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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Nr. 319.
Donnerstag, den 19. November.
1914.
Der Krieg.
Die franzöſiſchen Kriegsberichte. — Von den Kriegsſchauplätzen. — Der türkiſche Krieg. — Vergeltungsmaßnuhmen.
Das Leben in Paris. — Der Aufſtand in Südafrika. — Die Politik Italiens.
Die franzöſiſchen
Kriegs=
berichte.
** Es iſt in letzter Zeit Sitte geworden, die als
amt=
lich bezeichneten Meldungen des franzöſiſchen
Kriegsminiſteriums, die ſtets in geradem
Gegen=
ſatz zu den Meldungen unſerer Oberſten Heeresleitung
ſtehen, zu veröffentlichen. Es geſchieht das allerdings
nur in ſehr wenigen Blättern, vornehmlich in der
Frank=
furter Zeitung. Dieſe Veröffentlichungen erregen wegen
ihres Inhaltes in weiteſten Kreiſen ſehr oft
Beunruhi=
gung und Verſtimmung. Wir führen hier einen
beſtimm=
ten Fall an: In dem im geſtrigen Erſten Morgenblatt der
Frkf. Ztg. abgedruckten amtlichen franzöſiſchen
Kriegsbe=
richt heißt es: „Ein deutſches Regiment wurde
im Süden von Bixſchoote vernichtet.‟ Ein
Kommentar zu dieſer Meldung, in dem etwa die
Richtig=
keit angezweifelt wurde, war nicht beigefügt. Die
ſach=
liche und objektive Faſſung dieſer franzöſiſchen Berichte
geben ihnen einen Anſchein der Richtigkeit, und ſie ſind
deshalb umſo gefährlicher.
Wir fragen: Was wird mit der Veröffentlichung
die=
ſſer Kriegsberichte bezweckt und welchen Nutzen ſoll ſie
haben? Sie könnte den Zweck haben, die Berichte
un=
ſeres Generalſtabs zu ergänzen oder zu berichtigen. Daß
dies nicht nötig iſt, verſteht ſich wohl von ſelbſt. Die
fran=
zöſiſchen Meldungen haben ſich hinterher meiſtens als
falſch erwieſen. Oder ſollen ſie uns vor zu großem
Opti=
mismus warnen? Wenn aber andererſeits von
vornher=
ein vorausgeſetzt wird, daß dieſe Meldungen falſch ſind,
was hat es dann in aller Welt für einen Zweck, ſie zu
verbreiten? Die Berufung auf die Pflicht
gewiſ=
ſenhafter und möglichſt ſchneller Berichterſtattung iſt in
Kriegszeiten nicht ſtichhaltig und falſch, da ſie ja, von
allem anderen abgeſehen, durch die vorgeſchriebenen
Rück=
ſichten, die zu nehmen ſind, ſchon einfach unmöglich iſt.
Die Feinde verſchweigen aus Klugheit ihnen nachteilige
Tatſachen, um das Volk nicht zu verſtimmen. Wir aber
verbreiten in törichter Gewiſſenhaftigkeit kritiklos ihre
Lü=
genmeldungen und machen Stimmung für ſie und erwecken
in unſeren eigenen Reihen Beunruhigung, Verſtimmung
und Kleinmut.
Man wende nicht ein, daß dieſe Meldungen nicht
ge=
glaubt werden, wir wiſſen das aus Erfahrung beſſer.
Das Publikum ſagt ſich: Etwas muß wohl daran wahr
ſein, und warum wird es dann in unſeren Meldungen
verſchwiegen? Eins aber muß verlangt werden: Wenn
die Veröffentlichung ſolcher Meldungen freigegeben wird,
muß auf alle Fälle die Bedingung daran geknüpft
werden, daß dieſe Meldungen an derſelben Stelle, wo ſie
abgedruckt werden, von den Blättern kommentiert werden
und daß ſie ſelbſt Stellung dazu nehmen.
An=
dernfalls erwächſt den Behörden ſelbſt die Aufgabe, ſie,
wenn ſie nicht beſtätigt werden können, zu widerrufen,
wie es z. B. ſchon in dem Tagesbericht unſerer
Heeres=
leitung vom 15. ds. geſchehen iſt. Die Meldung von der
Vernichtung eines deutſchen Regiments iſt bis jetzt von
be=
rufener Seite unerwidert und unwiderlegt geblieben.
Es wird, und zwar mit vollem Recht, ſtets an das
Vertrauen des Volkes appelliert; man darf dieſes
Ver=
trauen aber auch nicht auf eine zu harte Probe ſtellen
und nicht in unnötiger Weiſe erſchüttern und muß in der
Berichterſtattung nicht immer nur auf den Eindruck und
die Wirkung, die ſie bei unſeren Feinden haben kann,
Be=
dacht nehmen, ſondern auch auf die Stimmung im eigenen
Volke.
Wir geben vielfach geäußerten Wünſchen und
Beden=
ken Folge, wenn wir dieſe Frage hier erörtert haben.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 18. Nov. (W. T. B.
Amtlich.) Die Kämpfe in Weſtflandern dauern fort.
Die Lage iſt im weſentlichen unverändert. Im
Argon=
ner Wald, wurde unſer Angriff erfolgreich
vorgetre=
gen.
Franzöſiſche Angriffe ſüdlich von Verdun wurden
abgewieſen. Ein Angriff gegen unſere bei St. Mihiel
aufs weſtliche Maasufer geſchobenen Kräfte brach in
anfänglichen Erfolgen gänzlich zuſammen. Unſer Angriff
ſüdöſtlich von Cirey veranlaßte die Franzoſen, einen
Teil ihrer Stellungen aufzugeben. Das Schloß
Cha=
tillon wurde von unſeren Truppen im Sturm
ge=
nommmen.
In Polen haben ſich in der Gegend nördlich von
Lodz neue Kämpfe entſponnen, deren Entſcheidung noch
ausſteht. Südöſtlich von Soldau wurde der Feind
zum Rückzug auf Mlawa gezwungen. Auf dem
äußerſten Nordflügel iſt ſtarke ruſſiſche Kavallerie am 16.
auf 17. November geſchlagen und über Pillkallen
zurückgeworfen worden.
Oberſte Heeresleitung.
* Amſerdam, 16. Nov. (Ctr. Bln.) Nach
Be=
richten von der Küſte herrſchte dort geſtern ein
ſchreck=
liches Unwetter. Der wütende Schneeſturm war
zwar heute etwas gemildert, aber es regnet und ein
eiſi=
ger Wind weht. Der Korreſpondent des Telegraaf in
Flandern meldet, daß die deutſche Heeresleitung
um=
faſſende Vorſorge in anbetracht des ſchlechten Wetters
traf. Sie hatte in allen Webereien und Lägern die
Be=
ſtände an Wollwaren aufnehmen laſſen und requirierte
in Dendermonde, dem Mittelpunkte der Weberei=
Indu=
ſtrie, große Mengen von Wolldecken. Je mehr man
Ein=
blick gewinne, um ſo größer ſei die Bewunderung für die
deutſche Heeresorganiſation. Aber gegen ungeheuere
Terrainſchwierigkeiten, die infolge des Wetters auftreten,
gebe es kein Mittel. Es ſei ſehr wahrſcheinlich, daß das
Unwetter auf die Strategie einen ſtarken Einfluß
aus=
üben müſſe. Der völlig durchweichte Lehmboden
Flan=
derns und waſſergefüllte Hohlwege ſeien unpaſſierbar.
Das ganze Yſer= und Lys=Gebiet mit ſeinen unzähligen
Nebenwaſſerläufen bilde regelmäßig zu dieſer
Jahres=
zeit große Ueberſchwemmungsſtrecken, die nun für beide
Gegner unzugänglich ſeien.
Die Times berichten von der Schlachtfront in
Nord=
frankreich unter dem 15. Nov.: Heute Morgen iſt Schnee
gefallen; das Wetter war während der letzten Tage bitter
kalt, mit ſtarkem Wind und viel Regen. Heute weht ein
Schneeſturm. Die Straßen ſind in ein Kotmeer
verwan=
delt und für Autos faſt unpaſſierbar.
* London, 17. Nov. Morn. Poſt meldet: Seit Freitag
herrſcht große Tätigkeit in der Champagne. Reims
und Umgebung werden heftig beſchoſſen. Die deutſchen
Linien erſtrecken ſich im Halbkreis um die Stadt. Die
Deutſchen haben verſchiedene Forts im Beſitz. In den
letzten 48 Stunden wurden heftige Angriffe des Feindes
auf den wichtigſten Punkten ausgeführt, wobei der
größte Druck in der Richtung auf Berry=au=Bac und
Thielt ausgeübt wurde. Die Deutſchen haben offenbar
große Verſtärkungen erhalten, und die Artillerie und ihre
ſchwerſten Belagerungsgeſchütze wieder von den Höhen
abgefahren. Die deutſchen Laufgräben ſind ein gutes
Ende vorgeſchoben worden. Die nächtlichen Angriffe
dauern ſtändig fort. Heute früh wurden die
Schlacht=
häuſer geſprengt.
* Kopenhagen, 17. Nov. Politiken meldet aus
Paris: Armentiéres wird beſchoſſen. Mehrere
Fabriken gingen in Flammen auf. Der Schaden iſt
be=
deutend. Das ſtädtiſche Hoſpital wurde geräumt.
* Rotterdam, 17. Nov. (Ctr. Bln.) Die
eng=
liſchen Truppentransporte über den Kanal
wurden wegen der Tätigkeit der deutſchen Unterſeeboote
im Kanal eingeſtelt. Die Transporte ſollen
nun=
mehr über Irland geleitet werden.
* Berlin, 18. Nov. Ein geſtern in Thorn
aus=
gegebener Armeebefehl des Generaloberſten
v. Hindenburg beſagt laut Berl. Tagebl.: Seine
Majeſtät haben auf meine geſtrige telegraphiſche
Mel=
dung folgendes Allerhöchſt geantwortet: Generaloberſt
v. Hindenburg! Für den ſchon geſtern und heute
erreich=
ten ſchönen Erfolg der von Ihnen geleiteten
Operatio=
nen ſpende ich Ihnen in höchſter Freude meinen
kaiſer=
lichen Dank. Auch Ihres Generalſtabschefs und Ihrer
anderen Mitarbeiter im Stabe gedenke ich mit höchſter
An=
erkennung. Ihren braven, nie verſagenden Truppen
ent=
bieten Sie ebenfalls meine Grüße und Dank für die
un=
übertrefflichen Leiſtungen in Marſch und Gefecht. Meine
beſten Wünſche begleiten Sie für die kommenden Tage.
Wilhelm, I. R. — Dieſe Allerhöchſte Anerkennung ſoll
uns ein Sporn ſein, auch fernerhin unſere Pflicht zu tun.
Der Oberbefehlshaber im Oſten: v. Hindenburg.
* Berlin, 18. Nov. Die Kriegsberichte des
ruſſiſchen Generalſtabes iſt man, wie die Tägl.
Rundſchau ſchreibt, verſucht, als eine Selbſtentſchuldigung
hinzunehmen, nachdem die klaren Siegesmeldungen
un=
ſerer Heeresleitung die Lage unzweideutig gekennzeichnet
haben. — Im Lokalanzeiger heißt es: Mit einer
An=
erkennung der deutſchen Gründlichkeit kann der ruſſiſche
Bericht immerhin als eine Beſtätigung des Scheiterns
auch der zweiten ruſſiſchen Offenſive gegen Deutſchland
dienen.
* Mailand, 17. Nob. Corriere della Sera
ver=
zeichnet in fetter Ueberſchriſt die ſiegreiche
deut=
ſche Offenſive längs der Weichſel, deren
gro=
ßer Erfolg am beſten an der Zahl der Gefangenen und
der erbeuteten Geſchütze zu meſſen ſei. — Im übrigen
wird jetzt auch von den italieniſchen Militärkritikern
be=
ſtätigt, daß die deutſche Gegenofſenſive rechts und links
der Weichſel den ruſſiſchen Aufmarſch vernichtet habe.
* Peſt, 17. Nov. Der Peſter Lloyd meldet:
Seit Sonntag dauert die Beſchießung der
Bel=
grader Feſtung wieder an. Unter dem Schutze des
Artilleriefeuers wurde die Ausbeſſerung der
Eiſenbahn=
brücke in Angriff genommen. Die ſerbiſchen Geſchütze
verſuchten, dieſe Arbeit zu ſtören, aber vergebens. Einige
Monitore, die an der in der Nähe des ſerbiſchen Ufers
liegenden Zigeunerinſel Aufſtellung genommen hatten,
unterſtützten unſer Artilleriefeuer. Die ſerbiſche
Artille=
rie, welche auf dem 206 Meter hohen Bergrücken Benowa,
5 Kilometer ſüdweſtlich von Belgrad, aufgeſtellt iſt,
er=
widerte das Feuer. Das Artillerieduell dauert fort, das
Ergebnis iſt unbefriedigend. Andere Truppenteile ziehen
von Obrenovac die Save entlang nach Belgrad. Auch
an einem anderen Punkte der Save, 6 Kilometer von
Semlin bei Surcin, überſchritten unſere Truppen auf
einer Pontonbrücke den Fluß.
Der türkiſche Krieg.
Englands Intereſſen in der Türkei.
*⁎* Aller Wahrſcheinlichkeit nach iſt den Engländern
noch mehr als den Ruſſen durch das Eintreten der
Tür=
kei in den Krieg ein dicker Strich durch die Rechnung
ge=
macht worden, und in London wird man, wenn man es
auch nicht eingeſteht, mit großer Sorge der Zukunft
ent=
gegenſehen. Daß es der Türkei gelingt, die britiſche
Herrſchaft in Aegypten zu beſeitigen und damit den
Suez=
kanal, dieſe für das engliſche Weltreich ſo wichtige
Waſſer=
ſtraße in ihre Hände zu bekommen, läßt ſich nicht
bezwei=
feln. Welche Folgen die Proklamierung des Heiligen
Krieges durch den Kalifen gerade für England haben
wird, läßt ſich vorläufig nicht abſehen, leicht werden ſie
jedenfalls nicht ſein. Was man ſchon heute abſchätzen
kann, iſt die Schädigung der wirtſchaftlichen Intereſſen
des britiſchen Reiches durch den Krieg mit der Türkei.
Englands Handel mit dieſer übertraf denjenigen aller
anderen Länder, wenn er auch ſeit einiger Zeit nicht mehr in
demſelben Maße zunahm, wie der italieniſche, der
öſterreichi=
ſche und insbeſondere der deutſche Handel mit dem
osmani=
ſchen Reiche. Die wichtigſten engliſchen Ausfuhrartikel
waren Baumwollſtoffe, Wollgewebe und Garn ſowie
Kohlen, und der Verluſt des Abſatzgebietes in dieſen
Ar=
tikeln wird für die Engländer umſo ſchmerzlicher ſein, als
ſie in der Türkei eigene große Handelshäuſer für die Ver=
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.
Nummer 319.
mittelung des Warenverkehrs beſaßen. Auch in der
Schiffahrt ſtand England an der Spitze der mit der
Tür=
lei Handel treibenden Länder, und es unterhielt eine
Reihe von regelmäßigen Dampferlinien nach der Levante.
Daß ſeine Werften an dem Bau von türkiſchen Handels=
und Kriegsſchiffen rege beteiligt waren, iſt bekannt.
Die wirtſchaftlichen Intereſſen Englands in der
Tür=
kei ſind damit aber noch längſt nicht erſchöpft, und wir
wollen nur darauf hinweiſen, daß große engliſche
Ka=
pitalien in türkiſchen Unternehmungen angelegt ſind. In
türkiſchen Eiſenbahnen, induſtriellen Geſellſchaften aller
Art, in Banken, Bergwerken, Verſicherungsgeſellſchaften
und Kabeln ſteckt viel engliſches Geld, ebenſo auch in
den türkiſchen Anleihen, wenngleich das nicht mehr in
dem früheren Maße der Fall iſt. Wir können hier nicht
im einzelnen alles anführen, was England bisher mit
der Türkei verband, aber das Geſagte dürfte ſchon
genü=
gen, um feſtzuſtellen, in welchem Maße die Engländer
durch die Kriegserklärung der Türkei getroffen worden
ſind, durch welche ſie — wir glauben es gern —
über=
raſcht wurden, nachdem die Türkei ſich von ihnen ſchon
ſoviel hatte bieten laſſen, ohne ſich dagegen aufzulehnen.
Englands Stern iſt im Erblaſſen, darüber täuſchen auch
die großſprecheriſchen Kundgebungen der Londoner
Staatsmänner nicht hinweg.
Ruſſiſcher Anſchauungsunterricht.
D Durch erlogene Siegesnachrichten zu der
phan=
taſtiſchen Vorſtellung gebracht, daß Deutſchland und
Oeſter=
reich=Ungarn „ſozuſagen erledigt” ſeien, beſchäftigt ſich
der herrſchgierige Panſlawismus mit dem „Nachlaß
des kranken Mannes”, gleich, als ob dieſer eine
ſichere Beute des Todes wäre. Man ſtimmt in der
Forde=
rung, aus dem Schwarzen Meer einen ruſſiſchen
Binnen=
ſee zu machen, anſcheinend vollkommen überein und iſt
verſchiedener Anſicht nur betreffs der Frage, ob Rußland
ſich auf die Herrſchaft über die Meerengen beſchränken
und Konſtantinopel für einen an beiden Ufern des
Bospo=
rus zu begründenden „Freiſtaat Zarigrad” zur Verfügung
ſtellen, oder von der türkiſchen Hauptſtadt ſelbſt Beſitz
ergreifen ſoll. Auch darin treffen die panſlawiſtiſchen
Anſchauungen zuſammen, daß Rußland den Zugang zum
Mittelmeer durch die Einverleibung Armeniens und
Kleinaſiens erreichen müſſe, während von der
aufgeteil=
ten Türkei Syrien an Frankreich, Arabien und
Meſopota=
mien an England zu fallen hätten.
Die öffentliche Erörterung dieſer panſlawiſtiſchen
Beſtrebungen in der Birſchewija Wjedomoſti hat bei den
Bulgaren begreiflicherweiſe große Empörung
hervor=
gerufen. Das Sofioter Blatt Utro ſieht in jenen
Beſtre=
bungen mit Recht die Abſicht, die Bulgaren zu Sklaven
Rußlands zu verwandeln, und ruft alle bulgariſchen
Kräfte zur Abwehr des panſlawiſtiſchen Anſchlages auf
das Schwarze Meer auf. Es wäre ſeltſam, wenn das
offene Bekenntnis panſlawiſtiſcher Eroberungspolitik in
Rumänien eine andere Wirkung als in Bulgarien
her=
vorriefe. Denn das Schwarze Meer als ruſſiſcher
Bin=
nenſee macht den rumäniſchen Handel größtenteils
eben=
ſo von der Gnade Rußlands abhängig, wie die Schaffung
einer rumäniſchen Flotte. Der übermächtige Charakter
des ruſſiſchen Nachbarreiches kann Rumänien nicht draſti=
ſcher veranſchaulicht werden, als durch ruſſiſche
Vergrö=
ßerungspläne, deren Verwirklichung mit einem
ſelbſtändi=
gen Rumänien auf die Dauer unvereinbar wäre. Daß
es ſich aber bei den panſlawiſtiſchen Anſchlägen auf das
Schwarze Meer nicht um die Träumereien von
Privatleu=
en, ſondern um Ziele der ruſſiſchen Regierungspolitik
handelt, geht aus den Worten hervor, die Kaiſer
Ni=
kolaus jüngſt an die Moskauer Kaufmannſchaft
ge=
richtet hat. Sie enthielten eine deutliche Anſpielung
darauf, daß der Beſitz Konſtantinopels von Rußland nach
wie vor angeſtrebt werde.
Müſſen ſolche Geſtändniſſe den nächſtbeteiligten
Bal=
kanſtaaten die Augen über die ruſſiſche Gefahr öffnen,
ſo ſind ſie nicht minder geeignet, Italiens
Aufmerk=
ſamkeit zu erregen. Denn die panſlawiſtiſchen
Staats=
männer, die bei der Verteilung des Nachlaſſes des kranken
Mannes Rußland und ſeine Bundesgenoſſen ſo freigebig
edachten, haben für Italien und Griechenland gerade
noch die türkiſchen Inſeln übrig! Die Bettelhaftigkeit
eines derartigen Brockens, mit dem der Panſlawismus
die Großmacht Italien abſpeiſen will, wird noch dadurch
beſonders unterſtrichen, daß man Italien zumutet, ſich in
dieſen Brocken mit Griechenland zu teilen. Kann es einer
Großmacht gegenüber eine geringſchätzigere Behandlung
geben, als dieſe? Aber in dem Vertrauen, damit weder
ei den Franzoſen noch bei den Engländern anzuſtoßen,
laubt der Panſlawismus, daß er ſich eine ſolche
Ver=
höhnung Italiens getroſt erlauben dürfe!
Eine arabiſche Proklamation.
* Konſtantinopel, 17. Nov. Die religiöſe
Zeit=
ſchrift Sabil Urreſchad veröffentlicht eine Ueberſetzung
von in Aegypten verbreiteten arabiſchen
Prokla=
mationen, in denen die Aegypter aufgefordert
wer=
den, den Moment zu benutzen, ſich von der engliſchen
Knechtſchaft zu befreien. Die Proklamation führt
die dem Islam durch die Triple=Entente und in Aegypten
durch die Engländer zugefügten Schädigungen an, die
das fruchtbare Land durch die ausſchließliche Erzeugung
on Baumwolle für ihre Induſtrie heruntergebracht hatten.
Schließlich legt die Proklamation den Aegyptern dar,
daß der gegenwärtige Krieg die Schwäche
Eng=
lands enthüllt habe, deſſen Flotte, angeblich die
ſtärkſte der Welt, nichs leiſte.
Bulgarien.
* Wien, 17. Nov. Einer Meldung der Südſlawiſchen
Korreſpondenz aus Sofia zufolge veröffentlicht das
bul=
gariſche Regierungsblatt Narodni Prawa nachſtehende
Erklärung: Wir erfahren, daß in Sofia ſerbiſche
Abgeſandte eingetroffen ſind, um Verhandlungen
über irgendwelche Konzeſſionen an Bulgarien auf der
Baſis der Abtretung des linken Warda=Ufers unter
An=
erkennung der nationalen und kirchlichen Rechte der
Bul=
garen in Mazedonien zu pflegen. Wir zweifeln daran,
daß dieſe Abgeſandten Glück haben werden, weil
Bul=
garien und die bulgariſche Regierung mit ſolchen
unbe=
deutenden Zugeſtändniſſen nicht befriedigt werden können.
Der Kaiſer über die „Emden”.
* Emden, 17. Nov. (Ctr. Bln.) Auf das
Bei=
leidstelegramm, das das ſtädtiſche Kollegium von Emden
an den Kaiſer aus Anlaß des heldenmütigen Untergangs
der „Emden” gerichtet hat, hat der Kaiſer folgende
Antwort geſandt: „Großes Hauptquartier,
Zivilkabi=
tett, 15. Nov. Herzlichen Dank für Ihr
Beileidstele=
gramm anläßlich des betrübenden und doch ſo
heldenhaf=
ten Endes meines Kreuzers „Emden”. Das brave Schiff
hat auch noch im letzten Kampf gegen den überlegenen
Feind Lorbeeren für die deutſche Kriegsflagge erworben.
Eine neue, ſtärkere „Emden” wird erſtehen, an
deren Bug das Eiſerne Kreuz angebracht werden ſoll als
Erinnerung an den Ruhm der alten „Emden”.
Wil=
helm I. R.‟
Vergeltungsmaßnahmen.
* Es ſind folgende Orte den Ausländern zum=
Aufenthalt verboten worden: Potsdam,
Oſtſee=
küſte, einſchließlich Inſel Rügen, Stettin, Schneidemühl,
Thorn, Königsberg in Preußen, Befeſtigungen der
Ma=
ſuriſchen Seen, Allenſtein, Elbing, Marienburg, Leipzig,
Poſen, Glogau, Liegnitz, Breslau, Glatz, Eſſen,
Düſſel=
dorf, Köln, Düren, Trier, Nordſeeküſte und vorgelagerte
Inſeln einſchließlich Fehmarn, Alſen und nordfrieſiſche
Inſeln, Roſtock, Lübeck, Neumünſter, Kiel,
Nordoſtſee=
kanal, Elbe= und Weſermündung bis Hamburg bezw.
Bre=
men einſchließlich Emden, Wilhelmshaven, Gotha,
Dres=
den, Friedrichshafen, Oberrheinbefeſtigungen, Lahr, Ba==Oos, Mannheim, Straßburg, Neubreiſach, Metz,
Die=
denhofen, Danzig, Graudenz, Kulm, Darmſtadt,
Frank=
furt a. M.
* Hamburg, 17. Nov. Das Hamburger
Frem=
denblatt richtete an den Staatsſekretär v. Jagow eine
telegraphiſche Anfrage, ob infolge der Verſchickung
deut=
ſcher Gefangener nach Sibirien
Vergeltungsmaß=
regeln gegen die in Deutſchland lebenden Ruſſen in
Ausſicht genommen ſeien. Das Auswärtige Amt
ant=
vortete, der Standpunkt der deutſchen Regierung ſei in
dem Artikel der Norddeutſchen Allgemeinen Zeitung vom
9. November näher dargelegt worden; die Verſchickung
deutſcher Gefangener nach Sibirien und ihre Behandlung
werde durch den amerikaniſchen Vertreter unterſucht. Von
dem Ergebnis würden weitere Maßnahmen der deutſchen
Regierung abhängen. Das genannte Blatt hört ferner
aus guter Quelle, daß bereits in allernächſter Zeit eine
weitere Verſchärfung der Beſtimmungen über die
Be=
handlung feindlicher Ausländer in Deutſchland
bevor=
ſtehe. Gegen die Einſperrung von deutſchen Perſonen
weiblichen Geſchlechts in England ſollen durch
Vermitt=
lung einer neutralen Macht nochmals ſchärfſte Schritte
in London unternommen worden ſein, von deren Ausfall
es abhängen wird, ob nicht Deutſchland zu gleichen
Ver=
geltungsmaßnahmen auch gegenüber den in Deutſchland
ſich aufhaltenden Engländerinnen ſchreiten ſoll.
Ueber die Gefangennahme des Gouverneurs
von Warſchau
werden dem Berliner Lokalanzeiger noch folgende
Einzelheiten aus Gneſen berichtet: Der
GGouver=
neur war mit ſeinem Adjutanten, Hauptmann
Fechner, am Morgen in einem Privat=Automobil von
Varſchau abgefahren, in der Richtung auf Kutno, ohne
Kenntnis davon zu haben, daß dieſe Stadt nach erbitter=
Deutſche Kriegsbriefe.
Von Paul Schweder.
(Nachdruck verboten.)
XXVI.
Großes Hauptquartier, 13. Nov.
In den Schützengräben vor Reims.
IV. (Schluß.)
So ein Stabsquartier hinter den Schützengräben iſt
der reinſte Taubenſchlag. Der eine gibt dem anderen die
Klinke in die Hand und es erſchien mir deshalb
durch=
aus ſinngemäß, daß die Sachſen ihren Stab in einem
Hotel einquartiert haben, dem einzigen Hauſe im Dorfe,
das, wie ſchon erwähnt, bei dem letzten Bombardement
durch die Franzoſen erhalten geblieben iſt. Welch
ſelt=
ſamer Gegenſatz! Hier, wo vor wenigen Monden noch
der Reiſende in Konfektion, der Verkäufer irgend einer
Pariſer Lebensmittelfirma und der Vertreter einer
land=
wirtſchaftlichen Maſchinenfabrik am Abend gemeinſam
mit den Payſans ihren Abſynth tranken und ſich friedlich
über den Krieg hinten weit in der Türkei unterhielten, ſitzt
heute beim Schein einer trübſeligen Petroleumlampe der
konſervative Reichstagsabgeordnete eines ſchleſiſchen
Ge=
birgskreiſes in der Uniform eines Generals an dem
Wirtshaustiſche, zuſamt den anderen Stabsoffizieren, und
während zwiſchendurch die Offiziere von der Front, die
Befehlshaber, die Ordonnanzen herein= und wieder
her=
ausſchlüpfen, die Kanonen hüben und drüben donnern
und die Gewehrſchüſſe knattern, erzählt mir der General,
wie er bis zum Mobilmachungstage ſich mit einem
Gegen=
kandidaten herumprozeſſiert hat, der von dem alten Herrn
im Wahlkampfe behauptet hatte, man würde ihm im Falle
eines Krieges gewiß kein Regiment anvertrauen. Und
dann wurde er doch aus ſeinen ſchleſiſchen Bergen von
ſeinem König gerufen und ehe er ging, nahm er nach einer
Rückſprache mit dem Kollegen, der gleichfalls ins Feld
ziehen mußte, den Strafantrag zurück und beide
ſchüttel=
ten ſich die Hand.
Dann kommt ein Fliegerleutnant herein. Er hat ſich
tagsüber ein wenig in der Gegend von Paris umgeſehen
und allerlei intereſſante Feſtſtellungen gemacht. Er erzählt
auch, daß bei Sedan ein feindlicher Flieger
herunterge=
kommen iſt, der in Verdun zu ſein glaubte und nun von
den Unſern mit großer Freude in Empfang genommen
worden iſt. Er hatte, von einem heftigen Winde getrieben,
über 100 Kilometer in der Stunde zurückgelegt und ſein
Benzinvorrat war völlig erſchöpft. Der Apparat wurde
alsbald nach einer ſüddeutſchen Stadt geſchafft, um nach
unſeren Flugzeuggrundſätzen umgebaut zu werden, wie
dies auch mit den von uns ſeinerzeit in Reims
beſchlag=
nahmten Flugzeugen geſchah. Jetzt tun ſie uns längſt
gute Dienſte, da der
Luftkampf
inzwiſchen immer ſchärfere Formen angenommen hat. So
hörte ich, daß dieſer Tage einer unſerer Flugzeugführer
vom feindlichen Flugzeug aus einen Schuß erhalten hat,
er ihm quer durch den Körper ging. Er hatte noch
ſo=
viel Kraft, das Flugzeug ſicher auf dem deutſchen
Flug=
platz landen zu laſſen, und kam ſterbend nieder. Ein
Offizier raſte im Auto zum Armeeoberkommando, holte
ein Eiſernes Kreuz, und wenige Minuten, nachdem er es
ihm angeheftet hatte, ſtarb der Wackere.
Mit großem Behagen erzählte man mir dann von der
Vernichtung des
„Bauernſchrecks”,
wie man einen kühnen franzöſiſchen Fliegeroffizier und
ſeinen Begleiter getauft hatte, die faſt alltaglich über
un=
ſeren Stellungen erſchienen und Fliegerpfeile und
Bom=
ben in großer Zahl abwarfen, ohne daß wir ihnen mit
unſerem Geſchütz= und Gewehrfeuer beikommen konnten.
Sie ſind in den letzten Tagen ſcharf beobachtet und mit
einer Granate herabgeholt worden. Doch waren ſie ſo
verſtümmelt und verbrannt, daß nur noch ihre Charge zu
erkennen war. Und ſonderbar: in dem Knopfloch des
Einen befanden ſich zwei ganz friſche blühende Roſen, die
man ihm nun mit ins Grab gelegt hat. „Gewiß waren
ſie ihm von zarter Hand mitgegeben worden,” ſagte einer
der Herren. „Sie haben ja drüben ſchon mehrfach ihre
Damen bis mit in die Front gebracht. Nun wird ſie
ver=
geblich auf ihre Rückkehr warten!“
In dieſem Augenblick klingelte es am Telephon. Der
Hauptmann notierte eine Weile, während wir ſchwiegen,
und meldete dann: „Bei aufklärendem Wetter ſind heute
wieder „Baumaffen” geſehen worden. Auch trägt man
an verſchiedenen Stellen feldgraue Mäntel, die ſie
wahr=
ſcheinlich Toten abgenommen haben.” — Die
„Baumaffen”
ſind hier bei uns Senegalſchützen, erklärte man mir. Beim
Anſturm der Unſern gehen ſie in die Bäume, während die
Franzoſen ausrücken. Sobald ſie uns im Rücken haben,
funken die Kerls von oben und dadurch entſteht uns
man=
cher Verluſt. Alſo richten unſere Grenadiere jetzt ihr
Augenmerk beſonders auf die Bewegungen dieſer Kerle.
Sie kommen auch manchmal des Nachts mit dem blanken
Meſſer zwiſchen den Zähnen angeſchlichen, ſpringen in die
Gräben und fallen die Unſern an. Aber wir ſind auf
alles gefaßt, und ſolche Dinger dürfen ſie mit unſeren
gut=
mütigen Jungens da draußen nicht zweimal machen.
Neu=
lich gingen wir auch zum Sturm vor. Drüben ſauſt alles
los, als wir Hurra ſchreien und mit dem gefällten
Bajo=
nett in ihre Gräben ſpringen. Aber ein paar Schwarze
ſtehen verdutzt da — ſie wollen gerade eſſen — und als fie
uns ſehen, ſchreien ſie: Pardon! und halten ein gebratenes
Beefſteak hoch. Na, was wollen Sie! Da lachten die
Jungen und ſchleppten ſie zu uns herüber. Ich glaube
ſie haben ihnen ſogar das Beefſteak gelaſſen. — Oha, ſagte
einer, das iſt zu toll! worauf ihm der Redner zur
Beruhi=
gung eine Zigarre offerierte.
„Haben Sie denn wenigſtens ordentlich Liebesgaben
erhalten?” fragte ich einen Leutnant. „O ja, es geht.
Aber wir hatten ſie auch nötig, denn Sie haben ja geſehen,
wie die Gegend hier herum ausſieht. Hier iſt nichts mehr
zu holen, und da iſt jede, auch die kleinſte Sendung von
daheim erwünſcht. Nur keinen Rotwein mehr.‟ Und
alles ſchüttelte ſich. — Und dann erzählte man von dem
Inhalt mancher Liebesgabenſendungen, die etwas zu
lange unterwegs geweſen waren.
Inzwiſchen war eine Ordonnanz vom
Armeeober=
kommando gekommen und hatte vor dem Platz des
Gene=
rals ein kleines Päckchen niedergelegt. Nachdenklich las
der General das Begleitſchreiben, und dann wurde ein
Huſar W. gerufen.
„Ein Eiſernes Kreuz!“
flüſterte der Leutnant. Ich bat den General um die
Ex=
laubnis, im Zimmer bleiben zu dürfen, und er nickte
freundlich. Dann kam der Mann und alle die Alten und
Jungen ſtanden auf. Der Huſar war verlegen, weil er
nicht wußte, was man von ihm wollte; aber er hielt den
Blick des alten Herrn in der Generalsuniform feſt aus und
ſah ihm gerade ins Angeſicht. „Mein lieber W.,” ſagte
der General mit etwas zitteriger Stimme, „Seine
Maje=
ſtät der Kaiſer und König hat beſchloſſen, Ihnen für
tap=
feres Verhalten vor dem Feinde das Eiferne Kreuz zu
verleihen. Es freut mich, daß Sie ihm ſo treu gedient
haben, und daß ich Ihnen dieſe Auszeichnung überreichen
darf. Hoffentlich werden Sie noch viele Nachfolger haben!“
Dann klopfte der General dem Mann, einem Schloſſer aus
dem Königreich Sachſen, väterlich auf die Schulter und
heftete ihm das Eiſerne Kreuz in das Knopfloch. Nun
war auch der Schloſſer bewegt, drückte kräftig die ihm
dar=
gebotene Hand und ſagte ſchlicht: „Ich danke vielmals,
Herr General!” — Und dann gratulierten ſie ihm alle und
die, die das Ehrenzeichen ſchon beſaßen, ganz beſonders
herzlich. Auch ich durfte ihm die Hand drücken und dann
konnte er nicht ſchnell genug zur Türe hinaus, um mit ſich
und ſeinen Empfindungen allein zu ſein.
Ich erfuhr bei dieſer Gelegenheit, daß der Huſar eines
Tages als Radfahrer eine Meldung überbracht und dann
bis abends nichts mehr zu tun hatte. Da ſah er, wie ein
Regiment ins Feuer kam, und bot ſich mit ſeinem Rade
als Befehlsholer an. Im ärgſten Feuer war er dann hin
und her gefahren und hatte ſchließlich im Eifer ſelbſt ein
Gewehr ergriffen und den Bajonettangriff auf die
feind=
liche Stellung mitgemacht. Am Abend ſagte er auf die
Frage, wo er geweſen war, er habe „Ueberſtunden”
ge=
macht.
Ja, und dann gab’s Abendbrot. Irgendwo im Dorfe
hatte man unter Schutt und Trümmern vor wenigen
Ta=
gen, als König Friedrich Auguſt dort geweſen war und
die Parade über ſeine Sachſen abgenommen hatte, einen
alten Großvaterſtuhl als Königsſitz aufgetrieben und ich
mußte auch auf ihm Platz nehmen. Die beſſere
Kon=
ſervenbüchſe wurde aufgemacht und gerade, als wir den
erſten Schluck Wein trinken wollten, ballerte es draußen
mit einem Male kräftig los. Der Hauptmann horchte
einen Augenblick hinaus, dann ſagte er: „Das iſt nicht bei
uns und auch nicht drüben. Das ſind unſere Geſchütze in
Nummer 319.
Darmſtätder Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.
Seite 3.
tem Straßenkampf von den Deutſchen genommen worden
war. Er ſtieß plötzlich bei Tarnow auf die
Kavallerie=
ſpitze der Deutſchen. Er verſuchte umzukehren, wurde
jedoch von einer Abteilung Dragoner eingeholt und
feſt=
genommen. Der Gouverneur ſetzte ſich nicht zur Wehr.
Er ließ ſich ruhig in Begleitung eines Leutnants und
eines Dragonergefreiten nach Deutſchland
abtransportie=
ren. Er kam abends in Gneſen an, wo er auf Anordnung
des Platzkommandanten im beſten Hotel untergebracht
wurde. Er wollte niemanden ſehen, da er nicht in der
Stimmung ſei und ſeine Nerven durch das plötzliche
Er=
eignis abgeſpannt ſeien. Der Chauffeur, ein Pole,
er=
zählte, daß in Warſchau große Angſt vor den Deutſchen,
zumal vor den Luftbomben herrſche. Letztere hätten
gro=
ßen Schaden angerichtet. Die Stadt ſei bereits von
ruſſi=
ſchem Militär geräumt geweſen. Der Chauffeur, der
Zi=
viliſt iſt, blieb vorläufig auf freiem Fuß, während der
Gouverneur und ſein Adjutant durch Doppelpoſten mit
Bajonetten vor der Zimmertür bewacht werden. Am
Dienstag früh ſollte der Weitertransport erfolgen.
Das Vertuſchungsſyſtem der franzöſiſchen
Regierung.
* Berlin, 17. Nov. Der bisherige türkiſche
Bot=
ſchafter in Paris, Rifaat Paſcha, der in
Konſtan=
tinopel eingetroffen iſt, erzählt, der Voſſiſchen Zeitung
zufolge, als er von Bordeaux in der Schweiz angelangt
ſei und dort die ſchweizeriſchen Blätter geleſen habe, habe
er zu träumen geglaubt, ſo vollkommen ſeien er und die
geſamte Diplomatie in Bordeaur
irrege=
führt werden. Dort ſei alle Welt überzeugt, daß die
deutſche und öſterreichiſch=ungariſche Armee von den
Ruſ=
ſen vernichtet ſeien und die Deutſchen längſt den
Boden Frankreichs wieder geräumt hätten. Es werde eine
ſo ſtrenge Depeſchen= und Briefzenſur geübt,
daß Privatmeldungen über die Vorgänge nicht
durchdrän=
gen. Rifaat Paſcha bedurfte einiger Zeit, ehe er ſich in
der wahren Lage zurechtfand und begriff, daß die
Diplo=
matie in Bordeaux mit der Bevölkerung über den
wirk=
lichen Stand der Dinge getäuſcht wurde. (Köln. Ztg.)
Kitcheners „neue Armee‟.
* Ueber die engliſchen Bemühungen, eine neue
Feldarmee zuſammenzubringen, macht Karl
Pe=
ters im Tag aus eigener Anſchauung Mitteilungen.
Er erinnert daran, daß Kitchener Ende Auguſt eine
Mil=
lion Mann im Parlament verlangte, und daß dies
zu=
ſtimmte. Dann begann die Werbung. Peters meint,
es ſei ſehr ſchwer, feſtzuſtellen, wieviel neue Soldaten
Kitchener auf dieſe Weiſe bekommen hätte. Er gab beim
Lord=Mayor=Bankett 1250000 ausgebildeter Soldaten
an, Asquith nannte im Parlament 1087000 Mann
Peters berichtet, daß die angeworbenen Rekruten mit
der Löhnung von 3 Schilling täglich unzufrieden
wa=
ren. Er ſagt weiter:
Wir haben dieſe neue Armee Kitcheners in
Lon=
don häufig geſehen, junge Bürſchlein, welche kaum
ihre Gewehre ſchleppen konnten. Große Begeiſterung war
nicht im Publikum, wenn das Heer vorbeimarſchierte.
An Stelle des Hurras aus der Menge ſchrien die
Solda=
ten ſelbſt Hurra. Lord Kitchener verſucht auf alle
mög=
liche Weiſe, Rekruten zu bekommen. So erging z. B.
ſchon im September ein Wink vom Kriegsminiſterium an
alke Gerichtshöfe des Landes, mindern Verbrechern die
Chance zu geben, anſtatt ins Zuchthaus ins Heer
einzu=
treten. Inzwiſchen droht uns Lord Kitchener, 1 250000
Engländer harrten des Winkes, um kriegsbereit auf den
Kontinent hinüberzuſetzen gegen uns. Ich denke, das
deutſche Volk wird auch dieſer Drohung gegenüber ſeinem
alten Motto treubleiben: „Bange machen gilt
nicht!‟ Die 1250000 Mann, von denen Kitchener
ſprach, exiſtieren augenſcheinlich nur in ſeiner Phantaſie.
Aber auch eine Armee von einer Million Mann kann
man nicht aus der Erde ſtampfen. Dazu gehört in erſter
Linie eine geſchichtliche Ueberlieferung, vor allem aber
ein durchgebildetes Offizier= und Unteroffizierkorps.
Daran fehlt es in England ganz. Es müßten denn die
Poloreiter vom Ranelagh=Klub oder die Golfſpieler von
Kew Gardens als ſolche gelten. Wieviele von dieſen
noch am Leben ſind, weiß ich nicht. Jedenfalls ſind ſie
keine Offiziere oder Unteroffiziere nach deutſchem Vorbild.
Das Leben in Paris.
* Zürich, 17. Nov. Einem Pariſer Brief
entnimmt die Neue Züricher Ztg. folgende Schilderung:
Was uns in den Straßen zuerſt etwas verblüfft, iſt die
Ruhe. Kein Automobil oder Pferdeomnibus, die alle im
Felde ſtehen, iſt zu ſehen; nur wenige Straßenbahnen
ſind im Betrieb. Eilig hat es gegenwärtig niemand. Die
Geſchäfte ſtehen wie träumend. Viele von ihnen ſind
nur offen, um zu zeigen, daß man hier ſei und nicht beim
Nahen des Feindes geflüchtet iſt. Es war dies eine
Vor=
ſchrift und Maßregel, die man der Regierung im
gehei=
men etwas nachträgt. Die meiſten großen Modehäuſer
ſind wieder geöffnet, meiſtens jedoch nur einige Stunden.
Aber die ſeltenen Kunden werden hier viel ſtrenger nach
Name und Art gefragt als an der Landesgrenze. Man
will nicht, daß unter falſcher Freundesflagge Erzeugniſſe
der Pariſer Modegeiſter in das Ausland gelangen. Es
wird faſt nicht gearbeitet. Die beſſergeſtellten
Arbeits=
kräfte ſind entlaſſen, und es gibt meiſt nur Arbeiterinnen.
Der Kriegsbeitrag beläuft ſich auf 30 Fr. monatlich.
Sämt=
liche Theater ſind geſchloſſen. Um 8 Uhr müſſen die
Kaffeehäuſer, um halb 10 Uhr die Reſtaurants ſchließen.
Für Inlandstelegramme muß man eine Legitimation
vorweiſen, für Auslandstelegramme einen
Bewilligungs=
ſtempel des Polizeikommiſſars. In letzter Zeit ſind wenige
Verwundete in Paris eingetroffen, um die Stimmung
nicht zu verdüſtern. Kein Menſch ſchreit wie vor 45
Jah=
ren: „A Berlin!‟ Ein unerſchütterliches Vertrauen
herrſcht auf ein günſtiges Endreſultat. Alles blickt auf
den General Joffre und ſeinen Stab, die Generäle
Caſtel=
nau, Pau und Gallieni.
Der Aufſtand in Südafrika.
* Rotterdam, 17. Nov. Den Meldungen des
Reuter=Büros von den fortwährenden Erfolgen der
Re=
gierungstruppen gegen die Aufſtändiſchen wird hier kein
Glauben geſchenkt, weil man Nachrichten darüber hat,
daß der Aufruhr nunmehr nicht nur den ganzen
Oranje=
freiſtaat, ſondern auch bereits den Süden
Trans=
vaals erfaßt hat und ſich am Samstag ſtarke
Abteilun=
gen berittener Buren zwiſchen Philippstown und
Colers=
berg gezeigt haben. Zu größeren Kämpfen iſt es bisher
nicht gekommen, da General Dewet, der den Befehl führt,
äußerſt vorſichtig operiert und bemüht iſt, durch ſtetes
Ausweichen und Wiederauftauchen die gegen die Buren
aufgebotenen Kräfte zu ermüden und zu verwirren. Die
Berichte, die von Erfolgen der Engländer melden, ſtellen
ſich durchweg als Uebertreibungen dar. Es
han=
delt ſich dabei in der Regel um Vorpoſtengefechte, wobei
ja zumeiſt einige Gefangene gemacht werden. Wie ernſt
die Lage in Kapſtadt beurteilt wird, geht daraus hervor,
daß in der dortigen Preſſe bereits die Möglichkeit erörtert
wird, die geſamten Truppen im Süden der Kapkolonie
zuſammenziehen, um bis zum Eintreffen der nötigen
Ver=
ſtärkungen die Tafelbai für das Mutterland zu erhalten.
* Berlin, 18. Nov. Nach dem Bericht eines
engli=
ſchen Blattes ſoll General Dewet den General Hertzog
gefangen genommen haben, weil dieſer ihn zur
Unter=
werfung unter die Regierung zu überreden verſucht habe.
Die Politik Italiens.
* Turin, 17. Nov. Der römiſche Mitarbeiter der Gaz.
del Popolo berichtet aus vorzüglicher Quelle: Die
ita=
lieniſche Politik iſt nach wie vor nicht aggreſſiv,
ſondern in der Defenſive und bereit zum Eingreifen, falls
die italieniſche Bevölkerung außerhalb der Landesgrenzen
in Gefahr iſt, von den anderen Staaten abſorbiert zu
werden. Es iſt zurzeit völlig unrichtig, daß Sonnino
be=
reit ſein ſoll, italieniſche Trupen zur Unterſtützung
Eng=
lands nach Aegypten zu führen. Italien beabſichtige nur,
ſeine durch die türkiſche Agitation bedrohte Kolonie
Li=
byen zu ſchützen!
* Köln, 17. Nov. Die Kölniſche Volkszeitung
mel=
det aus Rom: Papſt Benedikt erklärte dem Leiter
einer katholiſchen Florentiner Zeitung: Die italieniſchen
Katholiken ſollten um jeden Preis das
Neutralitäts=
prinzip im gegenwärtigen Weltkrieg aufrecht erhalten.
Er bitte Gott, daß er die gegenwärtigen ſchmerzlichen
Tage abkürze. Alle Katholiken ſollten ſich mit ihm
ver=
einigen in dem Wunſche, nach Möglichkeit dahin zu
wir=
ken, daß den kriegführenden Mächten der Friede bald
wie=
der gegeben werde. Keine italieniſche Zeitung, kein
wah=
rer Katholik Italiens ſollte irgendwelche Beſtrebungen
zeigen, den Krieg gegen die eine oder andere Nation zu
befürworten, um ſo dem Heiligen Stuhl und der
Staats=
gewalt in der gegenwärtigen Stunde Verlegenheit zu
bereiten.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 19. November.
* Ordensverleihung. Ihre Königl. Hoheit die
Großherzogin haben dem Bahnwärter in
der Heſſiſch=Preußiſchen Eiſenbahngemeinſchaft Georg
Nöſinger zu Klein=Gerau aus Anlaß ſeiner Verſetzung
in den Ruheſtand das Allgemeine Ehrenzeichen mit der
Inſchrift „Für treue Dienſte” verliehen.
* Uebertragen wurde der Schulamtsaſpirantin
Maria Gruber aus Münſter, Kreis Dieburg, eine
Lehrerinſtelle an der Volksſchule zu Weiſenau, Kreis
Mainz.
* Ernannt wurde der Gefangenaufſeher i. P.
Chriſtian Schunk in Butzbach zum Gefangenaufſeher
an der Zellenſtrafanſtalt Butzbach.
* Militärdienſtnachrichten. Befördert: Zu Leutnants
der Reſerve die Vizewachtmeiſter Duvinage (Mainz)
des Jäg.=Regts. zu Pferde Nr. 3, Schmitt (Mainz), bei
der 2. Mun.=Kol.=Abt, des 21. A.=K.; zu Leutnants der
Landw.=Inf. 1. Aufgebots die Vizefeldwebel Schmalz,
tabenau, Griesbauer (Gießen); zum Hauptmann:
Pfeiffer, Oblt. d. Landw. a. D. (I Darmſtadt), zuletzt
n der Landw.=Inf. 1. Aufgebots, jetzt im Reſ.=Inf. Nr. 88.
Emich Ernſt Erbprinz zu Leiningen als Leutnant,
vorläufig ohne Patent, im Leib=Drag.=Regt. Nr. 24
an=
geſtellt. Befördert: Finke, Vizewachtmeiſter (I
Bre=
men), zum Leutnant d. Reſ. des Garde=Drag.=Regts.
Nr. 23.
Ritter des Eiſernen Kreuzes. Leutnant Schlich
beim 23. Reſ.=Art.=Regt. erhielt das Eiſerne Kreuz: Lt
Schlich iſt ein Sohn des Großh. Forſtmeiſters Schlich
zu Höchſt i. O.; er war früher Schüler der hieſigen
Ober=
realſchule. — Für ſein mutiges Verhalten im Felde und
ſein energiſches Vorgehen bei der Verproviantierung
ſei=
ter Truppe, wurde dem Feldzahlmeiſter Karl
Schoe=
ler aus Darmſtadt beim Infanterieregiment 115, 3.
Ba=
taillon, das Eiſerne Kreuz verliehen; das Eiſerne Kreuz
erhielt ferner Rittmeiſter und Kommandeur der Reſ.=
Mun.=Kol.=Abteilung G. Diefenbach.
Generalmajor Graf v. Zech auf Neuhofen, der ſeinen
Wohnſitz ſeit 2 Jahren in Darmſtadt hat, erhielt jetzt als
Führer einer bayeriſchen Brigade das Eiſerne Kreuz
1. Klaſſe, nachdem er bereits vor einiger Zeit das Eiſerne
kreuz 2. Klaſſe erhalten hat.
Das Stellvertretende Generalkommando des 18.
Ar=
meekorps veröffentlicht die dritte Liſte über die
Verleihung des Eiſernen Kreuzes beim 18.
einem anderen Abſchnitt!” — Und ſchon ruft er an, was
denn los ſei.
Aber da wird auch ſein Anſchluß ſchon verlangt und
ich ſehe, wie ſich ſein Geſicht förmlich verklärt, wie ſeine
Augen zu leuchten beginnen und wie es ihn drängt, uns
die Nachricht weiterſagen zu können. Es iſt die Meldung
vom
Seeſieg bei Chile.
Sie trifft hier mit dem Zuſatze: „Ein Hurra unſern
wacke=
ren blauen Jungen. Wilhelm, I. R.!” ein und löſt einen
Jubel in dem kleinen Raume aus, der ſelbſt das Donnern
der Geſchütze da draußen einen Augenblick übertönt.
Dann geht die Meldung natürlich weiter in die
Schützen=
gräben draußen, und wenige Minuten ſpäter kommt die
Meldung zurück: „Die Truppen traten an und brachten
nach Verleſung der Meldung ein dreifaches Hurra auf den
oberſten Kriegsherrn aus. Darauf ſangen ſie unter
Muſik=
begleitung „Deutſchland, Deutſchland über alles!“ — „Ach,
ſollen wir nicht auch Salut ſchießen,” bat der Hauptmann.
— Aber der General winkte ab. „Wir dürfen nicht
Mu=
nition verſchwenden!” — Bald darnach kam ein junger
Offizier aus den Schützengräben und erzählte, daß man
„drüb” ganz verdutzt geweſen ſei, und daß man ihnen die
Meldung auf franzöſiſch zugerufen habe. Da habe dann
ein heftiges Schießen eingeſetzt.
„Hören Sie mal, was iſt denn da oben los,” ſagt der
General und zeigt an die Decke. Und richtig, da ſcheint’s
ja recht luſtig zu ſein! Man hört eine Mundharmonika
und jemand ſingt das ſchöne Lied:
„Es war in Schöneberg!
„Ach,” ſagt der Hauptmann, „ich weiß ſchon. Das iſt die
„Familie‟! Wollen Sie ein wenig mit nach oben
kom=
men!” ruft er mir dann zu. „Aber natürlich, Herr
Haupt=
mann, hier iſt alles neu und intereſſant für mich.” Und
wir klettern eine ſchmale, dürftige Holzſtiege nach oben.
Hier gibt’s nur zwei Zimmer. „In dem da ſchlafen wir
heute Nacht,” ſagt der Hauptmann. „Und das iſt die
Bri=
gadeſchreiberei!“ — Wir ſtehen vor einem Raume, in dem
fünf bärtige Landſturmleute ſitzen. Aber noch etwas iſt
da Auf dem Schoß des einen am Tiſche, der eben bei
unſerem Erſcheinen mit dem Geſange aufhört, ſitzt ein
reizendes kleines Mädelchen von 8 Jahren, das mich
leb=
haft an ein anderes erinnert. Es tut ſehr geſchämig und
verbirgt ſeinen Kopf ſchließlich an der breiten Bruſt des
Freundes.
Der Hauptmann, dem auch Erinnerungen
überkom=
men, erzählt mir, daß eine einzige Familie von dreizehn
Perſonen im Dorfe zurückgeblieben ſei, als wir einrückten
und daß ſie von den Unſeren ihres anſtändigen Weſens
und ihrer Hilfsbereitſchaft wegen mit durchgefüttert werde.
Die Kleine aber hatte ſich bei den Leuten eingefunden und
jammerte nach ihren Eltern, worauf ſich unſere Leute
be=
reit erklärten, Elternſtelle an ihr zu vertreten. Da iſt nun
der eine der Papa, der andere die Mama, der dritte der
gute Onkel und ſo fort, und jeder wacht eiferſüchtig
da=
rüber, daß ſeine Rechte von dem anderen reſpektiert
wer=
den. Denn ſie haben alle daheim auch Kinder und hoffen,
daß denen auch nichts abgeht an Liebe und Pflege.
Wir klettern dann noch ganz oben hinauf, wo auf
dem Heuboden die Telephoniſten ſitzen und als
waſch=
echte Altenburger einen fröhlichen Mannerſkat ſpielen, bis
ſie zur Ablöſung gerufen werden. Denn auch hier geht der
Telephondienſt die ganze Nacht durch, und der iſt hier im
Stabsquartier, wo alle Befehle, Nachrichten u. dgl.
zu=
erſt einlaufen, doppelt ſchwer und doppelt wichtig.
Es war ſchon bald Mitternacht, als wir noch einen
Augenblick auf den Platz vor dem Hotel hinaustraten, der
zugleich der Marktplatz des Dorfes iſt. Der Nebel war
verſchwunden und der Mond grüßte von der Anhöhe her,
über die ich im Wolkenmeer des Tages gewandert war.
Seltſame Bilder malten die Schatten der zertrümmerten
Hauswände auf den Boden, und ab und zu gleißte ein
Katzenaugenpaar zwiſchen den Ruinen hervor. Einſam
ſtand der Poſten und zeigte nach dem Wald auf der Höhe
wo ab und zu eine Granate krachend einſchlug. Sie
ver=
muten drüben irrtümlich unſere ſchwere Artillerie an
die=
ſer Stelle und hoffen, in der Nacht bei einem etwaigen
Stellungswechſel den Unſern Schaden zuzufügen. Dann
zeigte er mir ein großes Loch im Boden. „Hier haben
ſie vor drei Tagen hergeſchoſſen, glücklicherweiſe war
nie=
mand auf dem Platze!”
Mich fröſtelte, und ſo gingen wir hinauf, der
Haupt=
mann, der junge Leutnant und ich. Wir krochen in das
kleine Zimmer, wo mir eine Ordonnanz einen Strohſack
möglichſt einladend ausgebreitet und ſogar ein friſches
Bettuch darüber gelegt hatte. Auch mußte ich die als
Kopfkiſſen dienende Strohrolle übernehmen, die der Herr
Hauptmann anſonſten unter ſein müdes Haupt zu ſchieben
pflegt, und nachdem die Ordonnanz noch das Telephon an
unſer Nachtlager geleitet hatte, legten wir uns in den
Kleidern nieder. Vorher trat der Hauptmann noch einen
Augenblick ans Fenſter, neſtelte an ſeiner Uniform und
ſtarrte dann in den Mondſchein hinaus, bis ihm der Leut
nant zurief, er ſolle doch das Licht löſchen, das Petroleum
ſei heute teurer wie Kaviar. — Da führte der Aeltere
ſchnell etwas an die Lippen und packte ſich dann in ſeinen
Schlafſack ein.
Sie ſchliefen beide ſchon lange, als ich noch immer die
Ereigniſſe des Tages in meiner Erinnerung vorbeiziehen
ließ und mich in die Seelen all derer zu verſetzen ſuchte,
die jetzt mit mir in dieſem engen Hauſe ſchliefen oder
wachten. Das Hui der Gewehrſchüſſe und das Platzen der
Granaten ſtörte keinen, ſo wie der Anwohner des Niagara
den Fall nicht mehr brauſen hört und den Müller das
Klappern der Mühle nicht ſtört. Aber ich hatte
ſonder=
bare Eindrücke, und ſeltſame Stimmungen löſte dieſe
Nacht an der Pforte der Ewigkeit in mir aus. Allein —
es gibt Dinge, die män nach Schopenhauer nur denken
ſoll, weil, ſobald unſer Denken darüber Worte gefunden
hat, es ſchon nicht mehr innig, noch im tiefſten Grunde
ernſt iſt. Wo es anfängt, für andere da zu ſein, hört es
auf, in uns zu leben. Und ich wünſchte doch, daß dieſe
Stunden mir allezeit lebendig bleiben!
Mein Nachbar ſeufzte im Schlaf und wandte ſich mir
zu. Im Mondlicht, das durch ein zerbrochenes Fenſter
auf ſein Geſicht fällt, ſehe ich eine tiefe Falte auf ſeinem
noch jungen Geſicht. Er wird einen ſchweren Traum
haben. Die Uniform iſt offen geblieben und ich ſehe, daß
er neben der Erkennungsmarke noch einen alten
Georgs=
taler um den Hals trägt. Und noch etwas, was mir ſein
Geſicht beim Anblick des kleinen Mädchens vorhin erklärt
und das Verhaltene und Herzliche in ſeinem Weſen, wenn
wir von daheim ſprachen. Es iſt ein goldenes Medaillon
mit dem Bilde einer ſchönen Frau und eines niedlichen
blonden Kindes. Irgendwo im fernen Dresden liegt die
Kleine und träumt vom Vater hier draußen auf dem
arm=
ſeligen Strohſack, und ich denke, daß in dieſer Nacht keine
Granate kommen wird. — Nicht ſo ſehr meinetwegen.
Gegen 4 Uhr klingt leiſe das Telephon. Mein
Haupt=
mann fährt verſchlafen empor, gibt einen kurzen Befehl,
und dann ſchlafen wir beide bis zum Morgengrauen
traumlos durch. Unten ſtöhnt ſchon das Automobil, das
den jungen Leutnant und den Offizierſtellvertreter aus
dem Schützengraben mit mir zum Großen Hauptquartier
bringen ſoll. Der liebenswürdige General hat es ſich nicht
nehmen laſſen, durch ſeine Ordonnanz auch noch den
Morgenkaffee für mich bereiten zu laſſen, und ſo wird es
mir ſchließlich ganz ſchwer ums Herz, als ich ſcheidend
die Hände all denen entgegenſtrecken muß, die mir zu
dieſem unvergleichlichen Tage verholfen haben. Wir
wünſchen uns alle ein fröhliches Wiederſehen; aber nicht
in den Schützengräben vor Reims, ſondern in Paris!
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.
Nummer 319.
Reſervekorps. Es erhielten das Eiſerne Kreuz 2. Klaſſe:
Vom Generalkommando des 18. Reſervekorps:
Oberleut=
nant d. Reſ. Reiß (Train=Abteilung 18); Oberarzt Dr.
Remertz (F.=R. 61). Von der Reſ.=San.=Komp. 17: Lt.
Gallo (Train=Batl. 18). Von dem Reſ.=Inf.=Regt. 116
Stabsarzt d. L. I Dr. Kypke=Burchardti; Oberarzt d. Reſ.
Dr. Buſch; Aſſiſtenz=Arzt d. Reſ. Dr. Lindig; Feld=
Unter=
arzt Buchacker; Oberlt. d. L. Sprengel; die Lt. d. Reſ.
Eckhardt, Huhn, Trümper und Ochs: Wehrmann Schliebe;
die Vizef. Schott und Kunze (1. K.); U.=O. Ackermann;
Wehrmann Korb; Vizef. d. Reſ. Müller II.; die Reſ.
Fr. Schneider und Karl Guſtav Schneider (2. K.); die
Vizef. d. Reſ. Schürmann und Sieger, und U.=O.
Langs=
dorf (3. K.); Wehrmann Steige; Vizef. d. Reſ. Anton;
die Reſ. Hedtler und Kälpe (4. K.); Reſ. Lotz (M.=G.=K.);
Vizef. d. Reſ. Gundrum; U.=O. d. Reſ. Walter und Gefr.
Heinr. Lang (6. K.); Reſ. Karl Walter, Gefr. d. Reſ. Fey;
die Wehrmänner Klingemeier und Adelmann, Gefr.
Ni=
colai, ſowie die Vizef. d. L. Blumers und Gräber (7. K.);
Wehrm. Fölſing (8. K.); Feldw Zögner, Gefr. Wilh.
Schmidt und Wehrm. Wilh. Scheid (6. K.). Vom Reſ.=
Feld.=Art.=Regt. 25; die Oberlt. d. Reſ. Werner (F.=Art.=
61) und Trümpert; die Lt. d. Reſ. Reyß, Stollenwerk und
Soltau (F.=Art.=R. 25), ſowie Bremer (F.=A.=R. 63);
Stabsvet. Wender (Mil.=Lehrſchm.=Ffm.);
Obermuſik=
meiſter Mickley; die Wachtmeiſter Hinze (3 B.) und Lorz
(6. B.); Vizewachtmeiſter Geibel (6 B.), die Kan. Bauer
und Gökriſch (2. B.); Gefr. Conrad (3. B.) und Kanonier
Schulmeyer. Von der Reſ.=San.=Komp. 18: Stabs= und
Chefarzt Dr. Servé (2. Füſ.=R. 80); Vizef. Sudheimer
und Oberarzt d. Reſ. Dr. Voltz; Oberlt. d. L. Janus
(Kav. a. D., ½ ſchw. Feld=Haubitz.=Batl. Reſ.)
* Die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille erhielt
Regie=
rungsbaumeiſter Ernſt Morneweg, Leutnant der
Re=
ſerve des Großherzoglichen Artilleriekorps, 1. Großh. Heſſ.
Feldart.=Regt. Nr. 25.
C. Kirchliche Dienſtnachrichten. Herr Kaplan
Mer=
tens von der hieſigen St. Eliſabethpfarrei wurde zum
Pfarrverwalter in Nieder=Ingelheim ernannt und iſt
be=
reits dorthin übergeſiedelt. Der dortige Pfarrer und
Dekan Waller trat in den Ruheſtand.
— Großh. Hoftheater. Heute wird zum erſten
Male der ganze erſte Teil der „Fauſt”=Tragödie an einem
Abend, und zwar in der Neuausſtattung des vorigen
Jah=
res, gegeben. Beginn der Vorſtellung 6½ Uhr. Am
Dienstag, 24, wird „Fauſt”, 2. Teil, gegeben. Für beide
Abende iſt ein Extra=Abonnement aufgelegt. Der
Ver=
kauf hierfür findet täglich an der Tageskaſſe des
Hof=
theaters ſtatt. Freitag geht zum erſten Male bei kleinen
Preiſen „Der Zigeunerbaron” in Szene (D 11). Am
Sonntag wird nach längerer Pauſe wieder „Mignon” in
den Spielplan aufgenommen. Die nächſte Novität im
Schauſpiel iſt das fröhliche Spiel „Als ich noch im
Flü=
gelkleide” von Kehm und Frehſee, das an den meiſten
deutſchen Bühnen mit außerordentlich ſtarkem und
dauern=
dem Erfolg gegeben wird. — Beginn des zweiten
Viertels des Abonnements. In der nächſten und
übernächſten Woche beginnt für die einzelnen Serien das
zweite Viertel. Es iſt allen Theaterbeſuchern Gelegenheit
gegeben, mit Beginn des zweiten Viertels in das
Abonne=
ment einzutreten. Die Hoftheater=Hauptkaſſe nimmt
dies=
bezügliche Anmeldungen täglich entgegen.
* Im Silberkranz. Sonntag, den 22. ds. Mts., feiern
das Feſt ihrer Silbernen Hochzeit Georg Eckel und Frau
geb. Rebſcher, Wingertsgäßchen Nr. 10.
* Darmſtädter Künſtler auswärts. Herr
Kammer=
ſänger Stephani hat kürzlich in dem 2.
Kammermuſik=
konzert (Schubert=Abend) im Leipziger Gewandhaus
mitgewirkt. Die Leipziger N. Nachrichten ſchreiben
darüber: Der ungekürzte Vortrag der „Winterreiſe” (13
Geſänge) bleibt ein Experiment, deſſen großen Gefahren,
ihrer gleichmäßigen und ſchwer zerriſſenen Moll=
Stim=
mungen wohl nur einer ſeeliſch gewachſen wäre: Ludwig
Wüllner. Kammerſänger Alfred Stephani iſt ganz und
gar keine moderne Fauſt=, Hölderlin= oder
Prometheus=
natur, in deren Auslegung der Zyklus zum furchtbarſten
inneren Erlebnis würde. Aber er iſt ein ausgezeichneter,
vornehmer und ungemein intelligenter Sänger von
pracht=
vollem Stimmaterial, ein Franz Steiner des Baſſes,
ein bedeutender Künſtler, der die Gegenſätze zwiſchen
töd=
lich ſtarrer Ruhe, heftigem Schmerzensausbruch und
ſü=
ßer Erinnerung mit dramatiſcher Schärfe und plaſtiſcher
Anſchaulichkeit bewußt herausarbeitet. Was darüber
hinausgeht, die von Stufe zu Stufe qualvoll reſignierende
Tragik des an unglücklicher Liebe Zerbrechenden,
inner=
lich überzeugend zu geben, bleibt eine Aufgabe, deren
Forderung an ſeeliſcher Spannkraft und Konzentration
Uebermenſchliches auch vom Hörer verlangt. An der
tie=
fen Wirkung ſeiner gefühlsmäßig wunderbar ſchönen und
echten Leiſtung hatte Profeſſor Karl Straube
bedeuten=
den Anteil. Das kleine „Geſamtkunſtwerk” dieſes
Seelen=
dramas, hier ward es Ereignis.
* Weihnachtsgabe für unſere Truppen. Ebenſo
wie andere Städte (Dresden, Nürnberg uſw.) will auch
die Stadt Darmſtadt das Feſt der Liebe benutzen, um
den heſſiſchen Truppen einen neuen Beweis ihrer
Dank=
barkeit zu geben. Zu dieſem Zwecke hat die
Stadt=
verordneten=Verſammlung einen größeren
Betrag zur Verfügung geſtellt, der aber nicht
ſo hoch bemeſſen werden konnte, daß damit all der
Tauſende gedacht werden kann. Deshalb rechnet die
Stadtverwaltung auf die Opferfreudigkeit der
Ein=
wohner und iſt überzeugt, daß viele gern eine Beiſteuer
zu dieſer Weihnachtsſendung liefern. Da das Rote
Kreuz in liebenswürdiger Weiſe übernommen hat, die
Weihnachtsgaben mit beſonderen Zügen und daran
an=
ſchließenden Automobilfahrten direkt an die Truppen
gelangen zu laſſen, ſo werden die für die Truppen
be=
ſtimmten Gaben auch pünktlich und ſicher an Ort und
Stelle gelangen. Um nun die Friſt der Auflieferung
einzuhalten und den Einwohnern die Auflieferung
ſelbſt möglichſt zu erleichtern, werden in den Tagen
vom 23. bis 28. November Militärfuhrwerke durch die
Straßen fahren und Sammler und
Samm=
lerinnen der „Jugendhilfe” in den
Woh=
nungen nachfragen, ob ſie Pakete oder Gaben
mitnehmen ſollen. Dieſe Sammler nehmen nicht nur
die Pakete an, welche, ohne an einen beſtimmten
Em=
pfänger gerichtet zu ſein, für diejenigen unſerer Krieger
beſtimmt ſind, die keine Angehörigen haben oder für die
keine Weihnachtspakete bei ihrem Regiment eingehen,
ſondern auch die perſönlichen Pakete, das heißt
die=
jenigen, welche an eine beſtimmte Adreſſe gerichtet ſind.
Außerdem ſind ſie angewieſen, einzelne Gegenſtände und
Geldbeiträge zur Beſchaffung von Liebesgaben
anzu=
nehmen, deren Verpackung die „Frauenhilfe”
über=
nommen hat. Während die Zuſammenſtellung der
per=
ſönlichen Pakete ſelbſtverſtändlich Sache der Spender iſt,
können für die unperſönlichen Pakete nur
unge=
brauchte Gegenſtände in Betracht kommen.
Liebesgaben. Die von der Stadt Darmſtadt ins
Auge gefaßte Abſendung von Liebesgaben für die
Darm=
ſtädter Truppenteile im Feld hat bei der Bürgerſchaft
ſo=
fort große Sympathie gefunden. Außer einer Partie
Paketen mit Zigarren, Wollſachen uſw. ſind auch ſchon
namhafte Geldſpenden abgeliefert worden. Der Vol
ks=
bildungsverein Jugenheim hat einen ganz
an=
ſehnlichen Betrag aus dem Erlös eines Vortrages des
Herrn Stadtverordneten Dr.=Ing. Heyd aus
Darmſtadt abgeliefert. Auch der Inhaber des Kinos
„Olympia” hat eine ganze Tageseinnahme für dieſen
ſchönen Zweck zur Verfügung geſtellt.
D Poſtaliſches. Telegramme und telegraphiſche
Poſt=
anweiſungen dürfen weder von Kriegsgefangenen
noch an ſolche abgeſandt werden. — Das
Umrechnungs=
verhältnis für Poſtanweiſungen aus Dänemark nach
Deutſchland iſt von der däniſchen Poſtverwaltung auf
100 Mk. — 86 Kronen feſtgeſetzt worden.
* Kriegskrippe im Hoftheater. Der Vorſtand der
Kriegskrippe im Großh. Hoftheater hielt am Dienstag
bend im Gemeindehaus der Martinsgemeinde unter
Vorſitz des Herrn Pfarrers D. Waitz eine
Beſpre=
chung über die bisherigen Leiſtungen und
demnächſtigen Aufgaben des aus der Art der
Kriegszeit erwachſenen Liebeswerks. Daß dasſelbe
not=
wendig war, bewies die von Anbeginn gute Beſetzung aus
Kindern, deren Mutter einem regelmäßigen Verdienſt
nach=
gehen konnte. Die ſorgſame und gewiſſenhafte Arbeit der
zwei Schweſtern des Eleonorenheims und freiwilligen
Hel=
ferinnen wurde vom Vorſitzenden dankbar anerkannt und
hat in dem ſichtlichen Gedeihen der Kleinen ihren
geſeg=
neten Erfolg. Die nicht unerheblichen Koſten konnten
durch unentgeltliche Ueberlaſſung geeigneter Räume im
Großh. Hoftheater, durch einen regelmäßigen Zuſchuß der
Stadt, ſowie durch freiwillige Spenden beſtritten werden,
wofür der Vorſitzende herzlichen Dank ausſprach. Der
vom Rechner, Herrn Kaufmann Warnecke, erſtattete
Bericht über Einnahmen und Ausgaben ergab ein günſti=
ges Bild. Allgemein war man der Anſicht, das
Liebes=
werk bis zum Ende der Kriegszeit in bisheriger Weiſe
fortzuführen, in der Hoffnung, daß das bisher ſo
viel=
ſeitig betätigte Intereſſe trotz wachſender anderweitiger
Aufgaben nicht erlahme. Für Weihnachten wurde für die
Kleinen eine Beſcherung mit praktiſchen Gaben
be=
ſchloſſen, die hauptſächlich durch die Mithilfe der
Helfe=
rinnen beſtritten wird.
* Das Programm des Vaterländiſchen Feſtabends,
der zur Feier von Großherzogs Geburtstag am
24. November im Feſtſaale der Turngemeinde veranſtaltet
wird, hat zum Mittelpunkt einen Vortrag unſeres
Mu=
ſeumsdirektors, Geheimen Hofrats Dr. Back, über den
„Krieg und die deutſche Kunſt‟ Die muſikaliſche
Umrah=
mung werden vier aktuelle neue Chöre unſeres heimiſchen
Tondichters Arnold Mendelsſohn bilden: „
Deut=
ſches Lied” „Des Königs Artollerey” „Auf der Wacht”
und „Deutſches Matroſenlied” deren Erſtaufführung man
mit größtem Intereſſe entgegenſieht. Sie werden
geſun=
gen von Mitgliedern des Lehrerſängerchors und des
Ge=
ſangvereins Liederzweig und von dem Komponiſten ſelbſt
geleitet werden. — Die Ausgabe der zum Eintritt
be=
rechtigenden Programme des Abends hat in
Ar=
npld Bergſträßers Hofbuchhandlung heute
begon=
nen. Um übergroßen Andrang an der Abendkaſſe zu
ver=
meiden, iſt vorherige Beſchaffung dringend zu empfehlen.
E. Der Vaterländiſche Abend, den der bekannte
Wag=
nerſänger und Heldentenor Ejnar Forchhammer
vom Königl. Theater in Wiesbaden mit ſeiner Gattin,
Frau Nane Forchhammer, am Dienstag im
Darm=
ſtädter Vortragsverband zu Kriegsfürſorgezwecken
veran=
ſtaltet hatte, mußte im überfüllten Fürſtenſaal
ſtattfin=
den, da der Kaiſerſaal bis zum Nachmittag mit ſchleſiſcher
Einquartierung belegt geweſen war. Aber der engere
Raum paßte trefflich zu dem Charakter des Programms,
das in ſeiner Bevorzugung des deutſchen Volksliedes
etwas intim Anheimelndes und zu Herzen Sprechendes
hatte, ſo daß die innere Brücke zwiſchen Künſtlern und
Hörern von Anbeginn hergeſtellt war. Kammerſänger
Forchhammer ſang zunächſt eine Reihe von
Vater=
landsliedern: das Körnerſche „Gebet während der Schlacht”,
Schillers „Friſch auf, Kameraden” und Arndts „Der Gott,
der Eiſen wachſen ließ”; er ſang ſie einfach und wahr,
warm und groß zugleich und mußte immer aufs neue für
den geſpendeten Beifall danken. Später bot er dann
Schumannſche und Loeweſche Stücke, von denen namentlich
des Letzteren urkräftiges „Reiterlied” mit zündendem
Elan herauskam. Frau Nane Forchhammer brachte
ausſchließlich Volkslieder oder ſolche, in denen der
Volks=
ton ſehr glücklich getroffen (von Hildach und Bungert), und
entzückte die Hörer durch den Liebreiz und den Charme
ihres ungemein ſympathiſchen, friſchen Soprans und ihre
feinkultivierte Geſangskunſt nicht minder wie durch die
erzandringende Innigkeit, Natürlichkeit und Schlichtheit
des Ausdrucks, der oft zu Tränen rühren konnte. Zuletzt
vereinigten ſich die beiden Ehegatten zum Vortrag
meh=
rerer Duette, von denen das (zugegebene) „Ständchen”
von Schumann mit ſo vollendeter Grazie vorgetragen
wurde, daß der ſtürmiſche Beifall nochmals eine
Wieder=
holung erzwang. Auf patriotiſche Höhen führte zum
Schluſſe das Publikum Herr Forchhammer (der ſich auch
als Rezitator längſt einen Namen gemacht hat) durch
die von innerſter Ueberzeugung und dramatiſcher Kraft
getragene Deklamation von Freiligraths „Hurra,
Ger=
mania” und er entſprach aufs beſte dem Empfinden aller,
als er ſie aufforderte, vor dem Auseinandergehen
gemein=
ſam „Die Wacht am Rhein” anzuſtimmen, die machtvoll
in die Nacht hinausklang. An dem ungemein tonvollen
Perzina=Flügel (von der Firma Karl Arnold geſtellt)
bewährte ſich Fräulein Marie Schwan von hier
wie=
der als Begleiterin erſten Ranges. Der harmoniſche
Abend dürfte manchem Hörer noch lange in lieber
Er=
innerung bleiben.
* Frauen= und Mädchengruppe der Jugendhilfe. Wie
in einer früheren Notiz bereits mitgeteilt, hat die
Kriegsfürſorge der Frauen= und
Mädchen=
gruppe der Jugendhilfe ſich ſehr umfangreich
geſtaltet. Nicht nur, daß unſere braven Truppen mit
Lie=
besgaben verſehen werden, auch die Feldlazarette wurden
rach beſten Kräften mit Verbandzeug, Lebensmitteln,
war=
mer Wäſche uſw. bedacht. So konnte unter anderem vor
einiger Zeit eine Sendung von 70 Kilogramm durch
per=
ſönliche Vermittelung eines Herrn aus Wiesbaden an das
Die Senuſſi. Die Erhebung der Senuſſi gegen die
engliſche Fremdherrſchaft in Aegypten iſt deshalb von ſo
großer Bedeutung, weil damit die bedeutendſte
Militär=
macht im heutigen Nordafrika der Türkei zu Hilfe kommt.
Wer unter den Beduinen der Wüſte Nordafrikas gelebt
hat, iſt dabei auf Schritt und Tritt mit dieſer
geheimnis=
vollen politiſchen und geiſtigen Macht in Berührung
ge=
kommen, die der Hort des Iſlam bis in die Sahara und
die arabiſche Wüſte hinein iſt. Wie der deutſche
For=
ſchungsreiſende Ewald Falls in ſeinem Werk „Drei Jahre
in der libyſchen Wüſte” berichtet, iſt die Senuſſia eine
mohammedaniſche Brüderſchaft ſtrengſter Obſervanz,
ge=
nannt nach ihrem Gründer Sidi Mohammed ben Ali es=
Senuſſi, einem Algerier, der 1859 ſtarb. Während ſie
zu=
nächſt nur geringe Bedeutung beſaß, iſt ihr Einfluß
ge=
waltig angewachſen durch das Wirken des Sohnes des
Gründers, des 1844 geborenen Sidi=Mohammed el=Bedr,
der unter dem Namen des Mahdi im ganzen Oſten von
Nordafrika, namentlich aber in der Wüſte, eine große Rolle
ſpielte. Dieſer „Scheich der Senuſſi” iſt tatſächlich am
30. Mai 1902 in Geru geſtorben, aber obwohl Lord
Cro=
mer ſeinen Tod ausdrücklich feſtſtellte, lebt er für die
Be=
duinen weiter und erſcheint ſeinen Anhängern hier und
da, ermuntert ſie, verleiht ihnen Kraft, iſt plötzlich mitten
in ihren Verſammlungen, zuweilen an zwei Stellen zu
gleicher Zeit. Auf einer weißen Hegine, umgeben von
weißen Gazellen und Antilopen, ſo erzählen ſich die
Wüſtenſöhne, eilt er ungeſehen durchs weite ſandige Land.
Und ſiehe! nun zeigt er ſich dem ſehnſüchtigen Blick
ſei=
nes demütigen Anhängers, nicht im Wahngebilde der
Fata morgana, ſondern zum ſicheren Zeichen ſeines Lebens
und ſeiner einſtigen Wiederkehr. Die Leitung der
Se=
nuſſia hält dieſen Glauben an die Exiſtenz des Mahd
überall aufrecht, und bisweilen wird offiziell
kundgege=
ben, der Scheich ſei von einer geheimen Reiſe wieder am
Hauptſitz des Ordens eingetroffen; er könne ſich jeden
Augenblick wieder an die Spitze der Bewegung ſtellen.
So iſt er denn der geheime Herr der Wüſte geblieben,
Sidi el=Mahdi, der lebende Tote von Geru, und nun
ent=
faltet der geiſterhafte Führer wieder die Fahne des
Pro=
pheten zum Heiligen Krieg.
Die Jünger der Senuſſia bekennen ſich durchaus als
Söhne des Iſlam, den ſie in einer gereinigten Form
pre=
digen. Ungeheuer iſt die geiſtige Macht dieſer
Brüder=
ſchaft, die ihre Klöſter weithin über das Land ausgedehnt
hat und ſyſtematiſch für den Nachwuchs an jungen „
Mön=
chen” ſorgt. Ihre Prediger durchziehen die weite Wüſte
bis zu ihren ſüdlichen Rändern, gründen überall kleine
„Zaujen” Niederlaſſungen mit Schule und Moſchee, in
denen die Zöglinge der Senuſſia ausgebildet werden, und
verkünden ſo den Ruf nach Befreiung von der
Fremdherr=
ſchaft der Andersgläubigen. Die militäriſche Erziehung
geht mit der geiſtlichen Ausbildung Hand in Hand, und
ſo ſtellen dieſe „Soldaten des Propheten” nicht nur eine
einflußreiche ideale Gemeinſchaft, ſondern auch eine große
reale Macht dar. Der Iſlam hat an ihnen heute ſeine
beſte Stütze, und für die Türkei iſt ihre Hilfe von
höch=
ſter Wichtigkeit.
C. K. Die Deutſchen in Lodz. Wie die Deutſchen
wäh=
rend der Zeit, in der ſie Lodz beſetzt hielten, Ordnung
ſchufen und das furchtbare Elend der Bevölkerung
lin=
erten, davon erzählt eine Holländerin, die ſoeben
aus Lodz nach Rotterdam zurückgekehrt iſt, im Nieuwe
Rotterdamſche Courant: „Obwohl die Stadt Lodz ſelbſt
während der Kämpfe keinerlei Beſchädigung erlitten hatte,
war doch das Elend ihrer Bevölkerung um ſo größer. Im
September hörte die Kohlenzufuhr auf, und infolgedeſſen
ſtand die ganze Induſtrie ſtill. Darauf folgte natürlich
der Mangel an Arbeit, ſowie die Erhöhung der Preiſe.
Die Zeitungen berichteten täglich von Menſchen, die vor
Hunger auf der Straße in Ohnmacht fielen. Das änderte
ſich erheblich, ſobald die Deutſchen mit einem
ausgedehn=
ten Verpflegungsdienſt in die Stadt kamen. Die
Solda=
ten gaben der Bevölkerung nicht nur Brot, ſondern
ver=
ſchafften auch jedem, der ſich meldete, warmes Eſſen.
Ueberall, wo die Deutſchen ſich in Polen zeigen, treten ſie
menſchenfreundlich auf. So verteilten ſie in Pietrokow
500 Waggons Kohlen unter den Einwohnern. Die ganze
Stadt erhielt durch die Regierung der Deutſchen ein
er=
heblich anderes Ausſehen, beſonders durch die Reinigung
der Straßen uſw. Das Einvernehmen zwiſchen der
deur=
ſchen Beſatzung und der Bevölkerung, zwiſchen Polen und
Deutſchen, Chriſten und Juden war ausgezeichnet. Die
deutſchen Soldaten und Offiziere in Lodz ſprachen
pol=
niſch, da ſie zum größten Teil aus Deutſch=Polen kamen.
Zugleich mit der deutſchen Beſatzung erſchienen auch die
polniſchen Legionen aus Krakau, die überall mit Freude
empfangen wurden. An allen Orten ſchloß ſich die
pol=
niſche Jugend den Deutſchen an. In Lodz ſelbſt ſtellten
ſich etwa 2000 Jünglinge als Freiwillige zu den
polnt=
ſchen Legionen. Sie wurden von den Deutſchen
vorwie=
gend zur Beſetzung verwendet. Zwar verſuchte auch
Ruß=
land polniſche Legionen für ſich aufzubringen, jedoch mit
wenig Erfolg. Nur ganze zwei Freiwillige ſchloſſen ſich
ihnen in Lodz an, und auch dies rief unter der Bevölkerung
Befremden hervor. Daraufhin verſuchten die Ruſſen ihre
erprobte Methode, die Chriſten gegen die Juden
aufzu=
hetzen. Unter anderem mußten die Zeitungen unter
ruſ=
ſiſchem Regiment die Nachricht verbreiten, daß die
Deut=
ſchen in Ezenſtochau den Chriſten den Hektoliter Kohlen
zu 1 Rubel verkauften, von den Juden jedoch 75 Kopeken
genommen haben.‟ Die Dame teilt noch mit, daß die
Gouvernements Lublin und Radom am meiſten vom
Kriege zu leiden hatten, und fürchtet, daß, wenn Polen noch
lange von Zufuhr der Lebensmittel abgeſchloſſen bliebe,
ein großer Teil der Bevölkerung dem Hungertode
ver=
fallen könnte.
C Wie man ſich in Belgien die zukünftige Landkarte
Europas dachte. Ein Seewehrmann aus Weinheim, der
den Sturm auf Antwerpen und die Kämpfe bis zur Yſer
mitgemacht hat, ſendete in einem Umſchlag „Service
mili=
taire” aus einer belgiſchen Kaſerne eine flämiſche „
Stoyd=
kaart” von Europa nach Weinheim. Auf dieſer ſieht man,
wie Deutſchland wegkommen würde, falls es beſetzt würde.
Belgien erhält Luxemburg und die Rheinprovinz,
Frank=
reich das übrige linke Rheinufer; auf dem rechten
ver=
läuft die Grenze auf dem Kamm des Schwarzwaldes und
Odenwaldes. Italien erhält Tirol und die anderen
Alpenländer Oeſterreichs. Serbien dehnt ſich bis zum
Adriatiſchen Meere aus, eingeſchloſſen Trieſt. Rußland
nimmt Galizien, Oſtungarn, Schleſien, Poſen, Oſt= und
Weſtpreußen. Berlin ſoll gütigerweiſe preußiſch bleiben.
Dänemark bekommt Mecklenburg, Holſtein, Schleswig.
Englands Beute, unſere Kolonien, ſteht, wie es ſcheinr,
auf einem anderen Blatt.
** Die franzöſiſche Zeitung Gazette des Ardennes,
die, wie wir unlängſt berichteten, vom deutſchen
General=
ſtab zum Zwecke der Aufklärung der Franzoſen in den
von Deutſchen beſetzten Gebieten herausgegeben wird und
in Rethel erſcheint, hat eine Auflage von 6500 erreicht.
Die uns vorliegende Nummer 2 vom 8. November
ent=
hält die amtlichen Kriegsberichte des deutſchen Großen
Hauptquartiers, die offiziellen Berichte des franzöſiſchen
Kriegsminiſteriums, Mitteilungen von den verſchiedenen
Kriegsſchauplätzen, Artikel über die Sperrung der
Nord=
ſee, über die Opfer der „Emden” die Engländer in
Flan=
dern (nach engliſchen Blättern), die Vernichtung des
eng=
liſchen Kreuzers „Hermes” und eine Anzahl kleinerer
Ar=
tikel, die kennen zu lernen für die Franzoſen von
Wich=
tigkeit iſt. Das Blatt koſtet 5 Centimes.
Nummer 319.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.
Seite 5.
Bürgerhoſpital in Markirch befördert werden. Die
inzwi=
ſchen eingelaufenen Dankſchreiben ſind der erfreuliche
Be=
weis, daß die Sendungen nicht nur glücklich angekommen
ſind, ſondern auch überall einer vorhandenen
Notwendig=
keit abgeholfen haben. Weitere Sendungen für die
Feld=
lazarette in Weſt und Oſt, an welchen die Schweſtern vom
hieſigen Diakoniſſenhaus und Städtiſchen Krankenhaus
tätig ſind oder tätig ſein werden, ſind in Vorbereitung.
Daß auch unſerer Truppen an Weihnachten gedacht wird,
iſt ſelbſtverſtändlich. Die Frauen und Mädchengruppe
beabſichtigt vor allem, die eingelaufenen Dankſchreiben
mit einem Weihnachtspaket zu erwidern. Ganz beſonders
jedoch ſollen unſere Landſturmleute im Oſten, die den
An=
ſturm der ruſſiſchen Heeresmacht mit abzuwehren haben,
mit warmen Kleidungsſtücken verſehen werden. Wollene
Jagdweſten, dicke wollene Fingerhandſchuhe, desgleichen
Kopfhüllen, Wadenſtrümpfe und Kniewärmer ſind in
die=
ſem Falle beſonders angebracht. Die Frauen= und
Mäd=
chengruppe der Jugendhilfe bittet, ſie in dem bis jetzt
er=
folgreichen Beſtreben, für unſere Truppen mitſorgen zu
dürfen, auch weiterhin zu unterſtützen. An Lebensmitteln
ſind geräucherte Wurſtwaren, Dörrfleiſch, Honiglebkuchen,
Bierbrezeln, Käſe uſw. beſonders erwünſcht. An warmer
Wäſche ſowohl für Feldlazarette als auch für unſere im Feld.
ſtehenden Truppen kann nicht genug gegeben werden.
Er=
wähnt ſei noch, daß tagtäglich ins Feld zurückkehrende
Ver=
wundete mit friſcher und warmer Wäſche verſehen werden.
* Martinsgemeinde. Der „Vaterländiſche
Gemeinde=
abend” der am letzten Sonntag wiederholt wurde, war ſo
zahlreich beſucht, daß ſämtliche Räume des
Gemeindehau=
ſes wieder ſtark gefüllt waren. Nach dem Vortrag über
„Erlebniſſe unſerer Krieger im Felde auf Grund
brief=
licher Mitteilungen an ihre Angehörigen” trug Fräulein
S. Weiße, von Fräulein S. Stoll auf dem Klavier
beglei=
tet, ein ergreifendes Melodram, „Der Mutter Gebet” vor.
Die Veranſtaltung, die von gemeinſamen Geſängen
ein=
gerahmt war, machte einen erſichtlich tiefen Eindruck und
weckte den Wunſch nach weiteren derartigen Abenden
wäh=
rend der Kriegszeit. Inzwiſchen iſt eine größere Anzahl
Pakete mit Liebesgaben an Gemeindeglieder geſandt
wor=
den, welche ſich im Feld befinden. Eine weitere Sendung
von mehreren hundert Paketen ſoll in nächſter Woche
hinausgehen. Damit möglichſt alle Krieger aus der
Ge=
meinde auf Weihnachten mit einer Liebesgabe bedacht
wer=
den können, werden diejenigen Familienangehörigen, bei
denen die Feldpoſtadreſſe bis jetzt noch nicht erfragt
wor=
den iſt, freundlichſt gebeten, ſie in den nächſten Tagen Herrn
Pfarrer Waitz mitteilen zu wollen. Weitere Beiträge
für die Liebesgaben (Wollſachen, Lebensmittel, Zigarren
u. dgl.) werden bis dahin von den Gemeindeſchweſtern im
Martinsſtift und Gemeindehaus dankbar
entgegen=
genommen.
* Zum Vortragsabend über das Chriſtusdrama am
Totenſonntag in der Turnhalle wird geſchrieben: Der
Eintrittskartenverkauf an den Vorverkaufsſtellen hat
be=
reits ſo kräftig eingeſetzt, daß baldigſt Verſorgung mit
Eintrittskarten dringend zu empfehlen iſt, zudem die
Kar=
ten an der Abendkaſſe nur zu vollen Preiſen erhältlich
ſind. (Vorverkaufsſtellen bei J. Mylius, Herdweg 2, Hch.
Arnold, Mühlſtraße 1, und am Verkehrsbureau.)
Verein für Verbreitung von
Volksbil=
dung. Die Mitglieder und angeſchloſſene Vereine wer
den gebeten, ſich baldigſt mit Eintrittskarten (ermäßigten
Preiſes) für den Vortragsabend mit kirchenmuſikaliſcher
Umrahmung am Totenſonntag: „Das Chriſtusdrama von
Wather Nithack=Stahn” an den bekannten
Vorverkaufs=
ſtellen zu verſehen, da der Verkauf ſchon rege eingeſetzt ha:
* Verkaufstage der Heimarbeiterinnen. Am 24. uno
25. ds. Mts. ſtellen die Heimarbeiterinnen wieder ihre
Ar=
beiten zur Schau, in der Hoffnung, daß ſich viele Freunde
einfinden, die die Gegenſtände erwerben. Mit viel
Sorg=
falt und Fleiß ſind die Kleidungs= und Wäſcheſtücke,
ein=
fache und künſtleriſche Handarbeiten, hergeſtellt. Neben
all den anderen Pflichten, die der Tag bringt, mußten ſich
die Frauen und Mädchen die Näharbeiten angelegen ſein
laſſen, weil ſie auf den Verdienſt angewieſen ſind — jetzt
mehr noch als ſonſt, denn heute ſtehen der Mann, der
Sohn, der Bruder im Feld und die Unterſtützung reicht
allein nicht aus, den Lebensunterhalt zu beſtreiten.
Vier=
leicht iſt auch der Mann erwerbslos, und die Frau hat
aus dieſem Grunde doppelt Urſache, dem Erwerb
nach=
zugehen. Möchten viele kommen, um ſich die Ergebniſſe
des Fleißes der Heimarbeiterinnen anzuſehen und
Ein=
käufe zu machen, damit der Mühe der Lohn nicht fehle.
Die Auswahl iſt eine reiche. Zum Verkauf ſtehen: Wäſche
aller Art, einfache Kleidung und Bluſen, Schürzen,
Stria=
arbeiten, einfache und feinere Handarbeiten. Ein großer
Tiſch mit Liebesgaben für unſere Truppen im Felde fehrt
natürlich auch nicht. Der Verkaufstag findet am 24. uns
25. lfd. Mts. im Muſikvereinsſaal, Steinſtraße Nr. 24, in
den Stunden von 9—1 und von 3—7 Uhr ſtatt.
* Ueber das Kautionsweſen bei Vergebung
öffentlicher Arbeiten ſpricht, wie bereits mitgeteilt, am
kommenden Freitag abend im Ortsgewerbeverein
Herr Profeſſor Dr. phil. und jur. J. Kollmann von
der hieſigen Großh. Techniſchen Hochſchule. Anlaß
zu dieſem Vortrage haben die bei den ſtaatlichen und
ſtädtiſchen Behörden beſtehenden Vorſchriften über die
Stellung von Kautionen gegeben, über die ſchon
mehr=
fache, beſonders durch die jetzige Kriegszeit berechtigte
Klagen laut geworden ſind. Man wird mit beſonderem
Intereſſe die Ausführungen des auf gewerblichem und
rechtlichem Gebiete bekannten Herrn Vortragenden
er=
warten können; bezweckt doch der Ortsgewerbeverein
damit eine durchgreifende Aenderung jener
Kautions=
vorſchriften zugunſten der beteiligten Geſchäftswelt. An
den Vortrag anſchließen wird ſich ein kurzes Referat
des Herrn Volksbankdirektors Stein über „Die
Kreditverhältniſſe während des Krieges”,
worauf gleichfalls hingewieſen ſei. Daß auch dieſe
Frage zeitgemäß iſt und beſonders beachtenswert
er=
ſcheint bedarf wohl keiner weiteren Erwähnung=
Wünſchenswert wäre daher ein recht guter Beſuch des
Vortragsabends, zumal hierzu auch die in Betracht
kommenden ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden
ein=
geladen worden ſind. Gelegenheit zur Ausſprache wird
gegeben.
* Der=Steinkohlenbezugsverein Merkur macht auf die
Verlegung ſeines Geſchäftszimmers aufmerkſam. (Siehe
Anzeige.)
Rotes Kreuz.
(Geöffnet von 8 Uhr vormittags bis 7 Uhr abends.
Zen=
tral=Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 25;
Krankenbe=
förderungs=Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 2576;
Materialien=Abteilung: Altes Palais, Fernruf 20;
Liebes=
gaben=Transport=Abteilung: Neckarſtraße 8, Fernruf 2421.)
Bis zum 1. November dieſes Jahres ſind von unſerer
Materialien=Abteilung folgende Wollſachen abgegeben
worden: 24209 Hemden, 17111 Unterhoſen, 6377
Unter=
jacken, 37058 Paar Strümpfe= 11343 Pulswärmer, 7415
Leibbinden, 6069 Fußlappen, 348 Kniewärmer, 154
Bruſt=
wärmer, 88 wollene Weſten. Alle Stücke wurden an
An=
gehörige der 25. Diviſion verteilt. Dieſe
Zuſammenſter=
lung mag eine annähernde Vorſtellung von den durch die
Materialien=Abteilung geſammelten und weiter
beförder=
ten Maſſen geben. Man glaube aber nicht, daß dieſe an
ſich gewiß großen Mengen genügten, das Bedürfnis nach
wollenen Gegenſtänden zu befriedigen. Wir bitten, uns
auch fernerhin, beſonders mit Rückſicht auf Winterkälte
und auf Weihnachten, Wollſachen zur Verfügung zu ſtellen
Das von uns kürzlich zu fleißigem Kauf empfohlene
Buch= (Leſe=) Zeichen iſt von Fräulein Bertha Pizzala
und Frau Hofopernſängerin Franziska Callwey
ge=
meinſam erfunden worden. Gerne dehnen wir daher
un=
ſeren Dank auch auf Frau Callwey aus. Mit Dank
er=
wähnen wir ferner, daß der Richard Wagner=
Ver=
ein auch ſeinen nächſten Vereinsabend am 23. November
(Deutſcher Volksliederabend der berühmten Sängerin
Elena Gerhardt) in unſeren Dienſt geſtellt hat.
Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin und Ihre
Königliche Hoheit die Frau Prinzeſſin Friedrich Karl von
Heſſen haben vor kurzem dem Generalkommando 18.
Armeekorps 4 zur Beförderung von
Verwunde=
ten eingerichtete große Kraftwagen
über=
wieſen. Zwei davon wurden von privater Seite, die
bei=
den anderen aus Mitteln beſchafft, die von der
Großher=
zoglichen Landesverſicherungsanſtalt zur Verfügung
ge=
ſtellt waren. Als Begleittrupp zu den Wagen ordnete der
Heſſiſche Landesverein vom Roten Kreuz 6
Sanitätsmann=
ſchaften ab, darunter 4 von der Genoſſenſchaft
freiwilli=
ger Krankenpfleger im Kriege. Zwei der Wagen ſind mit
Tragbahren für Schwerverwundete und einigen Sitzplätzen
für Leichtverwundete ausgeſtattet, die übrigen 2 zum
Transport Leichtverwundeter nur mit Sitzgelegenheit für
16—20 Perſonen geeignet. Die innere Einrichtung
enr=
ſpricht ſelbſtverſtändlich allen ſanitären Anforderungen
ind bietet den Verwundeten alle techniſch möglichen
Er=
leichterungen. Die Kraftwagen haben auf dem
Kriegs=
ſchauplatz bereits vortreffliche Dienſte geleiſtet.
Auskunftſtellen für Sendungen ins Feld: Für das
Polizeirevier 1: Mühlſtraße 60; 2: Mauerſtraße 17;
3: Bismarckſtraße 65; 4 und 5: Heidelbergerſtraße 24;
6: Hoffmannſtraße 57; 7: Viktoriaſtraße 34. Alle geöffnet
Werktags von 9—12 und 3—6 Uhr.
Kunſtnotizen.
Uleber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im
Nach=
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Zu dem Volksliederabend, den Elena
Gerhardt am nächſten Montag hier zum Beſten des
Roten Kreuzes im Richard Wagner=Verein
gibt, ſchrieb jüngſt Dr. Walter Niemann in den
Leipziger Neueſten Nachrichten: „Die moderne Operette
hat das deutſche Volkslied aus Volk, Haus und Gaſſen
vertrieben. Das Morgenrot am Kriegshimmel eines neuen
Deutſchland beſtrahlt die jüngſte Wendung: die Operette,
mit faſt alleiniger Ausnahme der älteren klaſſiſchen und
patriotiſchen, erſtickt den ehernen Schritt dieſer Zeit im
Sumpf der eigenen Schmarren und Zoten. Das deutſche
Volkslied erlebt nicht nur ſeine Wiedergeburt durch unſer
Volk in Waffen, ſondern es iſt über Nacht adlig, iſt kunſt=
und konzertreif geworden. Es iſt bezeichnend, wenn jetzt
eine unſerer feinſten deutſchen Künſtlerinnen von
voll=
endeter Geſangskultur, wenn Elena Gerhardt die
ſchöne Fahne der Wohltätigkeit gerade über einem
Volks=
liederabend entfaltet. Bezeichnend weiter für ihre
künſtle=
riſchen Anſchauungen, wie ſie das tut: mitten in den
bun=
en Kranz deutſcher Volksweiſen und volkstümlichen
Lie=
der rückt ſie den vorbildlichen und unübertroffenen Meiſter
ihrer künſtleriſchen und doch volkstümlich bleibenden
Be=
arbeitung, Johannes Brahms. Bezeichnend endlich: wie
ſie das Volkslied ſingt: tapfer, friſch und ſelbſtverleugnend
das Heroiſch=Patriotiſche, das wohl allein dem Manne
zu gehören ſcheint, mit anſchaulichem, neckiſchem Humor
und reizendem Charakteriſierungstalent das Schalkhafte,
mit ſchöner, gegen früher bedeutend vertiefter
Innerlich=
keit und mit all dem duftigen Piano, dem ſanft
ſtrahlen=
den Feuer in der Höhe, dem wundervollen Ausgleich der
Regiſter ihres herrlichen, weichen, doch bedeutender
Kraft=
entfaltung fähigen Organs das Lyriſche voll Lieb und
Leid. Hier, bei Brahms, wo das Elementare und Naive
des alten Volksliedes durch vollendete Kultur des
Ton=
ſatzes ſeiner Begleitung kunſtgemäß geadelt erſcheint, war
auch die hohe Geſangskultur und der feine Intellekt der
eminenten Künſtlerin ganz und gar am Platze, die ſich von
Herrn Paul Aron am Flügel aufs feinſinnigſte und
ſchmiegſamſte unterſtützt ſah. Die gefüllte Alberthalle ließ
ſie in wachſender Begeiſterung ohne viele Zugaben nicht
los. Das Reſultat des Abends (wer hätte ihn noch vor
einem Jahre zu geben gewagt!) war herzerhebend. Das
deutſche Volkslied, ſo ſinnig und innig, wie die deutſche
Landſchaft, ſo keuſch und tief: auch das macht uns keiner
nach!
* Braunshardt, 17. Nov. (Auszeichnung.)
Unteroffizier Joh. Schilling hier hat das Eiſerne
Kreuz für Tapferkeit vor dem Feinde erhalten. Seinen
Angehörigen wurde dasſelbe am 14. d. Mts. zugeſtellt,
da der Krieger zurzeit krank in einem Feldlazarett in
Frankreich liegt.
— Zwingenberg, 15. Nov. (Wohltätigkeits=
Konzert.) Das ſo reizend am Berge gelegene
Gotteshaus, das Wahrzeichen der großen
Ge=
ſchichte unſeres Ortes, war heute der Sammelpunkt für
faſt 400 Freunde von Muſik und Geſang. Galt es doch,
durch den Erlös unſere Mittel zu ſtärken, mit denen wir
unſeren braven Kriegern im Felde und deren
Hinter=
bliebenen am Weihnachtsfeſt eine kleine Freude bereiten
wollen. Der anſpruchslos geſchmückte Raum bot in der
Abendbeleuchtung eine ſeltene ſtimmungsvolle und intime
Stätte für gute, ſchlichte Kunſt. In uneigennützigſter
Weiſe hatten ſich Frl. Aßmuth aus Darmſtadt, Herr
Opernſänger Troitzſch aus Auerbach, Herr Reallehrer
Simon aus Mainz und Herr Borngäſſer aus
Darmſtadt in den Dienſt der guten Sache geſtellt.
Fräu=
lein Aßmuths ſympathiſche Sopranſtimme, welche
zwang=
los alle Lagen beherrſchte, verdient an erſter Stelle
ge=
nannt zu werden, beſonders mit dem Vortrag von „Komm
ſüßer Tod” von J. S. Bach und dem „Vaterunſer” von
C. Krebs hat ſie die Zuhörer tief ergriffen. Uns
Zwin=
genbergern kein Neuling iſt Herr Simon; mit der ihm
eigenen Virtuoſität und Wärme hat er eine Reihe der
ſchönſten Geigenkompoſitionen glänzend zum Vortrage
gebracht. Großes und Vollendetes hat Herr Troitzſch
ge=
leiſtet. Mit der wundervollen Kantilene ſeiner mächtigen
Stimme hat er ſofort ſeine Gemeinde gewonnen. Und
als er am Schluſſe mit der ganzen Wucht ſeines herrlichen
Organs und aus der ganzen Tiefe ſeines patriotiſchen
Empfindens die Worte: „Herr Gott, ſegne den deutſchen
Zorn” ertönen ließ, da gab es ein Echo in dem kleinen
Gotteshaus, das nur langſam in den Herzen der Zuhörer
ausklingen konnte. Das Orgelſpiel lag in den bewährten
Händen von Herrn Borngäſſer, deſſen Können uns
Berg=
ſträßern ja ebenfalls längſt bekannt iſt. Allen
Mitwir=
kenden nochmals herzlichſten Dank.
Biblis, 18. Nov. (Entſprungene
Gefan=
gene.) Zwei aus dem Gefangenenlager in
Darm=
ſtadt ausgebrochene Franzoſen wurden geſtern mittag
hier wieder dingfeſt gemacht. Dem Fuhrmann Dörr von
der Firma Eiſenbach in Eberſtadt, der mit Waren an
Kaufmann Schmelig hierher unterwegs war, fiel das
ſcheue Benehmen der beiden auf der Landſtraße auf. Er
hatte verſucht, mit den beiden ins Geſpräch zu kommen,
doch gaben ſie keinerlei Antwort. Seine Beobachtungen
erzählte er ſofort bei ſeiner Ankunft dem Kaufmann
Schmelig, worauf dieſer die Feſtnahme der beiden durch
die hieſige Bürgermeiſterei veranlaßte. Bei einem
Ver=
hör, dem ſie auf der Bahnhofskommandantur, wohin ſie
durch den Bürgermeiſter Neff gebracht wurden, von
Herrn Major von Tiedemann unterzogen wurden, gaben
ſie nach einigem Leugnen zu, daß ſie aus dem
Kriegsge=
fangenenlager entflohen waren. Der nächſte Zug brachte
die Flüchtlinge wieder nach Darmſtadt zurück.
Mainz, 18. Nov. (Den Verletzungen
erle=
gen.) Die Frau des Briefträgers Adam, die ſich aus
dem zweiten Stock ihrer Wohnung auf dem
Sömmering=
platz auf den Hof hinabgeſtürzt hat, iſt im Krankenhauſe
geſtorben. — (Wegen wiederholter
Uebertre=
tung der Verordnung über die
Polizei=
ſtunde) wurde auf Anordnung des Königlichen
Gou=
vernements eine hieſige Wirtſchaft ſtrafweiſe bis
Ende dieſes Jahres geſchloſſen.
Mainz=Kaſtel, 18. Nov. (Aus dem Fenſter
ge=
ſtürzt.) In einem Hauſe der Rathausſtraße fiel geſtern
ein vierjähriges Mädchen aus dem Fenſter auf die
Straße hinab. Das ſchwerverletzte Kind wurde von der
Sanitätswache ins Krankenhaus gebracht.
Gießen, 17. Nov. (Kartoffelnot.) Ein grelles
Streiflicht auf die Mißſtände, unter denen wir
nament=
lich auch hier in Gießen zu leiden haben, wirft der
fol=
gende verbürgte Vorfall: Geſtern kam ein
Handwerks=
meiſter in das Einquartierungsbüro der Bürgermeiſterei
und bat, man möge ihm doch ſeine zwei Landſtürmer
ab=
nehmen, er könne für Geld und gute Worte keine
Kar=
toffeln auftreiben und wiſſe nicht, womit er die
Leute, die einen geſunden Hunger haben, ſatt machen
ſolle. Der Mann erklärte, er habe einen Kartoffelhändler,
der ganze Keller voll dieſes Nahrungsmittels liegen habe,
um Lieferung gebeten und 9 Mark für das Malter
ge=
boten. Der Händler aber habe beſtimmt erklärt, er
ver=
kaufe jetzt keine Kartoffeln. Man quartierte die beiden
Leute wegen der Kartoffelnot des Quartierwirts einfach
um.
Reich und Ausland.
München, 18. Nov. (Der bayeriſche
Laza=
rettzug der Freiwilligen Krankenpflege),
geſtiftet von Oberſtleutnant à la suite Grafen v. Moy, iſt
bei einem Eiſenbahnzuſammenſtoß in Lille
ſchwer beſchädigt worden. Der Lazarettzug war
am letzten Dienstag um 2 Uhr früh im Vorbahnhofe
von Lille angekommen. Nachdem er etwa 20 Minuten
geſtanden hatte, erfolgte ein fürchterlicher Stoß,
begleitet von einem gewaltigen Krachen. Der
Lazarett=
zug wurde auseinandergeriſſen und die Lokomotive mit
mehreren Wagen eine Strecke weit fortgeſchoben. Die
In=
ſaſſen wurden aus den Betten geſchleudert. Ein
Material=
zug mit 60 Wagen war von rückwärts auf den
Lazarett=
zug aufgefahren. An dem aus 31 Wagen beſtehenden
La=
zarettzug waren drei Güterwagen angehängt. Zwei von
ihnen waren mit Liebesgaben beladen, im dritten
befan=
den ſich Pferde unter Aufſicht von zwei Offizierdienern.
Die Lokomotive des Materialzuges bohrte ſich derart in
den letzten Güterwagen, daß dieſer auf die Lokomotlve
gehoben wurde; über dieſem lag der vorletzte Wagen mit
aufwärts ragenden Rädern. Ein Wagen ſtellte ſich
ſenk=
recht auf; ſeine Inſaſſen und neun Pfleger mußten ihn
durch die zertrümmerten Fenſter verlaſſen. Ein Pfleger
erlitt eine Gehirnerſchütterung. Die letzten ſechs Wagen
des Lazarettzuges die glücklicherweiſe keine Verwundeten
mit ſich führten, waren aufeinander und ineinander
ge=
ſchoben und vollſtändig zertrümmert worden.
Auch der Materialzug iſt ſchwer beſchädigt. Die beiden
Offizierdiener ſind tot, desgleichen ein Mann vom
Ma=
terialzug. 14 Mann vom Materialzug ſind ſchwer
ver=
letzt. Die Verwundeten wurden ins Lazarett gebracht.
Neubreiſach, 18. Nov. (Verurteilter
Verrä=
ter.) Das hieſige Kriegsgericht hat den Wirt
Trom=
melſchlager aus Sennheim wegen vollendeten
Kriegsverrats zu 12 Jahren Zuchthaus und
5 Jahren Ehrenverluſt verurteilt. Trommelſchlager
hatte ſeinerzeit einer deutſchen Patrouille in Sennheim
geantwortet, er wiſſe nichts vom Feinde, obwohl keine
500 Meter von ſeinem Hauſe entfernt ſich ein franzöſiſcher
Schützengraben befand. Die deutſche Patrouille wurde
aus dem Schützengraben beſchoſſen und verlor einen
To=
ten und zwei Verwundete.
Großherzogliches Hoftheater.
W-l. Geſtern fand unter Leitung des Komponiſten vor
gut beſuchtem Hauſe eine Wiederholung von
Weingart=
ners einaktige: Oper „Kain und Abel” ſtatt, über die
wir bei ihrer Erſtaufführung im Mai d. J. ausführlich
berichtet haben. Die Hauptpartien waren in derſelben
Weiſe beſetzt, wie bei der Uraufführung. Namentlich bot
Frau von Weingartner als Ada wieder eine
ge=
ſanglich und darſtelleriſch hervorragende, künſtleriſch abge
rundete, ſtileinheitliche Leiſtung. Den Adam ſang Herr
Perkins, den Abel Herr Globerger, neu waren
nur Frl. Feiſtle als Eva und Herr Schütz endor
als Kain; dieſem liegt die hyperrealiſtiſche Rolle gut,
während jene ihre ſchönen ſtimmlichen Mittel für die
Partie mit Erfolg einſetzte. Das Publikum ſpendete nach
Schluß der Aufführung lebhaften Beifall und rief auch
den Komponiſten mehrere Male hervor.
Auf die Oper folgte die ebenfalls von Herrn von
Wein=
gartner geleitete Aufführung von Beethovens
C-moll=Sinfonie Nr. 5, die ſich der Eroica
eben=
bürtig anſchloß. In ſtreng objektiver und von allem
Gefühlsüberſchwang ſich fern haltender Auffaſſung
gelang=
ten der erſte (Allegro=) und der zweite (Andante=) Satz
zur Wiedergabe. Wäre bei dem Andanteſatz wohl ein
etwas breiteres Pathos erwünſcht geweſen, ſo entfaltete
in dem letzten Allegroſatz das Orcheſter trotz der nicht allzu
ſtarken Beſetzung eine prachtvolle Tonfülle und
hinreißen=
den Schwung des Vortrags, ſo daß dieſer den Höhepunkt
der Aufführung bedeutete und dem Zuhörerpublikum
be=
geiſterten Beifall entlockte.
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.
Nummer 319.
Der Krieg.
Vom öſtlichen Kriegsſchauplatz.
Eine Schlacht auf der ganzen Front.
* Wien, 18. Nov. Amtlich wird verlautbart: 18.
November. Die Operationen der Verbündeten zwangen
die ruſſiſchen Hauptkräfte in Ruſſiſch=Polen zur
Schlacht, die ſich an der ganzen Front unter
günſtigen Bedingungen entwickelte. Eine
unſerer Kampftruppen machte geſtern 3000
Gefan=
gene. Gegenüber dieſen großen Kämpfen hat das
Vor=
gehen ruſſiſcher Kräfte gegen die
Karpa=
then untergeordnete Bedeutung. Beim Debouchieren
(aus einer Schlucht heraustreten) aus Grybow wurde ſtarke
Kavallerie durch mörderiſches Feuer unſerer
Trup=
v. Höfer, Generalmajor.
pen zerſprengt.
* Wien, 18. Nov. In Beſprechung der Kriegslage
bemerkt das Fremdenblatt: Der ylänzende
deutſche Sieg bei Kutno erweiſe ſich als eine
über=
aus ſchwere, ja entſcheidende Niederlage der dort
angeſetz=
ten Hauptgruppe des ruſſiſchen rechten Flügels. Aber
nicht bloß die großen perſonellen und materiellen
Ver=
luſte fallen in die Wagſchale, es zeige ſich auch, daß durch
die Niederlage der ruſſiſchen Warſchau=Armee nicht nur
die Lage bei den ruſſiſchen nördlichen Flügelarmeen,
ſon=
dern vielmehr die Geſamtſituation auf dem
gan=
zen Kriegsſchauplatz beeinflußt wird.
Ein Empfang im deutſchen Hauptquartier.
* Wien, 18. Nov. Frhr. v. Scoda, der kürzlich zur
Beſichtigung der Wirkungendes 42=Zentimeter=
Mörſers nach Belgien gereiſt war, iſt von Kaiſer
Wilhelm in Audienz empfangen worden. Er berichtet
darüber in der Neuen Freien Preſſe: Im Hauptquartier
verweilte ich zwei Tage und wurde vom Kaiſer in
huld=
vollſter Weiſe aufgenommen. Den Kaiſer fand ich bei
beſtem Wohlſein und blühendem Ausſehen. Alle
Gerüchte, daß der Kaiſer durch den Krieg ſehr
mitgenom=
men und ganz grau geworden ſei, ſind völlig unrichtig.
Der Kaiſer unterzieht ſich den größten Strapazen, er
unter=
nimmt täglich ſtundenlange Fahrten und erfreut ſich dabei
vollkommener Geſundheit. Die Stimmung in
Deutſchland iſt durchweg ausgezeichnet, alles zeigt
eine unentwegte Siegeszuverſicht. Als Oeſterreicher wurde
ich überall mit beſonderer Liebenswürdigkeit empfangen.
Das Ausſehen der deutſchen Truppen war tadellos, ſie
machten durchweg einen geſunden Eindruck, waren ſehr
gut gekleidet und frohen Mutes. In den Städten
wer=
den Millionen freiwilliger Rekruten ausgerüſtet und
aus=
gebildet, um die in der Schlachtfront entſtandenen Lücken
zu ergänzen.
Deutſch=öſterreichiſches Einvernehmen.
* Wien, 18. Nov. (K. K. Korreſpondenz=Bureau.)
Wie im bisherigen Verlauf des Krieges es ſtets der Fall
war. bot der K. und. K. Miniſterpräſident in Wien auch
neuerdings Gelegenheit zu einer Beſprechung.
Hierbei trat der ſchon wiederholt erörterte und von der
deutſchen Regierung ſympathiſch aufgenommene Gedanke
neuerlich in den Vordergrund, das volle
Einver=
nehmen der beiden Regierungen durch eine
mündliche Beſprechung zu bekräftigen. Auf Anregung und
den Wunſch der Konferenz hat ſich Miniſterpräſident Graf
Tisza zu dieſem Zweck über Berlin in das deutſche
Hauptquartier begeben.
Die Widerlegung einer Lüge.
* Berlin, 18. Nov. Die Agence Havas verbreitet
eine Meldung, nach der das württembergiſche Landwehr=
Regiment Nr. 123 in Gebweiler ſich der Brandſtiftung
ſchuldig gemacht haben ſoll. Dabei ſei gelegentlich einer
Meuterei ein Soldat von ſeinem Vorgeſetzten erſchoſſen
worden. Demgegenüber iſt amtlich feſtgeſtellt: Das
württembergiſche Landwehr=Regiment Nr. 123 unternahm
am 25. Oktober einen Angriff. Bei dieſem Angriff
wur=
den durch unſere Artillerie Häuſer in der Ortſchaft
Sen=
gern in Brand geſchoſſen und Häuſer, aus denen geſchoſſen
wurde, angezündet. Alle anderen Darlegungen über das
Vorkommnis innerhalb des Regiments ſind erlogen.
Unſere Landsleute in Rußland.
* Kopenhagen, 18. Nov. (Nichtamtlich.)
Natio=
nal Tidende meldet aus London: Central News
be=
richten aus Petersburg, die Regierung ſei
unſchlüſ=
ſig, wie ſie ſich gegen eine Anzahl deutſcher
Staats=
angehöriger zu verhalten habe. In Rußland ſei
notoriſch, daß die Oſtſeeprovinzen von den deutſchen
Ober=
klaſſen beherrſcht werden. Eine große Anzahl Deutſcher
wurde bei Kriegsbeginn nach Schweden geſandt, was jetzt
bedauert wird, da ſie beſſer als Geiſeln für die
ruſſi=
ſchen Kranken in deutſchen Badeorten und zwei
Mil=
lionen ruſſiſcher Landarbeiter zurückbehalten
worden wären.
Vom ſüdlichen Kriegsſchauplatz.
* Wien, 18. Nov. Von dem ſüdlichen
Kriegs=
ſchauplatz wird amtlich gemeldet: 18. Nov. Auf dem
ſüdöſtlichen Kriegsſchauplatz fanden mehrfach kleinere
Kämpfe an dem zerſtörten Kulobaraübergang ſtatt. Eigene
Kräfte ſind bereits am jenſeitigen Ufer. Am 16.
November wurden 1400 Gefangene gemacht und viel
Kriegsmaterial erbeutet.
* Peſt, 18. Nov. Azt Eſt ſchreibt: Die ſerbiſchen
Verluſte bei der Einnahme von Valjewo waren über
alle Erwartungen groß. Durch die fortgeſetzten Kämpfe
ſeien die ſerbiſchen Truppen gänzlich außerſtande, die ſeit
zwei Jahren vorbereiteten Verteidigungsſtellungen zu
hal=
ten. Trotz angeordneter zweitägiger Raſt verfolgten unſere
Truppen den Feind zwei Kilometer, ſo daß nunmehr die
ganzen Valjewa umgebenden Höhen vom Nordoſten bis
Südweſten in unſerem Beſitz ſind. Die den Serben bei
Brandzialowac abgenommenen Munitionsvorräte ſind für
die Serben ein unerſetzlicher Verluſt.
* Wien, 18. Nov. Der Korreſpondent der Neuen
Freien Preſſe telegraphiert über die Einnahme von
Valjewo: Unſere Armeen rückten in fünf Kolonnen vor,
von denen drei, von Norden kommend, am Sonntag früh
auf Kanonentragweite an Valjewo herankamen, während
die beiden Südkolonnen, die anfangs durch große
Terrain=
ſchwierigkeiten aufgehalten wurden, ſpäter die ſerbiſchen
Stellungen von Südweſten her überrumpelten. Der
Angriff begann um 11 Uhr vormittags und ſtieß zunächſt
auf erbitterten Widerſtand. Der Kampf war kurz.
Unſere Truppen umfaßten den linken ſerbiſchen Flügel
und drückten ihn ein, während der rechte Flügel von der
Kolubara her mit einer Umzingelung bedroht war. Gegen
die Höhen von Briſanki Jauting, wo die Serben durch
vorhergehende Demonſtrationen unſerer Truppen
feſtgehal=
ten waren, richtete ſich ein heftiges Feuer unſerer
Ar=
tillerie. Angeſichts des Feuers gab es für die Serben
keine Rettung mehr, ſie mußten auf Arandjavolac
zurück=
gehen. Es iſt zweifelhaft, ob ſie ſich dort ernſthaft ſtellen
werden. Um 5 Uhr nachmittags war nach ſechsſtündigem
Kampf Valjewo, das die Serben ſeit Jahren zu einer
förmlichen Feſtung ausgeſtaltet hatten und das ſie
für uneinnehmbar hielten, in unſeren Händen. Die
Ser=
ben hatten nicht einmal Zeit, die Geſchütze und Vorräte
in Sicherheit zu bringen oder unbrauchbar zu machen.
In=
folgedeſſen iſt unſere Kriegseute
verhältnis=
mäßig groß, ebenſo die Zahl der Gefangenen,
die 8000 ſicher überſteigen.
Bewunderung deutſcher Organiſation.
* Wien, 18. Nov. In der Reichspoſt ſchildert ein
Mitglied der bulgariſchen Sobranje,
Daska=
low, die Eindrücke, welche er während ſeines
drei=
wöchigen Aufenthaltes in Deutſchland und
Bel=
gien empfangen habe. Er hebt den unbeſchreiblichen
Patriotismus und die grenzenloſe Opferwilligkeit des
deutſchen Volkes hervor. Alle Schichten der Bevölkerung
ſeien von der Ueberzeugung durchdrungen, däß
Deutſch=
land unbeſiegbar ſei. Zu dieſer natürlichen Erkenntnis
omme noch die ungeheure Kraft, die ſtraffe Ordnung und
die glänzende Organiſation, welche die Deutſchen ſo
be=
ſonders auszeichnet. Ich konnte feſtſtellen, daß infolge der
durch die Staatsverwaltung getroffenen gründlichen
Vor=
ſorgen der gewaltige Apparat des deutſchen
Wirtſchafts=
betriebes noch immer tätig iſt und aufrecht ſteht, daß das
deutſche Volk, mag der Krieg noch ſo lange dauern,
ein=
mütig entſchloſſen iſt, durchzuhalten bis zum Ende und
aus ſeiner glänzenden großen Menſchenfülle Soldaten zu
geben, welche die Waffen mit Begeiſterung führen
wer=
den. Wie berechtigt der unerſchütterliche Glaube des
deut=
ſchen Volkes an die eigene Kraft ſei, zeige auch die von
der deutſchen Militärverwaltung in Belgien vollbrachte
Arbeit, wo in allen neu beſetzten Städten das normale
Leben wieder eintreten konnte.
Eine Erklärung Soen Hedins.
* Stockholm, 18. Nov. Anläßlich der Angriffe
die der Präſident der Geographiſchen Geſellſchaft in Paris,
Lemire de Villers, in der inländiſchen und
auslän=
diſchen Preſſe gegen Sven Hedin gerichtet hat,
ver=
öffentlicht Hedin einen offenen Brief an
Vil=
lers, in welchem er deſſen Behauptung über ſein
An=
recht auf ſeine franzöſiſche Ordensdekoration entgegentritt
und ſagt, er würde, wenn Villers Auffaſſung von der
franzöſiſchen Regierung und der öffentlichen Meinung
Frankreichs geteilt werde, es für ſeine Pflicht anſehen,
ohne jemanden verletzen zu wollen, ſein
Kommandeur=
reuz der Ehrenlegion der franzöſiſchen Regierung zur
Verfügung ſtellen. Hedin tritt ferner der Behauptung
ent=
gegen, daß er in Deutſchland unter der Protektion des
Kaiſers eine kräftige Agitation getrieben habe, um
Frank=
reich anzuſchwärzen. Er habe im Gegenteil die wärmſte
und aufrichtigſte Sympathie für Frankreich
ausgeſprochen und nur die Politik bedauert,
ie Frankreich in den Wirbel und das
Un=
glück getrieben habe, das jetzt ſeine nordweſtlichen
Provinzen heimſucht. Er mache jedoch kein Hehl daraus,
daß er, trotzdem ſein Vaterland vollkommen neutral ſei,
mit Leib und Seele auf Deutſchlands Seite
ſtehe.
Wie lange noch?
* Roſendaal, 18. Nov. Aus Paris wird
berich=
tet: Viele Zeitungen drucken einen Artikel des
Deputier=
ten Painlevé nach, der im Petit Pariſien die Frage
auf=
virft: Wie lange werden wir noch für England und
Rußland die Kaſtanien aus dem Feuer
holen? Wie lange kämpfen wir noch für die Intereſſen
anderer und verbluten uns, wo wir einen ehrenvollen
Frieden haben könnten?
Zuſammentritt der franzöſiſchen Kammer.
* Bordeaux, 17. Nov. Die Regierung hat über den
Zeitpunkt der Einberufung der Kammer noch
kei=
ten Beſchluß gefaßt. Es gilt aber für ſicher, daß die
Kam=
mern zwiſchen dem 15. und 20. Dezember zuſammentreten
werden. Auch iſt es noch nicht beſtimmt und hängt von der
militäriſchen Lage ab, wann die Regierung nach Paris
zurückkehrt. Der Temps meint, die Rückkehr werde einige
Tage vor dem Zuſammentritt der Kammern erfolgen.
Die engliſche Verdächtigung Chiles.
* London, 18. Nov. Das Preſſebureau teilt mit
die in der engliſchen Preſſe erſchienenen Berichte, nach
welchen Chile die Neutralität nicht gewahrt
habe, ſtimmten mit den Tatſachen nicht
über=
ein und geben in keiner Hinſicht die Auffaſſung der
Re=
gierung wieder.
Der türkiſche Krieg.
Der militäriſche Aufmarſch der Türkei.
* Wien, 18. Nov. Die Südſlawiſche Korreſpondenz
erhält von beſonderer Seite folgende Mitteilungen aus
Konſtantinopel: Der militäriſche
Auf=
narſch der Türkei vollzog ſich mit einer
Vollkom=
menheit, wie vielleicht nie zuvor, da die türkiſche
Heeres=
leitung diesmal über die nötige Zeit verfügte, um ihre
Truppen in den vorgeſchriebenen Aufmarſchräumen zu
verſammeln. Fremde militäriſche Beobachter ſtellen feſt,
daß die Ausrüſtung der türkiſchen Truppen
in jeder Beziehung gut iſt. Das vollkommen
er=
ſetzte Artilleriematerial iſt vorzüglich, das Pferdematerial
gut und genügend groß, die Ausrüſtung der
Mannſchaf=
ten iſt durchaus modern und entſpricht allen
Anforderun=
gen. Man kann feſtſtellen, daß die türkiſche Heeresleitung
alle im Balkankriege gemachten Erfahrungen ſich zunutze
machte. Das Haupaugenmerk iſt auf die
Verpflegungs=
möglichkeit gewendet. Die unter der Leitung deutſcher
Inſtrukteure ſtehende Intendantur hat auf den in
Be=
tracht kommenden Etappenlinien große Proviantmengen
aufgeſtapelt. Es wird verſichert, daß dieſer Zweig der
türkiſchen Heeresperwaltung, der im Balkankriege nicht
genügend funktionierte, nunmehr allen Bedürfniſſen des
Feldzuges vollauf Rechnung tragen kann. Seit Wochen
iſt bereits die Ausbildung der
Reſervemann=
ſchaften im Zuge, ſodaß auch hier notwendige
Nach=
ſchübe gemacht werden können. Ihr beſonderes
Augen=
merk hat die Heeresverwaltung den ſanitären
Vorkehrun=
gen zugewendet. Die Stimmung in der Armee kann als
vorzüglich bezeichnet werden.
Der ruſſiſche Bericht über die Kämpfe im Kaukaſus.
* Petersburg, 18. Nov. Mitteilung vom Stabe,
der Kaukaſus=Armee: An der türkiſchen Grenze
in der Gegend von Batum dauerte das Feuergefecht
am 16. November an. Die Anſtrengungen der Türken,
aus der Gegend von Erzerum vorzuſtoßen,
waren erfolglos. Eine Bande Türken wechſelte in der
Provinz Aſerbeidſchan mit unſeren Pionieren
Gewehr=
ſchüſſe, die den Feind zerſtreuten. Von den anderen
Truppenteilen iſt nichts zu melden. (Es wird alſo
ſtill=
ſchweigend eingeſtanden, daß die Türken bereits in der
Gegend von Batum ſich befinden.)
Der Aufſtand in Südafrika.
* Kapſtadt, 18. Nov. Das Reuterſche Bureau
mel=
det: Anhänger der Regierung unter Oberſt Celliers
gerieten am 15. November in einen Kampf mit den
Buren unter General Beyers, die 1500 Mann ſtark
ſein ſollen. Der Kampf dauert noch an.
* London, 18. Nov. Das erſte rhodeſiſche
Kontingent hat ſich heute nach Salisbury begeben und
wird unter Botha gegen Deutſch=Südweſt
Dienſt tun.
* Berlin, 18. Nov. Die Londoner Blätter
ent=
halten die Namen von 73 gefallenen und 200
ver=
wundeten oder vermißten engliſchen
Offi=
zieren. Die Verluſte der Engländer ſind, wie von
ver=
ſchiedenen Seiten berichtet wird, in den letzten Wochen
ſehr ſchwer geweſen.
* Oldenburg, 18. Nov. Das oldenburgiſche
Staatsminiſterium veröffentlicht nachſtehendes
Allerhöch=
ſtes Handſchreiben des Kaiſers an den
Großherzog: Durchlauchtigſter Fürſt!
Freund=
lich lieber Vetter und Bruder! Ew.
König=
liche Hoheit haben mich durch die Verleihung des
Fried=
rich Auguſt=Kreuzes hoch erfreut. Herzlich danke ich für
dieſe Kriegsauszeichnung und werde ſie tragen zur Ehre
der tapferen Oldenburger, die bei jeder Gelegenheit
Vor=
treffliches geleiſtet haben. Ich verbleibe mit den
Ge=
ſinnungen unveränderlicher Hochachtung und Freundſchaft
Ew. Königlichen Hoheit freundwilliger Vetter und
Bru=
der. Wilhelm, I. R.
* Wien, 18. Nov. Die Blätter beziffern den
bis=
her in Oeſterreich auf die Kriegsanleihe
gezeich=
neten Betrag auf 700 bis 750 Millionen, ſodaß ſchon
jetzt eine Milliarde in Oeſterreich als vollkommen
geſichert gelten könne.
* Paris, 17. Nov. Der Temps meldet aus
Lon=
don: Major Ca doyan, der Kammerherr des Prinzen
von Wales, iſt gefallen.
* London, 18. Nov. Exchange Telegraph meldet
aus Peking: Die chineſiſche Regierung
be=
abſichtigt, die in Schanghai liegenden Schiffe des
öſter=
reichiſchen Lloyds zu erwerben, um ſie unter chineſiſcher
Flagge zum Verkehr mit den Vereinigten Staaten zu
ver=
wenden.
* Kopenhagen, 18. Nov. Berlingske Tidende
neldet aus Paris: Der norwegiſche Schriftſteller Sven
Elveſtad wurde in Calais als Spion arretiert,
da er trotz des Verbotes verſuchte, nach Dünkirchen zu
gelangen. Der norwegiſche Geſandte bemüht ſich um
ſeine Freilaſſung.
Landwirtſchaftliches.
Abgabe von ausrangierten Militärpferden.
Samstag, den 21. d. Mts., vormittags 10 Uhr,
werden in der neuen Dragonerkaſerne in Mainz etwa
15—20 ausrangierte Militärpferde durch die
Landwirt=
ſchaftskammer an heſſiſche Landwirte verſteigert. Zur
Verſteigerung werden nur Landwirte zugelaſſen, die ſich
verpflichten, die Pferde in ihrem Betriebe zu verwenden
und ſie während des Krieges nicht zu verkaufen. Die
Verſteigerung erfolgt gegen Barzahlung. Gleichzeitig
wird darauf aufmerkſam gemacht, daß das Pferdedepot
Saargemünd Montag, den 30. November, vormittags
0 Uhr, in Saargemünd ebenfalls ca. 90 ausrangierte
Militärpferde verſteigert. Beſcheinigung wegen Zulaſſung
zu der Verſteigerung in Saargemünd erteilt die
Land=
wirtſchaftskammer Darmſtadt für die Landwirte des
Großherzogtums auf Anfordern. Die Geſuche um
Er=
teilung dieſer Beſcheinigung müſſen von der
Bürger=
meiſterei des Antragſtellers mit dem Vermerk verſehen
ſein, daß Geſuchſteller Landwirt iſt und die Pferde für
ſeinen eigenen Bedarf benötigt.
H. Frankfurt a. M., 17. Nov. (
Fruchtmarkt=
bericht.) Am Wochenmarkt war nur wenig Landweizen
angeboten und wurde zu den Höchſtpreiſen ſchlank
abge=
nommen, während Landroggen überhaupt fehlte. Leichte
Gerſte iſt zum Höchſtpreis reichlich erhältlich und nur
ſchwerere Braugerſte ſtärker gefragt und dabei höher
be=
zahlt. Hafer zum Höchſtpreis zu haben, aber wenig
ab=
genommen. Mais fehlend. Futtermittel feſt. Hieſiger
Weizen 27,25—27,50, Kurheſſiſcher 27,25—27,50. Gerſte,
leichte und ſchwere, 20 reſp. 25, Hafer 22,10 Mk. An der
Zerliner Produktenbörrſe war Getreide ruhig
bei ziemlichem Angebot. Die Forderungen wurden hoch
gehalten, doch wenig gekauft, da man billigere Preiſe
er=
erwartet. Hafer ebenfalls ſtill. Futtergerſte wurde
erſt=
malig zu dem geſetzlichen Höchſtpreis von 205 Mark
ge=
handelt, doch kamen nur kleinere Abſchlüſſe zuſtande.
Rog=
gen und Hafer unverändert.
Hier notierten noch: Weizenkleie 14,20. Roggenkleie
14,50, Weizenſchalen 14,50, Palmkuchen 19, Biertreber,
ge=
trocknet, 17—18, Weizenmehl. hieſiges, Nr. 0 40,50,
Brot=
mehl Nr. 1 37, Roggenmehl, durchgemahlen, 33,50 Mk.
Alles netto Kaſſa inkl. Sack, brutto für netto frei Bahn,
Mühle. Mehlſorten mit 1 Prozent Skonto.
Vermiſchtes.
— Das Ernſt=Ludwig=Heim der Deutſchen
Geſellſchaft für Kaufmanns=Erholungsheime in
Bad Salzhauſen, welches zur Zeit gleich den übrigen
Heimen der Geſellſchaft als Kriegslazarett dient, iſt
gegen=
wärtig mit 140 Verwundeten belegt. Die in dem Heim
untergebrachten Soldaten fühlen ſich dort überaus wohl
und haben ihre Befriedigung über den Anfenthalt in dem
ſchönen Salzhauſen vielfach zum Ausdruck gebracht.
— Vaterländiſche Poſtkarten. Wir weiſen
auf die vaterländiſchen Poſtkarten und die Bildniſſe der
Heerführer aus dem Kunſtverlage der Photographiſchen
Geſellſchaft, Berlin=Charlottenburg, hin, welcher ſoeben
aus dem Großen Hauptquartier folgendes Schreiben vom
3. Nov. zugegangen iſt: „Der Photograph. Geſellſchaft
be=
ſtätige ich mit Dank den Empfang der mit gefäll.
Schrei=
ben vom 31. v. M. eingeſandten vaterländiſchen Poſtkarten
Nummer 319.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.
Seire 7.
mit dem ergebenen Bemerken, daß dieſelben den Beifall
Seiner Majeſtät des Kaiſers und Königs gefunden haben.
gez. Frhr. von Reiſchach.”
Muſik.
J. K. P. Die gewaltigen Ereigniſſe auf den
Kriegsſchau=
plätzen in Weſten und Oſten ſind auf unſere muſikaliſche
Literatur nicht ohne Einfluß geblieben. Aller Orten
und Enden regt es ſich in unſerm deutſchen Vaterlande,
das Feuer heiliger Begeiſterung glüht: erhebende
Vater=
landslieder erſchallen, eingekleidet in weihevolle muſikaliſche
Töne, umrauſcht und umbrauſt von mächtig klingenden
Akkorden. Eine ſtattliche Anzahl ſolch neuer, zeitgemäßer
Lieder liegt uns vor. Bei allen iſt die Dichtung der
Aus=
fluß begeiſterter Vaterlandsliebe und unbedingten
Ver=
trauens auf die Unüberwindlichkeit unſerer tapfern Heere.
Im trauten häuslichen Kreiſe und im Konzertſaal bilden
ſie ſicher bald angenehme und gut unterhaltende Gäſte,
und werden daher ſtets hochwillkommen ſein.
Soldatenlied (Und wenn die Welt voll Teufel wär,
voll Ruſſen und Franzoſen, wir fürchten Gott und keinen
mehr und klopfen ihre Hoſen), für eine Singſtimme mit
Klavierbegleitung, Muſik von Hans Sitt, auch bearbeitet
für Männerchor, erſchienen bei P. Pabſt Muſikalienverlag
in Leipzig, Preis 50 Pfennig. Der Reinertrag fällt zum
Beſten der Kriegsnotſpende. Die Klavierbegleitung iſt dem
ſchneidig=feurigen Texte gut angepaßt, jedoch nicht ſchwer,
ſodaß ſie auch von dem techniſch minder geſchulten
Klavier=
ſpieler leicht bewältigt werden kann. — Kampflied
(Wie bin ich ſtolz, ein deutſcher Mann zu ſein), Dichtung
und Muſik von Otto Teich, erſchienen im Theater= und
Muſikverlag Otto Teich, Leipzig, für eine Singſtimme
mit Klavierbegleitung, Preis 1,20 Mark. Der gleiche
Text iſt auch bearbeitet für Salon=Orcheſter, Streichmuſik,
Blasmuſik und für Violine mit Klavier. Die Dichtung
ſchildert das Erwachen des deutſchen Michels, wie er ſeine
eiſernen Fäuſte ballt und dreinſchlägt, daß alles kracht.
Er weiß ja, daß ganz Deutſchland als ein einig Volk von
Vrüdern ſein Handeln deckt. Recht anſchaulich unterſtreicht
die Muſik die kräftigen Textworte und triumphiert über
den Stolz des kernig deutſchen Mannes — Kriegslied
(Ulanen ſtolz von Lützow her), Dichtung von Fritz von
Unruh, in Muſik geſetzt für Geſang und Klavier von
Frank L. Limbart, erſchienen im Muſikverlag Fritz Baſelt,
Frankfurt a. M., Preis 1,20 Mark. Es iſt eine Ausgabe
für Tenor und eine für Bariton vorhanden, ebenſo iſt
das Lied für großes Orcheſter bearbeitet. Der Dichter
ſpricht begeiſtert von unſerer braven, ſchneidigen Reiterei,
in welcher der Geiſt Lützows neu erſtanden iſt; ſelbſt die
feurigen, klugen Roſſe empfinden „Paris iſt unſer Ziel!”
Die Muſik geleitet ſchwungvoll den Geſang, feſt und
beſtimmt fortſchreitend, um dann überzugehen zu einer
totesmutigen Attacke.
Literariſches.
In dem bekannten Familienjoural Das Buch
für Alle (Union, Deutſche Verlagsgeſeilſchaft in
Stutt=
gart), deſſen fünfzigſter Jihrgang ſoeben begonnen hat,
finden wir unter der Spitzmarke „Auch eine
Frauenrecht=
lerin” folgende Anekdote, die wir unſern Leſern und
Leſerinnen nicht vorenthalten möchten. In Norwegen,
wo das Stimmrecht für Frauen beſteht, iſt eine junge
Dame unterwegs, um Stimmen für einen Wahlaufruf zu
ſammeln. Ste tritt in ein kleines Haus, in dem eine alte
Frau fleißig am Herde ſchafft. „Wollen Sie Ihren
Na=
men unter dieſen Wahlruf ſetzen?” fragte die Dame.
„Nein, das will ich nicht!” antwortete die alte Frau ſehr
beſtimmt. „Und warum nicht?” „Das will ich Inen
ſagen. Es gibt in der Welt ſo wenig Dinge, die die
Kin=
der und die Mannsleute allein beſorgen können, daß man,
wenn ſich ein ſolches findet, es ihnen mit Vergnügen
über=
laſſen ſoll. Aus dem übrigen Inhalt möchten wir vor
allem die große Anzahl von außerordentlich packenden
und wirkungsvollen Kriegsbildern hervorheben, die jedes.
einzelne Heft des „Buchs für Alle” den Leſern bietets
Die Auswahl iſt eine vorzügliche und wird ſicherlich ſtets
allgemeinſten Beifall finden.
Verluſtliſte (aus Nr. 79).
Landwehr=Inf=Regt. Nr. 116, Darmſtadt.
Geſtorben infolge Krankheit.
Wehrm. Ludwig Hartmann, † im Kriegslaz.
Vou=
ziers, Ecole de gargons 28. 10.
Berichtigung früherer Angaben.
Wehrm. Ludwig Fink, Straufenberg, bisher
ver=
mißt, † im Reſ.=Laz. Engers 1. 10.
Reſerve=Infanterie=Regiment Nr. 116.
Geſtorben infolge Krankheit.
U.=O. Otto Metzger, † Kriegslaz. Vouziers 28. 10.
Berichtigung früherer Angaben.
Gefr. Wilh. Ackermann, Ober=Ramſtadt, bisher
vermißt, vw.; Gefr. Franz Adlon, Offenbach, bisher
vermißt, vw.; Reſ. Karl Wilh. Andermann, Kl.=
Lin=
den, bisher vermißt, vw.; Reſ. Jakob Agel, Steinfurth,
bisher vermißt, vw.; Wehrm. Wilh. Alt Malbach, bis
her vermißt, vw.; Wehrmann Richard Beſt, Darmſtadt,
bisher vermißt, vw.; Reſ. Ludwig Brand, Offenbach,
bisher vermißt, vw.; Wehrm. Johann Braun I.,
Außer=
ſyl, bisher vermißt, vw.; Gefr. Franz Becker I.,
Wolfs=
heim, bisher vermißt, vw.; Wehrm. Heinrich Binz,
Al=
lendorf, bisher vermißt, vw.; Reſ. Theodor Bingel,
Schwalheim, bisher vermißt, i. Laz.; Reſ. Otto Bühlig,
Tazewerbe, bisher vermißt, vw.; Reſ. Friedrich Bluhm,
Käſemarkt, bisher vermißt, vw.; Reſ. Jakob Breidert,
Langen, bisher vermißt, i. Laz.; Reſ. Herm.
Bau=
mann, Demmin, bisher vermißt, vw.; Reſ. Franz
Brauburger, Roſenheim, bisher vermißt, vw.; Reſ.
Guſtav Blumhoff, Rieſenburg, bisher vermißt, vw.;
Reſ. Karl Friedrich Böttcher, Zörbig, bisher vermißt,
vw.; Reſ. Ludwig Falk, Steinfurth, bisher vermißt,
† im Reſ.=Feldlaz. 67, Lomme 25. 10.; Gefr. Richard
Aug. Süßmann, Weigelsdorf, bisher verwundet, † im
Reſ.=Laz. Marburg 5. 10.
25. Reſerve=Diviſion, Stab Darmſtadt.
Lt. Ordz.=Offz. Hermann Zickgraf, Kaiſerslautern, t.
Infanterie=Regiment Nr. 13, Münſter.
8. Kompagnie: Musk. Paul Krick, Darmſtadt, t.
Reſerve=Fußartillerie=Regiment Nr. 8, Metz.
8. Batterie: U.=O. Karl Biſchoff, Offenbach, lv.
Reſerve=Fußartillerie=Batterie Nr. 22, Mainz.
Vizewachtm. Mähne, lv.; Kriegsfreiw. Waade, lv.
Pionier=Regiment Nr. 25, Mainz.
Stab: Pionier Kraftwofhr. Karl Baer, Leihgeſtern,
lv. durch Fliegerbombe.
1. Reſerve=Kompagnie: Leutn. d. Reſ. Hans
Wöckener, Fürſtenau i. H., Berſenbrück, lv., b. d. Tr.;
U.=O. d. L. Heinrich Geiſt, Rüſſelsheim, lv.; Reſ. Rich.
Nickel, Nauzenbach, lv.; Gefr. d. Reſ. Georg
Knie=
riem, Bad=Nauheim, lv.; Reſ. Laurenz Smit, Mainz,
vm.; Reſ. Alexander Schweers, Finnen, vm.
Pionier=Regiment Nr. 29, Poſen.
1. Feld=Kompagnie: Gefr. Heinrich Geibel,
Okarben, lv., bei der Truppe.
Train=Abteilung Nr. 18, Darmſtadt.
Fahrer Adam Obentheur, geſtorben infolge
Krank=
heit im Lazarett Sedan am 25. Okt.
Wien, 1. Juni 1914. Ich veranlaßte
die Patientin (Herz= und Nierenkranke),
den coffeinfreien Kaffee Hag zu benutzen,
womit ſie ſich endlich einverſtanden erklärte.
Bei der nächſten Ordination erzählt mir
die Patientin, daß ſie abſolut keinen
Unter=
ſchied im Geſchmack gemerkt habe, daß ſie
ſich ſeither aber wohler befinde. Die
Herz=
palpitationen hätten aufgehört. Die genaue
Unterſuchung ergab, daß die Spannung in
den Blutgefäßen ſich nicht erhöht hat, die
Pulsfrequenz erfuhr keine Steigerung,
was ſonſt nach dem Genuß des Kaffees
der Fall war.
Aus: „Aerztliche Erfahrungen mit coffeinfreiem
Kaffee” von Dr. Julius Neubauer, Arzt des K. K.
Rudolfsſpitals, Wien. Aerztliche Standeszeitung
(III,21480
„Die Heilkunde‟, Wien.
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben.
Für ins Feld bringt die Firma Georg
Schub=
kegel, Rheinſtraße 4, reizende kleine Chriſtbäumchen, weiß
bereift und mit Lichtern beſteckt, zum Verkauf.
Schwarz=
weißrote Bändchen mit Druck: „Weihnachtsgruß
aus der Heimat” zum Garnieren von Sendungen
aller Art, finden beſonders guten Anklang. Die
Bäum=
chen werden ſicher allgemein gefallen und unſeren
tap=
feren Kriegern im Felde, wie auch den im Lazarett und
ferner Garniſon weilenden Lieben die richtige
Weih=
nachtsſtimmung bereiten.
Rote, riſſige aufgeſprungene Hände
ſind ein Zeichen, daß die Haut zu trocken iſt, ſei es, daß
ihr das Hautfett von Natur aus fehlt, oder daß es durch
irgendwelche Umſtände der Haut entzogen wurde. Ein
ſehr einfaches, aber erprobtes Mittel gegen das Uebel iſt
Zuckooh=Creme. Sie dringt reſtlos in die Haut
ein, ohne die Poren zu verſtopfen, und wird mit Recht
ein Univerſal=Schönheitsmittel gegen rauhe und ſpröde
Haut der Hände und des Geſichts genannt. Wer
außerdem täglich Geſicht und Hände mit der wundervoll
milden Zuckooh=Seife wäſcht, übt wahrhaft rationelle
Hautpflege. Es gibt nichts Beſſeres. In allen
Apo=
theken, Drogerien und Parfümerien erhältlich.
Gegen die Teuerung, die ſich in allen Kreiſen
und Dingen fühlbar macht, dürfte das Verkaufsſyſtem
vohne Anzahlung auf 5 Tage zur Probe, lediglich gegen
geringe Monatsraten” ſehr willkommen ſein. Dieſe
einzigartige Bequemlichkeit geſtattet ihren Kunden die
Firma Bial & Freund, Breslau, die koſtenlos und
frei den reich illuſtrierten Katalog über Uhren,
Gold=
waren, Sprechapparate, Muſikinſtrumente, Klaviere,
Cameras, Ferngläſer, Spielwaren, Schreib= und
Näh=
maſchinen. Jaad= und Luxuswaffen verſendet.
Die nützlichste Liebesgabe
ist der als Kräftigungsmittel sowie
zur Linderung bei Magen= und
Darmerkrankungen, insbesondere
Durchfall tausendfach bewährte
ärztlich empfohlene
Kasseler Hafer-Kakao
(Nur echt in blauen Schachteln
für 1 Mark, nie losel)
Blusch Kostume-Kieider Mantel
färbt unzertrennt in unübertroffener
und schneller Austührung schwarz
Fabrik
Hof-Färberel Reich (Darmstadt)
26. Duittung.
In der Sammelſtelle des „Darmſtädter
Tag=
blatts” wurden für die Kriegsnotleidenden in
Oſt=
preußen weiter folgende Beträge abgegeben:
Ungenannt in Arheilgen 5 M., E. G. 3 M., Frau
v. Randow 40 M., Verein inaktiver Offiziere (heſſiſche
Gruppe) 200 M., S. N. 3 M., Regierungsbaumeiſter
Sehrt 5 M., Dr. Göring 20 M., Oberzollreviſor i. P.
J. M. Manderfeld 10 M., Frau Dir. Kleinſchmidt 10 M.,
Samstags=Stammtiſch Fink 10 M. Zuſammen 306 M.,
hierzu die bereits veröffentlichten 9680.82, insgeſamt
9986.82 Mark.
10. Quittung.
In der Sammelſtelle des „Darmſtädter
Tag=
blatts” wurden für die Kriegsnotleidenden in Elſaß=
Lothringen folgende Beträge abgegeben:
F. E. B., 30. Oktober 1914, 10 M., Amtsgerichtsrat
Hörle 10 M., Mozart=Runde 5 M., Ing. Wilh. Dreſſel
20 M., Frau Gg. Schuchmann Wwe. 10 M., Frau Wilh.
Diefenbach 50 M., Geheime Forſtrat Heinemann 10 M.,
E. 2 M., R. 2 M., Dr. Kennel 25 M., Rechnungsrat
Joſeph Brücher 10 M., Frau Michael Schmidt 10 M.,
H. B. 3 M., von Lauter u. Queckborn 31.55 M., J. F.
25 M., P. W. 3 M., von Herrn Rat Sonne die Hälfte
des Reinertrags der beiden Vorträge von Dr. Ludwig
Bergſträßer über: Dreibund und Dreiverband, 67.71 M.,
Verein inaktiver Offiziere, heſſ. Gruppe, 200 M., Regierungs=
baumeiſter Sehrt 5 M., Herr Geh. Oberjuſtizrat Dr.
Rüſter 30 M., Ober=Zollreviſor i. P. J. M. Manderfeld
10 M., zuſammen 539.26 M., hierzu die bereits
veröffent=
lichten 2074.50 M., insgeſamt
2613.76 Mark.
Familiennachrichten.
Wilhelm Sallwey
Luise Sallwey, geb. Nebhuth
Vermählte.
Darmstadt, November 1914.
*9670
„Am 3. November erlitt den
Heldentod fürs Vaterland in
Frank=
reich unſer herzensguter,
innigſt=
geliebter, hoffnungsvoller und
unver=
geßlicher Bruder, Schwager und
Onkel
(*9669
Kriegsfreiwilliger
Georg Darmſtädter
Bäcker
im 20. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Griesheim bei Darmſtadt,
Weiterſtadt, Frankfurt a. M.
Todes=Anzeige.
Freunden und Bekannten hiermit die traurige
Nachricht, daß mein lieber Mann, unſer guter
Vater, Sohn, Schwiegerſohn, Bruder, Schwager,
Onkel und Neffe
Herr Joſef Liebel
nach langem, ſchwerem Leiden im Alter von
39 Jahren ſanft verſchieden iſt.
Darmſtadt, Frankfurt a. M., Groß=Zimmern,
17. November 1914.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Eleonore Liebel geb. Nickel
nebſt Kindern.
Frau Katharina Liebel Wwe.
Frau Marie Nickel Witwe.
Ludwig Liebel, z. Zt. im Felde, u. Frau.
Faver Staudinger u. Frau geb. Liebel.
Joſef Binnefeld u. Frau geb. Liebel.
Emil Hartmann u. Frau geb. Liebel.
Die Beerdigung findet auf dem Beſſunger
Friedhof Donnerstag, 19. Nov., nachmittags
um 3 Uhr, vom Trauerhauſe Rhönring 13
aus ſtatt.
(21486
Den Heldentod fürs Vaterland erlitt am
28. September auf Frankreichs Erde unſer
treues Vorſtandsmitglied
Jakob Bertſch
Reſ. im Leibgarde-Infant.-Regt. 115.
Sein Andenken werden wir ſtets in Ehren
halten!
Club „Uhenia‟ Darmſtadt
gegr. 1895.
*9636)
Darmſtadt, den 18. November 1914.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem ſchweren Verluſte
unſeres geliebten Kindes ſagen wir
Allen auf dieſem Wege unſeren innigſten
Dank.
(21483
Familie Wilhelm Hennemann.
Darmſtadt, 18. Nov. 1914.
Site 8.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.
Nummer 319.
Statt beſonderer Anzeige.
Am 8. November erlitt den Heldentod
fürs Vaterland mein innigſtgeliebter Gatte,
der treubeſorgte Vater ſeines Kindes, unſer
guter Sohn, Bruder und Schwager (21489
Oberlehrer
Dr. Otto Ellenberger
von Mainz,
Leutnant der Landwehr und Kompagnieführer
im Regt. 172,
Inhaber des Eiſernen Kreuzes ſeit 16. Oktober,
nachdem er am 6. November bei einem Sturme
in Belgien ſehr ſchwer verwundet worden war.
Maria Ellenberger geb. Stumpf.
Kirchenrat Ellenberger u. Familie.
Darmſtadt, den 17. November 1914.
Bitte, von Kondolenzbeſuchen abzuſehen.
Den Heldentod fürs Vaterland
erlitt am 2. November in Frankreich
mein innigſtgeliebter, herzensguter
Mann, unſer lieber Sohn, Schwiegerſohn,
Bruder und Schwager
Poſtaſſiſtent
Karl Siebenwurſt
Leutnant der Reſerve im Inf.-Regt. Nr. 99
Ritter des Eiſernen Kreuzes.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Minna Siebenwurſt, geb. Hofmann,
Familie Bernh. Siebenwurſt,
Familie Heinr. Hofmann.
Darmſtadt, Bechtolsheim, 18. November 1914
(*9678
Gutenbergſtraße 23.
Dankſagung.
Für die uns bei unſerem ſchweren
Verluſte erzeigte warme Anteilnahme
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren
(*9655
herzlichſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
J. d. N.:
Alma Saum, geb. Ehrhard.
Darmſtadt u. Nieder=Ramſtadt, 18. November 1914
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Hinſcheiden meines geliebten Mannes
ſagen wir Allen, insbeſondere dem Herrn Pfarrer
für ſeine troſtreichen Worte am Grabe, ſowie
ſeinem Vorgeſetzten, Herrn Wolf, unſeren herz=
(*9650
lichſten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Marie Frickel und 5 Kinder.
Darmſtadt, den 18. November 1914.
(*9650
Dankſagung.
Für die vielen freundlichen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Verluſte unſeres lieben Sohnes,
Bruders und Enkels
Ferd. Lienhard
ſagen wir Allen, insbeſondere dem Herrn Pfarrer
Schaefer für die troſtreichen Worte, auf dieſem
Wege unſeren herzlichſten Dank.
(B21496
Darmſtadt, den 19. November 1914.
Familie Theoder Lienhard,
Großvater und Onkel A. Joigt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem Hinſcheiden unſeres unvergeßlichen Sohnes und
Bruders
des Lehrers
Jakob Weber
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren herzlichſten Dank,
beſonders danken wir Herrn Pfarrer Sehrt und
dem Kriegerverein Ober=Klingen für die erhebende
und troſtreiche Gedächtnisfeier.
(21485
Im Namen der tieftrauernd Hinterbliebenen:
Frau Margarete Weber Wwe.
Ober=Klingen, den 18. November 1914.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Verluſte unſerer lieben Mutter
Frau Katharine Hubel, geb. Spatz
ſagen wir allen, insbeſondere Herrn Pfarrer Sann,
unſeren aufrichtigen Dank.
(B21505
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 18. November 1914.
Tageskalender.
Donnerstag, 19. November.
Großh. Hoftheater, Anfang 6½ Uhr, Ende nach
11 Uhr (Ab. C): „Fauſt”.
Verſteigerungskalender.
Freitag, 20. November.
Mobiliar=uſw.=Verſteigerung um 11 Uhr
Feld=
bergſtraße 38.
Ständige Rettungswache der Sanitätskolonne.
Telephonruf Nr. 2425.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
Mmer
Weiblich
Tüchtiges Geschäfts-Fräulein
mit der Buchhaltung vertraut, ſucht
paſſende Stellung auf Büro oder
Geſchäft. Angeb. u. G. 14 a. d.
(*9549md
Geſchäftsſtelle.
der Schuhbranche
Verkäuferin mit guten
Zeug=
niſſen ſucht Stellung, auch
Aus=
hilfe zu Weihnachten. Gefl. Angeb.
u. 6 40 a. d. Geſchäftsſt. (*9662
Akad. geb. perf. Schneiderin
will ſich hier etabl. u. ſucht beſſere
Kunden für in u. außer dem Hauſe.
Ang. u. F 58 Geſchäftsſt. (*9381sds
Schneiderin empfiehlt ſich in u.
außer dem Hauſe. Näh.
Stift=
ſtraße 51, 1. St.
(21496a
Geb. junge Frau ſucht währ. des
Krieges Beſchäftig. irgend welcher
Art. Angebote unter F 88 an
die Geſchäftsſtelle. (*9451gid
Jg., ſaub. Frau geht waſchen.
Näh. Karlſtr. 79, part., Hth. (*9651
Einf. Fräulein, Mitte der 30er,
ſucht Stellung zur Führung des
Haushaltes zu Herrn oder Dame
per 1. Dezember oder ſpäter.
Angebote unter G 21 an die
Geſchäftsſtelle.
(*9617
Empfehle mich im Waſchen. Frau
Schmidt, Darmſtr. 23, Stb. (*9643
Frau ſ. ganze Tage waſchen od.
putz. Eliſabethenſtr. 43, Htb., Mſd. (*
Männlich
u. Maſchiniſt,
Geprüſter Heizer militärfrei,
gelernter Schloſſer, vertraut mit
Akkum.=Licht und allen Reparat.,
ſucht bald Stellung. Angeb. unt.
F 94 an die Geſchäftsſt. (21388a
Ein 12jähriger Schuljunge 22
ſucht Beſchäftigung
Kranichſteiner=
ſtraße 30, part.
(*9631
Uen
Weiblich
Verkadferm
branchekundig, geſucht.
H. Nau & Sohn
1339a) Schuſtergaſſe 16.
Korsettbranche!
Ein Geſchäft ſucht für ſeine
Kor=
ſetten=Abteilung tücht. Kraft.
Mit=
teilung über bisherige Tätigkeit,
Leiſtungen u. Gehaltsanſpr. erw.
u. F 65 a. d. Geſchäftsſt. (*9366sm
zegen ſofort
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Haus u. Küche, Glas u. Porzellan,
Eliſabethenſtraße 1. (*9569md
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Roßdörferſtraße 83, 1. St., zwiſchen
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Frankfurt am Main.
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Meldungen zu richten unter G 34 an die
Ge=
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Moosbergſtraße 97. (*9632dsi
Bauspengler
ſofort geſucht. Zu melden
Neu=
bau Deutſche Bank. (*9543md
Tüchtiger, zuverl., ſelbſtändiger
Metzgergeſelle
welcher in Kalb= und
Hammel=
metzgerei bewandert iſt, ſofort bei
hohem Lohn geſucht. Angebote u.
G 37 a. d. Geſchäftsſtelle. (*9661
Suche für ſofort
einen tüchtigen Schuhmacher für
Sohlen und Fleck und einen für
erſtkl. Neuarbeit. Wilh. Weber,
Wilhelminenplatz.
(*9642dsg.
Ein Schuhmachergeh. ſof. geſ.
*9613df) 16 Lauteſchlägerſtr. 16.
Arbeiter
welch. geübt i. Packen iſt, bei gut.
Lohn ſofort geſucht. Fritz Hufeld,
Samen=Großhandlung. (21367imd
Ein junger, ſauberer Mann
nicht über 20 Jahren (Radfahrer),
für vormittags geſucht
Hügel=
ſtraße 29, im Laden. (*9593md
Saüberer Junge a
von 14—16 Jahren als
Haus=
burſche geſucht. Schirmgeſchäft,
Ernſt=Ludwigſtraße 14. (*9656
geſucht.
Ein ſolider Arbeiter Zuerfr.
in der Geſchäftsſtelle.
(*9618
Lehrling
mit guter Schulbildung zum bald.
Eintritt von einem größeren hieſ.
Geſchäft geſucht. Angeb. u. F 97
an die Geſchäftsſtelle (21363id
Eenersauh
Trockene
Lagerräume
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Nummer 319.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. Nobember 1914.
Seite 9.
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
be=
findet ſich: 1 deutſcher Schäferhund. 1 Jagdhund (zugelaufen). Die
Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier
aus=
gelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet
dortſelbſt jeden Werktag, vormittags 10 Uhr, ſtatt.
(21481
Auskunft über Kriegsfürſorge.
Der Leiter der Rechtsauskunftsſtelle iſt auch mit der Erteilung
von Auskunft in Angelegenheiten der Kriegsfürſorge im
Allge=
meinen beauftragt.
Die Auskunftsſtelle gibt jedermann Aufſchluß über die
be=
ſtehenden Fürſorgeeinrichtungen und in ſonſtigen beſonderen durch
den Kriegszuſtand hervorgerufenen Fragen. Sie leiht
Kriegsteil=
nehmern, die durch den Krieg ganz oder teilweiſe erwerbsunfähig
geworden ſind, und den Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern bei
der Verfolgung ihrer Rechtsanſprüche ihre Unterſtützung. Bei ihr
können auch Schadenserſatzanſprüche Reichsdeutſcher, die durch den
Kriegsausbruch Vermögensverluſte in Feindesland erlitten haben,
angemeldet werden.
Die im Stadthauſe, Zimmer 44, beſtehende Auskunftsſtelle
der Frauenhilfe gibt gleichfalls Auskunft über Kriegsfürſorge im
Allgemeinen im Zuſammenhang mit dem Tätigkeitsgebiet der
Frauenhilfe.
Die Auskunftsſtelle der Stadt iſt der ſtädtiſchen
Rechts=
auskunftsſtelle, Stadthaus, Erdgeſchoß rechts, Zimmer Nr. 9,
angeſchloſſen. Sprechſtunden vormittags 9 bis 12 Uhr.
Darmſtadt, den 10. November 1914.
(21129ddd
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Aufruf!
Die Heeresleitung hat die Unterbringung wehrpflichtiger Schleſier
im Großherzogtum Heſſen angeordnet. Zur vorläufigen Verpflegung
und Unterbringung ſind 5000 Mann der Stadt Darmſtadt überwieſen.
Auf telegraphiſche Nachricht hat die Stadtverwaltung die im
Augen=
blick möglichen Anordnungen für die Unterbringung und Verpflegung
getroffen.
Es iſt nunmehr unbedingt erforderlich, daß Einwohner unſerer
Stadt ſich mir zur Verfügung ſtellen, um bei der Leitung und Führung
der jungen Leute mitzuhelfen. Im Intereſſe der Schleſier, die
unver=
mittelt aus der Heimat abberufen wurden und im öffentlichen Intereſſe
der Stadt Darmſtadt liegt es, daß meiner Bitte umgehend Rechnung
getragen wird.
Ich richte daher an die Bürgerſchaft die Aufforderung, heute
nachmittag und morgen vormittag bis 10 Uhr der
Stadtver=
waltung die Namen der hilfsbereiten Einwohner anzugeben.
Auch eine telephoniſche Anmeldung auf dem Stadthaus, bei genauer
Adreſſenangabe, iſt ausreichend.
Ich bin überzeugt, daß ich keine Fehlbitte tue, wenn ich bei der
vorhandenen dringenden Notlage dieſe Aufforderung an die
Ein=
wohnerſchaft richte.
(21491
Darmſtadt, den 18. November 1914.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Bekanntmachung,
den § 9 des Ortsbauſtatuts für die Stadt Darmſtadt betr.
Auf Beſchluß der Stadtverordneten=Verſammlung vom 17.
Sep=
tember d. Js., nach Begutachtung durch den Kreisausſchuß und mit
Genehmigung Großh. Miniſteriums des Innern vom 2. v. Mts. zu
Nr. M. d. J. 18552, lautet der obige Paragraph wie folgt:
§ 9.
Die Anlieger haben nach Maßgabe der Vorſchriften der
Artikel 21 der Allgemeinen Bauordnung und 197 IIa der
Städte=
ordnung zu tragen:
1. Den Aufwand für den Erwerb des für die Straßen,
einſchließlich der Straßenkreuzungen, erforderlichen Geländes,
und zwar in zweiſeitig bebaubaren Straßen je die Hälfte
bis zu einer Breite von je 10m, in einſeitig bebaubaren
Straßen und in Straßen an Plätzen bis zu einer Breite
von 12m.
2. Die Koſten der für die Herſtellung des Straßenkörpers
(Fahrbahn und Bürgerſteige einſchließlich der
Straßen=
kreuzungen) erforderlichen Erdarbeiten.
3. Die Koſten der den Bedürfniſſen des Verkehrs
entſprechen=
den erſten Einrichtung der Straße mittels Chauſſierung der
Fahrbahn und Pflaſterung der Goſſen.
4. Die Koſten für Herſtellung von Fußſteigen nach Maßgabe
der Vorſchriften der §§ 10 und 11.
Inſofern es in einzelnen Fällen (wie insbeſondere bei
Straßen=
durchbrüchen) zu ungerechtfertigten Härten führen würde, die Anlieger
nach vorſtehenden Beſtimmungen heranzuziehen, kann die Stadt
durch Beſchluß der Stadtverordneten=Verſammlung für einzelne
Straßen oder Straßenteile die oben verzeichneten Aufwendungen ganz
oder teilweiſe übernehmen.
Meine Bekanntmachung vom 28. v. Mts. iſt hiermit aufgehoben.
Darmſtadt, den 16. November 1914.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Ekert.
(21447md
Auffrieren von Regenrohren.
Die an Kanäle angeſchloſſenen Regenrohre ſind dem Auffrieren
ausgeſetzt bei erſchwertem Ablauf des Regen= und Tauwaſſers infolge
(21482df
Verſtopfung.
Wir empfehlen daher gründliche Reinigung der in den
Fuß=
ſteigen vorhandenen Regenrohrſinkkaſten vor Eintritt des Winters.
Darmſtadt, 18. November 1914.
Städtiſches Tiefbauamt.
Satzund
für die Handelskammerwahl im Wahlbezirk
Darmſtadt, umfaſſend den Kreis Darmſtadt.
In Abänderung der von Großh. Miniſterium unter dem 2. Oktober
1908 genehmigten Satzung für die Handelskammerwahl im
Wahl=
bezirk Darmſtadt, umfaſſend den Kreis Darmſtadt, beſtimmen wir
hiermit mit Genehmigung Großh. Miniſteriums des Innern auf
Grund des Artikels 18 des Geſetzes, die Handelskammern betreffend,
in der neuen Faſſung vom 31. März 1913 folgendes:
Nach Maßgabe der feſtgeſtellten Steuerwerte des gewerblichen
Anlage= und Betriebskapitals der Wahlberechtigten in der
Erwerbsgruppe Induſtrie in Höhe von 83565 200 Mk.
„ 36 308 600
Großhandel „
Kleinhandel „ „ „ 33230 300 „
ſind von jetzt ab für die
Abteilung Induſtrie 8 Handelskammermitglieder
Großhandel 4
Kleinhandel 3
zu wählen.
Darmſtadt, den 17. November 1914.
Die Großher ogliche Handelskammer.
Der Syndikus:
Der Vorſitzende:
(21475
Dr. Human.
C. Pareus.
Martinigefälle.
Auf Erſuchen der Großh.
Be=
zirkskaſſe Darmſtadt bringe ich
hiermit zur öffentlichen Kenntnis,
daß die Berichtigung der auf
Mar=
tini fälligen Pacht=, Holz= und
Grasgelder bis längſtens Ende
dieſes Monats geſchehen muß,
widrigenfalls das mit Koſten
ver=
bundene Beitreibungsverfahren
ein=
geleitet werden wird. (21446md
Darmſtadt, 17. November 1914.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Ekert.
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(VI.20938
Handelskammerwahl
Auf Grund des Handelskammergeſetzes haben für den
Wahl=
bezirk Darmſtadt Ergänzungs= und Erſatzwahlen ſtattzufinden. Vor
Vornahme dieſer Wahlen werden die Liſten der Wahlberechtigten in
den Erwerbsgruppen Induſtrie und Großhandel in der Zeit von
Donnerstag, den 19. November, bis Montag, den 30. November d. J.,
auf dem Bureau der Großh. Handelskammer während der
Geſchäfts=
ſtunden, vormittags von 9—1 Uhr und nachmittags von 4—6 Uhr,
offen liegen.
(21492
Einwendungen gegen den Inhalt der Liſten ſind innerhalb
der erwähnten Friſt bei der Handelskammer ſchriftlich vorzubringen.
Die Großherzogliche Handelskammer Darmſtadt.
Der Vorſitzende:
Der Syndikus:
C. Parcus.
Dr. Human.
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Darmſtadt, den 18. November 1914.
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Seite 10.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.
Nummer 319.
Die Etappenkommandantur 3, Darmſtadt
macht darauf aufmerkſam, daß Weihnachtsſendungen für die im
Felde ſtehenden Truppen möglichſt bald, keinesfalls aber nach
dem 10. Dezember aufzugeben ſind, da ſonſt keine Ausſicht auf
(21476
rechtzeitige Beförderung vorhanden iſt.
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Bekanntmachung
über die Abgabe der Steuererklärungen für das Steuerjahr 1915 betr.
A. Staatsſteuer=Veranlagung.
Nach Art. 20 des Einkommenſteuergeſetzes vom 12. Auguſt
1899 hat jeder Steuerpflichtige, der ein ſteuerbares Jahreseinkommen
von 2600 Mk. oder mehr beſitzt, über den Jahresbetrag ſeines
Ein=
kommens und der etwa zum Abzug geeigneten Laſten eine
ſchrift=
liche Erklärung abzugeben.
Von der Abgabe dieſer Einkommensſteuererklärung iſt nach
Art. 21 des genannten Geſetzes, inſofern nicht im einzelnen Fall
be=
ſondere Aufforderung des Vorſitzenden der Veranlagungskommiſſion
ergeht, derjenige Steuerpflichtige befreit, welcher im unmittelbar
vor=
ausgegangenen Steuerjahr bereits zur Einkommenſteuer I. Abteilung
(Einkommen von 2600 Mark und mehr) veranlagt war, auch
in=
zwiſchen ſeinen Wohnſitz nicht gewechſelt und keine
Einkommens=
verbeſſerung erfahren hat, die ſeine Verſetzung in eine höhere Klaſſe
bedingt.
Nach Art. 2 Abſ. 3, Art. 15 und 21 Abſ. 1 des
Einkommen=
ſteuergeſetzes ſind die Vorſtände der nach Art. 2 der
Einkommen=
ſteuer unterworfenen Geſellſchaften uſw. verpflichtet, über deren
Ein=
kommen alljährlich vollſtändigen Aufſchluß zu erteilen.
Diejenigen Steuerpflichtigen, welche Einkommen aus Aktien pp.
der untenſtehenden, mit einem Teil ihres Einkommens ſchon für ſich
der Einkommenſteuer in Heſſen unterliegenden Geſellſchaften beziehen,
dürfen die Einkommensbezüge ans dieſen Aktien pp. nicht mit dem
vollen Betrag, mit dem ſie als Einkommen unter I Ord.=Nr. 9 der
Steuererklärung aufzuführen ſind, ſondern nur mit den nach den
unten verzeichneten Prozentſätzen zu berechnenden Beträgen unter II
Ord.=Nr. 1 der Erklärung in Abzug bringen.
Nach Art. 19 des Vermögensſteuergeſetzes vom 12. Auguſt
1899 hat jeder von der Kommiſſion für die Einkommenſteuer erſter
Abteilung zu veranlagende, ein jährliches Einkommen von 2600 Mk.
und mehr beſitzende Betriebsunternehmer (Perſonen, die Land= und
Forſtwirtſchaft oder ein Gewerbe betreiben), der zum erſtenmale mit
Anlage= und Betriebskapital zur Vermögensſteuer veranlagt wird,
eine ſchriftliche Erklärung über das im land= und forſtwirtſchaftlichen
oder gewerblichen Unternehmen verwendete Anlage= und
Betriebs=
kapital und die es belaſtenden Schulden abzugeben.
Weiter iſt nach Art. 25 desſelben Geſetzes jeder, deſſen ſonſtiges
Vermögen (Kapitalvermögen uſw.) nach Abzug der darauf
laſtenden Schulden einen Wert von 3000 Mk. und mehr hat, bei
ſeiner erſtmaligen Veranlagung zur Vermögensſteuer zur Abgabe
einer ſchriftlichen Erklärung über dieſes Vermögen verpflichtet.
B. Gemeindeſteuer=Veranlagung.
Nach Art. 15 des Gemeindeumlagengeſetzes vom 8. Juli 1911
ſind diejenigen Perſonen, deren Anlage= und Betriebskapital
mindeſtens 3000 Mk. beträgt, verpflichtet, bei ihrer erſtmaligen
Ver=
anlagung zur Gemeindegewerbſteuer eine Erklärung über das Anlage=
und Betriebskapital abzugeben.
Ferner hat zufolge Art. 44 jeder Pflichtige, deſſen
Kapital=
vermögen mindeſtens 3000 Mk. beträgt, bei ſeiner erſtmaligen
Veranlagung zur Gemeindekapitalſteuer eine Erklärung über ſein
Kapitalvermögen einzureichen. Hat ſich das Kapitalvermögen
gegen den bereits zur Steuer veranlagten Betrag um mehr als
3000 Mk. erhöht, ſo iſt von dem Pflichtigen eine neue
Er=
klärung über ſein Kapitalvermögen abzugeben.
Diejenigen Steuerpflichtigen, welche Aktien oder Geſchäftsanteile
jeder Art der untenſtehenden, mit einem Teil ihres Anlage= und
Be=
triebskapitals in heſſiſchen Gemeinden zur Gewerbſteuer veranlagten
Geſellſchaften ꝛc. beſitzen, dürfen dieſe Aktien oder Geſchäftsanteile
nicht mit dem vollen Betrag, mit dem ſie als Vermögen unter
Ziffer 4 der Angaben über das Kapitalvermögen aufzuführen ſind,
ſondern nur mit den nach den unten angegebenen Prozentſätzen zu
berechnenden Beträgen wieder in Abzug bringen.
In denjenigen Fällen, in denen bereits nach den für die
Staatsſteuer geltenden Grundſätzen die Pflicht zur Abgabe einer
Er=
klärung über das Anlage= und Betriebskapital oder über das
Kapital=
vermögen beſteht, iſt eine beſondere Erklärung für die Veranlagung
desſelben Vermögens zu den Gemeindeumlagen nicht mehr abzugeben.
Soweit Einkommen zu den Gemeindeumlagen, nicht aber
gleichzeitig zur Staatsſteuer heranzuziehen iſt, gelten die Vorſchriften
für die Abgabe von Erklärungen zur Staatsſteuer ſinngemäß für Er
klärungen über nur gemeindeſteuerpflichtiges Einkommen.
C. Gemeinſame Vorſchriften.
Die nach Vorſtehendem erforderlichen Staats= oder
Gemeinde=
ſteuererklärungen ſind abzugeben
1. für Minderjährige, Abweſende, ſowie für Perſonen, die aus
anderen Gründen unter Vormundſchaft oder Pflegſchaft geſtellt
ſind, von deren geſetzlichen Vertretern
2. für juriſtiſche Perſonen (Gemeinden, Körperſchaften, Stiftungen,
Anſtalten), ferner für Geſellſchaften, Genoſſenſchaften und ſonſtige
juriſtiſche Perſonen, Gantmaſſen, Erbmaſſen, ſoweit eine
Steuer=
pflicht hier überhaupt in Betracht kommt, von den geſetzlichen
oder beſtellten Vorſtänden oder Verwaltern;
3. in allen anderen Fällen von dem Steuerpflichtigen ſelbſt und
zwar hinſichtlich des geſamten eigenen wie des Einkommens
und Vermögens ſeiner nicht ſelbſtändig beſteuerten Angehörigen,
ſoweit ſie nach Art. 5 des Einkommenſteuergeſetzes, Art. 10 des
Vermögensſteuergeſetzes und Art. 46 des
Gemeindeumlagen=
geſetzes bei der Beſteuerung mit ihm als eine Perſon
anzu=
ſehen ſind.
Zu dieſen Erklärungen ſind die von Großh. Miniſterium der
Finanzen feſtgeſetzten und von den Bürgermeiſtereien zu beziehenden
Formulare zu verwenden ſie ſind je nach der Wahl des Verpflichteten
offen oder verſchloſſen ſpäteſtens bis zum 15. Dezember ds. Js.,
unmittelbar bei dem Finanzamt oder bei der — zur Weitergabe an
das Finanzamt verpflichteten — Bürgermeiſterei abzuliefern, ohne daß
der Pflichtige deshalb eine beſondere Aufforderung abzuwarten hätte.
Die Einſendung der Erklärungen durch die Poſt iſt zuläſſig,
geſchieht aber auf Gefahr des Abſenders und deshalb zweckmäßig
mittels Einſchreibebriefs.
Unter Bezugnahme auf die obigen Mitteilungen fordern
wir die zur Abgabe von Steuererklärungen Verpflichteten
hier=
mit auf, ihre Erklärungen bei Meidung der geſetzlichen
Nach=
teile und der verwirkten Strafen (Hinterziehungsſtrafen in Höhe
des 4—20fachen Betrags der hinterzogenen Steuer,
Ordnungs=
ſtrafen bis zu 100 Mk.) bis zu dem angegebenen Zeitpunkt an die
Bürgermeiſtereien oder unmittelbar an uns gelangen zu laſſen.
Den Steuerpflichtigen, die nicht zur Abgabe von
Steuer=
erklärungen verpflichtet ſind, bleiht die Abgabe freiwilliger
Steuer=
erklärungen unbenommen.
Die Großh. Finanzämter ſind im übrigen bereit, über etwaige
Zweifel an den bekannten Amtstagen Auskunft zu erteilen.
Bekanntgegeben den 17. November 1914.
(21504
Die Vorſitzenden der Veranlagungskommiſſionen für die Finanzämter
Darmſtadt I
Darmſtadt II
Langen
von Diemar.
Stroh.
Doerr.
Verzeichnis
der in Heſſen mit einem Teil ihrer Ueberſchüſſe zur Einkommenſteuer
und mit einem Teil ihres Anlage= und Betriebskapitals zur
Gewerb=
ſteuer veranlagten Geſellſchaften pp.
55
235 5
Name der Geſellſchaft pp.
55 2 55 552
§ 25
22 g
(2 25
65
Prozert Prozent
5,0
Allgemeine Elſäſſiſche Bankgeſellſchaft in Straßburg
7,6
Bank für Handel und Induſtrie in Darmſtadt
Binding’ſche Brauereigeſellſchaft in Frankfurt a. M. ) 2,9 1,0
Bioſonwerk Bensheim, G. m. b. H., in Frankfurt a. M. 1 45 1 21,5
Bonner Bergwerks= und Hüttenverein Zementfabrik
12,88 1,
in Oberkaſſel bei Bonn
1,9 2,1
Brauerei Stern A.=G. in Frankfurt=Oberrad
19,8 11,9
Buderus’ſche Eiſenwerke in Wetzlar
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Frankfurt a. M.
Chemiſche Werke vorm. H. u. E. Albert A.=G. zu
Mainz=Kaſtel
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Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft für den Nieder= und
27,3 1 19,23
Mittelrhein zu Düſſeldorf
3,2 J 4,8
Deutſche Kunſtleder=A.=G. in Hötitz
4,7 5,4
Deutſche Vereinsbank zu Frankfurt a. M.
1,7 0,7
Diskontogeſellſchaft zu Berlin .
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90,28 90,07
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L. A. Enzinger, Worms . . .
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20,28 1 5,8
Frankfurter Lokalbahn=A.=G. zu Frankfurt a. M.
Frankfurter Vorort=Terraingeſellſchaft A.=G.
90,0 90,0
Harloff, Adolf, G. m. b. H., Kaſſel, Kohlenhandlung
und Spedition in Guſtavsburg . . . . . . . 12,60 1 2,4
Harpener Bergbau=Aktiengeſellſchaft in Guſtavsburg 1 0,24 0,2
Heddernheimer Kupferwerke und Süddeutſche Kabel=
4,8
werke, A.=G., in Guſtavsburg. .
12,15
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brauerei . . . . . .
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0,4
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Kempffſche Brauerei A.=G. Frankfurt a. M.
1,2 0,2
Kunſtlederfabriken Karl Bockhacker, G. m. b. H. in
8,7 8,7
Gummersbach
Landgräfl. Heſſ. konzeſſionierte Landesbank, A.=G.
15,8 2,4
zu Homburg v. d. H.
Mainzer Aktienbrauerei .
91,99 95
Mannheim=Bremer Petroleum=Aktien=Geſellſchaft zu
Mannheim
3,98 3.7
Maſchinenfabrik Augsburg=Nürnberg A.=G., Werk
Guſtavsburg
26,97 1 28,26
Mitteldeutſche Hartſteininduſtrie A.=G. zu
Frank=
furt a. M.
42,68 1 33,63
4,9 1 4,3
Mitteldeutſche Kreditbank
12,5 1 11,9
Niederländiſche Dampfſchiff=Reederei, Rotterdam
3,95 N 8,92
Oberrheiniſche Eiſenbahngeſellſchaft in Mannheim
96 1 62,3
Od enwälder=Hartſtein=Induſtrie A.=G.
Oelfabrik Groß=Gerau=Bremen A.=G.
21,84 12,78
3,59 1 3,5
Olex, Petroleum=Geſellſchaft m. b. H., Berlin
Pfälziſche Bank, Ludwigshafen
5,5 3,8
Portland=Zementwerke Heidelberg und Mannheim,
A.=G. zu Weiſenau
28,02 31,05
Preußiſch=Rheiniſche Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft zu
Köln
13,94 1 14,95
.
Providentia, Frankfurter Verſicherungsgeſellſchaft
6,49 1 8,1
Rheinſſche Petroleum=Aktiengeſellſchaft, Köln,
Zweig=
niederlaſſung Mainz . .
13,85
17,1
Rheiniſche Portland=Zementwerke, Köln
Rhein= und Seeſchiffahrtsgeſellſchaft zu Köln
22.92 1 18,95
Röderbergbrauerei A.=G. zu Frankfurt a. M.
26,3 1 10,2
Schaffſtädt, H., G. m. b. H., Gießen . . . . . 1 91,8 1 100
Scheidhauer u. Gießing zu Duisburg=Wandheimerort 30,3 1.32,8
Schrammſche Lack= und Farbenfabriken, vormals
Chriſtoph Schramm, A.=G., zu Offenbach
96,17 196,17
Julius Sichel & Co., Kommanditgeſellſchaft auf Aktien 27,09
Spieß, Joh. & Co., G. m. b. H., Gießen
66,4 1 58,6
Stadermann, Friedrich, G. m. b. H., Offenbach a. M. F 55,0 1 55,0
Stahl und Nölke A.=G. für Zündwarenfabrikation in
Koſtheim
8,13 18,63
Stellawerk, A.=G., vorm. Wiliſch C Co., Homberg a. Rh. 2,3 1 0,2
Strauß, David jr., G. m. b. H., Zigarrenfabrik zu
Klein=Steinheim
79,19 740
Süddeutſche Diskontogeſellſchaft, A.=G.
1,6 1 0,9
Süddeutſche Eiſenbahngeſellſchaft
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Süddeutſche Immobiliengeſellſchaft zu Mainz
45,89 1 16,31
Tietz, Leonhard, A.=G., in Köln . . . .
8,58 8,5
Verein chemiſcher Fabriken zu Mannheim
7,2 1 15,85
,
Verein für chemiſche Induſtrie zu Mainz=Mombach 1 36,6 27,6
Vereinigte Kapſelfabriken Nackenheim, Bayerbach
Nachf., A.=G., in Nackenheim
56,25 1 81,83
45,09
Vereinigte Kunſtſeidefabriken, A.=G., in Kelſterbach
Vereinigte Malzfabriken, G. m. b. H., Worms
26,87 53,4
Vereinigte Spediteure und Schiffer,
Rheinſchiffahrts=
geſellſchaft m. b. H., zu Mannheim
10,28
Vereinigte Strohſtoff=Fabriken in Dresden
43,76 36,92
Vereinigte Ultramarinfabriken, A.=G., vorm. Leverkus,
Zeltner und Konſ., in Köln
8,78 5,4
Zimmer, Georg Karl, Chemiſche Fabriken, G. m. b. H.,
Kaſtel=Amöneburg
50,0 8,4
Zuckerfabrik Frankenthal .
13,74 1 3,26
Bekanntmachung.
Die am 16. November 1914 im Palais=Reſtaurant ſehr ſtark
beſuchte öffentliche Schuhmachermeiſter=Verſammlung hat einſtimmig
den Beſchluß gefaßt, dem verehrlichen Publikum von Darmſtadt
mitzuteilen, daß die Schuhmachermeiſter gezwungen ſind, infolge
fortgeſetzter Preisſteigerung aller Rohmaterialien ihre Preiſe für
fertige Arbeit vorläufig bis zu 20 Prozent zu erhöhen. (21497
Darmſtadt, den 18. November 1914.
Der Vorſtand der Schuhmacher=Vereinigung Darmſtadt.
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Nummer 319.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.
Seite 11.
Der ſilberne Adoff.
Roman von Horſt Bodemer.
(Nachdruck verboten.)
28)
Luſtiger Hans? Silberner Adolf? Mir ſcheint, in
dieſer Ecke hat ein jeder ſeinen Spitznamen!
Grüningen wehrte ab.
O nein! Doch nicht! Nur die hervoragendſten
Ver=
treter dieſer Menſchheit, — dabei kommt es nicht immer
auf die körperliche Länge an, — die Weſtpreußen und
Hinterpommern als ſeine Kinder zu ſchätzen weiß! Du,
zeig mir mal deine Händer her! Sie ſind noch propper!
Verzeihung, gnädiges Fräulein, ich wollte damit ſagen:
einen Verlobungsring trägt der ſilberne Adolf noch nicht!
Aber nächſtens, Herr von Grüningen!
Donnerchen ja! Da gratuliere ich dir aber, — und,
er machte eine Verbeugung, Ihnen abſolut nicht minder,
gnädiges Fräulein, denn der ſilberne Adolf —
Weiter kam er nicht, Ellen Wommen winkte ab, lachte,
ſagte:
O bitte, ich bin immer noch nicht ſo weit!
Da ſetzte der luſtige Hans ſein dümmſtes Geſicht auf,
zog ſeine hohen Schulter noch höher.
Ich verſtehen! Und daß ich ſehr verſchwiegen ſein
kann, dafür zeugt halb Danzig, auch Langfuhr, Zoppot
und die umliegenden Neſter! Er rieb ſich vergnügt die
Hände, zwinkerte mit ſeinen hellblauen, kleinen
tieflie=
genden Augen. Ich ſteh nämlich hier als vollwichtige
Deputation, geſandt von Frau von Leubenfingen, der
erſten Dame Weſtpreußens, ſie iſt neugierig wie eine
Rohrſpätzin! Bir zur nächſten Pauſe! In der ich antreten
muß, die Gnädige ſitzt da drüben, neben der
Fremden=
loge, wird die Spannung gewachſen ſein! Ja, was
ſchnurr ich ihr vor? Halt, ich habs! Ein ausgezeichneter
Gedanke! Du warſt ja bei den Hottentotten, ſilberner
Adolf! Alſo, Sie ſind die Nichte des ſeligen Cecil
Rhodes, weiland Diamantenkönig von Südafrika,
bedeu=
tende Erbin und — dann ſchmunzle ich auf weitere
Fra=
gen, wie nur Hans Grüningen zu ſchmunzeln verſteht!
Immerzu, immerzu, ſagte Ellen Wommen, der kleine,
häßliche, burſchikoſe Kerl gefiel ihr. So einer war ihn noch
nicht über den Weg gelaufen. In Hamburger
Patrizier=
kreiſen wär’ der unmöglich geweſen. Aber wollen wir
uns nicht ſetzen?
Danke! Ich ſitz’ ſchon! Und meine Allergnädigſte, ich
bin eine Schmeißfliege, mich werden Sie nicht wieder los,
heute abend! Wenn nicht der ſilberne Adolf zum
Ring=
kampf antritt, da würd’ ich wohl allerdings Senge beſehen!
Die Abſätze klappte er gegeneinander, daß die Sporen
klirrten, wippte mit den hohen Schultern wie ein Kind
auf ſeinem Seſſel. . . . Silberner Adolf, ein Pferdchen
hab’ ich, ein Pferdchen! Natürlich Schimmel, gnädiges
Fräulein, denn unſer ganzes Regiment beſteht aus weiter
tiſcht, wie aus Schimmeln, ſchwarzen Huſaren, und
augen=
blicklich vorübergehend einen Kronprinzen als Oberſten!
Ja, alſo, den hab ich vom Levy Dirſchauer! Ich meine
den Schimmel! Ein anſtändiger Mann, ein reicher Mann,
da mein’ ich den Dirſchauer, der nicht drauf ſieht, ob er
von Hans Grüningen das Geld gleich oder ihn zehn
Jah=
ren kriegt! Aber, daß er’s kriegt, mit Zinſen, dafür ſorgt
ſchon der geſchäftsgewandte Herr Levy Dirſchauer! Ein
Racker, ſilberner Adolf, „Scheinwerfer” heißt er, ein
Lu=
derchen, mit Mucken, aber ich bin auf dem Weg, ihn klein
zu kriegen! So ne ſchwierige Nummer hab’ ich noch nie
unter mir gehabt! Ein Köpfchen, Sehnchen und Beinchen
zum Kokettieren, viel Aufſatz und einen wunderbaren
Faſanenſchweif!
Rote Flecken brannten auf Ellen Wommens Wangen.
Herr von Grüningen, bitte, laſſen Sie mich Ihren
„Scheinwerfer” morgen reiten!
Ach nee, meine Gnädigſte, es wäre ſchade um Sie!
Da trumpfte der ſilberne Adolf auf.
Wollen ne Wette machen! Um ne Sektfrühſtück! Dein
„Scheinwerfer” bringt das gnädige Fräulein nicht aus
dem Sattel!
Du, das Frühſtück könnteſt Du eigentlich gleich heute
abend zu dreien auf Vorſchuß geben!
Da aber begehrte Ellen Wommen auf.
Warten Sie ab! . . . Bitte, Herr von Grüningen
morgen früh!
Der wiegte den Kopf mit den abſtehenden Ohren hin
und her, ſpitzte die Lippen.
Meinetwegen! Aber in der Reitbahn! Um elf! Ich
laß den Schinder in den Tatterſall bringen!
Das paßt ja ausgezeichnet, jubelte Ellen Wommen.
Nachmittags will ich mir mit Herrn von Ruſten die
Ma=
rienburg anſehen und dann nach Königsberg weiterfahren!
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Seite 12.
Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.
Nummer 319.
O, o! Wenn das nur möglich ſein wird! Jedenfalls
ſchließen Sie morgen nach dem erſten Frühſtück gleich nd
Lebensverſicherung ab! . . . Es wäre ſehr ſchön, Sie bräs
chen ſich eine Kleinigkeit, damit wir von Zeit zu Zeit
an=
treten können und uns nach Ihrem Befinden mit ehrlicher
Teilnahme erkundigen!
Dieſer luſtige Hans! Der war wirklich eine Nummer
für ſich. Ellen Wommen prickelte der Sekt noch im Blute.
Sie werden um die Krankenbeſuche kommen! Es tut
mir ja leid, Herr von Grüningen — Ihretwegen!
Verſteh ich! Verſteh ich vollkommen! Aber ich erlaubte
mir ſchon vorher zu ſagen: ich bin eine Schmeißfliege!.
Darf ich mit nach Marienburg fahren?
Gern, Herr von Grüningen, das wird ſehr luſtig
werden!
Alſo trag ich meinen Namen mit Recht! Was zu
be=
weiſen war! Herzlichen Dank auch!
Der zweite Akt begann. Der luſtige Hans blieb auf
ſeinem Stuhl ſitzen. Ganz artig.
Als die nächſte Pauſe begann, erhob er ſich.
Nun muß ich der Frau von Leubenfingen einen Bären
äufbinden. Auf Wiederſehen ich mach' es kurz und
ſchmerzhaft!
Nach fünf Minuten war er wieder da. Er blieb im
Hintergrund, da war es dunkel.
Ihren Herrn Onkel Cecil Rhodes hat natürlich Frau
von Leubenfingen ſehr gut gekannt! Ihr Vater war doch
Botſchaftsrat in London! Ich ſollte Sie anſchleifen! Da
hab’ ich mein nachdenkliches Geſicht aufgeſetzt und geſagt:
Sie trügen Ihre unzählbaren Millionen in der Naſe. Ich
holte mir da ſicher einen Korb . . . Natürlich wollte ſie
wiſſen, wie Adolf Ruſten zu ihrer ſchätzbaren Gegenwart
gekommen iſt. Da hab ich ihr nun erzählt, Sie
ſeien mit demſelben Schiff wie er gefahren, über Bord
ge=
fallen, er habe Sie gerettet, obgleich ein paar Dutzend
Haifiſche einen enormen Appetit auf Sie gehabt hätten..
Aus purer Dankbarkeit ſtatteten Sie nun dem ſilbernen
Adolf einen Beſuch ab. Bis auf die Haifiſche hat ſie mir,
glaube ich, alles geglaubt! Denn wenn es darauf
an=
kommt, kann ich mit dem harmloſeſten Geſicht lügen wie
ein Bräutigam!”
Ellen Wommen ſchüttelte ſich vor Lachen. Der
ſil=
berne Adolf aber wurde recht ſchweigſam. Der luſtige
Hans fing an überflüſſig zu werden.
Der tat aber, als merke er es nicht. Aß noch mit den
beiden einen Happen in einem nahen Weinreſtaurant.
Dann brachten die Freunde Ellen Wommen zum Hotel
und verabſchiedeten ſich.
Der luſtige Hans ſchob ſeinen Arm in den des
Hüh=
nen und ſtakte neben ihm her.
Wo wohnſt du denn?
Ein paar Häuſer weiter!
Mein Sohnchen, das brächte Hans Grüningen nicht
fertig! Ueberhaupt dein Fehler! Gegen langhaarige
Ge=
ſchöpfe biſt du weich wie Butter an der Sonne! Das
iſt eine große Dummheit! Na, mir ſolls recht ſein!
Heda, Auto! — Ha—alt! Gute Nacht, und verſuch zu
ſchlafen! Ich kanns immer doppelt prächtig, wenn mir
ein hübſches Mädchen über den Weg gelaufen iſt!
Mit finſterem Geſicht ſah der ſilberne Adolf dem
uto nach. Dann ging er in eine Kulmbacher Bierhalle
und trank ſich die nötige Bettſchwere an.
21. Kapitel.
Am nächſten Vormittag ſtanden der ſilberne Adolf
und der luſtige Hans, er trug Zivil, jeder mit einem
Roſenſtrauß bewaffnet, in der Empfangshalle des
Dan=
ziger Hofes und warteten auf Ellen Wommen. Der kleine
Leibhuſar trat mit hohen Knien von einem Bein aufs
andere.
Schöne Situation, nicht wahr? Gerade ſo ſehen wir
aus, als wollten wir ein Rennen um die hübſche Deern
laufen .. . Jungchen, dir iſt wohl die Peterſilie verhagelt?
... Na, na — in einer Stunde liegt die Gnädigſte im
Bett und der Doktor kommt irgend eine Extremität
ſchienen ... Herrgott von Danzig, der Menſch kriegts
doch ſo im Leben, wie ers durchaus haben will!
Wirſt dich wundern!
Ich wundere mich ſchon lange über gar nichts mehr!
Wem nicht das Tollſte eine pure Sekbſtverſtändlichkeit iſt,
der wird unters Waſſer geduckt oder über das große
Waſſer mit nem Freibillet ſpediert. Beides gehört nicht
zu den großen Annehmlichkeiten dieſer Welt — denk ich
mnir wenigſtens!
Ach, du fändeſt dich überall zurecht!
Verſteht ſich! Wer die Mundwinkel hängen läßt,
wie du, fällt natürlich auf die Schokoladenſeite!
(Fortſetzung folgt.)
Einladund
zum
Vaterländischen Festabend
am Dienstag, 24. November 1914, abends 8 ¼ Uhr,
im Festsaale der Turngemeinde (Woogsplatz 5)
zur Feier des Geburtstages Seiner
Königlichen Hoheit des Großherzogs,
veranstaltet von der Stadtverwaltung der Stadt
Darm-
stadt, dem Darmstädter Vortragsverband und dem
Historischen Verein für das Grossherzogtum Hessen.
1. Zwei Kriegslieder von Arnold Men-
Programm:
delssohn: a) Deutsches Lied. b) Des Königs
Artollerey. Vorgetragen von Sängern des
Darm-
städter Lehrersängerchors und des Gesangvereins
„Liederzweig”, unter Leitung des Komponisten.
2. Vortrag des Herrn Geheimen Hofrats Prof.
Dr. Friedrich Back:
„Der Krieg und die deutsche Kunst.‟
3. Zwei Kriegslieder von Arnold
Men-
delssohn: a) Auf der Wacht. b) Deutsches
Matrosenlied.
4. Ansprache des Herrn Oberbürgermeisters
Dr. Glässing.
5. Gemeinsamer Gesang: „Deutschland
Deutschland über alles.‟
Programme, die zum Eintritt berechtigen, sind
vom 19. November ab zum Preise von 50 Pfennigen in Arnold
Bergsträssers Hofbuchhandlung (Rheinstrasse 6) zu haben.
Hinsichtlich der vorbehaltenen, mit Nummern versehenen
Plätze wird den Inhabern anheimgestellt, einen Beitrag zur
Kriegs-
fürsorge an der Abendkasse zu geben.
Der Ertrag des Abends wird der Kriegsfürsorge
der Stadt Darmstadt überwiesen
(21487
Gewerkverein der Heimarbeiterinnen.
Ausſtellungs= und Verkaufstag
im Muſikvereinsſaal, Steinſtraße Nr. 24,
am Dienstag, den 24. November und von 9—1 und
am Mittwoch, den 25. November ½ von 3—7 Uhr.
(21472dso
Um zahlreichen Beſuch wird herzlich gebeten.
Der Vorſtand.
Steinkohlenbezugsverein Merkur.
Unſere Mitglieder werden hierdurch benachrichtigt, daß
ſich das Geſchäftszimmer des Vereinsrechners vom 1.
Dezem=
ber dieſes Jahres ab
(21473
Schwanenſtraße 39, 1. Stock
befindet. Die Geſchäftsſtunden bleiben unverändert.
Der Vorſtand.
Ich ſtehe im Feide
Wer während meiner
Abweſen=
heit in meinem Geſchäft, das meine
Frau weiterführt, arbeiten läßt,
dient dem Vaterlande. (21500a
L. Menger, Tapeziermeister
Polster- und Dekorationsgeschäft,
Bismarckſtr. 58. Telephon 1608.
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verkaufen Mühlſtr. 16, I. (*9529
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Frankfurterstrasse 130.
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Karlſtraße 30. Telephon 1909.
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verk. Grüner Weg 17.
chöne Deckreiſer zu haben.
Gärtnerei Steinmann,
Klappacherſtr. 64.
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Oion
Theater
Rheinstrasse 6 — Tel. 173.
Nur noch 2 Tage
das ganz auserwählte
Programm!
In der 1. Abteilung:
Die Stiamme
des Gewissens
Detektiv-Roman in 3 Akten.
In der Hauptolle:
Waldemarbsplander.
Gekreuzte Klingen
Nordischer Kunstfilm.
Offiziers-Tragödie in 2Akten.
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Hochinteress. Aufnahmen
vom österreichischen
und belgischen
Krie
z.
Sch
Hangeriahenlur Ssern Hes, Hathlte Leanant . uter. Darmetalt.
Zum Besten der Hinterbliebenen
unserer im Felde gefallenen Krieger.
Saal zur Traube.
Samstag, den 21. November, abends 8 Uhr:
Patriotischer Balladen- u. Liederabend
gegeben von Kammersänger
Hermann Gura.
Am Flügel: Kapellmeister Alfred Simon.
Bechsteinflügel a. d. Magazin A. W. Zimmermann, Rheinstr. 14.
Programm: Lieder von Hugo Wolf, Max Bruch,
Paul Schwers, Fritz Jürgens, Wilh. Berger. Die
Helden-
braut, Tod und Tödin, Der Papagei, Prinz Eugen,
Fride-
rieus Rex von Carl Loewe.
(21075mgd
Eintrittskarten à Mk. 3.—, 2.— und 1.—, im
Vor-
verkauf Mk. 2.50, 1.50 und 0.80, sowie Programme mit
vollständigem Text der Gesänge à 20 Pfg. sind zu haben
in der Hofmusikalien- und Pianohandlung von Georg
Thies Nachf. (Leopold Schutter), Elisabethenstr. 12,
Fernruf 815, sowie an der Abendkasse.
Paſtorenbirnen zu verkauf
10 Pfund 1 Mk. (*9406ids
Blumengeſchäft Emmerich
Eliſabethenſtr. 9.
Forzügl. Privatmittagstiſch
für beſſ. Herren und Damen
Hölgesſtr. 1, 1. St. (17930a
Wlavier-, Harmonium- u. Zither-Unter-
Dricht. Mollerſtr. 30, II., Häuſer. (*
Akad. Zuschn.-Schuie
Waldstrasse 34.
An einem am 18. begonnenen
Bluſenkurſug
können noch Damen teilnehmen.
Anmeldung täglich.
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Frieda Erbes.
Verlaen
Verloren
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mit Monogramm P. K. Gegen
gute Belohnung abzugeben (*9679
Bleichſtraße 35.
Großh. Hoftheater.
Donnerstag, 19. November 1914.
9. Abonnements=Vorſtellung. C11.
Fauſt.
Tragödie von Goethe.
Spielleiter: Hans Baumeiſter.
Der Tragödie erſter Teil
in 6 Akten.
Perſonen in der Tragödie:
Hs. Baumeiſter
Fauſt
Mephiſtopheles . K. Weſtermann
. Herm. Knispel
Wagner .
Margarete, ein
Bürgermädchen Käthe Meißner
Valentin, ihr
Bruder, Soldat Kurt Ehrle
Frau Marthe, ihre
Nachbarin . . Minna Müller=
Hanno
Lieschen, ein and.
Bürgermädchen Käthe Gotbe
Brander,
Rich. Jürgas
Stu= Adolf Jordan
Froſch,
Altmeyer, denten Adolf Klotz
Siebel.
Johs. Heinz
Ein Schüler
. Frz. Schneider
Br. Harprecht
Die Hexe
. Erna Stoffer
Meerkater
. Aen. Gerhardt,
Meerkatze
. Johs. Heinz
Erdgeiſt
Böſer Geiſt . . Herta Alſen.
Emil Kroczak
Erſter
Schüler Georg Syguda
Zweiter
Adolf Jordan
Erſter
Bürge=
Frz. Herrmann
Zweiter
Erſtes 1 Bürger= Herda Hinken
Zweitesmädchen Käthe Gothe
Erſter
Fr. Jachtmann
Zweiter Hand= A. Fleiſchmann
Dritter werks= Ludwig Wenzel
Vierter burſche Br. Waigandt
Fünfter
Hans Debus
Erſtes 1 Dienſt= Eliſabeth Horn
Zweites) mädchen Ellen Widmann
Ein alter
Adolf Klotz
Bauer
Ein junger
Otto Thomſen
Nach dem 2. und 4. Akte der
Tragödie längere Pauſen.
Krank: Franziska Callwey.
Adelheid Croneberg.
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.—12. Reihe
3.70 ℳ, 13.—19. Reihe 3.20 ℳ,
Par=
terre: 1.—5. Reihe 2.35 ℳ, 6.—8.
Reihe 1.95 ℳ, Proſzeniumsloge
5.20 ℳ, Mittelloge 5.20 ℳ,
Bal=
konloge 4.70 ℳ, I. Rang 4.20 ℳ,
II. Rang: 1.—6. Reihe 2.15 ℳ,
7. u. 8. Reihe 1.75 ℳ, I. Galerie
1.15 ℳ, II. Galerie 65 ₰.
Kartenverkauf: an der
Tages=
kaſſe im Hoftheater von 9½—1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung.
Anfang 6½ Uhr. Ende nach 11 Uhr
Vorverkauf für die Vorſtellungen:
Freitag, 20. Nov.: 40. Ab.=Vſt.
D 11. „Der Zigeunerbaron.”
Kleine Preiſe. Anfang 7 Uhr.
Samstag, 21. Novbr.: Außer
Abonnement. (III.
Sondervorſtell=
ung.) „Der Reviſor”. Anfang
8 Uhr.
Zu dieſer Vorſtellung findet
kein Kartenverkauf ſtatt.
Sonntag, 22. Nov.: 41. Ab.=Vſt.
A 10. „Mignon”. Kleine Preiſe.
Anfang 7 Uhr.
Montag, 25. Nov.: (Keine
Vor=
ſtellung)
Dienstag, 24. Nov.: 42. Ab.=Vſt.
A 11. „Fauſt” II. Teil. (3. und
4. Abend.) Kleine Preiſe. Anfang
6½ Uhr.
Die Erhebung der 2. Rate des
Abonnementsgeldes für 1914/15
findet Montag, den 23. u.
Diens=
tag, den 24. Nov., nachmittags von
3½ bis 5 Uhr ſtatt. Zahlſtelle
Veſtibüle im Hoftheater.