Erhöhung der durchſchnittlichen Einkommen den Maßſtab
ent=
nehmen ſrill. Eine Abkehr von dieſen theoretiſch anfechtbaren, praktiſch
nicht ausführbaren Grundſätzen bedeuten die Urteile vom 19. Dezember
vor. Js. Der Kaufmann ſoll beim Verkauf ſeinen Einſtandspreis
wie=
der erhalten, nict dem ziffernmäßigen Betrage nach, ſondern dem Wert
nach, der Wert gemeſſen an der Kaufkraft her Mark im Inlande.
Ab=
gelehnt iſt damit die Bemeſſung der Geldentwertung nach dem
inter=
nationalen Kurs (Dollarſtand), nach den Tagespreiſen der Warengattung
(Wiederbeſchaffungspreis), nach den Goldankaufspxeiſen der Neichsbank
(Goldmark). Der Forderung des Reichsgerichts wohl mm nächſten ko nmt
die Berechnungsmethode, die das Reichswirtſchaftsiiniſterium in einem
bemerkenswerten Rundſchreiben vom 16. Dezember Sou, Js. embfiehlt:
Erhöhung des Einkaufspreifes entſprechend dem amtlichen
Lebens=
haltungskoſtenidex. Iſt im Juli die Ware mit 1000 eingekauft (Inder
5392), ſo uuiß ſie Anfang November (Index 40 64) mit 7598 Mk.
be=
wertet werden, auf welchen „berichligten” Einkaufspreis dann die
an=
deren Faktoren der Geſtehungskoſten zu berechnen ſind. Auch das iſt
keine abſolute Löfung, ſondern ein Anhalt, allerdings ein praktiſch
eini=
germaßen brauchbarer. In der Wirklichkeit muß die Schätzung den
Ausſchlag geben, da der maßgebende Index bei der Preisfeſtſetzung
unbekannt iſt. Die nach dem Geſetz zu berückſichtigenden „geſamten
Ver=
hältniſſe” gebieten in Sonderfällen auch hier Abweichungen, namentlich
im Importhandel, wo der Geldentwertugsfaktor ſich mehr oder weniger
nach dem Kurs richten muß, in der Fabrikation, die mit ausländiſchen
Rokſtoffen arbeitet, wo für dieſe das gleiche gilt. Schließlich kann nach
ganz anderen Grundſätzen der Gewinn angemeſſen ſein, wenn nämlich
der Marktpreis bei normaler Marktlage, oder wenn Durchſchnittspreife
berechnet werden. Auch dieſe neueſte, für den Kaufmann ſo überaus
wichtige Theorie des Reichsgerichts darf nicht dazu führen, die
Kalku=
lation in ein ſtarres Schema zu zwängen, ſondern der ihr zugrunde
liegende Gedanke muß das Geſetz den wechſelnden Verhältniſſen der
allgemeinen Wirtſchaft und des Einzelfalles elgſtiſch anpaſſen.
Fragen der Handelspolitik.
Der Hauptausſchuß des Deutſchen Induſtrie= und Handelstags
der=
handelte am 17. Januar gemeinſam mit ſeinem Fachausſchuß für
Außen=
handel über die künftige Zoll= und Handelspolitik
Deutſchlands auf Grund von ausführlichen Berichten, in denen Dr.
Brandt=Berlin und Dr. Leuckfeld=Hamburg die leitenden Geſichtspunkte
für die Zukunft aufſtellten. Die Berichte mit den daraus abgeleiteten
Richtlinien werden den Handelskammern zur Stellungnahme und den
maßgebenden Behörden zur vorläufigen Kenntnisnahme überreicht
wer=
den. Bei dieſer Gelegenheit wurde der dringende Wunſch ausgeſprochen,
die deutſche Regierung möge ſich dafür ernſtlich einſetzen, daß international
eine gute Handelsſtatiſtik auf Grund der
Waren=
mengen eingerichtet werde, um angeſichts des Verſagens der
Wert=
ſtatiſtik ſelbſt für die Uebervalutaländer wenigſtens ein zuverläſſiges
Maßinſtrument für den internationalen Handelsverkehr zur Verfügung
zu haben. Auch eine international einheitliche Zollnomenklatur
wurde als ein Bedürfnis bezeichnet.
Aus der Sitzung des Außenhandelsausſchufſes iſt noch mitzuteilen,
daß die Arbeiten des Reichswirtſchaftsrates, betreffend die
Außen=
handelskontrolle erörtert wurden. Des weiteren begrüßt der
delsvertragsverhandlungen mit Spanien und Portugal konnten wichtige
Aufſchlüſſe gegeben werden.
b. Dasausländiſche Kapital inderdeutſchen
Kali=
induſtrie. Zu der Mitteilung über die Beteiligung des Herrn
Zim=
din in der deutſchen Kaliinduſtrie erfahren wir von gut unterrichteter
Seite folgendes: Herr Zimdin beſitzt 200 Kuxen Wintershall ſchon
ſeit längerer Zeit. Herr Zimdin iſt kein Amerikaner, ſondern ruſſiſcher
Balte. Sein Wirkungskreis hat auch vor dem Krieg ſtets in Rußland
gelegen. An Wintershall iſt im übrigen kein Amerikaner beteiligt, wie
der Generaldirektor Roſtberg als Führer des Gewerkenbuchs beſtätigen
kann. Im übrigen liegt die Majorität der Wintershall=Kuxen feſt in
einem deutſchen Konſortium „bei nur wenigen deutſchen Induſtriellen.
Weitere Beteiligungen als die Wintershaller beſitzt Herr Zimdin nicht,
er hat auch nicht die Abſicht, weitere Beteiligungen in der Kaliinduſtrie
zu erwerben. Allerdings ſind die Beziehungen des Herrn Zimdin zu
führenden Amerikanern ſehr gut. Wenn er dieſe zugunſten der deutſchen
Kali ausnützt, ſo könne es in derem Intereſſe, wie Herr Roſtberg
be=
ſtätigte, nur nützlich ſein.
w. Füankfurter Maſchinenbau A. G. vorm. Pokorny
u. Wittekind. In der letzten Aufſichtsratsſitzung der Frankfurteu
Maſchinenbau A.G. vorm. Pokouny u. Wittekind wunde beſchloſſen.
einer auf den 24. Februar d. J. einzüberufenden a. b. G.V. die
Erhöh=
ung des Aktientapitals durch Ausgabe von 24 Millionen Mark, mit
Dividendenberechtigung für 1923 ausgeſtatteten Stammaktien auf 72
Mil=
lionen Mark vorzuſſchlagen. Die Uebernahme dieſer Aktien wird durch
ein aus der Deutſchen Vereinsbank und der Direktion der
Diskontogefell=
ſchaft, Filiale Frankfurt a. M., beſtehendes Konſortium, unter
Aus=
ſchluß des Bezugsrechts der Aktionäre, erfolgen mit der Maßgabe, daß
14 Millionen Mk. den alten Aktionären im Verhältnis von einer jungen
zu drei alten Aktien angeboten werden; die reſtlichen 10 Millionen Mk.
bleiben für beſondere Zwecke zur Verfügung der Geſellſchaft. Die
Aus=
gabebedingungen ſollen in der Generalverſammlung feſtgeſetzt werden;
es iſt ein Angebotskurs von 500 Prozent in Ausſicht genommen.
Außer=
dem wird in der G.=V. beantragt tverden, die beſtehenden 6 Millionen
Maxk Vorzugsaktien mit einem zehnfachen Stimmrecht auszuſtatten.
w Gußwarenpreiſe. Der Verein Deutſcher Eiſengießereien
(Gießerverein Sitz Düiſſeldorf) hat die beſtehenden Gußwarenpreiſe füir
Liesferungen ab 16. Januar um 25 Prozent erhöht.
w. Die Deutſche Petroleum A. G. und die
Nütgers=
wwerke A.G. ſollen fuſioniert werden. Die Rütgerswe
gen Aktier
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
Börſennotiz haben (zurzeit zirka 26 000 Prozent), während die Aktien
der Deutſchen Petroleum A.G. nur im Freiverkehr gehandelt werden
(ebenralls mit 26 000 Prozent) erhöhen das Kapital, das zurzeit 100
Mil=
lionen Mark Stammaktien beträgt, zunächſt um 150 Millionen Mk.
und tauſcht die Petroleum=Aktien von 1:1 ein. Die Verſchmelzung ſoll
per Ende 1924 erfolgen, die neuen Aktien aber Dividende erſt ab 1923
er=
halten. Alſo wird wohl eine ſelbſtändige Bilanz der Deutſchen
Petro=
leum A. G. nicht mehr erſcheinen. Dafür erhalten aber die Petroleum=
Aktionäre gewiſſermaßen als Dividendenerſatz 1000 Mark pro Aktie,
100 Prozent. Die vereinigte Firma „Deutſche Petroleum und
Rütgers=
werke A.G.” erhöht außerdem aber ihr Kapital um bis zu 200 Millionen
Mark Stammaktien, das wäre auf 450 Millionen Mark Stammaktien.
Hiervon werden 50 Millionen Mark den Beſitzern der 150 Millionen
Mark Petroleum=Aktien und der 100 Millionen Mark alten Rütgers=
Aktien im Verhältnis 1:5 zu 500 Prozent zum Bezuge angeboten. Die
veſtlichen bis zu 150 Millionen Mark ſollen für Austauſchzwvecke und
ſonſt im Intereſſe der vereinigten Geſellſchaft verwendet werden.
Da=
neben werden noch Vorzugsaktienvermehrungen bzw. Umwandlungen
geplant.
Zur Begründung verweiſen beide Verwaltungen auf die
geſchäft=
lichen Berührungspunkte, die ſie in der Oeldeſtillation und anderwärts
bisher gehabt haben. Beide Geſellſchaften ſind bereits ſeit längerer
Zeit auch mit dem Aufſchluß von Schiefer und Braunkohle, ſowie mit
der Gewinnung von Oel daraus beſchäftigt. Seit kurzem ſind ſie auch
gemeinſam beteiligt an der Kurſächſiſchen Braunkohle=, Gas= und Kraft=
G.m.b.H., welches Unternehmen früher mit der Hirſch=Kupfer=A. G., in
muerer Zeit vorwiegend von der Rütgerswerke A.G. ausgebaut wurde.
w. Zentralausſchuß der Reichsbank. In der
vorgeſt=
rigen Sitzung des Zentralausſchuſſes der Reichsbank führte Präſident
Dr. Havenſtein aus, daß die Woche vom 7. Januar bis 15. Januar
wieder eine ganz außerordentliche weitere ſtürmiſche Aufwärtsbeweg ng
für die Inanſpruchnahme der Reichsbank gebracht hat. Soweit
ent=
ſcheidende Ziffern vorlägen, ſei der Schatzanweiſungsbeſtand um 81,2
Milliarden Mark, die Wechſelanlage um 34,9 Milliarden, der
Noten=
umlauf um 101,2, die Summe der fremden Gelder um 66 Milliarden
Mark geſtiegen. Seit dem 7. Nodember, dem Ausweistage vor der letzten
Diskonterhöhung, hätten die Reichsbank und die Darlehnskaſſen
zuſam=
men bis 14. Januar für nicht weniger als 1323 Milliarden Kredite neu
gewähren müſſen. Die letzttägige kataſtrophale Verſ=hlechterung der
deutſchen Valuta habe die Bevölkerung in der Befürchtung weiterer
Preisſteigerungen wieder zu weitgehender Cindeikung des künftigen
Be=
darfes, zur Aufſpeicherung von Rohſtoffen, Nahrungsmitteln und
Fertig=
waren, aber auch von Deviſen und Wertpadieren deranlaßt. Hiermit
hingen gewaltige Anforderungen an Krediten und Anzahlungsmitteln
der Reichsbank zuſammen. Unter dieſen Umſtänden ſei gegenüber den
blar ſpar, zeigte die Haltung
Nach Feſtſtellung des amtlichen
21. Jan. 1923 Nr. 20
von vornherein große Unſicherheit und
im Verlaufe trat bei ruhigem Verkehr eine entſchiedene Befeſtigung ein.
Kurſes ging der Dollar auf 19 375 zurück.
w. Deviſenmarkt. Berlin, 20. Januar Telegr. Auszahlungen für:
Geld inuar
Briel We
Briel.
Bf Amſterdam=Rotterbam ... ... 775556 7794.44 7300 068 7343.32 Brüſſel=Antwerpen .. ........" 1187.02 1192.98 1127.17 1132,83 Chriſtiania . . . . .
D-- 3740.62 3759.38 3481.27 3398 73 Kopenhagen ................" 3815 40 3834.60 3466.31 3383.69 Stockholm ..
oooooos----- 5361.81 5283.10 437.87 4862.13 Helſingfors ..
480.79 473 21 468 82 471.18 Italien. . ..
.... 947 62 952.38 897.75 862.15 London ...
D 91021.87 91478.13 86785.— 86215.— New=York.
19700,62 19799.38 18703 12 18736 88 Paris..
.. 1316.70 132 1.40 123191 12,800 Schweiz
3690.75 3703.25 3506.06 3583.94 Spanien
3077.28 3092.72 2952.60 2267.40 Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.). 26.08 2.22 26.93 17.07 Prag ......... ... .........." 542.,64 533.36 538.65 541.35 Budapeft... . . . . . . ."
70 12 7.28 7.32 Buenos=Aires.. 7231.87 7268.13 682.67 68(7.1; Bulgarien ... 100 72— 110.28 120.69 121.31 Japan ...................." 9177.— 9223 — 9052.31 9007.69 Rio de Janeiro ............." 2294.47 2215.53 2124.67 2135.:135 Belgrad. . . . . . . . . . . . . . . . .. .. 119.70 120.30 120.63 121.31
Jürich, 20. Januar. Wolff. Wechſelkurſe 12 Uhr mitiags.
Deutſchland.
Bien......
Prag......
Holland ..."
Rew=York
.
0.02.55
0.05.75
14.80
212.20
5.3:5/4
20. MLondon ...
0.02.0/ Paris .....
0.00 74/Italien ....
4.85-/Brüſſel ...
212.—MAopenhagen
5.35 ½,/Stockholm
25.01— /24.04—/Kriſtiania ..
25.62½ B.85—1 Buenos=Air
32.60 32.50—1Budapeſt".
105.75/ 103. 80Agram ....
35.70—/35.40— Nadrid ..."
144.*/, 143.:Parſchen..
99.69 99.75
83.90 83.50
199.1., / 199.—
0.201, V.2011,
360.— 375.—
0.01.69 19.01.-.
ſei, eine geſunde Produktion und die Ernährung der Bevöikerung zu
erſchveren. Das Reichsbankdirektorium verſpreche ſich von der
Dis=
konterhöhung eine gerſtärkte Förderung des zur Entlaſtung der Bank
unbedingt nötigen Abſatzes von S katzanſveiſungen im Verkehr. Der
Zentralausſchuß irimmte der vorgeſihlagenen Diskonterhöhung
ein=
ſtimmig zu.
* Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank
und Poſt erfolgt in der Woche vom 22. bis 28. ds. Mts. zum Preiſe
von 70 000 Mark für ein Zwanzigmarkſtück, 35 000 Mark für ein
Zehn=
markſtück. Für ausländiſche Goldmünzen werden entſprechende Preiſe
gezahlt. Der Ankauf von Reichsſilbermünzen durch die Reichsbank und
Poſt erfolgt vom 22. ds. Mts. bis auf weiteres zum 1560fachen Betrage
des Nennwertes.
Börſenbericht für die Zeit vom 15. bis 20. Januar 1923.
Mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadt.
Die Tatſache, daß der Dollar im Verlaufe der Berichtswoche ſeinen
Kursſtand etwa
w. Berliner Produktenmaukt. Die Beſſerung der Maik
in Amerika deranlaßte am Produktenmaukt zunächſt die Käufer zur
Zurückhaltung. Da aber die Haltung des Deviſenmarktes ſich als
ziem=
lich feſt ervies, konnten ſich die Preiſe meiſt behaupten; Weizen ſchwächte
ſich bei vermehrtem Angebot von Weizenmehl etwas ab. Auch Roggen
war zu leicht abgeſchſvächten Preiſen zu kaufen. Eerſte wurde in
ſchle=
ſiſcher Brauware gehandelt. Hafer blieb zu etwas ni=drigeren Preiſen
ſtill. Mais war für ſpätere Lieferung mehr begehrt. Für Futterſtoffe,
Oelſaaten und Hülſenfrückte zeigte ſich keine Unternehmungsluſt.
Mannheimer Wochenberichte.
h. Mannheim, 19. Jan. Die Kataſtrophe iſt nun über
Deutſch=
land hereingebrochen und die Entſcheidung wird nun wohl ausgefochten
werden. Bleibt das deutſche Volk einig und entſchloſſen, wie es in den
Proteſtkundgebungen dargetan hat, wird der Sieg auf ſeiner Seite nicht
ausbleiben. Die deutſche Wirtſchaft hat die bis jetzt ſchwerſte
Erſchütte=
rung erfahren. Die Geſchäftswelt weiß nicht, wie ſie handeln ſoll, da
überall, wo ſie hinſieht, dunkle Wolken aufziehen. An den Börſen folgt
eine Hauſſetvelle der anderen, und ſo ſind die Intereſſenten entmutigt,
neue Geſchäfte abzuſchließn, zumal es auch ſehr an Material mangelt.
Jeder, der noch etwas Ware hat, hält ſie ſo weit wie möglih zurück, da
ihm dieſe immer noch lieber ift, als das entwertete deutſche Pndiergeld.
Getreid e. An dem Getreidemaukt herrſchte die ganze
Woch=
hindurch ſehr feſte Tendenz, und die Verkäufer hielten ſich angeſichts
der politiſchen Lage immer mehr dom Geſchäft zurück, während die
Käufer derſuchten, bei den ſtändig ſteigenden Preifen noch billigſt a
zukommen. Aber alle ihre Bemühungen waren meiſtens vergeblich.
Das Angebot konnte die Nachfrage nicht befriedigen, zumal die
Reichs=
getreideſtelle neuerdings mit Aufkäufen vorging. Die Preiſe haben jo
ziemlich in raſch aufeinander folgenden gewaltigen Sprüngen eine Ve
doppelung erfahren, ein deutliches Zeichen des Verfalls unſerer Wirt
ſchaft, denn wer ſoll ſchließlich noch dieſe gewaltigen Summen
auf=
bringen. So ftieg Weizen von 46 000—16500 auf 80000—88900 Mk.,
Roggen von 40 000 auf 70000 Mk., Gerſte von 33 000—35000 auf
55 000—60 000 Mt., inländiſcher Hafer von 27 000—32000 auf 40000
bis 50 000 Mk., alles pro 100 Kilo Frachtparität Mannheim, während
ausländiſcher Hafer und Mais überhaupt nicht mehr zur Notierung
kam.
Mittzwvockhbörſe einen bisher noch nicht erreichten Umfang an. Eine große
Anzahl von Induſtrieaktien verdoppelten ihren Kurs und in mehreren
Fällen kam es ſogau zur Vendreifachug der Montagskurſe. Es ware
vor allem die ſehr zahlreichen Kaufaufträge des Puhlikums und des
Auslandes, die dieſe ſtürmiſche Hauſſe hervorriefen, während die
Berufs=
ſpekulation ſich etwas zurückhielt und zu raſchen Gewinnrealiſationen
geneigt war. Das kam beſonders dentlich an der Freitagbörſe zum
Ausdruck, an der die variablen Märkte mehrfach Kurseinbußen
auf=
wieſen, während der Kaſſamarkt durchiveg eine äußerſt feſte Haltung
bewahrte, und es zeigte ſich auch darin, daß am Einheitsmarkte als
dem eigentlichen Betätigungsgebiet des Privatkapitals, eine zunehmende
Materialknappheit herrſchte, ſo daß beinahe die Hälfte der hier
gehau=
delten Werte rationiert werden mußte. An den großen Märkten
wur=
den Bankaktien und die Werte der elektriſchen Induſtrie am lebhafteſten
umgeſetzt, da hier außer der Markentwerhng auch Gerüchte übeu
bevor=
ſtehende Zuſammenſchlußbewegungen eine Rolle ſpielten.
Die Haltung des Montanaktienmarktes war nicht ganz einheitlich,
da die Meinungen über das künftige Schichſal der weſtlichen
Bergwerks=
geſellſchaften weit auseinandergehen, doch überwogen auch hier die
gro=
ßen Kursſteigerungen bei weitem. Harpener konnten zum Beiſpiel einen
Kurs von 100 000 Prozent erreichen. Für alle Braunkohlen= und Kali=
Aktien erhielt ſich ſtärkſte Nachfrage, und oberſchleſiſche Werte erzielten
anfangs ebenfalls Kursſteigerungen von mehreven tauſend Prozent,
von denen ſie allerdings an der Freitagsbörſe einen Teil wieder
ein=
bü.ßten Ebenſo waren Schiffahrtsaktien, die an der Montagsbörſe
teilweiſe ihre Kurſe faſt verdoppelt hatten, ſpäter wieder etwas
niedri=
ger angeboten. Sehr lebhaft war auch wieder das Geſchäft im freien
Verkehr, wo beinahe täglich neue Werte auftauchen.
w. Deviſenm ekt. Frankfurt a. M., 20. Januar.
eid ——Brie Me
Be0
Brief Antwerpen=Brüſſel..:.....: 1777.G Mue 1097.25 1102.75 Holland .. . ..... . . . . . .......
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.. 1301.75 1308.25 1222.95 1229.05 Schweis.
v.
3653.35 3671 65 3416.45 3431.55 Spanien
.... 3052.35 3087.65 2867.80 2882.10 Italien".
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927.65 932.35
— — 882.80 887.20 Dänemark
. 3890.25 3909.75 3541.35 3558.63 Norwegen
. 3690.75 3709.25 3441 35 3458.65 Schweden
. 5386.50 5413,50 4937.50 4932 40 Helſingfors
Rew=York
19600.85 19699.15 18753.— 1883.— Deutſch=Sſterreich (abg.) . ... .. 27.93 — 28.07 — 25.93 — 26.07 — Budapeſt.
6.08 7.012. 7.23 20 7.26 80 Prag ..."
D.. 523.95 536.35 528,65 531.35 Agram..
129.65 130.35
w. Frankfurt a. M., 20. Jan. Der Effektenverkehr von Bureau
zu Bureau geſtaltete ſich ruhig. Es waren meiſt Spezialpapiere welche
gefuagter erſchienen. In verſchiedenen Aktien mangelte es an Material,
ſo daß Abſchlüſſe nur in vereinzelten Fällen zuſtande kamen. Begehrt
waren beſonders Berneis Weſſels, welche bei größerer Kursſteigerung
in wenigen Stüchen gehandelt wurden. Feſte Tendenz bewahrten ferner
Maſchinenfabrik Pokorny u. Wittekind, Necharſulmer, Hilpert, Beck u.
Henkel, Vadenia, Moenus, Hartmann und Braun=Aktien. Die Badiſche
Zuckerfabrik Waghäufel =Aktien waren wieder höher geſucht.
Bank=
aktien nannte man keilwveiſe bei feſten Kurſen. Frankfurter Bank und
Frankfurter Hypotheken=Kreditverein, Dresdener und
Diskontogeſell=
ſchaft waren ſtärker geſucht. Feſtverzinsliche Werte wie Schutzgebiets=
Anleihe, ſowie Spar=Prämienanleihe anziehend. Ausländiſche Nenten
traten weniger in Erſcheinung, was mit der unſicheren Deviſenb=wegung
zuſammenhing. Der Dollar war im Frühverkehr 19 000 genannt und
bewegte ſich im Verlaufe zviſchen 18 400—18600, an der Börſe etwa
18700—19 000. Chemiſche Aktien wurden kaum beachtet. Die
Speku=
lation bewahrte allgemein große Zurückhaltung. An den Freiverkehr=
Aktien bemerkte man vielfach Realiſationsneigung.
w Berliner Deviſenmarkt. Die erhebliche Beſſerung
des Neu=Yorker Markkurſes hatte zur Folge, daß die Deviſen im
Vor=
mittagsverbehr zunächſt eine namhafte Abſchſvächung aufwieſen. Da
man aber über die inneren Gründe der 9eu=Yorker Bewegung ſich nicht
die Mühlen hielten bei dem knapp angebotenen Getreide mit ihren
Vor=
räten zurück. Weizenmehl Spezial=Null wurde zuletzt bis zu 130300
Mark gegen 73000 Mark vro Doppelzentuer in der Vorwoche bezahlt,
nur um etwas hereinzubekommen, da der Detaithandel wieder einmal
ziemlich ausverkauft it, nachdem das Privatzuibliknm iforgr der
Tr=
viſenhauſſe abermals große Angſtkäufe vornahm.
Futtermittel hatten gleichfalls ſehr feſten Markk, wenn au=h
hier ſich die Preiserhöhungen nicht in dem großen Ausmaß wie bei
Ge=
treibe bewegten, weil der Bedarf nicht ſo dringend iſt und auch eher
etwas Angebot herauskam. Dann ſcheint auch die Ernährungslage für
das Tier beſſer zu ſein als bei dem Menſchen, der mehr auf Auslands
vare angewieſen iſt. Weizenkleie koſtete 28000—30 000 Mk. gegen
19000—20 000 Mk., Weizenfuttermehl 35000 Mk. ab Mühle,
Bier=
treber und Malzkeime 22 000—25000 Mk. ab Fabrikſtation, alles pro
100 Kilo. Rauhfutter iſt immer begehrt und wurde loſes Wieſenheu
zu 24 000—26 000 Mk., Luzernekleeheu zu 27 000—23 000 Mk., Preßſtroh
zu 18 000—22 000 Mk. und Bundſtroh zu 18000—19000 Mk. dro
pelzentner waggonfrei Mannheim gehandelt.
Hülſenfrüchte erfreuten ſich gleichfalls feſter Haltung, das
Angebot wie Nachfrage hielten ſich aber in mäßigen Grenzen, da dem
Markt wenig Intereſſe entgegegebracht wird. Für weiße Bohnen
ver=
langte man 650—800 Mk. pro Kilo je nach Qualität ab Mannheim.
Kolonialwaren. Auf dieſem Gebiete wird ſich der Markſtarz
in ſeinem vollen Maße auswirken, da man es hier faſt ausſchließlich
mit ausländiſchen Artikeln zu tun hat, bei deren Preisfeſtſetzung das
Goldzollaufgeld eine große Rolle ſpielt. Man hat alſo hier mit eiger
gewaltigen Preisſteigerung zu rechnen. Nach der letzten
Zollgelofeſt=
ſetzung koſtete Kaffee Santos Superior 7220—7440 Mk., gewaſcen
7820—8140 Mk., holländiſcher Kakao 2500 Mk., inländiſcher 2400 Mk.,
Burma=Reis 800 Mk., weißer Zucker 820 Mk. das Kilo, doch dürfte
ſchwerlich zu dieſen Sätzen noch etwas erhältlich ſein.
Wein. Die Verkaufsneigung der Winzer iſt trotz der faſt von
Tag zu Tag ſteigenden Preiſe ſehr gering, da ihnen der Wein im Keller
lieber iſt, als die Papierſcheine im Schrank. Die Weinheſitzer ſchließen
ſich immer mehr zuſammen, um ihre Kreszenz in Verſteigerungen zum
Ausgebot zu bringen. Im badiſchen Markgräfler Weinbaugebiet hat
der Ohmpreis eine Höhe von 45 000—50 00) Mk. erreicht, in der
Ober=
hardt wurden 350 000 Mk. pro 1000 Liter 1922er erzielt, während für
1921er auch weiter über 1 Million Mk. geboten wird, doch ohne
Kauf=
erfolg. Die Vereinigung Rheingauer Weingutsbeſitzer erzielten hei
ihrer Verſteigerung für 19D2er Halbſtlicke (600 Liter) 565 000—1700 00
Mark, für drei Halbſtücke 1921er 4 Mill. Mk. und für drei Viertelſtücke
5,1—7,8 Mill. Mk.
Tabak. Daß auf dem Tabakmarkt die Deviſenhauſſe nicht ohne
Einfluß blieb, braucht wohl nicht beſonders erwähnt zu werden, da der
Einkauf ausländiſcher Tabake durch ſie immer ausſichtsloſer wird und
der einheimiſche Tabak Monopolſtellung erhält. Der Einkauf in 1922e=
Tabaken bei den Pflanzern war deshalb in der letzten Woche ſehr
ſtür=
miſch und ſind viele Orte bereits ganz ausverkauft. Die bezahlten
Preiſe ſtanden zwiſchen 38 000—45 000 Mk. pro Zentner. Obwohl die
Fa=
brikation noch ſehr daniederliegt und immer neue
Betriebseinſhränkun=
gen und Stillegungen eintreten, herrſchte lebhafte Nachfrage nach
Vor=
bruchſandblatt wie nach Zigarrentabaken, deren Beſtände bei den
Händ=
lern von Fabrikanten voll abgenommen wurden, und zwar zu ſehr hohen
Preiſen. Rippen ſind ebenfalls ſehr gefragt und die Preiſe um einige
tauſend Mark pro Zentner höher.
Schiffahrt, Frachten und Kohlen. Der Waſſerſtand iſt
beträchtlich zurückgegangen, das Hochwaſſer vorüber, aber man fürchtet
angeſichts der Kälte Eisbildung. Der Verkehr war noch ſehr rege,
aber eine neue Gefahr iſt der Schiffahrt entſtanden durch die
Be=
ſchlagnahme von beladenen Kohlenſchiffen auf dem Rhein ſeitens der
Franzoſen. Daß unter dieſen Verhältniſſen keine Schiffe mit Kohlen
für das unbeſetzte Deutſchland den Rhein befahren werden, iſt klar und
es entſteht der Schiffahrt ein großer Schaden dadurch, iſt doh Kohle
das Hauptfrachtgut. An Tagesmieten von den Rhein=Ruhrhäfen nach
Frankfurt wurden 28 Mk., nach Mainz, Mannheim und Karlsruhe
25 Mk. pro Tonne, an Schlepplohn nach Köln 700 Mk., nach Mainz
3300 Mk. und nach Mannheim 3590 Mk. gefordert. Die
Kohlender=
ſorgung Süddeutſchlands ſcheint nun, nachdem die Kohlenzufuhr auf
dem Waſſer unterbunden iſt und die Abfchnürung per Bahn auch wohl
eintreten dürfte, zuſammenzubrechen. Es herrſcht deshalb eine große
Nervoſität und ſtürmiſche Nachfrage nach Kohlen. Für Saarkohlen
wer=
den 5000—8000 Mk. pro Zentner gefordert
11—DWer 2 OrN
Aktien / Renten / Devisen / Sorten
Darlletder
Luisenplatz
geſuch
Darmſtä
Auminin
Nummer 20.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 21. Januar 1923.
Seite 7.
Das helle Licht.
Roman von Friedrich Kipp.
Nachdruck verboten.)
Maha ſah, wie alle drei zwiſchen den dichten Zweigen
ver=
ſchwanden.
„Ein Verſteck,” murmelte ſie. „Der Sache muß ich näher
auf den Grund kommen.”
Im Augenblick war ſie an der Stelle, wo die Männer
ge=
ſtanden hatten. Vorſichtig bog ſie die überhängenden Ranken
auseinander. Doch als ſie dann weiterdringen wollte, verlor
ſie plötzlich den Boden unter ſich und rutſchte in die Tiefe. Vor
Schreck hätte ſie faſt einen Schrei ausgeſtoßen, doch ſie beherrſchte
ſich. Blitzſchnell fuhr ſie auf und ſah zu ihrem größten
Erſtau=
nen, daß ſie ſich in dem Eingang einer geräumigen, von einem
Kerzenſtumpf erleuchteten Erdhöhle befand. Die Wildſchützen,
die gerade im Begriff ſtanden, ſich auf Klötzen und Säcken
niederzulaſſen, waren durch ihr lautes Geſpräch daran
verhin=
dert geweſen, den Sturz des jungen Mädchens zu vernehmen,
und ſprachen daher laut weiter.
Maya taſtete mit den Händen ihre nächſte Umgebung ab.
Sie war nicht tief gefallen und bemerkte jetzt, daß ſie über
einig: roh in den Erdboden geſtochene Stufen geſtolpert war.
Ein etwa notwendiger ſchleuniger Rückzug war daher möglich.
Da ſie nun einmal in der gefährlichen Lage ſteckte, verharrte
ſie darin, trotz ihrer Angſt aufs höchſte geſpannt, was die drei
unheimlichen Geſellen da verhandelten.
„Rücke mit dem Geld heraus, Jobes,” hörte ſie den
Schwarzbärtigen ſagen. „Verdammt, mir brennt der Boden
unter den Füßen. Fünfzehn Jahre Zuchthaus iſt kein
Pappen=
ſtiel! Die tauſend Mark ſind mir gerade gut genug, um nach
Afrika zu machen. Dort kennt mich kein Menſch, und ich glaube,
daß ſich da noch etwas anfangen läßt. Hier will ja doch keiner
mehr etwas von mir wiſſen.”
„Vergiß aber den Randers nicht, Hans,” entgegnete Jobes
mit häßlichem Lachen. „Du weißt doch, wofür Blanbäckle Dir
das Geld gibt.”
„Keine Sorge! Ehe vierundzwanzig Stunden verfloſſen
ſind, wird er in Abrahams Schoß ruhen.”
Die anderen gröhlten vor Lachen.
„Recht ſo, Hans!” brüllte Jobes und klopfte ihm auf die
Schulter, während Andreas eine Schnapsflaſche hervorzog,
daraus einen kräftigen Zug tat, um ſie dann ſeinen Kumpanen
zu reichen.
„Und auch die anderen ſollen daran glauben,” fuhr
Scheel=
hans fort. „Der Wald muß von dieſem Lumpengeſindel
ge=
ſäubert werden.”
„Welche anderen?” fuhr Andreas dazwiſchen.
„Nun, der junge Naſeweis, der Gehilfe, und der lange Kerl
mit der Schmarre vor der Stirn, der immer mit dem alten
Randers auf die Jagd geht.”
„Ach ſo, der Wallenhorſt, oder wie er heißen mag,”
be=
merkte Jobes. „Nun, das mußt Du wiſſen, uns geht das
nichts an.”
Der lauſchenden Zigunerin war es bei dieſen Worten
ſiedendheiß über den Rücken gelaufen.
Wallenhorſt? — das war ja jener Fremde, der neulich an
ihrem Lagerfeuer ſolche freundliche Worte zu ihr geſprochen
hatte! Herrgott, den wollte der Schwarzbärtige umbringen?
Das mußte vrreitelt werden. Sie hatte genug gehört und
taſtete ſich daher die Stufen hinauf, bog das Geſträuch
ausein=
ander und ſtand dann tief aufatmend im Freien.
Das Mondlicht war inzwiſchen verblaßt, und vom Oſten
drang ein ſchwacher Lichtſchein über die Berge. Es war der
Bote der aufſteigenden Sonne und des anbrechenden Morgens.
Haſtig ſchlug das Mädchen die Richtung nach der
Revier=
förſterei ein. Sie wußte es, daß Wallenhorſt ſich dort
auf=
hielt. Sie hate ihn einigemal im Garten ſitzen geſehen, wenn
ſie mit lautloſem Schritt an der Hecke entlang geſchlichen war,
und dann hatte ſie mit ihren großen Kinderaugen voll
Verlan=
gen zu dem ſtattlichen Mann hinübergeſchaut. Mehr begehrte
ſie nicht. Nur ihn ſehen war ihr Wunſch. Warum, das wußte
ſie ſelbſt nicht. Sie hatte auf ihren Wanderfahrten viele junge
Männer geſehen, ſich aber aus keinem etwas gemacht, und die
Zigeunerburſchen ließen ſie kalt. Sie war wohl ihrem Aeußern
nach eine echte Zigen ierin, im Innern aber war ſie ihrem
Stamme fremd. Nur ungern ging ſie unter die Leute, und ſie
empfand es, entgegengeſetzt ihren Volksgenoſſen, beſchämend,
von Raub, Diebſtahl und Bettel zu leben. Was blieb ihr aber,
der armen Zigeunerin, anders übrig, als die Mildtätigkeit der
Menſchen anzurufen? Und dazu laſtete der Zwang auf ihr.
Wenn ſie abends heimkam und am wenigſten aufzuweiſen hatte,
gab es arge Schimpfereien, ja, ſie mußte froh ſein, daß man ſie
licht mit Schlägen traktierte. Ach, ſie hätte ſich ſo gern auf
red=
liche Art und Weiſe ihr Brot verdient, aber wer wollte ſie, ein
Kind eines verachteten Volkes, das nichts gelernt hat, als ein
törichtes Gaukelſpiel, aufnehmen?. So war ſie gezwungen, mit
der Zigeunerbande von Ort zu Ort zu ſtreifen und eine
verächt=
liche Rolle zu ſpielen. Als ſie an jenem Abend Wallenhorſt
ge=
ſehen hatte, wie er, von den Klängen der Geigen berauſcht,
da=
ſtand, da war es mit wunderbarem Weh über ſie gekommen,
und als ſie hernach abſeits vom Lager zwiſchen den Fichten
ein=
ſam ſaß, da war ſie zornig auf ſich und die Welt geworden, und
die Tränen waren unaufhaltſam über die braunen Backen ins
Moos gerollt. Wie unſcheinbar und abſtoßend mußte ſie
in=
mitten der Ihren dem feinen Manne vorgekommen ſein! Ach,
wenn ſie doch eine vornehme, gebildete Dame ſein könnte! Oder
wenigftens eine ſchlichte Bürgerstochter, wie die Förſtersliesbeth,
die ſie des öfteren mit Wallenhorſt in fröhlicher Unterhaltung
geſehen hatte! Ach, ſie wollte von ihm ja nichts! Wußte zu gut,
daß ſie ihm nichts ſein konnte, und ein Spielzeug für eine
flüch=
tige Laune zu ſein, danach ſtand nicht ihr Begehren. — Doch
ihn warnen vor den Anſchlägen der Wilderer, das wollte ſie,
ihn warnen, daß ſein Leben bedroht war. Vielleicht ſchenkte
er ihr dann noch einmal ein freundliches Lächeln wie an jenem
Abend, da er an ihrem Lagerfeuer geſtanden hatte.
Wie im Fieber eilte ſie durch die Wälder dahin, immer
gerade aus, ihrem Ziele zu. Sie fühlte es nicht, daß ſie ſich die
Füße wund lief, daß die Dornen ihr Haupt zerritzten und
zer=
kratzten, daß ihre dünne, fadenſcheinige Kleidung an den
Zwei=
gen, die ihr in den Weg kamen, zerriß, achtete nicht darauf, daß
ihre Bluſe in Fetzen ging, ſo daß ihr Oberkörper faſt jeder Hülle
ledig ward. Sie war nur von dem Gedanken durchdrungen,
früh genug im Förſterhauſe anzukommen.
wußte, daß
Wallenhorſt faſt jeden Morgen in der Frühe mit dem alten
Randers oder dem Eleven auf die Pirſch ging, und darum
ver=
doppelfe ſie ihre Schrite, um ihn noch anzutreffen. Sie ſah nicht,
daß im Oſten die Sonne aufging, hörte nicht den lockenden
Ge=
ſang der Waldvögel und das koſende Rufen der Wildtauben.
Nur vorwärts, nur vorwärts, das war ihr einziger Gedanke,
um den Mann, den ſie heimlich im Herzen trug, vor dem
Ver=
derben zu bewahren.
In Schweiß gebadet, mit keuchendem Atem und zitternden
Knien langte ſie endlich am Ziele an.
Mit wütendem Gebell fuhr des Rebierförſters Dackel auf
ſie los, der inſtinktiv die Landſtreicherin in ihr witterte und ſie
nicht in das Haus laſſen wollte. Da ergriff ſie einen Stein und
warf nach dem Kläffer, daß er winſelnd davonſtob, um aus
weiterer Entfernung noch toller zu lärmen.
(Fortſetzung folgt.)
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Milchpreiserhöhung.
Infolge Erhöhung des Stallpreiſes
H22 an die Geſchäftsſt. d8, Bl. F1955 wird der „Kleinverkaufspreis für Milch
vom 21. ds. Mts. ab auf 285 Mark das
Liter feſtgeſetzt.
(611
Aaurrenfädkin! Darmſtadt, den 20. Januar 1923.
Filiale an der Bergſtraße, zur An=) Städtiſches Lebensmittelamt Darmſtadt iſt erloſchen.
fertigung bis zu 50 Mille wöchentlich Abteilung für Milchverſorgung, Hans & Ludwig Oswald in Darm=
Auf Grund der weiterhin geſtiegenen
Kohlenpreiſe werden die Strompreiſe für
die Februar=Ableſung (Stromverbrauch
von Mitte Januar bis Mitte Februar)
wie folgt feſtgeſetzt:
Preis für Lichtſtrom: 450 Mk. pro Kwſt.
„ Kraftſtrom: 320 „
Heſſ. Eiſenbahn=A.=G.
Darmſtadt.
Verſteigerungs=Anzeige.
14! Mittwoch, den 24. Januar 1923, vorm.
10 Uhr, verſteigert der Unterzeichnete auf
Antrag im Saale frühere Bö
tingersBraue=
gegen ſofortige Barzahlung:
Eine große Parrte Karnevalkoſtüme,
Gehrockm. Weſte bill Hoſen, Röcke, Leinentücher, Fahnenſtoffe
uſw. Die Stoffe und Koſtüme ſind noch
gut erhalten und für alle Zwecke zu
ver=
arbeiten. Ferner eine Waſchmangel, en
ſechseckiger eingelegter Tiſch und ande=
(610
Darmſtadt den 20. Januar 1923.
Gunkel, Gerichtsvollzieher,
Georgenſtraße 1.
Verſteigerung.
Wegen Geſchäftsaufgabe des
Wirt=
ſchaftsbetriebes verſteigere ich
Dienstag, den 23. Jan. d. Js.,
nachm. 2 Uhr beginnend, in dem Hauſe mittags 1½ Uhr, werden zu Wixhauſen,
10 Weinbergſtr. 10 ſtehen folgende Gegenſtände meiſtbietend
1 Buſ2!), 13igarrenſchrank, und ſonſt noch Verſchiedenes
1 Kücheneckſchrank, 32 Tiſche,
150 Stühl=, 10 Bänke, Gläſer
und ſonſtige Wirtſchaftsgeräte,
Vorhänge;
Gebährenordnung für Hebammen.
Mk., 1 Vogelhecke! Durch Erlaß des Heſſ. Miniſteriums
1000 Mk., 1 P. weiße des Innern vom 15. Januar 1923 ſind
die Sätze der Gebührenordnung für die
4000 Mk., 212 Mtr. heſſiſchen Hebammen vom 9. Auguſt 1922
20 000 Mk. zu verk rückwirkend vom 1. Januar ds. Js. ab
Liebfrauenſtr 8s, um 800 Prozent und die Weggebühren
um 500 Prozent erhöht worden.
Erſtkl. Salou=Gram= Darmſtadt, den 19. Januar 1923.
Der 9berbürgermeiſter. (st622
Plattenſchrank u. ca. In unſer Handelsregiſter, Abteilung A,
wurde neu eingetragen am 14. Januar
(599
Peter Hörr in Darmſtadt.
Inhaber: Peter Hörr, Kaufmann in
Nöderweg 41, 71947 Bei den nachſtehenden Firmen
wur=
iden die dabei vermerkten Einträge voll”
zogen:
Am 13. Januar 1923:
S. Laudenheimer in Darmſtadt:
Die Prokura des Philipp Ewald in
Darmſtadt iſt erloſchen. Joſef
Lauden=
heimer Ehefrau, Edith, geborene Pintus
in Darmſtadt, iſt zur Prokuriſtin beſtellt.
Anna Flach Nachf. Jean Hahn in
Darmſtadt:
Die Prokura des Philipp Ewald in
ſtadt:
Kaufmann Rudolf Brohm in
Darm=
ſtadt iſt zum Prokuriſten beſtellt.
Am 14. Januar 1923:
Heinrich Fehrer Nachf. in Darmſtadt:
Geſchäft ſamt Firwa iſt auf Kark
Eirich, Kaufmann in Eberſtadt bei
Darm=
ſtadt, übergegangen.
Der Uebergang, der in dem Betriebe
des Geſchäfts begründeten
Verbindlich=
keiten und Forderungen iſt bei dem
Er=
werbe des Geſchäfts durch Karl Eirich
ausgeſchloſſen.
Hochmann & Cie, in Darmſtadt:
Die offene Handelsgeſellſchaft iſt
auf=
gelöſt.
Geſchäft ſamt Firma iſt auf den
bis=
herigen Geſellſchafter Kaufmann Julius
rei, Ludwigsplatz 8, öffentlich meiſtbtetend Hochmann in Darmſtadt als
Einzelkauf=
mann übergegangen.
Kaufmann Martin Kremer in
Darm=
ſtadt iſt zum Prokuriſten beſtellt.
Hofferbert & Dörr in Darmſtadt:
Die offene Handelsgeſellſchaft iſt
auf=
gelöſt.
Das Geſchäft iſt auf die bisherige
Geſellſchafterin Johannes Hofferbert
Ehe=
frau, Katharine, geborene Jyrig, jetzt in
Darmſtadt, als Einzelkaufmann
über=
gegangen.
Die Firma iſt geändert in:
Katharine Hofferbert.
Darmſtadt, den 17. Jan. 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.
Großer
——=Füllofen
zu verk. L. Kuhn,
1 Tafelklavier.
Beſichtigung 1 Stunde vor der
Ver=
ſteigerung.
(574
Darmſtadt, den 21. J
tar 1923
Raab
Amtsgerichtstaxator.
Verſteigerung.
Mit woch, den 24. ds. Mts.,
nach=
rheilgerkreisſtraße Nr 23, auf freies
An=
gegen bar verſteigert: 1 gute Zug= und
nachfolgende Mobilien gegen Varzahlung: Milchkuh (hochträchtig), 1 Pflag, 1 Egge,
44 1 Gläſerſchrank, 1 Häckſelba k, 1 Futtermähle, Pfuhlfaß
(595
Wixhauſen, den 19. Januar 1923,
Ortsgericht Wishauſen.
Verſteigerung.
Mittwoch, den 24. Januar 1923,
vor=
mittags 111 Uhr, wird in der Faſelhofreite,
Bauſtraße 30 dahier, ein gutgehaltener
zur Zucht tauglicher Ziegenbock
öffent=
lich meiſtbietend verſteigert.
Ober=Ramſtadt, den 19. Januar 1923.
Heſſiſche Bürgermeiſteref.
Rückert.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 21. Januar 1923.
Nummer 20.
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Kr-T, Eine Walzernacht.
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G.-T. augen, Wildwesttilm6 Akte
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— Die Huronen —
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(Die Vampire von New-Fork)
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2. Teil: Die Marderhöhle
12spannende Akte. (541fsgo
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**Doppelscbraubendampfer „Cauople‟ 19267 1 93. Jan. T. Bremen
*Dreischraubendampfer „Plttsburgh‟ 46394 t 13. Febr.,
*Doppelschraubendampfer „Canopie‟ 12267t 6. Härr,
Dreischraubendampfer „Pittsburgh‟ 16392 t 23. Härz,
befördern Pagsagiere in Kajdte und 1II. Klasse.
Gunstige Gelegenheib für Reisende nach England,
* Läuft auch Cherbourg an.
*½ Abfahrt von Danzig 18. Januar.
Bremen -- Halifax (Canada)
Durcheonnossemente, Durchfracht. u. Parcel Receipts
Regelmäßige Verbindung ab Liverpool, bezw.
Southampton nach
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vermittelst der modernsten und größten
Schnell-
dampfer der Welt.
Maiestic 56 551t Olymple 46 439t
Homerie 34356 * Adriatic 24541t
Die Einrichtung der I. und II. Klasse übertrifft die
1uzuriösesten Hotels; die III. Klasse in Kammern
eingeteilt, mit Speisesaal, Rauchzimmer und
Damen-
salon, entspricht auf diesen Dampfern der
Einrich-
tung der trüheren I. u. 11. Klasse der älteren Dampfer.
Die Expedition im Anschluß an die von England
abfahrenden Dampfer erfolgt
von Hamburg jeden Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend
„ Bremen jeden Mittwoch und Sonnabend.
Auskunft über Passage: Auskunft über Frachten u.
„White Star Line‟ Annahme von Ladnug:
Bremen, Philosophenweg 1 Herm. Dauelsherg, Bremen,
Telegr.-Adr.: „Olympie‟ Telegr.-Adr. „Danelsburg‟
Durch Beſchluß der Geſellſchaft vom
22. 8. 1920 iſt die Geſellfchaft aufgehoben.
Die Glänbiger der Geſellſchaft werden
aufgefordert, ſich bei derſelben zu melden.
Der Liquidator der Südd.
Waſch=
mittel=Induſtrie, 6. m. b. g., Darmſtadt
in Liquidation (*1822sgo
Emil Kleinen.
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Verhältniſſen, mi.
einem wohlerzogen,
Töchterchen, ſchöne
gemütl. 3
Zimmer=
wohng, möchte ſt,
mit geb. beſſ. Heirn
in guter Lebensſtellg
wieder glücklich
ver=
heiraten. Nur
ernſt=
gemeinte, ausführl
Bandwurm. Modenwirmer, s
dieſe Somarotzer entziehen dem Körper die
beſten Säfte, der Menſch wird blssarm,
nervös, elend und ſchlapp. Bleichſüchtige
und blutarme S=auen und Mädchen, Magen=
und weißflußleidende ſowie nervöſe
Per=
ſonen uſw. leiden in den meiſten Fällen an ?
Eingeweidewürmern, erkennen aber ihre
Krankheit nicht. Ehe Sie elwas dagegen
unternehmen, verlangen Sie Auskunft
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K
Anterhgrmmgediatt
Nummer 3
Darmſtädter Tagblatt
Uügrmſergng
21. Jan. 1923
lerg
12074
Der grobe Brief.
Eine ſozialpſychologiſche Betrachtung von Oskar A. H. Schmitz
(Salzburg).
Der grobe Brief hat für viele die Bedeutung eines
Zere=
moniells, das ſich unter beſtimmten Vorausſetzungen auf jeden
Fall vollzieht. Eines Tages ſchreibt ihn Herr Meier, eines Tages
bekommt ihn Herr Müller.
Der grobe Brief iſt ein Neſt von Barbarei aus Zeiten, die
nicht ſchriftkundig waren, übertragen auf die ſchriftkundige Zeit.
Ehe es die Schrift gab, gab es immer die Zunge, und als ſich
ſchon einzelne der Schrift bedienten, waren noch die meiſten auf
ihre Zunge angewieſen. Das war die Zeit der göttlichen
Grob=
heit. Die Helden aller Völker beſchimpſten ſich weidlich, „he ſie
das Schwert erhoben. Später verbreitete ſich die Kenntnis der
Schrift, urſprünglich ein heiliges Prieſterwiſſen, immer mehr,
und von dieſer Heiligkeit haftet ihr ſogar noch in unſerer Zeit
zildeten unterliegt leicht, wenn etwas „geſchrieben ſtehet”, nungsloſer Kreislauf.
Andernſalls wäre Parteipolitik, Reklame, Modeherrſchaft und
die Tatſache, daß es vielleicht in Abbazia ein Hotel Beaurivage Brieſes erklären —, die es frech mit einem Eingriff in die
ich auch in der Regel ein Beaurivage. Steht aber Hotel
Beau=
vie eine leiſe Empſehlung zu wirken. Es iſt daher kein Wunder, eutſieht, können ſie doch die Beleidigungen nicht ohne weiteres
uaß diejenigen Völker, die Reklame und ähnliches am meiſten
chwarze Magie, ſo fehlt ihnen doch auch nicht deren Kehrſeite,
uivaten uud öffentlichen Verkehr, woraus ſich der durchſchnittlich trüge ſchmutzige Wäſche, ſtelle ich mich dann etwa im Hemd auf
eutſchen Sprachgebiet dagegen ſind nur die geborenen Dichter
ildeten vernachläſſigt die Sprache ſehr, begnügt ſich
günſtigen=
alls mit grammatikaliſcher Korrektheit und kennt das Problem
inem „der Schnabel gewachſen iſt”, und hält dies gar für einen
sorzug, oder man gefällt ſich leicht in abgeſchmackter Geſuchtheit,
ie aber nicht Stil iſt.
Aus dieſer Verwirrung ergibt ſich der grobe Brief. Selten
och atmet er unbekümmert göttliche Grobheit, dazu weiß ſich
er Schreiber zu gebildet, vielmehr iſt er meiſt gewunden und chen Quellen und wie diel man Einkommen bezieht uſw. Nein,
icht durch allerlei Stilfaxen den Eindruck von Ueberlegenheit
n Biſſen Erfahrung und dergleichen zu machen. Redete er die
sprache Götzens von Berlichingen oder des Marſchalls
Cam=
ronne, ſo könnte er paſſieren als Ueberbleibſel einer urwüchſigen
eit, da ja ein allgemeines ſtillſchweigendes Uebereinkommen
ingſt nicht mehr buchſtäblich nimmt. Nein, wenn die göttliche
orbrechen möchte, aber, beengt durch
Ehrenbeleidigungspara=
hen, in die Tinte gerät, ſo erſcheint ſie nur noch als ein ſchlecht
ewvagter und zugleich ſchlecht beherrſchter Affekt, der in ſolcher
Stauung in ein bösartiges Gift vergärt. Der grobe Brief pflegt
gvon durchtrankt zu ſein.
iehr ehrt als die Befolgung”? Darauf wird man nicht leicht gers am unangenehmſten iſt. Oft ſetzen ſich mehrere bei der
Ab=
ne klare Antwort erhalten. Wenn einer klagt, von jemand in
Aber ſo ſchreilen Sie ihm doch einmal einen groben Brief!”
ber hat ein grober Brief jemals etwas anderes bewirkt, 4l8 glſo ihre zweckmäßige Negelung immer unmöglicher macht.
ergiftung der Atmoſphäre?. Ich möchte hoffen: nein; denn
nweder hatte der, welcher vermeintlich unſer Necht verkürzte,
elhoch über dem unbeherrſchten Schreiber eines groben Briefes Grobian”, das natürlich ganz wirlungslos iſt, aber die Afelte
ihlen, oder aber er handelt aus Bosheit, Falſchheit, Neid und vieler kleiner Leute entladen hilft.
ergleichen, nun, dann beweiſt ihm die Erregung des Schreibers,
ie gut ſein giftiger Pfeil getroffen hat. Gewöhnlich aber liegt
ſo, daß der Gegner ein ebenſolcher affektbeherrſchter Wirrkopf
wie man ſelbſt, und weder aus klarem Recht, noch aus reiner
iedertracht zu handeln pflegte, ſondern, innerlich unſicher, nicht
eiben, über das Ziel ſchießt. In Streitigkeiten zwiſchen
Ueber=
nd Untergeordneten haben meiſt beide zum Teil Recht, zum
eil Uurecht. Die häufigen Mißklänge entſtehen dadurch, daß
m
m
Wnnn
Fabeln von Theodor Etzel.
Die Spinnen.
Ein Wanderer kam mit den erſten Strahlen der
Morgen=
en hingen darin und glitzerten an den feinen Fädchen in regen= Trauer brachte.
genem Farbenſpiel. Da blieb der Wanderer voll
Verwun=
rung ſtehen und rief entzückt:
„Wie herrlich haſt du dich geſchmückt, Natur!. In bunten machen könne.
chnüren ſtrahlt im Sonnenglanz der Tau wie ein Geſchmeide
Brillanten, die, fein zu Ketten aufgereiht, den Hals der Büffel.
onſten Frau umwinden.
Da riefen die Spinnen: „Menſch, wvenn Dir das Licht= und
jaſſerſpiel gefällt, ſo lobe nicht die Sonne und den Tau, ſo lobe ſagte der Hirſch, „und darum verdient er den Tod.”
18!. Wir haben dieſe Fäden aufgeſpannt; wir ſind es, die den
erlentröpfchen Stütze gaben, wir ſind die Schöpfer dieſ s dient,” und ſie verurteilten ihn zum Tode.
eiſterwerkes!”
Der Wanderer erwiderte: „Wenn ihr die Netze um der ziehen?”
hönheit willen geſponnen hättet, ſo würde ich gern euer Lob
rkünden. Euch aber drängte nur die Mordluſt zu dem Werk,
id gegen euren Wunſch benutzt die Schönheit eure Mördernetze. Wir wollen großmütig ſein. Wir wollen Gnade üben. Wir
ämt wie — Spinnen!”
Der Feind.
Als den Tieren ihre Waffen zugeteilt wurden, erbat ſich das
bes ihm.
Die biſſige Mücke aber lachte und rief dem Rhinozeros zu: Rettung.
Naubſt du mit dieſem Naſenhorn dich gegen mich ſchützen
können?”
cht” entgegnete beluſtigt das Rhinozeros.
Das Schaf hatte dieſe Worte gehört und nahm ſie ſich ernſt= indem wir ihn zu unſerem König machen .."
ft zu Herzen. „Ich bitte um einen dichten Pelz,” bat es den
höbfer. Und der Schöpfer gab ihm ein Wollkleid.
So hutte das Schaf die Mücke beſiegt. Aber der wilde Wolf
hte, und der habgierige Menſch freute ſich.
n Valter Seifert in Heilbronn ſoeben erſcheinenden Geſamt= Opfer zu fallen, ſondern für eine große Idee verbluten zu
Sgabe ſeinen vortrefflichen „Fabeln”,
nuannnangunngnnnnannnannstaannanannnannrn ſache iſt, führt Profeſſor Dr. C. Kaßner=Berlin in den
Mittei=
m
Denken und Tun, Tun und Denken,
n
gebene noch ſeine Pflicht, wird aber andererſeits auch wieder aus= St. Louis) etwa 93. Am Aequator dauert der helle Tag
durch=
geuützt und menſchlich zu wenig geachtet. Wo aber keiner mehr ſchnittlich 12 Stunden, unter 40 Grad Breite aber im Sommer
recht weiß, was er eigentlich iſt, was er rechtmaäßig fordern darf, 14 Stunden, ſo daß die beſtimmte Fläche unter dem Aeguator
was ian rechtmäßig von ihm verlangen kann, da überſluten die 1200, die unter 40 Grad aber 1400 Wärmeeinheiten am Tage
Affekte alle Vern
die dem Empſänger neues Giſt zuleiten, das ſeine Affekte neu und die Nächte kühler als in den Vereinigten Staaten; deshalb
rotz alem profanen Mißbrauch etwas au. Nur wenige entziehen erregt. Nun öffnet er ein Ventil, um ſich zu erleichtern, Und ſind dieſe Gegenden in Getreide bevorzugt, ebenſo aber auch
ich der Nagie des Wortes, die große Mehrheit auch der Ge= pumpt dadurch wiederum dem Gegner neues Gift zu: ein hoſſs gegenüber Europa, wvo die Tage nicht länger, aber der Auffall=
Oder follte etwa jene Klaſſe von Menſchen ſo weit verbreitet
jeles andere, was der klaren Vernunſt widerſpricht, undenkbak, ſein — und das allein würde die Unausrottbarkeit des groben geſtrahlte Wärmemenge kleiner iſt.
ubt, beweiſt einem Reiſenden gar nichts, weiß er doch von ſelbſt, Sphäre des Nächſten verſuchen — vielleicht läßt der ſich ein= veröffentlicht Profeſſor Dr. Otto Baſchin=Berlin in der
ſchweize=
daß in jedem Kurort viele Hotels ſind, und wo Waſſer iſt. findet ſchüchtern —, aber beim erſten Donnerwetter den Mut verlieren, riſchen Zeitſchrift für Naturwiſſenſchaft Natur und Technik eine
und nun das Maul halten. Oder gibt es viele ſolcher Haſenfüße,
ivage irgendwo gedruckt auf einer Brandmauer, einem Dach die, auch wenn ihr Gewiſſen rein iſt, einen groben Brief fürch= Meeten eingenommen, die ſich zumeiſt in bewegtem Zuſtaud
be=
der nur einem Brett, ſchon beginnt die Magie des Buchſtabens ten? Oder iſt es nur die Angſt vor dem „Gefrett”, das daraus ſinden. Trotz dieſer großen Verbreitung der Wellen und
trotz=
utwickelt haben, dieſelben ſind, denen die Magie des Wortes fens Gibt es denn nur „Einſtecken” und „Zurückgebens. Gibt lichen Verſtändnis ihrer Entſtehungsweiſe zu gelangen und ihre
m bewußteſten iſt: Angelſachſen und Romanen. Iſt dies es denn nicht ein Drittes, das zugleich das Beguemſte, Weiſeſte Umformungen genauer zu ſtudieren. Fragen wir nach der
ie weiße Mogie; die beſonnene Verwendung des Wortes im Affekte — nliegen laſſen” ?. Wenn mir jemand nachſagt, ich
ute Stil der Sprache bei jenen Völkern entwickelt hat. Im den Markt und laſſe die Leute ſehen, wie reinlich ich lin? Be= lauge nichts, daruber hat erſt Heluholtz uns Klarheit verſchafft.
And Schriftſteller Magier des Wortes. Der Durchſchnitt der Ge= Gebaren, ſollte ich dann wirklich als „Mann von Ehre” der Stoffe, die einen Unterſchied in Nichtung oder
Geſchwindig=
beweis mein ganzes Privatleben in einer Gerichtsverhandlung
es Stils kaum. Man ſchreibt unbekümmert darauf los, wie aufrollen zu laſſen? Iſt es nicht beſſer, einige Tratſchmäuler, die es bei der Wellenbild: y ankommt, ſind das ruhende
Waſ=
nennen mich einen ververſen Wüſtling oder unſauberen Geſchäfte= ſer und die bewegte Luft. Um einen ſtabilen
Gleichgewichts=
möge, als man beweiſt zwar, daß daran nichts wahr iſt, ader
Frauen gelebt, was man für ein Sohn oder Vater iſt, aus
wel=
ſelbſt wenn mein Leben ganz und gar fleckenlos wäre, lieber
daß ich es in ſeiner Lilienweiße vor ihrer Neugier ausbreite.
Nur ein Phariſäer kann ſagen: „Ich habe nichts zu verbergen.”
Aber ich bin von dem groben Brief etwas abgekommen,
ne draſtiſche Aufforderung des Nitters mit der eiſernen Hand deſſen Zweckloſigkeit ich beweiſen wollte, verſchlechtert er doch
Frobheit unſerer analphabetiſchen Ahnen wieder aus uns hek= haben, es gibt eine Art, auf Herausſorderungen zu antworten, neues Shſtem von kleineren Wellen erzeugen, jede Aenderung
die einen ebenſo herabſetzt wie den Gegner ſeine
Herausforde=
rung. Eine ſolche Art der Reaktion iſt unter allen Umſtänden
der grobe Brief. Er gewährt keinen Schutz, iſt vielmehr ein
Rück=
fall in jenes Alter, wo der Hauptzweck jeder Abwehr iſt, den
Was aber bezweckt dieſer zu den unveräußerlichen Rechten Segner zu ärgern, es ihm ſchon zu zeigen. So ſchreibt man nicht,
es freien mündigen Bürgers gehörende „Brauch, deſſ Bruch was der Sache am dienlichſten, ſondern der Perſon des
Empfän=
faſſung zuſommen. „Ja, das iſt gut, das wird er ſich nicht hinter
inene Recht verkürzt zu ſein, rät ihm der andere unfehlbar= den Spiegel ſtecken. . . . Das iſt eine vorzügliche Abfuhr!” hört über die Vogelwelt wird von einem großen Erfolg berichtet, den
man jedesmal rufen, wenn ein Ausdruck geſunden iſt, der durch
offene oder verſteckte Grobheit die Sache nur noch mehr vergiſtet,
oblüberlegte Gründe für ſein Handeln, dann wird er ſich him= wurzelt, haben wir doch ſogar ein politiſches Witzhlatt „Der die Geſangsperiode einer Anzahl in ſeinem Beſitze befindlicher
eeenseneen
nk. Getreidegürtel und Neigung der Erdachfe. In einem
gentlich weiß, was er verlangen kann, und aus Angſt zurückzu= Aufſatz über meteorologiſche Paradoxa hatte ein amerikaniſcher Kauarienvogel mit typiſchem Nachtigallengeſang erzielt. Die
ſvom Pol bis zum ſüdlichen Wendekreis) zu der Zeit, wvo ſie derart, daß Reich ſeit 1921 auf die Nachtigallen=Vorſchläger ver=
Tag hat, mehr Wärme von der Sonne empfängt, als gleich
lten noch jemand mit gutem Gewiſſen Herr iſt. So wird auch große Stücke der Aequatorgegend, alſo der Tropen. Die Ur=
Der Löwe.
In grauen Zeiten galt im Reich der Tiere das Recht der
Freiheit und Gleichheit; jede Kregtur war ſrei und keine war einen gezähmten Star.
einer anderen untertan.
nne auf eine Lichtung des Waldes. Ueber blühende Ginſter= ſtärker und gefräßiger als alle und verſchlang jegliche Kreatur, ſein. Er ſaß auf ihrer Hand, auf ihrer Schulter, am liebſten
iſche waren die Netze der Spinnen geſpannt. Die Tautröpf= die er erjagen konnte; da war keine Sippe, die er nicht in aber auf ihrem Kopf; und dort zirkelte er mit ſeinem Schnabel
Endlich traten die Verfolgten zuſammen und berieten über di ſen ganzen Thron der Schönheit auf Millimeter genau ver=
Mittel und Wege, wie man dieſem troſtloſen Zuſtand ein Ende meſſen.
Der Löwe iſt ein Frebler und Verbrecher,” ſagte der
„Der Löwe iſt ein Räuber und Mörder,” ſagte die Giraffe, ſtiller.
„Der Löwe iſt ein Verächter unſeres heiligſten Rechtes,”
„Ja,” riefen alle Tier”, „hundertfach hat er den Tod ver=
Aber wer wagte es, das Urteil an dem Schrecklichen zu voll=
Uind wiederum berieten die Tiere.
und das Kamel ergriff das Wort und ſprach: „Genoſſen! würdige Göttin hoch über den blöden Wolltieren ...!"
oll ich euch dafür dankbar ſein? — Wahrlich, ihr ſeid ſo unvek= wollen dem Böſewicht ſein verrchtes Leben ſchenken, abir wir Läuſe im Pelz.”
müſſen ihn unſchädlich machen, und darum laßt uns ihn
ver=
bannen.”
„Ja,” riefen alle Tiere; und ſie verbannten ihn.
hinozeros ein gewaltiges Horn auf die Naſe, Und der Schöpfer Aber wer vermochte es, den Fürchterlichen zu vertreiben? — wildertes Brachfeld, für neue Saat den Boden lockernd und läu=
Da ſprach zuletzt das Pferd: „Genoſſen! Es iſt gewiß, daß
der Löwe ein Schandfleck in unſerer Geſellſchaft iſt, den wir aus= „Was macht ihr da unten?” riefen ſie neugierig den Krähen zu.
„Pahrhaftig, an dich habe ich bei meiner Wahl nicht ge= tilgen müſſen. Da wir den Freoler aber weder umbringen noch
vertrzſben können, ſo rate ich, ihn über das Geſetz zu ſtellen, dem großen Stier bedienen und ſpeiſent laſſens”
Das Pferd überzeugte die Tiere, und ſie verliehen dem migten ſich zu den Krähen hinunter: „Verzeiht, Hochedle, daß
Löwen die erbliche Königswürde.
uUnd ſie waren wieder zufrirden und glücklich, denn wer
fürderhin dem Löwen unter die Klauen kam, der hatte das, mütlich den Pflug durchs wilde Brachfeld zog.
Aus der zum 50. Geburtstage des bekannten Dichters im Verlag tröſtende Bewußtſein, nicht einem ſträflichen Verbrechen zum
dürfen.
K
n lungen der Deutſchen Landwirtſchaftsgeſellſchaft aus, in der
Stellung der Erdachſ= zur Sonnenbahn zu ſuchen, indem die
Das iſt die Summe aller Weisheit, goethe. 5 Sonenſtrahlen im Südſommer die Polkappe unter einem
ſteile=
ren Winkel als die Tropen treffen. Dieſe Eigentümlichkeit zeigt
zBuvangnnnnvsnnrennnnnungunnrannnngnnnnng ſich auch in der Verteilung der Getreidezonen. In den mittleren
Vereinigten Staaten, z. B. Kanſas und Nsbraska, ſind die
Korn=
ernten weit ergiebiger als in den Tropen. Setzt man die
da, wo er im Recht iſt, ſein Befehl nicht recht befolgt, und Run Wärmemenge in der Aeguatorgegend für eine beſtimmte Fläche
ſteigt ihm die Galle auf, umgekehrt tut nur ſelten der Uitek= gleich 100, ſo iſt ſie unter 40 Grad Breite PPhiladelphia,
2* erhält, alſo 200 Einheiten täglich mehr. Getreide braucht
reich=
lich ſtetige Wärme. Unter 40 Grad Breite ſind die Tage und
reiber ſich von ſeinem Affekt befreit, zugleich aber Pumpen, die Nächte warm, in den Tropen aber die Tage nicht wärmer
winkel der Sonnenſtrahlen im Sommer und damit die
ein=
nk. Ueber die Entſtehung und die Formen der Meereswellen
belangreiche Studie. 72 Prozent der Erdoberfläche werden von
dem ihre Formen den Menſchen ſeit Urzeiten bekannt ſind, iſt
einſtecken? Aber muß man denn wirklich zum Rechtsanwalt lau= e8 erſt in den letzten Jahrzehnten gelungen, zu einem wirk=
und Sittlichſte iſt — nur gehört dazu Beherrſchung der eigenen Kraft, die die Welle erzeugt, ſo wiſſen wir alletdings längſt,
daß es der Wind iſt, der ſie entſtehen läßt. Wie der Wind
frei=
lich die Wellenformung zuſtande bringt, darüber wußten wir
ſchimpft aber jemand meine Familie oder mein geſchäftliches Er zeigte, daß überall an der Grenzfläche zweier beweglicher
öffentlichen Meinung gegenüber verpflichtet ſein, als Gegen= keit ihrer Bewegung aufweiſen, eine Wogenbildung eintritt,
deren Ausmaß ſich genau berechnen läßt. Die beiden Stoffe auf
macher, und die anderen fragen ſich, was wohl daran wahr ſein zuſtand zu erzielen, muß die Grenzfläche beider in rhythmiſche
Schwingungen geraten, deren Größe von der Stärke des
Win=
nun wird an jedem Kaffeehaustiſche verleſen, wie man mit des abhängt, da dieſer einen Teil ſeiner lebendigen Energie
an das Waſſer abgibt. Jeder Windgeſchwindigkeit entſpricht
ſo=
mit eine größere Wellenhöhe, und wenn dieſe erreicht iſt, haben
wir ein „ſtationäres Wogenfyſtem”, wie Helmholtz dieſen
ſtabi=
ſollen die Menſchen ſich fragen, was es wohl für Flecken hat, als len Zuſtand bezeichnet. In Wirklichkeit wird es natürlich höchſt
ſelten zur Ausbildung eines ſolchen Zuſtandes kommen, da der
Wind ſeine Stärke und Richtung nur während einer
verhältnis=
mäſig kurzen Zeit unverändert beizubehalten pflegt. Jede
plötzliche Zunahme der Windgeſchwindigkeit aber uuß auf der
die beſte Sache. Mag der andere im Unrecht ſein und angefangen glatten Oberfläche der ruhig dahinrollenden großen Wogen ein
der Windrichtung wird den Anſtoß zu einem anders gerichteten
Wellenſyſtem geben, ſo daß ſchließlich die vielfachen
Interferen=
zen das urſprüngliche Wogenſyſtem völlig verwiſchen können.
iIr1!
Der Naturfreund
füm
nk. Kanarienvögel als Nachtigallen. In den Mitteilungen
ein breuiſcher Kanarienzüchter, Karl Reich, errang. Reich hatte
einen Kanarienſtamm gezüchtet mit reinem Nachtigallenſchlag.
Dieſer Erfolg iſt Reich nur dadurch geglückt, daß er durch pein=
Der Glaube, Grobheit ſei eine Macht, iſt noch tief einge= lich durchgeführte Temperaturregelung die Mauſer= und damit
Nachtigallen über, das ganze Jahr verteilen konnte. Er ſchuf
damit vier Schlagzeiten zu je drei Monaten, und die jungen
Kanarienvögel ſeiner Zucht hatten infolgedeſſen ohne Unter=
Um Wiſſenſchaft und Technih Amm”i brechung Nachtigallenvorſchläger. Diefe Verſuche begannen 1941,
mm”” der erſte Kazarienhahn, der die Klangfarbe des
Nachtigallen=
orgaus beſaß, wurde 1914 gezüchtet. Im Jahre 1918, alſo nach
weiteren vier Jahren mühevoller Zuchtwahl, wurde der erſte
Gelehrter darauf hing=wieſen, daß die Südpolkappe der Erde weiteren Zuchterfolge befeſtigten dieſe erworbene Eigenſchaft
zichten kann und die jungen Kanarienhähne bei Sängern mit
Nachtigallenſchlag der eigenen Raſſe in die Lehre gibt.
Der Star.
Ein Schafhirt ſchenkte der jungen Tochter ſeines Gutsherrn
Das drollige Gebaren und Geſchwätz des Vogels ergötzte das
Aber ſchon damals fraßen die Tiere; und der Löwe war liebliche Mädchen ſehr. Wo ſie ging und ſtand, mußte er bei ihr
ſo eifrig in den wundervollen goldblonden Haaren, als müſſe er
Von Tag zu Tag liebte die kleine Herrin ihren Geſpielen
mehr und mehr; der aber wurde von Tag zu Tag unluſtiger und
„Was fehlt dir nur?” fragte ihn endlich das holde Mädchen.
„Was macht dich traurig?”
Ich ſehne mich nach den Schafen zurück,” ſagte aufrichtig
der Star.
Das verdroß die kleine Herrin, und ſie zürnte ihm ein
wenig. „Wie, mein Liebling, von mir hinweg ſehnſt du dich
nach den Schafen zurück?. Stehe ich nicht wie eine anbetungs=
„Keineswegs!” ſagte der Star. „Du haſt nicht einmal
Stier und Krähen.
Ein ſtarker Stier durchfurchte mit ſcharfer Pflugſchar ber=
Und zum drittenmal berieten die Tiere. Sie wußten keine terud. Hinter ihm her in den friſchen Furchen trabten die
Krähen, um ausgehobene Würmer und Engerlinge zu freſſen.
Ein Zug lärmender Wildgänſe flog über die Landſchaft.
„Seht ihr denn nicht,” entgegneten dieſe, „daß wir uns von
Die Wildgänſe hielten beſtürzt in ihrem Flug inne und
ber=
wir es wagten, euch zu ſtören.”
Die Krähen trabten ſtolz hinter dem Stiere her, der uner=
So pflügt das Genie — damit die Kleinen hinter ihm her
ſich ehren laſſen können.
Nummer 3
Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung
Jahrgang 1923
Ia
Die Welt der Frau
Die Mode von heute.
Sparſtickerei wieder hochmodern. Nachdem die
Mode im Frühjahr und Sommer wahre Orgien in
verſchwen=
deriſcher Verwendung von dicht und voll ausgeführter
Hand=
ſtickerei gefeiert hat, ſcheint ſie ſich dem bitteren Muß der
Gegen=
wart zu beugen und unter ihrem Einfluß der Sparſtickerei
wie=
der den Vorzug zu geben. Man muß ihr zugeſtehen, daß ſie mit
den wenigen Zierſtichen und Linien, die ſie bald in ſenkrechten,
bald in ſchrägem Karree, in Zickzack= oder leicht geſchwungenen
Formen, in ſich kreuzenden Einzelmotiven, Spiralen, Ovalen
und Kreiſen verwendet, außerordentlich gefällige Wirkungen
er=
zielt. Namentlich dann, wenn ſie zwei harmonierende oder
kon=
traſtierende Farben als einzigen Beſatz des Gewandes
verwen=
bet, erzielt ſie ungeahnte Effekte mit dieſer raſch fördeinden,
wvenig Material verbrauchenden Sparſtickerei, So ſahen wir ein
dunkelblaues Garbadinekleid, das am mäßig runden
Halsaus=
ſchnitt, am wenig quergefalteten Leibchenrande, am ziemlich
hohen Aermelaufſchlag des mäßig weiten Bluſenärmels, wie als
Umrandung des ſcheinbar eingeſetzten Zwickels auf der linken
Seite, dieſe Sparſtickerei in je drei nebeneinanderliegenden
Sti=
chen, bald quer, bald ſenkrecht laufend, in Blaugrau, Altroſa
und Silbergrau zeigte und außerordentlich vornehm ausſah.
Eine Kaſſackbluſe von ſilbergrauem Tuch mit weißen
Chiffon=
ärmeln war mit der gleichen Sparſtickerei in Schwarz, Hellgrün
und Violett geſchmückt und durch einen Stahlkettengürtel bei
verlängerter Taille etwas eingeengt, der bald durch ein violettes,
bald ein grünes Galalithblättchen unterbrochen wurde. Weiter
darf ein dunkelblaues Tuchkleid nicht unerwähnt bleiben, das in
expreſſioniſtiſchen Zickzacklinien, nur in Vorſtichen von
gleich=
mäßiger Länge, von allen Abſtufungen grüner Seidenfäden vom
hellſten bis zum dunkelſten, in einhalb Zentimeter breiten
Ab=
ſtänden durchzogen war und mit dieſem doch wahrlich ſehr
ein=
fachen Schmuck dennoch neben einem hocheleganten Kleid beſtehen
konnte, das, aus Crepe Romain gefertigt, ziemlich reichen Pelz=
I. R.
beſatz aufwies.
Wie Frauenlächeln. Das Lächeln der Frauen iſt eines
der größten Geheimniſſe und Wunder der Welt. Was ein
Frauen=
lächeln auszudrücken vermag, das verſucht ein Pſychologe in
einer Betrachtung zu umſchreiben, in der es heißt: „So viel
Frauen es gibt, ſo diel verſchiedene Arten des Lächelns gibt es
auch. Alle Formen des Charakters, des Gemütes und des
Ver=
ſtandes, der Launen, Wünſche und Stimmungen ſpiegeln ſich im
Lächeln. Es gibt Frauen, deren warme, helle Herzen ihren
Ab=
glanz finden in einem Lächeln, von dem ſie ſelbſt nichts ahnen
und das das unbewußte Entzücken der ganzen Umgebung bildet.
Frauen von eigenartigem und verſchloſſenem Charakter lächeln
ſelten, aber bisſveilen flutet ein ſchöner Gedauke wie eine
Licht=
welle über ihr Antlitz. Man beobachte, ſein eigenes Lächeln,
ſtudiere das Lächeln ſeiner Freundinnen und Feindinnen, und
man wird finden, daß das ſarkaſtiſche Lächeln die Lippen
herunterzieht, das gutmütige Lächeln ſie nach oben wendet. Eine
der mächtigſten Waffen der ſtolzen Frau iſt ihr leutſeliges
Lächeln, das zu denen gehört, die „herunterziehen”. Niemand
kann den Sinn dieſes Lächelns mißverſtehen, und jeder, der es
Frauen das Lächeln ſo verlernen, daß es finſter und freind in
ihrem Geſicht ſteht. Eins der entzückendſten Lächeln iſt das
Lächeln der Erinnerung. Es gleitet über das Geſicht wie ein
Schatten der Vergangenheit; die Augen ſind halb geſchloſſen,
die Lippen liegen aufeinander und erbeben in einer leichten
Er=
regung. Das nachdenkliche Lächeln ähnelt dem
Erinnerungs=
lächeln, aber es iſt ohne Erregung und meiſt von einem Empor=
Elicken begleitet. Das glückliche Lächeln, bei dem ſich die Lippen
leicht öffnen und die Zähne ſich zeigen, belebt das ganze Geſicht
ſtärker. Manches Lächeln erzählt von Kummer. Fs gibt
Frauen, die ihr Leiden vor Jedem verbergen; aber ihr Lächeln
verrät es. Anders wieder iſt das Lächeln der Verführung, das
Lächeln des Hohnes; es gibt ein ſeraphiſches Lächeln und ein
teufliſches, ein fragendes und ein gewährendes Lächeln. Es
gibt Lächeln, an denen die Lippen keinen Anteil haben, ſondern
B.
nur die Augen.”
Aus der Kinderſtube.
Ordnungsliebende Kinder. Um die Ordnungsliebe
des Kindes iſt es in vielen Familien ſchlimm beſtellt. Am
ſchlimm=
ſten dort, wo eine kurzſichtige Mutter (ſofern ſie es ſich noch
leiſten kann) die Haushilfe anhält, das vom Kinde umhergewor= werden ſtumpf. In dieſem Falle iſt ein Bearbeiten mit
irgend=
fene Spielzeug, die vom Schulkind ausgebreiteten Schulſachen
aufzuräumen. Aber auch in mancher kinderreichen Familie ohne
griff, und iſt ſie einem der Kinder angeboren, ſo übernimmt es
gewöhnlich willig die Verpflichtung, auch die von den
Geſchwi=
ſtern verurſachte Unordnung wieder zu beſeitigen, da es dieſelbe
als überaus ſtörend empfindet. Natürlich iſt dieſes ſelbſtloſe
Einſpringen eines Kindes für die Geſchwiſter für dieſe ſelbſt
durchaus verderblich, da das ſelbſtlofe Aufopfern des Bruders
oder der Schweſter nur ihre eigene Trägheit unterſtützt, ſo daß
ſie nach und nach direkt liederlich werden. Wo aber
Liederlich=
ſchwer wieder auszurotten und überträgt ſich nur zu leicht auf
den eigenen Anzug. Soweit ſollte es aber eine Mutter, die
ihrem Kinde im Leben ein leichtes Fortkommen wünſcht, gar
nicht erſt kommen laſſen, ſondern ſollte in früheſter Jugend ſchon
jedes ihrer Kinder zur Ordnungsliebe erziehen, aus dieſem
Grunde auch nie zugeben, daß eines für das andere immer
wie=
der bereitwillig Arbeiten ausführt, die dieſem zukommen. Am
beſten iſt es, daß ſie jedem Kinde ein Fach oder einen Kaſten
einräumt, in dem es ſeine eigenen Sachen unterbringen kann.
Sie dulde nie, daß ein Kind ſein Spiel verläßt, ohne ſeine
Spielſachen ſorgſam wegzuräumen und die Spuren ſeiner
Tätig=
keit zu entſernen; eventuell gebe ſie nicht eher das erwünſchte
Abendbrot, ehe auch das letzte Stück verwahrt iſt. Auf dieſe
ein=
dringliche Art ſtärkt ſie auch das Pflichtgefühl im Kinde, das in
jungen Jahren nur ſelten beſonders groß iſt. Mag es auch hart
ſein, das oft ſtark verſtreute Spielzeug nur allein durch
Kinder=
hände aufräumen zu laſſen, ſo geſchieht es doch zu des kleinen
Lieblings Beſten, und in dieſem Falle muß auch die liebevollſte
Mutter öfters den Verſtand über das Herz ſiegen laſſen.
Erna B.
Ueber Grunöfragen der Charakterbildung
hat F. R. M. Förſter einmal treffend geäußert, daß „Uebung
im Entgegengeſetzten” bei der Kindererziehung außerordentlich
wertvoll ſei, um die natürlichen Anlagen des Geſchlechtes nicht
einſeitig zu betonen und zu ſtärken. Mit anderen Worten: alle
Erzieher müßten danach ſtreben, die Kuaben dann und wann
auch mt Mädchenarbeiten zu beſchäftigen, den Mädchen dagegen
Pflichten zu übertragen, die im Gegenſatz zu ihrer weiblichen
Veranlagung, Willensfeſtigkeit, Energie und Tatkraft in ihnen
ſtärken. Er ſieht einen außerordentlichen wichtigen, erzieheriſchen
Faktor in der völlig entgegengeſetzten Betätigung der Kinder,
ſelbſt wenn größtes Ungeſchick damit verbunden ſein ſollte. So
z. B. müſſe ein Knabe Löcher in Strümpfen ſtopfen lernen und
Mädchen dazu angehalten werden, mit Hammer und Nagel
um=
zugehen, ihren Mitteilungsdrang zu bekämpfen uſw. Auch
Peſta=
lozzi betont die Wichtigkeit dieſer Keinigkeiten „dieſer
Fun=
damente zu großen Zwecken‟. Tiſch decken von einem Knaben ſo
geräuſchlos und raſch wie möglich ausgeführt, könnte unter
Hin=
weis darauf, daß es ſonſt nach Knabenart laut, lärmvoll und
umſtändlich geſchehe, bei dem betreffenden Kinde außerordentlich
wertvolle Stützpfeiler bei der Bildung des Charakters bieten.
Aehnliche Beiſpiele zu Uebungen im Entgegengeſetzten für die
Kinder wird jede Mutter, der eine gute Charakterbildung ihrer
Kinder am Herzen liegt, leicht ſelbſt herausfinden. E.M.
Um ausgeweitete ältere Gummiſauger auf
der Milchflaſche befeſtigen zu können, ziehe man
über den Milchflaſchenhals zunächſt erſt einen Bierflaſchenring
und befeſtige über dieſem den Sauger. Er wird durch den Ning
tadellos feſtgehalten, ſo daß er noch lange gute Dienſte leiſtet. H.
Der zeitgemäße Haushalt.
Selbſtbinder aus abgenutzten
Kragen=
ſchonern. Da die unmodern gewordenen Kragenſchoner, an
deren Stelle heute die Sportſchals getreten ſind, zumeiſt nur an
den Rändern ſchadhaft ſind, ergeben ſie noch in der Mitte
aus=
reichendes Material zu modernen ſchmalen Selbſtbindern. In
leichtem Seifenwaſſer ſchnell durchgewaſchen, verleiht man ihnen
durch Eintauchen in kochende Braunsſche Bluſenfarbe einen der
jetzt hochmodernen kräftigen Farbtöne, wie Violett,
Gendarmen=
blau, Saftgrün, Orange oder Purpurrot, gleichviel, ob ſie
ge=
ſtreift oder gemuſtert ſind. Man ſpült ſie in leichtem Eſſigzvaſſer,
ſpürt, empfindet die anmaßende Ueberlegenheit dieſer Dame, bügelt ſie noch halbfeucht von links und ſchneidet ſie nach einem
Sehr lebhafte Frauen lächeln oft zu viel, während ſchweigſame vorhandenen Muſter zu, um ſie über leichter Barchent= oder
wei=
cher Leinenunterlage an den Rändern einzuſäumen. Die
Rück=
ſeite wird am beſten mit einem Reſt einfarbiger anderer Seide
oder weichem Satin abgefüttert.
R.
Schutzgamaſchen bei kalten oder mäßig
war=
viel weniger unangenehm bemerkbar, wenn der Unterkörper gut
durchwärmt iſt. Nach meiner Erfahrung hat ſich nun eine Art
Gamaſche außerordentlich bewährt, die in Form eines weiten
Beinkleides über die Strümpfe und die Unterkleidung gezogen
und mit weitem Zugſaum unter dem Rockbund befeſtigt wird.
Am Fuß= wird dieſe Art Beinkleid gamaſchenartig geſchweift
geſchnitten, mit einer Strippe unter dem Spann feſtgehalten und
rechts und links ſeitlich mit Druckknöpfen oder durchgeknöpft
ge=
ſchloſſen. Beim Tragen von halben Hausſchuhen bildet dieſes
Gamaſchenbeinkleid ein geſchloſſenes Ganzes mit dieſen, und
beim Tragen von Hauspantoffeln kann es an der Ferſe ſoweit
verlängert werden, daß es den Fuß bis zur Sohle deckt, alſo
ebenfalls den ganzen Unterkörper reſtlos verhüllt.
I.
Gegenſtände aus Lackleder, wie z. B. Halbſchuhe,
Stiefel, Beſätze an ſolchen, Portemonnaies, Handtäſchchen,
Gür=
tel uſw. büßen bei längerem Gebrauch ihren Hochglanz ein und
welchem Oel oder Fett nicht nur ergebnislos, ſondern kann das
Uebel nur verſchlimmern. Wendet man jedoch Zwiebel derartig
Haushilfe iſt den Kindern Ordnungsliebe ein unbekannter Be= an, daß mit einer ſaſtreichen Zwiebelhälfte die
betreffen=
den Sachen eingerieben und ſchließlich mit wollenem Lappen
nachpoliert werden, ſo zeigen ſich die Sachen wieder ſehr gut
H. I.
glänzend.
* Statt Tropffläſchchen, die jetzt ſehr teuer ſind,
kann man jedes Fläſchchen gebrauchen, wenn man auf folgende
Weiſe verfährt: Durch Schütteln oder Umkehren macht man den
Stopfen oder Stöpſel unten naß, zieht ihn dann heraus und
beſtreicht mit der ihm anhaftenden Feuchtigkeit den Rand des
keit gegen die Umgebung erſt einmal einwurzelt, da iſt ſie nur Fläſchchens an einer kleinen Stelle. Hier gießt man die
Flüſſig=
keit langſam mit den nötigen Pauſen aus. Sie nimmt den
ihr gebotenen Weg an und tropſt ſo über, wie man will.
Humor vom Tage
B
Scherzfragen.
Wann bleiben 5, wenn man 5 von 5 abzieht?
ige/egv guvF nog uag anglguvg ueute uvi uuegß nggnun
Welches iſt der kleinſte Wald Deutſchlands?
gwvazuzgcs u: unng u12 iheil 8o
16v) geusuaß zuv svg uaps guvazu=gS 128 gauun
Welchen Anſchlag könnte man in der jetzigen Zeit in jedem
Kaufladen anbringen?
uogrza 1of1 vazebgv uuvr Guntsßienlsieig nagzuun
Kah
Spiel und Rätſel.
IE
Re
riunrnuausmi
Bücher=Kryptogramm.
Carl Deubel.
Darmſtädter Silbenrätſel.
al, ar, ba, ce, cho, ci, do, hal, Aus vorſtehenden Silben ſind 8 Wörte
ka, la, lei, lu, ma, ma, na, on, von folgender Bedeutung zu bilden
pa, pe, rak, ri, scop, scha, 1. Katoptriſches Inſtrument zur Her
vorbringung und Vervielfältigung vo.
si, tan, te, tii, ti, us, ze.
Spiegelbildern. 2. Bezeichnung de
buddhiſtiſchen Prieſter in Tibet. 3. Alkoholiſches Getränk. 4. Hervor
ragender theplogiſcher Schriftſteller im 9 Jahrhundert. 5. Hafenpla
auf Java. 6. Stadt in Spanien. 7. Auſtraliſche Pflanzengattung
8. Bezeichnung einer Kategorie von Sinnestäuſchungen.
Die Anfangsbuchſtaben ergeben, von oben nach unten geleſer
den Namen eines vor langen Jahren untergegangenen, in nächſte
Nähe Darmſtadts belegenen Dorfes.
A. Thomas.
Ordnungs=Rätſel.
Flitter, Friedrich, Bernhard, Urlaub, Indianer, Reiter.
Man ſchreibe obige Wörter buchſtabenweiſe ſo untereinander
daß zwei ſenkrechte Reihen, abwärts geleſen, zwei Gegenſätze nenner
Carl Deubel.
Streichholz=Räiſel.
Nummer
ank
Arbeiterſch
Leus
Durch Umlegung von 5 Hölzchen erſcheint ein Federvieh.
Carl Deubel.
Rätſel.
469. Was männlich ein Gebirge iſt. — Sächlich aus den Bäumen fließ
men Wohnräumen. Die mäßige Zimmerwärme macht ſich 470. Ein Landſäugetier und ein Fiſch ohne Haupt, — Das gibt ei
Gebirge, auch wenn Ihr’s nicht glaubt.
471. Als ich unterm Worte ſaß, — In der Hand das Wort ohn Fuß,
Fiel’ mit l als neuem Schluß — Mir das Wort auf meine Nct
Auflöſungen.
Diamant=Rätſel:
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Darmſtädter Silbenrätſel: 1. Dati. 2. Iſenburg. 3. Elborus
4. Lherzolith. 5. Ujmezö 6. Degerloch. 7. Wippe. „Die Ludwigshöhe‟
Scherz=Rätſel: Mark, Quark, ſtark.
Rätſel: 467. Hirſau, Hirſch. 468. Ein Gaſt. Gaſtein.
Verantwortlich: Max Streeſe.
Flikka, die Hündin.
Von Dorothea G. Schumacher.
Der Lappländer Helmer Spjautil nahm ſeinen
Schlitten=
hunden das Geſchirr ab und guckte in ſein Zelt, aus welchem
beizender Qualm drang.
„Haſt Du das Eſſen fertig, Storspenna?”
Die Frau ſaß mit ihrem auf ein Brett gebundenen
Säug=
ling neben dem über dem Feuer hängenden Keſſel, worin der
Abendbrei kochte. Johlend ſprang Flikka, die Hündin, umher,
froh, ihrer Zuglaſt entledigt zu ſein. Rollend und tollend rannte
das ſchöne Tier über die Weiden und dann ins Zelt zurück,
wo es Frau und Kind umſprang.
Die Frau ſtand jetzt auf, füllte den Brei in Holznäpfe, auch
für Flikka einen, und rief den Mann zum Mahle, während ſie
ihrem Kinde die Bruſt gab.
Es dunkelte; ein eiſiger Wind heulte draußen. Die Hündin
ſchleckte gierig ihren Napf aus und heſtete dann große, feuchte
ſchmerzlich fragende Augen auf Mann und Frau — Augen, die
viel zu fragen hatten.
„Es iſt etwas Seltſames mit Flikkas Augen,” meinte
Storspenna zu ihrem Manne, der ſeine Pfeife mit einer Art
Moos ſtopfte.
„Ja, ſie iſt die brabſte und tüchtigſte in meinem Geſpann,
und ich möcte ſie nicht miſſen.”
Flikka, als verſtünde ſie, ſah vom Herrn zur Frau, ganz ſo,
als wolle ſie ſagen: „Ich habe Euch lieb, aber ich werde nicht
immer bei Euch ſein können.”
Nach einer Weile begann Helmer wieder:
Ein anderer Lappenſtamm, der von drüben, iſt wieder in
der Nähe! Sie lagern hinterm Gletſcherberg und haben an die
fünftauſend Renntiere mit ſich. Aber ſie gehen nicht in die
Kitche, die uns die Schweden gebaut haben, ſondern ſie haben
ihren alten Göttern Tjermer und Liok eine Opferſtätte
herge=
richtet.”
Storspenna meinte begütigend:
„Tjermer und Liok waren vor Jahrzehnten auch unſere
Götter. Aber warum erzählſt Du das ſo unwillig, Helmer?
Mernſt Du, daß einer von jenen Lappen uns heute noch Beſuch
abſtattet?” Sie wiegte den entſchlummernden Säugling. Giſiger.
blies der Sturm von Norden über die Lappenweiden. Stors=
penna führte Flikka hinaus zu den übrigen im Hundeverſchlag,
band die ſtark Widerſtrebende, klagend Winſelnde dort feſt und
ſchob den Holzriegel vor.
Zurückgekommen, ſchloß ſie die Türöffnung des Zeltes und
öffnete oben die Rauchklappe.
Als es völlig dunkel geworden war und Storspenna ſich
bereits anſchickte, Felle und Decken zur Nachtruhe auszubreiten,
überſchrie draußen eine junge Männerſtimme den Sturm.
Spjautil guckte vorſichtig hinaus und erkannte in dem, welcher
draußen ſtand, einen angeſehenen Lappländer aus dem
erwähn=
ten heidniſchen Stamme. Der junge Menſch war ihm dadurch
bekannt, daß er ſich vor Jahresfriſt geweigert hatte, ſeine in
Geburtsnot geſtorbene Frau auf dem chriſtlichen Gottesacker der
ſchwediſchen Kreiskirche beerdigen zu laſſen, und daß er ſie auf
Heidenart drüben am Opferhügel begraben.
„Wohnt hier der Spjautil?” ſchrie er durch den Sturm.
„Ich bin es, Du; ich kenne Dich auch, denn ich hab' von den
Geſchichten gehört, die Du hier gemacht haſt,” antwortete
Spjau=
til mißgelaunt.
Der Heide machte eine abwehrende Bewegung.
„Laß mich nur für kurze Zeit zu Dir herein, mich treibt ja
die Herzensnot geradezu Dir — und zu —
Beide Männer ſahen ſich dunkel an.
Drüben heulten die Hunde im Verſchlag; daraus tönte
Flikkas klagendes Winſeln.
„So komm herein! Sprich etwas! Aber, guter Gott, was
hat nur Flikka?”
Der Fremde zog ſeinen naſſen Lederkittel herunter, den
Storspenna übers Feuer hing. Hierauf bot ſie ihm eine Flaſche
ſchwediſches Bier. Er lehnte ab — er ſchien wie von innerer
Not gepeinigt.
„Ich komme — ich kemme wegen Eurer Hündin!”
Spjautil blickte ſeine Frau an, als wolle er ſagen: „Der
Hund iſt uns nicht feil!“
Der Heide erriet wohl ſeine Gedanken:
„Ich will ihn nicht eben kaufen — aber Ihr werdet ſehen —
hört mich an! Ihr wißt, daß mein liebes Weib vor Jahresfriſt
ſtarb, meine junge, zarte Sokka, meine Blume, mein Glück—
Sokka Er preßte die nervige braune Fauſt auf ſein Herz.
„Ihr wißt, Ihr Chriſten wißt es noch, was unſere Urmütter
ſagten: die Seele verläßt den Leib und wandert . . . wandert
und kehrt in ein Tier ein!” Entſetzt ſtarrte Storspenna. Spjat
til ſprang auf:
„Und was iſt mit Flikka, der Hündin?”
„Sie trägt in ſich meines — Weibes — Seele!”
Der Heide ſprach langſam, dumpf, mit geſchloſſenen Augei
Spjautil griff ihn am Arm:
„Wenn das wahr ift, Deine heidniſche Geſchichte da,
müſſen wir ſehen! Aber die Hündin ſoll ſelbſt entſcheiden.”
Storspenna, erſt ſtumm vor Entſetzen, flüſterte:
„Weiß Gott, Spjautil, Flikka iſt mir doch immer ſo abſonde
lich vorgekommen — vielleicht.
Helmer Spjautil war ſchon draußen. Durch das dicht
Schneegeſtöber taſtete er ſich zum Hundeverſchlag, wo das Tie
ſich ihm bereits mit jauchzenden Lauten entgegenwarf. Er 15ſ
es von der Halfter und führte es durch das tiefe Dunkel
das trübe erleuchtete Zelt. Da ſaß der Heide, heftete ſtarre groß
Augen auf Flikka — dann öffnete er die Arme, ſie zu empfange
— und mit einem gellenden Laut ſprang die Hündin auf ihn zu
Eine lange Zeit ſaß der Heide ganz verſtummt und hielt di
Hündin umfaßt.
Dann ſtand er entſchloſſen auf und ſchritt in die Sturn
nacht hinaus, während Flilka ihm geſenkten Hauptes auf der
Fuße folgte.
Wogende Lilien.
Franz Thalfried.
Auf dem trauten See des Waldes
Spielen Wellen froh im Wind,
Und die Lilie wiegt ſich leiſe
Ueberm Waſſer klar und lind.
Aber tief im ſtillen Grunde
Wurzelt ſtet und feſt ihr Fuß,
Trotzt dem Drohen wilder Wogen
Bei des Sturmes rauhem Gruß. —
Und ich denke an die Welt,
An die Kinder dieſer Erde:
Suche jedes feſten Grund,
Daß es nicht verſchlagen werde.