Darmstädter Tagblatt 1914


Donnerstag, den 29. Oktober.

[  ][ ]

Bezugspreis:
Anzeigenpreis:
177. Jahrgang
Ausg. A (mit Ill. Unterhaltungsbl.) monatl. 60 Pfg.,
vierteljährl. Mk. 1.30. Ausgabe B (mit Il. Unter=
Die 49 mm breite Petitzeile im Kreiſe Darmſtadt
10 Pfg., ausw. 20 Pfg.: Familienanzeigen 30 Pfg.;
haltungsblatt u. Ill. Wochen=Chronik) monatl. verbunden mit Wohnungs=Anzeiger und der wöchentlichen Beilage: die 84 mm breite Reklamezeile oder deren Raum
80 Pfg., vierteljährl. Mk. 2.40, Beſtellungen nehmen
entgegen: die Geſchäftsſtelle Rheinſtr. 23 (Fernſpr.
im Kreiſe Darmſtadt 30 Pfg., auswärts 75 Pfg.:
Nr. 1 u. 426), unſere Filialen, Landagenturen u. alle
Rabatt nach Tariſ. Anzeigen nehmen entgegen: die
Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
Geſchäftsſtelle Rheinſtr. 23, die Filtalen u. Agen=
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht übernom.
turen, Anzeigenexped. des In= und Auslandes. Bei
Illuſtriertes Anterhaltungsblatt.
Konkurs od. gerichtl. Beitreib. fällt jed. Rabatt weg.
Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.

Nr. 208.

Donnerstag, den 29. Oktober.

1914.

Der Krieg.

Die Kämpfe im Weſten und Oſten. Die wirtſchaftlichen Folgen des Weltkrieges. Eine Kundgebung des Hanſa=
bundes
. Ein ernſtes Problem. Franzöſiſche Verluſte. England und der Prinz von Battenberg. Von den Kriegs=
ſchauplätzen
. Das Urteil im Serajewoer Hochverratsprozeß. Die Griechen beſetzen Epiros. Die Getreidehöchſtpreiſe.

Die Kämpfe im Weſten und Oſten.

* Der geſtrige
Kriegsbericht meldet
die Fortdauer der
Kämpfe an der bel=
giſchen
Küſte, wo=
ſelbſt
die Belgier er=
hebliche
Verſtärkungen
erhalten haben und
die engliſchen Kriegs=
ſchiffe
, wenn auch ohne
Erfolg, in den Kampf
wieder eingegriffen ha=
Hen, und weitere Fort=
ſchritte
weſtlich Lilles
und in den Argonnen.
Die Mailänder Ga=
zetta
del Popolo mel=
det
aus Nieuport: Die
mörderiſche Schlacht

der leizten Tage in dem belgiſchen Gebiet bringt nicht
einmal nachts einen Augenblick des Waffenſtillſtandes.
Vom Meere herüber tönt das Brauſen, die Schiffe ſchleu=
dern
einen Granatenregen auf die Küſte, während die
Scheinwerfer mit Beharrlichkeit ihr hundertſtrahliges
Lichtauge dorthin werfen, wo ſie die deutſchen Batterien
vermuten. Das ſchreckliche Kanonenduell dauert Tag und
Nacht zu Lande und zur See an. Die deutſchen Truppen
haben Verſtärkungen aus Belgien erhalten; man ſagt, daß
in Dünkirchen unausgeſetzt an den Beſeſtigungen gear=
beitet
wird.
In einer Beſchreibung, die der Korreſpondent der
Times von den Gefechten in Belgien gibt, wird gemeldet,
daß es den Deutſchen durch einen Ausfall aus Weſtende
gelungen iſt, einen großen Komplex von Bauernhöfen an
der Küſte zu erobern, die den Namen Groote Bam=
burgh
führen. Es war dies ein Schlag für die verbün=
deten
Armeen, da dieſe Bauernhöfe eine Art Feſtung bil=
den
. Wie gewöhnlich, verfügten die Deutſchen dabei über
eine große Anzahl Maſchinengewehre. Vom engliſchen
Geſchwader aus wurden ſofort in aller Eile eine Anzahl
Maſchinengewehre in Nieuport ausgeſchifft, um die Groote
Bamburgh zu retten, aber ſie kamen zu ſpät. Die Deutſchen
waren ſchon im Außenhafen und hatten ihre Maſchinen=
gewehre
aufgeſtellt.
Die Daily Mail meldet aus Havre: Ein belgiſches
amtliches Communigué ſagt, daß die Lage am Sonntag
abend beſſer war, als am Samstag, wo die Belgier
die Stellungen am Yſer=Fluß aufgeben
mußten und 2½ Meilen zurückgeworfen wurden. Seitdem
kamen die Belgier, verſtärkt durch Verbündete, wieder an
verſchiedenen Punkten des Fluſſes in Verührung mit dem
Feind. Die Verluſte der Belgier betrugen in den
neun Tagen, wo in dieſem Gefecht gekämpft wurde, 10000
Tote und Verwundete.
Wie über Rotterdam aus London gemeldet wird,
wurden am 26. ds. im Hafen von Harwich 4 engliſche
Kriegsſchiffe kleineren Typs, augenſcheinlich leichte
Kreuzer, eingeſchleppt, die ſämtlich mehr oder minder
ſchwer havariert waren. Man vermutet, daß es ſich um
jene Kriegsſchiffe handelt, die bei den Kämpfen in Weſt=
flandern
Volltreffer von den deutſchen ſchweren Geſchützen
erhielten. Die Kriegsberichterſtatter der holländiſchen Blät=
ter
beſtätigen, daß die engliſchen und franzöſiſchen Kriegs=
ſchiffe
ſich auf die hohe See hinaus zurückzogen. Die
ſchweren Batterien, die die Deutſchen zwiſchen Oſtende
und Weſtende gegen die feindliche Flotte ins Feuer brach=
ten
, ſind ſehr geſchickt aufgeſtellt worden. Der Marine=
ſachverſtändige
der Times überſieht nicht die Gefahren,
denen das Geſchwader an der belgiſchen Küſte ausgeſetzt
iſt, obwohl die geringe Waſſertiefe an der Küſte und die
größere Beweglichkeit der Schiffe Unterſeebootangriffe ſehr
erſchweren. Wahrſcheinlich aber ſei, daß Angriffe ſeitens
der Zerſtörer gemacht würden, deren Torpedorohre im
Gegenſatz zu den Unterſeebooten nicht feſt ſind. Jedenfalls
werden ältere Schiffe an der belgiſchen Küſte verwendet,
die bei einer Verfolgung durch die deutſche Flotte weni=
ger
wertvollſind und deren Verluſt weniger empfindlich iſt.
Im Oſten, in Ruſſiſch=Polen, haben, wie geſtern
ſchon gemeldet wurde die Ruſſen Verſtärkungen erhalten,
weshalb ſich unſere Truppen aus taktiſchen Gründen vor=
erſt
zurückziehen mußten. Es wird nicht ausbleiben, daß
die Ruſſen hieraus wieder einen großen Sieg machen wer=
den
. Das unerſchöpfliche Menſchenreſervoir Rußlands,
womit unſere Feinde uns ſchrecken möchten, geſtattet ja
den Ruſſen, noch eine Unmenge von Menſchen auf die
Schlachtfelder zu ſchicken, aber nicht eine Unmenge Sol=
daten
. Neben dem nach Ausſage von Gefangenen immer
empfindlicher werdenden Mangel an Offizieren fehlt es

an Kriegsmateriat jeder Arl. Was Ruſtland noch in die
Linie zu führen hat, das iſt mit den bisher ins Feld ge=
ſchickten
Truppen in keiner Weiſe zu vergleichen.

Die wirtſchaftlichen Folgen des
Weltkrieges.
II. (Schluß.)

Die Einwirkung des Krieges auf die eng=
liſche
Welt=Finanzwirtſchaft.
England hat bis zum Ausbruch des Krieges ſeine
eigenen Importe und Exporte ganz finanziert und die
Exporte des Kontinents zu ½, die Importe zu etwa der
gleichen Höhe. Nehmen wir nur einmal an, daß vom
Kontinent über England nur die Hälfte der Importe und
Exporte nach reſp. von dem überſeeiſchen Ausland finan=
ziert
ſei, ſo ergibt ſich folgendes Bild:
Der eigene engliſche Export und Import
nach dem überſeeiſchen Ausland einſchließlich ſeiner Ko=
lonien
aber ohne Europa betrug in 1911: Import 6329 Mil=
lionen
Mark, Export 5922 Millionen Mark, oder zuſammen
12251 Millionen Mark. Es betrug der überſeeiſche
deutſche Import in 1911: 4014 Millionen Mark, in 1912:
4673 Millionen Mark, der deutſche Export in 1911: 2037
Millonen Mark, in 1912: 2213 Millionen Mark, oder zu=
ſammen
6051 Millionen Mark, bezw. 6886 Millionen Mark,
oder rund 7000 Millionen Mark (ohne Edelmetalle).
Wenn man die Ein= und Ausfuhr der Staaten Oeſter=
reich
, Belgien, Frankreich und Rußland von Ueberſee mit
der gleichen Höhe annimmt wie Deutſchland, und da dieſe
Länder ebenſo wie Deutſchland, ihre finanziellen über=
ſeeiſchen
Transaktionen vollauf zu ½ über England leiten,
ſo muß man die gleiche Zahl berückſichtigen wie von
Deutſchland, zuſammen alſo Deutſchland 7000 Millionen
Mark, die übrigen kriegführenden Kontinental=Länder 7000
Millionen Mark, mithin rund 14 000 Millionen Mark.
Ohne Berückſichtigung des engliſchen Imports und
Exports betragen die Zahlungsverpflichtungen der an=
deren
kriegführenden Nationen (Deutſchland. Oeſterreich,
Belgien, Frankreich und Rußland) eine Summe von
14 600 Miklionen Mark nach und von Ueberſee.
Dieſes iſt der Jahresumſatz.
Hiervon vorſichtig angenommen nur die Hälfte finan=
ziert
über England in 3 Monats=Tratten 700 Mil=
lionen
Mark, ſo war zur Zeit des Ausbruches des Krie=
ges
bei engliſchen Banken, Privatbankiers und ſonſtigen
Azepthäufern gezogen der vierte Teil obiger Summe,
rund 200 Millionen Mark.
Dieſe Tratten liegen nun ſämtlich akzeptiert, aber
unbezahlt in London, während die Werte zum größten
Teil bereits im Auslande angekommen ſein dürften. Nur
das Moratorium ſchützt die Privatbankiers und Banken
Londons vor dem Ruin, denn es iſt den Deutſchen und
Oeſterreichern verboten, dieſe Verpflichtungen nach Eng=
land
zu bezahlen; die Franzoſen, Belgier und Ruſſen kön=
nen
es aber nicht, und noch lange nach Friedensſchluß
werden dieſe Summen den engliſchen Finanzmarkt auf
das ſchwerſte zerrütten. Es kommt aber ferner hinzu,
daß in England auch der Markt geweſen iſt zum Unter=
bringen
faſt ſämtlicher überſeeiſchen und eines Teiles der
europäiſchen Anleihen, ſoweit ſie nicht in Deutſchland und
Frankreich eine Unterkunft fanden.
Um das letztere vorweg zu nehmen, ſo ſind in Frank=
reich
blaziert die fämtlichen, oder faſt ſämtliche ruſſiſchen
Anleihen im Werte von 20336 Millionen Mark, wozu die
eigenen franzöſiſchen Anleihen kommen im Betrage von

26046 Millionen Mark, zuſammen 46 382 Millionen Mark,
bei nur 4 Prozent p. a. eine Zinsforderung von 1855 Mil=
lionen
Mark im Jahr. Hierzu die Schulden der Türkei,
Griechenlands Bulgariens, Rumäniens und ein Teil der
italieniſchen Schuld, der ſpaniſchen, portugieſiſchen uſw.,
welche auch zum Teil jetzt unbezahlt bleiben dürften, und
die Stadtanleihen Frankreichs, ſo daß, ſoweit Frankreich
in Frage kommt, die ausfallenden Einnahmen bereits ganz
ungeheuerlich ſind.
In England ſelbſt ſind hauptſächlich placiert zunächſt
die Schulden ſeiner eigenen Kolonien und die des Mutter=
landes
. Die Staatsſchulden betrugen im Jahre 1911 in
England 13 245, Vorder=Indien 6063, Afrika 2345, Auſtra=
lien
5769, Neu=Seeland 1688, Kanada 1360, Britiſch=Weſt=
Indien 122 Millionen Mark, zuſammen 30592 Millionen
Mark, zu 4 Prozent, oder 1220 Millionen Mark. Rechnet
man hierzu einen erheblichen Teil der Schulden von
Meriko mit 901 Guatemala mit 129, Salvador mit 42,
Niearagua mit 33, Honduras mit 459, Eoſta Rica mit 60,
Domingo mit 80, Haiti mit 159, Argentinien mit 3600,
Bolivien mit 87, Braſilien mit 5925, Columbien mit 66,
Paraguay mit 54, Chile mit 2044, Peru mit 170, Uruguay
mit 579 Millionen Mark, zuſammen 14397 Millionen
Mark, und hiervon vorſichtigerweiſe nur die Hälfte mit
rund 7000 Millionen Mark, ſo ſind in England an eigenen
und überſeeiſchen Staatsſchulden placiert rund 37000 Mil=
lionen
Mark, zu nur 4 Prozent eine Zinſeneinnahme, auf
die England rechnen muß, von 1480 Millionen
Mark.
Hierzu noch ein Teil der Anleihe von Japan und
China, und namentlich die großen Anleihen der amerika=
niſchen
, kanadiſchen, ruſſiſchen und anderen Eiſenbahnen
und Erwerbsgeſellſchaften und Städte, deren Zinsdienſt
bereits ſtark und durch die Dauer des Krieges immer mehr
in Frage geſtellt wird, ſo wird man begreifen, was die
Fortdauer des Krieges für den engliſchen Finanzmarkt
im 20. Jahrhundert bedeutet, Zahlen, die vor 100 Jahren
zur Zeit des 20jährigen Krieges gegen Napoleon I. gar
nicht in Frage ſtanden.
Man kann getroſt ſagen, daß, wenn die Staatsſchul=
den
, welche in England placiert ſind, 37000 Millionen
betragen haben, die Schulden der überſeeiſchen Städte=
und Privatgeſellſchaften in England mindeſtens die gleiche
Summe betragen, ſo daß London angewieſen iſt auf eine
Zinseinnahme einer Kapitalanlage von rund 75 000 Mil=
lionen
Mark oder mit nur 4 Prozent eine jährliche Zins=
einnahme
von 3000 Millionen Mark, von denen ein ganz
erheblicher Teil ausbleiben wird, wenn drüben die Roh=
produkte
nicht mehr zu verkaufen ſind.
Auf Veranlaſſung Englands haben jetzt Frankreich,
Belgien, Rußland und die edlen Bundesgenoſſen der
Mordſtaat Serbien und die gelbe Hpäne des Stillen
Ozeans, Japan, ſowie Montenegro feierlich erklärt, daß
ſie nur gemeinſam Frieden ſchließen werden. Um noch
ferner aufzutrumpfen, erklärt Mr. Asquith, daß, nachdem
von den erſten 100 000 Söldnern Englands, um mit Möltke
zu reden, auf den Gefilden von St. Quentin 20 000 durch
die deutſchen Truppen arretiert worden ſind, Deutſch=
land
bekämpft werden müßte, bis es niedergerungen ſei,
einerlei, ob der Krieg zwanzig Jahre dauere, wobei haupt=
ſächlich
die Soldaten Frankreichs und Rußlands nach be=
währtem
engliſchen Muſter eingeſetzt werden, damit Eng=
lands
Flotte und Armee ſtark bleibt auch nach dem Kriege.
Dieſer Ausſpruch dürfte durch obige Zahlen ſeine Wider=
legung
finden. Ich habe ihm nichts hinzuzufügen, eine
Gegendrohung Deutſchlands iſt überflüſſig.
Wir kämpfen und ringen um unſere Exiſtenz, wir
kämpfen und ringen um das, was unſer Kaiſer und ſeine
Miniſter, geſtützt auf ein wohlgerüſtetes Heer und eine
ſtarke Flotte, in den letzten 40 Jahren dem deutſchen
Volke als Segen gebracht haben. Wir kämpfen um
einen dauernden Frieden Europas zum
Heil der Welt!
Umgeben von Feinden auf allen Seiten mit nur
einem Bundesgenoſſen Oeſterreich=Ungarn, an unſerer
Seite, für deren Freiheit und Kultur gegen ruſſiſchen
und aſiatiſchen Barbarismus wir im Namen Europas
das Schwert gezogen haben, umgeben von Lügen, die auf
den monopoliſierten britiſchen Kabellinien in die Welt
hinauspoſaunt werden, bleiben wir feſt im Gottvertrauen
auf den endgültigen Sieg der Wahrheit und der Gerech=
tigkeit
, und wiſſen, daß das neutrale Ausland nach Be=
kanntwerden
der Tatſachen nach Friedensſchluß dem über=
fallenen
Deutſchland Gerechtigkeit zuteil werden läßt.
Eine Kundgebung des Hanſa=Bundes.
* Berlin, 27. Okt. Der Hanſa=Bund hatte zu
geſtern abend Einladungen zu einer Verſammlung mit
dem Thema Krieg ergehen laſſen, denen ſo zahlreich
Folge geleiſtet wurde, daß im Lehrervereinshauſe gleich=

[ ][  ][ ]

Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 29. Oktober 1914.

Nummer 298,

zeitig zwei Verſammlungen abgehalten werden mußten.
Der freiſinnige Landtagsabgeordnete Dr. Pachnicke
führte folgendes aus:
Deutſchland habe keinen Krieg nötig gehabt, denn un=
ſere
politiſche und wirtſchaftliche Entwickelung ſei ein
Sieg im Frieden geweſen. Die Gegner freilich hatten
Wünſche, die nur durch einen Krieg erfüllt werden konn=
ten
. Glänzend habe ſich die ſittliche, wirtſchaftliche und
militäriſche Kraft Deutſchlands bewieſen. Einige kleine
Uebertreibungen überſehe man, denn nur mit Begeiſte=
rung
werde der Sieg errungen. Mit Kaffeehausäſtheten
ſtürme man aber keine Schanzen. In der Bearbeitung
der öffentlichen Meinung habe Deutſchland jedoch kein
Glück gehabt. Mühſam müſſe es das Lügennetz der Feinde
zerreißen. Der Redner warnte vor Unterſchätzung des
Gegners und vor zu frühzeitiger Triumphſtimmung. Wir
können erſt Frieden ſchließen, wenn die Feinde darum
bitten und wenn ſie Bürgſchaften für unſere militäriſche
Sicherheit und wirtſchaftliche Kraftentfaltung bieten.
Deutſchland werde aus dem Drang der Zeit verjüngt her=
vorgehen
und auch innerpolitiſch eine Erneuerung erleben.
Präſident Geheimrat Rieſſer hob folgendes her=
vor
: Unſere Arbeit gelte der Erhaltung der finanziellen
Kriegsbereitſchaft. Die Siegespalme werde ſicherlich nicht
England zufallen, denn von der kommerziellen und mari=
timen
Vernichtung Deutſchlands würde Amerika den
Nutzen ziehen. Die Anpaſſungsfähigkeit des deutſchen
Kaufmanns, der z. B. vordem Nähmaſchinen und jetzt
Schrapnells herſtelle, könne uns nicht von England nach=
gemacht
werden, unſere wirtſchaftliche Kraft habe ſich be=
währt
in der gewaltigen Kriegsanleihezeichnung und den
alle Verpflichtungen weit übertreffenden Einzahlungen,
obwohl erſt vor wenigen Monaten, 600 Millionen Mark
preußiſche Schatzanweiſungen untergebracht worden ſind
und das erſte Viertel des Wehrbeitrages eingezahlt wurde.
Er wandte ſich dann gegen die Flaumacher, die
ſich am Vaterlande verſündigten, wenn ſie angeſichts un=
ſerer
militäriſchen, wirtſchaftlichen und ſittlichen Vorbe=
dingungen
am Siege zweifelten und die Stimmung herab=
drückten
. Er fand ſtürmiſchen Beifall, als er erklärte:
Wir brauchen wirkliche Männer, nicht alte Weiber bei=
derlei
Geſchlechts, draußen im Felde und hier zu Hauſe.
Auch Präſident Rieſſer betonte die Notwendigkeit, nach
dem Frieden an einen völlig neuen Aufbau unſerer Wirt=
ſchaft
zu gehen, und zwar unter weiteſter Ausſcheidung
der engliſchen Vormundſchaft und Vermittelung. Unſere
Kinder und Kindeskinder würden von uns Rechenſchaft
fordern, wenn wir dies verſäumten.
Zum Schluß ſchilderte Stadtrat Oske aus eigener
Anſchauung die Verwüſtungen der Ruſſen in Oſtpreußen.

Rückkehr deutſcher Reichsangehöriger
aus Frankreich.

* Karlsruhe, 27. Okt. Der Reichskanzler hat, lt.
Frkf. Ztg., dem Zentralausſchuß des Roten Kreuzes mit=
geteilt
, daß etwa 20000 deutſche Reichsangehö=
rige
, meiſt Frauen und Kinder, aber auch Männer unter
17 und über 45 Jahre, die Rückwanderungs=
erlaubnis
aus Frankreich erhalten haben und
demnächſt in einer badiſchen Grenzſtadt eintreffen wer=
den
. Das badiſche Rote Kreuz wird die meiſt ſehr hilfs=
bedürftigen
Flüchtlinge an der Grenze empfangen und be=
wirten
. Die Nichtbadener ſollen in ihre Heimat befördert
werden. Zu den durch die Bewirtung, Beförderung und
ſonſtige Unterſtützungen entſtehenden Koſten hat der
Reichsausſchuß des Roten Kreuzes 20000 Mark zur Ver=
fügung
geſtellt; das badiſche Rote Kreuz bewilligte den
gleichen Betrag.

Eine Falle.

* Berlin, 28. Okt. Die engliſche Admirali=
tät
hat, verſchiedenen Blättern zufolge, der engliſchen
Flotte Befehl gegeben, deutſcheund öſterreichiſche
Reſerviſten, die auf neutralen Schiffen nach neutralen
Häfen unterwegs ſind, nicht mehr gefangen zu nehmen.
Dieſer Schritt iſt mit Rückſicht auf die Empfindlichkeit der
neutralen Staaten geſchehen, wie der Mailänder Corriere
della Sera erfährt. Der Militärkritiker der Times
ſchreibt, daß der Zuzug von deutſchen Reſerviſten aus den
Ueberſeeländern eine neue Gefahr bedeute. Dasſelbe
Thema behandelt Morning=Poſt, darin andeutend, daß die
Londoner Erklärungen von dem Parlament nicht beſtätigt
worden ſeien. Es würde Englands Schaden ſein, wenn
eine Million Reſerviſten aus Nord= und Südamerika
Deutſchland erreichen könnten.

Glücklich zurückgekehrt.

* Berlin 28. Okt. (Ctr. Bln.) Aus Rotterdam
wird der Voſſiſchen Zeitung gemeldet: Der deutſche
Geſandte im Haag gibt bekannt, daß der engliſche Tor=
pedobootszerſtörer
Badger zwar, wie die Engländer
melden, ein deutſches Unterſeeboot rammte, daß
letzteres aber ohne Verluſt zurückkehrte.

Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe in Wien.

* Wien, 27. Okt. Ein Sonderabdruck des Amts=
blattes
der Stadt Wien beſpricht in einem In Wien
während des Krieges betitelten Flugblatt die günſtige
Aufnahme des vorangegangenen gleichartigen Flugblattes
und bemerkt, daß nur die Stadtverwaltung von Genf
die Verbreitung der darin enthaltenen Nachrichten wegen
ſtrikter Wahrung der Neutralität ablehnen zu müſſen
geglaubt hat. (!) Aus dem weiteren Inhalt ſei mitge=
teilt
: Im Monat September ſind die Steuerein=
gänge
um 5,8 Millionen auf 11,9 Millionen geſtiegen.
Die Spareinlagen betrugen bei den Wiener Spar=
kaſſen
Ende September 1914 38 Millionen Kronen mehr
als am Ende des vorigen Jahres. Die Kriegsdarlehns=
kaſſe
und die Kriegskreditbank ſorgen für das geſteigerte
Kreditbedürfnis der Geſchäftswelt. Das Arbeits=
und Dienſtvermittelungsamt vermittelte für
die erſte Hälfte des Oktober 9219 Perſonen Arbeit oder
Verdienſt. Für Handwerker und Arbeiter iſt genug
Arbeitsgelegenheit vorhanden, die Lebensmittelverſorgung
iſt vollkommen ausreichend. Die Geſundheitsver=
hältniſſe
ſind ſehr günſtig, bei der einheimiſchen
Bevölkerung iſt kein Cholerafall vorgekommen. Die
Stimmung der Bevölkerung iſt voll Zuverſicht, auf den
Straßen herrſcht reger Verkehr. Die Theater ſind ſämtlich
wieder geöffnet.

Der Fluch der Lüge.

* Aus dem Haag wird gemeldet: Der Korreſpondent
des Amſterdamer Telegraaf erzählt, daß ſich die ſchärfſte
Erbitterung der Antwerpener Flüchtlinge gegen
die Zeitungen richte, die das Volk bis zum letzten
Tage betrogen hätten. Noch als die Häuſer vom
deutſchen Geſchützfeuer zitterten, wurde verſichert, das
ſeien die engliſchen Kanonen, die ſtärker ſeien als die deut=
ſchen
Geſchütze, und die Belagerungsarmee könnte die
Nethe niemals überſchreiten; die Stadt ſei durch die Eng=
länder
abſolut vor der Eroberung geſichert. Zeitungen
und Regierung hätten die Bürgerſchaft rechtzeitig zum
Auszuge mahnen müſſen, damit den Leuten Zeit gelaſſen
wäre, ihre Wertſachen und Geldmittel mitzunehmen und
ſich geordnet in Sicherheit zu bringen. Der Korreſpondent
erklärt hierzu, daß die Antwerpener Zenſur den dortigen
Blättern nicht geſtattete, irgend etwas zu drucken, was
das Vertrauen des belgiſchen Volkes in das ſiegreiche
Vordringen der Bundesgenoſſen hätte erſchüttern oder nur
zweifelhaft hätte machen können, bis die erſte Bombe in
die Stadt fiel und das ganze Lügenkartenhaus zuſammen=
ſtürzte
.

Franzöſiſcher Völkerrechtsbruch gegen Ntalien.

* Rom, 27. Okt. (Ctr. Frkf.) Ueber die Beſchlag=
nahme
des italieniſchen Frachtdampfers
Enrico Millo durch einen franzöſiſchen
Kreuzer teilt ein von Malta kommendes Schiff fol=
gende
Einzelheiten mit: Enrico Millo habe zwar viel
Kaffee und Baumwolle, aber keine Konterbande an Bord
gehabt. Die Beſchlagnahme erfolgte völkerrechtswidrig in
italieniſchen Gewäſſern im Bereich italieniſcher
Semaphore. Das Schiff wurde durch franzöſiſche
Drohung, daß man ſchießen würde, gezwungen, ſich in die
offene See zu begeben, worauf es nach Malta und darauf
trotz des Einſpruches des italieniſchen Konſuls nach
Biſerta gebracht wurde. Einem verwundeten Maſchiniſten
ſollen die Engländer in Malta ärztliche Pflege verweigert
haben. Giornale d’Italia knüpft an dieſen Vorfall einen
bitteren Kommentar an, erinnert an das Auftreten Frank=
reichs
in der Manouba= und Carthago=Affäre und an
die damalige Rede Poincarés in der Kammer und fordert
die Regierung auf, über die Neutralitätsrechte Italiens zu
wachen. (Frkf. Ztg.)

Ein ernſtes Problem.

* Paris 28. Okt. Unter der Ueberſchrift Ernſtes
Problem beſchäftigt ſich der Temps vom 25. Oktober
mit der Frage der Rückkehr der Behörden nach

Paris und ſagt: Es gibt zwei Strömungen. Dier
Bureaukratie der Kammern iſt noch mehr für die Rückkehr
als die Miniſterien und betreibt ſie allgemein. Die Mi=
niſter
der nationalen Verteidigung machen in dieſer Frage
weiſe Vorbehalte. Wir haben heute die moraliſche Ges
wißheit, daß die Deutſchen ihren Vormarſch nicht wieder=
aufnehmen
können, jedoch haben wir in dieſer Beziehung
keine materielle Gewißheit, was auch im Innerſten unſere
Ueberzeugung ſein möge. Die Communiqués laſſen nur=
zu
gut erkennen, daß an einigen Punkten der Schlachtlinie
der Feind gegen die Unfrigen nur in einer Entfernung
von ungefähr 100 Kilometern vor Paris kämpft. Dier
Rückkehr der Regierung und Kammern würde die aggreſe
ſive Tätigkeit der Deutſchen zweifellos noch erhöhen, ſier
würden beſonders die Unternehmungen auf dem Luftwege
verdoppeln; zudem würde die Anweſenheit der Regie=
rungsbehörden
die Verantwortlichkeit des Militärgouver=
neurs
ſteigern und General Joffre in ſeinen Entſcheidun=
gen
beeinfluſſen. Die Zeitung fragt weiter: Darf man
das diplomatiſche Korps zur Rückkehr auffordern, ehe je=
der
Offenſivrückſtoß völlig unmöglich geworden iſt? Auch
Gründe der inneren Politk ſprechen dagegen. Gewiſſe
Miniſter ſind beſonders empfindlich, insbeſondere diejeni=
gen
, die in ihren Amtsgeſchäften mehr den Agitationen
der parlamentariſchen Welt unterliegen. Wie ſollen dieſe
indifferent bleiben bei den ſtändigen Sonderverſammlun=
gen
der Pariſer Deputierten, die eine Art von einem klei=
nen
Parlament bilden und ſich bald hier, bald dort ver=
ſammeln
würden, um ihre Wünſche und Beſchlüſſe, die un=
ter
ziemlich normalen Bedingungen zuſtande gekommen
ſind, an die Regierung zu telegraphieren. Heute ſindes
noch einfache Wünſche, morgen vielleicht ſchon Reſoll=
tionen
und Forderungen, die ſich in mehr oder wenigen
befehlshaberiſcher Weiſe darſtellen werden. Viele Abge=
ordnete
, die ihre Kinder zum Schulbeginn nach Paris be=
gleitet
haben, finden nachmittags naturlich alle den Weg
in die Wandelgänge. Von da bis zur Bildung von Son=
dergruppen
iſt nur ein Schritt. Das Blatt ſchließte
Die Entſcheidung über die Rückkehr der Behörden iſt ein
ſchwerer, ernſter Entſchluß voller Konſequenzen für dier
Zukunft, der nicht auf die leichte Achſel genommen wer=
den
darf.

Franzöſiſche Verluſte.

* Berlin, 27. Okt. Aus ſchweizeriſchen Grenzorten
bringt der Lokalanzeiger über Holland Meldungen über
ſchwere franzöſiſche Verluſte im Woevre=
Gebiet. Danach fielen ſeit der Eroberung von St.
Mihiel und des Camp des Roumains durch die Deutſchen
in der Schlachtlinie Toul-Verdun über 40000 Mann,
ohne daß ein befriedigendes Reſultat erzielt wurde. Be=
unruhigend
ſei der Verluſt an moderner Artil=
lerie
, die gerade in den heiß umſtrittenen Höhenzügen
des Raumes entſcheidenden Wert beſitzt. Generaliſſimus
Joffre ließ die Lücken der Kampffront durch gute Trup=
pen
auffüllen. Heute ſei das nicht mehr möglich. Die
Qualität des Nachſchubs ſei ſo minderwertig, daß die
Klagen der Kommandierenden bei der Heeresleitung kein
Ende nehmen. Man zeige ſich in der Bevölkerung gegen
den Generaliſſimus ſehr aufgebracht, weil er die ſchlechten
Reſultate im Woevre=Gebiet durch belangloſe Meldungen
verſchleierte.

Die Engländer und der Prinz von Battenberg.

(Ctr. Bln.) Der Londoner Spezialkorreſpondent der
Aftenpoſten gibt in einem Telegramm einen Leitartikel des
Globe wieder, in dem es heißt: Die wichtige Stellung als
erſter Seelord der Admiralität und damit die ſtrategiſche
Leitung der britiſchen Flotte hat zurzeit Prinz Loui
von Battenberg, der älteſte Sohn des Prinze
Alexander von Heſſen, inne. Wenn er die höchſte Stellung
in der Flotte erreicht hat, ſo verdankt er dies einzig ſeis
ner großen Tüchtigkeit. Wir alle wiſſen, daß ſein Eifer,
die deutſche Flotte zu vernichten, ebenſo groß iſt, wie der
eines geborenen Engländers. Jeder, der gut unterrichtet
iſt, weiß, daß der Charakter des Prinzen über jedes Miß=
trauen
erhaben iſt. Aber es iſt notwendig, daß auch in
den weiten Kreiſen des Volkes dieſe Ueberzeugung ſich
durchringt. Dies iſt im Augenblick jedoch nicht der Fall=
In der letzten Zeit ſind ebenſo verletzende, wie grundloſe
Gerüchte von Mund zu Mund gegangen. Wir haben in
der letzten Zeit täglich eine Menge Briefe bekommen, in
denen ſcharf kritiſiert wird, daß ein Mann von deut=
ſcher
Abſtammung an der Spitze der Marine
ſtehe. (!) Wir ſind davon überzeugt, daß alle dieſe Ge=
rüchte
grundlos ſind. Aber ſie können dem Prinzen ſelbſt

Wie wir Heſſen unſere erſten
Geſchütze erbeuteten.

(Bericht eines Mitkämpfers in der Schlacht bei Anloy=
Maiſſin Bouillon) am 22. Auguſt 1914) B
In Glaireuſe einem Bauerndorfe zwiſchen Neufchä=
keau
und Bouillon (der Südoſtſtrecke Belgiens an der
franzöſiſchen Grenze) wurde am 22. Auguſt 1914 nach
einem zweiſtündigen Marſche aus unſerem letzten Quar=
tier
Ochamps Halt gemacht. Unſer Bataillon lag auf einer
Wieſe vor dem Dorfe, um näherem Befehl entgegenzu=
ſehen
. Kavallerie=Patrouillen hatten nämlich die Mel=
dung
gemacht, daß ſtarke feindliche Kräfte, mit denen tags
zuvor ſchon die 21. Diviſion zuſammengeſtoßen war, gegen
uns im Anmarſch ſeien. Nach nur halbſtündiger Raſt kam
dann auch der Befehl, daß die Kompagnien das Dorf be=
ſetzen
ſollten. Etwa um 1 Uhr wurden wir an die Ge=
wehre
gerufen. Plötzlich dröhnte Kanonendonner zu uns
herüber ein erhebender Moment. Der Oberſt und Kom=
mandeur
des 61. Artillerie=Regiments, ſprengte im vollen
Galopp durch das Dorf, um die Artillerie nach vorne zu
bringen. Am Ausgang des Dorfes, an einem Kreuzungs=
punkt
zweier Straßen, ſtockte die Kolonne eine kurze Zeit.
Wir drängten uns rechts und links an die Häuſer heran,
um der Artillerie freie Bahn zu laſſen. Von der linken
Seite nahten unſere Maſchinengewehre und Patronen=
wagen
. Hauptleute bemühten ſich, den Knäuel zu durch=
dringen
. Es war ein kurzes Durcheinander, in das zum
Glück keine franzöſiſche Granate hineinplatzte.
Rechts vorwärts, auf einer etwa 1500 Meter entfern=
ten
Höhe, fuhr gerade unſere Artillerie hinter einem Wald=
ſtück
auf, als dort oben hoch im blauen Aether kleine weiße
Wölkchen erſchienen die erſten franzöſiſchen Schrap=
nells
, die jedoch wenig Unheil anrichteten. Nach etwa
1500 Meter machte der Weg eine Biegung nach links, nach
dem Dorf Anloy. Wir marſchierten gerade aus durch
eine ſumpfige und ſchwer paſſierbare Wieſe, dann an einem
Wäldchen entlang, und ſprangen hierauf über einen Bach,
wobei ein Teil unſerer Leute mit naſſer Haut das andere
Ufer erreichten. Dann war noch ein weiterer kleiner Bach
zu überſchreiten, um den Fuß einer bewaldeten Anhöhe
zu erreichen. Rechts vorn in einer Entfernung von etwa
* Infolge eines Verſehens verſpätet zugegangen.

1500 Metern lag ein Bataillon 117er in heftigem Gefecht.
Wir gewahrten gerade, wie Maſchinengewehre in die
Feuerlinie einſchwärmten, und zwar war vom Gegner
noch nichts zu ſehen, aber er ſandte uns doch ſchon ſeine
Viſitenkarte in Form einiger kleiner roter Brummer, und
unwillkürlich legte ſich jeder ſo flach auf den Boden, wie
es nur eben möglich war. Es handelte ſich hier um Ku=
geln
aus ſehr weiten Entfernungen. Die Franzoſen
ſchoſſen nämlich, wie 1870, immer zu hoch, und die meiſten
Verluſte trafen unſere Reſerve.
Ein feierlicher Moment, an den ich mein Leben lang
denken werde, kam für uns, als die bei der 5. Kompagnie
befindliche Fahne enthüllt wurde. Wie oft flatterte ſie
mit all ihren Orden und Ehrenzeichen froh im Winde vor
uns her bei Paraden und ſonſtigen feſtlichen Gelegenhei=
ten
. In dieſer heiligen Stunde zog ſie alle Blicke um ſo
mehr auf ſich, und ein jeder fühlte, daß ſie jetzt die Kämpfer
des älteſten Regiments der Armee zu einem glorreichen
Siege führen mußte, der ſchon nach wenigen Stunden
mit blutigen Opfern erſtritten wurde.
Das Feuer zu unſerer Rechten hatte langſam nachge=
laſſen
. Wir ſetzten unſeren Marſch fort, bogen um die
Waldecke, ſchritten rechts von Leuten des 117. Regi=
ments
begrüßt durch Wieſen weiter und machten an
einigen Hecken an der Straße Halt. Auf dieſer fuhren
gerade mehrere Patronenwagen im vollen Galopp vorbei.
Vor uns breitete ſich eine lange Hügelkette aus, weiter war
dort nichts wahrzunehmen. Etwa um ½4 Uhr gings wei=
ter
hinter einen ſich lang hinziehenden kahlen Hügel, der
uns die Ausſicht nach vorne verſperrte, in ein Wäldchen
hinein. Rechts von dieſem platzten in kurzen Zwiſchen=
räumen
Schrapnells. Dort war anſcheinend eine Batterie
im Begriffe, in Stellung zu gehen. Nach einem Marſche
von zirka 500 Meter am Waldrand entlang legten wir uns
nieder. Hier wurden wir ſchon von ziſchenden Geſchoſſen
begrüßt, und zum erſten Male ſah ich hier ein franzöſiſches
Geſchoß, das in einen Baum eingeſchlagen und von unſeren
Leuten mit einem Meſſer herausgeſchnitten war. An
dieſer Stelle hatten wir dann auch den erſten Schwerver=
wundeten
einen Reſerviſten vom 3. Zug dem eine
Kugel in den Unterleib gedrungen war. Es war eine
tolle Muſik, die hier zum Kampfe aufſpielte. Das Knallen
platzender Granaten vermiſchte ſich mit dem Infanterie=
und Maſchinengewehr=Feuer. In dieſem Schlachtenlärm
waren es keine beruhigenden Augenblicke, untätig liegen
zu müſſen. Ueberall zeigte ſich der Wunſch, an den Feind

zu kommen. Plötzlich machte die vor uns liegende Kom=
pagnie
Kehrt. Wer den Befehl gegeben hatte, wußte nie=
mand
. Wir ſchloſſen uns jedoch der Kompagnie an und
erfuhren, daß wir an einer falſchen Stelle plaziert waren,
denn wir ſollten unſeren Angriff von einem etwa 600
Meter gegenüberliegenden Waldſtück aus machen. Quer
durch den feindlichen Kugelregen dort hinüber zu laufen,
wäre unklug geweſen. Wir machten alſo Kehrt und mar=
ſchierten
hinter den ſchon erwähnten Hügel in unſere neue
Poſition. Kaum hatten wir den Wald verlaſſen, als auch
ſchon die feindlichen Geſchoſſe in gewaltigen Mengen
über unſere Köpfe hinwegſauſten. Unter möglichſter Aus=
nutzung
der Deckung mußten wir hinüber. Nun gab unſer
Kompagniechef das Kommando: Zugweiſe ſpringen. Ich
ſchwang das Gewehr hoch über den Kopf denn meinen
Säbel hatte ich im Walde ſchon fortgeworfen und rieft
Erſter Zug Sprung auf, marſch, marſch, und ſchon lief
mein Zug und die ganze Kompagnie ſo ſchnell ſie nur
konnten, in wahrer Windeseile, hinter die ſchützenden
Höhen. Unſere braven Leute bewährten ſich aufs glän=
zendſte
. Nach 23 Sprüngen kamen wir an einen Gra=
ben
, in dem wir Mann hinter Mann hinüber zum anderen
Waldſtück liefen. Er endete an einem Fahrweg. Dort
ſtand unſer Major mit ſeinem Adjutanten und rief mir=
wörtlich
zu: Schnell, machen Sie die Sache da
vorne‟ Nachdem wir den Wald glücklich erreicht hatten,
war die Kompagnie auch bald zuſammen. Halb links,
durch dichte Farrenkräuter hindurch, kamen wir an den
Waldrand. Es war erforderlich, aus dem Walde heraus=
zutreten
und die richtige Front einzunehmen. Damit
wurde kein kleines Stück Arbeit geleiſtet. Wieder liefen
alle Leute nun einige Meter aus dem Wald, um ſich in der
neuen Front hinzulegen. Es dachte keiner daran, weiter
nach links zu laufen. Die kleinen roten Brummer waren
daran ſchuld. Mir flogen dort oben, da ich immer auf=
recht
ſtand, einige Kugeln nahe am Ohr vorbei, doch
kannten wir keine Angſt, ob hier oder dort oben für Kaiſer
und Reich zu fallen, blieb ſich gleich. Bei dieſem Kugel=
regen
gab man doch keinen roten Heller mehr für ſein
Leben. Endlich war eine Schützenlinie hergeſtellt. Wo
aber war der Gegner? Folgendes enthüllte ſich nun vor
unſeren Augen: Von unſerer Stellung zog ſich ein Hang.
mit hohen Getreidefeldern hinunter ins Tal, in dem in=
mitten
von ſchönen Wieſen ein kleines Bächlein floß. Dann
zog ſich parallel mit uns eine Chauſſee am Wieſenrand
dahin. Hinter der Straße ſtieg das Gelände wieder ſanft

[ ][  ][ ]

Nummer 298.

Darmſtätder Tagblatt, Donnerstag, den 29. Ortober 1914.

Seite 3.

licht unbekannt geblieben ſein. Das Blatt fordert des=
Hlb den Prinzen auf, ſo ſchnell wie möglich eine un=
Apeideutige Erklärung zu veröffentlichen,
harnit alle dieſe Gerüchte zum Schweigen gebracht werden.

Portugal.

* Mailand, 27. Okt. Nach Meldungen aus Madrid
Alen ſowohl der Kriegsminiſter wie der Miniſter
ges Innern dem Präſidenten der portugieſiſchen Republik
hie Entlaſſung angeboten haben, falls dieſer darauf be=
ſehe
, daß Portugal im Gefolge Englands ſich am Kriege
Pleilige. Die ſpaniſche Preſſe berichtet ferner, daß, der
Fahrgang der ſpaniſchen Armee, der zur Entlaſſung kom=
ſten
ſollte, noch unter den Fahnen zurückgehalten wird.
* Mailand, 27. Okt. Die portugieſiſche Regierung
ſerhängte infolge der monarchiſtiſchen Unruhen den
riegszuſtand über die Provinzen Draga, Coimbra
ind Porto.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 29. Oktober.

* Ernannt haben Ihre Königl. Hoheit die Groß=
ſerzogin
den Oberrechnungsreviſor Rechnungsrat
Fmil Büttel in Darmſtadt zum Oberreviſor bei der
. Juſtifikatur=Abteilung der Oberrechnungskammer unter
Belaſſung des Charakters als Rechnungsrat mit Wirkung
ſſom 1. November 1914 an.
* In den Ruheſtand verſetzt haben Se. Königl. Hoheit
ſer Großherzog den Kreisſchulinſpektor bei der Kreis=
ſhulkommiſſion
Mainz Schulrat Franz Schrod auf ſein
Nachſuchen, unter Anerkennung ſeiner 50jährigen mit
Eifer und Treue geleiſteten guten Dienſte, mit Wirkung
ſom 1. Oktober 1914.
* Beſtätigt wurde der von dem Herrn Grafen zu
Eolms=Laubach auf die erledigte zweite Lehrerſtelle an
ſer Volksſchule zu Laubach, im Kreiſe Schotten, präſen=
ſierte
Lehrer Wilhelm Bechthold zu Nieder=Mockſtadt,
Kreis Büdingen, für dieſe Stelle.
Ritter des Eiſernen Kreuzes. 2. Liſte über die Ver=
Lihung des Eiſernen Kreuzes beim 18. Reſerve=
Korps: Reſ.=Inf.=Regt. 116: Oberſtlt. u. Regts.=Kdeur.
J.=R. 168) v. Pfeil; Major (J.=R. 116) Schröder, 2. Batl.;
bauptm. (J.=R. 115) v. Goetze, 1. Komp.; Hauptm. (J.=R.
(16) Coulmann, 5. Komp.; Oberlt. u. Adj. (J.=R. 115)
. Ilſemann; Lt. u. Batls.=Adj. v. Holly u. Ponien=Zietz,
. Batl.; Feldw. Schneider, 8. Komp.; Vizef. u. Fahnen=
käger
Wenner, 1. Batl.; Feldw. Reinhardt, 5. Komp.;
Wehrm. Nau, 7. Komp.; Untffz. Spitzfaden, 10. Komp.;
Befr. Gompf, 3. Komp.; Musk. Schmidt, 2. Komp.; Major
I. Regts.=Kdeur. (J.R. 115) v. Weſternhagen; Hauptm.
Frhr. Raitz v. Frenz; Hauptm. (J.=R. 168) Leszner:
pr uptm. (J.=R. 115) Ullrichs; Hauptm. (J.=R. 168) Göpel;
pruptm. (J.=R. 116) Bader; Hauptm. (J.=R. 115) Frhr.
Stein zu Nord= und Oſtheim; Oberlt. (J.=R. 115)
Lyncker; Oberlt. (J.=R. 116) Möller; Oberlt. (J.=R. 115)
Waldeck; Lt. Dauwes; Lts. d. Reſ. Schärfe, Hoſch. Raab;
Sabsarzt Kaufmann; Feldw. Wetzel; Vizef. d. Reſ.
. Strzemieczny; Untffz. Heiſter; Wehrm. Hummel; Feldw.
birſch; Vizef. Götz, 6. Komp.; Vizef. Böckmann, 7. Komp.;
Wehrm. Heinrich Müller II., 8. Komp.; Vizef. Borg, 10.
komp.; Vizef. Göckel, 10. Komp.; Feldw. Schöller, 12.
Nemp.; Vizef. Siewers, M.=G.=K.: Gefr. Mangold,
.=G.=K. 18. Armeekorps: Hauptm. Bruckmann,
Gen.=St.=Offiz. 18. A.=K.; Rittm. Wronsky beim Kdeur
es Trains; Lt. v. Unruh, 2. Ordonnanz=Offiz.; Major
ur Megede, Kdeur. des Feldgendarmerie=Trupps; Lt.
Schmickaly, Flieger=Abteilung 27 (Fl.=Batl. 3); Lt. Back=
Maus, Flieger=Abt. (Inf.=Regt. 53); Oberlt. Knackfuß, Flie=
ier
=Abt. (Inf.=R. 167); Oberlt. Baur=Betaz, Flieger=Abt.
eldart.=R. 61); Oberlt. Crienitz, Flieger=Abt. 27 (Inf.
k. 87); Lt. Eyſer, Flieger=Abt. 27 (Inf.=R. 76): Lt.
. Mudra, Flieger=Abt. (Inf.=R. 115); Lt. Müller, Flie=
uer
=Abt. (Inf.=R. 117); Oberlt. Hildebrandt, Flieger=Abt.
Anf.=R. 87).
Das Eiſerne Kreuz 1. Klaſſe haben erhalten u. a.:
Ueberſt von Herff, Kommandeur des Feldart.=Regts.
NNr. 23 (früh. 61), Hauptmann Schultze=Jena, Feldart.=
Aegt. Nr. 61, Leutnant Bickel, 3. Batterie Feldart.=
Regts. Nr. 61, letzterer für ſein beſonders tapferes Ver=
hlten
in einem Nachtgefecht bei Roye, in dem er, unter=
ttzt
durch Mannſchaften des Inf.=Regts. Nr. 117, zwei
lin die Infanterieſchützenlinie vorgeſchobene und verloren

geweſene Geſchütze wieder eroberte. Hierbei wurde er
verwundet. Das Eiſerne Kreuz erhielten weiter: Regi=
mentsarzt
des Feldart.=Regts. Nr. 27 Stabsarzt Dr. Sieg=
fried
Loeb, Leutnant der Reſerve Karl Piſtor vom
Großh. Artilleriekorps, Feld=Unterarzt der Reſerve W.
Rechel im Königin Eliſabeth=Garde=Grenadier=Regiment
Nr. 3, Sohn des Herrn Dentiſten W. Rechel hier; Leutnant
und Kompagnieführer im 67. Magdeb. Inf.=Regt. Alfred
Keller, Sohn des Inſpektors Keller im Aliceſtift.
g. Provinzialausſchuß. Der Provinzialausſchuß be=
ſchäftigte
ſich geſtern nochmals mit der Bürgermei=
ſterwahl
in Ober=Roden. Der ſeit 9 Jahren am=
tierende
Bürgermeiſter Adam Schroth VIII. wurde am
8. März 1913 mit 357 Stimmen wiedergewählt. Einer
Reklamation folgend, erklärte am 15. Mai 1913 der Kreis=
ausſchuß
Dieburg die Wahl für ungültig, da die ſittlichen
Eigenſchaften des Schroth ihn nicht als geeignet für die
Amtsführung erſcheinen ließen. Provinzialausſchuß und
Verwaltungsgerichtshof hoben das Urteil auf, da über
Einwendungen gegen die Perſon des Gewählten nur der
Kreisrat im Beſtätigungsverfahren zu entſcheiden habe.
Der Kreisrat beanſtandete daraufhin die Perſon des Ge
wählten und der Kreisausſchuß verſagte dann die Beſtä=
tigung
. Schroth klagte gegen die Entſcheidung beim
Provinzialausſchuß. Dieſer wies die Klage ab unter
Verurteilung des Schroth in die Koſten des Verfahrens.
Der 41jährige Philipp Mack zu Offenbach, Vater von
8 Kindern, hatte um die Erteilung des Wandergewerbe=
ſcheins
nachgeſucht, der ihm auf Grund von Artikel 57h
Ziffer 2 der Gewerbe=Ordnung verſagt wurde. Der Pro
vinzialausſchuß beſchloß auf die erhobene Klage des Mack
weitere Beweiserhebung über das Vorleben des Geſuch=
ſtellers
. Daniel Roſenthal zu Beerfelden ließ bis=
her
das Wandergewerbe durch ſeinen 24jährigen Sohn
ausüben, der den Wandergewerbeſchein ſeit 1909 beſitzt.
Nun ſuchte er auch für ſeinen Sohn Löb Roſenthal um
den Wandergewerbeſchein nach, der dieſem verſagt wurde,
da er noch nicht das 25. Lebensjahr vollendet und nicht
der einzige Ernährer ſeiner Familie ſei. Gegen dieſe
Entſcheidung des Kreisamtes Erbach verfolgte der Geſuch=
ſteller
Klage, die der Provinzialausſchuß geſtern als un=
begründet
verwarf.
g. Strafkammer. Ein Unverbeſſerlicher iſt der 30 jäh=
rige
Schreiner Georg Gutmann aus Nieder=Wöllſtadt,
der erſt im Februar nach Verbüßung einer 2½jährigen
Gefängnisſtrafe aus der Strafanſtalt entlaſſen wurde. In
Altenkirchen hatte er nach ſeiner Entlaſſung längere Zeit
gearbeitet, mußte jedoch wegen Verdachts des Diebſtahls
dieſe Stelle verlaſſen. Er beſuchte ſeine Tante in Ilben=
ſtadt
, in deren Abweſenheit er ſich in dem Hauſe nach ge=
eigneten
Sachen zum Mitnehmen umſah. Später ſiedelte
er nach Neu=Iſenburg über, wo er eines Morgens in einem
verſchloſſenen Keller ſchlafend überraſcht wurde. Da er
angibt, er habe nur nächtigen wollen, und ein Beweis für,
die Diebſtahlsabſicht nicht gegeben iſt, kann nur Verur=
teilung
wegen Hausfriedensbruch erfolgen. Ein Dieb=
ſtahlsfall
wird zwecks weiterer Ermittelungen abgeſetzt.
Wegen des Hausfriedensbruchs und der Diebſtähle in Il=
benſtadt
erkannte das Gericht auf 1 Jahr 9 Monate
Gefängnis, abzgl. 3 Monate der Unterſuchungshaft.
Vom Großh. Hoftheater wird uns geſchrieben: Heute
Donnerstag geht auf C 7 Offenbachs phantaſtiſche Oper
Hoffmanns Erzählungen in Szene. Dieſes
Werk, deſſen bunte Bilder und reiche Melodien überall
einen ſtarken Erfolg verbürgt haben, hat ſchon in der
prächtigen Neuausſtattung des Vorjahres zum Geburts=
tage
Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs und bei
den Wiederholungsvorſtellungen ſtärkſten Beifall gefun=
den
, der ihm zweifellos auch in dieſer Spielzeit in der
Beſetzung mit den Damen Jacobs und Kallenſee, ſowie
den Herren Globerger, Peterſen, Schützendorf, Stephani
und Thomſen treu bleiben wird. Dirigent: Richard Lert,
Spielleiter: Otto Nowack. Ganz beſonderes Intereſſe,
das ſich auch ſchon im Vorverkauf dokumentiert, findet die
Erſtaufführung von Nikolaus Gogols Reviſor am
Freitag. Zahlreiche deutſche Zeitungen haben von der
Vorankündigung dieſer Erſtaufführung bereits Notiz ge=
nommen
und weiſen darauf hin, daß das Beiſpiel außer=
ordentlich
nachahmenswert ſei, dem deutſchen Publikum
durch des Ruſſen Gogol ſatiriſche Komödie ruſſiſche Zu=
ſtände
vor Augen zu führen. Das Werk, das eine Anzahl
glänzender komiſcher Rollen enthält und auch voriges
Jahr in Berlin wahre Lachſtürme hervorrief, bietet ein
ſehr großes Perſonal auf. Es wirken mit die Damen
Gothe, Hinken, Müller=Hanno, Niedt, Widmann und Wis=

thaler, ſowie die Herren Baumeiſter, Hacker, Harprecht,
Heinz, Jordan, Jürgas, Knispel, Kroczak, Peterſen,
Schneider, Thomſen und Weſtermann. Spielleiter: Bruno
Harprecht. Samstag nachmittag 3 Uhr geht als Schüler=
vorſtellung
Colberg von Paul Heyſe, Sonntag auf B 6
Rigoletto mit Kammerſänger Weber als Gaſt in Szene.
Ebenſo wie bei Meiſterſinger wird zweifellos das Publi=
kum
ein Wiederſehen mit dem beliebten Künſtler freudig
begrüßen, der von der Militärbehörde für dieſen Abend
wieder mit großem Entgegenkommen freigegeben wurde.
* 150jähriges Jubiläum der L. C. Wittichſchen Hof=
buchdruckerei
. Die L. C. Wittichſche Hofbuch=
druckerei
(Verlag des Darmſtädter Tagblatts) beging
geſtern den Tag, an dem 150 Jahre verfloſſen waren,
daß die ſeit dem Jahre 1684beſtehende Buchdruckerei im Beſitz
der Familie Wittich iſt. Wegen des Ernſtes der Zeit und
der Abweſenheit eines der Vertreter der Firma und eines
großen Teils des Perſonals, die zum Heere eingezogen
worden ſind, war von einer größeren, ſchon vor dem Kriege
geplanten und in die Wege geleiteten Feier abgeſehen wor=
den
, und es fand deshalb nur eine Feier im engeren Kreiſe
ſtatt. Die Redaktion des Tagblatts, das kaufmänniſche
und das techniſche Perſonal beglückwünſchten unter Ueber=
reichung
von Blumenſpenden die Chefs. Die von dem
Vorſtand der techniſchen Abteilung überreichte Glückwunſch=
adreſſe
hebt auch die geſchichtliche Bedeutung der Wittich=
ſchen
Druckerei hervor, in der u. a. der erſte Druck von
Goethes Götz von Berlichingen hergeſtellt worden iſt.
Auch aus Kreiſen der Stadt gingen der Firma zahlreiche
Glückwünſche und Blumenſpenden zu. Das erſte Glück=
wunſchtelegramm
ſandte Herr Staatsminiſter v. Ewald.
Die Chefs der Firma überreichten ſämtlichen Angeſtell=
ten
des Hauſes anſehnliche Geldgeſchenke. Den zum
Heeresdienſt eingezogenen und im Felde weilenden Ange=
ſtellten
, etwa 30 an der Zahl, deren Frauen und Kinder
von der Firma ſämtlich Kriegsunterſtützung erhalten, wurde
eine Extra=Liebesgabe ins Feld geſchickt, um auch ihnen
eine Freude zu bereiten. Die Feier war ein neuer Be=
weis
der treuen Anhänglichkeit aller Mitarbeiter und des
freudigen, harmoniſchen Zuſammenwirkens zwiſchen den
Chefs und den Angeſtellten des Hauſes, für die ſich dieſer
Tag zu einem beſonderen Freudentag geſtaltete.
94. Geburtstag. Heute am 29. Okt. begeht Frau Luiſe
Röder Wwe., Alexanderſtraße 13, ihren 9 4. Geburts=
tag
. Sie iſt wohl die älteſte Frau unſerer Stadt und er=
freut
ſich in Anbetracht ihres hohen Alters einer ſeltenen
körperlichen und geiſtigen Friſche. Als Couvertenſtepperin
hat ſie unermüdlich gearbeitet und ſich redlich ernährt, bis
die Kriegstage auch ihr eine Verminderung an Arbeits=
gelegenheit
brachten. Um ſo lieber wird mancher Leſer
der treuen Frau an ihrem Ehrentage gedenken.
Angebote für Militärlieferungen. Bei dem
Königlichen Kriegsminiſterium gehen täglich große
Mengen Angebote auf Lieferungen für die Militär=
verwaltung
ein, obgleich die Vergebung der Lieferungen
an Geräten, Geſchirren, Wäſche uſw., wie Tiſche, Schränke,
Schemel, Bettſtellen, Lampen, Eßbeſtecke, Eßnäpfe,
Schüſſeln, Kochapparate, Matratzen= und Strohſack=
füllungen
(Roßhaar, Kapok, Holzwolle uſw.) Bettwäſche,
wollene Decken, Handtücher uſw. für den Kaſernen= und
Lazarett=Haushalt durch das Kriegsminiſterium nicht
erfolgt und von dieſem die Angebote weitergegeben
werden müſſen. Es liegt daher im Intereſſe der
Firmen, beſonders auch wenn eine Berückſichtigung in
eiligen Fällen in Frage kommen ſoll, die Angebote
nicht an das Kriegsminiſterium oder an das
Generalkommando zu richten, ſondern an die ſtellver=
tretende
Intendantur oder zweckmäßiger noch an
die örtlichen Garniſon=Verwaltungen und
Lazarette, wo die zu liefernden Gegenſtände ge=
braucht
werden.
Ausnahmsweiſe Ausfuhrbewilligungen. Zur Er=
leichterung
des Stellens von Anträgen auf Bewilligung
von Ausnahmen von den aus Anlaß des Krieges erlaſſenen
Ausfuhrverboten hat der Kriegsausſchuß der deutſchen
Induſtrie im Einverſtändnis mit dem Reichsamt des
Innern ein Antragsmuſter entworfen, das zugleich für die
Ausfertigung der Genehmigung dient. Das Muſter kann
durch die Geſchäftsſtelle des Kriegsausſchuſſes, Berlin
W. 9, Linkſtraße 25, III, bezogen werden. Nähere Aus=
kunft
erteilen die Hauptſteuerämter, ſowie die Handels=
kammern
.
Dank für Liebesgaben. Wir werden um Auf=
nahme
folgender Dankſagung gebeten: Dem Landſturm=

Iir. Ein Waldſtück mit dichtem Unterholz bewachſen
Weigte ſich, und dahinter ein ſteiler Hang, oben mit einem
Waldrand abſchließend. An dieſer Stelle mußten die
ſRothoſen liegen, und zwar noch 2000 Meter von uns ent=
Aernt. Deutlich ſah man dort oben einige franzöſiſche
Geſchütze, die in raſcher Folge ihre Züge in das von uns
urtümlich betretene Waldſtück ſandten. Aus dieſer Ent=
fernung
ſauſten uns die Geſchoſſe mit ſcharfem Ziſchen
um die Ohren vorbei. Die Sache begann um ſo unge=
mitlicher
zu werden, als wir das Feuer nicht erwidern
Akonnten. Alſo hinunter von der Höhe in den ſchützenden
Wieſengrund. Ich ſehe mich um, rufe dem Feldwebel der
18. Kompagnie zu, ſeine Leute mit den meinigen auf gleiche
Höhe zu bringen. Dann gab ich das Kommando für alles,
mas um mich lag: Sprung, mache eine lange Pauſe
und gab dann das kurze und ſcharfe Kommando: Auf,
marſch, marſch Stramm und ſchneidig liefen die Leute
durch die hohen Getreidefelder ins Tal. Dann ging ich
lmit ihnen im Schritt durch die Wieſen an den klaren und
kalten Bach. An der Straße wurde Halt gemacht, um alle
laufzunehmen. Vor den ſeindlichen Geſchoſſen waren wir
ſjetzt ſo ziemlich ſicher, da wir ja im toten Winkel lagen
lund ein Schrapnell der oben erwähnten Batterie, die in=
ßwiſchen
ihr Ziel gewechſelt hatte und nun über unſeren
Köpfen hinweg die Anhöhe bedachte, platzte weiter hinter
uns hoch über der ſoeben überſchrittenen Anhöhe. Nun
galt es das letzte Hindernis, das uns vom Gegner trennte
Zu überwinden, und zwar ein mit dichtem Geſtrüpp
bewachſenes Waldſtück. Nur langſam kamen wir hier
vorwärts. Oft waren wir gezwungen, mit dem Rücken
einen Weg zu bahnen.
Nun war auch der Wald glücklich durchſchritten und
die Mannſchaften mit Windeseile in die vornſtehende
SSchützenlinie eingeſchwärmt. Vor uns etwa 800 Meter
ſam Waldrand lag eine lange, mit dem Glas deutlich
Aſichtbare Linie Schützen. Dahinter ſtanden zwei Geſchütze,
die jedoch nicht mehr feuerten. Ob ſie keine Munition
mehr hatten oder ihre Bedienung was erklärlich er=
ſchien
unſeren Schrapnells zum Opfer gefallen waren,
weiß ich nicht. Hier konnten wir zum erſten Mal das
ſeu rafale der Franzoſen hören. Sie bedachten uns mit
leinem furchtbaren, aber nur kurz andauernden Hagel von
Geſchoſſen. Dann ſtellten ſie das Feuer ganz ein, um
lnach kurzer Zeit wieder auf die gleiche Art zu beginnen.
Unſere braven Leute gaben genau wie auf dem Schieß
ſtand ruhig und mit Ueberlegung Schuß für Schuß ab.
Da wir mit verſchiedenen Viſieren ſchoſſen, und dauernd

der Ruf: Viſier ertönte, befahl ich: Stopfen worauf
die Leute das Kommando weiter gaben. Dann komman=
dierte
ich: Viſier 800, Waldrand aufſitzen, alles fertig
machen zur Salve legt an Feuer Schützenfeuer
Das krachte, daß es eine wahre Freude war und muß dort
oben nicht übel gewirkt haben. So eine Salve hebt das
moraliſche Gefühl der Leute beträchtlich und richtet da, wo
ſie einſchlägt, eine wahre Panik an. Etwa vier Mal
wiederholten wir dieſe Feuerart, worauf bei unſerem
Gegner eine ſtarke Bewegung wahrzunehmen war. Dem
ſeine Stellung räumenden Feinde ſandten wir auf die
blinkenden Kochgeſchirre einen Kugelhagel nach, der im
Verein mit den links neben uns ſtehenden Maſchinenge=
wehren
blutige Ernte hielt. Nun richteten wir unſern
Angriff auf ein Waldſtück halb rechts, aus dem wir Flan=
kenfeuer
erhalten hatten. Immer mehr wichen die Fran=
zoſen
und zogen ſich in das Unterholz, das hinter ihnen
lag, zurück. Plötzlich ruft einer meiner Leute: Hurra
Ich rufe laut mit und die ganze Linie fällt, obwohl noch
eine Entfernung von 600 Meter zwiſchen uns und dem
Feinde lag, in den Ruf ein. Nun gab ich das Kommando:
Seitengewehr pflanzt auf, ab. Es war ein herrlicher
Anblick wie der deutſche Stahl in der franzöſiſchen Sonne
leuchtete und funkelte und es ſpricht für die Begeiſterung
der Leute, daß ſie auf 600 Meter ſich nicht mehr halten
ließen und mit Hurra die feindliche Stellung ſtürmten.
Zur Friedenszeit hätte uns ein ſolcher Sturmangriff den
größten Tadel eingebracht, aber nun war die Sache im
Rollen und was die Hauptſache iſt auch mit Erfolg
durchgeführt worden. Inzwiſchen waren wir oben an=
gekommen
und gewahrten, daß die Bedienung der Ge=
ſchütze
gefallen war. Jetzt mußten wir zur Aufnahme der
Reſerven, die ſich in langen Linien heranwälzten, Halt
machen. Die Franzoſen hatten ſich nicht weit zurückge=
zogen
und nahmen das Feuer wieder mit außerordent=
licher
Heftigkeit auf. Deutlich hörten wir das bekannte
en avant und die hellen franzöſiſchen Sturmſignale.
Jetzt mußte ſcharf eingegriffen werden. Ich rief den lie=
genden
Leuten zu: Alles auf, Marſch, Marſch und
ſtürmte an beiden Geſchützen vorbei. Im Begriff, den
Verſchluß der Geſchütze zu zerſtören, werde ich von einem
Manne darauf aufmerkſam gemacht, daß dieſe noch geladen
ſind. Im ſelben Augenblick erhielt ich einen furchtbaren
Schlag auf den linken Oberarm, eine feindliche Kugel
hatte mich getroffen. Der Arm hing ſchlaff am Körper
herunter und das Blut ergoß ſich in Strömen. Schnell
laufe ich in Begleitung eines Mannes meines Zuges

einige Schritte zurück, lege mich in eine Furche, laſſe mir
den Aermel aufſchneiden, reiße mein Verbandpäckchen aus
dem Rockſchoß und laſſe den Arm mit einem Fernglas=
riemen
und einem Wiſchſtrick abbinden. Wie ich mich
aber erheben will, werden wir in nächſter Nähe halbrechts
von einem feindlichen Maſchinengewehr ſtark unter Feuer
genommen. Wir ſchützten uns hiergegen, ſo gut es ging.
Nunmehr begannen, da der Arm zu ſtark abgebunden
war, meine Finger kalt und bleich zu werden. Riemen
und Wiſchſtrick mußten beſeitigt werden und das Blut
kehrte wieder in die Hand zurück.
Nicht unerwähnt will ich laſſen, daß die Franzoſen
in dem Augenblick, als ſie den letzten Vorſtoß gegen
uns verſuchten, mannhaft vorgingen und unſere
Leute zuletzt mit der blanken Waffe auf ſie eindrangen.
Vor den beiden oben erwähnten Geſchützen ſah ich den
inzwiſchen mit den Reſerven herbeigeeilten Kompagnie=
Chef der 4. Kompagnie mit gezogenem Säbel, der mich
mit den Worten: Armſchuß, nun da gratuliere ich be=
grüßte
. Neben ihm ordnete unſer, am 8. September ge=
fallener
Regiments=Adjutant die Mannſchaften.
Nach und nach verſtummt das Feuer der Maſchinen=
gewehre
, während dasjenige der Infanterie noch anhielt.
Plötzlich hörten wir, wie zu unſerer Linken das Lied
Deutſchland, Deutſchland über Alles angeſtimmt wurde.
Dann vernahmen wir verſchiedene Signale und den Ruf:
Hier Deutſche‟
Da ich die Schlacht bis zu ihrem Ende mitmachen
wollte, erhob ich mich, ergriff meine Piſtole und begab
mich nach dem Waldweg. Die beiden Seiten des Wald=
wegs
, auf denen ich mit den geſammelten Leuten vor=
wärts
marſchierte, boten ein trübes Bild. Ueberall, wo=
hin
das Auge blickte, nichts als Leichen, Torniſter, zer=
ſchlagene
Gewehre, Käppis, Seitengewehre. Man merkte
deutlich aus allem, welche Angſt hier der Furor keutoni=
cus
verurſacht hatte. Das ſchien mir begreiflich, denn nie
habe ich ein ſolches Hurra gehört, wie es bei unſerm
letzten Sturmangriff hervorbrach. Auf einem ſchmalen
Wieſenſtück mitten im Walde kamen wir zuſammen. Dort
teilte ich die Kolonnen neu ein. Bunt waren Teile aller
Kompagnien unſerer Brigade vertreten. Unſere Maſchi=
nengewehr
=Kompagnie war unterdeſſen am vorderen
Waldrand in Stellung gegangen, um einen etwaigen
neuen Vorſtoß der Franzoſen zurückzuweiſen. Dieſe aber
waren auf Maiſſin zurückgegangen. Immer noch von ver=
irrten
Kugeln umſchwärmt, ſuchten alle im Walde liegen=
den
Truppenteile eine rechts liegende kahle Anhöhe zu

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 29. Oktober 1914.

Nummer 298.

Infanterie=Bataillon II Darmſtadt ſind Liebesgaben aller
Art von den verſchiedenſten Seiten in ſo reichem Maße
geſpendet worden, daß es dem Kommandeur eine liebe
Pflicht iſt, allen Gebern nochmals auf dieſem Wege
aufrichtigſt und herzlichſt zu danken. Die Spender im
einzelnen aufzuführen, iſt bei ihrer großen Zahl leider
nicht möglich. Viele haben auch bei Abgabe der Sachin
ihre Namen verſchwiegen. Beſonders reiche Gaben ver=
danken
wir dem Heſſiſchen Landesverein vom Roten
Kreuz, der Frauenhilfe, den Beamten, Arbeiterinnen und
Arbeitern der Firma E. Merck, verſchiedenen hieſigen
Firmen, der Frauen= und Mädchengruppe der Jugend=
hilfe
, namentlich auch den Schülerinnen der Eleonoren=
und Frauenſchule, ſowie mehreren einzelnen Damen, die
mit unermüdlichem Eifer in ihrem Bekanntenkreiſe ge=
ſammelt
und ſelbſt geſpendet haben. Ueberall war an
der Art der Aufmachung oder der Zuſammenſtellung
der Wunſch erkennbar, unſeren wackeren Landſturmleuten
einen wirklichen Liebesdienſt zu erweiſen. Dieſe Liebe
ſoll den Darmſtädtern unvergeſſen ſein.
-g. Flieger Landmann in ruſſiſcher Gefangenſchaft.
Der Flieger Landmann, ein Darmſtädter Kind, Sohn
der Frau Geheimerat Landmann, hier, der ſich durch ſeine
hervorragenden Flugleiſtungen einen guten Namen ge=
macht
hat, iſt leider auf einem Rekognoszierungsfluge in
ruſſiſche Gefangenſchaft geraten. Er hatte un=
ſeren
Truppen im Oſten ſchon gute Dianſte geleiſtet, als
er bei einem Fluge am 9. September, der ihn weit nach
Oſten führte, etwa 100 Kilometer öſtlich von Warſchau
von den Ruſſen heruntergeſchoſſen wurde. Land=
mann
blieb unverwundet, ſein Beobachter hingegen wurde
verwundet. Da ſie inmitten feindlicher Truppen nieder=
gingen
, gerieten ſie in Gefangenſchaft. Nach einer tele=
graphiſchen
Benachrichtigung durch die Militärkomman=
dantur
in Tomsk (Weſtſibirien) an die Mutter be=
findet
ſich Landmann wohlbehalten in Tomsk. Auch
iſt ein vom 2. Oktober datierter Brief von Landmann hier
eingetroffen, nach dem die Behandlung gut iſt. Er be=
finde
ſich, abgeſehen davon, daß er unter dieſen Verhältniſ=
ſen
ſeeliſch zu leiden habe, den Umſtänden nach gut. Möge
ihm eine geſunde Heimkehr beſchieden ſein. Daß die Ruſ=
ſen
die Gefangenen weit in das Innere ihres unermeß=
lichen
Reiches ſchleppen, ſpricht nicht gerade für ihr Ver=
trauen
auf den Sieg, bedeutet aber auch eine Rückſichts=
loſigkeit
gegen die Gefangenen.
* Das Militär=Reſervelazarett im Städt, Saalbau
hat die Beſuchszeit für Mittwoch, Samstag und Sonntag
auf die Zeit von 24 Uhr feſtgeſetzt.
* Gedenket für Weihnachten auch unſerer braven
Landſturmleute im Felde (1. Landſturm=Bataillon), die
faſt alle verheiratete Leute ſind. Um Liebesgaben für
Weihnachten bittet bald und bis ſpäteſtens 20. November
Frl. N. Beck, Wilhelmſtr. 40, II.
* Angehörige feindlicher Staaten in Vereinen und
Geſellſchaften. Das Stellvertretende Generalkommando
des 18. Armeekorps fordert ſämtliche Vereine und Geſell=
ſchaften
, insbeſondere auch Aktiengeſellſchaften und Geſell=
ſchaften
m. b. H., bei denen Angehörige feindlicher Staa=
ten
als Vorſtandsmitglieder, Mitglieder des Aufſichtsrats
oder Geſchäftsführer beſtellt ſind, ſoweit ſie im Korpsbezirk
des 18. Armeekorps ihren Sitz haben oder ihr Geſchäft
betreiben, auf, dem Stellvertretenden Generalkommando
des 18. Armeekorps in Frankfurt a. M., Untermainkai 19,
ein Verzeichnis dieſer Mitglieder bezw. Geſchäftsführer
einzureichen.
* Die Ordnung auf dem Waldfriedhof. Unter Bezug=
nahme
auf das Eingeſandt vom 27. Oktober in Nr. 296
des Darmſtädter Tagblatts teilt die ſtädtiſche Verwaltung
mit, daß der Vorhof des Waldfriedhofs und die
Einſegnungshallen in erſter Linie zur Abhaltung der
Leichenfeiern von der Stadtverwaltung beſtimmt wurden,
in der ausgeſprochenen Abſicht, daß die Feier am Grabe
nur im Beiſein der nächſten Familienange=
hörigen
ſtattfinden ſoll. Es ſollte insbeſondere ver=
mieden
bleiben, daß weitere Kreiſe und Zuſchauer, die bei
der Leichenfeier nicht beteiligt ſind, den Friedhof aus An=
laß
einer Leichenfeier gleichfalls betreten. Hierdurch ent=
ſteht
die Gefahr, daß die im Walde kaum geſchaffenen
neuen Friedhofs= und Kulturarbeiten beſchädigt werden.
Die ſtädtiſche Verwaltung bittet die Einwohner,

die Abſichten und Anordnungen der Friedhofsverwaltung
zu unterſtützen.
Kriegs=Vorträge. Mit dem erſten Vortrag Dr. L.
Bergſträßers über Dreiverband und Dreibund‟
in dem er die europäiſche Politik ſeit 1870 in ungemein
feſſelnden und durchſichtigen Ausführungen behandelt hat,
iſt die Reihe der von dem Darmſtädter Vortragsverband
und dem Hiſtoriſchen Verein für das Großherzogtum
Heſſen zugunſten der Kriegsfürſorge unternommenen Ver=
anſtaltungen
aufs glücklichſte eröffnet worden. Am 29. Okt.
folgt zur ſelben Stunde (8¼ Uhr abends) und am ſelben
Ort (Kaiſerſaal) Dr. Bergſträßers 2. Vortrag, in dem er
den Kampf der Diplomaten, der zum Welt=
krieg
führte, an Hand der offiziellen Veröffentlichungen der
beteiligten Staaten, des deutſchen Weißbuches, des eng=
liſchen
Grün=, des ruſſiſchen Orange= und des belgiſchen
Graubuches und anderer diplomatiſcher Aktenſtücke behan=
deln
wird. Wir zweifeln nicht, daß auch dieſer zweite Vor=
trag
denſelben Beifall findet wie der erſte, der uns in ſo
lebendiger und wirkungsvoller Darſtellung die vielfach
verſchlungenen Wege gewieſen hat, die zu dem gegenwär=
tigen
Weltkriege geführt haben. Wir zweifeln auch nicht,
daß er den Wünſchen weiter Kreiſe entgegenkommt, die
das Bedürfnis in ſich fühlen, von ſachverſtändiger Seite
aus einwandfreien Zeugniſſen über den Ausbruch der
welterſchütternden Kataſtrophe aufgeklärt zu werden, die
wir alle handelnd und leidend miterleben. Daß die Darm=
ſtädter
die Veranſtaltungen des Vortragsverbandes und
des Hiſtoriſchen Vereins dankbar aufnehmen, hat der zahl=
reiche
Beſuch des erſten Vortrags bewieſen. Wir können
ihnen ſchon heute mitteilen, daß für die nächſte Zeit eine
Reihe ähnlicher Vorträge, die alle in Beziehung zu dem
Weltkriege ſtehen ſollen, ins Auge gefaßt ſind. Es wer=
den
zunächſt ſprechen: Muſeumsdirektor Geh. Hofrat Pro=
feſſor
Dr. Back über Der Krieg und die deutſche
Kunſt, Profeſſor Dr. Roloff aus Gießen über Die Ent=
ſtehung
der modernen Armee‟ Profeſſor Dr. Küntzel
aus Frankfurt a. M. über Die Entwickelung des britiſchen
Imperialismus.
Burmeſter=Konzert. Der Richard Wagner=Verein
veranſtaltet am kommenden Montag einen Deutſchen
Tord chter=Abend unſeres großen deutſchen Geigers,
Geh. Hofrat Profeſſor Willy Burmeſter, der ſich zurzeit
auf einer Tournee durch Deutſchland und Oeſterreich
befindet. Der Erlös des Abends wird dem Roten
Kreuz und der ſtädtiſchen Fürſorge für Bedürftige und
Hinterbliebene von Kriegsteilnehmern aus der Stadt
Darmſtadt zugute kommen. Es iſt der Beſuch des
Konzertes des hervorragenden Künſtlers auf das Wärmſte
zu empfehlen. Die Veranſtaltung findet abends 8 Uhr
im Feſtſaal der Turngemeinde am Woogsplatz ſtatt.
* Die Mitglieder des Vereins für Verbreitung
von Volksbildung erhalten am Verkehrsbureau Karten
zu ermäßigten Preiſen für den Vortrag im Vortrags=
verband
von Privatdozent Dr. L. Bergſträßer,
Greifswald, am Samstag, den 31. d. Mts. Die er=
mäßigten
Karten für die Konzerte des Richard
Wagner=Vereins ſind jeweils im Hutgeſchäft
Schild, Eliſabethenſtraße 22, erhältlich. (Siehe Anzeige.)

Rotes Kreuz.

(Geöffnet von 8 Uhr vormittags bis 7 Uhr abends. Zen=
tral
=Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 25; Krankenbe=
förderungs
=Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 2576,
Materialien=Abteilung: Altes Palais, Fernruf 20; Lie=
besgabentransportabteilung
: Neckarſtr. 8, Fernruf 2421.)
Wir erinnern nochmals daran, daß wir Auskunft=
ſtellen
eingerichtet haben, die jedermann, beſonders aber
dem einfacheren Teil der Bevölkerung, bei der Adreſſierung
von Sendungen ins Feld helfen ſollen. Wer alſo eine
Sendung an einen im Feld ſtehenden Angehörigen ſchicken
will und nicht genügend in der oft recht ſchwierigen Ab=
faſſung
der Adreſſe und in den Beſtimmungen der Poſt=und
Heeresverwaltung Beſcheid weiß, tut gut und wird gebeten,
ſich an dieſe Auskunftſtellen Werktags zwiſchen 9 und 6 Uhr
zu wenden, am beſten an die ſeines Polizeireviers. Die
genauen Angaben, wo ſich dieſe Auskunftſtellen befinden,
ſind am Ende jeder unſerer Mitteilungen durch die Preſſe
zu erſehen.

Ein ſiebenjähriger Knabe hat die ihm vom Chriſtkind
geſchenkte Mundharmonika unſerer Materialien=Abteilung
gegeben mit der Bitte, ſie einem Soldaten ins Feld zu
ſchicken. Dieſer rührenden Bitte iſt mit herzlichem Dank
an den lieben Jungen entſprochen worden.
Auskunftſtellen für Sendungen ins Feld, für
das Polizeirevier 1: Mühlſtr. 60; 2: Mauerſtr. 17; 3: Bis=
marckſtraße
65; 4: Heidelberger Straße 24; 5: Ludwig=
höhſtraße
69; 6: Hoffmannſtr. 57; 7: Viktoriaſtraße 34.

Die Anſprüche der Kriegsinvaliden und der Hinter=
bliebenen
gefallener Feldzugsteilnehmer an die
Invaliden= und Hinterbliebenenverſicherung.

(IV. Buch der Reichsverſicherungsordnung.)
D Ueber dieſe Anſprüche, die neben den auf den mili=
täriſchen
Fürſorgegeſetzen beruhenden Bezügen geltend ge=
macht
werden können, beſtehen in den intereſſierten Krei=
ſen
noch manche Unklarheiten, ſo daß eine kurze Zuſam=
menſtellung
der maßgebenden Geſetzesvorſchriften ange=
zeigt
iſt.
Die auf Grund der Reichsverſicherungsordnung gegen
Invalidität verſicherten Perſonen, die im Kriege oder ſpä=
ter
infolge der Feldzugsſtrapazen invalide werden, haben
Anſpruch auf die Invalidenrente. Als invalide gilt ohne
Rückſicht auf das Lebensalter der Verſicherte, der infolge
Krankheit oder anderer Gebrechen nicht mehr imſtande iſt,
ein Drittel deſſen zu erwerben, was geſunde Perſonen ſei=
ner
Art mit ähnlicher Ausbildung in derſelben Gegend=
durch
Arbeit zu verdienen pflegen. Iſt die Invalidität=
dauernd
, ſo beginnt die Rente mit dem Tage des Ein= der dauernden Invalidität. Iſt dagegen in abſeh=
barer
Zeit weſentliche Beſſerung zu erhoffen, ſo beginnt
die Invalidenrente erſt nach einer 26wöchigen ununter=
brochenen
Dauer der Invalidität.
Was die Anſprüche der Hinterbliebenen der gegen In=
validität
verſichert geweſenen Feldzugsteilnehmer betrifft,
ſo gilt Folgendes: Witwenrente erhält die invalide
(nicht die noch erwerbsfähige) Witwe des Verſicherten.
Für den Begriff der Invalidität gilt im weſentlichen das=
ſelbe
, was oben für die Invalidität des Mannes geſagr
iſt. Die Witwenrente beginnt in der Regel mit dem
Todestage des Ehemannes. Iſt in abſehbarer Zeit Wie=
derherſtellung
der Erwerbsfähigkeit zu erwarten, ſo kann
die Witwenrente auch erſt nach 26wöchiger ununterbroche=
ner
Dauer der Invalidität gewährt werden. Witwen=
geld
erhält die Witwe (auch die noch nicht invalide) des
Verſicherten, wenn ſie ſelbſt auch gegen Invalidität auf
Grund der Reichsverſicherungsordnung verſichert iſt.
Waiſenrente erhalten nach dem Tode des verſicherten
Vaters ſeine ehelichen Kinder unter 15 Jahren, ohne Rück=
ſicht
darauf, ob die Mutter noch lebt, und ohne Prüfung
der Frage, ob Bedürftigkeit vorliegt.
Ob die Anträge Erfolg haben, hängt im Einzelfall
noch davon ab, ob weitere geſetzliche Vorausſetzungen, wie
Erfüllung der Wartezeit, Erhaltung der Anwartſchaft, zu=
treffen
. Die Anſprüche ſelbſt ſind bei der Bürgermeiſterei
des letzten Wohn= oder Beſchäftigungsortes anzumelden.

Kunſtnotizen.

Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im Nachs
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Muſik=Verein. Mehr noch als in Friedens=
zeiten
iſt unter den gegenwärtigen Verhältniſſen das herr=
liche
, troſtvolle Deutſche Requiem von Brahms,
das der Muſik=Verein am 7. November d. J. in der Stadt=
kirche
aufführen wird, geeignet, eine tiefe, zu Herzen
gehende Wirkung auf den Hörer auszuüben. Daß diesmal
die Stadtkirche als Konzertraum gewählt werden
mußte, dürfte der Aufführung nur zum Vorteil gereichen,
denn hierdurch wird es möglich ſein, dieſe einzig ſchöne
Tonſchöpfung gemeinſam durch Orcheſter und Orgel be=
gleiten
zu laſſen. Zur Gewähr einer künſtleriſch vollende=
ten
Wiedergabe der ſchwierigen Soloſtellen hat der Muſik=
Verein namhafte Soliſten gewonnen, von denen die
Sopraniſtin Frau Stronck=Kappel aus Barmen den Be=
ſuchern
der Vereinskonzerte längſt keine Fremde mehr iſt.

gewinnen. Ich rief dort, wo die Verbände geordnet wur=
den
, die Leute meiner Kompagnie zuſammen und nun
nahte im letzten Schein der untergehenden Sonne ein
wunderbarer feierlicher Moment. Wir lagen auf der
Höhe, nicht weit von uns eine erbeutete Fahne der fran=
zöſiſchen
Infanterie. Plötzlich ertönte langſam und feier=
lich
der ergreifende Choral: Nun danket alle Gott. Dann
zogen wir, die Wacht am Rhein ſingend, auf dem Wald=
weg
wieder zurück nach Anloy. Die Schwerverwundeten
legten wir auf Zeltbahnen, die von vier Leuten getragen
wurden. Vor mir auf einem erbeuteten Artillerie=Pferd
ritt unſer Hauptmann. Ich ſelbſt ſtützte mich auf unſern
am Fuß leicht verwundeten Feldwebel=Leutnant und da=
neben
ſchritt, geſtützt von zwei Leuten unſer mehrfach ver=
wundeter
Vizefeldwebel. Unterdeſſen war es Nacht ge=
worden
. Feuer durfte nicht gemacht und auch nicht ge=
raucht
werden, denn die glühenden Zigarren hätten un=
ſern
Rückmarſch verraten können. Mitten im Walde bogen
wir rechts ab und bald kamen wir ſchon auf die Land=
ſtraße
. Zwei brennende Ortſchaften Anloy und Glai=
reuſe
boten einen ſchauerlich ſchönen Anblick hinter dem
jenſeitigen Waldrand. Nach einem kurzen Marſch wurde
Halt gemacht, dann ging es einige 100 Meter auf der
Straße zurück und in den Wieſengrund geradezu auf das
brennende Dorf Anloy. Sehr oft wurde auf dieſem müh=
ſeligen
Wege Halt gemacht, aber nur für kurze Zeit. Dann
ging es mit den ſchwer Verwundeten wieder eine kurze
Strecke weiter. Als ich nach einigen Wochen aus dem
Lazarett entlaſſen wurde und in meine alte Garniſon
Darmſtadt kam, ſah ich meine alten Bekannten vom
Schlachtfelde von Anloy wieder, ſie ſtehen noch heute vor
dem Schloß mögen ſich noch recht viele zu ihnen ge=
v
. Wenz, Lt. 6/115.
ſellen!

Vor 107 Jahren!
Semper idem! Im
Morgenblatt für gebildete Stände‟ Nr. 46 vom
23. Februar 1807 findet ſich unter Korreſpondenz=
Nachrichten ein Brief, der auch heute noch leſenswert iſt,
und von dem ein Teil hier folgen ſoll:
Hamburg, 1. Februar.
In ſeiner Art merkwürdig, oft aber auch empörend
iſt’s, die Manier gewiſſer, beſonders engliſcher, Zei=
tungsſchreiber
zu beobachten, womit ſie die Begebenheiten
des feſten Landes in dem Geiſt ihrer Regierung dar=
ſtellen
, und um dies, mit Abweichung von der Wahrheit,
zu können, durch ſchief geſtellte oder ganz erdichtete That=
ſachen
den Geſichtspunkt derſelben verrücken. Halbunter=
richtete
oder übelwollende hieſige Correſponden=
ten
liefern ihnen hiezu die verdächtigen Materialien, und
überlaſſen es ihnen, ſie, mit eigener gehäſſiger Kunſt aus=

ſtaffirt, der Welt zu erzählen, um wo möglich Mistrauen,
Verwirrung, Druck, Verfolgung zu vermehren. Was haben
z. B. die engliſchen Blätter, ſeit der Beſetzung Hamburgs
mit franzöſiſchen Truppen, nicht alles gefabelt! Keine
Barbarey war wild, kein Druck grauſam, keine perſönliche
Begegnung der achtungswürdigſten hieſigen Staatsmän=
ner
böotiſch genug, welche ſie nicht den franzöſiſchen obern
Militärbehörden andichteten, die ſie als Halbwilde ſchil=
derten
, von welchen Alle die bitterſten Kränkungen erdul=
den
müßten, da doch abgeſehen von dem Druck der
Umſtände man ſich hier keineswegs über ſie zu bekla=
gen
hat
Nachdem des Weiteren über die Audienz von fünf
Hamburgiſchen Deputierten beim Kaiſer Napoleon in Po=
ſen
berichtet wird, bei welcher Napoleon ſeinen feſten
Entſchluß kundtat, die ſchwer auf Hamburg laſtenden
Maßregeln wegen des engliſchen Eigentums nicht eher
aufzuheben, als bis England williger ſich zeige zum
Frieden und gemäßigter in der Herrſchaft über
die Meere wird betont, daß die daran geknüpften
Notizen über eine brutale Behandlung der Abgeſandten
durch den Korſen hämiſche Erfindungen und Zuſätze
beſoldeter Journaliſten ſeien.
Wenn doch ſo ſchließt der Brief, überhaupt die
Verfaſſer politiſcher Tageblätter von Anſehen und Glau=
ben
beym Publikum es recht tief empfänden, welch einen
unmittelbaren Einfluß ſie auf den Geiſt der Zeit, auf die
Lenkung der öffentlichen Meynung, und dadurch manch=
mal
auf das Schickſal ganzer Länder oder Städte
haben!.
Ich glaube, die Times, der Matin, die Nowoje
Wremja, der Corriere della Sera und andere deutſch=
feindliche
Blätter wiſſen, welchen Einfluß ſie auf ihr
Publikum haben, und eben darum fälſchen ſie die öffent=
liche
Meinung. Intereſſant iſt es übrigens, aus Obigem
zu erſehen, daß man wie heute auch damals ſchon
in England es meiſterlich verſtand, dem jeweiligen
Geſchäftsfeinde (Landesfeinde darf man Gegner
Englands nicht nennen!) die größten Schlechtigkeiten
nachzuſagen, England aber als das Land hinzuſtellen, von
dem Schiller ſagen würde:
Dies Kind, kein Engel iſt ſo rein,
Laßt’s eurer Huld empfohlen ſein!
Dr. Koppe=Seeheim.
C.K. Szenen vom Häuſerkampf. Eine der letzten De=
peſchen
unſeres Großen Hauptquartiers ſpricht von den
erbitterten Häuſerkämpfen, die in den letzten Tagen um
Arras und anderwärts ſtattgefunden haben. Szenen von
dieſem heftigen Ringen von Haus zu Haus ſchildert der
engliſche Kriegsberichterſtatter W. Beach Thomas. Die

deutſche Eigenart des Kampfes und ihre beſondere Ge=
ſchicklichkeit
, die Eigenarten des Geländes für ihre Taktik
zu benutzen, werden auf das ſchlagendſte illuſtriert durch
die Schlacht der letzten Tage, in der ſich eine ganz uner=
wartete
Art des Fechtens entwickelte. Die deutſchen Trup=
pen
hatten ſehr geſchützte Stellungen in den Kohlenberg=
werken
gefunden und außerdem noch beſonderen Vorteil
von der Art der Häuſer in dieſem Kohlengebiet gezogen.
Die Dörfer öſtlich von Lens, die hauptſächlich von Berg=
leuten
bewohnt werden, beſtehen nämlich aus langen
Reihen gleichförmiger Häuſer, die nach einem einheitlichen
Plan für die Arbeiter gebaut wurden. Dieſe Arbeiter=
häuschen
wurden von den Deutſchen in kleine Forts ver=
wandelt
; die Fenſter wurden durch Matratzen und Säcke
geſchützt; in die Mauern wurden Löcher gebrochen als
Schießſcharten für die Maſchinengewehre. Da dieſe ganze
Gegend bis Lille außerordentlich dicht bevölkert iſt, ſo
boten ſich ihnen überall ſolche Häuſer dar, die ſie wahr=
haft
uneinnehmbar geſtalteten und aus denen ſie große
Vorteile im Kampf zogen. Auch das ganze Gelände iſt von
ihnen auf das geſchickteſte ausgenutzt worden, und ſo haben
ſie das Kohlengebiet zu einer Stellung umgeſchaffen, die
nicht viel weniger feſt iſt als die Steinbrüche von Soiſſons.
Die gleiche Tüchtigkeit wurde bei der Beſchießung von
Arras gezeigt. Es regnete geradezu Granaten; von 811
Uhr morgens ſchlugen einmal 120 in die Stadt ein.
* Zar Nikolaus der Erſte und der Reviſor. Man
ſchreibt uns: Als Zar Nikolaus der Erſte der Erſtauffüh=
rung
von Gogols Reviſor beiwohnte, die einen Lach=
und Entrüſtungsſturm hervorrief, ſoll er am Schluß
melancholiſch lächelnd zu ſeiner Umgebung geſagt haben:
Es hilft alles nichts in Rußland gibt es nur zwei un=
beſtechliche
Menſchen. Das bin ich und der Thronfolger.
In der hieſigen Aufführung des Reviſors am Freitag
wird das Publikum nun zum erſten Male das Werk ken=
nen
lernen, das einem Selbſtbeherrſcher aller Reußen zu
dieſer traurigen Erkenntnis verhalf.
* Polniſches Waſſer. In ganz Paris findet ſich, ſo
ſchreibt, wie dem Berliner Lokal=Anzeiger gemeldet wird,
der dortige Berichterſtatter der römiſchen Tribuna, kein
einziges Fläſchchen mit Kölniſch Waſſer mehr. Gleich
beim Ausbruch des Krieges wurde es durch Polniſches
Waſſer erſetzt. Bei meinem Barbier fand ich an der Wand
ein kleines Plakat hängen, auf dem zu leſen war: Kopf=
waſchen
mit polniſchem Waſſer 1 Franken. Ich ſtellte ihm
im Vertrauen die Frage: Nicht wahr, mein Lieber, das
Waſſer iſt noch immer dasſelbe? Und ich erhielt leiſe ins
Ohr geſprochen folgende Antwort: Auf dem Plakgt
brauchte ich nur einen einzigen Buchſtaben zu ändern: Eau
de Cologne Eau de Pologne. An dem Waſſer ſelbſt
brauche ich nichts zu ändern.

[ ][  ][ ]

Nummer 298.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 29. Oktober 1914.

Seite 5.

Ebenſo geht Herrn Hans Cleuver aus Köln ein bedeuten=
der
Ruf als Baritoniſt voraus. Die Plätze in der Stadt=
kirche
ſind in überſichtlicher Weiſe neu numeriert wor=
den
. Die von den Mitgliedern des Muſik=Vereins nicht
beanſpruchten Plätze werden zu den aus der beſonderen
Anzeige und aus Anſchlägen erſichtlichen Preiſen in der
Bergſträßerſchen Hofbuchhandlung und am Konzerttag
auch bei Herrn Apotheker Ramdohr verkauft. Die öffent=
liche
Hauptprobe zum Konzert findet Freitag, den 6. No=
vember
, abends 8 Uhr, in der Stadtkirche ſtatt (Eintritt
1,50 Mark). Neuen Mitgliedern, die ſich rechtzeitig vor
dem Konzert anmelden, iſt der Beſuch von Hauptprobe und
Konzert unentgeltlich geſtattet. (S. Anz.)
Mit beſonderer Befriedigung ſei noch feſtgeſtellt, daß
der Vorſtand des Muſik=Vereins eine größere Anzahl Ein=
trittskarten
zu Konzert und Hauptprobe unſeren verwun=
deten
Kriegern geſchenkt hat.

Traiſa, 28. Okt. (Im Silberkranz.) Das
Feſt der Silbernen Hochzeit feiern morgen Donnerstag
Herr Polizeidiener Chriſt. Spieß nebſt Frau.
S Griesheim, 27. Okt. (Die Chauſſee Darm=
ſtadt
-Griesheim) iſt in ihrem weſtlichen Teile auf
eine Strecke von einem Kilometer unmittelbar vor den
Häuſern hier anfangend, bis kurz vor den Wald nach
amtlicher Bekanntmachung auf die Dauer von zirka drei
Wochen für ſämtliches Fuhrwerk wegen Ausführung von
Kleinpflaſter geſperrt. Die Fuhrwerke aus dem Ried
ſind daher gezwungen, ihren Weg nach Darmſtadt auf der
Chauſſee Eſchollbrücken-Darmſtadt oder Griesheim vor=
bei
am Städtiſchen Waſſerwerk-Darmſtadt, oder auf der
Chauſſee Wolfskehlen-Dornheim-Groß=Gerau- Büttel=
born
nach Darmſtadt zu nehmen. Es bedeutet dies für
die Tandwirte hin und zurück oft einen Zeitverluſt von
4 bis 6 Stunden. Nun hat geſtern die Kommandantur
des Truppenübungsplatzes auf Erſuchen der Großh. Bür=
germeiſterei
auf die Dauer der genannten Verkehrsſper=
rung
die weſtliche Querſtraße (Felſenkeller=Lager)
für den Privatfuhrwerksverkehr freige=
geben
. Alle Fuhrwerksbeſitzer aus dem Ried und der
Stadt ſeien hierauf aufmerkſam gemacht. Es iſt nun mög=
lich
, einen direkten Weg über Griesheim zu nehmen; nur
iſt von hier ab der Beſſunger Weg nach dem Lager zu be=
nutzen
, der nur auf eine kurze Strecke, etwa 58 Minuten,
aus einem gut befahrenen Sandweg beſteht. Die von
Darmſtadt kommenden Fuhrwerke nehmen vom Felſen=
keller
ab die Richtung nach dem Lager.
Offenbach, 28. Okt. (Gefährliches Spielzeug.)
Der kriegeriſche Geiſt hat ſich natürlich auch auf die Kinder
erſtreckt, und jeder Knirps glaubt dem Ernſt der Zeit nicht
beſſer Rechnung tragen zu können, als ſtets bewaffnet
durch die Straßen zu ziehen. Harmlos ſind natürlich die
hölzernen Schwerter, bedenklicher die zugeſpitzten Lanzen
und geradezu gefährlich die ſogenannten Luftgewehre, mit
denen ſich die älteren Knaben mit beſonderer Vorliebe die
Zeit vertreiben. In der Frankfurter Straße wurde geſtern
ein Mädchen von einem ſolchen Luftgewehrgeſchoß getrof=
fen
und am Arm verletzt. In der Lützowſtraße in
Frankfurt ſchoſſen zwei Schüler aus einem Luftgewehr
über die Straße. Die Kugeln trafen zwei junge
Mädchen und verletzten ſie ſchwer; bei dem einen Mäd=
chen
blieb die Kugel im Kopf ſtecken.
Hetzbach, 27. Okt. (Der Unfall in der hieſi=
gen
Sprengſtoffabrik.) Die amtliche Unterſuchung
hat ergeben, daß die Pulverpreſſe die Urſache des Un=
glücks
war. Während des Betriebes brach nämlich ein
Wellteil, die dadurch verurſachten Funken entzündeten das
in der Preſſe befindliche Material und es ſchlug eine große
Flamme heraus. Drei Arbeiter erlitten dadurch Brand=
wunden
, ein vierter verletzte ſich, als er jenen die bren=
nenden
Kleider vom Leibe riß. Der am ſtärkſten verwun=
dete
Arbeiter Johe iſt im Erbacher Krankenhaus am
Samstag ſeinen Leiden erlegen; die übrigen werden vor=
ausſichtlich
wieder hergeſtellt.
Hofheim, 28. Okt. (Wegen des Mangels an
Arbeitskräften) hat die Kreisſchulkommiſſion in
Bensheim den dreiwöckigen Herbſtferien der hieſigen
Volksſchulen noch eine Woche zugegeben. Die Leitung
der hieſigen Kleinkinderſchule hat ſich infolge der unter
den Kindern vielfach auftretenden Maſern veranlaßt ge=
ſehen
, die Schule bis auf weiteres zu ſchließen. Starke
Nachfrage nach dem hier viel gebauten, ſehr bekannten
Hofheimer Weißkraut hat man ſeit einiger Zeit zu
verzeichnen und herrſcht an der Verladeſtelle des hieſigen
Bahnhofs reges Leben und Treiben.
Worms, 27. Okt. (Stadtverordneter Eduard
Münch) iſt geſtern geſtorben. Er gehörte dem Stadt=
parlament
22 Jahre lang an und hat ſich in verſchiedenen
Ausſchüſſen um das Gemeinwohl verdient gemacht. Er
war auch 25 Jahre lang Vorſitzender der Ortskrankenkaſſe.
Gießen, 27. Okt. (Jugendliche Schlachten=
bummler
.) Der 16jährige Schloſſerlehrling H. und
der 13jährige Sohn ſeines Meiſters ſind am Samstag
abend nach dem Kriegsſchauplatz ausgerückt,
um den Meiſter reſp. Vater, der in Frankreich beim Auto=
mobilkorps
ſich befindet, aufzuſuchen. Die beiden Durch=
gänger
ſind zuletzt, gut für die Reiſe ausgerüſtet, mit
ſchweren Ruckſäcken auf dem Rücken, am Seltersweg von
einer Frau geſehen worden. Sie frug den Dreizehnjäh=
rigen
, wo denn die Reiſe hinginge, worauf derſelbe keck
entgegnete: Nach dem Kriegsſchauplatz, um den Vater zu
beſuchen. Die Fragerin, die die Familie des Buben
kennt, meinte, die Sache ſei Scherz, war aber nicht wenig
erſchrocken, als ihr die Mutter am anderen Tag erzählte,
daß der Lehrburſch und ihr einziger Bub durchgebrannt
ſeien. An Reiſegeld bis zum Kriegsſchauplatz ſoll es den
Ausreißern nicht fehlen, ob ſich aber nicht bald die Poli=
zei
ihrer annimmt, iſt eine andere Sache. Liebes
gaben von Schulmädchen an die blauen
Jungen. Zwei Klaſſen unſerer Töchterſchule haben ſich
zuſammengetan, um unſeren blauen Jungen an der Waſ=
ſerkante
eine Liebesgabenſendung zu machen. Jedes der
kleinen Mädchen ſammelt für den Zweck in den Kreiſen
der Verwandten und Freunde ſeiner Familie und legt
den Ertrag der Sammlung in Tabak, Zigarren uſw. an.
So wird wohl eine ſtattliche Anzahl von Liebesgaben zu=
ſammenkommen
, die unter der Bezeichnung Liebesgaben
Gießener kleiner Mädchen an die blauen Jungen abge=
ſandt
werden ſoll.

Reich und Ausland.

Charlottenburg, 28. Okt. (Automobilunfall.)
In der Nähe von Zehlendorf fuhr ein Automobil
in ein Rudel Damhirſche. Das Automobil fuhr ſchließlich
gegen einen Chauſſeebaum und wurde ſtark beſchä=
digt
, drei Inſaſſen wurden leichter, der Beſitzer und
ein Fräulein ſchwer verletzt.
Breslau, 28. Okt. (Die Inthroniſation des
neuen Fürſtbiſchofs.) Heute vormittag fand die
Inthroniſationsfeier des neuen Fürſtbiſchofs von Bres=
lau
, Adolf Bertram, in der Breslauer Kathedrale ſtatt.

Um 9 Uhr wurde der Fürſtbiſchof in Prozeſſion von der
geſamten Geiſtlichkeit aus dem Palais geleitet und vor
den Hochaltar geführt, wo er das Gebet verrichtete. Hier=
auf
wurde er mit der Mitra und dem Pluviale bekleidet,
worauf der päpſtliche Protonotar, Dompropſt Prälat Dr
König, das päpſtliche Einſetzungsbreve verlas, durch das
die feierliche Uebertragung der Amtswürde als Fürſt=
biſchof
von Breslau vollzogen wurde. Sodann hielt der
neue Fürſtbiſchof unter großer Aſſiſtenz ein feierliches
Pontifikalamt an. Hiernach hielt der neue Fürſtbiſchof
eine Anſprache. Am Schluſſe wurde ein feierliches Tedeum
angeſtimmt. Hierauf huldigte der anweſende Klerus dem
neuen Oberhirten, worauf der Klerus mit dem Fürſt=
biſchof
wieder in Prozeſſion ſich nach dem fürſtbiſchöflichen
Palais begab. An das Pontifikalamt ſchloß ſich eine Gra=
tulationscour
in der fürſtbiſchöflichen Reſidenz an.
Wien, 28. Okt. (Richard Heuberger .) Der be=
kannte
Komponiſt und Muſikſchriftſteller Richard Heu=
berger
iſt hier heute im 65. Lebensjahre geſtorben. Er
war Profeſſor an der Akademie für Muſik und darſtellende
Kunſt und Chormeiſter des Wiener Männergeſangvereins
Richard Fr. J. Heuberger, der am 18. Juni 1830 in Graz
geboren wurde, widmete ſich zuerſt dem Ingenieurberuf,
beſtand 1875 die Staatsprüfung und ging erſt 1876 zur
Muſik über; er wurde Chormeiſter des Akademiſchen Ge=
ſangvereins
zu Wien und daneben ſeit 1878 Dirigent der
Wiener Singakademie. Seit 1881 iſt er auch als Muſik=
Kritiker für bedeutende deutſche und öſterreichiſche Tages=
zeitungen
tätig geweſen. Heuberger komponierte eine
große Anzahl von Liedern, Chorgeſängen und Orcheſter=
werken
. Von ſeinen Operetten ſind am bekannteſten Der
Opernball, Ihre Exzellenz und Der Sechsuhrzug
Seine kritiſchen Aufſätze ſind in zwei Sammlungen, Mu=
ſikaliſche
Skizzen und Im Foyer, erſchienen.

Erdbeben.

* Rom, 27. Okt. Depeſchen aus Florenz, Piſtoja
Livorno, Piſa, Lucca und Maſſa berichten über ein Erd=
beben
, das am 20. Oktober vormittags Aufregung unter
der Bevölkerung hervorrief, aber keinen Schaden verur=
ſachte
. Nur aus Lucca und Maſſa werden leichtere Be=
ſchädigungen
gemeldet. Man verſpürte den Erdſtoß auch
auf der Inſel Elba, in Bologna, Venedig, Turin, Genua,
Mailand, Ancona, Forli, Ceſena, Faenca und Verona.
Irgend ein Schaden iſt nicht angerichtet worden.
* Lucca, 28. Okt. Das geſtern morgen in der ge=
ſamten
Provinz verſpürte Erdbeben hat, ſoweit bisher
feſtgeſtellt iſt, folgenden Schaden verurſacht: In Lucca,
Peſoia, Bagni di Montſcatini und Borgo Buggiano wur=
den
mehrere Häuſer beſchädigt. Aus Uzzano wird der
Einſturz des großen Glockenturms gemeldet. In Pietra=
ſanta
brach das Gewölbe der Kirche zuſammen, in wel=
chem
ſich eine Abteilung Infanterie befand. Drei Soldaten
wurden verletzt, darunter einer ſchwer.

Die Feſtſetzung von Höchſtpreiſen
für Getreide.

* Berlin, 28. Okt. (W. T. B. Amtlich.) In der heu=
tigen
Sitzung des Bundesrats gelangten zur An=
nahme
der Entwurf einer Bekanntmachung über die
privatrechtlichen Verhältniſſe der Genoſſenſchaften zum
Zwecke der Bodenbewäſſerung, die Entwürfe von
Bekanntmachungen, betr. Höchſtpreiſe uſw.
* Berlin, 28. Okt. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt zu der bevorſtehenden Feſtſetzung von
Höchſtpreiſen für Nahrungsmittel: Die gegen=
wärtige
Höhe der Getreidepreiſe findet we=
der
in der vorübergehenden Knappheit noch in dem Ge=
ſamtverhältnis
zwiſchen Getreidevorräten und Getreidebe=
darf
während der Kriegszeit ihre Rechtfertigung. Für
die Ernährung des deutſchen Volkes ſteht in dieſem
Jahre im weſentlichen nur die eigene Ernte zur Verfü=
gung
. Sie deckt unſern Bedarf an Roggen, Hafer und
Kartoffeln, während uns an Weizen etwa zwei Millionen
Tonnen und an Gerſte etwa drei Millionen Tonnen feh=
len
. Unter Einrechnung der am 1. Juni dieſes Jahres
vorhandenen Vorräte könnte, bis alles aufgezehrt wäre,
der deutſche Roggenbedarf bis Anfang Sep=
tember
nächſten Jahres und der Weizenbe=
darf
bis Anfang Auguſt gedeckt werden. Eng=
land
führt dieſen uns aufgezwungenen Krieg je länger
deſto ſchärfer als Wirtſchaftskrieg. Wir müſſen uns alſo
bei Zeiten auch darauf einrichten, daß der Krieg über die=
ſes
Erntejahr hinaus dauert. Wir müſſen demgegenüber
in das nächſte Jahr mit denſelben Vorräten hineingehen,
die wir vor Anfang dieſes Erntejahres beſaßen. Zu die=
ſem
Ziele, die Ernährung auf alle abſehbare Kriegszeit
unbedingt zu ſichern, muß die Preishöhe eingeſtellt wer=
den
. Zunächſt muß das Weizenmehl lang geſtreckt wer=
den
. Hierzu ſollen erſtens die Mühlen mehr Mehl aus
dem Weizen ziehen. Damit die kleinen Mühlen nicht ge=
ſchädigt
werden, ſind nur 75 Prozent Mehlausbeute vor=
geſchrieben
. Zu dieſem Zweck ſollen, zweitens, dem Wei
zenbrot mindeſtens 10 Prozent Roggenmehl
zugeſetzt werden.
In normalen Jahren wird ein Viertel des deutſchen
Roggenvorrats verfüttert. Die Roggenverfütterung würde
in dieſem Jahre bei der Knappheit der Futtermittel noch
ſtärker ſein, und damit die Brotverſorgung der Bevölke=
rung
gefährden. Um dieſes zu verhüten, wird die Ver=
fütterung
von Brotgetreide verboten. Durch
die Einſchränkung der Brennereien auf 60 Prozent des
normalen Brandes werden 0,16 Millionen Tonnen Rog=
gen
für menſchliche Ernährung frei. Weiter wird auch
für Roggen ein ſchärferes Ausmahlen, mindeſtens bis zu
72 Prozent, vorgeſchrieben. Endlich ſoll das Roggenmehl
durch Zuſatz von Kartoffelprodukten zu Roggenbrot ge=
dehnt
werden. Mit finanzieller Unterſtützung der Bun=
desregierungen
ſind unter techniſcher Führung der Spiri=
tuszentrale
zahlreiche Kartoffeltrocknereien eingerichtet, die
mit den bereits vorhandenen zuſammen 0,3 Millionen
Tonnen Kartoffelflocken und Kartoffelwelzmehl herſtellen
können, das für menſchliche Nahrung dienen kann. Mit
en hierfür verfügbaren Erzeugniſſen der Kartoffelſtärke=
fabrikation
werden insgeſamt etwa 0,5 Millionen Tonnen
deutſche Produkte verfügbar ſein. Der Preis dieſer Pro=
dukte
ſoll durch Zuſammenfaſſung dieſer Betriebe in ein
Syndikat unter Staatsaufſicht niedriggehalten
werden. Mit einem ſolchen Kartoffelzuſatz zum Brot
ſind ſeit Monaten Verſuche angeſtellt. Auf Grund dieſer
Erfahrungen haben Phyſiologen, Hygieniker, Bäcker und
Konſumenten übereinſtimmend dahin geurteilt, daß
Schwarzbrot mit einem Zuſatz bis zu 20 Prozent Kar=
toffeln
etwa die gleiche Nährkraft wie reines Roggen=
brot
hat und durchaus bekömmlich iſt.
Den Bäckern wird nun geſetzlich erlaubt, bis zu die=
ſer
Höhe Kartoffeln dem Roggenbrot zuzuſetzen, wenn ſie

dem Publikum ſolches Brot durch ein K kenntlich
machen. Setzen ſie mehr zu, ſo muß der Prozentſatz auf
dem Brote angegeben werden. Um eine gleichmäßige Be=
handlung
aller Brotverbraucher zu erreichen, iſt ähnlich
wie beim Weizenbrot vorgeſchrieben, daß mindeſtens fünf
Gewichtsteile Kartoffeln in jedem Roggenbrot enthalten
ſein müſſen. Der Preis wird bei Roggen für Handels=
ware
mittlerer Güte von 70 Kilogramm Hektolitergewicht
feſtgeſetzt und für beſte Qualität ein Zuſchlag von 1,50
Mark pro Tonne für jedes Kilogramm Mehrgewicht ge=
währt
. Weizen nimmt man ähnlich wie Roggen, mit
einem Hektolitergewicht von 75 Kilogramm als normale
Ware an und ſetzt hierfür den Preis unter Zulaſſung
von Zuſchlägen für beſſere Qualität feſt. Alle Gerſte ſoll
mit 68 oder weniger Kilogramm Hektolitergewicht für
Futtergerſte angeſehen und mit einem Höchſtpreiſe belegt
werden.
Endlich können auch für Kartoffeln, deren Preiſe
in der letzten Woche ſprunghaft geſtiegen ſind, Preis=
feſtſetzungen
nötig werden. Bei der Kartoffel=
ernte
dieſes Jahres beſteht keine Knappheit, zumal
durch Einſchränkung des Brennensetwaeine
Million Tonnen Kartoffeln mehr zur Ver=
fügung
ſtehen. Durch vermehrte Kartoffeltrocknerei
wird noch nicht die Hälfte deſſen verbraucht, was jährlich
durch Fäulnis verdirbt. Wenn am Abſchluß der Kar=
toffelernte
und nach der bevorſtehenden Beſſerung der
Transportmöglichkeiten die Kartoffelpreiſe nicht fallen,
ſo werden auch hier Höchſtpreiſe feſtzuſetzen ſein.
In dieſer Stunde ſind für einzelne Bezirke bereits Höchſt=
preiſe
feſtgeſetzt. Für die Erzeugniſſe der Kartoffeltrock=
nerei
wird das gegründete Syndikat die Preisregulierung
in die Hand nehmen.
Um das Verbot der Roggenverfütterung leichter durch=
zuführen
, muß der Preis der hochwertigen deutſchen Gerſte
weſentlich unter den Roggenpreis gedrückt werden, alſo
auf etwa 205 Mark in den Gerſte erzeugenden und auf
210 Mark in den Gerſte verfütternden Landesteilen. Da=
durch
würde ſich ein Roggenpreis von 220 Mark loko
Berlin ergeben. Der Preis von 220 Mark für Roggen
bewirkt weder für den Verbraucher eine in Krieszeiten
unerträgliche Belaſtung, noch reizt er zu einem weniger
ſparſamen Umgehen mit Brot an.
* Berlin, 28. Okt. Zu den gemeldeten Höchſt=
preiſen
iſt zu bemerken, daß der Preis für Roggen
von 220 Mark loko Berlin gilt, für die übrigen Haupt=
orte
des Reiches ſind Preiſe feſtgeſetzt, die, je nachdem ſie
in Oſt oder Weſt liegen, niedriger oder höher ſind. Sie
ſtellen ſich für Aachen auf 237, Braunſchweig 227, Bre=
men
231, Breslau 112, Bromberg 209, Kaſſel 231, Köln
236, Danzig 213, Dortmund 235, Dresden 225, Duisburg
236, Emden 232, Erfurt 229, Frankfurt a. M. 235, Hanno=
ver
228, Kiel 226, Königsberg 209, Leipzig 225, Magde=
burg
224, Mannheim 236, München 237, Poſen 210, Ro=
ſtock
218, Saarbrücken 237, Schwerin 219, Steitin 216,
Straßburg 237, Suttgart 237, Zwickau 227. Für Wei=
zen
ſtellen ſich die Preiſe überall um 40 Mark höher
als für Roggen. Die Höchſtpreiſe verſtehen ſich nur für
inländiſches Getreide.
* Berlin, 28. Okt. Zu dem Bundesratsbeſchluß
betr. Höchſtpreiſe iſt zu bemerken: Beträgt das Ge=
wicht
eines Hektoliters Roggen mehr als 70 Kilo=
gramm
, Weizen mehr als 75 Kilogramm, ſo treten in
beiden Getreidearten zu den Höchſtpreiſen für jedes volle
Kilogramm 1,50 Mark.

Das Urteil im Serajewoer Hochverrats=
prozeß
.

* Serajewo, 28. Okt. Im Hochverratspro=
zeß
wurde heute folgendes Urteil gefällt: Die Ange=
klagten
Veljko, Kev, Cubrilowitſch, Nedo Kerowic, Jo=
wanowie
und Milowie wurden zum Tode durch den
Strang verurteilt.
Mitar Kerowic wurde zu lebenslänglichem
ſchweren Kerker, Princip, Cabrinowie und Grabe zu
20 Jahren, Vaſo Cubrilowic zu 16 Jahren, Po=
powic
zu 13 Jahren, Kronjcewie und Gjubic zu 10
Jahren, Cagorac und Perin zu 3 Jahren ſchwe=
ren
Kerkers verurteilt. Die übrigen Angeklagten
wurden freigeſprochen.

Von den Kriegsſchau=
plätzen
.

* Großes Hauptquartier, 28. Okt., vormit=
tags
. (W. T. B. Amtlich.) Mitteilung der oberſten Heeres=
leitung
: Die Kämpfe bei Nieuport=Dixmuiden
dauern noch an. Die Belgier erhielten dort erhebliche
Verſtärkungen. Unſere Angriffe wurden fortgeſetzt. 16
engliſche Kriegsſchiffe beteiligen ſich am Kampf
gegen unſeren rechten Flügel. Ihr Feuer war erfolg=
los
. Bei Ypres iſt die Lage am 27. Oktober unverän=
dert
geblieben. Weſtlich Lille wurde unſer Angriff mit
Erfolg fortgeſetzt.
Im Argonner Wald ſind wieder einige feind
liche Schützengräben genommen worden, deren
Beſatzung zu Gefangenen gemacht wurde.
Auf der Weſtfront hat ſich weiter nichts Weſentliches
ereignet.
In Polen mußten die deutſch=öſterreichiſchen Trup=
pen
vor neuen ruſſiſchen Kräften, die von Iwangorod,
Warſchau und Nowogeorgiewsk vorgingen, aus=
weichen
, nachdem ſie bis dahin in mehrtägigen Kämpfen
alle ruſſiſchen Angriffe erfolgreich abgewieſen hatten. Die
Ruſſen folgten zunächſt nicht. Die Loslöſung vom Feind
geſchah ohne Schwierigkeit. Unſere Truppen werden ſich
der Lage entſprechend neu gruppieren.
Auf dem nordöſtlichen Kriegsſchauplatz
ſind keine weſentlichen Aenderungen.
Der franzöſiſche Bericht meldet über die
Kämpfe im Weſten, daß vom 27. Oktober nichts zu be=
richten
ſei, dagegen hätten die Franzoſen in der Gegend
von Dixmuiden Fortſchritte gemacht. Ob die
Franzoſen hoffen, durch ein Vordringen an einem
Punkt die deutſche Mauer durchbrechen zu können, iſt mehr
als fraglich. Sie werden wohl ſelbſt erkennen, daß ihnen
ein ſolches Beginnen nur gefährlich werden kann. Nach=

[ ][  ][ ]

S14e 6.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 29. Oktober 1914.

Nummer 298.

dent den gewütligen Aiſtrengungen der vereinten
feindlichen Krafte nicht gelungen iſt, dem Vordrängen un=
ſerer
Truppen im Nordweſten einen wirkſamen dauernden
Widerſtand entgegenzuſetzen, wird es ihnen auch jetzt nicht
gelungen, dieſe Linie zu durchbrechen. Die Fortſchritte‟
ſind alſo ebenſo zu bewerten, wie die engliſchen Meldun=
gen
von einem erfolgreichen Eingreifen des engliſch=
franzöſiſchen
Geſchwaders in die Kämpfe im Nordweſten.
Der Erfolg beſtand darin, daß vier engliſche Schiffe, wahr=
ſcheinlich
Panzerkreuzer, durch deutſche Volltreffer ſchwer
beſchädigt in den heimatlichen Hafen geſchleppt werden
mußten.

Deutſche Langmut.

* Amſterdam, 28. Okt. Nieuws van den Dag mel=
det
unter dem 27. Oktober aus Roſendaal: Als die
deutſchen Truppen geſtern nach Esſchen zurückkehrten,
fanden ſie die deutſche Fahne durch eine belgi=
ſcheerſetzt
. Der Täter, ein Zolleinnehmer, iſt ins Ge=
fängnis
abgeführt worden. Der Bürgermeiſter mußte
10000 Mark aus Anlaß dieſes Vorfalles hinter=
legen
.

Ein Tagesbefehl des baueriſchen Kronprinzen.

* München, 28. Okt. Die München=Augsburger
Abendzeitung veröffentlicht folgenden Armeebefehl,
den Kronprinz Rupprechtvon Bayern als Kom=
mandierender
der 6. deutſchen Armee an ſeine Soldaten
gerichtet hat:
Soldaten der 6. Armee! Wir haben nun das Glück,
auch die Engländer vor unſerer Front zu haben, die
Truppen jenes Volkes, deſſen Neid ſeit Jahren an der Ar=
beit
war, uns mit einem Ring von Feinden zu umgeben,
um uns zu erdroſſeln. Ihm haben wir dieſen blutigen,
ungeheuren Krieg zu verdanken. Darum, wenn es jetzt
gegen dieſen Feind geht, übet Vergeltung gegen
die feindliche Hinterliſt für ſo viele ſchwere
Opfer. Zeigt ihnen, daß die Deutſchen nicht ſo leicht aus
der Weltgeſchichte zu ſtreichen ſind. Zeigt ihnen das durch
deutſche Hiebe von ganz beſonderer Art.
Hier iſt der Gegner, der der Wiederherſtellung des Frie=
dens
am meiſten im Wege ſteht. Drauf! Rupprecht.

Die Bedeutung der Preſſe im Krieg.

* Chemnitz, 28. Okt. Aus Anlaß des heutigen
25jährigen Verlagsjubiläums haben ſich die Chemnitzer
Neueſten Nachrichten an den Generaloberſten v. Hee=
ringen
, den Heerführer unſerer VII. Armee, gewandt
und dieſen um ſein Urteil über die Bedeutung und
Geltung der deutſchen Preſſe in der gegen=
wärtigen
Kriegszeit gebeten. Generaloberſt von
Heeringen hat darauf der Zeitung einen Brief ge=
ſandt
, in welchem es u. a. heißt: In der ernſten Zeit,
in der ganz Deutſchland ohne Anſehen der Perſon und
Partei für Kaiſer und Reich zuſammenſteht, hat ſich auch
die deutſche Preſſe vortrefflich bewährt.
Diskret, wie es im Intereſſe unſerer Operationen erfor=
derlich
iſt, patriotiſch im beſten Sinne des Wortes, iſt der
deutſche Zeitungswald ein treues Spiegelbild der ernſten,
opferwilligen und ſiegesbewußten Stimmung unſeres
Volkes. Für uns im fernen Frankreich iſt die Preſſe ein
hochwert gehaltenes Band mit der geliebten Heimat, das
den Soldaten im vorderſten Schützengraben, wie dem
oberen Führer ſtets neue Kraft zum Siege zuführte.

Spenden aus Amerika für das Rote Kreuz.

* Berlin, 28. Okt. Nachdem bereits vor kurzem
dem Zentralkomitee vom Roten Kreuz in Berlin
ſeitens der deutſchen und öſterreichiſch=ungariſchen Hilfs=
geſellſchaft
in Chikago eine Spende von 200000
Mark berwieſen worden war, von der vom Zentral=
komitee
100000 Mark an das öſterreichiſch=ungariſche Rote
Kreuz weitergegeben wurde, iſt heute von der glei=
chen
Stelle in Chikago eine neue hochherzige
Stiftung in der anſehnlichen Höhe von 150000
Mark überwieſen worden. Dieſe tatkräftige Mithilfe
und Opferfreudigkeit iſt ein neuer Beweis für die vater=
ländiſche
Geſinnung unſerer deutſchen und öſterreichiſch=
ungariſchen
Brüder in Amerika.

Vom Kriegsſchauplatz in Galizien.

* Wien, 28. Okt. Amtlich wird verlautbart unterm
28. Okt., mittags: In Galizien ereignete ſich auch
geſtern nichts Weſentliches. In manchen Teilen
der Front haben ſich beide Gegner eingegraben.
Unſere ſchweren Geſchütze vernichteten mehrere
feindliche Batterien.
v. Höfer, Generalmajor.
(Ueber die Kriegslage in Polen berichtet der
öſterreichiſch=ungariſche Bericht übereinſtimmend mit der
deutſchen oberſten Heeresleitung.)
Vom Kriegsſchauplatz im Süden.
* Wien, 28. Okt. Amtlich wird verlautbart: Am
27. ds. Mts. haben wir in Serbien neuerlich Erfolge
errungen. Der Ort Ravaje und die ſtark befeſtigten
feindlichen Stellungen der Dammſtraße nördlich Trnabare
und der Macva wurden nach ſtarker feindlicher Gegen=
wehr
von unſeren Truppen erſtürmt. Hierbei wur=
den
4 Geſchütze und 8 Maſchinengewehre er=
beutet
und 5 Offiziere und 500 Mann gefan=
gen
genommen und viel Kriegsmaterial erbeutet.
Potiorek, Feldzeugmeiſter.

Auf eine Mine geraten.

* Amſterdam, 28. Okt. Reuter meldet aus Lon=
don
: Das Kaufahrteiſchiff Mancheſter (5363 Tons)
ſtieß an der Nordküſte von Irland auf eine Mine und
ſank. Der Kapitän und 13 Mann ertranken, 13 an=
dere
wurden durch ein anderes Schiff gerettet. Die
Schiffsbehörden von Liverpool haben den Reedern, deren
Schiffe die Nordküſte von Irland berühren, angeraten,
innerhalb 60 Meilen der Toryinſeln zu fahren, da dort
das Waſſer infolge der deutſchen Minen unſicher ſei.

England und Portugal ſuchen einen
Kriegsvorwand.

* London, 28. Okt. Dem Reuter=Bureau wird aus
Liſſabon unterm 27. Oktober gemeldet, daß deutſche
Truppen in die Kolonie Angola eingedrun=
gen
ſind. (Notiz des W. T. B.: An amtlicher Stelle
iſt hiervon nichts bekannt. Es iſt anſcheinend, daß es ſich
lediglich um eine Erfindung handelt, um die bekannten
engliſch=pertugieſiſchen Pläne bemänteln zu können.)

Die Beſchießung des Lowtſchen und Antivaris.

* Wien, 28. Okt. Die Südſlawiſche Korreſpondenz
berichtet ausführlich über die früher gemeldete Beſchie=
ßung
des Lowtſchen und von Antivari. Am
10. Oktober, vormittags, wurden die montenegriniſchen
Artillerieſtellungen auf dem Lowtſchen in wirkungsvoller
Weiſe durch ein öſterreichiſch=ungariſches
Flugzeug, das ein Maſchinengewehr und
Bomben mit ſich führte, bei gleichzeitiger Mit=
wirkung
der in der Bucht von Cattaro liegenden Kriegs=
ſchiffe
angegriffen. Das Flugzeug begann die
montenegriniſchen Stellungen aus dem Maſchinengewehr
zu beſchießen. Auch ließ der Flieger mehrere Bomben in
die Stellungen der Montenegriner fallen, die das Flug=
zeug
vergeblich beſchoſſen. Gleichzeitig nahm die ſchwere
Schiffsartillerie den Lowtſchen unter heftiges Feuer. Es
ſchien, daß das Bombardement ſtarke Wirkung hatte. Am
18. Oktober, nachts, erſchien eine öſterreichiſch=ungariſche
Flottille aus Torpedobooten und Unterſeebooten über=
raſchend
vor Antivari, wo am Tage vorher ein fran=
zöſiſcher
Dampfer Artilleriematerial, Flugzeuge und Pro=
viant
für Montenegro ausgeladen hatte, die noch im Ha=
fen
lagerten. Mehrere Lagerſchuppen wurden
in Brand geſchoſſen und die erneuerte Funken=
ſtation
zerſtört. Als die franzöſiſche Flotte heran=
dampfte
, waren unſere Schiffe bereits außer Schußweite
und fuhren im Schutze der Küſtenforts. Wie verlautet,
herrſcht in Cettinje über den ungenügenden Schutz Anti=
varis
durch die franzöſiſche Flotte große Verſtim=
mung
.

Die Mißerfolge Englands.

* Wien, 28. Okt. Bei der Beſprechung der bis=
herigen
Mißerfolge Englands ſagt das Fremden=
blatt
: Die ganze Kurzſichtigkeit und Unfähigkeit
der leitenden engliſchen Staatsmänner,
ihr leichtſinniger, frevelhafter Dilettantismus iſt zutage
getreten. Nun iſt es klar, die moraliſche Niederlage, welche
Großbritannien bereits erlitten hat, läßt ſich nicht mehr
gutmachen. Das Gefühl der Sicherheit, welches das eng=
liche
Volk infolge der inſularen Lage bisher beſaß, iſt
verſchwunden. Der Schrecken, den die engliſche Armada
der Welt einflößte, iſt durch die deutſchen Kreuzer und
Unterſeeboote verjagt. Das Ringen um die Vernichtung
der Exiſtenz Deutſchlands iſt zu einem Exiſtenzkampf
für, England ſelbſt geworden. Der Zuſammenbruch
der engliſchen Vorherrſchaft zur See und das Ende des
Glaubens an Großbritanniens Unantaſtbarkeit iſt eines
der allerwichtigſten Ergebniſſe von weltgeſchichtlicher Be=
deutung
, die der Weltkrieg bisher gezeigt hat.

Ein neuer Gewaltskt Englands.

* London, 28. Okt. Die Zeitungen melden: Die
ägyptiſchen Behörden haben beſchloſſen, alle
Deutſchen und Oeſterreicher dienſtpflich=
tigen
Alters zu internieren. Die Bewegungs=
freiheit
der übrigen ſoll noch mehr beſchränkt werden.

Die ruſſiſche Lügenfabrik an der Arbeit.

* Wien 28. Okt. Aus dem Kriegspreſſequartier
wird amtlich gemeldet: Die Ruſſen verbreiten unter
Aufwand großer Geldmittel Nachrichten über
Greueltaten unſerer Truppen und Behörden
in der von uns zum großen Teile wieder beſetzten Bu=
kowina
, namentlich in Czernowitz. Beſonders die
Rumänen ſollen unter der öſterreichiſch=ungariſchen
Verwaltung ſehr zu leiden haben. Hunderte von Hinrich=
tungen
ſollen ſtattgefunden haben. Obwohl die Tenden=
zen
dieſer plumpen Ausſtreuungen allzu durchſichtig ſind,
ſei mit aller Beſtimmtheit erklärt, daß dieſe und alle ähn=
lichen
ruſſiſchen Meldungen auch nicht ein einziges
wahres Wort enthalten. Unſere von einmüti=
gem
Jubel begrüßten Truppen und Behörden befinden
ſich in beſtem Einvernehmen mit der ſtets loyalen buko=
winiſchen
Bevölkerung und genießen deren vollſtes Ver=
trauen
. Ganz beſonders ſei feſtgeſtellt, daß die Rumänen
in der Bukowina in keinem einzigen Falle zu einem Ein=
ſchreiten
unſerer Truppen oder Behörden Anlaß gegeben
haben, wohl aber empfindet die geſamte Bevölkerung die
Unterſchiede zwiſchen unſerer und der ruſſiſchen Verwal=
tung
in einer Weiſe, die unſeren Gegnern nicht erwünſcht
zu ſein ſcheint.

Die Griechen beſetzen
Mordepirus.

* Athen, 28. Okt. Die Agence d’Athènes meldet:
Trotz der im epirotiſchen Feldzug gebrachten Menſchen=
und Geldopfer hatte Griechenland entgegen dem
Wunſche der Bevölkerung von Nordepirus, um ſich
den Beſchlüſſen der Mächte anzupaſſen, die Räumung
desjenigen Teils von Epirus durchgeführt, der von der
Botſchafterkonferenz dem albaniſchen Staate zuer=
kannt
worden war. Das in der Folge zwiſchen den epi=
rotiſchen
Delegierten und den Vertretern der Mächte ab=
geſchloſſene
Uebereinkommen von Korfu ge=
währte
den Bewohnern von Nordepirus ethiſche und reli=
giöſe
Garantien, die ihnen geſtatteten, unter dem neuen
Regime friedlich zu leben. Unglücklicherweiſe machten die
inzwiſchen eingetretenen Ereigniſſe die Wiederher=
ſtellung
der Ordnung und Sicherheit als un=
erläßliche
Vorbedingung des Wohlergehens dieſer bereits
ſo ſchwer heimgeſuchten Bevölkerung unmöglich. In
dieſer Gegend nahm die Unſicherheit überhand und fan=
den
häufige Angriffe albaniſcher Banden gegen die Trup=
pen
des autonomen Epirus ſtatt. Blutige Kämpfe waren
die Folge, die die Bevölkerung nicht zu einem friedlichen
Leben kommen ließen und ſie ſeit Monaten im Zuſtande
ewiger Angſt erhielten, während andererſeits zahlreiche
muſelmaniſche Einwohner dieſer Gegenden Haus und
Herd im Stich ließen und nach Valona flüchteten.
Zu wiederholten Malen wandten ſich die Mächte
an die helleniſche Regierung mit der Forder=
ung
, ſie möge ihren Einfluß bei Zographos aufbieten,
um die Rückkehr dieſer Auswanderer zu ſichern. Die ge=
ringen
Mittel, über die die proviſoriſche Regierung ver=
fügte
, geſtatteten ihr jedoch nicht, die Verantwortung da=
für
zu übernehmen, der Rückkehr der oben genannten
Flüchtlinge zuzuſtimmen und die Ordnung, Sicherheit und
Wohlfahrt der von ihr verwalteten Provinz wirkſam ver=
bürgen
zu können.
Unter dieſen Umſtänden und angeſichts der ſich dar=
aus
ergebenden fortſchreitenden Anarchie habe ſich die
griechiſche Regierung, geleitet von den Gefühlen
der Menſchlichkeit und auf Bitten der chriſtlichen und
muſelmaniſchen Bewohner von Epirus, die wiederholt die
griechiſche Regierung darum erſuchten, entſchloſſen, die
Verantwortung für die Ordnung und Si=
cherbeit
im Lande zu übernehmen. Sie habe

ſich ferner entſchloſſen, ihre Truppen in den Bezirk
von Argyrokaſtro und Premeti zu dem Zwecke
einrücken zu laſſen, um hier die Ordnung zu
ſichern, den herdflüchtigen Bewohnern die Rückkehr zu
ermöglichen, das Leben und Eigentum aller Epiroten
ohne Unterſchied der Religion zu gewährleiſten und an den
Grenzen des Königsreichs die zu ſeiner Sicherheit uner=
läßliche
Ordnung herbeizuführen. Die Notwendigkeit=
dieſes
Vorgehens ſtellte ſich um ſo dringender dar, als die
Saatzeit naht und den Familien der Ausgewanderten
Gelegenheit gegeben werden mußte, zur rechten Zeit heim=
zukehren
, um die Felder beſtellen zu können. Indem
Griechenland zu dieſer Maßregel greife, welche einen rein
proviſoriſchen Charakter trage, nehme es ſich
vor, ſich ſtets ſtreng nach den Beſchlüſſen der Mächte zu
richten, denen es durch ſeine Note vom 8. (21.) Februar
beigetreten iſt, wie es denn auch bereits in dieſem Sinne
den Mächten eine Erklärung abgab.

* Wien, 28. Okt. Der Kriegsberichterſtatter der Neuen
Freien Preſſe meldet: Der Chef des Generalſtabs, Frei=
herr
Konrad v. Hoetzendorff, empfing die zur
Front abgehenden ausländiſchen Kriegsbericht=
erſtatter
und ſagte, er hoffe, die Berichterſtatter wür=
den
auf Grund der perſönlichen Eindrücke den Lügen der
Ententepreſſe kräftig entgegentreten. Als der Däne
Hellſen erwähnte, daß in ſeiner Heimat die öſter=
reichiſch
=ungariſchen Truppen von 1864 her wegen ihres
guten Benehmens im beſten Andenken ſtünden, erwiderte
der Chef des Generalſtabes, die Berichterſtatter würden
ſich gewiß überzeugen, daß die Manneszucht in der Armee
heute die gleiche ſei wie vor 50 Jahren.

Handel und Verkehr.

H. Frankfurt a. M., 27. Okt. ( Fruchtmarkt=
bericht
.) Am Wochenmarkt fehlte jede Unternehmungs=
luſt
infolge der bevorſtehenden Höchſtpreiſe, doch ſind Wei=
zen
und Roggen gegenüber der Vorwoche eher williger
und billiger. Braugerſte nur knapp offeriert, ebenſo Mais
fehlend. Hafer war reichlich angeboten bei etwas niedri=
geren
Preiſen. Futtermittel bleiben feſt. An der Ber=
liner
Produktenbörſe war Getreide ſehr ſtill, zu=
mal
die erwartete Feſtlegung der Höchſtpreiſe noch nicht er=
folgt
iſt, aber demnächſt bevorſteht. Das Angebot iſt nicht
nennenswert bei hohen Forderungen, aber auf die Kauf=
luſt
nur geringfügig. Für Futtergerſte war indeſſen etwas
Nachfrage vorhanden und Hafer (Mittelſorte), ſowie Gerſte
um 1 Mark höher. Die Zufuhren ſind noch klein. Mais
geſchäftslos. Hier notieren die Loko=Preiſe bei 100 Kilol
wie folgt: Weizen, hieſiger und Wetterauer, 27,0527,75,
Kurheſſiſcher 2727,50; Roggen, hieſiger und bayeri=
ſcher
, 24,5024,75; Gerſte, hieſige und Wetterauer, 24
bis 24,50; Hafer, hieſiger und bayeriſcher, 23,5023,75;
Weizenkleie 16; Roggenkleie 1616,25; Weizenmehl,
hieſiges, Nr. 0: 41, Nr. 1: 39, Nr. 3: 36; Roggenmehl,
hieſiges, Nr. 01: 35. Mehlſorten alles Kaſſa mit 1 Prozent.
Skonto.

Kriegschronik (Nr. 8).

15. Oktober: Oſtende von den Deutſchen beſetzt. Der eng=
liſche
Kreuzer Hawke durch ein deutſches
Unterſeeboot verſenkt.
Die deutſchen Torpedoboote § 115, S 117½
S 118 und § 119 zum Sinken gebracht,
Der japaniſche Kreuzer Takatſchio
der Kiautſchoubucht vernichtet.
Deutſchenverfolgung in und bei London.
18.
Das engliſche Unterſeeboot E 3" in der
deutſchen Bucht der Nordſee vernichtet.
Siegreiche Kämpfe in Galizien und Polen.
Kämpfe am Yſerkanal und weſtlich Lille; 2000
21.
Engländer gefangen. Der engliſche Damp=
fer
Glitre von einem deutſchen Unterſee=
boot
in den Grund gebohrt.-Die Marſchall=,
Marianen= und Karolineninſeln von Japan
beſetzt.
Die öſterreichiſch=ungariſchen Truppen in
Ezernowitz. Weitere 6 engliſche Dampfer
von der Emden verſenkt. Kriegsſitzung
des Preußiſchen Abgeordnetenhauſes; ein=
ſtimmige
Annahme der 1½=Milliarden= Vor=
lage
.
23
Dreizehn engliſche Dampfer vom Kreuzer
Karlsruhe verſenkt.
Der Yſer=Ypres=Kanal von den Deutſchen
24.
überſchritten.
In den Kämpfen bei Iwangorod werden
27.
10000 Ruſſen gefangen genommen.

Verluſtliſte (aus Nr. 61).

Infanterie=Regiment Nr. 88, Mainz, Hanau.
Raucourt vom 25. bis 28. Auguſt, Oven am 4., Heiltz am
6., Parguy und Maurice vom 6. bis 11., Loivre und Fort
Brimont vom 17. bis 21. September.
II. Bataillon.
7. Kompagnie: Musk. Hugo Hedderich, Nier=
ſtein
, lv.
III. Bataillon.
9. Kompagnie: San.=Gefr. Wilh. Göttelmann,
Büdingen, t..
10. Kompagnie: Musk. Philipp Vetter, Langen, lv.
11. Kompagnie: Musk. Paul Gahr, Mainz, ſchv.
12. Kompagnie: Musk. Peter Enders, Mainz, lv.
Maſchinengewehr=Kompagnie: Ltn. Wilhelm
Böhm. Gernsheim, ſchv.; Reſ. Wilhelm Luf, Mainz,
ſchv.; Reſ. Wilhelm Zipf, Mainz, t.; Reſ. Martin Reſch,
Kaſtel, t.; Reſ. Michael Schulmeier, Biſchofsheim, lv.,
Reſ. Anton Funk II., Bingen, lv: Reſ. Jakob Görner;
Mainz, ſchv.; Reſ. Karl Werner II., Mainz, t.
Leibgarde=Infanterie=Regiment Nr. 115, Darmſtadt.
Verluſte infolge Krankheit.
3. Kompagnie: Reſ. Wilhelm Michler, an Wund=
ſtarrkrampf
verſtorben.
6. Kompagnie: Reſ. Anton Hartmann, an Typhus
verſtorben.
Infanterie=Regiment Nr. 117, Mainz.
Infolge Unfall verſtorben.
Landſturm=Kompagnie: Wehrm. Nierbauer,
vom Eiſenbahnzug überfahren.
Infanterie=Regiment Nr. 118, Worms.
Berichtigung früherer Angaben.
Reſ. Heinrich Schmitt (Schmidt) Alsheim, bisher
vm., iſt t.
Landwehr=Infanterie=Regiment Nr. 118, Mainz.
Berichtigung früherer Angaben.
Ltn. d. Reſ. Wilhelm Scheele, bisher ſchv., iſt ge=
ſtorben
; Wehrm. Ludwig Knobloch, bisher ſchv., iſt
geſtorben.

[ ][  ][ ]

Nummer 298.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 29. Oktober 1914.

Seite 7.

Feldartilrie=Regiment Nr. 27, Mainz.

I. Rekrutendepot.
Infolge Unfall verſtorben.
Kan. Ferdinand Hoffmann, durch Einklemmen
zwiſchen zwei Munitionswagen.
Fußartillerie=Regiment Nr. 3, Mainz.
Molringen und Güblingen am 20. Auguſt, Domptail vom
22. Auguſt bis 10. Sept. und Fouchette am 25. Sept.
II. Bataillon.
7. Batterie: Veter. Dr. Jakob Gerſter, Mainz, t.
Feldlazarett Nr. 3 des xvilſ. Armeekorps, Darmſtadt.
Heiltz=le=Maurupt am 11. September.
San.=Gefr. Wilhelm Reimann, Hirſchfelde, in Ge=
fangenſchaft
ſeit Belaſſung bei Berwundeten; Militär=
Krankenw. Karl Klaus, Wilnsdorf, in Gefangenſchaft
ſeit Belaſſung bei Verwundeten; Militär=Krankenw. Adolf
Klein, Flammersbach, in Gefangenſchaft ſeit Belaſſung
bei Verwundeten.

Verwundete und kranke Soldaten
in Darmſtädter Lazaretten.

Mitgeteilt vom Heſſiſchen Landesverein vom Roten Kreuz.
Die Lazarette ſind durch die nachſtehenden Buchſtaben
bezeichnet.
A Alicehoſpital, Dieburger Straße 21. Täglich 34 Uhr nachm.
B Diakoniſſenhaus Eliſabethenſtift, Erbacher Straße 25. Sonntag, Diens=
tag
, Freitag 34 Uhr nachm. C Eleonorenheim (Lazarett J. K. H. der
Großherzogin, Heinheimerſtraße 21) Sonntags morgens von ½11—½12 Uhr.
nachmittags von 46 Uhr, Dienstags, Mittwochs und Freitags von 4—½6
Uhr. D Ernſt=Ludwig=Heilanſtalt (Dr. Loſſen), Steinſtraße 21. Täg=
lich
25 Uhr nachm. E Garniſonlazarett (Reſ.=Laz. I), Alexander=
ſtraße
27. Mitt voch, Samstag und Sonntag 24 Uhr nachm.
F Haus Hagenburg, Dieburger Straße 241 (Hirſchköpfe.) Täglich
45 Uhr nachm. G Dr. Mächenhauerſche Klinik, Lagerhausſtraße 24.
Täglich 24 Uhr nachm. H Marienhöhe (Geneſungsheim).
—I Schweſternhaus der Barmherzigen Schweſtern, Nieder=Ramſtädter
Straße 30. Nachmittags von 24 Uhr. K Städtiſches Krankenhaus,
Grafenſtraße 1. Werktäglich 23½ Uhr nachm., Sonntags 1112 Uhr
vorm. L Städt. Saalbau (Reſ=Laz. III), Riedeſelſtraße 40. Mitt=
wochs
Samstags und Sonntags von 24 Uhr. M Techniſche Hochſchule
(Reſ.=Laz. II), Hochſchulſtraße 1. Sonntags, Mittwochs und Samstags von
24 Uhr nachm. N Dr. Weberſche Augenelinik (Dr. Ollendorff),
Frankfurter Straße 42. Täglich 1012 Uhr orm., 36 Uhr nachm.
O iſt ein neues Lazarett: Vereinslazarett vom Roten Kreuz, Olbrichweg 10,
Vereinslazarett Mathildenhöhe‟.
Hinter jedem Lazarett ſind die Beſuchszeiten angegeben,
die nach Möglichkeit einzuhalten ſind. Ausnahmen werden
zugelaſſen.
Zugang vom 24. bis 27. Oktober 1914.
Abrie, Eugen, Reſ.=Art. 28/2, M Adam, Georg,
Leop., Michelſtadt, Reſ.=Inf. 118/5, D Arras, Heinrich,
Pfaffen=Beerfurth, Reſ.=Inf. 116/2, I Baumann, Wilh.,
Münſter (Stein), Landw.=Inf. 120/11, L. Becker, Gg.
Wilh., Goddelau, Inf. 116/9 Erſ Goddelau= Philipps=
hoſpital
. Bernhard, Gg., Unter=Moſſau, Reſ.=Inf. 116/6,
C Bilgenroth, Theodor, Darmſtadt, Reſ.=Inf. 116/4, I
Crößmann, Phil., Pfungſtadt, Landw.=Inf. 116/1,
Pflegeamt Eberſtadt. Diehl. Joh., Hofheim, Landw.=
Art. 25/2, O Dieter, Karl, Arheilgen, Reſ.=Inf. 116/9, B
Dröll, Ludw., Inf. 115/12, Langen. Feil, Meinhard,
Schwenningen, Reſ.=Inf. 119/8, L. Gennerer, Heinr.,
Bobenhauſen I, Reſ.=Inf. 116/6, C Gieg, Friedr., Höchſt
i. Odw., 3. Mun.=Kol. 18. A.=K., B Haller, Georg, Eber=
ſtadt
, Reſ.=Inf. 116/3, Landheim Eberſtadt. Hedtler,
Franz, Frankfurt, Reſ.=Inf. 116/4, K Heß, Karl, Inf.
115/12, M Hofmann, Joſ., Viernheim, Drag. 23/3, K
Howahrde, Phil., Darmſtadt, Reſ.=Inf. 116/2, A.
Joſt, Peter, Dreieichenhain, Inf. 115/1, I Keller, Hch.,
Eſchollbrücken, Leibg. 115/10, II Krämer, Joſ., Beer=
felden
, Reſ.=Inf. 118/7, C Kutlow, Guſt. Ed., Erſ.=
Pferde=Dep. 18. A.=K., L. Lammer, Juſtus, Drag.
24/5, L. Langendorf, Heinrich, Gräfenhauſen, Inſ.
115/8, I Laumann, Ludw., Meſſel, Reſ.=Inf. 116/2, B
Lehmann, Berthold, Reſ.=Inf. 116/4, B Löffler, Wil=
helm
, Darmſtadt, Pionier 16/2, H Nicklas, Karl, Kirch=
Brombach, Reſ.=Inf. 118/6, C Nowara, Rich., Miecho=
wietz
, Reſ.=Art. 25/2, A. Petry, Georg, Wixhauſen, Reſ.=
Inf. 116/9, A. Rettig, Adam, Elmshauſen, Drag.=Regt.
23/3, I Sieben, Peter, Reſ.=Inf. 116/2. M Simon,
Peter, Ruhlkirchen, Drag. 23/2, K Schlapp, Joh., Art.
25/5, Landheim Eberſtadt Schmidt, Gg., Darmſtadt,
Gren.=Regt. 110/9, I Schreiner, Ferd., Darmſtadt,
Garde=Gren. 3 Charlottenburg, K Schwarzkopf, Emil,
Hauptmann, Bielefeld, Inf. 55, K Schweikhard, Georg,
Nieder=Ingelheim, Drag. 23/3, C Steinmann, Georg,
Reſ.=Inf. 116/2, G Verſt, Johann, L.=Wiebelsbach, Inf.
118/5, K Vetter, Karl, Reſ.=Inf. 116/2, N Vetter,
Nikol., Kirch=Beerfurth, Reſ.=Inf. 118/6, C Wetzinger,
Joſeph, Darmſtadt. 3. Inf.=Mun.=Kol. 18. A.=K., 2. Abt., I
Wentz, Wilh., Dietzenbach, Reſ.=Inf. 116, C Wetzel,
Heinr., Hofheim, Kr. Bensheim, Train, Fahrer Wag.=
Fuhr=Kol. 12/3, O Wolf, Georg, Weitengeſäß, Reſ.=Inf.
118/7, G Wolters, Karl, Bracheln, Reſ.=Inf. 116/4, A.

Aus den Lazaretten entlaſſen

vom 24. bis 28. Oktober:
v. d. Au, F., Darmſtadt, Inf.=Reg. 116/4, R.=J.=R., I
Ausfeldt K., Leutn., Inf. 115, M.=G.=K., K Dingel=
dein
J., Reſ.=Inf. 118/5, L. Eller, O., Muſchenheim,
Inf. 116, 2. Mun.=Kol.=Erſ.=Abt., B Fiſcher, H., Inf.
115/8, Privatpflege Fuhrbach, Ph., Reſ.=Inf. 116/1, E
Germann, A., Inf. 117, Privatpflege Geyer, L.,
Landw.=Inf. 118/3, L. Grieſinger, H., Inf. 115/1, L.
Gurnbert, M., Landw.=Inf. 116/4, E Hußmann, J.,
Eberſtadt, Reſ.=Inf.=Regt. 116/3, D Jung, H., Inf.
115/2, Rüſſelsheim Jung, L., Reſ.=Inf. 116/10, E—
Klee, J., Inf. 115. Maſch.=Gew., L. Klinger, Ph., Wer=
fau
=Buxbach, Inf. 118/2, D Korte, A., Bochel, Reſ.=Art.
48, II, 1. Mun.=Kol., B Kroppen, J., Inf. 79/1, Erſ.=
Bat., Alsbach Lahr, J., Erbesbüdesheim, Reſ. 116/2,
D Lorenz, F., Train=Abt. 18/1, E Monitz, F., 2. Ldſt.=
=Esk., E Möller, A., Reſ.=Inf. 224/1, L. Pfeifer, P.,
Art. 25, E Schmidt, J., Egelsbach, D Schott, L., Reſ.=
Inf. 115/7, L. Straube, A., Inf. 106/2, C Weipe,
K., Leipzig, Inf. 139/6, D Wesp, K. H., Ldw.=Inf.
116/2, Rüſſelsheim.

Straussfedern-Engroshaus
Kadon Wolt
Bismarckstrasse 55

Prima Straussfedern
Reiher und Fantasie’s
Strauss-Halsrüschen
Strauss-Boas (20261a
in nicht zu übertreffender Auswahl.
Einzelverkauf zu Engrospreisen.

Blusch-Kostame Klelder Manter

färbt unzertrennt in unübertroffener

und schneller Ausführung schwarz

Fabrik
Hof-Färberel Reich (Darmstadt)

Familiennachrichten.

Statt Karten.

Dr. Hans Medert
Gustel Medert, geb. Sturmfels
Kriegsgetraut
(
Darmstadt, im Oktober 1914.

*8270

Statt jeder beſonderen Anzeige.

Bei den Kämpfen in Nordfrankreich fand
am 20. Oktober den Heldentod fürs Vaterland
unſer inniggeliebter Bruder und Schwager

Gerichtsaſſeſſor

Theodor Braun

Leutnant d. Reſ. im Reſ.=Feld-Art.-Regt. 25.

In tiefer Trauer:
Auguſte Braun
Anna Jenckel geb. Braun
Profeſſor Br. Jenckel.

Den Heldentod fürs Vaterland erlitt am
3. Oktober in Nesle unſer lieber guter Sohn,
Bruder, Schwager, Onkel und Neffe

Dr. Wilhelm Stroh

Lehramtsaſſeſſor
Einjährig=Freiwilliger im Infant.-Regt. 118
(20584
im 25. Lebensjahre.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Familie Rechnungsrat Stroh.
Goddelau, Darmſtadt, Ober=Ramſtadt, Laubach.

Unſer lieber Sohn und
Geſchwiſter treuer Bruder

ſeiner
(20543

Carl Vollers, cand. arch.

iſt am 15. Okt. an den Folgen einer ſchweren
Verwundung im Feldlazarett zu Languevoiſin
geſtorben.
Familie Carl Vollers.
Bremen, Kornſtraße 21/23.

Als vierter unſerer Bundesbrüder erlitt
den Tod fürs Vaterland unſer lieber

Leo Vogt

Fürſtlich Hohenzoller’ſcher Oberförſter
und Leutnant der Reſerve.

Ehre ſeinem Andenken!

Der Alte Herren-Verband
der Landsmannſchaft Darmſtadtia,
Gießen.
20558)

Statt jederbeſonderen Anzeige.

Am 24. Oktober erlitt den Heldentod fürs
Vaterland unſer innigſtgeliebter Sohn, Bruder,
Schwiegerſohn und über alles geliebter
Bräutigam

der Großherzogliche Regierungsbauführer

Ludwig Henneberg

Leutnant der Reſerve
Ritter des bayer. Militärverdienſtordens
mit Schwertern,
eingereicht zum Eiſernen Kreuz.

Darmſtadt, den 28. Oktober 1914.

In tiefſtem Schmerz:
Familie Henneberg.
Familie Garth.

Dankſagung.

Für die zahlreichen Beweiſe herzlicher Teil=
nahme
bei dem Heimgange meines in treuer Pflicht=
erfüllung
fürs Vaterland gefallenen innigſtgeliebten
Mannes, meines lieben Sohnes, Bruders, Schwa=

gers und Onkels

(*8287

Karl Daupert

ſagen wir Allen unſeren tiefgefühlten Dank.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Frau Eliſabeth Daupert,
Familie Baupert,
Familie Dehmer.
Darmſtadt, den 28. Oktober 1914.

Geee e e ee
Donnerstag, 29. Oktober.

Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende nach 10
Uhr (Ab. C): Hoffmanns Erzählungen.
Vaterländiſcher Abend um 8¼ Uhr in der Turn=
halle
am Woogsplatz.

Verſteigerungskalender.
Freitag, 30. Oktober.

Dünger=Verſteigerung um 9½ Uhr in der Train=
kaſerne
(Eſchollbrückerſtraße).

Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigen=
teil
, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem Ge=
ſchäftsleben
: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche wer=
den
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.

jute Nahrungsmittel
Billige,

werden in jeder Familie gebraucht. Dazu gehören:

(II,18174

Oetker-Puddings aus Dr. Oetker’s Puddingpulvern . . . . . . . zu 10 Pfg. (3 Stück 25 Pfg.)
Rote Grütze aus Dr. Oetker’s Rote Grützepulver . . . . . . . . . zu 10 Pfg. (3 Stück 25 Pfg.
Mehlspeisen und Suppen aus Dr. Oetker’s Gustin! in Paketen zu ½ ½ ¼ Pfund.
Preis 15, 30, 60 Pfg.
(Nie wieder das engliſche Mondamin! Beſſer iſt Dr. Oetker’s Gustin
Wohlſchmeckend.
Nahrhaft.
Billig.
Ohne Preiserhöhung in allen Geſchäften zu haben.

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 29. Oktober 1914.

Nummer 298.

Verein für Verbreitung von Volksbildung
und Turngemeinde Darmſtadt.
Vaterländiſcher Abend
Donnerstag, den 29. Oktober 1914, abends 8¼ Uhr,
im Feſtſaal der Turngemeinde Darmſtadt (Woogsplatz):
Vortrag von Herrn Pfarrer Vogel, Darmſtadt:
Was predigt uns das Völkerſchlachtdenkmal zu
Leipzig im gegenwärtigen Völkerkrieg ?
Vor und nach dem Vortrag geſangliche und muſikaliſche Darbietungen
eines Männerchors unter Leitung des Herrn Kammermuſikers Adolf
Kugler, des Darmſtädter Streichquartetts der Herren Mehmel,
Diedrich, Brückmann, Andrae, ſowie des Herrn Fritz Kugler (Tenor).
Eintrittskarten vom 22. Oktober ab am Verkehrsbureau, bei
J. Mylius, Herdweg 2, u. abends an der Kaſſe zu folgenden Preiſen:
Num. Sperrſitz 1 Mk., num. Galerie (vord. Reihe) 50 Pfg.,
Saal und Galerie 30 Pfg. Mitglieder des Volksbildungsvereins
und der Turngemeinde erhalten die übliche Preisermäßigung.
Der Reinertrag ſoll der Kriegsfürſorge
der Stadt Darmſtadt zugute kommen.
Der Vorſtand.
20345sd)

Prinz Heinrich-Flug
Geldlotterie

Ziehung beſtimmt am Mittwoch, 4. Novbr. 1914
Loſe à 1 Mark noch zu haben bei
Philipp J. Schmidt, Königl. Lotterie=Einnehmet

33 Rheinstrasse 33.

(20445a

Heſſiſche Chronik

Monatsſchrift für Familien= und Ortsgeſchichte
in Heſſen und Heſſen=Naſſau
Begründet von Dr. Hermann Bräuning=Oktavio
Herausgegeben von D. Dr. Wilh. Diehl
Preis: Jährlich 12 Hefte: 6 Mark, vierteljährlich 3 Hefte:
1,50 Mark, Einzelhefte gegen Voreinſendung des Betrags
60 Pfge. Probehefte unentgeltlich.
Man abonniert bei dem Verlag der Heſſiſchen Chronik
(L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei, Darmſtadt) und allen
Buchhandlungen.
(74614a

Ich empfehle als Spezialität:
Cacdd und envebläde
garantiert rein, in allen Preislagen.
Racahout
vorzügliches Nähr- u. Kräftigungsmittel für Magen- u. Darmleidende,
Friedrich Schaefer
Grossherzoglicher Hoflieferant
Drogen und Chemikalien en gros und en detail
7 Ludwigsplatz 7.
(2285a

Ziehung. A. November 1914
Geid Letterle
zum Besten des
Prinz Heinrich-Flugs
1295 Geldgewinne im Betrage von
16200 Mk.
I. Hauptg
6000 Mk.
2000 Mk.
usw.
(20189a
Porto u. Liste
Lose à 1 Mk., 25 Pfg. extra,
bei allen Loseverkaufsstellen oder
direkt durch:
L. F.Ohnacker, Darmstadt.

Haarienler Blamenzwiebeit

Gehranhr=
Knopflochmaſchine
geſucht (20580
A. Rosenthal & Co.

Ein triſcher u. ein Darmſtädter
Ofen zu verkaufen. (*8296
Näheres Seekatzſtraße 10.

wenig getr. Knabenüberzieher
(f. 67jähr.) bill. zu verk. (*8274
Beſſungerſtraße 76.

Großh. Hoftheater.
Donnerstag, den 29. Oktober 1914.
26. Abonnements=Vorſtellung. C 7.
Hoffmann’s Erzählungen.
Phantaſtiſche Oper in 3 Akten
Muſik von Jacques Offenbach.
Muſikal. Leiter: Richard Lert.
Spielleiter: Otto Nowack.
Vorſpiel: In Lutter’s Keller.
Aug. Globerger
Hoffmann .
. Anna Jacobs
Niklaus
Lutter, Wirt . . Lud. Wenzel
Lud. Kleinböhl
Nathanael
Stud
Adolf Klotz
Hermann
Erſter Akt:Olympia.
Hoffmann
. Aug. Globerger
Niklaus
. Anna Jacobs
Coppelius, Brillen=
händler
.
L. Schützendorſ
Spalanzani, Prof.
der Phyſik.
. Paul Peterſen
Cochenille, deſſen
Diener .
.Otto Thomſen
Olympia .
Olga Kallenſee
Zweiter Akt: Giulietta.
Hoffmann
Aug. Globerger
Niklaus .
. Anna Jacobs
Dapertutto, Kapit. L. Schützendorf
Schlemihl
.Heinrich Hacker
Pitichinaccio . . Otto Thomſen
Giulietta. .
.Olga Kallenſee
Dritter Akt: Antonia.
Hoffmann
Aug. Globerger
Niklaus
. Anna Jacobs
Doktor Mirakel . L. Schützendorf
Creſpel, Muſiker . Alfr. Stephani
Antonia, d. Tochter Olga Kallenſee
Franz, deſſ. Diener Otto Thomſen
Antonia’s Mutter
(Erſcheinung) . . Luccia Redding
Nachſpiel: In Lutter’s Keller.
Hoffmann
. Aug. Globerger
Niklaus
Anna Jacobs
Lutter.
.Ludwig Wenzel
Nathanael
. L. Kleinböhl
Hermann . . Adolf Klotz
Chöre: Robert Preuß.
Geſtaltung des Bühnenbildes:
Hoftheatermaler Kurt Kempin
und Maſchineriedirektor Ernſt
Schwerdtfeger.
Nach d. 1. u. 2. Akte längere Pauſen.
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.12. Reihe
3.70 , 13.19. Reihe 3.20 , Par=
terre
: 1.5. Reihe 2.35 , 6.8.
Reihe 1.95 , Proſzeniumsloge
5.20 , Mittelloge 5.20 , Bal=
konloge
4.70 , I. Rang 4.20 ,
II. Rang: 1.6. Reihe 2.15 ,
7. u. 8. Reihe 1.75 , I. Galerie
1.15 , II. Galerie 65 .
Kartenverkauf: an der Tages=
kaſſe
im Hoftheater von 91
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung.
Für jede im Vorverkauf abge=
gebene
Karte wird eine Gebühr
von 20 Pfg. erhoben.
Anf. 7 Uhr. Ende nach 10 Uhr.
Vorverkauf für die Vorſtellungen:
Freitag, den 30. Okt.: 27. Ab.=Vſt.
D. 8 Zum erſten Male: Der
Reviſor Komödie in 5 Auf=
zügen
von Nikolaus Gogol. Kleine
Preiſe. Anfang 7½ Uhr.
Samstag, 31. Oktober: Außer
Abonnement. Nachmittags 3 Uhr.
Sonder=Vorſtellung für Schüler.
Colberg‟. Zu dieſer Vor=
ſtellung
findet kein Kartenverkauf
ſtatt.
Sontag, 1. Nov.: 28. Ab.=Vorſt.
B 6. Rigoletto. Kl. Preiſe.
Anfang 7 Uhr.
Montag, den 2. Nov.: (Keine
Vorſtellung.
Dienstag, 3. Nov.: 29. Ab.=Vſt.
A8. Huſarenfieber. Kleine
Preiſe. Anfang 7½ Uhr.
Anmeldungen auf Abonnements
werden noch fortwährend von der
Hoftheater=Hauptkaſſe inden Kaſſe=
ſtunden
vormittags von 1012½
Uhr entgegengenommen.

Hyacinthen, Tulpen
Narcissen, Crocus
Scilla, Schnee-
glöckchen
ete.
Grosse Vorräte in
den besten
Qualitäten.
Ladengeschäft
Kirchstrasse 4
Fritz
Moreld
Samen- und
Blumenzwiebel-
handlung
.
Telephon 939.
(20158a

Tafelapfel:
Grau=Reinetten, Ztr. 12 Mk., Kohl=
u
. Eisäpfel, Ztr. 12 Mk., Stettiner,
Ztr. 10.50 Mk., Kochäpfel, Ztr. 8 Mk.
Dieburgerſtr. 56, Mſd. (*8295
liefert 60 Malter ausge=
Wer ieſene gute
(*8298
Speiſekartoffeln
zu den angeſetzten Höchſtpreiſen.
Ang. u. C34 an die Geſchäftsſt.
55 getr. Herrenüberzieher und
1 Damenſamtjacke, Größe 44,
billig zu verk. Anzuſehen vorm.
Mollerſtraße 21, 1. Sl. (*8292dfs
Nchtung! Die Korb= u. Stuhl
flechterei von Gg. Treuſch be=
findet
ſich jetzt Magdalenenſtr. 1.
Arbeit w. abgeh. Poſtk. gen. (19673a
Jüte v. Samt u. Filz werd. umfaſſ.
u. ſchick u. fein garn., Zutat. bill.,
in und außer dem Hauſe. (20296a
Ludwigsplatz 8, Vordh., 3. St.
Stärk=Wäſche zum Bügeln wird
bei ſchöner Ausführung und
billiger Berechnung angenommen
Ausbeſſern, Bügeln Aendern
v. Herrenkleidern w. bill. beſorgt.
Adam Seibert, Arheilgerstr 27a. (19508a

beſte Land=Butter
per 1 Pfund
Mr. 130,

Süßrahm=
Tafel=Butter
per 1 Pfund
mn Mk. 1.45,
Piliend
allerfeinſte Pflanzenbutter=
Margarine,
iſt genau wie
Natur=Butter
zu verwenden,
per 1 Pfund 90 Pfg.
empfiehlt (20577

Darmſtädter

Matth. Rosenstock
A Ludwigſtraße 18 und
Verkaufsſtellen.

zin Stück Dickwurzeln
zu verkaufen. Näheres in
der Geſchäftsſtelle.
(*8222mf
Mist
kauft auf Jahresabſchluß. (*8264dg
Peter Walter, Alter Arheilger
Weg 130, Fernſpr. 2222.
uterh., ſchöner eiſerner Füll=
ofen
billig abzugeben Hoff=
mannſtraße
26, part.
(*8291
Brauereiausschank
zum Grünen Laub
Darmstadt, nächst der Marktplätze.
Bier- u. Speisewirtschaft. Schiesstand,
Stallung, Raum zum Einstellen f. Händl.
Fernsprecher 1249. (19649a
Vorzügl. Privatmittagstiſch Bg
für beſſ. Herren und Damen
Hölgesſtr. 1, 1. St. (17930a

Wer glbt gut. bürg. Mittagtiſch
im Nordviert. Ang. m. Pr. u.
C 31 an die Geſchäftsſt. (*8286
Heiratsgeſuch.
*8007id) Gartenſtraße 18, 2. St. 1 Sympathiſches Fräul., welches ſich
nach einem glücklichen Heim ſehntz=
und ſucht die Bekanntſchaft eines mittl
Beamten zwecks Heirat. Gefällige
nicht anonyme Angebote unter
C 35 an die Geſchäftsſt. (*8302
Hübſche gebild. junge Witwe
gr. Erſch., m. Kind, wünſcht Heirat
mit gebild. älteren Herrn. Angeb. u.
C 32 an die Geſchäftsſt. (*8283

Uhr mit langer
Verloren filberner Kette am
Sonntag abend. Abzugeben
*8246) Wenckſtraße 9, 3. Stock.
Verloren
ein bl. Herren=Jackett, 1 Brief=
taſche
mit Inhalt, 1 Velourhut,
grau, und ein Paar Lackſchuhe
mit Tucheinſatz. Der ehrliche Fin=
der
wird gebeten, die Sachen geg.
gute Belohnung im Hotel Merz
abzugeben.
(*8299

er

Gunger brauner Dackel (Hün=
I din) entlaufen. Vor Ankauf
wird gewarnt. Gegen gute Be=
lohnung
abzugeben (*8284df
Große Ochſengaſſe 4, im Laden.
Am Montag mittag ein gelber
A Wolfshund abhand. gekomm.
Vor Ankauf wird gew. Gegen gute
Belohn. abzug. Rückertſtr. 1. (*8281dfs

1 Pferd (Stute)
13 Jahre alt, 1 Fohlen (Stute),
2½ Jahre alt, zu verkaufen.
Wo? ſagt die Geſchäftsſtelle
ds. Blattes.
(*8232mdf
1 Doppel=Ponny
Wegen Einziehung zum Militär
verkaufe ich ein treues, zahmes
Tier (5 Jahre alt), kein vom Kriege
ausrangiertes. Näh. Eberſtadt,
Heidelbergerſtraße 71. (*8273dfs
Danarienhähne zu verk. (20537a
Truffel, Bismarckſtr. 28, 1. St.
Ein raſſereiner Dackel
E1½ Jahre alt. ſchwarzhaarig
mit gelben Abzeichen, iſt billig
zu verkaufen. Wo? ſagt die Ge=
ſchäftsſtelle
ds. Blattes. (20578df

[ ][  ][ ]

Bekanntmachung

betreffend Höchſtpreiſe für Speiſekartoffeln.
Auf Grund des § 1 des Geſetzes, betreffend Höchſtpreiſe vom 4. Auguſt 1914
und § 1 der Bekanntmachung des Großh. Miniſteriums des Innern, betreffend die
Ausführung dieſes Geſetzes. vom 7. Auguſt 1914 werden die Höchſtpreiſe für Speiſe=
kartoffeln
mit ſofortiger Wirkſamkeit für die Landgemeinden des Kreiſes Darm=
ſtadt
wie folgt feſtgeſetzt:
1. für beſte ausgeleſene Speiſekartoffelu der Doppelzentner 6 Mk.
2. für geringere Ware der Doppelzentner . .
3. bei freier Lieferung in den Aufbewahrungsraum des Käufers und bei Ver=
kauf
auf den Wochenmärkten eine Mark mehr für den Doppelzentner,
wie unter 1 und 2 angegeben.
Dieſe Feſtſetzungen haben nur die Bedeutung einer Obergrenze für die Preiſe.
Es iſt ſolbſtverſtändlich, daß geringere Preiſe insbeſondere dann gefordert werden
müſſen, wenn die Beſchaffenheit der Ware oder ſonſtige Verhältniſſe es angemeſſen
erſcheinen laſſen.
Auf die §§ 2 und 4 des hierunter abgedruckten Geſetzes wird beſonders hingewieſen.
Darmſtadt, den 22. Oktober 1914,
(20377sid
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.

Geſetz, betreffend Höchſtpreiſe.

Vom 4. Auguſt 1914.
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutſcher Kaiſer, König
von Preußen ꝛc.
verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zuſtimmung des Bundesrats und
des Reichstags, was folgt:
§ 1.
Für die Dauer des gegenwärtigen Krieges können für Gegenſtände des täg=
lichen
Bedarfs insbeſondere für Nahrungs= und Futermittel aller Art ſowie für rohe
Naturerzeugniſſe, Heiz= und Leuchtſtoffe Höchſtpreiſe ſeſtgeſetzt werden.
§ 2.
Weigert ſich trotz Aufforderung der zuſtändigen Behörde ein Beſitzer der im §1
genannten Gegenſtände, ſie zu den feſtgeſetzten Höchſtpreiſen zu verkaufen, ſo kann
die zuſtändige Behörde ſie übernehmen und auf Rechnung und Koſten des Beſitzers
zu den feſtgeſetzten Höchſtpreiſen verkaufen, ſoweit ſie nicht für deſſen eigenen Bedarf
nötig ſind.
§ 3.
Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen beſtimmten Behörden erlaſſen
die erforderlichen Anordnungen und Ausführungsbeſtimmungeu.
§ 4.
Wer die nach § 1 feſtgeſetzten Höchſtpreiſe überſchreitet oder den nach § 3 er=
laſſenen
Ausführungsbeſtimmungen zuwiderhandelt oder Vorräte an derartigen Gegen=
ſtänden
verheimlicht oder der Aufforderung der zuſtändigen Behörde nach § 2 nicht
nachkommt, wird mit Geldſtrafe bis zu dretauſend Mark oder im Unvermögensfalle
mit Gefängnis bis zu ſechs Monaten beſtraft.
3 5.
Der Bundesrat wird ermächtigt, den Zeitpunkt zu beſtimmen, zu welchem dieſes
Geſetz wieder außer Kraft tritt.
§ 6.
Dieſes Geſetz tritt mit dem Tage ſeiner Verkündung in Kraft.
Urkundlich unter Unſerer Höchſteigenhändigen Unterſchrift und beigedrucktem
Kaiſerlichen Inſiegel.
Gegeben Berlin im Schloß, den 4. Auguſt 1914.
Wilhelm.
(L. S.)
Delbrück.
An die
Großh. Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes Darmſtadt.
Die obige Bekanntmachung wollen Sie ſogleich veröffentlichen und den Befolg
trengſtens überwachen. Zuſtändige Behörde im Sinne von § 2 des Geſetzes ſind in
den Landgemeinden die Großh. Bürgermeiſtereien.
Darmſtadt, den 22. Oktober 1914.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.

Bekanntmachung.

Die an Maul= und Klauenſeuche erkrankten Tiere zu Nieder=Beerbach ſind
ſeit 3 Wochen abgeheilt. Die Desinfektion hat vorſchriftsmäßig ſtattgefunden. Die
für Nieder=Beerbach angeordneten Sperrmaßregeln werden deshalb hiermit
aufgehoben.
Darmſtadt, den 26. Oktober 1914.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt
J. V.: Dr. Reinhart.

An die Großh. Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes.

Sie wollen die vorſtehende Bekanntmachung auf ortsübliche Weiſe veröffent=
lichen
laſſen.
Darmſtadt, den 26. Oktober 1914.
(20568
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
V.: Dr. Reinhart.

Bekanntmachung.

Am 30. und 31. d. Mts. wird jedesmal von 12 bis 6 Uhr nachmittags auf dem
Truppenübungsplatz mit Infanterie=Munition ſcharf geſchoſſen. Die Abſperrung er=
ſtreckt
ſich bis zum Landgraben.
Darmſtadt, den 27. Oktober 1914.
(20557
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
I. V.: von Starck.

Bekanntmachung.

Den nachſtehenden Erlaß des Stellvertretenden Generalkommandos XVIII. Armee=
korps
bringen wir zur öffentlichen Kenntnis.
Darmſtadt, den 26. Oktober 1914.
(20556
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Starck.
Frankfurt a. M., den 15. Oktober 1914.
XVIII. Armeekorps
Stellv rtretendes Generalkommando
Abtig, IIIb. J.=Nr. 2427.
Angehörige feindlicher Staaten ſollen auch nach Ausbruch des Krieges bei ein=
zelnen
Vereinen und Geſellſchaften in ihrer Stellung als Vorſtandsmitglieder oder in
ähnlicher Stellung verblieben ſein und an den Vorſtandsſitzungen und Geſchäfts=
erledigungen
auch dann teilgenommen haben, wenn es ſich um Gegenſtände handelte,
die das allgemeine Wohl des Landes berührten und deren Kennrnis für das feind=
liche
Ausland von Wichtigkeit ſein konnte.
Um in dieſe Verhältniſſe für die Dauer des Kriegszuſtandes den erforderlichen
Einblick zu gewinnen, ordne ich hiermit an:
Sämtliche Vereine und Geſellſchaften, insbeſondere auch Aktiengeſellſchaften und
Geſellſchaften m. b. H., bei denen Angehörige feindlicher Staaten als Vorſtands=
mitglieder
, Mitglieder des Aufſichtsrats oder Geſchäftsführer beſtellt ſind, haben, ſo=
weit
ſie im Korpsbezirk des 18. Armeekorps ihren Sitz haben oder ihr Geſchäft betreiben,
binnen einer Woche nach Bekanntgabe dieſer Verfügung dem Stellvertretenden General=
kommando
des 18. Armeekorps in Frankfurt a. Main, Untermainkai 19, ein Verzeich=
nis
dieſer Mitglieder bezw. Geſchäftsführer einzureichen.
Die Nichtbefolgung dieſer Anordnung unterliegt der Strafvorſchrift des §9 Ziff. b
des Geſetzes über den Belagerungszuſtand vom 4. Juni 1851.
Der kommandierende General
Freiherr von Gall, General der Infanterie.

Bekanntmachung.

Es wird zur beſonderen Pflicht gemacht, daß alle Mannſchaften des Beurlaubten=
ſtandes
(Reſerviſten, Wehrleute, Erſatz=Reſerviſten, ausgebildeter Landſturm, Kriegs=
freiwillige
und Rekruten), welche infolge der Mobilmachung eingezogen und ſpäter
als dienſtuntauglich entlaſſen wurden und noch nicht zur Anmeldung gekommen
ſind, dieſe Anmeldung ſofort nachzuholen haben.
Ungehorſame machen ſich ſtrafbar.
Auf Kriegsverwundete, welche vom Truppenteil noch nicht entlaſſen ſind, be=
zieht
ſich dieſe Bekanntmachung nicht.
(20549
Bezirkskommando I Darmſtadt.

Meen he

Palizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In polizei=
llicher
Verwahrung und Pflege in der Hofr ite Beſſungerſtr. Nr. 56 be=
finden
ſich: 1 Spitzhund, 1 Pinſcher, 1 Wolfshund, 1 Pudel, 1 Dober=
mann
. 1 Foxterrier, 1 Dachshund, 1 Jagdhund (zugelaufen). Die
Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier aus=
gelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet
(20550
dortſelbſt jeden Werktag, vormittags 10 Uhr, ſtatt.

Feidſchutz.

Auf Grund des Art. 129b II. 1 der Städteordnung wird nach
Anhörung der Stadtverordneten=Verſammlung und mit Genehmigung
des Großh. Miniſteriums des Innern vom 8. d. Mts. allen Per=
ſonen
das Betreten der offenen und eingefriedigten Grundſtücke in
der Feldgemarkung Darmſtadt mit einbrechender Dunkelheit unterſagt.
Zuwiderhandlungen werden mit Polizeiſtrafe bis zu 90 Mark
zeahndet; im gegebenen Falle kann nach den geſetzlichen Beſtim=
mungen
auch auf eine höhere Strafe erkannt werden.
(20280dd
Darmſtadt, den 15. Oktober 1914.
Der Oberbürgermeiſter:
I. V.: Ekert.

Wäſche= und Kleidungsſtücke für Bedürſtige.

Für den kommenden Winter wird für alle, die auf Unterſtützung
ungewieſen ſind, um die Abgabe warmhaltender Wäſche und Kleider,
auch Schuhe, dringend gebeten. In der großen Mehrzahl aller Haus=
haltungen
dürften ſich Wäſche= und Kleidungsſtücke, auch Schuhe,
befinden, die nicht mehr getragen werden, die aber bei entſprechender
Herrichtung Bedürſtigen noch gute Dienſte leiſten können. Neben
den Stellen, die ſchon bisher Gaben in Empfang nahmen, iſt auch
das ſtädtiſche Armen= und Fürforgeamt, Waldſtraße 6, Fern=
ſprecher
2419, bereit, die Gaben in Empfang zu nehmen und ord=
nungsmäßig
zu verteilen. Wer die Sachen vorher ausbeſſern laſſen
möchte, wende ſich an die Geſchäftsſtelle des Heimarbeiterinnen=
vereins
, Waldſtraße 19, II. Es wird ſo Arbeitsgelegenheit für
Frauen und Mädchen geſchaffen, die auf Verdienſt angewieſen ſind.
Jede Zuwendung wird mit herzlichſtem Dank angenommen.
Darmſtadt, den 23. Oktober 1914.
Der Oberbürgermeiſter:
(20383a
Dr. Gläſſiug.

Verſteigerungs-Anzeige.

Donnerstag, den 29. Oktober 1914, nachm. 4 Uhr,
verſteigere ich an Ort und Stelle öffentlich zwangsweiſe gegen
Barzahlung:
1 Partie, ca. 100 000 rohe Backſteine,
1 Partie, ca. 1480 Lehmplatten.
Zuſammenkunft der Steigerer Ecke Kranichſteinerſtraße
und Kaſtanien=Allee.
Darmſtadt, den 28. Oktober 1914.
(20581
Thüre, Großh. Gerichtsvollzieher
Bleichſtraße 9.

Rlenberbdachtung von iänwdichen
Grundſtücken.

Die im Bezirk der Bahnmeiſte=
rei
56 (Darmſtadt) gelegenen länd=
lichen
Grundſtücke ſollen am 4.
und 5. November ds. Js. auf die
Dauer von 6 Jahren öffentlich
meiſtbietend neu verpachtet werden.
Zum Ausgebot gelangen:
1. Am 4. November, vormit=
tags
9 Uhr, die Grund=
ſtücke
in der Gemarkung
Darmſtadt. Treffpunkt am
Bahnhof Darmſtadt=Nord.
2. Am 5. November, vormit=
tags
9 Uhr, die Grund=
ſtücke
in den Gemarkungen
Arheilgen und Meſſel, Treff=
punkt
am Stellwerk 1, Ueber=
gang
52, in Kranichſtein.
Die Bedingungen werden im
Termin bekannt gegeben undliegen
bei der Bahnmeiſterei 56 zur Ein=
ſicht
offen.
(320555
Großh. Heſſ. Eiſenbahn= Be=
triebsamt
1.

Betreffend: Konkurs über das Ver=
mögen
des Erich Mein=
hardt
, Kaufmann in
Darmſtadt, Rhein=
ſtraße
.

Beſchluß.
Das Konkursverfahren über das
Vermögen des Kaufmanns Erich
Meinhardt hier wird aufGrund des
§ 202 der Konkursordnung einge=
ſtellt
, da die Gläubiger der Ein=
ſtellung
des Verfahrens zugeſtimmt
(20565
haben.
Darmſtadt, 26. Oktober 1914.
Großherzogliches Amtsgericht I

Betreſſnd. Konkurs über das Ver=
mögen
des Kaufmanns
Hermann Determann
in Darmſtadt.

Beſchluß.
Zur Abnahme der Schlußrech=
rechnung
und zur Erhebung von
Einwendungen gegen das Schluß=
verzeichnis
wird Schlußtermin auf
Donnerstag, 26. Novbr. 1914,
vormittags 11 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gericht,
Zimmer Nr. 217, anberaumt. (*
Darmſtadt, 26. Oktober 1914.
Großh. Amtsgericht Darmſtadt I.

Mahnung der Staatsſtener durch die Poſt.

Die Mahnung der Staatsſteuer erfolgt während der Dauer
des Krieges vom IV. Ziele ab bis auf weiteres in ſämtlichen Stadt=
bezirken
mittelſt Zuſtellung der Mahnzettel durch die Poſt.
Das rückſtändige IV. Ziel kann bis längſtens 14. November d. Js.
bezahlt werden. Vom 16. November ab ſind Beitreibungskoſten zu
entrichten.
Darmſtadt, den 24. Oktober 1914.
(20485imd
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Schmitt.

Bekanntmachung.

Die Auskunftsſtellen des Roten Kreuzes für Sendungen
ins Feld befinden ſich:
1. Revier: Mühlſtraße 60 bei Frau Hofdachdeckermeiſter Weiler
Mauerſtraße 17 bei Hern Rentner E. Becker
Bismarckſtraße 65 bei Herrn Bankdirektor Parcus
60
Heidelbergerſtraße 24 bei Frl. Davidſohn
4.
Ludwigshöhſtraße 69 bei Frau Hoflieferant Soeder
5.
Hoffmannſtraße 57 bei Frau Hoflieferant Elbert
Viktoriaſtraße 34/36 bei Herrn Fabrikant Zinkann.
Die Auskunftsſtellen ſind geöffnet wochentags von 96 Uhr.

Drahtgeflechte für alle Zwecke billigst.
Karl Rrückner Holstr. Fernspr. 1249

Bekanntnahung.

In dem Konkursverfahren über
das Vermögen der Firma Ver=
einigte
Kunſtdruckereien, G. m.
b. H. in Darmſtadt, ſoll eine Ab=
ſchlagsverteilung
erfolgen. Dazu
ſind verfügbar 27 748.53 Mk.
Zu berückſichtigen ſind: a) bevor=
rechtigte
Forderungen 6026.63 M.,
b) nichtbevorrechtigte Forderungen
21721.90 Mk.
Das Verzeichnis der zu berück=
ſichtigenden
Forderungen kann auf
der GerichtsſchreibereiGroßh. Amts=
gerichts
I Darmſtadt, Zimmer206,
(20544
eingeſehen werden.
Darmſtadt, 28. Oktober 1914.
Der Konkursverwalter:
Ludwig Raab.

Eiſerner Ofen zu verkaufen
7964gms Holzſtraße 21.

Für Lieſerungen an das
Reſerve=Lazareit III

Darmſtadt, denen vor dem 16. Okto=
ber
1914 mündlich oder ſchriftlich
erteilte Aufträge zu Grunde liegen,
iſt bis zum 2. November d. J. an
die Kaſſenverwaltung des Lazaretts
Rechnung zu legen. (*20575
Der Chefarzt.

Dünger u. Pfuhl
jedes Quantum, zu ermäßigten
Preiſen.
(18618a
Schlachthof.

Gut erhalt. ſchwarze Reitſtiefel
(Nr. 49) zu verkaufen. Näh.
Eſchollbrückerſtr. 1 (Laden). (*8266

Eichene Hauſeine
Eichen=Scheitholz
Buchen=Scheitholz
Tannen=Klötzchen

Mk.

1.40
1.35
1.35

p. Ztr. frei Keller kurz geſchn. u. geſpalt.
17874
Brennholz=Dampfſchneiderei
Pallaswieſenſtr. 30. Tel. 305.

Martin Jahn‟a

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 29. Oktober 1914.

Nummer 298.

Mener

Weiblich

Saub. 17jähr. Mädchen v. Lande
ſucht Stellung. Näh. Neue Irene=
ſtraße
57, 2. Stock rechts. (*8222
Ein älteres chriſtliches Mädchen
mit guten Zeugniſſen ſucht
Stellung als Haushälterin bei
älteren Leuten. Zu erfragen bei
Prediger Winhold, Martin=
ſtraße
2½, part. (*7803fod

Fräulein ſucht tagsüber Be=
ſchäftigung
. Eliſabeth Keller,
Ober=Ramſtadt, Hohlgaſſe 16. (*8241

Dameſuchtals Kino= od. Theater=
kaſſiererin
Poſten. Dieſelbe iſt gut
bewandert u. beſitzt beſte Zeugn.
Würde auch in ein Geſchäft als
Kaſſiererin eintr., ev. zur Aush. Ang.
u. C28 a. d. Geſchäftsſt. (*8279

Jg., fleiß. Mädchen m. g. Zeugn.
1. Stelle bei Herrſchaft, wo noch ein
Mädchen vorh., bei geringem Lohn.
Ang. u. C 33 a. d. Geſchäftsſt.

Perf. Köchin, Allein=, Kinder=u.
Hausmädchen ſ. Stellen Katha-
rina
Jäger, gewerbsmäßige Stel=
lenvermittterin
Luiſenſtr. 34. (*8120id

Mädchen, weiche kochen u. Haus=
arbeit
kön., gute Zeugn. beſ., ſuchen
Stell., auch i. Geſchäftsh. Frau Berta
Nebling, gewerbsmäßige Stellenver=
mittlerin
, Ludwigſtr. 8. (*8248dfs

Stellen ſuchen: Köchin., Haus=,
Allein= u. Laufmädch., auch tagsüb.
Johannette Weissmantel, gewerbsm.
Stellenverm. Karlſtr. 30, Tel. 1909. (*

Saub. 17jähr. Mädch. vom Lande
ſucht. St. Näh. Schloßgaſſe 14. (*82

17jähr. Mädch. ſ. tagsüb. Stelle.
*8285) Hochſtraße 43, Manſarde.

und Putzen ſucht
Waschen Frau Dorothen Kramer,
Ober=Ramſtadt, Neugaſſe 41. (*8242

Frau, perf. i. Ausbeſſ. v. Kleid.
u. Wäſche ſowie i. Anf. v. Knabenkl.,
h. noch T. frei. Karlſtr. 26, II. (*8251

empfiehlt ſich in
Schneiderin und außer dem
Hauſe. Näh. Stiftſtr. 51, I. (*8227dmm

Männlich

Tücht. Geschäftsmann
welch. durch d. Krieg ohne Beſchäft.
iſt, ſucht Stell. gleich welcher Art.
Ang. u. C16 Geſchäftsſt. (*8239dsi

Junger Beamter ſucht ſchrift.
liche Heimarbeit. Angebote unter
C 17 an die Geſchäftsſt. (*8249

Geg. ſtundenw. Bezahlung
übernehme noch für einige Stun=
den
des Tages Büroarbeiten, Be=
aufſichtigungen
ꝛc. Beſte Zeug=
niſſe
. Angebote unter C 26 an
die Geſchäftsſtelle.
(*8282dg

Weiblich

Suche für mein Delitateiſen=
Geſchäft zur Aushilfe jüngere,
tüchtige
(20590
Verkädferm.
Schriftliche Angebote zu richten an
Georg Ludwig Kriegk
Rheinſtraße 17.

Suche zum 1. November zuver=
läſſiges
, ſauberes, kräftiges Mäd=
chen
, das einfach kochen kann u.
die Hausarbeit verſteht, in beſſe=
ren
Haushalt (drei Perſonen).
Wäſche auswärts. Frankfurter=
ſtraße
16, 2. Stock. (*8194md

Wir ſuchen z. bald. Eintr. Fräul.
m. ſchön. Handſchr., flotte Stenogr.
u. Maſch.=Schr. Gefl. Ang. m. Geh.
Anſpr. an Intern. Elaſtigen Comp.
m. b. H., Darmſt., Alexanderſtr. 6. (*ds

Junges,
morg.23 St.
fleißiges Mädchen und mittags
zum Spülen geſucht. (20548dsg
Zu erfragen in der Geſchäftsſtelle.
Laufmädchen
brav und willig, für 1012
Uhr vormittags geſucht. Zu
melden Rhönring 39, 1. St.,
zw. 10 u. 11 Uhr vorm. (*8258
Gut empfohlene Lauffrau von
1011 vormittags geſucht. Hoch=
ſtraße
61, 1. Stock.
(*826e

Tüchtiges, ſolides Mädchen für
kleinen Haushalt für 1. Novem=
ber
geſ. Näh. Geſchäftsſt. (*8272

Große Maſchinenfabrik bei Mainz
ſucht für ihre Abteilung Wagenbau
tüchtige
Feder- u. Hammersenmlede
bei gutem Lohn und dauernder Beſchäftigung.
Angebote unter T 7842 bef. die Annoncen=Exped.
Invalidendank, Frankfurt a. M.
(J,20512

Unabhängige
Spülfrau
geſucht. Dampfmolkerei Hch.
Wolf, Woogsplatz 3. (20572a

Tüchtige Putzfrau
geſucht Hoffmannſtr. 20, I. (*8293 Suche für ſofort ehrliche Frau,
welche ſauber wäſcht (B20585
Orangerieſtraße 5. Jung., kräft. Laufmädchen 29
für vormittags geſucht Heinrich=
(*8301
ſtraße 93, part. *8294) Ratskeller, Obergaſſe 3. Geb. achtbare Frauen
nenden feinen Kriegszeitartikel
angenehme Betätigung. Näh. in
der Geſchäftsſt. d. Bl. (*8269ds Männlich Zellungsverkadfer
für illuſtr. Kriegszeitung mit farb.
Titelblatt geſucht. 10 Pfg. Verkauf.
Großer Verdienſt. A. Gregorius,
Kelkheim (Taunus) bei Frank=
(I,20553
furt a. M. Zum Einkassieren 1 Zimmer zu vermieten.
von Rechnungen wird ein zuver=
läſſ
. Bote geſucht, welcher Kaution
ſtellen kann. Angebote u. C 23
an die Geſchäftsſtelle.
(20551 Saffler gelucht
gegen guten Lohn.
Bei Arbeitsannahme wird ein=
malige
Fahrt nach Frankfurt a. M.
(II20508
vergütet.
L. Hirschfeld & Co.
Frankfurt a. M., Fischerfeldstraße 9. Tücht. Spengler u. Inſtallateur
geſ.Chr. Landzettel, Kaupſtr. 7. (*8231mdf Tüchtiger Spengler und
Inſtallateur
(20569dfs
geſucht.
A. Guntrum, Stiftſtr. 52. 2. Burſche
zum Abfüllen und Kundenfragen
geſucht. Radfahrer und ſolche,
welche mit Pferden umzugehen Wohn= u. Schlafz. zu verm. (20214t
verſtehen, werden bevorzugt. Näh.
in der Geſchäftsſtelle. (20588df in Kohlenhandl. tätig war, ſofort
geſucht. Karlsſtraße 54. (*8244df Ein kräftiger Hausburſche, der
ortskundig iſt und auch zu packen
verſteht, geſucht. Näh. Schützen=
(*8026id
ſtraße 8, im Laden. Junger Burſche (*3134d
Pet. Ew. Dröll, Langen, 3 Caſinoſtraße 7.
Wohnung von 6 Zimmer u
Zubeh. per ſofort zu verm.
Näh. daſelbſt part. (18496ids
1 Zim
helle, neu
Schuchardſtr. 6, II., hergericht.
5 Zim.=Wohn. mit Zubeh., Gas ꝛc.
(20200t
per ſofort zu verm.
1 Zim
Karlſtraße 83
I. Stock 4 Zimmerwohnung mit
ſofort oder per 1. Januar 1915 zu
vermieten. Einzuſehen 35 Uhr, 1 möbl. Zimmer per ſofort. (*8256
vorherige Anmeldung Bismarck=

Hochſtr. 43, pt., ſch. 4 Z.=Wohn
p. ſof. Näh. Stiftſtraße 52. (19909t

für Pelz- und
Geabte Hahermnen Fellarbeiten
gesucht.
Hofmöbelfabrik Alter.
20500md)

Junges weibliches Modell geſucht
Angebote unter C 30 an die Geſchäftsſtelle. (*8278

RHEIN-WEINE

Meruh
Sle
Eine ſchöne Frontſpitz=
wohnung
in meinem Hauſe
am Markt, beſtehend aus
4 Zimmern und Küche, iſt
per ſofort billig zu verm.
Näheres daſelbſt im Laden
(20567ms
bei Deuſter.
Zim ſch. 3 Z.=
Pankratiusſtr. 30, I., Wohn.
zu vermieten. Näh. part. (19878ids Schöne 3 Zim.=Wohn. m. Gas
Servierfräulein geſucht, per ſofort zu verm. Näh. Pan=
kratiusſtr
. 2¼, Laden. (18535ids Heinheimerſtr. 7, I., 3 Zimmer,
Gas, nebſt Zubehör, Preis 330 M.,
finden bei Privatbeſuch durch loh= ſofort zu vermieten. (20561ids Karlſtraße 67 ſchöne 3 Zimmer,
Manſarde, mit Abſchluß, 300 Mk., ſchön möbl. Zim. preisw. (*8260ds
ſofort zu vermieten. (B20559ms?
n 3 Forſtmeiſterpl. 5, part., Zim.,
Kammer u. Küche 11 M. (B20518ms 1
Zimer
Wilhelminenſtr. 35, II., 1 leeres
Zimmer mit Penſion, Ausſicht
Wilhelminenplatz, z. vm. (*8149md Pankratiusſtraße 12, I., leeres
(*8254 trockener
Bismarckſtr. 58 Lagerkeller
zu vermieten.
(19273d hn Grafenſtr. 20, II. I., gut möbl. 8
Zimmer zu vermieten. (20283az Kaſinoſtr. 2, Eing. eiſ. Tor, möbl.
G
W.=u. Schlfz. m. Schreibt. ſof. (20100g Riedlingerſtr. 20, II., fein möbl.
Zimmer event. mit Penſ fein möbl.
Wohn= u. Schlafz. ev. m. Penſ. (20464tn
( Saalbauſtr. 16 möbl. Wohn=
und Schlafzimmer ſofort zu ver=
mieten
. Näh. parterre. (20202t Stiſtſtr. 89, 1. St., ſchön möbl.
Wohn= u. Schlafzim. mit Schreib=
tiſch
, Gas, ſep. Eing., z. vm. (20213tn G
Ein kräftiger brav. Mann als Soderſtr. 14., I. (Kapellplatz)
1 gut möbl. Eckzim., ſowie 1 Wohn=
u
. Schlafzimmer zu verm. (20024t Mühlſtraße 28, I., ſchön möbl.
Viktoriaplatz 10
eleg. möbl. Wohn= u. Schlafzim., od. 2
Zuverläſſ. Fuhrmann, welcher Einzelzim., in gut. Hauſe, in geſund.,e
freier Lage, ſof. od. ſpät. z. v. (19552ty St, gut
Liebfra
1.90 mbl. Zim.
(ſeparat) an beſſ. Herrn.
900 Ecke Schul- u. Kirchstr. 27, II., möbl.
geſucht. Zimmer bis 1. Nov. zu vm. (20480t Wohll= u. Schlafzimmer Gas 15 M. od. beſſ. m. Schreibt. A
Kolonialwarengeſchäft u. Wirtſchaft Gas, Porzellanofen, 20 M. (19906t 9 Saalbauſtraße 38 gut möbl.
Zimmer zu vermieten. (19985tC Am Erlenberg 11, fein möbl.,
Wohn= und Schlafzimmer ſofort
zu vermieten.
(*8166md Einfach gut möbl. Zimmer an it
ſoliden Herrn preiswert abzugeben.g
Näh. in der Geſchäftsſt. (*8212mdI ſchön möbl. u
Hölgesstr. 1, I., Zimmer mit!
Penſion ſofort zu verm. (17917od2. Georgenſtr. 1½ nächſt d. Rheinſtr. 6
möbl. Zim. a. Tage, Woch. u. Mon.
ſofort billig zu verm. (20335a Grafenſtr. 26, II., b. Donges gut
möbl. Zimmer zu vermieten. (20560t
Aliceſtraße 32, I., einfach möbl.
Zimmer ſofort zu verm. (*8253df all. Zubehör, elektr. Licht, Parkett, Lauteſchlägerſtr. 6, II., n. d. Hoch=
freiem
Ausblick, verſetzungshalber ſchule, 2 ſchön möbl. Z. ſof. z. verm. (*
Magdalenenſtraße 6, I., ſchön
A Lauteſchlägerſtr. 22, I., kl. möbl. a
ſtraße 45, part. Tel. 67. (19350ids Zim., per Woche 3 Mk. mit Kaffee,
daſ. auch gr. Zim. bill. zu vm. (*8257 Schützenſtr. 10½, II., 2 gut möbl.(
Z., zuſ. o. getr., ſof. bill. z. v. (*8243dfs Luiſenſtr. 6, III., gut möbl. Zim. 1S
ſofort zu vermieten. (20562t zu Schützenſtr. 10½, III., 1. od. 2 Z.,
evtl. mit Penſ., bill. zu verm. (20563a Neckarſtraße 16 gut möbl.
Wohn= u. Schlafzim. mit 2 Betten, B
mit oder ohne Penſion. (*8265dfs

Aliceſtr. 23, II., Penſ.a. W., 2
g. m. Z. fr. od. Wohn= u. Schlafz. (*

Schulstrasse 15, II.

Ernſt=Ludwigſtr. 13, II., 2möbl.

Steinſtr. 24 ein möbl. Zimmer
it oder ohne Penſion. (20586t

Junge Frau mit Kind möchte

Angebote unter C 24 an die
Geſchäftsſtelle ds. Bl. (*8271

Einfamilienhaus
Neuzeit entſprechend, zirka

Angebote unter C

4 an die
(*8184md

2 geräum. neuzeitl.
ucht 4 Zimmer=Wohn.
Veranda zum 1. April in
n Hauſe. Angeb. unter B 91
ie Geſchäftsſtelle. (*8119ids

fſiziersdame m. 2 Kindern ſucht.
ofort hier oder in Bensheim
bl. 23 Zimmerwohn. m. Küche
v. zu mieten. Angebote zu

Alleinstehender

50 Jahre, aus

mit elektr. Licht und Zentral=
Wenckſtr. 2, III. I., mbl. Z. m.Heizung mit einfacher, ganzer

Angeb. mit Preisangabe unt.
22 an die Geſchäftsſt. (20540

Möbl. Zimmer

(20542

Fräulein ſucht per 1. November
ſauber möbl. Zimmer Nähe
uiſenplatz. Ang. m. Preisang. u.
27 an die Geſchäftsſt. (*8280

in ſol.Frl. ſucht einf. möbl. Zim.,
monatl. 810 Mk. Ang. unter
21 an die Geſchäftsſt. (*8255

er kauft oder tauſcht Haus
mit Laden gegen kleines
ivathaus? Angebote u. U 25
die Geſchäftsſtelle. (19290a

achung der
der. Vor=
zu
erfrag.
(*7366gds

Kindergarten
9874)
elbergerſtr.

dreſſiert Hund? Angeb.
Wer mit Preis unter C 25
an die Geſchäftsſtelle ds. Bl. (*8267

laswand, Glastüre, 2teil. Bal=
kontüre
, eiſ. Waſchbecken, ſpott=
billig
zu verkaufen Grafenſtraße
Nr. 23½, i. Laden.
(*8290

Tücht. bekannte Wirtsleute
ſuchen Wirtſchaft als Zäpfer zu
übernehmen. Angeb. unt. B 75
an die Geſchäftsſt. d. Bl. (*8017ids

Läuf

Gold, Filber, ſowie Pfand=
kauft
Joseph, Soder
ſcheine ſtraße 7, 2. St. (20492

kauft
Haſen=u. Rehfelle L. Ranis,
Mathildenpl. 4 (Pfälz. Hof). Auf. W.
wird die Ware abgeholt. (*8156mdf

Bin öſterreichiſcher Staatsbürger.
Ieh- kaufe
getragene Kleider, Stiefel,
Wäſche uſw. (20534a
Zarnicer, Kleine Bachgaſſe 1.



2!
Wer dort? (20993a
hier V. Schatz, Schloßgaſſe 23.
Ich komme ſof. u. zahle Ihnen für
getragene Kleider, Schuhe, Zahn=
gebiſſe
, alteFederbett. ſtets die höchſt.
Preiſe. Tel. Nr. 1924. Poſtk. genügt.

Kaufe getrag.
Achtung! Herren=,
Damen= und Kinderkleider, ſowie
Wäſche und Schuhe aller Art,
auch Zahngebiſſe. Fr. M. Lemler,
Oeſterreicherin, Obergaſſe 15. Da
mein Mann im Kriege, bitte mich
berückſichtigen zu wollen. (*8116ids

Sadreichein
kauft per Kilo 5 Pfg. u. empfiehlt
Forſtpflanzen billigſt
Joseph Henrich, Darmſtadt,
Liebigſtr. 65. (20469imd

Huttur
für Herrſchaften u. jg. Leutel
Ich kaufe getrag. Herren= u. Damen=
kleider
, Stiefel, Uniformen, Bett=
federn
, Zahngeb. Poſtk. gen. (20564a
M. Obstfeld, Kleine Bachgaſſe 7.

Ofenſchirm
zu kaufen geſ. Ang. m. Preis unt.
C 19 an die Geſchäftsſt. (20546

Gaslampe
für Wohnzimmer zu kaufen ge=
ſucht
. Angebote mit Preis unter
C20 an die Geſchäftsſt. erb. (20547

Suche
klein. Dauerbrandofen
zu kaufen. Angeb. mit Preis unt.
C 18 an die Geſchäftsſt. (20545

Einen Fuß zu kaufen geſucht für
Nähmaſch. Seidel & Naumann.
*8252)
Fink, Rhönring 53.

Gold, Silb., Platin, Brillanten
kauft (20574a
Juwelengesch. Kurtz
elephon 1292. Pädagogstr. 2.

ebr. Klavier zu kaufen geſucht.
Angeb. mit Preisang. unter
C 29 an die Geſchäftsſt. (*8276

[ ][  ][ ]

K. Mann,
Vorſitzender.

G. Horn,
Schriftführer. (20498md

geehrten Einwohner von Darmſtadt!
Die Unterzeichneten bitten hiermit, die durch den
Weltkrieg zurückgeſtellten, ſowie für Frühjahr vorge=
ſehenen
Arbeiten jetzt ausführen zu laſſen; dadurch
könnte der gegenwärtige Arbeitsmangel gelindert und
Arbeiterentlaſſungen vermieden werden. Auch könnte
der Ausführung der Arbeiten größere Sorgfalt zuge
wendet werden, als zu Zeiten der Hochſaiſon.
Wenn auch jetzt alle Kreiſe zu großen Opfern
herangezogen werden, wäre es nicht angebracht, durch
Zurückhaltung von Aufträgen die Exiſtenz der Hand=
werker
zu gefährden, die moraliſch ebenfalls zu Opfern
verpflichtet ſind.
Die Mildtätigkeit ſoll dadurch keineswegs beein=
trächtigt
werden, ſie würde aber ihren Zweck nicht
erfüllen, wenn durch Hinhalten von Aufträgen die
Zurückgebliebenen Not leiden.
Das Handwerk darf auf keinen Fall zurückgehen,
denn unſer Vaterland braucht nach Beendigung des
Krieges mehr denn je einen in jeder Weiſe leiſtungs=
fähigen
Handwerkerſtand.
In Erwartung, daß Sie unſere Bitte gütigſt
berückſichtigen, zeichnen
Hochachtungsvollſt
Freie Junung der Tapezierer, Polſterer u. Dekorateure Darmſtadts
Heinr. Leichtweiß, Friedr. Eigenbrodt,
Obermeiſter.
Schriftführer.
Verband der Tapezier=Gehilfen und verwandten Berufs=
genoſſen
Deutſchlands, Filiale Darmſtadt

Beste neutsche Kasierklinge
Grösste Schnittfähigkeit, passend
für jeden Apparat, (auch Gillette)
p. St. 20 Pfg., Dutz. 2 Mk.
M. R. Rasierapparate in
grösster Auswahl von 1 Mk. an.
Rasierklingen schleifen per
Dtzd. 75 Pfg. (4179a
Alleinverkauf:
Elisabethenstr. Nr. 9,
Parfümerie Frank,
Telephon 886.
Illustrierte Preisliste kostenlos.

Brennnolz
in Schwarten oder Klötzchen, kurz geſchnitten, prima trocken, daher
direkt zum Anfeuern verwendbar, liefert per Zentner Mark 1.40
inkl. Oktroi, frei Keller.
(18443a
J. Awerbuch, Wendelſtadtſtr. 47, Telephon 1422.
6
NB. Bei Fuhren von 10 Zentnern bedeutend billiger.

Fiſchhandlung
Karlſtr. 47.
Telefon 641.
Empfehle (VIII,20576
in lebendfriſcher Ware:
Feinste Holländer

im Ausſchnitt,
Schollen, Rotzungen
Ia Merlans
feiner Backfiſch) per Pfund 40 Pfg.,
35 pfünd.
Cabliau
mit Kopf, Pfund 40 Pfg.,
Iu Zanäparter
bei Ballen, 36 Pfund ſchwer,
Pfund Mk. 1.25,
Ia Sussbücklinge
Stück 10 Pfg
Gebackene Fische
in feinſter Zubereitung.

Hammelkleisen
in allen Preislagen.
Spezialität:
geh. Kalbskotteletts.
in allen Größen vorrätig
bei
(19539a
Ludwig Hein,
Hofmetzgermeiſter,
Schuſtergaſſe 19 Telefon 278

Gaspender
kompl. aufmont., von Mk. 5.50 an.
H. Klink & C. Rettberg
Darmſtadt, Ecke Ludwigsplatz u.
Schulſtr. Tel. 1358. (20190a

ut erh. dunkl. Herrenüberz. mittl.
Gr. u. eine gr. Petrol.=Hängel. z.
verk. Ernſt=Ludwigſtr. 9, III. (*7958

Stollwerck

Kriegs-Erfrischungen
fertig zum Versand mit der Feldpost
Schokolade, Waffeln, Keks,
Pfeffermünz, Schokol.-Pulver,
Eucalyptus-Menthol-Bonbons
(gegen die Folgen der rauhen Jahreszeit)
MARKE
MARKE

Kriegs-Gold
80 Pfg.

Kriegs-Silber
60 u. 50 Pfg.

(ausschliesslich 10 Pfg. Porto)
Wir übernehmen auf Wunsch den regelmässigen Versand
durch die Feldpost. Bei Bestellungen, denen der Betrag
zuzüglich 10 Pfg. Porto beizufügen ist, muss die genaue
Adresse des Empfängers mit sämtlichen in Frage kom-
menden
Truppenteilen angegeben werden.

Uebersicht über die vorhandenen Packungen kostenlos.

Gebrüder Stolwerck

G.

Köln Berlin Bremen München Wien
dede Verkaufsstelle unserer Fabrikate hat
Vorrat oder nimmt Bestellungen an.
(VI,20583
Harte Salami, ganz harte.
Trockene Winterw., fein u. pikant, aus bestem unters. Roß-, Rind- u. Schweine-
leisch
, à Pfd. 115 Pf. Desgl. feste Zungenwurst à Pfd. nur 70 Pf. Versand
Nachnahme. Nur Anerkennung und Nachbestellung.
(14669a
A. Schindler, Wurstfabrik, Chemnitz i. Sa. 32.

Kräftige

inen

zu leihen oder zu kaufen geſucht.
Hofmöbelfabrik Alter
Darmſtadt. (20516md

Mel & John, Manuakiu naren. (150 4a

verband-Stohe
Verband-Watten
chemiſch rein, empfiehlt (B1828a
Carl Ziegler,
Heidelbergerſtr. 108.

Der ſilberne Adolf.
Roman von Horſt Bodemer.
(Nachbruck verboten.)
10)

Lange ſah ſie ihn an, glücklich, ſelig, hielt die Arme
um ſeinen Nacken geſchlungen.
Dolf! Dolf!
Dann ließ ſie die Arme ſinken. Der Senator trat
heran.
Herr von Ruſten, ich gratuliere Ihnen zu Ihrer
Braut! Gutes, deutſches Blut, das können wir Hambur=
ger
beurteilen! Und nun, es iſt ſchon alles abgemacht
Fräulein Plunk kommt mit zu uns nach Blankeneſe!
Heute können Sie ja doch nicht mehr bis Danzig fahren,
die Verſpätung hat Ihre Pläne über den Haufen gewor=
fen
, morgen iſt auch noch ein Tag! Gnädiges Fräu=
lein
, meine Tochter! . . . Fräulein Plunk! Wie du ge=
ſehen
haſt, Ellen, eine glückliche Braut! Und während ſich
die jungen Damen die Hände reichten, fuhr der Senator
leiſe fort: Unſere Villa iſt ſehr groß! Und daß Sie ſich
ungeſtört ausſprechen können, dafür ſorge ich!
Ruſten machte Einwendungen, aber der Senator lachte
ihn aus.
Denken Sie, wegen eines ſo kleinen Rutſches nach
Liſſabon fühle ich mich den Meinen vom Himmel neu
Hinrich Wommen gewöhn.t Da, mein Diener beſorgt das
Hinrich Wommen gewöhnt. Da mein Diener beſorgt das
Gepäck heute und auch morgen. Sie haben ſich um gar
nichts zu kümmern. Und nun ſchlagen Sie ein in meine
Hand.
Karla nickte ihm zu. Es war wohl auch das beſte ſo!
Brautpaare in einem Hotel! Aber wußte der Senator
denn nicht . . . Da ſah er Ellen Wommen an. Die ver=
ſtand
ihn, ſchüttelte faſt unmerklich den Kopf. Ihre Lip=
pen
zuckten.
Alſo vielen Dank, Herr Senator!
6. Kapitel.
Ruſten war ins Hotel gefahren, um ſich umzuziehen.
Er war ärgerlich und mußte doch lachen. Das Wieder=
ſehen
mit Karla Plunk hatte er ſich ganz, ganz anders
worgeſtellt. Da nahm er ſchnell ihr Bild aus ſeiner Bruſt=
taſche!
Ja, was hatte ſich denn eigentlich ereignet? Abſo=
lut
nichts beſonderes! Was konnte er denn dafür, daß
mit einem Male Ellen Wommen neben ihm geſtanden.
Eine ganz andere allerdings, wie vor reichlich drei Jah=
ren
. Das Schickſal hatte ihr die Naſe ein bißchen tiefer
gezogen. Da war die Vergangenheit in ihr aufgewacht.
Er hatte an Wert gewonnen! Weil er da unten eine Auf=
gabe
mit einiger Umſicht und recht viel Glück gelöſt hatte!
Die Angſt vor einem neuen Aufſtand, der Deutſchland viel
Blut und Geld hätte koſten können, war der Rahmen ge=
weſen
, der ſein Bild ſo vorteilhaft in die Erſcheinung
hatte treten laſſen. Noch war dies allen in friſcher Er=

innerung! Ueber Jahr und Tag krähte kein Hahn mehr
nach dem Leutnant von Ruſten vom Kamelreiterkorps in
Südweſt. Ein Kaufmann nutzte die Konjunktur, ein
Offizier zuckte die Achſeln, ſagte höchſtens: Wozu bin ich
denn da, ihr Friedensmeier! Karla Karla! Die Worte
kamen ihm ungewollt vom Munde, ſchlugen an ſein Ohr
da kam das Erwachen. Warum freute er ſich denn nicht
über die Tatſache, daß ſeine Braut da war? Warum
jauchzte er ſein Glück nicht in die Welt hinaus? Warum
ſtrahlten ſeine Augen nicht? Weil ein Bild, das ihn
raſend gemacht vor Jahren . . . Auf dem ſandigen Exer=
zierplatz
die gertenſchlanke Ellen Wommen und er, ſonſt
kein Menſch weit und breit! Sie ſaß auf dem Zeus,
einem temperamentvollen jungen Vollblüter ſeines Kom=
mandeurs
und ritt ihn zu. Alle Wetter, war das ein
Anblick für Reiterblut geweſen! Der Gaul konnte auf
zwei Beinen tanzen, ſich im Kreiſe drehen, auskeilen, weg=
zubrechen
verſuchen, Ellen Wommens Zügelhand, unter=
ſtützt
von dem Biegen und Neigen ihrer wunderbaren
Geſtalt, meiſterte ihn mit Ruhe, bis er den Kopf ſenkte, die
Flanken ſchlugen, der Schaum vom Gebiß flockte, das
Pferd ihrem Willen untertan wurde. Noch an dieſem
Tage war ihm der Mund übergelaufen! Ellen Wommen,
wer iſt derjenige, der deinen Wert nicht erkannt hat?
Irgendeine Krämerſeele wahrſcheinlich! Du und ich
in Ruſten! Zu Pferde! Auf der Jagd! Du und ich=
allein
im Herbſtwalde, wenn der Hirſch ſchreit, im Winter,
wenn dem Schwarzwild die Liebe unter der Schwarte
brennt! Keine Vergleiche jetzt um Gottes willen nicht!
Auch Karla Plunk war ein Weib von Raſſe! Ins Kriegs=
getümmel
, mitten in die Wüſte, war ſie mit ihrem Bruder
gezogen! Das hätte freilich auch Ellen Wommen mit
Wonne getan! Warum nahmen ſeine Gedanken immer
wieder dieſen Kreislauf? Warum? Narrheit war’s!
Hier ſtand ein anſtändiger Kerl von faſt zwei Metern,
und die Braut wartete auf ſeine Küſſe, auf liebe Worte!
Da zog er ſchnell den Gehrock an, gab ein Telegramm an
ſeine Mutter auf, warf ſich in ein Automobil und fuhr
nach Blankeneſe.
Karla Plunk hatte ihr Leben in engen Verhältniſſen
verbracht. Ihre Mutter war früh geſtorben, jung hatte
ſie dem kränkelnden Vater die Wirtſchaft führen müſſen.
Kind, ſparen, die beiden Worte waren täglich ein paar=
mal
an ihr Ohr geſchlagen. Der Vater hatte hüſtelnd
vor den Akten geſeſſen. Kaum, daß ſie dann und wann
Gelegenheit hatte, ein ſolides Stück im Theater zu
ſehen. Und ihr lebhaftes rheiniſches Blut hungerte nach
der Welt da draußen. Die zwei Jahre nach des Vaters
Tode hatte ſie in einem kleinen Neſt in der Eifel bei einer
Tante verbracht, die, mit zuſammengekniffenen Lippen,
auf einem Krückſtock geſtützt, durch ihre Wohnung gegangen
war, eine alte Jungfer, deren zweites Wort auch geweſen
war: Sparen! Als man ihr das kleine Vermögen aus=
bezahlt
, war eine wilde Sehnſucht nach der Welt in ihr
erwacht. Ihr einziger Bruder ſtand in Südweſt. Ihn
beſuchen. Einmal lachen können, friſch raus aus der Kehle.

Die einzige Schulfreundin, mit der ſie noch in Briefver=
kehr
ſtand, hatte den Bezirksrichter von Lüderitzbucht ge=
heiratet
, ein Baby war dort angekommen, Elfriede ſchrieb
ſelige Briefe. Das iſt ein eigenartiges Leben hier! Dir
würde das Spaß geben! Komm doch mal! Und die
Herren, die meiſten ſind unverheiratet ſchön würden ſie
meiner hübſchen Freundin den Hof machen! Da war ihre
Sehnſucht nicht mehr zu bändigen geweſen! Hinaus aus
der Enge! Gleich, gleich! Die Tante mochte die Hände
ringen wie ſie wollte, mit Enterbung drohen, das Leben
rief, das Leben rief! Schön war es in Lüderitzbucht
geweſen, in Windhuk und Swakopmund, die jungen, ver=
heirateten
Damen hatten ſich um die luſtige Karla Plunk
geriſſen. Nur auf ein paar Tage, bitte, bitte! Und aus
den Tagen waren Wochen geworden. Dann und wann
war ſie bei ihrem Bruder geweſen, oder hatte des Vaters
ſchweres Blut geerbt, ſchüttelte den Kopf immer wieder,
drängte ſie zur Heimfahrt. Karla, es gibt Herzeleid!
Denn die meiſten, die hier in Südweſt ſtehen, mit irdi=
ſchen
Gütern ſind ſie nicht gerade geſegnet! Aber ſie hatte
ihn ausgelacht, und als ihr Bruder plötzlich nach Kirch=
heim
abkommandiert worden war, hatte der Führer des
Kamelreiterkorps lachend geſagt: Nun müſſen Sie ſich
notgedrungen unter meinen Schutz ſtellen, bis ſich Gelegen=
heit
zur Rückbeförderung findet! Da hatte ſie gebettelt:
Herr Hauptmann, laſſen Sie mich mit nach Kirchheim!
Er hatte es nicht zugeben wollen, aber ſie hatte ein ſo
jammervolles Geſicht aufgeſetzt, daß er endlich lachend
geſagt: Wenn das höheren Orts rauskommt, was mei=
nen
Sie, gnädiges Fräulein, wie mir der Kopf gewaſchen
wird? Ein altes, dienſtunbrauchbares Kamel war vor=
handen
, ihr Bruder kaufte es, wollte nicht, daß ſie tage=
lang
bei den Junggeſellen am Wüſtenrand hauſte, nahm ſie
mit und las ihr unterwegs reichlich die Leviten. Und
in Kirchheim, der beſtaubte Rieſe mit den langen Bart=
ſtoppeln
, der ſich immer wieder den Sand aus den Augen
reiben mußte, weil er nicht glauben wollte, was er da vor
ſich ſah, der hatte es ihr angetan beim erſten, kamerad=
ſchaftlichen
Händedruck. Nun war ſie ſeine Braut,
ſtand hier in Blankenſe in der großen, mit verſchwende=
riſchem
Luxus ausgeſtatteten Villa und wartete auf ihn.
Rheiniſches Blut wartete voller Sehnſucht auf die Küſſe,
auf die Küſſe, die noch tauſendmal ſüßer ſein mußten, als
da unten in der Wüſte. Warteten auf all die lieben Worte,
die Koſenamen, mit denen Adolf Ruſten wie ein Ver=
ſchwender
um ſich geworfen.
Da trat Ellen Wommen ein, ganz Dame der großen
Welt. Suchte ſie über das Warten hinwegzubringen. Re=
dete
vom Rhein, fragte nach Südweſt, von Adolf Ruſten
ſprach ſie nicht. Karla Plunk hörte mit halbem Ohre zu,
heute lag ihr der leichte Unterhaltungston weniger denn
je. Wie es kam, wußte ſie ſelbſt nicht, auf einmal fühlte
ſie, wie ihr die Tränen in die Augen ſtiegen, fühlte ſie
einen Druck auf der Kehle.
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ]

Langjährige Tätigkeit als Leiter und Einkäufer von gleichartigen Sonder-Abteilungen erster
Häuser setzen mich in die Lage, bei den leistungsfähigsten Fabrikanten zu den günstigsten
Preisen einzukaufen, so dass ich die gleichen Vorteile: hur beste und gediegene Fabrikate
zu schr wohlfeilen Preisen auch -meiner werten Kundschaft jederzeit bieten kann.
Bei vorkommendem Bedarf in allen einschlägigen Artikeln halte ich mich bestens empfohlen.

Sie finden bei mir
in
reicher Auswahl
Deutsche Teppiche
jeder Art und Stilrichtung
Orient-Teppiche
in vielen Grössen und
Knüpfungen
Läufer-Stoffe
in den verschiedensten
Webarten
Linoleum
in Druck und Inlaid
Läufer und Teppiche
Auslegen ganzer Räume
Wachstuche
in verschiedenen Breiten
Schoner-Decken
Sämtliche
Zubehörteile
Sonder-Anfertigung
schnellstens
Uebernahme ganzer
Einrichtungen
Ausführung durch
geschulte Fachleute

MEnnhor
Ernst-Ludwigstrasse 19

Besichtigen Sie bitte meine Schaufenster.

gebrauchte, noch gut erh., zu an=
nehmbarem
Preis zu vk. (*8113id
Lenner, Kirchstrasse 6.
gebr. Stehpult m. Gefachen, 2tür.
* weg. Platzmangel billig zu verk.
*8247df) Bleichſtr. 38, 1. St.
Kohlen, Holz u. Briketts billigſt.
Karl Koch, Eliſabethenſtr. 49. (19075a

Weltkrieg 1914.

Für Lazarette, Krankenhäuſer, Rotes Krenzuſw.
empfehlen wir
Matratzen aller Art, Kopfkiſſen, Stroh=
ſäcke
, Decken, Tragbahren, Vorhänge
u. dergl. zu äußerſt kalkulierten Preiſen
:: :: und kürzeſter Lieferzeit :: ..
Wir bemerken ausdrücklich, daß wir ebenſo leiſtungsfähig ſind
wie Warenhäuſer, Manufakturwarengeſchäfte uſw., da dieſe Geſchäfte
zur Herſtellung von Matratzen uſw. den Tapezier benötigen.
Durch direkten Bezug der Rohmaterialien bieten wir Ihnen
den Vorteil, aus erſter Hand bedient zu werden.
Gleichzeitig möchten wir alle in Betracht kommenden ſtaatlichen
und ſtädtiſchen Behörden bitten, die
Herſtellung von Bureau-Räumen,
Neubeſchaffung von Vorhängen, Möbelnuſw.
jetzt vornehmen zu laſſen.
Durch Ueberweiſung Ihrer geſchätzten Aufträge wäre vielen
Meiſtern und noch mehr arbeitsloſen Gehilfen Gelegenheit geboten,
die durch den Krieg hervorgerufene kritiſche Zeit leichter zu über=
winden
.
Um geneigtes Wohlwollen bittend, zeichnen
(20497md
Hochachtungsvollſt
Freie Innung der Tapezierer, Polſterer u. Dekoratenre Darmſtadts
Friedr. Eichenbrodt,
Heinr. Leichtweiß,
Schriftführer.
Obermeiſter.
Verband der Tapezier=Gehilfen und verwandten Berufs
genoſſen Deutſchlands, Filiale Darmſtadt
k. Mann,
G. Horn,
Schriftführer.
Vorſitzender.
Eisenwerk Waldmühle
Ober=Ramſtadt, lief. raſch u.
bill. Maſchinenguß, roh u. be=
101arb., Roſtſtäbe u. Roſte n. Muſt.
für alle Art. v. Oefen, Kanal=
rahmen
u. Einläufe ꝛc. (*7285gid

Woſtüm und Kleid f. ſchl. Fig. od
Backfiſch paſſend, bill. zu verk.
*8250) Riedlingerſtr. 41, 3. St.

Aſchen= und Schuttgruben
werden entleert. Sand ꝛc. ange=
fahren
. Näh. Geſchäftsſtelle. (20524a

Bosese
Als bestes und gediegenstes deutsches
Eicheln
Familienblatt für die weitesten Kreise
(nicht unter 10 Kilo)
(X19304
empfehlen wir

kauft zu (B20281
5 Pfg. per Kilo
Heinrich Keller Sohn
Heidelbergerſtr. 28.

waggonweiſe
offeriert fortwähr. z. billigſt.
(*8259
Tagespreis
Streng, Agent, Aliceſtr. 2.

Aus Nachläſſen

habe billig abzugeben: 1u. 2tür.
Kleiderſchränke v. 12 Mk. a a, Kom=
mode
v. 10 Mk. an, Vertiko, Kanapee,
Küchenſchr. v. 8 Mk. an, Flurgard.
v. 9 Mk. an, Spiegel mit und ohne
Trumeau, Auszieh= u. and. Tiſche,
Schreibſekretär, Betten u. Bettſtell.
in allen Preislagen u. Verſch. mehr.
Nur Schloßgaſſe 8. (*8268

Das Duchtaraiie
Reicher Bilderschmuck macht es zu einem Prachtwerk im
vollsten Sinne des Wortes, und durch wirkungsvollen und
spannenden Unterhaltungsstoff die Leser zu fesseln, hat
die Redaktion des Blattes von jeher als ihre Hauptaufgabe
betrachtet. Ausserdem bringt das Buch für Alle von
Heft 2 des kürzlich begonnenen neuen Jahrgangs ab
zahlreiche Kriegsbilder,
und es wird unser fortgesetztes Bestreben sein, in Bild
und Wort den grossen Ereignissen zu folgen.
Jährlich erscheinen 28 Hefte. Preis fürdas Heft nur 30 Pf.
Bestellungen nehmen Buch- und Zeitschriften-
handlungen
, Journalexpeditionen usw. entgegen.
Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart, Berlin, Leipzig.
Sogsgsssagssssstsssgssssagsgsssgsssssssogeg

ſo sehlcdten. 3.4
00 Humor . . . . 3
100 Heerführer . 4
100 Mechanik . . 12,,
100 Vixierblätter 5

1oofurneiehe 5.4
100 Ereignisse . 4
100 Rotes Kreuz 3
000 Feldpost . . 3
1000 Rückantw. 10

Nachn. D. Grödel, Frankfurt a. M. (II20554
Faelenlamwpen
mit beſter Batterie u. Drahtlampe
von Mk. 1.50 an. (20191a
H. Klink & C. Rettberg
Darmſtadt, Ecke Ludwigsplatz und
Schulſtraße. Tel. 1358.

Zwei leichte,
eine ſchwerere Federrolle
(20430a
zu verkaufen.
Schmiedemſtr. Axt, Dieburgerſtr. 32.

ver Pfund 20
manuel

g.

Kirchstrasse 1. Telephon 137.

ſinderd, Zohanteber. 1n
Stachelbeerſträuch., Rhabar=
berſtöcke
u. Erdbeerpflanzen bill.
Beſſungerſtraße 76.
*8275)

Feldſtecher
vorzügliches, leichtes Glas, f. Milt. Linoleum

tär geeignet, preiswert zu verkauf.
Näh. in der Geſchäftsſtelle. (20400t

wenig gebr., billig zu vk. (20570ds
Paul Wolf & Co., Rheinſtr. 51,

Obst-Verkaun.
Haltbare, geſunde Ware, im Pfd.
und Zentner liefert ſof. W. Horn,
N.=Ramſtadt. Probe u. Preis vorerſt
(*8281
zu verlang., l. ſof.
ſchneidet A. Fornoff,
raut Soderſtr. 33. (20298a