Bezugspreis: 
Beiwöchentlich 7maligem Erſcheinen monatl. 800. — M. 
und 50.— M. Abtragegebühr, durch die Agenturen 
80.— M. frei Haus. Beſtellungen nehmeit 
            ent=
gegen: die Geſchäftsſtelle Rheinſtraße 23 (
            Fern=
ſprecher 1, 2390 und 2391), die Agenturen und alle 
Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von 
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht 
            übernom=
men. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge 
höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur 
            Kür=
zung des Bezugspreiſes. Beſtellungen und 
            Abbeſtel=
lungen durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
186. Zabrgang 
Nachdruck fämtlicher mit xverſehenen Original=Aufſütze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtatiet.
 Anzeigenpreis: 
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 75 
Baukauzeigen 100 M., Reklamezeile (92 mnd breit) 
360 M. Anzeigen von auswärts 100 M., 
            Bank=
auzeigen 120 M.,92 mm breite Reklamezeile 376 M. 
Anzeigen nehmen eutgegen: Geſchäftsſtelle 
            Rhein=
ſtraße 2, die Agenturen und Auzeigenexpeditionen. 
In: Falle höherer Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, 
Streik uſw., erliſcht jede Verpflichtung auf 
            Er=
füllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung von 
Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlicher 
            Bei=
treibung fällt jeder Rabatt weg.
Nummer 11
 Freitag, den 12. Januar 1923 
Einzelnummer 40,00 Mk.
 An das deutſche Volk! 
Aufruf des Reichspräſidenten und der 
Reichsregierung.
M
 ren, u. 
vom Hu
er.
 Ein neuer Gewaltſtreich iſt auf uns niedergegangen. Mit 
wohlberechneter Wucht trifft der Schlag der franzöſiſchen Fauſt 
den ungeſchützten Lebensnerv der deutſchen Wirtſchaft, längſt 
vorausgeſehen und erwartet. Vorausgeſehen, denn die Pläne 
und Wünſche der Pariſer Machtpolitik ſind ohne Scheu auf 
Gaſſen und Märkten erörtert worden; erwartet, denn immer 
blieb die Hoffnung, daß die wirtſchaftliche Vernunft des 
            franzö=
ſiſchen Volkes die politiſche Begehrlichkeit ſeiner Machthaber 
zügeln würde. Hat wirklich der Glaube geherrſcht, daß den 
            fran=
zöſiſchen Nöten durch Zerſtörung des deutſchen Arbeitszentrums 
abgeholfen würde, ſo muß die ſchwere Enttäuſchung folgen. 
Gegen den Rat der Fachmänner aller Welt will Frankreich die 
Probe machen. Daß es bei dem Verſuche ſcheitern muß, iſt 
            un=
ſere Ueberzeugung. Uns fehlt die Macht, dieſe Tat der 
            Ver=
blendung, die ſich gegen Deutſchland wie gegen die geſamte 
            Wirt=
ſchaft richtet, mit eigener Kraft zu verhindern. Was geſchehen 
konnte, um das Unheil abzuwehren, haben wir verſucht. Das 
hereingebrochene Unheil zu mildern und zu beenden, wird unſer 
Denken und Trachten ſein. Dabei leiten uns die Würde und 
das Recht der Nation, mit der wir uns eins fühlen auch in der 
Kraft des guten Gewiſſens. Alle Herzen erfüllt die Bitterkeit 
dieſer Stunde ungeheuer, wo über weitere Teile unſeres 
            Vater=
landes das Schickſal hereinbricht, die Leiden der Fremdherrſchaft 
ertragen zu müſſen. Vermehrte Not für unſer Volk wird der 
Einbruch in die Hauptſtädte unſerer Arbeit im Gefolge haben. 
Um ſo dringlicher geht der Ruf an alle Volksgenoſſen: Erſchwert 
nicht das Los der am härteſten betroffenen Landsleute, erfüllt 
aufrichtigen Willens und klaren Kopfes die Forderungen des 
Tages. Keine Handlung darf geſchehen, die unſerer gerechten 
Sache ſchadet. Schwerſte Schuld am eigenen Volk würde auf 
ſich laden, der ſich hinreißen ließe zu einer unüberlegten Tat. 
Vom energiſchen Willen jedes Einzelnen hängen Wohl und 
Wehe des geſamten Staates ab. Jetzt mehr als jemals leuchten 
uns Beiſpiele der Würde und der morgliſchen Kraft voraus: 
das Rheinland, das Jahre des Leidens geſehen hät. Den treuen 
rheiniſch=weſtfäliſchen Brüdern aber gilt heute vor allem unſer 
Gruß. Wir werden die eichenfeſte Zähigkeit bewahren, die Euer 
altes Erbteil iſt, und ungebrochen werden wir dieſen 
            Wetter=
braus überdauern. Ihr, die kein Sturm der Weltgeſchichte jemals 
entwurzelt hat, Ihr ſeid die Zeugen, wie der Frieden und das 
Recht von neuem gebrochen wird. Mit Euch erheben wir Proteſt 
vor der Welt gegen den Bruch des Vertrages und gegen den 
ſchweren Bruch des ſittlichen Rechtes unſeres Volkes auf Leben, 
Beſtand und Selbſtbeſtimmung. Eine ſchwere Zeit tritt ein, 
ſchwerer noch als die Jahre, die wir ſeit dem Kriege 
            durch=
lebten. Wie lange die Prüfung dauern wird, vermag niemand 
zu ſagen. Nur das wiſſen wir, daß die Not geſteigert wird und 
verlängert wird, wenn Volk und Staat ihr nicht mit 
            untrenn=
barer Einheit begegnen. Aber das auch wiſſen und hoffen wir, 
daß ernſtes Zuſammenſtehen des ganzen Volkes ſie kürzen wird. 
Dazu wollen wir uns die Hände reichen, die Herzen ſtark machen. 
In Stadt und Land laßt uns den nächſten Sonntag unter allen 
Folgen äußeren Druckes der inneren Erhebung widmen und 
überall in allen deutſchen Gauen in Haus und Hütte unſeres 
Vaterlandes gedenken, ſeiner Leiden und ſeines Rechts. 
Berlin, den 11. Januar 1923. 
Reichspräſident Ebert. Die Reichsregierung. 
Ein Aufruf der badiſchen Regierung. 
TU. Karlsruhe, 11. Jan. Die badiſche Regierung 
            er=
läßt folgenden Aufruf: 
An das badiſche Volk! Dem Aufruf der Reichsregierung, 
durch welchen das badiſche Volk zum Zeichen des Proteſtes gegen 
den neueſten Gewaltakt und als Ausdruck tiefſter Trauer über 
dieſes nationale Schickſal zu einem würdevollen Verhalten 
            auf=
gefordert wird, ſchließt ſich die badiſche Regierung an. Wie 
ſchon oft nach ſchweren Schickſalsſchlägen, ſtellt ſich auch jetzt 
Badens Volk und Regierung in dieſer Abwehr der Gewalt 
            ein=
mütig und geſchloſſen hinter die Reichsregierung. Das badiſche 
Volk wird ohne polizeilich= Anordnung am kommenden 
            Sonn=
tag aus freier Entſchließung ſeinen Gefühlen in entſprechender 
Weiſe Ausdruck verleihen. Für Kampf und Tand wird es keine 
Stimmung haben. Ernſt und entſchloſſen wird es ſeine 
            Mei=
nung über die franzöſiſche Gewaltherrſchaft in Europa 
            kund=
geben. Ohne Unterſchied der Parteien wird es geloben, einem 
übermütigen Sieger gegenüber das ihm einzig mögliche 
            Verhal=
ten zu zeigen: Ruhe, Ernſt, Würde und harten Willen, 
            unbeug=
ſam zu tragen, was das Schickſal bringt. 
Staatsminiſterium: Remmele, Staatspräſident. 
Ein nationaler Trauerſonntag. 
Trauerfeiern in den preußiſchen Schulen. 
TU. Berlin, 11. Jan. Wie die Telegraphenagentur nun 
beſtimmt erfährt, iſt der kommende Sonntag als Trauerſonntag 
wegen der Ruhrbeſetzung gedacht. Es ſollen im ganzen 
            Deut=
ſchen Reiche große Kundgebungen veranſtaltet werden. 
TU. Berlin, 11. Jan. Der preußiſche Kultusminiſter 
Bölitz hat an ſämtliche Schulen Preußens einen Erlaß gerichtet, 
in dem es u. a. heißt: Zur Zeit des Einmarſches der Franzoſen 
in das Ruhrgebiet ſind in allen preußiſchen Schulen am letzten 
Tage dieſer Woche die Schüler und Schülerinnen 
            zuſammenzu=
rufen. In dieſer Stunde ſoll die Trauer unſeres deutſchen 
Vaterlandes um die ihm von Frankreich angetane Gewalt auch 
bei unſerer Jugend zum Ausdruck kommen. Die Kundgebung 
iſt in die dritte Unterrichtsſtunde zu verlegen. Danach iſt der 
Unterricht zu ſchließen. Wegen der Kürze der Zeit iſt dieſer 
Erlaß durch die Preſſe veröffentlicht worden. 
 Bom Tage. 
Wie den Blättein von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird, ſind die 
Transporte von Reparationskohle ſeit heute vormittag 9 Uhr infolge 
Anordnung der Reichsregierung eingeſtellt worden.
 Frankreichs Induſtrie und das Ruhrgebiet. 
Kontinentalblock ? — Muſſolinis Idee.
 Blättermeldungen zufolge unterliegt die Einſtellung von Leiſtungen 
gegen die vertragsbrüchigen Länder in ihren Einzelheiten noch der 
            Er=
wägung. Es wird nicht möglich ſein, den Verkehr mit allen 
            Kommiſ=
ſionen abzubrechen, weil an mehveren derſelben auch Vertreter der 
            Län=
der beteiligt ſind, die ſich keines Vertragsbruchs ſchuldig gemacht haben. 
Im Laufe des Mittwoch ſind weitere dier franzöſiſche 
            kom=
muniſtiſche Führer in Paris wegen ihver Tätigkeit in 
            Frank=
reich und zum Teil wegen ihrer in den letzten Wochen in dem beſetzten 
und unbeſetzten Gebiet ausgeübten Tätigkeit verhaftet worden. Unter 
ihnen befinden ſich drei, die bei ihrer Rückkehr aus Deutſchland in dem 
Schnellzuge Köln-Paris feſtgenommen wurden. 
Exkönig Konſtantin von Griechenland iſt geſtorben. 
Zu Beginn der franzöſiſchen Kammerſitzung haben die Royaliſten die 
Ausweiſung des anweſennden kommuniſtiſchen Abgeordneten Marcel 
Cachin verlangt. 
Nach einer Havas=Meldung wird in Kreiſen der Londoner City 
erklärt, daß die deutſche Regierung der franzöſiſchen Regierung zur 
Kenntnis gebracht habe, daß ſie den am 15. Januar fälligen Betrag bis 
auf den letzten Pfennig bezahlen werde. 
Senator Reed hat im Senat einen Vorſchlag eingebracht, den 
offiziöſen Vertreter Amerikas in der Reparationskommiſſion, Boyzden. 
zurückzuberufen. 
Der Papſt hat den deutſchen Kardinälen am Tage der Heiligen drei 
Könige eine Million Lire zur Lindermg der Not Mitteleuropas 
            über=
wieſen. 
Dollarkurs in Frankfurt am 11. Januar, 
abends ½,7 Uhr: 10300.
 Die Vergewaltigung des deutſchen Volkes. 
Die Beſetzung Eſſens. 
Eſjen, 11. Jan. (Wolff.) Gegen 2 Uhr nachmittags iſt 
das Inuere der Stadt Eſſen von franzöſiſchen Truppen beſetzt 
worden. 
Efſen, 11. Jan. (Wolff.) Der franzöſiſche 
            kommandie=
rende General verhängte in dem neubeſetzten Gebiet den 
            Be=
lagerungszuſtand. Die Preſſe darf ohne Zenſur weitererſcheinen. 
Der Poſt=, Telegraphen= und Telephonverkehr bleibt 
            unbehin=
dert beſtehen. Der Verkehr erleidet keine Einſchränkung. Waffen 
und Munition ſind an die Gemeindebehörden abzuliefern. 
* Eſſen, 11. Jan. (Priv.=Tel.) Die Franzoſen marſchieren 
in drei großen Marſchkolonnen ins Ruhrgebiet. Jede dieſer 
Marſchkolonnen iſt vollkommen feldmarſchmäßig ausgerüſtet und 
zählt 6—7000 Mann. Es handelt ſich alſo um keine 
            wirtſchaft=
lichen Maßnahmen, ſondern um eine gänzlich 
            militäri=
ſche Aktion. 
Die Franzoſen beſetzten heute morgen 8 Uhr Kettwig, um 
9 Uhr 20 vormittags wurde die Beſetzung von Oberhauſen mit 
Radfahrern und Kavallerie vollzogen. Augenblicklich beginnt 
der Vormarſch von Kavallerie, Maſchinengewehren und Tanks 
auf Eſſen. In Kettwig zogen drei Regimenter Infanterie in 
der Richtung nach Bredeney ein. In Eſſen rechnet man damit, 
daß in einer halben bis einer Stunde die Beſatzungstruppen das 
Zentrum von Eſſen erreicht haben werden. 
Die Spitzen der franzöſiſchen Truppen ſind um 10 Uhr in 
Eſſen eingetroffen. 
Paris, 11. Jan. (Wolff.) Heute nachmittag wird der 
erſte Teil der ins Auge gefaßten Operation im Ruhrgebiet 
            aus=
geführt werden. Die Ingenieure und Sicherungstruppen werden 
im Abſchnitt Eſſen an Ort und Stelle ſein. 
Eſſen, 11. Jan. (Wolff.) Die franzöſiſchen Truppen, die 
bisher nicht in das Innere der Stadt vorgedrungen ſind, ziehen 
durch die ſüdlichen Außenbezirke in weſtlicher Richtung weiter 
nach Steele und Kray. Bisher kamen mehrere tauſend Mann 
Radfahrer, Kavallerie, Artillerieabteilungen und etwa 10 
            Panzer=
wagen hier durch. Weitere Formationen folgen ununterbrochen. 
Die Bevölkerung gab beim Durchzug keinerlei Zeichen 
            irgend=
welcher Teilnahme und verhielt ſich ruhig und ernſt. Die meiſten 
Rolläden ſind heruntergelaſſen; viele Geſchäfte ſind geſchloſſen 
und die Fenſter verhangen. Im Norden des Induſtriegebiets 
ſind belgiſche Truppen von Ruhrort aus über Oberhauſen und 
Bottrop nach Horſt gezogen, während Quariiermacher weiter 
nach Gladbeck fuhren. 
Eſſen, 11. Jan (Wolff) Die Regierung in Düſſeldorf 
hat von General Denvines einen Befehl erhalten des Inhalts, 
daß heute zwei Diviſionen der Rheinarmee das nachbezeichnete 
Gebiet beſetzen: 1. Diviſion: Oberhauſen, Landkreis Eſſen zum 
Teil, Landkreis Recklinghauſen zum Teil, Landkreis Dinslaken. 
Diviſionsquartier in Alteneſſen. 2. Diviſion: Stadt Mülheim, 
Stadt Eſſen und einen Teil des Landkreiſes Eſſen, eventuell 
Kreis Mettmann. Diviſionsſtabsquartier in Werden a. d. Ruhr. 
Berlin, 11. Jan. Ueber das Vorrücken 
            derfran=
zöſiſchen und belgiſchen Truppen im Ruhrgebiet berichtet 
der Vorwärts, daß, wer den Aufmarſch geſehen hat, der bis 
            mit=
tags gegen Eſſen in zwei Richtungen über Mülheim und 
            Ober=
hauſen mit aller militäriſchen Kraft erfolgt iſt, der Auffaſſung 
ſein muß, daß das ganze Unternehmen einen rein militäriſchen 
Charakter 1ägt. Wirtſchaftliche Maßnahmen braucht man niht 
mit ſchwerer Artillerie, unzähligen Kolonnen, feldmarſchmäßiger 
Jafusierie ued Tanks zu ergreifen. Der Vorwärks ſoricht von 
mindeſtens ncun Diviſionen, die an den ſogenannten „
            wirtſchuft=
lichen Maßnahmen” beteiligt ſind. Nach einer weiteren Meldung 
des Blattes aus Duisburg werden in einem Auſruf der 
            Stadt=
verſvaltung 23 Schulen genannt, die neu mit Beſatzungstruppen 
belegt worden ſind. Damit ſind, ſo heißt es weiter, im ganzen 348 
Schulklaſſen und Turnhallen und etwa 50 Nebenräume 
Schulzweiken entzogei. Die Schulverwaitung iſt 
            in=
folge deſſen nicht in der Lage, einen ordnungsmüßigen 
            Schul=
betrieb aufrecht zu erhal 
 Die franzöſiſchen Ruhrpläne zielen nicht uur auf eine 
politiſch=militäriſche Beherrſchung Europas hin, ſie ſuchen auch 
die Grundlagen für eine wirtſchaftliche Vormachtſtellung 
zu ſchaffen. Hinter der Politik Poincarés ſteht als ſchärfſter 
Einpeitſcher die franzöſiſche Induſtrie. Ein Blick auf die 
            Ge=
ſtaltung der Wirtſchaftslage Frankreichs in der letzten Zeit 
            er=
klärt ihr Treiben nach der Ruhrbeſetzung. Nach einer Periode 
der Stagnation hat ſich in immer ſtärkerem Maße die induſtrielle 
Tätigkeit Frankreichs entwickelt. Der franzöſiſche 
            Außenhan=
del iſt im Zunehmen begriffen, und ganz beſonders lebhaft 
iſt der Aufſchwung der franzöſiſchen Schwerinduſtrie. Die 
Eiſen= und Stahlerzeugung nimmt mit jedem Monat 
an Umfang zu. Die Zahl der im Betriebe befindlichen 
            Hoch=
öfen hat ſich von 103 am 1. Oktober 1922 auf 109 am 1. 
            Novem=
ber erhöht, und ſeitdem ſind wiederumn mehrere neue Oefen in 
Betrieb genommen worden. Die Roheiſenproduktion 
betrug während der erſten zehn Monate des vergangenen Jahres 
über 4 Millionen Tonnen. Die Roheiſenerzeugung hat 
allein im Oktober um 41 610 Tonnen gegenüber dem September 
zugenoninen, die Rohſtahlerzeugung im gleichen Monat 
um 23 208 Tonnen gegenüber dem September. Beſonders ſtark 
iſt die franzöſiſche Ausfuhr an Schrott nach England und 
            Deutſch=
land. Auch in der Maſchinenbauinduſtrie iſt eine 
            Beſ=
ſerung zu verzeichnen, und dasſelbe gilt von der 
            Automobil=
induſtrie. Lebhafte Tätigkeit herrſcht im allgemeinen in der 
Textilinduſttie. Zahlreiche Baumvollſpinnereien klagen über 
Arbeitermangel, reichliche Beſtellungen liegen faft überall vor. 
Faſt gleichlautend ſind die Berichte aus den Induſtriebezirken, 
die beſonders für den Export arbeiten. 
Dieſe kurze Zuſammenſtellung zeigt den ſtetigen Fortgang 
der in der frar zöſiſchen Schwerinduſtrie eingetretenen Beſſerung. 
Dem entſpricht auch die wachſende Nachfrage nach Kohlen. Die 
Haldenbeſtände der Departements Nord und Pas=de=Calais ſind 
auf 300 00 bis 400 000 Tonnen geſunken, während ſie zur Zeit 
der wirtſchaftlichen Kriſis ſich auf annähernd 2 Millionen 
            Ton=
nen beliefen. 
Fraukreich kommt es nun, ueben ſeinen politiſchen 
            An=
ſprüchen, vor allem darauf an, ſeiner Induſtrie eine 
            Vor=
machtſtellungin Europa zu verſchaffen. Durch 
            Verwirk=
lichung ſeiner Ruhrpläne will es die Verbindung zwiſchen 
den franzöſiſchen Eiſenerzen und der Ruhrkohle 
herſtellen und damit eine Eiſengroßinduſtrie ſchaffen, 
die an Leiſtungsfähigkeit von keiner anderen erreicht wird. Schon 
vor dem Kriege lieferte das Erzbecken von Briey mehr Erze, als 
die franzöſiſche Intuſtrie aus Mangel an geeignetem 
            Hochofen=
koks verarbeiten konnte. So iſt Frankreich in bedeutendem Maße 
zu einem Eiſenerzausfuhrlande geworden. Größer noch iſt heute 
das Mißverhältnis zwiſchen Erz= und Koksverſorgung der 
            fran=
zöſiſchen Induſtrie infolge des Hinzukommens der 
            lothringiſch=
luxemburgiſchen Erze. Daraus erklärt ſich das franzöſiſche 
            Ver=
langen nach der deutſchen Ruhrkohle, das Feſtſtellen 
von deutſchen „Verfehlungen” um jeden Preis, auch um den der 
wirtſchaftlichen Vernunft und des Rechts. So erklärt ſich aber 
auch auf der anderen Seite der heftige Widerſtand, der von 
            eng=
liſcher Seite gegen die franzöſiſchen Sanktions= und 
            Pfänder=
pläne geleiſtet wird, aus der Einſicht, daß die von Frankreich 
erſtrebte wirtſchaftliche Expanſion neben der politiſchen 
eine ſchwere Bedrohung der engliſchen Eiſen= und Stahlinduſtrie 
bedeuten Frürde. 
Der deutſchen Induſtrie und Wirtſchaft, dem deutſchen Volke 
aber droht das Schickſal der Vernichtung. 
In dieſem Zuſammenhange iſt die neueſte italieniſche 
            An=
regung von ganz beſonderem Intereſſe. Danach ſollen die 
            konti=
nentalen Mächte, Frankreich, Italien, Belgien und 
            Deutſch=
land, gemeinſam eine wirtſchaftliche und politiſche 
            Verſtän=
digung in eiſter Linie auch über die Reparationsfrage ſuchen. 
Deutſchland würde zwar eine Reihe von Milliarden zahlen 
müſſen, aber der Zahlungsmodus bliebe der kontinentalen 
            Ver=
ſtändigung vorbehalten. Herr Muſſolini, von dem dieſer Plan 
ausgeht, hat ſich, ſchwer verſtimmt durch die engliſche Haltung, 
in Paris duichaus dem franzöſiſchen Standpunkt angeſchloſſen, 
aber es hat den Anſchein, als ob ihm ſchon jetzt vor den Folgen 
dieſer ſeiner Politik einigermaßen graue. Auch Herrn 
            Muſſo=
lini dürfte inzwiſchen die Erkenntnis aufgegangen ſein, daß die 
Erreichung der franzöſiſchen Ziele, die wirtſchaftliche und 
            poli=
tiſche Vormachtſtellung Frankreichs auf dem europäiſchen 
            Kon=
tinent, ſchwerſte Gefahren für Italien im Gefolge haben müßte. 
Ob dem jetzigen italieniſchen Plan überhaupt noch 
            weſent=
liche praktiſche Bedeutung zuzumeſſen iſt, muß recht fraglich 
            er=
ſcheinen. Der Stein iſt bereits im Rollen. Mit beiſpielloſer 
Brutalität hat Frankreich den Frieden gebrochen und iſt in 
            deut=
ſches Gebiet eingefallen. Mit Frankreich ſei nicht zu ener 
            Lö=
ſung des Reparationsproblems zu kommen, führte mit Recht 
der deutſche Reichskanzler in ſeiner Rede vor dem Auswärtigen 
Ausſchuß des Reichstags aus. Auf den Straßen und Plätzen 
Eſſens ſtehen drohend franzöſiſche Geſchütze. Wo ſind noch 
            Mög=
lichkeiten einer Verſtändigung?
 Die Abſichten des franzöſiſchen 
            Bank=
gewerbes. 
Ausbreitung des franzöſiſchen Einfluſſes auf das Ruhrbecken. 
wd. Eſſen, 11. Jan. In Bankkreiſen verlautet, das 
            fran=
zöſiſche Bankgewerbe werde die Machtſtellung der 
            Kontrollkom=
miſſion ausnutzen, um ſein Filialnetz nach Eſſen auszudehnen. 
Die vorgeſehene Einrichtung eines Pfänderkomitees würde eine 
Verwaltungsſtelle für Deviſen erforderlich machen, eine 
            Funk=
tion, die bei der Durchführung der franzöſiſchen Pläne den 
Reichsbankſtellen abgenommen und franzöſiſchen Banken 
            über=
tragen würden. Währungspolitiſch würde die Ausbreitung des 
franzöſiſchen Einfluſſes auf das Ruhrbecken eine empfindliche 
Ausdehnung des Spekulationsgebietes der Mark bewirken. Eine 
ernſte Geſahr bildet die Möglichkeit, daß das franzöſiſche 
            Ka=
pital in die Verwaltung der Montangeſellſchaften durch den 
Ankauf von Kapitalsanteilen eingegliedert würde, ſo daß auf 
dieſe Weiſe dem deutſchen Volke Vermögen von unſchätzbarer 
Höhe verloren gingen. Im Kohlenbergbau werde Frankreich 
dafür Sorge tragen, daß eine ähnliche Machtpolitik ausgeübt 
werde wie im Saangebiet.
Seite 2.
Darun
ßrnſar 4333.
Nummer 11.
Soincars vor der franzöſiichen Kammer.
 Paris, 11. Jan. (Wolff.) Zu Beginn der heutigen Sitzung 
der Kammer hat der neugewählte Präſident Raoul Péret erklärt, 
die Seſſion, die heute eröffnet werde, finde eine entſcheidende 
Ctappe in der Durchführung des Friedenswerkes vor. Sie ſei 
Zeuge ernſter Ereigniſſe und hiſtoriſcher Taten, deren Folgen für 
die Zukunft unberechenbar ſeien. Dementſprechend ſollten auch die 
Worte und Taten der Herren Abgeordneten ſein; möchten ſie die 
Lage des Volkes recht und kaltblütig beurteilen. Die Nation biete 
das edelſte Schauſpiel. Wie könne man nicht bemerken, daß durch 
das Erlaſſen der Schuld gegenüber Deutſchland, oder durch die 
Verlängerung der Zahlungsfriſt auf unbeſtimmte Zeit für eine 
Macht, deren Bevölkerung täglich wächſt und durch ihren 
            Unter=
richt, durch ihre Arbeiten in den LabBratorien, ſowie durch die 
Propaganda im Auslande, ihre Angriffskraft wiederherſtellen 
könnte, ſodaß aufs neue Beunruhigung im Herzen Frankreichs 
einkehre, ſodaß nach den Worten feines. Vorgängers das Drama 
an der Grenze wieder beginne?. 
Hierauf beſteigt Miniſterpräſident Poincaré, dem die 
            Depu=
tierten Ovationen darbringen, die Rednertribüne. In ſeiner 
Rede erinnert er daran, daß ſeine Regierung der deutſchen 
            Re=
gierung ein Moratorium ohne Pfänder und Garantien verweigert 
habe, weil das franzöſiſche Volt ſchon ſo viel Geduld gezeigt habe. 
Er habe alle Mittel erſchöpfen wollen, um zu einer Verſtändigung 
zu gelangen, die notwendig geweſen ſeien. Um die volle 
            Hand=
lungsfreiheit zu gewinnen, habe man ſich an die beſtehenden 
            Ver=
träge gehalten, man ſei einen geſunden Weg gegangen, damit 
franzöſiſcherſeits kein Unrecht gegenüber ſeinen Alliierten, ja nicht 
einmal gegenüber Deutſchland begangen werde. Wenn die 
            eng=
liſchen Freunde eine praktiſche Löſung vorgeſchlagen hätten, 
würde Frankreich ſich dieſer angeſchloſſen haben. Poincaré geht 
alsdann dazu über, die Verhandlungen der Pariſer Konferenz zu 
ſchildern, indem er beſonders das franzöſiſche 
            Reparationspro=
gramm erläutert, das man der Konferenz unterbreitet habe in der 
Hoffnung, es werde von England angenommen. Poincaré 
            unter=
ſtreicht die Tatſache, daß Frankreich finanziell nicht imſtande ſei, 
weder einer Herabſetzung ſeiner Forderungen, noch einer 
            Aſſimi=
lierung der franzöſiſchen Forderungen mit den interalliierten 
Schulden zuzuſtimmen. 
Frankreich ſei aber zu einer allgemeinen Regelung der 
            inter=
alliierten Schulden bereit, was ja ſchließlich auch noch zu einer 
weſentlichen Verminderung der deutſchen Schuld geführt hätte. 
Frankreich ſei bis zur äußerſten Grenze des Entgegenkommens 
gegangen. Der Miniſterpräſident führte namentlich an, welche 
Maßnahmen Frankreich vorgeſchlagen habe, um die deutſchen 
Finanzen zu ſanieren und um dem fortgeſetzten Skandal der 
deutſchen Kapitakflucht ein Ende zu bereiten. 
Poincars fuhr fort: Italien und Belgien hätten in gleicher 
Weiſe die Notwendigkeit der produktiven Pfänder anerkannt. 
Nur England habe einen anderen Plan vorgelegt, der auf den 
Friedensvertrag von Verſailles zurückgegangen ſei und der ohne 
Garantien Deutſchland für eine lange Zeitdauer hätte 
            Ver=
trauen ſchenken ſollen. Ich muß, ſo fuhr Poincaré wörtlich fort, 
Bonar Law danken für die Höflichkeit, mit der er den Gedanken 
vertreten hat, der ſeit langem der des engliſchen Schatzamtes 
iſt. Von Konferenz zu Konferenz haben wir 
Zweideutigkeiten und Mißverſtändniſſe vor 
uns gehabt und ſind einem dunklen und gefährlichen Ziel 
entgegengeſchritten. Heute noch ſcheint es, daß das 
            Reparations=
programm von England und Frankreich nicht unter ähnlichen 
Geſichtspunkten betrachtet wird. Poincaré kritiſierte 
            als=
dann den engliſchen Plan und unterſtrich vor allen 
Dingen, daß man einen Bankierausſchuß vorgeſehen habe, in 
dem ein Deutſcher Sitz und Stimme haben ſollte. Drei Jahre 
nach einer feierlichen Anerkennung hätte man dieſen geheiligten 
Vertrag nicht zerreißen können. Wenn man dieſen 
            verhängnis=
vollen Weg beſchritten hätte, würde nichts mehr dauerhaft ſein, 
und die feierlichſten Verträge wären daun nur von Tagesdauer 
geweſen. 
Poincaré fuhr in ſeiner Rede fort: Eine ſeltſame Fronie 
habe es gefügt, daß der Plan, den man Frankreich als 
            endgül=
tige Regelung vorgelegt habe, auch der Rolle der 
            Repara=
tionskommiſſion ein Ende bereitet hätte. Ein 
Schiedsgericht hätte ohne dieſe Kommiſſion eine natürliche 
Herabſetzung unſerer Forderungen beſchließen können. 
            Deutſch=
land hätte ſein Moratorium erhalten ſollen. 
Man habe ihm freie Hand zugeſichert. Nicht eine einzige 
            Sank=
tion ſei angedroht worden, es ſei denn, daß die Alliierten ſich 
darüber geeinigt hätten. Poincaré geht alsdann dazu über, 
Kritik an dem vorgeſehenen Bankierausſchuß 
zu üben. Die Einſtimmigkeit, mit der die Kammer ſeine 
            Er=
klärungen aufnehme, beweiſe ihm, daß heute in finanziellen 
Fragen die Regierung die Finanzleute nicht frei ſchalten und 
walten laſſen dürfe. Frankreich und England könnten lohal 
            mit=
einander verhandeln, ohne ihre Allianz in Gefahr zu bringen. 
Die Allianz ſei nicht aufgegeben worden, da ſie auf 
unauslöſchlichen Erinnerungen beruhe und auf den ſtaatlichen 
Intereſſen beider Länder. Sie werde heute um ſo weniger 
            ge=
brochen, da die beiden Regierungen gegenſeitig überzeugt ſeien, 
daß die Notwendigkeit beſtehe, ſie aufrecht zu erhalten. Frank=
 reich habe übrigens nur einem von England ſelbſt 
            unterzeich=
neten Vertrag Reſpekt verſchaffen wollen. 
Poincaré geht alsdarn zu den Feſtſtellungen der 
deutſchen Verfehlungen über, die die 
            Reparationskom=
miſſion bei den deutſchen Holz= und Kohlenlieferungen habe 
            kon=
ſtatieren müſſen. Poincaké ſucht zu beweiſen, daß Deutſchland 
Koks und Kohlen hätte liefern können, und daß Frankreich nicht 
dulden dürfe, daß irgendwelche Verfehlungen noch bei dieſen 
Lieferungen erfolgten. Der Miniſterpräſident ging ſodann auf 
die wirtſchaftliche Lage Deutſchlands ein, um 
            feſt=
zuſtellen, daß es im Unrecht geweſen wäre, die Sachlieferungen 
auf Reparationskonto zu verweigern. Da Deutſchland die 
            Koh=
len nicht geliefert habe, ſei es ganz natürlich, daß ſich Frankreich 
ſelbſt bei den Bergwerken ſichere. Auch auf anderen Gebieten 
habe Deutſchland ſeinen Widerſtand bekundet. Darüber müſſe 
die geſamte Welt unterrichtet werden. Deutſchland könne 
            un=
geheure Quantitäten Stickſtoff herſtellen. Es könne 
ziveimal ſo viel produzieren, als ſeine Landwirtſchaft nötig 
habe. Es könne achtmal ſo viel Exploſivſtoffe herſtellen, als die 
Alliierten imſtande geneſen ſeien, während der Kriegsperiode 
zu fabrizieren. Was die Lieferung von Stickſtoff 
            an=
betreffe, über die man verhandelt habe, müſſe man feſtſtellen, 
daß man eine abſolute Ablehnung erfahren habe. Was die 
            Qua=
lität und den Preis anbetreffe, überall Schwierigkeiten. Auch 
die Schiffe, die Frankreich erhalten müſſe, ſeien noch nicht 
            abge=
liefert worden. Die franzöſiſche Regierung habe hinſichtlich der 
Verwendung der deutſchen Arbeiter ein großes 
Programm aufgeſtellt, das die Reparationskommiſſion 
            grund=
ſätzlich gebilligt habe. Frankreich habe darauf keine Anwort 
            er=
halten. 
Poincaré verlas dann die Beſtimmungen des Verſailler 
            Ver=
trages, in denen Deutſchland verpflichtet wird, gewiſſe 
            Maß=
nahmen nicht als feindſelige Handlung zu 
            be=
trachten. Wie Chamberlain im engliſchen Unterhauſe anerkannt 
habe, beſitze Frankreich unſtreitig das Recht, zu handeln, 
wie es gehandelt habe. Seine Ingenieure ſeien heute 
in Eſſen eingetroffen und ſeine Truppen lagerten um die Stadt 
herum. (Lebhafter Beiſall und Kundgebungen auf allen 
            Bän=
ken mit Ausnahme der äußerſten Linken.) Poincaré fügte hinzu: 
Wir haben auch an unſerer Seite italieniſche Jügenieure. (Bei 
dieſer Erklärung bringt die franzöſiſche Kammer Italien eine 
Huldigung dar.) 
Poincaré fuhr ſort: Wie ich im Monat Dezember geſagt 
habe, will Frankreich nicht aus dem Rahmen des Verſailler 
Vertrages heraustreten, und wenn es heute in das Ruhrgebiet 
einmarſchiert iſt, ſo geſchah dies nicht, um irgend etwas von 
dem deutſchen Patrimonium zu nehmen, ſondern nur, um die 
gemeinſamen Intereſſen der Alliierten zu verteidigen. 
            Poin=
caré behauptete, die deutſche Regierung habe die Fortſchaffung 
des Kohlenſyndikats aus Eſſen begünſtigt, weil es jedenfalls 
Beweiſe für die Verfehlungen des Deutſchen Reiches erbracht 
hätte. (Ein Abgeordneter ruft: Dann holen Sie ſie doch in 
Hamburg!) Der Miniſterpräſident proteſtierte alsdann gegen 
die Auslegung, die man der Zurückziehung der amerikaniſchen 
Truppen gegeben habe. Nichts ſei weniger richtig, als zu 
            be=
haupten, Amerika habe weder gegen das Vorgehen Frankreichs 
proteſtieren wollen, noch ſchon feit langem einen Entſchluß 
            dar=
über gefaßt. Deutſchland ſelbſt habe die Belaſſung der 
            ameri=
kaniſchen Truppen verlangt, wie eine Proklamation des 
            Geue=
rals Allen am Unabhängigkeitstage beweiſe. Der 
            Miniſterpräſi=
dent fuhr alsdann fort: Geſtern haben unſere Truppen die 
            eng=
liſche und amerikaniſche Beſatzungszone durchſchritten und ſind 
überall im ganzen Gebiete voller Kameradſchaft aufgenommen 
worden. (2) Zweifelsohne zwingt uns das Beiſeiteſtehen 
            Eng=
lands, Vorſichtsmaßregeln zu ergreifen, die ihm (Poincaré), 
wenn er ſie nicht unternommen hätte, hätten zum Vorwurf 
            ge=
macht werden können. 
Sodann fuhr der Reduer fort: Wir haben die deutſche 
            Re=
gierung benachrichtigt, daß es ſich um keine Operation 
militäriſcher Art handle. Wir haben von unſeren 
Soldaten nur in beſchränktem Maße Gebrauch gemacht, die 
            Tä=
tigkeit unſerer Ingenieure zu unterſtützen. Es iſt klar, daß wir 
ohne ſie zur Ohnmacht verurteilt wären. Ich weiſe 
in loyaler Weiſe darauf hin, daß man ſehr beträchtliche 
Zahlungen nicht erwarten kann. Aber geringe 
            Zah=
lungen ſind doch immer noch mehr als gar nichts. Wir ſind 
nicht unfehlbar. Wir ſind davon überzeugt, daß Deutſchland 
keinerlei Anſtrengungen machen werde, um ſeine 
            Verpflichtun=
gen zu erfüllen, wenn wir nicht einen unerläßlichen 
Zwang ausüben, namentlich auf die deutſche 
            Groß=
induſtrie. Es handle ſich nicht darum, Deutſchland zu 
ruinieren. Das wollen wir nicht. Wir ſind der Anſicht, daß 
ein elendes Deutſchland raſch wieder das Zentrum der Reaktion 
werden wird. Es handelt ſich darum, von Deutſchland zu 
            er=
halten, was es in vernünftiger Weiſe zahlen könne, namentlich 
Koks und Kohle. Alsdann wollen wir Reformen verlangen, 
um ſeine Mark zu ſtabiliſieren. Wir ſind immer bereit, mit 
Deutſchland wie mit unſeren Alliierten zu verhandeln, nicht 
etwa, um die Wiedererhebungsbeſtrebungen zu verhindern, ſon=
 arit im Gegenteil, um Deutſchland insbeſondere in ſeinem 
            Ver=
ſuch, eine ausländiſche Anleihe zu erlangen, zu 
            unter=
ſtützen. 
Zum Schluß erklärte Poincaré: Die Kammer muß der 
            Re=
gierung ihr Vertiauen ſchenken. Die öffentliche Meinung hat 
während der Pariſer Konferenz und nachher ein gutes Beiſpiel 
von Ruhe und Kaltblütigkeit gegeben. Die Regierung hat 
            ent=
ſprechend den Verträgen und Beſchlüſſen gehandelt. Die 
            Kam=
mer billigt ſie. Unſere Aktion wird um ſo raſcher durchgeführt 
werden, je weniger ſie durch zu viele Reviſionen abgeſchwächt 
und behindert wird. Die Regierung glaubt, unter den 
            ſchwie=
rigſten Umſtänden den Wünſchen des Landes entſprochen zu 
haben, um einer zu ſchmerzlichen und zu langen Serie von 
            Kon=
zeſſionen ein Ende zu machen. Sie iſt ſich bewußt, Frankreich die 
Rechte gewahrt zu haben, die es aus dem Vertrage und aus 
dem ſiegreichen Frieden herleiten kann. 
In der Debatte ergriff zunächſt der Sozialiſt Blum das 
Wort. Während deſſen Rede ſpielten ſich heftige Zwiſchenfälle 
ab, ſo daß der Kammerpräſident die Sitzung zweimal 
            unter=
brechen mußte. Schließlich vertagte die Kammer mit 478 gegen 
86 Stimmen die vorliegenden Interpellationen über die 
            Ruhr=
beſetzung und die auswärtige Politik der Regierung auf den 
erſten Freitag im Monat Februar. 
Kundgebungen gegen die Ruhrbeſetzung. 
Berlin, 11. Jan. (Wolff.) Der deutſche 
            Reichs=
kriegsbund Kyffhäuſer, der 28000 Vereine umfaßt, 
erließ anläßlich des Einmarſches Frankreichs in das 
            Ruhr=
gebiet eine Kundgebung, in der erklärt wird, einmütig nach 
den von der Regierung gegebenen Richtlinien zuſammenzuſtehen 
in der Abwehr der feindlichen Bajonette, und nicht zu wanken 
und nicht zu zagen, ſondern im Vertrauen auf die geſunden 
Kräfte, die trotz allem noch im deutſchen Volke lebendig ſind, 
feſt der Zukunft entgegenzuſehen, Kaltblütigkeit, Würde zu 
            be=
wahren und nicht durch Gewalttaten die Lage zu verſchlimmern 
und die Einheit aller Deutſchen, die jetzt für das deutſche Volk 
allein entſcheidend ſei, in jedem und allem zu fördern und zu 
ſtützen. 
Berlin, 11. Jan. Laut Voſſiſcher Zeitung beſchlöſſen 
die Spitzenorganiſationen der Gewerkſchaften aller 
            Parteirich=
tungen, am Montag in allen deutſchen Städten die Arbeit für 
15 bis 30 Minuten als Proteſt gegen den Gewaltakt Poincarés 
zu unterbrechen: Auch auf der Eiſenbahn ſoll dieſe 
            Arbeits=
pauſe eintreten. Wie das Blatt weiter meldet, begab ſich der 
Vorſitzende des Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchaftsbund 
Leipart, ins Rheinland, um die Lage mit den führenden örtlichen 
Gewerkſchaftsverbänden perſönlich zu beſprechen. — Nach einer 
Mitteilung des Vorwärts wird die Sozialdemoktatiſche Partei 
ſich zwar nicht an den gemeinſamen Kundgebungen am Sonntag 
beteiligen; ſie wird jedoch an dieſem Tage in ganz Deutſchland 
eigene Verſammkungen zum Proteſt gegen die Ruhrbeſetzung 
veranſtalten. Die Aufforderung der Kommuniſten an die 
            ſozial=
demokratiſchen freien Gewerkſchaften, eine gemeinſame 
            General=
ſtreikaktion einzuleiten, wird von dem Vorwärts, der von 
            Ver=
wirrungsparolen und von gewiſſenloſer Irreführung der 
            Maſ=
ſen ſpricht, ſcharf abgelehnt. 
Berlin, 11. Jan. (Wolff.) Beim Reichspräſidenten iſt 
folgendes Telegram aus Eſſen eingegangen: Die aus der Mitte 
der Bürgerſchaft heute nachmittag einberufenen und trotz der 
Kürze der Einberufungsfriſt von vielen Zehntauſenden 
            be=
ſuchten Verſämmlungen haben ſoeben in überwältigender 
            vater=
ländiſcher Begeiſterung folgende Entſchließung gefaßt: 
„Der Aufruf des Reichspräſidenten und der Reichsregierung 
findet den vollſten Widerhall in den Herzen aller Eſſener. 
            An=
geſichts der Gefahr ſchwerſter Gewalttat und harter Not halten 
wir feſt an deutſchem Gemeinſinn und opferfreudiger 
            Vater=
landsliebe. Vor der ganzen Welt legen wir lauten Einſpruch 
gegen den Rechtsbruch und die Gewaltpolitik ein. Was auch 
kommen mag, wir bekennen uns feſt in unerſchütterlicher Treue 
zu Volk und Vaterland.” 
Hamburg, 11. Jan. (Wolff.) In der heutigen Sitzung 
der Hamburger Bürgerſchaft legte Präſident Roß entſchiedenen 
Proteſt gegen die Beſetzung des Ruhrgebietes durch Frankreich 
ein. Wie im Leben eines einzelnen Staates, müſſe auch zwiſchen 
den Völkern Recht Recht bleiben. 
Die Ruhrbevölkerung gegen den 
Vertragsbruch. 
Eſſen, 11. Jan. (Wolff.) In einer von allen bolitiſchen 
Parteien einberufenen Verſammlung, die von vielen Tauſenden 
Eſſener Bürgern beſucht war, führte Reichsminiſter a. D. Dr. 
Bell, Unterzeichner des Friedensvertrages, unter anderem aus: 
Komme, was kommen mag, ein 60=Millionenvolk von der 
            Be=
deutung und der Kulturkraft der deutſchen Nation kann nicht 
untergehen und auch dem unerhörteſten Gewaltdruck nicht 
            unter=
liegen, ſolange es ſich nicht ſelbſt aufgibt. Will man uns 
            Fron=
dienſte aufzwingen und zur dauernden Verſklavung verurteilen, 
ſo täuſcht man ſich ſehr. Ein Land, wo Eiſen und Kohlen 
            wach=
ſen, iſt keine Heimſtätte für Knechte. Eine ſolche Gewaltpolitik 
wird an der geſchloſſenen Front des deutſchen Volkes 
            wirkungs=
los zerſchellen.
 Der Typus des großen Schriftſtellers. 
Von Oskar A. H. Schmitz=Salzburg. 
Der Typus des großen Schriftſtellers, wie ihn Thomas 
Mann darſtellt, iſt im deutſchen Schrifttum ſelten und von dem 
Publikum im Gegenſatz zum Typus des Dichters noch wenig 
gekannt. Um dem Mißverſtändnis einer ſchematiſchen 
            Eintei=
lung zuvorzukommen, ſage ich gleich, daß, ſoweit der Roman 
Dichtung ſein kann, Thomas Mann ein Dichter iſt, aber der 
Typus des Dichters, gar des deutſchen Dichters, iſt er nicht, 
vielmehr verkörpert er, und zwar für Deutſchland bisher in 
reinſter Ausprägung, den Typus des großen Schriftſtellers, der 
bei uns bisher zwiſchen dem feſt im Bürgertum verwurzelten 
Gelehrten und dem gänzlich wurzelloſen Literaten wenig Raum 
fand, während er in Frankreich und England ſeit dem 18. 
            Jahr=
hundert als ironiſch=kritiſcher Darſteller und Betrachter einer 
Geſellſcheft blüht, der er als Menſch zugehörig iſt, indes er als 
Geiſt zugleich die ausgeſprochenſte Diſtanz zu ihr beſitzt. So iſt 
dieſe kurzweiligſte aller Erſcheinungen des geiſtigen Lebens gleich 
fern von der engen Bürgerlichkeit, der ſo leicht ein weltfremdes 
Gelehrtenleben verfällt, wie von dem ſozialen Reſſentiment des 
Literatentums. Der große Schriftſteller ſteht über der 
            Geſell=
ſchaft, weil er in ihr lebt oder gelebt hat. Seine Kritik der 
Sitten beruht auf Sachkenntnis und wird daher immer von den 
Beſten mit Lächeln anerkannt, während die Geſel’ſchaftskritik 
des ſozial fragwürdigen Literaten auf Haß beruht, alles 
            ver=
zerrt oder gänzlich daneben trifft. Seit den „Betrachtungen 
eines Unpolitiſchen” weiß man, wie ſehr Thomas Mann gerade 
dieſe Fragen bedrängt haben, iſt doch jenes gedankenreiche Werk 
nichts anderes als das Ringen um das Bewußtwerden, des 
            eige=
nen Typus. Deſſen ſcharfe Abgrenzung gegen den Literaten iſt 
völlig gelungen, und wir derdanken ihr die Meiſterdarſtellung 
dieſes ſeines Gegentypus, beſonders in ſeiner hybriden 
            deut=
ſchen Abart. Zur vollen Selbſtbewußtheit des eigenen Typus 
iſt jedoch der Verfaſſer in jenem Werk nicht gelangt. Er ſcheint 
auch dieſes Buches nicht ganz froh geworden zu ſein, wie 
            her=
vorgeht aus einem Schreiben an den Grafen Keyſerling, worin 
er beglückt den Weggenoſſen grüßt, der gleich ihm die tiefe 
            Er=
krankung der heutigen Menſchheit durch die entſchiedene 
            Tren=
nung von Seele und Geiſt erklärt. Dieſer Brief iſt beſonders 
wichtig, weil hier der Dichter, durch den Philoſophen weiter 
            ge=
klärt, einen neuen Schritt zur Selbſtbeſinnung macht, weil hier 
ferner ein Dokument dafür iſt, wie Keyſerling gerade auf beſte 
Geiſter zu wirken vermag. Das große Problem Manns liegt 
darin, daß er im Kampfe gegen das Literatentum, das den G
 gepachtet zu haben vorgibt, ſelber auch den eigenen Augen als 
Kind des Geiſtes erſcheint, dem wohl bewußt iſt, daß eine 
            un=
kritiſche, ausſchließlich auf Seelenwerten beruhende Kultur heute 
nicht mehr denkbar iſt. Infolge dieſes Zwieſpalts kommt er ſich 
ſelbſt oft recht fragwürdig vor, und in den „Betrachtungen” 
ſteigt der Argwohn auf, in ihm ſei vielleicht heimlich mehr vom 
Literaten, als ſein Bewußtſein zugebe. In einer kleinen, aus 
1907 ſtammenden autobiographiſchen Skizze, „Im Spiegel”, 
            ſchil=
dert er, was er immer für ein Taugenichts geweſen ſei, der nie 
was Rechtes gelernt und immer nur das getrieben habe, was ihn 
freute, und daß er dafür nun in Ruhm und Wohlſtand lebe, 
aber er ſelbſt findet darin etwas nicht in Ordnung. In dem 
reizenden Eſſay über Eichendorffs „Taugenichts” wird, dieſe 
ſpaßhafte Anſicht vertieft als ein herzhaftes Bekenntnis zu 
            irra=
tionaler Unbürgerlichkeit, aber gerade dieſer Zug zum 
            Aben=
teuer iſt es, der ihn ſo ſehr unterſcheidet von der ſozialiſtiſchen 
Antibürgerlichkeit des Literaten, denn bei ihm kommt ſie aus 
der Seele, bei jenem aber aus dem, was er für den Geiſt hält. 
Irgendwie ſteht nun Mann ſelbſt noch unter dem Bann dieſes 
Wortes, und da er ſich zugleich ſelbſt als Kind des Geiſtes fühlt, 
iſt ihm im Kampfe gegen die, welche ſich die Geiſtigen nennen, 
nicht recht geheuer, und wenn es nun wirklich auf eine 
            Vereini=
gung von Seele und Geiſt ankommt, kann es ſich da ernſtlich um 
jenen Literatengeiſt handeln, und wenn nicht, gibt es denn 
            wirk=
lich verſchiedene Arten Geiſt, und iſt ferner der Kritizismus, 
den wir nach Keyſerling und Mann nicht mehr entbehren können, 
und den ja gerade die Literaten haben, wirklich Geiſt im reinen 
Sinne und nicht vielleicht etwas ganz anderes, was bei den 
Literaten nur darum ſo ausſchließlich zerſtörend wirkt, weil der 
wirkliche Geiſt fehlt? Mir ſcheint, daß hier die Begriffe einer 
Klärung bedürfen. Durch den Verſuch, dies zu tun, hoffe ich 
nun beizutragen zu der Klärung des Problems Thomas Mann, 
das auf nichts anderem beruht als auf dem Gegenſatz von Geiſt 
und Intellekt. Die ungenügende Scheidung dieſer beiden 
            Be=
griffe verdunkelt auch das Verhältnis zwiſchen Geiſt und Seele, 
auf das in der Tat alles ankommt. 
Der Geiſt iſt der Sinn der Welt, der, ſich der blinden Kraft 
mitteilend, den unbewußten Trieb zum ſchöpferiſchen, 
            welt=
ſchaffenden Willen macht. Der Intellekt iſt nichts anderes, als 
das Inſtrument, durch das dieſer Vorgang bewußt werden kann. 
Dieſes Inſtrument iſt nun im Menſchen zum erſtenmal geglückt, 
und darin unterſcheidet er ſich tatſächlich von allen anderen 
            Ge=
ſchöpfen. Der Intellekt iſt gleichermaßen imſtande, inneres wie 
äußeres Leben, d. h. die Bezirke der Seele wie der Sinnlichkeit, 
zu ſpiegeln, ſeine höchſte Leiſtung aber vollbringt er, wenn ſogar 
der dieſe doppelte Erfahrung verbindende Sinn ins Bewußtſein
 dringt. Das kann nun nie infolge einer tätigen Bewegung des 
Intellekts durch den Willen geſchehen; ſondern durch das gerade 
Gegenteil, ſeine völlige Beruhigung zum klaren Spiegel, der 
alle äußeren und inneren Vorgänge möglichſt ungetrübt aufnimmt. 
Dieſen paſſiven intellektuellen Vorgang nennt man von jeher 
Betrachtung oder Meditation, in der das menſchliche 
            Bewußt=
ſein die Fähigkeit gewinnen kann, reines Gefäß des Weltſinns, 
d. h. Organ der Bewußtwerdung der Gottheit zu werden. Dies 
iſt der Fall der Auserwählten. Nun aber gibt es auch ſehr viel 
Berufene zur Bewußtheit, von denen die meiſten ſtraucheln. 
In dem Maße nämlich, als die Welt einem bewußt wird, ſteigt 
die Gefahr eines paniſchen Erſchreckens vor den Abgründen; 
das hat ſtets einen heftigen Willenchoc zur Folge, was im 
            Be=
wußtſein zur Verdrängung der Urſache des Schreckens führt. 
Es wird alſo eine unerträgliche Erkenntnis nicht nur nicht 
            zu=
gelaſſen ſondern eine Sicherung geſchaffen, daß ſie nicht wieder 
hervorbrechen kann. Dies geſchieht durch eine zähe Schicht von 
Vorſtellungen, die der Intellekt aus ſeinem Erfahrungsbereich 
nimmt, aber tendenziös zuſammenknüpft. Dadurch wird natürlich 
der Bewußtheitsſpiegel heftig getrübt, er zeigt die innere und 
äußere Welt in einer von perſönlichen Sicherungstendenzen 
            der=
zerrten Form. Nun ſind aber ſolche Menſchen einmal auf das 
Erkennen eingeſtellt, ſo daß im Gegenſatz zu den unbewußt De 
hinlebenden ihr Bewußtſein ein Weltbild produziert. So wie 
der Körper bei einer Verwundung ein Uebermaß roter 
            Blut=
körperchen zur Abwehr an die Stelle des Schadens ſendet, 
            wo=
durch Fieber entſteht, ſo befindet ſich der Intellektuelle infolge 
eines Vorſtellungsandrangs zu einer wunden Stelle an der 
            Be=
wußtſeinsſchwelle in einem chroniſchen Fieberzuſtand, der, wenn 
er auch nur ausnahmsweiſe Delirien erzeugt, bald über=, bald 
unterempfindlich macht gegen Reize, Oft iſt der Intellektuelle 
beſonders ſcharfſichtig, daher ſeine bisweilen ſo treffende Kritik; 
worin er ſich aber faſt immer täuſcht, wie der Fieberkranke übei 
Temperaturgrade der Außenwelt, das iſt die Gefühlstemperatur 
und das dadurch entſtehende Wertverhältnis der Vorſtellungen. 
So verſtärkt er z. B. die an ſich vorhandene Bedeutung der 
von ihm beſonders ſcharf geſehenen ſozialen Mißſtände durch) 
ſeinen perſönlichen Haß gegen eine Klaſſe oder die Autorität 
überhaupt, ſo daß ihm nichts ärgerlicher iſt, als wenn von dieſer 
ſelbft Reformen in die Hand genommen werden, wodurch ſeinem 
Haß die Nahrung entzogen wird. Darum ſind die Sozialiſten 
gegen die Verleihung von Landparzellen oder Kleinaktien an 
die Arbeiter, weil dieſe dadurch entproletariſiert würden, 
            wäh=
rend es ſich doch gerade um das Gegeuteil handelt, die 
            Ver=
proletariſierung der bisher bürgerlichen Schichten. Dies ſollte 
nur als Beiſpiel dienen für die Auswirkung eines durch krauk=
Rummer 11.
Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 12. Januar 1923
Seite 3.
 Der litauiſche Einfall in das Memelgebiet. 
Der Vormarſch der Litauer. — Die Haltung der franzöſiſchen Beſatzungstruppen. 
Der Standpunkt der deutſchen Regierung.
 IU. Königsberg, 11. Jan. Litauiſche Truppen und 
Freiſcharen überſchritten an zwei Stellen, die Grenze des 
Memellandes und marſchieren auf Memel. Der franzöſiſche 
Oberkommiſſar ermahnt in einem Manifeſt die Bevölkerung 
zur Ruhe. Franzöſiſche Alpenjäger ſind in Laſtkraftwagen 
gegen die Eindringlinge in Bewegung geſetzt worden. 
TU. Königsberg, 11. Jan. Die Oſtyreußiſche 
            Zei=
tung erfähri, daß heute früh ½7 Uhr Heydekrux von 
            ſchätzungs=
weiſe 400 Mann litauiſchen Truppen in Zivil beſetzt worden 
iſt. Der Eiſenbahnverkehr iſt unterbrochen. 
EU. Königsberg, 11. Jan. Soweit ſich bis zur Stunde 
überſehen läßt, iſt der Einmarſch der Litauer in das 
            Memel=
gebiet an vier Stellen erfolgt. Im ſüdöſtlichen Zipfel des 
Memelgebiets überſchritten die litauiſchen Freiſchärler, die 
einem litauiſchen Korps namens „Eiſerner Wolf” angehören, 
die Grenze bei Laugszargen und beſetzten geſtern abend etwa 
um 6 Uhr den ſüdlichen Brückenkopf von Tilſit. Es ſcheint, 
als ob die Litauer zunächſt das ganze Eiſenbahnnetz in ihre 
Hände bringen wollen. Die franzöſiſche Beſatzung des 
            Memeſ=
gebiets hat dem Vormarſch bisher keinen Widerſtand 
            entgegen=
geſetzt. Nach privaten Meldungen ſollen franzöſiſche 
            Kriegs=
ſchiffe in Memel eingetroffen und dort gelandet ſein. Die 
            Fran=
zoſen haben zwiſchen Memel und Heydekrug zwei 
            Eiſenbahn=
brücken geſprengt. Soweit bisher Meldungen vorliegen, iſt es 
zu Kriegshandlungen noch nicht gekommen. Ein franzöſiſcher 
Parlamentär, der den Truppen entgegengeſtellt wurde, ſoll 
            ge=
fangen genommen worden ſein. 
PU. Berlin, 11. Jan. Wie die Telunion erfährt, iſt der 
Eiſenbahnverkehr zwiſchen Pillkallen und Memel auf 
            Ver=
fügung des franzöſiſchen Oberkommiſſars eingeſtellt worden. 
Berlin, 11. Jan. (Wolff.) Nach einer telegraphiſchen 
Meldung aus Memel hat der Oberkommiſſar formell Proteſt 
erhoben für den Fall, daß deutſche Truppen in das Memelgebiet. 
einrücken würden. Er werde in dieſem Falle eine formelle 
            An=
ordnung treffen, um den Reſpekt des Gebietes zu wahren. 
Die deutſche Regierung hat bereits über ihren Standpunkt 
zu der durch die Litauer verübten Friedensſtörung keinen 
Zweifel gelaſſen, ihrer Entrüſtung darüber Ausdruck verliehen 
und betont, daß es Sache der alliierten Mächte ſein müſſe, die 
Rechte dieſes Gebietes zu ſchützen und ſeine Unverletzlichkeit zu 
wahren. Sie legt mit größtem Nachdruck Verwahrung dagegen 
ein, daß die Oeffentlichkeit über die Schwere dieſes Einbruchs 
in die Rechte des Memellandes durch derartige grundloſe 
            Ver=
dächtigungen getäuſcht werden ſoll.
 Die Reichsregierung bleibt feſt. 
* Berlin, 11. Jan. (Priv.=Tel.) Sämtliche Berliner 
Abendblätter haben den Aufruf des Reichspräſidenten und der 
Reichsregierung zur Lage gebracht und dabei von ſich aus zum 
Ausdruck gebracht, daß ſie die Regierung in ihren Beſtrebungen 
in weitgehendem Maße unterſtützen werden. Daß der Aufruf 
ſich mit der Feſtſtellung von Tatſachen begnügt und kein 
            aus=
führliches Programm der Regierung darlegt, kann in einem 
Augenblick, wo taktiſche Rückſichten die Regierung zwingen, ihre 
Maßnahmen nicht vorzeitig bekannt werden zu laſſen, nicht 
            wei=
ter überrgſchen. Tatſächlich betrachtet die Regierung nach dem 
Vorgehen Frankreichs und Belgiens das Tiſchtuch zwiſchen ſich 
und dieſen beiden Mächten als zerſchnitten. Dieſe beiden Mächte 
haben den Verſailler Vertrag gebrochen. Deutſchland hat aus 
dieſem Vertrag gegenüber dieſen beiden Mächten nur noch 
Rechte, aber keine Verpflichtungen mehr. 
            Wie=
weit dieſer Vertragsbruch weitere internationale Folgen haben 
wird, kann heute im einzelnen noch nicht überſehen werden. Es 
taucht aber in diplomatiſchen Kreiſen die Frage auf, ob nicht 
die Möglichkeit beſteht, daß zwiſchen Deutſchland und den 
            ver=
tragstreuen Garanten des Verſailler Vertrages neue 
            Abmachun=
gen getroffen werden. Beſondere Beachtung ſchenkt man der 
Haltung Italiens, namentlich nach den Meldungen, die 
ſchon heute morgen in den Blättern ſtanden, wonach Italien 
neue Vermittlungsverſuche plant, hinter denen vielleicht 
            Eng=
land ſteht. Infolgedeſſen iſt es noch immer fraglich, ob die 
            Teil=
nahme italieniſcher Ingenieure an der induſtriellen 
            Ruhrkom=
miſſion nicht vielleicht nur Beobachtungszwecken dient. Ueber 
di: Stimmung in Paris gibt man ſich in hieſigen diplomatiſchen 
Kreiſen naturgemäß keinen beſonderen Hoffnungen hin. 
            Immer=
hin verdient verzeichnet zu werden, daß ſich im Senat unter 
Führung von Luberſac eine Gruppe gebildet hat, die eine 
            deut=
liche Spitze gegen die Regierung Poincarés zeigt. Man weiß 
im übrigen, das Ablenkungsmanöver Poincarés, wie es in der 
Verhaftung der Kommuniſtenführer zum Ausdruck gekommen iſt, 
gebührend einzuſchätzen. Rein äußerlich hat ſich die Lage im 
Laufe des Tages in Berlin wenig verſchoben. MMan iſt ſich in 
Beſprechungen zwiſchen den Parteiführern über die gemeinſame 
bürgerliche Kundgebung am Samstag klar geworden. Man hat 
mit beſonderer Befriedigung wahrgenommen, daß außer dem 
G
 Kotno, 11. Jan. (Wolff.) Die Litauiſche 
            Telegraphen=
agentur verbreitet folgende Mitteilung: Weder reguläre noch 
irreguläre litauiſche Truppen überſchritten die memelländiſche 
Grenze. Die litauiſche Regierung traf die ſchärfſten 
            Maßnah=
men, um ein eigenwilliges Ueberſchreiten der memelländiſchen 
Grenze durch einzelne bewaffnete Perſonen zu verhindern. Alle 
anderslautenden Nachrichten entbehren jeder tatſächlichen 
Grundlage. 
Memel, 11. Jan. (Wolff.) Die Zeitung Memeler 
            Dampſ=
boot wurde geſtern nacht von dem franzöſiſchen Oberkommiſſar 
gebeten, auf die Verordnung des Generals Odry vom 
17. März 1920 hinzuweiſen. Darin werden Verbrechen und 
            Ver=
gehen gegen die äußere Sicherheit des Staates, Aufreizung gegen 
die Beſatzungsbehörden, Truppen uſw. der Gerichtsbarkeit des 
Kriegsgerichts der Beſatzungstruppen unterſtellt und mit 
            Todes=
ſtrafe bedroht. Die großlitauiſchen Führer, darunter Gaigelat 
und Simonaitis, ſind geſtern aus Memel verſchwunden. Die 
            Be=
fatzungsbehörden erließen Haftbefehle gegen ſie. Die Litauer 
            rück=
ten inzwiſchen bis zur Förſterei, nahe von Memel vor. Von 
Heydekrug aus rückten die Litauer nach Werden weiter. Der 
Bahnverlehr nach Memel iſt unterbrochen. 
Einer Meldung des Berl. Tageblatts aus Tilſit zufolge 
iſt die Brücke über die Memel von deutſchem 
            Militärbe=
ſetzt worden, um Tilſit zu ſichern. Der Zugverkehr von 
            Königs=
berg nach Memel iſt unterbrochen. Die deutſchen Züge verkehren 
nur bis Tilſit. 
Memel, 11. Jan. (Wolff.) Das Memeler Dampfboot 
ſchreibt: Nach einem von großlitauiſcher Seite verbreiteten 
            Mani=
feſt, das die Unterſchriften des bekannten Hilfskomitees zur 
            Ret=
tung Kleinlitauens trägt, iſt der frühere Landesdirektor 
            Simo=
naitis zum Präſidenten des Memelgebietes eingeſetzt worden, 
und der Staatsrat und die Landesdirektoren hätten ſich als 
            ab=
geſetzt zu betrachten. In dem Manifeſt wird der Putſch als ein 
Werk des Rechts und der Gerechtigkeit hingeſtellt. Ein anderer 
Aufruf, in dem es heißt, daß die Herrſchaft von Kraus, Arlowski 
und Genoſſen ſich an das befreite Proletariat wendet, trägt die 
Unterſchrift Deiweleits, des Heydekruger Kommuniſten, der 
            ſei=
nerzeit an dem Attentat auf Landrat Savart in Heydekrug 
            betei=
ligt war. Nach den letzten Nachrichten beſetzten die litauiſchen 
Freiſchärler die Gegend von Tilſit. Andere Abteilungen ſtehen 
10 Kilometer ſüdlich von Heydekrug. Im Norden Memels ſtehen 
die Litauer vor Kollanen.
 Kohlenſyndikat nunmehr auch das Ammoniakſyndikat ſeinen 
Sitz aus dem bedrohten Gebiet verlegt hat. Ein gemeinſamer 
Aufruf aller Gewerkſchaften ſteht bevor. Nach wie vor iſt man 
davon überzeugt, daß die Regierung ihre bisherige feſte 
            Hal=
tung weiter bewahren wird. Es verlautet, daß Reichskanzler 
Dr. Cuno am Samstag von dem Reichstag ein 
            bedingungs=
loſes Vertrauensvotzm für ſein weiteres Vorgehen gegenüber 
dem Vertragsbruch Frankreichs und Belgiens fordern wird. 
* Berlin, 11. Jan. (Priv.=Tel.) Wie wir aus 
            diploma=
tiſchen Kreiſen erfahren, beabſichtigt die franzöſiſche Regierung, 
den in Berlin befindlichen Botſchafter weder abzuberufen noch 
zu beurlauben. 
* Berlin, 11. Jan. (Priv.=Tel.) Für den nächſten 
            Sonn=
tag iſt eine große vaterländiſche Kundgebung der bürgerlichen 
Parteien in Berlin gegen die Ruhrbeſetzung geplant. 
Rückfall in die Kriegspſychoſe. 
Zürich, 11. Jan. (Wolff.) Die Neue Zürcher Zeitung 
ſchreibt in ihrem Leitartikel heute u. a. folgendes: Was ſich 
gegenwärtig unter Frankreichs Aegide in dem Rheinland 
            ab=
ſpielt, muß als ſchlimmſter Rückfall in die Kriegspſychoſe, als 
Neuauflage rückſichtsloſer Gewaltpolitik bezeichnet werden. Da 
helfen alle Beteuerungen des Gegenteils, da helfen alle Bemän= 
Ae Re 
telungen mit rechtlichen Argumenten nichts.
 Schweres Grubenunglück in Oberſchleſien. 
Beuthen, 11. Jan. (Wolff.) Auf der Abwehrgrube der 
Donnersmarckſchen Eiſen= und Kohlenaktienfirma ereignete ſich 
geſtern abend 8 Uhr durch die Enzündung eines 
            Benzolbehäl=
ters ein großes Grubenunglück. Von der 48 Mann ſtarken 
Belegſchaft konnten ſich nur zwei Leute durch eilige Flucht 
retten. Die älichen Bergleute, darunter ein Oberhauer, fielen 
den giftigen Gaſen zum Opfer. Neun Bergleute davon ſind 
ledig, 37 verheiratet. Die Löſch= bzw. Aufräumungsarbeiten 
wurden von Rettungskolonnen ſofort in Angriff genommen. 
Man verſuchte, durch ſtarke Bewäſſerung des Brandes Herr 
zu werden.
 hafte Vorſtellungslagerung im eigenen Intellekt bedingten 
            Welt=
bildes. 
Etwas ganz Verſchiedenes iſt das Weltbild eines geiſtigen 
Menſchen, wie das Thomas Manns. Hier beſteht der Wille 
und die in hohem Maße erreichte Fähigkeit, das äußere und 
innere Weltbild und dann womöglich auch ſeinen Sinn 
            un=
mittelbar in das Bewußtſein dringen zu laſſen. Da nun aber 
heute ſchlechterdings jeder Menſch der höheren Bildungsſchicht 
— infolge unſerer unorganiſchen Verknüpfung von Bildung und 
Natur — ſeine „unbewußten Komplexe” hat, über die inur der 
Höchſterkennende völlig Herr wird, muß gerade einem ſo 
            auf=
richtig auf der Sinn der Welt bedachten Menſchen wie Thomas 
Mann das eigene Ich mit ſeinen Mängeln ſo fragwürdig 
            er=
ſcheinen, während dies dem Intellektuellen als Orakel gilt. Wenn 
daher Thomas Mann bisweilen der Argwohn aufſteigt, er ſei 
vielleicht dem von ihm bekämpften Literatentypus doch nicht ſo 
ganz unverwandt, ſo kommt das daher, daß auch ſein Ich durch 
Komplexe in der ganz reinen Aufnahme des Weltbildes und 
Weltſinnes geſtört wird. Was aber ihm dennoch das Recht zum 
Kampf gibt, iſt, daß er dies Ich dem Weltſinn anpaſſen will, 
ährend jene der Welt von ihrem Ich aus Sinn zu geben 
            ver=
ſuchen. Darum iſt er ein wirlliches Kind des Geiſtes, jene ſind 
nur deſſen Baſtarde. Auch er iſt Irrtümern unterworfen, aber 
die Fehlerquelle liegt bei ihm darin, daß er aus Mißtrauen 
gegen die Stimme des Ichs unter Umſtänden einer Erſcheinung 
geradezu deshalb Recht zu geben bereit iſt, weil ſie mit einen 
ſo „fragwürdigen” Ich wie dem ſeinen wenig Federleſens macht. 
Dies erklärt die heroiſchen Irrtümer ſeiner „Betrachtungen” 
und ſeines monumentalen Eſſahs über Friedrich den Großen. 
Noch nie wurde die barbariſche Dämonie dieſes Mannes ſo 
tuhn aufgedeckt, aber mit einem wertenden Unterton, als gälte 
es, wie er zu ſein und nicht wie dieſer träumeriſche Taugenichts, 
Thomas Mann, der, ſtatt in den Krieg zu ziehen, ſeinen Hund 
an der Jſar ſpazieren führt und dies gar für ſo wichtig hält, 
daß er ein Buch darüber ſchreibt. Aus dieſem inneren 
            Wider=
ſpruch kommt indeſſen dem Dichter Mann ſeine ſchönſte Gabe, 
der ironiſche Humor, der den Friedricheſſay in das Jenſeits 
bon patriotiſcher und antipatriotiſcher Literatur erhebt. 
Während der Literat durch ſeine Intellektualbefangenheit 
eint unterdrücktes und daher auf kindiſcher Entwicklungsſtufe 
ſtehengebliebenes Seelenleben führt, überläßt ſich der 
            Nichts=
als=Dichter gänzlich den Eingebungen der Seele, indes der große 
Dichter immer auch ein großer Geiſt, ein Seher des Sinnes 
            ſei=
uer Geſichte iſt. Zwiſchen beiden ſteht der große Schriftfteller, 
dem Erſten an elementarer Fülle und Glut oft nachſtehend, aber
 als Künder des Sinnes dem großen Dichter und erkennenden 
Weiſen benachbarter als jener. Als dieſer Typus erweiſt ſich 
Thomas Mann.
 Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben. 
— Kurſus über Eiſenbahntarifweſen an der 
Univerſität Frankfurt a. M. Als erſte öfſentliche 
            Ver=
anſtaltung des Inſtituts für Verkehr und Weltwirtſchaft an der 
Univerſität Frankfurt a. M. wird von Montag, den 15. Januar 
1923, an ein ungefähr achtwöchiger Kurſus über 
            Eiſenbahn=
tarifweſen durch den Geheimen Oberregierungsrat Dr. W. Spieß 
abgehalten. Die Vorträge finden jeden Montag ſtatt.
 * Wahrhaft gute Tips. Im Klante=Prozeß wurde ernſthaft 
die Frage erörtert, ob es Wettſyſteme für die Rennbahn gibt, 
die einen ſicheren Gewinn abwerfen, und der als 
            Sachverſtän=
diger vernommene Kommiſſar von Manteuffel zerſtörte die 
            Luft=
ſchlöſſer, auf die Klante und mit ihm ſo viele gebaut hatten. 
Ein ſo großer Schwindel auch mit dieſen Wettſyſtemen getrieben 
wird, ſo hatte Klante doch richtig ſpekuliert, wenn er mit dem 
bei allen Wettern feſtwurzelnden Glauben an den „unfehlbar 
guten Tip rechnete. Dieſe Tips ſpielen nun einmal auf dem 
Turf die größte Rolle, und das iſt in dem klaſſiſchen Lande der 
Wettrennen, in England, nicht anders als bei uns. Der 
            Her=
ausgeber einer Londoner Rennſportzeitung plaudert von den 
zahlloſen Syſtemen” die ihm von ſeiner Leſerſchaft mitgeteilt 
werden. Aus einigen hundert Brieſen der letzten Wochen gibt 
er eine luſtige Blütenleſe. Da empfielt z. B. einer, den Namen 
des Favoriten aus den Lichtreklamen ſich zuſammenzuſetzen, an 
denen man auf dem Omnibus vorbeifährt. Diejenigen 
            Buch=
ſtaben und Silben, die im Gedächtnis haften, müſſen dann in 
der Liſte der Rennpferde aufgeſucht werden. Der Briefſchreiber 
behauptet, auf dieſe Weiſe vortreffliche Tips erhalten und große 
Summen verdient zu haben. Ein anderer bekennt, daß er ſich 
niemals über das Pferd, auf das er ſetzt, den Kopf zerbricht, 
ſondern einfach auf dasjenige Pferd ſetzt, das in der Liſte ſeines 
Sportblattes bei dem betreſſenden Rennen zuletzt ſteht. Pferde, 
die in ihrem Namen als dritten Buchſtaben ein „r” haben, ſollen 
nach den Erfahrungen eines anderen „Wiſſen n” ſtets 
            gewin=
nen. Es wird davor gewarnt, auf Pferde zu ſetzen, die Frauen 
gehören. Ein anderer Stamnigaſt am Totgliſator verrät, daß 
er ſich die beſten Pferde ſtets mit Hilfe eines Spieles Karten 
herausſucht; ein anderer wieder glaubt ſteif uud ſeſt, daß ein 
Pferd mit ſieben Buckſtaben in ſeinem 
rößten ( 
ſinnchancen bietet, während ein dritter
 Stadt und Land. 
Darmſtadt, 12. Januar. 
Hypothekſchulden und Geldentwertung. 
*H Dieſe eben Gläubiger wie Schuldner lebhaft 
            inter=
eſſierende Frage dürfte nun auf den Weg gebracht ſein, um eine 
Löſung im Rechtsſtreit zu finden, nachdem die Reichsgeſetzgebung 
anſcheinend nicht gewillt iſt, die Frage anzupacken. Einer 
            hie=
ſigen ſtaatlichen Anſtalt wurde eine Hypothek zur Rückzahlung 
von Schuldner gekündigt, die Gläubigerin hat die Annahme 
des Nennbetrages der Kapitalſchuld in entwerteten Papiermark 
abgelehnt, der Schuldner hat, um ſich von ſeinen Verpflichtungen 
zu befreien, die Schuldſumme gerichtlich hinterlegt, ſo daß die 
Gläubigerin Anlaß haben dürfte, im Wege der Feſtſtellungsklage 
das Beſtehen des Schuldverhältniſſes klarzuſtellen.
 „Heag”=Kurioſa. 
Die „Heag”=Kuriofa gehen weiter, ſie werden ſo umfangreich, daß 
ſie die Wirkung der Originalität einbüßen. Eins ſei noch mitgeteilt: 
Wer ſeine Zeitkarten kaufen will, erhält, wie man uns ſagt, dieſe im 
Parterre zum alten Preis. Den neuen Preisaufſchlag muß man eine 
Trexpe höher bezahlen!! Warum denn einfach ... .!
 — Verwaltungsgerichtshof. Tagesordnung für die öfentliche Sitzung 
des Verwaltungsgerichtshofs am Samstag, den 13. Januar, vormittags 
9½ Uhr: Klage des Müllers Philipp. Dieter in Richen gegen die 
            Ge=
meinde Richen wegen Herſtellung einer Brücke; hier: „
            Kompetenz=
konflikt. 
— Heſſiſches Landestheater. „Prezioſa”. In der heutigen 
            Auf=
führung von „Prezioſa” feielt Alice Hacker vom Stadttheate Mainz 
die Titelrolle. — „Barbier von Bagdad”. In der Samstag= 
Nachmittag=Aufführung des „Barbier von Bagdad” ſingt Fanny Cleve 
die Margiana. 
* Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheaters vom 14. bis 
21. Januar. Großes Haus. Sonntag, 6½ Uhr: „Rigoletto”, 
Oper von Verdi. Sonntags=Fremdenmiete EI 5 (rot). Preiſe 
200—1400 Mark. — Montag, 7 Uhr: „Der Gwiſſenswurm”, 
Volksſtück mit Gefang von Anzengruber. Schauſpielmiete I 6, 
Sondermiete 8 (6) und 11 (6). Preiſe 100—700 Mark. — 
            Diens=
tag, 7 Uhr: „Tannhäuſer”, Oper von Richard Wagner. 
            Sonder=
miete 7 (6) und 10 (5).=Preiſe 200—1400 Mark. — Mittwoch: 
            Ge=
ſchloſſen. — Donnerstag, 7 Uhr: „Cavalleria ruſticana”, Oper 
von Mascagni, hierauf: „Der Bajazzo”, Oper von Leoncavallo. 
C 12. Preiſe 200—1400 Mark. — Freitag, 7 Uhr: „Spiel des 
Lebens” Schauſpiel von Hamſun. D 13. Preiſe 150—1050 Mark. 
Samstag, 7 Uhr: „Zar und Zimmermann” komiſche Oper von 
Lortzing. E 14, Schülermiete rot 6. Preiſe 200—1400 Mark. 
Sonntag, 6½ Uhr: „Othello”, Oper von Verdi. 4 14. Preiſe 
250—1750 Mark. — Kleines Haus. Sonntag, 3½ und 7½ 
Uhr: Film: „Im Winter auf dem Großglockner”, hierauf: letztes 
Gaſtſpiel Sylbeſter Schaeffer. Preiſe nachm. 400—1000 Mark, 
abends 800—1200 Mark. — Montag und Dienstag, 4, 6 und 
8 Uhr: Film: „Im Winter auf dem Großglockner.” Preiſe 100, 
150, 200 Mark. — Mittwoch, 7 Uhr: „Clavigo”, Schauſpiel von 
Joh. W. Goethe. Sondermiete 15 (3), Schülermiete blau 6 und 
weiß 6. Preiſe 150—600 Mark. — Donnerstag und Freitag, 4, 6 
und 8 Uhr: Film: „Im Winter auf dem Großglockner.” Preiſe 
100, 150. 200 Mark. — Samstag, 2½ Uhr: „Clavigo.” 
            Fremden=
miete FII 6 (gelb) und dazu gehörige Schülermiete. Preiſe 
150—600 Mark. — Sonntag, 11½ Uhr: Morgenfeier 
            Volkshoch=
ſchule: Ruſſiſche Dichtung und Muſik. Abends 6½ Uhr: Zum 
erſten Male: „Leonce und Lena”, Luſtſpiel von Georg Büchner. 
Sondermiete 14 (6). Preiſe 300—1200 Mark. 
— Kupferſtichkabinett des Landesmufeums. Die Ausſtellung von 
Handzeichnungen deutſcher Realiſten 1770—1850 iſt in dieſer Woche 
            ge=
ſchloſſen worden. Den Weſtflügel des Kupferſtichkabinetts nehmen 
Photsgraphien des Folkwang=Verlags in Darmſtadt nach altperuaniſchen 
Tongefäßen ein. Die Ausſtellung dieſer Photographieureihe nach den 
Originalſtücken in den Völkermuſeen von Berlin, Wien, Hamburg, 
Frankfurt a. M. bedeutet mehr als eine vorübergehende Ergänzung 
der ethnographiſchen Abteilung des Landesmuſeums, welches aus dem 
alten Amerika ſozuſagen nichts beſitzt. Peruaniſche Keramik allein auf 
ihre ethnographiſche oder kunſtgewerbliche Seite hin anzuſehen, wäre 
ein typiſcher Irrtum des „ziviliſierten Europäers”; es handelt ſich hier 
vielmehr um einen plaſtiſchen und zeichneriſchen Stil höchſter Gattung 
und um die koſtbaren Reliquien einer einheitlich geſchloſſenen Kultur. 
Darüber inſtruieren die zwei Bücher des Folkwang=Verlags über das 
Inkareich, in welchem die ausgeſtellten Photographien 
            wiedergege=
ben ſind. 
RDV. Fremde Geldſorten am Eiſenbahnſchalter. Vielfach wlinſchen 
Auslandsreiſende, die kein deutſches Geld bei ſich haben, oder kurz vor 
der Rückreiſe in das Ausland keine Umwechſelungen mehr vornehmen 
wollen, die Eiſenbahnfahrkarten in ausländiſchem Gelde zu bezahlen. 
Die Schalterbeamten der Reichsbahn ſiud neuerdings, wie die 
            Reichs=
zentrale für Deutſche Verkehrswerbung mitteilt, angewieſen worden, 
dieſe Wünſche zu erfüllen und im Perſonen=. Gebäck= und 
            Expreßaut=
verkehr fuemde Währung anzunehmen; dagegen ſoll im allgemeinen 
am Schalter kein fremdes Geld um= oder eingewechſelt werden, da 
            der=
artige Geſchäfte in den Betrieb der Wechſelſtuben eingreifen. Nur 
wenn die Wechſelſtuben geſchloſſen ſind, oder wenn der Reiſende 
            aus=
drücklich wünſcht, den Kaufpreis der Fahrkarte, Gepäck= oder Expreß 
gutfracht in fremder Währung zu zahlen, hat der Schalterbeamte ſie 
entgegenzunehmen. 
RDV Die Nachtverbindungen nach Skandinavien. Wie bereits 
            mit=
geteilt, ſollen vom 1. Juni d. Js. ab die Nachtverbindungen nach 
            Skan=
dinavien durch einige Fahrplanänderungen verbeſſert werden; ſo iſt
 reich erſcheinenden Pferde nach dem Gewicht herausſucht. Andere 
Tips ſind die folgenden: Setze auf Pferde, die in einem früheren 
Rennen als zweite heraufgekommen ſin 
ze auf Pferde, die 
das letzte Mal mit mehr als ſieben L. 
gewonnen haben, 
ſetze nur auf Pferde, die beim 
            Verkau=
ſehr hohen Preis 
erzielt haben uſw.
 * Frankreichs neueſte Kriegsmaſchine. Die furchtbarſten 
Vernichtungsmaſchinen, die es gibt, ſollen nach den Berichten 
Londoner Blätter die neuen, ganz aus Metall beſtehenden 
            Flug=
zeuge ſein. mit denen jetzt im franzöſiſchen Heere Verſuche 
            unter=
nommen worden ſind. Dieſe Maſchinen erreichen eine 
            Schnellig=
keit von mehr als 160 Kilometer in der Stunde bei einer Höhe 
von 10 Kilometer. Es ſoll ihnen ſogar möglich ſein, mit 
            Sauer=
ſtoffapparaten aus einer Höhe von 15 Kilometer über der 
            Erd=
oberfläche zu operieren, und ſo können dieſe Sondergeſchwader 
von Kriegsflugzeugen aus ungeheuren Höhen Tod und 
            Vernich=
tung auf die Erde herunterſenden.
 C.K. Wo es keine Erkältung gibt. Während bei uns der 
Winter eine gewaltige Menge von Erkältungen hervorruft, 
            lei=
den die Eskimos, die doch viel ſchwerer als wir gegen Kälte 
und rauhe Witterung zu kämpfen haben, niemals an Erkältungen. 
Man ſchreibt dieſe erſtaunliche Tatſache zum großen Teil der 
Kleidung dieſes Volkes zu. Der Eskimo hält darauf, daß er 
möglichſt viel friſche Luft um den Körper herum hat, und trägt 
deshalb keine enganliegende Unterkleidung, ſondern nur ganz 
loſe Gewänder. Dadurch, daß ein beſtändiger Zuſtrom friſcher 
Luft geſtattet iſt, werden die Eskimos zur abgehärtetſten Raſſe 
der Welt. Die Säuglinge ſind überhaupt unbekleidet und werden 
von den Frauen in den Kapuzen ihrer Pelze getragen. Große 
Aufmerkſamkeit verwenden die Eskimos auf ihre Fußbekleidung 
und genießen den Ruf, die einzigen wirklich ſaſſerdichten Stiefel 
herzuſtellen. Dieſe werden aus Seehundsleder gemacht und durch 
Kauen weich gehalten. Das „Kauen” der Schuhe iſt eine 
            Haupt=
aufgabe der Eskimofrauen, deren erſte Pflicht um Morgen darin 
beſteht, die Schuhe des Ehegatten mit den Zähnen zu bearbeiten. 
Infolge der kalten Luft, die ſie einatmen, und der beſtändigen 
Uebung der Zähne durch das Kauen von Fett haben die 
            Eski=
mos die beſten Zähne der Welt; Zahnweh und Zahnfäule ſind 
bei ihnen faſt völlig unbekannt. Die Socken, die der Eskimo 
unter den Stiefeln trägt, beſtehen aus Renntierfell, wobei die 
haarige Seite auf der Haut aufliegt. Söcken und Stiefel werden 
jeden Abend über einer Oeelampe an einen: Ständer getrocknet. 
Auch der reichliche Genuß von E. ine 
            heran=
gezogen, daß es Lei den Esl!
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Freitgg, den 12. Januar 1923.
Rummer 11.
 DJe Gnfkling dircher Sclälungen Brklien Hir. 
ſind die Nachtfahrten der Fährſchiffe Saßnitz=Trelleborg wieder im Rechtsanwalt Meiſel=Darmſtadt erſchienen. Dieſer regte gleich bei Ein= 
Saßnitz—Trelleborg beſtehen: ab Berlin Stettiner Bahnhof 11.45 Uhr Ruhrgebiets einen Vergleich an. N.A. Schreiber wie auch Reichstags= 
603 Uhr früh (Mitropa=Schlafwagen Saßnitz=Berlin). 
Erhöhung der Eiſenbahnperſonentarife ab. 1. Februar d. J. um machen wollte oder kopnte, Priwatkläger hänge mit der Separatiſtiſchen 
100 Prozent. 
liche Geſetz, das am 9. d. M. in Kraft getreten iſt, ermächtigt die Reichs= politiſchen Parteien von Rechts bis Links eine Notgemeinſchaft bilden, 
des Kraftfahrzeugſteuergeſetzes vom 8. April 1922 feſtzuſetzen, die jeweils tung des Rheinlandes bei Deutſchland tätig war und iſt. Der 
            Pribat=
für alle Steuerſätze einheitlich ſein müſſen. 
dauern erhalten. Die Sorge für die Erhaltung obliegt in Ergänzung 
einer Pflege von anderer Seite dem Reich und den Ländern. An 
            Grund=
für die darin liegenden Kriegergräber zugunſten, des Landes, das Am Scheinwerſer” bekannt geben.” 
oder der Länder ſind, veräußert, ſo entſteht das dauernde Ruherecht mit 
tragung im Grundbuch nicht bedarf. Sie beſteht in der Verpflichtung 
des jeweiligen Eigentümers des Grundſtücks, die Gräber dauernd beſtehen 
zu laſſen, ſie zugänglich zu erhalten und den Ländern eine Einwirkung 
auf ihre Juſtandſetzung und Erhaltung zu geſtatten. Dem Eigentümer 
kann aus Reichsmitteln eine Entſchädigung für die Belaſtung des Grund= Beſchuldigten in Betracht kam. Einer davon wurde freigeſprochen und 
ſtücks mit dem Ruherecht ſoweit gewährt werden, als es unter 
            Berück=
ſichtigung des umfanges der Belaſtung und nach ſeinen Vermögens= und 
Erwerbsverhältniſſen der Billigkeit entſpricht. Aus beſonderen Gründen 
können Kriegergräber mit Zuſtimmung der oberſten Reichs= (Landes=) 
behörde verlegt werden, wenn ein öffentliches Intereſſe vorliegt und eine 
andere Nuheſtätte für die ſterblichen Ueberreſte geſichert iſt. Das Geſetz 
findet auch auf die Angehörigen der nach dem Waffenſtillſtande 
            gegrün=
deten deutſchen Truppenverbände mit Ausnahme der Reichswehr und die ſtadt i. Odw, das Wort, um heftig und aufreizend zu wirken. Dieſe 
in der Gefangenſchaft geſtorbenen deutſchen Zivilinternierten, deren 
die im Reichsgebiet beſtatteten Heeres= und Marineangehörigen und 
            Zivil=
internierten der im Weltkrieg feindlichen Mächte. Ueber die Frage, ob 
ein Grab als Kriegergrab im Einzelfalle anzuſehen iſt, entſcheidet unter 
Ausſchluß des Rechtsweges die oberſte Landesbehörde nach Anhörung des 
Reichsminiſteriums des Innern. 
* Zur Einſtellung des Betriebs der Süödeutſchen 
            Eiſenbahngeſell=
ſchaft an Sonn= und Feiertagen haben die Abgg. Dr. Oſann und 
            Ge=
noſſen folgende Anfrage an die Negierung gerichtet: Iſt der Regierung 
bekannt, daß die Süddeutſche Eiſenbahngeſellſchaft beabſichtigt, den 
            Be=
trieb auf den Bahnen Reinheim-Reichelsheim und Hetzbach-
            Beer=
felden an Sonn= und Feiertagen einzuſtellen?. Welche Schritte gedenkt 
die Regierung zu tun, um die außerordentlich große Schädigung des 
Odenwaldes zu verhindern? 
* Der Staatszuſchuß zum Heilſtättenverein für Heſſen für 1922 ſoll 
nah einer dem Landtag zugegangenen Regierungsvorlage erhöht 
            wer=
den. Der Heilſtättenverein glaubt, allermindeſtens 500 000 Mark für 
1922 zu benötigen, ein Betrag, der nach den vorliegenden rechneriſchen 
Darlegungen als nicht zu hoch gegriffen erachtet wird. Aus eigenen 
Mitteln kann der Heilſtättenverein dieſe Kurhilfen nicht erſchwingen, 
da er durch die von ihm unterhaltenen Heilſtätten, die ſchon 
            beträcht=
liche Fehlbeträge aufweiſen, in Anſpruch genommen iſt. Im 
            Einver=
nehmen mit dem Miniſterium der Finanzen erſucht das Miniſterium 
des Innern um die Ermächtigung dem Heilſtättenverein für Heſſen 
für das Rechnungsjahr 1922 an Stelle des im Staatsvoranſchlag, 
Kap. 36, Titel 3, bewilligten Kredits von 80 000 Mark einen ſolchen 
von 500 000 Mark, mithin mehr 420 000 Mark, alsbald zuführen zu 
dürfen. 
* Das Oberkonſiſtorium fordert die evangeliſchen Pfarrämter auf, 
am nächſten Sonntag, den 14. Januar, in den Gottesdienſten des 
tiefen Ernſtes, der gegenwärtigen Lage unſeres Volkes und 
läuten zu laſſen. 
— Volkshochſchule. Man ſchreibt uns: Es iſt erſtaunlich, daß ſich 
in einer Stadt wie Darmſtadt ſo wenig Hörer melden, wenn ein Ro= nen Kunſtgewerbes gibt. 
bert Schneider aus Dichtungen in Darmſtädter Mundart lieſt. Wo 
anders quillt Volksreichtum und Echtheit, als im Dialekt? Zu den 
            Vor=
trägen von Dr. J. Leſſer über Geſchichtsbetrachtung findet ſich auch 
nicht die Zahl von Hörern= die wir dieſen eindrucksvollen künſtleriſchen 
Ausführungen über die Geſchichtsauffaſſung eines Ranke, Marx, 
            Burch=
hardt und Max Weber gewünſcht hätten. Immer wieder wird uns 
höhung der Ausgaben für Honorar, Gebühren der Amtsgehilfen und 
ungeheure Steigerung der Beleuchtungskoſten) dargelegt. Die 
            Hör=
werfen uns vor, die Kurſe ſeien nicht bekannt genug. Iſt es ſoviel 
            ver=
langt, es möchte jedermann für 20 Mark den Arbeitsplan kaufen und 
genau leſen, oder in der Landesbibliothek, Städtiſchen Leſehalle oder 
Geſchäftsſtelle koſtenlos zur Einſicht verlangen. Wir bitten, 
            Anmeldun=
nahmsweiſe Samstag, den 13. Januar, nachmittags von 4—7 Uhr, 
außer der feſtgeſetzten Zeit von 11—2 Uhr, um den Andrang am 
15. Januar zu vermeiden. 
— Das Theater im Dienſte der Nothilfe. Das Stadttheater in 
Freiburg erhebt für die Plätze im 1. Rang und im Sperrſitz fortan 
einen Zuſchlag von 10 Mark und für die übrigen Plätze einen ſolchen 
von 5 Mark für die Nothilfe. 
— Evangeliſcher Bund. In des Vaterlandes entſetzlicher Not müſſen Summe von 1 910 000 Mark bei einer Verſteigerung geboten. 
wir uns eifrig die geiſtigen Güter zu eigen machen, die uns kein Feind 
rauben kann. Dazu ſoll die Veranſtaltung dienen, die in der (geheizten) 
Stadtkirche am Sonntag um 8 Uhr abends ſtattfindet. Wie ſich 
D. Dr. Schmidt darlegen. Er ſcheint zu dieſer Frage beſonders 
geeignet, denn er hat im Weltkriege mit gefochten, im Oſten und Weſten 
gekümpft, hier und dort war er berwundet, in England und der Schweiz 
gefangen, umd überall tätig. Mitſtreitende und Mitleidende durch Au= 
Uieberſetzung der ſchönſten Pſalmen entſtand draußen dorm Feinde. 
Jeſu Chriſt” aufführt (Geſangbuch Nr. 213) eine Schöpfung unſeres 
Stadtorganiſten Borngäſſer. Die vielen Mitbürger, welche die 
Kunſt dieſes Tonmeiſteus ſchon erfreut hat, ſverden die Gelegenheit nicht 
Karte ſichern. Imr übrigen iſt der Eintritt frei. 
ſiums abgehaltme Hauptderſammlung des Heſſiſchen Penſionär= 
Oſann und Frau Pryfeſſor Hattemeu, in fneundlicher Weiſe der 
in den bis jetzt von der Reichsregierung bewilligten Euhöhungen der haufen. Mit dieſer ſeiner liebſten Gemeinde hat er des Weltkrieges 
Beſonders gelte dies von Exhöhung der Witwenpenſion. Von dem Er ruhe im Frieden! 
Veutreter der Ortsgrupte Worms, Aktuar Bodenſohn, wurde unter 
Betonung der wirtſchaftlichen und geiſtigen Not der Ruheſtandsheamten 
tagsabgeordneten für deren Fürſorgetätigkeit, zum Ausdruck gebracht. Frucht zu mahlen koſtet jetzt 700 Mk., zu ſchroten 300 Mk. 
vorauf Frau Profeſſor Hattemer die Verhandlungen in der 
            Volks=
dem an den Landesverband abzuführende Jahuesbeitrag auf 25 Mk. feſt= anteile von 300 auf 3000 Mk. erhöht. 
geſetzt. Die darauf erfolgte Neuwahl des Vorſtandes ergab die 
            Wieder=
wahl der bisherigen Mitglieder. 
hunderts.
 Malmö in Ausſicht genonmen. Bereits ſeit dem 1. Juni vorigen Js. Rechtsanwalt Schreiber=Ober=Ingelheim und für den Angeklagten Bahnübergang wieder dem Verkehr übergeben werden. 
Gange, ſo daß von Beulin zwei Verbindungen nach Skandinavien über, tritt in die Verhandlungen angeſichts der bevorſtehenden Beſetzung des nach Mainz, um ſich zur franzöſiſchen Fremdenlegion zu 
nachts (Mitropa=Schlafwagen Berlin—Saßnitz) und 930 Uhr vormit= abgeordneter Pfarrer Korell erklärten ſich bereit, auf einen Vergleich Garten ein und entwendeten angeblich um Mittel zum Lebensunterhalt 
tags; Nückſahtt an Berlin Stettiner Bahnhof 837 Uhr abends und unter den vom Gegner erwähnten Umſtänden einzugehen. Ueber die 
Erklärung kommt es zu längeren Auseinanderſetzungen zwiſchen den täriſchen Diebſtahls vor das Mainzer franzöſiſche Kriegsgericht geſtellt. 
vd. Verdoppelung der Eiſenbahnfahrkoſten. Der Ständige Aus= Parteien. Sie kommt ſchließlich in folgenden Faſſung zuſtande: „Der Auf Antrag des deutſchen Offizialverteidigers ließ das Gericht bei der 
            Be=
ſchuß des Reichswirtſchaflsrats beſchloß mit allen gegen 2 Stimmen die Privatbelagte erklärt, daß er dem Pribatkläger nicht den Vorwurf 
Bewegung zuſammen dder leiſte derſelben in irgend einer Weiſe Vor= Verurteilten wurde jedoch Strafaufſchub gewährt und die ſofortige Haft= 
*3 Erhebung von Zuſchlägen zur Kraftfahrzeugſteuer. Das bezüg= ſchub. Dem Privatbeklagten iſt bekannt, daß im beſetzten Gebiet die entlaſſung angeordnet, 
gegierung mit Zuſtimmung des Reichsrats Zuſchläge zu den Steuerſätzen und daß Privatkläger in dieſer Notgemeinſchaft im Sinne der Erhal= ſitzung wurde die Einführung der neugewählten Mitglieder 
            vorge=
beklagte erkennt an, daß die Aufnahme der Anzeige in den Mainzer 
8 Geſetz über die Erhaltung der Kriegergräber aus dem Weltkrieg. Anzeiger durch ein Verſehen untergeordneter Organe erfolgt iſt. Die 
Die Gräber der im Reichsgebiet beſtatteten deutſchen Krieger werden Koſten der Privatklage einſchließlich der perſönlichen Auslagen des ſchaftl. Vgg. 1. Das Stärkeverhältnis des neuen Kollegiums ſetzt ſich wie 
Privatklägers übernimmt Privatbeklagter. Der Privatbeklagte wird 
dieſen Vergleich in der nächſten Nummer der gemeinſamen Ausgabe 
ſtücken, die nicht im Eigentum des Reichs oder der Länder ſtehen, beſteht der Heſſiſchen Landeszeitung und des Täglichen Anzeigers in der Rubrik Frauen vertreten. Dem Stärkeberhältnis der einzelnen Parteien 
            ent=
dauernde Ruherecht; werden Grundſtücke, die im Eigentum des Neichs Jages galt einen Verhandlung, die aus Vorgängen des 4. Juli vor, Js. 
der Veräußerung. Das dauernde Nuherecht iſt eine öffentliche Laſt, die erwackſen iſt. Sie hatten ſich in Höchſt i, Odw. im Anſchluß an eine einigung, die in den Ausſchüſſen nicht vertreten ſind, weil ſie keine 
            Frak=
allen üffentlichen und privaten Rechten im Nange vorgeht und der Ein= zum Nathenaumord veranſtaltete Arbeiterdemonſtration 
            er=
eignet und waren gegen den dortigen Kreisſtraßenmeiſter Fleckenſt in 
gerichtet. Ausführlich ſind ſie bereits vor dan hieſigen Schwurgericht den Sitze der Kommuniſten ler bleiben. Gegen den einen ſchwebt noch 
erörtert und damals berichtet worden, als daſeibſt eine Anklage wegen 
ſchwerem Landfriedensbruches und bzw. Nädelsführerſchaft mit ſells genoſſen durchgegangen und ſein Aufenthalt unbekannt. (M. Anz) 
die übrigen nur wegen einfachen Landfriedensbruches zu 
            Gefängnis=
ſtrafen von 6—14 Monaten verurteilt. Geuade eine Woche nach den 
bekannten Darmſtädter Ausſchreitungen erfolgte jene Kundgebung in 
Geſtalt einer öffentlichen Verſammlung auf dem Nathausplatz, wobei wurde auf Antrag des Aelteſtenrates folgende Erklärung mit allen 
als Referent der Geſchäftsführer der Kreiskrankenkaſſe Haſenzahl von 
Erbach in angemeſſener ruhiger Weiſe ſprach. Leider ergriffen aber 
auch Unberufene, beſonders der Kommuniſt Philipp Koch 4. aus Neu= 
Ueberreſte in Deutſchland beſtattet worden ſind. Das Geſetz gilt auch für Demonſtnationszuges durch Höchſt bis zum Bahnhof, und zwar für die unentwegtes Feſthalten am Deutſchen Reiche. 
die im Reichsgebiet beſtatteten Heeres= und Marineangehörigen der Leiter der Veranſtaltung (Bürgermeiſter Wolf und 
            Gewerkſchaftsvor=
während des Weltkrieges mit dem Deutſchen Neich Verblindeten und für ſirnder Orth) unerwartet vor der Wohnung des als Neaktionär gelten= ab. Demgegenüber ſteht ein ſtädtiſches Vermögen von über 460 Millionen 
den Fleckenſtein Luft. Eine zuſammengerottete Volksmenge drang nach 
Eindrücken des Hoftores und Aufbrechen der Haustür in die inneren 
Näume ein: Fl. wurde bedroht und ſollte zur zwangsweiſen 
            Beteili=
gung am Zuge uſw. auf die Straße gebracht werden, ſoch bereitete der 
mit der Zugſpitze inzwiſchen zurückgekehrte erwähnte Ortsbürgermeiſter 
dem durch tatkräſtiges Einſchreiten ein raſches Ende. Es hatten ſich 
nunmehr, ähnlich wie in dem Schwurgerichtsfalle, 20 Arbeiter des 
            ein=
fachen Landfriedensbruches nebſt gemeinſamen Hausfriedensbruches zu 
verantworten, und die gegen jenen Arbeiter Koch erhobene Anklage 
lautete auf öffentliche Aufforderung zu Gewalttätigkeit. Vertreter der Fuhr den Umſtand beſonders, daß eine Frau zum erſten Male in Bad= 
Anklage war Staatsanwalt Dr Mickel und die Verteidigung wurde 
durch Rechtsonwalt Sturmfels von Groß=Umſtadt, ſowie für Koch von 
Rechtsanwalt Seckel=Frankfurt a. M. geführt. Der Beſchuldigte Koch 
gab ſich im Gegenſatz zu dem damaligen, durch Zeugen charakteriſtiſch 
bekundeten wütenden Geharen als ruhiger Biedermann und beſtritt 
jede Aufreizungsabſicht. Der genaue Wortlaut ſeiner Anſprache war 
nicht mehr feſtzuſtellen, und auch ſonſt zeigte ſich der Schuldbeweis 
            be=
züglich verſchiedener Angeklagten unzureichend. Die anderen wurden 
der bloßen Teilnahme an der Zuſammenvottung für überführt eracktet. 
Freigeſprochen wurden der ſchon gemannte Koch, ferner Wilh. Fröhlich, 
Heinrich Gwüinowald Leonhard Grünewald. Geor Meff. Joh. Thierolf, 
Wilh Rautmamn. Wilh. Wittich, und es erhielten Taglöhner Karl 
            Lud=
wia Adam, Hilfsarbeiter Karl Hammann, Fabrikarbeiter Karl Herzog, 
Fabrikarbeiter Heinrich Heiſel. Fabrikarbeiter Adam Mahr. Heizer 
Ludwig Mohn je drei Monate. Fabrikarbeiter Johann Klein, 
            Stein=
hauer Leonhard Reitz, Fabrikarbeiter Georg Trumpfheller und 
            Stahl=
ſchleifer Georg Weigel je bier Monate, ſowie Arbeiter Heinrick Breit= auf ihre üblichen Winterunterhaltungsabende verzichten. Viele 
            Ver=
wieſor fünf Monate Gefängnis, Metzgerlehrling Heubert Altheimer 
5000 Mk. Geldſtrafe 
— Moderne Schreibkunſt. Im Schaufenſter der Beraſträßerſchen 
Vaterlandes in würdiger Weiſe zu gedenken und um 12 Uhr mittags in Buchhandlung iſt die prachtvoll ausgeführte künſtleriſche Abſchrift eines 
allen Gemeinden eine Viertelſtunde mit ſämtlichen Glocken Adelsdiploms aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts ausgeſtellt, die 
gefertigt iſt und einen Begrif von der Höhe dieſes Zweiges des moder= fällen geliefert, da der Preis für einen Sarg auf etwa 75000 Mark 
— Im Silberkranz. Die Eheleute Adam Scola, Heidelberger 
Straße 91 und Frau Bertha, geb. Beger, Bensheim, feiern am 18. 
Januar das Feſt der Silbernen Hochzeit. 
Lokale Veranſtaltungen. 
vorgehalten, die Kurſe ſeien zu teuer; wir haben die Gründe (Er= Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Auzeigen zu 
betrachten, iu keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik. 
—Bundder Kinderreichen. Zur Weihnachtsfeier mit 
            Ver=
gebihren reichen nicht aus, die Selbſtkoſten zu decken. Andere wieder loſung am Freitag, den 19. Januar, im Feierabendſaal, Stiftſtraße, ladet 
der Vorſtand ſeine Mitglieder Freunde und Gönner herzlich ein. Gaben Als Arbeitgeber erſcheinen auch Stiftungen und 
            Anſtal=
zur Verloſung können an Wilh. Dietz, Grafenſtraße 27, abgegeben 
            wer=
den. Siehe Anzeige.) 
— Die Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 hält am 
gen nicht auf den Schlußtag, Montag, den 15. Januar 1923, aufzu= Sonntag, den 21. Januar, nachmittags, ihre diesjährige 
            Generalver=
heben; wir geben jeden Werktag, von 11—1 und 4—7 Uhr, Gelegenheit ſammlung ab. Die Wahl der Turnwarte und Vorturner findet 
            Mitt=
zur Anmeldung auf der Geſchäftsſtelle, Wilhelminenſtraße 3; auch aus= woch, den 17. Januar, ſtatt. Die Tagesordnung wird in beſonderer An= wendbar erklärenden Geſetzen der reichsgeſetzlichen Unfallverſicherung, 
zeige bekannt gegeben. 
ſer, der bisher gleichzeitig den Poſten der Untererhebeſtelle inne hatte, 
legte dieſes Amt nieder, und wurde unter ſieben Bewerbern Wilhelm 
Andres, Holzhändler, für dieſes Amt beſtellt. — In dieſen Tagen wurde 
für ein kleines Anweſen einſtöckiges Haus mit kleiner Stallung, die nette 
wurde auf dem Waldfriedhof in Darmſtadt unter großer Teilnahme der mimmt, auch anderen ihrev Aufſicht unterſtehenden Körperſchaften, 
im Eliſabethenſtift nach einer Operation verſtorhene Pfarrer J. Lehr, Stiftungen und Anſtalten des öffentlichen Rechts auferlegen. 
das weltumſpannende Chriſtentum mit dem an die deutſche Sprache von Wirhauſen zu Grabe gebracht. An den Bahre ſprach der Dekan 
gebundenen Vollstum beuträgt, vill der Gießer Theologie=Pkofeſſor des Dekanats Darmſtadt, Herr Pfarrer Weißgerber=Meſſel, plätzen; den jeder private Arbeitgeber mit 
            Schwer=
auf Grund der Tagesloſung 1. Moſes 32. 30, und ſchilderte den treuen beſchädigten zu beſetzen hat. Will er den Bruchteil auf mehr 
Preund, tapferen Kämpfer und hochgebildeten Führer ſeiner Gemeinde als 2 v. H. feſtſetzen, ſo bedarf er dazu der Zuſtimmung des Reichsrats 
und Gerechtigtkeit, heiliger Grnſt und nimmernnide Pflichterfüllung, der Anordnung der RW.=Nat zu hören. Als Arbeitsplätze 
ſprachen und audere Unterhaltungsmittel zu erguicken. Auch ſeine neue Hurchgliht von einer Liebs, die ſich nur den Näckſtſtehenden ganz er= ſind dabei alle Stellen zu zählen, auf denen Arbeiter und Angeſtellte im 
ſchloß, und einer ſtillen Freude, die dann um ſo wohltuender berührte. 
Etwas ebenſo Gediegenes wird, der Kirchengeſangverein bieten, indem Nicht minder herzlich waren die Worte, die Pfarrer Zimmermann 
enr im Bunde mit Einzelſängern und Qucheſtermitgliedern des Landes= im Auſtrag der Dekanatsgeiſtlichen am Grabe ſprach. Da Blumen= auf einzelne Beuufsgruppen beſchränken, einzelne ſolcher hiervon 
            aus=
theaters, ſowvie anderen Kunſtliebhabeun die Kantate „Allein zu Dir, Herr ſpenden nicht im Sinne des Entſchlafenen waren, haben die Kollegen ſchließen und den Bruchteil für verſchiedene Gruppen verſchieden 
            feſt=
den dafüir beſtimmten Betrag den Pfarrwaiſen des Heſſenlandes über= ſetzen. Ganz eingehend iſt die Befugnis der 
            Hauptfürſorge=
wieſen, aber im Geiſte legte er einen Zweig dankbarer Erinnerung mit 
drei Blättern nieder, mit der Aufſchrift und Mahnung des Heim beitervertretungengegenüber im Nahmen der 
            miniſteriel=
verſäumen, das Werk kennen zu lernen. Wer einen bevorzugten Gm= gegangenen: „Suche — Kämpfe — Glaube‟. Zahlreiche Kranzſpenden len Anordnungen geregelt: Einzelheiten können, weil zu weitführend, 
vorenplatz haben vill, muß ihn ſich bei Waitz oder Heckmann durch eine ehrender Anerkennung und tiefempfundenen Daukes ſchloſſen ſich daran, hier nicht wiedergegeben werden. 
Rettor Krausmüller für den Schulvorſtand und die Lehrer von 
— Heſſiſcher Beuſionärverein. Die im Teſtſaal des Realghnna= Wirhauſen. Sie werden nimmer vergeſſen, wie treulich er im Kriege Schverbeſchädigte geſchützt iſt, den Schutz dieſes Geſetzes zuerkennen, 
ſich ährer angenommen und lange Zeit eine Schulklaſſe geführt hat. Wie wveun er ſich ohne deſſen Hilfe einen geeigneten Arbeitsblatz nicht zu 
vereins war gut beſucht. Vertreter der Ortsgruppen Worms und Offen= herzlich und warm klangen dann die Worte der Konfirmanden und verſchaffen oder zu erhalten vermag und dadurch die Unterbringung der 
bach waren erſchienen: auch hatten die Landtagsabgeordneten Heru Du. Schüler mit Kranzſpenden für ihren heimgegangenen Pfarrer. Die Ge= Schwerbeſchädigten nicht gefährdet wird. Anderen Perſonen, die um 
meinde Wirhauſen bot einen letzten Gruß durch Herrn Bürgermeiſter wenigſtens 50 v. H. in der Erwerbsfähigkeit be= 
Einladung entſprochen. Nach Begrüßung der Verſammlung durch den Freg, die Antalt Aumühle durch Herrn Pfarrer Grein. Umrahmt ſchränkt, ſind (Schwererwerbsbeſchränkte), ſowie Ariegs= und 
            nnfall=
erſten Vorſitzenden Nechnungsrat Derſch wurde deu Rechenſchafts= wurde die ganze Feier durch zwei Lieder eines Mädchenchous, tieſ= beſchädigten, bei denen die Minderung der Erwerbsfähigkeit weniger 
bericht erſtattet, aus welchem hervorging, daß der Vorſtand im abge= empfunden und rein geſungen — ſie mahnten beſonders eindringlich an als 50 v. H. aberwenigſtens 30 b. H. beträgt (
            Minderbeſchä=
laufenen Jahre eine rege Tätigkeit um Inteleſſe dey Nuheſtandsbeam= die Heimat droben und den Chrſtenglauben, der uns dorthin weiſt. — kigte), kann ſie unter den gleichen Vorausſetzungen dioſen Schutz 
            ge=
ten und Witwen entfaltet hat. Seine Ausführungen wurden von dem Pulius Lehr entſtammte einer alten Lehrerfamilie und war zu Winter= wpähren und zuerkeunen. Vorher ſoll ſie den örtlichen Arbeitsnachweis 
zueiten Vorſitzenden Obexreallehrer Kahl durch Darlegung der Be= kaſten au 30. Dezember 1863 geboren. Im März 1920 wurde er Vikar hören ihre Entſcheidung auch widerrufen, ſo daß der Widerruf am Ende 
ſtrebungen und Forderungen des Veneins ergäuzt, und ausgeführt, daß in Lich, dann Pfarrberwalter in Groß=Umſtadt, 1892 Pfarrer in Groß= des Kalendervierteljahrs wirkſam wird, das auf den Wiberruf folgt. 
Eichen, 198 in Fürfeld. 1907 in OberRoßbach, 1913 Pfarrer in Wik= Arbeitgeber (nicht bloß landwirtſckaſtliche) können der Verpflichtung 
Bezüge der Nuheſtandsbeamten und Witwen nur eine teilweiſe und Laſt und Jorge geteilt, ein raſtloſer Kämpfer, ein Mann treuer Pflicht= mit Zuſtimmung der Hauptfürſorgeſtelle dadurch genügen, daß ſie 
unzureicher de Erfüllung der berechtigten Forderungen zu erblicken ſei, erfillung und heiligen Ernſtes. Sein Andenken wird in Ehren bleiben. Schwerbeſchädigten Siedlungsſtellen, die dieſen und ihrer Fomilie den 
und Wittuen im beſetzten Gebiet der Dank des Verbandes an die Laud= der oberen Bergſtraße hat den Mahllohn abermals erhöht. Ein Zentner Schwvewbeſchädigten erforderlich und Betriebsgeheimniſſe hierdurch uicht 
O Aus dem Weſchnitztal, 10. Jan. Die Spar=und Darlehns= Organen der Gewerbe= (Berg=) aufſicht und innerhalb der dieſer 
            ge=
kammer, ſoſveit ſich dieſelben auf die Forderungen des Vereins bezogen. kafſe Mörlenbach hat die Haftſumme auf 10 000 Mk. und die Ge= zogenen Grenzen erfolgen. Die Berufsgenoſſeuſchaften, die öffentlichen 
eiugehend darlegte. Nach längerer Debatte über die durch Anſchluß ſchäftsanteile auf 3000 Mk. erhöht. — Die Spar= und Darlehnskaſſe Arbeitsnachweiſe und die Vereinigung der Unfallbeſchädigten haben nicht 
an den Reichsverbaud benötigte Erhöhung der Mitgliaderbeiträge wurde Reiſen hat die Haftſumme von 1000 auf 5000 Mk. und die Geſchäfts= mehr Sitz und Stimme im Beirat der Hauptfürſorgeſtelle, inſoweit die 
— Groß=Gerau, 11. Jan. Folgender Antrag des Abg. Dr. 
            Dehlin=
ger, die Unterführung am Bahnhof Dornberg-Groß= beſchädigte Aubeiter nicht nur vorübergehend beſchäftigt ſiud, 
— Hiſtoriſcher Verein. Am Montag, den 15. Januar, nachmittags Gerau, betreffend, iſt dem Landtag zugegangen: „Die Regierung haben ſie ſich für dieſe Aufgabe (ſich für Durchführung des Geſetzes zu 
z Uhr, ſpricht im Vortragsſaal des Nealaymnaſiums Eingang Kiuh= möge umgehend die Reichsbahnverwaltung veranlaſſen, den alten bemühen) auf die Dauer eines Jahres einen Ver 
ſtraße Herr Gewerbeſchullehrer Dr. Leonhard Kraft über Joh. Georg Bahnübergang beim Bahnhof Dornberg-Groß=Gerqu wieder zu er= trauensmann zu beſtellen, der tunlichſt ein Schtverbeſchädigter ſein 
Neſtfell aus Alsfeld, ein vergeſſener Kunſthandwerker des 18. Jahr= öffnen, um den Straßenverkehr von Mainz—Groß=Gerau nach Darm= ſoll und der dieſes Amt unentgeltlich als Ehrenamt verwaltet. 
            Not=
ſtadt zu ermöglichen. — In der Begründung heißt es: Am Bahnhof wendige Verſäumnis von Arbeitszeit darf eine Minderung der Entloh= 
— Ein politiſcher Prozeß. Vor dem Schöffengericht fand ein poli= Dornberg—Groß=Gerau iſt ſeit Monaten die Straße fußtief unter nung (Gehaltszahlung) uicht zur Folge haben. Deu entgegenſtehend 
tiſcher Prozeß ſtatt, bei dem Reichstagsabg. Pfaurer Korell Belei= Waſſer und macht den Verkehr zu Wagen und zu Fuß unmöglich. Vereinbarungen ſind nichtig. Die durch die Geſchäftsführuug des 
diguugsklage gegen den derantwortlichen Schriftleiter der Heſſiſchen Menſchen und Tiere ſind in Lebensgefahr. Der jetzige Zuſtand der trauensmannes entſtehenden notzwendigen Koſten trägt der Arbeitg 
Landeszeitung erhoben hatte zuegen eines Artikels unter der Ueber= Straße iſt unhaltbar und muß im Intereſſe der Bevölkerung und des S
 Peaiffe Saohlherite eie Aerlter des Alalte uen Werſie enret e ene uerlete eie e mich er Jih. 
wd. Mainz, 10. Jan. Zwei junge Burſchen aus Heidelberg kauen 
melden, wurden aber nicht angenommen. Mittellos, ſtiegen ſie in einen 
zu gewinnen, 11 Paar Militärhoſen. Sie wurden wegen ſchweren 
            mili=
meſſung des Urteils gegen die beiden unerfahrenen jugendlichen Burſchen 
Milde walten. Das formelle Urteil lautete auf 1 Jahr Gefängnis. Den 
Mainz, 11. Jan. In der geſtrigen 
            Stadtverordneten=
nommen. Insgeſamt ziehen 17 neue Stadtverordnete ein. Davon 
            ent=
fallen auf das Zentrum 5. auf die Deutſchnationalen 4, die 
            Sozialdemo=
kraten 2. Demokraten 2, Kommuniſten 2, Deutſche Volkspartei 1. 
            Wirt=
folgt zuſammen: Sozialdemokraten 24, Zentrum 18. D. Vp. 6. Dem. b. 
D=Nat, 4, Komm. 2 und W. Vgg. 1. Im neuen Kollegium ſind vier 
n Strafkammer. Der vorgeſtrige und ein großer Teil des geſtrigen ſprechend wurde die Zahl der Ausſchußmitglieder auf 12 erhöht. Dabon 
entfallen auf die Sozialdemokraten jeweils 5, Zentrum 4 und die übrigen 
Parteien, mit Ausnahme der Kommuniſten und der Wirtſchaftlichen 
            Ver=
tion bilden, je einen. Insgeſamt wurden etwa 60 Ausſchüſſe, 
            Kommiſ=
ſionen und Deputationen gebildet. Bekannt iſt die Tatſache, daß die 
            bei=
ein Einſpruchsverfahren, und der andere iſt mit der Frau eines Partei= 
* Worms, 10. Jan. Der Fehlbetrag der Stadt Worms 
wird im Voranſchlag 1923, der in Kürze zu erwarten iſt, auf 96 
            Mil=
lionen Mark geſchätzt. — In der erſten Stadtverordnetenderſammlung 
gegen die drei kommuniſtiſchen Stimmen angenommen: In dieſer 
            ſchve=
ven Zeit, in der das deutſche Volk in Not iſt und die deutſche Einheit ſich 
in Gefahr befindet, gelobt die Stadtvevordnetemverſammlung der Stadt 
Worms namams der von ihr vertretemen Bürgerſchaft dem geſamten deut= 
Erregung der Menge machte ſich dann während des ſich anſchließenden ſchen Volke diesſeits und jenſeits des Rheins unverbrüchliche Treue und 
Fd. Worms, 10. Jan. Das abgelaufene Etatsjahr der Stadt 
ſchließt mit einem vorausſichtlichen Fehlbetrag von 96 Millionen Mark 
Mark. ungerechnet der Wert der ſtädtiſchen Sammlungen und des von 
der Stadt gekauften Baumaterials. Die Schulden belaufen ſich auf 110 
Millionen Mark. Für die Fertigſtellung der im Bau befindlichen 
            Siede=
lungshäuſer ſind insgeſamt 450 Millionen Mark erforderlich. 
BabNauheim, 10. Jan. Der erſte weibliche Schöffe in 
Bad=Nauheim. An der letzten Schöffengerichtsſitzung nahmen als 
            Schöf=
fen teil: Werkmeiſter Johann von Baßhuiſen und Frau Lehrer 
            Bechtols=
heimer. Zu Beginn der Sitzung erwälnte Herr Oberamtsrichter Dr. 
Nauheim als Schöffe mitwirke. 
Nieder=Ohmen, 10. Jan. Ein Jagdbeſitzer aus einer 
            Greuz=
gemeinde befand ſich dieſer Tage abends auf dem Anſtand. Als die 
Dämmerung ſich herniederſenkte, gewahrte er drei Nehe, denen er eine 
Weile zuſah. Da krachte ein Schuß aus dem Walde. Ein Reh war 
            ge=
troffen und ſank nieder. Der Jagdbeſitzer erhob ſich, um nach dem 
            feuern=
den Schützen zu ſehen. Sofort krachte ein zweiter Schuß, und die Kugel 
flog dicht an der Seite des Jägers vorbei. Derſelbe riß ſein Jadggewehr 
raſch an die Backe und ſchoß nach dem Wildſchützen. Sein Ruf nach einem 
Kumpanen verriet, daß er getroffen war. Der Getroffene eröffnete nun 
ein Schnellfener auf den Jagdbeſitzer, der ſofort Deckung im Walde ſuchte 
und fand. Die Wilddiebe waren durch ſchwarze Bärte vermummt. Am 
anderen Morgen lagen an der Anſchußſtelle Hülſen von Militärpatronen. 
Anzeige iſt erhoben und die Unterſuchung iſt im Gange. 
. Aus dem Kreiſe Gießen, 9. Jan. Auch eine 
            Begleiterſchei=
nung der ungeheuren Teuerung iſt es, daß die Vereiue 
ihre Verſammlungen in Schul= und Gemeindeſälen abhalten und meiſt 
eine führen noch ein kümmerliches Daſein. Viele Dorfwirtſchaften ſind 
eingegangen, und die Bierbrauereien ſchließen ihren Betrieb. 
j. Alten=Buſeck, 9. Jan. Ein Haushaltungskurſus 
wurde hier von Fräulein Mutſchler=Gießen eröffnet. 
. Aus Oberheſſen, 9. Jan. Särge auf Gemeindekoſten 
von den Künſtlern Th. Gengnagel und Gg. Breitwieſer an= werden bereits von mehreren Gemeinden an die Ortsbürger bei 
            Todes=
geſtiegen iſt. Andere Gemeinden ſtellen ihren Bürgern — arm oder 
reich — aus ihren ausgedehnten Waldungen das Holz zum Sarg Wie 
ſteht es aber bei Gemeinden, die ohne Wald und auch arm an ſonſtigenk 
Gemeindebeſitz ſind? Könnten hier nicht die waldreichen. Gemeinden 
herangezogen werden?. 
*3. Das Geſetz zur Aenderung des Geſetzes 
über die Beſchäftigung Schwerbeſchädigter. 
vom 23. Dezember 1922 iſt am 1. dieſes Monats in Kraft getreten. 
ten. Schwerbeſchädigte ſind Deutſche, die infolge einer 
Dienſtbeſchädigung oder durch Unfall oder beide Ereigniſſe um 
wenigſtens 50. v. H. in der Erloerbsfähigkeit beſchränkt 
ſind und auf Grund des Reichsverſorgungsgeſetzes, der vorangehenden 
Militärverſorgungsgeſetze oder von das Reichsverſorgungsgeſetz für 
            an=
oder des Unfallfürſorgegeſetzes vom 18. Juni 1901 oder entſprechenden 
landesrechtlichen Vorſchriften Anſpruch auf eine Penſion oder eine der 
* Arheilgen, 10. Jan. Der hieſige Gemeindeeinehmer Peter Tra= Minderung der Erwerbsfähigkeit entſprechende Rente haben. Auch 
Nichtdeutſchen kann der Schutz des Geſetzes zuteil werden. 
Die Reichsregierung kann anordnen, daß Reich. Ländar und andere 
Körperſchaften „bes öffentlichen Rechtes, Stiftungen und Anſtalten 
zahlenmäßig beſtimmte Bruchteile ihrer Arbeitsplätze mit 
Schwerbeſchädigten zu beſetzen haben. Die Landesregie= 
Wirhaufen, 11. Jan. Pfarrer Lehr i. Am Dienstag rung kann weitergehende Verpflichtungen, die das Land ſelbſt über= 
Der Reichsarbeitsminiſter beſtimmt den Bruchteil von 
            Arbeits=
in tiefempfundenen Worten. Seines Lebens Leitſtern wparen Wahrheit und des Reichstagsausſchuſſes für ſoziale Angelegenheiten, auch iſt vor 
Sinne der 88 11 und 12 des Betriebsrätegeſetzes 
            be=
ſchäftigt werden. Der Reichsarbeitsminiſter kann ſeine Anorduungen 
ſtelle den einzelnen privaten Arbeitgebern und den Ar= 
Die Hauptfürſorgeſtelle muß einem Blinden, der nicht bereits als 
angemeſſenen Lebensunterhalt ermöglichen in Eigentum oder Pacht 
übeulaſſen. Der Arbeitgeber hat der Fürſorgeſtelle neben Auskunften 
O Von der Bergſtraße, 10. Jan. Die „Mühlenvereinigung” Einblick in den Betrieb zu gewähren, ſoweit das im Intereſſe 
            de=
gefährdet werden; die Beſichtigungen ſollen nur im Benehmen mit deu 
Durckführung des Geſetzes in Frage ſteht. 
Sofern in einem Betriebe wenigſtens fünf ſchwer= 
Sofern mit ihm nichts auderes derciſt 
zen Näume
 Stad 
deut 
Feue un
 Stadt 
n Marl
 W8 dt 
gen er eine 
teh war 
            ge=
einem 
ete nu 
ſuchte 
nmt. An 
Fereune
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 12. Januar 1923.
Rummer 11.
 ſchäftsbedürfniſſe, die der Betriebsvertretung für ihre Sitzungen, ihre 
Sprechſtunden und laufende Geſchäftsführung eur Verfügung ſtehen, 
auch dem Vertrauensmann für die gleichen Zwecke zur Verfügung. Das 
Amt des Vertrauensmannes erliſcht bei deſſen 
            Nieder=
legung. Ausſcheiden aus dem Arbeitsverhältniſſe, oder mit 
            Aberken=
nung der bürgerlichen Ehvemrechte oder dem Venluſte der Fähigkeit, 
öffentliche Aemter zu bekleiden. Auf Antrag des Arbeitgebers oder von 
mindeſtens einem Viertel der ſchwerbeſchädigten Arbeiter des Betriebes 
kann der Schwerbeſchädigten=Ausſchuß das Erlöſchen des Amtes eines 
Vertrauensmannes wegen gröblicher Pflichtverletzung beſchließen, 
Dieſer Schwerbeſchädigten=Ausſchuß, bei jeder 
            Hauptfür=
ſorgeſtelle gebildet, beſteht aus der letzteren Leiter als Vorſitzenden 
und acht Mitgliedern. Von den Mitgliedern miiſſen zwei 
            ſchwerkriegs=
beſchädigte Arbeitnehmer, ein Unfallbeſchädigter oder anderer 
            Erwerbs=
beſchränkter, zwei Arbeitgeber und je ein Vertreter der Gewerbe= 
(Berg=)aufſicht, der Berufsgenoſſenſchaften und der öffentlichen 
            Arbeits=
nachweiſe ſein, die ihre Tätigkeit im Bezirk der Hauptfürſorgeſtelle 
            aus=
üben. Die Mitglieder aus dem Kreiſe der ſchwerkriegsbeſchädigten 
            Ar=
beitnehmer und der Arbeitgeber werden von der Hauptfürſorgeſtelle 
beſtellt, und zwar die Schwerkriegsbeſchädigten auf Vorſchlag der 
            Ver=
treter der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen, die Arbeitgeber 
auf Vorſchlag ihrer Gruppenvertreter im Beirat. Den Vertreter der 
(Gewerbe=(Berg=)aufſicht ernennt die oberſte Landesbehörde. Als 
            Ver=
treter der Berufsgenoſſenſchaften beſtimmt das Reichsverſicherungsamt 
eine Berufsgenoffenſchaft, als Vertreter der öffentlichen 
            Arbeitsnach=
weiſe die oberſte Landesbehörde ein Landesarbeitsamt. 
Einem Schwerbeſchädigten kann nur mit 
            Zuſtim=
mung der Hauptfürſorgeſtelle gekündigt werden. 
Dieſe Zuſtimmung iſt zu erteilen, wenn dem Schwverbeſchädigten ein 
anderer angemeſſener Arbeitsplatz geſichert iſt. Die 
            Kündigungs=
friſt beträgt mindeſtens vier Wochen. Die Zuſtimmung 
iſt bei der Hauptfürſorgeſtelle ſchriftlich zu beantragen; die 
            Kündigungs=
friſt läuft erſt vom Tage der Abſendung des Antrags. Wird der 
            An=
trag zugeſtellt, ſo gilt mit dem Ablauf des 14. Tages nach Zuſtellung 
die Zuſtimmung als erteilt, falls ſie nicht vorher verveigert wird. Die 
geſetzlichen Beſtimmungen über friſtloſe Kündigung werden nicht 
            be=
rührt. Wenn es ſich um eine Krankheit als Folge der 
            Kriegsbeſchädi=
gung handelt, muß Zuſtimmung der Hauptfürſorgeſtelle eingeholt 
            wer=
den. Schwerbeſchädigte, denen lediglich aus Anlaß eines Streiks oder 
einer Ausſperrung friſtlos gekündigt wurde, ſind nach Beendigung des 
Streiks oder der Ausſperrung wieder einzuſtellen. Ein privater 
            Arbeit=
geber, der vorſätzlich oder grob fahrläfſig gegen die Vorſchriften dieſes 
Geſetzes verſtößt, iſt vom Arbeitsgericht auf Antrag der 
            Hauptfürſorge=
ſtelle für jeden einzelnen Fall des Verſtoßes, mit einer Buße bis 10000 
Mark, im Wiederholungsfalle 100000 Mark zu belegen. Wenn ein 
Schwerbeſchädigter ohne berechtigten Grund einen Arbeitsplatz 
            zurück=
weiſt, oder verläßt, oder ſonſt durch ſein Verhalten die Durchführung 
des Geſetzes ſchuldhaft vereitelt, kann der Schwerbeſchädigtenausſchuß 
der Hauptfürſorgeſtelle oder Fürſorgeſtelle beſchließen, daß ihm die 
Vorteile dieſes Geſetzes zeitweilig nicht zugute kommen. Der Beſchluß 
kommt nur zuſtande, wenn ihm zwei Drittel des Ausſchuſſes zuſtimmen. 
Die Hauptfürſorgeſtelle iſt ermächtigt, Kriegsbeſchädigte, für die eine 
Nente noch nicht rechtskräftig feſtgeſetzt iſt, bis zur Feſtſetzung derſelben 
den Schiverbeſchädigten gleichzuſtellen, wenn beſtimmt anzunehmen iſt, 
daß ihre Erwerbsbeſchränkung auf 50 v.H. oder mehr bemeſſen werden 
wird. Schwerbeſchädigte, deren Rente bei erneuter Feſtſetzung auf 
weniger als 50 v.H. herabgeſetzt wird, genießen noch für ein Jahr von 
der Rechtskraft der neuen Entſchädigung an den Schutz dieſes Geſetzes. 
Gegen Anordnungen und Entſcheidungen der 
Hauptfürſorgeſtelle kann Beſchwerde bei dem 
            Schwer=
beſchädigtenausſchuß, der endgültig entſcheidet, erhoben werden. Die 
Beſchwerde hat keine aufſchiebende Wirkung, ſofern es nicht der 
            Aus=
ſchuß auf Antrag ausdrücklich anordnet. Betrifft die Entſcheidung der 
Hauptfürſorgeſtelle die Kündigung eines bei einer Behörde beſchäftigten 
Schwerbeſchädigten, ſo kann Behörde wie Beſchädigter Beſchwerde bei 
der zuſtändigen oberſten Reichs= (Landes=)behörde, die endgültig 
            ent=
ſcheidet, einlegen. Hier hat die Beſchwerde keine aufſchiebende Wirkung. 
Bei der Reichsarbeitsverwaltung wird ein Schwerbeſchädigtenausſchuß 
zur Entſcheidung grundſätzlicher Fragen gebildet, beſtehend aus einem 
Vorſitzenden und zehn Mitgliedern, nämlich je zwei Vertretern der 
ſchiverkriegsbeſchädigten Arbeitnehmer und der Arbeitgeber zwei 
            Ver=
tretern der Hauptfürſorgeſtellen, einem Ve reter der 
            Berufsgenoſſen=
ſchaften, einem Vertreter der Schwerunfallbeſchädigten oder anderer 
Erwerbsßeſchränkter und zwvei die Befähigung zum Richteramt oder 
höherem Verwaltungsdienſt beſitzenden Perſonen. Der 
            Schwerbeſchä=
digtenausſchuß der Hauptfürſorgeſtelle kann in grundſätzlichen Fragen 
jederzeit die Entſcheidung des Ausſchuſſes bei der 
            Reichsarbeitsverwal=
tung anrufen. Der Ausſchuß muß dieſe Entſcheidung unter Ausſetzung 
ſeiner eigenen gnrufen, wenn der Vorſitzende oder wenigſtens drei 
            Mit=
glieder des Ausſchuſſes es verlangen. Die Entſcheidung des 
            Schwer=
beſchädigtenausſchufſes bei der Reichsarbeitsverwaltung iſt für die 
Hauptfürfergeſtelle bindend. So lange Arbeitsgerichte noch nicht 
            be=
ſtehen, entſcheiden über den Bußanſpruch die Schöffengerichte nach den 
Vorſchriften der Strafprozeßordnung. Der Antrag der 
            Hauptfürſorge=
ſtelle iſt beim Amtsanwalt zu ſtellen. Die Buße kann durch 
            amtsgericht=
lichen Strafbefehl ohne vorgängige Verhandlung feſtgeſetzt werden 
wenn der Amtsanwalt ſchriftlich darauf anträgt.
 Reich und Ausland. 
Ein Steuerkurioſum. 
Birkenfeld. Einen Steuerzettel in Höhe von 30,20 Mar 
ſchickte das Birkenfelder Finanzamt einem Oberſteiner Bürger. Die 
Zuſtellung war mit 60 Mark frankiert; dazu kommen noch der 
            Ver=
brauch eines vorgedruckten Formulars, Kuvert, die Arbeitszeit uſiv. Da 
ſage noch einer, Deutſchland gehe unter! 
Eine Trauung unter polizeilichem Schutz. 
db. Eberbach. Eine Trauung unter polizeilichem Schutz fand in 
dem Dorfe Neunkirchen ſtatt. Ein verſchwägerter früherer Geliebter der 
Braut verſuchte dem Brautpaar den Eintritt in die Kirche zu verwehren. 
ſodaß das Paar unter dem Schutze der Polizei in die Kirche geführt 
werden mußte. 
„Die Katze bracht’ es an den Tag.” 
Saargemünd. Dieſer Tage kam eine Dame auf ein 
            Zoll=
burequ und gab als zollpflichtige Ware zwei Pakete Zigaretten ab, die 
ſie ſpäter einlöſen wollte. Nach Erlodigung dieſer Formalität ging 
die Dame wieder ihres Wegs. Niemand hatte etwas gemerkt. Plötzlich 
ſetzte jedoch eine Katze, die ſich gerade im Zollhauſe befand, in mächtigen 
Sätzen hinter der Dawe her und ſchien nach etvas zu haſchen, das hinter 
der Dame herlief. Die Zollbeamten wurden aufwerkſam und ſtellten 
feſt, daß die Katze mit allem Eifer nach einem Seidenfaden haſchte, der 
immer länger wurde und aus den Kleidern der Dame hervorkam. Eine 
Unterſuchung förderte denn auch eine ganze Menge Seidenzwirn zutage, 
ebenſo eine anſehnliche Menge Zigarettenpaketchen. 
Traurige Jugend. 
Germersheim. Wegen Sittlichkeitsverbrechen au einem 
            ſechs=
jährigen Mädchen wurde ein 16 Jahre alter Kellnerlehrling verhaftet. 
Damit das Kind, das er in den Pferdeſtall gelockt hatte, nichts verraten 
ſollte, hatte er ihm Geld geſchenkt. 
Metalldiebe auf der Eiſenbahn. 
RDV. Das iſt ein neuer, üppig blühender Zweig des Verbrechens: 
der Metalldiebſtahl. Es gibt kaum noch irgendwo einen 
            Meſſing=
beſchlag, einen Klingelknopf oder ein Türſchild, das vor den 
            Lang=
fingern ſicher wäre; ſo werden die Berliner Mietshäuſer planmäßig 
ausgeraubt, und neuerdings gehen die Diebe daran, ganze 
            Eiſenbahn=
wagen „abzuwracken”. Türgriffe werden geſtohlen, die metallenen 
Fenſterwinkel, die Druckrahmenſchienen der Fenſter; ſogar die 
            Meſſing=
ſchrauben, mit denen die Schutzleiſten an den Türen und die Bretter 
der Bänke befeſtigt ſind, werden entwendet und ſofort in einer der jetzt 
Zahllos entſtandenen „Altmetall=Ankaufsſtellen abgeſetzt. Beſonders 
rückſichtslos geht das Diebesgeſindel auf den Berliner Stadt=, Ning= 
und Vorortbahnen vor; zuweilen laufen in den 
            Eiſenbahnausbeſſe=
rungswerken Züge ein, in denen nicht mehr ein einziger Fenſterrahmen 
geblieben iſt. Neben dem ungeheuren Schaden, der durch dieſe 
            Dieb=
ſtihle der Reichsbahn und damit der Allgemeinheit zugefügt wird, 
            ent=
ſtehen ſchwere Unannehmlichkeiten und Gefahren für die Reiſenden: 
Die infolge der entwendeten Beſchläge ſchlecht ſchließenden Fenſter 
ſetzen die Fahrgäſte bei kaltem oder feuchtem Wetter ernſten 
            Geſund=
heitsſchädigungen aus, und durch die Beſchädigung der Türſchlöſſer 
drohen ſchwere Unfälle, wie das plötzliche Oeffnen der unverſchließbaren 
Tür, Hinausſtürzen der Fahrgäſte oder das Gegenſchlagen der offenen 
Turen gegen vorbeifahrende Züge. Die Diebſtähle werden faſt immer 
in verkehrsſchwachen Zeiten ausgeführt und faſt ausnahmslos von 
Nichteiſenbahnern. Die Reichsbahnverwaltung hat alle Ueberwachungs= 
Maßnahmen verſchärft, aber nur mit Unterſtützung der Reiſenden kann 
*s gelingen, das Geſindel unſchädlich zu machen; für die Feſtſtellung und 
Anzeige von Dieben und Hehlern zahlt die Neichsbahndirektion 
            Ber=
lin, je nach der Bedeutung des Einzelfalles, Belohnungen bis zu 
20 000 Mark. 
Umfangreicher Schmuggel an der Schweizer Grenze. 
Ub. Konſtanz. Einem umfangreichen Schmuggel ſind die 
            Grenz=
behörden von Gottmadingen und Buch auf die Spur gekommen. Bis 
letzt ſind ſieben Perſonen, darunter eine Frau, verhaftet worden. Die 
geſchmuggelten Waren beſtehen aus Photographenappargten, Photo=
 artikeln, Büchern, neuen Schreibmaſchinen, optiſchen Apparaten uſw., im 
Werte von mehreren Millionen Mark. Ein ganzer Schrank voll 
            der=
artigen Waren und 600 Franken konnten bei den Schmugglern, unter 
denen ſich auch ein ehemaliger Grenzbeamter befindet, beſchlagnahmt 
werden. Die Schmugglerfahrten waren großzügig angelegt. Wenn 
Schnee lag, hüllten ſich die Schmuggler in weiße Leintücher, um 
            unge=
ſehen über die Grenze zu kommen. 
Schnee im Schwarzwald. 
db. Vom Feldberg, 10. Jan. Bei einem Grad Kälte, ſchwachem 
Weſtwind und 122 Zentimeter dichtem, tragfähigem Schnee guter Skiſport. 
Die alte Geſchichte. 
db. Königsfeld i. Schw. Das Hantieren mit den Schußwaffen 
iſt dem 18 Jahre alten Kaufmannslehrling H. Glück zum Verhängnis 
            ge=
worden. Als er dem 26 Jahre alten Steuereinnehmer Henrich eine 
Mauſerpiſtole zeigte, entlud ſich der Schuß und traf Henrich ins Geſicht. 
Im erſten Schrecken und aus Furcht vor Strafe erſchoß ſich Glück. 
Das Teſtament Kaiſer Karls. 
FU. Budapeſt. Das Teſtament des früheren Kaiſer Karls von 
Habsburg iſt vom Grafen Andraſſy veröffentlicht worden. Das 
            Teſta=
ment datiert vom 5. Oktober 1921 und iſt nur mit dem ungariſchen 
            Wap=
pen beſiegelt. Es enthält ausſchließlich Dispoſitionen zum Schutze der 
Kinder des früheren Königs. Die Königin Zita wird als Vormund und 
Regentin für den Kronprinzen Otto während ſeiner Minderjährigkeit 
eingeſetzt. Im Falle des Ablebens Zitas ſoll Herzog Maximilian an 
ihre Stelle treten. Im übrigen ſollen die Beſtimmungen der 
            pragmati=
ſchen Sektion nach dem Teſtament unbedingt aufrechterhalten bleiben. 
Exploſion einer Feuerwerksfabrik. 
TU. Turin. In der Nähe von Neapel iſt eine Feuerwerksfabrik 
in die Luft geflogen. In den zahlreichen Trümmern wurden 7 
            Schwer=
verletzte und ein Toter aufgefunden. Man vermutet, daß ſich noch weitere 
Opfer unter den Trümmern befinden. 
Schweres Fliegerunglück. 
TU. Paris, 11. Jan. In Ajaccio hat ſich ein ſchweres 
            Flugzeug=
unglück ereignet. Ein Waſſerflugzeug ſtürzte ab, wobei drei Paſſagiere 
und der Führer getötet wurden. Auf dem Flugverſuchsfeld von 
            Stam=
nor Common ſtürzte ein großer Aeroplan ab. Der Führer und ein 
Mechaniker wurden ſofort getötet. 
172 Indier zum Tode verurteilt. 
London. Reuter meldet aus Luckley (Indien): Die 
            Verhandlun=
gen in dem Mordprozeß, der auf Grund der Ereigniſſe im Bezirk von 
Gorakhpur im letzten Februar eingeleitet worden iſt und wobei 3000 
indiſche Nationaliſten eine Polfzeiſtation in Bvand ſteckten, wobei 38 
Poliziſten getötet oder in den Flammen umgekommen ſind, fanden heute 
ihren Abſchluß. Von den 228 Angeklagten wurden 172 zum Tode 
            ver=
urteilt und 47 wurden freigeſprochen.
 Parlamentariſches. 
sw. Dem Landtag ſind eine Reihe Druckſachen zugegangen: 
1. Regierungsvorlagen. Das Juſtizminiſterium hat den 
            Ent=
wurf eines Geſetzes zur Aenderung des Geſetzes, betr. die Ausführung 
der Deutſchen Strafprozeßordnung vom 9. Jun; 1879 vorgelegt. Das 
Finanzminiſterium bringt die Neuvegelung der Dienſtbezüge der 
            Staats=
beamten Lehrer uſw. zur Kenntnis. Das Arbeits= und 
            Wirtſchafts=
miniſterium erſucht um Zuſtimmung für die Empfangnahme und 
            Ver=
teilung und die Durchführung des ausländiſchen Hilfswerkes des Reichs, 
ſowie die für die Beſchaffung von Mehl und Zucker für die 
            Kinder=
ſpeiſungen entſtehenden Unkoſten, und bittet, daß der Betrag von 
439 571,91 Mark (542 258,56 Mark, abzüglich der verfügbaren 102 686,65 
Mark) als Unkoſtenbetrag des Landes an das Reich zu Laſten 
            allge=
meiner Verwaltungsausgaben abgeführt wird. Das Miniſterium des 
Innern fordert die Erhöhung des Staatszuſchuſſes zum 
            Heilſtättenver=
ein für Heſſen für 1922 von 80 000 auf 500 000 Mark. — 2. Anträge: 
Abg. Dr. Diehl beantragt, die Regierung möge umgehend die 
            Reichs=
bahnverwaltng veranlaſſen, den alten Bahnübergang beim Bahnhof 
Dornberg—Groß=Gerau wieder zu eröffnen, um den Straßenverkehr 
von Mainz—Groß=Gerau zu evmöglichen. Abg. Dr. Werner und Gen. 
beantragen, das Landesamt für das Bildungsweſen zu erſuchen, den 
nunmehr beſchrittenen Weg einer allſeitig durchgeführten 
            Schulgeſund=
heitspflege weiter zu gehen, die Herausgabe von Richtlinien zur 
            Schul=
geſundheitspflege und die Einführung von Vortrags= und 
            Uebungskur=
ſen in Schulhygiene an der Lamdesuniverſität und den ſonſt geeigneten 
Stellen. Abg. Köhler beantragt, die Rechtsverhältniſſe der Hebammen 
einer geſetzlichen Regelung zu unterziehen — 3. Anfragen: Abg. 
Köhler fragt an, ob die Regierung bereit iſt, den Notaren im Ruheſtand 
eine ausreichende Verſorgung für ihren Lebensabend ſicherzuſtellen; 
ferner, ob die Regierung bereit iſt die Frage der Sicherſtellung der 
Notare und ihrer Hinterbliebenen für den Fall der Dienſtunfähigkeit 
oder des Todes geſetzlich zu regeln, und bis wann die Regelung zu 
            er=
warten ſei. Die Abgeordneten der Deutſchen Volksyartei fragen an, ob 
der Regierung bekannt iſt, daß die Süddeutſche Eiſenbahngeſellſchaft 
beabſichtigt, den Betrieb auf den Bahnen Reinheim—Reichelsheim und 
Hetzbach-Berfelden an Sonn= und Feiertagen einzuſtellen, und welche 
Schritte ſie zu tun gedenkt, um dieſe außerordentlich große Schädigung 
des Odenwaldes zu verhindern.
 Allgemeine deutſche Penſionsanſtalt für Lehrer 
und Lehrerinnen, Berlin. 
— Am 1. November 1922 ſind durch Geſetz vom 10. November 1922 
wichtige Veränderungen im Verſicherungsweſen für Angeſtellte in Kraft 
getreten. Die Verſicherungsgrenze iſt auf ein Berufseinkommen von 
840000 Mark erhöht, die unterſte Altersgrenze von 16 Jahren 
            weg=
gefallen. Alle Angeſtellten ſind verſicherungspflichtig. Mit den 
höheren Beiträgen geht eine Erhöhung der Leiſtungen Hand in Hand. 
Gehaltskl. Jahres=Arbeitsverdienſt Monatl. Beitrag Viertelj. Beitrag
 Stimmen aus dem Leſerkreiſe. 
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiion 
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des 
            Preſſe=
geſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.) 
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung 
nicht begründet werden. 
— Worauf iſt es zurückzuführen, daß hier der Dezember=Zucker 
trotz der bereits ergangenen Veröffentlichung noch nicht ausgegeben 
wird, während in Frankfurt die Bevölkerung bereits mit dem Januar= 
Anteil beliefert wird?
 — Eine ſtädtiſche Leſehalle, iſt eine für die allgemeine wie 
            poli=
tiſche Volksbildung ungemein wichtige Einrichtung, beſonders heute, 
wo für immer weitere Kreiſe des Mittelſtandes infolge der Teuerung 
die Zeitung und Zeitſchrift aus dem Haus verſchwinden. Daher muß 
es auf das höchſte befremden, daß in der hieſigen Leſehalle die meiſten 
führenden Zeitſchriften und Zeitungen abgeſchafft ſind. Sparſamkeit in 
Ehren, aber hier iſt ſie doch wohl am flaſchen Platz! Uebrigens iſt die 
Auswahl der übrig gebliebenen Blätter ſehr unglücklich und einſeitig 
getroffen. Im Intereſſe der hiſtoriſch=politiſchen, wirtſchaftlichen und 
allgemeinen Bildung unſerer Bürgerſchaft möchte ich daher baldige 
Aenderung wüinſchen. Was meinen die Stadtverordneten dazu? 
Ein Volksfeind.
 — Mit Staunen und berechtigtem Unwillen wird man die hier 
veröffentlichten Heag=Kurioſa in der Einwohnerſchaft aufgenommen 
haben, mit den gleichen Gefühlen aber auch, daß ſeitens der 
            Stadt=
vertaltung und Stadtvertretung (die beide im Aufſichtsrat der Heag 
ſitzen) oder der miniſteriellen Aufſichtsbehörde nichts verlautbart wurde, 
um ſolchem Verhalten der Heagdirektion entſprechend entgegenzutreten.
 Spiel, Sport und Turnen. 
* Turngemeinde Bſſungen 1865e. V. Die erſte 
            Fauſt=
ballmannſchaft der Turgemeinde Befſungen, die ſchon mehrere Jahre 
hintereinander die Meiſterſchaft der A=Klaſſe an ſich bringen konnte 
errang im Jahre 1922 wiederum den Meiſtertitel. Hier iſt ein 
glänzendes Beiſpiel gegeben, was Einigkeit und Zuſaummenarbeit 
            ver=
mag. Der unermüdlichen Tätigkeit dieſer fünf Turner iſt es 
            zuzuſchrei=
ben, daß ihre Arbeit von Erfolg gekrönt war. Vor einigen Wochen 
wurde dieſe eifrige Tätigkeit belohnt, indem Turner Matthes in
Seite 5.
 Vertretung des erkranken Gauturwwarts Hofferberth im Namen des 
Gaues der ſiegveichen Mannſchaft einen Wanderpreis in Geſtalt 
eines Pokals überbrachte. Wie die Gravierung zeigt, wurde dieſer 
Pokal ſchon viermal hintereinander von der A=Mannſchaft gewonnen 
Möge dieſes Zeichen der Anerkennung dauernd im Beſitze der Fauſtball 
mannſchaft verbleiben. Der Pokal, die Diplome, ſowie eine 
            Photo=
graphie der fünf Spieler iſt zur Zeit im Schaufenſter der Buchdruckere 
II. 
Gg. Bender, Beſſunger Straße, ausgeſtellt. 
Großkampftag im Ringen in Roßdorf. 
Große Sympathie und allſeits reges Intereſſe dürfte dem an dem 
kommenden Sonntag zu Roßdorf im Saalbgu „Zur Sonne” (Inhaber 
Herr Ludwig Kaffenberger) ſtattfindenden Großkampftag im 
Ringen entgegengebracht werden. Schon immer war der Veranſtalter 
(Kraft=Sporwerein Deutſche Eiche”) bemüht, ſeinen Anhängern und 
Sportfreunden im Ringkampf vorzügliche Leiſtungen zu bieten. Auch 
bei dieſer Veranſtaltung hat der Verein wieder ein vorzügliches 
            Pro=
gramm ausgearbeitet. Die Einleitung und den Schluß bilden je zwe 
Herausforderungskämpfe; der andere Teil wird durch einer 
Städtemannſchaftskampf ausgefüllt, zu welchem der Verein 
den bekannten Kraftſportklub Aſchaffenburg, a. M. verpflichtet 
hat. Die Herausforderungskämpfe beſtehen aus zwei Jugend= und zwei 
Senior=Kämpfen. Erſtere werden bewüht ſein, den Anweſenden gute 
Schulung zu zeigen, und tritt K. Schumann=Roßdorf gegen Schanz= 
Nieder=Ramſtadt und Breitieſer=Roßdorf gegen Knauf=Dieburg an. 
Letztere werden ebenfalls bemüht bleiben, den Anweſenden vorziigliche 
Leiſtungen zu zeigen, zumal ſich ſehr bekannte Sportsgrößen wie 
Mänkler=Roßdorf und Gaumeiſter Steinbeck=Groß=Zimmern und Menzer 
(Roßdorf) gegen einen der beſten Vertreter des Federgewichts Groh= 
Davmſtadt, gegenüberſtehen. Das Hauptereignis dieſes Tages dürfte 
ja der Ausgang des Städtemanmſchaftskampfes gegen Aſchaffenbing 
ſein, verfügt doch Aſchaffenburg über ganz ausgezeichnete Kräfte, wie 
Olympiakämpfer Konrad Stein und Kreismeiſter Rohe. Ferner wären 
noch hervorzuheben Hermann Maidhoff und Hans Stein. 
Die Zuſammenſtellung der Mannſchaften wird die folgende ſein: 
Fliegengewicht: J. Baumann=Aſchaffenburg gegen Gg. Poth=Noßdorf 
Bantamgewicht: N. Kittel=Aſchaffenburg gegen K. Moter 2.=Noßdorf, 
Federgewicht: K. Stein=Aſchaffenburg gegen Georg Storck 1.=Roßdorf 
Leichtgewicht: H. Stein=Aſchaffenburg gegen Heinr. Bickert=Noßdorf, 
Mittelgew 4: H. Maidhof=Aſchaffenburg gegen Fr. Kirſchner=Roßdorf 
Mittelgew. B: Fr. Väth=Aſchaffenburg gegen K. Moter 1.=Roßdorf 
Schwergewicht: Fr. Rohe=Aſchaffenburg gegen H. Feigk=Roßdorf. 
Will der Verein bei dieſer Veranſtaltung einigermaßen gut 
            ab=
ſchneiden, ſo müiſſen die Teilnehmer alles hergeben, und ihr ganzes 
Können davanſetzen. Trotzdem ſind Ueberraſchungen nicht 
            ausgeſchloſ=
ſen. Unter vorziiglicher Leitung des Herrn Buxbaum (Groß=Zimmern 
als unparteiiſchem Schiedsrichter werden ſich die Kämpfe abſpielen, 
Sport= und Luſtbarkeitsſteuer. 
— In der für dem Weiterbnſtand und die Entwicklung der 
            Leibes=
übungen treibenden Vereine ſo wichtigen Frage der Luſtbarkeitsſtener 
und ihrer Anwendung durch die Gemeindebehörden liegt nun eine 
Entſcheidung des zweiten Senats des Preußiſchen 
Oberverwaltungsgerichts vor: Der Memelgau hatte gegen 
die Beſteuerung ſeiner Veranſtaltungen durch den Magiſtrat der Stadt 
Tilſit nach Abweiſung des Einſpruchs Klage beim Preußiſchen 
            Ober=
verwaltungsgerichts angeſtrengt, das den Klägen ſteuerfrei erklärte 
Dem Urteil lag folgende Begründung zugrunde: NachSem di 
Beſtimmung über die Vergnügungsſteuer ſolche ſportlichen Veranſtal 
tungen von der Leiſtung der Steuer ausnimt, die der Leibespflege 
und Jugendpflege dienen, hatte der Magiſtrat kein Recht, eine ſolche 
Steuer zu fordern, denn die Vevanſtaltung des Klägers ſtellte eine ſolche 
ſportliche Veranſtaltung dar. An dem ſportlichen Charakter der 
            Ver=
anſtaltung wird auch dadurch nichts geändert, daß zwiſchen den 
            ſport=
lichen Vorführungen muſikaliſche Vorführungen geboten wurden und 
daß nach Beendigung der ſportlichen Vorführungen ein Tanzvergnligen 
ſtattfand. Denn die Abſicht des Veranſtalters zielte in erſter Linie 
            dar=
auf, ſportliche Leiſtungen vorzuführen; ſie überwog alſo bei weitem 
gegenüber dem Beſtreben, nebenbei noch durch Darbietung von Muſik 
und durch die Gelegenheit zum Tanzen, das große Publikum anzulocken. 
Wenn auch die hier geborene ergötzende Unterhaltung des Publikums 
mit eine große Rolle ſpielte, ſo war dieſe doch nur ein Nebenzweck, der 
nicht geeignet iſt, der ſportlichen Veranſtaltung den Charakter einer 
Luſtbarkeit zurgeben. 
Deutſche Winterſportveranſtaltungen. 
RDV. In dieſem Winter werden, wie die Reichszentrale= für 
Deutſche Verkehrswerbung mitteilt, bei günſtiger Wetterlage u. a. nocl 
folgende Winterſportveranſtaltungen ſtattfinden: Altenau: 13./14. Jan. 
Verbandswettläufe des O. H. S. K. Annaberg: 20./21. Jan. Sachſ 
Verbandswettlauf. Berchtesgaden: 20./21. Jan. Wettläufe und 
            Ski=
ſpringen und Austrag der Skimeiſterſchaft von Bahern; 28. Jan 
Rodelmeiſterſchaft von B. Braunlage: 28. Jan. Deutſches Reichs 
Rodelrennen, ausgeſchrieben vom Deutſchen Reichsausſchuß für 
            Leibes=
übungen in Berlin; 2./4. Febr. Meiſterſchaft von Deutſchland im 
            Ski=
lauf, ausgeſchrieben vom Deutſchen Skiverband. Brückenberg: 13./15. 
Jan. Schleſ. Skimeiſterſchaft. Feldberg: 3./4. Febr. Feldberg=
            Wett=
läufe. Bad Flinsberg: 4./11. Febr. Sportwoche. Furtwangen: 
14. Jan. Wettläufe der Ortsgruppen des Hochſchwarzwaldes. Füſſen: 
14. Jan. Rodeln auf der Hohenſchwangauer Rodelbahn; 21. Jan. 
            Ski=
wettläufe; 28. Jan. Eislauf; 4. Febr. Preisrodeln. Geiſing: 10./11. 
bzw. 17./18. Febr. Sportfeſt. Ilmenau: 13. Jan. Gabelbachrennen: 
Bobrennen um den „Faule=Grete=Pokal”: 20. Jan. Bobmeiſterſchaft 
von Thüringen; 28. Jan. Eishockeh=Wettkämpfe; 11. Febr. Bobrennen 
18. Febr. Hauptverbandskämpfe für Jugend. Kempten: 13./14. Jan. 
Wettläufe und Skiſpringen des Algäuer Skiverbandes. Krummhübel: 
20.121. Jan. Deutſche Rodelmeiſterſchaft; 24. Jan. Rodelrennen 
4./11. Febr. Krummhübeler Sportwoche; 4. Febr. Schleſ. 
            Bobmeiſter=
ſchaft; 15. Febr. Rodelrennen (Klubmeiſterſchaft); 18. Febr. 
            Winterſport=
tag des Nieſengebirgs=Turnkreiſes. Bad Landeck: 27. Jan. 
            Südoſt=
deutſcher Ski=Bundes=Wettlauf. Oberammergau: Mitte Januar 
            Lana=
lauf und Sprunglauf um den ſilbernen Ski; Mitte Februar 
            Pürſch=
ling=Abfahrtslauf, offen für alle Läufer des D. S. V. Oberſtaufen: 
25. Febr. oder 4. März Große Internat. Sprungkonkurrenz a. d. Allg 
Schanze. Penzberg: 21. Jan. Baher. Eisſchießmeiſterſchaft. Seidorf: 
21./28. Jan. Sportwoche; 28. Jan. Oſtdeutſche Rodelmeiſterſchaft. 
Schierke: 13./23. Jan. Erſtes gr. Winterfeſt, Mitteldeutſche 
            Rodelmeiſter=
ſchaft; 2./11. Febr. Zweites gro. Winterfeſt, Oberharzer 
            Rodelmeiſter=
ſchaft. St. Andreasberg: 20./21. Jan. Wanderfahrt nach Altenau 
(O. H. S. K.=Wettläufe); 11. Febr. Bruchberglauf zur 
            Hanskühnen=
burg; 18. Febr. Rodelrennen. St. Andreasberg und Bad Lauterberg 
28. Jan./6. Febr. 1. Winter=Segelflug=Woche, veranſtaltet unter Mitwir 
kung des Deutſchen Rodelbundes und des Skiklubs St. Andreasberg. 
St. Blaſien: 14. Jan. Skirennen der Ortsgruppe St. Blaſien des S. C. S. 
Tegernſee: 10=/11. Febr. Wettläufe und Skiſpringen des Ausſchuſſes 
der Münchener Skiverbände. Titiſee: 14. Jan. Skirennen; 21. Jan. 
Rodelrennen; 18. Febr. Eisfeſt mit Wettläufen; 25. Febr. Rodelrennen. 
Triberg: 13./21. Jan. Große Winterſportwoche; 14. Jan. Bobrennen 
um die „Plakette des Deutſchen Bobſleighverbandes”, Bobrennen um 
den „Preis des Bobſleighklubs Taunus”; 19. Jan. Vorführung 
des deutſchen Bobſleighfilms; 21. Jan. Bobrennen um die „
            Meiſter=
ſchaft von Süddeutſchland‟. Winterberg: 4. Febr. Deutſche 
            Bobfleigh=
meiſterſchaft. Oberhof: 15. Jan. Bobrennen um den Donnershaukpreis 
17. Jan. Eisfeſt=Gynkhana; 19. Jan. Wettläufe und Sprungrennen 
auf Schneeſchuhen; 27. Jan. Lenkrodelrennen; 3./12. Febr. Große 
Sportwoche; 6. Febr. Zweier=Bob=Meiſterſchaft von Deutſchland; 
8. Febr. Bobrennen um den Preis der Thür. Hotelbetr.=Geſ. Oberhof; 
11. Febr. Bobrennen um den Preis von Oberhof; 18. Febr. Bobrennen 
um den Stiftungspreis; 25. Febr. Bobrennen um den Abſchiedspreis. 
Schluß des redaktionellen Teils.
 Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde 
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße). 
Freitag, den 12. Jan. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr 45 Min, 
Samstag, den 13. Jan. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min 
— Sabbatausgang 5 Uhr 40 Min. 
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 00 Min, 
Nachm. 6 Uhr 30 Min. 
Gottesdienſt in der Xynagoge der Iſraelit. Religionsgeſellſchaft. 
Samstag, den 13. Jan. Vorabend 4 Uhr 20 Min. — Morgens 
8 Uhr — Nachm 4 Uhr — Sabbatausgang 5 Uhr 40 Min, 
Wochengottesdienſt: Morgens 7 Uhr 00 Min. — Nachm. 4 Uhr, 
Donnerstag, den 18. Jan.: Rauſch Chaudeſch Schewat.
 Tageskalender. 
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende nach 9½ur 
(E 13. Schauſpielmiete e 6, Schülermiete gelb und grün 
„Precioſa”. — Orpheum, Anfang 348 Uhr: „Eine Hamſterfahrt”. 
— Union=, Reſidenz=, Central=Theater, Palaſt=Litchſpiele: Kino= 
Vorſtellungen.
 Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwvortlich für Politik und 
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land” 
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für Sport und Allgemeines: 
Kurt Mitſching; für den Inſeratenteil: Paul Lange — 
ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 12. Januar 1923.
Nummer 11.
Das helle Licht.
 Roman von Friedrich Kipp. 
Nachdruck verboten.)
 Da vergaß Max alles, was ſeine Seele beſchwerte; in ſeiner 
Seele begann es zu ſingen, ſie ſang dem Walde zu, dem Himmel, 
dem Mond, der aufgegangen war, allen Sternen und fühlte ſich 
ſtark wie nie zuvor, ſodaß er eins ward mit Welt und Sein, ein 
Kind bejahender Lebensfreude, ein Weiſer in der Erkenntnis aller 
Wunder des ſchlummernden Tannenwaldes. 
So wanderte er dahin, durch Schluchten und über Berge, 
durch Grashalme und über weiches Moos. 
Da ſchimmerte plötzlich ein matter Glanz durch die Stämme. 
Wie geheimnisvolle Fackeln zuckte und flammte ein 
            eigen=
artiges Licht. 
Je näher der einſame Wanderer kam, deſto größer wuchs 
das Licht. 
Jetzt kam er an eine Lichtung und blieb erſtaunt ſtehen. 
Am Rande des Waldes brannte ein großes Reiſigfeuer, über 
dem ein umfangreicher Keſſel hing. Im Hintergrunde ſtanden 
große grüngeſtrichene Wagen mit Türen und Fenſtern, wie ſie 
herumziehendes Volk benutzt, um darin zu wohnen und zu 
            näch=
tigen. Die kleinen ſtruppigen Pferde waren an die Räder 
            ge=
bunden und ließen die mageren Hälſe bis zur Erde niederhängen. 
Hin und wieder nickten ſie mit den Köpfen, als ob ſie träumten 
und wedelten mechaniſch mit den langen Schweifen. Am Feuer 
aber lagen merkwürdig ausſehende Geſtalten, halbnackt und 
            zer=
lumpt, doch phantaſtiſch und intereſſant anzuſchauen. Braun und 
dunkel von Haut, mit tiefer Glut in den Augen, rauchend 
ſchwatzend, lachend. 
Wie gebannt ſtarrte Wallenhorſt, im Junern entzückt auf 
dies Bild, das eines Rembrand würdig geweſen wäre, 
Das ſchwelende Feuer, die flackernde Flamme, das Summen 
des Keſſels, die Schattenreflexe, der düſtere Hintergrund und die 
maleriſche, buntgewürfelte Geſellſchaft der Zigeuner, alles das 
zog ſeine nach Schönheit dürſtende Seele begierig in ſich ein. 
Unerſchrocken trat er in den Lichtbereich des Feuers, ſodaß 
ihn die Lagernden ſahen.
 Sie rührten ſich kaum. 
Nur einige junge Mädchen reckten die Hälſe nach dem 
            Fremd=
ling und lächelten. 
„Spielt mir ein Lied auf euren Geigen”, bat Max und kam 
näher. 
Aus dem Kreiſe erhob ſich ein wild ausſehender Kerl und 
zog die Bedeckung vom Haupte, die einſt ein Hut geweſen war. 
„Wenn der Herr uns armen Leuten etwas ſchenken will, 
ſo ſoll er das ſchönſte Zigeunerlied zu hören bekommen”, ſagte 
er mit verlegendreiſtem Lächeln. Max griff in die Taſche und 
warf ihm einige Silbermünzen in den Hut. 
„Ich danke, Herr”, ſagte der Zigeuner mit Anſtand und 
machte eine Verbeugung, wie ſie nicht ſchöner der vollendeſte 
Kabalier vor ſeiner Donna gemacht haben könnte. Dann klatſchte 
er in die Hände und ſtieß einen halblauten Ruf aus. 
Sogleich erhoben ſich mehrere Geſtalten, junge Burſchen, von 
ſchlankem Wuchs und ſehnigem Leib. Sie eilten zu den Wagen 
und ſtimmten die Geigen. 
Dann ſtellten ſie ſich zuſammen, und es begann ein 
            wunder=
ſames, eigenes Spiel, wild, jubelnd, raſend, toll, dann wieder 
leiſe klagend, ſchluchzend, weh und weich. 
Max ſtand und lauſchte wie gebannt. 
Die Geigen lockten und ſuchten, ſeufzten und jauchzten und 
klangen wie Stimmen aus einer anderen Welt. Bald tönte es 
wie das Raſen des aufgepeitſchten Meeres, dann wieder wie das 
erſterbende Hauchen eines ſanften Lüftleins über den 
            ſilber=
glänzenden Wellen eines verwunſchenen Weihers. Und immer 
tiefer ſangen ſich die bezaubernden Klänge in Wallenhorſts Seele 
ein und immer mehr mußte er auf die phantaſtiſchen Geſtalten 
ſchauen, über die der ſtille Mond, der über die waldbeſtandenen 
Hügel heraufkam, ſein bleiches Licht ergoß. 
Da hob der Führer den Arm. 
Noch ein ſchriller Aufſchrei der Inſtrumente. Noch ein 
            ver=
haltenes Seufzen der ſchlvingenden Saiten, und dann war auf 
einmal alles ſtill. 
Die Zigeuner legten die Geigen zur Seite und ſtreckten ſich 
wieder am Lagerfeuer aus. 
Da fühlte Max eine leichte Berührung ſeines Armes. Er 
wandte ſich und ſah ein altes Weib vor ſich ſtehen.
 „Zeigt die Hand, ſchöner Chriſt” ſagte es mit verroſteter 
Stimme, „damit ich euch aus ihren Linien die Zukunft deute.” 
Max lächelte. Er wollte ſeine Hand zurückziehen, doch dann 
beſann er ſich eines anderen. 
„Nun ſage, was du weißt, oder nicht weißt”, ſagte er 
            fröh=
lich und trat mit der Alten zum Feuer. 
Die Zigeuner rings herum taten, als ſähen ſie den Vorgang 
nicht, nur in ihren nachtſchwarzen Augen blitzte es ab und zu auf. 
Die Alte war mit Max in den Lichtkreis getreten. Sie nahm 
ſeine Hand in ihre welken Hände und betrachtete ſie lange und 
aufmerkſam. 
„Der Herr hat feine, weiße Hände”, ſagte ſie dann und ſtrich 
mit den Fingerſpitzen über die Falten der inneren Handfläche. 
„O, der Herr hat viel Unglück geſehen! Er hat die fernen Sterne 
geſehen und ſie haben ihm Leid gebracht und er wird die fernen 
Sterne wieder ſehen und ſie werden ihm aufs neue Kummer 
bringen. O, Herr, hütet euch vor den fernen Sternen!“ 
„Und unter dieſen fernen Sternen wird der Herr am Ende 
das Glück finden!” ſagte da plötzlich eine weiche, ſchmeichelnde 
Stimme, ſo daß die Alte erboſt herumfuhr und funkelnde Blicke 
auf die Sprecherin ſchlenderte, die da plötzlich wie aus dem 
            Erd=
boden gewachſen vor Max ſtand. 
Es wwar ein junges, knoſpendes Zigeunermädchen mit langem, 
aufgelöſten Haar und dunklen, ſeelenvollen Augen. Und dieſe 
Augen lächelten zu dem Manne herüber wie zwei Sterne aus 
ferner Märchenwelt. 
„Wer hat dich gerufen, Maya?” grollte die Alte. „Der Herr 
bedarf deiner nicht, darum gehe deines Weges!“ 
„Laß ſie nur” wandte Max ein, „ſie ſagt mir Gutes und 
das mag ich hören‟. Dann griff er in die Taſche und reichte der 
jungen Zigeunerin ein Geldſtück. 
Da ſchüttelte ſie unwillig mit dem träumeriſchen Köpfchen 
und ſagte mit bebenden Lippen: „Gib’s der Alten! Maya will 
kein Geld von dem Fremdling! Maya will nur das Gute ſagen 
und es ihm wünſchen. Sie möchte auch in das Land der fernen 
Sterne‟. — Hierauf ſah ſie ihn mit einem langen Blick an, faſt 
ſvollte es Max ſcheinen, als ob Trauer in dieſem Blicke läge, dann 
wandte ſie ſich zögernd und langſam und verſchwand im 
            Wal=
desdunkel. 
(Fortſetzung folgt.)
Famitiennachrichten
 Tasere kirchliche Trauung findet am 
U Samstag, den 13. Januar 1923, nachm. 
3½/ Uhr, in der St. Ladwigskirche statt. 
Regierungsbaumeister Malsy 
u. Frau lrene, geb. Jahn
Darmstadt, Bismarckstr. 52
 Todes=Anzeige. 
Heute morgen verſchied fanft, kurz vor ihrem 
73. Geburtstage, unſere innigſtgeliebte, 
            treube=
ſorgte Mutter, Großmutter, Schweſter, Schwägerin 
und Tante
 geb. Deſſauer. 
Darmſtadt, 
den 11. Januar 1923. 
Neuſtadt a. d. H., 
Im Ramen der trauernden Hinterbliebenen: 
Leo Weglein. 
Die Beerdigung findet ſtatt: Sonntag, den 14. 
Januar, nachmittags 3 Uhr, vom Portale des 
iſrgel. Friedhofs aus. 
(315
 Todes=Anzeige. 
Allen unſeren Verwandten 
und Bekannten die traurige 
            Nach=
richt, daß es dem Herrn gefallen 
hat, meinen treuen 
            Lebenskame=
raden, unſere liebe Mutter und 
Schwiegermutter nach langem 
ſchweren Leiden in ein beſſeres 
Jenſeits zu rufen. 
Darmſtadt, den 10. Jan. 1923. 
Georg Hof, Schreinermeiſter 
und Familie 
*1000) Moosbergſtraße 52.
 Für den Bezirk Südheſſen u. Baden 
ſuche ich einen branchekundigen, tüchtige 
BerFrerer Lauteſchlägerſt. 2,/3 
weicker bei der Detaillundſchaft, nament= Tuchweſte ſchw 
            Her=
lich auch in der P ovinz, beſtens 
            einge=
führt iſt und mindeſtens 4 mal regelmäßig 
im Jahre ſeinen ganzen Bezirk bereiſt. 
Hans Bernhold 
Webwaren=Großhandlung 
(Spez. Gera=Greizer Art) 
12351 
Breiz/Bogtl. 
 
Wir vergeben 
Alleinverkanfsſtelie für Darmſtadt und zu verk, alles guterh. 
Umgegend für konkurrenzloſe 
 
 
Spezial=Sohle. 
Mindeſtens 5mal billiger als Leder und 
haltbarer. Von jedermann auflegbar. Konfirm.= Hut (54 
Zuſchr. oder perſönl. Bewerb. an Goliert= 
Sohlen=Bertrieb, Wiesbaden, 
            Eltviller=
ſtraße 14, Tel. 2980. — Nur für Ia Be= 
3 
werber. 
Laufmädch, bis nach 
dem Spülen vorm. Grammlophon Samenſtiefel, Gr.37, 
geſucht Steinacker. m. Platt. Nur Preis= faſt neu, zu verkauf 
ſtraße 1, 2. St. (*950 Angebote unt. E 82
 Todes=Anzeige. 
Am 9. Januar verſchied infolge 
Schlaganfalls unſere liebe, gute 
Mutter, Schwiegermutter, 
            Groß=
mutter und Urgroßmutter
 Die trauernden Hinterbliebenen: 
Famnilie Pfenninger 
Familie Eelinger. 
Darmſtadt, 11. Januar 1923. 
Die Beerdigung fand in der Stille 
ſtatt. 
(21072
Beſſ.
 Todes=Anzeige. 
Am 10. Januar 1923 verſtarb, im blühenden 
Alter von 20 Jahren unerwartet infolge eines 
Unglücksfalles
 Wir werden demſelben jederzeit ein gutes 
            An=
denken bewahren. 
Darmſtadt, den 11. Januar 1923. 
Familie Gg. Hofmann, Fnhrunternehmer 
B333) 
Beſſungerſtraße 89. 
Die Beerdigung findet am 13. Jan., nachm. 2½/ Uhr, 
vom Portal des Waldfriedhofes aus ſtatt.
 Todes=Anzeige. 
Unſer jüngſtes, liebes Kind
 iſt am 9. Januar nach kurzer, 
ſchwerer Krankheit wieder 
            heim=
gegangen. 
Um ſtille Teilnahme bitten 
Guſtav Spohr und Frau. 
Darmſtadt, 11. Januar 1923. 
Die Einäſcherung fand in der 
Stille ſtatt. (*1067
 geſucht. (:‟ 
Lichtenbergſtr. 58 
I. Stock. 
Tüchtiges 
Laufmädchen 
ſofort geſucht (*8781g 
Herderſtraße 24, II 
Lauffrau geſ. Bis. 
marckſtr. 57, p. (*991 
Mäunlich 
Tüchtiger bilanz 
ſicherer Herr wird 
zum Bücherabſchluß 
ſür amerikaniſche 
Buchführung tage 
weiſe geſucht. 
            An=
geb. u, P 28 an die 
Geſchäftsſt. (*108
 ſucht ſof. 
Wächter oebewag 
Roßdörferſtr. 1 (*108
 Weiblich 
22 J.), längere 
Fkl. Zeit auf Bürt 
tätig, ſ. ſof. Stelle. 
Angeb. ui. E 139 an 
die Geſchſt. (*981 
Offene Stelleng 
Weiblich
 ſtdnw. geſucht (*:0 
Ang. m. Anſpr. 
8 Geſchäf= 
Sücht. Mädchen 
ſehr hohen Loh 
ſofort geſucht (*99 
Fuchsſtraße 21, I. 
Tüchtiges
 für Küche u. 
            Haus=
arbeit für 1. Februat 
geſucht. Näheres bei 
Frau M. Wittich, 
Eichbergſtr 1 (170=
Tüchtiges Ehrliches, tüchtiges
 J. 
fauberes Mädchen 
gef. Kotté, 
            Wendel=
ſtadtſtr. 34, II. (*92
 geſucht bei gut. 
            Loh=
u. Verpfleg. (*89‟ 
Eliſabethenſtraße 28 
3. Waſchen 
Ord. Frau u. Putzen 
geſunt Eliſabethen= 
(*9 
ſtraße 19, 1. 
 
üichtiges
 bei gutem Lohn und 
beſter Verpflegung 
baldigſt geſucht. (293! 
Heinrichſtr. 144, part. 
Junges, ehrl. (*993 
Mädchen 
oder Frau von 
            ein=
zelner Dame f. einige 
Stunden des Tages 
geſucht. Perfeft in 
allen Hausarb. Vor 
zuſtellen Samsta 
zwiſchen 10 u. 12 Uhr 
Fuchsſtr 21, pt., Joßl. 
Tücht 
ehrliches Mädchel 
geſucht. Lohn 3000ℳ 
eſchſt. 
err ſucht
 bei ſehr hoh. Lohn 
u. g. Verpfl. n. Frank. 
furt bald. geſ AZaſch= 
und Bügelfrau vorh. 
Bismarckſtr. 62, I./*4 
Beſſer. Mädchen 
zur Hilfe in kieinem 
Beamtenhaush. 
            vor=
mittags2 Std geſucht. 
Näh. Geſchſt. (*882
 Zur Pflege u. 
            Ge=
ſellſchaft eines älteren 
Herun geeignete
 geſ. Ang. uint. E 146 
Geſchäftsſtelle 
Ehrliches, ſauberet
 von morgens 8 u! 
bis nach dem Spüler 
(*86 
geſucht. 
ſchäftsſtelle
 Für die vielen Beweiſe herzlicher 
Teilnahme bei dem ſchweren 
            Ver=
luſte, der uns betroffen, ſagen wir 
allen denen, die ſo ehrend ſeiner 
gedachten, beſonders Hrn. Rabbiner 
Dr. Italiener für ſeine troſtreichen 
Worte am Grabe, der Direktion der 
Fi ma, ſowie den übrigen Herren, 
dem Bruder Quirinius vom Herz= 
Jeſu=Hoſpital, den Schweſtern der 
Eliſabethenkirche unſeren 
            aufrich=
tigen Dank. 
Im Namen dertrauernd Hinterbliebenen!
 Sophie Abraham 
lots) und Heinz.
 vormittag= 
Lauffrau 2 Stund 
geſucht. Wi helm 
ſtraße 6, Erdg. 2873
äh. Geſchſt. *100
 Anſt. jüng. 
            Mäd=
chen 3mal i. d. Woche 
von 1—3 Uhr ge 
ſucht 
            Lauteſchläger=
ſtraße 30. (*98
 Gebildetes junges 
26 
Mädchen 
Kindergärtnerin 
oder im Umgang mit 
Kindern erfahrenes 
Mädchen wird 
jähr. Kinde f. 
            tags=
über geſucht. 
            Vor=
ſtellung erbeten vo! 
mittags 9—11, nach 
mittags 4— 6 Uhr be 
Hickler jr. 
Heidelbergerſtr 28, I
 geſucht. Ibel & Lotz 
Eliſabethenſtr. 31. /*10
 Geſchäftsſt. (*845d1s 
(Kal. 
Jagdgewehr,e) zu 
vk. Näh. Geſchſt /*1052 
Briefmarkenalber 
zlt ver= 
Urberſee kauf. 
Angeb. u. E 142 an 
die Geſchſt. 
985
 gedr. 1765, Folio, m. 
wertv. Kupfſt., i. Leder 
geg. Gebot zu verk. 
Zuſchr. u. F 19 an 
die Geſchſt (*1056 
Stahlbeſtecke mit 
ſchwarz. Griff z. vk. 
Stiftſtr 15, I. (*1019
 2 eiſ. Oefen zu 
            ver=
kaufen 
            Wittmann=
ſtraße 31. (*1029
 5 Vorfenſter 
100 X 200 cm, zu vi 
Zu verkauf.: Schw. 
renſtiefel, Gr. 40, ſchw. 
ſteif. Hut, W.57, wei 
Glacéhandſch., Gr. 8 
Näh. Geſchſt. (*102 
Damenkl., D.=Samt 
mantel, Jacke. D. 
Stief. (37), H.=Stiefel 
(431, Mantel u. Hoſe 
für 14—16j. Jungen 
Händler verb. Näh 
in d. Geſchſt. (*97 
Damenſtiefel (40 
billig zu verk. (*990 
Beſſungerſtr. 14. 
2 P. D.=Stiefel (39 
u. 42) zu vk. Orangerie= 
Allee 17, III. I. (*1050 
Näh Geſchſt. (*1087 
 
Ueberbauter
 Saarländer kauft 
Piano od. Flügel. 
Preisangeb. u. F 2 
an die Geſchſt. /*1006 
Zu kauf. geſ.: *03 
Mod Jagdgewehr 
oder Drilling, ev. zu 
tauſch. geg. 
            fabrtk=
neue Ernemann=
            Ca=
mera, 9X12 An 
gebote an Hans 
Schramm. Nied.= 
Ramſtädterſtraße 33. 
Alte Lamper 
jeder Art, 
            Meſſing=
lüſter, auch defekt. zu 
kauf. geſ. Angeb. u 
E 143 Geſchſt. (*994
 zu kaufen geſucht. 
Carl Winkel, 
Rheinſtraße 28, 
Tel. 1435. (324fe
 Nähmaſchine 
zukf. geſ. Ang. u. F18 
an d. Geſchſt (*105:
 Sederhalgnag. 
Ztr., bill. abzug. 
*1070, Holzſtr. 24, I. 
Nieuer 5 PS.
 kompl. (Colomanr 
Batky, Chemnitz) z 
verkaufen. Näh. in 
zeſchſt.
 Großer 
Metzger: Eisſchrant 
(u. auch klein.), wen 
auch defekt, zu kauf 
geſucht. Angebote u. 
E 144 Geſchſt. (:995
 1 Klavierſtuhl 
            ge=
ſucht. Angeb. unter 
E 129 Geſchſt. (*958
 Lehrling z gedieg 
Ausbildung jetzt oder 
ſräter geſucht. 
Angeb. unter F1 
Geſchäftsſt (*1035 
Verhäufe
 3 gl. Stühle 
1 Gasheizofen und 
2 gr. kol. Bilder bill. 
zu verkauf. 
            Heidel=
bergerſtr. 79, II. 4.52
 Beg. Umzugs 
            Tafel=
klavier ſehr guterh 
an P.ioat zu veik. 
Zwiſchenhdl. verbet. 
Hoffmannſtr. 44, I I. (*110
 Zu verkanfen (968 
1 kompl. Kuche, eme 
Aktentaſche, 1 
            Sport=
anzug. Müller, Heide 
bergerſtr. 47, Tür 36
 preiswv. zu derk. Näh 
Geſchäftsſtelie, /*972
 1 Grammophon mi. 
31Pl.,1Ofen guterh. 
1Flaſchenzug, guterh. 
m. ca 20m Tau, 1Sad 
Bettfed., 1 
            Sprung=
rahmen ohnelleberz., 
1 Bettlade, zirka 200 
Zuckerdoſen, eine 
            La=
dengarnitur f. Kaffee 
Tee uſw., 2 Schließ 
körbe, guterhalt we 
gen Platzmang. billie 
zu verkaufen. Zu 
            er=
fragen in der 
            Ge=
ſchäftsſtelle. (*98
 „zu ver 
Billig kauf.: 
1 tür. Kleiderſchrank. 
1 Kommode, (*973 
1 poliert Wäſcheſchrank, 
pol. u. lack. Tiſche, Stühle 
1 kupf Teemaſchine 
1 neuer Küchentiſch 
Nachtſchränkchen, 
1Kranken=Nachtftuhl, 
Vogelläfig, 
            Bett=
tücher, Hemden, 
Hoſen, neue u. getr. 
Schuhe u. a. m. be 
Frau Roßkopt 
Arheilgerſtr. 27 a.
 Kräft., ehrl. 
            Mäd=
chen für Haus= und 
Gartenarbeit baldigſ 
geſucht. Anfangsgeh. 
4000 — Mk. monatl. 
äleußens, N.=Ramſtadt, 
Billenkolonie Trautheim. 
Papiermüllerweg. 
Sonntag von 4—5 
Darmſtadt, 
            Viktoria=
ſtraße 49.
 Tücht, ehrl, Frau 
zum Waſchen und 
Putzen geſucht, Näh 
Geſchäftsſtelle. (*88
 Laufmädchen 
geſucht 
Liebigſtraße 51,
 1 Regulatot 
1 Glasabſchluß =für 
Büro oder Vorplatz 
geeign., 1gußeiſern 
undes Tiſchchen, 1 
Pelerinenmantel, 
Livree=Nöcke u.=
            Män=
tel, Leiſten, auch für 
Reitſtiefel, 1 emaill, 
Fiſch=Kochtopf u. 
            ver=
ſchiedene Haushalt= 
Gegenſtäinde zu ver 
Soderſtr. 14, 1., Iks. 
am Kapellpl. /*105
 1 Bett mit 
            Sprung=
rahmen u. Matratze, 
unter 2 die Wah 
gegen Höchſtgeb. z. 
verkaufen. Näh. in d. 
Geſchäftsſt. *1040
 Aelt. Füllofen 
rr. 
            Moosberg=
zil 
F1031
 Kompl. 
            Vadeein=
richtung zu vk. Näh. 
in der Geſchſt. (71048
verkaufe ich heute
 audere Spiegel, ein 
Bett u. Verſch. *1 
Hoffmannſtr
 Gu 
erh. Herr.=Anzut 
(mittl, Figur), fowie 
Federbett m. Kiſſen 
u. Kinderbett, auch 
1Plattofen, alles bil 
zu verkaufen /*10te 
Neugaſſe 1, 1. St.
 Sehr gut. Zylinder, 
Kopfw. 55, zu verk. 
Moosbergſtr. 51, I. (*
 brauch verk.! 
1 Babykorb mit 
Ständ. wie neu, 
Gasherd, 3flam 
mit Tiſch, (320 
1 gr. Zinkbadew., 
1 ſandfarbig. eleg. 
Jackenkleid (42), 
1 ſchwer. 
            Damen=
mantel (42), 
1 Paar hohe neue 
Stiefel (Dam.) 
Gr. 37. 
 
Zu erfragen 
Marktplatz 11½ 
im Laden.
Güterh. auch neues
 m. Marmor u. 
            Spie=
gel aus gutem Hauſ 
zu kauf. geſ. Ang u 
F 26 Geſchſt. (*107
 Zu kaufen geſucht 
Herren=
 ſowie 
            Briefmarken=
ſammlung. Ang. u. 
ESGeſchſt. (*102
 Zu verkauſen 
ein noch guterhalt. 
Kinderwagen ſowi 
großer Schraubſtock 
für Schloſſerei. Näh. 
in der Geſchſt. (B32‟
 Vertiko, 
2tür. u. 1 tür. 
Kleiderſchrank 
gegen Barzahlung v 
Privat zu kaufen 
            ge=
ucht. Ang. u. E 148 
a d. Geſchſt (*1005
 Guterh. Diwan zu 
kaufen geſucht. Ange 
bote unter F 15 an 
die Geſchſt. /*104
Käufe
 Piano 
zu kaufen geſ. Angeb. 
unter E 147 an di 
Geſchäftsſtelle. (32
 mit Heſſel zu kauf. geſ 
Ang. m. Pr u. E13. 
Geſchäftsſtelle, (*96
 gutes Klavier 
zu kauf. geſ. Angek 
mit Preisangabe u 
E 106 Geſchſt (F,29
 Bett., ſowv. g 
            Nach=
läſſe kauft ſtets zu 
Höchſtpreiſen 
J. Lich, 
            Alexander=
ſtraße 3. 
258=
 mögl. 9X 12 zu kauf. 
geſucht. Ang. m. Pr. 
unter F 23 an die 
Geſchäftsſt. (*1063
 Chaiſelonguedecke 
nur in ſehr gut. 
            Zu=
ſtand, evt. auch dazu 
paſſende Tiſchdecke u 
Seſſel zu kaufen geſ. 
Angeb. unter E 145 
Geſchäftsſtelle. /*99:
 Gold- u. Silber 
Gagenstände 
(2 
verkaufen 
Sie am beſten beiden 
Fachmann 
Jac. Echſtein 
Uhrinacher u. Boldarb. 
Große Ochſengafſe1 
Teleph. 2253.
Echte
 Tel 
direkt von Privat zu 
höchſten Preiſen zu 
kaufen geſucht 
            Ange=
bote unter E 59 
            a=
die Geſchä tsſt. 2
 Gold, Silberi, Bruch 
u. Faſſ. kauft Uhrm 
Schmitt, Stiftſtr. 91, I. (-:,2
 und Wäſche geſucht. 
Angebote unt. D 8.* 
Geſchäftsſt. (*8440
 Maſchin., Motoren 
Werkzeuge, Heizungen 
und Keſſel 
kauft 
A. Lambeck, Ing. 
Landwehrſtr. 31,
 Cutaway=Anzug, 
gut erh. (mittelgroße 
Figur) zu kauf. geſ. 
Angeb. unt. F 1 an 
die Geſchſt. (*1013 
1a Damenmantelpelz 
zu kauf. geſ. Angeb. 
Mathildenſtraße 11, 
. Stock. (*1009 
Nr. 27-30 
            Mädchen=
ſriefel u. Schuhe zu 
kaufen geſucht. Ang. 
unter F 27 an die 
Geſchäftsſt. (*1075
 Dachfenſters 
für Falzziegeln und 
1 Drahtſeil, 10 bis 
15 m lg., 10 mm 
ſtark, gebraucht oder 
vuch neu, zu kaufen 
geſ. Alfred Hanna: 
dach & Co, 
            Dampf=
rennerei, Egelsbach=
 
            Trans=
portabler Keſſel 
zu kaufen geſucht 
J. Schnellbacher 
Gardiſtenſtr. 1. 
Tel 2079. (*996
 Damenrad 
zu kaufen geſ. Klein, 
Herd. Preisangeb. 
unter E 102 an die 
Geſchäftsſt (*876
 Gebrauchter 
Fahrrad= 
Damenſattel 
zu kaufen geſ. 
            Ange=
bote unter E 91 an 
die Geſchäftsſt. (*869
 Gebrauchtes, gut erh. 
Damenrad, 
evtl. Kinderr d, zu 
kaufen geſ. Angeb. 
mit Preisangabe u. 
P4 Geſchſt (*1026
 zu kauf. geſ. Ang. mit 
Preis unt F 14 an 
die Geſchſt. (*1045
Unterricht
 Jg. Mann wünſcht 
Unterricht in 
            Geſchäfts=
korreſpondenz 
kaufm. Rechnen. 
            An=
gebote unter F 12 a. 
die Geſchſt. (*1034
Tiermarkt
 2 Ferkel abzugeben 
B328/ Orangerieſt. 6
 Deutſcher Schäferhund 
n gete Hände zu 
erkauf. 
            Fuhrmann=
ſtraße 4, parr. (*1038
Entlaufen
 gelberBoxeri, Bosko‟) 
mit Hundemarke 1480, 
Gegen gute Belohng. 
wiederzubring, nach 
Rinckweg 1. Warnung 
vor Ankauf! (*978
 grauweiß, entlauf.; 
Geg. Belohn abzug. 
* 1077 Inſelſtr. 43, I.
 2 Trguringe 
verloren auf dem 
Wege Rhönring 6 bis 
Kirchſtraße durch den 
Herrnga ten. Alb 
            u=
geben geg. Belohng. 
Rhönring 6. (*1080
 dem Sonn= 
Fkl., tag i.Muſeumn 
neuer D.=Schirm 
g. lb. Nohr, 
            durh=
geh., Doubl. Ring 
ausgehänd, wurde, 
iſt jeſtgeſtellt u. tv. 
erſucht, denſ. 
            Lis=
marckſtr. 37, 1. St., 
abzugeben. (*997
 hen 
ſchuhe z1 
an de
 ets 
Hanng
 ßeſt 
ache
 nrad 
ſ. Klein 
geb. 
an die
 chter 
enſattel 
79N 
nrad,
ndenz
 * Der Wiederbeſchaffungspreis. 
Wir brachten am 22. Dezember eine Nachricht, das Reichsgericht habe 
entſchieden, daß bei der Preisberechnung von Waren der Wiederbeſchafs Rohſtoffe werden, ſelbſt wenn die Mark nicht weiter ſiukt, infolge 
            wei=
fungspreis nicht gefordert werden darf, dagegen die volle Geldentwertung terer zu erwartender Lohnſteigerungen derteuert. Das Grundübel liegt 
beim Einſtandspreiſe berückſichtigt werden kann. Unter Anerkennung die= 
Gerg aufgehoben, wodurch zwei Kaufleute wegen Preistreiberei zu 300 Leiſtungserhöhung begleitet iſt, ſich in einer allgemeinen Verteuerung 
und 1000 Mk. Geldſtrafe verurteilt worden waren. 
Dem Urteil, welches nunmehr im Wortlaut erſchienen iſt, lag 
            folgen=
gelten laſſen, und hat den Angeklagten deshalb wegen Preistreiberei zu 
Geldſtrafe verurteilt. Das Reichsgericht hat das Urteil des Landgerichts wie dem Abnehmer. 
aufgehoben und unter anderem mehrere wichtige Rechtsgrundſätze 
            aus=
geſprochen: 
Zur Kalkulation. Völlig unberückſichtigt gelaſſen hat das 
Landgericht den Kapitalzins (die Verzinſung des im Geſchäft angelegten 
Kapitals) und den ſogenannten Unternehmerlohn, der vom 
            Unternehmer=
gewinn ſcharf zu ſcheiden iſt. Der Unternehmerlohn ſtellte die 
            Entſchä=
digung des Unternehmers für ſeine perſönliche Tätigkeit im Geſchäfte dau. 
Der Einkaufspreis zuzüglich der beſonderen Geſchäftsunkoſten, ſowie der 
Anteil an den allgemeinen Unkoſten, an dem Kapitalzins, dem 
            Gefahreun=
ſatze und dem Unternehmerlohn ergeben ſonach erſt den Betrag der 
            ge=
ſamten Geſtehungskoſten. Zu dieſen tritt alsdann der zuläſſige 
            Un=
ternehmer=Rteingewinn. Auch der Marktpreis, kann bei Prüfung der 
male Marktlage beſteht. Nur bei einer ſogenannten Notmarktlage darf 
er keine maßgebende Bedeutung gewinnen. 
Der Wiederbeſchaffungspreis. Die Reviſion kann 
            in=
ſoweit nicht Beachtung finden, als der Angeklagte das Recht in Anſpruch 
nehmen will, den Wiederbeſchaffungspreis, als Einſtandspreis in ſeine 
Kalkulation einzuſetzen. Dem Kaufmann kann kein Sonderrecht 
            einge=
räumt werden, ſich den Beſtand ſeines Vermögens unter allen Umſtänden 
zu ſichern, während die übrigen Volksgenoſſen andauernd eine 
            Vermin=
derung ihres Vermögens hinnehmen müſſen. Auch volkswirtſchaftlich 
liegt keine Nötigung dazu vor, immer dieſelbe Erſatzware anſchaffen zu 
müſſen, da der Steigerung der Preiſe naturgemäß eine Verringerung der 
Nachfrage gegenüberſteht. Im übrigen iſt es auch praktiſch 
            undurchführ=
bar, den Wiederbeſchaffungspreis als Einſtandspreis in die Berechnung 
des Verkaufspreiſes einzuſetzen. Ein auf das normale Maß 
            herabgemin=
derter Wiederbeſchaffungspreis dagegen würde nicht zu dem gewollten 
Erfolge führen. Mit demſelben Nechte müßten dann auch die künftigen 
Steigerungen der Unkoſten Berückſichtigung finden. Das alles iſt aber 
bei der Berechnung des zukünftigen Verkaufspreiſes noch ganz unſicher 
und kann höchſtens bei der Bemeſſung der Riſikoprämie Berückſichtigung 
finden. Berechtigt könnte die Einſetzung des Wiederbeſchaffungspreiſes 
nur dort ſein, wo auch tatſächlich eine Wiederbeſchaffung, der gleichen 
Waren ſtattfindet. Hiernach verſagt die Berückſichtigung des 
            Wieder=
anſchaffungspreiſes für die Frage, ob ein Reingewinn übermäßig iſt 
oder nicht. 
Anerkennung der vollen Geldentwertung. Eine 
andere Frage iſt die der Geldentwertung. Daß bei den anderen 
            Preisberech=
nungsfaktoren die veränderte Kaufkraft des Geldes berückſichtigt werden 
1988/21 vom 22. Sebtember 1922). Auch bei Einſtellung des Einſtands= in der Einfuhr und Verabeitung von Kautſchuk. Innerhalb der 
preiſes hat es bereits eine Berückſichtigung zugeſtanden, wenn auch nur 
deu Schluß, daß die Geldentwertung der Mark, ſoweit ſie in der 
            Ver=
bis zur Vornahme der Beſtimmung des Verkaufspreiſes eingetreten iſt, 
bei der Einſtellung des Einſtandspreiſes in die Kalkulation in vollem 
            Um=
der Wert der Ware nicht durch eine Notmarktlage mit Preistreiberei, 
ſondern infolge natürlicher Konjunkturveränderungen geſtiegen iſt. Dann 
wird mit dem jenem veränderten Wertmeſſer angepaßten Einſtandspreis 
in Wahrheit gar kein anderer, ſondern der urſprüngliche Einſtandspreis, vielen Fällen gehen die Gummi= und Kautſchukerzeugniſſe nach den 
            Lan=
nur in anderer Benennung ausgedrückt, in die Kakulation eingeſetzt. 
Zur Marktlage der Eiſengießereien im letzten 
Vierteljahr 1922. 
v. Düſſeldorf, 10. Jan. Der Boxein Deutſcher Eiſen= Straits Settlements, aus den holländiſchen Beſitzungen, im Indiſchen 
gießeregen, Sitz Düfſeldouf, berichtet: 
Auch die Marktlage der deutſchen Eiſengießereien ſtand im letzten erreichte im Jahrgang 1913/14, 129 Mill. Pfund und 1921. ſchon 400 Mill. 
Vierteljahr des Jahres 1933 unter dem Zeichen einer wpeiteren ſtarken 
Geldentwertung. Die dadurch hervorgerufene erhebliche Erhöhung aller 
Geſtehungskoſten, ſowohl der Rohſtoffe als auch der Löhne und der 
Verein Deutſcher Eiſengießereien ſich trotz der heutigen Lohnſchwankun= außeramerikaniſche Ausland; im Rechnungsjahr 1991/22 waren es über 
gen innerhalb des Monats früher immer für einen ganzen Monat auf 9 Milliarden Pfund, von denen etwa 1½ Milliarden Pfund England, 
Geſundung der Wirtſchaftsverhältniſſe beizutragen, mußten die Preiſe 
feſtgeſetzt werden, weil der Roheiſenverband ſich ſeinerſeits auch nicht 
die genau nach der Verteuerung der Geſtehungskoſten kalkuliert werden, ſchließlich aus ausländiſchen Rohſtoffen gefertigt werden, belief ſich im 
auch den Eiſengießereien keinen Ausgleich für die Nachteile verſchaffen, Jahr vor dem Kriege auf 2½ Mill. Dollar, im Rechnungsjahr 1920/21 
beſchaffung eutgegen, die durch den Verfall unſerer Währung verurſacht 
worden iſt, und namentlich für kleinere, weniger kapitalkräftige Gieße= der Vorkriegsausfuhr belaufen. 
reien kataſtrophal wirtt. Das Unkoſtenkonto jeder Gießerei wurde nicht 
unerheblich dadurch belaſtet, daß der ſchleppende Eingang der 
            Außen=
ſtände, Iwanſpruchnahme von Bankkredit, Begebung von Wechſeln, des 
ferneren ſchriftliche und perſönliche Mahnung erforderte. 
das Beſtreben der Abnehmer zurückzuführen, ſich vor neuen Preiserhöh= Berechnete Großhandelsinderziffer des Statiſtiſchen Reichs= 
„Gußeiſerne Oefen” völlig aufgehört: auch ſind die Ausſichten für das niveau beträchtlich. Dieſe Bewegung wird insbeſondere durch die 
außerordentlich gelitten. Dazu tritt die Ungewißheit der Geſamtwirt= geführt. Das Niveau der Einfuhrwaren hob ſich gleichzeitig vom 4 
insbeſondere bei Gußgeſchirr, das vorwiegend in die Hände der Klein= Zucker, Fleiſch und Fiſche vom 1026fachen auf das 1121fache, 
            Kolonial=
verbraucher geht. 
Eiſengießereien führen, weil es allgemein an Rohſtoffen, d. i. ins= das 2897fache, Metalle vom 1706fachen auf das 1844fache Kohle und 9 
ſeits auch auf den Koksmangel zurückzuführen iſt, läßt ſich erkennen, nuar erreichte die Großhandelsindexziffer bei wieder anziehenden 
            Debzi=
in welch erheblichem Maße die deutſche Wirtſchaft durch die Kohlen= ſenkurſen das 16ſGfache des Vorkriegsſtandes. Von den Hanptgrupden 
zuangslieferungen an die Entente ungünſtig beeinflußt wird. Die ſtar= ſtiegen Lebensmittel auf das 1311fache, Induſtrieſtoffe auf das 234Pfache, 
eine Gvenze geſetzt iſt, konnten dieſem Mangel nicht duuchgreifend 
            ab=
helfen. Notgedrungen wird nicht nur engliſcher Koks, ſondern auch 
ſogen. franzöſiſcher Austauſchkoks gekauft, welcher ſich atwa 15 Prozent 
hämatitroheiſen, Gießereirohiſen 1. und 3. um 500 Prozent, diejenigen legenheit zur Eutſcheidung bringen. 
für Koks um 250 Prozent feit dem 1. Oktober geſtiegen ſind. 
Der Rückgang der Deviſen Mitte Dezember führte zu einer 
            Ver=
billigung der Roheiſenpreiſe. Der Verein Deutſcher Eiſengießereien u 
hat daraufhin auch ſeinerſeits die Preiſe für das letzte Monatsviertel ruhenden Geſetzentwurf über die Berückſichtigung der Geldentwertung in 
im Dezember herabgeſetzt. Lecder iſt nicht anzunehmen, daß damit die den Steuergeſetzen ſoll, wie verlautet, das Bankgeheimnis zunächſt für
 weiteren Preiserhöhungen ein Ende haben. Die zu erwartenden 
            er=
heblichen Lohnerhöhungen werden unumgänglich zu einer weiteven 
            Ver=
teuerung der Gußwaren führen. Auch die in Deutſchland erzeugten 
ſes Standpunktes habe das Reichsgericht zwei Urteile des Landgerichts eben darin, daß jede Lohnerböhung, ſo lange ſie nicht auch von einer 
auswirkt, und dann wieder zu weiteren Lohnerhöhungen führen muß. 
Die weiteren Preiserhöhungen müſſen aber ſchließlich zur Erreichung 
oder gar Ueberſchreitung der Weltmarktpreiſe und damit zu einer 
            Be=
der Tatbeſtand zu Grunde: Der Angeklagte, Beſitzer eines Herrenkleidek= einträchtigung des inländiſchen Abſatzes führen, auf der anderen Seite 
geſchäftes in Gera, hat gegenüber dem Einkaufspreis einen Preiszuſchlag aber die andauernde Steigerung der Geſtehungskoſten zu weiteren 
von 72—139 Prozent gefordert. Das Landgericht will nur 70 Prozeut Preiserhöhungen zwingen, die dem Erzeuger ebenſo unerwünſcht ſind, 
Rohſtoffeinfuhr und Fertigwarenausfuhr 
der Vereinigten Staaten. 
Von O. P. Auſtin, Statiſtiker der National City Bank zu Neu=York. 
(F P.8.) Die amerikaniſche Induſtrie folgt in wachſendem Maße dem 
Beiſpiel der europäiſchen und macht im Gegenſatz zu ihrer früheren 
            Ge=
wohnheit jetzt immer ſtärkeren Gebrauch, von ausländiſchen Nohſtoffen, 
insbeſondere auch bei der Erzeugung von Fertigwaren für den Export; 
das lehren ſchon einige wenige Blicke, auf die neueren 
            Außenhandels=
ſtatiſtiken. 
Zunächſt iſt eine ſtändige Zunahme der Einfuhr von Rohſtoffen feſt= 
Frage des übermäßigen Gewinns herangezogen werden, ſolange eine nor= zuſtellen. Im Jahre 1890 hatte die Einfuhr von „Rohſtoffen für die 
            Ver=
wendung im Fabrikationsprozeß” einen Wert von 170 000 000 Dollar; im 
Jahre 1900 war dieſer Wert auf 275 000 000 Dollar und im 
            Rechnungs=
jahr 1913/14 auf 623 000 000 Dollar geſtiegen. Daß während der 
            Kriegs=
jahre infolge der höheren Preiſe und der geſteigerten Nachfrage der Wert 
der Nohſtoffeinfuhr ſtark anſtieg, war natürlich; aber er hielt ſich auf der 
Höhe auch nach dem Kriege und nachdem die Deflationsperiode im 
weſentlichen abgelaufen war; ſo belief ſich die Rohſtoffeinfuhr für das 
Kalenderjahr 1921 auf 853 000 000 Dollar und dürfte im Kalenderjahr 
1922 die Milliarde Dollar überſchritten haben, was gegenüber der 
            Vor=
kriegszeit nahezu einer Verdoppelung entſpricht, wenigſtens wertmäßig 
genommen. Im Monat Auguſt, dem letzten, für den detaillierte Angaben 
vorliegen, machte die Einfuhr an Rohſtoffen 39 Prozent der 
            Geſamtein=
fuhr der Vereinigten Staaten aus. 
Die Zunahme der Fertigwarenausfuhr iſt demgegenüber noch 
            auf=
fälliger. Ihr Geſamtwert belief ſich im Jahre 1890 auf 175 000 000 
            Dol=
lar, erreichte im Jahre 1800 535 000 000 Dollar, im Rechnungsjahr 
1913/14 1 100 000 000 Dollar und im Rechnungsjahr 1921/22 1 633 000 000 
Dollar, welche Höhe im nun abgelaufenen Kalenderjahr noch überſchritten 
werden dürfte. 1890 betrug der Anteil der Induſtrieerzeugniſſe an der 
Geſamtausfuhr 23 Prozent, 1900 bereits 35 Prozent, 1913 47 Prozent 
und im Nechnungsjahr 1920/21 erlangten ſie wertgemäß mit 52 Prozent 
ſogar die Mehrheit innerhalb der geſamten Ausfuhr. 
Gibt dieſe ſtarke Zunahme der Nohſtoffeinfuhr einerſeits und die 
noch ſtärkere Steigerung der Fertigwarenausfuhr andererſeits ſchon an 
ſich einen Anhalt dafür, wie ſehr die Vereinigten Staaten dem Vorbild 
der europäiſchen Induſtrieſtaaten gefolgt und Einfuhrland für Rohſtoffe 
und Ausfuhrland für Fertiawaren geworden ſind, ſo drückt dieſe 
            Ent=
muß, hat das Reichsgericht wiederholt anerkannt (zuletzt im Urteil 1D wickelung ſich noch weit deutlicher aus in einzelnen Beiſpielen, wie etwa 
Vereinigten Staaten ſelbſt wird nicht ein einziges Pfund Kautſchuk 
            pro=
in beſchränktem Umfang. Dieſe Beſchränkung vermag der Senat bei an= duziert, und wenn bei der Herſtellung von Gummiwaren aus Kautſchuk 
derweitiger Erwägung nicht aufrecht zu erhalten, er gelangt vielmehr zu einiges Inlandsmaterial mitverwendet wird, ſo beſteht doch gleichwohl 
der weitaus größte Teil der erforderlichen Rohmaterialien aus 
            Import=
minderung ihrer inländiſchen Kaufkraſt beſteht und nach dem Einkauf waren. Der Wert der ſämtlichen im Jahre 1900 exportierten 
            Gummi=
erzeugniſſe belief ſich auf 2½a Mill. Dollar, ſtieg bis 1914 auf 12 Mill. 
Dollar, 1918 auf 32 Mill. Dollar und im Rechnungsjahr 1920/21 auf 
fange berückſichtigt werden muß. Ausſchlaggebend iſt dabei aber, daß 60 Mill. Dollar, ſank dann natürlicherweiſe mit dem gleichzeitigen 
            Rück=
gaug der Rohgummipreiſe und der derminderten Kaufkraft des 
            Auslan=
des auf 31 Mill. Dollar im Rechnungsjahr 1921/22, blieb aber ſelbſt 
            da=
mit noch zweieinhalbmal ſo groß wie im letzten Vorkriegsjahr. In ſehr 
dern zurück, woher der Rohſtoff gekommen iſt, vor allem in Geſtalt von 
Automobilreifen, Gummiſchuhen und =ſtiefeln und Treibriemen. 
Ein weiteres Beiſpiel für dieſe Entwickelung iſt die Verarbeitung 
von Zinn in den Vereinigten Staaten, die ſelbſt über keinerlei 
            Zinn=
vorkommen verfügen und ihren Bedarf in der Hauptſache aus den 
Ozean, aus Hongkong und Bolivia beziehen. Die Ausfuhr von 
            verzinn=
lichen Blechen, die ſich 1900 auf noch nicht 1 Mill. (engl) Pfund belief. 
Pfund; von letzteren gingen 15 Mill. Pfund nach den Straits 
            Sett=
lements, woher das zeiſte Zinn eingeführt worden war, 12 Mill., nach 
Holländiſch=Oſtindien, 13 Mill. nach Hongkong nud etwas weniger nach 
Frachten, machte es notwendig, daß auch die deutſchm Eiſengießereien Bolivien, woher die Vereinigten Staaten einen erheblichen Teil ihres 
die Gußwarenpreiſe in einem ſo ſtarken Ausmaß und in ſo kurzen Zeit= Zinnbedarfs beziehen. Ebenſo geht aus Cuba ſtammender, in den 
            Ver=
abſtänden erhöhten, wie es bisher noch nicht geſchehen iſt. Während der einigten Staaten raffinierter Zucker in immer größeren Mengen ins 
die ab Monatsende feſtgeſetzten Preiſe band, um dadurch zu einer Deutſchland, Frankreich die Niederlande und Belgien zuſammen erhielten, 
Die Ausfuhr von Faſerſtoff (erkl. Baumwoll=Erzeugniſſen, die 
von Ende Auguſt ab alle 10 Tage und zuletzt ſogar alle 7—8 Tage neu faſt ganz aus nichteinheimiſchen Rohſtoffen gefertigt ſind, belief ſich im 
Rechnungsjahr 1913/14 auf 11 000 000 Dollar und hat ſich ſeither mehr 
für längere Zeit binden konnte. Jedoch konnten die Preiserhöhungen, als verdoppelt. Der Export von Seidenwaren, die ebenfalls 
            aus=
welche der plötzliche Markſturz faſt jedem Zweig der deutſchen Induſtrie, auf bereits 17 Mill. Dollar und dürfte ſich infolge der inzwiſchen 
            erfolg=
gebracht hat. Dem ſtand hauptſächlich die Erſchwerung der Kredit= ten Preisſenkung für Rohſeide und aus den anderen bekannten Gründen 
für das Kalenderjahr 1922 auf etwa 13 Mill. Dollar oder das Fünffache 
Die Großhandelsindexziffer für Dezember. 
Berlin, 10. Jan. (Wolff.) Die durch den Sturz der Mark im 
Trotz der zahlreichen erheblichen Preiserhöhungen war die Be= Herbſt 1922 bedingte Aufwärtshewegung der 
            Großhan=
delspreiſe erreichte Anfang Dezember ihren Hochſtand, um 
            ſeit=
ſchäftigung der deutſchen Eiſengießereien in Maſchinenguß allgemeiu, dem mit der Abſchwächung der Deviſenkurſe in eine leicktere, etwa bis 5 
gut. Wenn ſich auch hier und da ein Abflauen in den Eingängen vonk Monatsende anhaltende Senkung überzugehen. Dieſe vermochte jedoch 
Aufträgen bemerkbar macht, ſo gehen doch die Gießereien durchweg Mit den Stand von Dezemberanfang nicht weſentlich zu überſchreiten, ſo 
einem erheblichen Auftragsbeſtand in das erſte Vierteljahr 1923 hinein, daß ſich das Niveau der Großhandelspreiſe im Durchſchnitt des Monats 
Wie auch in den übrigen Induſtriezweigen iſt dieſe ſtarke Nachfrage auf über dem des Vormonats hielt. Die auf den Durchſchmitt des Dezember Stockholm „...
            aaaaaaaaa=
ungen günſtig einzudecken und alle berfügbaren Geldmittel zum Schutze amts ſteht auf dem 1675fachen des Friedensſtandes und ſtieg gegenüber Vondon zJzzzuzgnzggzngntgnns 
vor weiterer Entwertung der Ware anzulegen. Niemand dürſte wohl dem Vormonat (1151fache) um 28 Prozent.: Der Dollar, wurde in Beu= 9 
dawüber im Zweifel ſein, daß nach Eintreten ſtabiler Verhältniſſe mit lin im Durchſchnitt des Dezembeu mit 7589 Mark gegen 7183 Mark Paris. 
einen Umſchlag zu rechnen ſein wird. Was die Lage der Handels= im Nobember notiert; die Höherbewertung beträgt 5.7 Prozent. Dem= 
            Schwei=
gießereien angeht, ſo hat die Nachfrage nach dem Hauptartikel nach näherten ſich die Großhandelspreiſe im Dezember dem Gold= Spanien: 
nächſte Halbjahr ſehr tnübe. Die Kauftraft der Gleinabnehmer, der Preisſteigerung der Inlandswaren, und zwar vom 953fachen im No= 3 
Pritvatkäufen, hat gegenüber den überaus ſtark geſtiegenen Preiſen vember auf das 1283fache im Dezember, oder um 34,7 Prozent, herbei= Buenos=Aires... 
ſchaftslage, infolge deren auch wirklicher Bedarf zurückgehalten wird. 3141fachen auf das 2432fache oder um 13,6 Prozent. Im einzelnen ſtie= Japan ... 
Ein ähnliches Bild ergibt ſich auch bei den übrigen Handelsgußartikeln, gen Getreide und Kartoffeln vom 919fachen auf das 1009fache. Fett, 
waren vom 2199fachen auf das 2486fache, Lebensmittel zuſammen vom 
Die ſtarke Beſchäftigung konnte aber auch im letzten Vierteljahre 1033fachen auf das 1161fache oder um 12,4 Prozent, ferner Häute und 
nicht zu einer Ausnützung der vollen Leiſtungsfähigkeit der deutſchen Leder vom 2130fachen auf das 2181fache, Textilien vom 24B8fachen auf Deutſchland. 
beſondere an Koks und Roheiſen, mangelte. Allgemein wind über die Eiſen vom 971fachen auf das 1873fache, Induſtrieſtoffe zuſammen 
ſcklechte Koksbeſchaffenheit geklagt. Und da der Roheiſenmangel ſeiner= vom 1371fachen auf das 2061fache oder um 50,3 Prozent. Am 5. Ja= Holland ... 
ken Käufe en ausländiſchen Brennſtoffen, denen ſchon durch die Valuta Inlandswaren auf das 1472fache und Einfuhrwaren auf das 2660fache. 
Mafſenkündigung von Hypotheken. 
Berlin, 9. Jan. Am 1. Januar iſt einer Nachrichtenſtelle zufolge mit der Stille des Doviſenmarktes, nur wenig Unternehmungsluſt. Die 
teurer als deutſcher Koks ſtellt. Gbenſo wurde in zunehmendem Maße eine Mafſenkündigung von Hypotheken erfolgt, weil die Preiſe blieben nur teilweiſe behaubtet. Voo Inland lag Angebot vor, 
aus ändiſches Roheiſen verbraucht, ſo vor allem Original=Luxemburger Hypothekenſchuldner die Geldentwertung benutzen wollen, um ihre Gold= die Preisforderungen, die kaum etwas herabgeſetzt warenr, konnten nur 
Roheiſen und engliſches Hämatitroheiſen, ferner tſchechiſches Roheiſen, verpflichtungen zurückzuzahlen. Wie die Voſſiſche Zeitung hört, hat die vereinzelt durchgeſetzt werden. Für Weizen und Noagen beſtand angeb= 
Außerdem wurde viel deutſches, mit engliſchem Koks erblaſenes Roh= Regierung Maßnahmen in Ausſicht genommen, um 
            da=
eiſen gekauft für das ein erheblicher Aufſchlag zu zahlen war. Was die gegen einzuſchreiten. Der Reichsjuſtizminiſter wird in einer der lich iufolge von Aufträgen der Reichsgetreideſtelle Nachrage. Gerſte 
Rohſtoffpreiſe angeht, ſo ſei nur darauf hingelwieſen, daß die Preiſe für nächſten Parlamentsſitzungen hierüber Vortrag halten und die Ange= geben, als für Ware von auswärts bezahlt wuerden muß. Für Weizen
 * Teilweife Wiedereinführun des 
            Bankgeheim=
nifſes. Durch einen zurzeit beim vorläufigen Reichswirtſchaftsrat
 alle feſtberzinslichen Papiere wiederhergeſtellt werden. Es 
handelt ſich dabei um die Beſeitigung jener Vorſchriften in der 
            Reichs=
abgabenordnung, die ſich auf das Kundenverzeichnis bei den Banken und 
den Depotzwang für feſtverzinsliche Werte beziehen. Außerdem iſt eine 
Aenderung der auf ſolche Papiere bezüglichen Beſtimmungen der 
            Kapital=
fluchtgeſetzgebung vorgeſehen, die weſentliche Erleichterungen bringen 
werde. Das Reichsfinanzminiſterium ſelbſt ſoll ſeine Bedenken gegen eine 
ſolche Neuregelung, ſoweit ſie ſich auf feſtverzinsliche Werte bezieht, fallen 
gelaſſen haben. Der finauzpolitiſche Ausſchuß des Reichswirtſchaftsrats 
wird ſich am 12, d. M. mit dem Entwurf beſchäftigen. 
b. Berliner Häuteauktion. Die Auktion wurde am 10. Jan. 
fortgeſetzt. Zum Angebot kamen Kalb= und Schaffelle, Freſſerfelle und 
            Roß=
häute. Der Verlauf geſtaltete ſich wie am erſten Tage. Die 
            Auktions=
leitung zog wiederholt Loſe zurück, die ſpäter nochmals ausgeboten und 
auch dann derkauft wurden. Im allgemeinen bewegten ſich die Preiſe 
in etwa gleicher Höhe wie auf der Vorauktion. Einzelne Loſe brachten 
eine Kleinigkeit höhere bezw. niedrigere Preiſe. Nur Schaffelle waren 
begehrt und zogen gegen die Vorauktion um 30—40 Prozent an. 
Karlsruhe 11. Jan. Die erſte Serie von 125 000 Tonuen der 
Badenwerk=Kohlenwert=Anleihe, iſt bereits überzeichnt. 
Der Schluß der Annahme von Zeicknungen iſt auf den 12. Februar 
nachmittags 1 Uhr feſtgeſetzt. Weitere Serien werden vorausſichtlich 
nächſte Wocke zur Auflegung gelangen. Der gültige Kohlenpreis wird 
noch bekannt gegeben. 
Gotha, 11. Jan. Die Stadt Gotha hat a ein 
            Bauken=
konſortium, beſtehend aus den Firmen Gebr. Goldſchmidt=Gotha, Geor. 
Amhold=Dresden und Berlin, Hardt u. Co=Berlin, Ferdinand Hauck= 
Franfurt a. M., eine 10prozentige Anleihe von 50 Millionen 
Mark feſt begeben, welche zu 98 Prozent zum freihändigen Verkauf 
gelangt. 
h. Berlin, 10. Jan. Ein Vorgang, wie er ſich niht oft ereignen 
dürfte, ſpielte ſich in der heutigen außevordentlichen Generalverſammlung 
der Max Landa=Film=A.=G. ab. in der ein neuer Aufſichtsrat 
            ge=
wählt werden ſollte. Vor Beginn der Verſammlung ſtellte ein 
            Gerichts=
vollzieher dem Inhaber der Aktienmehrheit eine einſtweilige Verfügung 
zu, die ihm unter Strafandrohung das Stimmrecht mit der Begründung 
entzog, daß der Uebergang der Mehrheit dunh ein unſittliches und daher 
nichtiges Rechtsgeſchäft erfolgt ſei. Der Vorſitzende des Aufſichtsrats, Dr. 
Dienstag, ſoll angeblich die Aktienmehrheit einer konkurrierenden 
            Film=
firma in die Hände geſpielt und damit bewußt gegen die Intereſſen ſeiner 
Geſellſchaft verſtoßen haben. Nach längerer Debatte, verzichtete die 
Mehrheitsgruppe auf die Ausübung ihres Stimmrechts und die 
            Ver=
ſammlung wurde geſchloſſen.
w. Deviſenm rkt. Frankfurt a. M., 11. Januar.
fege fe
Geld. Antwerpen=Brüſſel :........:
Holland .=
........ 635.90 99.10 65335
4/4160 Gach London.
......... 4107.29
38B40 927.80
38195.95 48828.10 4165.30
48871.90 Varis...
............ 703.20 71l.60 717.30 120.80 Schweizzzzzuz eznnenren . 194.50 1947,50 196010 1930.90 Spanien;
....... 1601.— 1609.— 1693.45 163155 Italien
....... 500 75 503.35 519.70 521.30 Liſſabon=Hp
...... Dänemark.
....... 2059,35 2071.15 2094.75 2105.25 Norwegen:
„...:.: 1897.75 198 15 1937,85 Schweden .
..... 2733.15 95 2793.— zMS Helſingfors
„. 359 35 250.65 260 85 279.65 Rew=York
..... 10326.60 165 8.89 10223.85 10478.15 Deutſch=Oſterreich (abg.). ....= 14.96— 15.04— 14.— 15.06— Budapeſt.
....... 3.69 — 3.71— 3.9— 391— Prag ...=
...f......= 296 B 293,75 239.25 300. 75 Agram.................7 106.75 107.2 10,75 107.25
 w. Frankfurt a M., 11. Jan. Der Effekkenverkehr von Bureau 
zu Bureau geſtaltete ſich angeſichts der politiſchen Lage äußerſt 
            zurück=
haltend. Der Einmarſch der franzöſiſchen Truppen in das Ruhrgebiet 
wurden von den Beſuchern der Börſe lebhaft beſprochen. Deviſen und 
Noten, welche heute amtlich zur Notierung gelangen, zeigen ein recht 
luſtloſes Geſchäft. Die Preiſe ſind nur wenig verändert. Dollarnoten 
bewegten ſich in den erſten Morgenſtunden auf 10500; an der Bürſe 
ſpurde derſelbe mit 10 400 gengumt. Im Hinblick auf dieſe Bewegung 
ſind Valutapapiere kaum erwähnt, doch vorwiegend gut behauptet. Für 
Bankaktien hält das Intereſſe an. Rütgerswerke, Oberbedarf. A.E.G., 
beachtet. Auto= Metallaktien lagen ruhiger; für Eßlinger Maſchinen 
ſcheint das Intereſſe unvermindert fortzubeſtehen. Von den Werten des 
Finheitsmarktes waren die Aktien von Voigt u. Hgeffner. Miag, Süidd,. 
Metallinduſtrie „Hydrometer begehrt. Im Freiverkehr gehandelte 
Paviere lagen feſt. Mansfelder 12000 Karſtadt 2850, Benz 7700, Brovn 
Boveri 4250, Inag 5300, Kabelwerk Rheydt 7500 genannt. Frankfurter 
Handelsbank ſehr geſucht, 550—600. Dollar gegen 1 Uhr 10350 bis 
10 450. 
w Frankfurter Abenddeviſen vom 11. Jan Bei ſehr 
beſcheidenen Umſätzen ſchwächten ſich Debiſſen mäßig ab. Dollarnoten 
10 250. Polennoten 48,75 genannt. London 48 000, Paris 710. Brüſſel 
650, Neu=York 10 300, Holland 4125, Schweiz 1960, Helſingfors Bl.
 Berliner Börſe. 
Berlin 11 Jan. Börſenbericht. Im Deviſenhandel 
wurde anfangs ein Dollarkurs von 10 250 genanut, ſpäter getvann die 
Haltung aber einen feſteren Anſtrich und der Dollar ſtieg auf 10 450. 
Das Geſchäft hielt ſich bei feſter Grundtendenz und leichten 
            Schuan=
kungen in engen Grenzen, da man es allgemein für geraten hält, die 
weitene Entwicklung der Verhältniſſe abzuwarten. 
Berlin 11. Jan. Der Börſenvorſtand beſchloß, bis zum 3. Febr. 
1923 die Wertpapierbörſe nur Montags, Mittwochs und 
            Frei=
tags ſtattfinden zu laſſen.
w. Deviſenmarkt. Berlin, 11. Januar Telegr. Auszahlungen für:
Aee e Amſterdam=Rotterdam ... .. 4080 4119,77 Brüſſel=Antwerpen .......... 655 85 Chriſtiania zuaarzaszsann= B5.15 9746 Kopenhagen ...............= 254 85 2099.73 2110.27 2743,12 2788.— Helſingfors ...............= 256.3 256 35 Italien. ..
......
...... 4873 521 19 5981 47979,75 38378,5 48621.25 New=York .................. 10934.33 10423 87 19476 13 .............. 702 24 .33 713.70 719.30 ..." 1955. 10 1964.30 1970.06 1979.94 ... 1615.95 1524.,05 1635.30 1644.10 Bien (in Deutſch=Oſterr, abg.). 1491 1488 1296. Prag.
297.75 206 3 27.75 Budapeſt:
..... 339 399 .....: 3855 33 3874 3 2P” 3009.75 Bulgarien.
..... 63,84. (5,8 66.17 ..............: 4957 50 5012.,38 5037.52 Rio de Faneiro .:
„„anai= 1132,18 1137 114712 1152,88 Belgrad. . 10723 107.7 10723 107.77
Zürich, 11. Januar. WBolff. Wechſelkurſe 12 Uhr mittags.
 Wien u.= 
Brag..... 
New=York
Nadrid . 98.50 0. 05.,05 0.05.05M Paris .....!" 36.00—3 33.15— 83o 10 00 751 0.00 75 ftalien ....ſ9 259—ſt 36.1 Buenos=Air. 199— 14.90/15.05— Brüſſel. 33.” 33.15-11 Budapeſt. . 6.20- 209.2), 209 2/Kopenhagen 198.1. 107.1, f5 Agram. 535.— 5.29— 5.30—lStockholm. 182.11 142.14 Warſchan: 2.020510
 8.50 
8.0 
199.0 
0.20— 
530— 
0.02 75
Von den Produktenmärkten.
 Berlin, 11. Jan. Produktenbericht. Die Haltung des 
Produktenmarkts hatte im geſtrigen Nachmittagsderkehr eine geringe 
Abſchwäckung erfahren, und auch heute zeigte ſich, im Zuſaunmenhan: 
war ruhig. Gerſte wurde in Lokoware hier zu billigeren Preiſen 
            abge=
zeigte ſich Kaufluſt für Nährmittelfabriken und Fouragezwuecke. 
            Stö=
vend wirkte auf das Geſchäft der Streik der Kutſcher und Arbeiter deu 
Fonragehändler. Für Rauhfutter wurden im Zuſammenhange damit 
keine Notierungen feſtgeſetzt. Mais wurde bei kleiner Naclfrage wveuit 
gehandelt, Mehl behauptete ſeinen Preisſtand. Für Futterziwecke zeig 
ſich kein Intereſſe.
 Bankgeschaft 
Fernsprecher 1308, 1309
 RIEDRICH ZAUM 
Aktien / Renten / Deuisen / Sorten
 Darmstadt 
1 Luisenplatz
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 12. Januar 1923.
Nummer 11.
Palast-Lichtspiele
 Der grosse Ameriſianer! 
onn 
UarLtoder baaberreone
 Abenteurer-Sensationsfilm in 7 Alt. 
(28
Fatty als Hoc: Lustsp., 2 Akte
 Freirelig. Gemeinde d Sonut. vm. 0Uhr 
Pred Schramm: Logengeb. Sandſtr. 10
Richard Wagners Religion
 Holiſten: Frau Lilli Bornträger u. Hr. Chr. Möbus 
Am Klavier: Herr Sturmfels. (322 
Alle Freunde Wagners u. freier Religion 
herzlichſt eingeladen.
Schloß-Oafé
Rheinstr. 2
Rheinstr. 2
 Rheinisches Tonkänstler-Orchester 
Freitag, 12. Januar: (311 
Mendelssohn 
Weverbeer — Mozart
 Sonntags 
von 11-1 Uhr: Frühkonzert.
 Tanzschule 
Louise Rehr 
Wendelstadtstraße 49, II. 
Am 15. Januar beginnt ein 
Kursus für moderne Tänze 
und am 18. Januar ein 
Anfängerkursug. 
Beginn abends 8 Uhr in der Vereinigte 
(*1044 
Gesellschaft. 
Louise Rehr 
Solotänzerin des Hess. Landestheaters.
 Dieburgerſtr. 6 
Kolgsſett . . . 1100 M. 
Margarine . . 1100 M. 
Rinderfett . . 1300 M. 
Butterſchmalz . 1500 M. 
Schweineſchmalz 1809 M.
Orpheum
 Kölner Schwänke 
Heute Freitag 
und folgende Tage: 
Eine Hamſterfahrt
 Kart: Verkehrsbüro 
und Hugo de Waal, 
Rheinſtr. 14. (336
 Landestheater 
2. Jan 
Großes Saus. 
E13, Schauſpielmiete e 6 
Schüler:iete gelb‟ 
und grün 
Precioſa 
v C Maria v. Weber 
Anf 7. Ende n. 9½ Uhr 
PreiſeVT (150-1050 M.)
 Kleines Haus. (V3 
Geſchloſſen.
 Muſikſtudierende 
mnöchte Klavierbegl. 
z Violine od. Geſang 
übernehinen. Ang. ui. 
29 Geſchſt. *1099
 Bilanz= 
Aufſtellungen
 Bücherreviſienen 
billigſt durch 
            erfah=
renen, akad. geb::d 
Buchhalter. Angeb 
unt. E87 an die 
            Ge=
ſchäftsſtelle. (*852d
 Kinderloſes (*‟ 
Ehepaar 
übernimmt 
            Haus=
verwaltung. Kaution 
kann geſtellt werden. 
            An=
geb. u. E141 Geſchſt.
 Maſt= 
Pferdefleiſch 
und Wurſtwaren 
            em=
pfiehlt 
Bhil. Frank, 
Woogſtr. 5. (*101Ifs
 Hiika leuo Punkke 
unter heutigem Dollarkurs 
verkaufe ich
Schreibmaſchinen
 neu und gebraucht — in jeder 
            Preis=
lage ſofort lieferbar (8690a 
Carl Winkel 
Darmſtadt, Rheinſtr. 28. Tel. 1435
 blütenveiß, ohne Waſſer= 
M 
gehalt . .
Tafelfett
 5 erſter Firmen 
reines Kokosnuß . . . Mk 
Allerfeinſtes Rinder 
Friſche 
Tafelmargarine 
in altbekannter Güte .. M
ett
Nußbutter
 mit pikant. Geſchmack 
Ia Nürnberger
Mk.
ſochfeine Delikateſſe, /.Pfd.
 Der gr Prunk- u. Ausstat- 
D.-1- tungsflm in 7 Akten n. d.
 gleichn. Roman Luerezia Borzia 
mit Liane Heid, Albert Bassermann, 
Lpda Salmonova, Conrad Veidt. 
Jimmy Pott in dem 5akt. 
Ker 1- Sensations-Detektivfilm 
Der Fenerturm vin Lafayette. 
DieLiebeskur, Lustsp. in 3 Akt. 
BARDAHE PN 
Gr-Ir Sittenl., Abenteuer d. sch. 
Dorette. Rom. in 5 Akt Hella Moja.
 werden in flottem Sitz und beſter 
            Aus=
führung zu noch mäßigen Preiſen 
1022 
angefertigt.
 Geſchwiſter Kunzendorf 
Rieder=Ramſtädterſtraße 49.
Kauchtäbäne
 Steuerberatung .. Buchführung 
Nachtrag, vernachläſſigter Buchführung= 
Bilanz.; Rebiſ, erl. a. ausw, Fachbliro 
Heinzerling & Seiffert 
Frankfurt a. 9I. (*975 
Tel. T. 4071 
Feldbergſtraße 28 
Zweigbüro Darmſtadt: 
Telephon 1064, 
Schießhausſtr. 7, I.
 gute Qualität, 100 gr von Mk. 240 an. 
Für Wiederverkäufer beste 
            Be-
zugsduelle. (*1062 
A. Umlauft, Alexanderstr. 10.
 Angebot! 
Kapitalanlage!
Heinheimerſtraße 86. (k1079
 Im Johannesviertel Zweifamilienhaus 
mit je 5 Zimmern, Küche, Erker, Balkon 
und hergericht. Hinterbau, Vor= u. 
            Hintec=
garten, ſogleich für 3 Millionen zu verk 
Wohnung wird nicht frei. Angebote unt. 
E 137 an die Geſchäftsſtelle ds Bl. (312
 Rheinbackſiſche . Pfd. 390.00 
Geſchäftshaus
 Marktplatz 4 :—: Karlſtraße 47 
Lebendfriſcher Nordſee= 
Kabliau im Schnitt Pfd. 650.00 
Zeelachs im Schnitt Pfd. 580.00 
Boldbarſch, kopflos Pfd. 480.00 
la Backſchellfiſche . . Pfd. 450.00
 
            Braun=
kohlen
  
Neu elyffner. Neu; 
Ankauf 
ſämtlicher Rohprodukte
 mit großen Lagerräumen und Büros — 
frei verfügbar — von Aktien=Geſ. ſofort 
zu kaufen geſucht. — Angebote mit 
genauen ausführl. Angaben unt. E 75 
an die Geſchäftsſtelle ds. Bl. (275d1
Kleinere Villa
 Zahle 50 Mk. mehr wie jeder andere 
für Lumpen und Papier 10 Mk. mehr 
Beſtellungen werden abgeholt.
 die vorläufig nicht bezogen wird, ſofort 
zu kaufen geſucht. (Bevorzugte Lage: 
Villenkolonie Eberſtadt.) 
Aus ührliche Angebote unter F 22 an 
die Geſchäftſtelle d2. Bl. erbeten (*10641g
 Friſche Elbſtinte Pfd. 309.00 
vorzügl. zum Backen u. Marinieren
 Billige Räucherfi che: 
Ia Sprottbückinge 
APfund 150.00 
Ta geräuch. Fiſchkoteletts / Pſd. 180.00 
Ta geräuch. Springer /, Pfund 200.00 
Ia geräuch. Goldbarſch ½/. Pfund 150.00 
Schellfiſch — Lachsheringe — Sprotten 
NB. Bitte Papiere mitbringen. /*1076
 in Fuhren u. 
            zentner=
weiſe empfiehlt 
Soh. Fuhrbach 
Pankratiusſtraße 14, 
1008
 Writg Schafen 
Schloßgaſſe 2 (Laden).
Beteiligung.
 Geſuchtwird 
Abnehmer
10
 Dübetine und Trikotin 
Aitd Aulrt, Maderſtrape Bo.
 in 
            Chaiſelongues=
geſte len, 
            Klubſeſ=
ſeln, ſowvie 
            Sofa=
geſtellen. Angebote 
unter P 6 an die 
Geſchäftsſt. (*1023.
 u. Sumpf= 
Tonling= rohr=
 K 
Jedes 
AAuantun Noßhdäre 
bis 500 Mark per Kilo zu kaufen 
geſucht. 
(*10-2
 Wienerſtraße 83 
Kunkel, Telephon 2427.
K
 Federhalter= 
Erzeuger
 werden geſucht. Gefl. 
Anträge unter + 9 
an die 
            Geſchäfts=
ſtelle ds. Bl. (323
 Neu eröffnet! Neu! 
Ankauf 
ſämtlicher Rohprodukte, Metalle, Eiſen, 
Lumpen, Zeitſchriften, Papier und Zinn. 
B Ueberbiete ſtets die Tagespreiſe! 
Metallankaufſtelle
 Suche mich vorerſt mit 1½—2 Millionen 
Mark an einem lukrativen 
            gewinnbringen=
den Fabrikations= oder Handelsgeſchäft 
tätig zu beteiligen. Strengſte Diskretion 
verlangt und gegeben. 
Gefl. Angebote unter E 85 an die 
Beſchäftsſtelle ds. Bl. 
*854dS
 Ke 
Abreiſe 
von Darmſtadt noch einige Tage und 
kaufe zu ſehr hohen Preiſen alle
AAflgaflälen
 Guter Gartengrund 
kann unentgeltlich 
abgeholt werden 
Nieder=
            Ramſtädter=
ſtr.iße 13, pt. 1*1046
. Foth & Gomp.
 und =Recht, ſowie einen Poſten fertige 
Apparate billig zu verkaufen. 
Anfragen unter E 136 an die Ge= 
(*966 
ſchäftsſtelle ds. Bl.=
Wollen Sie für alle,
 bei mir die allerhöchsten Tagespreise erzlelen 
8o rettet alles noch zu Geld! 
Lahle für Alteisen per Es 80 Mk 
Hauslumpen per kg 210 Uk. 
Heitungen, Bücler, Leitsctlr. p. ks 173 u. 
Papier- und Kartonabfälle kg 75 Mk 
Bettwärmf. per kg 
Teller 
EngL.AIHn Bierdeckeln
Kannen 4800 Ug
Frauenhaare 2300 Hk.
 Matratzen-Roßhaare kg500Hk. 
Kaufe jedes Quantum von 50 Gramm an 
Han’nlelle St. b.800 Rk.,Beldtasenf 
Stück b. 1200 Mk., Ziegenfelle Stück bis 3500 M 
Katzenfelle Stück b. 800 Mk. Stanniol kg 400 M 
*/, Rotweinlasch. St. 30 Hk., 2/. Sektllasch. 
St. 40 Hk., 7/, Kognaklaschen Stück 55 Hk. 
*½ Weissweinftagch en Stück 80 Marl 
Seltpropfen das Stück 2.00 Hark, Sicke 
(as Stüek bis 300 Hark. 
Bestellung wird auf Wunsch abgeholt. 
J. II. G6oldmann. dr Buch gassa 3, Teleph. 1446.
 euchhuſt., Ma ern 
überraſchend, ſchnell 
gute Erfolge. 
            Ko=
möop. Stoll, 
            Jugen=
h im a. B. (*67sm:
 nur Roßdörferſtraße 1, parterre. 
DBeſtellungen werden ſofort abgeholt. 
Telephon 754. 
(*1007 
B Bei Verkauf von Metall bitte Ausweis mitbringen.
 Küchenabfälle 
ſaub u. trocken, kauft 
höchſtzahl. jed Quant. 
Angebote u. P 24 
1069 
Geſchättsſt.
 Spangen=, 
Kämme= 
Reparaturen 
werd. ſaub ausgeführt
 für den Betrieb der 
Bäckereien in Stadt u. Lan=
Rheinſtraße 23 zu haben.
 Parfümerie Tillmann, 
Eliſabettenſtr. 21. 12547
 Tücht. Schneiderin 
mpf, ich in u auß. 
dem Hauſe Herdiveg 
Nr 92, I. 058
Preiswerter
Heirat!
Brotaufſtrich:
 Bin 39 Jahre alt, 
ſchuldlos geſchieden, 
mit 1 Kind, Beſitze 
mod. 3Zimmer=
            Ein=
tichtung und 500 000 
Mark in bar. Da es 
mir an Gelegenheit 
fehlt, ſuche ich auf 
dieſem Wege die 
            Be=
kanntſchaft eines 
            ehr=
baren Mannes in 
icherer Lebensſtellg. 
zwecks Heirat. 
Nur ernſtgemeinte 
Zuſchriften unt F21 
an die Geſchäftsſtelle 
ds Blattes. (*1065
 Zuckerrüben=Syrup Pfd. Mk. 160.00 
(noch billig). 
Friſchobſt=Marmelade Pfd. Mr. 220.00 
24000 
Zwetſchen= „ 
Apfel=Gelee . . . . . . . 300.00 
Johannisbeer=Gelee •. . 320.00
 Marmeladen und Gelee: 
1 Pfd.=Gläſer, 2 Pfd.=, 5 Pfd.=, 10Pfd.=Eimer
ſehr preiswert.
 Fräulein, 32 F, ſucht 
die Bekanntſch. eines 
anſt. Herrn, amliebſt 
Witw., m. Kind nicht 
ausgeſchlofſ., zwecks 
Heirat. Angeb. u 
E 134 Geſchſt (*971
 Kokosſchmalz . . . Pfd. Mk. 1250.00 
Friſche Block=Margarine s 1100.00 
Ariſta=Nußbutter. . Pfd. Mk. 1150.00 
Gerſtenflocken . . . Pfd. Mk. 450.00
Anton Braunwarth
Ernſt=Ludwigſtraße 3,
Lagerräume A Viktoriaſtr. 42. beiWinter, leer Manſ. z.
Möbelunterſt z vm / Nähe Darmſtadt, mit Derſonen
Penſion Mink
Rheinſtr. 47, Vdh., II.,
Doppelzim. ſof. be=
ziehbar. KSumiet geſucdt g, kdrl. Ehepaar
Aaus g. Hauſe ſucht/ Geräumiges, gut ge
mit Kochgel. Zu er=
fragen bei Meiſter,
Rheinſt 49.Mttib. / (2105
k 3leere
Zimmer
für ruhiges vornehm.
Geſchäft geſucktt, oder
ge en Tauſch von 2
WZmmern. Angeboteſe
unter E 47 an die
Geſchäftsſtelle. (*737 Komf. Zimmer
mit Schreibtiſch pe=
ſof. geſ. von alleinſt.
S
Herrn in ruh. Lage.
Angeb. u. E 86 an/ 00tragb. Obſtbäum,
die Geſchſt (*e5idt Schön möbl.
Zimmer
zu mieten geſ. Ang.
an Zriſ Streckert,
Rheinſtr. 31. (*1036 Bankbeamter!.
ſucht 1 Zimmerl=
mit Frühſtück. An=
geb. an Darmſtädter u
Nationalbank, Rhein=
ſtraße 22. (* 1017 1 od. 2 gut möbl.
n
Bimmerſ=
v. Studenten zu /g
mieten geſucht. Art.
Rollmann. Laute=
ſchlägerſtr. ½. 1*1028) 2. event. 1 ſchönes k
Zimmer ſucht jung. 1
Kaufmann aus beſt.
Fam. in fein Hauſe
Gute Bezahl. Ange=
bote unt E 133 an
die Geſchſt. (*962
1:2 Zimmer z
k
mögl. unmöbliert mit
Kochgelegenheit von
berufs ätig. Eheraar
geſucht. Angebote an
Haber, Eliſabethen=
ſtraße 50, II. (*1010 Berufl. tät. Dame
ſucht behäglich eing.
Jimmer
in nur feinem Hauſe.
Angeb. an J. Glückert.
Bleichſtr. 81, (1763ms
Immobilien
 Wer tauſcht. 
ein ſchön. Landh. us, 
6710gm Feld u. Gar
 Möbel, Oelbilder, 
            Bronze=
uhren, Bronzefiguren, 
            Minia=
turen u. alt. Meißen=, Höchſt=, 
Frankenthal=Porzellan. 
Angebote unter E 90 an die Geſchäfts= 
(*858dk 
ſtelle d3. Bl.
 110Beerenſträuchern, 
Spargeln uſw geg. ein 
Haus in Darmſtadr? 
Angebote unt. P 25 
ruos: Geſchäftsſt. (*106
 Haus=Kauf. 
bautes, mnodernes 
12leere Zimmer 4 &4 bis 4X5 
            Zim=
merhaus in guter 
Lage v. Selbſtkäufer
 geſ (Agenten 
eſchloſſen.) 
            An=
dte unter E 14) 
die (eſchäfts 
ds. Bl. (*98
Suche
m.
 18 
1—2
20 g d. Geſchſt.
Gartengelände
 am Hohlen Weg, ca 
4700 gin, mit über 
Beerenſträuch . Gar=
 Näh. durch /* 071 
G. W. Braun
 Suche 
Darmſtadt oder
 mit Waren, 
der bald zu 
men. Haus 
evtl. gekauft 
glelch. An= 
F 3 Geſchſt
 arten 
Grund tück zu 
geſ Angeb. u 
38 Geſchſt (*976
 200 000 Mark 
egen gute Sicherh 
u lethen geſ. 
            Ange=
ſote unter F 13 an 
jie Geſchſt. (*1037
 Suche fleißigen 
täitigen 
Teilhaber 
zwecks Gründung 
eines Unternehm. 
Büro, Lagerraum 
evtl. kl Wohnun) 
in Darmſtadt 
            vor=
handen. Angeb u. 
F.16 an die 
            Ge=
ſchäftsſtell, (*1041
 Bekanntmachung. 
Aufſtellung eines Mietenverzeichniſſes. 
Gemäß §7 der Anordnung des 
            Ober=
bürgermeiſters vom 23. September 1922, 
die Berechnung der ge etzlichen Miete uſw. 
betr., iſt ein Mietenverzeichnis 
            aufzu=
ſtellen, das vom Städt. Wohnungsamt 
geführt wird. Allen Hauseigentümern 
oder deren Vertretern wird in den 
            näch=
ſten Tagen durch die Polizei für jedes 
Haus ein Vordruck zugeſtellt, der die 
            Un=
terlage für die Aufſtellung dieſes 
            Ver=
zeichniſſes bildet. Den Eigentümern oder 
deren Vertretern liegt es ob, die 
            Vor=
drucke bis kängſtens 20. Januar ds. Js. 
dem zuſtändigen Polizeirevier — nicht 
dem Wohnungsamt, wie in der Fußnote 
des Vordruck angegeben — ausgefüllt 
zu ückzugeben. 
Vermieter, die die Anzeige vorſätzlich. 
nicht rechtzeitig erſtatten oder wiſſentlich 
unrichtige oder unvollſtändige Angaben 
machen, ſind nach §23 des 
            Reichsmieten=
geſetzes mit Geldſtrafen bis zu 100000 
Mark oder mit Haft bedroht. (st232 
Darmſtadt, den 5. Jan. 1923. 
Städt. Wohnungsamt.
Jagdverpachtung.
 Samstag, den 27. Januar 1923, 
            nach=
mittags 3‟., Uhr, wird im Gaſthaus 
um Löwen (Ad. Mager III.) dahier die 
Gemeindejagd auf weitere 6, bezw. 9 Jahre 
öffentlich verpachtet. 
(316 
Nieder=Modau, den 10. Januar 1923. 
Heſſ. Bürgermeiſterei Nieder=Modau. 
Perron.
Jagd=Verpachtung.
 Montag, den 15. Januar, 
            nach=
mittags um 2 Uhr, wird auf dem 
Rathauſe zu Zwingenberg die Waldiagd 
auf die Dauer von 4 Jahren öffentlich 
meiſtbietend verſteigert. 
Die näheren Bedingungen werden bei 
der Verſteigerung bekannt gegeben. 
Heſſ. Bürgermeiſterei Zwingenberg= 
6318 
Simvn.
Jagdverpachtung.
 Die hieſige Gemeinde=Jagd, zirka 
500 Morgen umfaſſend, wird am 
            Donners=
tag, den 1. Februar, nachmittags um 1 Uhr, 
auf dem Rathaus auf 6 Jahre öffentlich 
verpachtet werden. 
Es wird bemerkt, daß ein ſtarker 
Rehwechſel ſtattfindet, indem das 
            Jagd=
gebiet von 3 Seiten mit Wald umgeben 
iſt. Das Jagdgebiet iſt von der Station 
Zwingenberg und Halteſtelle Hähnlein in 
einer halven Stunde zu erreichen. 
Heſſ. Bürgermeiſterei Langwaden. 
(314 
Hölzel.