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Ausgabe A (mit Illuſtriertem Unterhaltungsblatt)
178. Jahrgang
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Oeſterreichiſche Note an Amerika. — Ruſſiſches. — Die wahre Stimmung in
England. — Die Balkanſtaaten.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 27. Sept.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchanplatz.
An der Küſte herrſchte Ruhe. Nur
ein=
zelne Schüſſe wurden von weit abliegenden
Schiffen wirkungslos auf die Umgegend von
Middelkerke abgegeben.
Im Ypern=Abſchnitt hat der Feind ſeine
Angriffe nicht wiederholt.
Südweſtlich von Lille iſt die große
feind=
liche Offenſive durch Gegenangriff zum
Stillſtand gebracht. Heftige feindliche
Einzel=
angriffe brachen nördlich und ſüdlich von Loos
unter ſtärkſter Einbuße für die Engländer
zu=
ſammen. Auch in der Gegend von Souchez
und beiderſeits von Arras wurden alle
An=
griffe blutig abgeſchlagen. Die
Ge=
fangenenzahl erhöhte ſich auf 25 Offiziere und
über 2600 Mann, die Beute an
Maſchinen=
gewehren auf 14.
Die franzöſiſche Offenſive zwiſchen Reims
und Argonnen machte keinerlei weitere
Fortſchritte. Sämtliche Angriffe des
Fein=
des, die beſonders an der Straße Sommepy-
Suippes, ſowie Beauſéjour=Ferme-
Maſ=
ſiges und öſtlich der Aisne heftig waren,
ſcheiterten unter ſchwerſten Verluſten
für ihn. Die Gefangenenzahl erhöhte ſich
hier auf über 40 Offiziere, 3900 Mann.
Drei feindliche Flugzeuge, darunter ein
franzöſiſches Großkampfflugzeug, wurden geſtern
im Luftkampf, nordöſtlich Ypern, ſüdweſtlich
Lille und in der Champagne, zwei weitere
feind=
liche Flugzeuge durch Artillerie= und
Gewehr=
feuer ſüdweſtlich Lille und in der Champagne,
zum Abſturz gebracht.
Feindliche Flieger bewarfen mit Bomben
die Stadt Peronne, wo zwei Frauen und
zwei Kinder getötet und zehn weitere
Ein=
wohner ſchwer verwundet wurden.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Hindenburg.
Im Rigaiſchen Meerbuſen wurden
ruſſiſche Kriegsſchiffe, darunter ein Linienſchiff,
durch dentſche Flieger angegriffen. Auf dem
Linienſchiff und auf einem Torpedobootszerſtörer
wurden Treffer beobachtet. Die ruſſiſche Flotte
dampfte ſchleunigſt in nördlicher Richtung ab.
Auf der Südweſtfront von Dünaburg
wurde dem Feind geſtern eine weitere Stellung
entriſſen. Es ſind 9 Offiziere und über
1300 Mann zu Gefangenen gemacht und
2 Maſchinengewehre erbeutet. Weſtlich von
Wilejka wird unſer Angriff fortgeſetzt.
Südlich von Smorgon wurden ſtarke
feind=
liche Gegenangriffe abgewieſen. Zwiſchen Kre=
wo-Wiſchnew machten unſere Truppen
Fortſchritte. Der rechte Flügel und die
Heeresgruppe des
Generalfeldmar=
ſchalls Prinzen Leopold von Bayern
haben die Weſtufer des Njemen bis
Schtſche=
reſſy, des Serwetſch und der Schtſchara
vom Feinde geſäubert. Oeſtlich von Barano=
Die engliſch=franzöſiſche Offenſive.
Der Seekrieg.
* Lyon, 26. Sept. Progrés meldet aus
Dün=
kirchen: Das franzöſiſche Schiff „Saint
Piérre” wurde in der Nacht vom 22. zum 23.
Septem=
ber im Pas de Calais torpediert. Es verſank ſehr
ſchnell. Der Kapitän und vier Mann der Beſatzung
wur=
den gerettet.
Der italieniſche Krieg.
Italiens Mißerfolg.
— Die Herren Salandra und Sonnino haben ſich
vollſtändig verrechnet, das Eingreifen Italiens
in den Weltkrieg hat keinen Umſchwung für den
Vierverband gebracht, ſein Uebertritt kommt ihm teuer
zu ſtehen. Seit vier Monaten ſteht das Apenninenreich
jetzt im Kriege gegen Oeſterreich, aber was hat es in
dieſer Zeit erreicht? Abſolut nichts! Zwar iſt die Grenze
überſchritten worden, aber nur ſo weit, wie dieſe aus
ſtra=
tegiſchen Gründen vom Gegner ſelbſt geräumt worden
war, und alle bisherigen Angriffe ſind auf das blutigſte
zurückgeworfen worden, ohne daß man an Boden
ge=
wonnen hätte. Allein drei Hauptangriffe haben den
Italienern über 200000 Mann gekoſtet. Dem Volke ſucht
man die Wahrheit zu verſchleiern, Verluſtliſten dürfen
nicht ausgegeben werden, die Soldaten dürfen über den
Stand der Dinge nichts in die Heimat berichten, aber die
Scharen von Verwundeten kann man ſchließlich doch nicht
verbergen, nachdem man verſucht=hatte, ſie nur in Ober=
witſchi hält der Feind noch kleine
Brücken=
köpfe. Der Kampf auf der ganzen Front iſt
im Gange.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Mackenſen.
Die Lage iſt unverändert.
Oberſte Heeresleitung.
italien in den kleinſten Neſtern unterzubringen, wo es
überdies an ausreichender Unterkunft und ſanitärer
Für=
ſorge faſt gänzlich mangelte. Von alledem bekommt das
Volk aber doch allmählich Kunde, und namentlich in
Süditalien herrſcht eine Stimmung, die alles andere als
kriegsfreudig genannt werden kann. Zweifellos hat die
italieniſche Heeresleitung die Schwierigkeiten der
Ge=
birgsoperationen ungemein unterſchätzt, bzw. man hatte
kein Augenmaß für die Leiſtungen der eigenen Truppen,
und es iſt begreiflich, daß angeſichts der dauernden
Miß=
erfolge Herr Cadorna ſich nach einem anderen
Kriegs=
ſchauplatze ſehnt, wo die Schwierigkeiten etwas geringer
ſind. Freilich kann man nicht gut Truppen von der
öſter=
reichiſchen Grenze wegnehmen, um den Oeſterreichern
nicht die Offenſive zu erleichtern. Daß man eine ſolche
befürchtet und mit ihrem Erfolge immerhin rechnet,
zei=
gen die Nachrichten, daß überall auf der Linie Venedigſ-
Verona-Mailand Schützengräben aufgeworfen und
Be=
feſtigungen angelegt werden. Auch die ſonſtige Lage iſt
für die Italiener keine günſtige. Tripolis wird man
vorausſichtlich im Verluſtkonto buchen müſſen; angeſichts
der Bewegung der Eingeborenen mußten die Truppen bis
zur Küſte zurückgezogen werden. Ebenſo ſcheinen die
Hoffnungen auf Albanien ſich nicht erfüllen zu wollen,
denn dort iſt bereits ein Intereſſenwiderſpruch mit den
„Verbündeten”, nämlich Serbien und Montenegro,
ausgebrochen, denn Italien ſetzt ſich dem Verlangen der
Ententemächte, Serbien einen Küſtenſtrich zu gewähren,
nit aller Entſchiedenheit entgegen, weil es hierauf ſelbſt
Anfpruch erhebt. Der Verräter erhält allmählich ſeinen
Lohn! . . .
Die Räumung der Inſel Pelagoſa.
* Wien, 26. Sept. Aus dem
Kriegspreſſe=
quartier wird gemeldet: Pelagoſa. Die Inſel
Pelagoſa war bekanntlich von den Italienern Ende
Juli beſetzt worden. Ebenſo bekannt iſt, daß die
Inſel nach dreimaliger Beſchießung durch leichte
See=
ſtreitkräfte und nach öfterem Beſuch unſerer Seeflugzeuge
Ende Auguſt verlaſſen vorgefunden wurde. Nicht
bekannt iſt aber, was bei einige Tage ſpäter
durchgeführ=
ten genauen Erkundigungen auf der Inſel an Material
geborgen werden konnte. Es bleibt unerfindlich, wieſo
der Räumung der Inſel nicht wenigſtens eine
Aufräu=
mung vorherging, denn daß die Ausrüſtungsgegenſtände,
die in ihrer Geſamtheit mehr als einen großen
Eiſen=
bahnwagen füllen, nicht abſichtlich dem Gegner als
Ge=
ſchenk überlaſſen werden, iſt wohl vorauszuſetzen. Einige
Stichproben mögen genügen: 46 Faß Petroleum, zum
größten Teil gefüllt, Benzinkiſten, 200 Büchſen
Fleiſchkon=
ſerven, Rüſtungen, Patronen, Schuhe, Leydener=Flaſchen,
ein Telegraphen=Apparat, volle Kleiderſäcke mit Anzügen
und Wäſche, Matratzen, Decken, Stacheldraht, Schutznetze,
Geldtaſchen, Segel und Zelte, lange Troſſen, Eßſchalen
eine Kiſte Kerzen, Hängematten, Parfüm, eine
Feld=
ſchmiede, Tagebücher und Kalender, Krampen und Haken,
Photographien, ein Boot uſw. Die Gegenſtände
lagen in gleich wüſtem Durcheinander, wie ſie aufgezählt
ſind, auf der Inſel zerſtreut. Es ſcheint, daß nach der
dritten Beſchießung, als am Abend des darauffolgenden
Tages ſich italieniſche leichte Seeſtreitkräfte der Inſel
näherten, dieſen durch eines unſerer Unterſeeboote der
Boden derart heiß gemacht wurde, daß die wohl ſchon
beſchloſſene Räumung in Flucht ausartete. Eine andere
Erklärung kann beim beſten Willen nicht gefunden
wer=
den. Und noch eines: Unter einem Felſenvorſprung lag
ein Toter, ſchon in Verweſung, in Regenkleider gehüllt.
Die Erſtürmer des Felſeneilandes hatten ſich alſo nicht
einmal mehr die Zeit genommen, ihre Toten zu
begra=
ben. Nicht einmal einen Geviert=Kilometer hat Pelagoſa.
Seine Beſetzung ſollte nach italieniſchen Meldungen der
Auftakt ſein zur Eroberung Dalmatiens. Es ſcheint, daß
die Erfahrung genügt hat, den Gegner zu überzeugen,
daß Dalmatien ein ſehr harter Fels iſt, der aus bitterem
Waſſer aufragt. Dieſes „Mare Amaro” iſt durch den
Zwiſchenfall Pelagoſa nicht ſüßer geworden.
Oeſterreichiſche Note an die Vereinigten
Staaten.
* Wien, 25. Sept. Der Miniſter der Auswärtigen
Angelegenheiten Baron Burian hat dem
ameri=
kaniſchen Botſſchafter in Wien eine Note
überreichen laſſen, die eine Antwort gibt auf die Note
der Vereinigten Staaten vom 16. Auguſt d. Js. In
dieſer heißt es:
Die Ausführungen der Bundesregierung beruhen
zum großen Teil auf der nicht zutreffenden
Voraus=
ſetzung, als hätte die k. und k. Regierung die in Artikel 7
der . V. und der XIII. Haager Konvention
den Angehörigen neutraler Mächte eingeräumte
Befug=
nis, den Kriegführenden Konterbande zu liefern,
über=
haupt in Abrede geſtellt, während doch die vorerwähnte
Note der k. und k. Regierung ausdrücklich beſagt hatte,
daß der Wortlaut — aber auch nur dieſer — der
be=
zogenen Beſtimmung der Bundesregierung eine formalle
Handhabe zur Duldung des von ihren Bürgern
gegen=
wärtig betriebenen Handels mit Kriegsmaterial biete.
Der k. und k. Regierung lag ſelbſtverſtändlich fern, dem
Waſhingtoner Kabinett ein Abgehen von einem geltenden
Vertrag anzuſinnen, ſie wies nur darauf hin, daß nach
ihrem Dafürhalten jener Beſtimmung nicht eine
Aus=
legung gegeben werden ſollte, die mit dem
Gaundge=
danken und den oberſten Grundſätzen des
Neutralitäts=
rechtes in Widerſpruch geriete.
Die k. und k. Regierung hat denn auch ihre
ein=
ſchlägigen Darlegungen auf das ſpezielle Problem
ein=
geſtellt, ob die zitierte Vertragsbeſtimmung nicht an
dieſen Prinzipien ihre Schranke finde, und ſie hat, als
ſie ſich bei Bejahung der Frage auf die Stimmen der
Wiſſenſchaft berief, eben nur jene Autoritäten im Auge
gehabt und im Auge haben können, welche ſpeziell
unter=
ſuchen, ob die ſonſt zuläſſige Ausfuhr von Kriegsbedarf
nicht unter Umſtänden eine Kompromittierung der
Neu=
tralität involviert. Eine Behauptung des Inhaltes die
Schriftſteller ſeien übereinſtimmend der Anſicht, daß
Aus=
fuhr von Konterbande neutralitätswidrig ſei, findet ſich
an keiner Stelle der Note vom 29. Juni d. J. Die k.
und k. Regierung hat ferner keineswegs einem Prinzip
der Gleichmachung („Equaliſation”) das Wort geredet.
In der Tat begründete ſie ihre in der Frage der
Aus=
fuhr von Kriegsbedarf vorgebrachte Anregung nicht
da=
mit, daß ſie ſelbſt nicht in der Lage ſei, aus den
Verei=
nigten Staaten von Amerika Kriegsmaterial zu beziehen.
Ja, ſie iſt der Meinung, daß der übermäßige Export von
Kriegsbedarf nicht einmal dann zuläſſig wäre, wenn ein
ſolcher nach den Ländern beider Kriegsparteien ſich
voll=
zöge. Der Gedanke, es obliege einer neutralen Macht,
en Nachteil, in dem ſich Oeſterreich=Ungarn infolge der
Inmöglichkeit beſindet, Kriegsmaterial aus deren Gebiet
zu beziehen, dadurch wettzumachen, daß dieſe neutrale
Macht ihren Untertanen den normalen Handel mit
ſollchen Gegenſtänden mit den Feinden der Monarchie
verbieten ſolle, hat der k. und k. Regierung niemals
vor=
geſchwebt. Nur dagegen wandte ſie ſich, daß
as Wirtſchaftsleben der Vereinigten Staaten durch
Schaffuung neuer und Erweiterung
be=
ſtehender Betriebe dem Zweck der Erzeugung und
der Ausfuhr von Kriegsbedarf in weiteſtem
Um=
fange dienſtbar gemacht und auf ſolche Art
ſozu=
ſagen militariſiert wurde, wenn es geſtattet iſt, dieſes viel
nißbrauchte Wort hier zu verwenden. In dieſer
Kon=
zentration ſo vieler Kräfte auf das eine Ziel, die Lieferung
von Kriegsbedarf, welche, wenn auch nicht der Abſicht nach,
ſo doch tatſächlich eine wirkſame Unterſtützung einer der
Kriegsparteien zur Folge hat, was um ſo auffälliger in die
Erſcheinung tritt, als der anderen Kriegspartei aus den=
Vereinigten Staaten nicht einmal ſolche Waren geliefert
werden, die nicht Konterbande bilden, iſt aber auch ein
„fait nouveau” gelegen, durch welches der Hinweis auf
vermeintliche Präzedenzfälle in anderen Kriegen
ent=
kräftet wird. Die Parallele mit früheren
Krie=
gen verſagt um ſo mehr, als dies ſtets nur Kriege
zwi=
ſchen zwei einzelnen Mächten oder doch zwiſchen Gruppen
wenig zahlreicher Mächte waren. Unter dieſer
Voraus=
ſetzung war es möglich, daß, wenn aus einem neutralen
Land Kriegsmaterial nur an eine Kriegspartei geliefert
wurde, deren Gegner ſich an andere Neutrale wenden
konnte. Im gegenwärtigen Krieg aber ſind die Bereinigten
Staaten von Amerika die einzige Macht, welche für ſolche
Lieferungen füglich in Betracht kommen kann. Zeigt die
Erfahrung, daß ein Embargo irgendwelcher Art zu dieſem
Zweck im Verlauf eines Krieges nötig wird, dann iſt dieſe
Macht berechtigt, ihre bisherige Neutralitätspraxis zu
ändern. Auf der anderen Seite ſtellt ſich der gegenwärtige,
von allen bisherigen völlig verſchiedene Fall als ein
No=
um dar, welches ſich der Subſummierung unter den
zitierten Artikel 7 entzieht.
Auch die von der k. und k. Regierung in Anſehung der
Zufuhr von Lebensmitteln und Rohſtoffen gemachte
An=
regung ging nicht von der Idee aus, als wäre eine
neu=
trale Regierung verpflichtet, die von einer Kriegspartei
über die andere erlangten Vorteile durch ein Non-
Imter-
course-Syſtem mit jener Partei zu kompenſieren. Die
er=
vähnte Anregung galt, wie aus der Note vom 29. Juni
d. Js. hervorgeht, lediglich dem Zwecke dem
Waſhing=
toner Kabinett, welches ſich darauf berufen hatte, daß es
den Vereinigten Staaten von Amerika infolge der
Kriegs=
lage unmöglich ſei, mit den Zentralmächten Handel
zu treiben, darzutun, daß es in der Hand der
Bundes=
regierung liege, eine ſolche Möglichkeit zu eröffnen.
Tat=
ſächlich ſind es ja nicht die materiellen Erfolge
Groß=
britanniens und deſſen Verbündeter, welche den Handel
zwiſchen Amerika und Oeſterreich=Ungarn, wenigſtens
ſo=
weit Nichtkonterbandewaren in Betracht kommen,
auf=
hören machten, ſondern die von den Ententeſtaaten
ge=
broffenen rechtswidrigen Maßnahmen, welche, wie der
1. und k. Regierung nicht unbekannt geblieben iſt, auch von
der Unionsregierung als rechtswidrig betrachtet werden.
Mit lebhaftem Intereſſe iſt die k. und k. Regierung
den Ausführungen gefolgt, worin die Geſichtspunkte
dar=
gelegt ſind, welche es dem Waſhingtoner Kabinett
unab=
weislich erſcheinen laſſen, im gegenwärtigen Krieg
der Ausfuhr von Kriegsmaterial keine
Schranken zu ſetzen. Sie gibt jedoch die
Hoff=
nung nicht auf, der Zuſtimmung der Bundesregierung
zu begegnen, wenn ſie bemerkt, daß dieſen
Geſichts=
punkten rein praktiſcher Natur irgend ein Einfluß auf
die Beurteilung der Rechtslage nicht zukommt, wobei es
unſererſeits ununterſucht bleiben muß, ob die Tatſache,
daß die Erzeugung von Kriegsbedarf in den
Vereinig=
ten Staaten einen ſo ungeheuren Umfang annehmen
konnte, nicht den Schluß geſtatten würde, daß die
Ver=
einigten Staaten, in denen alle Vorbedingungen dieſer
Produktion, Menſchenkraft, Naturſchätze und Kapital, in
überreichem Maße gegeben ſind, im Falle, als ſie ſelbſt
Krieg zu führen hätten und die eigene Sache die
Ener=
gien der Bürger noch ſteigerte, auf den Bezug von
Kriegs=
material aus dem Ausland nicht angewieſen wäre.
Im einzelnen möchte die k. und k. Regierung noch
folgendes beizufügen ſich erlauben: Bei Anführung der
vom Waſhingtoner Kabinett angerufenen
Präzedenz=
fälle, welche jedoch, wie ſchon erwähnt, als ſolche nicht
anerkannt zu werden vermögen, unterſtreicht die
Bundes=
regierung das Beiſpiel aus dem Burenkriege, in deſſen
Verlaufe ſich eine analoge kommerzielle Iſolierung der
einen Kriegspartei ergeben habe, wie im jetzigen Kriege.
Eine derartige Analogie kann aber in Wahrheit kaum
er=
blickt werden, weil Großbritannien damals ein
Handels=
verbot, wie es die jetzigen rechtswidrigen Maßnahmen
des Londoner Kabinetts darſtellen, nicht erlaſſen hat und
in der Behinderung der Zufuhr von Waffen und
Muni=
tion, deren die Unionsregierung Erwähnung tut, eine
kommerzielle Iſolierung gewiß nicht geſehen zu werden
vermag, ganz zu geſchweigen der Tatſache, daß die
Aus=
fuhr von Kriegsmaterial aus Oeſterreich=Ungarn im
Burenkriege, gleichwie in anderen Kriegen, wo eine ſolche
Ausfuhr überhaupt ſtattfand die Grenze der Zuläſſigkeit
niemals überſchritten hat. Was die Berufung auf den
vom Waſhingtoner Kabinett angeführten deutſchen
Schriftſteller anlangt, ſo iſt ihr ebenſo wie den
daran geknüpften Konkluſionen der Boden wohl dadurch
entzogen, daß, wie der Bundesregierung mittlerweile
gewiß bekannt geworden iſt, Herr Einicke ſelbſt öffentlich
dagegen Verwahrung eingelegt hat, eine Stelle ſeiner
Ab=
handlung über die Neutralität im Seekriege zugunſten
der Haltung des Waſhingtoner Kabinetts verwertet zu
ſſehen. Im übrigen hält es auch die k. und k. Regierung
für ſelbſtverſtändlich, daß ein neutraler Staat ein
Aus=
fuhrverbot nicht in der Abſicht erlaſſen darf, einer der
Kriegsparteien zu ſchaden. Ebenſo ſelbſtverſtändlich
kann aber von einem Ausfuhrverbot, welches ein Staat
behufs Wahrung ſeiner Neutralität erlaſſen würde,
nie=
mals behauptet werden, es ſei dies in der Abſicht
ge=
ſchehen, eine Kriegspartei zu benachteiligen. Die
Erörte=
rungen der Bundesregierung endlich, welche von der
Verproviantierung von Kriegsſchifffen
handeln, beruhen augenſcheinlich auf einem
Mißverſtänd=
niſſe. Bei dem Hinweis auf das Verbot der Lieferung
von Kriegsſchiffen und das Verbot gewiſſer Lieferungen
an Kriegsſchiffe hatte die k. und k. Regierung nicht einen
konkreten Fall im Auge, ſondern die in den Artikeln 8
19 und 20 der XIII. Haager Konvention ausgeſprochenen
Verbote.
Irlands Hoffnung auf Deutſchlands Sieg.
S. Aus der Morning Poſt, die über die
deutſch=
freundlichen Iren herfällt, erfahren wir etwas von der
in Irland getriebenen Propaganda zugunſten
Deutſch=
lands. Es heißt da:
„In den letzten Tagen ſind wieder neue Methoden zur
Förderung der deutſchfreundlichen Bewegung in Irland
ans Licht gekommen. Im ganzen Land wird eine
Bro=
ſchüre verteilt, die den Titel führt: Irland, Deutſchland
und die Freiheit der Meere! und angeblich in Amerika
gedruckt ſein ſoll. Durch die Verwendung von
Briefum=
ſchlägen beſtbekannter Firmen, eine gewiſſenloſe und
plumpe Liſt, iſt die Verſendung durch die Poſt
bewerk=
ſtelligt worden.
Im Vorwort wird der Leſer belehrt, daß die
Ver=
krüppelung der britiſchen Flotte (durch deutſche
Unter=
ſeeboote?) einen Vorſtoß der Deutſchen nach Irland zur
Folge haben würde, und jeder wehrfähige Ire müſſe ſich
von heute ab bereithalten, ſich der Befreiungsarmee
(Army of Deliverance) anzuſchließen. Weiterhin heißt
es dann: Irland zu befreien und die mißregierte Inſel
wieder ein lebendiges Glied des europäiſchen
Staaten=
körpers werden zu laſſen, iſt eine Aufgabe, wie ſie der
Größe und Stärke des deutſchen Volkes
und ſeines Herrſchers entſpricht. Wo die
Könige von Spanien auf die verſchiedenſte Weiſe vergeb=
Die ſechzehnmonatige Irrfahrt
des Polarforſchers Stefanſſon.
C. K. Die amerikaniſchen Blätter brachten dieſer Tage
uus Ottawa die Nachricht von der Wiederauffindung des
ſkandinaviſchen Polarforſchers
Vilhjal=
mur Stefanſſon, der als Leiter einer kanadiſchen
Polarexpedition im Juli 1913 auf ſeinem Schiff „Karluk”
von Alaska abgefahren und im Herbſt 1914 verſchollen war
und totgeſagt wurde. Nunmehr veröffentlicht der Forſcher
im Daily Chronicle eine Schilderung ſeiner Abenteuer,
der wir die folgenden Einzelheiten entnehmen: „Als mein
Dampfer „Karluk” mit der Bemannung in den
Eisgewäſ=
ſern abgetrieben worden war, während ich mit ſieben
mei=
ner Begleiter verlaſſen an Land bei unſerer Station
zu=
rückblieb, beſchloß ich, auch unter dieſen Umſtänden die
Aufgaben meiner Expedition mit Hilfe meiner Schlitten
nach Möglichkeit zu erfüllen. Als wir unſere ſchwierige
Reiſe begannen, hatten wir 25 Schlittenhunde. Durch
einen Schneeſturm verlor ich bald zwei meiner beſten
Leute. Endlich begann unſere Wanderung über das
ge=
frorene Gewäſſer; am 9. April waren wir bereits 50
Meilen vom Feſtland entfernt, waren aber nur wenig
nordwärts gedrungen, da die Stürme uns parallel der
Küſte getrieben hatten. Da unſere Hunde überangeſtrengt
waren und zwei unſerer Schlitten für das rauhe Eis zu
leicht gebaut waren, entſchloß ich mich, drei Mann nach
unſerer Proviant= und Lagerbaſis zurückzuſenden. Nun
beſtand unſere Geſellſchaft nur noch aus zwei Kameraden
und mir, mit Proviant für Menſchen und Hunde für einen
Zeitraum von 40 Tagen. Außerdem hatten wir zwei
Ge=
wehre und 360 Patronen. Zwei Tage, nachdem die drei
Begleiter uns verlaſſen hatten, mußten wir den heftigſten
Sturm der ganzen Reiſe beſtehen. Trotzdem das Geräuſch
des Eisbrechens gegen die Klippen ſonſt meilenweit zu
hören iſt, konnten wir in jener Nacht infolge der
Wind=
ſtärke nichts als das Pfeifen des Sturmes vernehmen. In
der Folge mußten wir viele Meilen über ganz dünnes
Eis ſetzen. Wir waren nunmehr im Gebiete des ewigen
Lichts. Das Tageslicht währte alle 24 Stunden, und da
die Sonne zu warmen begann, wäre dieſes Eisgebiet ein
oder zwei Wochen ſpäter wohl nicht mehr tragfähig
gewe=
ſen. Unſere Arbeit aber harrte im Norden, und dort
waren wir auch vor der Schmelzkraft der Sonne in
Sicher=
heit. Unſere Vorräte gingen allmählich zu Ende und am
15. Mai begannen wir bereits ernſtlich Hunger zu
ver=
ſpüren. Die Hunde waren merklich abgemagert. Wir
hielten an, um Seelöwen zu jagen. Ich rechnete aus, daß
wir noch ungefähr 43 Tage brauchen würden, um das
Banksland (die weſtlichſte der arktiſch=amerikaniſchen
In=
ſeln) zu erreichen. Während der folgenden Zeit hatten
wir reichlich zu eſſen; wir erlegten eine Anzahl Bären und
40 Seelöwen. Am 24. Mai, 45 Meilen von der Küſte der
Banksinſel entfernt, gerieten wir in einen Oſtſturm, der
12 Tage währte. Als wir lagerten, kamen die Bären,
ohne auf das Bellen der Hunde und unſere Schüſſe zu
achten, direkt an uns heran. Während der folgenden Zeit
wurden wir durch den Wind gezwungen, 60 Meilen von
unſerer vorgeſehenen Richtung abzugehen. Am Abend des
26. Juni erreichten wir die Banksinſel, 30 Meilen ſüdlich
von Kap Alfred. Da ich den von mir getroffenen
Ab=
machungen gemäß die Ankunft des Hilfsſchoners „
Nord=
ſtern” für Ende Auguſt erwartete, brachten wir den
Som=
mer mit Jagden zu, wobei wir auch auf alle Fälle
Winter=
vorräte anſammelten. Aber der 1. September kam, und
nichts war in Sicht. Wir bargen unſer Trockenfleiſch
un=
ter Steinen und wanderten ſüdwärts. Am Kap Kellett
fanden wir das Schiff „Mary Sachs‟ Die Expedition der
„Mary Sachs” hatte angenommen, daß ſie uns verzweifelt
und dem Hungertode nahe auf Kap Kellett antreffen
würde. Als ſie uns aber nicht gefunden, hatten ſie
an=
genommen, wir ſeien tot. Außerdem hatte ſich im letzten
Sommer auch auf der Herſchel=Inſel die Nachricht von
unſerem angeblichen Tode verbreitet. Da es zu ſpät in der
Jahreszeit war, um die „Mary Sachs”, die an Land
ge=
zogen war wieder flott zu machen, ſetzten wir das
Sam=
meln von Wintervorräten fort . .
Alls der Winter nach vielen Querreiſen vergangen war,
entdeckten wir am 18. Juni ein neues Land im Nordoſten.
Wir erreichten es in 780 nördlicher Breite und 1170
weſt=
licher Länge. Wir überblickten eine 100 Meilen lange
Küſtenlinie. 40 Meilen im Oſtenverblickten wir Berge bis
zu einer Höhe von 2000 Fuß. Auch ſonſt handelt es, ſich
um ein ſehr gebirgiges Land, das nur an der Küſte flach
iſt und dann anſteigt. Arktiſche Tiere waren in großen
Mengen vorhanden mit Ausnahme von Bären. Da der
Sommer ſchnell näher rückte, wandten wir uns am
22. Juni zurück. Wir folgten dann der (Weſtlüſte der
Mel=
ville=Inſel, wanderten über die Mercy=Bai und reiſten
quer durch die Banksinſel nach Kellett, wo wir am 8.
Au=
guſt wohlbehalten ankamen. Am 11. Auguſt kam der
Schoner „Polarbär” an, den wir für unſere Zwecke
mie=
teten.
Im Lande der Schwarzhäupter.
— In den ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen, die jetzt das
Operationsgebiet eines Teiles unſerer Heeresgruppen im
Oſten bilden, beſonders in Livland hat ſich in vielen
Städten ein eigentümlicher Reſt mittelalterlichen
Klub=
lebens in die Gegenwart gerettet. Es ſind die
Geſell=
ſchaften der „Schwarzhäupter”, die vor allem in
Riga und Reval zu hoher Bedeutung gelangt ſind.
Urſprünglich eine Vereinigung der unverehelichten
deut=
ſchen, noch nicht ſelbſtändigen Kaufleute („Kaufgeſellen”),
die ſich unter den Schutzpatronen St. Georg und St.
Mau=
ritius zuſammenfanden, führen ſie ihren ſonderbaren
Namen auf den Mohrenkopf des hl. Mauritius in ihrem
Wappen zurück; ſie ſind — bemerkenswert genug in einem
Lande, wo ſich das Deutſchtum auf Vorpoſten ſtändig
ſeiner Haut wehren mußte — politiſch kaum
hervorgetre=
ten, wennſchon die Revaler Schwarzhäupter gelegentlich
in Helm und Harniſch zur Abwehr feindlicher Angriffe auf
die Stadt mit den Bürgern gemeinſam ausritten. Die
Rigaiſche Geſellſchaft kann im nächſten Jahre ihr
halb=
tauſendjähriges Beſtehen feiern, da ſie 1416 ihren
Beſtä=
tigungsbrief oder „Schragen” erhielt; älter, die älteſte
überhaupt, iſt die zu Reval, die bereits zu Ende des 14.
Jahrhunderts beſtand und 1407 offiziell vom Rat
aner=
kannt wurde. Durch ihr altes Heim, das
Schwarzhäup=
terhaus am Marktplatz, ſind die Rigaer Brüder eng mit
der großen Kataſtrophe der Stadt Anno 1330 verwachſen.
Damals eroberte der ſcharf vorgehende Hochmeiſter des
Deutſchritterordens, Eberhardt von Monhemo, Riga, und
beſchlagnahmte auch die beiden ſogen. Gildſtuben, wo
Rat und Bürgerſchaft die ſtädtiſchen Angelegenheiten in
weiſer Zwieſprache zu erörtern pflegten. Nun waren die
lich die zugeſagte Hilfe zu bringen verſuchten, wo Ludwig
des Vierzehnten und Napoleons Pläne zerſchellten, wird
ein im Kriege mit England befindliches Deutſches Reich
nicht in dieſelben Fehler verfallen, die jenen zur Laſt
lie=
gen. Die alten Anſprüche Irlands, die den Herrſchern
aller Länder unterbreitet worden waren, die Erkenntnis, daß
England, um geſchlagen zu werden, zunächſt einmal aus
Irland vertrieben werdei muß, wird nicht vergeblich der
größeren Intelligenz und den weiteren Zielen
anheim=
gegeben worden ſein, die das waffenſtarrende Deutſchland
auszeichnen.
Irland, fährt die Morning Poſt in ihrem
Refe=
rat fort, ſoll ein ſouveräner Staat unter der
Oberhoheit des deutſchen Kaiſers werden,
und gleich Belgien durch Garantiegeſetze geſchützt werden.
Der Sieg Deutſchlands wird dann allen, die die Meere
befahren, gleiche Rechte ſichern, und Irlands neuerworbene
Freiheit wird geſichert ſein, wenn die Meere
Großbritan=
niens die Meere Europas ſein werden.
Das iſt das Ziel der deutſchen Kraftentfaltung, das
iſt das Sehnen und Hoffen Irlands und aller
meerfahren=
den Nationen: der Triumph Deutſchlands. Ein deutſcher
Sieg ſoll uns die ſicherſte Gewähr zukünftigen Friedens
und Freiheit der Meere für alle bringen, und ein Europa
wiedergegebenes Irland als einen ſouveränen Staat
gründen helfen. An dem Tage, an dem der erſte deutſche
Kamerad in Irland landet, da das erſte deutſche
Kriegsſchiff mit Irlands Flagge am Bug
ſtolz die Wellen der Iriſchen See durchſchneidet, an jenem
Tage werden viele Iren bluten müſſen, aber ſie werden
mit der frohen Gewißheit aus dem Leben ſcheiden, daß
Irlands Zukunft geſichert iſt.”
Heil den aufrechten Männern, die trotz aller über die
„deutſchen Barbaren” in Umlauf geſetzten Verleumdungen
eine ſolche Sprache zu führen verſtehen! Die Morning
Poſt verſichert, man fahnde eifrigſt nach ihnen.
Ruſſiſches.
Schädliche Erſcheinungen.
* Kopenhagen, 26. Sept. Unter der Ueberſchrift
„Schädliche Erſcheinungen!” beſchwert ſich der
Rjetſch über die unglaubliche Tatſache, daß die
Hauptſtädte Rußlands wieder ohne Lebens
mittel ſeien. Der Munitionsmangel ſei in der Rückſtäng
digkeit der ruſſiſchen Induſtrie begründet; aber Rußland
habe doch Deutſchland in Friedenszeiten mit Getreide und
Lebensmitteln verſorgt. Man verfolge, ſo lange der Krieg
dauere, aufmerkſam die Lebensmittelkriſis Deutſchlands,
und müſſe nun plötzlich unerwarteterweiſe ſehen, daß
Deutſchland dieſe Kriſis überwunden habe,
während ſie in Rußland in allen großen Zentren den
denlbar ſſchlimmſten Eindruck angenommen habe. Wir
frieren trotz unſeres Holzreichtums, hungern nach der
allerbeſten Ernte, haben Mangel an Zucker, während
Eng=
land mit unſerem Zucker in Friedenszeiten die Schweine
fütterte. Der Krieg hat unſeren großen Krebsſchaden
ent=
hüllt, den völligen, Mangel an Organiſation. Es iſt
fürchterlich, daß man im zweiten Kriegsjahre dieſe
ver=
geblichen Wünſche ausſprechen muß.
der Semſtwo=Kongreß und der St ädtetag.
* Kopenhagen, 26. Sept. Der hier eingegangene
Rjetſch vom 21. September führt aus: Der
Semſtwo=
kongreß und der Städtetag in Moskau
er=
regen das allergrößte Intereſſſe, da die
Auf=
gaben dieſer Organiſation nach der Vertagung der Duma
die allerwichtigſten und allen Patrioten maßgebendſten
ſind, denn ſie geben unzweideutig und aufs dringlichſte
die Meinung der ganzen ruſſiſchen Bevölkerung wieder.
Die Reaktionäre wollten beide Kongreſſe verbieten, aber
angeſichts der großen Not und der jetzigen Lage geläng
das nicht. Die Not drückt ſich beſonders in der
Ueberfül=
lung der Hoſpitäler und der Völkerwanderung der
Flücht=
linge aus. Es iſt fraglich, ob es den Semſtwos gelingen
wird, die erforderliche Organiſation jetzt durchzuführen,
geſchweige denn der Regierung, die überhaupt nicht
im=
ſtande iſt, organiſatoriſche Arbeit zu leiſten. Ein Haupt=
Väter der Stadt „obdachlos”; ſie bedachten ſich aber nicht
lange und ſtellten am Markt „dat nye Hus” hin, das ſie
20 Jahre lang benutzen mußten, bis der gute Meiſter
Goswin von Hericke gegen Zahlung eines tüchtigen
Batzens Gold die alten Gildſtuben zurückgab. Das
Hauvt=
geſchoß dieſes „nyen Huſes” nun ward ſeit etwa 1475 den
Schwarzhäuptern gegen eine jährliche Rente von 40
Mar=
zu ſieben Lot Silber vermietet; 1713, drei Jahre nachden
der Feldmarſchall Peters des Großen, Graf Scheremetjew,
die drei Pfund ſchweren goldenen Schlüſſel Rigas
empfan=
gen hatte, ging das ganze Gebäude in ihren Beſitz über
Später mehrfach im einzelnen umgebaut, hat es durch
vor=
gebaute Läden heute viel von ſeiner Monumentalität
ein=
gebüßt. Es iſt ebenſo wie das Revaler
Schwarzhäupter=
haus mit ſchönen alten Erinnerungen angefüllt, unter
denen der koſtbare Silberſchatz bei dem ſkrupelloſen
Zu=
greifen der flüchtenden Ruſſen leider ernſtlich gefährdet iſt
Sowohl die Rigaer wie Revaler Silberkammer birgt
wundervolle Stücke, die Wilhelm Neumann in ſeiner
Monographie über Riga und Reval weiteren Kreiſen
ge=
ſchildert hat. Als älteſtes Stück iſt ein Reliquiar
hervor=
uheben, eine 5600 Gramm ſchwere ſilberne Statue des hl
Georg; ihm reihen ſich an Pracht und Schönheit zwei
ſil=
berne Tafelaufſätze an, das Werk bekannter Augsburger
Goldſchmiede; der eine ſtellt den hl. Mauritius dar, auf
einem Seepferd reitend, der andere König Guſtav Adolf
zu Pferde, ein Geſchenk des ſchwediſchen
Generalgouver=
neurs von Livland, Graſen Guſtav Horn, das er
gelegent=
lich der Aufnahme ſeines Sohnes in die Geſellſchaft der
Schwarzhäupter dieſer verehrte. Kulturhiſtoriſch wertvoll
ſind ferner die zur Erinerung an die Siege Karls XII.
gearbeiteten getriebenen Humpendeckel und die Revaler
Rehfuß=Trinkgefäße, deren eines aus dem Ende des 16.
Jahrhunderts 1,045 Meter Höhe hat, während die beiden
anderen von der noch immer ſtattlichen Höhe von einem
alben Meter Geſchenke der Zaren Peter I. und
Alexan=
der I. ſind. Im Intereſſe der Kunſt und eines
zukünf=
tigen wohltätigen Wirkens der Klubs, die durch die
Jahr=
hunderte hindurch viel ſtille Kulturarbeit geleiſtet haben,
wäre zu wünſchen, daß die Schwarzhäupter und ihre
ſilbergeſchmiedeten Schätze die Wirren des Krieges
glück=
lich überſtehen und von der plündernden oder „in
Sicher=
heit bringenden” ruſſiſchen Soldateska verſchont bleiben.
argument gegen den Kongreß iſt, daß er ſich mit Politi
beſchäftigt. Aber es iſt klar, daß man in Rußland nichts
unternehmen kann, ohne auf die Politik der früherer
Miniſter Maklakow und Suchomlinow zu ſtoßen, die
Rußland an den Abgrund geführt haben. Die
Regie=
rung ſoll dankbar ſein, wenn ſich die Semſtwos mit
Poli=
tik befaſſen, da ſie auf dieſe Weiſe die Stimme des gan
zen Volkes hört. — Die Kongreßreden ſind im Rjetſch vor
großen weißen Flächen unterbrochen. Alle Redner
ver=
langten die Durchführung der liberalen Forderung.
Geheimzisvolle Vorgänge in Petersburg.
G* Wie aus Petersburg gemeldet wird, ſoll der
Großfürſt=Thronfolger den Titel eines
Regen=
ten erhalten. Ein 11jähriger Knabe kann natürlich nicht
regieren; wer ſoll da in Wirklichkeit das Steucg des
Staatsſchiffes führen? Welche Ränke mögen hier wieder
am Zarenhofe geſponnen ſein? Geheimnisvoll wird
weiter gemeldet, die Zarin=Mutter werde an Stelle
der erkrankten Zaritza dem Enkel zur Seite ſtehen; andere
nennen andere: ſo ſoll ein erfahrener General die Bürde
der Amtsgeſchäfte übernehmen wie Poliwanow oder gar,
und das wird am meiſten überraſchen, Kuropatkin, der
etwas merkwürdige Held von Port Arthur! Das würde
im Grunde nichts anderes bedeuten, als eine
Militär=
diktatur für die innere Verwaltung. Die Regierung
müßte demnach zu der Ueberzeugung gekommen ſein, da
nur die rückſichtsloſeſte Gewalt, wie ſie von jeher die
ruſſiſche Generalität kennzeichnete, noch imſtande ſeir
kann, den inneren Zuſammenbruch aufzuhalten. Der Zar
ſoll des Frontdienſtes bereits wieder müde ſein; ob er
die Front wirklich zu ſehen bekommen hat, möge
dahin=
geſtellt bleiben. Der Troß von Wahrſagern und
Zeichen=
deutern im Popengewande, der ihn ſtändig umgibt, wird
ſchon dafür geſorgt haben, daß Väterchen ſich nicht in die
Gefahr begibt, über die wirkliche Lage ſeines Heeres aus
eigener Anſchauung urteilen zu können. Aber wenn
ſchon die Regierungsgewalt zwiſchen dem Zaren als
militäriſchem Oberhaupt und einem Regenten im Innern
geteilt werden ſoll, wozu dann die Ernennung eines
un=
mündigen Knaben? Und wozu vor allem der Beiſtand
der Zarin=Mutter, jener dämoniſch ehrgeizigen Frau,
die, obwohl keine Ruſſin, mit geradezu fanatiſchem Haß
von jeher alles Deutſche verfolgt hat? Welche Szenen
führte ſie auf, als ihr bei der Abreiſe von Berlin nach
der Mobilmachung die Fahrt über Wirballen unterſage
und ihr Hofzug nach Dänemark abgeſchoben wurde. Wenn
irgend jemand, ſo hätte ſie verdient, als Gefangene
zu=
rückbehalten worden zu ſein; ſie, die ſtets in der
grim=
migſten Weiſe gegen Deutſchland hetzte; ſie, die
zielbe=
wußt ihre Schweſter Alexandra und ihren Schwager Albert
Edward, den damaligen Prinzen von Wales, gegen uns
aufſtachelte; ſie, deren Hand in jedem Komplotte gegen
Deutſchland zu fühlen war. Maria Feodorowna war
die Anſtifterin der mit allen Greueln und Rechtsbrüchen
einhergehenden gewaltſamen Ruſſifizierung der baltiſchen
Provinzen; ſie ſchaffte das Deutſche Theater in
Peters=
burg ab, und nur ſelten und in ihrer Abweſenheit
durf=
ten noch deutſche Gaſtſpiele in Petersburg erfolgen!
Was aber die ganze Meldung am verdächtigſten
macht, iſt der weitere Zuſatz, daß die Zarin=Mutter an
die Stelle der erkrankten Zaritza treten ſoll. Die
Zaritza ſoll beiſeite geſchoben werden. Von ihrer neueſten
Krankheit hat man bis jetzt nichts gehört. Im
Gegen=
teil, die beklagenswerte Märtyrerin von Zarskoje Sſelo
hat durch den Krieg einen Wirkungskreis gefunden, der
auf ihr ſeeliſches und körperliches Befinden in der
aller=
günſtigſten Weiſe einwirkte. Sie leitete und verſorgte
das Hoflazarett von Zarskoje Sſelo gemeinſam mit ihren
Töchtern, den Großfürſtinnen Olga und Tatjana; ſie
machte einen Lehrgang als Krankenpflegerin durch,
beſtand die Prüfung und iſt ſeitdem als einfache
Kran=
kenſchweſter im Lazarett tätig; die Verwundeten wiſſen
nicht, welche hohe Frau ſich unter der einfachſten
Schwe=
ſterntracht birgt. Hier im Lazarett hat die heſſiſche
Prin=
zeſſin das furchtbare Leid vergeſſen können, das der
Krieg gerade ihr bringen mußte. Hier war ſie den
Ka=
balen und Intrigen entrückt, die ihr am Petersburger
Hofe das Leben zu einer endloſen Qual machten!
Soll der Leidenskelch der unglücklichen Frau, den ſie
ſchon vor dem Kriege bis zur bitterſten Neige leeren
mußte, noch einmal gefüllt werden? Wer weiß, welches
moskowitiſche Geheimnis ſich hinter der Meldung von
der beabſichtigten Regentſchaft verſteckt! Vielleicht ein
Staatsſtreich, vielleicht eine Palaſtrevolution, wie ſie die
Geſchichte als etwas —faſt möchte man ſagen
—verfaſ=
ſungsmäßiges in Rußlandkennt. Denn daß die
Militär=
diktatur einen „radikalen Reformplan” durchführen ſoll,
wie es heißt, einen Reformplan, der die ſtrengſten
Stra=
fen für die an den bisherigen Niederlagen Schuldigen
und eine gründliche Reorganiſation der höchſten
militä=
riſchen Stellungen und Organiſationen bringen ſoll, iſt
doch nur eine Vorſpiegelung, die allzu durchſichtig iſt. In
Wirklichkeit dürfte nur das Vorſpiel zu einem „echt
ruſſiſchen” Trauerſpiel dahinterſtecken, wie ſolche im
Kreml, im Winterpalaſt, in Peterhof, ſich oft genug
ab=
geſpielt haben. Der Zar mag auf der Hut ſein, wenn
ihm erzählt wird, daß die Regentſchaft ſeines Sohnes
die beſte Löſung der verworrenen Fäden ſei: die
Ein=
ſetzungsurkunde für ſeinen Sohn könnte nur zu leicht
über Nacht zum Todesurteil der Zarenherrlichkeit ſelbſt
werden — wenn nicht das ſiegreiche Vordringen der
deutſchen Heere allen Intrigen gewiſſenloſer
Ränke=
ſchmiede ein vorzeitiges Ende bereitet. Es wäre kein
übler Witz der Weltgeſchichte, wenn Deutſchland zuletzt
noch als Retter der Romanows auftreten müßte.
Was ſoll geſchehen!
* Paris, 26. Sept. Die Humanité erklärt, es
ſei ein Fehler, wenn man Deutſchland als
er=
ſchöpfte Nation hinſtelle. Die Wirklichkeit ſei ganz
anders. Deutſchland ſei in induſtrieller, finanzieller und
wirtſchaftlicher Beziehung glänzend organiſiert.
Nord=
frankreich und Polen ſeien in deutſchen Händen. Die
Humanité fragt, was in Frankreich geſchehen
olle? Das Parlament ſei berechtigt, dies zu erfahren.
Es handle ſich darum, daß die Regierung vor dem
gan=
zen Parlament klare und genaue Aufklärungen über die
Hilfsquellen und Menſchenmaterial gebe, welche zur
Verfügung ſtünden. Die Erklärungen vor den
Kammer=
gruppen und in den Ausſchüſſen genügten nicht mehr, und
wenn die öffentliche Debatte aus Gründen der
Landes=
verteidigung gefährlich ſcheine, müſſe man ſchließlich doch
zu geheimen Kammerſitzungen greifen.
Die wahre Stimmung in England
verrät ein Brief, dem die Times den bevorzugten Platz
zwiſchen dem Leitartikel und Lloyd Georges
Rechtferti=
gung einräumt und den wir ungekürzt wiedergeben.
„Darf ich es wagen, das in Worte zu kleiden, was
ein großer Teil britiſcher Untertanen denkt? Man ſagt
uns: „Habt Vertrauen zur Regierung” und viele Monate
hindurch haben wir der Regierung getraut. Nun wäre
aber die Zeit gekommen, daß die Regierung die Pflicht
hat, ſich dem Volke zu vertrauen. Ein Zögern muß
uns an den Rand des Verderbens führen und
die große Mehrzahl der Bürger fürchtet, daß wir bereits
ſoweit ſind. Wir ſind der ewigen
Spiegelfech=
terei müde wir ſind es müde zu hören, daß die
Deut=
ſchen ſchon erſchöpft wären, müde der Rederei, daß die
Türken in den letzten Atemzügen liegen, müde der alten
Geſchichte von den Pyrrhusſiegen der Deutſchen über die
geſchlagenen Ruſſen, müde der Verſicherungen, daß der
Unterſeebootkrieg nachläßt und die Kraft dieſer Waffe
ge=
ſchwächt ſei und wir überhaupt in dieſer Beziehung nichts
zu fürchten hätten. Die meiſten von uns wiſſen, daß das
nur ſchöne Redensarten ſind, die über die eigentlichen
Dinge hinwegtäuſchen ſollen. Das ſind die Waffen, mit
denen man in den Miniſterien lämpft. Wer ſein
Leben=
lang in dieſer Atmoſphäre gelebt hat, begrüßt ſie als alte
Freunde.
Optimiſten lachen über eine Invaſion als einem Trug=
und Schreckbild. Haben ſie auch wohl begriffen, wie die
Entwickllung der Unterſeeſchiffahrt das möglich gemacht
hat, was geſtern noch unmöglich war? Sie jauchzen über
die Tapferkeit unſerer Truppen in Flandern und über das
Heldenepos an den Dardanellen, ſie ſchwelgen in
Ent=
zücken über die Geſchichten von der ritterlichen
Verteidi=
gung der Ruſſen gegen noch ſo große Widerwärtigkeiten,
aber ſie gleiten mit einer Leichtigkeit ſondergleichen über
die Tatſachen hinweg, daß ſich’ganz Polen und ein großer
Teil von Rußland in deutſcher Hand befindet, daß wir in
Flandern bei einem unbedingten Stillſtand angelangt
ſind (we are at an absolute standstillein Flanders), daß
auf der ganzen langen franzöſiſchen Front kein
Vorwärts=
kommen iſt, und Konſtantinopel für uns ſozuſagen weiter
fort denn je liegt.
Der größte unſerer Staatsmänner, Lloyd George,
ſagt uns, daß unſere einzige Hoffnung die
Einig=
keit im Volke iſt. Aber die Nation wird noch nicht einmal
uf die Bahn zur Einigkeit gelangen, ſolange die
Regie=
rung in ihrer alten Taktik verharrt und das Volk für ein
notwendiges Uebel anſieht. Bei allem Heiligen laßt uns
wiſſen, was die Regierung zu tun gedenkt. Unddas nicht
in dem wortreichen Phraſenſchwall des klaſſiſchen
Regie=
rungsſtils, nicht mit den üblichen Tiraden
ſelbſtbefriedig=
ten Patriotismus; ſondern in klaren und beſtimmten
Worten, die nur eine Deutung zulaſſen. Im alten
Tempo fortzufahren, heißt das Verderben
heraufbeſchwö=
en (to go on as we are going is to court disaster). Wir
erbauen uns im Parlament an den geiſtreich ſein
ſollen=
den Worten: „Wartet ab und ihr werdetskerleben!” und
ſind blind gegen den Abgrund, dem wir in unſerer
Tor=
heit zutreiben.
Gezeichnet Ralph Williams, St. James? Club,
Piccadilly.
g.
Die Times und die Juden.
* Die gegenwärtigen hohen Feſttage der Juden, ſo
ſchreibt die Köln. Ztg., werden von der Times in einem
Bericht erwähnt, der mit einem Bild auf die traurige
Lage des Judentums im Kriege ſchließt: „Die
Opfer, die es hat bringen müſſen, beſchränken ſich nicht
auf ſeinen Anteil an den kämpfenden Heeren, obwohl ſie
auch in dieſen wohl mit einer halben Million vertreten
ſind. Der Krieg hat ſich zum großen Teile über
Land=
ſtriche erſtreckt, die das Herz des Judentums bilden, denn
im öſtlichen Kampfgebiete wohnten Millionen Juden.
Das Vereinigte Königreich zählt nicht ganz 250000,
wo=
von mindeſtens 15000 ihrem Könige und Vaterlande
dienen.” Wie ſo oft, hätte auch hier ein ſtarker Anlaß
vorgelegen, der entſetzlichen Verfolgung der Juden „im
Herzen des Judentums” zu gedenken. Aber die Nummer
der Times muß noch erſcheinen, die für einen der
furcht=
barſten Greuel dieſes Krieges, für die Verwüſtungen
ruſſiſcher Mordbrenner an Leib und Leben, an Hab und
Gut der polniſchen und zumal der jüdiſchen Bevölkerung
ein Wort der Erwähnung hat. Das Abſtraktum Krieg
hat alles Leid angerichtet. Aber der verehrliche
Bundes=
genoße gegen deutſche Barbarei — kein Engel iſt ſo rein.
142000 Mark für eingeworfene Fenſterſcheiben!
* Nach einer Drahtmeldung aus Amſterdam hat
in der Groß=Londoner Stadtratsſitzung (London Country
Council) in der Weſtminſter Stadthalle der Vorſitzende
des Finanzausſchuſſes eine Mehrforderung von
7053 Pfund Sterling, alſo von 142000 Mark, für die
Londoner Polizei erhoben. Er begründete dieſe
unerwartete Mehrausgabe als eine Folge der „
idioti=
ſchen Dummheit derjenigen Perſonen, die in den
verſchie=
denen Teilen der Stadt Schaufenſter deutſcher
Geſchäftsleute zertrümmerten. Die Summe ſtelle
das Geld dar, das für das Werk dieſer überpatriotiſchen
Eiferer bezahlt wurde‟. Die Stadtväter Londons
ſchei=
ten ſich ja endlich der ſinnloſen Roheiten des Londoner
Pöbels gegen ſchützloſe Deutſche zu ſchämen und verſuchen
deshalb, dieſen „überpatriotiſchen Eifer” als „Idioten”
abzutun.
Die engliſchen Kriegsausgaber.
* London, 26. Sept. Eine Zuſchrift an den
Econo=
miſt ſagt: Wenn der Krieg, wie Kitchener meint, noch zwei
Jahre dauert, werden die Koſten ſich bei einem Betrage
von 5 Millionen Pfund täglich auf 3640 Millionen Pfund
belaufen. Wie lange könne ſelbſt das reiche
England das aushalten? Die Staatsſchuld würde
in zwei Jahren 4000 bis 5000 Millionen Pfund betragen,
die Beſteuerung auf 400 bis 500 Millionen Pfund
ſteigen, um den Schuldendienſt zu decken. Der geſamte
Kapitalreichtum des Königreichs überſteige nicht 14000
Millionen Pfund, ſodaß die Schulden ein Drittel
davon ausmachen würden.
Der demoraliſierte Miniſter.
* Konſtantinopel, 27. Sept. Als Antwort auf
die von Kitchener im Oberhauſe vorgebrachte
Be=
hauptung, der Geiſt der türkiſchen Truppen an
den Dardanellen ſei erſchüttert, veröffentlicht das
Kriegspreſſequartier eine Mitteilung, in der Kitchener
die eigenen, am 15. September im Oberhauſe
abgegebe=
nen Erklärungen vorgehalten werden, die dahin lauten,
daß die auſtraliſchen Truppen die beſetzten Stellungen
nicht halten können und die von den Türken beſetzt
ge=
haltenen Höhen uneinnehmbar ſeien. Ferner wird dort
auf den letzten Bericht Hamiltons verwieſen, der in
bitteren Worten die Schwierigkeiten, denen die
Lan=
dungstruppen begegnen, hervorhebt und auf Briefe und
Telegramme der engliſchen Berichterſtatter an den
Dar=
danellen, die die Tapferkeit der türkiſchen Soldaten
rüh=
men. Das Kriegspreſſequartier erklärt, Kitchener ſei
entweder nicht ganz bei Troſt, oder er zittere vor der
Verantwortlichkeit angeſichts der Verluſte in den
Darda=
nellen, und ſchließt: Da nun aber die engliſchen Truppen
die angeblich demoraliſierten türkiſchen Truppen nicht
an=
gegriffen haben, ſo ſind es die engliſchen Truppen ſelber,
die mitſamt ihrem demoraliſierten Miniſter
demoraliſiert ſind.
Gegen die engliſch=franzöſiſche Anleihe in
Amerika.
* Neu=York, 26. Sept. (Durch Funkſpruch von
dem Vertreter des W.T. B.) Viele Zeitungen warnen vor
der Gefahr welche in der vorgeſchlagenen
engliſch=
franzöſiſchen Anleihe ohne jegliche Sicherheit
lauere und ſprechen ſich gegen jede Anleihe aus, welche
zur Verlängerung des Krieges dienen könne. Sie
erör=
tern auch die Frage, ob Amerika recht tue, wenn es Geld
für Munitionsankäufe hergebe. Bundesſenator Hitſchock
ſpricht ſich gegen die Anleihe aus wegen der Höhe ihres
Betrages und wegen ihres Baſierens auf dem ſchlechten
Kredit der kriegführenden Staaten. Weiter wird
ge=
meldet, daß Banken im Weſten, beſonders in Chikago,
an=
geſichts der Konfiskation amerikaniſcher Fleiſchladungen
durch England weniger Neigung zeigen, ſich an der
An=
leihe zu beteiligen.
Die Balkanſtaaten.
Zur Lage.
* Neu=York 26. Sept. Die Aſſociated Preß
meldet aus Sofia von geſtern: Die Geſandten der
Ententemächte haben geſtern nachmittag dem
Mini=
ſterpräſidenten Radoslawow einzeln Beſuche
abge=
ſtattet. Später ließen ſie durch den ruſſiſchen Geſandten
Sawinski die neuen Vorſchläge der Entente übermitteln.
Sawinski blieb nur kurze Zeit bei dem
Miniſterpräſi=
denten. — Es wird hier behauptet, daß der ruſſiſche und
der italieniſche Geſandte Sofia bald verlaſſen werden,
während der engliſche und der franzöſiſche Geſandte zu
bleiben gedenken. — Der griechiſche Geſandte
er=
klärte heute, daß ſeine Regierung beſtrebt ſei, gute
Be=
ziehungen zu Bulgarien aufrecht zu erhalten, und daß
in dieſer Richtung Verhandlungen im Gange ſeien
Griechenland habe mobiliſſiert, um ſeine
eigenen Intereſſen zu ſchützen. Seine Maßnahme richte
ſich in keiner Weiſe gegen Bulgarien. Der Geſandte
ſprach ſich über die Lage optimiſtiſch aus. Zahlloſe
Ge=
rüchte ſind über Verhandlungen zwiſchen Bulgarien und
Griechenland in Umlauf. Amtliche Kreiſe lehnen es
ab=
ſich darüber zu äußern.
* Paris, 26. Sept. Der Petersburger Temps=
Be=
richterſtatter meldet, daß der ſlawiſche Verband ein
Telegramm an Saſonow gerichtet habe, in dem er ihn
auffordert, von Bulgarien eine unzweideutige An
nahme der Vorſchläge des Vierverbandes und ein Expoſé
über die künftige Politik Bulgariens zu for
dern, welches keinen Zweifel hierüber zulaſſe. Der
Ver=
band erklärt, es ſei notwendig, daß Rußland Kſeine
Schwarze=Meer=Flotte an die türkiſch=bulgariſchen Grenz
gebiete ſende, um durch eine Landung Gebiet zu beſetzen,
falls Sofia nicht in zufriedenſtellender Weiſe in der feſt
geſetzten Friſt die Forderungen Petersburgs annehme.
Ferner ſoll das bulgariſche Volk in einer Adreſſe
aufge=
fordert werden, durch Volksabſtimmung bekanntzugeben
ob es ſich für oder gegen den Vierverband entſcheide. Das
ſlawiſche Komitee in Moskau ſandte ein Telegramm an
König Ferdinand, in dem es dieſem das ſchmerzliche
Erſtaunen Rußlands über die Ereigniſſe in Bulgarien
zum Ausdruck bringt.
* Paris, 26. Sept. Der Temps erklärt, daß vor
der Diplomatie der Alliierten vorgeſehen
Maßnahmen, um ſich der deutſch=bulgariſchen
Verſchwörung zu widerſetzen, bevorſtehen. All
Franzoſen fordern einmütig, daß man ſchnell handle. Die
Lehre der Dardanellen darf nicht verloren ſein. Wir
aben nicht, ſo ſchreibt der Temps, das Recht, neue
Ueber=
raſchungen an uns herantreten zu laſſen. Die ſchnelle
Geſte, welche wir hoffen bald ankündigen zu können, wird
ganz das Vertrauen des Orients in die Kraft und
Ener=
gie unſerer Entſchlüſſe wieder herſtellen. — Das Journal
des Débats ſchreibt ebenfalls, es wäre verbrecheriſch,
im Schwanken zu beharren. Auf die Drohung
Bulga=
riens habe Griechenland bereits mit der
Mobil=
machung ſeines Heeres geantwortet. Man wiſſe noch
nichts von Rumänien, aber es werde nicht zaudern,
ſich zu entſchließen. Es komme den Verbündeten zu, den
diplomatiſchen und militäriſchen Anſtoß hierzu zu geben.
— Die Liberté ſchreibt: Man muß im Balkan mit
Män=
nern und Kanonen handeln, ſofort handeln, denn Berlin
hat in Sofia die Direktive ſeiner eigenen Entſchlüſſe
ge=
geben. Die Intervention des Vierverbandes muß ſofort
erfolgen, um den Freunden des Vierverbandes auf dem
Balkan die entſcheidenden Elemente für ihre eigene
Hal=
tung zu bringen.
Die Erregung in Frankreich.
* Paris, 27. Sept. Die Sprache der Preſſe, die
ich in heftigen Angriffen gegen Bulgarien
und in ſcharfen Ausfällen gegen den Zar Ferdinand
er=
geht, zeigt, in wie hohem Maße der Gang der Ereigniſſe
auf dem Balkan in Frankreich verſtimmt hat. Während
die Preſſe früher den bulgariſchen Herrſcher und die
Mit=
glieder ſeiner Regierung als kühl abwägende
Realpoli=
tiker bezeichnete, ſpricht ſie heute von ihnen als von
Hel=
fershelfern der deutſchen Barbaren und von Verrätern.
Daneben macht ſich eine heftige Erregung gegen das
Sy=
ſtem der franzöſiſchen Zenſur geltend, die die meiſten
Nachrichten nicht durchgelaſſen und die Artikel der
fran=
zöſiſchen Preſſe ſtark zuſammengeſtrichen hat. Die
fran=
zöſiſche Oeffentlichkeit werde in Ungewißheit gehalten.
Die ganze Preſſe greift die Aeußerung des Temps auf,
daß ein Schweigen die Ereigniſſe nicht unterdrücke. Viele
Blätter, darunter Gaulois, Figaro, Homne Enchaine und
Guerre Sociale, richten heftige Vorwürfe gegen
die Diplomatie des Vierverbandes und
er=
klären: Damals, als die Ruſſen in den Karpathen
ſtan=
den, war der richtige Augenblick, um die entſcheidenden
Bemühungen in den Balkanſtaaten zu unternehmen. Jetzt
handele es ſich darum, den Wirkungen der letzten
Ereig=
niſſe durch ein ſofortiges Handeln zuvorzukommen. Die
den offiziöſen und amtlichen Stellen naheſtehenden
Blät=
ter, Echo de Paris und Temps, betonen eindringlich die
Notwendigkeit, Serbien durch Entſendungen von
Trup=
pen zu Hilfe zu kommen! Das Echo ſchreibt, die Fahne
der Alliierten müſſe in Mazedonien flattern. Der Temps
erklärt, die Oeffentlichkeit fordere gerädezu die
Entſen=
dung eines Expeditionskorps nach Serbien; er erörtert
die Wege, die den Truppen der Alliierten offen ſtänden.
Von Serbien aus ſei der Weg nach Konſtantinopel und
nach Ungarn offen. Serbien ſei im Augenblick der
wich=
tigſte Punkt des Kriegstheaters. Die Preſſe betont
ein=
mütig, daß die Lage in diplomatiſcher und militäriſcher
Beziehung kritiſcher als je zuvor ſei und erwartet,
daß durch die Entſchließungen Rumäniens und
Griechen=
lands, deren Haltung heute noch etwas rätſelhaft ſei, in
wenigen Tagen einiges Licht in die augenblicklich dunkle
Lage gebracht werde. Das allerwichtigſte aber für den
Vierverband ſei, ſchnell, energiſch und zielbewußt zu
handeln.
Die Mobilmachung Bulgariens.
* London, 26. Sept. Die Times ſchreibt in einem
Leitauſſatz: Die unaufrichtige Politik des Hofes von
Sofia hat längſt den tiefſten Argwohn der Alliierten
ver=
urſacht, aber dieſe bemühten ſich, einen billigen Ausgleich
der Anſprüche Bulgariens zu verbürgen, wofern es ſeinen
Anteil in Sachen der Freiheit Europas übernehme. Sie
wiederholten ihre Angebote in der letzten Woche in einer
in Sofia überreichten Note. Aber gerade dadurch ſcheint
die Kriſis heraufbeſchworen worden zu ſſein. — Das
Blatt ſagt von König Ferdinand: Seit dem zweiten
Bal=
kankrieg war es klar, daß ſeine Stellung als ungariſcher
Magnat und früherer öſterreichiſch=ungariſcher Offizier
ſein Urteil zum Nachteile der wahren Intereſſen ſeiner
Untertanen beeinflußte. Es bleibt abzuwarten, ob der
König ſeine Drohung nicht nur gegen Serbien und
Grie=
chenland, ſondern auch gegen Rußland, Frankreich und
England ausführen wird und ob ſein ſlawiſches
und orthodoxes Volk ihn in dieſem Kurſe
unterſtützen wird. Die Engländer würden einen
Verrat balkaniſcher und europäiſcher Intereſſen mit
be=
ſonderer Bitterkeit empfinden, wenn er durch ein Volk
geübt würde, das England und Rußland ſo viel ſchuldig
iſt, wie Bulgarien. (Aber der Verrat Italiens an ſeinen
Bundesgenoſſen war doch in den Augen des
Dreiver=
bandes eine rühmenswerte Tat!)
* Lyon, 26. Sept. Progrés meldet aus Paris:
Auf der bulgariſchen Geſandtſchaft weht die
Flagge nicht mehr, doch weilt der Geſandte noch in
Paris. Ein Journaliſt erhielt auf die Frage, ob die
Abreiſe vorbereitet werde, die Antwort, es ſei noch
nichts beſchloſſen, doch könnten ſich die Ereigniſſe
über=
ſtürzen und die Lage ſich plötzlich verändern.
— Berlin, 27. Sept. Ein Leitartikel des Echo de
Bulgarie vom 17. September beſagt:
Eine bewegte Menge drängt ſich ſeit einigen Tagen
vor den Militärbureaus der Gemeinen; das ſind die
Mazedonier, die Bulgarien zu einer Uebung unter
die Fahnen ruft. Die Zahl der mazedoniſchen
Emigran=
ten in Bulgarien iſt ungeheuer. Vor dem Kriege gegen
die Türken waren es 300000. Die Deſerteure aus der
ſerbiſchen Armee bilden allein mehrere Tauſend. Bul=
garien erkennt als Bürger alle an, die bulgariſchen
Ur=
ſprunges ſind und ſich ſechs Monate im Lande
aufgehal=
ten haben. Dann erfaßt das Geſetz über die Wehrpflicht
auch dieſe Männer. Die bulgariſchen Regimenter zählen
Tauſende ſolcher Leute. Im Offizierkorps nehmen ſie
zum Teil ſehr hohe Stellen ein; z. B. iſt der
General=
ſtabschef Bodatſchew in Ochrida geboren. Dazu kommen
nun zahlreiche Freiwillige. Dieſe neuen Soldaten, die
meiſt das Gewehr zu brauchen verſtehen, bietet
Mazedo=
nien Bulgarien an für den Kampf um nationale Einheit.
Ob Bulgarien von dieſem Angebot Gebrauch macht und
wie, iſt eine andere Frage, die allein die Regierung
an=
geht. Was die Rekrutierung in Mazedonien aber ins
rechte Licht ſetzt, das iſt das organiſche, unlösbare Band
zwiſchen Mazedonien und Bulgarien, als zwei Teilen
eines unlösbaren Ganzen. Was es noch zeigt, iſt die
heroiſche Seele Mazedoniens, das ſchrecklich für die
bul=
gariſche Sache geblutet hat und alle ſeine Kraft
wieder=
findet im Appell des Vaterlandes.
Die Haltung Rumäniens.
Bukareſt, 26. Sept. Uebereinſtimmenden
Mit=
teilungen zufolge ergab im geſtrigen Miniſterrat die
Prüfung der durch die Mobilmachung Bulgariens
geſchaffene Lage, daß für Rumänien keine
Not=
wendigkeit vorliege, mit gleichen Maßregeln
zu antworten.
* Bukareſt, 26. Sept. Meldung der Agence
Rou=
maine. Die offiziöſe Indépendance Roumaine ſchreibt:
Der Miniſterrat, der ſich mit der Prüfung der
äußeren Lage befaßt hat, hat die Mobiliſierung
Bulgariens und Griechenlands zur Kenntnis genommen.
Die Miniſter waren einmütig der Anſicht, daß dieſe
neuen Tatſachen nicht danach angetan ſind, die
bis heute verfölgte Richtlinie Rumäniens
in irgendeiner Weiſe zu ändern. Demzufolge
werden unſere Truppen weiter längs unſerer Grenzen
konzentriert bleiben. Die Frage des
Belagerungszu=
ſtandes, von dem gewiſſe Blätter geſprochen haben, iſt
vom Miniſterrat nicht einmal erörtert worden.
* Bukareſt, 26. Sept. Zu den gemeldeten
nächt=
lichen Ausſchreitungen der Studenten ſchreibt
das Blatt Vittorul: Wenn wir ihre Gefühle auch
ver=
ſtehen, können wir doch Handlungen nicht zugeben, die
ſich gegen die öffentliche Ordnung und die
höchſten Intereſſen des Staates richten.
Das höchſte Verdienſt im gegenwärtigen Augenblick iſt,
die natürlichen Gefühle zurückzuhalten, damit die Faktoren,
in deren Hand das Geſchick der Nationen liegt, ihre
Pflicht in ruhiger und erhabener Würde tun können.
Wir hoffen, daß die Studenten zu der einzigen Haltung
zurückkehren, welche die Lage verlange, der, eines
wach=
ſamen Patriotismus, der in Kundgebungen ruhig und
würdig iſt.
* (Zenſ. Bln.) Aus Bukareſt meldet der Berliner
Lokalanz.: Die halbamtliche Independance Roumaine
meldet: Der Miniſterrat beſchloß einſtimmig, daß
die neue Wendung auf dem Balkan kein Grund ſei
für eine Aenderung der Haltung
Rumä=
niens, und daß es infolgedeſſen keine neuen
militäri=
ſchen Maßnahmen treffen werde.
* (Zenſ. Bln.) Aus Budapeſt meldet der Berliner
Lokalanz.: Az Eſt meldet aus Bukareſt: Der
entſchei=
dende Miniſterrat dauerte von nachmittags 5 Uhr
bis abends 8 Uhr. Bratianu erſtattete über die Lage
Bericht und ſagte unter anderem folgendes: Die
bulga=
riſche Regierung teilte dem rumäniſchen Kabinett mit, daß
Bulgarien die allgemeine Mobilmachung angeordnet
habe, jedoch ohne kriegeriſche Abſichten. Griechenland
verſtändigte Rumänien ebenfalls, daß der König den
Mobilmachungsbefehl unterſchrieben habe. Serbien
rich=
tete eine Anfrage an uns, ob Rumänien ebenfalls die
Mobilmachung anordnen würde. Der jetzige
Mo=
ment iſt aber für eine ſolche Aktion nicht
geeignet. Der Vierverband machte bisher gar keine
beſtimmte Aeußerung, ob er auf dem Balkan eine Armee
zu landen gedenkt. Die Entente richtete nur die Anfrage
an Rumänien, ob ſich die rumäniſche Armee anſchließen
würde, wenn die Entente etwa 400000 Mann auf dem
Balkan landen würde. Unter den jetzigen Umſtänden
kann jedoch, erklärte Bratianu, von einer
kriegeri=
ſchen Aktion Rumäniens keine Rede ſein.
Ueber das Expoſé Bratianus entſpann ſich eine längere
Debatte.
ver Krieg im Orient.
TU. Berlin, 27. Sept. Ernſt Jaeckh telegraphiert
dem Berl. Tagebl. aus dem türkiſchen Hauptquartier:
Mit dem Abgeordneten Traub war ich mehrere Tage im
Hauptquartier Liman Paſchas an den Dardanellen.
Wir beſuchten gemeinſam alle Fronten bis in die
vorder=
ſten Schützengräben. Gegenüber engliſchen und
franzö=
ſiſchen Meldungen können wir als Augenzeugen
feſtſtel=
len: der Feind hält ſich nur noch auf einem
chmalen Küſtenſtreifen unter dem
ſtän=
digen Schutz ſeiner gewaltigen
Schiffs=
artillerie. Er hat ſeit den überaus verluſtreichen
Kämpfen vom 17. und 18., ſowie vom 27. und 28. Auguſt
nicht nur keine Fortſchritte gemacht, ſondern er wurde im
Gegenteil an vielen Stellen aus ſeiner Poſition
gewor=
fen und zurückgedrängt. Die türkiſchen Stellungen,
vorzüglich ausgebaut, beherrſchen die feindlichen Linien
und ſichern die Halbinſel Gallipoli mit allen
Verbindun=
gen. Die Stimmung der Truppen iſt bei harter
Arbeit überall begeiſtert und zuverſſichtlich
infolge der bisherigen Erfolge.
Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.
28. September: Beſchießung der Antwerpener Forts
Waelhem, St. Catherine und Wavre.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 28. September.
Ernannk wurde der Schreibgehilfe bei Großh.
Finanzamt Gießen, Wilhelm Hönig zu Gießen, zum
Bureauvorſteher des Finanzamts Oſthofen und der
Schreibgehilfe bei Großh. Finanzamt Darmſtadt II,
Johannes Strauß zu Darmſtadt, zum Bureauvorſteher
des Finanzamts Dieburg.
Kriegsauszeichnung. Aus der Hand Sr. Majeſtät
des deutſchen Kaiſers empfing der Offizierſtellvertreter und
Flugzeugführer Hans Gutermuth das Eiſerne Kreuz
1. Klaſſe.
-g. Schwurgericht. Das Schwurgericht begann geſtern
vormittag unter dem Vorſitz von Großh. Landgerichtsrat
Schmidt ſeine diesjährige dritte Tagung mit der
Ver=
handlung gegen den am 10. April 1850 zu Rotenburg an
der Fulda geborenen Johann Georg Gutberlet von
Offenbach wegen Körperverletzung mit
tödli=
chem Erfolg. Vertreter der Anklage iſt Staatsanwalt
Dr. Hager, Verteidiger Juſtizrat Dr. Reis. Der
Ange=
klagte war mit dem Getöteten, dem 60jährigen
Fabrik=
arbeiter Franz Stefanoff, bei der Militär= und
Feuer=
wehr=Effekten=Fabrik Heinrich Müller u. Cie. in
Offen=
bach, und zwar gemeinſam in einem Raum, beſchäftigt.
St. war ſchon mehrere Jahre in der Fabrik und deshalb
bevormundete er den erſt im Dezember 1914 dort
einge=
tretenen Angeklagten etwas, was wiederholt zu
Reibe=
reien Anlaß gab. Am 25. Mai, dem ſogenannten dritten
Pfingſtfeiertag, kam Stefanoff wie gewöhnlich früher zur
Arbeit als Gutberlet und ſtellte letzteren auch wegen
ſei=
nes Zuſpätkommens zur Rede und drohte, er werde ſich
bei dem Mitinhaber der Firma beſchweren. Gutberlet
erwiderte erregt, und der beginnende Streit wurde erſt
durch das Dazwiſchentreten des Müller beendet, der dem
G. Kalbsfelle zum Strecken gab. G. legte dann ein
Kalbs=
fell auf ſeinen Baum und ſtreckte es mit dem Streicheiſen.
Dann ging er in den oberen Stock und holte ſich ein
Meſſer. St. ſagte, er brauche doch kein Meſſer, G.
er=
widerte ihm erregt, das gehe ihn nichts an, er könne
machen, was er wolle. St. ſchob nun dem Gutberlet das
Fell von ſeinem Baum, faßte ihn an der Bruſt, ſchob ihn
zurück und ſagte nochmals: du brauchſt kein Meſſer. G., der
ſich wohl eines Angriffes verſah, ſtach mit dem Meſſer nun
blindlings auf St. ein, der vier Stiche in die
Lunge erhielt. Er ſtarb alsbald. Gutberlet iſt infolge
chroniſchen Alkoholismus vermindert, aber doch
zurech=
nungsfähig. Er iſt der Tat geſtändig, will aber in Angſt
und Erregung gehandelt und nicht die Tötungsabſicht
ge=
habt haben. Er iſt beſtraft wegen eines
Sittlichkeitsver=
brechens und Bettelns, er iſt verheiratet und Vater von
5 Kindern und lebt von ſeiner Frau getrennt. Am
zwei=
ten Pfingſtfeiertag hat er, wie er angibt, etwa 12 Glas
Bier getrunken, und am Morgen des Dienstag zwei
Vier=
tel Schnaps, und ſei deshalb etwas benommen geweſen. Ein
halbes Liter Schnaps den Tag iſt nach ſeiner Anſicht nicht
zu viel. — Die Geſchworenen bejahten die einzige
ge=
ſtellte Schuldfrage nach Körperverletzung mit tödlichem
Erfolg und billigten ihm mildernde Umſtände zu. Das
Gericht erkannte auf 1½ Jahre Gefängnis,
abzüg=
lich 4 Monate der Unterſuchungshaft.
— Großh. Hoftheater. Heute Dienstag werden
Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen” wieder in den
Spielplan aufgenommen. Muſikaliſcher Leiter Erich
Kleiber — Spielleiter Otto Nowack, A 4, kleine Preiſe.
Für Mittwoch, den 29., iſt Shakeſpeares
Sommer=
nachtstraum” in der Beſetzung der erfolgreichen
Neu=
einſtudierung angeſetzt. Anfang 7 Uhr, B 4. Donnerstag
wird Niebergalls Lokalpoſſe „Datterich”, Freitag neu
einſtudiert „Die Puppe” gegeben.
Generalmuſikdirektor Felix v.
Wein=
gartner trifft heute in Darmſtadt ein, um einige
Orcheſterproben zu „Meiſterſinger” zu leiten, die am
Sonntag, den 3. Oktober, in Szene gehen. Das Evchen
ſingt Frau v. Weingartner=Marcel. Im Laufe des
Oktober wird Felix v. Weingartner außer dem
Hof=
muſikkonzert am 11. Oktober noch „Fauſt” (Margarete),
„Tannhäuſer” und „Barbier von Bagdad” dirigieren.
Die nächſten Neuheiten im Schauſpiel ſind Shakeſpeares
„Coriolan” und die Uraufführung der „Komödie der
Worte” von Schnitzler, die gleichzeitig mit dem
Hof=
burgtheater in Wien vorausſichtlich am 12. Oktober
ſtattfinden wird.
Die Hauptkaſſe des Hoftheaters macht
darauf aufmerkſam, daß Abonnementsanmeldungen auch
jetzt noch nach Beginn der Spielzeit angenommen
werden können.
* Goldſammlung. Wir erhalten von Herrn
Ge=
heimen Finanzrat Baſtian die Mitteilung, daß Herr
Kreisamtsſekretär Kreuder von Groß=Gerau
wieder 4700 Mk. in Gold in der Umgegend
einge=
ſammelt hat. In zwei Nachmittagen hat er nicht
weniger als 65 Häuſer beſucht. Dieſes Vorbild verdient
allenthalben Nachahmung, das ſelbſtloſe Beiſpiel
aber die größte Anerkennung.
— Die Milchpreisfrage. Von der Bürgermeiſterei
wird uns geſchrieben: Die durch die Preſſe gegangene
Notiz über die am 22. ds. Mts. im Polizeipräſidium in
Frankfurt ſtattgefundene Konferenz wegen der
demnäch=
ſtigen Geſtaltung der Milchpreiſe beruht, inſoweit ſie
von einer Teilnahme von Vertretern der
Städte ſpricht, auf Irrtum. Die Städte waren zu
dieſer Konferenz nicht eingeladen, die vielmehr
ledig=
lich mit Vertretern der Milchproduzenten
abgehalten wurde. Zu den Beſchlüſſen dieſer Konferenz
werden die Städte demnächſt erſt Stellung zu nehmen
haben. Auch iſt es nicht richtig, daß die Beſchlüſſe der
Konferenz die Bedeutung haben, daß der Milchpreis bis
15. November auf 26 Pf. für das Liter beſtehen bleibt.
Da die Spannung zwiſchen dem Milchpreis frei Bahnhof
und dem Milchpreis frei Wohnung des Verbrauchers
bis=
her noch immer 6 Pf. betrug, ſo bedeuten die Beſchlüſſe
der Frankfurter Konferenz vielmehr eine Erhöhung
des Milchpreiſes von 26 Pf. auf 28 Pf. vom 1. Oktober
ds. Js. ab. Dieſer Erhöhung ſoll nach den Wünſchen der
Landwirte ab 15. November eine ſolche auf 30 Pf. für das
Liter folgen. Wie bereits früher mitgeteilt, muß mit
einer Erhöhung des Milchpreiſes für die
Zukunft gerechnet werden, da infolge des großen
Mangels an Kraftfuttermitteln und des ſchlechten
Aus=
falles der Rauhfutterernte in großen Gebieten des Reichs
ſchon jetzt eine Milchknappheit eingetreten iſt. Die
betei=
ligten Kommunalverwaltungen in den
Produktionsgebie=
ten von Frankfurt a. M. und Umgegend in Preußen und
in Heſſen haben ſich angeſichts der für die Volksernährung
drohenden Gefahr entſchloſſen, in vermittelnder Weiſe
ein=
zugreifen. Die Kommunalverwaltungen haben in
ent=
gegenkommender Weiſe einen Vorſchlag ausgearbeitet, der
eine außergewöhnliche Preiserhöhung
für Milch (es wurde eine Erhöhung von 4 Pf. verlangt)
für die Zukunft ausſchließen ſoll. Hoffentlich
wird es gelingen, auf der Grundlage dieſes Vorſchlags
ſich zu einigen. Die beteiligten
Kommunal=
verwaltungen werden die verlangte
außer=
gewöhnliche Preiserhöhung mit allen
Mit=
teln bekämpfen. Dagegen wird neben dem von den
Kommunalverwaltungen in Ausſicht geſtellten
Entgegen=
kommen in der Milchpreisfrage für die Zukunft eine
Ein=
ſchränkung des Milchverbrauchs der Erwachſenen
organi=
ſiert werden müſſen. Vor dem 1. Oktober werden weitere
Nachrichten zur Aufklärung der Oeffentlichkeit von dem
Oberbürgermeiſter erfolgen.
nn. Blumenpflege in Arbeiterfamilien. In der Knaben=
Arbeitsanſtalt fand am Sonntag vormittag die
Ausſtel=
lung und Preisverteilung der in Arbeiterfamilien zur
Pflege gegebenen Blumenpflanzen des Vereins zur
För=
derung der Blumenpflege in Arbeiterfamilien ſtatt, die in
dieſem Kriegsjahre nicht ſo zahlreich beſchickt war, wie in
früheren Jahren. Von zur Verteilung gebrachten über
100 Blumengruppen (Geranien, Fuchſien und Begonien)
waren nur 21 zur Ausſtellung gebracht. Auch die Aufzucht
und Pflege der Blumenpflanzen war nicht ſo ſorgfältig
wie ſonſt. Dank der vorhandenen Mittel konnte der
Aus=
ſchuß für Blumenpflege an Arbeiterfamilien folgende
Preiſe zur Verteilung bringen. Erſte Preiſe (
Geld=
preis von 3 Mark): Johann Stöhr, Eliſabeth Hambach,
Marie Stöhr, Marie Müller, Margarete Würthele,
Wil=
helm Wurm, Anna Semmler, Kath. Zeller, Kath.
Bau=
mann, Margarete Poth, Eliſe Burger, Adam Willmann,
Karl Führer, Berta Bernhardt, Johann Nonnengäß, Luiſe
Henkler, Frieda Kern, Johannette Holzſchuh, Otto
Holz=
ſchuh. Zweiter Preis (2 Mark): Peter Reeg.
nn. Bäckermeiſtertag. Auf Veranlaſſung des
Zweig=
verbandes Großherzogtum Heſſen des
Zentralver=
bandes Deutſcher Bäckerinnungen „
Ger=
mania” fand am Sonntag im Fürſtenſaal eine
Ver=
ſammlung der Bäckermeiſter der Innungen des Kreiſes
Darmſtadt und Dieburg ſtatt, zu der über 100 Mitglieder
der Ortsgruppen Darmſtadt=Beſſungen, Arheilgen,
Eber=
ſtadt, Pfungſtadt, Ober=Ramſtadt, Groß=Umſtadt und
Die=
burg erſchienen waren. An Stelle des erkrankten
Ver=
bandsvorſitzenden Herrn Obermeiſter Weber begrüßte
Herr Bäckermeiſter Finger=Darmſtadt die
Verſamm=
lung und erſtattete einen eingehenden Bericht über die
Lage des Bäckergewerbes in der jetzigen Kriegszeit. Durch
Erlaß zahlreicher Betriebs= und Preisvorſchriften hätte
man dem Bäckereibetriebe ſchweren Schaden zugefügt.
Redner beſprach ſodann die Klagen über die
Mehlverhält=
niſſe im verfloſſenen Kriegsjahr. Trotz des Durchhaltens
bis zur neuen Ernte ſei bis heute eine Beſſerung nicht
eingetreten. Bedauerlich ſei, daß man nicht Fachleute aus
dem Bäckergewerbe zum Kommunalverband zugezogen
habe. Eine eingehende Beſprechung fand hierauf über
die ungleiche Feſtſetzung der Brotpreiſe
zwiſchen Stadt und Land durch den
Kommunal=
verband Darmſtadt und Dieburg ſtatt. Herr Delcher=
Groß=Zimmern berichtete über die
Preisfeſtſetzungskonfe=
renz mit dem Kommunalverband Dieburg. Dort ſei der
Brotpreis ohne Rückſicht auf die Verhältniſſe für das
Land mit 65 Pfg. feſtgeſetzt worden, während er für die
Stadt 71 Pfg. betrage. Mit dieſem Satz ſei auf dem Land
nicht mehr zu arbeiten. Arbeitslöhne und Unkoſten ſeien
gleich hoch wie in der Stadt. Redner forderte eine
Herab=
ſetzung des Mehlpreiſes oder die gleichmäßige
Feſt=
ſetzung der Brotpreiſe in Stadt und=Land.
Ein Redner wies auf den hohen Verdienſt des
Kommunal=
verbandes bei der Mehlproduktion hin. Nach Mitteilungen
ſoll derſelbe bis jetzt über 250000 Mark betragen. Eine
Vertretung durch Fachleute im Kommunalverband ſei
dringend erforderlich. Eine Reſolution an den
Kom=
munalverband auf Herabſetzung des Mehlpreiſes und
Feſtſetzung gleichmäßiger Brotpreiſe in Stadt und Land
fand hierauf einſtimmig Annahme. Nach Beſprechung
einer Reihe von Berufsfragen wurde die Verſammlung
um 5 Uhr geſchloſſen.
rs. Der Verbandstag der gemeinnützigen
Bauver=
eine im Großherzogtum Heſſen wurde am Sonntag in
Groß=Steinheim unter dem Vorſitz des
Landeswoh=
nungsinſprktors Gretzſchel abgehalten. Aus dem
vom Vorſitzenden erſtatteten Geſchäftsbericht geht hervor,
daß die Tätigkeit der Bauvereine durch den Krieg ins
Stocken geraten iſt. Jetzt haben ſich die Verhältniſſe
ge=
klärt und die Vereine müßten die für die Zeit nach dem
Frieden geſtellten Aufgaben in Erwägung ziehen. Eine
Wohnungsnot ſei nicht zu befürchten, doch müſſe der zu
erwartenden Bodenſpekulation entgegengearbeitet
wer=
den. Die finanzielle Lage der Bauvereine iſt gut. Die
Bautätigkeit der Bauvereine ſei noch in keinem Jahre
ſo ſtark geweſen wie 1914. Nach Kriegsausbruch
be=
ſchränkte ſie ſich jedoch auf die Fertigkellung angefangener
Bauten. Die Landes=Verſicherungsanſtalt Heſſen hat 1914
an Darlehen für Arbeiterwohnungen zuſammen 966 270
Mark ausgegeben, davon entfielen auf
Baugenoſſenſchaf=
ten 62900 Mark. Den Ausführungen des Vorſitzenden,
der noch der Anſiedlung der Kriegsinvaliden einen
wich=
tigen Platz in den Aufgaben der Bauvereine anwies,
wurde lebhafter Beifall zuteil. — Geh. Regierungsrat
Dr. Dietz betonte, daß man für die kommende Zeit bei
Neubauten Vorſicht walten laſſen müſſe. Die Landes=
Verſicherungsanſtalt werde den Bauvereinen ſtetes
Inter=
eſſe und Unterſtützung gewähren. Auch bei der
Unter=
bringung der Kriegsinvaliden ſei Vorſicht angebracht.
Maſſenanſiedelungen der Invaliden ſeien nicht erwünſcht,
dieſe müßten vielmehr unter den übrigen Menſchen
woh=
nen und nicht abgeſondert werden. — Nach einer
lebhaf=
ten Ausſprache wurde folgende Entſchließung
angenom=
men, die der Zweiten Kammer zugehen ſoll: „Die
Ver=
ſammlung ſpricht den dringenden Wunſch aus daß die
Regierung den gemeinnützigen Bauvereinen in den
Fra=
gen der Stempelerlaſſe in weiteſtgehendem Maße
entgegenkomme, ſo daß den Bauvereinen die Befreiung
von den Stempeln ſichergeſtellt wird. Die Bauvereine
dienen durchaus dem allgemeinen Intereſſe und können
ihre Tätigkeit nur ausüben, wenn ſie auch in dieſer Frage
die Unterſtützung der Regierung finden. Die
Verſamm=
lung ſpricht den Wunſch aus, daß etwaige geſetzliche
Hin=
derniſſe beſeitigt werden.” — Pfarrer Loos=Butzbach
behandelte die Frage der Bürgſchaftsübernahme des
Reiches für Darlehen der Bauvereine und empfahl, in
einer an das Reichsamt des Innern und an das heſſiſche
Miniſterium zu richtenden Entſchließung zu bitten, daß
der Reichsbürgſchaftsfonds auf alle Minderbemittelten
des Deutſchen Reiches ausgedehnt, der Fonds an ſich
er=
höht und die Bedingungen über die Zahl der
Mitglie=
der und die Höhe der Haftſumme gemildert werden
möchten. Dieſem Vorſchlag wurde zugeſtimmt. Die
Wahl des Ortes der nächſten Tagung wurde dem
Vor=
ſtand überlaſſen. Ein gemeinſames Mittageſſen ſchloß
ſich an die Tagung, hierauf eine Beſichtigung der Häuſer
der Baugenoſſenſchaft Groß=Steinheim.
* Konzert Pauluskirche. Es ſei nochmals auf das
morgen abend 8 Uhr ſtattfindende Konzert hingewieſen.
Karten ſind im Vorverkauf bei Thies und dem Küſter
der Kirche und von Mittwoch abend 6 Uhr ab zu Abend=
kaſſen=Preiſen bei letzterem zu haben. (Näheres ſiehe
Anzeige.)
— Lehrkurſe des Vereins für Verbreitung von
Volksbildung. Im Herbſt 1914 konnten die
Lehr=
kurſe des Vereins für Verbreitung von
Volksbildung trotz der Kriegsaufregungen und der
zahlreichen Einberufungen wie alljährlich eingerichtet
und während des Winters bei gutem Beſuch fortgeführt
werden. Es beweiſt dies, daß auch in den mittleren
und unteren Bevölkerungsſchichten der Kreis
derjenigen groß iſt, die im Erwerb tüchtiger
Kenntniſſe die Grundforderung für ihr ſpäteres
berufliches Vorwärtskommen erkennen. Darum
hat der Vorſtand oben genannten Vereins auch für
dieſes Jahr Mittel zur Verfügung geſtellt, um dieſe Kurſe
ſtattfinden zu laſſen. Arbeiter und Arbeiterinnen,
Angeſtellte und Gehilfinnen, alle jeden
Alters, die eine Fortbildungsſchule nicht mehr beſuchen
können, ihre Kenntniſſe aber ohne den Aufwand hoher
Koſten auffriſchen oder erweitern wollen, ſind zur
Teilnahme an dieſen Lehrkurſen des
Volksbildungs=
vereins eingeladen. Die Kurſe erſtrecken ſich auf:
Deutſch (Rechtſchreiben, Briefſchreiben, Schönſchreiben;
12 Abende); Buchführung (kaufmänniſch oder
gewerb=
lich, mit Korreſpondenz und Geſchäftsrechnen, etwa
20 Abende, vorausſichtlich Mittwoch;
Maſchinen=
ſchreiben (20 Abende); Stenographie (20 Abende)
Franzöſiſch und Engliſch (bei 2 Wochen
abenden von Mitte Oktober bis März). Die Teil.
nehmer an den Kurſen genießen beſonders
Erleich=
terungen zum Beſuch der Vorträge des Vereins, zu
Konzerten, Führungen, der Volksleſeabende uſw. Eine
Liſte zum Einzeichnen für einzelne Kurſe liegt offen am
Verkehrsbureau am Ernſt=Ludwigs=Platz. Die
ent=
gültige Feſtſetzung der Wochentage bleibt einer
gemein=
ſamen Beſprechung der Teilnehmer vorbehalten. Als
Beginn der Kurſe iſt der 18. Oktober vorgeſehen.
* Stenographie. Wie aus dem Anzeigeteil erſichtlich,
eröffnet der
GabelsbergerſcheStenographen=
verein von 1861 in ſeinem Unterrichtslokal in dem
Schulhaus am Ballonplatz am Dienstag, dem 5. Oktober,
einen Anfängerkurſus für Damen und
Herren. Die Leitung desſelben liegt in den Händen
eines ſtaatlich geprüften Lehrers der Stenographie.
An=
meldung zur Teilnahme erfolgt am Eröffnungsabend
im Uebungslokal (parterre). Auch können ſchriftliche
An=
meldungen an den Vorſtand erfolgen. Fortbildungskurſe
finden an allen Wochenabenden, mit Ausnahme
Mitt=
wochs und Samstags, ſtatt.
* Meſſe. Auch die diesjährige Herbſtmeſſe, die ſehr
reichlich beſchickt iſt, findet ohne die gewohnten lärmenden
Geräuſche ſtatt; die Schauſteller haben gewiß den
Stand=
punkt unſerer Bürgermeiſterei in dieſer Frage als richtig
erkannt. Sie können das um ſo mehr, als der Beſuch trotz
der fehlenden mannigfaltigen Ohrengenüſſe in Anbetracht
des Meßwetters als gut zu bezeichnen iſt.
Das Theater der gelehrten Hunde iſt
hier nicht etwas neues, aber es wird dennoch auch jetzt
wieder eine Sehenswürdigkeit bilden. Die darin
gezeig=
ten Schoßhündchen ſind gar nicht mehr jung, deſto beſſer
verſtehen ſie ihre Sache. „Profeſſor Weiß”, wie der klügſte
der fünf Hunde genannt wird, rechnet, addiert, ſubtrahiert,
multipliziert und dividiert ſo ſicher, daß ihn mancher
Schulknabe beneiden könnte. Da er nicht reden kann,
ant=
wortet er mit Hergabe der betreffenden Zahlen, die vor
ihm in großer Menge ausgebreitet ſind. Im
Sechsund=
ſechzig=Spiel gewann der Hund die Partie. Er trumpfte,
gab zu, ſpielte aus, gewann ſo wie ein anderer Spieler.
Die anderen lleinen Hündchen können rechnen, ſchreiben,
kennen die Uhr, die Photographien aller Monarchen, und
beſonders der Nachfolger des obengenannten Hundes ſucht
aus etwa 20 verſchiedenen Fähnchen diejenigen hervor,
die man ihm nannte und dann fand er mit derſelben
Sicherheit die Bilder der verſchiedenſten Kaiſer, Könige
Fürſten, Feldherren, Staatsmänner uſw. „Profeſſor Weiß”
produzierte ſich vor der deutſchen Kaiſerin, den Prinzen,
Brinzeſſinnen, ſowie auch im Jahre 1897 vor König
Al=
bert von Sachſen nebſt Gefolge. „Profeſſor Weiß” iſt der
einzige Hund der Welt, der mit dem Publikum eine Partie
Domino und Sechsundſechzig ſpielt.
Reviſion der Quittungskarten der
Invaliden=
verſicherung.
O In den nächſten’Wochen wird eine gründliche
Prü=
fung der Quittungskarten von hier wohnhaften
Näherin=
nen, Schneiderinnen, Büglerinnen, Waſch= und
Putz=
frauen, Monatsfaurn, Gelegenheitsarbeitern uſw
vorge=
nommen. Insbeſondere werden Erhebungen darüber
an=
geſtellt, ob in den Zeiten, für welche Beitragsmarken nicht
eingeklebt ſind, eine die Verſicherungspflicht begründende
Beſchäftigung ſtattgefunden hat, und gegebenen Falles
die betreffenden Arbeitgeber zur Anzeige gebracht. Es iſt
derjenige Arbeitgeber, bei welchem eine der genannten
Perſonen erſtmals in der Woche beſchäftigt wird,
ver=
pflichtet, eine Beitragsmarke zu verwenden, aber alle
fol=
genden Arbeitgeber derſelben Woche ſind ebenfalls
haft=
bar, ſobald die betreffende Marke nicht zur Verwendung
gelangte, d. h. es hat der folgende Arbeitgeber die Marke
einzukleben, wenn dies von dem vorhergehenden
unterlaſ=
ſen wurde. Man laſſe ſich deshalb unter allen Umſtänden
vor Beginn der Arbeit die Quittungskarte vorlegen und
überzeuge ſich, ob die Markenverwendung in Ordnung iſt.
Dieſe ſelbſtgeübte Kontrolle iſt das beſte Mittel, um ſich
vor Strafe zu ſchützen. Man zahle den Arbeitslohn nicht
eher aus, bis die Quittungskarte beigebracht, die Marke
eingeklebt und durch Aufſchreiben des Beſchäftigungstages
entwertet iſt. Arbeitgeber die dies unterlaſſen, haben in
jedem einzelnen Falle Geldſtrafe bis zu 300 Mark zu
ge=
wärtigen. Die Zahlung des halben Betrages in barem
Gelde an die betreffende Perſon ſchützt nicht vor Strafe
— das Geſetz verlangt, daß die Marke tatſächlich in die
Quittungskarte „eingeklebt” und entwertet wird Man
ſchenke deshalb dieſer ſozialen Einrichtung eine größere
Aufmerkſamkeit, nicht nur um ſich ſelbſt vor Schaden zu
bewahren (die Strafe wird ſicher höher als eine ganze
Anzahl erſparter Beitragsmarken), ſondern auch im
Inter=
eſſe der zu verſichernden Perſonen ſelbſt, die vielfach über
die weittragende Bedeutung ihrer Verſicherung noch in
Unkenntnis ſind. Man laſſe ſich nicht beſtimmen, ein
Auge zuzudrücken bei denjenigen, die da glauben, ſie
müß=
ten ſich eine unnütze Ausgabe erſparen oder dem
Arbeit=
geber einen Gefallen tun, indem ſie ihm verſchweigen, daß
auch noch für eine Verſicherungsmarke zu zahlen iſt —
noch nehme man Rückſicht auf das perſönliche Empfinden
mancher Perſonen, die ſich „genieren” ihre Karte
vorzu=
legen, oder die es unter ihrer Würde halten, die geſetzliche
Beitragshälfte zu fordern. Dieſe Empfindlichkeiten ſind
hier nicht am Platze, beſonders jetzt nicht mehr, da
in=
zwiſchen die Einrichtung bekannter geworden iſt und der
Verſicherung heute denn doch eine größere Beachtung
ge=
ſchenkt wird. Vor allem aber ſollen die Arbeitgeber,
ins=
beſondere die Hausfrauen und Damen, die ihre Waſchfrau
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 28. September 1915.
Nummer 268.
oder ihre Schneiderin entlohnen, es nicht mehr als läſtige
Zumutung betrachten, was ihnen als Teil ihrer
geſetz=
lichen Verpflichtung auferlegt wurde, d. h. ſie ſollen dafür
ſorgen, daß die Beitragsmarke richtig eingeklebt und
ent=
wertet wird. Hier ſei beſonders bemerkt, daß auch
Kla=
vierlehrer und=Lehrerinnen, ſowie Sprachlehrer und
=Lehrerinnen, die Unterricht in den betreffenden Familien
oder in der eigenen Wohnung erteilen,
verſicherungspflich=
tig ſind, ſobald ihr Stundengeld den Betrag von
zwei=
tauſend Mark im Jahre nicht überſteigt. Es iſt dies
bis=
her nicht genügend beachtet worden und wird es ſich für
diejenigen, die noch keine Quittungskarte beſitzen,
empfeh=
len, ſich alsbald eine ſolche ausſtellen zu laſſen, und die
rückſtändigen Marken zu verwenden. Die Kontrolle
er=
ſtreckt ſich auf alle, die durch die Art ihrer Beſchäftigung
verpflichtet ſind, die Beitragsmarken in die in ihrem
Be=
ſitze befindlichen Quittungskarten ſelbſt einzukleben und
zu entwerten. Die Arbeitgeber ſind bei Meidung von
Strafe verpflichtet, dem Beamten der Verſicherungsanſtalt
alle zur Feſtſtellung des Arbeitsverhältniſſes und des
Lohnes nötigen Angaben zu machen. Sie ſowohl wie die
zu kontrollierenden Verſicherten können zu polizeilicher
Vernehmung herangezogen werden. Perſonen, die aus
irgendwelchen Gründen die Markenverwendung
unter=
laſſen oder ihre Quittungskarte noch nicht umgetauſcht
haben, müſſen dies ungeſäumt nachholen.
(5) Eberſtadt, 27. Sept. (Einbrüche.) Der oder
die Einbrecher, die den Einbruch bei Uhrmacher Grimm
verübten, verſuchten zunächſt bei Juſtizrat Steinfeld in
der Mühltalſtraße einen Einbruch, wurden aber
ver=
ſcheucht. Sie drangen dann in das benachbarte
Reſtau=
rant „Schweizerhaus” ein, wurden aber auch hier durch
die Wachſamkeit des Hofhundes geſtört. Hierauf ſtiegen
ſie in das Anmeſen des Gaſtwirts Göttmann in der
alten Darmſtädter Straße, erbrachen ein Fenſter des
1. Stockes und durchſuchten die ganze Wohnung. Sie
fanden aber nur etwa 5 Mark Silbergeld. Die
Staats=
anwaltſchaft hat folgendes Ausſchreiben erlaſſen: In der
Nacht vom 24. auf 25. September wurden in Eberſtadt
vier Einbrüche verübt und dabei u. a. folgende
Gegen=
ſtände geſtohlen: zirka 300 Mark bares Geld (ſechs
20=Markſcheine, zwei 5Markſcheine, 185 Mark Silbergeld,
2 Rollen à 50 Mark, zwei 10=Markſtücke, 1 ſchwere
gol=
dene Herrenuhr Nr. 31727, 1 goldene Cylinderuhr Nr.
1264, 2 goldene Uhrketten, eine davon 14karätig mit
Hacken, 15 Damenuhren (5—6 goldene, 1 doublé mit
Sprungdeckel, die übrigen Silberuhren), 24 Ringe (gold
und doublé), 1 Brillantnadel mit 2 Brillanten in der
Mitte, 2 Armbänder aus Granatreifen, 1 Doublé=
Arm=
band, 12—14 doublé und ſilberne Herrenuhrketten, 1 neue
graue Taſchenlampe mit Anhängevorrichtung und
Schrauben, 1 Broſche aus Granaten mit Stern, 1 goldene
Broſche mit Granaten. Verdächtig ſind zwei Männer
mittlerer Größe, 20—30 Jahre alt, dunkel gekleidet, mit
ſteifen Hüten. Der eine davon ſoll heruntergekommen
ausſehen, ſchwächlich ſein und ſchwarzen Schnurrbart
haben: auch ſoll einer der beiden hinken. Nach
Ver=
übung der Einbrüche ſind dieſelben mit dem Zuge 4,50
Uhr vormittags von Eberſtadt in der Richtung nach
Darmſtadt gefahren. Um eifrige Fahndung nach den
Tätern, ſowie den geſtohlenen Gegenſtänden,
insbeſon=
dere Nachfrage in Pfandhäuſern, bei Trödlern uſw.
wird erſucht.
Mainz, 27. Sept. (Ein ſchwerer Unfall mit
tragiſchen Folgen) ereignete ſich geſtern vormittag.
Der in den 30 er Jahren ſtehende Pionier Färber fuhr
mit einem Handkarren, den er hinter ſich herzog, durch die
Rheinſtraße, als von rückwärts ein Straßenbahnwagen
daherkam und den Karren erfaßte und zur Seite
ſchleu=
derte. Der Soldat ſelbſt kam unter den Motorwagen und
wurde namentlich am Kopfe ſehr ſchwer verletzt. Der
Wagenführer Treber, der früher eine Fuhrunternehmerei
beſaß, nahm ſich den Fall ſo zu Herzen, daß er nach ſeiner
Ablöſung vom Dienſte nach Hauſe ging und ſich aus
Schwermut erhängte.
Alzey, 26. Sept. (Miſſionsfeſt.) Nächſten
Sonntag, den 3. Oktober, findet hier das Jahresfeſt der
Inneren Miſſion für Rheinheſſen ſtatt. Im
Feſt=
gottesdienſt, nachmittags 2¾ Uhr, wird Herr Prälat
Euler eine Anſprache halten. Die Feſtpredigt hat Herr
Pfarrer Knöpp=König übernommen. Nach dieſer wird
Herr Pfarrer Memmert=Darmſtadt einen Vortrag
halten über „Der Krieg und die Innere Miſſion‟ Das
Schlußwort wird namens des Vorſtandes Herr Pfarrer
Lic. Dr. Bert=Weiſenau ſprechen.
Alzey, 27. Sept. (Verunglückt.) In dem
Nach=
barorte Gau=Heppenheim ereignete ſich ein
trau=
riger Unglücksfall. Der 18 jährige einzige Sohn der
Witwe Gerhardt war an einer Dreſchmaſchine beſchäftigt.
Dabei ſtürzte er ſo unglücklich ab, daß er das Genick brach,
was den ſofortigen Tod des jungen Mannes
verur=
ſachte.
Offſtein, 27. Sept. (Unfall.) Am Samstag
nach=
mittag ereignete ſich zwiſchen Offſtein und Heppenheim
ein ſehr bedauerliches Unglück am Bahnübergang. Der
Landwirt Heinrich Fuchs von hier fuhr mit ſeinem
Ar=
beiter Heilmann mit der Mähmaſchine von Heppenheim
nach Offſtein und erlitt beim Ueberqueren des
Bahnüber=
ganges einen Zuſammenſtoß mit einem Eiſenbahnzuge.
Die beiden Pferde wurden ſofort getötet; die Männer
wurden heftig zur Seite geſchleudert und erlitten
erheb=
liche Verletzungen, der Beſitzer einen Armbruch, der
Ar=
beiter anſcheinend einen Bruch der Schädeldecke. Heilmann
wurde von Herrn Schneider mit ſeinem Fuhrwerk nach
Hauſe gefahren.
Reich und Ausland.
Dortmund, 28. Sept. (Vom Ohmprozeß.) In
der Strafſache gegen den früheren Bankdirektor Ohm von
der Niederdeutſchen Bank iſt jetzt die vertagte
Entſchei=
dung der Strafkammer erfolgt, an welche das
Reichs=
gericht die Sache zwecks Bildung der Geſamtſtrafe
zurück=
gewieſen hatte. Die Geſamtſtrafe iſt feſtgeſetzt worden
auf drei Jahre vier Monate Gefängnis, wovon vier
Mo=
nate als durch die Unterſuchungshaft verbüßt erachtet
wer=
den. Der Antrag Ohms, ihn aus der Haft zu entlaſſen,
wurde abgelehnt.
Stettin, 27. Sept. (Geſtrandeter Dampfer.)
Nach den Neueſten Nachrichten iſt in Swinemünde der
Dampfer „Pernambuco” aus Lulea mit der 32 Mann
ſtarken Beſatzung des Dampfers „Entro Rios”
einge=
troffen, der bei dem Oereſund geſtrandet und vollkommen
verloren iſt.
Paris, 26. Sept. Petit Pariſien meldet aus
Mar=
ſeille: Eine Fabrik, welche ſeit einigen Monaten für
die Lagerung von Lebensmitteln für die Armee diente,
ſſt geſtern durch einen Brand zerſtört worden.
Das Feuer nahm außerdentlich ſchnell einen großen
Imfang an. Erſt nach fünfſtündigen Löſcharbeiten
konnte die Gefahr eines weiteren Umſichgreifens des
Brandes als beſeitigt gelten.
Lugano, 27. Sept. (Ueberſchwemmung.)
In=
folge heftiger Wolkenbrüche ſind die Hafenquartiere
von Genua und viele Orte in der Riviera
über=
ſchwemmt. Die letzten Nachrichten lauten troſtlos.
Allenthalben ſind Brücken eingeſtürzt und der
Bahnver=
kehr iſt unterbrochen. Die alte Abtei in Doria mit ihren
hiſtoriſchen Gräbern iſt ins Meer geſtürzt.
Handel und Verkehr.
* Berlin, 27. Sept. Börſenſtimmungsbild.
Im Börſenverkehr herrſchte bei andauernd ſehr ruhigem
Geſchäft Neigung zu Realiſierungen vor. Demgemäß
ſtellten ſich die Kurſe für Induſtriewerte meiſt etwas
niedriger. Nur Gebr. Böhler=Aktien gewannen auf
Nachrichten über den guten Geſchäftsgang einige Prozent.
Deutſche Anleihen waren wenig verandert. In
auslän=
diſchen Valuten ſtockte das Geſchäft. Tägliches Geld
2 Prozent, Geld für einige Tage über Ultimo 5½ bis
5½ Prozent, Privatdiskont 4 Prozent.
Landwirtſchaftliches.
—Schlachtviehmarkt Darmſtadt.
Schweine=
markt am 27. September. Auftrieb 24 Landſchweine.
Preiſe pro 50 Kilogramm Schlachtgewicht 180—185 Mk.
Zutrieb von Landſchweinen. Marktverlauf geräumt.
Stimmen aus dem Publikum.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Rebaktion
ſeinerlei Verantwortung: für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Elnſender verantwortlich.)
— Unter Bezugnahme auf den ablehnenden
Stand=
punkt, den verſchiedene Behörden, auch unſere
Bürger=
meiſterei, polierten Granitdenkmälern auf Waldfriedhöfen
gegenüber einnehmen, dürften folgende Zeilen am Platze
ſein, die dem Deutſchen Steinbildhauer entnommen ſind
Kann es denn etwas Würdigeres und Schöneres
geben, als ein Grabmal aus poliertem, dunklem Granit,
welches immer gerade durch ſeine einfachen, reinen Linien
ſſo ideal ſchön wirkt und auch mit ſeinem ernſten dunklen
Ton ſo recht in Einklang ſteht mit der Grabſtätte?
An=
dere ſagen: Nein, das graue, vermooſte, verwitterte
Muſchelkalkdenkmal hat den rechten Ton, es erinnert uns
an das Zurückſinken alles Lebenden in das Weben der
Natur. Die einen ſagen: Das neue ſchmucke Denkmal
ſauber und akkurat aufgeſtellt, ſieht ſchön aus; die
an=
deren wieder: Nein, nur das alte, vermooſte, verwitterte
Denkmal gibt den rechten Eindruck. Die einen können
die Inſchrift nicht groß und blank genug haben, die
an=
deren wieder ſtellen alte verrenkte Buchſtaben zuſammen,
machen die Schrift ſo unleſerlich als möglich, ſo daß man
wieder das Buchſtabieren lernen muß, wie bei den alten
Hieroglyphen. Auch ſoll das Kunſtwerk am Muſchelkalk
beſonders wirken, aber was da manchmal als Kunſtwerk
angeſprochen wird, iſt mit ſchwachen Kräften nicht zu
be=
greifen, und man verſteht nicht, wie ſo etwas gekauft
werden kann, aber da tritt das Geſchäft hinzu, dem
zau=
dernden Käufer wird geſagt: Leſen Sie den Namen
darunter, eine Autorität! Und da die Menſchheit noch
immer am Autoritätsglauben hängt, wird das
Oppoſi=
tionsgefühl beſchwichtigt und der Kauf des grau in grau
daſtehenden Kallkſteindermals kommt zuſtande.
Steht nun ein polierter Grabſtein beim Nachbar
daneben, ſagt ſich der Käufer jedesmal an der
Grab=
ſtätte: Wie wertvoll iſt doch jenes Denkmal und wie
wert=
los erſcheint das deine, und dabei ſoll dein Denkmal
noch teurer ſein. Von Jahr zu Jahr wird der
Ver=
druß dann größer der rauhe Muſchelkalk wird nur zu
bald in nur zu liebevoller Weiſe von Schmutz und Moos
umgeben, ſo daß nach wenigen Jahren kaum noch die
Konturen zu erkennen ſind, und bietet dem Beſchauer
einen dauernd betrübenden Anblick. Das danebenſtehende
Granitdenkmal, welch ein Kontraſt! Wenn auch von
Baum und Strauch umwuchert, ſteht es doch rein und
ſchön da und bietet ſchon darum einen erhebenden,
äſthe=
tiſchen Eindruck. Ein unſchönes Kalkſteindenkmal gibt
uns den Eindruck des gänzlich wertloſen, bei einem
unſchönen Granitdenkmal hat man noch immer das
Ge=
fühl des gediegenen, echten Steinmaterials, und in
vie=
len Fällen iſt doch die Politur am Granit eine größere
Kunſt als das ſogenannte „Kunſtwerk” am Muſchelkalk.
Das Kalkſteindenkmal ſollte gerade an das Vergehen
alles Beſtehenden erinnern, aber warum am Grabe ein
ſolch verzweifelter Peſſimiſt ſein! Schon der Geiſtliche
weiſt am Grabe auf das Wiederaufblühen aus dem
Staube hin, und ſo ſoll auch weiterhin der Menſch den
Blick nach oben lenken. Daraus kann man folgern: Das
Kalkſteindenkmal iſt das Symbol der troſtloſen
Lebens=
verneinung, das polierte Granitdenkmal das lebendige
Zeichen der Lebensbejahung. Wir freuen uns doch, wenn
die Welt im Sonnenſchein liegt und die Sonne froh und
farbig in Flur und Feld, in Wald und Strauch
hin=
einmalt, wenn im Abendrot die Waſſerflächen ſo golden
ſpiegeln und wenn Blumen und Blüten im bunten
Far=
benglanz uns entgegenlachen, wir freuen uns über Gold=
und Silberſchmuck und an dem Glitzern und Gleißen
der Edelſteine, und ein geputztes, freundliches
Menſchen=
kind iſt uns doch lieder als eines, das da in Sack und
Aſche mürriſch und verdroſſen einhergeht. Wir freuen
uns über die lebhaften, farbenfreudigen, polierten
Stein=
flächen und wenn ſich die Schönheit der Natur in unſerer
Hände Kunſtwerk ſpiegelt, ſo ſollte dies das
Er=
hebendſte für uns ſein. Statt deſſen ſoll uns nun eine
ſchmutziggraue Kalkſteinwand vor Augen geſtellt werden.
Man kann dabei das Gefühl haben: Wenn wir uns ßu
ſonniger Schönheit heraufgearbeitet haben, ſo ſcheinen
wir von einem ſeltſamen Naturgeſetz wieder in die graue
Atmoſphäre zurückgeſtoßen zu werden, weil es ſonſt zu
gut für uns geweſen wäre. Nun ſollen wir mit dem
Kunſtſtempel beim Muſchelkalk getröſtet werden; aber
was tue ich mit einer Sache, die ein Kunſtobjekt ſein ſoll,
aber von einem normalen Menſchen in vielen Fällen als
ſolches nicht erfaßt werden kann und darum nun mit
Hilfe von Polizei und Friedhoſverwaltung dem
Menſchen aufgezwungen werden ſoll. Ein Menſch kann
zeitlebens nach ſeinem Geſchmack leben und ſich mit der
ihm zuſagenden Kunſt umgeben und erſt in ſeiner
Trauerſtunde, nachdem ihm ſein Liebſtes genommen, dem
er nun das letzte Andenken widmen will, wird ihm von
Amts und Polizei wegen geſagt, daß er einen verkehrten
Geſchmack habe und darum keinen polierten Granitſtein,
ſondern einen Kalkſtein kaufen müſſe. Solche des
Menſchen unwürdige Zwangsmaßnahmen ſollten auch zu
den Erſcheinungen gehören, die nach dem Kriege mit
eiſernem Beſen wieder hinweggefegt werden.
Ler Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
Die ruſſiſche Gegenoffenſive im wolhyniſchen
Feſtungsgebiet gebrochen.
* Wien, 27. Sept. Amtlich wird verlautbart:
27. September:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Aehnlich wie in Oſtgalizien und an der Ikwa
iſt nun auch im wolhyniſchen Feſtungsgebiet
die ruſſiſche Gegenoffenſive gebrochen. Der
Feind räumte geſtern ſeine Stellungen
nord=
weſtlich von Dubno und im Styr=Abſchnitt bei Luck
ind weicht in öſtlicher Richtung zurück. Der
Brückenkopf öſtlich von Luck iſt wieder in
unſerer Hand.
An unſerer Front ſüdlich von Dubno gab es
ſtellenweiſe Geſchützfeuer und Geplänkel.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Die Lage iſt unverändert. Verſuche des
Feindes, an unſere Stellung auf dem Monte Piano
her=
anzukommen, wurden abgewieſen.
Am Nordrande der Hochfläche von Doberdo brach
ein Angriff einer Berſaglieri=Abteilung an unſeren
Hin=
derniſſen zuſammen.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Keine beſonderen Ereigniſſe.
Der Stellvertreter des Chefs des Generarſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Die engliſch=franzöſiſche Offenſive.
TU. Berlin, 27. Sept. Die große
engliſch=
franzöſiſche Offenſive im Weſten kann ſchon
jetzt als verfeylt bezeichnet werden. Wie
dem Lok.=Anz. von unterrichteter Seite mitgeteilt wird,
ſind an allen Punkten, die den heftigen
Angrif=
fen des Gegners ausgeſetzt waren, rechtzeitig die
nötigen Reſerven zur Stelle geweſen. Die
Möglichkeit eines feindlichen Durchbruchs
beſteht nicht mehr. Franzoſen und Engländer haben
große Verluſte erlitten, beſonders die Engländer bei
Loos. Wenn in franzöſiſchen Meldungen die Zahl der
deutſchen Gefangenen auf 20000 beziffert
wird, ſo iſt das ſelbſſtverſtändlich
über=
trieben. Wie hoch ſie in Wirklichkeit iſt, läßt ſich
noch nicht ſagen.
* Die Frkft. Ztg. ſchreibt: Die erſte gewaltige Flut iſt
vorüber. Unſere Hoffnungen waren nicht fruchtlos. Wir
können ohne Sorgen der weiteren Entwicklung und neuen
Stürmen entgegenſehen. Beendet iſt der große Angriff
ticht, nur fürs erſte abgeſchlagen. Die Wächter ſtehen
be=
reit! Das ſtrategiſche Ziel der groß angelegten
Offenſive der engliſch=franzöſiſchen Streitkräfte auf dem
weſtlichen Kriegsſchauplatz iſt der Durchbruch. Nicht die
Zurückdrängung der deutſchen Stellungslinie iſt
der erſtrebte Erfolg der Alliierten, auch nicht die
all=
mähliche Zurückgewinnung der von uns beſetzten
Provin=
zen, ſondern die Zertrümmerung unſeres
Ver=
teidigungsſyſtems und die Auflöſung und
Ver=
nichtung unſeres Feldheeres. Die engliſch=franzöſiſchen
Armeen hätten nicht die Kraft — keine Nation und keine
Mächtegruppe der Welt würde ſie haben — gleichſam
ruck=
weiſe, mit immer neuen, durch gewaltige Feuerüberfälle
vorbereiteten Stößen unſere Truppen von Stellung zu
Stellung zurückzuwerfen und ſie langſam über unſere
Grenze zurückzuſchieben. Selbſt Millionenheere müßten an
einer ſolchen Aufgabe rettungslos verbluten: Nur
ein ſtändiges Fließen und Gehen, die elementare Kraft
überlegener operativer Bewegungen, die abſolut zwingend
ſind — ſo wie unſere Strategie die Ruſſen geſchlagen hat —
könnte zu einem wirklichen Erfolg führen; aber auch dann
würde es den Alliierten an den Reſervearmeen fehlen, die
llein imſtande wären, die Siege einer ſolchen Strategie
auszunützen. Aber das Entſcheidende iſt: die Deutſchen
ſind keine Ruſſen, die deutſche Strategie in
dieſem Kriege hat noch keinen Meiſter
ge=
funden. Das Beſondere, was die jetzige große
Offen=
ſive unſerer Gegner von ihren bisherigen
Durchbruchs=
verſuchen unterſcheidet, iſt die größere Wucht, die beſſere
— alle Lehren des langen Krieges ausnutzende —
Vorbe=
reitung und die weitere Ausdehnung der Angriffsflächen.
Die Abſchnitte Ypern-Arras und Reims=-Argonnen
haben den eigentlichen Druck auszuhalten. In den
Kampf=
berichten werden zwar auch andere Orte genannt — ſelbſt
Zeebrügge — und es iſt leicht möglich, daß es ſich an dem
einen oder anderen Punkt der Front nicht nur um
Ab=
lenkungsverſuche handelt, oder daß in den nächſten Tagen
ganz neue Durchbruchsſtellen hinzukommen.
* Bern, 27. Sept. (Zenſ. Frkft.) Der militäriſche
Mitarbeiter des Bund” erblickt im Beginn der
eng=
liſch=franzöſiſchen Generaloffenſive den
Eintritt des europäiſchen Krieges in eine
Entſchei=
dungsphaſe. Er warnt vor einer vorſchnellen
Ein=
ſchätzung des Enderfolges oder Endmißerfolges der
rie=
ſigen Operationen, die mit langen Friſten rechneten und
erſt in der Entwicklung begriffen ſeien. „Bis jetzt,”
ſchreibt er, „iſt der Kampf noch nicht zu überblicken. Wie
immer unter ſolchen taktiſchen Verhältniſſen iſt der
An=
greifer in die zerſchoſſenen erſten Gräben des
Verteidi=
gers eingedrungen, hat enorme Blutopfer bringen müſſen,
ohne das Endergebnis ſichergeſtellt zu haben. Dieſer
Durchbruchsverſuch iſt, ſowohl was ſtrategiſche Auswahl
der Angriffspunkte als auch die Vorbereitungen und die
Zahl der eingeſetzten Truppen betrifft, der größte, der
bisher erfolgt iſt, größer ſelbſt als der vom Dunajec, da
er in weitreichender Kombination an zwei 200 Kilometer
voneinander entfernten Stellen angeordnet worden iſt.
Gelangt die engliſch=franzöſiſche Generaloffenſive bis vor
die dritte und ſtärkſte deutſche Verteidigungslinie, die
zahlreiche vermanente Stützpunkte aufweiſt, ſo wächſt der
Durchbruch in die Entſcheidung und muß entweder mit
einer Kataſtrophe der Angriffstruppen oder mit einem
ollgemeinen Rückzug der Deutſchen enden. Die=Entwick=
lung wird lehren ob es überhaupt ſoweit kommt und wie
dieſe entſcheidende Kraftprobe im Weſten endet.”
TU. Genf, 27. Sept. Bis in den Oktober hinein,
ſo meinen Pariſer Fachkritiker, werden die bei Arras und
Ypern und in der Champagne begonnenen heftigen
Kämpfe dauern, an denen mehrere engliſche und
franzö=
ſiſche Armeekorps beteiligt ſind. Die Hauptziele waren
Geländegewinn zwiſchen Suippes und der Aisne, ſowie
nördlich von Arras, doch ſoll auch an allen anderen
Ab=
ſchnitten nach Möglichkeit Tag und Nacht
vorgegan=
gen werden. Die franzöſiſchen Kritiker heben hervor,
daß die Deutſchen an keinem Punkte der
Angriffsfrönt zwiſchen Middelkerk und dem
Schratz=
männle überraſcht worden ſeien. Joffre und
French müßten damit rechnen, daß die Deutſchen ihre
Hauptkräfte für die unmittelbar bevorſtehenden
Gegen=
operationen aufſparen werden.
TU. Genf, 27. Sept. Die Heftigkeit der
Nah=
kämpfe in der Champagne, namentlich in dem
der Straße von Souain benachbarten Gelände, forderte
beiderſeits gleich ſchwere Opfer, während weſtlich der
Ar=
gonnen die Zahl der Toten und Verwundeten auf
fran=
zöſiſcher Seite doppelt ſo groß war als auf deutſcher.
Zur Beſchießung von Zeebrügge durch
engliſche Schiffe.
TU. Haag, 27. Sept. Nachrichten holländiſche
Blätter über die am Samstag erfolgte Beſchießung
von Zeebrügge beſagen, daß die engliſchen Schiffe
wahrſcheinlich aus Beſorgnis vor den deutſchen Unterſee
booten und vor den Minen nicht an die Küſte heranzukon
men wagten, ſondern ſich in außerordentlich großer Ent
fernung hielten. Nur zwei der größten Schiffe feuerter
aus Geſchützen 28iger Kalibers. Die kleineren Schiffe
feuer=
ten ebenfalls; da ſie aber zu weit entfernt waren, hatter
ihre Schüſſe gar keine Wirkung. Die deutſchen Artilleriſten
antworteten von Zeit zu Zeit. Die Beſchießung dauerte
von morgens 6 Uhr 15 Minuten bis 10 Uhr 15 Minuter
am Vormittag ununterbrochen. Die engliſchen Flieger, di
über den deutſchen Stellungen ſchwebten, wurden von den
deutſchen Abwehrkanonen aufs heftigſte beſchoſſen.
Beileidstelegramm des Kaiſers zum
Flieger=
überfall auf Stuttgart.
TU. Stuttgart, 27. Sept. Aus dem Großer
Hauptquartier ging dem Oberbürgermeiſter
Lauten=
ſchläger geſtern folgendes Telegramm zu: Der Stadt
gemeinde Stuttgart ſpreche ich mein aufrichtigſtes
Beileid aus zu den ſchweren Folgen, die der
Ueber=
fall franzöſiſcher Flieger auf die ſchöne Hauptſtadt Wür
tembergs gehabt hat. Gott der Allmächtige bewahre
Stuttgart in Zukunft vor ſolchen
ungerechtfertig=
ten Angriffen tröſte die Hinterbliebenen der Opfe
und gebe den Verwundeten baldige völlige Geneſung
Wilhelm I. R.
Der Seekrieg.
* London, 27. Sept. Der britiſche Dampfe
Cornubia” (1736 Tonnen) iſt am 9. September in
Mittelmeer verſenkt worden. Die Beſatzung
von 28 Mann landete in einem ſpaniſchen Hafen.
Da=
vermißte Boot des verſenkten Dampfers „Heſtion” mit
18 Mann wurde gefunden. Die ganze Mannſchaft iſ
fomit gerettet.
TII. Amſterdam, 27. Sept. Das Londoner
Handelsamt teilt mit, daß der Fiſchdampfer
„Ashwol” der am 22. Juli Grimsby verließ, mit de
Beſatzung von neun Mann als verloren
betrach=
tet werden muß.
Die engliſche Arbeiterbewegung.
* London, 27. Sept. Longſhoremen Aſſociation
kündigt an, die Arbeiter würden heute in den
Aus=
ſtand treten, wenn ſie nicht von den Reedern ein
günſtige Erledigung ihrer Forderung von höheren Löhnen
erlangen könnten.
Die Ententeanleihe in Amerika.
* New=York 27. Sept. Meldung des Reuterſchen
Bureaus:‟ Die Mitglieder der engliſch=
fran=
zöſiſchen Finanzkommiſſion erzielten eine
Einigung über die Einzelheiten der Anleihe. Sie
fahren heute nach Chicago, um mit den Bankleuten des
Weſtens zu beraten.
Eine engliſche Regierungskommiſſion für die
Kriegsführung.
* London 28. Sept. Meldung des Reuterſchen
Bureaus: Wie Daily Chronicle ſchreibt, hat Aſquith
eine beſondere Kommiſſion ernannt der die
Erledigung von Kriegsangelegenheiten, vor allem die
Verantwortung über die für die=
Kriegs=
leiſtung übertragen wird. Seit einiger Zeit
be=
ſtand ſchon eine Dardanellenkommiſſion. Wie verlautet,
werden die Funktionen dieſer Kommiſſion von einer
neuen übernommen, die eine Art Exekutive des Kabinetts
darſtellen wird. Die neue einflußreiche Kommiſſion wird
beſtehen aus dem Premierminiſter, Kitchener, Lloyd
George Balfour Grey, Lansdown Bonar
Law und Churchill. Dieſe Mitglieder des Kabinetts
werden zukünftig im beſonderen Sinne für die
Krieg=
fführung, ſoweit ſie von der Regierung daheim beeinflußt
werden kann, verantwortlich ſein.
Zunahme der Streikbewegung in Petersburg.
TU. Kopenhagen, 27. Sept. Svenska Dagblader
erfährt aus Petersburg, es ſcheine Tatſache zu ſſein, daß
die Streikbewegung großen Umfang
ge=
wonnen hat und daß infolgedeſſen der Betrieb in
vie=
len bedeutenden induſtriellen Unternehmungen eingeſtellt
werden mußte.
Barzilai über Italiens Kriegsziele.
* Neapel, 27; Sept. Die Rede Barzilais
bezeichnete als Kriegsziel, die italieniſchen Brüder
in Oeſterreich zu erlöſen und beſſere
Verteidigungsgren=
zen gegen Oeſterreich zu erlangen.. Barzilai ſchilderte
die Geſchichte des öſterreichiſchen Bündniſſes, das nicht
gemeinſame Ziele, ſondern die Hinausſchiebung
verhäng=
nisvoller Zuſammenſtöße angeſtrebt habe. Er behauptete,
Oeſterreich=Ungarn habe den Angriffskrieg an der Grenze
vorbereitet, und zog als Beweis die Annexion
Bos=
niens, die Eiſenbahnprojekte am Balkan und die
Hohen=
loheſchen Verordnungen heran. Er behauptete, Freiherr
von Conrad und Erzherzog Franz Ferdinand wollten
Italien vernichten. Die Armeezeitung habe nie Vernich
tung der Reichsitaliener gefordert, um die Flanke zu
ſichern, wenn Oeſterreich=Unarn Italien den Krieg
er=
klare. Oeſterreich=Ungarn habe offen Stellung gegen Ita=
lien in der Balkanpolitik genommen, Italiens Handel zu
unterbinden geſucht und Italien Konkurrenz in
Klein=
aſien gemacht, ebenſo wie Deutſchland, das Italien
mit Erzeugniſſen und Menſchen überſchwemmt habe, um
deſſen wirtſchaftliche Durchdringung und friedliche
Kolo=
niſierung zu erzielen, ſo daß binnen zwölf Jahren die
deutſche Einfuhr um 197 Prozent, die italieniſche
Gegeneinfuhr nur um 46 Prozent geſtiegen ſei. Der
Red=
ner forderte die induſtrielle Befreiung
Ita=
liens nach ſeiner politiſchen Befreiung. In der
Bal=
kanfrage beſchuldigte der Redner Oeſterreich=Ungarn,
daß es Gewaltpläne gehabt und den Krieg von langer
Hand vorbereitet habe. Er ſpieſte auf eine, wie er ſagte,
der italieniſchen Regierung erſt in den letzten Tagen
be=
kannt gewordene Aeußerung des deutſchen Botſchafters
in Konſtantinopel zu dem italienſchen an, die dieſem die
Ueberzeugung gegeben hätte, daß Oeſterreich=Ungarns
Ultimatum an Serbien beſtimmt geweſen ſei, den Krieg
unvermeidlich zu machen. Bartzilai folgert aus der
Be=
hauptung, daß die Zentralmächte den Offenſivkrieg
be=
abſichtigten, Italiens Befreiung von der
Dreibundsver=
pflichtung, und aus Italiens Weigerung, mit den
Zen=
tralmächten zu gehen, die Notwendigkeit des
italieni=
ſchen Krieges gegen die Zentralmächte. Außerdem
väre es ein unverzeihlicher Fehler
gewe=
ſen dieſe einzigartige Gelegenheit
vor=
übergehen zu laſſen, um Italiens Grenze
gegen Oeſterreich=Ungarn zu verbeſſern.
Barzilai rühmte die Zuſammenarbeit des Vierverbandes,
das ſelbſtändige, kräftige Auftreten Italiens und die
Er=
folge der italieniſchen Kriegshandlung. (!)
Er erinnerte daran, daß der Charakter des Kampfes zu
Waſſer und zu Lande mehr den Katzeninſtinkten des
Feindes, als dem offenen und edelmütigen
Charakter der Italiener (!) entſpreche, zur See
der hinterliſtige Unterſeebootkampf, zu Lande der Kampf
in den Schützengräben mit ihren Hinterhalten. Die
ita=
lieniſche Flotte erfülle die große Aufgabe, den
öſterrei=
chiſch=ungariſchen Adriaverkehr ſo abzuſperren, wie
England es gegen Deutſchland tue. Der Redner betonte
abſchließend Italiens innere Einheit und forderte Mittel
zur Fürſorge für die Kriegerfamilien und zur
Durchfüh=
rung des Krieges.
Ein italieniſches Expeditionskorps.
* Zürich, 28. Sept. Der Genfer Korreſponden
der Neuen Zürcher Zeitung berichtet zu der Meldung über
neue Einberufungen in Italien, daß aus dieſen Beſtänder
ein Expeditionskorps gebildet werden
oll, dem auch franzöſiſche Truppen angehören ſollen
Das Expeditionskorps habe die Aufgabe, falls eine Un
ſtützung Serbiens durch Griechenland
not=
wendig werde, ſeinerſeits der griechiſchen Armee zu Hilfe
zu kommen.
Die Beſchießung der ſerbiſchen Stellungen.
TU. Berlin, 27. Sept. Der Kriegsberichterſtatter
des Berl. Tgbl., meldet aus dem k. und k.
Kriegspreſſe=
juartier unterm 26. Septembert: Während die ſchwere Are
tillerie der Verbündeten fortgeſſeetzt die ſerbiſche
Befeſtigungslinie bei Matſchowa, um
Bel=
grad und bei Semendria beſchießt, machen
ſich hinter der ſerbiſchen Front allerlei Anzeichen de=
Beſtürzung bemerkbar. Nach Meldungen unſerer
Flieger, die täglich über Belgrad kreuzen, und bis nach
Niſch und noch weiter fliegen, gehen ſowohl von Belgrad,
und in noch größerem Umfange von Niſch zahlreiche
Bahn=
transporte mit Flüchtlingen ab. Die Artillerie der
Ver=
bündeten ſchont die Stadt Belgrad, belegt aber die von
ort abgehenden Militärtransporte mit Granaten. Nach
den Feſtſtellungen unſerer Flieger wurde einer dieſer
Train=Transporte durch einen Volltreffer zerſtört. Ebenſo
ſchoß unſere Artillerie mit gutem Erfolge die feindlichen
Infanteriedeckungen, die ſich hinter Belgrad am
Oſt=
ange der Topediewska hinziehen.
Die Balkanſtaaten.
Bulgarien verfolgt keine aggreſſiven
Ziele.
* London, 27. Sept Wie das Reuterſche Bureau
erfährt, hat Bulgarien am 26. September den
Entente=
mächten amtlich verſichert, daß die Mobilmachung jedes
aggreſſiven Zieles entbehre und lediglich den
ſchwierigen Zuſtande in Eltropa und den
Truppenbewe=
gungen in den umliegenden Staaten zuzuſchreiben ſei.
Bulgarien und Serbien.
* Budapeſt, 27. Sept. Nach vorliegenden
Blätter=
meldungen aus Sofia teilte der ſerbiſche Geſandte
Tſcholak Antitſch dem Miniſterpräſidenten mit, daß
er infolge angegriffener Geſundheit in Urlaub gehe.
Radoslawow teilte dem Geſandten mit, daß er den
bul=
gariſchen Konſuln in Mazedonien Urlaub
erteilt habe. Auch der griechiſche Geſandte Naum iſt
bei Radoslawow erſchienen, um die Urſache der
grie=
chiſchen Mobiliſierung zu beſprechen. Er
teilte ferner mit, daß Griechenland entſchloſſen ſei, den
Durchzug fremder Truppen durch ſein
Ge=
biet entſchieden zu verhindern. Die
Verhand=
lungen über die griechiſche Beſetzung von Doiran und
Gjeogelue werden fortgeſetzt.
TU. Sofia 27. Sept. Der ruſſiſche Geſandte
hat die bulgariſche Regierung erſucht, ehe ſie zu weiteren
Maßnahmen ſchreitet, eine Note Serbiens
abzu=
warten, die Serbien auf Wunſch der Entente am
25. September abends abgeſandt haben ſoll. Bulgarien
ſoll darauf erklärt haben, zwiſchen Bulgarien und
Ser=
vien beſtänden ſo ſchwerwiegende
Differen=
zen, daß jetzt auf dem Wege des Notenaustauſches
keine Aenderung der Lage herbeifgeführt
werden könne.
Eine Erklärung Venizelos.
TU. Athen, 25. Sept. (Verſpätet eingetroffen.) Im
heutigen Miniſterrat erklärte Venizelos, daß
Griechenland aus Gründen der Verteidigung und der
Vorſicht und um gegebenenfalls die
Bünd=
nispflicht gegen Serbien erfüllen zu
kön=
nen, unverzüglich zur allgemeinen Mobilmachung
ſchrei=
ten müſſe. Weiter bedeute die Mobiliſierung keinesfalls
die ſofortige Kriegserklärung noch die Einmiſchung in
den Krieg zugunſten irgendeiner Mächtegruppe. Das
Eingreifen Griechenlands werde nur nötig werden im
Falle eines bulgariſchen Angriffs gegen Serbien. Die
übrigen Miniſter waren mit Venizelos einverſtanden
Nach dem Miniſterrat hatte der Premierminiſter Audienz
beim König.
Es ſcheint aber, daß man nicht mit den Anſichten
Venizelos’ einverſtanden war. Vielmehr beſtand offen=
bar eine Kriſe wie ſchon die Berufung von Gunaris zum
König und nachſtehende Meldung zeigt:
* Mailand, 27. Sept. (Ueber Bern.) Der
Be=
richterſtatter des Corriere della Sera drahtet aus Athen:
Von Samstag abend bis geſtern mittag hielten die
Zei=
tungen aller Parteien den Rücktritt von
Venize=
los für unvermeidlich. Die öffentliche
Er=
regung in Athen war ſehr ſtark. Große
Volks=
mengen umlagerten die Redaktionen. Die Miniſterien
waren geſchloſſen. Geſtern morgen um 10 Uhr begab ſich
Venizelos in das Königsſchloß von Dekelia, um dem
König die Lage zu ſchildern. Kurz vor 12 Uhr kehrte
der Miniſterpräſident zurück. Bald darauf wurde eine
amtliche Mitteilung herausgegeben, daß die Anſichten
des Kabinetts und des Königs über die getroffenen
künftigen Maßnahmen vollkommen
überein=
ſtimmen.
IU. London, 27 Sept Reuter meldet aus
Athen: Nach der Unterredung des Königs
Konſtantin mit dem Miniſterpräſidenten
Venize=
los empfing dieſer abermals die Geſandten von
Frank=
reich, England und Rußland. Der Unterredung wird
all=
gemein große politiſche Bedeutung beigemeſſen. Große
Bedeutung hatte auch die Beſprechung Venizelos mit dem
König, die mehr als eine Stunde in Anſpruch nahm.
Die griechiſche Mobilmachung.
IU. Berlin, 27. Sept. Die hieſige griechiſche
Ge=
ſandtſchaft erließ folgende Bekanntmachung: Infolge der
durch königliches Dekret angeordneten allgemeinen
Mobilmachung Griechenlans werden ſämtliche
hier verweilenden dienſtpflichtigen Griechen aufgefordert,
ſich binnen ſechs Tagen auf der Kanzlei der griechiſchen
Geſandtſchaft einzufinden, wo ihnen die nötige
Inſtruk=
tion erteilt wird.
TU. Genf, 27. Sept. Wie der Temps berichtet, haben
zahlreſiche griechiſche Militärpflichtigte,
zu=
meiſt Reſerveoffiziere, Frankreich verlaſſen. Die
Verträge der franzöſiſchen Heeresverwaltung mit
den=
jenigen Griechen, die in der Fremdelegion unter dem
Vor=
behalt einer Verabſchiedung im Falle einer Mobiliſierung
des Heimatlandes Dienſt nahmen, werden gelöſt werden.
Saloniki als Operationsbaſis der
Verbündeten?
TU. Konſtantinopel, 27. Sept. Daß England
und Frankreich beſtimmt das Ziel verfolgen, Saloniki
als neue Operationbaſis zu gewinnen,
unterliegt keinem Zweifel mehr. Franzöſiſche und
eng=
liſche Offiziere, darunter drei franzöſiſche Generale,
hiel=
ten ſich in großer Anzahl inkognito jüngſt in Saloniki auf
und reiſten dann nordwärts gegen die ſerbiſche Grenze.
Im Hafen von Saloniki ſind große
Schiffsladun=
gen mit Munition eingetroffen. Ferner ſind
dort Anſtalten für Landungen großer Truppenkontingente
getroffen
* Mailand, 28. Sept. Nach einer Athener
Mel=
dung des Corriere della Sera ſchreibt das Blatt Heſtia,
die Geſandten Frankreichs und Englands
hätten Griechenland 150000 Mann
Ver=
ſtärkungstruppen mit ſchwerer Artillerie
ange=
boten, wenn das griechiſche Heer Serbien zu Hilfe käme.
* Berlin, 27. Sept. An der ſächſiſch=
böh=
miſchen Grenze bei Oberwieſenthal wurde geſtern
der Grundſtein zum „Turm der Bundestreue‟
gelegt. Vertreter der Zivil= und Militärbehörden, die
nationalen Verbände und über 300 verwundete Krieger
wohnten der Feier bei. An den deutſchen Kaiſer, den
Kaiſer Franz Joſef und an den König von Sachſen
wurden Huldigungstelegramme abgeſandt.
* Berlin, 27. Sept. Das Berl. Tagebl. meldet
aus Kopenhagen: Die ſchwediſche Regierung hat eine
Einſchränkung des ſchwediſchen
Fleiſch=
exportes verfügt. Die Exportſchlächtereien dürfen
zu=
künftig im Höchſtfalle 400 Tonnen wöchentlich ausführen.
Damit erfährt der ſchwediſche Fleiſchexport eine
Vermin=
derung von mindeſtens einem Drittel.
* Freiburg, 28. Sept. Dem bayeriſchen
Flieger=
unteroffizier Böhm, der am Samstag bei Elzach zwei
franzöſiſche Flieger zum Abſturz brachte, wurde im
Ar=
meehauptquartier das vom Kaiſer verliehene Eiſerne
Kreuz erſter Klaſſe auf die Bruſt geheftet.
* Dresden, 27. Sept. Der Reichskanzler
rifft abends hier ein und wird auf Einladung des
Königs im Reſidenzſchloß Wohnung nehmen.
* Zürich, 27. Sept. Die Neue Zürcher Zeitung
melder aus Mailand: Die Regierung hat ſtrenge
Maßnahmen getroffen, um Betrügereien von
Hee=
reslieferanten zum Schaden des Staates zu
ver=
hindern. Neuerdings ſind wieder vier bedeutende
Firmen wegen betrugeriſcher Handlungen von der Preſſe
mit Namen angeführt worden.
Letzte Nachrichten.
* Berlin, 27. Sept. Wie bekannt wird, hat das
Reichs=
amt des Innern auf die Anfrage betreffend die
Beteili=
gung an der Unterſtützung erwerbsloſer
Tex=
tilarbeiter geantwortet, die Verſorgung dieſer
Ar=
beiter füge ſich ohne weiteres in den Rahmen der von den
Kommunen eingerichteten und noch einzurichtenden
kom=
munalen Fürſorge für Erwerbsloſe ein. Die Gemeinden
ſeien in der Lage, im geordneten Wege Beihilfen der
Reichs= und Landesregierungen zu erlangen. Beſondere
Beſtimmungen für die Textilarbeiter ſeien bis auf
wei=
teres nicht in Ausſicht genommen. Das Reichsamt des
Innern werde ſelbſtverſtändlich der Entwicklung dieſer
Angelegenheit ſorgſame Beachtung zuwenden.
* Berlin, 28. Sept. Der Staatsanzeiger veröffentlicht
einen Erlaß des Finanzminiſters und des
Miniſters des Innern vom 22. September betr.
Kriegsbeihilfen an gering beſoldete
Staatsbeamte. Die Gewährung von
Kriegsbei=
hilfen wird mit der durch den Krieg bedingten
Geſtal=
tung auf dem Marlte der notwendigſten
Bedarfsgegen=
ſtände begründet Dem Erlaß zufolge erhalten Beamte
mit einem Dienſteinkommen bis zu 2100 Mark jährlich
für ein oder zwei Kinder unter 15 Jahren je ſechs Mark
monatlich, für jedes weitere Kind unter 15 Jahren je drei
Mark monatlich. Der Erlaß betont, daß es ſich lediglich um
Kriegsbeihilfen handelt, deren Zahlung nach Beendigung
des Krieges einzuſtellen iſt.
* Stuttgart, 27. Sept. Am Samstag, den 25.
Sep=
tember, tagte in Stuttgart der Verband
ſüddeut=
ſcher Bühnenleiter (Mitglied des Deutſchen
Büh=
nenvereins). Die Beſprechungen drehten ſich
hauptſäch=
lich um die gegenwärtige ſchlechte Lage, in der ſich die
Theaterleitungen bezüglich der Frage des
männli=
chen Perſonals befinden. Dieſe Schwierigkeit be=
ſieht nicht nur bei leinen und mitteren Bühnen,
viel=
mehr haben auch die großen Hof= und Stadttheater
un=
ter der Einberufung eines Teiles ihrer Mitglieder zum
Militär ſchwer zu leiden. Es iſt zum Teil ganz
unmög=
lich, die Fächer ganz ordnungsgemäß zu beſetzen, zumal
die Pflicht für das Vaterland die meiſten Künſtler, die
für jugendliche Fächer in Frage kommen, ihrem Berufe
entzieht. Es muß gewünſcht werden, daß die
Stadtver=
waltungen und die Theaterbeſucher dieſen großen
Schwie=
rigkeiten eine verſtändnisvolle Rückſichtnahme
entgegen=
bringen.
* Haag, 27. Sept. Der bekannte engliſche
Arbeiter=
führer Keir Hardie iſt, wie Reuter meldet, in
Glas=
gow geſtorben.
* New=York, 28. Sept. Meldung des
Reuter=
ſchen Bureaus: Ein Telegramm aus San Diego in
Kali=
fornien beſagt, daß die Yakui=Indianer am Freitag bei
Torres in Mexiko einen Zug zur Entgleiſung
brachten. Sie ſperrten 80 Frauen und Kinder
in einen mit Heu beladenen Güterwagen und ſteckten
dieſen in Brand. Nur 20 Paſſagiere wurden gerettet,
während die übrigen verbrannt ſind.
Briefkaſten.
E. S. Es iſt wohl doch etwas zuviel vom
Haus=
beſitzer verlangt, daß er „die” Ratte beſeitigen ſoll; ein
erheblicher Mangel dürfte das wohl nicht ſein. Auch iſt
ja „die‟ Rätte erſt nach Ihrem Einzuge zugewandert.
Da der Keller zementiert iſt, kann vom Hausbeſitzer nicht
gut mehr getan werden. Wenn das Tier an Gift nicht
geht, verſuchen Sie es einmal mit der Rattenfalle.
A. Wenn im Mietvertrag eine entgegengeſetzte
Be=
ſtimmung nicht enthalten iſt, ſteht einer derartigen
Ver=
wendung der Wohnung nichts im Wege.
Verluſtliſte.
* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 333
ent=
hält u. a.: Infanterie=Regimenter Nr. 116, 118, 168;
Re=
ſerve=Infanterie=Regimenter Nr. 219 bis einſchl. 225.
Weiter ſind erſchienen die Bayeriſche Verluſtliſte Nr. 222,
die Sächſiſche Verluſtliſte Nr. 196 und die
Württember=
giſche Verluſtliſte Nr. 269.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
(I,12970
Die Leipziger Lebensverſicherungs=
(Alte Leipziger)
Geſellſchaft a. G. — Gegründet 1830
übernimmt noch bis auf weiteres (13295a
nnasnannen: Verſicherungen znnannnnnen
mit Einſchluß der Kriegsgefahr.
Vertr.: G. Beyſer, Darmſtadt, Bruchwieſenſtr. 4
Familiennachrichten.
Matthäus 25, 21.
Am 30. Auguſt fiel bei einem Sturmangriff
im Oſten mein früherer Lehrling (13596
Wilhelm Weber
im Alter von 20 Jahren.
Ein ehrenvolles Andenken über das Grab
hinaus bleibt ihm geſichert.
Heinrich Brandſtätter.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtigſter
Teil=
nahme bei dem uns ſo ſchwer betroffenen herben
Verluſte unſeres heißgeliebten, treuen Sohnes
und Bruders
(13624
Richard Pfadler
Bankbeamter
Gefreiter der 4. Komp. im 1. Garde-Reſ.-Regt.
ſagen wir auf dieſem Wege jedem Einzelnen
unſeren tiefgefühlten Dank.
In tiefſtem Schmerz
die tiefgebeugte Mutter und Schweſter:
Helene Pfadler Witwe,
Blga Pfadler.
Darmſtadt, im September 1915.
Am 11. September 1915 ſtarb der Oberleutnant d. Reſ. des Großh.
Heſſiſchen Artilleriekorps (1. Großh. Heſſiſches Feldartillerie=Regiment
Nr. 25), kommandiert zum 2. Thüring. Feldartillerie=Regiment Nr. 55,
I. Abteilung,
(13607
Ritter des Eiſernen Kreuzes II. Klaſſe,
des Gr. Sächſ. Hausordens der Wachſamkeit oder vom weißen Falken m. S. (II. Abt.)
und der Gr. Heſſ. Tapferkeitsmedaille
Freiherr Heinrich von Senarelens=Graucy
beim Erkunden feindlicher Stellungen in vorderſter Linie den Heldentod. Die
Abteilung verliert in ihm einen hervorragend begabten, in Hingebung und
Pflicht=
treue unermüdlichen, vorbildlichen Offizier, einen Kameraden und Freund lauterſter
Geſinnung und edelſter Eigenſchaften.
Sein Name und ſein Vorbild wird in der Geſchichte des Krieges und im
Herzen aller Angehörigen der Abteilung dauernd fortleben.
Im Namen des Offizierkorps:
Hchröder,
Major und Abteilungskommandeur.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Am 24. September fiel an der Spitze ſeines
Bataillons mein geliebter Mann, unſer guter
Vater
(13602
Major
Max Wilhelm Schenck
Reſ.=Inf.-Regt. Nr. 80
Inhaber des Eiſernen Kreuzes I. u. II. Klaſſe
und der Heſſiſchen Tapferkeitsmedaille.
Elsbeth Schenck, geb. vom Baur,
Leutnant Hans Schenck,
z. Zt. im Felde,
Leutnant Carlo Schenck,
z. Zt. im Felde,
Klaus Schenck.
Homburg v. d. Höhe, 26. September 1915.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Am 23. Sept. ſtarb den Heldentod im Alter
von 19 Jahren unſer lieber Sohn und Bruder
Wilhelm Süß
Leutnant
Inhaber des Eiſernen Kreuzes
und der Heſſiſchen Tapferkeitsmedaille.
Wilhelm Süß,
Direktor des Konſervatoriums,
Eliſabeth Süß, geb. Wambold,
Heinz Süß.
Wir bitten von Beileidsbeſuchen abſehen zu
wollen.
(13595
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem ſchmerzlichen Verluſte, der uns betroffen
hat, ſagen wir Allen, insbeſondere Herrn
Divi=
ſionspfarrer Schäfer für die troſtreichen Worte,
ſowie dem Trompeter=Korps und der Erſatz=
Eskadron vom Garde=Dragoner=Regiment 23
unſeren innigſten Dank.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Familie Tornow.
Darmſtadt, den 27. September 1915. (*4205
Am 23. September erlitt in treuer
Pflicht=
erfüllung den Tod fürs Vaterland unſer lieber,
treuer, einziger Sohn, Bruder, Schwager und
(*4206
Onkel
Ludwig Körbächer
Unteroffizier im Feld-Artillerie-Regt. Nr. 63
im noch nicht vollendeten 22. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Ludwig Körbächer und Frau,
Eliſabeth Körbächer,
Familie Heinrich Bickel,
Artur Bürger und Frau.
Darmſtadt, Deutſch=Eylau, Crimmitſchau,
den 27. September 1915.
Gotiesdienſt der israelitiſchen Religionsgemeinde
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2).
Schlußtage des Laubhüttenfeſtes.
Mittwoch, den 29. Sept.: Vorabendgottesdienſt 6 Uhr.
Donnerstag, den 30. Sept.: Morgengottesdienſt
8 Uhr 30 Min. Abendgottesdienſt 6 Uhr 45 Min.
Freitag, den 1. Okt.: Morgengottesdienſt 8 Uhr
30 Min. Beginn des Sabbats 5 Uhr 45 Min.
Samstag, den 2. Okt.: Morgengottesdienſt 8 Uhr
45 Min. Sabbatausgang 6 Uhr 45 Min.
Gotiesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen
Religions=
geſellſchaft.
Schluß des Sukkaus=Feſtes.
Donnerstag, den 30. Sept.: Vorabend 5 Uhr 55 Min.
Morgens 7 Uhr 45 Min. Nachmittags 4 Uhr 30 Min.
Abends 6 Uhr 50 Min.
Freitag, den 1. Okt.: Morgens 7 Uhr 45 Min.
Nachmittags 5 Uhr 25 Min.
Samstag, den 2. Okt.: Morgens 8 Uhr.
Nach=
mittags 4 Uhr. Sabbatanfang 6 Uhr 45 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 15 Min.
Nach=
mittags 5 Uhr 30 Min.
Wetterbericht.
Eine Aenderung der unbeſtändigen Witterung iſt nicht
zu erwarten. Bei wechſelnder, doch ziemlich ſtarker
Be=
wölkung treten zeitweilig Niederſchläge ein. Die
Tem=
peraturen ändern ſich nicht weſentlich.
Wetterausſichten für Dienstag: Meiſt bedeckt,
zeitweilig Regen, keine weſentliche Temperaturänderung.
Tageskalender.
Dienstag, 28. September.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr
(Ab. A): „Hoffmanns Erzählungen”.
Verſteigerungskalender.
Mittwoch, 29. September.
Mobiliar= uſw. Verſteigerungen: 9½ Uhr
Landwehrſtraße 11, — 3 Uhr in der „Ludwigshalle‟.
Leitung: Dr. Otto Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Hans H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorar=
forderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Bekanntmachung
betreffend Beſtandserhebung von tieriſchen und pflanzlichen
Spinn=
ſtoffen (Wolle, Baumwolle, Flachs, Ramie, Hauf, Jute, Seide) und
daraus hergeſtellten Web=, Wirk= und Strickgarnen.
Nachſtehende Bekanntmachung wird auf Grund des Geſetzes über den
Belage=
rungszuſtand vom 4. Juni 1851 bzw. auf Grund des Bayeriſchen Geſetzes über den
Kriegszuſtand vom 5. November 1912 hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht mit
dem Bemerken, daß jede Uebertretung — worunter auch verſpätete oder unvollſtändige
Meldung füllt. —, ſoweit nicht nach den allgemeinen Strafgeſetzen höhere Strafen
ver=
wirkt ſind, nach § 52) der Bekanntmachung über Vorratserhebungen vom 2. Februar
1915 (Reichsgeſetzbl. S. 54) beſtraft wird.
§ 1. Inkrafttreten.
Die Anordnungen dieſer Bekanntmachung treten mit der Verkündung am 28.
Sep=
tember 1915 in Kraft.
Durch das Inkrafttreten dieſer Bekanntmachung werden die Beſtimmungen der
Bekanntmachungen W. I. 1/6. 15. K.R. A., betr. Beſtandserhebung unverſponnener
Schafwollen, W. I. 621/7. 15. K. R. A., betr Beſtandserhebung von Baſtfaſerrohſtoffen
uſw., und W. II. 384/7. K. R. A., betr. Beſtandserhebung für Baumwolle und
Baumwoll=
erzeugniſſe inſoweit aufgehoben, als ſie die regelmäßig wiederkehrenden
Beſtands=
erhebungen betrefſen.
§ 2. Meldepflicht.
Die von dieſer Bekanntmachung betroffenen Perſonen uſw. (meldepflichtigen
Per=
ſonen) unterliegen hinſichtlich der von dieſer Bekanntmachung betroffenen Gegenſtände
(meldepflichtige Gegenſtände) einer monatlichen Meldepflicht.
§ 3. Meldepflichtige Gegenſtände.
Meldepflichtig ſind ſämtliche unverarbeitete und in Verarbeitung befindliche
Vor=
räte der nachſtehenden näher bezeichneten tieriſchen und pflanzlichen Spinnſtoffe
und alle aus dieſen tieriſchen und pflanzlichen Spinnſtoffen hergeſtellten Webgarne,
Wirkgarne und Strickgarne, und zwar in der in den amtlichen Meldeſcheinen
vorge=
ſehenen Einteilung:
Meldeſchein 1 1. a) Unverſponnene Schafwollen.
(Ungewaſchene Wollen, gewaſchene, karboniſierte, gefärbte
Wol=
len, Kammzug, Kämmlinge, Wollabgänge mit Ausnahme von
Kunſtwollen).
b) Webgarne, Trikotgarne, Wirkgarne und Strickgarne aus Wolle
und Wollabgängen mit und ohne Beimiſchung anderer tieriſcher
oder pflanzlicher Spinnſtoffe, einfach oder gezwirnt.
2. a) Rohbaumwolle und Baumwollabfälle (Linters
Meldeſchein 21
und Kunſtbaumwolle ausgeſchloſſen). Wegen der Meldepflicht
von Baumwoll=Lümpen und neuen baumwollenen
Stoff=
abfällen wird auf die Bekanntmachung Nr. W. II 285/5. 15.
K. R. A., betr. Beſtandserhebung und Beſchlagnahme für alte
Baumwoll=Lumpen und neue baumwollene Stoffabfälle
ver=
wieſen.
b) Webgarne, Trikotgarne, Wirkgarne, Strickgarne, ganz oder
vorwiegend aus Baumwolle einfach oder gezwirnt.
Meldeſchein 2) 3. a) Baſtfaſerrohſtoffe, im Stroh (ungeröſtet und geröſtet),
geknickt, geſchwungen, gebrochen, gehechelt und als Werg oder
ſpinnfähiger Abfall.
*6
b) Webgarne und Zwirne, ganz oder teilweiſe aus Baſtfaſern
hergeſtellt.
Meldeſchein 4) 4. a) Rohe unverſponnene Bourette=Seide (
Seidenab=
fälle).
b) Rohe Bourette=Webgarne.
Meldepflichtig ſind nicht nur die frei erworbenen, ſondern auch die von der Kriegs=
Rohſtoff=Abteilung des Königlichen Kriegsminiſteriums zugewieſenen Beſtände.
Vorräte, die durch Verfügung der Militärbehörden bereits beſchlagnahmt worden
ſind, unterliegen edenſalls der Meldepflicht. In dieſem Falle iſt im Meldeſchein zu
ver=
merken, daß und durch welche Stelle eine Beſchlagnahme erfolgt iſt.
Eine Meldepflicht beſteht nur, wenn die Geſamtvorräte einer meldepflichtigen
Per=
ſon mindeſtens betragen bei
11 Wolle (auf gewaſchenes Gewicht berechnet) oder Garnen vorwiegend aus Wolle
100 kg.
2. Baumwolle oder Garne, vorwiegend aus Baumwolle, 300 kg.
3. Baſtfaſern,
a) 100 kg ausgearbeitete Rohſtoffe oder Garne oder
b) 500 kg Faſerſtroh.
4. Bourette=Seide (Seidenabfällen) oder Bourette=Webgarnen 25 kg.
Soweit Gewicht noch nicht feſtzuſtellen, iſt Schätzung zuläſſig. Im Meldeſchein iſt
un anzugeben, daß es ſich um Schätzung handelt.
In Verarbeitung befindliche Garne ſind nicht zu melden. Ferner ſind nicht
melde=
pflichtig Nähganne, Nähzwirne, Maſchinenzwirne, Stick= und Häkelgarne.
Wolle auf dem Fell und ungeſchnittenes Baſtfaſerſtroh auf dem Felde iſt nicht
zu melden.
§ 4. Meldepflichtige Perſonen uſw.
Zur Meldung verpflichtet ſind alle handel= oder gewerbetreibenden natürlichen
oder juriſtiſchen Perſonen ſowie Geſellſchaften, ferner alle Wirtſchaftsbetriebe,
Kom=
munen, öffentlichrechtlichen Körperſchaften und Verbände, die meldepflichtige
Gegen=
ſtände (§ 3) in Eigentum oder Gewahrſam haben, oder bei denen ſich ſolche unter
Zoll=
aufſicht befinden.
Vorräte, die ſich am Stichtage (§ 5) nicht im Gewahrſam des Eigentümers
befin=
den, ſind ſowohl von dem Eigentümer, als auch von demjenigen zu melden, der ſie zu
dieſer Zeit im Gewahrſam hat (Lagerhalter uſw.). Die Lagerhalter ſind verpflichtet,
auch die für Rechnung der Kriegs=Rohſtoff=Abteilung eingelagerten Beſtände zu melden.
Die nach dem Stichtage eintreffenden, vor dem Stichtage aber ſchon abgeſandten
Vorräte ſind nur vom Empfänger zu melden.
Iſt über eine Lieferung eine Meinungsverſchiedenheit vorhanden oder ein
Reichs=
ſtreit anhängig, ſo iſt neben demjenigen, der die Ware im Gewahrſam hat, derjenige zur
Meldung verpflichtet, der ſie einem Lagerhalter oder Spediteur zur Verfügung eines
anderen übergeben hat.
§ 5. Stichtag und Meldepflicht
Maßgebend für die Meldepflicht ſind die bei Beginn des 1. Tages eines jeden
Monats (Stichtag) tatſächlich vorhandenen Beſtände. Die Beſtände ſind in gleicher
Weiſe alle Monate, ſpäteſtens bis zum 10. Tage des betr. Monats (Meldefriſt), zu
melden.
Erſtmalig iſt alſo die Meldung über die bei Beginn des erſten Oktober 1915
vor=
handenen Beſtände ſpäteſtens bis zum 10. Oktober 1915 an das
Webſtoffmelde=
amt der Kriegs=Rohſtoff=Abteilung des Königlichen
Kriegs=
miniſteriums, Berlin SW 48, Verlängerte Hedemannſtraße 11, zu
erſtatten.
§ 6. Meldeſcheine.
Die Meldungen haben nur auf den amtlichen Meldeſcheinen (nicht durch Brief) zu
erfolgen.
Für die Meldungen ſind vier Arten von Meldeſcheinen bei den örtlich zuſtändigen
amtlichen Vertretungen des Handels (Handelskammern uſw.)
er=
hältlich und swar:
Meldeſchein 1) für Wolle und Garne vorwiegend aus Wolle,
Meldeſchein 2) für Baumwolle und Garne vorwiegend aus Baumwolle,
(Meldeſchein 31 für Baſtfaſern und Garne vorwiegend aus Baſtfaſern,
Meldeſchein 4) für Seidenabfälle und Bourettegarne.
*) Wer vorſätzlich die Auskunft, zu der er auf Grund dieſer Verordnung
ver=
pflichtet iſt, nicht in der geſetzten Friſt erteilt oder wiſſentlich unrichtige oder
unvollſtändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu ſechs
Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu zehntauſend Mark beſtraft, auch
können Vorräte, die verſchwiegen ſind, im Urteil für dem Staate verfallen
erklärt werden. Wer fahrläſſig die Auskunft, zu der er auf Grund dieſer
Ver=
ordnung verpflichtet iſt, nicht in der geſetzten Friſt erteilt oder unrichtige oder
un=
vollſtändige Angaben macht, wird mit Geldſtrafe bis zu
drei=
tauſend Mark oder im Unvermögensfalle mit Gefängnis bis zu ſechs
Monaten beſtraft.
Die Anſorderung hat auf einer Poſilurie die nichts
anderes enthalten darf, als die kurze Anforderung der gewünſchten Meldeſcheine, die
deutliche Unterſchrift mit genauer Adreſſe und Firmenſtempel.
Sämtliche in den Meldeſcheinen geſtellten Fragen ſind genau zu beantworten.
Weitere Mitteilungen dürfen die Meldeſcheine nicht enthalten; auch dürfen bei
Einſendung der Meldeſcheine andere Mitteilungen demſelben Briefumſchlage nicht
bei=
gefügt werden.
Auf einem Meldeſchein dürfen nur die Vorräte eines und desſelben
Eigen=
tümers eder die Beſtände einer und derſelben Lagerſtelle gemeldet werden
Die Meldeſcheine ſind ordnungsgemäß frankiert an das
Webſtoff=
meldeamt der Kriegs=Rohſtoff=Abteilung des Königlichen Kriegsminiſteriums,
Ber=
lin SW 48, Verlüingerte Hedemannſtraße 11, einzuſenden. Auf die Vorderſeite der zur
Ueberſendung von Meldeſcheinen benutzten Briefumſchläge iſt, je nach dem Inhalt, der
Vermerk zu ſetzen: „Enthält Meldeſchein für Wolle, Baumwolle, Baſtfaſern oder Seide‟.
§ 7. Muſter.
Muſter der gemeldeten Vorräte ſind nuraufbeſonderes Verlangen dem
Webſtoffmeldeamt zu überſenden.
§ 8. Lagerbuch.
Jeder Meldepflichtige hat ein Lagerbuch zu führen, aus dem jede Aenderung der
Vorratsmengen meldepflichtiger Gegenſtände und ihre Verwendung erſichtlich ſein muß.
Soweit der Meldepflichtige bereits ein derartiges Lagerbuch führt, braucht er kein
be=
ſonderes Lagerbuch einzurichten.
Beauſtragten der Polizei= oder Militärbehörden iſt jederzeit die Prüfung des
Lagerbuchs ſowie die Beſichtigung der Vorratsräume zu geſtatten, in denen
meldepflich=
tige Gegenſtände zu vermuten ſind.
§ 9. Anfragen und Anträge.
Alle Anfragen und Anträge, welche dieſe Bekanntmachung betreffen, ſind an das
Webſtoffmeldeamt zu richten.
Zur ſchnelleren Bearbeitung und Erledigung ſind für Wolle für Baumwolle, für
Baſtfaſern und für Seide getrennte Schreiben erforderlich. Die Schreiben müſſen auf
dem Briefumſchlag ſowie am Kopfe des Briefes einen Hinweis tragen, ob ſie Wolle,
Baumwolle, Baſtfaſern oder Seide betreffen
Anfragen, die Herſtellungs= oder Bearbeitungsverbote vorſtehender Spinnſtoffe
betreffen, ſind unmittelbar an die Kriegs=Rohſtoff=Abteilung des Königlich Preußiſchen
Kriegsminiſteriums, Berlin SW 48 — nicht an das Webſtoffmeldeamt — zu richten.
Frankfurt (Main), den 28. September 1915.
13634)
Stellv. Generalkommando 18. A. K.
Nachtrags=Verordung
zu der Bekanntmachung, betreffend Beſtandserhebung und
Beſchlag=
nahme von alten Baumwoll=Lumpen und neuen baumwollenen
Stoff=
abfällen (W II 285/5. 15. K. R. A.).
Nachſtehende Anordnungen werden hiermit auf Grund des Geſetzes über den
Be=
lagerungszuſtand vom 4. Juli 1851 oder Artikel 4 Ziffer 2 des Bayeriſchen Geſetzes
über den Kriegszuſtand vom 5. November 1912 zur allgemeinen Kenntnis gebracht, mit
dem Bemerken, daß jede Uebertretung — worunter auch verſpätete oder unvollſtändige
Meldung fällt — auf Grund der Bekanntmachung über Vorratserhebungen vom
2. Februar 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 54) beſtraft wirdei).
Meldepflicht.
Die Bekanntmachung, betreffend Beſtandserhebung und
Beſchlag=
nahme von alten Baumwoll=Lumpen und neuen baumwollenen
Stoffabfällen (W. II 285/15. K.R. A.), vom 1. Juni 1915 wird dahingehend
er=
weitert, daß die Beſtandsmeldungen, die nach den Meldebeſtimmungen (§ 8)
zum letzten Male am 1. Auguſt unter Einhaltung einer Einreichungsfriſt bis zum
15. Auguſt zu erſtatten waren, nunmehr allmonatlich zu erfolgen haben; die
Mel=
dungen müſſen für den Stand der Vorräte am erſten jeden Monats unter Einhaltung
einer Einrechnungsfriſt bis zum 10. des betreffenden Monats erfolgen.
Meldeſcheine.
Die für die Meldung zu benutzenden amtlichen Meldeſcheine werden auf
ſchriftliches Anſuchen voß der Aktiengeſellſchaft zur Verwertung von Stoffapfällen,
Berlin W. 35. Lübzowſtraße 33/36, poſtfrei verſandt. Die Anforderungen von
Melde=
ſcheinen bei der Aktiengeſellſchaft zur Verwertung von Stoffabfällen, und die Meldungen,
die an die Kriegs=Rohſtoff=Abteilung (Sektion W. II) des Königlichen
Kriegsminiſte=
riums, Berlin SWV 48, Verlängerte Hedemannſtraſte 9/10, einzureichen ſind, müſſen
ord=
nungsgemäß frankiert ſein.
Inkrafttreten.
Vorſtehende Anordnungen treten mit ihrer Verkündung am 28. September 1915
in Kraft.
Erläuterung zu der Beſchlagnahme.
Als beſchlagnahmt unter Klaſſe 3 der Beſchlagnahmeverfügung gilt auch
ſogenann=
ter Dunkelbuntkattun, ſoweit er ſolche Stücke enthält, die als Mittelhellkattun oder
Hellkattun gelten können ganz gleichgültig obdieſer tatſächlich an Pappenfabriken geliefert
wird. Bevor der Dunkelbuntkattun oder Schwarzkattun an die Pappenfabriken zur
Ab=
lieferung gelangt, muß der darin enthaltene Mittelbunt= ſowie Hellbuntkattun
heraus=
genommen werden.
Frankfurt (Main), den 28. September 1915.
(13633
Stellv. Generalkommando 18. A. K.
*) Wer vorſätzlich die Auskunft, zu der er auf Grund dieſer Verordnung
ver=
pflichtet iſt, nicht in der geſetzten Friſt erteilt oder wiſſentlich unrichtige oder
unvollſtändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu ſechs
Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu zehntauſend Mark beſtraft; auch
können Vorräte, die verſchwiegen ſind, im Urteil für dem Staate verfalken
erklärt werden. Wer fahrläſſig die Auskunft, zu der er auf Grund dieſer
Ver=
ordnung verpflichtet iſt, nicht in der geſetzten Friſt erteilt oder unrichtige oder
unvoklſtändige Angaben macht, wird mit Geldſtrafe bis zu
drei=
tauſend Mark oder im Unvermögensfalle mit Gefängnis bis zu ſechs
Monaten beſtraft.
Bekanntmachung
über die Aufhebung des Verbots des Vorverkaufs von Erbſen, Bohnen und
Linſen aus der Ernte des Jahres 1915.
Vom 16. September 1915.
Auf Grund von § 4 Abſ. 2 der Verordnung über das Verbot des Vorverkaufs
der Ernte des Jahres 1915 und des Vorverkaufs von Zucker vom 17. Junt 1915
(Reichs=Geſetzbl. S. 341) beſtimme ich:
Kaufverträge über Erbſen, Bohnen und Linſen aus der inländiſchen Ernte des
Jahres 1915 dürfen vom Tage der Verkündung dieſer Bekanntmachung an
abge=
ſchloſſen werden.
Die Beſtimmungen der Bekanntmachung über den Verkehr mit Hülſenfrüchten
vom 26. Auguſt 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 520) werden hierdurch nicht berührt.
(13592
Berlin, den 16. September 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
Bekanntmachung.
Auf dem Truppenübungsplatz Darmſtadt wird am
Dienstag, den 28. September 1915, von 12 bis 4 Uhr,
Mittwoch, den 29. September 1915, von 10 bis 4 Uhr,
Donnerstag den 30. September 1915, von 12 his 4 Uhr,
und auf dem Schießplatz Meſſel am
Montag, den 27. September 1915, von 8½ bis 11 Uhr,
Dienstag, den 28. September 1915, von 8 bis 3 Uhr,
Donnerstag, den 30. September 1915, von 8 bis 1½ Uhr.
Freitag, den 1. Oktober 1915, von 7½ bis 12½ Uhr,
Samstag, den 2. Oktober 1915, von 7½ bis 11½ Uhr,
mit ſcharfer Infanteriemunition geſchoſſen.
Die Abſperrung des Truppenübungsplatzes Darmſtadt erſtreckt ſich an allen
Tagen bis zum Landgraben. Das abgeſperrte Gebiet darf nicht betreten werden.
Zuwiderhandelnde haben Beſtrafung auf Grund des preußiſchen Geſetzes vom 4. Juni
1951 über den Belagerungszuſtand zu gewärtigen.
(13664
Darmſtadt, den 25. September 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Roeſener.
Bekanntmachung
über die Regelung des Abſatzes von Erzeugniſſen der Kartoffeltrocknerei
und der Kartoffelſtärkefabrikation.
Vom 16. September 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des Bundesrats
zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl. S. 327) folgende
Ver=
ordnung erlaſſen:
§ 1. Wer Erzeugniſſe der landwirtſchaftlichen oder gewerblichen Kartoffeltrockneren
herſtellt oder durch andere herſtellen läßt (Trockner) iſt bis zum 30. September 1916 verpflichtet
ſeine geſamten Erzeugniſſe einſchließlich der Beſtände an die Trockenkartoffel=Verwertungs=
Geſell=
ſchaft m. b. H. in Berlin zu liefern. Die Lieferung hat entſprechend den Anweiſungen der
Geſell=
ſchaft zu erfolgen. Der Trockner hat die Anweiſung nach=Fertigſtellung von je 100 Doppelzentnern
einzuholen.
Die Herſtellung der Erzeugniſſe in Lohn iſt nur mit Genehmigung der Geſellſchaft geſtatte:
§ 2. Die Vorſchriften des § 1 gelten nicht für Erzeugniſſe oder Beſtände, die zur
Ver=
wendung im eigenen Wirtſchaftsbetriebe des Herſtellers, bei Genoſſenſchaften oder Geſellſchaften
im Wirtſchaftsbetriebe ihrer Mitglieder erforderlich ſind.
Der Trockner hat der Trockenkartoffel=Verwertungs=Geſellſchaft ſpäteſtens bis zum 31.
De=
zember 1915 anzuzeigen, welche Mengen auf Grund des Abſatz 1 beanſprucht werden; der Anſpruch
erliſcht, wenn die Anzeige nicht rechtzeitig erfolgt. Werden beanſpruchte Mengen nachträglich
ge=
liefert, ſo darf die Geſellſchaft einen Preisabſchlag von ſechs Mark für den Doppelzentner feſtſetzen.
§ 3. Der Trockner hat der Trockenkartoffel=Verwertungs=Geſellſchaft auf Erfordern
binnen zwei Wochen Auskunft zu erteilen:
1. über Umfang, Betrieb und Leiſtungsfähigkeit ſeiner Kartoffeltrockenanlage,
2. über die Mengen an Erzeugniſſen der Kartoffeltrocknerei, welche von ihm hergeſtellt,
verbraucht oder auf Lager genommen ſind.
§ 4. Jeder Trockner iſt berechtigt, der Trockenkartoffel=Verwertungs=Geſellſchaft unter
den Bedingungen des Geſellſchaftsvertrags beizutreten.
§ 5. Hinſichtlich der Verwertung der gelieferten Erzeugniſſe durch die Geſellſchaft
unter=
liegt der Trockner, der von dem Rechte, Geſellſchafter zu werden, keinen Gebrauch gemacht hat,
denſelben Bedingungen wie die Geſellſchafter mit der Maßgabe, daß über Rechtsſtreitigkeiten
zwiſchen ihm und der Geſellſchaft die ordentlichen Gerichte entſcheiden.
§ 6. Erzeugniſſe der Kartoffeltrocknerei im Sinne dieſer Verordnung ſind:
a) Kartoffelſchnitzel und=krümel,
b) Kartoffelflocken,
c) Kartoffelwalzmehl.
Der Reichskanzler iſt ermächtigt, die Vorſſriften dieſer Verordnung auf andere Erzeugniſſe
der Kartoffeltrocknerei auszudehnen.
§ 7. Wer Kartoffelſtärke oder Kartoffelſtärkemehl herſtellt oder durch andere herſtellen
läßt, iſt bis zum 30. September 1916 verpflichtet, ſeine geſamten Erzeugniſſe einſchließlich der
Beſtände an die Trockenkartoffel=Verwertungs=Geſellſchaft zu liefern.
Der Reichskanzler ſetzt die Bedingungen feſt.
§ 8. Die Vorſchriften des § 7 gelten nicht für Erzeugniſſe oder Beſtände, die für den
Haus=
bedarf des Herſtellers oder ſeiner Angeſtellten erforderlich ſind.
§ 9. Die Trocken=Verwertungs=Geſellſchaft hat die Erzeugniſſe und Beſtände (§§ 1 und 7)
abzunehmen.
§ 10. Die zuſtändige Behörde kann auf Antrag der Trockenkartoffel=Verwertungs=
Geſellſchaft ihr oder einem von ihr bezeichneten Trockner (§ I) oder Stärkeherſteller (§ 7) das
Eigen=
tum an friſchen Kartoffeln übertragen, auch ſoweit Höchſtpreiſe für ſie nicht feſtgeſetzt ſind.
Die übernahmepreis wird unter Berückſichtigung des Höchſtpreiſes ſowie der Güte und
Ver=
wertbarkeit der Kartoffeln von der höheren Verwaltungsbehörde nach Anhörung von
Sachver=
ſtändigen endgültig feſtgeſetzt; bei Kartoffeln, für die keine Höchſtpreiſe feſtgeſetzt ſind, tritt an Stelle
des Höchſtpreiſes der von der Landeszentralbehörde zu beſtimmende Preis. Die höhere
Verwal=
tungsbehörde beſtimmt darüber, wer die baren Auslagen des Verfahrens zu tragen hat.
§ 11. Kartoffeln, Erzeugniſſe der Kartoffeltrocknerei, Kartoffelſtärke oder
Kartoffelſtärke=
mehl dürfen zur Herſtellung gewerblicher Erzeugniſſe, wie insbeſondere Dextrin, Glukoſe, löslicher
Stärke, nur mit Einwilligung der Trockenkartoffel=Verwertungs=Geſellſchaft verwendet werden.
§ 12. Die Trockenkartoffel=Verwertungs=Geſellſchaft unterſteht der Aufſicht des
Reichs=
kanzlers.
§ 13. Die Landeszentralbehörden erlaſſen die erforderlichen Ausführungsbeſtimmungen.
§ 14. Der Reichskanzler kann anordnen, daß Erzeugniſſe der Kartoffeltrocknerei und
Kar=
toffelſtärkefabrikation, die aus dem Ausland eingeführt werden, an die Trockenkartoffel=Verwertungs=
Geſellſchaft zu liefern ſind. Er ſetzt die Bedingungen feſt.
§ 15. Mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu zehntauſend Mark
wird beſtraft:
1. wer der Lieferungspflicht nach den §§ 1, 7 oder 14 nicht nachkommt;
2. wer die nach § 3 von ihm erforderte Auskunft innerhalb der geſetzten Friſt nicht erteilt
oder wiſſentlich unvollſtändige oder unrichtige Angaben macht;
3. wer der Vorſchrift des § 11 zuwiderhandelt;
4. wer wiſſentlich Erzeugniſſe, dei dem Verbote des § 11 zuwider hergeſtellt ſind, in ſeinem
Gewerbebetriebe verwendet, verkauft, feilhält oder ſonſt in den Verkehr bringt.
§ 16. Dieſe Verordnung tritt am 1. Oktober 1915 in Kraft. Der Reichskanzler beſtimmt den
Zeitpunkt des Außerkrafttretens.
Berlin, den 16. September 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers
Delbrück.
Bekanntmachung
über die Höchſtpreiſe für Erzeuguiſſe der Kartoffeltrocknerei
ſowie der Kartoffelſtärkefabrikation.
Vom 16. September 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 5 des Geſetzes, betreffend Höchſtpreiſe vom 4. Auguſt
1914 (Reichs=Geſetzbl. S. 339) in der Faſſung der Bekanntmachung vom 17. Dezember 1914 (Reichs=
Geſetzbl. S. 516) folgende Verordnung erlaſſen:
§ 1. Für den Verkauf der Erzeugniſſe der Kartoffeltrocknerei und Kartoffelſtärkefabrikation
werden folgende Preisgebiete feſtgeſetzt:
1. die preußiſchen Provinzen Oſtpreußen, Weſtpreußen, Poſen, Schleſien, Pommern
Brandenburg, die Großherzogtümer Mecklenburg=Schwerin, Mecklenburg=Strelitz
2. die preußiſche Provinz Sachſen, der Kreis Herrſchaft Schmalkalden, das Königreich
Sachſen, das Großherzogtum Sachſen ohne die Enklave Oſtheim a. Rhön, der Kreis
Blankenburg, das Amt Calvörde, die Herzogtümer Sachſen=Meiningen, Sachſen=
Alten=
burg, Sachſen=Coburg und Gotha ohne die Enklave Königsberg i. Fr., Anhalt, die
Fürſten=
tümer Schwarzburg=Sondershauſen, Schwarzburg=Rudolſtadt, Reuß ä. L., Reuß j. L.
3. die preußiſchen Provinzen Schleswig=Holſtein, Hannover, Weſtfalen, ohne den Re
gierungsbezirk Arnsberg und den Kreis Recklinghauſen, der Kreis Grafſchaft Schaumburg,
das Großherzogtum Oldenburg ohne das Fürſtentum Birkenfeld, das Herzogtum
Braun=
ſchweig ohne den Kreis Blankenburg und das Amt Calvörde, die Fürſtentümer
Schaum=
burg=Lippe und Lippe, Lübeck, Bremen, Hamburg;
4. die übrigen Teile des Deutſchen Reichs.
§ 2. Der Preis für Erzeugniſſe der Kartoffeltrocknerei und Kartoffelſtärkefabrikation darf
beim Verkaufe durch den Trockner oder Stärkefabrikanten nicht überſteigen für den Doppelzentner
Kartoffelflocken . . . . . .
. . . 28,90 Mark,
Kartoffelſchnitzel . . . . .
. 27,65,
Kartoffelwalzmehl . . . . . .
. 32,90 „
trockene Kartoffelſtärke und Kartoffelſtärkemehl 40,00
Bei allen weiteren Verkäufen darf der Preis nicht überſteigen für den Doppelzentner
trockene
Kartoffel= Kartoffel= Kartoffel= Kartoffelſtärke
flocken ſchnitzel walzmehl und
Kartoffel=
ſtärkemehl
im erſten Preisgebiete 30,70 29,45 34,70 41,30
„ zweiten
31,20 29,95 35,20 41,80
„ dritten
31,70 30,45 35,70 42,30
„ vierten
32,20 30,95 36,20 42,80.
Bei Verkäufen von Kartoffelflocken und Kartoffelſchnitzeln die fünf Tonnen nicht überſteigen,
und bei Verkäufen von Kartoffelwalzmehl, trockener Kartoffelſtärke und Kartoffelſtärkemehl, die
eine Tonne nicht überſteigen, erhöhen ſich die Höchſtpreiſe im Abſ. 2 um eine Mark für den
Doppel=
zentner. Bei Verkäufen, die fünf Kilogramm nicht überſteigen, gelten die Höchſtpreiſe nicht.
Ein nach den Abſätzen 2 oder 3 in einem Preisgebiete beſtehender Höchſtpreis gilt für
die Erzeugniſſe, die in dieſem Gebiet abzunehmen ſind.
Für Kartoffelwalzmehl, das beſonderen Anſprüchen auf Sichtung genügt, iſt eine
Preis=
erhöhung bis zu 2 Mark für den Doppelzentner geſtattet; die Art der Sichtung beſtimmt der
Reichs=
kanzler.
§ 3. Die Höchſtpreiſe gelten für Lieferung ohne Sack, bei Kartoffelwalzmehl, trockener
Kartoffelſtärke und Kartoffelſtärkemehl für Lieferung mit Sack.
Sie gelten für Barzahlung bei Empfang. Wird der Kaufpreis geſtundet, ſo dürfen bei der
Höchſtpreiſen nach § 2 Abſ. 1 bis zu zwei, bei den Höchſtpreiſen nach § 2 Abſ. 2 bis zu vier
bei den Höchſtpreiſen nach § 2 Abſ. 3 bis zu drei vom Hundert Jahreszinſen über
Reichsbank=
diskont hinzugeſchlagen werden.
§ 4. Die Höchſtpreiſe nach § 2 Abſ. 1 ſchließen die Koſten des Transports bis zum nächſten
Güterbahnhofe, bei Waſſertransport bis zur nächſten Anlegeſtelle des Schiffes oder Kahnes ſowie
die Koſten der Verladuna ein=
Die Höchſtpreiſe nach § 2 Abſ. 2 ſchließen die Koſten des Transportes bis zum Bahnhof des
Ortes, ein wo die Ware abzunehmen iſt.
Die Höchſtpreiſe nach § 2 Abſ. 3 gelten ab Lager.
§ 5. Für andere Erzeugniſſe der Kartoffeltrocknerei und der Kartoffelſtärkefabrikation
als die im § 2 genannten kann der Reichskanzler Höchſtpreiſe unter Berückſichtigung der Höchſtpreiſe
dieſer Verordnung feſtſetzen.
§ 6. Dieſe Verordnung tritt am 1. November 1915 in Kraft. Der Reichskanzler beſtimmt
den Zeitpunkt des Außerkrafttretens.
Berlin, den 16. September 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers
Delbrück.
(13593
Bekanntmachung
über die Außerkraftſetzung der Bekanntmachung über die Regelung des
Abſatzes von Erzeugniſſen der Kartoffeltrocknerei und der
Kartoffel=
ſtärkefabrikation vom 25. Februar 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 118.)
Vom 16. September 1915.
Auf Grund des § 14 Abſ. 1 der Bekanntmachung vom 25. Februar 1915 über die Regelung
des Abſatzes von Erzeugniſſen der Kartoffeltrocknerei und der Kartoffelſtärkefabrikation (Reichs=
Geſetzbl. S. 118) beſtimme ich:
Die Bekanntmachung über die Regelung des Abſatzes von Erzeugniſſen der
Kartoffel=
trocknerei und der Kartoffelſtärkefabrikation vom 25. Februar 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 118)
tritt mit dem 1. Oktober 1915 außer Kraft.
Berlin, den 16. September 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers
Delbrück.
Bekanntmachung
über das Anßerkrafttreten der Bekanntmachung über die Höchſtpreiſe
für Futterkartoffeln und Erzeugniſſe der Kartoffeltrocknerei ſowie der
Kartoffelſtärkefabrikation vom 25. Febr. 1915 (R.=Geſetzbl. S. 116.)
Vom 16. September 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 5 der Bekanntmachung über die Höchſtpreiſe für
Futter=
kartoffeln und Erzeugniſſe der Kartoffeltrocknerei ſowie der Kartoffelſtärkefabrikation vom 25.
Fe=
bruar 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 116) beſtimmt:
Die Bekanntmachung über die Höchſtpreiſe für Futterkartoffeln und Erzeugniſſe der
Kar=
toffeltrocknerei ſowie der Kartoffelſtärkefabrikation vom 25. Februar 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 116)
tritt ſoweit ſie ſich auf Futter= und Feldkartoffeln bezieht, mit dem 17. September 1915, im übrigen
nit dem 1. November 1915 außer Kraft.
Berlin, den 16. Septemher 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers
Delbrück.
Anordnung
zur Bekanntmachung über die Höchſtpreiſe für Erzeugniſſe der
Kartoffel=
trocknerei ſowie der Kartoffelſtärkefabrikation vom 16. September 1915
(Reichs=Geſetzbl. S. 588.)
Auf Grund des § 2 Abſ. 5 der Bekanntmachung über die Höchſtpreiſe für Erzeugniſſe der
Kartoffeltrocknerei ſowie der Kartoffelſtärkefabrikation vom 16. September 1915 (Reichs=Geſetzbl.
S. 588) wird beſtimmt, daß Kartoffelwalzmehl, für welches die überſchreitung des Höchſtpreiſes
bis zu 2 Mark für je 100 kg geſtattet werden ſoll, mindeſtens auf Seidengaze Nr. 1 (19 Fäden auf
1 cm) geſichtet ſein muß.
* Berlin, 17. September 1915.
Der Reichskanzler
Im Auftrage: Kautz.
Bekanntmachung
über die Regelung des Abſatzes von Erzeugniſſen der Kartoffeltrocknerei
und der Kartoffelſtärkefabrikation.
Vom 20. September 1915.
Auf Grund von § 13 der Verordnung des Bundesrats über die Regelung des Abſatzes von
Erzeugniſſen der Kartoffeltrocknerei und der Kartoffelſtärkefabrikation vom 16. September 1915
(Reichs=Geſetzbl. S. 585) wird folgendes beſtimmt:
§ 1. Zuſtändige Behörde im Sinne von § 10 Abſ. 1 der Verordnung iſt das Kreisamt
desjenigen Kreiſes, in dem die Kartoffel lagern.
§ 2. Höhere Verwaltungsbehörde im Sinne von § 10 Abſ. 2 der Verordnung iſt der
Pro=
vinzialausſchuß.
Darmſtadt, den 20. September 1915.
Großherzogliches Miniſterium des Innern.
v. Hombergk.
Bekanntmachung
über die Außerkraftſetzung der Bekanntmachung über die Regelung des Abſatzes
von Erzeugniſſen der Kartoffeltrocknerei und der Kartoffelſtärkefabrikation
vom 25. Februar 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 118).
Vom 16. September 1915.
Auf Grund des § 14 Abſ. 1 der Bekanntmachung vom 25. Februar 1915 über
die Regelung des Abſatzes von Erzeugniſſen der Kartoffeltrocknerei und der
Kartoffel=
ſtärkefabrikation (Reichs=Geſetzbl. S. 118) beſtimme ich:
Die Bekanntmachung über die Regelung des Abſatzes von Erzeugniſſen
der Kartoffeltrocknerei und der Kartoffelſtärkefabrikation vom 25. Februar
1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 118) tritt mit dem 1. Oktober 1915 außer Kraft.
Berlin, den 16. September 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
Bekanntmachung
über das Außerkrafttreten der Bekanntmachung über die Höchſtpreiſe für
Futter=
kartoffeln und Erzeugniſſe der Kartoffeltrocknerei ſowie der
Kartoffelſtärke=
fabrikation vom 25. Februar 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 116).
Vom 16. September 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 5 der Bekanntmachung über die
Höchſt=
preiſe für Futterkartoffeln und Erzeugniſſe der Kartoffeltrocknerei ſowie der
Kartoffel=
ſtärkefabrikation vom 25. Februar 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 116) beſtimmt:
Die Bekanntmachung üder die Höchſtpreiſe für Futterkartoffeln und Erzeugniſſe
der Kartoffeltrocknerei ſowie der Kartoffelſtärkefabrikation vom 25. Februar 1915 (Reichs=
Geſetzbl. S. 116) tritt, ſoweit ſie ſich auf Futter= und Feldkartoffeln bezieht, mit dem
17. September 1915, im übrigen mit dem 1. November 1915 außer Kraft.
Berlin, den 16. September 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
Anordnung
zur Bekanntmachung über die Höchſtpreiſe für Erzeugniſſe der
Kartoffeltrock=
nerei ſowie der Kartoffelſtärkefabrikation vom 16. September 1915 (Reichs=
Geſetzbl. S. 588).
Auf Grund des § 2 Abſ. 5 der Bekanntmachung über die Höchſtpreiſe für
Er=
zeugniſſe der Kartoffeltrocknerei ſowie der Kartoffelſtärkefabrikation vom 16. September
1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 588) wird beſtimmt, daß Kartoffelwalzmehl, für welches die
Ueberſchreitung des Höchſtpreiſes bis zu 2 Mark für je 100 k geſtattet werden ſoll,
mindeſtens auf Seidengaze Nr. 1 (19 Fäden auf 1 cm) geſichtet ſein muß.
Berlin, den 17. September/1915.
Der Reichskanzler:
Im Auftrage: Kautz.
Bekanntmachung
über die Regelung des Abſatzes von Erzeugniſſen der Kartoffeltrocknerei und
der Kartoffelſtärkefabrikation.
Vom 20. September 1915.
Auf Grund von § 13 der Verordnung des Bundesrats über die Regelung des
Abſatzes von Erzeugniſſen der Kartoffeltrocknerei und der Kartoffelſtärkefabrikation
vom 16. September 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 585) wird folgendes beſtimmt:
§ 1. Zuſtändige Behörde im Sinne von § 10 Abſ. 1 der Verordnung iſt das
Kreisamt desjenigen Kreiſes, in dem die Kartoffeln lagern.
§ 2. Höhere Verwaltungsbehörde im Sinne von § 10 Abſ. 2 der Verordnung
iſt der Provinzialausſchuß.
Darmſtadt, den 20. September 1915.
Großherzogliches Miniſterium des Innern.
v. Hombergk.
Anordnungen
zur Bekanntmachung über die Regelung des Abſatzes von Erzeugniſſen der
Kartoffel=
trocknerei und der Kartoffelſtärkefabrikation vom 16. September 1915
(Reichs=Geſetzbl. S. 585).
Auf Grund des § 7 Abſ. 2 der Verordnung des Bundesrats über die Regelung
des Abſatzes von Erzeugniſſen der Kartoffeltrocknerei und der Kartoffelſtärkefabrikation
vom 16. September 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 585) werden unter Aufhebung der
Be=
kanntmachung vom 26. Februar 1915 (Zentralblatt für das Deutſche Reich, S. 49) für
die Lieferung von trockener Kartoffelſtärke und Kartoffelſtärkemehl ſowie feuchter
Kar=
toffelſtärke an die Trockenkartoffel=Verwertungs=Geſellſchaft m. b. H. folgende
Bedin=
gungen feſtgeſetzt:
I. Preiſe.
Für die der Trockenkartoffel=Verwertungs=Geſellſchaft m. b. H. gelieferten
Er=
zeugniſſe erhält der Lieferant einen Abſchlagspreis. Der Abſchlagspreis wird vom
Ausſchuß der Geſellſchaft mit Zuſtimmung des Reichskanzlers feſtgeſetzt. Maßgebend
für die Berechnung iſt bei Verſendung mit der Eiſenbahn das Datum des
Annahme=
ſtempels, bei anderen Verſendungen das Datum der Frachturkunde. Der
Abſchlags=
preis iſt ſpäteſtens innerhalb 2 Wochen von dieſem Datum ab zu zahlen.
Als Reſtzahlung erhält der Fabrikant 0,50 Mk. für 100 Kilogramm brutto der
abgelieferten Mengen nach Fertigſtellung der Bilanz für das mit dem 30. September
1916 endigende Geſchäftsjahr. Dieſe Reſtzahlung wird entſprechend ermäßigt, wenn die
Trockenkartoffel=Verwertungs=Geſellſchaft den Trocknern eine geringere Nachzahlung als
0,50 Mk. für 100 Kilogramm gewährt.
II. Beſchaffenheit der Ware.
Die Preiſe für trockene Kartoffelſtärke und Kartoffelſtärkemehl gelten für
Er=
zeugniſſe, die auf den erſten Wurf gewonnen ſind und regelmäßigen Anſprüchen an
Reinheit, Farbe und Beſchaffenheit genügen. Die Erzeugniſſe müſſen frei von Chlor
und techniſch ſäurefrei ſein und dürfen bis 20 vom Hundert Feuchtigkeit enthalten. Jede
Lieferung muß in ſich gleichmäßig ausfallen. Ueber die Beſchaffenheit der feuchten
Stärke werden von der Trockenkartoffel=Verwertungsgeſellſchaft Beſtimmungen getroffen.
Bei Ablieferung von Ware von geringerer Beſchaffenheit können die
Geſchäfts=
führer der Geſellſchaft Preisabzüge feſtſetzen. Gegen ihre Entſcheidung kann der
Lieferant binnen einer Friſt von drei Tagen die Entſcheidung der
Sachverſtändigen=
kommiſſion der Geſellſchaft anrufen. Dieſe Entſcheidung iſt für die Parteien bindend.
Für Erzeugniſſe von Kartoffelſtärkemehl und trockener Kartoffelſtärke, die ihrer
Beſchaffenheit nach als Abfall anzuſehen ſind und ſich nicht zur Brotbereitung eignen,
ermäßigt ſich der Preis um mindeſtens 2 Mk. für 100 Kilogramm. Die Preiſe für feuchte
Kartoffelſtärke werden im Streitfall von dem Ausſchuß der Geſellſchaft endgültig
feſt=
geſetzt.
III. Lieferung.
Die Lieferung der trockenen Kartoffelſtärke und des Kartoffelſtärkemehls ſowie
der feuchten Kartoffelſtärke hat entſprechend den Anweiſungen der Trockenkartoffel=
Ver=
wertungs=Geſellſchaft zu erfolgen.
Der Herſteller iſt verpflichtet, die Anweiſung der Geſellſchaft nach Fertigſtellung
von je 100 Doppelzentnern einzuholen. Die Lieferung hat frei Waggon der nächſten
Eiſenbahnſtation des Herſtellers zu erfolgen.
Trockene Kartoffelſtärke und Kartoffelſtärkemehl ſind in einwandfreien, 100
Kilo=
gramm faſſenden Säcken zu liefern. Die Verladung erfolgt in geſchloſſenen oder in
offenen, mit einer Decke verſehenen Wagen.
IV. Auskunftspflicht.
Der Herſteller iſt verpflichtet, in regelmäßigen, von der Geſchäftsführung der
Trockenkartoffel=Verwertungs=Geſellſchaft zu beſtimmenden Zeitpunkten der
Geſchäfts=
führung Angaben darüber zu machen, welche Mengen an Kartoffelſtärke und
Kartoffel=
ſtärkemehl von ihm hergeſtellt und inwieweit ſie von ihm verbraucht oder auf Lager
genommen ſind.
Der Herſteller iſt nicht verpflichtet, Auskunft über die innere Verwaltung und den
techniſchen Betrieb zu geben.
Berlin, den 17. September 1915.
Der Reichskanzler.
Im Auftrag: Kautz.
13636
Bekanntmachung
Auf Grund der Bundesratsverordnung über Vorratserhebungen vom 2. Februar
1915 (R.=G.=Bl. S. 54) beſtimmen wir für die Landgemeinden des Kreiſes Darmſtadt,
daß jeder Unternehmer oder Leiter eines landwirtſchaftlichen Betriebs, in dem
minde=
ſtens 1 Morgen (½ ha) Kartoffelland angebaut wird, verpflichtet iſt, den Ertrag ſeiner
Kartoffelernte ſogleich während der Erntearbeiten zu ermitteln und innerhalb einer
Woche nach Beendigung der Ernte der Gemeindebehörde ſchriftlich anzuzeigen hat.
Dabei iſt anzugeben, auf welche Art und Weiſe das Ergebnis ermittel worden iſt.
Ab=
züge für Schwund und Verderb dürfen nicht vorgenommen werden. Dagegen iſt
mög=
lichſt genau feſtzuſtellen, welcher Teil der Ernte auf kranke oder verdächtige Knollen
entfällt. In jeder Gemeinde iſt ein Ausſchuß von erfahrenen Landwirten zu bilden,
der darüber zu wachen hat, daß der einzelne Unternehmer bei der Ernteermittelung
mit der erforderlichen Sorgfalt verfährt. Der Ausſchuß und auch die Gemeindebehörden
(Bürgermeiſtereien) dürfen zur Ermittelung der Kartoffelerträge die Kartoffelfelder
während der Ernte betreten, die Vorratsräume unterſuchen und die Anzeigen nachprüfen.
Wer vorſätzlich die Anzeige, zu der er auf Grund dieſer Verordnung verpflichtet iſt,
nicht in der geſetzten Friſt erteilt oder wiſſentlich unrichtige oder unvollſtändige
An=
gaben macht, wird mit Gefängnis bis zu ſechs Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu
zehn=
tauſend Mark beſtraft; auch können Vorräte, die verſchwiegen ſind, im Urteil für dem
Staat verfallen erklärt werden.
Wer fahrläſſig die Anzeige, zu der er auf Grund dieſer Verordnung verpflichtet
iſt, nicht in der geſetzten Friſt erteilt oder unrichtige oder unvollſtändige Angaben macht,
wird mit Geldſtrafe bis zu dreitauſend Mark oder im Unvermögensfalle mit Gefängnis
bis zu ſechs Monaten beſtraft.
In der gleichen Weiſe kann auch beſtraft werden, wer den erlaſſenen Anordnungen
zuwider das Betreten ſeiner Kartoffelfelder während der Ernte oder das Betreten ſeiner
Vorratsräume oder die Nachprüfung der Anzeigen durch die dazu berufenen Perſonen
nicht geſtattet.
Darmſtadt, den 25. September 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.
An den Herrn Oberbürgermeiſter zu Darmſtadt
und die Großh. Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes.
Die vorſtehende Bekanntmachung wollen Sie alsbald in ortsüblicher Weiſe
ver=
öffentlichen laſſen. Sie wollen den Ausſchuß für die
Kartoffelerntefeſt=
ſtellung alsbald bilden und in demſelben den Vorſitz übernehmen. Bis zum 1.
Okto=
ber ds. Js. wollen Sie berichten, aus welchen Perſonen der Ausſchuß beſteht. Die
ein=
gehenden Anmeldungen ſind zu ſammeln und die Einzelergebniſſe in Gemeinde=
Zuſam=
menſtellungen aufzunehmen. Den Termin zur Einſendung der letzteren an uns werden
wir Ihnen ſpäter bekannt geben.
Darmſtadt, den 25. September 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
13643
Fey.
Darmſtadt, den 16. September 1915.
Betreffend: Nachmuſterung der Dauernd Untauglichen.
Bekanntmachung
Die Nachmuſterung der „Dauernd Untauglichen” findet in der Zeit vom
22. September bis 6. Oktober 1915 im Hauſe der Turngemeinde, Woogsplatz 5
dahier, ſtatt.
Es haben ſich zu ſtellen:
I. Mittwoch, den 22. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
Sämtliche in den Jahren 1895 bis 1876 einſchließlich geborenen ehemalige
Mann=
ſchaften des Beurlaubtenſtandes, die in der Stadt Darmſtadt wohnen
und deren Namen mit den Buchſtaben A bis R anfängt. (Alſo alle diejenigen
Leute, die ſich beim Hauptmeldeamt dahier gemeldet haben.)
II. Donnerstag, den 23. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
1. Sämtliche übrige in den Jahren 1895 bis 1876 einſchließlich geborenen
Mann=
ſchaften des Beurlaubtenſtandes, die in der Stadt Darmſtadt
wohnen, deren Namen mit den Buchſtaben 8 bis 2 anfängt.
2. Die ungedienten in der Stadt Darmſtadt wohnenden in den Jahren
1895, 1894, 1893 und 1892 geborenen Leute.
III. Freitag, den 24. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
1. Die ungedienten, in der Stadt Darmſtadt wohnenden, in den Jahren
1891 und 1890 geborenen Leute.
2. Sämtliche in den Gemeinden Eich und Roßdorf wohnenden gedienten und
ungedienten, in den Jahren 1895 bis einſchließlich 1876 geborenen, Leute.
IV. Samstag, den 25. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
1. Die ungedienten, in der Stadt Darmſtadt wohnenden, in den Jahren
1889 und 1888 geborenen Leute.
2. Sämtliche in den Gemeinden Braunshardt und Eſchollbrücken wohnenden
gedienten und ungedienten, in den Jahren 1895 bis einſchließlich 1876
ge=
borenen, Leute.
V. Montag, den 27. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
Die ungedienten, in der Stadt Darmſtadt wohnenden, in den Jahren
1887, 1886 und 1885 geborenen Leute.
VI. Dienstag, den 28. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
1. Die ungedienten in der Stadt Darmſtadt wohnenden, in den Jahren
1884 und 1883 geborenen Leute.
2. Sämtliche in den Gemeinden Hahn und Meſſel wohnenden gedienten und
ungedienten, in den Jahren 1895 bis einſchließlich 1876 geborenen, Leute.
VII. Mittwoch, den 29. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
1. Die ungedienten, in der Stadt Darmſtadt wohnenden, in den Jahren
1881 und 1880 geborenen Leute.
2. Sämtliche in der Gemeinde Weiterſtadt wohnenden gedienten und
unge=
dienten, in den Jahren 1895 bis einſchließlich 1876 geborenen, Leute.
VIII. Donnerstag, den 30. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
Die ungedienten, in der Stadt Darmſtadt wohnenden, in den Jahren
1882, 1879 und 1878 geborenen Leute.
IX. Freitag, den 1. Oktober 1915, vormittags 7½ Uhr:
Die ungedienten in der Stadt Darmſtadt wohnenden, in den Jahren
1877 und 1876 geborenen Leute.
X. Samstag, den 2. Oktober 1915, vormittags 7½ Uhr:
Sämtliche in den Gemeinden Arheilgen und Nieder=Ramſtadt wohnenden
gedienten und ungedienten, in den Jahren 1895 bis einſchließlich 1876
ge=
vorenen, Leute.
XI. Montag, den 4. Oktober 1915, vormittags 7½ Uhr:
Sämtliche in den Gemeinden Eberſtadt, Erzhauſen und Gräfenhauſen
wohnenden gedienten und ungedienten, in den Jahren 1895 bis einſchließlich,
1876 geborenen, Leute.
XII. Dienstag, den 5. Oktober 1915, vormittags 7½ Uhr:
Sämtliche in den Gemeinden Griesheim und Ober=Ramſtadt wohnenden
gedienten und ungedienten, in den Jahren 1895 bis einſchließlich 1876
geborenen, Leute.
XIII. Mittwoch, den 6. Oktober 1915, vormittags 7½ Uhr:
Sämtliche in den Gemeinden Nieder=Beerbach, Pfungſtadt,
Schneppen=
hauſen, Traiſa und Wixhauſen wohnenden gedient en und ungedienten
in den Jahren 1895 bis einſchließlich 1876 geborenen, Leute.
Sämtliche Muſterungspflichtige haben ſich an den vorbezeichneten Tagen zur
feſtgeſetzten Zeit einzufinden und ihre Ausmuſterungsſcheine vorzulegen.
Wer der Geſtellung keine Folge leiſtet, hat die im Militärſtrafgeſetz und der
Diſziplinarſtrafordnung vorgeſehenen Strafen zu gewärtigen.
Von der Geſtellung zur Muſterung dürfen befreit werden diejenigen, die
nachweislich an folgenden Fehlern und Gebrechen leiden:
1. Verkürzung oder Mißgeſtaltung des ganzen Körpers,
2. Geiſteskrankheiten,
3. Epilepſie,
4. chroniſche Gehirn=, Rückenmarks= und andere chroniſche Nervenleiden,
5. Blindheit beider Augen,
6. Taubheit beider Ohren,
7. Verluſt größerer Gliedmaßen,
was auf Grund von, mit Dienſtſtempel verſehenen Zeugniſſe beamteter Aerzte oder
amtlicher Beſcheinigungen nachzuweiſen wäre. Kriegsdienſtbeſchädigte aus den
Jahren 1914/1915 haben ſich nicht zu ſtellen.
Zugleich werden diejenigen, welche der Aufforderung, ſich zur Stammrolle zu
melden, bis jetzt nicht nachgekommen ſind, nochmals aufgefordert, dies unverzüglich
zu tun und ſich zur Muſterung einzufinden, ſoweit ſie den vorerwähnten Jahrgängen
angehören.
Gleichzeitig werden die Muſterungspflichtigen aufgefordert, ſich während der
Muſterung im und vor dem Muſterungslokal, ſowie auch in den Straßen der Stadt
ruhig zu verhalten, andernfalls Zuwiderhandelnde in Polizeigewahrſam genommen
würden und nach Maßgabe der einſchlägigen, geſetzlichen Beſtimmungen Strafe zu
gewärtigen hätten.
Wegen dringender häuslicher und gewerblicher Verhältniſſe können
Muſterungs=
pflichtige zurückgeſtellt werden.
Bezügliche Geſuche ſind bei den Großh. Bürgermeiſtereien unverzüglich
anzu=
bringen und aufs eingehendſte zu begründen, wenn ſie Berückſichtigung erfahren ſollen.
Darmſtadt, den 19. September 1915.
Der Zivil=Vorſitzende der Erſatz=Kommiſſion des Kreiſes Darmſtadt.
von Starck, Regierungsrat.
Betr.: Die Nach=Muſterung der dauernd Untauglichen.
An die
Großh. Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes Darmſtadt.
Unter Bezugnahme auf die vorſtehende Bekanntmachung lade ich Sie ein, ſich
mit den Muſterungspflichtigen Ihrer Gemeinde an den betreffenden Tagen bei der
Muſterung einzufinden, oder ſich im Falle der Verhinderung durch jemand vertreten
zu laſſen, welchem die Verhältniſſe der Muſterungspflichtigen genau bekannt ſind.
Ich empfehle Ihnen, die Geſtellungspflichtigen noch ausdrücklich auf meine
vor=
ſtehende Bekanntmachung hinzuweiſen, bzw. dieſelbe in ortsüblicher Weiſe zu
ver=
öffentlichen.
Sollten ſich im Verlaufe der Muſterung noch Leute bei Ihnen anmelden, ſo
wollen Sie dieſelben alsbald namhaft machen.
(13293a
Darmſtadt, den 19. September 1915.
Der Zivil=Vorſitzende der Erſatz=Kommiſſion des Kreiſes Darmſtadt.
von Starck, Regierungsrat.
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
hefinden ſich: 1 Bernhardiner, 1 Pinſcher. 2 deutſche Schäferhunde
(zugelaufen). Die Hunde können von den Eigentümern bei dem
5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht
ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werktag, vormittags um
(13597
10 Uhr, ſtatt.
Brenntannapfel
das hI 1 Mk., bei 10 hI 95 Pfg.
liefert frei ins Haus(13644a
Gonrad Appel
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Forstpflanzen verkauft (*4064gid
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Duten und
Beute
(*4193id
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Wendelstadtstr. 28. Fernruf 1791.
Brotkarten.
Am 26. September ds. Js. verlieren die weißen Brotkarten
ihre Gültigkeit. Vom 27. September ab darf gegen die weißen
Brot=
marken nichts mehr verabfolgt werden. Von dieſem Tag gelten die
orangegelben Brotkarten. Nicht verwendete weiße Marken ſind
zurückzugeben. In beſonderen Ausnahmefällen können die weißen
Marken vom September gegen orangegelbe Marken vom Oktober bei
der Brotverteilungsſtelle im Stadthaus umgetauſcht werden.
Zu=
widerhandlungen gegen dieſe Vorſchriften ſind ſtrafbar. Die
Polizei=
beamten ſind angewieſen, dieſe Vorſchriften zu überwachen und
Uebertretungen anzuzeigen.
(13619
Darmſtadt, den 27. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Ekert.
Regelung des Verkehrs mit Haſer.
Nach der Bundesratsverordnung vom 28. Juni 1915 über den
Verkehr mit Hafer können die Beſitzer beſchlagnahmter Vorräte
an=
gehalten werden, den geernteten Hafer binnen einer von der zu=
(12060a
ſtändigen Behörde geſetzten Friſt auszudreſchen.
Um die nötigen Hafermengen auch für die Neuernte ſicher zu
ſtellen, iſt es erwünſcht, daß der geerntete Hafer möglichſt ſofort
ausgedroſchen wird. Landwirte, die ihren Hafer ſofort dreſchen
und bis zum 1. Oktober ds. Js. abliefern, erhalten für den
Doppelzentner 50 Pfg. mehr, als der geſetzliche Höchſtpreis beträgt.
Darmſtadt, den 21. Auguſt 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
Marteſeſberſteigeng.
Donnerstag, den 30. September I. Js., vormittags, wird
vie Kartoffelernte von etwa 10½ Morgen Gelände, in kleinen Loſen,
an Ort und Stelle öffentlich meiſtbietend verſteigert, und zwar um:
9 Uhr von 2½ Morgen ſtädt. Beſitztum im Beſſunger
Nieder=
feld nächſt den Pulverhäuſern,
10 Uhr von dem Schulgarten (ca. 1 Morgen) des Schulhauſes
an der Müllerſtraße und um
11 Uhr von etwa 8 Morgen Gelände, öſtlich der Nieder=
Ram=
ſtädter Straße.
Zuſammenkunft: Kreuzung der Schießhaus= und Nieder=
Ramſtädter Straße.
Darmſtadt, den 27. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Ekert.
(13628im
Verſteigerungs=Anzeige.
I. Mittwoch, 29. September I. Js.,
vormittags 9½ Uhr,
verſteigere ich auf freiwilliges Anſtehen wegen Wegzugs
Landwehrſtraße Nr. 11 (Erdgeſchoß)
meiſtbietend gegen Barzahlung:
1 nußb. pol. Büfett, 1 Serviertiſch, 3 Schreibtiſche, ein= und
zweitür. Kleiderſchränke, verſchiedene Tiſche und Stühle,
1 Waſchtiſch mit Marmorplatte und Garnitur, 1 poliertes
Schränkchen, 1 pol. Kommode, Waſchſchränkchen u. Spiegel,
Sofas, 1 Divan, 1 Chaiſelongue mit Plüſchdecke, 1
Näh=
maſchine, 1 Regulator, 1 Standuhr, Gaszuglampen, 3 nußb.
polierte Bettſtellen mit Sprungrahmen, 1 komplettes Bett,
1 tann. Bettſtelle mit Sprungrahmen, Nachttiſche, Teppiche,
Gardinen, Linoleum, 1 Flurgarderobe, 1 Sitzbadewanne,
1 Küchenſchrank u. ſonſtige Küchengeräte, Porzellan u. a. m.
Verſteigerung beſtimmt.
II. An demſelben Tage, nachmittags 3 Uhr,
ſollen im Verſteigerungslokale „Zur Ludwigshalle” (Obergaſſe)
zwängsweiſe gegen Barzahlung verſteigert werden:
Hausmobilien durch alle Rubriken, 1 Schreibmaſchine, 1 Pianino,
eine Partie Schnittwaren, Beleuchtungskörper uſw. (13639
Kapp, Gerichtsvollzieher zu Darmſtadt.
Ich bin bemüht, den derzeitigen Aufenthalt der
Frau Adolf Hofmann, Louiſe geb. Kaus von New=
York und von deren erſtehelichem Sohn Auguſt
Maximilian Maurer (auch Mehrſohn genannt) zu
ermitteln. Der Ehemann Hofmann war Lehrer und
wurde 1835 in Darmſtadt geboren. Die beiden Geſuchten
hielten ſich 1905 längere Zeit in Darmſtadt auf.
Zweck=
dienliche Auskunft beliebe man zu richten an
Juſtizrat Dr. Goldschmidt
in Offenbach a. M.
13446fgi)
Preiſe für Fleiſch und Brot
in der Stadt Darmſtadt
am 20. September 1915.
(Mitgeteilt von der Großh.
Zentral=
ſtelle für die Landesſtatiſtik.)
Häufigſter Preis in 3 für 1 Pfund
Ochſenfleiſch mit Beilage . . 130
.120
Rindfleiſch
Kuhfleiſch
.110%
.130
Kalbfleiſch
140
Hammelfleiſch„
Schweinefleiſch,
210
Leberwurſt, gewöhnliche . . 160
. 160
Blutwurſt,
Geräucherter Speck
. . 240
Schweineſchmalz, inländiſches 200
Schwarzbrot
19
*) Durchſchnittspreis.
Die Erhebung erſtreckte ſich auf
45 Metzgereien, und zwar auf 24,
in denen Ochſen=, Kuh= od.
Rind=
fleiſch, auf 16, in denen Kalbfleiſch,
auf 7, in denen Hammelfleiſch und
17, in denen Schweinefleiſch
ver=
kauft wurde; ferner für Brot auf
18 Bäckereien und 4 ſonſtige Läden.
Der von der Bäckerinnung
feſt=
geſetzte Preis für Schwarzbrot
be=
trägt:
für 4 Pfund — 76 Pfg.
für 2 Pfund — 38 Pfg.
Woog, am 27. September 1915.
Waſſerhöhe am Pegel 3,60 m.
Luftwärme 12‟ C.
Waſſerwärme vorm. 7½ Uhr 170 C.
Woogs=Polizeiwache.
Darmſtädter
Jugendwehr
zur militärischen Vorbildung der
Jugend. (Geſchäftsſtelle Waldſtr. 6,
Zimmer 11.) Uebungen am
mitt=
woch, 29. Sept., nachm. 2½ Uhr:
Pflicht=Grab=Uebung für alle Züge
am Train=Depot. Sonntag, 17. Okt.,
nachm. 2½ Uhr: Uebung für alle
Züge. Antreten Kapellplatz. (13608
Sanitätskompagnie:
Sonntag, 17. Okt., vorm. 7½ Uhr:
Uebung für alle Mannſchaften
(Sportplatz). — Vom 29. Sept. bis
116. Okt. ſind Ferien.
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Baroneß Claire.
Roman von M. Herzberg.
34)
(Nachdruck verboten.)
4. Kapitel.
Nachdem Gröningen am nächſten Morgen im Theaterbureau
Claires Wohnung erfahren, fuhr er direkt dorthin, vorherige
Anmeldung aus Furcht vor einer Abweiſung vermeidend. Claire
hatte nach ihrem Engagement ihr früheres Quartier verlaſſen
und ein beſſeres, geräumigeres Zimmer mit anſtoßendem
Schlaf=
kabinett bei einem netten, gebildeten, älteren Fräulein, einer
Kunſtſtickerin in der Nähe der „Alhambra” bezogen. Die beiden
Frauen waren allmählich befreundet geworden, und Claire
pflegte in ihrer freien Zeit, deren ſie viel hatte, da Proben für ſie
nicht mehr nötig waren, ihrer Wirtin bei ihrer Arbeit, die ſie
raſch begriffen, gern ein wenig zu helfen. Auch heute ſaßen
beide beieinander in Claires Wohnſtube, über den Stickrahmen
gebeugt, als draußen die Glocke tönte.
Mit wem ſpricht denn die Berta ſo lange? meinte Fräulein
Krauſe, hinaushorchend. Es ſcheint eine Männerſtimme zu
ſein. — Vielleicht der Gasmann oder der Briefträger, ſagte
Claire gleichgültig. Aber da kam das Dienſtmädchen herein und
überbrachte ihrer Herrin eine Karte. Götz von Gröningen,
las dieſe, ſich zugleich verwundert erhebend. Was will der
Herr? — Er fragte nach Mademoiſelle Rondelle! gab Berta
nun Beſcheid. Das hätten Sie doch gleich ſagen können! tadelte
Fräulein Krauſe. Der Beſuch iſt alſo für Sie, Fräulein Schild.
Ich kenne den Herrn nicht! ſagte Claire, befremdet auf die
ihr gereichte Karte blickend. Sie wiſſen ja auch, daß ich
Herren=
beſuche nicht empfange. — Soll ich alſo den Herrn abweiſen?
— Nein, warten Sie bitte! Ich will ihn ausnahmsweiſe ſprechen.
Ich erinnere mich jetzt doch! Eine raſche Ahnung ſagte ihr,
wer Götz von Gröningen ſei. Nach der geſtrigen Abzahlung
ihrer Schuld hatte ſie ihn erwarten müſſen! Daß ſie darauf
nicht gleich gekommen war!
Fräulein Krauſe hatte dem Mädchen Weiſung gegeben und
ſich entfernt. Unmittelbar darauf klopfte es an. Herein! rief
Claire, die, etwas beklommen ihren Beſuch erwartend, in der
Mitte des Zimmers ſtand. Er kam und eilte auf ſie zu, ihre
Hand, die ſie ihm freundlich bot, freudeſtrahlend an ſeine Lippen
ziehend. Endlich, endlich, gnädiges Fräulein, habe ich das Glück,
Sie wiederzuſehen. Wie ich mich danach geſehnt habe, all’
die Wochen lang, vermag ich gar nicht zu ſagen! — Ich freue
mich gleichfalls! antwortete ſie lächelnd, mit einer
verbind=
lichen Handbewegung auf einen Seſſel deutend, indeſſen ſie
ſich auch niederließ. — Und was für eine große, herrliche
Künſt=
lerin ſie ſind! Ich war geſtern einfach hingeriſſen. Es muß
doch ein erhebendes Gefühl ſein, durch den Zauber Ihrer Stimme,
Ihrer — Ihrer Perſönlichkeit allabendlich ſo viele Glückliche
zu machen! — Es geſchieht wider Willen! warf Claire ein.
Wie, wider Willen? fragte er überraſcht. Wenn man ſolchen
Schatz in der Kehle hat, wäre ihn verbergen ein Verbrechen.
Freilich gehört er an einen anderen Ort, als es in der „Alhambra”
iſt. Im Königlichen Opernhaus möchte ich Sie den vollſtändigen
„Fidelio” einmal ſingen hören! — Wie ſollte ich dazu kommen!
meinte ſie lächelnd. Wenn Sie Opernſängerin werden wollten,
ſo bedarf es nur eines einzigen Wortes, entgegnete er eifrig.
ſch habe einflußreiche Verbindungen. Es wäre mir, beſonders
bei ihrer wunderbaren Stimme, Ihrer Erſcheinung, ein Leichtes,
Sie anzubringen. — Wollen Sie nicht zur Oper übergehen,
gnädiges Fräulein? Claire ſchüttelte energiſch den Kopf. Nein,
agte ſie beſtimmt. Ich paſſe nicht für das Theater; das habe ich
erſt jetzt ſo eingeſehen. — Für ein ſolches Spezialitätentheater
wie die „Alhambra” allerdings nicht! verſetzte er lebhaft. Die
Empfindung drängte ſich mir geſtern überwältigend auf. Alles
für die Oper. — Nein, nein! fiel ſie ihm ins Wort. Ich würde
freiwillig nie mehr öffentlich ſingen, es ſei denn im Konzert=
ſaal oder in der Kirche! — Heißt das nun nicht allzu ſtreng
ver=
neinen, ſozuſagen das Kind mit dem Bade ausſchütten? fragte
er vorwurfsvoll. Als Sängerin von Gottes Gnaden haben Sie
Pflichten gegen Ihre Mitmenſchen! — Wirklich? meinte ſſie
lächelnd. Ich pflege über das, was mir gehört, nach eigenem
Ermeſſen zu verfügen, und meine Stimme ſoll nicht jedem
dienſt=
bar und gefällig ſein! — Wenn dem ſo iſt, bemerkte er ein wenig
ärgerlich, warum in aller Welt haben Sie denn . . . . . . . . er
hielt inne und ſchwieg. Ich weiß, was ſie ſagen wollen,
beant=
wortete ſie ſeine ſtumme Frage. Mir blieb keine Wahl; auch
kannte ich das Theaterleben nicht. Ich mußte doch exiſtieren,
mußte auch Geld verdienen, um — um — — meinetwillen,
um mir nicht verpflichtet zu ſein, Sie ſtolze Dame, ich errate
Sie! unterbrach er ſie gekränkt. Daß Ihnen das gar ſo hart
erſchien, ſchmerzt mich tief. — Ich bleibe Ihnen deshalb doch
von Herzen dankbar! erwiderte ſie, ihm mit reizendem Lächeln
ihre Hand reichend. Er ergriff ſie und küßte ſie feurig. Sie
erſchrack und zog ſie ſchnell zurück. Gewandt und unbefangen
begann er von neuem lebhaft zu ſprechen, ſie dieſen kleinen
Zwi=
ſchenfall vergeſſen zu machen: Es iſt ja nur zu erklärlich, daß
Sie ſich in Ihrer jetzigen Tätigkeit nicht behaglich fühlen können.
Eine Dame wie Sie, in ſolcher Sphäre! So feinfühlend, ſo
chutzlos und weltunkundig.
(Fortſetzung folgt.)
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zugleich Gesangschule für Konzert, Oper und Haus.
Fernsprecher 2482. — Gegründet 1851. — Elisabethenstraße 36.
Das Wintersemester beginnt Donnerstag, 14. Oktober
Ab 1. Oktober d. J. wurden als Lehrkräfte gewonnen: Die Herren Professor Arnold
Mendels-
sohn für Kontrapunkt, Hoftheaterregisseur Otto Nowack für Deklamation und Mimik,
Hof-
chordirektor Robert Preuß für Korrepetition, Kammermusiker Gustav Adam für Tuba und
Tonbinde-Apparat Aerophor, Hofmusiker Martin Geißler für Flöte, Hofmusiker Karl Gödicke
für Posaune, Kammermusiker Karl Mechler für Fagott.
Ausbildungsklassen: Vollständige Ausbildung in allen Fächern der Musik.
Seminar: Zur Ausbildung des Lehrberufs.
Dilettantenklassen: Vom ersten Anfang bis zur höchstmöglichen Ausbildung.
Elementar-Klavier-und-Violinschule: Für Kinder unter 10Jahren zu ermäßigtem Schulgeld.
Hospitanten können für folgende Fächer zugelassen werden: Orchester- u. Kammermusikübungen,
Vorträge über die musikalische Formenlehre, Kontrapunkt, Harmonielehre, italienische Sprache,
Deklamation und Mimik, Korrepetition.
Schriftliche oder mündliche Anmeldungen an die Direktion, Elisabethenstraße 36, erbeten.
Sprechstunden vormittags von 11—12½ Uhr. Schulgesetze kostenfrei durch die Direktion,
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die Musikalienhandlungen und das Verkehrsbureau.
Die Direktion: Wilhelm Schmitt, Willy Hutter.
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Lehrgang für Anfänger
beginnt am Dienstag, dem 5. Oktober, abends 8½ Uhr,
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Dauer 20 Stunden.
Honorar Mark 6.—
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Beginn jederzeit. — Kein Klassenunterricht. — Billiges Honorar.
Tages- und Abend-Kurse.
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Dienstag, den 5. Oktober 1915,
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Programm für das Vereinsjahr 1915/16
84. Vereinsjahr
Leitung der Konzerte: Herr Geh. Hofrat W. de Haan.
1.—3. Konzert
im Festsaal der Turngemeinde am Woogsplatz:
1. (am 8. November 1915)
a) Requiem von W. A. Mozart.
b) Ein‟ feste Burg von J. S. Bach.
Solisten: Frau Emma Bellwidt, Frankfurt a. M. (Sopran);
Frau Ida Kuhl-Dahlmann, Köln (Alt);
Herr Richard Fischer, Würzburg (Tenor);
Herr Ernst Everts, Köln (Bariton).
2. (am 6. Dezember 1915)
Der Messias von G. F. Händel.
Solisten: Frau Alida Noordewier-Reddingius, Hilversum
(Sopran);
Frau Franziska Bergh-Tiecke, Berlin (Alt);
Herr August Globerger, Darmstadt (Tenor);
Herr Wilhelm Fenten, Mannheim (Bass).
3. (am 28. Februar 1916)
Missa solemnis von L. van Beethoven.
Solisten: Fräulein Käthe Hörder, Berlin (Sopran);
Fräulein Rosy Hahn, Frankfurt a. M. (Alt);
Herr Franz Müller, Darmstadt (Tenor);
Herr Alfred Stephani, Darmstadt (Bass).
4. Konzert in der Stadtkirche:
4. (am Karfreitag, 21. April 1916)
Die Matthaeus-Passion von J. S. Bach.
Solisten: Fräulein Lili Wickop, Berlin (Sopran);
Fräulein Meta Diestel, Stuttgart (Alt);
Herr Paul Tödten, Duisburg (Tenor);
Herr Otto Freytag, Stuttgart (Bass).
Ueber etwaige weitere Veranstaltungen werden Mitteilungen
in den Chorproben und in den hiesigen Zeitungen erfolgen.
Der jährliche Beitrag beträgt für Aktive Mk. 18.— (für
Auswärtige Mk. 14.—) und für jedes weitere, demselben häuslichen
Verband angehörige Familienmitglied, das dem Verein als aktives
Mitglied beitritt, Mk. 9.— (für Auswärtige Mk. 7.—). Der
Mitglieds-
karte, die jedem aktiven Mitgliede eingehändigt wird, ist ein Abschnitt
beigegeben, gegen dessen Vorzeigung eine Persou freien Eintritt zu
den Hauptproben der vier Konzerte hat.
Für Inaktive beträgt der jährliche Beitrag gleichfalls Mk. 18.—
(für Auswärtige Mk. 14.). Dafür erhält das inaktive Mitglied zu den
vier ordentlichen Konzerten je eine Karte zur Benutzung eines
numerierten Platzes, ausserdem für die vier Hauptproben je eine Karte,
die eine Person zum freien Eintritt zur Hauptprobe berechtigt.
Für jeden weiteren Platz, den ein inaktives Mitglied etwa wünscht,
ist gleicher Weise der Beitrag von Mk. 18.— (von Auswärtigen
Mk. 14.—) zu entrichten; auch hier werden zu den vier Konzertkarten
vier Hauptprobekarten gegeben.
Numerierte Plätze. Die numerierten Konzertplätze in der
Turnhalle befinden sich für die Mitglieder nur im Saale. In der
Stadtkirche sind den Mitgliedern die Plätze auf der Emporbühne,
im Mittelschiff und im Schiff gegenüber der Orgel vorbehalten. Da
die Emporbühne nur 200 Plätze hat, ist die Einrichtung
getroffen, dass in dreijährigem Wechsel jedes Mitglied
einmal seinen Platz auf der Emporbühne bekommt.
Besondere Sperrsitze können Mitglieder auf Wunsch bei
einer Zuzahlung von Mk. 9.— sowohl in der Turnhalle auf den
vorderen Reihen im Saal, als auch in der Stadtkirche auf den vorderen
Reihen der Emporbühne erhalten.
Aufnahmegesuche für aktive und inaktive Mitglieder sind
schriftlich an den Präsidenten des Vereins, Herrn Sanitätsrat
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konloge 4.70 ℳ, I. Rang 4.20 ℳ,
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7. u. 8. Reihe 1.75 ℳ, I. Galerie
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