Darmstädter Tagblatt 1914


Freitag, den 13. November.

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Nr. 313.

Freitag, den 13. November.

1914.

Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. Der Untergang der Emden‟. Der türkiſche Krieg. Eine Mahnung an die
Vereinigten Staaten. Ein engliſches Torpedo=Kanonenboot vernichtet. Die Tätigkeit der Karlsruhe‟.

Karte vom nordweſtlichen Kriegsſchauplatz.

Von den Kriegsſchauplätzen.

* Großes Hauptquartier, 12. Nov. (W. T. B.
Amtlich.) Der über Nieuport bis Lombartzyde
vorgedrungene Feind wurde von unſeren Truppen über
die Yſer zurückgeworfen und das öſtliche Yſer=
ufer
bis zur See vom Feind geräumt. Der Angriff über
den Yſerkanal ſüdlich Dixmuiden ſchritt fort.
In der Gegend öſtlich Ypern drangen unſere Trup=
pen
weiter vorwärts. Im Ganzen wurden mehr als
700 Franzoſen gefangen genommen, ſowie
4 Geſchütze und 4 Maſchinengewehre erbeutet.
Heftige Angriffe weſtlich des Argonnerwaldes
und im Walde ſelbſt wurden abgewieſen.
Im Oſten warf unſere Kavallerie öſtlich Kaliſch
die erneut vorgedrungene ruſſiſche Kavallerie zurück.
Oberſte Heeresleitung.
* Nicht unerwartet und doch ſchmerzlich traf das
deutſche Volk die Kunde, daß der Kleine Kreuzer
Emden ſo ruhmvoll endete, wie er gewirkt hat, nach=
dem
alle verfügbaren Schiffe des geſamten Vierbundes,
von engliſcher Seite ſelbſt mit 70 beziffert, monatelang
Jagd auf ihn gemacht hatten. Aber die Trauer um dieſen
Verluſt, zu. dem die Einſchließung des Kleinen Kreu=
zers
Königsberg ſich geſellt, ſchaffen die Nachrichten
vom geſamten weſtlichen Kriegsſchauplatze
einen vollkommenen Ausgleich. Denn hier tritt die
Ueberlegenheit der deutſchen Waffen von Tag zu Tag
ſchärfer hervor. An der Yſer, wo Dixmuiden nach heftigen
Kämpfen erſtürmt wurde, bei Ypern und bei Armentieres,

bei Lille und in den Argonnen, ſowie bei Verdun
überall waren unſere Waffen trotz der heftigſten Gegen=
wehr
ſiegreich. Dies berechtigt zu der Hoffnung, daß
in den Kämpfen an der belgiſch=franzöſiſchen Grenze
ſich nunmehr die entſcheidende Wendung anbahnte. Was
hierbei vor allem mit den froheſten Hoffnungen er=
füllt
, iſt die glänzende Rechtfertigung des Vertrauens
auf unſeren militäriſchen Nachwuchs. Die Hoffnung der
Feinde, daß dem deutſchen Heere die Schwungkraft aus=
gehe
, weil ſein Kern ermüdet, verwundet und kampfun=
fähig
ſei, iſt einerſeits unberechtigt, beruht aber ander=
ſeits
auf Selbſttäuſchung: die jüngſten Kämpfe bewei=
ſen
, daß unſer militäriſcher Nachwuchs den Stammtrup=
pen
nicht nachſteht. Wenn ſolche Erfahrungen unmittel=
bar
nach dem erſten Vierteljahr der Kriegsdauer gemacht
werden konnten, dann müſſen unſere Feinde erkennen,
wie trügeriſch ihre Rechnung auf ein Erlahmen der
Stoßkraft des deutſchen Heeres iſt. Auch der neueſte
Kriegsbericht meldet weitere Fortſchritte. Man erſieht
daraus, daß der Feind verſucht hat, von Nieuport an der
Küſte nach Norden durchzubrechen, er wurde aber über
die Yſer zurückgeworfen, und das öſtliche Yſerufer bis
zur See wurde vom Feind geräumt. Die Angriffe ſüdlich
von Dixmniden und öſtlich von Ypern ſchreiten eben=
falls
fort.
Längs der Yſer, ſo meldet ein Bericht von der hol=
ländiſchen
Grenze, wird noch immer mit großem Eifer
gefochten. Die Stellungen der Deutſchen
müſſen außergewöhnlich ſtark ſein; denn in
Nieuport wurde ein Drahtbericht ausgegeben aus dem

franzöſiſchen Großen Hauptquartier, worin mitgeteilt
wird, daß es noch nicht möglich war, einigen Boden zu
gewinnen, da man hier wie vor einer gepanzerten
Mauer ſtehe. Auf einer Reiſe ſah der Berichterſtatter
fortwährend lange Züge mit deutſchen Geſchützen und Ar=
tillerie
, die in der Richtung Gent abfuhren. Man finde
hier bei jedem Eiſenbahnübergang und an den Brük=
ken
deutſche Wachtpoſten. Auch der Daily Mail wird
geſchrieben, daß ſich die Alliierten genötigt ſahen, Rams=
capell
vor der Ueberzahl der deutſchen Marinetruppen zu
räumen. Die Heeresleitung der Verbündeten hat den
dort fechtenden Truppen 5000 Inder zur Unterſtützung
geſandt. Die Verluſte der Belgier in den letzten Kämp=
fen
ſollen denn auch geradezu entſetzliche ſein. Unter der
Führung franzöſiſcher Offiziere machten ſie beſinnungslos
Bajonettangriffe auf die deutſchen Linien, wobei ſie
fürchterlich unter Artilleriefeuer zu leiden hatten. Nach
den Erzählungen der Geflohenen hatte man geglaubt, daß
die deutſche Herrſchaft in Belgien höchſtens noch vier bis
fünf Tage dauern würde.
In Amſterdam hat man, wie der Berliner Lokalanz.
meldet, den Eindruck, daß ſich die Lage auf dem Kriegs=
lſchauplatze
in den letzten Tagen für die Verbündeten
frecht ungünſtig geſtaltet haben muß, da die jetzt ſo
wortreichen amtlichen Mitteilungen aus Paris in unbe=
ſſtimmten
Ausdrücken abgefaßt und von nichtsſagender
Kürze ſind.
Die Kämpfe am Yſer-Ypern=Kanal wer=
den
in Brüſſel mit der größten Aufmerkſamkeit verfolgt, ob=
zwar
die Bevölkerung weiß, daß ſie das Schickſal Bel=
giens
nicht ändern können. Man weiß ganz genau, daß
die belgiſchen Truppen, die ſich aus Antwerpen retten
ſkonnten und zum größten Teil zur engliſch=franzöſiſchen
Armee ſtießen, ſich in einem beklagenswerten Zuſtand
befinden. Sie können gegen die deutſchen Truppen nicht
viel ausrichten. So erwartet man denn in den nächſten
Tagen die endgültige Räumung von Flandern, womit
dann ganz Belgien in deutſchen Beſitz komme. Die eng=
lliſchen
Truppen, die an der Küſte kämpfen, ſollen faſt
keine Munition mehr beſitzen. Unſere Truppen haben
kürzlich zwei engliſche Flieger abgeſchoſſen, die eine
Botſchaft bringen ſollten, worin General French um
ſofortige Sendung von Munition bittet, da ſonſt ſeine
Truppen nicht wüßten, was ſie tun ſollten.
* (Ctr. Bln.) Die Kriegsberichterſtatter auf dem
weſtlichen Kriegsſchauplatze erzählen von ihren Fahrten
bis in die Nähe von Reims. Der Korreſpondent des
Berl. Tagebl. berichtet unter anderem: Unſere Truppen
liegen augenblicklich in allernächſter Nähe der vielge=
nannten
Stadt. Deutſche Artillerie ſteht bis auf wenige
Kilometer von der Kathedrale entfernt. Unſere Infan=
terie
liegt den franzöſiſchen Schützenlinien bis auf 800
Meter gegenüber. Es ſind hinreichend Kräfte vorhanden,
durchzubrechen, aber der Zuſammenhang mit anderen
Operationen verbietet ein vorläufiges Ergreifen der
Offenſive. Dies iſt auch der Grund für die Tatſache,
daß unſere Truppen ſchon ſeit bald acht Wochen dort
eingegraben und verſchanzt ſind, und daß von jener Seite
aus die im Vaterland ſo ſehnſüchtig erwarteten Sieges=
meldungen
entweder ſpärlich oder gar nicht einlaufen.
Es wäre unſeren Truppen jedenfalls ein Leichtes, die
in der Stadt und vor den Mauern von Reims befindlichen
Stellungen zu nehmen. Die Franzoſen haben abermals
die Kathedrale zu militäriſchen Zwecken benutzt und be=
ſonders
Artillerie in ihrer nächſten Nähe aufgefahren.
Ein Beobachtungspoſten wurde bereits von der Kathe=
drale
heruntergeſchoſſen. Die bisherigen Beſchädigungen
der Kathedrale ſind äußerſt gering und man will ſich
weiter bemühen, ſie ſo weit als möglich zu ſchonen.
Der Korreſpondent der Voſſ. Ztg. beſchreibt das
Syſtem der deutſchen Deckungen und Lauf=
gräben
als eine vollkommen unterirdiſche Stadt, die in
den Kreideboden eingegraben iſt. Die Mannſchaftsräume
enthalten ſogar Oefen, ſowie Tiſche, Stühle und Bänke.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. November 1914.

Nummer 313.

Unter den Gegnern befinden ſich auch an dieſer Stelle
des Kriegsſchauplatzes Inder. Die aus dem ſüdlichen
Teil Indiens ſtammenden Truppen leiden ſehr unter dem
Klima. Dagegen ſind andere, die aus der Gegend des
Himalaya ſtammen, gegen Froſt vollkommen unempfindlich.

Der Untergang der Emden‟.

* London, 11. Nov. (W. T. B. Nichtamtlich.) Amt=
liche
Meldung des Reuterſchen Bureaus: Der Kapitän
des kleinen Kreuzers Emden v. Müller, und der
Leutnant zur See Franz Joſeph Prinz von Hohen=
zollern
ſind beide kriegsgefangen und nicht ver=
wundet
. Die Verluſte der Emden betragen
200 Tote und 30 Verwundete. Die Admiralität
hat angeordnet, daß den Ueberlebenden der Einden alle
kriegeriſchen Ehren zu erweiſen ſind und daß der Kapitän
ſowie die Offiziere ihre Säbel behalten.
* Zu dem Schickſal der Emden bemerkt der Berl
Lok.=Anz.: England habe nun den Schein der Herrſchaft
über den Indiſchen Ozean wiedergewonnen, um mehr
handele es ſich in Wirklichkeit nicht. Unſere Kreuzer
haben die engliſche Seeherrſchaft ein für allemal vernichtet
und um nur einen von ihnen zu ergreifen, mußte Eng=
land
die Hilfe Frankreichs, Rußlands, Auſtraliens und
Japans in Anſpruch nehmen. Wir ſind darauf gefaßt,
daß alle unſere im Ausland befindlichen Kreuzer das
Schickſal der Emden erdulden müſſen. Ihre Mann=
ſchaften
wiſſen das längſt und ſind mit doppeltem Eifer
an die Arbeit gegangen, um England ſo lange wie mög=
lich
nach Kräften zu ſchädigen. Beſonders die Emden
hat darin Unerreichtes geleiſtet, indem ſie in allen Meeren
engliſche Telefunkenſtationen zerſtörte, befeſtigte Häfen be=
ſchoß
und feindliche Schiffe verſenkte. Ihre Hauptaufgabe
aber, dem feindlichen Handel ſo viel Schaden zuzufügen
wie nur möglich, hat ſie in geradezu vorbildlicher Weiſe
gelöſt. Sie hat nicht nur den japaniſchen Reiſeverkehr mit
Indien und Europa zeitweilig unterbunden, nein, ſie hatte
nach den Ueberſichten, die die Londoner Times veröffent=
lichte
, mit Ablauf des zweiten Drittels des Oktober bereits
20 anſehnliche Schiffe allein von der engliſchen Handels=
Marine zur Strecke gebracht, deren Tonnengehalt auf
92955 berechnet wurde. Bis etwa zum 20. September
wurde der Schaden, den die Emden der engliſchen Han=
delsſchiffahrt
im bengaliſchen Meerbuſen zugefügt hatte,
auf 18 Millionen Mark angegeben. Seitdem dürfte ſich
dieſe Summe vervielfacht haben. Ferner kommt die Zer=
ſchneidung
der Kabel in jenem Weltteil auch auf ihre
Rechnung.
Der Frankf. Ztg. wird aus Berlin geſchrieben: Nun
gehört der Name der Emden der Geſchichte an; in ihr
lebt er ruhmvoll weiter, und deutſche Herzen werden ſich
in ſpäteren Zeiten immer erheben, wenn ſie der Taten
dieſes Schiffes und der, wie es ſcheint, zu gleicher Zeit
mit ihr verlorenen Königsberg gedenken. Es hat na=
türlich
von Anfang an kein Zweifel beſtehen können, daß
unſere vereinzelten, auf dem Weltmeer tätigen Kreuzer,
die mit dem Ruhm ihres Namens die Welt erfüllt haben,
auf die Dauer ſchließlich einmal der Jagd erliegen müſſen,
die die vereinigten Flotten Englands, Frankreichs, Ruß=
lands
und Japans und nun auch noch Auſtraliens plan=
voll
gegen ſie ausüben. So iſt es der Emden ergangen;
ſie iſt ruhmvoll erlegen, nachdem ſie den Gegnern im
Laufe ihrer Tätigkeit viel, viel mehr Schaden zugefügt hat,
als jetzt der eigene Verluſt materiell bedeutet. Für den
Ausgang des Krieges will das wenig oder gar nichts
ſagen der entſcheidet, ſich auf den Schlachtfeldern Euro=
pas
, aber wer wollte das leugnen, was heute aus allen
Blättern ſpricht, die der Emden und der Königsberg
begeiſterte, aber auch wehmütige Worte des Abſchieds
weihen: An dieſen Kreuzern hing wegen ihrer kühnen
Taten und ihres ohne Rückſicht auf das ſchließliche Ende
tapferen Draufgehens ein Stück unſeres Herzens! Wir
haben ſie lieb gehabt mit ihren Führern und ihren Be=
ſatzungen
und ſind ſtolz auf ſie geweſen und es tut uns
leid, daß ihre heldenhafte Laufbahn erledigt iſt.
Die Köln. Ztg. ſchreibt: Es wäre nicht im Geiſte der
Tapfern, denen der engliſche Feind im fernen Oſten ein
Ziel des Lebens und des Wirkens ſetzte, wollte man nun
laute Klage erheben; aber ein patriotiſches Weh brennt
durch unſer Herz: ſo lieb war uns gerade dieſer kleine
Kreuzer, dieſer mutige und gegen die Feinde doch ſo
menſchlich milde Draufgänger geworden. Die Emden

hat es ja vermocht, den auf die Beherrſchung des Welt=
meeres
pochenden Engländern Schrecken und Furcht und
Nervoſität einzujagen, was bisher nur unſere Unterſee=
boote
und die Zeppeline vermocht hatten; ſie hat, was
viel für England heißen will, ihm ſogar Achtung abge=
nötigt
, ſo ſchwer es ihm auch geworden ſein mag, das
einzugeſtehen. (Iſt aber nur Heuchelei. D. Red.) Den
Tod und die Vernichtung im Angeſicht hat die kleine
Emden bis zuletzt ſo gehandelt, wie der mannhafte
Spruch des Gouverneurs unſrer nun gefallenen oſtaſia=
tiſchen
Kolonie es vorgezeichnet hatte. Faſt 100000 Ton=
nen
Gehalt haben zuſammen die Schiffe gehabt, die Eng=
land
und Japan durch die Emden verloren haben; im
Hafen von Madras hat ſie Millionenwerte vernichtet, und
die ruſſiſche Flotte des ſtillen Ozeans hat durch ſie die ein=
zigen
größeren Schiffe eingebüßt, die ſie noch hatte, die
beiden Veteranen aus dem ruſſiſch=japaniſchen Kriege
Askold und Schemtſchug Uns Deutſche aber erhebt
trotz aller Trauer doch der Blick auf die tapferen deutſchen
Männer der Emden wie der Königsberg und auf ihre
tatkräftigen Führer, die alle bis zum letzten Augenblick
dem Vaterlande gegenüber das taten, was der Engländer
nicht kennt: ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit, und
die ihre Treue mit dem Tode krönten. Der eine ſtürzt,
die anderen folgen nach: alle bereit zu gleicher Tat, zu glei=
chem
Tod, zu gleichem Ruhm. Als der kleine Iltis, der
Vorgänger des Helden vor den Takuforts, der jetzt in der
Kiautſchoubucht wahrſcheinlich auf dem Boden des Mee=
res
ruht, vor nunmehr 16 Jahren im fernen Oſten durch
den Sturm vernichtet worden war, fand ein deutſcher
Dichter für die tapfere Mannſchaft und ihren Komman=
danten
die rechten Worte. Wir dürfen ſie wiederholen,
wenn wir der Emden und der Königsberg gedenken,
voll Trauer, aber auch voll Stolz und Zuverſicht:
Wir fürchten keines Feindes Tücken
Und bieten Trotz der Stürme Wehn,
Solang auf den Kommandobrücken
Noch Helden Euresgleichen ſtehn.

Der türkiſche Krieg.

Der Exiſtenzkampf der Türkei.
* Wien, 11. Nov. Bei der Beſprechung des De=
peſchenwechſels
zwiſchen dem Kaiſer und dem
Sultan nennt das Fremdenblatt dieſen ein für alle
Zeiten denkwürdiges Dokument der Uebereinſtimmung
der Intereſſen. Er machte die Türkei zum Bundesgenoſſen
Oeſterreich=Ungarns und Deutſchlands, eine Tatſache, die
in dem Depeſchenwechſel ſinnfällig zu Tage tritt. Das
Endziel des ruſſiſchen Zaren ſei immer die Zerſtörung der
Türkei geweſen. Wenn Rußland ſeit Jahrzehnten eine
Oeſterreich=Ungarn feindliche Politik betrieb, wenn ſich die
öffentliche Meinung im Zarenreiche immer heftiger gegen
die habsburgiſche Monarchie wandte, ſo iſt für dieſes Ver=
halten
zum großen Teil der Grund in der Tatſache zu
ſuchen, daß man in Petersburg wußte, Oeſterreich= Un=
garn
werde niemals in die Vernichtung der Türkei durch
den Zaren einwilligen. Der ruſſiſche Kaiſer machte zur
Durchführung ſeiner Pläne ebenfalls den Verſuch, Sa=
telliten
auf dem Balkan anzuwerben. Aber außer Ser=
bien
und Montenegro fand er doch keinen Staat, der ihm
mit Aufopferung ſeiner politiſchen Selbſtändigkeit Hand=
langerdienſte
leiſtete. Es zeugt von einem tiefen politi=
ſchen
und hiſtoriſchen Verſtändnis der leitenden Staats=
männer
der Türkei, daß ſie ſich rechtzeitig bewußt wur=
den
, daß der Kampf, den Deutſchland und Oeſterreich=
Ungarn jetzt führen, auch ein Kampf für die Exi=
ſtenz
der Türkei iſt. In dieſer Schickſalsſtunde er=
kannten
die Türken auch, wer ihre wahren und wer ihre
falſchen Freunde ſind. Es wurde ihnen klar, daß ein
Sieg der Tripel=Entente von der verhäng=
nisvollſten
Wirkung für den Weiterbeſtand
der Türkei ſein müßte. Das Blatt ſchließt: Die
Türkei wird in altgewohnter tapferer Weiſe das Schwert
führen; wie die bisherigen Meldungen aus dem Kaukaſus
und Aegypten zeigen, beſteht die alte türkiſche Tapferkeit
in unverminderter Kraft weiter. Die ganze Monarchie
wünſcht der heldenmütigen türkiſchen Armee und der

tapferen türkiſchen Flotte vollen Erfolg und empfindet es
als hohe Genugtuung, daß ſie, vereint mit der Türkei,
gegen den gemeinſamen Feind kämpft.
* Konſtantinopel, 12. Nov. Die Ausführungen
der öſterreichiſch=ungariſchen Preſſe über den Depeſchen=
wechſel
zwiſchen Kaiſer Franz Joſef und
dem Sultan heben die zwiſchen Oeſterreich=Ungarn und
der Türkei herrſchende innige Herzlichkeit hervor. Das mit
Hilfe Gottes zu erhoffende Ergebnis des Krieges gegen
die gemeinſamen Feinde wird den beiden Reichen ein
glückliches Leben und eine glänzende Zukunft ſichern, und
da die Intereſſen Deutſchlands mit denen Oeſterreich= Un=
garns
und der Türkei vollkommen übereinſtimmen, ſo ſteht
es außer Zweifel, daß das von den drei verbündeten
Mächten im Namen ihres Rechtes auf ihre politiſche und
hiſtoriſche Exiſtenz vergoſſene Blut ihnen eine glänzende
Zukunft ſichern wird. Der Kampf, ſagt das Blatt, den
wir für unſer Recht führen, iſt ein heiliger, geſeg=
neter
Kampf.
Türkiſcher Kriegsbericht.
* Konſtantinopel, 11. Nov. Amtliche Mit=
teilung
des Hauptquartiers der Kaukaſiſchen Ar=
mee
. Unſere Armee greift die zweite Linie der ruſſiſchen
Stellungen an. Nach Angaben mehrerer Gefangener und
ruſſiſcher Deſerteure befinden ſich die Ruſſen moraliſch in
ſchlechtem Zuſtande. Ein franzöſiſcher Kreuzer
und ein franzöſiſcher Torpedobootszer=
ſtörer
gaben mehrere Schüſſe auf die Küſte bei Pholis
und Deirmendagh (?) und Smyrna ab. Als ihnen Wider=
ſtand
entgegengeſetzt wurde, entfernten ſie ſich. Es wurde
kein Schaden angerichtet.
Das Erwachen des Iſlams.
* Konſtantinopel, 12. Nov. Die Ulemas von
Kerbela und Nedſchef haben in der von den perſiſchen
Schiiten als heilig verehrten Stadt Nedſchef an der Grab=
moſchee
des Kalifen Ali vor 40000 Perſonen, die dorthin
zuſammengerufen waren, feierlich einen Fetwa ver=
kündet
, in welchem die Verpflichtung zur Teilnahme
an dem Heiligen Krieg proklamiert wird. In der
Provinz finden unausgeſetzt patriotiſche Kundgebungen
ſtatt, deren Teilnehmer an die Regierung und an die Zei=
tungen
Telegramme richten, in denen den ruhmreichen
Armeen Oeſterreich=Ungarns und Deutſch=
lands
als Waffenbrüdern der Türkei Grüße entboten
werden.
* Berlin, 12. Nov. Aus Konſtantinopel wird dem
Berliner Lokalanzeiger gemeldet: Der bereits angekün=
digte
Fetwa an alle Mohammedaner bedeutet
tatſächlich den Heiligen Krieg mit gewiſſen Ein=
ſchränkungen
zugunſten der Bundesgenoſſen und der Neu=
tralen
. Zahlloſe Kundgebungen in Indien, Perſien,
Afghaniſtan und Aegypten und die Solidaritätserklärung
der Senuſſen und Schiiten beweiſen das Erwachen
der geſamten iſlamitiſchen Welt gegen ihre
Feinde.
(Fetwa iſt ein Rechtsſpruch oder geſetzliches Gut=
achten
der Behörden, das zur Gültigkeit jedes Schrittes
der Regierung nötig iſt.)
Die Haltung Bulgariens und Rumäniens.
* Berlin, 11. Nov. Der bulgariſche Geſandte in
Rom, Herr Rizow, drückte, dem Berliner Lokal=Anzeiger
zufolge, in einer Unterredung ſeine rückhaltloſe Bewun=
derung
für das deutſche Heer und den deutſchen
Kaiſer aus. Wie auch immer der Krieg ausfallen
möge, kein Freund und kein Feind Deutſchlands werde
der ungeheueren moraliſchen Kraft, der erſtaunlichen, bis
in alle Einzelheiten gehenden wiſſenſchaftlich exakten und
methodiſchen Kriegsvorbereitung dieſes großen Volkes

Was das Kalifat bedeutet.

D Die Kriegserklärung der Türkei birgt für unſere
Feinde deshalb eine ſo ſchwere Gefahr in ſich, weil damit
nicht nur Heer und Flotte des ottomaniſchen Reiches die
Feindſeligkeiten eröffnen, ſondern weil auch zugleich eine
Erhebung des nichttürkiſchen Iſlam zu erwarten iſt. Der
Sultan der Türkei iſt nämlich nicht allein der Beherrſcher
ſeiner Untertanen, ſondern als Kalif zugleich der Stell=
vertreter
und Nachfolger des Geſandten Gottes in der
weltlichen Leitung ſeiner Gemeinde, die aus allen
Mohammedanern beſteht. Die Bedeutung dieſes
Kallkatsgedankens für die mohammedaniſche Welt erörtert
aus tiefer Sachkenntnis heraus der ausgezeichnete Iſlam=
Forſcher, Profeſſor C. H. Becker, in einer kleinen Schrift
Deutſchland und der Iſlam die bei der Deutſchen Ver=
lagsanſtalt
in Stuttgart erſchienen iſt.
Seitdem das Osmanentum im 15. Jahrhundert ſeine
Macht immer weiter ausbreitete haben die türkiſchen
Herrſcher nach dem Kalifat geſtrebt, um ihrer politiſchen
Stellung durch dieſen von der hiſtoriſchen Erinnerung des
Iſlams geheiligten Titel eine religiöſe Weihe zu ver=
leihen
. Die Türkenherrſcher ließen ſich ſogar den Sultan=
titel
meiſtens von den von ihnen ganz abhängigen Ka=
lifen
verleihen, und ſelbſt ein Saladin unterzog ſich auf
der Höhe ſeiner Macht dieſer Zeremonie, um damit in den
Augen des Volkes das Geſetz des Propheten zu erfüllen.
Als die Osmanen 1517 Aegypten eroberten, zwangen ſie
den letzten Kalifen aus dem Geſchlecht der Abbaſiden, das
Kalifat auf das Haus Osman zu übertragen, und ſeit=
dem
ſind die Türkenſultane von dem Nimbus dieſer höch=
ſten
Würde umgeben, haben Jahrhunderte lang in Mo=
hammeds
Namen den Heiligen Krieg geführt und erfüllen
die vornehmſte Pflicht des Kalifen, die geweihten Stätten
von Mekka und Medina zu ſchützen. Als dann ein Teil
der Mohammedaner in Knechtſchaft geriet, als ſich die
Europäerherrſchaft in allen Ländern des Iſlam immer
mehr ausbreitete, da wurde dem Sultan zwar eine wirk=
liche
Leitung der Mohammedanerwelt unmöglich; dafür
aber trat nun anſtelle der rein weltlichen Bedeutung des
Kalifats, wie einſt in der Verfallzeit des alten Kalifats,
eine geiſtige Bedeutung dieſer Würde. Der Kalif wurde

zu einer vom religiöſen Empfinden geheiligten Geſtalt,
und die Moslimen aller Zungen und aller Zonen blickten
auf ihn als ihren Führer, als ihren Erretter in den Zei=
ten
der Not. Dieſe Verehrung des Kalifen als des eigent=
lichen
, nur in der Ausübung ſeiner Herrſchaft behinderten
Souveräns durch den ganzen Iſlam kommt in dem Für=
bittgebet
zum Ausdruck, das beim freitäglichen Haupt=
gottesdienſt
in allen Moſcheen dem Kalifen dargebracht
wird. Dieſe aus der klaſſiſchen Zeit des Iſlam ſtammende
offizielle Anerkennung der Oberhoheit des Kalifen iſt nicht
nur in allen ehemals türkiſchen Gebieten den Mohamme=
danern
durch Staatsverträge garantiert, ſondern auch in
Ländern, die nie zur Türkei gehört haben, wie in Britiſch=
Indien, haben die Engländer dem Volksempfinden ſoweit
entgegenkommen müſſen, daß ſie dies Gebet zulaſſen, und
ſelbſt heterodoxe Sultane, wie die von Sanſibar, laſſen
die in ihren Augen ketzeriſchen Türkenſultane vor ſich
ſelber im Gebet nennen. Wenn alſo heute in allen von
Engländern, Franzoſen und Ruſſen beherrſchten iſlami=
ſchen
Gebieten an jedem Freitag für den Feind dieſer
Völker, für den regierenden Sultan Mohammed, gebetet
wird, ſo liegt in dieſem einzigen Vorgang der gewaltige
Einfluß, den der Kalifatsgedanke in der Welt des Iſlam
beſitzt.
Der Sultan von Stambul, der unter dieſem Namen
bis in die fernſten Gebiete Niederländiſch=Indiens bekannt
iſt, bleibt eben für jeden Mohammedaner der Kalif, von
dem er das Heil, die Befreiung von den Europäern er=
wartet
, und ſo iſt die Türkei die letzte Hoffnung des gan=
zen
modernen Orients, denn der Orientale faßt alles reli=
giös
, hat als Bürger eines Gottesſtaates nie den Unter=
ſchied
zwiſchen Staat und Religion kennen gelernt, und
der dem logiſchen Denken widerſinnige Begriff eines
muſelmaniſchen Volkes das in dem Kalifen ſein Ober=
haupt
ſieht, iſt dem Orient ein lebendiges Bewußtſein.
Die deutſche Iſlam=Politik hat dieſe Bedeutung des Ka=
lifen
ſtets richtig erkannt, und es war eine wohlüberlegte
Wendung, als unſer Kaiſer am Grabe Saladins ſich in
denkwürdigen, heute überall im Iſlam verbreiteten Wor=
ten
, ſich als Freund aller Söhne des Propheten bekannte
und nicht den türkiſchen Sultan, ſondern den Kalifen
über 300 Millionen Mohammedaner begrüßte.

Aus Feldpoſtbriefen Darmſtädter
Soldaten.
. . . Anfang November.

Meine lieben Eltern! Ich finde eben noch etwas
Zeit, Euch vor Abgang der Poſt einige Zeilen zukommen
zu laſſen. Wir waren 4 Tage und 4 Nächte in Schützen=
gräben
und ſind in der Nacht von Samstag auf Sonn=
tag
abgelöſt worden. Heute iſt für uns ein Feiertag. Ich
habe viel Poſt bekommen, die Freude darüber kann ich
Euch gar nicht beſchreiben. Bananen, Keks, Schokolade,
Halstuch, Bilder, Zigaretten, Poſtkarten und Briefe; ich
kann es kaum unterbringen, O, welch wunderbares Ge=
fühl
, dieſe Leckerbiſſen verzehren zu können, obendrein mit
reinen Händen und reinem Geſicht. Ich kann Euch nicht
genug dafür danken.
Das Gerücht, wir ſeien aus dem Graben geflohen,
iſt einfach lächerlich. Zur Zeit, in der es aufkam, konn=
ten
wir überhaupt noch nicht im Gefecht geweſen ſein.
Wir warten ſogar darauf, einen Vorſtoß machen zu
dürfen, wenn wir vielleicht am Montag abend wieder in
die Schützengräben kommen. In unſeren Schützengräben
hatten wir uns in den Deckungen ganz häuslich einge=
richtet
. Wir konnten Stroh bekommen, und das iſt in
den kalten Nächten ganz gut.
Uebrigens, die Engländer müſſen eine eigenartige
Lebensweiſe haben. Bei Tag können wir aus den Grä=
ben
herausgehen und Hühner requirieren aber bei
Nacht, wenn vernünftige Leute ſchlafen, fangen die ge=
ſchnakelten
Engländer wie verrückt an zu ſchießen. Das
tun ſie aber aus Angſt vor einem Angriff. Aber ſie ſollen
ſich bei Tag einmal zeigen. Verhungern brauchen wir
gerade nicht, das Vieh läuft herdenweiſe hier in der Ge=
gend
umher. Morgens wird eine Kuh gefangen und
von kundiger Hand gemolken. Nur an Trinkwaſſer fehlts
ein bißchen. Man kann nur einigen Brunnen trauen.
Dankt Euerem Herrgott für jeden Waſſertropfen, der aus
Suerem Kranen fließt. Aber eine Hühnerſuppe hatten
wir am Samstag gekocht, die war pikfein. Geſundheit
und Geiſt der Truppe iſt ausgezeichnet. Ihr werdet ſehen,
es geht mir ausgezeichnet. Jetzt werde ich mir eine Euerer
feinen Zigaretten anzünden und Eurer gedenken.

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Nummer 313.

Darmſtätder Tagblatt, Freitag, den 13. November 1914.

Seite 3.

die Bewunderung verſagen können, beſonders bezeichnend
ſei die verhältnismäßig unbedeutende, aber als Beweis
für die moraliſche Höhe, auf der das ganze Volk ſtehe,
geradezu verblüffende Tatſache, daß das Geheimnis des
Vorhandenſeins der großen Mörſer jahrelang bewahrt wer=
den
konnte. Wenn zahlreiche Arbeiter mit geringem Ar=
beitsverdienſt
durch kein Mittel hätten bewogen werden
können, auch nur das Vorhandenſein dieſer Geſchütze zu
verraten, ſo ſei das ein Symptom einer alle Volksſchichten
durchdringenden Vaterlandsliebe und ſittlichen Stärke.
Was Deutſchland geleiſtet habe und noch täglich leiſte, ſei
ohne Beiſpiel in der Weltgeſchichte. Dieſe
ſeine Anſicht werde vom ganzen bulgariſchen Volke geteilt.
Auf die Frage nach dem vorausſichtlichen Ver=
halten
Bulgariens in dieſem Kriege ant=
wortete
der Geſandte, daß Bulgarien aus der Neu=
tralität
ohne zwingende Gründe nicht heraus=
treten
werde. Ganz ausgeſchloſſen ſei aber ein Feldzug
gegen die Türkei, die Frage von Adrianopel exiſtiere nicht
mehr für Bulgarien. Bulgarien könne nur an die Zu=
rückgewinnung
von Gebieten denken, die von Volksgenoſ=
ſen
bewohnt würden. Wenn dieſe Gebiete auf friedlichem
Wege zurückgewonnen werden könnten, etwa durch eine
Verſtändigung mit denen, die ſie jetzt beſäßen und durch
eine Durchſicht des Friedensvertrages von
Bukareſt, um ſo beſſer; aber eine Rückerſtattung
müſſe tatſächlich erfolgen, nicht nur verſprochen wer=
den
, ſolange das nicht möglich ſei, werde Bulgarien die
Haltung der abſoluten, aber abwartenden Neutralität be=
wahren
müſſen.
* Berlin, 12. Nov. Die Voſſ. Zeitung meldet:
Nach geſtern hier eingetroffenen Berichten hat Rumä=
nien
das Anſinnen Rußlands, ihm den Truppendurch=
marſch
gegen die Türkei durch rumäniſches Gebiet zu ge=
währen
, bündig zurückgewieſen.

Eine Mahnung an die Ver=
einigten
Staaten Amerikas.

*⁎* Die Unverſchämtheit, mit welcher England die
Beſtimmungen des Völkerrechts auslegt und die neutra=
len
Mächte auf dem Meere drangſaliert, nimmt immer
größeren Umfang an. Ein beſonders ſtarkes Stück iſt
das ſog. Nordſee=Dekret, welches die ganze Nordſee für
militäriſches Gebiet erklärt, den Handel Dänemarks, Nor=
wegens
und Hollands nahezu lahmlegt und eine flagrante
Verletzung des Nordſee=Abkommens vom Jahre 1908 be=
deutet
. Aber was ſind England internationale Abmachun=
gen
, wenn ſie ihm nicht mehr in den Kram paſſen! In
gewiſſenloſeſter Weiſe geht es über ſie hinweg und ſetzt
an die Stelle des Rechts die brutale Gewalt. Kleine
Staaten, wie die oben genannten, deren militäriſche
Machtmittel gering ſind, können gegen ſolche Uebergriffe
nur papierne Proteſte erheben, die natürlich in London
unbeachtet bleiben. Wehrlos ſind die Staaten der engli=
ſchen
Anmaßung ausgeliefert und erleiden die ſchwerſten
Verluſte, ohne Ausſicht, einmal dafür entſchädigt zu
werden.
Müſſen nun aber auch große Reiche, wie z. B. die
Vereinigten Staaten von Amerika, Maßregeln über ſich
ergehen laſſen, die in keiner Weiſe durch militäriſche Not=
wendigkeiten
begründet ſind? Wir meinen, es ſei die
höchſte Zeit, daß die Waſhingtoner Regierung gegen die
engliſche Willkür energiſcher einſchreitet als bisher. Nicht
nur werden amerikaniſche Schiffe unterwegs von den
Engländern nach Konterbande unterſucht, ſie werden
auch in britiſche Häfen geſchleppt und dort unter nichtig=
ſten
Vorwänden zurückgehalten, indem England den Be=
rif
der Konterbande immer weiter ausdehnt. Iſt eine
ſolche Behandlung der großen amerikaniſchen Union
würdig und mit deren Intereſſen vereinbar? Gewiß

unterliegen im Falle eines Krieges auch die Neutralen
gewiſſen Pflichten und Beſchränkungen, aber dieſe kön=
nen
nicht nach Belieben einſeitig erweitert werden, wie
es jetzt ſeitens Englands geſchieht. Eine Macht, wie die
Vereinigten Staaten, braucht ſich das nicht gefallen,
braucht ſich nicht ihren ganzen Handel in Frgge ſtellen zu
laſſen. Mit papiernen Proteſten richtet ſie freilich bei
England nichts aus, da ſind entſchiedenere Schritte nötig,
und Amerika würde ſich um die ganze neutrale Welt ein
Verdienſt erwerben, wenn es, wie jetzt von dem Utrechter
Profeſſor de Lacter angeregt wird, die Rolle eines Be=
ſchützers
der Neutralen übernähme. Es kann das, denn
es vermag ſeinen Forderungen den gehörigen Nachdruck
zu geben, und wir ſind überzeugt, wenn es im äußerſten
Falle ein Ultimatum an England ſtellte, die Willkürakte
zu unterlaſſen, ſo würde das in London Eindruck machen.
Denn daß die britiſchen Staatsmänner ſich im gegenwär=
tigen
Augenblick mit der Union ernſtlich überwerfen wür=
den
, iſt nicht gut anzunehmen. Dabei ſteht doch zuviel
für England auf dem Spiele. Es wäre wirklich inter=
eſſant
zu ſehen, was die Engländer machen würden, wenn
die Waſhingtoner Regierung einmal amerikaniſche Han=
delsſchiffe
durch ein paar Kriegsſchiffe begleiten ließe, die
engliſche Uebergriffe zu verhindern hätten. Die Zeit iſt
wahrlich gekommen, wo Nordamerika ſich auf ſeine Macht
beſinnt und ſeine ſowie der übrigen Neutralen Rechte
und Intereſſen wahrnimmt.

Ein engliſches Torpedo=
Kanonenboot vernichtet!

* London, 12. Nov. (W. T. B. Nichtamtlich.) Die
engliſche Admiralität meldet, daß das kleine engliſche
Torpedo=Kanonenboot Niger heute morgen auf der
Höhe von Dover durch ein deutſches Unterſee=
boot
zum Sinken gebracht wurde. Alle Offiziere
und 37 Mann der Beſatzung wurden gerettet.
(Niger iſt 1892 vom Stapel gelaufen, hatte 820
Tonnen Waſſerverdrängung, etwa 20 Seemeilen Geſchwin=
digkeit
, zwei 12= und vier 7=cm=Geſchütze, ſowie 85 Mann
Beſatzung.)

Ausdehnung der Gegenmaßregeln auf Belgien.

* Brüſſel, 12. Nov. Das von England und
Frankreich gegen Deutſchland erlaſſene Zah=
lungsverbot
hat bekanntlich die deutſche Regierung
gezwungen, Gegenmaßregeln zu ergreifen und
im Vergeltungswege Zahlungen aus Deutſchland nach
England und Frankreich ebenfalls zu unterſagen. Um
dieſe Vergeltungsmaßregeln voll wirkſam zu machen, be=
durfte
es der Ausdehnung des Zahlungs=
verbots
auf die okkupierten Gebiete Bel=
giens
. Der Generalgouverneur von Belgien hat dem=
entſprechend
unterm 3. November eine Verordnung
erlaſſen, die ſich dem Inhalte des deutſchen Zahlungs=
verbotes
insgeſamt anſchließt. Es ſind ſonach aus dem
belgiſchen Okkupationsgebiete alle Zahlungen oder Wert=
überweiſungen
, ſei es, daß dieſe mittelbar oder unmittel=
bar
erfolgen ſollen, nach England oder Frankreich ver=
boten
, alle Schulden an die feindlichen Länder zinslos
geſtundet. Zuwiderhandlungen gegen dieſes Verbot wer=
den
, ebenſo wie der Verſuch, nach Kriegsrecht beſtraft.
Die Befugniſſe, die in der deutſchen Verordnung dem
Reichskanzler zuſtehen, ſind für Belgien dem General=
gouverneur
vorbehalten. Der Generalgouverneur kann
ſonach für Belgien auch Ausnahmen bezüglich des Zah=
lungsverbotes
zulaſſen. Als Hinterlegungsſtelle für die
geſchuldeten Beträge zwecks Schuldbefreiung iſt die Kaſſe
der deutſchen Zivilverwaltung 10 in Brüſſel vorgeſehen.
Der Schutz, den die deutſche Verordnung denjenigen na=
türlichen
juriſtiſchen Perſonen zuteil werden läßt, die in

Deutſchland ihren Wohnſitz oder Sitz haben, kommt auch
den okkupierten Teilen Belgiens zu gute.

Der Kampf um Tſingtau.

* Die Verluſte der Japaneſen bei der Ein=
nahme
von Tſingtau ſollen außerordentlich groß
ſein. Namentlich gilt dies, wie gemeldet wird,
von den Pionieren. Die Japaneſen erkletterten die deut=
ſchen
Bruſtwehren unter dem verheerenden Kugelregen der
deutſchen Maſchinengewehre. Zur Erkundung der japaneſi=
ſchen
Stellungen warfen die Deutſchen Leuchtgranaten. Die
Deutſchen verteidigten ſich mit großer Hartnäckigkeit in
dem bei Mondſchein geführten Kampfe. Nachdem das
Fort Moltke erobert worden war, wurde der Befehl er=
teilt
, den Kampf einzuſtellen und dadurch größere Ver=
luſte
zu verhüten.
* Tokio, 11. Nov. Meldung des Reuterſchen
Bureaus. Ein japaneſiſches Torpedoboot iſt
heute vor Kiautſchou beim Minenſuchen geſunken.
Die Mehrzahl der Beſatzung wurde gerettet.
* Berlin, 12. Nov. Nach Mitteilungen, die bei
dem Bruder des Gouverneurs von Kiautſchou
in München eingetroffen ſind, iſt die Gattin des Gouver=
neurs
von Kiautſchou mit ihren Kindern in Tientſin in
Sicherheit gebracht worden.

Deutſche Flieger über England.

* (Ctr. Bln.) Aus London wird dem Berl. Tagebl.
über Rom berichtet, daß wieder zwei deutſche Flie=
ger
über der engliſchen Küſte beobachtet wurden,
und zwar einer über Sheerneß, ein anderer über Har=
wich
. Die Flieger wurden von den Engländern erfolglos
beſchoſſen. In Dover, Sheerneß und Harwich ſei man
ſehr beunruhigt über die Anweſenheit von Zeppelin=
Luftſchiffen vor der engliſchen Küſte. Rieſenhafte Schein=
werfer
wurden aufgeſtellt, um nachts den Himmel ableuch=
ten
zu können.

Die Tätigkeit der Karlsruhe‟

* London, 11. Nov. Daily Telegraph veröffent=
licht
den Bericht eines Offiziers des engliſchen
Frachtdampfers Pruth der von dem deutſchen Kreu=
zer
Karlsruhe verſenkt wurde. In dieſem Bericht heißt
es: Der Pruth befand ſich 30 Meilen ſüdlich vom
Aequator und 200 Meilen von der Küſte Braſiliens, als
er in dunkler, aber klarer Nacht um 1 Uhr von der Karls=
ruhe
durch einen Kanonenſchuß geſtellt wurde. Der
Pruth holte bei und alsbald erſchien ein von Matroſen
gerudertes Boot an der Längsſeite. Ein Offizier und
mehrere Mann ſtiegen an Bord. Bis zu dieſem Augen=
blick
wußten wir nicht, welcher Nationalität das Kriegs=
ſchiff
ſei. Wir ſahen aber bald, daß es der deutſche
Kreuzer Karlsruhe war. Der Offizier ſchüttelte uns
die Hand und ſagte uns, wir würden das Schiff inner=
halb
einer halben Stunde zu verlaſſen haben. Der Offi=
zier
war ſehr höflich und geſtand nach längerer Unter=
redung
zu, daß wir bis Tagesanbruch an Bord bleiben
könnten. Um 7 Uhr verließen wir den Pruth‟. Die
Deutſchen ſprengten das Schiff mit Dynamit, das nach
45 Minuten ſank. Die Deutſchen berührten die Ladung
mit den Vorräten nicht, ſie nahmen nur Mundvorräte
und die Schiffspapiere. Der Kommandant der Karls=
ruhe
überreichte dem Kapitän des Pruth einen Emp=
fangsſchein
für das Schiff. Der Pruth bildete nicht
das einzige Opfer der Karlsruhe, fünf andere Fracht=
dampfer
begleiteten den Kreuzer. Die Mannſchaft wurde
an Bord der Krefeld gebracht, wo ſich die Mannſchaften
der übrigen gekaperten Dampfer befanden.

Aus engliſchen Klauen gerettst.

* Köln, 11. Nov. Ein Mitarbeiter der Kölni=
ſchen
Zeitung ſchreibt: Irre geführt durch die bald wi=

A . . . 25. Oktober 1914.
Meine liebe, gute Frau!
Endlich komme nach langer Zeit dazu, Dir wie=
der
zu berichten. Deine letzte Karte vom 18./10. war das
Letzte, was ich von Dir erhielt. Wann wir nun wieder
Poſt erhalten, iſt ſehr unbeſtimmt. Am Donnerstag mor=
gen
war es noch ganz unbeſtimmt, wo wir hinkommen
würden, ob nach Verdun oder Belgien. Am Abend um
11 Uhr fuhren wir dann endlich weg mit unbekanntem
Ziel. Wir waren vier Mann im Abteil, ſo daß wir reich=
lich
Platz hatten. Mit Proviant waren wir auf zwei
Tage verſehen, ſo daß wir keinen Hunger litten. Die
Fahrt ging durch Luxemburg. Bei Arlon hatten wir
morgens die erſte Verpflegungsſtation. Dann ging es in
flotter Fahrt durch das ganz herrliche, in wunderbarſtem
Herbſtſchmuck prangende belgiſche Hochland hin, an zer=
ſchoſſenen
Dörfern vorbei, an Neufchateau vorüber bis
Morloie, wo die Mittagskoſt eingenommen wurde. Von
hier gings nach Namur, das auch einige Granaten erhal=
ten
hatte. Die Eiſenbahnbrücke über die Maas hatte das
dumme Volk geſprengt, aber unſere braven Truppen
(Pioniere) haben in kurzer Zeit eine tadelloſe eiſerne
Brücke errichtet, ſo daß der Verkehr in kurzer Zeit wieder
aufgenommen werden konnte. Namur iſt auch herrlich ge=
legen
, jetzt natürlich voll Soldaten. Weiter ging es dann
um 4 Uhr nach Charleroi, dieſem bekannten belgiſchen
Eſſen. Eine koloſſale Eiſeninduſtrie hat ſich dort ent=
wickelt
. Jetzt freilich liegen die meiſten Werke ſtill. Die
Bevölkerung verhält ſich ſcheinbar ruhig. Nach eingenom=
menem
Abendbrot beſtiegen wir wieder unſeren Zug
und ſchliefen gegen 8 Uhr ein. Mit Decken waren wir
ebenfalls verſehen, ſo daß es ziemlich erträglich war. Am
folgenden Morgen, d. h. heute um 6 Uhr 30, waren wir
vor Lille, wo wir recht lange, bis 11 Uhr, auf der Bahn
liegen blieben. Endlich, um 11 Uhr 30, wurden wir aus=
geladen
auf dem Hauptbahnhof. Liebſte, wie ſieht es da
aus! Die linke Häuſerſeite ein Trümmerhaufen, nur noch
einige Außenmauern ſtehen. In einzelnen Straßen, die
wir paſſierten, waren auch noch mehrere Häuſer zuſam=
mengeſchoſſen
.
Nach ein ſtündigem Marſche kamen wir dann hier in
A . . . einem kleinen Außendorf, an. Mein Franzöſiſch
kam mir ſehr zu ſtatten und habe ich in kurzer Zeit ein

verlaſſenes Schloß entdeckt, wo ich denn mit dem Kom=
pagnieführer
, Leutnant v. H., und dem 3. Zug der Kom=
pagnie
untergebracht bin. Beiliegende Photographie von
em Beſitzer und ſeiner Familie, der natürlich Reißaus
genommen hat. Das Schloß iſt herrlich eingerichtet.
Wunderbares Kriſtall, Möbel, echte Teppiche, kurzum:
fürſtlich. Ich habe jeden Diebſtahl, auch des kleinſten
Gegenſtandes, auf das ſtrengſte unterſagt. Ich habe das
Zimmer des jüngſten Sohnes, ein breites Bett, das ich
nir ſoeben friſch überzogen habe. Die Wiege des Klei=
ten
ſteht noch aufgedeckt in der Ecke, darauf eine ſchöne
Puppe des Schweſterchens. Im Schrank hängt eine zwei
Meter lange und zwei Hand breite Nerzſtola! Und noch
vieles andere, koſtbares Porzellan, eine prächtige Uhr in
getriebenem Silber und vor allem ein Schrank mit vollen
Rexgläſern Bohnen, Erbſen, Früchten und Marmeladen.
Natürlich wurden die genießbaren Sachen vom Leutnant
mit Beſchlag belegt und verwendet.

Guten Morgen! Hab ich wieder einmal gut geſchla=
fen!
Seit 14 Tagen wieder einmal im Bett! Geſtern
abend wurde ich abgerufen und kam nachher nicht mehr
zum Schreiben. Gemeinſam wurde gegeſſen, der Leut=
nant
, die Feldwebel und Unteroffiziere, nachher wurde
ein bißen Jux getrieben; ein prächtiges Grammophon
hatten wir gefunden mit Pathéplatten. Zum Abendeſſen
gab es Hühnerſuppe, Huhn und Kartoffelſalat, Rotwein
und zum Schluß Kaffee. Um 9,30 war Schluß, und nach=
dem
ich die Wachen revidiert hatte, begab ich mich zur
Ruhe. Bis 6 Uhr 30 habe ich in einem Zug geſchlafen.
Nach kalter Abreibung und einer Einreibung mit Eau
de Cologne, wovon ich eine Literflaſche gefunden habe,
og ich mich an. Kaffee komplett, ohne Sahne, mit
Kommißbrot, Butter und Erdbeermarmelade. Leider
hat der Hausherr ſeine Zigarren mitgenommen. Jetzt
itze ich in meinem Zimmer auf einem alten Boule=
Sopha. Die Sonne ſcheint warm aufs Papier; vor mir
ſteht ein herrlicher Strauß Dahlien, den ich mir ſoeben ge=
flückt
habe. Wenn nicht von Zeit zu Zeit der Kano=
nendonner
ertönte, könnte man glauben, man ſei zur
Erholung hier. Am vergangenen Sonntag hatten wir
inen erhebenden Feldgottesdienſt in L . . . . Der alte
Gott der Deutſchen wird auch diesmal uns zum Siege

helfen! Das iſt unſere feſte Zuverſicht und unſer Troſt,
wenn wir hinausziehen in die Schlacht. Eine feſte Burg
iſt unſer Gott, eine gute Wehr und Waffen, er hilft uns
frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen!‟ Das alte
Lutherlied, wie paßt es ſo gut in dieſe Zeit, und mit
welcher Begeiſterung und mit welchem Glauben an un=
ſere
gerechte Sache wurde es geſungen. Wenn Du eine
kleine Taſchenbibel auftreiben kannſt, vielleicht nur das
Neue Teſtament, kannſt Du mir es ſchicken. Für heute lebe
wohl, mein Lieb, immer ſind meine Gedanken bei Euch,
bei jedem Spielzeug, das hier in Maſſen herumfliegt, ge=
denke
ich Rudis; was hätte der kleine Bengel ſeine
Freude hier in dem großen Park. Wenn ich wieder Zeit
habe, werde ich Dir weiter berichten. Jetzt lebt wohl
und ſeid beide in Liebe geküßt von Eurem Vater!

Geſtern noch auf ſeidenem Kiſſen heute
in einem Schweineſtall von Schule. Zwanzig ſchla=
fende
Soldaten um mich herum. Einſam ſitze ich
auf dem Katheder bei einem Kerzenſtummel und
noch einmal hole ich Deine Briefe heraus und
leſe ſie immer wieder durch. Wie viele werden mich
noch erreichen? Ich glaube, daß es nun bald vorwärts
gehen wird, heute hat es den ganzen Tag geſchoſſen, am
Abend ſah man den Blitz der Geſchütze. Jetzt hat ein
gehöriger Regen eingeſetzt. Draußen muß es heute toll
hergegangen ſein. Die Bayern ſollen mit den Engländern
wieder ordentlich gerauft haben. Zu Tauſenden ſollen
ſie zuſammengeſtochen worden ſein.
11,30 vormittags! Endlich geht die Wache ihrem
Ende entgegen, auch das Papier läßt nicht mehr viel Platz.
Zum Schluß noch einige Wünſche: Eine Taſchenlampe
mit zwei Erſatzbatterien, ein Paar feldgraue Wickel=
gamaſchen
. Von Eltern bekam ich kürzlich auch ſehr an=
genehme
Liebesgaben: Socken, Kniewärmer, Malzbon=
bons
uſw. Für diesmal, mein liebes Frauchen, und
unſeren lieben Rudi herzliche Küſſe von
Euerem Väterchen.
.. . 31. 10. 1914.
Lieber Onkel und Tante! Sende Euch die beſten
Grüße aus dem fernen Frankreich und hoffe, daß Euch
dieſer Brief ſo geſund antrifft, wie er mich verläßt:e Ich

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. November 1914.

Nummer 313.

derrufene Nachricht, deutſche Reſerviſten dürften in
kleineren Gruppen auf neutralen Schiffen nach neutralen
Häfen fahren, ſchifften ſich 50 Deutſche in Buenos
Aires auf dem italieniſchen Dampfer Garibaldi ein.
Am 29. Oktober lief dieſer mit Volldampf, von einem
engliſchen Kreuzer verfolgt, Las Palmas an. Bald
darauf traf der große engliſche Kreuzer Amphitrita
dort ein, der wieder abfuhr und dann nochmals zurück=
kehrte
, und dieſes Manöver dreimal wiederholte. Als
dann am folgenden Tage der Garibaldi weiterfahren
wollte, folgte ihm das engliſche Kriegsſchiff wenige
Augenblicke ſpäter. Garibaldi aber machte kehrt und
landete die deutſchen Paſſagiere. Ein Bravo dem wak=
keren
italieniſchen Kapitän, der unſere Landsleute aus
den engliſchen Klauen gerettet hat.

800 Pferde verbrannt.

* Amſterdam, 11. Nov. Aus Norfolk ( Vir=
ginia
) wird gemeldet, daß 800 Pferde an Bord des Dampf=
ſchiffes
Rembrandt von der Brazil and River Plate=
Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft in Liverpool, die für Frank=
reich
beſtimmt waren, jämmerlich verbrannt ſind. Der
Kapitän des Schiffes behauptet, daß deutſche Spione (!)
den Schiffsbrand verurſacht hätten. Es ſeien bereits
Drohungen gegen die Rembrandt geäußert worden,
als das Schiff am Samstag Baltimore verließ. Das
Schiff war 200 Meilen von dieſem Hafen entfernt, als der
Brand ausbrach; es kehrte ſofort zur Reparatur wieder
zurück.

Stadt und Land.

Darmſtadt, 13. November.
* In den Ruheſtand verſetzt haben Ihre Königl.
Hoheit die Großherzogin den Kreisarzt des Kreis=
geſundheitsamts
Gießen, Geheimen Medizinalrat Dr.
Julius Haberkorn, auf ſein Nachſuchen unter An=
erkennung
ſeiner langjährigen treuen und erſprießlichen
Dienſte mit Wirkung vom 1. Dezember 1914 und ihm das
Ehrenkreuz des Verdienſtordens Philipps des Groß=
mütigen
verliehen.
* Ernannt haben Ihre Königl. Hoheit die Groß=
herzogin
den Kreisarzt des Kreisgeſundheitsamtes
Erbach, Medizinalrat Dr. Ernſt Walger, zum Kreisarzt
des Kreisgeſundheitsamts Gießen, und den Kreisaſſi=
ſtenzarzt
bei dem Kreisgeſundheitsamt Offenbach Dr.
Adolf Jaup zum Kreisarzt des Kreisgeſundheitsamtes
Erbach, beide mit Wirkung vom 1. Dezember 1914; den
Kreisſchulinſpektor bei der Kreisſchulkommiſſion Bingen,
Schulrat Dr. Michael Joſeph Zang, zum Kreisſchul=
inſpektor
bei der Kreisſchulkommiſſion Mainz und den
Seminarlehrer an dem Vorſeminar zu Wöllſtein Aldys
Müller zum Kreisſchulinſpektor bei der Kreisſchul=
kommiſſion
Bingen; den Lehramtsaſſeſſor Friedrich Götz
aus Darmſtadt zum Oberlehrer an der Realſchule zu
Gernsheim, und den Bureaugehilfen Michael Schäfer
aus Ober=Mumbach zum Kreisamtsgehilfen.
Ritter des Eiſernen Kreuzes. Dem Oberleutnant
im 76. Reſ.=Inf.=Regt., Friedrich Wilhelm Bichmann
(früher im Großh. Heſſ. Leibgarde=Regt.) wurde das
Eiſerne Kreuz für vor dem Feinde bewieſene Tapferkeit
und Umſicht im Gefechte verliehen. Das Eiſerne Kreuz
erhielten ferner: Fritz Merck, Lt. d. Reſ. im Kurmärki=
ſchen
Drag.=Regt. Nr. 14; Poſtaſſiſtent Siebenwurſt,
Lt. d. Reſ.
* Die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille erhielt Oberveteri=
när
im Leib=Drag.=Regt. 24, Herr Dr. med. vet. Kra=
nich
.
g. Provinzialausſchuß. Wegen der im Ortsbauplan
vorgeſehenen Eröffnung von Straßen in Klein= Au=
heim
ſollen Grundſtücke enteignet werden, da eine Eini=
gung
über den Wert des Geländes nicht erſolgen konnte.
Der Provinzialausſchuß beſchloß, einen Augenſchein an
Ort und Stelle vorzunehmen. Die Ehefrau Katharina
Mahr zu Darmſtadt will die in dem Hauſe Viktoria=
platz
Nr. 12 ſeit 1889 betriebene Wirtſchaft führen. Die
Wirtſchaft iſt wegen ſchlechten Geſchäftsganges ſeit 11.
November geſchloſſen. Wirtſchaftsdeputation der Stadt=
verordnetenverſammlung
und Polizeiamt verneinten die
Bedürfnisfrage. Der Provinzialausſchuß erteilte die

nachgeſuchte Erlaubnis zum Betriebe der Schankwirt=
ſchaft
.
Strafkammer. Wegen Rückfallsbetruges wurde
der 24jährige Kaufmann Adolf Roſenwald aus Sulz=
bach
in Bayern zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt.
Der Angeklagte hatte 1912 und im Herbſt 1913 in zahlrei=
chen
Odenwaldorten Abnehmer für Schokoladen= Auto=
maten
geſucht. Den Leuten redete er vor, die Lieferung
des Automaten erfolge ohne Koſten für ſie; ſie brauchten
ſich nur zu verpflichten, die Füllungen von der Firma zu
beziehen. Die Leute unterzeichneten denn auch im guten
Glauben den Vertrag, durch den ſie ſich aber tatſächlich
zur Abnahme und ſofortigen Barzahlung von etwa 10 12000 Füllungen verpflichteten. Als er die Vertretung
jener Firmen gar nicht mehr beſaß, beſuchte er im Auto=
mobil
die früher von ihm Geprellten und ſchwindelte
ihnen vor, ſie könnten gegen eine Abfindung vom Vertrag
zurücktreten. Dadurch erhielt er auch mehrere hundert
Mark.
Heſſiſche Handwerkskammer. Im Intereſſe der
Hebung des Schulbeſuchs hat der Vorſtand der Heſſiſchen
Handwerkskammer in ſeiner letzten Sitzung beſchloſſen,
den Schülern der Gewerbeſchulen, die die Ab=
gangsprüfung
mit der Note Gut beſtanden haben, die
gleichen Vergünſtigungen bei Ablegung
der Meiſterprüfung wie den Abſolventen der
Baugewerkſchule einzuräumen. Maßgebend für dieſen
Beſchluß war, daß die Baugewerkſchulen in letzter Zeit
mehr für die Ausbildung von Leuten, die eine Anſtellung
im techniſchen Staats= oder Kommunaldienſt erſtreben,
in Betracht kommen, während die Gewerbeſchulen von
Handwerkern beſucht werden, wodurch ſie eigentlich an
Stelle der Baugewerkſchulen getreten ſind. Die Ver=
günſtigung
bezieht ſich auf den Erlaß eines Teiles der
tbeoretiſchen Prüfung für Maurer, Zimmerer, Stein=
metzen
, ſowie Maſchinenbauer. Bedingung iſt die vor=
herige
Ablegung der Geſellenprüfung. Das Nähere wird
noch bekannt gegeben werden.
Großh. Hoftheater. Am Sonntag dirigiert
Weingartner Triſtan und Iſolde‟ Dieſe Auf=
führung
, die in der Ausſtattung der Feſtſpiele ſtatt=
findet
, iſt zugleich die erſte von Triſtan und Jſolde in
dieſer Spielzeit. Als Vorſtellung für die Garniſon
wird am Freitag das Schauſpiel Die Anna=Liſe als
Vorſtellung für auswärtige Schulen am Samstag nach=
mittag
Wilhelm Tell gegeben. Das Publikum wird
noch einmal darauf aufmerkſam gemacht, daß während
der Ouvertüre oder bei offener Szene Einlaß in den
Zuſchauerraum unter keinen Umſtänden geſtattet wird.
Diele Maßregel, deren Einhaltung den Logenſchließern
ur Pflcht gemacht iſt, liegt im Intereſſe des Publikumé
ſelbſt. Huſarenfieber, deſſen Wiederaufnahme in
den Spielplan von ſtärkſtem E folg begleitet war, ge=
langt
am Samstag, den 14., zum erſtenmal als Volks=
vorſtellung
abends 8 Uhr zur Aufführung. Zu
dieſer Vorſtellung wird auf den früheren Modus zurück=
gegriffen
und den hieſigen Vereinen das Recht der
Vorausbeſtellung von Karten, wie dies in der vorigen
Spielzeit bei dem Verkehrsbureau geſchehen konnte, ein=
geräumt
. Die Plätze ſind diesmal nur an der Tages=
kaſſe
des Hoſtheaters zu beziehen. Daneben findet ein
allgemeiner Kartenverkauf zu den gewöhnlichen Kaſſen=
ſtunden
ſtatt.
Weingartner=Konzert am Montag im Hof=
theater
. Es ſei auch an dieſer Stelle darauf hin=
gewieſen
, daß die Eintrittskaxten entgegen ſonſtiger Ge=
pflogenheit
ſchon im Vorverkauf an der Hoftheater=
Tageskaſſe zu haben ſind.
** Heſſen auf der Emden Wie wir mitteilen kön=
nen
, befinden ſich unter der Mannſchaft der Emden
5 Heſſen: Johann Becker aus Griesheim, ein Leeheimer
und drei Darmſtädter. Dieſe Mitteilung entnehmen wir
einer Karte, die der genannte Johann Becker auf der
Fahrt der Emden nach Tſingtau an ſeine Angehörigen
geſchrieben hat.
Die Höchſtpreiſe für Kartoffeln. Nach Mitteilun=
gen
, die der Regierung geworden ſind, ſcheint mehrfach
die Meinung verbreitet zu ſein, daß ein in Heſſen an=
ſäſſiger
Produzent Kartoffeln an einen außerhalb Heſſens
wohnenden Käufer (Verbraucher oder Händler) zu einem
die feſtgeſetzten Höchſtpreiſe überſteigenden Preiſe ver=
kaufen
dürfe, ohne ſich dadurch ſtrafbar zu machen. Dieſe
Meinung iſt irrtümlich. Die Höchſtpreiſe müſſen
unter allen Umſtänden eingehalten werden. Uebertretun=
gen
werden unnachſichtlich geahndet. Kleinhandel im
Sinne der Bekanntmachung des Herrn Oberbürgermei=
ſters
vom 4. November iſt der Verkauf von Kartoffeln in
Mengen von weniger als 50 Pfund.

* Vom Reichs=Kursbuch erſcheint eine neue Aus=
gabe
anfangs Dezember 1914 zum Preiſe von 2 Mk.
50 Pfg., die die Fahrpläne des am 2. November in
Kraft getretenen beſchränkten Fahrplans für Deutſchland
und die Friedens=Fahrpläne des neutralen Auslandes,
ſoweit ſie zugänglich ſind, enthält. Beſtellungen nehmen
ſämtliche Poſtanſtalten und Buchhandlungen entgegen.
Der Poſtbezug für vier aufeinanderfolgende Ausgaben
iſt zurzeit aufgehoben.
Chriſtbeſcherung für Arme, insbeſondere für
arme Kinder, betreffend. Auf die Bekanntmachung des
Armen= und Fürſorgeamts ſei an dieſer Stelle nochmals
aufmerkſam gemacht.

Unbeſtellbare Feldpoſtſendungen.

D Es iſt vielfach angeregt worden, Feldpoſtbriefe
mit Wareninhalt, die von den Truppenteilen nicht
ausgehändigt werden können, weil die Empfänger ab=
kommandiert
, verwundet, vermißt oder tot ſind, nicht an
den Aufgabeort zur Rückgabe an den Abſender zurückzu=
ſenden
, ſondern den Truppenteilen zur belie=
bigen
Verwendung zu überlaſſen. Ohne
ausdrücklichen Wunſch des Abſenders iſt dies nicht mög=
lich
. Wenn der Abſender aber durch einen auf der Sen=
dung
ſei es handſchriftlich oder durch gedruckten Zettel
anzubringenden Vermerk etwa folgenden Inhalts:
Wenn unbeſtellbar, zur Verfügung des
Truppenteils zum Ausdruck bringt, daß er die
Preisgabe wünſcht, ſo werden die Poſtverwaltung und
ie Truppenteile dieſem Wunſche entſprechen. Unbeſtell=
bare
Sendungen, die einen ſolchen Vermerk nicht tragen,
werden nach wie vor an den Abſender zurückgeleitet
verden.

Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler unb künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im Nach=
ſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.

Reſidenz=Theater am Weißen Turm.
An dieſer Stelle ſei nochmals darauf aufmerkſam ge=
macht
, daß heute das gewaltige Filmwerk Das geheim=
nisvolle
X zum letzten Male gezeigt wird. Morgen folgt
dann der große Detektivroman in vier Akten Der Mann
im Keller‟ Es iſt der zweite Film der Stuart=Webbs=
Serie. Wer ſich den erſten Film, Die geheimnisvolle
Villa, angeſehen hat, wird es nicht verſäumen, auch dieſe
Vorſtellung zu beſuchen. (S. Anz.)

Gernsheim, 12. Nov. (Ein Zeichen der Zeit.)
Die hieſige Bürgermeiſterei hatte ein Ausſchreiben zur
Anlieferung von Speiſekartoffeln für den ſtädtiſchen Be=
darf
erlaſſen. Obwohl in der Gernsheimer Gemarkung
Mengen von Kartoffeln gepflanzt werden, und die Stadt=
verwaltung
ſelbſt die amtlich feſtgeſetzten Höchſtpreiſe zah=
len
will, lief nur ein einziges Angebot ein, das nicht
ausreicht. Dabei ſtellte die Bürgermeiſterei feſt, daß tag=
täglich
Kartoffeln nach auswärts verkauft werden. Sie
hat deshalb Zwangsmaßregeln in Ausſicht ſtellen müſſen.
h- Zwingenberg, 12. Nov. (Auszeichnung.)
Dem Wachtmeiſter Jakob Lehrian im Artillerie=Regiment
Nr. 25 in Darmſtadt wurde das Eiſerne Kreuz verliehen.
Wachtmeiſter Lehrian iſt der Sohn des penſionierten
Polizeidieners Lehrian von hier.
-h- Von der Bergſtraße, 12. Nov. (Das immer
noch vollſtändig froſtloſe Wetter) kommt den
Landwirten ſehr zuſtatten. Das Vieh kann fortgeſetzt
mit grünem Futter gefüttert werden, wodurch die Heu=
und Winterrübenvorräte nicht oder nur wenig in An=
ſpruch
genommen zu werden brauchen. Auch die Beſtellung
des Feldes mit Winterfrucht erfolgt möglichſt voll=
ſtändig
.
Heppenheim, 12. Nov. (Der älteſte Mann Heſ=
ſens
), Herr Abraham Sundheimer, der am 14. Mai
dieſes Jahres 100 Jahre alt war, iſt geſtern nach nur
kurzem Krankenlager geſtorben.
m. Langen, 12. Nov. (In der geſtrigen Ge=
meinderatsſitzung
) wurde folgendes beſchloſſen:
Das Protokoll des Wieſenvorſtandes wurde vorgeleſen
und genehmigt. Die vorgeſehenen Arbeiten ſollen als=
bald
als Notſtandsarbeiten ausgeführt werden. Die Her=
ſtellung
und Steinlieferung für die Feldwegabfahrt an
der Kreisſtraße Langen-Mörfelden ſoll alsbald durch
Pflaſterermeiſter Heinrich Keim II. hier ausgeführt wer=
den
. Ueber den Antrag des Gewerkſchaftskartells auf
Einführung der Arbeit sloſen=Unterſtützung
wurde eine Kommiſſion beſtimmt. Der Holzhauerbetrieb
pro 1914/15 wurde genehmigt und ſoll in der ſeitherigen

teile Euch mit, daß ich alles von Euch empfangen habe
Nun will ich Euch ein kleines Stückchen von meinen Er=
lebniſſen
erzählen. Wir wurden am 17. Oktober, 6 Mann
und ein Unteroffizier, morgens um ½8 Uhr, von B.. . .
weggeſchickt nach einem Kloſter. Dieſes liegt auf einer
großen Höhe, etwas rechts, ungefähr 2 Stunden von
B... . .. Der Major ſagte noch zu uns: Ihr könnt ruhig
inauf reiten, dort iſt kein Feind, kommt auch keiner hin.
Nun, wir auf die Worte verlaſſen, ritten immer vor=
wärts
. Endlich, am Kloſterfluß angekommen, hörten wir
ſchießen. Was iſt das? ſagte einer zum andern. Da
ſah ich auf einmal ein Pferd vor unſeren Truppen ſtehen;
ich ſagte es dem Unteroffizier, dieſer ſagte: Reitet nicht
hin, denn die Engländer ſtellen Fallen. Nun, wir folgten
ſeinen Worten und ritten den Kloſterberg hinauf, wo das
Schießen herkam. Als wir auf der Anhöhe angelangt
waren, ſahen wir eine engliſche Patrouille weggaloppieren.
An der Mühle lag ein Offizier und ein Mann von den
Engländern ſchwer verwundet. Dieſe hat ein Jäger von
uns erbeutet. Wir wurden jetzt mit der Jägerpatrouille
zuſammengeſetzt und auf Poſten aufgeſtellt. Ich ſtand
etwa gegen 3 Uhr, da ſah ich zu meinem Erſtaunen, wie
auf der großen Landſtraße, etwa 15 Minuten vom Klo=
ſter
, Tauſende von engliſchen Reitern ankommen. Ich
will im Trab zum Unteroffizier laufen. Als ich etwa
200 Meter gelaufen war, ſprengten 3 engliſche Offiziere
aus einem ſchmalen Weg, wo kein Poſten ſtand, auf mich
zu und ſchoſſen mit ihren Revolvern feſte auf mich. Ich
konnte jetzt nicht mehr entkommen; denn um mich war
alles freies Feld. Kurz entſchloſſen nahm ich meinen
Karabiner, entſicherte ihn und holte gleich den älteſten
vom Pferde, dieſer erlag gleich, dem zweiten machte ich
es gerade ſo und dem dritten ſchoß ich ſein Pferd zuſam=
men
und er kam darunter zu liegen; er feuerte trotzdem
noch auf mich, aber nicht lange, denn ſein Ende iſt auch
bald gemacht. Ich habe gleich die Revolver und Fern=
gläſer
abgenommen, und als ich noch nicht ganz fertig
war, pfiffen die Kugeln um meinen Kopf, gerade als
wenn man ein Bienenneſt aushebt und die Bienen ſchwär=
men
um einen herum. Da waren ja ſchon die Engländer
abgeſeſſen und halb den Berg oben. Ich aber reiß aus
und laufe, was du laufen kannſt Als ich oben an=
gekommen
, kamen ſie ſchon mit Karabiner an meine Kol=

legen. Aber wir paar Mann konnten uns nicht halten
und mußten Reißaus nehmen; aber das eine Pferd von
dem Engländer habe ich doch mit zur Schwadron ge=
bracht
, wo ich meinem Major alles erzählte. Dieſer lobte
mich und reichte mich beim Regiment ein für das Eiſerne
Kreuz. Bis jetzt habe ich es ja noch nicht, aber es wird
nicht mehr lange dauern. Wenn ich ja das Glück hätte,
wieder nach Hauſe zu kommen, könnte ich Euch ſo viele
von mir erlebte Stückchen erzählen.
Ich habe den Brief geſtern geſchrieben und konnte ihn
noch nicht fortbringen; aber ganz gut, denn heute habe
ich das Eiſerne Kreuz erhalten.

CK. Der franzöſiſche Kriegswein 1914. Durch einen
merkwürdigen Zufall iſt das franzöſiſche Weinjahr von
1914 dem von 1870 ſehr ähnlich, als die Deutſchen ebenfalls
die Champagne beſetzten. Wie der Kriegswein von 1870
wird auch der von 1914 ein beſonders guter Tropfen ſein.
Der Frühling war für die Entwicklung der Weinernte
günſtig, aber dann kamen die naſſen und ſonnenloſen
Monate Juni und Juli, und man hatte keine guten Aus=
ſichten
für die Ernte. Mit dem Ausbruch des Krieges
aber brach auch das ungewöhnlich ſchöne Wetter während
des Auguſt und September an, das ſich auch noch in den
erſten Tagen des Oktobers hielt und ſo eine ganz vorzüg=
liche
Ernte möglich machte. So wird das Jahr 1914,
das ſonſt in der Geſchichte Frankreichs ſo trübe Erinne=
rungen
hinterlaſſen muß, als ein gutes Weinjahr in etwa
40005000 Millionen Litern trefflichen Weines fortleben,
ſodaß ca. 100 Liter auf den Kopf der Bevölkerung kom=
men
. Sowohl Qualität wie Quantität ſind ganz hervor=
vorragend
. Die Ernte, deren Wert von Sachkennern auf
eine Milliarde Franken geſchätzt wird, iſt von alten Män=
nern
, von Knaben und in der Hauptſache von Frauen
zu einer Zeit eingebracht worden, da die ganze männliche
Bevölkerung zwiſchen 2045 Jahren unter den Waffen
ſtand. Man hat befürchtet, daß beſonders die Ernte in
der Champagne ſehr leiden würde; aber tatſächlich ſind
nur 10 Prozent der Trauben verloren. Die Qualität des
Champagners 1914 iſt ähnlich der von 1870 und 1904. Als
beſonders gut muß der Weißwein hervorgehoben werden,

deſſen Alkoholgehalt geradezu ideal genannt werden muß.
Sogar die einfachſten Sorten verſprechen eine ſehr gün=
ſtige
Entwickelung und ähnlich verhält es ſich mit allen
anderen Weinarten. Bei dem reichen Ertrag der Ernte
iſt trotz einzelner Verluſte jedenfalls für Frankreich kein
Mangel an Wein zu befürchten.
* Aus dem Feldpoſtbrief eines Darmſtädter Offiziers
an der Aisne: Wir haben gute Verpflegung und Liebes=
gaben
im Ueberfluß. Wundervoll und von tiefſtem Ein=
druck
ſind unſere Feldgottesdienſte im feindlichen Kano=
nendonner
; alles drängt ſich dazu. Das Beten haben wir
im Kriege wieder gelernt.
* Der verpreußte belgiſche Löwe. In Kamburg a. S.
kam dieſer Tage ein belgiſcher Kohlenwagen mit Kohlen
für eine dortige Fabrik an, der als Abzeichen den weißen
belgiſchen Löwen trug. Ein Feldgrauer hatte ſich aber
offenbar die Langeweile der Bahnhofswache damit ver=
trieben
, daß er dem belgiſchen Wappentier ſchwarze
Streifen aufmalte, ſo daß es nun wie ein Zebra ausſah,
und in großen kräftigen Buchſtaben darunter geſchrieben:
Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben?
* Ein Schiller=WWort über die Engländer. Es iſt in
letzter Zeit wiederholt darauf hingewieſen worden, daß
der engliſche Volkscharakter in der Weltliteratur ſich ſchon
vernichtende Dinge hat ſagen laſſen müſſen. Auch Schil=
ler
hat hierzu einen überaus charakteriſtiſchen Beitrag
geliefert. In ſeiner Jungfrau von Orleans wirft er
urch den Mund der Königin Iſabean den Engländern
folgende geharniſchte Anklage ins Geſicht:
Euch treibt die Ehrſucht, der gemeine Neid . .
Armſel’ge Gleißner, wie veracht’ ich euch,
Die ihr euch ſelbſt ſo wie die Welt belügt!
Ihr Engelländer ſtreckt die Räuberhände,
. . . . wo ihr nicht Recht
Noch gült’gen Anſpruch habt auf ſoviel Erde,
Als eines Pferdes Huf bedeckt . . .
. Gleichwohl
Iſt euch das dritte Wort Gerechtigkeit.
Die Heuchelei veracht’ ich .
Wie erſchütternd hat ſich noch nach hundert Johren der
Seherblick unſeres großen Dichterfürſten bewährt!

[ ][  ][ ]

Nummer 313.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. November 1914.

Seite 5.

Weiſe ausgeführt werden. Die Vergebung von Oefen für
die Gasmeiſterwohnung wurde den Schloſſermeiſtern
Hammann und Schneider hier übertragen.
Worms, 12. Nov. (Konzerte in den hieſigen
Laz aretten.) Die Herren Draudt, Witzler, Dachne,
Gebrüder Durlen und Arnold haben es ſich zur Aufgabe
gemacht, durch Konzerte unſeren in den hieſigen La=
zaret
ten untergebrachten Vaterlandsverteidigern die
Stunden zu verkürzen und eine angenehme Abwechſelung
zu bieten. So ſpielten ſie geſtern im Reſervelazarett im
Feſthaus. Als Anerkennung veranſtalteten zum Schluſſe
die Verwundeten auf Anregung der Herren Unteroffiziere
Kuhn und Reeb eine Sammlung, deren Ertrag nach bei=
derſeitigem
Einverſtändnis dem Fonds zur Unterſtützung
von Hinterbliebenen im Kriege Gefalle=
ner
zugeführt werden ſoll. Der Betrag dieſer Samm=
lung
, 5 Mark, wurde ſeinem Zwecke zugeführt.
Oſthofen, 12. Nov. (Schlauer Schwindler.)
Es erſchien bei einem Weinkommiſſionär ein elegant geklei=
deter
Herr, der ſich Wolf aus Mainz nannte, unter dem
Vorgeben, für die Weinhandlung Schmitz=Mainz Wein
kaufen zu wollen. Man beſuchte nun einige ſehr gute
Firmen, zog daſelbſt Proben und war mit der vorläufi=
gen
Verabredung, da der angebliche Käufer für alte und
neue Weine ſehr gute Preiſe in Ausſicht ſtellte, ganz zu=
frieden
. Nach einer bei dem ſehr tätigen Weinkommiſſionär
ſtattgefundenen Mahlzeit wurde der Käufer zum Bahn=
hof
begleitet, wo er davon dampfte. Nach telephoniſchen
Verhandlungen mit der genannten Weinfirma in Mainz
erfuhr man zum größten Aerger, daß man betrogen war.

Reich und Ausland.

Aus der Reichshauptſtadt, 12 Nov. Ein gewal=
tiger
Sturm, der heute früh in der vierten Stunde
einſetzte und nach einſtündigem Toben ſeinen Höhepunkt
erreichte, hat in Berlin und Umgegend mehrfach großen
Schaden angerichtet. Im Tiergarten und im Fried=
richshain
wurden Baumſtämme umgeworfen und beſon=
ders
im Grunewald ſtürzten unter der Gewalt des Stur=
mes
hunderte von ſtarken Kiefern um. Im Innern der
Stadt wurden tauſende von Dachziegeln auf die Straße
geſchleudert, Fenſterſcheiben wurden zertrümmert und
andere Schäden verurſacht. Die Gemahlin des Staats=
ſekretärs
des Innern, Dr. Delbrück, iſt geſtern abend
nach langem ſchwerem Leiden geſtorben.
Hanau, 12. Nov. (Todesfall.) In Weimar, wo
er im Ruheſtande lebte, iſt der lippiſche Miniſter a. D.
und frühere preußiſche Regierungspräſident Karl von
Oertzen geſtorben. Von 1889 bis 1895 war der Verſtor=
bene
Landrat und Polizeidirektor in Hanau, wurde dann
nach Detmold als Miniſter berufen und nach Beendigung
des Thronfolgeſtreites zum Regierungspräſidenten in
Sigmaringen, ſowie ſpäter zum Regierungspräſidenten
in Lüneburg ernannt.
Kronberg i. T., 12. Nov. (Der erſte Schnee.) Auf
dem Feldberg und dem Altkönig iſt heute nacht der erſte
Schnee gefallen. Die weißen Berggipfel ſind weithin
ſichtbar.
Hamburg, 12. Nov. (Dammbruch.) Durch einen
Dammbruch, hervorgerufen durch die heutige Hochflut,
wurde bei Tiefſtak bei Hamburg der Eiſenbahndamm
auf ungefähr 300 Meter unterſpült, ſo daß die Schie=
nen
frei in der Luft hingen. Der Verkehr iſt geſtört und
wird durch Umſteigen aufrecht erhalten. Es iſt ſofort eine
Kolonne von 300 Arbeitern abgegangen, um den Damm
wiederherzuſtellen. Die Fernzüge erlitten eine Verſpätung
von etwa anderthalb Stunden.
Köslin, 12. Nov. (Der falſche Bürgermeiſter.)
Nach einer Verhandlung von mehr als fünf Stunden
wurde der frühere Kreisausſchuß=Aſſiſtent Heinrich Thor=
mann
, der unter dem Namen Dr. jur. Alexander an=
nähernd
ein halbes Jahr in Köslin zweiter Bürgermeiſter
war, wegen ſchwerer Urkundenfälſchung in zwei Fällen
in Tateinheit mit Betrug zu einer Geſamtſttafe von
16 Monaten Gefängnis und zwei Jahren
Ehrverluſt verurteilt. Thormann wies in ſeiner
Stellung als Bürgermeiſter zwei Anweiſungen an die
Stadthauptkaſſe zur Zahlung an den Architekten Johan=
neſen
in Stettin an, obgleich es einen Architekten dieſes
Namens überhaupt nicht gibt. Er hat das Geld an ſich
zahlen laſſen und für ſich behalten.

Handel und Verkehr.

H. K. Die Zuſammenſtellung der Kaiſer=
lichen
Verordnungen über Aus= und Durch=
fuhrverbote
, der hierauf bezüglichen Bekannt=
machungen
des Herrn Reichskanzlers nebſt zwei Ver=
zeichniſſen
der von den Verboten betroffenen Waren iſt
bei der Buchhandlung in Firma P. M. Weber Verlag,
Berlin SW. 68, Hollmannſtraße 9, zu beziehen. Der
Preis jedes Heftes ſoll 40 Pfennig (außer Porto und
gegebenen Falles Nachnahmegebühren) betragen.

Landwirtſchaftliches.

Schlachtviehmarkt Darmſtadt. Schweine=
markt
am 11. Nov. Auftrieb: 70 Schweine. Preiſe pro
50 Kilogramm Schlachtgewicht: 1., 2. und 3. Qualität je
77 Mark. Marktverlauf: flau; Ueberſtand. Schweine=
markt
am 12. Nov. Auftrieb: 121 Schweine. Preiſe pro
50 Kilogramm Schlachtgewicht: 1., 2. und 3. Qualität
je 77 Mark. Marktverlauf: mäßig; Ueberſtand. Käl=
bermarkt
am 12. Nov. Auftrieb: 114 Kälber und
6 Schafe. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht:
1. Qualität 53 Mk., 2. Qualität 52 Mk., 3. Qualität
50 Mark. Marktverlauf: drückend.
H. Frankfurt a. M., 11. Nov. ( Fruchtmarkt=
bericht
.) Am Wochenmarkt war das Angebot in Land=
weizen
mäßig, doch vollzogen ſich darin einige Abſchlüſſe
zu Höchſtpreiſen. Landroggen iſt knapper vorhanden und
ebenfalls zum Höchſtpreis gefragt. Leichte Gerſte war
mehr zu haben und zum feſtgeſetzten Preis erhältlich,
während für ſchwerere Braugerſte die höheren Forderun=
gen
ſchlank bewilligt wurden. Hafer reichlich offeriert
und zum Höchſtpreis erhältlich.
Der Berliner Getreidemarkt war ſehr
ruhig, da Käufer und Abgeber ſich zurückhaltend verhiel=
ten
; die Zufuhren bleiben klein und das Angebot iſt ſpär=
lich
bei teuren Preiſen. Bezüglich der Feſtſetzung eines
Höchſtpreiſes für beſtandene Meinungsverſchiedenheiten,
was zum Kleinhandel gehöre oder nicht, fand keine Eini=
gung
ſtatt, ſo daß der Verkehr darin ſehr gering blieb.
Hier notieren die Preiſe für Lokoware bei 100 Kilo:
Weizen, hieſiger und Wetterauer 27.2527.50, Kur=
heſſiſcher
27.3027.50; Roggen, hieſiger und Bayriſcher
23.2523.50, Hafer, hieſiger und Bayeriſcher 22.10,
Mais: fehlend, Gerſte über 68 Kilo 2424.75, Leichte
Gerſte 22.5023, Futtergerſte 22; Weizenſchalen 14,50
inkl. Saat brutto für netto, Weizenkleie 14,20 inkl. Sack,
Weizenmehl, hieſiges Nr. 0 40.50, durchgemahlen 37;

Roggenmehl, hieſigesg Nr. 01 33,5084; Kartoffeln
6.757.50.

Engliſches Unterhaus.

* London, 12. Nov. Nach formeller Eröffnung
des Parlaments durch den König wurden in beiden Häu=
ſern
Adreſſen auf die Thronrede einge=
bracht
. Bonar Law betonte das vollkommene Ver=
ſchwinden
der Parteipolitik und ſagte, Deutſch=
lands
einzige Siegesausſicht ſei geſchwunden. Die Bun=
desgenoſſen
nähmen eine beſſere Stellung ein als beim
Kriegsausbruch. Asquith ſagte, der Krieg führte die
Solidarität aller Parteien herbei und beiſpielloſe Sym=
pathiekundgebungen
aus allen Teilen des Reiches unter
allen Himmelsſtrichen von Angehörigen aller Nationen.
Die Truppen der Verbündeten hätten das erſte Ziel des
Kaiſers vollſtändig vereitelt. Das britiſche Reich würde
auf eine Probe geſtellt. Die Erfahrung der letzten drei
Monate flöße die zuverſichtliche Hoffnung ein, daß, je
länger die Prüfung dauere, England aus den Kämpfen
für die gerechte Sache um ſo mehr als Sieger hervorgehen
werde. Asquith kündigte an, Lloyd Georges werde dem
Hauſe am 16. November Finanzvorſchläge ein=
ſchließlich
der Frage der Kriegsanleihe vor=
legen
. Der Premierminiſter ſchlug für den 17. November
das Votum für die große Kreditberatung und die Er=
gänzung
für die Verſtärkung des Heeres vor. Bisher
ſeien nur 1 176000 Mann für die reguläre
Armee bewilligt. Die Armee zähle bereits
086000 Mann. (Beifall.) Asquith erkannte die
aktive Mitwirkung der Oppoſition an der ſchweren Auf=
gabe
der Regierung an. Die Debatte wurde vertagt. (In
dieſe Million ſind jedenfalls die Verluſte und die neu
angeworbenen Soldaten, die wegen Mangel an Offizieren
noch gar nicht ausgebildet werden können, miteingerech=
net
. D. Red.),

Eine Meldung des Souverneurs
von Tſingtau an den Kaiſer.

* Berlin, 12. Nov. Durch Vermittelung der japa=
niſchen
Geſandtſchaft in Peking iſt folgende, vom Gou=
verneur
von Tſingtau an S. M. den Kaiſer
erſtattete Meldung hierher gelangt: Tſingtau, 9. No=
vember
. Feſtung nach Erſchöpfung aller Ver=
teidigungsmittel
durch Sturm und Durch=
brechung
in der Mitte gefallen. Feſtung und
Stadt vorher durch ununterbrochenes neuntägiges Bom=
bardement
vom Lande mit ſchwerſtem Geſchütz, bis 28
Zentimeter Steilfeuer, verbunden mit ſtarker Beſchießung
von See, ſchwer erſchüttert. Artilleriſtiſche Feuer=
kraft
zum Schluß völlig gebrochen. Verluſte
nicht genau überſehbar, aber trotz ſchwerſten anhaltenden
Feuers wie durch ein Wunder viel geringer als zu er=
warten
.
Meyer=Waldeck.

Die Vernichtung der Emden‟.

* Rotterdam, 12. Nov. Nach Meldungen aus
Sidney traf der Kreuzer Emden am frühen
Morgen bei den Kokosinſeln ein und landete 43 Mann,
die die Apparate der drahtloſen Station
zerſtörten. Sie wollten gerade an Bord zurückkehren,
als die Sidney erſchien. Die Emden ging in
See und ließ die Landungstruppen zurück. Anfänglich
wurden die Geſchütze der Emden gut bedient, ſpäter
wurde dies infolge der Beſchädigungen des Schiffes
ſchwieriger. Der Kreuzer verlor zwei Schornſteine und
geriet innerhalb einer Stunde am Hinterſteven in Brand.
Die Sidney ſoll nur wenig beſchädigt worden
ſein. Die Landungstruppen der Emden hatten für
zwei Monate Lebensmittel requiriert. Die Ein=
geborenen
wurden von den deutſchen Matroſen gut be=
handelt
.
* Magdeburg, 12. Nov. Die Magdeburger Ztg.
veröffentlicht einen Aufruf zu einer Nationalſtif=
tung
zum Erſatz Emden. Als Grundſtock wur=
den
500 Mark geſtiftet.
* Wien, 12. Nov. Die Blätter äußern aufrich=
tige
Trauer über das Schickſal der helden=
mütigen
Emden deren Untergang den moraliſchen
Triumph, den ſie für das deutſche Volk davontrug, nicht
verloren machen kann. Das Fremdenblatt ſchreibt: Die
Emden gab dem deutſchen Volke das leuchtendſte Vor=
bild
von deutſcher Tüchtigkeit, Entſchloſſenheit und Wage=
mut
und bedeckte die junge deutſche Flotte mit unver=
gänglichem
Ruhme. Oeſterreich=Ungarn ſendet den heroi=
ſchen
Männern, die ihr Beſtes und Aeußerſtes taren, ſeinen
Gruß. Es iſt ſtolz darauf, das Volk, das ſolche Helden
hervorgebracht, ſeinen Bundesgenoſſen nennen zu können
Wir bewundern uneingeſchränkt die Kühnheit des Kom=
mandanten
, Kapitäns v. Müller, und beglückwünſchen ihn
zu dem Unternehmungsgeiſt, der ſich mit Menſchlichkeit
verbindet.

Deutſche Poſtämter in Belgien.

* Brüſſel, 12. Nov. In folgenden Orten beſtehen
deutſche Poſtämter: Brüſſel, Lüttich nebſt Ans,
Chènée, Flémalle, Grivegnée, Herſtal, Hollogne=aux= Pier=
res
, Jemeppe ſ. M., Jupille, Ougrée, Scleſſin, Séraing,
Tilleur, Val=Saint=Lambert, Wandre, Mons nebſt Bouſſu,
La=Bouverie, Guemes, Dour, Elouges, Flénu, Frame=
riß
, St. Ghislain, Hornu, Jemappes, Patu=rages,
Quaregon, Quiévrain, Lens (Hainaut), Brugelette, Ath,
Nimy, Caſteau, Soignies, Le Roſule, Brageuegnies, Hou=
deng
, La Louviers, Verviers nebſt Dolhain, Limbourg,
Diſon, Enſival, Pepinſter und Marche.
Eine direkte Korreſpondenz von Deutſchland
aus iſt nur nach Brüſſel und Verviers zugelaſſen,
und zwar nur für offene Briefſendungen in deutſcher
Sprache.

Geldſendungen an Kriegsgefangene in Rußland.

* Berlin, 12. Nov. (W. T. B. Amtlich.) Wer ſeinen
in Rußland kriegsgefangenen Angehöri=
gen
Geld ſchicken will, kann dazu die Vermittelung
des deutſchen Hilfsvereins in Stockholm
gegenüber dem Zentralbahnhof, oder auch die des ameri=
kaniſchen
Konſulats in Petrograd in Anſpruch
nehmen. An eine dieſer Adreſſen iſt Geld mit der Bitte
um Weiterbeförderung an die möglichſt genau zu be=
zeichnende
Adreſſe des Kriegsgefangenen zu überſenden.
Es empfiehlt ſich, gleichzeitig dem Gefangenen durch Poſt=

karten mehr als einmal von der für ihn abgegangenen
Geldſendung Mitteilung zu machen.

Ein Geſtändnis.

* Amſterdam, 12. Nov. Der Amſterdamer Tele=
graaf
bringt folgendes Geſtändnis: Die Bewoh=
ner
von Beerſt nördlich von Dixmuiden hal n trübe
Stunden erlebt. Schon am Freitag ſtapelten bel=
giſche
Soldaten in der großen geräumten Kirche Stroh
auf, das ſie mit Petroleum übergoſſen. Am
Sonntag mußten ſie das ehrwürdige geliebte Gotteshaus
anſtecken. Sie fühlten ſelbſt das Barbariſche ihrer Tat,
denn ſie erzählten der Bevölkerung, die Deutſchen würden
auf dem Turm einen Beobachtungspoſten aufſtellen und
dort Maſchinengewehre aufrichten, um die Bevölkerung
von Dixmuiden damit zu beſchießen.

Wie die Engländer in Antwerpen plünderten.

* Berlin, 12. Nov. Die Nordd. Allg. Ztg. ſchreibt:
Die deutſche Verwaltung in Belgien machte
eine Geſamtfeſtſtellung des Schadens, den die Englän=
der
durch Vernichtung der Vorräte von Proviant uſw.
vor der Uebergabe Antwerpens verurſacht
haben. Nach den bisherigen Ergebniſſen beträgt der
Schaden, den allein die neutralen Handelsfirmen erlitten,
300 Millionen Francs, die Verluſte der deutſchen
Firmen ſollen weit geringer ſein. Die Engländer zer=
ſtörten
alles, was ſie im Hafen und den Lagerhäuſern
vorfanden, ohne ſich darum zu kümmern, wem die Waren
gehörten.

Die Kriegsſchäden in Oſtpreußen.

* Königsberg, 12. Nov. Eine Ueberſicht über
die durch den Krieg zerſtörten Gebäude
weiſt im Regierungsbezirk Königsberg nach Mitteilung
von zuverläſſiger Seite zahlreiche ſchwere Schä=
den
auf; im ganzen oder teilweiſe zerſtört ſind 2142 Ge=
bäude
. Am ſchwerſten betroffen iſt der Kreis Gerdauen
mit 657 Gebäudeverwüſtungen. Stark gelitten haben auch
die Kreiſe Wehlau, Friedland, Preußiſch=Eylau und
Raſtenburg.

Vom öſtlichen Kriegsſchauplatz.

* Wien, 12. Nov. Amtlich wird verlantbart: 12.
November. Außer dem ſiegreichen Reitergefecht bei Kos=
minek
gegen ein ruſſiſches Kavalleriekorps fand heute
auf dem nordöſtlichen Kriegsſchauplatz kein größeres Ge=
ſecht
ſtatt. Feindliche Aufklärungsabteilungen, die unſere
Bewegungen erkunden wollten, wurden abgewieſen.
Bei der Durchführung der jetzigen Operationen erwies ſich
neuerdings die bewährte Tapferkeit und Schlagkraft
unſerer Truppen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs
v. Höfer, Generalmajor.
* Wien, 12. Nov. Die Blätter ſtellen übereinſtim=
mend
feſt, daß unſere Truppenverſchiebungen
in Galizien vollkommen kampflos, ohne Druck des
Gegners, lediglich aus ſtrategiſchen Rückſichten
erfolgt ſind. Sie bedeuten die wohlüberlegte Einleitung
eines neuen Operationsabſchnittes. Unſere Truppen, ſo
betont das Fremdenblatt, ſind in vorzüglicher Ver=
faſſung
. Die Kämpfe der letzten Wochen, in denen ſie
dem Anſturm der feindlichen Uebermacht nicht nur erfolg=
reichen
Widerſtand boten, ſondern vielmehr den Gegner
überall zurückwarfen, gaben ihnen einerſeits das mora=
liſche
Uebergewicht, andererſeits haben ſie dem Gegner
bedeutenden Abbruch getan. Was die Einſchließung
Przemysls anbelangt, ſind die Blätter der feſten
Ueberzeugung, daß dieſes Bollwerk Mittelgaliziens dank
ſeiner Anlage und dank ſeiner tapferen Beſatzung ſeine
Aufgabe in der gleichen Weiſe erfüllen wird, wie bei der
erſten Einſchließung.

Vom ſüdlichen Kriegsſchauplatz.

* Wien, 12. Nov. Vom ſüdlichen Kriegs=
ſchauplatz
wird amtlich gemeldet: 12. November.
Unter fortwährenden Gefechten mit den feindlichen, in
vorbereitenden Stellungen eingemieteten Nachhuten wurde
geſtern die Verfolgung auf der ganzen Front
fortgeſetzt. Im allgemeinen wurden die Höhen öſt=
lich
Oſetſchina-Nakutſchani-Novoſelo an der Save erreicht.
Der Gegner iſt in vollem Rückzuge gegen Kotſchel=
jevy
-Valjevo, wo nach Meldungen unſerer Flieger viele
Tauſende von Trainfuhrwerken alle Kommunikationen
verlegen. Außer der geſtern gemeldeten Kriegsbeute
wurden neuerdings vier Geſchütze, 14 Munitions=
wagen
, eine Munitionskolonne, mehrere Munitions= und
Verpflegungsdepots, Trains, Zelte und ſonſtiges Kriegs=
material
erbeutet, ſowie zahlreiche Ge fangene
gemacht, deren Anzahl noch nicht bekannt iſt.
* Wien, 12. Nov. Die Serben verwüſteten und
plünderten, bevor ſie Losnica vor den öſterreichiſch=
ungariſchen
Truppen räumten, den Ort vollſtändig.
* Wien, 12. Nov. Nach Meldungen vom ſüdlichen
Kriegsſchauplatz plündern und brennen die ſer=
biſchen
Truppen auf ihrem Rückzuge ihre eige=
nen
Ortſchaften. Die Ortſchaft Krupanj war bei
dem Einzug unſerer Truppen vollkommen entvölkert.
Viele Geſchäfte und auch ganze Häuſer waren von den
ſerbiſchen Soldaten erbrochen, geplündert und verbrannt.
Die Lokale wurden unſererſeits geöffnet und die Vor=
räte
feſtgeſtellt. Die Entnahme von Sanitätsmaterial
wurde genau feſtgeſtellt. Ljosnica fanden unſere Trup=
pen
bei ihrem Einmarſch ebenfalls von den ſerbiſchen
Truppen verwüſtet und geplündert, ſo daß zur Unter=
bringung
der Soldaten Gebäude inſtand geſetzt werden
mußten.

Die öſterreichiſche Kriegsanleihe.

* Wien, 12. Nov. Die Blätter veröffentlichen den
Proſpekt der öſterreichiſchen Kriegsanleihe.
Dabei wird der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß, wie
in Deutſchland, ſo auch in Oeſterreich=Ungarn die Anleihe
einen glänzenden Erfolg erzielen und daß die Beteiligung
der Bevölkerung den entſchiedenen Willen der Monarchie
zum Ausdruck bringen werde, unter allen Umſtänden den
ihr aufgezwungenen Krieg bis zur Erlangung eines
dauernden, gegen jede Störung geſicherten Friedens auch
finanziell durchzuhalten. Das verheißungsvolle Vor=
zeichen
erblicken die Blätter in der Tatſache, daß der
Kaiſer als erſter große Beträge der öſterreichiſchen, ſo=
wie
der ungariſchen Kriegsanleihe gezeichnet hat. Die
Kriegsanleihe wird in Schatzſcheinen mit fünfjähriger
Laufzeit zum Zeichnungspreis von 97½ Prozent aus=
gegeben
. Die Schatzſcheine lauten auf den Inhaber und
werden in Abſchnitten von 100. 200, 1000, 2000, 10 000 und

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. November 1914.

Nummer 313.

den Vielfachen von 10000 ausgefertigt. Die Verzinſung
beträgt 5½ Prozent, ſtellt ſich jedoch infolge vielfacher
Vergünſtigungen auf über 6 Prozent. Als Rückzahlungs=
termin
iſt der 1. April 1920 beſtimmt. In Verbindung
mit den bei den Poſtſparkaſſen errichteten Rentenſpar=
kaſſen
bietet die Kriegsanleihe auch den kleinen Sparern
eine äußerſt günſtige Anlagegelegenheit. Sie können näm=
lich
aus ihren bei den Poſtſparkaſſen hinterlegten Erſpar=
niſſen
Staatsſchuldverſchreibungen ſchon in Anteilen
von 25, 50 und 75 Kronen Nennwert erwerben, wobei ſie
gleichzeitig vom Tage des Ankaufes an in den Genuß der
Stückzinſen treten und ſomit gegenüber der 3prozentigen
Verzinſung der Poſtſparkaſſeneinlagen einen faſt doppelt
ſo hohen Zinsertrag haben.
* Peſt, 12. Nov. Durch den Privat=Familienfonds
des Königs ſind bei der Ungariſchen Kommerzialbank
5 Millionen Kronen auf die ungariſche Kriegs=
anleihe
gezeichnet.

Die Kriegserklärung der Türkei
an den Dreiverband.

* Berlin, 12. Nov. Der Lokalanz. meldet aus
Konſtantinopel: Der Sultan hat heute ein
Jrade mit der offiziellen Kriegserklärung
an Rußland, Frankreich und England erlaſſen.

Die türkiſchen Operationen im Mittelmeer.

* Konſtantinopel, 12. Nov. Terdſchuman=i=
Hakkikat erfährt: Ein türkiſches Motorboot be=
ſchädigte
bei Abadan in der Nähe der Mündung des
Schatt el Arab ein engliſches Kanonen boot, wo=
bei
vier Mann verwundet wurden. Ein anderes türkiſches
Motorboot, welches am Hauſe des Scheiks von Kuwit
Marbarckel Sabch als Beobachtungsboot ſtand, hatte mit
einem engliſchen Kanonen boot einen Kampf,
wobei das engliſche Kanonenboot beſchädigt wurde und
ſpäter ſank.

Bulgarien und die Türkei.

* Peſt, 12. Nov. Der Peſter Lloyd beſpricht das
Verhältnis zwiſchen der Türkei und Bulgarien
und hebt hervor, daß ſich Rußland mit verdoppeltem Eifer
aller abgebrauchten Schlagworte bediene, um gegen die
Türkei zu ſchüren, doch ſei ſeine Agitation völlig
erfolglos. Die Türkei und Bulgarien ſeien durch an
beiden Staaten begangenes Unrecht, ſowie durch ihre
Lebensintereſſen miteinander verbunden. Die türkiſchen
Parteiführer Zumre=Zade und Mehmed Paſcha gehören
zu den treueſten Anhängern Radoslawows und ſeiner
Politik. Die bulgariſche Regierung hat es verſtanden,
mit den Muſelmanen gut auszukommen. In Thrazien
ſind den Türken die gleichen Rechte zugeſtanden wie den
Bulgaren. Man lernte in Bulgarien an der Pomaken=
frage
begreifen, daß die Entnationaliſierung der Türken
ganz unmöglich ſei. Nicht nur nationale Momente ver=
langten
gebieteriſch eine türkenfreundliche Politik von
Bulgarien, ſondern auch rein ökonomiſche. Der Verkehrs=
weg
nach Neubulgarien führe über türkiſches Gebiet, ſo
lange die Bahnlinie Chaskovo-Porto-Lagos nicht gebaut
ſei. Andererſeits verſtehe man in Bulgarien das türkiſche
Streben nach Dedeagatſch, weil man wiſſe, daß ohne dieſe
Hafenſtadt die Entwickelung Adrianopels immer mehr
zurückgehen müſſe. Die militäriſche und ökonomiſche In=
tereſſengemeinſchaft
der beiden Staaten ſei ein ſo ſtarkes
Band, daß es von verhältnismäßig geringer Bedeutung
ſei, ob ein formeller Vertrag zwiſchen ihnen beſtehe oder
nicht.
* Sofia, 12. Nov. Die Meldung aus Athen, daß
die Bulgaren bei Porto Lagos an der Küſte des
Aegäiſchen Meeres Minen gelegt hätten, iſt voll=
ſtändig
falſch.

Griechenland und die Türkei.

* Konſtantinopel, 12. Nov. Die hieſige grie=
chiſche
Geſandtſchaft dementiert telegraphiſch
das von engliſcher Seite verbreitete Gerücht, daß der grie=
chiſche
Geſandte gleichfalls mit ſeinem Perſonal demnächſt
Konſtantinopel verlaſſen werde.

Aufruf der muſelmaniſchen Welr.

* Konſtantinopel, 12. Nov. Dem Fetwa des
Ulemas vin nadſchaf wird eine große Bedeutung
zugeſchrieben, denn nach dieſem Fetwa müſſen alle
Schiiten, alſo die Perſer und alle Muſelma=
nen
Aſiens am Kriege teilnehmen. Hier wird
gegenwärtig eine Verſammlung vorbereitet, an der Perſer
und Araber teilnehmen und ihre Sympathien für Oeſter=
reich
=Ungarn und Deutſchland kundgeben werden.

Die Bedrängnis der Ruſſen im Kaukaſus.

* Wien, 12. Nov. Die Korr.=Rundſchau meldet aus
Konſtantinopel: Die Kriegsberichte und Proklama=
tionen
der ottomaniſchen Regierung werden ungeachtet
aller Vorſichtsmaßregeln der kaukaſiſchen Behörden maſſen=
weiſe
im Kaukaſus verbreitet. Es gelang ſogar, ſie
an den Anſchlagſäulen in Tiflis anzubringen. Das Mili=
tärkommando
im Kaukaſus verlangte aus Petersburg tere=
graphiſch
Verſtärkungen, weil die türkiſchen Trup=
penbeſtände
an der kaukaſiſchen Grenze
weit größer ſeien als angenommen wurde.
Ueberdies ſei die Bevölkerung unzuverläſſig. Der Kriegs=
miniſter
Suchomlinow wird in Begleitung höherer Stabs=
offiziere
in Tiflis erwartet.

Völkerrechtswidriges Vorgehen der Ruſſen
in Perſien.

* Konſtantinopel, 12. Nov. Die deutſche
Kolonie in Täbris, die ſich auf dem Wege nach Te=
heran
befand, iſt von ruſſiſchen Streitkräften
angegriffen und mit Frauen und Kindern aufge=
hoben
worden, um nach Rußland in die Gefan=
genſchaft
verſchleppt zu werden. Verſuche von deut=
ſcher
Seite, die perſiſche Regierung zur Befreiung der
Gefangenen zu veranlaſſen, iſt durch die Furcht der
Perſer vor den Ruſſen vereitelt worden. Die
Hilfe, die von dem Emir von Sendjan erbeten wurde,
traf zu ſpät ein. Bei der perſiſchen Regierung und dem
amerikaniſchen Geſandten iſt ein energiſcher Pro=
teſt
gegen dieſen durch die Verſchleppung von Frauen
und Kindern begangenen erneuten Bruch des Völkerrechts
eingelegt. Der deutſche Konſul wurde mit dem
Archiv durch das rechtzeitige Eingreifen der amerika=
niſchen
Geſandtſchaft vor den Ruſſen gerettet.

Der Aufſtand in Süd frika.

* Kapſtadt, 12. Nov. (Reuter=Bureau.) Leichte
Kavallerie aus Natal hatte an der nordweſtlichen Grenze
der Kapkolonie bei Maraiſolei ein Scharmützel mit
einer kleinen Abteilung Aufſtändiſcher unter Stadtler, die
ſich vor ihr in der Richtung nach Schmitsdrift zurückzog.

* London, 12. Nov. Reuter=Bureau meldet aus
Pretoria unterm 10. Nov.! Amtlich wird bekannt ge=
geben
: Am 8. November kam es zu einem heftigen
Gefecht außerhalb von Kroonſtadt, wo die Buren ſich
ſeit zwei Tagen in ſtarker Anzahl verſammelt hatten,
offenbar, um die Stadt anzugreifen. Oberſt Botha griff
die Buren zwölf engliſche Meilen von der Stadt entfernt
mit 200 Mann an. Die Buren, 400 Mann ſtark, durch=
brachen
Bothas Stellung, zogen ſich jedoch vor angekom=
menen
Verſtärkungen zurück. Sie verloren einen Toten,
ſieben Verwundete und ſieben Gefangene. Botha hatte
nur zwei Verwundete. (Das heftige Gefecht war alſo
nicht ſo heftig, oder es wurde nur mit Platzpatronen
geſchoſſen. D. Red.) Weiter wurde am 10. November
amtlich mitgeteilt, daß Botha 30 engliſche Meilen ſüd=
weſtlich
von Kroonſtadt abermals Fühlung mit den Buren
bekam und 10 Gefangene machte, darunter Hendrik Ser=
fontein
, Mitglied der geſetzgebenden Verſammlung der
Oranjeflußkolonie.
* Berlin, 11. Nov. Ueber die Beſchäftigung
Großberlins iſt, wie einer Mitteilung des Statiſti=
ſchen
Amtes zu entnehmen iſt, zu berichten, daß dieſe in
der letzten Oktoberwoche eine Zunahme von 0,32 Prozent
erfahren hat. Beſonders bemerkt wird die lebhafte Ent=
wickelung
des weiblichen Beſchäftigungskreiſes bei den 28
Allgemeinen Ortskrankenkaſſen.
* Berlin, 12. Nov. Im Reichsanzeiger erläßt der
Unterrichtsminiſter eine Bekanntmachung, in der er die
ihm unterſtellten höheren Lehranſtalten auffor=
dert
, in den einzelnen Unterrichtsſtunden durch ſtete Be=
zugnahme
auf die Großtaten unſeres Volkes
und auf die gewaltigen Leiſtungen unſeres tapferen Hee=
res
in die Seele der Jugend den Samen vaterländiſcher
Begeiſterung einzupflanzen.
* Berlin, 12. Nov. Nach einer weiteren hier ein=
gegangenen
Meldung der engliſchen Admiralität ſind
77 Mann von der Beſatzung des untergegangenen Tor=
pedo
=Kanonenbootes Niger gerettet worden.

Vermiſchtes.

Deutſches Erzeugnis. Was früher unmög=
lich
erſchien, hat die gegenwärtige große Zeit gebracht:
Die Erlöſung von dem Banne, den alles Ausländiſche von
jeher auf den Deutſchen ausübt. Die Läuterung, die das
deutſche Volk unter dem überwältigenden Eindruck der
ungeahnten Machtentfaltung Deutſchlands und der uner=
wartet
ſchnellen Erfolge des Volkes in Waffen durch=
macht
, ſchafft auch die volle Erkenntnis von dem Wert
deutſcher Arbeit. Was nützten die Aufklärungen und
Mahnungen der Wiſſenden, was nützte aller Spott des
Auslandes! Kleiderſtoffe waren nur gut, wenn ſie eine
engliſche Marke trugen. Gewebt waren ſie in Kottbus
oder Spremberg. Engliſcher Stahl kam aus dem Rhein=
land
. Es gibt wohl kaum einen Induſtriezweig, der
nicht erſt ſeine Erzeugniſſe vom Ausland abſtempeln
laſſen mußte, damit ſie vor dem deutſchen Verbraucher
zu weſentlich verteuerten Preiſen Gnade ſanden. Deutſche
Erzeugniſſe, die unter deutſchem Namen in den Handel
zu kommen wagten, konnten ſich die Gunſt, beſonders der
wohlhabenden Kreiſe, nur ſehr ſchwer erringen. Mochten
ſie noch ſo gut, die Aufmachung noch ſo geſchmackvoll
ſein, ſie waren zu billig, es fehlte der franzöſiſche oder
engliſche Aufdruck; Grund genug, ſie für minderwertig
zu halten und nicht zu kaufen. Beſonders galt dies für
alle Erzeugniſſe der Parfümerie= und Seifen= Fabrika=
tion
, ſowie für alle kosmetiſchen Zubereitungen zur Haut=
und Körperpflege. Wollten die deutſchen Herſteller ihre
Waren einführen, ſo mußten ſie für ihre Erzeugniſſe min=
deſtens
eine franzöſiſch klingende Bezeichnung wählen.
Je teurer die Ware, je weniger Deutſch durfte damit in
Verbindung gebracht werden. Nur wenige Herſteller
wagten ſich dieſer Strömung zu widerſetzen.
Jetzt endlich läßt ſich eine Aenderung dieſer
Verhältniſſe erhoffen. Auch die wohlhabenden
Kreiſe werden einſehen, daß deutſche Erzeugniſſe
den fremdländiſchen nicht nachſtehen, ja ſie
vielfach ſogar übertreffen. Es iſt ſchon lange her, daß die
deutſchen Erzeugniſſe wirklich den fremdländiſchen nach=
ſtanden
. Die weltbeherrſchende deutſche chemiſche Induſtrie
hat hierin ſchnell und gründlich Wandel geſchafft. Ihr
Wachstum war kein Zufall, ſondern das Ergebnis plan=
voller
Arbeit auf guter wiſſenſchaftlicher Grundlage. Was
die Wiſſenſchaft im Laboratorium ſchuf, geſtaltete die Fa=
brik
für die allgemeinen Bedürfniſſe aus. Dieſe Gründ=
lichkeit
und Ehrlichkeit in der Arbeit iſt im einzelnen
ſchwer nachzuprüfen, ihr aber verdankt das fertige Er=
zeugnis
ſeine Güte und Brauchbarkeit. Die Entwicke=
lung
des Kunſtgewerbes geſtattete auch, in der Auf=
machung
verwöhnteren Anſprüchen Rechnung zu tragen.
In nichts ſteht alſo die deutſche Parfümerie= und kos=
metiſche
Induſtrie heute zurück. Auf dem Weltmarkt
hat ſie ſich ihren Platz ſchon erobert. Hoffentlich gelingt
es ihr jetzt auch in Deutſchland. Daß ihre Erzeugniſſe
billiger und beſſer ſind als ausländiſche, wird man ihr
jetzt hoffentlich nicht mehr übelnehmen.

Darmſtadt, 13. November.
W-l. Herr Generalmuſikdirektor Felix v. Weingartner
eröffnete geſtern mit der Leitung von Beethovens Fi=
delio
ſeine Dirigententätigkeit am hieſigen Hoftheater.
Mag es auch ſein, daß das Publikum in jetziger Zeit
unſeren deutſchen Klaſſikern wieder mehr Intereſſe zu=
wendet
, ſo wollte es doch wohl durch ſein zahlreiches Er=
ſcheinen
in erſter Linie den neuen Dirigenten ehren. Ob=
wohl
die Aufführung mit derſelben Beſetzung vor ſich
ging, wie die erſte, flößte ihr doch die geniale Leitung
Weingartners einen neuen künſtleriſchen Geiſt und neues
Leben ein und erweckte neue Begeiſterung bei den Zu=
hörern
. Der Dirigent wurde nach Schluß der Vorſtellung
mehrere Male vom Publikum hervorgerufen. Wir wer=
den
anläßlich der Triſtan=Aufführung am Sonntag noch=
mals
Gelegenheit nehmen, auf die Aufführung zurückzu=
kommen
.

Briefkaſten.

Da uns täglich immer noch mehrere Gedichte zu=
gehen
, bemerken wir wiederholt, daß wir den Abdruck
von Gedichten beſtens dankend ablehnen müſſen. D. Red.

G., hier. Dolmetſcher für die franzöſiſche Sprache
werden unſeres Wiſſens nicht gebraucht. Sie finden viel=
leicht
Verwendung, wenn Ihre Einziehung erfolgt.

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Familiennachrichten.

Nachruf.

Den Heldentod für das Vaterland erlitten
unſere treuen Mitglieder:
Rechtsanwalt
Dr. Alexander Bopp
Rittmeiſter der Reſerve,
Peter Fiedler
Gefreiter im Leibgarde=Inf.=Regt. 115,
Karl Michel
Sergeant im Leibgarde=Inf.=Regt. 115.
Wir verlieren in den Gefallenen drei unſerer
eifrigſten Mitglieder, die ſtets ihre ganze Kraft
zum Wohle des Vereins einſetzten und uns.
allen lieb geworden waren.
(21196
Wir werden ihnen eintreues Andenken bewahren.
Der Jußballklub Blympia‟
Darmſtadt 1898.

Todes=Anzeige.
Allen Verwandten und Bekannten die
traurige Mitteilung, daß mein lieber Sohn

Johann

in Nordfrankreich (Etalon) an einer ſchweren
Verwundung fürs Vaterland geſtorben iſt.
*9278) Die tieftrauernde Mutter:
E. Roßler Wwe. und Kinder.
Darmſtadt, den 12. November 1914.

Todes=
Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Heute morgen entſchlief wohlverſehen und
Gott ergeben meine innigſtgeliebte, treuſorgende
Gattin, unſere gute Mutter, Schwiegermutter,
Großmutter, Schwägerin und Tante (21207
Frau Liſette Luſt
geb. Humla
was wir hiermit ſchmerzerfüllt anzeigen.
Darmſtadt, Gebweiler, 12. November 1914.
In tiefer Trauer:
Ludwig Luft, Monteur,
Familie David Schneider,
Familie Philipp Luft.
Die Beerdigung findet Samstag, nachmittag
2½ Uhr, vom Sterbehauſe Lichtenbergſtraße 83
aus, auf dem Waldfriedhof ſtatt.

[ ][  ][ ]

Nummer 313.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. November 1914.

Seite 7.

Am 11. November erlitt den Heldentod fürs Vaterland mein geliebter Mann,
mein einziger unvergeßlicher Sohn, unſer guter Bruder, Schwiegerſohn und Schwager

Carl Flinſch

Oberleutnant im 15. Dragoner=Regiment, Ritter des Eiſernen Kreuzes.
Er erlag in Aachen ſeiner ſchweren Verwundung, die er in Nordfrankreich am
23. Oktober erhalten hatte.
In tiefſter Trauer zeigen dies Freunden und Bekannten an:
Erna Alexandra Flinſch, geb. Flinſch,
Auguſte Flinſch, geb. Heyer,
Guſtel Flinſch,
Ferdinand Flinſch und Frau,
Ferdinand Flinſch.
Hagenau i. Elſ., Darmſtadt, Berlin.
(21208
Die Beiſetzung findet in aller Stille ſtatt.

Turngeſellſchaft
Darmſtadt.
Todes=Anzeige.

Den Heldentod fürs Vaterland erlitt unſer
treues Mitglied
(21202
Wilhelm Ruths.
Wir werden ihm allezeit ein treues An=
denken
bewahren.
Der Vorſtand.

Nachruf.
Den Heldentod für das Vaterland erlitt
am 28. Auguſt bei Mouzon in Frankreich unſer
langjähriger Mitarbeiter
Karl Rühl
Unteroffizier im Reſ.=Inf.-Regt. Nr. 116,
4. Komp.
Sein Andenken ſoll uns unvergeßlich ſein!
Georg Koch, Georg Frederikſen,
Tapeziermeiſter.

Darmſtadt, Riedeſelſtraße 48.

(*9271

Todes=Anzeige.
Unſer lieber Freund und Sportskollege,
Mitglied des Vereins Brieftauben=Klub Roßdorf
Heinrich Hettinger
Reſ.-Inf.-Regt. Nr. 116, 1. Bat., 4. Komp.
erlitt am 28. Auguſt bei Mouzon den Helden=
tod
fürs Vaterland. Mit ihm verlieren wir
unſeren beſten Freund und ein ſtrebſames
eifriges Mitglied des Vereins. Wir werden
ihm ein dauerndes, ehrendes Andenken bewahren.
Beinetreuen Freunde u. Sportkollegen.

Roßdorf, 12. November 1914.

(*9270

Gottesdienſt der israelitiſchen Religionsgemeinde
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, den 13. Nov. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr
30 Min.
Samstag, den 14. Nov. Morgengottesdienſt 8 Uhr
45 Min. Sabbatausgang 5 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen Religions=
geſellſchaft
.
Samstag, den 14. Nov. Vorabend 4 Uhr 15 Min.
Morgens 8 Uhr. Nachmittags 4 Uhr. Sabbataus=
gang
5 Uhr 30 Min.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 15. Nov., an:
Morgens 6 Uhr 30 Min. Nachmittags 4 Uhr.
N. B. Montag, den 16. November: I. Scheni.
Donnerstag, den 19. Nov.: Rausch Chaudesch Kislew.

Wetterbericht.

Wetterausſichten für Freitag: Unbeſtändig, öfters
Regenfälle, keine weſentliche Temperaturänderung; zeit=
weiſe
heftige weſtliche Winde.

Tagesinlewer.

Freitag, 13. November.
Großh. Hoftheater, Anfang 7½ Uhr, Ende nach
9½ Uhr (Sondervorſtellung für die Garniſon): Die
Anna=Liſe‟.
Generalverſammlung des Vereins für natur=
gemäße
Lebens= und Heilweiſe um 8½ Uhr in der
Turnhalle am Woogsplatz.

Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei=
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigen=
teil
, Anzeigenbeilagen und Miteilungen aus dem Ge=
ſchäftsleben
: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige.
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche wer=
den
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.

Beſtellungen auf unſere
Wochen=Chronik
monatlich 20 Pfennig
(einzelne nummer 5 Pfg.) nehmen unſere Geſchäftsſtelle, unſere Trägerinnen, ſowie unſere Agenturen
und ſämtliche Poſtanſtalten entgegen, die letzteren unter der Bezeichnung Darmſtädter Tagblatt Ausgabe B.
Die neueſte Nummer enthätt wiederum eine Reihe hochintereſſanter,
aktueller Bilder vom weſtlichen und öſtlichen Kriegsſchauplatz:

Die Rückkehr belgiſcher Flüchtlinge.
Speiſung der Bevölkerung inBrügge
durch die deutſchen,,Barbaren‟
Die Zeppelinkurcht in London.

wiederherſtellung der Telegraphen=
leitungen
zwiſchen Antwerpen
und Brüffel.
Bilder aus Warſchau u. vieles andere.

217

Ein
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M 1. Pfunde Patet 15 Pfonni: überal zu haben. (2s

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. November 1914.

Nummer 313.

Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.

Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In polizei=
licher
Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56 be=
finden
ſich: 1 Foxterrier, 1 Dachshund (zugelaufen). Die Hunde
können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dort=
(21183
ſelbſt jeden Werktag, vormittags 10 Uhr, ſtatt.

Betr. . Hochſtpreiſe fur Kartoffeln.
Bekanntmachung.

Es wird vielfach die Meinung verbreitet, daß ein in Heſſen
anſäſſiger Produzent Kartoffeln an einen außerhalb Heſſens woh=
nenden
Käufer (Verbraucher oder Händler) zu einem die feſtgeſetzten
Höchſtpreiſe überſteigenden Preiſe verkaufen darf, ohne ſich dadurch
ſtrafbar zu machen. Dieſe Meinung iſt irrtümlich. Verfehlungen
werden zur Strafanzeige gebracht.
Darmſtadt, den 11. November 1914.
(2118a
Großherzogliches Polizeiamt.
Gennes.

Liebesgaben
für die Darmſtädter Truppenteile im Feld.

Die Stadt Darmſtadt will den hieſigen, jetzt im Felde ſtehen=
den
Truppenteilen in aller Kürze einen größeren Liebesgabentrans=
port
als Weihnachtsgabe überſenden. Wer hierzu eine Beiſteuer
leiſten möchte, iſt herzlich gebeten, ſie im Stadthaus, Zimmer Nr. 39,
abzugeben. Gaben werden auf Wunſch auch abgeholt. Beſondere
Bekanntmachungen werden noch in dieſer Beziehung ergehen. Er=
wünſcht
ſind Zigarren, Zigaretten, Tabak, elektriſche Taſchenlampen,
Trockenzünder, Briefpapier, Spielkarten, warme Kleidungsſtücke, vor=
nehmlich
wollene Unterſachen, Lebensmittel für die Feldküche, z. B.
Tee, Zucker, Gewürz, beſonders auch hart getrocknete Fleiſch= und
Wurſtdauerwaren und dergl.
(21186a
Darmſtadt, den 12. November 1914.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.

Wiſche= und Kleidungsſtücke für Bedürſtige.

Für den kommenden Winter wird für alle, die auf Unterſtützung
angewieſen ſind, um die Abgabe warmhaltender Wäſche und Kleider,
auch Schuhe, dringend gebeten. In der großen Mehrzahl aller Haus=
haltungen
dürften ſich Wäſche= und Kleidungsſtücke, auch Schuhe,
befinden, die nicht mehr getragen werden, die aber bei entſprechender
Herrichtung Bedürftigen noch gute Dienſte leiſten können. Neben
der Damenvereinigung, die in den unteren Räumen des Schul=
hauſes
Hermannsſtraße 9 eine Stelle für die Sammlung und
Ordnung von Wäſche= und Kleidungsſtücken eingerichtet hat, iſt auch
das ſtädtiſche Armen= und Fürſorgeamt, Waldſtraße 6, ( Fern=
ſprecher
2419 und 2516), bereit, die Gaben in Empfang zu nehmen
und ordnungsmäßig zu verteilen.
Wer die Sachen vorher ausbeſſern laſſen möchte, wende ſich
an die Geſchäftsſtelle des Heimarbeiterinnen=Vereins, Wald=
ſtraße
19, II. Es wird ſo Arbeitsgelegenheit für Frauen und
Mädchen geſchaffen, die auf Verdienſt angewieſen ſind.
Jede Zuwendung wird mit herzlichſtem Dank angenommen.
Darmſtadt, den 12. November 1914.
(20383a
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Glaſſing.

Autz= und Breunholz=Verſteigerung.

Dienstag, den 17. November d. Js., vorm. 9½ Uhr
werden im Rathaus zu Eberſtadt aus den Waldungen der Gemeinde
Eberſtadt, Diſtrikte Schleifberg, Kirchtanne und Klingsackertanne,
nachverzeichnete Holzſortimente öffentlich, meiſtbietend verſteigert.
Es gelangen zum Ausgebot:
a) Nutzholz:
3 rm Eichen=Zaunpfoſten, 2,20 m lang.
b) Brennholz:

3 rm Buchen=Scheitholz
Knüppelholz
3
2 Eichen=Scheitholz
Knüppelholz
12
6 Knüppelreiſig

121 rm Kiefern=Scheitholz
Knüppelholz
246
1070 Stück Wellen
Stockholz.
55 rm

Steigliebhaber wollen das Holz vorher einſehen. Die blau
unterſtrichenen Wellennummern kommen nicht zur Verſteigerung.
Nähere Auskunft erteilt Forſtwart Pfeiffer, Eberſtadt,
Schulſtraße Nr. 5.
Eberſtadt, den 11. November 1914.
(21199
Großherzogliche Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Schäfer.

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eiſ. Veranda=Tiſchchen, kl. Tiſche,
2 Glasſchränke für Weißzeug od.
Büch., 1 gr. Küchenſchr., 1 Waſcht.
*9286)
Gardiſtenſtr. 4, p. r.

Großh. Hoftheater.
Freitag, 13. November 1914.
Außer Abonnement.
Sondervorſtellung für die
Garniſon.
Die Anna=Liſe.
Schauſpiel in 5 Akten
von Hermann Herſch.
Spielleiter: Heinrich Hacker.
Perſonen:
Leopold, Fürſt zu
Anhalt=Deſſau . Franz Schneider
Die Fürſtin
Henriette . . Fritzi Niedt
Gottlieb Föhſe,
Apoth. zu Deſſau Johann. Heinz
Anna=Liſe, ſeine
Tochter .
. Käthe Gothe
Marquis de
Chaliſac
.Herm. Knispel
v. Salberg, Hof=
marſchall

Hch. Hacker
Georg, Apotheker=
. Emil Kroczak
gehilfe
Ein Kammerdiener Willy Weide
Nach dem 2. Akte längere Pauſe.
Zu dieſer Vorſtellung findet
kein Kartenverkauf ſtatt.
Anf. 7½ Uhr. Ende nach 9½ Uhr.
Vorverkauf für die Vorſtellungen:
Samstag, 14. Novbr. Nachmit=
tags
2½ Uhr: Außer Abonnement.
Sondervorſtellung für Schüler.
Wilhelm Tell (Zu dieſer
Vorſtellung findet kein Karten=
verkauf
ſtatt.) Abends 8 Uhr:
Außer Abonnement. Fünfte Volks=
vorſtellung
zu ermäßigten Preiſen.
Huſarenfieber. Vergl
beſondere Anzeige.
Sonntag, 15. Nov. 37. Ab.=Vſt.
D 10. Triſtan und Iſolde.
(Dirig.: Generalmuſikdirektor Felix
von Weingartner. Gewöhnliche
Preiſe. Anfang 6 Uhr.
Anmeldungen auf Abonnements
werden noch fortwährend von der
Hoftheaterhauptkaſſe in den Kaſſe=
ſtunden
vormittags von 1012½
Uhr entgegengenommen.

Deutſcher Flottenverein
Landesverband für das Großherzogtum Heſſen
Kreisgruppe Darmſtadt.

Aarf ur!
Treu und beharrlich hält an weiten Meeresgrenzen des Vater=
landes
ſeit Wochen und Monaten unſere Flotte die Wacht, allezeit
umtobt von den Gefahren feindlicher Elemente, in nimmerruhender
Ausſchau nach der Seemacht unſeres erbittertſten Feindes, in ſehn=
licher
Erwartung des Augenblicks, in dem der Ruf des höchſten Kriegs=
herrn
Gelegenheit gibt, heldenhafte Tat und ruhmreichen Erfolg als
Früchte unabläſſiger, ernſter Friedensarbeit zu pflücken.
Gerechter Stolz erfüllt das ganze deutſche Volk auf die glän=
zenden
Leiſtungen, durch die unſere Unterſeeboote und Kreuzer in
feindlichen Gewäſſern einem übermütigen Gegner ſchwere Verluſte und
Demütigungen beigebracht haben.
Zeigen wir den Wackeren, die dazu berufen ſind, in einer Welt
von Feinden Deutſchlands Ehre um den Erdball zu tragen, daß wir
in der Heimat ihrer dankbar gedenken, und ſchmücken wir ihnen an
dem Feſte des Gebens und Beglückens den Weihnachtstiſch. Allen
Mannſchaften der Kaiſerlichen Marine will der Deutſche Flotten=
verein
den Weihnachtstiſch decken. Was kann uns Heſſen aber näher
liegen, als daß wir der Mannſchaft des Schiffes unſere Weihnachts=
gaben
zuführen, auf dem die Heſſenglocke läutet, und das auf wei=
tem
Meer unſeres Namens machtvolle Verkünderin iſt. Darum richten
wir im Verein mit dem Landesverband für das Großherzogtum
Heſſen an die Mitglieder unſerer Kreisgruppe und alle Freunde
unſerer Beſtrebungen die herzliche Bitte, ein Scherflein dazu bei=
zutragen
, daß keiner von der 750 Mann ſtarken Beſatzung des Linien=
ſchiffs
Heſſen eine Spende aus dem Heſſenland am Weihnachts=
abend
vermißt.
Geldſpenden, die beſonders erwünſcht ſind, da der Einkauf
zweckmäßiger Weihnachtsgeſchenke im Großen Vorteile bietet, wollen
Nichtmitglieder richten an den Schatzmeiſter der Kreisgruppe, Herrn
Miniſterialreviſor Fink, Roßdörferſtraße 56. Der Ueberbringer der
Liſte, die wir bei unſeren Mitgliedern in Umlauf ſetzen, nimmt Geld=
beiträge
der Vereinsangehörigen entgegen.
Folgende Gegenſtände ſind ebenfalls hochwillkommen: Strümpfe,
Seife, Taſchentücher, warme Handſchuhe, Pulswärmer, Haarbürſten,
Taſchenmeſſer, Notizbücher, Bleiſtifte, Zigarren, Zigarrentaſchen,
Zigaretten, Tabak, Pfeifen, Kautabak, Schokolade und Lebkuchen.
Dieſe Spenden erbitten wir an den Vorſitzenden des Landes=
verbandes
für das Großherzogtum Heſſen, Herrn Dr. W. Merck,
Annaſtraße 15.
Alle Gaben müſſen bis zum 25. November in unſeren Hän=
den
ſein.
Wenn unſer Liebeswerk es geſtattet, werden Gaben auch an
(21189
andere Schiffe abgegeben.
So klinge denn ein trauter Klang aus der Heimat hinüber nach
unſerem Patenſchiff, und eine kleine Gabe mit freundlichen Grüßen
lohne die Entſagung und das treue Ausharren der tapferen Mannſchaft.

Der Vorſtand der Kreisgruppe Darmſtadt
Dr. Köser.
Wer ſchenkt dem Lazarett der Barmherzigen
Schweſtern, Nieder=Ramſtädterſtraße
einen gebrauchten noch guten
(21204
Fülloten
für ein mittelgroßes Zimmer? Adreſſen erbittet das Schweſternhaus.
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einfarb. Flanelle, 20000 geſtr. Militärweſten,
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Baretts um gearbeitet. (21194a
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7 Taſchen abzug., ſow. gefütterte
Lederjacke u. br. Gamaſchen. Ang.
u. F 34 an die Geſchäftsſt. (*9266fs
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3 abzugeben.
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Näheres in der Geſchäftsſtelle.
Haufm. ſ. g. bürg. Mittagt. ca. 80 Pf.
Nähe Bismarckſtr. Ang. m. Preis
unt. F35 an die Geſchäftsſt. (*9265
Ke
Verloren.
Im Hauptbahnhof oder in der
Elektr. (Rheinſtr.) wurde wertvolles
Paket Zeichnungen verloren.
Abzug. gegen gute Belohnung
*9288)
Olbrichweg 10, III.

luohn
Thohter
am weißen Turm.

Heute letzter Tag
der Vorführung
von dem
bedeutendsten
Filmwerk
der Saison.

Voranzeige.

Ab morgen

Der Hain
Hener!
Grosser
Detektivroman
in 4 Akten.

[ ][  ][ ]

Nr. 313.

Freitag, 13. November.

1914.

Der ſilberne Adolf.
Roman von Horſt Bodemer.
(Nachdruck verboten.)
23)

15. Kapitel.
Ja, Häpel, wo bleibt denn da die Autorität, die Sie
immer im Munde führen?
Chriſtoph Ruſten ſagte es ſehr kräftig. Der Ad=
miniſtrator
aber ſetzte ein toternſtes Geſicht auf, räu=
ſperte
ſich und ſpielte ſich auf den Schüchternen auf.
Mir iſt das ja ſehr peinlich, Herr Rittmeiſter. aber
ſchließlich hab ich doch die Gouvernante nicht engagiert,
um Ihnen vorzuleſen! Wenn ſie nicht will, raus=
ſchmeißen
kann ich ſie deshalb doch nicht! Und leid tät
mir das auch!
Leid! Leid! Leid! Sie ſcheinen ſich von der däm=
lichen
Marjell ins Bockshorn jagen zu laſſen! Natürlich,
ſo eine hüpft rum, wie ne Spätzin im Frühjahr und
Ihnen ſteigt das Blut zu Kopfe!
Das iſt eine Annahme ohne alle Berechtigung! So
einer bin ich doch nicht! Aber ich mach mir ſchon meinen
Reim, und der wird ſtimmen!
Und da Häpel nicht widerſprach, wackelte Chriſtoph
Ruſten wütend mit dem Unterkiefer, bis er loskeifte:
Na was wird ſtimmen?
Ja, da muß ich bitten, mir ein ehrliches Wort zu ver=
ſtatten!
Ich kanns doch nicht hindern, daß die Gouver=
nante
auch mal mit jemand anderem ſprich als nur mit

mir, neiner Fan und meinen Aindent uind de wird
ſie wohl erfahren haben, daß der Herr Rittmeiſter mit=
unter
ſehr deutlich werden können! Das ſcheint man am
Rhein nicht ſo gewohnt zu ſein wie in Hinterpommern.
Auch erlaubte ich mir ſchon darauf hinzuweiſen, daß
wahrſcheinlich an ihrer Wiege keine Fee geſungen hat:
Du wirſt mal Gouvernante auf dem uraliſch=baltiſchen
Höhenrücken! Sie iſt Samtpfötchen gewöhnt! Da wird
ſie nun einen Heidendampf haben!
Chriſtoph Ruſten merkte nicht, wie er in aller Form
eingewickelt wurde.
Sie, ich weiß doch, wie man ſich einer jungen Dame
gegenüber zu benehmen hat! Und nun ſchicken Sie ſie her,
gleich vorwärts!
Häpel holte erſt einmal tief Atem, dann trat er von
einem Bein aufs andere verließ langſam das Zimmer
und das Portal drückte er ſehr leiſe ins Schloß. Er
hing an ſeinem Herrn, treu wie ein Jagdhund, aber
ab und zu mußte der einen Naſenſtüber haben. Sonſt
ſetzte er nicht durch, was er wollte. Und wenn er ſeine
Hände in dieſes Spiel geſteckt hatte, ſo wars des Gutes
wegen geſchehen! Denn es war doch heller Wahnſinn,
daß der Herr Leutnant die Landwirtſchaft in der Fremde
erlernte, während er ſich hier einarbeiten konnte. Na,
wie Gott will! Ging es ſchief, zog er den Hut tief in die
Stirn, las ſeinem Herrn die Leviten und ſagte: Aufge=
ſetzt
hab ich die Mütze ſchon! Paul Häpel findet auch wo
anders ſein tägliches Brot! Dann gab der Herr Ritt=

meſe je dach nacht ülber eine geneine Sinelon
wärs doch, gegenüber ſeinem 87 jährigen, guten Herrn.
Lange ſprach Häpel mit Karla Plunk. Das Waſſer
ſtand ihm in den Augen.
Und wenn ihm einmal ein Wort über die Lippen
fährt, was Ihnen nicht gefällt, überhören Sie es! Denn
wenn ich bis an die äußerſte Grenze gehen müßte, ſchreck=
lich
ſchwer würde mir das fallen! Man iſt doch ein halb=
wegs
anſtändiger Kerl und meint es nach allen Seiten
gut!
Da zuckte Karla Plunks Lippen. Stumm hielt ſie
Häpel ihre Hand hin zu feſtem Drucke.
Der Diener meldete leiſe:
Herr Rittmeiſter, die Gouvernante von Herrn
Häpel!
Da zwirbelte Chriſtoph Ruſten ſeinen kleinen Wran=
gelbart
hoch.
Künftighin wirſt du ſie anmelden als Fräulein
Plunk! Verſtanden?
Sehr wohl, Herr Rittmeiſter!
Leiſe verließ er das Zimmer. Das konnte ja gut
werden! Mit 87 Jahren und in Ruſten! Ja, ja, ſo
ein roter Feuerkopf! Aber Herrn Häpel verſtand er nicht.
Herr Rittmeiſter läßt bitten, ſagte er recht hochnäſig
zu Karla Plunk, die in der Diele wartete.
Als ſie eintrat, wollte ſich Chriſtoph Ruſten aus ſei=
nem
Lehnſtuhl hochſchrauben. Raſch eilte ſie auf ihn zu.
Aber Herr Rittmeiſter, ich bitte!

Empfehle:
Wildschwein im Ausschnitt
das Pfund 60 Pfg., 80 Pfg. und Mk. 1.
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[ ][  ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 13. November 1914.

Nummer 313.

Sehr freundlich, witich ſehr freundlich, Fräukein
Plunk! Man wird halt nicht jünger! Und daß Sie die
Freundlichkeit haben wollen und mir vorleſen, dafür
danke ich Ihnen beſtens!
Karla ſchob ſich einen Stuhl ans Fenſter, griff zu
den Zeitungen, die auf dem Schreibtiſch lagen, ſtellte ein
paar Fragen und begann dann vorzuleſen. Ab und zu
unterbrach er ſie.
Nee, das nicht, danke!
Dann las ſie an einer anderen Stelle weiter. Und
als ſie die Zeitungen aus der Hand legte, fragte er
freundlich:
War das ſehr anſtrengend?
Gar nicht, Herr Rittmeiſter!
Werden Sie wiederkommen?
Gern!
Da gab er ihr die Hand.
Gern iſt lange keiner zu mir gekommen! Nicht mal
Häpel kommt gern, ich fühl das!
Da brach ſie eine Lanze für den Adminiſtrator
Der ſchwöre auf ſeinen Herrn! Und daß er ein wenig
rauh im Umgange ſei, das läge wohl an ſeiner Erziehung.
Jedenfalls ſei er der treueſte Sachwalter, den man ſich
denken könne!
Chriſtoph Ruſten nickte ihr zum Abſchiede freundlich
zu. Karla war ſehr zufrieden mit dem Tag. Der Him=
mel
hing ihr voller Geigen, als ſie mit Häpel ſprach. Der
aber bremſte.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer! Und
wenn er ſich erſt an Sie gewöhnt hat! Hätt ich ihm vor=
hin
nicht ſo tüchtig zugeſetzt! Aber ewig hält das nicht
vor, ich kenn mich doch in dem Herrn Rittmeiſter aus!

Sie aber ließ ſich ihre Hoffnung nicht nehmen und
ſchrieb an ihren Dolf.
Chriſtoph Ruſten hatte die Gouvernante gefallen.
Häpel war im Recht. Der hatte man nicht an der Wiege
geſungen, daß ſie einmal auf dieſe Weiſe ihr tägliches
Brot verdienen mußte! Etwas Weltgewandtes, ſehr
Selbſtſicheres ſtak in der Marjell. Er freute ſich ſchon auf
morgen. Und wenn ſie im Garten mit den Kindern
ſpielte, ließ er ſich ab und zu an den Sandplatz fahren,
nachmittags, wenn das Wetter ſchön war. Häpel würde
zwar das Maul verziehen, na, mochte er! Ein bißchen
Leben konnte ſo einem alten Knacker, wie ihm, nur dienlich
ſein! Auf einmal entdeckte er, daß er eigentlich in ſeinem
Bau ganz verſauert war, daher wahrſcheinlich die krätige
Stimmung. Dann lachte er vor ſich hin. Wenn ſein
Neffe erfuhr, daß eine Gouvernante aller Naſen lang bei
ihm hockte, dann bekam der’s womöglich mit der Angſt zu
tun! Es wär’ nicht der erſte Fall geweſen, daß ein alter
Kerl ein junges Mädel geheiratet hätte, um es über
die Nöte des Lebens hinwegzubringen. So was tat er
natürlich nicht, aber dem Adolf die Angſt ins ſchlotternde
Gebein zu jagen, das hätte ihm doch einen Heidenſpaß
gegeben!
16. Kapitel.
Als Sandberg am Montag mittag, von der Kriegs=
akademie
kommend, Unter den Linden einbog, traf er zu=
fällig
mit Brüchterloh zuſammen. Da ſchoß ihm der Ge=
danke
durch den Kopf: den wirſt du jetzt gründlich über
Wommens aushorchen.
Er reichte ihm. die Hand.
Wohin des Weges?

Zu biler, eſſnt Ich kann einſach nicht mehrt Zimmer
dieſes Trainieren! Man wird ſchwerer mit den Jahren!
Oft hab’ ich neuerdings geradezu einen Heißhunger auf
ein rieſengroßes Beefſteak mit Schikanen!
Sie, das wär' auch heute mein Fall!
Brüchterloh lachte.
So kommen Sie doch mit!. Reden iſt des Mahles
Würze!
Es war noch ſehr leer im Lokal. Nur an den Fen=
ſtern
nach den Linden zu ſaßen ein paar Engländer,
blickten gleichgültig hinaus auf das Treiben, wechſelten
in fünf Minuten kaum ein paar dürftige Worte mit=
einander
.
Weit hinten hatten Sandberg und Brüchterloh Platz
genommen. Der hagere Rennreiter muſterte den Offizier
und lachte.
Warum lachen Sie denn?
Weil Sie mich ausholen wollen, lieber Sandberg!
Ich hab’ ja gar nichts dagegen! Nur halten Sie mich,
bitte, nicht für dumm!
Alſo ja! Nennen Sie es meinetwegen ausholen,
ich nenne es ehrlich fragen von Mann zu Mann!
Auf Brüchterlohs ſchmalen Wangen brannten rote
Flecke.
Ich bin allerdings da die richtige Schmiede, Sie wer=
den
ſich wundern, Sandberg! Aber mir paßt heute ein
offenes Wort! Alſo von Mann zu Mann! Als ich Sie in
Dresden mit Fräulein Wommen ſah, da mocht’ es Zufall
ſein, geſtern in Hamburg ſchwerlich! Ich hab’ nämlich ſehr
ſcharfe Augen aus ganz beſtimmten Gründen!
(Fortſetzung folgt.)

Weiblich

Junge Frau, 24 J. alt, ſ. Stell. als
Kontoriſtin od. Verkäuferin. (*9276fs
Ang. unt. F 37 a. d. Geſchäftsſt.

Empfehle mich im Waſchen. (*9263
Frau Schmidt, Darmſtr. 23, Stb.
Frau ſ. Kundſchaft im Waſchen.
69
Eliſabethenſtr. 43, Htb., Manſ.(

Männlich

Anſtändiger 36jähr. Mann
ſucht leichte Beſchäftigung. An=
gebote
unter F 28 an die Ge=
ſchäftsſtelle
.
(*9244

Krankenpfleger Badediener und
Maſſeur ſucht Stellung Privat
oder in Anſtalt. Auskunft erteilt
die Geſchäftsſtelle ds. Bl. (*9249

Stelle

Weiblich

Verkäuferinnen geſucht!
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