Darmstädter Tagblatt 1914


Donnerstag, den 19. November.

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Nr. 319.

Donnerstag, den 19. November.

1914.

Der Krieg.
Die franzöſiſchen Kriegsberichte. Von den Kriegsſchauplätzen. Der türkiſche Krieg. Vergeltungsmaßnuhmen.
Das Leben in Paris. Der Aufſtand in Südafrika. Die Politik Italiens.

Die franzöſiſchen Kriegs=
berichte
.

** Es iſt in letzter Zeit Sitte geworden, die als amt=
lich
bezeichneten Meldungen des franzöſiſchen
Kriegsminiſteriums, die ſtets in geradem Gegen=
ſatz
zu den Meldungen unſerer Oberſten Heeresleitung
ſtehen, zu veröffentlichen. Es geſchieht das allerdings
nur in ſehr wenigen Blättern, vornehmlich in der Frank=
furter
Zeitung. Dieſe Veröffentlichungen erregen wegen
ihres Inhaltes in weiteſten Kreiſen ſehr oft Beunruhi=
gung
und Verſtimmung. Wir führen hier einen beſtimm=
ten
Fall an: In dem im geſtrigen Erſten Morgenblatt der
Frkf. Ztg. abgedruckten amtlichen franzöſiſchen Kriegsbe=
richt
heißt es: Ein deutſches Regiment wurde
im Süden von Bixſchoote vernichtet. Ein
Kommentar zu dieſer Meldung, in dem etwa die Richtig=
keit
angezweifelt wurde, war nicht beigefügt. Die ſach=
liche
und objektive Faſſung dieſer franzöſiſchen Berichte
geben ihnen einen Anſchein der Richtigkeit, und ſie ſind
deshalb umſo gefährlicher.
Wir fragen: Was wird mit der Veröffentlichung die=
ſſer
Kriegsberichte bezweckt und welchen Nutzen ſoll ſie
haben? Sie könnte den Zweck haben, die Berichte un=
ſeres
Generalſtabs zu ergänzen oder zu berichtigen. Daß
dies nicht nötig iſt, verſteht ſich wohl von ſelbſt. Die fran=
zöſiſchen
Meldungen haben ſich hinterher meiſtens als
falſch erwieſen. Oder ſollen ſie uns vor zu großem Opti=
mismus
warnen? Wenn aber andererſeits von vornher=
ein
vorausgeſetzt wird, daß dieſe Meldungen falſch ſind,
was hat es dann in aller Welt für einen Zweck, ſie zu
verbreiten? Die Berufung auf die Pflicht gewiſ=
ſenhafter
und möglichſt ſchneller Berichterſtattung iſt in
Kriegszeiten nicht ſtichhaltig und falſch, da ſie ja, von
allem anderen abgeſehen, durch die vorgeſchriebenen Rück=
ſichten
, die zu nehmen ſind, ſchon einfach unmöglich iſt.
Die Feinde verſchweigen aus Klugheit ihnen nachteilige
Tatſachen, um das Volk nicht zu verſtimmen. Wir aber
verbreiten in törichter Gewiſſenhaftigkeit kritiklos ihre =
genmeldungen
und machen Stimmung für ſie und erwecken
in unſeren eigenen Reihen Beunruhigung, Verſtimmung
und Kleinmut.
Man wende nicht ein, daß dieſe Meldungen nicht ge=
glaubt
werden, wir wiſſen das aus Erfahrung beſſer.
Das Publikum ſagt ſich: Etwas muß wohl daran wahr
ſein, und warum wird es dann in unſeren Meldungen
verſchwiegen? Eins aber muß verlangt werden: Wenn
die Veröffentlichung ſolcher Meldungen freigegeben wird,
muß auf alle Fälle die Bedingung daran geknüpft
werden, daß dieſe Meldungen an derſelben Stelle, wo ſie
abgedruckt werden, von den Blättern kommentiert werden
und daß ſie ſelbſt Stellung dazu nehmen. An=
dernfalls
erwächſt den Behörden ſelbſt die Aufgabe, ſie,
wenn ſie nicht beſtätigt werden können, zu widerrufen,
wie es z. B. ſchon in dem Tagesbericht unſerer Heeres=
leitung
vom 15. ds. geſchehen iſt. Die Meldung von der
Vernichtung eines deutſchen Regiments iſt bis jetzt von be=
rufener
Seite unerwidert und unwiderlegt geblieben.
Es wird, und zwar mit vollem Recht, ſtets an das
Vertrauen des Volkes appelliert; man darf dieſes Ver=
trauen
aber auch nicht auf eine zu harte Probe ſtellen
und nicht in unnötiger Weiſe erſchüttern und muß in der
Berichterſtattung nicht immer nur auf den Eindruck und
die Wirkung, die ſie bei unſeren Feinden haben kann, Be=
dacht
nehmen, ſondern auch auf die Stimmung im eigenen
Volke.
Wir geben vielfach geäußerten Wünſchen und Beden=
ken
Folge, wenn wir dieſe Frage hier erörtert haben.

Von den Kriegsſchauplätzen.

* Großes Hauptquartier, 18. Nov. (W. T. B.
Amtlich.) Die Kämpfe in Weſtflandern dauern fort.
Die Lage iſt im weſentlichen unverändert. Im Argon=
ner
Wald, wurde unſer Angriff erfolgreich vorgetre=
gen
.

Franzöſiſche Angriffe ſüdlich von Verdun wurden
abgewieſen. Ein Angriff gegen unſere bei St. Mihiel
aufs weſtliche Maasufer geſchobenen Kräfte brach in
anfänglichen Erfolgen gänzlich zuſammen. Unſer Angriff
ſüdöſtlich von Cirey veranlaßte die Franzoſen, einen
Teil ihrer Stellungen aufzugeben. Das Schloß Cha=
tillon
wurde von unſeren Truppen im Sturm ge=
nommmen
.
In Polen haben ſich in der Gegend nördlich von
Lodz neue Kämpfe entſponnen, deren Entſcheidung noch
ausſteht. Südöſtlich von Soldau wurde der Feind
zum Rückzug auf Mlawa gezwungen. Auf dem
äußerſten Nordflügel iſt ſtarke ruſſiſche Kavallerie am 16.
auf 17. November geſchlagen und über Pillkallen
zurückgeworfen worden.
Oberſte Heeresleitung.
* Amſerdam, 16. Nov. (Ctr. Bln.) Nach Be=
richten
von der Küſte herrſchte dort geſtern ein ſchreck=
liches
Unwetter. Der wütende Schneeſturm war
zwar heute etwas gemildert, aber es regnet und ein eiſi=
ger
Wind weht. Der Korreſpondent des Telegraaf in
Flandern meldet, daß die deutſche Heeresleitung um=
faſſende
Vorſorge in anbetracht des ſchlechten Wetters
traf. Sie hatte in allen Webereien und Lägern die Be=
ſtände
an Wollwaren aufnehmen laſſen und requirierte
in Dendermonde, dem Mittelpunkte der Weberei= Indu=
ſtrie
, große Mengen von Wolldecken. Je mehr man Ein=
blick
gewinne, um ſo größer ſei die Bewunderung für die
deutſche Heeresorganiſation. Aber gegen ungeheuere
Terrainſchwierigkeiten, die infolge des Wetters auftreten,
gebe es kein Mittel. Es ſei ſehr wahrſcheinlich, daß das
Unwetter auf die Strategie einen ſtarken Einfluß aus=
üben
müſſe. Der völlig durchweichte Lehmboden Flan=
derns
und waſſergefüllte Hohlwege ſeien unpaſſierbar.
Das ganze Yſer= und Lys=Gebiet mit ſeinen unzähligen
Nebenwaſſerläufen bilde regelmäßig zu dieſer Jahres=
zeit
große Ueberſchwemmungsſtrecken, die nun für beide
Gegner unzugänglich ſeien.
Die Times berichten von der Schlachtfront in Nord=
frankreich
unter dem 15. Nov.: Heute Morgen iſt Schnee
gefallen; das Wetter war während der letzten Tage bitter
kalt, mit ſtarkem Wind und viel Regen. Heute weht ein
Schneeſturm. Die Straßen ſind in ein Kotmeer verwan=
delt
und für Autos faſt unpaſſierbar.
* London, 17. Nov. Morn. Poſt meldet: Seit Freitag
herrſcht große Tätigkeit in der Champagne. Reims
und Umgebung werden heftig beſchoſſen. Die deutſchen
Linien erſtrecken ſich im Halbkreis um die Stadt. Die
Deutſchen haben verſchiedene Forts im Beſitz. In den
letzten 48 Stunden wurden heftige Angriffe des Feindes
auf den wichtigſten Punkten ausgeführt, wobei der
größte Druck in der Richtung auf Berry=au=Bac und
Thielt ausgeübt wurde. Die Deutſchen haben offenbar
große Verſtärkungen erhalten, und die Artillerie und ihre
ſchwerſten Belagerungsgeſchütze wieder von den Höhen
abgefahren. Die deutſchen Laufgräben ſind ein gutes
Ende vorgeſchoben worden. Die nächtlichen Angriffe
dauern ſtändig fort. Heute früh wurden die Schlacht=
häuſer
geſprengt.
* Kopenhagen, 17. Nov. Politiken meldet aus
Paris: Armentiéres wird beſchoſſen. Mehrere
Fabriken gingen in Flammen auf. Der Schaden iſt be=
deutend
. Das ſtädtiſche Hoſpital wurde geräumt.
* Rotterdam, 17. Nov. (Ctr. Bln.) Die eng=
liſchen
Truppentransporte über den Kanal
wurden wegen der Tätigkeit der deutſchen Unterſeeboote
im Kanal eingeſtelt. Die Transporte ſollen nun=
mehr
über Irland geleitet werden.
* Berlin, 18. Nov. Ein geſtern in Thorn aus=
gegebener
Armeebefehl des Generaloberſten
v. Hindenburg beſagt laut Berl. Tagebl.: Seine
Majeſtät haben auf meine geſtrige telegraphiſche Mel=
dung
folgendes Allerhöchſt geantwortet: Generaloberſt

v. Hindenburg! Für den ſchon geſtern und heute erreich=
ten
ſchönen Erfolg der von Ihnen geleiteten Operatio=
nen
ſpende ich Ihnen in höchſter Freude meinen kaiſer=
lichen
Dank. Auch Ihres Generalſtabschefs und Ihrer
anderen Mitarbeiter im Stabe gedenke ich mit höchſter An=
erkennung
. Ihren braven, nie verſagenden Truppen ent=
bieten
Sie ebenfalls meine Grüße und Dank für die un=
übertrefflichen
Leiſtungen in Marſch und Gefecht. Meine
beſten Wünſche begleiten Sie für die kommenden Tage.
Wilhelm, I. R. Dieſe Allerhöchſte Anerkennung ſoll
uns ein Sporn ſein, auch fernerhin unſere Pflicht zu tun.
Der Oberbefehlshaber im Oſten: v. Hindenburg.
* Berlin, 18. Nov. Die Kriegsberichte des
ruſſiſchen Generalſtabes iſt man, wie die Tägl.
Rundſchau ſchreibt, verſucht, als eine Selbſtentſchuldigung
hinzunehmen, nachdem die klaren Siegesmeldungen un=
ſerer
Heeresleitung die Lage unzweideutig gekennzeichnet
haben. Im Lokalanzeiger heißt es: Mit einer An=
erkennung
der deutſchen Gründlichkeit kann der ruſſiſche
Bericht immerhin als eine Beſtätigung des Scheiterns
auch der zweiten ruſſiſchen Offenſive gegen Deutſchland
dienen.
* Mailand, 17. Nob. Corriere della Sera ver=
zeichnet
in fetter Ueberſchriſt die ſiegreiche deut=
ſche
Offenſive längs der Weichſel, deren gro=
ßer
Erfolg am beſten an der Zahl der Gefangenen und
der erbeuteten Geſchütze zu meſſen ſei. Im übrigen
wird jetzt auch von den italieniſchen Militärkritikern be=
ſtätigt
, daß die deutſche Gegenofſenſive rechts und links
der Weichſel den ruſſiſchen Aufmarſch vernichtet habe.
* Peſt, 17. Nov. Der Peſter Lloyd meldet:
Seit Sonntag dauert die Beſchießung der Bel=
grader
Feſtung wieder an. Unter dem Schutze des
Artilleriefeuers wurde die Ausbeſſerung der Eiſenbahn=
brücke
in Angriff genommen. Die ſerbiſchen Geſchütze
verſuchten, dieſe Arbeit zu ſtören, aber vergebens. Einige
Monitore, die an der in der Nähe des ſerbiſchen Ufers
liegenden Zigeunerinſel Aufſtellung genommen hatten,
unterſtützten unſer Artilleriefeuer. Die ſerbiſche Artille=
rie
, welche auf dem 206 Meter hohen Bergrücken Benowa,
5 Kilometer ſüdweſtlich von Belgrad, aufgeſtellt iſt, er=
widerte
das Feuer. Das Artillerieduell dauert fort, das
Ergebnis iſt unbefriedigend. Andere Truppenteile ziehen
von Obrenovac die Save entlang nach Belgrad. Auch
an einem anderen Punkte der Save, 6 Kilometer von
Semlin bei Surcin, überſchritten unſere Truppen auf
einer Pontonbrücke den Fluß.

Der türkiſche Krieg.

Englands Intereſſen in der Türkei.
*⁎* Aller Wahrſcheinlichkeit nach iſt den Engländern
noch mehr als den Ruſſen durch das Eintreten der Tür=
kei
in den Krieg ein dicker Strich durch die Rechnung ge=
macht
worden, und in London wird man, wenn man es
auch nicht eingeſteht, mit großer Sorge der Zukunft ent=
gegenſehen
. Daß es der Türkei gelingt, die britiſche
Herrſchaft in Aegypten zu beſeitigen und damit den Suez=
kanal
, dieſe für das engliſche Weltreich ſo wichtige Waſſer=
ſtraße
in ihre Hände zu bekommen, läßt ſich nicht bezwei=
feln
. Welche Folgen die Proklamierung des Heiligen
Krieges durch den Kalifen gerade für England haben
wird, läßt ſich vorläufig nicht abſehen, leicht werden ſie
jedenfalls nicht ſein. Was man ſchon heute abſchätzen
kann, iſt die Schädigung der wirtſchaftlichen Intereſſen
des britiſchen Reiches durch den Krieg mit der Türkei.
Englands Handel mit dieſer übertraf denjenigen aller
anderen Länder, wenn er auch ſeit einiger Zeit nicht mehr in
demſelben Maße zunahm, wie der italieniſche, der öſterreichi=
ſche
und insbeſondere der deutſche Handel mit dem osmani=
ſchen
Reiche. Die wichtigſten engliſchen Ausfuhrartikel
waren Baumwollſtoffe, Wollgewebe und Garn ſowie
Kohlen, und der Verluſt des Abſatzgebietes in dieſen Ar=
tikeln
wird für die Engländer umſo ſchmerzlicher ſein, als
ſie in der Türkei eigene große Handelshäuſer für die Ver=

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Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.

Nummer 319.

mittelung des Warenverkehrs beſaßen. Auch in der
Schiffahrt ſtand England an der Spitze der mit der Tür=
lei
Handel treibenden Länder, und es unterhielt eine
Reihe von regelmäßigen Dampferlinien nach der Levante.
Daß ſeine Werften an dem Bau von türkiſchen Handels=
und Kriegsſchiffen rege beteiligt waren, iſt bekannt.
Die wirtſchaftlichen Intereſſen Englands in der Tür=
kei
ſind damit aber noch längſt nicht erſchöpft, und wir
wollen nur darauf hinweiſen, daß große engliſche Ka=
pitalien
in türkiſchen Unternehmungen angelegt ſind. In
türkiſchen Eiſenbahnen, induſtriellen Geſellſchaften aller
Art, in Banken, Bergwerken, Verſicherungsgeſellſchaften
und Kabeln ſteckt viel engliſches Geld, ebenſo auch in
den türkiſchen Anleihen, wenngleich das nicht mehr in
dem früheren Maße der Fall iſt. Wir können hier nicht
im einzelnen alles anführen, was England bisher mit
der Türkei verband, aber das Geſagte dürfte ſchon genü=
gen
, um feſtzuſtellen, in welchem Maße die Engländer
durch die Kriegserklärung der Türkei getroffen worden
ſind, durch welche ſie wir glauben es gern über=
raſcht
wurden, nachdem die Türkei ſich von ihnen ſchon
ſoviel hatte bieten laſſen, ohne ſich dagegen aufzulehnen.
Englands Stern iſt im Erblaſſen, darüber täuſchen auch
die großſprecheriſchen Kundgebungen der Londoner
Staatsmänner nicht hinweg.
Ruſſiſcher Anſchauungsunterricht.
D Durch erlogene Siegesnachrichten zu der phan=
taſtiſchen
Vorſtellung gebracht, daß Deutſchland und Oeſter=
reich
=Ungarn ſozuſagen erledigt ſeien, beſchäftigt ſich
der herrſchgierige Panſlawismus mit dem Nachlaß
des kranken Mannes, gleich, als ob dieſer eine
ſichere Beute des Todes wäre. Man ſtimmt in der Forde=
rung
, aus dem Schwarzen Meer einen ruſſiſchen Binnen=
ſee
zu machen, anſcheinend vollkommen überein und iſt
verſchiedener Anſicht nur betreffs der Frage, ob Rußland
ſich auf die Herrſchaft über die Meerengen beſchränken
und Konſtantinopel für einen an beiden Ufern des Bospo=
rus
zu begründenden Freiſtaat Zarigrad zur Verfügung
ſtellen, oder von der türkiſchen Hauptſtadt ſelbſt Beſitz
ergreifen ſoll. Auch darin treffen die panſlawiſtiſchen
Anſchauungen zuſammen, daß Rußland den Zugang zum
Mittelmeer durch die Einverleibung Armeniens und
Kleinaſiens erreichen müſſe, während von der aufgeteil=
ten
Türkei Syrien an Frankreich, Arabien und Meſopota=
mien
an England zu fallen hätten.
Die öffentliche Erörterung dieſer panſlawiſtiſchen
Beſtrebungen in der Birſchewija Wjedomoſti hat bei den
Bulgaren begreiflicherweiſe große Empörung hervor=
gerufen
. Das Sofioter Blatt Utro ſieht in jenen Beſtre=
bungen
mit Recht die Abſicht, die Bulgaren zu Sklaven
Rußlands zu verwandeln, und ruft alle bulgariſchen
Kräfte zur Abwehr des panſlawiſtiſchen Anſchlages auf
das Schwarze Meer auf. Es wäre ſeltſam, wenn das
offene Bekenntnis panſlawiſtiſcher Eroberungspolitik in
Rumänien eine andere Wirkung als in Bulgarien her=
vorriefe
. Denn das Schwarze Meer als ruſſiſcher Bin=
nenſee
macht den rumäniſchen Handel größtenteils eben=
ſo
von der Gnade Rußlands abhängig, wie die Schaffung
einer rumäniſchen Flotte. Der übermächtige Charakter
des ruſſiſchen Nachbarreiches kann Rumänien nicht draſti=

ſcher veranſchaulicht werden, als durch ruſſiſche Vergrö=
ßerungspläne
, deren Verwirklichung mit einem ſelbſtändi=
gen
Rumänien auf die Dauer unvereinbar wäre. Daß
es ſich aber bei den panſlawiſtiſchen Anſchlägen auf das
Schwarze Meer nicht um die Träumereien von Privatleu=
en
, ſondern um Ziele der ruſſiſchen Regierungspolitik
handelt, geht aus den Worten hervor, die Kaiſer Ni=
kolaus
jüngſt an die Moskauer Kaufmannſchaft ge=
richtet
hat. Sie enthielten eine deutliche Anſpielung
darauf, daß der Beſitz Konſtantinopels von Rußland nach
wie vor angeſtrebt werde.
Müſſen ſolche Geſtändniſſe den nächſtbeteiligten Bal=
kanſtaaten
die Augen über die ruſſiſche Gefahr öffnen,
ſo ſind ſie nicht minder geeignet, Italiens Aufmerk=
ſamkeit
zu erregen. Denn die panſlawiſtiſchen Staats=
männer
, die bei der Verteilung des Nachlaſſes des kranken
Mannes Rußland und ſeine Bundesgenoſſen ſo freigebig
edachten, haben für Italien und Griechenland gerade
noch die türkiſchen Inſeln übrig! Die Bettelhaftigkeit
eines derartigen Brockens, mit dem der Panſlawismus
die Großmacht Italien abſpeiſen will, wird noch dadurch
beſonders unterſtrichen, daß man Italien zumutet, ſich in
dieſen Brocken mit Griechenland zu teilen. Kann es einer
Großmacht gegenüber eine geringſchätzigere Behandlung
geben, als dieſe? Aber in dem Vertrauen, damit weder
ei den Franzoſen noch bei den Engländern anzuſtoßen,
laubt der Panſlawismus, daß er ſich eine ſolche Ver=
höhnung
Italiens getroſt erlauben dürfe!
Eine arabiſche Proklamation.
* Konſtantinopel, 17. Nov. Die religiöſe Zeit=
ſchrift
Sabil Urreſchad veröffentlicht eine Ueberſetzung
von in Aegypten verbreiteten arabiſchen Prokla=
mationen
, in denen die Aegypter aufgefordert wer=
den
, den Moment zu benutzen, ſich von der engliſchen
Knechtſchaft zu befreien. Die Proklamation führt
die dem Islam durch die Triple=Entente und in Aegypten
durch die Engländer zugefügten Schädigungen an, die
das fruchtbare Land durch die ausſchließliche Erzeugung
on Baumwolle für ihre Induſtrie heruntergebracht hatten.
Schließlich legt die Proklamation den Aegyptern dar,
daß der gegenwärtige Krieg die Schwäche Eng=
lands
enthüllt habe, deſſen Flotte, angeblich die
ſtärkſte der Welt, nichs leiſte.
Bulgarien.
* Wien, 17. Nov. Einer Meldung der Südſlawiſchen
Korreſpondenz aus Sofia zufolge veröffentlicht das bul=
gariſche
Regierungsblatt Narodni Prawa nachſtehende
Erklärung: Wir erfahren, daß in Sofia ſerbiſche
Abgeſandte eingetroffen ſind, um Verhandlungen
über irgendwelche Konzeſſionen an Bulgarien auf der
Baſis der Abtretung des linken Warda=Ufers unter An=
erkennung
der nationalen und kirchlichen Rechte der Bul=
garen
in Mazedonien zu pflegen. Wir zweifeln daran,
daß dieſe Abgeſandten Glück haben werden, weil Bul=
garien
und die bulgariſche Regierung mit ſolchen unbe=
deutenden
Zugeſtändniſſen nicht befriedigt werden können.

Der Kaiſer über die Emden.

* Emden, 17. Nov. (Ctr. Bln.) Auf das Bei=
leidstelegramm
, das das ſtädtiſche Kollegium von Emden

an den Kaiſer aus Anlaß des heldenmütigen Untergangs
der Emden gerichtet hat, hat der Kaiſer folgende
Antwort geſandt: Großes Hauptquartier, Zivilkabi=
tett
, 15. Nov. Herzlichen Dank für Ihr Beileidstele=
gramm
anläßlich des betrübenden und doch ſo heldenhaf=
ten
Endes meines Kreuzers Emden. Das brave Schiff
hat auch noch im letzten Kampf gegen den überlegenen
Feind Lorbeeren für die deutſche Kriegsflagge erworben.
Eine neue, ſtärkere Emden wird erſtehen, an
deren Bug das Eiſerne Kreuz angebracht werden ſoll als
Erinnerung an den Ruhm der alten Emden. Wil=
helm
I. R.

Vergeltungsmaßnahmen.

* Es ſind folgende Orte den Ausländern zum=
Aufenthalt verboten worden: Potsdam, Oſtſee=
küſte
, einſchließlich Inſel Rügen, Stettin, Schneidemühl,
Thorn, Königsberg in Preußen, Befeſtigungen der Ma=
ſuriſchen
Seen, Allenſtein, Elbing, Marienburg, Leipzig,
Poſen, Glogau, Liegnitz, Breslau, Glatz, Eſſen, Düſſel=
dorf
, Köln, Düren, Trier, Nordſeeküſte und vorgelagerte
Inſeln einſchließlich Fehmarn, Alſen und nordfrieſiſche
Inſeln, Roſtock, Lübeck, Neumünſter, Kiel, Nordoſtſee=
kanal
, Elbe= und Weſermündung bis Hamburg bezw. Bre=
men
einſchließlich Emden, Wilhelmshaven, Gotha, Dres=
den
, Friedrichshafen, Oberrheinbefeſtigungen, Lahr, Ba==Oos, Mannheim, Straßburg, Neubreiſach, Metz, Die=
denhofen
, Danzig, Graudenz, Kulm, Darmſtadt, Frank=
furt
a. M.
* Hamburg, 17. Nov. Das Hamburger Frem=
denblatt
richtete an den Staatsſekretär v. Jagow eine
telegraphiſche Anfrage, ob infolge der Verſchickung deut=
ſcher
Gefangener nach Sibirien Vergeltungsmaß=
regeln
gegen die in Deutſchland lebenden Ruſſen in
Ausſicht genommen ſeien. Das Auswärtige Amt ant=
vortete
, der Standpunkt der deutſchen Regierung ſei in
dem Artikel der Norddeutſchen Allgemeinen Zeitung vom
9. November näher dargelegt worden; die Verſchickung
deutſcher Gefangener nach Sibirien und ihre Behandlung
werde durch den amerikaniſchen Vertreter unterſucht. Von
dem Ergebnis würden weitere Maßnahmen der deutſchen
Regierung abhängen. Das genannte Blatt hört ferner
aus guter Quelle, daß bereits in allernächſter Zeit eine
weitere Verſchärfung der Beſtimmungen über die Be=
handlung
feindlicher Ausländer in Deutſchland bevor=
ſtehe
. Gegen die Einſperrung von deutſchen Perſonen
weiblichen Geſchlechts in England ſollen durch Vermitt=
lung
einer neutralen Macht nochmals ſchärfſte Schritte
in London unternommen worden ſein, von deren Ausfall
es abhängen wird, ob nicht Deutſchland zu gleichen Ver=
geltungsmaßnahmen
auch gegenüber den in Deutſchland
ſich aufhaltenden Engländerinnen ſchreiten ſoll.

Ueber die Gefangennahme des Gouverneurs
von Warſchau

werden dem Berliner Lokalanzeiger noch folgende
Einzelheiten aus Gneſen berichtet: Der GGouver=
neur
war mit ſeinem Adjutanten, Hauptmann
Fechner, am Morgen in einem Privat=Automobil von
Varſchau abgefahren, in der Richtung auf Kutno, ohne
Kenntnis davon zu haben, daß dieſe Stadt nach erbitter=

Deutſche Kriegsbriefe.
Von Paul Schweder.
(Nachdruck verboten.)
XXVI.

Großes Hauptquartier, 13. Nov.
In den Schützengräben vor Reims.
IV. (Schluß.)
So ein Stabsquartier hinter den Schützengräben iſt
der reinſte Taubenſchlag. Der eine gibt dem anderen die
Klinke in die Hand und es erſchien mir deshalb durch=
aus
ſinngemäß, daß die Sachſen ihren Stab in einem
Hotel einquartiert haben, dem einzigen Hauſe im Dorfe,
das, wie ſchon erwähnt, bei dem letzten Bombardement
durch die Franzoſen erhalten geblieben iſt. Welch ſelt=
ſamer
Gegenſatz! Hier, wo vor wenigen Monden noch
der Reiſende in Konfektion, der Verkäufer irgend einer
Pariſer Lebensmittelfirma und der Vertreter einer land=
wirtſchaftlichen
Maſchinenfabrik am Abend gemeinſam
mit den Payſans ihren Abſynth tranken und ſich friedlich
über den Krieg hinten weit in der Türkei unterhielten, ſitzt
heute beim Schein einer trübſeligen Petroleumlampe der
konſervative Reichstagsabgeordnete eines ſchleſiſchen Ge=
birgskreiſes
in der Uniform eines Generals an dem
Wirtshaustiſche, zuſamt den anderen Stabsoffizieren, und
während zwiſchendurch die Offiziere von der Front, die
Befehlshaber, die Ordonnanzen herein= und wieder her=
ausſchlüpfen
, die Kanonen hüben und drüben donnern
und die Gewehrſchüſſe knattern, erzählt mir der General,
wie er bis zum Mobilmachungstage ſich mit einem Gegen=
kandidaten
herumprozeſſiert hat, der von dem alten Herrn
im Wahlkampfe behauptet hatte, man würde ihm im Falle
eines Krieges gewiß kein Regiment anvertrauen. Und
dann wurde er doch aus ſeinen ſchleſiſchen Bergen von
ſeinem König gerufen und ehe er ging, nahm er nach einer
Rückſprache mit dem Kollegen, der gleichfalls ins Feld
ziehen mußte, den Strafantrag zurück und beide ſchüttel=
ten
ſich die Hand.
Dann kommt ein Fliegerleutnant herein. Er hat ſich
tagsüber ein wenig in der Gegend von Paris umgeſehen
und allerlei intereſſante Feſtſtellungen gemacht. Er erzählt
auch, daß bei Sedan ein feindlicher Flieger herunterge=
kommen
iſt, der in Verdun zu ſein glaubte und nun von
den Unſern mit großer Freude in Empfang genommen
worden iſt. Er hatte, von einem heftigen Winde getrieben,
über 100 Kilometer in der Stunde zurückgelegt und ſein
Benzinvorrat war völlig erſchöpft. Der Apparat wurde
alsbald nach einer ſüddeutſchen Stadt geſchafft, um nach
unſeren Flugzeuggrundſätzen umgebaut zu werden, wie
dies auch mit den von uns ſeinerzeit in Reims beſchlag=
nahmten
Flugzeugen geſchah. Jetzt tun ſie uns längſt
gute Dienſte, da der
Luftkampf
inzwiſchen immer ſchärfere Formen angenommen hat. So
hörte ich, daß dieſer Tage einer unſerer Flugzeugführer

vom feindlichen Flugzeug aus einen Schuß erhalten hat,
er ihm quer durch den Körper ging. Er hatte noch ſo=
viel
Kraft, das Flugzeug ſicher auf dem deutſchen Flug=
platz
landen zu laſſen, und kam ſterbend nieder. Ein
Offizier raſte im Auto zum Armeeoberkommando, holte
ein Eiſernes Kreuz, und wenige Minuten, nachdem er es
ihm angeheftet hatte, ſtarb der Wackere.
Mit großem Behagen erzählte man mir dann von der
Vernichtung des
Bauernſchrecks,
wie man einen kühnen franzöſiſchen Fliegeroffizier und
ſeinen Begleiter getauft hatte, die faſt alltaglich über un=
ſeren
Stellungen erſchienen und Fliegerpfeile und Bom=
ben
in großer Zahl abwarfen, ohne daß wir ihnen mit
unſerem Geſchütz= und Gewehrfeuer beikommen konnten.
Sie ſind in den letzten Tagen ſcharf beobachtet und mit
einer Granate herabgeholt worden. Doch waren ſie ſo
verſtümmelt und verbrannt, daß nur noch ihre Charge zu
erkennen war. Und ſonderbar: in dem Knopfloch des
Einen befanden ſich zwei ganz friſche blühende Roſen, die
man ihm nun mit ins Grab gelegt hat. Gewiß waren
ſie ihm von zarter Hand mitgegeben worden, ſagte einer
der Herren. Sie haben ja drüben ſchon mehrfach ihre
Damen bis mit in die Front gebracht. Nun wird ſie ver=
geblich
auf ihre Rückkehr warten!
In dieſem Augenblick klingelte es am Telephon. Der
Hauptmann notierte eine Weile, während wir ſchwiegen,
und meldete dann: Bei aufklärendem Wetter ſind heute
wieder Baumaffen geſehen worden. Auch trägt man
an verſchiedenen Stellen feldgraue Mäntel, die ſie wahr=
ſcheinlich
Toten abgenommen haben. Die
Baumaffen
ſind hier bei uns Senegalſchützen, erklärte man mir. Beim
Anſturm der Unſern gehen ſie in die Bäume, während die
Franzoſen ausrücken. Sobald ſie uns im Rücken haben,
funken die Kerls von oben und dadurch entſteht uns man=
cher
Verluſt. Alſo richten unſere Grenadiere jetzt ihr
Augenmerk beſonders auf die Bewegungen dieſer Kerle.
Sie kommen auch manchmal des Nachts mit dem blanken
Meſſer zwiſchen den Zähnen angeſchlichen, ſpringen in die
Gräben und fallen die Unſern an. Aber wir ſind auf
alles gefaßt, und ſolche Dinger dürfen ſie mit unſeren gut=
mütigen
Jungens da draußen nicht zweimal machen. Neu=
lich
gingen wir auch zum Sturm vor. Drüben ſauſt alles
los, als wir Hurra ſchreien und mit dem gefällten Bajo=
nett
in ihre Gräben ſpringen. Aber ein paar Schwarze
ſtehen verdutzt da ſie wollen gerade eſſen und als fie
uns ſehen, ſchreien ſie: Pardon! und halten ein gebratenes
Beefſteak hoch. Na, was wollen Sie! Da lachten die
Jungen und ſchleppten ſie zu uns herüber. Ich glaube
ſie haben ihnen ſogar das Beefſteak gelaſſen. Oha, ſagte
einer, das iſt zu toll! worauf ihm der Redner zur Beruhi=
gung
eine Zigarre offerierte.
Haben Sie denn wenigſtens ordentlich Liebesgaben
erhalten? fragte ich einen Leutnant. O ja, es geht.
Aber wir hatten ſie auch nötig, denn Sie haben ja geſehen,

wie die Gegend hier herum ausſieht. Hier iſt nichts mehr
zu holen, und da iſt jede, auch die kleinſte Sendung von
daheim erwünſcht. Nur keinen Rotwein mehr. Und
alles ſchüttelte ſich. Und dann erzählte man von dem
Inhalt mancher Liebesgabenſendungen, die etwas zu
lange unterwegs geweſen waren.
Inzwiſchen war eine Ordonnanz vom Armeeober=
kommando
gekommen und hatte vor dem Platz des Gene=
rals
ein kleines Päckchen niedergelegt. Nachdenklich las
der General das Begleitſchreiben, und dann wurde ein
Huſar W. gerufen.
Ein Eiſernes Kreuz!
flüſterte der Leutnant. Ich bat den General um die Ex=
laubnis
, im Zimmer bleiben zu dürfen, und er nickte
freundlich. Dann kam der Mann und alle die Alten und
Jungen ſtanden auf. Der Huſar war verlegen, weil er
nicht wußte, was man von ihm wollte; aber er hielt den
Blick des alten Herrn in der Generalsuniform feſt aus und
ſah ihm gerade ins Angeſicht. Mein lieber W., ſagte
der General mit etwas zitteriger Stimme, Seine Maje=
ſtät
der Kaiſer und König hat beſchloſſen, Ihnen für tap=
feres
Verhalten vor dem Feinde das Eiferne Kreuz zu
verleihen. Es freut mich, daß Sie ihm ſo treu gedient
haben, und daß ich Ihnen dieſe Auszeichnung überreichen
darf. Hoffentlich werden Sie noch viele Nachfolger haben!
Dann klopfte der General dem Mann, einem Schloſſer aus
dem Königreich Sachſen, väterlich auf die Schulter und
heftete ihm das Eiſerne Kreuz in das Knopfloch. Nun
war auch der Schloſſer bewegt, drückte kräftig die ihm dar=
gebotene
Hand und ſagte ſchlicht: Ich danke vielmals,
Herr General! Und dann gratulierten ſie ihm alle und
die, die das Ehrenzeichen ſchon beſaßen, ganz beſonders
herzlich. Auch ich durfte ihm die Hand drücken und dann
konnte er nicht ſchnell genug zur Türe hinaus, um mit ſich
und ſeinen Empfindungen allein zu ſein.
Ich erfuhr bei dieſer Gelegenheit, daß der Huſar eines
Tages als Radfahrer eine Meldung überbracht und dann
bis abends nichts mehr zu tun hatte. Da ſah er, wie ein
Regiment ins Feuer kam, und bot ſich mit ſeinem Rade
als Befehlsholer an. Im ärgſten Feuer war er dann hin
und her gefahren und hatte ſchließlich im Eifer ſelbſt ein
Gewehr ergriffen und den Bajonettangriff auf die feind=
liche
Stellung mitgemacht. Am Abend ſagte er auf die
Frage, wo er geweſen war, er habe Ueberſtunden ge=
macht
.
Ja, und dann gab’s Abendbrot. Irgendwo im Dorfe
hatte man unter Schutt und Trümmern vor wenigen Ta=
gen
, als König Friedrich Auguſt dort geweſen war und
die Parade über ſeine Sachſen abgenommen hatte, einen
alten Großvaterſtuhl als Königsſitz aufgetrieben und ich
mußte auch auf ihm Platz nehmen. Die beſſere Kon=
ſervenbüchſe
wurde aufgemacht und gerade, als wir den
erſten Schluck Wein trinken wollten, ballerte es draußen
mit einem Male kräftig los. Der Hauptmann horchte
einen Augenblick hinaus, dann ſagte er: Das iſt nicht bei
uns und auch nicht drüben. Das ſind unſere Geſchütze in

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Nummer 319.

Darmſtätder Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.

Seite 3.

tem Straßenkampf von den Deutſchen genommen worden
war. Er ſtieß plötzlich bei Tarnow auf die Kavallerie=
ſpitze
der Deutſchen. Er verſuchte umzukehren, wurde
jedoch von einer Abteilung Dragoner eingeholt und feſt=
genommen
. Der Gouverneur ſetzte ſich nicht zur Wehr.
Er ließ ſich ruhig in Begleitung eines Leutnants und
eines Dragonergefreiten nach Deutſchland abtransportie=
ren
. Er kam abends in Gneſen an, wo er auf Anordnung
des Platzkommandanten im beſten Hotel untergebracht
wurde. Er wollte niemanden ſehen, da er nicht in der
Stimmung ſei und ſeine Nerven durch das plötzliche Er=
eignis
abgeſpannt ſeien. Der Chauffeur, ein Pole, er=
zählte
, daß in Warſchau große Angſt vor den Deutſchen,
zumal vor den Luftbomben herrſche. Letztere hätten gro=
ßen
Schaden angerichtet. Die Stadt ſei bereits von ruſſi=
ſchem
Militär geräumt geweſen. Der Chauffeur, der Zi=
viliſt
iſt, blieb vorläufig auf freiem Fuß, während der
Gouverneur und ſein Adjutant durch Doppelpoſten mit
Bajonetten vor der Zimmertür bewacht werden. Am
Dienstag früh ſollte der Weitertransport erfolgen.

Das Vertuſchungsſyſtem der franzöſiſchen
Regierung.

* Berlin, 17. Nov. Der bisherige türkiſche Bot=
ſchafter
in Paris, Rifaat Paſcha, der in Konſtan=
tinopel
eingetroffen iſt, erzählt, der Voſſiſchen Zeitung
zufolge, als er von Bordeaux in der Schweiz angelangt
ſei und dort die ſchweizeriſchen Blätter geleſen habe, habe
er zu träumen geglaubt, ſo vollkommen ſeien er und die
geſamte Diplomatie in Bordeaur irrege=
führt
werden. Dort ſei alle Welt überzeugt, daß die
deutſche und öſterreichiſch=ungariſche Armee von den Ruſ=
ſen
vernichtet ſeien und die Deutſchen längſt den
Boden Frankreichs wieder geräumt hätten. Es werde eine
ſo ſtrenge Depeſchen= und Briefzenſur geübt,
daß Privatmeldungen über die Vorgänge nicht durchdrän=
gen
. Rifaat Paſcha bedurfte einiger Zeit, ehe er ſich in
der wahren Lage zurechtfand und begriff, daß die Diplo=
matie
in Bordeaux mit der Bevölkerung über den wirk=
lichen
Stand der Dinge getäuſcht wurde. (Köln. Ztg.)

Kitcheners neue Armee‟.

* Ueber die engliſchen Bemühungen, eine neue
Feldarmee zuſammenzubringen, macht Karl Pe=
ters
im Tag aus eigener Anſchauung Mitteilungen.
Er erinnert daran, daß Kitchener Ende Auguſt eine Mil=
lion
Mann im Parlament verlangte, und daß dies zu=
ſtimmte
. Dann begann die Werbung. Peters meint,
es ſei ſehr ſchwer, feſtzuſtellen, wieviel neue Soldaten
Kitchener auf dieſe Weiſe bekommen hätte. Er gab beim
Lord=Mayor=Bankett 1250000 ausgebildeter Soldaten
an, Asquith nannte im Parlament 1087000 Mann
Peters berichtet, daß die angeworbenen Rekruten mit
der Löhnung von 3 Schilling täglich unzufrieden wa=
ren
. Er ſagt weiter:
Wir haben dieſe neue Armee Kitcheners in Lon=
don
häufig geſehen, junge Bürſchlein, welche kaum
ihre Gewehre ſchleppen konnten. Große Begeiſterung war
nicht im Publikum, wenn das Heer vorbeimarſchierte.
An Stelle des Hurras aus der Menge ſchrien die Solda=
ten
ſelbſt Hurra. Lord Kitchener verſucht auf alle mög=
liche
Weiſe, Rekruten zu bekommen. So erging z. B.
ſchon im September ein Wink vom Kriegsminiſterium an
alke Gerichtshöfe des Landes, mindern Verbrechern die
Chance zu geben, anſtatt ins Zuchthaus ins Heer einzu=
treten
. Inzwiſchen droht uns Lord Kitchener, 1 250000
Engländer harrten des Winkes, um kriegsbereit auf den
Kontinent hinüberzuſetzen gegen uns. Ich denke, das
deutſche Volk wird auch dieſer Drohung gegenüber ſeinem
alten Motto treubleiben: Bange machen gilt
nicht!‟ Die 1250000 Mann, von denen Kitchener

ſprach, exiſtieren augenſcheinlich nur in ſeiner Phantaſie.
Aber auch eine Armee von einer Million Mann kann
man nicht aus der Erde ſtampfen. Dazu gehört in erſter
Linie eine geſchichtliche Ueberlieferung, vor allem aber
ein durchgebildetes Offizier= und Unteroffizierkorps.
Daran fehlt es in England ganz. Es müßten denn die
Poloreiter vom Ranelagh=Klub oder die Golfſpieler von
Kew Gardens als ſolche gelten. Wieviele von dieſen
noch am Leben ſind, weiß ich nicht. Jedenfalls ſind ſie
keine Offiziere oder Unteroffiziere nach deutſchem Vorbild.

Das Leben in Paris.

* Zürich, 17. Nov. Einem Pariſer Brief
entnimmt die Neue Züricher Ztg. folgende Schilderung:
Was uns in den Straßen zuerſt etwas verblüfft, iſt die
Ruhe. Kein Automobil oder Pferdeomnibus, die alle im
Felde ſtehen, iſt zu ſehen; nur wenige Straßenbahnen
ſind im Betrieb. Eilig hat es gegenwärtig niemand. Die
Geſchäfte ſtehen wie träumend. Viele von ihnen ſind
nur offen, um zu zeigen, daß man hier ſei und nicht beim
Nahen des Feindes geflüchtet iſt. Es war dies eine Vor=
ſchrift
und Maßregel, die man der Regierung im gehei=
men
etwas nachträgt. Die meiſten großen Modehäuſer
ſind wieder geöffnet, meiſtens jedoch nur einige Stunden.
Aber die ſeltenen Kunden werden hier viel ſtrenger nach
Name und Art gefragt als an der Landesgrenze. Man
will nicht, daß unter falſcher Freundesflagge Erzeugniſſe
der Pariſer Modegeiſter in das Ausland gelangen. Es
wird faſt nicht gearbeitet. Die beſſergeſtellten Arbeits=
kräfte
ſind entlaſſen, und es gibt meiſt nur Arbeiterinnen.
Der Kriegsbeitrag beläuft ſich auf 30 Fr. monatlich. Sämt=
liche
Theater ſind geſchloſſen. Um 8 Uhr müſſen die
Kaffeehäuſer, um halb 10 Uhr die Reſtaurants ſchließen.
Für Inlandstelegramme muß man eine Legitimation
vorweiſen, für Auslandstelegramme einen Bewilligungs=
ſtempel
des Polizeikommiſſars. In letzter Zeit ſind wenige
Verwundete in Paris eingetroffen, um die Stimmung
nicht zu verdüſtern. Kein Menſch ſchreit wie vor 45 Jah=
ren
: A Berlin!‟ Ein unerſchütterliches Vertrauen
herrſcht auf ein günſtiges Endreſultat. Alles blickt auf
den General Joffre und ſeinen Stab, die Generäle Caſtel=
nau
, Pau und Gallieni.

Der Aufſtand in Südafrika.

* Rotterdam, 17. Nov. Den Meldungen des
Reuter=Büros von den fortwährenden Erfolgen der Re=
gierungstruppen
gegen die Aufſtändiſchen wird hier kein
Glauben geſchenkt, weil man Nachrichten darüber hat,
daß der Aufruhr nunmehr nicht nur den ganzen Oranje=
freiſtaat
, ſondern auch bereits den Süden Trans=
vaals
erfaßt hat und ſich am Samstag ſtarke Abteilun=
gen
berittener Buren zwiſchen Philippstown und Colers=
berg
gezeigt haben. Zu größeren Kämpfen iſt es bisher
nicht gekommen, da General Dewet, der den Befehl führt,
äußerſt vorſichtig operiert und bemüht iſt, durch ſtetes
Ausweichen und Wiederauftauchen die gegen die Buren
aufgebotenen Kräfte zu ermüden und zu verwirren. Die
Berichte, die von Erfolgen der Engländer melden, ſtellen
ſich durchweg als Uebertreibungen dar. Es han=
delt
ſich dabei in der Regel um Vorpoſtengefechte, wobei
ja zumeiſt einige Gefangene gemacht werden. Wie ernſt
die Lage in Kapſtadt beurteilt wird, geht daraus hervor,
daß in der dortigen Preſſe bereits die Möglichkeit erörtert
wird, die geſamten Truppen im Süden der Kapkolonie
zuſammenziehen, um bis zum Eintreffen der nötigen Ver=
ſtärkungen
die Tafelbai für das Mutterland zu erhalten.
* Berlin, 18. Nov. Nach dem Bericht eines engli=
ſchen
Blattes ſoll General Dewet den General Hertzog
gefangen genommen haben, weil dieſer ihn zur Unter=
werfung
unter die Regierung zu überreden verſucht habe.

Die Politik Italiens.

* Turin, 17. Nov. Der römiſche Mitarbeiter der Gaz.
del Popolo berichtet aus vorzüglicher Quelle: Die ita=
lieniſche
Politik iſt nach wie vor nicht aggreſſiv,
ſondern in der Defenſive und bereit zum Eingreifen, falls
die italieniſche Bevölkerung außerhalb der Landesgrenzen
in Gefahr iſt, von den anderen Staaten abſorbiert zu
werden. Es iſt zurzeit völlig unrichtig, daß Sonnino be=
reit
ſein ſoll, italieniſche Trupen zur Unterſtützung Eng=
lands
nach Aegypten zu führen. Italien beabſichtige nur,
ſeine durch die türkiſche Agitation bedrohte Kolonie Li=
byen
zu ſchützen!
* Köln, 17. Nov. Die Kölniſche Volkszeitung mel=
det
aus Rom: Papſt Benedikt erklärte dem Leiter
einer katholiſchen Florentiner Zeitung: Die italieniſchen
Katholiken ſollten um jeden Preis das Neutralitäts=
prinzip
im gegenwärtigen Weltkrieg aufrecht erhalten.
Er bitte Gott, daß er die gegenwärtigen ſchmerzlichen
Tage abkürze. Alle Katholiken ſollten ſich mit ihm ver=
einigen
in dem Wunſche, nach Möglichkeit dahin zu wir=
ken
, daß den kriegführenden Mächten der Friede bald wie=
der
gegeben werde. Keine italieniſche Zeitung, kein wah=
rer
Katholik Italiens ſollte irgendwelche Beſtrebungen
zeigen, den Krieg gegen die eine oder andere Nation zu
befürworten, um ſo dem Heiligen Stuhl und der Staats=
gewalt
in der gegenwärtigen Stunde Verlegenheit zu
bereiten.

Stadt und Land.

Darmſtadt, 19. November.
* Ordensverleihung. Ihre Königl. Hoheit die
Großherzogin haben dem Bahnwärter in
der Heſſiſch=Preußiſchen Eiſenbahngemeinſchaft Georg
Nöſinger zu Klein=Gerau aus Anlaß ſeiner Verſetzung
in den Ruheſtand das Allgemeine Ehrenzeichen mit der
Inſchrift Für treue Dienſte verliehen.
* Uebertragen wurde der Schulamtsaſpirantin
Maria Gruber aus Münſter, Kreis Dieburg, eine
Lehrerinſtelle an der Volksſchule zu Weiſenau, Kreis
Mainz.
* Ernannt wurde der Gefangenaufſeher i. P.
Chriſtian Schunk in Butzbach zum Gefangenaufſeher
an der Zellenſtrafanſtalt Butzbach.
* Militärdienſtnachrichten. Befördert: Zu Leutnants
der Reſerve die Vizewachtmeiſter Duvinage (Mainz)
des Jäg.=Regts. zu Pferde Nr. 3, Schmitt (Mainz), bei
der 2. Mun.=Kol.=Abt, des 21. A.=K.; zu Leutnants der
Landw.=Inf. 1. Aufgebots die Vizefeldwebel Schmalz,
tabenau, Griesbauer (Gießen); zum Hauptmann:
Pfeiffer, Oblt. d. Landw. a. D. (I Darmſtadt), zuletzt
n der Landw.=Inf. 1. Aufgebots, jetzt im Reſ.=Inf. Nr. 88.
Emich Ernſt Erbprinz zu Leiningen als Leutnant,
vorläufig ohne Patent, im Leib=Drag.=Regt. Nr. 24 an=
geſtellt
. Befördert: Finke, Vizewachtmeiſter (I Bre=
men
), zum Leutnant d. Reſ. des Garde=Drag.=Regts.
Nr. 23.
Ritter des Eiſernen Kreuzes. Leutnant Schlich
beim 23. Reſ.=Art.=Regt. erhielt das Eiſerne Kreuz: Lt
Schlich iſt ein Sohn des Großh. Forſtmeiſters Schlich
zu Höchſt i. O.; er war früher Schüler der hieſigen Ober=
realſchule
. Für ſein mutiges Verhalten im Felde und
ſein energiſches Vorgehen bei der Verproviantierung ſei=
ter
Truppe, wurde dem Feldzahlmeiſter Karl Schoe=
ler
aus Darmſtadt beim Infanterieregiment 115, 3. Ba=
taillon
, das Eiſerne Kreuz verliehen; das Eiſerne Kreuz
erhielt ferner Rittmeiſter und Kommandeur der Reſ.=
Mun.=Kol.=Abteilung G. Diefenbach.
Generalmajor Graf v. Zech auf Neuhofen, der ſeinen
Wohnſitz ſeit 2 Jahren in Darmſtadt hat, erhielt jetzt als
Führer einer bayeriſchen Brigade das Eiſerne Kreuz
1. Klaſſe, nachdem er bereits vor einiger Zeit das Eiſerne
kreuz 2. Klaſſe erhalten hat.
Das Stellvertretende Generalkommando des 18. Ar=
meekorps
veröffentlicht die dritte Liſte über die
Verleihung des Eiſernen Kreuzes beim 18.

einem anderen Abſchnitt! Und ſchon ruft er an, was
denn los ſei.
Aber da wird auch ſein Anſchluß ſchon verlangt und
ich ſehe, wie ſich ſein Geſicht förmlich verklärt, wie ſeine
Augen zu leuchten beginnen und wie es ihn drängt, uns
die Nachricht weiterſagen zu können. Es iſt die Meldung
vom
Seeſieg bei Chile.
Sie trifft hier mit dem Zuſatze: Ein Hurra unſern wacke=
ren
blauen Jungen. Wilhelm, I. R.! ein und löſt einen
Jubel in dem kleinen Raume aus, der ſelbſt das Donnern
der Geſchütze da draußen einen Augenblick übertönt.
Dann geht die Meldung natürlich weiter in die Schützen=
gräben
draußen, und wenige Minuten ſpäter kommt die
Meldung zurück: Die Truppen traten an und brachten
nach Verleſung der Meldung ein dreifaches Hurra auf den
oberſten Kriegsherrn aus. Darauf ſangen ſie unter Muſik=
begleitung
Deutſchland, Deutſchland über alles! Ach,
ſollen wir nicht auch Salut ſchießen, bat der Hauptmann.
Aber der General winkte ab. Wir dürfen nicht Mu=
nition
verſchwenden! Bald darnach kam ein junger
Offizier aus den Schützengräben und erzählte, daß man
drüb ganz verdutzt geweſen ſei, und daß man ihnen die
Meldung auf franzöſiſch zugerufen habe. Da habe dann
ein heftiges Schießen eingeſetzt.
Hören Sie mal, was iſt denn da oben los, ſagt der
General und zeigt an die Decke. Und richtig, da ſcheint’s
ja recht luſtig zu ſein! Man hört eine Mundharmonika
und jemand ſingt das ſchöne Lied:
Es war in Schöneberg!
Ach, ſagt der Hauptmann, ich weiß ſchon. Das iſt die
Familie‟! Wollen Sie ein wenig mit nach oben kom=
men!
ruft er mir dann zu. Aber natürlich, Herr Haupt=
mann
, hier iſt alles neu und intereſſant für mich. Und
wir klettern eine ſchmale, dürftige Holzſtiege nach oben.
Hier gibt’s nur zwei Zimmer. In dem da ſchlafen wir
heute Nacht, ſagt der Hauptmann. Und das iſt die Bri=
gadeſchreiberei!
Wir ſtehen vor einem Raume, in dem
fünf bärtige Landſturmleute ſitzen. Aber noch etwas iſt
da Auf dem Schoß des einen am Tiſche, der eben bei
unſerem Erſcheinen mit dem Geſange aufhört, ſitzt ein
reizendes kleines Mädelchen von 8 Jahren, das mich leb=
haft
an ein anderes erinnert. Es tut ſehr geſchämig und
verbirgt ſeinen Kopf ſchließlich an der breiten Bruſt des
Freundes.
Der Hauptmann, dem auch Erinnerungen überkom=
men
, erzählt mir, daß eine einzige Familie von dreizehn

Perſonen im Dorfe zurückgeblieben ſei, als wir einrückten
und daß ſie von den Unſeren ihres anſtändigen Weſens
und ihrer Hilfsbereitſchaft wegen mit durchgefüttert werde.
Die Kleine aber hatte ſich bei den Leuten eingefunden und
jammerte nach ihren Eltern, worauf ſich unſere Leute be=
reit
erklärten, Elternſtelle an ihr zu vertreten. Da iſt nun
der eine der Papa, der andere die Mama, der dritte der
gute Onkel und ſo fort, und jeder wacht eiferſüchtig da=
rüber
, daß ſeine Rechte von dem anderen reſpektiert wer=
den
. Denn ſie haben alle daheim auch Kinder und hoffen,
daß denen auch nichts abgeht an Liebe und Pflege.
Wir klettern dann noch ganz oben hinauf, wo auf
dem Heuboden die Telephoniſten ſitzen und als waſch=
echte
Altenburger einen fröhlichen Mannerſkat ſpielen, bis
ſie zur Ablöſung gerufen werden. Denn auch hier geht der
Telephondienſt die ganze Nacht durch, und der iſt hier im
Stabsquartier, wo alle Befehle, Nachrichten u. dgl. zu=
erſt
einlaufen, doppelt ſchwer und doppelt wichtig.
Es war ſchon bald Mitternacht, als wir noch einen
Augenblick auf den Platz vor dem Hotel hinaustraten, der
zugleich der Marktplatz des Dorfes iſt. Der Nebel war
verſchwunden und der Mond grüßte von der Anhöhe her,
über die ich im Wolkenmeer des Tages gewandert war.
Seltſame Bilder malten die Schatten der zertrümmerten
Hauswände auf den Boden, und ab und zu gleißte ein
Katzenaugenpaar zwiſchen den Ruinen hervor. Einſam
ſtand der Poſten und zeigte nach dem Wald auf der Höhe
wo ab und zu eine Granate krachend einſchlug. Sie ver=
muten
drüben irrtümlich unſere ſchwere Artillerie an die=
ſer
Stelle und hoffen, in der Nacht bei einem etwaigen
Stellungswechſel den Unſern Schaden zuzufügen. Dann
zeigte er mir ein großes Loch im Boden. Hier haben
ſie vor drei Tagen hergeſchoſſen, glücklicherweiſe war nie=
mand
auf dem Platze!
Mich fröſtelte, und ſo gingen wir hinauf, der Haupt=
mann
, der junge Leutnant und ich. Wir krochen in das
kleine Zimmer, wo mir eine Ordonnanz einen Strohſack
möglichſt einladend ausgebreitet und ſogar ein friſches
Bettuch darüber gelegt hatte. Auch mußte ich die als
Kopfkiſſen dienende Strohrolle übernehmen, die der Herr
Hauptmann anſonſten unter ſein müdes Haupt zu ſchieben
pflegt, und nachdem die Ordonnanz noch das Telephon an
unſer Nachtlager geleitet hatte, legten wir uns in den
Kleidern nieder. Vorher trat der Hauptmann noch einen
Augenblick ans Fenſter, neſtelte an ſeiner Uniform und
ſtarrte dann in den Mondſchein hinaus, bis ihm der Leut
nant zurief, er ſolle doch das Licht löſchen, das Petroleum
ſei heute teurer wie Kaviar. Da führte der Aeltere

ſchnell etwas an die Lippen und packte ſich dann in ſeinen
Schlafſack ein.
Sie ſchliefen beide ſchon lange, als ich noch immer die
Ereigniſſe des Tages in meiner Erinnerung vorbeiziehen
ließ und mich in die Seelen all derer zu verſetzen ſuchte,
die jetzt mit mir in dieſem engen Hauſe ſchliefen oder
wachten. Das Hui der Gewehrſchüſſe und das Platzen der
Granaten ſtörte keinen, ſo wie der Anwohner des Niagara
den Fall nicht mehr brauſen hört und den Müller das
Klappern der Mühle nicht ſtört. Aber ich hatte ſonder=
bare
Eindrücke, und ſeltſame Stimmungen löſte dieſe
Nacht an der Pforte der Ewigkeit in mir aus. Allein
es gibt Dinge, die män nach Schopenhauer nur denken
ſoll, weil, ſobald unſer Denken darüber Worte gefunden
hat, es ſchon nicht mehr innig, noch im tiefſten Grunde
ernſt iſt. Wo es anfängt, für andere da zu ſein, hört es
auf, in uns zu leben. Und ich wünſchte doch, daß dieſe
Stunden mir allezeit lebendig bleiben!
Mein Nachbar ſeufzte im Schlaf und wandte ſich mir
zu. Im Mondlicht, das durch ein zerbrochenes Fenſter
auf ſein Geſicht fällt, ſehe ich eine tiefe Falte auf ſeinem
noch jungen Geſicht. Er wird einen ſchweren Traum
haben. Die Uniform iſt offen geblieben und ich ſehe, daß
er neben der Erkennungsmarke noch einen alten Georgs=
taler
um den Hals trägt. Und noch etwas, was mir ſein
Geſicht beim Anblick des kleinen Mädchens vorhin erklärt
und das Verhaltene und Herzliche in ſeinem Weſen, wenn
wir von daheim ſprachen. Es iſt ein goldenes Medaillon
mit dem Bilde einer ſchönen Frau und eines niedlichen
blonden Kindes. Irgendwo im fernen Dresden liegt die
Kleine und träumt vom Vater hier draußen auf dem arm=
ſeligen
Strohſack, und ich denke, daß in dieſer Nacht keine
Granate kommen wird. Nicht ſo ſehr meinetwegen.
Gegen 4 Uhr klingt leiſe das Telephon. Mein Haupt=
mann
fährt verſchlafen empor, gibt einen kurzen Befehl,
und dann ſchlafen wir beide bis zum Morgengrauen
traumlos durch. Unten ſtöhnt ſchon das Automobil, das
den jungen Leutnant und den Offizierſtellvertreter aus
dem Schützengraben mit mir zum Großen Hauptquartier
bringen ſoll. Der liebenswürdige General hat es ſich nicht
nehmen laſſen, durch ſeine Ordonnanz auch noch den
Morgenkaffee für mich bereiten zu laſſen, und ſo wird es
mir ſchließlich ganz ſchwer ums Herz, als ich ſcheidend
die Hände all denen entgegenſtrecken muß, die mir zu
dieſem unvergleichlichen Tage verholfen haben. Wir
wünſchen uns alle ein fröhliches Wiederſehen; aber nicht
in den Schützengräben vor Reims, ſondern in Paris!

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Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.

Nummer 319.

Reſervekorps. Es erhielten das Eiſerne Kreuz 2. Klaſſe:
Vom Generalkommando des 18. Reſervekorps: Oberleut=
nant
d. Reſ. Reiß (Train=Abteilung 18); Oberarzt Dr.
Remertz (F.=R. 61). Von der Reſ.=San.=Komp. 17: Lt.
Gallo (Train=Batl. 18). Von dem Reſ.=Inf.=Regt. 116
Stabsarzt d. L. I Dr. Kypke=Burchardti; Oberarzt d. Reſ.
Dr. Buſch; Aſſiſtenz=Arzt d. Reſ. Dr. Lindig; Feld= Unter=
arzt
Buchacker; Oberlt. d. L. Sprengel; die Lt. d. Reſ.
Eckhardt, Huhn, Trümper und Ochs: Wehrmann Schliebe;
die Vizef. Schott und Kunze (1. K.); U.=O. Ackermann;
Wehrmann Korb; Vizef. d. Reſ. Müller II.; die Reſ.
Fr. Schneider und Karl Guſtav Schneider (2. K.); die
Vizef. d. Reſ. Schürmann und Sieger, und U.=O. Langs=
dorf
(3. K.); Wehrmann Steige; Vizef. d. Reſ. Anton;
die Reſ. Hedtler und Kälpe (4. K.); Reſ. Lotz (M.=G.=K.);
Vizef. d. Reſ. Gundrum; U.=O. d. Reſ. Walter und Gefr.
Heinr. Lang (6. K.); Reſ. Karl Walter, Gefr. d. Reſ. Fey;
die Wehrmänner Klingemeier und Adelmann, Gefr. Ni=
colai
, ſowie die Vizef. d. L. Blumers und Gräber (7. K.);
Wehrm. Fölſing (8. K.); Feldw Zögner, Gefr. Wilh.
Schmidt und Wehrm. Wilh. Scheid (6. K.). Vom Reſ.=
Feld.=Art.=Regt. 25; die Oberlt. d. Reſ. Werner (F.=Art.=
61) und Trümpert; die Lt. d. Reſ. Reyß, Stollenwerk und
Soltau (F.=Art.=R. 25), ſowie Bremer (F.=A.=R. 63);
Stabsvet. Wender (Mil.=Lehrſchm.=Ffm.); Obermuſik=
meiſter
Mickley; die Wachtmeiſter Hinze (3 B.) und Lorz
(6. B.); Vizewachtmeiſter Geibel (6 B.), die Kan. Bauer
und Gökriſch (2. B.); Gefr. Conrad (3. B.) und Kanonier
Schulmeyer. Von der Reſ.=San.=Komp. 18: Stabs= und
Chefarzt Dr. Servé (2. Füſ.=R. 80); Vizef. Sudheimer
und Oberarzt d. Reſ. Dr. Voltz; Oberlt. d. L. Janus
(Kav. a. D., ½ ſchw. Feld=Haubitz.=Batl. Reſ.)
* Die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille erhielt Regie=
rungsbaumeiſter
Ernſt Morneweg, Leutnant der Re=
ſerve
des Großherzoglichen Artilleriekorps, 1. Großh. Heſſ.
Feldart.=Regt. Nr. 25.
C. Kirchliche Dienſtnachrichten. Herr Kaplan Mer=
tens
von der hieſigen St. Eliſabethpfarrei wurde zum
Pfarrverwalter in Nieder=Ingelheim ernannt und iſt be=
reits
dorthin übergeſiedelt. Der dortige Pfarrer und
Dekan Waller trat in den Ruheſtand.
Großh. Hoftheater. Heute wird zum erſten
Male der ganze erſte Teil der Fauſt=Tragödie an einem
Abend, und zwar in der Neuausſtattung des vorigen Jah=
res
, gegeben. Beginn der Vorſtellung 6½ Uhr. Am
Dienstag, 24, wird Fauſt, 2. Teil, gegeben. Für beide
Abende iſt ein Extra=Abonnement aufgelegt. Der Ver=
kauf
hierfür findet täglich an der Tageskaſſe des Hof=
theaters
ſtatt. Freitag geht zum erſten Male bei kleinen
Preiſen Der Zigeunerbaron in Szene (D 11). Am
Sonntag wird nach längerer Pauſe wieder Mignon in
den Spielplan aufgenommen. Die nächſte Novität im
Schauſpiel iſt das fröhliche Spiel Als ich noch im Flü=
gelkleide
von Kehm und Frehſee, das an den meiſten
deutſchen Bühnen mit außerordentlich ſtarkem und dauern=
dem
Erfolg gegeben wird. Beginn des zweiten
Viertels des Abonnements. In der nächſten und
übernächſten Woche beginnt für die einzelnen Serien das
zweite Viertel. Es iſt allen Theaterbeſuchern Gelegenheit
gegeben, mit Beginn des zweiten Viertels in das Abonne=
ment
einzutreten. Die Hoftheater=Hauptkaſſe nimmt dies=
bezügliche
Anmeldungen täglich entgegen.
* Im Silberkranz. Sonntag, den 22. ds. Mts., feiern
das Feſt ihrer Silbernen Hochzeit Georg Eckel und Frau
geb. Rebſcher, Wingertsgäßchen Nr. 10.
* Darmſtädter Künſtler auswärts. Herr Kammer=
ſänger
Stephani hat kürzlich in dem 2. Kammermuſik=
konzert
(Schubert=Abend) im Leipziger Gewandhaus
mitgewirkt. Die Leipziger N. Nachrichten ſchreiben
darüber: Der ungekürzte Vortrag der Winterreiſe (13
Geſänge) bleibt ein Experiment, deſſen großen Gefahren,
ihrer gleichmäßigen und ſchwer zerriſſenen Moll= Stim=
mungen
wohl nur einer ſeeliſch gewachſen wäre: Ludwig
Wüllner. Kammerſänger Alfred Stephani iſt ganz und
gar keine moderne Fauſt=, Hölderlin= oder Prometheus=
natur
, in deren Auslegung der Zyklus zum furchtbarſten
inneren Erlebnis würde. Aber er iſt ein ausgezeichneter,
vornehmer und ungemein intelligenter Sänger von pracht=
vollem
Stimmaterial, ein Franz Steiner des Baſſes,
ein bedeutender Künſtler, der die Gegenſätze zwiſchen töd=
lich
ſtarrer Ruhe, heftigem Schmerzensausbruch und ſü=
ßer
Erinnerung mit dramatiſcher Schärfe und plaſtiſcher
Anſchaulichkeit bewußt herausarbeitet. Was darüber
hinausgeht, die von Stufe zu Stufe qualvoll reſignierende

Tragik des an unglücklicher Liebe Zerbrechenden, inner=
lich
überzeugend zu geben, bleibt eine Aufgabe, deren
Forderung an ſeeliſcher Spannkraft und Konzentration
Uebermenſchliches auch vom Hörer verlangt. An der tie=
fen
Wirkung ſeiner gefühlsmäßig wunderbar ſchönen und
echten Leiſtung hatte Profeſſor Karl Straube bedeuten=
den
Anteil. Das kleine Geſamtkunſtwerk dieſes Seelen=
dramas
, hier ward es Ereignis.
* Weihnachtsgabe für unſere Truppen. Ebenſo
wie andere Städte (Dresden, Nürnberg uſw.) will auch
die Stadt Darmſtadt das Feſt der Liebe benutzen, um
den heſſiſchen Truppen einen neuen Beweis ihrer Dank=
barkeit
zu geben. Zu dieſem Zwecke hat die Stadt=
verordneten
=Verſammlung einen größeren
Betrag zur Verfügung geſtellt, der aber nicht
ſo hoch bemeſſen werden konnte, daß damit all der
Tauſende gedacht werden kann. Deshalb rechnet die
Stadtverwaltung auf die Opferfreudigkeit der Ein=
wohner
und iſt überzeugt, daß viele gern eine Beiſteuer
zu dieſer Weihnachtsſendung liefern. Da das Rote
Kreuz in liebenswürdiger Weiſe übernommen hat, die
Weihnachtsgaben mit beſonderen Zügen und daran an=
ſchließenden
Automobilfahrten direkt an die Truppen
gelangen zu laſſen, ſo werden die für die Truppen be=
ſtimmten
Gaben auch pünktlich und ſicher an Ort und
Stelle gelangen. Um nun die Friſt der Auflieferung
einzuhalten und den Einwohnern die Auflieferung
ſelbſt möglichſt zu erleichtern, werden in den Tagen
vom 23. bis 28. November Militärfuhrwerke durch die
Straßen fahren und Sammler und Samm=
lerinnen
der Jugendhilfe in den Woh=
nungen
nachfragen, ob ſie Pakete oder Gaben
mitnehmen ſollen. Dieſe Sammler nehmen nicht nur
die Pakete an, welche, ohne an einen beſtimmten Em=
pfänger
gerichtet zu ſein, für diejenigen unſerer Krieger
beſtimmt ſind, die keine Angehörigen haben oder für die
keine Weihnachtspakete bei ihrem Regiment eingehen,
ſondern auch die perſönlichen Pakete, das heißt die=
jenigen
, welche an eine beſtimmte Adreſſe gerichtet ſind.
Außerdem ſind ſie angewieſen, einzelne Gegenſtände und
Geldbeiträge zur Beſchaffung von Liebesgaben anzu=
nehmen
, deren Verpackung die Frauenhilfe über=
nommen
hat. Während die Zuſammenſtellung der per=
ſönlichen
Pakete ſelbſtverſtändlich Sache der Spender iſt,
können für die unperſönlichen Pakete nur unge=
brauchte
Gegenſtände in Betracht kommen.
Liebesgaben. Die von der Stadt Darmſtadt ins
Auge gefaßte Abſendung von Liebesgaben für die Darm=
ſtädter
Truppenteile im Feld hat bei der Bürgerſchaft ſo=
fort
große Sympathie gefunden. Außer einer Partie
Paketen mit Zigarren, Wollſachen uſw. ſind auch ſchon
namhafte Geldſpenden abgeliefert worden. Der Vol ks=
bildungsverein
Jugenheim hat einen ganz an=
ſehnlichen
Betrag aus dem Erlös eines Vortrages des
Herrn Stadtverordneten Dr.=Ing. Heyd aus
Darmſtadt abgeliefert. Auch der Inhaber des Kinos
Olympia hat eine ganze Tageseinnahme für dieſen
ſchönen Zweck zur Verfügung geſtellt.
D Poſtaliſches. Telegramme und telegraphiſche Poſt=
anweiſungen
dürfen weder von Kriegsgefangenen
noch an ſolche abgeſandt werden. Das Umrechnungs=
verhältnis
für Poſtanweiſungen aus Dänemark nach
Deutſchland iſt von der däniſchen Poſtverwaltung auf
100 Mk. 86 Kronen feſtgeſetzt worden.
* Kriegskrippe im Hoftheater. Der Vorſtand der
Kriegskrippe im Großh. Hoftheater hielt am Dienstag
bend im Gemeindehaus der Martinsgemeinde unter
Vorſitz des Herrn Pfarrers D. Waitz eine Beſpre=
chung
über die bisherigen Leiſtungen und
demnächſtigen Aufgaben des aus der Art der
Kriegszeit erwachſenen Liebeswerks. Daß dasſelbe not=
wendig
war, bewies die von Anbeginn gute Beſetzung aus
Kindern, deren Mutter einem regelmäßigen Verdienſt nach=
gehen
konnte. Die ſorgſame und gewiſſenhafte Arbeit der
zwei Schweſtern des Eleonorenheims und freiwilligen Hel=
ferinnen
wurde vom Vorſitzenden dankbar anerkannt und
hat in dem ſichtlichen Gedeihen der Kleinen ihren geſeg=
neten
Erfolg. Die nicht unerheblichen Koſten konnten
durch unentgeltliche Ueberlaſſung geeigneter Räume im
Großh. Hoftheater, durch einen regelmäßigen Zuſchuß der
Stadt, ſowie durch freiwillige Spenden beſtritten werden,
wofür der Vorſitzende herzlichen Dank ausſprach. Der
vom Rechner, Herrn Kaufmann Warnecke, erſtattete
Bericht über Einnahmen und Ausgaben ergab ein günſti=

ges Bild. Allgemein war man der Anſicht, das Liebes=
werk
bis zum Ende der Kriegszeit in bisheriger Weiſe
fortzuführen, in der Hoffnung, daß das bisher ſo viel=
ſeitig
betätigte Intereſſe trotz wachſender anderweitiger
Aufgaben nicht erlahme. Für Weihnachten wurde für die
Kleinen eine Beſcherung mit praktiſchen Gaben be=
ſchloſſen
, die hauptſächlich durch die Mithilfe der Helfe=
rinnen
beſtritten wird.
* Das Programm des Vaterländiſchen Feſtabends,
der zur Feier von Großherzogs Geburtstag am
24. November im Feſtſaale der Turngemeinde veranſtaltet
wird, hat zum Mittelpunkt einen Vortrag unſeres Mu=
ſeumsdirektors
, Geheimen Hofrats Dr. Back, über den
Krieg und die deutſche Kunſt‟ Die muſikaliſche Umrah=
mung
werden vier aktuelle neue Chöre unſeres heimiſchen
Tondichters Arnold Mendelsſohn bilden: Deut=
ſches
Lied Des Königs Artollerey Auf der Wacht
und Deutſches Matroſenlied deren Erſtaufführung man
mit größtem Intereſſe entgegenſieht. Sie werden geſun=
gen
von Mitgliedern des Lehrerſängerchors und des Ge=
ſangvereins
Liederzweig und von dem Komponiſten ſelbſt
geleitet werden. Die Ausgabe der zum Eintritt be=
rechtigenden
Programme des Abends hat in Ar=
npld
Bergſträßers Hofbuchhandlung heute begon=
nen
. Um übergroßen Andrang an der Abendkaſſe zu ver=
meiden
, iſt vorherige Beſchaffung dringend zu empfehlen.
E. Der Vaterländiſche Abend, den der bekannte Wag=
nerſänger
und Heldentenor Ejnar Forchhammer
vom Königl. Theater in Wiesbaden mit ſeiner Gattin,
Frau Nane Forchhammer, am Dienstag im Darm=
ſtädter
Vortragsverband zu Kriegsfürſorgezwecken veran=
ſtaltet
hatte, mußte im überfüllten Fürſtenſaal ſtattfin=
den
, da der Kaiſerſaal bis zum Nachmittag mit ſchleſiſcher
Einquartierung belegt geweſen war. Aber der engere
Raum paßte trefflich zu dem Charakter des Programms,
das in ſeiner Bevorzugung des deutſchen Volksliedes
etwas intim Anheimelndes und zu Herzen Sprechendes
hatte, ſo daß die innere Brücke zwiſchen Künſtlern und
Hörern von Anbeginn hergeſtellt war. Kammerſänger
Forchhammer ſang zunächſt eine Reihe von Vater=
landsliedern
: das Körnerſche Gebet während der Schlacht,
Schillers Friſch auf, Kameraden und Arndts Der Gott,
der Eiſen wachſen ließ; er ſang ſie einfach und wahr,
warm und groß zugleich und mußte immer aufs neue für
den geſpendeten Beifall danken. Später bot er dann
Schumannſche und Loeweſche Stücke, von denen namentlich
des Letzteren urkräftiges Reiterlied mit zündendem
Elan herauskam. Frau Nane Forchhammer brachte
ausſchließlich Volkslieder oder ſolche, in denen der Volks=
ton
ſehr glücklich getroffen (von Hildach und Bungert), und
entzückte die Hörer durch den Liebreiz und den Charme
ihres ungemein ſympathiſchen, friſchen Soprans und ihre
feinkultivierte Geſangskunſt nicht minder wie durch die
erzandringende Innigkeit, Natürlichkeit und Schlichtheit
des Ausdrucks, der oft zu Tränen rühren konnte. Zuletzt
vereinigten ſich die beiden Ehegatten zum Vortrag meh=
rerer
Duette, von denen das (zugegebene) Ständchen
von Schumann mit ſo vollendeter Grazie vorgetragen
wurde, daß der ſtürmiſche Beifall nochmals eine Wieder=
holung
erzwang. Auf patriotiſche Höhen führte zum
Schluſſe das Publikum Herr Forchhammer (der ſich auch
als Rezitator längſt einen Namen gemacht hat) durch
die von innerſter Ueberzeugung und dramatiſcher Kraft
getragene Deklamation von Freiligraths Hurra, Ger=
mania
und er entſprach aufs beſte dem Empfinden aller,
als er ſie aufforderte, vor dem Auseinandergehen gemein=
ſam
Die Wacht am Rhein anzuſtimmen, die machtvoll
in die Nacht hinausklang. An dem ungemein tonvollen
Perzina=Flügel (von der Firma Karl Arnold geſtellt)
bewährte ſich Fräulein Marie Schwan von hier wie=
der
als Begleiterin erſten Ranges. Der harmoniſche
Abend dürfte manchem Hörer noch lange in lieber Er=
innerung
bleiben.
* Frauen= und Mädchengruppe der Jugendhilfe. Wie
in einer früheren Notiz bereits mitgeteilt, hat die
Kriegsfürſorge der Frauen= und Mädchen=
gruppe
der Jugendhilfe ſich ſehr umfangreich
geſtaltet. Nicht nur, daß unſere braven Truppen mit Lie=
besgaben
verſehen werden, auch die Feldlazarette wurden
rach beſten Kräften mit Verbandzeug, Lebensmitteln, war=
mer
Wäſche uſw. bedacht. So konnte unter anderem vor
einiger Zeit eine Sendung von 70 Kilogramm durch per=
ſönliche
Vermittelung eines Herrn aus Wiesbaden an das

Die Senuſſi. Die Erhebung der Senuſſi gegen die
engliſche Fremdherrſchaft in Aegypten iſt deshalb von ſo
großer Bedeutung, weil damit die bedeutendſte Militär=
macht
im heutigen Nordafrika der Türkei zu Hilfe kommt.
Wer unter den Beduinen der Wüſte Nordafrikas gelebt
hat, iſt dabei auf Schritt und Tritt mit dieſer geheimnis=
vollen
politiſchen und geiſtigen Macht in Berührung ge=
kommen
, die der Hort des Iſlam bis in die Sahara und
die arabiſche Wüſte hinein iſt. Wie der deutſche For=
ſchungsreiſende
Ewald Falls in ſeinem Werk Drei Jahre
in der libyſchen Wüſte berichtet, iſt die Senuſſia eine
mohammedaniſche Brüderſchaft ſtrengſter Obſervanz, ge=
nannt
nach ihrem Gründer Sidi Mohammed ben Ali es=
Senuſſi, einem Algerier, der 1859 ſtarb. Während ſie zu=
nächſt
nur geringe Bedeutung beſaß, iſt ihr Einfluß ge=
waltig
angewachſen durch das Wirken des Sohnes des
Gründers, des 1844 geborenen Sidi=Mohammed el=Bedr,
der unter dem Namen des Mahdi im ganzen Oſten von
Nordafrika, namentlich aber in der Wüſte, eine große Rolle
ſpielte. Dieſer Scheich der Senuſſi iſt tatſächlich am
30. Mai 1902 in Geru geſtorben, aber obwohl Lord Cro=
mer
ſeinen Tod ausdrücklich feſtſtellte, lebt er für die Be=
duinen
weiter und erſcheint ſeinen Anhängern hier und
da, ermuntert ſie, verleiht ihnen Kraft, iſt plötzlich mitten
in ihren Verſammlungen, zuweilen an zwei Stellen zu
gleicher Zeit. Auf einer weißen Hegine, umgeben von
weißen Gazellen und Antilopen, ſo erzählen ſich die
Wüſtenſöhne, eilt er ungeſehen durchs weite ſandige Land.
Und ſiehe! nun zeigt er ſich dem ſehnſüchtigen Blick ſei=
nes
demütigen Anhängers, nicht im Wahngebilde der
Fata morgana, ſondern zum ſicheren Zeichen ſeines Lebens
und ſeiner einſtigen Wiederkehr. Die Leitung der Se=
nuſſia
hält dieſen Glauben an die Exiſtenz des Mahd
überall aufrecht, und bisweilen wird offiziell kundgege=
ben
, der Scheich ſei von einer geheimen Reiſe wieder am
Hauptſitz des Ordens eingetroffen; er könne ſich jeden
Augenblick wieder an die Spitze der Bewegung ſtellen.
So iſt er denn der geheime Herr der Wüſte geblieben,
Sidi el=Mahdi, der lebende Tote von Geru, und nun ent=
faltet
der geiſterhafte Führer wieder die Fahne des Pro=
pheten
zum Heiligen Krieg.
Die Jünger der Senuſſia bekennen ſich durchaus als
Söhne des Iſlam, den ſie in einer gereinigten Form pre=
digen
. Ungeheuer iſt die geiſtige Macht dieſer Brüder=
ſchaft
, die ihre Klöſter weithin über das Land ausgedehnt
hat und ſyſtematiſch für den Nachwuchs an jungen Mön=
chen
ſorgt. Ihre Prediger durchziehen die weite Wüſte

bis zu ihren ſüdlichen Rändern, gründen überall kleine
Zaujen Niederlaſſungen mit Schule und Moſchee, in
denen die Zöglinge der Senuſſia ausgebildet werden, und
verkünden ſo den Ruf nach Befreiung von der Fremdherr=
ſchaft
der Andersgläubigen. Die militäriſche Erziehung
geht mit der geiſtlichen Ausbildung Hand in Hand, und
ſo ſtellen dieſe Soldaten des Propheten nicht nur eine
einflußreiche ideale Gemeinſchaft, ſondern auch eine große
reale Macht dar. Der Iſlam hat an ihnen heute ſeine
beſte Stütze, und für die Türkei iſt ihre Hilfe von höch=
ſter
Wichtigkeit.
C. K. Die Deutſchen in Lodz. Wie die Deutſchen wäh=
rend
der Zeit, in der ſie Lodz beſetzt hielten, Ordnung
ſchufen und das furchtbare Elend der Bevölkerung lin=
erten
, davon erzählt eine Holländerin, die ſoeben
aus Lodz nach Rotterdam zurückgekehrt iſt, im Nieuwe
Rotterdamſche Courant: Obwohl die Stadt Lodz ſelbſt
während der Kämpfe keinerlei Beſchädigung erlitten hatte,
war doch das Elend ihrer Bevölkerung um ſo größer. Im
September hörte die Kohlenzufuhr auf, und infolgedeſſen
ſtand die ganze Induſtrie ſtill. Darauf folgte natürlich
der Mangel an Arbeit, ſowie die Erhöhung der Preiſe.
Die Zeitungen berichteten täglich von Menſchen, die vor
Hunger auf der Straße in Ohnmacht fielen. Das änderte
ſich erheblich, ſobald die Deutſchen mit einem ausgedehn=
ten
Verpflegungsdienſt in die Stadt kamen. Die Solda=
ten
gaben der Bevölkerung nicht nur Brot, ſondern ver=
ſchafften
auch jedem, der ſich meldete, warmes Eſſen.
Ueberall, wo die Deutſchen ſich in Polen zeigen, treten ſie
menſchenfreundlich auf. So verteilten ſie in Pietrokow
500 Waggons Kohlen unter den Einwohnern. Die ganze
Stadt erhielt durch die Regierung der Deutſchen ein er=
heblich
anderes Ausſehen, beſonders durch die Reinigung
der Straßen uſw. Das Einvernehmen zwiſchen der deur=
ſchen
Beſatzung und der Bevölkerung, zwiſchen Polen und
Deutſchen, Chriſten und Juden war ausgezeichnet. Die
deutſchen Soldaten und Offiziere in Lodz ſprachen pol=
niſch
, da ſie zum größten Teil aus Deutſch=Polen kamen.
Zugleich mit der deutſchen Beſatzung erſchienen auch die
polniſchen Legionen aus Krakau, die überall mit Freude
empfangen wurden. An allen Orten ſchloß ſich die pol=
niſche
Jugend den Deutſchen an. In Lodz ſelbſt ſtellten
ſich etwa 2000 Jünglinge als Freiwillige zu den polnt=
ſchen
Legionen. Sie wurden von den Deutſchen vorwie=
gend
zur Beſetzung verwendet. Zwar verſuchte auch Ruß=
land
polniſche Legionen für ſich aufzubringen, jedoch mit
wenig Erfolg. Nur ganze zwei Freiwillige ſchloſſen ſich

ihnen in Lodz an, und auch dies rief unter der Bevölkerung
Befremden hervor. Daraufhin verſuchten die Ruſſen ihre
erprobte Methode, die Chriſten gegen die Juden aufzu=
hetzen
. Unter anderem mußten die Zeitungen unter ruſ=
ſiſchem
Regiment die Nachricht verbreiten, daß die Deut=
ſchen
in Ezenſtochau den Chriſten den Hektoliter Kohlen
zu 1 Rubel verkauften, von den Juden jedoch 75 Kopeken
genommen haben. Die Dame teilt noch mit, daß die
Gouvernements Lublin und Radom am meiſten vom
Kriege zu leiden hatten, und fürchtet, daß, wenn Polen noch
lange von Zufuhr der Lebensmittel abgeſchloſſen bliebe,
ein großer Teil der Bevölkerung dem Hungertode ver=
fallen
könnte.
C Wie man ſich in Belgien die zukünftige Landkarte
Europas dachte. Ein Seewehrmann aus Weinheim, der
den Sturm auf Antwerpen und die Kämpfe bis zur Yſer
mitgemacht hat, ſendete in einem Umſchlag Service mili=
taire
aus einer belgiſchen Kaſerne eine flämiſche Stoyd=
kaart
von Europa nach Weinheim. Auf dieſer ſieht man,
wie Deutſchland wegkommen würde, falls es beſetzt würde.
Belgien erhält Luxemburg und die Rheinprovinz, Frank=
reich
das übrige linke Rheinufer; auf dem rechten ver=
läuft
die Grenze auf dem Kamm des Schwarzwaldes und
Odenwaldes. Italien erhält Tirol und die anderen
Alpenländer Oeſterreichs. Serbien dehnt ſich bis zum
Adriatiſchen Meere aus, eingeſchloſſen Trieſt. Rußland
nimmt Galizien, Oſtungarn, Schleſien, Poſen, Oſt= und
Weſtpreußen. Berlin ſoll gütigerweiſe preußiſch bleiben.
Dänemark bekommt Mecklenburg, Holſtein, Schleswig.
Englands Beute, unſere Kolonien, ſteht, wie es ſcheinr,
auf einem anderen Blatt.
** Die franzöſiſche Zeitung Gazette des Ardennes,
die, wie wir unlängſt berichteten, vom deutſchen General=
ſtab
zum Zwecke der Aufklärung der Franzoſen in den
von Deutſchen beſetzten Gebieten herausgegeben wird und
in Rethel erſcheint, hat eine Auflage von 6500 erreicht.
Die uns vorliegende Nummer 2 vom 8. November ent=
hält
die amtlichen Kriegsberichte des deutſchen Großen
Hauptquartiers, die offiziellen Berichte des franzöſiſchen
Kriegsminiſteriums, Mitteilungen von den verſchiedenen
Kriegsſchauplätzen, Artikel über die Sperrung der Nord=
ſee
, über die Opfer der Emden die Engländer in Flan=
dern
(nach engliſchen Blättern), die Vernichtung des eng=
liſchen
Kreuzers Hermes und eine Anzahl kleinerer Ar=
tikel
, die kennen zu lernen für die Franzoſen von Wich=
tigkeit
iſt. Das Blatt koſtet 5 Centimes.

[ ][  ][ ]

Nummer 319.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.

Seite 5.

Bürgerhoſpital in Markirch befördert werden. Die inzwi=
ſchen
eingelaufenen Dankſchreiben ſind der erfreuliche Be=
weis
, daß die Sendungen nicht nur glücklich angekommen
ſind, ſondern auch überall einer vorhandenen Notwendig=
keit
abgeholfen haben. Weitere Sendungen für die Feld=
lazarette
in Weſt und Oſt, an welchen die Schweſtern vom
hieſigen Diakoniſſenhaus und Städtiſchen Krankenhaus
tätig ſind oder tätig ſein werden, ſind in Vorbereitung.
Daß auch unſerer Truppen an Weihnachten gedacht wird,
iſt ſelbſtverſtändlich. Die Frauen und Mädchengruppe
beabſichtigt vor allem, die eingelaufenen Dankſchreiben
mit einem Weihnachtspaket zu erwidern. Ganz beſonders
jedoch ſollen unſere Landſturmleute im Oſten, die den An=
ſturm
der ruſſiſchen Heeresmacht mit abzuwehren haben,
mit warmen Kleidungsſtücken verſehen werden. Wollene
Jagdweſten, dicke wollene Fingerhandſchuhe, desgleichen
Kopfhüllen, Wadenſtrümpfe und Kniewärmer ſind in die=
ſem
Falle beſonders angebracht. Die Frauen= und Mäd=
chengruppe
der Jugendhilfe bittet, ſie in dem bis jetzt er=
folgreichen
Beſtreben, für unſere Truppen mitſorgen zu
dürfen, auch weiterhin zu unterſtützen. An Lebensmitteln
ſind geräucherte Wurſtwaren, Dörrfleiſch, Honiglebkuchen,
Bierbrezeln, Käſe uſw. beſonders erwünſcht. An warmer
Wäſche ſowohl für Feldlazarette als auch für unſere im Feld.
ſtehenden Truppen kann nicht genug gegeben werden. Er=
wähnt
ſei noch, daß tagtäglich ins Feld zurückkehrende Ver=
wundete
mit friſcher und warmer Wäſche verſehen werden.
* Martinsgemeinde. Der Vaterländiſche Gemeinde=
abend
der am letzten Sonntag wiederholt wurde, war ſo
zahlreich beſucht, daß ſämtliche Räume des Gemeindehau=
ſes
wieder ſtark gefüllt waren. Nach dem Vortrag über
Erlebniſſe unſerer Krieger im Felde auf Grund brief=
licher
Mitteilungen an ihre Angehörigen trug Fräulein
S. Weiße, von Fräulein S. Stoll auf dem Klavier beglei=
tet
, ein ergreifendes Melodram, Der Mutter Gebet vor.
Die Veranſtaltung, die von gemeinſamen Geſängen ein=
gerahmt
war, machte einen erſichtlich tiefen Eindruck und
weckte den Wunſch nach weiteren derartigen Abenden wäh=
rend
der Kriegszeit. Inzwiſchen iſt eine größere Anzahl
Pakete mit Liebesgaben an Gemeindeglieder geſandt wor=
den
, welche ſich im Feld befinden. Eine weitere Sendung
von mehreren hundert Paketen ſoll in nächſter Woche
hinausgehen. Damit möglichſt alle Krieger aus der Ge=
meinde
auf Weihnachten mit einer Liebesgabe bedacht wer=
den
können, werden diejenigen Familienangehörigen, bei
denen die Feldpoſtadreſſe bis jetzt noch nicht erfragt wor=
den
iſt, freundlichſt gebeten, ſie in den nächſten Tagen Herrn
Pfarrer Waitz mitteilen zu wollen. Weitere Beiträge
für die Liebesgaben (Wollſachen, Lebensmittel, Zigarren
u. dgl.) werden bis dahin von den Gemeindeſchweſtern im
Martinsſtift und Gemeindehaus dankbar entgegen=
genommen
.
* Zum Vortragsabend über das Chriſtusdrama am
Totenſonntag in der Turnhalle wird geſchrieben: Der
Eintrittskartenverkauf an den Vorverkaufsſtellen hat be=
reits
ſo kräftig eingeſetzt, daß baldigſt Verſorgung mit
Eintrittskarten dringend zu empfehlen iſt, zudem die Kar=
ten
an der Abendkaſſe nur zu vollen Preiſen erhältlich
ſind. (Vorverkaufsſtellen bei J. Mylius, Herdweg 2, Hch.
Arnold, Mühlſtraße 1, und am Verkehrsbureau.)
Verein für Verbreitung von Volksbil=
dung
. Die Mitglieder und angeſchloſſene Vereine wer
den gebeten, ſich baldigſt mit Eintrittskarten (ermäßigten
Preiſes) für den Vortragsabend mit kirchenmuſikaliſcher
Umrahmung am Totenſonntag: Das Chriſtusdrama von
Wather Nithack=Stahn an den bekannten Vorverkaufs=
ſtellen
zu verſehen, da der Verkauf ſchon rege eingeſetzt ha:
* Verkaufstage der Heimarbeiterinnen. Am 24. uno
25. ds. Mts. ſtellen die Heimarbeiterinnen wieder ihre Ar=
beiten
zur Schau, in der Hoffnung, daß ſich viele Freunde
einfinden, die die Gegenſtände erwerben. Mit viel Sorg=
falt
und Fleiß ſind die Kleidungs= und Wäſcheſtücke, ein=
fache
und künſtleriſche Handarbeiten, hergeſtellt. Neben
all den anderen Pflichten, die der Tag bringt, mußten ſich
die Frauen und Mädchen die Näharbeiten angelegen ſein
laſſen, weil ſie auf den Verdienſt angewieſen ſind jetzt
mehr noch als ſonſt, denn heute ſtehen der Mann, der
Sohn, der Bruder im Feld und die Unterſtützung reicht
allein nicht aus, den Lebensunterhalt zu beſtreiten. Vier=
leicht
iſt auch der Mann erwerbslos, und die Frau hat
aus dieſem Grunde doppelt Urſache, dem Erwerb nach=
zugehen
. Möchten viele kommen, um ſich die Ergebniſſe
des Fleißes der Heimarbeiterinnen anzuſehen und Ein=
käufe
zu machen, damit der Mühe der Lohn nicht fehle.
Die Auswahl iſt eine reiche. Zum Verkauf ſtehen: Wäſche
aller Art, einfache Kleidung und Bluſen, Schürzen, Stria=
arbeiten
, einfache und feinere Handarbeiten. Ein großer
Tiſch mit Liebesgaben für unſere Truppen im Felde fehrt
natürlich auch nicht. Der Verkaufstag findet am 24. uns
25. lfd. Mts. im Muſikvereinsſaal, Steinſtraße Nr. 24, in
den Stunden von 91 und von 37 Uhr ſtatt.
* Ueber das Kautionsweſen bei Vergebung
öffentlicher Arbeiten ſpricht, wie bereits mitgeteilt, am
kommenden Freitag abend im Ortsgewerbeverein
Herr Profeſſor Dr. phil. und jur. J. Kollmann von
der hieſigen Großh. Techniſchen Hochſchule. Anlaß
zu dieſem Vortrage haben die bei den ſtaatlichen und
ſtädtiſchen Behörden beſtehenden Vorſchriften über die
Stellung von Kautionen gegeben, über die ſchon mehr=
fache
, beſonders durch die jetzige Kriegszeit berechtigte

Klagen laut geworden ſind. Man wird mit beſonderem
Intereſſe die Ausführungen des auf gewerblichem und
rechtlichem Gebiete bekannten Herrn Vortragenden er=
warten
können; bezweckt doch der Ortsgewerbeverein
damit eine durchgreifende Aenderung jener Kautions=
vorſchriften
zugunſten der beteiligten Geſchäftswelt. An
den Vortrag anſchließen wird ſich ein kurzes Referat
des Herrn Volksbankdirektors Stein über Die
Kreditverhältniſſe während des Krieges,
worauf gleichfalls hingewieſen ſei. Daß auch dieſe
Frage zeitgemäß iſt und beſonders beachtenswert er=
ſcheint
bedarf wohl keiner weiteren Erwähnung=
Wünſchenswert wäre daher ein recht guter Beſuch des
Vortragsabends, zumal hierzu auch die in Betracht
kommenden ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden ein=
geladen
worden ſind. Gelegenheit zur Ausſprache wird
gegeben.
* Der=Steinkohlenbezugsverein Merkur macht auf die
Verlegung ſeines Geſchäftszimmers aufmerkſam. (Siehe
Anzeige.)

Rotes Kreuz.

(Geöffnet von 8 Uhr vormittags bis 7 Uhr abends. Zen=
tral
=Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 25; Krankenbe=
förderungs
=Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 2576;
Materialien=Abteilung: Altes Palais, Fernruf 20; Liebes=
gaben
=Transport=Abteilung: Neckarſtraße 8, Fernruf 2421.)
Bis zum 1. November dieſes Jahres ſind von unſerer
Materialien=Abteilung folgende Wollſachen abgegeben
worden: 24209 Hemden, 17111 Unterhoſen, 6377 Unter=
jacken
, 37058 Paar Strümpfe= 11343 Pulswärmer, 7415
Leibbinden, 6069 Fußlappen, 348 Kniewärmer, 154 Bruſt=
wärmer
, 88 wollene Weſten. Alle Stücke wurden an An=
gehörige
der 25. Diviſion verteilt. Dieſe Zuſammenſter=
lung
mag eine annähernde Vorſtellung von den durch die
Materialien=Abteilung geſammelten und weiter beförder=
ten
Maſſen geben. Man glaube aber nicht, daß dieſe an
ſich gewiß großen Mengen genügten, das Bedürfnis nach
wollenen Gegenſtänden zu befriedigen. Wir bitten, uns
auch fernerhin, beſonders mit Rückſicht auf Winterkälte
und auf Weihnachten, Wollſachen zur Verfügung zu ſtellen
Das von uns kürzlich zu fleißigem Kauf empfohlene
Buch= (Leſe=) Zeichen iſt von Fräulein Bertha Pizzala
und Frau Hofopernſängerin Franziska Callwey ge=
meinſam
erfunden worden. Gerne dehnen wir daher un=
ſeren
Dank auch auf Frau Callwey aus. Mit Dank er=
wähnen
wir ferner, daß der Richard Wagner= Ver=
ein
auch ſeinen nächſten Vereinsabend am 23. November
(Deutſcher Volksliederabend der berühmten Sängerin
Elena Gerhardt) in unſeren Dienſt geſtellt hat.
Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin und Ihre
Königliche Hoheit die Frau Prinzeſſin Friedrich Karl von
Heſſen haben vor kurzem dem Generalkommando 18.
Armeekorps 4 zur Beförderung von Verwunde=
ten
eingerichtete große Kraftwagen über=
wieſen
. Zwei davon wurden von privater Seite, die bei=
den
anderen aus Mitteln beſchafft, die von der Großher=
zoglichen
Landesverſicherungsanſtalt zur Verfügung ge=
ſtellt
waren. Als Begleittrupp zu den Wagen ordnete der
Heſſiſche Landesverein vom Roten Kreuz 6 Sanitätsmann=
ſchaften
ab, darunter 4 von der Genoſſenſchaft freiwilli=
ger
Krankenpfleger im Kriege. Zwei der Wagen ſind mit
Tragbahren für Schwerverwundete und einigen Sitzplätzen
für Leichtverwundete ausgeſtattet, die übrigen 2 zum
Transport Leichtverwundeter nur mit Sitzgelegenheit für
1620 Perſonen geeignet. Die innere Einrichtung enr=
ſpricht
ſelbſtverſtändlich allen ſanitären Anforderungen
ind bietet den Verwundeten alle techniſch möglichen Er=
leichterungen
. Die Kraftwagen haben auf dem Kriegs=
ſchauplatz
bereits vortreffliche Dienſte geleiſtet.
Auskunftſtellen für Sendungen ins Feld: Für das
Polizeirevier 1: Mühlſtraße 60; 2: Mauerſtraße 17;
3: Bismarckſtraße 65; 4 und 5: Heidelbergerſtraße 24;
6: Hoffmannſtraße 57; 7: Viktoriaſtraße 34. Alle geöffnet
Werktags von 912 und 36 Uhr.

Kunſtnotizen.
Uleber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im Nach=
ſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.

Zu dem Volksliederabend, den Elena
Gerhardt am nächſten Montag hier zum Beſten des
Roten Kreuzes im Richard Wagner=Verein
gibt, ſchrieb jüngſt Dr. Walter Niemann in den
Leipziger Neueſten Nachrichten: Die moderne Operette
hat das deutſche Volkslied aus Volk, Haus und Gaſſen
vertrieben. Das Morgenrot am Kriegshimmel eines neuen
Deutſchland beſtrahlt die jüngſte Wendung: die Operette,
mit faſt alleiniger Ausnahme der älteren klaſſiſchen und
patriotiſchen, erſtickt den ehernen Schritt dieſer Zeit im
Sumpf der eigenen Schmarren und Zoten. Das deutſche
Volkslied erlebt nicht nur ſeine Wiedergeburt durch unſer
Volk in Waffen, ſondern es iſt über Nacht adlig, iſt kunſt=
und konzertreif geworden. Es iſt bezeichnend, wenn jetzt
eine unſerer feinſten deutſchen Künſtlerinnen von voll=
endeter
Geſangskultur, wenn Elena Gerhardt die
ſchöne Fahne der Wohltätigkeit gerade über einem Volks=
liederabend
entfaltet. Bezeichnend weiter für ihre künſtle=
riſchen
Anſchauungen, wie ſie das tut: mitten in den bun=
en
Kranz deutſcher Volksweiſen und volkstümlichen Lie=
der
rückt ſie den vorbildlichen und unübertroffenen Meiſter
ihrer künſtleriſchen und doch volkstümlich bleibenden Be=
arbeitung
, Johannes Brahms. Bezeichnend endlich: wie
ſie das Volkslied ſingt: tapfer, friſch und ſelbſtverleugnend
das Heroiſch=Patriotiſche, das wohl allein dem Manne
zu gehören ſcheint, mit anſchaulichem, neckiſchem Humor
und reizendem Charakteriſierungstalent das Schalkhafte,
mit ſchöner, gegen früher bedeutend vertiefter Innerlich=
keit
und mit all dem duftigen Piano, dem ſanft ſtrahlen=
den
Feuer in der Höhe, dem wundervollen Ausgleich der
Regiſter ihres herrlichen, weichen, doch bedeutender Kraft=
entfaltung
fähigen Organs das Lyriſche voll Lieb und
Leid. Hier, bei Brahms, wo das Elementare und Naive
des alten Volksliedes durch vollendete Kultur des Ton=
ſatzes
ſeiner Begleitung kunſtgemäß geadelt erſcheint, war
auch die hohe Geſangskultur und der feine Intellekt der
eminenten Künſtlerin ganz und gar am Platze, die ſich von
Herrn Paul Aron am Flügel aufs feinſinnigſte und
ſchmiegſamſte unterſtützt ſah. Die gefüllte Alberthalle ließ
ſie in wachſender Begeiſterung ohne viele Zugaben nicht
los. Das Reſultat des Abends (wer hätte ihn noch vor
einem Jahre zu geben gewagt!) war herzerhebend. Das
deutſche Volkslied, ſo ſinnig und innig, wie die deutſche
Landſchaft, ſo keuſch und tief: auch das macht uns keiner
nach!
* Braunshardt, 17. Nov. (Auszeichnung.)
Unteroffizier Joh. Schilling hier hat das Eiſerne
Kreuz für Tapferkeit vor dem Feinde erhalten. Seinen
Angehörigen wurde dasſelbe am 14. d. Mts. zugeſtellt,

da der Krieger zurzeit krank in einem Feldlazarett in
Frankreich liegt.
Zwingenberg, 15. Nov. (Wohltätigkeits=
Konzert.) Das ſo reizend am Berge gelegene
Gotteshaus, das Wahrzeichen der großen Ge=
ſchichte
unſeres Ortes, war heute der Sammelpunkt für
faſt 400 Freunde von Muſik und Geſang. Galt es doch,
durch den Erlös unſere Mittel zu ſtärken, mit denen wir
unſeren braven Kriegern im Felde und deren Hinter=
bliebenen
am Weihnachtsfeſt eine kleine Freude bereiten
wollen. Der anſpruchslos geſchmückte Raum bot in der
Abendbeleuchtung eine ſeltene ſtimmungsvolle und intime
Stätte für gute, ſchlichte Kunſt. In uneigennützigſter
Weiſe hatten ſich Frl. Aßmuth aus Darmſtadt, Herr
Opernſänger Troitzſch aus Auerbach, Herr Reallehrer
Simon aus Mainz und Herr Borngäſſer aus
Darmſtadt in den Dienſt der guten Sache geſtellt. Fräu=
lein
Aßmuths ſympathiſche Sopranſtimme, welche zwang=
los
alle Lagen beherrſchte, verdient an erſter Stelle ge=
nannt
zu werden, beſonders mit dem Vortrag von Komm
ſüßer Tod von J. S. Bach und dem Vaterunſer von
C. Krebs hat ſie die Zuhörer tief ergriffen. Uns Zwin=
genbergern
kein Neuling iſt Herr Simon; mit der ihm
eigenen Virtuoſität und Wärme hat er eine Reihe der
ſchönſten Geigenkompoſitionen glänzend zum Vortrage
gebracht. Großes und Vollendetes hat Herr Troitzſch ge=
leiſtet
. Mit der wundervollen Kantilene ſeiner mächtigen
Stimme hat er ſofort ſeine Gemeinde gewonnen. Und
als er am Schluſſe mit der ganzen Wucht ſeines herrlichen
Organs und aus der ganzen Tiefe ſeines patriotiſchen
Empfindens die Worte: Herr Gott, ſegne den deutſchen
Zorn ertönen ließ, da gab es ein Echo in dem kleinen
Gotteshaus, das nur langſam in den Herzen der Zuhörer
ausklingen konnte. Das Orgelſpiel lag in den bewährten
Händen von Herrn Borngäſſer, deſſen Können uns Berg=
ſträßern
ja ebenfalls längſt bekannt iſt. Allen Mitwir=
kenden
nochmals herzlichſten Dank.
Biblis, 18. Nov. (Entſprungene Gefan=
gene
.) Zwei aus dem Gefangenenlager in Darm=
ſtadt
ausgebrochene Franzoſen wurden geſtern mittag
hier wieder dingfeſt gemacht. Dem Fuhrmann Dörr von
der Firma Eiſenbach in Eberſtadt, der mit Waren an
Kaufmann Schmelig hierher unterwegs war, fiel das
ſcheue Benehmen der beiden auf der Landſtraße auf. Er
hatte verſucht, mit den beiden ins Geſpräch zu kommen,
doch gaben ſie keinerlei Antwort. Seine Beobachtungen
erzählte er ſofort bei ſeiner Ankunft dem Kaufmann
Schmelig, worauf dieſer die Feſtnahme der beiden durch
die hieſige Bürgermeiſterei veranlaßte. Bei einem Ver=
hör
, dem ſie auf der Bahnhofskommandantur, wohin ſie
durch den Bürgermeiſter Neff gebracht wurden, von
Herrn Major von Tiedemann unterzogen wurden, gaben
ſie nach einigem Leugnen zu, daß ſie aus dem Kriegsge=
fangenenlager
entflohen waren. Der nächſte Zug brachte
die Flüchtlinge wieder nach Darmſtadt zurück.
Mainz, 18. Nov. (Den Verletzungen erle=
gen
.) Die Frau des Briefträgers Adam, die ſich aus
dem zweiten Stock ihrer Wohnung auf dem Sömmering=
platz
auf den Hof hinabgeſtürzt hat, iſt im Krankenhauſe
geſtorben. (Wegen wiederholter Uebertre=
tung
der Verordnung über die Polizei=
ſtunde
) wurde auf Anordnung des Königlichen Gou=
vernements
eine hieſige Wirtſchaft ſtrafweiſe bis
Ende dieſes Jahres geſchloſſen.
Mainz=Kaſtel, 18. Nov. (Aus dem Fenſter ge=
ſtürzt
.) In einem Hauſe der Rathausſtraße fiel geſtern
ein vierjähriges Mädchen aus dem Fenſter auf die
Straße hinab. Das ſchwerverletzte Kind wurde von der
Sanitätswache ins Krankenhaus gebracht.
Gießen, 17. Nov. (Kartoffelnot.) Ein grelles
Streiflicht auf die Mißſtände, unter denen wir nament=
lich
auch hier in Gießen zu leiden haben, wirft der fol=
gende
verbürgte Vorfall: Geſtern kam ein Handwerks=
meiſter
in das Einquartierungsbüro der Bürgermeiſterei
und bat, man möge ihm doch ſeine zwei Landſtürmer ab=
nehmen
, er könne für Geld und gute Worte keine Kar=
toffeln
auftreiben und wiſſe nicht, womit er die
Leute, die einen geſunden Hunger haben, ſatt machen
ſolle. Der Mann erklärte, er habe einen Kartoffelhändler,
der ganze Keller voll dieſes Nahrungsmittels liegen habe,
um Lieferung gebeten und 9 Mark für das Malter ge=
boten
. Der Händler aber habe beſtimmt erklärt, er ver=
kaufe
jetzt keine Kartoffeln. Man quartierte die beiden
Leute wegen der Kartoffelnot des Quartierwirts einfach
um.

Reich und Ausland.

München, 18. Nov. (Der bayeriſche Laza=
rettzug
der Freiwilligen Krankenpflege),
geſtiftet von Oberſtleutnant à la suite Grafen v. Moy, iſt
bei einem Eiſenbahnzuſammenſtoß in Lille
ſchwer beſchädigt worden. Der Lazarettzug war
am letzten Dienstag um 2 Uhr früh im Vorbahnhofe
von Lille angekommen. Nachdem er etwa 20 Minuten
geſtanden hatte, erfolgte ein fürchterlicher Stoß,
begleitet von einem gewaltigen Krachen. Der Lazarett=
zug
wurde auseinandergeriſſen und die Lokomotive mit
mehreren Wagen eine Strecke weit fortgeſchoben. Die In=
ſaſſen
wurden aus den Betten geſchleudert. Ein Material=
zug
mit 60 Wagen war von rückwärts auf den Lazarett=
zug
aufgefahren. An dem aus 31 Wagen beſtehenden La=
zarettzug
waren drei Güterwagen angehängt. Zwei von
ihnen waren mit Liebesgaben beladen, im dritten befan=
den
ſich Pferde unter Aufſicht von zwei Offizierdienern.
Die Lokomotive des Materialzuges bohrte ſich derart in
den letzten Güterwagen, daß dieſer auf die Lokomotlve
gehoben wurde; über dieſem lag der vorletzte Wagen mit
aufwärts ragenden Rädern. Ein Wagen ſtellte ſich ſenk=
recht
auf; ſeine Inſaſſen und neun Pfleger mußten ihn
durch die zertrümmerten Fenſter verlaſſen. Ein Pfleger
erlitt eine Gehirnerſchütterung. Die letzten ſechs Wagen
des Lazarettzuges die glücklicherweiſe keine Verwundeten
mit ſich führten, waren aufeinander und ineinander ge=
ſchoben
und vollſtändig zertrümmert worden.
Auch der Materialzug iſt ſchwer beſchädigt. Die beiden
Offizierdiener ſind tot, desgleichen ein Mann vom Ma=
terialzug
. 14 Mann vom Materialzug ſind ſchwer ver=
letzt
. Die Verwundeten wurden ins Lazarett gebracht.
Neubreiſach, 18. Nov. (Verurteilter Verrä=
ter
.) Das hieſige Kriegsgericht hat den Wirt Trom=
melſchlager
aus Sennheim wegen vollendeten
Kriegsverrats zu 12 Jahren Zuchthaus und
5 Jahren Ehrenverluſt verurteilt. Trommelſchlager
hatte ſeinerzeit einer deutſchen Patrouille in Sennheim
geantwortet, er wiſſe nichts vom Feinde, obwohl keine
500 Meter von ſeinem Hauſe entfernt ſich ein franzöſiſcher
Schützengraben befand. Die deutſche Patrouille wurde
aus dem Schützengraben beſchoſſen und verlor einen To=
ten
und zwei Verwundete.

Großherzogliches Hoftheater.

W-l. Geſtern fand unter Leitung des Komponiſten vor
gut beſuchtem Hauſe eine Wiederholung von Weingart=
ners
einaktige: Oper Kain und Abel ſtatt, über die
wir bei ihrer Erſtaufführung im Mai d. J. ausführlich
berichtet haben. Die Hauptpartien waren in derſelben
Weiſe beſetzt, wie bei der Uraufführung. Namentlich bot
Frau von Weingartner als Ada wieder eine ge=
ſanglich
und darſtelleriſch hervorragende, künſtleriſch abge
rundete, ſtileinheitliche Leiſtung. Den Adam ſang Herr
Perkins, den Abel Herr Globerger, neu waren
nur Frl. Feiſtle als Eva und Herr Schütz endor
als Kain; dieſem liegt die hyperrealiſtiſche Rolle gut,
während jene ihre ſchönen ſtimmlichen Mittel für die
Partie mit Erfolg einſetzte. Das Publikum ſpendete nach
Schluß der Aufführung lebhaften Beifall und rief auch
den Komponiſten mehrere Male hervor.
Auf die Oper folgte die ebenfalls von Herrn von Wein=
gartner
geleitete Aufführung von Beethovens
C-moll=Sinfonie Nr. 5, die ſich der Eroica eben=
bürtig
anſchloß. In ſtreng objektiver und von allem
Gefühlsüberſchwang ſich fern haltender Auffaſſung gelang=
ten
der erſte (Allegro=) und der zweite (Andante=) Satz
zur Wiedergabe. Wäre bei dem Andanteſatz wohl ein
etwas breiteres Pathos erwünſcht geweſen, ſo entfaltete
in dem letzten Allegroſatz das Orcheſter trotz der nicht allzu
ſtarken Beſetzung eine prachtvolle Tonfülle und hinreißen=
den
Schwung des Vortrags, ſo daß dieſer den Höhepunkt
der Aufführung bedeutete und dem Zuhörerpublikum be=
geiſterten
Beifall entlockte.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.

Nummer 319.

Der Krieg.
Vom öſtlichen Kriegsſchauplatz.

Eine Schlacht auf der ganzen Front.
* Wien, 18. Nov. Amtlich wird verlautbart: 18.
November. Die Operationen der Verbündeten zwangen
die ruſſiſchen Hauptkräfte in Ruſſiſch=Polen zur
Schlacht, die ſich an der ganzen Front unter
günſtigen Bedingungen entwickelte. Eine
unſerer Kampftruppen machte geſtern 3000 Gefan=
gene
. Gegenüber dieſen großen Kämpfen hat das Vor=
gehen
ruſſiſcher Kräfte gegen die Karpa=
then
untergeordnete Bedeutung. Beim Debouchieren
(aus einer Schlucht heraustreten) aus Grybow wurde ſtarke
Kavallerie durch mörderiſches Feuer unſerer Trup=
v
. Höfer, Generalmajor.
pen zerſprengt.
* Wien, 18. Nov. In Beſprechung der Kriegslage
bemerkt das Fremdenblatt: Der ylänzende
deutſche Sieg bei Kutno erweiſe ſich als eine über=
aus
ſchwere, ja entſcheidende Niederlage der dort angeſetz=
ten
Hauptgruppe des ruſſiſchen rechten Flügels. Aber
nicht bloß die großen perſonellen und materiellen Ver=
luſte
fallen in die Wagſchale, es zeige ſich auch, daß durch
die Niederlage der ruſſiſchen Warſchau=Armee nicht nur
die Lage bei den ruſſiſchen nördlichen Flügelarmeen, ſon=
dern
vielmehr die Geſamtſituation auf dem gan=
zen
Kriegsſchauplatz beeinflußt wird.

Ein Empfang im deutſchen Hauptquartier.

* Wien, 18. Nov. Frhr. v. Scoda, der kürzlich zur
Beſichtigung der Wirkungendes 42=Zentimeter=
Mörſers nach Belgien gereiſt war, iſt von Kaiſer
Wilhelm in Audienz empfangen worden. Er berichtet
darüber in der Neuen Freien Preſſe: Im Hauptquartier
verweilte ich zwei Tage und wurde vom Kaiſer in huld=
vollſter
Weiſe aufgenommen. Den Kaiſer fand ich bei
beſtem Wohlſein und blühendem Ausſehen. Alle
Gerüchte, daß der Kaiſer durch den Krieg ſehr mitgenom=
men
und ganz grau geworden ſei, ſind völlig unrichtig.
Der Kaiſer unterzieht ſich den größten Strapazen, er unter=
nimmt
täglich ſtundenlange Fahrten und erfreut ſich dabei
vollkommener Geſundheit. Die Stimmung in
Deutſchland iſt durchweg ausgezeichnet, alles zeigt
eine unentwegte Siegeszuverſicht. Als Oeſterreicher wurde
ich überall mit beſonderer Liebenswürdigkeit empfangen.
Das Ausſehen der deutſchen Truppen war tadellos, ſie
machten durchweg einen geſunden Eindruck, waren ſehr
gut gekleidet und frohen Mutes. In den Städten wer=
den
Millionen freiwilliger Rekruten ausgerüſtet und aus=
gebildet
, um die in der Schlachtfront entſtandenen Lücken
zu ergänzen.

Deutſch=öſterreichiſches Einvernehmen.

* Wien, 18. Nov. (K. K. Korreſpondenz=Bureau.)
Wie im bisherigen Verlauf des Krieges es ſtets der Fall
war. bot der K. und. K. Miniſterpräſident in Wien auch
neuerdings Gelegenheit zu einer Beſprechung.
Hierbei trat der ſchon wiederholt erörterte und von der
deutſchen Regierung ſympathiſch aufgenommene Gedanke
neuerlich in den Vordergrund, das volle Einver=
nehmen
der beiden Regierungen durch eine
mündliche Beſprechung zu bekräftigen. Auf Anregung und
den Wunſch der Konferenz hat ſich Miniſterpräſident Graf
Tisza zu dieſem Zweck über Berlin in das deutſche
Hauptquartier begeben.

Die Widerlegung einer Lüge.

* Berlin, 18. Nov. Die Agence Havas verbreitet
eine Meldung, nach der das württembergiſche Landwehr=
Regiment Nr. 123 in Gebweiler ſich der Brandſtiftung
ſchuldig gemacht haben ſoll. Dabei ſei gelegentlich einer
Meuterei ein Soldat von ſeinem Vorgeſetzten erſchoſſen
worden. Demgegenüber iſt amtlich feſtgeſtellt: Das
württembergiſche Landwehr=Regiment Nr. 123 unternahm
am 25. Oktober einen Angriff. Bei dieſem Angriff wur=
den
durch unſere Artillerie Häuſer in der Ortſchaft Sen=
gern
in Brand geſchoſſen und Häuſer, aus denen geſchoſſen
wurde, angezündet. Alle anderen Darlegungen über das
Vorkommnis innerhalb des Regiments ſind erlogen.

Unſere Landsleute in Rußland.

* Kopenhagen, 18. Nov. (Nichtamtlich.) Natio=
nal
Tidende meldet aus London: Central News be=
richten
aus Petersburg, die Regierung ſei unſchlüſ=
ſig
, wie ſie ſich gegen eine Anzahl deutſcher Staats=
angehöriger
zu verhalten habe. In Rußland ſei
notoriſch, daß die Oſtſeeprovinzen von den deutſchen Ober=
klaſſen
beherrſcht werden. Eine große Anzahl Deutſcher
wurde bei Kriegsbeginn nach Schweden geſandt, was jetzt
bedauert wird, da ſie beſſer als Geiſeln für die ruſſi=
ſchen
Kranken in deutſchen Badeorten und zwei Mil=
lionen
ruſſiſcher Landarbeiter zurückbehalten
worden wären.

Vom ſüdlichen Kriegsſchauplatz.

* Wien, 18. Nov. Von dem ſüdlichen Kriegs=
ſchauplatz
wird amtlich gemeldet: 18. Nov. Auf dem
ſüdöſtlichen Kriegsſchauplatz fanden mehrfach kleinere
Kämpfe an dem zerſtörten Kulobaraübergang ſtatt. Eigene
Kräfte ſind bereits am jenſeitigen Ufer. Am 16.
November wurden 1400 Gefangene gemacht und viel
Kriegsmaterial erbeutet.
* Peſt, 18. Nov. Azt Eſt ſchreibt: Die ſerbiſchen
Verluſte bei der Einnahme von Valjewo waren über
alle Erwartungen groß. Durch die fortgeſetzten Kämpfe
ſeien die ſerbiſchen Truppen gänzlich außerſtande, die ſeit
zwei Jahren vorbereiteten Verteidigungsſtellungen zu hal=
ten
. Trotz angeordneter zweitägiger Raſt verfolgten unſere
Truppen den Feind zwei Kilometer, ſo daß nunmehr die
ganzen Valjewa umgebenden Höhen vom Nordoſten bis
Südweſten in unſerem Beſitz ſind. Die den Serben bei
Brandzialowac abgenommenen Munitionsvorräte ſind für
die Serben ein unerſetzlicher Verluſt.
* Wien, 18. Nov. Der Korreſpondent der Neuen
Freien Preſſe telegraphiert über die Einnahme von
Valjewo: Unſere Armeen rückten in fünf Kolonnen vor,
von denen drei, von Norden kommend, am Sonntag früh
auf Kanonentragweite an Valjewo herankamen, während
die beiden Südkolonnen, die anfangs durch große Terrain=
ſchwierigkeiten
aufgehalten wurden, ſpäter die ſerbiſchen
Stellungen von Südweſten her überrumpelten. Der
Angriff begann um 11 Uhr vormittags und ſtieß zunächſt
auf erbitterten Widerſtand. Der Kampf war kurz.

Unſere Truppen umfaßten den linken ſerbiſchen Flügel
und drückten ihn ein, während der rechte Flügel von der
Kolubara her mit einer Umzingelung bedroht war. Gegen
die Höhen von Briſanki Jauting, wo die Serben durch
vorhergehende Demonſtrationen unſerer Truppen feſtgehal=
ten
waren, richtete ſich ein heftiges Feuer unſerer Ar=
tillerie
. Angeſichts des Feuers gab es für die Serben
keine Rettung mehr, ſie mußten auf Arandjavolac zurück=
gehen
. Es iſt zweifelhaft, ob ſie ſich dort ernſthaft ſtellen
werden. Um 5 Uhr nachmittags war nach ſechsſtündigem
Kampf Valjewo, das die Serben ſeit Jahren zu einer
förmlichen Feſtung ausgeſtaltet hatten und das ſie
für uneinnehmbar hielten, in unſeren Händen. Die Ser=
ben
hatten nicht einmal Zeit, die Geſchütze und Vorräte
in Sicherheit zu bringen oder unbrauchbar zu machen. In=
folgedeſſen
iſt unſere Kriegseute verhältnis=
mäßig
groß, ebenſo die Zahl der Gefangenen,
die 8000 ſicher überſteigen.

Bewunderung deutſcher Organiſation.

* Wien, 18. Nov. In der Reichspoſt ſchildert ein
Mitglied der bulgariſchen Sobranje, Daska=
low
, die Eindrücke, welche er während ſeines drei=
wöchigen
Aufenthaltes in Deutſchland und Bel=
gien
empfangen habe. Er hebt den unbeſchreiblichen
Patriotismus und die grenzenloſe Opferwilligkeit des
deutſchen Volkes hervor. Alle Schichten der Bevölkerung
ſeien von der Ueberzeugung durchdrungen, däß Deutſch=
land
unbeſiegbar ſei. Zu dieſer natürlichen Erkenntnis
omme noch die ungeheure Kraft, die ſtraffe Ordnung und
die glänzende Organiſation, welche die Deutſchen ſo be=
ſonders
auszeichnet. Ich konnte feſtſtellen, daß infolge der
durch die Staatsverwaltung getroffenen gründlichen Vor=
ſorgen
der gewaltige Apparat des deutſchen Wirtſchafts=
betriebes
noch immer tätig iſt und aufrecht ſteht, daß das
deutſche Volk, mag der Krieg noch ſo lange dauern, ein=
mütig
entſchloſſen iſt, durchzuhalten bis zum Ende und
aus ſeiner glänzenden großen Menſchenfülle Soldaten zu
geben, welche die Waffen mit Begeiſterung führen wer=
den
. Wie berechtigt der unerſchütterliche Glaube des deut=
ſchen
Volkes an die eigene Kraft ſei, zeige auch die von
der deutſchen Militärverwaltung in Belgien vollbrachte
Arbeit, wo in allen neu beſetzten Städten das normale
Leben wieder eintreten konnte.

Eine Erklärung Soen Hedins.

* Stockholm, 18. Nov. Anläßlich der Angriffe
die der Präſident der Geographiſchen Geſellſchaft in Paris,
Lemire de Villers, in der inländiſchen und auslän=
diſchen
Preſſe gegen Sven Hedin gerichtet hat, ver=
öffentlicht
Hedin einen offenen Brief an Vil=
lers
, in welchem er deſſen Behauptung über ſein An=
recht
auf ſeine franzöſiſche Ordensdekoration entgegentritt
und ſagt, er würde, wenn Villers Auffaſſung von der
franzöſiſchen Regierung und der öffentlichen Meinung
Frankreichs geteilt werde, es für ſeine Pflicht anſehen,
ohne jemanden verletzen zu wollen, ſein Kommandeur=
reuz
der Ehrenlegion der franzöſiſchen Regierung zur
Verfügung ſtellen. Hedin tritt ferner der Behauptung ent=
gegen
, daß er in Deutſchland unter der Protektion des
Kaiſers eine kräftige Agitation getrieben habe, um Frank=
reich
anzuſchwärzen. Er habe im Gegenteil die wärmſte
und aufrichtigſte Sympathie für Frankreich
ausgeſprochen und nur die Politik bedauert,
ie Frankreich in den Wirbel und das Un=
glück
getrieben habe, das jetzt ſeine nordweſtlichen
Provinzen heimſucht. Er mache jedoch kein Hehl daraus,
daß er, trotzdem ſein Vaterland vollkommen neutral ſei,
mit Leib und Seele auf Deutſchlands Seite
ſtehe.

Wie lange noch?

* Roſendaal, 18. Nov. Aus Paris wird berich=
tet
: Viele Zeitungen drucken einen Artikel des Deputier=
ten
Painlevé nach, der im Petit Pariſien die Frage auf=
virft
: Wie lange werden wir noch für England und
Rußland die Kaſtanien aus dem Feuer
holen? Wie lange kämpfen wir noch für die Intereſſen
anderer und verbluten uns, wo wir einen ehrenvollen
Frieden haben könnten?

Zuſammentritt der franzöſiſchen Kammer.

* Bordeaux, 17. Nov. Die Regierung hat über den
Zeitpunkt der Einberufung der Kammer noch kei=
ten
Beſchluß gefaßt. Es gilt aber für ſicher, daß die Kam=
mern
zwiſchen dem 15. und 20. Dezember zuſammentreten
werden. Auch iſt es noch nicht beſtimmt und hängt von der
militäriſchen Lage ab, wann die Regierung nach Paris
zurückkehrt. Der Temps meint, die Rückkehr werde einige
Tage vor dem Zuſammentritt der Kammern erfolgen.

Die engliſche Verdächtigung Chiles.

* London, 18. Nov. Das Preſſebureau teilt mit
die in der engliſchen Preſſe erſchienenen Berichte, nach
welchen Chile die Neutralität nicht gewahrt
habe, ſtimmten mit den Tatſachen nicht über=
ein
und geben in keiner Hinſicht die Auffaſſung der Re=
gierung
wieder.

Der türkiſche Krieg.

Der militäriſche Aufmarſch der Türkei.
* Wien, 18. Nov. Die Südſlawiſche Korreſpondenz
erhält von beſonderer Seite folgende Mitteilungen aus
Konſtantinopel: Der militäriſche Auf=
narſch
der Türkei vollzog ſich mit einer Vollkom=
menheit
, wie vielleicht nie zuvor, da die türkiſche Heeres=
leitung
diesmal über die nötige Zeit verfügte, um ihre
Truppen in den vorgeſchriebenen Aufmarſchräumen zu
verſammeln. Fremde militäriſche Beobachter ſtellen feſt,
daß die Ausrüſtung der türkiſchen Truppen
in jeder Beziehung gut iſt. Das vollkommen er=
ſetzte
Artilleriematerial iſt vorzüglich, das Pferdematerial
gut und genügend groß, die Ausrüſtung der Mannſchaf=
ten
iſt durchaus modern und entſpricht allen Anforderun=
gen
. Man kann feſtſtellen, daß die türkiſche Heeresleitung
alle im Balkankriege gemachten Erfahrungen ſich zunutze
machte. Das Haupaugenmerk iſt auf die Verpflegungs=
möglichkeit
gewendet. Die unter der Leitung deutſcher
Inſtrukteure ſtehende Intendantur hat auf den in Be=
tracht
kommenden Etappenlinien große Proviantmengen
aufgeſtapelt. Es wird verſichert, daß dieſer Zweig der
türkiſchen Heeresperwaltung, der im Balkankriege nicht
genügend funktionierte, nunmehr allen Bedürfniſſen des
Feldzuges vollauf Rechnung tragen kann. Seit Wochen
iſt bereits die Ausbildung der Reſervemann=
ſchaften
im Zuge, ſodaß auch hier notwendige Nach=
ſchübe
gemacht werden können. Ihr beſonderes Augen=
merk
hat die Heeresverwaltung den ſanitären Vorkehrun=
gen
zugewendet. Die Stimmung in der Armee kann als
vorzüglich bezeichnet werden.

Der ruſſiſche Bericht über die Kämpfe im Kaukaſus.
* Petersburg, 18. Nov. Mitteilung vom Stabe,
der Kaukaſus=Armee: An der türkiſchen Grenze
in der Gegend von Batum dauerte das Feuergefecht
am 16. November an. Die Anſtrengungen der Türken,
aus der Gegend von Erzerum vorzuſtoßen,
waren erfolglos. Eine Bande Türken wechſelte in der
Provinz Aſerbeidſchan mit unſeren Pionieren Gewehr=
ſchüſſe
, die den Feind zerſtreuten. Von den anderen
Truppenteilen iſt nichts zu melden. (Es wird alſo ſtill=
ſchweigend
eingeſtanden, daß die Türken bereits in der
Gegend von Batum ſich befinden.)

Der Aufſtand in Südafrika.

* Kapſtadt, 18. Nov. Das Reuterſche Bureau mel=
det
: Anhänger der Regierung unter Oberſt Celliers
gerieten am 15. November in einen Kampf mit den
Buren unter General Beyers, die 1500 Mann ſtark
ſein ſollen. Der Kampf dauert noch an.
* London, 18. Nov. Das erſte rhodeſiſche
Kontingent hat ſich heute nach Salisbury begeben und
wird unter Botha gegen Deutſch=Südweſt
Dienſt tun.

* Berlin, 18. Nov. Die Londoner Blätter ent=
halten
die Namen von 73 gefallenen und 200 ver=
wundeten
oder vermißten engliſchen Offi=
zieren
. Die Verluſte der Engländer ſind, wie von ver=
ſchiedenen
Seiten berichtet wird, in den letzten Wochen
ſehr ſchwer geweſen.
* Oldenburg, 18. Nov. Das oldenburgiſche
Staatsminiſterium veröffentlicht nachſtehendes Allerhöch=
ſtes
Handſchreiben des Kaiſers an den
Großherzog: Durchlauchtigſter Fürſt! Freund=
lich
lieber Vetter und Bruder! Ew. König=
liche
Hoheit haben mich durch die Verleihung des Fried=
rich
Auguſt=Kreuzes hoch erfreut. Herzlich danke ich für
dieſe Kriegsauszeichnung und werde ſie tragen zur Ehre
der tapferen Oldenburger, die bei jeder Gelegenheit Vor=
treffliches
geleiſtet haben. Ich verbleibe mit den Ge=
ſinnungen
unveränderlicher Hochachtung und Freundſchaft
Ew. Königlichen Hoheit freundwilliger Vetter und Bru=
der
. Wilhelm, I. R.
* Wien, 18. Nov. Die Blätter beziffern den bis=
her
in Oeſterreich auf die Kriegsanleihe gezeich=
neten
Betrag auf 700 bis 750 Millionen, ſodaß ſchon
jetzt eine Milliarde in Oeſterreich als vollkommen
geſichert gelten könne.
* Paris, 17. Nov. Der Temps meldet aus Lon=
don
: Major Ca doyan, der Kammerherr des Prinzen
von Wales, iſt gefallen.
* London, 18. Nov. Exchange Telegraph meldet
aus Peking: Die chineſiſche Regierung be=
abſichtigt
, die in Schanghai liegenden Schiffe des öſter=
reichiſchen
Lloyds zu erwerben, um ſie unter chineſiſcher
Flagge zum Verkehr mit den Vereinigten Staaten zu ver=
wenden
.
* Kopenhagen, 18. Nov. Berlingske Tidende
neldet aus Paris: Der norwegiſche Schriftſteller Sven
Elveſtad wurde in Calais als Spion arretiert,
da er trotz des Verbotes verſuchte, nach Dünkirchen zu
gelangen. Der norwegiſche Geſandte bemüht ſich um
ſeine Freilaſſung.

Landwirtſchaftliches.

Abgabe von ausrangierten Militärpferden.
Samstag, den 21. d. Mts., vormittags 10 Uhr,
werden in der neuen Dragonerkaſerne in Mainz etwa
1520 ausrangierte Militärpferde durch die Landwirt=
ſchaftskammer
an heſſiſche Landwirte verſteigert. Zur
Verſteigerung werden nur Landwirte zugelaſſen, die ſich
verpflichten, die Pferde in ihrem Betriebe zu verwenden
und ſie während des Krieges nicht zu verkaufen. Die
Verſteigerung erfolgt gegen Barzahlung. Gleichzeitig
wird darauf aufmerkſam gemacht, daß das Pferdedepot
Saargemünd Montag, den 30. November, vormittags
0 Uhr, in Saargemünd ebenfalls ca. 90 ausrangierte
Militärpferde verſteigert. Beſcheinigung wegen Zulaſſung
zu der Verſteigerung in Saargemünd erteilt die Land=
wirtſchaftskammer
Darmſtadt für die Landwirte des
Großherzogtums auf Anfordern. Die Geſuche um Er=
teilung
dieſer Beſcheinigung müſſen von der Bürger=
meiſterei
des Antragſtellers mit dem Vermerk verſehen
ſein, daß Geſuchſteller Landwirt iſt und die Pferde für
ſeinen eigenen Bedarf benötigt.

H. Frankfurt a. M., 17. Nov. ( Fruchtmarkt=
bericht
.) Am Wochenmarkt war nur wenig Landweizen
angeboten und wurde zu den Höchſtpreiſen ſchlank abge=
nommen
, während Landroggen überhaupt fehlte. Leichte
Gerſte iſt zum Höchſtpreis reichlich erhältlich und nur
ſchwerere Braugerſte ſtärker gefragt und dabei höher be=
zahlt
. Hafer zum Höchſtpreis zu haben, aber wenig ab=
genommen
. Mais fehlend. Futtermittel feſt. Hieſiger
Weizen 27,2527,50, Kurheſſiſcher 27,2527,50. Gerſte,
leichte und ſchwere, 20 reſp. 25, Hafer 22,10 Mk. An der
Zerliner Produktenbörrſe war Getreide ruhig
bei ziemlichem Angebot. Die Forderungen wurden hoch
gehalten, doch wenig gekauft, da man billigere Preiſe er=
erwartet
. Hafer ebenfalls ſtill. Futtergerſte wurde erſt=
malig
zu dem geſetzlichen Höchſtpreis von 205 Mark ge=
handelt
, doch kamen nur kleinere Abſchlüſſe zuſtande. Rog=
gen
und Hafer unverändert.
Hier notierten noch: Weizenkleie 14,20. Roggenkleie
14,50, Weizenſchalen 14,50, Palmkuchen 19, Biertreber, ge=
trocknet
, 1718, Weizenmehl. hieſiges, Nr. 0 40,50, Brot=
mehl
Nr. 1 37, Roggenmehl, durchgemahlen, 33,50 Mk.
Alles netto Kaſſa inkl. Sack, brutto für netto frei Bahn,
Mühle. Mehlſorten mit 1 Prozent Skonto.

Vermiſchtes.

Das Ernſt=Ludwig=Heim der Deutſchen
Geſellſchaft für Kaufmanns=Erholungsheime in
Bad Salzhauſen, welches zur Zeit gleich den übrigen
Heimen der Geſellſchaft als Kriegslazarett dient, iſt gegen=
wärtig
mit 140 Verwundeten belegt. Die in dem Heim
untergebrachten Soldaten fühlen ſich dort überaus wohl
und haben ihre Befriedigung über den Anfenthalt in dem
ſchönen Salzhauſen vielfach zum Ausdruck gebracht.
Vaterländiſche Poſtkarten. Wir weiſen
auf die vaterländiſchen Poſtkarten und die Bildniſſe der
Heerführer aus dem Kunſtverlage der Photographiſchen
Geſellſchaft, Berlin=Charlottenburg, hin, welcher ſoeben
aus dem Großen Hauptquartier folgendes Schreiben vom
3. Nov. zugegangen iſt: Der Photograph. Geſellſchaft be=
ſtätige
ich mit Dank den Empfang der mit gefäll. Schrei=
ben
vom 31. v. M. eingeſandten vaterländiſchen Poſtkarten

[ ][  ][ ]

Nummer 319.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.

Seire 7.

mit dem ergebenen Bemerken, daß dieſelben den Beifall
Seiner Majeſtät des Kaiſers und Königs gefunden haben.
gez. Frhr. von Reiſchach.

Muſik.

J. K. P. Die gewaltigen Ereigniſſe auf den Kriegsſchau=
plätzen
in Weſten und Oſten ſind auf unſere muſikaliſche
Literatur nicht ohne Einfluß geblieben. Aller Orten
und Enden regt es ſich in unſerm deutſchen Vaterlande,
das Feuer heiliger Begeiſterung glüht: erhebende Vater=
landslieder
erſchallen, eingekleidet in weihevolle muſikaliſche
Töne, umrauſcht und umbrauſt von mächtig klingenden
Akkorden. Eine ſtattliche Anzahl ſolch neuer, zeitgemäßer
Lieder liegt uns vor. Bei allen iſt die Dichtung der Aus=
fluß
begeiſterter Vaterlandsliebe und unbedingten Ver=
trauens
auf die Unüberwindlichkeit unſerer tapfern Heere.
Im trauten häuslichen Kreiſe und im Konzertſaal bilden
ſie ſicher bald angenehme und gut unterhaltende Gäſte,
und werden daher ſtets hochwillkommen ſein.
Soldatenlied (Und wenn die Welt voll Teufel wär,
voll Ruſſen und Franzoſen, wir fürchten Gott und keinen
mehr und klopfen ihre Hoſen), für eine Singſtimme mit
Klavierbegleitung, Muſik von Hans Sitt, auch bearbeitet
für Männerchor, erſchienen bei P. Pabſt Muſikalienverlag
in Leipzig, Preis 50 Pfennig. Der Reinertrag fällt zum
Beſten der Kriegsnotſpende. Die Klavierbegleitung iſt dem
ſchneidig=feurigen Texte gut angepaßt, jedoch nicht ſchwer,
ſodaß ſie auch von dem techniſch minder geſchulten Klavier=
ſpieler
leicht bewältigt werden kann. Kampflied
(Wie bin ich ſtolz, ein deutſcher Mann zu ſein), Dichtung
und Muſik von Otto Teich, erſchienen im Theater= und
Muſikverlag Otto Teich, Leipzig, für eine Singſtimme
mit Klavierbegleitung, Preis 1,20 Mark. Der gleiche
Text iſt auch bearbeitet für Salon=Orcheſter, Streichmuſik,
Blasmuſik und für Violine mit Klavier. Die Dichtung
ſchildert das Erwachen des deutſchen Michels, wie er ſeine
eiſernen Fäuſte ballt und dreinſchlägt, daß alles kracht.
Er weiß ja, daß ganz Deutſchland als ein einig Volk von
Vrüdern ſein Handeln deckt. Recht anſchaulich unterſtreicht
die Muſik die kräftigen Textworte und triumphiert über
den Stolz des kernig deutſchen Mannes Kriegslied
(Ulanen ſtolz von Lützow her), Dichtung von Fritz von
Unruh, in Muſik geſetzt für Geſang und Klavier von
Frank L. Limbart, erſchienen im Muſikverlag Fritz Baſelt,
Frankfurt a. M., Preis 1,20 Mark. Es iſt eine Ausgabe
für Tenor und eine für Bariton vorhanden, ebenſo iſt
das Lied für großes Orcheſter bearbeitet. Der Dichter
ſpricht begeiſtert von unſerer braven, ſchneidigen Reiterei,
in welcher der Geiſt Lützows neu erſtanden iſt; ſelbſt die
feurigen, klugen Roſſe empfinden Paris iſt unſer Ziel!
Die Muſik geleitet ſchwungvoll den Geſang, feſt und
beſtimmt fortſchreitend, um dann überzugehen zu einer
totesmutigen Attacke.

Literariſches.

In dem bekannten Familienjoural Das Buch
für Alle (Union, Deutſche Verlagsgeſeilſchaft in Stutt=
gart
), deſſen fünfzigſter Jihrgang ſoeben begonnen hat,
finden wir unter der Spitzmarke Auch eine Frauenrecht=
lerin
folgende Anekdote, die wir unſern Leſern und
Leſerinnen nicht vorenthalten möchten. In Norwegen,
wo das Stimmrecht für Frauen beſteht, iſt eine junge
Dame unterwegs, um Stimmen für einen Wahlaufruf zu
ſammeln. Ste tritt in ein kleines Haus, in dem eine alte
Frau fleißig am Herde ſchafft. Wollen Sie Ihren Na=
men
unter dieſen Wahlruf ſetzen? fragte die Dame.
Nein, das will ich nicht! antwortete die alte Frau ſehr
beſtimmt. Und warum nicht? Das will ich Inen
ſagen. Es gibt in der Welt ſo wenig Dinge, die die Kin=
der
und die Mannsleute allein beſorgen können, daß man,

wenn ſich ein ſolches findet, es ihnen mit Vergnügen über=
laſſen
ſoll. Aus dem übrigen Inhalt möchten wir vor
allem die große Anzahl von außerordentlich packenden
und wirkungsvollen Kriegsbildern hervorheben, die jedes.
einzelne Heft des Buchs für Alle den Leſern bietets
Die Auswahl iſt eine vorzügliche und wird ſicherlich ſtets
allgemeinſten Beifall finden.

Verluſtliſte (aus Nr. 79).

Landwehr=Inf=Regt. Nr. 116, Darmſtadt.
Geſtorben infolge Krankheit.
Wehrm. Ludwig Hartmann, im Kriegslaz. Vou=
ziers
, Ecole de gargons 28. 10.
Berichtigung früherer Angaben.
Wehrm. Ludwig Fink, Straufenberg, bisher ver=
mißt
, im Reſ.=Laz. Engers 1. 10.
Reſerve=Infanterie=Regiment Nr. 116.
Geſtorben infolge Krankheit.
U.=O. Otto Metzger, Kriegslaz. Vouziers 28. 10.
Berichtigung früherer Angaben.
Gefr. Wilh. Ackermann, Ober=Ramſtadt, bisher
vermißt, vw.; Gefr. Franz Adlon, Offenbach, bisher
vermißt, vw.; Reſ. Karl Wilh. Andermann, Kl.= Lin=
den
, bisher vermißt, vw.; Reſ. Jakob Agel, Steinfurth,
bisher vermißt, vw.; Wehrm. Wilh. Alt Malbach, bis
her vermißt, vw.; Wehrmann Richard Beſt, Darmſtadt,
bisher vermißt, vw.; Reſ. Ludwig Brand, Offenbach,
bisher vermißt, vw.; Wehrm. Johann Braun I., Außer=
ſyl
, bisher vermißt, vw.; Gefr. Franz Becker I., Wolfs=
heim
, bisher vermißt, vw.; Wehrm. Heinrich Binz, Al=
lendorf
, bisher vermißt, vw.; Reſ. Theodor Bingel,
Schwalheim, bisher vermißt, i. Laz.; Reſ. Otto Bühlig,
Tazewerbe, bisher vermißt, vw.; Reſ. Friedrich Bluhm,
Käſemarkt, bisher vermißt, vw.; Reſ. Jakob Breidert,
Langen, bisher vermißt, i. Laz.; Reſ. Herm. Bau=
mann
, Demmin, bisher vermißt, vw.; Reſ. Franz
Brauburger, Roſenheim, bisher vermißt, vw.; Reſ.
Guſtav Blumhoff, Rieſenburg, bisher vermißt, vw.;
Reſ. Karl Friedrich Böttcher, Zörbig, bisher vermißt,
vw.; Reſ. Ludwig Falk, Steinfurth, bisher vermißt,
im Reſ.=Feldlaz. 67, Lomme 25. 10.; Gefr. Richard
Aug. Süßmann, Weigelsdorf, bisher verwundet, im
Reſ.=Laz. Marburg 5. 10.
25. Reſerve=Diviſion, Stab Darmſtadt.
Lt. Ordz.=Offz. Hermann Zickgraf, Kaiſerslautern, t.
Infanterie=Regiment Nr. 13, Münſter.
8. Kompagnie: Musk. Paul Krick, Darmſtadt, t.
Reſerve=Fußartillerie=Regiment Nr. 8, Metz.
8. Batterie: U.=O. Karl Biſchoff, Offenbach, lv.
Reſerve=Fußartillerie=Batterie Nr. 22, Mainz.
Vizewachtm. Mähne, lv.; Kriegsfreiw. Waade, lv.
Pionier=Regiment Nr. 25, Mainz.
Stab: Pionier Kraftwofhr. Karl Baer, Leihgeſtern,
lv. durch Fliegerbombe.
1. Reſerve=Kompagnie: Leutn. d. Reſ. Hans
Wöckener, Fürſtenau i. H., Berſenbrück, lv., b. d. Tr.;
U.=O. d. L. Heinrich Geiſt, Rüſſelsheim, lv.; Reſ. Rich.
Nickel, Nauzenbach, lv.; Gefr. d. Reſ. Georg Knie=
riem
, Bad=Nauheim, lv.; Reſ. Laurenz Smit, Mainz,
vm.; Reſ. Alexander Schweers, Finnen, vm.
Pionier=Regiment Nr. 29, Poſen.
1. Feld=Kompagnie: Gefr. Heinrich Geibel,
Okarben, lv., bei der Truppe.
Train=Abteilung Nr. 18, Darmſtadt.
Fahrer Adam Obentheur, geſtorben infolge Krank=
heit
im Lazarett Sedan am 25. Okt.

Wien, 1. Juni 1914. Ich veranlaßte
die Patientin (Herz= und Nierenkranke),
den coffeinfreien Kaffee Hag zu benutzen,
womit ſie ſich endlich einverſtanden erklärte.
Bei der nächſten Ordination erzählt mir
die Patientin, daß ſie abſolut keinen Unter=
ſchied
im Geſchmack gemerkt habe, daß ſie
ſich ſeither aber wohler befinde. Die Herz=
palpitationen
hätten aufgehört. Die genaue
Unterſuchung ergab, daß die Spannung in
den Blutgefäßen ſich nicht erhöht hat, die
Pulsfrequenz erfuhr keine Steigerung,
was ſonſt nach dem Genuß des Kaffees
der Fall war.
Aus: Aerztliche Erfahrungen mit coffeinfreiem
Kaffee von Dr. Julius Neubauer, Arzt des K. K.
Rudolfsſpitals, Wien. Aerztliche Standeszeitung
(III,21480
Die Heilkunde‟, Wien.

Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben.
Für ins Feld bringt die Firma Georg Schub=
kegel
, Rheinſtraße 4, reizende kleine Chriſtbäumchen, weiß
bereift und mit Lichtern beſteckt, zum Verkauf. Schwarz=
weißrote
Bändchen mit Druck: Weihnachtsgruß
aus der Heimat zum Garnieren von Sendungen
aller Art, finden beſonders guten Anklang. Die Bäum=
chen
werden ſicher allgemein gefallen und unſeren tap=
feren
Kriegern im Felde, wie auch den im Lazarett und
ferner Garniſon weilenden Lieben die richtige Weih=
nachtsſtimmung
bereiten.
Rote, riſſige aufgeſprungene Hände
ſind ein Zeichen, daß die Haut zu trocken iſt, ſei es, daß
ihr das Hautfett von Natur aus fehlt, oder daß es durch
irgendwelche Umſtände der Haut entzogen wurde. Ein
ſehr einfaches, aber erprobtes Mittel gegen das Uebel iſt
Zuckooh=Creme. Sie dringt reſtlos in die Haut
ein, ohne die Poren zu verſtopfen, und wird mit Recht
ein Univerſal=Schönheitsmittel gegen rauhe und ſpröde
Haut der Hände und des Geſichts genannt. Wer
außerdem täglich Geſicht und Hände mit der wundervoll
milden Zuckooh=Seife wäſcht, übt wahrhaft rationelle
Hautpflege. Es gibt nichts Beſſeres. In allen Apo=
theken
, Drogerien und Parfümerien erhältlich.
Gegen die Teuerung, die ſich in allen Kreiſen
und Dingen fühlbar macht, dürfte das Verkaufsſyſtem
vohne Anzahlung auf 5 Tage zur Probe, lediglich gegen
geringe Monatsraten ſehr willkommen ſein. Dieſe
einzigartige Bequemlichkeit geſtattet ihren Kunden die
Firma Bial & Freund, Breslau, die koſtenlos und
frei den reich illuſtrierten Katalog über Uhren, Gold=
waren
, Sprechapparate, Muſikinſtrumente, Klaviere,
Cameras, Ferngläſer, Spielwaren, Schreib= und Näh=
maſchinen
. Jaad= und Luxuswaffen verſendet.

Die nützlichste Liebesgabe
ist der als Kräftigungsmittel sowie
zur Linderung bei Magen= und
Darmerkrankungen, insbesondere
Durchfall tausendfach bewährte
ärztlich empfohlene
Kasseler Hafer-Kakao
(Nur echt in blauen Schachteln
für 1 Mark, nie losel)

Blusch Kostume-Kieider Mantel
färbt unzertrennt in unübertroffener
und schneller Austührung schwarz
Fabrik
Hof-Färberel Reich (Darmstadt)

26. Duittung.

In der Sammelſtelle des Darmſtädter Tag=
blatts
wurden für die Kriegsnotleidenden in Oſt=
preußen
weiter folgende Beträge abgegeben:
Ungenannt in Arheilgen 5 M., E. G. 3 M., Frau
v. Randow 40 M., Verein inaktiver Offiziere (heſſiſche
Gruppe) 200 M., S. N. 3 M., Regierungsbaumeiſter
Sehrt 5 M., Dr. Göring 20 M., Oberzollreviſor i. P.
J. M. Manderfeld 10 M., Frau Dir. Kleinſchmidt 10 M.,
Samstags=Stammtiſch Fink 10 M. Zuſammen 306 M.,
hierzu die bereits veröffentlichten 9680.82, insgeſamt
9986.82 Mark.

10. Quittung.

In der Sammelſtelle des Darmſtädter Tag=
blatts
wurden für die Kriegsnotleidenden in Elſaß=
Lothringen folgende Beträge abgegeben:
F. E. B., 30. Oktober 1914, 10 M., Amtsgerichtsrat
Hörle 10 M., Mozart=Runde 5 M., Ing. Wilh. Dreſſel
20 M., Frau Gg. Schuchmann Wwe. 10 M., Frau Wilh.
Diefenbach 50 M., Geheime Forſtrat Heinemann 10 M.,
E. 2 M., R. 2 M., Dr. Kennel 25 M., Rechnungsrat
Joſeph Brücher 10 M., Frau Michael Schmidt 10 M.,
H. B. 3 M., von Lauter u. Queckborn 31.55 M., J. F.
25 M., P. W. 3 M., von Herrn Rat Sonne die Hälfte
des Reinertrags der beiden Vorträge von Dr. Ludwig
Bergſträßer über: Dreibund und Dreiverband, 67.71 M.,
Verein inaktiver Offiziere, heſſ. Gruppe, 200 M., Regierungs=

baumeiſter Sehrt 5 M., Herr Geh. Oberjuſtizrat Dr.
Rüſter 30 M., Ober=Zollreviſor i. P. J. M. Manderfeld
10 M., zuſammen 539.26 M., hierzu die bereits veröffent=
lichten
2074.50 M., insgeſamt
2613.76 Mark.

Familiennachrichten.

Wilhelm Sallwey
Luise Sallwey, geb. Nebhuth
Vermählte.

Darmstadt, November 1914.
*9670

Am 3. November erlitt den
Heldentod fürs Vaterland in Frank=
reich
unſer herzensguter, innigſt=
geliebter
, hoffnungsvoller und unver=
geßlicher
Bruder, Schwager und
Onkel
(*9669
Kriegsfreiwilliger
Georg Darmſtädter
Bäcker
im 20. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Griesheim bei Darmſtadt,
Weiterſtadt, Frankfurt a. M.

Todes=Anzeige.
Freunden und Bekannten hiermit die traurige
Nachricht, daß mein lieber Mann, unſer guter
Vater, Sohn, Schwiegerſohn, Bruder, Schwager,
Onkel und Neffe
Herr Joſef Liebel
nach langem, ſchwerem Leiden im Alter von
39 Jahren ſanft verſchieden iſt.
Darmſtadt, Frankfurt a. M., Groß=Zimmern,
17. November 1914.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Eleonore Liebel geb. Nickel
nebſt Kindern.
Frau Katharina Liebel Wwe.
Frau Marie Nickel Witwe.
Ludwig Liebel, z. Zt. im Felde, u. Frau.
Faver Staudinger u. Frau geb. Liebel.
Joſef Binnefeld u. Frau geb. Liebel.
Emil Hartmann u. Frau geb. Liebel.
Die Beerdigung findet auf dem Beſſunger
Friedhof Donnerstag, 19. Nov., nachmittags
um 3 Uhr, vom Trauerhauſe Rhönring 13
aus ſtatt.
(21486

Den Heldentod fürs Vaterland erlitt am
28. September auf Frankreichs Erde unſer
treues Vorſtandsmitglied
Jakob Bertſch
Reſ. im Leibgarde-Infant.-Regt. 115.
Sein Andenken werden wir ſtets in Ehren
halten!
Club Uhenia‟ Darmſtadt
gegr. 1895.
*9636)
Darmſtadt, den 18. November 1914.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem ſchweren Verluſte
unſeres geliebten Kindes ſagen wir
Allen auf dieſem Wege unſeren innigſten
Dank.
(21483
Familie Wilhelm Hennemann.
Darmſtadt, 18. Nov. 1914.

[ ][  ][ ]

Site 8.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.

Nummer 319.

Statt beſonderer Anzeige.

Am 8. November erlitt den Heldentod
fürs Vaterland mein innigſtgeliebter Gatte,
der treubeſorgte Vater ſeines Kindes, unſer
guter Sohn, Bruder und Schwager (21489
Oberlehrer
Dr. Otto Ellenberger
von Mainz,
Leutnant der Landwehr und Kompagnieführer
im Regt. 172,
Inhaber des Eiſernen Kreuzes ſeit 16. Oktober,
nachdem er am 6. November bei einem Sturme
in Belgien ſehr ſchwer verwundet worden war.
Maria Ellenberger geb. Stumpf.
Kirchenrat Ellenberger u. Familie.
Darmſtadt, den 17. November 1914.
Bitte, von Kondolenzbeſuchen abzuſehen.

Den Heldentod fürs Vaterland
erlitt am 2. November in Frankreich
mein innigſtgeliebter, herzensguter
Mann, unſer lieber Sohn, Schwiegerſohn,
Bruder und Schwager
Poſtaſſiſtent
Karl Siebenwurſt

Leutnant der Reſerve im Inf.-Regt. Nr. 99
Ritter des Eiſernen Kreuzes.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Minna Siebenwurſt, geb. Hofmann,
Familie Bernh. Siebenwurſt,
Familie Heinr. Hofmann.
Darmſtadt, Bechtolsheim, 18. November 1914
(*9678
Gutenbergſtraße 23.

Dankſagung.
Für die uns bei unſerem ſchweren
Verluſte erzeigte warme Anteilnahme
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren
(*9655
herzlichſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
J. d. N.:
Alma Saum, geb. Ehrhard.
Darmſtadt u. Nieder=Ramſtadt, 18. November 1914

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Hinſcheiden meines geliebten Mannes
ſagen wir Allen, insbeſondere dem Herrn Pfarrer
für ſeine troſtreichen Worte am Grabe, ſowie
ſeinem Vorgeſetzten, Herrn Wolf, unſeren herz=
(*9650
lichſten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Marie Frickel und 5 Kinder.

Darmſtadt, den 18. November 1914.

(*9650

Dankſagung.
Für die vielen freundlichen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Verluſte unſeres lieben Sohnes,
Bruders und Enkels
Ferd. Lienhard
ſagen wir Allen, insbeſondere dem Herrn Pfarrer
Schaefer für die troſtreichen Worte, auf dieſem
Wege unſeren herzlichſten Dank.
(B21496
Darmſtadt, den 19. November 1914.
Familie Theoder Lienhard,
Großvater und Onkel A. Joigt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem Hinſcheiden unſeres unvergeßlichen Sohnes und
Bruders
des Lehrers
Jakob Weber
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren herzlichſten Dank,
beſonders danken wir Herrn Pfarrer Sehrt und
dem Kriegerverein Ober=Klingen für die erhebende
und troſtreiche Gedächtnisfeier.
(21485
Im Namen der tieftrauernd Hinterbliebenen:
Frau Margarete Weber Wwe.
Ober=Klingen, den 18. November 1914.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Verluſte unſerer lieben Mutter
Frau Katharine Hubel, geb. Spatz
ſagen wir allen, insbeſondere Herrn Pfarrer Sann,
unſeren aufrichtigen Dank.
(B21505
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 18. November 1914.

Tageskalender.

Donnerstag, 19. November.
Großh. Hoftheater, Anfang 6½ Uhr, Ende nach
11 Uhr (Ab. C): Fauſt.

Verſteigerungskalender.

Freitag, 20. November.
Mobiliar=uſw.=Verſteigerung um 11 Uhr Feld=
bergſtraße
38.

Ständige Rettungswache der Sanitätskolonne.
Telephonruf Nr. 2425.

Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigen=
teil
, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem Ge=
ſchäftsleben
: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche wer=
den
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.

Mmer

Weiblich

Tüchtiges Geschäfts-Fräulein
mit der Buchhaltung vertraut, ſucht
paſſende Stellung auf Büro oder
Geſchäft. Angeb. u. G. 14 a. d.
(*9549md
Geſchäftsſtelle.

der Schuhbranche
Verkäuferin mit guten Zeug=
niſſen
ſucht Stellung, auch Aus=
hilfe
zu Weihnachten. Gefl. Angeb.
u. 6 40 a. d. Geſchäftsſt. (*9662

Akad. geb. perf. Schneiderin
will ſich hier etabl. u. ſucht beſſere
Kunden für in u. außer dem Hauſe.
Ang. u. F 58 Geſchäftsſt. (*9381sds

Schneiderin empfiehlt ſich in u.
außer dem Hauſe. Näh. Stift=
ſtraße
51, 1. St.
(21496a

Geb. junge Frau ſucht währ. des
Krieges Beſchäftig. irgend welcher
Art. Angebote unter F 88 an
die Geſchäftsſtelle. (*9451gid

Jg., ſaub. Frau geht waſchen.
Näh. Karlſtr. 79, part., Hth. (*9651
Einf. Fräulein, Mitte der 30er,
ſucht Stellung zur Führung des
Haushaltes zu Herrn oder Dame
per 1. Dezember oder ſpäter.
Angebote unter G 21 an die
Geſchäftsſtelle.
(*9617

Empfehle mich im Waſchen. Frau
Schmidt, Darmſtr. 23, Stb. (*9643
Frau ſ. ganze Tage waſchen od.
putz. Eliſabethenſtr. 43, Htb., Mſd. (*
Männlich

u. Maſchiniſt,
Geprüſter Heizer militärfrei,
gelernter Schloſſer, vertraut mit
Akkum.=Licht und allen Reparat.,
ſucht bald Stellung. Angeb. unt.
F 94 an die Geſchäftsſt. (21388a

Ein 12jähriger Schuljunge 22
ſucht Beſchäftigung Kranichſteiner=
ſtraße
30, part.
(*9631

Uen

Weiblich

Verkadferm
branchekundig, geſucht.
H. Nau & Sohn
1339a) Schuſtergaſſe 16.

Korsettbranche!
Ein Geſchäft ſucht für ſeine Kor=
ſetten
=Abteilung tücht. Kraft. Mit=
teilung
über bisherige Tätigkeit,
Leiſtungen u. Gehaltsanſpr. erw.
u. F 65 a. d. Geſchäftsſt. (*9366sm

zegen ſofort
Lehrmädchen Vergütung
geſucht A. Anton, Magazin für
Haus u. Küche, Glas u. Porzellan,
Eliſabethenſtraße 1. (*9569md

Suche für 1. Dez. ein reinliches
Mädchen
welches einfach bürgerlich kochen
kann, bei gutem Lohn. Vorzuſtellen
zwiſchen 46 Uhr.
(21464a
Café Ernst Ludwig
Rheinſtraße 12.

Kräft. Dienſtmädchen
vom Lande in beſſeres Haus nach
Pfungſtadt geſucht. Näheres in
der Geſchäftsſtelle ds. Bl. (21442md

in kleinen Haushalt
Gesucht ein tücht. Allein=
mädchen
mit guten Zeugniſſen.
Zu melden bei Fräul. Martin,
Roßdörferſtraße 83, 1. St., zwiſchen
4 und 6 Uhr.
(*9571

Reinl., junge Lauffrau geſucht.
Beſſungerſtraße 74, part. (B21494

Suche ein Mädch. i. Alt. v. 16 J.
zu ein. Kind nur bei Tag. FrauWacht-
meister
Krüger, Heidelbergerſtr. 47,
Artillerie=Kaſerne 25.
(*9610

Unabhäng., ſauberes Mädchen
agsüber ſofort geſucht Land=
graf
=Georgſtraße 64, I.
(*9633

Männlich

Erfahrener, ſelbſtändiger
Buchhalter
für täglich einige Stunden geſucht.
Angeb. mit Gehaltsangabe unter
Ct 41 a. d. Geſchäftsſtelle. (21504

Reichlichen Berdienſt
bietet der Vertrieb unſeres
neueſten
Kriegsatlaſſes
16 Seiten ſtark, in hochfeiner Aus=
führung
. Probeexemplare franko
gegen Einſendung von 25 Pfg. in
Briefmarken. (21506
G. Schuh & Cie. G. m. b. H.
München, Herrenſtraße 6.

Tüchtige Dreher
und
Kebbrber
rehe
geſucht.
Hoher Tohn.
56 Stunden Arbeitszeit.
Frankfurter Maſchinenbau A.-G.
vorm. Pokorny & Wittekind (II,21234
Frankfurt am Main.

Große Maſchinenfabrik bei Mainz ſucht auf ſofort
Tuchtige Breher
für ihre Abteilung Waggonbau.
Meldungen zu richten unter G 34 an die Ge=
ſchäftsſtelle
.
(21469df

NBENVERDIENST
durch Uebernahme einer Agentur
für Feuer= u. Einbruch=Diebſtahl=
Verſich. Angeb. unt. F 6690 an
Haasenstein & Vogler, A. G.
Frankfurt a. M. (II,21370

2 tüchtige Spengler geſucht
Moosbergſtraße 97. (*9632dsi

Bauspengler
ſofort geſucht. Zu melden Neu=
bau
Deutſche Bank. (*9543md

Tüchtiger, zuverl., ſelbſtändiger
Metzgergeſelle
welcher in Kalb= und Hammel=
metzgerei
bewandert iſt, ſofort bei
hohem Lohn geſucht. Angebote u.
G 37 a. d. Geſchäftsſtelle. (*9661

Suche für ſofort
einen tüchtigen Schuhmacher für
Sohlen und Fleck und einen für
erſtkl. Neuarbeit. Wilh. Weber,
Wilhelminenplatz.
(*9642dsg.

Ein Schuhmachergeh. ſof. geſ.
*9613df) 16 Lauteſchlägerſtr. 16.

Arbeiter
welch. geübt i. Packen iſt, bei gut.
Lohn ſofort geſucht. Fritz Hufeld,
Samen=Großhandlung. (21367imd

Ein junger, ſauberer Mann
nicht über 20 Jahren (Radfahrer),
für vormittags geſucht Hügel=
ſtraße
29, im Laden. (*9593md

Saüberer Junge a
von 1416 Jahren als Haus=
burſche
geſucht. Schirmgeſchäft,
Ernſt=Ludwigſtraße 14. (*9656

geſucht.
Ein ſolider Arbeiter Zuerfr.
in der Geſchäftsſtelle.
(*9618

Lehrling
mit guter Schulbildung zum bald.
Eintritt von einem größeren hieſ.
Geſchäft geſucht. Angeb. u. F 97
an die Geſchäftsſtelle (21363id

Eenersauh

Trockene
Lagerräume
für Möbel einzuſtellen
ſucht (21410mdf
J. Glückert
Bleichſtr 31.
Zu miet. od. zu kauf. geſucht
Haus mit Hintergebäude, Torein=
fahrt
, für Geſchäftszwecke geeignet.
Ang. m. genauer Lage u. Preis erb.
u. G 8 an die Geſchäftsſt. (*9538md

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[ ][  ][ ]

Nummer 319.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. Nobember 1914.

Seite 9.

Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.

Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In polizei=
licher
Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56 be=
findet
ſich: 1 deutſcher Schäferhund. 1 Jagdhund (zugelaufen). Die
Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier aus=
gelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet
dortſelbſt jeden Werktag, vormittags 10 Uhr, ſtatt.
(21481

Auskunft über Kriegsfürſorge.

Der Leiter der Rechtsauskunftsſtelle iſt auch mit der Erteilung
von Auskunft in Angelegenheiten der Kriegsfürſorge im Allge=
meinen
beauftragt.
Die Auskunftsſtelle gibt jedermann Aufſchluß über die be=
ſtehenden
Fürſorgeeinrichtungen und in ſonſtigen beſonderen durch
den Kriegszuſtand hervorgerufenen Fragen. Sie leiht Kriegsteil=
nehmern
, die durch den Krieg ganz oder teilweiſe erwerbsunfähig
geworden ſind, und den Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern bei
der Verfolgung ihrer Rechtsanſprüche ihre Unterſtützung. Bei ihr
können auch Schadenserſatzanſprüche Reichsdeutſcher, die durch den
Kriegsausbruch Vermögensverluſte in Feindesland erlitten haben,
angemeldet werden.
Die im Stadthauſe, Zimmer 44, beſtehende Auskunftsſtelle
der Frauenhilfe gibt gleichfalls Auskunft über Kriegsfürſorge im
Allgemeinen im Zuſammenhang mit dem Tätigkeitsgebiet der
Frauenhilfe.
Die Auskunftsſtelle der Stadt iſt der ſtädtiſchen Rechts=
auskunftsſtelle
, Stadthaus, Erdgeſchoß rechts, Zimmer Nr. 9,
angeſchloſſen. Sprechſtunden vormittags 9 bis 12 Uhr.
Darmſtadt, den 10. November 1914.
(21129ddd
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.

Aufruf!

Die Heeresleitung hat die Unterbringung wehrpflichtiger Schleſier
im Großherzogtum Heſſen angeordnet. Zur vorläufigen Verpflegung
und Unterbringung ſind 5000 Mann der Stadt Darmſtadt überwieſen.
Auf telegraphiſche Nachricht hat die Stadtverwaltung die im Augen=
blick
möglichen Anordnungen für die Unterbringung und Verpflegung
getroffen.
Es iſt nunmehr unbedingt erforderlich, daß Einwohner unſerer
Stadt ſich mir zur Verfügung ſtellen, um bei der Leitung und Führung
der jungen Leute mitzuhelfen. Im Intereſſe der Schleſier, die unver=
mittelt
aus der Heimat abberufen wurden und im öffentlichen Intereſſe
der Stadt Darmſtadt liegt es, daß meiner Bitte umgehend Rechnung
getragen wird.
Ich richte daher an die Bürgerſchaft die Aufforderung, heute
nachmittag und morgen vormittag bis 10 Uhr der Stadtver=
waltung
die Namen der hilfsbereiten Einwohner anzugeben.
Auch eine telephoniſche Anmeldung auf dem Stadthaus, bei genauer
Adreſſenangabe, iſt ausreichend.
Ich bin überzeugt, daß ich keine Fehlbitte tue, wenn ich bei der
vorhandenen dringenden Notlage dieſe Aufforderung an die Ein=
wohnerſchaft
richte.
(21491
Darmſtadt, den 18. November 1914.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.

Bekanntmachung,
den § 9 des Ortsbauſtatuts für die Stadt Darmſtadt betr.

Auf Beſchluß der Stadtverordneten=Verſammlung vom 17. Sep=
tember
d. Js., nach Begutachtung durch den Kreisausſchuß und mit
Genehmigung Großh. Miniſteriums des Innern vom 2. v. Mts. zu
Nr. M. d. J. 18552, lautet der obige Paragraph wie folgt:
§ 9.
Die Anlieger haben nach Maßgabe der Vorſchriften der
Artikel 21 der Allgemeinen Bauordnung und 197 IIa der Städte=
ordnung
zu tragen:
1. Den Aufwand für den Erwerb des für die Straßen,
einſchließlich der Straßenkreuzungen, erforderlichen Geländes,
und zwar in zweiſeitig bebaubaren Straßen je die Hälfte
bis zu einer Breite von je 10m, in einſeitig bebaubaren
Straßen und in Straßen an Plätzen bis zu einer Breite
von 12m.
2. Die Koſten der für die Herſtellung des Straßenkörpers
(Fahrbahn und Bürgerſteige einſchließlich der Straßen=
kreuzungen
) erforderlichen Erdarbeiten.
3. Die Koſten der den Bedürfniſſen des Verkehrs entſprechen=
den
erſten Einrichtung der Straße mittels Chauſſierung der
Fahrbahn und Pflaſterung der Goſſen.
4. Die Koſten für Herſtellung von Fußſteigen nach Maßgabe
der Vorſchriften der §§ 10 und 11.
Inſofern es in einzelnen Fällen (wie insbeſondere bei Straßen=
durchbrüchen
) zu ungerechtfertigten Härten führen würde, die Anlieger
nach vorſtehenden Beſtimmungen heranzuziehen, kann die Stadt
durch Beſchluß der Stadtverordneten=Verſammlung für einzelne
Straßen oder Straßenteile die oben verzeichneten Aufwendungen ganz
oder teilweiſe übernehmen.
Meine Bekanntmachung vom 28. v. Mts. iſt hiermit aufgehoben.
Darmſtadt, den 16. November 1914.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Ekert.
(21447md

Auffrieren von Regenrohren.

Die an Kanäle angeſchloſſenen Regenrohre ſind dem Auffrieren
ausgeſetzt bei erſchwertem Ablauf des Regen= und Tauwaſſers infolge
(21482df
Verſtopfung.
Wir empfehlen daher gründliche Reinigung der in den Fuß=
ſteigen
vorhandenen Regenrohrſinkkaſten vor Eintritt des Winters.
Darmſtadt, 18. November 1914.
Städtiſches Tiefbauamt.

Satzund
für die Handelskammerwahl im Wahlbezirk
Darmſtadt, umfaſſend den Kreis Darmſtadt.

In Abänderung der von Großh. Miniſterium unter dem 2. Oktober
1908 genehmigten Satzung für die Handelskammerwahl im Wahl=
bezirk
Darmſtadt, umfaſſend den Kreis Darmſtadt, beſtimmen wir
hiermit mit Genehmigung Großh. Miniſteriums des Innern auf
Grund des Artikels 18 des Geſetzes, die Handelskammern betreffend,
in der neuen Faſſung vom 31. März 1913 folgendes:
Nach Maßgabe der feſtgeſtellten Steuerwerte des gewerblichen
Anlage= und Betriebskapitals der Wahlberechtigten in der
Erwerbsgruppe Induſtrie in Höhe von 83565 200 Mk.
36 308 600
Großhandel
Kleinhandel 33230 300
ſind von jetzt ab für die
Abteilung Induſtrie 8 Handelskammermitglieder
Großhandel 4
Kleinhandel 3
zu wählen.
Darmſtadt, den 17. November 1914.

Die Großher ogliche Handelskammer.
Der Syndikus:
Der Vorſitzende:
(21475
Dr. Human.
C. Pareus.

Martinigefälle.

Auf Erſuchen der Großh. Be=
zirkskaſſe
Darmſtadt bringe ich
hiermit zur öffentlichen Kenntnis,
daß die Berichtigung der auf Mar=
tini
fälligen Pacht=, Holz= und
Grasgelder bis längſtens Ende
dieſes Monats geſchehen muß,
widrigenfalls das mit Koſten ver=
bundene
Beitreibungsverfahren ein=
geleitet
werden wird. (21446md
Darmſtadt, 17. November 1914.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Ekert.

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Handelskammerwahl

Auf Grund des Handelskammergeſetzes haben für den Wahl=
bezirk
Darmſtadt Ergänzungs= und Erſatzwahlen ſtattzufinden. Vor
Vornahme dieſer Wahlen werden die Liſten der Wahlberechtigten in
den Erwerbsgruppen Induſtrie und Großhandel in der Zeit von
Donnerstag, den 19. November, bis Montag, den 30. November d. J.,
auf dem Bureau der Großh. Handelskammer während der Geſchäfts=
ſtunden
, vormittags von 91 Uhr und nachmittags von 46 Uhr,
offen liegen.
(21492
Einwendungen gegen den Inhalt der Liſten ſind innerhalb
der erwähnten Friſt bei der Handelskammer ſchriftlich vorzubringen.
Die Großherzogliche Handelskammer Darmſtadt.
Der Vorſitzende:
Der Syndikus:
C. Parcus.
Dr. Human.

Verſteigerungs-Anzeige.

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Darmſtadt, den 18. November 1914.
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[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.

Nummer 319.

Die Etappenkommandantur 3, Darmſtadt
macht darauf aufmerkſam, daß Weihnachtsſendungen für die im
Felde ſtehenden Truppen möglichſt bald, keinesfalls aber nach
dem 10. Dezember aufzugeben ſind, da ſonſt keine Ausſicht auf
(21476
rechtzeitige Beförderung vorhanden iſt.

Darmſtädter Pädagogium.
Erfolgreichſte Vorbereitung zum Einjährigen=, Primaner=,
Fähnrichs= und Abiturienten=Examen (auch für Damen).
In dieſem Herbſt beſtanden: 9 Abiturienten, 4 Primaner u. 15 Einjährige.
M. Elias, Herdweg 56½.
B21479)

Bekanntmachung
über die Abgabe der Steuererklärungen für das Steuerjahr 1915 betr.

A. Staatsſteuer=Veranlagung.
Nach Art. 20 des Einkommenſteuergeſetzes vom 12. Auguſt
1899 hat jeder Steuerpflichtige, der ein ſteuerbares Jahreseinkommen
von 2600 Mk. oder mehr beſitzt, über den Jahresbetrag ſeines Ein=
kommens
und der etwa zum Abzug geeigneten Laſten eine ſchrift=
liche
Erklärung abzugeben.
Von der Abgabe dieſer Einkommensſteuererklärung iſt nach
Art. 21 des genannten Geſetzes, inſofern nicht im einzelnen Fall be=
ſondere
Aufforderung des Vorſitzenden der Veranlagungskommiſſion
ergeht, derjenige Steuerpflichtige befreit, welcher im unmittelbar vor=
ausgegangenen
Steuerjahr bereits zur Einkommenſteuer I. Abteilung
(Einkommen von 2600 Mark und mehr) veranlagt war, auch in=
zwiſchen
ſeinen Wohnſitz nicht gewechſelt und keine Einkommens=
verbeſſerung
erfahren hat, die ſeine Verſetzung in eine höhere Klaſſe
bedingt.
Nach Art. 2 Abſ. 3, Art. 15 und 21 Abſ. 1 des Einkommen=
ſteuergeſetzes
ſind die Vorſtände der nach Art. 2 der Einkommen=
ſteuer
unterworfenen Geſellſchaften uſw. verpflichtet, über deren Ein=
kommen
alljährlich vollſtändigen Aufſchluß zu erteilen.
Diejenigen Steuerpflichtigen, welche Einkommen aus Aktien pp.
der untenſtehenden, mit einem Teil ihres Einkommens ſchon für ſich
der Einkommenſteuer in Heſſen unterliegenden Geſellſchaften beziehen,
dürfen die Einkommensbezüge ans dieſen Aktien pp. nicht mit dem
vollen Betrag, mit dem ſie als Einkommen unter I Ord.=Nr. 9 der
Steuererklärung aufzuführen ſind, ſondern nur mit den nach den
unten verzeichneten Prozentſätzen zu berechnenden Beträgen unter II
Ord.=Nr. 1 der Erklärung in Abzug bringen.
Nach Art. 19 des Vermögensſteuergeſetzes vom 12. Auguſt
1899 hat jeder von der Kommiſſion für die Einkommenſteuer erſter
Abteilung zu veranlagende, ein jährliches Einkommen von 2600 Mk.
und mehr beſitzende Betriebsunternehmer (Perſonen, die Land= und
Forſtwirtſchaft oder ein Gewerbe betreiben), der zum erſtenmale mit
Anlage= und Betriebskapital zur Vermögensſteuer veranlagt wird,
eine ſchriftliche Erklärung über das im land= und forſtwirtſchaftlichen
oder gewerblichen Unternehmen verwendete Anlage= und Betriebs=
kapital
und die es belaſtenden Schulden abzugeben.
Weiter iſt nach Art. 25 desſelben Geſetzes jeder, deſſen ſonſtiges
Vermögen (Kapitalvermögen uſw.) nach Abzug der darauf
laſtenden Schulden einen Wert von 3000 Mk. und mehr hat, bei
ſeiner erſtmaligen Veranlagung zur Vermögensſteuer zur Abgabe
einer ſchriftlichen Erklärung über dieſes Vermögen verpflichtet.
B. Gemeindeſteuer=Veranlagung.
Nach Art. 15 des Gemeindeumlagengeſetzes vom 8. Juli 1911
ſind diejenigen Perſonen, deren Anlage= und Betriebskapital
mindeſtens 3000 Mk. beträgt, verpflichtet, bei ihrer erſtmaligen Ver=
anlagung
zur Gemeindegewerbſteuer eine Erklärung über das Anlage=
und Betriebskapital abzugeben.
Ferner hat zufolge Art. 44 jeder Pflichtige, deſſen Kapital=
vermögen
mindeſtens 3000 Mk. beträgt, bei ſeiner erſtmaligen
Veranlagung zur Gemeindekapitalſteuer eine Erklärung über ſein
Kapitalvermögen einzureichen. Hat ſich das Kapitalvermögen
gegen den bereits zur Steuer veranlagten Betrag um mehr als
3000 Mk. erhöht, ſo iſt von dem Pflichtigen eine neue Er=
klärung
über ſein Kapitalvermögen abzugeben.
Diejenigen Steuerpflichtigen, welche Aktien oder Geſchäftsanteile
jeder Art der untenſtehenden, mit einem Teil ihres Anlage= und Be=
triebskapitals
in heſſiſchen Gemeinden zur Gewerbſteuer veranlagten
Geſellſchaften ꝛc. beſitzen, dürfen dieſe Aktien oder Geſchäftsanteile
nicht mit dem vollen Betrag, mit dem ſie als Vermögen unter
Ziffer 4 der Angaben über das Kapitalvermögen aufzuführen ſind,
ſondern nur mit den nach den unten angegebenen Prozentſätzen zu
berechnenden Beträgen wieder in Abzug bringen.
In denjenigen Fällen, in denen bereits nach den für die
Staatsſteuer geltenden Grundſätzen die Pflicht zur Abgabe einer Er=
klärung
über das Anlage= und Betriebskapital oder über das Kapital=
vermögen
beſteht, iſt eine beſondere Erklärung für die Veranlagung
desſelben Vermögens zu den Gemeindeumlagen nicht mehr abzugeben.
Soweit Einkommen zu den Gemeindeumlagen, nicht aber
gleichzeitig zur Staatsſteuer heranzuziehen iſt, gelten die Vorſchriften
für die Abgabe von Erklärungen zur Staatsſteuer ſinngemäß für Er
klärungen über nur gemeindeſteuerpflichtiges Einkommen.
C. Gemeinſame Vorſchriften.
Die nach Vorſtehendem erforderlichen Staats= oder Gemeinde=
ſteuererklärungen
ſind abzugeben
1. für Minderjährige, Abweſende, ſowie für Perſonen, die aus
anderen Gründen unter Vormundſchaft oder Pflegſchaft geſtellt
ſind, von deren geſetzlichen Vertretern
2. für juriſtiſche Perſonen (Gemeinden, Körperſchaften, Stiftungen,
Anſtalten), ferner für Geſellſchaften, Genoſſenſchaften und ſonſtige
juriſtiſche Perſonen, Gantmaſſen, Erbmaſſen, ſoweit eine Steuer=
pflicht
hier überhaupt in Betracht kommt, von den geſetzlichen
oder beſtellten Vorſtänden oder Verwaltern;
3. in allen anderen Fällen von dem Steuerpflichtigen ſelbſt und
zwar hinſichtlich des geſamten eigenen wie des Einkommens
und Vermögens ſeiner nicht ſelbſtändig beſteuerten Angehörigen,
ſoweit ſie nach Art. 5 des Einkommenſteuergeſetzes, Art. 10 des
Vermögensſteuergeſetzes und Art. 46 des Gemeindeumlagen=
geſetzes
bei der Beſteuerung mit ihm als eine Perſon anzu=
ſehen
ſind.
Zu dieſen Erklärungen ſind die von Großh. Miniſterium der
Finanzen feſtgeſetzten und von den Bürgermeiſtereien zu beziehenden
Formulare zu verwenden ſie ſind je nach der Wahl des Verpflichteten
offen oder verſchloſſen ſpäteſtens bis zum 15. Dezember ds. Js.,
unmittelbar bei dem Finanzamt oder bei der zur Weitergabe an
das Finanzamt verpflichteten Bürgermeiſterei abzuliefern, ohne daß
der Pflichtige deshalb eine beſondere Aufforderung abzuwarten hätte.
Die Einſendung der Erklärungen durch die Poſt iſt zuläſſig,
geſchieht aber auf Gefahr des Abſenders und deshalb zweckmäßig
mittels Einſchreibebriefs.
Unter Bezugnahme auf die obigen Mitteilungen fordern
wir die zur Abgabe von Steuererklärungen Verpflichteten hier=
mit
auf, ihre Erklärungen bei Meidung der geſetzlichen Nach=
teile
und der verwirkten Strafen (Hinterziehungsſtrafen in Höhe
des 420fachen Betrags der hinterzogenen Steuer, Ordnungs=
ſtrafen
bis zu 100 Mk.) bis zu dem angegebenen Zeitpunkt an die
Bürgermeiſtereien oder unmittelbar an uns gelangen zu laſſen.
Den Steuerpflichtigen, die nicht zur Abgabe von Steuer=
erklärungen
verpflichtet ſind, bleiht die Abgabe freiwilliger Steuer=
erklärungen
unbenommen.
Die Großh. Finanzämter ſind im übrigen bereit, über etwaige
Zweifel an den bekannten Amtstagen Auskunft zu erteilen.
Bekanntgegeben den 17. November 1914.
(21504
Die Vorſitzenden der Veranlagungskommiſſionen für die Finanzämter
Darmſtadt I
Darmſtadt II
Langen
von Diemar.
Stroh.
Doerr.

Verzeichnis

der in Heſſen mit einem Teil ihrer Ueberſchüſſe zur Einkommenſteuer
und mit einem Teil ihres Anlage= und Betriebskapitals zur Gewerb=
ſteuer
veranlagten Geſellſchaften pp.

55
235 5
Name der Geſellſchaft pp.
55 2 55 552
§ 25
22 g
(2 25
65
Prozert Prozent
5,0
Allgemeine Elſäſſiſche Bankgeſellſchaft in Straßburg
7,6
Bank für Handel und Induſtrie in Darmſtadt
Binding’ſche Brauereigeſellſchaft in Frankfurt a. M. ) 2,9 1,0
Bioſonwerk Bensheim, G. m. b. H., in Frankfurt a. M. 1 45 1 21,5
Bonner Bergwerks= und Hüttenverein Zementfabrik
12,88 1,
in Oberkaſſel bei Bonn
1,9 2,1
Brauerei Stern A.=G. in Frankfurt=Oberrad
19,8 11,9
Buderus’ſche Eiſenwerke in Wetzlar
Chemiſche Fabrik Griesheim Elektron A.=G. zu
26,24 34,59
Frankfurt a. M.
Chemiſche Werke vorm. H. u. E. Albert A.=G. zu
Mainz=Kaſtel
48,91 21,83
Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft für den Nieder= und
27,3 1 19,23
Mittelrhein zu Düſſeldorf
3,2 J 4,8
Deutſche Kunſtleder=A.=G. in Hötitz
4,7 5,4
Deutſche Vereinsbank zu Frankfurt a. M.
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Diskontogeſellſchaft zu Berlin .
Dickerhoff und Söhne, G. m. b. H., Portlandzement=
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Filter= und brautechniſche Maſchinenfabrik vorm.
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20,28 1 5,8
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Frankfurter Vorort=Terraingeſellſchaft A.=G.
90,0 90,0
Harloff, Adolf, G. m. b. H., Kaſſel, Kohlenhandlung
und Spedition in Guſtavsburg . . . . . . . 12,60 1 2,4
Harpener Bergbau=Aktiengeſellſchaft in Guſtavsburg 1 0,24 0,2
Heddernheimer Kupferwerke und Süddeutſche Kabel=
4,8
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12,15
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Hofbierbrauerei Schöfferhof und Frankfurter Bürger=
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Hofbrauhaus Hanau vorm. G. Ph. Norolay A.=G.
0,4
zu Hanau
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Kempffſche Brauerei A.=G. Frankfurt a. M.
1,2 0,2
Kunſtlederfabriken Karl Bockhacker, G. m. b. H. in
8,7 8,7
Gummersbach
Landgräfl. Heſſ. konzeſſionierte Landesbank, A.=G.
15,8 2,4
zu Homburg v. d. H.
Mainzer Aktienbrauerei .
91,99 95
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Mannheim
3,98 3.7
Maſchinenfabrik Augsburg=Nürnberg A.=G., Werk
Guſtavsburg
26,97 1 28,26
Mitteldeutſche Hartſteininduſtrie A.=G. zu Frank=
furt
a. M.
42,68 1 33,63
4,9 1 4,3
Mitteldeutſche Kreditbank
12,5 1 11,9
Niederländiſche Dampfſchiff=Reederei, Rotterdam
3,95 N 8,92
Oberrheiniſche Eiſenbahngeſellſchaft in Mannheim
96 1 62,3
Od enwälder=Hartſtein=Induſtrie A.=G.
Oelfabrik Groß=Gerau=Bremen A.=G.
21,84 12,78
3,59 1 3,5
Olex, Petroleum=Geſellſchaft m. b. H., Berlin
Pfälziſche Bank, Ludwigshafen
5,5 3,8
Portland=Zementwerke Heidelberg und Mannheim,
A.=G. zu Weiſenau
28,02 31,05
Preußiſch=Rheiniſche Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft zu
Köln
13,94 1 14,95
.
Providentia, Frankfurter Verſicherungsgeſellſchaft
6,49 1 8,1
Rheinſſche Petroleum=Aktiengeſellſchaft, Köln, Zweig=
niederlaſſung
Mainz . .
13,85
17,1
Rheiniſche Portland=Zementwerke, Köln
Rhein= und Seeſchiffahrtsgeſellſchaft zu Köln
22.92 1 18,95
Röderbergbrauerei A.=G. zu Frankfurt a. M.
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Chriſtoph Schramm, A.=G., zu Offenbach
96,17 196,17
Julius Sichel & Co., Kommanditgeſellſchaft auf Aktien 27,09
Spieß, Joh. & Co., G. m. b. H., Gießen
66,4 1 58,6
Stadermann, Friedrich, G. m. b. H., Offenbach a. M. F 55,0 1 55,0
Stahl und Nölke A.=G. für Zündwarenfabrikation in
Koſtheim
8,13 18,63
Stellawerk, A.=G., vorm. Wiliſch C Co., Homberg a. Rh. 2,3 1 0,2
Strauß, David jr., G. m. b. H., Zigarrenfabrik zu
Klein=Steinheim
79,19 740
Süddeutſche Diskontogeſellſchaft, A.=G.
1,6 1 0,9
Süddeutſche Eiſenbahngeſellſchaft
7,2 114,7
Süddeutſche Immobiliengeſellſchaft zu Mainz
45,89 1 16,31
Tietz, Leonhard, A.=G., in Köln . . . .
8,58 8,5
Verein chemiſcher Fabriken zu Mannheim
7,2 1 15,85
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Verein für chemiſche Induſtrie zu Mainz=Mombach 1 36,6 27,6
Vereinigte Kapſelfabriken Nackenheim, Bayerbach
Nachf., A.=G., in Nackenheim
56,25 1 81,83
45,09
Vereinigte Kunſtſeidefabriken, A.=G., in Kelſterbach
Vereinigte Malzfabriken, G. m. b. H., Worms
26,87 53,4
Vereinigte Spediteure und Schiffer, Rheinſchiffahrts=
geſellſchaft
m. b. H., zu Mannheim
10,28
Vereinigte Strohſtoff=Fabriken in Dresden
43,76 36,92
Vereinigte Ultramarinfabriken, A.=G., vorm. Leverkus,
Zeltner und Konſ., in Köln
8,78 5,4
Zimmer, Georg Karl, Chemiſche Fabriken, G. m. b. H.,
Kaſtel=Amöneburg
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Zuckerfabrik Frankenthal .
13,74 1 3,26

Bekanntmachung.

Die am 16. November 1914 im Palais=Reſtaurant ſehr ſtark
beſuchte öffentliche Schuhmachermeiſter=Verſammlung hat einſtimmig
den Beſchluß gefaßt, dem verehrlichen Publikum von Darmſtadt
mitzuteilen, daß die Schuhmachermeiſter gezwungen ſind, infolge
fortgeſetzter Preisſteigerung aller Rohmaterialien ihre Preiſe für
fertige Arbeit vorläufig bis zu 20 Prozent zu erhöhen. (21497
Darmſtadt, den 18. November 1914.
Der Vorſtand der Schuhmacher=Vereinigung Darmſtadt.

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[ ][  ][ ]

Nummer 319.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.

Seite 11.

Der ſilberne Adoff.
Roman von Horſt Bodemer.
(Nachdruck verboten.)
28)

Luſtiger Hans? Silberner Adolf? Mir ſcheint, in
dieſer Ecke hat ein jeder ſeinen Spitznamen!
Grüningen wehrte ab.
O nein! Doch nicht! Nur die hervoragendſten Ver=
treter
dieſer Menſchheit, dabei kommt es nicht immer
auf die körperliche Länge an, die Weſtpreußen und
Hinterpommern als ſeine Kinder zu ſchätzen weiß! Du,
zeig mir mal deine Händer her! Sie ſind noch propper!
Verzeihung, gnädiges Fräulein, ich wollte damit ſagen:
einen Verlobungsring trägt der ſilberne Adolf noch nicht!
Aber nächſtens, Herr von Grüningen!
Donnerchen ja! Da gratuliere ich dir aber, und,
er machte eine Verbeugung, Ihnen abſolut nicht minder,
gnädiges Fräulein, denn der ſilberne Adolf
Weiter kam er nicht, Ellen Wommen winkte ab, lachte,
ſagte:
O bitte, ich bin immer noch nicht ſo weit!
Da ſetzte der luſtige Hans ſein dümmſtes Geſicht auf,
zog ſeine hohen Schulter noch höher.
Ich verſtehen! Und daß ich ſehr verſchwiegen ſein
kann, dafür zeugt halb Danzig, auch Langfuhr, Zoppot
und die umliegenden Neſter! Er rieb ſich vergnügt die
Hände, zwinkerte mit ſeinen hellblauen, kleinen tieflie=
genden
Augen. Ich ſteh nämlich hier als vollwichtige
Deputation, geſandt von Frau von Leubenfingen, der

erſten Dame Weſtpreußens, ſie iſt neugierig wie eine
Rohrſpätzin! Bir zur nächſten Pauſe! In der ich antreten
muß, die Gnädige ſitzt da drüben, neben der Fremden=
loge
, wird die Spannung gewachſen ſein! Ja, was
ſchnurr ich ihr vor? Halt, ich habs! Ein ausgezeichneter
Gedanke! Du warſt ja bei den Hottentotten, ſilberner
Adolf! Alſo, Sie ſind die Nichte des ſeligen Cecil
Rhodes, weiland Diamantenkönig von Südafrika, bedeu=
tende
Erbin und dann ſchmunzle ich auf weitere Fra=
gen
, wie nur Hans Grüningen zu ſchmunzeln verſteht!
Immerzu, immerzu, ſagte Ellen Wommen, der kleine,
häßliche, burſchikoſe Kerl gefiel ihr. So einer war ihn noch
nicht über den Weg gelaufen. In Hamburger Patrizier=
kreiſen
wär’ der unmöglich geweſen. Aber wollen wir
uns nicht ſetzen?
Danke! Ich ſitz’ ſchon! Und meine Allergnädigſte, ich
bin eine Schmeißfliege, mich werden Sie nicht wieder los,
heute abend! Wenn nicht der ſilberne Adolf zum Ring=
kampf
antritt, da würd’ ich wohl allerdings Senge beſehen!
Die Abſätze klappte er gegeneinander, daß die Sporen
klirrten, wippte mit den hohen Schultern wie ein Kind
auf ſeinem Seſſel. . . . Silberner Adolf, ein Pferdchen
hab’ ich, ein Pferdchen! Natürlich Schimmel, gnädiges
Fräulein, denn unſer ganzes Regiment beſteht aus weiter
tiſcht, wie aus Schimmeln, ſchwarzen Huſaren, und augen=
blicklich
vorübergehend einen Kronprinzen als Oberſten!
Ja, alſo, den hab ich vom Levy Dirſchauer! Ich meine
den Schimmel! Ein anſtändiger Mann, ein reicher Mann,
da mein’ ich den Dirſchauer, der nicht drauf ſieht, ob er

von Hans Grüningen das Geld gleich oder ihn zehn Jah=
ren
kriegt! Aber, daß er’s kriegt, mit Zinſen, dafür ſorgt
ſchon der geſchäftsgewandte Herr Levy Dirſchauer! Ein
Racker, ſilberner Adolf, Scheinwerfer heißt er, ein Lu=
derchen
, mit Mucken, aber ich bin auf dem Weg, ihn klein
zu kriegen! So ne ſchwierige Nummer hab’ ich noch nie
unter mir gehabt! Ein Köpfchen, Sehnchen und Beinchen
zum Kokettieren, viel Aufſatz und einen wunderbaren
Faſanenſchweif!
Rote Flecken brannten auf Ellen Wommens Wangen.
Herr von Grüningen, bitte, laſſen Sie mich Ihren
Scheinwerfer morgen reiten!
Ach nee, meine Gnädigſte, es wäre ſchade um Sie!
Da trumpfte der ſilberne Adolf auf.
Wollen ne Wette machen! Um ne Sektfrühſtück! Dein
Scheinwerfer bringt das gnädige Fräulein nicht aus
dem Sattel!
Du, das Frühſtück könnteſt Du eigentlich gleich heute
abend zu dreien auf Vorſchuß geben!
Da aber begehrte Ellen Wommen auf.
Warten Sie ab! . . . Bitte, Herr von Grüningen
morgen früh!
Der wiegte den Kopf mit den abſtehenden Ohren hin
und her, ſpitzte die Lippen.
Meinetwegen! Aber in der Reitbahn! Um elf! Ich
laß den Schinder in den Tatterſall bringen!
Das paßt ja ausgezeichnet, jubelte Ellen Wommen.
Nachmittags will ich mir mit Herrn von Ruſten die Ma=
rienburg
anſehen und dann nach Königsberg weiterfahren!

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[ ][  ]

Seite 12.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 19. November 1914.

Nummer 319.

O, o! Wenn das nur möglich ſein wird! Jedenfalls
ſchließen Sie morgen nach dem erſten Frühſtück gleich nd
Lebensverſicherung ab! . . . Es wäre ſehr ſchön, Sie bräs
chen ſich eine Kleinigkeit, damit wir von Zeit zu Zeit an=
treten
können und uns nach Ihrem Befinden mit ehrlicher
Teilnahme erkundigen!
Dieſer luſtige Hans! Der war wirklich eine Nummer
für ſich. Ellen Wommen prickelte der Sekt noch im Blute.
Sie werden um die Krankenbeſuche kommen! Es tut
mir ja leid, Herr von Grüningen Ihretwegen!
Verſteh ich! Verſteh ich vollkommen! Aber ich erlaubte
mir ſchon vorher zu ſagen: ich bin eine Schmeißfliege!.
Darf ich mit nach Marienburg fahren?
Gern, Herr von Grüningen, das wird ſehr luſtig
werden!
Alſo trag ich meinen Namen mit Recht! Was zu be=
weiſen
war! Herzlichen Dank auch!
Der zweite Akt begann. Der luſtige Hans blieb auf
ſeinem Stuhl ſitzen. Ganz artig.
Als die nächſte Pauſe begann, erhob er ſich.
Nun muß ich der Frau von Leubenfingen einen Bären
äufbinden. Auf Wiederſehen ich mach' es kurz und
ſchmerzhaft!
Nach fünf Minuten war er wieder da. Er blieb im
Hintergrund, da war es dunkel.
Ihren Herrn Onkel Cecil Rhodes hat natürlich Frau
von Leubenfingen ſehr gut gekannt! Ihr Vater war doch
Botſchaftsrat in London! Ich ſollte Sie anſchleifen! Da
hab’ ich mein nachdenkliches Geſicht aufgeſetzt und geſagt:
Sie trügen Ihre unzählbaren Millionen in der Naſe. Ich

holte mir da ſicher einen Korb . . . Natürlich wollte ſie
wiſſen, wie Adolf Ruſten zu ihrer ſchätzbaren Gegenwart
gekommen iſt. Da hab ich ihr nun erzählt, Sie
ſeien mit demſelben Schiff wie er gefahren, über Bord ge=
fallen
, er habe Sie gerettet, obgleich ein paar Dutzend
Haifiſche einen enormen Appetit auf Sie gehabt hätten..
Aus purer Dankbarkeit ſtatteten Sie nun dem ſilbernen
Adolf einen Beſuch ab. Bis auf die Haifiſche hat ſie mir,
glaube ich, alles geglaubt! Denn wenn es darauf an=
kommt
, kann ich mit dem harmloſeſten Geſicht lügen wie
ein Bräutigam!
Ellen Wommen ſchüttelte ſich vor Lachen. Der ſil=
berne
Adolf aber wurde recht ſchweigſam. Der luſtige
Hans fing an überflüſſig zu werden.
Der tat aber, als merke er es nicht. noch mit den
beiden einen Happen in einem nahen Weinreſtaurant.
Dann brachten die Freunde Ellen Wommen zum Hotel
und verabſchiedeten ſich.
Der luſtige Hans ſchob ſeinen Arm in den des Hüh=
nen
und ſtakte neben ihm her.
Wo wohnſt du denn?
Ein paar Häuſer weiter!
Mein Sohnchen, das brächte Hans Grüningen nicht
fertig! Ueberhaupt dein Fehler! Gegen langhaarige Ge=
ſchöpfe
biſt du weich wie Butter an der Sonne! Das
iſt eine große Dummheit! Na, mir ſolls recht ſein!
Heda, Auto! Ha—alt! Gute Nacht, und verſuch zu
ſchlafen! Ich kanns immer doppelt prächtig, wenn mir
ein hübſches Mädchen über den Weg gelaufen iſt!

Mit finſterem Geſicht ſah der ſilberne Adolf dem
uto nach. Dann ging er in eine Kulmbacher Bierhalle
und trank ſich die nötige Bettſchwere an.
21. Kapitel.
Am nächſten Vormittag ſtanden der ſilberne Adolf
und der luſtige Hans, er trug Zivil, jeder mit einem
Roſenſtrauß bewaffnet, in der Empfangshalle des Dan=
ziger
Hofes und warteten auf Ellen Wommen. Der kleine
Leibhuſar trat mit hohen Knien von einem Bein aufs
andere.
Schöne Situation, nicht wahr? Gerade ſo ſehen wir
aus, als wollten wir ein Rennen um die hübſche Deern
laufen .. . Jungchen, dir iſt wohl die Peterſilie verhagelt?
... Na, na in einer Stunde liegt die Gnädigſte im
Bett und der Doktor kommt irgend eine Extremität
ſchienen ... Herrgott von Danzig, der Menſch kriegts
doch ſo im Leben, wie ers durchaus haben will!
Wirſt dich wundern!
Ich wundere mich ſchon lange über gar nichts mehr!
Wem nicht das Tollſte eine pure Sekbſtverſtändlichkeit iſt,
der wird unters Waſſer geduckt oder über das große
Waſſer mit nem Freibillet ſpediert. Beides gehört nicht
zu den großen Annehmlichkeiten dieſer Welt denk ich
mnir wenigſtens!
Ach, du fändeſt dich überall zurecht!
Verſteht ſich! Wer die Mundwinkel hängen läßt,
wie du, fällt natürlich auf die Schokoladenſeite!
(Fortſetzung folgt.)

Einladund
zum
Vaterländischen Festabend
am Dienstag, 24. November 1914, abends 8 ¼ Uhr,
im Festsaale der Turngemeinde (Woogsplatz 5)
zur Feier des Geburtstages Seiner
Königlichen Hoheit des Großherzogs,
veranstaltet von der Stadtverwaltung der Stadt Darm-
stadt
, dem Darmstädter Vortragsverband und dem
Historischen Verein für das Grossherzogtum Hessen.
1. Zwei Kriegslieder von Arnold Men-
Programm:
delssohn: a) Deutsches Lied. b) Des Königs
Artollerey. Vorgetragen von Sängern des Darm-
städter
Lehrersängerchors und des Gesangvereins
Liederzweig, unter Leitung des Komponisten.
2. Vortrag des Herrn Geheimen Hofrats Prof.
Dr. Friedrich Back:
Der Krieg und die deutsche Kunst.
3. Zwei Kriegslieder von Arnold Men-
delssohn
: a) Auf der Wacht. b) Deutsches
Matrosenlied.
4. Ansprache des Herrn Oberbürgermeisters
Dr. Glässing.
5. Gemeinsamer Gesang: Deutschland
Deutschland über alles.
Programme, die zum Eintritt berechtigen, sind
vom 19. November ab zum Preise von 50 Pfennigen in Arnold
Bergsträssers Hofbuchhandlung (Rheinstrasse 6) zu haben.
Hinsichtlich der vorbehaltenen, mit Nummern versehenen
Plätze wird den Inhabern anheimgestellt, einen Beitrag zur Kriegs-
fürsorge
an der Abendkasse zu geben.

Der Ertrag des Abends wird der Kriegsfürsorge
der Stadt Darmstadt überwiesen
(21487

Gewerkverein der Heimarbeiterinnen.
Ausſtellungs= und Verkaufstag
im Muſikvereinsſaal, Steinſtraße Nr. 24,
am Dienstag, den 24. November und von 91 und
am Mittwoch, den 25. November ½ von 37 Uhr.
(21472dso
Um zahlreichen Beſuch wird herzlich gebeten.
Der Vorſtand.

Steinkohlenbezugsverein Merkur.
Unſere Mitglieder werden hierdurch benachrichtigt, daß
ſich das Geſchäftszimmer des Vereinsrechners vom 1. Dezem=
ber
dieſes Jahres ab
(21473
Schwanenſtraße 39, 1. Stock
befindet. Die Geſchäftsſtunden bleiben unverändert.
Der Vorſtand.

Ich ſtehe im Feide
Wer während meiner Abweſen=
heit
in meinem Geſchäft, das meine
Frau weiterführt, arbeiten läßt,
dient dem Vaterlande. (21500a
L. Menger, Tapeziermeister
Polster- und Dekorationsgeschäft,
Bismarckſtr. 58. Telephon 1608.

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Die Stiamme
des Gewissens
Detektiv-Roman in 3 Akten.
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Nordischer Kunstfilm.
Offiziers-Tragödie in 2Akten.
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Zum Besten der Hinterbliebenen
unserer im Felde gefallenen Krieger.
Saal zur Traube.
Samstag, den 21. November, abends 8 Uhr:
Patriotischer Balladen- u. Liederabend
gegeben von Kammersänger
Hermann Gura.
Am Flügel: Kapellmeister Alfred Simon.
Bechsteinflügel a. d. Magazin A. W. Zimmermann, Rheinstr. 14.
Programm: Lieder von Hugo Wolf, Max Bruch,
Paul Schwers, Fritz Jürgens, Wilh. Berger. Die Helden-
braut
, Tod und Tödin, Der Papagei, Prinz Eugen, Fride-
rieus
Rex von Carl Loewe.
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Eintrittskarten à Mk. 3., 2. und 1., im Vor-
verkauf
Mk. 2.50, 1.50 und 0.80, sowie Programme mit
vollständigem Text der Gesänge à 20 Pfg. sind zu haben
in der Hofmusikalien- und Pianohandlung von Georg
Thies Nachf. (Leopold Schutter), Elisabethenstr. 12,
Fernruf 815, sowie an der Abendkasse.

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Eliſabethenſtr. 9.

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Wlavier-, Harmonium- u. Zither-Unter-
Dricht. Mollerſtr. 30, II., Häuſer. (*
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Bluſenkurſug
können noch Damen teilnehmen.
Anmeldung täglich.
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mit Monogramm P. K. Gegen
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Bleichſtraße 35.

Großh. Hoftheater.
Donnerstag, 19. November 1914.
9. Abonnements=Vorſtellung. C11.
Fauſt.

Tragödie von Goethe.
Spielleiter: Hans Baumeiſter.
Der Tragödie erſter Teil
in 6 Akten.
Perſonen in der Tragödie:
Hs. Baumeiſter
Fauſt
Mephiſtopheles . K. Weſtermann
. Herm. Knispel
Wagner .
Margarete, ein
Bürgermädchen Käthe Meißner
Valentin, ihr
Bruder, Soldat Kurt Ehrle
Frau Marthe, ihre
Nachbarin . . Minna Müller=

Hanno
Lieschen, ein and.
Bürgermädchen Käthe Gotbe
Brander,
Rich. Jürgas
Stu= Adolf Jordan
Froſch,
Altmeyer, denten Adolf Klotz
Siebel.
Johs. Heinz

Ein Schüler
. Frz. Schneider
Br. Harprecht
Die Hexe
. Erna Stoffer
Meerkater
. Aen. Gerhardt,
Meerkatze
. Johs. Heinz
Erdgeiſt
Böſer Geiſt . . Herta Alſen.
Emil Kroczak
Erſter
Schüler Georg Syguda
Zweiter
Adolf Jordan
Erſter
Bürge=
Frz. Herrmann
Zweiter
Erſtes 1 Bürger= Herda Hinken
Zweitesmädchen Käthe Gothe
Erſter
Fr. Jachtmann
Zweiter Hand= A. Fleiſchmann
Dritter werks= Ludwig Wenzel
Vierter burſche Br. Waigandt
Fünfter
Hans Debus
Erſtes 1 Dienſt= Eliſabeth Horn
Zweites) mädchen Ellen Widmann
Ein alter
Adolf Klotz
Bauer
Ein junger
Otto Thomſen
Nach dem 2. und 4. Akte der
Tragödie längere Pauſen.
Krank: Franziska Callwey.
Adelheid Croneberg.
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.12. Reihe
3.70 , 13.19. Reihe 3.20 , Par=
terre
: 1.5. Reihe 2.35 , 6.8.
Reihe 1.95 , Proſzeniumsloge
5.20 , Mittelloge 5.20 , Bal=
konloge
4.70 , I. Rang 4.20 ,
II. Rang: 1.6. Reihe 2.15 ,
7. u. 8. Reihe 1.75 , I. Galerie
1.15 , II. Galerie 65 .
Kartenverkauf: an der Tages=
kaſſe
im Hoftheater von 9½—1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung.
Anfang 6½ Uhr. Ende nach 11 Uhr
Vorverkauf für die Vorſtellungen:
Freitag, 20. Nov.: 40. Ab.=Vſt.
D 11. Der Zigeunerbaron.
Kleine Preiſe. Anfang 7 Uhr.
Samstag, 21. Novbr.: Außer
Abonnement. (III. Sondervorſtell=
ung
.) Der Reviſor. Anfang
8 Uhr.
Zu dieſer Vorſtellung findet
kein Kartenverkauf ſtatt.
Sonntag, 22. Nov.: 41. Ab.=Vſt.
A 10. Mignon. Kleine Preiſe.
Anfang 7 Uhr.
Montag, 25. Nov.: (Keine Vor=
ſtellung
)
Dienstag, 24. Nov.: 42. Ab.=Vſt.
A 11. Fauſt II. Teil. (3. und
4. Abend.) Kleine Preiſe. Anfang
6½ Uhr.
Die Erhebung der 2. Rate des
Abonnementsgeldes für 1914/15
findet Montag, den 23. u. Diens=
tag
, den 24. Nov., nachmittags von
3½ bis 5 Uhr ſtatt. Zahlſtelle
Veſtibüle im Hoftheater.