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Ausgabe A (mit Illuſtriertem Unterhaltungsblatt)
177. Jahrgang
monatlich 60 Pfg.; Ausgabe B (mit Illuſtriertem
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Geſchäftsſtelle Rbeinſt:. 23, die Filialen u. Agen=
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turen, Anzeigenerpid. 18 In= und Ausſandes. Bei
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Das franzöſiſche Lügenmanifeſt. — Erfolge der öſterreichiſch=ungariſchen Marine. — Der
Feldzug gegen Serbien. — Die Oeſterreicher machten vom 11 bis 20. Dezember 43000 Gefangene.
Weihnachten 1914.
*⁎* Nur ſelten hat die Welt ſeit den zwei
Jahrtau=
ſenden, die ſeit der Geburt Chriſti verfloſſen ſind, in der
ſtillen, heiligen Nacht unter einem ſolchen Banne
geſtan=
den wie diesmal. Das deutſche Volk hat viele Kriege
ge=
führt, und auch 1870 waren unſere Väter im Felde, um
für des Vaterlandes Ehre ihr Leben einzuſetzen, aber weil
gewaltiger iſt das jetzige Ringen, wo wir gegen eine
Welt von Feinden anzukämpfen haben.
Friede auf Erden! ſo lautet ein Teil der
Weihnachts=
botſchaft, welche die himmliſchen Heerſcharen alsbald nach
der Geburt des Heilandes verkündeten. Es iſt etwas
Schönes, Herrliches um den Frieden, und deshalb hat
auch das Deutſche Reich vier Jahrzehnte lang alles
aufge=
boten, um ihn aufrechtzuerhalten, hat unſer Kaiſer nicht
nachgelaſſen in dem Beſtreben, Konflikte mit dem
Aus=
lande zu vermeiden, das Solidaritätsgefühl unter den
Völkern zu kräftigen und die Beziehungen zu dieſen
freundſchaftlich zu geſtalten. „Friedenskaiſer” hörten wir
mit Stolz und Genugtuung das Oberhaupt des Reiches
nennen, und in der Tat verdiente der Kaiſer dieſen
Na=
men voll und ganz, denn nie iſt es ihm in den Sinn
ge=
kommen, die Ruhe Europas zu ſtören, nie hat er es
unter=
nommen, fremde Staaten herauszufordern, immer ſetzte
er für die friedliche Schlichtung internationaler
Schwie=
rigkeiten ſeine Autorität ein — bis die Niedertracht
unſe=
rer Feinde, die Pflicht, für die Sicherheit des Vaterlandes
zu ſorgen, ihn zwang, das Schwert zu ziehen gegen eine
Vereinigung von Staaten, deren Herrſcher ihm zum Teil
noch kurz vorher ihre Freundſchaft und Friedensliebe
ver=
ſichert, ſich aber ſchon längſt zu einem Bunde
zuſammen=
geſchloſſen hatten, um zu gelegener Zeit über das Deutſche
Reich herzufallen. Werden die Herrſcher jener Staaten
und ihre Ratgeber das Weihnachtsfeſt auch ſo
gewiſſens=
rein begehen können wie unſer Kaiſer und ſeine
Regie=
rung, oder läßt ihnen das Bewußtſein furchtbarer,
frevel=
hafter Schuld keine Ruhe und hindert ſie, teilzunehmen
an dieſem hohen Feſte der Chriſtenheit?
Wie die Gedanken des deutſchen Völkes in dieſen
letz=
ten vier Monaten ſtändig bei ſeinen tapferen Kriegern
weilten, ſo iſt dies erſt recht der Fall an dieſem Feſte, das
beſonders uns Deutſchen ans Herz gewachſen iſt und in
unſerem Innenleben eine ſo große Rolle ſpielt. Wer
be=
obachten konnte, wie vor einigen Wochen, als die
An=
nahme der Weihnachtspakete für das Feld erfolgte, Arm
und Reich, Hoch und Niedrig zu den Schaltern drängte,
um den Angehörigen im Kriege eine Weihnachtsfreude zu
bereiten, ihnen zu zeigen, daß man ihrer an dieſem, durch
die Erinnerung an die fröhliche, ſorgloſe Kinderzeit
ge=
weihten Feſte gedenke, der wird begriffen haben, was
letz=
teres unſerem Volke bedeutet. Und wir ſind überzeugt,
auch in den Schützengräben, auf einſamer Wacht im
Ange=
ſichte des Feindes und unter dem Donner der Geſchütze
ſtehen unſere Krieger, wenn auch nur auf kurze
Augen=
blicke, in der heiligen Nacht im Banne des ſtillen
Geden=
kens an die Weihnacht zu Hauſe, ob ſie nun in der Hütte
oder im Palaſt ihre Heimat haben.
Friede auf Erden! Das deutſche Volk will auch jetzt
den Frieden, aber nur einen ſolchen, der die ſichere
Ge=
währ der Dauer bietet, der unſere Feinde fortan
verhin=
dert, die Waffen wieder gegen uns zu ergreifen und die
Welt von neuem mit den Greueln des Krieges zu
über=
ziehen. Und wir haben die feſte Zuverſicht, daß uns über
kurz oder lang ein ſolcher Friede beſchieden ſein wird.
Dieſe Zuverſicht ſoll unſer diesjähriges Weihnachtsfeſt
trotz der vielfältigen friſchen Trauer, die noch auf unſerem
Volke lagert, erhellen und verſchönern helfen.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 24. Dez.,
vormit=
tags. (W. T. B. Amtlich.) Der Feind wiederholte geſtern
in der Gegend von Nieuport ſeine Angriffe nicht. Bei
Bixſchoote machten unſere Truppen in den Gefechten
vom 21. Dezember 230 Gefangene.
Sehr lebhaft war die Tätigkeit des Feindes wieder in
der Gegend des Lagers von Châlons. Dem heftigen
feindlichen Artilleriefeuer auf dieſer Front folgten in der
Gegend von Souain und Perthes
Infanterie-
angriffe, die abgewieſen wurden. Ein vom
Feinde unter dauerndem Artilleriefeuer gehaltener
Gra=
ben wurde uns entriſſen, am Abend aber wieder
genom=
men. Die Stellung wurde nach dieſem gelungenen
Ge=
genſtoß aufgegeben, da Teile des Schützengrabens vom
Feuer des Feindes faſt eingeebnet waren. Ueber 100
Gefangene blieben in unſerer Hand.
Unſere Truppen haben von Soldau und
Neiden=
burg her erneut die Offenſive ergriffen und in
mehr=
tägigem Kampfe die Ruſſen zurückgeworfen.
Mlawa und die feindlichen Stellungen bei Mlawa ſind
wieder in unſerer Hand. In dieſen Kämpfen
wurden über 1000 Gefangene gemacht.
Am Bzura= und Rawka=Abſchnitt kam es
bei unſichtigem Wetter, bei dem die Artillerie wenig zur
Geltung kommen konnte, an vielen Stellen zu heftigen
Bajonettkämpfen. Die Verluſte der Ruſſen ſind groß.
Auf dem rechten Pilica=Ufer, in der Gegend ſüdöſtlich
von Tomaszow, griffen die Ruſſen mehrmals an und
wurden mit ſchweren Verluſten von den
verbünde=
ten Truppen zurückgeſchlagen.
Weiter ſüdlich iſt die Lage im allgemeinen unver=
Oberſte Heeresleitung.
ändert.
Feindes zu ſein. Vorher wird er wohl noch ein= oder
mehrere Male der ihm dicht auf den Ferſen folgenden
deutſchen Armee ſich ſtellen.
Hasfranzöſiſche Lügenmanifeſt.
** Unter der Herrſchaft verlogener
Phraſen hat die Eröffnungsſitzung der
franzöſi=
ſchen Kammer geſtanden. Darauf berechnet, die
Einmütigkeit der Kammer auch um den Preis ſchimpflichſter
Vergewartigung der Wahrheit herbeizuführen, hat ſich
die Erklärung des Miniſterpräſidenten Viviani
vollſtän=
dig in dem Rahmen des Gelbbuches gehalten, deſſen
Fäl=
ſchungen von der Nordd. Allg. Ztg. ausführlich
nachge=
wieſen worden ſind. Daß Viviani Deutſchland die Schuld
am Ausbruch des Weltkrieges zuſchreiben konnte, ohne auf
einen Zwiſchenruf des Widerſpruchs zu ſtoßen, läßt
er=
kennen, wie vollſtändig die franzöſiſche Kammer des
ge=
ſunden Menſchenverſtandes bar iſt. Denn daß Deutſchland
es unmöglich darauf anlegen konnte, zu gleicher Zeit einen
Krieg mit den drei größten Militärſtaaten Europas, deren
einer mit der größten Militärmacht Aſiens verbündet iſt,
vom Zaune zu brechen, muß ſich jeder Menſch mit
geſun=
den Sinnen von ſelbſt ſagen. Aber ſo ungeheuerlich jene
Beſchuldigung iſt, noch ungeheuerlicher iſt die Triebfeder,
die Viviani dem Deutſchen Reiche für ſeine angebliche
Kriegspolitik unterſtellt. Er ſagte: „Wenn Deutſchland
in diplomatiſcher Hinſicht den Frieden im Keime erſtickte,
geſchah es, weil es ſeit 40 Jahren unabläſſig das Ziel
ver=
folgte, Frankreich zu erdrücken, um zur Knechtung der
Welt zu gelangen.”
Ein frecherer Schwindel iſt in einem ernſten
Augen=
blick von einem verantwortlichen Staatsmann einer
Volksvertretung niemals an den Kopf geworfen worden.
Die Wahrheit, die jeder Schuljunge wiſſen kann, beſteht
darin, daß Deutſchland nach dem deutſch=franzöſiſchen
Kriege Frankreich ein rieſenhaftes Kolonialreich ohne
Wi=
derſpruch erwerben ließ, während es ſelbſt nur das
be=
ſcheidenſte Kolonialgebiet erwarb, und Frankreich auch
Marokko gegen einigen Zuwachs im Kongo überließ.
Sonſt aber hat das Deutſche Reich faſt ſeit einem halben
Jahrhundert mit keinem einzigen Staate Krieg geführt,
es ſei denn zuſammen mit den europäiſchen Mächten
ge=
gen China. Und da wagt ein Miniſter ſo ſchnöde Lüge,
Deutſchland habe auf dem Wege über Frankreich die Welt
knechten wollen! Würdig ſolcher Ausgeburten einer
ge=
häſſigen Einbildungskraft iſt die Behauptung Vivianis,
daß es ſich bei dieſem Krieg nicht um Territorien und
Abſatzgebiete, um eine Vergrößerung politiſcher oder
wirt=
ſchaftlicher Vorteile, ſondern darum handele, das Schickſal
der Welt auf der Grundlage der Gerechtigkeit neu zu
re=
geln. So ſpricht der Miniſterpräſident eines Landes, das
den Handelskrieg gegen Deutſchland im vollſten
Einver=
nehmen mit ſeinem engliſchen Bundesgenoſſen führt, das
die Aufteilung des deutſchen Kolonialbeſitzes zuſammen
mit dem Bundesgenoſſen bereits begonnen hat und ſich
über weitere Aufteilungspläne unbefangen äußert, um
Neutrale ins Lager der Verbündeten hinüberzuziehen!
Und ſo ſpricht ein Miniſter, der gleichzeitig erklärt,
Frank=
reich werde die Waffen erſt niederlegen, wenn Elſaß=
Lothringen „für immer an das franzöſiſche Vaterland
ge=
ſchmiedet‟, Belgien wiederhergeſtellt und der preußiſche
Militarismus zerbrochen ſei! Wer ſo fauſtdicke,
handgreif=
liche Lügen im großen vorbringt, ſchreckt vor dem
Schwin=
del kleineren Kalibers ſelbſtverſtändlich nicht zurück.
Da=
hin gehört die niederträchtige Unterſtellung, das deutſche
Heer habe „unſchuldige Kriegsopfer, die bisher von den
Kriegsgeſetzen geſchützt waren”, gefangen genommen oder
niedergemetzelt, um das franzöſiſche Volk in Schrecken zu
verſetzen. Daß es ſich dabei für das deutſche Heer um
notgedrungene Vergeltungsmaßregeln handelte, nachdem
die Franzoſen aus Elſaß=Lothringen in
vökerrechtswidri=
ger Weiſe „Geiſeln” fortgeführt hatten, und nachdem
franzöſiſche Franktirerurs gegen deutſche Verwundete ſich
in viehiſcher Weiſe vergangen hatten, wird von Viviani
weiſe verſchwiegen.
* Berlin, 24. Dez. Im Berl. Tagebl. heißt es
unter der Ueberſchrift „Ankunft neuer deutſcher Truppen
in Flandern‟: Die Tyd berichtet aus Dünkirchen:
Nicht nur die Verbündeten, ſondern auch die Deutſchen
erhielten Verſtärkungen, Flieger entdeckten den Anmarſch
neuer Truppen und neuer Zufuhr von Kriegsmaterial.
Aus Sluis wird demſelben Blatt gemeldet, daß neue
große deutſche Truppenmaſſen in Flandern angekommen
ſeien.
* Amſterdam, 23. Dez. (Ctr. Bln.) Die Times
meldet der Voſſ. Ztg. zufolge aus Weſtflandern: Die
Kämpfe um Nieuport haben an Heftigkeit
nachge=
laſſen. In Lombartzyde und St. Georg waren die
Bel=
gier damit zufrieden, ihre Stellungen zu verteidigen
und halten zu können. Die Nachricht, die Verbündeten
ſtänden ein bis zwei Meilen vor Oſtende, iſt falſch. Sie
entſtand dadurch, daß franzöſiſche Soldaten Middelkerke
für Oſtende hielten.
TU. Rotterdam, 24. Dez. Die engliſchen
Truppen haben einen ſchweren Stand und an manchen
Stellen mußten ſie zurückweichen, worauf ſie mit großer
Hartnäckigkeit ihren Angriff wiederholten und verlorene
Stellungen zum Teil unter ſchweren Verluſten
zurückzu=
erobern verſuchten. Die Verbündeten geben zu, daß die
Deutſchen mit großem Mute dem Angriff der
Verbünde=
ten gegenüberſtehen. Die Küſtenorte bis zur holländiſchen
Grenze werden ſyſtematiſch geräumt. Ihre Bevölkerung
wird über das Land verteilt. Middelkerke und
Rouſſe=
laere ſind nach wie vor in deutſchem Beſitz. Der Daily
Telegraph meldet, daß deutſche Flieger durch
Bomben=
würfe in Bethune 12 Perſonen getötet und 20 verwundet
haben.
* Berlin, 24. Dez. Laut Berl. Lokalanz. geben
die in Rotterdam eingetroffenen Meldungen zu, daß die
Ruſſen in Polen gewiſſe Bezirke geräumt und ſich
auf beſſere Stellungen weiter öſtlich zurückgezogen haben.
Im Abſchnitt vor Warſchau ſeien ſtarke Feldbefeſtigungen
angelegt worden, in denen man den Deutſchen Stand zu
halten hoffe.
In einem Bericht des Berl. Tagebl. aus Lodz wird
geſagt: Wie ein Aufatmen der Erleichterung geht es durch
Lodz, ſeitdem die Gefahr beſeitigt iſt, daß es aufs neue
zu blutigen Kämpfen in unmittelbarer Nähe der Stadt
kommen könnte. Der Rückzug der Ruſſen auf der ganzen
Linie war eine Flucht. Warſchau ſchien das Ziel des
Damenriege dadurch verdient machte, daß ſie Turnerinnen=
Strickabende einführte, um den draußen weilenden
Tur=
nern Wollſachen ſenden zu können. Nachdem der Redner
der Heſſiſchen Reſerve=Diviſion, welche zu den Erfolgen in
Polen beitrug, gedacht hatte, wurde ihr ein „Gut Heil”
ausgebracht und man ſang das Lied „O Deutſchland hoch
in Ehren” Hierauf fand die Bekanntgabe der Turner
ſtatt, die im Laufe des Jahres die höchſte Beſuchszahl der
Turngemeinde hatten; dabei wurde mitgeteilt, daß ſich der
Turnbetrieb wieder gehoben hat. Es turnen zur Zeit 50
bis 60 Turner und Zöglinge. Sehr erwünſcht wäre es,
daß ſich der Turnbetrieb noch weiter hebt, um unſeren
Kriegern im Felde zu zeigen, daß wir an der Erſtarkung
unſerer Jugend tatkräftig arbeiten. Der zweite Sprecher
widmete dem im Felde ſeiner ſchweren Verwundung
er=
legenen Gauvertreter Saum herzliche Worte des
Ge=
denkens und begrüßte die anweſenden verwundeten
Turner, welche zu ihrer Herſtellung in der Heimat weilen
dürfen. Ein „Gut Heil” auf den deutſchen
Bundesgenoſ=
ſen Oeſterreich=Ungarn und die deutſche Flotte fand
be=
geiſterten Widerhall. Der Abend wurde des ferneren
durch geſangliche und muſikaliſche Vorträge ausgefüllt und,
nachdem der Dank an alle, die ſich um die Veranſtaltung
verdient gemacht hatten, zum Ausdruck gebracht war, mit
dem Liede „Deutſchland, Deutſchland über alles”
ge=
ſchloſſen.
Eine Weihnachtsfreude beſonderer Art haben
Darm=
ſtädter Weinhändler und rheinheſſiſche
Wohltäter den Verwundeten in den
hieſi=
gen Lazaretten bereitet; ſie haben die nötige Menge
Weiß= und Rotwein zur Verfügung geſtellt, damit jeder
Verwundete und Kranke am erſten Weihnachtsfeiertag zu
Tiſch auch ein Glas Wein habe. Es war gewiß ein edler
Gedanke, den Tapferen, die für uns gekämpft und geblutet
haben und die nun hier fern von ihren Lieben die
Feier=
tage verbringen müſſen, auf dieſe Weiſe das Feſt
ver=
ſchönern zu helfen. Den gütigen Spendern ſei deshalb
auch öffentlich herzlichſt gedankt.
Im Vereinslazarett der Barmherzigen
Schweſtern wurde Mittwoch abend die
Chriſtbe=
ſcherung für die dort untergebrachten Kranken und
Verwundeten abgehalten. Durch den gemeinſamen
Geſang „Stille Nacht, heilige Nacht” wurde die Feier
ein=
geleitet. Es folgten dann ein Prolog, einige Spiele,
vor=
getragen von kleinen Kindern, Geſangs= und
Gedichtvor=
träge der Verwundeten und eine Anſprache des Herrn
Kaplans Dr. Laufenberg. Nach der Ueberreichung
eines Chriſtusbildes, das die Verwundeten dem Kloſter
aus Dankbarkeit geſtiftet haben, wurden durch J. D. die
Prinzeſſin zu Iſenburg=Birſtein, Frau v.
Biege=
leben, Frau Hauptmann Freytag und Frl. v.
Lütt=
witz den Verwundeten die Geſchenke überreicht, die
über=
aus reichlich ausfielen. Eine herrliche Weihnachtsfeier in
ernſter Zeit verlebten alle Teilnehmer an dieſem
Abend.
F. Schl.
— Die Hofmöbelfabrik Joſeph Trier hat in ihren
Geſchäftsräumen den Familien ihrer im Felde ſtehenden
Beamten und Arbeitern eine hübſche Weihnachtsfreude
da=
durch bereitet, daß ſie auch für jedes einzelne Kind
paſ=
ſende Geſchenke an Kleidern, Wäſche uſw. verteilte.
Die den Familien gewährten monatlichen Beihilfen
wur=
den bereits heute ausbezahlt.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im
Nach=
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Reſidenz=Theater am Weißen Turm.
Während der Feiertage wechſelt das R.=T. zweimal das
Programm. Am erſten Feiertag kommt das große
Sen=
ſations=Schauſpiel „Der Brückenſturz” zur Vorführung;
am zweiten Feiertag ſieht man dann den großen Detektiv=
Roman in vier Akten „Das Teufelsauge” mit dem ſo
beliebten Schauſpieler Ludwig Trautmann in der
Haupt=
rolle. „Das Teufelsauge” nennt ſich ein großer Diamant,
welcher geraubt, den unbekannten Tätern von dem
Detek=
tiv Trautmann unter großen Mühſeligkeiten wieder
ab=
genommen wird. Was an Senſationen im Film wohl
geleiſtet werden kann, iſt hier enthalten, ſo vom
Telegra=
phendraht auf fahrenden Wagen, Sturz von Pferd und
Wagen von einer Brücke in den reißenden Fluß, vom
galoppierenden Pferd ins raſende Auto, Sprung von der
Brücke auf ein Schiff, zu Pferde in den Abgrund, in
ſchwindelnder Höhe im Förderkorbe u. a. m. Die
Kriegs=
berichte fehlen auch dieſes mal nicht; die intereſſanten
kleineren Films füllen das Programm und machen
das=
ſelbe zu einem ſehr abwechſelungsreichen. (S. Anz.)
m. Eberſtadt, 22. Dez. (Weihnachtsfeier.) Die
ſchwere Kriegszeit, die wir jetzt durchleben, hat zuwege
gebracht, was tauſend ſchöne Reden und Millionen guter
Wünſche nicht vermochten: wir ſind ein Volk von Brüdern
geworden. Die gemeinſame Not machte unſer Vaterland
zu einer großen Werkſtatt der Liebe und der Fürſorge für
unſere bedürftigen Volksgenoſſen. Auch in unſerer
Ge=
meinde erkannten die Gemeindeverwaltung und alle Kreiſe
der Bevölkerung es als Ehrenpflicht, die Familien der
ins Feld gezogenen Krieger vor Not und Entbehrung
ſo=
viel als möglich zu ſchützen. Schon in den erſten
Kriegs=
wochen bildete ſich ein Ausſchuß für
Kriegsfür=
ſorge, der den Ankauf von Mehl und Kartoffeln zur
Abgabe an Bedürftige in die Wege leitete. Des weiteren
wurde eine Kriegskrippe und eine Kochſchule
errichtet, die von Frauen und Jungfrauen geleitet werden
und in der z. Zt. erwa 240 Kinder zu Mittag geſpeiſt
verden. Die Väter dieſer Kinder ſtehen jetzt meiſt auf
Feindesland in ſchwerem Kampfe, und unter dem Druck
der Zeit wird nur wenigen von dieſen Kleinen der
Weih=
nachtsbaum geſchmückt werden. Die Leiterinnen der
Koch=
ſchule haben deshalb am letzten Sonntag für ihre kleinen
Pflegebefohlenen eine ſchlichte, aber recht eindrucksvolle
Weihnachtsfeier in den Räumen der Kochſchule
veranſtaltet. Die Kinder wurden mit Kaffee und Kuchen
bewirtet und mit kleinen Weihnachtsgaben beſchenkt.
Weihnachtslieder, Anſprache und Gedichte, welche den
Ernſt der Zeit in eindringlicher und kindlicher Weiſe
ver=
ſtändlich machten, belebten die Feier, die gewiß den
Kin=
dern, als auch den beteiligten Damen und den erſchienenen
Gäſten eine bleibende Erinnerung aus dieſer Zeit ſein
wird.
— Griesheim, 23. Dez. (Die Einberufung
der Gemeinderatsmitglieder) zur heutigen
Sitzung mußte unter Hinweis auf Art. 104, Abſ. III der
Landgemeindeordnung erfolgen, da zur vorhergehenden
Sitzung die Mitalieder in nicht beſchlußfähiger Zahl
er=
ſchienen waren. Die Beſchlüſſe konnten trotzdem heute nur
bei einer Anweſenheit von 5 Mitgliedern gefaßt werden. Zur
Tagesordnung ſtanden nur drei Gegenſtände, die erledigt
wurden: 1. Die Gemeinderechnung für 1913 wird zur
Prüfung der Finanzkommiſſion überwieſen; 2. der von
Herrn Gemeindebauaufſeher Ritter vorgelegte
Bauvoran=
ſchlag kommt zur Genehmigung mit Ausnahme der
Pfla=
ſterungen der Pfungſtädter Straße und der Rheingaſſe.
3. der Voranſchlag der Kirchengemeinde, hier die
ein=
ſchlägigen Teile, findet keine Beanſtandung.
* Griesheim, 23. Dez. (Bei der 1.
dies=
jährigen Holzverſteigerung) aus den Diſtrikten
„Chauſſee=Ecke” und „Dürrer Kopf” des hieſigen
Ge=
meindewaldes wurden folgende Preiſe für den
Raum=
meter erzielt: Kiefern=Scheiter 7,80—8,40 M., Kiefern=
Knüppel 7,20—7,50 M., Kiefern=Stockholz 3,20—3,80 M.,
Kiefern=Wellen 6,60—7,60 M. das Hundert.
— Griesheim, 23. Dez. (Dank für
Liebes=
gaben.) Die Großh. Bürgermeiſterei dahier erhielt vom
veſtlichen Kriegsſchauplatz nachſtehendes
Dankſchrei=
ben: „Sehr geehrter Herr Bürgermeiſter! Geſtern
(11. d. M.) trafen die überaus zahlreichen
Liebes=
gaben von der Gemeinde Griesheim und
dem Truppenübungsplatz hier ein. Dieſelben
wurden ſofort verteilt und haben eine große Freude
aus=
gelöſt. Ich beeile mich, Ihnen, Herr Bürgermeiſter, dem
Gemeinderat, allen Spendern und Spenderinnen ſowie
Herrn Phil. Hofmann IX. und Herrn Inſpektor
Lan=
gen im Namen meiner Abteilung den allerherzlichſten
Dank auszuſprechen. Die Zahl und Auswahl der
Ge=
ſchenke, die ſorafältige Verpackung und einige Geleitworte
zeigen, mit wieviel Fürſorge Sie alle dieſe ſchönen Gaben
zuſammengeſtellt haben. Dies iſt ein beredtes Zeugnis
daß auch die Gemeinde Griesheim, als gute Deutſche, in
dieſer ernſten Zeit zuſammenhält und den im Felde
Stehenden die Arbeit für unſere gerechte Sache zu
erleich=
tern ſucht. In der hochherzigen Sendung erblicke ich auch,
daß in den zwei Jahren, in denen wir heſſiſche
Gaſt=
freundſchaft genießen durften, zwiſchen der Gemeinde und
den Angehörigen der Abteilung ein gutes Verſtehen ſich
angebahnt und ausgebildet hat. Nochmals von Herzen
Dank und viele Grüße aus Feindesland an alle. Auf
frohes Widerſehen! Im Namen der zweiten Abteilung
des Straßburger Feldartillerie=Regiments Nr. 84. (gez.)
Rochlitz, Major und Abteilungs=Kommandeur.”
ck. Weiterſtadt, 21. Dez. (Chriſtbeſcherung.)
Nachdem von einer Liebesgabenvereinigung hier unſeren
braven Kriegern ſchon mehrere Pakete ins Feld geſandt
worden ſind, fand Sonntag nachmittag im Gaſthaus
„Zur ſchönen Ausſicht” eine Chriſtbeſcherung für ſämtliche
Kinder unſerer Krieger vom 1.—12. Lebensjahr (220 an
der Zahl) ſtatt. Nach dem Geſang einiger
Weihnachts=
lieder durch die Schüler der 2. Klaſſe hielt Herr Vorſteher
Spengler eine kurze Begrüßungsanſprache, der die
Ver=
teilung der Gegenſtände folgte. Dies waren nur
brauch=
bare Sachen, wie Hemdenſtoff, Wolle, Strümpfe,
Unter=
hoſen, Kappen, Schuhe, Taſchentücher, Gebäck uſw.
Wohlbefriedickt gingen alle Beteiligten nach Haus.
* Auerbach, 22. Dez. (Beſitzwechſel.) Das
Hotel Bauer ging käuflich zum Preiſe von 34000 M.
an die Gemeinde über. Zwiſchen dieſem Hotel und dem
Hotel „Zur Krone” ſoll ein Straßendurchbruch nach dem
ſogenannten Bangert erfolgen, womit einem ſchon
lang=
jährigen Bedürfnis entſprochen wird. Der Kauf iſt ein
äußerſt günſtiger für die Gemeinde, wurde doch das Hotel
vor Jahren einmal für 105000 Mark verkauft. Die
Be=
zirksſparkaſſe Zwingenberg als Hypothekargläubigerin
ließ das Anweſen zwangsweiſe verkaufen. Das Hotel
ſoll als ſolches verpachtet und weiter betrieben werden.
Eine Reihe von Beſitzern haben mit dieſem Hotel vieles
Geld verloren. Bemerkt ſei noch, daß das ganze
Inven=
tar mit dem Kauf einbegriffen iſt.
Offenbach, 24. Dez. (Die Einäſcherung der
Leiche des Kreisrats Geh. Regierungsrats
Lochmann) erfolgte geſtern nachmittag unter zahlreicher
Beteiligung im Offenbacher Krematorium. Unter der
gro=
ßen Zahl der Leidtragenden befanden ſich als Vertreter
der heſſiſchen Regierung der Miniſter des Innern Exz. von
Hombergkzu Vach, Finanzminiſter Exz. Dr. Braun,
Miniſterialrat Hölzinger, Oberkonſiſtorialpräſident
D. Nebel, ferner Vertreter der ſtaatlchen und ſtädtiſchen
Behörden.
König, 24. Dez. (Die Vorbereitungen zur
Errichtung eines Lazaretts) in König ſind
nun=
mehr vollendet; die Genehmigung des Landesausſchuſſes
vom Roten Kreuz für das Großherzogtum Heſſen iſt
er=
teilt worden. Ein Lazarett=Ausſchuß iſt ernannt, in
wel=
chem Ihre Durchlaucht die Fürſtin zu Erbach=
Schön=
berg den Vorſitz führt, ſowie ein Geſchäftsausſchuß
ge=
bildet, dem die Herren Pfarrer Knöpp, Bürgermeiſter
Büchner, Dr. med. Zimper und Rentmeiſter Kunkelmann
angehören, und mit vollem Eifer wird gearbeitet, unſeren
verwundeten Helden den Aufenthalt im Lazarett ſo
an=
genehm wie möglich machen zu können. In dem
Kammer=
bau des fürſtlichen Schloſſes ſind mehrere Räume als
La=
zarett zweckentſprechend eingerichtet, ebenſo im Kurhaus
der Guſtav= und Marienquelle eine Reihe von Räumen
als ſolche ausgeſtattet. Am Dienstag wurden die
bereit=
geſtellten Lazaretträume von der zunachſt vorgeſetzten
Be=
hörde, dem Oberarzt und Oberinſpektor vom Reſerve=
Lazarett I zu Darmſtadt, beſichtigt, die ihre volle
Zufrie=
denheit ausſprachen. Aus allen Kreiſen der Bevölkerung
von König und deſſen näheren und weiteren Umgebung
werden Gaben dargebracht für das Lazarett. Weitere
Gaben ſind für dringend nötige Bedürfniſſe ſehr
will=
kommen.
r. Heubach, 24. Dez. (Liebesgabe.) Von
un=
ſerer Gemeinde wurde an jeden im Feld ſtehenden
Sol=
daten von hier ein Weihnachtspaket abgeſandt.
Mainz, 24. Dez. (Eine Weihnachtsfeier im
Milit är=Transportzug) konnte man geſtern
abend hier beobachten. Eine größere Anzahl
Landwehr=
leute paſſierte die hieſige Station. Da es den wackeren
Kriegern nicht vergönnt war, das Weihnachtsfeſt in dem
Kreiſe der Familie feiern zu können, ſo halfen ſie ſich auf
andere Weiſe. Sie hatten in ihren Wagen größere
Chriſt=
bäumchen aufgeſtellt, die ſinnig geſchmuckt und mit
bren=
nenden Lichtern verſehen, einen bezaubernden Anblick
ge=
währten. Um die hell erleuchteten Weihnachtsbäumchen
hatten ſich die Kriegergeſtalten in ihrer feldgrauen
Uni=
form gruppiert, und aus mehr als hundert Stimmen
er=
klangen in die ſtille Nacht hinaus die herrlichen
Weih=
nachtsliedchen. Das eigenartige Bild wurde von vielen
Mit dem Weihnachtsmann nach
Frankreich.
Erlebniſſe eines Eiſenbahners im Jahre 1870.
Von Franz Taggeſell.
(Nachdruck verboten.)
Wohl kaum hat es eine Zeit gegeben, die ſo geeignet
wäre wie die jetzige, um alte Kriegserinnerungen wieder
aufleben zu laſſen, Erinnerungen vor allem an den Winter
1870/71, in dem ſo viele brave deutſche Männer draußen
in Feindesland, fern von ihren Lieben und der teuren
Heimat, unter Kälte, Strapazen und Entbehrungen, im
Dienſte ihres Vaterlandes ausharren mußten.
Während die Heeresleitung alles vorbereitete, um kurz
nach den Weihnachtstagen mit dem heißerſehnten
Bom=
bardement des alten Seinebabels Paris zu beginnen,
rüſteten Abertauſende von fleißigen Händen zu jenen
großartigen Liebesgabentransporten, die wir Männer
vom Flügelrade in Geſtalt langer Eiſenbahnzüge in
Fein=
desland hinein geleiten mußten. In allen Teilen
Deutſch=
lands, oben in der alten preußiſchen Krönungsſtadt
Kö=
nigsberg wie im kunſtfrohen München, im reichen
Ham=
burg wie im lieblichen Stuttgart, in der Meßſtadt Leipzig
und ebenſo im altertümerreichen Nürnberg ſtellte man
unter wochenlangen umfaſſenden Vorbereitungen ſolche
„Weihnachtszüge” zuſammen. Stadt und Land
wetteifer=
ten in der Form vielverzweigter Ausſchüſſe, an deren
Spitze Männer und Frauen aus allen Schichten des
Vol=
kes voll edler Selbſtverleugnung und hingebender
Auf=
opferungsfreudigkeit ſtanden, darin, Liebesgaben jeglicher
Art in Geſtalt praktiſcher Dinge zu ſammeln. Es waren
vor allem wollene Unterkleider, Strümpfe, Hals= und
Pulswärmer, Räucherwaren, Marzipan, Schokolade, Tee,
Zigarren, Pfeifen, Schnupf= und Kautabak; dann Leſeſtoff
in allerhand Form, Photographien, Tabakspfeifen mit den
Kopfbildniſſen der damals viel genannten und berühmten
Heerführer wie Moltke, König Wilhelm, Kronprinz
Fried=
rich Wilhelm von Preußen, Prinz Friedrich Karl,
Kron=
prinz Albert von Sachſen, der bayeriſche General von der
Tann, und vor allem Bismarck; endlich Scherzartikel,
Spielkarten und noch manches andere. Auf das
Sam=
meln all dieſer nützlichen Dinge folgte deren Sichtung,
dar=
auf das feldpoſtmäßige Verpacken und Adreſſieren,
ſchließ=
lich wurde an beſtimmten Bahnſammelſtellen alles für die
Verſchickung aufgeſtapelt, um hierauf verladen zu werden.
Ein beſonders großer Transport, den ein heſſiſcher
Transport=Inſpektor von Kaſſel aus leitete, ging im erſten
Drittel des Dezember in einer Länge von dreißig Wagen
und mit zwei Lokomotiven beſpannt in der Richtung
Kaſ=
ſel-Gießen-Frankfurt a. M. ab. In der letztgenannten
Station wurde der Zug inſofern erweitert, als noch ein
„Nachläufer” zuſammengeſtellt werden mußte, weil noch
in Transport des Roten Kreuzes und der „Johanniter”
mit dem Kaſſeler Zug vereinigt wurde. Mitglieder dieſer
beiden Orden der Verwundetenpflege, mehrere
Zivilper=
ſonen, die ihre verwundeten Angehörigen in den
Feld=
lazaretten beſuchen wollten, eine Anzahl freiwilliger
Kran=
kenpfleger, zwei Zeitungsberichterſtatter, ſowie mehrere
Feldgendarmen begleiteten unſeren Weihnachtszug in
zwei Perſonenwagen, die hinter dem Packwagen
einge=
hängt worden waren. Der „Nachläufer” beſtand aus
Gü=
terwagen und einigen bayeriſchen Loris, mit einer Ladung
rächtiger Silbertannen, die ein Kloſter in Oberbayern in
ſeinen reichen Waldungen hatte ſchlagen laſſen, um ſie als
Geſchenk zu ſtiften. Die Fahrtrichtung der beiden Züge
bildete die Linie Mainz-Bingerbrück-Saarbrücken-
Metz-Pagny-Chalons. Je weiter man der Gefahrzone
des Pariſer Belagerungsringes ſich näherte, deſto kleiner
wurde der Transport, und zwar dadurch, daß Wagen
ab=
gehängt wurden, deren Inhalt für die in der Nähe der
etreffenden Station liegenden Truppenteile beſtimmt
war. Die Spitze des verkleinerten „Vorläufers” fuhr bis
ziemlich Tremblay, wo von Trainſoldaten nebſt
aufge=
botenen Elſäſſiſchen Frachtfuhrleuten auf großen, von
ſtämmigen Ochſen gezogenen Laſtwagen die Sendungen
bis zu den Truppenteilen ſelbſt gebracht wurden. Die
deutſchen Etappenſoldaten hatten im Verein mit der
Feld=
poſt ein gewaltiges Stück Arbeit zu leiſten; aber alles aing
wie am Schnürchen, mit wahrhaft militäriſcher
Pünktlich=
keit vollzog ſich das Umladen und der Abtransport der
Güter per Achſe.
Die erſte Wagenkolonne mit den lieben deutſchen
Tannenbäumen kam bereits acht Tage vor dem Heiligen
Abend an ihrem Ziele an. Sie wurde von einer
Abtei=
lung ſchleſiſcher Jäger mit ſchallendem Hurra begrüßt,
ind die Chriſtbäume unter dem Abſingen des alten Liedes
„O Tannenbaum” in die Quartiere gebracht. Und nun
begann auf der ganzen Linie an den langen, trüben
Ad=
ventsabenden eine fieberhafte Tätigkeit. Tauſende
ſchwie=
liger, blaugefrorener Soldatenhände ſägten, ſchnitzten,
hobelten, hämmerten, malten und klebten. Da ſah man
kunſtvoll geſchnitzte Chriſtbaumfüße; es wurden Aepfel
und Nüſſe vergoldet, aus rohen Kartoffeln, Holzklötzchen,
Tonklumpen allerlei Figuren geformt, namentlich lächerlich
entſtellte Männchen, die den Kaiſer Napoleon, den
Prin=
zeu Lulu, die bekannten Marſchälle Mac Mahon, Bazaine,
Leboeuf, dann den langweiligen Trochu, den Gouberneur
von Paris, darſtellen ſollten. Beſonders der Retter
Frank=
reichs der kleine Advokat Léon Gambetta, prangte in
Geſtalt von aus Pappe und Papier zuſammengeklebten
und bunt angetuſchten Karikaturen an den Wänden oder
hing als gelungenes Spottbild an den Chriſtbäumen.
Ein Berliner Büſtenhändler hatte eine große Anzahl
Gipsbüſten, beſonders ſolche des alten Königs Wilhelm
und des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, geſchickt, die, mit
Tannenreis geſchmückt und maleriſch mit Fahnentuch
drapiert, ſehr wirkungsvoll zwiſchen oder vor die
lichter=
ſtrahlenden Bäume geſetzt wurden. In den
Korporal=
ſchaften wurden alle Sendungen von Liebesgaben zunächſt
eingeliefert, dann verteilt und in die einzelnen Quartiere
gebracht und dort ſorgfältig ausgepackt, wobei man von
dem Packmaterial das Holz und die Pappe fein ſäuberlich
aufhob, dann aufgeſtellt und beſehen, beſtaunt und —
be=
jubelt. Wie die Kinder klatſchten da alte langbärtige
Land=
wehrleute in die Hände, wenn ſie mit dem Aufbau „ihres
Tiſches” fertig waren und die beſcheidene Pracht in
Augen=
ſchein nahmen.
Natürlich gab es auch allerlei von den Mannſchaften
ausgedachte witzige Ueberraſchungen für die „Herren
Offiziere‟ Ganz beſonderen Jubel aber erregte eine
Sendung funkelnagelneuer Zieh= und Mundharmonikas,
die ein vogtländiſcher Inſtrumentenfabrikant mit der
Feld=
poſt geſchickt hatte. Dieſe Inſtrumente bildeten die
Orgel=
begleitung, als man beim brennenden Lichterbaum die
lieben alten deutſchen Weihnachtslieder ſang, die „Stille
Nacht, heilige Nacht” die „Fröhliche, ſelige
Weihnachts=
zeit” und vor allem „Morgen, Kinder, wird’s was geben,
morgen werden wir uns freu’n!” zu welchem Liede ein
Berliner Stabshoboiſt eine flotte Marſchmelodie erfunden
hatte, die man in Ermangelung eines Militärorcheſters
mit Feldkeſſeln und Kaſſerolen kräftig begleitete.
Drüben ſtand der Feind, lauſchte und verhielt ſich ſtill.
Er ſtörte nicht die einfache, aber erhebende Feier, denn
auch er hatte ſchließlich gemerkt, daß der Weihnachtsmann
bei den Deutſchen in Frankreich angekommen war.
Dunkle Weihnachten in London.
C.K. Die Engländer haben Weihnachten immer beſonders
gern als Lichtfeſt gefeiert, und hell mußte es an dieſem Tage
in London ſein, recht hell, wenn die wahre Chriſtfreude
herrſchen ſollte. Dieſes Jahr aber iſt’s nichts mit
Lichter=
glanz und Helligkeit im nebelfeuchten, früh umdunkelten
Londoner Winter. Mit beweglichen Worten klagen die
Engländer in den Zeitungen, daß die ſtrengen
Verord=
nungen, die aus Angſt vor den deutſchen Zeppelinen jede
Zuſchauern beobachtet und hinterließ bei allen einen tiefen
Eindruck. Auch in den Abteilen, in denen die Offiziere
ſaßen, waren kleinere Weihnachtsbäumchen aufgeſtellt.
Alzey, 24. Dez. (Ein Vermächtnis von 6000
Mark) wurde der Stadt durch den verſtorbenen Major
Lammich zuteil. Die Stadt hat beſchloſſen, einer
dem=
nächſt zu benennenden Straße die Bezeichnung „
Lammich=
ſtraße” zu geben. — (Einquartierungsgelder.)
Gleichzeitig faßte der hieſige Stadtrat den Beſchluß, zu
den Quartiergeldern einen ſtädtiſchen Zuſchuß von 60 Pfg.
zu gewähren, ſo daß ſich hier das tägliche Quartiergeld
für den Soldaten auf 1,80 Mark ſtellt.
Breslau, 24. Dez. (Todesfall.) Geſtern iſt in
Altena in Weſtfalen der Zentrumsabgeordnete
Land=
gerichtspräſident a. D. Sperlich im Alter von 69
Jah=
ren geſtorben. Er wohnte in Schweidnitz und vertrat im
Reichstag den Wahlkreis Glatz=Habelſchwerdt.
Parlamentariſches.
* Der Abgeordnete Dorſch hat folgenden Antrag,
betreffend die Beſchlagnahme des Schloſſes
Heiligenberg bei Jugenheim a. d. B., der
Zweiten Kammer zugehen laſſen: Ich beantrage: Die
Be=
ſchlagnahme des dem Prinzen Ludwig von Battenberg
ge=
hörigen Schloſſes Heiligenberg bei Jugenheim durch den
heſſiſchen Staat.
* Die Abgeordneten Brauer, Lang und 21
Ge=
noſſen haben folgenden dringlichen Antrag, betreffend
Ausfall der Fortbildungsſchule auf dem
Lande während der Dauer des Krieges, in
der Zweiten Kammer eingebracht: In den ländlichen
Ge=
meinden beſteht infolge des Fehlens der vielen
Kriegs=
teilnehmer ein Mangel an land= und forſtwirtſchaftlichen
Arbeitern. Es beſteht deshalb allgemein in dieſen
Krei=
ſen ein dringendes Bedürfnis, die
fortbildungsſchulpflich=
tige Jugend im vollen Umfange zur Arbeit heranziehen
zu können. Wir beantragen deshalb: die Zweite Kammer
wolle beſchließen, Großherzogliche Regierung zu erſuchen,
von jetzt ab bis zum Ende des Krieges die
Fortbildungs=
ſchule in ländlichen Gemeinden ausfallen zu laſſen.
Stimmen aus dem Publikum.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktisn
keinerlei Verantwortung: für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abi. 3 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.
Die Frauenhilfe im Krieg 1914 ſchreibt uns: Bei
der Verpackung der Weihnachtsgaben handelten wir
lediglich im Einverſtändnis mit der Stadtverwaltung.
Es entſpricht nicht den Tatſachen, daß ſämtliche Pakete
geöffnet wurden. Die Notwendigkeit des Oeffnens
ein=
zelner Palete lag vor. Die Frauenhilfe läßt ſich nicht
in Zeitungspolemiken hierüber ein, iſt aber gern bereit,
jedermann in ihren Geſchäftsſtunden mündlich Rede und
Antwort zu ſtehen.
Mit dieſer Erklärung wollen wir die unliebſame
Erörterung ſchließen.
Die Redaktion.
Handel und Verkehr.
— Deutſche Bank. Der Inſeratenteil unſerer
eutigen Nummer enthält eine Anzeige der Deutſchen
ank mit dem Verzeichnis ihrer Niederlaſſungen.
Landwirtſchaftliches.
— Frankfurt a. M., 23. Dez. (Viehhof=
Marktbericht.) Auftrieb: 120 Rinder (63 Ochſen,
57 Kühe), 1181 Kälber, 157 Schafe, 1076 Schweine.
Markt=
verlauf: Kälber lebhaft, Schafe langſam, Schweine,
mit=
telmäßig; geräumt. Kälber: a) — —; b) 53—58, 88—96;
c) 48—52, 81—88; d) 44—47, 75—80. Schafe: a) 40, 86;
b) 29, 70. Schweine: a) 57½—60, 74—77; b) 57—58½,
73—75; c) und d) 59—61, 74—77.
— Frankfurt, 23. Dez. Kartoffelmarkt im
Waggon 7,00—8,00 Mark, im Detail 8,00—9,00 Mark.
Alles per 100 Kilo.
Franzöſiſche Kammer.
* Paris, 24. Dez. Die Kammer trat in die
Debatte über die proviſoriſchen
Budgetzwölf=
tel ein. Der Vorſitzende des Budgetausſchuſſes
Cle=
mentel verlas eine kurze Erklärung und ſagte: Die
ge=
naue Prüfung der Finanzen und des Kriegsmaterials hat
in dem Ausſchuß den beſten Eindruck erweckt. Ich kann
der Kammer verſichern, daß ein ungeheueres Wunder
durch franzöſiſche Energie unter dem feindlichen Feuer
vollbracht wurde. Dieſes iſt zugleich mit dem Heroismus
der Soldaten ein Pfand für den deſto näheren Sieg. Je
mehr unſere Verbündeten gleich uns ſicher ſind, die
wirk=
ſame Blockade Deutſchlands und
Oeſter=
reich=Ungarns durchzuführen, und dadurch die
un=
vermeidliche Niederlage dieſer beiden Staaten
herbeizu=
führen. Der Ausſchuß hat einſtimmig die geforderten
Kredite angenommen. Wir ſind ſicher, daß die
Kam=
mer die gleiche Einmütigkeit beweiſen wird, die von
unſe=
ren Gegner ſo ſehr gefürchtet und von unſeren Verbündeten
als ein neuer Beweis erwartet wird, daß wir keine
An=
ſtrengungen ſcheuen, um bis zum Ende durchzuhalten!“
Der Generalberichterſtatter Matin bat darauf die
Kammer, den Geſetzesantrag unverändert anzunehmen.
Der Antrag wurde einſtimmig mit 561 Stimmen
angenommen. Der Vorſitzende des Ausſchuſſes,
General Pedoya, bat die Kammer, die Militärdekrete
bezüglich verſchiedener Maßnahmen zu ratifizieren. Die
Dekrete wurden ratifiziert. Sodann vertagte ſich die
Kammer, um die Senatsabſtimmung zu erwarten.
Der Senat nahm ohne Debatte den Geſetzesantrag
über die proviſoriſchen Budgetzwölftel an, ſowie ferner
die vorgelegten Geſetzesanträge, darunter einen Antrag,
die Senatswahlen bis nach dem Kriege zu verlegen. Die
Sitzung wurde unter den Rufen „Es lebe Frankreich!”
aufgehoben und die Parlamentsſeſſion geſchloſſen. — Die
Kammer nahm die vom Senat angerommenen
Geſetzes=
anträge an. Hierauf wurde die Seſſion geſchloſſen.
Erfolge unſerer
Verbün=
deten im Oſten.
Vom 11. bis 20. Dezember 43000 Gefangene.
* Wien, 24. Dez. Amtlich wird verlautbart: 24.
De=
zember, mittags. Im oberen Nagy=Ager=Tale bei
Oekoraſzö ſteht der Kampf. Im Latorcza=Tale
wieſen unſere Truppen geſtern mehrere Angriffe unter
großen Verluſten für die Ruſſen ab und
zer=
ſprengten ein feindliches Bataillon bei Alſo=Vereczke.
Im oberen Ung=Tale gewinnt unſer Angriff
all=
mählich Raum gegen den Uſzoker=Paß. Am 21.
wur=
den im Gebiete dieſes Karpathentales 650 Ruſſen
ge=
fangen genommen. Die Kämpfe an der bekannten
gali=
ziſchen Front dauern fort. An der unteren Nida
mach=
ten unſere Truppen in einem Gefecht am 22. Dezember
über 2000 Gefangene.
Im Raume von Tomaſzow und an der Rawka=
Bzura=Linie wird weiter gekämpft.
Vom 11. bis zum 20. Dezember wurden von uns
ins=
geſamt
13000 Ruſſen
gefangen genommen.
Im Innern der Monarchie befinden ſich jetzt bereits
200000 kriegsgefangene Feinde.
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Die Verbündeten ſtehen alſo noch immer in hartem
Kampf mit den ruſſiſchen Armeen, die ſich auf der ganzen
Front noch einmal zu hartnäckigem Widerſtand geſtellt
haben. Was uns der heutige öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht meldet, läßt die Kämpfe der letzten zehn Tage
in ihrer Bedeutung erſt recht erkennen. Der ruſſiſche
Rück=
zug war mit ungeheueren Verluſten verbunden;
43000 Mann an Gefangenen zu verlieren, ungerechnet die
Toten und Verwundeten, iſt ſelbſt für eine zahlenmäßig
ſo überlegene Armee wie die ruſſiſche ein unerſetzbarer
Verluſt. Dabei müſſen noch die Verluſte in Betracht gezogen
werden, die den ruſſiſchen Heeren auf dem weiter nördlich
gelegenen gewaltigen Kampfplatz von den deutſchen
Truppen beigebracht wurden. Die verbündeten Armeen
haben bisher alle Angriffe erfolgreich abgeſchlagen und
da=
bei noch große Vorteile errungen; wir können deshalb
ver=
trauen, daß ſie auch diesmal die endgültigen Sieger ſein
werden. Es iſt ein hartes Weihnachten für unſere Krieger
draußen, aber es wird dort der Grund geſchaffen für den
Frieden, den wir gerade am heiligen Weihnachtsfeſte ſo
ſchmerzlich vermiſſen.
Weihnachtsliebesgaben.
* Berlin, 24. Dez. Die Nordd. Allgemeine Ztg.
ſchreibt: Die bisherige ſegensreiche Tätigkeit der
Sammel=
ſtellen für Liebesgaben in Deutſchland
ver=
mochte trotz der hochherzigen Beihilfen aus dem ganzen
Reiche nicht alle im Felde ſtehenden Truppen genügend
mit Gaben zu verſehen. Beſonders unter den Reſerve=
und Landſturmformationen, ſowie unter den
Landſturm=
bataillonen befinden ſich einige, die nur ſpärlich bedacht
ſind. Um hier den erwünſchten Ausgleich zu ſchaffen,
ſtell=
ten die preußiſchen Staat sminiſter gemeinſam
mit den kaiſterlichen Staatsſekretären eine
Weihnachtsgabe von 30000 Mk. zur Verfügung.
Staatsſekretär Dr. Solf hat bereitwilligſt die Beſchaffung
und Verteilung der Sachen übernommen. Mit Hilfe des
Armeeoberkommandos ſind die Truppenteile feſtgeſtellt, die
in Frage kommen, ſowie die Beträge, die den einzelnen
Truppenteilen zugewendet werden ſollen. Die
Liebes=
gaben, bei deren Lieferungen auch die Zentralſtellen der
Arbeiterinnen und die Cäcilienhilfe beteiligt ſind, werden
in nächſter Zeit an die Front gebracht, ſo daß ſich unſere
braven Truppen bald dieſer Gaben erfreuen können.
* Berlin, 24. Dez. Am 28. Dezember geht ein
Sonderzug von etwa 20 Wagen mit
Weihnachts=
gaben an die öſterreichiſch=ungariſchen
Truppen ab, die mit den unſerigen in unmittelbarem
Zuſammenhange im Südoſten kämpfen. Der Zug führt
reiche Gaben des Kaiſers und der Reichsbehörden mit. Im
übrigen haben das Berliner Rote Kreuz und das
Zentral=
komitee vom Roten Kreuz das meiſte beigetragen. Der
Verband der deutſchen Tabakinduſtrie ſpendete reichlich
Zigarren, Zigaretten und Kautabak.
Deutſcher Gerechtigkeitsſinn.
* Brüſſel, 24. Dez. Am 9. Dezember wurde die
Gattin des Oberſthofmarſchalls des Königs der Belgier,
Gräfin Marie de Mérode, auf der Fahrt von
Ant=
werpen nach Brüſſel von den deutſchen Poſten aufgehalten.
Das Gepäck wurde unterſucht. Es fanden ſich darin
meh=
rere Papiere, die den Verdacht aufkommen ließen, daß das
Grafenpaar Beziehungen zu England und
Frankreich pflege die für die deutſchen Intereſſen
hätten ſchädlich werden können. Ohne weiteres legten die
Papiere die Schuld nicht klar, aber das Material war doch
ſo ſtark belaſtend daß ein feldgerichtliches Verfahren
not=
wendig erſchien, das angeordnet wurde; handelt es ſich
doch um Verbrechen, welche nach den deutſchen
Kriegsge=
ſetzen mit dem Tode oder Zuchthaus beſtraft werden. Wie
wir hören, fand das Feldgericht am 22. Dezember in
Brüſſel ſtatt. Der Gerichtshof gelangte jedoch zu einem
freiſprechenden Urteil, da die Verdachtsgründe
nicht ausreichten, um die Schuld als erwieſen anzuſehen.
Trotz des freiſprechenden Urteils ſtand der
Generalgouver=
neur in Belgien den Behörden das Recht zu, die
Verdäch=
tigen in ein deutſches Gefangenenlager abführen zu laſſen.
Wenn von dieſem Recht kein Gebrauch gemacht
wurde, ſo waren ſicherlich Erwägungen maßgebend, welche
von einer großmütigen Rückſicht geleitet waren.
Von der belgiſchen Nationalbank.
* Brüſſel, 24. Dez. Zu der Verordnung, betr. den
Verluſt des Notenprivilegs der
National=
bank und der Verleihung desſelben an die Societe
Ge=
nerale de Belgique erließ der Generalgouverneur
folgende Bekanntmachung: Die Belgiſche
National=
bank brachte auf Beſchluß des belgiſchen
Staatsmini=
ſteriums vom 26. Aug. 1914 den geſamten
Metall=
beſtand, eine große Menge zur Ausgabe fertiger Noten,
ihre Notenkliſchees und Notenſtempel, ferner die bei ihr
deponierten Werte des Staates, die von
Pri=
vaten als Kaution für beim Staate hinterlegten Werte,
ſowie Wertpapiere der Caiſſe Generale d’epargne et de
retraite nach London. Eine mit Zuſtimmung der
deutſchen Regierung nach London entſandte Kommiſſion,
beſtehend aus Mitgliedern des Verwaltungsrats der
Nationalbank, die einen Teil dieſer Werte nach Brüſſel
zurückbringen wollte, erhielt von der Bank von England,
wo die Werte deponiert ſind, den Biſcheld, daß ſie ſich mit
dem belgiſchen Finanzminiſter in Le Havre ins
Einver=
nehmen ſetzen ſolle. Der belgiſche Finanzminiſter aber
erklärte, daß er ſich die Verfugung über die in
Eng=
land befindlichen Metallvorräte, ſowie der Noten und
Kliſchees der Nationalbank, vorbehalte. Die
Natio=
nalbank ſchoß ferner, im Widerſpruch mit ihren
Statuten, die die Gewährung von Blankovorſchüſſen
unterſagen, der belgiſchen Regierung große
Summen ohne Deckungvor. Der belgiſche
Finanz=
miniſter nahm dieſe Vorſchüſſe mit der wörtlichen
Begrün=
dung in Anſpruch, daß ſie „den Charakter einer
Requiſition trügen, der die Bank zu gehorchen
habe, obgleich ſie ein Privatinſtitut ſei” (Brief des
Finanzminiſters an die Nationalbank vom 20. Aug. 1914.)
Das Verhalten der Nationalbank und des
Finanzminiſters iſt wider Recht und Geſetz.
Es verletzt die von der belgiſchen Regierung der
National=
bank gegbene Verfaſſung aufs ſchwerſte und ſtellt das Land
vor eine große Gefahr, denn der belgiſche Finanzminiſter
könnte den Metallvorrat der Bank, dieſe Reſerve der
Volkswirtſchaft, direkt oder indirekt zu Kriegszwecken
ver=
wenden. Dadurch würde die Grundlage des
Notenum=
laufs von rund 1600 Millionen Franken erſchüttert.
Alles dieſes bedroht die Lebensintereſſen der belgiſchen
Bevölkerung aufs ſchwerſte. Die deutſche Regierung ſteht
vor der Möglichkeit, daß die belgiſche Regierung Noten
eines im okkupierten Gebiete Belgiens befindlichen
Inſti=
tuts zur Unterſtützung feindlicher Handlungen gegen die
deutſche Regierung ausgibt. Aus all dieſen Gründen ſehe
ich mich gezwungen, der belgiſchen
National=
bank das Recht zur Notenausgabe zu
ent=
ziehen und den Gouverneur, ſowie den
Staats=
kommiſſar des Inſtituts abzuberufen. Die
rechtmäßig ausgegebenen Noten der Nationalbank
behal=
ten Zwangskurs. Um das Wirtſchaftsleben des
Landes vor einer Kataſtrophe zu bewahren, erteilte ich
dem älteſten belgiſchen Bankinſtitut, der Societe
Gene=
rale de Belgique, das Notenprivileg. Die
Noten dieſes Inſtituts erhalten Zwangskurs. Das
Noten=
departement der Societe Generale de Belgique wird die
Möglichkeit haben, in voller Freiheit, auf ſolideſter
Grund=
lage, die Bedürfniſſe von Handel, Induſtrie und
Land=
wirtſchaft zu befriedigen. Sie wird den Abbau des
Mo=
ratoriums herbeiführen helfen. Die Zivilverwaltung wird
gemeinſam mit der Societe Generale de Belgique
insbe=
ſondere auch die Frage unterſuchen, welche Schritte
ein=
geleitet werden können, um den Beſitzern von Einlagen
bei der Caiſſe Generale de retraite und dieſem Inſtitute
ſelbſt wieder zu ihrem Eigentum zu verhelfen, das
gegen=
wärtig widerrechtlich in der Bank von England feſtgehalten
wird.
Entente=Lügen.
* Budapeſt 24. Dez. Der Corriere della Sera
druckt einen Artikel der Morningpoſt über die
Si=
tuation in Ungarn ab, in dem es heißt: Der
Mini=
ſterpräſident Graf Tisza ſagte in der letzten Sitzung des
Abgeordnetenhauſes auf eine Anfrage über die ruſſiſche
Invaſion, im Falle, daß der öſterreichiſch=ungariſche
Gene=
ralſtab die Wichtigkeit dieſer Tatſache nicht begreifen könne,
würde Ungarn in dieſer Frage ein Intereſſe daran haben,
allein zu handeln. Ein unabhängiges Ungarn hätte
Mit=
tel, um ſeine Söhne, die im Oſten im Kampf ſtehen, zu
kon=
zentrieren, um die Heimat gegen einen feindlichen Angriff
zu verteidigen. Am folgenden Tage ſei Graf Tisza nach
Wien berufen worden, wo er ſein Demiſſionsgeſuch
unter=
breitete, das jedoch nicht angenommen wurde. Weiter
heißt es in dem Artikel der Morningpoſt, daß die
Oppo=
ſitionsführer Apponyi, Andraſſy. Karolyi, Batthiany
und Juſt einen Aufruf an die Nation richteten, dieſe möge
die Grenze des Königreiches verteidigen, wenn die
Behör=
den die Wünſche der ungariſchen Nation nicht hören
woll=
ten. Demgegenüber weiſt der Peſter Lloyd darauf hin,
daß dieſe Rede des Miniſterpräſidenten,
ebenſo wie der Aufruf der Oppoſition
nie=
mals exiſtiert haben. Das ungariſche
Abgeordneten=
haus hielt bekanntlich während und nach der Räumung
Belgrads überhaupt keine Sitzungen ab, ſodaß
die Demiſſion des Miniſterpräſidenten eine vollkommen
aus der Luft gegriffene Lüge ſei. Das Blatt wundert ſich,
daß der „Coriere della Sera” den Bericht ohne ein Wort
es Kommentars oder der Skepſis abgedruckt habe.
Portugel.
* Liſſabon, 24. Dez. Das Reuterſche Bureau
meldet: Das Abgeordnetenhaus nahm geſtern einen von
Affonſo Coſta eingebrachten Antrag an, in welchem
neuer=
dings das Vertrauen ausgeſprochen wird, daß die
Regie=
rung die Verteidigung der Republik
fort=
ſetzen und Maßregeln zur militäriſchen Vorbereitung
Entfaltung von Licht verbieten, die ganze Weihnachtsfeier
zunichte machen. Die Behörden haben geradeaus erklärt,
daß an eine Aufhebung oder auch nur Milderung des
Beleuchtungsverbotes nicht zu denken ſei: das einzige, was
man zugeſtehen könne, wäre, daß die unbedingt
notwendi=
gen Verſchärfungen erſt nach dem 1. Januar eintreten.
Man wendet ſich an die Vaterlandsliebe der Engländer,
die eben diesmal auf ihre altgewohnten
Weihnachts=
bräuche verzichten müßten, und betont, daß die
Verord=
nungen über die Beleuchtung keine willkürliche Maßregel
der Polizei ſeien, ſondern eine ſorgfältig überdachte
Durch=
führung eines beſtimmten Planes, der vom
Kriegsmini=
ſterium und dem Miniſterium des Innern gemeinſam
ausgearbeitet ſei. Nur im Intereſſe des Publikums halte
man an dieſer Verdunkelung Londons feſt, und jedes
Nachgeben und Berückſichtigen der ſo dringlich
vorgebrach=
ten Weihnachtswünſche würde eine ſchwere Gefahr für das
Land bedeuten. Das Lichtverbot in London hat in den
letzten vier Monaten verſchiedene intereſſante Wandlungen
erfahren. Im September trat es zunächſt recht milde auf,
indem man dem Publikum nur „nahelegte” die
Beleuch=
tung aus Gründen der allgemeinen Sicherheit ſo viel wie
möglich einzuſchränken. Die umfangreichen Beobachtungen
über die Wirkungen dieſes „Rates” ergaben aber nur einen
ungenügenden Schutz gegen die deutſchen Zeppeline, und
ſo erfolgte denn eine mit ſchweren Strafen drohende
Ver=
ordnung im Oktober, die allen Hausbeſitzern und
Laden=
inhabern bei Einbruch der Dunkelheit befahl, alle
Beleuch=
tung der Außenſeite der Häuſer und ſolche innere
Beleuch=
tung, die nach außen hin ſichtbar ſei, auf ein Minimum
herabzuſetzen. Im November gab es dann eine
Erleich=
terung, indem die Beleuchtung der Hausfaſſaden bis um
6 Uhr in einem beſchränkten Umfang geſtattet wurde. Im
Dezember aber iſt man wieder zu dem Geſetz zurückgekehrt,
welches die größte Beſchränkung alles künſtlichen Lichtes
„bei Eintritt der Dunkelheit” zur Pflicht macht, und die
Dunkelheit tritt in London ja manchmal ſchon am frühen
Morgen ein. Außerdem müſſen alle Gefährte rote Laternen
haben, damit ſie in den dunklen Straßen ſichtbar ſind und
der beängſtigend großen Zahl von Unglücksfällen geſteuert
wird. Alle Hotels und großen Reſtaurants in London
iegen alſo während der Weihnachtszeit ſo ziemlich im
Dunkeln, wie es während der Weihnachtseinkäufe die
Ge=
ſchäfte taten. Bälle und größere Feſtlichkeiten werden nicht
geſtattet, und ſo wird vielleicht Weihnachten fertig bringen,
was bisher auch die Granaten der deutſchen Kriegsſchiffe
nicht ſo recht vermochten, den Engländern endlich klar zu
machen, daß ſie im Kriege ſind.
und Verteidigung der Kolonien und zum
Zuſammen=
gehenmit England in dieſ em Kriege treffen wird.
Erfolge der türkiſchen Truppen.
* Konſtantinopel, 24. Dez. Das Hauptquartier
meldet: An der kankaſiſchen Front trugen unſere Truppen
zwiſchen Olti und Id einen entſcheidenden Sieg
davon. Die Schlacht dauert mit neuen Erfolgen für uns
noch fort.
Bis jetzt erbeuteten wir 6 Geſchütze und über
1000 Gefangene, darunter einen Oberſt; ferner eine
Menge Munition und Kriegsmaterial.
Ein engliſcher Kreuzer verſuchte geſtern in
Akaba einzudringen, wurde aber gezwungen, ſich unter
dem Feuer unſerer Geſchütze ſofort wieder
zurück=
zuziehen. Das Feuer des Kreuzers richtete keinen
Schaden an.
Bulgarien und Serbien.
* Sofia, 24. Dez. Der Agence Bulgare zufolge
iſt man nach dem von der bulgariſchen Regierung
unter=
nommenen Schritte zwiſchen den Kabinetten von
Sofia und Athen dahin übereingekommen, eine
ge=
miſchte Kommiſſion zu ernennen mit der Aufgabe, über
den letzten Zwiſchenfall an der
griechiſch=
bulgariſchen Grenze eine Unterſuchung
anzu=
ſtellen und gegen der Schuldigen mit entſprechenden
Strafen vorzugehen.
Der Aufſtand in Südafrika.
* London, 24. Dez. Daily Telegraph berichtet aus
Johannesburg: Die Verluſte der
Anhän=
ger der Regierung ſeit Beginn des Aufſtandes
be=
tragen 124 Tote, 267 Verwundete und 332 an die Deutſchen
verlorene Gefangene. Die Buren hatten 170 Tote und
800 Verwundete.
Japans Hilfe.
* London, 24. Dez. Das Reuterſche Bureau
er=
fährt bezüglich der Berichte in franzöſiſchen Blättern über
ie Entſendung japaniſcher Truppen nach dem
europäi=
ſchen Kriegsſchauplatz, daß dieſe Frage niemals
erwogen worden ſei da ihr techniſche und
finanz=
zielle Schwierigkeiten im Wege ſtehen. Japan befindet ſich
jedoch noch immer im Kriege und ſetzt ſein
Zuſammen=
gehen mit den Verbündeten fort. Es zweifelt nicht an
dem ſchließlichen Ausgang des Krieges.
* Berlin, 24. Dez. Im Einverſtändnis mit den
Militär= und Zivilbehörden erklärte ſich die Deutſche
Bank bereit, durch ihre auswärtigen Verbindungen die
briefliche Auszahlung von kleineren Geldbeträgen
an deutſche und öſterreichiſche Kriegs= und Zivil=Gefangene
in Rußland zu vermitteln. Die Formulare für
derar=
tige Aufträge ſind bei den Geſchäftsſtellen der Deutſchen
Bank erhältlich.
* Wien, 24. Dez. Die Wiener Zeitung veröffentlicht
ein Handſchreiben an den gemeinſamen Finanzminiſter
v. Bilinski, durch das Feldzeugmeiſter
Po=
tiorek auf ſein aus Geſundheitsrückſichten geſtelltes
An=
ſuchen in den Ruheſtand übernommen und
Feldmarſchalleutnant Sarkotic zum
Komman=
dierenden General für Bosnien und die
Herzegowina ernannt wird und ihm gleichzeitig
die Funktionen des Chefs der Landesregierung für
Bos=
nien und die Herzegowina übertragen werden.
* London, 24. Dez. Das Reuterſche Bureau
mel=
det: Der Premierminiſter richtete an den
Bür=
germeiſter von Scarborough einen Brief, in
dem er mitteilt, daß die engliſche Regierung jeden
Schaden, der durch den Angriff der Deutſchen auf die
Oſtſeeküſte angerichtet wurde, auf ihre Rechnung
nehme.
*London, 24. Dez. Hier wurde zur Linderung
der Kriegsnot der Juden Polens ein Fonds
gebildet. Rothſchild zeichnete 1000 Pfund.
Literariſches.
Nicht nur zu rechter Zeit für den diesjährigen
Weihnachtsbüchermarkt, ſondern auch mit einem der
Gegenwart angepaßten, namentlich unſere männliche
Jugend ganz beſonders intereſſierenden Inhalt erſchien
ſoeben das 10. Bändchen der Jugend= und Hausbücherei
„Heim und Herd” Verlag von Moritz Schauenburg
in Lahr (Baden). Unter der Ueberſchrift „Seenot” bringt
dieſes Erlebniſſe und Schilderungen aus dem gefahrvollen
Seemannsleben, bietet ſomit einen geeigneten Stoff zur
Belebung und Stärkung der Begeiſterung
Jungdeutſch=
lands für die Aufgaben unſerer Marine mit ihrer
todes=
mutigen Mannſchaft. Das Bändchen koſtet, wie die bisher
erſchienenen, in Leinwand geb. 1 Mark.
— Die Kriegsnummern von Zur Guten
Stunde, der beliebten illuſtrierten Familienzeitſchrift,
bilden eine vorzügliche Chronik des Weltkrieges und laſſen
ihn den Leſer in Wort und Bild miterleben. Das
vor=
liegende 6. Heft bringt zunächſt wieder aus der Feder
eines hervorragenden Militärs, des Generals der
Infan=
terie v. Janſon, eine klare, volkstümlich geſchriebene
Ueberſicht über die Ereigniſſe auf dem weſtlichen
Kriegs=
ſchauplatz. Von beſonderem Intereſſe iſt ferner der
Artikel „Rußlands Pforten” von dem bekannten
Welt=
reiſenden H. Heiland. In der mit vielen Bildern
aus=
geſtatteten Abhandlung wird die durch die Sperrung der
Dardanellen und der Oſtſee bewirkte Abſchließung
Ruß=
lands von dem internationalen Verkehr beleuchtet und
gezeigt, wie das Rieſenreich nach Zufrieren des nordiſchen
Hafens Archangelsk von Zufuhr und Ausfuhr abgeſchn tten
iſt, was beſonders auch für die Beſchaffung von
Kriegs=
material einſchneidend iſt. Freiherr von Schlicht hat eine
vorzügliche Kriegsnovelle beigeſteuert ꝛc Den Haupt
eſe=
ſtoff des neueſten (6.) Heftes von Zur Guten Stunde
(Deutſches Verlagshaus Bona u. Co. Berlin W. 57, Preis
des Vierzehntagheftes 40 Pfg.) bildet die Fortſetzung
zweier großer Romane: „Der Brief der Sibylle Brand‟
von Paul Grabein und des modernen Schelmenromans
„Glücksritter” von Henry Wenden.
— In den Heften 8 und 9 der im Verlag von Julius
Hoffmann in Stuttgart erſcheinenden Kriegszeitſchrift
Der Völkerkrieg ſpielt ſich der erſte Akt des
ge=
waltigen weſtlichen Schlachtendramas vor unſerem geiſtigen
Auge ab: die Ereigniſſe von der Rieſenſchlacht bei Metz
und in den Vogeſen bis zu dem erſten Eſcheinen deutſcher
Truppen vor Paris. Vorangeſtellt iſt eine überſichtliche
Skizze des Aufmarſches der deutſchen Weſtheere, dann
folgen die „klaſſiſchen” Depeſchen des
Generalquartier=
meiſters v. Stein. Das 10. Heft des Völkerkriegs zeiat
die Wirkungen der Kriegs=Ereigniſſe auf die innere Lage
Frankreichs und Englands. Die Stimmung in Paris
und London wird nach authentiſchen Berichten der
aus=
ländiſchen Preſſe lebendig vergegenwärtigt. Ein feines
Eſſay von Emil Ludwig hat „England im Kriege” zum
Gegenſtand, ein Referat von Dr. Walter Lohmeyeer
berichtet über Englands Geſchäftskrieg. Heft 10 beſchließt
den erſten Band der Zeitſchrift.
Letzte Nachrichten.
* Berlin, 24. Dez. Die Norddeutſche Allgemeine
Zei=
ung ſchreibt unter der Ueberſchrift: „Vergebliche
Spekulation auf Aufhebung von Zöllen,
tamentlich auf Aufhebung des
Kartoffelmehr=
zolles”. Obwohl im Morgenblatt der Norddeutſchen
Allgemeinen Zeitung vom 5. Dezember bereits darauf
hingewieſen wurde, daß alle Antrage auf Ergänzung des
Verzeichniſſes der zollfreien Waren bis auf weiteres
ab=
gelehnt werden mußten und ſolche Anträge, ſowie
An=
träge auf Zollerlaß im Einzelfalle völlig ausſichtslos ſind,
entſtehen immer wieder Gerüchte, daß für einzelne Waren
Zollaufhebung in Ausſicht ſtehen ſolle. Solche Gerüchte
geben dann Anlaß zu Spekulationskäufen im Ausland
und führen zu ſchweren Enttäuſchungen der betroffenen
Händler, die bei der Einfuhr der Waren zur Zollzahlung
angehalten werden und ſich vergeblich um Zollerlaß
be=
mühen. So beantragten jetzt mehrfach die Händler die
Aufhebung des Zolles auf Kartoffelmehl und machten in
der Hoffnung auf Auſhebung des Zolles ſpekulative
Ein=
käufe im Ausland. Die Hoffnung auf Aufhebung des
Zolles auf Kartoffelmehl iſt unbegründet. Es beſteht
nicht die Abſicht, die fehlgeſchlagenen Spekulationen durch
Bewährung eines Zollerlaſſes zu unterſtützen.
* Straßburg, 24. Dez. Die amtliche Straßburger
Korreſpondenz meldet: S. M. der Kaiſer hat den
Mi=
niſterialrat Frhr. v. d. Goltz in Straßburg zum
Präſi=
denten des Direktoriums der Kirche augsburgiſcher
Konfeſſion ernannt.
Wetterbericht.
Das über dem öſtlichen Mitteleuropa liegende Tief
hat uns geringe Erwärmung und leichte Niederſchläge
gebracht. Da jedoch das nördliche Hoch ſeinen Einfluß
allmählich auf Mitteleuropa auszudehnen ſcheint, können
wir auf Aufheiterung und ſpäter Froſtwetter rechnen.
Zunächſt ſind noch leichte Schneefälle nicht ausgeſchloſſen.
Wetterausſichten für Freitag: Aufheiternd, trocken
kalt, Nachtfroſt, nordöſtliche Winde.
Verluſtliſte (aus Nr. 109.)
Reſerve=Infanterie=Regiment Nr. 16,
I. Bataillon, Truppen=Uebungsplatz Senne.
1. Kompagnie: Reſ. Rob. Schmitt, Flonheim, vm.
Infanterie=Regiment Nr. 170, Offenburg,
Donaueſchingen.
5. Kompagnie: Reſ. Heinr. Molitor, Bürſtadt, ſchv.
Reſerve=Infanterie=Regiment Nr. 215, Hannover.
Krgsfr. Wilhelm Blume, Mainz, vw.
Brigade=Erſatz=Bataillon Nr. 49, Offenbach.
Geſtorben infolge Krankheit:
Wehrm. Heinr. Seng. (1. Komp.), † Reſ.=Laz.
Offen=
bach a. M. 1. 12. 14.
Berichtigung früherer Angaben.
U.=O. Guſtav Gröninger (3. Komp.), Aachen,
bis=
her vw., † Feſtungslazarett Metz 7. 11. 14; Wehrm. Phil.
Hock (3. Komp.), Mottgers, bisher ſchv., 7.
Landſturm=Bataillon I Breslau.
Ohne Angabe der Kompagnie.
Ldſtm. Friedrich Karl Schmidt, Mittelgründau,
gefallen; Gefr. Ludwig Grill, Oberroßbach, gefallen;
Ldſtm. Heinr. Ludw. Jüngling, Aulendiebach, gefallen;
Ldſtm. Friedrich Karl Dähler, Höchſt a. Nidda, gefallen;
Ldſtm. Johannes Glanz, Kalbach, gefallen; Ldſtm. Joh.
Georg Menſer, Büdingen, lv., b. d. Tr.; Gefr. Wilh.
Müller, Ranſtadt, vw.; Ldſtm. Bernh. Langsdorf,
Bad=Nauheim, vw.; Ldſtm. Karl Heinr. Schmidt,
Aſſen=
heim, vw.
I. Pionier=Bataillon Nr. 21, Mainz.
Berichtigung früherer Angaben.
U.=O. Auguſt Weber (2. Feld=Komp.),
Buſchgort=
hardshütten, bisher ſchv., † Reſ.=Laz. Siegen 28. 11. 14;
Gefr. Karl Dörr (3. Feld=Komp.), Schwalheim, bisher
ſchv., †f Krgslaz. 19 Hirſon.
Mitteilung aus dem Geſchäftsleben.
Das Darmſtädter Pädagogium hat auch in
dieſem Jahre wieder, wie ſeit langen Jahren, glänzende
Erfolge erzielt. So beſtanden von den in der Anſtalt
vor=
bereiteten Schülern in dieſem Herbſt 9 das
Abiturienten=
examen, 4 die Primareife und 15 die Einjährigen=Prüfung.
Proſpekte mit näheren Mitteilungen ſind durch den
Vor=
ſteher (Herdweg 56½) zu erhalten.
Feldvoſt=Beſtellungen
auf das
Darmſtädter Tagblatt
werden in unſerer Geſchäftsſtelle ſowie von
jeder Poſtanſtalt entgegengenommen.
Darmſtädter Tagblatt.
12. Quittung.
In der Sammelſtelle des „Darmſtädter
Tag=
blatts” wurden für die Kriegsnotleidenden in Elſaß=
Lothringen folgende Beträge abgegeben:
Heſſiſcher Landesverein für Toteneinäſcherung
Darm=
ſtadt 50 M., E. M. 10 M., Obernibliothekar Dr. Voltz
20 M. Zuſammen 80 M., hierzu die bereits
veröffent=
lichten 2982.76 M., insgeſamt
3062.76 Mark.
44. Duittung.
In der Sammelſtelle des „Darmſtädter Tagblatts”
wurden für den Heſſiſchen Landesverein vom Roten
Kreuz weiter folgende Beträge abgegeben:
Landgerichtsdirektor i. P. Schulz 10 M., Ungenannt
5 M., Ungenannt 1 M., Frau Sanitätsrat Rapp Wwe.
20 M., N. N. 5 M., Müller, Traiſa, 5 M, Frau Luiſe
Goebel (2. Rate) 100 M., Prüfungsgebühr Dr. F. 10 M.,
Frau M. Weinmann 5 M., Frau Major Frank (monatl.
Gabe) 10 M., Höhere Bürgerſchule Beerfelden 15.80 M.
Zuſammen 18.80 M., hierzu die bereits veröffentlichten
46 198.62 M., insgeſamt
46 385.42 Mark.
C
9. Dutttung.
In der Sammelſtelle des „Darmſtädter
Tag=
blatts” wurden für die Kriegsnotleidenden in
Oſt=
preußen weiter folgende Beträge abgegeben:
Durch Pfarrer von der Au, Arheilgen, von einem
Mitglied der Abfuhranſtalt 100 M., Durch Pfarrer von
der Au, Arheilgen, N. N. 6 M., M. Kothe 100 M., Buff
10 M., Käthchen Berres 3 M., E. M. 15 M., Vom
Mütterabend der Paulusgemeinde 18 M
Oberbibtio=
thekar Dr. Voltz 20 M. Zuſammen 272 M., hierzu die
bereits veröffentlichten 10716.82 M., ingeſamt
10 988.82 Mark.
17. Quittung.
In der Sammelſtelle des „Darmſtädter Tagblatts”
wurden zu Gunſten der Hinterbliebenen von
Kriegs=
reilnehmern und ſonſtigen Hilfsbedürftigen aus der
Stadt Darmſtadt weiter folgende Beträge abgegeben:
J. Wenz 50 M., Martin Mann, Rom, 20 M., Lehrer,
i. P. Wilh. Schäfer 10 M, Durch Pfarrer Paul,
Eber=
tadt, vom Ortsverein Darmſtadt der Weichenſteller,
Bahnwärter und deren Hilfsbeamten 25.60 M., Solo=
Stammtiſch (Reſtauration Hottes) 11 M.,
Oberbiblio=
thekar Dr. Voltz (2. Gabe) 20 M., Verkauf der
Extra=
blätter des „Darmſtädter Tagblatts” von Nr. 236—242.
39.66 M. Zuſammen 179.26 M., hierzu die bereits
ver=
öffentlichten 4984.73 M., insgeſamt
5163.99 Mark.
Familiennachrichten.
Statt Anzeigen.
Dorothea Dietzsch
Georg Geppert
Missionskaufmann
Verlobte.
Darmstadt
Christiansborg, W.-Afrika.
(*12060
Statt Karten.
Liesel Karn
Hermann Hoffmann
Verlobte.
Bochum in Westfalen
Ludwigshafen a. Rh.
Weihnachten 1914.
(*12022
Ein Mädel ist angekommen.
Heinrich Weber
und Frau Kathi
geb. Castritius.
Darmstadt, 24. Dezember 1914
Heidelbergerstrasse 33.
(*12069
Statt beſonderer Anzeige.
Geſtern Abend iſt mein lieber
Mann, unſer lieber Vater
Karr Teh
Profeſſor der Theologie
plötzlich geſtorben.
Bonn, 23. Dezember 1914.
Juliane Sell geb. Rieger
Luiſe Sick geb. Sell
Max Sell, Regierungsreferendar,
z. Zt. im Feld
Fritz Sell
(23233
Prof. r. Paul Sick, z. Zt. im Feld.
Todes=Anzeige.
Den Heldentod für das Vaterland erlitt am
1. Dezember mein lieber Sohn
(23212
stud arch.
Albrecht Reutſch
Kriegsfreiwilliger im Inf.=Regt. Nr. 221.
In tiefer Trauer:
Emilie Rentſch Witwe.
Darmſtadt, den 24. Dezember 1914.
Am 21. ds. Mts. verſchied in Berlin unſer
treuer Mitarbeiter der
Kriegsfreiwillige des Erſatz-Inf.-Regts.
Nr. 221
Ernſt Ludwig Kraft
Buchdrucker.
Wir werden demſelben ſtets ein treues
Andenken bewahren.
(23222
Bas kaufm. und techn. Berſonal der Firma
Heinrich Elbert, G. m. b. H.
Hoflieferanten.
Darmſtadt.
Alle, die bei dem Heimgange unſeres lieben
Sohnes
Walter Glaus
ihre herzliche Teilnahme an unſerem großen
Schmerz bekundet haben, verſichern wir unſeres
innigſten Dankes.
(23217
Richard Claus und Frau
nebſt Kinder.
Darmſtadt, Dezember 1914
(23217
Martinſtraße 27.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Für die uns anläßlich des Hinſcheidens unſeres
innigſtgeliebten
(*12064
Herrn Himon Mayer
erwieſene Teilnahme ſagen herzlichſten Dank
Die trauernd Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 24. Dezember 1914.
Mreier Reen
Lutheriſcher Gottesdienſt. (Selbſtändig evang.=lutheriſche
Kirche.) Am Sonntag nach Weihnachten, den 27. Dez.,
vorm. um 10 Uhr, im „Feierabend” Stiftſtr 51:
Pre=
digt und hl. Abendmahl. (Beichte um ½ 10 Uhr.) Pfarrer
Müller.
Evangeliſche Gemeinſchaft (Teichhausſtr. 34):
Sams=
tag (2. Weihnachtsfeieltag), den 26. Dez., nachm. um
4½ Uhr: Weihnachtsfeier der Sonntagsſchule. —
Sonn=
tag, den 27. Dez., abends um 8½ Uhr: Predigt.
Dienstag, den 29. Dezember, abends 8½ Uhr:
Bibel=
ſtunde. Prediger A. Berner=Frankfurt a. M.
Gemeinde glänbig getanfter Cbriſten (Waptiken),
Maner=
ſtraße 17: Freitag, den 25. Dez., vorm. um 9½ Uhr:
Predigt. Prediger Winhold. — Nachm. um 4 Uhr:
Weihnachtsfeier der Sonntagsſchule.
Sonntag, den
27. Dezember, vormittags um 9½ Uhr: Predigt.
Pre=
diger Winhold. — Um ¾11 Uhr: Sonntagsſchule. —
Nachm. um 4 Uhr: Predigt. Prediger Winhold. —
Abends um 6 Uhr: Weihnachtsfeier des Jugendvereins.
Geliesdint der karerilſten Felzlongeninde
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, den 25. Dez. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr
30 Min.
Samstag, den 26. Dez. Morgengottesdienſt 8 Uhr
45 Min. Sabbatausgang 5 Uhr 20 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen
Religians=
geſellſchaft.
Samstag, den 26. Dez. Vorabend 4 Uhr. Morgens
8 Uhr. Nachmittags 4 Uhr. Sabbatausgang 5 Uhr
20 Min.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 27. Dez., an:
Morgens 7 Uhr 5 Min. Nachmittags 4 Uhr.
NB. Sonntag, den 27. Dezember!
Faſttag des 10. Tebet
Tageskalender.
Freitag, 25. Dezember.
Weihnachtsfeiern: Geſangverein „Liederzweig‟
um 8 Uhr in der Turnhalle am Woogsplatz. —
Geſang=
vereine „Liederkranz”, „Lyra‟ Doppelquartett „
Rhein=
gold” und Etzoldſches Männerquartett um 8 Uhr im
Orpheum.
Samstag, 26. Dezember.
Großh. Hoftheater, Anfang 3 Uhr Ende gegen
5 Uhr (Volksvorſtellung): „Die ſpaniſche Fliege‟.
Abendvorſtellung, Anfang 6½ Uhr, Ende gegen 11½
Uhr (Ab. B): „Die Meiſterſinger von Nürnberg”.
Vorſtellungen um 4 Uhr und 8¼ Uhr im Orpheum.
Weihnachts=Erbauung der Freireligiöſen
Ge=
meinde um 5 Uhr in der Freimaurerloge.
Weihnachtsfeier der Turngeſellſchaft um 8 Uhr im
Turnhauſe.
Konzerte: „Perkeo” um 4 Uhr und 8 Uhr. —
Reſtau=
rant „Zum Landgrafengum 4 Uhr.
Ständige Rettungswache der Santätekolomne.
Telephonruf Nr. 2425.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen” nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
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Jedermann iſt herzlich willkommen. — Daſelbſt finden ebenfalls
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(23215
Jedermann herzlich eingeladen iſt.
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Nr.t5r2)
Bekanntmachung, betreffend Einigungsämter.
Vom 15. Dezember 1914.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des
Bundesrats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl.
S. 327) folgende Verordnung erlaſſen.
8
Iſt im Bezirk einer Gemeindebehörde eine kommunale oder gemeinnützige Anſtalt
(Einigungsamt) mit der Aufgabe betraut worden, zwiſchen Mietern und Vermietern
oder zwiſchen Hypothekenſchuldnern und Hypothekengläubigern zum Zwecke eines
billigen Ausgleichs der Intereſſen zu vermitteln, ſo kann die Landeszentralbehörde
anordnen, daß die Vorſchriften der §§ 2 und 3 Geltung haben ſollen.
§ 2.
Mieter, Vermieter Hypothekenſchuldner, Hypothekengläubiger ſind verpflichtet,
auf Erfordern des Einigungamts vor dieſem zu erſcheinen. Die Gemeindebehörde
kann ſie hierzu durch eine einmalige Ordnungsſtrafe bis zu einhundert Mark anhalten.
Mieter und Hypothekenſchuldner ſind verpflichtet, über die für die Vermittelung
erheblichen, von dem Einigungsamte beſtimmt zu bezeichnenden Tatſachen Auskunft
zu erteilen. Die Vorſchrift im Abſ. 1 Satz 2 findet entſprechende Anwendung.
Gegen die Feſtſetzung der Ordnungsſtrafe (Abf. 1. 2) findet Beſchwerde ſtatt.
Sie iſt binnen zwei Wochen bei der Gemeindeaufſichtsbehörde zu erheben; dieſe
ent=
ſcheidet endgültig.
§ 3.
Die Gemeindebehörde iſt befugt, von den im § 2 Abſ. 1 bezeichneten Perſonen
eine Verſicherung an Eides Statt über die Richtigkeit und Vollſtändigkeit ihrer
Aus=
kunſt entgegen zu nehmen.
§ 4.
Handelt es ſich in einem Verfahren, in dem die §§ 1. 2 oder 3 der
Bekannt=
machung des Bundesrats vom 7. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl. S. 359) oder die §§ 1
oder 3 der Bekanntmachung des Bundesrats vom 18. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl.
S. 377) Anwendung finden, um die Verpflichtung zur Zahlung des Mietzinſes oder
des Zinſes für ein hypothekariſch ſichergeſtelltes Darlehen oder die beſonderen
Rechts=
folgen die wegen der Nichtzahlung oder der nicht rechtzeitigen Zahlung nach Geſetz
oder Vertrag eingetreten ſind, oder eintreten, ſo hat das Gericht, ſofern die Landes=
zentralbehörde von der ihr nach § 1 zuſtehenden Befugnis Gebrauch gemacht hat, das
Einigungsamt vor der Entſcheidung gutachtlich zu hören.
* Der Gerichtsſchreiber hat die Klage, die Ladung oder den Antrag in Abſchrift
dem Einigungsamt unverzüglich mitzuteilen. Das Einigungsamt iſt verpflichtet, ſein
Gutachten mit tunlichſter Beſchleunigung dem Gerichte mitzuteilen.
§ 5.
Wer die gemäß § 2 Abſ. 2 von ihm erforderte Auskunft wiſſentlich falſch erteilt,
wird mit Geldſtrafe bis zu 1000 M. beſtraft.
8 6.
Die Landeszentralbehörden erlaſſen die Beſtimmungen zur Ausführung dieſer
Verordnung.
§ 7.
Die aus Anlaß dieſer Verordnung vorzunehmenden gerichtlichen Handlungen
und das Verfahren vor dem Einigungsamt einſchließlich aller hierfür erforderlichen
(23221
Urkunden ſind ſtempel= und gebührenfrei.
§ 8.
Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung der Kraft.
Berlin, den 15. Dezember 1914.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers.
Delbrück.
Bekartingung.
Am 29., 30. und 31. d. Mts., jedesmal von 11 Uhr vormittags bis
5 Uhr nachmittags wird mit Infanterie=Munition auf dem Truppenübungsplatz
ſcharf geſchoſſen. Die Abſperrung erſtreckt ſich bis zum Landgraben.
(23219
Darmſtadt, den 24. Dezember 1914.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.; von Starck.
Im Monat Rovember betrng der Durchſchnitsmarkbpreis im Hauptmarktort
Mannheim für Hafer 22,42 Mark für 100 Kilo; im Hauptmarktorte Darmſtadt für
(23220
Heu 8 Mark und für Stroh 6 Mark für 100 Kilo.
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
be=
findet ſich: 1 ſchottiſcher Schäferhund (zugelaufen). Die Hunde können
von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden.
Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden
Werktag, vormittags 10 Uhr, ſtatt.
(23216
Polizeiverordnung
über die Abänderung der Polizeiverordnung vom 14. Oktober
1909, betreffend den Betrieb der ekektriſchen Straßenbahn in
der Kirchſtraße zu Darmſtadt.
Nach Anhören der Stadtverordneten=Verſammlung und mit
Genehmigung des Großh. Miniſteriums des Innern vom 9. Dezember
1914 zu Nr. M. d. J. III. 13333 auf Grund des Artikels 129 bII der
Städteordnung vom 8. Jult 1911 verordnen wir:
§ 1.
Der § 5 der Polizeiverordnung vom 14. Oktober 1909 über den
Betrieb der elektriſchen Straßenbahn in der Kirchſtraße zu Darmſtadt
erhält folgende Faſſung:
„§ 5. Für den durchgehenden Verkehr von beladenen
Laſtfuhrwerken, ſowie von ſolchen Fuhrwerken, die wegen
ihrer Beſchaffenheit oder Ladung ſchwer lenkbar ſind oder
die Breite der Fahrbahn auf mehr als die Hälſte in
An=
ſpruch nehmen, wird der in § 1 genannte Teil der
Kirch=
ſtraße geſperrt.”
§ 2.
Nach § 8 a. a. O. werden Zuwiderhandlungen, ſofern nicht
nach anderen Strafbeſtimmungen eine höhere Strafe verwirkt iſt, mit
Geldſtrafe bis zu 30 Mk. beſtraft.
§ 3.
Dieſe Polizeiverordnung tritt in Kraft mit ihrer erſtmaligen
Veröffentlichung im Darmſtädter Tagblatt.
Darmſtadt, den 21. Dezember 1914.
(23180df
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Gennes.
Bekanntmachung
betreffend die Maß= und Gewichtspolizei und die Durchführung
der Nacheichung in der Stadt Darmſtadt.
Nach Mitteilung des Großh. Eichamtes Darmſtadt iſt
an=
ſcheinend noch eine Anzahl von Geſchäftsleuten mit der
Nach=
eichung ihrer Meßgeräte im Rückſtand. Unter Hinweis auf
unſere Bekanntmachung vom 20. September 1914 (Nr. 270 des
Darm=
ſtädter Tagblats vom 1. Oktober 1914) fordern wir die Säumigen
auf, ihre Meßgeräte (d. ſ. Raum= und Flüſſigkeitsmaße,
Meſt=
werkzeuge für Flüſſigkeiten, Hohlmaße Gewichte und
trang=
portable Handelswagen bis ausſchließlich 3000 kg) alsbald
dem Großh. Eichamt Darmſtadt, Woogsſtr. Nr. 4, zur
Nach=
eichung vorzulegen. Wir werden alle Uebertretungen der Maß= und
Gewichtsordnung, die bei der demnächſtigen Maß= und
Gewichts=
reviſion feſtgeſtellt werden, zur gerichtlichen Anzeige bringen.
Darmſtadt, den 19. Dezember 1914.
(23050ids
Großherzogliches Polizeiamt.
Gennes.
Bekanntmachung.
Im hieſigen Schlachthof wurde bei 2 Ochſen Maul= und
Klauenſeuche feſtgeſtellt. Die Abſchlachtung des geſamten
Vieh=
beſtandes und die Desinfektion wurden ſofort vorgenommen; die
Seuche kann als erloſchen betrachtet werden.
Darmſtadt, den 24. Dezember 1914.
(23224
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Gennes.
Holz-Verſteigerung.
Montag, den 4. Januar 1915, vormittags 9 Uhr,
werden in der Günther’ſchen Gaſtwirtſchaft zu Roßdorf das Dürr=
und Windfallholz aus der Forſtwartei Traiſa ſowie aus Spieß 2
und 4 und Gebrannter Schlag 6 verſteigertſ.
Stämme Lärche: 9 St. V. Kl. = 2,08 cbm: Fichte: 1 St. IV. Kl.
— 1,06cbm; 1 St. Va. Kl. — 0,45 cbm; 5 St. Vb. Kl. — 1,68 cbm.
Derbſtangen, Lärche: 13 St. I. Kl. — 1,20 cbm; Fichte: 5 St.
I. Kl. — 0,25 cbm.
Scheiter, rm: 26 Vuche: 4 Eiche; 12 Birke: 25 Erle (rund);
2 Kiefer; 6 Fichte: 6 Weymouthskiefer.
Knüppel, rm: 159 Buche; 35 Eiche; 12 Birke; 8 Erle; 69 Kiefer;
29 Lärche; 64 Fichte; 11 Weymouthskiefer.
Reiſig, 100 Wellen: 86,2 Buche; 7,8 Eiche; 8,9 Kiefer pp.
Stöcke, rm: 43 Buche; 6 Birke; 14 Fichte.
Das mit F bezeichnete Holz kommt nicht zum Ausgebot. Unter
den Buchenwellen befinden ſich 60 Hundert Stammwellen im Spieß 2
und 4, nahe der Erbacher Straße. Auskunft durch Großh. Förſter
Hoffmann zu Eiſernhand.
Ober=Ramſtadt, den 23. Dezember 1914.
(23204
Großh. Oberförſterei Ober=Ramſtadt.
Heffmann,
DEUTSerfE DFrAIe
BERLIN W.
Aktienkapital und Reserven 420 Millionen Mark
Im letzten Jahrzehnt (1904—1913) verteilte Dividenden:
12, 12, 12, 12, 12, 12½, 12½, 12½, 12½, 12½%.
FILIALEN:
Aachen, Barmen, Bremen, Brüssel, Crefeld, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M.,
Hamburg, Köln, Konstantinopel, Leipzig, London, München, Nürnberg, Saarbrücken.
ZWEIGSTELLEN:
Augsburg, Berncastel-Cues, Bielefeld, Bocholt, Bonn, Chemnitz Coblenz, Cronenberg,
M.-Gladbach, Hagen, Hamm, Hanau, Köln-Mülheim, Meissen, Neheim, Neuss,
Offen-
bach a. M., Paderborn, Remscheid Rheydt, Solingen, Trier, Wiesbaden.
DEPOsITENKASSEN:
Bergedorf, Deuben, Goch. Idar, Langerfeld, Lippstadt, Moers, Opladen, Potsdam, Radeberg,
Ronsdorf, Schlebusch, Schwelm, Soest, Spandau, Vegesack, Velbert, Wald, Warburg.
DARMSTADT: Deutsche Bank Zweigstelle Darmstadt,
Ecke Rheinstraße und Luisenplatz.
Eröffnung von laufenden Rechnungen. Depositen- und Scheckverkehr.
An- und Verkauf von Wechseln und Schecks auf alle bedeutenderen Plätze des
In- und Auslandes.
Einziehung von Wechseln und Verschiffungsdokumenten auf alle überseeischen Plätze
von irgendwelcher Bedeutung.
Rembours-Akzept gegen überseeische Warenbezüge.
Bevorschussung von Warenverschiffungen.
Vermittelung von Börsengeschäften an in- und ausländischen Börsen, sowie Gewährung
von Vorschüssen gegen Unterlagen.
Versicherung von Wertpapieren gegen Kursverlust im Falle der Auslosung.
Aufbewahrung und Verwaltung von Wertpapieren.
Die Deutsche Bank ist mit fhren sämtlichen Niederlassungen amtliche
Annahmestelle von Zahlungen für Inhaber von Scheck-Konten bei dem
Kaiserl. Königl. Oesterreichischen Postsparcassen-Amte in Wien. (23205
Bekanntmadung.
Für das Geſchäftsjahr 1915 ſind
die Dienſtſtunden für den Verkehr
des Publikums mit den Richtern
auf jeden Dienstag, vormittags
von 9 bis 12 Uhr feſtgeſetzt.
Die Gerichtsſchreiberei iſt an
jedem Werktage vormittags von
10 bis 12 Uhr geöfnet.
In Grundbuchſachen ſind zur
Entgegennahme mündlicher
An=
träge und Erklärungen die
Dienſt=
ſtunden bis auf weiteres auf
Mon=
tag, vormittags von 9 bis 12 Uhr,
Zimmer Nr. 110, beſtimmt.
Die Dienſtſtunden für Errichtung
von Teſtamenten ſind auf den
Dienstag, vormittags von 9 bis
12 Uhr, Zimmer Nr. 108, feſtgeſetzt.
Darmſtadt, 15. Dezember 1114.
Großherzogliches Amtsgericht II.
(23214
Wünzer.
Mr. 1. beriat
von Wertpapieren, fremden
Geldſorten, Einlöſung von
Kupons u. Dividenden.
Hermann Wertheim, Bankgeschäft,
Rheinſtr. 33. (22463a
Zahlungsſtockungen
und ſonſtige Schwierigkeiten
wer=
den raſch und unauffällig
beſei=
tigt durch rout. Kaufmann.
Ueber=
nimmt a. Geſchäftsaufſicht u. dergl.
Streng verſchwiegen. Man ſchreibe
u. O. 17 an d. Geſchäftsſt. (23225a
Saatkartoffeln
Böhms=Erfolg und Up to date
Crößmann, Grafenſtr. 16,
Telef. 2154. (*11613df
Stüädliſche Sparkaſe Darmſtadt
Heimſparbüchſen werden in der Zeit vom
28. Dezember bis 15. Januar nicht entleert. (23157a
Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt
Zinsfuß für Spareinlagen in jeder Höhe = 3½ %.
— Tägliche Verzinſung.—
(23156a
Bekanntmachung.
Wir bringen zur allgemeinen Kenntnis, daß in Darmſtadt vom
1. Oktober ds. Is ab der Strompreis für Beleuchtungszwecke auf
45 Pfg. für jede Kilowattſtunde feſtgeſetzt wird.
§ 7 A der Tarifbeſtimmungen vom 25. Mai 1912 wird hiermit
aufgehoben und erhält folgende Faſſung:
§ 7.
Strompreiſe
für den Verbrauch in einem Verwaltungsjahr, das am 1. April
be=
ginnt und am 31. März endigt:
„A. für Beleuchtungszwecke für jede Kilowattſtunde 45 Pfg.”
Die unter B aufgeführten Tarifbeſtimmungen vom 25. Mat
1912 bleiben unverändert.
(22872fis
Darmſtadt, im Dezember 1914.
Heſſiſche Eiſenbahn=Aktien=Geſellſchaft.
Feldpoſtpackung
Leberwurſt, Blutwurſt, Schwartenmagen und
ausgebratenes Fett in Doſen à ½ Pfund empfiehlt
Jac. Heil, Hoflieferant
Markt 5.
22440a)
In den nächſten Tagen beginnt der hochintereſſante
Roman: „Frau Lotte”, aus der Zeit des Weltkrieges von
Ewald Zorn.
Helden unterm Chriſtbaum.
Eine Weihnachtsgeſchichte von Georg Müller=Heim.
Copyright 1914 by Greiner u. Comp., Berlin W. 30.
5)
(Nachhruck verbote
Zehn Minuten ſpäter ſah Dietrich von Babisnau Frau
und Kind. In Filzſchuhen war er hereingehinkt, ſo
be=
gutſam, daß er die beiden Schläfer nicht geſtört hatte. Er
hätte ſich am Lager niederwerfen und das blaſſe Antlitz
mit Küſſen bedecken mögen. Doch er unterdrückte das
auf=
quellende Schluchzen, das ihm die Bruſt erſchütterte, und
ſah nur immer ſtumm auf Weib und Sohn.
Die Schwiegermutter hatte die Tür zum
Wohnzim=
mer weit geöffnet und das Chriſtbäumchen, das in dieſem
Jahr ſo klein ausgefallen war, auf den Tiſch geſtellt, ſodaß
Gerda es beim Erwachen ſehen konnte. Dann hatte ſie
ſich ganz ſtill an der anderen Seite des Bettes
niederge=
laſſen . . .
Ein paar Minuten ſpäter regte ſich’s im
Kinderbett=
chen und ein feines Stimmchen quäkte. Im ſelben
Augen=
blick ſchlug die junge Mutter die Augen auf. Ihr erſter
Blick fiel auf Dietrich, der ſtill ihre Hand umfaßt hatte;
ihre Augen ſchloſſen ſich wieder und ein glückliches Lächeln
verklärten ihre Züge.
Das Kinderſtimmchen wurde lauter. Von neuem
öffneten ſich die Lider Gerdas. Sie hatte den Kopf
ge=
wandt und ſah nun die Mutter und hinter ihr die Kerzen
des Chriſtbaums.
Ein Seufzer hob ihre Bruſt und ſie ſagte zur Mutter,
die ſich nahe zu ihr gebeugt hatte und ihre Wangen
ſtrei=
chelte: Ach, ich hatte einen ſo ſchönen Traum . . .
Plötzlich, wie jetzt erſt ſich erinnernd, fragte ſie raſch:
Was macht der Junge . . . ?
Laß nur, es geht ihm gut, wenn er auch mal quäkt!
Und was träumte Dir?
Ach — Dietrich war da — und ſaß neben mir — und
hatte das Eiſerne Kreuz.
Das hat er auch, mein Liebling, und nicht nur am
Knopf, auch auf der Bruſt.
Mutter, hat er geſchrieben . . . ?
Nur ganz ſtill, mein Kind! Ja, — und er hat den
Brief gleich ſelbſt gebracht . . . Mit beiden Händen faßte
die Muter Gerdas Kopf und wandte ihn ganz ſacht nach
der anderen Seite . . . .
Da weiteten ſich ihre Augen, ihre Lippen öffneten ſich:
. . . Dieter!. .
Und da nickte der Offizier ihr zu, daß es an den
Eiſernen Kreuzen flimmerte vom Schein der
Chriſtbaum=
kerzen.
Und zarte und doch ſo heiße Küſſe bedeckten ihre
Hand und ihre Stirn.
Die Mutter war leiſe zu dem Kinde gegangen, der
Junge ſchrie herzhaft. Aber es dünkte der jungen Mutter
lieblicher als der ſchönſte Engelsſang . . . . .
Das deutſche Unterſeeboot „U. 79” bahnte ſich im
Dunkel der Nacht durch weißen Giſcht und wirbelnden
Strudel ſeinen Weg wider den Feind. Die Motoren
don=
nerten in gleichmäßigem Rhythmus und die Wellen
ſchlu=
gen polternd auf des Wellenbrechers gewölbte
Eiſen=
platten.
Der Befehl des Marine=Oberkommandos hatte
ge=
lautet:
Neue Truppentransporte von der engliſchen Küſte
nach Dünkirchen ſind unterwegs. Die Transport=Schiffe
ſind anzugreifen!
Das war doch mal wieder eine Aufgabe! Die
deut=
ſchen Unterſeeboote hatten zwar ſchon tüchtige Arbeit
ge=
leiſtet, aber ſeitdem die engliſchen Kreuzer die Vorſicht für
den beſſeren Teil der Tapferkeit hielten, gab es für ſie
keine Beute mehr im Kanal zu erjagen. Freilich, die
Eng=
länder hatten guten Grund, auf ihrer Hut zu ſein! Denn
nachdem die deutſchen Heere einen Teil der belgiſchen
Küſte in Beſitz genommen hatten, war der Kanal in ganz
auffälligem Maße von deutſchen Unterſeebooten bedroht.
Sie mußten da irgend einen Schlupfwinkel an der Küſte
zur Baſis ihrer kühnen Streifzüge gewählt haben; Tag
und Nacht war man nicht ſicher vor ihnen.
Nur wenn es galt, neue Truppen über den Kanal zu
führen, wagten ſich die Kreuzer wohl oder übel heraus.
Heute gab es alſo reiche Beute im Kanal, vorausgeſetzt,
daß man nicht ſelbſt ein Opfer der Feinde wurde. Denn
die engliſchen Torpedojäger waren auf der Wacht.
Der Morgen graut! rief der Kapitänleutnant, der im
ſchimmernden Oelzeug in dem mit Segeltuch umkleideten
Kommandoturm ſtand, in den Schiffsraum hinab, wo die
Mannſchaft mit fiebernden Pulſen des Kommenden harrte.
Der Zeit nach war man alſo dem Platz des
vorausſicht=
lichen Zuſammenſtoßes nahe.
Franz von Nollendorf ſtand im Bugtorpedoraum
mit=
ten unter der Mannſchaft. Heute ging es um Großes, das
war ihm klar. Und darum erfüllte Freude ſeine Seele.
Wie dankbar war er dem Geſchick, das ihn im vorigen
Jahre mit einigen Kameraden zur Unterſeebootsübung
nach Kiel geführt hatte. Wenn erſt die öſterreichiſche
Ma=
rine die Waffe der Tauchboote mehr ausgebaut haben
würde, war er der Erſten einer, die für die Führung in
Frage kamen. Das war hier doch noch etwas anderes, als
mit den Motorbatterien über die kotigen Landſtraßen
ziehen. Hier, vom Tod in vielfältiger Geſtalt umlauert,
fühlte man die ganze Verantwortung der Stunde; hier,
ganz auf ſich allein geſtellt, war man gleichſam die
Ver=
körperung des ganzen kriegführenden Landes.
Und, was die Hauptſache war, hier konnte man auch
noch mit lahmgeſchoſſenem Bein ſeine Pflicht tun, Dienſte,
die vielleicht der ganzen Nation zugute kamen. Hier
konnte er beweiſen, daß Heldenmut in ihm lebte,
Taten=
drang, der dem todverachtenden Geiſt der deutſchen
Ka=
meraden nicht nachſtand.
Das war ein guter Rat des Offiziers der Marine=
Infanterie im Lazarett von Brügge geweſen, ſich der
deutſchen Marine für die Unterſeebootswaffe zur
Ver=
fügung zu ſtellen. Geübte Leute waren dort willkommen.
Auf jede Charge hatte er verzichtet; nur helfen, nur
mit=
arbeiten wollte er; was er der deutſchen Marine tat, leiſtete
er ja ia auch ſeinem geliebten Vaterlande. Darum die
ſchnell erwirkte Erlaubnis ſeines Kommandeurs . . .
Da reißt der Faden der Gedanken, denn vom Platz
des Rudergaſtes kommt das Signal: Boot klar zum
Tau=
chen! Das Knattern der Petrolmotoren verſtummt, das
tiefe Singen der Dynamos ſetzt ein. Der Schornſtein wird
heruntergeklappt, die Schanzkleidung des Turmes
abge=
ſchlagen, die Klappe geſchloſſen, ſo daß die
Liederungs=
ringe aus Gummi ſich feſt an die Stahlplatten preſſen.
Die Außenbordtanks füllen ſich, das Tauchboot ſinkt . . .
So oft Leutnant von Nollendorf dieſes Manöver
da=
mals in Kiel auch miterlebt hatte, heute ſchien es ihm doch
von ganz beſonderer Bedeutung. Es war, als nähme er
Abſchied von jener Welt da oben, auf der er das Liebſte
wußte, was neben der Mutter in flehendem Gebet ihn
geleitete. Er hatte vorige Woche im Lazarett von Gent
Eva nichts verraten von ſeinem Plan. Aber, daß er in
Gefahren ging, ahnte ſie. Und ſie hatte ihn nicht gehalten.
Es iſt ſtickig heiß im ſchwach erleuchteten Raum, den
ein Brauſen und Ziſchen durchtönt. Aus den Poren tritt
der Schweiß. Ueber die Kalipatronen vorm Munde
ſtreicht der Atem, und über ſie hinweg zieht die entgiftete
Luft wieder in die gierigen Lungen. Bei all dem Auf
und Ab des Bootes ſind die Augen der Mannſchaft wie
hypnotiſiert auf das Glastäfelchen des Signalapparates
Fanſchsehatn
mſt den berühmten Reichel=Eſſenzen ſelbſibereitet, ſiellen ſich um mehr als
die Hälſie billiger
Originalflaſchen zu 75 Pf. etc. in den beliebten Gorten
zur Herſtellung von je 2 Ltr. Dunſch=Extraft.
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„Einherz‟ 85 Pf.
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Man kaufe nur
die altbewährten Reichel=Eſſenzen, ſü den Drogerienetc.,
falls wo nicht vorrätig, wende man ſich an
Otto Reichel, Eſſenzenfabrik, Berlin SO.
Laſſe ſich niemand durch Nachahmungen täuſchen!
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in Schwarten oder Klötzchen, kurz geſchnitten, vorzügl. trocken, daher
ſofort zum Anfeuern verwendbar, liefert den Zentner Mark 1.50
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J. Awerbuch, Wendelſtadtſtr. 47, Telephon 1422.
NB. Bei Fuhren von 10 Zentnern bedeutend billiger.
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2
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Lumpen, Metalle ꝛc., ſowie
Haſenfelle kauft z. höchſten Preiſen
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Smark
Große Freude
bereitet am
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feſte ein fleißig ſingender
Kanarienvogel.
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Kauarienhähne abzugeben.
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bzug. Beſſungerſtr. 103, pt. (22229a
Dauarienhähne u. Welbchen,
Sänger verk. Hölgesstr. 3, I. (21
Abonnement=Einladung
auf die
Wnegenden Blatter
1915 I. Quartal
(Januar-März)
Erſcheinen wöchentlich einmal.
Preis vierteljährlich (13 Num=
SImern): in Deutſchland 3 ℳ 50 ₰,
unter Kreuzband 3 ℳ 90 ₰,
ein=
zelne Nummer 30 ₰; in
Oeſter=
reich=Ungarn 4 K. 20 h., unter
Kreuzband 4 K. 46 h., einzelne
Nummer 36 h.; für die anderen
Länder des Weltpoſtvereins unter Kreuzband 4ℳ
80 ₰.
Auch die „Fliegenden Blätter” haben, ihrer Tendenz
entſprechend, die Ereigniſſe des Krieges ſowohl in
humoriſtiſcher, als auch in nimmungsvoller, patriotiſcher
Form in ihre Spalten aufgenommen. Es empfiehlt ſich
daher ein Abonnement als ein willkommenes
Weih=
nachtsgeſchenk für unſere im Felde ſtehenden und
ver=
wundeten Krieger.
Beſtellungen nimmt jedes Poſtamt und die
Feld=
poſt an und beträgt der Abonnementpreis für Januar=
März ℳ 3.50, für Februar=März ℳ 2.40 und für
März ℳ. 1.20.
Die erſte Nummer 3623 des neuen Jahrgangs
erſcheint am 31. Dezember ds. Js.
Probenummern ſtehen koſtenlos und vortofrei
(I,23209
zur Verfügung.
Beſtellungen werden ferner von allen
Buchhand=
lungen, Zeitungsgeſchäften und von unſerer
Expe=
dition angenommen.
München, im Dezember 1914.
Die Expedition der „Fliegenden Blätter‟
pedition Monnard, Feldbergstr. An- u. Abholung v. Gütern
u. Reise-Effekten etc. Prompte Bedienungz. Teleph. 553. (800a
bbinde
Frauenarzt San. Rat. Dr. Alfr- Machenhauer.
febrite Fs oönener- bahfsradr.
Libingens Horderterseit u bescwenes
Hervorragende Neuheit für Gesundes.
Leidende von unübertroff. Wirkung.
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Reformhaus „Arista‟ Ernst-Ludwigstrasse 3.
Tel. 971. — Estraanfertigu g: Fabrik Rossdörfer-
(13896a
aste 1, Tel. 8
gerichtet. Jeden Augenblick kaun der Beſehl auſeuchten.
Am Teleſkop ſitzt, jeden Nerv aufs äußerſte angeſpannt,
der Kommandant, das Gehirn des Bootes, ſein Wille,
ſeine Tat . . .
Jetzt ein ſcharfer Pfiff vom Steuerbord her. Durch’s
Sprachrohr ein Befehl. Man iſt am Feind. Obwohl die
Gefahr, entdeckt zu werden, jetzt am höchſten iſt, geht es
doch wie eine Erlöſung durch die Mannſchaft.
Da flammt es auf: Los! Die Kurbel wird
herum=
geriſſen, im Bugraum ein Knall, dem ein Ziſchen und
Gurgeln folgt. Der Torpedo iſt unterwegs. Der eiſerne
Hai aber zittert noch vom Rückſtoß des Geſchoſſes
Wenige Sekunden ſpäter jagt auch das Heckrohr die
gräßliche Ladung heraus. Das Werk iſt getan: Die
Ma=
troſen, die das durch den Abſchuß der Torpedos geſtörte
Gleichgewicht des Bootes mit ihrem Körpergewicht
aus=
geglichen haben, kehren an ihre Plätze zurück. Hafenwärts
geht’s noch immer unter Waſſer, bis die Vorpoſtenkette
der nichtsahnenden Torpedojäger paſſiert iſt. Dann ſteigt
das Wunderwerk deutſcher Schiffsbaukunſt zum Tag
em=
por. Im Kommandoturm ſteht der Rudergaſt, während
der Kommaudant im Schiffsleib der Mannſchaft die
ver=
diente Anernnnung zollt.
Nicht wahr, lieber Nollendorf, im Ernſtfalle iſt’s doch
noch etwas anderes, als in der Kieler Föhrde!
Aber auch ſchöner! Es muß Sie doch beglücken. Jetzt
wiſſen Sie wenigſtens, wofür Sie all die Jahre gearbeitet
haben!
Wohl wahr! Und ich glaube, wir haben’s denen heute
beſorgt! Ein großer Dampfer war’s, der dran glauben
mußte. Es möchte einem leid tun, um die Hunderte! Am
Weihnachtstag! Aber meinem Bruder haben ſie vor acht
Wochen bei Helgoland auch das Schiff in Grund
ge=
ſchoſſen. Das iſt der Krieg! Und zur Mannſchaft
ge=
wandt, ſetzte er hinzu: Der Weihnachtsgrog heute abend
auf meine Koſten! — Sie, Kamerad, darf ich dabei wohl
nicht begrüßen; denn wenn ich recht vermute, werden Sie
die acht Tage Pauſe, die die Beſatzung jetzt hat, in Gent
verleben?
Für zwei oder drei Tage würde ich allerdings
gehor=
ſamſt um Urlaub dahin gebeten haben .
„Nee, lieber Nollendorf, hier hat ſich was mit „
gehor=
ſamſt!” Wenn Sie auch nicht gleich Admiral der
deut=
ſchen Marine werden können, aber Kameraden ſind wir,
nicht wahr? Alſo dann — glückliche Stunden in Gent!
Und meine ergebenſten Grüße an das gnädige Fräulein
Braut.
Dann ſtand der Kapitänleutnant wieder im
Kom=
mandoturm und die deutſche Kriegsflagge grüßte die
bel=
giſche Küſte .
Vom Himmel hoch, da komm’ ich her Von
hun=
dert Männerſtimmen ſcholl der Sang durch die Abteilung
17 im Lazarett zu Gent. Ein Chriſtbaum im vollen
Glanz ſeiner Kerzen ſtand zwiſchen den Bettreihen,
ge=
ſchmückt mit bunten Papiergirlanden und Aepfeln und
Pfefferkuchen und was die Lieben im Vaterland ſonſt
noch alles geſchickt hatten. Es war Evas Ueberraſchung
geweſen, daß ſie es fertig gebracht hatte, einen deutſchen
Chriſtbaum im fernen Lazarett anzuzünden. Ihr Onkel,
ein Hüttenbeſitzer in der Aachener Gegend, Hon dem ſie
wußte, daß er ſich an einem Weihnachtsgabentransport
in Automobilen beteiligte, hatte es ihr verſprechen müſſen,
einen Tannenbaum mitzubringen.
Welche Freude ſie all ihren „lieben braven Jungen”
mit dieſem Gruß aus deutſcher Erde bereitet hatte,
er=
kannte ſie an dem Glanz in den Augen der ſchwerer
Ver=
wundeten, die ihre Blicke von den Liebesgaben auf ihrer
Decke immer wieder zum Kerzenſchimmer des
Chriſt=
baumes erhoben. Und die Leichtverwundeten, die um
das Klavier ſtanden und zu Evas Spiel das alte
Weih=
nachtslied von der guten, neuen Engelsmär ſangen,
ſchau=
ten auf ſie nieder, als wäre ſie ſelber ein guter Engel.
Als der Chor zu Ende war, da trat einer von ihnen vor
ſie hin und ſagte ſchlicht:
Schweſter Eva, im Namen aller unſerer Abteilung
danke ich Ihnen für den ſchönen Chriſtabend und für
Ihre Liebe und Pflege. Und ich bitte Sie, die kleine
Kette mit dem goldenen Herzen anzunehmen.
Damit überreichte er ihr ein ſchmuckes Halskettchen,
das die Verwundeten ſich von einem Brüſſeler
Gold=
ſchmied hatten ſchicken laſſen. Eva zierte ſich nicht,
dan=
kend reichte ſie allen die Hand:
Das ſollten Sie eigentlich nicht, ſagte ſie, aber freuen
tu ich mich doch darüber und ich danke Ihnen allen von
Herzen!
Dann ging’s an’s Auspacken der Liebesgaben. Das
war ein Geraſchel im Saale und ein Geflüſter! Eva ging
von Bett zu Bett und half denen, die mit ihren verletzten
Armen nicht zurecht kamen. Dabei mußte ſie an der
Wäſchekommode vorüber, auf der die Photographie des
armen, jungen Kriegsfreiwilligen ſtand, der ſein Leben
hatte laſſen müſſen. Da ging ſie zum Chriſtbaum, brach
ein Zweiglein ab und ſchmiegte es um das Bild . . .
Als ſie ſich umwandte, ihren Rundgang fortzuſetzen,
ſtand der Feldprediger hinter ihr, der von Abteilung zu
Abteilung geſchritten war und überall kurze Andachten
gehalten hatte.
Schweſter Eva, einen Augenblick bitte! Ich möchte
auch hier ein paar Worte des Weihnachtsevangeliums
ſprechen. Aber ich komme zugleich in einer beſonderen
Angelegenheit. Schweſter Eva ich habe Ihnen erſt heute
morgen zugeſprochen, guten Mutes zu ſein, als ich Sie
heimlich weinen ſah. Ich glaube, jetzt kann ich Ihre
Trä=
nen noch viel beſſer trocknen.
Wieſo, Herr Feldprediger . . .? In ihrer Frage lag
Staunen und doch zugleich das Ahnen einer großen
Freude.
Volle Sie mir einnal ſolgen, liede Schweſter!
Da=
bei wandte er ſich der Tür zu, ging durch den Vorraum
und als Eva über die Schwelle zu des Feldpredigers
Zimmer getreten war, ſah ſie ſich ihrem Verlobten
gegen=
über.
Franz! Aufjubelnd flog ſie an ſeine Bruſt. O, daß
Du noch gekommen biſt!
Sie hatten ſich viel zu erzählen.
Als der Feldprediger, der inzwiſchen ſeine Andacht
drüben in Abteilung 17 gehalten hatte, zurückkehrte, ſollte
er erfahren, daß ſeine Amtspflichten heute noch nicht
reſt=
los erfüllt waren . . . .
Eine halbe Stunde ſpäter ſtand unter der ſtrahlenden
Tanne ein junges Paar, über deſſen Häupter der
Feld=
prediger ſoeben den Segen ſprach.
So ſeid Ihr nun Eheleute und nichts ſoll Euch
ſchei=
den als der Tod! Kein Altar iſt aufgerichtet, aber Ihr
ſteht trotzdem vor Gottes Angeſicht. In des Chriſtbaums
Zweigen wollet den erkennen, der trotz all der Not dieſer
Zeit mit den Menſchen iſt, der Wunden ſchlägt, aber auch
Wunden heilt. Und wenn Euch auch keine Eltern ihre
Segenswünſche mitgeben können, aus den Herzen dieſer
wackeren Krieger ringsum ſteigen nicht minder innige
Gebete für Euer Glück empor. Ein Ehebund, geſchloſſen
in dieſer furchtbar ernſten Zeit, am Weihnachtsabend im
Felde, wird alle Stürme des Lebens überdauern. Zieh
getroſt wieder hinaus in Kampf, und Not, Du Streiter,
für das Gute, für der verbündeten Kaiſerreiche
Herrlich=
keit; Dein Weib wird immer mit ihren Gebeten um Dich
ſein und in der Linderung der Leiden unſerer Soldaten
Genüge finden. Gott ſchenke uns allen einen baldigen,
großen, ſchönen Frieden!
Dann drängten ſich die Verwundeten herzu und
drück=
ten ihnen die Hand und erfreuten ſich, als ſie auf der
Bruſt ihrer Schweſter Eva das goldene Herzlein blinken
ſahen . . .
Zur ſelben Stunde, da überall, wo deutſche Soldaten
im Felde ſtanden, das Lied von der „fröhlichen, ſeligen
Weihnachtszeit” erſcholl, zur ſelben Stunde, da Dietrich
und Gerda ihren Jungen „Franz” tauften, zur ſelben
Stunde, als beim Kommandanten des „U 79” aus dem
Großen Hauptquartier das Telegramm eintraf, das der
geſamten Beſatzung die Verleihung des Eiſernen Kreuzes
kündete, — ſaßen Franz. Edler von Nollendorf, tags
vor=
her durch öſterreichiſches Patent zum Oberleutnant
beför=
dert, und ſeine junge Frau den Aerzten, der Oberin, dem
Feldprediger und den verwundeten Offizieren beim
Punſch und der Stabsarzt erhob ſein Glas:
Den beiden Kaiſern! Dem größeren Deutſchland!
Und allen Helden unterm Chriſtbaum und — unter der
Erde! .
Ende.
Telephon 17:
Rheinstraße
Heute ein ganz auserwähltes
Feiertags-Programm.
In 1. Abteilung.
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Ein ganz hervorragendes Kriegs- Drama in 3 Akten.
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Am ersten Feiertag:
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Der Drackonsturz
Großes Sensationsdrama in 3 Akten.
Am zweiten Feiertag:
Der tollkühne Sensations-Schauspieler
Ludwig Trautmann
in dem großen Detektiv-Roman in 4 Akten:
Das Teufels-Auge
, 2 , 5