Bezugspreis:
Anzeigenpreis:
177. Jahrgang
Ausg. A (mit Ill. Unterhaltungsbl.) monatl. 60 Pfg.,
Die 49 mm breite Petitzeile im Kreiſe Darmſtadt
vierteljährl. Nk. 1.30, Ausgabe B (mit Ill. Unter=
10 Pfg., ausw. 20 Pfg.: Familienanzeigen 30 Pfg.;
haltungsblatt u. Ill= Wochen=Chronik) monatl. verbunden mit „Wohnungs=Anzeiger” und der wöchentlichen Beilage: die 84mm breite Reklamezeile oder deren Raum
20 Pfg. vierteljährl. Nk. 2.40. Beſtellungen nehmen
entgegen: die Geſchäftsſtelle Rheinſtr. 23 (Fernſpr.
im Kreiſe Darmſtadt 30 Pfg., auswärts 75 Pfg.;
Rabatt nach Tarif. Anzeigen nehmen entgegen: die
Nr. 1 u. 426), unſere Filialen, Landagenturen u. alle
Geſchäftsſtelle Rheinſtr. 23, die Filialen u. Agen=
Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
turen, Anzeigenexped. des In= und Auslandes. Bei
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht übernom.
Illuſtriertes Unterhaltungsblatt.
Konkurs od. gerichtl. Beitreib. fälltjed. Rabatt weg.
Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Nr. 302.
Montag, den 2. November.
1914.
Der Krieg.
Die Türkei gegen den Dreiverband. — Von den Kriegsſchauplätzen. — Ein engliſcher Kreuzer im Kanal vernichtet. —
Ein Aufruhr in Algier!
Die Türkei gegen den
Greiverbandh,
* Konſtantinopel, 31. Okt. Den
Botſchaf=
tern Rußlands, Englands und Frankreichs
ſind ihre Päſſe zugeſtellt worden. Der ruſſiſche
und engliſche Botſchafter reiſen heute abend, der
franzö=
ſiſche Botſchafter reiſt morgen ab.
Zur Lage.
* Konſtantinopel 1. Nov. Die Pforte wird
unmittelbar an die europäiſchen Mächte eine Note
rich=
ten, welche eine genaue Darſtellung der Vorfädle
im Schwarzen Meer enthält.
* Berlin, 31. Okt. (Ctr. Bln.) Zum Beginn der
ruſ=
ſiſch=türkiſchen Feindſeligkeiten wurde einem Mitarbeiter
des Berliner Lokalanzeiger von osmaniſcher Seite
fol=
gende bedeutſame Erklärung abgegeben: Es darf die
ge=
ſamte Chriſtenheit intereſſieren, daß mein Vaterland den
erſten Schlag gegen ſeinen Erbfeind, den Moskowiter, an
dem höchſten Feiertage des Iſlam, dem Opfer=Bairam=
Feſte, geführt hat. Damit hat unſer Padiſchah kundgetan,
welch ein heiliger Krieg der Türkei dieſer
nun=
mehr eröffnete Kampf iſt, und was er für die ganze
mohammedantſche Glaubenswelt bedeuten
ſoll. Er ſoll ein Signal für alle Gläubigen, aber auch für
alle Feinde des Iſlams ſein. Denn Rußland, England und
Frankreich haben ſich als Feinde des Iflams gezeigt, da ſie
nicht nur die Türkei, ſondern alle Staatengebilde
mohamme=
daniſchen Charakters entweder ganz unterdrückten oder dem
Untergang nahe brachten.
* Peſt, 31. Okt. Sämtliche Blätter beſprechen mit
großer Genugtuung das Eingreifen der Türkei.
Der Peſter Lloyd ſtellt feſt, daß die militäriſche Aktion der
Türkei mit der paniſlamitiſchen Bewegung nichts zu tun
habe. Der Paniſlamismus iſt ein vorwurfsvolles
Schlag=
wort der Tripelentente; ſo oft ſie daran geht, die türkiſchen
Intereſſen zu verletzen, wird für dieſe Verletzung ein
Vor=
wand gebraucht und auch feſtgeſtellt, daß die Türkei der
angreifende Teil iſt. — Der Budapeſti Hirlap ſagt: Wenn
die Türkei das Schwert zieht, wirſt ſie den zündenden
Fun=
ken in die mohammedaniſche Welt. Frankreich wird in
Algier, England in Aegypten und Indien, und Rußland
in Perſien die Stöße des Erdbebens zu fühlen bekommen,
das die iſlamitiſche Welt erſchüttert. — Das Neue Peſter
Journal ſchreibt: Die Türkei ſteht nicht allein; ſie wird
nicht vergebens an den Patriotismus der Aegypter
appel=
lieren. Sie hat nicht umſonſt einen Bund mit Perſien und
Afghaniſtan geſchloſſen und Boten nach Indien geſchickt.
Die Türkei hat einen heißen Kampf vor ſich, aber ſie hat
auch Freunde in der Not.
* Petersburg, 31. Okt. Die Nowoje Wremja
ſchreibt: Ohne Kriegserklärung hat die Türkei
Feind=
ſeligkeiten gegen Rußland begonnen; als ſichere Freundin
und Schülerin Deutſchlands hat ſie damit angefangen, daß
ſie die friedlichen Städte Theodoſia und Noworſſils
be=
ſchoß. Die Nowoje Wremja fordert die Balkanvölker,
die nur durch Rußlands Verdienſt atmeten und lebten,
auf, unzweideutig Stellung zu nehmen, die Masken
müß=
ten fallen. Worte haben keinen Wert mehr, wer nicht für
uns iſt, iſt wider uns! Das von uns befreite Bulgarien
kann nicht Zuſchauer in dieſem Kampfe bleiben. Der
lei=
ſeſte Verſuch eines Einverſtändniſſes mit den Feinden
Ruß=
lands wird als Verrat, als die größte und ſchamlofeſte
Lüge gegenüber den Slawen angeſehen werden.
Bulga=
rien muß zwiſchen der Türkei und Rußland wählen. Nach
Beendigung des Krieges können nur diejenigen, die an
den Opfern teilgenommen haben, beim Siegesmahl (!)
erſcheinen. Rußland braucht ſich über den neuen Feind,
der in ſeiner Verblendung den Sinn für die Wirklichkeit
verloren hat, nicht zu beunruhigen, aber deſſen
Handlungs=
weiſe wird die letzte Phaſe der Türkei als europäiſche
Großmacht beendigen.
Dieſe freche Sprache iſt als Dokument ruſſiſchen
Größenwahnſinns immerhin bemerkenswert.
Die Balkanſtaaten und die neue Lage.
* Der Berl. Lok.=Anz. ſpricht offenbar auf Grund von
Informationen die Anſicht aus, daß die noch neutralen
Balkanſtaaten Griechenland, Rumänien und
Bulgarien trotz der Anſtrengungen des Dreiverbandes
in ihrer bisherigen Haltung verharren werden. Dies
gelte auch für Griechenland, deſſen Teilnahme am
Kriege beſonders leicht zu drohen ſcheine. Doch beſtehe
für Griechenland keinerlei Verpflichtung, den
Dreiver=
bandsmächten ſeine bewaffnete Macht zur Verfügung zu
ſtellen. Miniſterpräſident Venizelos habe noch kürzlich
darauf hingewieſen, daß bindende Abmachungen für
Griechenland nur in einem Falle beſtehen, nämlich, daß
ſein Bundesgenoſſe Serbien von einem oder mehreren
Balkanmachten angegriffen würde. Es hat demnach eine
gewiſſe Berechtigung, wenn italieniſche Blätter den
Schlüſ=
ſel der Lage in Sofia ſuchen.
Ueber die Stimmung in der bulgariſchen
Hauptſtadt gibt folgende Meldung der Wiener
Kor=
reſpondenz Rundſchau Aufſchluß: Der Sekretär des Königs
Ferdinand von Bulgarien, Grekow, hat ſich nach
Konſtan=
tinopel begeben, wo er dem Großweſir, dem
Kriegsmini=
ſter Enver Paſcha und dem Marineminiſter Dſchemal
Paſcha längere Beſuche abſtattete. Grekow war ſeinerzeit
einer der bulgariſchen Unterhändler beim Abſchluß des
türkiſch=bulgariſchen Friedens. Das offiziöſe Echo de
Bul=
garie hebt hervor, daß die türkiſch=bulgariſchen
Beziehungen ſeit einem Jahre ausgezeichnet zu
nen=
nen ſeien. Die beiderſeitigen Regierungen hätten gleich
nach dem Friedensſchluſſe darauf Bedacht genommen, das
Verhältnis zwiſchen den beiden Staaten nach jeder
Rich=
tung auszugeſtalten, und die gemeinſamen traurigen
Schick=
ſale der Türken und Bulgaren in Mazedonien forderten
die Annäherung der beiden Völker. Die Gemeinſamkeit der
türkiſchen und bulgariſchen Lebensintereſſen ſei in die
Augen ſpringend.
Ueber die Haltung Rumäniens erfährt die
Ita=
lia von einer rumäniſchen Perſönlichkeit, die für ein
Ein=
greifen Rumäniens für Rußland arbeitende Partei habe
in Rumänien keine Fortſchritte gemacht, ſei vielmehr
zurückgegangen. Die Aeußerungen Take Jonescus ſeien
dafür charakteriſtiſch. Rumänien werde ſich jedenfalls
nicht auf die Seite Rußlands ſtellen. Die
öffent=
liche Meinung in Rumänien habe ſofort umgeſchlagen,
als der ruſiſche Rückzug in Galizien bekannt geworden
ſei. Man habe in Rumänien auch erfahren, daß die
ruſ=
ſiſchen Verluſte an der Weichſel doppelt ſo groß ſeien als
die der Deutſchen und Oeſterreicher, und dies habe
eben=
falls zum Stimmungswechſel beigetragen.
Ueber die griechiſchen Abſichten wird der
Voſſ. Zeitung aus Athen gemeldet: Die Meldung von
dem Handſtreich kürtiſcher Schiſſe gegen Obeſſe und
andere ruſſiſche Städte hat hier großes Aufſehen erregt.
Die Haltung Griechenlands wird, ſolange der Krieg nicht
auf den Balkan übergreift, ſicherlich weiter neutral
blei=
ben. Die Aufrechterhaltung des Friedens auf dem Balkan
ſtützt ſich auf die nicht ſehr große Wahrſcheinlichkeit, daß
ſich Bulgarien nicht gleichfalls zu Abenteuern hinreißen
läßt. Der engliſche Geſandte hatte mehrfache
Beſprech=
ungen mit dem Miniſterpräſidenten Venizelos.
Die Haltung Italiens.
* Rom, 31. Okt. Alle Blätter erörtern die
Mög=
lichkeit eines Angriffes der Türkei auf den Kaukaſus, die
Schwarze Meer=Küſte, Aegypten und berühren ſchließlich
den für Italien wichtigſten Punkt: den Einſluß des
von der Türkei geführten Krieges auf die libyſchen
Stämme. Das Giornale d’Italia meint, die italieniſchen
Intereſſen könnten nur auf der Balkan=Halbinſel oder in
Rordafrika verührt werden, rät aber zu
Beſonnen=
heit undruhigem Blut.
* Rom, 30. Okt. Das Eingreifen der Türkei in
den europäiſchen Krieg wird von der Tribuna beinahe
als belanglos kommentiert. Eine direkte Hilfe der Türkei
für den zentraleuropäiſchen Zweibund erſcheine
unmög=
lich; die Wirkung ſei indirekt, weil Rußland und England
nun genötigt ſein würden, Kräfte gegen die Türkei zu
ſchicken, die ſie ſonſt in Europa hätten verwenden können:
für Rußland komme außerdem die Schädigung ſeines
Handels im Schwarzen Meer in Betracht. Größere
Be=
deutung gewinne der türkiſche Schritt, wenn ein
Rück=
ſchlag auf die Balkanſtaaten eintrete doch ſei da jede
Vorausſage unmöglich. Von Italiens Intereſſen
oder Abſichten ſchweigt das offiziöſe Organ.
Aegypten.
* Athen, 31. Okt. (Ctr. Bln.) Nach einem in Athen
umgehenden Gerüchte haben die Türken 3000 Beduinen
auf ägyptiſches Gebiet geworfen. Der Sultan
hat an ſämtliche Mächte eine Note gerichtet, worin er
da=
gegen proteſtiert, daß die engliſche Oktupationsarmee ihn
in Aeypten an der Ausübung ſeiner Sonveränitätsrechte
hindere. Aufgrund dieſes Proteſtes wird der Khedive
England auffordern, die engliſche Regierungstätigkeit
in Aegypten einzuſtellen.
* London, 2. Nov. Reuter meldet: Das
Miniſte=
rium des Aeußern veröffentlicht eine ausführliche
Mittei=
lung, worin unter anderem geſagt wird, daß die
türki=
ſche Regierung am Freitag, ohne vorherige
Erklä=
rung, die telegraphiſche Verbindung mit der engliſchen
Botſchaft in Konſtantinopel abgeſchnitten habe und
daß nicht daran zu zweifeln ſei, daß andere aggreſſive
Handlungen der türkiſchen Regierung folgen werden. Die
Regierung von Großbritannien müſſe daher die nötigen
Maßregein nehmen, um die engliſchen Intereſſen und das
engliſche Gebiet in Aegypken gegen bereits
vorgenommene Anfälle und Bedrohungen zu ſchützen.
Letzte Nachrichten.
* Konſtantinopel, 1. Nov. Wie aus guter Quelle
verlautet, wird die türkiſche Regierung nicht mit der
Aus=
weiſungder Staatsangehörigen der Tripel=
Entente vorgehen und diejenigen, die abreiſen wollen,
an der Ausführung dieſer Abſicht nicht weiter hindern.
Die Regierung gebe damit einen Beweis ihres
Humani=
tätsgefühls und der Ziviliſation, die wohl höher ſtehe als
die jener Mächte welche nicht zögerten, die deutſchen und
öſterreichiſchen Staatsbürger auszuweiſen. — Um gegen
einen eventuellen Angriff der feindlichen Flotten geſichert
zu ſein, hat die Regierung die notwendigen Maßnahmen
zur Verteidigung des Hafens von Smyrna getroffen.
* Sofia, 1. Nov. Ein offiziöſes Communiqus
ſagt: Der Eintritt der Türkei in den Rieſenkampf wird
bei allen kriegführenden Mächten eine Neuorientierung der
Lage bewirken. Sie wird in Regierungskreiſen nicht als
eine Tatſache angeſehen, welche das Kabinett Radoslawow
veranlaſſen könnte, von der gewiſſenhaft bisher befolgten
Haltung abzugehen, das heißt, von der ſtreng
be=
obachteten Neutralität und der wachſamen
Hal=
tung gegenüber jedem Ereignis, das ſelbſt von weitem
die bulgariſchen Intereſſen berühren könnte.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 1. Nov. (W. T. B.
Amtlich.) Mitteilung der oberſten Heeresleitung: In
Bel=
gien werden die Operationen durch Ueberſchwemmungen
erſchwert, die am Yſer=Ypreskanal durch Zerſtörung der
Schleuſen bei Nieuport herbeigeführt wurden.
Bei Ypern ſind unſere Truppen weiter
vorge=
drungen; es wurden mindeſtens 600 Gefangene
gemacht und einige Geſchütze der Engländer
erbeutet.
Auch die weſtlich Lille kämpfenden Truppen ſind
vorwärts gekommen. Die Zahl der bei Vailly
ge=
machten Gefangenen erhöhte ſich auf etwa 1500 Mann.
In der Gegend von Verdun und Toul fanden nur
kleinere Kämpfe ſtatt.
Im Nordoſten ſtanden unſere Truppen auch geſtern
noch in unentſchiedenen Kämpfen mit den Ruſſen.
Ein engliſcher Kreuzer im
Kanal vernichtet.
* London, 1. Nov. Amtlich wird unterm 31. Okt.
gemeldet: Ein deutſches Unterſeeboot brachte
heute im engliſchen Kanal den alten Kreuzer „
Her=
mes”, der von Dünkirchen zurückkam, durch einen
Tor=
pedoſchuß zum Sinken. Beinahe alle Offiziere und
Mannſchaften wurden gerettet.
Wie dem W. T. B. von amtlicher Stelle mitgeteilt
wird, liegt eine Beſtätigung dieſer Nachricht von deutſcher
amtlicher Seite noch nicht vor.
Der Kreuzer „Hermes” ſtammt aus dem Jahre 1898,
hat 5700 Tonnen Waſſerverdrängung, legt 20 Seemeilen
zurück und hat 480 Mann Beſatzung.
Damit iſt die Anweſenheit deutſcher Unterſeeboote in
dem durch Minen geſperrten Kanal beſtätigt. Auf
wel=
chem Wege ſie dorthin gekommen ſind, bleibt das
Ge=
heimnis unſerer Marine. Den Engländern wird aber die
bloße Anweſenheit unſerer gefürchteten Unterſeeboote im
Kanal größeren Schrecken einjagen, als der Verluſt des
Kreuzers.
Deutſche Verwaltung in franzöſiſchen
Okkupationsgebieten.
* Metz, 31. Okt. Das die Erzbecken von Longwy
und Briey umfaſſende franzöſiſche
Okkupa=
tionsgebiet iſt, wie ſchon gemeldet, auf Befehl Seiner
Majeſtät des Kaiſers durch Anordnung des
Reichskanz=
lers unter deutſche Zivilverwaltung geſtellt
wor=
den. Mit der Verwaltung iſt unter dem Befehl des
Gou=
verneurs von Metz, General der Infanterie v. Oven, der
Bezirkspräſident von Lothringen, Freiherr v. Genningen=
Hornberg, und unter dieſem die Kreisdirektoren von Mez,
v. Löper, und von Diedenhofen=Weſt, Boſtetter, beauftragt
worden. Die Verwaltung der Angelegenheiten der
Zivil=
verwaltung des Okkupationsgebietes beim Gouvernement
iſt dem Regierungsrat Liebermann übertragen worden.
Für die Erzgruben und Hüttenwerke in dieſem Gebiet iſt
eine beſondere Schutzverwaltung eingerichtet worden,
wel=
che die Sicherung der teilweiſe verlaſſenen oder mit
unge=
nügendem Perſonal angetroffenen Werke und Gruben
übernommen hat und beſonders für den Fortbetrieb den
Waſſerhaltung ſorgt, um den wertvollen Grubenbereich vor
dem Erſaufen zu ſchützen. Die Schutzverwaltung iſt
un=
ter dem Bezirkspräſidenten, dem Bergrat Dr Kohlmann,
dem Bergmeiſter Hönig und dem Vergaſſor Horten
übertragen worden. Zur Beratung des Gouverneurs in
Angelegenheiten der Schutzverwaltung iſt ein ſtändiger
induſtrieller Beirat aus Vertretern der deutſchen Schwer=
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 2. November 1914.
Nummer 302.
induſtrie berufen worden, die an dem franzöſiſchen
Minen=
beſitz ſtark mit Kapikal beteiligt iſt. Der Beirat beſteht
aus den Herren: Kommerzienrat Louis Röchling=
Saar=
brücken, Geh. Kommerzienrat v. Oswaldt=Koblenz,
Gene=
ralleutnant v. Schubert, Exzellenz, Berlin, Geh.
Kommer=
zienrat Kirberg, Mülheim=Ruhr, Kommerzienrat
Springo=
rum=Dortmund, Kommerzienrat Klöckner=Duisburg und
Bergrat Frielinghaus, Mitglied des Direktoriums der
Firma Krupp in Eſſen.
Oeſterreichiſcher Kriegsbericht.
* Wien, 1. Nov. Amtlich wird verlautbart: 1.
No=
vember mittags: In Ruſſiſch=Polen entwickeln ſich
neue Kämpfe. Angriffe auf unſere Stellungen wurden
zurückgeſchlagen und ein feindliches Detachement
zerſprengt.
Die mehrtägige, erbitterte Schlacht im
Raume nordöſtlich Turka und ſüdlich Stary=Sambor
führte geſtern zu einem vollſtändigen Sieg unſerer Waffen.
Der hier vorgebrochene Feind, zwei Infanteriediviſionen
und eine Schützenbrigade, wurde aus allen ſeinen
Stellun=
gen geworfen.
Czernowitz wird von unſeren Truppen behauptet.
— Das namentlich gegen die Reſidenz des griechiſch=
orien=
taliſchen Erzbiſchofs gerichtete Artilleriefeuer der Ruſſen
blieb ohne nennenswerte Wirkung.
* Wien, 1. Nov. Amtlich wird verlautbart: 31.
Oktober: Die Erfolge unſerer Truppen, die bei ihrem
ſeinerzeitigen Einbruch in die Macva dort auf ſtarke,
mit Drahthinderniſſen geſchützte Befeſtigungen ſtießen und
in dieſe erſt vor zwei Tagen nach langen ſchwierigen
Kämpfen bei Ravnje Breſche ſchlagen konnten, erfuhren
heute eine bemerkenswerte Fortſetzung. Trotz
ver=
zweifelter Gegenwehr der Serben und ungeachtet der
ſchwierigen Paſſierbarkeit der teilweiſe ſumpfigen Macva
drangen heute unſere ſämtlichen über die Save und die
Drina vorgegangenen Truppen in breiter Front weiter
vor und nahmen dort die Orte Crnabara, Banovopolje,
Radenkovic, Glusci, Tabanovic.
Potiorek, Feldzeugmeiſter.
Der Angriff auf Tſingtau.
Tokio, 31. Okt. Amtlich wird bekannt gegeben,
daß der allgemeine Angriff auf Tſingtau von
der Land= und Seeſeite heute vormittag begonnen hat.
Tokio, 31. Okt. (Havasmeldung.) Die Feſtung
von Tſingtau iſt zerſtört worden. Die
Ope=
rationen werden mit allgemeinem Erfolge fortgeſetzt.
Wenn die Feſtung von Tſingtau zerſtört worden
wäre, bedürfte es keiner „Fortſetzung der Operationen”
Die Meldung des Lügenbureaus Havas iſt deshalb
einſt=
weilen zu bezweifeln.
Die Kathedrale von Reims.
Rom, 1. Nov. (Ctr. Frkft.) Heute morgen
über=
reichte der preußiſche Geſandte beim Vatikan im
Auf=
trage des Reichskanzlers dem Kardinalſtaatsſekretär eine
formelle ſchriftliche Proteſtnote weil die franzöſiſche
Heeresleitung aufs neue vor der Kathedrale von
Reims eine Batterie und auf dem Turm einen
Be=
obachtungspoſten aufgeſtellt hat. Die Note verwahrt ſich
dagegen, daß, falls die Kathedrale beſchädigt werde,
Deutſchland verantwortlich gemacht werde, wie die
Fran=
zoſen es ſchon einmal heuchleriſch verſuchten. Die Note
iſt dem Papſt bereits mitgeteilt worden. (Frkf. Ztg.)
Die Erregung in Perſien.
* Konſtantinopel, 1. Nov. Nach Meldungen
hier eingetroffener perſiſcher Blätter ſoll Rußland
ſeine Truppen aus Perſien zurückziehen, um ſie
nach Polen zu ſchaffen, (?) aber es verpflichte ſich nicht,
ſie nicht mehr nach Perſien zurückzuſenden. Die Erregung
gegen Rußland hält an. Da die Ruſſen die Bevölkerung
von Targuevar und Marguevar angriffen, ſo
unternah=
men die Bevölkerung und perſiſche Reiter einen
Gegen=
angriff. Etwa 100 Koſaken ſollen getötet oder
ver=
wundet worden ſein. Der ruſſiſche Konſul in Iſpahan
ſoll infolge des Wandels der öffentlichen Meinung der
Perſer in eine derartige Erregung verſetzt worden ſein,
daß er plötzlich geſtorben iſt. — Der bekannte perſiſche
Füh=
rer Salar ed Dauleh hat ein Abkommen mit dem
Bach=
tiarenchef Emir Mufaham geſchloſſen. Sie erließen einen
Aufruf, in dem die Bevölkerung ihrer Stämme
aufgefor=
dert wird, das Vaterland zu retten. — Es hat ſich ein
Ausſchuß zur Befreiung des Kaukaſus von den
Ruſſen gebildet, der eifrig nach Mitgliedern fahndet. Der
Ausſchuß hat einen Aufruf erlaſſen, in dem alle
Moham=
medaner im Kaukaſus aufgefordert werden, ſich für den
bedrohten Iſlam zu erheben.
Ein Aufruhr in Algier!
Unter dieſer Ueberſchrift veröffentlicht der Madrider
Imparcial folgendes Telegramm aus Alicanta vom
20. ds. Mts.: „Reiſende, die heute aus Oran eintrafen,
berichten, daß die Ereigniſſe, die ſich letzthin in Algier
zutrugen, ziemlich ernſter Natur waren. Sie
wurden hervorgerufen durch eine Verfügung der
franzöſiſchen Regierung, daß alle Mauren vom
19. bis 45. Lebensjahr ſich zu ſtellen hätten. In der
Ortſchaft Benigaſen bei Oran weigerten ſich die
Einge=
borenen nun, dieſem Befehl nachzukommen, und die
Gendarmen, die dieſe Rekruten gewaltſam ausheben
ſollten, wurden erſchoſſen und ihre Leichname zerſtückelt.
Angeſichts dieſer aufrühreriſchen Haltung und der
Tat=
ſache, daß ſich alsbald eine Zuſammenrottung von etwa
3000 Eingeborenen gebildet hatte, wurde franzöſiſche
Artillerie und Kavallerie dorthin geſandt, die den Tod
der Gendarmen rächten und die Aufſäſſigen hart ſtraften.
Die Zenſur hat Mitteilungen darüber verhindert. Der
Kanonendonner wurde infolgedeſſen auf Schießübungen
zurückgeführt.
Der Rücktritt des Prinzen von Battenberg.
* London, 31. Okt. Die „Morning Poſt” ſchreibt:
Der Rücktritt des Prinzen von Battenberg
wird, ſoweit die perſönliche Sache des Falles in Betracht
kommt, mit großem Bedauern von der Nation und der
Marine aufgenommen werden. Vom nationalen
Geſichts=
punkt aus muß er anders beurteilt werden. Der erſte
Seelord müſſe ein engliſcher Offizier ſein. Als der Krieg
ausbrach, hätte man erwarten ſollen, daß er ſein
Rück=
trittsgeſuch einreichte. Vielleicht hat der Prinz dieſen
Kurs verfolgt, ohne daß ſein Geſuch angenommen wurde.
Vielleicht hat er die Abſicht hinausgeſchoben, um zu
ver=
hindern, daß während der kritiſchen und ſchwierigen Zeit
Verwirrung in der Admiralität entſtand. Jedenfalls
würdigt die Nation das Empfinden, das ſeinen Rücktritt
verurſacht hat, und erkennt die Dienſte des Seemannes
und ſeine großen Fähigkeiten an.
Frankfurt, 2. Okt. Bei der Hofhaltung des
Prinzen Friedrich Karl von Heſſen traf geſtern vormittag
die offizielle Mitteilung ein, daß Prinz Maximilian
von Heſſen (zweiter Sohn des Prinzen Friedrich Karl
von Heſſen) am 12. Oktober bei Bailleul in Nordfrankreich
verwundet und in das Tartiſten=Kloſter St. Jean Chapelle
gebracht wurde und dort ſeinen Wunden erlegen iſt.
Darmſtadt, 2. November.
— Richard Wagner=Verein. Es ſei darauf
aufmerk=
ſam gemacht, daß das heutige Willy Burmeſter=
Konzert pünktlich um 8 Uhr beginnt. Das Programm
des Künſtlers bringt außer ſieben ſeiner berühmten freien
Bearbeitungen deutſcher Tänze ꝛc. zwei ſeiner
hervor=
ragendſten Glanznummern: die Beethovenſche Kreutzer=
Sonate und Mendelsſohns Violin=Konzert in C-moll.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
Todes=Anzeige.
Heute nacht entſchlief ſanft mein
innigſt=
geliebter Gatte, unſer guter Schwiegerſohn,
Bruder und Schwager
Jean Henning
Kaufmann
im 31. Lebensjahre.
(20728
In tiefer Trauer:
Lilly Henning, geb. Breuer,
Familie Breuer.
Die Beerdigung findet Dienstag, nachmittags
2 Uhr, vom Beſſunger Friedhof aus, ſtatt. Von
Beileidsbeſuchen bittet man Abſtand nehmen zu
wollen.
Den Heldento fürs Vaterland ſtarb in
einem Gefechte bei Lille am 18. Oktober unſer
(20725
lieber Vereinsbruder
Kriegsfreiwilliger
Werner Faulwaſſer
stud. electr.
Wir werden ihm ſtets ein treues Andenken
bewahren.
Darmſtadt, den 31. Oktober 1914.
Der Akademiſche Verein
J. A.:
v. Boltenſtern.
Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Heute nacht entſchlief ſanft im 87
Lebensjahre mein lieber, herzensguter
(20726
alter Vater
Herr Wilh. Schimmer
Hofſchauſpieler i. P.
Um ſtille Teilnahme bittet
Lina Schimmer.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 3. November,
nachmittags 2 Uhr, vom Friedhofe Nieder=
Ram=
ſtädterſtraße aus, ſtatt.
Blumenſpenden dankend verbeten.
Todes=Anzeige.
Heute abend 11 Uhr ſtarb mein lieber Mann,
unſer guter Vater, Großvater, Schwager und
Schwiegervater
Herr Erwin Einsmann.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Eliſal
eih Einsmann,
geb. Haller.
Darmſtadt, 31. Oktober 1914.
Grüner Weg 3
(20727
Die Beerdigung! findet Dienstag, 3. November,
vorm. 10½ Uhr, vom Sterbehauſe aus, ſtatt.
Beſuche dankend verbeten.
Bekanntmachung.
ſ
Die Heſſiſche Eiſenbahn=Aktien=Geſellſchaft beabſichtigt, die
innere Gleiskurve in der Kirchſtraße vor der Stadtkirche durch neue
Schienen zu erſetzen. Da die Kirchſtraße an dieſer Stelle zur
Hälfte etwa auf 30 Meter aufgeriſſen wird, wird der
Durch=
gangsverkehr mit Fuhrwerken aller Art
ein=
ſchließlich Automobilen verboten.
Zuwiderhandlungen werden beſtraft.
Die Arbeiten ſind in 2—3 Tagen beendigt.
Darmſtadt, den 31. Oktober 1914.
(20711goi
Großherzogliches Polizeiamt.
Gennes.
Großherzogliches Hoftheater.
Der Einſendung aller noch rückſtändigen Koſtenrechnungen
über Leiſtungen und Lieferungen für das Großherzogliche Hoftheater
und die Hofmuſik wird alsbald entgegengeſehen.
Für jede Rubrik ſind die in doppelter Ausfertigung
einzu=
reichenden Koſtenrechnungen getrennt aufzuſtellen. Die bezüglichen
Beſtellſcheine müſſen beigefügt werden.
Alle nicht ſofort einlaufenden Rechnungen können erſt bei der
nächſten Abrechnung Berückſichtigung finden.
(20719
Darmſtadt, den 2. November 1914.
Die Generaldirektion
des Großherzoglichen Hoftheaters und der Hofmuſik
zrau, deren Mann im Felde iſt,
7 ſucht gebr. Schulranzen und
Schuhe, Gr. ungef. 34. Angebote
u. C 86 a. d. Geſchäftsſt. (*8515
Jeder Stuhl Wi
wird zu 1 bis 1,20 Mk. geflochten
in der Korbflechterei
Rundeturm=
ſtraße 2. Poſtkarte genü
Großh. Hoftheater.
Montag, den 2. November 1914.
Keine Vorſtellung.
Vorverkauf für die Vorſtellungen:
Dienstag, 3. Nov.: 29. Ab.=Vſt.
A 8. Zum erſten Male
wieder=
holt: „Der Reviſor”. Kleine
Preiſe. Anfang 7½ Uhr.
Mittwoch, 4. Nov.: 30. Ab.=Vſt.
B 7. „Lohengrin”. Kl. Preiſe.
Anfang 7 Uhr.
Donnerstag, 5. Nov.: 31. Ab.=Vſt.
C 8. „Figaro’s Hochzeit”
Kleine Preiſe. Anfang 7 Uhr.
Freitag, 6. Nov.: 32. Ab.=Vorſt.
D 9. „Huſarenfieber” Kleine
Preiſe. Anfang 7½ Uhr.
Samstag, 7. Nov.: Außer
Abon=
nement. Sondervorſtellung für
auswärtige Schulen. „Wilhelm
Tell”. Anfang 2½ Uhr.
Tageskalender.
Montag, 2. November.
Deutſcher Tondichter=Abend von Willy
Bur=
meſter um 8 Uhr in der Turnhalle am Woogsplatz
(Richard Wagner=Verein).
Deutſche Luſtfahrer-Lotterie
zum Beſten unſerer Flieger.
(20686a
Ziehungen am 6. und 7. November
und 28. bis 31. Dezember 1914.
Hauptgewinne im
uſw.
Werte von Mk. 60 000, 30 000, 25000, 20 000 Das Los,
zültig für beide Ziehungen, à Mk. 3.— empfiehlt und verſendet:
Philipp J. Schmidt, Königl. Lotterie=Einnehmer, Rheinſtr. 33.
Schuchardſtr. 13, 3. St., gut
1 Zimmer
möbl. Zimmer zu verm. (*8516
Zwei 3 Zimmerwohnungen
bis 1. Dezember zu vermieten. —
Näheres Riedeſelſtr. 66. (29721ms
Pankratinsſtraße 13
große 3 Zimmer=Wohnung mit
allem Zubehör ſofort zu vermieten.
Preis 400 Mk. jährlich. (*8517oim
Mierte Zim
Mauerſtr. 15 einf. möbl.
Zim=
mer für 12 Mk. zu verm. (*8513
n möbl
Höl
Zimmer mit
Penſion ſofort zu verm. (17917oc
Martinstr. 4, I.
Nähe der Heinrichſtr.
gut möbl.
Zimmer
(B19835omf
fein
Martinſtr. 26, part., möbl.
Zim. Nähe d. Herdweg. (B19749oms
Wilhelminenpl. 10, I.
ſchönes Wohnzimmer mit einem,
event. zwei Schlafzimmern vom
1. Nov. ab zu verm. (20233oms
haiſelongues, gut erh., ſehr billig
zu verk. P. Friese,
Tapezier=
meiſter, Pankratiusſtr. 69. (*8518