Darmstädter Tagblatt 1923


18. Januar 1923

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Nummer 17

Donnerstag, den 18. Januar 1923

Einzelnummer 50.00 Mk.

Rigoroſes Benehmen der
Beſatzungsbehörde.
Empörung der Arbeitervertreter.
Androhung weiterer Sanktionen.
Düſſeldorf, 17. Jan. (Wolff.) Unter dem Vorſitz des
Generals Simon" fanden heute zwei getrennte Sitzungen mit
Vertretern der Arbeitgeber= und der Arbeitnehmerſchaft ſtatt, an
denen auch Regierungspräſident Dr. Grützner teilnahm.
In der erſten Sitzung waren von deutſcher Seite 9 Vertreter
der bedeutendſten Werke, des rheiniſch=weſtfäliſchen Induſtrie=
gebietes
anweſend. Außer General Simon wohnten der Sitzung
General Donvignes, Generaldirektor Coſte und die übrigen Mit=
glieder
der Kontrollkommiſſion bei. Simon teilte mit, die Herren
ſeien geladen worden, um den Befehl des Generals Degoutte
entgegenzunehmen. Donvignes verlas darauf dieſen Befehl, der
in die Beſitzer der Ruhrbergwerke gerichtet iſt. Darin wird ihre
Veigerung zur Kohlenlieferung feſtgeſtellt. Sie werden zum
etzten Male aufgefordert, morgen früh die franzöſi=
chen
Kohlenlieferungen wieder aufzunehmen.
Die erſte Sanktion gegen das Verbot der deutſchen Regierung
jeſtehe in der Beſetzung Dortmunds, die heute früh bereits
urchgeführt worden ſei. Sollte der Widerſtand fortdauern, dann
pürden weitere Sanktionen erfolgen. Während der Be=
ehl
an die 9 Vertreter der Werke berteilt wurde, erklärte der
Heneral weiter, daß die wichtigſten Beſitzungen der Großindu=
triellen
in dem Beſitz der franzöſiſchen Truppen ſeien und wei=
erer
Widerſtand von den ſchlimmſten Folgen begleitet ſein
vürde.
Regierungspräſident Dr. Grützner wünſchte
as Wort zu einer Erklärung, das aber verweigert wurde.
Er bat nun um Aufklärung, warum ihm der Befehl zugegangen
ei, über die Lage der Fabriken und den Sitz der Direktoren
er Werke in den nicht beſetzten Städten Elberfeld und Barmen
luskunft zu erteilen. Die Antwort wurde ihm ver=
veigert
. Obwohl der Regierungspräſident wiederholt bat,
eine Erklärung entgegenzunehmen, wurde die Sitzung für ge=
chloſſen
erklärt.
Dann wurden die Vertreter der Arbeiter hereingerufen. An=
peſend
waren die Vertreter der chriſtlichen Gewerkſchaften, der
reien Gewerkſchaften, der Hirſch=Dunkerſchen Geweikſchaften, der
vie die Unioniſten. Die Letzteren waren im Widerſpruch mit der
vom Regierungspräſidenten abgegebenen Erkkärung eingeladen
vorden. Donvignes verlas im Auftrage Degeuttes eine Erklä=
ung
, in deren erſten Abſatz es heißt, er bedauere, feſtſtellen zu
nüſſen, daß die Induſtriellen die Lage noch zu ver=
chleiern
ſuchten, die durch den böſen Willen der
eutſchen Regierung bereits ſo ſchwierig geſtaltet ſei.
Bei dieſen Worten erhob ſich der Regierungspräſident Dr.
Brützner und erklärte, daß dieſer Sakz eine Beleidigung
ſer deutſchen Regierung enthalte, die es ihm unmöglich
nache, der Sitzung weiter beizuwohnen. Er verließ darauf mit
einem Vertreter das Zimmer.
Die Erklärung an die Bergarbeiterorganiſationen wurde zu
Ende geleſen und jedem einzelnen der Arbeitnehmervertreter
iberreicht, wobei General Simon betonte, daß die Beziehungen
wiſchen den Gewerkſchaften und der franzöſiſchen Beſatzungs=
ſehörde
in Düſſeldorf ſt’ts die beſten geweſen ſeien. Die Be=
atzungsbehörde
habe ſtets alle Wünſche der Arbeiterſchaft ent=
ſegengenommen
und ihnen zu entſprechen verſucht. Simon for=
ſerte
die Vertreter der Arbeitnehmerſchaft auf, ſich bei ihren Ge=
verkſchaften
in Düſſeldorf zu erkundigen, ob das nicht richtig ſei,
und betonte, daß der Zuſtand der Freiheit der Arbeiter in Düſſel=
ſorf
jetzt nicht zu vergleichen ſei mit dem, den ſie früher gehabt.
Die Beſatzungsarmee ſei niemals der Feind der arbeitenden Be=
lölkerung
geweſen. Darauf wurde die Sitzung für geſchloſſen
erklärt.
Die Arbeitervertreter waren empört, daß ſie
ediglich zur Entgegennahme eines Schriftſtückes eingeladen wor=
den
waren. Einſtimmig erklärten ſie, aus ſolchem Anlaß kämen
ie niemals wieder nach Düiſſeldorf.
Weitere Ausdehnung der Beſetzung?
Eſſen, 17. Jan. (Wolff.) Alle Anzeichen deuten darauf
nin, daß heute ein: weitere Ausdehnung der Beſetzung geplani
ſt. Die Eiſenbahnen melden ſtarke Truppentransporte in öſt=
icher
Richtung, ſo heute morgen, weitere ſieben Züge. Dort=
nund
, das von 1500 Mann beſetzt iſt, die unter dem Befehl der
Benerale du Viſy und Ramont ftehen, wurde den größeren
Truppenabteilungen paſſiert, die öſtlich, ſüdlich und ſüdöſtlich
veiterziehen. Zwiſchenfälle von beſonderer Bedeutung haben ſich
nirgends ereignet.
* Verlin, 17. Jan. (Priv.=Tek.) Um 4 Uhr wird aus
Eſſen gemeldet: Am heutigen Tage wurden folgende Ortſchaſ=
ſen
beſetzt: Haltern und Sörde, daneben die Landorte Lanſtiop,

ter, Hagen, Paderborn und Bielefeld beabſichtigt ſei.
Paris, 17. Jan. (Wolff.) Guſtave Hervs ergeht ſich in
einem Leitartikel des halbamtlichen Petit Pariſien in folgender
Zukunftsphantaſie:
Eine ſo heikle Operation wie die Beſetzung des Nuhrgebiets
ſnuuß zu Ende geführt werden. Angeſichts des Widerſtaudes der
deutſchen Regierung darf nicht damit gezögert werden, das
Ruhrgebiet und das ganze Rheinland, das wir beſetzt halfen,
nuit einer Zollgrenze zu umſchließen. Die Erzeugniſſe dieſer Be=
mimt
ſind, dür=
zir

Widerſtand anhält, muß noch weitergegangen werden und aus
dem Rheinland und bem Ruhrgebiet, d. h. aus dem Gebiet an
beiden Rheinufern, ein unabhängiger Staat wie Belgien und
Holland gemacht werden, den man militäriſch neutraliſieren un
vom Deutſchen Reich lostrennen mut

Vom Tage.
Wie das Berliner Tageblatt mitteilt, wird die Reichsregierung ihre
Beratungen über die gegenwärtige Lage unter Hinzuziehung von Mit=
gliedern
der preußiſchen Regierung fortſetzen. Es ſoll eine Herabſetzung
der Polizeiſtunde und das Verbot aller öffentlichen Tanzluſtbarkeiten
erörtert werden.
Am Mittwoch dormittag begannen im Reichsernährungsminiſterium
Beſprechungen mit den Gewerkſchaftsführern aller Richtungen, worin die
Ernährungslage erörtert werden ſoll. Die Gewerkſchaften fordern Sicher=
ſtellung
der Brotverſorgung und Einſchränkung der Einfuhr von Luxus
waren.
Von der franzöſiſihen Befatzungsbehörde iſt die Berliner Illuſtrierte
wegen einer Abbildung in Nr: 3 für das beſetzte Gebiet verboten worden,
Die Verkehrs= und Betriebslage im Direktionsbezirk Eſſen bei der
Eiſenbahn iſt vollſtändig normal. Geſtern wurde die übliche Anzahl
Wagen angefordert und geſtellt. Züge mit Repargtionskohle ſind nicht läſſig ſein muß,
herausgegangen, andere Kohſenzüge ſind normal befördert worden.
Der Reichskohlenkommiſſar hat den Zechenbeſitzern erneut die Liefe=
rung
von Kohlen an Frankreich und Belgien im Hinblick auf den Einbruch
in das Ruhrgebiet ausdrücklich verboten.
Wie wir erfahren, iſt die für kommenden Freitag einberufene Voll=
verſammlung
des Reichskohlenrates, der man im Hinblick auf die Er=
eigniſſe
im Nuhrgebiet beſonderes Intereſſe entgegenbrachte, im letzten
Augenblick abgeſagt und auf unbeſtimmte Zeit verſchoben worden, da
eine ganze Reihe von Arbeitgeber= und Arbeitnehmerverbänden,
deren Anweſenheit unbedingt erforderlich wäre, zur Zeit aus naheliegen=
gen
Gründen, das Ruhrgebiet nicht verlaſſen können.
Zum Leiter der Preſſeabteilung der Reichsregierung iſt Miaiſterial=
direktor
Heilbron ernannt und beſtellt worden.
Wie die Voſſ. Ztg. erfährt, hat das Reichsernährungsminiſterium
das Erſuchen, den Zuckerpreis abermals zu erhöhen, abgewieſen. Es hat

nächſt bis zum 15. Februar vie er iſt.
Der B. Z.=Korreſpondent erfährt, an maßgebender Stelle, daß es
Stinues gelungen ſei, von einer Gruppe Londoner Banken einen Kre=
dit
von zwei Millionen Pfund Sterling zu erhalten zum Ankauf von
1,5 Milſienen Tonnen Kohlen.
Sicheren Nachrichten aus deut Ruhrgebiet zufolge, hat nach dem Vör=
bild
des Kohlenſundikats die zuſtändige deutſche Behörde alle Belege und
Akten über die Erhebung der Kohlenſtener aus den Zollämtern fort=
ſchaffen
laſſen.
Nach einer Meldung aus Zohannisburg hofft man, daß der ſüd=
afrikaniſche
Steinkohlenhandel infolge der Beſetzung des Ruhrgebietes
ſich wieder erholen werde.
Wie aus Neu=York gemeldet wird, dementiert das Staatsdepartement
auf das energiſchſte alle Meldungen, nach denen der amerikaniſche Ver=
treter
einen neuen Reparationsvorſchlag Amerikas bekannt geben wird.
Dollarkurs in Frankfurt am 17. Jgnuar,
abends 1½7 Uhr: 18700.

Abgeblitzt!
TU. Stettin, 17. Jan. Wie die Oſtſee=Zeitung meldet,
hatte die Stettiner interalliierte Kommiſſion für den kommenden
Donnersag eine neue Beſichtigung des Hauptverſorgungsamts
Stettin beabſichtigt. Auf die Benachrichtigung davon hat de

worden iſt,entfällt für mich auch die Grundlage für di= Tätigkeit
der Interalliierten Kommiſſion. Ich kann daher zurzeit die für

den 18. Januar beabſichtigte Beſichtigang des Amts oder eines
der mir unterſtellten Aemter nicht geſtatten.

Paris, 17. Jan. (Wolff.) Die Reparationskom=
miſſion
, die heute die deutſchen Vertreter über die Lieſerung
von Benzol an Italien auf Reparationskonto anhören ſollte, iſt,
wie die Havasagentur mitteilt, geſtern von der Kriegslaſten=
konitiſſion
davon benachrichtigt tvorden, daß die deutſche Regie=
rung
ihren Erklärungen, die ſie ſchon früher abgegeben habe,
nichts hinzuzufügen habe. Sie verzichtet deshalb, gehört zu
werden.
Die Reparationskoymiſſion hat unter dieſen Umſtänden
heute keine Sitzung abgehalten. Sie wird erſt am Freitag in der
Frage der Benzolbelieferung eine Entſcheidung treffen und
außerdem über Fragen von untergeordneter Bedentung beraten.
Bis heuze, ſo ſchließt die Havasagentur, ſei der Tag, an dem die
Bedingungen über das Deutſchland für 1923 zu bewilligende
Moratorium diskutiert werden ſolle, noch nicht feſtgelegt worden.
Die Kohlenverſorgung der Reichsbahn.
Berlin, 17. Jan. (Priv.=Tel.) Die im Augenblick un=
gewiſſe
Lage der Kohlenverſorgung macht ſich uatur=
gemäß
auch bei der Reichsbahn bemerkbar. Erfreulicherweiſe
iſt es ſvährend des Somers möglich geſeſen, gewiſſe Neſerven
anzuhäufen, die freilich nicht ſo groß ſind, als die Beſtände vor
dem Kriege zu ſein pflegten. Doch dürfte, wie wir von gut in=
farmierter
Seite erfahren, vorderhaud eine Beſchränkng des
Verkehrs nicht eintreten, es ſei denn, daß die Franzoſen im
Ruhrgebiet den Kohlenugehſchub unterbinden. Jedenfalls reichen
die Kohlenbeſtäünde der Reichsbahn für die nächſten Wochen, in
denen ja wohi eine Klärung der Late eintreten dürfte.
1. Berlin, 17. Jan. Wie bereits bekaunt iſt, hatte der
badiſche Arbeitsminiſter Dr. Enaler die intereſſanto Tatſache mit=
geteilt
, Frankreich habe verſchiedenen füddeutſchen Gebietsteilen
einze beſſere Kohlenlieferung in Ausſicht geſtellt, doch habe Baden
dieſe einſeitige Bevorzugung ausgeſchlagen. Nunnehr meldet
ein Pariſer Telegramm des B. T., daß nicht nur ein badiſcher
Kohlenzug nicht abfahren durfte, ſondern auch andere Hohlen=
transporte
umgeladen und nach Weſten dirigiert wurden. Das
ganze Kohlengebiet ſoll abgeſperrt werden.

Elſaß=Lothringen und die Ruhr=
beſetzung
.
Von Dy. Karl Brilſl.
Der Eindruck der neueſten Gewaltpolitit Frantreichs in
elſaß=lothringiſchen Kreiſen iſt von beſonderem Jutereſſe, ein=
ial
, ibeil wir es hier mit einer Bevölkerung zu tun haben, die
durch die geſchichtliche Entwickelung zu einer eigen gearteten Ein=
ſtellung
gegenüber den Nachbarn in Oſt und Weſt gekommen iſ
zum anderen, weil dem Lande die Dinge im weſentlichen durch=
aus
in der Friſierung der Pariſer offiziellen Preſſemeinung vor=
geſtellt
werden, und endlich deshalb, weil aus den Urteilen in
dieſem außenpolitiſchen Fragenkreis ein gewiſſer Rückſchluß auf
die Stimmung im befreiten Elſaß=Lothringen überhaupt zu=
Soeit die öffentliche Meinung des Landes aus den
Aeußerungen der Preſſe geleſen werden ſoll, iſt beſondere Vor. am Platze. Die Haltung der Blätter iſt ſo ſtark bedingt
von den oft ſehr verkannten Rückſichten auf die innerpolitiſchen
und die ſpeziell einheimiſchen Jutereſſen, daß recht vieles und
recht Weſentliches ungeſagt bleibt, oder nur zwiſchen den Zeilen
zu leſen iſt.
Die großen Blätter der katholiſchen und der demokratiſchen
Kreiſe ſind im vorliegenden Falle dadurch ſtark geheynt, daß
fie als die Preſſe des nationalen Blocks deſſen auswärtige
Politik zu decken die Verpflichtung fühlen. Wenn auch Blätter
dieſer Nichtung zum Ausdruck bringen, daß die Meinung des
Landes gegen das franzöſiſche Vorgehen ſtarke Zweifel hinſicht=
lich
der ganzen Art der Aufmachung wie auch der Begründung
und Erſolgsſicherheit hegt, ſo darf man daraus getroſt ſchließen,
daß die Stimmung im allgemeinen ablehnend dieſen neu=
eſten
Abenteuer gegenüberſteht. So verdient die Stimme etwa
des Elſäſſer Kuriers, des großen deutſchſprachigen Kol=
marer
Blattes, erhöhte Beachtung, wenn hier außerordentlich
vorſichtig angedeutet wird, daß das Vorgehen Poinca=
rés
heftiger Kritik begegne. Eine gewiſſe Bewegung
hat ſich der öffentlichen Meinung bemächtigt, vorab im Elſaß,
wo man dergleichen Vorgänge mit einer Spannung verfolgt, die
ſich erklärt aus dem allernächſten Intereſſe, das unſere Provinz
an Verwicklung oder Abwicklung der deutſch=franzöſiſchen Diffe=
renzprobleine
hat. Die Gerüchte, die umgehen, und die Redens=
arten
, die zu hören ſind, die Kommentare und Diskuſſionen in
Kreiſen der Intellektuellen oder in Volkskreiſen ſind intereſſant
genug und geben demjenigen, der ihnen mit ernſter Reflektion zu
lauſchen eiß, ein recht buntes Bild der Stimmnung. (1!) Be=
züglich
der etwa zu erwartenden Reſultäte dieſes neuen Vor=
gehens
darf man ebenſo kühl und illuſionslos ſich ſeine Gedan=
ken
machen, mit dem frommen Wunſche, der Erfolg möge die
beſcheidene Erwartung um einiges überſteigen. . . Eine ſchwere
Aufgabe iſt Frankreich und ſeinen Vertretern geſtellt mit dem
Plan einer Ausbeutung der Schätze eines deutſchen Juduſtrie=
gebietes
, welches, man beachte das wohl, nicht ſtaatlicher Beſitz,
ſondern privates Eigentum iſt. Es iſt nicht recht einzuſehen,
was eine franzöſiſche Beſatzung irgendwelcher Art im Falle eines
Streiks tun könnte, noch auch welche weiteren Folgen dies nach
ſich zöge. Gegenüber der unbekümmerten Miene der franzöſi=
ſchen
Zeitungen muß der Elſäſſer Kurier betonen, daß unſer
ernſtes und nachdenkliches Temperament es nicht geſtattet, die
Dinge ſo leicht zu nehmen. Wir ſtannen beinahe über dieſe
Sorgenfreiheit.
Viel entſchiedener iſt die Ablehnung des ganzen Unterneh=
miens
naturgemäß in den Blättern der Linken, als deren be=
zeichnende
Vertreter die Straßburger Freie Preſſe
(ſozialiſtiſch) und die Straßburger Republique ( radikal=
ſozialiſtiſch
) anzuſprechen ſind. Dieſen Blättern fehlt die Be=
laſtung
mit der Rückſichtnahene auf die Haliung der Kammer.
linter dieſer Flagge des Proteſtes gingen die Verſammlnn=
gen
, die die Sozialiſten und nach ihnen die Kommuniſten ver=
ſchiedenerorts
einberufen haben, und deren voller Erfolg und
ſtets überaus ſtarker Beſuch erneut bewieſen hat, daß das Elſaß
und Deutſch=Lothringen für die cauviniſtiſche Taktik und das
Säbelraſſeln der Herren in Paris nicht das mindeſte übrig
haben. Ausdrücklich ſtellt die Republique in ihrem Bericht über
die erſte dieſer Verſammlungen, die den Straßburger Aubette=
ſaal
füllte, feſt, daß ſich das Auditoriumt augenſcheinlich nicht
allein aus Angehörigen der ſozialiſtiſchen Partei zuſammen=
ſetzte
, ſondern aus parteilich verſchiedenfarbigen Elementen, die
durch ihren Applaus beſvieſen, daß ſie mit der von den Sozia=
liſten
ergriffenen Initiative voll und ganz einverſtanden ſind.
Intereſſant iſt auch die Aufmachung ſolgender Meldung ber
Straßburger Freien Preſſe vom 9. Januar: Ueberall Truppen=
bewegungen
im Elſaß: Während Herr Poincaré die Stiru hat,
in Paris äußerſt harmlos zu tun, ſo, als ob vom Einmarſch in
die Ruhr gar keine Rede wäre und als ob an Truppenaufgebote
gar nicht gedacht würde, werden aus ganz Elſaß=Lothringen
Truppenbewegungen und Truppenkonzentrationen gemeldet, ſo
aus Straßburg, Metz und Kolmar. Zahlreiche Eiſenbahnbeamte
haben außerdem Befehl erhalten, ſich bereit zu halten, und
andere ſind ſchon in großer Zahl abgereiſt.
Der Herausgeber der Republique, Camille Dahlet, erklärt
ſeine ablehnende Haltung gegen das Ruhrabenteuer mit der
verunglückten Retorſions=Maßnahme Poincarés, mit der er ſich
und uns tüichtig in die Neſſel geſetzt hat. Er ſagt daher:
Wenn ſich Herr Poincaré das Sanktionsabenteuer nicht beſſer
überlegt hat als das Netorſionsabenteuer, ſo iſt es ſchlimm, und
kein Menſeh weiß, wohin er uns führt.
Zur Beleuchtung der Leutchen, die im entſcheidenden Augen=
blick
imer auf der Bildfläche erſcheinen, um im Namen des
Elſaß in Chauvinismuts zu machen, hier noch ein Auszug aus
dem Telegramm der Ligue des Alſaciens=Frangais
an Poincaré: Nach der Republigue wverden ihm darin die Glück=
lunfſiſche
für den Akt nationaler Energie ausgeſprochen, der
die Deutſchen zwingen wird, die Ruinen, die ſie Fraukreich und
der Menſchheit geſchlagen haben, zu reparieren. Weshalb dieſe
Herren nie in der breiten Oeffentlichkeit ſich zeigen?! Etwa in
jener großen Straßburger Volksverſammlung ?!

Die heutige Nummer enthält die Hochſchulbeilage.

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2

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 18. Januar 1923.

Nummer 17.

Unter franzöſiſcher Knute.
Erhebung der Kohlenſtezer auf Konto der
Alliierten.
Errichtung einer Zollinie im Rheinlaud und im Ruhrgebiet.
Düſſeldorf, 17. Jan. (Wolff.) In dem Befehl an die
Bergswerksbeſitzer des Ruhrgebietes heißt es: Ich habe der
Auftrag, Ihnen zu wiederholen, daß die Ihnen erteilte Anwvei=
ſüng
des Reichskohlenkommiſſars der Anordnung der Beſatzungs=
behörde
keinen Abbruch tun kann. Deshalb wiederhole ich, und
zwar das letzte Mal, daß Sie ab morgen die Verſendung wieder
au nehmen müſſen gemäß dem erteilten ſchriftlichen Befehl. Jch
füge hinzu, daß, falls Sie in Ihrer Haltung verharren, wei=
tere
Sanktionen verhängt werden.
In der Erklärung an die Vextreter der Bergarbeiterorgani
ſaticnen des Ruhrgebietes heißt es: Die Beſatzungsbehörde ird
ihr möglichſtes tun, damit das Arbeitsverhältnis und die wirt=
ſchaftliche
Lage der Bergarbeiter des Ruhrgebietes nicht durch
Zuſtande erſchwert wird, wofür die Verantwortung einzig und
ailein den Induſtriellen und der deutſchen Regierung zuſteyt.
Paris 17. Jan. (Wolff.) Die Havasagentur berichtet
übe, die nächſten Maßnahmen: Infolge der geſtern feſtgeſtellten
Verfehlung Deutſchlands bei den Kohlenlieferungen hätten ſich
die franzöſiſche und die belgiſche Regierung entſchloſſen, ſofort
auf Konto der Alliierten die Kohlenſteuer im
befetzten Gebiet und im Ruhrgebiet zu erheben. Italien werde
ſich dieſer Maßnahme anſchließen, Weitere Sanktionen
ſeien der Gegenſtand von Beratungen zwiſchen den drei
alliierten Regierungen, und zwar infolge der zwei weiteren von
der Reparationskammiſſion feſtgeſtellten Verfehlungen in den
Vieh= und Holzlieferungen, nämlich die Kontrolle der Do=
minialwälder
. Dieſe werde vorbereitet und ferner die
Errichtung einer Zollinie im Rheinland und im
Rührgebiet geprüft.
Paris, 17. Jan. (Wolff.) Wie die Havasagentur berichtet,
haben geſtern ſechs der Zechenbeſitzer aus dem Bezirk von Eſſen
die Requiſitionsorder erhalten, weitere Requiſitions=
befehle
ſollten geſtern noch abgehen, ſo daß ſämtliche Gruben=
beſitzer
jetzt im Beſitze der Requiſitionsorder ſein werden. Die
Grubenbeſitzer würden einzeln für die Ausführung ihrer Ver=
pflichtung
haftbar gemacht werden, d. h. es wird ihnen mit dem
Prozeß vor dem Militärgericht gedroht, falls ſie ſich
dem Befehle nicht unterwperfen, der diesmal nicht von den Zivil=
behörden
, ſondern von den franzöſiſchen Militärbehörden aus=
gegangen
iſt.
Düſſeldorf, 16. Jan. (Wolff.) Fritz Thyſſen wurd=
heute
mittag dor den Generalſtab des Brückenkopfes Düſſeldorf
geladen. Im Auftrage des Generals Degoutte erklärte General
Simon ihm und den mit ihm geladenen Herren Generaldirektor
Keſten, Bergaſſeſſor Runge und Direktor Wüſtenhöfer, baß ſie,
wpenn ſie bei ihrer ablehnenden Haltung blieben, von jetzt an
unter gerichtlichem Verfahren ſtehen würden, Sämtliche Herren
erklärten auf Befragen, daß ſie auf ihrem bisherigen
Standpunkt verbleihen müßten.
TU. Paris, 17. Jan. Der Vertreter von Krupp, Thomas,
hatte nach der Zuſammenkunft mit General Simons eine kurze
Unterredung mit dem Vertreter des Petit Pariſien, dem er er=
klärte
: Wir ſind bereit, vor ein Kriegsgericht geſtellt zu werden
und unſere Verurteilung erwarten wir. Gefängnisſtrafen wer=
den
wir ertragen, jedoch werden wir beſtimmt keine Kohlen
liefern.
* Paris 17. Jan. (Priv.=Tel.) Nach Informationen aus
amtlichen Pariſer Kreiſen haben ſich im Ruhrgebiet keine weite=
ren
Zwiſchenfälle ereignet. Die Reguiſitionsmaßnah=
men
ſchreiten in wünſchenswerter Weiſe ſort. Der prſchiedent=
lich
angetroffene deutſche Widerſtand habe in hieſigen Regie=
rungskreiſen
keine Ueberraſchung hervorgerufen. Man erwarte
noch weitere Schwierigkeiten von ſeiten der deutſchen Regierung
und der rheiniſchen Schwerinduſtriellen. Aber es ſind Maßnah=
men
getrofſen, alle ernſteren Hinderniſſe zu beſeitigen, Maß=
nahmen
, die gleichzeitig Deutſchland zur Willfährigkeit gegen=
über
Frankreich und Belgien zwingen werden.
Eſſen, 17, Jan. (Wolff.) Von franzöſiſcher Seite wird
mitgeteilt, daß als eine der angedrohten Sanktionen in kom=
mender
Nacht eine große Anzahl leerer Eiſenbahnwaggons be=
ſchlegnahmt
werden ſoll. Weiter ſollen die Schiffe, Schlepper
und Kähne, die ſich auf dem Rhein= und dem Rhein=Herne=Kanal
befinden, ebenfalls beſchlagnahmt werden.
Eſſen, 17. Jan. (Wolff.) In Buer=Erla ließ ein franzöſi=
ſcher
Major den Polizeikommiſſar einige Stunden ein=
ſperren
, weil der Beamte innerhalb der ihm geſetzten Friſt
nicht die für das Nachtquartier der Truppen angeforderten 12 voll=
ſtändige
Betten mit Geſtellen, 30 weitere Betten und 450 Stroh=
ſäcke
beſchaffen konnte. Es gelang ſchließlich, die Forderung auf
die Hälfte herabzuſchrauben, doas aber für die Stadt noch immer
eine ſchwere Millionenausgabe bedeutete, da die Strohſäcke, von
denen das Stück 5000 Mark koſtet, gekauft werden mußten.

Eſſen, 17. Jan. (Wolff.) Die deutſchen Induſtriellen, die
nach wie vor auf dem Standpunkt beharren, nur der deutſchen
Behörde zu folgen, haben nicht die Hand gerührt, um den Be=
fehlen
, die ihnen geſtern namens des Generals Degoutte über=
mittelt
worden ſind, nachzukommen. Man erwartet jeden Augen=
blick
neuerliche franzöſiſche Zwangsmaßnahmen. Bisher iſt um
11 Uhr vormittags auf allen größeren Zechen nichts beſonderes zu
verzeichnen. Sie wurden weder beſetzt noch irgendwelcher Kon=
trolle
unterſtellt. Sowohl in Arbeitgeber= als in Arbeitnehmer=
kreiſen
ſieht man den erwarteten franzöſiſchen Maßnahmen mit
kühler Ruhe und Entſchloſſenheit entgegen. Es kennzeichnet die
Stimmung, wenn die Eſſeuer Volkszeitung ſchreibt: Dieſe Re
densarten, mit denen der franzöſiſche General die Gewerkſchafts=
vertreter
ködern wollte, werden die erhoffte Wirkung nicht haben.
Die Deutſche Bergwerkszeitung ſchreibt, daß die geſtrige Düſſel=
dorfer
Sitzung klar und deutlich gezeigt habe, daß die Beſtrebun=
geit
der Franzoſen auf der ganzen Linie zum Scheitern ver=
urteilt
ſind, daß vielmehr die Einheitsfront zwiſchen Unterneh=
mertum
und der Arbeiterſchaft unverbrüchlich weiter beſteht.
Berlin, 17. Jan. Falls eine Konfiskation der
Bergwerke erfolgen ſollte, und die vorhandenen Kohlen be=
ſchlagnahmit
würden, ſo würde, wie den Blättern mitgeteilt wird,
dieſe Tatſache jedenfalls den Franzoſen kein Geld einbringen, mit
welchem ſie die Bergarbeiter bezahlen könnten. Auf den Halden
würden ſie kaum ſo viel Kohlen vorfinden, als ihren Wünſchen
entſpricht. Es muß darauf aufmerkſam gemacht werden, daß die
Achtung vor dem Geſchäftsgeheimnis in den internationalen
Rechtsgrundſätzen feſtgelegt iſt.
Greift England ein?
London, 17. Ja. (Wolff.) Die Beſetzung Dortmunds durelt
die Franzoſen und der Sturz der Mark werden in der Preſſe lebhaft
beſprochen. Die Blätter heben hervor, daß nach britiſcher Anſicht di
Ereigniſſe im Ruhrgebiet auf eine Kataſtrophe hintreiben.
Pall Mall and Globe zufolge ruft die Lage im Ruhr=
gebiet
immer größere Beſorgnis hervor. In amtlichen Kreiſen ſei mar
der Ueberzeugung, daß der Vormarſch der Franzoſen zu einer Kata=
ſtrophe
führen werde. Die britiſche Regierung ſei noch nicht bereit, eine
endgültige Aktion zu internehmen; aber die Anſicht gewinne ſtändig
an Bohen, daß eine ſolche Aktion nicht mehr lange verſchoben werden
könne, wvenin nicht eine durchgreifende Aenderung in der Geſamtlage ein=
trete
. Bona: Law befaſſe ſich faſt ununterbrochen mit der Lage. Es
werde ernſtlich bezweifelt, ob Frankreich eine erniedrigende Niederlage
ſeiner Politik vermeiden könn
Der Evening Standard ſchreibt über das Vordringen
der Frauzoſen, es handele ſich um eine Probe der Ausdauer, Frankreich
müſſe ſich bei jedem Schritt fragen, ob der nächſte Schritt der Mühe
wert ſe
2 könne nicht mehr zurück. Jeder Regung des Trotzes auf
feiten Deuifichlands müſſe mit einer Gegenbewegung entgegengetreten
werden. Jede
nßetvegung müſſe zu neuen Schwierigkeiten führen.
Und das Maß des Schadens müffe wohl einen Umfang annehmen, der
außerhalb der Wiltſchaftsfähigkeit Frankreichs liege, vielleicht ſogar
außerhalb ſeinen militäriſehen Stärfe.
Der Mancheſter Guardian ſchreibt, für den Augenblick
ſeien nicht viel Anzeichen vorhanden, daß unter den deutſchen Großind. i=
ſtriellen
Furcht herrſche, und für eine Schwächung in der Haltung der
deutſehen Regierung lägen überhgupt keine Anzeichen vor. Tatſächlich
zeige die deutſchs Regierung eine beiſpielloſe Fähigkeit, zu antworten
Stimmen aus Amerika,
Neu=Bork, 17. Jan. (Wolff.) In einer Betrachtung anläßlich
des Jahrestags der Geburt Benjamin Franklins ſagte Bürgermeiſter
Hylan: Der entſcheidende Entſchluß deri franzöſiſchen Militariſten,
Deutſchland gegenüber einen unbarmherzigen Kurs zu verfolgen, ſollte
uns dazu bringen, zu fragen, was Franklin wohl von dem Frankreich
unſerer Tage geſagt hätte.
In einem Leitartikel der Neu=York World mit der Ueber=
ſchrift
Wie ſteht es mit den Forderungen Amerikas? wird geſagt: Es
iſt eine ziemlich kniffelige Frage, ob ein Gläubiger angeſichts des Pro=
teſtes
der anderen Gläubiger berechtigt iſt, mit einem Schuidner in
ſolcher Weife zu verfahren, daß er ſeine Fähigkeiten, ſeine Schulden zu
bezahlen, zerſtört. Angenommen, daß Foch die deutſche induſtrielle
Maſchinerie entzweiſchlägt, wvie denkt es ſich denn Poincaré, unſere
Verluſte gutzumachen? Dieſe Frage entſteht lediglich daraus, daß
Poincaré es als ſein verbrieftes Recht und es als eine zwingende Not=
wendigkeit
erklärt hat, die Schulden einzuſammeln. In einem ſolchen
Falle darf Poinearé nicht überraſcht ſein, wenn die Amerikaner an=
fangen
, auf ihrem Schuldbrief und auf der zwingenden Notwendigkeit
zu beſtehen, das ihnen Geſchuldete einzuſammeln.
Bankdirektor Mac Hughes ſagte in einer Anſprache bei dem Feſt=
mahl
der Bankvereinigung, auch der glühendſte Fveund Frankreichs
müſſe erkennen, daß Deutſchlands Fähigkeit und Willigkeit, ſeine Ent=
ſchädigzngsbeupflichtungen
zu evfüllen, durch das, was vorgekommen
ſei, nicht gewachſen ſei. Der wichtigſte Schritt ſei, den Betrag feſtzu=
ſtellen
, den Deurſchland bezahlen könne und wolle, und es dazu in den
Stand zu ſetzen, ſeinen Platz in der Arbeit der Welt einzunehmen.
Neu=York, 17. Jan. Wie aus Waſhington gemeldet wird, ſagte
Staatsſekretär Hughes in einem Briefe, er könne dem Geſetzentwurf
über die Zurüickgabe der kleineren, von Treuhändern als fremdes Eigen=
tum
verwalteten Guthaben nur für den Fall zuſtimmen, daß genügend
Eigentunr zurückbleiben werde, um Sicherheit für die amerikaniſchen
Forderungen gegen Deutſchland zu bieten.

Gegen den Preiswucher.
Berlin, 17. Jan. (Wolff.) Um der infolge der Ruhr=
beſetzung
zu erwartenden weiteren Verſchleichterung der deut=
ſchen
Wirtſchaftslage möglichſt entgegentreten zu können und
dadurch zugleich neuen Beunruhigungen weiteſter Volkskreife zu
begegnen, hat der Präſident des Landespolizeiamtes mit den
Spitzenverbänden der Arbeiter, Beamten und Angeſtellten und
den Arbeitergewerkſchaften aller Richtungen in Verbindung ge=
ſetzt
, um ein möglichſt zweckmäßiges Zuſammenarbeiten der
Polizeiverwaltung mnit den Verbrauchervertretern zu erziclen.
In dieſem Sinne iſt, wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienft
mitteilt, am 16. Januar Anweiſung an die Polizeiverwaltun=
gen
ergangen. Angeregt wurde die Bildung von Vertrauens=
kommiſſionen
der Gewerkſchaften, in denen auch andere nicht=
geiverkſchaftliche
Organiſationen vertreten ſein ſollen, wenn ſie
als Verbraucherorganiſationen gelten können. Die als wirkſam
zur Bekämpfung des Wuchers erkannten Maßnahmen
ſoüen ſofort ergriffen werden. Ferner wird auf die Bildung
eines aus den Verbraucherkreiſen zuſammengeſetzten Beirats zu
den Preisprüfungsſtellen hingewirkt. Ein zweiter Erlaß des
Prüſidenten des Landespolizeiamtes betrifft die Bekämpfüng
des Aufkäuferunweſens und die Ueberwachung der Wochenmärkte.
Memels Schickſal,
Memel, 17. Jan. (Wolff.) Ein engliſcher großer
Torpedobootszerſtörer iſt heute vormittag hier eingetroffen,
Franzöſiſche Kriegsſchiffe ſind noch nicht angekommen. Das
polniſche Kanonenboot hat den Winterhafen wieder verlaſſen;
es verlautet, der auf ihm befindliche franzöſiſche Oberſt Trouſ=
ſon
ſei mit ihm wieder zurückgefahren.
Die neue Negierung hat ſich im Berliner Hof ein=
gerichtet
. Simonaitis iſt in Memel eingetroffen. Die ge=
nauen
Verluſte der Franzoſen ſind: ein Toter, ein Schwer= und
ein Leichtverwundeter; die Litauer haben drei Tote und mehrere
Verwundete. Die litauiſchen Freiſchärler ſcheinen ſich aus Memel
zum Teil in Quartiere in die Umgebung der Stadt begeben zu
haben.
Memel 17. Jan. (Wolff.) Eine Pinaſſe des hier einge=
troffenen
engliſchen Torpedobootzerſtörers landete den engli=
ſchen
Admiral, der ſich in das engliſche Konſulat begab. In
Heydekrug wurde die Memelländiſche Rundſchau von
der litauiſchen Freiſchärler=Regierung bis zum 20. Januar ver=
boten
.
Paris, 17. Jan. (Wolff.) Die Botſchafterkonfe=
renz
beſchäftigte ſich heute mit dem Zwiſchenfall in
Memel und beſchloß, eine Kommiſſion nach Memel zu ent=
ſenden
, die eine proviſoriſche Regierung bilden und unter der
Autorität der Alliierten Ordnung und Ruhe im Memelgebiet
wiederherſtellen ſoll. Die Kommiſſion ſoll an die Botſchafter=
konferenz
einen Bericht einſchicken. Die Botſchafterkonferenz wird
erſt dann wieder eine Entſcheidung treffen, wenn Ruhe und Ord=
nung
im Memellande völlig wiederhergeſtellt ſeien. Anderer=
ſeits
werde auch bei der Regierung von Kowno eine Demarche
unlernommen werden, um ſie auf die Verantwortlichkeid hinzu=
weiſen
, die ihr zufalle, weil ſie nicht die notwendigen Maß=
nahmen
getroffen habe, um die Aufſtandsbewegungen einzü=
däurmen
.
Eine Flugverkehrslinie durch die Sahara?
RDV. Soeben iſt es, wie aus Paris gemeldet wird, gelungen, die
Sahaua im Kraftwagen zu durchqueren; eine ſranzöſiſche Expedition iſ
auf Citroen=Raupenſchleppern wohlbehalten in Timbuktu eingetroffen.
Damit nimmt ein alter Plan, die Sahara durch eine Flugverkehrslin;
zit erſchließen, an Möglichkeiten zu; bisher ſtellten ſich dieſem Plaue
große Schlvierigkeiten entgegen, da auch das vom Lande ziemlich unab=
hängige
Flugzeug einer Bodenorganiſation bedarf. So müßte zur
Verſongung der Zwiſchenſtationen und für Notfälle eine mit der Lr
linie parallel laufende Kraftwagenlinie unterhalten werden.
Linie müßte jedoch, da der Kraftwagen durchaus vom Boden abhän
iſt, den alten Karawanenwegen folgen, und damit wäre auch der F
verkehr gezwungen, die Umwege dieſer Kamelſtraßen mitzumache
Nach dem neuen Erfolge der Raupenſchlepper ſcheint es mn möglid
durch die Sahara eine Flugverkehrslinie zu führen; ſie ſoll, wie in ein
franzöſiſchen Zeitſchrift ausgeführt wird, vom Südabhange des Atlas
von Biskra nach Timbuktu führen und die über 20 000 Kilvmeter lauge
Strecke ſoll durch eine Raupenfchkepperlinie, die die Sahara in oſtweſt=
licher
Richtung durchquert, unterſtützt werden; im Zwiſchenräumen wür=
den
Raupenſchlepperſtationen eingerichtet, die mit den Flugzeugen fun=
kentelegraphiſch
verbunden wären, ſo daß die Kraftwagen jederzeit z.
Hilfe gerufen werden könnten.
Deutſcher Reichstag.
Berlin, 17. Jan. Am Regierungstiſche: Reichsminiſter des
Innern Oeſer und Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Becker.
Präſident Loeße eröffnet die Sitzung mit der Bekauntgabe eines
Telegramms, das aus Salzburg eingelaufen iſt und das lautet: Den
Salzburger Landtag erfüllt die neuerliche, wider alles Recht erfolgte
Vergeſvaltigung Deutſchlands und die unter nichtigen und heuchleriſcher
Vorwänden erfolgte franzöſiſche Beſetzung des Ruhrgebietes mir tiefe
Trauer, aufrichtiger brüderlicher Teilnahme und banger Sorge um die
Zukunft. Möge dieſe Not das deutſche Volk eiumütig zuſammenführen
zur Ueberlindung der ſchweren Zeit und demſelben den Weg zur Frei=
heit
weiſen. (gez.): Der Landtagspräſident. (Lebhafter Beifall.)
Der Präſident knüpft an die Verleſung folgende Worte: Wir danken
dem Salzburger Landtag für die Bekundung ſeinter Solidarität in
unſerer ſchweren Lage. Inzwiſchen iſt nach den jetzt eingelaufenen

Flammen.
18941895.
laizmen! Unter bildlichen und wirklichen ſteht die Zeit, die
dem Tode meines Brudes Sandro folgte, den ich am Schluſſe
meines zweiten Bandes ſchildere.
Auf der Sonnenhöhe, dem flimmernden Mittag des Lebens,
wdar ich angelangt. Nach ſo vielen tragiſchen Erlebniſſen
ſtreckte ich ſehnſüchtig die Arme aus weit weit nach einer
Spanne des Ausruhens, des Auflebens, nach allem, was ſchön
und hoch und begeiſternd war, nach Licht und Freude, nach der
Kunſt und den Glückſtrahlen, die in ihr und aus ihr lodern und
heiße Flammen in das Herz dringen laſſen
Ueber der Malerei, der ich mich monatelaug gewidmet, mit
Leidenſchaft alle, die in mein Bereich kamen, porträtierend, weil
ich das Göttliche in jedem Menſchenantlitz ſuchte und zu finden
vermeinte, ſiegte ſchließlich die Muſik, die ja immer ſchon wie
ein mildfunkelnder Stern über unſerem Heim geleuchtet.
Es kam nun eine Zeit, in der Richard Wagner bei uns Ein=
zug
hielt, und lange blieb ich in ſeinem Bann gefangen. In
flammnenden Akkorden rauſchten die Klänge der Meiſterſinger,
Triſtans und der Ringtrilogie durch den Schönberger Saal. Das
Vierhändigſpielen, das ich nach meines Vaters Tod kaum mehr
gepflegt, denn keiner konnte ſpielen wie er, lebte neu auf durch
die öftere Anweſenheit eines Vetters aus Fürſtenau (Elias)
der wie alle ſeine Brüder hervorragend muſikaliſch war, wie
auch ſeine Mutter, geb. Hohenlohe, eine Schülerin Bülows. Ein
ſehr muſikaliſcher Hauslehrer, den wir damals bei Viktor; hat=
ten
, trug auch als begeiſterter Wagnerianer ſein Teil zum Schu=
ren
und Erhalten der Muſikflammen bei. Im Hauſe des Hof
kapellmeiſters de Haan erlebten wir belehrende und begeiſternde
Wagnervorträge. Konzerte und Theater wurden beſucht und in
der Loge meiner Mutter ſogar hier und da eine Wagneroder
für die ſie aber weder Verſtändnis noch Liebe hatte. Sie ſaß
dann ganz ſtill ergeben im Hintergrund, ohne Ahnung vom Inhalt
des Dramas, und als wir ein in verſunkenem Entzücken dem
Rheingold lauſchten und dem Kampfmotiv der Rieſen, fuhr

Aus den Erinnerungen der Fürſtin Maria zu Eubach
Schönberg, Prinzeſſin von Battenberg. Unter dem Titel Er
klungenes und Verklungenes, iſt ſoeben der dritte Band
der Me.aviren der Fürſtin Marie zu Erbach=Schönberg erſchienen. Mit
Genehmigung der Autorin und des Verlegers (Litera A.=G., Da
ſtadt), bringen wir einige Abſchnitte aus dem Werke, das naturge

ſie plötzlich ganz entſetzt in die Höhe und rief in ihrem konniſchen
Deutſch: O, man hat dahinten was tot gemacht! Es war gut,
daß wir uns nicht in Bayreuth befanden. Und einmal wagte ſie
ſich ganz allein in die Walküre! Als wir ſie einige Tage
ſpäter nach ihren Eindrücken fragten, erzählte ſie in ihrer
draſtiſchen Art mit ganz traurigem Geſicht: U’ötait assomant, Gette
Cabane absolument noire et Ces hommes costumös en animaux. Mais
duand Bär (ſo hieß der Tenor, der, nebenbei geſagt, allerdings
ſehr naheſtehende Augen hatte) a commeneé à grimper snr un arbre
comme un singe alors jai gutté 1a loge!"
Meine Mutter wuar fabelhaft muſikaliſch; ſang jedes Lied,
jede Arie tadellos mit glockenheller Stimme nach, aber Wagner
begriff ſie einfach nicht, auch mein hochmuſikaliſcher Vater wollte
jahrelang nichts von Wagner wiſſen; zuletzt ſpielte er aber doch
einiges aus der Walküre mit Genuß, und das Schickſal hat
gewollt, daß Parſifal die letzte Muſik war, die er auf Erden
hörte, in Bahreuth, drei Monate vor ſeinem Tode, aber leider
nicht mit mir, ſondern mit Sandro.
Als Anfang der ſiebziger Jahre Richard Wagner nach Darm=
ſtadt
kam, um dort ſein geträumtes Feſtſpielhaus vielleicht zu
errichten, war mein Vater, dem damals das Hoftheater unter=
ſtand
, ſehr liebenswürdig mit ihm ich ſehe Wagner noch in der
Loge ſitzen , aber für ſein Projekt fand er wenig Gegenliebe,
noch viel wveniger aber bei Großherzog Ludwig III., der ganz
entſetzt ſagte Gott bewahr mich. Da dürfte ich den ganzen Som=
mer
dem Gothaer Almanach Diners geben!:
Meine Mutter ſchien wieder etwas aufzuleben in dieſem
Jahr 1894. Sie lud in Darmſtadt manchmal Damen ein zum
Tee und ging dann mit Vorliebe ſelbſt zum berühmten Konditor
Ott, uur das ſchöne Gebäck auszuſuchen. Ins Theater ging ſie
jeden Abend. Da ſie immer bis 1 Uhr nachts aufblieb, um zu
leſen, gewährte ihr die Zeit von ½7 bis ½10 dort eine ange=
nehme
Unterbrechung ihrer Einſamkeit.
Voll Lebhaftigkeit und Freude nahm ſie teil an der bebor=
ſtehenden
Heirat unſerer traumhaft ſchönen Alix mit dem
Thronfolger Nikolaus von Rußland. Sie erteilte ihr ruſſiſchen
Unterricht, wie ſie es guch bei deren älterer Schweſter Ella;
getan.

* Es ſva unerkräglich, dieſe rabenſchſdarze Hütte und dieſe wie
Tiere gekleideten Männer. Als aber Bäu einen Baum zu erklettern be=
gann
wie ein Affe, da verließ ich die Loge.
Kaiſ

Auch im Glück behielt unſere Alix, wie ſie in Darmſtadt
genannt wurde, den merkwürdig ſchwermütigen Ausdruck, das
ſtille, oft in ſich gekehrte Weſen, das nur hier und da einer aus=
gelaſſenen
Luſtigkeit weichen konnte. Die Geſchichte ihrer Vek=
lobung
trug einen eigenartigen Stempel. Schon längere Zeit
hatte ſich zwiſchen ihr und dem ſanften, ſympathiſchen Groß=
fürſten
=Thronſolger eine innige Neigung entſponnen. Der Vater
aber, Ludwig IV., der 1892 ſtarb, hatte ſeiner geliebten jüngſten
Tochter gewiſſermaßen das Verſprechen abgenommen, auf dieſen
Heiratsgedanken zu verzichten, weil er es nicht gerne ſah, daß
noch eine zweite ſeiner Töchter nach Rußland ginge und zund
griechiſch=katholiſchen Bekenntnis üüberträte.
Alix, trei und gehorſam, derſuchte ihrer Liebe zu entfagen,
und als die Hochzeit des Prinzen von Wales (jetzt Georg V.)
mit Prinzeß Mary von Teck ſtattfand, reiſte ſie nicht mit ihren
Geſchwiſtern nach England, weil ſie tußte, daß der ruſſiſche
Thronfolger dort ſein würde. Statt deſſen kam ſie zu uns nach
Schönberg und verlebte ſtille und ſchöne Sommertage mit uns
und unſeren Kindern. Mit unſerem gleichaltrigen älteſten Sobne
Alexi verband ſie von Kinderzeiten her eine treue Kamerad=
ſchaft
. Sie ſpar heiter und zufrieden, und man merkte ihr das
große Opfer, das ſie gebracht, kaum an. In mein Buch
ſchrieb ſie damals die Zeilen von Alfred de Muſſet:
La vie est un sommeil, Vamour en est le reve,
Et vous aurez vécu, si vous avez aims.
Einige Zeit ſpäter fand in Koburg die Hochzeit ihres Bru=
ders
, des Großherzogs Ernſt Ludwig, ſtatt, und Alix nahm
ſelbſtverſtändlich daran teil. An ein Dorterſcheinen des Thron=
folgers
hatte man nicht gedacht, wenigſtens Alix war ahnungs=
los
. Als ſie ſeine Gegenwart entdeckte, wollte ſie fliehen. Bald
jedoch ſiegte in ihrem Herzen die Freude und das Glück des
Wiederſehens. De. Großfürſt hielt um ſie an. Da erwachten die
Skrupel wegen des Uebertritts von neuem. Kaiſer Wilhelm II.,
der auch anweſend war und die Heirat ſehr wünſchte, ließ allg
Minen der Ueberredungskunſt ſpringen und das ſehnende,
liebende Mäßchenherz gab endlich nach. Als ſtrahlente Braut
kehrte ſie nach Darſtadt zurück. Im November 1894 begab ſie
ſich nach der Krim, wohin ſie an das Sterbebett ihres künftigen
Schwiegerraters, des Zaren Alexander III., gerufen worden war.
Als Braut des neuen Zaren fuhr ſie nun durch ganz Rußland
nach St. Petersburg, wvo die Vermählung ſtattfand. Das Volk
ſoll ein übles Omen darin erblickt haben, daß die Kaiſerbraut

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Rommer 17.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 18. Januar 1923.

Seite 3.

Nachrichten kein Zweifel daran mehr möglich, daß die Beſetzung des
Ruhrgebietes durch die Franzoſen das erſte Opfer gefordert hat (die
Abgeordneten erheben ſich von den Plätzen) und daß weitere deutſche
Bürger ſchwer verletzt worden ſind. Der Grund für den Mord an dem
Sohne des Lokomotibfühvers in Bochum iſt das Singen von Liedern,
die die Beſatzungstruppen als gegen ſich gerichtet betrachtet haben.
(Pfuirufe.) Dieſe Lieder allein haben genügt, um die Franzoſen zu
veranlaſſen, blindlings in die Menſchenmenge hineinzuſchießen und ihre
Hände mit dem Blute der Unſchuldigen zu beflechen; dies aber kommt
auf das Haupt der Männer, die in Paris den Vormarſch der Truppen
auf ein unbewaffnetes und wehrloſes Volk veranlaßt haben. ( Stür=
miſche
Zuſtimmung. Rufe bei den Kommuniſten. Gegenrufe auf der
Rechten.) Ich richte blutenden Herzens eine Mahnung an unſere Lands=
leute
im Ruhrgebiet, ruhig zu bleiben; aber auch eine Mahnung an
jene Gewalthaber, die doch einſehen mißten, daß, wenn ſie hier nicht
Einhalt gebieten, ſie einem furchtbaren Ende entgegentreiben und daß
die täglich erweiterte Beſetzung Reparationen nicht bringt, wohl aber
Haß und Erbitterung zur Rieſengröße ſteigert. (Lebh. Zuſtimmung.)
Der Präfident macht dann noch die Mitteilung, daß von allen Par=
teien
gemeinſam ein Ernächtigungsgeſetz eingebracht worden ſei, nach
welchem die Reichsregierung mit Zuſtimmung des Reichsrats
diefenigen Geſetze und Maßnahmen anordnen kann, die ſich
zur Abwendung der aus der wirtſchaftlichen und ſozialen Not
der Allgemeinheit erwachſenden Gefahren als nohwendig erweiſen.
Dioſe Geſetze und Maßnahmen ſind dem Reichstag ſofort zur Kenntnis
zu bringen und ſie ſind auf ſein Verlangen aufzuheben. Dieſe Geſetzes=
vorlage
ſoll noch heute in allen drei Leſungen angenommen werden.
Darauf wurden kleine Anfragen erledigt.
Auf eine Beſchwerde des Abg: von Schoch (D. Vpt.) über Ueber=
griffe
der Franzoſen im beſetzten Gebiet wird erwidert, daß die Reichs=
regierung
alles tun werde, um die Bewohner ud Beamten zu ſchützen.
Auf eine Beſchwerde des Abg. Korell (Dem.) wird verſichert,
daß die Franzoſen verſucht haben, die deutſchen Aerzte in Trier zu all=
gemeinen
militäriſchen Dienſtleiſtungen heranzuziehen. Die Trierer
Aerzte haben jedoch erwidert, daß ſie allerdings in dringenden Fällen
Hilfe leiſten wollen, daß ſie aber eine Requiſition entgegentreten.
Nach Erledigung der Anfragen erfolgt die Beratung eines ſozial=
demokratiſchen
Antrags auf Einſetzung eines Unterſuchungsausſchuſſes
von 21 Mitgliedern zur Prüfung der unbegründeten Erhöhung der
Warenpreiſe.

Abg. Jäckel (Soz.) fordert die Regierung auf, der Erhöhung der
Warenpreiſe durch Produzenten und Händler entgegenzutreten. Durch
die Ruhrbeſetzung ſei die Not aufs höchſte geſtiegen; was wolle die Re=
gierung
dagegen tun?
Abg. Korthaus (Ztr.) iſt davon überzeugt, daß die jetzige Re=
gierung
Beſſerung ſchaffen wolle; wir ſtehen aber vor Verhältniſſen,
die ſich ſchwer meiſtern laſſen. Die Teuerung ſei vor allem eine
Folge der Geldentwertung. Die großen Organiſationen der
Produktion und des Verbrauchs müßten in enge Beziehung zueinander
kommen. Die Tätigkeit der Konſumpereine ſei ſehr hoch einzuſchätzen,
aber ohne den freien Handel könne unſer Volk gar nicht ernährt wer=
den
. In Deu ſchland gäbe es bereits 5000 Syndikate, die ihre wirt=
ſchaftliche
Macht nicht rückhaltlos gebrauchen dürften. Redner warnt
davou, die Landwirtſchaft einſeitig zu verunglimpfen, die doch ſelbſt
heute noch arbeite.
Abg. Hammer (Dnatl.) fordert Hilfe für die hungernden und
frierenden Kleinrentner. Mit ſchuld an der Tcſerung ſei der ſchema=
tiſche
Achtſtundentag, die vielen Streiks uſw. Die Gleichſtellung quali=
fizierter
und ungelernter Arbeiter ſei unhaltbar.
Zuläſſigkeit des
Wiederbeſchaffungspreiſes müſſe geſetzlich feſtgeſegt werden. Redner
fordert wirtſchaftliche Einigkeit und erinnert an den Uebermut deu
fremden Eindringlinge, die die Bevölkevung in Eſſen zuingen, den Hut
vou franzöſiſchen Fahnen abzunehmen. (Pfuirufe
Abg. Beytien (D.Vpt.) underſtützt den Grundgedanken des An=
trags
, verurteilt aber die Verunglimpfung einzelner Stände. Das Em=
Forkommen der ſchlechten Inſtinkte ſei eine Folge der Unfreiheit. Nur
zögernd und ungern folgten die deutſchen Firmen der Preisſteigerung.
Gerade die mittleren Geſchäfte verarmen und brechen zuſammen. Wir
haben eine ſehr ſcharfe Wuchergeſetzgebung mit hohen Zuch hausſtrafen,
die nur angewandt zu werden brauchen.
Abg. Frau Dr. Bäumer (Dem.) warnt davor, die Produzenten
und Kleinkaufleute allein für die Teuerung verantwortlich zu machen.
Die Rednerin hält die Lebensgrundlage des ganzen Volkes, namentlich
der Jugend, überhaupt für gefährdet. In Sachſen bekommen die Kin=
der
faſt gar keine Milch mehr, ſelbſt Säuglinge nicht. Frankreich bereitet
die Brotrationierung vor, um den Sturz des Franken aufzuhalten. Auf
ſolche Normaßnahmen werde ſich die deutſche Regierung auch einſtellen
müiſſen.
Abg. Koenen (Komm.) wirft der Sozialdemokratie vor, ſie wolle
mit ihrem Antrag in dieſem zugeſpitzten Augenblick nur der Arbeiter=
ſchaft
gegenüber das Geſicht wahren. Sie ſuche vergeblich, ſich rein zu
waſchen.
Abg. Wegmann (bei keine Fraktſon) bekämpft gleichfalls, die
Haltung der Sozialdemokratie. Damit ſchließt die Ausſprache. Der
Antrag auf Prüfung der unbegründeten Erhöhung der Warenpreiſe
wird angenommen.

Das Ermächtigungsgeſetz.
Auf der Tagesordnung ſteht dann das Ermächtigungsgeſetz für
die Reichsvegierung. Es trägt auch die Unterſchrift des ſozialdemokra=
tiſchen
Abgeordneten Müller=Fvanken.
Abg. Dittmann (Soz.) ſtellt feſt, daß dieſe Unterſchrift nur
verſehentlich unter die Vorlage geraten iſt. Die ſozialdemokratiſche
Fraktion ſei der Anſicht, daß in der augenblicklichen Situation der
Reichstag zuſammenbleiben müſſe.
Abg Höllein (Komm,) behauptet, man wolle erneut die Zuſtände
vom Auguſt 1914 in Deutfchland herbeiführen.
Abg. Ledebour, (bei keiner Fraktion) bezeichnet es als uner=
hört
, daß man ein ſo wichtiges Geſetz ohne jede Begründung vorlege.
Der Redner erhält einen Ordnungsruf, als er es als Unverſchämtheit
bezeichnet, daß die Regierung zu dieſem Antrag keinen Vertreter ent=
ſandt
habe. Damit ſchließt die erſte Leſung.
Abg. v. Guerard (Ztr.) erklärt, daß ſeine Partei bereit geweſen
ſei, dem Antrag zuzuſtimmen, weil bei der außevordentlich ſchwierigen
Lage die Regierung die Möglichkeit haben müßte, ſchnelle Maßnahmen
zu treffen. Da Widerſpruch erhoben ſei, empfehle ſich Verweiſung der
Vorlage an den Rechtsausſchuß.
Vor der Abſtimmung bezweifeln die Kommuniſten die Beſchluß=
fähigkeit
. Vizepräſident Dr. Rießer ſtellt feſt, daß das Haus be=
ſchlußunfähig
iſt und beraumt die nächſte Sitzung auf Donnerstag,
den 25. Januar, 2 Uhr, an. 1. Leſung des Haushaltsplans füir 1923.
Schluß 7.15 Uhr.

Das Wirtſchaftsjahr 1922.
Bericht der Handelskammer Darmſtadt.

Ein Rückblick auf das Jahr 1922 zeigt, daß unſere Wirt=
ſchaft
hauptſächlich von der zweiten Jahreshälfte ab die ab=
ſchüſſige
Bahn weiter hinabgeglitten iſt. Alle Anſtrengungen,
wieder zu einigermaßen normalen Verhältniſſen und damit zu
einer Geſundung zu gelangen, mußten an den unerfüllbaren An=
forderungen
ſcheitern, welche ſeitens der Entente fortgeſetzt an
uns geſtellt werden. Sämtliche Reparationsverhandlungen,
mögen ſie nun in Cannes oder Genua, in Paris oder London ge=
führt
worden ſein, ſind zu unſeren Ungunſten ausgegangen.
Unter derartigen Verhältniſſen kann es kaum Wunder nehmen,
daß unſere Währung ſich ſtändig verſchlechtert hat. Während der
Dollar zu Anfang des Berichtsjahres auf 185 Mark ſtand und
gegen Mitte des Jahres anf etwa 400 Mark angekommen war,
ſetzte von Auguſt ab der ungeheure Markſturz ein, welcher am 8.
November zum ſtärkſten Tiefſtand von 9150 Mark für 1 Dollar
führte. Die von Anfang an von Seiten der Handelskammern
aus kaufmänniſchen Geſichtspunkten heraus in dieſer Form ſtark
bekämpfte Deviſen=Notverordnung nebſt ihren beiden
Ausführungsbeſtimmungen haben die fortſchreitend= Markent=
wertung
nicht hindern können, aber dem Wirtſchaft leben viel=
fach
ſtarke Schäden zugefügt. Eine Aufhebung dieſer Verord=
nung
ertveiſt ſich daher als eine dringende Notwendigkeit. Unſer
Wirtſchaftsleben iſt in fortgeſetzt ſtärkere Zahlungsmittel=
und Kreditnot gekommen. Man hat zur Bekämpfung
dieſer Not den Handelswechſel von Mitte des Berichtsjahres ab
wieder eingeführt mit dem Erfolg, daß die Beſtände der Reichs=
bank
an Wechſeln und Schecks von 4,7 Milliarden Ende Juni
1922 auf 247 Milliarden Ende November desſelben Jahres an=
ſchwollen
.
Handels= und Zahlungsbilanz Deutſchlands
haben ſich fortgeſetzt verſchlechtert. Sind unſere Ausfuhrmengen
infolge unſerer troſtloſen Währungsverhältniſſe vorübergehend
auch ſtark geweſen von Januar bis Oktober 1922 waren es
28,2 Millionen T. , ſo bleiben die Werte der Ausfuhrwaren
bedeutend gegen diejenigen der Zeiten vor dem Kriege zurück.
Dagegen ſind auch die Einfuhrmengen und hauptſächlich die Ein=
fuhrwerte
bedeutend höher geworden als dies zurzeit normaler
Währungsverhältniſſe der Fall war. Von Januar bis Oktober
haben wir 37 Millionen T. eingeführt, und es beträgt nach den
Berechnungen des ſtatiſtiſchen Reichsamtes für dieſelbe Zeit der
Wert des Einfuhrüberſchuſſes 1,7 Milliarden Goldmark. Hieraus
iſt erſichtlich, wie außerordentlich ſtark paſſiv unſere Handels=
bilanz
iſt. Unter ſolchen Umſtänden kann es nicht überraſchen,
daß die ſchwebende Schuld des Deutſchen Reichs, welche zu An=
fang
des Jahres 1922 etwa 260 Milliarden Mark betrug, Ende
des Jahres auf 1494,9 Milliarden Mark, alſo nahezu 1½ Billion
Mark angekommen iſt. Für die Erfüllung von Zahlungsver=
pflichtungen
in ausländiſcher Währung zur Ausführung des
Friedensvertrages mußten ſeit Beginn des Rechnungsjahres
224,2 Milliarden Mark aufgewendet werden. An Schatzan=
wdiſungen
und Schatzwechſeln waren zu Anfang des
Berichtsjahres 247 Milliarden diskontiert, gegen Ende des Be=
richtsjahres
waren es über 900 Milliarden Mark. Alle Verſuche,
Auslandsanleihen zu erhalten, ſind geſcheitert.
Von Seiten der Reichsregierung werden ſtarke Anſtrengun=
gen
gemacht, um eine Stabiliſierung des Markkur=
ſes
herbeizuführen. Alle dieſe Anſtrengungen können nach un=
ſerer
Ueberzeugung nur dann zum Ziele führen, wenn eine der
Leiſtungsfähigkeit der deutſchen Volkskraft entſprechende Herab=
ſetzung
der Reparationsſchuld und in Verbindung damit eine
Aenderung des Verſailler Diktats erfolgt. Im Zuſammenhang
damit müßte auch eine Stundung der Reparationszahlungen,
wie ſie von den in= und ausländiſchen Sachverſtändigen vorge=
ſchlagen
worden iſt, Platz greifen. Unſer deutſches Wirtſchafts=
leben
wird ſich mit dem Gedanken vertraut machen müſſen, daß
eine Stabiliſierung der Mark, durch welche allein eine Geſun=
dung
unſerer Wirtſchaft herbeigeführt werden kann, zunächſt eine
Abſatzkriſis hervorrufen wird.
Auch ſenn eine Stabiliſierung in nächſter Zeit nicht eintre=
ten
ſollte, droht unſerem Wirtſchaftleben eine Kriſis. Vor=
nehmlich
die Eiſen=, Stahl=, Holz= und Kohlenpreiſe haben ſehr
bedenkliche Höhen, die ſchon zum größten Teil die Weltmarkt=
preiſe
überſchritten haben, erreicht.
Der zunehmenden Teuerung entſprechend ſteigen die Löhne
und Gehälter ganz bedeutend: die Inlandskaufkraft hat haupt=
ſächlich
gegen Ende des Berichtsjahres vielfach ſehr nachgelaſſen
und der Abſatz bietet auch für manche Induſtrien, welche bereits
die Weltmarktpreiſe erreicht oder überſchritten haben, faſt un=
überwindliche
Schwierigkeiten. Unter ſolchen Umſtänden mußte
Deutſchlands Induſtrie und Handel ganz entſchieden die For=
derung
auf Aufhebung der leider noch beſtehenden, teilweiſe ſehr
hohen Ausfuhrabgaben ſtellen. Auch wegen des faſt durchweg
herrſchenden Kapitalmangels können gewiſſe Auslandsaufträge
nicht hereingenommen werden, weil vom Ausland mangels Ver=
trauen
in die Stabilität unſerer Verhältniſſe keinerlei Anzah=
lungen
geleiſtet und ſie von den Banken nicht finanziert werden.
Eine beſondere Bedrohung" für das Erwerbsleben bildet
uiſer derzeitiges Steuerſyſtem. Die hierin für die
Veranlagung zur Einkommenſteuer feſtgelegten Grundſätze,
welche auch auf die meiſten anderen Steuerarten Anwendung
finden, tragen den wirtſchaftlichen Bedürfniſſen don Handel und
Induſtrie in keiner Weiſe Rechnung. Ihre Durchführung führt

unbedingt zur Wegſteuerung der für unſer Erſoerbsleben not=
wendigen
Subſtanz. Verſuche, dieſe Wirkungen abzuſchwächen,
ſind wohl gemacht worden, man denke nur an § 59a des Ein=
kommenſteuergeſetzes
, allerdings in unzureichender und zu
bureaukratiſcher Form, ſodaß ſie für den Geverbetreibenden
kaum in Betracht kamen. Lediglich der Scheinblüte, in der ſich
Handel und Induſtrie auch im letzten Berichtsjahre befanden,
iſt es zu verdanken, daß unſer Erſverbsleben unter der in vieler
Beziehung kapitalfeindlichen Steuerlaſt nicht zuſammengebrochen
iſt. Zur Beſeitigung dieſer ſtändig drohenden und bei Eintritt
normaler Verhältniſſe ſofort akut werdenden Gefahr iſt unbe=
dingt
eine entſprechende Reviſion der derzeitigen Steuerveran=
lagungsgrundlagen
im Intereſſe unſerer Wirtſchaft zu ver=
langen
.
Leider muß auch die Tatſache feſtgeſtellt werden, daß eine
Anzahl fremder Staaten wegen der ihnen von Deutſchland be=
reiteten
Konkurrenz, welche doch nur auf unſere traurigen Wäh=
rungsverhältniſſe
zurückzuführen iſt, zu ſtarken Schutzmaßnah=
men
in Geſtalt von Einfuhrverboten und erhöhten
Schutzzöllen übergegangen iſt. Bei Rückkehr normaler Ver=
hältniſſe
wird es für Deutſchlands Induſtrie und Handel ſehr
ſchwer werden, die vom Ausland getroffenen Abwehrmaßnah=
men
zu überwinden.
Zunächſt können wir leider nur die Tatſache feſtſtellen, daß
trotz aller Anſtrengungen von Deutſchlands Induſt ie und Han=
del
, wieder zu beſſeren Verhältniſſen zu gelangen, durch das Ver=
halten
der Entente unſer Wirtſchaftsleben in ſchnellem Tempo
einer bedenklichen Kriſis entgegengeführt worden iſt. Die Ge=
fahr
liegt vor, daß es hauptſächlich Frankreich gelingen wird,
unſere Induſtrie, welche ſchon im Berichtsjahre teuere Auslauds=
kohle
hat beziehen müſſen, durch immer ſtärkere Entziehung der
deutſchen Kohle ſchwer in ihrer Produktionsfähigkeit zu treffen.
Die zielbewußte Arbeit der wirtſchaftlichen
Intereſſenvertretungen wird bei derartigen trüben
Zukunftsausſichten zur Förderung des deutſchen Erwerbslebens
noch notwendiger wie je zuvor. Unmöglich würde dieſe aber
werden, wenn die Pläne der Arbeitnehmer auf Schwächung der
Induſtrie= und Handelskammern ſowie der Landwirtſchafts=
und der Handwerkskammern Erfolg haben ſollten. Im Gegei=
ſatz
zu den früheren Beſtrebungen, Artikel 165 der Reichsver=
faſſung
durch Errichtung von Bezirkswirtſchafts=
räten
, zu verwirklichen, iſt es im Berichtsjahre offenbar ge=
worden
, daß man in Arbeitnehmerkreiſen dieſen Gedanken hat
fallen laſſen und nunmehr auf eine möglichſte Herabminderung
der wirtſchaftlichen Selbſtändigkeit der Induſtrie= und Handels=
kammern
ſowie der Handwerks= und Landwirtſchaftskammern
hinarbeitet. Zu dieſem Zwecke ſollte ein dieſen Kammern über=,
geordnetes ſogenanntes Gemeinſchaftsorgan, zuſam=
mengeſetzt
aus Arbeitgeber= und Arbeitnehmervertretungen, ge=
ſchaffen
werden. Hiergegen haben die Intereſſenvertretungen der
Arbeitgeber mit allen Kräften angekämpft und es hat am
Schluſſe des Berichtsjahres der Verfaſſungsausſchuß des Reichs=
wirtſchaftsrates
bezüglich der G=meinſchaftsarbeit zwiſchen Ar=
beitgebern
und Arbeitnehmern neue Beſchlüſſe gefaßt und dem
Reichswirtſchaftsminiſterium zur Stellungnahme übermit elt.
Zu den Einzelheiten der Beſchlüſſe werden die Induſtrie= und
Handelskammern ſich noch zu äußern haben.
Während des abgelaufenen Jahres haben ſich die Handels=
kammern
weiter eifrig mit der Frage der Schaffung ein’s
Reichsrahmengeſetzes, für die Induſtrie= und
Handelskammern beſchäftigt, durch welches dieſen Kam=
mern
ſowie ihrer Spitzenorganiſation, dem Deutſchen Induſtrie=
und Handelstag, eine reichsgeſetzlich geſicherte Stellung verliehen
werden ſoll. Beſtimmte Vorſchläge wurden den zuſtändigen Be=
hörden
als Material für die Geſetzgebung in Anlehnung an die
beſtehenden Landesgeſetze unterbreitet.
Erheblich war die Zahl der Entürfe auf dem Gebiete der
wirtſchaftlichen und Steuer=Geſetzgebung, mit
welchen ſich die Handelskammer während des Berichtsjahres zu
beſchäftigen hatte.
Zunächſt ſei der Geſetzentwurf über die Entſendung
von Betriebsratsmitgliedern in den Aufſichts=
rat
genannt, welcher zu einer Anzahl von Beanſtandungen
Anlaß gab. B=züglich des Geſetzentwurfs über die Arbeits=
zeit
der Angeſtellten, welcher demjenigen über die Ar=
beitszeit
gewerblicher Arbeiter nachgebildet iſt, wurde die vor=
jährige
Stellungnahme beſtätigt, welche ſich hauptſächlich gegen
das ſtarre Feſthalten an dem Achtſtundentag richtete.
Der Referentenentwurf über ein Arbeitsgerichts=
geſetz
, gab zu eingehenden Beratungen Anlaß. Vor allem
wurde gewünſcht, es möchten die Arbeitsgerichte in erſter In=
ſtanz
an die Amtsgericht= angegliedert, weiter möchten Erleich=
terungen
für die Berufsmöglichkeit geſchaffen und endlich möch=
ten
die Rechtsanwälte bei allen Inſtanzen zugelaſſen werden.
Mit dem Entwurf eines Geſetzes über Aenderung des Ver=
ſicherungsgeſetzes
für Angeſtellte, konnte ſich die
Handelskamuter nicht in allen Teilen einverſtanden erklären.
Weſentliche Wünſche haben bei der Verabſchiedung des Geſetzes
keine Beachtung gefunden. Beſonders wurde noch gewünſcht, es
möcht= anſtelle des Klebeverfahrens das weniger zeitraubende
ind zweckmäßigere Verrechnungsverfahren treten.
(Schluß folgt.)

ihre erſte Reiſe durch das Reich hinter dem Sarge des toten
Zaren machte.
In die lichten Flammen des jungen Glückes miſchten ſich
damals ſchon die in der Ferne ſprühenden Funken drohenden
Unheils.
Auch um uns, im momentan glücklich und harnnoniſch er=
ſcheinenden
Heimatkreiſe, brodelte und ziſchte nun bald das
tückiſch uns einkreiſende Feuer kein bildliches, ſondern wirk=
liche
und verzehrende Flammen , die meiner Mutter den Tod
bringen ſollten.
Im Anfang der neunziger Jahre (1893) begann das Schreck=
geſpenſt
ſich zu zeigen. Meine Geſchwiſter Liko; und Beatrice?
verbrachten einige Wochen auf dem Heiligenberg. Sie bewohn=
ten
den Pavillon mit den Marienzimmern, rechts vom Turm
und vom Tore. In einer heißen Sommernacht, die mein Bruder
auf der Pirſch im Jägersburger Walde verbrachte, wurde Bea=
trice
ſehr von den Schnaken geplagt, gegen deren Stiche ſchützende
Moskitonetze über den Betten angebracht waren. Sie ſchellte der
Kammerfrau, die in ſchlaftrunkenem Zuſtande mit ihrem Hren=
nenden
Lichte etwas zu nahe an den Tüll des Moskitonetzes
geriet, und in einem Nu ſtand das Bett und bald auch das Zim=
mer
in hellen Flammen. Beatrice ſtürzte um Hilfe ſchreiend zu
meiner Mutter, die vom Schrecken wie gelähmt war, und zu
unſerer Schwägerin Viktoria! Die Feuerwehr erſchien ziemlich
bald, da ſie glücklicherweiſe gerade im Aufbruch von einem Feſte
begriffen war und den Feuerſchein noch vor der Alarmierung
gemerkt hatte. Trotz aller Bemühungen wurde aber vieles ein
Raub der Flammen, und der Pavillon brannte ſo zienlich aus.
Die arme Beatrice büßt faſt all ihr Hab und Gut, das ſie bei
ſich hatte, ein. Ihre und Likos Kleider verbrannten, die meiſten
ihrer Toilettengegenſtäade, auch alle Silberſachen in den Reiſe=
ſäcken
und di. koſtbaren Perlen, die ihrer Großmutter, der Her=
zogin
von Keni, gehött hatten. Man zeigte mir ein Schale voll
kleiner ſchwarzer Vog=lbeeren die traurigen Ueberreſte der
köftlichen weißen Perlen.
(Schluß folgt.)

* Mein Bruder Heinrich.
Geborene Prinzeſſin von Großbritannien, Gemahlin meines Bru=
ders
Heinrich.

Wer iſt der neue deutſche Reichsminiſter
des Aeußern?
Der ehemalige deutſche Geſandte in Buenos=Aires, Freiherr
von dem Busſche=Haddenhauſen, hat ſich wie ſolgt über den
neuen Reichsminiſter des Aeußern ausgeſprochen:
Der zum Außenminiſter ernannte Geſandte v. Roſenberg iſt
einer der tüchtigſten Beamten des auswärtigen Dienſtes. Er
war urſprünglich im Konſulatsdienſte tätig, arbeitete dann lange
Jahre im Auswärtigen Amt, und zwar zuerſt in der Rechts=
abteilung
, aus der man ihn in die poliriſche Abteilung berieſ,
als man ſein hervorragendes politiſches Verſtändnis erkanut
hatte. Während des Weltkrieges hatte er das wichtige Orient=
referat
unter ſich, und es iſt zum großen Teil ſein Verdienſt, daß
ſich die Türkei und dann auch Bulgarien der gerechten Sache der
Mittelmächte anſchloſſen. Die Abmachungen mit Bulgarien wur=
den
unter ſeiner perſönlichen Beteiligung im Sommer 1915 in
Sofia zum Abſchluß gebracht.
Nach der Revolution und dem unglücklichen Ausgang des
Krieges blieb Herr v. Roſenherg noch eine Reihe von Monaten
in der Schweiz, wo er ſich damals gerade aus dienſtlicher Ver=
anlaſſung
auſhielt, bis er anfangs Januar 1920 als Gefandter
nach Wien geſchickt wurde. Er verſtand es dort, das Vertrauen
der Regierung und der maßgebenden öſterreichiſchen Kreiſe in
hervorragender Weiſe zu erwerben, mußte aber aus innerpoliti=
ſchen
Gründen dem Abgeordneten Pfeiffer weichen, Tem ſein
Parteigenoſſe Wirth dieſen Poſten verſchaffen wollte. Auch in
Kopenhagen hat ſich Herr v. oſenberg beſ ens bewährt.
Wenn es, ei der überaus ſchwierigen Lage Dutſchlands
überhaupt miö lich iſt, auf dem Gebiete der äußeren Politik Cr=
folge
zu erzielen, ſo iſt Herr v. hoſenberg einer von den Weni=
gen
, zu denen man des Vertrauen haben kann, deß er e was
erreichen ſird. Man kann Deuſchland Gl ick dazu wünſchen, daß
ei ſich d. u entſchloſſen hat den ſo viel bequemeren Poſten in
Kovenhagen mit d m dornenvouen Amt des Miniſers der Aus=
w
. rtigen Ange egenheiten z; dertauſchen, und es iſt anzunehmen,
daß er, dem bereits mehr nals der Poſten in. den letzten Jahren
angeboten war (z. B. nach der Londoner Konferenz im Früh=
jahr
1921), ſich aus dem Grunde hat bereitfinden laſſen, weil er
der Anſicht iſt, daß er jetzt mit Ausſicht auf Erfolg an dem
Wiederaufbau Deutſchlands arbeiten kann, an dem außer Fraut=

reich alle Staaten der Welt, nicht zum mindeſten auch Argentinien.
intcreſſiert ſind. Alle deutſchen Patrioten, des bin ich ſicher, dan=
ken
ihm ſeinen ſelbſtloſen Entſchluß und wünſchen ihm beſte
Erfolge.
(Aus der Deutſchen Zeikung in Sao Paolo,
Braſilien.)

* Grabräuber im alten Aegypten. Die Forſchungen in dem
neuentdeckten Grab des ägyptiſchen Königs Tutanchamon haben
durch die Entzifferung der auf den Käſten enthaltenen Inſchrif
ten zu merkwürdigen Ergebniſſen geführt. Die Inſchriften ent=
halten
nämlich genaue Angaben über alle Gegenſtände, die in
den Käſten dem geſtorbenen Herrſcher mit ins Grab gegeben
wurden, und es läßt ſich daraus ein genaues Inventar aufſtellen,
aus dem wieder eine Liſte der fehlenden Dinge angefertigt wer=
den
kann. Schon jetzt ſteht feſt, daß eine ganze Anzahl koſtbarer
Gegenſtände nicht mehr vorhanden ſind, und zwar müſſen ſie von
Grabräubern entfernt worden ſein, die etwa 28 Jahre nach dem
Tode Tutanchamons das Grab des Pharaos plünderten. Die
wichtigſten der bisher vermißten Gegenſtände ſind einige große
ſilberne Gefäße, wie ſie bei den religiöſen Zeremonien gebraucht
wurden; ſie befanden ſich in einem Kaſten, der in beſchädigtem
Zuſtand in der Nähe des Grabeinganges entdeckt worden war.

* Der höfliche Roſſini. Roſſini konnte bekanntlich in ſeinen
Uirteilen üler muſikaliſche Darbietungen ſehr ironiſch und biſſig
ſein. Eines Tages aber kam er in eine unangenehme Situation,
als der Konig von Portugal bat, ihm etwas vorſpielen zu dür=
fen
. Der König war ein leidenſchaftlicher Celloſpieler und tat
ſein Beſtes. Als er ſchließlich den Bogen weglegte, fragte er den
Komponiſten: Nun, Meiſter, was ſagen Sie dazu? Roſſini
nickte freundlich und meinte dann: Für einen König gar nicht
übel. Außerdem iſt es ja das Reiht der Herrſcher, daß ſie tun
dürfen, was ſie wollen.

Bühnenchronik. Die frühere Jugendlich=Dramatiſche des
Heſſiſchen Landestheaters Elſe Wühler wurde von General=
direltor
Arthur Hirſch=Berlin ſür die größte Wagner=Amerika=
Tournée unter muſikaliſcher Oberleitung des Generalmſikdirek=
tors
Lco Blech=Berlin verpſiictet.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 18. Januar 1923.

Nummer 17.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 18. Januar.
Der Grillparzer=Preis für Fritz von Unruh. Fritz von Unruh iſt
für ſein Drama Ein Geſchlecht der diesjährige Grillparzer=Preis
zuerteilt worden. Bei dieſer Gelegenheit mag erwähnt werden, daß die
Preiskommiſſion für den Schillerpreis dem preußiſchen Kultusminiſterium
ſchon vor einem Jahre auch dieſes Drama und Reinhard Görings See=
ſchlacht
zur Auszeichnung vorgeſchlagen hat, daß aber das Miniſterium
die Preisverteilung aus irgendwelchen Gründen bis heute noch hinaus=
gezögert
hat.
Leonce und Lena, Georg Büchners, des Darmſtädters, Luſt=
ſpiel
Leonce und Lena kommt am Sonntag, den 21. Januar, abends
8 Uhr, im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters zur Erſtauf=
führung
.
* Die griechiſche Plaſtik, über die mit zahlreichen auserleſe=
nen
Lichtbildern Dr. Karl Liſtmann am Freitag abend
in der Humaniſtiſchen Vereinigung ſprechen
wird, hat Werke geſchaffen, die in vieler Beziehung
ſeither nicht wieder erreicht wurden und nicht
erreicht werden konnten, weil die einzigartigen Faktoren, die das
Griechentum für ſie mitbrachte, zuſammen nicht mehr wieder=
gekehrt
ſind. In jeder ihrer Epochen hat ihre Eigenart uner=
ſetzlichen
Wert. Sie verſteht alle Probleme zu löſen, mag
man ihr ſtaunenswerte anatomiſche Beherrſchung, ihre
feine Anmut und zarte Frauenſchönheit, die innige
Beſeelung, die geſunde Kraft und Leidenſchaft oder
ihre Lebensfreude auf ſich wirken laſſen. Alle Fähigkeiten
ſtehen ihr zu Gebote, ihre Ideen in künſtleriſch geläuterter
Form zu geſtalten. Noch im Augenblicke politiſchen
Niederganges bildet ſie Schöpfungen feinſten geiſtigen Le=
bens
und leitet die Kunſt zu techniſchen Höchſtleiſtungen.
Die griechiſche Plaſtik, iſt mit der geſamten griechiſchen Kunſt
ein lebendiger Beſtandteil aller folgenden Kunſt. Keine
Kunſt hat auf die griechiſche verzichten können, ſo ſehr jede dem
Denken und Fühlen anderer Völker und Zeiten gemäß immer
von neuem wieder erſtehen muß. Sie iſt zu geiſtiger Ring=
ſchule
des ſtrebenden modernen Künſtlers geworden. Für die
geſanite Menſchheit aber hat der ethiſche Grundzug ihres
Weſens einen ewigen Bildungswert. Die griechiſche Kunſt
iſt in dieſer Hinſicht ſelten vor eine ſo ſchwierige Aufgabe ge=
ſtellt
worden, wie ſie die trüben Tage der Gegenwart erfordern.
Das Griechentum und ſeine Kunſt haben gerade heute zu be=
weiſen
, ob ſie noch etwas von den innerlich befreienden
Kräften in ſich tragen, die ſie durch die Jahrtauſende bewährt
haben. Der Vielſeitigkeit ihres Weſens und beſonders ihrer
Hoheit und Kraft ſich einzufühlen und dem in ſprachlicher For=
mung
gerecht zu werden, darin ſtellt die griechiſche Plaſtik an
jeden Interpreten eine beſondere Anforde=
rung
. Die nimmer müde wiſſenſchaftliche Forſchung der Ge=
genwart
ſtrebt zurzeit über der fortgeſetzten Verarbeitung neuer
Ausgrabungsergebniſſe den durch Wechſel und Vielheit ſeiner
Probleme äußerſt feſſelnden ſtilgeſchichtlichen
Entwicklungsverlauf zu klären.
Eine Bitte. In dieſen Tagen wird ſich der Kollektant der
Anſtalt für Epileptiſche in Nieder=Ramſtadt erlauben, bei den
Einwohnern Darmſtadts um eine Gabe der Liebe zu bitten. Die
finanzielle Not der Anſtalt iſt bei der ſteigenden Teuerung ſehr
groß. Helfe jeder, der dazu in der Lage iſt, durch ein Scherflein
mit, daß dieſes Werk der Nächſtenliebe auch in der jetzigen Not=
zeit
erhalten werden kann. Die Sammlung iſt miniſteriell ge=
nehmigt
.
Erhöhung der Gas= und Wafferpreife. Die unaufhaltſam weiter
fortſchreitende Entwertung der Mark hat ſich erneut i einer beträcht=
lichen
Erhöhung der Kohlenpreiſe bemerkbar gemacht. Leider muß
hierdurch auch wiederum eine Erhöhung der Gas= und Waſſerpreiſe ein=
treten
. Die neuen Preiſe treten nach der heutigen Bekanntwachung im
Anzeigenteil in Wirkung für den Verbrauch, der der am 15. d. M..
begonnenen Ableſung der Meſſerſtände folgt.
* Todesfall. Am 15. ds. Mts. verſtarb der in weiten Kreiſen be=
kannte
Oberverwalter des Stadtkrankenhauſes, Herr Ernſt Meyer.
Mit ſeinem Hinſcheiden endet ein arbeitsreiches Leben. Durch ſein freund=
liches
, entgegenkommendes Weſen hat er ſich die Achtung aller derer er=
worben
, die mit ihm verkehrten. Als pflichttreuer, ſtets dienſtbereiter Be=
amter
, ſtand er in ſeiner Tätigkeit, bis ihn anfangs Dezember v. Js. eine
Krankheit aufs Krankenlager warf, von dem er nicht mehr aufſtehen ſollte.
Der Verſtorbene war am 19. Januar 1861 zu Groß=Bieberau geboren.
Er diente von Oktober 1880 bis Mai 1890 beim Infanterie=Regiment 117
und trat am 1. Mai 1890 bei der hieſigen Schutzmannſchaft ein, aus der
er am 21. März 1900 als Polizeiwachtmeiſter ausſchied. Von dieſem Tage
ab war er im Stadtkrankenhaus tätig, dem er ſeine große Arbeitskraft
voll und ganz gewidmet hat. Das Haus verliert in ihm einen ſeiner
tüchtigſten Beamten.
n. Unbekannte Leiche. Anfangs dieſes Monats wurde in einer
Schleuſe bei Guſtavsburg eine weibliche Leiche geländet, deren Perſön=
lichkeit
bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt werden konnte. Gewaltſpuren oder
ſonſt auf Verbrechen Hindeutendes waren nicht erſichtlich, und der Tod
dürfte durch Ertrinken eingetreten ſein. Nach dem äußerlichen Befund
befand ſich die Geländete ſchon längere Zeit im Waſſer, war vielleicht eine
größere Strecke Mainabwärts getrieben und hatte wohl Selbſtmord ver=
übt
. Stiefel und Strümpfe fehlten, dagegen war die ſonſtige Bekleidung,
aus Unterzeug, Waſchbluſe mit dunklem Rock, dunklem Jumber mit
grauen Aufſchlägen uſw. beſtehend, aber ſtark vom Waſſer angegriffen,
vorhanden. Die Leiche trug eine Broſche in Geſtalt einer Hundspeitſche,
ſowie einen ſchmalen, goldenen, innen W. Sch., 27. 8 1922 nebſt H. H. 333
gezeichneten Trauring. Letztere Gegenſtände nebſt den Kleidern (ſoweit
aufhebbar), befinden ſich im Gewahrſam der Bürgermeiſterei Guſtavs=
burg
, und die Leiche iſt auf dem Friedhof daſelbſt beſtattet worden. In
Anbetracht der vorgeſchrittenen Zerſetzung iſt nur ſoviel noch anzugeben,
daß die Verſtorbene wohl in den zwanziger Jahren war und dunkles
Haar hatte. Die Staatsanwaltſchaft Darmſtadt war zwecks Aufklärung
des Sachverhalts eingeſchritten.
Automobildiebſtahl. Letzte Nacht wurde hier ein Adler=
Sechsſitzer geſtohlen, Limouſine in ruſſiſch=grüner Lackierung
mit ſtumpfem Meſſingkühler und zwei Erſatzrädern. Das Fahr=
geſtell
trägt die Nummer 7454, der Motor 7479, das Erkennungs=
zeichen
V. R. 383. Der Wert des Autos beträgt 10 Millionen.
Es wird um Nachforſchung und Beſchlagnahme erſucht. Beloh=
nung
bis 100 000 Mark. Mitteilungen erbeien an das Polizei=
amt
Mainz oder Darmſtadt.

* Paul Weber
würde am 19. Januar den 100. Geburtstag feiern können, wenn er noch
lebte. Faſt hätte der feinſinnige Künſtler, deſſen Werke heute ganz
beſonders geſchätzt und geſucht ſind, dieſes Ziel erreicht, denn er iſt bei=
nahe
94 Jahre alt geworden. Darmſtadt darf ſtolz darauf ſein, daß in
ſeinen Mauern Webers Wiege geſtanden hat, und die ſtädtiſche Ver=
waltung
wird dieſen Empfindungen und den Gefühlen der Dankbarkeit
für die ſo oft bezeigte Anhänglichkeit des Meiſters an ſeine alte Heimat
durch eine ſchlichte Ehrung Ausdruck geben. Am Rabenſtein auf der
Marienhöhe wird am 19. Jawuar eine Bank mit der Inſchrift Pqul
Weber=Ruhe errichtet werden. Die einfache Art der Ehrung findet
ihre Entſchuldigung in der Nor der Zeit, entſpricht aber auch dem be=
ſcheidenen
Sinn des Künſtlers Und wo könnte ſie beſſer geſchehen als
an den Reſten des einſt gewaltigen Felſens, der in ſeiner wundervollen
Umgebung ihm wie auch ſo manchem anderen bedeutenden Maler ein
beliebter Vorwurf war? Ueber Webers künſtleriſche Bedeutung hier
ein einigermaßen vollſtändiges Bild zu geben, würde zu weit führen,
auch kaum nötig ſein, da hiervon erſt in den letzten Jahren, ſo noch im
Jahre 1917 anläßlich der Gedächtnis=Ausſtellung ſeiner Werke in der
Galerie Heinemann=München, auch in der Darmſtädter Preſſe ausführ=
lich
die Rede geweſen iſt. Als Künſtler iſt Paul Weber ja auch in ſeiner
Heimat wohlbekannt, denn zahlreiche vorzügliche Werke von ſeiner Hand
befinden ſich in hieſigem Privatbeſitz. Die Stadt ſelbſt beſitzt von ihm
ein hervorragend ſchönes Gemälde, das auch hiſtoriſche Bedeutung hat:
ein Blick auf den Herdweg und Alt=Beſſungen. Was aber vielleicht
weniger bekannt iſt, das iſt die Tatſache, daß hier noch zwei Jugend=
freunde
und Studiengenoſſen von Paul Weber wohnen, die ihm noch
heute eine treue Anhänglichkeit und Freundſchaft bewahren: die allen
Darmſtädtern wohlbekannten und allgemein hochgeſchätzten Profeſſoren
Hermann Müller und Reinhard Kröh. Von zahlloſen kleinen reizvollen
Zügen ihres verſtorbenen Freundes, von ſeinem ſtets freundlichen, ſonni=
gen
, jungendfriſchen Weſen, wie unpraktiſch er in geſchäftlichen Dingen
war, wie er aber hierin vortreff’ich ergänzt und unterſtützt wurde durch
ſeine kluge, prächtige Frau, eine geborene Frankfurterin, davon
Pro=
wiſſen
ſie anſchaulich z

feſſor Müller, der dem Schwanheimer Pfarrhauſe bei Bensheim ent=
ſtammt
, daß Paul Weber ihn als Jüngling gemalt habe, um ſeinen
(Müllers) Eltern eine Freude zu machen, die den Abſchied von ihrem,
die Berliner Bau=Akademie beziehenden Sohn ſchmerzlich empfanden.
Dieſer Bericht iſt übrigens von beſonderem Intereſſe, weil Paul Weber
ſonſt nur als Landſchaftsmaler bekannt iſt.
Die Paul Weber=Ruhe wird dem Schutze des Publikums freund=
lichſt
empfohlen. Wer ſich auf der Bank niederläßt, wird nur eins be=
dauern
: daß nämlich von dem einſt ſo mächtigemn Rabenſtein nur noch
ein beſcheidener Reſt übrig iſt. Profeſſor Hermann Müller erzählt, daß
der einſtige Beſitzer, ein Beſſunger Bürger, ihn in den 60er Jahren deu
Stadt zum Kauf angeboten habe, bevor er ihn als Steinbruch aus=
beutete
. Aber dem hohem Rat von damals ſei der Preis von 80 Mark
zu hoch geweſen. Schade! Aber: de mortuis nil nisi bene. Mueller.

Gegen Frankreichs Gewaltpolitik.
Machtvolle Kundgebung der Bürgerſchaft Darmſtadts.
St. Darmſtadt, 17. Januar.
* Zu einer machtvollen, eindruckstiefem Kundgebung geſtaltete ſich
die Proteſtveranſtaltung der Angehörigen ſämtlicher nichtſozialdemokra=
tiſchen
Parteien heute abend im größten Saale Darmſtadts, der Durn=
halle
am Woogsplatz. Lange vor Beginn ſchon war der Saal dicht
beſetzt. Eine ernſte, entſchloſſene, aber keineswegs gedrückte Stimmung
beherrſchte die Menge, in der wohl alle Kreiſe vertreten waren, vom
Arbeiter über den Mittelſtand bis zum Induſtriellen und höchſten
Beamten.
Deutſche Männer und Frauen,
war die Anrede des erſten Redners des Abends, Abg. Dingeldey,
der die zahlreich Erſchienenen namens der Parteien herzlichſt begrüßte
und der dann Worte und Sätze bildete von lapidaren Wucht, kriſtallener
Klarheit und tiefſter, verinnerlichter Wirkung, um zum Ausdruck zu
bringen, daß es für das zwar wehrlos, aber nicht ehrlos gewordene
deutſche Volk nichts geben kann gegenüber dem neuen unerhörten Nechts=
bruch
der Franzoſen, der durch nichts übertroffen werden kann als
durch die unerhörte Verſchleierung, mit der er ins Werk geſetzt wurde,
als entſchloſſene, einmütige Abwehr. Nichts, als ein ein=
mütiges
ſtarkes Bekenntnis, treu zu unſeren Brüdern und Schweſtern
zu halten, die neue, unerhörte Demütigungen und Vergewaltigungen
über ſich ergehen laſſen müſſen. Man habe zum Redner des Abends
einen Mann gewvovnen, der am eigenen Leibe die franzöſiſ e Duld=
ſamkeit
erfahren mußte, als er als Oberbürgermeiſter einer großen
dertſchen Stadt des beſetzten Gebietes den franzöſiſchen Machtgelüſten
und Uebergriffefn deutſchen Mannesmut entgegenſetzte, und der a. s=
gewieſen
wurde, weil er es nicht mit ſeinem Gewiſſen vereinbaren
konnte, deutſches Fühlen franzöſiſchen Machtgelüſten zu opfern. (Bravo!)
Finanzpräſident Dr. Gläſſing,
lebhaft begrüßt, zunächſt temperamentvoll, dann aber kalt und ſachlich,
klar und unzweideutig die Dinge beleuchtend, wie ſie ſind und wie ſie
durch die neue unerhörte Gewalttat geſchaffen wurden. Ueberzeugend
wies er nach, daß die Abſchneidung des Ruhrgebietes eine Lebensfrage
für die deutſche Induſtrie bildet, daß es jetzt um Leben und Tod
für das Deutſche Reich, für das deutſche Volk geht; bewies er in wei=
teren
Ausführungen, daß Kundgebungen wie die heutige notwendig
ſind, um der deutſchen Regierung zu zeigen, daß das ganze deutſche
Volk hinter ihr ſtehe; um den Rheinländern, um dem Ruhrgebiet zu
zeigen, daß das ganze deutſche Volk mit ihnen empfinde, treu und ent=
ſchloſſen
zu ihnen halte. Aber auch, um den Franzoſen ſelbſt, um dem
Auslande zu zeigen, daß wir trotz alber Demitigungen, trotz aller Macht=
beraubung
nicht gewillt ſind, uns als ehrlos bezeichnen zu laſſen; daß
wir pochen auf unſer Recht und unſer gutes Gewiſſen. Immer und
immer wieder müſſen wir es hinausſchreien in die Welt, den Völkern
des Auslandes in die Hirne hämmern, daß wir Unrecht leiden uſ er
Vertragsbruch, einzig der Macht uns fügen müſſen. Die Notwendigkeit
und Wirkſamkeit ſolcher Betonungen bewies das eigene Erleben des
Redners, als er mannhaft den Beſtrebungen der Franzoſen in Wies=
baden
entgegentrat, als er ablehnte, in Gegenwart eines franzöſiſchen
Offiziers über deutſche Fragen zu verhandeln u. a. m. Und als die
Franzoſen dem nichts anderes entgegenſetzen konnten als die Aus=
weiſung
.
Der Kundgebung des heutigen Abends, zu der Redner beſonders
betont, daß keine Partei ihr fernbleiben dürfte, ſollte vorangeſtellt
wenden
heißer Dank der deutſchen Regierung
für ihr Verhalten der franzöſiſchen Vergewaltigung gegenüber. ( Lang=
anhaltendes
Bravo! und Händeklatſchen.) Treffend beleuchtete Redner
dann die in keiner Weiſe ſtichhaltigen Gründe, die die fvanzöſiſche Re=
gierung
für ihr Verhalten ins Feld führt, und die Kleinheit und Klein=
lichkeit
der Politik der franzöſiſchen Regierung, die heute noch, nachdem
das 120=Millionenvolk Rufllands zuſammengebrochen iſt im Kriege,
nachdem die ganze Welt erſchüttert iſt unter den Nachwirkungen des
Krieges, glaubt, mit Bajonetten Politik machen zu können. Er erin=
nerte
an die Haltloſigkeit der deutſchen Verfehlungen daran, daß der
Reichsminiſter Dr. Becker bekannt gegeben hat, daß die deutſche
Regierung, für die fehlende Kohlenmenge engliſche Kohle an=
geboten
hat (Hört, hört!); daß das aber abgelehnt wurde und daß
Frankreich für zwei Millionen Tonnen fehlender Kohlen 60 000 Mann
Truppen ins Ruhrrevier geſchickt hat; daß wan zur Einquartierung
dieſer Truppen ſogar die Säuglingsheime heranziehen mußte.
(Pfui!) Erinnerte unter lebhaftem Beifall an das mannhafte Auftreten
Thyſſens, der Gewerbſchaftsführer und des Kruppſchen Betriebsrats=
weiter
an die ſtets betonte Geſte des Siegers, die gleich wie in Wies=
baden
, wo die erſte Frage des Oberſtkommandierenden war, wo iſt das
Schloß des Kaiſers?, wie in Eſſen, wo eu natürlich in der Villa
Hügel, dem Wohnſitz des größten deutſchen Waffenſchmiedes, Wohnung
nehmen mußte. (Hört! Pfui!) Im Ruhrgebiet ſelbſt ſtehen die
Dinge
auf des Meſſers Schneide.

Dem ganzen deutſchen Volke ſtehen neue Nöte bevor. Unerhörte Ver=
teuerung
, der Lebensmittel, Untevernährung, Krankheit, beſonders der
Kinder Und angeſichts dieſer Tatſache ſtellt die Repko ſeſt, daß
Deutſchland noch zu wenig Vieh abgelieſert hat. (Pfui! große Erreg=
ung
.) Er erinnert weiter an die verſchiedenen Aeußerungen des merk=
wüirdigen
Lloyd George, an die heute uverträglich geſvordenen Schlag=
worte
Ziviliſation und Humamität, in deren Namen angeblich der
Krieg geführt wurde, und der zu dem Schandvertrag von Ver=
ſailles
führte, aus deſſen 400 Paragraphen heute Seuchen, Hunger
und Elend für das deutſche Volk ſtrömt. Für ein Volk, das einſt der
Welt ſo unendlich viel gegeben hat und das heute nur noch, bar aller
Lebensfreude, vegitiert. Erinnerte endlich daran, daß für dieſes einzige
Volk zwei Millionen braver Männer ihr Blut fließen
ließen; daß dieſes Blur nicht umſonſt gefloſſen ſein darf, daß wir im=
mer
und immer fordern müſſen:

Freiheit und Leben
das deutſche Volk, für das deutſche Vaterland! (Langanhaltender
ſeifall.
Auf Vorſchlag des Verſammlungsleiters Abg. Dingeldey wurde
ann einſtimmig unter ſtürmiſchem Beifall die Zuſtimtng erklärt zu
ſchſtehender
Entſchließung.

Frankreichs Fauſt, greift wie zu Zeiten Ludwig des Vier=
zehnten
und Napoleon des Erſten abermals in Raubgier nach
dem Leben des deutſchen Volkes. Kein guter Wille zur Erhal=
tung
des unerfüllbaren Verſailler Diktates, keine Opfer haben
Frankreichs Vernichtungspläne in menſchliche Rückſichtnahme auf
das Leben der deutſchen Millionen verkehren können. Es braucht
zu ſeinen Lothringer Eiſenerzen die deutſche Ruhrkohle, um Welt=
herrſcher
werden zu können.
Wehrlos ſind wir, weil waffenlos. Doch nimmer ſoll Frank=
reich
die Geſchichte belügen können, dem deutſchen Volke ſei recht
geſchehen. Nein, wir erheben mit der deutſchen Reichsregierung
und der heſſiſchen Regierung und all den Millienen anderer
Deutſcher unſere Stimmen zu einem feierlichen Einſpruch gegen
den ungeheuerlichſten Rechtsbruch, den die Ge=
ſchichte
je geſehen hat. Auch das Verſailler Verſklavungsdiktat
gibt Frankreich kein Recht, dem deutſchen Volke mit den Ruhr=
kohlen
den wichtigſten Rohſtoff zur Erhaltung des Lebens ſeiner
60 Millionen zu entreißen! Und mit den Regierungen Deutſch=
lands
fordern wir von Frankreich und den Mächten, die das
Verſailler Diktat unterſchrieben haben, für unſer geſamtes Volk
das Menſchenrecht, zu leben, fordern wir die Zurückziehung der
franzöſiſchn Truppen aus dem Ruhrgebiet.
Unſern bedrängten Brüdern im Ruhrgebiet aber rufen wir
zu: Haltet Deutſchland die Treue! Wir werden nie von Euch
laſſen!

Einigkeit und Freiheit für das deutſche Vaterland!
Ein Kraft ausſtrömendes, kernhaftes Schlußwort des Abg. Dingel=
dey
, das die Verſommlung ſtehend anhörte, und das ein Gebet um
Stärke und Einigkeit war, bildete triumphierenden Abſchluß der Ver=
ſammlung
mit dem Rufe: Unſer geliebtes, einiges, unver=
gängliches
deutſches Vaterland hoch! hoch! hoch!!!
Nie wohl wunde ſo ſpontan, ohne jegliche Auffovderung das Deutſch=
land
=Lied geſungen wie zum Abſchluß dieſes unvergeßlichen Abends.

Proteſt der hieſigen Rechtsanwälte.
* In der Hauptverſammlung der heſſiſchen Rechtsanwälte der drei
Provinzen, am 13. Januar, wurde einſtimmig die Erklärung gefaßt:
Die heſſiſche Nechtsanwaltſchaft aller drei Provinzen gelobt anläß=
lich
des neueſten gewalttätigen und rechtswidrigen Vorgehens der Fran=
zoſen
feierlichſt ihre unverbrüchliche Treue zum Reich. Sie
iſt mit allen deutſchen Volksgenoſſen erfüllt von der Entrüſtung über den
Vertragsbruch, gegen den ſie vom Standpunkt des Rechtes und als
Organ der Rechtsordnung Proteſt erhebt.

Kunſtnotizen.
Aeber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Nedaktion ihr Urteil vor.
Der Hamburger Geiger MaxMenge, der durch ſein früheres
Auftreten im Nichard Wagnerverein uſw. dem Darmſtädter Konzert=
publikum
bekannt ſein dürfte, wird am Montag, den 22. Januar, einen
eigenen Violin=Solo=Abend deranſtalten. Das Programm enthält Werke
von Bach, Piſendel, Ruſt u. Reger; es ſind dies Kompoſitionen für Vio=
line
allein. Aus dieſem Grunde wird dieſe Veranſtaltung bei vielen Mu=
ſikfreunden
das größte Intereſſe finden. Karten bei Arnold am Weißen
Turm.

v Eberſtadt 16. Jan. Verſteigerung. Bei der letzten Holz=
verſteigerung
kam ein Meter Stockholz auf zirka 17 000 Mk., Scheitholz
je nachdem auf 2035 000 Mk. Diebſtahl. An einem Schulhauſe
ſind ein paar beträchtliche Meter Dachkandeln geſtohlen worden.
r. Pfungſtadt, 16. Jan. Zeichen der Zeit. Hier ſind ſeit 1914
ſchon 20 Wirtſchaften eingegangen. Die Eulerſche Fabrik, die
vor dem Kriege der Papierfabritation diente und ſeit Kriegsbeginn
ſtill lag, wird jetzt wieder in Betrieb genommen werden. Zur Herſtel=
lung
gelangen Kartonnagen, Spiellwaren u. dgl.
r Birkenau i. Odw., 16. Jan. Die Spar= und Darlehns=
kaſſe
, e.G.m.u.H., zu Birkenau iſt nach einem Beſchluß der letzten
Generalverſamlung in eine ſolche mit beſchränkter Haftpflicht um=
gewandelt
worden.

Reich und Ausland.
Der Fluch des Dollars.
Köln. Ein aus der Eſſener Gegend ſtammender Dreher, der nach
15 jährigem Aufenthalt in Amerika ſich ein anſehnliches Vermögen er=
worben
hatte, geriet bei ſeiner Rückkehr nach der Heimat im Kölner Ha=
fendiertel
in Geſellſchaft zweifelhafter Elemente, mit denen er in einer
Schifferſchenke mehrere Tage zubrachte. Da er auf ſeinen Dollarbeſitz
wiederholt hinwies, der ſich auf Millionen belaufe, ſo verſtand es die
Geſellſchaft, ihm in der Alkoholſtimmung die Dollars aus ſeiner Brief=
taſche
zu locken. In wenigen Tagen waren ſeine geſamten Erſparniſſe
dahin, und, nachdem er ſeinen Mantel und ſeinen Anzug verſetzt hatte,
und deren Erlös gleichfalls durchgebracht war, ſtürzte er ſich in den Rhein
und ertrank.
Zum Tode verurteilt.
Bonn. Das Schwurgericht verurteilte nach zweitägigen Verhand=
lungen
den Schweinezüchter Scherhembach aus Siegburg, den Kaufmann
Hans Wirges aus Köln und den Kaufmann Rudolf Schäfer aus Sieg=
burg
wegen gemeinſamen Raubmordes zum Tode. Alle drei lockten
planmäßig am 6. Dezember den belgiſchen Staatsangehörigen Jean
Baptiſte Orshoben aus Köln unter dem Vorwand, ihm einen Brillant=
ring
verkaufen zu wollen, nach Siegburg, wo ihn Scherkenbach mit dem
Hammer erſchlug, die Leiche zerſtückelte und kochte und das Fleiſch den
Hunden vorwarf. Geld und Wertſachen teilten ſich die Verbrecher.
Ein Exploſionsunglück.
St. Wendel. Eine folgenſchwere Exploſion ereignete ſich in Ma=
ringen
beim Abfüllen von Benzin in ein Perſonenauro. Plötzlich
explodierte der Benzinbehälter im Keller des Lambertſchen Hauſes. Die
hohen Flammen ſchlugen ſeitlich auf die angebaute Scheune über, die in
kurzer Zeit bis auf die Umfaſſungsmauern niederbrannte. Es ſind
große Hausvorräte ſowie Kleinvieh mitverbrannt. Das Großvieh konnte
noch rechtzeitig in Sichepheit gebracht werden. Auch der Dachſtuhl des
Lanwbertſchen Hauſes wurde ein Raub der Flawmen. Die mit dem
Abfüllen des Benzins beſchäftigten beiden Chauffeure, ſowie der Berg=
mann
Lambert erlitten ſchwere Brandwunden, ſo daß ſie in das Kran=
kenhaus
St. Wendel verbnacht werden mußten.
Jugend von heute.
Linz. Zwei Schüler aus Köln, die von ihrem Lehrer zur Spar=
kaſſe
geſchickt wurden und dort das ganze Sparguthaben des Lehrers von
über 50 000 Mark abgehoben und damit eine Vergnügungsreiſe unter=
nommen
hatten, wurden hier feſtgenommen. Bei einer Leibesviſitation
fanden ſich nur noch 29 000 Mark vor, während das übrige Geld in fide=
ler
Geſellſchaft in Königswinter und für einen Beſuch des Drachenfelſen
draufgegangen war.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des s 21 Abſ. 2 des Preſſe=
geſetzes
in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werden.
Die Tuberkuloſe=Beratungs= und Fünſorgeſtelle, Wilhel=
mitſenſtraße
34, in der Landesverſicherungsanſtalt Heſſen iſt (ſeit?) ge=
ſchloſſen
an die Stadt Darmſtadt übergegangen und ſollte lt. Anſchlag
dork am 1. Januar d. J. im hieſigen Städtiſchen Krankenhauſe wie=
der
eröffnet werden. Dies iſt bis jetzt aber noch nicht geſchehen!!
Die vorgeſetzte höhere Medizinalbehörde (die vielleicht noch nichts davon
weiß?) ſollte ſich der Sache annehmen.
K.

Spiel, Hport und Turnen.
Aus der Turngemeinde Darmſtadt 1846. Am
nächſten Samstag, abends 8 Uhr, findet im Tie=Saal (Kneipe) die dies=
jährige
ordentliche Hauptverſammlung ſtatt. Gegen früher
wird bei dieſer Verſamnlung erſtmalig die Neuerung eingeführt, daß
für alle Abteilungen ein Sammelbericht vorgetragem wird. Durch
dieſe Anordnung wird die Verſammlung eine weſentliche Kürzung er=
fahren
. Mit Rückſicht auf die große Wichtigkeit der zu faſſenden Be=
ſchlüſſe
iſt ein guter Beſuch unbedingt erforderlich. Die Wahl der Turn=
leitung
findet am nächſten Freitag auf dem Turnplatz ſtatt, diejenige
der Mitglieder des Techniſchen Ausſchuſſes nach dem Turnen im blauen
Zimmer. Zu dieſen Wahlen iſt das Erſcheinen aller Ausübenden
Pflicht.
H. M.
wd. Der Mainzer Ruderklub Fortuna veranſtaltete
am vergangenen Sonntag ſeinen zweiten großen Dauerlauf unter reger
Beteiligung. Die Länge der Streche betrug 7,5 Kilometer. Sieger
blieben Junioven: 1. H. Setzentreiber 23.15 Min., 2. W. Blos 28.35,
3 Gg. Schue 28.45. Anfänger: 1. Chandelier 36.04 Min., 2. Bruchmann
36.15. Schüler: 1. Diehl 30.10 Min., 2. Weißmüller 30.30. Außer Kon=
kurrenz
legte H. Vetter die Strecke in 26 Minuten zurück. Die Sieger
erhalten Diplome.

Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für den 19. Januar:
Meiſt trocken, heiter, Froſt. Ueßer Deutſchland liegt hoher Druck.

Tageskalender.
Landestheater: Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 11 Uhr ( Son=
dermiete
76 und 105): Tannhäuſer Kleines Haus: Anfang 4, 6
und 8 Uhr: Film: Im Winter auf den Groß=Glockner Deut=
ſche
Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger in der
Aula des Realgymnaſiums: Rettung aus der Seenot Garten=
bauverein
: Hauptverſammlung um 8 Uhr, im Fürſtenſaal.
Kaffee Bismarck: Sonderkonzert. Union=, Reſidenz=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender.
Freitag, 19. Januar.
Nachlaßverſteigerung um 10 und 2 Uhr Moosbergſtraße 17.

Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land,
Reich und Ausland: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange ſämtlich in Darmſtadt.

Die hentige Rummer hat 10 Seiten,

hau ſe
purden

[ ][  ][ ]

Zum 18. Januar!
K
DOeor dnd
Pan
Nr. 5
Hochſchulbeilage des Darmſtädter Tagblatts
18. Januarr 1923

* Zum 18. Januar 1923.
Uns aber und unſeren Nachfolgern an der Kaiſerkrone
ſolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des Deutſchen Reichs zu
ſein, nicht an kriegeriſchen Eroberungen, ſondern an den Gütern
und Gaben des Friedens auf den Gebieten nationaler Wohl=
fahrt
, Freiheit und Geſittung. Die Fahnen des ſiegreichen
deutſchen Heeres aller Stämme neigen ſich vor Wilhelm I. in
dem weltgeſchichtlichen Augenblick, in dem im Spiegelſaal zu
Verſailles Deutſchlands größter Staatsmann die Geburt des
Deutſchen Reiches verkündet. Das Ende einer Epoche härteſtem
nationalen Aufſtiegs und gleichzeitig Anfang einer neuen
Periode deutſcher Geſchichte, begrüßt mit den überſchwänglichſten
Hoffnungen von allem, was deutſcher Zunge war. Und heute?
Am Boden liegt das Deutſche Reich, niedergerungen von der
uebermacht einer ganzen Welt kämpfen wir 52 Jahre, nach
jenem Höhepunkt deutſcher Geſchichte verzweifelt um unſere
nationale Exiſtenz.
Ein Gedenktag fordert auf zu ernſter Rückſchau. Nicht aber
wollen wir verfallen in den Fehler derjenigen, die in der Ver=
gangenheit
nur die Fehler ſehen, die nachträglich aus dem Wer=
den
und Geſchehen der Jahrzehnte vor dem Weltkrieg nur das
Kniſtern der Niederlage heraushören wollen. Nur aus wahr=
hafter
geſchichtlicher Erkenntnis gewinnen wir die Kraft zu
neuem Ringen.
Zu der ſelben Zeit, in der ſich die anderen europäiſchen
Völker zu ſtarken nationalen Staaten zuſammenſchloſſen, zerbrach
W das mittelalterliche Deutſche Reich und in den fürchterlichen Stür=
Amen des 30 jährigen Krieges ging eine Jahrhunderte alte Kultur
zu Grunde. Die vielen kleinen Einzelſtaaten, in die das Deutſche
Reich zerfallen war, mußten erſt ein neues ſtaatliches Leben in ſich
ſchaffen. Unter ſchwerſter Bedrohung durch das Ausland, im
ſtändigen Kampfe mußte deutſches Weſen ſeine Daſeinsberech=
tigung
erweiſen. Erſt die Fremdherrſchaft der napoleoniſchen
Zeit aber weckte im deutſchen Geiſt die Erkenntnis, daß nur der
nationale Geſamtſtaat Retter nationaler Kultur ſein könne.
unter der Führung des größten und härteſten der Einzelſtaaten
wurde das Deutſche Reich geboren. Die Entwicklung vom Staa=
tenbund
zum Bundesſtaat krönt der 18. Januar 1871.
Die Sehnſucht zweier Menſchenalter war erfüllt. Mit eiſerner * Die Studentenſchaft am 18. Januar.
Folgerichtigkeit ging der gewaltige Schöpfer an den inneren Aus=
bau
ſeines Gebäudes. Verfaſſung und Recht, Wirtſchaft und Heer
wurden den Verhältniſſen der neuen Reichseinheit angepaßt.
Wenn es auch an Widerſtänden nicht fehlte, die Erkenntnis der
neuen Weltſtellung des Deutſchtums, die das geſamte Volk mit
Kämpfe bedenkliche Auswirkungen zeitigten. Geborgen fühlte, geſang füllte ſie mit ihren Alten Herren und Profeſſoren den
man ſich im Schatten des Titanen, aber die Erziehung zur poli= Saalbau, um nach alter Weiſe jener mannhaften Taten zu ge=
tiſchen
Selbſtändigkeit des deutſchen Volkes machte vielleicht eben= denken, durch die die Freiheit des deutſchen Volkes und Staates
deswegen nur geringe Fortſchritte. Den großen ſozialen Proble=
men
, welche die notwendige Folge der Lnduſtrialiſierung unſeres
Wirtſchaftslebens waren, ſtand der überwiegende Teil des Volkes Kleinen Haus des Landestheaters haben Senat und Vorſtand
mit nur geringem Verſtändnis gegenüber.
Der Rücktritt des Fürſten Bismarck, der auch äußer=
lich
eine geſchichtliche Epoche abſchloß, ſtellte das deutſche tenſchaft durch die Straßen der Stadt zum Bismarckdenkmal. Hat
Volk vor ganz neue Aufgaben. Erſt jetzt wirkte ſich Bismarcks die Studentenſchaft denen nachgegeben, die ſeit langem gegen ihre
Werk voll aus. Das gewaltige Anwachſen an Macht und wirt= althergebrachten Sitten Sturm liefen? Hat ſie das vergeſſen, was
ſchaſtlicher Kraft trieb deutſche Arbeit hinaus über die engen noch im letzten Jahre in der Begrüßungsanſprache des Feſt=
Grenzen des europäiſchen Kontinents zu immer ſiegreicherem kommerſes geſagt wurde, daß ſie nicht im Ueberbordwerfen alter
wirtſchaftlichen Wettbewerb mit den anderen Völkern.
Mit dem deutſchen Wohlſtand wuchs die Bevölkerung von fondern indem ſie das hoch und heilig halten will, was ſie aus
Jahr zu Jahr. Aber Hand in Hand damit ging auch die Um= der alten Zeit durch die Wirren des Krieges und der Revolution
ſchichtung der Bevölkerung, die Veränderung unſerer ganzen hindurch gerettet hat?
ſozialen Struktur. Aus dem Agrarland des Jahres 1800 war
ein Induſtrieſtaat von Weltgeltung geworden, und während die Not des deutſchen Volkes, und ſeiner Studentenſchaft gezeigt hat,
landwirtſchaftliche Bevölkerung nicht nur relatib, ſondern ſogar ſoll er auch ein beſonderer Ausdruck dieſer Not ſein, ſoll zeigen,
abfolut zurückging, wuchſen gewaltige Induſtrieſtädte aus dem daß die Studentenſchaft die Not voll und ganz erkannt hat und
Boden. Die Technik wurde die Herrin Deutſchlands. Die willens iſt, nach ihren Kräften an der Geſundung mitzuarbeiten.
Maſchine mechaniſierte und atomiſierte Arbeit und Daſein von
Millionen von Menſchen, ſie entſeelte und entperſönlichte ihr ſchichten der flammende Proteſt gegen die neuen Gewaltmaßnah=
Leben und alles Leben; mit grauer Maſſenſchaftigkeit überzog ſie men des Erbfeindes ertönt, wo dieſer in ſchnödem Rechtsbruch
und damit eine neue Machtverteilung der Klaſſen brach ſich Bahn, täriſcher Uebermacht gegen ein militäriſch wehrloſes Volk fort=
unſeres
immer weiter hinausgreifenden Handels, der die Er= nicht verliert, daß ſie, je größer der Druck von außen, um ſo mehr
zeugniſſe der deutſchen Induſtrie, von der bereits Millionen an den Wiederaufſtieg, an ein neues Deutſches Reich glaubt, an
Deutſcher lebten, allen Erdteilen vermittelte, war ohne Welt= eine Zeit, wo kein Fremder mehr in ſchnöder Willkür deutſchen
politik, ohne Macht unmöglich. Es ſoll in dieſem Rahmen nicht. Volksgenoſſen Befehle zu geben wagt, wo der Rhein wieder frei
nochmals die verhängnisvolle Entwickelung dargeſtellt werden, durch deutſche Lande ſließt. Mag da kommen, was da will:
die das furchtbare Gewitter des Weltkrieges heraufbeſchwor, es
iſt auch hier nicht der Platz, zu erörtern, wo und wann die deut=
ſche
Politik Fehler gemacht hat, und ob dieſe Fehler vermeidbar
nicht darin, daß die deutſche Negierung, wie die Ententelüge ſagt, ſollen wir der Reichsgründung gedenken. Mehr wie jeder andere
Gegnerſchaften fehlte.
Gigenn illen und Spießertum, von Unſicherheit dem Ausland Sorgen das Ringen um geiſtige Erkenntnis erſticken.
gegenüber, von jenem alten Schwanken zwiſchen Landſchaftlich=
weiterung
der Machtbefugniſſe der Volksvertretung.
einem deutſchen Staatsgefühl. Die unvergeßlichen Auguſttage Weltenwende des Krieges haben ein Chaos geſchaffen, das Klä=
des
Jahres 1914, ſie ſind der unwiderlegliche Beweis, und ver= rung forderte. Gs ging ums Ganze und Letzte, Weltuntergang
riſſen, im Weſten und im Oſten ſind fremde Eroberer trotz dieſes
Friedens in deutſche Lande eingedrungen.
Menſteht in dem einen Gedanken:
Deutſchland über alles!

Ein Ideal, Kameraden, ein neues Ideal!
Ueber das ſtumpf gewordene und über das ungläubig ge=
s
wordene Alter ſoll es aufgerichtet werden, von den Bannerträgern
S der deutſchen Zukunft, der Jugend!
Ein jeder von uns erwürge den Drachen in ſich ſelbſt!
Nicht hie Rom hie Wittenberg, nicht hie Arbeiterkittel
s hie Bürgerrock darf, ſolange noch ein fremder Soldat auf deutſchem
s Boden ſteht, der Kampfruf gellen. Wie die Flamme lodert
s von Berg zu Berg und iſt doch das eine Element, ſo ſoll nur
noch das eine Bekenntnis Deutſchland ſchallen in unſerem
s Denken und Tun und wiederum Deutſchland und Deutſchland
S über alles!
Flamme empor, du heiliger Feuerbrand, und trage in hell=
leuchtender
Schrift das Bekenntnis der deutſchen Jugend über
S das ganze Land:
* Wohl des Vaterlandes.
Ehrlos der, der um einen Judasgroſchen einen Fußbreit
S deutſcher Erde verrät.
Ehrlos der, der Deutſchlands Würde vor den Augen
s der grinſenden Welt durch den Schlamm zieht
S Deutſchland über alles! Allzeit und allewege: Deutſchland!
Rudolf Herzog.

Von
stud. ing. Alfons Kemper.
In den Straßen ſtaute ſich die Menge. Im feierlichen Umzug
mit wehenden Fahnen marſchierte die Studentenſchaft, um den
freudigem Stolz erfüllte, verhinderte, daß ſelbſt ernſte innere Tag der Reichsgkündung feſtlich zu begehen. Beim Kommers=
geſchaffen
wurde. So war es noch im vorigen Jahr.
und heute, am 18. Januar 19232. Zu einer ernſten Feier im
der Studentenſchaft eingeladen. Der Kommers ſoll ausfallen.
Im ſtillen Zuge, ohne Muſik und Liederklang, zieht die Studen=
Sitten und Gebräuche den Zeitforderniſſen zu entſprechen glaubt,
Keines von beiden. Weil kaum ein Tag, wie dieſer, ſo die
Am heutigen Tage, wo an allen Orten, in allen Bevölkerungs=
das
Grün unſeres Vaterlandes. Eine neue ſoziale Schichtung wegen Schnittholz und Telegraphenſtangen den Krieg mit mili= von 1923 ein anderes iſt als das Rheinland von 1806 und 1812
Trotz regen geiſtigen Lebens herrſchte der Maſſenzug, er be= führt, will die deutſche Studentenſchaft das ſo oft gegebene Ge= geringer gebildeter Schichten, die deutſche Bildung und Kultur,
herrſchte auch die auswärtige Politik, die mit in erſter Linie be= lübte erneuern, daß ſie dem deutſchen Volke alles, das Höchſte iſt nunmehr zu Millionen Menſchen eingegangen und ſtellt ihren
ſtimmt wurde durch die wirtſchaftliche Entwickelung. Der Schutz opfern will, wenn der Ruf ertönt, daß ſie trotz allem die Hoffnung macht nicht vorhanden ſein konnte, das Bewußtſein der abſo=
Deutſchlands Studentenſchaft ſteht bereit!
wuaren. Die Fehler aber die begangen worden ſind, ſie beſtehen hergehendes gekennzeichnet iſt durch die wirtſchaftliche Notlage, ſie lange als Halbfranzoſen anſah. Noch im Kriege haben
plannnäßig auf einen Weltkrieg hingearbeitet hat, ſondern im Stand war der Student gezwungen, nach Mitteln und Wegen zu hören müſſen, und ein Teil der Bedenken, die man an die B==
Gegenteil darin, daß ſie das ſtets wache, unabläſſig warnende ſuchen, durchzukommen. Und wenn auch faſt 34 der geſamten Stu= ſatzung knüpfte, rührte von der unſeligen Meinung her, die
Bewußtſein des Reichsgründers von den uns umringenden dentenſchaft die Ferien benutzte, um im Bergwerk und in Werk= Rheinländer ſeien nicht vollwertige Deutſch Und doch war
ſtätten die Mittel für das weitere Studium in harter, ungewohn= für jeden Beobachter der rheiniſchen Kultur klar, daß ſie wohl
Auch die Schwächen unſeres innerpolitiſchen Lebens während ter Arbeit zu verdienen, das ſprunghafte Emporſchnellen aller an der Oberfläche einige Züge trug, die mit weſtlicher Art ver=
der
25 Jahre vor dem Weltkrieg ſind oſt genug erörtert worden, Preiſe ließ die Erſparniſſe kaum für das kärglichſte Mal im Stu= wandt wann, wie das bei der wechſelnden Geſchichte des Grenz=
der
Gegenſatz zwiſchen dem Staat und den ſozialdemokratiſchen dentenheim ausreichen. Trotz allem aber: Durchgehalten haben landes am Rheine gar nicht anders ſein konnte, daß aber ſeit
Millionen, Reſte eines überlebten Partikularismus und die ur= alle! Durchhalten konnten ſie weil ſie die Unterſtützung Jahrtauſenden gerade am Rheine deutſche Arbeit, deutſche Kunſt,
alte Erbſchaft der im Kern unpolitiſchen Art des Deutſchtums des ganzen Volkes gefunden. So will die Studentenſchaft an deutſches Gefühlsleben in einer Vollendung zu Hauſe waren,
ſelbſt: die Abneigung, große Wirklichkeiten unbefangen zu er= dieſem Tage danken für das Entgegenkommen, und bitten, nicht wie nirgends anders in deutſchen Gauen. Es hat lang= ge=
faſſen
, der Bodenſatz von Enge und Streitſucht innen, von nachzulaſſen! Und Hilfe tut dringend not, damit nicht materielle braucht, bis wir begriffen haben, daß der Reichtum der deut=
keit
und Weltbürgertum. Auf dieſem Untergrund ſpielte ſich nach lehendiger Erfaſſung der Begriffe an Stelle des nur außer= ſiſchen gerad= in ihrer Mannigfaltigkeit und regionalen Bedingt=
der
Kampf ab um die Verfaſſungsmacht, der Kampf um die Er= lichen Zurſchauſtellens einer Idee in unſerer Zeit fortwährender heit liegt. Daß die vier Jahre der Beſatzung gerade in dieſem
Umwertung und Umgeſtaltung bemerkbar. Das in den letzten
Trotz alledem aber, das deutſche Volr wuchs zuſammen in Jahren immer ſtärker herbortretende Kriſenbewußtſein, die ſchweren Schickſals der Rheinlande als nationaler Gewinn
geſſen wir nicht, daß das Deutſche Reich damals erſt 43 Jahre dder ſeeliſche Erneuerung Gerade die ſtudentiſche Jugend
beſtand! Das neue deutſche Staatsgeſühl, es hat ſich auch be= hat die Gefahr deutlich erkannt und den Weg der Erneuerung Reiches öffentlich gefeiert wird, während ſie bei uns am Rhein
währt wchrend langer ſchwerer Ariegsjahre, es hat den Zu= in dem Ideal des religiöſen, völkiſchen Meuſchen ihr Feſt zur im Herzn und in den deutſchen Häufern bereitet
ſaommenbruch des Jahres 1918 überdauert und es wird auch alle deutlich vor Augen geſtellt. So ergibt ſich die wahre und ehte bekommt, weil wir nicht laut und öffentlich zeugen dürfen von
Stürme der Zukunft überdauern. Leine feindliche unterdrückung Vaterlandsliebe. Jene Liebe, die ſich nicht erſchöpfen kann in der heiligen Einheit aller Deutſchen, ſo ſprechen wir damit aus:
wird jemals den inneren Zuſammenhang des ganzen deutſchen Begeiſterungsfähigkeit für Heimat, ihre Kultur und Geſchichte, Leine Macht dir Erde darf rühren an das Band, das die Rhein=
Volles zerreißen können. Ein ungeheuerliches Friedensvertrag, die fordert, daß wahrhaft nationale Geſinnung ſich auswirkt im länder mit dem Deutſchen Reiche vereint. Die Reichseinheit
hat weite Gebiete aus dem Verband des Deutſchen Neiches ge= Tun und Laſſen des täglichen Lebens, im Gemeinſchaftsbewußt= iſt es wert, daß man ihr Opfer bringt. Wenu das unbeſetzte
ſein und ſozialer Tat.
So iſt der 18. Januar diesmal für uns ein Tag ernſter Not, wird ſich ihre Idegle nicht rauben laſſen. In unermüdlicher griffe, als leider oft zu beobachten iſt. Der Tag der Reichs=
Selbſtbeſinnung, die uns ſtärken ſoll für die ſchweren Tage der Kleinarbeit wird ſie zeigen, daß es ihr ernſt iſt mit dem, was gründung erhält erſt ſeine volle Bedeutung dann, wenn in dem
nächſten Zukunft. Das aber iſt uns Gewißheit: Unzerſtörbar iſt ſie verſpricht. Mag der Feind auch eine Stadt nach der anderen Reich eine Volksgemeinſchaft wohnt, welche durch die trüben
das Deutſche Reich, ſolange das geſamte deutſche Volk zuſam= beſetzen, mag die wirtſchaftliche Not noch größer werden, der Tage der Gegenwpart hindurch die kommende beſſere Zukunft
Wille zum Durchhalten wird in ihr weiterleben und weiter= baut. Möge Deutſchland an ſeinem Reichsgründungstage vom
handeln, bis die Stunde der Freiheit winkt.

* Die Reichseinheit und die Rheinlande.
Von
A. Korell, M. d. R.
Während dieſe Zeilen geſchrieben werden, gibt uns die
franzöſiſche Beſatzungsbehörde wieder einmal Anſchauungs=
unterricht
über ihre Auffaſſung von der Reichseinheit im Ver=
hältnis
zu den Rheinlanden. Der Ortsdiener macht öffentlich
bekannt, daß alle Kundgebungen der nationalen Trauer, wie
ſie von der Reichs= und Landesregierung angeordnet waren,
im beſetzten Gebiet zu unterbleiben haben. Solches und ähn=
liches
erleben wir nunmehr im Rheinlande ſeit vier Jahren.
Auch den 18. Januar, den Tag der Gründung unſeres Deut=
ſchen
Reiches, dürfen wir natürlich nicht feiern. Was irgend=
wie
daran erinnern könnte, daß wir zum Deutſchen Reiche und
das Deutſche Reich zu uns gehört, iſt verdächtig und unterliegt
der Kontrolle oder dem Verbot.
Die Wirkung dieſer Befatzungspolitik iſt bekannt: Sie hat
das B=wußtſein der Reichszugehörigkeit in einer Breite und
einer Tiefe entwickelt, wie es jeder deutſche Patriot nur wün=
Ehrlos der, der das Wohl einer Partei ſtellt über das s ſchen kann. Man mag in Deutſchland im Anfang der Beſatzung
s vielleicht Bedenken wegen der Reichstreue der Rheinländer ge=
s
habt haben. Sie waren unſeres Erachtens immer unberechtigt.
Nunmehr iſt auch für den größten Skeptiker keine Möglichkeit
mehr, zu glauben, 2s gäbe im Rheinlande auch nur einen an=
ſtändigen
Menſchen, der vom Deutſchen Reiche los wollte.
Immer wieder bricht ſpontan am Rheine das Treu=
Bekenntnis zu Deutſchland hervor. Unſere Brüder im unbeſetz=
Flamme empor deutſches Gewiſſen! Schüre es deutſche S ten Gebiet ſollten dafür nicht, wie es oft geſchieht, danken und
Jugend, bis es zum Herdfeuer wird unſerem ganzen Volß. 2 ihre Bewunderung ausſprechen. Manchmal wirkt der Dank
verletzend, beſonders dann, wenn es ſich um eine ſelbſtverſtänd=
S Das ſei dein neues Ideal, wie unſer alter Volksruf bleibe: 2 liche Sache handelt. Wer dankt der Lerche, wenn ſie beim Auf=
ſ
igen ſingt? Wie kann der Rheinländer anders denken, fühlen
und handeln, als dem Reiche treu ſein?. Was wir ſind und was
wir haben, danken wir der deutſchen Kultur, der deutſchen Ge=
ſchichte
und der deutſchen Wirtſchaft. Mag es früher manchmal
in den Beziehungen der Rheinprovinz zu Preußen, Rhein=
heſſens
zu Darmſtadt, der Pfalz zu Bahern Verſtimmungen
gegeben haben heute iſt man ſich am linken Ufer des Rheines
genau bewußt, ſogar in dem kleinen: Birkenfelder Ländchen, das
ſo ſehr weit von Oldenburg liegt, daß der Zuſammenhang mit
den geſamten Ländern wertvoll und nuentbehrlich iſt und ſich
vollendet in der Zugehörigkeit aller zum Deutſchen Reiche.
Das Zeitalter Napoleons I., in dem wir ein franzöſiſches
Departement am linken Rheinufer waren, hat uns unleugbare
Fortſchritte der Ziviliſation vor dem übrigen Deutſchland ge=
bracht
. Er baute große, heute noch muſtergültige Straßen, er
ſorgte für Sicherheit gegen Marodeure und Räuber, er gab ein
einheitliches Recht, 100 Jahre eher, als demf übrigen Deutſch=
land
dieſe Segnung zuteil wurde. Die bäuerliche Beſitzvertei=
lung
geſtaltete er muſterhaft. Die Rheinländer ſind ſich lang=
Zeit dieſer Förderung bewußt geweſen und haben durch die
Jahrzehnte hindurch Gedenkſteine an die napoleoniſche Zeit un=
verſehrt
ſtehen laſſen. Doch einen großen Nachteil, abgeſehen
von der Opferung von Tauſenden deutſcher Männer im ruſſi=
ſchen
Feldzuge, hat die napoleoniſche Zeit im Bewußtſein der
Deutſchen und der Franzoſen hinterlaſſen. Die Franzoſen
leben heute noch in dem Wahn, ſie müßten oder könnten am
Rheine ein ähnliches Werk der Ziviliſation vollbringen, wie es
Napoleon I. getan hat. Sie überſehen oder wollen nicht ſehen
die gewaltigen Fortſchritte, die das letzte Jahrhundrt ins=
ſondere
aber die Zeit ſeit der Reichsgründung, in ganz Deutſch=
land
und nicht zuletzt am Rheine gebracht hat. Statt daß ſie
von uns lernen würden, wollen ſie uns beglücken mit ihrer
Kultur. Wir lehnen die Teilnahme an franzöſiſchen Veranſtal=
tungen
ſchon um deswillen ab, weil ſie politiſche Abſichten,
nämlich uns dem Reiche zu entfremden, mitverfolgen, haben
allerdings keine Hoffnung, daß der franzöſiſche Geiſt in ſeiner
Eigenart zur Erkenntnis kommt, daß das deutſch= Rheinland
Was damals noch nicht Allgemeingut war, ſondern der Beſitz
heiligſten irdiſchen Beſitz dar. Was damals in ſtaatlicher Ohn=
luten
Abhängigkeit der Einzelexiſtenz vom großen politiſchen
Körper, vom Staate, vom Reiche, das iſt in den Jahrzehnten
nach der Reichsgründung immer ſtärker und bewußter gewor=
den
und die Not der Beſatzungsjahre hat dieſes Bewußtſein
derart geftählt und geheiligt, daß wir alle ergriffen ſind.
Auch im Bewußtſein der Deutſchen hatte das napoleoniſche
Und zum zweiten! In einem Semeſter, das wie kein vor= Zeitalter den Nachteil für die Rheinländer gebracht, daß man
das die Rheinländer manchmal aus norddeutſchem Munde
ſchen Kultur in ihrer ſtammesweiſen Differenzierung beruht,
Tenn trotz aller Not iſt ein Ringen nach neuer Geſtaltung, und daß ihr weſentlicher Vorzug beiſpielsweiſe vor der franzö=
Punkte Wandlung geſchaffen haben, wird von uns trotz des
gebucht.
Wenn alſo am 18. Januar in Deutſchland die Gründung des
Gebiet einen Dank den Rheinländern darbringen möchte, ſo
und ſo wird die Studentenſchaft ihr Gelöbnis erfüllen, müßte es der ſein, daß auch im unbeſetzten Deutſchland mehr
Sie wird ſich nicht niederdrücken laſſen von äußerer und innerer Geſchloſſenheit und größeres politiſches Zuſammenarbeiten Platz
Rheinlande lernen, daß deutſch ſein treu ſein heißt!

[ ][  ][ ]

* Die Oeutſche Studentenſchaft
und der Reichsgedanke.
Von
Profeſſor Dr. Paul Sſymank (Göttingen).
Seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts rang ſich im
Schoße des abſoluten Staates eine neue Macht zum Daſein
empor, welche die Trägerin des deutſchen Geiſteslebens werden
und ſich in deſſen herrlicher Blüte zuerſt ofſenbaren ſollte: das
deutſche Bürgertum. Der abſolute Staat, der die ihn einengen=
den
Gewalten wie die Stände in ihrer Macht herabgedrückt oder
gänzlich beſeitigt hatte, bedurfte der neuen Geſellſchaftsſchicht, da
ſie ihm in der Hauptſache die Beamten ſtellte. Aber ihre zuneh=
mende
Bedeutung und Stärke führten ganz von ſelbſt dazu, daß
ſie ſich als Macht zuerſt nur als geiſtige, dann jedoch auch als
politiſche fühlte und allmählich aus ihrer untergeordneten
Stellung hervortrat.
Der Aufſtieg des Bürgertums, der um 1750 einſetzt, nahm ſeit
dem Anfange des neunzehnten Jahrhunderts zu, und in dieſer
Entwicklung ſpielen die deutſchen Univerſitäten eine wichtige
Rolle: ſie helfen eine deutſche Wiſſenſchaft begründen, weiche
kühn die verſtachelten Grenzen der einzelnen deutſchen Länder
überſchreitet und in trüben Zeiten die Idee der geſamtdeutſchen
Einheit mehr oder minder bewußt durchwintert und am Leben
erhält. Und nicht bloß die von den deutſchen Hochſchulen ge=
pflegte
Wiſſenſchaft erhielt eine geſchichtliche Bedeutung, ſondern
auch das Wirken der ſie pflegenden akademiſchen Jugend. Ihre
Entwicklung verlief innerhalb der gewaltigen Aufwärtsbewegung
des Bürgertums, ja ſie bildete einen Teil derſelben, und eine
Zeitlang übernahm ſogar die Studentenſc aft die Führung, in=
dem
ſie den ſeit den Freiheitskriegen 1813 lebendigen nationalen
Gedanken zu einer herrſchenden Stellung in der geſamten deut=
ſchen
Welt erhob.
Die Zeit nach den napoleoniſchen Kriegen war innerlich ſehr
erregt; das aufſtrebende Neue ſtand in ſchroffem, unüberbrück=
barem
Gegenſatz zum überlebten Alten, und die allgemeine Ent=
täuſchung
im deutſchen Volk über die Geſtaltung ſeines Schick=
ſals
war tief und berechtigt. Man muß es geſtehen, ſagt Hein=
rich
v. Sybel, niemals iſt einem großen, mit friſchem Sieges=
lorbeer
gekrönten Volke eine kümmerlichere Unverfaſſung auf=
erlegt
worden, als es damals dem deutſchen durch die Bundes=
akte
geſchah. Die mächtigen Gedanken, welche Preußens Wieder=
geburt
und damit Deutſchlands Befreiung vorbereitet hatten, artigere Auffaſſung des nationalen Lebens als in den meiſten
waren hier in ihr Gegenteil verwandelt. Ganz beſonders tief
mußte dieſer mächtige Zwieſpalt im Volk auf ſeine Jugend wir=
ken
, zumal auf die, welche ſelbſt mitgekämpſt und mitgeblutet, iſt die Hoffnung, in der ich ruhig ſterben werde.
hatte. Sie war ſich voll bewußt, was man in dem heiligen
Kriege gegen den korſiſchen Eroberer gewonnen hatte. Etwa
bloß ein paar Streifen totes Land, ruft ein damaliger Student
mehr gewonnen, als das alles wert iſt. Wir haben ein Land ge=
wonnen
, ein herrliches, großes, blühendes Land, ein Vater=
wonnen
in dem Einklange der Herzen aller Stämme Deutſch=
lands
; wir haben erkennen lernen, daß wir ein Volk ſind, daß
wir ein Vaterland haben, und daß das Heil desſelben einzig blieb die akademiſche Jugend dem Reichsgedanken treu; im In=
in
der Einigkeit und Liebe, in dem Verſchmelzen und Unter=
ordnen
jedes Einzelwillens unter den der Geſamtheit beſtehen
den Macht, vereint trotzen wir einer Welt. Die Jugend, die ſo
dachte, konnte in den überlebten landsmannſchaftlichen Formen
des älteren Studententums kein Genüge finden, und aus ihrer
verworrenen und gärenden Umwelt erwuchs zuerſt in Jena 1815 einer politiſch trüben Zeit lebendig mit an den Idealen einer
als neuartige und bedeutungsvolle Schöpfung die erſte deutſche
Burſchenſchaft. Sie war mehr als eine bloße Vereinigung der zu einer nochmaligen Blüte verhilft.
alten Landsmannſchaften zu einem Ganzen; in ihr entſtand eine
neue Organiſationsform für den Studentenſtaat, ſie wollte, wie
ihre Verfaſſung von 1818 zeigt, die freie und natürliche Ver=
einigung
der gefamten auf den Hochſchulen wiſſenſchaftlich ſich
bildenden deutſchen Jugend zu einem Ganzen ſein, gegründet
auf das Verhältnis der deutſchen Jugend zur werdenden Ein=
heit
des deutſchen Volkes. Sie ſtellte den Deutſchen ein Bild
ihres in Gleichheit und Freiheit blühenden Volkes lebendig
vor die Augen und bekämpfte die Anſicht von einer Spaltung in die Fragen der Kriegsſchuldpropaganda und ihre Bedeutung
in Nord= und Süddeutſchland oder in ein proteſtantiſches und
auch im eigentlichen Sinne keine politiſche Schöpfung war und,
abgeſehen von einem kleineren Kreiſe, gar nicht ſein wollte, ſo
war ſie in ihrer Wirkung doch politiſch, ſobald ſie ihr Erziehungs= daß jetzt endlich wirklich etwas geſchehen müſſt.
ideal einer großen, über ganz Deutſchland verbreiteten Maſſe
bon Gebildeten aufdrückte: die Geſchlechter, welche durch ihre
Schule gingen, konnten nicht Träger des alten, im Deutſchen
Bund verkörperten Syſtems ſein, das alle Hoffnungen der land aber auch niemand zu deuten weiß. Von den hervor=
Vaterlandsfreunde vernichtet hatte. Ja, durch das Wartburgfeſt
im Jahre 1817, das den Gipfelpunkt der urburſchenſchaftlichen herausgegriffen, denen eine beſondere Bedeutſamkeit zukommt.
Bewegung bedeutet und zugleich das erſte deutſche Nationalfeſt
des neunzehnten Jahrhunderts darſtellt, griff man geradezu be=
ftimmend
in die nationale Entwicklung ein und ließ den Herolds= Schweigens oder verſtändnisloſen Hinnehmens der feindlichen
ruf vom geeinten Deutſchland laut vernehmlich in alle Gaue Propaganda. Und die über alles Erwarten ſtarke Beteiligung
ſchallen. Und wenn auch die Machthaber des Jahres 1819, welche trotz des ungünſtigen Zeitpunktes mitten im Semeſter gibt uns
auf mancherlei Schleichwegen endlich zur Annahme der Berüch=
tigten
Karlsbader Beſchlüſſe gelangten, durch die Auflöſung der
Burſchenſchaften ihre äußere Form vernichteten, den in ihr
lebenden. Geiſt zu bannen, waren ſie machtlos. Er lebte in den
Geheimbünden der Burſchenſchaf der 20er Jahre fort; dieſe er=
ſtrebten
die Vorbereitung zur Herbeiführung eines frei und
gerecht geordneten und in Volkseinheit beſtehenden Staatslebens der (3. A. D. St.) unter reger Beteiligung der ausland=
im
deutſchen Volk mittels ſittlicher, wiſſenſchaftlicher und körper=
der
Pariſer Fulirevolution erſtarkte der auf politiſche Taten hin= Abgeſandte der Vereinigungen waren Deutſche aus. Südweſt=
arbeitende
Teil der Burſchenſchaft, jedoch bewirkte er nach dem
verunglückten Frankfurter Wachenſturm (1833) nur die allge=
meine
Verfolgung und völlige Vernichtung der Burſchenſchaften,
deren Mitglieder als Märtyrer für ihre politiſchen Ideale jahre= reicher, Deutſche aus Polen, Südkärnten, Deutſche aus Galizien
lange Gefängnis= und Feſtungshaft erleiden oder als Flüchtlinge und Deutſch=Ukrainer erſchienen. Ferner nahmen als Gäſte Ver=
ins
Ausland gehen mußten.
Unter dem Einfluſſe der ſtudentiſchen Progreßbewegung er=
griffen
die urſprünglich von der Burſchenſchaft allein gepflegten des Hochſchulrings Deutſcher Art München und die Leitung der
politiſchen Einheitsbeſtrebungen weitere Kreiſe der Studenten= Deutſchen Akademiſchen Stimmen an der Tagung teil.
ſchaft und erreichten ihren Höhepunkt in dem durch und durch
politiſchen Wartburgfeſt der akademiſchen Jugend, das zu Pfing= landdeutſchtum wichtigen Fragen und nahm einen ernſten,
ſten 1848 ſtattfand, aber keine einheitliche Richtung zeigte. Schroff
ſtanden der Verfaſſungspartei die von Johannes Miquel geführ=
ten
republikaniſchen Studenten gegenüber, welche die Einrichtung gung vorwärts bringen ſollen.
einer oberſten Fürſtengewalt im Geſamtſtaat als einen Verrat
an der vom Volke beſeſſenen Volksſouveränität bezeichneten. zelnen Aemter des Zentralvorſtandes wie folgt:
Die Hoffnungen auf politiſche Einheit, für welche die Stu=
denten
1848 gekämpft und 1849 zum Teil auf den Barrikaden ge= träge, Veranſtaltung von Studienrsiſen Reichsdeutſcher in aus=
blutet
hatten, wurden während des deutſch=franzöſiſchen Krieges
keit, wenn auch zunächſt nur im kleindeutſchen Sinne. Auch die rellen Amt, das mit dem Amt für Grenz= und Auslanddeutſch=
akademiſche
Jugend, welche, wie es in einer Leipziger Kund=
gebung
damals hieß, immer und immer das Ideal deutſcher
Einheit, den Glaubenkan die deutſche Zukunſt wie ein heiliges Pflege des Grmz= und Auslanddeutſchtums zum Ziel geſetzt
Kleinod in ihrem Herzen getragen, hatte dabei kämpfend mit=
gewirkt
und von den 4510 Muſenſöhnen, die ins Feld gerückt, Verbänden arbeiten die einzelnen Vereinigungen zuſammen.
248 als geblieben beklagen müſſen.
Aber die äußere Einigung des deutſchen Volkes zu einem ge=
achtet
daſtehenden Reiche genügte auf die Dauer nicht; man landdeutſchtum, dann Abhandlungen über das Auslanddeutſch=
fühlte
, daß dem neuen Staate die innere Einheit fehlte. Und tum und über die einzelnen auslanddeutſchen Siedlungsgebiete
um dieſe zu ſchaffen, begann zu Anfang der 80er Jahre eine die in Zeitſchriften und in der Tagespreſſe ſollen vom Preſſeamt
deutſche Studentenſchaft elementar erfaſſende Bewegung, die des Zentralvorſtandes geleitet und durchgeführt werden.
nicht von den damals in ſich zerklüfteten Burſchenſchaften getra=
gen
wurde, ſondern von den aus der antiſemitiſchen Bewegung
hervorgegangenen Vereinen Deutſcher Studenten. In der Er=
richtung
eines ſozialen Kaiſertums, wie es die Botſchaft Kaiſer Stimmen zum Nachrichtenblatt des Zentralverbandes Ausland=
Wilhelms I. 1881 verhieß, ſahen ſie das Heil der Zukunft, und

Im Gedenken der Reichsgründung.
In dieſen ſchweren Tagen der Prüfung für unſer Vater=
land
iſt ſich die deutſche akademiſche Jugend ihrer Aufgabe be=
wußt
. Unſer Reich iſt zertrümmert, unſer Volk in Gefahr.
Raubgier und Haß im Weſten wie im Oſten! Jetzt gilt nicht
Partei, nicht Klaſſe, es geht um deutſche Freiheit und deutſche
Zukunft. Darin wiſſen wir uns einig mit der ganzen deut=
ſchen
Jugend. Wir werden unſere ſelbſterkannte Pflicht tun in
der feſten Zuverſicht, daß unſer deutſches Volk ſeiner Jugend
folgen wird. Wir wiſſen nicht, was der nächſte Tag uns bringt,
aber das eine wiſſen wir:
Wir ſtehen bereit!
Für den Führerausſchuß des deutſchen Hochſchulrings.
Joachim v. Bernuth,
Wilhelm Zietz,
Vorſitzer.
ſtellv. Vorſitzer.

Pflicht aller deutſchen Studenten
iſt es, an ihrem Teile mitzuſchaffen an der Bildung einer ge=
ſchloſſenen
und tatkräftigen Abwehrfront. Daher erwartet der
Deutſche Hochſchulring, daß alle Hochſchulringe Deutſcher Art die
ihnen angeſchloſſenen Korporationen und Gruppen zu einer Ge=
ſamtbeteiligung
an allen gegen Schandvertrag und feindliche
Willkür veranſtalteten Kundgebungen veranlaſſen.
Der Deutſche Hochſchulring.

im Hinblick auf ſie ſprach Bismarck 1885 im Reichstag die ehren=
den
Worte: Was mich ermutigt, das ſind die Zeichen unſerer
heutigen ſtudentiſchen Jugend. Es lebt in ihr eine viel groß=
von
uns. Laſſen Sie uns einmal erſt geſtorben ſein, dann wird
man ſehen, wie Deutſchland in Flor kommt. Die Jugend, das
Der unglückliche Ausgang des Weltkriegs, in dem rund
80 000 Studenten für des Reiches Macht und Herrlichkeit mit=
ſtritten
, und die deutſche Staatsumwälzung, welche das Bürger=
aus
, Befreiung don den Bedrückungen der Herrſcher und unſere tum und mit ihm das Studententum ſeiner bisherigen ſühren=
verlorenen
Städte und Feſtungen? Nein, Brüder, wir haben den Stellung beraubte, hemmten die weitere Entwicklung des
deutſchen Staates bedeutend; auch gelang es nach dem Zuſam=
menbruche
der habsburgiſchen Monarchie nicht, das öſterreichiſche
land; wir haben den inneren Zerſtörer und Eroberer aller Deutſchtum einem im großdeutſchen Sinn erweiterten Volks=
Völker, die Parteiſucht, und ihre Mutter, die Selbſtſucht, aus ganzen einzuverleiben; es blieb vielmehr, wie Hermann Bahr
dem Lande gejagt; wir haben ewige Städte und Feſtungen ge= 1883 als Student geſagt hatte, die ſchwerbüßende Kundry, die
an der Grenze der neuerſtandenen Größe ſehnſüchtig des deut=
ſchen
Erlöſers harrt. Aber auch in dieſer Zeit des Niederbruches
nern opferte ſie ihre Kraft und ihr Blut, um den Staat vor zer=
rüittenden
Aufſtänden zu ſichern, und nach außen hin leiſteten
kann. In Parteien zerſplittert waren wir der Raub jeder frem= der als Deutſche Studentenſchaft 1919 gegründete ſtudentiſche
Geſamtverband, ſowie der Deutſche Hochſchulring und die ein=
zelnen
auf Oeſterreich übergreifenden Korporationsbünde wert=
volle
Arbeit im großdeutſchen Sinn, und wirken ſomit auch in
neuen werdenden Zeit, die hoffentlich auch dem Deutſchen Reich

Kriegsſchuldwoche des Deutſchen Hochſchulrings.
Vom 27. bis 31. Januar ſind in Vitzenburg an der Unſtrut
Studenten aus faſt ſämtlichen Hochſchulen verſammelt, um ſich
katholiſches Deutſchland als irrig und verrucht. Wenn ſie nun für das Schickſal der Nation zu vertiefen. In allen Kreiſen
des Hochſchulrings hat ſich die Erkenntnis Bahn gebrochen, daß
die heutige Stunde Schickſalsſtunde des deutſchen Volkes ſei,
Die auf Tat eingeſtellte Seele der Jugend duldet es nicht
mehr, daß das deutſche Volk weiterhin der feindlichen Nach=
kriegspropaganda
nur Schweigen entgegenſetzt, das ſich im Aus=
ragendſten
Kennern der Materie werden einzelne Probleme
Das große Ziel aber iſt eine Aktivierung der ruhenden Kräfte
im Sinne eines ſtarken Heraustretens aus der Atmoſphäre des
die Hoffnung dazu.
Jar
Vertretertag des Zentralverbandes auslanddeutſcher
Studierender.
Vom 25. bis 27. November 1922 fand in Leipzig die
4. Tagung des Zentralverbandes Auslanddeutſcher Studieren=
deutſchen
Studentenſchaft ſtatt. Trotz der vexſpäteten Einberu=
licher
Ausbildung auf der Hochſchule‟. Erſt unter dem Eindruck fung waren zwei Drittel aller Vereinigungen vertreten. Als
Afrika, Wolga=Deutſche, Schwarzmeer=Deutſche, Deutſch=Böhmen,
Banater Schwaben (aus Rumänien, Jugoſlawien, Ungarn),
Balten, Süd=Tiroler, Siebenbürger Sachſen, Deutſch= Oeſter=
treter
faſt aller auslanddeutſchen Studentenverbände, des Deut=
ſchen
Schutzbundes für das Grenz= und Auslanddeutſchtum,
Die Tagung befaßte ſich mit allen für das Grenz= und Aus=
arbeitsreichen
Verlauf. Erfahrungen wurden ausgetauſcht und
Beſchlüſſe gefaßt, die die junge auslanddeutſche Studentenbew==
Die Arbeit des Zentralverbandes verteilt ſich auf die ein=
Aufklärungsarbeit über das Auslanddeutſchtum durch Vor=
landdeutſche
Siedlungsgebiete und umgekehrt Studienreiſen
durch die Kaiſerprollamation zu Verſailles zur ſtolzen Wirklich= Auslanddeutſcher nach Deutſchland obliegen dem völkiſch= kultu=
tum
des Deutſchen Hochſchulrings, mit dem Auslandamt der
Deutſchen Studentenſchaft und mit allen Stellen, die ſich die
haben, aufs engſte zuſammenarbeiten ſoll. Mit den örtlichen
Werbearbeit für die auslanddeutſche Sache, Richtigſtellung
aller wiſſentlich oder zufällig falſchen Nachrichten über das Aus=
Unterſtützung und Selbſthilfe der auslanddeutſchen Studen=
ten
untereinander ſteckt ſich das Wirtſchaftsamt zum Ziel.
Hervorzuheben wäre noch, daß die Deutſchen Akademiſchen
deutſcher Studierender gewählt wurden.
jap.

Die Leibesübungen in den großen
ſtudentiſchen Verbänden.
Als nach dem Kriege der Gedanke der Verantwortlichkeit der
akademiſchen Jugend vor dem Volke und der Einigkeit trotz aller
bisherigen Gegenſätze den Willen zur Zuſammenarbeit auslöſte
und Organiſationen geſchaffen wurden, wie ſie bisher das deut=
ſche
Volk nicht geſehen, da waren es nicht nur Freiſtudenten,
die ſchon vor dem Kriege an der Erreichung dieſes Zieles ge=
arbeitet
hatten, ſondern in gleicher Weiſe Korporationsſtudenten
aus allen Lagern, die ihre Kraft in den Dienſt der allgemeinen
Sache ſtellten. Doch nur einzelne waren es, die Verbände und ein=
zelnen
Korporationen hatten in dieſer Zeit der äußeren und
inneren Verwirrung genug mit ſich ſelbſt zu tun und mit der
Einſtellung auf die neue Zeit. Weil ſie das, was ihren Vätern
hoch und heilig war, in Ehren halten wollten und nicht glauben
konnten, daß ſie nicht im Ueberbordwerfen alter Sitten und Ge=
bräuche
den Zeitforderungen entſprächen, müßten ſie in Schwie=
rigkeiten
kommen. Nachdem ſich aber immer mehr Mitglieder der
Korporationen fanden, die an den Aufgaben der Studentenſchaft
mitarbeiteten, haben ſich die einzelnen Korporationen und Ver=
bände
in verhältnismäßig kurzer Zeit faſt gänzlich umgeſtellt.
Vor allem ein Aufgabengebiet der Studentenſchaft haben ſie ſich
ganz zu eigen gemacht: die Pflege der Leibesübungen. Auch iſt
es keineswegs dabei geblieben, wie es noch vielfach angenommen
wird, daß der Student unter dem Druck irgendeines Konvents=
beſchluſſes
mit mehr oder weniger Widerwillen den offiziellen
Turnabend beſucht. Die ganze Einſtellung der Korporationen,
beſonders ihrer Fuchſenerziehung, wie überhaupt die Einſtellung
der ganzen Studentenſchaft, haben es erreicht, daß die Pflege
der Leibesübungen einfach ſelbſtverſtändlich iſt. In folgendem
bringen wir die Beſchlüſſe, der letzten Jahresverſammlungen
einiger der größten ſtudentiſchen Verbände.
So beſchloſſen die Deutſche Burſchenſchaft in
Salzburg:
1. Die körperliche Ausbildung der aktiven und inak=
tiven
Burſchenſchafter erfolgt am beſten im Rahmen der ört=
lichen
Burſchenſchaft mit Einſchluß der Auswärtigen und
Altburſchen. Eine Regelung nach Art der Göttinger Vor=
ſchläge
(Studententag 1920) iſt überall da anzuſtreben, wo
mehrere Burſchenſchaften am Ort beſtehen. Im übrigen muß
aber je nach den örtlichen Verhältniſſen Freiheit in der Wahl
der Mittel beſtehen bleiben, die zu dem durch die Satzungen
der D.B. vorgeſchriebenen Ziele führen. 2a. Jede örtliche
Burſchenſchaft wird erſucht, im Sommer= und Winterſemeſter
einen Wettkampf zu veranſtalten. Jedenfalls iſt ſie zu einem
einmaligen jährlichen Wettkampf verpflichtet. 2b. Iſt jedoch
ſeitens der örtlichen Burſchenſchaft eine genügende Beteiligung
an den Hochſchubtvettkämpfen geſichert, ſo iſt ſie von den unter
2a angeführten Bedingungen entbunden. 3. Der A.f.L.
hofft, der D.B. bald Vorſchläge für Wettkämpfe beim Burſchen=
tag
machen zu können. Er will aber noch vorläufig eine gün=
ſtigere
Entwicklung der ſportlichen Betätigung und damit der
Geldmittel für Spiel= und Sportbereinigungen abwarten.
4. Die Burſchenſchaft unterſteht den von den Hochſchulen ein=
zuführenden
Leiſtungsprüfungen: wo Leiſtungs=
prüfungen
nicht beſtehen, hat die Burſchenſchaft auf ihre Ein=
führung
hinzuwirken. 5. Ein Burſchenſchafterſport=
abzeichen
wird abgelehnt. Dagegen ſoll die Erwerbung=
des
deutſchen Turn= und Sportabzeichens
unterſtützt werden. 6. Die bereits in Darmſtadt und
anderen Hochſchulen erdrobten Schwimm= Rettungs=
kurſe
ſind allgemein durchzuführen. 7. Zur geldlichen
Unterſtützung der Turn= und Sportvereinigungen und
der Sportfeſte ſind die örtlichen Vereinigungen Alter Bur=
ſchenſchafter
und die A.H.=Verbände heranzuziehen. Damen
der A.H. A.H. ſollen ſtiſten.
Die Kartellverſammlung des C. V. in Bonn:
Der Akademia=Beirat, der in jeder Beziehung die Ver=
bindung
zwiſchen den Korporationen, dem Vorort und der Alt=
herrenſchaft
herſtellen ſoll, wurde um einen Referenten für das
Amt ſür Leibesübuagen erweitert. Dieſem Referenten wird
ein Ausſchuß zur Seite geſetzt, deſſen Mitgliederzahl unbe=
ſchränkt
iſt. Entſchließung: In Erkenntnis der ſittlichen
Not des deutſchen Volkes hält es der Verband für erſte Pflicht
aller Korporationen, für eine eifrige Betätigung der Leibes=
übungen
durch ihre Mitglieder Sorge zu tragen.

Der Wingolfbund:
1. Der Wingolfbund erwariet von den Verbindungen, daß
ſie die Pflege der Leibesübungen bewußt in den Rahmen ihrer
Erziehung einſtellen. Die Durchführung und Geſtaltung wird
ſich ſtets nach den örtlichen Verhältniſſen richten.
Es wird jedoch erwartet, daß die Verbindungen alle Ak=
tiven
zu vier Wochenſtunden für Turnen und Sport verpflich=
ten
. Durch den Betrieb des Fechtens darf dieſe Zeit nicht ver=
kürzt
werden. Es iſt Ehrenpflicht jeder Verbindung, ſich an
den ſportlichen Veranſtaltungen der örtlichen Studentenſchaft
rege zu beteiligen und von ihren Mitgliedern die Ablegung
der Leiſtungsprüfung zu verlangen.
2. Jede Verbindung iſt zum Bezug der Hochſchulblätter
für Leibesübungen (Verlag; Hochſchul=Verlag Göttingen,
Jüdenſtraße 21) verpflichtet.
3. Der Wingolfbund ſetzt zur Pflege der Leibesübungen
einen Ausſchuß ein. Zur Löſung ſportlicher Aufgaben des
Bundes (Vertretung bei Hochſchul=Meiſterſchaften, Bundes=
wettkämpfen
, Beſchaffung von Sportkleidung) wird ihm ein
Fonds unterſtellt.
Aufgaben des Ausſchuſſes ſind: Verbindung mit den
Turn= und Sportwarten der Einzelverbindungen; regelmäßige
Berichterſtattung in den Wingolfsblättern und der akademi=
ſchen
Preſſe; Fühlungnahme mit den zuſtändigen akademiſchen
Sportverbänden; Veranſtaltung und Leitung der Bundes=
wettkämpfe
.
Der Köſener Kongreß:
Da auf Grund der Berichte der S.C. leider feſtgeſtellt wer=
den
mußte, daß die S. C. den Beſchlüſſen von 1921, die ihnen
die ſportliche Betätigung zur Pflicht machen, noch nicht in ge=
nügender
Weiſe entſprochen haben, wurde dem S. C. die Durch=
führung
der Sportpflege in gleicher Weiſe wie bei dem vom
H.K. S. C. V. anerkannten und gültigen Fechtprinzip auferlegt.
Die Deutſche Landsmannſchaft Coburg:
Der Pfingſtkongreß 1922 hat beſchloſſen, daß alle Lands=
mannſchaften
zum Sport verpflichtet ſind. Jede Landsmann=
ſchaft
ernennt einen Sportwart, die Tätigkeit, in einem ört=
lichen
L.C. überwacht ein O.L.C.=Sportwart. Zentralſtelle iſt
der Sportwart beim Hauptausſchuß in Berlin.
Maßgebend iſt das Leiſtungsbuch weitere Richtlinien
ſtellt der Verband nicht auf. Gruppe IV wird mit 6 Beſtim=
mungsmenſuren
erfüllt.
Die Erwerbung des Sportabzeichens iſt allenthalben an=
zuſtreben
.
Der Verband läßt nach Möglichkeit bei Hochſchulwett=
kämpfen
Mannſchaften ſtarten, die er finanziert.

ſien er
Nößeren
Mährun
Runderbe

[ ][  ][ ]

* Die wirtſchaftliche Selbſthilfe der
Studentenſchaft in Deutſchland.
Von
Reinhold Schairer.
Im Dezember 1918 lief an einem grauen nebeligen Morgen
in den Kopenhagener Hafen ein kleines deutſches Segelboot ein.
Beim Ausladen der Güter zeigten ſich ſeine fünf Matroſen nicht
ſo flink und geübt, wie man es von Matroſen gewohnt iſt; einige
Hände bluteten. Bald wird es beſſer gehen, ſagten ſie, es iſt
unſere erſte Fahrt. Wir ſind fünf Offiziere der deutſchen Armee.
Vir haben uns dieſes kleine Segelboot gemietet und wollen jetzt
von unſerer Hände Arbeit leben.
Damals ſagte einer der erſten däniſchen Wirtſchaftsführer,
daß Deutſchland aus dieſem Zuſammenbruch geſtählt und geſtärkt
hervorgehen werde, wenn jeder Deutſche aus ihm die gleichen
Lehren ziehen werde wie dieſe fünf Offiziere.
Iſt dies geſchehen?
Dieſe Schickſalsfrage kann bejaht werden für alle die Kreiſe,
in denen die Not nicht unter dem täuſchenden Glanz großer
Scheingewinne verſchleiert oder in rückſichtsloſer Selbſtſucht auf
andere weitergewälzt wurde, Ueberall dort, wvo die ſteigende
Not tapfer ertragen und das wirkliche Elendsſchickſal Deutſch=
lands
erlebt wurde, wuchſen Tüchtigkeit, Arbeitſamkeit, Zuver=
läſſigkeit
und wurden neue ſchlummernde Fähigkeiten erweckt.
Der Zuſammenbruch hat hier die beſten menſchlichen Eigenſchaf=
ten
nicht vernichtet, ſondern geſteigert, und ſo in den einzelnen
Menſchen wertvolles Material für den Wiederaufbau Deutſch=
lands
und Europas ſchweigend vorbereitet.
Dies trifft vor allem zu für die am tiefſten notleidende Klaſſe
in Deutſchland: die Intelektuellen. Noch mauches kleine Segel=
Aboot, deſſen ganze Bemannung aus Offizieren oder Studenten
Mbeſtand, hat in den letzten Jahren Erz aus Nordſchweden oder
Holz aus Norwegen über die Wellen der Oſtſee geführt. und
IIwer heute während des Sommers durch die Fabriken, Bergwerke
und Bauerngüter Deutſchlands geht, der ſieht immer wieder
unter den Arbeitern, neue‟ Geſichter, die nicht in Proletarier=
Mheimen aufgewachſen ſind. Es ſind dies einzelne der 60 000 bis
70000 Studenten, die jetzt ihre Studiengelder ganz oder zum
igen mſl größten Teil durch Handarbeit verdienen.
Einzelne haben damit ſchon 1919, 1920 begonnen, aber erſt
uſteben, all 1921 wuchs unter der Geldentwertung die Not ſo, daß große
Teile der Studenten keine Mittel zur Fortſetzung ihrer Studien
mehr beſaßen und daß für Söhne des Beamten= und Mittel=
ſtandes
, aus denen bisher 80 Prozent aller Studierenden her=
vorgegangen
waren, künftig der Weg zum Studium überhaupt
verſchloſſen ſchien. Dies hätte zu einer Entvölkerung der Hoch=
ſchulen
und zu einer Gefährdung des ganzen wiſſenſchaftlichen
Lebens und der geiſtigen Ausbildung in Deutſchland geführt und
das Studium zu einem Sonderprivileg der Reichen gemacht.
Der Deutſche Studententag, die offizielle Vertretung aller
Studierenden in Deutſchland, befaßte ſich im Sommer 1921 ſehr
eingehend mit dieſem ſchweren Problem und ſuchte Auswege.
um dieſe Gefahr abzuwenden. In zahlreichen Kommiſſionen
wurden die einzelnen Fragen beraten, und als Ergebnis dieſer
Beratungen dem Plenum ein Wirtſchaftsplan vorgelegt, der ein=
ſtimmig
angenommen wurde.
Dieſer Wirtſchaftsplan fußt auf der Grundvorausſetzung,
daß nur weitgehende Selbſthilfe dieſe Gefahren bannen kann
und daß alle charitativen oder ſtaatlichen Maßnahmen nur als
un In Ausführung dieſes Grundgedankens der Selbſthilfe foll der freilich nur dort einigermaßen beträchtlich waren, wo es ſich etwa
einzelne Student vor Beginn ſeines Studiums künftig, wenn
möglich ſchon während ſeiner Schulzeit in einem Handberufe voll
ausgebildet und dadurch befähigt werden, als vollwertiges Glied half der Staat durch ſogenaunte Privatdozenten=Stipendien ſehr
chell des Arbeitsprozeſſes des Volkes ſich die Mittel für ſeine Studien=
zeit
vor oder in geſchloſſenen Zeiträumen während derſelben
ſelbſt verdienen. Die Geſamtheit der Studierenden einer Hoch=
ſchule
ſoll in gemeinſamer gegenſeitiger Selbſthilfe weitgehende
Wirtſchaſtseinrichtungen zur Verbilligung des Lebensunterhaltes Umgeſtaltung unſerer wirtſchaftlichen Verhältniſſe gerade dieſe
der Studenten, nämlich Studentenküchen, genoſſenſchaftliche Ver=
kaufseinrichtungen
, wiſſenſchaftliche Leihbücherei, Wäſchereien, anderen Hauptberuf Gehalt beziehen, ſind ſie glücklich daran.
Flickſtuben und andere Werkſtätten ſchaffen, ferner die Vermitt=
lung
von Arbeitsſtellen, die Fürſorge für die Kranken u. a. ſelbſt
übernehmen. Die Ausführung dieſer wirtſchaftlichen Maßnah=
men
und Einrichtungen ſoll erfolgen gemeinſam mit Dozenten
und einzelnen Freunden der Studentenſchaft aus dem Wirt= Bruchteil einer Exiſtenz begründet werden kann. Wovon alſo
zahl uh / ſchaftsleben, und zwar foll die Geſamtheit aller dieſer Einrichtun=
gen
eines Ortes zuſammengefaßt ſein zu einem einheitlichen
Wirtſchaftskörper, der zur Erreichung größerer Sicherheit in
kaufmänniſchen Dingen Rechtsperſönlichkeit beſitzen ſoll.
Dieſer Wirtſchaftsplan entſprach im Sommer 1921 dem Zu=
ſtande
der Wirtſchaftsarbeiten, der von vier oder fünf Hochſchulen ten Dozenten ein Gehalt gebe. Dieſe Forderung ſtößt, wie die
ſchon erreicht war, heute iſt er faſt ausnahmslos an den 50
währung wurde auf einer wirtſchaftlichen Schulungswoche, zu
der Oſtern 1921 etwa 150 Vertrete= aller deutſcher Hochſchulen
ſtätigt.
Den größten Aufſchwung nahm, wie ſchon erwähnt, die
Handarbeit der Studenten. Für dieſen niuen Typus wurde auf derem Umfange auf ſich laſten hat; er muß eine Vorleſung
dem Studententag 1921 das Wont Werkfudent geſchaffen als
Kennzeichen der Tatſache, daß dieſe Studenten ihre ganze geiſtige
Ausbildung durch eigenes Werk ſich beſchaffen und ſo ſelbſtver= kann, ein Gehalt zahlen?. Sein Haushalt müßte ja mit ganz
antwortlich ihre ganze Zukunft ſelbſt aufbauen. Schon damals
Als einer der Haufteinwände wurde angeführt, daß ſicher die
Gewerkſchaften ein breiteres Eindingen von Studenten in die
ſchaftsvertreter anweſend, der ſofort eingriff und jedem in Not
befindlichen Studenten volle Arbeitsfreiheit zuſicherte, ja ſogar
ausſprach, daß die Arbeiter es ſehr begrüßen, wenn Studenten
Gewerkſchaften noch die Arbeitsvermittelungsämter den Studen=
ten
, die für längere oder kürzere Zeit Arbeit ſuchten, irgend=
welche
Schwierigkeiten gemacht, ſo daß heute, wie geſagt, über würde dann der Nachwuchs für die Hochſchulprofeſſuren aus=
Erwerbsarbeit ſtanden oder ſtehen.
ebenfalls ſehr ſtark ausgebaut. Während noch 1917 einzelne Ver= ſelber leiden.
ſuche, genoſſenſchaftliche Speiſungen ähnlich den von der Upſa=
laer
Studentenſchaft ſeit langem geſchaffenen genoſſenſchaftlichen. Inſtitut der Privatdozenten zur Ausleſe der Tüchtigſten führen
Liſchgemeinſchaften, einzurichten, kläglich ſcheiterten, ſpeiſen jetzt
täglich 35000 bis 40 000 Studenten in genoſſenſchaftlich organi= dieſem Prinzip ſo ziemlich vorbei. Nur der weitere Auftieg
ſierten Studentenküchen. Die Verkaufseinrichtungen einzelner würde noch in Frage geſtellt ſein. Aber was würde dieſer Auf=
Hochſchulen haben Tagesumſätze bis zu 90 000 Mark. Einzelne ſieg noch viel bedeuten? Eine wenig höhere Gehaltsſtufe, dafür
Hochſchulen haben Schuhmacherei= und Buchbindereiwerkſtätten, aber ſehr viel mehr Bindung, Verpflichtung und Zwang.
Wäſchereien, Gärtnereien geſchaffen, ferner Druckereien, die nur
von Studenten betrieben, jetzt ſchon Broſchüren in hohen Auf=
lagen
ſelbſt herſtellen. Es würde zu weit führen, auf weitere darum, ob das ganze Shſtem der Auswahl des Nachwuchſes der
Einzelheiten einzugehen.
nen und tatkräftigen Selbſthilfewillen einem opferbereiten Berufungen kam wie das nun einmal unvermeidlich iſt nicht
Eintreten des einen für den anderen. Dieſe geiſtigen Grundlagen
der ſtudentiſchen Wirtſchaftsarbeiten, dieſe unwiderleglichen Tat= bemaß ſich ſelbſtverſtändlich auch nach allerhand Zufälligkeiten:
beweiſe eines lebendigen Verantwortlichkeitsgefühles waren ein
Hauptgrund, daß bei dem erſchreckend ſchnellen Anwachſen der wärter in einem anderen Fach. Für manchen wurde die Warte=
Teuerung in den letzten Monaten des Sommerſemeſters 1922 zeit eine bitter harte Geduldsprobe. Aber aufs Ganze geſehen,
weite Kreiſe Deutſchlands ſich zu tatkräftiger Unterſtützung des hatte das Sheſtm doch große Vorzüge. Soll es nun fallen?
Selbſthilfewillens der Studentenſchaft entſchloſſen haben. So
haben die geſamten Spitzenverbände der deutſchen Landwirtſchaft
die deutſchen Landwirte gewandt mit der dringenden Aufforde= Gründe doch wohl den Ausſchlag. Fedenfalls könnte es ſich bei
rung, den nächſtgelegenen Studentenküchen für die kommenden
billigt zu liefern. Führende Kreiſe der deutſchen Induſtrie= und könnten dann nur ſolche in Frage kommen, die bereits bewieſen
gewandt mit der Aufforderung, ſich zu beteiligen an der Zeich=
nung
für eine ſtudentiſche Darlehnskaſſe, aus der jährlich zehn Gehaltsempfängern werden konnen; der Stagt muß mit feſten

inger 20

Millionen an Examenskandidaten ausgeliehen werden ſollen
unter beſonderer Berückſichtigung der Verkſtudenten. Auch hier
wieder iſt der Gedanke der Selbſthilfe dadurch verwirklicht, daß
jeder Student in Deutſchland für dieſe Darlehnskaſſe im Se=
meſter
10 Mark beitragen wird.
Das erſte Jahr dieſer allgemeinen ſtudentiſchen Wirtſchafts=
ſelbſthilfe
iſt zu Ende. Die gemachten Erfahrungen, dor allem
aber die opferbereite, von tiefem Verantwortlichkeitsgefühl ge=
tragene
Mitarbeit Tauſender Studenten und die nachdrückliche
Förderung von ſeiten der Oozenten und der Wirtſchaftsführer
berechtigte zu der Hoffnung, daß hier ein Weg geſunden ſei, den
Nachſwuchs des geiſtigen Lebens in Deutſchland trotz der ſchweren
Kataſtrobhen zu ſichern. Die wirtſchaftliche Entwickelung, die
Mitte Auguſt 1922 einſetzte, läßt Zweifel wach werden, ob dies
gelingen kann. Bricht unter den neuen Teuerungswellen auch
dieſes Werk zuſammen, ſo wird das geiſtige Leben Deutſchlands
und Europas aufs ſchwerſte geſchädigt, und Zehntauſende junger
Männer, die bisher noch mitten im kranken Europa die Hoff=
nung
auf beſſere Zeiten wach hielten und die dafür unter den größ=
ten
Opfern und Entſagungen ſich mühten, werden in die Ver=
zweiflung
getrieben, zum dauernden Schaden an der kulturellen
Fortentwickelung ihres Heimatlandes, letzten Endes der euro=
päiſchen
Kultur.

* Die Not der nichtbeſoldeten Oozenten.
Von
Univerſitätsprofeſſor D. Dr. M. Schian in Gießen.
Seit die Geldentwvertung immer weitere Fortſchritte macht,
hört die Oeffentlichkeit von einer Hochſchulfrage, die früher kaum
eine Rolle ſpielte; es handelt ſich um die Exiſtenz der nicht=
beſoldeten
Dozenten an den Univerſitäten und Techniſchen Hoch=
ſchulen
. Mir ſcheint, daß die Frage, gerade weil ſie jetzt vor die
Oeffentlichkeit gekommen iſt, auch ſo erörtert werden muß, daß
weitere Schichten ſie verſtehen. Darum will ich zunächſt einmal
darlegen, um was es ſich handelt.
Wer die Abſicht und den Wunſch hat, Hochſchulprofeſſor zu
werden, der pflegt ſich als Priratdozent an einer Hochſchule
niederzulaſſen. Die Zulaſſung iſt allein von den Inſtanzen der
Hochſchule abhängig. Werden die wiſſenſchaftlichen Bedingungen
erfüllt, ſo iſt vielfach der Weg frei. In manchen Verhältniſſen
muß auch auf Arbeitsmöglichkeit und Betätigungsausſichten
Rückſicht genommen werden; auch treffen die Fakultäten zuwei=
len
, namentlich bei ſtärkerem Zudrang, eine Auswahl. Niemals
aber ſpricht der Staat mit. Er braucht es auch nicht zu tun; der
Privatdozent wird ja nicht Beamter, er bezieht kein Gehalt; er
doziert auf eigenes Riſiko. Schlägt ſeine Arbeit nicht ein, ſo ver=
liert
er ſeine Zeit und ſein Geld ſchlägt ſie ein, ſo ruft ihn eine
Hochſchule in eine Profeſſur. An einer Reihe von Hochſchulen
beſtand und beſteht die Sitte, daß Privatdozenten nach einer
gewiſſen Bewährungsfriſt zu außeretatmäßigen außerordentlichen
Profeſſoren ernannt werden. Damit ändert ſich aber in ihrer
äußeren Lage nichts. Sie bleiben unbeſoldet, bis ein Ruf in
eine planmäßige Profeſſur ſie erreicht.
Wovon lebten dieſe Nichtbeſoldeten? Ein Teil von ihnen
war nur im Nebenamt (oder im Nebenberuf) Hochſchuldozent;
die Mittel zum Leben lieferte der Hauptberuf als Oberlehrer,
Aſſiſtent, Arzt uſw. Ein anderer Teil beſaß ein Vermögen, deſſen
Zinſen den Unterhalt gaben. Ein dritter Teil brachte ſich mit
allerhand Nebenerwerb mühſam durch. Ergänzend trat das
Kolleggeld hinzu, das, freilich bei vielen ganz unbedeutende Zif=
Ergänzung dieſer Selbſthilfe wirkſam ſein ſollen und können, feru zeigte. Schriftſtelleriſche Einnahmen brachten Zuſchüſſe, die
un Redak ion einer Zeitſchrift handelte. Auch in dieſem Fall
gingen ſie ſelten über einige Hundette von Mark hinaus. Einigen
beſcheidenen Umfangs. Maucher Privatdozent mußte ſich tat=
ſächlich
durchhungern; ſehr wenige waren aus nichtamtlichen
Quellen in guter Lage.
Aus dieſer Schilderung ergibt ſich ohne weiteres, wvieſo die
Nichtbeſoldeten ſo ſchwer betroffen hat. Sofern ſie aus einem
Aber das Vermögen, deſſen Zinſen einſt ernährten, bedeutet heute
nichts mehr; das Kollegeld iſt trotz einiger Erhöhung der Sätze
nahezu völlig bedeutungslos geworden. Schriftſtelleriſche Ho=
norare
ſind jetzt meiſt derart niedrig, daß auf ſie auch nicht der
leben?. Die bittere Not pocht an die Tür, zumal dort, wo ein
Nichtbeſoldeter den Schritt gewagt und eine Familie gegrün=
det
hat.
Aber wie ſoll geholfen werden? Es iſt zuweilen die For=
derung
erhoben worden, daß der Staat einfach den nichtbeſolde=
obige
Schilderung zeigt, auf die größten Schwierigkeiten. Die
größeren deutſchen Hochſchulen durchgeführt. Seine gute Be= Dozenten, die ihre Lehrtätigkeit nur neben einem Hauptamt
betreiben, können ſelbſtverſtändlich nicht ein zweites Gehalt be=
ziehen
. Aerzten, die eine gute Praxis haben, aber auch einige
E ſich in Marburg zuſammengefunden) hatten, von allen Seiten be= Vorleſungen halten, kann nicht ein zweites Einkommen gewährt
werden. Auch der Umſtand ſteht im Wege, daß der Pribatdozent
keinerlei beſtimmte Arbeits verpflichtung von bedeuten=
anzeigen
, nicht mehr. Endlich; wie könnte der Staat einer Schar dank des Entgegenkommens des Rektorats die Aula der Hoch=
von
Dozenten, deren Anzahl er nicht beſtimmen und begrenzen
entſpann ſich um dieſen neuen Typus eine ſehr erregte Debatte, zu dieſem Beruf, der ſo raſch, ohne die lange Wartezeit der pral= geräte Das Turnen findet Mittwochs und Freitags in der
tiſchen Berufe, zu feſtem Einkommen führte, enorm werden.
Aber dieſen gewiß ſehr beachtenswerten Erwägungen ſtehen
Arbeitsplätze verhindern werden. Zum Glück war ein Gewerk= andere gegenüber. Diejenigen nichtbeſoldeten Dozenten, die nicht platz getrieben. Doch iſt es erwünſcht, den eigentlichen Fußball=
aus
einem anderen Amt leben, können einfach nicht mehr platz und die Aſchenbahn nicht zu benutzen, da beide durch den
exiſtieren. Alle die Quellen mühſamen Lebenserwerbs, die
früher das Daſein ermöglichten, ſind am Verſiegen. Was alſo
zu ihnen kommen, denn mit dem Werkſtudenten kehrt das Ju= tun? Ein großer Teil der nichtbeſoldeten Dozenten ſteht heute lichſt zahlreiche Beteiligung der Kommilitonen erwartet wird.
genium in die Arbeit zurück! In der Tat haben auch toeder die vor der Frage, ob er die Dozentur aufgeben und irgendivo in
den ganzen Mann; ſo tritt die wiſſenſchaftliche Arbeit zurück; es
die Hälfte der 120 000 deutſchen Studierenden als Arbeiter in fallen. Neue Privatdozenten zumindeſt ſolche, die ſich ganz in zwei Abteilungen, für Anfänger und für Fortgeſchrittene.
der wiſſenſchaftlichen Arbeit widmen können können ſich nicht Anmeldungen hierzu, ſowie zu ſämtlichen anderen Veranſtal=
Die Wirtſchaftseinrichtungen, der einzelnen Orte wurden mehr habilitieren. Darunter muß in Zukunft die Hochſchule
Die Frage wird noch verwickelter durch die Tatſache, daß das
ſoll. Wird die Privatdozentur zum beſoldeten Amt, ſo iſt es mit
Ich glaube, die Wenigſten, die von dieſer Frage hören, machen
ſich ihre ganze Schwierigkeit klar. Es handelt ſich ſchließlich
Hochſchullehrerſchaft erhalten bleiben oder umgeſtürzt werden. Hochſchulen verwendet. Das Schriftchen enthält intereſſante Auf=
Alle dieſe Einrichtungen ſind getragen von einem entſchloſſe= ſoll. Das Syſtem hat immer ſeine Schattenſeiten gehabt; bei den
in allen Fällen der Tüchtigſte zuerſt an die Reihe. Die Wartezeit beim Pförtner der Hochſchule zum Preiſe von 10 Mark.
Mangel an Vakanzen in dem einen Fach, geringe Zahl der An=
Es wird kaum möglich ſein, eine alle befriedigende Löſung
zu finden. Gegen die Gewährung eines Gehalts im eigentlichen
Ende Juli 1922 in einem ſehr warm gehaltenen Aufruf ſich an Sinne mit allen ſeinen Nechten geben die oben angeführten und wertvolſte Material geboten, das für dieſe im Deutſchen
der Gewährung immer nur um denjenigen Teil der Dozenten
Jahre die benötigten Lebensmittel unentgeltlich oder ſtark ver= handeln, der ſeine ganze Kraft der Hochſchule widmet. Auch
Finanzwelt haben in einem anderen Aufruf ſich an ihre Freunde, haben, daß ſie die auf ſie bei der Habilitation geſetzten Erwar=
tungen
rechtfertigen. Weiter würde nur eine begrenzte Zahl zu

Zahlen rechnen. Endlich würde dem Gehalt wohl eine beſtimttte
Verpflichtung entſprechen müſſen. Eine ſolche iſt aber viel
ſchwerer zu formulieren, als der Außenſtehende glaubt. Manchr
wird auch die zeitliche Begrenzung der Gehaltsgewährung für
nötig halten; vielleicht ließe ſie ſich aber umgehen, wenn nur nach
Bewährung ein Gehalt gezahlt würde. Was aber ſoll in den
Jahren bis zur Bewährung geſchehen?
Ein Gehalt mit dieſen Einſchränkungen wäre eben kein Ge
halt mehr. In der Tat, man wählt beſſer einen anderen Naien.
Die Regierungen haben meiſt den Weg der Erteilung ſogenann=
ter
Lehraufträge beſchritten. Dieſe Form ermöglicht die
Berückſichtigung der geltend gemachten Erwägungen; ſie iſt
elaſtiſch genug, um den mannigfachen Möglichkeiten angepaßt zu
werden. Für die meiſten Fälle wird dieſer Weg der richtige ſein.
Nur muß er eben den Verhältniſſen entſprechend ausgebaut wer=
den
; d. h.: der Lehrauftrag muß wirklich die wirtſchaftliche Eri=
ſtenz
ermöglichen. Er wird alſo in ſeiner Vergütung auf die
perſönlichen Verhältniſſe Rückſicht zu nehmen
haben, alſo auf den Familienſtand, insbeſondere die Kinder=
zahl
. Bei ſeiner Vergebung wird nicht nur nach Bewährung,
ſondern auch nach berechtigter Hoffnung zu verfahren ſein. Um
des Standes der Pribatdozenten ſelbſt willen aber wird, wo die
Hoffnung auf tüchtige Leiſtung geſchwunden iſt, kein Lehrauftrag
mit Vergütung erteilt werden dürfen. Die Gefahr, daß unſach=
liche
Rückſichtnahme, rein perſönliche Empfindungen mitſprechen,
iſt nicht von der Hand zu weiſen: ſie muß aber ſo nachdrücklich
als möglich bekämpft werden. Ich ſordere alſo: ausreichende
Bemeſſung der Lehrauftragsvergütungen, ſo
daß ſie die Exiſtenz ſichern. Will der Staat die Zahl
ſolcher Vergütungen begrenzen, ſo wird das große perſönliche
Härten mit ſich führen; es wird auch die Gefahr beſtehen, daß die
Vergütung gerade an ſehr Tüchtigen vorbeigeht; beſondere Tüch=
tigkeit
ſtellt ſich aber oft erſt allmählich deutlich heraus. Aber
wvenn der Staat aus finanziellen Gründen begrenzen muß, dann
müßte eben auch das hingenommen werden.
Daneben wird ſich noch ein anderer Weg empfehlen. Junge
Mediziner finden den Weg zur Dozentur leichter als andere da=
durch
, daß ſie als Aſſiſtenzärzte an Kliniken ihr Auskommen fin=
den
. Den anderen Fakultäten, beſonders den Geiſteswiſſen=
ſchaften
, ſtehen ſolche Stellen weit weniger oder gar nicht zu
Gebote. Vielleicht wäre es doch möglich, daß auch in den übrigen
Fakultäten in größerem Umfang als bisher beſoldete Aſſiſtenten=
ſtellen
geſchaffen würden, die auf Zeit zu vergeben wären und
nicht für lange Jahre in der gleichen Hand bleiben dürften.
Zu erwägen iſt auch, ob nicht zwiſchen Anfängern und be=
reits
bewährten Privatdozenten unterſchieden werden ſollte. So
hat der Hauptausſchuß des preußiſchen Landtags Anfang Dezem=
ber
1922 beſchloſſen, bedürftigen Privatdozenten tunlichſt früh=
zeitig
angemeſſene Unterhaltsbeihilfen zu gewähren; ſolchen aber,
die ſich im Lehramt bereits bewährt haben, Lehraufträge mit
Vergütung zu erteilen.
Der heſſiſche Staat iſt in der Schaffung von Lehraufträgen
mit Vergütung in der letzten Zeit energiſch vorangegangen. Es
wird, wie mir ſcheint, nur nötig ſein, die oben dargelegten
Grundſätze für ihre Vergebung zur Durchführung zu bringen,
vor allem, die Höhe der Vergütungen den gegen=
wärtigen
Verhältniſſen anzupaſſen. Auch der
Schaffung von weiteren Aſſiſtentenſtellen für die Geiſteswiſſen=
ſchaften
kann er ſich hoffentlich annehmen. Das große Hindernis
iſt die Finanznot. Aber die Zahl der in Betracht kommenden
Nichtbeſoldeten iſt keineswegs bedeutend; die entſtehende Laſt
wird doch wohl getragen werden können.
Ich habe im Landtag etwa Folgendes beantragt: die Regie=
rung
möge diejenigen nichtbeſoldeten Dozenten der heſſiſchen
Hochſchulen, die nicht aus anderen Quellen ein genügend’s Ein=
kommen
beziehen, und die als wertvolle Kräfte für den Unterricht
anerkannt werden, aus Staatsmitteln Bezüge gewähren, die ihre
wirtſchaftliche Exiſtenz ſichern. Möge dieſer Antrag überall
frenndliche Aufnahme finden!

* Von der Hochſchule.
Reichsgründungsfeier.
Dem Ernſte der Lage entſprechend, findet die Reichsgrün=
dungsfeier
der Hochſchule am 18. Januar. 11½ Uhr, im Kleinen
Hauſe des Landestheaters ſtatt. Die Feſtrede wird Profeſſor
Dr. W. Windeband halten über Bismarck und den Partikularis=
mus
1870/71. Für die Freiſtudentenſchaft, die hierdurch noch=
mals
zur Teilnahme aufgefordert wird, ſind Plätze freigehalten.
Anſchließend findet ein Zug ohne Muſik und Geſang durch die
Stadt als ſtummer Proteſt gegen die Gewaltmaßnahmen des
Feindes ſtatt. Vor dem Bismarchdenkmal wird der Vorſitzende
des Hochſchulrings Deutſcher Art eine kurze Anſprache halten.
Der Turn= und Sportbetrieb im Winter=Semeſter
1922/23.
Große Schwierigkeiten haben ſich zu Anfang dieſes Seme=
ſters
der geregelten Durchführung des Turn= und Sportbetriebs
entgegengeſtellt. Es fehlte an geeigneten Hallen. Doch wurde
ſchule als Gymnaſtikhalle eingerichtet. Da ſie jetzt nicht zu Prü=
fungszwecken
verwandt wird, kann nach den Weihnachtsferien
unſicheren Ziffern rechnen. Auch würde ja bann der Zudrang der vorgeſehene Stundenplan in Kraft treten. Zur Verfügung
ſtehen in der Aula nur gymnaſtiſche Apparate keine. Turn=
Turnhalle, Soderſtraße, ſtatt. Leichtathletik wird je nach Verab=
redung
mit den einzelnen Abteilungen auf dem Hochſchulſport=
andauernden
Regen ſehr gelitten haben. Mitte Februar findet,
wie alljährlich, ein Hochſchulwetturnen ſtatt, an dem eine mög=
Ebenfalls findet in dieſem Semeſter wieder ein Frühjahrswald=
der
Praxis unterſchlüpfen ſoll. Aber die Praxis fordert Meiſt lauf ſtatt, deſſen Ausſchreibung ſobald wie möglich bekannt ge=
geben
wird. Es iſt ferner geplant, einen Borkurſus und einen
Oſin=Oſitſu=Kurſus aufzumachen, bei ſtarker Beteiligung evtl.
tungen werden in den Sprechſtunden des Amtes für Leibes=
übungen
entgegengenommen.
Vom Studentiſchen Preſſedienſt.
Durch Unterſtützung der Geſellſchaft der Freunde der T. H.
Danzig iſt eine reich mit Bildern verſehene Neuauflage der
Werbenummer für Danzig erſchienen. 1000 Exemplare wurden
der Danziger Studentenſchaft zur Verfügung geſtellt, 100 dem
Grenzlandamt des Deutſchen Hochſchulringes. Die übrigen
Exemplare werden zur Werbung an den übrigen Techniſchen
ſätze über die Geſchichte und Entwicklung der Stadt, über ihre
Induſtrie und Hochſchule und deren Studentenſchaſt und bietet
ſo nicht nur dem Studierenden manches Wertvolle. Zu erhalten
Bücherſchau.
Katholiſche Studentenſchaft und völkiſche Bewegung. So
heißt ein kleines Heft von Willy Glaſebock, das im Verlag
der Deutſch=Akademiſchen Stimmen (München) kürzlich erſchienen
iſt und nur 5 Mk. koſtet. In gedrängter Form wird das wichtigſte
Hochſchulring und unter katholiſchen Akademikerkreiſen lebhaft
behandelte Frage in Betracht kommen kann. Das Heft iſt nicht
nur jedem Studenten, ſondern auch jedem Akademiker zu emp=
fehlen
, ſofern er ſich für die Arbeit der Jugend an der Schaffung
der deutſchen Volksgemeinſchaft intereſſiert.
Zietz.

rtlich; Alfons gemper, Darmſtadt.

[ ][  ][ ]

Geite

Familiennachrichten

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meinen lieben unvergeß=
lichen
Mann, unſeren Schwager,
Onkel und Couſin
18

Oberverwalter im Städt. Krankenh.
nach kurzem ſchweren mit großer
Geduld ertragenen Leiden zu ſich
zu rufen.
Die trauernden Sinterbliebenen:
Eliſabeth Meyer
geb. Böhm.
Die Beerdigung findet ſtatt: Don=
nerstag
, den 18. Januar Ifd. Js.,
nachmittags ½43 Uhr, auf dem
alten Friedhof, Nieder= Ram=
ſtädterſtraße
.

Steuerbücher und

zuſtändige Finanzamt einzureichen.

ihren einzelnen Teilen ordnungsger
ausgefüllt ſind, insbeſondere, daß
Kopfinſchrift des Steuermarkenbla
mit der Kopfinſchrift des Steuerb.
übereinſtimmt. Zur ſchnelleren Ab,

bücher und Steuermarkenblätter

marken angegeben iſt.

Fluchtlinienplan.

Zeit vom 18.
1923 auf dem
Einſicht offen.

bahnhobis 8

dieſer Friſt dort vorzubringen. (st5
Darmſtadt, den 16. Jan. 1923.
Der Oberbürgermeiſter.
Abraumungsarbeiten.
Das Abräumen und der Verkauf vr
Grabſteinen uſw. auf einzuebnende
Reihengräberfeldern auf dem Friedhr

Friedhof an der Klap=
vergeben
werden.
Die Bedingungen
unterzeichneten Amte,
Zimmer Nr. 9, offen.

liegen bei

25. Januax 1923, vorm. 10 Uhr
einzureichen.
(st51
Darmſtadt, den 15. Jan. 1923.
Städt. Hochbauamt.
Jagd=Verpachtung.

3400 Morgen, auf weitere ſechs
verpachtet. Es wird beſonders

vor Beginn bekanntgegeben..
Höchſt, am 11. Januar 1923.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Wolf.

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Annaſtr. 8, pt. (*1505 a
2Gehröcke, 1 Opern=

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*ISee 24.
(*1555 Neuer
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f. 75 000 Mk. abzug. 9
Hoderſtr. 82, pt, (*1562 C Heller, D. Winter=
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, Gr. 44/46, zu
vk. Näh. Gſchſt. (*1580
13 Dunkeigraues Jackenkl. / 4
wenig getr, fürjung /9
b Frau paſſend, ſowie/g
heil. Seidenkleid für 8
18jähr. Mädch. pleis= g
wert abzugeben. o
Orangerie=Allee 17,
1. Stock. (*1566IP Mehr. guterh. Dam. (32 u. 33), gr
Petr=H.=Lampe und
weißlack. Tonnen= u ſ.
Topfgeſt. z. bk. /*160415
Mollerſtr. 21 I. I
ſe P. Tamenſti fel,
z. 39, z. vk. Stein=
ſtr
. 6, H
Badewarz=

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 18. Januar 1923.

Rummer 17.

Das bestrenommierte, seit 25 Jahren von Herrn A. Reichard,
Ecke Bleich- und Kasinostrasse, geführte Geschäft ist am
1.Januar d. J. von uns übernommen
worden. Unser Geschäft in der Ludwigstrasse wird in der bis-
her
gewohnten Weise weitergeführt.
(514
Darmstädter Lebensmittelhaus
Ludwigstraßé Nr. 8
Ecke B eich- u. Ka ino-
Fernruf Nr. 2i7z 1nh.: A. Welz & 0. Unier str. Fernruf Nir. 104.

Schwar e Hoſe
Weſte, neu, mittl
Fig., Schritt 79, beſte
Ware, abzug (*1591
Beckerſtr 27, II. I

Pferzhcimer Juwelen=
und (*1601
Edelmetall=Kontor

neues Fahrrad
re Bivert zu verk
Rundeturmſtr. 15,
ſart, rechts. (*1ä02

Briefordner, gut
h. ca. 20-25 Stück,
ünſtig abzug. Näh.
beſchäftstt. (*1609

Zwei große Meſſing=
iſter
, zwei Rahmen
Bilder od. Spiegel
m/im groß, Polh=

14. (*1611

zu vk. (*1570

Bierausſchankpreiſe.

l2o (eo 12o z0 zo Lite Brauereiausſchänke und einfache Bierwirtſchaften Lagerbier .... ...... 70 85 100 115 130 145 160 320 Spezialbier.. ...... / 85 100 120 140 160 180 / 200 400 Bierreſtaurants: Lagerbier ...." 80 95 10 125 145 160 180 360 Spezialbier. . .
35 115 135 160 180 200 225 450 Saalge chäfte bei Feſtlichkeiten, Café’s und Konzertlokale: Lagerbier ...." 85 100 120/140 160 180 200 400 Sp=ziilbier. . .
100 125 150 175 200 25 250 50

Garten
od. Lcker mit Obſt=
bäumen
, mbyl. i.
Südoſt (Nähe Tin=
tenv
, bevorzugt) geg.
Auszahlg, zu kf. geſ.
Angeb. u. F 139 an
die Geſchſt. /*1450md

Die Brauereien haben ihre Verkaufspreiſe um 50 0 erhöht
Die Betriebsſpeſen ſind bedeutend erhöht worden und ſind dager
gezwungen, obige Preiſe anzuſetzen.
1610)
Gaſtwirte=Innung, Darmſtadt.

zahle f Gartenſ ühle,
auch alt. zerbr, kaufe
auch Tiſche u. Bänke.
Angeb. unter ( 43
Geſchäftsſt. /(*1590
2

Piano
reuzſaitig, f. neu,
ſillig zu verk. Zu erfr.
Kilburg, Schloß=
aſſe
12. (*1518
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[ ][  ][ ]

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Stütz

Darmſtädter Tagblatt

* Frankfurter Börſe vont 17. Janugr.
(Eigener Bericht des D. T.)
Die heutige Börſe ſtand vollkommen unter dem Zeichen unſeres
rabide fortſchreitenden Währungsverfalls, der am Effektenmarkt eine
Hauſſebewegung auslöſte, wie ſie bisher noch nicht dageweſen war. Die
Feſtſtellung der erſten Kurſe konnte teilweiſe erſt ſehr ſpät erfolgen, viele
Werte mußten aus Mangel an Angebot geſtrichen werden, bei vielen kam
nur bei ſcharfer Rationierung eine Notiz zuſtande auf teilweiſe ver=
doppeltem
oder gar verdreifachtem Nideau. Der Dollar wurde zur Notiz
18 300, ſchwächte ſich dann vorübergehend ab, um ſpäter wieder auf 18500
anzuziehen. In Reaktion auf die enormen Steigerungen zu Beginn der
Börſe gaben die zweiten Kurſe teilweiſe nach, zogen jedoch ſpäter wieder
an und die Börſe ſchloß in ſehr feſter Haltung.
Im Vordergrund des Jutereſſes ſtanden Auslandswerte. Von Mexi=
kanern
konnten nur Tamaulipas mit 90 000 Prozent notiert werden,
5proz. Goldmexikaner waren ſchäitzungsweiſe 220 000 Prozent, 5proz.
Tehuantepec 105 000 Prozent, bei völligem Materialmangel, Otavi wur=
den
108 000 Prozent, Diamond Shares zirka 110 000 Prozent.
Außerordentlich feſt lagen 5 proz. Lombarden 30 500 alte Lombarden
35 000, weiter Türken, von denen Zölle mit 20 000, II. Bagdad mit zirka
21000 und Adminiſtrationstürken mit 39 000 gehandelt wurden.
Am Montanaktienmarkt eröffneten beſonders feſt Deutſch= Luxembur=
ger
mit 39 000 Mannesmann mit 28 000, Oberbedarf 32 750, Rheiniſche
Braunkohle mit 35 500, jedoch erlitten hier die Kurſe im Verlauf auf
größere Realiſationen einige Abſchwächungen. Am Chemieaktienmarkt
waren Scheideanſtalt zunächſt 38 000, ſpäter 33 000, Holzverkohlung 29 000
bis 24 000, Rütgerswerke 26 000, Albert 34 000, Guano aus Material=
mangel
geſtrichen, zirka 55 000, taxiert. Die Werte des Anilinkonzerns
gewannen zirka 30005000 Prozeut.
Elektrizitätswerte gewannen 23000 Prozent, beſonders feſt lagen
elektriſche Lieferungen, + zirka 9000, Licht und Kraft + zirka 5000 und
Schuckert + 10000.
Von Maſchinen= und Metallwerten lagen beſonders feſt, Kleyer, die
ihren Kurs mit 12000 verdoppelten, Hirſch=Kupfer + 9000 Eßlinger
Maſchinen 4000 rationiert, Gritzner + 6000 rationiert, Metallgeſell=
ſchaft
+ 8500, Waggon Fuchs, die bei einem Kurs von 15 000 ihren
Kursſtand glatt verdreifachen konnten. Außerordentlih groß war das
Intereſſe für Zuckeraktien, die ſämtlich mit einem Gewinn von zirka
2500 Prozent rationiert werden mußten. Von Schiffahrts=Aktien gewan=
nen
Hapag zirka 10 000, Lloyd zirka 5000 Prozent.
Bankaktien lagen außerordentlich feſt, Metallbank wurde auf Veran=
laſſung
des Börſenvorſtandes geſtrichen, der Kurs wurde 42 000 Prozent
taxiert. Es gewannen Berliner Handelsgeſ. 8000, Kommerz= und Privat=
bank
rationiert 4000, Darmſtädter Bank 3000, Deutſche Bank 4000, nach=
börslich
weitere 1000 Prozent, Diskontogeſellſchaft 5000.
Am Einheitsmarkt mußten trotz großer Kursſteigerungen viele Werte
rationiert werden, beſonders zu nennen: Berzelius + 10 000, Tricot u.
Beſigheim + 15 000, Holzmann 6000, Rodßerg + 4000, Kaſſeler Faß
5000, Tellus 6000.
Der freie Markt hatte enormes Geſchäft bei teilweiſe nervöſer Hoch=
ſpannung
. Der Markt war heute ſehr wenig überſichtlich, man hörte hier
Becker Stahl 1150013500, Becker Kohle 1250015 500, Benz 8500,
Brown Boberi 54005800, Hanſa Lloyd 45004800, Juag 7000 bis
8000,, Krügers Hall 20 000, Mansfelder 26 000 bis 27 000, Mez Söhne
11000 bis 12 000, Deutſche Petroleum zirka 28 000, Raſtatter Waggon
15 000, Reis u. Handels A.=G. 19 000, Tiag 4500, Ufa 5800 bis 6200,
Entre priſes 110 000 bis 130 000, Deutſche Handelsbank handelte man mit
1200, Frankfurter Handelsbank mit 1500 Prozent.
w. Deviſenm irkt. Frankfurt a. M., 17. Januar.

Schriftgießerei D. Stempel A.=G., Frankfurk
a. M. Der Aufſichtsrat beantragt die Erhöhung des Grundkapitals von
12,6 auf 25 Mill. Mark. Die Feſtſetzung des Ausgabekurſes und die
weiteren Modalitäten bleiben der demnächſt einzuberufenden a.=o. G.=V.
vorbehalten. Den Aktionären ſoll aber ein Bezugsrecht im Verhältnis
don 2: 1 zum Kurſe von 500 Prozent eingeräumt werden.
h. Automobilbau A. G. (Deutſche Geſellſchaft für die Lizen=
E. Bugatti), Mannheimiſche Automobil. A. G., Düſſel=
Douf. Die zu Mannheim abgehaltene a v. G.=V. der Rheiniſchen
Automobil=AG. in Düſſeldorf, in der 4300 Aktien vertueten waren, ge
nehmigte einſtimmig den Fuſionsvertrag mit der Automobilbau=A. G. i
Mannheim, die im ganzen unter Ausſchluß der Liquidation gegen G.
währung von Aktien der Automobilbau=A. G. die Rheiniſche Automobil=
A. G. in Diſſeldorf übernimmt. In der ſich daran anſchließenden a. v.
Generalverſammlung der Automoblibau=A. G. Mannheim vertraten 28
Aktionäre 7197 Aktien mit 17 197 Stimmen. Einſtimmig beſchloſſe=
wurde
die Erhöhung des Grundtabitals zur Durchführung der Fuſim
mit der Rheiniſchen Automobilbau=A. G. in Düſſeldorf durch Ausgabe
von 12 Millionen Mars Stammaktien und 1 Million Mark den alten
gleichberechtigten Vorzugsaktien, ferner um eine Million Mark 6proz.
Vorzugsaktien mit 10fachem Stimmrecht und um weitere 24 Millionen
Mark Stammaktien, ſo daß nun das Aktienkapital 51 Millionen Mark
beträgt. Von Hen neuen ab 1. Januar dividendenberechtigten Stamm=
altien
, die von einem Konſortium unter Führung der Bayeriſchen Ht
botheken= und Wechſelbank in München übernommen werden,
8 Millionden Mauk den bisherigen Aktionären im Verhältnis von 3:
zu 280 Prozent angeboten, weitere 12 Millionen Mark zum Umtauſch
gegen Rheiniſche Automobil=Aktien im Verhältnis von 1:1 verwandt
und die reſtlichen 16 Millionen Mark beſtmöglichſt im Intereſſe der
Geſellſchaft verwvertet wverden. Ferner beſchloß die Generalserſammlung

W e
Geld
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Brief Antwerpen=Brüſſel ::7..:.: 997.50 1002.50 1132.15 1138 8 Holland .......... ..... ..... 6298.40 6301.60 7281.75 7318.25 London ..................." 74812.50 75187.50 85535.00 85964.40 Paris ..................... 1107.20 1112.80 1244. 1250.60 Schweis.......
" 3054.85 3070.15 3416.45 3433,55 Spanien ................ 2553.95 2566.40 2842.85 2857.15 Italien ...................." 798. 802. 867.,75 892.23 Liſſabon=Oporto..
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: 4364.05 4385 95 4800.20 4924.00 Selſingfors
V 399. 401. 438 85 451.15 New=York
........." 16309.10 16390.90 18254.25 16345.75 Deutſch=Oſte
(abg.). ..... 22.69 30 22.80 70 I 25.38 65 25.51.35 Budapeſt
.........." 6.38 40 6.47 60 6.93 6.96 2ſ. Prag ......... ... . ... ......" 456 85 459.15 504. 75 504.20 ngram. . . . . . . . . . . . ." 149.,62 150.38 159.90 160.40

w. Frankfurter Abend=Deviſen vom 17. Jan. Die feſte
Stimmung der ausländiſchen Deviſen hielt, auch im Abendverkehr an.
Das Geſchäft iſt aber ruhiger geworden. Dollarnoten bewegten ſich auf
18.500 bis 18 600. Es wurden ferner genannt: London 8600087 000,
Paris 1295, Brüſſel 1175, Neu=York 18 500 18 700, Holland 7450,
Schweiz 3535, Italien 920.

bleiben ſollen.
* Der Aufſichtsrat der Eiſenbahninduſtrie= und
Handels=A.=G. in Hamburg, beſchloß, eine Erhöhung des bis=
her
24 Mill. Mark betragenden Aktienkapitals um 36 Mill. Mark vor=
zuſchlagen
, die von einem Bankenkonſortium unter Führung der Ham=
burger
Handelsbank, Kommanditgeſellſchaft a. A., zu 275 Prozent über=
nommen
werden. Das Konſortium wird davon 24 Mill. Mk. den alten
Aktionären im Verhältnis von 1:1 zu 325 Prozent anbieten unter Ueber=
nahme
der Koſten bis zu 25 Prozent. Die jungen Aktien ſind mit Be=
ginn
des neuen Geſchäftsjahres, d. h. vom 1. April ab, dividendenberech=
tigt
. Die reſtlichen k2 Mill. Mark Stammaktien bleiben zur Verfügung
der Geſellſchaft. Außerdem wurde die Schaffung von 25 Mill. Mk. Vor=
zugsaktien
mit zwölffachem Stimmrecht beantragt, um einer Ueberfrem=
dung
der Werke zu begegnen.
* Neue Erhöhung der Walzeiſenpreiſe. Der Richt=
preisausſchuß
des Deutſchen Stahlbundes in Eſſen beſchloß in ſeiner
heutigen Sitzung mit Rückſicht auf die durch die Markverſchlechterung
eingetretene Verteuerung der ausländiſchen Rohſtöffe, Erhöhung der
Löhne uſw. eine Erhöhung der Richtpreiſe um 14,37 Prozent.
Der Mehrpreis für Lieferungen in Siemens=Martins=Güte wurde von
25 000 auf 35 000 Mark für Stabeiſen und entſprechend für die übrigen
Sorten erhöht. Vom 16. ds. Mts. ab gelten folgende Richtpreiſe ( Werks=
grundpreiſe
): Rohblöcke in Thomasqualität 293 900 Mark, in Siemens=
Martins=Qualität 322 200 Mark, Vorblöcke 327 200 Mark bzw. 359 300
Mark, Knüppel 347 300 Mark bzw. 381 300 Mark, Platinen 357 400 Mk.
bzw. 392 300 Mark, Formeiſen 402 400 Mark bzw. 436 700 Mark, Stab=
eiſen
406 000 Mark bzw. 441 000 Mark, Univerſaleiſen 439 600 Mark bzw.
477800 Mark, Bandeiſen 487 000 Mark bzw. 525 200 Mark, Walzdraht
433 800 Mark bzw. 471 200 Mark, Grobbleche 457 900 Mark bzw. 498 500
Mark, Mittelbleche 514 300 Mark bzw. 556 500 Mark, Feinbleche 586 700
bis 632 900 Mark bzw. 628 300 bis 670 700 Mark.
Berliner Börſe.
w. Berlin, 17. Jan. Börſenſtimmungsbild. Die un=
geheuerliche
Markentwertung verſchärfte den Kaufandrang gewaltig.
Schwere Induſtriewerte, ſowie Valutapapiere ſetzten mehrere tauſend
Prozent höher ein und ſtiegen dann zunächſt in ziemlich unvermindertem
Maße weiter. Beſſerungen um 2000 bis 10 000 Prozent bildeten auf allen
Märkten keine Seltenheit. Ueberall herrſchte außerordentliche Erregung.
Die Makler hatten größtenteils nur Kaufaufträge zu buchen. Zimmer=
mannwerke
ſtiegen von 5000 auf über 14 000, Deutſche Maſchinen von
8100 auf 16 500, Berlin=Karlsruher Induſtrie von 55 500 auf 100 000.
Sehr ſtarke Erhöhungen erfuhren auch Petroleumwerte, nämlich um
8000 bis 15 000 Prozent. Otavi ſtellten ſich auf 118500 gegen 78500 geſtern.
Auch Banken und Schiffahrtsaktien hatten zum Teil ganz außer=
ordentliche
Steigerungen zu verzeichnen, Hamburger Paketfahrt um 4500,
Hamburg=Südamerikaniſche Dampfſchiffahrt um 7000, Vereinigte Elbe=
ſchiffahrt
um 6000 Prozent. Von Banken gewanuen Berliner Handels=
geſellſchaft
4500, Kommerz= und Privatbank 2000, Deutſche Bank und
Diskonto=Geſellſchaft zirka 4000 Prozent.

18, Jat. 1923 Rr. 17

Von Valukabapieren waren Bagdadanleihen beborzugk bei Erhöhun=
gen
um zirka 8000 Prozent. Von Bahnenaktien wieſen Oeſterr. Staats=
bahn
, Baltimore und Kanada gewaltige Steigerungen auf. Auch feſtver=
zinsliche
deutſche Werte lagen feſt. Beſſerungen erfuhren insbeſondere
Deutſche Conſols. Zu Beginn der zweiten Börſenſtunde wurde das Ge=
ſchäft
etwas ruhiger, vereinzelte Realiſierungen der Spekulation führten
teilweiſe zu unbedeutenden Abſchwächungen. Die Grundtendenz blieb
durchweg feſt.
Auch in den zu Einheitskurſen gehandelten Induſtriewerten war
der Kaufandrang gewaltig, ſodaß auch hier mit entſprechenden Kurs=
erhöhungen
gerechnet wurde. Die Kursfeſtſtellung erlitt eine bedeutende
Verſpätung. Ein wildes Treiben entwickelte ſich in den, amtlich nicht
notierten Werten, die in großen Sprüngen in die Höhe gingen.
w. Deviſenmarkt. Berlin, 17. Januar Telegr. Auszahlungen für:

KHe Amſterdam=Rotterdam ... ... 6433 6i66.13 Brüſſel=Antwerven .........." 1014 1020.03 19 Chriſtiania . . . . . . . . . . . . . ..... 399.7 2907.25 3351.60 336 Kopenhagen ............... 3167.06 3182.94 3581 02 Stockholm .................." 4411.10 4887.7. 4912.2: Helſingfors ........... ......" 1098 413.03 451.86 454.14 Italien ... . ...... .... ....... 802. 2 78 887.22 London ............. .. ..... 7530 75688.75 84787.50 85212.50* New=York ........ ...... ..." 16691 63 18154.50 18245.50 Paris ....... . ... .. . . ... . . .." 1236.90 1243.10 Schweiz.. . . . . . . . . . . . . . . .. .." 3421.42 3438.58 Spanien ................. 2832.90 2847.10 Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.). 29 24 18 24.32, Prag ......................" 56. 461.15 507.72 510.20 Budapeſt .. . . . . . . . . . ........" 6.93 6.96 Buenos=Aires.. .. .... ......." 6034 8 6065.13 6807.93 6812.07 Bulgarien .................." 09.7 110.28 114.71- 115.29 Japan ..................." 7880. 25 7919.75 878. 8812. Rio de Janeiro ............." 1895.25 1904.7: 2084.90 1045.10 Belgrad.. . . .. . . . . . . . . . . . . . ." 161.59 162,41 163.59 164.40

Zürich, 17. Januar. Wolff. Wechſelkurſe 12 Uhr mittags,
Deutſchland. 0.03. 40 0. 03. Paris ..... 36.20 36.201
Wien .. .. . . 0.00.75 0.00. 751Italier .... 26.10126.10
Prag ...... /14.80 14.70 Brüſſel .... 33.109/ 33.051
Holland .../ 210.½,/ 210.85lKopenhagen 105.15/ 105.25
New=York 15.31½,/ 5.321/,IStockholm . 143./ 143.½,I

London .. . /24.81/24.81

Rriſtiania ..
Madrid ....
Buenos=Air.
Bndapekt ..
Agram ....
Parſchan. . .

98.1/51
83.15
199.
0.201
530.½

98.60
82.30
199.1.
0.2011
498.

9.02.11,10.01.-

Von den Produktenmärkten.
Berlin, 17. Jan. Während am Produktenmarkte ſich
geſtern nachmittag vermehrtes Angebot zeigte, fehlte heute, infolge der
neuerlichen Steigerung der Deviſen die Ware. Die Forderungen ſtellten
ſich namentlich für Roggen weſentlich teurer; für Mehl beſtand ſtarke
Kaufluſt ſeitens des weſtlichen Landesteiles. Hafer war weniger lebhaft
als geſtern bei ſtarker Nachfrage, Gerſte und Mais ſtellten ſich höher bei
ruhigem Geſchäft. Die Preiſe für Kleie und andere Futterſtoffe, wie
auch Oelſaaten und Hülſenfrüchte zogen weiter ziemlich erheblich an.
w. Amtliche Notierungen der Frankfurter Börſe
Abteilung Getreide. Weizen, alsbaldige Lieferung, 60 000 bis
65000 Mark; Roggen, alsbaldige Lieferung, 50 00055 000 Mark; Ha=
fer
, alsbaldige Lieferung, 34 00040 000 Mark; Weizenmehl, alsbaldige
Lieferung, 90 00093 000 Mark, ſüdd., Spezial Null, bei Waggonbezug
ab Mühlenſtation; Roggenmehl 75 00080 000 Mark; Weizen= und Rog=
genkleie
26 00028 000 Mark. Tendenz: ſtark ſteigend im Einklang mit
der kataſtrophalen Markentwertung.

Berliner Kurſe. (Eigens kelegr. Meldung.)

15. 1. 17. 15. 1. Aktiengeſ. für Anilinfr. 13000. 17000. Han. Maſch.=Egeſt., 0000. Aſchaffenburger Zellſtoff 13000. 17000. Hanſa Damyfſch.. Ausgb.=Nürnb. Maſch..
Berl.=Anhalt=Maſchinen 17000. 16000. Hemoor Zement 7300. 9700 Hirſch Kupfer.. 18000 Bk. f. Elektr. W. vorzug. 11200. 18800. Höſch Eiſen 25500. 40000. Bismarckhütte . . ...." 37630. Hohenlohe Werke Braunkohlen=Brikett .. 26000. 132000. Kahla Porzellan .. 117000. Bremer Bulkan ...... 44800. Lindes Eismaſch., 11500. Wolle. ... . . . . . . 12500. Lingel Schuh .... 5900. Chem. Heyden ........ 15000 Linke & Hofmann. 13000. Weiler ........." 16500. L. Loewe & Co. 19600.
7200. Deutſch=Atlant. Tel.. .. 24900. 3800. E. Lorenz .. Deutſche Maſchinen .. 8000. 18000. Meguin. . . . . . . . . . . . . . /11750. 14500. Deutſch=Niedld. Tel. 147500. 17000. Niederländiſche Kohle Deutſche Erdöl". 46500. 55000. Nordd. Gummi .. 4775. Deutſche Petroleum 21500. 28000. Orenſtein ......" 18600. Dt. Kaliwerke". 30300. 40000.1 Rathgeber Waggon 8500. Dt. Waff. u. Munitioy Roſitzer Zucker . 13500. Donnersmarckhütte 30500. 135000. Rütgerswerke. .... 15500. Dynamit Nobel ......." 11400. 17600. Sachſenwerk... 7300.
23500. Elberfelder Farben .... 19000 17700. Sächſiſche Gußſtahl. Elektr. Lieferung .......! 11000. 14900 Siemens Glas..... . .. R. Friſter ...... .. ....." 7750 10000. Thale Eiſenhütte .....! Gaggenau Vorz. ......" 9500. 12000. Volkſtedter Porzellan Gelſenk. Gußſtahl ..... 9500. 12500. Weſtf. Eiſen Langendreer 8600. Geſ. f. elektr. Untern. . 9200. 11400. Bittener Gußſtahl .... 23000. Halle Maſchinen ....... 20000. 24750. Wanderer=Berke . . . ... 26100.

17. I:
52000.
17500. 18600.

22000.
16000. 18000.
15000.
8000.
15000.
30000.

FM=
21000.
12500
14500.
23500.
30000.
9900.
25000.
20900.

R
8000-

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Frankfurter Kursbericht vom 17. Januar 1923.

Staatspapierc.
5 Reichsanleihe. . . . . . . .. ..."

77
....

17% IV. und V. Schatzanweiſ.
41.7 W.Ik.
Sparprämienanleihe .........
4½ Preuß. Konſols ........."
½½ ....."

2 Bad. Anl. unk. 1935.. . ...
v. 1907... . .."
Bahern Anleihe .........
.......
Heſſen unk. 1924 .......
15% .............."
-
42 Württemberger .........
Ausländiſche.
25 Bulgar. Tabak 1902 ....."
2 Bosnien L.=E.=B. v. 1914
L.=Juveſt.=Anl.b 1914
7 v. 1902........ ...
.
2 Griech. Monopol .....
4½% Oeſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918 .........
4½% Oeſt. Schatzanweiſ., ſtfr.
b. 1914 .... . .. .... . .....
42 Oeſt. Goldrente .........
. einheitl. Rente .....
9 Rum. am. Rente v. 03 ..
*% Goldrente v. 13 ...
kond., ...
am.
v. 05 . .

g Türk. Admin. b. 1903...
(Bagdad) Ser. I.
I..
lanl. .
v. 1911,
12%0 Ung. Staatsr. v. 14...
Goldrente ......
Staatsr. v.10....
Kronenrente .....
Außereuropäiſche.
% Mexik. amort. innere. . . ..
konſ. äuß. v. 99 ..
Gold v. 04. ſtfr. ..
konſ. innere .....
Frrigationsanleihe:
5% Tama lipas. Seriel ...."
Oblig. v. Trausportanſt,
a Eliſabethbahn ſtfr. . . . . .
2,6% alte Oeſtr. Südb. (Lomb.)
2,6%neue ..
7 Oeſt. Staatsb. 1. b. 8. Em.
9. Em. ..........
2% v. 1885...........

15. 1. 17.1. 80.530 80.5 710. 740.- 410. 440.- 1800.- 2150. 38.5 74.50 75.2 200. 300. 190. 156. 10. 331. 335. 136. 134 115. 120 240. 181. 130. 120. 120.- 129.- 140 110. 25000. 8000. 11 760. 3200. 2975. 4000. 2800.

A

6500.
10 250.
4500.=
22000.
19000.
12 900.

20500. 29 900.
6000.
3300. 4700.

2600.-
50 000.

8500
15 000.
5400
39 000.
21000.
22500.

9500. 12000.

1500. 1810.
21 000 35 000.
19 000. 35 000.
1006 B./ 1390.
17300. 30 500.
36 100. 47 500.
135 000.

Oblig. v. Transportanſt. (Ftſ.)
3% Oeſt. Staatsb. b. Erg. Netz
v. 1883,
Anatolier I........ ....
Rubolfb. (Salzkammerg.).
8% Saſpn Conſt. Jonktion. . .
% Salonique Monaſtir ....."
5% Tehuantepec .. . . . . . . . ..."
4½½ ........"
Deutſche Städte.
Darmſt. v. 1919 bis 1925..
8 Darmſt. b. 1805 .......
Frankfurt v. 1913.......
v. 1903......."
425 Mainz. v. 1919 bis 1926..
Pfandbriefe.
Fraukf. Hyp.=Bank 1920...
....."
4% Frankf. 6. Krd.=Ver. 1921
4% Mein. Hyp.=Bank 1922 ...
1922...
42 Pfälz.
6 Rhein. 1923 ...
verl. ...
% Südd. Boden=Cred.=Bank
München 1906 ......"
42 Heſſ. Ldhhp.=Bauk Pfdbr.
Heſſ. Ldhyp.=Bk. Pfdbr.
47 Geſſ. Löhyp. Kom. Obl.,
Bank=Altien.
Bank für Brauinduſtrie .. . . . . 2400.-
L
Barmer Bankverein
Berliner Handelsgeſellſchaft . / 22 000.
Commerz= und Privatbank.
Darmſtädter u. Nationalbank.
Deutſche Bank ..............
DeutſcheEffekten=u Wechſelbank
Deutſche Vereinsbank ........!
Diskonto=Geſellſchaft . .......
Dresdener Bank ............
Fraukfurter Bank
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 000.-
Mitteldeutſche Creditbank ....."
Oeſterreichiſche Creditanſtalt.
Reichsbank=Ant. unas
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Wiener Banlverein.,,
Bergwerks=Aktien.
Berzelius ..... . . . . . . . . . . . . . 12500.-
Bochumer Bergb. ..........
Buderus. . . . . . . . . . . .. ..."
Dt. Luxemburger ............" !
Eſchweiler Bergwerks=Akt.. . . .
Gelſenkirchen Vergw. ......"
Harpener Bergbau ...... . . / 70000.
Kaliwerke Aſchersleben .....!?
Weſteregeln .......)
Lothringer Hütte .. . . . . . . . . . . 27 500.
Maunesmann Röhren .. . . . . . . 19000.
Oberbedarf ... . . . . . . ........
Oberſchleſ. Eiſen (Caro) .... . . 18000.
Phönis Bergbau ........... 2

15. 1.
33500.

24000.
1400.

8700.
59 600

139.
129.
160
160.
115.
95.
170.

100.

3000.
4350.
5325.
14000.-
3150.
7000.
6300.
3250.-
3100.
2980.
3850.
4500.
2300
29 200.
16000.
30 000.
30 000.
34 000.
24000.
21300.
29 000.
29 000.

17. 1.
38 000.-
30 600.

160.
104.50
120.
169.
159.
120.
95.50

160.
100.
95.50

3000.
7000.-
30 000.
7500.
7100.-
18000.
4500.
12 000.
10500.
2950.

6500.
4875.

5400.
22000.
33000.
21750.
6 000.
37 000.
38 000.
73 006.
34 000.
G.
31950.
28000.
30000.
25 000.
35000.

Bergwerks=Aktien (Fortſ.) 15. 1. 17.1. Rhein. Stahlwerke 1......" 24 000. 127000.
54000. 2200. 1 Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . . . 46 000. Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.
Ver. Laurahütte. . . . . . . . . . . . . 9000. 15 000. 000. 124 750. Bau= und Terrain=Aktien, Hoch= und Tiefbau .........." 4250. 6000. Süddeut che Immobilien . 5000. Phil. Holzmann ............." 5900. 12 000 Wahß & Frehtag ............ 13900. 16 000. Baſt Nürnberg ......... 7500. 7000.- Bleiſtift Faber ............" r700 Brauerei=Aktien. R Henninger ....... . . ........."
Löwenbrauerei München.. 12000. Schöfferhof (Binding)..... 5000. Werger ............" 3600. Cementwerk Heidelberg ...... 8000. 1 000. Cementfabrik Karlſtadt ....... 8100. 2000. Cementwerk Lothringen ...... 10 000. 111000. Chemiſche Aktien. 40 000 Anglo Guano ............ Badiſche Anilin ............ 15 000. 20 000. Blei Braubach ............." 5000. 8000. Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt.. 28 000. 33 000. Goldſchmibt . . . .............." 17500. 120 000. Griesheim Elektron .......... 14200. 18500. Höchſter Farbwerke .........."
Elberfelder Farben ......... 19000.
17000. 16000.
20 000. Weiler=ter=mer .............. 10000. Holzverkohlung .............." 18000. 24000. Rhenania . . ................." 15000. 18000. Rütgerswerke ............... 16500. 126 000. Schramm Lackfabrik. . . . . . . 7100. 10006. Ultramarinfabr.=Ver. ..... 12000. 20 000. Wegelin Rußfabrik ........" 15000 17000. Werke AAbert Chem.).... ... 25 750. 34 000. Deutſch. Eiſenhandeh)......... 8900. 13 400. Elektriſche Aktien. Akkum. Berlin ......... 23 000. A. E. G. Stamm. . . . . . . 11500. 13500. Bergmann Werke. . ...... 13250. Felten & Guilleaume. . . . . . . 20000. v21000. Lahmeher .. . . . . . . .. . . .. . ... 8000. 10 500. Lech Augsburg ............." 4700. 7300. Licht und Kraft ............." 9200. 4 000. Lieferungsgeſ..... .. .. . .. .. .. 9500. 19000. Mainkraftwerke Höchſt......." 2700. 3600. Reiniger, Gebbert & Schall .. 6500. 10000. Rhein. Elektr. Werle ,........ 9000.1 10000. Schuckert (Nürnberg) ........" 17 000. Siemens E Galske .......... 23000.- Siemens Betriebe .........." 2000. 230 Tel. Dtſch. Atlant ..........." Thüringer elektr. Lief. ......." 3850. Afff Voigt & Haeffner Stamm .... 8200. 9000. Borzug ............... 6500. 75 00. Maſchinen=Aktien. Adlerwerke Kleher ........." 6000. 12000. Armatur (Hilpert) ........... 5200. 7000.1 Badenia (Weinheim).. . . . . . .." 4500. 7000.

Maſchinen=Aktien (Fortſ.)
Bad. Maſch. Durlach
Be2 & Henkel CCaſſeh ......
Breuer Stamm..... ..
Daimler Liotoren ....
Dürkopp.. ........
Eiſenwerk Kaiſerslautern
Eiſenwerk Meher .......
Enzinger Filter .............
Eßlinger Maſchinen .. . . . . ..
Faber & Schleicher. . . . .. . . ...
Frf. Maſch. Pokornh E Wittek..
Gasmotoren Deutz ssanaa!
Gritzner (Durlach) ...........
Hehligenſtaebt & Co.
öydrometer Breslau..
Karlsruher. .............
Klein, Schanzl. & Becker
Lokomotivfabr. Krauß",
Luxſche Induſtrie ........
Meguin ......
Moenus ...................
Motorenfabrik Oberurſel .....
Neckarſulmer Fahrzeugwerke ..
Nähm. Kahſer ...............
Riedinger Maſchin. . . . .. . .. .
Röhrenkeſſelfab ik (Dürr).....
Schnellpreſſen Dresden. . . . . .
Schnellpreſſen Frankenthal.
Berſchiedene=Aktien.
E.L.
Emaill. Ullrich ............."
Feinmechanik (Fetter) ......."
Feiſt Seltkellerei .........."
Frankfurter Hof ...........
Ganz, Ludwig .............."
Geiling, Sekt ..............."
Gelſenlirchen Gußſtahl ......."
Gummipeter . ............ ...
Gummi Berlin=Frankfurt ....
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer .......
Hirſch Kupfer ........ ......."
20500. Hotel A.=G., München .......
Junghans Gebr........ . ..
Konſervenfabrik Braun ......"
Lederfabrik Adler Oppenheimer
Gebr. Fahr ..."
Lederfabr Niederrhein (Spier)
Lederfabr. Leutesdorff ......
Lederw. Rothe ............"
Lederwerke Spicharz ........"
26000. Söhnberger Mühle ........."
Lüdenſcheid Metall ........
DI.Sp.
Metal. Bingwerke Nürnbg. ..
Metall Dannhorn. ......
Hindrichs=Auffermann .......
Olfahr. Verein deutſch. .....
Philipps. . . . . . . ...... . . ...
Pinſel Nürnberg ............"
Porzeilan Weſſel.......
Schleußner (Frankfurt a. M.)..

5. 1. 17. 1. 6000. 9000. 6700. 7500. 10475.- 112000. 5000. 8000. 8800. 110000. 5000. 7300.
2 /8700. 11000. 15 000. 4000. 5000. 5300 7000. 11 090. 15 000. 22 000. /28500. 9000. 11800.- 11500. 16060. 9300. 11000. 5000. 6000. 9300. 11500. 6200. 11000. 13 000. 17000. 1 5020. 6600. 9600. 10000. 6700. 8000. 8700. 10100. 8000. 8500. 6000 8000. 6500. 8000. 7500. 11000. 13000. 30000 34000. 6000. 6000. 18500. 20 000. 4000 6300. 5500. 6000. 8600. 10 000. 7500. 10 00 5500. 7000- 2500. 17 000. 6200. 10 000. 15800. 25 000. 9500. 11000. 6000. 86000. 6200. 8000. 19000. 9000. 11000 16000. 000. G. 5050. 5800. G.ſ 20 000 5000. 7000. 10000. 18000. 6550. 8000. 7500. 11500. 8500. 7100. 8050. 14000. 16000. 5500. 8000. 9000. 1200 12000. 11 4 000. 3600.

Berſchiedene=Aktien (Fortf.)
Schneider & Hanau
Stempel, Schriftgießerei.
Schuhfabrik Berneis=Weſſel...
Schuhfabrik Herz............
Schuhf. Leander Offenbach ..."
Seilinduſtrie Wolff .........."
Sichel, Julius .............."
Siemens Glasinduſtrie .......
Spiegel= u. Spiegelglas Bahr.,
U.Z.
Uhrenfabr. (Bad.) Furtwang
Veithwerke ..........
Voltohm Seil Stamm. ). . . .
Borzug .......
Waggon Fuchs Heidelberg ..."
Zellſtoft Aſchaffenburg. . . . . ..
Zellſtoff Waldhof ..........
Zellſtoff=Ver. Dresden ....
Spinnereien.
Elfäff. Bad. Wollfabr. Kehl .."
Ettlingen Spinnerei ......."
Hammerſen (Osnabrüch .
Zuckerfabriken,
Zuckerfabr. Waghäuſel ......"
Frankenthal ...
Heilbronn ....
Offſtein ...
Rheingau ....."

Stuttgart ......
Transport=Aktien.
Schantung E. B. ..
Hapag (Paketfahrt).
Nordd, Lloyd
....."
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11000.
10000.
10 000.
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6000.
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10 000.
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Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 18. Januar 1923.

Nummer 17.

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Das Geheimnis v. Schloss Totenstein

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