Bezugspreis:
Ausg. A (mit Ill. Unterhaltungsbl.) monatl. 60 Pfg.,
177. Jahrgang
Anzeigenpreis:
vierteljährl. Mk. 130; Ausaabe B imit Ill.Unter=
Die 49 mm breite Petitzeile im Kreiſe Darmſtadt
80 Pfg., vierteſtährl. Mk. 2.40. Beſtellungen nehmen
10 Pfg., ausw. 20 Pfg.: Familienanzeigen 30 Pfg.;
haltungsblatt u. Ill. Wochen=Chronik) monatl. verbunden mit „Wohnungs=Anzeiger” und der wöchentlichen Beilage: die 84mm breite Reklamezeile ober deren Raum
entgegen: die Geſchäftsſtelle Rheinſtr. 23 (Fernſpr.
Nr. 1 u. 426), unſere Filialen, Landagenturen u. alle
im Kreiſe Darmſtadt 30 Pfg., auswärts 75 Pfg.;
Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
Rabatt nach Tariſ. Anzeigen nehmen entgegen: die
Geſchäftsſtelle Rheinſtr. 23, die Filialen u. Agen=
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht übernom.
Illuſtriertes Unterhaltungsblatt.
turen, Anzeigenexped. des In= und Auslandes. Bei
Konkurs od. gerichtl. Beitreib. fält jed. Rabatt weg.
Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Nr. 253.
Montag, den 14. September.
1914.
Zeichnet die Kriegsanleihen!
Der Krieg.
Die Kriegsanleihen. — Der neue Sieg in Oſtpreußen. — Evangeliſche Militärſeelſorge. — Die Aufhebung der türkiſchen
Kapitulationen. — Die Schlacht bei Lemberg.
Die Kriegsanleihen.
D Von ſachkundiger Seite wird uns geſchrieben:
An alle Beſitzenden ergeht die Aufforderung zur
Zeich=
nung auf die Kriegsanleihen des Deutſchen Reiches. Ob
kleine oder große Sparer, ob Vereine oder
Aktiengeſell=
ſchaften, alle haben die vaterländiſche Pflicht,
einen Teil ihres Vermögens zum Erwerb der 5 igen
Kriegsanleihen zu verwenden. Der
Ausgabe=
kurs beträgt nur 97,50 Prozent. Die Zahlung iſt mit
40 Prozent bis 5. Oktober, mit 30 Prozent bis 26. Oktober
und mit 27½ Prozent bis 25. November zu leiſten.
An=
meldungen zur Zeichnung nehmen alle Banken,
Spar=
kaſſen, Reichsbankſtellen und
Lebensverſicherungsgeſell=
ſchaften entgegen. Wer Schatzanweiſungen erwirbt,
er=
hält ſein Geld in vier, ſpäteſtens in ſechs Jahren zu 100
Prozent, alſo mit einem Gewinn von 2½ Prozent zurück.
Er erzielt mithin in Wirklichkeit eine Verzinſung von
5¾ Prozent.
Eine Deutſche Reichs=Anleihe iſt trotz der
Kriegszeit zu den ſicherſten Wertpapieren der ganzen Welt
zu rechnen. Sämtliche deutſchen Bundesſtaaten mit ihrem
geſamten Vermögen und der vereinigten Steuerkraft ihrer
Bürger ſind für die Sicherheit dieſer Papiere haftbar.
Das in Eiſenbahnen, Domänen und Bergwerken
ange=
legte Vermögen des Preußiſchen Staates allein iſt auf
nahern 10 Milliarden zu beziſſern.
Der Erwerb dieſer Anleihen iſt mithin
kein Opfer, das den Beſitzenden
zugemu=
tet, ſondern ein ausgezeichnetes Geſchäft,
das ihnen dargeboten wird.
Wer ſein Geld auf der Sparkaſſe hat, empfängt es
zum Zwecke der Zeichnung von Kriegsanleihe ohne
Kün=
digung zurück.
* Ein winziges und vorübergehendes Opfer würde nur
dann vorliegen, wenn jemand das Papier erwirbt und
die erforderlichen Mittel hierfür durch Beleihung von
Vermögenswerten bei der Reichsdarlehnskaſſe ſich
be=
ſchaffen muß. Hier zahlt er zurzeit 6 Prozent Zinſen für
das Darlehn während er für die Reichsanleihe nur 5½
Prozent empfängt. Er würde mithin bei je 10 000 Mark
eine jährliche Einbuße von 37½ Mark erleiden, falls der
Leihzins der Kaſſe nicht vorher herabgeſetzt wird und der
Beſitzer innerhalb Jahresfriſt nicht zur Rückzahlung des
Darlehns imſtande ſein ſollte.
Angeſichts der gewaltigen Opfer aber, welche
Mil=
lionen unſerer Brüder durch Einſetzung von Leben und
Geſundheit auf dem Schlachtfelde bringen, erſcheint es faſt
wie eine Läſterung, in dem vorliegenden Falle den
Aus=
druck „Opfer” zu gebrauchen.
Wir wollen und wir müſſen ſiegen.
Und dazu genügt nicht allein die Tüchtigkeit unſerer
Heerführer, der Mut und die Ausdauer unſerer wackeren
Krieger, die Ueberlegenheit unſerer Waffentechnik —
ſon=
dern wir bedürfen dazu ebenſo ſehr des Geldes. Kein
Vaterlandsfreund aber wird ſich weigern, für ſeinen Teil
dem Reiche in dieſer Schickſalsſtunde die notwendigen
Mittel unter ſo überaus günſtigen Bedingungen leihweiſe
zur Verfügung zu ſtellen.
Unſere Feinde wollen uns aushungern. Wir könnten
ihnen keinen größeren Triumph bereiten, als durch einen
Mißerfolg der Kriegsanleihe den Anſchein finanzieller
Schwäche zu erwecken. Darum bedeutet ein
Er=
folg der Anleihe mehr als eine gewonnene
Schlacht. Dank der Stärke des Reiches und ſeiner
Waffen erfreut ſich die Mehrzahl der Beſitzenden der
Ge=
währleiſtung ihres Gutes, der ruhigen Sicherheit ihres
Lebens. An ihnen liegt es nun, auch die finanzielle Schlacht
zu gewinnen und damit an ihrem Teil beizutragen zum
glücklichen Ausgang dieſes Krieges, von dem das Sein
oder Nichtſein der Geſamtheit, das Wohl und Wehe jedes
Einzelnen und ganz beſonders der Beſitzenden abhängt.
* Berlin, 12. Sept. Der Reichsanzeiger
ver=
öffentlicht in einer Sonderausgabe folgenden Runderlaß
des Reichsverſicherungsamtes an ſämtliche ihm
unterſtellten Berufsgenoſſenſchaften wegen der
Zeichnung der Kriegsanleihen: Auf die Anfrage aus der
Mitte der Berufsgenoſſenſchaften erklärt das
Reichsver=
ſicherungsamt, daß es von aufſichtswegen keine Bedenken
dagegen erheben will, wenn die Vorſtände nach
pflicht=
mäßiger Prüfung insbeſondere der Vermögenslage ihrer
Berufsgenoſſenſchaft teils die Rücklage (Reſerveſonds)
lombardieren und den Erlös zur Zeichnung der
Kriegs=
anleihen verwenden.”
* Berlin, 12. Sept. Der Vorſitzende des
Deut=
ſchen Handelstages erläßt an ſeine Mitglieder
fol=
gandes Rundſchreiben: Die Kriegsanleihe iſt zur
Zeichnung aufgelegt. Draußen im Felde haben unſere
Heere glänzende Erfolge gehabt, und wir dürfen die feſte
Zuverſicht hegen, daß ſie den endgültigen Sieg erringen
werden. Dazu ſind aber noch große finanzielle Mittel
erforderlich. Jetzt iſt es an der Zeit, daß dieſenigen, die
ſolche Mittel beſitzen, ſie dem Reiche zur Verfügung ſtellen.
Hier gilt es vaterländiſche Geſinnung zu betätigen, hier
gilt es ſeine Pflicht zu tun. Induſtrie und Handel
wer=
den ſich den Ruhm nicht nehmen laſſen wollen, in
her=
vorragendem Maße an der Aufbringung der Mittel
be=
teiligt zu ſein. Wir bitten unſere Mitglieder,
unverzüg=
lich durch die Preſſe oder auf anderem Wege Aufruſe zu
erlaſſen, um die Induſtriellen und Kaufleute darauf
hin=
zuweiſen, was man von ihnen erwartet.
Der neue Sieg in Oſtpreußen.
* Großes Hauptquartier, 12. Sept. (W.T. B.
Amtlich.) Die Armee des Generaloberſten von Hindenburg
hat die ruſſiſche Armee in Oſtpreußen nach
mehrtägigen Kämpfen vollſtändig geſchlagen.
Der Rückzug der Ruſſen iſt zur Flucht
ge=
worden. Generaloberſt von Hindenburg hat in der
Verfolgung bereits die Grenze überſchritten und bisher
10000 unverwundete Gefangene und etwa 80
Geſchütze gemeldet. Außerdem ſind Maſchinengewehre,
Flugzeuge und Fahrzeuge aller Art erbeutet worden. Die
Kriegsbeute ſteigert ſich fortgeſetzt. Der
Generalquartier=
meiſter: v. Stein.
Evangeliſche Militärſeelſorge.
* Berlin, 12. Sept. Unter der Ueberſchrift: „
Evan=
geliſche Militärſeelſorge” bringt eine Zeitung vom 9.
Sep=
tember einen längeren Artikel aus Bonn. Er bewundert
den Aufmarſch unſerer Armee, da habe alles geklappt. auf
dem Gebiete der evangeliſchen
Militärfür=
ſorge aber ſcheine ihm nicht alles zu ſtimmen.
Katho=
liſche Geiſtliche gebe es im Felde genug, aber nicht
evan=
geliſche. Daß hier rechtzeitig Sorge getragen ſei, müſſe
er mit einem Fragezeichen verſehen. Beweis: Der Brief
eines jungen Geiſtlichen, der, „weil er nicht die
Qualifi=
kation zum Offizier hat, den Feldzug als Lazarettgehilfe
mitmacht‟. Dieſer geiſtliche Lazarettgehilfe erzählt von
den Lazaretten in Belgien, in denen er zwar evangeliſche
Verwundete in Menge, aber keine evangeliſchen Paſtoren
gefunden habe und ſchreibt: „Wenn doch endlich etwas
ge=
ſchehe! Die katholiſche Kirche hat beſſer aufgepaßt, aber
wir haben nichts getan!‟ Der Schreiber des Artikels
ſügt hinzu: „Dieſe Briefauszüge geben Kunde von einem
Notſchrei, der nicht ungehört verhallen darf.‟ Hoffentlich
tragen dieſe Zeilen dazu bei, daß nun ſchnell etwas
ge=
ſchieht, damit unſere Kirche nicht hinter der katholiſchen
einherhinkt. Wahrlich, es iſt die höchſte Zeit. — Das ſind
die Klagen derer die, anſtatt an der zuſtändigen Stelle
zu fragen: Wie ſteht es damit? gleich einen
Entrüſtungs=
artikel in die Zeitung ſetzen laſſen, der böſes Blut macht
und in der Regel viel Irriges enthält. Hätte der
pſeudo=
nyme Verfaſſer, was für einen ehemaligen
Militärgeiſt=
lichen das Nächſtliegende geweſen wäre, bei dem
Kriegs=
miniſterium oder bei dem Feldprobſt nachgefragt, ſo wäre
er ſachlich beſchieden worden. Wie im Jahre 1870, ſo iſt
auch dieſesmal Vorſorge getroffen worden, daß neben den
ctatsmäßigen Felddiviſionspfarrern die gleiche Zahl
außeretatsmäßiger Feldgeiſtlicher ausrückt. Das iſt nicht
erſt, wie etliche Zeitungen irrtümlich berichten, durch einen
Brief an die Kaiſerin veranlaßt worden, ſondern aus
eigenſter Initiative der zuſtändigen Stelle heraus. Die
vermeintlichen „Zionswächter” mögen ſich beruhigen: Die
Leitung der evangeliſchen Militärfürſorge bedarf keiner
unberufenen Ratgeber. Feldprobſt D. Wölfing.
Der Krieg zur Sce.
* Stockholm, 11. Sept. (Ctr. Frkft.) Der deutſche
Kreuzer „Karlsruhe” hat bei Barbados den
engli=
ſchen Dampfer „Bowes Caſtle” verſenkt.
* London, 12. Sept. (Ctr. Bln.) Die
Admirali=
tät gibt bekannt, daß die Engländer am 10. September
Herbertshöhe im Bismarck=Archipel beſetzt
haben. Die Deutſchen leiſteten Widerſtand, worauf
die Engländer die Station für drahtloſe Telegraphie
an=
griſfen und vernichteten. Die Engländer verloren
ihren zweiten Kommandanten; auch zwei Matrofen
tot, drei verwundet. Zwei deutſche Offizier=
Reſerveoffiziere und dreißig Eingeborene wi.
gen genommen. Auf deutſcher Seite gab es keine Toten
oder Verwundeten. (Frkft. Ztg.)
Der Degen des Kommandanten.
* Der Berl. Lokalanz. berichtet: Der Kronprinz
hatte bei der Einnahme der Feſtung Longwy dem
Kommandanten für die tapfere Verteidigung des Platzes
den Degen belaſſen. Wie nun verlautet, aab der
Kron=
prinz Befehl, dem Kommandanten den Degen
wie=
der abzunehmen, nachdem ſich herausgeſtellt hat,
daß bei der Verteidigung von Longwy Dum=Dum
Geſchoſſe verwendet worden ſind. Der Kommandeur
will von dem Vorhandenſein der Dum=Dum=Geſchoſſe
nichts gewußt haben.
Läſtige Bundesgenoſſen.
* Berlin, 12. Sept. Aus Rotterdam wird
berich=
tet: Daily News melden, daß in den nächſten zehn
Ta=
gen wiederum 60000 Flüchtlinge in England
erwartet werden. Von der engliſchen Regierung werden
im Zuſammenarbeiten mit privaten Komitees
Maßnah=
men zu ihrem Empfange getroffen.
Die Aufhebung der fürkiſchen Kapitulationen.
* Wien, 11. Sept. In der Beſprechung der
Auf=
hebung der Kapitulationen durch die Türkei
wei=
ſen die Blätter darauf hin, daß Oeſterreich=Ungarn
der Türkei die Zulaſſung dieſer Aufhebung bereits in
Ver=
handlungen nach der Angliederung zugeſtanden habe für
den Fall der Einwilligung der übrigen Mächte. Sie
be=
tonen, daß es der Türkei mit dieſer Maßregel, deren
Zeit=
punkt angeſichts der augenblicklichen Verwickelung der
Großmächte gut gewählt ſei, vorwiegend um Beſeitigung
der Steuerfreiheit der Ausländer und der Bindung der
Erhöhung der Zölle an die Zuſtimmung der Mächte zu
tun iſt, und daß dieſe Maßregel in erſter Linie Frankreich
und England trifft. Von dieſen beiden Mächten erwarten
ſie daher heftigen Widerſpruch dagegen.
* Berlin, 12. Sept. (Ctr. Bln.) Aus Rom wird
der Voſſ. Ztg. gemeldet: Man glaubt hier, daß die
Bot=
ſchafter in Konſtantinopel einen Proteſt gegen
die einſeitige Aufhebung der Kapitulationen durch die
Tür=
kei vorbereiten. Italieniſche Blätter ſagen, die Tärkei
habe die Hoffnung, ihre Maßregel zu verwirklichen, auf
die gegenwärtige europäiſche Lage geſetzt. Sie täuſche ſich
aber, denn die Großmächte, unter ihnen das neutrale
Ita=
lien, würden auch während des Krieges für die Intereſſen
ihrer Schutzbefohlenen nicht minder nachdrücklich eintreten,
als bisher. Die von gewiſſer Seite verbreitete Fabel, daß
Deutſchland hinter dem Vorgehen der Pforte ſtecke, iſt keiner
Widerlegung wert. Von unterichteter Seite wird
mit=
geteilt, daß wegen der Aufhebung der Kapitulationen durch
die Türkei die Botſchafter der bei der Pforte akkreditierten
Mächte eine übereinſtimmende Note überreichten, in der
auf die bevorſtehenden Verträge über die Kapitulationen
hingewieſen wird und Verhandlungen gewünſcht werden.
* Konſtantinopel, 12. Sept. Auf dem Sultan=
Achmed=Platz fand geſtern eine große
Volksver=
ſammlung ſtatt, an der Senatoren, Deputierte und
eine große Menſchenmenge teilnahmen, und bei der
zahl=
reiche Reden gehalten wurden. Der Deputierte Huſſein
Dſchahid erklärte die Aufhebung der
Kapitula=
tionen ſei keine Demonſtration gegen die Ausländer,
ſondern habe einzig und allein den Zweck, das
Ottomanen=
tum vor Sklaverei und Unterdrückung zu retten. Sie lege
allen die Pflicht auf, beſtrebt zu ſein, künftighin den
Aus=
ländern keinen Grund zu Beſchwerden zu geben. Die
Menge zog dann vor die Pforte und überreichte dem
Groß=
weſir eine Reſolution, in der die Regierung beglückwünſcht
wird. Der Großweſir ſprach ſeinen Dank aus und
verſicherte, das Kabinett werde bis zum Ende in der
Er=
füllung ſeiner Pflicht verharren. Sodann zogen die
Ma=
nifeſtanten vor das Palais Dolmabagdſche wo ein
Red=
ner eine Anſprache hielt. Der Sultan ließ ſeine
Genug=
tuung ausdrücken. Außer großen Verſammlungen in
Stambul fanden nachmittags auch Kundgebungen von
Volksgruppen ſtatt, die ſingend und nach Trommelſchlag
tanzend die Straßen durchzogen. Die Kundgebungen
ſetz=
ten ſich bis in die Nachtſtunden fort. Abends gab der
Stadtpräfekt ein großes Bankett, dem die Miniſter und
andere hervorragende Perſönlichkeiten beiwohnten.
(Unter Kapitulationen verſteht man gewiſſe zwiſchen
der Türkei und den chriſtlichen Staaten abgeſchloſſene
Ver=
träge, die den letzteren das Recht gewähren, die
Ge=
richtsbarkeit über ihre Staatsangehörigen die Aufſicht
ber deren Unterrichtsanſtalten uſw. ſelbſtändig auszu=
Ferner ihren Staatsangehörigen Steuerfreiheit und
1 Staaten eigenen Poſtbetrieb gewährleiſten.)
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 14. September 1914.
Nummer 950.
Eine Erklärung des
Reichs=
kanzlers.
Kopenhagen, 13. Sept. Ritzaus Bureau hat
vom Reichskanzler v. Bethmann Hollweg
nach=
ſtehende Mitteilung erhalten:
Der engliſche Premierminiſter hat in der Guildhall in
eine Rede für England die Rolle des Beſchützers der
kleineren, ſchwächeren Staaten in Anſpruch genommen,
und von der Neutralität Belgiens, Hollands und der
Schweiz geſprochen, die von Deutſchland gefährdet ſei. Es
iſt richtig, wir haben Belgiens Neutralität verletzt, weil
bittere Not uns zwang, aber wir hatten Belgien volle
In=
tegrität und Schadloshaltung zugeſagt, wenn es mit dieſer
Notlage rechnen wollte. Belgien wäre ebenſo wenig etwas
geſchehen wie zum Beiſpiel Luxemburg. Hätte England
als Beſchützer der ſchwächeren Staaten Belgien
unend=
liches Leid erſparen wollen, dann hätte es ihm den Rat
erteilen müſſen, unſer Anerbieten anzunehmen. Geſchützt
hat es unſeres Wiſſens Belgien nicht. Iſt alſo England
wirklich ein ſo felbſtloſer Beſchützer? Wir wiſſen genau,
daß der franzöſiſche Kriegsplan den Durchmarſch durch
Belgien zum Angriff auf die unbeſchützten Rheinlande
vorſah. Gibt es jemand, der glaubt, England würde dann
zum Schutze der belgiſchen Freiheit gegen Frankreich
ein=
geſchritten ſein? Die Neutralität Hollands und der
Schweiz haben wir ſtreng reſpektiert und auch die geringſte
Grenzüberſchreitung des niederländiſchen Limburg
pein=
lichſt vermieden.
Es iſt auffällig, daß Asquith nur Belgien, Holland
und die Schweiz, nicht aber auch die ſkandinaviſchen
Län=
der erwähnt. Die Schweiz mag er genannt haben im
Hin=
blick auf Frankreich. Holland und Belgien aber liegen
England gegenüber an der anderen Küſte des Kanals.
Darum iſt England um die Neutralität dieſer Länder ſo
beſorgt. Warum ſchweigt Asquith von den ſkandinaviſchen
Reichen? Vielleicht, weil er weiß, daß es uns nicht in
den Sinn kommt, die Neutralität dieſer Länder
anzu=
taſten? Oder ſollte England etwa für einen Vorſtoß in
die Oſtſee oder für die Kriegführung Rußlands die däniſche
Neutralität doch nicht für ein noli me tangere halten?
Asquith will glauben machen, daß der Kampf
Eng=
lands gegen uns ein Kampf der Freiheit gegen die
Ge=
walt ſei. An dieſe Ausdrucksweiſe iſt die Welt gewöhnt.
Im Namen der Freiheit hat England mit Gewalt und
einer Politik des rückſichtsloſeſten Egoismus ſein
gewal=
tiges Kolonialreich begründet, im Namen der Freiheit
hat es noch um die Wende dieſes Jahrhunderts die
Selb=
ſtändigkeit der Burenrepubliken vernichtet, im Namen der
Freiheit behandelt es jetzt Aegypten unter Verletzung
internationaler Verträge und eines feierlich gegebenen
Verſprechens als engliſche Kolonie. Im Namen der
Freiheit verliert einer der malayiſchen Schutzſtaaten nach
dem andern ſeine Selbſtändigkeit zugunſten Englands.
Im Namen der Freiheit ſucht es durch Zerſchneidung der
deutſchen Kabel zu verhindern, daß die Wahrheit in die
Welt dringt.
Der engliſche Miniſterpräſident irrt ſich. Seit
Eng=
land ſich mit Rußland und Japan gegen Deutſchland
ver=
band, hat es in einer in der Geſchichte der Welt einzig
daſtehenden Verblendung die Ziviliſation verraten und
die Sache der Freiheit der europäiſchen Völker und
Staa=
ten dem deutſchen Schwert zur Wahrung übertragen.
gez. von Bethmann Hollweg.
Die Schlacht bei Lemberg.
* Wien, 13. Sept. (W. T. B.) Amtlich
wird bekannt gegeben: In der Schlacht bei
Lemberg gelang es unſeren an und ſüdlich
der Grodecker Chauſſee eingeſetzten
Streit=
kräften, den Feind nach 5tägigem harten
Ringen zurückzudrängen, an 10000
Gefangene zu machen und zahlreiche
Geſchütze zu erbeuten.
Dieſer Erfolg konnte jedoch nicht voll
aus=
genutzt werden, da unſer Nordflügel bei
Ravaruska von großer Uebermacht bedroht
wurde und überdies neue ruſſiſche Kräfte
ſo=
wohl gegen die Armee Dankl als auch in dem
Raum zwiſchen dieſer Armee und dem
Schlacht=
feld bei Lemberg vordrangen.
Angeſichts der ſehr bedeutenden
Ueberlegen=
heit des Feindes war es geboten, unſere ſchon
ſeit 3 Wochen faſt ununterbrochen heldenmütig
kämpfende Armee in einem guten Abſchnitt zu
verſammeln und für weitere Operationen
be=
reitzuſtellen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs
v. Höfer, Generalmajor.
Letzte Meldungen von den
Kriegsſchauplätzen.
* Berlin, 13. Sept. (W. T. B. Amtlich.) Auf dem
weſtlichen Kriegsſchauplatz haben die
Operatio=
nen, über die Einzelheiten noch nicht veröffentlicht
wer=
den können, zu einer neuen Schlachtgeführt, die
günſtig ſteht. Die von den Feinden mit allen Mitteln
verbreiteten, für uns ungünſtigen Nachrichten ſind falſch.
In Belgien iſt heute ein Ausfall aus
Ant=
werpen, den 3 belgiſche Diviſionen unternahmen,
zurückgeſchlagen worden.
In Oſtpreußen iſt die Lage hervorragend gut. Die
ruſſiſche Armee flieht in voller
Auf=
löſung. Bisher hat ſie mindeſtens 150 Geſchütze und
20—30000 unverwundete Gefangene verloren.
Ueber Kämpfe in den Kolonien liegen wieder
verſchiedene engliſche Meldungen vor. In Kamerun
ſind drei engliſche Offiziere gefallen und mehrere
Mann=
ſchaften verwundet worden. Einzelheiten werden über
dieſe Kämpfe merkwürdigerweiſe nicht berichtet. Aus den
Namen der gefallenen Offiziere iſt zu erſehen, daß
Trup=
pen aus Nigera an dem Kampfe teilgenommen haben.
Aus der Südſee meldet der Kommandeur der
auſtra=
liſchen Marine, daß am letzten Freitag Herbertshöhe im
Bismarck=Archipel von den Engländern beſetzt worden iſt.
Die funkentelegraphiſche Station wurde zerſtört. Aus den
engliſchen Berichten iſt zu entnehmen, daß die kleine
An=
zahl der dortigen Deutſchen heldenmütigen Widerſtand
ge=
leiſtet hat.
* Peſt, 13. Sept. Der Stadtrat von Semlin hat
an die Redaktion des Blattes Srizemski novine folgendes
Telegramm gerichtet: Nach einer Mitteilung des hieſigen
Militärkommandos iſt jede Gefahr für die Stadt
Sem=
lin geſchwunden, nachdem unſere Truppen die Serben
auf der ganzen Linie über die Sawe zurückgedrängt
haben.
Darmſtadt, 14. September.
Großh. Hoftheater. Heute Montag, vor= und
nach=
mittags, werden an der Hoftheater=Hauptkaſſe die
An=
meldungen der neu hinzutretenden
Abon=
nenten entgegengenommen, für die noch eine Anzahl
vorzüglicher Plätze der verſchiedenen Kategorien
verfüg=
bar iſt.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute entſchlief ſanft nach langen ſchweren
Leiden
Freiin
Adelheid von Senarclens=Grauch
Tochter des verſtorbenen Freiherrn
Adolph von Henarclens-Grancy
Großherzogl. Heſſ. Geſandten und
Bevoll-
mächtigten Miniſters in Paris.
Die Beerdigung findet Dienstag, den
15. ds. Mts., nachmittags halb 3 Uhr, vom
Eliſabethenſtift aus ſtatt. (18620
Am 28. Auguſt erlitt unſer lieber Sohn
(*4963
und Bruder
Heinrich Jockel
Lehramtsaſſeſſor und Leutnant d. Reſ.
den Heldentod fürs Vaterland.
In tiefer Trauer:
Rechnungsrat Jockel und Frau,
Elſe Jockel,
Johanna Jockel,
Margarete Jockel.
Darmſtadt, den 12. September 1914.
Am 22. Auguſt erlitt den Heldentod fürs
Vaterland mein innigſtgeliebter, treuer Mann,
unſer guter Vater, Sohn, Bruder, Schwager,
(*4964
Schwiegerſohn und Onkel
Torenz Nehrwein
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Tilly Nehrwein geb. Wolf.
Darmſtadt, den 13. September 1914.
Am 22. Auguſt erlitt unſer guter,
unver=
geßlicher, hoffnungsvoller Sohn, Bruder,
(18621
Schwager und Kuſin
Adam
Kaffenberger=
im kaum vollendeten 27. Lebensjahre den
Heldentod fürs Vaterland.
In tiefem Schmerz:
Familie Konrad Keffenberger
„ Jakob Bruſt.
Höllerbach (Poſt Brensbach), Darmſtadt,
13. September 1914.
Verſteigerungskalender.
Dienstag, 15. September.
Obſt=Verſteigerung um 2½ Uhr an der Straße
Ober=Ramſtadt-Tannenbaum (beginnend bei Ober=
Ramſtadt).
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
Aufruf!
An Seine Magnifizenz den Rektor unſerer Landesuniverſität
Gießen, Herrn Profeſſor Dr. Eck, wurde die Bitte gerichtet, in unſerer
Stadt zu ſprechen aus Anlaß des Kampfes, der unſerem Volke
auf=
gezwungen iſt und ausgetragen wird in heldenhafter Begeiſterung
für des Vaterlandes Größe, des Volkes Freiheit und ſeine Kultur.
Herrn Profeſſor Dr. Eck, der uns aus ſeiner Darmſtädter Zeit
mit der ihm eignen erhebenden Beredſamkeit wohl vertraut iſt, gebührt
herzlicher Dank dafür, daß er ſich bereit erklärt hat, der Bitte zu
entſprechen.
Wir wollen uns zur ernſten Feierſtunde zuſammenfinden am
Dienstag, den 15. September lfd. Js., abends 6 Uhr,
im Freien auf dem Gelände der Spielplätze am Sporthaus,
Heinrichwingertsweg in der Nähe des Böllenfalltors.
Die Sportvereine haben ihr Beſitztum in dankenswerter Weiſe zu
Ver=
fügung geſtellt. Die Eingänge zu dem Platz befinden ſich am
Heinrich=
wingertswege. Es wird gebeten, vor 6 Uhr ſich auf dem Platz
ein=
zufinden; die Verſammlung ſoll pünklich beginnen. Auf dem
Platz=
gelände können Stühle leider nicht zur Verfügung geſtellt werden, es
wird daher das Mitbringen von Klappſtühlen anheimgeſtellt.
Die Straßenbahn wird, ſoweit möglich, einen verſtärkten
Wagen=
verkehr einrichten.
Mit Rückſicht auf den Beſuch und den zu erwartenden Verkehr
bitte ich dringend, die von Großh. Polizeiamt zu treffenden Maßnahmen
für die Aufrechterhaltung der Ordnung, der Sicherheit und des
Wagen=
verkehrs zu befolgen.
Bei ungünſtiger Witterung findet die Verſammlung am
gleichen Tage, abends 8 Uhr, in der Turnhalle am Woogsplatz
ſtatt. Ich lade Darmſtadts Einwohner zu dieſer Feier herzlichſt ein
und hoffe, daß es unſeren Kriegern, insbeſondere auch den
hinaus=
ziehenden jugendlichen Freiwilligen möglich iſt, vertreten zu ſein.
Darmſtadt, den 9. September 1914.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
(18460dgo
Aeltere nußb. Bettſtelle, m.
gut. Sprungr., zuſ. 9 Mk. faſt
neue Strohmatratze (rein) 4 Mi
Näheres Expedition. (*494
Jeder Stuhl
wird zu 1 bis 1.20 Mk. geflochten.
Schmidt, Rundeturmſtr. 2.
Poſt=
karte genügt.
(*4950
Bekanntmachung.
Der Herr Oberbürgermeiſter hat in einem Aufruf vom
9. lfd. Mts. die Einwohner Darmſtadts zu einer
Verſammlung auf dem Gelände der
Spiel=
plätze am Sporthaus Heinrich=Wingertsweg
in der Nähe des Böllenfalltors
eingeladen.
Für dieſe Veranſtaltung werden folgende Anordnungen
ge=
troffen
1. Der Zugang zu den Spielplätzen erfolgt von der Nieder=
Ramſtädter Straße aus durch den Kirchweg (Halteſtelle der
Straßenbahn: Heinrich=Wingertsweg).
2. Um 6 Uhr werden die Zugänge geſchloſſen.
3. Die Zufahrt mit Wagen oder Autos erfolgt durch die
Nieder=Ramſtädter Straße. Am Schnittpunkt dieſer Straße
mit dem Heinrich=Wingertsweg und Kirchweg müſſen die
Fahrzeuge verlaſſen werden, die Einfahrt in den Kirchweg
vor das Sporthaus ſelbſt iſt nicht geſtattet.
4. Die Wagen und Autos fahren ab durch den Heinrich=
Wingertsweg oder nach dem Böllenfalltor zu und von dort
aus entweder rechts über Goethe= und Klappacherſtraße oder
links über den Böllenfalltorweg nach der Stadt.
5. Diejenigen Wagen und Autos, die bis zum Schluß der
Ver=
ſammlung warten ſollen, fahren über das Böllenfalltor
durch den Böllenfalltorweg an die jenſeitige öſtliche
Ab=
grenzung der Spielplätze und nehmen dort hintereinander
Aufſtellung. Die Abfahrt dieſer Wagen erfolgt vom
Kirch=
weg aus am Waldrand entlang oder über den
Böllenfall=
torweg nach der Stadt.
Wir bitten den Anordnungen des polizeilichen und ſonſtigen
Aufſichtsperſonals bei der An= und Abfahrt ſowohl wie auf
den Spielplätzen unbedingt Folge zu leiſten, damit ein würdiger
und ungeſtörter Verlauf der Veranſtaltung geſichert iſt.
Darmſtadt, den 12. September 1914.
Großherzogliches Polizeiamt.
18619oi)
Gennes.
rößeres Quantum Zwetſchen,
direkt vom Baum, abzugeben
Erbacherſtr. 46, b. Roß. (18386a
Frdl. möbl. Wohn= u. Schlafz. an
beſſ. ält. Herrn zu verm. Monatl.
26 Mk. Näh. i. d. Geſchäftsſt. (*4949
Gute Eßbirnen, Pfund 8 Pfg.
Gebr. Zwetſchen, Pfd. 4 u. 5 Pfg.
Kochäpfel, Pfd. 3—5 Pf.
Eßäpſel, Pfd. 8 Pfg.
Tafelbirnen, Pfd. 10 u. 12 Pfg.
empfiehlt (*4948om
Pitthan, Carlshof.
Zu Kriegszwecken!
werden zu nachſtehenden Preiſen
gut u. raſch auf der Maſchine
ge=
ſtrickt: Socken das Paar 50 Pfg.
Strümpfe 65 Pfg. Sockenlängen
d. Paar 15 Pfg. Strumpflängen
30 Pfg. Füße 35 Pfg. (*4906
Marie Frank, Karlſtraße 31.
335
Hahle hochſte Preiſe oim
für getragene Kleider, Schuhe,
Wäſche uſw. Poſtkarte genügt.
A. Hochmann, Kl. Ochſeng. 16.
in neuer Feder=Stoßkarren
Ebillig zu verkauf. J. Hechler,
Schmied, Zwingenberg a. d. B.,
Darmſtädterſtr. 12. (*4909
Flotter Zeichner
ſucht Beſchäft. auf 8—14 Tage.
Er=
ledige auch Einzelaufträge ſchnellſt.
bei billigſt. Berechn. Gefl. Angeb. u.
P 36 an die Geſchäftsſt. (*4889so
eine Frau wöchentlich
Geſucht einmal zum Reinigen
einer kleinen Wohnung. Zu
er=
fragen Stiftſtraße 29, III. I., von
5—6 Uhr nachm.
(*4916
Aliceſtraße 32, I., möbliertes
Zimmer zu vermieten. (*4946