Darmstädter Tagblatt 1914


Freitag, den 31. Juli.

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Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.

Nr. 208.

Freitag, den 31. Juli.

1914.

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

Das Wichtigſte vom Tage.

Kaiſer Franz Joſef und der Thronfolger ſind
geſtern mittag in Wien eingetroffen und haben
ſich nach Schönbrunn begeben. Die Begrüßung des
greiſen Monarchen durch die Wiener Bevölkerung geſtal=
tete
ſich zu einer einzigartigen und überwältigenden
Kundgebung für den Herrſcher.
Siehe auch Letzte Nachrichten.

Der Krieg.

Deutſchlands Friedensliebe.
* Das Wiener Fremdenblatt ſchreibt: In einem Teile
der europäiſchen Preſſe wird in den letzten Tagen wieder=
holt
auch von hervorragenden Politikern die Meinung
ausgeſprochen, daß Oeſterreich=Ungarn zu der ge=
genwärtigen
Aktion von Deutſchland angeſtif=
tet
ſei. Von mancher Seite wird die Darſtellung noch
durch die Angabe ergänzt, daß man in Berlin infolge der
beſtimmten Abſchätzung der militäriſchen Kräfteverhältniſſe
den Augenblick für die Entfeſſelung des ſo oft angekün=
digten
Weltkrieges für beſonders geeignet erachte. Man
kann nicht genug darüber ſtaunen, daß eine ſolche Auffaſ=
ſung
entſtehen konnte. Einerſeits reichen die Urſachen,
die zum Ausbruch des Konfliktes mit Serbien führten, auf
Jahre hinaus zurück und wurzeln in dem feindſeligen
Verhalten des ſerbiſchen Königreichs gegen die Monarchie,
auf das der deutſchen Politik, wenn überhaupt, ſo doch
ſelbſtverſtändlich nur ein mäßigender Einfluß zugeſchrie=
ben
werden kann. Andererſeits konnte das Attentat von
Serajewo natürlich weder in Berlin noch anderswo vor=
hergeſehen
und als Poſten, in welche politiſche Rechnung
auch immer, eingeſetzt werden. Es ſind dies ſo elementare
Feſtſtellungen, daß man kaum den Wunſch unterdrücken
kann, ſie wären uns erſpart geblieben und von jenen ge=
macht
, die ſich ſodann ſicherlich gleich von vornherein auf
eine richtigere Grundlage des Urteils begeben hätten.
Die gegenwärtigen Bemühungen der
deutſchen Diplomatie bedeuten nur eine Wieder=
holung
der Politik, der Deutſchland, das auf dieſem Wege
mit England zuſammentraf, während der letzten großen
Orientkriſe zum Durchbruch verholfen hat. Deutſch=
lands
Verhalten in dieſem Augenblick entſpricht
nicht nur ſeinem Verhalten in der letzten Kriſe, ſondern
auch den jahrzehntelangen Ueberlieferungen ſeiner auf
Liebe zum Frieden und dem Wunſch nach Aus=
gleich
der Gegenſätze in Europa ge=
gründeten
Politik, die infolgedeſſen wohl das
Recht hätte, zu verlangen, daß der Verdacht
ſolcher Machenſchaften, wie ſie ihr jetzt zuge=
mutet
werden, ſich nicht an ſie herandränge. Abgeſehen
davon überſieht und unterſchätzt die Auffaſſung, die uns
für fähig hält, von welcher Seite auch immer kommenden
Anſtiftungen dieſer Art zu erliegen, die Stellung Oeſter=
reich
=Ungarns im Kreiſe der Bundesgenoſſen und ſein un=
bedingtes
Bedürfnis nach Aufrechterhaltung ſeiner Groß=
machtwürde
, zu deren Schutz wir ſoeben nach langer Frie=
denszeit
die Waffengewalt anrufen; auch die vielen wich=
tigen
Dienſte, die Oeſterreich=Ungarn anerkanntermaßen
dem Weltfrieden bereits geleiſtet hat, geben ihm vielleicht
ein Recht, die Hoffnung auszudrücken, daß alle jene, die
ihn ebenfalls erhalten wiſſen wollen, die Berechtigung des
deutſchen Standpunktes einſehend, ihm ſchließlich beitreten,
um damit zu dem ihren und unſeren Verbündeten nicht
minder als der Monarchie ſelbſt am Herzen liegenden
Ziele zu gelangen.
Die Times betonen, daß die Beſprechungen
zwiſchen Berlin und Petersburg fortgeſetzt
würden. Es ſei ein offenes Geheimnis, daß Deutſch=
land
ſein Beſtes tue, um den Draht zwiſchen der
ruſſiſchen und öſterreichiſchen Haupt=
ſtadt
wieder herzuſtellen. Der Daily Graphie hofft auf
eine friedliche Ausgleichung, teils weil alle
Mächte mit großer Aufrichtigkeit und Selbſtverleugnung
handelten und teils weil die Differenzen zwiſchen Oeſter=
reich
und Rußland tatſächlich nicht ſo außerordentlich groß
ſeien. Daily Mail ſchreibt, ſolange der deutſche Kai=
ſer
und der Zar, die beide in der unmittelbaren Ver=
gangenheit
den Beweis für ihre Friedensliebe ge=
geben
haben, in freundlicher Korreſpondenz ſtehen, kann
die Lage nicht als abſolut verzweifelt angeſehen werden.

Das öſterreichiſche und das ſerbiſche Heer.
* Bei dem öſterreichiſchen Heer iſt zu unterſcheiden das
k. und k. gemeinſame Heer, die k. k. (öſterreichiſche) Land=
wehr
und die 1. ungariſche Landwehr (Honved). Die
Landwehr bildet aber nicht etwa eine Truppe zweiter oder
dritter Linie, ſondern ſie gehört zur erſten Linie und iſt
eine ebenſolche aktive Truppe wie das gemeinſame Heer.
Sie beſteht alſo aus Friedenstruppen mit eigenem Erſatz
und Rekrutenausbildung und iſt ebenſo wie das Heer aus=
gebildet
und ausgerüſtet. Eine zweite Linie, wie wir ſie
in den Reſerve=Truppenteilen beſitzen, gibt es in Oeſter=
reich
nicht. Die dritte Linie wird aus dem Landſturm ge=
bildet
. Die Friedensſtärke beträgt (nach einer Auf=
ſtellung
der Voſſ. Ztg.) bei dem Heere 25800 Offiziere und
306 000 Mann, bei der öſterreichiſchen Landwehr 4400
Offiziere, 42000 Mann, bei der ungariſchen Landwehr 3500
Offiziere, 25500 Mann, bei den Truppen in Bosnien und
der Herzegowina 480 Offiziere, 6700 Mann, zuſammen
34000 Offiziere, 380 000 Mann mit 80 000 Pfer=
den
. Die Geſamtſumme der Militärperſonen betragt
414000 Köpfe 0,8 v. H. der Bevölkerung. Die Kriegs=
ſtärke
beträgt ohne Landſturm und Erſatzreſerve rund zwei
Millionen. Gegliedert iſt das Heer im Frieden in 16 Ar=
meekorps
mit 49 Infanteriediviſionen, davon 33 des
Heeres, 8 der öſterreichiſchen und 8 der ungariſchen Land=
wehr
, und in 10 Kavalleriediviſionen. Die Geſamtſtärke
zählt 683 Bataillone Infanterie und Jäger, 353 Eska=
drons
, an Batterien 316 fahrende, 24 reitende, 26 Gebirgs=
und 28 ſchwere Haubitzbatterien, 92 Feſtungsartillerie=, 32
Pionier=, 43 Sappeur=Kompagnien, 115 Train=Eskadrons,
ferner Verkehrs= und Sanitätstruppen. Das Armeekorps
iſt aus drei Diviſionen zuſammengeſetzt von denen zwei
dem Heere, eine der Landwehr angehören. Die große
Stärke des Armeekorps mit einer Gefechtsſtärke von 50 000
Mann und einer Verpflegsſtärke von 70000 Mann und
20 000 Pferden iſt ſchon oft ſehr läſtig empfunden. Die
vielfach vorgeſchlagene Abtrennung der dritten Diviſionen
und ihre Zuſammenfaſſung in neue Korps hat ſich aus
finanziellen Gründen bisher noch nicht durchführen laſſen.
Die Infanteriediviſion beſteht in normaler Formation aus
zwei Infanteriebrigaden mit zuſammen 12 bis 16 Ba=
taillonen
, 2 bis 3 Eskadrons, der Diviſionsartillerie und
den Kolonnen und Trains mit einem Gefechtsſtande von
15 000 Mann, 8 bis 10 Maſchinengewehrabteilungen, 450
Reitern und 42 Geſchützen. Die Diviſionsartillerie beſteht
aus fünf Kanonenbatterien ( 30 Geſchütze) und zwei
Hausbitzbatterien (12 Geſchütze) Die geſamte Geſchütz=
zahl
des Armeekorps (zu 3 Diviſionen) beträgt 126 Feld=
geſchütze
und 8 ſchwere Geſchütze.
Vergleicht man das öſterreichiſche Armeekorps mit dem
deutſchen, ſo beſteht der Hauptunterſchied in der Zuſam=
menſetzung
aus drei Diviſionen, während wir nur zwei
Diviſionen zu einem Korpsverband vereinigen. Der zweite
Unterſchied beſteht ferner in der geringen artilleriſtiſchen
Ausrüſtung. Das deutſche Korps zählt auf 24 Bataillone
Infanterie 144 Feldgeſchütze und 16 ſchwere Geſchütze, das
öſtereichiſche auf 42 Bataillone nur 126 Feldgeſchütze und
8 ſchwere Geſchütze, oder, wenn man es auf die Infan=
teriediviſionen
berechnet, kommen auf 12 deutſche Ba=
taillone
72 Geſchütze und auf 14 öſterreichiſche Bataillone
nur 42 Geſchütze. Das deutſche Heer iſt alſo doppelt ſo
ſtark wie das öſterreichiſche an Artillerie.
Eine beſondere Eigentümlichkeit des öſterreichiſchen
Heeres ſind die Gebirgstruppen. Es beſtehen 14 Gebirgs=
brigaden
, die ſich aus drei bis fünf Bataillonen, ſechs bis
zehn Maſchinengewehren, einer Gebirgsbatterie, einer
Gebirgs=Train=Eskadron und aus einer Infanterie= Tele=
graphen
=Patrouille zuſammenſetzen. Sie bilden das 15.
und 16. Armeekorps in Serajewo und Raguſa. In den
Alpenländern ſind als Gebirgsinfanterie die Kaiſerjäger
und die drei Landes=Schützenregimenter, ſowie die Land=
wehr
=Infanterie=Regimenter 4 und 72 vorhanden. An
Artillerie beſtehen zehn Gebirgs=Artillerie=Regimenter, die
in drei Brigaden zuſammengefaßt ſind, je eine für Bos=
nien
, Herzegowina und Tirol. Sie treten als Diviſions=
Artillerie zu denjenigen Diviſionen, die nur aus Gebirgs=
brigaden
beſtehen (15. und 16. Armeekorps). Bei der Ge=
birgsartillerie
werden die Geſchütze in einzelne Traglaſten
zerlegt und auf Packtieren befördert. An Geſchützen ſind
vorhanden eine Gebirgskanone (7,25 Zentimeter), zu deren
Transport vier Tragtiere erforderlich ſind (größte Schuß=
weite
für Brennzünder 4000 Meter, für Aufſchlagzünder
5300 Meter), und eine Gebirgshaubitze (10 Zentimeter).
Dieſe wird auf niedrigen, ſchmalſpurigen Lafetten bezw.
auf eigenen Karren von zwei hintereinandergeſpannten
Pferden fahrend fortgebracht.
Die Kavallerie iſt, ſoweit ſie nicht als Diviſions= Ka=
vallerie
auf die Korps verteilt iſt, in zehn Kavallerie= Divi=
ſionen
zuſammengefaßt, von denen acht zum gemeinſamen
Heere und zwei zur Landwehr gehören. Das Regimenk
hat ſechs Schwadronen. Die Diviſion zählt im ganzen
24 Eskadrons, vier Maſchinengewehre und 12 Geſchütze
mit einem Gefechtsſtand von 3600 Reitern.
Das ſerbiſche Heer hatte Ende 1913 einen Frie=
densſtand
von 7580 000 Mann. Es beſteht aus 40 Regi=
mentern
Infanterie, 4 Regimentern Kavallerie 12 Regi=
mentern
Feld= und einem Regiment Feſtungsartillerie, 2½,
Bataillonen techniſcher Truppen und 5 Train=Eskadrons.
Die Kriegsſtärke erſten und zweiten Aufgebots war bis=
her
auf 180 000 Kombattanten veranſchlagt. Mit den aus
den Ueberzähligen des erſten Aufgebots formierten Re=
ſervetruppen
, den Erſatztruppen, dem dritten Aufgebot,
dem Landſturm und Nichtkombattanten konnte Serbien
350 000380 000 Mann aufbieten. Nach vollſtändiger Auf=
ſtellung
der fünf neuen Diviſionen des erſten Aufgebots
würde ein Operationsheer von 270280 000 Kombattan=

ten vorhanden ſein, und in allen Linien zuſammen, alſo
auch einſchließlich von Nichtkombattanten, etwa 500000
Mann zur Verfügung ſtehen, wobei in Betracht zu ziehen
iſt, daß die verſtärkten Aushebungen durch die Verluſte
in den früheren Feldzügen ausgeglichen werden. Die Be=
waffnung
der ſerbiſchen Truppen iſt durchweg modern,
auch das Geſchützmaterial gilt als gut.
Die Nationalitäten der Doppelmonarchie.
* Die Raſſenverhältniſſe in Oeſterreich=Ungarn ſind
ja augenblicklich von beſonders großem Intereſſe. Die=
jenigen
Landesteile der Doppelmonarchie, die in dem
Reichsrat in Wien vertreten ſind, haben eine Geſamt=
bevölkerung
von 27½ Millionen, von denen 10 Millionen
Deutſche und 17½ Millionen Slawen ſind. Unter
den letzteren zählen die Serben und Kroaten, die
hauptfächlich in Dalmatien leben, 780 000. (Dalmatien
iſt bekanntlich ungariſche Provinz, unterſteht aber öſter=
reichiſchen
Geſetzen. Schriſtl.) Ungarn mit dem dazu
gehörigen Kroatien und Slavonien zählt 10 Millionen Ma=
gyaren
, 2 Millionen Deutſche, 3 Millionen Ru=
mänen
und 5 Millionen Slawen. Die Kroaten
oder römiſch=katholiſchen Serben darunter beziffern ſich
auf 1800000 gegen 1 100 000, die der griechiſch=katholiſchen
Religion angehören. Die Zahl der römiſchen Katholiken
in Ungarn beträgt 11 Millionen, die der orthodoren
Serben 3 Millionen. Der Patriarch der letzteren be=
findet
ſich in Karlowitz, alſo auf ungariſchem Boden, ſeit
ungefähr zwei Jahrhunderten. 434000 römiſch=katholiſche
Kroaten, 825000 orthodoxe Serben und 600000 moham=
medaniſche
Serben leben in Bosnien. Alles in allem ge=
nommen
herrſcht Kaiſer Franz Joſef über 25 Millionen
Slawen und 3½ Millionen Rumänen. Unter dieſen Sla=
wen
zählt man 5 Millionen Polen, die faſt durchweg
römiſch=katholiſch ſind und ſich für eine panſlawiſche Pro=
paganda
nicht begeiſtern. Diejenigen, die man in Oeſter=
reich
=Ungarn als Serben bezeichnen kann, betragen 5½
Millionen, die teilweiſe den beiden chriſtlichen Religionen,
teilweiſe dem Iſlam anhängen.

Deutſches Reich.

Die Stärke der Parteien im Reichs=
tag
. In der Preſſe ſind die Zahlen über die Stärke der
Konſervativen, Nationalliberalen und Freiſinnigen in
letzter Zeit verſchieden angegeben worden. Auf Grund
amtlichen Materials ſtellen ſich dieſe Zahlen wie folgt dar:
Die drittſtärkſte Partei iſt jetzt die Fortſchrittliche Volks=
partei
mit 46 Mitgliedern (Januar 1912: 41 Mitglieder
und 1 Hoſpitant). Es folgt die nationalliberale Fraktion
mit 40 Mitgliedern und 5 Hoſpitanten (es iſt der gleiche
Stand wie 1912). Die konſervative Fraktion zählt 40 Mit=
glieder
und 2 Hoſpitanten (Januar 1912: 43 Mitglieder
und 2 Hoſpitanten). Während die Nationalliberalen keine
Einbuße erlitten, verloren die Konſervativen 3 Mandate,
die Freiſinnigen gewannen 4 Mandate. Die Fortſchritt=
liche
Volkspartei gewann von den Konſervativen Hage=
now
=Grevesmühlen und Labiau=Wehlau, von den Natio=
nalliberalen
Waldeck und Koburg, die ihre Verluſte durch
den Gewinn der konſervativen Mandate in Salzwedel=
Gardelegen und Stendal=Oſterburg wettmachten. Da=
gegen
gewannen die Konſervativen Jerichow I und II.
Der austretende Hoſpitant der Nationalliberalen, Heſter=
mann
, wurde durch den neuen Hoſpitanten Schröder=
Elbing erſetzt. Der Hoſpitant Roeſer iſt der fortſchritt=
lichen
Fraktion als Mitglied beigetreten.
Ein früherer Genoſſe über die Hal=
tung
der Sozialdemokratie. In außerordent=
lich
ſcharfer Weiſe geht der frühere Sozialdemokrat Ger=
hard
Hildebrand in der neueſten Nummer der Hilfe mit
der Haltung der ſozialdemokratiſchen Preſſe und Partei=
leitung
zu den Weltwirren ins Gericht. Er ſagt da u. a.:
Noch niemals wohl haben doktrinäre Befangenheit und
gänzlicher Mangel an politiſchem Inſtinkt eine ſo ſtarke
und zugleich traurige Rolle geſpielt wie in den letzten
Tagen bei den verantwortlichen Stellen der ſozialdemo=
kratiſchen
Partei. Kein Verſtändiger in Deutſchland kann
den Krieg wünſchen, denn daß dieſer Krieg unerhörtes
Elend mit ſich bringen würde, wiſſen wir alle ohne Aus=
nahme
. Aber wir können nicht wollen, daß Rußland uns
und dem ganzen Kontinent ſeinen Willen aufzwingt, und
darum dürfen wir den ſtärkſten und ſicherſten Bundesge=
noſſen
nicht preisgeben, den wir gegen Rußland haben.
Hier aber iſt der Punkt, wo die ſozialdemokratiſche Hal=
tung
ſchlechthin unverſtändlich wird. Daß Rußland der
Hort der Reaktiont iſt, wird ſeit Karl Marrens Zeiten
bei jeder Gelegenheit von allen ſozialdemokratiſchen Zun=
gen
verkündet. Daß gegen die ruſſiſche Gefahr wenn
ſie von drüben her heraufbeſchworen werden ſollte
ſchlechthin alle Kräfte des deutſchen Volkes eingeſetzt wer=
den
müſſen, iſt eine Grundforderung nicht nur der Deut=
ſchen
, nein auch der weſteuropäiſchen und proletariſchen
Freiheit. Daß wir vorläufig gar keine Möglichkeit haben,
dieſer Gefahr zu begegnen, wenn Oeſterreich=Ungarn am
Boden liegt, iſt ſo offenkundig, daß es beſchämend iſt,
darüber noch diskutieren zu müſſen. Und darum iſt das
völlige Verſagen der ſozialdemokratiſchen Parteileitung

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 31. Juli 1914.

Nummer 208.

im Augenblick einer Entſcheidung von größter national=
geſchichtlicher
und weltgeſchichtlicher Bedeutung, ein Er=
eignis
von niederdrückender Trübſeligkeit.

Ausland.

Frankreich.
Die Hafenkonzeſſion in Tanger. Die
internationale techniſche Kommiſſion, die beauftragt iſt,
das Projekt der Hafenkonzeſſion in Tanger zu prüfen, lan=
dete
am Mittwoch vormittag zur Prüfung der neuen Vor=
ſchläge
der internationalen Geſellſchaft für die Entwicklung
Tangers. Ueber die techniſchen und finanziellen Grund=
lagen
der Konzeſſion wurde nahezu Uebereinſtimmung
erzielt. Die Kommiſſion wird im November wieder zu=
ſammentreten
, um den endgültigen Text der Konvention
und das Laſtenheft feſtzuſetzen.
Sympathiekundgebungen für Caillaux.
Der Vorſtand des Vollzugsausſchuſſes der ſozialiſtiſch= radi=
kalen
Partei hat beſchloſſen, dem ehemaligen Miniſter=
präſidenten
Caillaux im Namen aller Parteimitglieder
eine Adreſſe zu überreichen, in der ihm die lebhafteſte
Sympathie und gleichzeitig der Wunſch ausgeſprochen
wird, er möge nach der Zurückhaltung, welche er ſich frei=
willig
auferlegt, die tatſächliche Leitung des Vollzugs=
ausſchuſſes
der Partei wieder übernehmen.
England.
Im Unterhauſe fragte Walter Guineß, ob die
Regierung Nachrichten über einen angeblichen revolutio=
nären
Ausbruch in Ruſſiſch=Polen erhielt. Asquith er=
widerte
: Nein. Johnſon Hocks fragte, ob Lloyd George
ſich mit der Bank von England in Verbindung geſetzt habe,
um eine Verſammlung der Bankiers einzuberufen, damit
Schritte ergriffen würden, um zur gegenwärtigen Finanz=
lage
Stellung zu nehmen und, falls dies nicht geſchehen
ſei, ob er die Zweckmäßigkeit eines ſofortigen derartigen
Schrittes erwägen wolle. Lloyd George erwiderte, er
habe mit der Bank von England Rat gepflogen und es
ſei ihm geſagt worden, daß gegenwärtig nichts in der
Finanzlage eine ſolche Anregung notwendig oder zweck=
mäßig
erſcheinen laſſe.
Albanien.
Die Beendigung des Aufſtandes. Iſſa
Boljetinatz und andere Führer ſind im Einverſtändnis
mit dem Fürſten nach Schiak abgegangen, um mit den Auf=
ſtändiſchen
über die Beendigung des Aufſtandes und eine
gemeinſame Aktion in dem albaniſchen Serbien zu ver=
handeln
.
Vereinigte Staaten.
Die Goldvorräte der Vereinigten
Staaten. Beamte des Schatzamtes erklärten, daß
gegenwärtig in den Gewölben der Bundesregierung Gold=
vorräte
in Münzen und Barren im Werte von 1300 Mil=
lionen
Dollars lagerten; außerdem ſeien 800 Millionen
gemünztes Gold im Umlauf. Der Schatzſekretär Mac
Adoc gab die Erklärung ab, daß die Vereinigten Staaten
ſich niemals in einer beſſeren Lage befanden, um Millionen
von Gold an das Ausland abzugeben. Aus dem Grunde
ſei von Goldausfuhren nach Europa nichts zu befürchten.
Er meinte ſchließlich, daß es nicht lange dauern werde,
bis das Gold zurückfließe; dies ſei ſchon der Fall, wenn
das Ausland die Ausfuhr von Brotgetreide und anderen
Bedarfsartikeln bezahlen müſſe.

Stadt und Land.

Darmſtadt, 31. Juli.
* Vom Hofe. Prinz Ludwig zu Solms=
Lich iſt Mittwoch abend 6 Uhr 3 Min. von Jagdſchloß
Wolfsgarten abgereiſt. (Darmſt. Ztg.)
* Ernannt wurden der Gerichtsvollzieher mit dem
Amtsſitze in Mainz Johann Konrad Müller zum
Gerichtsvollzieher mit dem Amtsſitze in Gießen, der
Gerichtsvollzieher mit dem Amtsſitze in Herbſtein Wilhelm
Hebbel zum Gerichtsvollzieher mit dem Amtsſitze in
Langen, der Gerichtsvollzieher mit dem Amtsſitze in Alten=
ſtadt
Daniel Weinheimer zum Gerichtsvollzieher mit
dem Amtsſitze in Zwingenberg. Se. Königl. Hoheit
der Großherzog haben den Forſtaſſeſſor Heinrich
Weiß aus Liederbach zum Forſtaſſiſtenten ernannt.
* Das Großh. Regierungsblatt Nr. 20 enthält:
Verordnung über Herſtellung, Aufbewahrung und Ver=
wendung
von Azetylen, ſowie über Lagerung von
Kalziumkarbid. (Azetylenverordnung.)
C. Der Beſtand der Großh. Hofbibliothek betrug am
31. März 1914 574 441 Bände, nachdem das letzte Jahr
einen Zuwachs von 9929 Bänden gebracht hatte. Die Uni=
verſitätsbibliothek
in Gießen zählte nach der letzten Auf=
nahme
271035 Bücher und 157077 Diſſertationen und
Schulſchriften. Bei erſterem Inſtitut hat die Zahl der
Benutzer im Leſeſaal ſich gegenüber dem Jahre 1912/13
in 1913/14 um eine Kleinigkeit verringert, während die
Zahl der Entleiher in Darmſtadt von 6479 auf 6736 und
die Zahl der von Darmſtädtern entliehenen Bände von
17342 auf 20225 geſtiegen iſt. Auch die Benutzung aus
anderen Orten des Großherzogtums iſt ziemlich erheblich
gewachſen.
C. Die Heſſiſchen Sparkaſſen. In den ſoeben in den
Mitteilungen der Großh. Heſſiſchen Zentralſtelle für die
Landesſtatiſtik erſchienenen Geſchäftsergebniſſen
der Sparkaſſen des Heſſiſchen Sparkaſſen=
verbandes
Ende 1913 zeigt es ſich, daß das Darm=
ſtädter
Inſtitut hinſichtlich der Zahl der Sparbücher mit
49 406 an der Spitze ſteht, während der Betrag der Spar=
einlagen
mit 46 254 583 Mark in Mainz=Stadt der höchſte
iſt. Hierauf folgt Worms mit 42 482000 Mark, Darmſtadt
mit 38 677656 Mark und Mainz=Land mit 29 237718 Mark.
Auf mehr als ein Zehntel der Einlagen ſtellt ſich der Re=
ſervefonds
in Alzey, Bingen, Mainz=Stadt und Worms.
Bei weitaus den meiſten unter den 33 Inſtituten iſt der
größte Teil der Beſtände in Hypotheken zinsbar angelegt.
Eine Ausnahme machen Alzey, Grünberg, Herbſtein
Höchſt, Laubach, Mainz=Land und Schotten, wo auch Ge=
meinden
und ſonſtige Kommunalverbände beſonders be=
dacht
ſind, ſowie Oppenheim und Ortenberg, wo die An=
lage
in Kaufſchillingen beſonders in Betracht kommt.
Verhältnismäßig die meiſten Inhaberpapiere hat Höchſt
mit 33,9 Prozent der Geſamtanlagen, während Eſcholl=
brücken
ſolche überhaupt nicht beſitzt. Bei den Inſtituten
von Alzey, Erbach, Mainz=Stadt und=Land, Nidda und
Schotten beſtehen über 10 Prozent der Geſamtanlagen in
Inhaberpapieren. (In Darmſtadt 9 Prozent.)
Im Silberkranz. Am Sonntag begehen Philipp
Wagner Bahnbedienſteter, und deſſen Ehefrau Maria,
Lagerhausſtraße Nr. 32, in voller Rüſtigkeit das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
* Hebammen=Verein. Im Hebammen=Verein für
Darmſtadt und Umgegend hielt am Mittwoch Herr
Augenarzt Dr. Pöllot von hier einen Vortrag
über die Augeneiterungen der Neugeborenen Redner
beſprach die Urſachen, das Zuſtandekommen und den
Verlauf dieſer gefährlichen Augenerkrankung, wobei be=
ſonders
auf die große Gefahr der Erblindung in den
erſten Lebenstagen hingewieſen wurde. Ausführlich
wurden die Vorbeugungsmaßregeln dargelegt, durch
welche die Erkrankung faſt mit abſoluter Sicherheit ver=
hütet
werden kann; auch die Notwendigkeit der Auf=
klärung
des Publikums wurde betont, daß nämlich
durch rechtzeitige ärztliche Hilfe die Augen der er=

krankten Kinder vor der Erblindung bewahrt werden
können.

* Konzerte uſw. Hugenſchütz’ Felſenkeller
Heute Freitag konzertiert in gewohnter Weiſe die voll=
zählige
Kapelle des Großh. Heſſ. Art.=Regts. Nr. 61
unter Obermuſikmeiſter Webers Leitung. Als Soliſten
werden die Herren Ehlers (Piſton=Virtuoſe: Schüler des
Kammermuſikers Herrn Louis Kümmel) und Feudel
(Tylophon) den Abend künſtleriſch geſtalten. Der dritte
Teil des Programms enthält nur Wiener Volksmuſik
und bringt auf allgemeinen Wunſch das berühmte
Wiener Volkslied: Vogerl fliagſt in d’ Welt hinaus
zur nochmaligen Aufführung. (Siehe Anzeige.)

Ferienſtrafkammer.

g. Der 32jährige Werkzeugmacher Guſtav Adolf
Semmler von Frankfurt hatte in der Nacht zum 30.
März vorigen Jahres in Frankfurt in mehreren Fällen
die Straßenbriefkäſten der Poſt mit einem Nach=
ſchlüſſel
geöffnet und wurde am 20. März ds. Js. wegen
dieſer Taten zu 1½ Jahren Zuchthaus verurteilt. Acht
Tage nach Oſtern vorigen Jahres verübte er in Offenbach
einen Einbruch in die Fabrik von Studtmann u. Co., und
erbeutete verſchiedene Inſtrumente, Mikrometer uſw., die
bei ſeiner Feſtnahme bei ihm vorgefunden wurden. Er
gibt an, dieſe gefunden zu haben. Er wird zu einer Ge=
ſamtzuchthausſtrafe
von 1 Jahr 8 Monaten verur=
teilt
.
Wegen verſuchten Verbrechens nach § 176,3 Str.=G.=B.
wurde der Taglöhner Karl Scheuermann von Offen=
bach
zu 4 Monaten Gefängnis abzüglich 1 Monat
der Unterſuchungshaft verurteilt.
Der Fabrikarbeiter Hermann Pörtner von Offen=
bach
hat im Mai und Juni in Offenbach drei ſchwere Ein=
bruchsdiebſtähle
begangen. In einem Falle hatte er 1½
Zentner Bleirohre, 2 Waſſerkranen, 1 Waſſeruhr u. a. ge=
ſtohlen
, was er für 18 Mark an einen Althändler verkaufte.
Nach ſeiner Feſtnahme ſuchte er aus dem Haftlokal aus=
zubrechen
und demolierte dort alles was ihm in die Hände
kam. Er gibt nur in einem Falle einen einfachen Dieb=
ſtahl
zu, im übrigen will er die Sachen von Bekannten ge=
kauft
haben. Dieſe Bekannten kannte er aber nur dem
Vornamen nach. Er wird, obgleich er ſelbſt wünſcht, ins
Zuchthaus zu kommen, zu 2½ Jahren Gefängnis
und 5 Jahren Ehrverluſt verurteilt.
Der 30jährige Heizer Leo Wegert von Groß=Gerau,
der in der Opelfabrik in Rüſſelsheim beſchäftigt war, war
bereits im Spätherbſt 1913 des Diebſtahls von kleineren
Materialien überführt worden, doch ſah man damals von
einer Anzeige ab. Als im Frühjahr dieſes Jahres aber=
mals
Gegenſtände abhanden gekommen waren, hielt man
beim Angeklagten Hausſuchung ab und fand auch verſchie=
dene
geſtohlene Sachen, Zellſtoff, Leinenſtoff und Werk=
zeuge
. Er wird nunmehr wegen Rückfallsdiebſtahls in
zwei Fällen zu 4 Monaten Gefängnis, abzüglich 1
Woche der Unterſuchungshaft verurteilt.
Der Dienſtknecht Adam Stein V. von Lauden= Weſch=
nitz
hatte am 4. Mai einen im gleichen Hofe bedienſteten
Knecht in die Mädchenkammer eingeſchloſſen, als dieſer
abends eine Laterne holen wollte. Er ließ den Einge=
ſchloſſenen
mit dem Mädchen die ganze Nacht zuſammen
und erſt am andern Morgen wurden die beiden auf ihre
Hilferufe von einer Frau befreit. Einen anderen Knecht
hatte Stein überredet, nicht zu öffnen. Er wird wegen
Freiheitsberaubng zu 30 Mark Geldſtrafe
verurteilt.

g. Offenbach, 30. Juli. (Die Affäre Steitz.)
Die aufſehenerregenden Betrügereien und Unterſchla=
gungen
des früheren Offenbacher Friedhofsverwalters
Steitz haben nunmehr zur Erhebung der Anklage gegen
Steitz und einige Offenbacher Geſchäftsleute geführt. Die
Anklage gegen Steitz lautet in erſter Linie auf Betrug
zum Nachteil der Stadt Offenbach. Dieſer Betrug iſt da=
durch
begangen, daß er Gegenſtände, die er für ſeine per=

Brief aus Mexiko.

* Ein Freund unſeres Blattes ſendet uns nachſtehen=
den
Brief eines Deutſchen, der ſchon ſeit Jahren in
Mexiko lebt. Er gibt eine, auf eigenen Erfahrungen
beruhende intereſſante Schilderung der Kriegszuſtände in
dieſem Lande.
Mexiko, 29. Juni.
Nach unerhörten Anſtrengungen kamen wir geſtern
endlich in der Hauptſtadt an, nachdem wir teils in Wagen,
teils mit der Bahn volle zwölf Tage zu der ſonſt zwei=
tägigen
Reiſe von Potoſi bis Mexiko gebraucht hatten.
Ueberall waren die Schienen aufgeriſſen, oft auf nur ganz
kurze Strecken; doch überall bezeugten an ſolchen Stellen
die Ueberbleibſel eines Zuges, Trümmer und Leichen, daß
hier ein Ueberfall ſtattgefunden hatte. Mehrere Eiſenbahn=
brücken
ſind in die Luft geſprengt worden, oft aus purem
Uebermut und Luſt an Zerſtörung. Von der gleichen Zer=
ſtörungswut
zeugen die niedergebrannten Dörfer und
kleinen Städte, die, nachdem ſie ausgeplündert worden
waren, den Flammen übergeben wurden. Die armen Bewoh=
ner
, denen ihr Hab und Gut verloren ging, deren Saaten zer=
ſtampftwurden
und die kein Dach mehr über dem Kopfe haben,
ſind nunmehr ſelbſt auf Raub und Mord angewieſen, und
mancher der ruchloſen Brandſtifter und Mörder iſt den
erbitterten Dorfbewohnern ſchon in die Hände gefallen
und durfte auf keine Schonung rechnen. Unweit St. Eſte=
fano
, einer kleinen Stadt, die durch die Zapatiſten über=
fallen
und dem Erdboden gleich gemacht wurde, wurden
die abziehenden Räuber in einer Talſchlucht von den ver=
triebenen
Stadtbewohnern, die von nah und fern Unter=
ſtützung
erhalten hatten, umzingelt und gefangen ge=
nommen
. Man verſprach ihnen das Leben, wenn ſie ihre
Waffen und die geraubten Gegenſtände wieder herausgeben
würden, was zugeſtanden wurde. Doch getreu dem Bibelwort
Auge um Auge, Zahn um Zahn kannten die erbitter=
ten
Rächer kein Erbarmen und hielten ein Verſprechen
Räubern gegenüber für ungültig. Die Waffenloſen wur=
den
niedergemacht, und haufenweiſe türmten ſich die Lei=
chen
in der Schlucht; ein furchtbares, doch gerechtes Straf=
gericht
. Ueber 900 Zapatiſten fanden dort ihren Tod, ein
warnendes Beiſpiel für andere Räuberbanden, das zeigt,
daß auch das ruhige, Ackerbau und Handel treibende
Element in Mexiko nachgerade anfängt, die Geduld zu
verlieren und ſich ſelbſt ſein Recht zu verſchaffen.
Die Reiſe durch die verwüſteten Gebiete war nicht
angenehm; ſtundenweit kein lebendes Weſen, und wo
einſt Leben war, nur Trümmer und Leichen. Die wenigen
Menſchen, die wir antrafen, waren verwildert und ſtarr=
ten
uns aus mißtrauiſchen Augen furchtſam und hab=
gierig
zugleich an. Unſerer Anzahl (wir zählten 14 Män=
mer
und ebenſoviele Frauen und Kinder) und unſerer

guten Bewaffnung hatten wir es zu danken, daß wir nicht
ein Opfer dieſer zum Aeußerſten getriebenen armen Men=
ſchen
wurden. Trotz unſerem Mitleid mit ihnen durften
vir doch die Vorſicht keine Minute außer acht laſſen; denn
es wäre Wahnſinn geweſen, dieſen um alles gebrachten
Menſchen Vertrauen entgegen zu bringen. Streckenweiſe
konnten wir wieder die Bahn benutzen, und wir halfen
uns dadurch, daß wir unſere drei Wagen und die Zug=
pferde
auf Güterwagen verſtauten, was wir ſelbſt be=
ſorgen
mußten, denn das Zugperſonal leiſtete keinerlei
Hilfe. Stundenlang blieben wir oft auf den Strecken
liegen oder fuhren zurück, wenn dieſe dem Führer nicht
ſicher genug ſchienen. Der Zug bewegte ſich, im Gegenſatz
zu ſonſt, im Schneckentempo. In der Nähe von Avaquina
hatte ein Ueberfall auf einen Zug ſtattgefunden, und war
er auch von den Räubern genommen worden. Die Wag=
gons
rauchten noch, d. h. die Trümmer und die Geier
ſtritten ſich um die Leichen der Gefallenen. Unſer Zug
fuhr ſofort zurück, und keine Minute zu früh, denn aus
dem Walde krachten ſchon Schüſſe und die Kugeln pfiffen
über die Wagen hin. Eine zahlreiche Bande hatte den
Wald beſetzt, und ein Teil derſelben ſuchte, indem er ſich
auf die Pferde warf, unſern mit Volldampf rückwärts
fahrenden Zug zu erreichen. Zum Glück waren die An=
ſtrengungen
vergebens und wir gerettet. Die Kerle hat=
ten
wohl damit gerechnet, daß wir uns beim Betrachten
der Unglücksſtätte länger aufhalten oder verſuchen wür=
den
, die Trümmer fortzuräumen. Statt deſſen gab unſer
Führer ſofort Konterdampf, und zu ſeinem Glück, denn
wir wären wohl ſamt und ſonders verloren geweſen.
Es galt jetzt, auf einem großen Umwege per Achſe das
durch die Räuber unſicher gemachte Gebiet zu umgehen,
und wir kamen durch einen Teil der Provinz Sonora, der
von den Greueln des Krieges bisher noch verſchont ge=
blieben
war. Sei es, daß die Gegend von den ſonſt üb=
lichen
Verkehrswegen zu weit abliegt, ſei es, daß ein guter
Stern über ihr leuchtet, genug, es ſchien uns wie ein
Wunder durch die herrliche, von der Natur auf das reichſte
bedachte Gegend reiſen zu dürfen. Die Bewohner, gaſt=
lich
und überaus freundlich, wußten von den verſchiedenen
Phaſen des Kriegs nichts, ja, einige Farmbeſitzer hatten
überhaupt keine Ahnung von den Kriegswirren (!) Alle
lauſchten unſern Erzählungen und Berichten mit einem
Gemiſch von Grauen und Ungläubigkeit, und ich glaube
ſicher, daß die guten Leute uns für große Aufſchneider ge=
halten
haben. Die Vorſichtsmaßregeln, zu denen wir
rieten, wurden kaum beachtet, noch weniger angewandt,
vie denn der Mexikaner überhaupt ſehr leichtſinnig ver=
anlagt
iſt und einer Gefahr erſt dann begegnen mag, wenn
ſie bereits über ihn hereingebrochen iſt. Für die zahl=
reichen
Räuber= und Rebellenbanden wäre die Gegend ein
gefundenes Freſſen, denn wir ſahen ungeheure Vieh= und
jerdehorden bier weiden, die für dieſelhen gut zu ge=

brauchen wären. Es war eine wahre Wonne nach all der
Verwüſtung und all dem Elend durch dieſen noch unbe=
rührten
Landſtrich zu fahren, und die ganze verſchwende=
riſche
Fülle, welche die Natur über dieſes ſchöne Land
ausgießt, betrachten zu dürfen. Rieſige Olivenfelder,
wogende Kornfelder und ſaftige Wieſen wechſeln ſtetig ab,
dazwiſchen Dörfer und kleine Farmen, alle den Wohlſtand
ihrer Bewohner verratend. Und wenn man bedenkt, wie
bald all die Schönheit und all der Reichtum vernichtet
wird, wenn das Schickſal es fügt, daß eine der Banden
Kenntnis von dieſem Paradies bekommt. Gebe Gott, daß
die freundlichen Bewohner von einem Schickſal, dem ihrer
Landsleute gleichend, bewahrt bleiben.
Bei dem Kreuzungsort Pulguas erreichten wir die
Bahnſtrecke wieder, und hier begannen auch ſchon die
Greuel der Verwüſtung; denn je näher wir der Hauptſtadt
kamen, deſto trauriger wurden die Zuſtände. Hier, wo die
Zapatiſten ſchon ſeit dem Februar wie die Wilden hauſen,
ſteht kein Haus mehr unbeſchädigt da, und die Bewohner
ſind, ſofern ſie nicht niedergemacht wurden, geflohen.
Unſere Wagen wurden mehrmals angehalten, doch
ließ man uns ungehindert paſſieren. Es ſcheint,
daß der Oberhäuptling Zapaſto Order gegeben
hat, die Fremden zu verſchonen, und daß ſeine Leute denn
doch nicht wagen, in ſeiner nächſten Nähe ſeine Gebote zu
übertreten. Bis auf ſechs Kilometer vor der Hauptſtadt
ſahen wir berittene Banden herumſtrolchen, auch werden
die Vororte häufig von ihnen heimgeſucht. Endlich am
Abend des zwölften Tages erreichten wir Mexiko, nach
einer an Abenteuern und Gefahren ſo reichen Zeit. In
der deutſchen Geſandtſchaft fanden wir freundliche Auf=
nahme
und Auskunft über alles, was wir auf dem Herzen
hatten. Der deutſche Geſandte von Hintze beurteilt die
Lage nach wie vor ungüſtig, es ſei denn, daß Huerta ſich
mit Carranza einigt, wozu letzterer jetzt wohl leichter zu
bewegen ſein wird, da Villa ihm ſo viele Schwierigkeiten
und Aerger bereitet. Auch die in Bälde zu erwartende
Präſidentenwahl wird wohl nicht ſo glatt verlaufen, ob=
gleich
man hier ſchon genau weiß, daß kein anderer als
Huerta wiedergewählt werden wird. Die Hauptſtadt
ſelbſt iſt kaum wieder zu erkennen. Viele Läden der Aus=
länder
ſind geſchloſſen, und auch in den Reſtaurants und
fremden Klubs trifft man nur wenige Leute. Auf den
öffentlichen Plätzen iſt Kriegsmaterial aufgeſtapelt und
an vielen Stellen lagern die Truppen. Die Stadt gleicht
einem großen Feldlager, und die ſonſt ſo lebensluſtige
und betriebſame Reſidenz iſt ſtill geworden, faſt unheim=
lich
ſtill. An einen baldigen Friedensſchluß glaubt kein
Menſch; Amerika hat von Anfang an kaum mitgezählt;
ob mit der Macht Krieg oder Frieden iſt, berührt hier
wenig; die Hauptſache ſind die inneren Feinde, und da
gibt es wohl noch lange keinen Frieden.

[ ][  ][ ]

Nummer 208.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 31. Juli 1914.

Seite 3.

ſönlichen Bedürfniſſe angeſchafft hatte, von der Stadtkaſſe
bezahlen ließ. Er machte das in der Weiſe, daß er der
Stadtkaſſe fingierte Rechnungen für angebliche Anſchaffung
im Intereſſe des Friedhofs vorlegen ließ. Der zweite
Punkt der Steitz zur Laſt gelegten Straftaten iſt Unter=
ſchlagung
von Geldern, die der Stadt Offenbach gehören.
Er verkaufte Heu, Laub und Altmaterial, das Eigentum
der Stadt war, und behielt das Geld für ſich. Ferner ver=
kaufte
er abgeräumte Grabſteine, auch machte er die ſogen.
Ueberſärge, das ſind Särge, die nicht in den Verbren=
nungsofen
hineingingen, zu Geld. Weiter iſt Steitz in
einem Fall der Beſtechlichkeit überführt, da feſtgeſtellt
wurde, daß er bei Vergebung von Lieferungen Proviſion
angenommen hat. Zu bedeutenden Summen ſind die Be=
träge
angewachſen, die ſich Steitz durch die ſchamloſe Ueber=
vorteilung
von Hinterbliebenen verſchaffte. Er verkaufte
den Hinterbliebenen Sarkophage, Urnen uſw. zu unver=
hältnismäßig
hohen Preiſen, die die Leute in dem Be=
wußtſein
bezahlten, daß Steitz als Beauftragter der Stadt
handelte, daß alſo feſte Preiſe feſtgeſetzt waren. Die Ver=
handlung
, die gleich nach den Ferien ſtattfinden wird,
dürfte nur von kurzer Dauer ſein, da Steitz im weſent=
lichen
geſtändig iſt. Mit unter Anklage geſtellt werden
außer Steitz noch einige Offenbacher Geſchäftsleute, die
von den Betrügereien des Steitz Kenntnis hatten und
daran teilnahmen.
Offenbach, 30. Juli. (Verhafteter Einbre=
cher
.) In der Zeit von Samstag bis Montag wurde
hier während der Abweſenheit der Wohnungsinhaber in
zwei Wohnungen eingebrochen. Dem Diebe fielen Gold=
und Silberſachen, ſowie einige Sparkaſſenbücher in die
Hände. Eines dieſer Bücher wurde ihm jedoch zum Ver=
hängnis
. Der Eigentümer hatte nämlich vorſichtigerweiſe
rechtzeitig die Sperrung veranlaßt. Am Montag erſchien
nun der Dieb auf der Städtiſchen Sparkaſſe, um das Gut=
haben
abzuheben. Dieſe verſtändigte jedoch ſofort die
Kriminalpolizei und ſuchte den Vorzeiger des Buches
etwas aufzuhalten. Dieſer, nichts Gutes ahnend, ent=
fernte
ſich aber eiligſt. Der Kriminalpolizei, die ſofort
die Verfolgung des Flüchtlings aufnahm, gelang es, den=
ſelben
in der Domſtraße einzuholen und feſtzunehmen.
Nun entpuppte er ſich als der 28 Jahre alte, aus Wien
gebürtige Silberſchmied Karl Latin, der erſt vor eini=
gen
Tagen hier zugereiſt kam. Eine in ſeiner in der Bis=
marckſtraße
gemieteten Wohnung vorgenommene Durch=
ſuchung
förderte die geſtohlenen Sachen zutage. Es ſtellte
ſich weiter heraus, daß er auch außerhalb Offenbachs
einige Wohnungseinbrüche verübt hat. Latin wurde dem
Gericht zugeführt.
Mainz=Kaſtel, 30. Jult. (Kühnes Reiterſtück=
chen
.) Am Montag morgen nach 6 Uhr ritt ein Leutnant
vom 6. Ulanen=Regiment mit ſeinem Pferde die Brücken=
treppe
hinauf.
Worms, 30. Juli. (Leichenländung.) Im
Floßhafen wurde geſtern abend nach 7 Uhr die Leiche eines
zehn bis zwölf Jahre alten Knaben geländet. Die Leiche
muß ſchon längere Zeit im Waſſer gelegen haben, da ſie
bis zur Unkenntlichkeit in Verweſung übergegangen war.
Dem Anſchein nach iſt der Junge beim Baden ertrunken,
da er völlig unbekleidet iſt. Ueber die Perſönlichkeit iſt
noch nichts bekannt.
Gießen, 30. Juli. (In die Klinik eingelie=
fert
) wurden zwei Arbeiter vom Baſaltwerk Roth in
Herborn. Sie waren durch einen vorzeitig losgegange=
nen
Sprengſchuß ſchwer verletzt worden. Einer hatte er=
hebliche
Brandwunden im Geſicht, der andere mehrfache
Arm= und Beinbrüche erlitten. Ihr Befinden gibt zu Be=
ſorgniſſen
Anlaß.

Dem Bericht über die Tätigkeit des Denkmal=
pflegers
für die Altertümer

von April 1910 bis Ende März 1913, erſtattet von Profeſſor
Dr. Eduard Anthes, entnehmen wir folgende Ein=
leitung
: Auch dieſen Bericht darf ich mit dem Dank an
alle Behörden, ſowie an meine Mitarbeiter beginnen, be=
ſonders
auch an Leutnant a. D. Gieß, der mir wieder
mit gewohnter Sorgfalt bei der Leitung zahlreicher Aus=
grabungen
zur Seite geſtanden hat. Nicht minder gebührt
ausdrücklicher Dank der Direktion des Römiſch= Germani=
ſchen
Zentralmuſeums in Mainz, die eine große Zahl von
Funden in der bekannten ausgezeichneten Weiſe in ihren
Werkſtätten hat wieder herſtellen laſſen. Profeſſor Schu=
macher
ſelbſt bin ich für ſeine ſtete Unterſtützung durch Rat
und Tat verpflichtet. Wie die nachfolgenden Berichte zei=
gen
, wurde auch in dem von Band 3 umfaßten Zeitab=
ſchnitt
weitaus der größte Teil der beſcheidenen zur Ver=
fügung
ſtehenden Mittel zum Verfolgen von Zu=
fallsfunden
verwandt; nur wenige Unternehmungen
konnten begonnen werden, die in das freie Belieben des
Denkmalpflegers geſtellt waren. Jedenfalls wird die =
tigkeit
des Denkmalpflegers in Ausgrabungen weit über=
troffen
durch die mit bedeutenderen Mitteln wirkſame Ar=
beit
der großen Vereine; ſo hat der Mainzer Altertums=
verein
ausgedehnte Grabungen auf dem zugänglich gewor=
denen
Boden des Legionslagers hinter dem
Käſtrich unternommen; der Gießener Verein hat mit
beſtem Erfolg fortgefahren, die Beſiedelungsgeſchichte ſei=

nes Arbeitsgebiets durch zahlreiche Einzelunterſuchungen
zu klären, und auch in der Wormſer Gegend wurde die Er=
forſchung
beſonders der ergiebigen ſteinzeitlichen Siedlun=
gen
fortgeſetzt. Dieſen größeren zuſammenhängenden und
ſachgemäß durchgeführten Ausgrabungen gegenüber er=
ſcheint
es mehr und mehr als Pflicht des Denkmalpflegers,
überall bei kleineren Entdeckungen und Zufallsfunden ein=
zutreten
und ſie nach Möglichkeit zu verfolgen. Dies iſt
denn auch in ſehr vielen Fällen geſchehen, und ich habe
mich auch diesmal wieder bemüht, durch raſche, wenn ir=
gend
möglich umgehende Erledigung aller Anzeigen die
Bevölkerung immer mehr an die Meldepflicht zu gewöh=
nen
, die trotz aller Bemühungen der beteiligten Behörden
noch immer nicht ſo in Fleiſch und Blut des Volkes über=
gegangen
iſt, wie ſie es ſein ſollte. Doch ſtelle ich gern
eine wenn auch langſam fortſchreitende Beſſerung feſt.
Mit der langwierigen Arbeit der Inventariſa=
tion
der Bodenaltertümer wurde fortgefahren,
ſoweit es die Zeit erlaubte. Forſtrat Eulefeld in Lau=
terbach
hat nunmehr die Riedeſelſchen Reviere mit ihren
zahlreichen Spuren alter Kultur fertig kartiert und ſomit
einen höchſt dankenswerten Anfang geſchaffen, und Pfar=
rer
Schick in Queckborn hat ſich durch eifrige und er=
gebnisreiche
Sammlungen in zahlreichen Bezirken Ober=
heſſens
ein Verdienſt erworben. Es darf als bewieſen gel=
ten
, daß die ſüddeutſchen Hochäcker nicht in vorgeſchichtliche
Zeit zurückgehen, ſondern daß ſie verhältnismäßig jungen
Urſprungs und die Reſte der früher größer geweſenen
Ortsgemarkungen ſind. Aehnlich haben wir uns die Sache
wohl auch bei uns vorzuſtellen, wenn ſich auch der Land=
bau
in anderen Formen vollzogen hat. Im Mittelalter
waren die Feldgemarkungen größer; die Landwirtſchaft
wurde mehr extenſiv getrieben und alles Land bebaut, das
nur irgend einen Ertrag zu liefern verſprach. So kommt
es, daß man jetzt die alten Ackerterraſſen an bewaldeten
Bergen findet, wo heute niemand mehr an Ackerbau denkt.
Als man dann und das iſt noch gar nicht lange her
intenſiver zu wirtſchaften begann und lernte, den Ertrag
durch Düngen zu vervielfältigen, wurden die ſchlechten
Aecker aufgegeben, beſonders die entlegenen; die Gemar=
kungen
zogen ſich zuſammen. Lehrreich iſt, daß Miniſter
Fr. K. v. Moſer in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts
der ländlichen Bevölkerung dringend die Anwendung von
Dung empfahl; durch Verbeſſerung der um das Dorf ge=
legenen
Aecker könnten ſie die an der Peripherie liegenden
als ſolche eingehen laſſen und ſie zu Wald machen, an dem
es ſo wie ſo den Gemeinden vielfach gebreche.
Daß ſich in der Volksüberlieferung von dieſem Sta=
dium
landwirtſchaftlicher Entwickelung keine Erinnerung
mehr erhalten hat, darf nicht irre machen; es iſt merkwür=
dig
, wie raſch manche Begebenheiten und Zuſtände völ=
liger
Vergeſſenheit anheimgefallen ſind, wie ſich an vielen
Beiſpielen nachweiſen läßt, während andere, beſonders
hervorſtechende Einzelheiten ſich in Ueberlieferung oder.
Sage bis auf unſere Zeit herübergerettet haben. Soviel
muß geſagt werden: Für den prähiſtoriſchen Urſprung der
Ackerraine und Terraſſen fehlt zurzeit jeder Beweis und
ſie ohne ſolchen als vorgeſchichtlich in Anſpruch zu nehmen,
wäre methodiſch falſch, ſolange der mittelalterige Urſprung
wahrſcheinlicher iſt. Damit ſoll durchaus nicht geſagt
werden, daß dieſe Form des Ackerbaues als eine an ge=
neigten
Flächen ſelbſtverſtändliche nicht auch ſchon in
Zeiten geübt worden ſein kann, in die keine Ueberlieferung
zurückreicht. Gewiß ſind an verſchiedenen Stellen die
runden und ovalen kleinen Abflachungen, die Podien, als
Hüttenböden mit deutlichen Reſten der Bewohnung er=
wieſen
worden, aber in wenigſtens ebenſo zahlreichen
Fällen wurden nicht die mindeſten Ueberreſte gefunden,
weder Pfoſtenlöcher, noch Herdſteine oder Scherben, die
nie fehlen, wo einſt Menſchen gehauſt haben. Es iſt dem=
nach
nicht ausgeſchloſſen, daß dieſelbe Bodenerſcheinung
verſchiedenen Zwecken gedient hat, daß ſie alſo, beſonders
im Zuſammenhang mit erwieſen vorgeſchichtlichen Denk=
mälern
wie Ringwällen als Hüttenplätze anzuſehen ſind,
während wir in vielen anderen, ja vielleicht den meiſten
Fällen eine Erklärung verſuchen müſſen. Die einfachſte
wird auch hier die beſte ſein: wir werden in den Podien,
da, wo ſie ſich nicht durch Funde als Wohnplätze auswei=
ſen
, die Spuren der reinigenden Hand des Landmanns
erblicken müſſen.
Ein weiterer indirekter Hinweis verdient ebenfalls
hervorgehoben zu werden. Ich habe Tauſende von Acker=
rainen
und Grabhügeln in den oberheſſiſchen Wäldern ge=
ſehen
; in nicht einem einzigen Fall ſitzt ein Hügel auf
einer Terraſſe, ſo daß auf eine frühere Entſtehung der
letzteren geſchloſſen werden könnte. Anzunehmen, daß
wegen des häufigen gemeinſamen Vorkommens von Ter=
raſſen
, Podien und Grabhügeln alle gleichzeitig ſein müß=
ten
, wäre durchaus verfehlt und gänzlich unbeweisbar.
Alſo muß zunächſt ein offenes non liquet ausgeſprochen,
dabei aber hervorgehoben werden, daß dennoch das Stu=
dium
dieſer auffallenden Erſcheinungen fortgeſetzt werden
muß; denn das Reſultat iſt ſchließlich poſitiv, wie es auch
ausfallen mag: was die Prähiſtorie verliert, gewinnt die
Hiſtorie. Die fortſchreitende Erforſchung der mittelalte=
rigen
Geſchichte Oberheſſens, beſonders aber die beſonnene
Art der Flurnamenforſchung, wie ſie in Heſſen
unter der Leitung von Archivdirektor Dr. Dieterich
betrieben wird, ſind dazu berufen, im Lauf der Zeit zu der

Löſung auch dieſes Rätſels beizutragen. Einſtweilen muß
die Kartierung aller der genannten Reſte fortgeführt wer=
den
, und wenn einmal für einen enger umgrenzten Be=
zirk
die alten Fluren und nachweisbaren Wüſtungen in
die demnächſt erſcheinende hiſtoriſche Grundkarte einge=
tragen
werden können, wird wohl manche dieſer Fragen
ſich von ſelbſt löſen.

Reich und Ausland.

Aus der Reichshauptſtadt, 29. Juli. Eine vör=
zeitige
Rückkehr der Ferienreiſenden hat
das ſchon ſeit Tagen anhaltende regneriſche Wetter zur
Folge. Von der See wie auch aus der ländlichen Stille
und aus dem Gebirge kehren die Sommerreiſenden in gro=
ßen
Scharen zu den heimatlichen Penaten zurück, da die
Wetterprognoſe keine baldige Aenderung der naßkalten
Witterung verheißt und es unter ſolchen Umſtänden da=
heim
am gemütlichſten iſt. Die aufgeweichten Landwege
ſind im Verein mit der geſunkenen Temperatur von Luft
und Waſſer nicht dazu angetan, die Freude an der Som=
merfriſche
aufrecht zu erhalten. Viele Tauſende von Fa=
milien
haben deshalb kurzerhand Schluß gemacht und
ſind in ihr Heim zurückgekehrt. Die vorzeitige Rückkehr
wird in den kommenden Tagen noch markanter in Er=
ſcheinung
treten, zumal auch die unſichere politiſche Lage,
der Kriegsalarm uſw. ihr Teil dazu beitragen. Die
67 Jahre alte Rentiere Jenny Meyer aus der Tantener
Straße, auf die in einem Hausflur ein Mordverſuch
verübt worden war, iſt geſtern ihren Verletzungen erlegen.
Der unter dem Verdacht der Täterſchaft in das Charlot=
tenburger
Gefängnis eingelieferte frühere Paſtor Schmidt
leugnet nach wie vor, mit dem Vorkommnis in Verbin=
dung
zu ſtehen, doch ſoll das gegen ihn vorliegende Be=
laſtungsmaterial
ſehr bedeutend ſein. Der Bankier
Eugen Bieber, Inhaber des Bankhauſes M. und J.
Bieber=Potsdam, und ſeine Ehefrau ſind heute nacht in
einem Berliner Hotel vergiftet aufgefunden
worden. Die Urſache des Selbſtmordes ſoll in Ver=
luſten
durch Kriegswirren von über 250000 Mark zu ſuchen
ſein.
In dieſen Tagen haben die zahlreichen öſterreichi=
ſchen
Wehrpflichtigen Berlin verlaſſen, um zu
ihrem Kommando zu eilen. Viele von ihnen hatten die
Geſtellungsorder nicht abgewartet. Die Zahl der in Ber=
lin
lebenden Oeſterreicher iſt ſehr groß und wird auf etwa
50000 berechnet, von denen die meiſten ein gutes und aus=
kömmliches
Brot hier gefunden haben. Beſonders zahl=
reich
ſind die Oeſterreicher, wie bekannt, unter den Schau=
ſpielern
, Friſeuren und Kellnern, und manchen von ihnen
wird es ſicher nicht leicht gefallen ſein, eine vielleicht ſchwer
errungene Lebensſtellung zu verlaſſen. Sie kamen trotz=
dem
ihrer Pflicht nach, und ſchon am Sonntag ſah man
die Züge auf dem Anhalter Bahnhof voll wie nur je in
den beſten Tagen des Ferienverkehrs. Der Eiſenbahnver=
kehr
nach Oeſterreich wickelte ſich bis jetzt glatt ab; wie
lange das allerdings dauert, wird niemand votherſagen
können.
Spandau, 30. Juli. (Fünf Wochen Gefängnis
wegen Tierquälerei.) Eine exemplariſche
Strafe verhängte das Schöffengericht gegen einen Fuhr=
mann
, der ſein Pferd ſchwer mißhandelt hatte. Er war
mit einem Einſpänner mit ſechs Perſonen auf dem Wege
von Seegefeld nach Spandau. Das Pferd war des ſan=
digen
Weges wegen bald am Ende ſeiner Kräfte, ſo daß
die Fahrgäſte ausſtiegen. Der Angeklagte hatte ſchon vor=
her
ſinnlos auf das Pferd losgeſchlagen. Jetzt riß er vor
Wut eine junge, am Wege ſtehende Kiefer heraus und
ſchlug damit unbarmherzig auf das Tier los. Ein
Schlächtermeiſter und deſſen Geſelle brachten den Vor=
fall
zur Anzeige. Das Gericht erkannte auf fünf Wochen
Gefängnis.
Korſchen, 29. Juli. (Eine Windhoſe.) Ein
folgenſchweres Naturereignis trug ſich nach
der Bart. Z. Freitag bald nach Mittag auf dem
Remontedepot Wendehnen bei Korſchen zu. Eine Wind=
hoſe
von großer Mächtigkeit kam dahergeſauſt, hob das
Dach einer Feldſcheune ab und trug es fort. Danach
hob ſie das 73 Meter lange Dach des neu erbauten
Remonteſtalles mit dem 2½ Meter hohen Krempel ab
und trug es über hohe Bäume hinweg viele Meter weit,
um ſchließlich auf das Dach einer neuen Scheune nieder=
zufallen
, alles zerbrechend und zerſchmetternd. 10 Meter
lange Balken drangen durch das Dach durch. Glück=
licherweiſe
ſind Menſchen nicht zu Schaden gekommen,
da gerade Mittagspauſe war. Einige erwachſene Mädchen
wurden zwar erfaßt und, ehe ihnen recht zum Bewußt=
ſein
kam, wie ihnen geſchah, über einen 1½ Meter hohen
Zaun hinweggetragen; ſie erlitten einige Quetſchungen,
kamen im übrigen aber mit dem Schrecken davon. Das
Getreide, über das die Windhoſe ihren Weg nahm, iſt
auf eine Breite von zehn Metern wie glatt gewalzt. An
dem Widerſtand der Scheunen brach ſich die Windhoſe,
mmerhin hatte ſie noch ſo viel Kraft, zwei Chauſſee=
bäume
abzubrechen. Der entſtandene Schaden iſt recht
bedeutend, zumal durch den folgenden Regen auch das
n den Scheunen befindliche Getreide gelitten hat.

Feuilleton.

* Die Haartracht der eleganten Frau ſo ſchreibt
man der Köln. Ztg. aus Paris iſt gegenwärtig ſehr
hoch und anſteigend, etwa wie ein abgeſchrägter Helm.
Sie geht ziemlich glatt aus der Stirn fort, erlaubt den
Scheitel nur noch in andeutungsweiſer Art, ſo daß die
Schläfen frei bleiben. Die Ohren dürfen verdeckt ſein,
jedoch ſollen das nicht die Scheitel tun, ſondern das loſe,
überfallende Seitenhaar. Auch die Stirn bleibt gewöhn=
lich
bis auf zwei von den Schläfen gegeneinander gerollte
Locken frei. Erlaubt ſind aber Stirnfranſen, die ein wenig
gewellt getragen werden. Die Wellen in dem ſanft an=
ſteigenden
Haar werden immer weiter und breiter aus=
einanderſtehend
gemacht. Der Haarknoten als ſolcher iſt
verpönt. Man ſucht etwas darin, das Haar in gleichmäßi=
ger
, ungebrochener Linie anzuordnen, ſo daß man keinen
Anfang und kein Ende ſieht, immer unter Wahrung der
Helmform. Natürlich liegt dafür unter dem Haar eine
Einlage, und zwar eine ſolche aus hohlem Geflecht. Als
einzige kleine Abweichung iſt erlaubt, linksſeitig höher
als rechts zu ſteigen. Dieſe Neigung unterſtützen auch die
Zierate, die im Haar getragen werden. Unter dieſen tre=
ten
zur Tagesfriſur die ſteingeſchmückten Kämme und
Nadeln, ſowie Spangen und Bänder an erſter Stelle. Die
Bänder werden entweder aus ſchwarzem Sammetband oder
aus Jettſchnüren, für dunkles Haar auch aus Bernſtein
gewählt. Schmales, ſchwarzes Atlasband, mit Jett oder
Straß beſetzt, gehört gleichfalls zu den Tageszieraten.
Die Bänder winden ſich aus dem Haar heraus und hin=
ein
. Für den Abend ſind Blumen als Haarſchmuck bei=

nahe Alleinherrſcher. Sie werden als Kränze, die aber
ein wenig ſchief ſitzen und linksſeitig bedeutend höher
ſteigen als rechts, oder einzeln getragen. Für die Einzel=
blüten
hat man eigenartige Neuſchöpfungen, ſo beiſpiels=
weiſe
in blondem Haar ſchwarze Sammetblumen mit
Rheinkieſelkelchen, oder enzianblaue Atlasblüten mit blaß=
grünem
Herzen auf dunklem Haar.
* Die Glocke der Entente cordiale eine zeitgemäße
Erinnerung. Franzöſiſche Blätter erinnern in dieſen auf=
geregten
Tagen, da die Kriegswetter ſich ſo drohend über
Europa zuſammenballen, an den friedlichen Klang einer
Glocke, die in der Pfarrkirche zu Chatellerault hängt.
Dieſe Glocke der franzöſiſch=ruſſiſchen Entente, wie ſie=
genannt
wird, iſt 1892 vom Zaren Nikolaus II. aus fol=
gendem
Anlaß geſtiftet worden: Der Abſchied der ruſſi=
ſchen
Offiziere wurde gefeiert, die gekommen waren, um
die Lieferung der 600000 vom Zaren Alexander III. be=
ſtellten
Gewehre abzunehmen. Damals hielt der Pfarrer
von Châtellerault eine Anſprache, die in dem Wunſch
ipfelte: Mögen dieſe Waffen dazu dienen, den Frieden
und die Verbrüderung der Völker zu verteidigen!‟ Dieſe
Worte wurden dem Zaren mitgeteilt, und einige Monate
ſpäter herrſchte große Freude in Châtellerault, denn aus
St. Petersburg war ein Geſchenk eingetroffen. Es war
eine ſchöne, große Glocke, in den kaiſerlich ruſſiſchen Gieße=
reien
hergeſtellt und prachtvoll ausgeſchmückt. Sie zeigte
in goldenen Medaillons die Bildniſſe der Zaren Alexan=
der
III. und Nikolaus IIII. und der franzöſiſchen Präſiden=
ten
Carnot und Faure und trug in ruſſiſchen und fran=
zöſiſchen
Buchſtaben die Inſchrift: Länte den Frieden
und die Brüderſchaft der Völker ein. Alexander=Nikolans

Die franzöſiſchen Blätter beſchließen die Geſchichte mit
dem Wunſch: Möge ſie auch heut läuten, dieſe Friedens=
glocke
der Entente cordiale .
C. K. St. Bureaukratius und der Phonograph. Vor
3 Jahren ſtarb in Paris eine Frau und vermachte dem
31. Infanterie=Regiment in Melun einen Phonographen.
Der Oberſt des Regiments nahm die Stiftung an, im
Unteroffizierkaſino ſollte der Apparat Aufſtellung finden.
Allein St. Bureaukratius iſt ein Feind von Ueberſtürzung.
Er machte ſich an die Arbeit, und nun endlich wird die
Frucht ſeines Fleißes genießbar. Im Offiziel erſcheint
ein Dekret: Der Präſident der Republik, auf Bericht des
Kriegsminiſter uſw., auf Grund des Codizill vom
10. Juli 1911 . . ., gemäß den Beſcheinigungen . . . gemäß
des Schreibens des Seine=Präfekten . . ., nach Paragraph
910 des Code civil . . ., gemäß dem Dekret von 1896 uſw.
beſtimmt hiermit: Paragraph 1. Der Kriegsminiſter iſt
ermächtigt, die Stiftung eines Phonographen für das
31. Infanterie=Regiment anzunehmen. Paragraph 2. Der
Kriegsminiſter wird beauftragt, dies Dekret auszuführen.
Gegeben zu Paris am 6. Juli 1914. Der Präſident der
Republik: gezeichnet: R. Poincaré. Der Kriegsminiſter:
gez. Meſſimy. Nun endlich kann der Herr Oberſt ſeinen
Phonographen holen laſſen. Hoffentlich funktioniert er
noch . .
** Aktueller Witz. Zwei Darmſtädter unterhalten ſich
über den Krieg. Der eine ſagt: Nun geht’s los! Aber
die Franzoſen haben ja keine Stiefel worauf der an=
dere
ſchlagfertig erwiderte: Die Wichſe dafür könnten wir
ihnen liefern.

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Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 31. Juli 1914.

Nummer 208.

Der öſterreichiſch=ſerbiſche Krieg.

Keine Mobilmachung in Deutſchland.

* Berlin, 30. Juli. Die Meldung, daß der Kai=
ſer
die Mobilmachung des Heeres und der Marine
angeordnet habe, iſt unwahr.
Eine Kundgebung des Deutſchen Arbeiterkongreſſes.
* Eſſen, 30. Juli. Der Ausſchuß des Deut=
ſchen
Arbeiterkongreſſes, in dem die chriſt=
ſich
=nationalen Gewerkſchaften, evange=
liſchen
und katholiſchen Arbeitervereine,
deutſch=nationale Handlungsgehilfen=
und Staatsangeſtelltenverbände mit zuſam=
men
1¼ Millionen Mitgliedern vereinigt ſind, veröffent=
licht
ſoeben folgende Kundgebung: Einig mit allen
national geſinnten Volksgenoſſen in dem Wunſche nach
Erhaltung des Friedens, ſoweit dies mit der Ehre des
Deutſchen Reiches und ſeiner Bündnispflicht vereinbar iſt,
erhebt der Ausſchuß des Deutſchen Arbeiterkongreſſes
Einſpruch gegen die von ſozialdemokra=
tiſcher
Seite veranſtalteten Kundgebun=
gen
. Dieſe können im Auslande den Eindruck erwecken,
als ſei die deutſche Nation im Falle kriegeriſcher Verwicke=
lungen
nicht einig und geſchloſſen. Darin liegt eine Ge=
fährdung
des Friedens. Das ſozialdemokratiſche
Gebaren entſpringt einem Agitationsbedürf=
nis
, das geeignet iſt, bei den Anhängern jener politiſchen
Gruppe einen törichten Machtdünkel zu erwecken, der in
keinem Verhältnis zu dem geringen Einfluß der Sozial=
demokratie
im deutſchen Volksleben ſteht, deſſen Folgen
aber für die Nation und die Arbeiter ſehr bedenklich ſein
können. Der Ausſchuß des Deutſchen Arbeiterkongreſſes
ſtellt feſt, daß die große Mehrheit der deutſchen Arbeiter
und Angeſtellten mit den ſozialdemokratiſchen Treibereien
nichts gemein hat, ſie vielmehr entſchieden verurteilt. Die
deutſchen Arbeiter und Angeſtellten ſtehen in Fragen
der Ehre und der Verteidigung des Va=
terlandes
mit den national geſinnten Volksgenoſſen
aller Stände zuſammen.

Die Begeiſterung in Oeſterreich=Ungarn.

* Wien, 30. Juli. Nicht nur in Wien, ſondern auch
in den Provinzhauptſtädten erreichten die Kundgebun=
gen
patriotiſcher Begeiſterung heute ihren
Höhepunkt. Ueberall wurden Hochrufe auf Kaiſer und
Heer und Rufe zugunſten des Krieges ausgebracht. Die
Offiziere waren Gegenſtand ſtürmiſcher Kundgebungen;
ſo wurden in Lemberg mehrere Offiziere auf der Straße
vom Publikum auf die Schultern gehoben und unter dem
Jubel der Bevölkerung durch die Straßen getragen.
* Wien 30. Juli. Die heutigen Kundgebun=
gen
übertrafen die bisherigen weit an Stärke und
Kriegsbegeiſterung. Sämtliche Veteranenvereine
und Kriegerkorps veranſtalteten vor dem Rathauſe pa=
triotiſche
Kundgebungen, an denen eine tauſendköpfige
Menge teilnahm. Der Bürgermeiſter hielt eine
Anſprache, die mit brauſenden Ovationen und Hoch=
rufen
auf den Kaiſer und die Armee, auf Oeſterreich, Kai=
ſer
Wilhelm und Deutſchland aufgenommen wurde. Dar=
auf
zog die Menge vor das Deutſchmeiſter=Denkmal und
das Kriegsminiſterium, wo ſich im Laufe des Nachmittags
ungeheure Maſſen anſammelten. Hier fanden förmliche
Verbrüderungsſzenen ſtatt. Der Jubel wollte kein Ende
nehmen. Die Kundgebungen dauerten bis in die ſpäten
Abendſtunden.
* Wien, 30. Juli. Der Gemeinderat trat ge=
ſtern
zu einer außerordentlichen Sitzung zuſammen. Saal
und Galerien waren dicht gefüllt. Der Bürgermeiſter hielt
eine wiederholt von ſtürmiſcher Zuſtimmung unterbro=
chene
Rede, in der er auf die an dem Thronfolger und ſei=
ner
Gemahlin verübte Untat hinwies und ausführte, daß
die öſterreichiſch=ungariſchen Bataillone in einen gerechten
Kampf hinausziehen, um die Ehre des Vaterlandes zu
ſchützen. Er forderte den Gemeinderat auf, die Schwie=
rigkeiten
des Kriegszuſtandes in raſtloſer Arbeit zu über=
winden
und ſchloß mit einem begeiſtert aufgenommenen
Kaiſerhoch. Der Bürgermeiſter kündigte an, daß eine
Sammelſtelle für Geld und Liebesgaben für die Soldaten
und deren Familien errichtet worden ſei, und daß der Ge=
meinderat
ſich mit 50 000 Kronen an die Spitze der Samm=
lung
ſtelle. Die Anweſenden ſangen die Volkshymne.
Der Stadtrat Wiens bewilligte 100000 Kronen für das
öſterreichiſche Rote Kreuz.
* Peſt, 30. Juli. Die Kriegsbegeiſterung
iſt hier überall auf dem Höhepunkt. In Kronſtadt ſangen
die Sachſen zuſammen mit den Ungarn das Rakoczy=
Lied und ſchloſſen Verbrüderung. Die Sammlungen für
die Familien der Einberufenen betragen bereits eine halbe
Million Mark.
Die Rückkehr des Kaiſers nach Wien.
* Wien, 30. Juli. Zum zweiten Male unterbricht
in dieſem Jahre der Kaiſer ſeinen Aufenthalt in Iſchl,
um nach der Reſidenz zurückzukehren. Die Nachricht von
der Ankunft des Monarchen hat in der Stadt
unbeſchreiblichen Jubel hervorgerufen. Allenthalben ſind
Vorbereitungen getroffen, die dem Herrſcher Zeug=
nis
ablegen ſollen von der glühenden Liebe, dem
hohen Patriotismus und der hinreißenden
Begeiſterung der Wiener Bevölkerung.
Die Ankunft des Monarchen iſt auf 12.15 Uhr angeſetzt.
Schon um 8 Uhr morgens begann eine wahre Völkerwan=
derung
nach Penzing. Männer, Frauen und Kinder mit
Fahnen, ſämtliche Korporationen und Vereine mit Fahnen
und Muſikkapellen zogen hinaus und beſetzten die Straßen
vom Schloßtor in Schönbrunn bis zum Bahnhof in Pen=
zing
. Die Häuſer in Penzing und Hietzing tragen Fahnen
und Schmuck. In muſterhafter Ordnung und Ruhe harren
die Maſſen der Ankunft des Monarchen.
* Linz, 30. Juli. Kurz nach 9 Uhr vormittags be=
rührte
der Kaiſer auf der Durchreiſe Linz. Auf dem
Bahnhof hatten ſich der Erzherzog Joſef Ferdinand, die
Generalität und ſämtliche Offiziere der Garniſon einge=
funden
. Der Kaiſer ſchritt das ganze Offiziersſpalier ab
und ſagte zu den Offizieren: Es hat mich ſehr gefreut,
die Herren hier zu ſehen. Ich ſage Ihnen zum Abſchied
in dieſer ernſten Stunde nur wenige Worte: daß ich auf
den guten Geiſt, die Ausdauer und Tapferkeit meiner Ar=
mee
baue. Als der Kaiſer ſich verabſchiedete, ſagte er:
Ich wollte den Frieden erhalten.
* Wien, 30. Juli. Der Kaiſer und der Thron=
folger
ſind heute mittag in Wien eingetroffen
und haben ſich nach Schönbrunn begeben. Die Begrüßung
des greiſen Monarchen durch die ſeit dem frühen Morgen
auf den Kaiſer harrende Wiener Bevölkerung, von der
ſich Hunderttauſende in der Einfahrtſtraße eingefunden
hatten, geſtaltete ſich zu einer einzigartigen und überwäl=
tigenden
Kundgebung für den Herrſcher.

Die anderen Mächte.

Italien.
* Rom, 30. Juli. Die Tribuna nimmt jetzt offen in
einem Leitartikel Partei für die Dreibundpoli=
tik
. Das Intereſſe Italiens liege heute darin, daß es
oyal und voll zum Dreibund halte und ſoviel wie mög=
lich
den benachbarten Verbündeten gegen Angriffe und
Intrigen unterſtütze und verteidige. Denn das Anſehen
und die Stärke des Verbündeten ſei ein Teil der Stärke
und des eigenen Anſehens Italiens in Europa, zumal
ſeit langen Jahren der Dreibund den Frieden bis heute
erhalten habe. Italien müſſe eine ehrliche, klare und ent=
ſchiedene
Politik betreiben.
Frankreich.
* Paris, 30. Juli. Die Gruppe der Radika=
len
und radikalen Sozialiſten ließ durch eine
Abordnung geſtern nachmittag dem Miniſterpräſidenten
eine Erklärung überreichen, in der ausgedrückt wird,
daß die Gruppe die Feſtigkeit und Weisheit der Regie=
rung
in der gegenwärtigen Lage anerkenne und ſich in
patriotiſchem Gefühl und Vertrauen auf das engſte mit
ihr ſolidariſch erklärt.
* Paris, 29. Juli. Angeſichts der ſich zuſammen=
ballenden
Kriegswolken iſt die Stimmung der fran=
zöſiſchen
Bevölkerung durchaus nicht roſig, weder
in Paris noch in der Provinz. Von Kriegsluſt iſt trotz
aller Hetzereien der nationaliſtiſchen Blätter, die dem
franzöſiſchen Volke Deutſchland als den Urheber des dro=
henden
Krieges hinſtellen, nichts zu ſpüren. Dagegen
macht ſich im Publikum bereits eine bemerkenswerte Um=
ruhe
wegen der Sicherheit der Spargelder
bemerkbar. Dem Journal zufolge war der Andrang des
Publikums zu mehreren Sparkaſſen in Paris zum Zwecke
der Zurückziehung der Einlagen geſtern ſo ſtark, daß die
Polizei einen beſonderen Ordnungsdienſt einrichten mußte.
Die Banken und öffentlichen Kaſſen weigern ſich, auf Pa=
pier
zu wechſeln und ſogar darauf herauszugeben. Sie
halten alles Gold= und ſelbſt das Silbergeld in ihren
Kaſſen zurück. Auch Geſchäfte folgen ihnen ſchon ſtellen=
weiſe
darin, indem ſie lieber auf den Verkauf einer Ware
verzichten, als Papiergeld anzunehmen. Es ſind verſchie=
dene
Fälle bekannt, daß Pariſer Familien infolgedeſſen
die Hauptſtadt verlaſſen haben, um vorläufig in der Pro=
vinz
zu verbleiben.
* Paris, 30. Juli. (Agence Havas.) Ein Mittags=
blatt
veröffentlichte heute vollkommen unrichtige Angaben
über Entſchlüſſe militäriſcher Art, die von der
Regierung gefaßt worden ſeien. Dieſe Nacht hat kein Mi=
niſterrat
im Elyſée ſtattgefunden. Die Einberufung der
Reſerviſtenklaſſen iſt keineswegs beabſichtigt. Die Regie=
rung
hat unverzüglich Maßnahmen ergriffen, um die Wei=
terverbreitung
durchaus phantaſtiſcher Gerüchte
zu verhindern.
* Paris, 30. Juli. Die heutige Vormittags=
ſitzung
des Miniſterrats unter dem Vorſitz des Präſi=
denten
Poincaré war vollſtändig der Beſprechung
der auswärtigen Lage gewidmet. Wegen der
gegenwärtigen Umſtände wurde beſchloſſen, täglich im
Elyſée eine Miniſterberatung abzuhalten.
* Paris, 31. Juli. Der Marineminiſter er=
klärt
, daß die über die Vorſichtsmaßregeln des Heeres
und der Flotte verbreiteten Nachrichten nicht zu=
treffend
ſind.
* Paris, 30. Juli. Die Staatsanwaltſchaft
leitete das Strafverfahren gegen den Direktor und
den Geſchäftsführer eines Blattes ein, das mittags
falſche Nachrichten über die Mobilmachung ver=
öffentlicht
hatte.
* Paris, 30. Juli. Der ruſſiſche Botſchaf=
ter
Iswolski beſuchte heute vormittag den Miniſter=
präſidenten
Viviani.
England.
* London, 30. Juli. (Oberhaus.) In Beantwor=
tung
einer Anfrage Lansdownes ſagte Morley, er
habe ſehr wenig über die Lage mitzuteilen. Ganz Eu=
ropa
ſei wie aus einem Traum erwacht. Es ſei ſich der
weitreichenden Möglichkeiten, die ſich angeſichts der Kriegs=
erklärung
eröffneten, lebhaft bewußt. Was den beſten Weg
betreffe, den Krieg von den zunächſt nicht unmittelbar be=
treffenen
Gebieten abzuwenden, ſo ſeien alle anderen Län=
der
hierüber in Unterhandlung begriffen. Ueber den An=
teil
der britiſchen Regierung an dieſen internatio=
nalen
Verhandlungen habe er dem bereits geſtern Geſag=
ten
nichts mehr hinzuzufügen. Die Regierung werde ihre
ernſtlichen Bemühungen unabläſſig fortſetzen, da ſie mit
allen Komplikationen und Schwierigkeiten der europäiſchen
Situation wohl vertraut ſei. Sie werde nicht von ihren
Anſtrengungen ablaſſen, der Sache des internationalen
Friedens zu dienen, um eine ſo ungeheure Kataſtrophe
zu vermeiden.
* London, 30. Juli. Amtlich wird gemeldet, daß
die militäriſchen Behörden keine Maßregeln ge=
troffen
haben, die den Charakter einer Mobiliſie=
rung
hätten. Die einzigen Befehle, die gegeben worden
ſind, ſind lediglich Vorſichtsmaßregeln und tragen defen=
ſiven
Charakter. Die Maßregeln der Marine ſind eben=
falls
Vorſichtsmaßregeln und keine Mobiliſierung iſt ange=
ordnet
worden. Die Blätter melden, daß die erſte Flotte
geſtern von Portland unter verſiegelter Order nach weſt=
licher
Richtung in See gegangen iſt.
* London, 30. Inli. Daily Telegraph ſagt, Eng=
land
bleibe der Tripel=Entente treu und ſei vollkommen
bereit, ſeine Verpflichtungen gegenüber der Entente zu er=
füllen
. Der Standard ſchreibt, man müſſe ſich dar=
über
klar ſein, daß England ſich in keinerlei Ver=
pflichtung
befinde. Sir Edward Grey habe noch am
12. Juli im Parlament erklärt, daß England im Falle
eines Bruches zwiſchen europäiſchen Mächten vollſtändig
freie Hand habe.
* London, 30. Juli. Weſtminſter Gazette ſchreibt:
Wir vertrauen, daß Grey jedes denkbare Mittel
erſchöpfen wird, um Frieden durch eine Kon=
ferenz
und Verhandlungen zu erhalten.
Inzwiſchen ſind wir entſchieden gegen den Verſuch, ſeine
Hände zu binden und ihn ſchon im voraus auf einen be=
ſtimmten
Kurs des Handelns feſtzulegen. Seine einzige
Ausſicht, Europa in dieſer Lage zu helfen, iſt, wenn er un=
parteiiſch
als Vermittler zwiſchen den Lagern ſteht. Der
Gedanke, daß, während er ſeine Unintereſſiertheit
betont, er tatſächlich ein Parteigänger wäre, würde für je=
den
Einfluß, den er auf die Mächte des Dreibundes aus=
üben
könnte, verhängnisvoll ſein. Niemand kann ſagen,
wie ſich die Dinge entwickeln, und was unſere Pflicht in
dieſer Woche erheiſcht. Es ſind zweifellos Umſtände denk=

bar, unter denen England kein unintereſſierter
Zuſchauer des europäiſchen Konflikts bleiben könnte.
Alle Mächte ſind in der Lage, die Umſtände zu beurteilen
und ſie zu vermeiden. Aber, wir haben Intereſſen und
Verpflichtungen zu berückſichtigen, die jede Entſcheidung
ernſtlich berühren, die wir betreffend des europäiſchen
Konfliktes treffen mögen, nämlich die Sicherheit Indiens
und das Intereſſe des überſeeiſchen Dominions und Be=
ſitzungen
. Es iſt müßig, in einem ſolchen Augenblick zu
ſprechen, als ob wir unbegrenzte Streitkräfte hätten, die
wir vollſtändig für militäriſche Unternehmungen in Europa
beſtimmen könnten, ohne an die gewaltigen Intereſſen an=
derwärts
zu denken, die unſerer Obhut anvertraut ſind.
* London, 30. Juli. Staatsſekretär Grey, der
den ganzen Vormittag im Miniſterium des Aeußern blieb,
hatte um 12,30 Uhr eine Beſprechung mit dem Premier=
miniſter
Asquith.
* Malta, 30. Juli. (Agence Havas.) Die ganze
Nacht dauerten die militäriſchen Vorbereitun=
gen
an. Sämtliche auf Urlaub befindlichen Offiziere
ſollen zurückberufen worden ſein. Das Arſenal arbeitete
die ganze Nacht. Vorſichtshalber iſt der Mobiliſierungs=
zuſtand
angeordnet worden.
* Gibraltar, 30. Juli. Heute vormittag iſt hier
eine Proklamation über die zur Verteidigung der
Bay zu treffenden Vorſichtsmaßregeln veröffentlicht
worden.
Spanien.
* London, 30. Juli. Wie aus Gibraltar gemeldet
wird, hat die ſpaniſche Flotte den Befehl erhalten,
ſich bei den Baleariſchen Inſeln zu ſammeln. Ein Teil
der Schlachtſchiffe iſt bereits dorthin abgegangen.
Die Niederlande.
* Amſterdam, 30. Juli. Das Amtsblatt ver=
öffentlicht
eine Erklärung, daß die Niederlande wäh=
rend
des öſterreichiſch=ſerbiſchen Krieges ſtreng neutral
bleiben werden
* Haag, 31. Juli. Mit Rückſicht auf die unruhige
Lage wurde die Schutzreſerve im ganzen Lande zu den
Waffen gerufen. Das Gerücht von einer Mobiliſa=
tion
. iſt nicht beſtätigt.
Rumänien.
* Paris, 29. Juli. Der Bukareſter Korreſpondent
des Temps meldet: Ich erfahre aus guter Quelle, daß
Rumänien den Vertretern der fremden Mächte über
ſeine Haltung folgendes geſagt hat: 1. Rumänien inter=
veniert
zugunſten Serbiens, wenn Bulgarien eingrei=
fen
ſollte. 2. Rumänien interveniert, wenn der territo=
riale
Beſitz Serbiens geſchmälert werden ſollte. 3. Rumä=
nien
bleibt in dem öſterreichiſch=ſerbiſchen Kriege neu=
tral
, wenn die erſtgenannten zwei Punkte beachtet wer=
den
. Ueber dieſe ſeine Haltung hat ſich Rumänien mit
Griechenland geeinigt.
Bulgarien.
* Sofia, 30. Juli. Die halbamtliche Volia erklärt
in einem inſpirierten Artikel, der ſich mit dem Kriege be=
faßt
: In dieſen für Serbien entſcheidenden und ernſten
Augenblicken hegen wir, die durch die ſerbiſche Treuloſig=
keit
am tiefſten betroffen werden, keine Schadenfreude.
Die bulgariſche Regierung erklärte bereits, daß ſie Neu=
tralität
bewahren werde. Dies überſteigt alles,
was Serbien berechtigterweiſe erwarten konnte. Indeſſen
muß die bulgariſche Regierung ſehr aufmertſaw die Ent=
wickelung
der Ereigniſſe verfolgen. Was ſich heute ereig=
net
, bildet die dritte Phaſe des Balkankrieges.
Die moraliſche Verantwortung dafür fällt ganz auf Ser=
bien
, denn dieſe dritte Phaſe wäre nicht in ſo ſchrecklicher
Weiſe zum Ausdruck gekommen wenn Serbien ſich nicht
geweigert hätte, den ſerbiſch=bulgariſchen Bündnisvertrag
durchzuführen. Wie ſich die Entwickelung geſtalten wird
und wie die Folgen ſein werden, das iſt noch nicht klar.
Gegenwärtig iſt es das Wahrſcheinlichſte, daß der Kon=
flikt
lokaliſiert wird. Die Regierung hat die Pflicht, wach=
ſam
und bereit zu ſein und die Intereſſen Bulgariens und
ausſchließlich dieſe zu verteidigen.
* Sofia, 30. Juli. Das Organ der Geſchow=
Partei fordert in einem Leitartikel, daß Bulgarien
ſich die Neutralität von Serbien bezahlen
laſſen müſſe. Es ſei berechtigt, dafür eine recht
hohe Kompenſation zu fordern. Bulgarien
könne dabei die Rolle Rumäniens im letzten Balkankriege
ſpielen und Serbien gewiſſe Kompenſationen auferlegen.
Albanien.
* Paris, 30. Juli. Dem Matin wird aus Du=
razzo
gemeldet, die öſterreichiſche Kriegserklärung habe
daſelbſt eine unverkennbare Rückwirkung hervorgerufen.
Die Führer der albaniſchen Stämme im Kuzzewo=
gebiete
verſtändigten ſich, um eine Erhebung der Albaneſen
in Neuſerbien anzuzetteln.

Die teilweiſe ruſſiſche Mobilmachung.

* Petersburg, 30. Juli. Ein kaiſerlicher
Ukas ruft unter die Fahnen: 1. Die Reſerviſten
von 23 ganzen Gouvernements und von 71 Diſtrikten aus
14 anderen Gouvernements. 2. Einen Teil der Reſerviſten
von 9 Diſtrikten und 4 Gouvernements. 3. Die Reſerviſten
der Flotte von 64 Diſtrikten aus 12 ruſſiſchen und 1 finn=
ländiſchen
Gouvernement. 4. Die beurlaubten Koſaken
des Dongebietes Luban, Terek, Aſtrachan, Orenburg und
Ural. 5. Die entſprechende Anzahl von Reſerveoffizieren,
Aerzten, Pferden und Wagen.
* Petersburg, 30. Juli. Wie die Petersburger
Telegraphen=Agentur meldet, gehören die mobiliſier=
ten
Gouvernements den Militärbezirken Odeſſa,
Kiew, Moskau und Kaſan an.
Die Börſe.
* Berlin, 30. Juli. Wie aus der geſtrigen Mel=
dung
hervorgeht, bleibt an der Berliner Fonds=
börſe
der Ultimoverkehr eingeſtellt. Es fin=
det
nur Geſchäft im Kaſſaverkehr ſtatt. Dasſelbe gilt
auch von der Frankfurter Börſe.
* Wien, 30. Juli. Im Sinne der Verfügung der
Börſenkammer fand am Vormittag in den Räumen
der Warenbörſe eine Prämienerklärung ſtatt ſowohl für
die Wochenarrangements als auch für die Ultimoeffekten.
Sie ging in vollſter Ruhe vor ſich, doch war ein Ueber=
blick
über die ſpekulativen Verhältniſſe nicht gewinnbar.
Dieſer wird erſt durch die Verſorgung geboten werden,
die von 12½ bis 1½ Uhr durchgeführt wird. Einzelne
ſtille Prolongationsabſchlüſſe fanden in Alpinen und
Montanaktien ſtatt, die im Kurſe mit 600 Aufnahme fan=
den
. Wie verlautet, dürften die Bankinſtitute auf Grund

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Nummer 208.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 31. Juli 1914.

Seite 5.

der letzt feſtgeſtellten Liquidationskurſe mit Deckung von
20 Prozent prolongieren.
* Wien, 30. Juli. In der Zeit von ½1 bis ½2 Uhr
mittags fand die Verſorgung ſowohl per Wochen=
arrangement
als per Ultimo ſtatt. Die Prolongation
geſtaltete ſich unregelmäßig. Der Zinsfuß iſt ſeitens der
Banken auf 5½ Prozent feſtgeſetzt worden. Einen beru=
higenden
Eindruck machte die namens der Banken abge=
gebene
Erklärung, wonach die unverſorgt gebliebenen und
heute im Laufe des Nachmittags beim Wiener Giro= und
Kaſſenverein aufgegebenen Poſitionen ſeitens der Bank=
inſtitute
zu tiefſten Kurſen vom letzten Freitag mit Zu=
ſchuß
von 20 Prozent übernommen werden.
* Peſt, 30. Juli. In der Plenarſitzung des Börſen=
rats
wurde beſchloſſen, daß die Effektenbörſe bis
auf weiteres, die Warenbörſe am Donnerstag und Freitag
geſchloſſen bleibt.
* Bern, 29. Juli. Der Verkehr an der Züricher
Börſe iſt heute nach zweitägiger Unterbrechung wieder
aufgenommen worden, doch beſchränkte ſich der Umſatz
auf feſt verbindliche Werte. Mit Rückſicht auf die allge=
meine
politiſche Lage, die für die Schweiz unter Umſtän=
den
ſchwierige Verhältniſſe bringen kann, hat das Direk=
torium
der Schweizeriſchen Nationalbank beſchloſſen, alle
Geſchäftsbeziehungen mit Firmen abzubrechen, die aus
Spekulation, um Kursgewinne zu erzielen oder die für
Operationen, die ohne Barſchaftexport geregelt werden
können, Gold= und Silbermünzen an das Ausland aus=
führen
. Dadurch erhält die Bank der Schweiz Metall=
reſerven
von mehr als 200 Millionen Francs, die der
Bank eine für alle Bedürfniſſe ausreichende Emiſſionskraft
ſichern.
* Amſterdam, 29. Juli. Nachmittags fand eine
Verſammlung der wichtigſten Bankinſtitute und
Finanzleute ſtatt, die mit dem Börſenvorſtand kon=
ferierten
. Vorausſichtlich wird ein kapitalkräftiges Ban=
kierſyndikat
gebildet zur Stützung des Geldmarktes, was
zur Wiedereröffnung der Effektenbörſe führen dürfte.
Dem Blatt Telegraf zufolge wird das proviſoriſche Ban=
kierſyndikat
über ein vorläufiges Kapital von 25 Mil=
lionen
Gulden verfügen, das zur Dispoſition des Börſen=
vorſtandes
geſtellt wird. Der Satz für Leihgeld auf Ren=
ten
wird 1 Prozent höher ſein, als die offizielle Bankrate.
* Rom, 29. Juli. Die Börſen von Rom und Mai=
land
haben das Termingeſchäft eingeſtellt.
* Paris, 30. Juli. Die Syndikatskammer Agents
de Change teilt mit, daß die Liquidation für
franzöſiſche Renten und andere Werte vom
31. Juli auf den 31. Auguſt verſchoben worden iſt.
* Paris, 30. Juli. Bezüglich eines Moratori=
ums
, das man von gewiſſer Seite zu fordern ſcheint, werd
im Finanzminiſterium erklärt, daß eine ähnliche Maß=
nahme
nur im äußerſten Notfalle getroffen
werden könne. Man ſei nicht der Anſicht, daß die gegen=
wärtige
Lage dieſe Maßregel erforderlich mache, die im
allgemeinen nur im Kriegsfalle gerechtfertigt ſei.
* Paris, 30. Juli. Die Bank von Frank=
reich
hat den Diskont von 3½ Prozent auf 4½ Prozent
den Lombardzinsfuß von 4½ Prozent auf 5½ Prozent
erhöht.
* Petersburg, 29. Juli. Die Petersburger
Börſe bleibt am Donnerstag, Freitag und Samstag
geſchloſſen. Wenn die Umſtände es erlauben, wird ſie
früher wieder eröffnet werden.
Wirtſchaftliche Schädigungen.
* München, 29. Juli. Der Rückſchlag des öſter=
reichiſch
=ſerbiſchen Krieges zeigt ſich bereits in allen
Bade= und Touriſtenorten der bayeriſchen Vor=
alpen
. Zu Hunderten beträgt die Zahl der aus den ein=
zelnen
Badeorten vorzeitig abreiſenden Kurgäſte. Dar=
unter
befinden ſich ſelbſt Engländer und Nordamerikaner
Aus Tegernſee ſind nahezu ſämtliche Gäſte der Balkan=
länder
und Rußlands abgereiſt. In Bad Reichenhall und
in Tölz beträgt die Zahl der abgereiſten Kurgäſte mehrere
Hundert. Eine allgemeine wirtſchaftliche Kriſis in der
bayeriſchen Fremdeninduſtrie iſt bei der Fortdauer der

Die militäriſchen Operationen.

* Niſch, 27. Juli. (Serbiſches Korr.=Bur.) Ver=
ſpätet
eingetroffen. Die öſterreichiſch=ungariſchen Militär=
und Zivilbehörden haben am 26. Juli auf ſerbiſche
Schiffe auf der Donau das Feuer eröffnen laſſen und
darauf Beſitz von ihnen genommen. Vier Schiffe fielen
den Oeſterreichern in die Hände. Ein fünftes ſerbiſches
Schiff wurde bei Orchova von einem öſterreichiſchen Fluß=
kanonenboot
angehalten. Das Kanonenboot holte die
ſerbiſche Flagge nieder und erſetzte ſie durch eine un=
gariſche
. Am folgenden Morgen feuerten Finanzwachen
auf zwei andere ſerbiſche Schiffe, die ſich ſogleich ohne Be=
deckung
ſerbiſcher Truppen auf der ſerbiſchen Seite auf=
ſtellten
. Der Schaden iſt erheblich, dagegen ſind keine
Verluſte an Menſchenleben zu verzeichnen. Von öſter=
reichiſcher
Seite wird das Feuer auf das Fort Amont
Smoderevo an der Donau fortgeſetzt.
* Berlin, 30. Juli. Die B. Z. meldet aus Sem=
lin
: Seit Mitternacht wird das bei Belgrad gelegene
ſerbiſche Militärlager von Brunicabeſchoſſen; vom
ſerbiſchen Ufer ſind nur vereinzelt Gewehrſchüſſe hörbar.
Belgrad ſelbſt liegt in tiefſtem Dunkel. (Notiz des W.
T.=B.: Eine Beſtätigung der Nachricht liegt noch nicht vor.)
Das Gewehrfeuer verſtummte gegen Morgen. Etwa um
4 Uhr wurde der ungariſche Schleppdampfer Allotmany
mit einem großen Boot im Schlepptau von ſerbiſcher Seite
mit einem mörderiſchen Feuer überſchüttet. Das Schiff
geriet in Brand, doch gelang es, es bald zu löſchen,
worauf der Schleppdampfer an das öſterreichiſche Ufer
zurückkehrte. Von fünf Mann der Beſatzung wurden
zwei getötet und einer verwundet. Das Manöver des
Dampfers hatte ſeinen Zweck erreicht, den Beweis zu
führen, daß die Belgrader Feſtung nicht geräumt iſt, ſon=
dern
noch zahlreiche Verteidigung hat.
* Berlin, 30. Juli. Die B. Z. meldet aus Athen:
Nach hier über Niſch eingetroffenen Meldungen ſoll Bel=
grad
von zahlreichen Bomben getroffen worden ſein,
u. a. das Lyceum, das Grandhotel und die Franzöſiſch=
Serbiſche Bank; auch wurden zahlreiche andere Gebäude
beſchädigt. Bei Wichnitza, 5 Kilometer von Belgrad, ſoll
ein Artilleriekampf ſtattfinden.
* Paris, 30. Juli. Die hieſige ſerbiſche Geſandt=
ſchaft
ſtellt der Telegraphen=Union folgendes aus Niſch
ankommende Telegramm zur Verfügung: Niſch, Mitt=
woch
, 10 Uhr vormittags. Während der Nacht iſt Bel=
grad
bombardiert worden. Mehrere Geſchoſſe ſind
in verſchiedene Stadtviertel gefallen und haben ſchweren
Schaden angerichtet. Der Artilleriekampf wird bei Wich=
nitza
, 5 Kilometer unterhalb Belgrad, fortgeſetzt. Bei den
letzten am Ufer der Save ſtattgehabten Kämpfen iſt ein
Brückenpfeiler der über die Save führenden Brücke zer=
ſtört
worden. Die Verbindungen ſind vollkommen unter=
brochen
.

* Peſt 30. Juli. Nach den in den Straßen ange
ſchlagenen Kundmachungen ſind bei dem geſtrigen Ein=
marſch
in Belgrad zwei Oberleutnants leicht ver=
letzt
worden. Als erſte betraten das 44. und 58. Infan=
terie
=Regiment den ſerbiſchen Boden. Die Belgrader Be=
völkerung
war bis auf 3040000 geflüchtet. Von Amts=
perſonen
war nur der Bürgermeiſter zugegen, der den be=
fehligenden
öſterreichiſchen Oberleutnant bat, das Leben
und Eigentum der in der Stadt befindlichen Bewohner
zu ſchützen. Der Oberleutnant antwortete, keinem fried=
lichen
Bürger werde man zu nahe treten. Bis mittags
hatten die öſterreichiſchen Truppen alle wichtigen
Punkte der Stadt beſetzt, worauf die Wirkſamkeit
des öſterreichiſchen Kriegsrechtes auf Belgrad ausgedehnt
wurde. (Dieſe beiden letzteren Meldungen ſind bisher
nicht beſtätigt. D. Red.)
* Berlin, 30. Juli. Einer hier eingetroffenen Mel=
dung
zufolge hat an der ſerbiſch=bosniſchen
Grenze bei Fotcha ein für die öſterreichiſch=ungariſchen
Truppen erfolgreicher Kampf ſtattgefunden. 600
Serben ſollen getötet und 2000 gefangen worden ſein.
Auf öſterreichiſcher Seite ſind 200 Mann gefallen.
* Niſch, 30. Juli. Bei Kicznizy und Smederowo
hat ein Artilleriekampf begonnen.
* Niſch, 30. Juli. (Agence Havas.) Einige Ban=
ken
, ſowie öffentliche und private Gebäude, beſonders
die engliſche Geſandtſchaft, ſollen während des Bombarde=
ments
von Belgrad getroffen worden ſein. Belgrad
ſoll von Truppen entblößt ſein.
* Wien, 30. Juli. (K. K. Korr.=Bur.) Hier iſt
nichts bekannt, daß Belgrad eingenommen
ſei.
* Wien, 30. Juli. Gegen Mitternacht wurden von
Belgrad einige Schüſſe abgegeben; darauf wurde die
Stadt von den öſterreichiſchen Monitoren beſchoſſen. Gegen
1 Uhr flog der Pulverturm in die Luft. Veim
Morgengrauen verſuchten die Serben abermals Brücken=
pfeiler
zu ſprengen, wurden aber durch Feuer daran ab=
gehalten
.
* Wien, 30. Juli. Wie nach Lage der Dinge nicht
anders zu erwarten war, beſchränken ſich die bisheri=
gen
Kriegsereigniſſe auf unbedeutende
Plänkeleien. Wiederholt kam es bei Patrouillen=
gängen
längs der die Ufer trennenden Gewäſſer zum Aus=
tauſch
von Gewehrſchüſſen, der jedoch keine nennenswerten
Verluſte im Gefolge hatte. Etwas ernſteren Charakter
hatten die kleinen Gefechte, die ſich an der
Semliner Brücke entſpannen. In der Nacht vom
Dienstag zum Mittwoch ſprengten, wie ſchon gemeldet,
die Serben die genannte Brücke, doch war der Erfolg un=
zureichend
. Die ſerbiſchen Bemühungen, das Zerſtörungs=
werk
zu vollenden, wurden durch die von den öſterreichi=
ſchen
Vorpoſten unterſtützte Land= und Schiffsartillerie
vereitelt. Bei Progor an der Save ſcheiterte der Verſuch
einer irregulären ſerbiſchen Bande von 60 Mann, den
Fluß zu überſchreiten, an der Wachſamkeit der öſterreichi=
ſchen
Vorpoſten. Endlich gelang es der öſterreichiſchen am
Ufer gegenüber Velko Gradiſte aufgefahrenen Artillerie,
zwei in Ausrüſtung befindliche feindliche Dampfer unter
Feuer zu nehmen und zu vernichten.

Letzte Nachrichten.

* Das in Berlin verbreitete Gerücht, der Großher=
zog
von Heſſen werde ſich nach Petersburg begeben,
entſpricht, wie an zuſtändiger Stelle erklärt wird, nicht
den Tatſachen.
* Berlin, 30. Juli. Die herrſchende poli=
tiſche
Spannung drückte ſich heute auch in dem Stra=
ßenleben
von Berlin unverkennbar aus. Vor dem Pa=
lais
des Reichskanzlers ſammelten ſich um die Mittags=
ſtunde
, als die Miniſter beim Kanzler zur Beſprechung
erſchienen waren, größere Menſchengruppen an, die wäh=
rend
der ganzen Dauer des Miniſterrats beiſammen
blieben und die Miniſter beim Verlaſſen des Reichskanz=
lerpalais
ſtill, aber achtungsvoll begrüßten. Natürlich
bildete der vermutliche Gegenſtand der Miniſterbeſpre=
chung
, der völlig geheim gehalten wird, das Themg der
allgemeinen Unterhaltung. Von der Börſe her war das
Gerücht bekannt, daß das Königsberger Armeekorps mobi=
liſiert
ſei, doch maß man dem Gerücht, da die Beglaubi=
gung
ausblieb, ebenſo wenig Bedeutung bei wie der Be=
hauptung
, daß der Bundesrat telegraphiſch zuſammen=
berufen
worden ſei. Auch Unter den Linden bildeten ſich
an verſchiedenen Stellen große Menſchenanſammlungen.
Die vor der ruſſiſchen Botſchaft ſtehenden Schutz=
mannſchaften
hatten keinerlei Anlaß, irgendwie einzu=
ſchreiten
, weil dort, wie überall, die taktvollſte Ruhe beob=
achtet
wurde. Ebenſo zeigte ſich in der Umgebung des
Schloſſes eine gewiſſe Ergriffenheit des Publikums, die
ſich in Gruppenbildung kundtat. Der Grundzug der all=
gemeinen
Stimmung iſt Zuverſicht und Vertrauen in die
weitere Entwickelung. Uebrigens heißt es, daß die poli=
tiſchen
Bemühungen, eine Annäherung zwiſchen Oeſter=
reich
und Rußland herbeizuführen, auch jetzt noch nicht
aufgegeben worden ſeien und noch lange nicht alle Hoff=
nung
geſchwunden iſt. Ein unrichtiges Extra=
blatt
eines Berliner Blattes, betreffend die Mobiliſie=
rung
, rieſ eine gewiſſe Aufregung hervor, die ſich aber
ſogleich legte, als das Blatt ſelbſt die Meldung zurück=
nahm
.
* Berlin, 31. Juli. Die Polizei hat gegen die
Neueſten Nachrichten, Deutſche Zeitung und Deutſche
Warte Ermittelungen eingeleitet, weil ſie die Meldung
von der angeblichen Mobiliſierung ver=
öffentlicht
haben. Die Polizei nimmt groben Unfug
an.
* Berlin, 30. Juli. Die Meldungen auswärtiger
Blätter, morgen würde in Deutſchland die Mobil=
machung
erfolgen und Prinz Heinrich fahre nach
Petersburg, ſind, wie wir erfahren, vollkommen unzu=
treffend
.
* Königsberg, 31. Juli. Die Polizei gibt
bekannt, daß zur Sicherung des Bahnhofs und
der geſamten Betriebsanlagen militäriſche
Poſten herangezogen ſind. Zivilperſonen, welche ohne
Erlaubnis in den Anlagen oder in einer Entfernung von
hundert Metern betroffen werden, müſſen auf den Halt!
Ruf des Poſtens ſtillſtehen, um nicht in die Gefahr zu
kommen, erſchoſſen zu werden.
* Allenſtein, 31. Juli. Die Allenſt. Ztg. meldet:
Ein vom ruſſiſchen Nachrichtenbureau entſandter Spion
wurde verhaftet.
* Karlsruhe, 30. Juli. Der Amtsvorſtand von
Karlsruhe erſuchte heute die Preſſe, die Verbreitung
ſenſationeller Gerüchte und insbeſondere auch
Nachrichten über inländiſche militäriſche Maßnahmen tun=
lichſt
zu unterlaſſen Mit Rückſicht auf die ge=
ſpannte
politiſche Lage und die bereits eingetretene Be=
unruhigung
, die weite Kreiſe der Bevölkerung erfaßt hat,
wird die Preſſe gebeten, in ihren Blättern vor einem
übermäßigen Zuſammenſcharen vor ſenſationellen Plaka=

ten, insbeſondere auch von der Veranſtaltung von Um=
zügen
abzuraten.
* Breslau, 30. Juli. Die Stadtverordneten
genehmigten heute in einer außerordentlichen Geheim=
ſitzung
die Aufnahme eines Kredits von fünf Mil=
lionen
entſprechend dem Antrage des Magiſtrats zur
Verſorgung der Zivilbevölkerung mit
Lebens= und Gebrauchsmitteln im Falle einer Mobil=
machung
. Von 193 Stadtverordneten waren 63 anweſend,
die ſämtlich für den Antrag ſtimmten.
* Berlin, 30. Juli. Der k. k. öſterreichiſch=ungariſche
Botſchafter teilt mit, daß laut einem Telegramm des
Statthalters von Böhmen, Fürſten zu Thun, die Nach=
richt
gewiſſer Blätter über eine Behinderung der
Mobiliſierung in Dux und Brüx durch Span=
nen
von Drähten aus der Luft gegriffen iſt.
* Wien, 29. Juli. Die öſterreichiſche Geſell=
ſchaft
vom Roten Kreuz verſendet einen Aufruf,
in dem es heißt: Es iſt die heilige Pflicht, unſerer ruhm=
reichen
Armee zu gedenken, welche ins Feld zieht und mit
Gottes Hilfe zum Sieg. Bürger, helfet unſeren Soldaten!
Sendet Geldſpenden, Verbandzeug, Genuß= und Labe=
mittel
, deren Sammlung und Verteilung in einheitlicher
und großzügiger Aktion das unter dem Protektorate des
Kaiſers ſtehende öſterreichiſche Rote Kreuz beſorgt. Erz=
herzog
Friedrich ſpendete für das öſterreichiſche und das
ungariſche Rote Kreuz je 50000 Kronen. Der öſterrei=
chiſche
Pfadfinderbund in Wien und in den Provinzſtädten
ſtellte ſich dem Roten Kreuz zur Verfügung.
* Peſt, 30. Juli. Der Peſter Lloyd meldet aus
Wien, in unterrichteten Kreiſen werde die Meldung als
unrichtig bezeichnet, zwiſchen Wien und
Petersburg fänden Verhandlungen auf der Grund=
lage
ſtatt, daß Rußland Neutralität bewahre und daß
dagegen die Monarchie Rußland das Recht einräume,
nach Beendigung der Auseinanderſetzung mit Serbien zu
den Ergebniſſen Stellung zu nehmen.
* Kapſtadt, 30. Juli. Angeſichts der Kriſe in
Europa ſind die Manöver in Transvaal abge=
ſagt
worden. Alle Truppen kehren auf ihre Poſten
zurück.

Das Dienſtmädchen auf der Sommerreiſe.

S. R. Manche Dienſtherrſchaften pflegen zur Beglei=
tung
auf der Sommerreiſe ihre Dienſtmädchen mitzu=
nehmen
. Nur wenige werden aber ſchon daran gedacht
haben, daß, nachdem die Reichsverſicherungsordnung auch
die Dienſtboten in den Kreis der krankenverſicherungs=
pflichtigen
Perſonen mit einbezogen hat, dies Anlaß gibt
zu der Frage, wo das Dienſtmädchen während der Ferien=
reiſe
verſicherungspflichtig iſt, ob zu Hauſe oder am Orte
des Sommeraufenthalts. Dieſe Streitfrage iſt neuerdings
bereits akut geworden und hat die öffentlichen Inſtanzen
beſchäftigt, in letzter Linie den Herzoglichen Verwaltungs=
gerichtshof
in Braunſchweig.
Die in Berlin wohnende Dienſtherrſchaft hatte ihr
Dienſtmädchen mit in die Sommerfriſche nach Bad Harz=
burg
genommen. Während des Aufenthaltes daſelbſt er=
krankte
das Mädchen und mußte zunächſt auf Koſten des
dortigen zuſtändigen Ortsarmenverbandes behandelt und
verpflegt werden. Der Armenverband ſeinerſeits forderte
von der dortigen Ortskrankenkaſſe Erſtattung der ihm er=
wachſenen
Pflege= und Behandlungskoſten, die abgelehnt
wurde. Darauf wurde der Armenverband im Verwal=
tungsſtreitverfahren
gegen die Ortskrankenkaſſe klagbar,
wurde aber abgewieſen. Der Verwaltungsgerichtshof in
Braunſchweig weiſt dabei hin auf die Beſtimmung des
Krankenverſicherungsgeſetzes, die auch die Reichsverſiche=
rungsordnung
übernommen hat, daß die Krankenunter=
ſtützung
von derjenigen Kaſſe zu leiſten ſei, in deren Be=
reich
der Verſicherte beſchäftigt iſt. Als dieſer Beſchäfti=
gungsort
muß bei den heutigen Dienſtboten regelmäßig
der Ort gelten, wo urſprünglich die Haushaltung geführt
wird. Ein anderer Ort als der Wohnſitz der Dienſtherr=
ſchaft
gilt nur ausnahmsweiſe als Beſchäftigungsort des
Hausgeſindes, wenn nämlich lediglich für die Zeit oder
für den Ort des Sommeraufenthalts Dienſtboten ange=
nommen
werden Bei dieſen Dienſtboten kommt als Be=
ſchäftigungsort
nur der Ort des zeitweiligen Aufenthaltes
der Dienſtherrſchaft in Betracht. In dem Harzburger Fall
war aber das Dienſtmädchen in Berlin zur Beſorgung
häuslicher Dienſtleiſtungen angeſtellt, wenn auch der Auf=
enthalt
in Bad Harzburg verhältnismäßig lange, über
acht Wochen, gedauert hatte. Das Mädchen war alſo in
Harzburg nicht verſicherungspflichtig, es blieb Mitglied der
Berliner Krankenkaſſe, trotz der Abweſenheit aus Berlin.
Der Fall iſt gerade jetzt zur Reiſezeit für weite Kreiſe
von Intereſſe.

Vermiſchtes.

* Die Unterſchrift des falſchen Bürger=
meiſters
rechtsgültig. Die Angelegenheit des fal=
ſchen
Bürgermeiſters Thormann=Alexander iſt, wie dem
Archiv für Bibliographie von juriſtiſcher Seite geſchrieben
wird, unlängſt bereits einmal Gegenſtand einer gericht=
lichen
Entſcheidung geweſen. Der Fall wurde vor dem
Bundesamt für das Heimatweſen verhandelt. In einem
Prozeß wurde der Beklagte rechtskräftig zur Zahlung von
Krankenhausgeldern uſw. verurteilt. Gegen dieſen Spruch
legte er Berufung ein. In der erneuten Verhandlung
beſtritt nun der Kläger die Berechtigung der Berufung
aus formalen Gründen. Sie ſei ungültig, weil ſie die
Namensunterſchrift des damaligen zweiten Bürgermeiſters
von Köslin Dr. Alexander trage. Da nun dieſer Dr.
Alexander in Wirklichkeit Thormann geheißen und ſein
Amt unter Vorſpiegelung falſcher Tatſachen ausgeübt
habe, ſo ſei die Berufung als gültig nicht anzuerkennen.
Das Bundesamt für das Heimatweſen lehnte die klägeri=
ſchen
Einwände ab und ſtellte ſich auf den Standpünkt, daß
es für die Wirkung eines ſonſt einwandfrei ausgefertigten
Schriftſtückes ohne Bedeutung ſei, ob das Amt, das zur
Unterſchrift berechtigte, unter falſchen Vorausſetzungen er=
langt
und ausgeübt wurde oder nicht. Ebenſo ſei es von
keinerlei Wichtigkeit, daß der Name der Unterſchrift dem
Unterzeichner nicht zukam. Es komme nicht auf den Na=
men
, ſondern auf die Perſon an.
Fortſchritte im Miſſionsgebiet. Die Bas=
ler
Miſſion zählt nach einer ſoeben bekannt gegebenen
Zuſammenſtellung zurzeit 72 100 getaufte Chriſten, davon
entfallen auf Afrika 40000, nämlich 25000 auf die 530000
Eingeborenen der Goldküſte und 15000 auf die 2 Millio=
nen
Nichtchriſten in Kamerun. Auf das Basler Miſſions=
feld
in Indien mit ſeinen 6½ Millionen Einwohnern
kommen 20000 und auf die 5½ Millionen Chineſen
des Basler Gebiets 12100 Chriſten. Die Zahl der Tages=
ſchüler
beträgt 56 800, darunter rund 20 Prozent Mädchen,
bei einer Jahreszunahme von 8800, d. h. 24 Schülern pro
Tag. Schulen ſind es 865; zurzeit werden 166 eingeborene
Lehrerſeminariſten und 95 Predigerſeminariſten ausgebil=
det
, verhältnismäßig wenig, weil die gute Schulbildung,
die den Eingeborenen in den Lehranſtalten der Miſſion

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 31. Juli 1914.

Nummer 208.

vermittelt wird, die jungen Leute befähigt, in kaufmänni=
ſchen
Betrieben, im Poſt= und Verwaltungsdienſt faſt
zehnmal ſo viel zu verdienen, als in der Stellung eines
eingeborenen Predigers oder Lehrers möglich iſt. Die ge=
nannten
Gemeindeglieder und =ſchüler verteilen ſich auf
73 Hauptſtationen und 816 Außenſtationen. Sie werden
zurzeit von 450 europäiſchen Leitern beaufſichtigt, denen
2096 eingeborene Mitarbeiter (185 mehr als im Vorjahr)
zur Seite ſtehen. Auf der Goldküſte, in Indien und China
werden von der Basler Miſſion Spitäler unterhalten,
in denen im letzten Jahr rund 100000 Konſultationen ſtatt=
fanden
. In der ärztlichen Miſſion macht ſich gegenwärtig
ein empfindlicher Aerztemangel geltend; 12 neue Aerzte
wären dringend nötig. Die Geſamteinnahmen betrugen
letztes Jahr 3 212368 Francs, darunter 675345 Francs
aus dem Miſſionsgebiet ſelbſt. Die Rechnung ſchloß mit
einem Defizit von 32000 Francs. Zur Eröffnung einiger
neuer Stationen, für die ein dringendes Bedürfnis beſteht,
iſt zum Beginn des 100. Arbeitsjahres der Geſellſchaft eine
Jubiläumsſammlung eröffnet worden.

Literariſches.

Auf der Suche nach der Demokratie‟.
Unter dieſem Titel erſcheint im Germania=Verlag G. m.
b. H., Bamberg (Weltformat IX, 277 Seiten, Preis
2 Mk., von Dr. Kurt Abel=Musgrave) ein Buch, das ſicher=
lich
zu den beachtenswerteſten Erſcheinungen unſerer Zeit
gehört. In den neunziger Jahren erregte der Verfaſſer
durch zwei Broſchüren: Vier Wochen Vizewachtmeiſter
und Das Stiefkind des deutſchen Heeres große Auf=
merkſamkeit
und hatte die Genugtuung, daß ſeine Schil=
derungen
, die wiederholt im Reichstage Veranlaſſung zur
Diskuſſion gaben, zu Verbeſſerungen im Heere führten,
namentlich auch hatten ſie auf die Aenderung des Be=
ſchwerdeweſens
im Heere weſentlichen Einfluß. Der Ver=
faſſer
unternimmt, zu beweiſen, daß das heutige England
keine Demokratie, kein freiheitliches Land iſt, daß es über=
dies
ſeine Kolonien nicht mehr zuſammenhalten kann
und daß das Reſultat dieſes inneren und äußeren Zer=
falles
der Niedergang des Landes und Verfall des Bri=
tiſchen
Reiches ſein müſſe. Er ſtützt ſeine Behauptungen
Schritt für Schritt auf Tatſachen und Beweiſe und gibt
eine ſolche Fülle des Materials, daß man an der Hand
desſelben die Beweisführung weiter fortführen kann, ver=
gebens
nach Gründen ſucht, um zu widerſprechen.
Durch Diät zur Geſundheit! Ein Führer durch
die harnſäurefreie Diät von Dr. med. K. G. Haig, Arzt
in London. Aus dem Engliſchen überſetzt von E. de
Roche. Preis geheftet 3 Mk., gebunden Mk. 3.75. Verlag
von Otto Salle in Berlin W. 57. Die Frage, wie wir
uns ernähren ſollen, um uns eine in jeder Weiſe befrie=
digende
Geſundheit zu ſichern, wird immer dringlicher,
wenn wir den ſtändig geſteigerten Anſprüchen, die das
Berufs= und auch das geſellſchaftliche Leben an uns
ſtellen, genügen wollen. Der auch in deutſchen Aerzte=
kreiſen
in den letzten Jahren ſehr bekannt gewordene und
geſchätzte engliſche Arzt Dr. Haig hat nun an der Hand
jahrzehntelanger ſorgfältiger Beobachtung an ſeiner eigenen
Perſon wie an ſeinem gewaltigen Material von Kranken,
welches ihm als Direktor eines Londoner großen Kranken=
hauſes
zur Verfügung ſteht, dte ſogen. Harnſäuretheorie
aufgeſtellt, der zufolge die meiſten unſerer häufigſten
Krankheiten, wie Zuckerkrankheit, Gicht, Rheumatismus,
Blutarmut, Kopfſchmerz, Epilepſie, Nierenkrankheiten uſw.
auf ein Uebermaß von Harnſäure zurückzuführen ſind.

Letzte Nachrichten.

(Wolffs telegr. Korreſp.=Bureau.)
* Berlin, 30. Juli. Dem Vernehmen nach findet
morgen eine Sitzung des Bundesrats ſtatt. Ge=
genſtand
der Beratung bilden minderwichtige An=
gelegenheiten
, weshalb die ſtimmführenden Miniſter
der Bundesſtaaten nicht daran teilnehmen.
* München, 30. Juli. Die Abgeordnetenkam=
mer
hat mit großer Mehrheit den von der Regierung zur
Ausgleichung des Budgets eingebrachten Geſetzentwurf,
betreffend den Zuſchlag zum Reichswertzuwachs=
ſteuergeſetz
, abgelehnt.
* Pforzheim, 30. Juli. Wie verlautet, iſt der Pforz=
heimer
Bankverein in Zahlungsſchwierig=
keten
geraten dadurch, daß der Direktor Friedrich Her=
mann
ſeit längerer Zeit ſpekulierte, was bei den jetzigen
ſcharfen Kursrückgängen ein Defizit von angeblich 6 Mil=
lionen
verurſacht hat. Hermann iſt ſeit zwei Tagen
unbekannt von hier abweſend.
* London, 30. Juli. Die Bank von England
erhöhte den Diskont auf 4 Prozent.
* Petersburg, 30. Juli. Heute wurde in den Fa=
briken
, die während des letzten Ausſtandes von den Fa=
brikanten
geſchloſſen wurden, die Arbeit wieder auf=
genommen
. In den Putilowerken und in anderen
großen Fabriken iſt der Streik ebenfalls beendet.
* Baku, 30. Juli. Von dem Gehilfen des Miniſteriums
des Innern, Dſchunkowsky, wurde geſtern mit den Teil=
nehmern
in einer von ihm geleiteten Konferenz der
Naphthainduſtriellen die Frage der Beendigung des Ar=
beiterſtreiks
verhandelt. Die Konferenz nahm die
von Dſchunkowsky vorgeſchlagenen Maßnahmen an.
* Konſtantinopel, 30. Juli. Nach authentiſchen In=
formationen
iſt die Zuſammenkunft des Groß=
weſirs
mit dem griechiſchen Miniſterpräſidenten Veni=
zelos
nicht aufgegeben worden. Venizelos erwartet in
München die Nachricht, wann der Großweſir abreiſt.
* Durazzo, 29. Juli. Bei der Ueberreichung
des Entlaſſungsgeſuches der holländiſchen
Miſſion erklärte de Veer dem Fürſten, daß die Hollän=
der
Albanien im gegenwärtigen Augenblick nicht ver=
laſſen
, jedoch nach Klärung der Verhältniſſe dies insgeſamt
tun würden. Morgen werden die beiden Kinder des
Fürſten nach Sinaja gebracht.
* Mexiko, 30. Juli. Die mexikaniſche Regierung er=
nannte
den General Lauro Villar, ſowie die Juriſten
David Gudierrez Allende und Salvador Urbina
als Delegierte, um mit den Delegierten der Aufſtändiſchen
betreffs Uebergabe der Regierung unter Sicher=
ſtellung
der nationalen Intereſſen zu verhandeln.
Die Delegierten reiſten vorgeſtern nach Tampico ab.
(Schluß des redaktionellen Teils.)

Deutsche Bank Darmstadt
Vermittlung von Kapitalsanlagen
in mündelsicheren und anderen
guten Werten.
3891

Oldm
(16801a

haltbar, naturgetreu, Dr. Kuhn’s
Locken Sadulinwaſſer, 1.00, 0.80, 0.60,
Pomade 1.50, 1.00. Franz Kuhn, Kron.=Parf.,
Nürnberg. Hier: F. B. Grodhaus, Seifenf.
a. weiß. Turm, ſowie in Apoth., Drog. u. Parfüm. (IX,1997

Cirabtatter bere.

Die bisherige koſtenloſe Abgabe der Extra=
blätter
an unſeren Expeditionsſchaltern hat,
durch halbwüchſige Burſchen hervorgerufen, zu
turbulenten Szenen geführt, die es Erwachſenen
vielfach unmöglich machten, ein Extrablatt zu
erhalten. Dieſe Vorkommniſſe zwingen uns,
fortan Extrablätter nur noch gegen Bezahlung
von 5 Pfennig abzugeben.
(17026dfs
Verlag des Darmſtädter Tagblatt.


Tsaidmander Stierer
Alleinverkauf:
Schunhaus
F Frlearich Soeder
12 Ludwigstr. 12.
(13382a

Familiennachrichten.

Vermählungsanzeige.

Ihre kirchliche Trauung, die am I. August
1914, 12 Uhr vormittags, in der Elisabethen-
Kirche stattfindet, beehren sich anzuzeigen
Elisabeth Jacoby Josef Müller
Gutenbergstr. 53, III. Lehrer.
(*2473.

Statt beſonderer Anzeige.
Gottes unerforſchlichem Rat hat es gefallen,
meinen inniggeliebten Gatten, unſeren treu=
beſorgten
Vater, Schwiegervater und Großvater
Herrn Heinrich Walter
Ober=Poſtſchaffner
infolge eines Unglücksfalls nach kurzem aber
ſehr ſchwerem Leiden heute Abend im 61. Lebens=
jahre
zu ſich zu rufen.
(17057
In tiefer Trauer:
Marie Walter, geb. Thomas,
Karl Walter,
Liſa Walter, geb. Reich,
Hertha Walter.
Darmſtadt, den 29. Juli 1914.
Die Beerdigung findet am Samstag, 1. Aug.,
nachm. 4 Uhr, auf dem Beſſunger Friedhof ſtatt.

Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Heute nachmittag 3¾ Uhr hat der liebe
Gott unſern innigſtgeliebten Vater, Schwieger=
vater
und Großvater
(17058
Herrn Heinrich Jung
Lokomotivführer i. P.
von ſeinem ſchweren Leiden erlöſt und heim=
gerufen
.
In tiefer Trauer:
Liſa Jung,
Familie F. W. Salomon,
Familie H. Jung,
Familie O. Jung Wwe.
Darmſtadt, den 29. Juli 1914.
Die Beerdigung findet Samstag, 1. Auguſt,
nachmittags 3 Uhr, vom Trauerhauſe, Pallas=
wieſenſtraße
34, aus ſtatt.

Todes-Anzeige.
Gott, dem Allmächtigen, hat es gefallen,
meinen lieben Mann, unſern treubeſorgten
Vater, Bruder, Schwager und Onkel, den
Königl. Eisenbahn-Obersekretär
Franz Westbomke
nach ſchwerem Leiden, wohlverſehen mit den
hl. Sterbeſakramenten, in ein beſſeres Jenſeits
abzurufen.
(B17055
Darmſtadt, den 29. Juli 1914.
Die trauernden Hinterbliebenen.

Die Beerdigung findet Samstag, den 1. Auguſt,
nachmittags 3 Uhr, vom Sterbehauſe, Bruch=
wieſenſtraße
6, aus auf dem Beſſunger Fried=
hof
ſtatt.

Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Heute verſchied nach langem, ſchwerem
Leiden unſere liebe Mutter, Großmutter,
Schwiegermutter, Schwägerin und Tante
Frau
Henriette Schmitt
geb. Kandner
Witwe des Großh. Hofkellermeiſters
Philipp Schmitt.
Darmſtadt, Paris, den 29. Juli 1914.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet am Samstag, vormit=
tags
11 Uhr, von der Leichenhalle des Fried=
hofs
(Nieder=Ramſtädterſtraße) aus, ſtatt. Die
Einſegnung eine Viertelſtunde vorher.
Blumenſpenden ſind nicht im Sinne der Ent=
ſchlafenen
.
Von Kondolenzbeſuchen bittet man abſehen
(17052
zu wollen.

Dampfernachrichten.

Hamburg=Amerika=Linie. Mitgeteilt von dem Ver=
treter
: Adolf Rady in Darmſtadt, Zimmerſtraße I.
Nordamerika: Aragonia von Neu=York kommend,
27. Juli 6 Uhr 15 Min. abends in Hamburg. Preſident
Lincoln nach Neu=York. 27. Juli 12 Uhr 20 Min.
mittags Lizard paſſiert. Weſtindien, Mexiko: Franken=
wald
nach Havanna und Mexiko, 27. Juli 7 Uhr
15 Min. abends von Hamburg. Spreewald 26. Juli
in St. Thomas. Venetia von Weſtindien kommend,
27. Juli 3 Uhr nachm. in Hamburg. Südamerika,
Weſtküſte Amerikas: Baden nach der Weſtküſte
Amerikas, 26. Juli in Teneriffa. Hohenſtaufen 27. Juli
3 Uhr nachm. in Bahia. Salamanca nach Braſilien,
27. Juli 7 Uhr morgens in Oporto. Oſtaſien: Fürſt
Bülow 27. Juli 11 Uhr morgens in Havre, heim=
kehrend
. Iſtria 27. Juli von Sabang nach Suez.
Nordmark von Antwerpen, 27. Juli 4 Uhr 30 Min.
nachm. in Hamburg. Sileſia 27. Juli 2 Uhr nachm.
von Hongkong nach Singapore. Verſchiedene Fahrten:
Vergnügungsdampfer Meteor vierte Nordlandfahrt,
27. Juli 7 Uhr morgens in Bergen. Victoria Luiſe‟
dritte Nordlandfahrt, 27. Juli 7 Uhr morgens in Bergen.

Amtlicher Wetterbericht.

Oeffentliche Wetterdienſtſtelle Gießen.
Das Tiefdruckgebiet, das Mittwoch mit ſeinem Kern
über Norddeutſchland lag, iſt oſtwärts verdrängt worden
und hoher Druck rückt von Weſten heran. Wir werden
unter ſeinem Einfluß bei nördlichen Winden noch vielfach
wolkiges, trockenes Wetter zu erwarten haben.
Ausſichten in Heſſen für Freitag, den 31. Juli:
Vorwiegend wolkig, meiſt trocken, etwas wärmer, nord=
weſtliche
bis nördliche Winde.

Tageskalender.

Konzerte: Hotel Heß um 7 Uhr. Hugenſchütz
Felſenkeller um 8 Uhr. Bürgerkeller um 8 Uhr.
Bilder vom Tage. Bilderauslage unſerer Expedi=
tion
(Rheinſtraße 23): Zur Verlobung des Fürſten Wil=
helm
von Hohenzollern. Das Ultimatum Oeſterreich=
Ungarns an Serbien. Vom Prozeß gegen Frau
Caillaux. Zum Attentat auf den ruſſiſchen Wunder=
prieſter
Rasputin.

Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: i. V. Kurt Mitſching; für den Anzeigen=
teil
, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem Ge=
chäftsleben
: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche wer=
den
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.

[ ][  ][ ]

Nummer 208.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 31. Inli 1914.

Seite 7.

Hrbeusamt
Waldſtraße 19/21

Darmſtadt
Fernſprecher 371

Stellen=Nachweis
verbunden mit Lehrſtellenvermittlung und Berufsberatung
unter ſtädtiſcher Führung.
Hauptausgleichſtelle in der Provinz Starkenburg.
A. Männliche (gewerbl. und landwirtſchaftl.) Abteilung.
I. Hauptſtelle: Waldſtraße 19/21, parterre, Fernſprecher 371, Ge=
ſchäftszeit
im allgemeinen von 8—½1 und von ½37 Uhr (für
das Transportgewerbe von 910 Uhr vormittags).
Unentgeltlicher Nachweis offener Stellen und gelernter,
ſowie ungelernter Kräfte für Landwirtſchaft, Handel und
Gewerbe, mit Ausnahme der folgenden Berufszweige, für die
die betreffenden Nebenſtellen unter a bis k und die Fachabtei=
lungen
zuſtändig ſind. Im Holzgewerbe findet auch Vermitt=
lung
im Hauſe Bismarckſtraße 19 ſtatt.
a) Nebenſtelle für das Bäckergewerbe (Abteilung der Bäcker=
innung
): Landgraf Georgſtraße 36, Fernſprecher 2510, Ge=
ſchäftszeit
von ½1112 Uhr vormittags.
b) Nebenſtelle für das Metzgergewerbe (Abtei ung der
Metzgerinnung): Frankfurterſtraße 69 (Schlachtholf), Fern=
ſprecher
542, Geſchäftszeit von 8½ Uhr vorm. bis 6 Uhr
nachmittags.
c) Nebenſtelle für das Wirtsgewerbe (Abteilung des deut=
ſchen
Kellnerbundes, Zweigverein Darmſtadt): Pankratius=
ſtraße
5, Fernſprecher 1745, Geſchäftszeit von 8 Uhr vorm.
bis 12 Uhr mittags und von 27 Uhr nachmittags, auch
Sonntags von 812 Uhr. Ungelerntes männliches Perſonal
wird in der Hauptſache von der Hauptſtelle vermittelt (ſ. oben
unter I), weibliches Perſonal von der Dienſtbotenabteilung
(ſ. B II).
d) Nebenſtelle für das Friſeurgewerbe: Große Ochſengaſſe 28,
(Einsfeld), Geſchäftszeit von 8 Uhr vorm. bis 9 Uhr abends.
e) Wanderernachweis: in der Hauptſtelle Waldſtraße 19, Fern=
ſprecher
371, von 57 Uhr nachmittags und in der Neben
ſtelle: Herberge zur Heimat, Große Ochſengaſſe 8, Fern=
ſprecher
2583, von 8 Uhr vorm. bis 9 Uhr abends.
f) Lehrſtellenvermittlung, verbunden mit Berufsberatung
(auch für kaufmänniſche Berufe) in der Hauptſtelle: Wald=
ſtraße
19, Fernſprecher 371, von 8 Uhr vorm. bis ½1 und
von ½36 Uhr nachmittags.
II. Fachabteilung für das Weißbinder=, Maler= und Lackierer=
gewerbe
: Waldſtraße 19, parterre, Fernſprecher 371, Geſchäfts=
zeit
von 1011 Uhr vormittags.
III. Fachabteilung für das Gewerbe der Polſterer, Tapezierer
und Dekorateure: Waldſtraße 19, parterre, Fernſprecher 371,
Geſchäftszeit von 89 Uhr vormittags.
B. Weibliche Abteilung.
I. Nachweis für gewerbliche und landwirtſchaftliche Berufe
für gelernte und ungelernte Kräfte: Waldſtraße 19, 1. Stock,
Fernſprecher 371, Geſchäftszeit von 9 Uhr vorm. bis 12 und
von 36 Uhr nachmittags.
II. Dienſtboten=Nachweis. a) Hauptſtelle: Waldſtraße 19, 1. Stock,
Fernſprecher 371, Geſchäftszeit von 9 Uhr vorm. bis 12 und
von 36 Uhr nachmittags. b) Stellenvermittlung mit billiger
Herbergsgelegenheit fur ſtellenloſe Mädchen: 1. im evang.
Marthahaus (Eliſabethenſtift), Stiftſtr. 14, Geſchäftszeit von
8 Uhr vorm. bis 8 Uhr abends; 2. im kathol. Marienheim
(Barmh. Schweſternhaus), Nieder=Ramſtädterſtr. 30 Abt. des
kathol. Mädchenſchutzvereins Geſchäftszeit von 35 Uhr
nachmittags.
III. Hausbeamtinnen=Nachweis auch Auslandsvermittlung
(Abteilung des Internationalen Vereins der Freundinnen
junger Mädchen, Gruppe Darmſtadt): Waldſtraße 19, 1. Stock,
Fernſprecher 371, Geſchäftszeit: Montags von 1011 Uhr,
Mittwochs und Freitags von 1112 Uhr.
IV. Nachweis und Sprechſtunde für kaufmänniſche weibliche
Berufe und weibl. Büroperſonal (Abteilung der Ortsgruppe
Darmſtadt des Allgemeinen Deutſchen Frauenvereins): Wald=
ſtraße
19, 1. Stock, Fernſprecher 371, Geſchäftszeit: Montags,
Donnerstags und Samstags von 11—½1 Uhr und Dienstags,
Mittwochs und Freitags von 4—½6 Uhr.
V. Frauenberufsberatung (für alle Stände) und Lehrſtellen=
vermittlung
(Abteilung der Ortsgruppe Darmſtadt des All=
gemeinen
Deutſchen Frauenvereins): Waldſtraße 19, 1. Stock,
Fernſprecher 371, Geſchäftszeit: wie bei IV. Sprechſtunden für
muſikſtudierende Frauen mit Stundenvermittlung für Geſang,
Klavier und Violine: Mittwochs von 34 Uhr nachm.
Die Dienſtſtellen des Arbeitsamts können von jedermann,
ohne Rückſicht auf religiöſe, politiſche oder organiſatoriſche Zu=
gehörigkeit
, in Anſpruch genommen werden. Die Inanſpruch=
nahme
iſt grundſätzlich koſtenlos.
Nur in der weiblichen Abteilung (Dienſtboten= und Haus=
beamtinnenabteilung
) müſſen zur teilweiſen Deckung der mit der
Vermittlungstätigkeit verbundenen beſonderen Koſten, aber nur von
den Dienſtherrſchaften, geringe Gebühren erhoben werden (für das
Einſchreiben 20 Pfg., für die Vermittlung 1 Mk.) Dienſtnehmer
zahlen auch bei der weiblichen Abteilung nichts. (10126a
Die Friſeurabteilung hebt von Arbeitgebern, die nicht Mit=
glieder
der Friſeurinnung ſind, für die Vermittlung eine Gebühr von
2 Mk. Innungsmitglieder und Arbeitnehmer haben die Benutzung frei.

Weiblich

Fräul., welch. die Handelsſchule
beſucht hat, in Buchführ., Stenogr
u. Maſchinenſchr. bewandert, ſucht
Stellung auf einem Büro. Offert.
unt. L 31 an die Exp. (*2480fs

Schneiderin, tücht. i. Veränd. v. Kl.,
n. Weißz. u. beſſ. a. aus, n. noch Kund.
an. Frankenſteinſtr. 61, III. (*2479

Unabh. ält. Mädchen g. waſch.
und putzen. Poſtkarte genügt.
*2376mdf) Soderſtraße 29½ pt.

Aeltere Herrſchaftsköchin ſucht
Stelle od. Aushilfe. Kindermädch.,
nette Landmädch., welche gedient
haben, ſuchen Stellen in guten
Geſchäftshäuſern. Frau Berta
Neßling, gewerbsmaßige Stellen=
vermittlerin
, Ludwigſtr. 8. (*2346mdf

Reinl. Frau g. ganze Tg. waſchen
u. putzen. Gr. Kaplaneigasse 29, II., Sb. (*2503
Anſtänd. Mädchen, welch. koch.
k., ſ. tagsüb. Stell., ev. a. Aush.=St.
Zu erfr. Beckerſtraße 28, I. (*2531

Jung. ſaub. Mädchen in aller
Hausarb. erf., ſucht Laufſt. Eintrit
1. Aug. Weinbergſtr. 45, II. I. (B17049

Se eit it e
in Hausarb. in beſſ. Häuſern
Heinheimerſtr. 77, p.
2528)

ſucht Lauf=
18jähr. Mädchen dienſt f. d.
536
ganz. Tg. Lauteſchlägerſtr. 20, p. (*

Männlich

g. Kaufmann
C
18 Jahre alt, mit allen vorkom=
nenden
Büroarbeiten vertraut,
ſucht baldigſt anderweitig Stellung.
Gefl. Anerb. u. L 21 a. d. Exp.
(*2348mf
d. Bl. erbeten.

Weiblich

Perfekte Taillenarbeiterinnen
(*2445dfo
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die Buchhaltung, Stenographie u.
Maſchinenſchreiben kann, per ſofort
geſucht. Offerten unter L. 59 an
die Expedition ds. Bl. (*2529fs
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Tücht. Näherin
für Tapezierarbeiten per ſofort
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(*2530
Otto Kunkel
Gr. Ochſengaſſe 21/23.
Ein ſauberes ordentliches
Zimmermädchen
mit guten Zeugniſſen per ſofort
geſucht. Vorzuſtellen Freitag und
Samstag.
(*2488fs
Alexandraweg 17.
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viertel
für vor= u. nachm. geſucht
2487)
Liebigſtr. 12, 2. St.
welche bürgerl. koch,
Mädchen, in einen kleinen
Haushalt geſucht nach Frankfurt,
ſow. in Darmſtadt. Frau Neßling, ge=
werbsmäßige
Stellenvermittlerin,
Ludwigſtraße 8.
(*2483fs
Zuverläſſiges, ſauberes
Mädchen
geſucht für mehr. Stund. vor= und
nachm. z. 15. Aug., ev. früher. Zu erfr.
*2495) Gutenbergſtr. 57, 3. St.
Tucht. Lauffrau
f. 3mal wöchentl. je 2 Std. vorm. ſof.
geſ. Roßdörferſtr. 67, I. r. (*2516
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heilgerſtraße
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Jg. Kellner, Köche, Haus= u. Ser=
vierburſch
., Köchin, Zimmermädch.,
Küchemädch., mit guten Zeugniſſen
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*2510) Heidelbergerſtr. 89, I.

m. Monogramm
Schirmkapsel L. M. verloren.
Abzug. Saalbauſtr. 8, III. (*2500

Entlaufen
Schwarzbr. Dobermann Sonn=
tag
nachmittag entlaufen. Wieder=
ringer
Belohn. Näh. Exp. (*2490

Woog, am 30. Juli 1914.
Waſſerhöhe am Pegel 3,89 m.
Luftwärme 14 C.
Waſſerwärme vorm. 7 Uhr 170C.
Woogs=Polizeiwache.

[ ][  ][ ]

Seile 8.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 31. Jult 191a.

Nummer 208.

Air Dir
Däädorſger Tarmſtädtdt

Wir machen die Hausbeſitzer Darmſtadts darauf aufmerkſam, daß deren Vermietungsanzeigen, die ſeither durch Vermittlung
des Hausbeſitzer=Vereins im Tagblatt erſchienen ſind, nicht mehr aufgenommen werden. Wir erſuchen daher die verehrlichen Haus=
beſitzer
, ihre Inſerate direkt bei unſerer Expedition aufzugeben, wie es früher auch geſchehen iſt. Damit keine Ver=
zögerung
im Erſcheinen eintritt, bitten wir um möglichſt ſofortige Nenaufgabe. Der Wohnungsanzeiger des Tag=
blatts
erſcheint wie ſeither Mittwochs und Samstags. Durch die tägliche große Verbreitung des Tagblatts, die von
keiner anderen hieſigen Zeitung erreicht wird, iſt die größte Gewähr für zweckdienliche Bekanntgabe der Inſerate geboten.

17022dfs

Verlag des Darmſtädter Tagblatts.

Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.

Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In polizei=
licher
Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56 be=
finden
ſich: 1 gelber Pinſcher. 1 ſchwarz=grauer ſchottiſcher Schäfer=
hund
(zugelaufen). Die Hunde können von den Eigentümern bei
dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht
ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werktag, vormittags
10 Uhr, ſtatt.
(17041

Vergebung von Bauarbeiten.

Die bei Wiederherſtellung der Kirche zu Roßdorf vor=
kommenden

1. Maurerarbeiten,
2. Weißbinderarbeiten
ſollen öffentlich vergeben werden.
Angebote ſind verſchloſſen und mit entſprechender Aufſchrift
verſehen bis zum Freitag den 7. Auguſt I. J., vormittags 10 Uhr,
auf dem Büro des Unterzeichneten Neckarſtraße 3, Zimmer 5
einzureichen, wo ſie dann in Gegenwart etwa erſchienener Bewerber
geöfnet werden. Später einlaufende Angebote haben keine Giligkeit.
Angebotsformulare ſind dort erhältlich, Zeichnungen und Bedingungen
liegen daſelbſt von Montag den 3. Auguſt ab während der Dienſt=
ſtunden
zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 30. Juli 1914.
(17053fs
Der Großherzogliche Kreisbauinſpektor.
J. V.: Gerlach.

Brigebung vol Bauarvenen.

Die bei Wiederherſtellung der Kirche zu Meſſel vor=
kommenden

Weißbinderarbeiten
ſollen öffentlich vergeben werden.
Angebote ſind verſchloſſen und mit entſprechender Aufſchrift
verſehen bis zum Donnerstag den 13. Auguſt d. J., vormittags
10 Uhr, auf dem Büro des Unterzeichneten Neckarſtraße 3,
Zimmer 5 einzureichen, wo ſie dann in Gegenwart etwa erſchienener
Bewerber geöffnet werden. Später einlaufende Angebote haben keine
Giltigkeit. Angebotsformulare ſind dort erhältlich, Zeichnungen und
Bedingungen liegen daſelbſt während der Dienſtſtunden zur Ein=
(17054fs
ſicht offen.
Darmſtadt, den 30. Juli 1914.
Der Großherzogliche Kreisbauinſpektor.
S. V. Gerlach.

Kriegsversicherung.
Volle Garantie ohne Extraprämie.
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davon überschüssige Fonds (besondere Sicherheit)
20 Millionen Mark.
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(I,17044

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Begründet von Dr. Hermann Bräuning=Oktavio
Herausgegeben von D. Dr. Wilh. Diehl
Preis: Jährlich 12 Hefte: 6 Mark, vierteljährlich 3 Hefte:
1,50 Mark, Einzelhefte gegen Voreinſendung des Betrags
60 Pfge. Probehefte unentgeltlich.

Man abonniert bei dem Verlag der Heſſiſchen Chronik
(L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei, Darmſtadt) und allen
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(7461.

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Nummer 208.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 31. Juli 1914.

Seite 9.

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Noch lag der Dunſt einer ſchwülen Nacht über dem
Hafen von Nagaſaki. Die ſoeben purpurn aufgehende
Sonne des Junimorgens wob einen roſenroten Nebel=
ſchleier
um Maſten, Wimpel und Schornſteine der großen
und kleinen Schiffe, Fährboote und Barkaſſen, auf denen
bereits die erſten Zeichen von Leben und Tätigkeit ſich zu
regen begannen.
Nur hin und wieder vernahm man eine ſchrille
Dampfpfeife, das monotone Rufen der Matroſen, ſonſt
noch ſchlafumfangene, feierliche Stille.
Weit draußen in der tiefblauen, nur von kleinen,
weißen Schaumwellen bewegten Bai aber lag bereits der
Rieſenkoloß des amerikaniſchen Steamers zur Abfahrt
nach Neu=York vor Anker.
Die letzten Paſſagiere waren ſoeben mit kleineren
Booten angelangt und an Bord geſtiegen. Noch zwei
Stunden, dann dampfte die Columbia ins endlos weite
Meer hinaus.
Neben Gerald Solten an die Schiffsbrüſtung gelehnt,
ſtand Monſieur Tadjama. Sein breites, gelbes Geſicht
ſchien noch um mehrere Schattierungen fahler, in den
ſchwarzen Augen flackerte eine zuweilen ſchmerzlich und
unruhig aufzuckende Glut, aber das ihm eigene, gewin=
nende
Lächeln ſpielte deſſenungeachtet um ſeinen Mund.
Dort der Fuſi! Aus der Morgendämmerung ſchält
er ſich jetzt langſam heraus, ſagte der junge Japaner und
wies hoch hinauf nach der ſchneebedeckten Spitze des hei=

len Beges, der mnier den erien Sonnenſtahin woſg
zu erglühen begann.
Beide Männer ſchauten eine Weile ſchweigend wie
in ſtummer Andacht nach dem erhabenen Schauſpiele auf.
Endlich verſetzte Gerald, ſeltſam bewegt:
Ich werde mich dieſes erhebenden Anblickes oft und
gern erinnern. Gerade der Fuſi iſt mir hier ein treuer
Freund geweſen.
Während er das ſagte, breitete ſich ein Ausdruck von
Enttäuſchung und Trauer über des anderen Züge, und
Gerald verſtand ihn.
Nicht nur der Fuſijama allein nein, nein, dieſe
Trennung läßt ſich verſchmerzen; aber was Sie mir
während meines einunddreivierteljährigen Aufenthaltes
in Japan geweſen ſind, darüber mit banalen Phraſen zu
reden, vermag ich wirklich nicht, Tadjama.
Warum gehen Sie, Solten? Sie hätten länger, viel
länger bleiben ſollen.
Ueber Geralds Züge flog ein Schatten, während der
Japaner bewegten Tones fortfuhr:
Sie ſind keine Natur, keine ſentimentale Natur, die
das Heimweh, die Sehnſucht nach unerreichbaren, vielleicht
nur illuſoriſchen Beſtrebungen plötzlich mit ſcharfen Kral=
len
packt. Das einſt Geweſene, läßt es ſich nicht über=
winden
? Was hat die alte Heimat Ihnen noch zu bieten?
Hier dagegen blüht Ihnen hohe Anerkennung, Erfolg und
wenn Sie wollen auch Glück!
Man bot mir zu viel, Tadjama! Die Götter, Ihre
Götter, haben den unbedeutenden Fremden mit zu reichen
Gaben überſchüttet, erwiderte Gerald auffallend ernſt.
Und ſolche Güter ſind des Bleibens nicht wert? fragte
Tadjama zagend.

Der weit ſir dentengen, der ſach von öhuet aſt
gedeutetes Glück zu würdigen verſteht! Ich bin mit jeder
Fiber meines Herzens ein Deutſcher und nicht vorurteils=
frei
genug den Sitten, Anſichten und Gebräuchen Ihres
Vaterlandes gegenüber. Ich müßte jedes Band als Feſſel
betrachten, als Hemmſchuh welcher mich in meinen ange=
ſtammten
Pflichten gegen die alte Heimat hindert. Sie,
Tadjama, verſtehen mich wohl. Darum beſſer, eine Sache
aufgeben oder richtiger, ihr nicht erſt nähertreten, wenn
ſie als völlig ausſichtslos anzuſehen iſt.
Ohne zu antworten, ſtarrte der Angeredete, in ſchmerz=
liches
Sinnen verſunken, mehrere Sekunden vor ſich hin.
Vor ſeinem Geiſte ſtand die Schweſter in ihrer hol=
den
Mädchenhaftigkeit. Ja, ſie war zu ſüß und rein, um
für flüchtige Monate als Spielzeug zu dienen! Und
eines edlen, deutſchen Mannes rite angetrautes Weib zu
werden? Darin lag wohl die von Gerald Solten be=
tonte
Ausſichtsloſigkeit. Arme kleine Kohanna! Wirſt
du überwinden vergeſſen lernen? Oder ſollte die
Blütenknoſpe, ehe ſie zur Blume ſich entfaltet hat, durch
Herzeleid geknickt werden? Und dann dachte Tadjama
an ſeine in Deutſchland verbrachte Offizierszeit zurück
an jene unvergeſſenen Schönſteiner Tage, wo ebenfalls
ein bezauberndes Menſchenkind mit großen, wißbegierigen
Augen, unbefangen und natürlich und doch ſo beſtrickend
zu dem häßlichen Ausländer emporgeblickt hatte. Noch
immer ſah er im Geiſte das goldigbraune Gelock über der
weißen Stirn ſich ringeln, noch immer hörte er der weichen
Stimme glockenreinen Klang. Vorüber!
Verwirrt fuhr er empor und entgegnete beklommen,
doch in ſeiner würdevollen, poetiſchen Art:

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 31. Jnli 1914.

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erklingen oft geheimnisvoll lockende Saiten, die von über=
wältigendem
Glücksempfinden träumen ahnen laſſen.
Aber der geſchulte, eiſerne Wille bringt ſie zum Schweigen.
Wohl haben Sie recht, Solten, daß die angeſtammten
Pflichten gegen die Heimat mächtiger ſein können als jäh
aufgeflammte Herzenswünſche! Es liegt ein todes=
trauriger
Sinn, eine große Bedeutung in dem von Ihnen
geſprochenen Worte ausſichtslos.
Ueberraſcht begegnete Gerald des Freundes langem,
vielſagendem Blick.
Sonderbar! Schon früher einmal es war auf
jener Partie nach dem Rieſengebirge geweſen da hatte
eine plötzliche Entdeckung ihn befremdet, faſt erſchreckt.
Allein die heitere Ruhe des geiſtvollen Mannes, ſein un=
befangenes
Weſen Reinette gegenüber brachte jene flüch=
tig
aufgetauchte Idee bald wieder in Vergeſſenheit. Jetzt
aber wußte er, daß es damals keine Täuſchung geweſen
war, und ſein Herz drängte ihn dazu, Tadjama vor dem
Abſchiede noch eine Frage vorzulegen, die er bisher immer
wieder zurückgedrängt hatte.
Die Steuerbordſeite, wo beide ſtanden, war menſchen=
leer
, da alle Paſſagiere ſich nach den Kajüten hinunter=
begeben
hatten. Gerald ſchob den Arm unter den des
Freundes und zog ihn nach einem Ruheſitze hin.
Nun hatte ſich auch die Sonne in vollſter Pracht und
Klarheit aus den Dunſt= und Nebelſchleiern heraus=
gearbeitet
, und wie in leuchtendes Gold getaucht lag die
ausgebreitete Hafenſtadt vor ihren Blicken.
Nach kurzem Schweigen ſagte Gerald endlich auf=
fallend
haſtig und erregt:

Ich möchte noch einmal anknüpfen an unſer ſoeben
gepflogenes ernſtes Geſpräch, insbeſondere ruft das be=
deutungsſchwere
Wort ausſichtslos eine Begebenheit in
nir wach, die tief und gewaltſam einſchnitt in das Leben
eines Mannes, den ich kannte. Namen verſchweige
ich natürlich, und darum glaube ich keine Indiskretion zu
egehen, wenn ich mir heute einmal Ihre Anſicht erbitte.
Es berührt eine Sache, die mich da ich Kenntnis davon
erhielt, lange Zeit unausgeſetzt beſchäftigte.
Tadjamas kluge Augen ruhten für Sekunden for=
ſchend
auf des Freundes männlich hübſchem, anſprechen=
dem
Geſicht, dann verneigte er ſich ſtumm.
Verſprechungen ſind bindend, nicht nur für das
Leben, ſondern auch über den Tod hinaus. Das wiſſen
Sie und ich, und daran iſt nicht zu rütteln, fuhr Gerald,
eine innere Unruhe beſtmöglichſt meiſternd, noch lebhafter
fort. Aber nehmen wir an, jener Mann fühlt ſich auch ge=
bunden
, ohne daß er jemals ein Verſprechen gab! Er iſt
ein Grübler, Zweifler, ein Peſſimiſt geworden und opfert
ſein Lebensglück jenem düſteren Phantom.
Handelt es ſich um eine Frau ein Mädchen? fragte
der Japaner zögernd.
Geralds Blicke verfinſterten ſich, und halb wider=
ſtrebend
, als ob er ſich ein ſchweres Bekenntnis von der
Seele herunterſprechen ſollte, erwiderte er leiſe:
Die verſtorbene Gattin jenes Mannes fühlte keine
Sympathien für eine ja, ſie verzehrte ſich in maßloſer
Eiferſucht ohne jeglichen Grund, und . .
Der Erzähler ſtockte.
Und hat vor ihrem Ende ein Verlangen geſtellt,
Wünſche geäußert, die, falls erfüllt ein Menſchenglück

vernichten, fiel Tadjama ihm raſch ins Wort, wobei die
dunklen Augen eigentümlich blitzten.
Was Sie für ein guter Menſchenkenner ſind! gab
Gerald befangen und ausweichend zurück.
Das Leben iſt der beſte Pädagoge, Solten! Aber
nun liegt Ihnen daran, zu wiſſen, wie ich über dergleichen
Dinge denke?
Ihr Urteil erſcheint mir immer unbeeinflußt und
gerecht.
Der Japaner ſaß, die gelben, mageren Hände über
dem Knie gefaltet und ſchaute wieder nach dem Fuſijama
hinauf, deſſen Umriſſe ſich jetzt in ſchönſter Klarheit vom
blauen Horizont abzeichneten. Man hätte meinen können,
er bete; oder wollte er ſich für dieſe bedeutungsvolle Ant=
wort
ſammeln? Ahnte er vielleicht, daß das Schickſal von
zwei ihm lieb und wert gewordenen Menſchen davon ab=
hing
?
Obgleich fiebernde Erregung in Gerald tobte, unter=
brach
er die Stille doch mit keinem Wort.
Endlich wandte ihm Tadjama das Antlitz zu; glück=
licher
Seelenfrieden und Verklärung breiteten ſich darüber
aus.
Ich möchte Ihnen ein Märchen erzählen, Solten.
Wir Japaner ſind für Märchen ſehr empfänglich und wen=
den
ſie im praktiſchen Leben oft als Gleichniſſe an. Wollen
Sie es hören?
Ich laſſe mich ſo gern von Ihnen belehren, verſetzte
Gerald freundlich, indes, als ob ihm das Sprechen ſchwer
iele, langſam und gepreßt.
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Nummer 208.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 31. Juli 1914.

Seite 11.

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do. amort. v. 1895 .
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Türk. Egypt. Tribut
93.60 Nation.-Bank f. Deutschl.
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do. unkäb. 1918. . . .
99,00 Kaliwerke Westeregeln . 13 156,00
do. . . . . p. 1925
Portugies. Eisenb. v. 1886
do. kons. Steuerfreie
1919. . . .
4 93.751 Pfälzische Bank . . . . .
do.
Königin Marienhütte
do. . . . . . . . . . . .
do. .. . . .
4 94.75Reichsbank . .
1921 . . . .
do.
71,80 do. Admin. v. 1903. .
8.43 1130,50 Laurahütte
G0. . . ... . ..
Läivorneser . . . . . . .
do. unif. v. 1903. . .
2 1922. . . .
do.
96,00Rheinische Kredit-Bank:
Oberschles. Eisenbed.
Preußische Schatzanw.
Salonique Monastir. .
do, v. 1905. . . . . . . .
83,50 1 A. Schaaffhaus. Bk.-Ver.
do. .. . . . . . . . . .
Oberschl. Eisen-Industrie O
Staffelanleihe. .
Bagdadbahn
do. Komm.-Obl. unk. 1918
95,00 (Wiener Bank-Verein . . . 8
Ungarische Staats-Rente
Phönix Bergbau ..
18 (201,00
Consols . . .
93,20
Anatolische Eisenbahn .
Frankf. Hyp.-Bk. pr. 1910
1913 unkdb. bis 1923 . .4½
Rheinische Braunkohlen 11
do.... . .
94,50
Missouri-Pacific I. .
1915
Riebeck Montan . .
94,00 Ungar. Staatsk.-Scheine
88,00 do.
.. .11
95,001 Aktien von Trans-
Badische Staats-Anleihe:
do. do. v. 1905
a0.
1920 . ..
South West.-Afr. Shares . 5
v. 1913 . . . . . . . . . . . . 4½
3t,
do,v. 92/94 .
3½ 85,30 port-Anstalten.
71,00Northern-Pacific. . . . .
do. Ser. 1219. . . . .
do. Gold-Rente. . . .
3
dor-. . . ..
Southern-Pacific . . . . .
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Hamb.-Amerika-Packetf. 10 106,00
do. Staats-Rente 1910. 4
Bayerische Ablös.-Rente. 4 96,50
St. Louis & San Francisco
Verzinsliche
3½ 86,00Norddeutscher Lloyd.
unkdb. 1910
8 . 92,0
do.
Kr.
E.-B.-Anl. kdb. ab 1906 4 96.00
Tehuantepec . . . . . .
Anlehenslose.
Frankf. Hyp.-Krod.-Ver.
Frankfurt. Schleppschiff. 4
4 96,00 Argent. innere Gold-Anl.
2t.
do. unkdb. p. 1918 .
Ungar. Lokalbahn . . . . 5
Ser. 1542
93,50Südd. Eisenb.-Gesellsch. .6½ 125,00Badische
v. 1887 5
4 96,00
do. unkdb. p. 1920 .
TIr. 100 4
4845
94,25Anatol. Eisenb. 60%-Akt.5½
do. äußere v. 1890 . .
do. . . . . .
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95.50 Baltimore .
6
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do. innere v. 1888 . . . 4½
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Holländ. Komm. . H. 100
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do. 1913. . . . .
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Rheinprov. Obl. Em. 20/21
3½ 79,00
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do. Anleihe .
Frs. 100 z
96,30 do. Ser. 45 .
86,00 Schantung.
do. v. 1897 .
do. Em. 10
7½ 103,00Meininger Präm.-Pfäbr. . 4
3
do.
Prinz Henry.
3½ 86.50 Hess. Land.-Hyp.-Bk. Pf.
90
Chile Gold-Anl. v. 1911.
do. . 5.
Osterreicher 1860er Lose . 4
Hamburger Staats-Anl. . 4
3½ 84,00
96,90 Lombarden .
Scr. 12, 13, 16
do. v. 1889
Posen Prov..
6,
014,00 Oidenburger. . . . TIr. 40 3
3½
do. v. 1887/94
.3½ 84,00
95,80 Pennsylvania.
14, 15, 17
6
do. . . ..
do. v. 1906
.4½
Westfalen Prov. V..
Raab-Grazer . . . . H. 1502½
do. .
3
4
97,40
do. unkdb. 1920 . . .
Chines. St.-Anl. v. 18.
Hess. Prov. Oberhessen . 4
Hessische Staats-Anleihe! 4
do.
1923 . . .
97,501 Industrie-Aktien.
4 97,00 do. v. 1896 .
5
do. Starkenburg.
do. unkdb. p. 1921 .
3½
.84,20
do. Ser. 1, 2, 68 . . .
do. Reorg. Anl.
do. . . . . ..
3½ 79,50
Unverzinsliche
84.00Badische Anilin-Fabrik . 28 364,00
do. 35 . . . .
Städte-
Mk.
70,90 . do. v. 1898
4½
(o. . . .
Anlehenslose.
84.10Chem. Fabrik Griesheim 14
do. kündb. 1915.
p. St.
Obligationen.
74,00 Japaner ..
4½
Sächsische Staats-Rente
do. Komm. unk. 1913
96.90 Farbwerke Höchst . . . . 30 399,501 Augsburger .
Innere Mexikane
. A. 7 35,30
Württembg. Staats-Anl.
5 60,00parmstadt.
96,90 Ver. chem. Fabr. Mannh. 20
1914
4
do.
Außere do.
Braunschweiger
. TIr. 20
5
(unkdb. p. 1921).
97.10Zement Heidelberg
do. .
1916
3½
10
do.
Mexikan. Gold v.
Fs. 45
Mailänder
do. v. 79/80 . . . .
4 64,00Frankfurt .
97,40 1Chemische Werke Albert! 30
: 1920
4 96,75 do.
Fs. 10
do. cons. .
do.
3
do. . . . . .
97.50 1 Holzverkohl. Konstanz 1 15
1925
(0. . . .
do.
3½
do. Irrigat.-Anleih
Meininger
. 4A.7
Bulgarische Gid.-Anl.

4½ 67,40 Gießen . .
8420Lahmeper
do. verlosb. u. kündb..
4
. . .
Osterreicher v. 186
. A. 100
Buenos-Aires Prov.
Griech. Anl. v. 1890 . . . . 1,6
3½
84, 15 1Schuckert, Nürnberg:
unkdb. 1915
do.
do. . . .
3½
do. V. 1
A. 100
Tamaulipas
114,00
do. v. 1887 Monopol 19)
-
93,50 Siemens & Halske. .
Heidelberg.
4* 95,00Meininger Hyp.-Bk. Pfäb.
12
H. 100
Sao Paulo E.-B.
Ungar. Staats .
Italienische Rente. . . .
95,70Bergmann Elektr.:
do. unkdb. 1922. . .
do. . . ..
3½
Venediger
. Fs. 30
do. v. 1913 .
5
Oeterr. Staats-R. v. 1913 .
½ 85,00 Allg. Elektr.-Geselle
Karlsruhe
do. . .
78,00 Siam v. 1907.
14 213,00) Türkische . . . . .. Fs. 400
4½
do. Silber-Rente . . . .4½
Hagen Akkum..
Rheinische Hyp.-Bk. Pfb.
3t.
do. . . .
25 (248,80
do. Papier-Rente . . .4½
Prioritäts-
unkdb
. 1917
94,00Deutsch. Übersee
Magdeburg
II
do. Gold-Rente . . . . . 4
Gold, Sülber und
Obligationen.
93.001Gummi Peter
Mainz . . . .
1910
0
do. . . ...
Banknoten.
do. einheitl. Rente . . 4 70,10 Südd. Eisenb.-Gesellsch.
93,00Adler-Fahrradwerke
1921
do. .. ..
do. . . ...
25
Portug. Tab-Anl. 1891 . .4½
1924
96,00Maschinenfabr. Badenia. 6 120,0
Mannheim . .
do. . . . ..
Engl. Sovereigns. . . . . . . .
v. 1895/97 3½
do. inn. amort. 1905 . .4½
Go. . . . . . .
3½ 82,501 Wittener Stahlröhren . . 0
do. . . . .
120.Franks-Stücke . . . . . . .
v. 19043½
do. unif. Serie I
95,20Motoren, Oberursel
do, Komm. unk. 1923
München .
-8½
96,00
Amerikanische Noten . . . .
Hess. Eisenb.-Akt.-Ges.
do.
III.
96,30Gasmotoren, Deutz
do.
1924 .
Nauheim .
Englische Noten . . . . . . .
Oblig., gar. v. d. Stadt
do. Spezial Titel. . .
94,80Siemens Glas-Industrie . 15
9,00
Südd. Bod.-Kred.-Pfdbr.
Nürnberg
Französische Noten. . . . .
Darmstadt . . . . . . . .
Rumänen v. 1903 . . . . . . 5
(0. . .. . . . .
3½ 86.00 Enzinger Filter .
do. ...

Holländische Noten . . . .
130,
23
Nordd. Lloyd-Obligat. .
do. Gold v. 1913.
Steaua Romana
loffenbach
4
10
Ltalienische Noten . . ..
Donau-Dampfschiff. v. 82
do. Schatzsch. v. 1913.4½
Zellstoff Waldhof
do. v. 1914
Osterr.-Ungarische Noten.
*14
12
Elisabethbahn
do. conv..
Bed. Zucker-Waghäusel .12,8.
do. . . . .
Russische Noten . . . . . . . .
. .3½
Bank-Aktien.
Franz-Josef-Bahn. .
do. v. 1890
Neue Boden-Aktien-Ges..
Wiesbaden. .
Schweizer Noten. . . . . . . .
.4
Kaschau-Oderberger v. 89
do. v. 1891
Süddeutsche Immobilien 0
Bank für elektr. Unter-
do
. . . . .
. .3½
Prag-Duxer .
do, v. 1905
10
71,00 Worms .
nehmungen Zürich .
4
Osterreich. Staatsbahn
do. v. 1908
Berg.-Märkische Bank.
Reichebank-Diskont . .
(0. . . . . .
Bergwerks-Aktien.
.3½
do. . .
do. v. 1910
Berliner Handelsges.. . . 81
Lissabon v. 1888
do. Lombard Zsf.. .
4
do.
Russische St--An
Aumetz-Friede . .
Darmstädter Bank . . .
Moskau v. 1912 .
4½
121,75
do. Südbahn (Lomb.) .
do. kons. v. 1880
* 1104,00 Bochum. Bergb. u. Gußst. 14
Stockholm v. 1880 .
do. do.
Tendenz:
Deutsche Bank. . . . . . .12½219,50 Leonhard, Braunkohlen
do, Gold v. 1890 . . .
44,50Wien Komm. . .
Deutsche Vereinsbank. . 6 1114,75 Konkordia Bergbau
153,00
do. do.
do. v. 1902 .
Matt.
Wiener Kassenscheine
23
79,75 Raab-Oedenburg
Schweden v. 1880. .
Dt. Effekt.- u. Wechs.-Bk. 6 109,00 Deutsch-Luxemb. Bergb. 10 99,75
Zürich. v. 1889 .
Disk.-Kommand.-Ant. . . 10 1169,50 Eschweiler . . . . . . . .
do. v. 1886.
Kronprinz Rudolfbahn
Buenos Stadt v. 1892 . . . 6
Dresdner Bank . . . . . . .8½ 1136,50
10 (207,00
Russ. Südwest .

Handel und Verkeſtr.

Frankfurt a. M., 30. Juli. (Börſe.) Die
heutige Börſe ſtand naturgemäß völlig unter dem Ein=
druck
der politiſchen Verhältniſſe, gegenüber welchen er=
klärlicherweiſe
alles andere in den Hintergrund gedrängt
wird. Daß der Börſenvorſtand den offiziellen Verkehr
wieder auf Kaſſaumſätze beſchränkt hatte, verhalf dem
Markte auch heute zu einem ruhigeren Ausſehen. Trotz=
dem
waren die Abſchläge verſchiedener Werte, ſoweit über=
haupt
Notizen zuſtande gebracht werden konnten, teil=
weife
recht erheblich. So notierten u. a. niedriger: Phö=
nix
9 Prozent, Luxemburger 6 Prozent, Paketfahrt 3 Pro=
zent
, Lloyd 3 Prozent, Ediſon 5 Prozent, Schuckert 7 Pro=
zent
, Dürkopp 10 Prozent, Badiſche Anilin 6½ Prozent,
Höchſter Farbwerke zirka 20 Prozent. Auch der Fonds=
markt
lag ſchwächer, u. a. 3proz. Reichsanleihe 1¼ Pro=
zent
, 3½proz. Heſſen 3 Prozent. Am Deviſenmarkte machte
ſich auch heute bei ſteigenden Kurſen lebhafte Nachfrage
für Paris und London bemerkbar. Da Wechſeldiskon=
tierungen
bei der Reichsbank beſonders in den letzten
Tagen in großem Umfange ſtattgefunden haben ſollen,
und die Bank von England inzwiſchen ihren Diskont von
3 auf 4 Prozent erhöht hat, dürfte in kurzer Zeit mit einer
Diskonterhöhung der Reichsbank zu rechnen ſein. Aus
Berlin wurden einige kleinere Inſolvenzen gemeldet,
welche Nachricht jedoch in Anbetracht der gegenwärtigen
Verhältniſſe eindruckslos blieb.

Landwirtſchaftliches.

Schlachtviehmarkt Darmſtadt. Schweine=
markt
am 29. Juli. Auftrieb 94 Schweine. Preiſe
1. Qual. (pro 50 Kg. Schlachtgewicht) 62 Mk., 2. Qual.
61 Mk., 3. Qual. 60 Mk. Marktverlauf: lebhaft, geräumt.
Schweinemarkt am 30. Juli. Auftrieb 113 Schweine.
Preiſe 1. Qual. (pro 50 Kg. Schlachtgewicht) 62 Mk.,
2. Qual. 61 Mk., 3. Qual. 60. Mk. Marktverlauf: mäßig;
Ueberſtand. Kälbermarkt am 30. Juli. Auftrieb
135 Kälber. Preiſe 1. Qual. (pro 50 Kg. Lebendgewicht)
58 Mk., 2. Qual. 56 Mk., 3. Qual. 54 Mk. Marktverlauf:
lebhaft.

Der Verband öffentlicher Lebens=
verſicherungsanſtalten
in Deutſchland

erſtattet ſeinen Verwaltungsbericht für das Jahr 1913,
ſein zweites Rechnungsjahr. Zu Anfang des Jahres
gehörten ihm als Mitglieder an: die Lebensverſicher=
ungsanſtalten
der Oſtpreußiſchen Landſchaft, die Schleſi=
ſche
Provinziallebensverſicherungsanſtalt, die Pommer=
ſche
Provinziallebensverſicherungsanſtalt, die Lebens=
verſicherungsanſtalt
Weſtpreußen, die Poſenſche Provin=
zial
=Lebensverſicherungsanſtalt und die Provin=
zial
=Lebensverſicherungsanſtalt Brandenburg. Im Laufe
des letzten Jahres trat die neugegründete Naſſauiſche
Lebensverſicherungsanſtalt dem Verbande bei, der
außerdem gleichſam als Platzhalter für neuzugründende
ähnliche Anſtalten in anderen Provinzen, eine Abteilung
für den unmittelbaren Betrieb der Lebensverſicherung
unterhält. Die Erfolge werden als ſehr erfreulich be=
zeichnet
. Bei den genannten ſieben Anſtalten gingen
insgeſamt 20928 neue Anträge über 60323 350 Mark Ka=
pital
und 34352 Mark Jahresrente ein. Abgeſchloſſen
wurden 16 739 neue Verſicherungen über 41595728 Mark
Kapital und 33 447 Mark Rente. Hiervon entfielen auf
größere Todesfallverſicherungen gegen 5000 mit faſt 34½
Millionen Mark Kapital und auf die neu aufgenommene
Volksverſicherung (kleine Lebensverſicherung) 11547
Neu=Abſchlüſſe über mehr als 6 Millionen Mark Kapital.
Für das Jahr 1914 läßt ſich ein noch weſentlich günſtigeres
Ergebnis erwarten, da die bisherige Antragsſumme dieſes
Jahres diejenige des geſamten Jahres 1913 ſchon weſent=
lich
übertrifft. Für den 31. Dezember 1913 ergab ſich bei
den ſieben Anſtalten ein Beſtand von 20377 Verſicherungen
über 76 400 319 Mark Kapital und 57063 Mark Rente:
ſämtliche Verſicherungen waren unmittelbar mit dem Ver=
ſicherungsnehmer
abgeſchloſſen. Der vorzeitige Abgang
durch Verfall, Rücklauf oder Umwandlung betrug bei den
größeren Lebensverſicherungen nur 0,90 Prozent und bei
der Volksverſicherung nur 1,13 Prozent, hielt ſich ſomit in
außerordentlich niedrigen Grenzen. Bei der für Rech=
nung
des Verbandes arbeitenden Abteilung für den un=
mittelbaren
Betrieb der Lebensverſicherung waren am
Ende des Betriebsjahres 14455 Verſicherungen über
32752335 Mark Kapital und 12157 Mark Jahresrente

reinedet,. Einſchleſlich de Sepinmorras ee
Vorjahr erzielt dieſe Abteilung einen Gewinn von 45925
Mark; die Ueberſchüſſe fließen den dem Verband ange=
hörenden
Anſtalten wieder zu. Von der Abteilung des
Verbandes für unmittelbaren Betrieb der Lebensverſicher=
ung
wurden 4000 Verſicherungen über 8 742156 Mark Ka=
pital
und 10 166 Mark Jahresrente neu abgeſchloſſen. Nach
Abzug der Ueberweiſungen an andere Anſtalten und ſon=
ſtiger
Abgänge verblieb am Jahresſchluß ein Beſtand von
3695 Verſicherungen über 8 282671 Mark Kapital und
9837 Mark Rente, davon 2613 kleine Lebensverſicherungen
über faſt 2 Millionen Mark Kapital. Die Aufwärtsbewe=
gung
hat auch im Jahre 1914 angehalten; im unmittel=
baren
Verſicherungsbetrieb des Verbandes wurden in den
erſten 5 Monaten ds. Js. 1177 Anträge auf größere Todes=
fallverſicherungen
über 6 715050 und 5484 Anträge auf
kleine Lebensverſicherungen über mehr als 4 Millionen
Mark eingereicht Die Abteilung hat bereits einen kleinen
Ueberſchuß erzielt. Die Sterblichkeitsverhältniſſe waren
günſtig; von den auf den Todesfall Verſicherten ſtarb eine
Perſon, die mit 10000 Mark verſichert war. Der Ueber=
ſchuß
der großen Lebensverſicherung iſt dem Stamm= und
Betriebskapital überwieſen, das dadurch auf 1437175 Mk.
anwächſt. Bei der kleinen Lebensverſicherung gleichen ſich
die Einnahmen und Ausgaben mit 118316 Mark aus. Die
Bilanz weiſt einen Gewinn von 51921 Mark auf. Die
Prämienreſerve betrug 916336 Mark, die Prämienüber=
träge
ſtellten ſich auf 553837 Mark, für ſchwebende Ver=
ſicherungsfälle
waren 45000 Mark in Reſerve geſtellt, und
an ſonſtigen Reſerven ſtanden 52958 Mark zur Verfügung.
Unter den Aktiven befinden ſich 14800 Mark Hypotheken,
272173 Mark Guthaben bei Banken und anderen Ver=
ſicherungsunternehmen
und 374 484 Mark Wertpapiere,
und zwar faſt ausſchließlich landſchaftliche Pfandbriefe
bezw. preußiſche Provinzialanleihen, deutſche Reichsſchatz=
anweiſungen
und preußiſche Konſols. Im Jahre 1914 iſt
die Errichtung neuer Anſtalten von den Provinzialland=
tagen
der Provinz Sachſen, der Rheinprovinz und der
Provinz Weſtfalen beſchloſſen worden; vorausſichtlich
werden dieſe neuen Lebensverſicherungsanſtalten im Herbſt
d. J. den tatſächlichen Betrieb aufnehmen.

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[ ][  ]

Seite 12.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 31. Juli 1914.

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§ 80 Abſatz 2
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