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178. Jahrgang
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Zeichnet die dritte Kriegsanleihe!
Letzter Zeichnungstag Mittwoch, den 22. September.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der italieniſche Krieg. — Die polniſche Frage. — Ruſſiſches. — Engliſches Unterhaus.
Der Stellungswechſel der Union. — Die Balkanſtaaten. — Kitchener über die Kriegslage.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 16. Sept.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Keine weſentlichen Ereigniſſe.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Hindenburg.
Auf dem linken Ufer der Düna drangen
unſere Truppen unter erfolgreichen Kämpfen
in Richtung auf Jakobſtadt weiter vor. Bei
Liewenhof wurden die Ruſſen auf das
Oſt=
ufer zurückgeworfen. Nördlich und nordöſtlich
von Wilna iſt unſer Angriff im Fortſchreiten.
Dem Vordringen nordöſtlich von Grodno ſetzt
der Feind noch zähen Widerſtand entgegen.
Heeresgruppe des
Generalfeldmar=
ſchalls Prinzen Leopold von Bayern.
Die Lage iſt unverändert.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Mackenſen.
Halbwegs Janowo- Pinsk verſuchten
die Ruſſen erneut, unſere Verfolgung zum
Stehenzubringen. Diefeindlichen Stellungen
wurden durchbrochen, 6 Offiziere, 746
Mann gefangen genommen, 3 Maſchinengewehre
erbeutet. Das Gelände zwiſchen Pripjet
und Jaſiolda und die Stadt Pinsk
ſind in deutſchem Beſitz.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Wie an den vorhergehenden Tagen ſcheiterten
ruſſiſche Angriffe vor den deutſchen Linien.
Oberſte Heeresleitung.
* Berlin, 16. Sept. Eine franzöſiſche Zeitung
bringt laut Berliner Tageblatt einen Bericht ihres
Mit=
arbeiters, welcher der ruſſiſchen Armee bei ihrem
Rückzuge durch Polen gefolgt iſt. Der franzöſiſche
Schriftſteller beſtätigt, daß die Ruſſen während ihres
Rückzuges rückſichtslos und ſyſtematiſch Leben und
Eigen=
tum der Polen vernichteten. Polen habe viele ſchreckliche
Schickſalsſtürme erlebt. Kriege und Revolutionen ſeien
über das unglückliche Land hinweggejagt; aber alles das
ſei nichts im Vergleich deſſen, was es jetzt erlebe. Beim
Rückzuge war von ruſſiſcher Seite der Befehl gegeben
worden, daß alles vom Erdboden
verſchwin=
den ſolle. Dem Bauern ſagte man: „Zünde Dein
Haus an!”, dem Fabrikbeſitzer: „Zerſtöre Deine Fabrik!”
Der Bevölkerung der unglücklichen Städte und Dörfer
rief man zu: „Verſchüttet die Brunnen, zerſtört die Wege,
ſchlagt die Wälder nieder, mäht die noch grünen Felder!”
Ganze Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht. Den
abziehenden Bewohnern der Dörfer befahl man: „Reißt
Eure Kirche nieder!” Als ſie ſich auf die Knie warfen
und riefen: „Das können wir nicht!”, wurden
beſon=
dere Brandabteilungen gebildet. Dieſe
ſegoſſen die Kirchen mit Petroleum und zündeten ſie mit
Dynamitpatronen an. Polen ſei heute eine
Wüſte. Mehrere Millionen Menſchen ſeien heimatlos
in die Ferne getrieben worden. Mit Kolbenſchlägen
wurden ſie auf den Landſtraßen vorwärts gejagt.
* Kopenhagen, 16. Sept. Die National Tidende
meldet aus Petersburg: Trotz ungeheuer
übertriebe=
ner Siegesmeldungen, die die Ruſſſen jetzt
über Galizien verbreiten, beginnen die Ruſſen
bereits mit der Räumung von Kiew. Die
Bepölke=
rung Südrußlands iſt ſehr aufgeregt darüber, daß ihre
alte Hauptſtadt auf Anordnung der ruſſiſchen Regierung
geräumt werden ſoll. Mit der Räumung iſt bereits
be=
gonnen worden. Die Profeſſoren und die Studenten der
Hochſchule ziehen nach Saratow um. Wegen
Papier=
mangels erſcheinen die Kiewer Zeitungen im
Miniatur=
format.
Der italieniſche Krieg.
Italien in Not.
S. Es berührt außerordentlich ſeltſam, zu ſehen, daß
Blätter, wie der kriegstolle Corriere della Sera, der ewig
franzöſelnde Secolo, das offiziöſe Giornale d’Italia, die
alle durch die Bank von Regierungs wegen mit
Nach=
richten gut bedient werden, ihre Quellen verſtopfen, wenn
es gilt, die Fatalitäten der Lage nicht gewahr werden zu
laſſen. Der Mitarbeiterſtab dieſer Organe ſcheint in ſolchen
Augenblicken vollkommen zu verſagen oder auf Urlaub
gegangen zu ſein. Dabei bekommen ſie ihre
Informa=
tionen doch aus allererſter Hand. Beim Corriere und
Giornale iſt das etwas ganz Selbſtverſtändliches. Der
Secolo aber beſitzt in dem Miniſter für die Unerlöſten,
Herrn Barzilai, eine allzeit bewährte Arbeitskraft. Dies
auffallende Schweigen wird durch Meldungen anderer
Blätter ſtark unterſtrichen, die nicht immer ganz auf der
Seite der Herren Salandra und Sonnino ſtehen. So
zum Beiſpiel weiß die Turiner Stampa regelmäßig aus
Rom auch unter der verſchärften Zenſur Dinge zu
berich=
ten, die doch auch den Regierungsorganen bekannt ſein
müßten. Sie ſchreibt unter dem 14. September:
„Die internationale Lage erſcheint in
Rom heikler als je zuvor. Die Regierung wird
durch den Mund des Miniſters Barzilai in deſſen Rede
in Neapel auf die Schwierigkeiten einiger Probleme
hin=
weiſen laſſen, mit denen ſich die Diplomatie des
Vier=
bundes abplagen muß. Auch die auswärtige Politik
Italiens wird in dieſer Rede, wenn auch nur flüchtig,
geſtreift werden. Wie bei allen Kundgebungen, die von
den Verbündeten veranſtaltet werden, ſoll auch die Rede
des Herrn Barzilai eine ausdrückliche Erklärung des
feſten Vertrauens zum endgültigen Triumph des
Vier=
bundes enthalten. Damit iſt aber nicht geſagt, daß in
den hohen politiſchen Kreiſen die beunruhigende Schwere
der internationalen Lage in einigen Punkten, namentlich
im Hinblick auf den Balkan, verkannt
wird.”
Einige Hoffnungen hätte man in dieſen hohen
Krei=
ſen von Rom noch auf den Ausbruch des Krieges
zwi=
ſchen Amerika und Deutſchland. Dafür aber
wäre man wegen der Geſtaltung der Dinge
in Rußland um ſo beſorgter. Die Stampa
ſpricht von der „parlamentariſchen Revolution”, die ſich in
Rußland abſpielt, und die die erſten Erfolge des Zaren
auf dem Schlachtfelde (!!) wieder zunichte zu machen
ſehr geeignet wären. Vor allem aber werde jetzt immer
ſtärker der Plan der Deutſchen und Oeſterreicher in bezug
auf den Balkan ſichtbar. Es zeige ſich hier ein
einheit=
liches Vorgehen ſowohl in militäriſcher wie diplomatiſcher
Hinſicht. Die Truppenzuſammenziehungen Oeſterreichs
an der rumäniſchen Grenze hätten begonnen. Und gar
erſt Bulgarien! Eines wäre vollkommen klar und
un=
zweideutig: die Löſung der Balkanfragen
ſtände unmittelbar bevor. In der gleichen
Nummer bringt denn auch die Stampa Näheres über den
„entſchwundenen Optimismus” in Frankreich im Hinblick
auf ein Einlenken Bulgariens und über angebliche
Trup=
penbewegungen gegenüber Rumänien. Während die
Stampa ſich in Klagen über die neugeſchaffene Lage
er=
geht, die nicht zugunſten des Vierbundes ſpreche, gibt die
Regierungspreſſe die böſen Meldungen über die
Balkan=
frage ohne Kommentar wieder. Offenbar weiß die
Re=
gierung noch ſelber nicht, wie ſie dem Volke die Ungunſt
der Verhältniſſe erläutern ſoll. Es iſt ja auch noch in
allzu friſcher Erinnerung, wie durch das offiziöſe
Gior=
nale d’Italia die Parole ausgegeben wurde, daß der Ge=,
danke eines Abkommens zwiſchen der Türkei und Bulgarien
abſurd, die Meldungen deutſcher Blätter von der
Voll=
ziehung eines entſprechenden Vertrages weiter nichts alsg
ein Bluff wären. Jetzt ſieht man ſich in Rom gegenüber
der öffentlichen Meinung in eine Sackgaſſe getrieben.
Die engliſch=italieniſchen Abmachungen.
* Petersburg, 16. Sept. Rjetſch meldet, die
eng=
liſch=italieniſchen Abmachungen bezögen ſich nicht allein
auf die Dardanellen, ſondern hauptſächlich ſollten
ita=
lieniſche Truppen an der Südküſte
Klein=
aſiens, in der Bucht von Adalia, wo Italien große
Intereſſen habe, Verwendung finden; aber auch die
Be=
zwingung der Dardanellen ſei eine Lebensfrage für
Ita=
lien, da es ſich in einer großen Lebensmittelkriſe befinde.
Cadorna erkrankt?
* (Zenſ. Bln.) Aus Wien meldet der Berl. Lok.=
Anz.: Eine Mailänder Zeitung ſchreibt mit Genehmigung
der Zenſur, daß das Befinden Cadornas ſeit
einiger Zeit nicht befriedigend ſei. Die Schweizer
Blätter erblicken in dieſer Meldung der Mailänder
Zei=
tung einen Hinweis auf die M,glichkeit eines Wechſels
in der italieniſchen Heeresleitung.
Die polniſche Frage.
— In der Neuen Freien Preſſe vom 12. September
widmet Graf Julius Andraſſy der polniſchen
Frage einen Leitartikel.
Er betont im Eingang, daß zwiſchen Deutſchland
und Oeſterreich=Ungarn eine dauernde und unlösliche
Intereſſengemeinſchaft beſteht und daß auch bei Löſung
der polniſchen Frage von dieſem Geſichtspunkt
auszu=
gehen iſt. Der erſte grundlegende Satz iſt für ihn, „daß
wir, ſofern die militäriſchen Erfolge es geſtatten,
Ruſ=
ſiſch=Polen von Rußland lostrennen müſſen” Wenn wir,
zeigen, daß wir die polniſche Frage nicht löſen wollen.
werden ſich die gefährlichſten Folgen ergeben; alle
pol=
niſchen Hoffnungen werden ſich Rußland zuwenden;
„denn die polniſche öffentliche Meinung wußte ganz
ge=
wiß, daß der Zar im Falle ſeines Sieges ſowohl
Ga=
lizien, als auch Ruſſiſch=Polen erobert hätte, ſodaß im
Falle einer Niederlage Mitteleuropas der ganze polniſche
Stamm unter einen Hut gekommen wäre.
„Der zweite Hauptſatz, den wir uns bei der Löſung
der polniſchen Frage vor Augen halten müſſen, beſteht
darin, daß wir das von Rußland losgelöſte Königreich
Polen Mitteleuropa in einer ſolchen Weiſe angliedern
müſſen, daß dieſes daraus die möglichſt größte lebende
Kraft ſchöpfen kann.‟ „Dem befreiten Polen müſſen wir
eine ſtaatsrechtliche Lage geben, die beſſer iſt, als ſeine
heutige Stellung, und die es ihm wert erſcheinen laſſen
wird, in den Augenblicken der Prüſung für den Schutz
der neuen Verbindung Leben und Blut zu opfern.1
Beſonders wichtig iſt, daß in Polen nicht eine
Stim=
mung herrſchen kann, an die ſich Revancheideen in
=Rußland knüpfen können. „Auch Frankreich hat ſich
mit dem Verluſt Elſaß=Lothringens trotz mancher
ent=
gegengeſetzter ſtaatlicher Intereſſen nur deshalb nicht
abfinden können, weil ſeinen Verzicht auf dieſe Lande
die Sehnſucht der noch vor kurzem ihm angehörenden
Bürger nach ihrem alten Vaterland ſehr erſchwert hat.”
Beachtet werden muß auch die gute Gelegenheit zur
Widerlegung des vom Dreiverband gegen uns
geſchleu=
derten Vorwurfs der Eroberungsluſt zum Schaden der
kleinen, von ihm zu ſchützenden Nationen. Auch in der
Be=
friedigung des Idealismus liegt eine poſitive
Macht=
ſtärke, und „es wäre eine nicht abzuleugnende,
offenkun=
dige Rechtfertigung unſeres Verteidigungskrieges, wenn
wir unſeren Sieg damit beſiegeln würden, daß wir die
auch von uns geſchlagenen Wunden wieder gutmachen‟
Ein unabhängiges, ſelbſtändiges Königreich Polen,
auf deſſen Dankbarkeit man doch nicht bauen könnte, iſt
unmöglich.
„Die Polen beſitzen gewiß genug politiſches
Verſtänd=
nis, um die Wiederherſtellung des Thrones der Jagellonen
nicht zu wünſchen. Es wäre nicht ernſt von ihnen, wenn
ſie nach dem heutigen Titanenkampf erwarten würden,
daß wir eine für uns nachteilige Löſung annehmen. Wir
haben ſomit nur eine zweifache Wahl: ob das befreite
Polen dem Deutſchen Reich oder Oeſterreich=Ungarn
an=
gegliedert werden ſoll. Eine unerläßliche Bedingung der
Zufriedenheit Polens iſt es jedoch, daß die befreite
pol=
niſche Bevölkerung nicht zwiſchen dem Deutſchen Reiche
und uns aufgeteilt werde, ſondern daß ſie auf jeden Fall,
zumindeſt ihr Gros, einen ſtaatlichen Körper bilde, und
zwar nicht als annektierte und untergeordnete Provinz
ſondern mit geſicherter ſtaatsrechtlicher Individualität, mit
polniſch=nationalem Charakter, mit polniſcher Regierung.
Wird es unſerer Monarchie angegliedert, ſo müßte es
einen einheitlichen Körper mit Galizien bilden. Die
Be=
freiung Polens darf nicht den Eindruck einer neuen
Tei=
lung dieſes Landes erwecken, die Freude über die
Ab=
ſchüttelung der ruſſiſchen Herrſchaft darf nicht durch den
Schmerz einer neuen Teilung aufgewogen werden, und
die Sehnſucht nach dem Beiſammenbleiben darf den
Wunſch nach einer größeren Freiheit nicht in den
Hinter=
grund drängen.
Bei der Feſtſtellung der ſtaatsrechtlichen Stellung
Polens darf uns nicht kleinliche Eiferſüchtelei leiten, noch
der Irrglaube, daß ein wirklich nützliches
Zuſammen=
wirken einzig und allein durch die äußere und formelle
Einheit geſichert werden kann, ohne Rückſicht auf die
inne=
ren zuſammenhaltenden Kräfte. Seien wir bei
unbe=
dingter Sicherung unſerer Großmachtſtellung, die für die
Polen ebenſo notwendig iſt wie für uns, großmütig und
freigebig! Reſpektieren wir die geſchichtliche
Individuali=
tät des polniſchen Volkes und ſeine natürlichen Rechte,
und laſſen wir uns von Vertrauen und Sympathie für
die Polen leiten die ſo viel gelitten haben, wie wenig
andere Nationen! Als Ungar weiß ich es am beſten, daß
ein wenig Vertrauen und Achtung vor dem Recht viel
ſtär=
ker verbindet, als die von der Volksſeele zurückgewieſene
formelle Einheit.
Ich brauche nicht erſt zu ſagen, daß die in
gemein=
ſamer Eintracht geſuchte Löſung eine ſolche ſein müſſe,
bei welcher das vollkommene vertrauensvolle Verhältnis,
der gute Wille und die Freundſchaft zwiſchen Oeſterreich
und Ungarn nicht im geringſten Maße verletzt werden.
Ich halte das für leicht, denn unſer wirkliches Intereſſe
gebietet uns beiden jene Löſung, die dem Bündnis, das
berufen iſt, den Frieden, die Wohlfahrt und die Macht
Mittel=Europas für lange Zeit zu ſichern, am meiſten
lebende Kraft zuführen wird.”
Dank an den Papft.
* Bern, 15. Sept. Wie der Oſſervatore Romano
meldet, hat die deutſche Regierung durch ihren
Vertreter beim Heiligen Stuhle dem Papſt ihren
auf=
richtigen Dank ausſprechen laſſen für die Bemühungen
betreffend die Ueberführung deutſcher Gefangener aus
Dahomey nach Nordafrika.
* Bern, 15. Sept. Die Stampa ſchreibt über die
Meldung des Oſſervatore Romano bezüglich des
Dan=
kes der deutſchen Regierung an den Papſt:
Der im Oſſervatore Romano erſchienenen Note ſei eine
beträchtliche Bedeutung beizumeſſen, da es das erſtemal
ſei, daß in einem amtlichen Schriftſtück von einer
Ver=
mittelung des Papſtes geſprochen worden ſei.
Telegrammwechſel zwiſchen Kaiſer Nikolaus
und König Gsorg.
Die Uebernahme des Oberbefehls durch den
Za=
ren iſt, wie man ſich erinnern wird, zuerſt durch einen
Telegrammwechſel zwiſchen dem Zaren und dem
Präſi=
denten Poincaré bekannt geworden. Kaiſer Nikolaus hat
aber jenen wichtigen Schritt auch dem König von
Eng=
land mitgeteilt und von letzterem gleichfalls eine
telegra=
phiſche Antwort erhalten. Wenn dieſer Telegxammwechſel
über Holland (durch den Berl. Lok.=Anz.) beinahe eine
Woche ſpäter zur öffentlichen Kenntnis
gelangt, als es bei dem Zarentelegramm an Präſident
Poincaré der Fall war, ſo dürfte daran der verſchiedene
Inhalt beider Zarentelegramme die Schuld tragen. Denn
während das an Präſident Poincaré gerichtete
Zaren=
telegramm mit keinem Worte auf die Geſamtlage
Ruß=
lands eingeht, nimmt Kaiſer Nikolaus in dieſer
Be=
ziehung dem Könige von England gegenüber durchaus
kein Blatt vor den Mund. Er beginnt vielmehr ſeine
Mit=
teilung an den engliſchen Bundesgenoſſen mit einem
Hinweiſe auf die „ernſte Zeit”, die Rußland durchmache.
König Georg hat dieſen Hinweis nicht nur aufgegriffen,
ſondern ſogar noch unterſtrichen, da er von der „kritiſchen”
Zeit ſpricht, in der ſeine Gedanken mehr denn je beim
Za=
ren wären. Franzöſiſche Ohren durften
augenſchein=
lich ſolche beunruhigenden Worte nicht vernehmen!
Umgekehrt aber waren ſie für London an der Newa
ver=
mutlich aus dem Grunde wohl berechnet, weil ſie die
Dringlichkeit der militäriſchen und der finanziellen
Unter=
ſtützung Rußlands klar erkennen ließen. Ob die Pariſer
Zenſur, deren Hauptaufgabe darin beſteht, die
Siegeszu=
verſicht des franzöſiſchen Volkes lebendig zu erhalten, den
Telegrammwechſel der hohen Verbündeten Frankreichs
zur Veröffentlichung freigeben wird? Man kann ſowohl
hierauf geſpannt ſein wie auf die Wirkungen, die die
even=
tuelle Bekanntgabe des Zarentelegramms an den König
von England in Frankreich ausüben wird. Den
Fran=
zoſen den Wortlaut dieſes Zarentelegramms
vorzuenthal=
ten, dürfte ſich jedoch die Pariſer Zenſur vielleicht auch
in=
ſofern verpflichtet fühlen, als die „große Genugtuung”
mit der König Georg den Entſchluß des Zaren begrüßt,
einen wuchtigen Hieb gegen den Großfürſten Nikolai
Nikolajewitſch, das militäriſche Idol der
Franzo=
ſen, bedeutet. Jene Wendung des engliſchen Königs
richtet ſich mit unverhüllter Gefliſſenheit wider den
bis=
herigen ruſſiſchen Generaliſſimus und wird den
abgeſetz=
ten Gewalthaber mit nicht geringer Entrüſtung erfüllen.
Großfürſt Nikolai Nikolajewitſch darf ſich durch den König
von England in der Tat um ſo tiefer verletzt fühlen, je
weniger der engliſche Monarch bei ſeiner Fernhaltung von
Heer und Flotte berufen erſcheint, über den geſtürzten
ruſſiſchen Oberbefehlshaber auch nur mittelbar ein
Ur=
teil abzugeben. Man kann ſich unter ſolchen Umſtänden
ausmalen, welche Stimmung und Kritik das
Antwort=
telegramm des Königs von England beim Großfürſten
Nikolai Nikolajewitſch ſowie bei ſeinem militäriſchen
An=
hange ausgelöſtt hat!
Die Prahlereien des Vierverbandes.
* Kopenhagen, 15. Sept. (Zenſ. Fkrft.) Das
hieſige Extra Bladet ſchreibt in ſeinem Leitartikel: Lloyd
Georges Rede über die Notwendigkeit der
Einfüh=
rung der allgemeinen Wehrpflicht beweiſe, daß die
großen Worte, womit England, Frankreich und Rußland
bisher den Krieg behandelten, nichts als leere, törichte
Prahlereien ſeien. Die Dreiverbandsmächte hätten ſich
nicht die Mühe gegeben, die Beſchaffenheit des Feindes,
gegen den ſie kämpfen wollten, kennen zu lernen; ihre
Sorgloſigkeit ſei vollkommen verbrecheriſch geweſen. Der
Hauptinhalt der letzten Rede Lloyd Georges ſei, daß,
wenn man noch auf die deutſche Niederlage hoffen ſolle,
England den Ausſchlag geben müſſe, da weder Rußland
noch Frankreich, noch Italien der Aufgabe gewachſen
ſeien. Ihre Kriegsbereitſchaft ſei zu gering, ihre
Bewer=
tung der Macht des deutſchen Feindes ſei falſch geweſen;
die einzige Rettung ſei, daß alle waffenfähigen Engländer
an die Front gehen.
Der Zar an den König von Italien.
(Zenſ. Bln.) Aus Chiaſſo meldet der Berliner
Lok.=Anz.: Der Kaiſer von Rußland hat an den
König von Italien folgendes Telegramm geſandtt
„Indem ich heute das Oberkommando über meine Heere
übernehme, richte ich an Eure Majeſtät den Ausdruck
meiner aufrichtigſten Wünſche, die ich in dieſen Tagen
für Eure Majeſtät hege, mit dem Hinzufügen meiner
tief=
ſten Ueberzeugung, daß die gemeinſchaftlichen
Anſtrengun=
gen unſerer verbündeten Länder an jedem Tag den großen
endgültigen Sieg näher heranrücken.‟ Die Antwort
des Königs von Italien lautet: „Ich danke Eurer
Ma=
jeſtät für die Wünſche, die Eure Majeſtät mir geſandt
haben. Im Vertrauen auf den endgültigen Erfolg unſerer
gemeinſchaftlichen Anſtrengungen drücke ich Eurer
Ma=
jeſtät meinerſeits meine aufrichtigſten Wünſche für Eurer
Majeſtät Wohlergehen und für den Sieg der tüchtigen
ruſſiſchen Heere aus, deren Oberkommando Eure Majeſtät
übernommen haben.”
Ruſſiſches.
Der Wechſel im Oberbefehle
* London, 16. Sept. Der militäriſche Mitarbeiter
der Times ſchreibt: Der Wechſel im Oberbefehl
der ruſſiſchen Armee verurſacht eine gewiſſe
Beſorg=
nis. (Wir fragen uns erſtaunt, was die Urſachen und
Wirkungen dieſer Veränderungen ſein können. Ein neuer
Befehlshaber ſucht natürlich ſeinen Vorgänger zu
über=
treffen. Er wählt oft andere Wege, kennt viele
Schwie=
rigkeiten der Lage nicht und ſetzt ſich und die Truppen
leicht vermeidbaren Enttäuſchungen aus. Der ruſſiſche
Widerſtand ſcheint, ſeitdem Alexejew Chef des
General=
ſtabs wurde, hartnäckiger geworden zu ſein. Es ſcheint,
daß die ruſſiſchen Heere unter dem Zaren eher brechen, als
ſich biegen werden; aber das kann ein vorübergehender
Eindruck ſein. Der Mitarbeiter ſagt ſchließlich: Der
An=
griff im Norden iſt der gefährlichſte, und wenn er nicht
aufgehalten werden kann, werden die ruſſiſchen Erfolge
bei Tarnopol keine bedeutenden Nachwirkungen haben.
Zur Lage im Innern.
* London, 16. Sept. Die Times meldet aus
Petersburg: Die Rückkehr Goremykins aus
dem Hauptquartier hat die Lage nicht
ge=
beſſert. Der Wechſel im Miniſterpräſidium
ſcheint aufgeſchoben worden zu ſein. Man wird
verſuchen, die Vorſchläge des fortſchrittlichen Blocks
aus=
zuführen. Kurze Parlamentsferien ſind nicht
unwahr=
ſcheinlich, aber noch nicht gewiß. Man muß hoffen, daß,
wie immer die Entſcheidungen des Miniſterrats ausfallen
mögen, kein Streit entſtehen werde. Die Nowoje Wremja
will den hartnäckigen Gerüchten von einer bevorſtehenden
Auflöſung der Duma keinen Glauben ſchenken. Die
Bör=
ſenzeitung meldet aus beſter Quelle, daß wohl einige
Punkte in dem Programm des fortſchrittlichen Blocks in
Erwägung gezogen werden mögen, daß aber der
For=
derung des Blocks nach einer Umgeſtaltung des
Miniſte=
riums, die nicht die Unterſtützung der großen Maſſe der
Bevölkerung habe, ein unbedingtes non possumus
ent=
gegengeſetzt würde. Es werde neuerdings der Verſuch
einer Verſtändigung mit dem Block gemacht werden, und
wenn dieſer fehlſchlagen ſollte, würde der jetzigen
Regie=
rung die Verantwortung für die Ermöglichung des
Sieges und für die notwendigen Neuerungen zufallen.
Das Verhalten der Dumaparteieen.
* Petersburg, 15. Sept. Die liberale ruſſiſche
Preſſe, insbeſondere der Djen, macht den Kadetten
Vorwürfe, daß ſie die Sache der Freiheeit
ver=
rieten. Wenn die Kadetten im jetzigen Zeitpunkte die
Durchführung des Oktober=Manifeſtes von 1905 energiſch
verlangt hätten, hätten die Bureaukraten nicht widerſtehen
können. Jetzt habe die Kadettenpartei durch ihre
über=
vorſichtige Politik das Volk verraten und den
Reaktionä=
ren den Rücken geſteift. Daß der Block keine lange
Lebens=
dauer haben könne, erhelle aus dem Umſtand, daß die
reaktionären Mitglieder über das Verhalten der Kadetten
und das Lob der Rechten in hohem Maße beſtürzt ſeien.
Andererſeits rücke das Zentrum des Blocks, das aus
„Wenn die Deutſchen nach
Petrograd kämen.
* Die Bukareſter Moldova P. Carps bringt
folgende von der Deutſchen Tagesztg. übermittelte famoſe
Satire:
Welche Wirkung würde wohl in unſerer Hauptſtadt
die Nachricht hervorbringen, die Deutſchen hätten eines
ſchönen Morgens ihren Einzug in Petrograd gehalten?
Dies iſt eine wohlberechtigte Frage.
Bei uns in Bukareſt würde dieſes Ereignis ungefähr
folgende Aufnahme finden:
Der Adeverul würde unter dem Titel: „Die
Deut=
ſchen in Petrograd” ungefähr folgendes ſchreiben:
„Nach langen und blutigen Kämpfen wurde die
ge=
niale Strategie des Großfürſten Nikolai Nikolajewitſch
von endgültigem Erfolg gekrönt. Es gelang dem
Groß=
fürſten, die Deutſchen dahin zu bringen, wo er ſie haben
wollte.”
Nachdem er ſie nach Polen gelockt hat und ihnen nach
und nach Warſchau, Nowo=Georgiewsk, Iwangorod, Breſt=
Litowsk und die anderen Feſtungen, von denen er in
ſei=
nem Scharfſinn ſofort erkannte, daß ſie ihm nur zur Laſt
werden könnten, — in den Rachen warf, gelang es ihm,
den Reſt der beſiegten deutſchen Armee bis nach Petrograd
zu locken, und da die Teutonen Vorbereitungen treffen,
auch Moskau zu erobern, iſt vorauszuſehen, daß der
ge=
niale Plan der ruſſiſchen Strategie zum ewigen Ruhm
Rußlands und ſeiner Verbündeten und zur ewigen
Schmach des Kaiſers, Hindenburgs und der deutſch=
öſter=
reichiſchen Heere ſeiner letzten Erfüllung entgegengeht.
Die Deutſch=Oeſterreicher ſind kindiſch genug, über die
ungeheure Kriegsbeute und die Hunderttauſende ruſſiſcher
Gefangener, die ihnen in den letzten Kämpfen in die Hände
fielen, zu frohlocken, ſehen jedoch nicht ein, daß alles dies
von den ruſſiſchen=Strategen wohl erwogen und berechnet
wurde, um ihnen durch die Beförderung der Kriegsbeute
und der ſchweren ruſſiſchen Artillerie Schwierigkeiten in
der Truppenbewegung zu bereiten und ſie mit
Hundert=
tauſenden von Gefangenen zu belaſten, die die Vorräte
Deutſchlands bald aufgezehrt und ſomit zu der
Verwirk=
lichung des großartigen Aushungerungsprojektes, das von
dem Vierverband im Namen der „Ziviliſation” und der
„Menſchlichkeit” gefaßt wurde, beizutragen haben.
Rumänien ſteht noch die Möglichkeit offen, in Aktion
zu treten; es wäre wahrhaftig ein nationaler Verrat,
wollte es auch dieſen ſo günſtigen Augenblick verpaſſen,
an der Seite der ſiegreichen Heere des Zaren kämpfen zu
dürfen, und zwar nur aus dem Grunde, weil ſich die
Re=
gierung Bratianus zum Unglück des Landes auf die
Tak=
tik der Abwartung feſtgelegt hat.
*
Der Vittorul würde von Herrn Bratianu den
Auftrag erhalten, den Fall Petrograds als ein
ſtrategi=
ſches, nebenſächliches Ereignis gar nicht zu erwähnen,
ge=
nau wie dies beim Fall Warſchaus geweſen; nach einigen
Tagen wird ſich Herr Bratianu dennoch entſchließen, von
der Eroberung Petrograds Kenntnis zu nehmen, und
würde nicht verfehlen, Herrn Paklewsky=Koziel zu dieſer
glänzenden Waffentat des mächtigen, unbeſiegbaren
Ruß=
lands heiß zu beglückwünſchen.
Sonntag: Rußland iſt geſchlagen. Durch den Fall
Petrograds erlitt der Vierverband einen nicht gut zu
machenden Schlag. Nun kann man deutlich ſehen, wie
weiſe unſere Regierung gehandelt, als ſie trotz aller
Ver=
lockungen Rußlands neutral blieb.
Montag: Es iſt ſchwer feſtzuſtellen, welche der beiden
kriegführenden Parteien im Recht iſt. Unſere Regierung
beſchloß in ihrer hohen Weisheit uſw. uſw.
Dienstag: Der Fall Petrograds hat keine ſtrategiſche
Bedeutung. Der Platz der Balkanſtaaten iſt nur an der
Seite des Vierverbandes.
La Roumaine: Als Rumänen, als Patrioten,
hauptſächlich jedoch als Europäer, als große Europäer,
ſind wir von dem Schlag, den unſer vielgeliebter
Ver=
bündeter Rußland von den Heeren des Nero zu erleiden
hatte, ſchwer betroffen.
Dieſe Niederlagen, über die unſer Herz blutet, können
wir nur dem Verräter Marghiloman verdanken, der es
vermochte, unſeren Eintritt in die Aktion an der Seite des
heiligen Rußland zu verhindern.
Für die guten Patrioten und Leute mit voller
Ver=
nunft unterliegt es keinem Zweifel mehr, daß die
Drei=
faltigkeit Ezernin=Busſche=Marghiloman den Fall
Petro=
grads auf dem Gewiſſen hat. Ein Grund mehr für uns,
aus vollſter Seele und mit vollſter Ueberzeugung zu rufen,
es ſei unſere Ehrenpflicht, für immer unſere perſönlichen
Beziehungen zu dieſem unglücklichen Menſchen abzubrechen.
Nieder mit Marghiloman!
Nun die Epoca: Petrograd iſt gefallen, ja, — die
Deutſchen, ſowie ihre Spione und die Verkauften, ſollen
ſich jedoch gütigſt nicht zu früh freuen. Ihre ſchmachvolle
Niederlage iſt nur eine Frage von Tagen. Tatſächlich,
geliebte Rumänen, 12 Millionen, ſage zwölf Millionen
friſche ruſſiſche Soldaten, alles kräftige, ſchöne, liebliche
Helden, bis zu den Zähnen bewaffnet, alle wie Prinzen
ausgerüſtet, jeder über eine großkalibrige Kanone, über
ein Maſchinengewehr verfügend, abgeſehen von
fabelhaf=
ten Munitionen, ſtehen bereit, ſich wie Löwen auf die
fei=
gen Barbaren, mit denen ſie kämpfen, zu ſtürzen, und
erwarten bloß den Befehl des Zaren. Wir hoffen, daß
uns unſere Verbündeten die Indiskretion nicht übel
nehmen werden, daß wir die aus beſtunterrichteten Quellen
geſchöpften Nachrichten verraten, doch wiſſen wir genau,
daß dieſer Befehl des Zaren nicht mehr lange auf ſich
wird warten laſſen. Ja, die Stunde der Vernichtung hat
für Deutſchland geſchlagen. Petrograd iſt gefallen;
Mos=
kau wird auch fallen: doch: wehe den Deutſchen!
früheren Bureaukraten und aus von der Regierung
ein=
geſetzten Reichsratsmitgliedern beſtehe, von dem
Pro=
gramm des Blockes ab, da es nicht gegen die Regierung
frondieren wolle. Ohne das Reichsratszentrum aber ſei
der Block vollſtändig machtlos.
Unruhige Stimmung.
* Petersburg, 15. Sept. Rjetſch führt in einem
Leitartikel unter der Ueberſchrift „Quo vadis!” aus: Zwei
Wege ſind offen, entweder tatenloſes Gehenlaſſen, oder
Organiſierung aller Kräſte. Eine unruhige Stimmung
verbreite ſich im ganzen Lande. Die Bauernſchaft will
helfen, weiß aber nicht, womit. Sie erwartet eine
Lei=
tung von der Regierung, die ſich nicht einigen kann. Falls
nicht Durchgreifendes geſchieht, wird Rußland der Panik
und Angſt verfallen.
Franzöſiſche Zuſtände.
* Berlin, 16. Sept. Der Pariſer Berichterſtatter
eines Madrider Blattes berichtet nach der Köln. Ztg. über
autokratiſche Zuſtände in Frankreich.
Mil=
lerand wirtſchafte wie ein Alleinherrſcher, ohne den
an=
deren Miniſtern ſeine Pläne mitzuteilen. Das
Günſt=
lingsweſen, das ſich um den Kriegsminiſter bilde, ſchütze
eine halbe Million Drückeberger.
* Berlin, 16. Sept. 25000 franzöſiſche
Verwundete aus den Argonnen mußten mangels
jeder Organiſation eine wahre Todesfahrt
durch=
machen. Die Züge durchkreuzten Frankreich von Norden
nach Süden mit Schwerverwundeten, welche in den
Pyre=
näen ausgeladen wurden, während Leichtverwundete in
Feldlazarette kamen. Viele von ihnen ſtarben auf der
langen Fahrt; viele in Viehwagen und auf Stroh
Ver=
ladene wurden Opfer des Starrkrampfes. — Eine ſolche
Schilderung der Zuſtände im franzöſiſchen Sanitätsweſen
durch einen franzoſenfreundlichen Neutralen, meint die
Kölniſche Zeitung, ſei recht intereſſant, ſtehe jedoch mit
dem idealen Bilde in kraſſem Widerſpruch, welches die
franzöſiſchen Blätter von ihrem Lande entwerfen.
Engliſches Unterhaus.
* London, 16. Sept. Im Unterhaus antwortete
Mac Namara auf eine Frage, daß Sir Percy Scott mit
der artilleriſtiſchen Verteidigung von
Lon=
don gegen feindliche Luftſchiffe betraut wurde,
und daß dieſe Verteidigung der Admiralität und nicht dem
Kriegsamt unterſtehe. Lowe (Unioniſt) fragte, ob die
Re=
gierung das Verteidigungsſyſtem von Paris gegen
Luft=
raids in Erwägung gezogen und ähnliche Schritte zur
Ver=
teidigung Londons getan habe. Mac Namara erwiderte,
daß er im öffentlichen Intereſſe nichts ſagen könne.
Dal=
ziel fragte, ob Mac Namara einen vernünftigen Grund
an=
geben könne, weshalb Scott dieſes Kommando nicht
früher erhalten habe. Mac Kenna ſagte, man hoffe, das
Budget in der nächſten Woche einbringen zu können. Die
kleinen Beträge der Kriegsanleihe zu 5 bis 20 Shilling
be=
liefen ſich, ſoweit bisher feſtgeſtellt worden iſt, auf 2 473500
Pfund Sterling.
Aſquith erklärte, das Haus ſolle regelmäßig Montag,
Dienstag und Mittwoch tagen. Dillon (Nationalliſt)
rich=
tete die Aufmerkſamkeit auf die Erklärung
zugun=
ſten der Wehrpflicht die eine Anzahl
Abgeord=
neter, die gegenwärtig Offiziere ſind, in der Preſſe
veröffentlicht haben. Der Redner fragte, ob es den
aner=
kannten Grundſätzen entſpräche, daß Offiziere in einer
brennenden politiſchen Streitfrage ſich an die
Oeffentlich=
keit wendeten. Wenn das geduldet werde, müßte er die
Frage ſtellen, ob den Unteroffizieren und Soldaten
die=
ſelbe Gelegenheit gewährt würde, ihre Meinung zu
äußern. Der Redner warnte davor, dieſe Streitfrage in
die Armee zu tragen. — Wedgwood (liberal), der
Offi=
ziersuniform trug, nahm das Recht der freien
Meinungs=
äußerung für Abegordnete, die in der Armee ſtänden, in
Anſpruch. Er behalte ſich das Recht vor, über alle
mili=
täriſchen und politiſchen Fragen innerhalb und außerhalb
des Hauſes zu ſprechen. Hauptmann Gueſt (liberal), der
zu den Unterzeichnern der Erklärung für die Wehrpflicht
gehört, ſagte, dieſe beabſichtige nicht, die Agitation
zu=
ſchüren. Es ſei aber kein Grund dafür vorhanden, daß ſie
ihre Ueberzeugung aufgeben ſollten. Gueſt forderte die
Regierung dringend auf, den Tag für die Erörterung
der Wehrpflichtfrage anzuſetzen. — Chaplin (
Uni=
oniſt) bekannte ſich als alten Anhänger der Wehrpflicht,
aber die Entſcheidung müſſe der Regierung überlaſſen
bleiben. — Hodge (Führer der Arbeiterpartei) ſprach die
Hoffnung aus, daß die Regierung der Agitation nicht
nach=
geben werde. Das Haupterfordernis ſei nicht ſo ſehr mehr
Soldaten als mehr Kriegsmaterial. Die Agitation für die
Wehrpflicht bedrohe die Einigkeit der Nation und würde
eine ſehr üble Wirkung haben. Auf das Entſchiedenſte
werde er erklären, daß die Zeit für die Wehrpflicht nicht
gekommen ſei. — Pringle (liberal) ſagte, es ſei nicht mehr
zu verhindern, daß die Frage der Wehrpflicht im
Parla=
ment erörtert werde, nachdem ſie in der Preſſe, auf dem
Gewerkſchaftskongreß und anderwärts behandelt wurde.
Die Blätter teilten offen mit, welche Miniſter für die
Wehrpflicht, welche dagegen und welche unentſchieden
ſeien. Lloyd George habe öffentlich gefordert, daß das
Kabinett, das Parlament und die Nation die
Wehrpflicht=
annähmen. Harcourt habe in einer Rede in ſeinem
Wahl=
kreis die Gründe für die Wehrpflicht widerlegt. Es ſei
unter dieſen Umſtänden unmöglich, daß das Parlament
allein die Frage nicht erörtere. Dieſes Parlament ſei
zwar im Abſterben, müſſe aber der Nation als Führer
dienen. Erſtaunlich ſei, daß der Führer der
Arbeiter=
partei der Regierung unbedingtes Vertrauen zubillige,
während alle wüßten, daß die Regierung uneinig ſei.
Ihre Uneinigkeit ſei im Inlande und im Auslande durch
die Preſſe bekannt geworden. — Dalziel (liberal) erklärte,
perſönlich mit Lloyd Georges Vorrede einverſtanden zu
ſein. Das Kabinett ſolle dem Haus eine volle
Infor=
mation über die grundlegenden Tatſachen geben. Aſquith
ſolle dem Hauſe offen ſagen, ob kein Staatszwang nötig
iſt. Dann werde das Haus ſich damit zufrieden geben.
Aſquith müſſe ſagen, ob er mit Lloyd George oder mit
Harcourt einverſtanden ſei. Oberſt Hierman ſagte, die
Entſcheidung hänge von Kitchener ab. Es wäre am beſten,
wenn die ganze Debatte im Parlament und in der Preſſe
verſtummen und die Nation ruhig abwarten würde, bis
Kitchener den Augenblick für gekommen halte, zu ſprechen.
— Johnſon Hicke (Unioniſt) ſagte, wenn die Abgeordneten
ſanftmütig die Anſichten der Regierung annehmen ſollten,
könnten ſie ebenſogut nach Hauſe gehen und ſich nützlicher
beſchäftigen. Die Regierung habe 13 Monate freie Hand
gehabt. Die Nation beginne der Zenſur müde zu werden.
Die Politik der Geheimniskrämerei könne
nicht mehr länger dauern. Die Nation ſei entſchloſſen, zu
wiſſen, wie der Krieg geführt werde und werde bald
for=
dern, daß nichts geheim bleibe. Die Nation verlange
Be=
ſcheid darüber wie der Schutz Londons und der Zuſtand
des Flugdienſtes beſchaffen ſei. — Mac Callum Scott
(liberal) erklärte, der einzige Weg, den Krieg zu gewinnen,
ſei, der Regierung zu vertrauen. Durch parlamentariſche
Debatten werde der Krieg nicht gewonnen. Einige
Ab=
geordnete meinten, daß die Regierung kein Vertrauen
mehr verdiene. Das ſeien dieſelben, die die Koalition
ge=
ſchaffen hätten und ſie jetzt bekämpften.
Aſquith ermahnte die aktiven, im Offiziersverhältnis
ſtehenden Abgeordneten, ſich ihrer Verantwortung bewußt
zu bleiben. Afquith bedauerte, daß eine öffentliche
Streitfrage über die Wehrpflicht entſtanden
ſei. Aber die heutige ſprunghafte oberflächliche Debatte
ſei die unbefriedigendſte Art, das ſchwierige Problem zu
behandeln. Wenn die Regierung demnächſt
Schlüſſe gezogen habe werde ſie es dem Hauſe
mitteilen, worauf eine Debatte folgen werde.
* London, 16. Sept. Der parlamentariſche
Mit=
arbeiter der Times ſchreibt: Bei Eröffnung des
Parlaments war eine bezeichnende Aenderung des
Tones zu bemerken. Es herrſchte eine ſchärfere Note in
der Beurteilung der Regierung, als ſie ſeit Kriegsbeginn
gehört worden war. Das Haus machte eher den
Ein=
druck, wie in früheren Tagen, da es zwei ausgeprägte
Gruppen gab und Meinungen, die den Beifall der einen
oder der anderen Seite hervorriefen. Die Empfindung,
daß dieſe Spaltung der Ueberzeugungen vom Kabinett
ausgehe, wurde durch die Rede Harcourts hervorgerufen,
die als Erwiderung auf die Vorrede Lloyd Georges
auf=
gefaßt werden konnte.
Der Stellungswechſel der Union.
G* Seltſamer Weife hat ſich im feindlichen
Aus=
land die Gepflogenheit herausgebildet, die
deutſch=
amerikaniſchen Beziehungen als eine Art
Wetterglas für die deutſchen Friedensneigungen zu be
trachten. Sehr mit Unrecht, denn die deutſchen
Bemühun=
gen, mit Amerika ein Uebereinkommen zu treffen, haben
mit unſeren Friedenshoffnungen und
Frie=
denswünſchen nicht das Geringſte zu tun.
Wir erwarten keinen Frieden von Diplomatenfedern, wir
erkämpfen ihn mit dem Schwert in der Fauſt, und bleiben
bei Hindenburgs Wort, daß der Krieg ſolange dauert, bis
wir den Frieden erzwungen haben, den wir haben
müſſen. Sicherung der Grenzen und
Frei=
heit des Meeres, das ſind nach den Worten des
Reichskanzlers unſere Kampfziele, an denen wir
feſthal=
ten. Und das müſſen wir um ſo mehr, als ſich England
in ſeiner quälenden Sorge hin und wieder zu
Aeußerun=
gen hinreißen läßt, die ſeine Abſichten und Pläne nur
zu deutlich enthüllen. So hat ſich letzter Tage der
be=
kannte engliſche Schriftſteller Normann bemüßigt geſehen,
nachdrücklichſt zu betonen, daß nicht der Kanal,
ſon=
dern die belgiſch=deutſche und
holländiſch=
deutſche Grenze das Ende des engliſchen
Machtbe=
reichs darſtelle, und der Amerikaner Homer Lea ſtößt in
dasſelbe Horn, wenn er den Satz verteidigt, daß der
be=
herrſchende Einfluß auf Holland und Belgien
Voraus=
ſetzung für Englands Vorherrſchaft auf dem Feſtland ſei;
die an den Kanal grenzenden Länder von ſich abhängig
zu erhalten, ſei eine Lebensfrage für England. Mag ſein,
aber ebenſo iſt es Lebensfrage und Vorausſetzung für
Deutſchland und ſeine Zukunft, dieſe Vorherrſchaft zu
brechen. Es iſt wieder die alte Lehre vom engliſchen
Brückenkopf auf dem Kontinent, die uns hier aufgetiſcht
wird, und man kann dieſe engliſchen Anſprüche nicht
ſcharf genug zurückweiſen, um unſere Grenzſicherung im
Weſten in ihrer gewaltigen Bedeutung und Schwierigkeit
ins helle Licht zu rücken.
Wilſons Ehrgeiz ſcheint es zu ſein, als
palmzweig=
tragender Friedensapoſtel den Zaren abzulöſen, und das
eine iſt wohl gewiß, daß das amerikaniſche Volk eine
Frie=
densvermittlung durch ſeinen Präſidenten mit einer
Neu=
wahl zum erſten Beamten der Union belohnen würde.
Aber er irrt ſich, wenn er und andere die deutſche
Bereit=
willigkeit zur Beſeitigung der Unſtimmigkeiten, die vom
„Luſitania”=, „Arabie”= und „Heſperian”=Zwiſchenfall zum
Falle des öſterreichiſch=ungariſchen Botſchafters Dumba
führten, als Beweis von deutſcher Friedensneigung
an=
ſieht.
Der Stimmungsumſchwung in der Union hat ſeine
guten Gründe: er entſprang der empfindlichſten Stelle des
Amerikaners, dem Geldbeutel. Deutſchlands
Bereitwillig=
keit, für das Pfund amerikaniſcher Baumwolle 25 Cents
— etwa das 2½fache des ſonſtigen Preiſes — zu zahlen,
brachte ſofort die Südſtaaten zur Erkenntnis, daß
Baum=
wolle, die ſo gut bezahlt wird, unter keinen Umſtänden
Bannware ſein und bleiben dürfe. Dazu kommt weiter
die ſchlechte Lage der engliſchen Finanzen; wie die Köln. Ztg.
aus Neu=York zu berichten wußte, müſſe die amerikaniſche
Regierung auf Frieden dringen, weil die engliſchen
Geldverhältniſſe hoffnungslos ſeien. Unter
dieſen Umſtänden ſieht es auch mit der geplanten
engli=
ſchen Milliarden=Anleihe drüben nicht zu roſig aus,
ob=
wohl der amerikaniſche Finanzminiſter Hill den
amerika=
niſchen Bankiers empfiehlt, England ihre Taſchen zu
öffnen, da der engliſch=amerikaniſche Handel
ohne eine ſolche Anleihe gelähmt werden würde.
Eng=
land ſchwingt alſo auch hier im Hintergrunde drohend
die Peitſche.
Auch aus allen übrigen Kabelmeldungen geht hervor,
daß England eine friedliche Einigung Deutſchlands und
Amerikas höchſt unerwünſcht ſein würde. Man fürchtet
offenbar, da ſich nach einer Einigung mit Deutſchland
Amerikas Grimm gegen die engliſchen Uebergriffe
wen=
den könnte, die jetzt unter der künſtlich gegen Deutſchland
Die jüdiſche Bevölkerung in
Kongreß=
polen und den Nachbargouvernements.
C. Nach der letzten ruſſiſchen Volkszählung,
welche die Religionsangehörigkeit berückſichtigte, gab es in
Kongreßpolen unter 9 402253 Einwohnern 1 267072
Juden, alſo 13,5 Prozent. In den einzelnen
Gouverne=
ments ſchwankt der Prozentſatz erheblich. Während die
Juden im Gouvernement Warſchau 16,4 Prozent der
Be=
völkerung (317169 Köpfe) ausmachen, beträgt ihr Anteil
in Kaliſch nur 7,9 Prozent. Auf Warſchau folgen in
ge=
ringem Abſtand Siedlce mit 15,6 und Petrikau mit 15,2
Prozent. Unter den Gouvernementshauptſtädten ſteht
Su=
walki mit einem jüdiſchen Anteil von 51,5 Prozent obenan,
worauf Kaliſch mit 37,0 Prozent und Warſchau mit 32,0
Prozent folgen. Verhältnismäßig die meiſten Juden
wohnen in den kleineren Städten, unter denen Zawichoſt
(Gouv. Radom) mit 66 Prozent ſogar eine jüdiſche
Mehrheit aufweiſt, was auch von Tomaſchow (Gouv.
Lublin) gilt, wo der Prozentſatz 58,4 beträgt. Auch
Tomaſchow (Gouv. Petrikau) und Ziechanow (Gouv.
Plock) haben mit 44,6 bzw. 39,6 noch ſehr beträchtliche
iſraelitiſche Prozentſätze. In den an Kongreßpolen
an=
grenzenden Gouvernements ſind die Juden in Grodno mit
20 Prozent am ſtärkſten vertreten, worauf Minsk mit 15,3,
Wolhynien mit 13,2 und Wilna mit 12, 9 Prozent folgen.
In Kurland beträgt ihr Prozentſatz dagegen nur 7,8 und
ebenſoviel in Riga, der Hauptſtadt Livlands. In den
übrigen Gouvernementshauptſtädten iſt der iſraelitiſche
Anteil bedeutend höher als auf dem flachen Lande. Dies
beweiſen die Zahlen von Mitau (24,0), Kowno (40,0),
Wilna (41,4), Schitomir in Wolynien (46,5) und
ſchließ=
lich Grodno (53,3).
Aus Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Paul Meyerheim f.
g. Wie ſchon kurz gemeldet, iſt der bekannte Berliner
Maler Prof. Paul Meyerheim am 14. Sept. einem
Schlaganfall erlegen. Meyerheim war ein Meiſter der
Tier= und Genrebilder, auch in Kinderbildern und im
Zilde großen Formates hat er ſich mit Erfolg verſucht. Er
ſtammte aus einer Künſtlerfamilie, und wurde 1842 in
Berlin als Sohn des ebenfalls rühmlichſt bekannten
Land=
ſchaftsmalers Eduard M. geboren, und erhielt im
väter=
lichen Atelier die erſte Ausbildung, um dann Schüler der
Berliner Akademie zu werden. Die maleriſche Friſche, die
temperamentvolle Unmittelbarkeit im Auffaſſen der Form
verdankt er zum großen Teil ſeinem Lehrer Teutwart
Schmitſon, vor allem aber wurde Menzel ſein Führer und
Freund für ſein ganzes Leben. 1860 ſtellte er zum erſten
Male aus. Mit 25 Jahren erhielt er für ſeinen erſten
glänzenden Erfolg, den bekannten Schlangenbändiger in
der Tierbude, in Paris die zweite goldene Medaille.
Jahr=
zehntelang wirkte er als Leiter der Tierklaſſe der Berliner
Kunſthochſchule und legte ſein Amt erſt im vorigen Jahre
nieder. Ernſt Moritz Geyger, Heinrich Sperling, Kuhnert,
Oskar Frenzel, Kapſtein, Georg Koch ſind aus ſeiner
Schule hervorgegangen. Der neueren Kunſtrichtung mit
ihren beklagenswerten Ausſchreitungen ſtand er ſtets
ſchroff ablehnend als Kämpfer in Wort und Schrift
gegen=
über, und wenn mancher moderne Kritiker irgend welche
„aner” oder „iſten” über den grünen Klee pries, und für
einen wahren Künſtler wie Meyerheim nur ein
mitleidi=
ges Lächeln und Achſelzucken übrig hatte, ſo wird die
Zeit lehren, daß er ſo manchen ſeiner Gegner, wenn nicht die
meiſten überdauern wird, die eine ſenſationshaſchende
Kri=
tik zu angeblicher Größe hinauflobte. Auch muſikaliſch war
Meyerheim hochbegabt: er ſpielte das Cello meiſterhaft,
und hatte es verſtanden, ſich durch ſeine geſellſchaftlichen
Talente, ſeinen Humor und ſcharfen Witz eine
hervorra=
gende Stellung im Berliner Leben zu ſchaffen. In
Künſt=
ler= und Geſellſchaftskreiſen wird ſein Scheiden eine
klaf=
fende Lücke hinterlaſſen.
C.K. Meyerheim war ein ſtändiger Beſucher des
Ber=
liner Zoologiſchen Gartens, deſſen Inſaſſen ihm häufig
als Modelle dienten. Als vor mehreren Jahrzehnten die
großen Raubtierhäuſer, das Giraffenſchloß und der
Ele=
fantentempel vollendet waren, vereinigten ſich die
Aktio=
näre und Freunde des Unternehmens auf einem
Feſtban=
kett. Und Meyerheim fiel die Aufgabe zu, den Schöpfer
der neuen Baulichkeiten, den Architekten Hermann Ende,
in einem Trinkſpruch zu feiern, was er denn auch mit
dem humorvollen Trinkſpruch=tat: „Wer den Beſtien ſeiner
Zeit genug getan — der hat gelebt für alle Zeiten!”
Neben den berühmten Tiermalereien ſchuf der Meiſter
auch einige Wandbilder. Ueber eine fröhliche
Gelegen=
heitsarbeit, die er einmal an den Wänden einer bayeriſchen
Kegelbahn ausführte berichtete er ſelbſt: „Es war ein
Regentag, und als Material waren nur ein paar Eimer
Wagenſchmiere und ein Anſtrichpinſel vorhanden.
Da=
mit nun malte ich auf die Wände allerlei Tiere:
Gem=
ſen, Bären Murmeltiere, Adler und Eulen, von denen
einige zugleich die Bedienung darſtellten. Murmeltiere
bringen Kaffeetaſſen, ein Bär Bierſeidel uſw. Dieſe an
einem Tage gemalte Arbeit iſt im Baedeker mit einem
Stern verſehen. Der Poſtwirt erzählte mir mit Stolz,
daß der alte Prinzregent oft vor dieſen Bildern einen
Schoppen getrunken und dabei bemerkt habe, daß der
Künſtler auch ein großer Gemsjäger geweſen ſein müſſe.
In Wahrheit aber habe ich niemals ein Tier geſchoſſen
und bin noch heute froh, wenn ich ein ſolches mit meinem
Pinſel treffen kann.” — Sehr lebendig ſchilderte
Meyer=
heim ſeine Kindheitseindrücke im denkwürdigen Jahre
1848. „Wir bewohnten” ſchreibt er, „in jenen Märztagen
das Haus am Leipziger Platz Nr. 4, deſſen Fenſter nach
der Königgrätzer Straße, damals Hirſchelſtraße genannt,
hinausgingen. Das Lager für uns Kinder war auf der
Erde bereitet, die Schüſſe krachten entſetzlich von der
Straße her, und die Eltern mit der Köchin ſchoben zwei
dicht vollgeſtopfte Kleiderſchränke zum Schutz vor das
Fen=
ſter. Es wurde damals eine Bürgerwehr eingerichtet, und
mein Vater und ſeine ebenſo friedfertigen Freunde
muß=
ten zu den Waffen greifen, den Zylinderhut ſchmückte eine
große Kokarde, ein Seitengewehr, eine Patronentaſche
umgürteten die kampfesmutigen Leiber, und eine
wirk=
liche Flinte wurde mit herumgeſchleppt. Zu den
Mahl=
zeiten verſammelten ſich die tapferen Männer in dem
einen der von Schinkel erbauten Potsdamer Torgebäude,
das mit dem gegenüberliegenden durch ein großes,
ſchwe=
res Gitter verbunden war. Hierher kamen die Frauen
mit dem Mittageſſen: und meine Mutter, die ſtets eine
Virtuoſin in der Zubereitung von Königsberger Klopſen
war, wurde mit Jubel begrüßt, wenn ſie mit einem
enor=
men Topf dieſer ihrer Handarbeit bei den Kriegern
er=
ſchien.”
aufgepeitſchten Erregung weniger Beachtung fanden.
Und weiter erhebt ſich hinter dem Rücken des
Friedens=
apoſtels im Weißen Hauſe das drohende Geſpenſt der
mexikaniſchen Frage, in der die Intereſſen der
Union und Englands hart aufeinanderſtoßen.
Die Möglichkeit eines kriegeriſchen Zuſammenſtoßes
mit Mexiko iſt recht nahe gerückt, und Wilſon hat allen
Grund, ſich die Hände durch eine Einigung mit
Deutſch=
land frei zu halten. Mexiko iſt der Schlüſſel zum
Pa=
namakanal, die Grundlage aller amerikaniſchen Träume
von einer kommenden Weltherrſchaft, und noch weit
greif=
barer als dieſe Zukunftsträume ſind die Petroleumſchätze
des Aztekenlandes, die die Erdölmagnaten der Union
unter allen Umſtänden in ihre Gewalt bringen wollen
und müſſen. In dem Phraſengewäſch der engliſchen
Preſſe zeigen ſich immer deutlicher die Beſorgniſſe von
einem Konflikt mit der Union: betrachtet es doch
Eng=
land von jeher als ſeine von dem engliſchen Herrgott
ge=
ſtellte Aufgabe, ſich die Schlüſſel zu allen großen
Seever=
kehrswegen anzueignen, alſo auch die des Panamakanals,
Der Krieg droht aber dieſe Schlüſſelſammlung erheblich
zu ſchädigen. Und noch mehr, auch Amerikas ureigenſtes
Arbeitsfeld wird durch den Krieg im Panamakanal
ge=
troffen: die Lähmung der engliſchen Vorherrſchaft zur
See und die damit verbundene des amerikaniſchen
Han=
dels hat die klugen und liſtigen Japs veranlaßt, die erſte
regelmäßige Dampfſchiffslinie durch den Panamakanal
zu legen, die Aſien und die Weſtſtaaten der Union
ver=
bindet.
Das mag die Herren Amerikaner recht nachdenklich
geſtimmt haben. Bei einigem guten Willen aber und
weiterem angeſtrengtem Nachdenken ſollten ſie doch wohl
ferner dahinter kommen, daß ihr eigenes Wohl in einem
Zuſammengehen mit Deutſchland und einem tatkräftigen
Bekämpfen der engliſchen Uebergriffe und Anmaßungen
liegt. Alle Anzeichen ſprechen dafür, daß dieſe Einſicht,
wenn auch reichlich ſpät, endlich aufdämmert.
Der Athener Depeſchendiebſtahl.
* Wien, 15. Sept. Die Südflawiſche
Korreſpon=
denz meldet aus Saloniki: Das in franzöſiſcher Sprache
erſcheinende Blatt Neues Jahrhundert beſpricht den
De=
peſchendiebſtahl in Athen und ſagt: Jetzt
ver=
ſtehen wir das von Agenten des Dreiverbandes erhobene
Geſchrei über angebliche deutſche Spionage und die
Be=
mühungen einzelner Perſonen, deutſche Spione zu
ent=
decken, während tatſächlich die zyniſchſte Spionage für den
Dreiverband ausgeübt worden iſt. Der Dreiverband
ſchrie nach den deutſchen Spionen, um auf dieſe Weiſe die
Aufmerkſamkeit von der eigenen Arbeit abzulenken. Dieſe
Handlungsweiſe des Dreiverbandes entſpricht ganz ſeiner
ſonſtigen politiſchen Heuchelei, die von dem Schutze der
Freiheiten der kleinen Nationen und des
Nationalitäten=
prinzips ſpricht, während durch die Beſetzung von
griechi=
ſchen Inſeln die Neutralität Griechenlands verletzt und
auch auf alle anderen neutralen Staaten ein brutaler
Druck ausgeübt wird. Gleichzeitig verſpreche der
Drei=
verband Italien den griechiſchen Dodekanes, Albanien und
die ſlawiſchen Küſten der Adria. Allmählich falle nun
die heuchleriſche Maske, die das wahre Geſicht des
Drei=
verbandes verhülle. Der große Depeſchenſkandal in Athen
werde nicht verfehlen, dieſe Entlarvung zu vollenden.
Die Balkanſtaaten.
Zur Lage.
CD Berlin, 15. Sept. Ueber Serbiens
Hal=
kung in der mazedoniſchen Frage liegt heute eine
halb=
amtliche engliſche Mitteilung vor, die der Hauptſache nach
beſtätigt, was bereits früher von anderer Seite gemeldet
worden war. Man braucht deshalb an der Richtigkeit
dieſer Londoner Nachricht um ſo weniger zu zweifeln, je
mehr alle inneren Gründe dafür ſprechen, daß ſie die
Tat=
ſachen zutreffend widergibt. Ihr Inhalt beſagt mit
kur=
zen Worten: Serbien will Mazedonien an Bulgarien
ab=
treten, nachdem Bulgarien mit dem Vierverbande
ge=
meinſame Sache gemacht, Serbien aber Bosnien,
Dalma=
tien, Kroatien und Slawonien erhalten hat, wenn dieſer
Vorſchlag vom Vierverbande gebilligt würde, könne ein
neuer Balkanbund zwiſchen den vier Balkanſtaaten und
Rumänien zuſtande kommen.
Eine derartige Haltung Serbiens rechtfertigt in
voll=
ſtem Umfange die Politik, die von der bulgariſchen
Re=
gierung durch das freundſchaftliche Abkommen mit der
Türkei betätigt worden iſt. Denn der ſerbiſche Vorſchlag
zeugt von verſtiegenſter Selbſtſucht und bedeutet nach den
Erfahrungen der Balkankriege eine große
Herausforde=
rung Bulgariens. Läuft doch für Bulgarien jedes
Ge=
meinſame=Sache=machen mit dem Vierverbande in erſter
Linie darauf hinaus, daß es die ſchwerſten Blutopfer zur
Bezwingung der Dardanellen bringt. Bulgarien hat aber
bereits im erſten Balkankriege unter allen Balkanſtaaten
die ſchwerſten Opfer an Blut und Gut gebracht; ſoll es
gemäß ſerbiſchem Verlangen jetzt nochmals ſolche Opfer
bringen, dann müßte es für Mazedonien doppelt
be=
zahlen. Das aber muß Bulgarien als eine unerträgliche
Zumutung aus dem Grunde erſcheinen, weil ſein
ver=
tragsmäßiger Anſpruch auf Mazedonien ohnehin zu
Recht beſteht. Mit der Zahlung des doppelten Preiſes
für Mazedonien würde jedoch für die Bulgaren der
An=
ſchluß an den Vierverband im Sinne Serbiens noch lange
nicht abgetan ſein. Denn da Serbien vom Vierverbande
Bosnien, Dalmatien, Kroatien und Slawonien verlangt,
der Vierverband ſelbſt aber kein einziges dieſer Gebiete in
Händen hat, müßten Bulgariens Söhne ihr Leben auch
dafür opfern, daß jene Beſtandteile der Donaumonarchie
ur freien Verfügung des Vierverbandes geſtellt würden.
Die großmütige Bereitwilligkeit Serbiens, Mazedonien
gegen jene Gebiete abzutreten, wird durch die Tatſache
beleuchtet, daß Serbien mit Mazedonien einige
Hundert=
tauſend Einwohner verlöre, während es mit bulgariſcher
Hilfe mehr als 5 Millionen Einwohner gewönne! Dabei
ſteht noch keineswegs feſt, daß Serbien aufhören wird,
ſeine teilweiſe ſchon verwirklichten Abſichten auf den
Er=
werb albaniſchen Gebietes aufzugeben. Serbien
mutet mithin den Bulgaren zu, daß ſie neue ſchwere
Blut=
opfer zur Errichtung eines großſerbiſchen Staates von
mehr als 10 Millionen Einwohnern und dafür bringen
ſollen, die ihnen vorteilhafte türkiſche Herrſchaft an den
Meerengen durch eine andere zu erſetzen, die Bulgariens
politiſche und wirtſchaftliche Freiheit auf das ſchwerſte
bedrohen müßte.
In Sofia iſt für dieſe Politik ſerbiſcher
Großmanns=
ſucht, die freilich betreffs der Meerengen eine
unbegreif=
liche Kurzſichtigkeit verrät, allmählich wohl jedes
Ver=
ſtändnis verloren gegangen. Aber auch Rumänien, das
doch der ſtärkſte Balkanſtaat bleiben möchte, müßten
end=
lich die Augen darüber aufgehen, in welchem Maße das
großſerbiſche Streben ſeine eigene Stellung auch dann
gefährdete, wenn es durch den Anſchluß an den
Vierver=
band ſich wirklich auf Koſten Oeſterreich=Ungarns
ver=
größerte.
Der letzte ruſſiſche Verſuch bei Rumänien?
* (Zenſ. Bln.) Aus Bukareſt meldet indirekt die Voſſ.
Ztg.: Die plötzliche Ankunft des Geſandten in Petersburg,
Konſtantin Diamandi, in Bukareſt wird in politiſchen
Kreiſen lebhaft erörtert. Eine hier verbreitete Lesart
be=
ſagt, daß der Geſandte mit einer Sonderbotſchaft
betraut iſt, um Rumänien noch im letzten Augenblick durch
das Angebot, ihm Beßarabien abzutreten, für den
Vier=
verband zu gewinnen. Aber die Bedingung entwertet
das Zugeſtändnis. Selbſt ehemals ruſſophile Führer, die
ſich nicht genug tun konnten in Gehäſſigkeiten gegen die
Zentralmächte, ſind angeſichts des ruſſiſchen
Zuſammen=
bruchs ganz kleinlaut geworden. Selbſt die Ruſſophilen
ſind heute zufrieden, wenn Rumänien bei ſeiner
Neutra=
lität verharrt. Ein geſchenktes Beßarabien aus der Hand
Rußlands habe keine größere Bedeutung als die im
letz=
ten Augenblick den Polen verſprochene Autonomie.
Ruß=
land vermag die Behauptung von Beßarabien den
Ru=
mänen heute nicht mehr zu garantieren. Bliebe Rußland
aber ſchließlich der Sieger, ſo traut man ihm hier zu,
daß es ſchon nach wenigen Jahren Beßarabien
zurückfor=
dern würde, zumal dieſes bereits ſo ſtark ruſſifiziert iſt,
daß es geradezu als ruſſiſches Gebiet gilt. Man hält hier
deshalb die Sendung Diamandis allgemein
für geſcheitert. Rumänien ſcheint entſchloſſen zu
ſein, aus ſeiner Neutralität nicht mehr herauszutreten und
das Schickſal mit dem wechſelnden Kriegsglück nicht
her=
auszufordern. Die Beziehungen zu Bulgarien ſind
freundſchaftlich und man möchte ſich dieſe Freundſchaft
nicht verſcherzen. Diamandi iſt auch nicht eine
Perſön=
lichkeit, die imſtande wäre, auf die Geſchicke Rumäniens
in entſcheidender Stunde beſtimmenden Einfluß zu
ge=
winnen.
Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.
17. September: Das franzöſiſche 13. und 14.
Armee=
korps ſüdlich Noyon entſcheidend geſchlagen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 17. September.
* Großherzogin Eleonore feiert heute ihren
Ge=
burtstag, den wir freudigen Herzens alle als einen
frohen Feſttag mitbegehen. Das Gefühl, das uns an dem
heutigen Tage und in dieſer ſchweren Prüfungszeit vor
allem beſeelt, iſt das der Dankbarkeit gegen unſere geliebte
Landesfürſtin, die in dieſer ernſten Zeit ſich mit
unermüd=
lichem Pflichtgefühl und Selbſtverleugnung den Werken
der Liebe und Barmherzigkeit gewidmet und ſich an die
Spitze der der Kriegsfürſorge gewidmeten ſegensreichen
Arbeit des Roten Kreuzes geſtellt hat und allen, die ſich die
Sorge für die Angehörigen unſeres tapferen und
ſieg=
reichen Heeres und ihrer Familien zur Aufgabe gemacht
haben, ein leuchtendes Vorbild iſt. Der Segen dieſer
Tätigkeit im Dienſte der Nächſtenliebe und die
Dankbar=
keit für die in unvergleichlicher Pflichttreue und
Auf=
opferung geleiſtete Arbeit werden den Krieg lange
über=
dauern und die Bande zwiſchen unſerem Fürſtenhauſe
und Volk feſt und feſter geſtalten.
Gott ſchütze auch fernerhin unſere geliebte
Großher=
zogin und das ganze Großherzogliche Haus!
* Ordensverleihung. Se. Königl. Hoheit der
Großherzog hat dem Wachtmeiſter und
Stations=
führer Georg Jahres im Großherzoglichen Gendarmerie=
Korps die Krone zum Silbernen Kreuz des
Verdienſt=
ordens Philipps des Großmütigen verliehen.
* Militärdienſtnachrichten. Befördert: Dreibholz,
Lt. d. Reſ. d. Inf.=Regts. Nr. 52 (I Hamburg), jetzt im
Inf.=Regt. Nr. 168, zum Oberleutnant; Reeswinkel
(Siegen), Vizefeldwebel im Inf.=Regt. Nr. 168, zum
Leut=
nant d. Reſ. dieſes Regts.; Mulack (Gießen),
Dah=
lem (Worms), Vizewachtmeiſter im Reſ.=Feldart.=Regt.
Nr. 25, zu Leutnants d. Reſ.
Kriegsauszeichnungen. Das Eiſerne Kreuz 2. Kl.
erhielt der Gefreite W. Brückel I. Erſatz=Abteilung
des Feld=Artillerie=Regiments Nr. 61. Dem Fähnrich
im Fuß=Artillerie=Regiment Nr. 20 Kurt Milkau,
Sohn des Herrn Oberpoſtdirektors Milkau, wurde die
Heſſiſche Tapferkeitsmedaille verliehen.
— Großherzogliches Hoftheater. Als Feſtvorſtellung
zum Geburtstag Ihrer Königlichen Hoheit der
Groß=
herzogin geht heute unter der Spielleitung Hans
Baumeiſters Fuldas Luſtſpiel „Jugendfreunde” in
Szene. Vorher wird von der Hofkapelle Rezniceks
Luſt=
ſpiel=Ouvertüre unter muſikaliſcher Leitung von Richard
Lert vorgetragen. Die Vorſtellung beginnt um 7 Uhr.
Samstag, den 18., bleibt das Hoftheater infolge der
Ge=
neralprobe zu „Parſifal” geſchloſſen. Sonntag, den
19., findet die Erſtaufführung des „Parſifal” ſtatt. A. 2;
gewöhnliche Preiſe. Die Vorſtellung beginnt um 4 Uhr
nachmittags und endet gegen 10 Uhr. Nach dem erſten
Aufzug findet eine Pauſe von einer Stunde, nach dem
zweiten eine ſolche von fünfundvierzig Minuten ſtatt.
Der zweite Aufzug beginnt um 6,50 Uhr, der dritte um
8,35 Uhr. Es wird beſonders darauf aufmerkſam
ge=
macht, daß der Eintritt in den Zuſchauerraum nach
Be=
ginn der Ouvertüre unter keinen Umſtänden erfolgen
und dann erſt nach Ende des 1. Aktes geſtattet werden
kann. Das verehrliche Publikum wird daher in eignem
Intereſſe gebeten, pünktlich zu erſcheinen. Textbücher
zu „Parſifal” ſind bei den Logenſchließern zu haben.
Montag, den 20., wird „Alt=Heidelberg” als erſte
Volks= und Garniſonsvorſtellung zu ermäßigten Preiſen
gegeben. Der Vorverkauf hierzu findet von Freitag,
dem 17., bis einſchließlich Montag, den 20. September
gleichzeitig an der Tageskaſſe des Hoftheaters zu den
ge=
wöhnlichen Kaſſeſtunden, ſowie am Verkehrsbureau
ſtatt. Dienstag, den 21., wird Dregelys Komödie
„Der gutſitzende Frack”, die am Donnerstag mit
außer=
ordentlichem Erfolg zum erſten Male in Szene ging,
wiederholt.
— Weingartner=Konzerte im Hoftheater. Bei
der außergewöhnlichen künſtleriſchen Bedeutung der für
kommenden Winter geplanten Hofmuſikkonzerte, die
durch die Wiedergabe ſämtlicher Beethovenſcher
Sin=
fonien unter Weingartners genialer Leitung beſonders
gekennzeichnet ſind, wurde auch in der weiteren
Aus=
geſtaltung der Konzerte die Wahrung eines möglichſt
einheitlichen Stils angeſtrebt. Unter dieſem
Geſichts=
punkte iſt neben den nichtbeethovenſchen
Programmbeſtand=
teilen auch die Wahl der Soliſten und der von ihnen
darzubietenden Werke zu werten. Die Virtuoſität als
Selbſtzweck tritt völlig zurück hinter der Abſicht der
mitwirkenden Künſtler, ihr Können einer großen
muſi=
kaliſchen Aufgabe dienſtbar zu machen. So iſt es nicht
Zufallsſache, daß hier dem Klavierſpiel der breiteſte
Raum gewährt wurde. Keine Geringeren als die Damen
Schapira (H-dur=Konzert von Liſzt), Kwaſt=Hodapp
(G-dur=Konzert von Beethoven) und Max Reger
(D-moll von Bach) haben ſich zur Mitwirkung bereit
erklärt. Die Violine wird zweimal als Vermittlerin
klaſſiſcher Meiſterwerke, der Konzerte von Brahms durch
unſeren vortrefflichen Konzertmeiſter Schiering und
von Mendelsſohn durch eine jugendliche,
vielver=
ſprechende Geigerin, Fräulein Bernſtein=München, zu
Worte kommen. — Im zweiten Konzert gelangen zur
erſtmaligen hieſigen Aufführung ſechs Geſänge mit
Orcheſter von Weingartner durch die Gattin des
Kom=
poniſten, Frau Lucille von Weingartner.
* Vollbeſetzung der Schiffsjungen=Abteilungen.
Eben=
ſo wie die Unteroffizier=Vorſchulen ſind auch
die Schiffsjungen=Abteilungen der
Kaiſer=
lichen Marine gegenwärtig voll beſetzt. Der Krieg
und die vaterländiſche Begeiſterung haben bei der
deut=
ſchen Jugend auch die Liebe für die Marine ganz
erheb=
lich gefördert und den Schiffsjungen=Abteilungen große
Scharen junger Leute zugeführt. Die Anwärterliſten
ſind jetzt geſchloſſen worden, Neumeldungen werden erſt
wieder mit Beginn nächſten Jahres bei den zuſtändigen
Bezirkskommandos angenommen. Bei dieſer
Gelegen=
heit wird militäramtlich mitgeteilt, daß die
Unter=
offizierſchulen noch jederzeit Schüler einſtellen.
* Beurlaubungen zur Weinernte. Das
Kriegsmini=
ſterium hat durch eine Verfügung vom 5. d. Mts. die
Truppenteile angewieſen, zur ſachgemäßen Unterbringung
er diesjährigen Weinernte den Winzern einen
Ur=
laub bis zu vierzehn Tagen zu gewähren. Auch den für
die Weinernte in Betracht kommenden Handwerkern,
wie z. B. den Böttchern, darf ein ſolcher Urlaub
be=
willigt werden. In jedem Falle iſt indeſſen ein
begrün=
deter Antrag zu ſtellen, auch muß ſich die Beurlaubung
mit den militäriſchen Intereſſen vereinbaren laſſen.
n. Ein Fahnenflüchtiger. Wie früher ſchon kurz
ge=
meldet wurde, iſt Rechtsanwalt Schmidt aus
Lampertheim, ein geborener Mainzer,
verſchwun=
den und wird ſeitens der Militärbehörde wegen
Fahnen=
flucht von einem mobilen Truppenteil (eines mit
Min=
deſtſtrafe von 10 Jahren Zuchthaus bedrohten
Verbre=
chens) ſteckbrieflich verfolgt. Unter dem Verdacht der
Be=
günſtigung dieſes Verbrechens iſt von der
Staatsanwalt=
ſchaft Darmſtadt ein Fahndungsausſchreiben gegen Sch.s
Geliebte, eine gewiſſe Kaufhold aus Kaſtel bei Mainz
erlaſſen worden, und die gleiche Behörde unterzieht Sch.s
Anwaltstätigkeit, in der Unregelmäßigkeiten vorliegen
ſollen, einer näheren Prüfung. Die Flucht Sch.s, die
ver=
mutlich gemeinſchaftlich mit ſeiner Geliebten geſchah,
er=
folgte am Tage, bevor er von Villbel aus abermals ins
Feld ausrücken ſollte; die Beweggründe dazu ſind noch
nicht feſtgeſtellt. Die Anwaltspraxis hatte der jetzt
Ver=
ſchwundene, der bereits einige Monate in der Front
ge=
weſen war, bis in die letzte Zeit, ſoweit dies der
Militär=
dienſt geſtattete, ausgeübt, und er war u. a. im Mai v. J.
in der Verhandlung der Strafkammer Darmſtadt gegen
eine Lampertheimer Diebsbande als Verteidiger
aufge=
treten.
* Der Verband der gemeinnützigen Bauvereine im
Großherzogtum Heſſen hält am Sonntag, 26. September,
vorm. 11 Uhr, in Groß=Steinheim im Hofbrauhaus
eine Hauptverſammlung ab. Die Tagesordnung
enthält u. a. folgende Gegenſtände: Bericht des
Verbands=
vorſitzenden über das letzte Geſchäftsjahr. (Hieran
an=
ſchließend kurze Mitteilungen über die Hypothekar=
Lebensverſicherung und über Stempelfragen.) —
Kaſſen=
bericht. — Die Bürgſchaftsübernahme des Reichs für
Dar=
lehen der Bauvereine. (Berichterſtatter Herr Pfarrer
Loos, Butzbach.) — Die Entwicklung der Gemeinnützigen
Baugenoſſenſchaft in Groß=Steinheim. (Berichterſtatter
Herr Fr. Hoffmann.) — Wahl des Ortes für den
nächſt=
jährigen Verbandstag.
* Konzert. Im Café Fürſt Bismarck heute
abend großes volkstümliches Konzert. (Näheres ſiehe
Anzeige.)
Rotes Kreuz.
(Geöffnet von 8—1 und 2—6 Uhr. Bureau der Zentral=
Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 25,
Krankenbeförde=
rungs=Abteilung: Mathildenplatz 20, Fernruf 2576;
Aus=
kunftsſtelle: Rheinſtraße 34, Fernruf 25; Materialien=
Abteilung: Altes Palais, Fernruf 20; Verpflegungsſtelle
am Hauptbahnhof, Fernruf 216; Kreuzpfennig=Marken:
Neckarſtraße 8, Fernruf 2421.)
Ueber ein Jahr währt jetzt der Krieg. Ein Zeitraum,
lange genug, um ſchwere Wunden zu ſchlagen, aber auch,
ſie zu ſchließen. Erfreulicherweiſe ſind ja die Heilerfolge
bei unſeren braven Soldaten ſehr groß. Aber die gewal=
tigſten Fortſchrite der maedizimiſchen Wiſſnſchaſt und in
ihr der Chirurgie können ſo manchem ſeine geſunden
Glie=
der nicht erhalten und wiedergeben. Je länger der Krieg
dauert, deſto zahlreicher erſcheinen derartige Opfer in der
Oeffentlichkeit. Da iſt es im höchſten Grade
bedauer=
lich, daß man beobachten muß, wieviele es gegenüber den
armen Verkrüppelten auf der Straße am nötigſten
Takt fehlen laſſen. Es iſt doch ungehörig, einen ſolchen
Unglücklichen zu umringen ſtehen zu bleiben und ihm
nachzuſtarren, mag es auch weniger aus Neugierde als
aus Mitleid geſchehen. Wir haben im Roten Kreuz zwar
nicht die öffentliche Ordnung zu überwachen, wohl aber
fühlen wir die Verpflichtung, die unſerer Obhut
Unter=
ſtellten, im Dienſte des Vaterlandes zu Schaden
gekom=
menen auch nach ihrer Entlaſſung aus den Lazaretten
vor den neugierigen Blicken derer zu ſchützen, um
deret=
willen ſie ihre geſunden Glieder eingebüßt haben. Wir
bitten alſo, unſeren Verkrüppelten taktvoller zu begegnen
und auch die Kinder in dieſem Sinne anzuhalten.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛe deren im
Nach=
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Reſidenz=Theater am Weißen Turm. Heute
kommt der mit ſo großem Beifall aufgenommene
Kriminal=Roman in 5 Akten mit Rudolf Schildkraut
zum letztenmal zur Vorführung. Intereſſenten ſollten
den Beſuch des Theaters nicht verſäumen. Morgen
ſieht man dann den ſchon ſeit langer Zeit mit größter
Spannung erwarteten Film Fantomas die
Sen=
ſation der Nerven, der raffinierteſte und ſenſationellſte
Detektiv=Roman in 6 Akten mit einer Vorführungsdauer
von zwei Stunden. (Siehe Anzeige.)
* Griesheim, 16. Sept. (Kriegsauszeichnung.)
Der Offizieraſpirant bei der Fußartillerie Gefreiter Wilh.
Hans Dell, studl. arch., wurde am 17. Auguſt als erſter
in ſeiner Batterie mit dem Eiſernen Kreuz ausgezeichnet.
* Heuſenſtamm, 16. Sept. (Der hieſige Spar=
und Kreditverein) gehört auch zu der großen Zahl
derartiger, durch Nachläſſigkeit verantwortlicher Leiter
und durch ſonſtige Umſtände ihres Geſchäftsbetriebs
not=
leidend gewordener Kaſſen. Seit Mai v. Js. iſt deshalb
ein Strafverfahren gegen den früheren Direktor Winter,
ſowie den früheren Rechner Holzammer anhängig,
und die Vorunterſuchung war nach den Verhältniſſen des
vielbeſprochenen Falles ſehr zeitraubend. Nunmehr iſt das
Verfahren ſoweit gediehen, daß der Staatsanwalt
An=
klage gegen die Genannten wegen Vergehens wider
das Genoſſenſchaftsgeſetz (unberechtigte Verfügung zum
Nachteil der Genoſſenſchaft, Betrug, Verſchleierung uſw.
als Vorſtandsmitglied) erheben konnte. Die umfangreiche
Verhandlung vor der Darmſtädter Strafkammer ſteht alſo
wohl für die nächſte Zeit in Ausſicht und dürfte recht
lehr=
reiche Einblicke in die Art und Weiſe wie man einen
ſol=
chen Kreditverein nicht führen ſoll, eröffnen. Leider
reichen die fraglichen Machenſchaften ſo weit zurück, daß
zwei gleichfalls daran Beteiligte ſchon vor Jahren
geſtor=
ben ſind. Der Verein hat nach Aufdeckung des mißlichen
Sachverhalts natürlich die Vorſtandsbeſetzung geändert,
die Nachſchußpflicht der Mitglieder herangezogen und auf
dieſer beſſeren Grundlage den Betrieb vorläufig
fortge=
ſetzt. H. iſt außer den erwähnten Vergehen noch einer
Urkundenfälſchung beſchuldigt; beide Angeklagte ſind
mangels Fluchtverdachts nicht verhaftet.
Hofheim i. R., 16. Sept. (Ein Unglücksfall), der
die ſchlimmſten Folgen hätte haben können, ereignete ſich
auf der Bahnſtrecke Worms=Lampertheim. Der
Rotten=
arbeiter Joſeph Ochſenſchläger aus Wattenheim, der
mit anderen Kollegen beim Abladen von Steinen
be=
ſchäftigt war, ſtürzte, während ſich der Materialzug
früh=
zeitig in Bewegung ſetzte, zwiſchen zweiWagen, wo
er mit beiden Beinen auf das Gleiſe zu liegen kam.
Seiner Geiſtesgegenwart, die er bei dem Sturze nicht
ver=
lor, hat er es zu verdanken, daß ihm die Beine nicht
ab=
gefahren wurden. Ochſenſchläger, über den der ganze Zug,
während er zwiſchen den Schienen lag, hinwegrollte,
mußte ſich ſofort infolge ſeiner Verletzungen in ärztliche
Behandlung begeben.
Aſtheim, 16. Sept. (Sonderbare Wege des
Schickſals.) Unter den in Aſtheim beſchäftigten
fran=
zöſiſchen Gefangenen befindet ſich ein Mann mit
dem Namen Lang, der der Nachkomme eines —
Aſt=
heimers iſt. Sein Großvater betrieb vor Jahren in
Aſt=
eine Bäckerei, geriet in mißliche Verhältniſſe und
wanderte — unter Zurücklaſſung ſeiner Familie — nach
Frankreich aus. Dort gründete er eine neue Familie und
ſtarb auch dort und nun will es das Schickſal, daß der
Enkel, ein Stockfranzoſe, als Kriegsgefangener in die
Hei=
mat ſeines Großvaters kommt.
Hetzbach i. O., 16. Sept. (Ein frecher Einbruch)
wurde in einer hieſigen Villa verübt, wobei den Dieben
wertvolle Beute in die Hände fiel.
Mainz, 16. Sept. (Die Einwohnerzahl der
Stadt Mainz) betrug Ende Auguſt 119388 (119233)
Perſonen. Geboren wurden im Auguſt 165 (174) Per=
ſonen. Es ſtarben 216 (217) Perſonen. Nach den
poli=
zeilichen Meldungen zogen im Monat Auguſt insgeſamt
2003 (1414) Perſonen zu; als weggezogen wurden
insge=
ſamt 1797 (1838) Perſonen gemeldet.
— Bingen, 16. Sept. (Die Kriegsanleihe.)
Geſtern abend ſprach Se. Exzellenz Herr Finanzminiſter
Dr. Braun=Darmſtadt in einer feſtlich geſtimmten
vater=
ländiſchen Verſammlung anläßlich der neuen
Kriegs=
anleihe. Einleitend bemerkte der Miniſter, daß es ihm
ſelbſtverſtändlich fern liege, etwa eine politiſche Rede zu
halten, für ihn handele es ſich ausſchließlich darum, wie
jeder andere Staatsbürger ſeine Kräfte pflichtmäßig in
den Dienſt der zurzeit wichtigſten Aufgabe der
Daheim=
gebliſebenen zu ſtellen freilich nicht in dem Sinne, als ob
es noch nötig wäre, Begeiſterung zu wecken, dens dieſe
ſei überall ſchon vorhanden. Es handele ſich
vielmehr um nichts anderes als darum, Verſtändnis
für Deutſchlands Wirtſchaftskraft und
ziehung von Tatſachen, Bekanntgabe von Ziffern und
Vergleichen mit dem Auslande in weite Kreiſe zu tragen.
Allenthalben beſtehe mit Recht eine günſtige Auffaſſung
von der deutſchen Lage — „das deutſche Volk kennt ſeine
weiſe, ſei doch bei vielen das Bedürfnis vorhanden, ihre
Auffaſſung von den Zuſammenhängen wirtſchaftlicher
Dinge weiter vertieft zu ſehen, was das Gefühl der
Sicher=
heit ſtärke. Wer aufklärend wirke, tue nichts zur Sache,
es komme nur darauf an, daß es überhaupt geſchehe.
Glänzend habe ſich die deutſche Anpaſſungsfähigkeit an die
ſchweren Verhältniſſe bewährt, unſere Geldverfafſung ſei
für die ſtärkſte Belaſtungsprobe gerüſtet. Daß er ſich
deſſen freue und Verbreitung dieſer Kenntnis wünſche,
werde man ihm nachfühlen können, denn es handele ſich
um Tatſachen, auf die alle, nicht nur die Wiſſenden ſtolz
ſein dürften.
Nieder=Saulheim, 16. Sept. (Eine ſchlaue
Bäu=
erin) von hier entging dadurch einer gefürchteten
Milch=
probe durch die Gendarmerie daß ſie beim Erſcheinen
der=
ſelben lieber die ganze Milch ausſchüttete, als
ſie unterſuchen zu laſſen. Sie wurde wegen Verweigerung
der Abgabe einer Milchprobe angezeigt, erreichte aber vor
dem Gericht zu Nieder=Olm ein freiſprechendes
Urteil. Eine andere Bäuerin aus dem benachbarten
Klein=Winternheim wurde dagegen wegen Zuſetzung von
24 Prozent Waſſer zur Milch zu 50 Mark Geldſtrafe
ver=
urteilt.
Zweite Kammer.
Zehnte Sitzung des Kriegsausſchuſſes.
Darmſtadt, 16. September.
gie. In der heutigen Sitzung wurde zunächſt über
den Antrag des Abg. Wiegand, betreffend die
Unter=
ſtützung der bedürftigen Familien der Kriegsteilnehmer,
verhandelt. Der Antragſteller zog den Antrag im Hinblick
auf den bereits in der geſtrigen Sitzung angenommenen
Antrag Raab, der ſich im weſentlichen mit ſeinem
An=
trag deckt, zurück. — Die Fortſetzung der geſtern
begon=
nenen Beſprechung der Anfrage des Abg. Henrich, die
Unterſtützung notleidender Staatsbeamten,
Gewerbetrei=
bender und Staatsarbeiter betreffend, nahm im übrigen
die ganze Sitzungszeit in Anſpruch. Im Anſchluß an die
hierüber gepflogenen Erörterungen wurden verſchiedene
Anträge in Ausſicht geſtellt, über die morgen weiter
ver=
handelt werden ſoll.
Auf eine außerhalb der Tagesordnung geſtellte
An=
frage des Abg. Brauer erklärte ſich die Großh.
Regie=
rung bereit, im Bundesrat darauf hinzuwirken, daß die
75prozentige Ausmahlung des Brotgetreides einheitlich für
das ganze Reich angeordnet würde.
Nächſte Sitzung Freitag um 10 Uhr.
Zeichnungen für die dritte
Kriegs=
anleihe.
* Es zeichneten ferner: Landesverſicherungsanſtalt
Ober=Bayern 3 Millionen (vorher je 2 Millionen). Firma
Deinhardt u. Co. Koblenz 2100000 Mk.
Beamtenverſiche=
rungsverein des deutſchen Bank= und Bankiergewerbes
Berlin 5 Millionen (vorher 9 Millionen). Hugo
Schnei=
der Akt.=Geſ. Leipzig 1500000 Mk. Chem. Fabrik vorm.
Milch Poſen 1 Million. Pommerſche Prov.=Zuckerſiederei
3 Millionen. Preußiſche Central=Bodenkredit=A.=G. 4
Millionen. Manoli Zigarettenfabrik Mandelbaum Berlin
1 Million. Die Friedrich=Wilhelm=Lebensverſicherungs=
A.=G. Berlin 25 Millionen (vorher 10 und 20 Millionen).
Farbwerke vorm. Meiſter, Lucius u. Brüning in Höchſt
nachträglich von 4 auf 7 Millionen erhöht. Metallfirma
Beer, Sondheimer u. Co. Frankfurt a. M. 2500000 Mk.
Generalkonſul Frhr. Max von Goldſchmidt=Rothſchild
Frankfurt a. M. 2 Millionen. Rheiniſcher
Provinzialaus=
ſchuß 330 Millionen.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 16. Sept. Amtlich wird verlautbart:
16. September:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz
Alle Verſuche der Ruſſen, unſere oſtgaliziſche Front
ins Wanken zu bringen, bleiben erfolglos. Geſtern
führte der Feind unter großem Aufwand von
Artillerie=
munition ſeine Hauptangriffe gegen unſere Front an der
mittleren Strypa. Er wurde überall geworfen,
ſeine geſunde Geldverfaſſung unter Heran= wobei unſere Truppen durch Flankierungsangriffe auf
den Brückenkopf von Buczacz und auf den Raum ſüdlich
1 von Zalocze mitwirkten.
Bei der Erſtürmung des 20 Kilometer ſüdlich von
Kraft” —, aber wie der Beſuch der Verſammlungen be= Zalocze liegenden Dorfes Zebrow wurden dem Feinde
11 Offiziere und 1900 Mann als Gefangene
abgenommen und 3 Maſchinengewehre erbeutet.
Auch in Wolhynien haben unſere Streitkräfte
zahlreiche Angriffe abgeſchlagen. Bei
No=
wo=Alekſiniec wurden die Ruſſen in erbittertem
Handge=
menge aus den Schützengräben des Infanterie=Regiments
Nr. 85 vertrieben.
Bei Nowo=Poczajew war es dem Feinde vorgeſtern
gelungen, an einzelnen Punkten auf das weſtliche Ikwa=
Ufer vorzubrechen. Geſtern wurde er überall auf
das Oſtufer zurückgeworfen, wobei er unter
dem ſlankierenden Feuer unſerer Artillerie große
Ver=
luſte erlitt. Neben dem Infanterie=Regiment Nr. 32 und
dem Jäger=Feldbataillon Nr. 29 gebührt dem Linzer
Land=
ſturm=Regiment Nr. 2 ein Hauptverdienſt an dieſem Erfolge.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Die Lage iſt unverändert.
Verſuche der Italiener, unſere Stellungen auf dem
Monte Pigno im Oſten zu umgehen, wurden
ver=
eitelt.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 16. September:
Zum erſten Male:
Der gutſitzende Frack.
Komödie in 4 Akten von Gabriel Dregely.
Wel Das Stück iſt eine Nutzanwendung des
Sprich=
wortes „Kleider machen Leute‟ Denn es iſt ein tadellos
ſitzender Frack, der den Schneidergeſellen Anton Melzer
auf die erſte Stufe ſeiner Glücksleiter führt, auf der er nach
und nach zum Handelsminiſter emporſteigt.
Und das ging ſo zu: Der Schneidergeſelle Anton
Mel=
zer, der adliger Herkunft zu ſein vorgibt, fühlt ſich zu
etwas Höherem berufen, als auf dem Schneidertiſche zu
ſitzen und Kleider zu nähen. In ſeinen Mußeſtunden
lieſt er das Manuſkript eines ungedruckten Werkes „
Kapi=
taliſten und Arbeiter” des zukünftigen Schwiegerſohnes
ſeines Meiſters, Dr. Sonnberg, aus dem er ganze Seiten
auswendig lernt, ohne ſie zu verſtehen. Der Direktor
der Lokalbahnen iſt nun einmal zu einem Abendfeſte bei
dem Bergwerksbeſitzer Ritter von Reiner geladen, zu dem
auch der Miniſter erſcheint, dem er ſich auf Grund eines
früheren Zuſammentreffens von neuem vorſtellen will.
Pelzmantel und Frack, die er für den Abend gebraucht,
hat Melzer in Arbeit. Als der Direktor ungeduldig ſeine
Sachen erwartet, erzählt er beiläufig das Erlebnis mit
dem Miniſter und entfernt ſich. Menzer wirft ſich darauf
in den ihm tadellos ſitzenden Frack und den Pelzmantel
des Direktors, pumpt ſich von der Tochter des Hauſes
50 Kronen und geht in die Abendgeſellſchaft von Reiner,
läßt ſich dem Miniſter als von Melzer vorſtellen,
er=
zählt ihm die Geſchichte des Direktors als ſeine eigene
und imponiert dem Miniſter durch Zitate aus Sonnbergs
Werk derart, daß er ſeine nähere Bekanntſchaft zu machen
wünſcht. Auch den Damen weiß er geſchickt den Hof zu
machen und iſt alsbald der Held des Abends. Im Spiel
gewinnt er daneben noch unſinniges Geld. Er ſteigt durch
Hilfe Dr. Sonnbergs, ſeines jetzigen Sekretärs, von Stufe
zu Stufe — wie, wird nicht näher mitgeteilt — wird
Abgeordneter und als ſolcher nach dem Miniſter der
ein=
flußreichſte Mann. Das Buch von Sonnberg läßt er
unter ſeinem Namen erſcheinen, und es macht großes
Auf=
ſehen, während der Verfaſſer früher keinen Verleger
dafür hatte finden können. Er wird Handelsminiſter
und heiratet die Tochter des Ritters von Reiner mit
einer Mitgift von 400000 Kronen. Den Dr. Sonnberg, deſſen
Frau ſich auf dem Wege der Eheirrung mit dem
ge=
feierten Manne befindet und der aus Rache den grandioſen
Schwindel des gewiegten Hochſtaplers aufzudecken droht,
weiß er ſehr geſchickt wieder einzuwickeln, und er bleibt
Erzellenz. Dies alles hat er dem gutſitzenden Frack des
Direktors zu verdanken.
Natürlich muß man viele Unwahrſcheinlichkeiten mit
in den Kauf nehmen, und doch kann man in Erinnerung
an die Geſchichte von dem falſchen Bürgermeiſter von
Köslin nicht ſagen, daß dergleichen Dinge unmöglich ſind.
Die einzelnen Akte der Komödie ſind verſchiedenwertig.
Der erſte Akt iſt recht flott gearbeitet, der zweite, ganz
poſſenhaft gehaltene, der in dem Salon des geadelten
jüdiſchen Bergwerksbeſitzers von Reiner ſpielt, erinnert
vielfach an die Ipelmayerſzene in „Robert und Bertram”
und iſt bös. Der dritte Akt bildet den ſpannenden
Ueber=
gang zum letzten, der weitaus der beſte und äußerſt
ge=
ſchickt gearbeitet iſt.
Die Aufführung, in der Herr Harprecht die
Haupt=
rolle des Glückspilzes ſpielte war flott und anregend. Die
Rolle, die im Verlauf des Stückes weit über den
poſſen=
haften Charakter hinauswächſt und einen tüchtigen
Schau=
ſpieler erfordert, fand in Herrn Harprecht, wie früher
ähnliche dieſer Art, einen ſehr gewandten und vielſeitigen
Darſteller, der dem Stücke in erſter Linie zu ſeinem Erfolg
verhalf. Die komiſche Charakterrolle des Ritters von
Reiner ſpielte Herr Weisker mit Vermeidung von
un=
ſchönen Uebertreibungen und ergötzte das Publikum durch
ſeine feine Komik; etwas draſtiſcher, allerdings auchkraſſer
gezeichnet, war die Frau Stephanie der Frau Müller=
Hanno. Außerdem hat das Stück noch eine große Zahl mehr
oder weniger bedeutender Rollen. Die drei größeren
weib=
lichen Rollen waren durch Frau Meißner (Irene), Frl.
Pils (Emma) und Frl. Hinken (Lilli) gut vertreten.
Die Exzellenz ſpielte Herr Hacker mit der ihm eigenen
fein ausgeprägten Charakteriſtik; mit beſtem Erfolg
un=
terzogen ſich die Herren Göbel (Direktor von Gahl)
und Kleinert (Huber) ihren Aufgaben. In den
an=
deren Rollen bewährten ſich die Herren Baumeiſter
(Dr. Sonnberg), Peterſen (Turner), Schneider (von
Zimko), Ehrle (von Silberberg), Jürgas ((
Kürſch=
ner) und Weſtermann (Stern) als gewandte
Darſtel=
ler Spielleiter war Herr Harprecht. Mit dem dritten
Akte wuchſen die Spannung und das Intereſſe an der
Handlung und dem Stücke, das das Publikum in
ange=
regter Stimmung erhielt und eine ſehr beifällige
Auf=
nahme fand.
Die Lage im Oſten.
Die deutſche Offenſive.
* London, 16. Sept. Der militäriſche Mitarbeiter
der Morning Poſt fagt: Die Offenſive des
Fein=
des an der ruſſiſchen Front wurde ſeit einigen Tagen
wieder kräftiger; es iſt jetzt klar, daß die Urſache der
Pauſe nicht eine Erſchöpfung der Deutſchen, nicht das
ſchlechte Wetter und nicht die verbeſſerte Lage des
ruſſi=
ſchen Heeres war. Die Deutſchen benützten die Zeit, um
ihre Streitkräfte neu zu verteilen, machten neue Pläne
und begannen neue Bewegungen.
Die Kämpfe im Südoſten.
TU. Berlin, 16. Sept. Aus dem K. und K.
Kriegs=
preſſequartier wird unterm 15. September gemeldet: Die
Schlacht zwiſchen Sereth und Strypa
dauert an. Nach dem Mißlingen ihres Verſuches,
die Uferhöhen an der Serethmündung wieder in ihre
Ge=
walt zu bringen, haben die Ruſſen das Schwergewicht
ihres Angriffes gegen den rechten Flügel der Armee
Pflanzer=Baltin verlegt, gegen den ſie an der
beßarabiſchen Grenze mit ſtarken Kräften vorgingen. Sie
wurden jedoch in allen Fällen
zurückgeſchla=
gen. Ebenſo erneuerten ſie ihren Vorſtoß weſtlich der
Brückenköpfe von Czertkow, Trembowla und Tarnopol
gegen die an das öſtliche Strypaufer ſich anlehnende Front
der Armee des Grafen Bothmer, ohne aber damit
durch=
dringen zu können. Sie erlitten durch unſer Artillerie=,
Maſchinengewehr= und Inſanteriefeuer bedeutende
Verluſte. An der Ikwa und Stubiel brachen ſie mit
großer Wucht gegen die dortigen öſterreichiſch=ungariſche
Armee vor, die jedoch ihrer Gegenoffenſive Halt gebot.
Nördlich Dubno führte das Otochaner Infanterie=
Re=
giment Nr. 79, verſtärkt durch Budapeſter
Honveddiviſio=
nen, einen Gegenangriff aus und nahm über 800 Mann
und ſechs Offiziere gefangen.
TU. Budapeſt 16. Sept. An der
beßarabi=
ſchen Grenze unternahmen die Ruſſen geſtern nacht
mit verſtärkten Kräften einen heftigen Angriff auf
unſere Stellungen. Die Ruſſen ſtürmten viermal vor. Der
Angriff dauerte von 9 Uhr abends bis 1 Uhr nachts. Alle
Anſtürme wurden von den Unfrigen
glänzendabge=
wieſen. Die Ruſſen verloren mehrere hundert Tote,
Nach 1 Uhr nachts fluteten die ruſſiſchen Kolonnen zurück
und verhielten ſich bis geſtern vollſtändig ruhig. Am
nördlichen Dnjeſtrufer, nördlich Sinkow, richteten die
Ruſſen während des ganzen vorgeſtrigen Tages und der
darauffolgenden Nacht ſtarke Angriffe gegen unſere
Stel=
lungen. Sie beabſichtigten anſcheinend, die Unfrigen um
jeden Preis vom nördlichen Dnjeſtrufer zurückzudrängen,
weil ſie von hier aus die Bedrohung ihrer am Sereth
kämpfenden Streitkräfte befürchteten.
Zur Räumung von Kiew und Riga.
TU. Stockholm 16. Sept. Moskauer Blättern
zu=
folge beſteht die Möglichkeit, Kiew aufzugeben. Die
Eiſenbahnbeamten wurden bereits aus der Stadt
ausge=
wieſen. Es beſteht aber nicht die Abſicht, Privatperſonen
oder Eigentum zu entfernen. In den Schulen wurde der
Unterricht geſchloſſen. Die Räumung Dünaburgs
iſt beendet. In der Stadt iſt alles Leben erſtorben.
Die Zahl der dortigen Flüchtlinge beläuft ſich auf 360000.
In Riga ruht das Leben auf der Straße völlig.
Allge=
mein wird Deutſch geſprochen. Die letzte deutſche
Zei=
tung, die Rigaiſche Zeitung, wurde von der
Militärbe=
hörde verboten. Gegen den Grafen Reutern=Nolcken,
den Adels=Marſchall von Kurland, wurde wegen
provo=
katoriſchen Deutſchſprechens ein Strafverfahren eingeleitet.
Die Sparkaſſe wird vom Publikum belagert.
Die Urſachen von Rußlands Munitionsmangel.
* London, 16. Sept. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) In einer Veröffentlichung, die unter der
Ueberſchrift „Der große Krieg” erſchienen iſt, heißt es:
Der Schlag, der Rußland lahmgelegt hat,
war eine Exploſion in der Munitionsfabrik
von Ochta bei Petersburg. Es war ſchon lange
be=
kannt, daß dieſe Exploſion ſtattgefunden hatte. Nun wird
noch darauf hingewieſen, daß dieſe Fabrik das
halbe Heer mit Munition verſehen hat und
die einzige große Fabrik dieſer Art in
Rußland war. Dieſer Schlag ſtraf Rußland in
einem für das Land äußerſt kritiſchen
Augen=
blick. Ganz Petersburg wurde durch die Exploſion wie
durch ein Erdbeben erſchüttert. Tauſende von Arbeitern
verloren das Leben, die ganze Fabrik wurde vernichtet.
Die Putilow=Werke erzeugen wohl ebenſo gute
Belage=
rungsgeſchütze wie die deutſchen Fabriken, aber keine
Ge=
ſchoſſe. Dieſe könnten nur auf dem Wege über
Archan=
gelsk eingeführt werden. England und Frankreich
müß=
ten den Ruſſen alle Munition, die ſie entbehren könnten,
zur Verfügung ſtellen.
Ruſſiſches.
* Kopenhagen, 16. Sept. Die Berlingske
Ti=
dende meldet aus Petersburg: Goremykin iſt aus
dem Hauptquartier des Zaren zurückgekehrt, doch hatte
die Reiſe keine Beſſerung der Lage im
Ge=
folge. Ein Miniſterwechſel erfolgt wahrſcheinlichnochnicht.
In Verbindung mit den Gerüchten, daß die Duma
ge=
ſchloſſen wird, und daß in dieſem Falle die
fortſchritt=
lichen Dumamitglieder ihre Mandate niederlegen würden,
richtet die Preſſe, einſchließlich der Nowoje Wremja,
eindrüngliche Mahnungen an die
Rſegie=
rung, es nicht zum Streite mit der Reichsduma kommen
zu laſſen. Das Kabinett erwägt, wie es ſich in nächſter
Zukunft verhalten ſoll. Man nimmt an, daß es viele
Punkte aus dem Programm des Blocks gutheißen wird,
dagegen iſt das Kabinett gegen den Anſpruch der Duma
auf eine ſtärkere Beteiligung an der Löſung der zurzeit
ſchwebenden Fragen, als ſie bereits durch die Teilnahme
von Dumamitgliedern am Kriegsausſchuß hat, und
ge=
gen den Wunſch der Duma, dauernd zu tagen. Sie
ſchlägt vor, lieber mehrere kürzere Seſſionen
abzuhal=
ten. — Die National Tidende meldet aus Petersburg:
Die Bewegung, welche eine Aenderung im
Regierungsſyſtem anſtrebt nimmt ſtetig
zu. Die meiſten Großſtädte und viele techniſche,
indu=
ſtrielle und korporative Geſellſchaften erklärten die
Zuſtim=
mung zu den Reſolutionen der ſtädtiſchen Körperſchaften
von Petersburg und Moskau auf Einſetzung eines
Mini=
ſteriums, welches das Vertrauen des Volkes genöſſe. —
Die Nowoje Wremja ſchreibt von der Sehnſucht des
Lan=
des nach dem Augenblick, in welchem die Regierung
auf=
höre, unverantwortlich zu ſein. Viele
Zuſtimmungser=
klärungen aus allen Teilen Rußlands ließen erkennen,
daß das Land des Wartens müde ſei.
Starke Beſchießung von Upern.
* Rotterdam, 16. Sept. Die Times berichten aus
dem engliſchen Hauptquartier: Am Sonntag wurde
Ypern ſehr ſchwer beſchoſſen. 300 Granaten
fielen in die Stadt. Am Montag war das Bombardement
ſchwächer, aber ein Geſchoß kam aus einem 42 cm=Mörſer.
Der letzte Zeppelinangriff auf London.
* Amſterdam, 16. Sept. Das Handelsblad
er=
fährt von einem Leſer folgende Einzelheiten über den
letzten Zeppelinangriff auf die City von
London: Der Angriff mit Brandexploſivbomben war
ſehr ernſthaft. Unter den von den Bomben getroffenen
Gebäuden war auch das, in dem das niederländiſche
Kon=
ſulat untergebracht iſt. Ein mit fünf Fahrgäſten beſetzter
Omnibus wurde beim Bahnhof in der City
vollſtän=
dig zerſtört. Aus den Häuſern, die von den Bomben
getroffen wurden, wurden verkohlte Leichen von Männern,
Frauen und Kindern herausgeholt. Unter den 106
Opfern des Angriffs waren 4 Soldaten. Um
10 Uhr 55 Minuten, als die erſte Bombe fiel und die
Kanonen auf das Luftſchiff zu feuern begannen, wurden
die Theaterbeſucher ſofort erſucht, das Gebäude zu
ver=
laſſen. Die Lichter auf den Straßen erloſchen. Sobald
einer der vielen Scheinwerfer das Luftſchiff gefunden
hatte, vereinigten alle Scheinwerfer ihre Lichtkegel auf
den Zeppelin, der, in großer Höhe ſchwebend, deutlich
ſichtbar war und wie eine Aluminiumzigarre ausſah. Um
11 Uhr 15 Minuten verſchwand das Luftſchiff. Die
ge=
troffenen Straßen wurden ſofort durch Bretterzäune
ab=
geſperrt. An den folgenden Tagen bis Sonntag war die
City das Ziel des Publikums, um den angerichteten
Schaden zu beſichtigen.
Ein vernünftiger Standpunkt.
* Neu=York, 16. Sept. Von einem
Privatkorre=
ſpondenten des Wolff’ſchen Bureaus. Nach
übereinſtim=
menden Berichten beabſichtigt die amerikaniſche
Re=
gierung, die deutſche Aufzeichnung über die
Verſen=
kung der „Arabic” zunächſt nicht zu beantworten. Sie
ſteht auf dem Standpunkt, daß die unvermittelte
Veröffentlichung von Noten, die immerzu
mißverſtanden werden und nur Erregung
hervorrufen, unzweckmäßig iſt. Die
amerika=
niſche Regierung wünſcht vielmehr die Angelegenheit in
vertraulichen Beſprechungen zwiſchen Lanſing
und Bernſtorff friedlich zu regeln.
Das bedeutet eine glatte Verurteilung der hetzeriſchen
Tätigkeit des engliſchen und unter engliſchem Einfluſſe
ſtehenden amerikaniſchen Preſſeklüngels.
Der Seekrieg.
* Paris, 16. Sept. Meldung der Agence Havas:
Das Marineminiſterium veröffentlicht eine
Be=
kanntmachung, die beſagt, daß die Anweſenheit
deutſcher Unterſeeboote an den Küſten des
Ozeans auf der Höhe der Mündungen der Loire und
Gironde die Bevölkerung nicht erregen dürfe. Das
Mini=
ſterium habe die notwendigen Vorkehrungen gegen
et=
waige Angriffe deutſcher Unterſeeboote getroffen, die
vor=
handenen Seeſtreitkräfte ſeien bereits verſtärkt und
wür=
den es noch nötigenfalls. Ebenſo wie im Aermelkanal,
wo die Verteidigung äußerſt wirkſam ſei, werde das
deut=
ſche Verfahren, das dem Menſchenrecht und den
Grund=
ſätzen der Menſchlichkeit zuwiderlaufe, nur zu wenig
zahl=
reichen und vereinzelten Unternehmungen führen können.
* Petersburg, 16. Sept. (Petersburger
Tele=
graphen=Agentur.) Bei Odeſſa 10 Meilen von der
Küſte, hat der engliſche, mit einer Ladung nach Nikolajew
beſtimmte Dampfer „Patagonia” eine Havarie erlitten.
Man nimmt an, daß ſie durch ein deutſches
Unter=
ſeeboot verurſacht worden iſt. Der ruſſiſche
Regierungsdampfer „Maria” welcher
voraus=
fuhr, wurde gleichfalls von einem Unterſeeboot
an=
gegriffen, entging aber der Gefahr.
Engliſche Uebergriffe in Amerika.
* Haag, 16. Sept. Der Nieuwe Courant meldet
aus Neu=York: Da das drahtloſe Erſuchen des
Botſchafters Dumba, ihn mit Urlaub
ab=
zuberufen, geſtern in den Blättern erſchienen iſt, hat
namens Dumbas Graf Bernſtorff bei
Staats=
ſekretär Lanſing dagegen Einſpruch
erho=
ben, daß die Mitteilung Dumbas auf
ungeſetz=
liche Weiſe der Preſſe in die Hände
gera=
ten und ohne Berechtigung veröffentlicht worden iſt.
Lanſing ſprach ſeine Entrüſtung über den Vorfall
aus und verſprach, die Angelegenheit dem
Juſtizdeparte=
ment vorzulegen. Der deutſche Botſchafter verſicherte, daß
auch amtliche Briefe Dumbas mehrmals
unterſchlagen worden ſind.
Die Lage in Oſtafrika.
* London 16. Sept. (Reuter.) Es liegen keine
telegraphiſchen Meldungen vor, daß der Feind an der
engliſch=belgiſchen und deutſchen Grenze in
Oſtafrika wieder die Offenſive ergriffen hat, aber Briefe
von Mitte Auguſt erwähnen ernſte deutſche
Vor=
bereitungen zu dem Verſuche, die Eingeborenen im
Nyaſſalande aufzuwiegeln. Dieſe Verſuche ſind bisher
er=
folglos geblieben. Vom 26. bis 28. Juli fanden in Saiſi
heftige Gefechte ſtatt. Der Feind war durch Araber
verſtärkt und beſaß auch Geſchütze. Alle Berichte von den
äußeren Stationen ſprechen von einer großen,
leb=
haften Tätigkeit der Deutſchen, aber ihr
Vor=
marſch ſcheint aufgehalten worden zu ſein. Die Lage im
engliſchen und belgiſchen Gebiete iſt durch das Eintreffen
von Verſtärkungen ſicherer geworden. (!)
Ein Proteſt des Papſtes.
TU. Berlin 16. Sept. Der Papſt
pro=
teſtierte wie die Voſſ. Ztg. privatim erfährt, durch
eine neutrale Macht bei Italien gegen die
Zenſu=
rierung der vatikaniſchen Korreſpondenz
mit dem Münchener Nuntius Frühwirt.
Die engliſch=franzöſiſchen Anleiheverhandlungen
in Amerika.
* Neu=York, 16. Sept. (Von einem
Privatkor=
reſpondenten des W.T B.) Der Feldzug gegen die
engliſch=franzöſiſche Milliarden=
An=
leihe ſcheint jetzt das ganze Land ergriffen zu haben.
Die Mitglieder der engliſch=franzöſiſchen
Finanzkommiſ=
ſion haben Drohbriefe erhalten, die ſie der Polizei
übergeben haben.
Kitchener über die Kriegslage.
* London, 16. Sept, (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Kitchener ſagte in einer Rede im
Ober=
hauſe:
Während der letzten Monate iſt die Front der
Alli=
ierten im Weſten ſo gut wie unverändert geblieben, das
bedeutet aber nicht, daß eine Erſchlaffung in der Tätigkeit
auf den Schlachtfeldern eingetreten wäre. Die Stellungen
ſind auf das äußerſte verſtärkt worden, nicht nur durch die
Anlage von Schützengräben, ſondern auch durch ſtarke
Vermehrung der ſchweren Kanonen. Die franzöſiſchen
Gräben bilden ein Netzwerk ſchier undurchdringlicher
Be=
feſtigungen. Die Deutſchen benutzten vor kurzem Gaſe und
brennende Flüſſigkeiten und ſie bewarfen unſere Linien
mit Bomben, die ein erſtickendes Gas ausſtrömten.
Der=
artige Angriffe, die nichts überraſchendes mehr haben,
haben wegen unſerer Gegenmaßregeln viel von ihrer
Wirkung verloren. French hat anſehnliche Verſtärkungen
erhalten. Die neuen Diviſionen haben jetzt bereits
Er=
fahrung in der Kriegführung, weshalb ſie mit gutem
Er=
folge in der Feuerlinie den Platz jedes anderen Teiles
des engliſchen Heeres einnehmen können. Mit dieſen
Verſtärkungen von 11 Diviſionen konnte
French ſeine Front ausbreiten und noch ungefähr 17
Meilen von der franzöſiſchen Front übernehmen.
Ueber den öſtlichen Kriegsſchauplatz ſagte
Kitchener: Es war offenbar die Abſicht der Deutſchen,
die ruſſiſchen Armeen in der gegenwärtigen Geſtalt
zu vernichten und dadurch bedeutende Truppenmengen
für andere Kriegsſchauplätze freizubekommen. Aber wie
andere Pläne des deutſchen Generalſtabs, ſo hat auch
die=
ſer zu einem großen Mißerfolge geführt. Zu den größten
verdienſtvollſten Taten dieſes Krieges gehort die
meiſter=
hafte Weiſe, in der mit den ruſſiſchen Streitkräften
gegen=
über den wütenden Angriffen des Feindes, der ſowohl
an Zahl wie an Kanonen und Munition weitaus
über=
legen war, pariert worden iſt. Das ruſſiſche Heer blieb
als Streitmacht unangetaſtet. (Das ſagt ein
eng=
liſcher Miniſter, obwohl er weiß, daß der „meiſterhafte‟
Rückzug der Ruſſen ihnen über eine Million allein an
Gefangenen gekoſtet hat. D. Red.) Man darf nicht
ver=
geſſen, daß Rußland mit ſeinen ausgedehnten Gebieten
immer imſtande war, auch die größten Einfallsarmeen zu
umfaſſen und zu vernichten. Dazu iſt es jetzt ſicher nicht
weniger imſtande, als vor einem Jahrhundert. Die
Deutſchen ſcheinen ihr Pulver beinahe verſchoſſen zu haben.
Ihr Aufmarſch in Rußland, der anfangs mit einer
durch=
ſchnittlichen Geſchwindigkeit von fünf Meilen
täg=
lich ausgeführt wurde, iſt auf eine Meile täglich
zurück=
gegangen und wir ſehen, wie die Truppen, die die
Deut=
ſchen prahleriſch als geſchlagen und vernichtet bezeichneten,
noch immer auf der ganzen Front hartnäckigen, tapferen
Widerſtand leiſten, ja an einigen Stellen ſogar den auf
ruſſiſchem Gebiete andringenden Deutſchen fühlbare
Ver=
luſte beibringen. Kurz, wir können ruhig erklären, daß
die Deutſchen, obwohl ſie allein durch das Gewicht ihrer
Kanonen überlegen waren, ſelbſt große Verluſte erlitten
und nichts anderes als braches Land und geräumte (!)
Feſtungen gewannen. (Siehe die Beute von Kowno und
Nowo=Georgiewsk. D. Red.) Ihre Strategie ſcheint alſo
mißglückt zu ſein und die Siege, von denen ſie ſprechen,
können ſich noch, wie ſo oft in der Kriegsgeſchichte, als
verhüllte Niederlagen (!!) entpuppen.
Bei Beſprechung der Lage auf Gallipoli äußerte
Kitchener ſich anerkennend über die Tapferkeit und
Zähig=
keit der auſtraliſchen und neuſeeländiſchen Truppen. Man
habe Beweiſe genug dafür, daß bei den Türken, die von
den Deutſchen geführt oder, beſſer geſagt,
ge=
trieben würden, Demoraliſierung eingetreten iſt. Das ſei
ohne Zweifel ihren ungewöhnlich ſchweren Verluſten und
dem zunehmenden Mangel an Hilfsmitteln zuzuſchreiben.
Es ſei nur gerecht, wenn man anerkenne, daß die
Krieg=
führung der Türken unendlich viel höher ſtehe, als die
ihrer deutſchen Meiſter. (Das iſt ein ungewolltes Lob für
die Türken. D. Red.)
Kitchener ſchloß ſeine Rede mit den Worten: Einige
der neuen Armeen, die wir vorbereitet und ausgerüſtet
haben, ſtehen bereits im Felde; andere werden ihnen ſchnell
ins Ausland folgen. Die Art und Weiſe, wie der Aufruf
nach Rekruten hier beantwortet wurde, iſt faſt ein Wunder
zu nennen. Man ſoll aber nicht vergeſſen, daß der
Nach=
ſchub von Mannſchaften, um die Truppenkörper im Felde
aufzufüllen, größtenteils von dauerndem ſtarken Zufluß
an Rekruten abhängt. Ich bin ſicher, daß wir alle davon
überzeugt ſind, daß die Truppen, die wir ausſchicken, bis
zum Ende in voller Stärke erhalten werden müſſen. Um
das zu erreichen, müſſen wir die Zahl der
Re=
kruten vermehren und die Frage, wie ein genügend
ſtarker Zufluß an Mannſchaften geſichert werden kann,
um die Feldtruppen in voller Stärke erhalten zu können,
nimmt unſere ganze Aufmerkſamkeit in
An=
ſpruch. Sie wird wie ich hoffe ſehr bald
ihre praktiſche Löſung finden. Obwohl eine
Abnahme der Rekrutenziffern
wahrzuneh=
men iſt, glaube ich doch, daß alle Stände mit
rühmens=
werter Vaterlandsliebe dem Aufruf zum Militärdienſt
Folge leiſteten, und ich zweifele keinen Augenblick daran,
daß das Volk alle Opfer, die zu einem ſiegreichen
Aus=
gang nötig ſind, gerne bringen wird.
* London, 16. Sept. Im Unterhaus teilte
Asquith ferner mit, daß ſeit Beginn des Krieges drei
Millionen Mann im Heer und in der Flotte Dienſt
genommen hätten und gab dann einen Ueberblick über die
militäriſche Lage. Er ſagte: Der heutige Krieg iſt
ein Krieg der Technik, Organiſation und
Ausdauer. Der Sieg wird wahrſcheinlich dem
zu=
fallen, der am beſten rüſtet und am längſten durchzuhalten
vermag, und das wollen wir tun. (Beifall.) Nach
wei=
teren Mitteilungen Asquiths betragen die anderen
Ländern gewährten und verſprochenen
Vorſchüſſe bis jetzt 250 Millionen Pfund
Sterling. Lord Robert Cecil antwortet auf eine
Frage, ob Friedensunterhandlungen
ſtattge=
funden hätten, es ſei ihm unmöglich, zu ſagen, was für
Beſprechungen zwiſchen Deutſchland und
den Vereinigten Staaten ſtattfanden da ſie
nicht zu ſeiner Kenntnis gebracht worden ſeien. Wie
be=
kannt, habe die deutſche Regierung keine direkten
Friedens=
vorſchläge gemacht, und man könne ſich augenblicklich kaum
vorſtellen, daß eine Möglichkeit für Deutſchland beſtehe,
Vorſchläge zu machen, die von den Alliierten in
Erwä=
gung gezogen werden könnten. England werde
keine Friedensvorſchläge anders als in
Ueber=
einſtimmung mit den Bundesgenoſſen oder mit den durch
Vertrag umſchriebenen Pflichten in Erwägung
ziehen.
Die kommende Wehrpflicht in England.
* London, 16. Sept. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Ein Teil der Londoner Preſſe begrüßt die
Reden Kitcheners und Asquiths als Voxboten
der kommenden Dienſtpflicht. Der
parlamen=
tariſche Mitarbeiter der Daily News ſchreibt, die
Ab=
nahme der Rekrutenzahl ſei die Folge davon,
daß die Kommiſſion für die nationale Regiſtrierung
ge=
raten habe, die Induſtrie nicht länger durch die
Rekru=
tierung zu entvölkern. Außerdem habe das Kriegsamt
ſelbſt ſeine Tätigkeit bei der Rekrutierung ſo lange
einge=
ſtellt, bis das Ergebnis der Regiſtrierung vorliege. Auch
durch die Erntearbeiten ſeien viele Leute vom Eintritt
ins Heer abgehalten worden. Diejenigen Miniſter, die
ſich gegenüber der Dienſtpflicht ſkeptiſch verhalten, ſind für
Vornahme allgemeiner Wahlen, um dieſe
Frage zu entſcheiden, oder für eine
Volks=
abſtimmung, wenn die Wahlen jetzt aus nationalen
Gründen unerwünſcht ſein ſollten. Die Mitglieder der
Arbeiterpartei im Unterhauſe beabſichtigen, eine
Konfe=
renz aller Arbeiterorganiſationen einzuberufen, um der
Regierung zu zeigen, daß die organiſierte
Ar=
beit gegen die Dienſtpflicht iſt.
Eine rumäniſche Stimme über das
bulgariſch=
türkiſche Abkommen.
TU. Bukareſt, 16. Sept. Die offiziöſe
Indepen=
dence Rumaine beſpricht in einem Artikel das
türkiſch=
bulgariſche Abkommen und ſagt: Die
Verbünde=
ten wiſſen, daß ſie keinesfalls auf die
bulga=
riſche Hilfe auf Gallipoli rechnen dürfen.
Es bleibt abzuwarten, wie der andere Teil ausfällt. Der
König unternimmt morgen einen auf acht Tage
berechne=
ten Ausflug.
Der Krieg im Orienf.
* Konſtantinopel, 16. Sept. Das
Hauptquar=
tier teilt mit: An der Dardanellenfront iſt die
Lage unverändert.
Bei Anaforta gelang es unſeren Truppen in der
Nacht zum 14. September, feindliche Kräfte durch kühne
Ueberfälle zu beunruhigen, zu zerſtreuen und zur Flucht
zu zwingen.
Bei Sedd=ül=Bahr brachten wir am linken
Flügel eine Gegenmine zur Exploſion, die eine feindliche
Mine zerſtörte. Am rechten Flügel verhinderten wir
durch Bombenwürfe die feindlichen Truppen,
Schützen=
gräben im Zickzack anzulegen und brachten ihnen Verluſte
bei. An dieſem Flügel brachte unſere Artillerie zwei
feindliche Batterien zum Schweigen. Unſere Batterien
an den Meerengen nahmen am 13. September feindliche
Truppen in der Umgebung von Kap Hellas unter
wirk=
ſames Feuer, ebenſo die Landungsſtelle von Tekke Burnu,
den Abſchnitt von Sedd=ül=Bahr und die feindlichen
Batterien von Hiſſarlik, die auf unſere Infanterie
ſchoſſen. Wir erzielten durch unſere Beſchießung ein
gutes Ergebnis bei den feindlichen Truppen. Die
feind=
liche Batterie von Hiſſarlik wurde zum Schweigen
ge=
bracht. Am 14. September zerſprengten dieſelben
Bat=
terien eine feindliche Artillerieſtellung bei der
Landungs=
ſtelle von Sedd=ül=Bahr.
An den anderen Fronten nichts Bedeutendes.
* Konſtantinopel, 16. Sept. Die feindliche
Preſſe fährt fort, ungünſtig gefärbte Berichte über die
Lage in Konſtantinopel zu veröffentlichen. So
bringt der Temps ein Telegramm aus Dedeagatſch, in
dem es heißt: Rumänien und Bulgarien würden durch
ihr Ausfuhrverbot von Lebensmitteln den Preis auf die
vierfache Höhe hinauftreiben; Kohlen und Petroleum
ſeien überhaupt nicht mehr zu finden. Brot koſte 1½
Frank das Kilo. Die Muſelmanen hätten ſich zu
Hun=
derten vor dem Rathaus verſammelt und Unterſtützung
gefordert; die Chriſten wagten nicht, ſich zu beklagen.
Die Agence Milli iſt ermächtigt, zum letzten Male die
phantaſtiſchen Nachrichten in das Reich der
Fabel zu verweiſen.
* Berlin, 16. Sept. Dem Staatsſekretär von
Jagow, Leutnant der Landwehr a. D. und früher
R=
ſerveleutnant des Zieten=Huſaren=Regiments, iſt dem
Militärwochenblatt zufolge der Charakter als
Major mit der Uniform des genannten Regiments
verliehen worden.
* Berlin, 16. Sept. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt: Durch neutrale Vermittlung zwiſchen
der deutſchen und großbritanniſchen
Re=
gierung iſt nunmehr die Verſtändigung getroffen
wor=
den, daß von beiden Teilen den im Gebiete des anderen
Teiles zurückbehaltenen Männern zwiſchen
17 und 47 Jahren die Abreiſe geſtattet wird,
ſoweit ſie für eine militäriſche Verwendung während
der Kriegsdauer untauglich ſind.
* Kölln, 16. Sept. Die Stadt Köln hat die
Patenſchaft für die Stadt Neidenburg
übernommen. In gleichem Sinne wird der
Regierungs=
bezirk Köln für den Landkreis Neidenburg
tätig ſein.
* Konſtanz, 16. Sept. Geſtern abend trafen die
erſten franzöſiſchen Austauſchgefangenen,
800 Mann an der Zahl, ein. Sie wurden in die Lazarette
verbracht, wo ſie von der Kommiſſion noch einmal
unter=
ſucht werden.
* Baſel, 16. Sept. (Zenſ. Frkft.) Blätter in
Belfort melden: Auf dem Belforter Militärflugplatz
hat ſich am Dienstag vormittag um 5½ Uhr ein
ſchwerer Unglücksfall ereignet. Die
gegenwär=
tigen Verhältniſſe verbieten, darüber nähere Angaben
zu machen.
* Brüſſel 16. Sept. In Anweſenheit des
Gene=
ralgouverneurs Freiherrn v. Biſſing wurde heute
vor=
mittag die von dem Kaiſerin=Auguſte=Viktoria=Haus
Ber=
lin zuſammengeſtellte Wanderausſtellung „
Mut=
ter und Kind” eröffnet.
* Paris, 16. Sept. Der Temps meldet: Ein
hef=
tiger Brand zerſtörte die Flugzeugmotorenfabrik und
die benachbarte Automobilfabrik in Boulogne=ſur=Seine
bei Paris.
* Lyon, 15. Sept. Der Nouvelliſte de Lyon meldet
aus Madrid: Eine neue Aufſtandsbewegung
wird aus Portugal gemeldet. Unruhen haben nicht nur
in Liſſabon, ſondern auch in mehreren Provinzſtädten
ſtattgefunden.
* London, 16. Sept. Die Blätter melden aus
Kalkutta: In dem Prozeß wegen der
Ver=
ſchwörung von Lahore iſt das Urteil gefällt
wor=
den. 24 Angeklagte wurden zum Tode 27 zu
lebenslänglicher Verbannung und ſechs zu Gefängnis
verurteilt.
* London, 16. Sept. Die letzte Verluſtliſte
weiſt 36 Offiziere und 2669 Mann auf.
Letzte Nachrichten.
* Berlin, 16. Sept. (W. T. B. Amtlich.) Der
Bun=
desrat hat den Entwurf einer Bekanntmachung über die
Höchſtpreiſe für die Erzeugniſſe der Kartoffeltrocknerei,
ſo=
wie die Kartoffelſtärkefabmkation, den Entwurf einer Be=
kanntmachung über die Regelung des Abſatzes von
Er=
zeugniſſen der Kartoffeltrocknerei und
Kartoffelſtärkefabri=
kation, den Entwurf einer Bekanntmachung über das
Außerkrafttreten der Bekanntmachung über die
Höchſt=
preiſe für Futterkartoffeln und Erzeugniſſe der
Kartoffel=
trocknerei, ſowie der Kartoffelſtärkefabrikation vom 25.
Fe=
bruar und den Entwurf einer Bekanntmachung wegen
Verarbeitung von Kartoffeln in Getreidebrennereien im
Betriebsjahr 1915/16 angenommen. Dem vom
Reichs=
tag angenommenen Geſetzentwurf wegen Aenderung des
Geſetzes betr. die Unterſtützung von Familien
in den Dienſt eingetretener Mannſchaften
vom 28. Februar 1888 wurde zugeſtimmt.
* Budapeſt, 16. Sept. Das Amtsblatt veröffentlicht
eine Verfügung des Miniſteriums, die anordnet, daß die
Baumwollvorräte bis zum 30. September
ange=
meldet werden müſſen, und daß jede Verarbeitung von
Baumwolle vom 20. Dezember ab nur für
Militär=
zwecke vorgenommen werden kann. Zugleich wird
ange=
ordnet, daß die Leinvorräte angemeldet werden
müſſen und Maximalpreiſe feſtgeſtellt werden.
Handel und Verkehr.
D Einlöſung der Zinsſcheine der
Reichs=
kriegsanleihen bei den Poſtanſtalten. Zur
Erleichterung der Einlöſung der Zinsſcheine der
Kriegs=
anleihen ſind die Reichs=Poſtanſtalten angewieſen
wor=
den, die Zinsſcheine der Reichskriegsanleihen künftig —
zunächſt verſuchsweiſe — in Zahlung zu nehmen oder
gegen bar umzutauſchen. Die am 1. Oktober fälligen
Zinsſcheine der erſten Kriegsanleihe werden bereits vom
21. September ab eingelöſt. Hierdurch wird hoffentlich
allen denen, die bisher wegen Schwierigkeit der
Ein=
löſung der Zinsſcheine von der Zeichnung auf die dritte
Kriegsanleihe abſahen, der Entſchluß zum Zeichnen
er=
leichtert werden. Die Zeichnungen auf die dritte
Kriegs=
anleihe werden noch bis zum 22. September, mittags
1 Uhr, bei allen Poſtanſtalten entgegengenommen.
* Berlin, 16. Sept. Börſenſtimmungsbild.
Der Börſenverkehr bot das gleiche Bild wie an den
Vortagen. Bei feſter Tendenz fanden nur geringe
Um=
ſätze ſtatt. Einige Induſtriewerte, wie Auer
Gasglüh=
licht, Hannoverſche Maſchinen Egeſtorff, Hirſch Leder
und Daimler Motoren wurden etwas lebhafter zu
höhe=
ren Kurſen umgeſetzt. Auf dem Deviſenmarkt und in
den Geldſätzen erfolgte keine Aenderung.
Landwirtſchaftliches.
Schlachtviehmarkt Darmſtadt.
Schweine=
markt am 15. Sept. Auftrieb 19 Schweine. Preiſe pro
50 Kilogramm Schlachtgewicht 175—184 Mk. Zutrieb von
Landſchweinen. Preiſe pro 50 Kilogramm Schlachtgewicht
182 Mk. Marktverlauf ruhig; Ueberſtand. —
Schweine=
markt am 16. Sept. Auftrieb 29 Schweine. Preiſe pro
50 Kilogramm Schlachtgewicht 186 Mk. Zutrieb von
Land=
ſchweinen. Preiſe pro 50 Kilogramm Schlachtgewicht
182 Mk. Marktverlauf flau; Ueberſtand. — Kälbermarkt
am 16 Sept. Auftrieb 182 Kälber und 7 Schafe. Preiſe
pro 50 Kilogramm Lebendgewicht: 1. Qualität 80 Mk.,
2. Qual. 78 Mk., 3. Qual. 76 Mk. Marktverlauf drückend.
Briefkaſten.
Anfragen können nur beantwortet werden, wenn die genaue Adreſſe des
Anfragenden angegeben und die Abonnementsbeſchelntgung beiliegt.
K. L. 100. Sie ſtehen ja noch unter militäriſcher
Kontrolle und werden, wenn nötig, zur Muſterung
vor=
geladen.
L. C. Jeder, dem Einquartierung zugewieſen wird.
Es ſoll jedoch auf die Größe der Wohnung Rückſicht
genommen werden. Wenn eine Familie z. B. nur ein
oder zwei Zimmer zur Verfügung hat, dürfte ſie von
Einquartierung frei bleiben.
Frau E. W. Der Beſuch von Meſſen, Jahr= und
Wochenmärkten, ſowie der Kauf und Verkauf auf dieſen
ſteht einem jeden mit gleichen Befugniſſen frei. Ein
Gewerbeſchein iſt alſo nicht erforderlich. Ueber die
Be=
ſtimmungen der Marktordnung von Hanau ſind wir
nicht unterrichtet. Richten Sie eine Anfrage an den
Magiſtrat von Hanau.
L. in Eberſtadt. Auskunft über Vermißte in
Ruß=
land gibt das Zentralnachweisbureau des preußiſchen
Kriegsminiſteriums, Berlin NW 7, Dorotheenſtraße 48;
es ſind zu Anfragen die bei den Poſtanſtalten erhältlichen
Doppelpoſtkarten zu benutzen. Auch das däniſche Rote
Kreuz in Kopenhagen kann in Anſpruch genommen
werden, wenn die Adreſſe des Gefangenen nicht anders
zu ermitteln iſt.
Wetterbericht.
Bei bedecktem Himmel lagen die Temperaturen am
Mittwoch und nachts gleichmäßig hoch. Niederſchläge ſind
in unſerem Gebiet nicht gefallen. Geſtern morgen iſt
raſche Aufheiterung eingetreten, die zunächſt von Beſtand
ſein dürfte. Die Temperaturen ſteigen dabei höher an.
Wetterausſichten für Freitag: Ziemlich heiter,
trocken, wärmer, morgens vielfach leichter Nebel.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
Obbr
Das Beſte
zur Zahnpflege
Tricot-Unterwäsche
für Damen und Kinder.
Hemdhosen
in Baumwolle, Wolle und Seide.
Unterjacken, Untertaillen,
Reformbeinkleider, Directoirébeinkleider.
Grosse Auswahl, noch sehr billige Preise.
C.F Erb Nachf.
Obere Elisabethenstr.
(13069mf
Sricge. u. Mitilarverein Wlucher
Dülmſtapl.
Nachruf.
Nach langer Ungewißheit erhielten wir die
traurige Nachricht, daß am 14. Sept. 1914 unſer
treues Mitglied, Fahnenträger unſeres Vereins=
Herr Peter Bayer
Wehrmann im Landwehr-Inf.-Regt. Nr. 118
6. Kompagnie
den Heldentod fürs Vaterland geſtorben iſt.
Wir werden ſein Andenken ſtets hoch in
Ehren halten!
(X,13166
Der Vorſtand.
Darmſtadt, den 16. September 1915.
Wiederſehen
war ſeine und unſere Hoffnung.
Den Heldentod fürs Vaterland erlitt am
7. Auguſt nach heißen, ſchweren Kämpfen mein
heißgeliebter, treuer, unvergeßlicher Mann, unſer
lieber, guter Schwiegerſohn und Schwager
Auguſt Weidmann
Landſturmrekrut im Inf.-Regt. 141, 4. Komp.
im Alter von 27 Jahren.
(*3321
In tiefer Trauer:
Frau Anna Weidmann, geb. Eyberger,
Frau Marie Eyberger Wwe. u. Kinder,
Familie Viktor Binder, Nord-Amerika.
Darmſtadt, Lichtenbergſtraße 72.
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten die
traurige Nachricht, daß unſere gute Mutter,
Schweſter, Schwiegermutter, Großmutter und
Tante
(13168
Gean M. Müſſorh Wioe.
geb. Hildenbrandt
nach jahrelangem, ſchwerem Leiden heute mittag
ſanft dem Herrn entſchlafen iſt.
Um ſtille Teilnahme bitten
Die tieſtrauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 15. September 1915
Die Beerdigung findet am Samstag,
nachmit=
tags 2½ Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Gottesdienſt der israelitiſchen Religionsgemeinde
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2).
Verſöhnungsfeſt.
Freitag, den 17. Sept.: Vorabendgottesdienſt und
Predigt 6 Uhr 45 Min.
Samstag, den 18. Sept.: Morgengottesdienſt 7 Uhr
45 Min. Gedächtnisfeier und Predigt 10 Uhr 30 Min.
Neilah=Gebet und Predigt 5 Uhr 15 Min.
Bekenntnis=
gebet und Feſtesſchluß 7 Uhr 15 Min.
Tageskalender:
Großh. Hoftheater Anfang 7 Uhr, Ende gegen
9¾ Uhr. (Ab. D): „Jugendfreunde‟
Vortrag von Pfarrer Vogel um 8¼ Uhr im „
Kaiſer=
ſaal” (Volksbildungsverein).
Leitung: Dr. Otto Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Hans H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorar=
forderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Darmstädter Sprach- und Nandeisschuis.
Leiter: Emil Held und Hieron. Schneider
*10 Luisenstrasse 10.
Neue Kurse
für Handels- und
Fortbildungsschüler
beginnen
11. Oktober. (12038a
Regelung des Verkehrs mit Mehl.
Höchſtpreiſe im Kleinverkauf.
Die für den Kommunalverband Darmſtadt feſtgeſetzten
Höchſt=
preiſe für Mehl im Kleinverkauf (vergl. Darmſtädter Tagblatt Nr. 255
vom 15. September 1915) gelten vom 20. September 1915 auch
für deu Bezirk der Stadt Darmſtadt.
Die Höchſtpreiſe für Mehl im Kleinverkauf ſind danach folgende:
a) Roggenmehl, das Kilo 44 Pfg., das Pfund 22 Pfg.
b) Weizenmehl, das Kilo 50 Pfg., das Pfund 25 Pfg.
Als Kleinverkauf gilt der Verkauf in Mengen von weniger
als 100 Kilo.
Wer die feſtgeſetzten Höchſtpreiſe überſchreitet, kann nach § 57
der Bundesratsverordnung vom 28. Juni 1915 mit Gefängnis bis zu
6 Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu 1500 Mk. beſtraft werden.
Des weiteren wird auf Beſchluß des Ausſchuſſes des
Kom=
munalverbandes Darmſtadt beſtimmt, daß vom 17. September ds. Js.
ab gegen eine Brotmarke für 1 Kilo
0,7 Kilo (700 Gramm Mehl)
verabfolgt wird.
Darmſtadt, den 15. September 1915.
(13158a
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Ekert.
Verein für Verbreitungvon Volksbildung
Freitag, den 17. September, abends 8¼ Uhr,
im „Kaiſerſaal”
Wiederholung des öffentlichen Vortrags
von Herrn Pfarrer Bogel:
Einranrung ia Krehard Waghels Tarbrtal.
Eintrittskarten zu 40 Pfg.; für Mitglieder, Schüler und
an=
geſchloſſene Vereine zu 25 Pfg. am Verkehrsbureau und bei J.
Mylius, Herdweg 2.
Vorbehaltene numerierte Plätze zu Mk. 1.—, für Mitglie=
(13052mf
der zu 80 Pfg. nur am Verkehrsbureau.
Verband evangelisch-Kirchlicher
Frauen-
vereine im Großherzogtum Hessen.
Einladung
zur Vorstände- und Mitgliederversammlung
auf Donnerstag, den 23. September 1915,
nachmittags 3¼ Uhr, im Rummelbräu. Breite Allee,
nächst des Hauptbahnhofs.
Tagesordnung: 1. Referat des Herrn Pfarrers Beringer-
Darmstadt über: „Die Organisation des Verbandes der
evangelisch-
kirchlichen Frauenvereine im Grossherzogtum Hessen in der
Ver-
gangenheit und Zukunft”. 2. Aussprache, eingeleitet von Herrn
Pfarrer Dittmar-Offenbsch. 3. Verschiedenes.
Der Verbandsvorstand.
13133)
Heute Freitag, den 17. September,
findet im
Kaffee Fürſt Bismarck
Großer
Volkstümlicher Abend
ſtatt. Beginn abends 8 Uhr. (13154
Als beſonders billig empfehle:
faſanen
unge Tauben
zarte Suppenhühner
(auch im Ausſchnitt)
(13136
Wildſchwein=Braten
Hei
min, Hoflieferaut.
Bekanntmachung.
Donnerstag, 21. Oktober 1915,
vormittags 10½ Uhr,
ſollen die der Witwe des
Apo=
thekers Friedrich Lohnes, Charlotte
Karoline Amalie, geb. Hartmann,
früher in Darmſtadt, jetzt in
Ober=
weſel, und deren minderjährigen
Kindern Lina, Wilhelm und Ida
Lohnes im Grundbuche für die
Gemarkung Darmſtadt (Beſſungen)
zugeſchriebenen Liegenſchaften:
Flur Nr. qm
VI 10571/10 206 Hofreite
Klap=
pacherſtraße
Nr. 42,
VI 1058¼/10 169 Hofreite
Klap=
pacherſtraße
Nr. 40,
VI 10590
Grabgarten m.
335
Gartenhaus
1060)
daſelbſt,
in unſerem Geſchäftszimmer,
Witt=
mannſtraße 1 dahier, zwangsweiſe
verſteigert werden. (K67/14
Die Verſteigerung wird auch
dann genehmigt werden, wenn ein
der Schätzung entſprechendes
Ge=
bot nicht eingelegt iſt und
ander=
weite rechtliche Hinderniſſe nicht
entgegenſtehen.
Darmſtadt, 15. September 1915.
Großh. Ortsgericht Darmſtadt II
(Beſſungen.)
Frantz. (IX,13147
Woog, am 16. September 1915.
Waſſerhöhe am Pegel 3,66 m.
Luftwärme 15‟ C.
Waſſerwärme vorm. 7 Uhr 16‟ C.
Woogs=Polizeiwache.
Maſt=Geſtügel
direkt aus den Bauernhöfen
Junge Hahnen . . . M. 1.80—2.50
„ Hühner (schwer) „ 2.80—3.50
Tauben . . . „ 0.75—0.80
Wild
beſonders preiswert
Schwere Hasen . . M. 3.50—4.50
„ 1.80—2.50
Fasanen
„ 2.00—2.20
Wild-Enten .
O.80— 1.60
Feld-Hühner
(*3347
empfiehlt
Hoflieferant Held
Karlſtraße 24. Teleph. 478.
Nordſee=Fiſchladen
nur Eliſabethenſtr. 7. Tel. 2151.
Heute und morgen
Maſſenverkauf
feinſter Kieler Bücklinge
geräucherte Flundern
Schellfiſche (3153
Rieſen-Lachsheringe
F. Pöschl Nachf.
Moſtäpfel
Eicheln
Roßkaſtanien
kauft (II.13146
meier Kleeblatt, Seligenstadt bei
Frankfurt a. M. Telephon Nr. 11.
Große Sendung friſch gebrochener
Eß= und Kochbirnen
eingetroffen — 10 Pfund 65 Pfg.,
10 Pfd. 75 Pfg. — ſolange Vorrat
reicht bei L. Stilling Witwe, Hochstr. 4. (*
Kastanien
kauft
(B13072
Heinrich Keller Sohn
Heidelbergerſtr. 28.
Großer, flacher
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Die
verhängnisvolle
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Sensationeller Kriminalroman
in 4 Akten. (*3400
Ab morgen
Das
wiedergefundene
Juwel
Detektivdrama in 4 Akten.
Ein verhebter
Racker
Lustspiel in 3 Akten.
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Künstlerin
Dorrit Weiseler.
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mod., für die feinſte Dame paſſend
(Größe 42—44)
aus erſtem Modeſalon, einmal getr.
dunkelblaues Winterkleid
(Größe 42—44) (*3370
ſchwarzes Eoliennekleid
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(Ecke Schießhausſtraße).
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Gartenbeſitzer!
Wegen Aufgabe der Gärtnerei,
die am 1. Oktober geräumt ſein
muß, werden einige Hundert
Fllederbasche
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m. Einlagen, 2Serviertiſche, 6Stühle,
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Ge=
ſchäftsſtelle.
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Chaiselongue u. verſch., umzugsh.
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Perſon geeignet, Preis neu 250 M.,
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ſtadt, Fabrikſtr. 24, I.
(*3358
Was ist?
Es ist das raffinierteste und
spannendste
Detektiv-Drama
in 6 Akten.
2 Ab wann?
Ab Samstag, den 18. d. M.
2 Wo?
im
(13139
Residenz-
Ineater.
Heute zum letzten Male:
Dämon u. Mensch
Kriminal-Roman in 5 Akten
mit
Rudolf Schildkraut.
Großh. Hoftheater.
Freitag, den 17. September 1915
5. Abonnem.=Vorſtell. D 2
Feſtvorſtellung
Zur Feier des Allerhöchsten
Geburts-
festes Ihrer Königlichen Hoheit der
Grossherzogin
Luſtſpiel=Ouvertüre
von E. N. von Reznicek.
Muſikaliſcher Leiter: Richard Lert.
Jugendfreunde.
Luſtſpiel in 4 Aufzügen
von Ludwig Fulda.
Spielleiter: Hans Baumeiſter.
Perſonen:
Dr. Bruno
Mar=
tens .
. Br. Harprecht
Philipp Winkler,
Muſikſchriftſtell. Frz. Schneider
Heinz Hagedorn,
Maler .
. Hs. Baumeiſter
Waldemar Scholz,
Techniker . . . Rich. Jürgas
. Käthe Meißner
Dora Lenz .
Amelie Siebert . Charl. Pils
Toni Leitenberger Fritzi Niedt
Lisbeth Gerlach . Käthe Gothe
Stephan, Diener . Paul Peterſen
Nach dem 2. Aufzuge längere Pauſe.
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.—12. Reihe
3.70 ℳ, 13.—19. Reihe 3.20 ℳ,
Par=
terre: 1.—5. Reihe 2.35 ℳ, 6.—8.
Reihe 1.95 ℳ, Proſzeniumsloge
5.20 ℳ, Mittelloge 5.20 ℳ,
Bal=
konloge 4.70 ℳ, I. Rang 4.20 ℳ,
II. Rang: 1.—6. Reihe 2.15 ℳ,
7. u. 8. Reihe 1.75 ℳ, I. Galerie
1.15 ℳ, II. Galerie 0.65 ℳ.
Kartenverkauf: an der
Tages=
kaſſe im Hoftheater von 9½ —1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung. — Im
Verkehrs=
bureau von 8—1 Uhr u. von 2½ Uhr
bis kurz vor Beginn der Vorſtellung.
Im Verkehrsbureau werden auch
telephoniſch Karten=Beſtellungen
entgegengenommen. Tel. Nr. 582.
Anf. 7 U. — Ende gegen 9¾ U.
Vorverkauf für die Vorſtellungen:
Samstag, 18. Sept. Keine Vorſt.
Sonntag, 19. Sept. 6. Ab.=Vſt.
A 2. Zum erſten Male: Auf
Aller=
höchſten Befehl: „Parſifal”. Ein
Bühnenweihfeſtſpiel in drei
Auf=
zügen von Richard Wagner.
Ge=
wöhnliche Preiſe. Anfang 4 Uhr.
Montag, 20. Sept. Außer Ab.
Erſte Volks= und Garniſon=
Vor=
ſtellung zu ermäßigten Preiſen:
„Alt=Heidelberg”. Anfang
7 Uhr. — Vorverkauf: Freitag,
17. Sept., bis einſchl. Montag,
20. Sept., gleichzeitig an der
Tages=
kaſſe im Hoftheater zu den üblichen
Kaſſeſtunden, ſowie im
Verkehrs=
bureau, Ernſt=Ludwigsplatz.
Dienstag, 21. Sept. 7. Ab.=Vſt.
A 3. „Mignon”. Kleine Preiſe.
Anfang 7 Uhr.
Weiblich
Modiſtin ſucht alsbald Stellung.
Prüfung abgelegt. Angebote unt.
H 32 an die Geſchäftsſt. (*3350fs
Strebſ., jung. Fräulein, welches
die Handelsſchule beſucht,
Steno=
graphieren (Gabelsberger) und
Maſchinenſchreiben (Underwood,
Ideal und Adler) gelernt hat, in
der einf. und dopp. Buchführung
kundig, ſucht Anfangsſtellung auf
Bureau zum 1. Okt. d. Js., evtl.
ſpäter. Angebote unter H 16 an
die Geſchäftsſtelle d. Bl. (*3311
Mädch. ſ. Lauft. 2 Std. morg.,
2 Std. nachm. Stiftſtr. 23, I. (*3277df
Anſtänd. Mädchen, das in allen
Zweigen des Haushaltes erfahren,
ſucht tagsüber Beſchäftigung. Ang.
u. H 39 an die Geſchäftsſt. (*3372
w. elegante
Schneldermeisterin, Jackenkleid.
(Schneiderarbeit) etc. zu arb.
ver=
ſteht, nimmt noch einige beſſere
Kunden an.
(12704a
Ang. u. E 78 an d. Geſchäftsſt.
Männlich
ſucht
Junger Kaufmann
Stel=
lung als Expedient oder Kontoriſt.
Ang. u. H15 a. d. Geſchäftsſt. (*3308
Suche für meinen Sohn, der
im Herbſte die einjährige
Berech=
tigung
erhält, Kaufm. nehrstelle
in einem größeren Engros=Geſchäft
oder einer Bank. Angebote unter
G 91 a. d. Geſchäftsſt. (13102df
a
Weiblich
Deaatrt
für dauernd zum ſofort. Eintritt für
Büreau einer größeren
Maſchinen=
fabrik am Platze geſucht. Tüchtige
und zuverläſſige Damen, welche
perfekt in Stenogr. und
Maſchinen=
ſchreiben (Adler) ſind, wollen
An=
gebot mit Gehaltsanſprüchen
ein=
reichen u. H 13 an die
Geſchäfts=
ſtelle ds. Blattes.
(13138
Tüchtige
(13141
Gardinen-Näherin
(Heimarbeiterin)
für ſofort geſucht. Perſönliche
Meldung Freitag 9—12 Uhr.
Darmstädter
Teppich- u. Gardinen-Haus
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Kinderfräulein
mit beſſerer Schulbildung, das auch
nähen kann. Gute Zeugniſſe
Be=
dingung.
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Olbrichweg 17.
Tüchtiges
Alleinmädchen
kinderlieb, in guten bürgerlichen
Haushalt (2 Kinder, 4 und 1½ J.)
bei gutem Lohn per 1. Oktober
geſucht. Angebote, Lohnforderung
und Zeugniſſe erbeten. Frau J.
Stahl, Friedberg in Heſſen,
Haingraben Nr. 5.
(II,13107
Ein junges, braves Mädchen
für tagsüber geſucht.
Hügel=
ſtraße 20.
(13113df
Solid., ſleiß. Alleinmädchen
mit guten Zeugniſſen per 1. Okt.
geſucht. Waldſtr. 38, I. (*3359
Hausmadchen
kräftig u. arbeitsfreudig, findet
ſogleich angenehme Stelle.
Meldung Ludwigshöhstr. 1, II.
in kleinen Haus=
Geſucht halt beſſ., tücht.
Alleinmädchen
welches gute Zeugniſſe aus beſſ.
Hauſe hat und erfahren in aller
Hausarbeit iſt, zum 1. Oktober.
Vorzuſtell. v. 9—12 u. v. 4—7 Uhr.
Grünerweg 1s, I.
*3334fs)
Samstags und Mittwochs wird
für je 2 Stunden vor= oder nachm.
eine Frau zum Reinmachen
ge=
ſucht. Näh. Geſchäftsſtelle. (*3314
Kräft., ordentl. Mädchen für 2
bis 3 Stund. vormitt. geſucht. Zu
erfrag. bei d. Geſchäftsſt. (*3310fs
öffizierfam., in hieſ. Fremdenpenſ.
wohn., ſucht z. 1. Okt. f. 2½jähr.
Knaben gebild. Fräul. oder Frau
m. gut. Empf. Nähen erw. Ang. u.
H 40 an die Geſchäftsſt. (*3374
Beſſeres, älteres Mädchen
zu einer leidenden Dame geſ. Ang.
u. H 37 an die Geſchäftsſt. (*3369
Per ſofort od. 1. Okt. tüchtiges
geſucht, wel=
1. Hausmädchen ches kochen
kann und Hausarbeit übernimmt.
Näheres Herdweg 58. (*3324
Alleinmädchen mit gut. Zeugn
per 1. Okt. zu 2 Perſonen geſucht.
*3059ids) Bismarckſtr. 46, II.
Suche Spül= u. Putzfrauen. Frau
Dingeldein, gewerbsmäßige
Stellenvermitt-
lerin, Eliſabethenſtr. 5. (*3364
Männlich
Tüchtiger
Schneidermeiſter
in Lederbekleidung erfahren,
zur Leitung unſerer Uniform=
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geſucht.
(13162
Oppenheimer & Co.
Stirnweg 25
(am Hauptbahnhof).
Heisender
oder
junger Mann
der die Friſeure beſuchen ſoll,
ſofort geſucht. Nur ſchriftliche
Angebote werden erbeten. (B13148
Carl Ziegler,
Darmſtadt, Heidelbergerſtr. 108.
Tüchtigen (13122dfs
Unlformschneider
(Offizier=Waffenröcke)
ſofort verlangt.
I. Scharmann Nachf.
Schulſtr. 7, I.
Suche zum ſofortigen
Eintritt einen tüchtigen
und gewiſſenhaften
Lager-Arbeiten
Rudolf Schnauber
Mühlſtr. 48. (*2233fs
Aelt., zuverläſſigen, nüchternen,
ſelbſtändigen, mit allen Arbeiten
vertrauten
(*3062imf
Mann
ſofort für dauernd geſucht.
Kantine Dragoner=Regiment 24.
Kräftige
Taglöhner
find, dauernde Beſchäftigung geg.
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Gräfenhäuſer Weg 75.
Junger Hausburſche
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Joſ. Heeß, Metzgermeiſter.
13092a) Beckerſtraße 33.
Hausbarsche
ſtadtkundig (Radfahrer)ſof. geſucht.
H. L. Schlapp, Hofbuchhandlung,
(*3360
Schulſtr. 5.
Behrungs=
Geſuch.
Für ein Kolonialwaren= und
Drogengeſchäft an größerem Orte
in der Nähe Darmſtadts wird
zum alsbaldigen Eintritt ein
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ling geſucht. Lehrzeit 3 Jahre bei
freier Station. Angebote unter
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H. Brunner,
Inſtall., Eliſabethenſtr. 33. (*3153md
Friſeurlehrling
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Bekanntmachung
betreffend Beſchlagnahme der deutſchen Schafſchur.
Nachſtehende Anordnungen werden auf Grund des Geſetzes über den
Belagerungs=
zuſtand vom 4. Juni 1851 bzw. auf Grund des Bayeriſchen Geſetzes über den
Kriegs=
zuſtand vom 5. November 1912 hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht mit dem
Temerken, daß jede Uebertretung, ſoweit nicht nach den allgemeinen Strafgeſetzen höhere
Strafen verwirit ſind, nach § 6 der Bundesrats=Verordnung über Sicherſtellung von
Kriegshedarf vom 24. Juni 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 357) beſtraſt wird?). Auch kann
der Militärbefehtshaber die Schließung der Betriebe anordnen.
§ 1. Inkrafttreten.
Die Anordnungen dieſer Bekanntmachung treten mit Beginn des 18. September
1915 in Kraft.
§ 2. Von der Bekanntmachung betroffene Gegenſtände.
Von der Bekanntmachung betroffen ſind:
1. der Wollertrag der deutſchen Schafſchur 1914/15 ſowie das Wollgefälle bei
den deutſchen Gerbereien (im nachſtehenden kurz „Wollertrag 1914/15‟
ge=
nannt), ſoweit er noch nicht gemäß den „Ausführungsbeſtimmungen zur
Beſchlagnahme der deutſchen Schafſchur 1914/15‟ (W. I. 2501/3. 15 K. R. A.)
in das Eigentum von Fabrikanten von Heeres= oder Marinebedarf
über=
gegangen iſt.
2. der Wollertrag der deutſchen Schafſchur 1915/16, gleichviel, ob er ſich bei
den Schafhaltern, an ſonſtigen Stellen oder noch auf den Schafen befindet,
ſowie das Wollgefälle bei den deutſchen Gerbereien (im nachſtehenden kurz
Wollertrag 1915/16 genannt).
§ 3. Beſchlagnahme.
Die von dieſer Bekanntmachung betroffenen Gegenſtände (§ 2) ſind beſchlagnahmt.
Die Beſchlagnahme hat die Wirkung, daß die Vornahme von Veränderungen an
den von ihr berührten Gegenſtänden verboten iſt und rechtsgeſchäftliche Verfügungen
über ſie nichtig ſind. Den rechtsgeſchäftlichen Verfügungen ſtehen Verfügungen gleich,
die im Wege der Zwangsvollſtreckung oder Arreſtvollziehung erfolgen. Trotz der
Be=
ſchlagnahme ſind alle Veränderungen und Verfügungen zuläſſig, die durch dieſe
Be=
kanntmachung ausdrücklich geſtattet ſind, oder die mit Zuſtimmung des Königlich
Preußi=
ſchen Kriegsminiſteriums in Berlin, Kriegs=Rohſtoff=Abteilung, erfolgen.
§ 4. Waſchen der beſchlagnahmten Wolle.
Das Waſchen des beſchlagnahmten, noch nicht an Fabrikanten für Heeres= und
Marinebedarf verkauften Reſtes des Wollertrages 1914/15 und des beſchlagnahmten
Wollertrages 1915, 16 wird wie folgt geregelt:
Die Wolle muß ſpäteſtens 12 Wochen nach dem Scheren oder Fallen in eine der
nachſtehend aufgeführten Wäſchereien zum Waſchen eingeliefert werden:
Biſchweiler Carboniſier=Anſtalt und Wollwäſcherei A.=G. vorm. E. Lix,
Biſch=
weiler Kr Hagenau i. Elſ.,
Bremer Wollkämmerei, Blumenthal, Provinz Hannover,
H. Katz Sohn, Caſſel,
Mosbacher & Co., Caſſel.
Emil Rubenſohn & Co., Caſſel=Bettenhauſen,
Wollwäſcherei und Kämmerei Döhren=Hannover, Hannover=Döhren,
Loigtändiſche Carboniſier=Anſtalt A.=G., Grün, b. Lengenſeld i. V.
Kirchhaiuer Wollwäſcherei G. m. b. H. Kirchhain N. L.,
Oſtpreußiſche Dampfwollwäſcherei A.=G., Königsberg i. Oſtpreußen,
Leipziger Wollkämmerei, Leipzig,
Bremer Wollwäſcherei, Leſum b. Bremen,
G. A. Weller Leutersbach b. Kirchberg i. Sa.,
Mylaucr Wollkämmerei Georgi & Co G. m. b. H., Mylau i. V.,
Wollwäſcherei und Carboniſier=Anſtalt Neuhütte, Gebr. Lenk, Neuhütte b.
Lengenfeld i. V.,
Deutſche Wollentfettung A.=G., Oberheinsdorf b. Reichenbach i. V.,
Rothenburger Wollwäſcherei Carl Heine, Rothenburg a. d. Oder,
Wollwäſcherei und Carboniſier=Anſtalt Fr. W. Schreiterer, Unterheinsdorf
b. Reichenbach i. V.,
F. H. Schroth, Wurzen,
Hamburger Wollkämmerei, Wilhelmsburg,
R. Dietrich & Co., Lengenfeld i. V.
Dieſe Wäſchereien ſind durch die Heeresverwaltung verpflichtet worden, die Wolle
binnen acht Wochen nach Einlieferung fettfrei, d. h. mit einem bei der Analyſe
feſt=
geſtellten Fettgehalt von höchſtens ½ vom Hundert, zu waſchen und das Verkaufsgewicht
auf einen Feuchtigkeitsgrad von 17 vom Hundert konditioniert feſtzuſtellen. Sie ſind
ferner verpflichtet worden, die Wäſche der zugeführten Wollmengen zu den mit ihnen
vereinbarten Tariſſätzen, d. h. 0,25 Mk. für 1 ſeg auf gewaſchenes Gewicht gerechnet,
ein=
ſchließlich Sortierung bis zu 20 vom Hundert Unter= und Nebenſorten, und 0.05 Mk. für
1 kg Zuſchlag auf gewaſchenes Gewicht bei Sortierung über 20 vom Hundert Unter= und
Nebenſorten gerechnet, bei ſofortiger Barzahlung ohne jeden Abzug (Verpackung zu
Laſten des Käufers) zu bewirken. Der Waſchlohn iſt der Wäſcherei vor Ablieferung der
fertiggewaſchenen Wolle von dem Verkäufer der Wolle zu erſtatten.
Die Wäſchereien unterſtehen der dauernden Ueberwachung durch die Kriegs=
Rrhſtoff=Abteilung des Königlich Preußiſchen Kriegsminiſteriums in Berlin.
§ 5. Verkämmen der beſchlagnahmten Wolle.
Das Verkämmen des Wollertrages 1914/15 und des Wollertrages 1915/16 iſt
ver=
boten, ſoweit nicht durch ausdrückliche Verfügung der Kriegs=Rohſtoff=Abteilung des
Königlich Preußiſchen Kriegsminiſteriums in Berlin hierzu Erlaubnis erteilt worden iſt.
§ 6. Veräußerung der beſchlagnahmten Wolle.
Die Wolle darf nur veräußert werden:
a) an die Kriegswollbedarf=Aktiengeſellſchaft, Berlin SW 48, Verlängerte
Hedemannſtraße 3,
b) an Perſonen, Firmen oder Geſellſchaften, welche die Wolle unmittelbar oder
mitelbar an die Kriegswollbedarf.Aktiengeſelſchaſt, Verlin SWf 48.
Ver=
längerte Hedemannſtraße 3, verkaufen.
Der Schafhalter hat die Wolle, wenn er an einen Händler veräußert, frei nächſte
Babnſtation, wenn er an die Kriegswollbedarf=Aktiengeſellſchaft Berlin veräußert, frei
Wäſcherei zu lieſern; der Händler hat die Wolle ſtets frei Wäſcherei zu liefern.
Die geſchorene Wolle oder das Wollgefälle bei den deutſchen Gerbereien muß
ſpä=
teſtens zehn Wochen nach der Einlieferung in eine der zugelaſſenen Wäſchereien (§ 4)
in das Eigentum der Kriegswollbedarf=Aktiengeſellſchaft Berlin übergegangen ſein.
Die Mengen einer Partie, welche ein Schafhalter an die Kriegswollbedarf=
Aktien=
geſellſchaft Berlin verkauft, müſſen mindeſtens 1000 kg Rohwolle die Mengen einer
Partie, welche Nichtſchafhalter an die Kriegswollbedarf=Aktiengeſellſchaft Berlin
ver=
kaufen, mindeſtens 7000 kg Rohwolle betragen.
*) Mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu zehntauſend
Mark wird, ſofern nicht nach allgemeinen Strafgeſetzen höhere Strafen verwirkt
ſind, beſtraft:
1. wer unbefugt einen beſchlagnahmten Gegenſtand beiſeite ſchafft, beſchädigt
oder zerſtört, verwendet, verkauft oder kauft oder ein anderes
Veräußerungs=
oder Erwerbsgeſchäft über ihn abſchließt;
2. wer der Verpflichtung, die beſchlagnahmten Gegenſtände zu verwahren und
pfleglich zu behandeln, zuwiderhandelt:
3. wer den nach § 5 erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen zuwiderhandelt.
Beſtände des Wolertrages 1914/15
in das Eigentum der KriegswolbedarſeAliengeſelſchaft Verlin übergegangen ſein.
Zu dieſem Zwecke iſt es geſtattet, im Monat Dezember auch kleinere Mengen als
die im vorſtehenden genannten Mindeſtmengen an die Kriegswollbedarf=
Aktiengeſell=
ſchaft Berlin zu verkaufen.
§ 7. Uebernahmepreiſe.
Für das nach § 4 feſtgeſtellte Verkaufsgewicht reingewaſchener Wolle hat die
Kriegs=
wollbedarf=Aktiengeſellſchaft Berlin dem Verkäufer,
a) ſoweit er Schafhalter iſt, den auf Grund der durch die Bekanntmachung
vom 22. Dezember 1914 über die Höchſtpreiſe für Wolle und Wollwaren
feſtgeſetzten Höchſtpreiſe für gewaſchene Wollen feſtgeſtellten
Ueber=
nahmepreis
b) ſoweit er nicht Schafhalter iſt, dieſen Uebernahmepreis zuzüglich einer
Vermittlungsgebühr von 2 vom Hundert zu zahlen
Ueber den von der Kriegswollbedarf=Aktiengeſellſchaft zu zahlenden
Ueber=
nahmepreis entſcheidet mangels Einigung endgültig die Kriegs=Rohſtoff=Abteilung des
Kgl. Preußiſchen Kriegsminiſteriums in Berlin nach Anhörung einer
Sachver=
ſtändigen=Kommiſion, deren Zuſammenſetzung die Kriegs=Rohſtoff=Abteilung unter
Zuziehung von Sachverſtändigen aus den Kreiſen der Tuchfabrikanten, der
Woll=
händler und der Schafzüchter bzw. Gerber=Sachverſtändigen vornimmt.
§ 8. Verteilung der beſchlagnahmten Wolle.
Die Verteilung der beſchlagnahmten Wolle erfolgt durch die Kriegswollbedarf=
Aktiengeſellſchaft, Berlin SW 48, Verl. Hedemannſtraße 3. Dieſe Geſellſchaft verteilt
die von ihr erworbene Wolle unter Genehmigung der Kriegs=Rohſtoff=Abteilung des
Kgl. Preußiſchen Kriegsminiſteriums in Berlin an ſolche inländiſchen Verarbeiter,
welche die Wolle nachweislich zur Ausführung von Aufträgen der deutſchen
Heeres=
oder Marineverwaltung brauchen.
Die im § 4 genannten zugelaſſenen Wäſchereien ſind durch die Heeresverwaltung
verpflichtet worden, für die Ueberwachung der endgültigen Ablieſerung der von ihnen
Fewaſchenen Wolle an nur ſolche Verarbeiter zu ſorgen, die ihnen von der
Kriegs=
wollbedarf=Aktiengeſellſchaft als Empfänger aufgegeben werden.
§ 9. Ausnahmen.
Soweit der im § 2 genannte Wollertrag 1914/15 bis zum Ablauf des 31. Auguſt
1915 bereits in die in den „Ausführungsbeſtimmungen zur Beſchlagnahme der
deutſchen Schafſchur 1914/15‟ (W. I. 2501/3. 15. K. R. A.) genannten Wäſchereien
ein=
geliefert worden iſt, darf er noch nach Maßgabe dieſer Ausführungsbeſtimmungen
gewaſchen und — ſoweit er bis zum 31. Auguſt 1915 bereits an ſolche inländiſchen
Verarbeiter verkauft iſt, die die Wolle zu Heeres= oder Marinelieferungen
verar=
beiten — an dieſe abgeliefert werden.
F
§ 10. Freigabe.
Anträge von Schafhaltern auf einmalige Freigabe geringer Mengen aus
eigenem Beſitz bis zum Höchſtgewichte von 5 kg Rohgewicht (Schmutzwolle), die nur
im eigenen Haushalt des Schafhalters verſponnen und verwendet werden dürfen,
können mit der Kopfſchrift „Wollbeſchlagnahme” an die Kriegs=Rohſtoff=Abteilung des
Kgl. Preußiſchen Kriegsminiſteriums, Sektion W. I., Berlin SWV. 48, Verl.
Hedemann=
ſtraße 11, gerichtet werden.
Von denjenigen Wollen, deren Ankauf die Kriegswollbedarf=Aktiengeſellſchaft
ablehnt, ſind innerhalb zwei Wochen nach Empfang des ablehnenden Beſcheides Muſter
unter genauer Angabe der abgelehnten Mengen an die Kriegs=Rohſtoff=Abteilung des
Kgl. Preußiſchen Kriegsminiſteriums, Sektion W. I., Berlin SW 48. Verl.
Hedemann=
ſtraße 11, zu ſenden. Die Kriegs=Rohſtoff=Abteilung beſtimmt über die Verwendung
dieſer Wollen oder gibt ſie frei.
§ 11. Verbot der vorzeitigen Schur.
Das Scheren der Schafe zu einer früheren als der in anderen Jahren üblichen
Zeit iſt verboten.
§ 12. Anfragen und Anträge.
Alle auf die vorſtehende Bekanntmachung bezüglichen Anfragen und Anträge ſind
mit der Kopfſchrift „Wollbeſchlagnahme” an die Kriegs=Rohſtoff=Abteilung des Königl.
Preußiſchen Kriegsminiſteriums, Sektion W. I., Berlin SW 48, Verlängerte
Hedemann=
ſtraße 11, zu richten.
Frankfurt (Main), den 17. September 1915.
(13156
Stellv. Generalkommando 18. A. K.
(1315
Nachtragsverordnung
zu der Bekanntmachung, betreffend
Beſtandserhebung und Beſchlagnahme von Kautſchuk (Gummi), Guttapercha, Balata
und Aſbeſt ſowie von Halb= und Fertigfabrikaten unter Verwendung dieſer Rohſtoffe.
(V. I. 663/6. 15. K. R.A.).
Nachſtehende Nachtragsverordnung wird auf Grund des Geſetzes über den
Be=
lagerungszuſtand vom 1. Juni 1851 bzw. auf Grund des Bayeriſchen Geſetzes über den
Kriegszuſtand vom 5. November 1912 hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht mit
dem Bemerken, daß jede Uebertretung, ſoweit nicht nach den allgemeinen Strafgeſetzen
höhere Strafen verwirkt ſind, nach § 6* der Bundesratsverordnung über die
Sicher=
ſtellung von Kriegsbedarf vom 24. Juni 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 357) beſtraft wird.
Die in der genannten Verfügung in § 2b unter IV genannten Gegenſtände:
Klaſſe
Gegenſtand
Alte Autoreifen mit Nieten und ohne ſolche
gleichgültig, ob
Luftſchläuche, dunkel, ſchwimmend,
im ganzen oder
13 1 Luftſchläuche, rot,
zerſchnitten,
16 1 Gummiabfälle, ſchwimmend,
ſind auch dann meldepflichtig, wenn die unter § 5 der genannten Verfügung für dieſe
Waren genannten Mindeſtmengen nicht erreicht werden. Sie dürfen ferner vom
i 18. September 1915 ab nur noch an die Königliche Inſpektion des Kraftfahrweſens in
Berlin=Schöneberg, Fiskaliſche Straße, oder deren durch ſchriftlichen Auftrag
ausge=
wieſene Beauſtragte verkauft oder geliefert werden. Die in Gummi= und
Regenerier=
fabriken vorhandenen Beſtände der vorbezeichneten Art dürfen verarbeitet werden.
Im übrigen werden die obengenannten Gegenſtände hiermit gemäß § 4 der
Bundes=
ratsverordnung über die Sicherſtellung von Kriegsbedarf vom 24. Juni 1915
be=
ſchlagnahmt.
* Dieſe Bekanntmachung tritt mit ihrer Verkündung in Kraft.
Frankfurt (Main), 17. September 1915.
Stellvertretendes Generalkommando 18. Armeekorps.
* § 6. Mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu
zehn=
tauſend Mark wird, ſofern nicht nach allgemeinen Strafgeſetzen höhere Strafen
ver=
wirkt ſind, beſtraft:
1. wer unbefugt einen beſchlagnahmten Gegenſtand beiſeiteſchafft, beſchädigt
oder zerſtört, verwendet, verkauft oder kauft oder ein anderes
Veräußerungs=
oder Erwerbsgeſchäft über ihn abſchließt;
2. wer der Verpflichtung, die beſchlagnahmten Gegenſtände zu verwahren und
pfleglich zu behandeln, zuwiderhandelt:
3. wer den nach § 5 erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen zuwiderhandelt.
Autie Rachricten des Groſc. Poligtante Barnſer=
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
beſindet ſich: 1 deutſcher Schäferhund, 1 Pinſcher. 1 deutſcher
Schäferhund, 1 Boxer (zugelaufen). Die Hunde können von den
Eigen=
tümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die
Verſteige=
rung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werktag,
vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
(13135
as Amt iſt fortgeſetzt Käufer von Heu und Stroh (Flegeldruſch,
Roggenmaſchinenpreßlangſtroh, eventl. auch Hafer= und
Gerſten=
ſtroß) zu den jeweiligen Tagespreiſen.
(J,13159
Proviantamt Darmſtadt.
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Der Höchſtpreis für Milch im Kleinverkauf in der Stadt
Darmſtadt wird hiermit auf 26 Pfg. für das Liter zurzeit feſtgeſetzt.
Darmſtadt, den 15. September 1915.
(13100dfs
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Baroneß Claire.
Roman von M. Herzberg.
(Nachdruck verboten.)
26)
Sie müſſen nicht ſchlecht von uns denken, Fräulein, weil
wir etwas ungeniert mit einander verkehren und manches reden
und geſchehen laſſen, was ungewöhnlich frei ſcheint! rechtfertigte
ſie ſich ernſt. Im Grunde wird der Anſtand bei uns gewahrt,
das können Sie mir glauben. Der junge Mann, Guſtav heißt er,
iſt von Hauſe aus Bildhauer. Sie ſollten bloß ſeine Entwürfe
ſehen! Da ſteckt nicht nur Talent, da ſteckt Genie drin. Und
doch iſt er zu nichts gekommen, weil ihn aus jeder, Anſtellung
eine unſelige Leidenſchaft, der Trunk, vertreibt. Sie iſt ſein
Fluch, von dem er trotz beſter Vorſätze nicht laſſen kann. Er
gehört leider zu den charakterſchwachen, ohnmächtigen Wollern
und iſt im Grunde doch ein ſo guter Kerl! Aus Mitleid erſt,
aus dem nun wirklich Liebe, eine faſt mütterliche Liebe geworden,
habe ich mich ſeiner angenommen, um ihn zu retten. Er bringt
all ſeine Freizeit bei uns zu. Solange ich bei ihm, oder vielmehr
er bei mir iſt, geht’s ja; da hat er auch Luſt zur Arbeit und läßt
das Trinken. Ich bin ſein Halt, an den er ſich klammert. Aus
meinen Augen, meiner Aufſicht, würde er ſofort wieder ſeinem
Dämon verfallen. Und dabei iſt er, wie geſagt, ſo kindgut, ſo
brav und treu und immer bei Humor. Die Mädchen haben ihn
alle gern und möchten ihn nicht miſſen; er iſt ihnen wie ein=
Bruder. Er ginge durch’s Feuer für ſie und ganz beſonders
für mich. Und um einen Menſchen, der es verdient, ſollte
ich=
mich nicht über kleinliche, geſellſchaftliche Vorurteile hinwegſetzen?
Solange ich mein Tun mit meinem Gewiſſen in Ubereinſtimmung
bringen kann, kehre ich mich nicht an das Urteil der Welt. Ihnen
aber wollte ich dieſe Aufklärung geben; denn an Ihrer Achtung
liegt mir.
Statt aller Antwort reichte ihr Claire, da ſie jetzt ſchwieg,
die Hand. Fifi drückte ſie erfreut.
Sein eigentliches Arbeitsfeld hat er ja leider aufgegeben,
treibt’s nur noch als Liebhaberei in ſeinen Mußeſtunden, fuhr Fifi
erleichtert fort; man ſah ihr ordentlich an, wie gern ſie von ihm
erzählte. Dafür hat er aber jetzt ſeine Stimme und eine urwüchſige
Komik und damit ſeinen zweiten Beruf entdeckt. Ohne ſeine
Bedeutung zu ahnen, hatte er ſich durch dieſes Talent früher
ſchon viele Anhänger verſchafft. Wie er nun vor einiger Zeit
zum ſo und ſovielten Male beſchäftigungslos wurde, iſt er von
einem Bekannten, der als höchſt geſchickter Jongleur an einem
Variete arbeitet, deſſen Direktor in einer Verlegensheitslücke
als Geſangskomiker empfohlen worden. Der Verſuch gelang;
Guſtmn iſ mm ein genachter Mam mit 20MPart Monakrgage,
wo er ſonſt bei ſeinen Meiſtern kaum die Hälfte verdiente, Sie
ſollten ihn bloß mal hören, Fräulein! überwältigend! Zum
totlachen komiſch! Und dabei hat er wirklich eine famoſe Stimme,
um die ihn manch’ lyriſcher Operntenor beneiden könnte!
Alles, immer durch Empfehlung! ſeufzte Claire. Dies eine
Wort führte ihr das eigene Elend wieder voll zu Gemüte.
Ja, Empfehlung iſt alles, ſo oder ſo! beſtätigte Fifi.
Hätte ich doch auch eine! rief Claire ſehnſüchtig aus.
Sie — ach Gott ja! Ich hab’ ja ganz vergeſſen! verſetzte
Fifi reuig. Da ſitze ich und rede von uns und mir und hab’
noch nicht einmal ausführlich gehört, wie es Ihnen ergangen.
Was treiben Sie denn augenblicklich, liebes Fräulein?
Gar nichts! Gar nichts! ſagte Claire trübe.
Und nun berichtete ſie, da außer Fifi nur noch die ſtille
Kranke im Zimmer anweſend war, von allen Demütigungen,
Enttäuſchungen und Fehlſchlägen. Es ergab ſich jetzt ziemlich
von ſelbſt das Eingeſtändnis ihrer Ratloſigkeit und der Zweck
ihres heutigen Beſuchs.
Mein armes, liebes Fräulein! ſeufzte Fifi teilnehmend.
nachdem ſie geendet und auch Mieze drückte ihr lebhaftes
Mit=
gefühl aus. Spielen Sie denn auch Violine? fragte erſtere dann.
O ja!
Gut? Fließend, auch prima viſta?
Darf ich Ihnen eine Probe geben?
Natürlich! Das wäre das richtigſte; hier iſt meine Geige.
Clgire ſtand auf und legte Jacke, Hut und Handſchuhe ab.
Dann ergriff ſie das Inſtrument, ſtimmte kunſtgerecht und fragte:
Was ſoll es ſein, bitte?
Ich möchte, daß Sie mal Elfe’s Part verſuchten, hier aus
dem Brahms’ſchen Konzert. Wird das zu ſchwer ſein?
Ich glaube nicht! meinte Claire nach flüchtiger Prüfung.
Darauf begann ſie zu ſpielen, zuerſt zaghaft, dann immer
ſicherer mit zunehmender Verve. Fifi und Mieze lauſchten kritiſch.
Das Fräulein entledigte ſich ihrer Aufgabe nicht übel, erwies
ſich als eine ſorgfältig geſchulte Geigerin von genügender Technik
und warmem, kraftvollem Ton.
Was ſie aber in Fifi’s Augen als ganz beſonders
begehrens=
wert erſcheinen ließ, das war ihre Schönheit, die ſich ihr
jetzt erſt, nun ſie ſie zum erſten Male ohne Hut ſah, förmlich
frappierend offenbarte. Das Fifi zugekehrte, feine Profil von
faſt klaſſiſcher Reinheit hatte ſich unter der Erregung des Spiels
gerötet. Darüber wob ſich die Glorie des herrlichen, reichen
goldenen Lockenhaares; ein wunderbarer Gegenſatz zu den braunen
leuchtenden Augen, mit ihren ſchöngeſchwungenen, dunklen
Denen. Wie daſte zu bieſen Kopſe die köntiche Geſial mnit
ihrer ſtolzen Haltung! Die würde Aufſehen erregen! Und wieviel
reizender mußte ſie noch ſein, wenn ſie anſtatt des ſchlichten,
unvorteilhaft ſitzenden ſchwarzen Kleides die helle Uniform trug!
Fift, die ſehr lebhaften Schönheitsſinn und den Ehrgeiz
beſaß, in ihrer Kapelle möglichſt ſchöne Damen haben zu wollen,
obwohl ihr gerade dieſe Vorliebe ſchon manch' ärgerlichen Verluſt
bereitet hatte, war von Claires Liebreiz geradezu entzückt.
Bravo! Bravo! rief ſie daher überenthuſiaſtiſch, als dieſe
geendet und „Bravo, Braviſſimo!” ſchallte es, begleitet von
wütendem Händeklatſchen, aus dem Hinterſtübchen, in deſſen
Türe nun die Mädchen, durch das Spiel angelockt, vollzählig
wieder erſchienen.
Da haben wir ja gleich Erſatz für Elfriede! ſagte Ella lebhaft.
Meine ich auch! beſtätigte Dora.
Sehr klug! ſpöttelte Fifi. Darum eben ließ ich ſie doch
probieren. Ihr weiſen Ratgeberinnen! Da Sie ſo gute
Blatt=
ſpielerin ſind, Fräuleſn Schild, würden Sie doch auch im
En=
ſemble die erſte Violine übernehmen können, nicht wahr? wandte
ſie ſich dann wieder an Claire.
Wenn ich meine Partie vorher einmal durchſpielen könnte,
ſicherlich.
Na, dann wollen wir’s gern mit Ihnen verſuchen.
Ich wäre Ihnen ſo dankbar!
Sie beſitzen doch wohl ein weißes Kleid?
Claire nickte.
Wenn auch Schnitt und Machart anders iſt als unſere
Uniform; für’s erſte ginge es ſchon; die Schleifen decken das.
Dieſe aber müſſen dazu ſein und genau nach dem Muſter der
unſeren. Das Nähere beſprechen wir noch, auch die Gage.
Kom=
men Sie jedenfalls morgen vormittag, vielleicht gegen 11 Uhr
mit Ihrer Violine her zu den Proben, damit wir ſobald als
möglich wieder vollzählig ſind. Und nun genug des Geſchäftlichen!
Jetzt, Kinder, wollen wir mal erſt zu Ehren der neuen Kollegin
einen feinen Kaffee brauen. Dora und Käthe, Ihr ſpringt
unter=
deſſen hinüber zum Konditor und holt uns ſchönen Kranz= oder
Streuſelkuchen; hier ſind zwei Markt!
Ach, das kann Guſtav beſorgen! entgegnete Käthe, die
am Fenſter geſtanden; da kommt er gerade über den Damm
mit Dremel und dem Bildſchönen!
Die müſſen auch dabei ſein, natürlich! ſagte Fifi, ſchon mit
dem Kaffeekochen beſchäftigt.
Das wird ja ’n richtiger Kaffeeklatſch! lachte Dora. Schade,
Mieze, daß Du nicht dabei ſein kannſt!
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