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Nummer 4
Freitag, den 5. Januar 1923
Einzelnummer 40.00 Mk.
Die Berliner Auffaſſung über den
Abbruch der Konferenz.
* Berlin, 4. Jan. (Priv.=Tel.) Nachdem ſchon im Laufe
des Nachmittags durch die volksparteiliche „Zeit” die damals
nochz nicht zutreffende Nachricht verbreitet worden war, daß die
Pariſer Konferenz abgebrochen ſei, traf im Laufe des ſpäten
Abends nacheinander ſowohl aus Paris wie aus London die
Nachricht in Berlin ein, die Einzelheiten über den um ½7 Uhr
erfolgten Abbruchder Pariſer Konferenz übermittelte.
Auch von amtlicher deutſcher Seite wurde kurz darauf
be=
ſtätigt, daß die Nachricht über den Abbruch der Konferenz
vorliege. Die ſpäte Abendſtunde hat es naturgemäß ſehr
ver=
hindert, daß von amtlicher Seite zu den ſich überſtürzenden
Nach=
richten aus dem Auslande Stellung genommen wurde.
Immer=
hin läßt ſich ſoviel ſagen, kaß das Feſtbleiben Englands in
hie=
ſigen unterrichteten Kreiſen allgemein mit einem gewiſſen
Opti=
uismus betrachtet wird. Hinzu kommt, daß der raſche Abbruch
bis zum Stichtag, d. h. bis zum 15. Januar, noch
verhältnis=
mäßig viel Zeit übrig läßt, eine Zeit, von der man ſicher
an=
nimmt, daß ſie Amerika als ein an dem günſtigen Verlauf der
Verhandlungen beſonders intereſſierter Gläubigerſtaat
ausrei=
chend Gelegenheit geben wird, mit entſprechendem Druck auf die
internationale Lage einzuwirken. Bezeichnend für die Lage iſt
übrigens auch eine Depeſche aus London, worin ausdrücklich
nochmals der Standpunkt Bonar Laws dargelegt und geſagt
wird, daß die Vorſchläge Bonar Laws in keiner Weiſe ſich weiter
von dem Vertrage von Verſailles entferne, als dies etwa der
franzöſiſche Vorſchlag mit den großen Vollmachten an das
Ga=
rantiekomitee tue. England werde dabei ſicher nicht verfehlen,
ſeinen augenblicklich in Amerika befindlichen Schatzkanzler
Bald=
win auf den Verlauf der Pariſer Konferenz und auf die
unver=
ſöhnliche Haltung Frankreichs in der Frage des internationalen
Schuldenausgleichs aufmerkſam zu machen. Wie ſchon geſtern
kurz angedeutet, ſteht die Regierung nach wie vor auf dem
Standpunkt, daß unerfüllbare Zumutungen von ihr
unter allen Umſtänden zurückgewieſen werden.
Reichs=
kanzler Dr. Cuno hat ja in Hamburg deutlich erklärt, daß er
irgendwelche Zuſagen, die er als ehrbarer Kaufmaun nicht
aus=
zuführen in der Lage ſei, nicht machen werde.
Vom Tage.
Aus Landon wird gemeldet: Die Pariſer Konferenz iſt abgebrochen
worden, ohne daß eine Verſtändigung erzielt worden iſt.
ziffer ſtieg von 44 610 im Monat Oktober
auf 68 508 im Monat Dezembei=
Am 19. Januar werden im Reichsarbeitsminiſterium
Verhandlun=
gen über die Regelung der Staatsbeamtenbezüge für Dezember und
Januar ſtattfinden.
Die Betriebsrätezentiale für den Bezirk Eſſen löſt ſich, wvie die
Pheiniſch=Weſtfäliſche Zeitung erfährt, am 1. März d. J., wegen
finan=
zieller Schwierigkeiten auf
Die Reiſe des Reichsjuſtizminiſters Dr. Heinz” nach Mtiſichen gilt
wie die B. 3. erfährt, der Schaffung des ſüiddeniſchen Senn’s beim
Reichsgericht.
Der Berliner Pr.
Klempeter
ringend
nach Moskau beruf
de. Zuſtand Lenins bedeutend
verſchlimme.
Die Abgeordneten v. Gräfe, Henning und Wülle haben dem
des Reichstages angezeigt, daß ſie der neugegründeten deutſch=
Frueiheitspartei beigetreten ſind und deshalb den Namen ihrer
Gruppe entſprechend abgeändert haben.
Dem Kurjer Polski zufolge iſt Finanzminiſter Jaſtrzebski zuirü
getrete
DeValera gibt bekannt, daß das alte Haubtquartier der
Sin=
feiner in Dublin wieder eröffnet werde und erklärt, daß der Kampf
gegen England unbedingt f
geſetzt werden, miſ
Hadas will aus Waſhington erfahren haben, daß die amerikauifch
Regierung der Annahme der Refolution des Senators Rovin
ſon durch den Senat günſtig gegenüberſtehe, der eine amtliche
Vertretung Amerikas, bei
Reparationskommiſſion
Dollarkurs in Frankfurt am 3. Januar,
abends /,7 Uhr: 8000.
Die Pariſer Konferenz abgebrochen.
Die engliſche Delegation verläßt Paris, — Offizielle Erklärungen der engliſchen und
franzöſiſchen Delegation. — Eigenmächtiges Vorgehen der Franzoſen im Ruhrgebiet?
UC. Paris, 4. Jan. Die Beratungen der
Entente=
ſtaatsmänner haben auch im Verlaufe des Donnerstag
vor=
mittag nicht zu einer Verſtändigung geführt
vorläufig unbeſtimmte Zeit vertagt.
*Berlin, 4. Jan. (Priv.=Tel.) Nach einer Pariſer Meldung
iſt die Konferenz um ½5 Uhr franzöſiſche Zeit auf eine Stunde
unterbrochen worden, und zwar zur Prüfung einer engliſchen
Note, die Bonar Law der Konferenz vorgelegt hat. Um ½6 Uhr
ſollte die Sitzung wieder aufgenommen werden, iſt aber nicht
wieder aufgenommen worden. Nach einer
Havas=
zitteilung ſollen die Belgier, Franzoſen und Italiener morgen
noch einmal einzeln zuſammentreten.
* Berlin, 4. Jan. (Priv.=Tel.) Die Pariſer
Konfe=
renz iſt abgebrochen worden, weil kein Ergebnis erzielt
werden konnte. In der heutigen Sitzung haben ſowohl
Poin=
caré wie Bonar Law Erklärungen abgegeben, daß zwiſchen
dem engliſchen und franzöſiſchen Standpunkt
in der Repaxationsfrage eine Einigung nicht
möglich ſei. — Die engliſche Delegation reiſt bereits morgen
nach London zurück.
* London, 4. Jan. (Priv.=Tel.) Die Pariſer Konferenz
wurde, wie ein amtliches engliſches Communiqué beſagt, um
½7 Uhr abends beendet. Es wurde als unmöglich befunden, die
abweichenden Standpunkte zu verſöhnen. Bevor Bonar Law
die Konferenz verlies, drückte er ſeine warme Freundſchaft für
das franzöſiſche Volk aus, und Poincaré machte ſeinerſeits
ähn=
liche Erklärungen gegenüber Großbritannien. Die britiſche
Dele=
gation verläßt Paris morgen mittag. Heute fanden noch zwei
Sitzungen ſtatt, bevor die Konferenz geſchloſſen wurde. Zuerſt
wurde der italieniſche Vorſchlag weiter vorgetragen, und die
Sitzung beſchäftigte ſich damit, ihn zu prüfen. Die erwartete
Antwort auf die franzöſiſche Kritik des britiſchen Planes wurde
ebenfalls durch Bonar Law vorgebracht und zerſtörte die
Ein=
wände, die gegen ihn gemacht worden waren. Wenn ausgeführt
wird, daß der britiſche Plan den Friedensvertrag von Verſailles
ſailles zerſtöre, ſo iſt dagegen zu ſagen, daß eine derartige Gefahr
in jedem Plane liege, der von England gemacht werde, und daß
dieſer Vertrag ausdrücklich abgefaßt wurde mit Hinblick darauf,
Modifikationen, die durch die veränderten Verhältniſſe notwen
dig werden ſollten, vorzunehmen.
Es iſt ferner ausgemachte Sache, daß der franzöſiſche Plan
nach der anderen Seite ſicherlich von dem Friedensvertrag
ab=
weiche, indem er dem Garantiekomitee Machtvollkommenheiten in
die Hand gibt, die Ausgaben, wie ſie im Budget veranſchlagt
ſind, zu mißbilligen, und eine Vergrößerung der direkten
Steu=
ern vorzuſchreiben. Während die Einführung ſolcher
Machtvoll=
kommenheiten als Zwangsmaßnahmen, die in letzter Not
er=
griffen werden, verteidigt werden könnten, ſo geht es doch nicht
an, ſie als durch den Friedensvertrag vorgeſehen zu betrachten.
* Paris, 4. Jan. (Priv.=Tel.) Nach Schluß der
Konfe=
renz gaben die engliſchen ſowvie franzöſiſchen Abordnungen
offizielle Erklärungen heraus:
Die engliſche Erklärung lautet: Die Regierung Seiuer
Majeſtät hat mit der größten Aufmerkſamkeit den franzöſiſchen
Vorſchlag geprüft. Sie iſt jedech zu der Erkenntnis gekommen,
daß dieſer Vorſchlag, falls er erfüllt werde nicht nur die
ge=
wünſchten Ergebniſſe nicht erreichen würde, ſondern überdies
ernſte und ſogar verhängnisvolle Folgen für die wirtſchaftliche
Lage Europas haben müßte. Unter dieſen Umſtänden kann die
engliſche Regierung ſich dieſem Vorſchlage nicht anſchließen und
keine Verantwortung in dieſer Frage übernehmen. Gleichzeitig
legt die engliſche Regierung Wert darauf, der franzöſiſchen
Regie=
rung zu verſichern, daß ſie mit dem größten B=dauern über den
unverkennbaren Gegenſatz der beiderſeitigen Anſichten die
Be=
ziehungen der Freundlichkeit aufrechterhalte und daß ſie
über=
zeugt iſt, daß auch das engliſche Volk gegenüber der Regierung
und dem Volke Frankreichs unverändert ſeine freundſchaftlichen
Gefühle bewahren werde.
Die franzöſiſche Erklärung lautet: Die ſranzöſiſche
Re=
gierung hat ihrerſeits aufmerkſam und ſehr genau die engliſchen
Vorſchläge geprüft. Sie mußte ſie, je länger ſie über dieſelben
diskutierte, dieſe umſomehr ablehnen, da ſie eine vollſtändige
Umwälzung des Verſailler Vertrages enthalten,
und daß es der franzöſiſchen Regierung deshalb unmöglich ſei,
ſolche Löſungen anzunehmen. Die franzöſiſche Regierung
be=
dauert lebhaft, daß ſie mit der engliſchen Negierung in dieſer
ernſten Frage zu keiner Einigung kommen konnte. Aber ſie daukt
der engliſchen Regierung für ihre freundliche Erklärung und kann
ihr die Verſicherung geben, daß trotz dieſer Unterſchiede in den
Anſchauungen die Geſinnung der franzöſiſchen Regierung und
des franzöſiſchen Voltes gegen England unverändert herzlich
bleiben werde.
Beſetzung von Bochum und Eſſen?
Paris; 4. Jan. (Priv.=Tel.) Eine der belgiſchen
Abord=
nung naheſtehende Perſönlichkeit teilte ihrem Berichterſtatter mit,
daß die feſtländiſchen Alliierten, wie Frankreich, Jialien und
Bel=
gien, Deutſchland den franzöſiſchen Neparationsplan zur
Kennt=
nis bringen werden, und daß, falls Deutſchland dieſe
Bedingun=
gen nicht annimmt, mit eintem Eiumarſch in das Ruhr
ge biet zu rechnen iſt.
Paris, 4. Jan. Iu offiziellen franzöſiſchen Kreiſen uimmt
man an, daß Deutſchlaud die franzöſiſchen
Forderun=
gen, die nach Abſauf des 15. Januar in Forn eines Ultimatums
an die deutſche Regierung gerichtet werden ſollen, nicht
an=
nehmen wird. In dieſem Falle wierden nach dem Plan des
Marſchalls Foch die ſofortige Beſetzung von Eſſen
und Bochum ſowie eines weiteren Triles des Ruhrgebietes
vorgenommen werden. Genauere Angaben über die
Truppen=
ſtärke werden niöſt gemacht. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß drei
Diviſionen eingeſetzt werden ſollen, um Eſſen und Bochum zu
beſetzen. In dem zurzeit beſetzten Rheingebiet hält man eine
Verſtärtung der franzöſiſchen Truppen nicht für notwendig. Die
wirtſchaftlichen Maßnahmen, die Frankreich bei der Beſetzung
vorzunehmen gedenkt, beſtehen in der Beſchlagnahme von Holz=
und Kohlenprodukten für Wiederaufbauzwecke, in der
Beſchlag=
nahme der deutſchen Kohlenſteuer und der 26prozentigen
Deviſen=
abgabe für die Einfuhr aus dem Rhein= und Ruhrgebiet.
Die Lage in Paris iſt nach wie vor überaus ernſt. Wie wir
ſchon geſtern ausführten, gehen die englifche und die franzöſiſche
Auffaſſung ſo weit auseinander, daß an eine Ueberbrückung
nur ſchwer zu denken iſt, und das Bedenkliche für uns iſt, daß
Italiener und Belgier ſtark dem frauzöſiſchen Standpunkt
zu=
neigen, die Belgier, weil ſie durch den engliſchen
Reparations=
plan ihre Priorität bedroht ſehen, die Italiener, weil ihnen
Bonar Law nicht von vornherein den glatten Verzicht auf di=
Rückzahlung der italieniſchen Schulden anbietet. Inzwiſchen
hat allerdings der engliſche Premierminiſter den Teil ſeines
Plaues, der den Reſt der belgiſchen Priorität betrifft, ſchon
zurückgezogen, und es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß Herr Theunis
trotz ſeiner Erklärung in der Sitzung vom Mittwoch nachmittag
die traditionelle belgiſche Vermittlerrolle übernimmt.
Beſon=
ders intereſſant iſt die Tatſache, daß der italieniſche Delegierte
Marqueſe della Torretta ſein Expoſé in derſelben Sitzung
anterbrach, offenbar, um ſich nicht endgültig feſtzulegen.
Be=
ſonders durch die Erklärung Poincarés, die wir bereits geſtern
veröffentlichten, iſt eine Verſtändigung zwiſchen England und
Frankreich überaus erſchwert, und es muß durchaus mit einent
Bruch gerechnet werden. Ob ein Abbruch auch der Pariſer
Konferenz allerdings für Deutſchland bedenklicher wäre, wie
ein Kompromiß auf der Grundlage einer Modifikation des
franzöſiſchen „Reparationsplanes”, muß faſt bezweifelt werden.
Daß letzterer völlig unmöglich iſt, braucht wohl kaum näher
erör=
tert zu werden. Aus jeder Zeile ſpricht Herr Poincare, der
Schü=
rer des Weltkrieges zum Zwicke der Vernichtung Deutſchlands.
„Wenn die deutſche Regierung das vorſtehende Programm nicht
ausführt und namentlich nicht alle geſetzgeberiſchen und
Ver=
waltungsmaßnahmen trifft, die die Reparationskommiſſion
oder die Rheinlandkommiſſion und die interalliierte
Ingenieur=
kommiſſion für notwendig erachten, treten ſofort und
automa=
tiſch folgende Sanktionen in Kraft:
1. Militäriſche Beſetzung der Bezirke von Eſſen und Bochum
und des von Marſchall Foch näher beſtimmten Teiles des
Ruhr=
beckens.
2. Errichtung einer Zollinie öſtlich des geſamten beſetzten
Gebietes. Dabei bleibt die von der franzöſiſchen Regierung
mehrmals gemachte Feſtſtellung aufrecht erhalten, daß jede
Nicht=
erfüllung des Verſailler Vertrages einen Aufſchub der
Räu=
mungszeit für das beſetzte Gebiet in der Vergangenheit ſchwere
Folgen gehabt hate und in Zukunft haben werde,
Das Programm des Herrn Dariac ſoll zur Ausführung
gebracht werden. Die Gefahr der Errichtung einer Zollgrenze
öſtlich des beſetzten Gebietes, nach Abſicht der Franzoſen alſo
auch öſtlich des Ruhrreviers, kann kaum überſchätzt werden.
Die Oeffnung der franzöſiſchen Grenze könnte der
rheiniſch=
weſtfäliſchen Induſtrie für die Schließung der deutſchen Grenze
keinerlei Erſatz bieten. Der franzöſiſche Markt iſt durch die
Hüttenerzeugniſſe Lothringens und des Saarlandes bereits
überlaſtet und ſo für die deutſchen Produkte keineswegs
auf=
nahmefähig. Es müßte ein Rückgang in der Produktion der
bedichten Induſtrie eintreten, der über kurz oder lang zur
Kata=
ſtrophe führen würde.
Das ſind keine bloßen Vermutungen oder Befürchtungen.
Wir können uns — leider — auf ſprechende Zahlen ſtützen, auf
unanfechtbares ſtatiſtiſches Material. Als nämlich im Sommer
1921 die Rheinlands=Zollgrenze errichtet wurd”, ergab ſich für
die rheiniſche Induſtrie
um nur einige Zahlen zu nennen
das folgende trübe Bild:
denientſpr. betrugen
Rückgang: die
Arbeiter=
entlaſſungen:
Ledergroßhandel u. Weineinfuhr 40 b. H
Papier, keramiſche und Hütten=
50 v. H.
erzeugniſſe
Möbelfabrikation
55 b.
Roheiſen, Metalle, Stahl (Groß=
60 v. O
handel)
65) v.
Spedition
Eiſengroßhandel, Weingroßhandel 75 v.
Werkzeugmaſchinen, Werkzeuge
Metallgießerei, Faßgroßhander 100 v.
45 v. H.
15 v.
100 b. 8
Ein ähnlicher Rückgang wie hier würde bhne allen Zweifel
in noch höherem Maße bei der Errichtung der geplanten neuen
Zollgrenze eintreten. Darüber hinaus würde hier aber auch die
Rückwirkung auf das unbeſetzte Deutſchland kataſtrophal ſein,
denn die geſamten mitteldeutſchen Induſtrien, die zum
aller=
größten Teil von der Ruhrkohle geſpeiſt werden, müßten
mit=
ſamt ihren Arbeiterheeren zugrunde gehen.
Welche Folgen ein derartiges Unglück für die Fortexiſtenz
Deutſchlands und damit letzten Endes auch für Fraukreich und
das übrige Europa hätte, leuchtet ohne weiteres ein.
Wir ſtehen am Vorgbend ernſteſter Eutſcheidnngen.
Juzſviſchen iſt die Mitteilung von dem Abbruch der
Pariſer Konferenz eingegangen.
Vor der Abreiſe der engliſchen Delegation.
Londvn, 4. Jan. Daily Mail berichtet, daf ſich Bonar
Law geſtern geweigert Imbe, den franzöſiſchen
Re=
parationsplan in Betracht zu ziehen, und da
Poin=
caré es abgelehnt habe, die britiſchen Vorſchläge zu erörtern, ſei
es wahrſcheinlich, daß die Pariſer Konferenz heute
nach=
mittag, ohne ein Abkommen zu erzielen,
ausein=
audergehen werde. Frankreich werde ſeinen Plan, nach dem
15. Januar allein gegen Deutſchland zu handeln, ausführen.
Man erwartet, daß die britiſche Delegation heute abend aus
Paris nach London abfahren wird. Gleich nach ihrer Rückkehr
wird eine Kabinettsſitzung einberufen werden, um die
vollkom=
u ſei, zu erwägen.
men neue enropäiſche Lage, die en
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 5. Januar 1923.
Nummer 4.
Die dritte Vollſitzung.
Paris, 4. Jan. (Wolff.) Die dritte Vollſitzung
der Konferenz begann einige Minuten nach 3 Uhr. Havas
ver=
zeichnet unter allem Vorbehalt das Gerücht, die italieniſche
Delegation werde ſich gegen den britiſchen Vorſchlag
ausſprechen. Man verſichere, daß in dieſem Falle die britiſche
Delegation heute abend Paris verlaſſen würde,
Poincarés Einwände gegen den
engliſchen Plan.
TU. Paris, 4. Jan. Die Rede Poinearés in der
geſtrigen Sitzung der Pariſer Konferenz ſtützte ſich auf ein
lan=
ges Schriftſtück, das die franzöſiſchen Experten im Laufe des
geſtrigen Vormittags abgefaßt hatten. Darin wurden vier
Punkte aufgezählt, in denen die engliſchen Vorſchläge gegen den
Verſailler Vertrag verſtoßen, und hinzugefügt wurde, daß eine
Aenderung des Friedeusvertrages durch eine Konferenz gar nicht
möglich ſei. Sie könnte nur durch die Parlamente vorgenommen
werden. Fernerhin wurde ausgeführt, daß nach den engliſchen
Vorſchlägen Deutſchland in die Lage käme, ſich ſeiner
auswärti=
gen Staatsſchulden mit einem ganz geringfügigen Opfer zu
ent=
ledigen, um dann wieder als eine der ſtärkſten Wirtſchaftsmächte
Europas aufzutreten. Deutſchland hätte nach engliſcher
Berech=
nung bis zum 31. Dezember 1923 nur eine Verpflichtuna von
25 Milliarden Boldmark und für die ſog. Gutſcheine der zweiten
Serie noch weitere 2 Milliarden anzuerkennen! 80 Prozent
die=
ſer Verpflichtung würden zwiſchen den reparationsberechtigten
Mächten zu verteilen ſein, und zwar würden auf Frankreich
10,4 Milliarden, auf Großbritannien 4,4 Milliarden, auf Italien
2 Milliarden, auf Belgien 1,6 Milliarden und auf die übrigen
Staaten 1,6 Milliarden Goldmark entfallen. Nach dieſer
Berech=
nung würde Frankreich im ganzen mit einer Schuldenlaſt von
73 Milliarden Goldmark aus dem Kriege hervorgehen, jährens
Großbritannien nur eine Belaſtung von 45,5 Milliarden, d. h.
62 Prozent der franzöſiſchen Schuldenlaſt, zu tragen hätte.
Eine Wiederhokung der Politik
Ludwig XIY.
Engliſche Preſſeſtimmen.
London, 4. Jan. (Wolff.) In einem Leitartikel ſchreibt
die Daily Mail, Bonar Law habe die Entente
ge=
fährdet und Deutſchland in die Hände geſpielt. Die
Deut=
ſchen würden endlich das Ziel erreichen, nach dem ſie ſeit dem
Waffenſtillſtand ſtrebten. Dem Anſchein nach hätten ſie
jeden=
falls Großbritannien und Frankreich getrennt.
Daily Chronicle ſchreibt dagegen, wenn Poincaré
ſage, daß England ſein Programm mit allen ſeinen
annexio=
niſtiſchen Eigenſchaften als Minimum annehmen müſſe, ſo könne
es nur die Antwort geben: England könne unmöglich daran
teilnehmen. In franzöſiſchen Augen ſei der Grundfehler des
britiſchen Planes der, daß er nicht nur eine gegenwärtige
Preis=
gabe der Ruhrinvaſion bedeute, ſondern wahrſcheinlich durch
ſeinen vollſtändigen Erfolg den Franzoſen jeden Vorwand
neh=
men würde ſpäter in das Ruhrgebiet einzudringen. Das ganze
Werk der Wiederholungder Politik Ludwigs XIſ
nämlich die Zerſtückelung Deutſchlands, die Vernichtung ſeiner
Induſtrie, die Abſonderung eines deutſchen Gebietsteiles, die
Unterjochung jenes Teiles, die Bewvegung franzöſiſcher
Trup=
pen hierin und die Entſendung franzöſiſcher Beamter dorthin,
würde wahrſcheinlich jeder Grundlage beraubt werden. Damit
Frankreich dies tun könne, ſei es notwendig, daß ein
Deutſch=
land vorhanden ſei, das ſeine Schulden nicht bezahle. Zwiſchen
dieſer ſo enthüllten Mentalität der Bherrſcher Frankreichs und
der Mentalität des geſamten britiſchen Volkes liege eine Kluft.
London, 4. Jan. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter der Daily News ſchreibt, obwohl die Lage
unzweifel=
haft ernſt ſei, ſei ſie weniger geſpannt als am Dienstag
abend.
Die Times ſchreiben, die Konferenz ſei geſtern nicht
abge=
brochen worden; man habe die Debatte vertagt. Die
Meinungsverſchiedenheiten ſeien anſcheinend nicht ſo groß, daß
die Hoffnungen auf eine Art von Uebereinkommen dadurch
un=
möglich gemacht werden.
Die Daily Mail meldet aus Waſhington, daß die
öffentliche Meinung in Amerika in überwältigender Mehrheit
gegen die Politik Poincarés iſt. Die Waſhingtoner
Berichterſtatter der republikaniſchen Blätter kündigen an, daß
die amerikaniſche Regierung in naher Zukunft einen neuen
Schritt tun werde in der Hoffnung, ein Uebereinkommen be=
züglich der Reparationen zu erzielen.
Kein Ausgleich zwiſchen der engliſchen
und franzöſiſchen Auffaſſung.
Paris, 4. Jan. (Wolff.) Der diplomatiſche Nedakteur
der Havasagentur hat durch ein: Umfrage feſtgeſtellt, daß der
geſtrige Konferenztag mit dem gleichen Eindruck ſchloß wie der
erſte, daß nämlich ein Ausgleich zwiſchen der
engli=
ſchen und der franzöſiſchen Auffaſſung
unmög=
lich erſcheint. Dieſer Eindruck habe ſich ſogar geſtern noch der
ſchärft durch die von Poincaré und Theunis vorgenommene
Kri=
tik des engliſchen Entwurfes.
London, 4. Jan. (Wolff.) Die Times melden aus
Pa=
ris: Bonar Law ſagte in ſeiner geſtrigen Rede u. a., die britiſche
Regierung ſei vollkommen bereit, die belgiſche Priorität aufrecht
zut erhalten. Bonar Lau ſagte ferner, es habe keinen Zweck,
einen ausführbaren Plan aufzuſtellen; es werde beſſer ſein,
einen zeitweiligen Plan aufzunehmen. Die öffent
liche Meinung Englands und anderer Länder ſei der Anſicht,
daß die Wiederherſtellung des deutſchen Kredits nicht möglich
ſei ohne Feſtſtellung des Maximalbetrages. Der fran
zöſiſche Plan wirke nicht in dieſem Sinne. Er ſtrebe danach,
mit allen möglichen Mitteln eine Summe zu empfangen, aber
er vermindere die Ausſichten, um mehr don Deutſchland zu
erhalten. Der britiſche Vorſchlag würde die Mark binnen ſechs
Monaten ſtabiliſieren. Der franzöſiſche Plan wolle Pfänder
nehmen, bis Deutſchland die notwodigen Anleihen ausgegeben
habe, was aber gerade durch die Ergreifung der Pfänder
un=
möglich gemacht würde. Schließlich ſagte Bonar Laſv
Le=
züglich der Gefahr eines deutſchen induſtriellen
Zuſammen=
bruchs, dieſer könne nicht von Vorteil ſein für die Länder
die eine Entſchädigung von Deutſchland erwarten.
Paris 4. Jan. (Wolff.) 1ieber die geſtrige Nachmittags
ſitzung der Konferenz berichtet Havas noch folgende
Einzel=
heiten: Nach der Rede Poincarés erklärte Theunis, das
eng=
liſche Memorandum habe die Belgier ebenſo enttäuſcht wie die
Franzoſen. Es beweiſe, daß ein unüberbrückbarer Abgrund
den britiſchen und den franzöſiſch=belgiſchen Standpunkt in der
Reparationsfrage trenne. Theunis fügte hinzu, er bedauere,
daß unter dieſen Umſtänden Belgien nicht die Rolle des
Ver=
mittlers zwiſchen den beiden großen Staaten ſpielen könne
was ihm bei den früheren Konferenzen gelungen ſei. Der
bel=
giſche Miniſterpräſident wies noch auf den fortgeſetzten
ſchlech=
ten Willen Deutſchlands hin, der ſich ſeit Spa immer mehr
ver=
ſtärkt habe. Er ſprach auch von der Priorität Belgiens, der
durch den engliſchen Plan Abbruch getan werde, und erklärte
ſchließlich, Poincaré habe alles geſagt, was über den engliſchen
Plan zu ſagen ſei. Zum Schluß ſprach er den Wunſch aus, man
möge ſich einer proviſoriſchen Löſung anſchließen, aus der die
Erorterung der Frage der interalliierten Schulden ausgeſchaltet
werde, und beiſpielsweiſe für ein Jahr das franzöſiſche
Mora=
toriumsprogramm mit Pfändern annehmen.
Hierauf begann der italieniſche Delegierte Marquis della
Torretta den italieniſchen Standpunkt zu entwickeln, erſuchte
aber ſchließlich die Konferenz, ihm zu geſtatten, fein Expoſé auf
morgen zu verſchieben, da ihm noch gewiſſe techniſche
Einzel=
heiten fehlten.
Als letzter ſprach Bonar Law. Er huldigte Poincarés
außerordentlichem Talent als Adpokat und erkannte auch die
Ueberzeugung an, mit der Poincaré gegen die engliſche Theſe
geſprochen habe. Bonar Law erklärte weiter, er ſei nicht
be=
reit, feinerſeits die Einwendungen Poincarés zu widerlegen,
das werde er morgen tun. Jedoch wolle er ſofort einige
Ein=
zelfragen aufklären. So habe er beiſpielswveiſe den Teil ſeines
Planes zurückgezogen, der den Reſt der belgiſchen Priorität
betreffe, aber er habe die Geſamtheit ſeiner Dispoſitionen,
na=
mentlich aber ſeinen Widerſtand gegen jede Pfandnahme,
auf=
rechterhalten. Die britiſche Delegation werde übrigens der
Kon=
ferenz morgen eine eingehende Note als Antwort auf die
Kri=
tiken von Poincaré und Theunis überreichen.
Der Havas=Berichterſtatter erklärt alsdann, der allgemeine
Eindruck bleibe heute abend derſelbe wie geſtern. Die
Mei=
nungsverſchiedenheit zwiſchen beiden Theſen ſei grundlegend
und ſcheine ein Abkommen unwahrſcheinlich zu machen. Jedoch
ſei es nicht unmöglich, daß die italieniſche Delegation morgen
ein Kompromiß einbringen werde, was aus der Tatſache zu
ſchließen ſei, das Marquis della Torretto geſtern abend noch
keine Stellung genommen und nach Schluß der Sitzung ſich
zur Reparationskommiſſion begeben habe, um mit Salvago
Raggi und d’Ameglio zu konferieren. Es ſei aber ſehr
unwahr=
ſcheinlich, daß ein Kompromiß zwiſchen ſo widerſpruchsvollen ,
Plänen zuſtande kommen könne. Aller Wahrſcheinlichkeit nach
werde morgen die Entſcheidung getroffen. Wenn es dazu käme,
daß die Alliierten ihre Uneinigkeit über die Mittel,
Deutſch=
land zum Zahlen zu bringen, feſtſtellen mfüßten, werde
Frank=
reich gezwungen ſein, allein, zu handeln. Man könne jedoch
annehmen, daß dieſes augenblickliche geſonderte Vorgehen keine
Geſpanntheit der Beziehungen zwiſchen beiden Ländern zur
Folge haben werde, ſelbſt wenn die britiſche Regierung ſich
offiziell dagegen ausſpr=chen werde.
Paris 4. Jan. (Wolff.) Marquis deſla Torretta erklärte
auf eine Anfrage nach Schluß der geſtrigen Sitzung der
Kon=
ferenz: Ich habe noch nicht den Standpunkt der italieniſchen
Regierung auseinandergeſetzt: ich werde erſt morgen ſprechen.
Alles, was ich für den Augenblick ſagen kann, iſt, daß ich keine
große Hoffnung auf ein Ergebnis der Konferenz habe. Ich
verzweifle allerdings noch nicht an ihrem Ausgang.
Nach dem Petit Pariſien erklärte ein italieniſcher
Dele=
gierter, die geſtrige Sitzung habe Aufklärungen gebracht, aber
ſie habe die entgegengeſetzten Theſen noch nicht einander
näher=
geführt. Es gebe jedoch Imponderabilien, die zu der Hoffnung
berechtigten, daß man den Weg finden werde, der, wenn nicht zu
einer vollkommenen Einigung, aber wenigſtens zu einem ſehr
annehmbaren Modus vibendi führen werde. Auf dieſem Wege
ſeien geſtern Fortſchritte gemacht worben. Das Petit Journal
meint, es ſei möglich, daß heute Marquis della Torretia den
erſten Annäherungsverſuch auf der Grundlage gewiſſer.
Dis=
poſitionen des Reparationsplanes von Mufſolini machen werde.
Paris, .Jan. (Wolff.) Bonar Law ſagte nach der
Mor=
genpreſſe in ſeiner Rede noch, die er im Laufe der geſtrigen
Konferenzſitzung gehalten hat, die wahren
Meinungsverſchie=
denheiten zwiſchen Frankreich und England ſeinen rein ſachlicher
Art. Wenn ich glaubte, ſagte er, der franzöſiſche Plan könne
Geld einbringen, ſo würde ich ihn ſofort annehmen, denn unſer
Zi=l iſt, aus einem ſchlechten Geſchäft ſo viel wie möglich
her=
auszuſchlagen. Wenn Deutſchland ſeine Verpflichtungen nicht
erfüllen würde, wäre England bereit, die ſtrengſten Sanktionent
zu ergreifen. Die belgiſche Priorität von zwei Milliarden
Gold=
mark habe man in dem Augenblick zugeſtanden, wo man noch
beträchtliche Summen von Deutſchland erwartet habe. Wir
glaubten, ſagte Bonar Law, daß Belgien ein Opfer bringen
könne, aber wenn man, wie Poincaré ſagte, denkt, daß wir mit
dieſem Vorſchlag zu weit gegangen ſind, ſind wir vollkommen
bereit, aus unſerem Plan den Teil zurückzuziehen, der ein Opfer
von Belgien fordert. Bonar Law vertrat den Standpunkt, der
engliſche Plau verletze nicht den Annes II des Abſchnitts 8
des Vertrages, aber er werde hierüber die engliſchen juriſtiſchen
Sachverſtändigen befragen. Was die Frage des franzöſiſchen
Goldes, das bei der Bank von England deponiert ſei, anlange,
ſo erklärte Bonar Law, daß es ſich ſchon in Amerika befinde,
und daß Frankreich es nur unter der Bedingung wiederfinden
könne, wenn es ſeine interalliierten Schulden bezahle. Bonar
Laſv fuhr fort, daß man ſich keine Illuſionen über die Realität
der Meinungsverſchiedenheiten unter den Alliierten machen
dürfe: diejenigen von Frankreich und England erſtreckten ſich
im Grunde genommen auf zwei Punkte: auf den Betrag der
deutſchen Schuld und auf die Methode der Einziehung. Was
den zweiten Punkt anlange, ſo verkenne der franzöſiſche Plan,
daß die einzige Art, ſich ſofort bedeutende Zahlungen zu
der=
ſchaffen, ſei, den Kredit Deutſchland wieder zu heben. Die
irt=
ſchaftlichen Pfänder, die Poincaré ins Auge gefaßt habe,
mach=
ten die Wiederaufrichtung dieſes Kredits unmöglich. Die Hand
auf das Ruhrgebiet legen hieße, die Schlagader Deutſchlands
bedrohen; andererſeits würden die Zahlungen, die Frankreich
während der Moratoriumsdauer verlange, die Stabiliſierung
der Mark unmöglich machen.
Paris in Aufregung.
* Paris, 4. Jan. (Priv.=Tel.) Die Aufregung in
Parisüber den Abbruch der Konferenz iſt
unge=
heuer, obwoh man faſt allgemein auf dieſen Ausgang gefaßt
war. Die Blätter brachten ſchon bald nach 7 Uhr Extraausgaben
heraus, die den Händlern faſt aus der Hand geriſſen wurden.
Alles fragt ſich, was geſchehen ſoll nachdem jeder
Alliierte ſeine Handlungsfreiheit zurückerhalten habe. Uebrigens
heißt es, daß zwiſchen Frankreich, Belgien und Italien die
Ver=
handlungen auf anderem Wege als dem der Konferenz fortge
ſetzt werden ſollen.
England gegen die franzöſiſche
Gewaltpolitik.
Paris, 4. Jan. (Tel.=Union.) Der Pariſer Korreſpondent
der Evening News telegraphiert ſeinem Blatte, daß die engliſche
Abordnung den franzöſiſchen Plan genau ſtudiert habe, in dem
Wunſche, möglicherweiſe durch gegenſeitige Zugeſtändniſſe eine
Einigung herbeizuführen. Indeſſen herrſcht in gewiſſen
offi=
ziellen Regierungskreiſen in Paris der Eindruck, daß man
Frank=
reich benachrichtigen werde, daß die Ausführung der franzöſiſchen
Abſichten mit Hilfe von Truppenbewegungen in England
Wider=
ſtand finden werde. Es könnte ſelbſt die engliſche Regierntüg
gezwungen ſein, in irgendeiner Form dagegen Proteſt zu (
r=
heben.
Schleiermacher als Patriot.
Ein neuer Briefband.
* In dieſer Zeit nationaler Not wendet ſich der Blick zurück
nach jener Epoche vor 100 Jahren, da die größte Knechtung
un=
ſeres Volkes durch eine kühne Erhebung und einen mannhaften
Befreiungskampf abgelöſt wurde. Unter die Helden dieſes
Zeit=
alters der Befreiungskriege gehört auch Schleiermacher, der große
Romantiker und Theologe, der gemiale Menſch, deſſen ganze
Perſönlichkeitsfülle und Kraft uns erſt jetzt aus den Briefen
entgegentritt, die Heinrich Meisner im Verlag von Friedrich
Andreas Perthes zu Stuttgart=Gotha herausgibt. Dem
wun=
dervollen Briefwechſel mit ſeiner Braut und den aufſchlußveichem
Briefen aus den Jahren 1783—1804 ſolgt nunmehr anter dem
Titel „Schleiermacher als Menſch, ſein Wirken” ein neuer
Brief=
band, der die Familien= und Freundesbriefe aus den Jahren
1804—1834 umfaßt. Der großartige Umfang von Schleiermachers
Schaffen, die Wirkung ſeiner ſeelſorgeriſchen Tätigkeit, die Tiefe
ſeiner wiſſenſchaftlichen Arbeiten, die dichteriſche Unmittelbarkeit
ſeiner perſönlichen Bekenntniſſe, wird uns in dieſen Briefen
ofſenbart, in denen viele Schreiben überhaupt zum erſten Mal,
andere mit weſentlichen Erweiterungen und Verbeſſerungen
mit=
geteilt ſind. Aber auch der Politiker Schleiermacher erſcheint uns
jetzt in einem ganz neuen Licht, und ſein Wirken vor und
wäh=
rend der Freiheitskriege, das wir bisher mehr ahnten als wirk
lich kaunten, entfaltet ſich vor uns, zeigt den großen Prediger
in gemeinſamer Arbeit mit den Führern der Erhebung, mit
Stein und Gneiſenau, mit Eriſt Moritz Arndt, Niebuhr u. a.
Auch Schleiermachers politiſche Entwicklung ging wie die der
Beſten ſeiner Zeitgenoſſen vom „Weltbürgertum zum
National=
ſtagt”, wie ein großer Hiſtoriker unſener Tage es ausgedrückt.
Als ihm, der damals in Halle Prediger war, die Kriegsfurie nach
der venlorenen Schlacht von Jena in nächſter Umgebung
entgegen=
lohte, da wurde auch in ihm der Gedanke mächtig, daß der
Menſch vor allem Pflichten gegen den Staat habe, dem er durch
Geburt und Stellung zugehört, und dieſem neuen
Vaterlands=
gefühl verlieh er bereits in Halle, wvo er trotz der Unſicherheit
uno den Nahrungsſorgen zurückgeblieben war, unentwegt
Aus=
druck. Sein mächtiges Wort drang von der Kanzel anfeuernd
und freimütig zu der durch den Franzoſenübermut erregten
Jugend. Aber als Napoleon im Oktober 1806 die Univerſität
Halle aufhob, ſah der den Feinden verdächtig gewordene
Predi=
ger ein, daß ſeines Bleibens dort nicht länger war, und er ſtrebte
nun nach Berlin, wo er den Mittelpunkt der patriotiſchen
Er=
hebung ahnte.
Schleierwacher hat ſchon in Halle in den Tagen des
Zuſam=
menbruches aller deutſchen Hoffnungen die Notwendigkeit des
Befreiungskampfes ausgeſprochen. „Möchten Sie ſich wohl
irgend eine Gefahr, irgend ein Leiden erſparen für die Gewiß
heit, unſer künftiges Geſchlecht einer niedrigen Sklaverei preis
gegeben zu ſehen und ihm auf alle Weiſe gewaltſam eingeim
zu ſehen die niedrige Geſinnung eines grundverdorbenen
Vol=
kes?” ſchreibt er an Charlotte v. Kathen am 20. Juni 1806.
„Gläuben Sie mir, es ſteht bevor, fürher oder ſpäter, ein
allge=
meiner Kampf, deſſen Gegenſtand unſere Geſinnung, unſere
Reli=
gion, unſere Geiſtesbildung nicht weniger ſein werden, als unſere
äußere Freiheit und äußeren Güter, ein Kampf, der gekämpft
werden muß, den die Könige mit ihren gedungenen Heeren nicht
kämpfen können, ſondern den die Völker mit ihren Königen
ge=
meinſchaftlich kämpfen werden, der Volk und Fürſten auf eine
ſchönere Weiſe, als es ſeit Jahrhunderten der Fall geweſen,
ver=
einigen wird und an den ſich jeder, jeder, wie es die
gemein=
ſame Sache erfordert, anſchließen muß.” Für die „allgemeine
Regeneration”, die dieſer Erhebung vorausgehen ſollte, hat
Schleiermacher nun unermüdlich gearbeitet. Er kämpfte für die
ſittliche Geſundung ſeiner Volksgenoſſen, für die Erweckung des
religiöſen Bedürfniſſes, für die Ausbildung der Körperkräfte in
Leibesübungen, verkündete die künftige Größe des Vaterlandes
im Einklang mit den großen Ideen eines Stein und
Scharn=
horſt. Und er fühlte ſich nicht nur als Deutſcher, ſondern auch
als Preuße. „Um ein neues Deutſchland zu haben,” ſchreibt er
am 12. Januar 1807, „muß wohl das alte noch diel weiter
zer=
trümmert werden. Außerdem, daß ich ein Deutſcher bin, habe ich
freilich aus vielen Gründen die Schwachheit, ein Preuße zu ſein;
aber freilich geht meine Leidenſchaft auf eine Idee von Preußen,
welche vielleicht in der Erſcheinung die wenigſten kennen.”
Ueber die geheimen Miſſionen, die er damals ausführte, iſt nur
wenig bekannt, da alle ſeine Aufträge von Mund zu Mund
gin=
gen; aber wir erfahren jetzt darüber einiges aus ſeinen Briefen,
von den Reiſen, die der durch Kränklichkeit geſchwächte Mann
nach Königsberg und Deſſau, nach Rügen und Schleſien
unter=
nahm, um die Gleichgeſinnten zu ſammeln und neue Freunde
für den Patriotenbund zu werben. Mit allen den Beſten dieſer
Zeit ſtand er in engen Verkehr. Und er erzählt z. B. 1812 dem
Grafen Dohna, daß er „grade mit den ausgezeichnetſten
antifran=
zöſiſchen Leuten Scharnhorſt, Gneiſenau, Boyen” beim
Staats=
kanzler zu Tiſch geweſen ſei: „Er hat mir ſogar ein paar Worte
geſagt, die ſich auf Aufträge bezogen, welche mir Gneiſenau bei
meiner letzten ſchleſiſchen Reiſe gelegentlich gab . . ." Als dann
„der Sturm losbrach”, nahm der Theologe ſelbſt die Flinte zur
Hand und exerzierte mit Fichte und Reimer, mit Handwerkern
und Kaufleuten zuſammen, widmete ſich bis zur Erſchöpfung den
„Landſturm=Geſchäften” und wollte ſogar als Feldprediger mit.
Seine Kriegspredigten entflammten die Begeiſterung zu heller
Lohe. Mit Wihelm d. Humboldt gemeinſam war er an der
Neu=
einrichtung des Unterrichtsweſens, an der Gründung der
Ber=
liner Univerſität tätig, redigierte den „Preußiſchen
Korreſpon=
denten” das kühne Blatt der Patrioten, und riß die
zaudern=
den Regierungskreiſe mit fort, wodurch er ſich freilich verdächtig
machte und dann in der Reaktionszeit beſtändigen Angriffen
ausgeſetzt ſpar.
Darmſtädter Ausſtellungen.
Gewerbemuſeum.
* Im Gewerbemuſeum in der Neckarſtraße iſt zurzeit eine
umfangreiche Kollektion des Münchener Grgphikets Foſef
Weiß ausgeſtellt. Holzſchnitte in Einzelblättern, Mappenwerke
und Drucke. Die weit über 100 Nummern umfaſſende Kollektion
des jungen Künſtlers erheiſcht beſondere Beachtung aus vielerlei
Gründen. Einmal ſpricht aus dieſen in ganz ſeltener Art
aus=
drucksvollen Holzſchnitten eine ungewöhnlich ſtarke künſtleriſche
Begabung und Individualität, zum anderen überraſcht die rein
techniſche Arbeitsleiſtung in hohem Maße.
Die künſtleriſche Entwickelung von Joſef Weiß fiel in die
Zeit tiefſter Menſchentragödie, in die der empfindſame junge
Künſt=
ler aus geruhſamem Daſein, wie ſo viele, hineingeriſſen wurde:
in den Weltkrieg. Und das furchtbare Geſchehen und Erleben in
Jahren, die im Schützengraben verbracht wurden, hat tief ſeine
Runen in das Künſtlertum Weiß eingegraben. Ohne etwa auf
Kriegseindrücke ſich zu beſchränken oder dieſen auch nur einen
herrſchenden Vorrang in ſeinem ideenreichen Schaffen
einzu=
räumen, iſt dieſer Einfluß deutlich fühlbar. Schon in dem
gro=
ßen Ernſt, mit dem der junge Künſtler ſich ſeiner Miſſion
ſicht=
bar hingibt. (Dieſes Kunſtſchaffen iſt eine Miſſion!) Dann vor
allem aber in der Art, wie die großen Eindrücke des Erlebens
ſeeliſch verarbeitet, durch eine reiche Phantaſie vielfältigſt
ge=
ſtaltet ſind und überzeugenden Ausdruck finden in Einzelblättern
reichſten Inhalts oder in umfangreichen Mappenwerken,
religib=
ſen, philoſophiſchen oder mngthiſchen Inhalts.
Die Kollektion iſt zu umfangreich, um Einzelheiten
ein=
gehend würdigen zu können. Sie iſt durch Profeſſor Haupt ſehr
geſchickt geordnet und gehängt, ſo zwar, daß eine klare Ueberſicht
über die einzelnen wohl auch zeitlich zuſammenhängenden
Pha=
ſen des künſtleriſchen Schaffens Weiß’ gegeben wird. In der
Beherrſchung der Technik iſt der junge Künſtler Meiſter. Dieſe
Holzſchnitte ſind durchweg ſo weich und reich in
Tonſchattierun=
gen und Feinheiten, daß ſie wie feine Radierungen wirken. Weif
ſchneidet und druckt ſelbſt. Und zwar druckt er ſeine Blätter aus
ſchließlich auf feinſtem Japan, das die Halbtöne wie kein anderes
Papier annimmt und feſthält. Das macht beſonders die
Land=
ſchaften ſo wirkſam, reich und ausdrucksvol, die übrigens die
künſtleriſch reifſten Blätter der Kollektion darſtellen. Dieſe
Land=
ſchaften ſind nicht nur allerdings ſicher und groß mit dem Auge
geſehen, ſie ſind erlebt, feeliſch erfaßt, durchfühlt und darnm
von ſo charakteriſtiſchem Gepräge. Die zeichneriſche Begabung
Joſef Weiß’ iſt von einer ſeltenen Reife, gleichwie das ausge
prägte Stilgefühl. die Sicherheit ausdrucksvoller Linienführung
und das Formfühlen, das die Kompoſitionen auch bei reichſtem
phantaſtiſchen Inhalt zu bemerkenswerter Klarheis bes
Bild=
haften führt.
Von dem Gären und Suchen nach bildhaftem Ausdruck rein
ſeeliſch gefühlter, geahnter Empfindungen und Stimmungen
Rummer 4.
Das fünfjährige Jubiläum der Allruſſiſchen
Außerordentlichen Kommiſſion.
Aus Reval wird uns geſchrieben: Die Allruſſiſche
Außer=
ordentliche Kommiſſion, die von der Sowjetregierung in
Staat=
liche Politiſche Verwaltung unbenannt worden iſt, feierte am
20. Dezember ihr fünfjähriges Beſtehen. In Moskau fand
anläß=
lich des Jubiläums am 17. Dezember eine Parade ſtatt, an der
die Truppen der Staatlichen Politiſchen Verwaltung — dieſe
Mordinſtitutiom verfügt über eigene Truppenteile — und die
ſo=
genannten „Sotrudniki” d. h. die „Mitarbeiter” der Inſtitution,
teilnahmen. Der Vorſitzende des Oberſten Sowjets der
Volks=
wirtſchaft, Bogdanow, überreichte als Chef der
Truppenabtei=
luung für beſondere Beſtimmngen der Staatlichen Politiſchen
Verwaltung ihr ein neites Banner. Der Chef der Staatliſchen
PolitiſchenVerwaltung, derPole Dſerſhinſki, hielt eine Rede, in der
er auf die Verdienſte der Wetſcheka — der Allruſſiſchen
Außer=
ordentlichen Kommiſſion zur Bkämpfung der Gegeurevolution,
Spionage, Sabotage und Spekulation — der jetzigen Staatlichen=
Politiſchen Verſvaltung hinwies. Dſerfhinfki betonte, daß es der
Sowjetregierung dank der Wetſcheka gelnngen fei, ihre Feinde zu
vernichten. Andererſeits ſtehe jedoch noch eine gewiſſe Arbeit der
Weiſcheka bevor, und zwan bei der Bekämpfung der Feinde, die
den Wiederaufbau des ruſſiſchen Wirtſchaftslebens zu verhindern
verſuchten. Der Sekretär des Allruſſiſchen Zentralen
Exckutiv=
komitees, Jenukidſe, betonte in ſeiner Rede, daß die Arbeitr
Weſteuropas, wie er hoffe, die Notwendigkeit der Gründung von
Außerordentlichen Kommiſſionen nach demMuſter der
bolſchewviſti=
ſchen Tſcheka einſehen würden. Ueber die Tätigkeit der Wetſcheka
erklärte Jenukidſe, daß dieſe Inſtitutiom anfangs Schrecken erregt
habe, ſpäter ſich angeblich die „Achtung der geſamten Welt”
er=
rungen habe! Ohne die Wetſcheka wäre die „Diktatur der
Ar=
beiter und Bauern” unmöglich geweſen.
Am Abend des 17. Dezember fand im Großen Theater in
Moskau eine feierliche Sitzung des Kollegiums der Staatlichen
Politiſchen Prwaltung und der „Mitarbeiter” ſtatt. Auch Gäſte
waren zu dieſer Sitzung eingeladen. In ſeiner Rede erinnerte
Dferfhinkski ernent daran, daß die Feinde der Sowjetregierung
hinweggefegt wordem ſeien. Ferner erinnerte Dſerſhinski daran,
daß eine ganze Reihe von früheren „Mitarbeitern” der Wetſcheka
ſich dem „wirtſchaftlichen Wiederaufbäu” Rußlands gewidmet
hätten. Das iſt tatſächlich der Fall, ſo hat u. a. der lettiſche
Hen=
ker Lazis eine hohe Stellung im Salztruſu erhalten und der
Tſchekiſt und Bankräuber Kraßnoſchtſchekow iſt einer der
Grün=
der der Bolſchewiſtiſchen Induſtriebank! Kalinin, der Vorſitzende
des Allruſſiſchen Zentralen Exekutivkomitees, erklärte, daß die
Weiſcheka gründlich mit der Gegenrevolution aufgeräumt habe,
nind daß die geſamte Menſchheit der bolſchewiſtiſchen Wetſcheka
zu großem Dank verpflichtet ſei! Der deutſche Kommuniſt Berger
verſtieg ſich zu der Behauptung, daß die Wetſcheka in Deutfrhland
populär ſei. Offenbar hatte Berger gewiſſe Verbrecherkreiſe
Deutſchlands im Auge. Der Stellvertreter Dferſhinskis, 1
in=
ſchlicht, ſorderte die Anweſenden auf, durch Erheben von den
Plätzen das Andenken des Tſchekiſten Urizki zu ehren, der als
Vorſitzender der Petersburger Tſcheka Tauſeude von Ruſſen hat
martern und erſchießen laſſen, bis er durch die Kugel eines
So=
zialrevolutionärs niedergeſtreckt wurde.
Der lettiſche Matroſe Peters, der als tätiger Mitarbeiter
Dſerſhinskis unzähliche Menſchenleben, auf dem Gewiſſen hat,
widmet anläßlich des Jubilenums in einem Aufſatz, der in der
Moskauer Isweſtija peröfentlicht worden iſt, eine Reihe überaus
anerkennender Worte den Inſtitution, in der er ſo furchtbar ge
wütet hat.
Die Allruſſiſche Außerordentliche Kommiſſion, iſt von den
Bolſchewiſten am 20. (7.) Dezember 1917 im Petersburg ins Leben
gerufen worden und zwar durch eine beſondere Vevordnung des
Sowjets der Volkskommiſſare. An der erſten Sitzung nahmen
folgende Bolſchewiſten teil: Dſerſhinski, Peters, Kſenofontow,
Awerin, S xgo, Peterfon, Jewſejewv und Triſonow. Während
ihres fünfjährigen Beſtehens ſind in den Mauern der Tſcheka
Hunderttauſende hingemordet ſporden, darunter zahlreiche
ruſſi=
ſche Arbeiter und Bauern, die antibolſchewiſtiſch geſinnt waren.
Aber auch die Henker aus der Tſcheka haben bei ihrem
Vernich=
tungskampfe gegen das rüſſiſche Volk ſchwere Verluſte zu
ver=
zeichnen gehabt. Eine Reihe führender Tſchekiſten ſind im Laufe
der fünf Jahre durch die Kugel zur Verzweiflung gebrachter
unterdrückter Elemente gefallen, und namentlich in der Ukraine
hat die unterjochte Bquernbevölkerung furchtbare Rache an den
Tſchekiſten genommen.
Ein Sparkommiſſar für die Reichspoſt.
Berlin, 4. Jan. Um die von der Reichspoſt und
der Telegraphenverwaltung beabſichtigten
Sparmaßnah=
men einheitlich in ſämtlichen Oberpoſtdirektionen
durchzufüh=
ren, ernannte der Reichspoſtminiſter den Miniſterialrat im
Reichspoſtminiſterium Sauter zum beſonderen
Sparkom=
miſſar.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 5. Januar 1923.
Seite 3.
Richter und Schuldnerwucher.
Von Oberlandesgerichtspräſident Dr. Beſt, Darmſtadt.*)
(Schluß.)
Während Land= und Kammergericht der Klage
ſtatt=
gaben, erklärte das Reichsgericht die buchſtäbliche Durchführung
des § 589 Abf. 3 B.G.B. wegen des unvorherſehbaren
kataſtro=
phalen Umſchwungs der Verhältniſſe für ausgeſchloſſen. Die
Goldmark der früheren und die Papiermark
der jetzigen Schätzung ſeien trotz ihrer
ge=
ſetzlichen Gleichſtellung wirtſchaftlich nicht
ver=
gleichbar. Eine einfache Ausgleichung der Markbeträge ohne
Umrechnung könne darum den mit § 589 Abſ. 3 B. G.B.
ver=
folgten Zweck nicht erfüllen. Der Nichter müſſe deshalb im
Rahmen jener Beſtimmungen ſelbſtſchöpferiſch die Entſcheidung
treffen und die wirtſchaftlichen Int=reſſen der
Parteien gerecht und billig ausgleichen. Zu
die=
ſem Zwecke ſei das Ergebnis der jetzigen mit dem der
Anfangs=
ſchätzung in der Weiſe zu vergleichen, daß zuvor deren
Goldmark nach dem Verhältnis der
Inlands=
kaufkraft in die heutige Papiermark
umzurech=
nen ſeien. Die Erwägungen, die dem Reichsgericht im Falle
des § 589 Abſ. 3 B. G.B. eine Ausgleichung von Gold= und
Pa=
piermark zum einfachen Nennwert untunlich und eine zuvorige
UImrechnng geboten erſcheinen ließen, greifen zweifellos auch bei
der Erfüllung alter Geldſchulden Platz. Denn auch hier kann
wegen des kataſtrophalen Umſchwungs der Geldverhältniſſe eine
Tilgung der Goldforderungsbeträge durch Papiermark den durch
die einſchlägigen Geſetzesbeſtimmungen verfolgten Zweck nicht
erfüllen. Wer ein Darlehen gibt, will ein Aequivalent, beim
Gelddarlehen alſo Geld von gleichem Werte, zurückerhalten. Dieſe
Abſicht gewährleiſtet § 607 B. G.B. dadurch, daß er die
Rückerſtat=
tung des Empfangenen in Sachen nicht nur von gleicher Art
und Menge, ſondern auch von gleicher Güte vorſchreibt. Die
Güte aber ſtellt bei Gelddarlehen den inneren Wert, d. h. die
Kaufkraft dar, die zufolge ſeines Feingehaltes bezw. ſeiner
Golddeckung das geliehene Geld zur Zeit des Darlehens hatte.
Der Zweck des Geſetzes würde vereitelt, wenn die Rückerſtattung
der in Gold oder Goldwert empfangenen Markſumme durch
einen gleichen Betrag in Papiermark vom nicht tauſenſten Teile
der Kaufrkaft deshalb erfolgen dürfte, weil das Geſetz, das ſtatt
des Wertträgers Gold unter Hinweis auf deren Vollwertigkeit
Banknoten als geſetzliches Zahlungsmittel erklärt hat,
fortbe=
ſteht, obwohl ſeine Vorausſtzungen längſt nicht mehr zutreffen.
Wie im Falle der §§ 587—589 der Pächter wirtſchaftlich
unge=
reihtfertigt bereichert würde, wenn er trotz unveränderten
Sach=
wetes des zurückerſtatteten Inventars von dem Verpächter die
Kursdifferenz zwiſchen einer gleichen Anzahl von Gold= und
Papiernark verlangen könnte, ſo wird der Darlehensſch idner
ungerechtfertigt bereichert, der ſich von ſeiner Goldſchuld durch
eine gleiche Papiermarkzahl befreien darf. Dies träte beſonders
draſtiſch hervor, wenn der Schuldner etwa die als Darlehen
enipfangenen 50 Doppelkronen hingelegt hätte, für jedes heute
vom Reiche 20000 Papiermark erhielte und gleichwohl trotz der
ſo erlöſten Million Papiermark mit 1000 davon ſeine Schuld
erfüllen könnte. Aber wirtſchaftlich ebenſo iſt es, wenn der
Schuldner mit dem empfangenen Goldwerte Maſchinen,
Haus=
rat, Juwelen oder Grundftüe angeſchafft hat, in denen er den
Wert der Goldſchuld beſitzt.
Die aus der obigen Pachtentſcheidung gezogene Folgerung
ergibt ſieh denknotwendig guch aus der bei Warneyer (Rechtſpr.
11/22 Nr. 86) mitgeteilten Entſcheidung. Dort hatte der III.
Zivilſcnat des Reichsgerichts erkannt, daß dem verklagten
Kraft=
wwagenfabrikanten nach Treu und Glauben nicht zugemutet
wer=
den könne, zu den kataſtrophal geſtiegenen Preifen mit
Millionen=
verlüſten Tauſende von Wagen herzuſtellen. Denn bei dem
Ver=
tragsäbſchluſſe ſei zweifellos nicht gewollt geweſen, daß der
Be=
ſteller ſchließlich einen Wagen erhälte, der den Wert ſeiner
Gegen=
leiſtung um das Vielfache überſteige. Ganz ebenſolv nig geht es
nach Treu und Glauben an, daß zum Ruine ſeines Gläubigets
der Soidſchuldner ſich jetzt mit einer Leiſtung befreit, deren
Kaufkraft nicht den tauſendſtel Teil des Empfangenen darſteilt.
Im § 242 B.G.B. hat die Ablehnung der Konſequenz kein=
Stütze, da Treu und Glauben nach ihm ſich nicht nur auf die
ſynallagmatiſchen, ſondern auf die Erfüllung aller
Schuldver=
häitniſfe erſtreckt. Und dann hat das Reichsgericht in einer
Vor=
entſcheidung zu dem mitgeteilten Pachtfalle (J. W. 1922 S. 910
Nr. 6) eusgeſprochen, daß das Geſetz nicht Selbſtzweck, ſondern
Mittel zum Zweck ſei. Bei kataſtrophalen Aenderungen aber
ge=
winne her innere wirtſchaftliche Körper, der vom Recßht wie von
einer Schale umkleidet werde, einen ſolchen inneren Auftrieb,
daß er die Schale ſprenge und in beſonderem Maße gebieteriſch
ſeine Verückſichtigung fordere.
Einzelfragen zu beäutworten, verbieten mir Amt und Zei
Auch die Strafſenate des Reichsgerichts haben ſich
wieder=
holt mit der Frage Mark gleich Mark beſchäftigt. In St.E. o6
S. 304 ſpricht das Reichsgericht aus, daß ſchon durch die
Aende=
rung des Münzgeſetzes vom 4. Auguſt 1914 der Wert einer
Doppelkrone in Papiermark ausgedrückt auf ein ſtarkes
Viel=
fache des Nennbetrages angewachſen ſei. Und in einem
Wucher=
falle hat das Reichsgericht unterm 19. Dezember 1922 (Frkf. Ztg.
Nr. 912 vom 20. Dez. 1922) im Gegenſatze zu ſeiner bisherigen
Rechtfprechung anerkannt, daß die Geldentwertung beim
Ein=
ſtandspreiſe voll zu berückſichtigen iſt. Bei einem Artikel, der bei
der Anſchaffung 100 Mark gekoſtet hat, darf alſo der
Anſchaf=
fungspreis mit 500 Mark eingeſetzt werden, wenn er jetzt auf
500 Mark zu ſtehen käme, die 500 Mark von heute alſo den
frühe=
ren 170 Mark gleich ſind. Daß unter Mitwirkung von
Reichs=
gerichtstitgliedern auch der Statsgerichtshof zum Schutze der
Republit mit der Wahnvorſtellung Mark gleich Mark aufgeräumt
hat, wurde bereits oben erwähnt. Deshalb wird kein Richter
länger an der Lüge feſthalten können, die Papiermark von heute
ſei im Sinne des § 6G7 eine Sache von gleicher Güte wie die
Goldniart von ehedem. Das Feſthalten an dem Trugbilde würde
das Necht vereiteln und den Richter dem begründeten Vorwurf
ausſetzen, daß er weltfremd die Augen vor der wirtſchaftlichen
Wirklichkeit verſchließe.
Ich habe oben auf den § 138 B.G.B. hingewieſen, In der
Tat handelt es ſich, abgeſehen von deſſen Abſatz 1, um ein
Gegenſtück der Wucherbeſtimmung des Abſatzes 2. Der
Gläu=
biger, der die Notlage ſeines Schuldners ausbeutet, iſt ein
Stümper gegen den Schuldner, der die längſt zu materiellenn
1Inrecht gewordenen Geſetze vom 4. Auguſt 1914 ausbeuten möchte.
Denn jener erpreßt von ſeinem Schuldner nur übermäßige
Zifi=
ſen, während dieſer ſich nicht ſcheut, ſeinen Gläubiger um faſt
deſſen ganze Forderung zu bringen. Es iſt ſchwer verſtändlich,
wvie langſam dieſe Erkenntnis dämmert, und wie ſelbſt heute
noch manche Juriſten mit bedauerndem Achſelzucken meinen, der
Schuldner mache nur von ſeinem geſetzlichen Rechte Gebrauch.
Wie der Schuldner auf die Geſetze vom 4. Auguſt 1914, kann
ſich der Gläubiger auf die geſetzliche Vertragsfreiheit beruſen.
Dem ſittenwidrigen Rechtsmißbrauch beider ſteht aber der § 138
entgegen. Beide erſtreben wucheriſche, d. h. ſolche
Vermögens=
vorteile, die in auffälligem Mißverhältnis' zur Gegenleiſtung
ſtehen. Der kleine Gläubigerwucherer, indem er ſich übermäßigel
Zinſen bedingt, die große Induſtriegeſellſchaft oder der
leich=
gewordene Landwirt, indem ſie ſich zum Ruin ihrer Gläubiger
durch ein Tauſendſtel des Empfangenen befreien. Der
Gläubiger=
wuchei des § 138 Abſatz 2 iſt nur ein einzelnes Beiſpiel ſittlich
verwerflicher Rechtshandlung.
Daß ganz ebenſo wie beim Darlehen die Sache auch beim
Verkaufe liegt, ergibt ſich aus dem Vorſtehenden ohne weiteres.
Ein Morgen guten Landes, der vordem 1000 Mark koftete, wird
jetzt vielfach mit über 200000 Mark bezahlt. Der Verkäufer
braucht ſich deshalb ſür die geſchuldeten 1000 Goldmark nicht mit
1000 Papiermark von der Kaufkraft von weniger als 1 Goldmark
abfinden zu laſſen. Und auch da darf der Richter nicht Halt
mnachen. Der Satz, daß er einen Ausgleich ſchaffen muß, wenn
die unvorherſehbare Geldentwertung den einen Vertragsteil
gegen alle Billigkeit beſchwert, muß in der Rechtſprechung reſtlos
durchgeführt werden. Die Einheitlichkeit der Erſcheinung und
die Einheitlichkeit der Aufgabe laſſen ein Haltmachen nicht zu.
Jeder Geldanſpruch, gleichviel ſvelchen Urſprungs er ſei, muß
ge=
wertet werden nach dem Verhältnis des Geldwertes zur Zeit
ſeiner Entſtehung einer= und zur Zeit ſeiner Erfüllung
anderer=
ſeits. Nur ſo läßt ſich ein allſeits gerechter Ausgleich erreichen.
Verfährt der Richter dabei allzu zaghaft und ängſtlich, ſo bringt
er weitere Hunderttauſende an den Bettelſtab und füllt
Tauſen=
den auf deren Koſten die Taſchen. Ich bin nicht Anhänger,
ſon=
dern Gegner des Freirechts. Ich denke nicht daran, den Richter
von den geſetzlichen Schranken löſen zu wollen. Die Vorſchriften
der §§ 138, 157, 242 B.G.B. geben ihm meines Erachtens das
geſetzliche Recht, der Billigkeit die gebotene Berückſichtigung zu
ſichern.
Der Verfaſſer eines letzthin veröffentlichten Aufſatzes will
ſich mit dem gerügten Unrecht leichter abfinden, wenn die
Schwierigkeit einer geſetzlichen Beſeitigung unüberwindlich
erſehiene. Ich meine im Gegenteil: Recht muß Recht bleiben.
Nur dürfen die Opfer der Geldentwertung nicht in fataliſtiſcher
Reſignation das Unrecht über ſich ergehen laſſen. Nehmen
mit zäher Ausdauer den Kampf gegen ihre Ausbeuter auf,
müſſen ſie ſiegen. Denn ſie haben nicht nur recht, ſondern auch
das Recht für ſich.
zeugen die bis zur Phantaſtik geſteigerten, hin und wieder
aller=
dings verſtiegenen Phantaſien einer großen Kollektion freier
Kompoſitionen, die aber durchweg einer Idee, einem gewollten
Ausdruck dienſtbar gemacht ſind, wenn ſie auch nicht alle
künſt=
leriſch reif ſind. Sie kennzeichnen wohl das Ringen in einem
Stadium künſtleriſcher Umſtellung auf freies, unabhängiges
Selbſtſchaffen und =ſchöpfen, unabhängig vom ſichtbaren Vorbild.
Klarer und reifer, reiner wird dieſes Schaffen in den
geſchloſſe=
nen reichen Mappenwerken. Iſt die 1919 entſtandene „
Apoka=
kypſe” noch ſtark phantaſtiſch in der kompoſitoriſchen Löfung
des Vorwurfs, noch beeinflußt von den Blättern, die vorher
entſtanden (Krieg und Nachkrieg: Schöpfung, Fruchtbarkeit uſw.),
ſo iſt „Die Geneſis” bei allem Reichtum, bei aller Fülle des
Inhaltes ſchon ruhiger, klarer und führt faſt zur Abgeklärtheit in
dem Druckwerk „Die kleine Offenbarung” mehr noch in
„Edda” das Wölundlied (beides Handpreſſendrucke der Ernſt
Engel=Preſſe, Offenbach, in denen der künſtleriſche
Zuſammen=
klang der Illuſtration mit der ſchönen Koch=Schrift der
Druck=
ſeiten meiſterhaft iſt) und feiert Triumphe in dem Mappenwerk
„Deutſche Arbeit” (1922), das in Einzelheiten Blätter von
wundervoller Bildwirkung, feiner Künſtlerſchaft und
eindrucks=
vollſter Darſtellung enthält.
Aus den vielen Einzelblättern iſt beſonders erwähnenswert
noch das Gedenkblatt „Unſeren toten Fliegern”, eine ſelten
ein=
drucksvolle Kompoſition von künſtleriſcher Reife und packender
Darſtellung.
MI.
Nachruf auf den Pfennig.
* „Der Pfennig iſt tot. Es lebe der Pfennig!” So möchte
man ausrufen, wenn man der Zeiten gedenkt, in denen noch das
alte Sprichwori galt: „Wer den Pfennig nicht ehrt, iſt des
Talers nicht wert.” Heute haben ſich Banken und Kaufleute vom
Pfennig vollkommen losgeſagt, weil ſich dieſe genaue
Rechnungs=
führung bei der ungeheueren Entwertung unſeres Geldes,
in=
folge deren der Pfennig wirklich nichts mehr wert iſt, nicht
lohnt. Wir aber hoffen, daß der ſo ſang= und klanglos zu Grabe
getragene Pfennig eine fröhliche Urſtänd erleben wird, durch die
er wieder zu den alten Ehren und Auſehen kommt, das er i.
lange in der deutſchen Geſchichte genoſſen. Unſer Wort Pfennig
iſt eine Verkürzung der alten Form „Pfenning”, die ſich auf den
Münzinſchriften noch länger bewahrt hat als in der geſprochenen
Sprache, und die man wohl auch jetzt noch in Süddeutſchland
hört, wo die Pfennigrechnung erſt verhältnismäßig ſpät
einge=
führt worden iſt. Das Wort findet ſich in allen germaniſchen
Sprachen und iſt wohl rein deutſchen Urſprunges. Ueber die
Ableitung iſt ſich freilich die Sprachwiſſenſchaft nicht einig. Da
der Pfennig aus den alten Blechmünzen, den ſog. Brakteaten,
hervorging, die bisweilen vertieft geprägt waren, ſo daß die
Münze das Ausſehen einen kleinen Pfanne, eines „Pfännchens”
hatte, ſo wollte man das Wort von dieſen äußeren Merkmalen
ableiten. Mehr Wahrſcheinlichkeit dürfte die Herleitung der
Be=
zeichnung von dem althochdeutſchen „Phant” unſerem Pfand,
haben, worauf auch die frühere Form „Phenting” hindeutet. Der
Pfennig würde alſo danach eine Art Pfand bedeuten, das man
zunächſt für eine beſtimmte Ware hingab. Unter der Regierung
Karls des Großen trat der Pfennig in der Münzordnung an
die Stelle des römiſchen Denar, und zwar verordnete der Kaifer,
daß aus einem Pfund Feinſilber, alſo aus einer „Mark”, 210
Pfennige geprägt werden ſollten. Der Pfennig hatte alſo vor
tauſend Jahren etwa den Wert von 35 Pfennigen unſerer Frie
denszeit. Aber da man ſtets mehr Geld brauchte als man hatte,
ſo griffen die Nachfolger des großen Karl ſchon bald zu dem
Mittel, das Feingewicht zu kürzen und die Münzen immer
leich=
ter zu machen. Schon vor dem 12. Jahrhundert prägte man aus
einem Pfund feinen Silbers 320 Pfennige, ſo daß der Pfennig
etwa 13 Friedenspfennige wert war, um die Mitte des 13.
Jahr=
hunderts 660, im 14. Jahrhundert 960 Pfennige, und Anfang des
15. Jahrhunderts mußte eine Mark Feinſilber bereits 1200 bis
1400 Pfennige hergeben. Der arme Pfennig wurde alſo leichter
und leichter, und das merkten natürlich die Leute und wollten
dieſe leichten Pfennige nicht mehr annehmen. Der Staat aber
brauchte Geld und konnte nicht gutes ſchweres Silber in die
Pfennige ftecken. So verficlen denn erfinderiſche Köpfe darauf,
die Pfennige zwar ſchwerer, zugleich jedoch auch ſchlechter zu
prägen, und ſo wurde dann der Silberpfennig immer mehr miit
Kupfer verſetzt. Auch das ließ ſich nicht verheimlichen, und man
unterſchied nun zwiſchen „weißen” und „ſchwarzen” Pfennigen,
da die ſtark mit Kupfer legierten Pfennige gegenüber den
Silber=
mnünzen eine immer dunklere Färbung annahmen. Die erſten
deutſchen Pfennige, die ganz aus Kupfer beſtanden, wurden 1494
geprägt, und damit war der Glanz des Silberpfennigs endgültig
verblichen. Der ſolide Kupferpfennig trat ſeine Erbſchaft an.
Aber das Elend mit den ſchlechten Prägungen blieb das
gleiche: die Kupferpfennige wurden leichter, ſo daß man wieder
zwiſchen ſchweren Pfennigen unterſchied, von denen 288 auf den
Taler kamen, und leichten, von denen 576 auf den Taler gingen.
Dazu kamien die häufigen „Münzverrufungen”, durch die ſchlechte
Münzen aus dem Verkehr gezogen wurden. Man mußte alſo
die „neuen Pfenige” von den „alten Pfennigen” ſorgfältig
ſchei=
den. Dieſe beiden Bezeichnungen, die in den Urkunden immer
wiederkehren, wollen beſagen, daß der neue Pfennig die
augen=
blicklich als geſetzliches Zahlungsmittel in Umlauf befindliche
Münze darſtellt, während die alten Pfennige den Münzcharakter
verloren hatten. Bei dieſem raſchen Wechſel wurden die alten
Pfennige immer wertloſer, und deshalb findet ſich in
Rechts=
büichern die Vorſchrift, daß Pfennigſchulden ſofort gezahlt werden
müſſen, denn „Pfennige werden je läuger je ärger‟. Die große
Rolle, die der Pfeunig im deutſchen Volksleben geſpielt hat,
leuchtet aus der Tatſache hervor, daß wir noch heute in unſerer
Redeweiſe den Pfennia mit Geld überhaupt gleichſetzen, indem
wir von Notpfennig, Zehrpfennig, Reiſepfennig uſw. ſprechen.
Das Sprichwort empfahl als beſtes Mittel, „mit Pfennigfalbe zut
ſchmieren”, d. h. durch Geld ſich Vorteile zu verſchaffen. Das Lob
des Pfennigs hallt in der ganzen Literatur wider. „Der Pfennig
im Beutel iſt der beſte Kumpan,” ſagt das Sprichwort, und in
der Sammlung von Redensarten des Agricola finden wir das
Wort: „Wer einen Pfennig nicht ſo lieb hat als einen Gulden,
der wird ſelten reich werden und Gulden wechſeln,” die Vorſtuf
des Wortes vom Pfennig, den man ehren muß, um des Taleus
wert zu ſein. „Alle Kunſt, Ehr: Weisheit iſt umſuſt, wo am
Pfennig es gebruſt,” ſagt Sebaſtian Braut im „Narrenſchiff”
und an anderer Stelle: „Wer Pfennig hat, der hat diel Freund
den grüßt und ſchwägert jedermann.”
Sprachpflege.
Man ſchreibt uns: In Erwiderung auf Ihren Artikel
„Sprachpflege” und dies in Bezug auf verſchiedene örtliche
Be=
nennungen des zu Weihnachten üblichen Anisgebackenem, möchte
ich antworten, daß das Wort „Springerle” wohl kaum auf die
dem Gebäck aufgedrückten Figuren — menſchliche Geſtalten, Tiere
uſw. — ſich beziehen wird, ſondern eine Folge der Art der
Zu=
bereitung iſt. Ich lebe ſchon jahrzehntelang in Bayern, wo der
Name „Springerle” gang und gäbe iſt und in vielen
Haushal=
tungen das Gebäck tadellos hergeſtellt wird.
Die Zubereitung des Teiges iſt nicht ſchwer, aber nachdem
die Formen ausgedrückt ſind, bedarf die Sache größter
Achtſam=
keit. Zunächſt müſſen die Stücke — gut ausgebreitet — in
trocke=
nem Raum derart trocknen, daß die Oberſeite völlig hart wird,
wozu mehrere Tage nötig ſind. Beim darauffolgenden Backen
bedarf es keiner ſehr ſtarken Hitze (am beſten Uuterhitze), damit
eben die Oberſeite nicht nur hart, ſondern auch weiß bleibt. Ge
lingt nun das Gebäck wie es ſein ſoll, ſo hebt ſich die harte Ober
ſeite und der untere Teil geht auf und erhält ein ſogenanntes
„Füßchen”, infolge der Triebkraft der Eier und meiſt auch durch
Zuſatz von Hirſchhornſalz oder dergleichen. Dieſes „Füßchen”,
bei etwva kleinfingerdick ausgewellten Stücken, ſoll dann doppelt
ſo hoch ſein, und da man mit „Füßen ſpringen kann”, iſt ſvohl
die Bezeichnung oder Benennung „Springerle” entſtanden.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Mainz. Am 9. Januar werden von Beruard Shaw
die beiden Einalter „Es hat nicht ſollen ſein” und „Leidenſchaft,
Gift und Verſteinerung” ihre deutſche Uraufſührung am
Stadt=
theater Mainz erleben.
4.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 5. Januar 1923.
Rummer 4.
Darmſtadt, 5. Januar.
Zur Neuorganiſation der
Angeſtellten=
verſicherung
wird uns geſchrieben: So erwünſcht für die Angeſtellten die
Uebertragung der Rechtſprechung der Angeſtelltenverſicherung an
die Verſicherungsbehörden iſt, ſo wenig befriedigend ſind
wvenigſtens für die Angeſtellten in Heſſen — die hierzu vom
Reichsarbeitsminiſter ſoeben bekannt gewordenen
Ausführungs=
vorſchriften vom 21. Dezember 1922. Hiernach hätten bei
Streit=
fachen für alle Angeſtellten Heſſens in erſter Inſtanz der bei dem
Verſicherungsamt in Darmſtadt zu beſtellende Ausſchuß, in
zwei=
ter Inſtanz die bei dem Oberverſicherungsamt Karlsruhe (!) zu.
bildende Kammer zu entſcheiden. Difficile est satiram non
scribere! Wenn das Reichsarbeitsminiſterium keine Karte über
Deutſchland gerade zur Hand hatte, hätte es doch nicht die ihm
gebotene Gelegenheit, ſich zu informieren, verſäumen ſollen! Das
heſſiſche Oberverſicherungsamt, das die Wünſche der Angeſtellten
beim heſſiſchen Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft dringend
befürwortet haben ſoll, iſt, wie bekannt, mit Arbeit derart
über=
laſtet, daß es auf die Mehrarbeit, die ihm durch Errichtung einer
Angeſtelltenkammer erwachſen wäre, gerne verzichten wird. Aber
die Angeſtellten Heſſens werden die Nichtberückſichtigung ihrer
Intereſſen wohl nicht ſo ohne weiteres hinnehmen und
insbe=
ſondere auch Klarheit über die Stellungnahme ,der heſſiſchen
Regierung in der für ſie wichtigen Frage fordern.
— Ernannt wurden: am 23. Dezember 1922 der Ergänzungsrichter
i der Kammer für Handelsſachen in Darmſtadt Direktor P.=Paſchke
Daumſtadt zum Handelsrichter und der Direktor Karl Kahlert
in Darmſtadt zum Ergänzungsrichter bei dieſer Kammer; beide für die
Zeit vom 1. Januar 1923 bis 31. Dezember 1324; — am 30. Dezember
der Lehrer Adam Neeb zu Wallbach (Kreis Erbach) zum Lehrer an
der Volksſchule zu Pfungſtadt (Kreis Darmſtadt), der
Schulamtsanwär=
teu Julius, Hofmann aus Pfungſtadt (Kreis Darmſtadt) zum
Lehrer an der Volksſchule zu Pfungſtadt (Kreis Daumſtadt),
— In den Ruheſtand verfetzt wurde am 27. Dezember 1922 der
Amtsobergehilfe bei dem Landgericht Darmſtadt Wilhelm Wiegand
auf Nachſuchen vom 1. Februar 1923 an unter Anerkennung ſeiner dem
Staat geleiſteten Dienſte.
Landesamt für das Bildungsweſen: Erledigt ſind eine mit
einem katholiſchen Lehrer zu befetzende Lehrerſtelle zu Weiſenau
im Kreiſe Mainz (Dienſtwohnung iſt nicht vorhanden); eine mit einem
evangeliſchen Lehrer zu beſetzende Schulſtelle zu Griedel im Kreis
Friedberg; eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der
Volks=
ſchule zu Udenheim im Kreis Oppenheim (Dienſtwohnung für einen
unverheirateten Lehrer iſt vorhanden); eine mit einem evangeliſchen
Lehrer zu beſetzende Schulſtelle zu Weiterſtadt, zuſtändiges
Kreis=
ſchulamt Groß=Gerau. (Wohnung für einen unverheirateten Lehrer
öhne eigenen Hausſtand iſt vorhanden.) Die im Oktober vor, J3.
aus=
geſchriebene Schulſtelle zu Weiterſtadt iſt noch nicht vergeben. Den
Bewerbern bleibt anheimgeſtellt, ihre Bewerbung auch für die
vor=
ſtehend ausgeſchriebene Stelle zu wiederholen.
— Dem Handelsrichter bei der Kammer für Handelsſachen am
Land=
gericht der Provinz Starkenbung Kommerzienrat Ludwig Froelich
in Darmſtadt iſt die nachgeſuchte Dienſtentlaſſung unter Anerkennung
ſeiner während 28 Jahren als Handelsrichter dem heſſiſchen Staate
geleiſteten vorzüglichen Dienſte mit Wirkung vom 1. Januar 1923
er=
teilt worden.
— Verwaltungsgerichtshof Tagesordnung für die öffentliche
Sitzung des Verwaltungsgerichtshofs am Samstag, den 6. Januar,
vor=
mittags 9½ Uhr: 1. Vorentſcheidung gegen den Lehrer Georg Zorbach
in Kirch=Brombach wegen Körperverletzung; 2. desgleichen i. S. der
Schadenserſatzklage gegen das Kreisamt Schotten wegen Beſchlagnahme
eines Schweines.
3 Sparmaßnahmen in — Dortmund. Die Verwaltung hat den
Stadtverordneten eine Denkſchrift vorgelegt und Maßnahmen angeführt,
wie geſpart wverden kann: „Wir müſſen”, heißt es darin, „von den
ſtädti=
ſchen Körperſchaften erwarten, daß alle gangbaren Wege ohne Rückſicht
auf parteipolitiſche Erwägungen eingeſchlagen und mindeſtens verſucht
iverden. Bei den Perſonalausgaben können Erſparniſſe, die geldlich
ins Gewicht fallen, in der Hauptſache nur durch Einſchränkung des
Pe=
ſonals erzielt werden. Die Verwaltung ſchlägt vor: planmäßigen 2.
bau von Hilfskräften, die nicht unbedingt mehr nötig ſind,
Verlän=
geuung der Aubeitszeit, Beſchränkung des
Sommer=
urlaubs. Abwehr übertriebener Forderungen auf Entſchädigung
ehrenamtlicher Tätigkeit, Einſchränkung der Beſchickung von Kongreſſen,
Fortfall aller Freifahrkarten auf der Straßen=
Lauſteil. Soſscdunfg Aek. uch aunſdifk Wudluerdigene
Dai=
bauten und Neuanlagen, Einſtellung aller Neupflaſterungen,
Beſchrän=
kung der Fernſpreckanſchlüſſe, der Telegramme, der übrigen
Bureau=
koſten. Zur Ueberprüfung aller ſtädtiſchen Betriebe ſoll ſofort ein
klei=
ner Unterausſchuß eingeſetzt ver
RDV. Der Verfalltug für deutſches Notgeld. Der
Reichsfinanz=
miniſter hat die Umlaufszeit für das mit ſeiner Genehmigung
heraus=
gegebene Notgeld bis zum 5. Februar 1923 verlängert; dieſe Beſtimmung
erſtreckt ſich auch auf die Notgeldſcheine, die erſt nach dem 5. Dezember
1222 ausgegeben wurden, alſo am 5. Februar uoch nicht zuei Monate
im Umlauf ſind, ſowie auf Scheine, denen ein früherer Verfalltag
auf=
gedruckt iſt. Notgeldſcheine werden alſo von den öffentlichen Kaſſe
an Poſt= und Eiſenbahuſchaltern nur bis zu dieſem Tage in Zahlung
genommen; ſie ſind dann ſpäteſtens binnen vier Wochen vom Ausſteller
einzulöſen.
— Volkshochſchule Daruſtadt. Man ſchreibt uns: Wir machen
dar=
auf aufmerkſam, daß laut Beſchluß der ordentlichen
Mitgliederverſamm=
lung vom 16. Dezember 1922 die Mitgliedsbeiträge auf das
Vierfache erhöht wurden; Mitglieder von Verbänden, Vereinen,
Gewerkſchaften uſw., die der Voltshochſchule als Körperſchaften
ange=
hören, haben alſo 75 Mk., andere Einzelmitglieder 150 Mk.
nachzu=
zahlen. Die ermäßigte Hörgebühr für Kurſe kann erſt nach
erfolgter Nachzahlung geſährt werden. Karten zu allen
Kur=
ſen ſind vor Beginn in der Geſchäftsſtelle zu löſen; wer in den
Kurſen ohne gültige Hörerkarte betroffen wird, maelt ſich
ſtraf=
bau — Nur wer im Dezember gleichzeitig mit der Einzeichnung
in der Liſte des Vertauensmannes 100 Mk. angezahlt hat, erhält
die Hörerkarte, für den betreffenden Kurſus am erſten Kurſusabend im
Januar durch den Vertrauensmann und muß am erſten Abend
n Neſtbetrag an den Vertrauensmann zahlen. Wer ſich in
eine Liſte ohne gleichzeitige Zahlung eingetragen hat,
derpflichtet, ſich vor dem 15. Januar eine Hörerkaute ſelbſt in
der Geſchäftsſtelle zu löſen. — Anmeldungen zu allen
76 Kurſen müſſen bis ſpäteſtens 15. Januar in der
Geſchäfts=
ſtelle, Wilhelminenſtraße 3, erfolgen. Meldungen nach dem 15. Jan.
werden nur gegen ſchrift
che Begründung und gegen Entrichtung
einer Sondergebühr von 100 Mk. erledigt. Jedermann leſe den
Arbeits=
blan und beteilige ſich an den Kurſen, zu denen Frauen und Männer
jeden Alters zugelaſſen ſind.
RDV. „Reſerviert für Beſatzungstruppen!” Um Ziwiſchenfälle und
deutſchen Reiſenden peinlich Unannehmlichkeiten zu erſparen, weiſt, die
Ciſenbahnverwaltung ausdrücklich darauf hin, daß das Betreten der
durch dreiſprachige Aufklebezettel gekennzeichneten, für die
Beſatzungs=
tunppen reſervierten Abteile in allen Zügen des beſetzten Gebietes für
ilperſonen verboten iſt.
7DV. Gegen die Bevorzugung der Ausländer auf der Eiſenbahn.
Klagen über Bevorzugung der Ausländer vor den deutſchen Re
auden in den Zügen haben in letzter Zeit zugenommen. Der Reichs
derkehrsminiſter wendet ſich jetzt in einer Verfügung gegen die
Miß=
ſtände, die ſich ſcheinbar aus der Trinkgeldgebefreudigkeit uancher
dalu=
taſtazker Ausländer ergeben haben, und weiſt darauf hin, daß gegen die
Belegung mehrerer Plätze durch eine Perſon auch bei Löſung der
ent=
prechenden Zahl von Fahrkarten einzuſchreiten und die nach dem
Per=
onen= und Gepäcktarif zuläſſige Belegung ganzer Abteile durch
em=
zelne Reiſende vorläufig bis auf die Fälle auszuſetzen iſt, wo beſondere
Weiſung dazu ergeſſt. „Den Ausländern wird auch im übrigen vom
Zugperſonal”, ſo heißt es weiter in der Verfügung, „vielfach größere
Aufmerkſamkeit bei der Anweiſung von Plätzen und größeres
Entgegenkowmen bei Handreichungen, zum Beiſpiel bei Unterbringung
von Gepäckſtücken, gezeigt als den Inläudern, offenbar in der
Euwar=
tung, daß dafür reichliche Trinkgelder gegeben werden. Das trifft k
ſonders auch für die Schlafwagen zu. Die Annahme von
Trink=
geldern iſt an ſich unzuläſſig, ſie iſt auch dem Anſehen der
Beamtenſchaft in hohem Grade abträglich. Bedienſtete, die ſich aber
u durch Trinkgelder bewegen laſſen, Unterſchiede in der Fürſorge für
ie Neifenden eintreten zu laſſen, und deutſche Reiſende gegemüber z
Ausländern zurückzuſetzen, handeln würdelos, und
gr=
ß mit aller Sd
ſofortige Zurückziehung aus dem Perſonenzugdienſt zur Folge haben
werde, und die Kontrollbeamten werden angewieſen, das Verhalten der
Zugbeamten den Ausländern gegenüber beſonders ſcharf zu überwachen.
unzuläſſig viel Handgepäck in die Abteile genommen wird, wobei ſie
willfährige Unterſtützung der Gepäckträger finden; vielfach wiud ſogar erwähnt. Die zweite hieſige Mädchenklaſſe konnte als Reinertrag ihrer
ſoll mit aller Schärfe eingeſchritten werden.
n. Schwurgericht. Geſtern wurde unter Ausſchluß der
Oeffentlich=
wegen Notzucht verhandelt. Die Anklage war durch Staatsanwalt Orich
vertreten und die Verteidigung wurde von Rechtsanwalt
Krausgrill=
ſtändigen iſt zwar Verantwortlichkeit vorhanden, aber die
Zurechnungs=
fähigkeit erheblich gemindert. Die Geſchworenen billigten mildernde
Umſtände zu, und der Angeklagte wurde zu 3 Jahren Gefängnis
abzüglich 3 Monaten Unterſuchungshaft, nebſt 5jähvigem Ehrverluſt,
verurteilt.
— Städtiſche Leſe= und Bücherhalle. Im Monat Dezember
wurde die Leſehalle von 4859 Pexſonen beſucht (1921: 4534). Aus der
Bücherhalle nach Hauſe entliehen wurden 18 871 Bände (1921: 18 751),
geſchenken gingen in dieſem Monat ein: Von Frau Fürſtin zu Erbach=
Schönberg ein von ihr herausgegebenes Werk (der dritte Band ihrer
Lebenserinnerungen), von Frl. Henny Koch, Schriftſtellerin in
Jugen=
heim a. d. Bergſtr., zwei von ihr verfaßte Werke, von dem Verlag
N. Wunderlich=Bremen ein Werk dieſes Verlags, von Ungenannt zwei
Bände. Allen Gebern herzlichen Dank! Weitero Schenkungen von
Bichern, ebenſo Muſikalien und dergleichen ſind jederzeit willkommen.
Weihnachtsfeier im Verſorgungs=Lazarett Darmſtadt,
Cſcholl=
brücker Straße 27. Wir werden um Veröffentlichung des Nachſtehenden
erſucht: Allen, welche das Weihnachtsfeſt der Lazarettimſaſſen
Darm=
ſtadts durch Gaben und Spenden verſchönt haben, ſowie dem Herrn
Pfamer Wagner für ſeine ſchönen Worte, und allen Mitwirkenden
für dia Vorträge bei der Feier ſei auf dieſem Wege herzlicher Dauk
geſagt. Nie werden wir die Opferfreudigkeit uud Nächſtenliebe der
Ein=
wvohner Darmſtadts und Umgebung vergeſſen, welche uns in dieſer
ſchweren Zeit ein frohes Weihnachtsfeſt beveitet haben. Wir ſehen, daß
weitgehendes Verſtändnis und Mitgefühl für unſere Leiden noch
vor=
handen, und die Opfer des Krieges, welche ſich noch infolge ihrer
Ver=
wundung oder Erkrankung im Lazarett befinden, nicht vergeſſen ſind.
Der „Lazarett=Ausſchuß der Lazarettinſaſſen Darmſtadts.
— Heſſiſcher Fechtverein Waiſenſchutz. Umſtänderhalber findet die
Weihnachtsfeier des Zweigvereins Darmſtadt erſt am Sonntag,
den 7. Januar, im Städtiſchen Saalbau ſtatt. Trotzdem iſt das
Pro=
gramm forgfältig zuſammengeſtellt und wird den Beſuchern einige
genußreiche Stunden bereiten. Neben Solis, humoriſtiſchen Vorträgen,
Theateraufführungen wird wieder eine reich ausgeſtattete Tombolg
ſtatt=
finden.
— Mieterverein. Wir verweiſen die Mieterſchaft auf die Anzeige
in der heutigen. Nummer.
Ergänzung des Geſetzes, betr. die Gewährung von
Unterſtützungen an die Empfänger von
Ruhe=
gehalten und Hinterbliebenenbezügen der
heſſi=
ſchen Verſicherungsanſtalt für gemeindliche Beamte
vom 24. Auguſt 1922.
* Das Geſetz vom 24. Auguſt 1922 finder auch auf die Fälle
Anwen=
dung, in denen auf Grund des Geſetzes vom 13. Auguſt 1920 ein
An=
ſpruch auf Ruhegehalt oder Hinterbliebenenbezüge ſeit 1. April 1920
entſtanden iſt oder noch entſteht. Das Geſetz tritt rückwirkend vom
1. Oktober 1922 an im Kraft. Die neue Vorlage iſt eine Folge der
in=
zwiſchen weiter fortgeſchrittenen Geldentwertung. Nach dem Geſetz vom
24. Auguſt 1922 war die Unterſtützung nach den Umſtänden und im
Höchſt=
betrag, ſo zu bemeſſen, daß das Geſamtjahreseinkommen eines
Ruhe=
gehaltsempfängers dem Betrag von 3000 Mark, eines
Witwengeld=
empfängers den Betrag von 2100 Mark und eines Waiſengeldempfängers
den Betrag von 1200 Mauk erreicht. Die nach dem 1. April 1920
pen=
ſionierten, ehemaligen Mitglieder der Verſicherungsanſtalt, ſowie deren
Hinterbliebenen, erhaltem auf Grund des Geſetzes vom 13. Auguſt 1930
Penſionen, die über dieſe Beträge hinausgingen und brauchten deshalb
nicht mit in das Geſetz vom 24. Auguſt 1922 aufgenommen zu werden.
Mittlerweile ſind die Sätze des Geſetzes vom 24. Auguſt 1922 erhöht
wvorder auf 18 000 Mark für Ruhegehaltsempfänger, 15 000 Mark für
Witwengeldempfänger und. 7000 Mark für Waiſengeldempfänger. Die
nach dem Geſetz vom 13. Auguſt 1920 zurläſſigen Penſionen betragen
da=
gegen, inr günſtigſten Fall — 40 Dienſtjahre — nur 15 000 Mark. für
Nuhegehalts= und 7500 Mark für Witwengeldempfänger. Es erſcheint
deshalb jetzt notwendig, auch Penſionären, derem Anſpruch erſt ſeit dem
April 1920 entſtandem iſt, die Wohltat des Geſetzes vom 24. Auguſt
1922 zuteil werden zu laſſen.
Behördliche Maßnahmen gegen Diebſtähle.
— Der Abg. Dr. Büchner hat eine Anfrage an die Regierunig
gerichtet wegen Maßnahmen gegen die immer mehr zunehmenden
Dieb=
ſtähle, beſonders ſowohl in ſtaatlichen wie privaten Betrieben, welche in
lveitgehendem Maße unterſtützt werden durch den Altmetall=, Klein=
und Zwiſchenhandel, welcher vielfach als Hehler den Dieben zum Abſatz
und Weitervertrieb der geſtohlenen Waren verhilft.
In der Begründung wird ausgeführt: Die Niederrheiniſche als Alteiſen an den Mann briagen wollte.
Handelskammer Duisburg hat dem Herrn Reichswirtſchaftsminiſter einen
Entwurf über ein Geſetz, betreffend Einführung der Konzeſſionspflicht fend Erhöhung der Entſchädigungsſätze für Vieh=
und dieſen Entwurf ausführlich bgründet. Es wird aber auch Sache der
Landesregierungen ſein, ſich mit dieſer außekordentlich wichtigen und Fall erledigt, aber die Vergütungsſätze ſind nach dem heutigen
Geld=
für unſere Voltswirtſchaft gefährlichen Frage zu befaſſen. Es gehen
augenblicklich Millionenwerte nicht nur von Rohmaterial, ſondern auch 1½ Jahre in beiner Weiſe durch ein Verſehen der Entſchädigten
hervor=
von bearbeiteten und vertvollen Fabrikationsteilen durch Diebſtähle
verloren, und die darauf verwendete Arbeit wird durch Zerſchlagen und
Einſchmelzen dieſer Teile wieder zunichte gemacht. Der Kleinhandel,
wvelcher ſich mit dem Vertrieb dieſer Fabrikate befaßt, erzielt durch deren befinden.
Weiterverkauf ungeheuere Gewinne. Es euſcheint unbedingt notwendig,
hier mit allen Mitteln und auch auf geſetzgeberiſchem Wege einzugreifen, der Stadtverordnetenverſammlung hielt der Bürgermeiſter Neff, eine
gierung gerne zur Verfügung geſtellt. U, a. halten wir folgende
Maß=
nahmen für notwendig:
1. Das Einſchmelzen am Einkaufsork (Metallaufkaufſtätten, die unter
50 Kilo Einzelobjekt einkaufen) iſt zu verbieten;
einkaufen (ein Drittel der Diebe ſind Jugendliche);
3. Die Aufkaufſtellen dürfen nur zwiſchen 8 und 3 Uhr einkaufen
(jetzt kommt faſt die geſamte „Kundſchaft” der Diebe zwiſchen 3½4
und 5½ Uhr;
4. Die Fenſter und Türen der Metallaufkaufſtellen dürfen nicht
ver=
hängt oder überſtrichen werden, ſondern die Läden müſſen wie jeder
Bäcker= und Fleiſcherladen offen durchſchaubar ſein;
5. Metallaufkaufſtellen müiſſen an der Straße liegen und ſind auf werden.
Höfen zu verbieten;
6. Eine ſtändige, nicht durch Polizeirebiere, ſondern durch zentrale
Polizeidienſtſtellen der Polizeipräſidien und =direktionen ausgeübte,
durch Fachleute der Induſtrie unterſtützte Geſverbekontrolle iſt
ein=
zurichten, die eine Prüfung der Trödelbücher, der Legitimation der
aufgekauften Metallteile (keine Halbfabrikate) garantiert.
Reichsangehörige in Polen.
Das Reichsarbeitsminiſterium hat bei dem Vevſorgungsamt
Schneidemühl eine Verſorgungsabteilung für Reichsangehörige in Polen
gebildet, die für die Verſorgungsangelegenheiten aller in Polen (ohne
Polniſch=Oberſchleſien) wuohnenden Reichsangehörigen zuſtändig iſt,
ein=
ſchließlich der Umanerkennung (auch in Hinterbliebenenſachen) und der
Zahlung der Verſorgungsgebührniſſe.
Ueber Berufungen entſcheidet das Verſorgungsgericht in Schneide=
Ueberleitungsangelegenheiten von Verſorgungsſachen der nach dem
Reich abwandernden Verſorgungsberechtigten bearbeitet das
Verſor=
gungsamt Schneidemühl. Sonſtige Erhebungen erfolgen durch
Ver=
mittelung der deutſchen Konſulate in Poſen für die Wojewodſchaft
Poſen, in Thorn für die Wojelodſchaft Pommerellen und durch die K.
ſulatsabteilung der deutſchen Geſandtſchaft in Warſchan für außerhalb
des Abtretungsgebietes liegende Orte.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Guſti Beck, der talentvolle Darmſtädter Pianiſt, welcher, wie
bereits angezeigt, am nächſten Sonntag, vormittags 11 Uhr, im Kleinen
Haus des Laudestheaters Klavierwverke von Fr
emann Bach, Mozar
Beethoben, Chopin und Debuſſy ſpielt (Karten
helminenſtraße 9), wurde zu einer Konz
nächſt antretei, wird.
* Arheilgen, 3. Jan. An den berfloſſenen Feiertagen konnten nicht
weniger als zehn hieſige Ehepaare das Feſt der Silbernen
Hoch=
zeit feiern. Außerdem wwurden vor dem hieſigen Standesamt ſechs
Es ſei weiter beobachtet worden, daß namentlich von den Ausländern Trauungen vollzogen. — Die Spenden für die hieſige Nothilfe
flie=
ßen recht reichlich. Beſonders ſeien die der Firmen Merck und Schent
Gepäck in den Gängen untergebracht. Auch gegen dieſen Mißbrauch Weihnachtsfeier 19 112 Mark abführen und wird ihre Veranſtaltung
nochmals am morgigen Abend im Gemeindehauſe wiederholen.
0.=Eberſtadt, 3. Jan. Geſchäftsgründung. In der Unteren
keit gegen den 25jährigen Schloſſer Jakob Spahn von Mühlheim Wieſenmühle am Eigang des Mühltales, iſt eine
Mineralien=
mühle errichtet worden, die ſowohl zur Gewinnung als auch zur
Ver=
arbeitung von Mineralien aller Art dienen ſoll. — Im Standes=
Offenbach geführt. Nach dem Gutachten mehrerer ärztlicher Sachver= amt sregiſter der Gemeinde ſind im abgelaufenen Jahre 156
Ge=
burten, 159 Todesfälle, 84 Trauungen verzeichnet worden. Am
auf=
fälligſten iſt die ſehr zurückgegangene Zahl der Trauungen.
r. Eberſtadt, 4. Jan. Todesfall. Geſtern mittag wurde der im
blühenden Alter von 27 Jahren plötzlich verſtorbeue Karl Engel
un=
ter großer Beteiligung zu Grabe getragen. An ſeinem Grabe legten
ſeine ehemaligen Schul= und Regimentskameraden, ſowvie der Zither=
und Mandolinenklub, die Burſchenſchaft „Helvetia” uſw. Kränze nieder.
ch. Griesheim, 3. Jan. Todesfall. Der kürzlich (wie von uns
darunter 8579 wiſſenſchaftliche und belehrende Werke. — An Bücher= gemeldet war) von einem=Perſonenauto überfahrene Privatmann Wilh.
Kurz, wohnhaft in der Alten Darmſtädter Straße, iſt nunmehr an den
Folgen der dabei erlittenen ſchweren Kopfverletzungen geſtorben. — Im
Zuſammenhang mit der kürzlichen Milchbeſchlagnahme iſt gegen
die Milckhändlerin K. Anzeige erſtattet worden.
ch. Griesheim, 3. Jan. Die Weihnachtsferien an der
hie=
ſigen Volks= und Fortbildungsſchule ſind mit Rückſicht auf die Kohlennot
bis zum 8. Januar verlängert worden. Der Unterricht beginnt erſt am
nächſtem Dienstag wieder. — Brandwunden erlitt eine in der
Unteren Schöneweiberſtraße wohnhafte Frau, die ſich über einem Zuber
voll kochendem Waſſer die Füße wärmen wollte, indem ſie mit den
Fi=
ßen in das Waſſer geriet.
hr. Roßdorf, 3. Jan. Die Wiegegebühren ſind um 500 Proz.
erhöht worden. — Die Gemeinde iſt der Heſſiſchen Lehr=Lichtbild=
Geſellſchaft beigetreten. — Die Erweiterung des
Ortsbau=
plans auf dem Birk iſt genehmigt worden. — Der jährliche Beitrag
der Gemeinde zur Färderung der Blindenfürſorge iſt auf 1000
Mark erhöht worden. — Auf die vorgenommenen Erhöhungen des
Waſſergeldes ſollen gbſchläglich 450 Mark für jeden Anſchluß
er=
hoben werden.
— Dieburg, 4. Dez. Die Weihnachtsveranſtaltung
des Männergeſangvereins verlief in beſter Weiſe. Am 7. Januar wird
der genannte Verein zu Gunſten der Nothilfe im Gaſthaus „Zum Grünen
Baum” ein Wohltätigkeitskonzert unter gütiger Mitwirkung der
Wohl=
fahrtſchen Kapelle veranſtalten. — Bei einem
Grundſtücksver=
kauf, der in dreimaliger Verſteigerung erfolgte, wurden bei der erſten
Ausrufung 1 140 000 Mark geboten. — Ueber die Feiertage ſind Diebe,
teils mit Erfolg, in verſchiedene Wohnräume in Dieburg eingebrochen.
L. Richen bei Groß=Umſtadt, 4. Jan. Die hieſige Einwohnerſchaft
gab wieder einmal ein ſchönes Beiſpiel von Opferwilligkeit. Es wurde
bekannt, daß im Verſorgungslazarett zu Darmſtadt noch 21
Schver=
verletzte ſich befinden, die der Krieg ſo zugerichtet hat, daß ſie vielleicht
nie mehr das Lazarett verlaſſen können. Um ihnen ihr ſchweres Los
etwas zu erleichtern, unternahmen einige hieſige Damen eine
Haus=
ſammlung. Es kam eine beträchtliche Menge Liebesgaben zuſammen,
welche am letzten Sonntag von 10 Damen und 4 Herren den
Lazarett=
inſaſſen perſönlich überreicht wunden. Es konnten abgeliefert werden:
5 Waſchkörbe voll Brezeln und Kuchen, 2 Zentner Aepfel, 26 Eier,
2 Körbe voll Konfekt, 2 Laibe Bauernbrot, 2 Stücke Speck, 17 Würſte,
2½ Pfund Butter 180 Zigaretten, 117 Zigarren, 10 Päckchen Tabak und
2500 Mark an Geld, wovon ein Teil der Butter gekauft wurde.
o. Groß=Gerau, 3. Jan. Amerika=Stiftung. Der Eh=
en=
bürger unſerer Stadt, Herr Göbel aus Amerika, hat ſeiner
Heimat=
ſtadt Groß=Gerau 100 Dollars überſandt. Ferner ſind 10 Fäſſer Schmalz
von dort unterwegs. Das Schmalz ſoll an die Ortsarmen zur
Vertei=
lung kommen.
A Heppenheim a. d. B., 3. Jan. Bei dem hieſigen
Standes=
amt wurden im Jahre 1922 156 Geburten, 76 Eheſchließungen und 140
Sterbefälle beurkundet. Im Jahre vorher betrugen die Ziffern 157,
68 und 111.
zh. Heppenheim a. b. B., 4. Jan. Kehrichtabfuhr. Nach
einem Beſchluſſe des Gemeinderates ſoll hier die Kehrichtabfuhr wieder
eingerichtet werden. Die Gebühren betragen 25 Mark für das
Viertel=
jahr. Bauſchutt wird nicht abgefahren.
O Aus dem Kreiſe Heppenheim, 3. Jan. Neue Milchpreiſe.
Wie die Landwirtſchaftliche Vereinigung des Kreiſes Heppenheim im
Kreisblatt bekannt macht, koſtet das Liter Vollmilch von jetzt ab 150 Mk.,
die Händler werden dann etwa 180 Mark nehmen.
O Von der Bergſtraße, 3. Jan. Aufſchlag der Obſt= und
Kartoffelpreiſe. Die Preiſe für Kartoffeln und Aepfel gehen
rapid in die Höhe. Für den Zentner werden 1200—1500 Mark bezahlt.
— Die Landeskommiſſäre haßen neuerdings die Erhebung des
Na=
turallohnes ſeitens der Müller verboten. Der Müillerverband wird
in ſeiner nächſten Ausſchußſitzung dagegen Proteſt einlegen.
0. Worms, 4. Jan. Heiratsluſt. In den letzten Tagen fanden
hier nicht weniger als 53 Traluungen ſtatt. Davon entfallen 45 allein
auf einen einzigen Samstag.
he. Nierſtein, 3. Jan. Der Geſverbeverein bewilligte dem
Gemeinderat einen Kredit von 20 000 Mk. auf ein Jahr. —
Unbe=
kannte Täter haben an mehreren Wingertshäuschen die
Dachkan=
teln entfernt. — Ein 16jähriger Junge, der von Eiſengittern die Stäbe
aulsgebrochen hatte, ſwpurde in dem Augenblick erſviſcht, als er ſeine Beute
Gan=Bickelheim, 3. Jan. Folgender Antrag des Zentruns,
betref=
des Kleinhandels mit altem Metallgerät, Metallbruch uſw. eingereicht varluſte, iſt dem Landtag zugegangen: Die Entſchädigung von
Vieh=
verluſten in der Gemeinde Gau=Bickelhein ſind nun wohl bis auf einen
ſvert vollſtändig unzulänglich. Da die Verzögerung der Auszahlung um
geruſen wurde beantragen wir: Die Regierung möge aus öffentlichen
Mittelx die Entſchädigungsſätze der Geldentwertung entſbrechend
er=
höhen, zumal ſich unter den Betroffenen eine Reihe Minderbemittelter
nr. Bingen, 3. Jan. Bekenntnis zu Deutſchland. Vor
Ausführliches Material über die vorhandenen Mißſtände und über die Anſprache, in der er u. a. gegenüber den franzöſiſchen Rheinlandbeſtre=
Mittel und Wege, dieſelben einigermaßen zu beſeitigen, wird der Ne= hungen unter dem Beifall der Anweſenden betonte: Die Stadt Bingen
fühlt ſich auf ewig und züzertrennlich mit dem Reich verbunden.
Wir=
ſind, was wir von jeher waren, wir wollen bleiben, was wir ſind: Hie
gut deutſch allerwegen!”
Aus Rheinheffen, 3. Jan. Das Zentrum hat folgenden Antrag, be=
2. Perſonen unter 21 Jahren dürfen weder Altmetall verkaufen noch treffend Bachregulierung in den Gemarkungen
Gun=
dersheim und Weſthofen eingebracht: Schon ſeit 25 Jahren ſoll
eine Bachregulierung in den Gemarkungen Gundersheim und Weſthoſen
vorgenommen wverden, da in naſſen Jahren die Ernte des angrenzenden
Kulturlandes vollſtändig vernichtet wwird. So auch wieder im dieſen
Jahre. Aehnlich liegen die Verhältniſſe in der Gemarkung Nieder=
Olm. Wir beantragen daher, die Regierung möge veranlaſſen, daß
Bachvegulierungen an den vorbezeichneten Stellen alsbald vorgenommen
Ueber die Behandlung der durch Froſt
beſchädigten Kartoffeln
leſen wwir in den „Mitteilungen der Deutſchen Landwirtſchaftsgeſellſchaft”
Verkäufer, der Lagerbeſtände, des Kundenkreiſes und der Art der Anweiſungen der Hauptſtelle für Pflanzenſchutz in Berlin=Dahlem. Die
Kartofflernte iſt im letzten Herbſt von vorzeitigem Froſt überraſcht
wor=
den, und es gingen der Hauptſtelle für Pflanzenſchutz wiederholt
An=
fragen zu über die zweckmäßigſte Verwendungsform der auf dem Acker
angefrorenen Ernte. Die Nachprüfung ſolcher, als erfroren bezeichneter
Kartoffeln ergab aber bis jetzt ſtets, daß dieſe nicht erfroren, auch
nich=
einmal angefroren waren, ſondern nur unter dem Einfluß niederer
Temperaturen den ſich regelmäßig einſtellenden Froſtgeſchmack (ſüßen
Geſchmack) angenommen hatten. Der ſüße Geſchmack der Kartoffeln
wird häufig irrtümlicherweiſe als Kennzeichen dafür angeſehen, daß die
Kartoffeln erfroren ſind. Er wird bedingt durch ine Zuckeranhäufung
in der Knolle. Die Knolle atmet wie jeder lebende Pflanzenteil und
das Produkt, das ſie zu ihrer Atmung verbraucht, iſt Stärke. Bevor die
Stärke jedoch veratmet wird, wird ſie in Zucker übergeführt, und die
Ver=
zuckerung erfolgt durch Vermittelung eines Enzyns, der Diaſtaſe. Die
beiden Stoffucchſelprozeſſe gehen nun nicht immer gleichzeitig vor ſich,
und ihr Verlauf erfolgt uicht gleich ſchnell. Die Umnwandlung der
Stärke iſt bei niederer Temperatur zwar verlangſaut, die Atmung
da=
gegen nur unter dem Einfluß niederer Temperaturen ſehr ſtark gehemmt,
Die naturgemäße Folge davon iſt die Zuckeranhäufung in der Kuolle
und ihr ſüßer Geſchmack. Der Gebrauchswert der Kartoffel hat durc
dieſen Vorgang indes nicht gelitten, und aus dem Geſagten ergibt ſich
ohne weiteres die Maßnahme, durch die wir den unangenehmen ſüßen
Geſchmack ohne Schwvierigkeiten beſeitigen können. Wir bringen die
Kar=
toffel einige Tage vor der Verwendung im Haushalt in einen warmen
Raum. Hier ſetzt wiederum eine erhöhte Atmungstätigkeit ein, der
angehäufte Zucker wird verarbeitet und der füße Geſchmack verſchwindet.
Werden die geernteten Kartoffeln vor dem Verbrauch länger gelagert,
ſnird der ſüße Geſcznaek bei vorſchriftsmäßiger, froſtſicherer
Ein=
winterung der Kaxtoffeln durch die lebhafter einſetzende Atmuuig in
Keller und Miete im Verlauf von 14 Tagen ohne Zutin des Erzeugers
oder Käufeis verſchwunden ſein.
Rummer 4.
Darmſtädter Togblatt, Freitag, den 5. Januar 1923.
Seite 5.
Reich und Ausland.
Doppelſelbſtmord eines Liebespaares?
vlin. Die B.Z.a.M. meldet: Ein Mann ſah im Walde
zwi=
ſchen Wildau und Königswuſterhauſen zwei Automobile aus der
Rich=
tung Berlin ankommen, denen drei Herven entſtiegen. Die Herren
gingen in den Bald, und bald darauf kam einer mit der Leiche eines
jungen Mädchens zurück, die eine Schußwunde zeigte. Bald darauf
brachte ein auderer der Herren die Leiche eines jungen Mannes. Die
beiden Leichen wurden in das Auto gebettet, während die drei Herren
das andere beſtiegen und davon fuhren. Einer der Herren erklärte auf
eine Frage des Beobachters, es haudle ſich um den Doppelſelbſtmord
eines Liebespaares. Die Polizei konnte bisher noch nicht feſtſtellen,
wohin die Leichen geſommen ſind.
Wegen Blutſchande ins Zuchthaus.
Mannheim. Vor zehn Jahren iſt der Taglöhner Jakob Nagel
wegen Blutſchande zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Jetzt
hatte er ſich abermals wegen einer Veufehlung am eigenen Kinde zu
verantworten. Diesmal wurde er zu dreineinhalb Jahren Zuchthaus
verurteilt. Sein 21jähriger Sohn, der ſich ebenfalls gegen ſeine Schweſter
in übler Weiſe benommen hatte, wurde zu vier Monaten Gefängnis
verurteilt.
Von der Straßenbahn getötet.
Ludwigshafen. Seinen Verletzungen erlegen iſt bald nach
ſeiner Einlieferung in das Städtiſche Krankenhaus der in der Nacht vom
1. auf 2. Januar in der Prinzregentenſtraße von der Straßenbahn
an=
gefahrene Maurer Wilhelm Hilpert. Vater zweier kleiner Kinder aus
Frieſenheim. Wie ſich der Unglücksfall zutrug, konnte bis jetzt noch nicht
feſtgeſtellt werden.
Die Taſchendiebe an der Arbeit.
Saaubrücken. Taſchendiebe machten wieder in zwei Fällen
große Beute. So entwendeten ſie einem Inſpektor von hier die
Brief=
taſche mit 4000 Franken und Ausweispapieren und einem
Oberbürger=
meiſter zu Bous die Brieftaſche mit 103 000 Mark Inhalt. In beiden
Fällen ſind die Täter unerkannt entkommen.
Im Zua beſtohlen.
Trier. Wie raffiniert Gauner ſind und wie andere Leute daräuf
hereinfallen, zeigt wieder folgender Fall: Da ſaß in der vorigen Woche
in einem Abteil des Schnellzuges Koblenz—Trier ein junger Mann, der
ſchtief. Neben ihm ſaß ein älterer Mann. „Nun ſieh mal, Junge‟,
redete der ältere den Schlafenden an — „wie leichtfertig Du biſt. Wie
leicht könnte Dir Deine Brieftaſche verloren gehen.‟ Die lugte nämlich
aus der Seitentaſche des Rockes des jungen Mannes hervor. „Ich will
ihn doch mal bange machen und ihm die Brieftaſche wegnehmen. Wenn
er wach wird”, ſo wandte er ſich an die Mitreiſenden, „ſagen Sie ihm
nur, ſein Vater ſei nach dem Speiſewagen gegangen; er kann mal ein
bißchen zappeln.” Geſagt, getan. Der Mann nahm dem jungen Mann
die Brieftaſche fort und ging. Bald nachher erwachte der junge Mann
und bemerkde auch ſofort den Verluſt ſeiner Brieftaſche. Auf die
Be=
merkung der Reiſenden hin, ſein Vater ſei nach dem Speiſewagen
ge=
gangen, ſtellte ſich mun heraus, daß der Mann gar nicht der Vater des
Beſtohlenen war. Jm Speiſewagen und auch ſonſt im Zuge wurde der
Mann natürlich nicht gefunden. Der junge Mann aber war um 250 000
Mark beſtohlen. Den Spitzbuben wirds in der Tat leicht gemacht.
Ein Mufeumsdieb verhaftet.
Dresden. Am Samstag vor Neujahr wurde ein junger Mann
feſtgenommen, der im Dresdener Stadtmuſeum die beiden Trauringe des
Dichters Otto Ludwig und ſeiner Frau, ſowie eine Otto Ludwig
gewid=
mete ſilberne Ehrentafel geſtohlen hatte. Man vermutet, daß der Dieb,
der ſich als Schauſpieler Schrenk aus Königsberg legitimierte, auch der
Einbrecher iſt, der ſeit einiger Zeit die Muſeumsdiebſtähle in Berlin,
Hamburg, Hannover, Erfurt und Weimar begangen hat.
Eine Winterſegelwoche in St. Andreasberg.
Der Deutſche Nodelbund veranſtaltet, wie die Reichszentrale für
Deutſche Verkehrswerbung mitteilt, im Januar in St. Andreasberg im
Oberharz eine Winter=Segelflugwoche; eine zwangloſe Vorführung
von Segelflügen, von Gleit= und Hängegleitflügen ſoll dazu dienen, dem dingt erforderlich.
Winzerſport neue Freunde und Anhänger zu werben und dem
Flug=
ſegeln auch im Winter zu dienen.
Die Eiſenbahu= und Poſtverbindung nach Petersburg.
urmittelbare Eiſenbahnerbindung eröffnet worden ſei; darauf hat ſich
die Deutſche Reichspoſtverwaltung ſofort an die Eſtniſche Poſt= und
Telegraphenverwaltung mit der Frage gewandt, bb dieſe neue
Verbin=
dung für die Poſtbeförderung nutzbar gemacht werden könnte. Aus der
eſtniſchen Antwork ergab ſich jedoch, daß eine direkte Verbindung
zwi=
ſchen Meval und Petersburg noch nicht beſteht; die Poſtbeförderung
zwiſchen Cſtland und Rußland erfolgt bis jetzt zweimal wöchentlich,
Mittwochs und Samstags, durch Verbindungszüge zwiſchen Narva und
Petersburg. Wegen Eröffnung eines täglichen Eiſenbahn= und
Poſt=
verkehrs zwiſchen Eſtland und Rußland ſind Verhandlungen im Gange,
deren Ergebnis davon abhängt, ob Nußland in der Lage ſein wird, eine
tägliche Eiſenbahnverbindung zwiſchen Narva und Petersburg
einzu=
richte
Der 35. Kongreß für innere Medizin
wird unter dem Vorſitze von Profeſſor Dr. K. F. Wenckebach vom 9. bis
April 1923 in Wien im Feftſaal der Neuen Hofburg abgehalten
wverden. Als Hauptthemata ſind in Ausſicht genommen: 1. Die
Cnce=
phalitis lethargieg. Neferenten: v. Economo=Wien und Nonne=
Ham=
burg; 2. Der arterielle Hochdruck. Neferenten: A. Durig=Wien und
Volhard=Halle. Ein Nachmittag wird Demonſtrationen von Patienten
mit Störungen der inneven Sekretion durch Wiener Fopſcher auf dieſem
Gebiete gewidmet ſein. Im Anſchluß an den Kongreß iſt (auf
Ein=
ladung des Kurortes) eine Fahrt auf den Semmerin geplant (12.—13.
April). Feruer ſind nach Schluß des Kongreſſes am Samstag, den
14. April, Demonſtrationen von Patienten, Präparaten,
Arbeitsmetho=
den uſſ in den mediziniſchen Kliniken und Abteilungen und an den
betreffenden Laboratorfen in Wien in Ausſicht genommen.
Vortrags=
anmeldungen, denen in allen Fällen eine klare Inhaltsangabe
beizu=
fügen iſt, ſind bis zum 1. März 1923 an Profeſſor Wenckebach, 1. Mediz.
Klinit, (X.. Lazarettgaſſe 14, zu richten. Zu den Hauptthemen werden
keine Vorträge angenommen. Wer ſich zu dieſen Fragen äußern will,
wird in der anſchließenden Diskuſſion frei reden können. Vorträge,
deren wveſentlicher Inhalt bereits veröffentlicht wurde, werden nicht
zugelaſſen.
Zur Verbilligung der Reiſe und des Aufenthalts ſind für die
deut=
ſchen und die öſterreichiſchen Hernen folgende Maßnahmen vorgeſehen:
1. Koſtenloſes öſterreichiſches Paßviſum auf Vorzeigen der
Mitglieds=
vder Teilnehmerkarte. 2. Ermäßigte Bahnfahrt auf den öſterreichiſchen
Bahnen; Einzelheiten werden rechtzeitig bekannt gegeben. 3.
Koſten=
loſes Nachtquartier mit Früihſtück für zirka acht Tage bei Wiener
Fami=
lien, in Sanatorien und Kliniken uſw. Sehr bedeutend herabgeſetzte
Hotelpreiſe. 4. Sehr billiger Mittagstiſch im Kongreßgebäude. Näheres
wird noch bekannt gegeben. Mit dem Kongreß ſoll eine große
Ausſtel=
lung verbunden ſein, für die bereits jetzt bei den beteiligten JFirmen
lebhaftes Intereſſe beſteht. Anfragen an das Wiener Meſſeamt I,
Muſeumſtraße 1. Für jeden Brieſwechſel ſind Briefmarken für
Muick=
antwort beizuſchließen.
Vom Büchertiſch.
— Büchſenſpanner, Erinnerungen aus dem Hofjagdleben von
Arthur Achleitner. 1. Band, 300 Seiten, 8‟, Veduka=Verlag, Dillingen=
Donau. — Geheimrat Achleitner, der Kulturhiſtoriker, bietet in dieſem
auf mehrere Bände berechneten Werk, von dem nunmehr der erſte Teil
vorliegt, Erinnerungen aus dem Hofjagdleben. Ein ſolches Buch konnte
nur Achleitner ſchreiben. Ihm iſt kein Gebiet der Jagdgeſchichte fremd,
durch eigenes Weidwerken und weite Reiſen ſind ihm Revierkenntnis
und jagdliche Landeskunde in ſeltenem Maße eigen und vertraut, und
zu allem, was höfiſches Weidwerk heißt, hatte keiner ſo enge und
lang=
jährig eingehendſt vertraute Beziehungen, wie der Verfaſſer. Das Buch
iſt nicht als jagdliches Buch allein aufzufaſſen. Es iſt ein Stück
Zeit=
geſchichte. Die einzigartigen Hofbeziehungen Achleitners ſtempeln es
dazu, dann aber auch der Umſtand, daß Fürſten und deren jagdlich
Ge=
treueſte (Leibjäger) ſelbſt ihre Mitarbeit dem Buch nicht verſagt haben.
Dadurch iſt dem Werk ein ſowohl geſchichtlich getreuer, als auch
per=
ſönlich originaler Ton und Inhalt in ganz beſonderem Maße verliehen.
Auch heute noch hört und lieſt die breitere Oeffentlichkeit gern von Wild
und Weidwerk. Wenn nun gar die gekrönten Jagdherven von einſt mit
ihren eigenen Worten von ihrem Weidwerk berichten oder durch
Ver=
traute berichten laſſen, darf eine ſolche Bändefolge ganz beſonderer
Be=
achtung in weiteſten Kreiſen ſicher ſein.
— Boetticher, Friedrich „Frankreich‟ Der Kampf
um den Rhein und die Weltherrſchaft. Leipzig 1922. K.
F. Koehler, Verlag. Gerade im gegenwärtigen Augenblick, in dem
Frankreich zum Vernichtungsſchlage gegen Deutſchland ausholt, iſt das
Bötticherſche Buch beſonders leſenswert, aus dem ſich die konſtante
Linie der franzöſiſchen Politik von den Boupbonen, von Nichelieu und
Mazarin, ſowie von Napoleon I. an bis auf den heutigen Tag klar
er=
gibt. Die europäiſche Vormachtſtellung iſt das unveränderliche Ziel
unſeves weſtlichen Nachbarn.
Buchanzeigen.
Die Legende vom Geld” von Hermann Schütze. Preis
360 Mark. (Capaun=Karlwaſche Buchhandlung, Celle.)
Zeitſchrift der Zentralſtelle für Niederſächſiſche
Familiengeſchichte. Sondernummer. Oktober=Dezember 1922.
Spiel, Sport und Turnen.
hm. Die Darmſtädter Turnerſchaft hält am nächſten
Samstag den 6. Januar, eine weitere Vollſitzung abends 8.15 Uhr
im Turnhauſe der Turngemeinde am Woogsplatz ab. Mit Rückſicht auf
die große Wichtigkeit der Tagesordnung iſt das Erſcheinen aller
Ver=
treter der einzelnen Vereine, insbeſondere der Abteilungsleiter,
unbe=
sr. Amerikaner beim Deutſchen Turnfeſt in
Mün=
chen 1923. Die Deutſche Turnerſchaft teilt mit, daß amerikaniſche
Zeitungen fälſchlicher Weiſe berichtet hätten, die Einladung des
Ameri=
kaniſchen Turnbundes zum Deutſchen Turnfeſt in Münchew 1923 ſei zu=
Kürzlich wurde mitgeteilt, daß zwiſchen Petersburg und Rebal eine rückgezogen worden. Vei dem Beſchluß, Angehörige ehemaliger
Feid=
ſtaaten nicht einzuladen, iſt ausdrücklich der Amerikaniſche
Tur=
nerbund ausgenommen worden. Er hat bis zum Eintritt
Amerikas in dem Krieg und ſofort nach Abſchluß des Wafferſtilſtandes
mit der Deutſchen Turnerſchaft m freundſchaftlichen Beziehungen
geſtan=
den und in hervorragendem Maße ſich bemüht, deutſche Not während des
Krieges und nach dem Kriege zu lindern. Seine Mitglieder werden
dahen ohne Unterſchied in München willkommen ſein.
Handball im Main=Rhein=Gau der D.T.
Am Sonntag, den 31. Dezember, dem erſten Spieltag der
Schluß=
runde, trafen ſich folgende Vereine:
Turngemeinde Griesheim trat den ſchweren Gang nach Neu=
Iſenburg an. In der erſten Halbzeit ſoll das Spiel ſehr ſchön
geweſen ſein. Nach Halbzeit nahm das Spiel an Schärfe, natürlich
von ſeiten Neu=Iſenburgs, wie man es ja ſtets gewohnt iſt, derart zu,
daß ſich der Schiedsrichter genötigt ſah, das Spiel beim Stande von 1:1
10 Minuten vor Schluß abzubrechen. — Den ſchönſten Schnitzer leiſtete
ſich Turngemeinde 46 Darmſtadt. Auf eigenem Platz gegen
Vorwärts=Langen 4:1 verloren, allerhand‟. Das kommt,
wonn man den Gegner unterſchätzt und nur mit neun Mann atritt. In
Griesheim trennte ſich Turngeſellſchaft Griesheim und
Worfel=
den nach hartem Kampf 0:0, ſich ſo in die Punkte teilend.
Pfung=
ſtadt weilte mit 9 Mann in Stockſtadt und brachte kampflos die
beiden Punkte mit nach Haus, da der Platz nicht abgeſtteut war. Das
ausgetragene Privatſpiel wurde wegen Schiedsrichterbeleidigung von
ſeiten Stockſtadts nach zehn Minuten Spieldauer 2:0 für Pfungſtadt
abgebrochen.
Am Sonntag, 7. Januar, finden folgende Spiele ſtatt: In
Pfung=
ſtadt trifft der Platzverein mit Vorwärts=Langen zuſammen. Die
„Punkte werden wohl in Pfungſtadt bleiben. Darmſtadt fährt nach
Worfelden. Treten die Refidenzler mit demfelben Geiſt wie gegen
Langen an, ſo können ſie auf die beiden Punkte pfeifen. Tgſ. Griesheim
empfängt Neu=Iſenburg. Neu=Iſenburg muß ſich geſvaltig anſtrengen,
um bei Mitbewerbern der Gaumeiſterſchaft zu bleiben. Tgde. Griesheim
fährt nach Stockſtadt und dürfte wohl mit beiden Punkten die Heimreiſe
antreten.
Winterſport.
— Die Verbands=Schnceſchuhwettläufe des Skiklub
Schwarz=
wald auf dem Feldberg im Schwarzwald finden nicht, wie gemeldet,
am 10./11, Februar, ſondern ſchon am 3./4. Februar ſtatt. Die
Wett=
läufe fallen, mit Genehmigung des D.S.V., auf den gleichen Tag wie
die Deutſchen Meiſterſchaften in Braunlage (Oberharz).
Der diesjährige Hauptſkikurſus des Skiklubs Darmſtadt—
Odenwald, wird in der Zeit vom 4. Februar bis 13. Februar im
Feldberggebiet bei Todtnauberg im Schwarzwald durchgeführt. Im
Anſchluß an den Kurſus wird den Teilnehmern Gelegenheit gegeben.
die in dieſe Zeit fallenden großen Feldbergrennen und =ſpringen zu
beſichtigen.
Schluß des redaktionellen Teils.
itouummBiodtei
Das reine ugiiständige Jtühnerei.
Mn Juluerform Lactowerk, Herchhein”
Ondtel
Anänfteberehrl. Seſek!
Das Einholen des Bezugsgeldes geſchieht
für jeden Monat
(40a
in der Zeit vom 1. bis 8.
und ſind unſere Trägerinnen angewieſen, die
Gelder bis ſpäteſtens 8. abzuliefern. Wir bitten
unſere verehrl. Leſer, das Bezugsgeld bereit
zu halten und die Entrichtung möglichſt beim
erſten Vorſprechen der Trägerinnen zu
er=
ledigen, damit die Ablieferung bis zu dem
genannten Termin beſtimmt erfolgen kann.
Verlag des Darmſtädter Tagblattes.
Gottesdienſt der iſrgelitiſchen Religionsgemeinde
Hauptſynagoge Friedrichſtraße).
Freitag, den 5. Jan. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr 45 Min,
Samstag, den 6. Jan. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min,
— Sabbatausgang 5 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 00 Min. —
Nachm. 6 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt in der Shnagoge der Bſraelit. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 6. Jan. Vorabend 4 Uhr 25 Min. — Morgens
8 Uhr. — Nachm. 4 Uhr — Sabbatausgang 5 Uhr 40 Min.
Wochengottesdtenſt: Morgens 7 Uhr 00 Min. — Nachm. 4 Uhr,
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende gegen 10 Uhr
(D 12. Schauſpielmiete d 7): Der Gwiſſenswurm”. — Kleines Haus,
Anfang 3, 5 und 7½ Uhr: Film „Wunder des Schneeſchuhs”;
Shl=
veſter Schaeffer. — Orpheum, Anfang 724 Uhr: „Der keuſche
Lebemann”. — Richard Wagner=Verein abends 8 Uhr in
dem Feſtſaale der Turngemeinde: Kammermuſik=Abend des
Darm=
ſtädter, Bläſer=Quintetts Smit Kapellmeiſter Joſef, Noſenſtock
(Klavier). — Schloß=Kaffee (Rheiniſches Tonkünſtler=Orcheſter):
Schubert-Beethoven. — Union=, Reſidenz=, Zeutral=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wirtich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”,
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für Sport und Allgemeines:
Kurt Mitſching; für den Inſeratenteil: Paul Lange —
ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hat 8 Seiten.
Familiennachrichten
Rae
Statt Karten.
Füs die vielen Geschenke,
Blu-
men sowie Glückwünsche
anläß-
lieh unserer Verlobung danken
ſi herslichst
Käte Waldhaus
Fritz Müller
Darmstadt, den 4. Januar 1923
Orgu
Nachruf.
Am 2. Januar verſchied nach
kurzer Krankheit unſer
lang=
jähriger Mitarbeiter
Herr
Joſef Heckel
Montagemeiſter.
Wir verlieren in dem
Ver=
ftorbenen, der 32 Jahre bei uns
tätig war, einen Beamten der
ſich durch
außerordentlichePflicht=
treue und durch ſeinen lauteren
Charakter die Wertſchätzung aller
ſeiner Mitarbeiter in beſonderem
Maße erworben hat.
Ein ehrendes Andenken
wer=
den wir ihm jederzeit bewahren.
Dampfkeſſelfabrik
vorm. Arthur Rodberg A.=G.
Todes=Anzeige.
Geſtern mittag 12 Uhr
ver=
ſchied ſanft nach ſchwerem im
* Felde zugezogenen Leiden mein
lieber Mann, unſer treuer Sohn
und Schwiegerſohn
770
Oskar Krieger
Dentiſt.
Im Namen der
trauernden Hinterbliebenen:
Mathilde Krieger
geb. Kornmann
z. Zt. Darmſtadt, Viktoriaſtr. 93,
Die Beerdigung findet Samstag,
A den 6. Januar, nachm. 3 Uhr, auf
dem hieſ. Waldfriedhofe ſtatt,
Statt beſonderer Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen
innigſtgeliebten Mann, den treuen Vater ſeines Kindes
Herrn Emil Abraham
Prokuriſt
im blühenden Alter von 44 Jahren nach langem
ſchweren Leiden heute morgen zu ſich zu nehmen.
Im Ramen der trauernd Hinterbliebenen
in tiefſtem Schmerz:
Hophie Abraham u. Sohn Heinz.
Darmſtadt, den 4. Januar 1923.
Die Beerdigung findet am Sonntag, den 7. Januar,
vorm. 11 Uhr, auf dem iſr. Friedhof ſtatt,
Beileidsbeſuche dankend verbeten.
Dankſagung.
Für die überaus zahlreichen
wohltuenden Beweiſe
herz=
licher Teilnahme bei dem uns
ſchwer betroffenen Verluſt ſagt
innigen Dank
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Adolf Kugler
Hefſ. Kanimermufiker i. R.
Lätigkeit wieder
aufgenommen.
Zahnarzt
Munch
Beſſungerſtraße 68.
Tek. 2143. (B116
Verloren
goldener Ring mit
Türkiſen, Abzug geg.
*309
Belohnuny
Sandſtr. 4a, II.
aſt neues H.=
Fahr=
ad biligſt z. ber
indgraf Georgſtr. 34
Steck,
(*3
ſilb.
Gasherd
Seinen=
uhr zu verk.
Barkhausſt, 25, III
Danksagung.
(Statt Karten.)
Für alle Beweise
aufrich-
tiger Teilnahme beim
Hinschei-
den unserer guten Schwester
Johnnng Eischer
sagen wir innigsten Dank.
Für die
118
trauernden Hinterbliebenen:
Hargarete Bischer.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Hinſcheiden unſeres
guten Sohnes, Bruders u. Schwagers
Ludwia Jacobn
stud. forest.
ſagen wir auf bieſem Wege Allen
unſeren innigen Dank
Ludwig Jacoby und Frau
Margarethe, geb. Harniſchfeger
Eliſabeth Wittmer, geb. Jacoby
Anny Jacoby
Karl Wittmer.
(B113
uer weiß emaill,
bilig zu ver= Helioſtat
Berb kauf. Zu erfr. zu verkaufen. (k330
Heidelbergerſtr. 89, Anfragen u. D 51
(*285 lan die Geſchäftsſt,
Stock,
Ve
Schneidermt, (in)
arbeitet Koſtüm unt
Gar. u. tad. Sitz um
Angebote unt. D 33
Geſchäftsſtelle, (*29:
Ke
Rehpinſcher ſchwarz
mit gelben Pfoten.
Gegen
126
3000 Mk.
Belohnung.
Wilhelminenſtr. 50,
1. Stock, abzugeben.
Entlaufen.
grauweißes Kätzchen.
Abzug geg. Belohn.
Ruthsſtr. 17.
Gäöfen.
Am 1. 1. 23 gr.
Wolfs=
hund ſchwarz, mit
gelb. Zeichn., „Baronn”.
Wiederbu Bel. (7305
Schüttzenſtr. 7. Laden,
Bezugsgemeinichaft Darmſtädter Feinkoſtkaufleute
eingetragene Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftpflicht,
Bilanz per 28. Februax 1922.
Kaſſenbeſtand . . . . ...."
Bank= und Poſtſcheckguthaben
Warenbeſtand . ......."
Außenſtände ... . . . ...
Warenſchulden . . . . . . . .
Geſellſchaftsanteile ... . .."
Rücklage ..... . . ....
Reingewinn . . . . . . . . ."
24000 00
11045 05
8177/49 4525. 45 258/19
Die Mitgliederzahl beträgt underändert 24.
Die Geſchäftsguthaben der Genoſſen betragen unverändert
24000 Mark.
Die Geſamthaftſumme beträgt unverändert 48000 Mark.
Der Vorſtand.
Stemmer, Brandſtätter. Fiſcher. Jaeger,
Wir laden unſere Mitglieder zur
ordenitlichen Hauptverſammleng
auf Dienstag, den 9. Januar 1922, abends ½9 Uhr, im
Hotel Prinz Carl ein
Tagesordnung: 1. Vorlage der Jahresrechnung, 2.
Beſchluß=
faſſung über Genehmigung der Bilanz und der
Gewinn=
verreilung, 3. Entlaſtung des Vorſtandes und des
Auf=
ſichtsrates. 4, Beſchlußfaſſung über Auflöſung der
Ge=
noſſenſchaft.
(117
Larmſtadt, 4. Januar 1923,
Der Vorſtand.
Darmſtädter Tagblatt
* Das Wirtſchaftsjahr 1922.
Das Jahr 1922 iſt für die deutſche Wirtſchaft zvohl die ſchwerſte Zeit
geiveſen, die bisher zu verzeichnen war, ſchwer vor allem deshalb weil
die maßgebenden Inſtanzen des Wirtſchaftslebens ſo gun wie gar keinen
Einfluß auf die Geſtaltung der Dinge auszuübem vermochten. Alles
hing vielmehr von der Entwvicklung der außenpolitiſchen Lage ab, die
ſo unbeſtändig wie nur dentbar und vonr unberechenbaren Faktorem
be=
einflußt, unſere ganze Volkswirtſchaft, bis ins Innerſte durchwvühlte und
in unaufhörlicher Erregung hielt. Dieſe Unbeſtändigkeit iſt die alleinige
Folge des unſeligen Verſailler Vertrages und des durch den
Erfüllungs=
verſuch der deutſchen Regierung veranlaßten Währungsverfalls. Die
Erfahrungen des vergangenen Jahres können deshalb wvohl in
Einzel=
heiten, aber kaum im großen Ganzen für das neue Jahr nutzbar
ge=
macht werden, ſolange die Frage der Reparationslaſten nicht eine
be=
friedigende Löſung gefunden hat.
Das Börſenjahr 1922 hatte im Anfang noch unter dem
Zei=
chen der am 1. Dezember 1921 ausgebrochenen allgemeinen Kurspanik
geſtanden. Der hierdurch veranlaßte Zuſammenbruch verſchiedener
Bank=
inſtitute und Firmen infolge von Baiſſeengagements in fremden
Zah=
lungsmitteln, die ſtarke Ueberſpekulation in Wertpapieren und die
enor=
men Geldſchwvierigkeiten, führten in den erſten Monaten zu einer
Nück=
bildung aller Kurſe. Dieſe Bewegung wurde verſtäuft durch die
peſſi=
miſtiſche Beurteilung der außenpolitiſchen Lage, dem Scheitern der
iefdn eirlinfei in Werſchie en et eie
Erſt von Mitte Aunguſt etwa wuar ein Umſchwung zu derzeichnen,
als kapitalkräftige Käufer auf dem Markt die ginſtigen Börſenlage
aus=
zunutzen begannen. Die Beſſerung der Börſentendenz ſteigerte ſich von
Woche zu Woche um im Oktober und Nobember zu Hauſſeſtürmen zu
führen. Aur 8 November erreichte der Dollar deut Nekordkurs von 9150
Mazk. Die Folge ſuar eine ſpahre Kurspanik an den Börſeir vom
9. November mit Kursſteigerungen, die alles früher Dageſpefene in den
Schatten ſtellten. Der veränderten Lage mit deur maſſenhaften Andrang
der Käufer, waren die Börſen und Banken nicht geſvgchſen, ſodaß trotz
Nachtarbeit und Ueberſtunden, wiederholt Ruhetage eingeführt werden
mußten, die ſeildem faſt zu einer ſtändigen Einrichtung geſorden ſind.
An den Kursſteigerungem wwaren alle Erfekten beteiligt, felbſt die
Kürſe der feſtverzinslichen deutſchen Staatsanleihen,
Kournrinalobligatio=
ueu, Hyöothekenpfandbriefe und Induſtrieobligationen, ſind in zahlreichen
Fällen um 50 bis zu mehreren hundert Prozeut geſteigert wvorden. So
brachte die zuveite Hälfte des Jahres den Effekteubeſitzern eine, juenn
auch nicht ganz ungeteilte Freude, denn das neue Jahr bringt mit der
ungeklärten Lage auch neue Nöte und Sorgen.
Schwverer war in dieler Beziehung die Lage der Judiſtrie im ab
gelaufenen Jahre. War auch die Beſchäftigung faſt durchſveg gut, mit
Ausnahmen einiger weuiger Juduſtriezweige, ſo waren die
Schwvierig=
keiten in der Rohſtoffbeſchaffung umſo größer und am allerſchwerſten
die Sorge um Beſchaffung der erforderlichen Betriebsmittel, die bei der
raſenden Geldentwertung, beſondeus im letzten Drittel des Jahres, zu
gauz enormen Dimnenſionen ſich aufblähten. Alle zuaßgebendem
Nohpro=
dutte vervielfachten ihre Preiſe, für die Hüittenwerke der Erzbezug
in=
folge der ſteigenden Deviſenpreiſe, die Kohlen infolge der Holzpreiſe und
uotwendig werdender Lohnerhöhungen, die weiterverarbeitende Induſtrie
wurde weiter beſonders belaſtet durch die 12 mal im Laufe des Jahres
erfolgten Frachtenerhöhung und Erhöhung der ſonſtigen Gebüihren. Die
Tonne Fettförderkohle koſtete im Januau 405 Mark, im Dezember 22 763
Mark, die Tonne Stabeiſen im Januar 5030 Mauk, im Dezember 293 200
Mark. So ergab ſich eine endloſe Kette von Unſicherheiten und
preis=
ſteigernden Momenten.
Die Eiſen= und Stahlſareninbuſtrie trat in das Jahr
1922 mit einenn ausreichendem Auftragsbeſtande ein, der auf der
Ab=
wicklung noch vorliegender alter Aufträge aus der ſogen. Hochkonjunktur
des Herbſtes 1921 beruhte. Der Neueingang von Aufträgen hatte ſeit
Dezember 1921 ſtark nachgelaſſen und im Januar 1922 für viele Zweige
der Eiſen= und Stahlwareninduſtrie faſt gänzlich aufgehört, ſodaß man
der Zukunft nur mit größter Sorge entgegenſah. Im Februar und
einzugehen, um in den fol=
März begaunen die Aufträge wieder
gendem Wochen erneut erheblich nackzulaſſen. So wvechſelte der
Auftrags=
cingang ſtändig das ganze Jahr über ab. Anf Wochen der größten
Stille, die eruſte Sorgen hervorriefen, folgten Wochen der lebhafteſten
Nachfrage, ſodaß ein günſtiger Beſchäftigungsgrad das gauze Jahr über
aufreckt erhalten werden konnte und es zu Betriebseinſchränkungen wegen
Beſchäftigungsloſigkeit nicht zu komemen brauchte. Es iſt eines der
Kenn=
zeichen des Jahres 1922 geiveſen, daß die mehrmals von den beſten
Ken=
nern unſerer Wirtſchaft für die allernächſte Zeit vorausgeſagte
Wirt=
ſchaftskriſe, die ihren Ausdruck in ſchärfſter Befchäftigungsloſigkeit finden
ſollte, niemals eingetreten iſt. Jir Süddeutſchland kaur es in der
Me=
tallinduſtrie in den Monaten März, April und Mai zu wockenlang
an=
dauernden Arbeitsſtreitigkeiten, von denen auch die meiſten Werke der
füddeutſchen Eiſen= und Stahlwazeninduſtrie betroffei duurden. Es
braucht nicht beſonders betont zu werden, daß dieſe Unterbrechung der
Produktion für die ſüiddeutſche Eiſen= und Stahlwvareninduſtrie äußerſt
ſchädlich geweſen iſt, und auf die einzelnen Betriebe lange ungünſtig
nachgeſvirkt hat. Die Kapital= und Kreditnot, die mit den ſteigenden
Preiſen noch wveiter zunehmen wird, droht der Induſtrie ernſtlich
ge=
fährlich zu werdeir. Als Gegenmittel ſuurde im Laufe des Jahres lebhaft
die Einführung des Warenwechſels propagiert. Wenn er auch teilweiſe
Anwendung gefunden hat, ſo iſt ſeine Verbreitung doch nicht ſo groß
geivorden, daß er eine fühlbare Erleichterung in diefer Not gebracht
hätte.
Das ganze Jahr über wurde aus der Eiſen= und Stahlwareuinduſtrie
heraus über die gänzlich ungenügende Belieferung mit Nohſtoffen und
Halbfabrikaten geklagt. Teilweiſe mußte deswegen die Produktion
ein=
geſchränkt werden. Der Auslandsabſatz von Eiſen= und Stahlwaren wurde
weſeitlich durch die deutſche Außenhandelskontrolle erſchwert. So
tuurde die Ausfuhrabgabe Ende Auguſt 1922 um 30—60 Prozent erhöht.
Erſt jetzt hat das Reichswvirtſchaftsminiſterium dem Antrage des
Aus=
fuhrabgabenausſchuſſes des Vorläufigen Reichswirtſchaftsrates auf
Er=
uäßigung der Ausfuhrabgabe für Eiſen= und Stahlſuaren auf zwei
Prozent im vollen Umfange zugeſtimmt. Das Ausland hat die
Zoll=
politik gegen Deutſchland auch im Jahre 1922 fortgeſetzt und damit den
Abſatz deutſicher Eiſen und Stahlwaren nach dieſen Ländern teillveiſe
unterbunden. Anzuführen wären in dieſer Hinſicht vor allem Italien,
die Schweiz, Spanien und die Vereinigten Stagten. Der
Julands=
markt hat ſich im Jahre 1922 für Eiſen= und Stahlwvaren im großen
und ganzen nur wenig aufnahmefähig gezeigt. Es hat ſich deutlich
er=
wuiefen, daß mit der zunehmenden Teuerung die Kaufkraft der breiten
Maſſe ganz erheblich uachgelaſſeu hat.
Die Bautätigkeit, die für viele Induſtrien ausſchlaggebend
iſt, konnte auch durch die Wohnungsbauabgabe nicht nennenswert belebt
uverden, ſodaß man wvohl ſagen kann, daß ſie gänzlich ſtilliegt.
Die holzveraubeitenden Induſtrien ſind durch die alles Maß
über=
ſteigenden Holzpreisſteigerungen vor die allergrößten Schwierigkeiten
geſtellt, ohne, daß es bisher gelungen wäre, dieſen Preistreibereien ein
Ende zu bereiten. In der Textilinduſtrie iſt es ſchon teilweiſe
zu Einſchränkungen gekommen, ebenſo in der Schuhwarenfabri
kation.
Das kommende Jahr wird vohl bald Klarheit darüber bringen, ob
der ſeit langem ſchon angekündigte Konjunkturumſchwung für das
deut=
ſche Wirtſchaftsleben zu erſwarten iſt. Zu hoffen und zu wünſchen wäre
es, ivena das Jahr 1923 in etwas ruhigeren und gleichmäßigeren
Bah=
nen verlaufen würde, als das vergangene. Die größte Aufmerkſamkeit
wird dem Problem zugewendet werden müſſen, einer größeren
Arbeits=
loſigkeit vorzubeugen, und das beſte Mittel hierzu iſt Steigerung der
Produktion in den Schlüſſelinduſtrien.
Der Stickſtoffmarßt im Dezember.
h. Berlin, 1. Jan. Im Inlaub ſuar, wie das Stickſtoffſyndikat
berichtet, die Nachfuage nach Stickſtoffdüngemitteln größer als das
An=
gebot. Die Erzeugung erlitt einen erheblichen Ausfall durch den Streik
in Oppau. Die ausgefallene Menge läßt ſich noch nicht überſehen. Neben
der Erzeuguug ruhte durch den Streik auch der Verſand ab Oppau; die
Abladungen von dort konnten erſt am 23. Dezember wieder
aufgenom=
men werden. Der Verſand von den anderen Syndikatswerken duar gut.
Das Syndikat hatte die Januar=Erzeugung Mitte Dezember verkauft
und wird mit dem Verkauf der Februar=Erzeugung in den erſten Tagen
des Januaus beginnen. Die Preiſe für Stickſtoffdüngemittel erhöhten
ſich mit den Kohlenpreiſen am 1. Januar für ſchwvefelſaures Ammoniak
(nickt gedarrt und nicht gemahlen auf 1334,10 Mk., gedarrt und
ge=
mahlen auf 1366 Mk., ſolzſaures Ammoniak auf 1334,10 Mk., Kali=
Ur
Amnnon=Salpeter auf 1334,10 Mt. (alles pro Kilo Stickſtoff). Daneben
wird das Kaligehalt mit den für Kali im Chlorkalium für die jeweilige
Abladung geltenden Preiſe in Rechnung geſtellt; Natronſalpeter 1609,80
Mark, Kali=Stickſtoff 1187 Mark (alles per Kilo Stickſtoff). Der Markt
der Stickſtoffdüngemittel zeigt im Ausland keine wefentlichen
Verände=
rungen. Die Chileſalpeter=Produzenten geben an, daß ſie weitere
Ver=
käufe nach Europa und Amerika getäigt haben und daß ſich die
Geſamt=
menge der für Verſchiffungen nach dem 1. Juli 1922 abgeſchleſſenen
Verkäufe bis jetzt auf 1 220 000 Tonnen beläuft. Die Salpetererzeugung
in Chile ſteigt langſam; die Nachfrage nach ſchvefelſaurem Ammoniak
bleibt im Auslande ſtark, die Preiſe ſind daher damernd feſt.
Der Umſchwung in Oeſterreich.
Wien, 4. Jan. Der Umſchſvung in den wirtſchaftlichen
Verhält=
niſſen Oeſterreichs gegenüber denen Deutſchlands hat die intereſſante
Tatſache gezeigt, daß zwei der größten deutſchen Induſtrie=Konzerne, die
im Zeitalter der dauernden Geldentwertung ihren Machtbereich auf
Oeſterreich erſtreckt haben, heute ſchweren Mißerfolgen gegenüberſtehen.
Es ſind dies einerſeits die A.E.G. in Berlin, welche die frühere
öſter=
reichiſche Munitionsfabrik in Wölleusdoof bei Wien von
dem öſterveichiſchen Staat übernommen hatte, und andererſeits Hugo
Stinnes, der ſich bei der Alpinen Montangeſellſchaft,
dem größten öſterreichiſchen Eiſenbergwverk, beteiligt hat.
Die Völlersdarf=Weuke wollen ihren Betrieb, der ſchon
außerordentlich ſtark reduziert iſt, ganz einſtellen, falls ihnen die
öſter=
reichiſche Regierung nicht beſtimmte Zugeſtändniſſe macht. Dieſe
Zu=
ſtände ſind eine Folge der Wirtſchaftskriſe, denn die Mark iſt gegenüber
der öſterreichiſſchen Krone ſo ſehr gefallen, daß die Löhne und Preiſe i
Oeſterreich das drei= bis vierfache der deutſchen Konkurzenz erreicht
haben. Dadurch wurde die Fabrikationspolitik der A.E.G., gewiſſe
Waren ſpeziell in Oeſterreich herſtellen zu laſſen, vereitelt. Das
unge=
heuve Defizit der früheren Munitionsweuke ſoll nun von Be=lin aus
nicht weiter getragen werden, und die A.G.G. verhandelt muit der
Ne=
gierung wegen eines Kredits durch Ueberlaſſung von Materialien und
wegen der Bezahlung von Forderunger an die öſterreicliſche
Armee=
verwaltung. Die ſozialdemokratiſche Partei im öſterreichiſchen
Parla=
ment widerſetzt ſich dieſen Forderungen der A. E. G. aufs heftigſte
Gleichzeitig wird der Mißerfpla von Stinnes bei deu Bergzu
Eiſenerz” in Steiermavk immer offenkundiger. Die Alpine
Montang=ſellſchaft hat außerordentlich hohe Schulden bei Banken und
Kohlenlieferanten. Dieſe ſchwierige Lage wird in Oeſterreich damit
er=
klärt, daß der Stinnes=Konzern ſo weit verzweigt iſt und daß ven der
Zentralleitung des Konzerns für Oeſterreich die wichtigſten
Entſcheidun=
gen viel zu ſehr verzögert werden. Von den ſieben Hochöfen der
Gefell=
ſchaft mußten bereits ſechs ausgeblaſen werden, da bei den
augenblick=
lichen Deflationserſcheinungen in Oeſterreich eine innere Abſatzkrife
ein=
getreten iſt.
Deutſche Landwirtſchaf ts= und Handelsban
zu Darmſtadt. Die a. v. Generalverſammlung vom 28. ds. Mts.
hat dem Antrage des Vorſtandes entſprechend, eine Erhöhung des
Aktienkapitals bis zu 100 Millionen Mark Stamm= uund 6 Millio= London zuaazafgznrrrnrrrn
nen Mark Vorzugsaktien beſchloſſen. Die Kapitalserhöhung ſoll
raſch=
möglichſt durchgeführt werden. Die Feſtſetzung der Ausgabebedingungen
iſt dem Vorſtand in Gemeinſchaft mit dem Aufſichtsratsvorſitzenden
überlaſſen. In den Aufſichtsrat wurde neu geſählt Herr Dr. Hans
Hedenigg. Wien, welcher in demſelben den Vorſitz führt. Die
Ent=
wicklung der Bank wurde von dem Vorſtand als befriedigend bezeichnet,
zumal der Umſatz während den zehn Wochen, in welchem die Bank wieder
im Geſchäftsbetrieb iſt, annähernd ½ Milliarde beträgt.
Unveränderte Margarinepreiſe. Jufolge der ge=.
ringen Schwankungen der Deoiſen hat der Margarine=Verband,
be=
ſchloſſen, die letzthin feſtgeſetzten Verkaufspreiſe von 950 Mark für die
billigſte und von 1130 Mark für die beſte Sorte vorläufig bis zum 6. Agram.. . . . . . . . . . . .
Januar 1922 beſtehen zu laſſen.
heim. Vom 5. Januar 1923 ab gelangen 41 200 000 Mark
Stamm=
aktien zum Handel und zur Notierung an der Mannheimer Börſe.
heim. Die o. G.=V., in der 17 669 Stammaktien und 41 231 Inhaber= Schweiz 1520.
vorzugsaktien mit ein= und mehrfachem Stimmrecht vertreten waren,
ge=
nehmigte den Geſchäftsabſchluß und die Verteilung von 25 Prozent
Dividende Dann beſchloß nach eingehender Begründung die Verſamm= Pariſer Meldungen zog der Dollar an. In den erſtem
Vormitagsſtun=
lativer Vorzugsaktien mit mehrfachem Stimmrecht. Das Geſchäftsjahr 8000. Auch für die Deviſenbewegung und Noten ſtellten ſich bei
leb=
zvurde auf das Kalenderjahr verlegt und das laufende Geſchäftsjahr vom hafterem Geſchäfte die Preiſe anſehnlich höher.
Auguſt bis 31. Dezember 1922 als Zwiſchengeſchäftsjahr angeſehen.
Der Geſchäftsgang wurde weiter als recht befriedigend bezeichnet. Die
ausſcheidendem Aufſichtsratsmitglieder, Kommerzienrat Max Berthold pabiere, wo man größtenteils höheue Kurſe zu hören bekam. Zu Ab=
und Bankier Dr. Max Heſſe, wunden wiedergewählt.
Bankgruppe unter Führung der Deutſchen Bank hat zwei Milliarden Anatolier, Budapeſter Stadtamleihe. Sonſt zeigte ſich im inoffiziellen
Mark 8proz. Kölner Stadtanleihe übernommen, die in kürzeſter Friſt Effektenverkehr von Bureau zu Bureau eine feſte Stimmung. Sehr
zu etwa 96—98 Prozent zur Zeichnung aufgelegt werden ſoll.
in den letzten Tagen erhöht: von Mainz nach Rüſſelsheim und Flörsheim man vielfach höher. Badiſche Anilin ſollten geſtern amtlich 8300 bez.
auf 222,50 Mark, Raunheim und Okriftel 360 Mark, Sindlingen und
560 Mark, Frankfurt=Oberhafen und Offenbach=Hafen 600 Mark, Offen= 1 Uhr auf zirka 8050.
bach=Oehlerwerke und Bürgel 660 Mark, Mainkur 735 Mark,
Rumpen=
heim 810 Mark, Mühlheim und Hanau 892,50 Mark, Krotzenburg 1050
Mark Seligenſtadt und Dettingen=Fabrik 1125 Mark, Klein=Oſtheim 1215
und Aſchaffenburg auf 1312,50 Mark für die Tonne.
* Nafſauiſcher Raiffeifen=Verband. Dem
Naſſaui=
ſchen Naiffeiſen=Verband waren am 31. Dezember 1922 angeſchloſſen: lichen Ausſichten vermehrte ſich die Nachfrage nach Deviſen weſentlich.
14 Winzergenoſſenſchaften, 12 Dreſchgenoſſenſchaften, 8 ſonſtige
Genoſſen=
ſchaften, insgeſamt 512 Genoſſenſchaften, gegen 494 im Jahre zuvor. nach.
Wiesbaden und den Kreis Wetzlar umfaßte, hat ſeine Tätigkeit jetzt auch
auf die Provinz Oberheſſen ausgedehut. Oberheſſen gehörte ſeither zum
Gebiet des Kaſſeler Naiffeiſen=Verbandes.
— Die Kali=Induſtrie A. G. in Berlin hat ihr
bisheri=
ges Aktienkapital von 150 Millionen Mark auf 1.050 Millionen Mark
erhöht. Die neuen Aktien im Betrage von 900 Millionen Mk. ſind zu Stockholm...=sengrrfafr
dem Kurſe von 180 Prozent ſeitens der Dresdener Bank zu Berlin für Helſingfors ................."
ein Konſortium gezeichnet worden, welchem die weſentlichen Werke des Italien. .. .................."
Wintershall=Konzerns angehören. Der Gegenwert der neuen Aktien / London ...................."
ſoll zur Abdeckung der Verbindlichkeiten dienen, welche die Kaliinduſtrie New=York .................."
Aktiengeſellſchaft, die Finanzgeſellſchaft des Wintershall=Konzerns im Schwveiz=üggraas
Laufe des letzten Jahres gelegentlich des Erwerbes von umfangreichen Spanien ................ff!
Aktien= und Kupenbeträgen verſchiedener Geſellſchaften eingegangen iſt. Wien (in Deutſch=Oſterr. abg.).
— Erklärung einer Golddividende. Der Aufſichts= Prag ........... . ...."
rat der Weſermühle in Hameln, die ſoeben einen Intereſſengemeinſchafts= Buenos=Aires,.....
gggggggg=
vertrag mit der Kaiſer Otto A.=G., Ver. Deutſche Nahrungsmittel= Bulgarien.................."
fabrik A.=G. in Heilbronn a. N. vereinbarte, hat beſchloſſen, der G.=V. Japan ......... ... .......1.
(27. Januar), vorzuſchlagen, eine Dividende von 50 Gold= Rio de Jaueiro ............."
pfennig, berechnet nach dem Goldankaufspreis der Reichsbank, auf Belgrad..... . . . . . . . . .. ...:
jede Aktie zu verteilen. Die Berechnung der Dividende nach Goldwert
läßt zunu euſten Male in Deutſchland erkennen, wie gering die Dibidenden
der Aktionäre ſelbſt bei gutgehenden induſtriellen Werken ſind (im
vor=
liegenden Fall 0,05 Prozeut Goldparität). Dabei iſt freilich zu berück= Wien ...
n=
ſichtigen, daß ein Teil des Kapitals der Weſermühle nicht in Goldwert
bezahlt iſt, daß aber auch auf der anderen Seite der Goldankaufspreis Holland ...
der Reichsbank nur etwa drei Drittel des wirklichen Goldpreiſes darſtellt. Neip=York
(Im Vorjahr hatte die Dividende 18 Prozent betragen.) Das
Grund=
kapital der Geſellſchaft ſoll von 18 auf 40 Mill. Mark erhöht
wer=
den, wobei den Aktionären auf jede alte eine neue Aktie zum Parikurs.
angeboten wird.
wird geſchrieben: „Die Gemeinde Möhringen (Oberbaden) verkaufte einen haltend. Die Mühlen ſuchten im Zuſammenhange mit beſſerem Mehl=
Teil ihres Papierholzes, im ganzen 500 Kubikmeter für 50 700 Mk. abſatz Weizen zu kaufen, Noggen wpar begehrt zur Ablieferung an die
pro Kubikmeter. Dieſer Preis kann als der höchſte bezeichnet Reichsgetreideſtelle. Gerſte hatte feſte Haltung bei ruhigem Geſchäft,
werden, der bisher für Papierholz erreicht wurde.”
Deutſch=mexikaniſche Handelsbeziehungen. J
Leipzig traten die mexikaniſchen Konſuln aus Deutſchland, Oeſterreie
Wirtſchaftsbeziehungen zwiſchen Mexiko und Deutſchland. Die Kon
5. Jan. 1923 Nr. 4
renz ſprach ſich für die Förderung des direkten Handels ziviſchen den
bei=
den Ländern aus. Als geeignetes Mittel hierzu ſollen in allen größeren
Städten Deutſchlands vermamente Ausſtellungen mesikaniſcher Produkte,
unterſtützt durch großzügige Propaganda, eingerichtet werden Die
erſte Ausſtellung dieſer Art ſoll anläßlich der kommenden Leiſpziger
Frühjahrsneſſe eröffnet werden.
Münchener Lebensverſicherungsbank A.=G. ir
München mit Zweigniederlaſſung in Neuß. Der
Auf=
ſichtsrat hat mit Rückſicht auf das Beiſpiel anderer neu= und
umgegründe=
ter Geſellſchaften beſchloſſen, das reſtliche Aktienkapital mit 75 Prozeut ab
1. Januar 1923 voll zur Einzahlung bringen zu laſſen.
Dresden, 3. Jan. In der a. v. G.=V. der A.=G. für
Draht=
induſtrie vorm. Friedrich Siemens in Dresdeu, wurde
beſchloſſen, mit der Strahlauer Glashütte A.=G. Berlin=Strahlau einen
Intereſſengomeinſchaftsvertrag auf ſechs Jahre, ab 1. Januar 1923
lau=
fend, dahingehend abzuſchließen, daß nach einem gemeinſamen Schlüſſel
im Verhältnis von 4:1 ſowohl die Kapitaliei von Siemens und
Strah=
lau wie aucy die Beteiligungsquote und die alljährliche Ausſchiitrung
b=
beiden Geſellſchaften in gleicher Höhe bemeſſen werden follen.
beidem Verwaltungen wird ein Gemeinſchaftsausſchuß von je drei
gliederm gebildet. Eine Kündigung des Vertrages kann uach 15 Jahrei
erfolgen. Weiter wurde feſtgeſtellt, daß die Höhe des ausſchließlich für
die Tätigkeit der vom Reich abgetrennten und nunmehr in Polen !i
genden Werke, Mach= und Gertraude=Hütte, beſtimmten Kapitals 100
Milliarden polniſche Mark betragen ſoll. Die Verſammlung erhöhte
ferner das Grundkapital der Siemensgeſellſchaft um 20 Mill. Mk. nb
1. Januar 1923 dividendenberechtigter Stammaktien auf 65 Mill. Mark.
Die Lage im Eiſenbahnbetrieb des Ruhrgebietes.
w. Eſſen, 4. Jan. Die Lage im Eiſenbahnbetrieb des
Ruhr=
gebiets ſvar auch in der abgelaufenen Woche gut. Leere, offene Wagen
waren bei ſtark nachlaſſender Anforderung reichlich über Bedarf
vor=
handen. Auch an bedeckten Wagen konnte allen Anforderungen
entſpro=
chen verden. Flu Kohlen, Koks und Briketts wurden in der vergange
nen Woche im arbeitstäglichem Durchſchnitt einſchließlich der nachträglich
beſtellten Wagen 18 968 Wagen (gerechnet zu je 10 To.) angefordert und
auch geſtellt. (Höchſtgeſtellung am 27. Dezember 1922 21 868.) Im
gleichen Zeitraum des Vorjahres betrug die Durchſchnittsgeſtellung
20 657 Wagen.
Die zahlreichen Niederſchläge der letzten Woche haben dem Rhein
beträchtliche Waſſermengen zugeführt, ohne jedoch die Schiffahrt ernſtlich
zu beeinträchtigen. Der Stand des Cauber Pegels betrug am 2. ds.
Mts. 4,23 Meter gegenüber 2,30 Meter vormal. An den Klppern der
Duisburg=Ruhrorter Häfen wurden werktäglich 19 142 (19 592 To.),
den privaten Rheinhäfen 4221 (6670) To. und in den Zechenhäfen der
Kanäle 28 893 (28 962) To. Brennſtoffe umgeſchlagen.
w. Deviſenmaukt.
Antwerpen=Brüſſel.:.......
Holland ...................."
Paris......................
Schiveiz...................."
Spanien ...................
Italien ........ .... ........"
Liſſabon=Oporto. . .. . . . . . . . ..
Dänemark . .. ..
...
Norwegen ....
...."
Schweden ....
."
Helſingfors .................
New=York .................."
Deutſch=Oſterreich (abg.). .. . ..
Budapeſt.. . . . . . . . . . . . . . .. .."
Prag ......................"
Frankfurt a. M., 4. Januar.
Ffe
Mfe
498.5
2357.40
550.35
1421.05
498.7
2912,60
34538.45 34771.55
547,65
1413.95
1197.—
1203.—
390.—
392.—
1546.10
1553.00
1421.45
1428.55
2034.10
2945.90
19450
195.50
7481.25
7518.75
10.69—
10.68—
2.99 —
3.01-
229.40
230.60
77.80
Ke
Geld.
Brief.
523.70
3192.—
37406.25
573.55
w. Frankfurter Abend=Debiſen vom 4. Jan. Die
Auf=
h. Konſesvenfabrik Joh. Braun A.=G.,Pfedders= wärtsbewegung kom zum Stillſtand, da man eine abwartende Haltung
einnimmt und die weitere Entwicklung der politiſchen Lage in Paris bis
zur Stunde keine Klärung gebracht hat. Dollarnoten zirka 7975.
Po=
h. Rheiniſche Elektrizitätsgeſellſchaft, Mann= lennoten 44½. London 37 500. Paris 575, Neu=York 8000, Holland 3170,
w. Frankfurt a. M., 4. Jan. Die heutige Börſe war nur für
den Deviſen= und Banknotenverkehr geöffnet. Unter dem Eindruck der
lung die Erhöhung des Grundkapitals von 121 auf 143 Mill. Mark durch den wurde derſelbe mit 7850 bis 7950 genannt. Es kam im Verlauf zu
Ausgabe von 20 000 Stück Stammaktien und 2000 Stück 6proz, kumu= weiteren Preiserhöhungen. Man handelte zeitweiſe zwiſchen 8100 und
Infolge der Bewegung der ausländiſchen Zahlungsmittel herrſchte
ſtärkere Nachfrage nach Effekten. Iu Frage kommen zunächſt
Auslands=
ſchlüſſen kam es aber nur in wenigem Fällen, da die Spekulation eine
abwartende Haltung einnahm. Man will die heutigen Pariſer Ver=
Eine Milliarden=Anleihe der Stadt Köln. Eine handlungen abwarten. Als höher bezeichnet wurden Türken, Bagdad,
geſucht ſind beſonders die nieder im Kurſe ſtehendem unnotierten Papiere,
Höhere Schlepplöhne auf dem Main. Wie man wie Ufa, Benz, Inag, Hanſa=Lloyd, Kreichgauer. Auch Induſtriepapiere
berichtet, wurden weger des Hochwaſſers die Schlepplöhne, wie folgt, anderer Gattungen fanden beſſere Beachtung. Ch miſche Aktien nannte
Geld notiert ſein. Elektroaktien feſter, Lechwerke geſucht. Maſchinen=
Höchſt 420 Mark, Frankfurt=Weſthafen 517,50 Mark, Frankfurt=Oſthafen fabrik=Aktien fanden ebenfalls Beachtung. Der Dollar bewegte ſich um
Berliner Börſe.
Berlin 4. Jan,. (Wolff.) Börſenbericht. Die Nachrichten
über die Pariſer Konferenz laſſen nur geringe Hoffnung auf eine
be=
friedigende Löſung der Rebarationsfrage zu. Infolge dieſer unerfreu=
373 Spar= und Darlehnsvereine, 105 An= und Verkaufsgenoſſenſchaften, Die Kurſe ſtiegen daher bei ziemlich lebhaftem Geſchäft beträchtlich. Der
Dollar ſtellte ſich auf 8100 und gab im ſpäteren Verlaufe nur unbedeutend
— Der Geſchäftsbeziuk des Verbandes, der bisher den Regierungsbezirk w. Debiſenmarkt. Berlin, 4. Januar Telegr, Auszahlungen für:
Geld ——V Jinfe
Geld Amſterdam=Rotterdam ...... 2992,50 3007.50 3187 3203.,60 Brüſſel=Antwerpen .........." 503,73
1406. 47
1531 16 506.27 531.16 53,84 Chriſtiania .................."
Kopenhagen ................" 1413.,53
1538,84 1536.15
1645.87 —1543.85
1654. 13 2014.35
136.53 2025.05 2169.56 2180.44 187.47 196.50 197.50 384 03 385.3 413.96 416.04 34663.12 34836.80 37306.50 37493.50 7506. 18 7513,82 8004.93 8045.07 Paris........... .. . .. ... ..." 551.11 553,89 573.56 576.44 14228.91 1430.09 1518,69 1526.31 1187.02 1192.98 1259.34 1265.66 10 68 10.68 11.57 11.63 226.93 228.03 240.89 24211 Budapeſt.... . . . . . .. . . ... .. ." 3.02 3.04 3.19 3.20 2842.87 2857,13 3032.40 3047.60 19.87— 50 13 52.86 53.14 3591 3609 — 862.B 857. 17 907.72 78.80 79.20 86, 78 8.1
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108.½Ngram ... . 560.— 560.—
143.:/Warſchau. . . 0.02— 0.03—
Von den Produktenmärkten.
Berlin, 4. Jan. (Wolff.) Produkkenbericht. Die
Auf=
wärtsbewegung der Deviſenkurſe regte die Kaufluſt auch am Produkten=
Ein Rekord im Papierholzpreis. Aus Konſtanz markte ſtark an Auch das Angebot der Provinz war äußerſt zurück=
Donau=Gerſte wurde beſonders in Hamburg gekauft. Hafer hatte zwar
feſte Haltung, die Steigerung der Preiſe wurde aber durch Angebot von.
Ware gehindert, die noch auf die billige Dezemberfracht bezogen worden
und der Tſchechei zuſammen, zwecks Ausſprache über die Handels= und iſt. Mais zwuar für ſpätere Lieferung begehrt, in den ſonſtigen Artikeln
herrſchte feſte Stimmung.
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Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 5. Januar 1923.
Seite 2.
Der Wunderdoktor.
Erzählung von E. Streff.
(Ernſt Elias Niebergall.)
(Nachdruck verbotett.)
10.
Vespillarius ſahe ſich geehrt, geſcheuet und geprieſen, aber
für glücklich hielt er ſich doch eigentlich ſelbſt nicht. Der
glän=
zende Nimbus, der ihn außen umgab, beleuchtete ſeine innerliche
Erbärmlichkeit, und doch, wollte er nicht zuſchanden werden, ſo
mußte er den ſchnöden Trug fortſetzen bis zu ſeinem Ende, und
gar manchmal hungrig zu Bett gehen, wenn er die halbe Nacht ab, um nur einen Spion beſolden zu können, der ihn ſchlau
hindurch vergebens auf ein Wild gelauert hatte.
den Schander vor dem totähnlichen Schlafe überwunden hatte,
bekümmerte ſich der gewiſſenloſe Doktor nicht im geringſten. Er
ſpiegelte dem armen Mädchen vor, ſein Fürwort habe jenem ein
beſſeres Gefängnis verſchafft, und die Unterſuchung, wenn auch
Angeſchuldigten Gunſten endigen. Das verſchwieg er ihr freilich,
daß des armen Burſchen Prozeß ſich immer verwickelter und
ge=
fährlicher geſtaltete, und daß man ihn ſchon mit dem erſten Grade
der Tortur gepeinigt hatte, weil er feſt auf ſeiner Unſchuld
be=
harrte, obwohl er nicht leugnete, daß er manchmal auf Wild
aus=
gegangen ſei. Alle Indizien ſprachen gegen ihn. Man hatte ihn
am Abend jener Nacht, wo die blutige Tat geſchahe, mit einer
Flinte im Wald geſehen, und der Förſter ſchwur, daß er ihn
ſei=
ner Geſtalt und Kleidung nach für denjenigen halte, der ihn
ver=
wundet habe. Von allem dem erfuhr Käthe nichts und erwachte
jeden Morgen mit der Hoffnung, daß heute die Befreiungsſtunde
ihres Geliebten ſchlagen würde.
Der Förſter hinkte mit ſeinem lahmen Bein an der Krücke
umher; die hartherzige Herrſchaft hatte ihn ſeines Dienſtes
ent=
laſſen und ſeine Kinder bettelten oft vor des Doktors Türe;
das rührte den aber wenig, denn längſt hatte er ſeinem Gewiſſen
das Sophisma hingeworfen: „Der Förſter raubte mir, wenn er
mich erkannte, meine Ehre, ohne die ich nicht leben mag, mithin
mein Leben; gegen dieſes konmnt ein lahmes Bein nicht in Be=
tracht — es war Notwehr!” Trotz dieſes egoiſtiſchen
Raiſonn=
ments gab er den bettelnden Kindern jedesmal reichlich Almoſen
und vermied, an des Förſters Wohnung vorüberzugehen, weil
ihn deſſen Frau ſelten vorbeiließ, ohne ihr Herz bei ihm in
Trä=
nen und Jammer über ihr jetziges Elend ausgeſchüttet zu haben.
kleber alle dieſe Dinge hätte er ſich doch wohl nach und nach
beruhigen können, aber es war einer da, der ihn häufig an ſein
Verbrechen mahnte: das war Barthel. Der trieb ſich müßig in
den Schenken und im Walde umher, deun Porziunkel und
Vespillarius gaben ihm hinreichende Mittel, ſeinem liederlichen
Hang zu frönen. Erſterer darbte ſich die Biſſen vorm Munde
hinzuhalten wußte; letzterer gab knirſchend dem ſtets mit frecher
Um den bedauernswürdigen Stephan, um deswillen Käthe Zudringlichkeit Wiederkehrenden die größere Hälfte ſeines
an=
ſehnlichen Verdienſtes, um ihn durch das Intereſſe zu binden,
wo es der Eid nicht bermochte.
Einſt, als Barthel ſich wieder mit einer neuen Forderung
einſtellte, traf er den Doktor in einer ungewöhnlich fröhlichen
Laune. Er ſaß nämlich ganz behaglich in dem zerriſſenen
Lehn=
langwierig, müſſe doch nach der Verſicherung des Richters zu des ſtuhl, und vor ihm ſtand eine ſchon zur Hälfte geleerte
Wein=
flaſche.
„Was, Heuker!” rief Barthel voll Verwunderung aus: „Seit
wann ergebet Ihr Euch wieder dem groben Erdentrank?
Des Doktors Ang=ſicht fing ſchon an zu glühen, und er
ant=
wortete in der beſten Laune:
„Mein Freund, der Rebenſaft iſt edler, als Du zu glauben
ſcheineſt. Das Blühen des Weinſtocks und das Zeitigen ſeiner
ſchwellenden Beeren gehorcht ſideriſchen Einflüſſen, und manch
großes Geheimnis liegt in ſeinem ſtillen Wachstim verborgen.
Darum trink’ ich zuweilen ein Glas; dann eröffnet ſich mir das
wunderbare Walten der Natur in ungeahnten Tiefen.”
„Warum haltet Ihr es nicht lieber mit Eurer Lebenseſſenz,
die Tote erweckt?” ſpottete Barthel, der wohl wußte, daß der
Doktor es nicht mit ihm verderben durfte.
„Du biſt ein loſer Schelm,” antwortete Vespillarius, ohne
daß ihn der Spott zu verdrießen ſchien. „Doch weil Du klüger
biſt als andere, und verſchwiegen dazu, ſo ſollſt. Du auch ein
Glas des köſtlichen Trankes bekommen. Setz Dich her.”
Barthel, aus deſſen Augen ſchon die Wirkung geiſtiger
tränke glänzte, folgte der Aufforderung und betrug ſich ganz ſo,
als ſei er bei ſeinesgleichen in der Schenke. Aber hinter ſeiner
ſcheinbaren Unbefangenheit lauerte arge Vorficht, welche genau
auf alles merkte, was geſchahe.
Vespillarius ſtellte ihm ein Glas hin, friſch geſpült, ſo daß
noch helle Waſſertropfen darin hingen, goß es voll, ſchenkte ſich
ſelbſt ein und ſprah:
„Laß uns Freundſchaft ſchließen, lieber Barthel. Mir iſt
wohlbekannt, daß Du mehr weißt, als mir lieb iſt, und ein
an=
derer möchte mich wohl in’s Verderben bringen. Aber Du tuſt
mir das Leid nicht an, das dank’ ich Dir von Herzen. Ich bin
ein alter Mann, und Du gönnſt mir in Frieden die paar Tage,
die ich noch zu verleben habe. Trink, es gilt!“
Barthel hatte während der freundlichen Nede des Doktors
heftiger als ſonſt die Mienen verzogen. Er faßte ſein Glas,
klingte mit dem Doktor an und ſagte:
„Stutzen will ich, — aber Wein mag ich nicht mehr trinken.”
„Das wäre mir ein ſchönes Stück Freundſchaft, wenn Du
es verſchmähen wollteſt, mir Beſcheid zu tun.”
„Laſſet mir eine Weile Ruhe, nachher trink ich. Höret, ich
will Euch einen Vorſchlag machen, woraus Ihr ſehen könnt, daß
ich für Eure Güte dankbar bin: Gebet, mir Euren Stutzen,
Eurem Alter zuliebe will ich künftighin das Wildpret für Eure
Küche ſchießen.”
Vespillarius tat einen heftigen Zug aus dem Glaſe, um
ſich zu ſammeln. Als er es von den Lippen ſetzte, war er ſchon
wieder gefaßt, lachte, als mache er ſich über die
Leichtgläubig=
keit der Menſchen luſtig, und ſprach:
„Auch dahinter biſt Du gekommen, Du Schalk? Nur gut,
daß es niemand weiß, als Du. Aber trinke, ſonſt verflisgt das
unſchätzbare Aroma, aus Deinem Glaſe.”
Barthel ſchüttelte den Kopf.
„Wißt Ihr auch ſchon, lieber Vespillarius, daß Stephan,
der den Förſter um ſein geſundes Bein gebracht haben ſoll, in
dieſem Augenblick ſein Urteil erhält?”
Der Doktor ſah etwas verwirrt in ſein Glas und erwiderte:
„Er hätte die Tat nicht begehen ſollen.”
(Schluß folgt.)
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ſtück, das zur Zeit der Eintragung des
Verſteigerungsvermerks auf den Namen
der Marie Röth, Witwe des
Hein=
rich) Röth, Fridolin Röth, Ludwig
Röth, Emma Hotz, Henriette Röth,
Chriſtign Röth, Juſtus Röth, Paula
Löber, geb. Röth, Marie Schneider
geb. Röth, alle aus Darmſtadt, im
Grundbuch eingetragen war, ſoll
Dienstag, den 30. Januar 1923,
vormittags 10 Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht, Zimmer
Nr. 219, verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt zum Zweck
der Auseinanderſetzung unter
Miteigen=
tümern, bzw. Miterben.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am
3. Oktober 1922 in das Grundbuch
ein=
getragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der
Ein=
tragung des Verſteigerungsvermerks aus
dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind ſie ſpäteſtens inr
Verſteigerungs=
termin vor der Aufforderung zur
Ab=
gabe von Geboten bei dem
unterzeich=
neten Gericht anzumelden und, wenn der
Gläubiger widerſpricht, glaubhaft zu
nachen, widrigenfalls ſie bei der
Feſt=
ſtellung des geringſten Gebots nicht
be=
rückſichtigt und bei der Verteilung des
Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des
Gläubigers und den übrigen Rechten
nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der
Verſteige=
rung entgegenſtehendes Recht haben,
wver=
den aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder
einſtwei=
ige Einſtellung des Verfahrens
herbei=
zuführen, widrigenfalls für das Recht
der Verſteigerungserlös an die Stelle
des verſteigerten Gegenſtandes tritt.
Darmſtadt, den 9. November 1922.
10687a) Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung des Grundſtücks:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk V,
Band 24, Blatt 1909:
Kulturart Betrag der
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Nr. Slur Nr U.Gewann Am Schätzung
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Sachbezüge.
Der Wert der Sachbezüge (Koſt und
Wohnung einſchließlich Heizung und
Be=
leuchtung), die den Verſicherten ſtatt des
Gehalts oder Lohnes oder neben ihm
gewährt werden, wird gemäß § 160 der
Reichsverſicherungsordnung für alle
Verſicherten auf 300 Mk, täglich
feſtgeſetzt.
Dieſe Feſtſetzung tritt am 1. Januar
1923 in Kraft.
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Darmſtadt, den 3. Jan. 1923.
Verſicherungsamt der Stadt
Darmſtadt.
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