Darmstädter Tagblatt 1910


18. November 1910

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173. Jahrgang
verbunden mit Wohnungs=Anzeiger und der Sonntags=Beilage:
Illuſtriertes Unterhaltungsblatt.
Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Ki
Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dienstags, Donnerstags und

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werden angenommen in Darmſtadt.
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kommt jeder Annoncenrabatt in Wegfall.
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Samstags nach Bedarf beigefügt.

N1 2l.

Freitag, den 18. November.

1910.

Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

Pflege der Männlichkeit.

* Unter dieſer Ueberſchrift ſchreibt die Kyffhäuſer=
Korrſpondenz: Ein Zug von Weichlichkeit und Weich=
herzigkeit
geht durch die Gegenwart. Der Wert der männ=
lichen
Eigenſchaften und Tugenden ſinkt. Im Ueber=
ſchwange
von Empfindſamkeit und Gefühlsduſelei wird
vielfach die heranwachſende Jugend von der Strenge und
Härte der Zucht entwöhnt, die in unſerer entnervenden
Zeit am wenigſten zu entbehren ſind. Statt unſere Kna=
ben
und Jünglinge vor allem zur Stärke und zum Selbſt=
bewußtſein
zähen, zielbewußten Willens heranzuziehen,
ſtatt den Willen zu betätigen, zu üben und zu ſtählen, der
im Kampfe um das Daſein die Kräfte auf das äußerſte
anſpannen läßt, werden Mattherzigkeit und Empfindlich=
keit
, Reizbarkeit und falſcher Ehrgeiz gezüchtet.
Auch auf verſchiedenen anderen Gebieten wird ver=
kehrten
Menſchlichkeitsauffaſſungen gehuldigt, walten
mehr, als mit dem feſten Beſtande der ſtaatlichen und
geſellſchaftlichen Grundlagen verträglich iſt, Milde, Nach=
ſicht
und Verſöhnlichkeit. So in der Strafrechtspflege.
Der gute alte Grundſatz, der tief im Volksgewiſſen ſitzt,
daß Blut nur durch Blut gefühnt wird, ſoll als grauſam
und angeblich echter Menſchlichkeit widerſprechend nicht
mehr gelten. Beſtien in Menſchengeſtalt ſoll man als
beſſerungsfähig und beſſerungsbedürftig lieber ſchonend
behandeln, als daß ſie unter allen Umſtänden unſchädlich
gemacht werden, um die bürgerliche Geſellſchaft vor ihnen
ſicherzuſtellen. Auch in der Entartung der Frauenbewe=
gung
zeigt ſich der unmännliche Zug. Statt mit allen
Kräften dafür zu ſorgen, daß das weibliche Geſchlecht bis
in die unterſten Schichten ſeine ihm von der Natur ge=
wieſenen
Pflichten im Hauſe und am Herde in vollem
Maße zu erfüllen vermag, werden Beſtrebungen auf
Gleichſtellung des weiblichen Geſchlechts mit dem männ=
lichen
gefördert, deren letztes Ergebnis nur die Minde=
rung
der Einfluſſes der Männlichkeit und Mannhaftigkeit
im öffentlichen Leben ſein kann, während die Aufgaben,
die der echten Weiblichkeit geſtellt ſind, darunter vernach=
läſſigt
werden müſſen.
Nicht minder überwiegen heute in der Literatur und
Kunſt, in der Preſſe und auf dem Theater das Unmänn=
liche
, das Schwächliche, der weichlich=weibiſche Ton.
Krafterfüllte edle Männlichkeit wird kaum noch dargeſtellt,
das Heldenhafte droht aus der Dichtung zu verſchwinden.
Nicht der Wille wird angeregt, ſondern eine verderbliche
Sinnlichkeit. Lüſternheit und Frechheit herrſchen vor, nicht
die geſunde Freude an den Sinnen, nicht der kernhafte,
markige Frohſinn. Es fehlt faſt überall der ſtarke Puls=
ſchlag
großen vaterländiſchen Geiſtes. Zu alledem kommt
die Friedensſchwärmerei und Friedensſeligkeit. Als ob
der ewige Friede auf Erden, der doch nie kommen wird,
wirklich ſchon beſtände!
Nervenſchwäche, die nur zu oft zugleich Willens=
ſchwäche
, Mangel an naturfriſcher, urſprünglicher, nerven=
geſunder
Männlichkeit bedeutet, iſt das Krankheitszeichen
unſeres Zeitalters. Sie entſpringt einer erſchlaffenden
Verweichlichung in der ganzen Lebensführung, dem Ueber=
wuchern
materiellen Erwerbens und Genießens. Die Er=
leichterung
der Lebensbedingungen durch die Fortſchritte
der Technik trägt dazu bei, der Arbeit, dem Streben und
Schaffen den wohltätigen Zwang der unerbittlich harten
Notwendigkeit zu nehmen, die den Willen zu höchſter
Kraftentfaltung anſtrengt.
Wir müſſen uns wieder mehr darauf beſinnen und
darauf halten, daß das deutſche Volk ein mannhaftes
Volk iſt und bleibt, daß unſere Zukunft auf der Erhaltung
und Pflege vornehmlich der männlichen Tugenden beruht.
Was wir vor vierzig Jahren geworden ſind, eine ſtaatlich
geeinte Nation, iſt das Werk von Männern, iſt die Wir=
kung
deutſcher Mannhaftigkeit, Wehrhaftigkeit und Kriegs=
tüchtigkeit
, wie ſie 1813, 1864, 1866 und 1870 ſiegreich er=
probt
worden ſind. Die Eigenſchaften, die des Mannes
Weſen beſtimmen, entſcheiden von jeher in der Geſchichte:
Mut, Tapferkeit, Entſchloſſenheit, Kühnheit, Kraft und
Zähigkeit des Willens. Neuzeitliche Strömungen drohen,
unſer Volk auf die gefährliche Bahn allmählicher Ent=
mannung
und Entartung zu drängen. Hüten wir uns
nach vier Jahrzehnten ungeſtörten Friedensgenuſſes vor
dem verhängnisvollen Fehler, anzunehmen, daß es unſer
Beruf ſei, ein Volk der Denker und Dichter zu ſein. Wenn
wir unſere Machtſtellung bewahren wollen, müſſen wir

vor allem eingedenk bleiben, daß ſie zuletzt nur durch
Blut und Eiſen gewonnen worden iſt und behauptet wer=
den
kann, daß die höchſten, letzten Entſcheidungen durch
das Schwert fallen. Vergeſſen wir auch ferner nicht, daß
das wahrhaft Männliche, das Schaffende, Schöpferiſche iſt,
daß die Kraft und die Stetigkeit zielſicheren Manneswillens
die Quellen dauernder Blüte und Größe ſind, daß das
Uebergewicht des Weibiſchen von der Höhe des Schaffens
herabzieht, daß Weichlichkeit und Willensſchwäche die Ur=
ſache
des Verfalls und des Unterganges von Staaten und
Völkern werden.

Der Thronprätendent.

Die Vermählung des Prinzen Viktor
Napoleon mit der Prinzeſſin Klementine
von Belgien, welche Anfang dieſer Woche erfolgt iſt,
hat an und für ſich einen privaten Charakter, aber es
fehlt doch nicht an Stimmen, die meinen, daß dieſe Heirat
leicht auch politiſche Folgen nach ſich ziehen könne. Man
befürchtet, daß die Bonapartiſten von neuem ihr Haupt
erheben und eine neue kräftige Bewegung einleiten wür=
den
, um ihrem Ziele, Umſturz der republikaniſchen Ver=
hältniſſe
in Frankreich, näher zu kommen. Man beſorgt,
daß durch die Vermählung mit der ſchwerreichen Prin=
zeſſin
Klementine von Belgien und durch die Einſetzung
des Prinzen Viktor Napoleon als alleinigen Erben des
rieſigen Vermögens der Kaiſerin Eugenie enorme Mittel
vorhanden ſeien, um gewiſſe Pläne nachdrücklich zu unter=
ſtützen
. Man mutmaßt, daß die Hofhaltung des jungen
Paares, die in Brüſſel aufgeſchlagen werden ſoll, eine
Zentrale der bonapartiſtiſchen Bewegung werden könnte,
und allgemein fällt es auf, daß die jetzige Prinzeſſin
Napoleon ſich einen Hofſtaat gebildet hat, der ſich faſt
ausnahmslos aus Angehörigen der napoleoniſchen Ari=
ſtokratie
zuſammenſetzt; ſo hat ſie zur Oberhofmeiſterin
eine Prinzeſſin Murat und zur Ehrendame eine Gräfin
Baſſano erwählt. Auch Prinz Viktor Napoleon ſei be=
müht
, die Nachbarbeſitzungen anzukaufen, um ſeine Reſi=
denz
zu erweitern und große Empfänge des belgiſchen,
vor allem aber des bonapartiſtiſchen Adels zu veran=
ſtalten
.
Was an den angeblichen Abſichten der Bonapartiſten
wahr iſt, läßt ſich für den Außenſtehenden ja freilich kaum
ſagen, immerhin muß man die Befürchtung hegen, daß
die Heirat des Prinzen geeignet iſt, wieder Waſſer auf die
Mühle der Bonapartiſten zu bringen und ſie zu neuen
Unternehmungen anzuregen. Eine Fortdauer der inneren
Verwirrung in Frankreich könnte als geeignetes Moment
erſcheinen, einen Putſch zu verſuchen, ob freilich mit Er=
folg
, ſteht ſehr dahin. Man entſinnt ſich allerdings wohl
noch, wie ſeinerzeit nicht viel daran fehlte, daß das Vor=
haben
Boulangers und ſeiner Hintermänner geglückt wäre;
ob heute noch dieſe Gefahr beſtände, läßt ſich nicht ſo ohne
weiteres ſagen, aber die Wankelmütigkeit der Franzoſen
läßt auch das Unmöglichſte zu. Immerhin hat man all=
gemein
den Eindruck, daß die Republik ſich trotz aller
inneren Zwiſtigkeiten gefeſtigt hat.
Ein franzöſiſcher Parlamentarier hat einmal geſagt:
Die Republik iſt der Friede und damit hat er keines=
wegs
ſo unrecht. Gewiß haben lange Jahre hindurch krie=
geriſche
Abſichten in Frankreich beſtanden, freilich iſt dabei
vieles auf die Koſten auswärtiger Verhetzungen zu ſetzen,
der franzöſiſche Bürger an ſich iſt durchaus friedliebend
und iſt froh, wenn Verhältniſſe herrſchen, die ihm das
Verzehren ſeiner kleinen Rente ſichern. Würde ein Um=
ſturz
kommen, ſo wäre ein Bürgerkrieg leicht die Folge,
und zudem beſtände die Gefahr, daß das neue Regime
ſeine Poſition durch Betätigung nach außen zu feſtigen
ſuchen würde. An und für ſich gilt Prinz Viktor Napoleon
als ein ruhiger und beſonnener Mann, aber es beſtände
immerhin die Möglichkeit, daß er geſchoben und gedrängt
wird und ſich ſchließlich doch zu einem unüberlegten
Schritte hinreißen läßt.
Alle dieſe Erwägungen mögen den franzoſenfreund=
lichen
König Leopold bewogen haben, ſeine Einwilligung
zu der Vermählung ſeiner Tochter mit dem bonaparti=
ſtiſchen
Thronprätendenten zu verſagen.
Deutſches Reich.
Die elſaß=lothringiſche Verfaſſungs=
reform
. Der Straßburger Poſt werden über die Zu=
ſammenſetzung
der geplanten elſaß=lothringiſchen Erſten
Kammer aus Berlin folgende Einzelheiten gemeldet: Sie
wird zunächſt fünf ſtändige Mitglieder enthalten, die auch
bei der jeweiligen, an die fünfjährige Legislaturperiode

gebundenen Neubildung der Erſten Kammer oder bei deren
neuer Zuſammenſetzung bei einer Auflöſung wieder Mit=
glieder
werden dürfen. Das ſind die Biſchöfe von Straß=
burg
und Metz, der Oberlandesgerichtspräſident, der Prä=
ſident
des Oberkonſiſtoriums der Kirche augsburgiſcher
Konfeſſion und der Präſident des Synodalvorſtandes der
reformierten Kirche. Da die iſraelitiſche Kultusgemein=
ſchaft
kein Oberkonſiſtorium beſitzt, deſſen Präſident ſonſt
eine den beiden anderen Präſidenten analoge Stellung
einnehmen würde, kommt für die Iſraeliten kein ſtän=
diger
Vertreter in der Erſten Kammer in Betracht, ſon=
dern
ein für jede neue Legislaturperiode neu zu wählen=
des
Mitglied eines der drei iſraelitiſchen Konſiſtorien.
Ebenſo wird die Univerſität einen Vertreter in die Erſte
Kammer jeweils neu zu wählen haben und zwar aus der
Zahl der ordentlichen Profeſſoren, da der eigentliche Re=
präſentant
der Univerſität, der Rektor, alle Jahre wechſelt.
Weiter enthält die Erſte Kammer vier gewählte Vertreter
der Gemeinderäte der vier großen Stadtgemeinden Straß=
burg
, Metz, Mülhauſen und Kolmar, drei gewählte Mit=
glieder
des Landwirtſchaftsrates für Elſaß=Lothringen, je
einen gewählten Vertreter der Handelskammern Straß=
burg
und Metz und einen gemeinſamen Vertreter der bei=
den
Handelskammern Mülhauſen und Kolmar, einen ge=
wählten
Vertreter der Handwerkskammer in Straßburg
und eventuell ein bis drei gewählte Mitglieder noch zu
ſchaffender Arbeitervertretungen, alſo zuſammen 18, even=
tuell
21 Vertreter der Körperſchaften. Dazu kommen die
vom Kaiſer auf Vorſchlag des Bundesrates zu ernennen=
den
Mitglied der Erſten Kammer, die die Hälfte der Ge=
ſamtzahl
der Mitglieder nicht überſchreiten dürfen.
Arbeitsloſenzählung. Der badiſche Mi=
niſter
des Innern, Frhr. v. Bodman, wendet ſchon ſeit
mehreren Jahren der Frage der Bekämpfung der Arbeits=
loſigkeit
große Aufmerkſamkeit zu. Im letzten Jahre hat
er eine ausführliche Denkſchrift über die Einführung einer
gemeindlichen Verſicherung gegen Arbeitsloſigkeit ver=
öffentlicht
. Von den großen Städten hat bis jetzt nur
Freiburg eine Arbeitsloſenverſicherung eingeführt; Mann=
heim
und Karlsruhe haben mit Beſtimmtheit einen der=
artigen
Verſuch abgelehnt. Der Oberbürgermeiſter von
Heidelberg, Dr. Wilckens, will zunächſt Unterlagen ſam=
meln
, ehe er der Frage einer Arbeitsloſenverſicherung
näher tritt, und hat daher angeordnet, daß anläßlich der
Volkszählung am 1. Dezember eine Zählung der Arbeits=
loſen
von Haus zu Haus ſtattfinde. Da dieſer Weg einer
Verbindung von Volkszählung und Arbeitsloſenzählung
in anderen Ländern für durchführbar erklärt worden iſt,
ſo hat Miniſter von Bodman den großen Städten des
Großherzogtums empfohlen, dem Vorbild von Heidelberg
zu folgen und am 1. Dezember jeder Haushaltungsliſte
eine Zählliſte für die etwa vorhandenen Arbeitsloſen bei=
zufügen
.
Der Hamburger Verfaſſungskon=
flikt‟
. Der Konflikt zwiſchen dem Senat und der
Bürgerſchaft über das Recht der Titelverleihung hat ſich
weiter verſchärft. Wie wir ſeinerzeit berichteten, hatte
der Senat ohne Mitwirkung der Bürgerſchaft an zwei
Hamburger Gelehrte den Titel Profeſſor verliehen. Nach
Anſicht der Bürgerſchaft kennt die Verſaſſung Hamburgs
dloße Titel, die nicht gleichzeitig Amtsbezeichnungen ſind,
nicht, und es könnten ſolche Titel nur mit Zuſtimmung
der Bürgerſchaft eingeführt werden. Die Bürgerſchaft hat
nach einem Referat ihres Präſidenten, des Landgerichts=
präſidenten
Enael, einſtimmig beſchloſſen, den Senat um
nachträgliche Einholung ihrer Genehmigung zu erſuchen.
Der Senat hat aber jetzt erlkärt, daß er dies ablehne, da er
nach ſeiner Anſicht verfaſſungsmäßig befugt ſei, allein
Titel zu verleihen. Jetzt wird vermutlich eine Ver=
mittelungsdeputation
zur Schlichtung der Differenz ein=
geſetzt
werden, und wenn dieſe eine Einigung nicht er=
zielt
, wird das Reichsgericht angerufen werden.
Ausland.
Oeſterreich=Ungarn.
Die tſchechiſchen Abgeordneten hielten in
Prag eine Verſammlung ab, in der ſie die von den Deut=
ſchen
gemachten Vorſchläge für unannehmbar erklärten.
Belgien.
Der Nachlaß des Königs Leopold. Patriote
ſagte, der Juſtizminiſter habe in Erwiderung auf die An=
frage
mehrerer Kommiſſionsmitglieder der Deputierten=
kammer
erklärt, die Verhandlungen über die Aufteilung
des Nachlaſſes Königs Leopold II. würden zu einem gün=
ſtigen
Ergebnis führen, ſei es auch durch gütlichen Ver=

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 18. November 1910.

Nummer 271.

gleich mit einer Prinzeſſin. Er beſtätigte, daß eine Summe
von 30 Millionen bei der Nationalbank hinterlegt ſei, bis
über die Anſprüche des Staates auf den königlichen Nach=
laß
entſprechende Beſtimmungen getroffen ſeien.
England.
Auflöſung des Parlaments. Der Miniſter=
rat
am Mittwoch dauerte bis 4 Uhr 20 Min. Man nimmt
an, daß Asquith ſeine Kollegen von dem Ergebnis der
Audienz beim König unterrichtete. Der König begab ſich
gegen ¾5 Uhr nach Sandringham zurück. Man glaubt,
daß die Regierung die Abſicht hat, dem König die Auf=
löſung
des Parlaments auf den 25. November
anzuraten. Das Oberhaus hielt am Mitwoch
abend eine Sitzung ab. Das Haus war dicht
beſetzt. Mehrere Mitglieder des diplomatiſchen Korps
hatten auf den Galerien Platz genommen. Bei der
Beantragung ſeiner Reſolution, die Regierung zur unver=
züglichen
Vorlage ihrer Parlamentsbill aufzufordern, er=
klärte
Lord Lansdowne:
Es iſt uns zu verſtehen gegeben worden, daß wir uns
am Vorabend der Auflöſung des Parlaments befinden.
Eine Folge der Auflöſung wird darin beſtehen, daß alle
jetzt dem Parlament vorliegenden Angelegenheiten auf
unbeſtimmte Zeit verſchoben werden. Eine andere Folge
der Auflöſung wird zweifellos die ſein, daß die Finanzen
in einen Zuſtand chaotiſcher Verwirrung gebracht werden.
wie man ſich bei einem früheren Anlaß ausgedrückt hat.
(Gelächter.) Die Auflöſung würde auch eine Verzögerung
der Beratung von Roſeberys Reformreſolutionen und der
Parlamentsbill der Regierung verurſachen. Wenn ſich das
ereignen ſollte, ſo würde es ein großes Mißgeſchick und
ein ſehr leichtfertiger Affront für das Parlament ſein. Er
ſei genötigt, die Anſicht zu vertreten, erſtens, daß eine
Verminderung der Anzahl der Peers wünſchenswert ſei,
zweitens daß kein Peer im Oberhaus lediglich aus einem
erblichen Recht, dort zu ſitzen, abſtimmen ſolle, drittens
daß das Oberhaus von außen entweder durch Ernennung
oder durch Wahl verſtärkt werden müſſe. Lansdowne fuhr
fort, ſeine Partei ſei immer bereit, wenn möglich, die
Mittel zu erwägen, durch welche die Meinungsverſchieden=
heiten
zwiſchen dem Oberhauſe und Unterhauſe in ver=
nünftiger
, wenn möglich freundſchaftlicher Weiſe ausge=
glichen
werden könnten. Er möchte wiſſen, was geſchehen
ſei, um die Regierung zu veranlaſſen, alles durch die
haſtige Auflöſung des Parlaments kurz abzuſchneiden.
Die einzige Antwort auf dieſe Frage ſei, ſoweit er ge=
wahre
, daß in der Zwiſchenzeit die Veto=Konferenz geſchei=
tert
ſei. Aber wir haben abſolut kein Recht zu der An=
nahme
, fuhr der Redner fort, daß, weil acht Mitglieder
beider Parteien nicht zur Uebereinſtimmung gelangen
konnten, das Parlament der Gelegenheit beraubt werden
ſoll, ſich mit dieſen wichtigen Problemen zu beſchäftigen.
Die Regierung ſollte in beiden Häuſern mit ihren Veto=
Anträgen vorwärts gehen. Earl of Crewe brachte darauf
die Parlamentsbill ein. Dieſe wurde dann in erſter Le=
ſung
formell angenommen. Dem Vernehmen nach wird
die zweite Leſung der Parlaments=Vetobill im Oberhauſe
am Montag ſtattfinden.
Spanien.
Die Konvention zwiſchen Spanien und
Marokko iſt am Mittwoch abend von El Mokri und
dem Miniſter des Aeußern Garcia Prieto unterzeichnet
worden. Miniſterpräſident Canalejas erklärte, der Ab=
ſchluß
des Vertrages mit Marokko werde hoffentlich die
Behauptungen von Eroberungsgelüſten Spaniens verſtum=
men
laſſen, und zwar ſowohl im Auslande wie im In=
lande
. Die Gebietserweiterung von 30 Kilometer um
Melilla ſei notwendig für die Sicherheit der ſpaniſchen
Beſitzungen. Kein Land ſei wohl nach einem ſo opfer=
vollen
Krieg in ſeiner Nachgiebigkeit weiter gegangen
als jetzt Spanien mit der Annahme von 65 Millionen zu
3 Prozent verzinsbar und in 75 Jahren zahlbar.
Portugal.
Der Eindruck der Anerkennung durch
Deutſchland. Ueber die Aufnahme diplomatiſcher
Beziehungen Deutſchlands zur Republik Portugal ſchreibt
das Liſſaboner Diario de Noticias an leitender Stelle:
Wie zu erwarten war, hat auch Deutſchland, jenes große
Kaiſerreich, bekannt durch ſeine kriegeriſchen Ueberlieferun=
gen
, durch den Bildungsgrad ſeiner zahlreichen und diſzi=
plinierten
Streitkräfte und durch ſeinen mächtigen Ein=

fluß im Gleichgewicht der europäiſchen Diplomatie, tat=
ſächlich
die proviſoriſche Regierung der Republik Portugal
anerkannt. Wenn geſtern die patriotiſchen Gefühle des
portugieſiſchen Volkes Grund hatten, ſtolz zu ſein wegen
der Anerkennung der Republik ſeitens Englands, Frank=
reichs
, Spaniens und Italiens, ſo müſſen heute alle ſtolz
ſein wegen des Entſchluſſes Deutſchlands, mit welchem,
nach den eigenen Worten ſeines Vertreters, uns alte
Freundſchaftsbeziehungen verknüpfen. Der braſilianiſche
Geſandte in Liſſabon, Coſta Motta, erhielt bereits ſein
Beglaubigungsſchreiben bei der Republik Portugal, das
er in Kürze dem Miniſterpräſidenten Braga überreichen
wird.
Vereinigte Staaten.
Aus Panama wird gemeldet: Der Präſident der
Republik gab dem Präſidenten Taft zu Ehren ein Bankett,
an dem viele Diplomaten, hohe Staatsbeamten und
Großkaufleute teilnahmen. Präſident Taft hielt eine Rede,
in der er erklärte, das amerikaniſche Volk würde ſich ent=
ehrt
fühlen, wenn es Panama annektiere, es ſei denn, daß
das Volk Panamas keine andere Politik zulaſſe. Er
ſelbſt ſei ſicher, daß dieſe Möglichkeit nicht eintrete.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 18. November.
* Keine Audienzen. Se. Königl. Hoheit der Groß=
herzog
werden am Samstag, den 19. d. Mts., weder
Audienzen erteilen, noch Meldungen und Vorträge ent=
gegennehmen
.
* In den Ruheſtand verſetzt haben Se. Königl.
Hoheit der Großherzog den Diener an der Landes=
baugewerkſchule
zu Darmſtadt Heinrich Duchardt auf
ſein Nachſuchen bis zur Wiederherſtellung ſeiner Geſund=
heit
mit Wirkung vom 1. Dezember 1910 ab.
* Zu Forſtaſſeſſoren ernannt wurden die Forſt=
referendare
Heinrich Gärtner aus Offenbach a. M.,
Eberhard Metzger aus Gießen, Georg Olbert aus
Darmſtadt, Ernſt Ruckelshauſen aus Ehringshauſen
und Friedrich Schwalb aus Büdingen.
* Das Großh. Hoflager iſt geſtern von Wolfs=
garten
nach Darmſtadt verlegt worden.
* Ordensverleihungen. Se. Königl. Hoheit der
Großherzog haben den nachbenannten Perſonen die
Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen der ihnen
von Sr. Maj. dem Kaiſer von Rußland verliehenen
Ordensauszeichnungen erteilt und zwar: des St.
Stanislausordens dritter Klaſſe; dem Regierungsaſſeſſor
Dr. Guſtav Heß und dem Miniſterial=Kanzleiinſpektor
Auguſt Winkler; der kleinen goldenen Verdienſt=
medaille
am Bande des St. Annenordens; dem
Miniſterialkanzliſten Karl Kling; der großen ſilbernen
Medaille am St. Wladimir=Ordensbande dem Leib=
kutſcher
Karl Schneider und dem Leibfahrer Georg
Laun; der kleinen goldenen Medaille am St. Annen=
Ordensbande den Hofkutſchern Johann Weißgerber
und Heinrich Zulauf, ſowie dem Hofwagenwärter
Ludwig Metzger; der kleinen ſilbernen Medaille am
St. Stanislaus=Ordensbande dem Hofkutſcher Johann
Trautmann, ſowie den Hofſtallbeiknechten Heinrich
Bauer und Valentin Pfeiffer.
Se. Maj. der Kaiſer haben dem Stationsleiter
bei dem Gouvernement von Togo, Großh. Heſſiſchen
Profeſſor Adam Miſchlich die Erlaubnis zur Anlegung
des ihm vom König von Sachſen verliehenen Ritter=
kreuzes
erſter Klaſſe des Albrechtsordens erteilt.
Ein Bildnis des Großherzogs für die Zarin. Ge=
legentlich
des Beſuches der ruſſiſchen Herrſchaften ſah das
Kaiſerpaar ein im Beſitz der Großherzogin befindliches
Porträt des Großherzogs in Paſtell, von dem Darmſtädter
Maler Adolf Beyer gemalt, das der Zarin ſehr gefiel.
Um ſeine hohe Gemahlin zu überraſchen, gab der Zar
alsbald Auftrag, ein dieſem ganz gleiches Bildnis aus
dem Beſitz des Künſtlers zu erwerben und alsbald nach
Zarskoje Sſelo abzuſenden, mit dem Befehl, es in einem
der Gemächer der Zarin aufzuhängen. Bei der Ankunft
des Zarenpaares in Zarskoje Sſelo fand die Zarin das
Bildnis ihres Bruders bereits an ſeinem Platze hängend
vor. Eine Ueberraſchung, die gleichzeitig von der Auf=
merkſamkeit
zeugt, mit der der Zar ſeiner hohen Gemahlin
begegnet.
* Das Kriegsgericht der 25. Diviſion verhandelte
gegen den Gemeinen des hieſigen Gardedragoner=
regiments
Nr. 23 Johann Ziergiebel aus Zeil=
hard
i. O. und verurteilte ihn wegen Fahnenflucht,
Ungehorſams, Preisgabe von Dienſtgegenſtänden und
Unterſchlagung zu acht Monaten Gefängnis,

unter Anrechnung von zwei Wochen Unterſuchungs=
haft
, und Verſetzung in die zweite Klaſſe des Soldaten=
ſtandes
. Der im dritten Jahr dienende Angeklagte
kam dem Befehl, ſich ſeinerzeit in das Lazarett zu be=
geben
, nicht nach und ging dann aus Furcht vor Strafe
flüchtig, entledigte ſich ſeiner Uniform durch Wegwer=
fen
und Vertauſchen gegen Zivilkleider, hielt ſich
einige Zeit in Luxemburg auf und ſtellte ſich dann der
Behörde. Weiter wurden noch zwei kleinere Fälle
verhandelt; zunächſt gegen den jetzigen Reſerviſt
Philipp Rauſch aus Planig bei Alzey, der im Sep=
tember
als Musketier im Infanterieregiment Nr. 168
einem Kameraden eine Dienſthoſe entwendet hatte.
Für dieſen recht dreiſt ausgeführten Diebſtahl wurden
ihm vier Wochen Gefängnis und Verſetzung
in die zweite Klaſſe des Soldatenſtandes zuteil. Der
jetzt als Rekrut des hieſigen Trainbataillons Nr. 18
eingeſtellte Taglöhner Joh. Oho aus Mainz prellte
in der Not während ſeiner Beſchäftigung in Frank=
furt
einen dortigen Vermieter um 1 Mk. 50 Pfg.
Miete und muß dies jetzt mit 5 Mk. Geldſtrafe
büßen.
* Die Mondfinſternis in der Nacht von Mittwoch
auf Donnerstag war hier bei völlig wolkenloſem Him=
mel
prachtvoll zu beobachten. Die Beſchattung des
Mondes begann, als er gerade im Süden ſtand, um
*412 Uhr an dem öſtlichen Rand; der Schatten breitete
ſich langſam über die ganze Mondſchreibe aus, die
kurz vor 1 Uhr völlig verdunkelt war. Die Mond=
ſcheibe
und das war das intereſſanteſte an dem
himmliſchen Vorgang wurde nach Eintritt der
totalen Finſternis aber nicht unſichtbar, ſondern er=
ſchien
als ein mattroter Ball, auf dem die Mond=
landſchaften
ſehr deutlich zu erkennen waren. Wäh=
rend
der totalen Finſternis, die faſt 1 Stunde währte,
leuchteten die Sterne wieder in vollem Glanze. Der
Schatten trat dann zuerſt am linken Rand wieder aus
dem Monde und kurz vor 3 Uhr war das himmliſche
Schauſpiel zu Ende.
Kaufmänniſcher Verein Darmſtadt ( einge=
tragener
Verein). In dem weiteren Verlauf des Winter=
programmes
wird am nächſten Samstag, den 19. No=
vember
, im großen Saale des Hotels zur Traube das
Vereinsmitglied Herr Ludwig Fiſcher einen Licht=
bildervortrag
halten über das Thema: Mittelmeerreiſen.
Herr Fiſcher, welcher in den letzten Jahren wiederholt in
anerkennenswerter Weiſe ſich mit ſeinen Lichtbildervor=
trägen
, wie Nordlandreiſen uſw., dem Kauf=
männiſchen
Verein zur Verfügung ſtellte und jedesmal
einen durchſchlagenden Erfolg erzielte, wird auch dieſesmal
wieder im Kreiſe der Mitglieder und Gäſte ſeine
Anziehungskraft nicht verfehlen, ſodaß auch hier wieder
ein zahlreicher Beſuch zu erwarten iſt. (Näheres Inſerat.)
M.V. V Vom Martinsviertel=Verein wird uns ge=
ſchrieben
: Gegen den Beſchluß der Stadtverordneten=
Verſammlung vom 29. September, betreffend Auf=
hebung
der Lichtenbergſtraße zwiſchen Kranich=
ſteiner
= und Müllerſtraße, hat ſich der Martinsviertel=
Verein mit einer ausführlich begründeten Eingabe an
die Stadtverwaltung gewendet. Er erſucht um Rück=
gängigmachung
obigen Beſchluſſes und Wiederherſtellung
des früheren Projektes, namentlich im Hinblick auf eine
beſſere Verbindung des Viertels mit der Künſtler=
kolonie
, dem Oſtbahnhof, dem Woog und dem Südoſt=
viertel
. Hoffentlich werden die Bemühungen des Vereins
von Erfolg gekrönt werden.
Adreßbuch. Der Druckbogen des 1911er Adreß=
buches
, enthaltend Hausregiſter Griesheimer Weg 19
bis Heinrichsſtraße 124 liegt im Hauptmeldebureau,
Hügelſtraße Nr. 31/33, Zimmer Nr. 13, während der
Bureauſtunden (8 bis 12 Uhr vormittags und 2 bis
6 Uhr nachmittags) bis zum 19. November vormittags
zur Einſichtnahme offen.
* Ein treuer Mieter. Heute, am 18. November,
wohnt der Schneidermeiſter Karl Störger 45 Jahre
ununterbrochen im Hauſe Große Ochſengaſſe Nr. 12.
Herr Störger war bekanntlich früher Obermeiſter der
Schneider=Innung, als welcher er ſich äußerſt erfolgreich
bewährt hat.
Schützenhof. Am kommenden Sonntag konzer=
tiert
die Kapelle des Großh. Heſſ. Garde=Dragoner=
Regts. unter Leitung ihres Muſikmeiſters Herrn Alb.
Mittelſtädt. Das Programm iſt ein gut gewähltes und
entſpricht im allgemeinen dem Tage. U. a. wird ein
neues Mitglied der Kapelle ein Violin=Solo zu Gehör
bringen.
Hotel Heß. Man ſchreibt uns: Großen An=
klang
fand im Hotel Heß die Vergrößerung der Re=
ſtaurationsräumlichkeiten
, die ſich beſonders an Sonn=
tagen
trotz ihrer Größe als zu klein erwieſen haben,
durch Zuziehung der in der erſten Etage gelegenen
Feſtſäle. Dieſe werden von nun an jeden Sonntag
dem Publikum geöffnet ſein und werden dort Getränke

Zu Wilhelm Raabes Tod.
Von Dr. Paul Landau.
Der Meiſter, an deſſen Sarg nun Deutſchland
trauert, hat in ſeinen Dichtungen ſo oft dem Tode
mutig ins Auge geſehen, daß die Erſcheinung des grau=
ſen
Knochenmannes für ihn Schrecken und Stachel
verloren hatte. Wohl wußte er, daß der Schüdder=
rump
der ſchwarze Wagen mit dumpfem Poltern
ſeinen Weg durch die Geſchlechter alles Leben fort=
ſetzt
, die unheimliche Leichenkarre, deren Fuhrmann
ſo ſchläfrig und düſter mit dem Kopfe nickt, und deren
Begleiter, die Leidenſchaften, mit Zähneknirſchen und
Hohnlachen ihre eiſernen Stangen und Haken ſchwin=
gen
Aber ſein ganzes Dichten wäre ihm umſonſt
erſchienen, wenn nicht daraus der ſtrahlende Sieg des
Lebens, die ſelige Ueberwindung des Todes hervor=
leuchtete
. Wie ſich in ſeinem dunkelſten und gewal=
tigſten
Romane, dem Schüdderump am Ende die
ſchweren nächtigen Nebel von Haß und Tod heben
und ein klarer reiner Strahl der allüberwindenden
Menſchenliebe ſelbſt die trüben, kalten Wände des
Siechenhauſes verklärt, ſo iſt in einer anderen, der
Poeſie des Sterbens geweihten Dichtung, in den Un=
ruhigen
Gäſten, jene weihevoll ſieghafte Lebens=
ſtimmung
feſtgehalten, die den Tod überwunden hat
und den Frieden der Seele genießt, die höher iſt, als
alle Vernunft. Dem großen, nun zur ewigen Ruhe
eingegangenen Dichter, der ſich wie kein anderer in
alle Tiefen und Falten des deutſchen Gemüts zu ver=
ſenken
gewußt hat, war aber noch ein anderer Jen=
ſeitsgedanke
wohl vertraut, der ſich oft bei den My=
ſtikern
des Mittelalters findet, daß nämlich der Tod
erſt den Eingang zum wahren Leben bedeutet, daß das
Aufhören unſerer irdiſchen Exiſtenz zugleich der Be=
ginn
eines höheren, beſſeren Daſeins iſt. Und er hat
dies für den ſchöpferiſchen Menſchen dahin gedeutet,
daß mit dem Sterben eine reinere, ausſchließliche
Wirkung ſeiner Werke einſetzt. Nichts Perſönliches

ſteht nunmehr der objektiven Wertung im Wege. Nun
erſt kann die geiſtige Sphäre, die der Dahingeſchiedene
hinterlaſſen, das Reich der Welt und Nachwelt durch=
dringen
, ſo wie nach der antiken Sage des Gottes
Geiſt ſich erſt in ſeiner Schöpfung regt, wenn er das
irdiſche Sein verlaſſen.
Seit 12 Jahren ſchon, ſeit der Veröffentlichung
ſeiner letzten Erzählung, der reizenden Rokoko=Idylle
Haſtenbeck, ſtand er ſelbſt als ruhiger Betrachter der
bänderreichen Fülle ſeines Lebensſchaffens gegenüber.
In dieſer Zeit erſt hat man ſich auf ihn beſonnen, hat
ihn geehrt, gefeiert, ſtudiert, ja ſogar geleſen. Ihm
ſelbſt, der von Publikums=Gunſt und Kritiker=Lob nie
verwöhnt worden, ſchien es faſt zu viel; aber im In=
nerſten
wußte er, daß ſeine Zeit eigentlich noch nicht
gekommen. Wir ſtehen heute, da wir an ſeinem
Sarge weilen, erſt im Anfang der Erkenntnis ſeiner
Größe und ſeiner ureigenen Schönheit. Generationen
noch werden ſich mit dieſer in Gedanken und Formen
phantaſtiſch großen Welt auseinanderſetzen müſſen;
das iſt eine ſpezifiſch deutſche Sache, ein Poſtulat un=
ſerer
nationalen Kultur. War doch Raabe viel mehr
als ein Romandichter, ein guter Erzähler! Er war
eine wahrhaft geniale, bedeutende Individualität, die
ein großartiges, tiefſinniges Weltbild, einen Makro=
kosmos
des Menſchenlebens und des deutſchen Weſens
geſchaffen. Wie ſchwer wird uns heute noch, dieſe
mehr als ein halbes Jahrhundert alten Werke, die
alle ein neues Problem, einen beſonderen Gefühls=
akkord
geſtalten, in ihrer Geſamtheit zu überſehen.
Es iſt wie das über alles Schauen und Erkennen viel=
geſtaltige
Werk eines gotiſchen Meiſters, etwa) wie
das Sebaldusgrab von Peter Viſcher, das mit ſeinen
tauſend Einzelheiten und den bizarren Wundern der
Form den Blick beſtändig auf Einzelheiten lenkt, und
erſt dem gewaltſam Sichſammelnden, weit Zurück=
tretenden
ſich in der erſtaunlich ſtrengen Einheit ſei=
ner
Konzeption erſchließt. Ein Grundzug dieſer Ge=
ſtaltungsüberfülle
, geboren aus einem Reichtum der
Phantaſie und der ſtolzen Kraft, der ſo vielen Groß=

taten unſerer Kunſt, Dürers Holzſchnitten und
Fiſcharts Litaneien, Bachs Kantaten und Jean Pauls
Dithyramben in Proſa eigen iſt, waltet auch in
Raabes Stil. Aber dieſes krauſe Arabeskenwerk der
Gedanken und Bilder iſt von ihm am ſtärkſten gebän=
digt
, iſt zu einem konſequenten künſtleriſchen Prinzip
geläutert. Wer je ſich durch das urwalddichte Laby=
rinth
Jean Paulſcher Jubelperioden den Weg zu den
Schätzen ſeiner Poeſie mühſam gebahnt hat, wird
nicht mehr die Stirn haben, ſein chaotiſch grandioſes
Dichten mit der ausgeglichenen, behaglich weiſen Tech=
nik
Raabeſchen Erzählens zu vergleichen. Es iſt, als
wenn erſt eine Fülle ſolch irrender Ritter der Form
in der deutſchen Literatur hätte auftauchen müſſen,
bevor das wunde, bei aller Eigenart der Form doch
ausgeglichene Kunſtwerk ſeines Stils entſtehen konnte.
Vom alten Jörg Wickram und Raabes Liebling
Rollenhagen bis zum Jean Paul und Immermann
führen unzählige Pfade deutſchen Schaffens und
Schreibens zu den Werken unſeres Dichters, ihm
wohl bewußt und von ihm zu einer wundervollen
Sinfonie nationalen Lebens geſtaltet. Viel geringer
iſt der Einfluß von Dickens, nur in einzelnen Früh=
werken
, Chronik der Sperlingsgaſſe, Kinder von
Finkenrode dann etwa in den Weihnachtsgeiſtern
ſehr deutlich, ſpäter ganz der perſönlichen Art gemüt=
voll
betrachtſamen Erzählens amalgamiert. Wohl
aber ſtellt ſich Raabe neben die von ihm ſo oft gefeier=
ten
Großgeiſter der Erzählung: Cervantes, Leſage,
Fielding, deren unvergängliche Geſtalten Don Qui=
rote
, Gil Blas, Tomtones er einmal in einer ent=
zückenden
Viſion ſeinen Figuren gegenüberſtellt, als
ein ebenbürtiger Schöpfer ewiger Humore, lehrreicher
Unterhaltung, großartiger Menſchenſchilderung. Wie
ſie hat er die göttliche Länge des genialen Erzäh=
lers
, den langen Atem, die Weite des Weltblicks,
den Sinn für die Höhen und Tiefen des Lebens. Auch
Ex wendet ſich an jene wahre Gemeinde jedes großen
Dichters, an die idealen Leſer, von denen er am Ende
des Horacker ſpricht, die unter die Oberfläche des

[ ][  ][ ]

Nummer 271,

und Speiſen wie in den Parterre=Lokalen verabreicht.
Auch iſt eine Künſtlerkapelle gewonnen, welche den
Beſuchern dieſer Räume durch vorzügliche Leiſtungen
angenehme Unterhaltung bietet.
§ Feſtgenommen. Ein 41 Jahre alter Maurer
von hier iſt wegen Unterſchlagung feſtgenommen
worden.
§ Schlägerei. Am Mittwoch abend gegen 10½ Uhr
entſtand in einer Wirtſchaft in der Obergaſſe zwiſchen
Gelegenheitsarbeitern eine Schlägerei, wobei ein Arbeiter
Verletzungen am Kopfe davontrug.
Die erſten Schneeflocken, die geſtern vormittag eine
halbe Stunde lang luſtig herunterwirbelten, kündeten auch
uns das Herannahen des Winters. Zur Schneedecke aller=
dings
reichte es noch nicht aus, denn Mutter Erde ſaugte
alsbald die kleinen vorzeitigen Eisgebilde wieder auf.
Jedoch wird auch aus anderen Gegenden des Reiches
Schneefall, zum Teil auch ſtarker Schneefall gemeldet.
Pfungſtadt, 17. Nov. Vom kommenden Samstag
bis Montag, am 19. bis 21. November, findet hier die
6. Provinzial=Geflügel=Ausſtellung des
Starkenburger Verbandes ſtatt. Die Ausſtellung umfaßt
über 400 Nummern Geflügel aller Raſſen; es dürfte ſomit
Züchtern wie Liebhabern und Freunden der Geflügelzucht
Gelegenheit geboten ſein, ſich von den Leiſtungen der
Verbandsvereine und Einzelzüchter zu überzeugen. Der
rührige Geflügelzuchtverein Pfungſtadt hat es an nichts
fehlen laſſen, allen Ausſtellern gerecht zu werden. In
erſter Linie iſt das Ausſtellungslokal, Darmſtädter Hof
(Hch. Spieß), in Betracht zu ziehen, das dank der Reno=
vierung
bedeutend an Helligkeit gewonnen hat und ſo
die Tiere in allen Teilen gut gemuſtert bezw. gewertet
werden können. Wie bei allen derartigen Veranſtaltungen
haben es die Gemeinde, ſowie eine Anzahl hieſiger Bürger
ſich nicht nehmen laſſen, den Verein durch Stiftung von
Ehrenpreiſen zu unterſtützen.
Offenbach, 16. Nov. In der Schadenerſatz=
klage
, die die Stadt Offenbach in der Kaiſerhof= Aktien=
affäre
gegen den Bankier Wolf angeſtrengt hatte, fand
wieder ein Termin beim Landgericht Frankfurt ſtatt. Das
Gericht erkannte an, daß die Forderung der Stadt zu
Recht beſtehe und der Stadt Offenbach an der Konkurs=
maſſe
ein Anteil von 3 Prozent zukomme. Weiter wurde
beſchloſſen, noch weitere Zeugen in Berlin zu vernehmen
und alsdann einen neuen Termin anzuberaumen.
t. Lindenfels, 16. Nov. Um für Lindenfels eine
wirkſame Reklame zu entfalten, fand eine Verſamm=
lung
der hieſigen Gaſtwirte und Geſchäftsleute ſtatt, in
welcher Herr Dr. Weißmann das Referat übernom=
men
hatte. Er empfahl den Beitritt zum Verkehrsaus=
ſchuß
für die Bergſtraße, an dem Lindenfels bereits
durch einen Beitrag der Gemeinde und des Verſchöne=
rungsvereins
beteiligt ſei. Es traten dann auch ſofort
29 Herren mit einem Beitrag von 122 Mark bei.
Frau Juſtizrat Schenck überwies der hieſigen Klein=
kinderſchule
anläßlich ihres 70. Geburtstages einen Be=
trag
von 100 Mark. Da die Chauſſee von Lindenfels
bis Reichenbach zurzeit überſchottert wird, ſo verkehrt
das Auto nur zwiſchen Bensheim und Reichenbach,
während die Fahrt von hier bis Lindenfels im Poſt=
wagen
gemacht wird.
Worms, 17. Nov. Auf Einladung des Freiherrn
v. Heyl zu Herrnsheim findet heute in der Ge=
markung
Worms-Abenheim-Oſthofen die alljährliche
große Treibjagd auf Haſen und Faſanen ſtatt. Zu der
Jagd trafen der Großherzog und Prinz Heinrich
von Preußen mittels Extrazuges heute vormittag
9 Uhr 5 Min. auf Station Herrnsheim ein. Unter den
Jagdgäſten befinden ſich u. a.: der kommandierende
General Exz. v. Eichhorn, General v. Prittwitz=Gaffron,
Generalmajor Freiherr v. Heyl, Fürſt und Fürſtin
Lich, Generalmajor Hahn, Mr. Harford, engliſcher Ge=
ſandter
in Darmſtadt, Oberſtallmeiſter Freiherr von
Riedeſel, Freiherr v. Seckendorff, Hofmarſchall von
Tſchirſchky, Hofmarſchall v. Ungern=Sternberg, Hof=
jägermeiſter
Freiherr v. d. Hoop, Herr v. Deichmann,
Kammerherr v. Leipzig, Adjutant v. d. Kneſebeck, Graf
Kanitz. Heute abend findet Diner ſtatt. Die Rückreiſe
der Fürſtlichkeiten nach Darmſtadt erfolgt 9 Uhr 45
Minuten abends im Extrazug. (W. Ztg.)
Gießen, 16. Nov. Der Kreisverein Gießen des
Heſſ. Vereins für ländliche Heimat=, Wohlfahrt= und
Kunſtpflege hielt heute nachmittag im Café Ebel eine
öffentliche Verſammlung ab, die von Bürgermeiſtern
und Lehrern der Landorte ſtark beſucht war. Anſtelle
des nach Mainz verſetzten früheren Vorſitzenden, Pro=
vinzialdirektor
Geheimerat Dr. Breidert, führte Regie=
rungsrat
Dr. Merck den Vorſitz. Der Kreisverein hat
eine innere Kräftigung dadurch erhalten, daß der frühere
Trachtenverein ſich mit dem Kreisverein zuſammen=
ſchloß
, wodurch der Kreisverein 614,46 Mark erbte. Die

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 18.'November 1910.

Seite 3.

Jahresrechnung für 1909 ergab 742,46 Mark in Ein=
nahme
, 714,81 Mark in Ausgabe. Der Voranſchlag für
1911 wurde in Einnahme und Ausgabe mit 1022,65
Mark feſtgelegt. Als neue Vorſitzende des Vereins
wurden durch Zuruf Provinzialdirektor Dr. Uſinger
und Kreisſchulinſpektor Prof. Dr. Alles gewählt.
Hauptlehrer Storch=Butzbach hielt darauf einen Vor=
trag
über Die Bedeutung der Spiele für die körper=
liche
und geiſtige Entwickelung der Jugend in Stadt
und Land‟ Der Vortrag gipfelte in der Mahnung
an die Gemeinden, überall, ſelbſt in kleinen Orten,
Spielplätze anzulegen. An der regen Ausſprache betei=
ligten
ſich n. a. die Bürgermeiſter Leun=Großen=Linden
und Krämer=Steinbach, Dekan Strack=Leihgeſtern und
Pfarrer Hofmann.
A Lauterbach, 17. Nov. Unſere Stadt befindet ſich
gegenwärtig in dem Zeichen der Kanaliſation.
Lange hat es allerdings gedauert, bis die Ausführung
derſelben beſchloſſen wurde, denn bereits im Jahre
1896 verhandelte der Stadtvorſtand mit einem Inge=
nieur
wegen des Kanaliſationsprojektes, aber erſt den
Bemühungen unſeres hochverdienten Bürgermeiſters,
des Herrn Landtagsabgeordneten Stöpler, iſt es ge=
lungen
, den Stadtvorſtand von der Notwendigkeit der
alsbaldigen Ausführung der Arbeiten zu überzeugen.
Die Kanaliſierung wird in der Hauptſache nach dem
Trennſyſtem durchgeführt, das heißt die Haus= und

die Hausabwäſſer in Steinzeugrohrkanälen nach der
künftigen Kläranlage geführt werden. Gleichzeitig
ſoll auch ein Ortsſtatut über die Benutzung der Ka=
näle
eingeführt und eine Kanalgebühr von den Haus=
eigentümern
erhoben werden, die auf jährlich 10 Pfg.
für je 100 Mark Brandverſicherungswert der ange=
ſchloſſenen
Hofreiten feſtgeſetzt wurde. Die Arbeiten
werden nach dem Projekt der Großh. Kulturinſpektion
Gießen, der auch die Bauleitung vom Stadtvorſtand
übertragen worden iſt, ausgeführt.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 16. Nov. Der nach
Unterſchlagung von 20000 Mark geflüchtete Rix=
dorfer
Bauunternehmer Richard Zwicker iſt jetzt in
Arnsberg i. M. verhaftet worden, als er die Wohnung
ſeiner Mutter aufſuchen wollte. Das unterſchlagene
Geld ſoll ihm nach ſeiner Angabe auf einer Bierreiſe
abhanden gekommen ſein. Der 14jährige Schüler
Heinz C. aus der Wielandſtraße in Charlottenburg, der
demnächſt Aufnahme in das Kadettenkorps finden ſollte,
hatte von einem Studienkameraden eine ſcharfe Ge=
wehrpatrone
geſchenkt erhalten. Dieſes Geſchoß
verſuchte der junge C. zu entladen. Mit einem Nagel
ſchlug er gegen das Zündhütchen. Plötzlich explodierte
die Patrone, die Hülſe zerſprang, und Splitter der=
ſelben
riſſen dem jungen C. die linke Hand auf und
drangen ihm in den Unterleib. Trotz der ſtark bluten=
den
Verletzungen hatte der Knabe noch die Geiſtes=
gegenwart
, auf die Straße zu eilen, um ſich zur Unfall=
ſtation
zu begeben; er brach aber ſchon nach einigen
Schritten zuſammen. Man rief eiligſt einen Arzt zur
Hilfeleiſtung herbei, der nach Anlegen eines Verbandes
für die Ueberführung des Kranken nach dem Kranken=
haus
Weſtend Sorge trug. Einen teuren Kuß
leiſtete ſich ein Arbeiter Sch., der ſich vor dem Schöffen=
gericht
Tempelhof wegen Beleidigung und Haus=
friedensbruchs
zu verantworten hatte. Am 7.
Auguſt d. J., gegen 12 Uhr nachts, fuhr die in Marien=
dorf
wohnhafte Buchhalterin St. mit der Straßenbahn
nach Hauſe. Ihr gegenüber ſaß der Angeklagte, der die
junge Dame mit unverhohlenem Intereſſe betrachtete.
An der Endhalteſtelle hatte er den Mut, ſie anzuſpre=
chen
und war hocherfreut, als ſie ſeine Begleitung nicht
ablehnte. Nachdem beide in der Haustürniſche noch
einige Zeit geplaudert hatten, küßte er als galanter
Ritter die ihm zum Abſchied gebotene Hand der jungen
Dame. Als dieſe hiergegen nichts einzuwenden hatte,
wurde er kühner, und im nächſten Augenblick hatte er
ſie umarmt und ſie herzhaft abgeküßt. Erſt einige Tage
ſpäter kam Fräulein St. auf den Gedanken, daß dieſer
Kuß eigentlich unerlaubt ſei. Sie lief ſchleunigſt zum
Kadi und erſtattete gegen den Kußräuber Anzeige wegen
tätlicher Beleidigung und Hausfriedensbruchs. Letz=
terer
ſollte darin liegen, daß der Angeklagte ihr in den
dunklen Hausflur gefolgt war. Vor Gericht behauptete
der Angeklagte, daß die St. ihm ſehr entgegengekom=
men
ſei und ihm ſogar von der Treppe aus ganz freund=
ſchaftlich
zugenickt habe. Das Gericht urteilte nach der
ganzen Strenge des Geſetzes und nahm nach der
jetzigen Ausſage der abgekühlten jungen Dame an, daß

eine tätliche Beleidigung vorliege., Der Kußräuber
wurde deshalb zu 60 Mark Geldſtrafe verurteilt.
Heidelberg, 16. Nov. Vor der zweiten Strafkammer
des Landgerichts gelangte ein intereſſanter Prozeß
zur Verhandlung, der infolge ſeiner merkwürdigen
prinzipiellen Entſcheidung für wene Kreiſe
von großer Bedeutung ſein dürfte. Wegen Vergehens
gegen das Poſtgeſetz hatten ſich der Geſchäftsführer
des Inſtituts Rote Radler, Kaufmann Julius Wagner,
der Bäckermeiſter Steuer, der Inhaber des Warenhauſes
Methlow, ein junger Bankbeamter Atz und deſſen Braut
Frl. Zehnter, ſowie drei Rote Radler zu verantworten.
Steuer hatte am 3. März ds. Js. 125 auf Karten gedruckte,
mit Adreſſe verſehene Geſchäftsanzeigen durch An=
geſtellte
des Inſtituts Rote Radler austragen laſſen.
Desgleichen hatte Methlow am 18. März 3000 gedruckte
Empfehlungskarten, die in mit Adreſſen ver=
ſehenen
, geſchloſſenen Briefumſchlägen verpackt waren,
durch Rote Radler verbreiten laſſen. Endlich hatte der
Bankbeamte Atz am 19. März ſeiner Braut eine wichtige
Mitteilung zu machen und benutzte dazu einen Roten Rad=
ler
, der ihm auf gleichem Wege einen Antwortbrief
brachte.
Auf Betreiben der Oberpoſtdirektion Karlsruhe erhob
nun die großherzogliche Staatsanwaltſchaft Heidelberg
gegen den Geſchäftsleiter der Roten Radler, die An=
geſtellten
des Inſtituts ſowie die Auftraggeber Anklage
wegen Vergehens gegen das Poſtgeſetz vom 28. Oktober
1871, ferner gegen die Paragraphen 49 Abſ. 1, 47 und 74
Abſ. 2 und 3 des Strafgeſetzbuches. Trotzdem der In=
haber
des Inſtituts den Preis für die Ueberlaſſung der
Roten Radler pro Tag und Stunde vereinbarte, ohne
zu wiſſen, welcher Art die Beſorgungen waren, insbeſon=
dere
nicht, welcher Art die Reklame war, ob es ſich um
Druckſachen handelte oder um adreſſierte Empfehlungen,
kam das Gericht zu einer Verurteilung der Ange=
klagten
. Die Verteidiger wieſen in ihren Ausführungen
auf das Abſurde und Mangelhafte des Poſtgeſetzes hin,
beſonders darauf, daß nach ſeinem Wortlaute von einer
ſtrafbaren Teilnahme des auftraggebenden Publikums
nie die Rede ſein könne, zumal das großherzogliche Be=
zirksamt
Heidelberg das Rote Radler=Inſtitut ohne jede
Beſchränkung und Verwarnung gelaſſen hatte. Wie halt=
los
der durch das Poſtgeſetz angeſtrebte Zweck an ſich ſei,
erhelle aus der Tatſache, daß es ſich ohne weiteres mit
Leichtigkeit dadurch umgehen laſſe, daß man die Briefe
unadreſſiert an der Hand einer Liſte austragen laſſe.
Das Urteil lautete gegen den Geſchäftsführer des
Radler=Inſtituts Wagner auf 610 Mark Geldſtrafe even=
tuell
41 Tage Haft, gegen den Inhaber des Warenhauſes
Methlow und deſſen Prokuriſten Eberhardt (als direkten
Auftragerteiler) auf 600 Mark Geldſtrafe eventuell 40 Tage
Haft, gegen Steuer, Atz und Frl. Zehnter auf je 3 Mark
Geldſtrafe eventuell einen Tag Haft. Die drei Roten Rad=
ler
erhielten als die den Auftrag Ausführenden wegen
Beihilfe je 25 Mark Geldſtrafe eventuell zwei Tage Haft.
Außerdem haben die Verurteilten die ſehr beträchtlichen
Koſten zu tragen.
Da es gegen das Strafkammer=Urteil eine Berufung
nicht gibt, ſo bleiben die Strafen beſtehen.
Homburg v. d. H., 17. Nov. Wie der Taunusbote
meldet, hat der Kaiſer von Rußland 5000 Mark
für den Baufonds des ruſſiſchen Pfarrhauſes und des
Hoſpitals geſtiftet.
Kronberg, 17. Nov. Prinz Friedrich Karl
von Heſſen hat heute früh mit ſeiner Familie
Schloß Friedrichshof verlaſſen und ſich nach Frankfurt
am Main zum Winteraufenthalt begeben.
Straßburg, 16. Nov. Das Automobilunglück
von Sennheim, das ſich am 16. Inni d. J. ereig=
nete
, hatte an Ort und Stelle ein gerichtliches Nachſpiel,
da das Gericht einen Lokaltermin für notwendig hielt.
An dem genannten Tage kam der Graf v. Arnim auf
Blumberg bei Berlin mit ſeinem Rennwagen von der
Prinz Heinrich=Fahrt zurück. Bei der Straßenkreuzung
Mühlhauſen=Thann und Sennheim=Belfort ſtieß ſein
Rennwagen mit dem Automobil des Bauunternehmers
Zahm aus Mühlhauſen zuſammen, wobei letzterer
ſchwer verletzt wurde. Es wurde gerichtlicherſeits feſt=
geſtellt
, daß die Unglücksſtelle zwar kein beſonderes Ge=
fälle
bietet, aber ſchwer zu überſehen iſt, namentlich
wegen einiger die freie Ausſicht hindernder Akazien=
hecken
. Auch ſtört eine Häuſergruppe die freie Ausſicht.
Der als Sachverſtändige für Automobilweſen gehörte
Ingenieur Keſtner gab ſein Gutachten dahin ab, daß
Graf v. Arnim ſeine Geſchwindigkeit an der fraglichen
Stelle angeſichts der Unüberſichtlichkeit hätte vermindern
müſſen. Das Gericht ſah ein Vergehen gegen § 230
St.=G.=B. und § 18 der einſchlägigen Bundesratsver=
ordnung
für gegeben an und verurteilte den Grafen
v. Arnim in Anbetracht der Schwere der Verletzungen,

Lebens, in ſeine Abgründe und Wirbel blicken, beim
Anblick eines Hauſes nicht an ſich und ihre Wünſche
benken, ſondern an Geburt, Leben und Tod, an die
Wiege und den Sarg. . .
Gleicht das Werk Raabes in ſeiner Geſamtheit
einem der gewaltigen Dome, die, ein Abbild von Him=
mel
, Hölle und Erde, neben dem Heiligen und Erhabe=
nen
in den Skulpturen ihrer rieſenhohen Wände
auch dem Grotesken, dem Grauſigen und Wild= Bi=
zarren
einen Platz einräumten, ſo hat es auch in ſei=
nem
Inhalt etwas von der Größe eines weltumſpan=
nenden
Geſanges, ſtellt eine ewige Symbolik auf, die
der von Dantes göttlichem Gedichte nichts nachgibt.
Wie in der Religion Zoroaſters, ſo herrſcht in Raabes
Dichten ein ewiger Kampf des Guten mit dem Böſen.
Mit wahrhaft grandioſer Macht hat er mephiſto=
pheliſch
verneinende Geiſter gegeben, die ſich dem
Weg der Menſchheit zur Höhe entgegenſtemmen und
ſie in den Pfuhl der Niedrigkeit hinabziehen wollen.
So ſeinen Pinnemann in den Drei Federn Wo
ſteht Pinnemann nicht neben uns und den Din=
gen
? Wo tritt er uns nicht entgegen? Wo folgt er
uns nicht auf den Ferſen? Muß man ihm nicht alles
abkämpfen, um zuletzt, ſelbſt im Siege mit der eige=
nen
Perſönlichkeit, für den Sieg zu büßen? Und in
dem Finale ſeines Menſchheitsepos, dem letzten jener
drei gedankenſchweren Romane, die ſich im Hunger=
paſtor
Abu Telfan und Schüdderump zur Tri=
logie
zuſammenſchließen, ſteht die Geſtalt des ſchurki=
ſchen
Barbiers von Krodebeck wie ein teufliſcher =
mon
der Finſternis den Geſtalten des Lichts gegenüber
und reißt im eigenen Erliegen die Tochter Antonie,
um die Himmel und Hölle den Kampf des Goethe=
ſchen
Fauſt führen, in den Tod: das Schöne muß ſter=
ben
, um im Tode den höchſten Sieg zu erkämpfen.
Aehnliche Töne des tiefſten Mitleids und edelſten
Gefühls findet Raabe in den Akten des Vogelſangs
wenn er das Schickſal Helene Trotzendorfs ſchildert,
der der Welt Unfläterei nicht bloß das dumme kleine
Gehirn, ſondern auch das ſchöne, weite Herz eindrückt.
Im Abu Telfan wächſt die Katzenmühle zu einer

Hochburg der Menſchlichkeit auf, zu einer Feſtung des
Guten und Edlen, in der die wenigen ihr kleines Reich
des Lichts gegen eine ganze wilde Welt von Millio=
nen
verteidigen. Aber wir glauben an den Sieg,
und mehr iſt nicht notwendig, um ihn zu gewinnen.
Dieſe Schärfe der Symbolik, die alles Geſchehen
in monumentale Sinnbilder eines Höheren zuſam=
menfaßt
, bedingt häufig das zunächſt Verwunderliche
und ſcheinbar Bizarre von Raabes Erfindung. Aber
wer dem tieferen Sinn des Mondgebirges, von dem
Abu Telfan heimkehrt, die Poeſie der alten Gärten
und das Wunder des Horns von Wanza, die Herr=
lichkeit
von Pfiſters Mühle den Glanz all jener
Orte, in denen der Hort der Vergangenheit, der Ju=
gend
und des Glücks ſchlummert, erkannt hat, dem
bieten ſich die anfangs ſo verworrenen Gebilde als klare,
lichte Geſtaltungen eines ſouveränen Schöpfergeiſtes
dar. Um manch elenden Fleck Erde, um den Lumpen=
keller
, das Siechenhaus, die Flecktyphushütte, ſpinnt
Raabe die goldenen Fäden ſeiner warmen Menſchen=
beobachtung
und läßt aus dunkelſten Tiefen, durch
grimmes Verderben die Schönheit eines guten Her=
zens
erſtrahlen. Nicht umſonſt hat er das Polizeihaus,
wo ſich die Ausgeſtoßenen der Geſellſchaft zuſammen=
finden
, dreimal zum Mittelpunkt ſeiner Romane
gemacht. Als Wegweiſer durch dieſe Wirrnis der
Welt ſind in ſeinen Dichtungen häufig kluge, viel er=
fahrene
Betrachter des Lebens dargeſtellt, Lebens=
ſieger
, die aus ihrer irdiſchen Dürftigkeit von den
Gaſſen zu den Sternen aufſehen; ſo der Dr. Oſter=
meier
in Ein Frühling Fiebiger in den Leuten
aus dem Walde, Juſt Eberſtein aus den Alten
Neſtern Philoſophiſche Beobachter des Daſeins laſ=
ſen
die Menſchengeſchicke in dem Spiegel ihrer Weis=
heit
erſtrahlen; ſo Wachholder in der Chronik der
Sperlingsgaſſe ſo Fritz Langreuter, ſo der Meiſter
Autor der einſame Kunemund, der den verſinkenden
Gärten des Lebens gütig traurig nachſieht. In ihnen
allen lebt eine tätige Menſchenliebe, die ihren ſtärkſten
Ausdruck in dem Helden des Stopfkuchen, in jenem
Heinrich Schaumann gefunden hat, der in ſeinen milden

und heiteren Kampf für die Gerechtigkeit die ergrei=
fendſte
Verkörperung Raabeſchen Welthumors dar=
ſtellt
. Alle die kautzigen, ſchrullenhaften Geſtalten, die
kurioſen Gelehrten, die dem Irrſinn nahen Genies,
die vom Sturmwind des Daſeins zerzauſten und zer=
fetzten
Figuren Raabeſcher Phantaſie, die die dunkle
Geſchichte ihrer Leidenſchaften hinter dem Aeußeren
eines Sonderlings oder Querkopfes verbergen, ber=
gen
in ihrem Inneren den Goldgehalt einer großen
Seele, die in der Welt Schiffbruch gelitten hat, um in
ſich ſelbſt den ſtillen Hafen zu finden. Raabes ganzes
Schaffen trägt als Motto den Iphigenie=Vers: Jedes
menſchliche Gebrechen ſühnet reine Menſchlichkeit.
Und ſo ſteigt über die Niederungen und Schatten
ſein Humor zur Sonnenhöhe empor! Das merkwür=
dige
Puppenſpiel der Geſchichte, deſſen farbige Tänze
der Dichter wundervoll feſtgehalten hat, wird verklärt
durch das heilige Lachen. Der Weg zum Lachen den
ſein gelehrter Griesgram Homilius in der Erkennt=
nis
der Menſchen und der Natur findet, ſteht allen
ſeinen Weſen offen. Raabe hat gerade in ſeinen hiſto=
riſchen
Erzählungen vielleicht ſeine reinſten Kunſtge=
bilde
geſchaffen. Seine erſtaunliche Beleſenheit, ſein
feines Gefühl für den Duft vergangener Stimmun=
gen
, ſeine unvergleichliche Kunſt des Zitierens, die
Blumen aus dem Garten deutſcher Dichtung in den
Kranz ſeiner Poeſie windet, heben Geſchichten, wie
den keltiſchen Knochen oder das wundervolle komiſche
Epos der Gänſe von Bützow in jene Sphäre der
harmoniſchen Idylle, die Schiller als den Höhepunkt
der Dichtung geprieſen. Nun iſt der Meiſter dahin,
der all dies geſchaffen; aber ſein Werk breitet ſich aus
in ſeinem Reichtum und ſeiner Fülle. Immer höher
wird ſich die Sonne des Ruhms darüber erheben; im=
mer
klarer und reiner wird dieſes Reich der Kunſt ſich
dem deutſchen Volke offenbaren.
Wie iſt das Reich der Kunſt? Das Reich der
Kunſt iſt rund.
Iſt allenthalben da, wo Sonne drüber ſtund.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 18. November 1910.

Nummer 271.

die Zahm bei dem Unglück davongetragen hatte, zu 600
Mark Geldſtrafe, eventuell 60 Tagen Gefängnis.
Auch wurden dem Angeklagten die Koſten des Verfah=
rens
und die Auslagen des als Nebenkläger zugelaſſe=
nen
Bauunternehmers Zahm auferlegt.
München, 17. Nov. Die Erzherzogin Adel=
gunde
von Modena, eine Schweſter des Prinz=
regenten
, wurde geſtern abend von einem Unfall
betroffen, der leicht ſchlimmere Folgen hätte haben
können. Als die Erzherzogin von einer Beſuchsfahrt
zurückkehrte, fuhr, den Münchener Neueſten Nachrich=
ten
zufolge, in der Prinzregentenſtraße an der Ecke
der Brüderſtraße ein Laſtwagen mit der Deichſel direkt
in den Wagen der Erzherzogin, wobei deſſen beide
Fenſter zertrümmert wurden. Die Erzherzogin und
die Hofdame kamen mit dem Schrecken davon.
Karlsruhe, 16. Nov. Aus Mutterliebe zum
Deſerteur geworden iſt der deutſche Staatsange=
hörige
Leher, der ſich dieſerhalb vor dem Oberkriegsge=
richt
zu verantworten hatte. Er war aus der Schweiz,
wo er erzogen wurde, freiwillig zum Dienſt in Deutſch=
land
gemeldet. Als ſein Vater in Biel in der Schweiz
ſtarb, erhielt er nach dort ſieben Tage Urlaub, um an
dem Begräbnis teilzunehmen. In Biel fand er ſeine
Mutter in ſo traurigen Verhältniſſen, daß er es nicht
über das Herz bringen konnte, ſie in ihrem Elend zu
verlaſſen. Er nahm in der Schweiz Arbeit an und
unterſtützte ſeine Mutter zwei Jahre lang, bis ſich deren
Verhältniſſe gebeſſert hatten. Dann kehrte er zu ſeinem
Truppenteil zurück, der ihn vor das Kriegsgericht ſtellte.
Das Gericht nahm unter den obwaltenden Umſtänden
nur unerlaubte Entfernung an und verurteilte Leher
zu 42 Tagen Gefängnis. Gegen dieſes Urteil legte der
Vertreter der Anklage aber Berufung ein, die nunmehr
das Oberkriegsgericht beſchäftigte. Dieſes ſah in dem
Verhalten des Angeklagten auch nur unerlaubte Ent=
fernung
von ſeinem Truppenteil, erhöhte die Strafe
aber auf zwei Monate Gefängnis. Die Unterſuchungs=
haft
wurde dem Angeklagten aber voll angerechnet, ſo
daß er nur noch 17 Tage Gefängnis zu verbüßen hat.
Wien, 17. Nov. Beim Abriß eines Hauſes
auf dem Getreidemarkt wurden durch eine einſtürzende
Mauer zahlreiche Arbeiter verſchüttet. Drei wur=
den
bisher tot aus den Trümmern hervorgezogen.
Trieſt, 16. Nov. Die Wiener Neue Freie Preſſe
meldet aus Trieſt: Von der geſtrigen Springflut
wurden namentlich alle Geſchäfte in den an das Meer
grenzenden Straßen betroffen. In den Kaffeehäuſern
erreichte das Waſſer die Höhe der Sofas. Das Verdy=
Theater wurde gleichfalls überſchwemmt. Auch in dem
bekannten Seebade Grado verurſachte die Springflut
großen Schaden. Am Strand wurden die Mauern und
Badekajüten niedergeriſſen. Die Inſel bietet ein Bild
traurigſter Verwüſtung. In Fiume richteten der Sturm
und die Flut gleichfalls großen Schaden an. Zwei
Eiſenbahnwaggons wurden umgeworfen, acht andere
wurden aus den Schienen gehoben. Die ſehr hoch=
gehende
See wirft zahlreiche Boote um. Der Leucht=
turm
wurde faſt ganz demoliert. In Venedig über=
ſchwemmte
die Springflut den Mareusplatz derart, daß
auf dem Platze Gondeln verkehren.
Paris, 16. Nov. Der Gerichtshof von Pau
verurteilte den Pfarrer von Sevignacg zu 50
Francs Geldbuße, weil er mehrere Familien aufgefor=
dert
hat, ihren Kindern die vom Epiſkopat verbotenen
Schulbücher wegzunehmen.
London, 15. Nov. Vor einiger Zeit bereits ge=
langte
von dem deutſchen Dampfer Albingia die
Nachricht nach London, daß er auf ſeiner Fahrt von
New=York nach Jamaika ein ſtarkes Seebeben er=
lebt
habe. Heute nun meldet der Kapitän des Damp=
fers
Cadillac der eben von Rotterdam in Phila=
delphia
angekommen iſt, daß er in der Mitte des
Atlantiſchen Ozeans einen außerordentlich heftigen
unterirdiſchen Ausbruch beobachtet hat. In der Mor=
gendämmerung
rollte plötzlich eine maſthohe
Woge heran, vor der es kein Entrinnen gab. Alle
Mann, ſelbſt die Heizer, kamen an Deck, um hier die
Kataſtrophe zu erwarten. Der Kapitän hatte jedoch
die Cadillac mit dem Bug gegen die Woge gerichtet,
ſo daß ſie wenig Widerſtand fand. Die Cadillac‟
wurde hoch emporgeworfen, glitt dann aber verhält=
nismäßig
ſanft in die hinter der Welle hertoſende
Flut hinab, die das Deck überſchwemmte und alles,
was nicht ganz feſt war, hinwegſpülte. Das Waſſer
ringsum ziſchte und ſprudelte, als ob es kochte, und da
und dort ſtieg es wie ein mächtiger Springbrunnen
empor. Tauſende von Fiſchleichen tauchter ſpäter aus
der Tiefe auf.

London, 17. Nov. An der Küſte von Alaska unweit
Cordowa iſt der Dampfer Portland mit Paſſa=
gieren
und Mannſchaften von insgeſamt 83 Köpfen
ſchiffbrüchig geworden. Ein drahtloſes Telegramm,
das von Cordowa nach San Francisco weiter gegeben
und von dort nach London übermittelt wurde, teilt mit,
daß die Portland drei Tage lang einem furchtbaren
Sturm ausgeſetzt war, der ſie mehrmals gegen die
felſige Küſte ſchleuderte und ſie ſchließlich zum Stranden
brachte. Ihre Mannſchaften und Paſſagiere ſind voll=
kommen
erſchöpft und leiden Mangel, da die Vorrats=
räume
des Schiffes überſchwemmt ſind. Ein Kriegs=
ſchiff
iſt abgeſandt worden, um den Schiffbrüchigen Hilfe
zu bringen.
New=York, 13. Nov. Einen ſeltſamen und
ſchrecklichen Tod fand der Arbeiter John Warnack
in den Werken der Jones u. Laughlin Steel Company
in Pittsburg. Dort iſt ein 30 Tonnen ſchwerer Elektro=
magnet
aufgeſtellt, der zur Verladung von Eiſenpro=
dukten
benutzt wird. Warnack, der nicht wußte, daß der
elektriſche Strom angedreht war, kam nun, einen Eiſen=
balken
auf der Schulter tragend, in die Nähe des Mag=
neten
. Dieſer riß mit furchtbarer Kraft den Balken zu
ſich hinauf und den Träger, der im Augenblick nicht die
Geiſtesgegenwart hatte, loszulaſſen, mit. Dabei kam
nun der Kopf des Unglücklichen zwiſchen Magnet und
Eiſenbalken und wurde faſt flachgedrückt. Herzueilende
Arbeiter dachten zuerſt gar nicht daran, den Strom ab=
zuſtellen
, als dies geſchah, fiel der Balken herab und
brach einem der Untenſtehenden das Bein. (Frkf. Ztg.)

Kunſtnotizen.
Aeber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im Nach
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
* Ueber den Komponiſten Theodorstreicher,
deſſen Bekanntſchaft das Darmſtädter Publikum auf dem
169. Vereinsabend des Richard Wagner=Vereins
am nächſten Donnerstag machen wird, ſchreibt der bekannte
Muſikſchriftſteller Paul Klanert: Wer iſt Theodor Strei=
cher
? Hin und wieder mag dieſer Name Konzertbe=
ſuchern
auf Programmen ſchon entgegengetreten ſein; doch
wer gab ſich die Mühe, wenn ihm mal ein Streicherſches
Lied zu Ohren kam, anderen Kompoſitionen dieſes Ton=
ſetzers
nachzuſpüren, und wer mochte glauben, daß es ſich
hier um ein neues Lied=Genie handelt? Jawohl, ein
Genie, ein neuer Meiſter des deutſchen Liedes,
ein neuer Charakterkopf in der Reihe unſerer Tonlyriker.
Trotz Franz Schubert, trotz Hugo Wolf! Theodor Strei=
cher
, ein geborener Oeſterreicher, gehört zu den wenigen
Muſikern unſerer Tage, die uns vieles und wirklich Neues
zu ſagen haben. Die Vorſtellung, die man mit ſeinem
Namen zu verknüpfen hat, formt ſich nach dem Liedſchaffen
des jungen Meiſters. Vor ſechs, ſieben Jahren erſchienen
Dreißig Lieder und Sechs Lieder, für welche beiden
Sammlungen die köſtliche Anthologie Des Knaben Wun=
derhorn
die poetiſche Quelle wurde, die Streichers Phan=
taſie
aufs glücklichſte befruchtete, aufs nachhaltigſte ſtärkte.
Es folgten Zwanzig Lieder (nach verſchiedenen Dichtern,
worunter Streicher ſelbſt vertreten iſt) und vier Sprüche
und Gedichte von Rich. Dehmel. Seit kurzem liegen noch
25 Hafislieder vor. In der Zwiſchenzeit komponierte Th.
Streicher Vier Kriegs= und Soldatenlieder für Sollo,
Männerchor und Blasorcheſter, Die Schlacht bei Murten,
ein größeres Männerchorwerk mit Baritonſolo und Or=
cheſter
, das Chorliedchen Kleiner Vogel Kolibri aus Ger=
hart
Hauptmanns Die Jungfern vom Biſchofsberg für
gemiſchten Chor und Orcheſter und endlich das Chorwerk
Mignons Exequien (nach Goethes Wilhelm Meiſters Lehr=
jahre
8. Buch, 8. Kapitel). Dieſe Aufzählung dürfte
genügen, um darzutun, daß dieſer Muſiker keineswegs
zu den geſchäfſtskundigen Schreiberſeelen gehört. Wir
bekamen vielmehr die Meinung, daß hier künſtleriſcher
Ernſt und die nötige Selbſtändigkeit am Werke ſind. Alles,
was uns die ernſte, ſtarke Künſtlernatur eines Streicher
ſchenkt, iſt unſerer Liebe wert.
Herr Willy Hutter, der ſich als Künſtler ſo=
wohl
, wie durch ſeine Tätigkeit an der Akademie für Ton=
kunſt
allgemeiner Beliebtheit erfreut, veranſtaltet, wie ſchon
bekannt, Donnerstag, den 24. November im Saale des
Hotels zur Traube einen Chopin=Liſzt=Abend.
Gerade die Wahl dieſer beiden Komponiſten wird beim
Publikum allgemeines Intereſſe erwecken, da ſich der
Künſtler als Chopin= und Liſzt=Interpret ſowohl hier
wie auswärts einen Namen erworben hat. Von den grö=
ßeren
Werken ſeines Programms ſeien beſonders die Va=
riationen
über ein Motiv von Bach Weinen und Klagen
von Liſzt, die H-moll=Sonate von Chopin und die hier

wohl ſelten gehörte Legende: Der heilige Franziskus
auf den Waſſern ſchreitend von Liſzt hervorgehoben.
Der Kartenverkauf findet bei Thies, Eliſabethenſtraße 12,
ſtatt.

Parlamentariſches.
*X* Eröffnung der Zweiten Kammer.
Die Einladungen zum Beginn der Verhandkungen
der Zweiten Kammer für Dienstag, 29. No=
vember
, vormittags 10 Uhr, ſind ergangen. Die
Tagesordnung umfaßt 51 Beratungsgegenſtande, meiſt
alte, ſchon ſeit Jahren wiederkehrende Anträge und
Vorſtellungen. Unter den weiteren Beratungsgegen=
ſtänden
befindet ſich ein Antrag Köhler, betreffend die
Ausdehnung und Anwendung des revidierten Poli=
zeiſtrafgeſetzbuches
auf den Verkehr mit Automo=
bilen
, die Vorſtellung von Kurgäſten und Einwoh=
nern
aus Bad Nauheim, betreffend den Hotelneubau
mit Quellenmonopol in Bad Nauheim, eine Vor=
ſtellung
der Steueraufſeher, betreffend die Ge=
währung
einer Teuerungszulage und Erhöhung des
Kleidergeldes, ein Antrag Dr. Pagenſtecher, Dr.
Schmitt und Genoſſen, betreffend die Gehälter
der Volksſchullehrer, eine Anfrage Reh und
Genoſſen, betreffend Maßregelung des Oberlehrers
Dr. Strecker zu Bad Nauheim, eine Anfrage Wolf=
Stadecken, betreffend die Handhabung des neuen
Weingeſetzes, eine Anfrage Hauck und Uebel,
betreffend die Ueberſchreitung der Amtsbefugnis des
Gerichtsaſſeſſors Gehm zu Dieburg, eine Anfrage
Reh und von Brentano, betreffend die Verwendung
von Gerichtsaſſeſſoren, eine dringende Anfrage Raab,
betreffend die Bahnhofsverhältniſſe zu
Vilbel und eine Anfrage der Abgeordneten Ulrich
und Genoſſen und Dr. Winkler, betreffend die Ver=
untreuungen
des Notars Hubert in
Oppenheim. Als letzte Beratungsgegenſtände ſtehen
der Geſetzentwurf, betreffend die Landgemeinde=
ordung
und der Geſetzentwurf über die Städte=
ordnung
zur Veratung.

Sport.
sr. Arend=Stabe Sieger im Bremer
Sechstage=Rennen. Das Bremer Sechstage=
Rennen hat den vorauszuſehenden Ausgang genom=
men
. Die aus drei Paaren beſtehende Spitzengruppe
blieb bis zum Schluß unverändert beifammen. Zu
dem Entſcheidungslauf über 10 Runden traten dann
Stabe, Pawke und Carapezzi an. Stabe ſiegte ganz
knapp gegen Pawke, eine halbe Länge zurück folgte
Carapezzi. Das Geſamtreſultat war: 120. Stunde: 1.
Stabe=Arend; 2. Pawke=Rudel; 3. Carapezzi=Techmer,
2945,00 Kilometer; 4. Kiehne=Tetzlaff, 4 Runden, 5.
Heilmann=Schulz, 8 Runden zurück.
sch. Schachwettkampf Dr. Lasker= Jan=
nowski
. Die dritte Partie in dem Schachmatch um
die Weltmeiſterſchaft endete unentſchieden, da der
Bauernvorteil von Dr. Lasker nicht zum Siege langte.
Dr. Lasker hat nunmehr eine Partie gewonnen, wäh=
rend
zwei unentſchieden blieben. Die vierte Partie
begann Donnerstag nachmittag 4 Uhr wieder im Café
Kerkau zu Berlin.

Handel und Verkehr.
Schnellpreſſenfabrik Frankenthal,
Albert und Co., Akt.=Geſ., Frankenthal. In der Aufſichts=
ratsſitzung
am Mittwoch wurde die Semeſterbilanz vorge=
legt
, nach der der Halbjahresverſand über 2½ Millionen
Mark beträgt gegen vorjährige 215 Millionen Mark. Auch
der Bruttogewinn iſt weſentlich höher. Die Beſchäftigung
iſt eine gute und dürfte ein höheres Geſamt= Jahresergeb=
nis
zu erwarten ſein.
Vermiſchtes.
CK. Der Reliquienſchrein des heili=
gen
Ludwig. Ein ehrwürdiges Werk franzöſiſcher
Emailkunſt und ein uraltes Stück der mittelalterlichen
Geſchichte kehrt wieder auf franzöſiſchen Boden zurück:
Der Reliquienſchrein des heiligen Ludwig. Seitdem
er im Jahre 1392 in feierlichem Zuge nach der Abtei
von St. Denis überführt worden war, hat er durch
4 Jahrhunderte unter den unvergleichlichen Schätzen
dieſes Gotteshauſes der franzöſiſchen Könige geſtrahlt.
1793 wurde die Abtei unter den Unbilden der Revo=
lution
ausgeraubt und entweiht; der Reliquienſchrein
verſchwand. Dann tauchte er im 19. Jahrhundert in
England auf, ging durch mehrere Hände und kam

Aus Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Darmſtädter Künſtler auswärts. Der
Kunſtverein Oldenburg, der zurzeit eine größere Jah=
resausſtellung
veranſtaltet, hat ein Beweis, wie die
Darmſtädter Kunſt auswärts geſchätzt wird u. a. fol=
gende
Darmſtädter Künſtler zur Beteiligung ein=
geladen
: Hofmaler Kröh, Prof. Hölſcher, die Maler
Wondra, Zernin, Kaiſer, Adolf Beyer, Anna Beyer und
Bildhauer Rob. Cauer. Auch an die nunmehr neu or=
ganiſierte
und durch Zuwahl vergrößerte Freie Ver=
einigung
heſſiſcher Künſtler ſind eine Reihe
von Einladungen zur Beſchickung von Ausſtellungen er=
gangen
. Die Freie Vereinigung wird zunächſt im
Februar 1911 im Kunſtverein Frankfurt eine alle Räume
füllende große Heſſiſche Ausſtellung veranſtalten,
die erſte größere gemeinſchaftliche Unternehmung nach
der Neuorganiſation. Nach einer weiteren größeren Ver=
anſtaltung
in Darmſtadt, deren Rahmen noch nicht defi=
nitiv
feſtſteht, folgt im Herbſt 1911 eine Ausſtellung der
Freien Vereinigung im Muſeum zu Elberfeld.
Der Verband der Kunſtfreunde in den
Ländern am Rhein veranſtaltet ſeine nächſte Aus=
ſtellung
im Sommer 1911 auf Einladung der Kunſtkom=
miſſion
Zürich in Zürich. Dort wird der Darmſtädter
Künſtlerſchaft wahrſcheinlich ein eigener Raum zur Ver=
fügung
geſtellt werden, ſodaß ſie geſchloſſen als Darm=
ſtädter
Gruppe ausſtellt.
K.W. Paul Heyſe, der Träger des diesjährigen
Nobelpreiſes für Literatur, darf in dieſer internatio=
nalen
Ehrung den Ausdruck des Weltruhmes erblicken,
der dem Altmeiſter deutſcher Dichtung am Abend ſeines
Lebens ſo reich zuteil geworden iſt. Der Poet, den
noch in ſeinem ſiebzigſten Jahre der Streit der Mei=
nungen
und manche Angriffe der Jüngſten umtobten,
hat bei ſeinem achtzigſten Geburtstage die Anhänger
aller Parteien und Nationen in dankbarer Huldigung
um ſich vereint geſehen und den Sieg ſeines nur der
Schönheit geweihten Schaffens noch erleben dürfen.
Mit dieſem allgemeinen Bewußtſein von der wunder=
vollen
Harmonie ſeiner Begabung und der reinen, ge=
ſchloſſenen
Wirkung ſeines Geſamtwerkes vereinten ſich

auch beſondere äußere Ehrungen: der Adel wurde ihm
verliehen, und nun krönt die impoſante Auszeichnung
des Nobelpreiſes ſein Schaffen.
Heyſe hat von dem Weſen und Beruf des Dichters
ſteis ſo hoch gedacht, daß er den äußeren Glanz als ein
paſſendes Relief für den inneren Wert empfand. Der
Begnadigte der Muſe, den ſein Genius hoch hinaus
hebt über die Menge, ſoll auch auf den Höhen des
Lebens und der Geſellſchaft wandeln; ſeine Berufung
nach München, ſein vertrauter Umgang mit König Max
von Bayern, wurden dem jungen Berliner, der ſich
bis dahin in gut bürgerlichen Kreiſen bewegt hatte, zum
ſtolzen Anſporn und zugleich zu einer Beſtätigung des
hohen Berufes, der ihm in ſeinen kühnen Träumen vor=
geſchwebt
hatte. Aber auch in dieſer Atmoſphäre des
Hofes und der Fürſtengunſt iſt ſich der Dichter ſtets der
Forderungen bewußt geweſen, die ſeine innere Stimme,
die eben ſeine geniale Begabung an ihn ſtellten. Die
höchſte Ehrung, die der Poet ſich ſelbſt zuteil werden
laſſen kann, lag ihm doch nicht in Auszeichnungen und
Ruhm, ſondern in der charakterfeſten Verteidigung
ſeiner Weltanſchauung, in der unbeirrten Hingabe an
die ewigen Geſetze, nach denen Dichtung und Schönheit
erblühen. Wie hoch Heyſe die Unabhängigkeit des Dich=
ters
von jedem äußeren Zwange anſchlug und wie
feurig er zugleich für die Ehrung jedes anderen wahren
Dichters eingetreten iſt, hat er mehrfach bewieſen. So
verzichtete er im Jahre 1868 auf das Dichtergehalt, das
ihm König Max II. früher ausgeſetzt hatte, weil dieſe
Gunſt ſeinem Freunde Geibel damals entzogen wurde.
Einen anderen Beweis ſeiner Unabhängigkeit gab
Heyſe im Jahre 1887, als er aus dem Maximiliansorden
austrat, weil die Wahl Ludwig Anzengrubers zum
Ritter dieſes Ordens nicht beſtätigt wurde. Der öſter=
reichiſche
Dichter war auf Heyſes Antrag nach dem Tode
Scheffels von dem geſamten Kapitel einſtimmig zum
Nachfolger gewählt worden; in der Oeffentlichkeit erhob
ſich aber ein Sturm gegen den Schöpfer des Pfarrers
von Kirchfeld und die Krone nahm nun eine Aende=
rung
der Statuten vor, um der Wahl ihre Beſtätigung
verſagen zu können. Sämtliche übrigen Mitglieder
ſchloſſen ſich ihm an und das Geſuch um Auflöſung des
Kapitels wurde dem Miniſter überreicht. Später aber

nahmen die anderen Mitglieder ihren Austritt wieder
zurück; nur Heyſe und Graf Schack beharrten bei ihrer
Erklärung, und Heyſe war auch ſpäter zu einem Wieder=
eintritt
nicht zu bewegen. Aehnlich lehnte der Dichter
1891 die Wiederwahl zum Preisrichter bei der Ver=
teilung
des Schillerpreiſes ab, weil zweimal nachein=
ander
der Mehrheitsbeſchluß des Richterkollegiums die
Genehmigung der höchſten Stelle nicht gefunden hatte.

Kleines Feuilleton.
** Ein Heim napoleoniſcher Erinner=
ungen
iſt der Brüſſeler Wohnſitz des Prinzen Na=
voleon
, der nun mit ſeiner jungen Gemahlin, der
Prinzeſſin Klementine von Belgien, unter dieſen
denkwürdigen Erinnerungszeichen ſeines Geſchlechts
lebt. In herrlichen Räumen, deren Dekoration und
Einrichtung im reinſten Stil des Empire gehalten
ſind, befinden ſich in großen Glasſchränken, in Käſten,
auf Tiſchen und Konſolen verſtreut gegen 2000 hiſto=
riſche
Reliquien, die alle mit der Geſchichte des großen
Korſen in Verbindung ſtehen. Imeerſten Saal fällt
ſogleich in der Nähe des Kamins ein unſcheinbares,
gelbes Stückchen Papier auf, das wunderlich mit dem
Glanz der Tapete kontraſtiert, von der es ſich abhebt.
Es iſt vom 1. September 1789 datiert und enthält die
Beſtallung des jungen Napoleone de Buonaparte‟
zum Leutnant in der zweiten Kompagnie des Artil=
lerieregiments
de la Fère. Nicht weit davon hängen
der graue Rock und der kleine Hut die der ehemalige
Artillerieleutnant ſpäter als geſtürzter Weltbeherr=
ſcher
bei ſeinen melancholiſchen Spaziergängen auf
St. Helena trug; geſtützt auf einen jener Stöcke, die
daneben lehnen. Unter den zahlreichen Waffen, die
eine Art von Strahlenkranz hinter dem hiſtoriſchen
Rock und Hut bilden, befinden ſich der Degen, den
Napoleon auf der Militärſchule von Brienne trug;
andere Degen, die im Gewühl ſiegreicher Schlachten
an ſeiner Seite klirrten, und auch jene Aſſagai, die,
von einem Zulu geſchleudert, dem Leben des Prinzen
Louis=Napoleon ein Ziel ſetzte, ein Dokument für den
traurigen Ausgang ſeiner Dynaſtie. Krumme Tür=
kenſäbel
, prächtige Damaszenerklingen, die Degen

[ ][  ][ ]

Nummer 271.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 18. November 1910.

Seite 5.

ſchließlich in den Beſitz von Lord Robert Zouche. Nach
dem Tode des Lords hat nun ein bekannter franzöſi=
ſcher
Sammler, Georges Hoentſchel, das Reliquiar
erſtanden, und nun wird dies herrliche Werk wieder
in Paris zu bewundern ſein, leuchtend im ſtrahlenden
Glanze ſeiner blauen, türkisfarbenen, grünen, gelben
und roten Töne, in all der anmutigen Klarheit und
ziervollen Schmuckfülle, in der es dereinſt von goti=
ſchen
Meiſtern geſchaffen.

Stimmen aus dem Publikum.
(Für die Beröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)

Der Angriff in der mit x.y.z. unterzeichneten
Einſendung in Nr. 264 dieſes Blattes auf die ſtädti=
ſchen
Beamten aller Kategorien iſt durchaus nicht ge=
rechtfertigt
. Die Beamtenſchaft in ihrer Geſamtheit
hat gar keine Ahnung von den ſpeziellen Vorſchlägen,
die auf Wunſch des Herrn Vorſitzenden des Aerztever=
eins
dieſem gegenüber durch eine hierzu beſtellte Kom=
miſſion
des Beamtenvereins gemacht worden ſind. Es
iſt wohl kaum nötig, die Gründe anzuführen, die den
Wunſch auf eine billige Ermäßigung der Koſten bei Er=
krankungsfällen
in Beamtenfamilien durch Einrichtung
einer Art freiwilligen Krankenkaſſe rechtfertigen. Das
Vertrauen zur ärztlichen Kunſt und ihre Wertſchätz=
ung
iſt bei allen Beamten zu hoch, als daß der von
x.y.z. beliebte Vergleich mit Konſumvereinen uſw.
nicht von ihnen allen als ein äußerſt bedauerlicher
bezeichnet werden müßte. Für die Verhandlungen mit
den Aerzten mußte auf eine einwandfreie Grundlage
Bezug genommen werden und als eine ſolche konnte
die zurzeit noch gültige heſſiſche Gebühren=Ordnung für
approbierte Aerzte gelten. Daß dieſe Taxe nicht mehr
zeitgemäß iſt, wird allgemein anerkannt, und es iſt dies
auch in den telephoniſchen Verhandlungen zwiſchen dem
Vorſitzenden des Aerztevereins und dem Unterzeich=
neten
zum Ausdruck gekommen. Der Herr Vorſitzende
betonte, daß in kürzeſter Friſt eine neue Ordnung er=
laſſen
werden würde, und deren Anwendung wurde
hier ſofort und gern gebilligt. Zu den Mindeſtſätzen
der kommenden Ordnung ſollten für die einzelnen Ge=
haltsſtufen
Zuſchläge hinzukommen, bezüglich deren
Höhe von uns ebenfalls Vorſchläge gemacht worden ſind.
Bei dem durchaus freiwilligen Charakter der zu
ſchaffenden Einrichtung hat gewiß niemand, insbeſon=
dere
beſtimmt nicht einer der Beamten mit 6000 Mark
Gehalt, den Gedanken gehabt, die Hilfe des Arztes für
1,50 Mark in Anſpruch nehmen zu wollen. Die Stel=
lung
der Aerzte zur Krankenkaſſefrage iſt eine Sache
für ſich; ſie mag auch im vorliegenden Falle mit aus=
ſchlaggebend
geweſen ſein. Wir haben den Verſuch der
Herbeiführung eines Vertragsverhältniſſes mit den
Aerzten erſt dann unternommen, als nach der Mein=
ung
eines Mannes, der durchaus ſachverſtändig und
wegen ſeines vorzüglichen Charakters allgemein be=
liebt
iſt, Ausſicht auf Erfolg vorhanden ſchien. Gern
würden wir die Gegenvorſchläge der Aerzte gehört
haben, und es wäre ſicher zu einem Verhältnis gekom=
men
, das beide Teile befriedigt haben würde.
Es erfolgte jedoch Ablehnung. Nicht das, was X.F.z.
als einziges, den Aerzten gebotenes Aequivalent be=
zeichnet
, iſt richtig, ſondern es war vorgeſehen, daß die
Vergünſtigung verwirkt ſein ſollte, wenn die Aerzte=
rechnung
nicht binnen drei Monaten bezahlt würde.
Der Aerzteverein, der ſelbſt, wie nicht uner=
wähnt
bleiben ſoll, dem Eingeſandt vollſtändig
fern ſteht, wird das Geſagte beſtätigen können.
Ebenſo wird der Apothekerverein, dem wir übri=
gens
für ſeine freundliche und wohlwollende Ant=
wort
beſtens danken, zugeben, daß das, was X.y.z.
über unſere Verhandlungen mit ihm ſchreibt, ganz
und gar nicht den Tatſachen entſpricht.
Dr. Garth, Veterinärrat und Schlachthofdirektor,

Vorſitzender des Vereins ſtädtiſcher Beamten.

Der Verfaſſungskampf in England.
* London, 16. Nov. In der Oberhausrede, mit
der Earl of Crewe die Parlamentsbill einbrachte,
führte der Redner weiter aus, die Vetovorſchläge der Re=
gierungſſeien
weder feindlich noch unverträglich mit der
Reform des Oberhauſes. Lansdowne wünſche
anſcheinend mehr Zeit für das Oberhaus, um ſich zu re=
formieren
, bevor die Frage der Beziehungen der beiden
Häuſer zueinander in Erwägung gezogen würde. Nie=
mand
habe im Oberhaus bezüglich der Reformfrage ge=

drängt, die ſeit vielen Jahren dem Hauſe wie dem Lande
vorgelegen habe, aber nichts ſei geſchehen. Es ſei an=
ſcheinend
geringe Annäherung zu einer Einigung über
die Methode der Reform vorhanden. Es ſei überzeugend
bewieſen worden, daß es ausſichtslos ſei, zu verſuchen,
die Frage durch Verſtändigung in dieſem Parlament zu
löſen. Er nehme nicht lediglich an, daß dies ausſichtslos
ſei, ſondern wiſſe es. (Beifall auf allen Seiten der Regie=
rungspartei
.) Das Oberhaus ſei berechtigt, ſeiner Anſicht
über die Vetobill Ausdruck zu geben, aber die Regierung
könne keine Amendements diskutieren. Die Regierung ſei
bereit, die Bill dem Hauſe vorzulegen, damit es dieſelbe
annehme oder ablehne. Aber es würde ein vollſtändiges
Poſſenſpiel ſein, zu verſuchen, im Hauſe alle die Punkte
zu diskutieren, die in der Konferenz diskutiert worden
ſeien.
Nachdem Roſebery ſodann angekündigt hatte, daß
er morgen ſeine Reform=Reſolutionen beantragen werde,
erklärte Lansdowne, in Anbetracht der Weigerung Lord
Crewes, eine Diskuſſion von Amendements zuzulaſſen,
ſei es zweifelhaft, ob die Vetobill überhaupt mit Nutzen
diskutiert werden könne, aber er werde ſeine Kollegen
über dieſe Angelegenheit befragen. Es ſei jedoch ſchwie=
rig
für die Lords, ſich zu entſcheiden, bevor Asquith am
Freitag ſeine Erklärung abgegeben habe.
* London, 17. Nov. Die politiſche Lage er=
regt
fortgeſetzt das höchſte Intereſſe. Die Nachfrage nach
Einlaßkarten für die morgen mittag beginnende Sitzung
des Unterhauſes iſt mit Rückſicht auf die Erklärung des
Premierminiſters Asquith und die Antwort Balfours
außerordentlich groß. Man erwartet, daß auch weitere
Redner, wie Redmond und Barnes, die Führer der Ar=
beitspartei
, ſprechen werden. Die offiziöſe Weſtminſter
Gazette erfährt, daß die Abſicht der Regierung, das Par=
lament
möglichſt bald aufzulöſen, nach wie vor feſtſtehe.
Es wird beabſichtigt, das Budget vor der Auflöſung zur
Annahme gelangen und die Budgetdebatte im Unterhauſe
verhandeln zu laſſen, während die Lords über die Veto=
bill
beraten. Man kann daher annehmen, daß das Par=
lament
nicht ſpäter als am 28. November aufgelöſt wird.

Das ſpaniſch=marokkaniſche Abkommen.
* Madrid, 17. Nov. Das ſpaniſch=marokkaniſche
Abkommen enthält folgende Punkte: 1. Die Verwalt=
ung
des Teiles des Riffgebietes der von ſpa=
niſchen
Truppen beſetzt iſt, ſowie von Alhucemas und
Fenon. Die Verwaltung ſchließt in ſich die Ernenn=
ung
der lokalen marokkaniſchen Behörden nach vor=
heriger
Verſtändigung zwiſchen den Kommiſſaren
Spaniens und des Sultans; die Organiſation einer
Eingeborenenpolizei, die von ſpaniſchen Offizieren
ausgebildet wird; die Einrichtung eines Zollamtes in
Melilla; die Erhebung von Markt= und anderen Ab=
gaben
, die beſtimmt ſind, die Polizei zu unterhalten,
und mit deren Einziehung ſpaniſche Beamte beauf=
tragt
werden; ſchließlich die Räumung des von ſpa=
niſchen
Truppen beſetzten Gebietes an dem Tage, wo
das Polizeikorps vollzählig ſein und für fähig gehal=
ten
wird, die Ruhe, die Freiheit des Handels und die
Erhebung der Abgaben ſicher zu ſtellen. 2. Die
Sicherheit Ceutas. Der Sultan von Marokko
verpflichtet ſich, keine Stellungen zu befeſtigen, welche
Ceuta gefährlich werden könnten. Spanien ernennt
und entläßt den Kaid des Grenzgebietes nach vorheri=
ger
Mitteilung an den Maghzen. Dieſem Kaid liegt
ob die Jurisdiktion im Gebiete vom Fluſſe Ruen bis
Pinta de Caſtillejes, die Organiſation einer Eingebo=
renenpolizei
, die von ſpaniſchen Offizieren ausgebildet
wird und die Ordnung an dieſem Teile der Grenze
aufrecht zu erhalten hat, ſowie die Errichtung eines
Zollamtes, ſobald Spanien es verlangt. 3. Die Zahl=
ung
einer Entſchädigung von 65 Millionen Francs
an Spanien als Grſatz der militäriſchen und der=
Flottenausgaben. Dieſe Entſchädigung iſt zu bezahlen
in 75 Jahresraten von je 2545000 Peſetas. Als Ga=
rantie
dienen 55 Prozent der dem Maghzen zuſtehen=
den
Bergwerksabgaben. 4. Die Ernennung eines
Kommiſſars durch den Sultan, der beauftragt iſt, Spa=
nien
das Sainte Crvix la Mineure zu übergeben; die
Ernennung ſoll ſo erfolgen, daß der Kommiſſar am
1. Mai kommenden Jahres von Mogador abreiſt.
* Mkadrid, 17. Nov. Imparcial erfährt, daß das
nach dem ſpaniſch=marokkaniſchen Abkom=
men
zu ſchaffende Korps 1250 Mann ſtark ſein wird
und aus den Zolleinnahmen in Melilla bezahlt werden
ſoll. Zur Deckung der erſten Koſten werde Spanien
eine Million vorſtrecken, welche der Maghzen in 13
Jahresraten zurückerſtatten wird. Die erſten 200 Aus=

ſeiner Generäle und Siegesgenoſſen, ſind hier eben=
falls
zuſammengebracht. Ein großer, breitkrempiger
Strohhut erinnert an den Welteroberer, der in ſeiner
Verbannung auf St. Helena mit ſolch unmilitäriſcher
Kopfbedeckung ſich gegen die heißen Sonnenſtrahlen
ſchützte. Ein Stück Batiſt, in dem die Chiffre N ein=
gewebt
iſt, wird in ſeiner Bedeutung durch die bei=
gefügte
eigenhändige Erklärung Bertrands, des ge=
treuen
Begleiters im Unglück, erläutert: Letztes Ta=
ſchentuch
, das dazu gedient hat, den Mund des Kaiſers
und zwei Tränen in ſeinem linken Auge abzuwiſchen.
Die Uhr daneben, deren Schlag den letzten Seufzer
Napoleons begleitete, kündet noch die Stunde ſeines
Todes an. Von dem Zeitvertreib, durch den der Ge=
fangene
die trüben, langen Stunden auf St. Helena
ſich zu kürzen ſuchte, erzählt das aufgeſtellte Schach=
ſpiel
. Kleine ſchwarze Kugeln berichten von den
Schlachten von Wagram und Waterloo. Zwiſchen zwei
ſchweren Piſtolen, die bei Auſterlitz in der Satteltaſche
des Kaiſers ſteckten, entfaltet ſich das Halsband des
Groß=Meiſters der Ehrenlegion. Auf einem Trauer=
kranz
aus Lorbeerblättern ruht die Totenmaske mit
den ernſten, düſteren Zügen, daneben das Kopfkiſſen,
die Tücher, das Kruzifix und noch andere Zeugen ſei=
ner
letzten Augenblicke. Von den Wänden grüßen
große Bildniſſe der durch ihn erhöhten Mitglieder
ſeiner Familie; in einem Fach ſind allerlei Erinner=
ungen
vereinigt, die das ſo glänzend beginnende und
ſo traurig endende Schickſal ſeines Sohnes vor Augen
führen. Auch an Napoleon III. erinnert eine Reihe
von Reliquien. Das Ganze iſt, wie die Illuſtration
berichtet, eine einzigartige Vereinigung von koſtbar=
ſten
Erinnerungen an den Kaiſer und ſein Haus, wie
ſie in ſolcher Fülle und Authentizität wohl nie wieder
zuſammengebracht werden wird.
Das Boudoir im Gefängnis. Mit
Eifer verfolgt Amerika die Entwicklung des Falles
Schenck, des bekannten Multimillionärs aus Weſt=
Virginia, der kürzlich unter Vergiftungserſcheinungen
ſchwer erkrankte. Das Befinden Schencks hat ſich in=
zwiſchen
gebeſſert; aber nun iſt die Gattin des Schwer=
erkrankten
in Haft gendmmen worden und wird an=
geklagt
, ihren Matn vergiftet zu haben, in der Ab=

ſicht, ihn zu töten. Mrs. Schenck war früher Dienſt=
mädchen
bei dem Erkrankten und iſt ſeit einigen Jah=
ren
deſſen Gattin. Wenige Tage, nachdem Schenck ein
neues Teſtament gemacht hatte, in dem er ſeiner Frau
ſechs Millionen Mark ausſetzte, trat das rätſelhafte
Leiden plötzlich auf. Mrs. Schenck aber hat ſich inzwi=
ſchen
im Gefängnis ein prächtiges Boudoir eingerich=
tet
, und die Erlaubnis, ihre eigenen Möbel und die
Wäſche mitzubringen, dazu ausgenützt, ihre Zelle zu
einer Stätte des raffinierteſten Luxus zu machen. Die
eiſenbeſchlagenen Wände ſind mit koſtbaren Stoffen
verkleidet, und in der Zelle ſteht ein reizender Toi=
lettetiſch
, der die teuerſten und ſeltenſten Geräte ent=
hält
. Ein umfangreicher Toilettenbeſtand ergänzt das
Inventar; täglich macht die Gefangene ſtundenlang
Toilette und erſcheint ſtets in einer neuen Robe vor
dem Unterſuchungsrichter. Ihre Mahlzeit läßt ſie aus
einem der vornehmſten Reſtaurants New=Yorks kom=
men
; die Zuſammenſtellung des Menüs iſt Gegenſtand
beſonderer Sorgfalt, und mit dieſem Leben im höchſten
Luxus kontraſtiert nur ſeltſam der Umſtand, daß die
Gefangene ſtets von Wärtern beaufſichtigt wird, die
jede Bewegung verfolgen. Im Publikum werden
Stimmen laut, die ſich gegen dieſe ungewöhnlichen,
der reichen Angeklagten gewährten Vergünſtigungen
richten.
CK. Ein weißer Rabe in Monte Carlo.
Wie viele Vermögen in Monte Carlo alljährlich auch
dem Spielteufel zum Opfer fallen: hin und wieder
taucht doch ein Glücklicher auf, der wenigſtens zum
Teil für die Unzahl zerſtörter Exiſtenzen Revanche
nimmt: Mit einem Reingewinn von rund
1 280000 Mark kehrt nun Mr. W. Darnbrough
nach London zurück. Einen Monat lang hat dieſer
weiße Rabe in Monte Carlo ſein Glück erprobt. Er
ſetzte am erſten Tage 24000 Mark und machte ſofort
einen hohen Gewinn. Eine Zeit lang hatte er ſogar
beinahe zwei Millionen gewonnen; dann änderte ſich
das Bild, und er verlor und gewann täglich durch=
ſchnittlich
eine Viertelmillion. Aber zur rechten Zeit
ſagte er Halt, begnügte ſich mit dem Gewonnenen und
fuhr mit ſeinem hübſchen Monatsverdienſt ſchleunigſt
aus dem Land der Spielhölle davon=

gebildeten werden nach Alhucemas geſchickt, die 200 fol=
genden
nach Penon de la Gomera, die übrigen Streit=
kräfte
ſind für das Nachbargebiet von Melilla be=
ſtimmt
. Die ſpaniſchen Truppen werden das von ihnen
beſetzte Gebiet in dem Maße räumen, als dieſe Polizei
in Tätigkeit treten wird. Wenn der Effektivbeſtand
von 1250 Mann vollſtändig iſt und fähig ſein wird,
über die Ausführung des Vertrages zu wachen und die
Sicherheit aufrecht zu erhalten, und wenn er volle
Garantien für den Frieden bieten wird, werden die
ſpaniſchen Truppen nach Melilla ſich zurückziehen.
Letzte Nachrichten.
(Wolffs telegr. Korreſp.=Bureau.)
* Berlin, 17. Nov. Im Moabiter Krawall=
prozeß
beſchloß der Gerichtshof, noch drei Angeklagte
aus der Haft zu entlaſſen.
* Berlin, 17. Nov. Heute vormittag unternahm ein
Trupp von etwa 12 Zigeunern auf andere in der
Kolonieſtraße wohnende Zigeuner einen Angriff, wo=
bei
von beiden Seiten einige 40 Revolverſchüſſe abgegeben
und erwidert wurden. Verletzungen ſind anſcheinend nicht
vorgekommen. Ein Täter wurde verhaftet, die übrigen
flüchteten. Der Grund ſcheint Nationalitätenhader zu
ſein.
* Donaneſchingen, 17. Nov. Der Kaiſer iſt heute
nachmittag nach 2½ Uhr von hier abgereiſt. Er wurde
von dem Fürſten zu Fürſtenberg zum Bahnhof ge=
leitet
.
* Hamburg, 17. Nov. Der Kapitän des ſchwediſchen
Dampfers Godhem, deſſen Schiff mit einer Ladung
Heringen von Lowestoft eingetroffen iſt, berichtet, am
13. November, abends 10 Uhr 10 Min. ſah er bei hellem
Mondſchein in 54,10 Grad nördlicher Breite und 7,21 Grad
öſtlicher Länge einen großen Ballon in nordweſt=
licher
Richtung treibend. Nach Anſicht des Kapitäns be=
fanden
ſich im Korb Leute. Auf den Anruf habe er keine
Antwort erhalten.
* Görlitz, 17. Nov. Amtlich. Um 7½ Uhr früh
wurde zwiſchen Kohlfurt und Penzig in Kilometer 232,8
ein Kind von dem Güterzuge 6565 überfahren und
getötet. Es handelt ſich um eine von Kohlfurt nach
Görlitz fahrende Schülerin, die Tochter des Eiſenbahn=
aſſiſtenten
Appelt in Kohlfurt, welche vermutlich aus
dem Perſonenzug 436 geſtürzt und vor den vorbei=
fahrenden
Güterzug zwiſchen die Schienen gefallen iſt.
Unterſuchung iſt eingeleitet.
* Wien, 17. Nov. (Oeſterreichiſche Delega=
tion
.) Bei der fortgeſetzten Verhandlung des
Heeresordinariums traten Petelenz und Loſer
für eine ſtarke und einheitliche Armee ein. Von einer
Abrüſtung könne keine Rede ſein, ſolange dieſe nicht
international geſchehe. Der Kriegsminiſter erklärte,
die den Leiſtungen der Kriegsverwaltung ſeitens der
Delegierten gezollte Anerkennung werde ein Anſporn
zu weiterer Tätigkeit ſein. Er hoffe, das neue Wehr=
geſetz
werde den Parlamenten im Frühjahre unter=
breitet
und den Wünſchen der Delegationen im großen
und ganzen entſprechen. Von der Militärſtrafprozeß=
ordnung
ſeien 500 Paragraphen fertig. Nur einer noch
nicht. (Heiterkeit.) Er hoffe auf eine günſtige Erledi=
gung
dieſer Angelegenheit. Sodann ging der Miniſter
auf die Anregungen und Beſchwerden der Delegierten
näher ein. Nach der Rede des Miniſters und den
Schlußworten des Referenten wurde das Heeresordi=
narium
angenommen. Im weiteren Verlaufe der
Sitzung nahm die Delegation das Extraordinarium
des Heeresbudgets, ſowie den außerordentlichen Kredit
für beſondere militäriſche Maßnahmen im Jahre 1908/09
an und trat ſodann in die Beratung des Marine=
budgets
ein.
* London, 17. Nov. Auf einem Schacht eines Koh=
lenbergwerkes
bei Briſtol wurden durch Herab=
ſtürzen
eines Förderkorbes drei Bergleute
getötet, 25 wurden verwundet.
* Petersburg, 17. Nov. Der Erfinder der Flug=
maſchine
Ingenieur Tatrinow zeigte ſich bei der Po=
lizei
an, er habe nachts eine im Bau begriffene Flug=
maſchine
in Brand geſteckt. Das in der Werkſtatt
ausgebrochene Feuer hat einen großen Brand veranlaßt,
dem mehrere Häuſer in der Nähe des Militärluftſchiffer=
platzes
zum Opfer fielen. Tatrinow wird einer ärztlichen
Unterſuchung unterworfen.

Freiburg i. Br., 17. Nov. Das Kurhaus
Höchenſchwandt (Amt St. Blaſien) brannte in der
Nacht zum Mittwoch bis auf die Umfaſſungsmauern
nieder. Das Oekonomiegebäude wurde gerettet.
Perſonen ſind nicht zu Schaden gekommen.
H.B. London, 17. Nov. Der Miniſter für Indien
ieß geſtern abend folgende Mitteilung veröffentlichen:
Der König und die Königin von England
hoffen, ſich nach Indien begeben und am 1. Januar
1912 in Delhi der Krönung beiwohnen zu können.
H. B. New=York, 17. Nov. Der Bürgermeiſter von
New=York hat angeordnet, daß wegen des Streiks
der Chauffeure jeder Automobildroſchke ein
Schutzmann beigegeben werden muß. Die Ausſtändigen
ſind entſchloſſen, bis zur Bewilligung ihrer Forderun=
gen
im Streik zu verharren.

Die Pflege der Stimme
erweist sich immer mehr als ebenso notwendig wie
diejenige etwa der Hände und der Zähne. Unter
allen Mitteln, die eine klare freie Stimme schaffen,
wohltuend auf Rachen und Hals wirken, üblen Ge-
ruch
aus dem Munde nehmen, hat sich keines nur
annähernd so verbreitet und behauptet, als die in
ihrer Wirkung unvergleichlichen Wybert-Tabletten.
Sie gehören zum eisernen Bestande jedes Haushaltes,
wie Seife und Zahnpulver. Die lange ausreichende
Schachtel kostet in allen Apotheken 1 Mark. Nieder-
lagen
in Darmstadt: in sämtl. Apotheken; Germania-
Drogerie, Mühlstr. 78 Minerva-Drogerie, Ecke Karl-
u
. Hügelstr. ; Medizinal-Drogerie von Fr. Beckenhaub,
Ecke Schul- und Kirchstr., und Drogerie von C.
Watzinger, Wilhelminenst. 11.
(19933Mf
Herren-Hemden
nach Maass
guter Sitz!
beste Stoffe
Eichbergs Nachfolger
Inhab. H. Eck, Grossherzogl. Hoflieferant
29 obere Wilhelminanatwage 28.
(82098mfis

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 18. November 1910.

Nummer 271.

DIEEEIUNET!
von Menschen drückt der
SoxUH.
Ihnen allen bringen wir endlich
den richtigen Stiefel:

Se Diol Otefer
für Herren, Damen und Kinder.
ALLEINVERKAUF: (22312df
Bobers Schuhwaaren
3 Ludwigstraße 3

20418M

Gottesdienſt bei der israelitiſchen Religionsgemeinde.
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, den 18. November 1910.
Vorabendgottesdienſt 4 Uhr 30 Min.
Samstag, den 19. November 1910.
Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min. Predigt
9 Uhr 45 Min. Sabbatausgang 5 Uhr 25 Min.

Bottesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen Religions=
geſellſchaft
.
Samstag, den 19. November.
Vorabend 4 Uhr 10 Min. Morgens 8 Uhr Min.
Nachmittags 4 Uhr Min. Sabbatausgang 5 Uhr

25 Min.
Wochengottesdienſt
T. Schen

von Sonntag, den 20. November,
an: Morgens 6 Uhr 45 Min. Nachmittags 4 Uhr Min.
NB. Montag, den 21., und Donnerstag, den 24. Nov.:
1 Wachamischi.

Mauſoleum zu beſuchen nach vorheriger Erlaubnis
einholung beim Großh. Hofmarſchallamt.

(Statt beſonderer Anzeige.)
Todes-Anzeige.
Es hat Gott dem Herrn gefallen, unſeren
innigſtgeliebten Gatten, Vater, Schwiegervater
und Onkel
(22356
Gottlieb Schmierer
Rechnungsrat i. P.
heute früh 6¾ Uhr im 71. Lebensjahre zu ſich
zu rufen.
Darmſtadt,
Mainz,
den 17. Nov. 1910.
Offenbach a. M.,
Die tieſtrauernden Hinterbliebenen:
Bertha Schmierer, geb. Ebel,
Karoline Balſer, geb. Schmierer,
Ludwig Schmierer, Finanzaſſeſſor,
Dr. Friedrich Schmierer, Chemiker,
Julie Schmierer, geb. Nover,
Guſtav Balſer, Finanzrat.
Die Beerdigung findet Samstag, den 19. Nov.,
nachmittags 2¾ Uhr, vom Portale des ſtädt.
Friedhofs aus, ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen.

Todes-Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
meinen innigſtgeliebten Gatten, unſeren guten,
treuſorgenden Vater, unſeren lieben Schwieger=
ſohn
, Bruder, Schwager und Onkel
Herrn Dr. med.
Wilhelm Lackmann
prakt. Arzt und Stabsarzt L. I.
nach kurzem ſchweren Leiden, verſehen mit den
hl. Sterbeſakramenten, im 48. Lebensjahre zu
(22340
ſich in die Ewigkeit abzurufen.
Im Namen der tieſtrauernden Angehörigen:
Marie Lackmann, geb. Schiele.
Urberach (Heſſen), Würzburg, Bremen und
Buer i. Weſtf., den 15. November 1910.
Die Beerdigung findet ſtatt in Würzburg am
Freitag, den 18. November, nachmittags um
3¾ Uhr, vom Bahnhofe aus.
Die feierlichen Exequien ſind am Samstag
morgen 7 Uhr in der Pfarrkirche in Urberach.

Verkehrs=Verein; öffentliches Verkehrsbureau
Ernſt Ludwigsplatz (Zentrale der elektriſchen
Straßenbahn). Auskünfte jeder Art.

Dankſagung.
Für die liebevolle Teilnahme an dem ſchweren
Verluſte, der uns durch das Hinſcheiden unſeres
lieben
(B22323
Christian Müller
betroffen hat, insbeſondere auch Herrn Pfarrer
Rückert für die troſtreichen Worte am Grabe, ſo=
wie
den Herren Abgeſandten des Werkmeiſter=
Bezirksvereins und des Volksbildungsvereins für
ihr ehrendes Gedenken, ſagen herzlichſten Dank.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 18. November 1910.

Wir danken für alle Beweise herz-
licher
Teilnahme.
Traisa bei Darmstadt, den 18. Nov. 1910.
Marie Heuss

(*28325

geb. Ritter
und Kinder.

Amtlicher Wetterbericht.
Oeffentliche Wetterdienſtſtelle Gießen.
Verlauf der Witterung ſeit geſtern früh: Im Rücken
der öſtlichen Zyklone iſt über Nacht Abkühlung einge=
treten
. Vielfach iſt Schnee gefallen, ſo daß ſtrichweiſe
auch die Niederungen eine leichte Schneedecke tragen.
Ueber Frankreich iſt ein neuer Teilwirbel in Entwick=
lung
begriffen, der, oſtwärts ziehend, neue Niederſchläge
bringt. Dabei werden die Temperaturen wegen kühler
Nordweſtwinde nahe dem Nullpunkt liegen.
Ausſichten in Heſſen für Freitag, 18. November:
Fortgeſetzt Schneefälle, windig, Temperatur nahe dem
Gefrierpunkt.
Tageskalender.
Hoftheater, Anfang ½7 Uhr (Ab. C): Tannhäuſer.
Vorſtell ung um 8½ Uhr im Orpheum.
Konzert um 5 Uhr im Kölniſchen Hof.
Konzert um ½8 Uhr im Bürgerkeller.
Konzert um 8 Uhr im Hotel Heß.
Verſteigerungskalender.
Samstag, 19. November.
Hofreite=Verſteigerung des Chriſt. Waibel ( Holz=
ſtraße
) um 10 Uhr auf dem Ortsgericht I.
Konkurs=Verſteigerung in der Maſchinenfabrik
Emil Müllenbach um 9 Uhr (Pallaswieſenſtr. 110).
Schwellen=Verſteigerung um 10 Uhr auf Bahnhof
Kranichſtein.

Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei,
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil und Letzte Nachrichten: Max Streeſe;
für den Inſeratenteil: S. Kroſt, ſämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind
an die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht
zurückgeſandt.

Kurſe vom 17. November 1910.
Mitgeteilt von Hermann Reichenbach.

3½
3
4 H
3½
3
4
3½

63,50
83,50
94,00
do.
91,10
do.
81,90
amburger Staatsanl. 101,50
4 Heſſ. Staatsanleihe . . 101,40
do.
91,40
do.
80,10
Sächſiſche Rente . . . 83,00
Württemberger v. 1907 101,70
do.
92,80

8f. Staatspapiere. Ir Proz.
4 Dſche. Reichsſchatzanw. 99,70
3½ Deutſche Reichsanl. . *2,30
do.
4 Preuß. Schatzanweiſg. 99,70
3½ do. Conſols . . . . 92,30
8 do. do.
4 Bad. Staatsanleihe . . 101,30
do.
3½
do.
4 Bayr. Eiſenbahnanl. . 101,30

5 Bulgaren=Tabak=Anl. 100,90
1¾ Griechen v. 1887 . . 47,60
3¾/ Itäliener Rente . . .
4½ Oeſterr. Silberrente . 96,50
4 do. Goldrente . . 98,25
do. einheitl. Rente 93,00
3 Portug. unif. Serie I 64,10
3 do. unif. Ser. III
3 do. Spezial. 12,60
5 Rumänier v. 1903 . . 101,80
4 do. v. 1890 . .
4 do. v. 1905 . . 90,00
4 Ruſſen v. 1880 5 . (92,10

InProt.
31.
4 Ruſſen v. 1902 . 7 . 92.50
4½ do. L. 1905 . . . . 100,10
3½ Schweden . . . . . . . 92,20
4 Serbier amort. v. 1895 82,8)
4 Türk. Admin. v. 1903 86,50
4 do. unifiz. v. 1903 92,00
4 Ungar. Goldrente . . 93,40
4 do. Staatsrente . 91,60
Argentinier . . . . . . 101,50
99,40
do.
4½ Chile Gold=Anleihe 94,00
5 Chineſ. Staatsanleihe 101,90
98,70
do.
4½
4½ Japaner . . . . . . . 97,60
5 Innere Mexikaner . . 99, 5
do.
68,40
4 Gold=Mexikan. v. 1904 94,75
5 Gold=Mexikaner . . . 100,20
Aktien inländiſcher
Transportanſtalten.
4 Hamb.=Amerika= Paket=
fahrt
. . . . . . . . 107,10
4 Nordd. Lloyd . . . . 144,00
4 Südd. Eiſenb.=Geſ. . . 122,30
Aktien ausländiſcher
Transportanſtalten.
4 Anatol. Eiſenb. 60%
Einz. Mk. 408 118,00
4 Baltimore & Ohio . .
4 Gotthardbahn . . . . .

In Proz.
31.
4 Oeſt.=Ungar. Staatsb. 160,00
4 Oeſt. Südbhn. (Lomb.) 21½
4 Pennſylvania R. R.
Induſtrie=Aktien.
Mainzer Aktienbrauerei . 201,50
. . 72,00.
Werger=Brauerei
Bad. Anil.=u. Sodafabrik 499,00
Fabrik Griesheim . . . . 278,00
Farbwerk Höchſt . . . . . 530,50
Verein chem. Fabriken
Mannheim . . . . . . . 341,00
Lahmeyer .
116,10
Schuckert .
Siemens & Halske . . . 244,30
Adlerfahrradwerke Kleyer 431,50
Bochumer Bb. u. Guß .
Gelſenkirchen .
Harpener .
187,70
Phönix, Vergb. u. Hütten=
betrieb
.
. . . 244,40
Prioritäts=
Obligationen.
3½ Südd. Eiſenb.=Geſ. . . 90,20
4 Pfälzer Prt. . . . . . 100,70
do.
91,90
3½
4 Eliſabeth., ſteuerpfl. . 99,50
do. ſteuerfrei .
4
5 Oeſterr. Staatsbahn. 105,70
do.
98,00
3
do. alte . 91,40
5 Oeſterr. Südbahn . . 99,20
4
do.
do.
29)
56,40
3 Raab=Oedenburger . . 75,50
4 Ruſſ. Südweſt. . . . . 8),50
4 Kronpr. Rudolfbahn . 98.30

Ir
Sf.
2¾/10 Livorneſer . . . . . . 73,25
4 Miſſouri=Paciſic . . . 78,90
4 Bagdadbahn Mk. 408
5 Anatoliſche Eiſenb. . . 99,00
5 Tehuantepec . . . . . 101,50
Bank=Aktien.
4 Berliner Handelsgeſ. 168,60
4 Darmſtädter Bank . . 130,75
Deutſche Bank
Deutſche Vereinsbank 126,80
Diskonto=Geſellſchaft 191,70
162,75
Dresdner Bank .
Mitteldeut. Kreditbk. 120,90
Nationalbk. f. Deutſchl. 129,70
105,00
Pfälzer Bank .
143,80
Reichsbank
Rhein. Kredit=Bank 138,90
Wiener Bank=Verein 139,40

Pfandbriefe.
4 Frankft. Hypoth.=Bank
S. 16 und 17
do. S. 19. . . . .
4 Frkf. Hyp.=Kreditverein
S. 1519, 2126
4 Hamb.=Hypoth.=Bank
do.
3½
4 Heſſ. Land.=Hyp.=Bk.
do.
3½
4 Meining. Hyp.=Bank
do.
4 Rhein. Hypoth.=Bank
(unk. 1917)
do. (unk. 1914)
4 Südd. Bd.=Kr.=Bk.=Pf.
89,
3½

100,00
91,80
99,40
100,00
90,50
101,40
91,90
100,60
92,00
99,80
90,30
100,35
91.90

InProz.
Bf.
Städte=
Obligationen
100,00
4 Darmſtadt
91,50
3½ do.
101,10
4 Frankfurt .
95,00
3½ do.
4 Gießen .
3½ do.
99,80
4 Heidelberg
3½ do.
90,70
4 Karlsruhe
100,20
3½ do.
90,60
4 Magdeburg
3½ do.
4 Mainz
3½ do.
91,00
4 Mannheim
100,00
3½ do.
4 München .
100,60
3½ Nauheim
91,40
4 Nürnberg.
101,10
3½ do.
91,40
4 Offenbach
3½ do.
4 Wiesbaden .
102,50
3½ do.
95,40
4 Worms .
99,90
3½ do.
4 Liſſaboner v. 1886. . 80,20
Verzinsliche
Anlehensloſe.
4 Badiſche Tlr. 100
3½ Cöln=Mindner 100 134,70
5 Donau=Reg. fl. 100
3 Holl. Komm. 100

3f.
In J:)
3 Madrider Fs. 100 76,10
4 Meining. Pr.= Pfand=
briefe
.
. 137,00
4 Oeſterr. 1860er Loſe 174,80
3 Oldenburger
. . 125,40
2½ Raab=Grazer fl. 150 113,10
Unverzinsliche
Anlehensloſe.
Augsburger
fl. 7 37,50
Braunſchweiger Tlr. 20 255,00
Freiburger
Fs. 15
Mailändes
Fs. 45 149,80
do.
Fs. 10
Meininger
fl. 7 37,90
Oeſterreicher 2. 1864 100 549,00
do. v. 1858 100 445,00
Ungar. Staats 100 386,20
Venediger Frs. 30 43,00
Türkiſche
400 179,80
Gold, Silber und
Banknoten.
Engl. Sovereigns .
20,43
20 Franks=Stücke . . .
16,16
Oeſterr. 20=Kronen . . . . 16,95
Amerikaniſche Noten . . . 4,20
Engliſche Noten . . . . 20,48
Franzöſiſche Noten . . . . 81,00
Holländiſche Noten . . . . 169,45
Italieniſche Noten . . . . 80,65
Oeſterr.=Ungariſche Noten 84,95
Ruſſiſche Noten . . . . . .
Schweizer Noten . . . . 80,90
Reichsbank=Diskonto . . . 5%
Reichshank=Lombard Zsf. 6%.

[ ][  ][ ]

Guferoiore

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Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 18. November 1910.

Nummer 271.

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11)
Antjes Mühle hielt einen Augenblick inne. Iven
drehte weiter. Wer war denn Dreesohm, Ihr Onkel?
Ja, er iſt meiner Mutter Bruder. Er iſt klein und
hat einen Buckel, aber er reckte ſich immer und ſagte:
Gradauf, wie ich. Das war ſpaßig. Sein Geſicht iſt
ſchrumpflich, wie ein Apfel, der zu früh vom Baume
gefallen iſt und der den Winter über im Keller gelegen
hat. So einer von der guten Sorte, die nicht rotten.
Es iſt ein gutes, altes Geſicht, und ſein Herz muß ganz
glatt und ſauber ſein, denn es iſt ſo’n feines, gutes
Herz; der reiche Mann könnte kein beſſeres haben.
Aber ſonſt iſt er ein Schelm, und wie er ſich auf
tauſenderlei Künſte verſteht, ſo hat er tauſenderlei
Schelmereien im Nacken. Damit hat er die Mutter
immer aufgemuntert; ſie war ſonſt gar zu ſtill. Ach ja!
Wie ſah Ihre Mutter aus, Antje? So wie Sie?
Ja nein, ich weiß nicht. Etwas größer glaube
ich, und feiner, zarter. Sie war auch ſtiller als ich, ſie
lachte nie; ich habe ſie aber auch nie weinen ſehen. Es
zuckte bloß manchmal um ihren Mund, und wer ſie
kannte, der wußte, was es zu bedeuten hatte, wenn ihr
Herz weinte und wenn es lachte. Sie war auch viel
hübſcher, als ich; ſie hatte ein Geſicht wie ein Engel und
ganz, ganz blaue Augen, Ach jal

Dam ſchen ie naſt hren deutr hnlih, inſer
Ich weiß es nicht.
Wer war Ihr Vater, Antje? Mir können Sie es
ruhig ſagen. Keine Menſchenſeele ſoll etwas davon er=
fahren
, wenn Sie es nicht wollen. Ihr Vater war kein
gewöhnlicher Mann.
Antje ſtarrte ins Feuer. Wenn man klein iſt, dann
iſt man dumm. Ich war immer klein. Meine Mutter
hat wohl früher viel an meiner Wiege geſungen, und
ich muß es wohl gern gehabt und gut dabei geſchlafen
haben. Einmal, ich war wohl ſechs oder ſieben Jahre
alt in dem Alter behält man ſchon, da bleibt manches
hängen, was man nicht wieder los wird da war ich
krank; es war Scharlach oder ſo etwas. Meine Mutter
ſaß an meinem Bett, und auf dem Tiſch ſtand ein
Taſſenkopf mit Oel, da ſchwamm ein Nachtlichtlein
drin. Und die Mutter ſummte leiſe, damit ich ein=
ſchlafen
ſollte. Ich ſchlief aber nicht. Lauter ſingen, bat
ich. Da ſang ſie lauter, aber es war nicht, was ich
hören wollte; ich war eigenſinnig in meinem Fieber.
Schlaf Kindchen ſingen, ſagte ich, und ſie ſang, als
wenn ich noch ein klein Kindlein wäre. Ich war aber
ſchon klug und behielt jedes Wort. Und den Anfang
habe ich heute noch nicht vergeſſen. Er hieß:
Schlaf Kindchen, ſchlaf,
Dein Vater war ein Graf,
Deine Mutter war ein töricht Kind
Weiter weiß ich nichts. Aber in der Nacht daſals
träumte ich, daß ich ein Grafenkind wäre und in einem
goldenen Schloß wohnte.

eiden bilbe ih mir eimns ein. 3c dome
immer an meinen Vater und daß er ein feiner Herr
ſein müſſe mit einer breiten, goldenen Uhrkette. Wenn
ich ein Haus ſah, das fein ausſah, dachte ich, ob es wohl
meines Vaters Haus iſt, und kam mal eine Kutſche
dahergefahren, in der ein feiner Herr ſaß, dann blieb
ich am Wege ſtehen und mein Herz klopfte. Jeden
feinen Herrn ſah ich darauf an, ob er wohl mein
Vater ſei.
Ich gehe bald zum Vater, ſagte die Mutter einmal.
Da dachte ich bloß an den feinen Grafen, aber bald
wurde es mir klar, welchen Vater ſie meinte. Als ſie
weiß und fein in ihrem Sarge lag, da wußte ich es.
Sie ſah aus, als würde ſie geradewegs in den Him=
mel
fliegen und der ſchönſte von allen Engeln werden.
Ach, ich war noch ſo ſehr dumm damals, obgleich ich
ſchon zur Schule ging.
Antje fuhr in ihrer Erzählung fort:
Nach Mutters Tode hatte ich bloß noch Dreesohm.
Er hat redlich für mich geſorgt. Er hat meine Schürzen
gewaſchen und die Flechten gekämmt und Eſſen ge=
kocht
; ja ſogar Strümpfe hat er geſtopft, und dabei
klüterte und klebte und drechſelte er noch immer. Ach ja!
Armes Kind!
Ach nein, ich war gar nicht arm; ich war immer ſatt
und vergnügt. Was das bedeutet, wenn die Mutter
tot iſt, verſtand ich noch nicht recht, und der Gedanke
an den Vater blieb mir. Ich bildete mir feſt ein, er
würde mich eines Tages mit der Kutſche holen,

[ ][  ][ ]

Der Namenszug des Ecfinders Ceh. Medizingirat
Prof Dr. Oscor Liebreich in blauer Schrft ist das
Kennzeichen jeder Originolpackung der einzig
dastehenden Mandelmilch-Pflanzen-Margarine SANELLAT
welche unter
dem Schutze
des D.R-D.
Le
Nr. o0ozz
ollein von uns
hergestellt wird. C

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 18, November 1910.

Nummer 271.

i Ihrem eigenen Inieres

wollen Sie die jetzige Ausstellung in meinen
sieben Schaufenstern besichtigen; Sie werden
staunen über das was ich Ihnen biete.
Schluss dieser Ausstellung am Freitag, 25. cr.
Darmstädter Möbel-Einrichtungshaus
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So musste es kommen!
Warum pflegen Sie nicht Ihre Zähne!
Sie werden nie ſchlechte Zähne haben,
wenn Sie die Fäulnis erregenden Bak=
terien
, ſowie die Speiſereſte und Her=
ſetzungsprodukte
, durch die Ihre Hähne zer=
ſtört
und kariös werden, durch Sauerſtoff
beſeitigen. Sauerſtoff iſt ein abſolut un=
ſchädliches
, dagegen unerreicht wirkſames G
Desinfektionsmittel, wenn es in der rich=
tigen
Form gebraucht wird. Es iſt tat= S
ſächlich wirkſam enthalten einzig in Prof.
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außerdem ſchlechter Geruch des Mundes
beſeitigt wird, Hahnſtein verſchwindet,
und die Zähne blendend weiß werden,
können ſie als die beſten Hahnpflege=
Mittel gelten. Außerordentlich angenehm
im Gebrauch und ſehr erfriſchend. Ueberall
zu haben. Achten Sie auf die Bezeich=
nung
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Ich ging nun fleißig in die Schule und lernte hoch=
deutſch
ſprechen und ſchreiben und leſen. Dazwiſchen
ſpielte ich mit Dicke, die eigentlich Benedikta hieß; wir
waren beinahe gleich alt. Ich ſagte nun zu ihrer
Mutter Moder, weil ich doch keine Mutter mehr hatte,
und Naſche war immer nett zu mir.
Dickes Vater hatte als Aufſichtsmann eine ganze
Menge Fennen zu beſichtigen und ging morgens und
abends mit ſeinem Knüppel fort. Er hatte auch ſelbſt
ein kleines Stück Land auf der Schanze; die iſt draußen
vor dem Dorfe noch von der Dänenzeit her. Da hatten
ſie ein Schaf angetüdert und auch ein Stückchen Gemüſe=
und Kartoffelland war dabei. Mitunter nahm Krüſchan
Nahwer uns mit nach der Schanze; aber nach der Auf=
ſicht
nahm er uns nicht mit. Er ſagte, Deerns hätten
keinen Ochſenverſtand.
Dicke und ich hielten gute Freundſchaft. Wir ſpiel=
ten
immer zuſammen und hatten ein Loch in den
Liguſterzaun gemacht, wo wir zueinander hindurch=
kriechen
konnten; denn darüber hinwegſteigen konnten
wir nicht. Wir aßen zuſammen unreife Stachelbeeren
und backten Kuchen aus Erde und Waſſer. Manchmal
waren wir auch böſe auf einander; und ſchimpften
uns durch das Loch im Zaun aus. Sie ſagte zu mir:
Schleef (Kochlöffel) und ich ſagte Tuthorn. Dann
rief ſie Komödiantengör. Da wurde ich ärgerlich, ſagte
Quack! und drehte mich um; denn ich fühlte mich in
meinem hohen Stand ſehr gekränkt. Doch hielt ich es
als Grafenkind unter meiner Würde, mich mit ihr zu
ſchelten.
Am anderen Tage waren wir wieder gut Freund,
ich erzählte ihr wichtig mein Geheimnis; aber ſie mußte
ſchwören, es nicht weiter zu erzählen, und das tat ſie
auch nicht.

Dreesohm und Krüſchan Nahwer waren jeden
Abend zuſammen. Entweder waren wir bei ihnen, oder
ſie bei uns. Dann ſaßen die beiden Alten jeder in
ſeiner Ecke und ſtießen den Rauch aus ihren Pfeifen
geradeaus von ſich und ſtießen auch ihre Worte gerade=
aus
; denn ſich beim Sprechen umzudrehen, dazu waren
ſie viel zu ſteif. Wenn dann das Feuer im Ofen
brannte, ſo wie jetzt, dann huckten Dicke und ich vor dem
Ofen und guckten ins Feuer und warfen wollene Fäden
hinein, die von Naſches Strümpfeſtopfen abfielen, und
wenn dieſe dann verbrannten und ſich krümmten, bil=
deten
wir uns ein, es wären Würmer und ſchüttelten
uns. Huh, ich muß mich noch ſchütteln, wenn ich daran
denke. Im Ofen ſummte der Teekeſſel und das Heim=
chen
zirpte, wie wenn man an heißen Sommertagen an
einem Kornfelde vorbei geht. Dann pfiff der Kragen=
vogel
in ſeinem Käfig. Es war eine ſchöne Zeit.
Ach ja!
Iven ſeufzte. Sie hatten es gut, Antje.
Ja, ich hatte es gut. Und doch ließ ich das Träumen
nicht. Di‟ Gedanken an den nnbekannten Vater konnte
ich nicht los werden, um ſo weniger, als auch Dreesohm
ſich in Schweigen und Rauch hüllte, wenn ich ihn
danach fragte. Wenn ich im Sommer an der Weges=
kante
lag, und auf die Fennen blickte, wo alles blühte,
dann bildete ich mir ein, das wäre meines Vaters
Blumengarten, und ein wenig weiter, hinter dem Ell=
horngebüſch
, ſtände ſein Schloß. Manches Mal ich
mein Fettbrot in dem Gedanken, daß es Kuchen ſei.
Abends, wenn es dämmerig wurde, gerade fo wie jetzt,
und der Mond ſchien, dann ging ich gern durch die
Stube, dann konnte ich mir wohl einbilden, daß die
Stühle mit Sammet bezogen und die Wände von
Marmor waren. Und wenn man am offenen Fenſter

ſtand, konnte es ebenſo gut das Fenſter eines Schloſſes
ſein, in das der Mond hineinſchien. Jetzt weiß ich
freilich längſt, daß alles Unſinn iſt, daß niemals ein
Graf kommen wird, um mich auf ſein Schlöß zu holen.
Aber wenn ich mich abends in meinem Bette ausſtrecke,
und die Decke über mich ziehe, dann bin ich doch das
Grafenkind. Ach ja!
Eine ſtille, rote Glut brannte im Ofen; die ſchwar=
zen
Soden und die rotgelben Flammen waren eins ge=
worden
. Antjes Geſicht und Haar erglänzten in röt=
lichem
Schein. Iven ſah ſie an, wie er noch nie ein
Mädchen angeſehen hatte. Sie erſchien ihm als das
ſchönſte Weib, das je von irdiſcher Glut beſchienen
wurde.
Arme Antje, ſagte er, Sie hätten ein beſſeres Los
verdient, als auf dieſem einſamen Hofe Dienſtmagd
zu ſein.
Sie trillerte ihr hellfrohes Lachen. O, mir gefällt
es hier fein, und ich verdiene viel Geld, zweiundfünfzig
Taler im Jahr. Davon lege ich wenigſtens vierzig auf
die hohe Kante. In fünf Jahren habe ich zweihundert
Taler beiſammen. Dann fangen Dreesohm und ich
einen kleinen Handel mit Reis und Kaffee und Zucker
an. Das haben wir uns ſchon fein ausgemalt. Dann
ſoll der Alte es mal gut haben.
Und wenn Sie ſich verheiraten?
Ganz plötzlich kam Iven der Gedanke ans Heiraten.
Antje ſchüttelte ernſthaft den Kopf. Nein, ach nein!
ich glaub’s nicht! Ich kriege ſo leicht keinen, weil ich ſo
klein bin. Die Knechte ſehen alle auf die Größe.
Sie dürfen keinen Knecht heiraten! rief Iven faſt
erregt. Sie ſind ja ein Grafenkind!
Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Nummer 271.

Ueberſicht
der Durchſchnittspreiſe von folgenden Früch=
ten
und Verbrauchsgegenſtänden in der Zeit
vom 1. bis 15. November 1910:
Weizen p. Sackà 100 Ko. v. Mk. 19.50 bis 24.50
Korn ,, ,
14.50 17.25
17.
Gerſte 13.25
Hafer
16. 17.25
Butter ½ Kilo Mk. 1.40
Butter in Partien Mk. 1.30
Eier per Stück 9 Pfg.
Eier in Partien per 25 Stück Mk. 2.-
Kartoffeln per 100 Kilo Mk. 8.50
Kartoffeln per 25 Kilo Mk. 2.50
Kornſtroh per 50 Kilo Mk. 3.
Heu per 50 Kilo Mk. 4.
Darmſtadt, den 16. November 1910.
Großh. Polizeiamt Darmſtadt.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 18. November 1910.

Seite 11.

Kanalbauarbeiten.
Die Ausführung von etwa 325 Meter
Rohrkanälen für die Gartenſtadt am Hohlen
Weg ſoll verdungen werden.
Arbeitsbeſchreibungen und Bedingungen
liegen bei dem Tiefbauamte, Zimmer Nr. 7,
während der Dienſtſtunden zur Einſicht
offen. Auch werden dort die Angebotſcheine
abgegeben.
Angebote ſind bis
Mittwoch, den 23. November I. Js.,
vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 15. November 1910.
Tiefbauamt.
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Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde.
In polizeilicher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56 be=
finden
ſich: 1 Spitzhund, 2 Pinſcher.
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werk=
tag
, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.

Bekanntmachung.

Die Beſtimmungen des Margarinegeſetzes (Reichsgeſetz, betr. den Verkehr mit
Butter, Käſe, Schmalz und deren Erſatzmittel, vom 15. Juni 1897) werden von den
Verkäufern häufig noch nicht in der Weiſe beachtet, wie es nötig iſt, um Strafanzeigen
zu vermeiden. Wir bringen darum nachſtehend wiederholt die Vorſchriften des ge=
nannten
Geſetzes, gegen die am meiſten verſtoßen wird, erneut zur Kenntnis der Be=
teiligten
mit dem Anfügen, daß wir jede Uebertretung zur Anzeige bringen werden.
Darmſtadt, den 14. November 1910.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
I. V.: Lauteſchläger.
Auszug aus dem Margarinegeſetz.
§ 1 Abſatz 1: Die Geſchäftsräume und ſonſtigen Verkaufsſtellen einſchließlich
der Marktſtände, in denen Margarine, Margarinekäſe oder Kunſtſpeiſefett gewerbsmäßig
verkauft oder feilgehalten wird, müſſen an in die Augen fallender Stelle die deutliche,
nicht verwiſchbare Inſchrift Verkauf von Margarine, Verkauf von Margarinekäſe‟,
Verkauf von Kunſtſpeiſefett tragen.
§ 2: Die Gefäße und äußeren Umhüllungen, in welchen Margarine, Margarine=
käſe
oder Kunſtſpeiſefett gewerbsmäßig verkauft oder feilgehalten wird, müſſen an in
die Augen fallenden Stellen die deutliche nicht verwiſchbare Inſchrift Margarine‟,
Margarinekäſe Kunſtſpeiſefett tragen. Die Gefäße müſſen außerdem mit einem
ſtets ſichtbaren, bandförmigen Streifen von roter Farbe verſehen ſein, welcher bei Ge=
fäßen
bis 35 cm Höhe mindeſtens 2 cm, bei höheren Gefäßen mindeſtens 5 cm breit
ſein muß.
Wird Margarine, Margarinekäſe oder Kunſtſpeiſefett in ganzen Gebinden oder
Kiſten gewerbsmäßig verkauft oder feilgehalten, ſo hat die Inſchrift außerdem den
Namen oder die Firma des Fabrikanten, ſowie die von dem Fabrikanten zur Kenn=
zeichnung
der Beſchaffenheit ſeiner Erzeugniſſe angewendeten Zeichen (Fabrikmarke)
zu enthalten.
Im gewerbsmäßigen Einzelverkaufe müſſen Margarine, Margarinekäſe und
Kunſtſpeiſefett an den Käufer in einer Umhüllung abgegeben werden, auf welcher die
Inſchrift Margarine‟, Margarinekäſe‟, Kunſtſpeiſefett mit dem Namen oder der
Firma des Verkäufers angebracht iſt.
Wird Margarine oder Margarinekäſe in regelmäßig geformten Stücken gewerbs=
mäßig
verkauft oder feilgehalten, ſo müſſen dieſelben von Würfelform ſein, auch muß
denſelben die Inſchrift Margarine Margarinekäſe eingepreßt ſein.
§ 3 Abſatz 1: Die Vermiſchung von Butter oder Butterſchmalz mit Margarine
oder anderen Speiſefetten zum Zwecke des Handels mit dieſen Miſchungen iſt verboten.
§ 4 Abſatz 1: In Räumen, woſelbſt Butter oder Butterſchmalz gewerbsmäßig
hergeſtellt, aufbewahrt, verpackt oder feilgehalten wird, iſt die Herſtellung, Aufbewahrung,
Verpackung oder das Feilhalten von Margarine oder Kunſtſpeiſefett verboten. Ebenſo
iſt in Räumen, woſelbſt Käſe gewerbsmäßig hergeſtellt, aufbewahrt, verpackt oder feil=
gehalten
wird, die Herſtellung, Aufbewahrung, Verpackung oder das Feilhalten von
Margarinekäſe unterſagt.
(22333fs


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400 X 160, neu, 1 Druckpumpe, neu, 1 Injektor, neu, 1 Oel=
druckpumpe
, 1 Gall’ſche Kette, 1 Manometer mit Stützen,
9 Handbohrmaſchinen, 2 Drahtbürſten, 9 Schraubenzwingen,
1 Riemen, diverſe Gußſtahlwerkzeuge und viele ſonſtige
Werkzeuge und Geräte.
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Schnellbohrmaſchine, Schleifſtein, Schnellhobelmaſchine, autom.
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3. eine große Partie in Maſchinenfabriken noch brauchbare
Hilfsmaſchinen, Werkzeug und ſonſtige Gebrauchsmate=
rialien
und altes Material.
4. die Büro=Einrichtung, beſtehend aus 2 Stehpulten, 1 Theke,
2 Tiſchen, Regalen, 2 Schränken, 1 Kleiderſchrank, zwei=
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Seite 12.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 18. November 1910.

Nummer 271.

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Narrhalla
ſieht ſich zu folgender Feſtſtellung gezwungen:
1. Eine Trennung der vor zwei Jahren beſchloſſenen
Vereinigung der beiden hieſigen Karnevalgeſell=
ſchaften
hat nicht ſtattgefunden, da dies nach
dem abgeſchloſſenen Vertrag nicht möglich war.
Es ſind lediglich 8 Herren aus dem ſ. Zt. 22 Mann
ſtarken Komitee ausgetreten. Dieſe Ausgetretenen
ſind bereits durch bewährte, tüchtige Kräfte erſetzt.
2. Mit vollem Recht, nicht um den Anſchein zu erwecken,
führen wir das Wappen und den ſ. Zt. beſchloſſenen
Titelweiter. Wir verzichten vorerſt darauf, den8 Herren
zu unterſagen, den Titel der ſ. Zt. aufgelöſten D. C. G.
zu führen, obwohl wir dazu befugt wären.
3. Auf eine weitere Zeitungspolemik werden wir uns
nicht einlaſſen, weil wir prinzipgemäss die uns zur
Verfügung ſtehenden Gelder nur für Zwecke
karnevalistischer Veranstaltungen verwenden
und nicht für zweckloſe Anzeigen.

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Der Vorstand.

Kautmännischer Verein, Darmstadt E. 0.
Samstag, den 19. November, abends 9 Uhr
im grossen Saale des Hotels zur Traube
Lichtolldervortrag
unſeres Mitgliedes Herrn Ludwig Fiſcher
Thema: Mtteneerfeisen
Wir laden unſere Mitglieder nebſt werten Angehörigen, ſowie
unſere verehrlichen Gäſte hiermit nochmals höflichſt ein und bitten
um zahlreiche Beteiligung.
Der Vorstand.
NB. Weitere Gäſte können durch Mitalieder eingeführt werden.
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Donnerstag, 24. November, abends 8 Uhr,
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[ ][  ][ ]

Nummer 271.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 18. November 1910.

Seite 13.

Als vor zwei Jahren die beiden hieſigen Carneval=Vereine:
Darmſtädter Carneval=Geſellſchaft und Zugverein Narrhalla
ſich vereinigten, wurde für dieſe Vereinigung der Titel gewählt:
Karneval=Geſellſchaft Narrhalla. Auch wurden die Vereinsabzeichen
der beiden Vereine zu einem gemeinſamen vereinigt, und, nach einer
Zeichnung des Herrn Hans Schramm, Kliſchees hergeſtellt.
Nachdem nun im April ds. Js. lt. Protokoll die Gemeinschaft der beiden Vereine
wieder aufgehoben wurde und jeder Teil ſeine Tätigkeit wieder ſelbſtändig aufgenommen hat,
iſt es wohl als ganz natürlich zu betrachten, daß keiner der beiden Vereine befugt iſt, den Titel als
auch das gemeinſame Abzeichen weiter für ſich zu führen.
Trotzdem wir dem Zugverein Narrhalla mit eingeſchriebenem Brief unterſagten, Titel und
Wappen weiter zu benützen, erſcheinen die Annoncen dieſes Vereins ſeit einiger Zeit in den Tages=
blättern
mit dem gemeinſamen Titel und Wappen, um den Anſchein zu erwecken, als beſtände
die Vereinigung immer noch. Daß dies jedoch nicht der Fall iſt, haben wir bereits im Juni d. J.
in einer öffentlichen Anzeige bekannt gegeben und wiederholen es heute noch einmal.
(22350
Der
rosse Rat
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der Darmſtädter Carneval=Gesellſchaft , gegr. 1878.

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[ ][  ][ ]

Seite 14.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 18. November 1910.

Nummer 271.

Vermiſchtes.
Legate für Tiere. Daß jemand in ſeinem letz=
ten
Willen dem treuen Tiere, das ſein Leben geteilt
hat, eine Summe vermacht, die ihm ein ſorgenloſes
Alter ſichert, hat gewiß nichts Unberechtigtes. Wun=
derlich
aber wirken ſchon die großen Legate, in denen
begeiſterte Tierfreunde ihre vierfüßigen oder gefieder=
ten
Lieblinge in den Beſitz eines großen Vermögens
bringen. Aus ſolch kurioſen Teſtamenten werden in
einer engliſchen Zeitſchrift intereſſante Beiſpiele an=
geführt
. So hinterließ eine Dame in Liſſabon ihrem
Papagei ein Kapital, das dem Tiere jährlich 4000
Mark abwarf; der gute Joko hatte ſich freilich ein be=
ſonderes
Anrecht auf ihre Liebe erworben, denn er
hatte ihr das Leben um fünfzehn Jahre verlängert.
Beim Ausbruch eines Feuers hatte er nämlich durch
ſeine gellenden Angſtrufe ſeine Herrin, die ſonſt in
dem Rauch erſtickt wäre, geweckt und dadurch noch
rechtzeitige Rettung ermöglicht. Manche Legate wer=
den
in dankbarer Erinnerung an ſolche von Tieren
geleiſteten Dienſte ausgeſetzt. Ein Herr aus Chi=
cago
, der vor einiger Zeit ſtarb, hatte ſeinem Teſta=
ment
folgende Klauſel angehängt: Ich ſchenke und
vermache 8000 Mark meinem Hunde Rab in Anerken=
nung
ſeiner Liebe und zärtlichen Pflege, die er mir
hat zuteil werden laſſen, als ich ſchwer krank war.
Im Teſtament eines anderen amerikaniſchen Tier=
freundes
fand ſich folgende Beſtimmung: Ich ver=
mache
meinem Affen Jako die Summe von 2000 Mark
jährlich, meinem guten, treuen Hunde Shock und mei=
ner
lieben Katze Tip eine jährliche Penſion von 100 Mk.
Der Affe Jako, der auf dieſe Weiſe ein recht wohl=
habender
, von vielen Menſchen beneideter Rentier
wurde, befand ſich freilich noch in ärmlichen Verhält=
niſſen
einer Pariſer Bulldogge gegenüber, die einer
reichen Witwe, Mme. Cleary, gehörte. Die Dame
hatte ihrer wahrhaft mütterlichen Liebe zu der Bull=
dogge
dadurch die Krone aufgeſetzt, daß ſie ihr ganzes
großes Vermögen zwiſchen ihrer Tochter und dem
Kiere in völlig gleicher Weiſe teilte. Und ihre Toch=
ter
erwies ſich als würdiger Sprößling der Mutter,
denn ſie war über dieſes Teſtament entzückt und ließ
der Bulldogge alle Ehren einer Mitbeſitzerin ange=
deihen
, teilte mit ihr Wohnung und Schlafgemach und
ſetzte ſich mit ihr zu Tiſch. Schlingen ſich ſo begreif=
liche
Bande der Freundſchaft und Liebe zwiſchen
Menſch und Tier, ſo wird es weniger begreiflich er=
ſcheinen
, daß ein Franzoſe ſein ganzes Vermögen
einem Vierfüßer vermachte, deſſen Gemütsart ein
wärmeres Verhältnis wohl kaum entſtehen laſſen
kann, nämlich ſeiner Schildkröte. Als Grund für
ſein eigentümliches Teſtament ſoll M. Souchat ſo
hieß der kurioſe Erblaſſer angegeben haben, daß
er ſein Geld einem möglichſt langlebigen Weſen hin=
terlaſſen
wollte, und da eine Schildkröte häufig über
hundert Jahre alt wird, ſo habe er die Wahrſchein=
lichkeit
gehabt, daß ſein Geld nun recht lange in
einer Hand bleiben werde. Man erzählte, ſich aber
freilich, daß die wahre Urſache für dieſe Form ſeines
lletzten Willens in einem Haß gegen ſeine Ver=
wandten
zu, ſuchen ſei, denen er dadurch ſeine Ver=

achtung kund tun wollte. Auf einen ingeniöſen Ein=
fall
kam eine alte Jungfer, um für das Glück ihrer
beiden Lieblingskatzen auch nach ihrem Tode zu ſorgen.
Sie vermachte je eine ihrem Lieblingsneffen und
ihrer Lieblingsnichte mit der Beſtimmung, daß ihr
beträchtliches Vermögen demjenigen von beiden zu=
fallen
ſolle, deſſen Katze länger lebe. Wohl ſelten auf
der Welt ſind Katzen ſo ſorgſam behütet, ſo ſorgſam
gepflegt worden. Aber einmal ermüdete die Nichte
in ihrer Wachſamkeit. Sie ging aus und ließ ihre
koſtbare Katze allein in der Wohnung. Dem Tiere
gelang es, während der Zeit auf die Straße zu ent=
fliehen
; ſie kam bei dieſem Ausflug um und der Neffe
erbte das ganze Vermögen. Eine andere alte Jungfer
aus Aberdeen vermachte ihrem Neffen ein Legat von
40000 Mark, wobei ſie aber verlangte, daß er, wie ſie
es ſtets getan, zu Neujahr mit einer Katze zu Mittag
eſſe. Der Neffe nahm die ſeltſame Forderung an,
und die 40000 Mark.

Literariſches.
Die wichtigſten Krankheiten. Wie er=
kennt
man ſie rechtzeitig und welche Gefahren bringen
ſie? Ein Hausbuch zur Aufklärung und Beratung von
Dr. med. Eugen Grätzer. Verlag von Otto Salle in
Berlin W. 57. Preis 3 Mark. Um den Leſer in die
Lage zu verſetzen, den Arzt möglichſt frühzeitig, im
erſten Beginn der Krankheit, zu befragen, zeigt der
als mediziniſcher Fachſchriftſteller und Redakteur in
Aerztekreiſen wohlbekannte Verfaſſer in eingehender,
klarer und anregender Darſtellung, an welchen An=
zeichen
der Laie die einzelnen Krankheiten xechtzeitig
erkennen kann; ferner macht er auf die Gefahren auf=
merkſam
, die von den Krankheiten drohen. Die Krank=
heiten
ſind alphabetiſch geordnet, am Schluſſe findet ſich
ein ausführliches Sachregiſter.
Die Inſel im Sturmvon LiliduBois=
Reymond. Berlin SW. 11, bei Meyer u. Jeſſen.
(2,50 Mark.) Dieſes kleine Buch von Frau Lili du
Bois=Reymond, der Enkelin von Felix Mendelsſohn
und Tochter von Sebaſtian Henſel, bedeutet auf alle
Fälle eine tapfere Tat. Das Werkchen iſt ein Tendenz=
roman
gegen allerhand Auswüchſe unſeres modernen
Großſtadtlebens inſonderheit der Frauenbewegung.
Manche weiſe philoſophiſche Bemerkung, manches kluge
und ſchöne Wort über Kunſt und Leben erhöhen den
Wert dieſes prächtigen Buches, das der Verfaſſerin
zweifellos zahlreiche Freunde erwerben wird.
Trowitzſchs Damenkalender für 1911
(Trowitzſch u. Sohn, Berlin SW 48, Preis hübſch ge=
bunden
1,50 Mark), deſſen handlich kleines Format und
elegante Ausſtattung wohl geeignet iſt, den Schreibtiſch
einer Dame oder ihr Handtäſchchen zu zieren und deſſen
weiße Blätter zu täglichen geſchäftlichen Notizen oder
zu tagebuchartigen Aufzeichnungen dienen können, iſt
auch dem Inhalt nach für ein ſo kleines Buch recht
reich. Eine ſchöne Heliogravüre auf dem Titelblatt:
Liebesfrühling nach dem Gemälde von A. Klitzber=
ger
, interpretiert die Dichterin A. von Gaudy in fein=
empfundenen
Verſen. Einen weiteren dichteriſchen Bei=
trag
hat Hans Gehring zugeſteuert und S. von Adelung
eine in ihrer ſo allerliebſt geſchriebenen Erzählungen:

Ein Trinkgeld‟ Genealogie, Hoffeiertage, Poſttarif
bilden den Schluß.
Wenn Frauen lächeln. Novellen von
Felix Josky. Geh. 2 Mk., geb. 3 Mk. (Concordia,
Deutſche Verlags=Anſtalt, G. m. b. H. in Berlin W. 30.)
Leichtſinniges und berechnendes Lächeln kokettierender,
flirtender, ſpekulierender Frauen führt all die Kon=
flikte
dieſer ſechs ſpannenden, dramatiſch aufgebauten
Novellen herbei. Nicht nur zu einer einzelnen Ge=
ſellſchaftsſphäre
geleitet der Verfaſſer den Leſer, viel=
mehr
läßt er ihn in die verſchiedenartigſten Behauſun=
gen
und Verhältniſſe blicken. Mit ſcharfer Selenkennt=
nis
erſchließt der Verfaſſer die Gedanken dieſer Men=
ſchen
und zeigt, was da wird, wenn Frauen lächeln.
Im Verlage von Moritz Schauenburg in Lahr
(Baden) erſchien unter dem Titel Vom Himmel
ein Büchlein, in dem der auf dieſem Gebiete wohlbe=
wanderte
Verfaſſer, Reallehrer Viktor Schmitt, es mit
gutem Geſchick verſtanden hat, in Form von Erzähl=
ungen
das Volk und die Jugend in das ſchwierige Ge=
biet
der Aſtronomie einzuführen. Die Ausſtattung des
mit vorzüglichen Originalbildern und einem gefälligen
Leinwandeinband verſehenen Buches iſt in jeder Hin=
ſicht
vornehm und geſchmackvoll, ſo daß dieſes bei dem
recht mäßigen Preiſe von 1,50 Mark weiteſte Verbreit=
ung
verdient.
Wiederholt und leider immer häufiger wird die
allgemeine Aufmerkſamkeit auf eine Art von Ver=
brechen
gelenkt, die man bis vor wenigen Jahren im
allgemeinen nur wenig kannte, und deren Exiſtenz
man nicht als wirklich anerkennen wollte. Außerdem
war das Thema ſo heikel, daß man ſich ſcheute, davon
Kenntnis nehmen zu wollen, und namentlich junge
Mädchen davor behütete, Einblicke in eine Welt zu tun,
in der aus trüben Sümpfen giftige Schwaden ſteigen.
Es erſcheint als eine dankbare Aufgabe, gerade unſere
Frauen über dieſe Peſtbeule und den Kampf gegen die
Mädchenhändler aufzuklären. Zu dieſem Zwecke ver=
öffentlicht
Dr. B. Schidlof in der weitverbreiteten
Gartenlaube, und zwar in der Beilage Die
Welt der Frau, einen längeren Artikel, der gewiß viel
dazu beitragen wird, der gefährlichen raffinierten
Tätigkeit der Mädchenhändler das Feld abzugraben.
Der Hafen von New=York ſoll jetzt einen ganz
beſonderen Schutz erhalten, die größte und kräftigſte
Kanone der Welt kommt dort zur Aufſtellung. Im
neueſten Heft der illuſtrierten Zeitſchrift Zur guten
Stunde (Deutſches Verlagshaus Bong u. Ko., Berlin,
Preis des Vierzehntagsheftes 40 Pfg.) iſt dieſes größte
Geſchütz der Welt abgebildet und eingehend beſchrieben.
Dieſes neue Heft iſt noch beſonders intereſſant durch
die beiden großen illuſtrierten Aufſätze, die ſich auf die
Hundertjahrfeier der Berliner Univerſität beziehen.
Aus dem reichen Bilderſchmuck des Heftes heben wir
beſonders das Gemälde von Schweitzer, das das Mün=
chener
Hofbräuhaus im Jahre 1854 mit intereſſanten
Volkstypen zur Darſtellung bringt, hervor. Auch=die far=
bige
Kunſtbeilage Chryſanthemen, die durch ein Feu=
illeton
über die Einführung dieſer eigenartigen Blume
in Europa noch an Wert gewinnt, dürfte das beſondere
Intereſſe aller Blumenfreunde finden. Die Beilage
Für unſere Frauen enthält wieder eine Fülle prak=
tiſcher
und wiſſenswerter Neuheiten.
Zee eee

Den
Haupterfola
ſeiner enormen von Jahr zu Jahr gewachſenen
Verbreitung verdankt Kathreiners Malzkaffee
nicht den Anpreiſungen, Zeitungsannoncen ꝛc.,
ſondern der Weiterempfehlung durch zufriedene
und dankbare Anhänger. Das iſt wohl der
zuverläſſigſte Beweis für die Güte von Kath=
reiners
Malzkaffee.

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Nummer 271.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 18. November 1910.

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