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178. Jahrgang
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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der Balkankrieg. — Die Volksernährungsfragen. — Die Petroleumnot und ihre
Beſeitigung. — Die Gazette des Ardennes. — Zur franzöſiſchen Regierungskriſe. — Kritik des Oberhauſes an
der engliſchen Regierung. — Ein engliſcher Kreuzer verloren. — Pirot von den Bulgaren erobert.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 28. Oktober.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Keine weſentlichen Ereigniſſe.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Hindenburg.
Nordöſtlich des Ortes von Garbunowka
ſind neue Fortſchritte gegen ruſſiſche Angriffe
behauptet. Der Kirchhof von Szaſzali iſt
wieder in unſerem Beſitz. 2 Offiziere, 150
Mann wurden gefangen genommen. Unſer
Artilleriefeuer ließ einen feindlichen Angriff
ſüdlich von Garbunowka nicht zur Entwicklung
kommen.
Heeresgruppe des
Generalfeldmar=
ſchalls Prinz Leopold von Bayern.
Bei Schtſcherſſy (am Njemen nordöſtlich von
Nowo=Grodeck) ſcheiterte ein ſtarker ruſſiſcher
Angriff.
Heeresgruppe des Generals
von Linſingen.
Weſtlich von Czartorysk wurde Rudka
genommen.
Balkan=Kriegsſchauplatz.
Die Armeen der Generale von Koeveß
und von Gallwitz ſind im weiteren
Vor=
dringen. Die Armee des Generals von Gallwitz
hat ſeit dem 23. Oktober 2033 Gefangene
gemacht und mehrere Maſchinengewehre erbeutet.
Die Armee des Generals von Bojadjeff
hat Zajecar genommen. Nördlich von
Knjazevac wurde der Timok in breiter
Front überſchritten. Knjazevac iſt in
bul=
gariſcher Hand. Mehrere Geſchütze wurden
erbeutet.
Die Höhe der Dreuova Glava (25
Kilo=
meter nordweſtlich von Pirot) iſt beſetzt.
Oberſte Heeresleitung.
Der Balkankrieg.
Der Feldzug gegen Serbien.
Der konzentriſche Vormarſch auf
Kragu=
jevac.
(Telegramm unſeres Berichterſtatters.)
Kriegspreſſequartier der
deut=
ſchen Südoſtarmee, 26. Okt.
Nach dem Eindringen der öſterreichiſch=deutſchen
Ar=
mee in das Innere Serbiens von der Arias bei Viſegrad,
bei Semlin an der Save, bei Semendria und Bazias an
der Donau folgte nun der Einmarſch auf ſerbiſches Gebiet
bei Orſova, der unter der glänzenden Mitwirkung der
Pioniertruppen in muſterhafter Ordnung durchgeführt
wurde. Dieſes Einfalltor liegt in der felſigen Flußenge
der Donau, dort, wo dieſer mächtige Strom von den
Fel=
ſen gedrängt ſeinen Flußlauf bis auf 300 Meter verengt.
Aus dieſem Grunde und in dieſer Vorausſetzung, daß die
Offenſive der Verbündeten dort ſtattfinden wird, wo der
Anſchluß an Bulgarien der allerkürzeſte iſt, erwarteten
die Serben am Anfang der Offenſive den Donauübergang.
In der Umgebung des Berges Tekija wurden gewaltige
Heeresmaſſen konzentriert und eine zahlreiche ſchwere
Ar=
tillerie bereitgeſtellt, um dem Uebergangsverſuch energiſch
begegnen zu können. Wie wir wiſſen, wurde zwar an
dieſer Stelle geſchickt demonſtriert, doch der Uebergang
erfolgte an anderen Stellen mit ſchnellem Erfolg, und die
ſerbiſchen Vorbereitungen fielen ins Waſſer. Die
ſerbi=
ſchen Truppen wurden zum größten Teil abtransportiert,
auch das ſchwere Geſchützmaterial, wie vermutet wird, zum
größten Teil gegen die Offenſive der Bulgaren, und an
der Teilfront bei Tekija, bezüglich gegenüber Orſova
blie=
ben nur ſchwache Kräfte, 2000 etwa von derſelben Stärke,
wie während der abwartenden Zeit der Wintermonate.
Auf dem ungariſchen Ufer wurde inzwiſchen mächtig
gear=
beitet, gewaltiges Pontonmaterial zuſammengezogen, eine
übergroße Artillerie aller Kaliber konzentriert, dann
er=
folgte am 22. der Einſchuß der Artillerie auf die feindlichen
Stellungen, fortgeſetzt mit intenſivem Wirkungsſchießen
am 23. in der Frühe durch mehrere Stunden, und Punkt
9 Uhr früh ſetzte das erſte Boot mit einer kleineren
Infan=
terietruppe über den Strom. Durch das Wirkungsſchießen
wurde der Feind ſo erſchüttert, daß er ſich auf die
rückwär=
tigen Höhen zurückzog, ſodaß unſer Uebergang nun mit
ganzer Energie und vom Feinde unbehelligt ſtattfinden
konnte. Unſere Verluſte waren bei der ganzen
Unterneh=
mung die minimalſten. Auf jeden Fall kann behauptet
werden, daß noch kein über einen großen Fluß erfolgter
Uebergang mit ſo geringen Opfern erkauft worden war.
Während des Wirkungsſchießens machte ſich die ſerbiſche
Artillerie wenig bemerkbar, nur am Anfang des
Artillerie=
kampfes verſuchte ſie, unſeren Geſchützen zu antworten.
Als aber eine unſerer Granaten voll in einen leichten
Mu=
nitionswagen einſchlug und dort heftige Exploſionen
ver=
urſachte, zog ſich die Artillerie ganz zurück und ließ nichts
mehr von ſich hören. Die Spuren unſeres Artilleriefeuers
ſah ich heute nachmittag, als ich die ſerbiſchen Stellungen
entlang der Donau beſichtigte. Die Wirtung unſerer
Ge=
ſchütze war an dem großen Teil der langen Front eine
ſchreckliche. Schuß neben Schuß liegt in den
weitgeſtreck=
ten Schützengräben und Hinderniſſen, und das Dorf
Te=
kija wurde von der Beſchießung beſonders arg
mitgenom=
men. In den Trümmerhaufen der Häuſer und den
mäch=
tigen Granattrichtern der ſchweren Granaten liegen noch
die nicht geborgenen Leichen. Von Tekija ſüdöſtlich
ver=
ſuchte die ſerbiſche Artillerie ſich nochmals zu ſtellen und
die Infanterie durch ihr Feuer im Kampf um Sip zu
unterſtützen, doch wurde ſiervon unſeren nun weiter
vor=
gebrachten Geſchützen bald zum Schweigen gebracht. Die
ſteilen Bergwege ſind in einem ganz unglaublichen
Zu=
ſtand, und bewunderungswürdig iſt es, wie unverdroſſenen
Mutes unſere verbündeten Truppen in dieſem ſchwierigen
Gelände ſich vorwärtsarbeiten, mit ſo friſcher
Kampfes=
luſt, die ich ſeit vielen Monaten nicht mehr ſo lebendig
aufflammen ſah, wie gerade auf dieſem Kriegsſchauplatz.
Nun ſind unſere Truppen in dieſem Felſengebiet von
Dobra Woda ein beträchtliches Stück weitergekommen,
und die Entfernung von den bei Negotin vorgehenden
bulgariſchen Truppen wird täglich kürzer, ſodaß bald die
letzten Bergesſchranken überbrückt ſeinsmüſſen. Die im
Moravatal vordringenden Truppen der Armee. Gallwitz
gehen in immer ſchnellerem Siegeslauf weiter und
kämp=
ſen bereits unweit ſüdlich des Racatales und Markovac,
ſodaß die Entfernung nach Kragujevac kaum ein Drittel
des bisher zurückgelegten Weges beträgt. Unſere
Trup=
pen müſſen, wenn die Offenſive in dieſem Gebiet mit
ſol=
cher Energie durchgeführt wikd, in wenigen Tagen im
Vorgebirge von Kragujevac ſein, wenn auch der Vormarſch
ſich infolge der natürlichen Hinderniſſe bedeutend
ſchwie=
riger geſtalten wird. Die ganze Kampflage iſt infolge der
Erfolge der letzten Tage ſo, daß ſich das konzentriſche
Zu=
ſammenwirken der drei verbündeten Armeen an allen
Kampffronten bemerkbar macht und ſo bald zu
bedeuten=
den Ereigniſſen führen müßte. Der feindliche Widerſtand
iſt im allgemeinen zwar nicht weniger erbittert, doch merk=
lich kraftloſer geworden. Eine Hauptrichtung des
ſerbi=
ſchen Rückzuges iſt im allgemeinen Zuge das Gebiet
weſt=
lich des Moravatales, etwa das Gebiet der Golijska=Morav.
Dr. Stephan Steiner,
Kriegsberichterſtatter.
Zur Vereinigung der deutſchen und
öſterreichiſchen Heere mit den bulgariſchen
Truppen heißt es im Berliner Lok.=Anz.: Ein
lang=
erwartetes, von unſeren Gegnern gefürchtetes Ereignis iſt
zur Tat geworden. Seine ſtrategiſche Bedeutung kann
zwar erſt zur vollſten Wirkſamkeit kommen, ſobald die von
Norden und Oſten gegen das Morava=Tal
vordringen=
den Heere ſich vereinigt haben und die Bahnlinie
beherr=
ſchen, die von Belgrad über Niſch und Pirot nach Sofia
führt und auf deren Schienen im Frieden der Orient=
Expreß von Berlin nach Konſtantinopel rollte, und nun
bald wieder rollen wird. Aber durch dieſen erſten frohen
Gruß, der zwiſchen den Heeren der verbündeten
Mittel=
mächte und den Truppen des Königs Ferdinand
ausge=
tauſcht wird, kommt doch unſeren Feinden und allen
neutralen Ländern ſchon jetzt das Bewußtſein, daß die
vier Verbündeten, die bisher auf allen Schlachtfeldern im
Angriff und in der Verteidigung ſiegreich blieben, nun
auch räumlich untereinander verbunden ſind und daß
dadurch eine ungeheuere Steigerung ihrer Ueberlegenheit
bewirkt worden iſt.
* Sofia, 27. Okt. Die Bulgariſche Telegraphen=
Agentur erfährt: Die bulgariſchen Truppen haben
in der Umgegend von Knjazevac bedeutende Erfolge
davongetragen; ſie beſetzten dieſe Stadt. Außerdem
nah=
men die bulgariſchen Truppen die ſehr mächtige Stellung
Dranova Glava im Sturm, die den Schlüſſel zum
Feſtungsrayon von Pirot bildet.
Die Bulgariſche Telegraphen=Agentur meldet: Die
bulgariſchen Behörden haben die Linie Dedeagatſch-
Oktſchilar beſetzt, deren Betrieb von nun an
durch den bulgariſchen Staat erfolgen wird.
* Berlin, 28. Okt. Budapeſter Blättern zufolge
greift General Bojadjeff in der Urovica=Stellung
die ſich erbittert verteidigenden Serben an. Im
Niſcha=
wa=Abſchnitt ſind die Bulgaren im ſteten Vordringen.
Die von Uesküb her angreifenden Bulgaren gelangten
hart an Tetovo. Um die Stellungen vor dieſer Stadt
wird gekämpft. Die bulgariſche Artillerie unterſtützt kräftig
die Angriffe der Infanterie. Die ſerbiſchen Linien
kom=
men nacheinander ins Schwanken. Die Mazedonier
kämpfen mit Kraft und Todesmut. Vor Prilep ſteht
der Kampf. Auch in der unmittelbaren Nähe der Stadt
Strumitza drängen Mazedonier und Türken kräftig die
vorrückenden franzöſiſchen und engliſchen Kräfte zurück.
Die bulgariſchen und türkiſchen Bergbatterien errangen
wichtige Vorteile über die Feinde, die auch den
ungeſtü=
men mazedoniſchen Sturmangriffen kaum ſtandhalten
können.
Daß die Serben auf ein ſo raſches Vordringen der
Bulgaren nicht rechneten und förmlich überrumpelt
wur=
den, geht aus der Meldung in verſchiedenen Blättern
hervor, die Bulgaren hätten faſt überall rieſige
Vorräte an Kriegsmaterial und Lebensmitteln
vor=
gefunden.
Der Rücktritt des ſerbiſchen Oberbefehlshabers.
* Paris, 27. Okt. Der Matin meldet aus
Salo=
niki: Man bedauert einmütig, daß der Wojwode
Put=
nik aus Geſundheitsrückſichten den Oberbefehl über die
ſerbiſche Armee habe niederlegen müſſen.
Zur Lage.
* (Zenſ. Bln.) Aus Köln meldet die Deutſche Tztg.:
Der Wiener Berichterſtatter der Köln. Ztg. erklärt: Wie
die militäriſche, ſo erſcheint auch die diplomaltiſche
Lage auf dem Balkan fortgeſetzt günſtig.
Rumänien und Griechenland denken nicht daran, ihre
Neutralität aufzugeben. Verzweifelte Verſuche der An=
hänger des Vierverbandes in Athen und in Bukareſt,
einen Umſchwung herbeizuführen, können ſchon jetzt als
zwecklos bezeichnet werden. Der Unmut in Griechenland
tiber den Vierverband wird nach der rückſichtsloſen
Ver=
letzung der griechiſchen Neutralität noch durch die
Bevor=
mundung geſteigert, die der Vierverband gegenüber
Grie=
chenland in der Auslegung des griechiſch=ſerbiſchen
Ver=
trages und in der Bemängelung der griechiſchen
Mobil=
machung zeige. Griechenland iſt keineswegs geſonnen,
ſich ſein Selbſtbeſtimmungsrecht verkümmern zu laſſen.
Die Hilfsexpedition der Alliierten.
* Rotterdam, 27. Okt. Der Nieuwe
Rotter=
damſche Courant meldet aus London: Lord
Lans=
downe ſagte geſtern im Oberhauſe über die
Ex=
pedition nach Saloniki, daß England auf
An=
trag Venizelos’ die Truppen zur Verfügung geſtellt habe,
um es Griechenland zu ermöglichen, ſeinen
Vertragspflich=
ten gegen Serbien nachzukommen. Die britiſche
Regie=
rung habe eine kleine Streitmacht, die verſügbar geweſen
ſei, nach Saloniki geſchickt. Später teilte Lansdowne
mit, daß dieſe Armee 13 000 Mann zähle. Die
Fran=
zoſen hätten Truppen gelandet, die jetzt an der Oſtgrenze
Serbiens gegen die Bulgaren kämpften. (?) Die
Mittei=
lung Lansdownes, daß es höchſt unwahrſcheinlich
ſei, daß die ſerbiſchen Truppen den
ver=
einigten Angriffen der Feinde lange
wür=
den widerſtehen können machte einen tiefen
Ein=
druck auf das Haus, was heute auch in den Zeitungen
zum Ausdruck kommt. Die Frage des Lords Loreburn,
ob die Entſendung der Truppen nach Saloniki mit
Zu=
ſtimmung der oberſten Berater der Regierung für Marine=
und militäriſche Angelegenheiten erfolgt ſei, und ob nach
dem Urteil der Sachverſtändigen befriedigende Maßregeln
getroffen worden ſeien, um die Verbindungslinie der
Armee und die Zufuhr von Munition und Material zu
ſichern, löſte eine lebhafte Debatte aus. „Lord Cromer
klagte über den undurchdringlichen Schleier
von Geheimnistuerei, den die Regierung um ihre
Politik und ihre Abſichten breite. Er fügte weiter hinzu,
daß das Kabinett von 22 Mitgliedern einem kleinen
kräftigen ausführenden Kollegium Platz machen ſollte
Lord Curzon ſagte, die Frage der Zahl der
Kabinetts=
mitglieder werde von dem Premierminiſter erwogen.
Griechiſches Ultimatum an die Entente?
* Berlin, 27. Okt. (Zenſ. Bln.) Die Nat.=Ztg.
meldet aus Wien: Nach Meldungen aus Saloniki
hat der Hafenkommandant dem Oberbefehlshaber der
Ententetruppen die Mitteilung zugeſtellt, die Regierung
Griechenlands erwarte den Abtransport der
frem=
den Truppen aus Salonikibis 6. November
Zwei ruſſiſche Linienſchiffe vor Varna verſenkt.
* Sofia, 28. Okt. (Meldung der Bulgariſchen
De=
peſchen=Agentur.) Heute morgen erſchien ein ruſſiſches
Geſchwader vor Varna und begann nach den
Wei=
ſungen eines Waſſerflugzeuges die Stadt und den Hafen
zu beſchießen. Unſere Küſtenbatterien erwiderten das
Feuer. Zwei ruſſiſche Schiffe von der
Klaſſe „Tri=Swiatitelja” wurden von
Grana=
ten oder Torpedos getroffen und verſenkt. Die
anderen Schiffe zogen ſich, von Unterſeebooten verfolgt
zurück. Der Beſchießung fielen einige Zivilperſonen zum
Opfer. Außerdem wurden einige Gebäude beſchädigt. Es
wurde nur geringer militäriſcher Schaden angerichtet.
Die Lage in Albanien.
* Wien, 28. Okt. Die Südſlawiſche Korreſpondenz
meldet aus Sofia: Angeſehene albaniſche Kreiſe haben
Berichte aus Nord=Albanien erhalten, denen zufolge
die Lage angeſichts der Gewaltherrſchaft der Serben,
Montenegriner und Eſſad Paſchas geradezu verzwei=
felt ſei und die Bevölkerung die Befreiung von der
ſer=
biſch=montenegriniſchen Tyrannei und den Gewalttaten
der Räuberbanden Eſſad Paſchas durch die deutſchen,
öſterreichiſch=ungariſchen und bulgariſchen Truppen mit
Ungeduld erwarte. Die Nachreichten über den ſiegreichen
Vormarſch der Armeen der Zentralmächte und Bulgariens
haben in Albanien große Bewegung hervorgerufen und
gaben das Zeichen für den Beginn einer
Aufſtands=
bewegung gegen die derzeitigen Gewaltherren. Die
Albaneſen im ſerbiſchen Heere flüchten in Scharen über
die Grenze. Schließlich wird bekannt, daß die
wirtſchaft=
liche Lage im Lande eine derartig traurige ſei, daß es
als ganz ausgeſchloſſen erſcheine, etwa übertretende
grö=
ßere Heeresmaſſen zu verpflegen.
Die Volksernährungsfragen.
* Berlin, 27. Okt. (W. T. B. Amtlich.) Der
Bei=
rat der Reichsprüfungsſtelle für
Lebensmit=
telpreiſe trat geſtern nachmittag in ſeinem Ausſchuß
für Kolonial=Teigwaren zu einer Sitzung unter dem
Vorſitz des Miniſterialdirektors Luſensky zuſammen. Zur
möglichſten Vermeidung einer weſentlichen Steigerung
der Kaffeepreiſe und zur Sicherung der
Lieferungsrege=
lung nach allen Teilen Deutſchlands wurde die Gründung
eines Einkaufsſyndikats für Kaffee allgemein gewünſcht.
Für Tee wurde jedes Eingreifen für überflüſſig erachtet,
da ausreichende Vorräte vorhanden ſind.
Von einigen Seiten wurde eine Verbrauchsregelung für
Kakao gewünſcht. Für alle drei Warengruppen wurden
Beſtandsauſnahmen angeregt. Die für Teigwaren, Grieß
und Roggenkaffee in die Wege geleitete Regelung,
ins=
beſondere die Preisgeſtaltung, wurde mit Genugtuung
begrüßt.
* Berlin, 27. Okt. Der Reichskanzler hatte
heute Vertreter aller Fraktionen des
Abgeord=
netenhauſes zu einer Beſprechung über Fragen
der Volksernährung eingeladen. Man ſtimmte
dem Reichskanzler darin zu, daß energiſche Schritte getan
werden müſſen, um ſolche notwendigen Nahrungsmittel,
deren Menge gegenüber dem Friedensſtand erheblich
zu=
rückgegangen iſt, allen in möglichſt gleichem Maße
zu=
gänglich zu machen. Auch bei Kartoffeln, die in
über=
reicher Menge geerntet worden ſind, erkannte man an,
daß weitere Maßregeln zur Regelung der
Marktverhält=
niſſe ergriffen werden müßten, da die bisherigen nicht
ge=
nügt hätten. Alle Anweſenden waren darin einig, daß
wir mit ausreichenden Vorräten für die
Ernäh=
rung des deutſchen Volkes verſehen ſind; daß es aber
darauf ankommt, einer unſozialen Verteilung
entgegen=
zuwirken und die Preiſe auf der Höhe zu halten, die zwar
der durch den Krieg hervorgerufenen Erſchwerung der
Produktion entſpricht, aber auch eine ungerechtfertigte
Ueberteuerung der Bevölkerung vermeidet. Es wurde der
Zuverſicht Ausdruck gegeben, daß die bevorſtehenden, vom
Reichskanzler in ihren Grundzügen mitgeteilten
Verord=
nungen dieſes Ziel erreichen werden.
* Berllin, 28. Okt. Zu der Mitteilung des W.T. B.
über die Ergebniſſe der Beſprechung, welche geſtern
zwiſchen dem Reichskanzler und Vertretern aller
Fraktionen des preußiſchen Abgeordnetenhauſes
ſtattfan=
den, ſagt der Berliner Lok.=Anz.: Dieſe Feſtlegung der
Aufgaben, die es heute zu löſen gilt, um eine ſoziale
Ver=
teilung der Lebensmittel zu erreichen, entſpricht auch
unſerer Anſicht und unſeren Forderungen. Es kommt jetzt
darauf an, daß das begonnene Werk ſchnell vollendet
wird. Als dringend erſcheint uns nach wie vor eine
baldige Regelung der Fleiſchpreiſe, und zwar nicht
nur durch die angekündigte indirekte Maßregel der
Be=
ſchränkung des Fleiſchverkaufs, ſondern durch direkten
Eingriff in die Preisgeſtaltung, wie bei der Butter.
* Berlin, 27. Okt. In der Preſſe hat ein Artikel
der Frankfurter Volksſtimme Verbreitung gefunden, in
dem geſagt wird, es habe der preußiſche Land=
wirtſchaftsminiſter das im Intereſſe der Stadt
Frankfurt a. M. von einem Kreiſe erlaſſene
Ausfuhr=
verbot für Kartoffeln aufgehoben, weil
Land=
wirte und Händler, die einen höheren Preis erzielen
wollten, beim Landwirtſchaftsminiſter darum nachgeſucht
hätten. Dieſe Darſtellung entſpricht nicht den Tatſachen.
Der Landwirtſchaftsminiſter hat eine ſolche Anordnung
nicht erlaſſen. Weil die an ſich geſetzlich unzuläſſigen
Aus=
fuhrverbote einzelner Kreiſe uſw. zu den ſchwerſten
Un=
zuträglichkeiten für die Verbraucher, insbeſondere
ein=
zelner größerer Städte geführt haben, ſind ſie allgemein
aufgehoben worden, und zwar von der zuſtändigen
Be=
hörde durch Ausdehnung der Bundesratsverordnung vom
9. Oktober. Auch auf geringeren Anbauflächen wird
Be=
darfsgemeinden im Weſten die Möglichkeit gegeben, ihren
Kartoffelbedarf auch in der Nähe zu decken. Auch iſt eine
allgemeine Beſchränkung der Preiſe für Speiſekartoffeln
zu erwarten.
Die Petroleumnet und ihre Beſeitigung.
G* Deutſchland verbraucht jährlich allein für
Beleuch=
tungszwecke ungefähr 900 Millionen Liter Petroleum, von
dem nur ein ganz verſchwindend geringer Anteil im Lande
ſelbſt gewonnen wird.
Kein Wunder, daß die fehlende Einfuhr zu den
größ=
ten Unannehmlichkeiten zu führen droht. Bis jetzt hat
Amerika den deutſchen Markt faſt vollſtändig verſorgt, und
dieſe Verſorgung hörte mit der Kriegserklärung Englands
infolge der Unterbindung der Schiffahrt ſofort auf.
Erſatz=
lieferungen über das neutrale Ausland wären bei einigem
guten Willen vielleicht möglich geweſen, wenn auch bei
weitem nicht in ausreichendem Umfange, und da die
See=
zufuhr weiter geſperrt bleibt, müſſen wir jetzt unſer
Augen=
merk auf diejenigen Petroleumgebiete lenken, mit denen
wir durch Schienenwege verbunden ſind und die jetzt von
feindlichen Heeren nicht mehr bedroht ſind: es ſind dies
Galizien und Rumänien.
Galizien hat ſofort nach Vertreibung der Ruſſen
ſeine Petroleumwerke in verſtärktem Maße wieder in
Be=
trieb geſetzt, doch iſt die dortige Gewinnung eben ſo wenig
wie vor dem Kriege groß genug, um auswärtige Märkte
dauernd verſorgen zu können. Hierzu kommt noch, daß
alles ſeit dem 18. Auguſt in Galizien gewonnene Rohöl
von der öſterreichiſch=ungariſchen Regierung
beſchlagnahmt=
wurde, und es muß Oeſterreich, um den eigenen privaten
Bedarf zu decken, noch Petroleum in Rumänien kaufen.
Dieſe Verhältniſſe werden ſich kaum ändern, da die
Erzeu=
gung Galiziens einer Steigerung ſchwerlich fähig iſt.
Weſentlich anders aber liegen die Verhältniſſe in
Rumänien. Dort wurde nach Kriegsausbruch die
Er=
zeugung um täglich 80 Doppelwagen künſtlich eingeſchränkt,
weil wegen der Sperrung der Dardanellen einerſeits und
wegen Mangels an Eiſenbahntankwagen andererſeits die
Ausfuhr im bisherigen Umfange nicht mehr möglich war.
Die gegenwärtige rumäniſche Förderung beläuft ſich auf
420 bis 430 Wagen Rohöl täglich, das ſind 4 200000 Liter,
während Galizien nur 180 Wagen (1800000 Liter)
produ=
ziert. Ferner geſtatten die rumäniſchen Verhältniſſe eine
ganz bedeutende Steigerung der Produktion, da eine große
Anzahl Bohrſchächte bis zur ölführenden Schicht abgeteuft
iſt und jederzeit in Betrieb genommen werden kann.
Hierzu kommen noch gewaltige unbenutzte Oelfelder, die
der Aufſchließung harren. Einen glänzenden Beweis ihrer
Leiſtungsfähigkeit gab die rumäniſche Petroleuminduſtrie
damit, daß die Erzeugung des erſten halben Jahres 1915
um rund 28000000 Liter größer geweſen iſt, als im
glei=
chen Zeitraum 1914. Und das trotz dem Krieße!
Rumänien iſt das Land, das für Deutſchland als
Pe=
troleumlieferant an die erſte Stelle treten wird, wenn die
gewaltigen, jetzt noch unerſchloſſenen Oelſchätze erſt
aus=
gebeutet werden. Rumänien wird dann imſtande ſein,
den geſamten deutſchen Bedarf dauernd decken zu können.
Bei den ruſſiſchen Flüchtlingen
in Detersburg.
C.Kl. Ein Mitarbeiter des Rjetſch ſchildert im
Hin=
blick auf die verwirrten und elenden Zuſtände, unter
denen die Ruſſen ihre bedrohten Landesteile evakuieren,
die troſtloſe Lage der in Petersburg ankommenden
Flüchtlinge: Welch ein Bild entrollt ſich jetzt auf
dem Bahnhof in Petersburg! „Wollen Sie zu den
Flüchtlingen?‟ Dieſe Frage wird ſogleich gütig geſtellt,
als handle es ſich um den Anblick von irgendwelchen
Seltenheiten, die gerade in der Mode ſind. In
Peters=
burg dreht ſich eigentlich alles um gewiſſe Saiſonmoden!
Erſt war es üblich, die Verwundeten zu „ſehen”, dann
waren die Gefangenen und die Verſtümmelten an der
Reihe. Jetzt fährt man nach dem Bahnhof, um die
Flüchtlinge zu „ſehen‟. Das geſchieht aus Neugierde,
und weil die peinlich=ſtarken Eindrücke Mode geworden
ſind. Auch auf dieſem Gebiet hatte die „Premiere” einen
großen Erfolg; die erſten Flüchtlinge wurden faſt
zer=
riſſen und mit Freundlichkeiten überhäuft. Gegenwärtig
iſt ihre Zahl ſchon ſo groß, daß man ſich um ſie nicht
kümmert und kaum noch weiß, wo ſie eigentlich
anzu=
treffen ſind. „Wo ſind die Flüchtlinge denn zu ſehen?”
„Gehen Sie nur weiter bis Obuchow, dort wird man es
Ihnen ſchon ſagen!“
Wie eine müde Schlange ſtreckt ſich ein endloſer Zug
auf dem Gleiſe des Nikolajew=Weges, deſſen Ende erſt
an der Farforowsky=Station ausläuft. Hier tauchen auf
dem weit verzweigten Schienennetz Holzſtände auf, die
für die „Sortierung” der Flüchtlinge aufgeſtellt ſind. Von
einzelnen Scheiterhaufen aus Reiſig ſteigen lodernde
Flammen in die abendliche Dunkelheit auf. Allmählich
kommen Gruppen von Kindern dem Feuer näher, und
Laute in polniſcher, litauiſcher und jüdiſcher Sprache
werden vernehmlich. Die dunklen Güterwagen ohne
Fenſter ſind geleert. Die Flüchtlinge ſitzen auf der
feuch=
ten Erde und ſuchen, dem Feuer näherzukommen, über
dem in Keſſeln Waſſer gewärmt wird. „Wir wollen Tee
trinken, um uns etwas zu erwärmen. Zucker iſt freilich
nicht vorhanden!” erklärt jemand. An einem anderen
Scheiterhaufen werden Kartoffeln geröſtet. Ein
Säug=
ling erhebt ein durchdringendes Geſchrei. Die Mutter
ſucht ihn zu beſchwichtigen und jammert: „Wo ſoll ich
Milch hernehmen, meine Bruſt iſt leer!” Träge und
be=
kümmert ſchleichen immer neu auftauchende Figuren um
die Güterwaggons herum, wo Berge von Gepäck lagern.
Da ſind Bauern und Handwerker, Kaufleute und
Stu=
denten zu ſehen, und Menſchen, die noch Spuren früherer
Wohlhabenheit tragen. So ſind manche noch gut
gekler=
det, aber faſt alle zu leicht, um eine kalte Herbſtnacht auf
dem Felde neben der Newa=Reſidenz zuzubringen.
Tauſend Perſonen ſind hier beiſammen, die am Sonntag
abgereiſt und am Dienstag abend angekommen ſind. Drei
Tage und drei Nächte müſſen ſie auf freiem Felde
zu=
bringen. Vielleicht dauert es noch Tage, bis ſie
weiter=
fahren können, vielleicht auch nur einige Minuten!
Nie=
mand weiß es, und daher ſind alle eilig und aufgeregr.
Hier ſchleppt jemand ein Möbelſtück aus einem
Eiſen=
bahnwagen heraus dort dagegen bemüht ſich jemand,
einen Packen in ein Abteil hineinzuſchieben. Vor dem
Zuge häufen ſich die Gepäckſtücke, unter denen Matratzen,
hölzerne Betten, alte Stühle und Kommoden zu ſehen
ſind. Vorſichtig, wie eine Relique, trägt ein junges
Ehe=
paar eine Nähmaſchine, die ſorgſam mit einer Matte
um=
näht iſt. Sie iſt ihr einziges Handwerkszeug und die
Quelle ihrer Ernährung. Ein alter Mann drückt eine
Doſe mit eingemachten Früchten wie ein Kind an ſeine
Bruſt und ſchreitet langſam damit den Zug ab. Mehr
hat er nicht von ſeiner Habe retten können, und diefe
Doſe iſt ihm als einziges Symbol des Beſitzes
zurückge=
blieben. Ein junger Student mit einer weißen
Arm=
binde, auf der die Aufſchrift „Hilfe den Flüchtlingen” zu
leſen iſt, läuft durch die Reihen der Leute und wird von
ihnen umringt. Ein Hagel von Fragen praſſelt auf ihn
nieder: „Wann reiſen wir denn? — Wohin wird der Weg
gehen? — Warum müſſen wir ſolange warten, während
ein Zug ſchon geſtern abging?‟ Der Student deutet durch
Zeichen an, daß er nichts weiß und daß nur der
Eiſen=
bahnagent eine Antwort geben kann. „Es iſt doch ein
Skandal, daß wir erſt 15 Minuten vor Abgang des Zuges
etwas erfahren und vorher uns nicht fortwagen dürfen,
um wenigſtens etwas Eſſen für die kleinen Kinder kaufen
zu können!” ſagt Einer, und wie ein Echo klingt es von
der anderen Seite: „Ja, nicht früher als 15 Minuten vor
der Abreiſe bekommen wir etwas zu hören, und ſo
quält man ſich drei Tage und drei Nächte unter freiem
Himmel!” „Warum wandtet Ihr Euch nicht an das
Komitee?” wird ein Mann gefragt, der vorwurfsvoll
er=
widert: „Wie ſoll ich denn weggehen und meine Frau mit
vier Kindern hier allein laſſen, während der Zug
viel=
leicht gerade abgeht!“
In dem leiſen Stimmengewirr iſt plötzlich eine
Ba=
lalaika zu hören; ein Arbeiter hat dieſen Sorgenbrecher
noch im letzten Augenblicke mit auf den Weg genommen
und ſpielt jetzt melancholiſche Weiſen, während er am
Feuer lagert. Ein anderer Arbeitsmann bläſt eine=
Mundharmonika. Dazwiſchen wird auch von
Kriegser=
eigniſſen geſprochen. „Haſt Du den Deutſchen ſchon
ge=
ſehen?” „Geſehen wenig, aber — gehört deſto mehr!“
„Und warum biſt Du geflüchtet?” „Ja, ja, warum?
Erſtens blieb ja nichts anders übrig, und dann ſind wir
doch von dem ſog. „Komitee” auf den Weg gebracht
worden! Eine jüdiſche Frau mit dem Tuch auf
dem Kopfe drückt ſich an eine Waggontüre. Sie hält ein
Kind auf dem Arm und drei andere ſchmiegen ſich an ſie.
Gramvoll flüſtert ſie: „Nichts zu eſſen, und als zu uns
Flüchtlinge kamen, trugen wir ihnen alles, ſelbſt die
ein=
gemachten Früchte entgegen!‟ Dicht daneben unterhalten
ſich zwei Juden: „Es heißt, wir werden nach Samara
geführt, aber wir Juden ſollen die Fahrkarten ſelbſt
be=
zahlen, und — wenn uns hinterdrein kein Wohnrecht dork
gewährt wird, was dann? " Der Student mit der
Armbinde erſchien aufs neue und rief: „Hier iſt etwas
zum Eſſen, aber nur für die Kinder, übrigens müſſen die
kranken Kinder auf der Station zurückbleiben!‟ Die
Antwort war ein Stöhnen und Weinen..
Deutſchland, das mit ſeinem Rieſenbedarf an
Petro=
leum dauernd auf fremde Einfuhr angewieſen iſt, hat alle
Veranlaſſung, ſich in Rumänien ſchleunigſt den nötigen
Einfluß zu ſichern. Engliſche, franzöſiſche und andere
Ge=
ſellſchaften haben längſt die Bedeutung der rumäniſchen
Petroleuminduſtrie erkannt, und ſo arbeiten dort
Geſell=
ſchaften wie die Romana=Americana mit amerikaniſchem
die Aſtra=Romana mit niederländiſchem, die Columbia
mit franzöſiſchem und die Roumanian Conſolidated
Oil=
fields Co. mit engliſchem Großkapital, und ſie alle rüſten
ſich, dort nach Friedensſchluß die Erzeugung aufs höchſte
zu ſteigern und rechtzeitig am Weltmarkte zu ſein.
„Gerade weil das Ausland ſich bemüht, in der
rumä=
niſchen (Petroleuminduſtrie zu herrſchen, muß deutſcher
Unternehmergeiſt in größtem Umfange und mit raſchem
Entſchluß zugreifen,” ſagt die Poſt. Wir dürfen uns nicht
mit dem bequemen Gedanken beruhigen, daß bereits jetzt
einige deutſche Geſellſchaften dort arbeiten. Das alte
Wort von den verpaßten Gelegenheiten ſollte ſich nicht
wiederholen. Wir dürfen nicht beiſeite ſtehen und
zu=
ſehen, wie andere das Rennen machen. Unſer ſiegreiches
Fortſchreiten auf dem ſüdlichen und öſtlichen
Kriegsſchau=
platz öffnet uns die Bahnlinien durch Oſtgalizien. Iſt
ein großer Teil der rumäniſchen Petroleuminduſtrie in
deutſchem Beſitz, dann fließt ja auch das für den Einkauf
des Petroleums aufgewendete Geld wieder in deutſche
Hände zurück. Für uns gilt es alſo, uns rechtzeitig mit
großem Kapital an den rumäniſchen Petroleumgruben zu
beteiligen. Der jetzt herrſchende Wagenmangel läßt ſich
beheben, die Bahnwege ſind frei, und ſo könnte bei gutem
Willen und energiſchem Arbeiten aller beteiligten Stellen
in abſehbarer Zeit der Petroleumnot geſteuert werden.
Dringend nötig aber wird es ſein, uns von der
amerika=
niſchen Einfuhr unabhängig zu machen. Wir wollen nicht
vergeſſen, was Amerika in dieſem Kriege durch ſeine
Muni=
tionslieferungen gegen uns verbrochen hat, und wir haben
durchaus keine Veranlaſſung, amerikaniſche Induſtrien,
und am allerwenigſten ein volkswirtſchaftlich ſo ſchädliches
Unternehmen wie die Standard Oil Compagnie, zu
för=
dern. Los von Amerika muß die Loſung ſein und
bleiben!
Das Spionagemärchen vom Oberſten
Mjaſſojedow.
* Berlin, 27. Okt. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt unter der Ueberſchrift: „Das
Spio=
nagemärchen vom Oberſten Mjaſſojedow”:
Die franzöſiſche und engliſche Preſſe beſchäftigt ſich immer
erneut mit der angeblichen großen Spionageangelegenheit,
die in Rußland geſpielt haben ſoll und als deren
Haupt=
perſon der Oberſtleutnant Iwanow Iwanoff
Mjaſ=
ſojedow genannt wird. Dieſer wurde unter der
An=
klage der Spionage zugunſten Deutſchlands mit mehreren
Mitſchuldigen hingerichtete Das Urteil iſt, wenn
es tatſächlich erfolgt iſt, gegen Unſchuldige
er=
gangen. Niemals hat Mjaſſojedow oder ein ihm
Nahe=
ſtehender Nachrichten an Deutſchland oder Oeſterreich=
Ungarn geliefert. Den ruſſiſchen Behörden wird es
un=
möglich ſein, Beweiſe für das angebliche Verbrechen der
Gerichteten zu ebringen. — Schon als die Verhaftung
Mjaſſojedows unter der Anklage des Landesverrats durch
die Zeitungen bekannt wurde, wurde von den
zuſtändi=
gen deutſchen Stellen erwogen, die Haltloſigkeit der An
ſchuldigung öffentlich zu erklären. Es wurde aber davon
Abſtand genommen in der Vorausſicht, daß eine ſolche
Erklärung den Angeſchuldigten nichts genutzt, ihnen
viel=
leicht im Gegenteil als ein Verſuch, Schuldige zu
ent=
laſten, geſchadet hätte. Auch jetzt kann die Erklärung, die
wir an zuſtändiger Stelle eingezogen haben, daß
Mjaſ=
ſojedow und ſeine Mitangeklagten unſchuldig waren
ihnen nichts mehr nützen. Der Umſtand aber, daß in der
Preſſe unſerer Feinde der Fall immer von neuem
auf=
gegriffen und in dem Sinne beſprochen wird, daß durch
ihn die deutſche Heeresleitung in der Lage war,
Anord=
nungen zu treffen, die zu den Erfolgen der deutſchen
Waffen geführt haben, zwingt, öffentlich zu erklären, daß
dieſe Behauptung falſch iſt und offenſichtlich nur
zur Entlaſtung der ruſſiſchen Heerführung benutzt wird=
Den deutſchen Behörden iſt nur Mjaſſojedow bekannt, der
als Gendarmeriechef an der Grenze ſich bis zum Jahre
1909 in der ruſſiſchen Spionage gegen
Deutſchland betätigt hat.
Die Beſchießung des „Hvalen‟
* Berlin, 27. Okt. Ueber die Beſchießung des
ſchwediſchen Unterſeebootes „Hvalen” durch
ein deutſches Unterſeeboot geht uns von
un=
terrichteter Seite folgende Darſtellung zu: Am 21. Oktober
zwiſchen 7 und 8 Uhr vormittags ſichtete der
Komman=
dant eines deutſchen Bewachungsbootes ein verdächtiges
Fahrzeug ſüdlich der ſchwediſchen Küſte zwiſchen
Trelle=
borg und Yſtadt. Er erkannte, daß es ein Unterſeeboot
war, worauf trotz ſchärfſter Beobachtung keine Flagge
ausgemacht werden konnte. Der Kommandant wußte,
daß in dieſen Tagen ein ſchwediſches Unterſeeboot auf
dieſer Strecke paſſieren ſollte und fuhr daher, ehe er zum
Angriff anſetzte, aus Vorſicht erſt noch auf, 1600 Meter
heran, um eine Verwechſelung auszuſchließen. Auch auf
dieſer ſehr nahen Entfernung wurde keine Flagge auf
dem Unterſeeboot geſichtet; ein Begleitfahrzeug,
wie es für das ſchwediſche Unterſeeboot zur Kenntlich
machung in Ausſicht geſtellt worden war, war nicht zu
ſehen. Nur einige Handelsſchiffe waren in verſchiedenen
Entfernungen zu erkennen. So mußte der Kommandant
des Wachtbootes zu der Ueberzeugung kommen, ein
feind=
liches Unterſeeboot vor ſich zu haben. Hierin wurde er
beſtärkt, als er bemerkte, daß es ſtellenweiſe in der
ziem=
lich bewegten See verſchwand, etwa ſo, wie ein
Unterſee=
boot, das wegtaucht, wenn es ſich zum Angriff anſchickt.
So ſtand es für den Kommandanten, dem ſeine
Vorgeſetz=
ten das Zeugnis eines ruhigen und entſchloſſenen
Cha=
rakters geben, feſt, daß er ſich einem Feind gegenüber
be=
fand, den zu vernichten ſeine höchſte Pflicht ſei. Er
ent=
ſchloß ſich daher, das Feuer zu eröffnen und fuhr
gleich=
zeitig mit höchſter Fahrt auf das Unterſeeboot los, um es
durch Rammen zu vernichten. Auf 300 Meter vor dem
Unterſeeboot wurde plötzlich eine kleine Flagge ſichtbar,
die bisher durch den Turm des
Unterſeeboo=
tes verdeckt worden war. Nach Einſtellung des
Feuers wurde ſie als die ſchwediſche Kriegsflagge
aus=
gemacht. Inzwiſchen hatte ſich auch ein Fahrzeug, das
infangs etwa 4 Seemeilen von dem Unterſeeboot entfernt
war und für ein Handelsſchiff gehalten worden war, auf
anderthalb Seemeilen genähert. Es trat mit dem
Unter=
ſeeboot in Signalverkehr; es war das ſchwediſche Werk
ſtattſchiff „Blenda‟. Der Kommandant des
Vor=
poſtenbootes bemerkte auf Befragen des ſchwediſchen
Un=
terſeebootskommandanten, ob er denn die Flagge nicht
geſehen habe, mit dem Ausdruck des Bedauerns, daß
we=
der er noch ſeine Mannſchaft die=Flagge geſehen hätten,
ſonſt wäre ſelbſtverſtändlich die Bſchießung unterblieben.
Die ſofort angebotene Hilfeleiſtung wollte der ſchwediſche
Unterſeebootskommandant nicht annehmen. Der Ort des
Vorkommniſſes liegt etwa 4½ Seemeilen von der
ſchwe=
diſchen Küſte entfernt, wie durch einwandfreie
Doppel=
peilung eines herbeigeeilten zweiten Wachtſchiffes am
Orte des Unterſeebootes feſtgeſtellt wurde. Demgemäß
entſprechen auswärtige Preſſenachrichten über eine
Ver=
letzung der ſchwediſchen Hoheitsgewäſſer nicht der
Tat=
ſache. Mit lebhaftem Bedauern erfahren wir heute, daß
der verwundete Steuermann des ſchwediſchen
Unterſee=
bootes leider ſeinen Verletzungen erlegen iſt.
Die Gazette des Ardennes.
* Am 1. November d. J. feiert die im beſetzten
Frankreich erſcheinende, in franzöſiſcher Sprache
geſchrie=
bene Gazette des Ardennes ihr einjähriges
Beſtehen.
Aus kleinen Anfängen geboren, hat ſie ſich in kurzer
Zeit von einem Wochenblatt zu einer jetzt wöchentlich
dreimal erſcheinenden großen Zeitung mit einer das erſte
Hunderttauſend überſteigenden Auflageziffer entwickelt.
Die Gazette des Ardennes bringt Artikel und
Tages=
nachrichten über die militäriſchen und politiſchen
Ereig=
niſſe und verſucht, in einer ſtets ſachlichen,
wahrheitsge=
treuen und vornehmen Weiſe ihre Leſer über Urſachen,
Verlauf und Folgen des Weltkrieges aufzuklären.
Außer=
dem enthält ſie eineslaufende vollſtändige Liſte der in
Deutſchland untergebrachten franzöſiſchen
Kriegsge=
fangenen.
Der würdige Ton, das gediegene, ſelbſt von der
Pariſer Preſſe wiederholt anerkannte Franzöſiſch, ſowie
däs reichhaltige intereſſante Material haben dazu
verhol=
fen, der Gazette nicht allein im beſetzten Frankreich,
ſon=
dern auch im neutralen Auslande einen weiten Leſerkreis
zuzuführen.
Durch die Lektüre einer objektiven, auch dem
franzö=
ſiſchen Weſen Rechnung tragenden Zeitung kann bei den
vielen Tauſenden der in Deutſchland untergebrachten
Gefangenen jetzt und für ſpätere Zeiten viel Gutes
ge=
ſchaffen werden. Beſonders für die vielen deutſchen
Ar=
beitgeber, in deren Betrieben Kriegsgefangene
beſchäf=
tigt ſind, empfiehlt es ſich daher, die Gazette des
Arden=
nes den franzöſiſchen Kriegsgefangenen zugänglich zu
machen; dieſen ſelbſt dürfte die Zeitung um ſo
willkom=
mener ſein, als ſie auch Lokal=Nachrichten aus den
beſetz=
ten Gebieten bringt, die den Gefangenen ſonſt verſchloſſen
bleiben.
Erwähnt ſei noch, daß die Gazette neuerdings auch
in einer Reihe von deutſchen Schulen als aktueller
Leſe=
ſtoff für den franzöſiſchen Sprachunterricht benützt wird.
Für dieſen Zweck dürfte der am 1. November erſcheinende
Sammelband der wichtigſten Artikel der Zeitung
beſon=
ders geeignet ſein
Als Beilage zur Gazette erſcheint von Zeit zu Zeit
eine illuſtrierte Ausgabe, die, textlich und illuſtrativ reich
ausgeſtattet, beſonders dem franzöſiſchen Leſer
angenehm=
ſten Unterhaltungsoff bietet, und auch öfters anſchauliche
Darſtellungen aus den Gefangenenlagern bringt.
Der Bezug der Gazette iſt inſofern erleichtert, als ſie
bei jeder deutſchen Poſtanſtakt zum Preiſe von 1 MMark
monatlich beſchafft werden kann.
— Wie Venedig und London ihre Denkmäler im
Luft=
krieg zu ſchützen ſuchen. Eine der aktuellſten und
dringend=
ſten Fragen in London iſt gegenwärtig die der
Vertei=
digung und des Schutzes vor Luftangriffen. Im
Zu=
ſammenhang mit dem letzten deutſchen Luftangriff auf
London veröffentlicht der Daily Telegraph einen
Ar=
tikel über die Schutzvorkehrungen in den beiden Städten
Venedig und London, dem wir die folgenden
intereſſan=
ten Stellen entnehmen: „Mit Hilfe der Militäringenieure
wurde in Venedig an den Schutz aller Denkmäler und
ſonſtigen Kunſtwerke geſchritten. Vor allem ſchaffte man
alles fort, was man von ſeinem Platze zu rücken
ver=
mochte. Gegenwärtig iſt nicht viel von der berühmten
Schönheit Venedigs zu ſehen, alles iſt verſchleiert, verhüllt
und verdunkelt. Die berühmten Gebäude, wie der
Dogen=
palaſt, verſtecken ſich hinter Mauern von Ziegeln und
Holz=
werk, die zugleich als Stütze im Falle von
Erderſchütte=
rungen dienen müſſen. Auch Sandſäcke ſind in großen
Mengen zu ſehen. Die berühmten Pferde aus
Gold=
bronze, die ſeinerzeit durch Napoleon I. entführt wurden
und ſpäter wieder nach Venedig zurückkamen, wurden
wiederum von der Markuskirche fortgenommen und in
einem eigens hergerichteten Schlupfwinkel geborgen. Die
Colleoni=Reiterſtatue wurde mit einer Art Käfig
um=
geben. Die koſtbarſten Gemälde in den Kirchen und
Pa=
läſten wurden ſämtlich entfernt. Im Vergleich mit
die=
ſen Verhältniſſen fragt man ſich, was wir in England
zum Schutze Londons, zum Schutze ſeiner künſtleriſchen
und architekioniſchen Schätze getan haben. Denn es läßt
ſich nicht beſteeiten, daß London weit größeren Gefahren
durch den Luftkrieg ausgeſetzt iſt. Auch bei uns hat die
Bergung der Bildwerke, Gemälde und Kunſtgegenſtände
aus den öffentlichen Galerien Fortſchritte gemacht, aber
dies geſchieht in viel zu langſamer und unzureichender
Weiſe. So lange wir noch bloß mit der Möglichkeit von
Luftangriffen rechneten, einer Möglichkeit, die ſogar von
leichtſinnigen und dummen Leuten beſtritten wurde
konnte dieſer Zuſtand noch angehen. Nun aber, da aus
dem Schatten der Drohung eine gefährliche, beängſtigende
Wirklichkeit geworden iſt, erſcheinen die in London
ge=
troffenen Maßnahmen keineswegs ausreichend. Im
Hinblick auf die Gefahr, die uns täglich, ja ſtündlich
be=
droht, muß die Nationalgalerie vollkommen ausgeräumt
werden. Von noch größerer Wichtigkeit für die Nation,
ja überhaupt für die ganze angelſächſiſche Raſſe, iſt die
Beſchützung der Weſtminſter=Abtei. Was wurde bisher
zum Schutze dieſer größten Koſtbarkeit Englands, des
hiſtoriſchen Dokumentes des engliſchen Volkes, getan?
Im Innenraum der Weſtminſter=Abtei wurden bisher
überhaupt noch keine Schutzvorrichtungen getroffen.
Sol=
len wir auch in dieſem Falle uns wieder das berühmte
Geduldet euch und wartet ab!” ſagen laſſen? Sollen
wir warten, bis die Kataſtrophe eintritt und die Wirkung
des Bombenfeuers die größten Verheerungen anrichtet?
Sollen wir ſelbſt in dieſer Zeit der von der Gefahr
dik=
tierten dringendſten Erforderniſſe dulden, daß man an
den verantwortlichen Stellen nicht ſeine Pflicht erfüllt?
Daß man ſich nichtsahnend verhält, ohne das Drohen
des Sturmes zu bedenken? .
** Von Negotin bis Petrovac. Bulgariſche Truppen
haben, wie gemeldet wurde, Negotin erſtürmt. Für die
Tapferen, die ſich den ſchweren Weg dahin erkämpft
haben, bedeutet dies den Vorſtoß in das Herz von
Serbien von Nordoſten her, um den deutſch=
öſterreichi=
ſchen Truppen die Hand zu reichen. 100 Jahre ſind es
gerade her, daß hier die Serben bei Negotin ebenſo wie
bei Deligrad und an der Drina eine entſcheidende
Nie=
derlage erlitten. Damals waren die Türken die Sieger,
die in ihrem guten Rechte waren, denn die Serben hatten
den ihnen ſo günſtigen Bukareſter Vertrag von 1812
ſchnöde gebrochen. Auf der anderen Seite dringen
deut=
ſche Truppen auf Raſanac und Ranovac vor. Letzteres
iſt ein Dorf von etwa 2700 Einwohnern in 520 Häuſern
und hat eine hübſche Peter= und Paul=Kirche, zu der auch
das kleinere Kladurovoteingepfarrt iſt. Hier kam es am
Himmelfahrtstage vor 100 Jahren zu einer im Grunde
unentſchiedenen Schlacht zwiſchen Serben und Türken, die
ſo heftig war, daß das Flüßchen Vitovnica, an deſſen
Ufern der wie zu homeriſchen Zeiten in zahlloſe
Einzel=
kämpfe aufgelöſte Streit tobte, „ſich vom Blute rötete‟
Eine traurigere Berühmtheit in Serbien ſelbſt hat
Ra=
novac als Sitz von Miloſav erlangt, dem Günſtling des
erſten „Befreier”=Wojwoden Miloſch Obrenovie, der ſich
durch Brandſchatzungen der Bauern gleich ſeinem Herſcher
Obrenovie ein Rieſenvermögen erworben hatte. In
Ra=
ſanac oder Raſchanac iſt der Mittelpunkt einer großen
Mehlinduſtrie, die im Mlawatal außerdem noch in
Le=
tryikovac und Malo Crnio ihre Zentren hat. Intereſſanr
iſt, daß hier der Großmühlenbeſitzer Bailloni die
Ge=
müſezucht durch Erfurter Samen und die Rindviehraſſen
durch Einführung Müürztaler Stiere verbeſſerte. Die
ein=
zige nächſte ſtarke Stellung der Serben für den
Morawa=
wie Mlawa=Abſchnitt iſt bereits Petrovac, das früher
ſehr wahrheitsliebend, aber unpoetiſch Svinji”=
Schweine=
dorf hieß und erſt 1859 umgetauft wurde. Es iſt ein
Be=
zirksſtädtchen mit reicher Mais= und Weizenkultur,
be=
merkenswert durch ſeine prozentual bedeutende, faſt ein
Viertel der 3000 Seelen zählenden Bevölkerung
aus=
machende Kolonie rumäniſcher Walachen, deren
Anſied=
lung die Serbenfürſten ſeit Miloſch Obrenowitſch
tat=
kräftig begünſtigten. Hier ſoll Senia Markowitſch, eine
tragiſche Geſtalt aus dem erſten ſerbiſchen Freiheitskriege
im Stile Puſchkins, ſein Trauerlied gedichtet haben, das
mit der Klage beginnt: „An dem Strome, auf dem
Walle / Steht nach Belgrads Falle ½ Karageorge, um
die Seinen Bitter zu beweinen. ½ Keine Hilfe: nur
Verderben, / In der Serben Heer ein Sterben. . ." Das
Lied der Verzweiflung war nicht prophetiſch gemeint,
aber es iſt wie für den heutigen Tag geſchrieben, wo das
große Verderben auf dem Lande laſtet und das raſtloſe
Sterben durch das Serbenheer geht. .
* Cadornas Regenſchirm. Man hat über die
Be=
richte des italieniſchen Generaliſſimus Cadorna, in denen
er tagtäglich über das ſchlechte Wetter klagte, mitleidig
gelächelt und geſpottet. Aber Cadorna hat recht: er iſt
ein Pechvogel, denn in ſeinem Operationsgebiet kann
man auch in Friedenszeiten nicht anders als mit
auf=
geſpanntem Regenſchirm einhergehen. Meteorologiſche
Gelehrte haben, angeregt durch Cadornas Klagen,
Unter=
ſuchungen darüber angeſtellt, welcher Ort in Europa
wohl der regenreichſte ſei. Und ſiehe da: durch das
Er=
gebnis der Unterſuchung wird Cadorna rehabilitiert,
denn die regenreichſte Gegend Europas iſt juſt das
Operationsgebiet Cadornas. Crkvice in Dalmatien, ein
Städtchen in 1017 m Höhe, hat nach den gemachten
Feſtſtellungen bis zu 6135 mm Regenhöhe im Jahre,
das ſind über ſechs Meter. Tagtäglich gibt es große
Regengüſſe, die ſich dahin erklären, daß die ſüdlichen
Winde fortgeſetzt Regenwolken zuſammenballen und zur
Entladung bringen. Nach den ſorgfältig gemachten
Be=
obachtungen in den letzten 22 Jahren hat es dort, wo
jetzt Cadornas Heere weilen, mehr als 300 Regentage
gegeben: 329 Regentage im Jahre 1901 waren der
Höhe=
punkt. Für 1915 liegen noch keine Nachrichten vor; es
wäre indeſſen möglich, daß der Himmel über die
Treu=
loſigkeit der Italiener ſo erzürnt iſt, daß er in dieſem
Jahre die Wolkenſchleuſen niemals ſchloß, und ſo Herrn
Cadorna dazu verurteilte, dauernd unter ſeinem großen
Regenſchirm zu weilen.
* Eine Beleidigung durch den Ausdruck „uſw.‟ Der
Schuhwarenhähdler B. in Elbing hatte in einem
Rechts=
ſtreit, den er gegen eine Breslauer Firma verlor, bei
Ueberſendung der Koſten an letztere auf dem
Poſtanwei=
ſungsabſchnitte neben der Mitteilung der Uebermittlung
des zu zahlenden Betrages vermerkt: „Gott ſtrafe
England Rußland uſw.!‟ In dem „uſw.”
er=
blickten die Adreſſaten eine Beleidigung und verklagten
den B. Sie nahn en an, es ſolle ihnen vorgeworfen
wer=
den, ſie hätten ſich vor Gericht ſtrafbar gemacht. Das
Ge=
richt verurteilte den Beklagten zu 10 Mark
Geld=
ſtrafe. Nach der Sachlage könne der Ausdruck „uſw.”
nur dahin aufgefaßt werden, daß auch den Klägern
Gottes Strafe gewünſcht werde.
Am 31. Oktober erſcheint gleichzeitig mit dem
ein=
jährigen Beſtehen die ummer 100 der Gazette, die bei
dieſer Gelegenheit als reichhaltige Doppelnummer
her=
auskommt; allen neuen Poſtabonnenten wird dieſe
Son=
der=Nummer nachgeliefert.
Türkiſche Kammer.
* Konſtantinopel, 27. Okt. Die Kammer hat
im Dringlichkeitswege ein Geſetz genehmigt, in dem die
Regierung zur Aufnahme eines von der deutſchen
Regierung gewährten Vor ſchuſſes in
Höhe von 6 Millionen Pfund ermächtigt wird.
Weiter wurde ein Geſetz angenommen, durch das die
Re=
gierung auf Grund dieſes Vorſchuſſes ermächtigt wird,
auf Gold lautende Kaſſenanweiſungen in der gleichen
Höhe auszugeben, die vollſtändig durch Schatzanweiſungen
der deutſchen Regierung an die Verwaltung der
osmani=
ſchen Staatsſchulden gedeckt ſind. Dieſe
Schatzanweiſun=
gen werden in der ganzen Türkei einen Zwangskurs
haben und in Konſtantinopel ein Jahr nach
Friedens=
ſchluß rückzahlbar ſein. Unter allgemeinem Beifall
ge=
nehmigte die Kammer ferner das ſeit Oktober 1914
vor=
läufig angewendete Geſetz, betreffend Aufhebung der
Be=
ſtimmungen der auf Kapitulationen beruhenden
osmaniſchen Geſetze, ſowie ein Geſetz, durch das für
Rechtsſtreitigkeiten zwiſchen Osmanen und Ausländern
ein neues Gerichtsverfahren eingeführt wird.
Der Grund des Mißerfolges der Entente.
* Rom, 27. Okt. Die Idea Nazionale ſchreibt, daß
der Grund des Mißerfolges der Entente ganz
wo anders zu ſuchen ſei, als lediglich in dem Mangel an
Einigkeit. Der Entente mangele es vielmehr an
Willens=
kraft, Einigkeit und heiliger Begeiſterung. In der Entente
zählt man immer nur auf die Kraft anderer, anſtatt auf
die eigene. Man rechnet mit der Schwäche des Gegners,
anſtatt auf den eigenen Willen, den Gegner
niederzurin=
gen. So habe man ſich auch der Illuſion hingegeben,
Deutſchland könne zwar nicht durch Ententeheere
über=
wunden werden, wohl aber durch wirtſchaftliche
Aus=
hungerung. Als dies nicht gekommen ſei, habe man
ge=
hofft, Deutſchlands Menſchen= und Kriegsmaterial
wür=
den bald erſchöpft ſein. Alle dieſe Illuſionen ſeien nur
möglich geweſen, weil man in der Entente niemals etwas
von der eigenen Kraft erwartet habe. Das Mißtrauen ſei
Mangel an Energie und Opferſinn und klarer Beſinnung.
Die Entente könnten nur wirkliche Männer retten. Die
aus dem Parlament hervorgegangenen Männer ſeien aber
unfähig, einen ſo großen Krieg zu verſtehen und zu leiten.
Monatelang habe Asquith geſagt: „Wartet ab, und Ihr
werdet ſehen!” Man habe gewartet und es ſeien neue
Ereigniſſe eingetreten. Ein Mann der Regierung habe
den verrückten Grundſatz aufgeſtellt, daß die Ereigniſſe
abgewartet werden ſollten, ſtatt ſie ſelber zu lenken. Wie
könne man ſich jetzt wundern, daß die Dinge ſo gekommen
ſeien! „Wartet ab, und Ihr werdet ſehen!” Auch Asquith
ſagte, man habe abgewartet und nun ſehe man die Beſche
rung. Jede Nation der Entente müſſe für ſich ſelbſt an
Beſſerung denken. Eines aber ſei vor allem nötig, der
Geiſt des Parlamentarismus muß in allen Ländern der
Entente durch den nationalen Geiſt erſetzt werden und die
Männer des Parlamentarismus müßten
Männern der Nation Platz machen.
Es iſt bezeichnend, daß die Zenſur in Italien dieſen
Artikel nicht beanſtandet hat.
Ruſſiſches.
Das Elend der Flüchtlinge.
* Moskau, 27. Okt. Rußkoje Slowo meldet: Der
Hauptausſſchuß der Flüchtlinge befindet ſich in
einer tragiſchen Lage, da er kein Geld hat und das
Miniſterium gegenüber ſeinen Bitten um Geld ganz taub
bleibt. Von allen Provinzialabteilungen treffen Geſuche
um Unterſtützung ein. Der Ausſchuß hat aber kein Geld.
Aus dem Gouvernement Witebsk nach dem
Gouverne=
ment Twer ſind 400000 Flüchtlinge unterwegs.
In der Stadt Tſcheljabinsk in Sibirien lagern 5000
Flüchtlinge unter freiem Himmel.
Zur franzöſiſchen Regierungskriſis
wir uns aus Genf berichtet: Nach Mitteilungen, welche
hier lebende Franzoſen von politiſchen Perſönlichkeiten
aus Paris erhalten haben, iſt dort nicht nur das
Mini=
ſterium Viviani ins Wanken geraten. Mit ſeinem
etwaigen Sturz käme auch die „Union saerée” und
viel=
leicht auch der Präſident der Republik, Herr Poincaré, zu
Falle. Rückſichten auf England ſollen Herrn Viviani
beſtimmt haben, ſeine Demiſſion zu verſchieben.
Poin=
caré ſoll ihn in den letzten Tagen wiederholt erſucht haben
auf ſeinem Poſten ſo lange auszuharren, bis ſich die
inter=
nationale Lage durch einen Erfolg der Joffreſchen
Offen=
ſive einigermaßen geklärt hätte. Es wird in den Pariſer
Kreiſen das lebhafte Keſſeltreiben, das von konſervativer
Seite ſeit einigen Tagen ins Werk geſetzt wurde, ſcharf
im Auge behalten. Man wittert ſo etwas wie einen
Staatsſtreich, zu dem die Konſervativen ihr Scherf
lein beitragen ſollen. Viel Beachtung haben die
neuer=
lichen Angriffe gegen das Miniſterium im Figaro, im
Gaulois und im Eclair gefunden, Blätter, von denen man
glaubt, daß ſie gewiſſen Umtrieben ihre Dienſte leihen
In Paris ſchwirren die ſonderbarſten Gerüchte. Viele
ſchenken ihnen Glauben. So erzählte mir heute am 24.
Ok=
tober ein naher Verwandter eines Unterſtaatsſekretärs,
der geſtern in Genf eingetroffen war, daß die Regierung
einem förmlichen Komplott auf die Spur gekommen wäre,
das zum Urheber einen bourboniſchen Prinzen haben ſoll.
Es wäre ja nun möglich, daß dies pure Hirngeſpinſte
wären. Aber auffällig bleibt die große Nervoſität der
republikaniſchen Politiker, welche fürchten, daß weite
Kreiſe im Offizierskorps von den Verſchwörern gegen die
Exiſtenz der Republik bereits gewonnen wären. Es haben
einige Verhaftungen höherſtehender Offiziere ſtattgefunden,
von denen das Volk annimmt, daß ſie der monarchiſtiſchen
Propaganda nicht ganz fern ſtehen. In der Umgebung des
Herrn Viviani beargwöhnt man auch höherſtehende
Kle=
riker, die eine ungewöhnlich rege Tätigkeit auch in Italien
entwickelt haben. Dem Pariſer Kardinal Amette iſt die
Reiſe nach Rom, wo er bekanntlich vom Papſt empfangen
wurde, von den regierenden Kreiſen verdacht worden,
weil dieſe glauben, der Kardinal habe in Italien
zugun=
ſten eines Thronprätendenten gewirkt, deſſen Name der
Re=
gierung nicht mehr unbekannt geblieben ſein ſoll. Ich fragte
einen vorzüglichen Kenner der gegenwärtigen Pariſer
Re=
gierungsverhältniſſe, ob nicht auch ihm der Verdacht
ge=
kommen wäre, das Miniſterium Viviani trage das Seinige
zur Verbreitung dieſer Gerüchte in der Abſicht bei, die
Freunde der Republik entweder von Intrigen
zurückzu=
halten oder zu einer größeren Solidarität anzuſtacheln.
Da wurde mir folgender Beſcheid zu teil:
Es iſt nicht leicht, in dem die Geiſter verwirrenden
Getriebe klar zu ſehen. Daß die Feinde der Republik die
Zeit für gekommen erachten, zu einem Schlage auszuholen,
würde niemanden in Erſtaunen ſetzen. Weite Kreiſe des
Volkes ſind heute derart benommen, daß auf ſie bei einem
etwaigen Umſturz der Verfaſſungsverhältniſſe von ſeiten
der Republikaner nicht recht zu zählen wäre. Es fragt ſich
tur, ob ſich ein unternehmungsluſtiger Prinz finden
würde, den Staatskörper umzuwerfen. Ich für meine
Perſon möchte das nicht glauben. Wer aber die Pariſer
ſprechen hört, iſt verſucht, mit allen Möglichkeiten zu
rech=
nen. Auf alle Fälle iſt die Lage des Landes ſo trübe, wie
ſie nie zuvor in der Geſchichte Frankreichs geweſen war.
Ich fürchte, daß mit Herrn Viviani auch Herr Poincare
zurücktreten könnte, wodurch den furchtbarſten Wirren
Tor und Tür geöffnet wäre.
* Berllin, 28. Okt. Aus Paris wird dem B. T.
gemeldet, die neue franzöſiſſche Miniſterliſte
ſei von dem Präſidenten geſtern unterzeichnet worden.
Weiter heißt es, die Ausſchaltung des Parlaments von
der Mitwirkung bei der Bildung des neuen
Kabi=
netts habe Erregung in den radikalen und
ſoziabiſti=
ſchen Blättern hervorgerufen, und ſelbſt ins Ausland
würden Telegramme geſandt, die den Ernſt der inneren
Lage kennzeichneten.
Kritik des Oberhauſes an der engliſchen
Regierung.
* London, 28. Okt. In der bereits erwähnten
Sitzung des Oberhauſes ſagte Lord Cxomer
unter anderem: Die Beſchränkung der
parla=
mentariſchen Erörterung hat die Kritik in die
Preſſe verlegt. Die Reibung hätte vermieden werden
können, wenn die Regierung nicht alle Pläne und
Hand=
lungen mit einem undurchdringlichen Geheimnis
umge=
ben hätte. Es war Pflicht der Regierung, in der Frage
der Wehrpflicht gleich anfangs deutlich zu erklären,
wieviel Soldaten ſie brauche, und daß die Wehrpflicht
kommen müſſe, wenn die Anwerbungen nicht genügten.
Die Haltung der Regierung hatte eine ſchädliche
und gefährliche Agitation zur Folge, die in einen
Klaſſen=
kampf hätte ausarten können. Nun hat die Regierung
die Aufgabe der Anwerbung Lord Derby übertragen,
aber ſie hätte es vor ſechs Monaten tun ſollen. Wir
ſte=
hen jetzt wieder vor großen
Meinungsverſchie=
denheiten. Der ganze Charakter des Krieges hat
ſich in den letzten Wochen geändert; die Deutſchen
behaup=
ten noch einen Teil von Frankreich und faſt ganz Belgien,
haben die ruſſiſche Offenſive zum Stillſtand gebracht und
jetzt den Krieg nach dem Orient getragen. Die
Regie=
rung möge wenigſtens gewiſſe allgemeine Andeutungen
geben, wie ſie der Lage zu begegnen gedenke.
Cromer fuhr fort: Kitchener hat im Oberhauſe zu ſelten
geſprochen, und was er ſagte, das ſtand ſchon vorher in
der Preſſe. Das Oberhaus und das Publikum werden
nicht länger mit großer Geduld dieſe typiſchen amtlichen
Erklärungen anhören. Wir verlangen etwas mehr, was
ein wirkliches Erfaſſen der Lage zeigt, und die
allgemei=
nen Pläne der Regierung andeutet. In der
Oeffent=
lichkeit herrſcht die Meinung, daß die getroffenen
Maß=
egeln zuſammenhangloſe Schritte ſind und daß die
Be=
deutung der Ereigniſſe nicht ernſtlich
ge=
würdigt wird. Cromer ſagte ſchließlich, er wünſche
keinen Regierungswechſel, aber die Meinung ſei ſtark
verbreitet, das es für ein Kabinett von 22 Miniſtern
un=
möglich ſei, den Krieg wirkſam zu führen. Lansdowne
führte aus, er ſei entſchieden der Meinung, daß die
Leiſtungsfähigkeit jeder Körperſchaft im umgekehrten
Verhältnis zu ihrer zahlenmäßigen Stärke ſtehe. Aber
weder im jetzigen, noch im früheren Kabinett war es
für die ſtrategiſchen Dilettanten möglich, ihre Pläne den
vexantwortlichen fachmänniſchen Beratern aufzudrängen;
die Fachleute ſeien auch bei den politiſch=militäriſchen
Fragen durchaus zur Geltung gekommen, aber die letzten
Entſcheidungen ſtehen dem Kabinett zu.
Hierauf machte Lord Lansdowne die bereits
früher gemeldeten Ausführungen über den Balkankrieg.
Lord Willoughby de Broke ſagte, Lord
Lans=
downe gab die ernſte Lage Serbiens zu; faſt in
jeder Miniſterrede wurde betont, daß wir in den Krieg
eingetreten ſind, um die kleinen Nationalitäten zu
ſchüt=
zen. Wenn das der Fall iſt, ſo wäre es wünſchenswert,
daß wir künftig mehr Erfolg dabei hätten. Die
Oeffent=
lichkeit wird ſich fragen, weshalb zum Schutz von
Ser=
bien nicht die nötigen militäriſchen Vorbereitungen längſt
beſchloſſen wurden. Lord Loreburn ſagte, die
Ant=
wort Lansdownes auf die Anfrage wegen des
Bal=
kanfeldzuges habe keine genügenden
Auf=
klärungen gegeben, er müſſe es jedem überlaſſen,
daraus Schlüſſe auf die Vorausſicht der von der
Regie=
rung getroffenen Vorbereitungen zu ziehen. Er wolle
der Regierung keine Schwierigkeiten machen, aber die
Nation und die Soldaten brauchten beruhigende
Verſiche=
rungen. Die Rede Lansdownes habe keinen völlig
be=
friedigenden Zuſtand enthüllt, ſie überzeugte nicht
da=
von, daß die Pläne reiſlich erwogen und vorbereitet
würden; es ſchienen Ueberraſchungen bevorzuſtehen. Es
wäre verhängnisvoll, dem gegenüber unvorbereitet und
entſchlußlos zu ſein.
Die ſchweren Verluſte der Engländer
in Flandern.
* London, 27. Okt. (Zenſ. Frkft.) Der
Man=
cheſter Guardian teilt mit, daß die Verluſtziffer bei der
Offenſive in Flandern, die am 25. September
begann, bereits nach einem Monat auf 37000 Mann
angeſtiegen war. Die bis zum 24. Oktober
reichen=
den Verluſtliſten melden die Namen von 2285 Offizieren,
die Verluſtliſten der Mannſchaften vom 9. bis 24. Oktober
melden wiederum 35043 Mann.
Die Verteidigungsbereitſchaft Dänemarks.
* Kopenhagen, 27. Okt. Das Landsthing
beriet heute einen Antrag der Rechten auf Einſetzung
eines Ausſchuſſes zur Unterſuchung der
Verteidi=
gungsbereitſchaf t des Landes. Nachdem der
Verteidigungsminiſter und die Vertreter aller Parteien
ſich dagegen ausgeſprochen hatten, zog die Rechte ihren
Antrag zurück und beantragte ſtatt deſſen eine
Tagesord=
nung, in der verſchiedene Maßregeln zur Entwicklung
der Verteidigungskraft des Landes
gefor=
dert werden. Die Regierung bekämpfte dieſe
Tagesord=
nung, worauf die Linke eine Tagesordnung einbrachte,
der die Regierung und die Regierungsparteien ihre
Zu=
ſtimmung ausſprachen. In dieſer heißt es: Da die
Re=
gierung ſich bereit erklärt hat, vertraulich alle
gewünſch=
ten Aufklärungen zu geben, da ferner ein beſonderer
Aus=
ſchuß hierfür als überflüſſig angeſehen werden muß,
möglicherweiſe ſchaden könnte, indem ſeine Einſetzung in
der Bevölkerung Beunruhigung hervorrufen würde und
die Erhaltung der Einigkeit, in der bisher alle möglichen
Bewilligungen erfolgten, erſchweren würde, geht das
Haus zur Tagesordnung über. Dieſe Tagesordnung
wurde mit 32 Stimmen der Linken, Radikalen und
Sozialdemokraten gegen 20 Stimmen der Rechten
angenommen, während ſich die Freikonſervativen
der Stimme enthielten.
Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.
29. Oktober: Beginn der türkiſch=ruſſiſchen
Feindſelig=
keiten im Schwarzen Meer. Türkiſche Kreuzer
beſchie=
ßen Feodoſia und andere Küſtenſtädte und verſenken
ruſſiſche Schiffe.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 29. Oktober,
* Aus dem Schuldienſt entlaſſen wurde der Lehrer
Hermann Reiſer zu Offenbach.
* Perſonalien von der Heſſiſch=Preußiſchen
Eiſen=
bahngemeinſchaft. Se. Königl. Hoheit der
Groß=
herzog hat dem Eiſenbahn=Oberſekretär Philipp Giebel
zu Darmſtadt und dem Bahnmeiſter Karl Uhrig zu
Alsfeld die unkündbare Anſtellung verliehen; ferner
wurde den Lokomotivführern Georg Hohmeyer und
Georg Blümler zu Aſchaffenburg, Friedrich Höres,
Heinrich Völker und Joſef Thaler zu Friedberg
(Heſſen), Karl Orth zu Hanau, Leonhard Sauer und
Georg Eiſenhauer zu Offenbach und dem Eiſenbahn=
Unteraſſiſtenten Karl Beſt zu Bebra die unkündbare
Anſtellung verliehen.
* Das Großh. Regierungsblatt Nr. 18 vom 28.
Okto=
ber enthält: 1. Geſetz, die Uebernahme von
Wechſelver=
pflichtungen für die Gemeinden und Gemeindeverbände
durch den Staat betreffend. 2. Bekanntmachung zur
Aus=
führung der Verordnung des Bundesrats über die
An=
meldung des im Inlande befindlichen Vermögens von
Angehörienn feindlicher Staaten vom 7. Oktober 1915
(Reichsgeſetzbl. S. 633). 3. Bekanntmachung, die
Ausfüh=
rung der Prüfungsordnung für Aerzte vom 28. Mai 1901
betreffend. 4. Bekanntmachung, die Deutſche Arzneitaxe
be=
treffend. 5. Bekanntmachung, die Sicherſtellung von
Kriegs=
bedarf betreffend, 6. Bekanntmachung über
Einſchrän=
kung der Milchverwendung. 7. Bekanntmachung über die
Vornahme einer Erhebung der Vorräte von Brotgetreide,
Hafer und Mehl am 16. November 1915.
* Militärdienſtnachrichten. Befördert: zu Leutnants
der Reſerve: Gutermuth, Vizefeldw. (I Darmſtadt)
bei d. Feldflieger=Abt. 44, zum Lt. d. Reſ. d. Flieger=
Bats. 1, Eberhardt Vizefeldw. (I Darmſtadt) b.
Komdo. S. L. VII, zum Lt. d. Landw. 2. Aufgeb. d.
Luft=
ſchiffer=Tr., Becker (Karl) (Worms), Krönlein
(Höchſt), Michel (I Darmſtadt), Vizewachtmeiſter in d.
I. Erſ.=Abt. d. Feldart.=Regts. Nr. 25, dieſes Regts.; zum
Leutn. d. Landw. Inf. 2. Aufg. ernannt: Nelke (Glogau),
Feldwebellt. i. d. I. mob. Erſ.=Abt. d. Feldart.=Rgts. Nr. 61;
zum Feuerw.=Lt., vorläuſig ohne Patent, befördert: der
Oberfeuerwerker Thiele b. Art.=Dep. in Mainz; zum
Zeug=Lt. d. Landw. 2. Aufgeb.: der Zeugfeldwebel
Maertins (I Eſſen)b. Art.=Dep. in Darmſtadt; zu
Leutnants der Reſerve: der Vizeſeldwebel Stumm
(Worms) im Inf.=Regt. Nr. 132, dieſes Regts.;
v. Arndt, Fähnr. im Feldart.=Regt. Nr. 25, zum Lt.,
vorläufig ohne Patent; Merz, Oblt. d. Reſ. d. Feldart.=
Regts. Nr. 63 (Mainz), jetzt im Regt., zum Hauptm.; zu
Oberleutnants: die Leutnants der Reſerve: Berg, d.
Leib.=Drag.=Regts. Nr. 24 (Solingen), Frhr. Röder v.
Diersburg d. Inf.=Regts. Nr. 115 (Hanau), — dieſe
zwei jetzt im letztgenannten Regt., Stahl d. Feldart.=
Regts. Nr. 61 (II Bochum), jetzt im Regt., Andreas
d. Train=Abt. Nr. 18 (II Frankfurt a. M.), jetzt bei den
Kol. und Trains d. XVIII. A. K.; zu Leutnants der
Landwehr: Stern Vizefeldw. (I Darmſtadt) im Füſ.=
Regt. Nr. 80, d. Landw.=Inf. 1. Aufgeb.; zum
Oberleut=
nant: der Leutnant der Reſerve: Beck (Karl) d. Inf.=
Regt. Nr. 88 (Worms), jetzt im Landw.=Inf.=Regt. Nr.
80; zum Hauptmann: der Oblt. d. Landw. a. D., zuletzt
von d. Landw. Pionieren 2. Aufgeb.: Krenzien
(Gießen), früher Lt. im Pion.=Batl. Nr. 20, jetzt im Pion.=
Erſ.=Batl. Nr. 21; zum Leutnant der Reſerve: der
Offi=
ziersaſptrant: Horrenberger (I Darmſtadt), d.
Pion.=Bats. Nr. 21, jetzt in dieſem Bat.
Kriegsauszeichnung. Dem Sergeanten im Garde=
Dragoner=Regiment Nr. 23, 2. Eskadron, Philipp
Matthes wurde die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille
ver=
liehen.
n. Strafkammer. Gläubigerbegünſtigung im Sinne
des § 241 Konkursordnung und Anſtiftung dazu waren
Gegenſtand der geſtrigen Verhandlung gegen einen
Kauf=
mann von hier, ſowie gegen den Inhaber und den
Proku=
riſten einer auswärtigen Firma. Ausſchlaggebend
er=
ſchien die Frage, ob zur kritiſchen Zeit überhaupt
Ueber=
ſchuldung beſtanden hatte, und die drei Beteiligten ſich
dieſer bewußt geweſen ſeien. Der ſpäter in Konkurs
ge=
ratene erſtere Angeklagte unterhält mit jener Firma ſeit
langem Geſchäftsverbindung, ſchuldete für
Warenliefe=
rung eine größere Summe und gab als Sicherung eine
Nachhypothek auf ſein Haus, trat auch ein Erbteil an die
Gläubigerin ab. Was die Hypothek anlangt, ſo fiel ſie
nachher aus. In Zahlungsſchwierigkeiten befand ſich der
Schuldner ſeit Jahren, und es war ſchon 1905 ein
frei=
williges Arrangement mit den Gläubigern zuſtand
ge=
kommen, doch leiſtete der Schuldner jeweils erhebliche
Zahlungen. Wenn auch der Geſchäftsſtand, für ſich
be=
trachtet, zweifelhaft war, ſo blieb nebenbei noch eine recht
naheliegende Ausſicht auf Beſſerung. Die Stadt hatte
anſtoßende Häuſer zwecks Straßenverbreiterung hoch
an=
gekauft, und der Angeklagte durfte mit einem gleichen
Erwerb ſeines Anweſens damals rechnen, alſo für ſein
Haus einen entſprechend höheren Wert annehmen, der
allerdings ſich nicht verwirklicht hat. Erſt 1912 ſchwand
die Hoffnung darauf, und ſchon 1910 und 1911 waren die
Hypothekerrichtung und Erbteilsabtretung geſchehen. Bei
ſolcher Sachlage hatte die Anklagebehörde ſelbſt
urſprüng=
lich beantragt, die Angeklagten, die jedes yechtswidrige
Bewußtſein und Ziel entſchieden beſtritten, laußer
Ver=
folgung zu ſetzen, doch war trotzdem das Hauptverfahren
eröffnet worden. Die jetzige Verhandlung beſtätigte jene
ſtaatsanwaltliche Auffaſſung, und die Angeklagten
wur=
den freigeſprochen.
Vom Großh. Hoftheater. Heute Freitag, 7 Uhr,
findet die Erſtaufführung von Schönherrs neueſtem Werke
„Der Weibsteufel” ſtatt. Als Volks= und
Garni=
ſonsvorſtellung zu ermäßigten Preiſen geht Samstag
„Huſarenſieber” in Szene. Der Kartenverkauf
hierzu hat bereits begonnen und wird bis einſchließlich
Samstag, den 30., am Verkehrsbureau fortgeſetzt. An
der Tageskaſſe des Hoftheaters werden eventuell noch
vor=
handene Karten eine Stunde vor Beginn der Vorſtellung
ausgegeben. Für Sonntag, den 31. ds., iſt zum erſten
Male in dieſer Spielzeit „Carmen” unter muſikaliſcher
Leitung Hofrat Ottenheimers in Ausſicht genommen.
Montag, den 1. November, dirigiert Generalmuſikdirektor
von Weingartner das zweite Hofmuſikkonzert.
Dienstag, den 2., geht unter muſikaliſcher Leitung von
Robert Preuß Mignon” in Szene. Die erſte
Wieder=
holung der Operette von Leo Fall „Der fidele
Bauer” iſt für Donnerstag, den 4., angeſetzt.
d. Poſtbeamte im Kriege. Laut Amtsblatt des
Reichs=Poſtamts erhielten das Eiſerne Kreuz 1. Klaſſe
*61 Beamte, 14 Unterbeamte, 2. Klaſſe 3997 Beamte,
3025 Unterbeamte. Ordensauszeichnungen der
Bundes=
ſtaaten 875 Beamte, 636 Unterbeamte. Den Heldentod
fürs Vaterland erlitten 1591 Beamte, 4891 Unterbeamte.
Im ganzen wurden durch Orden ausgezeichnet 8608,
ge=
fallen ſind 6482 Poſtbeamte.
— Unbeſtellbare Poſtſendungen. Trotz aller bisher
ergangenen amtlichen Aufforderungen muß immer noch
eine erhebliche Anzahl Feldpoſtſendungen als
unanbringlich behandelt wierden, weil
ent=
weder auf den Sendungen die Adreſſe der Empfänger
un=
vollſtändig iſt, oder der Abſender ſeine vollſtändige Adreſſe
(Vor= und Zuname, Wohnort, Straße und Hausnummer)
weder in noch auf den Sendungen angegeben hat. Ferner
kommen noch häufig unfrankierte Feldpoſtbriefe
über 50 Gramm zur Auflieferung, obwohl ſchon
wieder=
holt darauf aufmerkſam gemacht worden iſt, daß
der=
artige Briefe frankiert werden müſſen. Schließlich
findet die Beſtimmung, daß Briefe nach dem neutralen
Ausland und nach Elſaß=Lothringen offen
aufzu=
liefern ſind, immer noch nicht die gehörige Beachtung. In
vielen Fällen können die Sendungen der vorbezeichneten
Art dem Abſender nicht zurückgegeben werden, weil die
Angaben in den Sendungen: Deine Mutter, Vater,
Schweſter uſw. unvollſtändig ſind und zur Ermittelung
des Abſenders nicht genügen. Wieviel Unannehmlichkeiten
mögen infolge der Unanbringlichkeit der Sendungen den
Empfängern und den Abſendern erwachſen ſein, und
wie=
viel ungerechte Vorwüürfe ſind wohl gegen die
Poſtverwal=
tung und deren Beamte erhoben worden! Es wird daher
den Einlieferern von Poſtſendungen immer wieder
dringend empfohlen, auf allen Sendungen ſtets die
ge=
naue Adreſſe des Empfängers
niederzuſchrei=
ben und die vollſtändige Adreſſe des
Abſen=
ders, entweder handſchriftlich oder durch Abdruck eines
Stempels anzugeben, damit die Sendung, falls der
Emp=
fänger nicht ermittelt wird, dem Abſender zurückgegeben
werden kann.
* Verſtändige Ermahnung. Der Bürgermeiſter
von Asbach im Weſterwald fordert die Landwirte auf,
die noch als anſtändige Menſchen gelten wollen, keine
Preiſe zu nehmen, die den armen und mittleren Mann
erdroſſeln. Die Landwirte ſollten es als eine
Gewiſſens=
pflicht betrachten, nicht an Händler zu verkaufen, die dem
Volk die Nahrung verteuern. Wenn auch derartige
Er=
mahnungen nicht allzu viel helfen werden, ſo wäre es
doch gut, wenn dieſes Beiſpiel Nachahmung fände.
* Die Reformation in Deutſchland und England.
Eine Rede zum Reformationsfeſt dieſes Jahres wird
un=
willkürlich die weltgeſchichtliche Bedeutung
deut=
ſchen Glaubens im Reformationszeitalter in den
Vorder=
grund rücken. Dabei wird die merkwürdige
Verſchieden=
heit in den politiſchen Schickſalen der Völker, die die
Re=
formation angenommen haben zu beleuchten ſein. Von
beſonderem Intereſſe wird es ſein, zu verfolgen, wie dieſe
Verſchiedenheit ſich in dem Stammlande der Reformation
einerſeits, in demjenigen Lande andererſeits äußert, das
den reformatoriſchen Gedanken in der Weltpolitik am
machtvollſten vertreten hat. Gelingt es, dieſe
Verſchieden=
heit deutlich zu machen, ſo werden ſich daraus neue
Fin=
gerzeige zum Verſtändnis der ſchroffen Gegenſätze ergeben,
deren Aufeinanderprallen der geſchichtlichen Gegenwart
ihr Gepräge gibt.
* Der Heſſiſche Jagdklub und die Haſenpreiſe. Vom
Heſſiſchen Jagdklub wird uns geſchrieben: Verſchiedene
Zeitungen bringen die Notiz, daß der Heſſiſche Jagdklub
die Kriegszeit benütze, um die Wildpreiſe
ungebühr=
lich in die Höhe zu treiben. Die gehäſſige Darſtellung
enthält eine unglaubliche Verdrehung der Abſichten des
Heſſiſchen Jagdklubs. Dieſer hat gerade in ſeinen
letz=
ten Vereinsmitteilungen (Deutſche Jägerzeitung Nr. 51)
ſeinen Mitgliedern empfohlen ihr Wild
den Lazaretten zu ſchenken, wie dies ſeit
Kriegs=
beginn ſeitens des 1. Vorſitzenden und anderer
Mitglie=
der bereits geſchehen war. Die angefeindete Anregung
des Heſſiſchen Jagdklubs bezweckte überhaupt
keine Verteuerung des Wildpreiſes dem
Publikum gegenüber, das ſeither ſchon dem Händ=
(er die Hafen nach der Größe, d. h. doch auch nach dem
Gewichte, bezahlt, während die Händler einen
Einheits=
preis für volle Haſen rechneten, und an ſolchen, deren
Ge=
wicht unter 6 Pfund herunterging, ganz erhebliche
Ab=
züge machten, ohne für das Mehrgewicht dem Verkäufer
beſonders ſchwerer Stücke irgend etwas zu vergüten. Nur
hiermit ſollte ein Ende gemacht werden. Bei dem
dies=
jährigen Jagdaufgang wurden von „den Wildhändlern
hier meiſt die Haſen mit 3,50 Mark bezahlt. Da z. B. vor
zwei Jahren 4,50 Mark gegeben wurden, ſahen wir alſo
hier derartigen Preisrückgang „trotz des Krieges” und
trotz der noch nie dageweſenen Anforderungen für
Wild=
ſchaden oder angeblichen Wildſchaden (Dürre), ganz
abge=
ſehen von allen übrigen Mehrkoſten des Jagdbetriebes
und der Hundehaltung in dieſem Jahre. Dazu kommt,
daß das vielfach verbreitete Gerücht von einem guten
Haſenjahr durchaus falſch iſt. Stellt man dem gegenüber,
daß Haſen von 9—10 Pfund vorkommen, die nach
obi=
gem, und auch nach dem ſpäter erhöhten Preis von 4,80
Mark von den Wildhändlern mit 35—48 Pf. für das
Pfund bezahlt wurden, ſo darf man doch wohl von
un=
glaublich billigem Preis und von einer Berechtigung
der Jäger ſprechen, für derartige, ausnahmsweiſe ſchwere
Haſen einen erhöhten Preis zu verlangen. Der lediglich
beiſpielsweiſe gemachte Vorſchlag von 70—80 Pf. pro
Pfund beruhte auf dem damaligen Satz, den die Händler
für normale, zirka 6pfündige Haſen aufſtellten. Verlangt
wurde nur, daß die Händler dieſes Prinzip anerkennen,
ohne daß der Heſſiſche Jagdklub ſich auf
dieſen Preis feſtlegen wollte. Er verwahrt
ſich deshalb ganz entſchieden gegen den völlig
ungerecht=
fertigten Vorwurf der Preistreiberei dem Publikum
gegenüber.
Städtiſche Maßnahmen gegen die Teuerung.
— Die Stadtverwaltung hat in einem Ueberblick die
wichtigſten Maßnahmen zuſammenſtellen laſſen, die
ſeit=
her in dem Gebiete der Lebensmittelfürſorge
be=
ſchloſſen ſind und zurzeit noch durchgeführt werden. In
der Milchfrage iſt es gelungen, die verlangte
Preis=
erhöhung von 4 Pfennig abzulehnen. Es trat eine
Preis=
erhöhung von nur 2 Pfennig ein. Dabei wurde zum
Vor=
teil der ſtädtiſchen konſumierenden Bevölkerung der
Ein=
tritt der Preiserhöhung erſt kürzlich ausgeſprochen; die
verlangte Preiserhöhung ſollte nach den Verhandlungen
in einem früherem Zeitpunkte eintreten. Auch in der
Butterfrage haben die Städte Frankfurt a. M.
Wiesbaden, Mainz, Darmſtadt, Offenbach a. M., Hanau
und die benachbarten Kreiſe ſich zu einem gemeinſamen
Vorgehen geeinigt. Es darf darauf hingewieſen werden,
daß auch in anderen Städten nicht nur in
Darm=
ſtadt, faſt nur noch ausländiſche Butter auf
den Markt gebracht wurde. Es dürfte
aus=
reichend bekannt ſein, wie ſchwerwiegend die Milch= und
Butterknappheit derzeit in allen Städten empfunden wird.
Auch bei einheitlichen Regelungen im Reiche liegen
be=
ſondere Schwierigkeiten vor. Niedere Preiſe können nur
für die Gebiete in Betracht kommen, die gleichartige
Ver=
hältniſſe haben mit geringen Produktionskoſten. Es iſt
bekannt, daß die Regierung genötigt war, für Berlin den
Butterpreis auf 2,80 Mk. feſtzuſetzen. Auch iſt es
unbe=
ſtimmt, ob der Rückgang der Butterproduktion
aufgehalten werden kann. Selbſt das Mittel der
Preis=
ſteigerung konnte ſich als nicht geeignet erweiſen. Zum
Schluſſe muß auch hier= die Selbſthilfe der
Ver=
braucher eintreten, welche mit der
Einſchrän=
kung beginnen muß. Einſchränkungen ſind aber
nach allen Erfahrungen nur bei Zwangsmaßnahmen
durchzuführen. Es iſt daher durchaus berechtigt, daß die
Städte Darmſtadt, Gießen, Hanau, Höchſt, Homburg
v. d. H., Mainz, Offenbach a. M., Wiesbaden und Worms
nud die Landratsämter Hanau, Höchſt und Homburg
v. d. H., heute Freitag, den 29. Oktober in Frankfurt a. M.
zu einer Konferenz zuſammentreten, um die Fragen des
Zwangs zur Einſchränkung und die
Ein=
führung von Milchkarten zu beraten.
Bezüglich der aus dem Ausland ſtammenden
Butter iſt darauf hinzuweifen, daß hier die
Ent=
ſcheidung von Fall zu Fall getroffen werden
kann. Die Stadtverwaltung kontrolliert dieſen Verkauf
eingehend und ſtellt auch den geringen Verdienſt des
Zwiſſchenhandels feſt. Die ſtarre Feſtſetzung von
Höchſt=
preiſen für die aus dem Ausland ſtammende Butter
könnte unter Umſtänden die Gefahr hervorrufen, daß die
Zufuhr aus dem Auslande eine weſentliche Einſchränkung
erfährt. Die Gefahr iſt um ſo größer, alls England
be=
ſtrebt iſt, Butter zu den teuerſten Preiſen in Holland
auf=
zukaufen. Auch in dieſer außerordentlich wichtigen Frage
darf die Hoffnung ausgeſprochen werden, daß es der
Reichsregierung gelingt, bezüglich des Verkaufs und des
Vertriebs der aus dem Ausland ſtammenden Butter
durch Organiſationsmaßnahmen eine Aenderung zum
Vorteil der konſumierenden Bevölkerung herbeizuführen.
Bezüglich der Kartoffelfrage hatte die ſtädtiſche
Verwaltung und die Provinzial=Direktion ſchon früher
eingehend begründete Anträge geſtellt, welche ſich in der
Richtung der Anregung bewegen, die in der
Oeffentlich=
keit auch unter anderem von dem Vorſtande der
Fort=
ſchrittlichen Volkspartei in ſeiner Eingabe gleichfalls
ver=
treten werden. In der von der Stadtverwaltung
gefer=
igten Zuſammenſtellung iſt der Kartoffelfrage eine
ein=
gehende Abhandlung gewidmet. In durchaus
anzuer=
kennenderWeiſe hat auch die Großherzogliche
Re=
gierung alle geſetzlich erfüllbaren Forderungen im
In=
tereſſe der ſtädtiſchen Bevölkerung bei der zuſtändigen
oberſten Reichsſtelle vertreten. Hoffentlich werden
ie bevorſtehenden Entſcheidungen eine
Beſſſerung der Lage in dieſem wichtigen
Gebiete erzielen. Zur Beruhigung der ſtädtiſchen
Bevölkerung darf auf die Tatſache verwieſen werden, daß
die Kartoffelernte gut ausgefallen iſt und ein Anlaß zu
Befürchtungen nicht beſtehen kann. Die gute
Kartoffel=
ernte iſt auch von großer Bedeutung für die Erhaltung
des Viehbeſtandes und für die Fleiſchverſorgung
der Bevölkerung für die Zukunft.
Städtiſcher Verkauf von Graupen,
Teig=
waren und Weizengrieß. Die Stadtverwaltung
hat ſchon im Vorjahr, als die Preiſe für Lebensmittel zu
ſteigen begannen, eine größere Menge Reis Bohnen,
Erbſen uſw. erworben. Weiter wurden im Laufe des
Jahres Teigwaren Graupen (geſchälte Gerſte),
Weizen=
grieß, kondenſierte Millch, Wurſt und Fleiſchwaren, Butter
und Eier erworben. Ein Teil dieſer Vorräte iſt bereits
an die Bevölkerung abgegeben worden. Der Reſt wird
demnächſt zur Ausgabe gelangen. Mit dem hieſigen
Detailliſtenverein und dem Konſumverein wurde ein
Ab=
kommen getroffen, wonach an 14, von dieſen Vereinen
be=
nannten, Verteilungsſtellen die ſtädtiſchen Lebensmittel
für die Folge ausgegeben werden. Die Abgabe wird zu
möglichſt billigem Preis erfolgen. Mit Ausnahme des
Weizengrießes werden die Lebensmittel an alle
Bezugs=
berechtigte nach Maßgabe der auf der Brotausweiskarte
vermerkten Kopfzahl ausgegeben. Der Weizengrieß wird
n erſter Linie für Kinder unter 5 Jahren, für ältere Per=
ſonen nur auf Grund ärztlicher Beſcheinigung verabfolgt.
Maßgebend für den Bezug der ſtädtiſchen Lebensmittel iſt
die Brotausweiskarte. Dieſe iſt im Stadthaus,=
Zim=
mer 7, zur Abſtempelung vorzulegen. Auf Grund der
ab=
geſtempelten Ausweiskarte werden ebendaſelbſt
Bezugs=
ſcheine und gegen dieſe in den Verteilungsſtellen die von
der Stadt beſchafften Lebensmittel zu billigem Preis
ab=
gegeben. Grundſätzlich ſoll als bezugsberechtigtes
Ein=
kommen die Steuergrenze von 2600 Mk. gelten, doch ſind
Ausnahmen zuläſſig, beſonders, wenn eine größere
An=
zahl von Kindern vorhanden iſt. Zunächſt werden die
noch vorhandenen Mengen an Graupen,
Teig=
waren und Weizengrieß abgegeben. Die weiteren
Waren werden folgen, ſobald deren im Augenblick zum
Teil noch beſtehende Beſchlagnahme für das Reich
aufge=
hoben iſt. Die Ausgabeſtellen werden demnächſt in einer
beſonderen Bekanntmachung öffentlich bekannt gegeben
werden.
Abgabe von Weißkraut durch die
Stadt=
verwaltung. Infolge der großen Nachfrage nach
Weißkraut und des Zudrangs zu den ſtädtiſchen
Ver=
kaufsſtellen hat die Stadtverwaltung weitere Beſtellungen
aufgegeben. Es iſt eine friſche Sendung beſtes
Filder=
kraut eingetroffen und wird von heute ab im
Stadthaus, Hinterbau, zum Preiſe von 5,50 Mk. für den
Zentner abgegeben. Der Verkauf wird, wenn notwendig,
an den nächſten Markttagen auf dem Markt fortgeſetzt.
Bayeriſche Butter. Es beſteht vielfach die
irrtümliche Auffaſſung, bayeriſche Butter ſei als
Auslandsbutter zu betrachten und könnte zu den
ſeit=
herigen Preiſen weiterverkauft werden. Bayeriſche
Land= wie Molkereibutter iſt inländiſche
Butter, die nach den erlaſſenen Höchſtpreisbeſtimmungen
nur mit 2 Mk. 10 Pf. bezw. 2 Mk. 40 Pf. verkauft oder
bezahlt werden darf. — Ein Höchſtpreis für Margarine
iſt dringend vonnöten, denn jetzt haben die
Margarine=
preiſe bereits die Preiſe für Butter
er=
reicht!
Ausſtellung von Lazarett=Arbeiten im
Großh. Gewerbemuſeum.
G.* Der beim Heſſiſchen Landesverein vom Roten
Kreuz beſtehende „Ausſchuß für Unterricht und berufliche
Fürſorge für Kriegsbeſchädigte” hat in Verbindung mit
dem Großh. Gewerbemuſeum und unter ſachverſtändiger
Mithilfe des Muſeumsdirektors Dr. Kienzle eine
Aus=
ſtellung von Lazarett=Arbeiten veranſtaltet, die
viel Intereſſantes bietet und deren Beſuch daher beſtens
empfohlen werden kann.
Der Zweck dieſer Ausſtellung ging in erſter Linie
dahin, den in den Lazaretten befindlichen Verwundeten
Belehrung und Förderung zu bieten; in einzelnen
Laza=
retten ſind ſeither nur beſtimmte Arbeiten eingeführt
geweſen; mancher Verwundete wird aus den Arbaſten
der anderen Lazarette die Anregung zu neuen, eigenen
Arbeiten ſchöpfen. Die Lazarettbeſchäftigung ſoll zugleich
in die Bahnen eines praktiſchen und gediegenen
Ge=
ſchmacks hingelenkt werden. Ein Teil der ausgeſtellten
Sachen iſt von den Verwundeten, die ſie gefertigt haben,
als verkäuflich bezeichnet; der Verkaufspreis fällt ohne
Abzug den Verwundeten zu, die die Sachen angefertigt
haben. Zugleich ſoll durch die Ausſtellung in weiteren
Kreiſen das Intereſſe für die Wichtigkeit der
Lazarett=
beſchäftigung geweckt werden. Der Reinertrag der
Aus=
ſtellung aus den Eintrittsgeldern, und etwaige
Geldſpen=
den, die in der Ausſtellung dankbar entgegengenommen
werden, werden zur Anſchaffung von weiteren
Arbeits=
ſtoffen für Verwundete verwendet.
Mit den Lazarettarbeiten wurde der Zweck
verfolgt, bei den in den Lazaretten untergebrachten
Ver=
wundeten und Kranken während der Geneſungszeit
Langeweile und Müßiggang nicht aufkommen zu laſſen.
Durch Beſchäftigung mit ſachgemäßen Arbeiten ſollen die
Verwundeten nach und nach wieder an eigene Tätigkeit
gewöhnt werden. Trübe Stimmungen ſollen verſcheucht,
das Vertrauen in die eigene Tätigkeit geweckt und Mut
für die Zukunft gegeben werden. Der Uebergang zur
Entlaſſung aus dem Lazarett wird vorbereitet. Neben die
ärztliche Behandlung ſoll die ſachgemäße Beſchäftigung
als eine Unterſtützung zur pſychiſchen und körperlichen
Geſundung treten. In den hierfür geeigneten Fällen
ſollen die Lazarett=Arbeiten zugleich die fachliche
Ausbil=
dung der Verwundeten und Kranken fördern (ſo
namenk=
lich das Zeichnen und Modellieren bei Handwerkern).
Wie die ausgeſtellten Arbeiten zeigen, ſind die
vor=
ſtehend kurz umriſſenen Ziele voll erreicht worden.
An der Ausſtellung ſind beteiligt:
das Vereinslazarett Städtiſches
Kran=
kenhaus (Lehrer Hilſter) mit einem vortrefflichen
Modell von Alt=Darmſtadt, mit Kerbſchnittarbeiten,
prak=
tiſchen Hausgeräten, wie Wärmebeuteln, Paneelbrettern,
Nähkörben uſw.;
das Vereinslazarett Eliſabethenſtift mkt.
z. T. künſtleriſch vollendeten Flechtarbeiten und
Korb=
waren (Lehrerin Frl. Thümmel);
das Vereinslazarett der Barmherzigen
Schweſtern und das Landheim Eberſtadt mit=
Strickmaſchinenarbeiten, Bürſtenwaren, Korbflechtereien,
Knüpfarbeiten und Laubſägearbeiten, unter denen
beſon=
ders ein Zar Nikolaus „in hoe signo vinces” nach dem
Simpliziſſimus auffällt; beſondere Erwähnung verdient
noch der von einem Verwundeten entworfene und
ge=
zeichnete, mit Verſen verſehene moderne Totentanz,
in dem Panzerautos, Fliegerbomben und Granaten die
Hauptrolle ſpielen.
Das Reſervelazarett Mathildenhöhe hat
Flechtarbeiten, Knüpfarbeiten und künſtleriſche
Korb=
arbeiten (Lehrerin Frl. Lorey) ausgeſtellt.
Das Vereinslazarett Marienhöhe, die
Reſervelazarette Hochſchule,
Garniſon=
lazarett und Saalbau haben eine
Sammelaus=
ſtellung gebracht, in der mehr oder weniger alle vorher
erwähnten Arbeitszweige vertreten ſind.
Zu erwähnen wären ferner noch die nach Modellen
des Bildhauers Dipl.=Ing. Haliſch angefertigten
prak=
tiſchen und dem kindlichen Verſtändnis angepaßten
Holz=
ſpielſachen.
Die Großherzogliche
Landesbaugewerk=
ſchule hat ferner vom Juli bis September Kurſe für
Handwerker im Zeichnen und Modellieren veranſtaltet,
deren Ergebniſſe in Zeichnungen und Entwürfen
vor=
liegen. Gerade dieſe Art der Verwundetenausbildung
dürfte vom höchſten Wert ſein, da ſie am allererſten
ge=
eignet iſt, die Grundlagen für eine ſpätere Exiſtenz zu
gewähren. Die ausgeſtellten Möbelentwürfe,
Zimmerein=
richtungsentwürfe, Banpläne für Einfamilienhäuſer,
deko=
rative Zeichnungen, Monogramme uſw. ſtehen durchweg
recht hoch und verraten vielfach ein hochentwickeltes
künſt=
leriſches Empfinden.
Bei den hohen Zielen, die ſich die Leitung geſtellt hat,
iſt der Ausſtellung ein recht zahlreicher Beſuch zu wünſchen.
Rotes Kreuz.
(Geöffnet von 8—1 und 2—6 Uhr. Zentral=Abteilung
und Krankenbeförderungs=Abteilung: Rheinſtraße 34,
Fernruf 25; Vermißten=Ermittelung und
Gefangenen=
fürſorge: Mathildenplatz 20, Finanzminiſterium,
Bau=
abteilung, Fernruf 2576; Bezirksausſchuß Darmſtadt für
vermißte und kriegsgefangene Deutſche: Paradeplatz 3,
Großh. Hochbauamt, Fernruf 172; Auskunftsſtelle:
Rhein=
ſtraße 34, Fernruf 25; Materialien=Abteilung: Altes
Pa=
lais, Fernruf 20; Verpflegungsſtelle am Hauptbahnhof
Fernruf 216; Kreuzpfennig=Marken: Neckarſtraße 8,
Fernruf: 2421.)
Ihre Königl. Hoheiten der Großherzog und die
Großherzogin ſtatteten der Ausſtellung der
Lazarett=Arbeiten die der bei dem Roten Kreuz
beſtehende „Ausſchuß für Unterricht und berufliche
Für=
ſorge für Kriegsbeſchädigte” im Gewerbemuſeum
eröff=
net hat, einen Beſuch ab. Die hohen Herrſchaften
beſich=
tigten die Ausſtellung eingehend und ſprachen ſich ſehr
befriedigt über die ſchönen und gediegenen Arbeiten und
über die Einrichtung der Ausſtellung aus.
Bericht über die 35., 36. und 37. Fahrt des
Vereinslazarettzuges T 1.
Zur 35. Fahrt kam T 1 am Abend des 10. Oktober
im Etappenort an, fuhr ſofort weiter vor und nahm noch
in der Nacht von 2 Uhr 30 Minuten bis 5 Uhr 285 Mann
und 3 Offiziere auf. In verzögerter Fahrt wurde am
nächſten Tag mittags 1 Uhr Stuttgart als
Auslade=
ort erreicht; dank den vortrefflichen Einrichtungen war
der Zug auch diesmal wieder in 1½ Stunden entladen.
Am gleichen Abend verließen wir Stuttgart wieder. Uebe:
Darmſtadt, wo zur Auswechſelung ſchadhaft gewordener
Krankentragen ein kurzer Aufenthalt notwendig war,
fuhren wir wieder nach unſerer Etappe, von der wir am
14. Oktober nachts noch zur äußerſten Station weiter
geleitet wurden. Am Morgen des 15. in der Frühe
wur=
den dann an zwei Stationen wieder 244 Verwundete,
darunter 6 Offiziere, aufgenommen. Am Nachmittag des
16. erreichten wir, durch Württemberg fahrend, unſer
Liniengebiet und gaben in Ansbach 21 leichter
Ver=
wundete, die übrigen am Abend in Würzburg ab, wo
das Ausladen erſt nach 2 Uhr nachts beendtt war. In
der folgenden Nacht ging T 1 um 11 Uhr 30 Minuten
wieder von Würzburg ab und kam in der Nacht vom 18.
auf 19. wieder am vorderen Etappenort an. Dort
wur=
den dann am Vormittag des 19. 238 Mann, einſchließlich
10 Offiziere, aufgenommen. Mit dieſem Transport
er=
reichten wir einen Tag ſpäter früh 7 Uhr 30
Kaiſers=
lautern als Ausladeort und kamen nach dem Entladen
am Mittag in die hieſige Hauptwerkſtätte zu dringend
notwendigen Reparaturen. Mit dieſer 37. Fahrt hat der
Vereinslazarettzug T 1 in den letzten 24 Tagen 7
Fahrten erledigt. Das dürfte genügen, um
ſo manche uns zu Ohren gekommene
Aeuße=
rung über die Tätigkeit eines
Vereins=
lazarettzuges zu widerlegen.
Es iſt unſere Pflicht zum Weihnachtsfeſt
unſere fern der Heimat befindlichen Feldgrauen zu
be=
ſchenken. Die Ausführung erſcheint jetzt ſchwieriger
wie im Vorjahr, weil die Kopfzahl ſich bedeutend erhöht
hat, und weil die Gaben auch an zahlreiche, inzwiſchen
neu gebildete Truppenkörper ſo zu leiten ſind, daß keine
Truppe übergangen wird.
Zur Behebung der Schwierigkeiten haben ſich die
Or=
ganiſationen des Roten Kreuzes für das Großherzogtum
Heſſen, für Frankfurt a. M. und für den Regierungsbezirk
Wiesbaden dahin geeinigt, daß ſie alle Truppen und
andere Formationen, die im Friedensbereiche des 18.
Ar=
meekorps aufgeſtellt worden ſind, gemeinſam und
gleich=
artig verſorgen wollen. Im Einverſtändnis mit dem
ſtellvertretenden Generallkommando in Frankfurt a. M.
wird eine militäriſche Behörde alle Kiſten mit Gaben
entgegennehmen und ſie nach einem nur dieſer Behörde
bekannten Verteilungsplan ſo abſenden, daß keine
Truppe vergeſſen wird und daß die Gaben
rechtzeitig ankommen.
Die Vereinbarung mit Frankfurt und Wiesbaden geht
weiter dahin, daß jeder Teil eine beſtimmte Anzahl
ſo=
genannter Einheitskiſten zu den noch feſtzuſetzenden
Fri=
ſten zu liefern hat.
Die Einheitskiſte ſoll die Liebesgaben für je 100 Mann
aufnehmen. Der Name des ſpendenden Zweigvereins uſw.
iſt einzubrennen oder mit Schablone aufzuzeichnen. Es
empfiehlt ſich, auch im Innern der Kiſte den Zweigverein
und die Namen der einzelnen Spender kenntlich zu
machen. Ueber den Inhalt einer ſolchen Kiſte geben unſere
Zweigvereine und die Materialien=Abteillung in
Darm=
ſtadt, Altes Palais, gerne Auskunft.
Um auch den Offizieren eine Weihnachtsfreude zu
bereiten, iſt beabſichtigt, Offizierskiſtchen, beſtimmt für je
5 Offiziere, herzuſtellen, enthaltend Zigarren, Zigaretten
Handſchuhe, wollene Weſten, Brieſpapier uſw.
Endlich iſt geplant, eine Anzahl Weinkiſten, zu je 10
Flaſchen, zu ſpenden.
Es gehen die Gaben in 6 Sendungen ins Feld,
be=
ginnend am 15. November und endend am 15. Dezember.
Die Herren Vertreter der Vereine vom Roten Kreuz
in Mainz, Worms, Darmſtadt, Offenbach, Friedberg und
Gießen haben verabredet, daß ſie für Weihnachten 1915
es unterlaſſen wollen, für die in ihren Städten
garniſo=
nierenden Truppen oder für andere Truppenteile
geſon=
derte Liebesgaben ins Feld zu ſenden. Wir bitten
drin=
gend darum, im ganzen Lande ebenſo zu verfahren, weil
ſonſt eine Bevorzugung einiger und eine Benachteiligung
anderer Truppen, mithin eine Ungerechtigkeit ſtattfinden
würde.
Selbſtverſtändlich ſteht es den Angehörigen frei,
ne=
ben ihrer Gabe an das Rote Kreuz ihren Lieben im Feld
Chriſtgeſchenke durch die Poſt zu ſenden.
Endlich bemerken wir, daß laut einer zwiſchen dem
Heſſiſchen Landesverband des Deutſchen Flottenvereins
und uns getroffenen Vereinbarung die Liebesgaben für
die Flotte (einſchließlich der U=Boote) bereits
ſicherge=
ſtellt ſind, ſodaß es weiterer Fürſorge des Roten
Kreu=
zes in dieſer Richtung jetzt nicht bedarf.
Bitte, helfen Sie uns damit unſeren das Vaterland
verteidigenden Soldaten als Liebesgruß aus der Heimat
eine Weihnachtsfreude zu Teil wird.
Unter den Spenden, die dem Roten Kreuz zugingen
zur Verſorgung der in Rußland kriegsgefangenen
Deut=
ſchen mit Liebesgaben, erſcheint beſonders bemerkenswert
eine Gabe von 800 Mark welche die
Angehö=
rigen des Landſturm=Erſatz=Bataillons 2
in Darmſtadt (Kommandeur Herr Oberſtleutnant
Brockhaus) unter ſich geſammelt haben. Für dieſe reiche,
von echt kameradſchaftlicher Geſinnung
zeugende Gabe ſpricht das Rote Kreuz auch an dieſer
Stelle ſeinen Dank aus.
Darmſtädter Wochenmarktpreiſe
am 28. Oktober.
Kartoffeln u. Gemüſe: Kopfſalat, Stück 3—8 Pf
Feldſalat, Körbchen 10 Pf.
Speiſekartoffeln, Pfd. 4-5 Pf. Endivien, Stück 5—10 Pf
Salatkartoffel., Pfd. 12-14 Pf. Radieschen, Bündel 2—3 P
Buſchbohnen, Pfd. 25-30 Pf. Rettiche, Stück . 3—8 Pf.
Stangenbohnen, Pfund Meerrettich, Stück 10—25 Pf.
25—30 Pf. Sellerie, Stück . 3—10 Pf.
Grünkohl, Stück . 3—8 Pf.
Gelbe Bohnen, Pfund
25—30 Pf.
Blumenkohl, Stück 10—60 Pf.
Obſt:
Römiſch=Kohl, Bündel
—3 Pf. Eßäpfel, Pfund 10—15 Pf
Roſenkohl, Pfund . 28 Pf. Kochäpfel, Pfund 8—10 Pf.
Wirſing, Pfund . 4—5 Pf. Eßbirnen, Pfund 12—20 Pf.
Kochbirnen, Pfund 7—10 Pf
Stück . 5—18 Pf.
Weißkraut, Pfund 6—7 Pf. Quitten, Pfund
Stück 8—30 Pf. Pfirſiche, Pfund
Rotkraut, Pfund 8—10 Pf. Trauben, Pfund . 35 Pf.
Stück 10—50 Pf. Kaſtanien, Pfund 25.30 Pf.
Zitronen, Stück 8—15 Pf.
Kohlrabi, oberirdiſche,
Brombeeren, Schopp. — Pf
Stück 3—5 P
Spinat, Pfund . 10—15 Pf. Nüſſe, 100 Stück 46—60 Pf.
Tomaten, Pfund 18—20 Pf.
Zwiebeln, Pfund 23—24 Pf. Sonſtige Waren:
Gelberüben, Pfund 8—10 Pf. Süßrahmbutter, Pfund
2,40 M
Bündel . 6 Pf.
Roterüben, Pfund 8—10 Pf. Landbutter, Pfund 2,10 M.
20 Pf
Weißerüben, Stück 2—5 Pf.Eier, Stück
Handkäſe, Stück 6—10 Pf
Schwarzwurzeln, Stück
20—25 Pf. Schmierkäſe, ½ Liter 25 Pf.
Städt. Marktverwaltung.
Arheilgen, 27. Okt. (Für die hieſige
Kriegs=
hilfe) beträgt bis jetzt das Geſamtergebnis der
Ein=
nahmen 7747 Mk., die Geſamtausgaben 7671 Mk., ſo
daß nur noch ein recht beſcheidener Kaſſenvorrat
ver=
bleibt. Es wurden ſeither 58 Frauen, deren Männer
oder Söhne eingezogen ſind, monatlich mit je 10 Mk.
unterſtützt. Sollten weitere Gelder nicht zuſammen
kommen, ſo müßte die Unterſtützung der Bedürftigen in
Zukunft zum größten Bedauern unterbleiben. — (Die
Kartoffelernte.) Infolge der günſtigen Witterung
ſind die Kartoffeln unter Dach und Fach und iſt die
Ernte im allgemeinen als eine recht gute zu bezeichnen.
Auch dem Einbringen der Hackfrüchte, wie Dickwurzeln
und Kohlraben, kommt das gute Herbſtwetter ſehr
zu=
ſtatten. Größtenteils ſind unſere Landwirte jetzt mit
em Beſtellen der Felder für die Winterſaat beſchäftigt.
k. Erzhauſen, 28. Okt. (Beiſetzung.) Geſtern
nachmittag bewegte ſich ein ſelten großer Leichenzug durch
unſeren Ort. Es wurde der Landwehrmann Johann
Philipp Lotz von hier zu Grabe getragen. Bei den
chweren Kämpfen in den Argonnen wurde derſelbe durch
eine Granate am Oberſchenkel ſchwer verletzt. In dem
Lazarett Weingarten am Bodenſee verſchied er nach einer
Amputation. Lotz war ein ſehr tapfrer, tüchtiger Soldat,
war ſchon lange mit dem Eiſernen Kreuz dekoriert;
der=
ſelbe war hier ſehr angeſehen. Es iſt das 15. Opfer von
hier und das 3., das auf heimatlichem Friedhofe Ruhe
efunden hat.
Goddelau, 28. Okt. (Der Eiſenbahnunfall
in Goddelau) am 1. Juli d. Js., bei dem infolge der
nicht geſchloſſenen Schranke der Milchfuhrmann Sch. aus
Erfelden ziemlich ſchwer verletzt wurde und deſſen
Fuhr=
werk ſchweren Schaden nahm, brachte jetzt den
Eiſenbah=
aſſiſtenten J. A. Merz vor die Strafkammer in Mainz.
Er hat es überſehen, den Schrankenwärter zu
benach=
ichtigen, daß außerfahrplanmäßig 2 Maſchinen über das
Geleiſe gehen, ſodaß die Schranken nicht
ge=
ſchloſſen wurden. M. entſchuldigte ſich damit, daß
er ohne Unterbrechung zehn Stunden Nachtdienſt
ge=
habt hat und überanſtrengt geweſen ſei. Das Gericht
billigt mildernde Umſtände in weitgehendſtem Maße zu
und erkannte auf eine Geldſtrafe von 30 Mark.
-h- Von der Bergſtraße, 28. Okt. (Auszeichnung.)
Der Vizefeldwebel Ph. Ahlheim aus dem
benachbar=
ten Schwanheim wurde mit dem Eiſernen Kreuz 2. Kl.
usgezeichnet. — (Die Kartoffelernte) iſt als
be=
endet zu betrachten. Verkauft wurde der Doppelzentner
zum Preiſe von 7—8 Mk. Wer ſich um dieſen Preis
nicht für ſeinen Winterbedarf geſorgt, dem hält es recht
ſchwer, bei den Landwirten noch Kartoffeln zu erhalten.
— (Der Hilfsausſchuß in Auerbach),
Vor=
ſitzender Herr Apotheker Vietor, hat ſeine Tätigkeit für
dieſen Winter wieder aufgenommen und die erſten
Un=
terſtützungsbeträge an die Frauen und Angehörigen der
im Felde ſtehenden Männer und Söhne ausbezahlt. —
(Die Nußbaumſtämme) werden gegenwärtig zu
ſohen Preiſen aufgekauft. Die verhältnismäßig noch
venig vorhandenen hübſchen Bäume verfallen allmählich
vollſtändig der Axt, nur um der augenblicklichen
Ein=
nahme willen, was ſehr bedauerlich iſt.
Mainz, 28. Okt. (Ein frecher Dieb) wurde
geſtern in der Kolmarſchule feſtgenommen. Als
zahl=
reiche Mädchen bei Schulſchluß um 5 Uhr ihre auf den
Gängen der Schule befindlichen Kleidungsſtücke
vermiß=
ten und weinend zu ihren Lehrerinnen eilten, wurde
ſo=
fort der Oberlehrer verſtändigt, der mit zwei Lehrerinnen
den frechen Dieb, als er gerade mit einem Arm voll
Kleider das Schulhaus verlaſſen wollte, noch abfaſſen
und der Polizei übergeben konnte.
Herrnsheim, 27. Okt. (Feuer.) Geſtern nachmittag
brannte die Scheuer des Kriegers Franz Schäfer II.
ieder. Glücklicherweiſe iſt der mitverbrannte
Fruchtvor=
rat nur gering.
Nieder=Saulheim, 28. Okt. (Der Herr
Quar=
tiermacher.) Einen dreiſten Schwindel vollführte ein
fremder Gauner in feldgrauer Uniform in hieſiger
Ge=
neinde. Der Burſche, der die Uniform eines
Unteroffi=
ziers trug, meldete auf der Bürgermeiſterei, daß die
Ge=
meinde vom 25. d. Mts. ab 220 Mann des genannten
Re=
giments in Quartier erhalte. Er ſelbſt ſei mit der
Be=
ſtellung der Quartiere beauftragt. Jedermann kam den
Wünſchen des ſehr ſicher auftretenden Gauners
bereit=
willigſt entgegen. Seitens der Bürgermeiſterei wurde
die Quartierliſte aufgeſtellt, und der „Unteroffizier”
ſchrieb von Haus zu Haus die Zahl der
einzuquartieren=
den Mannſchaften an die Hoftore. Nach Beendigung
ſeiner Arbeiten bezog der Herr Quartiermacher im beſten
Wirtshaus, das nebenbei auch eine Metzgerei enthält,
ſelbſt Quartier, wo er drei Tage lang herrlich und in
Freuden lebte und auf die große Schlußabrechnung zechte.
Während am Montag mittag die Mannſchaften aus
Worms vergeblich erwartet wurden, verſchwand am
Vormittag der „Quartiermacher” auf
Nimmerwieder=
ſehen. Eine amtliche Anfrage ſtellte ſpäter feſt, daß man
einem Schwindler zum Opfer gefallen war. Er
ver=
ſchwand in der Richtung nach Mainz, konnte aber noch
nicht ermittelt werden.
Zum Tode v. Wangenheims.
* Konſtantinopel, 27. Okt. Die
Trauer=
feier für den verſtorbenen deutſchen Botſchafter
Freiherrn von Wangenheim fand heute
vor=
mittag ſtatt. Um den Sarg ſcharten ſich außer ſeiner
Ge=
mahlin und den Kindern des Verſtorbenen und dem
Ge=
ſchäftsträger Freiherrn von Neurath als Vertreter des
deutſchen Kaiſers und des deutſchen Reiches die erſten
Staatsmänner des türkiſchen Reiches. Es waren
er=
ſchienen: Als Vertreter des Sultans ſein Adjutant
Mehmed Ali Bey, der Sohn des Sultans Prinz Zia
Ed=
din, der Oberzeremonienmeiſter Ismail Dſchenani Bey,
der Großveſir und ſämtliche Miniſter, darunter der
neu=
ernannte Miniſter des Aeußern Halil Bey, die
Präſiden=
ten beider Kammern mit einer parlamentariſchen
Ab=
ordnung und das geſamte diplomatiſche Korps mit dem
Doyen, dem öſterreichiſch=ungariſchen Botſchafter
Mark=
graf Pallavicini, an der Spitze. Der Sarg verſchwand in
Bergen von Blumen und Kränzen aus der Fülle des
prachtvollen orientaliſchen Herbſtes. Die Kapelle des
Panzerkreuzers „Javus Selim” leitete die Feier mit
einem Choral ein. Die Trauerrede hielt Paſtor Barbe,
der er den Text: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das
Leben, zugrunde legte. Der Geiſtliche vermied, dem
aus=
drücklichen Wunſche des Verſtorbenen entſprechend, an
dem Sarge ſeine Verdienſte zu erwähnen, ſtellte aber feſt,
daß ſein Lebenswerk augenblicklich nicht im ganzen
Um=
fange beurteilt werden könne; erſt kommende Geſchlechter
würden die Größe des Werkes ermeſſen. Die Feier wurde
durch den Geſang der Kinder der deutſchen Schule und
des Kirchenchors der deutſchen Gemeinde verſchönt. Ein
großer Trauerzug unter Vorantritt von Muſik und
Mannſchaften der Marine, während neben dem Sarge
deutſche Matroſen mit Kränzen ſchritten, bewegte ſich durch
das Spalier der Leibwache hinab zum Bosporustal, wo
eine Pinaſſe wartete. Hinter dem unter Blumen
begrabe=
nen Sarg ſtiegen nur der Geſchäftsträger Freiherr von
Neurath und wenige perſönliche Freunde des
Entſchlafe=
nen ein. Während eine türkiſche Batterie den Salut
feu=
erte, ſtieß die Pinaſſe, begleitet von zwei Torpedobooten,
zur letzten Fahrt nach Therapia ab, wo der Verſtorbene
im Beiſein ſeiner Familie und Freunde, ſowie des
Bot=
ſchaftsperſonalls unter den Bäumen des ſchönen Parks,
ſeinem Lieblingsaufenthalt, zur letzten Ruhe gebettet
wurde.
Handel und Verkehr.
* Berlin, 28. Okt. In der heutigen Sitzung des
Zentralausſchuſſes der Reichsbank
bezeich=
nete der Vorſitzende, Präſident des Reichsbankdirektoriums
Dr. Havenſtein, die Lage der Reichsbank für
ſehr befriedigend. Im einzelnen betonte der
Vor=
ſitzende, daß die Einzahlungen auf die dritte
Kriegsan=
leihe bisher ſich mit außerordentlicher Leichtigkeit
voll=
zogen.
* Berlin 28. Olt. Börſanſtimmungsbild.
Die Börſe wandte ihr Intereſſe hauptſächlich
Schiffahrts=
aktien bei ſehr lebhaftem Geſchäft zu. Es erzielten
ſo=
wohl Hanſa, Norddeutſcher Lloyd und Paketfahrt
nam=
hafte Kursbeſſerungen. Bemerkenswerte Umſätze zu
an=
ziehenden Kurſen fanden auch in türkiſchen Loſen, Türk.
Tabakaktien und Schantungbahn ſtatt. An
Kriegslieferun=
gen beteiligte Werte lagen dagegen vernachläſſigt. Als
höher wurden Phönix, Bergbau und Bismarckhütte
ge=
nannt. Deutſche Anleihen gut behauptet. Sehr feſte
Stimmung herrſchte für nahezu ſämtliche ausländiſche
Va=
luten. Ruſſiſche Noten abgeſchwächt. Die Geldſätze ſind
unverändert.
Landwirtſchaftliches.
— Schlachtviehmarkt Darmſtad t.
Schweinemarkt am 27. Okt. Auftrieb 51 Schweine.
Preiſe pro 50 Kilogramm Schlachtgewicht 170—175 Mk.
Marktverlauf ruhig; Ueberſtand. — Schweinemarkt
am 28. Oktober. Auftrieb 59 Schweine. Preiſe pro
50 Kilogramm Schlachtgewicht 170—175 Mk.
Marktver=
lauf flau; Ueberſtand. — Kälbermarkt am 28. Okt.
Auftrieb 147 Kälber, 9 Schafe. Preiſe pro 50 Kilogramm
Lebendgewicht: 1. Qual. 80 Mk., 2. Qual. 78 Mk., 3. Qual.
76 Mk. Marktverlauf lebhaft.
* Der Groß=Gerauer Ferkelmarkt wird
am nächſten Montag, dem 1. November, nach langer
Pauſe wieder eröffnet, und zwar um 8½ Uhr vormittags.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlickungen u ter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion
keinerlei Verantwortung; für ſie hleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preſſ geſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
— Der fünfzigſte Geburtstag Friedrich Lienhards,
eines echten Deutſchen, iſt allenthalben im Deutſchen
Reich feſtlich begangen worden. W. E. Gierke hat ihm
ein Gedenkblatt zu dieſem Tage gewidmet, „Bühne und
Welt” hat ihn in einer Sondernummer gefeiert, das
Theater in Straßburg (Elſaß) und das Hoftheater in
Weimar haben Lienhard=Feiern veranſtaltet. Die Frage
ſei heute einmal an die Hoftheaterverwaltung geſtattet,
ob ſie ſtatt Schnitzlerſcher Neuheiten nicht einmal des
Dichters Luſtſpiel „Münchhauſen” den Bewohnern der
Reſidenz vorführen will, die durch den von der
Stadt=
verordnetenverſammlung bewilligten ſtändigen Zuſchuß
zu den Betriebskoſten des Hoftheaters von 20000 Mark,
von anderen Zuwendungen abgeſehen, bewieſen haben,
welches Intereſſe ſie an dem Gedeihen der Kunſtſtätte
X.
nehmen.
Neue Bücher.
Beſondere Beſprechung erfolgt nach unſerem Ermeſſen.
— Heft 34 des „Völkerkrieg” (Verlag von
Ju=
lius Hoffmann in Stuttgart) bringt klare,
zuſammen=
faſſende Darſtellungen der Kämpfe um die
Karpathen=
länder und in der Bukowina. Der Schluß dieſes Heftes
und Heft 35 bringen die Kämpfe der Grenzſchutztruppen
in Oſtpreußen und die große Winterſchlacht in Maſuren.
Mit beſonderer Teilnahme lieſt man das Kapitel Von
den Fürſten und Heerführern der Verbündeten” und (in
Heft 36) den mit köſtlichem Humor ausgeſtatteten „
Be=
ſuch bei Hindenburg”
— Unter Deutſchen Eichen. Vierte
Liebes=
gabe Deutſcher Hochſchüler. Preis im Buchhandel 1.50 Mk.
Furcheverlag, Caſſel. „Der Jugend, die ihr Leben gibt‟
iſt dieſe vierte Liebesgabe der Studenten gewidmet, in
der ſie ſich an alle im Felde ſtehenden Waffengefährten
von deutſchen Hochſchulen richtet: als ein Zeichen treuen
Gedenkens, voll ſcharfen, heiligen Waffenklanges.
— Der Geſpenſterkrieg mit Beiträgen von
Guſtav Meyrink, Karl Hans Strobl, Kurt Münzer, A. M.
Frey und einer Einführung von Herbert Eulenberg, ſowie
vier Vollbildern von Alfred Kubin. „Die Leſe”, Verlag,
G. m. b. H. Preis 1,50 Mk.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 28. Okt. Amtlich wird verlautbart:
28. Oktober.
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz-
Die bei Czartorysk kämpfenden verbündeten
Kräfte haben geſtern das Dorf Rudka erſtürmt.
Sonſt im Nordoſten nichts Neues.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Das feindliche Artilleriefeuer war geſtern an der
Iſonzofront wieder lebhafter. Die italieniſche dritte
Ar=
mee erneuerte den Angriff auf die Hochfläche von
Do=
berdo bisher nicht.
Dagegen ſetzte die nördlich anſchließende zweite Armee
ihre vergeblichen Anſtrengungen gegen unſere feſten
Stel=
lungen mehrfach fort und dehnte ſie auch auf das
Flit=
ſcher Becken aus.
Je eine weitere Armee greift die Dolomiten
front und Südtirol an. Im Abſchnitte von Chiva
ſind Einleitungskämpfe im Gange. Auf der Hochfläche
von Lafraun geht der Feind mit Sappen vor. Ein
Angriffsverſuch gegen unſere Stellungen nördlich des
Wertes Luſern ſcheiterte in unſerem Artilleriefeuer.
Vor dem Col di Lana brachen geſtern nachmittag ſechs
Stürme der Italiener zuſammen. Ebenſo mißlangen
kleinere feindliche Angriffe gegen Treſaſſi, die Fanes=
Stellung und den Nordausgang des Travenanzes=Tales
Im Raume von Flitſch ſchlugen die Verteidiger am
Weſthange des Javorcelk Angriffe an den Hinderniſſen
blutig ab. Gegen unſere Linien ſüdöſtlich des Mrzl=Vrh
und gegen Dolje gingen abermals ſtarke Kräfte vor. Sie
wurden gleichfalls abgewieſen. Nur um
ein=
zelne Grabenſtücke iſt der Kampf noch im Gange. Auch ein
abends gegen den Raum nördlich Selo angeſetzter
feind=
licher Angriff brach zuſammen.
Uebergangsver=
ſuche der Italiener nördlich Canale wurden vereitelt.
Der Görzer Brückenkopf ſtand wieder unter
ſchwerem Feuer.
Ein vereinzelter Vorſtoß des Feindes gegen den
Monte Sabotino mißlang vollſtändig. Mehrere
ita=
lieniſche Bataillone, die gegen den Abſchnitt nördlich des
Monte San Michele vorſtießen, mußten in unſerem
Ar=
tillerie= und Maſchinengewehrfeuer in ihre Deckungen
zu=
rückflüchten.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die öſtlich von Viſegrad vordringenden k. u. k.
Truppen haben den Feind beiderſeits Karaula Balva
über die Grenze zurückgeworfen. Zwei
flan=
kierend angeſetzte Gegenangriffe einer montenegriniſchen
Brigade wurden abgeſchlagen.
Der aus öſterreichiſch=ungariſchen Kräften
zuſammen=
geſetzte rechte Flügel der Armee des Generals v. Köveß
hat die obere Kolubara in breiter Front
überſchritten. Die Deutſchen erſtiegen die
Gebirgs=
kette nördlich von Rudnik. Oeſtlich davon dringen auf
gleicher Höhe öſterreichiſch=ungariſche Kolonnen
beider=
ſeits der Straße Topola-Krajujevac ror.
Die Armee des Generals v. Gallwitz gewann das
Gelände weſtlich der Eiſenbahnſtation Lapowo und
vertrieb den Gegner unter ſchweren Kämpfen ſüdlich und
ſüdöſtlich von Svilajnac.
Die bulgariſche erſte Armee hat Zajecar
und Knjazevac erobert und kämpfte erfolgreich auf
den Höhen des linken Timolufers. In Knjazevac
wur=
den vier Geſchütze und ſechs Munitionswagen erbeutet.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Der Fliegerangriff auf Venedig.
* Rom, 28. Okt. Die Agenzia Stefani berichtet
folgende Einzelheiten über den an der Barfüßer:
kirche in Venedig durch den Fliegerangriff
angerichteten Schaden: Die Bombe fiel auf die
linke Seite des einzigen Kirchenſchiffs bei der großen
Kapelle, zerbrach zwei Dachballken und durchbohrte leicht
die Decke, die dann durch die darauf folgende Exploſion
vollkommen zerſprengt wurde, ſodaß auch nicht ein
Quadratmeter des Freskogemäldes Tiepolos unverſehrt
geblieben iſt. Der Moſailboden der Kirche iſt anſcheinend
ſchwer beſchädigt.
Die Zeppelingefahr in London.
* London, 28. Okt. Bei der geſtrigen Leichenſchau
einer bei dem letzten Luftangriff umgekommenen
Frau wurde namens des Admirals Scott mitgeteilt,
daß die Zahl der Abwehrgeſchütze neuerdings
ver=
mehrt worden und daß weitere baldige Verbeſſerungen
in der Aufſtellung, der Zahl und dem Charakter der
Ge=
ſchütze geplant ſeien. Scott ließ das Publikum vor der
Gefahr warnen, auf den Straßen von Granatſchüſſen
eng=
liſcher Abwehrgeſchütze getroffen zu werden.
Der Seekrieg.
TU. Neu=York, 28. Okt. Der Berliner Vertreter
des Neu=York Journal hatte eine Unterredung mit der
deutſchen Admiralität, die ihm folgende Ziffern gab:
Durch engliſche Torpedos wurden die folgenden
deutſchen Schiffe zerſtört: Der Kreuzer „Prinz Adalbert”
ein Tender und ein Torpedoboot, insgeſamt drei
Fahr=
zeuge; durch deutſche Torpedos wurden 16
engliſche ein franzöſiſches, drei ruſſiſche und ein
ja=
paniſches Kriegsſchiff zerſtört. Kleine
Hilfsfahrzeug=
ſind nicht miteingerechnet.
TU. Kopenhagen, 28. Okt. Der ſchwediſche
Dampfer „Aga”, mit einer Holzladung nach Hull be=
ſtimmt, wurde in der Oſtſee von einem ruſſiſchen
Unterſeeboot beſchoſſen. Der Dampfer iſt
unbe=
ſchädigt. Der Führer des Unterſeebootes kam mit einem
Teil der Beſatzung an Bord des Dampfers und
unter=
ſuchte die Schiffspapiere; dabei wollte er nicht glauben,
daß Hull in England liegt, er vermutete es in
Deutſch=
land (!). Erſt nach langem Hin und Her erhielt der
Ka=
pitän des Dampfers die Erlaubnis zur Weiterfahrt.
Ein engliſcher Kreuzer
verloren.
* London, 28. Okt. Reuter meldet amtlich:
Es verlautet, daß der Kreuzer „Argyll” heute
morgen an der Oſtküſte von Schottland
auf=
gelaufen iſt. Es wird angenommen, daß das
Schiff infolge des ſchlechten Wetters
vollſtän=
dig verloren iſt. Alle Offiziere und die
Beſatzung ſind gerettet.
„Argyll” iſt ein Panzerkreuzer aus dem Jahre 1904
mit 11000 Tonnen Waſſerverdrängung, die Maſchinen mit
21200 Ps. gaben dem Schiff eine Geſchwindigkeit von
22,4 Seemeilen. Es hatte eine Beſatzung von 655 Mann.
Greueltaten.
* Berlin, 28. Okt. Unter der Ueberſchrif
„Greueltaten” bringt die Norddeutſche Allgemein
Zeitung einen Artikel, in dem es heißt: Lord Bryce,
de=
ſich ſchon dazu hergegeben hat, Verleumdungen mit ſeinen
Namen zu decken, die engliſcherſeits über angeblich von der
deutſchen Armee in Belgien begangenen Greueltaten ve
breitet werden, hat jetzt ein neues Thema gefunden, di
armeniſchen Greuel. Lord Bryce erklärte in eine
Rede, die armeniſchen Maſſakres ſeien nicht nur viel ſchlin
mer als alles, was in Belgien paſſiert ſei, ſondern als
irgendwelche Maſſakres, von denen die Geſchichte ſeit der
Tagen Tamerlans berichte. Lord Bryce ſollte doch
die Geſchichte des eigenen Landes zu gut kennen, um ſich
eines ſo gewagten Ausſpruches ſchuldig zu machen. Di
Norddeutſche Allgemeine Zeitung führt dann einige Be
ſpiele aus der weiter zurückliegenden engliſchen Geſchicht
an, unter ihnen die meuchleriſche Niedermetzelung der
Schotten in Glance und die gegen die Irländer verüh
ten Greuel, um weiterhin aus neuerer Zeit das
Plün=
dern und Sengen der Engländer bei der Einnahme vor
Kertſch im Krimkriege zu erwähnen, wobei ſie die
Times wie folgt zitiert: „Unſere Verſuche, der
Greueln Einhalt zu tun, — ſchreibt der Korreſponder
der Times — ſind von der ſchwächſten und verächtlichſter
Art. Wenn man irgend einen Matroſen findet, der irgend
ein Beuteſtück, Gemälde, Bücher und Hausgerät fort
ſchleppt, ſo nimmt man es ihm weg und wirft es ins Meer
Die Folge davon iſt, daß die Leute, wenn ſie in der Stad
umherſchweifen, wo niemand ſie überwacht, alles in
Trüm=
mer ſchlagen, was ihnen in die Hände fällt.”
Etwas deutlicher, fährt die Nordd. Allgem. Zeitung
fort, ſind andere Berichte, die wir dem 1881 erſchienenen
Buche eines hohen ruſſiſchen Militärs entnehmen, der unter
dem Decknamen E. v. Ungeny eine Charakteriſti
Englands und ſeines Heeres gegeben hat. Dort heißt es
über die Einnahme von Kertſch: „Man ſah engliſch
Seeleute und Matroſen Pianofortes und Möbel aller
Ar=
fortſchleppen, Warenniederlagen plündern und ſelbſt
Kirchen nicht ſchonen, aus denen ſogar Offiziere,
die brennende Zigarre im Munde, Heiligenbilder und koſt
bare Gerätſchaften forttrugen. Die engliſchen Matroſen
waren faſt alle betrunken, vielmehr beſoffen; ſie
ſchände=
ten Weiber und Mädchen, und wehe dem armen
Familien=
vater, der ſich ſeiner Angehörigen annehmen wollte.
Meh=
rere Frauen wurden von ihnen auf das Schiff geſchleppt
und das Haus des Gouverneurs wurde zum Bordell um
geſchaffen. Eine Amme, mit einem Säugling an der Bruſt
wurde von den Matroſen entführt; die Mutter ward vor
Schreck und Schmerz wahnſinnig. Einem Mädchen, das
ſeine Eltern vor ſeinen Augen töten ſah, weil ſie die
Un=
ſchuld ihres Kindes ſchützen wollten, gelang es, den
Klauen dieſer Unholde zu entſpringen. Die Gattin eines
griechiſchen Geiſtlichen, die Töchter des Kaufmanns
Belia=
jeff, die Schweſtern des Schullehrers Koltſchan und
meh=
rere andere wurden die Opfer ihrer Brutalität.
Nebſt=
dem wurden auch manche Mordtaten verübt!“
Iſt es nicht, als ob wir in unſere Tage verſetzt
wer=
den?, bemerkt die Norddeutſche Allgemeine Zeitung
hier=
zu. Wer gedenkt nicht, ſchreibt die Norddeutſche
Allge=
meine Zeitung weiter, der indiſchen
Eingebore=
nen, die, vor die engliſchen Kanonen
gebun=
den, in die Luft gefeuert wurden, wer nicht der
Kon=
zentrationslager im Burenkriege mit ihren
nach Tauſenden zählenden Opfern an Frauen und
Kin=
dern?
Wir möchten aber Lord Bryce bitten, uns bis in die
neueſte Zeit zu begleiten. Am 26. Juni 1906 wurden in
Denchawai vier ägyptiſche Felachen
ge=
hängt und acht Felachen unter freiem Himmel von
rieſenſtarken engliſchen Feuerwehrleuten mit 50
Peit=
ſchenhieben halb zu Tode geprügelt weil
dieſe Unglücklichen es gewagt hatten, ſich gegen einige
eng=
liſche Offiziere zur Wehr zu ſetzen, die bei der Ausübung
ihrer Jagd eine ägyptiſche Frau verwundet und ein
ägyp=
tiſches Gehöft in Brand geſetzt hatten. Die unglücklichen
Felachen, die damals unter den Streichen der engliſchen
Schergen zuſammenbrachen, haben es in die Welt
hin=
ausgeſchrien, was engliſche Freiheit, engliſche
Ziviliſa=
tion und Humanität bedeuten. Als ſich ſelbſt in England
Stimmen des Entſetzens erhoben, die gegen die
Vollſtrek=
ung des unmenſchlichen Urteils Verwahrung einlegten,
lehnte die engliſche Regierung durch den Mund Sir E.
Greys ein Eingreifen unter dem Vorwande ab, daß ſie
hazu die Zuſtändigkeit nicht beſitze. Dem liberallen
Ka=
binett aber, das auf dieſe Weiſe zum Mitſchuldigen der
unmenſchlichen Verbrechen wurde, gehörte als
Staatsſekre=
tär für Irland ein Greis an, der an ſeinem Lebensabend
ſeine ehrenvolle politiſche Laufbahn damit zu beflecken
uchte, daß er die führende Rolle in dem erbärmlichen
erleumdungsfeldzug übernahm, den England
gegen Deutſchland führt, es war „Lord Bryce‟.
Engliſches Priſenrecht.
* Mancheſter, 28. Okt. Der Mancheſter
Guar=
dian vom 26. Oktober ſchreibt: Es iſt unklar, wieviel
direkte Vorteile die Königliche Verordnung, betreffend
das Priſenrecht, bringt. Natürlich ſind
Zwangsmaß=
regeln möglich. Wir können einige Schiffe deutſchen
Eigentums erbeuten; aber wir erweitern auch das
Gebiet der Reibereien mit den Neutralen.
Man ſoll nicht vorſchnell annehmen, daß die amerikaniſche
Praxis dieſelbe wie die neue engliſche iſt und wir des=
halb keine Schwierigkeiten mit den Vereinigten Staaten
haben werden. Die Erfahrung lehrt, daß wir während
des Krieges in derartigen Annahmen mehrfach enttäuſcht
worden ſind. Wir dürfen auch nicht vergeſſen, daß es
außer den Vereinigten Staaten auch
an=
dere neutrale Länder gibt, ſo Skandinavien.
Un=
ſere Blockade Deutſchlands brachte uns in einen ernſten
Streit mit Schweden, ſo daß dieſes deshalb die
Durch=
fuhr nach Rußland verboten hat und Deutſchland ein
wirkſames Feld für ſeine Propaganda erhielt. Das letzte
Vorkommnis wird ein Uebereinkommen mit Schweden
nicht erleichtern. Es bleibt daher zweifelhaft, ob der
di=
rekte Gewinn unter der neuen Verordnung den Verluſt
ausgleicht.
Die amerikaniſche Proteſtnote an England.
* Waſhington 28. Okt. (Reuter.) Die Note
der Vereinigten Staaten befindet ſich auf dem
Wege nach London, wo ſie am Montag durch einen
be=
ſonderen Kurier der amerikaniſchen Botſchaft
über=
reicht wird. Die Note hat einen Umfang von
zehn=
tauſend Worten und beſteht größtenteils aus ſtatiſtiſchen
Angaben.
Der König von England an das franzöſiſche Heer.
* Paris, 28. Okt. General Joffre hat folgenden
Tagesbefehl an die Truppen gerichtet: Der
Oberbe=
fehlshaber iſt glücklich, den Armeen einen
Tagesbe=
fehl zu übermitteln, den Seine Majeſtät der
Kö=
nig von England am Ende ſeines Beſuches an der
franzöſiſchen Front an ſie zu richten geruhte: „Soldaten
Frankreichs! Ich bin glücklich, den Wunſch, der mir lange
am Herzen lag, haben verwirklichen zu können und Euch
meine tiefe Bewunderung für Eure Heldentaten, für
Euren Schwung und Eure Zähigkeit, jene wunderbaren
militäriſchen Tugenden ausſprechen zu können, welche der
ſtolze Erbteil des franzöſiſchen Heeres ſind. Unter der
glänzenden Führung Eures hervorragenden
Oberbefehls=
habers und ſeiner ausgezeichneten Mitarbeiter, Offiziere,
Unteroffiziere und Soldaten, habt Ihr Euch um Euer
teures Vaterland wohl verdient gemacht, welches Euch
für Eure tapferen Bemühungen zu ſeiner Erhaltung und
Verteidigung ewig dankbar ſein wird. Meine Armeen
ſind ſtolz, ſich an Eurer Seite zu ſchlagen und Euch zu
Kameraden zu haben. Mögen die Bande, welche uns
vereinigen, beſtehen und unſere beiden Länder immer eng
verknüpft bleiben. Soldaten! Nehmt meine herzlichſten,
aufrichtigſten Grüße entgegen. Ich zweifle nicht, daß Ihr
ieſen gigantiſchen Kampf zu einem ſiegreichen Ende
führen werdet. Es liegt mir im Namen meiner
Solda=
ten und meines Landes daran, Euch meine warmen
Glück=
wünſche und beſten Wünſche auszudrücken.” Präſident
Poincaré, der den engliſchen König während der Reiſe
begleitet hat, ſchließt ſeine perſönlichen Glückwünſche
den=
jenigen Seiner Majeſtät an.
Das vorausſichtliche neue franzöſiſche
Kabinett.
* Paris, 28. Okt. Petit Journal meldet: Nach der
Rückkehr des Präſidenten Poincaré nach Paris wurde
beſchloſſen, daß man keine Kriſe entſtehen laſſen wolle,
ſondern daß das neue Kabinett das alte gleichſam
auto=
matiſch erſetzen ſolle. Poincaré hatte geſtern eine lange
Beſprechung mit Briand und mit anderen Miniſtern.
Fol=
gende Liſte, die in politiſchen Kreiſen umlief, wird von dem
Petit Journal als ziemlich richtig bezeichnet: Vorſitz und
Aeußeres Briand, mit Jules Cambon als General=
Unterſtaatsſekretär, Juſtiz Viviani, Krieg General
Gallien!, Marine Admiral Lagaze
Acker=
bau Clementel, Handel Klotz, ferner wird
es ſechs Unterſtaatsſekretäre geben, nämlich
Frey=
cinet, Leon Bourgeois, Combes, Mileni, Jules
Guesde und Denis Cochain. Ribot, Malvy,
Sem=
bat ſowie die vier Kriegs=Unterſtaatsſekretäre Thomas,
Godard, Thierry und Besnards ſollen im Amt bleiben.
Das Journal will wiſſen, daß die Löſung der Kriſe
be=
reits heute erfolgen ſoll. Das neue Miniſterium wird ſich
der Kammer nicht vorſtellen, das Parlament werde ſich
bis Freitag nächſter Woche vertagen, um dann die
mini=
ſterielle Erklärung zur Kenntnis zu nehmen.
* Paris 28. Okt. (Meldung der Agence Havas.)
Briand wurde geſtern abend von Vertretern der Preſſe
über die miniſterielle Lage befragt; er erklärte folgendes:
Viviani hat Schritte unternommen, um ſein
Kabi=
nett zu vergrößern. Ich ſetze die Beſprechungen
fort, meinerſeits aber habe ich keinen amtlichen Auftrag,
denn es gibt keine Miniſterkriſis. Es iſt demnach eine
Reihe offiziöſer Beſprechungen, welche ich mit
verſchie=
denen Politikern habe. Ich bitte Sie, zu ſagen, daß dies
die Art meiner Schritte iſt. Aus dieſem Grunde kann ich
auch nichts Beſtimmtes ſagen. Am Donnerstag mittag
werde ich vielleicht mehr ſagen können.
Die Lage in Oſtafrika.
TU. Berllin 28. Okt. Wie die Tägl. Rdſch. aus
Deutſch=Oſtafrika erfährt und wie ihr an maßgebender
Stelle beſtätigt wird, iſt unſere Oſtafrikaniſche
Kolonie mit Wafffen und Munition in jeder
Beziehung und reichlich verſorgt. Jedenfalls
wird ein neuer Angriff der Engländer dort nicht im
ge=
ringſten gefürchtet, zumal die Schutztruppe und überhaupt
die ganzen Kräfte in Deutſch=Oſtafrika ſich ganz bedeutend
vermehrt haben. Ueber die heutige Waffen= und
Muni=
tionsverſorgung der Kolonie ſind die Engländer
zweifel=
os auch unterrichtet, dagegen ahnen ſie nicht die Stärke
nſerer Kräfte, die ſich ihnen bei einem neuen Angriff
entgegenſtellen würden.
Sonninos Anſicht über die Balkanlage.
* Mailand, 28. Okt. Der Corriere della Sera
meldet aus Rom: Geſtern trat der Miniſterrat
voll=
zählig zuſammen. Sonnino ſetzte ſeinen Kollegen die
Lage, die nach den neueſten Ereigniſſen im Orient
ent=
ſtanden iſt, auseinander. Es liege kein Grund vor,
zu glauben daß jetzt die noch neutralen Balkanſtaaten
Griechenland und Rumänien ihre
Neutrali=
tät aufgeben wollten. Es ſcheine, daß unter den
Diplomaten des Vierverbandes die Anſicht Sonninos
vorherrſchend geblieben ſei, nach der vorläufig von der
Taktil der Vorſchläge und Angebote an die neutralen
Staaten abgeſehen werden ſolle bis der Vierverband auf
den verſchiedenen Kriegsſchauplätzen entſcheidende
Ergeb=
niſſe erlangt habe. Wenn dieſe Erfolge erreicht ſeien,
könne man vielleicht Verhandlungen mit Neutrallen wieder
erfolgreich aufnehmen.
Der Balkankrieg.
Pirot von den Bulgaren erobert.
* Sofia, 28. Okt. (Meldung der Bulgariſchen
Telegraphen=Agentur.) In langen blutigen Kämpfen
haben die bulgariſchen Truppen Pirot
eingenom=
men, wo ſie heute ihren ſiegreichen Einzug hielten. Die
bulgariſche Armee hat mit den öſterreichiſch=ungariſchen
und deutſchen Armeen die Verbindung hergeſtellt.
Die Verbindung mit den Bulgaren.
* Wien, 28. Okt. Die Blätter würdigen die
Be=
deutung der zwiſchen der öſterreichiſch= ungariſchen,
deut=
ſchen und bulgariſchen Armee hergeſtellten
Verbin=
dung ſowohl auf politiſchem, wie militäriſchem Gebiete
Sie ſtellen dieſen Erfolg der Zerfahrenheit
gegenüber, welche in den Reihen unſerer Gegner
herrſcht, denen gegenüber ſich die geſchloſſene Einheit
aller Kräfte und Beſtrebungen ſeitens der Mittelmächt=
und ihrer heldenmütigen Verbündeten mit verdoppelter
Wucht geltend macht. Das Fremdenblatt bezeichnet die
Erklärungen Lansdownes als ein volles Ein
geſtändnis der Ohnmacht Englands,
Ser=
bien Hilfe zu bringen. Dieſer Ohnmacht
Groß=
britanniens reihe ſich würdig der diplomatiſche
Mißer=
folg an, welchen England durch die Ablehnung ſeines
Angebotes der Ueberlaſſung von Cypern in Athen erlitter
hat. — Die Neue Freie Preſſe ſagt: Während die beider
Mittelmächte für einander einſtanden, und, wo ein
Freund ihnen die Hand entgegenſtreckte, ſie für ihn
ge=
ſorgt haben und um ihn bemuht waren, als ein Stück vor
ihnen ſelbſt, ziehen die Mächte des Vierverbandes, wenn
ein Bundesgenoſſe fällt, ruhig ihres Weges fort, getreu
dem Wahlſpruch des Vierverbandes: Jeder für ſich. St
war es mit Rußland, ſo iſt es mit Serbien. Die
Balkan=
politik des Vierverbandes ſtürzt zuſammen. — Die Zeit
ſagt: Gerade das Gegenteil von dem, was Saſonon
am 1. Juli in der Duma verkündet hat, nämlich, daß ſich
der erſehnte Augenblick nahe, wo die beabſichtigte direkte
Verbindung zwiſchen den Alliierten und Rußland übe
die Dardanellen hergeſtellt wird, iſt eingetroffen. Nich
Rußland ſondern wir haben die direkte Verbindung mi
den Alliierten gewonnen. — Die Reichspoſt betont, daß
ſich in der Rede Lansdownes wieder
unver=
hüllt die Selbſtſucht der Engländer zeige
die jeden Bundesgenoſſen nur inſoweit werten, als er
dem Intereſſe Englands zu dienen vermöge. Das
ge=
ſchlagene Serbien ſei für England kein Gegenſtand
wirk=
licher Sorge mehr.
TU. Sofia 26. Okt. Das bulgariſche Vor
gehen über Negotin ſteht ſorgſam im Einklang
mit dem deutſch=öſterreichiſch=ungariſchen Vorgehen. Die
Anweiſungen wurden pünktlich und umſichtlich durchge
führt. Nach weiterem Fortſchritt des deutſchen
Vor=
marſches iſt die Vereinigung der Spitze der
verbündeten Truppen in der Nordoſteck
Serbiens für Mittwoch zu erwarten (ſie iſt
inzwiſchen eingetreten). Die Bedeutung dieſes
Erfolges iſt un geheuer und wird ſich bald in
ihrem ganzen Umfange zeigen. Es ſind vorbereitende
Maßregeln getroffen, um trotz des Nebels das
Freiwer=
den des Donauweges auch auszunutzen. Eine
Dampfer=
flottille für die Beförderung von Kriegsbedarf wartet an
einem geeigneten Orte. Dieſer, der Tapferkeit und guten
Führung der verbündeten Truppen verdankende Erfolg,
iſt entſcheidend für den ganzen neuen Bal
kankrieg.
* London 28. Okt. Die Times ſagt in einem
Leitartikel: Die Lage verurſacht aus zwei Gründer
Sorge: Man vergegenwärtigt ſich die Gefahr jeder
Verbindung Deutſchlands mit den vor
züglichen Streitkräften der Türkei und arg
wöhnt, daß die Regierung ſich auf dem Balkan überliſten
ließ und jetzt eilig einen Plan improviſiert, um den
neuen Bedingungen zu begegnen, die ſie nicht vorausge
ſehen hat. Lansdownes Erklärungen wird dieſ
Bangigkeit ſchwerlich verringern.
Die Fortſchritte gegen Serbien
TU. Sofia, 28. Okt. Nach den letzten Nachrichten
von der Front ſind die unweit Prahovo längs der Donan
vordringenden bulgariſchen Truppen von
den bereits ſüdlich Petrowoſeto ſtehenden
deutſch=
öſterreichiſchen Armeen nur noch durch das
Gelände getrennt. Die ſerbiſchen Streitkräfte, die
verſuchten, ſich als Riegel zwiſchen die der Vereinigung
zuſtrebenden deutſchen und bulgariſchen Truppen zu
ſchie=
ben, haben die Ausſichtsloſigkeit ihres
Un=
terfangens eingeſehen und ſind nach
Süd=
weſten ausgewichen. Ihre Nachhuten halten nur
noch kleine Landſtraßen beſetzt, die von Klozjievac direkt
nach Zajecar führen. In der Nähe von Kuſſiac fielen den
bulgariſchen Truppen ein an ſehr verſteckter Stelle
liegen=
des ſerbiſches Lager mit Munition und anderem
Kriegs=
material in die Hände, das die Serben bei ihrem eiligen
Rückzuge nicht mehr Zeit hatten, zu vernichten. In den
letzten Tagen ſind mehrfach über den auf dieſem
Gelände=
abſchnitt operierenden bulgariſchen Truppen deutſche
Flieger erſchienen; ſie wurden als erſte Boten der
herannahenden Streitkräfte der Zeutralmächte von den
Bulgaren mit Jubel begrüßt. Die Kämpfe um das völlig
zerſchoſſene Dorf Knjazevac dauern noch an, befinden ſich
jedoch im letzten Stadium. Die hier ſtehenden Serben
verteidigen ſich, obwohl ſie längſt von ihrer rückwärtigen
Verbindung abgeſchnitten ſind, ſehr hartnäckig in ihren gut
ausgebauten Stellungen. Der Vormarſch gegen
Niſch macht ſowohl im Norden wie im Süden
unauf=
haltſam weitere Fortſchritte. Die Bulgaren ſind
auch in den Beſitz von Orevac gelangt, ſodaß ſie Herren
des Timokfluſſes ſind. In der Luftlinie gemeſſen iſt ihre
Spitze nur noch 40 Kilometer von
Niſchent=
fernt. Die bulgariſchen Truppen in der Gegend von
Skoplje (Uesküb) dringen in Eilmärſchen nordwärts vor.
Der konzentriſche Angriff von Norden, Oſten und Süden
gibt dem Militärkritiker der Kambana Anlaß zu der
Prophezeiung, daß der ſerbiſchen Armee binnen
kurzen=
ein ungeheures Sedan bereitet werden wird.
Serbiſche Soldaten in ruſſiſchen Uniformen.
* Berlin 28. Okt. Der Lokalanz. meldet aus
Bu=
dapeſt: Nach einer Peſter=Lloyd=Meldung aus Sofia
er=
blickten die Bulgaren bei den Kämpfen um Knjazevac
plötzlich vor ſich ruſſiſche Uniformen; ſpäter ſtellte
ſich heraus, daß es ſich um ſerbiſche Soldaten handelte
die in ruſſiſche Uniformen gekleidet waren.
Der ruſſiſche Landungsverſuch an der bulgariſchen Küſte
aufgegeben.
TU. Kopenhagen 28. Okt. Der ruſſiſche
Lan=
dungsverſuch an der bulgariſchen Schwarzen=
Meer=Küſte iſt nach den letzten Pariſer Nachrichten nun
endgültig aufgegeben worden. Rußland werde
dagegen bei der rumäniſchen Regierung noch
ein=
mal in nachdrücklichſter Form die Forderung ſtellen, den
Durchmarſch ruſſiſcher Truppen zu geſtatten
Mazedonien unter bulgariſcher Verwaltung.
TU. Sofia, 28. Okt. Die Bulgaren haben bis zum
24. Oktober die folgenden Verwaltungsbezirk
Mazedoniens beſetzt: den Uesküber Bezirk mit
den Städten Uesküb, Veles und Kotſchana, mit einer
Ein=
wohnerzahl von 205000, den Kumanovo=Bezirk mit 160000
Einwohnern. Zu dem Uesküber Bezirk gehören
außer=
dem die Orte Malves, Oveſepolje, Redowiſtze. In dieſen
aufgeführten Bezirken iſt Vranje und Alt=Serbien nicht
mitenthalten.
Die Haltung Griechenlands.
TU. Budapeſt, 28. Okt. Der Sofioter
Bericht=
erſtatter des Eſti Ujſag hatte eine Unterredung mit dem
griechiſchen Geſandten in Sofia, Naum, der
erklärte, die griechiſche Neutralität ſei
auf=
richtig. „Wir ſind zu ſchwach, um mit den Waffen die
Verletzer unſerer Neutralität anzugreifen, aber wir
er=
mangelten nicht, mehrmals Proteſt gegen die Landung
einzulegen. Mit den Ententemächten verhandeln wir noch
immer; von einer Demobiliſierung unſerer Armee kann
keine Rede ſein, weil wir nicht wiſſen, was die Zukunft
bringt. Unſere Beziehungen zu Bulgarien ſind ganz gut,
wofür ein klarer Beweis der iſt, daß wir keine Armee
an der bulgariſchen Grenze aufſtellen. Es
iſt unwahr, daß wir ſerbiſches Territorium beſetzten.”
Bevorſtehende Reiſe König Konſtantins nach Saloniki.
PU. Rotterdam, 28. Okt. Wie die Agence Havas
meldet, wird König Konſtantin von
Griechen=
land ſich nach Saloniki begeben, um der Gedächtnisfeier
der Eroberung Salonikis beizuwohnen und die
Trup=
pen zu beſichtigen.
Die Beſchießung von Varna und Burgas.
* Bukareſt 28. Okt. Univerſul meldet, daß das
ruſſiſche Geſchwader das Varna beſchoß,
aus 16 Einheiten beſtanden habe; ein anderes ruſſiſches
Geſchwader habe zu derſelben Zeit Burgas beſchoſſen.
Die italieniſche Flotte vor Dedeagatſch.
* Mailand 28. Okt. Der römiſche Korreſpondent
des Secolo teilt mit, die Zenſur habe ihm ſeit vier Tagen
die Veröffentlichung der Nachricht verboten, nach der ein
italieniſches Geſchwader zuſammen mit
franzö=
ſiſchen Schiffen an der Beſchießung von
Dedea=
gatſch teilgenommen habe. So habe Italien
unmittel=
bar in die Aktion gegen Bulgarien eingegriffen. Vorerſt
nehme Italien nicht an der militäriſchen Unternehmung
des Vierverbandes nach dem Balkan teil. Es arbeite
je=
doch mit ſeinen Verbündeten zur Erreichung des
gemein=
ſamen Zieles auf anderen Wegen zuſammen.
Der Krieg im Orient.
* Berlin 28. Okt. Die B. Z. am Mittag meldet
aus Konſtantinopel: Der letzte große
Verwundeten=
transport von den Dardanellen traf hier vorige Woche
nach dem großen Angriff bei Anaforta ein. Seit einiger
Zeit ſind überhaupt keine Verwundeten mehr hierher
ge=
bracht worden. Auch der Geſundheitszuſtand
der türkiſchen Truppen iſt durchaus
befrie=
digend.
Die Kämpfe an der indiſchen Nordweſtgrenze.
* London 28. Okt. Die Daily Mail
veröffent=
licht den Brief eines Offiziers über die Kämpfe an
der indiſchen Nordweſtgrenze am 9.
Septem=
ber. Die Mohmands zählten danach 20000
die britiſchen und indiſchen Truppen 10000 Mann. Die
Mohmands waren ſehr tapfer und ſchoſſen ſehr genau.
Die Engländer kamen in eine ſchwierige
Lage und eine Brigade wurde hart bedrängt; es gelang
ihr aber, eine ſtärkere Stellung rückwärts
eiezuneh=
men, in der ſie ſich ſammeln konnte. Der britiſche
Be=
fehlshaber befahl jedoch einen allgemeinen
Rück=
zug, da er nicht in eine Falle geraten wollte, aus der
zu entkommen ſchwer geweſen wäre. Die Kampfesart
des Feindes war dieſelbe wie die britiſche. Alle waren
in Khaki gekleidet. Sie bedrängten den britiſchen
Rück=
zug auf der ganzen Strecke, wurden aber durch die
Ar=
tillerie in Schach gehalten und litten durch Kavallerie,
ſobald ſie die Ebene erreicht hatten. Die britiſchen
Offi=
ziere bezeichnen den Kampf als den ſchwerſten
eit 1897. Die Briten verloren 13 Offiziere und 110
Mann; die Verluſte des Feindes werden auf. 1250
* Berlin, 28. Okt. Das Berliner Tageblatt
mel=
det aus Amſterdam: Nach einer Mitteilung des
eng=
liſchen Kriegsminiſteriums dürfen ab 6. November keine
Zeitungen Zeitſchriften, Bücher und
ſon=
ſtige Druckſchriften, abgeſehen von Handelszirkularen,
nach den neutrallen Ländern Europas
aus=
geführt werden, außer durch beſonders vom
Kriegs=
miniſter ermächtigte Agenten.
* London, 28. Okt. Die heutige Verluſtliſte nennt
106 Offiziere und 2750 Mann. — Die Times
zeigt an, daß der Brigadegeneral Trefuſius am
24. Oktober gefallen iſt.
* Melbourne, 28. Okt. Meldung des Reuterſchen
Bureaus. Premierminiſter Fiſher hat den
Po=
ſten eines auſtraliſchen Oberkommiſſars in
Lon=
don angenommen.
Letzte Nachrichten.
* Berlin, 28. Okt. Im Laufe des geſtrigen Tages fand
m Bundesratsſaale des Reichstagsgebäudes eine
ge=
ſchäftliche Sitzung des Deutſchen Muſeums ſtatt.
Zunächſt referierte Geheimrat Duisberg und namens
des Vorſtandes Reichsrat Oskar v. Milller über die
laufenden Angelegenheiten des Muſeums. Danach
bezif=
fern ſich die laufenden Einnahmen und Ausgaben des
Muſeums für 1915 auf rund 250000 Mark. Für
Kriegs=
unterſtützungen ſind 65000 Mark vorgeſehen. Für den
Neubau des Muſeums ſind bisher acht Millionen geſtiftet
und hiervon vier Millionen bereits verwendet. Das
Ge=
ſamtvermögen des Muſeums beträgt 13 Millionen. Es
vurde die Ausführung von Büſten des Phyſikers Ohm
und des Erfinders des Telephons, Philipp Reis für
den Ehrenſaal des Muſeums beſchloſſen. Am
Nachmit=
tag wurden die Siemens=Schuckertwerke der Siemensſtadt
und die Fabriken von Siemens und Halske beſichtigt.
Alle Beſucher waren erſtaunt und begeiſtert von der
viel=
ſeitigen und intenſiven Beſchäftigung der Fabriken und
nahmen von dieſen Stunden die Ueberzeugung mit ſich,
daß die großartigen Leiſtungen der Induſtrie auf allen
Gebieten der Technik von den Feinden des Deutſchen
Reiches nicht nur nicht überboten, ſondern auch nicht im
entfernteſten erreicht werden könnten, auch wenn ſie von
der Induſtrie der neutralen Länder noch ſo mächtig
un=
terſtützt werden. Am Abend vereinigte eine Einladung
des neuen Vorſitzenden des Vorſtandsrates Dr. v.
Har=
nack die Leiter des Deutſchen Muſeums mit den
Mitglie=
dern der Kaiſer=Wilhelm=Geſellſchaft und
den Direktoren ihrer Inſtitute. Harnack hielt eine mit
Begeiſterung aufgenommene Rede über die deutſche
Wiſ=
ſenſchaft und über die gleichartigen und erſprießlichen
Be=
ſtrebungen des Deutſchen Muſeums und der Kaiſer=
Wil=
helm=Geſellſchaft. Der bayeriſche Kultusminiſter als
Ehrenpräſident des Deutſchen Muſeums dankte mit
herz=
lichen Worten allen denen, die durch Vorführung
inter=
eſſanter Verſuche und Fabrikationen, ſowie durch die
Ver=
anſtaltung anregungsvoller Zuſammenkünfte, die die
dies=
jährige Tagung des Deutſchen Muſeums belebten, ſich
ver=
dient gemacht haben.
München, 28. Okt. Der beſondere Ausſchuß der
bayeriſchen Abgeordnetenkammer zur
Be=
ratung des von der Regierung der Kammer vor mehr
als einem Jahre vorgelegten Entwurfes für ein
Gemeindebeamtengeſetz hat geſtern die
Bera=
tungen wieder aufgenommen. Sie waren bei Beginn des
Krieges in der vorigen Seſſion bei der Beratung des
Ar=
tikels 12 abgebrochen worden, der die Dienſtpflicht der
Gemeindebeamten und ihr Verhalten in und außer dem
Dienſte feſtſetzt. Geſtern gab Staatsminiſter von
So=
den namens der Staatsregierung in der Sitzung folgende
Erklärung ab: „Die Begründung zu Artikel 12 des
Entwurfes legt dar, daß ſich ein berufsmäßiger
Gemeinde=
beamter durch ſeine Betätigung als
Sozialde=
mokrat der Achtung unwürdig erweiſen würde, die ſein
Amt erfordert und daß er deshalb diſziplinariſch zu
ver=
folgen wäre. Angeſichts der vaterländiſchen Haltung, die
im gegenwärtigen Kriege auf dem Boden der geltenden
Staatsordnung auch ſeitens der Sozialdemokraten an den
Tag gelegt worden iſt, hält die Staatsregierung
jene Darlegungen nicht mehr aufrecht und
rachtet damit dieſe Stelle der
Begrün=
dung als weggefallen.”
Briefkaſten.
F. P. 100. 1. Gehören mehrere Sendungen zu einer
Paketkarte, ſo wird für jedes einzelne Stück das
Porto berechnet. 2. Die Reichswochenhilfe beſteht in
ei=
nem einmaligen Beitrag zu den Koſten der Entbindung
in Höhe von 25 Mk., einem Wochengeld von einer Mark
täglich für 8 Wochen, einer Beihülfe von 10 Mk. für
Heb=
mmendienſte und ſchließlich einem Stillgeld von 50 Pf.
täglich bis zum Ablauf der 12. Woche nach der
Nieder=
kunft.
M. Sch. Da auch das Stillgeld nur bis zum
Ab=
lauf der 12. Woche nach der Niederkunft gezahlt wird,
haben Sie keinerlei Anſprüche auf die Reichswochenhilfe.
Wetterbericht.
Wetterausſichten für Freitag: Trüb, zeitweiſe
Regen, mild.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
Dese
30.9/
G
gegen
Sa
Auch als Liebesgabe im Felde begehrt!
(Im Feldpostbrief portofrel.)
Gedenket der Kleiderſammelſtelle
Friedrichſtraße 24.
(14125a
Geſchäftliches.
Beträchtliche Ermäßigung der
Brenn=
ſpirituspreiſe. Die bereits angekündigte
Herab=
ſetzung der Brennſpirituspreiſe, die um ſo erwünſchter
kommt, als der Brennſpiritus in großem Umfange zum
Erſatz von Petroleum herangezogen werden wird, tritt
zum großen Teil ſchon heute in Kraft. Nur die etwa
aus früheren Einkäufen noch vorhandenen Reſtbeſtände
dürfen noch zu den alten Preiſen verkauft werden. Die
Käufer werden, um ſich vor Schädigungen zu ſchützen,
gut tun, die auf den Verſchlußkapſeln der Flaſchen
aufge=
druckten Preiſe zu beachten. Vom 10. November 1915
an iſt keinerlei Ueberſchreitung der ermäßigten Preiſe
mehr zuläſſig.
8. Quittung.
In der Sammelſtelle des „Darmſtädter
Tag=
blatts” wurden für die Nationalſtiftung für die
Hinter=
bliebenen der im Krieg Gefallenen weiter folgende
Beträge abgegeben:
W. Engel, Poſtſekretär, Loewen (Belgien) 20 ℳ,
Frau H. Weber, geb. Merck 100 ℳ, v. Strz. 35 ℳ,
zu=
ſammen 155 ℳ, hierzu die bereits veröffentlichten 2151,50 ℳ,
insgeſamt
2306,50 Mark.
Gottesdienſt der israelitiſchen Religionsgemeinde
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, den 29. Okt. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr
45 Min.
Samstag, den 30. Okt. Morgengottesdienſt 8 Uhr
45 Min. Sabbatausgang 5 Uhr 45 Min.
Goitesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen
Religions=
geſellſchaft.
Samstag, den 30. Okt. Vorabend 4 Uhr 30 Min.
Morgens 8 Uhr Nachmittags 4 Uhr.
Sabbataus=
gang 5 Uhr 45 Min.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 31. Okt., an:
Morgens 6 Uhr 30 Min. Nachmittags 4 Uhr 45 Min.
Tageskalender.
Freitag, 29. Oktober.
Großh. Hoftheater Anfang 7½ Uhr, Ende gegen
10 Uhr (Ab. D): „Der Weibsteufel”.
Volksverſammlung um 8½ Uhr im „
Schützen=
hof”.
Ausſtellung von Lazarett=Arbeiten im
Ge=
werbemuſeum (geöffnet von 11—1 und 4—6 Uhr)
Verſteigerungskalender.
Samstag, 30. Oktober.
Fichtenwellen=Verſteigerung um 8¾ Uhr
(Zuſammenkunft an der Ausmündung der
Pechofen=
ſchneiſe auf die Hahnwieſe).
Unser Rolf hat heute ein gesundes
Brüderchen bekommen.
Dies zeigen hocherfreut an
Dr. R. Thilenius
und Frau Emma geb. Schering.
Frankfurt-Niederrad, den 27. Oktober 1915.
Rennbahnstraße 22.
(*6806
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Am Montag, den 25. Oktober,
verſchied nach ſchwerem Leiden,
nach=
dem er im Mai krank aus dem Felde
heimgekehrt war, unſer lieber Bruder
Wühenn Wernher
Major im Großherzoglich Heſſiſchen
Infanterie-(Leibgarde-)Regiment
Nr. 115
wovon wir unſere Verwandten und
Freunde mit der Bitte um ſtille
Teil=
nahme, zugleich im Namen der
übri=
gen Angehörigen, hiermit in
Kennt=
nis ſetzen.
Eliſabeth Freifrau Röder von
Diers=
burg, geb. Wernher,
Hamburg, Kloſterallee 23,
Alice Jung, geb. Weruher,
Eberswalde, Danckelmannſtr. 26.
Die Beiſetzung hat am Donnerstag, den 28.
Ok=
tober, in dem Wernher’ſchen Familienbegräbnis
in Darmſtadt ſtattgefunden.
(15082
Nachruf.
Es ist nun leider zur schmerzlichen Gewissheit geworden, dass
unser lieber
(*6838
Walter Stein
Referendar, Kriegsfreiwilliger Gefr.
am 11. Mai ds. Js. im Kampf fürs Vaterland gefallen ist.
Als stets hilfsbereiter Kamerad und lieber Freund wird er uns
immer unvergesslich bleiben.
Die Kriegsfreiwilligen
des Leib-Dragoner-Regiments (2. Grossh. Hess.) Nr. 24.
Danksagung.
Für die uns erwiesene herzliche
Teilnahme bei dem Heimgange unserer
innigstgeliebten Mutter sagen
tiefge-
fühlten Dank
Familie Louis Geiershöfer,
Ernst Schlapp,
Familie Dr. Fritz Schlapp,
Carl Schaeffer und Frau,
Familie Stabsarzt Dr. Wagner,
Alex Schlapp.
Darmstadt, Oktober 1915.
(15071
Ständige Rettungswache der Sanitätskolonne.
Telephonruf Nr. 2425.
Großh. Landesmuſeum, geöffnet Sonntags von
11—1 und 2—4 Uhr.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
beim Tode meines lieben Mannes, unſeres
Schwa=
gers und Onkels
(15081,
Georg Bauer
Güterkaſſier i. P.
ſagt innigſten Dank
Im Namen der Hinterbliebenen:
Eliſabeth Bauer, geb. Jöckel.
Darmſtadt, den 28. Oktober 1915.
Leitung: Dr. Otto Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Wakdaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Hans H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei,
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorar=
forderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
befinden ſich: 1 Rottweiler. 1 Jagdhund, 1 Boxer (zugelaufen). Die
Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier
aus=
gelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet
dortſelbſt jeden Werktag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
(15068
Bekanntmachung.
Wir bringen zur Kenntnis, daß der Rentner Lorenz Beudt
dahier als Sachverſtändiger gemäß § 2 der
Bundesratsverord=
nung vom 2. September d. Js., betr. die Beſchränkung der
Milchverwendung, für den Bezirk der Stadt Darmſtadt von
Großh. Kreisamt Darmſtadt beſtellt und vereidigt worden iſt.
Gleichzeitig machen wir ausdrücklich darauf aufmerkſam, daß
die Beamten der Polizei und die von der Polizei beauftragten
Sachverſtändigen nach § 2 der erwähnten Verordnung befugt
ſind in die Räume, in denen Backware in gewerblichen
Be=
trieben bereitet, gelagert, aufbewahrt, feilgehalten oder verpackt
wird, ſowie in die Geſchäftsräume von Milchläden,
Kon=
ditoreien, Bäckereien, Gaſt=, Schank= und Speiſewirtſchaften,
ſowie Erfriſchungsräumen jederzeit einzutreten, daſelbſt
Beſich=
tignugen vorzunehmen, Geſchäftsaufzeichnungen einzuſehen, auch
nach ihrer Auswahl Proben zum Zwecke der Unterſuchung
gegen Empfangsbeſtätigung zu entnehmen.
Die Unternehmer ſowie die von ihnen beſtellten
Betriebs=
leiter und Aufſichtsperſonen ſind verpflichtet, den Beamten der
Polizei und den Sachverſtändigen Auskunft über das Verfahren
bei Herſtellung ihrer Erzeugniſſe, über die zur Verarbeitung
gelangenden Stoffe und deren Herkunft ſowie über Art und
Umfang ihres Abſatzes zu erteilen.
Wer den Vorſchriften zuwider den Eintritt in die Räume, die
Beſichtigung, die Einſicht in die Geſchäftsaufzeichnungen oder die
Entnahme einer Probe verweigert oder wer die von ihm erforderte
Auskunft nicht erteilt oder bei der Auskunftserteilung wiſſentlich
unwahre Angaben macht, wird mit Geldſtrafe bis zu 150 Mark
oder mit Haft beſtraft.
Darmſtadt, den 28. Oktober 1915.
(15075
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Reinhart.
Abgabe von Lebensmitteln.
Die von der Stadt beſchafften Lebensmittel ſollen an die
ſtädtiſche Bevölkerung, in erſter Linie an ſolche Einwohner, deren
Einkommen weniger als 2600 Mk. beträgt, abgegeben werden. Die
Abgabe wird durch 14 Ausgabeſtellen erfolgen, die über die ganze
Stadt verteilt ſind. Als Ausweis für den Bezug der Lebensmittel
gilt die Brotausweiskarte. Dieſe iſt im Stadthaus, Zimmer 7,
vor=
zulegen und der Nachweis der Berechtigung zum Bezug von
Lebens=
mitteln zu erbringen. Hierzu dient in erſter Linie der Steuerzettel.
Die Bezugsberechtigung ſoll nicht an die Einkommensgrenze
gebun=
den ſein, wenn andere Umſtände den Bezug rechtfertigen. Der
Brot=
ausweiskarte wird ein entſprechender Vermerk aufgeſtempelt. Auf
Grund des Berechtigungsnachweiſes werden mit Abſtempelung der
Brotausweiskarte gleichzeitig Bezugsſcheine ausgegeben, gegen die
von den 14 Verteilungsſtellen die Lebensmittel zu billigem Preis
erhältlich ſind.
(15072fsg
Darmſtadt, den 25. Oktober 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Mueller.
Bekanntmachung.
Freitag, den 5. November I. Js.
vormittags 10½ Uhr
ſoll die den Anton Schieferſtein
Eheleuten dahier zugeſchriebene
Liegenſchaft Fl. III Nr. 1403 —
233 qm Hofreite Lagerhausſtraße
Nr. 2 in unſerem Geſchäftszimmer,
Grafenſtraße Nr. 30 II,
zwangs=
weiſe verſteigert werden.
Falls andere rechtliche
Hinder=
niſſe nicht entgegenſtehen, wird
Ge=
nehmigung der Verſteigerung auch
dann erfolgen, wenn das
einge=
legte Meiſtgebot die Schätzung
nicht erreicht.
(K23/15
Darmſtadt, 28. September 1915.
Großh. Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller. (VIII,13767
NassTa
Vervielfältigungs-
Büro
Inh. S. Guttmann
Wendelstadtstr. 28
Telephon 1679.
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erhalten guten mittagstisch. (
Reform-Restaurant
Alexanderstraße 4, I.
Petroleum=Verſorgung.
Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 2. Februar d. Js.
über die Vorratserhebungen wird angeordnet, daß jeder, der Vorrat
an Petroleum von mehr als 1 Liter in Gewahrſam hat, dieſes
um=
gehend unter Angabe der vorhandenen Menge dem zuſtändigen
Polizei=Revier bis ſpäteſtens zum 31. Oktober d. Js. mitzuteilen hat.
Wer die Auskunft in der geſetzten Friſt nicht erteilt, oder
unvoll=
ſtändige Angaben macht, wird mit Geldſtrafe bis zu 3000 Mark oder
mit Gefängnis bis zu 6 Monaten beſtraft. Gleichzeitig iſt
anzu=
melden, welche Mengen an Petroleum die einzelnen Haushaltungen
im Monat benötigen. Hierzu iſt eine Meldekarte zu benutzen, die
bei den zuſtändigen Polizei=Revieren erhältlich und nach Ausfüllung
an dieſe zurückzuliefern iſt. Vom 10. November d. Js. ab wird die
Verteilung des Petroleums durch die ſtädtiſche Verwaltung
vor=
genommen.
Darmſtadt, den 25. Oktober 1915.
(15061fsg
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Mueller.
ie Lieferung des Bedarfs an Kartoffeln ſoll für
die Zeit vom 1. Dezember 1915 bis 15. März
1916 vergeben werden. Schriftliche Angebote ſind
zum 4. November 1915, vorm. 11 Uhr,
ver=
ſiegelt und mit entſprechender Aufſchrift verſehen auf
dem Zahlmeiſter=Geſchäftszimmer abzugeben, woſelbſt auch die
Lieferungsbedingungen eingeſehen werden können.
Darmſtadt, den 28. Oktober 1915.
(15091
Küchenverwaltung
Erſatz=Eskadron
Garde=Dragoner=Regiments Nr. 23.
Kartoffellieferung.
20000 Ztr. gute, ausgeleſene Speiſekartoffeln
aus hieſiger Gegend gegen bar zu kaufen geſucht.
Größere Hälfte ſofort, Reſt ſpäter lieferbar. Preiſe, unter
An=
gabe der Sorten, ab Station des Lieferungsortes erbeten.
Angebote bis 1. November unter § 65 an die Geſchäfts=
(15067
ſtelle des Blattes.
Kohlen.
Wir empfehlen aus fortwährend eintreffenden Sendungen:
la ſehr ſtückreiches Fettſchrot,
Ia Nußkohlen II und III, la Unionbriketts.
(*6808fsg
Bitten Preiſe einzuholen.
L. Wolff Söhne, Kohlenhandlung
Griesheim.
Telephon Nr. 6.
Stärkewäſche
wird zum Waſchen u. Bügeln
an=
genommen. Kein maschinenbetrieb.
(*6775
Hofſtallſtraße 8, pt.
Perfekte Weißzeugnäherin,
im Ausbeſſern u. Maſchinenſtopfen
geübt, nimmt Kunden an. Lager=
(*6796
hausſtraße 2, part.
Stlterucht
Weiblich
ebild. Dame mit Muſt= und
Sprachkenntn. ſucht ſich in d.
Abendſtunden bei einz. Dame od.
Familie zu betätigen. Angeb. u.
§ 62 an die Geſchäftsſt. (*6786
(Tocht. v. Ge=
Beſſ,
17jähr. Mädchen ſchäftsm.)ſucht
paſſende Stelle als Verkäuferin.
Ang. u. 8 70 a. d. Geſchäftsſt. (*6797
Jg., beſſ. Kriegerstrau ſucht ſich
tagsüber zu beſchäft., event. Kinder
zu beaufſ. (iſt im Nähen gewandt),
wo ſie ihr 3½jähr., gut erz. Töcht.
dabei hab. kann. Geg. Koſt ohne Verg.
Ang. u. § 80 a. d. Geſchäftsſt. (*6831
Jüngere, ehrbare Frau, deren
Mann im Felde ſteht, ſucht
Stel=
lung in gutem Haushalt oder
Geſchäftshaus gegen geringe
Ver=
gütung. Angebote unter § 63 an
die Geſchäfts telle.
(*6778
Junge, gebildete Frau ſucht für
nachmittags Stellung in beſſerem
Weinreſtaurant oder Hotel zum
Sevieren. Ang. u. § 64 an die
Geſchäftsſtelle.
(*6789
Stellen. ſuchen: Köchinnen,
Hausmädchen, Kinderfräulein,
Alleinmädch. d. koch. können, jüng.
Mädch. v. Lande. Bei= u.
Kaffee=
köchinn., Zimmermädchen,
Büfett=
fräulein, Servierfrl., Aelt.
Allein=
mädchen. Frau Minna Dingeldein,
gewerbsmäßige Stellenvermittlerin
*6842) Eliſabethenſtr. 5. Tel. 531.
Reinl. Frau ſ. tagsüb. Beſchäftg.
*6824)
Erbacherſtr. 17, I. r.
Jung. Mädchen ſucht
Beſchäfti=
gung bis nach dem Spülen.
*6826)
Gardiſtenſtr. 8.
Jge. Frau ſucht Laufdienſt, auch
einige Tage Kiesſtr. 9, II. (*6805
Männlich
ſucht Stel=
Zahntechniker lung als
Volontär. Angebote unter § 58
an die Geſchäftsſtelle. (*6776
Aelt. rüſt. Mann vom Lande
ſucht irgendw. Beſchäftigung.
Näh. Geſchäftsſtelle. (*6837
Eene Stellen
Weiblich
Tücht. Bernäaſerin
per ſofort geſucht. Vorzuſtellen
zwiſchen 10 und 12 Uhr. (15085
Eiergroßhandel, Lndwigſtr. 18.
geſucht für Haus=
Stütze halt mit 3 Kindern.
Nur beſtens empfohlene Angebote
erbitte unter § 6 an die Geſchäfts=
(*6594mfg
ſtelle.
Laufmädchen
zum Austragen für den ganzen
Taa gegen gute Bezahlung geſucht.
Näheres in der Geſchäftsſt. (15084
Zuver=
läſſige Lauffrau od. Mädchen
geſucht Rhönring 145, III. (*6777
Frau oder Mädchen für kurze
Verrichtung täglich geſucht, nur in
d. Nähe Landwehrſtr. 19, 2. St., I.
Zu ſprechen von 9 Uhr ab. (*6774
Ein ſauberes, anſtändiges
Mäd=
chen oder alleinſtehende Frau für
nachmittags ſofort geſucht.
*6773fs
Waldſtraße 46, I.
Aettere,
allein=
ſtehende FPa u
geſucht in kleinem, feinem
Haus=
halt bei Koſt u. Logis und kleinem
Taſchengeld. Angeb. u. § 73 an
die Geſchäftsſtelle d. Bl. (*6803
Ordentliches Laufmädchen
für nachmittags geſucht. (*6788
W. Barth, Waldſtraße 26.
für Lager=
Fleißige Mädchen arbeiten
geſucht. A. Ullmann. (*6793fs
Zwei junge Mädchen für
leichte Arbeit ſucht
(*6840
Front
Eliſabethenſtraße 17.
Monatsfrau geſucht. (*6846
Landwehrſtraße 70, I.
Fleiß. Mädchen
vormittags von 8—3 Uhr ſofort
geſucht. Heidelbergerſtr. 7. (*6807
Tüchtiges Mädchen für
Haus=
arbeit ſofort geſucht. (*6815fs
Hotel Stadt Frankfurt,
Bleichſtr. 22.
Männlich
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ſofort geſucht.
(15088fs
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(*6782
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zu kaufen geſucht. Angebote unt.
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Roman von M. Herzberg.
61)
(Nachdruck verboten.)
In ſeiner ſinnloſen, wilden Eiferſucht hörte er nicht
auf ſie. Claire mit lodernden Blicken verſchlingend,
knirſchte er heiſer: Er ſoll den Schatz Deiner Liebe
be=
ſitzen, Mädchen, Deiner Liebe, nach der ich — ich —
ver=
gebens, vergebens gelechzt —
Entſetzt und geängſtigt war Claire an ihm vorüber
auf den zweiten Ausgang der Bibliothek, die hinter dem
Billard befindliche, breite, eichene Schiebetür zugeeilt, die
ſie in das Herrenzimmer und die Flucht der
Geſellſchafts=
räume führte. Ehe ſie aber die ſchweren Flügel in
einan=
der rollen konnte, hatte er ſie erreicht und im nächſten
Augenblick an ſein wie toll ſchlagendes Herz geriſſen.
Seine Küſſe flammten auf ihren Mund und erſtickten
jeden Laut.
Wie eine Verzweifelte kämpfte und ſträubte ſie ſich
in ſeinen Armen; und endlich, endlich gelang es ihr, ſich
zu befreien und ihn von ſich zu ſtoßen. Erſchöpft, mit
wogender Bruſt und verſagenden Gliedern, die Flechten
in dem Ringen gelöſt, die Augen voll heißer Zornestropſen,
fand ſie, vor unſäglicher, tiefſter Entrüſtung am ganzen
Leibe zitternd, zuerſt keine Worte. Allmählich rangen ſie
ſich abgebrochen, unter Schluchzen hervor Dieſe Schmach,
— dieſe Schmach, ſtammelte ſie, die kleinen Fäuſte in
ohnmächtiger Empörung ballend, ſie löſcht aus — löſcht
aus für immer das Gute, das Sie mir getan, Ich verachte,
ich haſſe mich darum, daß ich Ihnen je vertraute! Dann
ſchritt ſie an ihm, der hörbar und ſchweratmend, aber
ſtumm verharrte, vorüber aus dem Zimmer.
In ihrem Stübchen angelangt, mußte ſie ſich erſt
ſetzen und ruhen, die bleierne Mattigkeit ihrer Glieder zu
überwinden, die verſtört kreiſenden Gedanken ihres Hirns
zu ſammeln. Ihre Seele befand ſich in einem
ſchmerz=
lichen Aufruhr. Dies ſchreckliche Erlebnis laſtete auf ihr
wie eine erdrückende eigene Schuld. Voll Demütigung
und bitteren Selbſtvorwurfs gedachte ſie ihrer letzten
Unterredung mit Adolf und ſeiner ahnungsvollen,
ver=
geblichen Warnungen.
Er, der die Welt, der die Männer beſſer kannte als
ſie, die Eingebildete, Leichtgläubige, Blinde — hatte Recht
behalten. Doppelt hart ſtrafte ſich jetzt ihre ſtolze
Sicher=
heit, ihr eitles Selbſtvertrauen. Die Täuſchung, die ſie,
trotz mancher bedenklicher Anzeichen, die ſie bereits ſtutzig
und mißtrauiſch gemacht hatten, dennoch hartnäckig
feſtge=
halten, ſie war dahin. O, wie ſie ſich ſchämte, wie ſie ſich
verabſcheute um der Leidenſchaft willen, die ſie erweckte!
Entweiht, erniedrigt kam ſie ſich vor. Schon der zweite,
der ſich in ſolcher Weiſe zu nahen wagte! Aber bitterer,
tauſendmal bitterer dieſe letzte Erfahrung, durch die ſie
den Freund, durch die ſie ihren Glauben, ihr Vertrauen
verloren hatte. Nicht eine Stunde länger durfte ſie in
dem Hauſe bleiben, wo man ſie ſo unerhört beleidigt
hatte. In fliegender Haſt begann ſie ihre Sachen aus den
Schränken zu reißen und zu packen. Gut, daß ſie ſich bei
Fräulein Krauſe für alle Fälle ein Unterkommen geſichert
ſo wußte ſie doch vorläufig, wohin. Von Frau von
Grö=
ningen gedachte ſie ſich ſchriftlich zu verabſchieden; es
würde ſich ſchon ein Vorwand für ihre plötzliche Abreiſe
finden laſſen. An Doktor Weidner vermochte ſie jetzt gar
nicht zu denken. Nur vage und unklar flatterte ſein Bild
durch ihren wirren Sinn.
In ihrer Gemütsverfaſſung, ihrer grenzenloſen
Auf=
regung wußte ſie kaum, was ſie tat. Verſchiedene Male
beging ſie Verkehrtheiten, ſodaß ſie mit dem Ordnen ihrer
Sachen immer wieder von vorn beginnen mußte und zu
keinem Ende kam. Wie aus weiter Ferne drangen die
Geräuſche von unten an ihr ſonſt ſo feines, jetzt von
ſelt=
ſamem Sauſen und Brauſen erfülltes Gehör. Dumpf,
wie im Traum nur, vernahm ſie, daß Gröningen wieder
fortfuhr, und kurze Zeit darauf ein Automobil die
Ein=
fahrtsrampe herauf donnerte. Weidners und ſeiner
Schweſter Stimme ſchallten durch die Halle. Claire
ver=
wunderte ſich nicht. Sie fragte nicht einmal, wie es kam,
daß die beiden ſich vereint hatten, und weshalb er heute
ſchon eintraf, ehe noch die ihr gegönnte Prüfungszeit ver=
floſſen. Es war ihr, als ſei ſie gar nicht ſie ſelbſt, als
gingen ſie die Menſchen da unten überhaupt nichts an.
Ihr Kopf war wüſt und ſchwer und machte ſie unfähig,
nachzudenken und zu begreifen.
4. Kapitel.
Doktor Weidner war ohne Reſultat zu ſeiner bange
harrenden Schweſter zurückgekehrt. Von dem früheren
Quartier Edels, das er glücklich auf dem Einwohner=
Meldeamt ermittelt, hatte man ihn nach einer anderen,
neuen, Unter den Linden befindlichen, eleganten
Woh=
nung gewieſen. Aber auch dort traf er den Geſuchten nicht
an. Dagegen fand er den Gerichtsvollzieher mit ſeinen
Leuten vor, die dabei waren, die Möbel und das ſonſtige
geſamte Inventar im Auftrage zahlreicher Geprellter,
Lieferanten, Kaufleute uſw. zu verſiegeln. Der Vogel war
am Abend vorher unbehindert ausgeflogen, nachdem er
noch ſeinen Rachebrief, wie der Poſtſtempel bewies, von
Berlin aus expediert hatte, um ſeine Spur erfolgreich zu
verwiſchen. Er ſchwamm wohl ſchon ſicher auf dem
Welt=
meere, wie der Gerichtsvollzieher Doktor Weidner mit
verſchmitztem Lächeln bedeutete. Nach dieſem
entmutigen=
den Bericht blieb Luiſe nichts anderes übrig, als in
dem=
ſelben qualvollen Seelenzuſtande, in dem ſie gekommen,
wieder heimzufahren. Ihr Bruder beſtand, trotz ihres
Einwandes, darauf, ſie zu begleiten.
Er wollte es nicht allein, weil er begründeter Weiſe
von Lu’s Leidenſchaftlichkeit ſchlimme Szenen beſorgte,
ſondern auch, weil ſein Herz ihn trieb und drängte, die
Geliebte ſelbſt zu hören, um die im tiefſten Grunde ſeiner
Seele lagernde, ſchwache Hoffnung von ihrer Unſchuld
neu zu beleben. Die Geſchwiſter waren ohne einen
be=
ſtimmten Plan fortgefahren; und nun, an ihrem Ziele
ngelangt, ſahen ſie, — Weidner beſonders — erſt ein,
wie heikel und ſchwierig ihre Aufgabe, und wie
unend=
lich behutſam und taktvoll ſie bei einer Perſönlichkeit, wie
Fräulein Schild ſie war, vorgehen mußten, um die
Wahr=
heit zu ermitteln.
(Fortſetzung folgt.)
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unter Leitung von Herrn Professor Weimar.
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können bei unserem Rechner, Herrn Kanzleirat Wahl (
Insel-
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karte bis zum 30. Oktober unentgeltlich abgeholt werden. Diese
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Zu dem Traub-Vortrag am 2. November: „Was lernen
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zur Verfügung, die bis zum 1. November abends ebenfalls bei
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Kriegsberichterstatter Dr. Fritz Wertheimer
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