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178. Jahrgang
Ausgabe A (mit Illuſtriertem Unterhaltungsblatt)
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der italieniſche Krieg. — Ruſſiſches. — Aus dem engliſchen Parlament.
Die Balkanſtaaten. — Ein franzöſiſches Unterſeeboot vermißt.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 22. Juli.
(W. T. B. Amtlich).
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Im Weſtteil der Argonnen machten unſere
Truppen weitere Fortſchritte.
Lebhafte Artilleriekämpfe fanden zwiſchen
Maas und Moſel ſtatt.
Südlich Leintrey brachen franzöſiſche
An=
griffe dicht vor den Hinderniſſen unſerer
Vor=
poſtenſtellungen zuſammen.
In den Vogeſen griff der Feind geſtern
ſüdweſtlich des Reichsackerkopfes ſechsmal an.
Er wurde durch bayeriſche Truppen unter
großen blutigen Verluſten zurückgeſchlagen.
Bei einem Gegenſtoß gewannen wir das noch
in Feindeshand befindliche Grabenſtück zurück
und machten 137 Alpenjäger, darunter 3
Offi=
ziere, zu Gefangenen. Auch bei Sondernach
wieſen wir abends einen feindlichen Angriff ab.
Ein feindlicher Doppeldecker ſtürzte
im Feuer unſerer Abwehrgeſchütze in den Wald
von Parroy ab. Im Luftkampf über dem
Münſtertal blieben drei deutſche Flieger über
drei Gegner Sieger und zwangen auf der
Ver=
folgung zwei von ihnen zur Landung im
Thanner Tal.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Nordöſtlich Szawle machten unſere
kon=
zentriſch vorgehenden Truppen unter
erfolg=
reichen Kämpfen 4150 Gefangene;
außer=
dem fielen ihnen 5 Maſchinengewehre, viele
Bagagen und ein Pionierpark zur Beute.
Der Durchbruch an der unteren Dubiſſa
führte die deutſchen Stoßtruppen bis in die
Gegend von Grynkiszki=Gudziuny. Auf
dem Wege dorthin wurden mehrere feindliche
Stellungen geſtürmt. Die Ruſſen weichen
auf der ganzen Front vom Rakicwoſee
bis zum Njemen. Südlich der Straße
Mariampol=Kowno vergrößerten wir die
ent=
ſtandene Lücke und gewannen weiter vordringend
Gelände nach Oſten. 4 Offiziere, 1210
Mann wurden gefangen genommen, 4
Ma=
ſchinengewehre erobert.
Am Narew hat der Feind ſeine
ausſichts=
loſen Gegenſtöße eingeſtellt.
Südlich der Weichſel ſind die Ruſſen in
die erweiterte Brückenkopfſtellung von Warſchau,
in die Linie Blonie-Nadarzyn-Gora=
Kalwarja zurückgedrückt worden.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die deutſchen Truppen des Generaloberſten
v. Woyrſch vereitelten geſtern durch kühnes
Zufaſſen die letzten Verſuche des Feindes, ſeine
geſchlagenen Truppen vorwärts Iwangorod zum
Stehen zu bringen. Gegen Mittag war die
große Brückenkopfſtellung bei Lagow=
Lugowa=Woln von unſeren tapferen Schleſiern
geſtürmt. Anſchließend wurde der Feind unter
Mitwirkung öſterreichiſch=ungariſcher Truppen
auf der ganzen Front in die Feſtung
ge=
worfen, die nunmehr engeingeſchloſſen iſt.
Nordweſtlich von Iwangorod kämpfen
öſter=
reichiſch=ungariſche Truppen noch auf dem
Weſt=
ufer der Weichſel. Geſtern wurden über
3000 Gefangene gemacht und 11
Maſchinen=
gewehre erobert.
Zwiſchen Weichſel und Bug nimmt die
Schlacht unter Oberleitung des
General=
feldmarſchalls v. Mackenſen ihren Fortgang.
Südweſtlich von Lublin machten
öſterreichiſch=
ungariſche Truppen weitere Fortſchritte. Zwiſchen
Siennicka=Wola (ſüdlich von Rejowiec) und
dem Bug wurden breite Abſchnitte der
feind=
lichen Stellung geſtürmt.
Oberſte Heeresleitung.
* Lagow liegt 13 Kilometer öſtlich Zwolen,
Lugo=
wa=Wola liegt 10 Kilometer nordweſtlich Zwolen.
Ruſſiſche Zerſtörung im eigenen Lande.
* Berlin, 22. Juli. In Libau eingetroffenen
Nachrichten zufolge haben die Ruſſen, lt. Berliner
Lokal=
anzeiger, bevor ſie Windau räumten, Hafen und Stadt in
Brand geſteckt, die zum größten Teil auch
nieder=
gebrannt ſind. Auch in anderen Teilen Kurlands haben
die zurückflutenden ruſſiſchen Truppen entſprechend den
Befehlen ihrer Oberſten Heeresleitung Güter und
Bauern=
gehöfte entweder angeſteckt oder in barbariſcher Weiſe
geplündert. Die Bewohner wurden von ihnen
viel=
fach weggeſchleppt und in das Innere des Reiches
ver=
ſchickt.
* (Ctr. Bln.) Aus Tilſit meldet das Berl. Tagebl.:
Nach der Ueberwindung des Wriſta=Abſchnittes ging es
in beſchleunigtem Tempo auf der ganzen Front
vorwärts. Ueberall waren die Ruſſen im Rückzug
be=
findlich. Da vermutet wurde, daß die Ruſſen die Bahn
nach Mitau zum Transport ihrer Truppenteile benutzen
würden, ſo wurde ein Gewaltmarſch von
hun=
dert Kilometern nach vorwärts angeſetzt, um die
Bahn zu erreichen und die Abſicht des Gegners zu
ver=
eiteln. Dieſe hundert Kilometer wurden, wie der
Kor=
reſpondent ausführlich ſchildert, in drei Tagen
er=
kämpft. Nur dem raſchen und bisher unwiderſtehlichen
Vorſtoß unſerer Truppen in öſtlicher Richtung war es zu
verdanken, daß die Ruſſen das Land, das hinter
ihnen liegt, nicht ſtärker verwüſteten als es
ohne=
hin geſchah. Es gelang, 200 ſoeben rekrutierte Leute
ab=
zufangen, ſonſt aber wurde von den Ruſſen ein großer
Teil der Bevölkerung weggetrieben, ebenſo das Vieh.
Zahlreiche Häuſer wurden niedergebrann t. Ueberall
haben die Ruſſen im eigenen Lande wie Feinde gehauſt.
Die Gutshöfe ſind gründlich geplündert. Der Inhalt der
Schränke und Kiſten iſt wüſt auf dem Fußboden zerſtreut.
Ganz beſonders hart war der Befehl der ruſſiſchen
Lei=
tung, das auf dem Halm ſtehende grüne Getreide
abzumähen, um es dem deutſchen Zugriff zu
ent=
ziehen. Allerdings waren die Bauern ſchlau genug,
zu=
nächſt mit den ſchlechten Stücken anzufangen und
beſon=
ders die an den Wegen liegenden Felder zu ſchneiden,
während andere Stücke unberührt ſind.
Die Schlacht in Polen.
* Wien, 22. Juli. Aus dem
Kriegspreſſe=
quartier wird gemeldet: Die Schlacht in Polen dauert
fort. Sie iſt zwar zur Verfolgungsſchlacht
ge=
worden, aber noch immer gilt es, Widerſtände zu
bre=
chen. Die ſtarken ruſſiſchen Nachhuten, die den Rückzug
decken, ſtellen ſich in jeder Geländefalte. Sie können die
vorrückenden Truppen natürlich nicht an der
ununterbro=
chenen energiſchen Fortſetzung der Verfolgung hindern,
zwingen dieſe jedoch zu einer Aktion, die zäb und ſchritt=
weiſe vorgetragen werden muß. Mit großer
Begeiſte=
rung gehen unſere Truppen vor und immer mehr
be=
drängt ihr Anſturm die ruſſiſchen Befeſtigungen. Von
großer Bedeutung iſt das Vorrücken der weſtlich der
Weichſel ſtehenden Kräfte, die den Widerſtand an der
Il=
zanka gebrochen haben und über den Fluß vorgedrungen
ſind. Damit gelang es dieſen, zur Eiſenbahnlinie Lublin=
Iwangorod vorzuſtoßen. Auch öſtlich der Weichſel wurde
Boden gewonnen, und es geht jetzt um jene Punkte der
Kampf, bei denen ſich im Auguſt des Vorjahres bei
Kras=
nik die unter dem Befehl des Generals Dankl ſtehende
Armee ſiegreich gegen die 12 Diviſionen der damaligen
vierten ruſſiſchen Armee ſtellte.
Preſſeſtimmen der Entente über die Lage
im Oſten.
* Berlin, 22. Juli. Eine ſehr ernſte
Schilde=
rung der millitäriſchen Lage Rußlands
fin=
det ſich laut Berliner Tageblatt in dem amtlichen
ruſſi=
ſchen Militärblatt Rußkij Invalid. Energiſch werden die
Alliierten zu Hilfe gerufen, denn die Hauptſchlacht an der
ruſſiſchen Front, ſo ſagt das Blatt, ſei auch die
Ent=
ſcheidungsſchlacht des Weltkrieges. Die
deutſche Strategie habe klar erkannt, daß Rußland der
am ernſteſten zu nehmende Feind ſei, deſſen Vernichtung
allen anderen vorgehen müſſe. Die Operationen an den
anderen Fronten würden dann ihre Löſung von ſelbſt
finden.
* Aus Rotterdam wird dem Berl. Tagebl. gemeldet:
Die Times erfährt unter dem 20. Juli aus Petersburg:
Der zunehmende Ernſt der
Kriegsoperatio=
nen an der Narewfront wird allgemein
zu=
gegeben. Das Zentrum des größten Druckes iſt die
Gegend von Prasznysz, während das Gelände zwiſchen
Piſſa und Orſhiz der Schauplatz einer demonſtrativen
Offenſive längs einer Front von etwa 60 Meilen iſt.
Zwiſchen Omulew und Wyszogorod konzentrieren die
Ruſſen ſich auf den Narew. Der Rückzug wird gedeckt
durch Nachhutgefechte bei Makow in durch ihre natürliche
Lage kräftigen Flußſtellungen. Man erwartet, daß dieſe
eine ernſthafte Hemmung für den feindlichen Vormarſch
ſein werden. Die Offenſive der Deutſchen zwiſchen
Pul=
tusk und Wyszogrod folgte auf die Neugruppierung der
Ruſſen am linken Weichſelufer von der Bzura bis zur
Gegend von Radom. Obwohl die Bewegungen noch
nicht beendet ſind, wird nicht erwartet, daß ſie ſich weiter
ausdehnen werden als bis zur Linie nach
Nowogeor=
giewsk und Iwangorod. Eine Vorherſage möchte
ge=
fährlich ſein. Doch darf mitgeteilt werden, daß
militä=
riſche Kreiſe die Hoffnung hegen, die Feſtungslinien von
Iwangorod, Warſchau, Nowogeorgiewſk und die verſtärkte
Narew= und Bugfront werden dem feindlichen Vormarſch
ein Ziel ſetzen.
* Haag, 21. Juli. (Ctr. Bln.) Der militäriſche
Mit=
arbeiter der Times ſchreibt am Schluſſe ſeiner
Betrach=
tungen über die Lage am öſtlichen
Kriegsſchau=
platz: Die allgemeine Lage Deutſchlands in
diploma=
tiſcher wie militäriſcher Hinſicht erfordert ein
draſti=
ſches Vorgehen, und die Lage der deutſchen
Armeen in Polen iſt derart, daß von der jetzt im
Gang befindlichen Offenſive Ereigniſſe zu erwarten ſind.
Wir brauchen die übertriebenen Angaben über die
zah=
lenmäßige Stärke, von der man jetzt lieſt, nicht zu glauben.
Wenn man die öſterreichiſchen Armeen, die ſich im Süden
und am Bug und auch an der Zlota=Lipa dem General
Iwanowitzſch gegenüber befinden, nicht mitzählt, dürfte
die Geſamtſtärke der an der Schlacht beteiligten deutſchen
und öſterreichiſchen Truppen anderthalb Millionen nicht
weit überſchreiten. Die gegenüberſtehenden ruſſiſchen
Truppen dürften von gleicher Stärke ſein, wenigſtens wenn
man nur ſolche Truppen zählt, die gehörig bewaffnet ſind.
Wir würden über den Ausgang wenig beſorgt ſein, wenn
die Munitionsverſorgung der Ruſſen nicht ein ſo
unſiche=
res Element der Lage bildete. Daß ſie Mangel daran
leiden, iſt bekannt. und die Ereigniſſe der nächſten Wocher
dürften daher für uns alle ein dramatiſches
Inter=
eſſe haben.
* Paris, 22. Juli. Die Preſſe erklärt
allge=
mein, der ruſſiſche Rückzug ſei ein
wohldurch=
dachtes ſtrategiſches Manöver, aber kein
Sieg der verbündeten Armeen. (!!) Die Kraft
des ruſſiſchen Heeres ſei ungebrochen, und es ſei letzten
Endes gleichgültig, ob die Schlachtfront weiter oſtwärts
verlegt werde, denn die Ruſſen ſeien bereit, bei der erſten
Gelegenheit wieder offenſiv vorzubrechen. Die Räumung
größerer Gebiete und Städte, wie Warſchau, habe weiter
keine Bedeutung. Charakteriſtiſch für die Auffaſſung der
franzöſiſchen Preſſe ſind die Auslaſſungen der
Informa=
tion, welche ſchreibt: Die Deutſchen und Oeſterreicher
wiſſen genau, daß, wenn ſie die Ruſſen nur zurückdrängen,
die Siege mehr ſcheinbar als wirbliche ſind. In dieſer
Weiſe räumten die Ruſſen Galizien, ohne geſchlagen zu
ſein. Ihre Armeen ſind noch intakt. Deshalb
unterneh=
men die Deutſchen und Oeſterreicher einen kühnen letzten
Verſuch, die ruſſiſche Front in Unordnung zu bringen, zu
zerreißen und die Stücke einzeln zu ſchlagen. Aber die
ruſſiſche Stellung iſt heute beſſer denn je. Wenn das
deutſche Manöver nicht gelingt, gehen die Deutſchen einem
furchtbaren Unglück entgegen. Die franzöſiſche Preſſe
führt ſchließlich aus, Hauptzweck der deutſchen und
öſter=
reichiſch=ungariſchen Offenſive ſei, durch die Niederringung
der Ruſſen Truppen für große Operationen in Frankreich
frei zu bekommen. Ein ſolcher Erfolg werde den deutſchen
und öſterreichiſch=ungariſchen Truppen ſicherlich nicht
be=
ſchieden ſein, weil eben die ruſſiſche Armee nur zum
Rück=
zuge veranlaßt, aber nicht geſchlagen werden könne.
Dies iſt wohl das ſtärkſte, was die franzöſiſche Preſſe
an Verdrehungen und Irreführungen eines leichtgläubigen
Leſepublikums bisher geleiſtet hat.
Bu der neuen Niederlage der Ruſſen in der
Bukowina
wird dem Berliner Tageblatt aus Ezernowitz vom 21.
Juli telegraphiert: In Verzweiflung über ihre verlorenen
Poſitionen am Dnjeſtr machten die Ruſſen wiederholt
An=
ſtrengungen, um unſere Front im Nordoſten der Bukowina
zu durchbrechen. Einen ſolchen Durchbruchsverſuch
unter=
nahmen die Ruſſen in der vergangenen Nacht. Nachdem
ſie ſich unſeren Stellungen auf Schußweite genähert hatten,
eröffneten die Unſrigen ein heftiges Geſchütz= und
Gewehr=
feuer. Der Kampf tobte fünf Stunden und endete mit der
Zurückwerfung der Ruſſen unter den ſchwerſten Verluſten
für ſie. Die Kanonade verſtummte erſt in den
Abend=
ſtunden.
Der italieniſche Krieg.
Die italieniſche Kriegsanleihe.
* Rom, 22. Juli. (Meldung der Agenzia Stefanj.)
Nach den letzten, bei der Banca d’Italia eingelaufenen
Nachrichten erreichten die Zeichnungen auf die
Kriegsanleihe 1117500000 Lire, mit Einſchluß der
feſten Beteiligung des Bankkonſortiums. Zeichnungen im
Ausland werden bis zum 31. Auguſt angenommen.
Die Luftbeſchießung Baris.
* Bern, 21. Juli. Die Folgen der letzten
Flieger=
unternehmung der Oeſterreicher gegen Bari
ſcheinen erheblich geweſen zu ſein, da die Zenſur faſt keine
Nachrichten darüber durchläßt. Nach dem in Bari
erſchei=
nenden Blatte Corriere della Puglio ſind zwei Bomben
in die Nähe des Kaſtells und acht auf die Bahnſtation
und in deren Umgebung gefallen. Von dieſen acht
Bom=
ben haben drei das Vordach des Bahnhofes, zwei einen
Frachtgutſchuppen getroffen. Da bei dem
Frachtgutſchup=
pen Landſturmtruppen ſtanden, wurden mehrere davon
getötet oder verwundet. Auch eine große ſüditalieniſche
Oel= und Seifenfabrik wurde durch Bomben beſchädigt.
Italieniſche Lügen.
* Wien, 22. Juli. Aus dem Kriegspreſſequartier
wird gemeldet: Die in Bukareſt erſcheinende Zeitung
Roumaine meldet unter dem 6. Juli, daß ein aus
Rumä=
nen beſtehendes öſterreichiſch=ungariſches
Re=
giment auf dem italieniſchen Kriegsſchauplatz
gemeu=
tert und erklärt hätte, gegen Italien nicht kämpfen zu
wollen. Das Blatt ſagt weiter, daß dasſelbe Regiment,
das ſchon in Galizien gemeutert und einen Offizier getötet
hätte, wiederum abgeſchoben worden ſei. Dieſe Meldung
iſt vom erſten bis zum letzten Wort willkürlich erfunden
und entbehrt jeder tatſächlichen Grundlage. An der Front
gegen Italien iſt überhaupt kein rumäniſches
Re=
giment. In dem Präzedenzfall, der ſich in Galizien
er=
eignet haben ſoll, hat der Berichterſtatter des rumäniſchen
Blattes eine Schauermär, wahrſcheinlich über ein
ruſſiſches Regiment, gehört, da etwas ähnliches in unſerer
Armee ſich nie ereignet hat.
Auswüchſe des Kriegszuſtandes in Italien.
* Berlin, 21. Juli. Der Avanti enthüllt laut
Berliner Tageblatt ein betrübliches Bild von den Aus
wüchſen, die der Kriegszuſtand in Italien
hervor=
gerufen hat. Es ſei haarſträubend, wie dieſe Armee von
Soldaten, die doch ihr Blut für das Vaterland opfere
ausgewuchert werde. Ob ein Soldat Briefpapier
oder Eßwaren kaufe, ob er eine Eiſenbahnwirtſchaft oder
ein Reſtaurant betrete, immer habe er den dreifgchen Preis
zu zahlen. Den Offizieren und Unteroffizieren, die zur
Front reiſten, würden Hotelpreiſe angerechnet, als wenn
ſie engliſche Lords ſeien. Es ſei beſſer, ſagt der Avanti,
wenn die Preſſe dieſe ſchädlichen Auswüchſe geißle, ſtatt
daß ſie ihre Spalten mit lächerlichen Anekdoten über die
Gebrüder Garibaldi und d’Annunzio fülle.
Der Verluſt Libyens?
* Konſtantinopel, 21. Juli. Eine über die
Vorgänge in Tripolitanien gut unterrichtete
Perſönlichkeit verſichert auf Grund der letzten ihr
zuge=
gangenen Geheimberichte, die etwa zwölf Tage alt ſind,
daß Italien infolge des Eintritts in den Weltkrieg in
Libyen dahin wieder zurückgeworfen iſt, wo es in den
erſten Monaten des Tripoliskrieges ſtand. Es gibt keinen
Stamm mehr, auf den die Italiener ſich verlaſſen können,
keiner verbirgt länger ſeine feindliche Geſinnung, auch
die=
jenigen nicht, deren die Italiener ganz ſicher zu ſein
glaubten. Infolgedeſſen können ſich die Italiener nur
noch an der Küſte behaupten, beſonders in Homs und
Tripolis. Die Bevölkerung Libyens zweifelt nicht an
der vollkommenen Niederlage der Italiener gegen
Oeſter=
reich und rechnet beſtimmt damit, daß Italien gezwungen
ſein wird, Tripolitanien ganz aufzugeben,
ohne Hoffnung auf ſeine Wiedereroberung. Dieſe
Ueber=
zeugung hat ſämtliche Stämme zum Abfall veranlaßt.
Die Bevölkerung, über den Verlauf des Krieges im
weſent=
lichen unterrichtet, ſteht mit Aegypten in dauerndem
Nach=
richtenaustauſch. Von dort weiß man auch, wie
ausſichts=
los die engliſche Aktion gegen die Dardaßellen iſt. Die
heißeſten Segenswünſche der Araber begleiten die
deut=
ſchen Heere im Kampf gegen den Vierverband.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 21. Juli. Der
General=
ſtab teilt mit: An den Dardanellen hat ſich am 20. Juli
nichts von Bedeutung ereignet. Eine Mine, die wir am
19. Juli gerade vor einer feindlichen Gegenmine zur
Ex=
ploſion brachten, verſchüttete feindliche Soldaten, die dort
arbeiteten. — An der übrigen Front nichts Beſonderes
* Konſtantinopel, 22. Juli. Der
Thron=
folger, Prinz Juſſuf Izeddin, hat geſtern von
der Dardanellenfront folgende Depeſche an den
Sultan geſandt: Ich beſuchte alle Teile des
Kriegsſchau=
platzes und ſah dort von ſeiten der Truppen Seiner
Majeſtät alle erdenkliche Ausdauer und Tapferkeit, und
erlaube mir, Seiner Majeſtät zu melden, daß alle
Offi=
ziere und Mannſchaften unter großem Eifer ihre heilige
Pflicht erfüllen und Seiner Majeſtät ein langes Leben
und dauernde Geſundheit wünſchen. Der Sultan hat
geſtern darauf geantwortet, drückte ſeine Genugtuung
und ſeinen Stolz aus und wünſchte den Truppen weitere
Erfolge.
Deutſchland, das große Beiſpiel.
— In einem Artikel des Corriere della Sera vom
15. Juli über die wirtſchaftlichen Maßnahmen des
Krie=
ges heißt es: „Sagen wir nur die Wahrheit, auch wenn
ſie bitter iſt. Deutſchland hat widerſtanden und
wider=
ſteht nicht nur durch die unleugbare Tüchtigkeit
ſeiner Heere, ſondern auch durch ſeine
bewunderungs=
würdige Wirtſchaftsorganiſation. Es genügt
nicht, zu ſagen, daß es ſich ſeit 40 Jahren auf den Krieg
vorbereitet hat, weil eine ſolche Vorbereitung kein
Vor=
recht Deutſchlands ſein ſollte, ſondern die eiferſüchtige
Hauptſorge jeder Nation, die die Unvermeidlichkeit eines
Krieges hätten vorausſehen und zur Zeit Vorkehrungen
für die eigene Verteidigung dadurch hätte treffen müſſen,
daß ſie ihre Volkswirtſchaft als Herrſcherin ausbildete
und ſo wenigſtens in den notwendigſten Dingen völlig
unabhängig vom Auslande machte.‟ Deutſchland habe
dies erreicht durch die Befolgung der nationaliſtiſchen
Schutzzoll=Lehren von Liſt.
Die Bataille ſyndicaliſte vom 11. Juli wendet ſich
gegen die Preſſe, die dem Volk den baldigen Sieg in
Aus=
ſicht ſtellt, da Deutſchland völlig erſchöpft ſei. Sie
er=
klärt: „Seit Kriegsausbruch hat man den Gegner nicht
nur moraliſch herabgewürdigt, ſondern auch die
Ueber=
legenheit ſeiner Organiſation und Technik geleugnet.
Weit entfernt, daß Deutſchlands Hilfsmittel erſchöpft ſind,
ſind wir jetzt gezwungen, ſie von ihm zu
über=
nehmen.”
Ruſſiſches.
Die Einberufung der Duma.
* Petersburg, 22. Juli. (Meldung der
Peters=
burger Telegraphenagentur.) Ein Ukgs des Zaren ordnet
die Einberufung der Duma für den 1. Auguſt an.
* (Ctr. Bln.) Nach einer Petersburger Meldung des
Stockholmer Dagblad wird die ruſſiſche Regierung von
der Duma einen unbeſchränkten Kredit zur
nationalen Verteidigung fordern. Die
Ver=
handlungen in Paris und London über eine neue
ruſ=
ſiſche Anleihe ſollen, wie berichtet wird, geſcheitert
ſein. (Tägliche Rundſchau.)
* Kopenhagen, 21. Juli. Das Moskauer Blatt
Rußkoje Slowo verlangt, daß die Duma eine
ener=
giſche Kontrolle über die Verhältniſſe ausübe und
Ordnung hineinbringe.
Bittgottesdienſte für den Sieg,
* Petersburg, 22. Juli. Die Petersburger
Tele=
graphenagentur teilt mit, daß in Petersburg, Moskau und
ganz Rußland auf Veranlaſſung des Heiligen Synods
Bittgottesdienſte für den Sieg der
ruſſi=
ſchen Waffen abgehalten werden. Zahlreiche
Pro=
zeſſionen durchzogen die Straßen, gefolgt von
Zehntau=
ſenden aus der Volksmenge, die andächtig beteten,
Die Schuld des ruſſiſchen Volkes.
* Petersburg, 22. Juli. (Ueber Kopenhagen.)
Der Rjetſch bringt einen Artikel des Biſchofs Nikom über
die entſetzliche Unwiſſenheit und Teilnahmsloſigkeit, welche
die ruſſiſchen Bauern, die nicht leſen und
ſchrei=
ben können, dem Kriege gegenüber bezeugen. Die
wil=
deſten Gerüchte laufen um, die nicht einmal in der Preſſe
wiedergegeben werden können. Die Bauern betrachten
den Krieg gar nicht als ihre eigene Angelegenheit. —
Dasſelbe behauptet in einem zweiten Artikel der in
Ruß=
land ſehr bekannte Nationalökonom Tugan
Baera=
nowski. Er nennt als Urſache der Niederlage die
Teil=
nahmsloſigkeit des ganzen rufſiſchen
Vol=
kes im Gegenſatz zum deutſchen Volke, das von einem
gemeinſamen Siegeswillen beſeelt ſei. Alle Berechnungen
von Sachkennern, daß Deutſchland nach dem Ablauf
von zehn Monaten völlig erſchöpft und aller
Rohmate=
rialien beraubt ſein würde, hätten ſich als völlig irrig er=
Der Kampf der Helden
von Tſingtau.
„Wir hatten gebauet ein ſtattliches Haus” aber
Fein=
deshand ſchlug es in Trümmer. Tſingtau fiel. Seine
Helden koſteten, wie bitter die Niederlage ſchmeckt, und
brachen das harte Brot der Gefangenſchaft. Aber noch
Kinder und Kindeskinder werden mit Stolz erzählen, wie
die viertauſend Tapferen auf verlorenem Poſten gegen
ein Heer und eine Flotte, gegen eine Nation ſtritten. Sie
mehrten unſerer Waffen Ruhm, lehrten der Fremde, daß
ein Deutſcher gegen zehn Feinde kämpfen und ſtehen kann,
und entſchleierten ihr den Geiſt Alldeutſchlands; den
furcht=
los feſten Glauben an unſer Recht und unſeren Sieg, ohne
den wir vor dem Drohen einer Welt die Waffen ſtrecken
müßten. Das kleine Deutſchland über See bot im Drohen
des Weltenwetters nicht nur dem Aſiaten ein getreues
Bild des großen in Europa. Von Feindeshand
unge=
ſtört, trug aus China der elektriſche Funke die Kunde vom
unverzagten deutſchen Kampfeswillen über Amerika in
die Welt und ſang ihr des Krieges erſtes wahres Lied
von deutſchem Heldentum. Sie las, wie auf des Kaiſers
Ruf zu den Fahnen die Deutſchen Aſiens aus den
ent=
fernteſten Winkeln des Kontinents, aus China, Japan,
Indien und Korea jauchzend auf den verlorenen Poſten
in Tſingtau und zu den Waffen eilten. Dort wehte die
Flagge mit dem Adler, der auch der Sonne nicht weicht.
Um ihn wollten — gerufen oder nicht — alle Deutſchen
Aſiens ſich ſcharen. Wohl kamen Jünglinge, von des
Krieges Freuden wie ihre gleichaltrigen Brüder in der
Heimat gelockt, und wir laſen mit brennenden Augen
von draußen Geborenen, die nie das Vaterland geſehen
hatten und doch ihm ihr Leben boten. Aber meiſt
ſchwell=
ten Bejahrte, in Wohlſtand gebettet, klug und erfahren
n Handel und Geſchäften der großen Welt, den Strom
on Männern, der dünn und leiſe, aber ſtetig und ſchnell
durch den wachſenden Feind in die Werke unſerer
aſia=
iſchen Feſte rann. Grauhaarig und reif, wußten ſie, daß
die Flagge nicht lange wehen konnte und der Anſturm
eines ganzen kriegeriſchen Volkes gar bald die von der
Heimat getrennten, auf ſich allein geſtellten Wälle
durch=
brechen würde. Sie fuhren nicht zum frohen Feſt eines
auch nur möglichen Sieges, ſondern zum trüben Tag
ge=
wiſſer Niederlage und wahrſcheinlichem Tod. Doch gings
um Deutſchlands Ehre, um Deutſchlands Anſehen in der
fremden Welt! Darum betraten ſie eine Feſtung in Tagen,
da ſonſt ſogar die Angeſeſſenen den Werken und Soldaten
mit ſorgenvollem Segenswunſch den Rücken kehren. Ueber
den Wällen von Tſingtau war unſer Fähnlein an die
Stange gebunden. Nur in Ehren follte es niedergehen.
Dafür zu ſorgen und zu ſtreiten, war aller Deutſchen
heilige Pflicht. Darum traten ſie in Reih und Glied der
Beſatzung.
Chinas Kehrichtwinkel, dem das Land der Mitte
naſerümpfend den Rücken kehrte, ſchien das elende
Fiſcher=
dorf unſauberer Lehmhütten am ſüdlichen Geſtade der
Halbinſel Schantung, als wir vor 17 Jahren Tſingtau
er=
warben. Unter der Leitung der Marine ſchuf die ord
nende, bauende Hand deutſcher Beamter und der Fleiß
deutſcher Bürger auf dem Schutt von tauſend Jahren
eine ſchmucke Stadt mit vielbeſuchtem Badeſtrand, einen
Stapelplatz des Welthandels und einen Terminus neuer
Schienenſtränge, die des Orients Waren bis in die
Gü=
terbahnhöfe von Berlin und Hamburg trugen.
Baumbe=
pflanzte breite Straßen, Türme und rotbedachte Giebel
über hellen Häuſern mit blanken Fenſteraugen, die der
Heimat weiße Gardine ſchloß, boten den Unſeren dgs
Bild des Vaterlandes.
Einen ſelten ſchönen Juli ſahen die Tſingtauer
ſchwin=
den und einer reichen Badezeit entgegen. Früher als in
den Vorjahren waren ungewöhnlich viele Fremde ange=
kommen. Gaſtwirte und Ladner ſchmunzelten. Die
Ju=
gend in Rock und Beinkleid in Uniform und Zibil,
muſterte prüfenden Auges ihr weißes Sommerzeug mit
der Frage, ob es ſich noch ſehen laſſen könne. Wohl war
gelegentlich vom Drohen eines Kriegswetters die Rede.
Doch dem Sturmzentrum fern war die Schwüle des
brütenden Unheils nicht wie in Europa zu ſpüren.
Wol=
ken hatten ſchon oft über der Heimat geſtanden. Warum
ſollte gerade heuer ein zündender Blitz ſie entladen?
Freilich, im Gouvernement am Südhang des bewaldeten
Hügels zwiſchen der Innenſtadt und dem neuen
Villen=
ort im Oſten öffneten ernſt die Stirn runzelnde Offiziere
einlaufende Depeſchen mit mehr Ungeduld als ſonſt, und
am 30. Juli ſchickten deutſche Kaufleute in Schanghai den
Tſingtauer Geſchäftsfreunden Telegramme, die,
Kopf=
ſchütteln weckend von Hand zu Hand gingen. — Sorge
um das ferne Vaterland führte Erregte im Klub oder
auf der Kaiſer Wilhelmſtraße vor der Tſingtaubucht
zu=
ſammen. Hier, wo der Blick aus den Fenſtern der
deutſch=
chineſiſchen Hochſchule im Weſten der Verkehrsader und
aus denen der Deutſch=Aſiatiſchen Bank im Oſten über
die Arconainſel und die Außenreede ins Gelbe Meer
ſchaut, geht der Tſingtauer zur Nachrichtenbörſe. Hier
iefen am 1. Auguſt zwiſchen 12 und 1 Uhr mittags
Men=
ſchen um die erſten roten Anſchlagszettel zuſammen:
„Seine Majeſtät der Kaiſer und König hat die
Mobil=
machung von Armee und Marine befohlen.‟ Die
Geſtal=
ten der Deutſchen ſtraffen ſich: Alſo doch! Die Chineſen
laſſen ſich die Druckworte überſetzen und deuten zucken
lächelnd die Achſeln und gehen ihres Weges: Pack ſchlägt
ſich, Pack verträgt ſich; was geht uns der Deutſchen Krieg
mit Rußland und wahrſcheinlich Frankreich an? —
Im Kaſino, auf dem Nagel des Landfingers, der die
neue Villenſtadt zwiſchen der Auguſta Viktoria= und
Tſingtaubucht ins Gelbe Meer trägt, griffen Offiziere
haſtig zur Mütze und Dolch oder Säbel, ſtatt nach Meſſer
und Gabel. Mehr Wehmut als Freude hatte ihnen der
wieſen. Die Deutſchen ſchienen jetzt mehr Munition
und Kriegsmaterial zu haben als beim
Kriegs=
beginn. Die Induſtrie ſei nicht nur nicht zurückgegangen,
ſondern habe ſich ſehr gekräftigt. Deutſchland zeige, zu
welch unglaublichen Reſultaten man kommen könne,
wenn die ganze Bevölkerung organiſiert
ſei. Das ganze Geheimnis läge darin, daß das ganze
Volk von dem Willen zum Siege durchdrungen ſei.
Deutſchland ſei jetzt, um alle Kräfte
zuſammenzuhal=
ten, kommuniſtiſch organiſiert worden. Tugan
Baera=
nowski empfiehlt den Ruſſen das deutſche Beiſpiel drin
gend zur Nachahmung.
Die Koſten der Moskauer Pogrome,
* (Ctr. Bln.) Der in Moskau die Unterſuchung
lei=
tende Senator Kraſcheniniko ermittelte allein bei den
Firmen Wogan, Zündel und Strieter 5 Millionen
Rubel Unruheſchaden. 12 Moskauer Anwälte
geichten für die Klienten Beſchwerde über die Untätigkeit
der Polizei bei den Ausſchreitungen des Pöbels
ein. (Berl. Lokalanz.)
Aus dem engliſchen Parlament.
* London, 22. Juli. (W. T. B.) Im
Ober=
hauſe wies Lord Ribblesdale auf die
Ver=
nichtung von Kapital und Kredit in
ganz Europa durch den Krieg hin, durch welchen
die finanzielle Stabilität des ganzen Kontinents bedroht
werde. — Lord Lansdowne ſagte: Obwohl vielleicht
manche Nation mit vergrößertem Landgebiet und
ver=
mehrtem Anſehen aus dem Kriege hervorgehen werde
ſo werde es doch keine mit ungeſchwächten Kräften tun
Die Folgen des Krieges werden nicht nur den Fortſchritt
und die Proſperität aufhalten, ſondern die Zeit eines
finanziellen Desaſters herbeiführen. — Lord Cromer
ver=
glich die Haltung der Nation den Staatsausgaben
gegen=
über mit der eines Spielers, der jeden Maßſtab für den
Wert des Geldes verloren hat. Alle Anſtrengungen von
Nation und Parlament würden ſich nach dem Kriege
viele Jahre hindurch auf die Herſtellung des finanziellen
Gleichgewichts beſchränken müſſen. Gewiſſe Beamte
ſchienen zu glauben, daß mit dem Kriege jede Kontrolle
über militäriſche und maritime Staatsaufgaben aufhörte.
Die Deutſchen machten es jedenfalls anders. Bei
ihnen gingen Sparſamkeit und
Schlagfertig=
keit Hand in Hand.
Im engliſchen Unterhauſe wurde die
Baum=
wollfrage beſprochen. Premierminiſter Asquith ſagte,
es ſei dies eine äußerſt heikle Angelegenheit, der die
Re=
gierung die ſorgfältigſte Aufmerkſamkeit ſchenkte. Es ſtehe
außer Zweifel, daß eine Menge dieſes Rohproduktes, das
zur Herſtellung einiger ſehr kräftiger Exploſivſtoffe diene,
Feindesland erreiche. Die britiſche Regierung müſſe jedoch
vorſichtig zu Werke gehen, um nicht die Handelsintereſſen
und die Empfindlichkeit der Neutralen zu verletzen. Sie
hofft bald zu einer befriedigenderen Löſung zu gelangen,
als dies bisher möglich geweſen ſei. — Asquith erklärte,
der Reſt der bisherigen Bewilligungen betrage
199 Millionen Pfund Sterling. Er würde
bis 21. September reichen. Aber die Regierung wolle der
Bank von England Vorſchüſſe in Verbindung mit
Prä=
moratoriumswechſeln zurückzahlen, die recht viele
Millio=
nen betragen würden. Ferner würden die täglichen
Kriegsausgaben ſteigen. Der Reſtbetrag werde alſo nur
bis Ende Auguſt reichen. Die neuen geforderten
Kredite von 150 Millionen Pfund Sterling würden
weniger als 50 Tage reichen. Asquith lehnte es ab, über
allgemeine Fragen der Politik und Kriegsführung zu
ſprechen. Das Haus ſolle ſich bis zur nächſten Woche
ver=
tagen und nach ſechs oder ſieben Wochen wieder
zuſam=
mentreten. Die Regierung wolle der Kritik nicht
aus=
weichen, aber die Miniſter müßten für einen gewiſſen
Zeitabſchnitt ihre volle Aufmerkſamkeit der großen
Auf=
gabe zuwenden, über welche ſich alle Parteien des Hauſes
und alle Teile der Nation einig ſeien. — Maſon (Unioniſt)
betonte, daß die Kriegsbewilligungen jetzt tauſend
Mil=
lionen Pfund erreichten und ſie würden vielleicht auf das
Doppelte ſteigen. Die Nation müſſe das Ganze bezahlen.
Sparſamkeit ſei notwendig. Aber die Regierung habe
darin kein gutes Beiſpiel gegeben und ſetze erſt jetzt die
Sparſamkeitskommiſſion ein. — Sir Henry Dalziel
(liberal) ſagte, die Regierung könne ſicher ſein, daß
das Parlament alle ihre Forderungen einſtimmig
bewilligen werde. — Der Redner bemängelt, daß
die neue Sparſamkeitskommiſſion nicht ermächtigt
ſei, die Verträge der großen
Zuſchußverwaltungs=
kommiſſion zu überprüfen. Der Redner ſtellte neuerlich
die Forderung, daß Baumwolle als Banngut erklärt werde
und ſprach den Wunſch aus, wegen des Flugweſens,
über das im Lande Beſorgnis herrſche, die
Verſiche=
rung zu erhalten, daß alles geſchehe, um dieſe Waffe für
die Zwecke des Angriffs und der Verteidigung ausreichend
zu entwickeln. Der Redner forderte ſodann, daß die
Re=
gierung die Vertreter der franzöſiſchen Preſſe, auch der
Provinzpreſſe, nach England einlade, um die
Beunruhi=
gung in Frankrei,ch zu beſeitigen, wo man glaube,
daß England in mancher Hinſicht nicht genug leiſte, um
den Krieg zu gewinnen. — Johnſon Hicks (Unioniſt)
ver=
langte eine ſtärkere Förderung des Flugweſens. — Holt
(liberal) bemängelte die Verſchwendung, die im
Kriegs=
amt und der Admiralität getrieben werde. — Asquith
beſtritt, daß die Kritik über eine Verſchwendung im
Kriegsamt und der Admiralität den Tatſachen entſpreche.
Die Ausdehnung der Tätigkeit der Sparſamkeitskommiſſion
auf die beiden Aemter ſei unmöglich, da ſie zu viele
ander=
wärts unentbehrliche Beamte beanſpruchen würde.
As=
quith ſagte, daß die Fliegerwaffe in England ebenſogut
ſei, wie bei irgend einer anderen Großmacht. —
Unter=
ſtaatsſekretär Tennant ſagte: Die Verluſte an Flugzeugen
waren groß. Sie wurden aber wieder erſetzt. Es wurde
eine gewaltige Zahl von Flugzeugen geliefert. Das
Kriegsamt übernahm zwei private Fliegerſchulen und
ver=
mehrte die militäriſchen Fliegerſchulen von einer auf elf
In der folgenden Verhandlung wurde die
Geſchäfts=
führung der Regierung beſprochen. — Higham
(liberal) ſprach die Ueberzengung aus, daß im Kriegsamt
keine Beſſerung zu erwarten ſei, bevor einige Beamte als
abſchreckendes Beiſpiel in Whitehall gehenkt wären.
Markham (liberal) ſagte, das Unterhaus ſcheine ihm
ebenſo knechtiſch zu ſein, wie die Preſſe, von der nur eine
einzige Blättergruppe den Mut und die Ehrlichkeit beſitze,
die Mißbräuche im Kriegsamt bloßzuſtellen. — Price
(liberal) ſagte, er erblicke keinen Fortſchritt im
Koalitions=
miniſterium. — Cawley (liberal) fand es unerklärlich, daß
Kitchener die Anklagen gegen das Kriegsamt nicht
beant=
worte. Kitchener ſollte das Kriegsamt verteidigen und
ſagen, ob die Anklagen wahr ſeien oder nicht. Die
Nation fühle ſich ſehr beſorgt und bedrückt. Wenn
Kitche=
ner keine Erklärungen gebe, verdiene er ſelbſt Tadel. Das
Land werde bald wiſſen wollen, weshalb Kitchener nicht
ebenſo zur Rechenſchaft gezogen werde wie andere Miniſter.
Die engliſche Kriegsanleihe.
** Kopenhagen, 21. Juli. Politikens
Handels=
tidende bezeichnet die letzte engliſche ſogenannte
Rieſenanleihe als eine Enttäuſchung der
eng=
liſchen Erwartungen. England, das militäriſch nur
mäßi=
ges leiſte, müßte finanziell weit überlegener ſein, wenn der
deutſche Stahl durch das engliſche Gold aufgewogen
wer=
den ſollte. Die ganze Anleihe ſei überdies nicht „neues”
Geld; ein großer Teil werde durch Umtauſch älterer
Staatsobligationen beſchafft. (Miniſter Me Kenna hat
das bekanntlich beſtritten.) Der Nettobetrag reiche kaum
bis Jahresſchluß aus. Die engliſche Hoffnung auf
be=
deutende amerikaniſche Hilfe bei der Aufnahme der
Anleihe ſei ebenfalls geſcheitert. Der engliſche wunde
Punkt ſei der ſchlechte Valutakurs in Neu=York; bei den
großen engliſchen Einkäufen in Nordamerika wäre
des=
halb die Beteiligung wünſchenswert geweſen.
Der Bergarbeiterausſtand in Wales.
* London, 21. Juli. Im Unterhauſe verlas
Premierminiſter Asquith ein Telegramm von Lloyd
George und Runciman, in dem dieſe berichten, daß ſich
die Konferenz der Bergleute dahin entſchieden
hat, den Arbeitern zu empfehlen, die Arbeit ſofort
wiederaufzunehmen und zu verſuchen, den
Zeit=
verluſt wieder einzubringen. In dem Telegramm heißt
es weiter, die Beſeitigung der Schwierigkeiten wäre
leichter durch ein Uebereinkommen zu erzielen als durch
Zwang. Es iſt ein gemeinſames Vorgehen mit den
Bergwerksbeſitzern ermöglicht, die ſich zur ſofortigen
friedlichen Beilegung des Streiks vorbehaltlos der
Re=
gierung anvertraut haben.
* Rotterdam, 21. Juli. Der Rotterdamſche
Cou=
rant meldet aus London: Die Verhandlungen in
Cardiff haben zu einem Ergebnis geführt. Das
Ausführungskomitee der Arbeiter und die Vertreter der
Arbeiter hatten ein Zimmer im Parkhotel. Lloyd George,
Runciman und Henderſon berieten bald mit der einen,
bald mit der anderen Partei. Das
Uebereinkom=
men iſt ſehr günſtig für die Arbeiter. Man
erwartet, daß die Arbeit morgen wieder aufgenommen
werden wird. Es wird ein hoher Mindeſtgrundlohn
feſt=
geſetzt. Niemand wird für ſeine Teilnahme an dem
gegenwärtigen Ausſtand beſtraft werden. Das Abkommen
wird allgemein als ein großer Erfolg Lloyd Georges
betrachtet.
Der ſchweizeriſche Einfuhrtruſt.
Zürich, 21. Juli. Die Zürcher Poſt beleuchtet
die Organiſation des niederländiſchen Einfuhrtruſtes, der
nur formell eine nationale Inſtitution ſei, und ſagt mit
Bezug auf den geplanten ſchweizeriſchen
Ein=
fuhrtruſt: Soll der Einfuhrtruſt nicht unmittelbar
zu ſchweren Schädigungen unſerer Ausfuhrinduſtrie und
indirekt infolge der Vergeltungsmaßregeln der
Zentralmächte zu einer förmlichen Kataſtrophe in
unſerer Volkswirtſchaft führen, ſo muß er auf einer weit
liberaleren Grundlage aufgebaut werden, als die
entſpre=
chende holländiſche Organiſation. Ob ſich die
Vierverbands=
mächte zu ſolcher Rückſichtnahme auf unſere Intereſſen
gutwillig verſtehen? Jedenfalls leiſtet man der Schweiz
einen ſchlechten Dienſt, wenn man ihr rät, ſich einem auf
reiner Gewalttätigkeit fußenden
wirt=
ſchaftlichen Drucke einer Mächtegruppe zu
fügen, ohne zu bedenken, welchen Schaden wir durch den
Gegendruck von der anderen Seite erleiden würden.
Drahtlos Amerika-Skandinavien über
Deutſchland.
* Kopenhagen 21. Juli. Die völkerrechtswidrige
Behandlung von Telegrammen, die von Skandinavien nach
Amerika gingen, durch die engliſche Zenſurwillkür hat
in ſkandinaviſchen Handelskreiſen ſchon viel böſes Blut
ge=
macht. Ein gewiſſes Aufſehen erregt daher die Meldung,
daß ein norwegiſcher Geſchäftsmann in Kriſtiania vor ein
paar Tagen von ſeiner amerikaniſchen
Geſchäftsverbin=
dung ein Telegramm erhielt, das durch Funkſpruch von
Amerika nach Deutſchland geſandt und von dort auf dem
gewöhnlichen Telegraphenwege nach Kriſtiania
weiter=
befördert worden war. Das Telegramm war nach den
Vermerken des Telegrammformulares in Minneapolis
am 17. Juli abgegangen, in Kriſtiania aus Berlitſkam
18. Juli, nachmittags 3 Uhr 25 Minuten, abgenommen
worden. In Amerika hatte es die Funkenſtation
Tucker=
ton abgeſchickt, in Deutſchland war es von Eilveſe
auf=
genommen worden. Eine zweite drahtloſe Verbindung
zwiſchen Amerika und Deutſchland beſteht zwiſchen
Say=
ville (Long Island) und Nauen. Bisher war keine der
beiden Verbindungen für den Telegraphenverkehr
Skan=
dinavien-Amerika offen. Jetzt hofft man, daß durch das
Entgegenkommen Deutſchlands es ermöglicht wird, mit
Amerika in ſicheren telegraphiſchen Verkehr zu treten, ſo
daß die Rückſichtsloſigkeit der engliſchen Zenſur
ausge=
ſchaltet iſt. (Tägl. Rundſchau.)
Der Mißbrauch neutraler Flaggen.
* Berlin, 22. Juli. Die norwegiſche
Han=
dels= und Schiffahrtszeitung veröffentlicht der
Voſſiſchen Zeitung zufolge eine Liſte über den
Miß=
brauch neutraler Flaggen und Farben die
dem Miniſterium des Auswärtigen vorliegt. Für
Nor=
wegen kommen danach 11 Fälle in der Zeit vom 5. März
bis zum 23. Juni in Betracht. Die Liſte umfaßt weitere
7 Fälle des Mißbrauches der amerikaniſchen Flagge,
darun=
ter der „Luſitania‟=Fall, 7 Fälle des Mißbrauchs däniſcher
Farben, 6 Fälle griechiſchen, 6 Fälle holländiſchen, 6 Fälle
ſchwediſchen und 4 Fälle ſpaniſchen Flaggenmißbrauches.
Rußland und Japan.
* Petersburg, 22. Juli. Der Rjetſch ſchreibt
über die Möglichkeit eines Bündniſſesmit Japan:
Da Japan jetzt iſoliert in der Welt daſtehe, England durch
die japaniſche Politik mißtrauiſch geworden und
Ame=
rika direkt feindſelig gemacht worden ſei, ſuche Japan
jetzt Anſchluß an Rußland, nachdem jetzt der
Gegen=
ſatz im Oſten ausgeglichen ſei und Japan nichts gegen die
Politik der Türkei gegenüber einzuwenden habe, worauf
Telephonſpruch gebracht. An den Grenzen des
Vaterlan=
des war wohl jetzt ſchon die Einleitung zu einem neuen
Kapitel der Geſchichte ohnegleichen geſchrieben. Sie
blie=
ben abſeits zu unrühmlichem Zuſchauen verdammt. denn
weder Ruſſen noch Franzoſen würden einen Angriff auf
Tſingtau wagen. Zum Dienſt bei der planmäßigen
Ar=
mierung des Platzes und der Werke gehend ſahen ſie neue
rote Zettel an den Anſchlagtafeln. Der Gouverneur des
Pachtgebietes, Kapitän z. S. Meyer=Waldeck, Exzellenz,
rief mit den Reſerven die Land= und Seewehr 1. und 2.
Aufgebots ein. Gleichzeitig ſetzte ſein Befehl das etwa
450 Mann ſtarke oſtaſiatiſche Marine=Detachement aus
Tientſin und Peking über die Bahn in Marſch nach
Tſing=
tau.
Bald raſſelten im Dienſt der Armierungsarbeit die
erſten Wagen, Proviant= und Munitionskolonnen durch
die Straßen. Die Fremden packten ihre Koffer, blieben
aber, als weder Rat noch Weiſung des Gouvernements
zur Abreiſe mahnte. Auch Briten und Yankees glaubten,
kein Feind werde Tſingtaus Frieden ſtören.
Schon in der Frühe des 2. Auguſt ſchanzten tauſend
Kulis im Gelände öſtlich der Stadt. Der Nachmittag nahm
dem Gouverneur eine Sorge. Der zur Verwendung als
Hilfskreuzer beſtimmte Dampfer „Prinz Eitel Friedrich”
war vor wenigen Tagen ausgelaufen. Die amtlichen
De=
peſchen aus Deutſchland ſprachen von der
Wahrſcheinlich=
keit eines Krieges auch mit Frankreich und England. So
war zu fürchten, das Schiff könne des Feindes Beute
wer=
den, als gegen Abend die Signalſtation den Dampfer in
Sicht meldete. Die Ausrüſtung des „Eitel Friedrich”
be=
gann und vier Tage ſpäter ſeine an Erfolg und Ehren
reiche Fahrt.
Am 4. Auguſt erwachte Tſingtau zum Krieg. Mit
der Nachricht, auch Frankreich habe uns den Handſchuh
hingeworfen, hörte die Bevölkerung, das Marine=
Detache=
ment und die Schar der Reſerviſten aus Peking und Ti=
entſin werde eintreffen. Alt und jung wanderte zum
Bahn=
hof. „Friedericus Rex, unſer König und Herr, der rief
ſeine Soldaten alleſamt ins Gewehr” klang es den
An=
kommenden aus den Inſtrumenten der Kapelle des
See=
bataillons entgegen. Vom Hoch= und Hurrarufen heiſer,
nahmen die Tſingtauer die Truppe und die Reſerviſten in
die Mitte und geleiteten ſie mit dem Geſang von
Kriegs=
liedern in die Kaſernen. Kulis fuhren der Ankommenden
Päckchen und Koffer auf Rikſchas nach.
Lauter und froher hallten unſere alten Lieder am
nächſten Mittag durch die Straßen. An den
Anſchlag=
tafeln ſtand zu leſen, Britannien habe dem Reich den Krieg
erklärt. Kaum endenden Jubel löſte die Nachricht in den
kaſernen und bei den Truppen im Vorgelände aus. Bei
der Arbeit des Schanzens wurde der Matroſe und
See=
ſoldat zum Strategen: Die Engländer werden uns vom
Süden und der See her, die Ruſſen mit der Bahn von
Norden kommen, und beide mit blutigen Köpfen wieder
heimwärts ziehen. Die Offiziere blieben überzeugt, nur
eine Macht, Japan, könne mit Ausſicht auf Erfolg einen
Angriff auf unſeren aſiatiſchen Stützpunkt
unterneh=
men.
Tſingtau war leer geworden. Der Matroſe lebte in
den Forts oder auf ſeinen Schiffen. Der Seeſoldat ſtand
in den Werken oder auf der Wacht an der Grenze des
Pachtgebietes, und der kommende Kampf trug ein erſtes
Ahnen ſeines Ernſtes in die Stadt, als gegen Abend der
Gouverneur Hauptquartier und Wohnſitz in die Bismarck=
Kaſerne öſtlich von Tſingtau, alſo hinter die Werke,
ver=
legte. Er kehrte dem Ort wie der Bevölkerung den
Rücken und richtete unter Soldaten die Augen nach vorn
in das Land des kommenden Kampfes. Tſingtau und
ſeinen Bürgern abgewandt, nicht mehr Beamter und
Gou=
verneur, ſondern nur noch Soldat und Führer, durfte er
die Tage der Belagerung verleben. Er wußte hinter ſich
Deutſche und alle beſeelt=vom entſchloſſenen Willen, lie=
ber ein Grab unter den Trümmern ihres Heims zu
fin=
den, als ein Jota an deutſcher Waffenehre zu opfern. Bis
zur letzten Patrone für die Tſingtauer kämpfend hat er —
ein in der Kriegsgeſchichte wohl einzigartiger Fall —
nicht ein einziges Mal in Perſon oder durch Vertreter die
Bevölkerung zur Ordnung oder Ausharren in Wort oder
Schrift mahnen müſſen. Der eigenen Pflicht bewußt, kam
ihm nie ein Zweifel, daß jeder hinter ihm als Deutſcher
auch die ſeine tat und kannte. Die Bürger hörten von ihm
nur, wenn mittags der Zettel an der Anſchlagstafel Neues
erzählte.
Leer lag am Morgen dieſes 6. Auguſt auch der Hafen;
der Kreuzer „Emden”, das Kanonenboot „Jaguar” und
Torpedoboot „S. 90” waren verſchwunden. Zu Anker
lag nur der in den nahen Fährden und Nöten heldiſch
tapfere und treue Bundesgenoſſe, der öſterreichiſch=
un=
gariſche Kreuzer „Kaiſerin Eliſabeth” und in der Werft
ſchlummerten, abgerüſtet, die für Kampf nicht mehr
ver=
wendbaren kleinen Kanonenboote „Cormoran”. Iltis”
„Tiger” und „Luchs” „Da überkam mich ein Gefühl der
Sorge und drückender Vereinſamung,” erzählt eine von
der Belagerung ſprechende Dame, „bangten wir uns doch
ſchon um die Bekannten auf dem Kreuzergeſchwader, das
auf der Fahrt nach der Südſee war.‟ Doch gegen Abend
lief Tſingtaus kleines Geſchwader von drei Fahrzeugen
wieder ein. S. M. S. Emden” brachte den Dampfer
„Rjaeſan” von der ruſſiſchen Freiwilligen Flotte als
Priſe ein. Mit den Geſchützen des „Cormoran” wurde
dem Ruſſen bei der Ausrüſtung zum Hilfskreuzer des
Kanonenbootes anſtändiger Name gegeben. Eine
deut=
ſche Beſatzung hat ihm Ehre gemacht. Die „Emden” aber
lag nur wenige Stunden im Hafen. Ehe des nächſten
Tages Sonne die zackigen Gipfel des Lauſchan, der
Dolo=
miten Oſtaſiens, rötete, war ſie auf der Fahrt in die Un=
Otto v. Gottberg.
ſterblichkeit.
Rußland jetzt das Hauptgewicht lege. Bisher ſei einem
Bündniſſe die Erinnerung an den früheren Krieg
hin=
dernd im Wege geweſen. Jetzt wolle Japan
Rücken=
deckung an Rußland haben, um ſeine ganze Energie
auf den Kampf gegen Amerika verwenden zu können.
(Das ſind nur Phantaſien des Rjetſch.)
Die Balkanſtaaten.
Rumänien und der Krieg.
Ein Leitartikel der Independance Roumaine darf
anſcheinend als Beginn einer endgültigen Klärung der
Politik Rumäniens beurteilt werden. Denn dieſer
halbamtliche Artikel ſpricht mit klaren Worten aus, daß
das Blut der Söhne Rumäniens nur für rumäniſche
In=
tereſſen fließen könne. Damit iſt den rumäniſchen
Inter=
ventioniſten offenbar eine Abſage erteilt worden. Es
müßte denn ſein, daß auch die Bukareſter Regierung den
Wahn der rumäniſchen Ruſſenfreunde teile: Rumäniens
Intereſſen würden gefördert, wenn ſein Heer dazu
bei=
trage, Konſtantinopel und die Meerengen in ruſſiſche oder
in engliſche Hände zu bringen. Da ein derartiges
Hirn=
geſpinſt einer verantwortlichen Regierung nicht zugetraut
werden darf, kann jene halbamtliche Bukareſter Auslaſſung
nur die erörterte Bedeutung haben. Ob die Bemühungen
des Vierverbandes, Rumänien durch leere Verſprechungen
auf ſeine Seite zu ziehen, nunmehr aufhören werden, iſt
gleichwohl zweifelhaft. Hat doch König Viktor
Ema=
nuel der Kleine ſich in eigener Perſon erſt jüngſt
der=
ſelben Aufgabe gewidmet. Er gab nämlich, wie der
Peters=
burger Slowo berichtet, dem Zaren in einem Briefe
den Rat, Rumänien denkbar weit entgegenzukommen, weil
es im gegenwärtigen Zeitpunkte einen gewaltigen Faktor
darſtelle. Mit derartigen Anſtrengungen um den Gewinn
der militäriſchen Hilfe Rumäniens führt König Viktor
Emanuel nicht bloß die Sache des Vierverbandes, ſondern
auch ſeine eigene. Denn was könnte es für den König von
Italien wohl Willkommeneres geben, als einen gekrönten
Vertragsbrecher an ſeiner Seite zu haben? Da im
vor=
liegenden Falle der vertragsbrecheriſche Genoſſe ein
Hohen=
zoller wäre, würde Viktor Emanuel ſein Gewiſſen doppelt
entlaſtet fühlen, falls ihm auf dem Wege über St. Peters
burg die Verkuppelung Rumäniens an den Vierverband
gelänge. Jene krankhaften Anſtrengungen des Königs von
Italien ſind aber nicht nur für dieſen ſelbſt, ſondern auch
für die Schwindeltaktik der Bukareſter
Ruſſen=
freunde bezeichnend. Denn zugleich mit dem Briefe
Viktor Emanuels an den Zaren wird eine Meldung der
ruſſenfreundlichen Bukareſter Blätter bekannt, die ganz und
gar nicht zu dem Inhalt jenes Briefes paßt. Unter
Be=
ruſung auf den aus Konſtantinopel ausgewieſenen
ruſ=
ſiſchen Botſchaftsſekretär Serafimow, der zur Bewachung
des Botſchaftsgebäudes bis jetzt zurückgeblieben war,
be=
haupten nämlich die ruſſenfreundlichen Zeitungen
Buka=
reſts, daß Konſtantinopel ſich im Auguſt ergeben werde,
weil die Türkei nur noch für vierzehn Tage Munition
beſitze. Wäre dies wahr, dann würde Rumänien nicht
entfernt der „gewaltige” Faktor ſein, als welchen König
Viktor Emanuel es dem Zaren ſchildert, und dann
wären auch alle übrigen Bewerbungen des Vierverbandes
um Rumänien, Bulgarien uſw. ebenſo überflüſſig, wie die
andauernde Verſtärkung des engliſch=franzöſiſchen
Dar=
danellenheeres. Die Bukareſter Ruſſenfreunde, die au
die militäriſche Unterſtützung des Vierverbandes durch
Rumänien hinarbeiten, haben bei der Verbreitung der
obigen Schwindelnachricht ganz vergeſſen, wie überflüſſig
Rumänien für den Vierverband in dem Augenblick iſt, wo
Konſtantinopel wegen Munitionsmangels ſich ergeben muß
Gerüchte von einem Ultimatum an
Rumänien.
* (Ctr. Bln.) Die Berl. Volksztg. gibt folgende wenig
wahrſcheinliche Meldung wieder: Das Kopenhagener
Blatt Politiken erhält von ſeinem Pariſer
Korreſponden=
ten folgenden telegraphiſchen Bericht: Aus Athen
kommt die telegraphiſche Nachricht, in dortigen
diplomati=
ſchen Kreiſen werde angenommen, daß Oeſterreich=
Ungarn an Rumänien ein Ultimatum ſtellen
wird, worin die Forderung ausgeſprochen wird, daß
Ru=
mänien einwillige, daß die Türkei in Zukunft ihre
Muni=
tions= und Waffenlieferung von den Zentralmächten
über rumäniſches Gebiet erhalte. Wie bekannt, hatte
Rumänien dieſe Forderung früher abgeſchlagen. Es geht
das Gerücht, daß das öſterreichiſche Ultimatum an
Ru=
mänien bereits formuliert und fertig zum Abſenden
bereit ſei. Auch hört man, daß die Zentralmächte bereits
bedeutende Truppenmengen an der rumäniſchen
Grenz=
zuſammenziehen.
Die Meldung bedarf, wie geſagt, der Beſtätigung
zumal ſie aus franzöſiſcher Quelle ſtammt.
Serbien und die anderen Balkanſtaaten.
* Paris 21. Juli. Der Korreſpondent des Temps
in Niſch berichtet, daß die augenblickliche Lage in
gewiſſen Kreiſen Serbiens mit Beſorgnis betrachtet
werde. Das Schickſal habe gewollt, daß Serbien in die
Abtretung von Gebieten, auf die es Anſpruch hätte, an
Italien einwilligen mußte, und daß kurz darauf die
Fra=
gen wegen des Banates und wegen Mazedonien
aufge=
rollt wurden. Rumänien vergeſſe augenſcheinlich, daß die
Gefahr aus dem Norden komme und nur durch den
Zu=
ſammenſchluß Serbiens und Rumäniens gebannt werden
könne. Der ſerbiſche Vormarſch in Albanien habe
an=
ſcheinend Verſtimmung in Italien hervorgerufen. Es
ſei aber unbeſtreitbar, daß Serbien größere Intereſſen in
Albanien habe als Italien. Ein enger ſerbiſch=
rumäniſch=
italieniſcher Zuſammenſchluß ſei der beſte Wall gegen die
germaniſche Gefahr. Die bulgariſchen Forderungen ſeien
in Serbien mit großer Verſtimmung aufgenommen
wor=
den. Die Wiederherſtellung des Balkanbundes, von der
in der letzten Zeit geſprochen worden ſei, habe man in
Serbien als notwendig und nützlich erachtet; doch glaube
man, daß es nur ein Mittel zur Verwirklichung gehe,
näm=
lich, daß alle Balkanſtaaten Opfer bringen und gemeinſam
gegen das Germanentum kämpfen. Nach dem Kriege
werde dann jeder ſeinen Anteil an der Beute erhalten.
Die Vorwürfe, daß Serbien untätig bleibe, ſeien
unbe=
ründet. Serbien habe die öſterreichiſche Offenſive
an=
gehalten und die Verbindung Deutſchlands mit der Türkei
verhindert. Dies ſei heute noch ſeine Aufgabe, und wenn
es nötig ſein ſollte, würde es auch die Offenſive gegen
Oeſterreich ergreifen.
Die Haltung Griechenlands.
* (Ctr. Bln.) König Konſtantin iſt auf den
Rat ſeiner Aerzte nach Schloß Tatoi überſiedelt. Mit
Rückſicht auf den Geſundheitszuſtand des Königs iſt die
Kammer endgültig bis zum 17. Auguſt vertagt wor
den. Dem Rücktritt des Miniſters des Aeußern,
Zogra=
phos, iſt keinerlei politiſche Bedeutung beizumeſſen. Er
hat ſeinen Poſten als Vizegouverneur der Nationalbank
von Griechenland wieder angetreten und Miniſterpräſident
Gunaris hat die Geſchäfte des Auswärtigen Amtes bereits
übernommen. Hält man dieſe beiden Tatſachen
neben=
einander, ſo läßt ſich mit voller Zuverſicht ausſprechen, daß
n der Haltung der griechiſchen Regierung vor Zuſam=
mentritt der Kammer, alſo innerhalb der nächſten drei
Wochen, keinerlei Veränderung eintreten
wird. Mit Spannung verfolgt man in Athen die
Vor=
gänge auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz, weil die
Ueber=
zeugung vorwaltet, daß ein möglicher Zuſammenbruch
der ruſſiſchen Armeen das Schickſal des Krieges beſiegeln
wird. (V. Z.)
Die Lage in Aegupten.
* Aus Konſtantinopel, 21. Juli, berichtet die
Frkf. Ztg.: Aus Kairo wird zuverläſſig gemeldet: Ueber
die Unterſuchung wegen des jüngſten Attentats auf
den von den Engländern eingeſetzten Khediven wird
ſtrengſte Geheimhaltung bewahrt. Der Khedive wollte nach
dem Attentat abdanken. Er unternahm deshalb
mehrfach Schritte. Die Engländer zwingen ihn jedoch,
auf ſeinem Poſten zu verharren. Die Engländer
beab=
ſichtigen, ägyptiſche Soldaten in engliſcher
Uni=
form nach den Dardanellen zu entſenden. Die Soldaten
revoltierten jedoch, ſodaß auf eine Verwendung
verzichtet werden mußte.
Ganz gewaltig iſt der Zuſtrom Verwundeter
nach Aegypten. Die großen, weltberühmten Hotels
Mena=
houſe, Heliopolis, Palace Semiramis, Savoy und Gezireh
Palace ſind in Hoſpitäler umgewandelt. Das gleiche gilt
für Alexandrien und Suez. Der von auſtraliſchen
Sol=
daten eingeſchleppte Typhus verurſacht wahrhafte
Ver=
heerungen; dabei macht ſich das Fehlen von ſanitärem
Material ſehr bemerkbar. Im Lande gewinnt
zunehmen=
der Mißmut die Oberhand. Die Heuſchreckenplage, die in
ſo furchtbarer Form wie jetzt noch nie aufgetreten iſt,
richtet unermeßliche Verwüſtungen an.
Die Arbeiterbewegung in Amerikg.
* Rotterdam, 21. Juli. Ueber die bereits
ge=
meldeten Unruhen unter den Arbeitern der
Stan=
dard Oil Company in Bridgeport wird weiter
gemeldet: Streikende verſuchten die Anlagen der Standard
Oil Company zu ſtürmen. Die Wächter feuerten ihre
Re=
volver ab, verwundeten drei Streikende und zerſtreuten die
Menge. Eine ſpätere Meldung beſagt, die Unruhen in
Bridgeport haben ſich wiederholt. 50 Perſonen wurden
verwundet, darunter auch Poliziſten. Die verwundeten
Streikenden wurden in Spitäler gebracht. Wie der Chef
der Polizei angibt, betrug die Menge, die die Fabrik
ſtürmen wollte, 5000 Perſonen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 23. Juli.
In den Ruheſtand verſetzt haben Ihre Königl.
Hoheit die Großherzogin den Kataſtergeometer
Wilhelm Schaubach zu Worms auf ſein Nachſuchen,
unter Anerkennung ſeiner langjährigen treuen Dienſte.
* Militärdienſtnachrichten. Befördert: Zu
Leut=
nants der Reſerve die Offizieraſpiranten:
Holzſche=
rer (Sträßburg), d. Drag.=Regts. Nr. 24, v.
Carls=
hauſen (Hanau), Hofferberth (II Darmſtadt),
Kottenhahn (I Darmſtadt), d. Feldart.=Regts. Nr. 61,
Blöcher (II Darmſtadt) bei den Mun.=Kol. und Trains
d. 18. A.=K., Lachmann (I Darmſtadt) in d. I. Erſ.=
Abt. Feldart.=Regts. Nr. 25, Schneider (Mainz), d.
Fußart.=Regts. Nr. 18, Banſa (II Frankfurt a. M.), d.
Train=Abt. Nr. 18, jetzt b. Div.=Brückentrain 25; zum
Leutnant d. Landw.=Inf. 2. Aufg. Offizieraſpirant
Men=
delfohn (Gießen) im Landſt.=Inf.=B. Gießen; zum
Leutnant d. Landw.=Feldart. 2. Aufg.: Offizieraſpirant
Trier (I Darmſtadt) in d. 1. Erſ.=Abt. Feldart.=Regts.
Nr. 61; zum Leutnant d. Landw.=Trains 2. Aufgeb.:
Offi=
zieraſpirant Forſter (I Darmſtadt) bei d. Inf.=Mun.=
Kol. d. 30. Reſ.=Div. Zu Leutnants ernannt: die
Feldwe=
belleutnants: Schlenvogt (Mainz) im Reſ.=Inf.=Regt.
Auf den Schlachtfeldern
am Dnjeſtr.
III.
In knappen, klaren Sätzen hatte uns der
General=
ſtabsoffizier der Diviſion, von deren Gefechtsſtand aus
wir den erſten Einblick in die zur Entſcheidung
heran=
reifende Dnjeſtrſchlacht erhalten ſollten, von der
Entwick=
lung der heutigen Kämpfe und von der augenblicklichen
Lage unterrichtet
Um Mitternacht hatte nach wirkungsvollſter
Artillerie=
vorbereitung der Infanterieangriff mit der
Ueberſchrei=
tung des Stromes eingeſetzt. Unter dem Schutze der
Nacht und eines dichten Nebels, der in den erſten
Mor=
genſtunden aus den Uferwieſen aufgeſtiegen war, hatten
die Pioniere ihre Pontons herangeführt und die erſten
Truppen den Uebergang erzwungen. Die das Ufer beſetzt
haltenden feindlichen Vortruppen waren verjagt oder
ge=
fangen genommen worden. Nur an einzelnen Stellen,
wo die Steile des Ufers und andere natürliche
Verteidi=
gungsmittel unſere Sturmkolonnen aufgehalten und es
dem Gegner ermöglicht hatten, Verſtärkungen
heranzu=
ziehen, war bis in den Vormittag hinein erbittert
ge=
kämpft wrden. Bis an den Hals im Waſſer ſtehend hatten
hier unſere tapferen Weſtpreußen mehr als zehn Stunden
lang aushalten müſſen. Um ſchießen zu können, hatte der
Hintermann den Vordermann immer in die Höhe heben
müſſen. Mancher Brave war, von feindlicher Kugel
ge=
troffen, durch die reißende Strömung fortgeriſſen worden.
Doch endlich war es auch hier „geſchafft” worden. Nur
in einer Flußſchleife hielt ſich noch immer eine Abteilung
finniſcher Scharfſchützen, die mit ihrem Gewehr= und
Maſchinengewehrfeuer unſeren Truppen hart zuſetzte.
Endlich aber gelang es, ſie zu umzingeln und gefangen zu
nehmen, und nun war in der ganzen Gefechtsbreite der
Diviſion das nördliche Ufer in unſerem Beſitz. Bald war
es möglich, wenn auch unter heftigſtem Feuer der
ruſ=
ſiſchen Artillerie, einige Brücken und Laufſtege anzulegen
und einen Teil der Batterien herüberzuführen. Jetzt war
der Angriiff auf die feindlichen Hauptſtellungen auf den
jenſeitigen Höhen in vollem Gange. Eine der
bedeutungs=
vollſten Epiſoden in dieſen Kämpfen ſpielte ſich unmittel
bar vor uns im Grunde ab.
Einer der Offiziere rief den Generalſtäbler an das
Telephon, das mit zwei Sprechapparaten und einem
großen Schaltbrett unter dem Zeltdach des fahrbaren
Ge=
fechtsſtandes engebracht war und unausgeſetzt zwei
Offi=
ziere oder Unteroffiziere beſchäftigte. Durch ſeine Hilfe
ſtand die Diviſion einerſeits mit dem Korps und den
Nachbardiviſionen, andererſeits mit den vorn fechtenden
eigenen Truppenkörpern in unausgeſetzter Verbindung.
Unausgeſetzt, ſolange die Leitung nicht geſtört war. Für
ſolche Fälle jedoch ſtand ein dem Stabe beigegebenes
Kommando von Fachtruppen bereit, das mit oft
erſtaun=
licher Findigkeit den Schaden aufzuſpüren und zu
be=
ſeitigen wußte.
Der General ſelbſt übernahm nun das Mentoramt.
„Wenn Sie ſich nicht vor Granaten fürchten, können wir bis
auf die Höhe vorgehen, dort haben Sie einen vortrefflichen
Ueberblick über das Gelände. Nachher werden Sie durch
das Scherenfernrohr drüben auch den fortſchreitenden
An=
griff ſelbſt beobachten können. Aber vorſichtig. Denn
ſo=
bald ſie dort jemand bemerken, funken ſie augenblicklich
herüber. Auch hier haben ſie ſich ſchon mehrfach eifrigſt
betätigt.”
Der General wies auf verſchiedene Granatlöcher
rechts und links neben uns in den Feldern und einmal
auch mitten auf dem Wege, auf dem wir jetzt bis dicht
hinter die Höhe gelangten. Ein großartiger Anblick
öffnete ſich vor meinen Augen. Im weiten Umkreiſe lag
das waldreiche Hügelland da, das, von zahlreichen
par=
allel von Norden nach Süden fließenden Nebenflüßchen
durchſchnitten, hier am Nordoſtufer aus der bald breiteren,
bald ganz ſchmalen Dnjeſtrniederung aufſteigt. Das
Südufer fällt hier ziemlich ſteil, faſt unmittelbar in den
Strom ab. Drüben dagegen trennt ein mehrere Kilometer
breites Niederungsgelände den Fluß von den dicht
be=
waldeten Höhenzügen. Inmitten dieſes faſt
deckungs=
loſen Geländes nahe dem Waldrand lag eine brennende
Stadt: Bukaczowce, um deren Beſitz eben gekämpft wurde.
Wurde dort unten wirklich gekämpft? Das alles
machte einen ſo friedlichen Eindruck. Nur der
unaufhör=
liche Kanonendonner und die weißen Wölkchen der
Schrapnells, die überall das tiefe Blau des Himmels in
ſo verdächtiger Weiſe unterbrachen, ließen erkennen, daß
dort unten blutige Arbeit getan wurde. Selbſt durch das
Scherenfernrohr, das ſo ſcharf auf unſere ſchnell
aufge=
worfenen Gräben eingeſtellt war, daß man zuweilen die
einzelnen Geſtalten unterſcheiden konnte, war von dem,
was man ſich ehedem wohl unter Schlachtengetriebe
vor=
ſtellen mochte, nur wenig zu bemerken. Ab und zu ein
paar durch die Wieſe ſchleichende Geſtalten, die dann in
einem der Gräben verſchwanden. Auf den jenſeitigen
Höhen ein jähes Aufblitzen: Das Mündungsfeuer eines
ſchlecht aufgeſtellten feindlichen Geſchützes. Und auf den
Straßen hinter der Stadt lange Staubwolken, die nach
dem Walde zu verſchwanden. Das war längere Zeit alles.
Doch plötzlich wird es in den vorderſten Gräben
leben=
dig. Man ſieht in langer Reihe einzelne Geſtalten ſich
erheben und über die Ebene vorwärtsſtürmen. Aber nach
wenigen Minuten ſind ſie alle wieder verſchwunden,
während von drüben ein heftiges Geſchieße hörbar wird.
. Regiment wird vom
Eine Meldung vom.
Telephon herübergebracht: „Bukaczowee vom Feinde
ge=
räumt. Das Regiment bittet dringend, die Stadt beſetzen
zu dürfen.”
Lächelnd ſchüttelt der General den Kopf. „Sie ſind
gar nicht zu halten, die prächtigen Jungens. Zwei Tage
haben ſie auf der Eiſenbahn gelegen. Dann 60 Kilometer
auf dem Fußmarſch — bei der Hitze — ohne Kochwagen
und Gefechtsbagage. Seit Mitternacht im Gefecht. Und
nun bitten ſie ſchon zum dritten Male, die Stadt ſtürmen
und beſetzen zu dürfen. Aber ich darf es ihnen nicht
er=
lauben. Die öſterreichiſche Diviſion, die rechts neben uns
kämpft, hat den Flußübergang noch nicht bewerkſtelligen
können. Ehe ſie nicht herüber iſt, laufe ich immer Gefahr,
in der Flanke umfaßt zu werden. Sie müſſen warten,
ſo leid es mir tut.”
Der Adjutant mag ſchön gewettert haben, als das
Telephon ihm zum dritten Male dieſen Beſcheid
über=
mittelte. Aber ſo herrlich dieſes unwiderſtehliche
Vor=
wärtsdringen bei der Truppe iſt, die keine Ermüdung
kennt und keine Gefahr, wenn es nur weitergeht — dem
Sieg entgegen, ſo bewundernswürdig iſt die überlegene
Ruhe des Führers, der ſich nicht vom Augenblickserfolg
verleiten läßt und ſelbſt im Siegesrauſch die Kraft
be=
hält, ſich und die Seinen dem Ganzen unterzuordnen. Die
weitere Entwicklung des Gefechts ſollte bald genug zeigen,
daß die Räumung der brennenden Stadt eine Falle
ge=
weſen war. Als die Ruſſen ſahen, daß ſie kein
Glück damit hatten, beſetzten ſie den Ort
wieder, der erſt am nächſten Morgen, als auch die
Oeſter=
reicher den Flußübergang erzwungen hatten, endgültig
von den Unfrigen beſetzt werden konnte.
Richard Schott, Sonderberichterſtatter.
Nr. 254, Stockhauſen (Worms) im Landft.=B. IV
Darmſtadt. Zu Leutnants, vorläufig ohne Patent,
be=
fördert: die Fähnriche: Seifart., Pielmann im
Inf.=Regt. Nr. 118, Spohr im Inf.=Regt. Nr. 117,
Eck=
hardt, Lahr, Bauer, Störiko, Selzer,
Schmitz, Courtin, Sperber, Siepmann,
Schneider, Fiſcher im Inf.=Regt. Nr. 116,
Mül=
ler, Schwarz Germann, Scheuerpflug,
Gebb, Brauns, Bittel, Dingeldein im Inf.=
Regt. Nr. 118, v. Fiſcher=Treuenfeld Graf v.
Büdingen, v. Bernuth, Strecker Gatzen,
Rit=
ter und Edler v. Scheibler, Wilberg im Garde=
Drag.=Regt. Nr. 23. Zu Fähnrichen befördert: die
Un=
teroffiziere: Bender Ehrhardt (Ludwig),
Rein=
hart, Braumann, Ehrhardt (Eberhard) im Inf.=
Regt. Nr. 117.
Kriegsauszeichnung. Jäger Ludwig Germann
im 2. bayeriſchen Feld=Jägerbataillon, Sohn des
Tele=
graphenoberſekretärs Germann, erhielt die heſſiſche
Tapferkeitsmedaille, nachdem er im Herbſte bereits durch
das Eiſerne Kreuz ausgezeichnet worden war.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 14 vom
22. Juli hat folgenden Inhalt: 1. Bekanntmachung,
die Stiftung „Sophienhaus, Carl Puricelliſches
Blinden=
heim” in Bingen betreffend. 2. Ausführungsanweiſung
zur Verordnung des Bundesrats über den Verkehr mit
Brotgetreide und Mehl aus dem Erntejahr 1915 vom
28. Juni 1915. 3. Bekanntmachung über den Verkehr
mit Kraftfuttermitteln. 4. Bekanntmachung über den
Verkehr mit Gerſte aus dem Erntejahr 1915. 5.
Be=
kanntmachung, das Verfüttern von Brotgetreide, Mehl
und Brot betreffend. 6. Bekanntmachung, das
Aus=
mahlen von Brotgetreide betreffend. 7. Bekanntmachung
über die Regelung des Verkehrs mit Hafer. 8.
Bekannt=
machung, Anſchlußgleis der Firma Johann Mühlberger
zu Neubamberg (Rheinheſſen) betreffend. 9.
Bekannt=
machung, Anſchlußgleis für die Firma Süddeutſche
Putzwoll=Fabrik Ernſt und Argenton, G. m. b. H. zu
Bickenbach (Heſſen) betreffend.
* Kreuz in Eiſen. Am Sonntag nagelte unter
Füh=
rung der Herren Klier und Greber der 6. Zug der
Darmſtädter Jugendwehr. Die Jungen haben
aus eigenen Mitteln der guten Sache eine beträchtliche
Summe überwieſen. Vorausſichtlich wird nächſten
Sonn=
tag nachmittag die Jugendwehr die Nagelung für alle
diejenigen vornehmen, die bei der Hausſammlung durch
die Jungmänner Beträge gezeichnet haben und nicht
ſelbſt nageln wollen. Die Sammlung hatte einen ſehr
guten Erfolg und iſt ein ſchöner Beweis für die
Opfer=
freudigkeit in allen Schichten unſerer Bevölkerung.
* 50 Jahre treuer Pflichterfüllung, ein unter den
heu=
tigen Verhältniſſen ſeltenes Ereignis, darf ſich der ſeit
dieſer Zeit in Dienſten der Zündwarenfabrik von
Beſ=
ſunger & Co., jetzt in Nieder=Ramſtadt, tätige
Fabrik=
ſchreiner Georg Keller von hier rühmen, der am
24. Juli als einziger lebender Ueberreſt des ſeinerzeit
umfangreichen Betriebs im Hohlen Weg heute noch das
dortige kleine Häuschen bewohnt und noch täglich in
vol=
ler Rüſtigkeit ſeinem für die Geſundheit nicht ganz
unge=
fährlichen Beruf nachgeht und ſeit der Verlegung der
Fabrik nach Nieder=Ramſtadt auch hier täglich trotz ſeines
hohen Alters und des weiten Weges ſeine Pflicht erfüllt.
— Geſellenprüfung des Ortsgewerbevereins.
Bei der Hauptprüfung im Frühjahr mußten die
Maſchinenſchloſſer und Mechaniker zurückgeſtellt werden.
Ein großer Teil der Lehrmeiſter wollte die Prüflinge
nicht freigeben, des weiteren ließen ſich keine
Prüfungs=
meiſter finden, weil eilige Militärlieferungen, beſonders
das Abdrehen von Granaten, dieſe Gewerbezweige jetzt
während des Krieges ſtark beſchäftigt und die vielen
Einberufungen natürlich einen Mangel an Perſonal
her=
vorrufen. Dank der nicht ruhenden Bemühungen des
Vorſitzenden des Ausſchuſſes und des wirklich
aner=
kennenswerten Entgegenkommens der in Frage
kommen=
den Gewerbetreibenden gelang es aber doch nunmehr,
die Prüfung vollſtändig durchzuführen.
Am vergangenen Sonntag fand im Anſchluß an eine
Ausſtellung der durchgängig recht gut ausgefallenen
Ge=
zſellenſtücke im engeren Kreiſe im Gewerbeſchulhauſe die
Ueberreichung der Geſellenbriefe an die
sſämtlich beſtandenen 18 Prüflinge durch die
Prüfungs=
meiſter, die Herren Fabrikant Göckel, Werkmeiſter
Böhm und Werkmeiſter Brückmann ſtatt. Die
jungen Leute (1 erhielt die Note ſehr gut, 10 gut, 7
be=
sſtanden) waren alle ſehr erfreut und dankbar, daß ihre
Prüfung trotz der ernſten und dafür ſo ſchwierigen Zeit
ſo raſch durchgeführt werden konnte.
* Vortrag. Wie ſorgen wir für unſere Miſſionsleute,
wenn ſie aus der Gefangenſchaft zurückkehren? Dieſe
Frage bewegt neben anderen Fürſorge=Beſtrebungen in
dieſer Kriegszeit die deutſche Chriſtenheit. Sind ſchon die
Leiden unſerer Landsleute in der Gefangenſchaft überall
groß, ſo doch beſonders in den Tropen. Aus dem
Küſten=
land von Kamerun ſind ſie zum Teil ſchon über England
in die Heimat entlaſſen, zum Teil von den Franzoſen in
Dahome in Wellblech=Baracken untergebracht und mit
ſchweren Arbeiten beſchäftigt. Der Geſundheitszuſtand
etlicher war ſo elend, daß die franzöſiſche Regierung auf
Druck unſerer Regierung ſie nach Nordafrika gebracht hat.
In dem noch nicht eroberten Hinterland von Kamerun
fehlt es den abgeſchnittenen Miſſionsleuten an Chinin
und anderer Medizin. In Südafrika und Indien ſind
große Scharen von Miſſionsleuten, Männer, Frauen und
Kinder, in Konzentrationslagern untergebracht. Gar
mancher wird nach dem Krieg mit geſchwächter
Geſund=
heit heimkehren. Für ſie ſoll in Tübingen ein Tropen=
Geneſungsheim gebaut werden. Der Bau war
ſchon vor dem Krieg geplant und ſoll jetzt beſchleunigt
werden. — Von der Sorge für unſere Miſſionsleute, wenn
ſie aus der Gefangenſchaft zurückkehren, wird ein
Vor=
trag handeln, den Herr Oberlehrer Kämmerer aus
Stuttgart am Dienstag, den 27. Juli, 8 Uhr abends, im
Eliſabethenſtift halten wird. Es wird dazu
herz=
lich eingeladen.
* Konzert. Die rühmlichſt bekannte Künſtler=
Ver=
einigung veranſtaltet im Kaffee Fürſt Bismarck einen
Vaterländiſchen Feſtabend. Der Abend iſt durch das
ab=
wechſlungsreiche ſchöne Programm jedem Konzert=
Be=
ſucher aufs beſte zu empfehlen.
Außerordentliche Sitzung des Kreistages
des Kreiſes Darmſtadt.
G.* Der Kreistag des Kreiſes Darmſtadt
trat geſtern im Sitzungsſaale des Regierungsgebäudes
(Neckarſtr. 3) zu einer außerordentlichen Sitzung
zu=
ſammen.
Als einziger Punkt ſtand auf der
Tagesord=
nung: Die Beſchaffung der Mittel zur Durchführung der
Brot= undMehlverſorgung im Kommunalverbande
Darm=
ſtadt (Kreiſe Darmſtadt und Dieburg) nach der Bundes=
ratsverordnung vom 28. Juni 1915 über den Verkehr mit
Brotgetreide und Mehl.
Herr Regierungsrat Freiherr v. Starck
begrüßte die erſchienenen Kreistagsabgeordneten und
ſtellte durch Namensaufruf feſt, daß die erforderliche Zwei=
Drittel=Mehrheit anweſend war um noch über zwei
wei=
tere Punkte, die nicht auf der Tagesordnung ſtanden,
Be=
ſchluß faſſen zu können. Es betrafen dies 2. die
Be=
ſchaffung der Mittel zur Durchführung der
Bundesrats=
verordnung vom 28. Juni 1915 über den Verkehr mit
Gerſte und Hafer und 3. die Aenderung der
Ge=
markungsgrenze Darmſtadt=Arheilgen aus Anlaß
der Erbauung einer Kreisſtraße vom Bahnhof
Kranich=
ſtein bis zur Kreisſtraße Darmſtadt=Meſſel (Dreiſchläger
weg). Ueber Punkt 1 und 2 referierte der Vorſitzende
ſelbſt, über Punkt 3 Herr Baurat Prof. Knapp.
Widerſpruch gegen die Ausführungen der
Vortragen=
den wurde von keiner Seite erhoben, und der Kreistag des
Kreiſes Darmſtadt beſchloß antragsgemäß zu genehmigen,
daß die zum Zwecke der Brot= und Mehlverſorgung der
Bevölkerung erforderlichen Mittel durch den Kreis
Darm=
ſtadt angeliehen werden, genehmigte ferner, daß die zur
Ausführung der Bundesratsverordnung über Gerſte= und
Haferbeſchlagnahme für den Kreis Darmſtadt
erforder=
lichen Mittel ebenfalls durch eine Anleihe beſchafft
wer=
den, und daß der Kreisausſchuß ermächtigt wird, alles
weiter Erforderliche über Höhe der Anleihe, Zinsfuß und
Tilgung zu beſchließen. Auch die vorgeſchlagenen
Aen=
derungen der Gemarkungsgrenze Darmſtadt=Arheilgen
wurden auf Grund der ausgelegten Pläne angenommen.
Rotes Kreuz.
(Geöffnet von 8—1 und 2—6 Uhr. Bureau der Zentral=
Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 25,
Krankenbeförde=
rungs=Abteilung: Mathildenplatz 20, Fernruf 2576;
Aus=
kunftsſtelle: Rheinſtraße 34, Fernruf 25; Materialien=
Abteilung: Altes Palais, Fernruf 20; Verpflegungsſtelle
am Hauptbahnhof, Fernruf 216; Kreuzpfennig=Marken:
Neckarſtraße 8, Fernruf 2421.)
Wenn es ſchon dem Einzelnen im Daſeinskampf
er=
laubt iſt, ſich immer wieder von neuem da, wo er
Förde=
rung und Hilfe für ſich erhofft, in Erinnerung zu bringen,
— um wieviel mehr darf es ein Verband, der in ſelbſtloſer
Arbeit denen Hilfe bringen will, die im Exiſtenzkampf
ihres Volkes zu Schaden gekommen ſind. Das aber will
das Rote Kreuz. Es iſt jetzt gerade ein Jahr an ſeiner
erſprießlichen Arbeit und darf getroſt in prüfender,
befrie=
digter Rückſchau die zwölf Monate ſeiner Kriegstätigkeit
überblicken. Zielbewußt tritt es in das zweite
Kriegs=
jahr ein. Wie lange noch das Vaterland ſeiner Dienſte
bedarf, kann es nicht wiſſen; aber das Gelöbnis vermag
es, hilfsbereit wie am erſten Kriegstage, auszuſprechen:
daß es komme was will, auch fernerhin ſeine Pflicht zu
tun entſchloſſen iſt. Denen, die ihm dabei geholfen und ſo
ſtattliche Mittel zur Verfügung geſtellt haben, dankt es
von Herzen und bittet, auch künftig nicht nachzulaſſen in
der helfenden Liebe. Jetzt, wo unſere tapferen Truppen
ſiegreich in Oſt und Weſt vordringen, hieße es ſich am
Vaterland verſündigen und ſich ſelbſt ſchädigen, wollten
wir im Roten Kreuz nicht ebenſo unentwegt und treu
durchhalten wie die, deren Wunden zu verbinden und zu
heilen unſere ſchönſte Pflicht iſt. Möchten Viele den
Jahrestag des Kriegsbeginns zum Anlaß
nehmen, dem Roten Kreuz zur Löſung
ſei=
ner großen und ſchönen Aufgaben eine
Spende zuzuwenden!
-h- Auerbach, 21. Juli. (Todesfall.) Geſtern
ſtarb in Zotzenbach bei ſeinem Schwiegerſohn, Herrn
Pfarrer Simon, Herr Hauptlehrer G. W. Schwebel
von hier. Schwebel war in Billings im Odenwald
ge=
boren und hatte ein Alter von 66 Jahren erreicht. Etwa
30 Jahre wirkte er an der hieſigen Volksſchule und war
eine überaus beliebte Perſönlichkeit in unſerer Gemeinde.
Seine Schüler werden dem tüchtigen Lehrer gewiß ein
ehrendes Andenken bewahren. Im Laufe des Jahres
gedachte Sch. in den Ruheſtand zu treten.
Groß=Gerau, 21. Juli. (Feuer.) Durch
unaufge=
klärte Urſache waren geſtern abend in der Zuckerfabrik in
einer großen Halle Vorräte gedörrter Zuckerrübenſchnitzel
in Brand geraten. Die ſofort zur Stelle geeilte
Feuer=
wehr konnte das Feüer auf ſeinen Herd beſchränken.
Außer den genannten Vorräten fielen dem Element noch
verſchiedene Geräte ein großer Poſten Säcke, wollene
Decken und Zuckerrübenſamen zum Opfer.
Offenbach, 21. Juli. (
Konſumentenverſamm=
lung.) Eine von dem neugegründeten
Konſumentenaus=
ſchuß einberufene und von allen Ständen der
Einwohner=
ſchaft überaus zahlreich beſuchte Verſammlung, in der
Re=
dakteur Kaul (Offenbach) und Frau Joos (M.=Gladbach)
gegen die Preistreibereien der notwendigſten
Le=
bensmittel, deren Urſachen und Folgen ſprachen, wurde
eine Entſchließung einſtimmig angenommen, in der die
Staatsregierung erſucht wird, im Bundesrat mit aller
Entſchiedenheit gegen die Preistreibereien auf dem
Nah=
rungsmittelmarkt einzuſchreiten. Die Verſammlung
er=
wartet außerdem von der ſtädtiſchen Verwaltung, daß
dieſe den Verkauf aller durch die Preistreibereien
über=
teuerten Lebensmittel in die Hand nehme. Eine aus zwei
Herren und zwei Damen beſtehende Abordnung wird
per=
ſönlich bei der Regierung, dem Generalkommando und der
ſtädtiſchen Verwaltung der Entſchließung mehr Nachdruck
zu verſchaffen ſuchen.
Oſthofen, 22. Juli. (Von Bienen überfallen.)
Von einem großen Bienenſchwarm wurden der
Landwirt Rudolf Neef und ſeine beiden wertvollen Pferde
in dem Augenblick überfallen als der Beſitzer im
Begriff war, auf ſeinem Grundſtück Korn aufzuladen.
Alle Verſuche, die am Boden liegenden, ſich in ihren
Schmerzen wälzenden Tiere von ihren Peinigern zu
be=
freien, waren anfangs erfolglos. Erſt als die
Feuerwehr=
ſchläuche in Betrieb geſetzt wurden, brachte der kalte
Waſſerſtrahl Hilfe. Beherzte Männer, mit
Schutzvorrich=
tungen verſehen, befreiten die Tiere aus dem Geſtränge.
Nach nahezu einſtündiger Arbeit gelang es, die Pferde
vom Platze wegzubringen. Der Beſitzer und die Tiere
haben ſchwere Stichwunden erlitten. Von den Pferden
iſt das wertvollſte krepiert, während Menſchenleben
er=
freulicherweiſe außer Gefahr ſind.
M. Nackenheim, 21. Juli. (Der Weinſtock) hatte
in dieſem Jahre ſeit ſeiner Entwickelung ſehr günſtiges
Wetter. Er blieb von den gefürchteten Maifröſten
ver=
ſchont und kam früh und ungeſtört durch die Blüte,
ſo=
daß der außerordentlich gute Behang in ſeinem
Wachs=
tum früheren Jahrgängen mindeſtens drei Wochen
voraus iſt. Durch den in voriger Woche niedergegangenen
Regen ſchreitet die Entwickelung der Beeren je nach Lage
raſch voran, ſodaß bereits reife Fruchttrauben angetroffen
wurden. Den Weinanlagen im roten Boden käme ein
durchweichender Regen ſehr zu ſtatten, um den Früchten
mehr Fülle zu geben. Bei der Knappheit des
Kupfer=
vitriols erhielt der Weinſtock gegen die bis jetzt nur
ver=
einzelt aufgetretene Blattfallkrankheit meiſtens nur eine
zweimalige Beſpritzung, während der Aeſcher fleißiger
be=
kämpft werden mußte. Unſere größeren Weingüter
ſchützten — wohl zur Probe — den Behang ihrer wohl
gepflegten Rebanlagen teilweiſe mit Papierhüllen, auch
wird die Nikotinbeſpritzung gegen den Sauerwurm
vor=
genommen. Geſchäftlich iſt es ſehr ruhig, ſodaß
be=
ſonders die Weine des letzten Jahres noch der Käufer
harren.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 22. Juli. Bei
Reparatur=
arbeiten an den Heizungsanlagen in dem Paulſen=
Real=
gymnaſium in Steglitz wurden geſtern zwei Monteure
von Kohlenoxydgaſen erſtickt. Die Frau des Schuldieners
fand abends bei dem gewohnten Rundgang die beiden
Männer tot vor der Heizungsanlage liegen.
Frankfurt a. M., 22. Juli. (Bluttat.) In
Nieder=
rad wurde die Frau Wilhelmine Keller in ihrer
Woh=
nung, Hahnſtraße Nr. 7, von dem Gärtner Max Gaß
er=
ſtochen. Vermutlich erfolgte die Tat aus Eiferſucht.
Der Täter wurde in ſeiner Wohnung, Schwarzwaldſtraße,
feſtgenommen.
Mailand, 21. Juli. (Zyklon.) Die Stampa
mel=
det aus San Daniele in Friaul: Die dortige Gegend
wurde in der vorletzten Nacht von einem heftigen
Zyklon heimgeſucht, wobei erheblicher Schaden
verur=
ſacht wurde. Menſchenleben ſind nicht zu beklagen.
Handel und Verkehr.
— Die Beſtimmung der in den Schalterfluren der
Poſtanſtalten aushängenden Bekanntmachung, wonach
im Verkehr mit dem Auslande nur offene
Briefſendungen zur Poſtbeförderung
an=
genommen werden, wird von den Abſendern häufig nicht
berückſichtigt. Die Beſtimmung iſt noch voll in Kraft.
Wenn ſolche Sendungen verſchloſſen aufgeliefert werden,
müſſen ſie den Abſendern zurückgegeben oder, wenn dieſe
nicht bekannt ſind, nach den Vorſchriften für unbeſtellbare
Sendungen behandelt werden. Es liegt daher im eigenen
Vorteil der Abſender, ſolche Sendungen nur offen
auf=
zuliefern.
* Berlin, 22. Juli. Im
Fondsbörſenver=
kehr bewegten ſich die Umſätze in beſcheidenen Grenzen.
Teilweiſe wurden Gewinnrealiſierungen vorgenommen.
Unter deren Einfluß ſtellten ſich einige in letzter Zeit
be=
vorzugte Werte, wie Daimler=Motoren, niedriger. Andere
Werte gewannen mäßige Beſſerung, wie Oberſchleſiſche
Eiſenbahnbedarf, Friſter und Adler=Fahrradwerke.
Kriegs=
anleihen feſt. Von ausländiſchen Valuten warenf
Nor=
diſche etwas gebeſſert. Tägliches Geld 2½ bis 2 Prozent.
Privatdiskont 3½ Prozent und darunter.
Landwirtſchaftliches.
— Schlachtviehmarkt Darmſtadt.
Schweine=
markt am 21. Juli. Auftrieb 85 Schweine. Preiſe für
50 Kilogramm Schlachtgewicht 148—150 Mk. Zutrieb von
Landſchweinen: Preiſe für 50 Kilogramm Schlachtgewicht
145 Mk. Marktverlauf: mäßig, Ueberſtand. —
Schwei=
nemarkt am 22. Juli. Auftrieb 77 Schweine. Preiſe
für 50 Kilogramm Schlachtgewicht 148—150 Mk. Zutrieb
von Landſchweinen: Preiſe für 50 Kilogramm
Schlacht=
gewicht 145 Mk. Marktverlauf: rege, Ueberſtand.
Kälbermarkt am 22. Juli. Auftrieb 146 Kälber.
Preiſe für 50 Kilogramm Lebendgewicht: 1. Qualität
70 Mk., 2. Qualität 68 Mk., 3. Qualität 62 Mk.
Markt=
verlauf: lebhaft.
Frankfurt a. M., 22. Juli. (
Schlachtvieh=
markt.) Amtlicher Bericht. Auftrieb: Rinder 231
Stück, darunter 2 Ochſen, 2 Bullen, 227 Färſen und Kühe;
Kälber 940 Stück; Schafe 82 Stück; Schweine 365 Stück.
Preiſe für 50 Kilogramm Lebendgewicht (Schlachtgewicht)
in Mark: Kälber feinſte Maſtkälber 68—72 (113—120),
mittlere Maſt= und beſte Saugkälber 60—65 (100—108),
geringere Maſt= und gute Saugkälber 55—59 (93—100),
geringe Saugkälber 50—54 (85—92); Schafe:
Maſt=
lämmer und Maſthammel 55—58 (120—125), geringere
Maſthammel und Schafe 49 (116); Schweine:
voll=
fleiſchige Schweine von 80—100 Kilogramm
Lebend=
gewicht 117½—122 (143—148), vollfleiſchige Schweine
un=
ter 80 Kilogramm Lebendgewicht 112—119 (135—140).
Marktverlauf: Kälber werden bei gedrücktem,
Schafe bei ruhigem und Schweine bei regem
Geſchäfts=
gang ausverkauft.
Stimmen aus dem Publikum.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Rebakties
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 bes
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Die Petroleumnot.
Das Publikum, das Petroleum kaufen will,
be=
findet ſich jetzt in einer üblen Lage. Die
Kolonialwaren=
händler halten das Petroleum aus dem
Verkehr zurück, angeblich, weil ſie es teurer
einge=
kauft haben, als ſie es jetzt verkaufen ſollen; denn wenn
man für den Liter 70 Pf. bezahlt, bekommt man welches.
Nun macht ſich aber der Käufer, der einen ſo hohen
Preis bietet und bezahlt, mit ſtrafbar; weit ſtrafbarer
aber iſt noch der Händler. Jedenfalls muß dem
gegen=
wärtigen ungeſetzlichen Zuſtande auf
irgend eine Weiſe ein Ende gemacht werden.
Publicus.
Vermiſchtes.
— Der Verein der Freundinnen junger
Mädchen macht alle reiſenden Frauen und Mädchen
darauf aufmerkſam, daß zurzeit außerordentliche ſcharfe
Paßbeſtimmungen beſtehen, und daß die
Vernach=
läſſigung auch irgendeiner dieſer Beſtimmungen die
unan=
genehmſten Folgen nach ſich ziehen kann. Es genügt auf
Reiſen ins Ausland nicht, einen Paß bei ſich zu haben.
Derſelbe muß auch ſeitens eines Konſulates des Landes,
in welches die Reiſe geht, viſiert ſein, entſprechend den für
den Reiſeweg geltenden Vorſchriften, die von den
Behör=
den der Abreiſeſtation möglichſt lange vor Antritt der
Reiſe genau zu erfragen ſind. Bei etwaigen
unvorher=
geſehenen Reiſeunterbrechungen frage man die Beamten
nach der Bahnhofsmiſſion, oder, wenn dieſe nicht
vor=
handen iſt, wende man ſich mit der Bitte um Hilfe an das
auf den meiſten Grenzbahnhöfen zur Kriegszeit tätige
Rote Kreuz. Die Freundinnen junger Mädchen, welche in
Stadt und Land vertreten ſind, geben jederzeit gern Rat
und Auskunft, doch iſt es auch hier ratſam, möglichſt lange
vorher Rat zu erbitten.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 22. Juli. Amtlich wird verlautbart: 22
Juli, mittags.
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Der Raum weſtlich der Weichſel war geſtern
aber=
mals der Schauplatz großer Erfolge der
Ver=
bündeten. Die feindliche Hauptſtellung, die weſtlich
und ſüdlich Iwangorod in der Linie Kozienice=
Jamo=
wiee angelegt und feſtungsartig ausgebaut war, wurde
beiderſeits der Straße Radom=Nowa=Alexandria von
deutſchen Truppen durchbrochen. Die Ruſſen
wichen nach Iwangorod und auf das rechte Weichſelufer;
ihr Rückzug über die Brücke bei Nowa=Alexandria ſtand
bereits unter dem Feuer der deutſchen Artillerie.
Oeſter=
reichiſch=ungariſche Truppen nähern ſich kämpfend von
Weſten, deutſche von Süden den Forts von Iwangorod.
Zahlreiche Ortſchaften weſtlich der Weichſel wurden von
den fliehenden Ruſſen in Brand geſteckt.
Oeſtlich der Weichſel dauerten die Kämpfe mit
unverminderter Heftigkeit fort. Der Feind leiſtete den
zäheſten Widerſtand. Bei Chodel und Boszechow warfen
Teile der Armee des Erzherzogs Joſef Ferdinand nach
hartem Ringen die Ruſſen aus mehreren Stellungen. Die
Verluſte des Gegners ſind groß. Die Zahl der
bei der Armee des Erzherzogs eingebrachten geſtern
ge=
meldeten Gefangenen wuchs auf 8000 Mann,
die Beute auf 15 Maſchinengewehre und 4
Muni=
tionswagen.
Auch weiter öſtlich gegen den Bug hin brachen deutſche
und öſterreichiſch=ungariſche Truppen an mehreren
Stel=
lungen in die feindlichen Linien ein. Am oberen Bug
er=
ſtürmten ungariſche Regimenter den Brückenkopf
Dobrotwor, weiter nördlich Tamionka und Strumilow.
An der Zlota=Lipa und am Dnjeſtr blieb die
Lage unverändert.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Auch geſtern wütete die Schlacht im Görziſchen mit
unverminderter Heftigkeit. Das Plateau von Doberdo
ſtand tagsüber bis zur Küſte unter beſonders
ſchwe=
rem Artilleriemaſſenfeuer. Die tapferen
Ver=
teidiger hielten Stand und ſchlugen alle Anſtürme
des Feindes glänzend ab.
In dem Abſchnitt des Monte Coſi bis Polazzo
ſcho=
ben ſich die Italiener bis zum Abend näher an unſere
Stellungen. Nachts griffen ſie zuerſt bei Selz und dann
an der ganzen Front zwiſchen dieſem Ort und
Ver=
migliano erneut an. Heute früh morgens waren alle
Stürme blutig abgewieſen. Braver ungariſcher
Landſturm hat ſich hier wieder heldenhaft bewährt.
Mehrere Vorſtöße des Gegners bei Polazzo waren ſchon
geſtern untertags zuſammengebrochen.
Oeſtlich Sdrauſſina ſchritten unſere Truppen heute
früh zum Gegenangriff und bemächtigten ſich aller
ihrer früheren Stellungen. Der Feind iſt hier
im Rückzuge.
Am Nordweſtrand des Plateaus wird erbittert weiter
gekämpft. Gegen den Görzer Brückenkopf brachten die
Italiener namentlich in der Richtung gegen Podgora
immer neue Kräfte in die Schlacht. 10 Infanterie=
Regimenter griffen hier nacheinander vergeblich an. Faſt
immer führte der Kampf zum Handgemenge. Drei
Stürme ſcheiterten vor unſeren Hinderniſſen. An
einzel=
nen Grabenſtücken gelang es dem Feind, einzudringen. In
der Nacht wurde er wieder hinausgeworfen. Ebenſo
ſchei=
terten Angriffe ſchwächerer mit Gasbomben bewehrter
Kräfte bei Povna.
Unſere mit einzig daſtehender Begeiſterung und
Zähig=
keit fechtenden Truppen haben ſomit nach
viertägi=
ger Schlachtihre Stellungen ſowohl am Plateau
von Doberdo, als auch am Görzer Brückenkopf
behaup=
tet. Der Kampf iſt jedoch noch nicht abgeſchloſſen. Bei
Plava, Tolmein und weiter nördlich unterhielt der Feind
geſtern lebhaftes Artilleriefeuer. Die Gefechte im
Krn=
gebiet dauern fort.
Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet iſt die
Lage unverändert.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchallentnant.
Die Kämpfe im Oſten.
TU. Berlin, 22. Juli. Der Kriegsberichterſtatter
Lennhof ſchreibt der B. Z. aus dem K. und K.
Kriegs=
preſſequartier vom 21. Juli: Die Offenſive in
Po=
len ſchreitet planmäßig fort. Trotzdem die
Ruſſen immer mehr Halt zu machen verſuchen, macht ſich
die Einwirkung des Vorrückens der Verbündeten immer
ſtärker geltend. Die ſüdpolniſche Front hat ſich durch
Raumgewinn in den letzten Tagen weſentlich verengert.
Dies geſtattet übrigens den Ruſſen, vor der Bahnlinie
Iwangorod-Lublin-Cholm, auf die der Vormarſch mit
Macht hinſtrebt, zu marſchieren, gibt aber der Aktion der
Verbündeten einen weitaus konzentriſchen Charakter. Das
bisher ſo erfolgreiche Ringen geht, nachdem bereits eine
Reihe von Vorpoſitionen gefallen iſt, bereits um die
Hauptſtellung, die die Ruſſen zum Schutze der drei
ſtrategiſch wichtigen Städte und deren verbindende
Bahn=
linie vorbereitet haben. Trotzdem die
Witterungsverhält=
niſſe für die Angreifer recht ungünſtig ſind, und Nebel
und Regen die Schießbeobachtungen und das Vorbringen
der ſchweren Artillerie ſtark beeinträchtigen, iſt die
Offen=
ſive im Vorwärtsſtoßen. Die Truppen leiſten Kräftiges
Tag und Nacht liegen die Artilleriſten an den Speichen der
Geſchütze, um dieſe durch den Kot der=polniſchen Straßen
vorwärts zu bringen. Anerkennenswert iſt auch die
In=
fanterie, deren Marſch= und Kampfleiſtungen nicht hinter
denen in der Maioffenſive zurückſtehen. In drei
Haupt=
linien geht der Angriff vor ſich. Oeſtlich der Weichſel
ſtoßen die auf Radom vordringenden Truppen in
nord=
öſtlicher Richtung längs der Bahnlinie vor. an der ſie
wie=
derung wichtige feindliche Vorſtelllungen
überrannt haben. Die dortigen Kämpfe ſind
außerordent=
lich heftig und haben einen großen Umfang angenommen,
doch deutet alles darauf hin, daß es den Ruſſen nur um
die Sicherung des Rückzuges auf Iwangorod zu tun iſt
Auch der erbittertſte Widerſtand und die tatſächlich
vor=
handene numeriſche Ueberzahl würden die
Zwiſchenſtellun=
gen von Iwangorod nicht lange zu behaupten vermögen.
Auch zwiſchen Weichſel und Bug ſind die Kämpfe
womög=
lich noch intenſiver geworden, Die gegen Lublin, d. h.
in nördlicher Richtung vorgehenden Truppen des
Erzher=
zogs Joſef Ferdinand, deren neue Erfolge am beſten die
Rücknahme der Ruſſen bei Krasnik beleuchten, ſchieben
trotz ſtarker Gegenwehr die Ruſſen immer
weiter zurück. Es iſt bereits die Linie erreicht, die im
letzten Jahr die vorderſte Stellung der erſten Offenſive des
General Dankl erreichte. Auch die Eiſenbahn und die
Straßenſperre nach Cholm, gegen die von
öſterreichiſch=
ungariſchen Truppen neben deutſchen Kräſten auch das
Korps Arz angeſetzt iſt, das in den letzten Tagen ſich
wie=
derholt ganz beſonders auszeichnete, iſt den Verbündeten
ſchon ſehr nahe gerückt. Wenn nicht alle Anzeichen trügen
bezeichnen dieſe Kämpfe die letzte Phaſe vor dem
Errei=
chen der den Ruſſen ſo unendlich wichtigen Bahnlinie auf
der galiziſchen Front. An der Zlota=Lipa und am Dnjeſtr
herrſcht Ruhe. Die Ruſſen ſcheinen das Vergebliche ihrer
Idee, dort demonſtrieren zu können, eingeſehen zu haben
und laſſen ihre Angriffe ruhen.
Aufruhr in Petersburg.
* Berlin, 22. Juli. (Meldung der B. Z.) Die
Nowa Reforma meldet: In der Petersburger Vorſtadt
Wyborg haben neuerliche Exzeſſe gegen
deutſche Fabriken ſtattgefunden. Auch die
fran=
zöſiſchen Fabriken wurden vollſtändig vom Pöbel
ausgeplündert. (Wenn auch franzöſiſche Fabriken
geplün=
dert wurden, kann es ſich doch nicht um Exzeſſe gegen die
Deutſchen handeln. Es ſcheint, als ſuchte ſich die
allge=
meine Unzufriedenheit in ſolchen Aufruhrſzenen Luft zu
ſchaffen. D. Red.)
Eine dreiſte Erfindung des ruſſiſchen
Generalſtabs.
* Berlin, 22. Juli. Aus dem Großen
Hauptquar=
tier wird uns geſchrieben: Nach einer Mitteilung in den
Basler Nachrichten entblödet ſich der ruſfiſche
Gene=
ralſtab nicht, folgende Meldung zu verbreiten:
Oeſterreichiſche Soldaten des 6. Korps, die in den
erſten Tagen des Juli in der Gegend von Cholm gefangen
genommen wurden, verſichern, daß die Deutſchen in
Rawa=
ruska, nordweſtlich von Lemberg, 5000 ruſſiſche
Ge=
fangene füſilierten. Sie fügen bei, daß die als
Verſtärkung eingetroffenen Soldaten einen großen
Fried=
hof ſahen, wo all dieſe Hingerichteten beſtattet waren.
Es wäre unangebracht, an eine von ſo niedriger Geſinnung
zeugende Veröffentlichung auch nur ein Wort der
Wider=
legung zu verſchwenden.
Die Tätigkelt der deutſchen Artillerie
im Weſten.
TU. Amſterdam, 22. Juli. Der Temps erklärt,
die hartnäckige Beſchießung von Ypern Arras
Soiſſons und Reims ſei den Franzoſen, vom
mili=
äriſchen Standpunkte aus, ganz unverſtändlich und
die Menge Granaten, die jetzt eine ungeheure Anzahl von
Tonnen ausmachen müſſen, hätten kein anderes Ergebnis
gehabt, als den Tod von Zivilperſonen und die
Zer=
ſtörung der kunſtvollen Gebäude.
Aus Belgien.
* Brüſſel 22. Juli. Wie in früheren Jahren, ſo
ſammelten ſich auch in dieſem am Vormittag des 21.
Juli anläßlich des Nationalfeſttages
erheb=
liche Menſchenmaſſen auf dem Brouckere Platz
und auf dem Märtyrerplatz an. Als der
Menſchenan=
rang ſo ſtark wurde, daß der Verkehr ſtockte, wurden von
dem Gouvernement an einzelnen Stellen der Gegend
zwiſchen dem Boulevard Anspach und dem Nordbahnhof
mehrere Kompagnien aufgeſtellt, die bis 11 Uhr nachts
dort verblieben, da der Menſchenauflauf, in der
Haupt=
ſache neugierige Frauen und Kinder, bis in die
Abend=
ſtunden hinein ſehr groß war. Mehrere Verhaftungen
wurden vorgenommen. Zu einem Einſchreiten des
Mili=
tärs iſt es nirgends gekommen. Sicherheitshalber wurde
angeordnet, daß die öffentlichen Lokale, Theater,
Kine=
matographen uſw. um 8 Uhr abends geſchloſſen ſein
mußten.
* Brüſſel, 22. Juli. An den ſeit Januar wieder
eröffneten Schulanſtalten des Deutſchen
Schul=
vereins in Brüſſel fanden am 19. und 20. Juli die
Prüfungen ſtatt. Den Vorſitz führte als
Reichskommiſ=
ſar Geh. Regierungsrat Dr. Nelſon=Koblenz, als
Ver=
treter des Generalgouverneurs war anweſend der
Gene=
ralreferent für Kultus und Unterricht, Juſtizrat
Trim=
born. Sechs Unterſekundaner erhielten die
wiſſenſchaft=
liche Befähigung zum einjährig=freiwilligen Dienſt, zwei
Oberprimanerinnen und drei Oberprimaner die Zulaſſung
zur Univerſität, eine Selektanerin beſtand die
Abſchlußprü=
fung der höheren Mädchenſchule.
Die flämiſche Bewegung in Belgien.
* Haag, 22. Juli. Eine der belgiſchen Regierung
naheſtehende Gruppe von führenden Flamen
ver=
öffentlicht ein Manifeſt in dem ſie bei aller Betonung
ihrer Loyalität die völkiſche Selbſtändigkeit
und Selbſtregierung Flanderns fordert. Das
Manifeſt begrüßt die flämiſche Bewegung, die auch nach
dem Kriege fortdauern werde.
Eine Warnung an die Deutſchen im Ausland.
* Berlin, 22. Juli. (W. T. B. Amtlich.) Wie
ver=
lautet, ſind in neutralen Ländern insbeſondere
in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Perſonen
deutſcher Abſtammung als Arbeiter, Ingenieure
oder in ſonſtiger Eigenſchaft in Betrieben tätig, die ſich
mit der Herſtellung von Kriegsbedarf für
unſere Feinde befaſſen. Alle diejenigen, die auf ſolche
Weiſe die feindliche Kriegsmacht ſtärken und dadurch
Deutſchlands Kriegsführung erſchweren, laden nicht nur
eine ſchwere moraliſche Schuld gegen ihr Vaterland auf
ſich, ſie machen ſich auch — was nicht allgemein bekannt zu
ſein ſcheint — nach den deutſchen Geſetzen wegen
Lan=
desverrats ſtrafbar. § 89 des Reichs=
Strafgeſetz=
buchs lautet nämlich: Ein Deutſcher, welcher vorſätzlich
während eines gegen das Deutſche Reich ausgebrochenen
Krieges einer feindlichen Macht Vorſchub leiſtet oder der
Kriegsmacht des Deutſchen Reiches oder den
Bundes=
genoſſen desſelben einen Nachteil zufügt, wird wegen
Landesverrats mit Zuchthaus bis zu 10 Jahren oder
Feſtungshaft von gleicher Dauer beſtraft. Ferner beſtimmt
§ 4 Abſ. 2 Nr. 2 des Strafgeſetzbuchs, daß ein Deutſcher
wegen einer landesverräteriſchen Handlung auch dann
verfolgt wird wenn die Handlung im
Ausland begangen iſt. Sofern alſo Perſonen, die
ſich an der Herſtellung von Kriegsbedarf für die Feinde
Deutſchlands beteiligen, die deutſche Staatsangehörigkeit
beſitzen, können ſie ſtrafgerichtlich verfolgt werden, ſobald
ſie deutſchen Boden betreten. Es iſt nicht daran zu
zwei=
feln, daß die deutſchen Strafverfolgungsbehörden jeden
Deutſchen, der in dieſer Zeit ſeine Pflichten gegen das
Vaterland verletzt, ohne Nachſicht zur Verantwortung
ziehen werden.
Die amerikaniſche Antwort an Deutſchland.
* Waſhington, 22. Juli. (Reuter.) Die
Re=
gierung der Vereinigten Staaten hat beſchloſſen,
Deutſch=
land mitzuteilen, daß es als unfreundlicher Akt
angeſehen werden würde, wenn neuerdings Amerikaner
durch einen Angriff deutſcher Unterſeeboote das Leben
verlören. In der Note wird mitgeteilt, Deutſchland müſſe
dafür ſorgen, daß die Unterſeeboote im Einklang mit dem
Völkerrecht handelten. Es wird Schadenerſatz für
den Tod der amerikaniſchen Bürger
ver=
langt, die mit der „Luſitania”
unterge=
gangen ſind. Die Vorſchläge Deutſchlands, wonach
die amerikaniſchen Schiffe unbeläſtigt bleiben würden, wenn
ſie kein Banngut führen und daß Amerika vier Schiffe
für den trasatlantiſchen Verkehr einſtellen ſolle, werden
zurückgewieſen. Man erwartet, daß die Note am Freitag
nach Berlin geſchickt wird. (Was Reuter bisher immer
über die amerikaniſchen Noten gebracht hat, entſprach noch
nie dem tatſächlichen Inhalt. D. Red.)
Der Seekrieg.
* London, 22. Juli. (Unterhaus.) Auf eine Frage
erklärte Mac Namara, daß bis zum 20. Juli 95 neutrale
Schiffe durch deutſche Unterſeeboote und
Mi=
nen zerſtört worden ſeien.
* London, 22. Juli. (Ctr. Bln.) Die Morning
Poſt meldet, daß 22 Mann des ruſſiſchen Dampfers „
Ge=
neral Radetzky” (2118 Tonnen) in Peterhead an
Land gebracht wurden. Das Schiff iſt durch ein
deut=
ſches Unterſeeboot bei den Shetlandsinſeln in den
Grund gebohrt worden. Der Dampfer gehörte nach
Riga und ging von Archangelsk nach London mit Bauholz.
Ein franzöſiſches Unterſeeboot vermißt.
* Frankfurta. M., 22. Juli. Wie der Korreſpondent
der Frkft. Ztg. in Genf aus zuverläſſiger Quelle erfährt, wird
das franzöſiſche Unterſeeboot „Joule” ſeit
dem 23. April vermißt. Da bisher keinerlei Nachricht
wieder von ihm eingelaufen iſt, kann an ſeinem
Unter=
gang nicht mehr gezweifelt werden.
Erdichtete engliſche Erfolge.
* Berlin, 22. Juli. Einer Reutermeldung zufolge
teilte Mac Namara im Unterhaus mit, daß das am
2. Juli in der Oſtſee von einem engliſchen
Unter=
ſeeboot verſenkte Linienſchiff der
Deutſch=
land=Klaſſe das Linienſchiff „Pommern” geweſen
ſei. Hierzu wird uns von zuſtändiger Stelle mitgeteilt, daß
in der Oſtſee bisher überhaupt kein deutſches
Kriegsſchiff durch ein feindliches
Unter=
ſeeboot zum Sinken gebracht worden iſt. (Die
oben erwähnte Reutermeldung lautet: London. Im
Unterhauſe erklärte Mac Namara, daß nach einer
halb=
amtlichen Mitteilung der ruſſiſchen Regierung der
Kom=
mandant des britiſchen Unterſeebootes, das am 2. Juli
as Schlachtſchiff „Pommern” in der Oſtſee torpediert
hatte, der Commander Max Horton geweſen ſei, derſelbe
Offizier, der ſich ſchon während der früheren Kriegszeit
bei Helgoland ausgezeichnet habe. Er wird doch nicht
etwa ein ruſſiſches Linienſchiff torpediert haben??)
Die Ausfuhr von deutſchem Obſt.
* Berlin, 22. Juli. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt über das Ausfuhrverbot für
Obſt und Beeren: In verſchiedenen Blättern der
Ta=
gespreſſe finden ſich in der letzten Zeit Mitteilungen
dar=
über, daß Obſt in großen Mengen nach
Hol=
land ausgeführt wird um in England zu
Marmelade verarbeitet zu werden, oder daß
holländiſche Händler die deutſche Obſternte in manchen
Gegenden für dieſen Herbſt bereits aufgekauft haben, um
ſie zur Ausfuhr zu bringen. Demgegenüber muß darauf
hingewieſen werden, daß bereits am 2. September 1914
ein Ausfuhrverbot für Obſt und Beeren,
ſo=
wohl für friſche als für konſervierte Ware aller Art
er=
laſſen worden iſt. Ausnahmen von dieſem Verbot auf
Einzelanträge hin ſind für die diesjährige Ernte nicht
be=
willigt worden. Allgemeine Ausnahmen beſtanden für
Birnen vom 11. November bis Ende November 1914 und
für friſche Erdbeeren Stachelbeeren und
ſüße Kirſchen vom 1. Mai bis 30. Juli 1915. Die
letztgenannte Ausnahme iſt nach Einvernehmen mit den
Bundesregierungen angeordnet worden, weil die
diesjäh=
rige, überaus große Ernte in den drei Obſtſorten vom
In=
landsmarkt nicht vollkommen aufgenommen werden konnte.
Daneben beſteht nur noch eine Ausnahme für den
ſogenan=
ten kleinen Grenzverkehr bezüglich alles friſchen Obſtes,
aber nur ſoweit es ſich um Mengen von im kleinen
Grenz=
verkehr üblichen Umfang handelt. Nachdem mit dem 30. Juli
die Ausnahme für Erdbeeren, Stachelbeeren und ſüße
KKir=
ſchen abgelaufen iſt, können keine größeren
Obſt=
ſendungen mehr die Grenze paſſieren. Da auch in
Zukunft keine Ausnahmen von dem Ausfuhrverbote
bewil=
ligt werden müßten etwaige Aufkäufer die Ware im
In=
land zum Verkauf bringen. Sollten ſie ſich nicht
rechtzei=
tig dazu bereitfinden laſſen, würden ſie ſich der Gefahr
ausſetzen, daß ihre Vorräte enteignet werden. (Es iſt
er=
freulich, daß jetzt eine Aufklärung über die
tat=
ſächlich beſtehenden Verhältniſſe gegeben
wird. Wir hatten unſeres Wiſſens zuerſt darauf
hinge=
wieſen, daß durch die Ausfuhr nach Holland
be=
ſonders die Kirſchen hier verteuert worden ſind. Unſere
Informationen werden alſo durch die Auslaſſung der
Nordd. Allg. Ztg. beſtätigt. D. Red.)
Die Behinderung des neutralen Handels
durch England.
* London, 22. Juli. Der Generalanwalt erklärte
geſtern vor dem Priſengericht, daß er ſich mit vier
ſkan=
dinaviſchen Schiffen befaßt habe. Unlängſt wurde
ent=
deckt, daß Glyeerin aus Schweinefett
herge=
ſtellt werden könne. Man glaube, daß die rieſigen
Mengen Fett, die aus den Vereinigten Staaten verſandt
würden, für Kriegszwecke verwendet würden. Der Anwalt
Clave wies darauf hin, daß die Armour Company für
9 Millionen engliſche Pfund nach Dänemark verſchiffte,
das ſei fünfmal ſo viel, als die gewöhnliche Jahreseinfuhr
dorthin betrage. Glycerin iſt ſeit dem 23. Dezember
abſo=
lute Konterbande, Schweinefett vorläufig
be=
dingte Konterbande.
* Athen, 22. Juli. (Meldung der Agence Havas.)
Da Griechenland darauf hinwies, daß die
Bemüh=
ungen der Alliierten zur Verhinderung von Konterbande
den griechiſchen Handel ſchädigen könnten,
benachrichtete die engliſche Geſandtſchaft die griechiſche
Re=
gierung, daß England die Einfuhr geſtatten könne, aber
nur unter der Bedingung, daß Griechenland
garantiere daß dieſe importierten Waren nicht an
den Feind weitergeſchickt würden. Diesbezügliche
Ver=
handlungen würden heute beginnen.
Die Cholergerkrankungen in Oeſterreich.
* Wien, 22. Juli. Die Reutermeldung aus
Ve=
rona, wonach in Oeſterreich=Ungarn mehrere Tauſend
Cholerafälle vorgekommen ſeien, entſpricht nicht den
Tat=
ſachen. In der Zeit vom 20. bis 26. Juni wurden 211,
bis 8. Juli 80 und bis 20. Juli 208 Fälle gezählt. Auch
dieſe Fälle ſind hauptſächlich in den von den Ruſſen wie
in anderer ſo auch in ſanitärer Hinſicht vernachläſſigten
Gebieten Galiziens vorgekommen und die wenigen in den
Kronländern vorgekommenen Fälle ſind von den ruſſiſchen
Grenzbezirken eingeſchleppt oder betreffen ruſſiſche
Kriegs=
gefangene
Itallens Finanzklemme.
* Baſel, 22. Juli. Dem Baſler Anzeiger wird über
die Finanzlage Italiens zuverläſſig mitgeteilt:
Die ſchwebende Schuld Italiens betrug ſchon zu
Kriegs=
beginn zirka zwei Milliarden Lire. Die beiden
während des Krieges aufgenommenen Anleihen würden,
ſelbſt wenn ſie wirklich zwei Milliarden erreichen könnten.
ungefähr hinreichen, dieſe Schuld zu
konſolidie=
ren. Im Kriege aber dürfte Italien nach den bei
an=
deren Staaten gemachten Erfahrungen inzwiſchen ſchon
wieder mehr als dieſen Betrag neu ausgegeben haben,
weil ſeine Kriegführung wegen des Mangels an
Koh=
len und teilweiſe auch Eiſen notwendig teurer ſein muß.
England hat ſich ſeinerzeit bereit erklärt, Italien drei
Mil=
liarden vorzuſtrecken gegen Abgabe von einer Milliarde
Gold nach England, alſo das gleiche Syſtem wie
gegen=
über Rußland und Frankreich. Dieſer Handel kam aber
anſcheinend jetzt nicht zuſtande. Es muß Italien, das
ſchon gehörig in der Klemme ſtecken dürfte, Geld
verſchaf=
fen. „Coute que coute‟ Die Abgabe von Gold kann es
nicht gut riskieren, weil dann ſeine ohnehin ſchon
gefähr=
dete Valuta in abſehbarer Zeit völlig zuſammenbrechen
müßte. Sollte es nun verſuchen, ſich die nötigen
Mit=
teldurch das Blutſeiner Söhne zu
verſchaf=
fen? Die Ausſicht iſt ganz ſo. Es wäre intereſſant, zu
erfahren, wie hoch jedes gelieferte
Armee=
korps eingeſchätzt wird.
Die Beendigung des Bergarbeiterſtreiks
in Wales.
* London, 22. Juli. (Reuter.) In Südwales
iſt die Arbeit in vollem Umfange wieder
aufgenom=
men worden. Der Prozentſatz der Fehlenden iſt gering.
* Amſterdam, 22. Juli. Die Morning Poſt
be=
zeichnet die Tatſache, daß der Streik in Südwales
nur durch Erfüllung aller von den
Arbei=
tern geſtellten Bedingungen zu beenden
war, als einen vollſtändigen Zuſammenbruch der
Regierung und eine Schande, die England nicht
ſchnell vergeſſen kann. Die Times ſchreiben, der Erfolg
ſei nur Lloyd George zuzuſchreiben; die Königliche
Prokla=
mation habe vollſtändig verſagt, die Regierung ſei
blamiert.
Die neue engliſche Anleihe an der Börſe.
* Amſterdam 22. Juli Nach aus London
ein=
getroffenen Nachrichten machte die Andeutung des
Schatz=
kanzlers, daß man eventuell mit der Einführung
eines Mindeſtpreiſes für die neue
Kriegs=
anleihe rechnen müſſe, in engliſchen Börſenkreiſen
einen höchſt unangenehmen Eindruck; zugleich
verſtimmte das Verbot, in neuer Kriegsanleihe zu handeln.
Die Folge war, daß die alte Kriegsanleihe auf 92½
Pro=
zent ſank, was ein Disagio von mehr als 3½ Prozent
bedeutet. Die Daily Mail berichtet, daß die meiſten
Bör=
ſenleute verſtimmt die Börſe verlaſſen hätten. Die Times
weiſt darauf hin, daß die von der Börſe ſehnſüchtig
er=
wartete Eröffnung des Handels in der neuen Anleihe
ſchon dreimal hinausgeſchoben ſei, immer unter anderen
Vorwänden, und ſie ſolle jetzt wahrſcheinlich über den
Bankfeiertag hinausgeſchoben werden. Man ſcheine in
Regierungskreiſen tatſächlich damit zu rechnen, daß die
neue Anleihe mit einem erheblichen Disagio an der Börſe
notiert werden würde, und wolle daher die Eröffnung
des Handels entweder möglichſt verzögern oder die
An=
leihe durch Einführung eines Mindeſtpreiſes
unverkäuf=
lich machen. Die Entrüſtung der Finanzkreiſe darüber ſei
begreiflich.
Die Abreiſe des deutſchen Botſchafters
in Konſtantinopel.
* Konſtantinopel 22. Juli. Die Abreiſe des
Botſchafters Frhr. v. Wangenheim zum Zwecke einer
Kur in Bad=Nauheim erfolgte heute mit dem
fahrplan=
mäßigen Zuge in einem bulgariſchen Staatswagen. Am
Bahnhof erſchienen außer dem Botſchaftsperſonal und
Freunden des Botſchafters die höchſten Beamten der
Militär= und Zivilbehörden, Kriegsminiſter Enver Paſcha
und der Miniſter des Innern, Talaat Bey. Von
Vertre=
tungen der fremden Staaten waren der bulgariſche und
ſchwediſche Geſandte, ein Vertreter des amerikaniſchen
Botſchafters u. a. erſchienen. Bei der Abfahrt des Zuges
präſentierte eine türkiſche Ehrenkompagnie, herzliche
Zu=
rufe begleiteten die Abfahrt.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 22. Juli. Die türkiſche Al
Baurak in Erzerum bringt Nachrichten über
ruſ=
ſiſche Grauſamkeiten gegen die
mos=
lemiſche Bevölkerung in Ardanutſch, deren
Ueber=
lebende in die kaukaſiſche Stadt Tauſchkerd flüchteten,
welche dauernb im Beſitz der Türken iſt. Danach haben die
ruſſiſchen Truppen Frauen und Kinder grauſam
umge=
bracht und ſich an Frauen vergangen.
* Konſtantinopel, 22. Juli. Nach
Privatnach=
richten feuerte ein feindliches Kriegsſchiff am
19. Juli in Widerſpruch mit den völkerrechtlichen
Beſtim=
mungen etwa 20 Granaten auf die unbefeſtigte
Hafenſtadt Fenike, ſüdweſtlich Adalia, ab. Ein
anderes Schiff beſchoß den Hafen von Utſchakide an
der=
ſelben Küſte; auch gegen eine Gruppe von Frauen und
Kindern wurden Granaten geworfen. Zwei griechiſche
Untertanen wurden verwundet. Andere Verluſte oder
ab=
ſchätzbare Sachſchäden ſind nicht eingetreten.
Die Kriegsausgaben Auſtraliens.
* London, 22. Juli. Im auſtraliſchen
Repräſen=
tantenhauſe teilte Premierminiſter Fiſcher mit,
daß Auſtralien der Krieg bis Ende Juni 30 Millionen
Pfund gekoſtet habe. Von der Reichsregierung habe
Auſtralien 15½ Millionen Pfund Sterling erhalten und
es werde noch weitere 5 Millionen bekommen. —
General=
anwalt Hughes führte aus dieſer Krieg ſei ein Krieg
des Bleis, des Zinks und des Kupfers. Bei der
Beherr=
ſchung des Metallmarktes durch Deutſchland genüge es
nicht, die Kontrakte zu löſen. Um zu verhüten, daß
Deutſchland wieder den Metallmarkt an ſich bringe, ſei es
nötig, in Auſtralien einen Metallmarkt unter Kontrolle
der Regierung ins Leben zu rufen.
Japan und China.
* London, 22. Juli. Daily Telegraph meldet aus
Peking: In amtlichen Kreiſen wird der neueſte Plan
Ja=
pans viel erörtert, eine chineſiſch=japaniſche
Bank mit einem Kapital von 5 Millionen Pfund
Ster=
ling zu gründen. Davon ſollen die chineſiſche und die
ja=
paniſche Regierung 30 Prozent übernehmen, um China im
japaniſchen Intereſſe auszubeuten. Keine chineſiſche
Re=
gierung könnte einen ſolchen Plan annehmen, der die
Hartnäckigkeit der japaniſchen Politik kennzeichnet.
Die Streikbewegung in Amerika.
* Neu=York, 22. Juli. (Reuter.) Sehr viele
Maſchiniſten in den Munitionsfabriken von
Bridgeport haben die Arbeit
niederge=
legt. Die Arbeiterführer ſagen einen allgemeinen
Ausſtand voraus. Die Arbeitgeber erklären, ſie könnten
genug geſchulte Arbeiter auftreiben und beherrſchten ſomit
die Lage.
* Bridgeport (Connecticut), 22. Juli. Der
Vizepräſident der Maſchiniſten erklärte, die
Schwierig=
keit in den Remingtonwerken ſei behoben. Der Sreik
ſei abgeſagt, die Leute würden am Montag die
Ar=
beit wieder aufnehmen.
* Köln, 22. Juli. Nach der Köln. Ztg. melden die
Blätter aus Petersburg: Nach diplomatiſchen
In=
ſormationen des Rjetſch haben Bulgarien und
Griechenland das Erſuchen Italiens, die von
Ruß=
land freigelaſſenen öſterreichiſchen Kriegsgefangenen
ita=
lieniſcher Nationalität durchreiſen zu laſſen, rundweg
abgelehnt.
* Köln, 21. Juli. Die Kölniſche Volkszeitung
meldet aus Amſterdam: Bei Philippine landete heute
morgen 6 Uhr ein engliſches Flugzeug mit zwei
Offizieren, Gleich nach der Landung zündeten die
Oſſi=
ziere das Flugzeug an, das mit einem Maſchinengewehr
ausgerüſtet war. Die Offiziere wurden in Terrneuzen
interniert.
* Wien, 22. Juli. Der Direkkor der
bulgari=
ſchen Staatsſchuldenverwaltung, Dr.
Stya=
now, iſt in Wien eingetroffen. Er nahm mit hieſigen
Finanzinſtituten Fühlung und reiſte dann nach Berlin
weiter.
* Haag, 22. Juli. Der Nieuwe Courant meldet:
Die am Dienstag in Utrecht abgehaltene
Verſamm=
lung der Fabrikanten von Glühlampen und
Taſchen=
laternen hat beſchloſſen, am Montag die Fabriken zu
ſchließen, wenn nicht das Ausfuhrverbot aufgehoben
oder ſo abgeändert wird, daß eine Ausfuhr ungehindert
ſtattfinden kann.
* Paris, 21. Juli. Der Petit Pariſien berichtet:
Vor dem Pariſer Kriegsgericht hat der Prozeß
gegen die Verfaſſer und Verbreiter der
Flug=
ſchriften „Man belügt uns, man täuſcht uns!”
begon=
nen, in denen die Soldaten zum Deſertieren aufgefordert
wurden, und weiter lebhaft gegen den Krieg proteſtiert
worden war. Angeklagt ſind der Spiritiſt Hureau, ſeine
Geliebte Donnadieu, deren Ehemann und der Anarchiſt
Prevoſt. Die Verhandlung wird vier Tage dauern.
* Rotterdam, 22. Juli. Mit dem Kreuzer
„Garibaldi” iſt, wie der Daily Telegraph berichtet,
der goldeneEhrenſäbel, den ſeinerzeit engliſche und
Franzöſiſche Bewunderer Garibaldi gewidmet hatten,
un=
tergegangen. Crispi, dem Garibaldi dies Ehrengeſchenk
vermachte, übergab es dem Staat.
* Kriſtiania 22. Juli. Der Storthing hat den
Vorſchlag der Militärkommiſſion, das
wehrpflich=
tige Alter auf das 20. Lebensjahr
herabzu=
ſetzen und gleichzeitig die Dienſtpflicht in der
Land=
wehr von acht auf 12 Jahre zu verlängern gegen
die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen.
Letzte Nachrichten.
* Stuttgart, 22. Juli. Die Abgg. Weſtmayer,
Engel=
hardt und Hoſchke zeigten dem Präſidium der II. Kammer
an, daß ſie ſich zu einer ſozialiſtiſchen Fraktion
zuſammengefunden haben. (Im Gegenſatz zu der
ſozial=
demokratiſchen Fraktion des württembergiſchen
Land=
tags.) Damit iſt tatſächlich eine Trennung
inner=
halb der württembergiſchen
Sozialdemo=
kratie eingetreten.
Briefkaſten.
Anfragen können nur beantwortet werden, wenn die genaue Adreſſe des
Anfragenden angegeben und die Abonnementsbeſcheinigung beiliegt.
Ph. W. Sie müſſen einen Paß haben und eine
Er=
laubnis vom Generalkommando zum Verlaſſen des
Reichsgebiets.
Wetterbericht.
Im Weſten über dem Kanal kündigt ſich wieder ein
Tief an, während das Hoch im Südweſten ſich
zurückge=
zogen hat. Die Witterung Mitteleuropas wird daher
all=
mählich durch die Randwirbel des geſamten nördlichen
Depreſſionsgebiets beeinflußt, ſodaß mit ſtärkerer
Bewöl=
kung, jedoch keinen nennenswerten Niederſchlägen zu
rechnen iſt.
Wetterausſichten für Freitag: Ziemlich bedeckt,
meiſt trocken, keine Temperaturänderung, ſüdweſtliche
Winde.
Verluſtliſte.
* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 266
ent=
hält: Infanterie uſw.: Garde: 1. und 4. Garde=
Regi=
ment z. F. Lehr=Infanterie=Regiment. Grenadier=, bzw.
Infanterie= bzw. Füſilier=Regimenter Nr. 3, 4, 12, 15, 19.
(ſ. Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 255), 27, 39 (ſiehe Reſ.=Inf.=Regt.
Nr. 255), 40, 41, 43, 48, 49, 57, 58, 61, 62, 66, 73, 74, 80, 87,
88, 91 bis einſchl. 97, 99, 110 bis einſchl. 116, 129, 131, 132,
135, 136, 137, 140, 141 (ſ. Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 255), 142, 147,
148 (ſ. auch Erſ.=Inf.=Regt. v. Reinhard), 149, 150, 153,
155, 157, 158, 160, 161, 163 (ſ. Erſ.=Inf.=Regt. Balthaſar),
166, 168, 170, 171, 172, 173, 175, 176, 335. Reſerve=
Infan=
terie=Regimenter Nr. 3, 8, 17, 19, 20, 24, 28, 32, 46, 48, 52,
56, 61, 64, 67, 77, 79, 80, 81, 88, 90, 92, 93, 94, 98, 99, 109,
118, 202, 206, 207, 208, 214, 216, 217, 219, 235, 238, 249, 253
bis einſchl. 258, 271, 272. Erſatz=Infanterie=Regimenter
Königsberg I (ſ. Erſ.=Inf.=Regt. v. Nußbaum) und III,
Balthaſar, v. Nußbaum, v. Reinhard. Landwehr=
Infan=
terie=Regimenter Nr. 3, 7, 15, 17, 21, 23, 39, 49, 66, 76, 77,
81, 82 und v. Gundlach. Landwehr=Infanterie=Bataillon
Bernburg (ſ. Landw.=Inf.=Regt. v. Gundlach).
Land=
ſturm=Infanterie=Bataillon Königsberg III. Jäger=
Bataillone Nr. 2, 6; Reſerve=Bataillone Nr. 1, 3, 14, 17.
Feld=Maſchinengewehr=Zug Nr. 26 (ſ. Reſ.=Inf.=Regt.
Nr. 118); Feſtungs=Maſchinengewehr=Abteilung Nr. 1
Poſen (ſ. Inf.=Regt. Nr. 335) und Nr. 14 Thorn. —
Kavallerie: Küraſſiere Nr. 2; Huſaren Nr. 2, 7, 13,
16; Reſerve=Huſaren Nr. 6; Ulanen Nr. 7; Jäger zu
Pferde Nr. 9: 3. Landſturm=Eskadron des V.
Armee=
korps. — Feldartillerie: 2., 3. und 5. Garde=
Regi=
ment; 3. Garde=Reſerve=Regiment; Regimenter Nr. 4, 5, 9,
14, 15. 16, 21, 27, 30, 41, 50, 57, 59, 62, 67, 70, 71. 74, 83, 112,
221, 225; Reſerve=Regimenter Nr. 16, 19, 20, 44, 51;
Land=
wehr=Regiment der 9. Landwehr=Diviſion. —
Fuß=
artillerie: Regimenter Nr. 2 (ſ. Reſ.=Fußart.=Regt.
Nr. 7), 7. 10, 11, 20; Reſerve=Regimenter Nr. 7, 8, 18, 25;
Reſerve=Bataillon Nr. 22; Schwere Feld=Haubitz=Batterie
Nr. 216 (ſ. Reſ=Fußart.=Regt. Nr. 7). — Pioniere:
Regimenter Nr. 25, 29; Bataillone: I. Nr. 2, I. Nr. 5,
II. Nr. 7, I. Nr. 27, III. Nr. 28; Erſatz=Bataillon Nr. 11;
Kompagnien Nr. 187, 221; Reſerve=Kompagnien Nr. 45,
46; 1. Landwehr=Kompagnie des I., 3. des VI. und 2.
Landſturm=Kompagnie des XIV. Armeekorps; Abteilung
der 7. Kavallerie=Diviſion. Sturmabteilung. Leichte
Minenwerfer=Abteilung Nr. 227; Mittlere Minenwerfer=
Abteilung Nr. 154; Schwere Minenwerfer=Abteilung
Nr. 56. — Luftſchiffer=Bataillon Nr. 5. —
Train: Garde=Train=Erſatz=Abteilung; Train=Erſatz=
Abteilung Nr. 8. Fuhrparkkolonne Nr. 1 des IV.
Armee=
korps und ſolche der Garniſon=Verwaltung
Königs=
berg i. Pr. — Sanitäts=Formationen:
Sani=
täts=Kompagnie Nr. 2 des VII. Armeekorps; Reſerve=
Sanitäts=Kompagnie Nr. 6 der 41. Reſerve=Diviſion;
Etappen=Sanitätsdepot der Südarmee. Freiwillige
Kran=
kenpflege. — Armierungs=Formationen. —
Artilleriedepot Weſel. —
Kriegsbeklei=
dungsämter. — Feldpoſt: Armee=Poſtdirektion der
10. Armee; Feldpoſt=Expedition der 1. Infanterie=
Divi=
ſion. — Weiter ſind erſchienen die Sächſiſche Verluſtliſte
Nr. 166 und die Württembergiſchen Verluſtliſten Nr. 213.
und Nr. 214.
* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 267
enthält: Infanterie uſw.: Garde: 1., 2., 4. und 5.
Garde=Regiment z. F.; 1. und 2. Garde=Reſerve=
Regi=
ment: Grenadier=Regimenter Alexander und Franz;
Garde=Schützen=Bataillon. Lehr=Infanterie=Regiment.
Grenadier=, bzw. Infanterie= bzw. Füſilier=Regimenter
Nr. 3, 4, 6, 9, 11, 17, 24, 26, 28, 29, 34, 35, 36, 40 bis
ein=
ſchließlich 44, 46, 50 (ſ. Inf.=Regt. Nr. 330), 53, 57 (ſ.
Fern=
ſprech=Abteilung des VII. Armeekorps), 58, 59, 69, 70,
72, 76, 79, 82, 83, 84, 85, 87, 88, 89, 94, 95, 97, 98, 110,
116, 117, 131, 132, 137, 138, 146, 147, 151, 152 (ſ. auch Erſ.=
Infanterie=Regt. v. Reinhard), 153, 158, 161, 164, 165,
166, 167, 169, 170, 171, 174, 175, 176, 190, 330, 331. Reſerve=
Infanterie=Regimenter Nr. 1, 3, 5, 7, 9, 11. 15, 17, 19,
20, 23, 26, 27, 35, 48, 55, 59, 65, 75, 77 79, 81, 82, 84,
86, 88, 98, 204, 205, 213, 214 221 bis einſchl. 228, 230, 232,
250, 251, 254, 257, 258, 260, 262 bis einſchließl. 267 269.
Erſatz=Infanterie=Regimenter Königsberg I, II, III und
v. Reinhard. Landwehr=Infanterie=Regimenter Nr. 2, 7,
11, 19 (ſ. Infanterie=Regt. Nr. 331), 21, 22, 23, 24, 36,
39, 60, 75, 80, 81, 84, 85, 87 (ſ. auch Reſerve=Inf.=Regt.
Nr. 17), 99. Landwehr=Erſatz=Infanterie=Regiment
Nr. 7. Landſturm=Infanterie=Regimenter Nr. 11, 115.
Bataillon Scheer (ſ. Landw.=Inf.=Btl. Königsberg Nr. 1)
Feldbataillon Schwarz des Detachements Plantier.
Kom=
biniertes Erſatz=Bataillon der Infanterie=Regimenter Nr.
23 und 63 (ſ. Landw.=Erſatz=Inf.=Regt. Nr. 7). Landwehr=
Infanterie=Bataillon Königsberg Nr. 1.
Ueberplanmäßi=
ges Landwehr=Infanterie=Bataillon Nr. 4 des IV.
Armee=
korps. Brigade=Erſatz=Bataillone Nr. 34, 55, 80, 83.
Land=
ſturm=Infanterie=Bataillone Brieg (ſ. Inf.=Regt. Nr. 330),
Düren, Goldap, 1. Gotha, II Halberſtadt, II Oſtrowo,
II Tilſit. Jäger=Bataillon Nr. 2; Reſerve=Bataillone
Nr. 3, 20, 24. 1. Radfahrer=Kompagnie des I.
Armee=
korps; Radfahrer=Abteilung der 51. Reſerve=Diviſion.
Feld=Maſchinengewehr=Zug Nr. 16 (ſ. Reſerve=Inf.=Regt.
Nr. 98) und Nr. 79; Feſtungs=Maſchinengewehr=Abteilung
Königsberg (ſ. Landſturm=Inf.=Btl. II Tilſit) und Nr. 8.
— Kavallerie: 2. und 3. Garde=Ulanen; Küraſſiere
Nr. 1 (ſ. Feldfliegertruppe); Huſaren Nr. 3, 4; Reſerve=
Huſaren Nr. 1; Ulanen Nr. 11; Reſerve=Ulanen Nr. 3;
Jäger zu Pferde Nr. 5, 7; Landwehr=Regiment Nr. 2 der
4. Landwehr=Diviſion. — Feldartillerie: 1. Garde=
Regiment; Regimenter Nr. 10, 11, 40, 58, 75; Reſerve=
Regiment Nr. 52. — Fußartillerie: Regimenter
Nr. 2, 9; Reſerve=Regimenter Nr. 7, 11, 14; Bataillon
Nr. 58; 8. Ueberplanmäßige 9=Zentimeter=Batterie. Kurze
Marine=Kanonen=Batterie Nr. 1. — Pioniere:
Re=
gimenter Nr. 19, 20, 25, 31, 35; Bataillone: II Nr. 1.
II Nr. 4, I Nr. 6, I Nr. 7, II. Nr. 9, I Nr. 11, I. Nr. 14,
I Nr. 27; Reſerve=Bataillon Nr. 39; Erſatz=Bataillon
Nr. 4; Kompagnie Nr. 112; Reſerve=Kompagnien Nr.
43, 49, 79 (ſ. Reſerve=Pionier=Bataillon Nr. 39); 1.
Land=
wehr=Kompagnie des II. und 2. des VIII. Armeekorps.
Sturm=Abteilung. Mittlere Minenwerfer=Abtlg. Nr. 159.
— Verkehrstruppen: Fernſprech=Abteilung des IV.
und des VII. Armeekorps. Funker=Abteilung Breslau.
Feldluftſchiffer= und Feldfliegertruppe. — Train:
Pro=
viantkolonne Nr. 5 des IX. Armeekorps.
Reſervebäckerei=
kolonne Nr. 13 des IV. Reſervekorps. Zentral=
Pferde=
depot Nr 5. — Reſerve=Artillerie=
Munitions=
kolonne Nr. 17 des V Reſervekorps. — Sanitäts=
Formationen: Sanitäts=Kompagnie Nr. 3 des II.
und Nr. 2 des IV. Armeekorps; Reſerve=Sanitäts=Komp.
Nr. 30 des XV Reſervekorps und Nr. 48 der 48. Reſerve=
Diviſion. — Armierungs=Bataillon Nr. 51. —
Wachtkommando der Kommandantur Spandau. —
Kriegsbekleidungsamt des X. Armeekorps. —
Weiter ſind erſchienen: Bayeriſche Verluſtliſte Nr. 199 und
Sächſiſche Verluſtliſte Nr. 166,
Verwandete und kranke Soldaten
in Darmſtädter Lazaretten.
Mitgeteilt vom Heſſiſchen Landesverein vom Roten Kreuz.
Die Lazarette ſind ourch die nachſtehenden Buchſtaben
bezeichnet:
A. — Alicehoſpital, Dieburger Straße 21. Täglich 3—4 Uhr nachm.
B — Diakoniſſenhaus Eliſabethenſtift, Erbacher Straße 25. Täglich 2—4 Uhr
nachm. — C — Eleonorenheim (Lazarett J. K. H. der Großherzdgin,
Hein=
heimerſtraße 21). Sonntags, Dienstags, Mittwochs und Freitags von
4—6 Uhr nachm. D — Ernſt=Ludwig=Heilanſtalt (Dr. Loſſen),
Stein=
ſtraße 21. Täglich 2—5 Uhr nachm. — E — Garniſonlazarett (Reſ.=Laz. I)
Alexanderſtraße 27. Mittwochs und Sonntags von 2—4 Uhr nachm.
P — Haus Hagenburg, Dieburger Straße 241 (Hirſchköpfe.) Täglich
3—6 Uhr nachm. — G — Dr. Machenhauerſche Klinik, Lagerhausſtraße 24.
Täglich 2—4 Uhr nachm. — (II — Marienhöhe (Geneſungsheim).
Täglich 10—12 Uhr vorm., 4½—6½ Uhr nachm. — I — Schweſternhaus der
Barmherzigen Schweſtern. Nieder=Ramſtädter Straße 30. Nachmittags von
2—4 Uhr. — Kie= Städtiſches Krankenhaus, Grafenſtraße 9. Werktäglich
2—3½ Uhr nachm., Sonntags 11—12 Uhr vorm. — L. — Städt. Saalbau
(ebenfalls Reſ.=Laz. I), Riedeſelſtraße 40. Mittwochs, Samstags und
Sonn=
tags von 2—4 Uhr. — M — Techniſche Hochſchule (Reſ.=Laz. II), Hochſchulſtr. 11.
Sonntags, Mittwochs und Samstags von 2—4 Uhr nachm. — N — Klinik
Dr. Ollendorff (Weberſche Augenklinik), Frankfurter Straße 42. Täglich
10—12 Uhr uarm., 2—4 Uhr nachm. — O — Vereinslazarett vom Roten
Kreuz, Olbrichweg 10, „Vereinslazarett Mathildenhöhe‟. Täglich 3—4 Uhr
nachm. — P — Exerzierplatz (Reſ.=Lazarett III) Mittwochs und Sonntags
von 2—4 Uhr nachm. — G — Reſervelazarett I Neubau, Eſchollbrückerſtraße
Hinter jedem Lazarett ſind die Beſuchszeiten angegeben,
die nach Möglichkeit einzuhalten ſind. Ausnahmen werden
zugelaſſen.
Zugänge bis einſchl. 20. Juli:
Adam, Hermann, Feld, 3. Inf.=Mun.=Kol., A., 41. R.=
A.=K., M — Auermann, Karl, Offenbach, J.=R. 118,
11. E.=B./2, P — Burgdorf, Hermann, Liſſe, Feld=
Art.=R. 25, B — Bauer, Philipp, Beſſungen J.=R. 115.
11. E.=B./3, P — Berg, Johann, Nonrod, Ldſt.=Erſ.=Batl.
1. Dſtdt./3, P — Bender, Jakob, Erzhauſen, J.=R. 118/5,
P — von Boch, Egon, Frennersdorf, Garde=Drag. 23, O
— Crößmann, Adolf, E.=L. VII, Hannover, Ldſt.=E.=B.
Dillenburg, M — Laub, Johann, Traiſa, J.=R. 115,
II. E.=B./3, P — Geißler, Heinrich, Schaafheim, Ldſt.=
Inf.=Erſ.=Batl. II, B — Herbſt, Chriſtian, Staudt, J.=R.
115, II. E.=B./3, P — Hein, Albert, Viernheim, J.=R. III,
II. E.=B./1, P — Huag, Karl, Niefern, Flieg.=Erſ.=Abt. 9,
P — Kühnly, Ernſt D. L Frauſtadt, J.=R. 118/, C
Kuhlbach, Wilhelm, Berlin, Flieg.=Erſ.=Abtl. 9, K
Kriegl, Johann, Pfalzpein, Flieg.=Erſ.=Abtl. 9, P
Lendorf Wilhelm, Paringhauſen, Train=Abt. 18, B
Neff, Philipp, Darmſtadt, R.=J.=R. 118, O — Noack,
Gott=
hold, Echenbocka, I=R. 168, II. E.=B/3, P — Rohmring,
Ritzau,
Otto, Giſpersleben, Feld.=Art.=Regt. 25, B
Sattler,
Heinrich, Griesheim a. M., R.=J.=R. 224/12, P
Johannes, Gras=Ellenbach, J.=R. 115, I. E.=B./1, P
Schmidt, Hermann, Sonnenberg, R.=J.=R. 234, B
Scheidler, Georg, Neuſtadt, F.=A.=R. 61, II. E.=M., 4. Erſ.=
B. P — Stauth, Wilhelm, Geuback, F.=A.=R. 61, II. E.=A.,
4. Erſ.=B., P — Volk, Georg, Ueberau, Drag.=R. 24, O —
Weber, Fritz, Rendel, J.=R. 168, II. E.=B./1, P — Werner,
Adam, L.=J.=R. 118/2, M. — Weyer, Karl, Kocher=
Stein=
fels, J.=R. 118, II. E.=B./2, P.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
Geſchäftliches.
Rückgratverkrümmungen. Berühmte
Auto=
ritäten auf dem Gebiete der orthopädiſchen Behandlung
von Rückgratverkrümmungen aller Art haben die
hervor=
ragenden Eigenſchaften des Haas’ſchen Redreſſions=
Appa=
rates anerkannt. Von dieſen Vorzügen wird als der
wich=
tigſte der Umſtand geſchildert, daß die Patienten die
Apparate ohne Beſchwerde auch während der Nachtruhe
anbehalten können und in dieſer Zeit den Körper der
un=
entbehrlichen Stütze nicht zu berauben brauchen.
Intereſ=
ſante Broſchüre ſendet koſtenlos Franz Menzel,
Frankfurt a. M., Windmühlſtraße 3, ptr.
Deutsche Bank Darmstadt
Eröffnung von laufenden Rechnungen
und provisionsfreien Scheck-Konten.
X,636
Familiennachrichten.
Die glückliche Geburt eines gesunden
Jungen
zeigen ergebenst an
Regierungsassessor Dr. jur. Joseph
und Frau Jenny, geb. Best.
Saarbrücken 3, den 20. Juli 1915.
Sulzbachstrasse 25.
(10725
Statt Karten.
Durch die glückliche Geburt eines
prächtigen Jungens wurden hocherfreut
Heinrich Hartoch und Frau
Bella, geb. Frank
z. Zt. Lagerhausstraße 24.
(10754
Anſer junges Glück iſt nun dahin,
Die kühle Erde hüllet nun mein Liebſtes ein,
Was auch das junge Herz erhofft, erdichtet,
Schlaf wohl, du Guter, es hat nicht ſollen ſein.
Todes=Anzeige.
(Statt beſonderer Mitteilung.)
Nach unſäglichen Leiden wurde geſtern abend
mein über Alles geliebter, herzensguter Mann,
der gute Vater unſeres Kindes, unſer geliebter,
treuſorgender Sohn, Schwiegerſohn, Bruder,
Schwager und Onkel
(*14770
Herr
Peter Stenernagel
Großh. Hauptſteueramtsaſſiſtent
in die ewige Heimat abgerufen.
In tiefſtem Leid:
Emma Steuernagel, geb. Hohl,
und Kind,
Fran A. Steuernagel Wwe.,
Johs. Hohl und Frau.
Darmſtadt, Mannheim, Hannover,
Sydney (Auſtralien), den 21. Juli 1915.
Die Beerdigung findet Samstag, den 24.
d. Mts., nachmittags 4 Uhr, vom Trauerhauſe
Viktoriaſtraße 91 aus auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.
Kameradſchaftlicher
Kriegerverein Darmſtadt.
Todes-Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſer
langjähriges Mitglied Herrn
Peter Stenernagel
Hauptſteueramts-Aſſiſtent u. Offiz.-Stellvertr.
im Landſturm-Inf.=Erſ.=Bataill. Seligenſtadt
aus dieſem Leben abzurufen.
(10756
Die Beerdigung findet Samstag, den 24. Juli,
nachm. 4 Uhr, vom Sterbehaus Viktoriaſtr. 91
aus auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Wir bitten dem dahingeſchiedenen
Kamera=
den durch zahlreiche Beteiligung die letzte Ehre
erweiſen zu wollen.
Sammlung am Sterbehaus 3¾ Uhr.
Der Vorſtand.
Dankſagung.
Für die aufrichtige Teilnahme bei dem
Hin=
ſcheiden meines lieben Gatten, unſeres guten
Vaters, Schwiegervaters und Großvaters (10743
Herrn
Georg Ohly
ſowie für die überaus zahlreichen Kranz= und
Blumenſpenden ſagen wir hiermit Allen herzlichen
Dank.
Frau Eliſabethe Ohly, geb. Meier,
Garniſonverwaltungs=Direktor Dörr
und Frau Mathilde, geb. Ohly.
Darmſtadt, den 22. Juli 1915.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
und reichen Blumenſpenden bei dem Tode unſerer
Nichte und Tochter ſagen herzlichen Dank
Franz Thüſing,
Frieda Thüſing, geb. Baumann,
Franz Baumann, Vater. (10723
Darmſtadt, Erlangen, den 22. Juli 1915.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei der Krankheit und der Beerdigung unſerer
ge=
liebten Schweſter und Tante
(*14750
Aanes Diehl
geb. Guth
ſagen innigſten Dank
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 22. Juli 1915.
Gottesdienſt der israelitiſchen Religionsgemeinde
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, den 23. Juli. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr
30 Min.
Samstag, den 24. Juli. Morgengottesdienſt 8 Uhr
30 Min. Sabbatausgang 9 Uhr 15 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen
Religions=
geſellſchaft.
Samstag, den 24. Juli. Vorabend 7 Uhr 30 Min.
Morgens 7 Uhr 30 Min. Nachmittags 5 Uhr.
Sabbat=
ausgang 9 Uhr 15 Min.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 25. Juli, an:
Morgens 6 Uhr. Nachmittags 7 Uhr 15 Min.
Tagesinlender,
Patriotiſcher Abend, um 8 Uhr im Kaffee „Fürſt
Bismarck”.
Verſteigerungskalender.
Samstag, 24. Juli.
Schwellen=Verſteigerung um 9½ Uhr auf
Bahnhof Kranichſtein.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
Das
Fereranrklanbauhf
mit den neueſten Henderungen iſt in neuer Auflage erſchienen.
Es iſt in allen Buch= und Papierhandlungen, ſowie in unſerer
Geſchäfts=
ſtelle, Rheinſtraße 23, käuflich.
10691ds)
L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Eva Johanna.
Roman von Arthur Werner.
27)
(Nachdruck verboten.)
Warum fragſt du?
Weil mir das alles erklären würde. Wenn er es weiß, daß
„jener”, ſie vermied es mit Abſicht, den Namen zu nennen,
ſich dir wieder nähert, dann erklärt ſich ſein ganzes Benehmen,
ſein Fortgehen, ſeine Flucht, ſein Nichts=von=ſich=hören=laſſen.
Ich weiß nicht, weshalb du dich und mich mit ihm quälſt,
ſagte Eva Johanna.
Weil ihr euch liebt.
Da ſchrie die andere auf: Sage das nicht, ich bitte dich
Ich bat dich ſo oft. Sage es nicht.
Weshalb nicht?
Weil ich’s nicht ertrage.
Er weiß alſo?
Nein . . . . nein . . . . er weiß nichts; aber er ſah, daß
jener andere ſich mir genähert hat.
Danit weiß ich genug.
Sie ſagte das ſo feſt, ſo überzeugt, daß Eva Johanna ſie
ganz erſchreckt anſah.
Nein, du weißt nichts. Gar nichts, ſagte ſie plötzlich. Und
du brauchſt auch nach ihr nicht zu ſuchen, denn ich weiß, wo
ſie iſt. —
Du weißt . . . . es? Wo . . . . iſt ſie? rief Anna erſtaunt.
Bei . . . . ihm!
Woher weißt du das?
Ich fühle es. Mein Herz ſchreit es mir zu.
Dann irrt ſich dein Herz. Ein Herz, das andere täuſcht,
täuſcht ſich auch ſelbſt. Nein, ſprechen wir nicht darüber. Ich
. . . ſuche.
Und es lag etwas Großes, überwältigendes in ihrem
Glau=
ben, in welchem ſich Anna Schückler mit einem Male ſtark
fühlte, als wüchſe ſie an ſich ſelbſt empor.
Warum gelang es ihr nicht, etwas von ihrem Glauben in
das Herz Eva Johannas zu legen?
Weshalb?
Weil der Unglaube ſich leichter als der Zweifel in Glauben
verwandeln läßt; denn der Zweifel zernagt die Wurzeln des
Glaubens ſo, wie die Wurzeln des mächtigſten Baumes von
der Fäulnis zernagt werden, bis er, der gewaltige Stamm,
ſtürzt, um ſich niemals zur alten Kraft aufzurichten, ſo
hilfe=
flehend er auch die äſtigen Arme emporrecken mag. Und nur
in den ſeltenſten Fällen wird dann ein Aſt wieder zum Stamm
So ſuchte Anna alſo allein. Aber ſie lockerte den Boden
des Zweifels, indem ſie jeden ihrer Schritte mit Eva Johanna
beſprach.
Daß Laura Wendlands Ziel Berlin geweſen war, hatte ſie
auf dem Bahnhof erfahren. Nicht durch Verdacht erregendes
Fragen, ſondern im leichten Geſpräch mit dem Bahnwärter,
der hier auf der kleinen Station alles in allem war, auch die
Fahrſcheine verausgabte und abnahm.
Er ſelbſt fragte, wie es dem Fräulein wohl gehe, dasſo
krank ausgeſehen habe, als es nach Berlin fuhr.
Sie war wohl ſehr krank. Ja, ja, das ſah man ihr an. Und
ſie war wohl nach der Hauptſtadt gefahren, um beſſere Arzte
zu finden?
Ja. Beſſere Arzte.
Daß ſie von Berlin zu ihrem Vater nach Spandau gefahren
war, war möglich. Nicht aber ſicher. Ebenſo möglich war, daß
ſie nach Weſtend zurückgefahren war, woher ſie gekommen.
War das aber nicht der Fall, dann war Vorſicht vonnöten.
Anna ſchrieb alſo zwei Karten. Beide an Fräulein
Wend=
land. Eine nach Spandau, an die Adreſſe ihres Vaters, die Eva
Johanna kannte, und eine an das Inſtitut. Und beide ſteckte
ſie, mit der Liſt eines Weibes, in einen Briefumſchlag, den ſie
ſelbſt an eine Freundin in Berlin mit der Bitte ſandte, ſie dort
aufzugeben.
Am nächſten Tage ſchon kamen beide mit durchſtrichenem
Beſtimmungsort und neu angegebener Adreſſe im Flemingshof
wieder an. Laura Wendland war alſo weder da noch dort. Und
Eva Johanna ſchob beide Karten zurück und lächelte bitter, als
wolle ſie ſagen: Da ſiehſt du’s.
Anna Schückler aber ſah nichts, als die Unmöglichkeit,
Laura Wendland zu finden und ihr zu helfen. Ihre Angſt malte
ihr Schreckbilder aus, die Eva Johanna verwarf, die ſich ihrer
Seele aber doch gleich wehen, drohenden Schemen mitteilten,
und die ſie bis in die Träume verfolgten.
Mehr als je aber ſchrie Annas Seele nach Fleming.
Und da, eines Morgens kam die alte Marie, die ſich in allem
jetzt lieber an Anna, als an ihre Herrin wandte, mit der
Mit=
teilung: Fräuleinchen, er iſt da.
Wer?
Er hat mir geſchrieben. Er möchte mich ſehen, wenn ich
abkommen kann. Er hätte mit mir viel zu beſprechen.
Wer? wiederholte Anna ihre Frage, obwohl ſie wußte,
von wem die Alte da ſprach. Obwohl kein anderer gemeint
ſein konnte als Karl Fleming.
Aber ſie mußte es hören, um es zu glauben, weil man
nichts ſchwerer glaubt, als das, was man ſo heiß erſehnt.
Mein! mein! Wer denn ſonſt, als unſer junger Herr, der
Herr Fleming. Und, nicht wahr, ich darf zu ihm hingehen?
Ja, Marie. Aber erſt möchte ich zu ihm hin. Iſt’s Ihnen recht?
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So ſehr die Unruhe ſie trieb, ging ſie doch wieder zu Fuß.
Sie mußte frei ſein, um zu denken, und das konnte ſie am beſten,
wenn ſie ging, wenn die große Natur ſie umgab, der Wald,
das Feld, die Heide.
Was ſollte ſie ſagen? Wie vor ihn hintreten, ſo beladen
mit der Schuld Eva Johannas.
Konnte er ihr nicht ſagen, ſeine Herzensangelegenheiten
gingen ſie nichts an? Sie habe kein Recht, in ſeinen Gefühlen
herumzuſtöbern und nachzuſuchen, wen er im Herzen trage?
Aber trotzdem mußte er ihr doch dankbar ſein, wenn ſie kam,
denn durch ihr Kommen allein trug ſie einen Teil jener Schuld
ab, die ſie drückte und doch nicht die ihre war.
So ging ſie hin.
Und je weiter ſie ging, um ſo freier und ſicherer war ihr
zu Mute. Es war, als hätte das Schickſal ihr Bitten erhört,
als wäre er nur gekommen, weil ſie ihn gerufen; weil ihr Ruf
ſich in ihm zur Unruhe, zur Angſt, zum Kommenmüſſen verdichtet.
Mittewegs, gerade dort, wo der Steg über das Bächlein
führte, kam einer daher und ein Büblein trottete hinter ihm drein
und trug Farbenkaſten und Leinwand, in ihren Rahmen
ge=
ſpannt, und Farbſtock und Pinſel. Und der ihm voraufſchritt
war der Maler von neulich, war Hans Krewatin.
Von weitem ſchwenkte er ſchon die Mütze.
Grüß Gott. Das nenn’ ich Glück. Ich dachte mir ſchon
immer, wenn Sie doch kämen. Wenn ich doch wieder
Gelegen=
heit hätte, Sie hinein zu ſetzen in dieſe Landſchaft, o, wie man
einen Gedanken in Gefühl zu verſetzen verſucht, dieſes, förmlich
zu jenem verdichtend. Denn, finden Sie nicht auch, daß Menſch
und Landſchaft ſich decken? Daß ſie nur ein in eine andere Form
gegoſſener Begriff ſind? Sie zum Beiſpiel ſind der ſtrahlende
Frühlingstag, ſind das blumige Feld, über welches ſich die Sonne
ergießt . . . Aber lachen Sie mich doch aus. Warum muß
ich mich denn aufs Dichten verlegen. Immerhin, iſt nicht das
Malen auch Dichten? Aber wo wollen Sie hin? Ich halte
Sie wohl auf? Suchen Sie wieder nach Ihrer Schweſter?
Heut’ hab’ ich ſie noch nicht geſehen. Uberhaupt nur erſt einmal.
Mit . . . ihm? fragte Anna halb unbewußt.
Ja, natürlich mit ihm. Und ſie gingen ſo, wie ich jetzt mit
Ihnen gehen möchte.
Sie errötete tief. Er aber rief dem Jungen zu: Du, leg’
dich her, die Sachen neben dich hin und ſtarre hinauf in die
Sonne. Ich komme zurück. Und zu Anna gewandt: Denn ich
darf Sie doch ein Stück Weges begleiten?
Sie ſagte kein Wort. Sie hob nur leicht ihre Achſeln. Das
nahm er für ja.
So? ſagte er, als er gefragt und ſie ihre Antwort gegeben . . .
Nach dem Rabnerhof alſo wollen Sie? Ein prächtiger Menſch,
dieſer Fleming. Ginge mir nicht die Sonne mit ihrem Schatten
davon, die ich brauche, ſchlöſſe ich mich Ihnen bei dem Beſuche
an. So aber ruft mich die Pflicht. Denn Kunſt iſt zehnfache
Pflicht. Und dieſes Bild ſoll zur Ausſtellung fertig werden.
Die Landſchaft mit ihren unergründlichen Schönheiten und
Träumen. Und ich brauche ſo dringend Staffage dazu. Iſt das
nicht ein häßliches, dummes, nichtsſagendes Wort? Ich brauche
einen Menſchen, der die Syntheſe des Ausdruckes iſt, der gerade
der Landſchaft liegt. Ich dachte im Ernſt an einen Bengel,
der auf dem Rücken liegt und in die Höh’ ſieht, und ſich von der
Sonne bräunen und zum Manne brennen läßt. Aber, als ich
Sie ſah, kam mir die Idee vor wie etwas Banales, und die
Sehnſucht, die ich nach Ihnen gehabt — die künſtleriſche Sehnſucht
— bekam wieder Geſtalt. Wollen Sie mir nicht Gelegenheit
geben, das Bild ſo zu vollenden, wie ich es mir anfangs gedacht?
Seine Worte verwirrten ſie.
Ich werde ſehen. Ich weiß nicht, wie meine Stimmung
ſein wird, wenn ich von Rabnerhofe zurückkomme.
O, wenn Sie von Fleming kommen, dann wird die
Stim=
mung nicht ſchlecht ſein, denn er iſt ein prachtvoller Menſch.
Alſo . . . und er hielt ihr die Hand wie zum Einſchlagen entgegen.
Sie aber lächelte fein.
Die Schatten werden dann ja ganz andere ſein.
Nein, ſagte er und ein herzerquickend Fröhliches klang aus
ſeiner Stimme. Die Schatten werden verſchwunden ſein, denn
Sie werden ein neues Licht hineinbringen.
Und vor dem Tore des Rabnerhofes nahm Hans Krewatin
Abſchied. Anna aber trat dort mit einem ganz neuen Gefühle ein.
Mit einem Gefühle, als trüge ſie die Sonne im Herzen.
Und dieſes Gefühl gab ihr ein ganz neues Verſtändnis und
eine ganz neue Hoffnung für das, was ſie hier wollte und tat.
Sie hatte ſich Karl Fleming ſo vorgeſtellt, wie ſie ihn ſah
und dennoch ganz anders. Ohne das Traurige in ſeinem
Ge=
ſicht. Ohne jenes Unſtäte in ſeinem Blick, das der hilfloſe, nicht
nieder zu kämpfende Schmerz in unſer Auge zu legen pflegt.
Ohne das Leiſe, Bebende in ſeiner Stimme, ohne das Zuckende
in ſeinem Körper, in ſeinen Händen.
Er ſah aus, wie einer, der eine Krankheit grad’ überſteht,
um noch in eine andere zu verfallen und er tat ihr namenlos leid.
(Fortſetzung folgt).
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Nähe Luiſenplatz bevorzugt.
Ange=
bote mit Preisangabe unt. § 14
an die Geſchäftsſt.
(*14732
Lehrerin ſucht möbl. Zimmer mit
Verpflegung. Angeb. u. § 9
an die Geſchäftsſt. d. Bl. (*14741fs
ſucht
Junges Ehepaal während
des Krieges zwei möbl. Zimmer
mit Kochgelegenheit.
(*14751
Angebote mit Preis unter § 11
an die Geſchäftsſtelle ds. Blattes.
Dwei Herren ſuchen baldigſt
J drei gut möblierte, möglichſt
ineinandergehende Zimmer (zwei
Schlaf= und ein Wohnzimmer)
in ruhiger Lage, Nähe
Heidel=
bergerſtraße. Angebote unter
§ 17 an die Geſchäftsſtelle dieſes
Blattes.
(*14756
Bekanntmachung.
Wir bringen zur öffentlichen Kenntnis, daß für den Perſonenverkehr in
Ober=Elſaß (etwa ſüdlich Rappoltsweiler beginnend) von der zuſtändigen
Armee=
abteilung eingehende Vorſchriften über Ausweiſe uſw. erlaſſen worden ſind.
Legi=
timierten Intereſſenten wird von der unterzeichneten Behörde in ihren Amtsräumen
auf Anfrage Auskunft erteilt werden,
Darmſtadt, den 19. Juli 1915.
(10741
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.
Bekanntmachung.
Auf dem Schießplatz Meſſel wird am Freitag, den 23. Juli 1915, von 7½ bis
10½ Uhr, mit ſcharfer Infanteriemunition geſchoſſen.
Darmſtadt, den 21. Juli 1915.
(10739
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Dr. Roeſener.
Schuldiener Karl Schmidt zu Pfungſtadt wurde als Wiegemeiſter für die
Gemeinde Pfungſtadt verpflichtet.
(10724
Der Privatier Heinrich Schuchmann I. von Ober=Ramſtadt wurde als
Wiege=
meiſter für die Gemeinde Ober=Ramſtadt verpflichtet.
(10740
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
be=
finden ſich: 1 deutſcher Schäferhund, 1 Pinſcher (zugelaufen). Die
Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier
aus=
gelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet
dartſelbſt. jeden Werktag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt. (10737
Bekanntmachung
betr.: Nachtrag zur Baupolizeiordnung.
Nach Anhören der Stadtverordneten=Verſammlung wird, mit
Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes und mit Genehmigung Großh.
Miniſteriums des Innern vom 28. vor. Mts., zu Nr. M. d. J. 9558,
zu der Baupolizeiordnung für die Stadt Darmſtadt auf Grund
der Artikel 2 und 37 der Allgemeinen Bauordnung und der §§ 3, 4,
6, 8 und 9 der Ausführungsverordnung dazu, folgender Nachtrag
eklaſſen, deſſen Beſtimmungen ſofort in Kraft treten.
§ 32h. Die in § 326 enthaltenen Beſtimmungen haben auch
Gültigkeit für die Bruchwieſenſtraße zwiſchen Wittmann= und
Schießhausſtraße und die Bruſtſtraße zwiſchen Klappacher Straße
und Martinſtraße.
(Dieſe Beſtimmungen lauten:
1. Wenigſtens ½ der Geſamtfläche eines jeden Bauplatzes muß
unbebaut bleiben. Für Eckgrundſtücke kann die frei zu
laſſende Fläche bis auf ½ ermäßigt werden.
2. Die unbebaubare Fläche muß unmittelbar an der
Rück=
ſeite des Vorderhauſes beginnen und ein geſchloſſes Ganzes
bilden.
3. Für die Berechnung der unbebaubaren Flächen gelten
fol=
gende Grundſätze:
a) Offene Veranden Terraſſen, Freitreppen und dergl.
wer=
den nicht in Abzug gebracht.
b) Vorgärten werden in die bebaubare Fläche nicht
einge=
rechnet.)
(10396dd
Darmſtadt, den 9. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
I. V.: Ekert.
Bekanntmachung
betr.: Nachtrag zum Ortsbauſtatut.
Nach Anhören der Stadtverordneten=Verſammlung wird mit
Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes und mit Genehmigung Großh.
Miniſteriums des Innern vom 28. vor. Mts. zu Nr. M. d. J. 9558,
zu dem Ortsbauſtatut für die Stadt Darmſtadt auf Grund der
Artikel 2, 29, 37 Abſ. 2 und 59 der Allgemeinen Bauordnung und
der §§ 3—5, 7, 9 und 78 der Ausführungs=Verordnung zur
Allge=
meinen Bauordnung folgender Nachtrag erlaſſen, deſſen Beſtimmungen
ſofort in Kraft treten.
§ 1. Für die Bruchwieſenſtraße zwiſchen Wittmann= und
Schießhausſtraße und die Bruſtſtraße zwſchen Klappacher Straße
und Martinſtraße wird die geſchloſſene Bauweiſe gemäß den §§ 9,
10 und 11 des für den Gemarkungsteil zwiſchen Beſſunger Straße,
der ſüdlichen Fortſetzung des Donnerbergrings, der Landskronſtraße
mit Eſchollbrücker Weg und der neuen Main=Neckarbahn=Linie
er=
laſſenen Nachtrags zu dem Ortsbauſtatut vom 4. V 1911 feſtgeſetzt.
(Dieſe für den Gemarkungsteil nächſt der Beſſunger Straße
gültigen Beſtimmungen lauten, in ſinngemäßer Anwendung für die
beiden vorerwähnten Straßen, wie folgt:
§ 9. Die einzelnen Bauplätze ſind tunlichſt bis zu den
beider=
ſeitigen Grenzen zu überbauen. Eine Ausnahme von dieſer
Be=
ſtimmung kann erfolgen, wenn ein Gebäudeabſtand von mindeſtens
6 Meter gewahrt und die Seitenfronten dem Faſſadenmotiv
ent=
ſprechend ausgebildet werden.
§ 10. Es iſt geſtattet, an der Bruchwieſenſtraße außer dem
Erdgeſchoß ein Obergeſchoß unterhalb der Haupttraufkante zu
er=
richten; in der Bruſtſtraße iſt die Errichtung von zwei Geſchoſſen
unterhalb der Haupttraufkante — außer dem Erdgeſchoß — zuläſſig.
Darüber iſt die Haupttraufkante in kräftig betonter Weiſe
durchzuführen und im unmittelbaren Anſchluß an die
Haupttrauf=
kante muß die Dachfläche mit der für das Dach charakteriſtiſchen
Neigung einſetzen.
Oberhalb der Haupttraufkante iſt nur ein bewohnbares
Dach=
geſchoß zuläſſig. Ueber dieſem Dachgeſchoß können mit Zuſtimmung
der Baupolizei, welche die Entſcheidung im einzelnen Falle nach
pflichtmäßigem Ermeſſen, insbeſondere unter Beachtung aller etwa
erforderlichen hygieniſchen und feuervolizeilichen Bedingungen zu
treffen hat, einzelne Wohnräume für Dienſtboten zugelaſſen werden.
Hinter der Außenwand zurückſitzende Dachaufhauten ſind nur
bis zu ½ der Gebäudeſeiten zuläſſig.
§ 11. Hinter= und Seitengebäude zu gewerblichen und
Wohn=
zwecken ſind zuläſſig, dürfen aber nur ein Erd= und ein Obergeſchoß
erhalten; über dieſen Geſchoſſen dürfen keine bewohnbaren Räume
(10394dd
eingerichtet werden.)
Darmſtadt, den 9. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter
J. V.: Ekert.
Verwendung von Kriegsgefangenen.
Wer zum Einbringen der Ernte Kriegsgefangene zu
ver=
wenden beabſichtigt, wird erſucht, dieſes unter Angabe der Zahl der
gewünſchten Arbeitskräfte und der vorausſichtlichen Zeitdauer der
Beſchäftigung im Stadthaus, Zimmer 44, bis zum 22. Juti zu melden.
Die Zuteilung erfolgt nach der Reihenfolge der Anmeldung.
Darmſtadt, den 17. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
(10606imd
Einquartierung.
Zur Vermeidung ſpäterer Einſprüche empfiehlt es ſich, die
Quartierſcheine alsbald nach Abgang der Mannſchaft dem ſtädt.
Einquartierungsausſchuß, Stadthaus Zimmer Nr. 23, zur Prüfung
und Feſtſtellung der Qugrtierleiſtung vorzulegen. Daſelbſt erfolgt
auch die Anweiſung von Quartiergeld, jedoch nur vormittags.
Bei Verzicht auf Einquartierungsvergütung zu Gunſten
bedürftiger Angehörigen von Kriegsteilnehmern wird um Abgabe
der Quartierſcheine auf vorbezeichnetem Amtszimmer gebeten.
Darmſtadt, den 19. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
(10666a
Dr. Gläſſing.
Pollſt. Bett, 2 Küchenſchräuke,
Gartenbank u. V. billig zu
verkaufen. Gardiſtenſtr. 4. (*14760
Gandnähmaſchine, gut erh., für
6 M. zu verkaufen. Pädagon=
(*14761
ſtraße 2, 1. St. Vdh.
Bekanntmachung.
Mittwoch, 18, Auguſt I. Js.,
vormittags 11 Uhr,
ſollen die dem Diplom=Ingenieur
Heinrich Karl Müller dahier
zuge=
ſchriebenen Immobilien:
Flur Nr. qm
30 17 1581 Acker bei der
Kar=
geswieſe,
30 18 3325 Acker daſelbſt,
30 19 1839 Hofraum mit
Wohnhaus
Kra=
nichſteinerſtraße
Nr. 68½
30 19¾/10 96 Grabgarten bei
der Kargeswieſe,
30 20 4837 Acker daſelbſt,
30 23 2063 Acker dgſelbſt,
30 39 4175 Acker hinter dem
Ziegelbuſch,
30 40 534 Grabgarten mit
Gartenhäuſer
hinter dem
Zie=
gelbuſch,
30 41 36974 Hofreite, Ziegelei
mit
Ausbeutungs=
fläche
Kranichſtei=
nerſtraße Nr. 68½
30 42 247 Grabgartenhinter
dem Ziegelbuſch,
in unſerem Bureau, Grafenſtraße
Nr. 30, II., zwangsweiſe verſteigert
werden.
(K16/15
Falls andere rechtliche
Hinder=
niſſe nicht entgegenſtehen, wird
Ge=
nehmigung der Verſteigerung auch
dann erfolgen, wenn das
einge=
legte Meiſtgebot die Schätzung
nicht erreicht.
Darmſtadt, 5. Juli 1915.
Großh. Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller. (VIII, 10078
Zahnarzt
Albert Heuß
im Felde
Zahnärztin
Heuß-Bannicke
verreist.
Praxis geschlossen bis
Ende August. (10690fg
Hügelstraße 6.
Fernruf 2432.
Uniformstücke
gut erhalten, ſtets zu haben.
10609a) Soderſtraße 14, I.
diwan und ver=
Adler=Rad, ſchied.
Erſtlings=
wäſche billig zu verkaufen. Nieder=
Ramſtädterſtraße 20. (*1474fs
Speiserimmer
neu, umſtändehalber (auch einzeln)
(B9350
billig zu verkaufen
Ludwigshöhſtraße 55.
tener Splgkoffer
G bilig zu verkaufen.
Heinrich=
ſtraße 92, I., vormittags. (*14743
Mlalls
Junger Mann, welcher durch
Oberlehrer zur
Einjährigen=
reſp. Prima=Reifeprüſung vorb.
wird, ſucht noch 2—3 Teilnehmer,
um Koſten zu ermäßigen. Angeb.
unt R 71 an die Geſchäftsſtelle
(*14623mfs
d. Bl. erbeten.
Klavier-Unterricht
im Zahlenſyſtem erteilt Fräulein
Göbel, Neckarſtraße 3, Mittelbau
(auf Wunſch auch abends).
Preis=
ermäßigung der Hefte. (*14758fid
Unterricht in Buchführung an
U Abendſtunden geſ. Ang. u. 815
(*14754fs
an die Geſchäftsſt.
Krardahrerschate
willi Neuroth
Pankratiusstr. 63 (*14729
Prakt. und theoretische Ausbildung.
Kreisamtlich konzessloniert.
Verkauf von Schweineſteiſch
(Dauerware).
Von Montag, den 12. ds. Mts., ab wird von den
Metzger=
meiſtern
Georg Dintelmann, Kl. Ochſen= Heinrich Riehl, Schillernlatz 4
gaſſe 2
Philipp Schnellbächer, Waldſtr. 10
Wilhelm Dreßler, Fuhrmannſtr. 1 Heinrich Sehnert, Bleichſtr. 44
Auguſt Freund, Liebigſtr. 33
Georg Späth, Dieburgerſtr. 14
Georg Heyer, Heidelbergerſtr. 68Ludwig Stier, Schießhausſtr. 8
Karl Hübner, Gr. Ochſengaſſe 5Philipp Treſſer, Weiterſtädter
Karl Illert, Wendelſtadtſtr. 20
Weg 14
Philipp Jung, Beſſungerſtr. 4
Philipp Trietſch, Obergaſſe 13
Philipp Kilian, Hochſtr. 15
Ludwig Wagner, Schießhausſtr. 26
Oskar Kraft, Beſſungerſtr. 68
Peter Weisgerber, Kiesſtr. 59
Adam Luſt, Soderſtr. 55
Ludwig Wittmann, Herdweg 1
Georg Pfeiffer, Blumenthalſtr. 51 Auguſt Zeh, Kirchſtr. 16
von der Stadtverwaltung angekauftes Schweinefleiſch (
Dauer=
ware), ſo kange der Vorrat reicht, unter folgenden Bedingungen
verkauft:
Zum Bezuge des Fleiſches berechtigt ſind Minderbemittelte
Familien und auch Einzelperſonen, letztere ſofern ſie einen einnen
Haushalt führen — mit einem Einkommen bis zu 1500 Mk.:
ferner Familien mit einem Hausſtand von 5 Köpfen und mehr
(Kinder unter 5 Jahren bleiben hierbei außer Betracht) mit einem
Einkommen bis zu 2000 Mk. Die hiernach erforderlichen
Nach=
weiſe ſind durch Vorlage des Steuerzettels und der
Brotausweis=
karte auf dem Stadthaus, Zimmer Nr. 7 (Erdgeſchoß links),
zu erbringen, woſelbſt den Bezugsberechtigten Ausweiskarten
verab=
folgt werden.
Die Abgabe des Fleiſches durch die obengenannten Metzger
findet nur gegen Aushändigung dieſer Ausweiskarte und gegen
Zahlung des auf ihr angegebenen Betrages ſtatt.
Der Verkaufspreis iſt 1 Mk. 20 Pfg. für 1 Pfund Fleiſch.
Die Mindeſtabgabe für eine bezugsberechtigte Perſon iſt auf ein
halbes Pfund, die Höchſtabgabe insgeſamt auf zwei Pfund feſtgeſetzt.
Ein Recht auf Fleiſchbezug beſteht nicht.
Darmſtadt, den 7. Juli 1915.
(10046a
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Heſſiſche Chronik
Monatsſchrift für Familien= und Ortsgeſchichte
in Heſſen und Heſſen=Naſſau
Begründet von Dr. Hermann Bräuning=Oktavio
Herausgegeben von D. Dr. Wilh. Diehl
Preis: Jährlich 12 Hefte: 6 Mark, vierteljährlich 3 Hefte:
1,50 Mark, Einzelhefte gegen Voreinſendung des Betrags
60 Pfge. Probehefte unentgeltlich.
Man abonniert bei dem Verlag der „Heſſiſchen Chronik‟
(L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei, Darmſtadt) und allen
(7461a
Buchhandlungen.
Landſturmpflichtige und alle zum Heeresdienſt
Einberufene erhalten noch Kriegsverſicherung bei der
Preussischen Lebensversicherungs-Aktien-
(10486a
erhieielt kerit.
Näheres bei J. H. Möser General=Agent, Ruthsſtr. 24,
Empfehle:
Hirschbraten
Wildschwein-u
im Ausschnitt
Rehziemer u. Keulen
auch geteilt
Wild-Kochfleisch das Pfund 60 Pfg.
Rhein-Wildenten
Hühner-Fleisch, ausgewogen
(10738
das Pfund Mk. 1.50
Schöne junge Tauben von 60 Pfg. an
Junge Gänse, Enten, Hahnen, steierische
Masthühner usw.
Heinrich Grimm, Hofl.
Froßer Friſcher Ofen, elegante
Form, faſt neu, billig z. verk.
Heidelbergerſtr. 7, I. (*1465imdf
1 gutes Fahrrad wegen
Ein=
berufung zu verkaufen. (10706ds
Waldſtraße 35, Kontor.
Alu Preise tur besenshntter
Diese Preise sind nur heute, den 23., und Samstag, den 24. Juli, gültig
Für Feldpostsendungen
Fischkonserven
versandtfertige Verpackungen
Dose 55 ₰
Makrelen in Olivenöl . .
Paket 28₰
Durstlöscher, Triumph. . .
Paket 65 ₰
Dose 60 ₰ Kakao-Würfel
Makrelen in Tomaten-Sauce . .
Fettheringe Stella in Bouillon . . . . Dose 48₰ II Himbeer-Limonaden-Sprup . . Fläschchen 35 ₰
kleine Flasche 55₰
Sardinen in Olivenöl . . . . . . kleine Dose 28₰ Zitronen-Erfrischung
Sardinen in Olivenöl . . . . . . grosse Dose 42₰ I Zitronen-Erfrischung . . . grosse Flasche 1.15
Paket 65 ₰
Kaffee-Würfel . . . . .
Verschiedenes
Kekse
Paket 15₰ II Wronkers Bouillon-Ersatz-Würfel Dose 100 St. 1.35
Mokka-Keks . .
Paket 18₰ Ochsena . . grosse Dose 1.85, kleine Dose 95 ₰
Elweiss-Stahl-Keks . . . .
Paket 35₰ Kondensierte Milch, gezuckert . . . Dose 65₰
Keks „immer oben‟ . . . . . .
Kondensierte Milch, ungezuckert . . Dose 58 ₰
Paket 48₰ Kaffee, bekannte Qualität . . . . . . Paket 72₰
Keks Glücksklee . . .
Paket 42₰ Puddingpulver . . . . . . . . 3 Pakete 28 ₰
Sekt-Keks . .
3 Pakete 28₰
Feinstes Honigpulver . . .
Paket 48₰
Butter-Keks . . . .
. . 3 Pakete 28 ₰
Zitrone in der Düte .
10736
O.
Nachf.
ronker C
Musikspereit.
Anßerordentl. Mitglieder=Verſammlung
Freitag, den 30. Juli 1915, abends 8½ Uhr,
im Vereinshauſe.
Tagesordnung:
Finanzierung des Winterprogramms 1915/16.
Die aktiven und inaktiven Mitglieder werden hierdurch zur
(10726
Teilnahme dringend eingeladen.
Der Vorſtand.
Am Freitag, den 23. Juli, findet im
Kaltee Tulst Bismarch
ein
PatriotischerAbend
statt. Zu diesem Abend hat die rühmlichst
be-
kannte Künstler-Vereinigung ein
ab-
wechslungsreiches Programm zusammengestellt,
so dass jedem Konzertbesucher Stunden
wirk-
lichen Genusses bevorstehen.
(10742
Unlbeler Mineralwussser
Luisenbrunnen (Urquelle)
liefert die Hauptniederlage
9615a
Telephon 82. C. Naumann., Karlstr. 45.
Ia Kraftfleisch (Corned beef)
im Ausſchnitt per Pfund Mk. 1.— (10593imf
Wilh. Weber Nachf., Elisabethenstr. 6.
Ein weißer Klappſportwagen
Ebillig zu verkaufen. Näh.
Stift=
ſtraße79, 1. St. rechts. (*14739
2 Stück pa. Apfelwein vert.
Näh. Heidelbergerſtr. 89. (*14680df
esldenz
Krnedter
Heute zum letztenmal
Meny
I. Cen.
Morgen
Der Kriminalroman in 3 Akten
Um fremde Schuld
und
das Lustspiel in 3 Akten
Aus einer kleinen
Garnison
mit Wanda Treumann
und Viggo Larsen.
(10744
Eithen
Original=Browning=Piſtole
mit beſtem Rindleder=Etui für
60 Mk. zu verkaufen. Zu erfrag.
in der Geſchäftsſt. d. Bl. (*14727
Teidene Salongarnitur, zwei
S=Sofas, zwei Seiſel und zwei
Stühle, ſowie zwei Klubſeſſel nebſt
Sofa zu verkaufen. (*14615mfs
Dieburgerſtraße 156.
Wöoog, am 22. Juli 1915.
Waſſerhöhe am Pegel 3,75 m.
Luftwärme 160 6.—
Waſſerwärme vorm. 7 Uhr 20% C.
Woogs=Polizeiwache.
Inien
Sllledter
Rheinstr. 6 Tel. 173
Heute letzter Tag
des hervorragenden Kriminal-
Schauspiels
Der Apostel
der Armen
Waldemar Psilander
der beliebte Künstler in der
Hauptrolle. (*14767
Man versäume nicht, sich
dieses Prachtprogramm
anzuschen.
Ab morgen:
Die entfesselte Bestie
und
Das Rachegespenst.
1fahrbareDampflokomobile
Syſtem Lanz, kann während der
Ernte verliehen werden. Näh bei
Robert Grastorf, G. m. b. H.,
Waldſtraße 33
(10755
Parieté u. Theater=Saal
Perkeo, Alexanderſtr. 14.
Täglich abends 8 Uhr:
Dasgroße Künstler-Programm
der Rheingold-Burlesken
ſowie (10654a
Gastspiel d. Kanonen-Max
mit ſeinem
musikalischen Gekangenenlager.
Pferde zum Schlachten
werden fortwährend zu den höchſten
Preiſen angekauft. (*14646mdf
Philipp Molter
vorm. far vohn
Pferdemetzgerei
Darmſtadt, Langgaſſe 3.
Zum Einmachen.
Heidelbeeren
heute beſonders billig
Pfund nur 35 Pfg.
Extra ſchöne Aprikoſen
Extra ſchöne
Johannisbeeren
Extra ſchöne Pfirſiche
empfiehlt (*14751
Hoflieferant Held
Karlſtraße 24. Telephon 478.
Empfehle
Palmin, Palmona
Cunerol, Durlacher Stolz
beſter Buttererſatz. (B,10491
J. Schellhaas
Tel. 1697.
Karlſtr. 50.
Kunſtliche Hahne
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Zahnziehen, Reparaturen billig.
J. Joseph, Dentist
Soderſtraße 7. (*14766
Keine Wäſche, Bluſen, Kleider
7) werden gewaſchen u. gebügelt.
Zu erfr. in der Geſchäftsſt. (*14748fs