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177. Jahrgang
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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der krre
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der Krieg im Orient. — Eine Rede des Königs von Bayern. — Der Balkan und der
Krieg. — Ein engliſcher Arbeiterführer über das engliſche Weißbuch. — Die Neutralität der Vereinigten Staaten. — Die
Oeſterreicher machen 9000 Gefangene.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 14. Dez. (W. T. B.
Amtlich.) Schwächere franzöſiſche Angriffe
gegen Teile unſerer Stellungen zwiſchen der Maas und
den Vogeſen wurden leicht abgewieſen.
Im übrigen iſt vom weſtlichen
Kriegsſchau=
platz, ſowie aus Oſtpreußen und aus Südpolen
nichts Weſentliches zu melden. In Nordpolen
neh=
men unſere Operationen ihren Fortgang.
Zu den ruſſiſchen und franzöſiſchen
amtlichen Nachrichten iſt folgendes zu bemerken:
Aus Petersburg wurde am 11. Dezember amtlich
gemeldet:
Südöſtlich Krakau ſetzten wir unſere Offenſive fort,
eroberten mehrere deutſche Geſchütze und
Maſchinen=
gewehre und machten etwa 2000 Gefangene.
Tatſächlich iſt nicht ein Mann, nicht ein
Ge=
ſchütz oder Maſchinengewehr unſerer ſüdöſtlich
Krakau kämpfenden Truppen in ruſſiſche Hände gefallen.
Die amtliche Pariſer Meldung vom 12. Dezember
behauptet:
Nordöſtlich Vailly wurde eine deutſche Batterie
völlig vernichtet. In Deuxnouds weſtlich
Vigneul=
les=les=Hattonchätel, wurden 2 deutſche Batterien
zerſtört, eine großkalibrige und eine für Flugzeuge
beſtimmte. In derſelben Gegend wurde von den
Franzoſen ein Blockhaus geſprengt und wurden
mehrere Gräben zerſtört.
Alle dieſe Meldungen ſind erfunden.
Oberſte Heeresleitung.
Es iſt außerordentlich dankenswert, daß unſere
Oberſte Heeresleitung die Lügenmeldungen unſerer
Geg=
ner, die ſich den Anſchein von amtlichen Meldungen geben
und über deren Wiedergabe in deutſchen Blättern wir uns
früher ſchon ausgeſprochen haben, zugleich mit dem
Wunſche, daß ihnen von unſerer Heeresleitung
entgegen=
getreten werden möge, jetzt widerruft. Das iſt das
wirk=
ſamſte Mittel, um den Zweifeln und Verſtimmungen, die
die Veröffentlichungen dieſer gegneriſchen Berichte im
Publikum erwecken, zu begegnen.
* Ueber die Kämpfe an der Yſer wird aus
Veurne gemeldet: Die Verbündeten ſtrengen ſich an, einige
Stellen des rechten Ufers des Yſerkanals, welche die
Deut=
ſchen innehaben, zu beſetzen. Bisher iſt es ihnen aber noch
nicht gelungen. Wenn man erſt eine Weile hier geweſen
iſt, dann ſieht man erſt, daß manches anders iſt, als es
offiziell dargeſtellt wird. Vielfach iſt es dem blinden
Zu=
fall, dem Unglück oder der Notwendigkeit zuzuſchreiben,
was von der anderen Seite als reiner Mutwille
geſchil=
dert wird. Beſonders iſt dies der Fall mit dem in Grund
und Boden=Schießen eines Ortes oder Gebäudes.
Ande=
rerſeits wird es häufig nötig, daß die Verbündeten durch
die Stellungen der Deutſchen gezwungen ſind, das
Eigen=
tum der belgiſchen Bundesgenoſſen zu bombardieren.
Man kann ruhig ſagen, daß der Angriff und die
Verteidi=
gung eines jeden Quadratmeters Boden an der Yſer das
Zehnfache und mehr ſeines eigenen Wertes koſtet. In
wenigen Tagen erwartet man intenſivere Kämpfe.
* Nach einer Meldung des Temps wird das Gebiet
von Armentiéres ſeit Sonntag von den Deutſchen
wieder heftig beſchoſſen. Die Geſchoſſe gehen beſonders in
die Orte Houplines und Le Bizet. Wie der Matin meldet,
wurde auch Fournes beſchoſſen. Vier Granaten fielen in
den Bahnhof, der ziemlich ſtark beſchädigt wurde. Zwei
Perſonen wurden getötet.
* Berlin, 14. Dez. Zu den geſtrigen Meldungen
über Siege in Nordpolen ſchreibt der
militä=
riſche Mitarbeiter des Berliner Lokalanzeigers: Es iſt
kaum kürzer möglich, wie es die Oberſte Heeresleitung mit
den wenigen Worten tut, daß wir eine Anzahl feindlicher
Stellungen genommen und dabei 11000 Gefangene
mach=
ten. Wenn uns etwas die Nachricht noch erfreulicher
macht, ſo iſt es der öſterreichiſch=ungariſche
Generalſtabs=
bericht, aus dem bereits deutlich hervorgeht, daß ſich
Hin=
denburgs Tätigkeit ſäubernd auf dem galiziſchen
Kriegs=
ſchauplatz bemerkbar macht. Jetzt ſchon zeigt ſich deutlich
der Beginn der Räumung Galiziens. Von den Karpathen
an ſind die Operationen immer weiter nach Oſten
vorge=
drungen, von Norden her droht ein öſterreichiſch=
preußi=
ſcher Umgehungsverſuch, immer mehr entweicht der feſte
Halt, den die Ruſſen für ihren Flügel in den Karpathen
gewonnen zu haben glaubten. Es wird immer klarer, daß
an der San diesmal die Entſcheidung für Südpolen und
Galizien fallen wird. Von Norden her wird die ruſſiſche
Armee über Radom auf Iwangorod getrieben, von Weſten
her dem gleichen Ziel zugedrängt, von Süden her
unfrei=
willig dorthin gezogen. Stetig folgen ihr ſiegreiche
Ar=
meen.
* Berlin, 14. Dez. Der Börſenkurier meldet aus
Krakau: Oeſtlich von Krakau, bei Wieloczka haben die
Ruſſen eine große Niederlage erlitten. Sie verſuchten hier
vorzudringen, wurden aber mit bedeutenden Verluſten
zu=
rückgeworfen. Von einer Belagerung oder Einkreiſung
Krakaus kann keine Rede ſein. Bei Skala in Ruſſiſch=
Po=
len haben die Ruſſen in zwei nächtlichen Kämpfen etwa
20000 Tote und Verwundete verloren. Unſere Truppen
haben über 6000 Gefangene gemacht. Nach Ausſagen
ge=
fangener Ruſſen ſoll die Verſorgung der ruſſiſchen
Trup=
pen mit Lebensmitteln und Proviant ſehr mangelhaft ſein.
Tagelang bekommen die Soldaten nichts zu eſſen. Alles
läßt darauf ſchließen, daß ſich die Ruſſen in
Nordgali=
zien in vollem Rückzuge befinden. Der Kampf bei
Wie=
loczka iſt beſonders blutig verlaufen. In die Ortſchaft
war ruſſiſche Kavallerie eingedrungen, die öſterreichiſch=
un=
gariſchen Maſchinengewehre mähten ſie aber buchſtäblich
nieder. Von der ganzen großen Abteilung kam nicht ein
Reiter mit dem Leben davon.
* Der Kriegsberichterſtatter der Nationalzeitung
ſchreibt aus dem Kriegspreſſequartier: Vor
Przemysl verſuchten die Ruſſen, die neuerdings
kaukaſiſche Truppen ins Treffen führten, dieſe wie bei der
früheren Belagerung durch Maſchinengewehrfeuer und
Knutenhiebe gegen die Feſtung vorzutreiben. Es kam bei
den Ruſſen hierbei zu einer Revolte und über 2000
Sol=
daten, die ſich gegen eine ſolche Behandlung aufgelehnt
hatten, wurden gefeſſelt in drei Zügen
abge=
ſchoben. Die Stimmung bei den Ruſſen ſcheint
über=
haupt keine ſonderlich gute zu ſein und beſonders der
ruſ=
ſiſche Landſturm iſt mißmutig, da er über keine genügende
Winterkleidung verfügt.
Der Krieg im Orient.
* Wien, 13. Dez. Die türkiſchen Iſraeliten
veranſtalteten heute vormittag in dem türkiſchen Tempel
keinen feierlichen Kriegsgottesdienſt, welchem der
türkiſche Botſchafter mit der Botſchaft, der perſiſche
Ge=
ſandte, ein Vertreter des Kriegsminiſteriums, eine Anzahl
Offiziere, mehrere höhere Beamte, der öſterreichiſch=
unga=
riſche Militär=Imam, die Delegierten des Roten
Halb=
mondes, Hikmed Bey und Roth Bey, ſowie zahlreiche
An=
dächtige beiwohnten. Nach dem Eröffnungsgeſang des
Oberkantors Bauer verrichtete der Oberrabbiner Papo
ein Bittgebet für den Sultan, Kaiſer Franz Joſef und
den deutſchen Kaiſer. Darauf ſprach der Oberkantor in
deutſcher Sprache ein Gebet für die verbündeten
Mon=
archen und ihre Heere. Nach Abſingen der Sultanhymne
ertönte in deutſcher Sprache die Volkshymne. Mit dem
Geſang von „Heil Dir im Siegerkranz” ſchloß die
er=
hebende, eindrucksvolle Feier.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Dezember 1914.
Nummer 345.
* Berlin, 14. Dez. Wie der Berliner Lokalanzeiger
aus Konſtantinopel erfährt, hat im Kaukaſus ein
gro=
ßer Mohammedaneraufſtand begonnen. Etwa
50000 bewaffnete ruſſiſche Mohammedaner ſind zu den
Türken übergetreten, um gegen die Ruſſen zu
kämpfen.
* Konſtantinopel, 14. Dez. Tanin erfährt,
daß die Engländer in Aegypten vor den Türken
eine derartige Angſt haben, daß ſie überall Spione ſehen
In der letzten Zeit wurden zwei türkiſche Kaufleute aus
Kreta eingekerkert, Entbehrungen ausgeſetzt und ſchließlich
ausgewieſen, da ſie für Spione gehalten wurden. In
ihrem Türkenhaß gehen die Engländer ſo weit, in ganz
Aegypten ein Inquiſitionsregime zur Anwendung zu
bringen.
Eine Rede des Königs von Bayern.
* München, 13. Dez. Heute vormittag brachten die
von verſchiedenen Turnvereinen gebildeten Landſturm=
Turnerriegen dem König vor dem Wittelsbacher
Palais eine Huldigung dar. Nachdem der König die Front
der rund 1600 Mann umfaſſenden vier Kompagnien
abge=
ſchritten hatte, richtete der Führer der Landſturmturner,
Oberſt z. D. Spindler, eine Anſprache an den König, welche
mit begeiſterten Hochrufen auf Seine Majeſtät endete. Nach
der von den Turnern unter Muſikbegleitung geſungenen
Königshymne begrüßte der König die Landſturmturner
in einer Anſprache, in welcher er u. a. ausführte:
Der Gedanke, der zur Errichtung von Landſturm=
Tur=
nerriegen geführt hat, gründet ſich auf die feſte
Entſchloſ=
ſenheit des ganzen deutſchen Volkes, den ſchweren Kampf,
den unſere Feinde uns aufgezwungen, mit allen Mitteln
durchzuführen bis zu einem glücklichen Erfolge. Die Zeit
iſt ſchwer und ernſt, es iſt aber auch eine ruhmreiche Zeit.
Denn wo immer im Oſten und Weſten und auf dem
Ozean Deutſche kämpften, haben ſie ſich mit Ehre und
Ruhm bedeckt. Eine ganz beſondere Freude iſt es Mir zu
hören, daß überall ſpeziell die Bayern den guten Ruf, den
ſie ſeit tauſend Jahren haben, auf das glänzendſte
bewähr=
ten. Es iſt möglich, daß auch Sie noch berufen werden,
vor den Feind zu kommen. Es iſt daher eine ſchöne Tat,
daß Sie, die Sie jetzt noch nicht zum Dienſt unter der
Waffe berufen waren, ſich zuſammengefunden haben, um
ſich freiwillig vorzubereiten auf die Stunde, in der noch
an weitere Kreiſe der Ruf zu den Fahnen ergehen kann.
Es freut Mich, daß das alte Turnweſen, das in ſchwerer
Zeit gegründet worden iſt, — und Ich muß zu Meinem
Bedauern ſagen, in den letzten Jahren durch den
übertrie=
benen Sport, der nicht aus Deutſchland kommt, immer
mehr in den Hindergrund gedrängt zu werden ſcheint —
wieder auflebt, und daß die Turner, wie ſie in der erſten
Zeit der Turnerei und in allen Zeiten ihren Mann
ge=
ſtellt haben, auch jetzt ſich bereitfinden, mit Freuden in den
Dienſt des Vaterlandes zu treten. Es iſt ein ſchwerer
Kampf, den wir führen. Wir führen ihn nahezu gegen
die ganze Welt. Aber alle deutſchen Fürſten und Seine
Majeſtät der Kaiſer an der Spitze, und das ganze deutſche
Volk ohne Unterſchied des Standes, der Religion, der
Par=
tei, von arm und reich, ſind aufgeſtanden und kämpfen für
das Vaterland. Schwer ſind die blutigen Opfer, die der
gewaltige Kampf dem deutſchen Volke ſchon auferlegt hat.
Aber ſie ſollen nicht umſonſt dargebracht ſein. Sie
feſti=
gen unſeren Willen, durchzuhalten bis zur Erreichung
eines Zieles, das ſolche Opfer wert iſt. Dieſes Ziel kann
nur ein Friede ſein, der uns eine ſichere, dauernde Gewähr
dafür verſchefft, daß das deutſche Volk wieder, ungeſtört
von fremder Mißgunſt, weiter arbeiten kann an ſeiner
wirt=
ſchaftlichen Erhaltung und an der Pflege kultureller Güter.
Damit Gott befohlen!
Nach dem Vorbeimarſch der Landſturmturner ließ ſich
S. M. der König durch Leutnant Graf Moy vom
Infan=
terie=Leibregiment die Führer der verſchiedenen
Turner=
riegen vorſtellen und unterhielt ſich mit jedem in
leutſeli=
gen Worten.
Abſchiedsbefehl des Frhrn. von der Goltz.
* Berlin, 13. Dez. In einem
Abſchiedsbe=
fehl des Freiherrn von der Goltz in
Bel=
gien vor ſeiner Abreiſe nach Konſtantinopel heißt es,
daß es gelungen iſt, in einem von uns beſetzten fremden
Lande ſelbſt in den erregteſten Tagen Ruhe und
Ord=
nung ohne Blutvergießen aufrecht zu erhalten. — Wörtlich
heißt es dann laut Berliner Lokalanzeiger: Ruhmvoll hat
ein erheblicher Teil der Gouvernementstruppen an der
Seite der Kameraden von der Feldarmee vor Antwerpen,
an der Schelde und an der Yſer gefochten und gezeigt,
daß der Geiſt der Väter in ihnen lebt, der zum Siege
füh=
ren wird. Unerſchüttert taten die übrigen den ſchweren
und oft gefahrvollen Dienſt hinter der Armee. Sie haben
ſich damit ein großes Verdienſt um das ſchwer bedrohte
Vaterland erworben.
Ein Kriegsausſchuß für Konſumentenintereſſe
iſt am 13. Dezember ins Leben getreten und hat ſeine
Gründung dem Reichskanzler angezeigt. Die
Gewerk=
ſchaften und Arbeitervereine aller Richtungen, die großen
Verbände der Konſumvereine und die beiden
Privat=
angeſtelltenverbände, die größten Beamtenorganiſationen
haben bereits ihren Beitritt erklärt. Es gehören dem
Kriegsausſchuß außerdem auch an das Bureau für
So=
zialpolitik, der deutſche Verein für Armenpflege und
Wohltätigkeit, der deutſche Käuferbund und der Bund
deutſcher Frauenvereine. Schon heute ſtehen hinter der
Bewegung Verbände mit über 6 Millionen Mitgliedern,
die mit ihren Angehörigen mindeſtens 15 Millionen
Kon=
ſumenten darſtellen. Als nächſte Aufgabe hat ſich der
Ausſchuß geſetzt, eine Sammel= und Auskunftsſtelle für
alle Fragen der Volksernährung und des Maſſenbedarfs
zu errichten, die Konſumenten aufzuklären und zu einem
vernünftigen Verbrauch aller Vorräte zu veranlaſſen, den
Behörden, Parlamenten und der Oeffentlichkeit als
Sach=
verſtändigen=Vertretung der Konſumenten tätig zu ſein
und gegen ungerechtfertigte Preistreibereien, ſowie gegen
Kriegswucher in jeder Form aufzutreten. Die vorläufige
Adreſſe des Kriegsausſchuſſes für
Konſumenten=
intereſſe iſt Berlin W. 30, Nollendorfſtraße 29/30, 2.
Stock=
werk.
Ein Verleumder.
* Köln, 14. Dez. Der Köln. Ztg. wird aus Berlin
telegraphiert: Nach Mitteilung der National Tidende hat
ſich der belgiſche Geſandte in Kopenhagen zur
Begründung ſeiner Verleumdung gegen die deutſchen
Truppen in Belgien nicht auf neue Dokumente, ſondern
auf die bekannten Berichte der ſogenannten belgiſchen
Un=
terſuchungskommiſſion geſtützt. Dieſe niedrige
Schmäh=
ſchrift iſt längſt als verleumderiſches Machwerk
bekannt. Mithin ſtellt ſich das Auftreten des Geſandten
als ſchwerer Mißbrauch des Gaſtrechts in
einem neutralen Lande dar. (Der Name des
Ge=
ſandten iſt, wie bereits mitgeteilt, Allard.)
Der Balkan und der Krieg.
— Nachdem die Türkei in den europäiſchen Krieg
eingegriffen hat, um hierdurch wenigſtens einen Teil des
im letzten Kriege verlorenen Beſitzes zurückzuerobern,
mußte die Gefahr nahe rücken, daß auch andere
Bal=
kanländer in den Strudel des europäiſchen Krieges
mit hineingezogen würden. Soweit iſt es bisher zwar
noch nicht gekommen, jedoch erſcheint es mehr und mehr
nicht ausgeſchloſſen, daß auch Bulgarien eingreift, was
natürlich wohl auch Griechenland mitreißen würde, da
dieſes einen Bündnisvertrag mit Serbien noch vom letzten
Kriege her hat. Dagegen ſcheint Rumänien unter allen
Umſtänden ſeine Neutralität feſthalten zu wollen.
Was nun Bulgarien anlangt, ſo iſt dieſes in
ähnlicher Lage wie die Türkei: durch das Mißgeſchick im
Kriege gegen Serbien und Griechenland iſt es um einen
großen Teil der Beute aus dem Kampfe mit der Türkei
gekommen, obwohl Bulgarien damals den Löwenanteil
zu bewältigen hatte, während den anderen Verbündeten
die Früchte ziemlich mühelos in den Schoß fielen. In
Sofia konnte man es nicht vergeſſen, daß die im
Buka=
reſter Frieden enthaltene Demütigung Bulgariens in
erſter Linie Rußland zuzuſchreiben war, das auf der
einen Seite Serbien protegierte, weil dieſes weiches
Wachs in den Händen der Petersburger Machthaber war,
dann aber, weil man ein ſtarkes Bulgarien an der Newa
nicht dulden wollte, da hierdurch das Protektorat
Ruß=
lands über die Balkanſtaaten eine beträchtliche
Schmäle=
rung erfahren hätte. Angeſichts dieſer Sachlage ſuchte
man allmählich eine Annäherung an die Türkei, und
obwohl der Krieg noch nicht gar ſo lange verſtrichen iſt,
wurden die Beziehungen zwiſchen Konſtantinopel und
Sofia doch recht freundſchaftliche. Der Preis dieſer
An=
näherung iſt der endgültige Verzicht Bulgariens auf
Adrianopel, wie der bisherige bulgariſche Geſandte in
Konſtantinopel in einer Unterredung deutlich hat
durch=
blicken laſſen. Er fügte noch hinzu, daß beide Staaten zu
der Erkentnis gelangt ſeien, daß dieſe Politik ihren
In=
tereſſen und ihrer Zukunft entſpräche. Wenn der Geſandte
anfügte, Bulgarien habe beſchloſſen, neutral zu bleiben,
ſo weiß man, daß von heute auf morgen Umſtände
ein=
treten können, die einen anderen Entſchluß reifen laſſen.
Wie die Stimmung in Sofia iſt, zeigt die ſcharfe Abſage
an den Dreiverband auf deſſen Lockungen hin, und der
Artikel eines maßgebenden Blattes, in der ausdrücklich
erklärt wird, Bulgarien könne ſeinen Platz nicht in der
Reihe derer nehmen, die es erſt beraubt haben und nun
einladen, für Rechnung anderer die Kaſtanien aus dem
Feuer zu holen. Weiter bezeichnend iſt die Audienz, die
Generalfeldmarſchall von der Goltz auf ſeiner Durchreiſe
nach Konſtantinopel in Sofia beim König hatte, die
die=
ſer trotz des Proteſtes der Entente=Geſandten zuteil
wer=
den ließ, die wegen der Zulaſſung der Durchreiſe des
Genannten Einſpruch erhoben.
Von Rumänien würde Bulgarien nichts zu befürchten
haben, denn zwiſchen beiden Staaten iſt eine
Verſtändig=
ung zuwege gebracht worden, wonach der Durchfuhr
bul=
gariſcher Waren keine Schwierigkeiten bereitet werden
ſollen. Eine etwaige Bundesgenoſſenſchaft Bulgariens
mit uns wäre keineswegs zu verachten. Die Bulgaren
würden den Entente=Mächten nicht wenig zu ſchaffen
machen; ob freilich dieſer Fall eintreten wird, läßt ſich
heute trotz der Stimmung noch nicht überſehen, und wir
tun darum gut, uns nach wie vor nicht auf fremden
Bei=
ſtand zu verlaſſen.
Ein engliſcher Arbeiterführer über das
engliſche Weißbuch.
* In der Continental Times verſieht der frühere
Führer der Arbeiterpartei, J. Ramſay Macdonald.,
das britiſche Weißbuch über den Ausbruch des
Krieges mit einigen beachtenswerten Bemerkungen. Er
ſchreibt u. a.:
Das Weißbuch beginnt mit einer Unterredung
zwi=
ſchen Sir Edward Grey und dem deutſchen Botſchafter
am 20. Juli über die Note Oeſterreichs betreffend die
Züchtigung Serbiens. Das britiſche Ultimatum an
Deutſchland vom 4. Auguſt bildet den Abſchluß. Aus
der erwähnten Unterredung geht mit ziemlicher
Sicher=
heit hervor: 1. Sir Edward Grey hat bis zuletzt verſucht,
einen europäiſchen Krieg zu vermeiden. 2. Deutſchland
hat ſo gut wie gar nichts getan, um den Frieden zu
er=
halten. Es iſt jedoch nicht erwieſen, daß es Oeſterreich
aufgemuntert habe, gegen Serbien mit bewaffneter
Hand aufzutreten. 3. Die ruſſiſche
Mobil=
machung hat Deutſchland zum Krieg
ge=
zwungen. 4. Rußland und Frankreich haben von
Anfang an verſucht, durch Druck ſowohl wie durch Liſt
(England) ein Verſprechen der Hilfeleiſtung für den
Kriegsfall abzuringen. 5. Wenngleich Sir Edward Grey
ihnen keine feſte Zuſage gegeben hat, hat er doch dem
deutſchen Botſchafter in London zu verſtehen gegeben,
daß wir wahrſcheinlich nicht außerhalb des Konflikts
bleiben könnten. 6. Während der Unterhandlungen hat
Deutſchland einen Verſuch gemacht, unſeren Wünſchen
bis zu einem gewiſſen Maße entgegenzukommen zu dem
Ende, ſich unſerer Neutralität zu vergewiſſern. Von
dieſen Vorſchlägen waren einige recht hinderlich; wir
haben jedoch unſerſeits nichts verſucht um ſie
auf diplomatiſchem Wege weniger hinderlich zu
geſtalten. Sir Edward Grey hat ſie ſchließlich alleſamt
Kriegsgefangene Franzoſen
in Darmſtadt.
Von Philipp Brüchmann.
Mit keinem Land lag bisher Deutſchland ſo oft in
Fehde, wie mit Frankreich. Es ſcheint, daß dieſer Staat
alle 40—50 Jahre einmal Deutſchland mit Krieg
über=
ziehen muß, um jedesmal mit furchtbaren Opfern an Gut
und Blut zu unterliegen. Allein im Laufe der letzten 100
Jahre iſt es jetzt das dritte Mal, daß die Deutſchen gegen
die Franzoſen ins Feld ziehen. Zum dritten Male in
die=
ſem Zeitraum ſieht die Stadt Darmſtadt den
kriegsgefan=
genen Feind in ihren Mauern und aus drei
Franzoſen=
kriegen modern die Gebeine galliſcher Soldaten in
Darm=
ſtädter Friedhöfen.
Wie die Ereigniſſe in unſerer Vaterſtadt ſich
abſpiel=
ten, davon ſollen die folgenden Zeilen erzählen:
Die Schlachten bei Leipzig und Hanau waren
geſchla=
gen und die franzöſiſche Armee befand ſich in vollem
Rück=
zug nach dem Rheine. Es war an einem der erſten
No=
vembertage des Jahres 1813, als die Bewohner
Darm=
ſtadts durch die Schelle des Ausrufers aufgefordert
wur=
den, Speiſen bereit zu halten für die am kommenden Tage
eintreffenden gefangenen Franzoſen.
Am folgenden Morgen kamen ſie von der Dieburger
Landſtraße her zum Jägertor herein. Es waren 6000
Mann, größtenteils Nachzügler des gegen Mainz
zurück=
flutenden franzöſiſchen Heeres.
Seit Menſchengedenken hatten die Darmſtädter keine
gefangenen Franzoſen geſehen, und viele eilten herbei, ſich
das ungewohnte Schauſpiel nicht entgehen zu laſſen.
Ein Augenzeuge erzählt: Es waren verhungerte,
zer=
lumpte, krankhafte und zum Teil verwundete Geſtalten, die
von bayeriſcher Landwehr eskortiert, vorüberzogen. Ohne
Ordnung und ohne Rückſicht auf Waffengattung kamen ſie
in der bunteſten Mannigfaltigkeit daher. Viele von ihnen
glichen wandelnden Leichen, litten doch Hunderte an dem
damals herrſchenden Typhus. Die meiſten waren von dem
furchtbarſten Hunger gefoltert. Am Schloßgraben ſtand
gerade ein Wagen mit weißen Rüben. Mit
unbeſchreib=
icher Gier ſtürzten ſich die Armen auf dieſen Wagen hin
und konnten ſelbſt durch die empfindlichſten Kolbenſtöße
der Bewachungsmannſchaften nicht zurückgehalten werden
Gleich einer Herde wurden die Gefangenen in das
Zeughaus getrieben. Alsbald brachten die Bewohner
Darmſtadts die bereitgehaltenen Speiſen, meiſt
Kartoffel=
ſuppe mit Fleiſch. Es war faſt unmöglich, in das Innere
des ungeheuren Raumes einzudringen. Am Tore
ent=
brannte im wahren Sinne des Wortes ein Kampf um die
in die Menge dargebrachten Nahrungsmittel, die
Hun=
gernden im Innern drängten nach außen, erſtiegen die
Fenſteröffnungen und reichten von da in die mit ſiedend
heißer Suppe gefüllten Züber auf den Köpfen der Mägde,
um die feſten Brocken herauszufiſchen. Manche lagen
gleichgültig gegen ihre Umgebung auf dem Boden, wieder
andere ließen ihre Wunden durch die Aerzte verbinden.
Am folgenden Morgen verſuchte man im dichteſten
No=
vembernebel die Gefangenen in Reih und Glied auf dem
Paradeplatz aufzuſtellen. Allein es war ein vergebliches
Bemühen, denn die Eskorte war dazu viel zu ſchwach.
Die Aerzte hatten noch vollauf zu tun, die Verwundeten zu
verbinden, und reichten bei weitem nicht aus, allen
An=
forderungen zu entſprechen. Nach allen Seiten hin
verſuch=
ten Einzelne, ſich von der Maſſe zu entfernen und in die
Straßen der Stadt zu ſchleichen. Hie und da nahm man
ſie auch voll Erbarmen in die Wohnungen auf. Auf dieſe
Weiſe wurde der Typhus in die Häuſer gebracht, der unter
der Bevölkerung nicht wenig Opfer forderte.
Die große Maſſe der Gefangenen zog die Bergſtraße
hinauf. Allein vom Paradeplatz bis zum Neckartor ſanken
fünf tot zuſammen!
Eine nicht unbedeutende Schar blieb krank im
Zeug=
haus zurück. In aller Eile wurden nun Holzbaracken auf
dem Exerzierplatz erbaut, um die große Zahl Kranker
unterzubringen. Solche Gefangenentransporte
wiederhol=
ten ſich mehrmals und immer blieb eine Anzahl Kranker
hier zurück. Die vom Typhus Befallenen ſtarben in
Maſſen dahin. Sie wurden alle auf dem damaligen
Fried=
hof bei der Stadtkapelle beerdigt. Dort lagen ihre
Grab=
ſtätten, im Volksmund die „Franzoſengräber” genannt,
wüſt und ungepflegt. Bei Bebauung dieſes
Friedhof=
teiles (bald nach 1870) wurden die Franzoſen=Gebeine nach
dem neuen Friedhof übergeführt und dort ohne weitere
Förmlichkeit und Kennzeichnung der Erde wieder
über=
geben.
57 Jahre ſpäter. — Am 4. Auguſt 1870 war bei
Weißenburg gefochten worden und am 5., morgens 8 Uhr,
kam die Siegesnachricht nach Darmſtadt. Gleich darauf
kam auch ſchon der erſte Zug mit franzöſiſchen Gefangenen
mit der Eiſenbahn durch. Zeitgenoſſen meinen, daß es
ihnen ein unvergeßlicher Anblick bleiben werde, wie der
erſte Gefangenenzug mit finſter drein ſchauenden Turkos
und den ſie begleitenden, mit Laub geſchmückten, tapferen
Preußen und Bayern unter unendlichem Hurra der
un=
geheuren Zuſchauermenge im Main=Neckar=Bahnhof einlief,
um dort längere Zeit zu halten und dann nach Norden
weiterzugehen.
Dieſer Gefangenenzug bildete den Anfang einer Reihe
ähnlicher Züge, die ſich nun in kleinen Zwiſchenräumen
wiederholten.
Nach und nach kamen an 2000 Kriegsgefangene
hier=
her, die in den verſchiedenen Kaſernen untergebracht
wur=
den. Als dieſe nicht mehr ausreichten, wurden Baracken
auf dem Exerzierplatz errichtet und die Ställe der
Drago=
ner= und Artilleriekaſerne belegt. Auch eine entſprechende
Anzahl franzöſiſcher Offiziere befand ſich hier. Ihnen
wur=
den die weitgehendſten Freiheiten gewährt, die ſie manches
Mal auf das ſchnödeſte mißbrauchten. Sie konnten ſich
auf eigene Rechnung Privatquartier verſchaffen und in
Zivil gehen, wenn ſie auf Ehrenwort ſich verpflichteten,
keinen Fluchtverſuch zu unternehmen. Sie bezogen ein
be=
ſonderes Gehalt, konnten ſich ihre Burſchen aus der Reihe
der gefangenen Soldaten wählen, in der Stadt frei
herum=
gehen, hatten ſich jedoch jeden Tag zum Appell
einzufin=
den. Waren ſie in Uniform, ſo mußten ſie ſogar von den
Nummer 345.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Dezember 1914.
Seite 3.
abgewieſen. Deutſchland drängte ſo ſehr auf eine
ört=
liche Begrenzung des Krieges, daß der deutſche
Botſchaf=
ter ſelbſt Sir Edward Grey erſuchte, ſeine eigenen
Neu=
tralitätsbedingungen bekannt zu geben. Letzterer jedoch
lehnte jede Erörterung darüber ab. Dieſe Tatſachen
ſind weder durch Herrn Asquith noch durch Sir Edward
Grey zur Sprache gebracht worden. 7. Als Sir Edward
Grey einſah, daß der Friede zwiſchen Deutſchland und
Rußland nicht mehr zu halten war, hat er es darauf
angelegt, uns mit in den Krieg hineinzuziehen, indem er
Belgien als Vorwand benutzte. Damit iſt die
Richtung des Weißbuches gegeben.
Nun aber ſcheint ein Widerſpruch in der Tatſache zu
liegen, daß Sir Edward Grey zuerſt verſucht hat, den
europäiſchen Frieden zu erhalten, und daß er ſpäter, als
ihm das nicht geglückt war, danach geſtrebt hat,
Groß=
britannien in den Krieg zu verwickeln. Der Widerſpruch
iſt nur ſcheinbar. Die Erklärung dafür liegt in unſerer
Auffaſſung, daß ſchon ſeit acht Jahren Sir Edward
Grey für den europäiſchen Frieden als gefährlich und
ſeine Politik als ein Unglück für unſer Land gelten
mußte. Wir wiſſen aus praktiſcher Erfahrung, daß die
ſchlimmſte Art von Bundesgenoſſenſchaft die Entente iſt.
Ein Bündnis iſt etwas Deutlichumſchriebenes. Jeder iſt
dabei von ſeiner Verantwortung durchdrungen. Die
Entente, das „Einvernehmen”, jedoch iſt ein
Völker=
betrug. Als Herr Asquith und Sir Edward Grey
immer und immer wieder im Unterhauſe die
Verſiche=
rung gaben, daß wir durch unſer „Einvernehmen”
keine Verpflichtungen auf uns genommen hätten, da
be=
haupteten ſie etwas, das buchſtäblich zwar eine
Wahr=
heit, in Wirklichkeit aber eine Lüge war.
Hät=
ten wir ein genau umſchriebenes Bündnis mit
Frank=
reich und Rußland gehabt, dann wäre der Unterſchied
der geweſen, daß wir und alle andern um uns gewußt
hätten, woran wir uns zu halten hätten und inwieweit
uns die Hände gebunden ſeien, und dann hätte ſich
höchſt=
wahrſcheinlich der Krieg abwenden laſſen. Italien
durfte frei bleiben, weil ſein Bündnis ihm nur geringe
Verpflichtungen auflegt. Wir dagegen ſind in den Krieg
gezerrt worden, weil wir durch unſer „Einvernehmen”
in eine Verwicklung gezogen wurden. Wir hatten uns
durch das franzöſiſch=ruſſiſche Bündnise ſo ſtark binden
laſſen, daß am 3. Auguſt Sir Edward Grey bekennen
mußte, obſchon unſere Hände frei ſeien, ſei unſere Ehre
verpfändet.
Die Regierung hatte ſich die Hände ſo weit
gebun=
den, daß Sir Edward Grey jeden Vorſchlag, den
Deutſchland ihm machte, damit wir neutral blieben,
rundweg von der Hand wies. Darum war es ihm, als
er im Unterhaus eine Ueberſicht der gepflogenen
Unter=
handlungen gab, unmöglich, uns die ganze
Wahrheit zu ſagen, oder bei ſeinen Darlegungen
unparteiiſch zu bleiben Er verſpottete die Verſicherung
Deutſchlands mit Bezug auf die belgiſche Frage mit der
Behauptung, nur der Gebietsbeſtand und nicht die
Un=
abhängigkeit des Landes ſei durch dieſe Verſicherungen
gewährleiſtet. Als jedoch der Briefwechſel tatſächlich
veröffentlicht wurde, erkannte man, daß Deutſchland
dieſe Unabhängigkeit dennoch hatte wirkſam
verbürgen wollen. Allein das iſt noch nicht das
Aergſte. Das Weißbuch erwähnt einige uns von
Deutſch=
land gemachte Anerbietungen, um unſere Neutralität
zu erwirken, daruntere befindet ſich jedoch keine einzige,
die der Form nach annehmbar geweſen wäre; Sir
Edward Grey hat uns bei der Meinung gelaſſen, daß
ihm nur dieſe ungenügenden Vorſchläge unterbreitet
worden ſeien. Der Miniſterpräſident hat ſpäter anders
gehandelt. Beide jedoch haben mit der Wahrheit
hinter dem Berge gehalten. Nach dem
Weiß=
buch hat der deutſche Botſchafter mit Sir Edward Grey
am 1. Auguſt eine Unterredung gehabt, worüber der
Miniſter des Auswärtigen folgendes mitteilt: „Der
Botſchafter drang nachdrücklich in mich, ich möchte die
Bedingungen angeben, unter denen wir neutral bleiben
würden. Er ſchlug ſogar vor, der Gebietsbeſtand
Frank=
reichs und ſeiner Kolonien ſollte gewährleiſtet werden.”
Sir Edward Grey wollte die Frage unſerer
Neutralität unter keinen Umſtänden in
Erwägung ziehen und hat dem Unterhaus nichts
über die Unterredung mitgeteilt. Warum nicht? Es
war doch ein wichtiger Vorſchlag, den Deutſchland uns
da machte. Hätte Sir Edward Grey uns das mitgeteilt,
dann hätte ſeine Rede unmöglich eine kriegsluſtige
Stim=
mung entfachen können. Eine Tatſache, die feſtſtehend iſt,
daß Grey die Ehre der Nation verpfändet hatte, ohne
daß ſie darum wußte, um für Frankreich und Rußland
ins Feld zu ziehen, ſo daß er nicht imſtande war, die
Neutralität Englands in Erwägung zu ziehen. So
ſtan=
den die Dinge am 20. Juli. Deutſchland hat nach dieſem
Zeitpunkt auf keine einzige Handlung mehr Einfluß
aus=
geübt.
In dieſen Tatſachen liegt die Erklärung für den
ſcheinbaren Widerſpruch, daß der Mann, der behauptete,
daß er die Erhaltung des europäiſchen Friedens erſtrebe,
zugleich der Anführer der Kriegspartei war. Sir
Ed=
ward Grey hat verſucht, ſich den Folgen ſeiner
Entente=
politik zu entziehen und den Frieden zu retten. Als ihm
das jedoch mißlang, ſah er ſich genötigt, ſein Land in
den Krieg zu zerren. Die Verſuche zur
Recht=
fertigung dieſer Politik ſind eitel
Aus=
flüchte. Betrachten wir z. B. den Fall Belgiens
näher: Seit Jahren war es bekannt, daß im Falle eines
Krieges zwiſchen Frankreich und Rußland auf der einen
und Deutſchland auf der anderen Seite für Deutſchland
die einzig mögliche Kriegstaktik darin beſtehen könne,
Frankreich geradenwegs anzugreifen und zu dem Ende
durch belgiſches Gebiet zu ziehen und danach ſeine
Kräfte mit den Ruſſen zu meſſen. Dieſe Pläne waren
unſerm Kriegsminiſterium bekannt. Sie wurden zur
Zeit des Agadirhandels öffentlich beſprochen und in
ein=
zelnen Zeitungen öffentlich behandelt. 1870 hatte
Glad=
ſtone erklärt, daß in einem „allgemeinen Kriege” die
for=
male Neutralität verletzt werden könnte. Deutſchlands
militäriſche Abſichten waren uns durch die Erkundungen
unſeres geheimen Späherdienſtes ſehr wohl bekannt.
Wir wußten, daß der Weg durch Belgien einer der
Hauptpunkte von Deutſchlands Kriegsführung war.
Es iſt allgemein bekannt, daß ein Volk nicht gern
kämpft, wenn das Ziel des Krieges eines idealiſtiſchen
Anfluges entbehrt. Die Daily Mail lieferte den
Idea=
lismus für den ſüdafrikaniſchen Krieg, indem ſie dem
Volk vorlog, es würden in Südafrika engliſche Frauen
und Kinder mit der Nilpferdpeitſche traktiert. Für den
gegenwärtigen Krieg ſorgte die Regierung für
Idealis=
mus, indem ſie uns weismachte, daß wir die
Unab=
hängigkeit Belgiens beſchützen würden. Noch bevor
über dieſen Punkt unſere Regierung Deutſchland und
Frankreich auf den Zahn gefühlt hatte, wußte ſie bei
ihrer ausgiebigen Kenntnis der militäriſchen Lage in
beiden Ländern, daß Frankreiche in der Lage war, eine
befriedigende Antwort erteilen zu können, wogegen
Deutſchland dazu nicht imſtande war.
So viel über die Tatſache. Es iſt ſo, ſchließt
Macdo=
nald, ein Krieg, den ein halbes Dutzend
Diplo=
maten hervorgerufen haben. Bis zu dem
Augen=
blick, wo die einzelnen Botſchafter abberufen wurden,
lebten die Völker friedlich nebeneinander ohne Haß und
Neid. Ein halbes Dutzend Männer hat Europa an den
Rand des Abgrundes geführt und Europa iſt
hinein=
geſtürzt.
Feldmarſchall v. a. Goltz in Konſtantinopel.
* Konſtantinopel, 13. Dez. Feldmarſchall
Frei=
herr von der Goltz iſt in Begleitung ſeines „Sohnes,
der Militärattaché in Sofia iſt, ſowie des Militärattachés
in Bukareſt, Major Bronſart von Schellendorff, heute
nachmittag vom Sultan in Audienz empfangen
worden. Er beſuchte ſodann einige Palais der
Würden=
träger.
* Konſtantinopel, 14. Dez. Die Morgenblätter
begrüßen Freiherrn von der Goltz mit herzlichen
Worten. Sie heben die wachſende Herzlichkeit der
deutſch=türkiſchen Beziehungen hervor, würdigen die
Per=
ſönlichkeit des Feldmarſchalls und geben ihrer Dankbarkeit
Ausdruck, daß die Wahl des Kaiſers auf dieſen Mann
gefallen iſt. Ikdam erinnert an die Anſätze eines
türkiſch=
preußiſchen Bündniſſes im 18. Jahrhundert und gedenkt
der durch die erſte preußiſche Militärmiſſion unter dem
Grafen Helmuth von Moltke der Türkei erwieſenen
Dienſte.
Der Tanin ſchreibt an leitender Stelle:
Wir ſind ſtolz, den alten Kommandanten der
osmani=
ſchen Armee wieder zu empfangen. Der ehrwürdige
Mar=
ſchall der türkiſchen und deutſchen Armee kehrt unter die
alten Waffengenoſſen zurück, die ſich zur Rache des alten
Unglücks erhoben haben. Dies macht ſowohl ihn, als uns
glücklich, umſo mehr, als die ſeinerzeit auf ihn und ſeine
Mitarbeiter ſich begrenzende Waffenbrüderſchaft
nunmehr die Form einer Gemeinſchaft angenommen
hat, die die Schickſale beider Nationen vereint. Die
Rück=
kehr von der Goltz’ unter uns bildet ein Ereignis, das in
mancher Hinſicht mit Freude begrüßt werden muß. Das
Blatt betont weiter, daß von der Goltz auch in ſeinem
Lande nicht aufgehört habe, an die Türkei zu denken, die
Osmanen auch mit der Feder zu verteidigen und in ſeinen
Artikeln immer die wahre Liebe zu der Türkei zu
bekun=
den. Es ſpricht ſodann ſeine Dankbarkeit gegen den
Kaiſer wegen der Wahl von der Goltz’ zum
Flügeladju=
tanten des Sultans aus. Die Ernennung beweiſe, wie
herzlich und feſt die Freundſchaftsbande zwiſchen der
Türkei und Deutſchland ſeien. Schließlich ſpricht der Tanin
den Wunſch aus, daß von der Goltz hierbei Erſprießliches
zur Erleichterung der für Pflicht, Recht und Kultur
kämp=
fenden Heere leiſten werde.
Wo iſt der Zar!
* (Ctr. Bln.) Unter dem Titel „Wo ſteckt der Zar?.
ſtellt die Tägl. Rundſchau die folgenden, ganz
unverein=
baren amtlichen Meldungen über den angeblichen
Aufenthalt des Zaren zuſammen: Am 10.
De=
zember wurde aus Kopenhagen gemeldet, daß der Zar in
Jekaterinodar im nördlichen Kaukaſus eingetroffen ſei und
dort Abordnungen empfangen habe. Ebenfalls am 10.
De=
zember wurde unwiderſprochen aus London drahtlich
ge=
meldet, daß der Zar über den Kaukaſus nach Tiflis
abge=
reiſt ſei. Am 11. Dezember wußten einige Korreſpondenten
von Empfängen in Tiflis zu melden.
Ueberraſchender=
weiſe wird nun unmittelbar aus Petersburg unterm 12.
Dezember eine Mitteilung drahtlich verbreitet, wonach
der Zar zweifellos in Petersburg ſein muß. Dieſe
Mel=
dung lautet: „Petersburg, 12. Dez. Der franzöſiſche
Bot=
ſchafter Paléologue konferierte am 10. Dezember zwei
Stunden lang mit dem Zaren. Alle Filialen der
Reichs=
bank auf der Krim ſind geſchloſſen.” Gehört nun dieſe
ſchnelle Rückkehr des Zaren nach Petersburg zu den
phyſi=
ſchen Unmöglichkeiten, ſo vermehrt eine Meldung des
Wolffſchen Telegraphenbureaus vom 13. Dezember aus
Tiflis die Verwirrung. Wolff meldet ncmlich: Der Zar
hat Tiflis wieder verlaſſen. Wo alſo weilt der Zar, oder
hat ein „falſcher Demetrius” in Tiflis die Rolle des Zaren
geſpielt? Es wäre nicht das erſte Mal, daß ſich der Zar
durch Strohmänner vertreten ließ.
Franzöſiſcher Truppenerſatz.
* Bordeaux, 14. Dez. Das Kriegsminiſterium
veröffentlicht den Einberufungsbefehl der
Jah=
resklaſſſe 1915 ſowie der Zurückgeſtellten von 1913
und 1914. Die Geſamtzahl der Einberufenen beträgt
220000, wovon 210 340 der Infanterie einverleibt werden,
Jedes Regiment erhält 1010, jedes Alpenjägerbataillon
600, jede Radfahrerkompagnie 100 Mann. Die Artillerie
erhält nur Schmiede, jedes Regiment je 30, insgeſamt 2500
Mann. Die Genietruppen erhalten 4000, die
Luftſchiffer=
truppen 500 Mann. Die Rekruten haben zwiſchen dem
15. und 19. Dezember bei ihren Truppenteilen anzutreten.
Englands Schwäche.
* Wien 13. Dez. In der Neuen Freien Preſſe
würdigt ein Marinefachmann die Verdienſte des
Admirals Grafen Spee, dem es gelungen iſt, die
britiſche Marine ſolange in Unruhe zu verſetzen, der den
glänzenden Seeſieg in den chileniſchen Gewäſſern
erfoch=
ten hat und endlich der Uebermacht tapfer kämpfend
erlie=
gen mußte. Das Blatt ſchließt: Mit ſeinem Flaggſchiff
„Scharnhorſt” iſt Graf von Spee in die Tiefe des Meeres
geſunken. Sein Schiff iſt ſein Sarg geworden. Als Held
hat er gelebt und geſiegt, als Held iſt er gefallen, glorreich
iſt er untergegangen, ein glänzendes Beiſpiel deutſchen
Mannesmutes und deutſcher Seemannstugend. — Das
Fremdenblatt ſagt: Das Anſehen
Großbritan=
niens hat ſeit Beginn des Weltkrieges eine ſtarke
Er=
ſchütterung erfahren. Der Ruf der britiſchen Marine
wurde erheblich beeinträchtigt, als es ſich zeigte, daß
ein=
zelne deutſche Schiffe, nur auf ſich ſelbſt angewieſen, zum
Schrecken der Briten werden konnten, als in offener
See=
ſchlacht ein deutſches Geſchwader einem engliſchen von
mindeſtens gleicher Qualität vernichtende Schläge zufügte,
und als die Engländer zu dem Zugeſtändnis gezwungen
wurden, daß ſie ſich in ihrem eigenen, für unnahbar und
unantaſtbar gehaltenen Lande nicht mehr ſicher fühlten.
Von nah und fern bot Großbritannien ſeine
Bundesge=
noſſen und Vaſallen auf, um den gewaltigen Waffengang
mit dem Deutſchen Reich zu wagen und bekundete damit
ſelbſt eine Schwäche. Das Eingeſtändnis Lord Churchills
hat für alle Zeit den Glauben von der Unbeſiegbarkeit
der britiſchen Flotte zerſtört, als er ſelbſt ſagte, daß der
deutſchen Soldaten gegrüßt werden. In verſchiedenen
Gaſthöfen der Stadt hatten franzöſiſche Offiziere ihren
Stammtiſch, waren alſo bei uns ganz wie zu Hauſe.
Auch die gefangenen Soldaten wurden äußerſt human
behandelt. Auch ſie konnten ſich vielfach frei in der Stadt
bewegen, gingen in die Wirtshäuſer, und es war kein
auf=
fallendes Bild, wenn Darmſtädter Einwohner mit
Fran=
zoſen Karten ſpielten, wobei freilich der unumgänglich
not=
wendige Elſäſſer immer als Dolmetſcher dienen mußte
Im allgemeinen gaben die Franzoſen zu Klagen keinen
Anlaß und die Darmſtädter brachten ihnen auch keinerlei
Abneigung entgegen. Einigen der Gefangenen (Elſäſſern)
gefiel es ſo gut, daß ſie ſich in Darmſtadt dauernd
nieder=
ließen.
Eine auffallend hohe Zahl Kriegsgefangener war des
Leſens und Schreibens unkundig. Mit Vorliebe
verkauf=
ten ſie Teile ihrer Uniformſtücke, wie Epauletten u. a., die
Uniformknöpfe verhandelten ſie für Tabakgeld an die
Schuljugend. Selbſt ergraute Troupiers verſchacherten
ihre in der Krim, in Italien, China und Mexiko
erwor=
benen Medaillen, wobei ſie meinten, da jetzt die „Gloire‟
hin ſei, hätten auch die Medaillen keinen Wert mehr für ſie.
Eine große Anzahl Franzoſen nahm mit
Vermitte=
lung der Militärbehörde Arbeit bei Unternehmern und
Handwerkern an. So waren viele beim Bau der
Oden=
waldbahn gegen entſprechenden Lohn beſchäftigt. Der
Einſchnitt am Orpheum und der jetzt überflüſſig gewordene
Damm längs der äußeren Ringſtraße ſind Arbeiten der
Kriegsgefangenen. Auch die Anlagen auf der Kraftsruhe
ſind zum großen Teil das Werk von Franzoſen.
Ein beträchtlicher Teil der hier untergebrachten
Ge=
fangenen entſtammte der in Metz eingeſchloſſen geweſenen
Armee. Es waren meiſt ausgehungerte, kranke Geſtalten,
welche Blattern und Ruhr mitbrachten. Sie fanden
Auf=
nahme in den verſchiedenen Lazaretten der Stadt oder in
den Baracken im Beſſunger Herrngarten.
92 Franzoſen haben in unſerer Stadt ihre letzte
Ruhe=
ſtätte gefunden. 60 ruhen auf dem Darmſtädter Friedhof,
32 auf dem Beſſunger Friedhof. Die Ueberreſte der auf
dem Darmſtädter Friedhof Beſtatteten wurden vor 10
Jahren in einem Maſſengrab vereinigt. Dieſes wird
ge=
ziert durch ein einfaches Denkmal aus Sandſtein mit der
Inſchrift: Hier ruhen die 60 in den Jahren 1870 und 1871
dahier verſtorbenen und auf dieſem Friedhofe beerdigten
franzöſiſchen Krieger. Aus den Einzelgräbern zur
gemein=
ſamen Ruhe hierher überführt im Jahre 1904. —
Errich=
tet durch die Stadt Darmſtadt.
Die Gräber der auf dem Beſſunger Friedhof beerdigten
Franzoſen ſind alle gleichmäßig mit Holzkreuzen
ge=
ſchmückt, auf welchen Name, Geburtsort, Truppenteil und
Todestag des darunter Ruhenden zu erſehen iſt. Wir
finden da außer Linien=Infanteriſten einen Grenadier der
kaiſerlichen Garde, mehrere Mobil=Gardiſten, Train,
Ar=
tillerie, einen Huſaren, 3 Zuaven, 1 Turko, 2 Marine=
In=
fanteriſten und einen Fremdenlegionär.
Die Gräber ſind mit Efeu bepflanzt und die ganze
Anlage macht einen gepflegten, äußerſt würdigen Eindruck.
43 Jahre des Friedens waren dahingegangen.
Wiederum ſind unſere Soldaten über den Rhein gezogen
nach Frankreich, deſſen ehrgeizige, gewiſſenloſe
Staats=
männer durch ihre grenzenloſe Revancheſucht dieſen
un=
geheuren Weltbrand entfacht haben.
Wie Spreu vorm Wind fegten unſere Tapferen die
Welſchen vor ſich her, und ſchon in der Frühe des 15.
Auguſt wurden die erſten Kriegsgefangenen hier
ein=
gebracht.
Es waren etwa 300 Mann, von den verſchiedenſten
Truppenteilen und Altersklaſſen, in zerriſſenen Uniformen
und in verkommenem, bemitleidenswürdigem Zuſtande, die
ſogleich nach dem Truppen=Lager bei Griesheim verbracht
wurden.
Dieſes Schauſpiel wiederholt ſich nun in faſt
regel=
mäßiger Reihenfolge bis auf den heutigen Tag
Unvergeßlich für alle, die ihn geſehen, bleibt der große
Gefangenenzug, der ſich an jenem heißen Sonntag=
Nach=
mittag des Auguſt vom Hauptbahnhof nach dem
Gries=
heimer Lager bewegte.
In vier Abteilungen wurden die Gefangenen
trans=
portiert, begleitet von Bayern, die mit fortgeſetztem Hurra
begrüßt wurden. Wer erinnert ſich nicht jenes
rieſenhaf=
ten bayeriſchen Landwehrmannes, eines wahren Hünen,
der, gleichſam das Deutſchtum verkörpernd, den
Fran=
zoſen voranſchritt, ſie alle um Kopfeslänge überragend.
Die Gefangenen gehörten zumeiſt dem franzöſiſchen
15. Korps an und waren in den Gefechten bei Lagarde
und Mülhauſen in deutſche Hände gefallen.
Wir ſahen hier die ganze Muſterkarte der
republikani=
ſchen Armee vorüberziehen. Voran die Offiziere,
hinter=
her die Maſſe der Soldaten, zumeiſt Infanterie. Ganze
Abteilungen trugen dieſelbe Regimentsnummer. Linien=
Infanteriſten marſchierten neben Genieſoldaten,
Artilleri=
ſten neben Alpenjägern und Dragoner an der Seite von
Kolonial=Infanteriſten, kenntlich am roten Anker am blauen
Käppi. Den Schluß bildeten ungefähr 15 franzöſiſche
Sa=
nitätsſoldaten mit der Genfer Armbinde. Viele der
Ge=
fangenen waren leicht verwundet, alle verſtaubt, ermüdet
und niedergeſchlagen.
Am ſelben Tage wurden zugleich Hunderte von
ſchwer=
verwundeten Franzoſen hier eingeliefert und in die
ver=
ſchiedenen Lazarette aufgenommen. Der größte Teil wurde
wieder hergeſtellt, ein kleinerer fand hier die letzte Ruhe
im neuen Waldfriedhof. Dort liegen zurzeit 40 franzöſiſche
Krieger. Nicht weit davon ſchlumern 25 deutſche Helden.
Wie man hört, ſollen dereinſt die Gräber der Opfer
dieſes furchtbaren Krieges einen Ehrenhof bilden, der die
Gebeine von Soldaten zweier Völker umſchließt. Dort
ruhen ſie friedlich beiſammen, die in heißer Schlacht
ein=
ander die todbringenden Kugeln entgegengeſandt. Ein
ehrwürdiger Ort, eine heilige Friedensſtätte, die man nicht
betreten kann, ohne ergriffen zu ſein von der Allmacht des
Todes.
Seite 4
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Dezember 1914.
Nummer 345.
Hauptteil des Erfolges, den mehr als 40
gegne=
riſche Kriegsſchiffe gegen das aus fünf Kreuzern beſtehende
deutſche Geſchwader bei den Falklandsinſeln errungen
haben, nicht dem britiſchen Geſchwader, ſondern Japan
zufällt.
Entente=Lügen.
* Berlin, 13. Dez. Wie ſich aus franzöſiſchen
Blät=
ter erſehen läßt, ſuchen unſere Feinde dem Fürſten
Bü=
low ſchon vor ſeinem Eintreffen in Rom
entgegenzuar=
beiten, indem ſie verſichern, er bringe den Italienern
als Geſchenk das Trentino mit. Bei den einſichtigen
ita=
lieniſchen Politikern kann eine ſo plumpe Intrige nicht
verfangen. Deutſchland kann nichts verſchenken, was es
nicht beſitzt, und muß derartige Manöver andern
Regie=
rungen überlaſſen. Die Italiener können alſo nicht
ent=
täuſcht werden, wenn das von den Franzoſen in Ausſicht
geſtellte deutſche Angebot nicht erfolgt. Unſere Gegner
müſſen ſich ſchon nach anderen Mittel umſehen, wenn ſie
das Vertrauen, daß Fürſt Bülow in Italien genießt,
er=
ſchüttern wollen.
Die Neutralität der Vereinigten Staaten.
* Waſhington, 13. Dez. Das Auswärtige Amt
in Waſhington hat folgende Erklärung des
Staats=
ſekretärs veröffentlicht: Als das Auswärtige Amt
Nach=
richt erhielt, daß die Fore River Company den Bau
einer Anzahl von Unterſeebooten für einen
der Verbündeten plane, wurden Nachforſchungen
ange=
ſtellt, um die Tatſache feſtzuſtellen. Auf Grund dieſer
Nachforſchungen ſprach Herr Schwab mit ſeinem
Rechts=
beiſtande in der vorigen Woche im Auswärtigen Amt vor
und ſetzte dem Amt auseinander, was ſeine Geſellſchaft
beabſichtige. Er legte dar, daß er vor Uebernahme des
Auftrages ſich die Gutachten einer Reihe von
Völkerrechts=
kundigen und Rechtsgelehrten geſichert habe, und ſich
in=
nerhalb der durch dieſe abgegrenzten Erforderniſſen der
Neutralität halte. Ich teilte ihm mit, daß der Präſident
auf Grund bereits erhaltener Informationen die
Aus=
führung des Vertrages als eine Verletzung der Neutralität
anſehe, ſagte ihm aber, daß ich ſeine Darlegungen dem
Präſidenten mitteilen und ihm eine endgültige Antwort
am Freitag geben würde. Ich hatte eine Konferenz mit
dem Präſidenten und er beauftragte mich, Herrn Schwab
mitzuteilen, daß ſeine Erklärungen ihn nur in ſeiner
früheren Anſicht beſtärkten, daß die Unterſeeboote nicht
gebaut werden dürften. Wenige Minuten nach
meiner Rückkehr aus dem Weißen Hauſe rief mich Herr
Schwab von auswärts an und ſagte mir, daß er ſich der
Anſicht des Präſidenten in der Angelegenheit unterwerfe,
und daß ich bekannt geben könne, daß ſeine Firma keine
Unterſeeboote für irgend einen kriegführenden Staat zur
Ablieferung während des Krieges bauen werde. Bryan,
Staatsſekretär. — Aus dieſer Darſtellung iſt zu erſehen,
daß in den Vereinigten Staaten keine Unterſeeboote zur
Ablieferung an einen kriegführenden Staat während der
Dauer des Krieges gebaut werden. Es iſt zu hoffen, daß
die Entſcheidung in dieſem Falle jede weitere
Auseinan=
derſetzung über Schiffsbauten in den Vereinigten Staaten
verhindern wird.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 15. Dezember.
* Das Großh. Regierungsblatt Nr. 40 enthält:
Verordnung zur Aenderung der Verordnung, den
Verkehr mit Sprengſtoffen betreffend, vom 21. September
1905. 2. Bekanntmachung, Aenderung der Poſtordnung
vom 20. März 1900 betreffend. 3. Bekanntmachung, die
Ausführung des Geſetzes vom 6. Auguſt 1902 über die
Handelskammern betreffend. 4. Bekanntmachung, die
Ausführung der Reichsverſicherungsordnung betreffend.
5. Bekanntmachung, Anſchlußgleis der Firma W. Luft
zu Neu=Iſenburg betreffend. 6. Bekanntmachung,
An=
ſchlußgleis der Garniſon=Verwaltung Darmſtadt an die
Riedbahn in der Gemarkung Weiterſtadt betreffend.
7. Bekanntmachung, Anſchlußgleis der Garniſon=
Ver=
waltung Darmſtadt vom Hauptbahnhof aus betreffend.
Ritter des Eiſernen Kreuzes. Das Eiſerne Kreuz
erhielten: Gefreiter Paul Ueckert im Artillerie=Regt.
Nr. 61, Unteroffizier Otto Lampmann, L. 115,
Offi=
zierſtellvertreter im Reſerve=Inf.=Regt. Nr. 118 Kraft.
Kraft, der bei Kriegsausbruch zum Reſerve=Inf.=Regt.
Nr. 118 verſetzt wurde und bis dahin Vizefeldwebel im
Inf.=Regt. Nr. 115, 4. Komp., war, iſt ein Bruder des
Polizeiwachtmeiſters Kraft, hier.
— Großh. Hoftheater. Heute Dienstaa geht
Verdis Rigoletto” mit Arnold Gabor als Gaſt in
der Titelpartie in Szene. Am Mittwoch, den 16., findet,
wie bereits angekündigt, unter Leitung Felix von
Wein=
gartners ein Beethoven=Abend mit der Egmont=
Ouvertüre, dem Violinkonzert und der Neunten
Sym=
phonie ſtatt. Außer der Großh. Hofkapelle wirken bei
dieſem Abend die Damen Kallenſee und Jacobs, die
Herren Globerger und Stephani, ſowie der Muſikverein,
der Sängerchor des Lehrergeſangvereins und der
Mozart=
verein mit. Das Violinkonzert wird von Konzertmeiſter
Adolf Schiering vorgetragen. Die verehrlichen Abonnenten
haben das Recht, für dieſen Abend gegen Vorweiſung
ihrer Abonnementskarte einen ihrer Kartenkategorie
ent=
ſprechenden Platz zu kleinen Preiſen zu den
gewöhn=
lichen Kaſſenſtunden an der Tageskaſſe des Hoftheaters
zu beziehen. Der allgemeine Vorverkauf für dieſen
Beethoven=Abend zu gewöhnlichen Preiſen wird täglich
fortgeſetzt. Für Donnerstag, den 17., iſt ein großer
patriotiſcher Feſtabend angeſetzt. An demſelben
ge=
langt „Germania und Auſtria” ein ſzeniſcher Prolog von
Victor Hahn, der im Kgl. Schauſpielhaus in Berlin mit
großem Erfolg gegeben wurde, zur Aufführung. Regie:
Hacker. Der Dichter dieſes Prologes, Victor Hahn, iſt
durch mehrere Dramen großen Stils bekannt.
Be=
ſonderes Intereſſe wird es erregen, daß an dieſem Abend
Lucille von Weingartner=Marcel zum erſtenmal als
Konzertſängerin vor das Darmſtädter Publikum treten
wird. Die Künſtlerin wird die „Lotosblume” und die
Soldatenbraut” von Schumann, ſowie zwei Lieder von
Weingartner („Du biſt ein Kind” und „Liebesfeier”) zum
Vortrag bringen. Das Programm des erſten Teils des
Abends bringt ferner deklamatoriſche Vorträge von
Hans Baumeiſter und das Es=dur=Quintett von
Schu=
mann. Bei dieſem Quintett wirken mit — Klavier
Felix von Weingartner, erſte Violine: Adolſ
Schiering, zweite Violine: Paul Schnurrbuſch,
Viola: Rudolf Sprenger, Cello: Hugo Andrege. Am
Schluſſe des Patriotiſchen Feſtabends wird „Ein
Land=
wehrmann in Frankreich” (Kurmärker und Picarde), ein
heiteres’Bild aus ernſter Zeit von Dr. Otto Schwartz,
in Darmſtädter Mundart von Heinrich Enders
be=
arbeitet, gegeben. In dieſem Einakter, deſſen Regie
Hans Baumeiſter hat, ſind Käthe Gothe, Richard
Jürgas und Franz Schneider beſchäftigt. Für dieſen
intereſſanten Abend, der den C=Abonnenten zufällt, gelten
die kleinen Preiſe. Für die erſte Wiederholung der
Millöckerſchen Operette „Der Feldprediger” am Sonntag,
den 20. ds., beginnt der Vorverkauf bereits Dienstag,
den 15. ds.
* Die Kriegsſammlung 1914 des ſtädtiſchen
geſchichtlichen Muſeums beſitzt bereits viele Gedichte
ſowohl gedruckt, wie handſchriftlich. Wie uns nun
mit=
geteilt wird, ſind vielen Weihnachtspäcken für die Truppen
im Felde von Alt und namentlich von der Jugend
Weihnachtsgrüße in Verſen beigelegt worden.: Es wäre
nun ſehr hübſch, wenn auch dieſe Beweiſe der Geſinnung
weiterer Kreiſe in dieſer Zeit der ſchweren Not unſerer
Sammlung einverleibt und damit für alle Zeiten
auf=
bewahrt würden. Im Augenblick ſammelt die Leitung zum
Beiſpiel die anziehenden Gedichte von den
Chriſt=
eſcherungen 1870. Es wird deshalb herzlich gebeten,
dieſe Gedichte in Abſchrift, mit Unterſchrift des Verfaſſers
oder der Verfaſſerin, wenn es Schülerinnen, mit Angabe
der Schule, in die ſie gehen, an die Verwaltung,
Stadt=
bibliothekar Noack, Grafenſtraße 30, I., einzuſenden.
Das Umrechnungsverhältnis für
Poſtan=
weiſungen wird vom 15. d. ab a) nach Ländern der
Franken=
währung (nicht auch Rumänien) auf 87 M. — 100 Fr.,
b) nach den Niederlanden und den niederländiſchen
Kolonien auf 184 M. — 100 Gulden, c) nach Dänemark,
Norwegen und Schweden auf 116 M. — 100 Kronen
und d) nach den Vereinigten Staaten von Amerika und
nach Kuba auf 450 M. — 100 Dollars ermäßigt.
* Die Einziehung der Zeitungsgelder durch die
Briefträger erfolgt in der Zeit vom 15. bis einſchließlich
25. des letzten Monats im Vierteljahr; die Briefträger
uſw. ſind zur vollgültigen Quittungsleiſtung über die
erhobenen Zeitungsgelder berechtigt. Die Vorteile, die
die Einrichtung für das Publikum bietet, ſpringen in
die Augen, wenn man berückſichtigt, daß der regelmäßige
Fortbezug der Zeitungen geſichert, der Gang zur Poſt
und das Warten an den Schaltern, die am
Vierteljahrs=
ſchluſſe beſonders ſtark in Anſpruch genommen ſind,
er=
ſpart wird.
* Der Heſſiſche Landesverein für Innere Miſſion
hielt kürzlich hier ſeine ordentliche
Hauptverſamm=
lung für das Jahr 1914 ab. Der Jahresbericht, an den
ſich eine längere Diskuſſion anſchloß, wurde von dem
ſtell=
vertretenden Vorſitzenden, Pfarrer Wagner=Darmſtadt,
erſtattet. Die Rechnung des Jahres 1913 lag zur
Einſicht auf; ſie ſchließt ab mit Einnahmen von 8179,36
Mark und Ausgaben 8176,72 Mark, ſo daß ein Reſt von
2,64 Mark als Barvorrat verblieb. Die Rechnung wurde
anerkannt und dem Rechner Entlaſtung erteilt. Der
Vor=
anſchlag für 1915 ſchließt in Einnahmen und
Aus=
gaben mit 5850 Mark und wurde ohne Widerſpruch
geneh=
migt. Die ausſcheidenden Ausſchußmitglieder, Profeſſor
Weimar=Darmſtadt, Landgerichtspräſident Theobald=
Darm=
ſtadt, Pfarrer Adolph=Gießen, Kirchenrat Göhrs=
Darm=
ſtadt und Pfarrer Müller=Wachenheim, wurden durch
Zu=
ruf einſtimmig bis 1917 wiedergewählt. Ferner wurden
gewählt an Stelle des ſeitherigen Ausſchußmitgliedes
Kirchenrat Steiner Pfarrer Hickel, Vorſtand des
Diakoniſ=
ſenhauſes Eliſabethenſtift, und an Stelle des verſtorbenen
Kirchenrat Widmann Hauptlehrer Ritz=Darmſtadt, beide
für den Reſt der Wahlperiode bis 1915. Den Vorſitz im
Oberheſſiſchen Verein hat an Stelle des in den Ruheſtand
getretenen Geh. Kirchenrats D. Schloſſer Profeſſor D.
Schian=Gießen übernommen, der deshalb als ſtändiges
Mitglied des Landesausſchuſſes gilt, während Geh.
Kir=
chenrat D. Schloſſer aus der Reihe der ſtändigen
Mitglie=
der damit ausſchied. Er wurde einſtimmig als
Ausſchuß=
mitglied bis 1916 gewählt. Der Vorſitzende wie der
Ver=
einsgeiſtliche berichteten dann noch über die Arbeit der
Inneren Miſſion im Kriege.
e- Von der Jugendwehr. Wo in den Gemeinden die
militäriſche Vorbildung der Jugend unter zielbewußter
Leitung vor Wochen einſetzen konnte, liegen ſchon ganz
prächtige Erfolge vor. So iſt es den örtlichen Leitern
einer Wehr im Odenwalde in der kurzen Zeit gelungen,
bei ihrer freiwilligen, jugendlichen Truppe die
Beding=
ungen der Vorbereitung für den Kriegsdienſt voll und
ganz zu erfüllen. Ein Feuereifer beſeelt die jungen Leute
bei Abhaltung der in den „Richtlinien” vorgeſehenen
Uebungen. Bei den Tag= und Nachtübungen ſind ſie mit
ganzem Ernſte beſtrebt, ſich den ſoldatiſchen Geiſt
anzu=
eignen, der die Weſensgrundlage für den deutſchen
Krie=
ger bildet. Auch wird bei der Ausbildung nicht verfäumt,
auf die Herzen der jugendlichen Truppe durch
Erzählun=
gen von den Großtaten unſerer Väter vor 100 Jahren
ein=
zuwirken. Auch in unſerem Kreiſe ſind der
vaterlän=
diſchen Sache tüchtige Förderer geworden und wird in
einigen Gemeinden tüchtig geübt. Selbſt im Elſaß iſt ſeit
einiger Zeit die Sammlung der noch nicht
heerespflich=
tigen Jugend in Jugendwehrkompagnien in erfreulichem
Fortſchritte begriffen. So im Bezirk Ober=Elſaß,
beſon=
ders in der Stadt Kolmar, die einige Hundert Mark zum
Ausbau der Organiſation bewilligt hat. Auch Straßburg
und einige kleinere Städte des Landes weiſen ſchon ihre
in reger Tätigkeit begriffenen Jugendwehren auf. Auch
auf dem Lande hat die Organiſation bereits eingeſetzt,
indem entweder die Ortſchaften an nahegelegene größere
Gemeinden angegliedert oder mehrere Dörfer zu einer
Kompagnie zuſammengefaßt werden.
* Sektion Darmſtadt, Deutſcher und Oeſterreichiſcher
Alpenverein. Die Sektion Darmſtadt hat ihre
ordnungs=
mäßige Hauptverſammlung abgehalten. Nachdem
der Vorſitzende in ſeinen Eröffnungsworten der
Zeitver=
hältniſſe und vor allem derjenigen Mitglieder gedacht
hatte, die zu den Waffen einberufen worden ſind, das
Eiſerne Kreuz erhalten oder vor dem Feinde den
Helden=
tod gefunden haben, wurden die Berichte des
Schrift=
führers, Rechners und Hüttenwarts entgegengenommen.
Unter den Toten beklagen wir vor allem Herrn
Sanitäts=
rat Dr. Hüffell. Den Sommerreiſen hatte der
Kriegs=
ausbruch ein jähes Ende bereitet; aber zu Hauſe konnte
das Sektionsleben faſt in gewohnter Weiſe fortgeführt
werden, wenn auch von den Wintervorträgen und der
Herausgabe des gedruckten Jahresberichtes Abſtand
ge=
nommen werden mußte. Die Vermögens= und
Kaſſen=
verhältniſſe der Sektion ſind günſtig. Dem Roten Kreuz
und der Fürſorge von Kriegsangehörigen in Deutſchland
und Oeſterreich=Ungarn konnten größere Beträge
zuge=
wieſen werden. Trotz manchen Schwierigkeiten iſt es
ge=
lungen, den Hüttenumbau glücklich unter Dach zu
bringen, ſo daß die Innenausſtattung hoffentlich im
näch=
ſten Jahre vollendet werden kann. Der Hüttenpächter
Mallaun aus St. Anton ſteht im Felde. An die Verleſung
Ein Gang durch die Lügenpreſſe.
* Die Nordd. Allg. Ztg. ſtellt eine Zahl Pariſer
Preßſtimmen aus den letzten Tagen des November
zuſammen. Beſſer läßt ſich nicht das Syſtem darſtellen,
durch das die franzöſiſche Regierung vermittels der Preſſe
das Volk belügen und betrügen läßt. Jeden Kommentar
der einzelnen Preßſtimme unterläßt das halbamtliche
Blatt. Hier eine „Blütenleſe der Lügen”:
Die Evening Poſt in Neu=York erhält von ihrem
Korreſpondenten in Berlin einen Bericht, in dem dieſer
erzählt, daß man in Deutſchland anfange, mit einem ſehr
langen Krieg zu rechnen, und man hört jetzt in Berlin
fortwährend Ausſprüche wie: „Wenn wir beſiegt werden”
oder „Wenn nun der Krieg zwei Jahre dauert”, dreimal
an einem einzigen Tag hat er in deutſchen Zeitungen den
Satz gefunden: „Deutſchland iſt nicht ſiegreich”. Der
Korre=
ſpondent ſagt weiterhin, daß die neuen Rekruten, die
aus=
zögen, im Vergleich mit denen, die er in Brüſſel geſehen
hat, einen geradezu jämmerlichen Eindruck machen. (
Fi=
garo, 27. 11. 14.)
In St. Quentin erbrachen die deutſchen Offiziere
ſo=
fort nach ihrer Ankunft die Geldſchränke, und einige Tage
nachher kamen die Frauen dieſer Offiziere an und ſtahlen
Pelze, Schmuckſachen und Kleider, die ſie mit nach
Deutſch=
land nahmen. (Figaro, 27. 11. 14.)
Die Haltung Sven Hedins erklärt ſich jetzt, denn
Deutſchland hat ihm für ein Buch, das er über Deutſchland
ind den Krieg ſchreiben ſollte, 200000 Kronen verſprochen.
Wir können uns alſo auf Haß und Wutausbrüche, die den
200000 Kronen entſprechen, gefaßt machen. Die Lügen
gar nicht mitgerechnet, die Sven Hedin außerdem ver
zapfen wird. (Figaro, 30. 11. 14.)
Die Frankfurter Zeitung bringt am 25. November
eine Depeſche der Wolffſchen Telegraphenagentur, die be=
richtet, der engliſche Superdreadnought „Audacious” ſei
am 28. oder 29. Oktober an der Nordküſte
Irlands geſunken und die engliſche
Admirali=
tät habe den Verluſt verſchwiegen, um das Publikum
nicht in Aufregung zu bringen. Es iſt zur Genüge
be=
kannt, mit welcher Offenheit die engliſche Admiralität
ihre Verluſte ſtets vor der Oeffentlichkeit zugegeben hat,
und da bis jetzt ein offizielles engliſches Communique
über den Verluſt des „Audacious” nicht vorliegt, ſo iſt die
Nachricht der Agentur „Wolff” wieder von A bis Z
er=
logen. Die Lügenmeldungen dieſes Bureaus häufen ſich
von Tag zu Tag. (Figaro, 28. 11. 1914.)
*
Deutſchland ſteht ſeit einigen Tagen unter dem
Ein=
druck eines furchtbaren Schlages. Das Bier geht ihm
aus. Deutſchland braucht im ganzen 60 Millionen
Zent=
ner Gerſte, produziert ſelbſt aber nur die Hälfte davon.
30 Millionen davon bezog es aus Rußland. Da Rußland
jetzt keine Gerſte mehr an Deutſchland liefert, und die
Vorräte Deutſchlands ſchnell erſchöpft ſein werden, ſo wird
die Bierproduktion bald ſehr eingeſchränkt werden, und
es wird nicht lange dauern, daß ſie ganz unmöglich ſein
wird. Welches Unglück für die Deutſchen! Und welche
harte Züchtigung. Die Brauerei ſtellt einen
Hauptbeſtand=
teil ihrer Exiſtenz dar. Und wenn ſie ſie nicht mehr haben,
werden ſie gänzlich herunterkommen. (Figaro, 24. 11. 1914.)
Aus Petersburg telegraphiert man uns unter dem
25. November, daß ſich unter den von den Ruſſen bei
Czenſtochau erbeuteten Trophäen ein Wagen Wilhelms III.
befindet. (Excelſior, 26. 11. 1914.)
Die franzöſiſche Zeitung Le Telegramme aus
Tou=
louſe ſchlägt folgende Vergeltungsmaßregeln Deutſchland
gegenüber nach dem endgültigen Siege vor: Wenn wir
Königsberg zerſtört haben, ſo müſſen wir ohne Zaudern
als erſte Maßregel die Muſeen von Berlin, München,
Nürnberg und anderer Städte ausräumen, und den
Nutzen davon ſoll Belgien haben. Weiterhin müſſen die
widerlichen Erzeugniſſe jener größenwahnſinnigen
Orang=
utangehirne, die die Germania und das Leipziger
Völ=
kerſchlachtdenkmal und andere Scheußlichkeiten geſchaffen
haben, vernichtet werden. Außerdem müſſen die für die
Beſchießung der offenen Städte verantwortlichen Chefs
und diejenigen, die die Vernichtung geſchichtlicher
Kunſt=
denkmäler in Frankreich und Belgien angeordnet haben,
herausgefunden und ohne Erklärung erſchoſſen werden.
(Excelſior, 26. 11. 14.)
Die Fahnenflucht in der Armee des Kaiſers nimmt
immer größeren Umfang an. Vergangenen Samstag
fehlten beim Appell in Antwerpen 900 Mann. Die
deut=
ſchen Soldaten und Offiziere dieſer Stadt bieten bis zu
75 Franken für alte Zivilkleider, mittels derer ſie
ent=
fliehen. Drei Offiziere haben ſich das Leben genommen.
Die Garniſon Antwerpens beſteht nur noch aus ungefähr
1000 Mann der Landwehr, alles alte Männer. Die
mei=
ſten belgiſchen Flüchtlinge, die letzthin nach Antwerpen
zurückgekehrt ſind, haben ſich zurück nach Holland
begeben, da ſie nicht das geringſte Vertrauen in die
deut=
ſchen Behörden ſetzen. (Temps, 4. 11. 14.)
In der Ueberzeugung, Frankreich werde leicht
und=
ſchnell erobert werden, hatte der Kaiſer ſchon im voraus
die zukünftigen Gouverneure von Paris, Lyon, Dijon und
ſelbſt von der Inſel Korſika ernannt. Auch die deutſche
Poſt hatte vorgebaut und hatte ſich beſondere Poſtſtempel
für den Aufenthalt in Paris anfertigen laſſen. Da ſie ſie
nicht in der Hauptſtadt verwenden konnte, haben dieſe
Poſtſtempel in verſchiedenen Armeekorps Verwendung
gefunden, und ſo kommt es, daß preußiſche Väter und
Mütter Briefe und Karten ihrer Söhne aus dem Felde
mit dem Stempel „Paris” empfangen. Sie blähen ſich
vor Freude und zeigen dieſe Beweisſtücke ſtolz den
Un=
gläubigen, die noch wagen, an dem endgültigen Sieg des
Kaiſers zu zweifeln. (Figaro, 22. 11. 14.)
Nummer 345.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Dezember 1914.
Seite 5.
der verſchiedenen Berichte und die Entlaſtung des
Rech=
ners ſchloß ſich die Ausloſung der Hüttenanteilſcheine, die
Verleihung von Erinnerungszeichen an vier Mitglieder
für fünfundzwanzigjährige Mitgliedſchaft, und die
Neu=
wahl des Vorſtandes, deſſen ſeitherige Mitglieder
wieder=
gewählt wurden, an.
): Ein intereſſantes Schauſpiel kann der
Spazier=
gänger abendlich am Großen Woog ſehen. Sobald die
Dämmerung hereinbrechen will, erſcheinen von allen
Himmelsrichtungen kleine Scharen von Staren, die ſich zu
einer rieſigen Menge anſammeln, zu vielen Tauſenden
über dem Schilfgelände in immer enger werdenden
Schleifen kreiſen, und ſich dann abteilungsweiſe auf dem
Schilfrohr niederlaſſen. Hier ertönt nun noch ein
fort=
währendes eifriges Schwatzen. Mit dem Frührot
ver=
ſchwinden die einzelnen Schwärme nach allen Richtungen,
um ihre Futterſtellen aufzuſuchen. Das Hin= und
Her=
wogen der lebhaften Schar in der Luft, das geſchickte
Schwenken, das abteilungsweiſe Niedergehen verſammelt
jeden Abend Naturfreunde am Woog.
Großherzogs Geburtstag im Felde.
* Ueber das Leben und die Tätigkeit unſerer
heſ=
ſiſchen Truppen berichtet ein Brief, den wir von dem
Zahl=
meiſter einer in Darmſtadt von der Train=Abteilung Nr. 18
aufgeſtellten Formation erhalten, in dem auch über die
Feier von Großherzogs Geburtstag berichtet wird. Wir
entnehmen dem Brief folgendes:
Die Mannſchaft der Formation ſetzt ſich zuſammen aus
Landwehrkavalleriſten und Kriegsfreiwilligen. Alle, vom
Kommandeur bis zum jüngſten Soldaten herab, beſeelt
nur ein Gedanke, treu und feſt, ihrem Fahneneid
entſpre=
chend, auch an ihrem Teil an dem großen Werke
mitzuhel=
fen. Hatten wir anfänglich gutes, ſonniges Wetter, ſo
plagt uns ſeit zwei Wochen rauhes Winterwetter, Regen,
Schnee und Froſt. Daß die Aufgabe, den Proviant
recht=
zeitig aus den weit entfernt liegenden Magazinen bis an
die kämpfenden Truppen heranzuführen, dort oftmals im
Granatfeuer die Wagen zu entladen, ſtets pünktlich gelöſt
wird, verdanken wir in erſter Linie der Arbeitsfreudigkeit
unſerer braven Trainſoldaten. Beſonders mühlich
geſtal=
teten ſich die Märſche der letzten Wochen, die bei denkbar
ſchlechtem Wetter oft auch in der Dunkelheit und auf
zer=
fahrenen Wegen und bei Glatteis ausgeführt werden
muß=
ten. — Auch an dem Geburtstage unſeres
Lan=
desherrn durften wir nicht der Ruhe pflegen, ſondern
erhielten früh morgens in unſerer Ortsunterkunft noch in
der Dunkelheit den Befehl, plötzlich abzurücken, in T. aus
einer Konſervenfabrik erobertes belgiſches Gemüſe
zu laden und dieſes dem Korpsmagazin zuzuführen.
Gleichzeitig ſollte die Kolonne neue Ortsunterkunft in
. . . beziehen. Bei naßkaltem Wetter und ſchlüpfrigen
Wegen wurde der zirka 35 Kilometer lange Weg in
tadel=
loſer Ordnung zurückgelegt. Um 6 Uhr abends konnte die
Kolonne (wenn alles gut ging) im neuen Standort
ein=
treffen. Die Ortſchaft ſelbſt war uns noch von unſerem
Anmarſch vor 6 Wochen her in ſehr unangenehmer
Erin=
nerung; damals erhielten wir die Feuertaufe, wobei einer
unſerer braven Kameraden beim Sturm auf ein mit
Frank=
itireuren beſetztes Haus den Tod fand, ein anderer ſich das
Eiſerne Kreuz verdiente.
Die Quartiermacher fanden leichte Arbeit; die
Bevöl=
kerung hatte ſich beruhigt und ſtellte bereitwilligſt alles zur
Verfügung. Zum Abkochen ſowie zur Abhaltung der
ge=
planten Geburtstagsfeier wurden zwei von den
Bewoh=
nern verlaſſene Häuſer beſtimmt. Raſch ging es nun an
die Arbeit, um das „Feſtlokal” der Bedeutung des Tages
entſprechend herzurichten. Aus vorgefundenen belgiſchen
und franzöſiſchen Fahnen ſchwarz=gelb=rot, bezw
blau=
weiß=rot, aus Tiſch= und Bettüchern ſowie Gardinen
wur=
den deutſche ,heſſiſche, preußiſche, bayeriſche und
öſter=
reichiſche Fahnen und Dekorationstücher hergeſtellt.
Blatt=
pflanzen ſowie Lampions führte ein gütiger Zufall in
un=
ſere Hände: Mit einer ſtaunenswerten Geſchicklichkeit und
Schnelligkeit war der „Feſtſaal” fertig geſchmückt. Eine
lange Feſttafel, geſchmückt mit Kriſtall=Leuchtern, hatte in
der Mitte des Saales Aufſtellung gefunden. Leider traf
die Kolonne infolge unfreiwilligen Aufenthalts wider
Er=
warten ſpät abends im Quartier ein, ſo daß die
Feſtlich=
keit erſt um 10 Uhr ihren Anfang nehmen konnte.
Um=
geben ven ſeinen Offizieren erſchien der Kommandeur,
Rittmeiſter d. Landwehr=Kavallerie I. Eyſſen, und
ge=
dachte in feierlicher Anſprache des hohen
Geburtstags=
kindes. In ſeiner Rede führte der Kommandeur aus, daß
wir alle gewöhnt ſeien, als treue heſſiſche Soldaten am
25. Nov. jeden Jahres in feierlicher Stimmung das
Ge=
lübde der Treue und Anhänglichkeit bei Feſteſſen uſw.
zu erneuern, daß aber wohl keinem der Anweſenden die
Erneuerung des Treuſchwures ſo aufrichtig und feierlich
aus dem Herzen ſtröme, als in dieſer Stunde in
Feindes=
land im Anblick der kriegeriſchen Eindrücke und unter dem
unaufhörlichen Donner der Geſchütze. Herzliche Worte fand
der Redner, als er das fürſtliche Geburtstagskind als leut=
ſeligen Landesherrn ſchilderte, dem für ſein echt deutſches
landesväterliches Weſen die Herzen aller Heſſen treu
er=
geben ſeien, als den edlen Förderer jedes Kunſt= und
Ge=
werbefleißes.
Begeiſtert ſtimmten die Soldaten in das Hurra auf
Seine Königliche Hoheit den Großherzog ein, an welchen
ein Glückwunſchtelegramm abgeſandt wurde. Als
Feſt=
getränke wurde Punſch und, zur großen Freude und
Ueberraſchung, gutes deutſches Bier verabfolgt; auch für
gute, rauchbare deutſche Zigarren war reichlich Sorge
ge=
tragen. Der vorgerückten Nachtſtunde wegen konnte die
Feſtlichkeit nur von kurzer Dauer ſein. Aber das genügte
auch. Beim Geſang patriotiſcher und Soldaten=Lieder,
un=
ter Begleitung von Zieh= und Mundharmonika herrſchte
eine freudige, zuverſichtliche Stimmung, die nur Kriegern
eigen ſein kann, die Vertrauen zu ihrem Fürſten und
Füh=
rer haben, die auch das Bewußtſein im Herzen tragen, daß
es im gegenwärtigen Kampfe gilt, auszuharren bis zum
endgültigen Sieg, zum Schutze des edlen Deutſchtums,
zum Schutze von Thron, Altar und Vaterland. „Lieb’
Vaterland magſt ruhig ſein, feſt ſteht und treu die Wacht
am Rhein.” So klang die Feier aus, die allen Beteiligten
wohl als eine der wenigen angenehmen Erinnerungen
die=
ſes ſchrecklichen Krieges bis ans Lebensende unvergeßlich
bleiben wird.
W.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im
Nach=
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Reſidenz=Theater am Weißen Turm. Den
vielſeitigen Wünſchen entſprechend, haben wir denſelben
ſtattgegeben und das großartige Kriegsbild „In
Pulver=
dampf und Kugelregen” aus der jetzigen großen Zeit noch
bis heute verlängert. Morgen folgt dann ein kolorierter
Dreiakter „Der Stern des Genies”, ein Drama aus der
großen Welt. (Siehe Anz.)
— Jugenheim, 14. Dez. (Der vierte
Vor=
tragsabend des Volksbildungsvereins),
der am Sonntag in der „Sonne” ſtattfand, erfüllte aufs
ſchönſte die Abſichten, die den Vorſtand bewogen,
wäh=
rend der Kriegszeit möglichſt alle 14 Tage vaterländiſche
Abende zu veranſtalten. Daß der Zweck diesmal ganz
erreicht wurde, verdanken wir in erſter Linie der
Groß=
herzoglichen Hofſchauſpielerin a. D. Fräulein Anna
Ethel aus Darmſtadt, die ſich in uneigennütziger Weiſe
bereit erklärt hatte, unſere Beſtrebungen zu unterſtützen.
Von Arndt ausgehend, fand ſie bald den Weg zu
Dich=
tungen, die dem Weltkrieg ihr Entſtehen verdanken,
durch die eigene Glut die Zuhörer zu heller Begeiſterung
hinreißend, dann wieder ins Innerſte erſchütternd und
ſchließlich auch dem Humor ſein Daſeinsrecht laſſend.
Vortrefflich unſerer Zeit angepaßt waren auch die
Ge=
ſangsvorträge der Damen Frau Dr. Peter, Frau Dr.
Nelſon, Frl. Carola Eckler aus Darmſtadt, und der
Schweſtern Frl. Fritze und Waldtraut Heyer, die ſich zu
einem a capella=Chor vereinigt hatten. Auch hier
zün=
deten am meiſten die aus unſerer Zeit geborenen Werke,
u. a. ein Emmich= ein Hindenburg= und ein
öſterreichiſches Reiterlied, die von Frau Dr.
Nelſon in Muſik geſetzt worden waren. Ernſte
klaſſi=
ſche Stücke für Klavier und zwei Violinen, ausdrucksvoll
vorgetragen von Frau Forſtmeiſter Heyer Frl.
Eck=
ler und Herrn Roehle eröffneten die beiden Teile
der Vortragsfolge. Die hohe Stimmung und der Dank
der Zuhörer kam nach allen Darbietungen in lebhaften
Beifallsäußerungen zum Ausdruck. Oft wanderten an
dieſem Abend die Gedanken zu unſeren den Feinden
gegenüberſtehenden Vaterlandsverteidigern, und ihnen
galt das Hoch, mit dem der Vorſitzende den erhebenden
Abend ſchloß. Aus der Verſammlung heraus wurde
dann noch „Deutſchland, Deutſchland über alles”
ange=
ſtimmt, das Lied, das ſich jetzt überall, wo Deutſche
bei=
ſammen ſind, von ſelber auf die Lippen drängt.
Heppenheim, a. d. B., 14. Dez. (Alte Leute.)
Nach=
dem vor 14 Tagen der älteſte Mann hier, der 101 Jahre
alt gewordene Privatier A. Sundheimer, geſtorben iſt,
hat nun auch die älteſte Frau hier, die 98jährige Eva
Vettel, geborene Steinbacher, das Zeitliche geſegnet.
Ebenſo wie Sundheimer noch bis kurz vor ſeinem Tode
verhältnismäßig rüſtig war, bewahrte auch Frau Vettel,
die es bis zur Ururgroßmutter brachte, bis zu ihrem ſo
ſehr hohen Alter Geſundheit und Rüſtigkeit. Hat ſie ſich
doch ſelbſt noch auf dem Felde nützlich gemacht, bis ihr
ein unglücklicher Sturz dies nicht mehr geſtattete.
Sulzbach a. d. B., 14. Dez. (Ein
Familien=
drama) ſpielte ſich auf dem Gute „Zum Sulzbacher Hof”
ab. Der 39 Jahre alte Gutsbeſitzer Johannes
Scho=
walter, Witwer und Vater von drei Knaben von 12,i
10 und 9 Jahren, feuerte ohne äußeren Anlaß auf ſeine
eigene 62 Jahre alte Mutter, die gerade den Kaffee
mahlte, drei Revolverſchüſſe ab, wodurch die alte Frau
zwar ſchwer, aber nicht tödlich am Kopfe und an der rech=
ten Hand verletzt wurde. Unmittelbar danach verübte der
Täter Selbſtmord, indem er ſich in der Scheuer
er=
hängte. Die Urſache der Tat iſt auf finanzielle Sorgen
zurückzuführen.
Aus dem Odenwald, 13. Dez. (
Chriſtbaum=
handel.) Bei Ausbruch des Krieges befürchteten unſere
Nadelwaldbeſitzer, die Chriſtbäume würden dieſes Jahr
weniger verkäuflich ſein als ſonſt. Auch zeigte ſich noch
vo=
rigen Monat wenig Kaufluſt. Seit acht Tagen aber ſind
wieder allerorts Händler tätig, um große Quantitäten
Chriſtbäume für die benachbarten und ſelbſt entfernteren
Städte einzukaufen. Die Preiſe ſind wieder faſt dieſelben
wie in den Vorjahren, indem pro Hundert, je nach
Be=
ſchaffenheit und Größe 30—35 Mark bezahlt werden,
wo=
durch den Waldbeſitzern ſchöne Beträge zufließen, die
vie=
lerſeits den Ausfall der Erträge der Schälwaldungen
reichlich erſetzen.
Holzhauſen, 14. Dez. (Unfall.) Hier wurden einem
Mann, der ſein erkranktes Kind in die Klinik nach Gießen
bringen wollte, durch einen Eiſenbahnzug beide Beine
abgefahren.
Mainz, 14. Dez. (Auch ein Opfer des Krieges.)
Eine hieſige Frau, die längere Zeit nichts von ihrem im
Felde ſtehenden Gatten gehört hatte, wurde infolgedeſſen
ſchwermütig. Sie öffnete in ihrer Wohnung den Gashahn
und tötete ſich durch Einatmen von Gas. — (Eine
Epi=
ſode vom Pfandhaus.) Ein Soldat, der nach
Hauſe fahren wollte, aber leider kein Geld hatte, ging hier
aufs Pfandhaus, um einige Sachen zu verſetzen. Da er
aber nur ſolche Dinge brachte, die man ihm nicht
abneh=
men durfte, war er im Begriffe, wieder abzuziehen —
mit betrübter Miene. Etwa ſechs Frauen, die ins
Pfand=
haus gekomen waren, teils um Sachen zu verſetzen, teils
um verſetzte auszulöſen, ſahen dies und entſchloſſen ſich
ſo=
gleich, dem Soldaten zu helfen. Sie legten zuſammen
und hatten bald die 2,50 Mark beiſammen, die der Soldat
zu ſeiner Reiſe nach Hauſe brauchte.
Stimmen aus dem Publikum.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift üvernimmt die Redakties
ſeinerlei Verantwortung: für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortſich.)
— Während in den Tageszeitungen die Behörden
und maßgebenden Körperſchaften auf die größtmöglichſte
Sparſamkeit im Mehlverbrauch hinweiſen,
ſtatiſtiſche Erhebungen und dergleichen angeſtellt werden,
ob und wie lange das deutſche Volk noch ſeine tägliche
Nahrung aus eigener Kraft decken kann — wird in
zahl=
reichen Haushaltungen jetzt eine Unmenge
Naſch=
werk in Butter= und Anisgebackenem uſw. hergeſtellt, als
ob wir im tiefſten Frieden wären und nur ſo im Fett
ſchwimmen würden. Von Kriegsſparſamkeit keine Spur.
Vielfach gilt der Vorwand, daß man die Kinder den
Krieg nicht fühlen laſſen darf und die Leckereien zum
Chriſtfeſt nicht vorenthalten ſoll. Derartige Ausreden
ſind nicht ſtichhaltig und zu einem großen Teil ſind es
gerade junge Mütter, die den Weihnachtsſüßigkeiten
ſelbſt in dieſer ernſten Zeit nicht zu entſagen vermögen.
Und Kriegermägen können hierdurch nur verdorben
werden, ſie bedürfen einer anderen Koſt.
Ein Familienvater, der rechnen muß und 2 Söhne
im Felde ſtehen hat.
— Futterabfälle betreffend! In meiner
Heimatſtadt hatte ſich eine Geſellſchaft gegründet, welche
täglich die Küchenabfälle abholte,
Schweinezüchte=
rei eingerichtet hatte und dann das Fleiſch an ſeine
Mitglieder zum Selbſtkoſtenpreis abgab. Da durch
fortgeworfene Küchenabfälle viel Werte verloren gehen,
wollte ich mir folgenden Vorſchlag erlauben: In jedem
Hauſe ſollte ein ſauberer Kaſten aufgeſtellt, täglich
die Küchenabfälle, die ja nur vormittags entſtehen,
hinein getan und nachmittags regelmäßig abgeholt werden.
Hat die Stadt kein Gut, wo Schweinezüchterei eingerichtet
werden kann, müßten die geſammelten Küchenabfälle an
Landwirte gegen ein Entgelt abgegeben werden.
Wenig=
ſtens lohnte es ſich, eine Abholungsſtelle für
Schweine=
züchter einzurichten.
— Der Auslage von Feuerwerkskörpern in
verſchie=
denen Schaufenſtern nach zu ſchließen, ſoll wohl auch in
dieſem Jahre, trotz der ernſten Zeiten, der alte Unfug
am Silveſterabend wieder Platz greifen. Man ſollte doch
glauben, daß das für dieſe Artikel verausgabte Geld
beſſer anzuwenden wäre.
Landwirtſchaftliches.
— Schlachtviehmarkt Darmſtadt.
Schweine=
markt am 14. Dezember. Auftrieb 173 Schweine. Preiſe
(Schlachtgewicht 50 Kg.) 1. Qual. 77 Mk., 2. Qual. 76 Mk.,
3. Qual. 75 Mk. Marktverlauf: mäßig, Ueberſtand.
* Der Gothaiſche Hofkalender und der Krieg. Die
Poſt ſchreibt: Im Gothaiſchen Hofkalender hat der Krieg
umfaſſende Veränderungen zur Folge gehabt. Der
deutſche Kaiſer, die Kaiſer von Oeſterreich
und von Rußland und der König von England haben
auf ihre ſämtlichen Chef=, Inhaber= und Ehrenſtellungen
in den feindlichen Armeen und Marinen verzichtet. Auch
der König der Belgier, in deſſen Armee keine
Chefſtellun=
gen verliehen wurden, hat auf die Chefſtellen beim 2.
Hannoverſchen Dragoner=Regiment Nr. 16 in Lüneburg
und beim k. k. öſterreichiſchen 27. Infanterie=Regiment, die
einzigen, die er beſaß, verzichtet. Anders haben ſich die
Gemahlinnen der Herrſcher verhalten. Die deutſche
Kaiſerin hat unter der Rubrik Holſtein die Chefſtellen
der ruſſiſchen Leibgarde=Huſaren=Regimenter Grodno
bei=
behalten, während die Angabe unter Preußen fehlt. Die
Kaiſerin von Rußland hat ihr preußiſches 2.
Garde=Dragoner=Regiment, das ihren Namen führt,
be=
halten, ebenſo die Königin von England das
Hu=
ſaren=Regiment Fürſt Blücher in Stolp. Von den
deur=
ſchen Bundesfürſten iſt nur noch der Großherzog von
Oldenburg als ruſſiſcher Regimentschef aufgeführt,
und von den preußiſchen Prinzen nur Prinz Heinrich.
Das einzige Mitglied des engliſchen Königshauſes, das
noch preußiſcher Regimentschef iſt, iſt die Herzogin von
Connaught, Tochter des Prinzen Friedrich Karl von
Preußen, als Chef der 64er. Ihr Gemahl dagegen hat
Verzicht geleiſtet auf den preußiſchen Feldmarſchallſtab
und die Chefſtelle bei den Zietenhuſaren in Rathenow,
die dadurch für den Herzog Ernſt Auguſt von
Braun=
ſchweig, der jetzt Oberſt à la suite dieſes Regiments iſt,
frei geworden. Alle ruſſiſchen Großfürſten haben ihre
Chefſtellungen niedergelegt, allen voran Großfürſt
Nikolaus Nikolajewitſch, der den Titel „
Gene=
raliſſimus der ruſſiſchen Streitkräfte im Kriege 1914‟ führt.
Auch der deutſchfreundliche Großfürſt Cyrill iſt, jeden=
falls auf höheren Befehl, aus ſeiner Stellung à la suite
der deutſchen Marine ausgeſchieden. Unter den
öſterreichi=
ſchen Erzherzögen gibt es ebenfalls keine ruſſiſchen
Regi=
mentschefs mehr. Vom Herzog von Cumberland
iſt die Würde eines Generals à la suite der Kgl.
Großbri=
tanniſchen Armee abgelegt.
— Deutſcher Barbaren=Bund. Dem Vorſitzenden
der Kantgeſellſchaft, Univerſitäts=Kurator Dr. Meyer
in Halle (Saale) iſt nachſtehender Brief zugegangen:
„Neapel, Parco Margherita 44, 28. Oktober 1914. Die
Deutſchen werden heute im Ausland Barbaren genannt.
Dadurch iſt Barbar ein Ehrentitel geworden. Ich
ſchlage vor, einen Barbaren=Bund zu gründen, deſſen
Zweck die Förderung der Kunſt, Wiſſenſchaft und ſozialer
Fürſorge iſt. Ich würde es mir als Schweizer zur
Ehre anrechnen, eines ſolchen Bundes Mitglied zu ſein,
und ſtelle Ihnen, falls Sie ſich einer ſolchen Gründung
annehmen wollten, für die erſten Koſten 3000 Mark zur
Verfügung. Mit vorzüglichſter Hochachtung ergebenſt
gez. Arnold Rueſch, Mitglied der Kantgeſellſchaft.”
Dieſe glänzende Antwort eines politiſchen
Auslän=
ders auf die ſchamloſen Verleumdungen und
Schmähun=
gen deutſcher Geſittung kann in ihrer lapidaren, den
Nagel auf den Kopf treffenden Kürze kaum überboten
werden und verdient deutſchen Dank. Die Geſchichte iſt
nicht ohne Beiſpiele dafür, daß Namen, die urſprünglich
Beſchimpfungen ſein ſollten, von den damit Bedachten
ſpäter als Ehrennamen getragen wurden. Das
be=
kannteſte ſind die „Geuſen” jener Bund niederländiſcher
mit der ſpaniſchen Herrſchaft unzufriedener Edelleute.
Sie wurden der Statthalterin Margarete gegenüber von
deren Umgebung ſpöttiſch als „Bettler” (Geuſen)
bezeich=
net, worauf der Bund in ſtolzem Selbſtgefühl dieſe
Be=
zeichnung als Ehrennamen für ſich annahm. So hat
denn die — gleichzeitig von einem hochherzigen Angebot
begleitete — Anregung der Gründung eines „Deutſchen
Barbaren=Bundes” ihren Reiz. Wer zu ihr das Wort
zu nehmen wünſcht, wolle ſich an den oben genannten
Vorſitzenden der Kantgeſellſchaft wenden.
* Deutſche Kriegsliſt. Nach Meldungen des Daily
Chronicle kommt die Offenſive der deutſchen Truppen im
Ueberſchwemmungsgebiet an keinem Tage zur Ruhe. Die
engliſchen Truppen, die an den meiſtbedrohten Punkten
ſtehen, haben ſich andauernd vor neuen Kriegsliſten zu
ſchützen. So verſuchten die Deutſchen auf folgende Weiſe
einen Ueberfall auf ſchottiſche Regimenter: Sie ſtellten eine
Anzahl kleiner, ſchmaler Flöße her, die ſie dicht mit
Laub=
werk umgaben. Auf jedem der Flöße waren drei Mann
verborgen. Die Flöße glichen vollkommen entwurzelten
Bäumen und Geſträuch, die zahllos im
Ueberſchwem=
mungsgebiet einhertreiben. Sie wurden mithin von den
engliſchen Poſten nicht weiter beachtet. Nach
ſtundenlan=
gem Ausharren gelang es den Deutſchen auf dieſe Weiſe,
langſam mit der Strömung treibend, ganz nahe an die
engliſchen Stellungen heranzukommen. Im geeigneten
Mo=
ment eröffneten die im Laubwerk verborgenen Soldaten
auf die überraſchten Engländer Schellfeuer, das ſie mit
dröhnenden Hurrarufen begleiteten. Die Verwirrung, die
im engliſchen Lager entſtand, wurde von den Deutſchen
benutzt, und drei rieſige Motorboote, gepanzert und mit
Schnellfeuergeſchützen verſehen, fuhren in raſender Fahrt
heran und eröffneten aus nächſter Nähe ein furchtbares
Feuer auf die Schotten. Dieſe mußten ſich einſtweilen
zurückziehen, da ihre Artillerie aus Furcht, die Freunde
zu treffen, nicht auf die Feinde zu ſchießen wagte. Die
Deutſchen arbeiten überhaupt ſehr viel mit Flößen und
ganz flach gebauten, faſt kielloſen Motorbooten. So
ge=
lang es ihnen, mit dieſen Hilfsmitteln, nach dreimaligen
vergeblichen Verſuchen in der Nacht auf den 8. Dezember
bei Poroiſe einen Uebergang über den Yſerkanal gegen
die belgiſchen Truppen zu erzwingen.
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Dezember 1914.
Nummer 345.
Handel und Verkehr.
* Berlin, 14. Dez. Im Landeseiſenbahnrate wurde
heute ſeitens der Verwaltung der preußiſchen
Staats=
eiſenbahnen über die tarifariſchen
Kriegsmaß=
nahmen Bericht erſtattet, worüber die Nordd. Allg.
Ztg. u. a. mitteilt, daß durch die Abſperrungspolitik
Deutſchland im Weſentlichen auf eigene Füße
ge=
ſtellt worden war und ſeinen Güteraustauſch von
Grund auf neu organiſieren mußte. Es kam zu einer
vollſtändigen Veränderung des Güteraustauſches und
da=
mit auch der Verkehrswege. Vor allem galt es, für die
Bergung der Ernte und für die gleichmäßige Verteilung
ihrer Erträgniſſe über das Reich zu ſorgen und außerdem
die Rohſtoffverſorgung wichtiger Induſtrien zu
erleich=
tern. Dieſen Aufgaben kam die Eiſenbahnverwaltung
durch die Gewährung freier Eiſenbahnfahrten für
Ernte=
arbeiter und Tarifermäßigungen für verſchiedene
Boden=
erzeugniſſe, Maſchinen, Kohlen, Koks uſw. nach. Es wird
hervorgehoben, daß die Vorteile der
Eiſenbahnverſtaat=
lichung in dieſer Kriegszeit beſonders hervorgetreten ſind.
und daß es als ein glänzender Beweis für die Geſundheit
und Widerſtandskraft des deutſchen Wirtſchaftslebens
an=
zuſehen iſt, wenn die Einnahmen der preußiſchen
Staats=
bahnen aus dem Güterverkehr im Oktober 1914
gegen=
über dem gleichen Monat des Vorjahres trotz der
zahl=
reichen Tarifermäßigungen nur um 20 Prozent
zurück=
geblieben ſind.
Neue Schuldbeweiſe
gegen Belgien und England.
* Berlin, 14. Dez. (W. T. B. Amtlich.) Die
Nord=
deutſche Allgemeine Zeitung ſchreibt über Englands
Spiel mit der Neutralität Belgiens: Für die
engliſch=belgiſche Komplizität iſt ein neuer
ſchwer=
wiegender Schuldbeweis gefunden
wor=
den. Vor einiger Zeit wurde in Brüſſel der engliſche
Legationsſekretär Grent=Watſon feſtgenommen, der
im engliſchen Geſandtſchaftsgebäude geblieben war,
nach=
dem die Geſandtſchaft ihren Sitz nach Antwerpen und
ſpä=
ter nach Le Havre verlegt hatte. Der Genannte wurde
nun kürzlich bei einem Verſuch ertappt,
Schrift=
ſtücke, die er bei ſeiner Feſtnahme unbemerkt aus der
Ge=
ſandtſchaft mitgeführt hatte, verſchwinden zu
laſ=
ſen. Die Prüfung der Schriftſtücke hat ergeben, daß es
ſich um Schriftſtücke mit Daten intimſter
Artüber die belgiſche Mobilmachung und die
Verteidigung Antwerpens aus den Jahren
1913 bis 1914 handelte. Es befinden ſich darunter
Zir=
kularerlaſſe an die höheren belgiſchen Kommandoſtellen
mit der fakſimilierten Unterſchrift des belgiſchen
Kriegs=
miniſters und des belgiſchen Generalſtabschefs, ferner eine
Aufzeichnung über eine Sitzung der „Kommiſſion für die
Verpflegungsbaſis Antwerpens” vom 27. Mai 1913.
Die Tatſache, daß ſich dieſe Schriftſtücke in der
bel=
giſchen Geſandtſchaft befanden, zeigt hinreichend, daß die
belgiſche Regierung in militäriſcher
Hin=
ſicht keine Geheimniſſe vor der engliſchen
Regierung hatte, und daß vielmehr beide
Regie=
rungen dauernd im engſten militäriſchen Einvernehmen
ſtanden. Von beſonderem Intereſſe iſt auch eine
hand=
ſchriftliche Notiz, die bei den Papieren gefunden wurde,
um deren Vernichtung der engliſche Sekretär beſorgt war.
Sie lautet folgendermaßen: Renseignements 1) les
Otti-
ciers frangais ont reeu ordre de rejoindre des le 27.
apres-
midi; 2) le méme jour, le Chef de gare de Feignies a
regu ordre de concentrar vers Maubeuge tous les wagons
formés disponibles, en vue de Transport de Troupes.
Communiqué per le Brigade de Gendarmerie de Frameries.
— Hierzu iſt zu bemerken, daß Feignies eine an der
Eiſen=
bahn Maubeuge-Mons, zirka drei Kilometer von der
belgiſchen Grenze in Frankreich, gelegene Eiſenbahnſtation
iſt. Frameries iſt an derſelben Bahn in Belgien 10
Kilo=
meter von der franzöſiſchen Grenze gelegen. Aus dieſer
Notiz iſt zu entnehmen, daß Frankreich bereits am
27. Juli ſeine erſten
Mobilmachungsmaß=
nahmen getroffen hat und daß die engliſche
Geſandtſchaft von dieſer Tatſache von belgiſcher
Seite ſofort Kenntnis erhielt.
Wenn es noch weiterer Beweiſe für die Beziehungen
bedürfte, die zwiſchen England und Belgien beſtanden
haben, ſo bietet das aufgefundene Material in dieſer
Hin=
ſicht wertvolle Ergänzungen. Es zeigt erneut, daß
Bel=
gien ſich ſeiner Neutralität zugunſten der Entente begeben
hat und daß es ein tätiges Mitglied der
Koa=
lition geworden iſt, die ſich zur Bekämpfung des
Deutſchen Reiches gebildet hat. Für England bedeutete
die belgiſche Neutralität tatſächlich nichts weiter, als einen
„Scrap of paper” worauf es ſich berief, ſoweit dies ſeinen
Intereſſen entſprach und worüber es ſich hinwegſetzte,
ſo=
bald dies ſeinen Zwecken dienlich erſchien. Es iſt
offen=
ſichtlich, daß die engliſche Regierung die Verletzung der
belgiſchen Neutralität durch Deutſchland nur als
Vor=
wand benutzte, um den Krieg gegen uns vor der Welt
und vor dem engliſchen Volke gerecht erſcheinen zu laſſen.
Unwahre franzöſiſche Berichte.
* Berlin, 14. Dez. Die Nordd. Allg. Ztg. ſchreibt:
Die Agence Fournier hat vor einiger Zeit eine aus dem
Journal ſtammende Schilderung der angeblichen
Verwüſtung des Ortes Senlis und der
Plün=
derung des Schloſſes Chamant verbreitet.
Danach ſollte ſich der Stab des Generals von Kluck, des
Führers der 1. Armee, der ſchlimmſten Ausſchreitungen
ſchuldig gemacht haben. Aus dem Wuſt unſinniger
An=
ſchuldigungen führen wir nur folgendes an: „Was trug ſich
während der Dauer der Beſetzung des Schloſſes Chamant
zu? Welche Szenen infernaliſcher Orgien überließen ſich
die Offiziere? Es iſt leicht aus dem bejammernswerten
Zuſtand zu ſchließen, in dem das Schloß nach der Abreiſe
des Generalſtabs vorgefunden wurde. Kein Zimmer iſt
davon verſchon tgeblieben, durchwühlt und beſchmutzt zu
werde. Manche von den Offizieren des Generalſtabes
hat=
ten ſogar die Roheit, dieſe traurigen Leiſtungen zu „
be=
ſcheinigen‟‟
Wie die amtliche Unterſuchung ergeben
hat, iſt jedes Wort dieſes Berichtes eine
Lüge. Das Armee=Oberkommando hat über die
Vor=
gänge in Senlis und die Zuſtände im Schloß Chamant
eine eingehende Unterſuchung eingeſtellt, die folgendes
er=
geben hat: Am 2. September griff das 2. Armeekorps in
der Gegend öſtlich von Senlis ſtärkere feindliche Kräfte
an (Engländer, Marokkaner und 56. franzöſiſche Reſerve=
Diviſion). Der Feind leiſtete in der Linie Villers=St.
Frambourg=Montepilloy Widerſtand und zog dann, nur
noch Artillerie an verſchiedenen Stellen einſetzend, in
ſüd=
weſtlicher Richtung ab. Als die Vorhut der 4. Infanterie=
Diviſion (Infantcerie=Regiment 149) Senlis durchſchritten
hatte, erhielt das ihr folgende Generalkommando mitten
in der Stadt, während der Verhandlungen mit dem
her=
beigeholten Bürgermeiſter, lebhaftes
Gewehr=
feuer von verſteckten Soldaten und auch von
Einwohnern. Hierauf wurde die Vorhut
zurückge=
nommen und vom kommandierenden General der Befehl
erteilt, Senils zu ſäubern. Da der Widerſtand,
nament=
lich im ſüdlichen Stadtteile, nicht nachließ, und nach dem
Vordringen unſerer Infanterie dorthin das
Artillerie=
feuer eingeſtellt werden mußte, kam es zum
Häuſer=
kampf bei dem ein Teil der Häuſer in Flammen
auf=
ging. Das Generalkommando hatte ſich inzwiſchen nach
Chamant begeben und belegte dort mit der 1. Staffel das
Logierhaus, mit der 2. das Schloß, in deſſen unteren
Räu=
men auch die zum Schutze des Generalkommandos
be=
ſtimmte Kompagnie untergebracht wurde. Beide Stellen
waren vorher von deutſchen Truppen nicht betreten
wor=
den. Während das Logierhaus ſchon ſtark Spuren von
Verunreinigung und Zerſtörung aufwies — es hatten
vorher anſcheinend Engländer dort gelegen —, war
das Schloß ziemlich unverſehrt. Abgeſehen von der
Un=
ordnung, die die noch bei Dunkelheit anlangende
Einquar=
tierung naturgemäß verurſachen mußte, ſind weder Schloß
noch Logierhaus von deutſchen Heeresangehörigen
beſchä=
digt worden; von einer Verwüſtung oder
Plün=
derung kann keine Rede ſein. Infolge des am
anderen Morgen erfolgenden Linksabmarſches in ſcharf
ſüdlicher Richtung kann ſpäter weder Senlis noch
Cha=
mant von Kolonnen des 2. Armeekorps nochmals betreten
worden ſein.
Erfolge unſerer Verbündeten
im Oſten.
9000 Gefangene und 10 Maſchinengewehre
erbeutet.
* Wien, 14. Dez. Amtlich wird verlautbart: 14.
De=
zember, mittags. Die Verfolgung der Ruſſen in
Weſtgalizien wurde fortgeſetzt und gewann abermals
unter kleineren und größeren Gefechten allenthalben
nord=
wärts Raum. Nun iſt auch Dukla wieder in unſerem
Beſitz.
Unſere über die Karpathen vorgerückten Kolonnen
machten geſtern und vorgeſtern
9000 Gefangene
und erbeuteten 10 Maſchinengewehre. Die
Lage an unſerer Front von Rajbrot bis öſtlich Krakau
und in Südpolen iſt unverändert. Nördlich
Lo=
wicz drangen unſere Verbündeten im Angriff weiter
ge=
gen die untere Bzura vor.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Generalmajor.
Vom ſüdlichen Kriegsſchauplatz.
* Wien, 14. Dez. Von dem ſüdlichen
Kriegs=
ſchauplatz wird amtlich verlautbart: Die von der
Dri=
na in ſüdöſtlicher Richtung vorgetriebene Offenſive ſtieß
ſüdöſtlich von Valjewo auf einen ſtark
überle=
genen Gegner und mußte nicht allein aufgegeben
werden, ſondern veranlaßte auch eine weiter reichende
rückgängige Bewegung unſerer ſeit vielen
Wochen hartnäckig und glänzend, aber verluſtreich
kämp=
fenden Kräfte. Dieſem ſteht die Gewinnung Belgrads
gegenüber. Die ſich hieraus ergebende Geſamtlage wird
neue operative Entſchlüſſe und Maßregeln zur Folge
ha=
ben, welche zu der Verdrängung des Feindes führen müſſen.
Beſchlagnahme der Kriegsrohſtoffe.
* Berlin, 14. Dez. (W.T. B. Amtlich.) Nach dem
Wortlaut der auf Veranlaſſung der Kriegsrohſtoff=
Abtei=
lung des Kriegsminiſteriums durch die ſtellvertretenden
Generalkommandos verfügten Beſchlagnahme (
Ver=
fügungsbeſchränkungen) iſt die Lieferung aus
beſchlag=
nahmten Beſtänden an andere Firmen, die
Kriegsmate=
rialien herſtellen, zuläſſig, ſofern die Lieferung lediglich
zur Verwendung für Kriegszwecke erfolgt und dies
durch beſonders zu führende Belege nachgewieſen wird,
die aufzubewahren ſind. Das Kriegsminiſterium gibt
nunmehr bekannt, daß für ſämtliche Lieferungen aus
be=
ſchlagnahmten Beſtänden, die vom 15. September ab
aus=
geführt werden, als ordnungsgemäße Belege
ausſchließ=
lich die Belegſcheine angeſehen werden, die von der
Kriegs=
rohſtoff=Abteilung des Kriegsminiſteriums ausgegeben
und durch Rohſtoffkäufer uſw. nach Maßgabe der auf dem
Belegſchein vermerkten Beſtimmungen ordnungsgemäß
unterſchrieben ſind. Formulare für dieſe Belegſcheine
(Belegſcheine zur Entnahme von Kriegsrohſtoffen aus
be=
ſchlagnahmten Beſtänden) werden von allen Poſtanſtalten
erſter und zweiter Klaſſe vom 15. Dezember ab an das
Publikum ausgegeben.
Die Lage der Bank von Frankreich.
* Berlin, 14. Dez. Aus Madrid wird unter dem
5. Dezember folgendes gemeldet: Die einzige Bilanz,
welche die Bank von Frankreich ſeit Kriegsbeginn
veröffentlichte, und die vom Oktober datiert iſt, bildet hier
gegen Gegenſtand kritiſcher Kommentare. Der
Goldbe=
ſtand iſt mit vier Milliarden ungefähr der gleiche wie am
23. Juli, dagegen iſt der Silbervorrat von 640 Millionen
auf 320 Millionen zuſammengeſchrumpft. Der Beſtand
an diskontierten Wechſeln betrug 4476000000 gegen
1540000 000. Der Notenumlauf iſt von 5900000000 auf
9300 000000 geſtiegen. Gold, Silber und Wechſel
zuſam=
men bleiben noch zirka um 500 000000 hinter der Summe
des Notenumlaufs zurück. Die Golddeckung beträgt nur
zirka 45 Prozent. Der Staat ſchuldet der Bank von
Frank=
reich am 1. Oktober bereits 2 100000000 Franken.
Das neue ſerbiſche Miniſterium.
* Wien, 14. Dez. Die Sonn= und Montagszeitung
berichtet aus Bukareſt: Nach einer Meldung aus Niſch
hat ſich das neue ſerbiſche Kabinett der Skupſchtina
mit einer Erklärung vorgeſtellt, die beſagt, daß die
Neubil=
dung des Miniſteriums den Zweck verfolge, bis zum
Ende des großen Krieges eine Vereinigung des
Willens und der Kräfte aller Parteien des Landes
her=
beizuführen. Die neue Regierung betrachte es als erſte
Pflicht, ſich vor den großen, dem Vaterlande gebrachten
Opfern zu verneigen; ſie habe Vertrauen, Bewunderung
und Dankbarkeit für die Armee. Die Regierung kenne
die Leiden und Schwierigkeiten, die die Armee ertragen
habe. Man werde ſchnell und energiſch alle Maßnahmen
ergreiſen, um die Armee zu verproviantieren und den
Sa=
nitätsdienſt zu verbeſſern. Die Erklärung ſchließt:
So=
lange der Feind ſich auf ſerbiſchem Boden befindet, ruft
die Regierung: „Vorwärts auf den Feind! In den
Kampf gegen den Feind!”
Der türkiſche Krieg.
* Petersburg, 14. Dez. (W. T. B. Nichtamtlich.)
Der geſtrige Bericht des Generalſtabs der kaukaſiſchen
Ar=
mee lautet: Am 11. Dezember wurde den ganzen Tag auf
der Front Pyrusk, Esmer und Dutak gekämpft. Der Feind
wurde überall zurückgeworfen und mit fühlbaren
Ver=
luſten über den Euphrat zurückgetrieben. Unſere Truppen
erbeuteten eine Viehherde von 1400 Stück. Um die
Dör=
fer Außurli und Baſch Kala wird noch gekämpft (Notiz
des W. T. B.: Die ruſſiſchen Berichte über die Kämpfe im
Kaukaſus haben ſich bisher noch weniger
glaub=
haft erwieſen als die übrigen ruſſiſchen
Kriegsnach=
richten, was ſchon was heißen will.)
* Konſtantinopel, 14. Dez. Die Agence
Otto=
mane dementiert eine Reihe durch die griechiſche
Preſſe verbreiteter Nachrichten, wie, daß die türkiſche
Re=
gierung zahlreiche ruſſiſche und franzöſiſche
Kirchen in Moſcheen verwandelte, daß die
Be=
hörden die griechiſche Metropole Aivali geplündert, den
Metropoliten eingekerkert, eine Anzahl Notabeln verhaftet,
und daß die Lage in Paläſtina ſehr kritiſch ſei, daß
Ara=
ber und Kurden Maſſakres unter Chriſten anrichteten.
Alle dieſe Nachrichten entbehrten jeder Wahrheit. In
Pa=
läſtina gebe es überhaupt keine Kurden.
* Konſtantinopel, 14. Dez. Nach Berichten des
Osmaniſchen Lloyd aus Rußland verfolgen die
ruſſiſchen Behörden in ſchrecklicher Weiſe
die Muſelmanen im Gouvernement Kaſan.
In Orenburg ſei auch die türkiſche Preſſe und Literatur
der Verfolgung ausgeſetzt. Die ſtrengſten Maßnahmnen
wurden getroffen, um die Verbreitung des Aufrufs der
türkiſchen Patrioten zu verhindern. Aehnliche Maßregeln
ſeien im Kaukaſus getroffen. Den Muſelmannen wurde
verboten, aus dem Kaukaſus ins Innere des Landes zu
reiſen. Der türkiſche Konſul Roſtow wurde mit dreißig
muſelmaniſchen Notabeln verhaftet und nach dem
Kuban=
gebiet geſchafft.
* Konſtantinopel, 14. Dez. Das Blatt Turan
ſtellt feſt, daß dank der Verdienſte des hieſigen
ameri=
kaniſchen Botſchafters die Vereinigten Staaten
ſich nicht durch die Intrigen der Tripelentente
beeinfluſ=
ſen ließen, die ſie glauben zu machen ſuchte, daß die
ame=
rikaniſchen Miſſionen in der Türkei in Gefahr ſeien. Das
Blatt fügt hinzu, die einzige wahrhafte neutrale Macht
ſeien die Vereinigten Staaten.
* Konſtantinopel, 14. Dez. Generalfeldmarſchall
Freiherr v. d. Goltz ſtattete geſtern dem Großweſir, dem
Miniſter des Innern und dem Scheich==ül=Iſlam
Beſuche ab.
Die Türken im Kaukaſus.
* Konſtantinopel, 14. Dez. Die Generaldirektion
der Poſten und Telegraphen kündigt die Errichtung eines
Telegraphenpoſtamtes in Köpriköj an. Daraus geht
hervor, daß, entgegen den Mitteilungen des ruſſiſchen
Hauptquartiers, in denen behauptet wird, daß die Ruſſen
bis Erzerum vorgerückt ſeien, die ganze Gegend um
Köpriköj ſich im Beſitz der Türken befindet.
Der Tanin veröffentlicht den Brief eines in den Kämpfen
in der Umgebung der Stadt leicht verwundeten Offiziers
an ſeine Eltern. Dieſer lautet: Die Ruſſen vermochten den
ſtürmiſchen Angriffen der türkiſchen Truppen nicht
ſtandzu=
halten und ergriffen die Flucht. Das türkiſche Heer iſt
mit Lebensmitteln und Munition überreich verſorgt.
Fleiſch und ſelbſt Kaffee, Zucker und Tee ſind im
Ueber=
fluß vorhanden. Es iſt feſtgeſtellt worden, daß jene
Ort=
ſchaften, die anfangs von den Ruſſen beſetzt und ſpäter
wieder verlaſſen wurden, teilweiſe zerſtört ſind. Der Feind
nahm in den Ortſchaften der Bevölkerung die
Lebensmit=
tel weg. Hierbei wurden Leute, welche Widerſtand
leiſte=
ten, mit dem Bajonett niedergemacht. Die Lage des
Hee=
res iſt ausgezeichnet.
* Konſtantinopel, 14. Dez. Die
Generaldirek=
tion der Poſten und Telegraphen gibt die Errichtung eines
tür kiſchen Telegraphenamtes in Artwin
im ruſſiſchen Kaukaſus bekannt, das ſeine Tätigkeit bereits
aufgenommen hat.
Ruſſiſcher Bahnbau in Finnland.
* Stockholm, 14. Dez. Ein Telegramm des
Afton=
bladet meldet aus Lulea: Achthundert Mann arbeiten
Tag und Nacht an der Fertigſtellung der
ruſſi=
ſchen Bahn an der ſchwediſchen Nordgrenze,
die jetzt auch bei der Stadt Edrki in Angriff genommen
wird. Dies deutet darauf hin, daß Rußland die Bahn
längs der ſchwediſchen Grenze weiterführen und bis
Nor=
wegen vorſtoßen will.
Ein griechiſch=bulgariſches Einvernehmen.
* Athen, 14. Dez. Agence d’Athènes meldet: Die
bulgariſche Regierung nahm einen Vorſchlag der
helleniſchen Regierung auf Einſetzung einer
ge=
miſchten, aus Offizieren gebildeten Kommiſſion zur
Prü=
fung der Urſachen des kleinen Konfliktes an der
griechiſch=bulgariſchen Grenze an.
Die Verſtärkung der amerikaniſchen Flotte.
* Waſhington, 14. Dez. In dem Jahresberichk
des Marineſekretärs wird der Bau von zwei
Dreadnoughts, von ſechs Torpedobootszerſtörern,
minde=
ſtens acht Unterſeebooten, darunter eines Kanonenbootes,
beantragt.
Der Aufſtand in Südafrika.
* Pretoria 14. Dez. (Reuter=Bureau.) Unter
den Aufſtändiſchen, die ſich ergeben haben, befindet ſich
Ge=
neral Rautenbach, der Kommandant Jäger mit 30
Mann, die Feldkornets Ekſteen und Debuſſon. Der
einzige bekannte Aufſtändiſche, der im Freiſtaat noch übrig
iſt, iſt Conroy, Mitglied des Provinzialrates des
Frei=
ſtaates.
* Berlin, 13. Dez. Die Annahme von
Weihnachtspaketen und Liebesgaben für
Marineangehörige uſw. in Konſtantinopel bei
der Liebesgaben=Annahmeſtelle im Reichsmarineamt iſt
geſchloſſen worden. Von den Reichspoſtanſtalten
wer=
den derartige Pakete zur Beförderung an die
Liebes=
gaben=Annahmeſtelle des Reichsmarineamts nicht
mehr zugelaſſen.
* Frankfurt, 14. Dez. In einigen Zeitungen
ſind Inſerate veröffentlicht worden, in denen Grog=
Würfel für die im Felde ſtehenden Krieger angezeigt
werden. Dieſe Würfel ſind in Feldpoſtbriefe verpackt
und ſollen angeblich aus feinſtem Rum und Zucker
be=
ſtehen und, in Waſſer aufgelöſt, ein Weinglas voll Grog
Nummer 345.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Dezember 1914.
Seite 7.
ergeben. Das ſtellvertretende Generalkommando des
1. bayeriſchen Armeekorps warnt vor dem Ankauf
dieſer Würfel, die die Marke „Südpol” tragen. Der
Alkoholgehalt betrage nur 6,8 Prozent; dem Zucker ſei
Gelatine beigemengt, es laſſe ſich ſelbſt mit Beigabe von
nur geringen Mengen heißen Waſſers kein
grogähn=
liches Getränk erzielen. Das Rohmaterial für 6 Würfel
koſte ungefähr 10 Pfg., der Verkaufspreis betrage 1 Mark.
Wie wir erfahren, verbietet das hieſige ſtellvertretende
Generalkommando die Veröffentlichung aller Inſerate,
in denen die Grog=Würfel Marke „Südpol” angezeigt
werden.
* Krimmitſchau, 14. Dez. Stadtrat Zöſſel
ver=
machte der Stadt 50000 Mark zu einer Zöſſel=
Stiftung, deren Zinſen nach Friedensſchluß an
Kriegsteilnehmer verteilt werden ſollen, die durch
Ver=
wundung oder Erkrankung hilfsbedürfig
geworden ſind.
* Wien, 14. Dez. Wie jetzt mitgeteilt wird, wurde
am 30. November in einem Gaſthofe in Bialla der
alt=
polniſche Reichstags= und Landtagsabgeordnete Profeſſor
Zamorski wegen ruſſophiler Umtriebe
verhaftet.
* Marienbad 14. Dez. (W. T. B. Nichtamtlich.)
Der deutſche Botſchafter in Wien, v. Tſchirſch ky,
übermittelte dem Stadtrat von Marienbad
nachſte=
hende Zuſchrift: Dem Stadtrat in Marienbad beehre ich
mich, erhaltenem Auftrage gemäß, ergebenſt mitzuteilen,
daß Kaiſer Wilhelm, mein allergnädigſter Herr, die
Genehmigung zur Benennung einer dortigen
Straße als Kaiſer Wilhelmſtraße gern
ertei=
len und dem Stadtrat für den Beſchluß, der ein Zeichen
treuer, bundesfreundlicher Geſinnung iſt, beſtens danken
laſſen.
* Antwerpen, 14. Dez. Zu der Rotterdamer
Mel=
dung über die Internierung des Dampfers
„Delia” wird von unterrichteter Seite mitgeteilt, daß es
ſich um eine vorher mit den deutſchen Behörden
verab=
redete, durchaus normale Maßnahme handelt. Die „Delia”
wird während der Internierung ausgebeſſert.
* Konſtantinopel, 14. Dez. Auch das Komitee
der nationalen Verteidigung plant zur Zeit des
Weih=
nachtsfeſtes Zigaretten an das deutſche und
das öſterreichiſch=ungariſche Heer zu ſchicken.
* Rio de Janeiro, 14. Dez. Präſident
Wen=
ceslao Braz hat den ehemaligen Miniſter Caillaux
empfangen.
Letzte Nachrichten.
* Rotterdam, 14. Dez. Der holländiſche Dampfer
„Bogor” des Rotterdamſchen Lloyd iſt auf der Reiſe
von Amſterdam nach Buenos=Aires an der portugieſiſchen
Küſte geſcheitert. Das Schiff wurde vollſtändig zum
Wrack. Vierundzwanzig Mann der Beſatzung ſind
er=
trunken.
* Liſſabon, 14. Dez. Das neue Kabinett wurde
folgendermaßen gebildet: Vorſitz und Marine:
Cou=
tinho, Krieg: Verveira Albuquerque, Inneres:
Alexan=
dro Braga, Juſtiz: Barboza Magelhaes, Finanzen und
Aeußeres: Auguſto Suarez, Unterricht: Ferreira Simas,
Oeffentliche Arbeiten: Luira Baſtos, Kolonien: Rodriguez
Gaspar. Das Kabinett, welches aus Anhängern Alfonſo
Caſtros beſteht, wird die Politik des vorigen Kabinettes
bezüglich der Intervention Portugals befolgen und das
Bündnis mit England aufrechterhalten.
Die Wohltat des Zwanges.
Zur militäriſchen Vorbereitung der
Jugend ſchreibt u. a. Richard Nordhauſen im Tag:
Es handelt ſich jetzt um die Heranholung der
Ju=
gendlichen zu den Hundertmannſchaften, alſo um eine
Angelegenheit der Vaterlandsverteidigung, um die
un=
mittelbare Stärkung unſerer Heereskraft. Wäre
es ſo, wie behauptet wird, daß nach dem ergangenen
Aufruf „kaum einer” der Heranwachſenden den
Jugend=
kompagnien ferngeblieben wäre, dann möcht’s leidlich
ſcheinen. Obgleich auch dann noch die tauſendmal
ent=
wickelten Gründe für die Zwangsorganiſation ihre
Gel=
tung behielten, obgleich auch dann noch ſieben Achtel der
Sachverſtändigen erklären würden, daß wir ohne die
Pflichtbeteiligung niemals zum Ziel gelangen können.
Ich habe kein Recht, aus der Schule zu plaudern; ich
will deshalb nur darauf hinweiſen, daß ſich in
Groß=
berlin im ganzen etwa 20000 Jugendliche gemeldet
haben. Sehr hoch gerechnet, iſt das der fünfte Teil der
in Frage kommenden Gruppe.
Mir ſcheint dieſer Erfolg in hohem Maße erfreulich;
ſelbſt kühne Erwartungen fühlen ſich befriedigt! All die
wackeren jungen Leute, die durch ihre Vereine dem
Jung=
deutſchlandbunde naheſtehen, alſo die Kerntruppe unſerer
Bewegung, haben ſich auch um die neu entrollte Fahne
geſchart. Nur erfaſſen wir gerade die nicht, denen die
militäriſche Vorbereitung am nützlichſten wäre. Und
nur tragen wir gerade durch die Freiwilligkeit der
Mel=
dung das berühmte Ferment der Dekompoſition in unſer
Werk hinein. Um nicht zu breit zu werden und die Leſer,
die meine Gedankengänge kennen, nicht zu ermüden, will
ich von allen pſychologiſchen Spitzfindigkeiten abſehen.
Sie haben jetzt, wo wir Taten wollen, wenig Zweck, ſind
ſo zwecklos wie die Hinweiſe auf das Kaiſerwort vom
Dreſchen und die Frage, ob ich zu klein von der Jugend
denke. Zwölfjährige Arbeit, die dem Wachrütteln der
Erwachſenen galt und zu der mich herzliche Liebe zur
Jugend trieb, enthebt mich wohl der Antwort.
Dafür ſei mir erlaubt, aus dem Briefe eines
verab=
ſchiedeten Landwehroffiziers, der jetzt eine
Jugendkom=
pagnie leitet, alſo aus der praktiſchen Arbeit heraus, dort
gewonnene Leitſätze wiederzugeben:
„Ohne Zwang läßt ſich innerhalb der Jugendwehr
nicht das erreichen, was als ihr Ziel hingeſtellt worden
iſt und was erreicht werden muß, wenn die Vorbildung
einen wirklich militäriſchen Wert haben ſoll. Denn ohne
Zwang, oder beſſer noch, ohne die Möglichkeit des
Zwan=
ges, keine Diſziplin — und Diſziplin iſt die Grundlage
jeder militäriſchen Ausbildung. Ich verſtehe hier
Diſziplin im weiteſten Sinne des Wortes. Sie kann auf
die Dauer nicht durch die anfängliche Begeiſterung für
die neue Sache der Jugendwehr erſetzt werden. Denn
bei manchem Jugendlichen geht die Begeiſterung ſchon
dann verloren, wenn auch die einfachſten Uebungen im
Intereſſe einer gleichmäßigen, militäriſch brauchbaren
Vorbildung ſo lange wiederholt werden müſſen, bis ſie
allen Jungwehrleuten in Fleiſch und Blut übergegangen
ſind. Die Begeiſterung gerät ferner in einen inneren
Zwieſpalt mit den jugendlichen Wünſchen, wenn der
junge Menſch der Jugendwehrübung wegen auf irgend
etwas verzichten muß, während andere, die ſich dem
frei=
willigen Eintritt entzogen haben, dieſer Beſchränkung
nicht unterliegen. Die Begeiſterung ſchwindet ferner,
wenn der ſo vielfach zum Kritiſieren geneigte
Jugend=
liche bei der oder jener Uebung oder Perſon eines Füh=
rers vermeintlichen Grund zur Kritik findet. Kurz und
gut: ohne Diſziplin kommt der eigentümlich militäriſche
Geiſt, der die Stärke unſeres Heeres bildet und ihm auf
die Dauer allein den Sieg verbürgt, nicht zur
Entwick=
lung. Es könnte vielmehr eher die Gefahr vorliegen,
daß der eine oder andere aus der Jugendwehr einen ganz
unmilitäriſchen Geiſt zur Truppe mitbringt.
Dieſe militäriſche Diſziplin, die nur auf dem Boden
einer Pflicht=Jugendwehr erwachſen kann, iſt aber
keines=
wegs ein Gegner der Begeiſterung. Ich frage: kann man
das wirklich behaupten, wenn man ſelbſt eigene
militä=
riſche Erfahrung beſitzt oder auch nur unſer Heer im
jetzigen Kriege aus mehr oder weniger großer Nähe
kennt? Begeiſterung und Diſziplin vertragen ſich
viel=
mehr ſehr gut. Ein ſtrammes Exerzieren z. B., wo die
Läſſigen ſcharf angefaßt werden, begeiſtert die Eifrigen;
eine Uebung, die von ſoundſo vielen unmilitäriſchen
Rückſichten auf die Stimmung der Jugendlichen
beein=
flußt wird, damit ſie nur ja nicht der Jugendwehr
un=
treu werden, oder aus dem Fehlen eines Zwangsmittels
gebotene Nachſicht gegenüber Drückebergern und
Säumi=
gen lähmt die Eifrigen. . . . Mit einem Schlage wäre
illen inneren Mängeln der Jugendwehr abgeholfen,
wenn an Stelle der Freiwilligkeit der Zwang träte. Den
Pflichttreuen könnte nichts Lieberes begegnen.”
„Halten wir den Zwang von unſerer Jugend fern”
heißt es. Auch den Schulzwang? Auch den
Heeres=
zwang? Wer glaubt an die dabei herauskommenden
„beſten Reſultate‟?
Kriegschronik (Nr. 11).
1. Dez.: Portugal erklärt ſich zum Eingriff in den Krieg
bereit.
Belgrad gefallen, dabei 150 Feldgeſchütze
er=
obert. — Kriegstagung des Reichstages. Rede
des Reichskanzlers. Einmütige Annahme der
neuen Kriegskredite von fünf Milliarden.
3.
Gefangennahme Dewets. — Der engliſche
Dampfer „Earl of Aberdeen” wird bei Hull
von einem deutſchen Unterſeeboot verſenkt.
4.
Miniſterpräſident Salandra vertritt in der
Kammer die „ſtark bewaffnete‟ Neutralität
Italiens, die jeder Möglichkeit gewachſen ſei.—
General Rennenkampf wird abgeſetzt. — Der
Kaiſer trifft zu kurzem Aufenthalt in
Ber=
lin ein.
Fürſt Bülow wird Botſchafter in Rom. — Das
moderne auſtraliſche große Schlachtſchiff
„Auſtralia” mit 1000 Mann wird vermißt.
6.
Die Stadt Lodz in Ruſſiſch=Polen wird von
unſeren Truppen genommen. Die Ruſſen
er=
leiden ſehr ſchwere Verluſte und ziehen ſich
zurück.
7.
In Weſtgalizien ſind größere Kämpfe im Gange.
Oeſterreichiſch=ungariſche und deutſche Truppen
nehmen hier 1500 Ruſſen gefangen. In der
Gegend von Adjara finden neue für die
tür=
kiſche Armee erfolgreiche Kämpfe ſtatt. Die
Türken beſetzen Saoutchblaghe, 70 Kilometer
jenſeits der türkiſchen Grenze, einen wichtigen
Stützpunkt der Ruſſen in der perſiſchen
Pro=
vinz Aſerbeidſchan.
Die Oeſterreicher verjagen die Ruſſen aus ihrer
Stellung Dobczyſe=Wieliczka. Sie machen
über 5000 Gefangene, darunter 27 Offiziere.
Der Chef des Admiralſtabes der Marine gibt
10.
bekannt, daß unſer Kreuzergeſchwader am 8.
Dezember, halb 8 Uhr morgens, in der Nähe
der Falklandinſeln von einem engliſchen
Ge=
ſchwader angegriffen worden iſt. In dem
Ge=
fecht ſind S. M. Schiffe „Scharnhorſt” „
Gnei=
ſenau” und „Leipzig” geſunken und zwei
Koh=
dampfer in Feindeshand gefallen. S. M.
Schiffen „Dresden” und „Nürnberg” gelang
es, zu entkommen.
Nach einer amtlichen Meldung aus London iſt
11.
es den verfolgenden engliſchen Kreuzern
ge=
lungen, auch S. M. Schiff „Nürnberg” zum
Sinken zu bringen.
Die türkiſche Flotte beſchießt die Umgebung von
12.
Batum. — Die Verluſte der Ruſſen in den
letzten Kämpfen in Polen betragen mindeſtens
150000 Mann.
Verluſtliſte (aus Nr. 100).
Infanterie=Regiment Nr. 70, Saarbrücken.
4. Kompagnie: Musk. Philipp Beiſiegel,
Worms, lv.
Landwehr=Infanterie=Regiment Nr. 73, Hannover.
12. Kompagnie: Kriegsfreiw. Wilh. Zängerle,
Langen, lv.
Füſilier=Regiment Nr. 80.
II. Bataillon, Wiesbaden.
5. Kompagnie: Füſ Rudolf Knieſe, Schotten, vw.
Infanterie=Regiment Nr. 171, Colmar i. E.
1. Kompagnie: Musk. Jakob Nau, Biebesheim,
vm.; Reſ. Guſtav Maiſenacze, Mainz, vm.
Infanterie=Regiment Nr. 172, Neubreiſach.
5. Kompagnie: Ltn. d. Reſ. Ellenberger,
Darmſtadt, t.
Fußartillerie=Regiment Nr. 18.
Geſtorben infolge Krankheit:
Kan. Otto Koch II. (5. Battr.), Mühlhauſen i. Th.,
† an Influenza Lazarett Cannſtatt 31. Oktober.
Verwundete und kranke Soldaten
in Darmſtädter Lazaretten.
A — Alicehoſpital, Dieburger Straße 21. Täglich 3—4 Uhr nachm.
B — Diakoniſſenhaus Eliſabethenſtift, Erbacher Straße 25. Täglich 2—4 Uhr
nachm. — C — Eleonorenheim (Lazarett J. K. H. der Großherzogin. Hein
heimerſtraße 21) Sonntags, Dienstags, Mittwochs und Freitags von
4—6 Uhr nachm. D — Ernſt=Ludwig=Heilanſtalt (Dr. Loſſen),
Stein=
ſtraße 21. Täglich 2—5 Uhr nachm. — E — Garniſonlazarett (Reſ.=Laz. I),
Alexanderſtraße 27. Mitt vochs und Sonntags von 2—4 Uhr nachm. —
F — Haus Hagenburg, Dieburger Straße 241 (Hirſchköpfe.) Täglich
3—6 Uhr nachm. — G — Dr. Machenhauerſche Klinik, Lagerhausſtraße 24.
Täglich 2—4 Uhr nachm. — H — Marienhöhe (Geneſungsheim).
Täglich 10—12 Uhr vorm., 4½ — 6½ Uhr nachm. — I — Schweſternhaus der
Barmberzigen Schweſtern Nieder=Ramſtädter Straße 30. Nachmittags von
2—4 Uhr. — K — Städtiſches Krankenhaus, Grafenſtraße 9. Werktäglich
2—31/ Uhr nachm., Sonntags 11—12 Uhr vorm. — L — Städt. Saalbau
(ebenfalls Reſ=Laz. I), Riedeſelſtraße 40. Mittwochs, Samstags und
Sonn=
tags von 2—4 Uhr. — M. — Techniſche Hochſchule (Reſ.=Laz. II), Hochſchulſtr. 1.
Sonntags, Mittwochs und Samstags von 2—4 Uhr nachm. — N — Klinik
Dr. Ollendorff (Weberſche Augenklinik), Frankfurter Straße 42. Täglich
10—12 Uhr orm., 2—4 Uhr nachm. — O — Vereinslazarett vom Roten
Kreuz, Olbrichweg 10, „Vereinslazarett Mathildenhöhe‟. Täglich 3—4 Uhr
nachm. — P — Ererzierplatz (Reſ.=Lazarett III), Mittwochs und Sonntags
von 2— 4 Uhr nachm.
Zugang am 10. und 11. Dezember:
Anthes, Ludwig, Arheilgen, Inf. 116/9, C — Bonn,
Karl, Neumünſter, Ldſt.=Erſ.=Bat., P — Dörr, Joſeph.
Bleidenſtadt, Ldſt.=Erſ.=Bat. I, D., P — Edinger, Karl,
Ludwigshafen, Reſ.=Inf. 221/2, H — Ernſt, Georg,
Wies=
baden, Ldſt.=Erſ.=Bat. Darmſtadt, P — Fiſcher, Karl,
Darmſtadt, Art. 25/3, Erſ.=Bat., I — Frieſinger, Heinrich,
Bensheim, Inf. 87/5, P — Groß, Friedrich, Inf. 205/6 C
Henni, Wilhelm, Reichenbach, Ldw.=Inf. 124/11, H —
Heß, Georg, Groß=Rohrheim, Ldſt.=Erſ.=Bat. I, D., P
Kiehm, Paul, Mühlhauſen/Th., Reſ.=Inf. 81, Erſ.=Bat., F
Lehmann, Erwin, Neu=Kölln, Erſ.=Flieger=Abt. 3, P
— Reinheimer, Heinrich, Biſchofsheim, Inf. 115/1, D —
Schnipp, Ernſt, Waldhauſen, Ldw.=Inf. 124/11, H —
Spahn, Guſtav, Darmſtadt, Drag. 23/2, P — Volz,
Corne=
lius, Gräfenhauſen, Inf. 115/3, C.
Aus den Lazaretten entlaſſen
am 10. und 11. Dezember:
Anthes, Ludwig, Ldw.=Inf. 116/9 K — Baum, Paul,
Gren. 10/10, K — Bleßing, Adam, Seidenbuch, Schwere
Mun.=Kol., B — Deutſch, Franz, Reſ.=Inf. 118/4, K —
Elsmer, Emil, Roſenau, Jager zu Pferde 11, B —
Gre=
gori, Johann, Art. 61/1, C — Hahnenkamp, Gerhard,
Landw.=Inf. 73/9, K — Henkel, Wilhelm, Drag. 23/5, K
— Hofacker, Konrad, Ldſt.=Bat. Erbach, C — Kunz, Adam,
Butzbach, Drag. 23/2, P — Krämer, Joſeph, Beerfelden,
Reſ.=Inf. 118, O — Lammer, Alexander, Viernheim, Inf.
115, O — Martine, Michael, Kunzenbach, Ldſt.=Bat.
Er=
bach, B — Münkler, Georg, Roßdorf, Train 18, B —
Polte, Friedrich, Gr.=Schunken, Pion.=Bat. 7, O — Richle,
Artur, Inf. 102/9, K — Sattler, Adam, Inf. 115/12, K
Spahn, Guſtav, Drag. 23/2, K — Schneider, Jakob, Pion.
25/2, Reſ., K — Verſt, Johann, Reſ. 118/5, K — Volz,
Kornelius, Inf. 115/3, K. — Walter, Peter, Inf. 221/7,
Erſ.=Bat., K — Witte, Heinrich, Oberndorf, Inf. 56, O.
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Den Heldentod fürs Vaterland erlitt am
24. November in Belgien unſer lieber, treuer
Sohn, unſer guter Bruder, Schwager, Enkel,
Neffe und Onkel
Friedrich Hiſſerich
Erſatz-Reſerviſt im Reſ.=Inf.-Regt. Nr. 116
im Alter von 26 Jahren.
Darmſtadt, den 14. Dezember 1914.
In tiefer Trauer:
Familie Anton Hiſſerich,
Nieder=Ramſtädterſtr. 37.
Familie Jean Kiſſel.
Familie Emil Kroll.
Familie Emil Rollhäuſer.
Familie Fritz Lortz.
*11435)
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten
die traurige Mitteilung, daß es Gott dem
All=
mächtigen gefallen hat, heute morgen 5½ Uhr
meinen innigſtgeliebten Gatten, unſeren
treu=
beſorgten Vater, Bruder und Schwager
Hern Thomas Ueſſel
Großh. Hochbauaufſeher i. P.
nach kurzem, aber ſchwerem Leiden im 80.
Lebens=
jahre zu ſich in die ewige Heimat abzurufen.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Eliſe Neſſel, geb. Jacob.
Darmſtadt, 14. Dezember 1914.
Die Beerdigung findet ſtatt: Mittwoch, den
16. Dezember, nachmittags 3½ Uhr, vom Portale
des Friedhofs Nieder=Ramſtädterſtraße. Die
Einſegnung 3¼ Uhr im Sterbehauſe,
Pädagog=
ſtraße 4.
(22753
Kondolenzbeſuche dankend verbeten.
Statt besonderer Anzeige.
Sonntag Nacht verschied im 96. Lebensjahre unsere liebe Mutter,
Schwieger-
mutter, Grossmutter, Urgrossmutter und Tante
110dF&
Witwe von Dr. August Fay.
Im Namen der trauernd Hinterbliebenen:
Julius Fay.
Frankfurt, 13. Dezember 1914.
(22724
Blumenspenden und Besuche dankend abgelehnt.
Nachruf.
Für des Vaterlandes Ruhm und Ehre erlitten
den Heldentod auf Frankreichs Erde die
Mit=
glieder der Turngemeinde Roßdorf:
Gg. Heinrich Hein
Reſerviſt im Leibgarde-Infant.-Regt. Nr. 115,
Heinrich Albert
Reſerviſt im Leibgarde-Infant.-Regt. Nr. 115,
Jakob Engert
Gardiſt im Leibgarde-Infant.-Regt. Nr. 115,
Chriſtian Hein
Reſerviſt im Feldartillerie-Regiment Nr. 25.
In ihnen verlieren wir vier treue
Turn=
brüder und werden wir ihnen ein treues
An=
denken bewahren.
(22756
Roßdorf, den 12. Dezember 1914.
Turngemeinde Roßdorf.
In der Hoffnung auf ein Wiederſehn
Sahen wir Euch von uns gehn.
Doch das Schickſal kennt kein Gebot.
Vier blühende Menſchen ſind jetzt tot.
Wetterbericht.
Eine Aenderung der Wetterlage iſt vorerſt nicht zu
erwarten. Im Bereiche der weſtlichen Depreſſion
be=
halten wir vorwiegend trübes Wetter mit Niederſchlägen.
Die Temperatur dürfte ſich nicht ändern.
Wetterausſichten für Dienstag: Bedeckt, zeitweiſe
Niederſchläge, mild, ſüdweſtliche Winde.
Den Heldentod fürs Vaterland erlitt am
24. November in Belgien mein herzensguter,
unvergeßlicher Sohn, unſer guter Bruder
Edmund Staus
Erſatz-Reſerviſt im Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 116,
9. Komp.
Darmſtadt, den 14. Dezember 1914. (*11441
In tiefer Trauer:
Loniſe Staus Witwe
nebſt Kindern.
Tageslalenwder.
Dienstag, 15. Dezember.
Großh. Hoftheater, Anfang 7½ Uhr, Ende gegen
10¼ Uhr (Ab. B): „Rigoletto”
Verſteigerungskalender.
Mittwoch, 16. Dezember.
Mobiliar=uſw. Verſteigerung um 11 Uhr
Runde=
turmſtraße 16.
Ständige Rettungswache der Santiutskealonne
Telephonruf Nr 2425.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
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im Dienſte des Vaterlandes ſtehen
und auch bereits auf dem Felde
der Ehre gefallen ſind, bin ich im
Beſitze einer Anzahl gutſingender,
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(*11424
Nummer 345.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Dezember 1914.
Seite 9.
St. Gotthard.
Eine Geſchichte aus vergangener Zeit.
Von Ernſt Zahn.
14)
(Nachdrueck verboten.)
11. Rechenſchaft, Vogt von Urſern!
In den Lüften war ein gewaltiger Streit entbrannr.
Er hatte um Mitternacht begonnen. Aus Nordoſten wehte
ein Wind; faſt wimmernd fuhr er durch die Gaſſe von
Hoſpental. Noch waren ſeine Atemzüge lang, und
gemäch=
lich heulte er um die Hüttenecken den langgezogenen
kla=
genden Ton. Aber hoch in den Wolken ſchwoll er zum
Sturme. Er trieb weiße Schleier über verblaſſende Sterne.
Sie floſſen wie Rauch bald auseinander, bald wieder
zu=
ſammen, den Himmel verhüllend, dort und hier das
leuch=
tende Blau noch einmal freigebend. Ein ruheloſes
Trei=
ben, ein Aufwirbeln und Sichballen, ein Zerrinnen und
Zerfließen.
Die Unraſt der Wolken ſchien das Volk von Urſern
angeſteckt zu haben. In Hoſpental war ein ſonderbar
Zuſammenſchleichen von Männern und Weibern. Scheu
und heimlich trat Nachbar zu Nachbar; und eine Kunde lief
um. Harmlos ziehende Böten trugen ſie nach Andermatt
und Zumdorf:
Der Barmherzige war endlich zu Tal geſtiegen.
Zu früheſter Morgenſtunde hatte das Tor des
Vogt=
hauſes unter des Mönches pochender Fauſt gedröhnt.
Ein fremder Knecht öffnete mit Unwillen. Scheel ſah
er auf den Kuttenträger, frech auf die Dirne, welche beim
Geſinde als vom Ammann verjagt galt.
Wo iſt der Vogt? fragte Pater Iſidor.
Wer ſeid Ihr? fragte der Knecht dagegen.
Aber der Mönch reckte ſich gebietend.
Gib Antwort, Geſell! Wo iſt mein Bruder, der Vogt?
Der andere erſchrak und krümmte kriecheriſch den
Rücken.
Er ſchläft, ſagte er faſt abbittend.
So wecke ihn!
Herr, der Vogt hat die Nacht über dem Becher geſeſſen.
Ich verſtehe, ſagte der Mönch bitter lächelnd.
Führe uns zur Vögtin! forderte er dann.
Der Knecht trat zurück.
Ich darf nicht, ſtammelte er.
Du mußt!
Des Mönches Stimme hatte metallenen Klang. Sie
wehrte jedem Widerſpruch. Der Kriecher ſtand in tauſend
Aengſten und wußte ſich nicht zu helfen.
Da wurde es lebendig auf dem Flur. Aus dem
Küchengelaß kamen Mägde und Knechte. Als ſie den
Mönch erblickten, beugten ſie die Knie.
Der Barmherzige, ging es wie ein erlöſendes Flüſtern
von einem zum andern.
Sankt Gotthard mit Euch, grüßte der Hohe.
Sie traten herzu und faßten ſeine Hände.
Ich komme um Euere Herrin, drängte er ungeduldig.
Weiſt mir den Weg!
Ein ſilberhaariger Knecht ſchritt ihm voraus. Die
anderen hieß er an ihr Tagewerk gehen. Mit Gottharda
ſtieg er jenem nach zu den Kellergewölben. Ihre Schritte
hallten auf den granitenen Stufen wieder. Feuchte,
ſchlimme Luft umfing ſie. Dann knirſchte des Alten roſtiger
Schlüſſel im Schloß einer ſchweren Tür.
Spärliche Helle fiel in das Gewölbe, an deſſen
Wän=
den weißer Schimmel wie Spinnweb hing. Der moderige
Raum erſchien unheimlich düſter. Doch gerade dort, wo
das hohe Weib in ſchwarzer Gewandung auf faulenden
Balken ſaß, fand der Lichtſchimmer Einlaß und
beleuch=
tete ihr ſtolzes, todweißes Geſicht.
Sie hatte den Kopf erhoben, als die Tür gegangen
war. Nun richtete ſie ſich auf. Die Kette klirrte, die ihre
Hände feſſelte. Wortlos hielt ſie die beiden eiſenbelaſteten
Glieder dem Mönche entgegen.
Seine Stirne furchte ſich.
Schließe auf! befahl er dem Knecht.
Der holte einen ſeltſam geformten Schlüſſel hervor
und befreite die Vögtin. Als die Bänder fielen, neigte ſich
der Pater und drückte ſeine Lippen auf die Male, die ſie
gelaſſen.
Geht auf Eure Stube, Mutter! Führe ſie, Harda!
Wann ich Zeno geſprochen habe, werde ich Euch folgen!
Feſten Ganges verließ das ſtumme Weib ihren
Ker=
ker und ſtieg die Stufen empor. Die junge Dirne faßte
ihre Hand und geleitete ſie. Der Mönch folgte ihnen
langſam bis zu des Vogtes Gemächern. Dort ließ er ſie
die Stube weiſen, wo der Ammann ſchlief.
Er trat leiſe hinein und zog hinter ſich die Türe zu.
Dann ſtand er wie gebannt. Auf zerwühltem Lager ruhte
angekleidet der Vogt, das vom Barte umwallte Antlitz
aſchfahl, die Lider rot und geſchwollen, den Mund wie
ſchmachtend geöffnet. So lag er und ſtöhnte und atmete
ſchnarchend.
Dem Reinen ekelte.
Erwache! grollte er.
Der Schlummernde ſtieß ein lauteres Stöhnen aus.
Da hielt ſich der Pater nicht länger. Seine Finger
griffen hart nach des Vogtes herabhängendem Arm und
zerrten den Schläfer aus ſeinem Taumel. Dieſer ſtierte
mit gläſernen Augen um ſich. Allmählich kam er zum
Be=
wußtſein und erkannte den Mönch. Mit einem Schlage
wurde er nüchtern. Er erhob ſich und maß den
Kutten=
träger.
Was willſt Du — Heiliger? murrte er.
Rechenſchaft, Vogt von Urſern, ſagte der Mönch lauk
und drohend.
Der andere verwochte ſeinen Blick nicht auszuhalten.
Seine Augen hafteten faſt ſcheu am Boden und alles
Blut drängte ihm in die Schläfen. Das weckte ſeinen
Grimm.
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Seite 10.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 15. Dezember 1914.
Nummer 345.
Weſien erſrechſt Ddu Dich, Mönch? Du dringſt in
meine Kammer und ſchiltſt mich, als wäre ich Dir
leib=
eigen! Wahre Dich, Scheinheiliger! Ich habe gehorſame
Knechte und — Hunde, Dich mir vom Halſe zu ſchaffen.
Gib Antwort, Verbrecher! zürnte der Mönch
unge=
rührt, und wie in einem Banne wagte der andere noch
immer nicht, zu dem Grollenden aufzuſehen.
Dieſer wiederholte:
Gib Antwort! Wie haſt Du Dein Verſprechen
gehal=
ten? Haſt Du das Volk geachtet? Haſt Du ſein Wohl über
das Deine geſetzt?
Nein!
In, bitterer Ehrlichkeit ſtieß der Vogt das heraus, und
ſeine Wut war wie mit einem Schlage verſchwunden.
Warum nicht, Ehrloſer? fragte der Mönch.
Ich wollte es. — Aber es iſt anders gekommen!
Was entſchuldigt Dich?
Mißtrauen ſtand mir entgegen, und dann —
Des Vogtes lauernder Blick ging an dem Mönche
em=
por. Er rückte nahe an ihn heran. Vertraulich neigte er
ſich zu ihm.
Ich glaube, Mönchlein, Du weißt, wie unerfüllbare
Wünſche brennen da drinnen!
Er berührte die Bruſt des Paters und fuhr fort:
Du gehſt zu Grunde an jenen! Ich kühle die Gier in
anderer Schmerzen!
Der Pater trat einen Schritt zurück. Er erkannte des
Bruders innerſtes Fühlen, und etwas wie Mitleid kam
über ihn; aber er gab ihm nicht Raum.
Und nichts ſonſt haſt Du zu ſagen zur Rechtfertigung
des Ungeheueren, das Du tateſt?
Nichts ſonſt!
So lege Deine Würde ab!
Der Vogt lachte ſchallend auf.
Du faſelſt, Heiliger! Biſt Du deshalb gekommen? Sei
ruhig, ich bleibe Vogt von Urſern, ob Du willſt oder nicht!
Beharrſt Du darauf?
Und ſicher!
Wohl denn, das Volk entſcheide! Ich berufe die
Tal=
gemeinde. Da Du nicht freiwillig gehſt
Das wirſt Du nicht tun, Pfaff! ſchäumte der Vogt
aufs neue auf.
Des Mönches Stimme ſchwoll mächtig.
Ich werde es tun! Und wenn Du verjagt biſt von
Deinen Geknechteten, dann ſollſt Du der Mutter fußfällig
den Schimpf abbitten, den Du ihr angetan!
Ehe der Renner Worte gefunden in ſeiner nun alle
Schranken brechenden Wut, hatte der Pater die Türe
ge=
öffnet und war verſchwunden.
Der Vogt riß die kaum verſchloſſene Türe auf. Sein
Ruf machte das Haus dröhnen; er verlangte nach ſeinem
Späher, dem Schmied.
Eine Totenſtille folgte dem tobenden Ruf. Eine Weile
darauf ſchlich der Scheele nach des Vogts Gemach.
Er prallte entſetzt gegen die Wand zurück, als er die
Tür hinter ſich geſchloſſen hatte. Der Vogt ſaß in ſeinem
Stuhl zuſammengeſunken, ſein Dolchmeſſer in der Fauſt,
und ſchnitt langſam Wunde um Wunde in ſeine linke
Hand. Das Blut rann über das mißhandelte Glied, und
mit Raubtierblicken ſtierte der Zornbebende auf die
rin=
nenden Tropfen.
Biſt Du da, Spion? fragte er ohne aufzuſehen. Und
als der andere das Antworten vergaß, höhnte er: Graut
Dir, Feigling, daß ich dem Blut Ausgang ſchaffe, das mir
allzu heiß ins Gehirn drängt!
Der Einäugige zwang ſich und kam näher.
Herr, ſagte er, endet das Spiel!
Der Renner bot ihm die geſchändete Linke.
Verbinde! gebot er.
Der Schmied riß ſein Ueberhemd aus Zwilch in Fetzen
und legte es als Verband um die blutige Hand.
Dann ſagte er:
Ihr riefet mich?
Der Renner richtete ſich wie geweckt empor. Ein fürch=
terlicher Zug kam in ſein Geſicht. Er legte die ſchwere
Rechte auf die Schulter des Einäugigen und zog ihn ganz
nahe an ſich heran.
Töteden Mönch, ziſchte er ihm ins Ohr.
Der Gewiſſenloſe erſchrak.
Den Barmherzigen? — Er hat mir nichts zuleid
getan!
Er oder Du, ſagte der Vogt mit eiſiger Ruhe. Daß
er nicht Zeit findet, die Talgemeinde einzuberufen, bürgſt
Du mit Deinem Hals, Geſell!
Der Schmied ſchien zy überlegen.
Ihr befehlet, Herr — ich gehorche, murmelte er nach
einer Weile. Verſchlagen wie der Fuchs verbarg er das
höhniſche Zucken der Lippen, das ihn bei dem Verſprechen
angekommen war.
Und wie zu großer Aufgabe trollte er ſich.
(Fortſetzung folgt.)
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15. Dezember.
1914.
Bekanntmachung.
Durch Allerhöchſte Verordnung Seiner Majeſtät des Kaiſers vom 27, November
d. Js. iſt der unausgebildete Landſturm II. Aufgebots aufgerufen worden.
Demzufolge fordere ich alle vom Aufruf betroffenen Perſonen auf, ſich in der
Zeit vom 16. bis einſchließlich 20. Dezember d. Js. bei der Bürgermeiſterei ihres
Wohnortes zur Stammrolle anzumelden.
Zum unausgebildeten Landſturm II. Aufgebots gehören die
Landſturm=
pflichtigen vom 1. April desjenigen Jahres ab, in welchem ſie 39 Jahre alt
wurden und die bis zum 1. Auguſt l. Js. das 45. Lebensjahr noch nicht
vollendet hatten. (Alſo im Allgemeinen die in den Jahren 1869 bis 1875 geborenen
Leute — 1869 und 1875 mit obigen Einſchränkungen.)
Die Aufgerufenen, die ſich im Auslande aufhalten, haben ſich, ſoweit dies
mög=
lich und noch nicht geſchehen iſt, alsbald ſchriftlich oder mündlich bei den deutſchen
Auslandsvertretungen zur Eintragung in beſondere, von dieſen zu führende Liſten
zu melden.
Bemerkt wird noch, daß der Aufruf zunächſt lediglich die Herbeiführung
der Eintragung in die Liſten bezweckt.
Darmſtadt, den 8. Dezember 1914.
Der Zivil=Vorſitzende der Erſatz=Kommiſſion Darmſtadt.
Dr. Reinhart.
An die Großh. Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes.
Unter Bezug auf die vorſtehende Bekanntmachung empfehle ich Ihnen, dieſelbe
in Ihren Gemeinden noch beſonders zu veröffentlichen und die Anmeldungen in der
Zeit vom 16 bis 20 d. Mts. entgegenzunehmen.
Die Stammrolle iſt jahrgangsweiſe, mit dem Jahrgang 1875 beginnend,
anzu=
legen. Die Landſturmpflichtigen ſind in alphabetiſcher Reihenfolge einzutragen.
Das Formular für die Stammrollen geht Ihnen in den nächſten Tagen zu.
Darmſtadt, den 8. Dezember 1914.
(22496a
Der Zivil=Vorſitzende der Erſatz=Kommiſſion Darmſtadt.
Dr. Reinhart.
Bekanntmachung.
Am 17. d. Mts. von 11 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags, am
18. d. Mts. von 11 Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags und am 19. d.
Mts. von 11 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags wird auf dem
Truppen=
übungsplatz mit Infanterie=Munition ſcharf geſchoſſen werden. Die Abſperrung
erſtreckt ſich bis zum Landgraben.
Darmſtadt, den 14. Dezember 1914.
(22750id
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Dr. Reinhart.
Gewerbelegitimationskarten für 1915.
I. Nach § 44 der Reichsgewerbeordnung iſt derienige, welcher ein
ſtehendes Gewerbe betreibt, befugt, auch außerhalb des
Gemeinde=
bezirks ſeiner gewerblichen Niederlaſſung perſönlich oder durch in
ſeinen Dienſte ſtehende Reiſende für die Zwecke ſeines
Gewerbe=
betriebs Waren aufzukaufen und Beſtellungen auf Waren zu
ſuchen. Das Gleiche gilt für Handlungsagenten, die ein ſtehendes
Gewerbe betreiben, in Anſehung der Befugnis, als Vermittler oder
Vertreter des Geſchäftsherrn den Ankauf von Waren vorzunehmen
oder Beſtellungen auf Waren zu ſuchen.
Hierzu iſt nach § 44a der Gewerbeordnung eine Legitimations
karte erforderlich, welche auf Antrag des Inhabers des
ſtehen=
den Gewerbebetriebs (Antrag des Reifenden ſelbſt genügt nicht)
von der für deſſen Niederlaſſungsort zuſtändigen Verwaltungsbehörde
auf die Dauer eines Kalenderjahres und den Umfang des Reiches
ausgeſtellt wird.
II. Für Gewerbetreibende, welche in Darmſtadt eine
gewerb=
liche Niederlaſſung haben, iſt das Großh. Kreisamt Darmſtadt
zu=
ſtändig. Der Antrag iſt bei dem zuſtändigen Polizeirevier zu ſtellen.
III. Die Legitimationskarte iſt zu berſagen:
1. wenn derienige, für den ſie beantragt wird, entweder mit
einer abſchreckenden oder anſteckenden Krankheit behaftet oder
in abſchreckender Weiſe entſtellt iſt, oder
2. unter Polizeiaufſicht ſteht, oder
3. wegen ſtrafbarer Handlungen aus Gewinnſucht, gegen das
Eigentum, gegen die Sittlichkeit, wegen vorſätzlicher Angriffe
auf das Leben und die Geſundheit der Menſchen, wegen
Land= oder Hausfriedensbruchs, wegen Widerſtands gegen
die Staatsgewalt, wegen vorſätzlicher Brandſtiftung, wegen
Zuwiderhandlungen gegen Verbote oder
Sicherungsmaß=
regeln, betr. Einführung oder Verbreitung anſteckender
Krank=
heiten oder Viehſeuchen, zu einer Freiheitsſtrafe von
min=
deſtens drei Monaten verurteilt iſt, und ſeit Verbüßzung
der Strafe drei Jahre noch nicht verfloſſen ſind, oder
wenn er
4. wegen gewohnheitsmäßiger Arbeitsſcheu, Bettelei,
Land=
ſtreicherei, Trunkſucht übel berüchtigt iſt.
Die Legitimationskarte darf außerdem verſagt werden, wenn
derienige, für den ſie beantragt wird, wegen einer der vorſtehend
unter 3 bezeichneten ſtrafbaren Handlungen zu einer Freiheitsſtrafe
von mindeſtens einer Woche verurteilt iſt und ſeit Verbüßung der
Strafe fünf Jahre noch nicht verfloſſen ſind.
IV. Wer zum Zweck der Erlangung einer Legitimationskarte
wiſſentlich unrichtige Angaben über die für die Erteilung
der=
ſelben weſentlichen Tatſachen macht, hat Geldſtrafe bis zu
150 Mark und im Unvermögensfalle Haftſtrafe bis zu vier Wochen
verwirkt. (§ 148, 6 Gewerbeordnung.)
Die oben bezeichnete Tätigkeit darf bei Meidung der gleichen
Strafe nicht früher begonnen werden, als bis der
Gewerbe=
treibende im Beſitz der Legitimationskarte iſt. (§148, 5
Gewerbe=
ordnung.)
Wer ſeine Legitimationskarte einem Anderen zur Benutzung
überläßt, hat die gleiche Strafe verwirkt. (§ 148, 5 Gewerbeordnung.)
V. Da vor Erteilung der Legitimationskarte Ermittelungen
über die Perſönlichkeit desjenigen, für welchen ſie ausgeſtellt werden
ſoll, insbeſondere über ſeine etwaigen Vorſtrafen angeſtellt werden
müſſen (dies auch dann, wenn der betreffenden Perſon im
ver=
floſſenen Jahre eine Legitimationskarte ausgeſtellt war), fordern
wir alle Beteiligten auf, ihre Anträge rechtzeitig auf dem
zu=
ſtändigen Polizeirevier zu ſtellen, daſie es ſich andernfalls ſelbſt
zuzuſchreiben haben, wenn die Ausſtellung der beantragten
Legitimationskarten durch das Großh. Kreisamt nicht bis zu
22321a
dem gewünſchten Zeitpunkte erfolgen kann.
Darmſtadt, den 2. Dezember 1914.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Gennes.
Anmeldungen zur Landſturmrolle.
Die nachſtehende Bekanntmachung bringe ich hiermit zur
Kennt=
nis der Beteiligten.
Danach haben ſich alle in der Zeit vom 1. Auguſt 1869
bis einſchl. 3 1. Dezember 1875 geborenen unausgebildeten
Land=
ſturmpflichtigen zur Stammrolle anzumelden.
Die Anmeldungen werden vom 16. bis einſchl. 20. Dezember
lfd. Jahres im Stadthaus (Rheinſtraße 16 und 18), Zimmer Nr. 20
und 21, in den Dienſtſtunden von d bis 12 und 3 bis 5 Uhr
ent=
gegengenommen.
(22623sis
Darmſtadt, den 11. Dezember 1914.
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Schmitt.
Bekanntmachung.
Durch Allerhöchſte Verordnung Seiner Majeſtät des Kaiſers
vom 27. November d. Js. iſt der unausgebildete Landſturm
II. Aufgebots aufgerufen worden.
Demzufolge fordere ich alle vom Aufruf betroffenen Perſonen
auf, ſich in der Zeit vom 16. bis einſchl. 20. Dezember d. Js.
bei der Bürgermeiſterei ihres Wohnortes zur Stammrolle anzumelden.
Zum unausgebildeten Landſturm II. Aufgebots gehören
die Landſturmpflichtigen vom 1. April desjenigen Jahres ab,
in welchem ſie 39 Jahre alt wurden und die bis zum 1. Auguſt
lfd. Js. das 45. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten. (Alſo
im Allgemeinen die in den Jahren 1869 bis 1875 geborenen Leute
— 1869 mit obigen Einſchränkungen).
Die Aufgerufenen, die ſich im Auslande aufhalten, haben ſich
ſoweit dies möglich und noch nicht geſchehen iſt, alsbald ſchriftlich
oder mündlich bei den deutſchen Auslandsvertretungen zur Eintragung
in beſondere, von dieſen zu führende Liſten zu melden.
Bemerkt wird noch, daß der Aufruf zunächſt lediglich die
Herbeiführung der Eintragung in die Liſten bezweckt.
Darmſtadt, den 8. Dezember 1914. 2
Der Zivil=Vorſitzende der Erſatz=Kommiſſion Darmſtadt.
Dr. Reinhart.
Z
Nachlaß des am 29. Jult 1912
ver=
itorbenen Schuhmachers Johann
Peter Trautmann von
Darm=
ſtadt wird nach Abhaltung des
Schlußtermins aufgehoben. (22725
Darmſtadt, 9. Dezember 1914.
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Nummern ſind vergeben. Vorherige Beſichtigung iſt erwünſcht.
Ab=
fuhr nach den Ried=Orten gut.
Darmſtadt, den 12. Dezember 1914.
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Großh. Oberförſterei Darmſtadt.
Kullmann.
Bekanntmachung.
Wir bringen hiermit nachſtehende Aenderung des § 3 der
Tarifbeſtimmungen für den Bezug von elektriſchem Strom zur
Kenntnis:
„Bis auf weiteres werden Hausanſchlüſſe bis zu einer
Länge von 10 m ab Straßengrenze koſtenlos ausgeführt.‟
Darmſtadt, den 12. Dezember 1914.
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Heſſiſche Eiſenbahn=Aktien=Geſellſchaft.
Möller.
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Mittwoch, den 16. Dezember 1914, nachm. 2 Uhr,
verſteigere ich im Hauſe Gardiſtenſtraße 3 im Auftrage des Herrn
Rechtsanwalts Bruſt, dahier, die zum Nachlaß des Hch. Appelmann,
Gardiſtenſtraße, gehörigen Sachen gegen Barzahlung, als:
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