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178. Jahrgang
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der Krieg mit Italien. — Franzöſiſche „Aufklärung‟. — Greus „Augenkrankheit‟.
Engliſche Stimmungen. — Die Wiedereinnahme von Przemysl.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 3. Juni.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Um den von Engländern beſetzten, ſtark
ausgebauten Ort Hooge, etwa drei Kilometer
öſtlich von Ypern, entwickelte ſich ein Kampf,
der einen günſtigen Verlauf für uns nimmt.
Wir ſahen uns gezwungen, den Turm der
Martinskirche in Yyern, auf dem feindliche
Artilleriebeobachtungsſtellen erkannt waren,
geſtern zu beſeitigen.
In der Gegend nördlich von Arras war
die Kampftätigkeit auf der Front Souchez—
Neuville und ſüdlich wieder ſehr lebhaft. Die
Franzoſen ſetzten dort am Nachmittag und in
der Nacht mehrfach zu größeren Angriffen an,
die an einzelnen Stellen zu erbitterten
Nah=
kämpfen führten. Ueberall erlitten die
Franzoſen die ſchwerſten Verluſte,
ohne irgendwelche Vorteile zu erringen. Um
den Beſitz der Zuckerfabrik bei Souchez wird
noch dauernd gekämpft.
Das Feuer der franzöſiſchen
Ar=
tillerie auf hinter unſerer Stellung liegende
Ortſchaften forderte unter den franzöſiſchen
Einwohnern geſtern wieder zahlreiche Opfer;
ſo zum Beiſpiel in Angres wo 5 Männer,
15 Frauen, 10 Kinder, und in Méricourt,
wo zwei Frauen getötet oder verletzt wurden.
Im Prieſterwalde ſind die Kämpfe noch
nicht abgeſchloſſen.
In den Vogeſen bewarfen unſere Flieger
den Etappenort und Bahnknotenpunkt
Remire=
mont und feindliche Truppenlager bei Hohneck
mit Bomben. Kleinere örtliche Gefechte
entſtan=
den heute nacht in der Gegend des Fechttales
bei Metzeral.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die Lage iſt unverändert.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die Feſtung Przemysl iſt heute früh,
nachdem in den Nachtſtunden die ſich noch
hal=
tenden Werke der Nordfront geſtürmt waren,
von uns genommen. Die Beute iſt
noch nicht zu überſehen.
Gegenangriffe der Ruſſen gegen die
Angriffs=
kolonnen und unſere Stellungen öſtlich von
Jaroslau ſcheiterten vollſtändig.
Die Armee des Generals von
Lin=
ſingen dringt in der Richtung auf Sydgeſow.
nordöſtlich von Stryj, vor, und kämpft um
den Dnjeſterabſchnitt weſtlich Mikolajow. Die
Beute der Schlacht bei Stryj iſt auf 60
Offi=
ziere, 12975 Mann Gefangene, 14 Geſchütze,
35 Maſchinengewehre geſtiegen.
Oberſte Heeresleitung.
Die Kämpfe bei Radymno.
* Berlin, 3. Juni. Aus dem Großen
Haupt=
quartier erfahren wir über die Kämpfe bei Radymno:
Die Korps des Generaloberſten von Mackenſen
ſtanden am 23. Mai, abends, in einem großen nach Oſten
gerichteten Bogen beiderſeits des San. Am rechten Flügel
beobachteten bayeriſche Truppen die Nordweſtfront der
Feſtung Przemysl. Im Anſchluß an die baheriſchen
Truppen ſtanden deutſche Truppen zuſammen mit
öſter=
reichiſch=ungariſchen ſüdlich des San vor dem ſtark
be=
feſtigten Brückenkopf von Radymno. Weiter nördlich
ſchloſſen ſich andere Truppen der Armee an. Der
Brücken=
kopf von Radymno beſtand in einer dreifachen Linie von
Feldbefeſtigungen, einmal aus einer mit Draht
wohlver=
ſehenen Hauptſtellung, die ſich auf den, dem Dorfe Oſtrow
weſtlich vorgelagerten Höhen hinzog und durch die San=
Niederung hindurch zu dieſem Fluſſe führte, dann aus
einer wohlausgebauten Zwiſchenſtellung, die mitten durch
das langgeſtreckte Dorf Oſtrow hindurchgelegt war,
end=
lich aus dem ſogenannten Brückenkopf von Zagrody, der
zum Schutze der öſtlich Radymno über den Fluß
führen=
den Straßen und Eiſenbahnbrücken angelegt war. Flieger
hatten alle dieſe Stellungen photograßhiert, die
Photo=
grammeter die erhaltenen Aufnahmen ausgewertet und
auf die Karte übertragen. Es galt zunächſt, die feindliche
Hauptſtellung ſturmreif zu machen Hierzu begann die
Ar=
tillerie am Nachmittag des 23. Mai ihr Feuer, das am
nächſten Tage fortgeſetzt wurbe. Von den Höhen bei
Jaroslau aus ſah man das im Nebel liegende San=Tal.
daraus aufragend die Kuppeltürme von Radymno nebſt
den Ortſchaften Oſtrow, Wietlin, Wyſocko uſw. Das
Feuer der Artillerie war aufs äußerſte geſteigert. Die
ſchweren Geſchoſſe durchſurchten heulend die Luſt,
ent=
kachten im Aufſchlag rieſige Brände und hoben gewaltige
Erdtrichter aus. Die ruſiſche Artillerie antwortete. Um
6 Uhr morgens erhoben ſich die langen Infanterielinien
aus ihren Sturmſtellungen und ſchritten zum Angriff.
Flieger meldeten, daß hinter den feindlichen Stellungen
weidendes Vieh und Bagagen zu beobarchten ſeien. Der
Feind ſchien an einen ernſthaften Angriff nicht zu denken.
Das Petrograder Bulletin hatte ja auch feſtgeſtellt, daß die
Kämpfe in Galizien an Heftigkeit nachgelaſſen hätten und
daß die Verhündeten faſt allenthalben zur Deſenſive
über=
gegangen ſeien. Um 6 Uhr 30 Min. morgens war die
feindliche Hauptſtellung ihrer ganzen Ausdehnung nach in
der Hand der deutſchen Trupen. Erſchüttert durch das
ſchwere Artilleriefener hatte der Feind nur kurzen
Wider=
ſtand geleiſtet; er war im eiligen Rückzug nach Oſten.
Aber gerads dorthin und nach Radhmno hinein, von
wo=
her die ſeindlichen Verſtärkungen zu erwarten waren,
hatte inzwiſchen die Artillerie ihr Feuer verlegt.
Gewal=
tige Rauchwolken hüllten dieſe von der Artillerie in
Brand geſchoſſenen Ortſchaften ein. Die Ruſſen kamen
auf dieſeWeiſe nicht dazu, ſich in Oſtrow zu ſetzen. Die
Beſatzung dieſes Dorfes kapitulierte. Junderte von
Ge=
wehren und große Mengen Munition zurücklaſſend. Auf
der ganzen Linie war jetzt die deutſche Inſanterie im
Vorrücken auf Radymno und die ſüdlich an dieſen Ort
anſchließenden Dörfer Skoloszow und Zamozsce. Mit
jedem Schritt vorwärts mehrte ſich die Zahl der
Gefange=
nen. Eine Diviſion meldete ſehr bald dem
Generalkom=
mando, daß ſie nicht genug Mannſchaften habe, um die
große Maſſe der Gefangenen ohne Beeinträchtigung der
Geſechtshandlung abzutranspontieren. Das
Generalkom=
mando ſtellte nunmehr Kavallerie zu dieſem Zweck zur
Verfügung. Bei Radymno war der Feind ins Gedränge
geraten. Voreilig hatte er eine chöllzerne Straßenbrücke
über den San abgebrannt. Mit dem Scherenſernrohr
konnte man vom Gefechtsſtandpunkte aus die lodernde
Flamme und die durch aufgegoſſenes Naphtha
dunkelge=
färbten Rauchwolken beobachten. Auch ſah man lange
oſt=
wärts ftlichtende Kolonnen, die in regelloſen Haufen die
Straße nach Dunſowige bedeckten. Da die in Radymno
verſammelt geweſenen ruſſchen Rekruten nur kurzen
Widerſtand ſeiſteten ſo ging auch dieſe Ortſchaft und die
geſamte Artillerie verloren, die ſich durch die Ortſchaft
zum San retten wollte. Erſt im Brückenkopf von
Za=
grody brachten die ruſſiſchen Führer durch den Einſatz
friſcher, ſchleunigſt herangezogener Reſerven den Angriff
der Deutſchen zum Stehen. An dieſem Tage konnte eine
Siegesbeute von 70 Offizieren, 9000 Gefangenen, 42
Ma=
ſchinengewehren, 52 Geſchützen, darunter zehn ſchweren,
14 Munitionswagen und zahlreichem anderen
Kriegs=
material gemeldet werden. Aber auch auf dem
Nordufer=
des San hatte ſich eine große Schlacht entwickelt.
Die Einnahme von Stryj.
* Berlin, 3. Juni. Ueber die Bedeutung der
Einnahme von Stryj und die Wiedereroberung
des galiziſchen Petroleumgebietes meldet der
Kriegs=
berichterſtatter Adelt im Berliner Tageblatt: Während ſich
die Armeegruppe des Grafen Bothmer mit
Feldmarſchall=
leutnant Hoffmann den Zugang zur Stadt Stryj und
da=
mit zu den beiden Bahnlinien nach Lemberg
erkämpfte, hat die Armeegruppe Szurmay nunmehr das
ganze Petroleumgebiet in ſeine Gewalt gebracht. Dieſes
Gebiet, die reichſte Naphthazentrale
Euro=
pas, das bis zum Kriegsausbruch jährlich 15 Millionen
Meterzentner Erdöl im Werte von 50 Millionen Kronen
lieferte, blieb unter der ruſſiſchen Herrſchaft im großen
und ganzen unbeſchädigt, ſowohl, weil daran franzöſiſches
und belgiſches Kapital ſehr ſtark beteiligt war, als auch,
weil die ruſſiſche Heeresverwaltung ſich die Produktion
an Leuchtöl, Benzin und Schmieröl für ihre Zwecke
nutz=
bar machen wollte. Erſt als der Ausgang der großen
Maiſchlacht auch an der Karpathenfront fühlbar wurde,
ſetzten die Ruſſen die Quellen, ſo viel ſie in der Eile des
Rückzuges erreichen konnten, in Brand, wobei ſie auch
das Eigentum ihrer engliſchen und franzöſiſchen
Bundes=
genoſſen nicht ſchonten. Von 3000 Bohrtürmen brannten
ſie 200 nieder. Sie ſtiegen ſogar in die Tiefe der Schächte
und entzündeten die Naphthaquellen. Die violett=
ſchwar=
zen Rauchſäulen des brennenden Naphthas ſtehen, von
rotgoldenen Feuergarben durchſchoſſen, noch heute in der
frühlingsblauen Luft. Die Ungarn und die deutſchen
Sol=
daten machten ſich ſogleich daran, die Brände der
Naphtha=
quellen zu erſticken, die ſonſt monatelang währen können.
Die Menge des vernichteten Rohöls wird auf 80000
Ton=
nen geſchätzt.
T.U. Budapeſt, 2. Juni. Az Eſt meldet aus
Mun=
kacs: Die Truppen des Generals Bothmer,
die geſtern Stryjeroberten, drangen geſtern weiter
vor und beſetzten einen beträchtlichen Teil des galiziſchen
Bodens. Der geſchlagene Feind zieht ſich fluchtartig
zu=
rück und iſt gezwungen, gut befeſtigte Stellungen ohne
Kampf aufzugeben. Die Verbündeten beſetzten am 1. Juni
die Ortſchaften Bilce, Joſefsberg, Sionska, Letnia und
Dolhe. Die Zahl der Gefangenen beträgt über 10000,
die der erbeuteten Maſchinengewehre 18.
Der Seekrieg.
* London, 3. Juni. Die ruſſiſche Bark
„Montroſa” iſt in der Nordſee, 25 Meilen von
Spurn=
head, auf eine Mine geſtoßen und geſunken. Die
Mann=
ſchaft wurde gerettet. Der Dampftrawler „Condor” iſt
auf der Höhe von Scarborough auf eine Mine geſtoßen
und mit der Mannſchaft untergegangen.
Der Krieg mit Italien.
Ueber die Lage auf dem italieniſchen
Kriegsſchauplatz
heißt es laut Deutſcher Tageszeitung in einem Bericht aus
dem Kriegspreſſequartier: Die Kämpfe auf dem
italieni=
ſchen Kriegsſchauplatz beginnen allmählich einen größeren
Umfang anzunehmen. Unſere Truppen halten ſich in ſtark
befeſtigten Stellungen in der Defenſive, gegen welche die
Italiener vergeblich anrennen, wobei ſie große Verluſte
erleiden. Die Italiener zeigen ſich ſchneidig im Anſturm,
fliehen jedoch bei den erſten größeren Verluſten panikartig.
* Zürich, 2. Juni. Der Militärkritiker der Neuen
Züricher Zeitung vermutet, daß der Hauptangriff
der Italiener gegen Trentino und andere
Grenzge=
biete Tirols erfolgen werde, bemerkt aber zu den bisherigen
Fortſchritten im Etſchtale, bei Primiere uſw., das ſind
An=
fangserfolge, denen noch keine entſcheidende Bedeutung
zu=
kommt. Wie weit überhaupt die operative Rechnung
ſtimmt, wird ſich erſt in der Folge ergeben. Dann wird
ſich auch zeigen, ob der alte, durch die Kriegserfahrung
vieler Jahrhunderte beſtätigte Satz, daß die
Hauptent=
ſcheidung nicht im Gebirge falle, ſich im 20. Jahrhundert
ins Gegenteil verkehre. Sind die Fortſchritte der Italiener
ſchon auf dem Hauptkriegsſchauplatze recht mäßig in
An=
betracht der langen Vorbereitungszeit, ſo ſind ſie an der
Iſonzolinie und in Kärnten auf ein noch beſcheideneres
Maß beſchränkt geblieben. Weder gegen Görz noch gegen
Villach hin iſt es gelungen, Boden zu gewinnen. Alle
Angriffe wurden abgewieſen.
* Haag, 2. Juni. Im Anſchluß an einen Bericht
über die bisherigen Kriegshandlungen der
Italiener gegen Oeſterreich meldet Reuter
ferner: Die ſchwierigſte Aufgabe wird an die Italiener
erſt herantreten, wenn ſie Rovereto angreifen. Dieſe
Stadt iſt durch mehrere Befeſtigungslinien ſtark verſchanzt.
Sie beginnen bei Mori auf beiden Seiten des
Adige=
fluſſes und den Bergketten, die ſich ſtellenweiſe 2100 Meter
Höhe erheben. Auf der einen Seite iſt Rovereto wie ein
Amphitheater gebaut. Schwere öſterreichiſche Batterien
ſind auf den Höhen aufgeſtellt, die den Nenofluß
beherr=
ſchen, der durch die Stadt fließt. Die Verſchanzungen
ſind teilweiſe in Felſen eingehquen. Wenn die Italiener
beabſichtigen, Rovereto von Schio her anzugreifen, ſo
finden ſie auf dem Wege das Fort Fugazzaſonie und die
Befeſtigungen Pozzachio und Maltaſone, die alle mit
ſchweren Batterien beſtückt ſind. Wenn ſie über Arſa
an=
greifen, geraten ſie ebenfalls in ein unendliches Netz von
Befeſtigungen, Verſchanzungen, Laufgräben,
Stachel=
drahtverſperrungen uſw. Ein Teil der Stadt Rovereto,
namentlich in der Nähe des Bahnhofes, iſt durch
Dyna=
mit niedergelegt worden, um den Geſchützen der Forts
freies Schußfeld zu bieten. Auch alle Brücken wurden
geſprengt.
Die Berechtigung der deutſchen
Schaden=
erſatzanſprüche.
Lugano, 1. Juni. Ein Kommunigué der
Re=
gierung enthält eine Stelle, die deutlich erklärt, daß
Ita=
lien ſich als nicht im Kriegszuſtande mit
Deutſchland befindlich betrachtet. Denn ſie
macht einen Unterſchied zwiſchen den Staaten, mit denen
Italien im Kriege iſt und jenen, mit denen die
diplomati=
ſchen Beziehungen abgebrochen ſind. Dieſe Feſtſtellung iſt
nicht unwichtig, weil ohne weiteres die Berechtigung der
Geltendmachung ſofortiger Schadenerſatzanſprüche für das
in Mailand zerſtörte deutſche Eigentum, das viele
Mil=
lionen beträgt, daraus folgt.
Der Krieg und der Vatikan.
* Berlin, 3. Juni. Die Kreuzzeitung meldet aus
dem Haag: In katholiſchen Kreiſen, die Fühlung mit dem
Vatikan haben, wird verſichert, daß der Vatikan eine
Denkſchrift über die unhaltbare Lage, die
dem Heiligen Stuhl infolge des Eintretens Italiens in
den Weltkrieg bereitet würde, ausarbeite.
Die Mailänder Pöbeltage.
* Berlin, 2. Juni. In Lugano angekommene
Augenzeugen berichten, wie das Berliner Tageblatt
mel=
det, über die Mailänder Vorgänge fortgeſetzt geradezu
unglaubliche Dinge. Karl Urban, der Direktor der
weltbekannten Mailänder Verlags firma Hoepli,
konnte gerade noch im Nachthemd die Treppen
hinunter=
eilen, als der Pöbel vor ſeinem Hauſe erſchien. Er warf
ſich der Pförtnersfrau vor die Füße und flehte ſie an, ihm
die Kellertür zu öffnen, was die Frau gegen Geld und
gute Worte ſchließlich auch tat. Während aus vielen
Fen=
ſtern nach der Straße zu unter Donnerkrachen die ſchweren
Möbel, darunter ein wunderbarer Blüthner=Flügel, auf
die Straße flogen, ſaß Urban in größter Aufregung im
Keller und wagte ſich bis zum Morgen nicht hervor, um
dann, wie die meiſten Mailänder Flüchtlinge, ohne
Reiſe=
taſche oder ausreichende Mittel, über die Grenze zu fliehen.
Alle waren froh, das nackte Leben gerettet zu haben. Die
plündernden Banden — ſo ſagt Direktor Urban — waren
teilweiſe von Studenten angeführt. Ja, Urban bezeichnete
als einen der hauptſächlichſten Rädelsführer den
Studen=
ten Walter Toscanini, den Sohn des bekannten Muſikers
Mgeſtro Toscanini; eine Anklage, für die wir die
Ver=
antwortung Herrn Urban überlaſſen müſſen. Ganz
be=
ſonders fürchterlich hauſte der Mob in dem großen, ſchönen
Hotel Rieger, wo 70 Gaſtzimmer völlig ausgergubt
wurden. Alle Möbel wurden auf die Straße geſchleudert
und angezündet. Vergebens telephonierte der Hoteldirektor,
ein Franzoſe (!) namens Marius Caſimir, an die
Behör=
den; vergebens machte er nach dem gegenüberliegenden
Polizeibureau Zeichen, vergeblich rief er nach Hilfe.
Mon=
ſieur Caſimir erzählte wörtlich, daß die Polizeiihm
als Antwort höhniſch zugrinſte und mit
Taſchentüchern zuwinkte. Auch aus der benachbarten
gro=
ßen Kaſerne, die von Truppen wimmelte, kam nicht
ein einziger Soldat zu Hilfe. Schließlich mußte
der Direktor den Weg über die Dächer nehmen, wobei er
zwei koſtbare alte holländiſche Gemälde in Sicherheit
brachte. Vom Nachbarhauſe aus, wo er bei einer
itglieni=
ſchen Familie Zuflucht fand, durfte er mit anſehen, wie
das „nationale‟ Geſindel in ſeinem Frack, ſeinem Smocking
und Gehrock aus dem geplünderten Hotel herausſpazierte.
Das reiche Silberzeug des Hotels wurde
unter die Menge verteilt, die Zimmer der Gäſte
wurden erbrochen und einer italieniſchen Dame
der Signora Sartorio, Juwelen für 10000 Franken,
fer=
ner einem Italiener, dem Signor Milani, Bargeld,
Uhr und Ringe für 1000 Franken geraubt,
Die Balkanſtaaten.
Eine politiſche Betrachtung über die
Balkanſtaaten.
— In einer Polemik gegen die ruſſophile Zeitung
Mir ſagt Kambana vom 28. Mai: Italien kann nicht die
ſchlechte Lage der Entente retten und wird geſchlagen
wer=
den. Rumänien würde die größte Dummheit
be=
gehen, wenn es Rußland hilfe. Serbien iſt auf
dem Wege, zu Verſtande zu kommen, weil es ſieht, daß
Rußland es ſitzen läßt. Griechenland weiß, daß es
ver=
liert, wenn ſich Italien in Albanien feſtſetzt. Bulgarien
und Türkei ſind, auch ohne Vertrag, miteinander
verbun=
den, weil ſie einfach nicht eins ohne das andere beſtehen
können. Wer Konſtantinopel erobert, der verſchluckt auch
Bulgarien und umgekehrt. Die Balkanſtagten haben ſich
im Oſten von Rußland, im Weſten von Italien
einſchüch=
tern laſſen. Jetzt oder nie müſſen ſie einſehen, daß ſie
als ſelbſtändige Staaten nur im Bunde unter ſich beſtehen
können. Die Italiener, die nie etwas Böſes von
Bul=
garien erfahren haben, ſchreibt dasſelbe Blatt ſodann in
einem Leitartikel, ſchlagen ſich jetzt für die Sache unſerer
ärgſten Feinde, als Bundesgenoſſen der Serben. Sie
kämpfen für den ſerbiſchen Beſitzſtand und haben ſich
Stücke des von Serbien in Anſpruch genommenen Landes
ausbedungen. Alſo muß ſich dann Serbien an den neuen
bulgariſchen Ländern ſchadlos halten. In dieſe neue
Lage bringt Italien die mazedoniſche Frage. Der Krieg
Deutſchlands und Oeſterreichs mit Italien iſt ein Krieg
für die Verjagung der Italiener von der Balkanhalbinſel.
Wir ſind überzeugt, daß die öſterreichiſch=deutſchen
Trup=
pen bald über Serbien herfallen werden und Mazedonien
befreien, ebenſo wie Albanien. Zwei Völker werden ſo
ihre Freiheit erhalten. Wir erwarten mit Freude
die nahen Tage der Enttäuſchung der ruſſiſchen Freunde
und der großen Freude für Mazedonien, Bulgarien und
Albanien. Die Bulgaren und Albanier ſind mit ganzem
Herzen auf der Seite der Gegner der Serben und
Italiener
Griechenland.
* Stockholm, 1. Juni. Das Scheitern der
Verhandlungen des Dreiverbandes mit
Griechenland wird in der ruſſiſchen Preſſe zugegeben.
Rußkija Wjedomoſti melden aus Athen, daß alle
Be=
mühungen des Dreiverbandes ergebnislos geblieben ſeien.
In der Frage der Unantaſtbarkeit griechiſchen Landes ſei
keine Einigung erzielt worden. Die Verhandlungen ſeien
bis auf weiteres verſchoben worden.
Serbien.
* Bukareſt, 3. Juni. Der Rjetſch veröffentlicht
einen Brief ſeines Niſcher Korreſpondenten, in dem
feſt=
geſtellt wird, daß die Stimmung Serbiens gegen
Italien immer ſchärfer werde.
Rumänien.
* Hamburg, 2. Juni. Die Hamburger Nachrichten
melden aus Stockholm: Die Nowoje Wremja berichtet, wie
ſie ſagt, aus autoritativer Quelle: Rumäniens
Ver=
handlungen mit dem Dreiverhand ſeien
ein=
geſtellt, weil Rumänien außer Transſylvanien das
Banat bis zur Donau an der Bukowina, die Beſeitigung
der Donaudampfſchiffkonvention und eine Grenzregelung
in Beſſarabien fordere. Diamandi habe im Januar mit
Italien ein gleichzeitiges Auftreten verabredet. Rumänien
folge jetzt aber nicht, weil es nicht rechtzeitig von
italieni=
ſcher Seite benachrichtigt worden ſei. Oeſterreich mache
jetzt Rumänien einen Vorſchlag: es wolle Dornapara und
Kimpolung in der ſüdlichen Bukowina abtreten.
* Nach einer Bukareſter Meldung der Times vom 2.
Juni hat der Vorſtand der Konſervativen Partei
einen Mißtrauensbeſchluß gegen deren Führer
Marghiloman gefaßt, weil deſſen Anſicht auf dem
Gebiet der auswärtigen Politik nicht mit denen der
üb=
rigen Mitglieder der Partei übereinſtimme. Sie wählte
den wegen ſeiner deutſchfeindlichen Geſinnung bekannten
früheren Miniſter Lahovary, der für die Beteiligung
Rumäniens am Kriege an der Seite des Vierverbandes
eintritt, zum Obmann.
Die Times hat wieder einmal gelogen,
denn das gerade Gegenteil iſt richtig. Ueber den Kongreß
der konſervativen Partei Rumäniens wird nämlich dem
Berliner Tageblatt aus Bukareſt vom 3. Juni gemeldet,
daß dieſer nach einer ſtürmiſchen Debatte mit einem
ent=
ſchiedenen Siege Marghilomans geendet habe.
Es wurde folgender Antrag angenommen: „Im Hinblick
darauf, daß rein perſönliche Fragen die Kraft der Partei
in dem Augenblick zu zerſtören drohen, wo das Schickſal
des Landes entſchieden wird, im Hinblick darauf, daß Herr
Marghiloman durch ſeine weiſe Politik es verſucht hat,
jede überſtürzte Politik in auswärtigen Fragen zu
ver=
hindern, die das Land in Gefahren bringen könnten, im
Hinblick darauf, daß das nationale Ideal Rumäniens
nicht ohne diplomatiſche Garantien und erſt in dem
Augen=
blick erreicht werden kann, wo das Blut unſerer Soldaten
nicht umſonſt fließt, im Hinblick darauf, daß eine ſolche
Richtung der Politik noch heute notwendig iſt, ſprechen
wir Herr Marghiloman, dem Chef der Partei, unſer
vollſtes Vertrauen aus.‟ Dieſer Antrag wurde
mit 216 von 315 Stimmen angenommen.
Marghiloman erklärte, er werde Vorſchläge zur
Zuſammen=
arbeit mit Lahovary machen.
Die Bukareſter offiziöſe Indépendance Roumaine
ſchreibt in einem Artikel zur Lage: Das große europäiſche
Drama nähert ſich ſeinem Höhepunkte. Wir wollen
wie=
derholt die rumäniſche öffentliche Meinung
ermahnen, ihre Ruhe angeſichts der bevorſtehenden
Er=
eigniſſe zu bewahren. Rumänien dient ſeinem
In=
tereſſe am beſten, wenn es einig und diſzipliniert iſt.
Un=
ruhe gereicht ihm jetzt nicht zum Wohle.
Nach einer Bukareſter Meldung des Az Eſt entfalten
die rumäniſchen Sozialiſten im ganzen Lande
eine große Agitation für das fernere Verbleiben
Rumä=
niens in der Neutralität. In einer Sonntag nacht
abge=
haltenen Verſammlung griff der Präſident Frimin alle
Unruheſtifter an. Der größte Teil der
Agita=
toren ſei bezahlt. In einer Reſolution forderte die
Der Ueberfall von Kutno
in der Nacht vom 15./16. November 1914.
Am 11. November hatten die Angriffe unſerer ſchnell
vorwärts ſchreitenden Truppen in Nord=Polen, ſüdlich der
Weichſel, begonnen. Am 15. November kämpfte der
ſieg=
reiche linke Flügel in einer Linie, die über Dombrowice,
ſüdlich Lubien vorbei, quer über die Straße Kowal-
Goſtynin hinüber bis in die Weichſelſümpfe weſtlich Plock
reichte. Hinter der Mitte — ſo dicht an der vorderen Linie
als es das feindliche Feuer geſtattete — ſtand unſer
Kavalleriekorps unter dem Generalleutnant Frhr. v.
Richt=
hofen bereit, um nach dem erkämpften Siege der
Armee=
korps vorbrechen und die Verfolgung des weichenden
Gegners aufnehmen zu können.
Eine Kavalleriediviſion ſtand ſeit 7 Uhr morgens bei
Czaple ſüdöſtlich Lubien, der Verfolgung harrend, bereit.
Gegen 2 Uhr mittags hielt der Führer des Kavallerie=
Korps den Augenblick des Durchbruchs für gekommen
Er gab den Diviſionen den Befehl, vorzugehen und nach
Südoſten hin die Ruſſen zu verfolgen, ſoweit die
Pferde=
beine es zuließen. Unſerer Kavallerie=Diviſion war als
Ziel die große von Lenczyca nach Lowicz führende Straße
gegeben worden, die zwiſchen Piantek und Bielawy
er=
reicht werden ſollte. Die Entſcheidung war ſoeben gefallen:
Das tapfere Reſervekorps hatte den Gegner aus einer
ſtarken Stellung bei Lanaienta geworfen. Wir ſahen die
Ruſſen mit erhobenen Händen aus den Schützengräben
herauskommen. Die ſtarre Kampflinie war gebrochen und
der Weg für die Kavallerie frei. Mit einer Brigade in
der Vorhut trabte die Diviſion ſogleich an, um über
Soko=
low ausholend vor unſere Infanterie zu kommen, die dem
weichenden Gegner ſogleich auf geradem Wege folgte.
Gegen 4 Uhr nachmittags — es war ſchon ganz dunkel
um dieſe Zeit — mußten die Huſaren zuerſt eine ſtärkere
Koſakenabteilung vertreiben, die ſich, von der Infanterie
unbemerkt, im Walde ſüdlich Sokolow feſtgeſetzt hatte. —
Der weitere Weg ſollte über Strzelce führen. Als der
Führer der Vorhut Niedrzew erreichte, ſtellte er feſt, daß
die Straße nach Strzelce bereits von ſtarken Kolonnen
des Reſerve=Korps belegt war. Der Aufenthalt durch die
Koſaken hatte uns verhindert, unſere Infanterie zu
über=
holen. Das war bei dem Drang der Diviſion nach
vor=
värts ſchmerzlich. Ein vorausgeſchickter Generalſtabs=
Offizier der Diviſion regelte den Durchmarſch der Vorhut
durch eine kreuzende Artillerie=Kolonne; das Gros ſollte
in derſelben Weiſe folgen.
Während des unvermeidlichen Zeitverluſtes hatte der
Verpflegungs= und Dolmetſcheroffizier des Diviſions=
Stabes im „Schloß” Niedrzew ein Glas Tee bereitet, das
ewig wiederkehrende einzige Getränk während der langen
Tage, die uns hinter der ruſſiſchen Armee um Lodz her faſt
bis Piotrkow führen ſollten. Bei der gegen Abend
ein=
ſetzenden ſchneidenden Kälte war die Stimmung
ausge=
zeichnet in dem warmen, einfachen Raume, den ein
ruſſi=
ſcher General mit ſeinem Stabe wenige Stunden vorher
verlaſſen hatte. Denn der Weg zum Feinde hin war ja
frei und zudem hörten wir von dem Beſitzer, daß die
Ruſſen in gewaltiger Eile abgezogen ſeien.
Endlich konnten wir die Infanterie überholen,
aller=
dings unter Verzicht auf die große Vormarſchſtraße. Nur
wer bei völliger Dunkelheit auf ruſſiſchen Wegen ritt, kann
beurteilen, was das bedeutet. Bald trat auch ſchon eine
neue Stockung ein. Eine Schwadron der Vorhut war am
Südausgang von Klonowice in der Mitte abgeriſſen.
Ihre zweite Hälfte war geradeaus geritten, ſtatt nach
Südoſten links abzubiegen; denn man konnte ſelbſt die
Umriſſe ſeines Vordermannes nicht erkennen.
Kurz ehe die Vorhut die große Straße kreuzen konnte,
die von Strzelce auf Kutno führt, wurde der Befehl
ge=
geben, nicht nach Südoſten weiter zu marſchieren, ſondern
nach rechts hin dieſer Straße zu folgen, Die Chauſſee nach
Kutno bot die Ausſicht auf ein raſches Vorwärtskommen
und die Wahrſcheinlichkeit, bei Kutno eine kurze geſicherte
Raſt einlegen zu können; denn es war bekannt, daß
meh=
rere Jäger=Bataillone auf dieſen Ort angeſetzt waren.
Kutno wurde ſomit der Vorhut als zunächſt zu
er=
reichendes Marſchziel angegeben. Sie kam nur mühſam
dieſem Ziel näher. Abgeſeſſene Reiter mußten die
ein=
zelnen Häuſer beiderſeits von Koſaken ſäubern, ehe die
Regimenter weiter marſchieren konnten. Die Ruſſen
muß=
ten aus den warmen Stuben aufgeſtöbert werden, damit
ſie uns ſpäter nicht in die Kolonnen hineinſchießen konn=
ten. Von einem Unteroffizier wurden ſie am Ende der
Diviſion geſammelt und nachgeführt.
So war es etwa 10 Uhr abends bei 12 Grad Kälte
geworden. Um dieſe Zeit kam die Meldung, daß unſere
Spitze einen ruſſiſchen Infanterie=Poſten vor Kutno
über=
rannt und gefangen genommen hatte, Hieraus ging für
uns hervor, daß die Jäger=Batgillone noch nicht bis
hier=
her gelangt waren und wir uns allein vor dem Feinde
be=
fanden. Das ſonſt unſerer Kavallerie=Diviſion zugeteilte
Infanterie=Bataillon und die Radfahr=Kompagnien waren
nach anderweitiger Verwendung noch nicht wieder zur
Diviſion zurückgekehrt.
Bald trafen weitere wichtige Meldungen der bereits
vor Kutno angelangten Vorhut ein. Ein Ortseinwohner
ſagte aus, daß Kutno am 15. November von feindlicher
Infanterie und Artillerie ſtark beſetzt geweſen ſei, daß
aber im Laufe des Abends die Hauptkräfte des Gegners
in Richtung Warſchau abgerückt ſeien und ſich gegenwärtig
im Ort nur ſchwache feindliche Truppen befänden. In
den erſten Häuſern der Stadt war ein ruſſiſcher Offizier
aus dem Bett geholt, nach deſſen Einzeichnungen auf der
Karte noch drei Infanterie=Regimenter weſtlich Kutno
ſtanden. Dieſe bildeten eine ſtarke Bedrohung unſerer
rechten Flanke, wenn die Ausſagen des gefangenen
Offi=
ziers zutrafen, die ſich mit ſeinen Einzeichnungen deckten.
Jedenfalls wurde eine neue ausgiebige Aufklärung nach
Weſten hin erforderlich. In dieſer Richtung mußten
ſpä=
terhin die Schützen einer Kavallerie=Brigade zum Schutz
der rechten Flanke eingeſetzt werden.
Kutno — erſt durch die Schlacht vom 15. und 16.
No=
vember weiteren Kreiſen bekannt — iſt ein für ruſſiſche
Verhältniſſe leidlich freundliches Städtchen. Es verdient
durch ſeine größtenteils maſſiv gebauten Häuſer und ſeine
geſchloſſene Anlage eher die Bezeichnung Stadt, als die
meiſten ſeiner gleich großen Konkurrenten in Ruſſiſch=
Polen. Es zählt etwa 25000 Einwohner und hat auch
etwas Induſtrie.
Inzwiſchen hatte der Führer der Vorhut, ſeinem
Auf=
trage, ſich in den Beſitz von Kutno zu ſetzen, folgend, ſich
entſchloſſen, mit den vorderſten Teilen durch den vom
Gegner belegten Ort durchzuſtoßen, um ſich ſo ſchnell wie
möglich aller Ausgänge zu verſichern. Im raſchen Lauf
Verſammlung von der Regierung, ſich endgültig für die
Neutralität zu erklären, weil nur dadurch die Zukunft
Rumäniens geſichert ſei.
Bulgarien.
* Sofia, 3. Juni. Die unabhängigen und
natio=
naliſtiſchen Blätter ſprechen in äußerſt ſcharfen Ausdrücken
über Italiens Treubruch. Italien wird eine
internationale politiſche Proſtituierte
ge=
nannt. Die nationaliſtiſchen und Offizierskreiſe zeigen
vielfach den hieſigen Italienern ihre Verachtung für
die italieniſche Felonie. Wie nunmehr bekannt wird, ſoll
ſich der italieniſche Geſandte hierüber, ſowie über die
An=
griffe der bulgariſchen Regierungsblätter beſchwert haben.
Ein der franzöſiſchen Zenſur entſchlüpfter Artikel‟
* Der Gazette des Ardennes, die von der
Preſſe=Abteilung des Großen Hauptquartiers für
die von uns beſetzten franzöſiſchen Landesteile
herausgegeben wird, iſt es gelungen, einen von der
fran=
zöſiſchen Zenſurbehörde arg zuſammengeſtrichenen
Arti=
kel Georg Clemenceaus wieder herzuſtellen.
Der franzöſiſchen Zenſur iſt nämlich ein
recht pikantes Mißgeſchick begegnet. In der Nummer des
omme Enchaine vom 14. Mai erſchien eine der täglichen
Philippiken des „alten Tigers” Clemenceau gegen die
Re=
gierung der Herren Poincaré und Viviani. Oder vielmehr:
ſie erſchien eigentlich nicht. Denn auf einen viel
verſpre=
chenden Einleitungsſatz; folgt wie gewöhnlich ein
gro=
ßes weißes Loch, das beredte Symbol der ſtummen
Mitarbeit des Zenſors. Nun iſt es aber in Paris
üblich, daß täglich in aller Frühe die dortigen Zeitungen
ihre Korrekturfahnen austauſchen, um in ihrer Ueberſicht
der Preßſtimmen Auszüge aus den gleichzeitig
erſcheinen=
den anderen Blättern abdrucken zu können. Auf dieſe
Weiſe ſind die bewußten, vom Zenſor unterdrückten
Ab=
ſätze aus dem Clemenceauſchen Aufſatz in die
Preß=
lüberſicht der Guerre Sociale
hineingera=
ten, wo ſie durch einen glücklichen Zufall der Schere des
enſors entgangen ſind. Daraus konnte die Gazette des
Ardennes den urſprünglichen Wortlaut wieder herſtellen.
Hier iſt er:
„Meine Leſer” — ſo ſchreibt Clemenceau — „werden
bemerkt haben, daß ich ſchon lange darauf verzichte, ein
Urteil über unſere militäriſche Lage zu fällen. Die Lektüre
der ausländiſchen Zeitungen erweitert mein
Beobachtungs=
feld über dasjenige hinaus, was mir die Zenſur zu ſagen
geſtattet, deren Grundſatz iſt, daß die Tatſachen, deren
Er=
wähnung ſie verbietet, einfach nicht exiſtieren. Andererſeits
— nun folgt das vom Zenſor Geſtrichene — (beſchränkt
ſich die Geiſteskraft des offiziellen Patriotismus darauf,
unter dem Vorwand, die öffentliche Meinung nicht
ent=
mutigen zu wollen, in Ausdrücken flammender
Beredſam=
keit alles hervorzuheben, was uns günſtig iſt, und alles
im Dunkeln zu laſſen, was das Gegenteil ſein könnte),
wo=
zu noch die Worte des Kriegsminiſters kommen, wenn er
in bezug auf Fragen, die wir nicht behandeln dürfen, ſich
nicht ſcheut, dem Publikum Ziffern vorzuſetzen, die von
einem gegebenen Geſichtspunkt aus ſachlich richtig ſind
die aber (uns in Unwiſſenheit über die Tatſachen laſſen,
die uns geſtatten würden, ein Geſamturteil zu gewinnen
Manſtatt uns auf die ſchiefe Ebene einer irrigen Auslegung
zu ſtoßen . . .).
Was kann ich unter dieſen Umſtänden weiter tun, als
die mir geſetzwidrig aufgezwungene Knechtſchaft zu
kon=
ſtatieren und mich nicht an dem (obligatoriſchen
Betrug) zu beteiligen, der mir nur ausgewählte Teile
der Wahrheit zu ſagen geſtatten würde, (was die
geſchick=
teſte Art iſt, die Wahrheit nicht zu ſagen).
In=
deſſen, wenn man mich ſchon zwingt, zu ſchweigen, wird
es mir doch wohl erlaubt ſein, feſtzuſtellen, daß (der
dem öffentlichen Geiſt zugefügte Schaden nicht wieder gut
zu machen iſt), da die verheimlichten Fehler
nichtsdeſto=
weniger fortbeſtehen und eines Tages ihre Folgen für das
Land ſelbſt zeitigen werden, das ſich zu ſpät beklagen wird,
ſie nicht gekannt zu haben.
Ich mache kein Geheimnis daraus, dies iſt der einzige
Gedanke, der mich quält, weil (die Tatſachen ſelbſt den
Zeitungsartikeln widerſtehen, die ſie auf Befehl verdrehen
müſſen) und weil . . . ich kein größeres Uebel ſehe, als (ein
Regierungsſyſtem, deſſen Grundſatz iſt, im
Publi=
kum einen Geiſteszuſtand zu ſchaffen, der ſich
auf Verkennung der Wahrheit gründet.
Denn die brutale Wirklichkeit, auf die die
offi=
zielle Phraſeologie keinen Eindruck machen kann, wird
eines Tages ihre Rechte fordern, und der Tag
kommt nur allzu bald, wo das Gleichnis von den blinden
Blindenführern die Führer und die Geführten auf dem
Grunde der Grube zeigen wird
So weit Clemenceau. Was wir in Klammern
ein=
geſchloſſen haben, ſind die von der Zenſur geſtrichenen
und von der Gazette des Ardennes wieder hergeſtellten
Sätze. So erfährt wenigſtens die Bevölkerung in den von
uns beſetzten franzöſiſchen Landesteilen, wie zutreffend=
Herr Clemenceau das ganze Syſtem des offiziellen
franzö=
ſiſchen Nachrichtendienſtes kritiſiert.
Franzöſiſche „Aufklärung‟
Ein Freund unſeres Blattes ſendet uns ein
Flugblatt, das in der Nähe von Perthes in der
Campagne von franzöſiſchen Fliegern
abge=
worfen worden iſt. Es iſt auf feuerrotem Papier in
gro=
ßen Buchſtaben gedruckt und lautet wörtlich:
„An die deutſchen Soldaten!
Der König von Italien hat der franzöſiſchen
Regie=
rung amtlich mitgeteilt das er ſich, von heutigen Tage ab,
als im Kriegszuſtande mit Oeſterreich Ungarn betrachtet.
Durch Italien’s Eingreifen wird Frankreich und
ſeinen Verbündeten der Sieg binnen Kurzem
unvermeid=
lich geſichert.
Deutſche Soldaten! zwecklos wird deshalb von nun
an ihre Aufopferung.
Ein weiterer Widerſtand kann nur ihre heißgewünſchte
Rückkehr in die Heimat verzögern und euere dort mit
Sehnſucht harrenden Eltern, Frauen und Kindern die
harte Notzeit immer ſchwerer aufbürden. 24. Mai 1915.‟
Die richtige Antwort darauf zu geben, wollen wir
unſeren deutſchen Fliegern überlaſſen.
Greys „Augenkrankheit‟
* Kopenhagen, 1. Juni. Der Urlaub Greys
hat in ganz England großes Aufſehen hervorgerufen. Man
hatte ihn ſchon kürzlich erwartet, doch war damals erklärt
worden, daß die Augenkrankheit Greys ſich gebeſſert hätte.
Nun wird angenommen, daß Grey nicht mehr in ſein
Amt zurückkehren werde. Trotz des
Widerſtan=
des Asquiths übernahm das Miniſterium des Aeußeren
Lord Crewe, der ſchon von Beginn der Kriſe an für dieſen
Poſten beſtimmt worden war. Der Eintritt Lansdownes
in das Kabinett als Mitglied ohne Portefeuille erfolgte
allein zu dem Zweck, daß er mit ſeiner großen Erfahrung
auf dem Gebiet der äußeren Politik Crewe beratend zur
Seite ſtehe.
* Wien, 2. Juni. Wie die Reichspoſt über
Kopen=
hagen ſich aus London berichten läßt, hat Sir
Ed=
ward Grey vor ſeiner Abreiſe aus London ſich in
be=
merkenswerter Weiſe von ſeinen Miniſterialbeamten
ver=
abſchiedet. Er erklärte ihnen, er möchte ihnen ſchon jetzt
zum Abſchied Dank für ihre treue Mitarbeit ſagen, denn
es ſei wohl möglich, daß er nicht zurückkehren
werde. Die Londoner News gibt die einer freiwilligen
Entſagung gleichkommende Abſchiedsrede Sir Greys
wieder, ohne ein Wort des Bedauerns dazu zu äußern.
Engliſche Stimmungen.
* London, 3. Inni. Die Times ſchreibt in ihrem
Leitartikel vom 1. Juni: Wir möchten vorſchlagen, daß,
wenn der Luftraid ſich wiederholt, wäs ſicher bald
geſchehen wird, die Zahl der Todesfälle ſobald als
mög=
lich veröffentlicht wird. Viele wilde Gerüchte liefen
ge=
ſtern im ganzen Lande um. Das Prahlen mit
Lon=
dons Ruhe bei dem Angriff macht auf uns keinen
gro=
ßen Eindruck, denn die große Maſſe der Bevölkerung
er=
fuhr erſt durch die Morgenblätter von dem Angriff. Auch
die Verſicherung, daß die Luftſchiffe nur wenig Schaden
anrichteten, macht keinen Eindruck auf uns, denn es iſt
klar, daß die Beſuche der deutſchen Luftſchiffe bisher
we=
ſentlich den Charakter eines Verſuchs hatten. Der
Deut=
ſche iſt ein ſehr ſeriöſer, beharrlicher Menſch. Es wäre
für die Nation als Ganzes gut, wenn wir ihn ernſt nähmen.
— Der Mancheſter Guardian ſchreibt in einem Leitartikel:
Der Verſuch, die Nation in die Wehrpflicht
hinein=
zuſchrecken, iſt in vollem Gange. Die Gegner werden als
Irreführer der Nation hingeſtellt, weil ſie im Juli 1914
alle Kräfte angeſpannt haben, England den Krieg zu
er=
ſparen. Das Jingotum und die Senſationsmacher ſind
mächtig an der Arbeit, aber das Land darf ſich nicht
in die Wehrpflicht hineinhetzen laſſen.
Der engliſche Pöbel.
* Paris, 2. Juni. Nach Londoner
Blättermeldun=
gen ſind infolge des letzten Zeppelinangriffes in
London ernſte deut ſchfeindliche Unruhen
aus=
gebrochen. Zahlreiche Läden ſind zerſtört worden.
Unangenehme Fragen.
* London, 3. Juni. Wie die Morning Poſt
mit=
teilt, wird Miniſterpräſident Asquith eine Bill
einbrin=
gen, um das neue Miniſterium für
Kriegsmu=
nition zu legaliſieren. Der Abgeordnete Mac Maſter
hat folgende Fragen geſtellt: Welches ſind die
Funk=
tionen des neuen Miniſteriums? Wird ihm die Lieferung
der Munition auch für die Flotte übertragen? Wie wird
die Funktion des Miniſteriums gegen die Kompetenz des
Kriegsſekretärs, des erſten Lords der Admiralität, des
Seelords und des Army Councils abgegrenzt? Wer
ent=
ſcheidet, was für Munition nach Quantität und Qualität
gebraucht wird? Wer wird die Herſtellung, Verteilung
und Ausführung der Kontrakte für die Munition
über=
wachen? Werden dem Miniſter Fachmänner mit
Ge=
ſchäftserfahrung zur Seite ſtehen?
Eindrücke in Frankreich.
* Baſel, 2. Juni. Der Pariſer Mitarbeiter der
Baſeler Nachrichten hebt hervor, welchen Eindruck die
Rede des deutſchen Reichskanzlers in
Frank=
reich gemacht hat. Herr von Bethmann Hollweg habe
eben Dinge geſagt, die franzöſiſchen Ohren nicht angenehm
klingen. Der Mitarbeiter will auf Grund ſeiner
perſön=
lichen Ueberzeugung die Angabe richtigſtellen, daß die
In=
validen von ihren Angehörigen abgeſperrt würden. Er
kennt aber Fälle, in denen die Invaliden bereits wieder
im Schoße ihrer Familie weilen und dort das Lob der
ausgezeichneten Verpflegung ſingen, die ſie in Deutſchland
genoſſen haben. Dieſes hätte viel dazu beigetragen, daß
an vielen Orten die Anſichten über Deutſchland
korri=
giert worden ſind. Tatſache ſei aber, daß die
franzö=
ſiſche Zenſur der Preſſe nicht erlaubt hat, die Angaben der
Invaliden zu veröffentlichen. Zur Frage der
Verluſt=
liſten meint der Schreiber, daß die Unglücksfälle der
Ein=
zelnen aus Briefen und Berichten immer bekannt würden,
man verberge alſo dem Einzelnen nichts, ſondern verberge
nur die Geſamtverluſte, die den Einzelnen viel weniger
intereſſieren.
gelang es unſeren Reitern zu Fuß, dieſe durch das noch
im tiefen Schlaf liegende Städtchen zu gewinnen und,
wenn auch nur mit ſchwachen Kräften, abzuſperren. Der
Oberſt H. ſelbſt, mit den Schützen etwa zweier Eskadrons
und zwei Geſchützen, folgte und erreichte gerade den
geräu=
migen Marktplatz, als es im Orte lebendig zu werden
be=
gann. Ein wahrſcheinlich als Hauptwache
zurückgelaſſe=
ner Teil der ruſſiſchen Ortsbeſatzung drang aus einer
Seitenſtraße auf den Marktplatz vor und begann den
Stra=
ßenkampf mit einer Salve, der als die erſten der beim
Brigadeſtab ſtehende Rittmeiſter Bodenſtedt und
Trom=
peter=Sergeant Schmieter zum Opfer fielen. Der
Geiſtes=
gegenwart des Kanoniers Dietzmann der reitenden
Abtei=
lung gelang es, durch ſelbſtändiges Abziehen des gerade
ſchußbereit werdenden erſten Geſchützes dieſen Vorſtoß zum
Stehen zu bringen. Aber aus allen Häuſern ſtürzten nun
die Ruſſen heraus und es begann ein wilder, regelloſer
Straßenkampf, Mann gegen Mann. Die Geſchütze auf
dem Marktplatz, deren Bedienungsmannſchaften
größten=
teils verwundet waren, waren ſchließlich ſo gefährdet, daß
ſie zurückgezogen werden mußten.
Dieſes Abfahren der Geſchütze machte den Ruſſen
neuen Mut. Sie ſetzten mit doppelter Energie ihre
An=
griffe fort. Ein beſonders bedrohtes Geſchütz wurde nur
durch das energiſche Zugreifen des Huſaren Birkenhauer
gerettet. Dem mit ſchwer verſtauchtem Fuß am Boden
liegenden Oberſt H. führten ſeine beiden braven
Bur=
ſchen, Gefreiter Grohmann und Huſar Dierkes, von
drau=
ßen die Pferde zu, hoben ihn in lebhafteſtem Feuer aufs
Pferd und retteten ihn ſo vor der Gefangenſchaft.
In=
zwiſchen hatte ſich auch der Kampf an den Ausgängen,
beſonders an dem nach Lowicz — der Rückzugsſtraße der
Ruſſen — entwickelt. Hier ſtand Leutnant Schmidt vom
Jäger=Regiment zu Pferde mit nur 7 Huſaren an einer
Brücke. Dorthin hatte ſich eine ſtärkere ruſſiſche
Infan=
terie=Kolonne in Marſch geſetzt und wurde aus nächſter
Nähe von heftigem Feuer aus den wenigen Karabinern
empfangen. Nach beträchtlichen Verluſten ſtürzten die
Ruſſen in die Häuſer und eröffneten ein ſtarkes Feuer euf
unſere paar Schützen, die in guter Deckung lagen und jeden
Durchbruch verhinderten. Nun verſuchten die Ruſſen,
un=
ſeren Leuten von der Seite beizukommen und aus den
Cärten vom Ausgang her zu ſchießen. Die vorderſten
drei, die ſich durch die Zäune zwängten, fielen den Kugeln
des Leutnants Schmidts zum Opfer. Da hob der Reſt
die Hände hoch.
Draußen harrte unterdeſſen der Diviſionsſtab
unge=
duldig des Ausganges des Straßenkampfes. Immer
ſtärker hörte man das Gewehrfeuer anſchwellen. Die
„Tatarennachrichten” häuften ſich: „Ein Geſchütz iſt
ver=
loren.” — „Die Poſtierungen an den Ausgängen ſind
ab=
geſchnitten.” „Der Oberſt H. iſt gefallen.” Gegenüber
die=
ſen ſich mehrenden ungünſtigen Nachrichten war es ein
ſchwerer Entſchluß, die Eroberung der Stadt nicht
aufzu=
geben, ſondern durch Einſatz neuer Kräfte ſich den Sieg
zu ſichern. Der Diviſionskommandeur, Graf Schmettow,
hielt allen Alarmnachrichten zu Trotz an ſeiner Anſicht feſt
Die Artillerie erhielt Befehl, vor dem Nordausgang von
Kutno aufzufahren und an Granaten in die Stadt zu
wer=
fen, was ſie bei ſich hatte. General S. wurde
angewie=
ſen, die Schützen von 2 Brigaden vor unſerer Artillerie
gegen die Stadt zu entwickeln, aus der jetzt auch das Feuer
begann. Auf der Chauſſee herrſchte ein tolles
Durchein=
ander. Bei ſtockfinſterer Dunkelheit mußten Artillerie und
Schützen nach vorne geworſen werden, Handpferde wurden
zurückgeführt.
Da hieß es: „Maſchinengewehre in die Schützenlinie
vor!” Sofort meldete ſich der dem Diviſionsſtabe als
Ordonnanz=Offizier zugeteilte Prinz Joachim von Preußen
zur Uebernahme dieſes Auftrages, nach dem oben
Geſag=
ten keine leichte Aufgabe. Mit Entſchloſſenheit und Schneid
wurde ſie durchgeführt. Nach ganz kurzer Zeit konnte der
Prinz melden, daß es ihm gelungen war, dieſe wichtige
Waffe perſönlich in die vorderſte Feuerlinie zu bringen.
Die über den Häuſern platzenden Granaten, das
Ein=
greifen der Maſchinengewehre und der Schützen gegen den
Stadtrand, und nicht zuletzt das brave Aushalten aller
Teile in der Stadt und an den Ausgängen brach
allmäh=
lich die Kraft der Ruſſen. Das Feuer in und vor der
Stadt wurde langſam ſchwächer. 4 Uhr morgens wurde
die Eroberung von Kutno gemeldet.
Eine große Zahl von Ruſſen hatte ſich bereits in der
Stadt ergeben. Aber noch immer mehr Gefangene
wur=
den geſammelt und auf dem Kirchplatz zuſammengetrieben.
In Gruppen ſuchten unſere Leute die Häuſer ab. Manch
ſpaßiges Ereignis ſpielte ſich dabei ab: Vor einem Hauſe
fragte einer unſerer Offiziere drei badiſche Dragoner,
warum ſie daſtänden. Antwort: Ein deutſchſprechender
Ruſſe hätte gerade aus dem Fenſter gerufen, ſie
brauch=
ten nicht nach oben zu kommen, ſie kämen zu ſechs ſofort
herunter. Sie müßten ſich nur erſt anziehen!
Gegen 5 Uhr morgens zog der Diviſionsſtab in Kutno
ein. In einer Apotheke gab es dann etwas zu eſſen, in
Ermangelung eines anderen Getränks einen Schluck
Pepſinwein und ein warmes Zimmer.
Zwei Stunden Raſt ſtanden nach der Heranführung
der Handpferde zur Verfügung; ſo gut es ging, wurde
dieſe Zeit zur Verpflegung der Mannſchaften und Pferde
ausgenutzt. An Hafer fehlte es leider faſt völlig. Im
Ueberfluß gab es nur requirierte Zigaretten, von deren
Vorrat unſere famoſen Reiter noch einige Tage ſväter an
die Infanterie abgaben, die an demſelben Morgen noch
Kutno erreichte. 1500 Gefangene konnte ihr die Kavallerie=
Diviſion abgeben, und ein herrlicher Dank für uns war
die Freude unſerer Infanterie über die unerwartet große
Beute. Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht durch die
In=
fanterie=Diviſion, deren Sieg durch die Verfolgung der
Schweſterwaffe ſo ſchöne Früchte getragen hatte.
Bald ging es weiter vor gegen die rückwärtigen
Ver=
bindungen des Feindes. Bereits 9 Uhr 30 Min.
vormit=
tags befand ſich die Diviſion wieder auf dem Vormarſch
gegen Lowicz. Nach halbſtündigem Marſch ſollte unſerer
noch eine beſondere Freude warten. Ein ſtattliches
Auto=
mobil fuhr in eine Patrouille unter Leutnant Dünn und
in die Spitze der Dragoner hinein, deren Führer,
Leut=
nant Haußmann, den Wagen mit den gefällten Lanzen
ſeiner Leute zwang, zu halten Exzellenz Baron v. Korff,
Gouverneur von Warſchau, ſaß mit ſeinem Adjutanten in
dem Kraftwagen. Er hatte nach Kutno fahren wollen, das
er von einer ruſſiſchen Infanterie=Brigade beſetzt glaubte,
und wurde nun wenige Minuten nach ſeiner
Gefangen=
nahme dem Diriſionskommandeur und dann dem Führer
des Kavallerie=Korps zugeführt.
Uns aber führte der Weg weiter gegen den Feind, tief
in deſſen Rücken hinein. Tag für Tag bis in die ſinkende
Nacht kämpfte die Diviſion. Keinen Augenblick verlor die
brave Truppe das felſenfeſte Vertrauen auf einen guten
Ausgang und den Sieg unſerer Waffen.
40 Waggons mit ruſſiſcher Munition explodiert.
* (Ctr. Bln.) Nach einer Meldung aus Petersburg
explodierten in Gatſchina, einer Petersburger Vorſtadt
und Umladeplatz für Armeelieferungen, ſowie Standort
vieler Truppenteile, 40 Waggons mit
Geſchoß=
ladungen, die auf dem Transport nach dem
Kriegs=
ſchauplatz begriffen waren.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 4. Juni.
* Ordensverleihung. Se. Königl. Hoheit der
Großherzog haben dem Ober=Poſtſchaffner Georg
Lantelme zu Darmſtadt das Allgemeine Ehrenzeichen
mit der Inſchrift „Für langjährige treue Dienſte” am
Bande des Verdienſtordens Philipps des Großmütigen
verliehen.
Ernannt haben Se. Königl. Hoheit der
Groß=
herzog den Bezirkskaſſier der Bezirkskaſſe Gießen II
Rendant Georg Philipp Klein zu Gießen zum
Salinen=
rentmeiſter in Bad Nauheim vom 1. Oktober d. J. an.
* Erledigte Stelle. Die Stelle des Bezirkskaſſiers
der Großh. Bezirkskaſſe Gießen II.
* Militärdienſtnachrichten. Zu Leutnants der Reſ.
mit Patent vom 22. Mai 1915 befördert: die
Offizieraſpi=
ranten des Beurlaubtenſtandes Martens (IV Berlin),
Inf.=Regt. Nr. 115, Sehrt (Gießen), Rübſam (
Darm=
ſtadt), Inf.=Regt. Nr. 116.
Kriegsauszeichnung. Herr Robert Schneider,
der unter dem Namen Rentner Briehinkel bekannte
Lokal=
dichter, Sergeant im I. Landſturm=Infanterie=Bataillon
Darmſtadt I, hat die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille
er=
halten.
n. Strafkammer. Selten hat ſich ein Angeklagter vor
Gericht mit ſolcher Frechheit und Roheit benommen, wie
dies geſtern ſeitens des 47 Jahre alten Handarbeiters
Adam Fiſcher von Eberſtadt geſchah. Er leugnet die
ihm zur Laſt gelegten Diebſtähle (einen hieſigen und einen
in Roßdorf verübten) trotz klarer Ueberführung in
unver=
ſchämter Weiſe, hatte ſich bereits, als ihm nach der
Feſt=
nahme eine Belaſtungszeugin gegenübergeſtellt wurde, an
ihr durch einen Fauſtſchlag ins Geſicht vergriffen und
ar=
tete auch in der Verhandlung mit unflätigen Aeußerungen
gegen Zeugen und Gerichtshof aus. Unter der Maske
des harmloſen Verkäufers von Briefpapier pflegt er die
Häuſer bettelnd heimzuſuchen und bei günſtiger
Gelegen=
heit lange Finger zu machen. Seine
Gemeingefährlich=
keit geht aus vielen hohen früheren Beſtrafungen
her=
vor, und er iſt rückfällig. In Roßdorf hatte F. im März
d. Is auf jene Art zwei Paar Stiefel entwendet und nach
ſeiner Ergreifung bei einem abermaligen Beſuch daſelbſt
aus Zorn im Gemeindehaftlokal große Verwüſtung
an=
gerichtet. Man fand ihn damals auch im Beſitze von vier
Taſchenuhren, die kurz vorher mit vier anderen aus der
Wohnung eines Uhrmachers der Taunusſtraße hier
ver=
ſchwunden waren und insgeſamt etwa 160 Mark wert
ſind. Für den behaupteten redlichen Erwerb vom „großen
Unbekannten” beruft ſich F. auf das Zeugnis einer
ab=
weſenden Kellnerin, und es wird deshalb dieſer Fall zur
ſpäteren Verhandlung abgetrennt. Für das Betteln
er=
hielt er 4 Wochen Haft, die durch die Unterſuchungszeit
verbüßt ſind, und für die Roßdörfer Vorgänge (Diebſtahl
Körperverletzung und Sachbeſchädigung) wurden ihm
einſt=
weilen 3 Jahre 3 Monate Zuchthaus unter
Aber=
kennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre zuteil.
Die Strafe für den hieſigen Diebſtahl wird folgen.
Großh. Hoftheater. Heute Freitag werden die
Frühlingsſpiele mit Siegfried” fortgeſetzt, am
Sonntag, den 6. Juni, mit „Götterdämmerung” beendet.
An beiden Abenden ſingt Kammerſänger Heinrich Henſel
den Siegfried. Da Kammerſängerin Berta Schelper
in=
disponiert iſt, ſingt am Freitag in „Siegfried” Franziska
Callwey die Brünnhilde; in „Götterdämmerung” beender
Kammerſängerin Schelper ihr Gaſtſpiel als Brünnhilde
Samstag, den 5. Juni, wird „Datterich” als Volks= und
Garniſonsvorſtellung zu ermäßigten Preiſen gegeben. Der
Kartenverkauf zu dieſer Vorſtellung hat bereits begonnen,
Gaſtſpiel Heinrich Henſel. Die beiden
letz=
ten Opernabende der Spielzeit: Siegfried” und
Götter=
dämmerung”, erhalten durch die Mitwirkung Heinrich
Henſels, der als hervorragender Wagnerſänger Weltruf
genießt, eine beſondere Anziehungskraft. Das
Geſangs=
talent Heinrich Henſels wurde von Felix Mottl entdeckt,
der 1895 den Zwanzigjährigen zum Studium nach Wien
ſchickte. 1897 bis 1900 wirkte Henſel am Stadttheater in
Freiburg im Breisgau, 1900 bis 1906 am Opernhauſe in
Frankfurt a. (M. als jugendlicher und lyriſcher Tenor; 1906
bis 1910 ging der Künſtler an das Hoftheater in
Wies=
baden, woſelbſt er den Uebergang zum Heldentenor
voll=
zog. Seit dieſer Zeit befindet er ſich als gefeierter Künſtler
auf ausgedehnten Gaſtreiſen und iſt für Wagnerfeſtſpiele
in Bayreuth, Wiesbaden uſw. beſonders begehrt. Zu
ſeinen beſten Partien gehört Siegfried. Als er damit am
Prinz=Regenten=Theater in München gaſtierte, ſchrieb die
Bayeriſche Staatszeitung: „Heinrich Henſel war in
Er=
ſcheinung, Spiel und Geſang ein Siegfried, wie man ſich
ihn nicht idealer denken könnte! Seine ſchlanke Geſtalt,
ſeine bezaubernd anmutiee Darſtellung und nicht zuletzt
ſein prachtvolles, hell leucktendes Organ hatten etwas
un=
beſchreiblich Großes und Rührendes zugleich an ſich. Das
war in jeder Bewegung, in jedem Ton ein echt deutſcher
Siegfried, eine jugendliche Heldengeſtalt, an die man
glau=
ben mußte und konnte.”
* Herr Georg Becker, der uns mit Ablauf dieſer
Spiel=
zeit leider verläßt, verabſchiedete ſich am Mittwoch abend
als Pedro in „Tiefland” einer ſeiner beſten Rollen, vom
hieſigen Publikum. Sowohl im Verlauf des Abends, als
beſonders nach Schluß der Vorſtellung war Herr Becker
Gegenſtand ungewöhnlich reicher Ehrungen, die einen
Be=
weis ablegten für die Sympathien, die ſich der Künſtler
während ſeiner mehrjährigen erfolgreichen Tätigkeit am
hieſigen Hoftheater erworben hat. Herr Becker machte,
man kann ſagen, unter den Tenören eine rühmliche
Aus=
nahme, da er niemals unter Indispoſitionen oder
unge=
wiſſen Stimmungen zu leiden hatte und ſich durch eine
un=
bedingte, nie verſagende Zuverläſſigkeit auszeichnete,
Vor=
züge, die für einen Sänger und den Spielplan nicht hoch
genug eingeſchätzt werden können. Wir ſind überzeugt
daß Herr Becker ſich dank ſeiner hervorragenden
künſtleri=
ſchen Eigenſchaften in ſeiner neuen Tätigkeit bald neue
Er=
folge erringen wird und wünſchen ihm für ſeine fernere
künſtleriſche Laufbahn alles Gute.
— Das außerordentliche Konzert im Hoftheater
(Dienstag, den 8. Juni, 8 Uhr) wird einen guten Abſchluß
der Theater=Saiſon bilden, und iſt es beſonders zu
be=
grüßen, daß ſich auch auswärtige Künſtler von Namen,
wie Schillings, Wüllner und Frau Kammerſängerin
Iracema=Brügelmann, in den Dienſt Darmſtädter
Wohl=
fahrtspflege ſtellen. Es beſtand ſeit der Aufführung
Wal=
tershauſenſcher Orcheſterlieder in einem gemeinſamen
Kon=
zert der Hofkapelle mit Frau Brügelmann immer die
Ab=
ſicht, in einem der Hofmuſikkonzerte die Dame, die zu den
erſten ihres Faches zählt, zu hören. (Frau B., erſte
drama=
tiſche Sängerin der Stuttgarter Hofbühne, hat ſich
be=
ſonders einen Namen durch eine eigene Amerika=
Konzert=
reiſe im Jahre 1914 gemacht.) Ihre Geſangsdarbietungen
im Dienstags=Konzert: Beethovens „Ah! perfido” Arie
und Lieder von Schillings, Hugo Wolf, Rich. Strauß, die.
übrigens Herr v. Schillings am Klavier begleiten wird,
paſſen ſich beſtens dem Geſamtprogramm an.
— Fürſorge für Kriegsbeſchädigte im
Großher=
zogtum Heſſen. Die zweite Kompagnie des
Land=
ſturm=Infanterie=Bataillons I Darmſtadt hat aus
dem Felde 1000 Mark als Spende für die
Kriegsbeſchädigten dem Heſſiſchen
Fürſorge=
verein für Krüppel überwieſen.
* Heilſtation für ſkrofulöſe und tuberkulösverdächtige
Kinder. Am 1. Juni fand im Solbad Wimpfen am
Neckar die Eröffnung der von der
Landesverſicherungs=
anſtalt Großh. Heſſen im Badhotel zum Ritter errichteten
Heilſtation für ſkrofulöſe und
tuberkulös=
verdächtige Kinder ſtatt. Die Station nimmt
Kin=
der beiderlei Geſchlechts im Alter von 3—15 Jahren auf
und verfügt über 30 Betten. Aufnahmegeſuche ſind an den
Vorſtand der Landesverſicherungsanſtalt nach Darmſtadt
zu richten. Die Kuren dauern in der Regel vier Wochen,
können aber beliebig verlängert werden, wenn dies
not=
wendig ſein ſollte. Der Pflegeſatz beträgt bis auf
wei=
teres 2,50 Mk. Alle Nebenkoſten werden während der Dauer
des Krieges von der Landesverſicherungsanſtalt beſtritten.
Die Kurmittel ſind außer guter und zweckmäßiger
Ernährung Solbäder, Licht=Luftbäder,
Liegekuren, Spiele uſw. Aerztlicher Leiter der
Station iſt Herr Dr. Geiger in Wimpfen. Den Grund
zu deren Errichtung gab der Umſtand daß das
Kinder=
hoſpital Eliſabethhaus in Bad Nauheim während des
Krieges als Lazarett beanſprucht iſt, und dasſelbe auch in
Friedenszeiten nicht allen Aufnahmegeſuchen rechtzeitig
Rechnung tragen kann.
— Die Sektion II der Heſſen=Naſſ. Baugewerks=
Berufsgenoſſenſchaft Darmſtadt hielt am 2. d. M. ihre
diesjährige ſatzungsgemäße
Sektionsverſamm=
lung unter der bewährten Leitung ihres Vorſitzenden,
Herrn Maurermeiſter und Stadtverordneten H. Sames=
Darmſtadt, im „Hotel Heß” in Darmſtadt ab. In ſeiner
Begrüßungsrede gedachte Herr Sames auch derjenigen
Sektionsmitglieder, die auf dem Felde der Ehre gefallen
ſind und forderte die Anweſenden auf, als äußeres Zeichen
des Angedenkens dieſer gefallenen Helden ſich von ihren
Plätzen zu erheben, was geſchah. Nach Verleſung des
Protokolls der vorjährigen Sektionsverſammlung brachte
der Vorſitzende den Geſchäftsbericht für das
ver=
floſſene Jahr zum Vortrag. Die recht intereſſanten
Aus=
führungen ſchienen bei den Anweſenden große
Aufmerk=
ſamkeit und Sinn zu erwecken. Auch hier konnte man die
Wirkungen des Krieges, wie überhaupt auf dem ganzen
wirtſchaftlichen Leben, in ſichtlicher Weiſe erkennen, der
der Sektion II, welche ſich auf die Kreiſe Darmſtadt,
Bens=
heim, Dieburg, Erbach, Heppenheim und Groß=Gerau
er=
ſtreckt, einen Ausfall an Arbeitslöhnen von 1256630 Mk.
erbrachte. Für das Jahr 1915 iſt ein noch höherer
Aus=
fall an Arbeitslöhnen zu erwarten. — Herr Ferd. Mahr
jun, berichtete namens der Rechnungsprüſungskommiſſion,
aß die Rechnungsführung über die Verwaltung der
Sek=
tion II richtig befunden wurde und beantragte Entlaſtung
des Vorſtandes. — Im übrigen fand die Beratung der
Tagesordnung ihre glatte Erledigung und konnte der
Vor=
ſitzende unter Dankesworten für die aufopfernde Tätigkeit
der ehrenamtlichen Organe die recht intereſſante
Verſamm=
lung mit dem Wunſche, daß der uns aufgezwungene Krieg
bald ſein Ende nehmen, die Frucht desſelben aber in
einem immer weiteren Vorwärtsdrängen deutſcher Sitte,
Kultur und deutſcher Kraft beſtehen möge, für beendet
er=
klären. — Dem eifrigen Beſtreben des Vorſitzenden, Herrn=
Sames, welcher in uneigennütziger Weiſe ſeine ganze
kraft auch im abgelaufenen Geſchäftsjahr in den Dienſt
der Sektionsverwaltung ſtellte, ſei an dieſer Stelle
gebüh=
rend gedacht. Möge er als Vorſitzender der Sektion II
noch recht lange erhalten bleiben.
g. Weibliche Straßenbahnſchaffner. Nach dem
Vor=
ild anderer Städte wird jetzt auch Darmſtadt ſeine
weiblichen Straßenbahnſchaffner erhalten.
Die Heag bildet bereits Frauen aus die als Schaffner
uf der elektriſchen Straßenbahn Verwendung finden
ollen. Es kommen hauptſächlich die Frauen der
einbe=
ufenen Angeſtellten der Heag für dieſen Dienſt in
Be=
tracht, wie dies auch in anderen Städten gehalten wird.
n. Zum Unfall im Städt. Schlachthof. Das bereits
gemeldete ſchwere Unglück in den Kühlräumen unſeres
Schlachthofs hätte ſehr leicht weit größeren Umfang
an=
nehmen können. Mehrere Perſonen entgingen dem Tod,
den der dort bedienſtete frühere Metzgermeiſter Philipp
Keller erlitt, nur mit knapper Not. Seitens der
Staats=
nwaltſchaft iſt zur Feſtſtellung des Sachverhalts und zur
Prüfung der Frage irgendwelcher ſtrafbarer
Fahrläſſig=
keit das Verfahren eingeleitet worden. Man hatte in dem
rwähnten Kühlraum ſtädtiſche Dauerware in großer
Menge aufgeſtapelt und hierfür neben den vorhandenen
eiſernen Gerüſten noch ſolche aus Holz angebracht, die
an=
ſcheinend nicht genug befeſtigt waren. Während nun K.
im Beiſein des Schlachthofdirektors des Verwalters u. a.
(zwecks Kontrolle der Vorräte durch die Stadtverordneten
Aßmuth und Stemmer) den Drahtgeflechtverſchluß eines
Gerüſtes entfernte, gab der Stützbalken nach, das Gerüſt
chlug um, und der Balken traf den K. tödlich; auch
wurden, wie in der erſten Meldung erwähnt, mehrere
an=
dere, darunter Direktor Dr. Garth, recht erheblich verletzt.
Die Leichenſchau ergab, daß bei K. verſchiedene
Rippen=
rüche und ſonſtige innere Verletzungen vorlagen. Der
Verunglückte hinterläßt Familie und ſtand noch im
kräf=
tigen Mannesalter.
Rotes Kreuz.
(Geöffnet von 8—1 und 2—6 Uhr. Bureau der Zentral=
Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 25,
Krankenbeförde=
rungs=Abteilung: Mathildenplatz 20, Fernruf 2576;
Aus=
kunftsſtelle: Rheinſtraße 34, Fernruf 25; Materialien=
Abteilung: Altes Palais, Fernruf 20; Verpflegungsſtelle
am Hauptbahnhof, Fernruf 216; Kreuzpfennig=Marken;
Neckarſtraße 8, Fernruf 2421.)
Bericht über die XVIII. Fahrt des
Vereins=
lazarettzuges T 1.
Vom 11. bis 14. Mai lag der Zug in der Werkſtätte
Darmſtadt, wurde gereinigt und erhielt für die
Kranken=
wagen Gepäckleiſten, ſowie einigen Neuanſtrich. Ob ſich
die Gepäckleiſten mit der für die heiße Jahreszeit ſo
not=
wendigen Lüftung vereinigen laſſen, muß erſt noch erprobt
werden. Dann gaben wir den zweiten Heizkeſſelwagen
und damit zwei weitere Heizer ab und erhielten vorläufig
ſtatt des noch nicht verfügbaren Kühlwagens einige
klei=
nere Eisſchränke auf die Plattformen, die aber ſchon bei
der erſten Fahrt ſich als zu klein erwieſen, um die nötige
Menge Fleiſch lange genug friſch zu erhalten. Am 16. Mai
kam der Zug auf den Hauptbahnhof, wurde fertig mit
Proviant verſehen und für den 17. Mai fahrbereit
gemel=
det, die Abfahrt wurde für denſelben Tag, mittags 12 Uhr
15 Minuten, befohlen. Die Ausfahrt ging über Worms=
Die Ausbildung beider Hände.
Der große Lehrmeiſter Krieg, der „Vater der Dinge‟
hat auf faſt allen Gebieten menſchlichen Wirkens unſeren
Blick geſchärft für Unterlaſſungsſünden aus den langen
Friedensjahren. Eine ſolche Unterlaſſung, deren Folgen
ſich an den verwundeten und verſtümmelten deutſchen
Soldaten nunmehr geltend machen, iſt die einhändige
Ausbildung, die Bevorzugung der rechten Hand und die
Vernachläſſigung der beidhändigen Tüchtigkeit in unſerer
Erziehung. Die Menſchen ſind zwar nicht achtlos an
die=
ſer Frage bisher vorübergegangen, ſie läßt ſich bis ins
Altertum verfolgen, ihre Verwirklichung iſt aber nur von
Fall zu Fall eingetreten, wenn durch Geburtsfehler oder
ſpätere Verletzung der einen Hand die nachträgliche
Aus=
bildung und Erziehung der anderen Hand als eine
unab=
wendbare Notwendigkeit erſchien.
Der jetzige Krieg, der viele Hunderttauſende unſerer
Volksgenoſſen ihrer geſunden Glieder beraubt hat, rückt
dieſe Notwendigkeit in gebieteriſcher Weiſe in den
Vorder=
grund und führt uns die Forderung erhöhter beidhändiger
Ausbildung als eine Erziehungsfrage für unſer ganzes
Volk vor Augen. Um wie viel leichter und weniger
ſor=
genvoll könnten unſere verſtümmelten Kriegsinvaliden den
Verluſt eines Armes oder einer Hand ertragen, wenn ſie
von Jugend auf zur gleichmäßigen Ausbildung beider
Hände erzogen worden wären! Was jetzt nach dieſer
Rich=
tung mit dem Aufgebote ſtärkſter Willenskraft nachzuholen
iſt, das muß für die heranwachſenden Geſchlechter in der
Kinderſtube, der Schule und der ganzen beruflichen
Aus=
bildung nachgeholt werden. Schon die Kinderſtube
ver=
ſündigt ſich gegen die linke Hand in der bekannten Unter
weiſung, bei der Begrüßung nur „das ſchöne Händchen”
zu geben, und ſo geht es fort mit der Bevorzugung der
rechten Hand beim Eſſen und Trinken, dem Schreiben,
Zeichnen, bei den Handfertigkeitsarbeiten, den weiblichen
Handarbeiten, in faſt allen Gewerben. So ſchreckt ſchon
in jugendlichem Alter, beiſpielsweiſe im Muſikunterricht,
die Ungeſchicklichkeit der linken Hand beim Klavierſpiel
manchen ab, Gehör und Sinn für die Tonkunſt zu ſchulen
Auch die meiſten Spiele bevorzugen die rechte Hand,
wäh=
rend das Turnen die Beidhändigkeit fördert, und nur
wenige Künſte, wie das Geigenſpiel, die linke Hand
be=
vorzugen. Welche Vorteile die Beidhändigkeit oder
wenig=
ſtens die annähernde Gleichwertigkeit beider Hände
den=
jenigen bietet, deren Beruf ein Handwerk iſt, liegt auf der
Hand. Wie viel leiſtungsfähiger wird ein Bildhauer, ein
Maler, der Mechaniker und Kunſtgewerbler ſein, wenn
er den Vorteil einer weiteſtgehenden Gebrauchsfähigkeit
beider Hände genießt! Von den weiblichen Handarbeiten
iſt das Stricken diejenige, welche am meiſten beide Hände
gleichmäßig bevorzugt, und doch kann bei allen anderen
Arbeiten, und beſonders bei der Bedienung der
Arbeits=
maſchinen, die Beidhändigkeit nur von Nutzen ſein. Sie
fördert aber auch die geiſtigen Fähigkeiten, und die
Heil=
kunde hat längſt den Zuſammenhang zwiſchen der
Betä=
tigung der Hand und der Entwickelung des
Sprach=
zentrums im menſchlichen Gehirn feſtgeſtellt. Bei
Störun=
gen der linken Gehirnhälfte Rechtshändiger, die den
Aus=
fall der Sprache zur Folge hatten, zeigte ſich nach Uebung
der linken Hand wieder Beherrſchung der Sprache, die
rechte Gehirnhälfte hatte die Arbeit aufgenommen. Das
Ergebnis dieſer Unterſuchungen veranlaßte aufs neue die
Forderung, auch die Linkshändigkeit zu pflegen als eine
Möglichkeit erhöhter Ausnutzung des Gehirns, eine
Forde=
rung, die ſchon der Philoſoph Plato und der griechiſche
Arzt Hypokrates vor mehr als 2400 Jahren erhoben
hatten. Von einer Anzahl hervorragender Künſtler, wie
Michelangelo, Lionardo da Vinci, Holbein, Adolf
Men=
zel, wiſſen wir, daß ſie beidhändig ausgebildet waren,
und an unſeren Kunſtgewerbeſchulen bildet das Zeichnen
ſymmetriſcher Ornamente an Wandtafeln gleichzeitig mit
beiden Händen eine längſt eingebürgerte Uebung. Bei
manchen Völkern, wie den Japanern, wird die
Doppel=
händigkeit von Jugend auf geübt, und anfangs dieſes
Jahrhunderts hat die Stadtverwaltung in Philadelphia
beſchloſſen, die Kinder der Volksſchule doppelhändig zu
erziehen.
Welcher Gewinn könnte jetzt unſerem Volke nach den
ungeheuren Geſundheitsopfern des Krieges aus einer beid=
händigen Erziehung erwachſen, wenn wir früher damit
begonnen hätten!
Nun hat der Krieg dieſen Gedanken unter dem
Zwange der Not teilweiſe zur Tat werden laſſen, in der
Fürſorge für einarmige durch Errichtung beſonderer
Schu=
len. Eine ſolche entſtand im Spätherbſt 1814 in Wien
durch den Architekten Groſſelfinger, der, ſeit 30 Jahren
des rechten Armes beraubt, ſeinem Berufe ungehindert
nachgeht und nun beſonders geeignet iſt, ſeine
Erfahrun=
gen in den Dienſt des Vaterlandes zu ſtellen, indem er
anderen Einarmigen zur Berufsmöglichkeit und
Berufs=
freudigkeit verhilft.
Im Deutſchen Reiche wurde die erſte Einarmſchule
in Heidelberg errichtet von Privatdozent Dr. Eberhard
Freiherr von Künßberg, im Zuſammenwirken mit
Stabs=
arzt Profeſſor Dr. Wilmanns. Sie hat ſich kürzlich der
badiſchen Landesſtelle für Kriegsinvalidenfürſorge
unter=
ſtellt und will dem Verletzten dazu verhelfen, ſich ſeinem
bürgerlichen Berufe möglichſt zu erhalten oder einen
Be=
rufswechſel vorzunehmen. Als Unterrichtsfächer dienen
zunächſt Schreibübungen mit der Hand oder an der
Ma=
ſchine, Stenographie, Buchhaltung, und in Verbindung
mit der Gewerbeſchule: Zeichnen, Rechnen und praktiſches
Arbeiten. Vorführungen praktiſcher Landwirte und Hand
werker, die einarmig ihren Beruf ausüben, ſind für die
nächſte Zeit in der Schule in Ausſicht genommen. Der
Leiter der Einarmſchule kommt in einem in Nr. 132 der
Tägl. Rundſchau veröffentlichten Bericht auf Grund
ſei=
ner Erfahrungen zu dem Bekenntnis: wie gut wäre es
jetzt, wenn jedes Kind von vornherein beidhändig
ausge=
bildet wäre!
Zweifellos wird die Bedeutung ſolcher Schulen in
den nächſten Zeiten wachſen für die als Einhändige in das
Erwerbsleben zurückkehrenden Kriegsteilnehmer. Aber
Freiherr von Künßberg hat recht mit ſeinem Bekenntnis
wie viel beſſer wären dieſe und die meiſten unſeres gan
zen Voiles daran, wenn ſie von Jugend auf im Eltern
haus, Kindergarten, Schule und Lehre die gleichmäßige
Ausbildung beider Hände erworben hätten. Die
Vor=
teile kämen allen Ständen zugute, das ganze Volksver
mögen würde wachſen, in erſter Linie aber bei denjenigen
Verufsgenoſſen, welchen die Handarbeit die
Haupterwerbs=
quelle iſt, bei Handel= und Gewerbetreibenden. Dieſes
Ziel, welches der Krieg uns wieder deutlich vor Augen
geſtellt hat, zu erreichen, wird in erſter Linie von der Schule
anzuſtreben ſein, die Volksſchule und die Berufsſchule,
alle gewerblichen Unterrichtsanſtalten mit ihren
Lehrwerk=
ſtätten, ſie müſſen ſich der Größe dieſer Aufgabe bewußt
werden und ſie zu löſen ſuchen. Beſonders aber muß in
der Berufslehre die Einſicht von dem Werte der
Zwei=
händigkeit platzgreifen, und der ſo ausgebildete
Lehr=
meiſter wird nicht verſäumen, auch die ihm anvertraute
Jugend auf dieſe Bahn zu führen. Man ſagt in ſtarker
Uebertreibung: ſo viele Sprachen der Menſch ſpricht, ſo
oftmals lebt er; daß ein beidhändig ausgebildeter Menſch
vor einem nur einſeitig befähigten erhebliche Lebenswerte
voraus hat, wird niemand für übertrieben halten. Eine
derart erhöhte Leiſtungsfähigkeit wird im Wettbewerbe mit
anderen Völkern nicht nur der friedlich bürgerlichen
deut=
ſchen Arbeit den Vorrang ſichern, auch die deutſche
Wehr=
kraft wird mit der vollen Ausbildung und Verwertung
der Gliedmaßen wachſen, und beiden Zielen gilt es mit
Ernſt und Nachdruck zuzuſtreben, um dem deutſchen
Ge=
danken in der Welt zum Sieg zu verhelfen.
Mögen dieſe Anregungen dazu führen, daß von ſeiten
der Schulbehörden, Erziehungsanſtalten und vor allem
ſchon im Elternhauſe mit der herrſchenden Einſeitigkeit
gebrochen werde, um unſer ganzes Volk im Frieden und
Kriege auf eine höhere Stufe der Leiſtungsfähigkeit zu
führen, und auch denjenigen, welche durch Krankheit oder
Unglücksfall den Gebrauch einer Hand einbüßen, den
Ver=
luſt erleichtern helfen durch die früh erworbene
Geſchick=
lichkeit der verbliebenen anderen Hand.
Noack=Darmſtadt.
Italieniſches von Schiller.
Salandra, Sonnino und Genoſſen:
Ihr habt das Land von Oeſterreich abgewendet.
(Wilhelm Tell, 1, 4.)
Der König:
Ich ehre keine Sitte und keine Stimme der Natur
und keinen Vertrag der Nationen mehr.
(Don Carlos, 4, 9.)
Der glückliche d’Annunzio:
Des Pöbels Herzen ſind mein! (Fiesko, 2, 18.)
(Der Neutraliſt:
Aus des Gartens ſichern Mauern
Wag ich meinen Schritt nicht mehr.
(Braut von Meſſina, 2, 1.)
Der Sieg des Unverſtands:
Der Staat muß untergehn früh oder ſpät,
Wo Mehrheit ſiegt und Unverſtand entſcheidet.
(Demetrius, 1. Akt.)
Die Kriegserklärung:
Schweigt mir von dieſem Tag, es war der
drei=
undzwanzigſte des Mais. (Piccolomini, 4, 5.)
Wiens Geſandter:
Kurz iſt der Abſchied für die lange Freundſchaft!
(Jungfrau von Orleans, 3, 6.)
Bülows Abreiſe:
Ich gehe, ich verlaſſe dieſes Land,
Wo man der Völker Recht mit Füßen tritt
Und mit Verträgen ſpielt. (Maria Stuart, 4, 2.)
Italiens Krieger:
Wir gehen nicht nach und marſchieren nicht!
Der Soldat jetzt um ſeine Ehre ficht.
Wir laſſen uns nicht ſo im Land rum führen!
Sie ſollen kommen und ſollen’s probieren!
(Wallenſteins Lager, 11. Auftritt.) C. K.
Kaiſerslautern-Dillingen-Diedenhofen in das
Etappen=
gebiet; wir erreichten nach ſehr regneriſcher Fahrt am
18. Mai, früh 9½ Uhr, den erſten Etappenort. Schon nach
zwei Stunden wurden wir zum Etappenhauptort vorge
zogen, den wir nachmittags 2 Uhr 20 Minuten erreichten
Hier blieben wir bis zum 21. Mai abwartend liegen und
konnten die von Ihrer Königlichen Hoheit der
Großher=
zogin übergebenen Liebesgaben an die Lazarette gelangen
laſſen, die dafür herzlichſt dankten.
Am 21. Mai, früh 6 Uhr, gingen fünf Krankenwagen
weiter vor, um an ſechs an der Front gelegenen Bahn
höfen aus den dortigen Lazaretten zuſammen 3 Offiziere
und 57 Mann aufzunehmen; weitere acht Krankenwagen
gingen um 6 Uhr 15 Minuten nach einem Etappenort einer
andern Strecke und nahmen dort 3 Offiziere und 86 Mann
auf. Währenddeſſen luden die verbleibenden
Kranken=
wagen 5 Offiziere und 53 Mann ein. Nachmittags 1½ Uhr
wurden die drei Abteilungen auf einem rückwärts
gelege=
nen Bahnhof vereinigt und bekamen nach Abgabe eines
Schwerverwundeten behufs Operation noch aus einem
weiter zurückgelegenen Kriegslazarett 1 Offizier und
29 Mann.
Nachmittags 5 Uhr wurde dann mit 146 Verwundeten
und 80 Kranken, darunter 12 Offiziere, die Rückfahrt
an=
getreten. Bei herrlichem Wetter erreichten wir auf der
gleichen Strecke wie auf der Ausfahrt am 21. Mai, früh
10 Uhr 45 Minuten Worms und dann um 1 Uhr unſer
Heimatziel Frankfurt a. M., auf deſſen Südbahnhof wir
alles an Reſervelazarette übergaben, nicht ohne daß uns
wieder Offiziere und Mannſchaften herzlichen Dank ſagten
für die Verpflegung und gute Fahrt im Zuge und unter
vielfachen Ausdrücken der Freude, wieder in der lieben
Heimat, wenn auch teilweiſe noch ſo ſchwer verwundet
ſoder krank, angelangt zu ſein. Der Zug kam dann
zu=
nächſt der Vorſchrift gemäß am Nachmittag in die
Werk=
ſtätte zu Frankfurt, aber noch am Abend mit Zuſtimmung
der Krankentransportabteilung nach dem Hauptbahnhof
Darmſtadt, um, wenn möglich, beſſere Kühleinrichtung im
Heimatort zu erhalten. — Mit dieſer 18. Fahrt hat
Wereinslazarett T 1 in 90 Tagen 10 Fahrten beendet,
nach=
dem er vorher bei einer anderen Armee in 80 Tagen acht
Fahrten gemacht; in den 18 Fahrten wurden zuſammen
4268 Mann in die Heimat befördert.
Wir machen wiederholt darauf aufmerkſam, daß in
den Geſchäftsräumen des Roten Kreuzes Rheinſtraße
Nr. 34, Karten von Frankreich und Rußland zu haben
ſind mit Angabe der Kriegs= und
Zivilgefan=
genenlager die auf den Karten rot eingedruckt ſind.
Die Karten enthalten die genauen Beſtimmungen über
den Poſtverkehr mit den Gefangenen in beiden Ländern.
Die Karte von Frankreich koſtet 60 Pf., die von
Ruß=
land 1 Mark.
Arheilgen, 2. Juni. (Die
Kartoffelver=
ſorgung.) Da Kartoffeln in unſerer Gemeinde ein
rarer Artikel ſind, beſchloß der hieſige Ortsvorſtand in
ſeiner letzten Sitzung einen Waggon dieſes wichtigen
Nahrungsmittels zu erwerben und in kleinen Mengen
an Intereſſenten zu verkaufen. — (Im Silberkranz.)
Herr Lehrer Reinheimer und Gemahlin feierten
geſtern das Feſt der Silbernen Hochzeit.
Gernsheim, 2. Juni. (
Hochwaſſerent=
wäſſerung.) Vor einigen Tagen waren hier
Ver=
treter der Gemeinden Gernsheim, Klein=Rohrheim,
Groß=Rohrheim und Biblis unter dem Vorſitz der
Kreisräte von Bensheim und Groß=Gerau verſammelt.
Der Beſchluß ging dahin, ſofort eine Pumpenanlage
aus=
führen zu laſſen, damit durch Hochwaſſer nicht die
jetzige Ernte vernichtet wird. Es handelt ſich hier um
elektriſch angetriebene Pumpen im Anſchluß
an das Elektrizitätswerk Rheinheſſen, welche die
Ent=
wäſſerung des Landgrabens in den
vorge=
nannten vier Gemarkungen bezweckt. Durch dieſe Anlage
werden Hunderttauſende von Mark für die
Vieh=
ernährung geſichert und iſt der Beſchluß daher unter den
heutigen Verhältniſſen ein beſonders erfreulicher zu nennen.
Zwingenberg i. H., 2. Juni. (Obſtmarkt.) Der
im Jahre 1911 hier errichtete und in den erſten vier
Jahren ſeines Beſtehens außerordentlich gut verlaufene
Obſtmarkt wird Sonntag, den 6. Juni, nachmittags
Uhr, pünktlich abgehalten. Zunächſt kommen
Früh=
kirſchen und Erdbeeren, daran anſchließend
Johannis=
beeren, Frühbirnen, Frühäpfel uſw. zum Verkauf. Nach
einer Mitteilung der Eiſenbahndirektion wird Stein=
und Kernobſt bahnſeits zu den gewöhnlichen
Fracht=
gutſätzen als Eilgut abgefertigt und befördert,
was für die den Markt beſuchenden Händler einen großen
Vorteil bedeutet.
Offenbach, 3. Juni. (Erkannte Leiche.) Bei
der im Main geländeten Leiche handelt es ſich, wie
feſt=
geſtellt wurde, um eine im Anfang der vierziger Jahre
ſtehende Frau Dammert von hier. Unglückliche
Fami=
lienverhältniſſe ſollen das Motiv zur Tat geweſen ſein.
Die eingeleitete Unterſuchung wird die näheren Umſtände
noch feſtſtellen.
Worms, 3. Juni. (Die
Stadtverordneten=
verſammlung) beſchloß die Annahme des Ver=
mächtniſſes der kürzlich verſtorbenen Witwe Raſor
geb. Leiſt, in Höhe von 10000 Mk., wovon die Zinſen
alljährlich zur Unterſtützung bedürftiger, braver junger
Mädchen, ohne Unterſchied der Konfeſſion, bei
Heranbil=
dung zu irgend einem Berufe zu verwenden ſind.
Oſthofen, 3. Juni. (Eine amtliche
Lehrer=
verſammlung) fand bei guter Beteiligung aus den
Orten Oſthofen, Rhein=Dürkheim, Ibersheim, Hamm,
Eich, Gimbsheim und Weſthofen unter dem Vorſitz des
Schulinſpektors Schulrat Eck im Schulſaale des
Ober=
lehrers Metzler ſtatt. Gegenſtand der Tagesordnung war
die Beſprechung des Lehrplanes zur Erteilung des
evan=
geliſchen Religionsunterrichtes. Der Lehrplan wurde in
allen ſeinen Teilen gründlich durchgeſprochen und erklärt
für ſämtliche 1=, 2=, 3= bis 8klaſſige Volksſchulen. Die
Konferenz nahm einen für alle Teile lehrreichen und
an=
regenden Verlauf.
Aus Rheinheſſen, 3. Juni. (Raupenplage und
Schuljugend.) Die Lehrer verſchiedener rheinheſſiſcher
Gemeinden haben die Jugend zum Fang der
Schmetter=
linge, insbeſondere des für den Gemüſebau ſo überaus
ſchädlichen Kohlweißlings (der in dieſem Jahre ſehr ſtark
auftritt), veranlaßt. Einzelne Gemeinden haben
Fang=
prämien ausgeſetzt.
Handel und Verkehr.
* Berlin, 3. Juni. Börſenſtimmungsbild.
Der Geſchäftsverkehr an der Fondsbörſe bewegte ſich etwa
in den gleichen Formen wie geſtern. Die weſentliche Aus
dehnung ſowohl hinſichtlich der Zahl der gehandelten
Pa=
piere wie der Größe der Umſätze war nicht feſtzuſtellen.
Hieran änderte auch die mit lautem Jubel begrüßte
Nach=
richt von der Wiedereroberung der Feſtung Przemysl nicht
viel. Die Tendenz war aber anfangs recht feſt, die
Kurs=
gewinne gingen aber ſpäter unter Realiſierungen
größten=
teils wieder verloren. Als recht feſt wurden Löwe und
Chemiſche Fabrik Hoenningen genannt. Erheblichen
Schwankungen unterlagen Deutſche Erdölaktien. Valuten
feſt, beſonders öſterreichiſche. Geldſätze unverändert.
* Berlin, 2. Juni. Der Ausweis der
Reichs=
bank vom 31. Mai zeigt zum Ultimo des Monats
die übliche Anſpannung, wie in normalen Jahren. Der
Goldbeſtand hat eine, wenn auch nur geringe
Zu=
nahme, nämlich um etwa 1 Million Mark erfahren. Der
Beſtand der von den Darlehenskaffen ausgeliehenen
Dar=
lehen hat ſich erfreulicherweiſe um 53,7 Millionen auf
1134 Millionen Mark vermindert. Die Erhöhung des
Betrages der umlaufenden Noten zeigt faſt denſelben
Umfang wie in der entſprechenden Woche des Vorjahres,
nämlich 175,2 Millionen Mark gegen 174,4 Millionen
Mark. Die fremden Gelder haben trotz des Ultimos nur
eine Verminderung um 42,1 Millionen Mark erfahren.
Der Geſamtbetrag der fremden Gelder überſteigt noch
immer 1½ Milliarden Mark. Die Deckungsverhältniſſe
der Noten haben ſich in der letzten Woche entſprechend
der Zunahme des Notenumlaufes etwas verſchlechtert.
Die reine Golddeckung beläuft ſich auf 44,7 Prozent gegen
46,2 Prozent in der Vorwoche. Die Deckung der ſämtlich
täglich fälligen Verbindlichkeiten durch Gold iſt von 35,5
auf 34,9 Prozent heruntergegangen. Auf die zweite
Kriegsanleihe waren bis zum 31. Mai 7978 Millionen
Mark oder 87,6 Prozent der Geſamtzeichnung eingezahlt.
Gegenüber dem 22. Mai bedeutet das einen Zuwachs
von 148 Millionen Mark. Trotzdem haben ſich mit Hilfe
der Darlehenskaſſen die geleiſteten Beträge vermindert.
Am 22. Mai hatten die Darlehenskaſſen für Zwecke der
zweiten Kriegsanleihe 536,2 Millionen Mark hergegeben
nach dem Stande vom 31. Mai waren ſie zu dem gleichen
Zwecke nur noch mit 502,1 Millionen Mark in Anſpruch
genommen.
Landwirtſchaftliches.
Schlachtviehmarkt Dar m ſt ad t.
Schweinemarkt am 2. Juni: Auftrieb 97 Schweine.
Preiſe pro 50 Kilogramm Schlachtgewicht 155 Mk.
Zu=
trieb von Landſchweinen; Preiſe pro 50 Kilogramm
Schlachtgewicht 148—150 Mk. Marktverlauf: drückend;
Ueberſtand. — Schweinemarkt am 3. Juni:
Auf=
trieb 89 Schweine. Preiſe pro 50 Kilogramm
Schlacht=
gewicht 155 Mk. Zutrieb von Landſchweinen; Preiſe pro
50 Kilogramm Schlachtgewicht 148—150 Mk.
Marktver=
lauf: flau; Ueberſtand. — Kälbermarkt am 3. Juni:
Auftrieb 145 Kälber, 1 Schaf. Preiſe pro 50 Kilogramm
Lebendgewicht: 1. Qual. 80 Mk., 2. Qual. 78 Mk., 3. Qual.
76 Mk. Marktverlauf: mäßig.
Frankfurt a. M., 3. Juni. (Viehmarkt.)
Auftrieb: 174 Rinder, darunter 5 Ochſen, 5 Bullen, 164
Kühe, 683 Kälber, 107 Schafe, 414 Schweine. Preiſe für
0 Kilogramm Lebendgewicht in Mark: Kälber: a) —,
b) 82—84 (Schlachtgewicht 137—140), c) 78—82 (128—137),
d) 72—76 (120—127), e) 66—70 (112—119. Schafe:
a) 52—54 (112—118). Schweine: a) 125—130 (155 bis
160), b) 122—125 (145—154, c) und d) 125—130 (155—160).
— Geſchäft ſchleppend; bei Schweinen Ueberſtand.
Liewiederemhanme
von Przemysl.
* Wien, 3. Jnni. Amtlich wird
verkaut=
bart: Seit heute 3.30 Uhr vormittags iſt
Przemysl wieder in uuſerem Beſitz.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
von Höfer, Feldmarſchalleutnant.
* Wien, 3. Juni. Amtlich wird verlautbart, den
3. Juni: Deutſche Truppen erſtürmten nachts die letzten
ruſſiſchen Stellungen der Nordfront von Przemysl und
drangen heute um 3 Uhr 30 Min. vormittags von Norden
her in die Stadt ein. Von Weſten und Süden iſt unſer
10. Korps eingedrungen. Seine erſten Abteilungen
er=
reichten bald nach 6 Uhr vormittags den Hauptplatz der
Stadt. Die Tragweite dieſes Erfolges läßt ſich noch nicht
überblicken.
Der Angriff der verbündeten Truppen im Raume
nördlich Stryj ſchreitet weiter erfolgreich fort. Bisheriges
Ergebnis der Schlacht bei Stryj: 60 Offiziere, 12975
Mann, 14 Geſchütze, 35 Maſchinengewehre erbeutet.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant
* München, 3. Juni. Nach einem Telegramm des
Generaloberſten v. Mackenſen an den König von
Bayern wurde Przemysl unter hervorragender
Be=
teiligung bayeriſcher Truppen von den
Ver=
bündeten genommen.
* Kriegspreſſequartier, 3. Juni. Heute
morgen 3 Uhr 30 Min. haben bayeriſche Truppen
das Stadtinnere von Przemy sl beſetzt. Die
öſterreichiſche Armee Puchallo iſt im Begriff, von
Süd=
weſten her in die Werke der Oſtfront einzudringen.
TU Wien, 3. Juni. Die Einnahme von
Przemysl wurde hier mit großem Jubel
aufgenom=
men. Alle öffentlichen und viele=private Gebäude haben
geflaggt.
TU München, 3. Juni. Die Siegesbotſchaft
des Generals v. Mackenſen über den Fall von
Przemysl traf hier gerade ein, als die Feier der
öffent=
lichen Fronleichnamsprozeſſion, an der ſich der König, alle
Miniſter und ſonſtige hochſtehende Perſönlichkeiten
betei=
ligten, zu Ende war. Der Jubel der Bevölkerung war
außerordentlich groß, da gerade bayeriſche Truppen einer
Drahtung des Generaloberſten v. Mackenſen an den
Kö=
nig zufolge an dem Sturz Przemysls beſonders ſtark
be=
teiligt ſind.
TU Wien, 3. Juni. Die Rundſchau erfährt aus
Przemysl, daß alle jüdiſchen Einwohner
aus der Feſtung entfernt worden ſind. Alle
jüdi=
ſchen Geſchäfte ſeien geſchloſſen oder zwangsweiſe an
Ruſ=
ſen vermietet worden. Aus Lemberg flüchten viele Ruſſen,
namentlich Kaufleute. Alle ſtaatlichen Gegenſtände,
be=
ſonders Kaſſen, werden ins Innere Rußlands gebracht.
Zehn Mitglieder der Petersburger Akademie waren
be=
auftragt, Galizien und die Bukowina zum Studium der
Architektur zu bereiſen. In der letzten Sitzung beſchloß
nun die Akademie, vor dem Ende des Krieges kein ſolches
Unternehmen zu billigen. In Lemberg wurde
Stane=
witſch, der Privatſekretär des Metropoliten Szeptycke, der
ſich ſeit dem Einmarſch der Ruſſen verborgen gehalten
hatte, entdeckt und verhaftet. — Ueber den Vormarſch der
Deutſchen in den Oſtſeeprovinzen ſchreibt die Rußkoje
Slowo, die ruſſiſche Polizei habe vor der Flucht aus
Libau alle Häftlinge freigelaſſen, die ſofort zu plündern
begannen und den Polizeidiener Scholkowski ermordet
hätten.
Preſſeſtimmen.
* Berlin, 3. Juni. Die Norddeutſche Allgem. Ztg.
ſchreibt: Die frohe Kunde von der
Wieder=
eroberung von Przemysl wird in ganz
Deutſch=
land mit Jubel begrüßt. Der bewunderungswürdigen
Tapferkeit der verbündeten Truppen unter
hervorragen=
der Führung iſt es gelungen, die Feſte in raſchen,
wuchti=
gen Schlägen zu bezwingen. Als kriegeriſ che
Ruh=
mestat erſten Ranges wird die Einnahme von
Przemysl in der Geſchichte fortleben. Hier haben in
Wahrheit hohe Führergaben und die Schneidigkeit der
Truppen zuſammengewirkt, um eine ſolche Leiſtung zu
vollbringen. Waffenwarenes, die ſieerfochten
haben, nicht der Hunger, dem die brave
öſterrei=
chiſch=ungariſche Beſatzung erlag, nachdem ſie dem Feinde
in äußerſter Hingebung getrotzt hatte. Damals wurde in
den gegneriſchen Ländern viel Lärm um die Eroberung”
der Feſtung gemacht. Sie wurde als eine Heldentat
ohne=
gleichen gefeiert. Das frei gewordene Belagerungsheer
ſollte, ſo wurde verkündet, die Karpathenlinie
durchbre=
chen und dem ruſſiſchen Heereshaufen den Weg nach
Buda=
peſt, Wien und Berlin frei machen. Und nun? Der größte
Teil jener Truppen iſt am Karpathenwall hingeopfert
worden. Ungarn iſt gänzlich und Galizien in weiter
Aus=
dehnung vom Feinde geſäubert, und ſchon befindet ſich
der Hauptſtützpunkt der Ruſſen in der Hand der
Verbün=
deten. Abermals hat das einträchtige Zuſammenwirken
von deutſchen mit öſterreichiſchen und ungariſchen Truppen
eine ernſte Probe glänzend beſtanden und der
Bundes=
treue der beiden Kaiſermächte ein herrliches Denkmal
ge=
ſetzt.
* Peſt 3. Juni. Die Blätter feiern in begeiſterten
Artikeln die Wiedereroberung von Przemysl.
— Der Peter Lloyd ſchreibt: Przemysl iſt wieder unſer.
Ein Lorbeer all den glorreichen Soldaten, die in der
heutigen Juninacht ihr Beſtes in wundervoller Tapferkeit
geleiſtet haben. Rußland iſt niedergeworfen und wird ſich
nicht wieder erheben. Das Schickſal, welches der
Zar der Monarchie freventlich zugedacht hat, kehrt ſich
wider ihn. Der Frevel haßt ſeine Rächer und Richter.
Die Erſtürmung von Struj.
* München, 3. Jnni. Die Korreſpondenz Hoffmann
meldet: Der König von Bayern hat an Graf von
Bothmer folgendes Telegramm gerichtet: Schloß
Leich=
ſtätten. Die Erſtürmung von Stryj durch Ihre
braven Truppen hat mich mit Freude erfüllt. Gratuliere
Ihnen zu dem zweiten großen Erfolg, den Ihre tapfere
Führung errungen und ſpreche Ihnen, Ihrem
Generalkom=
mando und den tapferen Truppen meine wärmſte
Aner=
kennung aus. Ludwig.
Der König von Sachſen telegraphierte: Schloß
Wachwitz. Exzellenz! Ich ſpreche Ihnen in Erinnerung
i meinen Beſuch in München im Jahre 1911 meinen herz=
Nchſten Glückwunſch zu dem herrlichen, unter Eurer
Exzel=
lenz Oberbefehl betätigten Sturm auf Stryj aus. Es war
ein glänzender Erfolg. — Friedrich Auguſt.
Die Kämpfe in Südoſtgalizien.
TU Berlin, 3. Juni. Der Kriegsberichterſtatter
des Lokalanzeigers, Kirchlehner, meldet aus dem K. K.
Kriegspreſſequartier vom 2. Juni: Soeben läuft die
Nach=
richt ein, daß die große Schlacht in Mittelgalizien bis
nach Südoſtgalizien übergegriffen hat. Der
llinke Flügel der Armee Pflanzer=Baltin, der an den Paß
Byſtrzya-Sotlawinska angelehnt iſt, wurde nun
eben=
falls in heftige Kämpfe verwickelt. Die Schlacht geht
daher von der Weichſel bis in die Gegend von Nadworna.
Brennpunkt der Schlacht iſt nach wie vor die Gegend von
der Lubaczowska, öſtlich von Jaroslau, und die Ruſſen
haben, was ſie an Reſerven zuſammenraffen konnten, von
Oſten und Nordoſten gegen die Armee Mackenſen
vorge=
führt, bisher ganz ergebnislos. Die Verluſte
des Feindes ſind hier groß. Die Offenſive der
Armeegruppe Bothmer geht von Stryj aus flott
vor=
wärts. Zugleich rücken die Truppen des
Feldmarſchalleut=
nants Szurmay von Drohobycz in dem nach Nordoſten lang
geſtreckten Hügellande unter ſtändigen Gefechten mit
ruſſi=
ſchen Nachhuten raſch vor. Aus dem Verhalten des
Fein=
des iſt zu erkennen, daß er nichts unterläßt, um die
ver=
lorene San=Dnjeſtr=Stellung wieder zurückzugewinnen.
Es geht den Ruſſen nicht allein um Przemysl, ſie fürchten
bereits um Lemberg, deſſen Verluſt für ſie von größter
politiſcher Tragweite wäre. Nördlich der Weichſel iſt
ſtehender Kampf. Die Schlacht dürfte noch längere Zeit
mit gleicher Heftigkeit anhalten, da beide Teile die
Bedeu=
tung des Einſatzes kennen.
Juden als ruſſiſche Geiſeln.
* Wien, 3. Juni. Aus dem Kriegspreſſequartier
wird gemeldet: Während der Ruſſenherrſchaft in
der Stadt Krosno wurde folgende charakteriſtiſche
Bekanntmachung erlaſſen: Der
Etappenſtationskomman=
dant in Krosno erklärt hiermit, daß die jüdiſche
Be=
völkerung der durch das ruſſiſche Heer beſetzten
Ge=
biete für jeden durch Oeſterreicher oder Preußen an hier
anſäſſigen Bürgern verübten Gewaltakt verantwortlich
er=
klärt wird und daß aus den durch das ruſſiſche Heer
be=
ſetzten Gebieten Geiſeln entnommen und na ch
Rußland abtransportiert ſind, von denen je zwei mit
ihrem Tode büßen werden für jeden Bürger, der ſeitens
der Oeſterreicher oder Preußen verfolgt wird, oder für
jeden jüdiſchen Spion, der in dieſen Gebieten gefangen
wird. Krosno, 10. März 1915. Der
Etappenkomman=
dant.
Was ich felber denk und tu . . .
* Berlin, 3. Juni. Aus dem Großen
Hauptquar=
tier wird uns geſchrieben: In einem intereſſanten
Zuſam=
menhange mit den kürzlich veröffentlichten erlogenen
Behauptungen des engliſchen
Augenzeu=
gen, nach denen deutſche Artillerie auf eigene Infanterie
geſchoſſen habe, ſteht folgender Befehl einer
engli=
ſchen Diviſion, der unter den Papieren des
Kom=
mandeurs der 3. kanadiſchen Infanterie=Brigade, Oberſt
Turner, gefunden wurde: 4. Diviſion. Es iſt zur
Kennt=
nis des Diviſionskommandeurs gekommen, daß ſich
wäh=
rend der letzten Kämpfe einige Leute der Diviſion dem
Feinde ergeben haben, und weiter, daß dieſe Handlung
von Offizieren und Mannſchaften anderer Einheiten
be=
merkt wurde, die in einigen Fällen nicht einſchritten. Der
Diviſionskommandeur befiehlt, die Aufmerkſamkeit aller
Offiziere und Mannſchaften auf dieſe Tatſache zu lenken
und allen Graden einzuprägen, daß es ihre erſte und
drin=
gendſte Pflicht iſt, jeden Mann zu erſchießen der
ſich zu ergeben verſucht, wer es auch ſei. Wenn
die Abteilung groß genug iſt, um einen Erfolg zu
ver=
ſprechen, muß ſofort Artilleriefeuer in die
Gegend gelenkt werden. gez. Taylor,
Oberſtleut=
nant und Adjutant der 4. Diviſion.”
Das genügt für unbefangene Beurteiler.
Das Stickſtoffhandelsmonopol.
* Berlin, 3. Juni. (W. T. B. Amtlich.) Die
Nord=
deutſche Allgemeine Zeitung ſchreibt: In einer
Korreſpon=
denz wird darauf hingewieſen, daß das
Ermächtigungs=
geſetz zur Einführung eines
Stickſtoffhandelsmo=
nopols in der Maitagung des Reichstages nicht
ver=
abſchiedet worden ſei. Es wird dabei mitgeteilt, die
Stick=
ſtoffkommiſſion vertagte ſich nach Anhörung der
Sachver=
ſtändigen auf unbeſtimmte Zeit, und dieſer Beſchluß
be=
deute, daß die Vorlage als geſcheitert anzuſehen ſei. Dieſe
Mitteilung und die aus ihr gezogene Folgerung ſind
un=
zutreffend Die Kommiſſion äußerte den Wunſch, die am
17. und 18. Mai von Sachverſtändigen im
Reichstagsge=
bäude gehaltenen Vorträge nach Drucklegung eingehend
prüfen zu können. Die Reichsleitung hat die Berechtigung
dieſes Wunſches bereitwillig anerkannt und erklärte ſich
mit der Vertagung der Kommiſſion einverſtanden.
An=
dererſeits beſchloß die Kommiſſion, entſprechend dem
Wunſche der Reichsleitung, einige Tage vor dem
Wieder=
beginn der Plenarſitzungen (10. Auguſt) ihre Beratungen
wieder aufzunehmen, um ſich die Möglichkeit zu ſichern, ihre
Arbeiten bis zum Wiederzuſammentreten des Reichstags
zu Ende führen zu können.
Türkiſche Zigaretten für die deutſchen Truppen.
* Der Nationalverteidigungsverein zu Konſtantinopel
hat im Namen der türkiſchen Streitmachſt
den in der Front kämpfenden deutſchen
Waffen=
brüdern eine Liebesgabe, beſtehend aus 2 400000
Zigaretten in geſchmackvolllen Packungen
mit den Farben der drei verbündeten Heere und der
Wid=
mung: „Den tapferen Helden, welche für Recht und
Unabhängigkeit den großen Kampf führen, in aufrichtiger
Bewunderung” geſandt.
Heimreiſe Dernburgs.
* New=York, 3. Juni. (Melduug des Reuterſchen
Bureaus.) Die Alliierten haben dem deutſchen
Staats=
ſekretär a. D. Dernburg ſichere Ueberfahrt auf
der Heimreiſe nach Deutſchland zugeſtanden. Er reiſt am
12. Juni an Bord eines norwegiſchen Dampfers nach
Norwegen.
Der Handelskrieg gegen Deutſchland.
* Petersburg, 3. Juni. Der Rjetſch meldet aus
Tokio: Die engliſche Regierung forderte die
japaniſche Regierung zu gemeinſamen Schritten auf, um
den Handel Deutſchlands und Oeſterreich=
Un=
garnsaus China zu verdrängen. Es verlautet,
daß die Vereinigten Staaten von China gleiche Rechte wie
Japan verlangen.
Der Krieg mit Italien.
* Wien, 3. Juni. Amtlich wird verlautbart: 3. Juni.
Die Italiener ſetzten die erfolgloſe
Beſchie=
ßung unſerer Befeſtigungen an mehreren Punkten der
Tiroler und Kärntner Grenze fort. Wo feindliche
Abtei=
lungen ins Feuer kamen, flüchteten ſie, ſo ein
italie=
niſches Infanterie=Regiment auf dem Plateau von
Fol=
garia, mehrere Kompagnien bei Miſurina und die von
einer Offizierspatrouille von uns in Gradisca
überfal=
lenen Kavallerie= und Berſaglieri=Abteilungen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Die italieniſchen Militäruntauglichen.
* Bern, 3. Juni. Laut einer Meldung des Berner
und aus Lugano müſſen die italieniſchen
Mili=
äruntauglichen ſich demnächſt einer neuen
Unterſuchung unterziehen. Dieſe wird hauptſächlich
von ſozialiſtiſchen Blättern verlangt, welche damit der
großen Zahl von Untauglichen unter der Ariſtokratie ein
Ende machen wollen.
Die finanzfallen Bedürfniſſe Italiens.
* London, 3. Juni. Reuter berichtet amtlich, daß
der Schatzkanzler mit dem Direktor der Bank von
England und dem Finanzſekretär des Schatzamtes in
die=
ſer Woche eine Zuſammenkunft mit dem italieniſchen
Finanzminiſter haben wird, um die finan
ziel=
len Fragen, die ſich aus der Teilnahme
Ita=
liens am Kriege ergeben haben, zu erörtern.
Aus Belgien.
* Brüſſel, 3. Juni. Die Frau des
belgi=
ſchen Juſtizminiſters Carton de Wiart iſt
vom Gouvernementsgericht Brüſſel zu 3 Monaten und
14 Tagen Gefängnis verurteilt worden wegen
fortgeſetzter Briefbeförderung unter Umgehung der
deut=
ſchen Poſt und der deutſchen Zenſur, wegen Verbreitung
verbotener Schriften und Unterſchlagung und Vernichtung
eines Briefes an die deutſche Verwaltung, der
verſehent=
lich in ihren Briefkaſten geworfen worden war. Sie war
in vollem Umfange geſtändig. Sie iſt zur Verbüßung
ihrer Strafe der Kommandantur Berlin als
Zivilgefan=
gene zugeführt worden. — Die 16jährige Gräfin Helene
jonghe d’Ardey iſt vom hieſigen
Gouvernementsge=
richt zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt worden,
weil ſie auf dem Boulevard einen deutſchen
Offi=
zier in gröbſter Weiſe beleidigt hatte. Die
Ge=
fängnisſtrafe war gerechtfertigt wegen der gemeinen
Aus=
drücke, deren ſie ſich bediente und die einen auffallenden
Mangel an Erziehung und Takt bekundeten. Die
Groß=
mutter der Gräfin mußte, da ſie ſich an den
Beleidi=
gungen beteiligt hatte, ebenfalls mit Gefängnis
be=
ſtraft werden. — Den belgiſchen Frauen werden die
Verurteilungen hoffentlich zur Warnung dienen.
Die Haltung der holländiſchen Preſſe.
* Rotterdam, 3. Juni. In einem „Was nicht
verſchwiegen werden darf” überſchriebenen
Ar=
tikel wendet ſich der Nieuwe Rotterdamſche Courant gegen
die in Holland ſo häufige einſeitige
abfal=
lige Beurteilung des deutſchen Volkes, vor
allem gegen die „heiligen Proteſte” gegen die Kriegsgreuel
und den Mangel an Humanität, wie ſie manche Blätter,
namentlich der Telegraaf, liebten. Das Blatt nennt dieſe
Proteſte geradezu verbrecheriſch. Man müſſe auch
die guten Seiten des deutſchen Volkes anerkennen. Ob
Deutſchland in dieſem Kriege gewinne oder verliere,
jedenfalls werde nachher die Gefahr eines friedlichen
Durchdringens Hollands durch wirtſchaftliche deutſche
Ein=
flüſſe größer werden, als bisher. Es wäre deshalb
ver=
kehrt, die Deutſchen zu mißachten und ſich dabei die
Eng=
länder zum Vorbilde zu nehmen. Man müſſe vor allem
die ſtarken Eigenſchaften der Deutſchen ſehen und daran
denken, daß die Deutſchen nach dem Kriege arbeiten
wer=
den. Für die Holländer beſtehe die Gefahr, nicht mit zu
können, wenn ſie ſich zu ſehr abſchlöſſen. Durch eine
Vogel=
ſtraußpolitik ſei noch kein Land glücklich geworden. Die
deutſche Gefahr liege nicht in den weniger guten
Eigen=
ſchaften des deutſchen Volkes, ſondern in denjenigen, welche
es zu ſeiner gewaltigen Kraftanſtrengung in Stand geſetzt
haben. Das Blatt ſchließt: Halten wir gleichzeitig unſer
Pulver trocken, um, wenn es ſein muß, unſere nationalen
Intereſſen mit Waffengewalt gegen jedermann zu
verteidi=
gen. Dann beſteht die meiſte Ausſicht, daß Holland nicht
im Krieg untergeht, ſondern nachher mit Ehren genannt
werden kann.
Ein Amerikaner über ſeine Eindrücke in
Deutſchland und Enalend.
* London 3. Juni. Die Times meldet aus Neu=
York vom 1. Juni: Die Eveningpoſt veröffentlicht an
hervorragender Stelle die Eindrücke eines ſehr bekannten
Geſchäftsmannes, der mehrere Wochen nahe der
Kriegsfront weilte. Er ſagt, Deutſchland habe
genug Lebensmittel um den Krieg
durch=
zuhalten. Die deutſche Armee wird auf 7 Millionen
geſchätzt, während ſich drei Millionen in der Ausbildung
befänden. Die Klaſſe 1915 ſei noch nicht aufgerufen.
Kupfer ſei reichlich vorhanden. Das geſamte Land ſei
landwirtſchaftlich beſtellt. Die Landwirte erhielten
Ar=
beiter aus den Gefangenenlagern. Ueber England
ſagt der Geſchäftsmann: Er habe den allgemeinen
Ein=
druck erhalten, daß die Nation als ganze den
Ernſt der Lage nicht erkennt.
Englands Kohlenmangel.
* Aarhuus, 3. Juni. England hat erneut trotz
Gegenanträgen ſämtliche Kohlenzufuhr nach
Dänemark eingeſtellt. — Die Weigerung der engliſchen
Regierung, Kohle an die neutralen Staaten ausführen
zu laſſen, iſt wohl weniger auf politiſche Gründe
zurück=
zuführen, als auf die Notlage, in die England durch die
Streiks und die paſſive Reſiſtenz ſeiner Bergarbeiter
ge=
raten iſt. Da der Bedarf der engliſchen Marine ein ganz
ungeheuerer iſt und jetzt auch noch Italien zu verſorgen iſt,
haben ſich große Schwierigkeiten in der Kohlenverſorgung
ergeben.
Friedensdemonſtrationen in Finnland.
* Berlin, 3. Juni. Der Berl. Lokalanzeiger
mel=
det aus Stockholm: Ein nach London durchreiſendes
Dumamitglied erzählte aus eigener Anſchauung: In
Uleaborg und Abo veranſtalteten die Sozialiſten
Friedensdemonſtrationen. Als ſie durch Ko=
ſaken auseinandergetrieben wurden, leiſteten ſie
Wider=
ſtand. Es entſpann ſich ein heftiger Kampf, wobei über
500 Menſchen getötet wurden.
Von der ruſſiſchen Oſtſeeflotte.
T.U. Wien, 3. Juni. Nach Mitteilungen von
Privat=
perſonen, die aus Finnland eintreffen, zirkulieren dort
Gerüchte, daß in der ruſſiſch=baltiſchen Flotte
ſeit dem Tode des Admirals Eſſen große Nervoſität
herrſcht. Die finniſchen Seebehörden und die
Marine=
chefs ſind angewieſen worden, außerordentliche
Vorkehrun=
gen zu treffen. Der Kommandant der neuen Feſtung
Peter der Große gibt einen Tagesbefehl heraus, nach dem
die Schiffahrt im finniſchen, bottniſchen und rigaiſchen
Meerbuſen einzuſtellen iſt. In der äußeren Reede von
Helſingfors iſt der Verkehr von Privatdampfern,
Motorbooten und Jachten überhaupt eingeſtellt.
Ein Zeppelinflug über London.
* Amſterdam, 3. Juni. Wie der Korreſpondent
von Wolffs Telegraphiſchem Bureau von verläßlicher
Seite erfährt, erreichte beim letzten Luftangriff
ein Zeppelin Finchley im äußerſten
Nor=
den Londons. Er muß alſo den größten Teil
der Stadt überflogen haben. Der angerichtete
Schaden iſt nach derſelben Quelle bedeutend größer als
zugegeben wird.
Die engliſchen Verluſte an den Dardanellen.
T. U. Athen, 3. Juni. Für die
Dardanellen=
kämpfe treffen täglich neue Truppen aus Alexandrien
über Marſeille und Mudros ein. General d’Amade, der
das Kommando an den General Gouraud abgegeben hat,
ſoll verwundet nach Frankreich gereiſt ſein. Aus Gallipoli
angekommene Korreſpondenten melden, daß die
eng=
liſchen Verluſte 45000 Mann betragen. Die
Lazarette in Aegypten ſind voll von Verwundeten. Der
Wachtdienſt der Kriegsſchiffe der Ententemächte durch
Unterſeeboote vor Kreta wird fortgeſetzt.
Die Erregung in Perſien.
* Petersburg, 3. Juni. Der Rjetſch meldet aus
Teheran: Die Erregung der Perſer gegen
die Ruſſen nimmt täglich zu, ſo daß jeden Augenblick
ein Aufſtand der Perſer gegen Rußland
er=
wartet werden kann. Nach Iſpahan werden von den
Auf=
ſtändiſchen bereits keine Poſt und keine Karawanen
durch=
gelaſſen. Aus Teheran entfernte die perſiſche
Regie=
rung den Silberſchatz, ſo daß die engliſche Bank
keine Noten mehr einwechſeln kann.
Die Kriegslieferungen Amerikas.
T.U. New=York, 3. Juni. Die Bedeutung der
Beſtellungen der Alliierten an
Kriegs=
material und ſonſtigen Bedarfsartikeln für das
Wirt=
ſchaftsleben der Vereinigten Staaten und Kanada läßt
ich aus den Summen erkennen, die von Sachverſtändigen
als Gegenwert für die erhaltenen Aufträge ſchätzungsweiſe
angegeben werden. In den Vereinigten Staaten ſind
demnach für 750 Millionen Dollar Aufträge
ver=
geben worden. Der größte Teil der Summe fällt auf die
Beſtellungen für Waffen und Munition.
* Köln, 2. Juni. Die Kölniſche Volkszeitung
ſchreibt: Im Dezember 1914 wurde in Roye von
deut=
ſchen Soldaten unter einer Anzahl franzöſiſcher
Kloſter=
frauen, die ſich von dort nach Nesle begeben wollten, ein
Soldat des 2. franzöſiſchen Küraſſier=Regiments
ent=
deckt, als Ordensfrau verkleidet. Die von dem
deutſchen Feldgericht in Nesle angeſtellte Unterſuchung
er=
gab, daß der franzöſiſche Küraſſier Ende Auguſt
verwun=
det in das Kloſter nach Roye gekommen ſei. Nach der
Beſetzung des Ortes durch die Deutſchen erließ der
Kom=
mandant den Befehl, nach dem alle männlichen
Einwoh=
ner von Roye, insbeſondere Angehörige feindlicher
Trup=
penteile, ſich unverzüglich zu melden hätten. Der Befehl
wurde auch an die Kloſtertüre angeheftet und war dem
Küraſſier und den Nonnen bekannt. Gleichwohl kam der
Küraſſier dem Befehl nicht nach. Als die Nonnen nach
Nesle gebracht wurden, legte der Küraſſier auf Betreiben
einer Kloſterfrau deren Ordenskleid an, während ſie ſelbſt
in einer Perücke, in gewöhnlicher Frauenkleidung, als
Auf=
wärterin mitging. Eine Nonne, die Mitwiſſerin war,
beabſichtigte, den ungehorſamen Küraſſier gegen den
Kom=
mandanturbefehl zu verheimlichen und vor der
Gefangen=
nahme zu bewahren. Auf Grund dieſes Sachverhaltes
verurteilte das deutſche Feldgericht die beteiligten
Kloſter=
frauen entſprechend dem Kriegsgeſetz zu längeren
Frei=
heitsſtrafen, wobei erſchwerend ins Gewicht fiel, daß ſie
das ihnen ſeitens der deutſchen Militärbehörde auf Grund
ihres Standes entgegengebrachte beſondere Vertrauen
gröblich täuſchten und mit dem Ordenskleid Mißbrauch
getrieben hatten. Wie wir hören, geruhte nunmehr der
Kaiſer auf Vorſchlag der Militärbehörde auf dem
Gnadenwege den Verurteilten die weitere Verbüßung
ihrer Strafe zu erlaſſen.
T.U. Stockholm, 3. Juni. Die vorzeitige
Ein=
berufung der Rekruten des Jahrganges
1916 begann in Petersburg durch die feierliche
Eröff=
nung der Muſterung mit Reden des Stadtoberhauptes
Grafen Tolſtoi und des Grafen Adlersberg. Erfolgt iſt
eine neue Ausweiſung von 2000 Deutſchen.
700 kommen nach Dünaburg im Gouvernement Witebsk
als Zivilgefangene. Infolge Mangels an Medikamenten,
beſonders an Chloroform, wird auf der Krim ein
medi=
ziniſcher Garten angelegt.
* Tokio, 3. Juni. Meldung des Reuterſchen
Bureaus. Das Abgeordnetenhaus hat mit 232
gegen 131 Stimmen das Budget einſchließlich der Mittel
für zwei neue Diviſionen für Korea
ange=
nommen.
Stimmen aus dem Publikum.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Rebaktion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 deſ
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.
Immer mehr häufen ſich in letzter Zeit Klagen
über Unaufmerkſamkeiten und Fehler des Perſonals
un=
ſerer elektriſchen Straßenbahn. Vor allem bei
Umſteigekarten kommen ſehr zahlreich Fehler vor die
ausſchließlich Schuld der Beamten ſind, die die
Fahr=
karten falſch knipſen, ſei es, daß eine falſche Umſteigeſtelle
angegeben wird oder die Zeitangabe unrichtig iſt. Dem
Schreiber dieſer Zeilen paſſierte es erſt geſtern, daß er
infolge des Verſehens des Schaffners 10 Pfennig
nach=
zahlen mußte, weil dieſer eine verkehrte Zeit auf der
Karte vermerkt hatte und die Weiterfahrt von der
Um=
ſteigeſtelle daher angeblich nicht mit dem unmittelbar
fol=
genden Wagen angetreten wurde. Wer Eile hat, wird
aber doch ſicher nicht einen Wagen am Ernſt=Ludwigs=
Platz vorbeifahren laſſen! Wenn die Zeit auf der
Fahr=
karte verkehrt angegeben iſt, ſo muß der Schaffner des
zweiten Wagens natürlich annehmen, man hat einen
Wagen überſchlagen, die Nachzahlung von 10 Pfennig iſt
aber nicht angenehm! Ebenſo peinlich iſt, daß die Führer
ſehr häufig die richtige Abfahrtszeit nicht einhalten,
ſon=
dern zu früh abfahren, was namentlich am Hauptbahnhof
zu ſpäter Stunde oft der Fall iſt. Wer viel die elektriſche
Bahn benutzt, wird täglich Zeuge ſolcher Vorkommniſſe
oder muß ſie zum Schaden ſeines Geldbeutels an ſich ſelbſt
erfahren. Das Benehmen des Perſonals (vor allem auch
Soldaten gegenüber) zeigt oft, daß die Beamten in der
falſchen Vorſtellung befangen ſind, das Publikum ſei
ihretwegen da und nicht ſie des Publikums wegen. In
Frankfurt kommt ähnliches nur ſehr ſelten vor. An der
Direktion liegt es, dem Perſonal größere Achtſamkeit und
Pünktlichkeit und — mehr Höflichkeit — einzuſchärfen!
Literariſches.
— Der tauſendſte Band von Kürſchners Bücherſchatz.
Ein ſeltenes und in ſeiner Art einzig daſtehendes Jubiläum
begeht Kürſchners Bücherſchatz, die von Profeſſor
Joſeph Kürſchner im Jahre 1896 begründete Sammlung
illuſtrierter Romane und Novellen, die ſeit dem Tode
ihres Schöpfers von Hermann Hillger fortgeführt wird.
In der wöchent ichen ununterbrochenen Folge der Bände
iſt jetzt der 1000. Banddieſer Sammlung erſchienen. Der
Herausgeber hat der Bedeutung dieſer denkwürdigen
Tat=
ſache entſprechend dem Jubiläumsbande ſeine beſondere
Fürſorge und Liebe zugewandt. Unter dem Geſamttitel
„Aus dem Jugendland” ſind hier Jugenderinnerungen
von Ludwig Fulda, Karl Rosner, Adolf Wilbrandt, Ida
Boy=Ed, Hedwig Dohm und Clara Viebig vereinigt.
Dieſe ſechs Schriftſteller und Schriftſtellerinnen, haben ſich
hier zuſammengefunden, um den Leſern von Kürſchners
Bücherſchatz (Hermann Hillger Verlag, Berlin und Leipzig)
köſtliche Selbſterlebniſſe aus der Zeit ihrer Kindheit und
Jugend vorzutragen.
— Brandſtaedter, Der Weltkrieg 1914/15.
Verlag von Levy & Müller in Stuttgart. In 25 Heften
zu je 25 Pf. — Die nunmehr vorliegenden Hefte 9 und 10
dieſes für die weiteſten Kreiſe beſtimmten, reichlich mit
Bilder= und Kartenmaterial ausgeſtatteten Kriegswerkes
fahren fort mit der Schilderung der Vogeſenkämpfe. Von
dem reichen Bilderſchmuck ſei das doppelſeitige Vollbild
aus Künſtlerhand erwähnt, darſtellend die Flucht der
Ruſſen nach der Schlacht bei Tannenberg.
Mexiko und die Vereinigten Staaten.
* London, 3. Juni. Die Daily News meldet aus
Waſhington: Wilſon berichtete über eine
Kund=
gebung an die Parteiführer in Mexiko. Die
Kundgebung ſtellt eine Art Ultimatum dar und
er=
klärt, daß der Bürgerkrieg ſofort aufhören müſſe,
andern=
falls würden die Vereinigten Staaten intervenieren und
der Revolution ein Ende machen. Im Kriegs= und
Marinedepartement iſt eine erhöhte Tätigkeit zu
bemer=
ken. Es werden Vorbereitungen für Schritte getan, die
der Präſident für nötig halten könnte.
Letzte Nachrichten.
T.U. München, 3. Juni. Ueber das Erdbeben,
das in der vorletzten Nacht an vielen Orten des ſüdlichen
Bayerns beobachtet wurde und deſſen Herd von
wiſſen=
ſchaftlicher Seite bei Eichſtädt, wo es am ſtärkſten ſich
be=
merkbar machte, vermutet wird äußert ſich heute
Geheim=
rat Profeſſor Dr. Günther folgendermaßen: In
Süd=
bayern kommen durchweg nur Uebertragungsbeben
vor, die meiſt aus den Alpen ſtammen. Einheimiſche
Erd=
beben ſind in Südbayern vollſtändig unbekannt. Das
geſtrige Erdbeben war ein tektoniſches. Es hat nicht das
geringſte mit einem Vulkan zu tun, ebenſo nicht mit
unter=
irdiſchen Erdſtürzen. Mit ziemlicher Gewißheit dürfte
es durch Verſchiebungen in den oberen
Schich=
ten der Erdrinde entſtanden ſein. Es iſt aber auch
nicht unmöglich, daß es die Nachwirkung eines
umfang=
reichen Erdbebens iſt, das weit entfernt von uns ſeinen
Herd hatte.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
* Berlin, 3. Juni. Bei der heutigen
Vormittags=
ziehung der Preußiſch=Süddeutſchen
Klaſſen=
lotterie fielen 30000 Mark auf Nr. 189757; 15000
Mark auf Nr. 210365 212722; 5000 Mark auf Nr. 6871
161622; 3000 Mark auf Nr. 3620 4765 8549 21032 25334
30894 35608 48935 64557 79115 83857 89320 95895 115471
123731 123756 125908 133700 147494 156196 156772 174615
189637 209807 224796 226861 227144 229066 231522
232515. — In der Nachmittagsziehung fielen die
Prämie von 300000 Mark und ein Gewinn von 3000 Mark
auf die Nr. 20908; 10000 Mark auf Nr. 50517, 5000 Mark
auf Nr. 78361, 3000 Mark auf Nr. 10111 11759 27424 38227
44988 50613 70893 102358 111882 126901 132313 138855
139926 143972 147619 154719 156839 162426 179966 181354
182223 183337 188131 198908 200739 211116 214072 220056
227651. (Ohne Gewähr.)
Wetterbericht.
Die Witterung Mitteleuropas ſteht völlig unter dem
Einfluß des nach Oſten fortgeſchrittenen Hochs das jedoch
dem Zerfall entgegenzugehen ſcheint. Ueber die Nordſee
dringt anſcheigend eine Depreſſion noxdoſtwärts vor, an
deren Südrand Bewölkungszunahme zu erwarten iſt. Die
Ausſicht auf nennenswerte Niederſchläge iſt jedoch gering.
Wetterausſichten für Freitag: Wolkig, meiſt
trocken warm, weſtliche Winde.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
Deutsche Bank Darmstadt
Eröffnung von laufenden Rechnungen
und provisionsfreien Scheck-Konten.
X. 636
ſieht man heute in jedem Schau=
Weit u. breit fenſter den echten Luhns Waſch=
Extrakt mit Rotband, wohl ein Beweis, daß er überall
heim Hausputz unentbehrlich geworden iſt. 15 Pfg. (X,8355
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Valentin Schmidt, Nieder-Ramstädterstr. 75,
Bestellungen unter Fernsprecher 164.
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben.
Eine Motte genügt, eine einzige Motte, die
einem gefüllten Kleiderſchrank ſehr gefährlich werden
kann. Man ſollte daher rechtzeitig Vorſorge treffen und
jetzt, wo die Motten auftauchen, dieſe ſchädlichen Inſekten
energiſch bekämpfen. Das geſchieht am wirkſamſten mit
Globol. Der Vorzug dieſes bewährten Motten=Mittels
liegt darin, daß es die Motten tatſächlich tötet. Die
Verkaufsſtellen von Globol ſind durch Plakate kenntlich.
Gewisnauszug
der
5. Dreußiſch-Küddeutſchen
(231, Königlich Preußiſchen) Klaſſenlotterie
5. Klaſſe 21. Ziehungstag 2. Juni 1915
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in deu beiden Abteilungen 1 und II.
(Nachdruck verboten)
(Ohne Gewähr A. St.=A. f. Z.)
In der Vormittags=Ziehung wurden Gewinne über
240 Mk. gezogen:
2 Gewinne zu 30000 Mk. 51729
2 Gewinne zu 10000 Mk. 79137
84 Gewinne zu 3000 Mk. 4010 18498 22296 40809
43038 68875 64518 68768 77982 98864 99775 108808
113623 121566 126538 128101 137735 140995 162021
165086 170082 171394 171436 177169 178949 180236
182934 167299 186115 189230 194589 194590 194592
200903 203017 204473 206906 216201 222635 224726
228660 232020
160 Gewinne zu 1000 Mk. 2737 4416 6898 11593
12726 14267 15158 20455 21535 22701 25365 29627
33621 35000 41407 43161 47259 47578 62048 62087
64012 71602 74305 74620 74946 75838 76974 79286
85229 87770 90007 91053 93548 96192 97193 99232
100102 108081 110429 112112 117189 121648 126477
130966 131760 133317 133812 137662 141767 146689
152019 158588 164779 167022 169635 171614 1723a1
175921 182381 186511 189411 198409 204693 205669
207387 207608 208029 206695 211514 214412 219773
219864 223266 223480 232225
256 Gewinne zu 500 Mk. 1524 4150 6004 6964
11076 12015 12408 18119 18514 18608 19825 20685
26260 29837 31025 83900 35576 36509 86556 43607
46414 48477 48654 49026 49280 49307 49460 62705
63959 54051 65905 57675 59133 61817 64829 69525
69971 70111 71648 71757 72473 72698 73605 76017
77258 80787 83306 84963 85539 68264 89396 92419
95039 95274 96585 105595 106790 108413 108611
111263 112100 112886 113552 114283 114859 115113
117392 118460 122047 124169 124190 127722 128191
129333 134396 137145 140776 140912 141758 142586
142915 143615 143622 145135 149188 150841 151096
158702 154269 156799 157737 158237 160048 160504
160536 161780 170671 171611 173347 175330 176484
171077 178555 180470 185123 186165 189999 190225
190571 191621 195324 198654 198803 199130 199909
200625 201162 203097 203232 206014 206681 208036
209867 211123 215245 219395 220432 224970
In der Nachmittags=Ziehung wurden Gewinne über
240 Mk. gezogen:
2 Gewinne zu 60000 Mk. 41778
2 Gewinne zu 30000 Mk. 28744
4 Gewinne zu 100000 Mk. 155659 204218
8 Gewinne zu 5000 Mk. 30558 133388 147634
195874
98 Gewinne zu 3000 Mk. 2705‟ 8689 11679 23700
24300 25316 30701 31656 31764 33849 39858 40137
47327, 50675 62833 58457 66077 69012 71274 71940
73270. 74046 77380 79185 62812 94559 99017 104882
112370 115425 125358 126619 128084 142968 143625
144612 166610 166031 167055 183197 186168 189665
191506 197410 200103 216857 221625 227509 229497
208 Gewinne zu 1000 Mk. 2508 3708 4227 6286
7455 8094 13659 15192 31247 39375 41318 41544
41661 43734 45741 47267 47287 49055 49816 49985
52316 58468 57417 57868 58480 58666 69581 60359
64463 70130 76298 77490 78453 78798 78821 80309
62704 84807 88282 95630 96101 96918 97697. 93542
99308 102755 102920 103176 104224 107717 109227
115115 115229 117001 119405 119426 119793 126342
129197 132430 133942 134165 135000 139502 144601
145242 149777 166180 157318 159976 160067 160911
163430 163520 164313 166629 166821 167849 169095
169622 173470 173521 175747 176870 177212 177909
180659 181115 183036 187912 189614 191670 192339
198036 206878 208072 208288 211540 213564 214949
215028 215559 222292 227855
222 Gewinne zu 500 Mk. 446 1780 2222 2774
4979 6688 7336 8631 9094 9933 12075 13224
13970 14208 15598 20008 20223 24281 27565 29439
29666 32001 33162 34401 36504 36969 39924 41782
43654 45907 59237 61399 65837 70821 76542 76244
79324 83011 89751 90110 90324 90766 92676 92967
95857 96103 100216 103669 106416 107934 108089
108984 109507 110805 111181 113370 114187 115020
115710 116160 120743 121901 121946 124833 125830
128122 130460 133726 136992 139942 142357 143382
143897 144807 152614 156148 160614 160654 166052
166861 173264 174941 176722 176768 182709 182919
184064 186346 187076 187638 187684 193038 195757
196463 200504 202248 204976 207413 207879 209161
209412 216252 218982 219203 221576 221689 224741
225460 230311 230513 231730
Familiennachrichten.
Statt Karte.
Die Geburt eines gesunden
=SOHNE8
zeigen an
Dr. Paul Schlippe
u. Frau Emma Schlippe
geb. von Wedekind.
Darmstadt, den 2. Juni 1915.
(8369
Ihre Vermählung
zeigen an:
August Roth
Wachtmeister im Feld-Art.-Regt. Nr. 25
und
Frau Auguste, geb. Bensel.
Maar (Oberhessen)
den 30. Mai 1915.
(8350
Nachruf.
Durch einen Unfall iſt geſtern
nachmittag der Schlachthofarbeiter
Herr Philipp Keller
geſtorben.
Die Verwaltung verliert in dem
Verſtorbenen einen fleißigen,
tüch=
tigen und treuen Arbeiter, deſſen
Andenken ſtets bewahrt bleiben
wird.
(8378
Die Schlacht= und Diehhofdirektion
Darmſtadt.
Darmſtadt, den 3. Juni 1915.
Kriegerverein
Darmſtadt.
Die Beerdigung unſeres
Mit=
glieds
(8386
Herrn Philipp Keller, Metzger
findet am Samstag, den 5. Juni, nachmittags
4 Uhr, vom Portale des Friedhofes Nieder=
Ramſtädterſtraße aus ſtatt.
Wir erſuchen alle Kameraden ſich dort zu
verſammeln.
Der Vorſtand.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
unſer geliebtes Kind
(8366
Biegfried
im zarten Alter von 9 Monaten zu ſich zu
nehmen.
Familie Jacob Flickinger.
Darmſtadt, den 3. Juni 1915.
Inſelſtr. 19, p.
Nach langem, bangem Warten wurde uns
die Gewißheit zuteil, daß mein treuer,
unver=
geßlicher Gatte, unſer lieber Vater, Sohn, Bruder,
Schwager und Onkel
Jean Störger
Reſtaurateur,
Wehrmann im Inf.-Regt. Nr. 49, 7. Komp.
am 8. Februar den Heldentod erlitt.
Es betrauert ihn ſeine unglückliche,
untröſt=
liche Gattin nebſt 7 Kindern.
Marie Störger Wwe.,
Frau Margarete Störger, Witwe des
Ge=
meindeeinehmers, Groß=Zimmern,
Leutnant Auguſt Störger, z. Zt. im Felde,
und Frau Dora, geb. Bender,
Familie Poth, Bäckermeiſter, Groß=Zimmern,
Frau MargareteSchmidt Wwe., geb. Störger,
Familie Weichſel, Darmſtadt,
Frau Käthchen Schmidt, Witwe des
Bahn=
aſſiſtenten Schmidt, Darmſtadt.
Darmſtadt, den 3. Juni 1915.
Ludwigsplatz 8.
(*11319
Turngeſellſchaft Darmſtadt.
Todes=Anzeige.
Den Heldentod fürs Vaterland erlitten
unſere unvergeßlichen Mitglieder
Heinrich Vierheller
Georg Erb
(Inf.=Regt. Nr. 222).
Wir werden ihnen ſtets ein treues
An=
denken bewahren.
8392)
Der Vorſtand.
Todes=Anzeige.
Den Heldentod fürs Vaterland erlitt am
27. Mai bei einem Sturmangriff im
Feindes=
land unſer lieber, unvergeßlicher Sohn und
Bruder
(*11296
Heinrich Horſt
Unteroffizier im Teib-Brag.-Regt. Nr. 24,
Ritter des Eiſernen Kreuzes
im 23. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Heinrich Horſt,
Schutzmann.
Darmſtadt, den 3. Juni 1915.
Wenn Liebe könnte Wunder tun
Und Tränen Tote wecken,
So würde Dich im Feindesland
Die kühle Erd’ nicht decken.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem ſchweren Verluſte
ſagen wir Allen, insbeſondere dem
Herrn Pfarrer Velte und dem
Bür=
gerverein Beſſungen auf dieſem Wege
unſeren herzlichſten Dank. (8348
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Colmar.
Darmſtadt, Hamburg, 2. Juni 1915.
Todes=Anzeige.
(Statt beſonderer Mitteilung.)
Heute früh entſchlief ſanft unſere liebe
Mutter, Schwiegermutter und Großmutter
Frau Eliſavery Reſtung Wonme.
Darmſtadt (Wenckſtr. 37), Weinheim a. B.,
den 3. Juni 1915.
(8385
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet in der Stille ſtatt.
Gottesdienſt der israelitiſchen Religionsgemeinde
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, den 4. Juni. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr
30 Min.
Samstag, den 5. Juni. Morgengottesdienſt 8 Uhr
30 Min. Sabbatausgang 9 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen
Religionz=
geſellſchaft.
Samstag, den 5. Juni. Vorabend 7 Uhr 45 Min.
Morgens 7 Uhr 30 Min. Nachmittags 5 Uhr.
Sabbat=
ausgang 9 Uhr 30 Min.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 6. Juni, an:
Morgens 6 Uhr. Nachmittags 7 Uhr 15 Min.
NB. Samstag, den 12. und Sonntag, den 13. Juni:
Rauseh Chaudesch Tammus.
Tageskalender.
Freitag, 4. Juni.
Großh. Hoftheater, Anfang 6 Uhr, Ende gegen 11
Uhr (Ab. D): „Siegfried”.
Verſteigerungskalender.
Samstag, 5. Juni.
Pferde=Verſteigerung um 9½ Uhr in der
Ar=
tilleriekaſerne zu Babenhauſen.
Heugras=Verſteigerung um 8 Uhr im Rathaus
zu Heppenheim.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
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Auf den Tag.
Marineerzählung aus unſeren Tagen
von Horſt Bodemer.
12)
(Nachdruck verboten.)
Und die wenigen Anderen! Verlorene Söhne
Deutſch=
lands oder Nordeuropas, die noch einmal verſuchen
woll=
ten, in der Heimat wieder feſten Boden unter die Füße
zu bekommen. Gewappnet mit allerlei guten Vorſätzen
— bis die Verſuchung an ſie herantrat, der ſie ja doch
wieder unterlagen. Gefängniſſe, Zuchthäuſer warteten
auf ſie . . . Hier, im Zwiſchendeck, ſchallte jetzt höchſtens
einmal ein Kinderlachen. . . Bei der Ausreiſe war es
anders geweſen. Da hatten ſie noch alle Mut und
Hoff=
nung gehabt. Geſungen war da worden zur
Ziehhar=
monika. Und das ganze Zwiſchendeck war beſetzt geweſen.
Die Heimfahrt nahm nur immer einen kümmerlichen Reſt
mit. Die drüben geblieben, waren meiſtens verdorben
und geſtorben oder lernten ſehr bald erkennen, daß die
„neue” Welt nicht beſſer war als die „alte‟. Im
Gegen=
teil. . . Nun kam auch noch der Krieg hinzu, in den ſie
mitten hineingeraten waren! Der den Meiſten von ihnen
gar nichts anging! Und den ſie nun mit am eigenen Leibe
ſpüren mußten. Da ſanken die Köpfe noch tiefer auf die
Bruſt. Wenn einer dem Anderen etwas ſagte, ſo geſchah
es mit leiſer Stimme.
Zwiſchen dieſe traurige Geſellſchaft platzte auf einmal
Jürgen Lock hinein mit einem patzigen Lachen.
Och, meine Herrſchaften, uer nird ſein ſo traurig?
1o doch Germanh verwichſtat ſeine ennemtent Dat beißt
Feinde!
Und dann radebrechte er die Worte auf portugieſiſch
zuſammen, ſo gut er konnte. Man hob die Köpfe, ſah ihn
an, wie einen Geiſt aus einer anderen Welt. Da ging
Jürgen Lock ſchon auf den Händen, nahm zwiſchen ſeine
nackten Füße einen Eßnapf nach dem andern und ſtellte
ſie, ſchön ausgerichtet, auf den Boden. Dazu machte er ein
Geſicht, das manchem ein müdes Lächeln entlockte.
Och, ſein dat nich uondervull? Wieder folgte der Satz
portugieſiſch. Dann ſtand Jürgen Lock mit einem Male
vor Paolo da Silva. Kunſtſtieckchen macken mit dieſes
Stock! Er hatte ihn ſchon dem Manne zwiſchen den
Knien herausgezogen und war mit dem Eichenknüttel
be=
reits bis zum Eingang des Raumes gelangt, bevor Paold
da Silva ſich von ſeinem Schrecken erholt hatte.
Och, is ſich ſwer, das Stock! O, ſo ſwer! Jürgen
Lock hatte ihn ſchon umgedreht, beſah ſich die dicke
Gummi=
ſcheibe und verſuchte, ſie abzudrehen. Den Portugieſen
aber ließ er nicht aus den Augen. Der verlangte brüllend
ſeinen Stock zurück. Und als er keine Antwort erhielt,
erhob er ſich und rannte auf Jürgen Lock zu. Das
Hum=
peln hatte er ganz vergeſſen. Aber er kam nicht ran bis
zu ihm. Zwei Mann von der Schiffsbeſatzung fielen ihn
von den Seiten an, im nächſten Augenblick war er gefeſſelt,
hochgehoben und hinausgetragen. An der Tür ſtanden
ein paar Matroſen, die die Zwiſchendeckpaſſagiere zu
be=
ruhigen ſuchten.
Keine Angſt! Es handelt ſich anſcheinend um einen
ſchweren Verbrecher. Ihnen paſſiert nichts.
und weit das Geſchrei und Kindergewimmer nicht
nachließ, riegelten ſie einfach die beiden Türen von draußen
ab und ließen die Leute ſich austoben.
In langen Sätzen rannte Jürgen Lock unterdeſſen
mit dem Stock zur Kommandobrücke. Schraubte vor dem
erſten Offizier die dicke Gummiſcheibe ab und ſagte mit
fliegendem Atem:
Der Kerl kann laufen wie ein Bürſtenbinder! Wir
haben ihn gefeſſelt! Da — er hielt das Ende des Stockes
gegen eine abgeblendete Laterne — ſieht die Füllung nicht
gerade ſo aus, wie die Schokolade des Sir?
Der erſte Offizier nickte nur, drückte im nächſten
Augen=
blick auf einen elektriſchen Knopf, es klingelte nach zehn
Sekunden, der Kapitän war alſo in ſeiner Kabine. Das
Telephon wurde eingeſchaltet, er bat den Schiffsführer,
ſofort auf die Kommandobrücke zu kommen.
Unterdeſſen erzählte Jürgen Lock, daß ſich noch genau
ſo ein Eichenknüttel an Bord befand, der Paſſagier Smuth
in der zweiten Kajütte beſitzt ihn, den Mann laſſe Mahlke
jetzt nicht aus den Fingern.
Menſchenskind, und das erfährt man erſt jetzt? Der
Däne muß ſofort unſchädlich gemacht werden!
Ach, das hat doch noch Zeit! Immer hübſch eines
nach dem andern!
Aber Helmſoth hatte ſchon auf den elektriſchen Knopf
gedrückt, der zum Mannſchaftsraume führte und das
Telephon eingeſchaltet.
Sofort die vier ſtärkſten Leute auf die
Kommando=
brücke! rief er in den Schalltrichter.
(III,8308
Kaffee Hag im Kriege.
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(8352fsg
Eduard Mahlke war ein leichtſinniger Bengel. Er
hatte ſich geärgert, daß er Jürgen Lock eingeweiht hatte.
Aber das ging nun nicht mehr zu ändern. Da wollte er
wenigſtens „den Dänen” ganz allein abfaſſen! . . . Mit
Befriedigung ſtellte er feſt, daß der nicht zum Abendeſſen
in den Speiſeraum der II. Kajütte ging. Das kam öfters
vor, daß Paſſagiere ſpäter aßen, es wär nicht aufgefallen.
Der Teufelsjung aber ſagte ſich: Wenn er gerade heute in
der Kabine bleibt, dann hat er etwas vor! Ob er
einfach hineinging und Herrn Smuth darauf aufmerkſam
machte, daß Abendbrotzeit ſei? . . . Schon ſtand er an
der Tür. Aber im nächſten Augenblick war er wieder auf
ſeinen Lauerpoſten zurück. Da drinnen konnte der mit
ſeinem Eichenknüttel nicht viel Unheil anrichten. Alſo
gewartet!
Nach fünf Minuten öffnete ſich die Kabinentür. Der
Däne trat heraus, den Stock in der Hand, und ſah ſich
ſcheu um. In eine dunkle Ecke gequetſcht, ſtand der
Teu=
felsjung, zur Bildſäule erſtarrt. Schnell lief Smuth den
Gang entlang, die Treppe hinauf, lautlos und barfuß
folgte ihm Mahlke.
Was ſich nun abſpielte, war das Werk weniger
Se=
kunden. An die Tür, die zur Funkenſtation führte, war
der Däne gelaufen, den Griff des Stockes hatte er ſchon
in der Kabine abgeſchraubt. Gegen den Sturm ſtand der
Mann, der Eichenſtock glich jetzt einem Speer. Den Arm
erhoben, wollte er ihn in hohem Bogen gerade in den
Schornſtein ſchleudern, da packte der Jung ſchon zu,
ver=
ſetzte dem Manne dabei einen Fußtritt in die Seite, daß
er gleich gegen die Tür der Funkenſtation flog und warf
ſich auf ihn. Der Stock rollte weg. Mit beiden Händen
drückte Mahlke dem Dänen die Kehle zu; der bekam aber
durch eine geſchickte Bewegung den Hals frei, umſchlang
den ſiebzehnjährigen Jungen, daß dem die Rippen
knack=
ten. Smuth wußte, daß es auf jede Sekunde jetzt ankam,
alſo ſchleunigſt den Bengel hochgehoben, fünf Schritte
ſeitwärts getragen und über Bord geworfen.
In der Aufregung hatte der Däne aber nicht darauf
geachtet, daß er gegen eine Tür gefallen war. Als er den
erſten Schritt zur Seite tat, um den Jungen über die
Ree=
ling zu werfen, wurde er vom Telegraphiſten Lührs ſchon
hinten am Rockkragen gepackt, eine Sturzwelle tat das
übrige, der Däne kam ins Wanken und lag im nächſten
Augenblick auf dem Boden.
An den Ringenden war Dora Murfleth
vorbeige=
huſcht; ſie wollte zur Kommandobrücke und traf mit den
vier Matroſen zuſammen, die Helmſoth zu ſich befohlen
hatte, ergriff zwei am Arme, ſchrie ſie an, in dem Sturm
verſtanden die nichts, ließen ſich aber willig bis zu der
Stelle zerren, wo ſich die drei in der Finſternis am Boden
wälzten.
Eine halbe Minute ſpäter trugen ſie den
wutſchnau=
benden gefeſſelten Dänen auf die Kommandobrücke.
Den Eichenſtock in der Hand, mit zerriſſener Jacke
und zerfetztem Hemd, zerkratztem Geſicht, blutender Naſe
und dick geſchwollenen Lippen, aber ſtolz wie ein Torrero,
folgte der Jung. Und traf da oben mit ſeinem Freunde
Jürgen Lock zuſammen . . .
Teufel auch, ſagte der Kapitän Friedrichſen und
wiſchte ſich den Schweiß von der Stirne, das habt Ihr
beiden Bengels gut gemacht!
Zu leugnen gabs nichts mehr. Die beiden Halunken
wußten, daß es um Kopf und Kragen ging. Da gaben
ſie zu, daß ſie von Sir Ellwood gedungen worden waren.
Nun wurde auch mit den übrigen engliſchen Offizieren
kurzer Prozeß gemacht. Sie wurden hinter Schloß und
Riegel geſetzt. Die Verdachtsgründe genügten. Kam man
glücklich in die Heimat, mochte das Kriegsgericht feſtſtellen,
wieviel Schuld einem jeden beizumeſſen war.
Das düſige Wetter hielt an. In großen Bogen
um=
fuhr man Schottland, die Far Oer=Inſeln — und dann
ging es nach Süden! Ja, wie nun weiter? Durch den
Sund nach Stettin oder an der däniſchen Weſtküſte
ent=
lang direkt nach Hamburg, dem Heimatshafen? Das war
ein bitterſchwerer Entſchluß für den Kapitän. . . Jetzt
half alles nichts, man mußte verſuchen, ſich durch
Funk=
ſpruch zu verſtändigen. Der Sund war ſicher durch
Minen geſperrt. Und ob ſie nicht auch zu Hunderten
zwiſchen Dänemark und Helgoland lagen, wer vermochte
das zu ſagen?! Und natürlich lagen in der Nähe engliſche
Schiffe auf der Lauer! . . . Die Wahrſcheinlichkeit war
ſehr groß, daß das Telegramm von einem engliſchen
Kreu=
zer aufgefangen wurde. Nun, dann war eben der
„Generaloberſt” geliefert. . . . Dieſe Verantwortung
mußte ein Kapitän ganz allein auf ſich nehmen. . . .
(Fortſetzung folgt.)
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Voranzeige.
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Reihe 1.95 ℳ, Proſzeniumslog:
5.20 ℳ, Mittelloge 5.20 ℳ,
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Wilhelminenstraße 14 (Die Verzinsung beginnt von dem der Einzahlung folgenden Werktage ab.)
Unsere Bank ist laut Ministerialerlaß Hinterlegungsstelle für Mündelgelder.
Amtliche Nachrichten des Grofh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
be=
findet ſich: 1 Pinſcher (zugelaufen). Die Hunde können von den
Eigen=
tümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die
Verſteige=
rung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werktag,
vor=
mittags um 10 Uhr, ſtatt.
(8365
Heu= und Futtergrasverſteigerung.
Montag, den 7., und Dienstag, den 8. Juni I. Js.,
vor=
mittags von 8½ Uhr ab, wird das Heugras von der früher
Kaus’ſchen Wieſe, den ehemaligen Beſſunger Gemeinde= und ſonſtigen
ſtädtiſchen Wieſen ſowie die Futternutzung von verſchiedenen weiteren
ſtädtiſchen Geländeteilen öffentlich meiſtbietend verſteigert. Im
An=
ſchluß an die Verſteigerung des Heugraſes am Dienstag gelangt
die Grasnutzung von dem Golfplatz losweiſe zum Ausgebot.
Zuſammenkunft am Montag am Woogsdamm, woſelbſt
die Futternutzung von dieſem und dem Viehmarktgelände gleichfalls
verſteigert wird. Zuſammenkunft am Dienstag: Kreuzung von
Völlenfalltor= und Atzwinkelweg.
Darmſtadt, den 3. Juni 1915.
(8370fs
Der Oberbürgermeiſter
V.: Ekert.
Regelung des Verſehrs mit Rehl und Brot.
Am 31. Mai verlieren die grauen Brotkarten ihre Gültigkeit.
Vom 1. Juni ab darf gegen die grauen Brotmarken nichts mehr
ver=
abfolgt werden. Von dieſem Tag gelten die gelben Brotkarten.
Nicht verwendete graue Marken ſind zurückzugeben. In beſonderen
Ausnahmefällen können die grauen Marken vom Mai gegen gelbe
Marken vom Juni im Stadthaus, Zimmer Nr. 29, umgetauſcht
wer=
den. Zuwiderhandlungen gegen dieſe Vorſchriften ſind ſtrafbar.
Darmſtadt, den 31. Mai 1915.
(8264mdf
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Verhütung von Aeberſchwemmungen.
Ueberſchwemmungen von Grundſtücken bei heftigen
Regen=
fällen ſind vielfach zurückzuführen auf ungeeignete Ausbildung und
mangelhafte Unterhaltung der Hausentwäſſerungen. Das
Tiefbau=
amt iſt auf Antrag der Beſitzer bereit, durch unentgeltliche
Unter=
ſuchung der örtlichen Verhältniſſe feſtzuſtellen, wie die
Ueberſchwem=
mungen mit geringſtem Koſtenaufwand zu verhüten ſind.
Die Beobachtung nachſtehender Vorſichtsmaßregeln iſt geboten:
Hofſinkkaſten und deren Einfallgitter müſſen zur Erhaltung
ungehinderten Abfluſſes des Regenwaſſers ökters gereinigt werden.
Schwellen von Hauseingängen, Einfaſſungen von Luft= und
Lichtſchachten, Kellerfenſter und Abdeckungen von Regenrohrſinkkaſten
ſollen etwas über den angrenzenden Hof= und Straßenflächen liegen.
Wo dies nicht zu ermöglichen iſt, ſind Schutzvorkehrungen zu ſchaffen
gegen oberirdiſchen Eintritt des Regenwaſſers in die Gebäude;
tief=
liegende Eingänge ſind zu ſichern durch dichtſchließende Schutzbretter
in feſt angebrachten Falzen; Kellerfenſter und Schächte ſind dicht
abzuſchließen mittels Drahtglas, Eiſen= oder Holzdeckel.
Bei Eingüſſen und Einläufen, die unter Straßenhöhe im
Innern von Gebäuden liegen, iſt der Ausſtau des Kanalwaſſers in
Keller= und Wohnräume zu verhüten durch Anorduung geeigneter
Rückſtauverſicherungen. Ein Erfolg iſt aber nur möglich, wenn die
Entwäſſerungsanlage ſo ausgebildet (oder geändert) wird, daß den
zu ſchützenden Einläufen und Eingüſſen Regenwaſſer ferngehalten
wird; ſolches darf der Entwäſſerungsanlage nur unterhalb der
Rück=
ſtauſicherungen zugeführt werden.
Von März bis September, der Zeit der Gewitterregen, ſind
die Rückſtauſicherungen ſtets in betriebsfähigem Zuſtand zu erhalten,
diters von Schmutz zu reinigen und in ihren beweglichen Teilen, wie
Scharnieren, Hähnen, Gleitflächen und Niederſchraubvorrichtungen
einzufetten. Hartgewordene Gummi= und Filzdichtungen ſind zu
erneuern.
Ueberſchwemmungen von Kellern werden auch häufig
veran=
laßt durch undichte Tonrohrleitungen im Innern und in der Nähe
von Gebäuden Bei ihnen ſind mindeſtens ſchadhafte Rohre
auszu=
wechſeln, die Muffen gründlich zu dichten und mit einem
Zement=
wulſt zu umhüllen. Es empfiehlt ſich aber mehr, ſolch minderwertige
Leitungen durch eiſerne Rohre mit Bleidichtung zu erſetzen. Dies iſt
beſonders geboten für die an Kellermauern geführten
Regenrohr=
anſchlüſſe, die Beſchädigungen durch Froſt und Setzen des
Unter=
grundes ausgeſetzt ſind.
8247md
Darmſtadt, den 1. Juni 1915.
Städtiſches Tiefbauamt.
Keller.
Futter= u. Kirſchenernte=Verſteigerung.
Dienstag, 8. Juni, vormittags 9 Uhr, wird
1. die Futterernte (Heu= und Kleegras) von 9,0 ha fiskaliſche
Grundſtücke in der Hirtenbach, im Steckenborn,
Marien=
höhe uſw., Flur Xx, XXl, Gemarkung Eberſtadt, in
39 Loſen;
2. die Kirſchenernte aus ſämtlichen Anlagen daſelbſt, geſchätzt
zu 16 Zentner in 13 Loſen,
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recht bald zur Kenntnis des öffentlichen gemeinnützigen
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