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monatl. 50 Pfg., viertelj. 1.50 Mk.,
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u. 1.80 Mk. viertelj. Verantwortlichkeit
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ſchriebenen Tagenwirdnicht übernommen.
173. Jahrgang
turen Beſtell. entgegen zu 60 Pfg. monatl. verbunden mit „Wohnungs=Anzeiger” und der Sonntags=Beilage: ſowie von unſeren Agenturen und
Illuſtriertes Unterhaltungsblatt.
Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Inſerafe
werden angenommen in Darmſtadt.
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den Annoncen=Expeditionen. — Bei
gerichtlicher Beitreibung oder bei Konkurs
kommt jeder Annoncenrabatt in Wegfall.
N8 21b.
Montag, den 19. September.
1910.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.
Furcht vor dentſcher Invaſion.
( In der engliſchen Preſſe tritt beharrlich
im=
mer wieder die Behauptung auf, die Deutſchen
beabſich=
tigten, im Falle kriegeriſcher Verwickelungen ein großes
ſtarkes Heer nach England hinüber zu werfen. Schon
wie=
derholt iſt von deutſcher Seite auf das unwahrſcheinliche,
ja unmögliche einer derartigen Unternehmung hingewieſen
worden. Aber vergebens! Neuerdings ſind aber ähnliche
Befürchtungen auch in Rußland geäußert worden. Es
iſt behauptet worden, Deutſchland wolle im Kriegsfalle ein
ſtarkes Expeditionskorps an der Newa=Mündung landen,
um ſich in den Beſitz von Petersburg zu ſetzen und von
dort gegen die rechte Flanke des ruſſiſchen Heeres
vorzu=
gehen. Bei den diesjährigen Sommerübungen im Lager von
Krasnoje Sſelo war die allgemeine Kriegslage immer auf
dem Gedanken aufgebaut, daß ein ſtarkes feindliches Korps
unvermutet bei St. Petersburg gelandet ſei, und daß es
darauf ankam, den Gegner auf ſeine Landungsſtellen
zu=
rückzuwerfen. Vielfach wurde auch die Befeſtigung von St.
Petersburg gefordert, um die Hauptſtadt des ruſſiſchen
Reiches gegen einen deutſchen Handſtreich zu ſichern.
Es iſt angebracht, auf die Unwahrſcheinlichkeit einer
derartigen überſeeiſchen Expedition hinzuweiſen. Kleinere
Abteilungen können das feindliche Land wohl beunruhigen,
auch materiellen Schaden anrichten, auf den Gang der
gro=
ßen Kriegshandlung aber bleiben ſie ohne Einfluß. Zu
einem Erfolge würde ein deutſches Invaſionsheer von
etwa 300000 Mann erforderlich ſein, deſſen Transport
au=
ßerordentlich ſchwierig wäre. Man rechnet, daß allein für
eine Infanterie=Diviſion mit den entſprechenden
Muni=
tionskolonnen und Feldlazaretten etwa 28 Schiffe vom
Typ „Friſia” der „Hapag” erforderlich ſind, und für ein
Armeekorps und eine Kavallerie=Diviſion mit den nötigen
Etappen=Truppen bei längerer Fahrt etwa 130 bis 140
derartige Schiffe. Nun iſt es klar, wieviel Schiffe
verei=
nigt ſein müſſen, um ein Expeditionskorps von 300000
Mann mit Pferden und Fahrzeugen zu verladen. Hat
man nicht ſo viel Schiffe zur Verfügung, um das Korps
mit einem Male zu verladen, ſo muß der Transport in
mehrere Staffeln zerlegt werden. Es dauert dann
natür=
lich länger, bis das ganze Korps wieder vereinigt iſt. Bis
dahin ſind die zuerſt ausgeladenen Truppen ſtets in der
Gefahr, von einem überlegenen Gegner angegriffen und
vernichtet zu werden.
Ein ſolcher Truppentransport wäre aber überhaupt
nur denkbar, wenn die deutſche Flotte die
Seeherr=
ſchaft beſäße. Die Transportflotte als ſolche iſt wehrlos.
Ein mit mehreren Tauſend Mann beſetztes Schiff kann
dem Angriff eines Torpedobootes mit einer Beſatzung von
nur 20 bis 30 Mann zum Opfer fallen. Die
Transport=
flotte muß durch die ſie begleitenden Kriegsſchiffe geſchützt
werden, und dieſe können ihre Aufgabe nur dann erfüllen,
wenn ſie die feindlichen Kriegsſchiffe vorher geſchlagen
haben. Und da wir die Seeherrſchaft weder beſitzen noch
erſtreben, ſo muß jeder Gedanke an eine große überſeeiſche
deutſche Expedition als Phantaſie=Gemälde
be=
zichnet werden.
Es kommt aber noch ein weiterer Umſtand hinzu. In
einem großen europäiſchen Kriege kommt es für uns
zu=
nächſt auf einen Sieg auf dem Feſtlande an. Sei
es nun, daß wir allein gegen Frankreich zu kämpfen
ha=
ben, ſei es, daß wir uns nach zwei Fronten hin wenden
müſſen, — unſer ganzes Beſtreben muß dahin gerichtet
ſein, den Feldzug mit einem Erfolge zu beginnen. Der
ſerſte Sieg kann ausſchlaggebend für die ganze weitere
Ge=
ſtaltung des Feldzuges ſein. Bei der jetzigen
Gleichartig=
keit der Ausrüſtung und Bewaffnung aller Heere und der
Unmöglichkeit, die moraliſchen Faktoren im voraus ſicher
einzuſchätzen, bietet allein die überlegene Zahl ein ſicheres
Mittel zur Herbeiführung des Erfolges. Eine
einſichts=
volle Heerführung wird auf das Mittel der numeriſchen
Ueberlegenheit nicht freiwillig verzichten, ſondern beſtrebt
ſein, alle verfügbaren Kräfte für die erſten entſcheidenden
Schläge zu vereinigen. Schon aus dieſem Grunde
wer=
den wir uns nicht auf derartige Ueberſee=Unternehmungen
einlaſſen, ſondern den letzten Mann und das letzte Pferd
an den bedrohten Grenzen vereinigen.
Belgien und Holland.
*⁎* Das belgiſche Königlspaar, das dem
niederländiſchen Hofe in dieſen Tagen ſeinen Antritts=
beſuch machte, hat in dem Nachbarſtaate eine herzliche
Auf=
nahme gefunden. Mannigfache hiſtoriſche Beziehungen
beſtehen zwiſchen den beiden Ländern, welche nach den
napoleoniſchen Kriegen zu einem Staatsweſen
verſchmol=
zen wurden, bis die künſtlich geſchaffene Vereinigung
in=
ſolge des religiöſen und nationalen Unterſchieds der
Bel=
gier und Holländer in die Brüche ging und Belgien in den
dreißiger Jahren des vorigen Säkulums ſeine
Selbſtän=
digkeit erkämpfte. Darüber ſind nun über ſieben
Jahr=
zehnte verſtrichen, die beiden Staaten haben ſich
nebenein=
ander eingelebt, und wenn aus der gewaltſamen Trennung
noch ein Stachel zurückgeblieben war, ſo iſt dieſer im
Laufe der Zeit immer kleiner geworden und heute kaum
noch bemerkbar.
In den letzten Jahren ſind Beſtrebungen im Gange,
die Intereſſengemeinſchaft zwiſchen Belgien und Holland
durch eine wirtſchaftliche Union zu fördern Viel weiter
gingen freilich noch die Hoffnungen in Frankreich, wie
eine im Sommer 1906 im Temps erſchienene Artikelſerie
des Generals Langlois zeigte — desſelben Langlois,
wel=
cher im Juni 1907 im Senat gelegentlich einer Debatte
über die Verminderung des Effektivbeſtandes der
franzöſi=
ſchen Armee die unſinnige Behauptung aufſtellte,
Deutſch=
land habe Abſichten auf alle vermeintlich germaniſchen
Ge=
biete, auch auf die Franche=Comté und auf Burgund.
Langlois befürwortete im Temps ein belgiſch=holländiſches
Bündnis im Intereſſe eines Anſchluſſes beider Staaten an
Frankreich, er riet den Belgiern, den Londoner
Neutrali=
tätsvertrag von 1831 zu brechen, und ſtellte ihnen ziemlich
unverblümt die Unterſtützung Englands und Frankreichs
in Ausſicht. Als jenes Bündnis keine feſtere Geſtalt
an=
nahm, war man in chauviniſtiſchen Kreiſen an der Seine
ſehr enttäuſcht, und auch die franzöſiſche Preſſe Belgiens
zeigte nicht geringe Entrüſtung, als der Niederländiſche
Sprachen= und Literaturkongreß, der ſich im Auguſt 1906
mit dem Bündnisplan befaſſen ſollte, die Sache von der
Tagesordnung abſetzte und überdies beſchloß, auf die
Be=
ſeitigung der franzöſiſchen Sprache in den vlämiſchen
Volksſchulen hinwirken zu wollen.
Die Hoffnungen der Franzoſen auf eine
belgiſch=
holländiſche Allianz mit ſpäterer Anlehnung an
die grande nation ſind auf abſehbare Zeit dahin. Im
November 1907 trat in Brüſſel eine Konferenz von
Dele=
gierten Belgiens und Hollands zuſammen zum Studium
der gemeinſamen wirtſchaftlichen Intereſſen beider Länder.
Unter anderem ſollte die Herabſetzung der Poſt= und
Tele=
graphengebühren, die Vereinfachung der Gepäcktarife, die
beiderſeitige Rechtsgültigkeit von Patenten, Diplomen,
Ge=
richtsurteilen uſw. und auch eine Zollunion erörtert
wer=
den. In der Eröffnungsſitzung wurde aber ausdrücklich
betont, daß die Ziele der Kommiſſion des politiſchen
Cha=
rakters abſolut entbehrten, und ein holländiſcher
Depu=
tierter erklärte: „Man hat wiederholt über eine
belgiſch=
holländiſche Entente im politiſchen Sinne geſchrieben. Wir
denken nicht daran, und wir können nicht daran denken.”
Das mußte vollends alle Hoffnugen an der Seine zunichte
machen. Die wirtſchaftliche Annäherung zwiſchen Belgien
und Holland liegt jedenfalls im Intereſſe beider Länder,
ſie wird vielleicht in der nächſten Zeit mehr gefördert
wer=
den, als dies bisher geſchehen iſt, und dazu dürften die
freundſchaftlichen Beziehungen, die durch die Höfe feſter
ge=
knüpft werden, nicht wenig beitragen.
Deutſchland hat keine Urſache mehr, einem
intimeren belgiſch=holländiſchen Verhältnis Mißtrauen
entgegenzubringen In beiden Staaten mag es noch genug
Kreiſe geben, die uns nicht freundlich geſinnt ſind, aber
der Argwohn, der namentlich in Holland früher gegen das
Deutſche Reich herrſchte, iſt mehr und mehr geſchwunden
und das Selbſtintereſſe beider Länder bedingt ein gutes
Einvernehmen mit uns.
Türkiſch=rumäniſche Militär=Konvention.
— Wie der Matin aus angeblich ſicherer Quelle
er=
fährt, iſt zwiſchen der Türkei und Rumänien ein
Militärabkommen getroffen worden, wonach die
rumäniſche Armee im Falle eines Angriffes der Türkei
gegen Bulgarien gegen letzteres vorrücken muß. Dieſes
Abkommen ſei auf Intervention der Regierungen von
Berlin und Wien beſchloſſen worden und Freiherr
Marſchall von Bieberſtein, der deutſche Botſchafter in
Kon=
ſtantinopel, ſei der Hauptbeteiligte an dem
Zuſtandekom=
men dieſer Konvention. Da der Vertrag geheim iſt, ſo ſteht
zu erwarten, daß die Meldung über den Abſchluß der
Kon=
vention in Abrede geſtellt wird. Das Blatt vertritt in ſei=
nem Kommentar die Anſicht, daß infolge dieſes
Abkom=
mens die Gefahr eines Krieges zwiſchen der Türkei und
Bulgarien für den Augenblick beſeitigt ſei. Andererſeits
bedeute dieſes Abkommen eine Stärkung der beiden
Drei=
bundmächte Deutſchland und Oeſterreich zum Nachteil des
dritten Verbündeten, Italien. Der Matin erklärt, zu
wiſſen, daß Italien zu den Unterhandlungen über dieſes
Abkommen nicht herangezogen worden ſei, da Oeſterreich
bisher der Hauptgegner Italiens auf dem Balkan war.
Durch dieſes Einvernehmen mit Rumänien werde der
ita=
lieniſche Einfluß auf dem Balkan beſchränkt.
Dieſe Meldungen ſind vorerſt mit Vorſicht
aufzu=
nehmen.
Deutſches Reich.
— Deutſchland und Mexiko. Die Norddeutſche
Allg. Zeitung meldet: Der Kaiſgr richtete an den
Präſidenten von Mexiko ein Telegramm, in dem
er ihm und der mexikaniſchen Nation zur
Jahrhundert=
feier der Unabhängigkeit des Freiſtaates ſeine und des
deutſchen Volkes wärmſte Glückwünſche ausdrückt. Das
im Namen des Kaiſers aufgeſtellte Denkmal Alexander
von Humboldts möge ſtets ein Wahrzeichen der
Freund=
ſchaft und der gegenſeitigen Hochachtung zwiſchen,
Deutſch=
land und Mexiko ſein. Zum Zeichen ſeiner perſönlichen
Wertſchätzung für den Präſidenten Diaz verlieh der Kaiſer
dem Präſidenten die Kette zum Großkreuz des Roten
Adlerordens. Auch zu dem 80. Geburtstage des
Präſiden=
ten am 15. September hat der Kaiſer den General
Por=
firio Diaz telegraphiſch beglückwünſcht. Der Präſident
richtete an den Kaiſer ein Telegramm, in dem er ihm im
Namen des mexikaniſchen Volkes, der Regierung und
zu=
gleich in ſeinem eigenen Namen für die Ueberweiſung der
Humboldt=Statue den lebhafteſten Dank abſtattet und
hervorhebt, daß die Statue mit großer Feierlichkeit auf
einem der ſchönſten Plätze der Hauptſtadt Mexikos
aufge=
ſtellt worden ſei.
— Zur Stichwahl im Wahlkreiſe
Frank=
furt a. d. O. gibt die Kreuzzeitung folgende Wahlparole
aus: „Es wird nun darauf ankommen, bei der Stichwahl
den Sieg der Sozialdemokratie zu verhindern. Zu dem
Zwecke iſt aber erforderlich, daß die Wähler des
konſer=
vativen Kandidaten, Arbeiterſekretär Dunkel, Mann für
Mann dem Nationalliberalen Dr. Winter ihre Stimmen
geben. Und nicht nur das. Die Konſervativen müſſen
ihre patriotiſche Opferwilligkeit auch inſofern betätigen, als
ſie unter den ſäumigen Wahlberechtigten, von denen
ins=
geſamt über 7000 ihre ſtaatsbürgerliche Pflicht nicht
erfüllt haben, für den nationalliberalen Kandidaten
wer=
ben. Wir ſind davon überzeugt, daß unſere Parteifreunde
im Wahlkreiſe Frankfurt=Lebus nichts unterlaſſen werden,
um den Sieg des Sozialdemokraten Faber zu verhindern.?
— Das Reichszuwachsſteuergeſetz wird im
Herbſt von der Reichstagskommiſſion zur Vorberatung
dieſes Geſetzes bekanntlich nochmals in dritter Leſung
be=
raten werden. Bei dieſer Gelegenheit wird das
Reichs=
ſchatzamt der Kommiſſion das im Frühjahr gewünſchte
Material vorlegen, aus dem die Kommiſſion die Wirkung.
ihrer bisherigen Beſchlüſſe beurteilen kann. Es handelt
ſich um Probe=Einſchätzungen, Erhebungen über die
Wert=
ſteigerung von Grundſtücken und Berechnungen über die
Höhe der Entſchädigungspflicht des Reiches den
Gemein=
den gegenüber beim Inkrafttreten des Geſetzes
— Zur elſaß=lothringiſchen
Verfaſ=
ſungsfrage verlautet, daß es noch unbeſtimmt iſt, ob
den Bundesrat der diesbezügliche Entwurf bereits in den
nächſten Wochen beſchäftigen wird. In nächſter Zeit
wer=
den noch vertrauliche Verhandlungen mit den größeren
Bundesſtaaten ſtattfinden, ehe ein fertiges Geſetz vom
Bundesrat beraten werden wird. Geplant iſt nicht eine
Erhebung Elſaß=Lothringens zum ſelbſtändigen
Bundes=
ſtaat, ſondern nur eine Fortenwickelung der
parlamentari=
ſchen Verhältniſſe durch Schaffung eines Landtages und
Einführung einer Statthalterſchaft auf Lebenszeit. Die
militäriſchen Fragen dürften vorläufig unberührt bleiben,
d. h. die abkommandierten Truppenteile Preußens,
Sach=
ſens, Bayerns, Württembergs, Baden, Mecklenburgs
blei=
ben in den Reichslanden. Auch die Verwaltung der
Reichs=
eiſenbahnen wird weiter von Berlin aus beſorgt, während
das neue elſaß=lothringiſche Parlament ein Aufſichtsrecht
über dieſe Bahnen erhält. — Es iſt nicht ausgeſchloſſen,
daß die ganze Verfaſſungsfrage bis nach den
Reichstags=
wahlen zurückgeſtellt wird, um die Umwälzung in politiſch
ruhigeren Zeiten vollziehen zu können.
Ausland.
Frankreich und die Türkei.
Die Meldung, daß die franzöſiſche Regierung in
Kon=
ſtantinopelsauch gegen die Wiederbeſetzung der Oaſe
Dja=
net im tuneſiſchen Hinterlande Einſpruch erhoben habe,
wird offiziös als unrichtig bezeichnet. Der Miniſter des
Aeußern habe bisher keine amtliche Nachricht über die
Be=
ſetzung erhalten und wolle, bevor er bei der Pforte einen
Schritt unternimmt, die Mitteilung abwarten, ob die
tür=
kiſche Flagge in der Oaſe Djanet tatſächlich gehißt worden
ſei und ob dies ſeitens der hierzu berufenen
Perſönlichkei=
ten im Namen der türkiſchen Regierung geſchehen ſei. Der
Temps ſchreibt über das Vorgehen der türkiſchen Behörden
gegen Tuneſier und Algerier und die Wiederbeſetzung der
Oaſe Djanet: In dem Augenblicke, wo die Türkei ſich an
uns wendet, um ihr Defizit zu decken, ſind dieſe Vorfälle
ein Beweis für eine feindſelige Politik gegen Frankreich.
Das alles flößt uns kein Vertrauen zu den Jungtürken
ein. Man muß ſich deshalb darüber freuen, daß Miniſter
Pichon nicht nur Bürgſchaften für das Geld und die
In=
tereſſen Frankreichs in der Türkei fordert, ſondern daß er
auch den Zwiſchenfall von Smyrna benutzt, um der
uner=
träglichen Lage, die die türkiſche Regierung den tuneſiſchen
und algeriſchen Angehörigen Frankreichs bereitet, ein für
alle=Mal ein Ende zu machen.
Griechenland.
Zwiſchenfälle in der
Nationalverſamm=
lung. Bei Beginn der Sitzung der
Nationalverſamm=
lung am Freitag beantragten die Reviſioniſten die
Ver=
eidigung der Mitglieder, dem heftig widerſprochrn wurde.
Es kam zu lärmenden Zwiſchenfällen. Einige Deputierte
wurden handgemein, was zu langandauerndem Tumult
führte. Nachdem die Ruhe wieder hergeſtellt war und
Miniſterpräſident Dragumis unter lebhaftem Beifall ſeine
Mißbilligung über den Fall ausgeſprochen hatte, wurden
zwei Anträge angenommen. Der eine, von den Anhängern
der Verfaſſungsreviſion ausgehend, beſagt, daß die auf
geſetzliche Weiſe gebildete Nationalverſammlung ihr Recht
beſtätige, die nichtgrundlegenden Beſtimmungen der
Ver=
faſſung zu revidieren und ihr neue zuzufügen. Der andere
Antrag, der von den Deputierten ausging, die der
Natio=
nalverſammlung konſtituierenden Charakter zuerkannt
ha=
ben wollen, erklärt, die Nationalverſammlung ſei in
Aus=
führung ihres Souveränitätsrechtes zur Ableiſtung des
Eides nach Artikel 69 der geltenden Verfaſſung bereit. In
der Debatte. über dieſe beiden Anträge, die in der
Nachmit=
tagsſitzung fortgeſetzt wurde, erklärte Miniſterpräſident
Dragumis, wenn der Antrag, der die
Nationalverſamm=
lung zu einer konſtituierenden Verſammlung machen wolle,
angenommen werde, werde die Regierung zurücktreten.
Rußland.
Der außerordentliche Landtag des
Großfürſtentums Finnland wurde am Freitag,
wie üblich, mit einer Rede des Generalgouverneurs und
des Talmans eröffnet. Dem Landtage gingen mit einem
Begleitſchreiben des Senators Markow die vom
Miniſter=
rat ausgearbeiteten Geſetzentwürfe zu.
Südafrika.
Bei den Parlamentswahlen ſind bis jetzt
gewählt: 52 Nationaliſten, 36 Unioniſten, 4 Mitglieder der
Arbeiterpartei und 10 Unabhängige. Die Ergebniſſe aus
19 Wahlkreiſen fehlen noch. Das Geſamtergebnis iſt
vor=
ansſichtlich folgendes: 66 Nationaliſten, 38 Unioniſten
4 Mitglieder der Arbeiterpartei, 15 Unabhängige, von
denen jedoch 9 den Unioniſten zuzuzählen ſein würden
Eine Blättermeldung aus Pretoria beſagt, man habe
Grund zu der Annahme, daß Botha den Plan hege, ſeine
Demiſſion einzureichen; eine Kriſis beſtehe ſicherlich.
* Dresden, 17. Sept. Die
Stadtverord=
netenverſammlung nahm Anträge der
Natio=
nalliberalen, Freiſinnigen und Sozialdemokraten an,
die Regierung um Abhilfe der Fleiſchnot zu
er=
ſuchen. Auf Wunſch des nationalliberalen
Abgeord=
neten Dr. Streſemann verſprach der Oberbürger=
Berliner Bilder. — Falſche Titel.
** Berlin ſteht, ſo ſchreibt die N. G. C., im
Zeichen von Hochſtapleraffären. Man hört faſt
von nichts anderem, als von den Wechſelſchiebungen des
Herrn Margulin und, der bewegten Vergangenheit
des an eine deutſche Kommerzienratstochter
verheirate=
ten ſogenannten „Grafen de la Ramée‟ Wer
das Berliner Leben aus eigenſter Erfahrung ſeit vielen
Jahren kennt, wundert ſich nur immer wieder darüber
wie leicht es Abenteurern, die ſich hochklingende Titel
beilegen oder den Schein eines hohen Kredites zu
ver=
ſchaffen wiſſen, gelingt, die ſolideſten Geſchäftsleute in
ihr Garn zu locken. Man faßt ſich an die Stirn, wenn
man davon lieſt, daß ein „Graf de la Ramée” vermöge
ſeines Grafentitels Gelder und Herzen in der
Haupt=
ſtadt der deukſchen=Intelligenz zu erobern vermocht hat.
DiefBerliner ſind bisher eigentlich gerade darauf
be=
ſonders ſtolz geweſen, daß ſie ſich, wie man ſo zu ſagen
pflegt, nichts vormachen ließen, auf falſchen Schein
nichtsdgaben, ſondern jeden angeblichen Wert, den man
ihnen präſentierte, ſelbſt nachprüften. Man ſollte alſo
meinen, daß ein „Graf de la Ramée” der eigentlich
Klimm heißt und aus Oeſterreich oder Ungarn ſtammt,
nach 24=Stunden in Berlin als ein Pſeudograf hätte
erkannt werden müſſen und daß man ihm nicht für
fünfzig Pfennige Waren — oder gar Liebe vorgeſchoſſen
hätte. Eine einfache telephoniſche Anfrage bei den dazu
eingeſetzten Behörden würde ja genügt haben, um
feſtzuſtellen, daß der „Graf de la Ramée” ſeine
Grafen=
würde nur ſeiner eigenen Phantaſie verdankte. Er
behauptet zwar, von einem Grafen oder Marquis dieſes
Namens in Frankreich adoptiert worden zu ſein, aber
er ignoriert dabei die kleine, nicht unwichtige Tatſache,
daß’ſich in allen Ländern der Welt, wo ein Adel exiſtiert
durch’ Adoption=nur der-bürgerliche Name, jedoch nie
meiſter, die Einberufung des Deutſchen Städtetages
in Sachen der Fleiſchnot anzuregen, er erwarte
da=
von jedoch wenig Erfolg.
B. C. Der neue preußiſche Lotterieplan.
Mit dem Beginn der 224. Lotterie, alſo mit
An=
fang Dezember 1910, wird die Verwaltung der Königlich
Preußiſchen Klaſſenlotterie in dem Reichsland Elſaß=
Lothringen ihre Tätigkeit eröffnen. Um die im
Reichs=
land zu errichtenden Lotterieeinnahmen mit Loſen zu
ver=
ſorgen, ſowie um die in der letzten Zeit im bisherigen
Lotteriegebiet in verſtärktem Maße hervorgetretene
Nach=
frage zu befriedigen, iſt eine Vermehrung der Loſe der
Klaſſenlotterie um 76000 Stück, alſo auf 380000 Stück
(348000 Stammloſe und 32000 Freiloſe), in Ausſicht
ge=
nommen. Die Zahl iſt ſo bemeſſen worden, daß dem
Be=
darf vorausſichtlich für längere Zeit genügt iſt, weil eine
häufige Wiederkehr von Loſevermehrungen wegen der
damit verbundenen Aenderung des Spielplans und aus
ſonſtigen Gründen unerwünſcht iſt. Die Loſe ſollen
zu=
gleich, abweichend von dem bisherigen Brauch, in zwei
Abteilungen (I und II) eingeteilt werden. Jede Abteilung
erhält daher die Nummern 1 bis 190000. Allerdings bringt
dieſe Einteilung es mit ſich, daß die bisherigen
Stamm=
loſe mit den Nummern über 174000 — je 16000 Loſe
beider Abteilungen ſind als Freiloſe zurückzulegen — als
ſolche wegfallen. Es iſt aber zu berückſichtigen, daß dieſe
Loſe zum weitaus größten Teil erſt in den letzten Jahren
neu ausgegeben ſind und daß ihren jetzigen Inhabern, die
an den Nummern hängen, möglichſt ähnliche Nummern
der zweiten Abteilung verabfolgt werden ſollen, z. B. an
Stelle der Loſe der Nummern von 175001 bis 10 die Loſe
75001 bis 10 und an Stelle der Loſe der Nummern von
225001 bis 10 die Loſe 25001 bis 10 oder 125001 bis 10
der zweiten Abteilung.
Da auf jede gezogene Nummer zwei gleich hohe
Ge=
winne (je einer in beiden Abteilungen) entfallen, ſo
wer=
den auch das ſogenannte große Los und die Prämie
zwei=
mal gezahlt und in dem Lotterieplan vorgeſehen ſein.
Auch ſind alle Hauptgewinne nunmehr ebenfalls der Zahl
nach durch 2 teilbar, wie überhaupt alle Gewinne der
Lot=
terie. Die durch die Vermehrung der Loſe gewonnenen
Mittel ſollen zu dieſem Zweck nach Abzug der
Reichs=
ſtempelabgabe und der Einnehmergebühr voll verwendet
werden. Namentlich die mittleren Gewinne ſollen dabei
gleichfalls eine erhebliche Mehrung erfahren. Damit
zu=
gleich tunlichſt vermieden wird, daß die beiden großen Loſe
oder die Prämien oder zwei ſonſtige Hauptgewinne in
die=
ſelbe Hand fallen, wird nach Möglichkeit Vorſorge getroffen
werden, daß die Loſe der Abteilung II ſolchen
Lotterie=
einnehmern des Lotteriegebiets zugewieſen werden, die
von den Einnehmern, denen die gleichen Nummern der
Abteilung I zugeteilt ſind, ſo weit wie angängig, entfernt
wohnen. Im übrigen bleiben die bewährten
Einrich=
tungen der Preußiſchen Klaſſenlotterie beſtehen. Die Loſe
werden nach wie vor in ganzen, halben. Viertel= und
Achtel=Loſen ausgegeben. Nur die Zehntel=Loſe ſind zur
Vereinfachung des Loſevertriebs in Uebereinſtimmung mit
den Wünſchen der weit überwiegenden Mehrheit der
Lot=
terieeinnehmer aufgegeben worden. Der geringſte Abſchnitt
eines Preußiſchen Loſes (ein Achtel) koſtet mithin künftig
5 Mark ſtatt bisher 4 Mark (ein Zehntel) für jede Klaſſe.
Die Abzüge von 15½ v. H. von den Gewinnen werden
beibehalten. Endlich werden auch die Loſe der Preußiſchen
Klaſſenlotterie nach wie vor ausſchließlich durch
feſtange=
ſtellte Einnehmer (oder deren Mittelsperſonen) vertrieben
werden, weil auch bei der jetzigen Loſevermehrung der
vornehme Charakter der Lotterie aufrechterhalten werden
ſoll, kraft deſſen nicht durch übermäßige Anpreiſung der
Loſe zum Lotterieſpiel angereizt, ſondern der einmal
vor=
handene Spieltrieb nur in geordnete Wege geleitet werden
ſoll, die einerſeits die Gefahr ausſchließen, in kurzer Zeit
große Summen zu verlieren und andererſeits doch ſehr
annehmbare Gewinnausſichten bieten. Der neue
Lotterie=
plan wird binnen kurzem bekanntgemacht werden.
* Evian les Bains, 16. Sept. Die gegenwärtig
in Frankreich weilenden 200 deutſchen Aerzte ſind
heute hier eingetroffen. Nach Beſichtigung der Stadt
wur=
den die Herren von den ſtädtiſchen Körperſchaften und der
Aerzteſchaft empfangen, die ihnen zu Ehren ein Frühſtück
gab, bei dem herzliche Trinkſprüche ausgebracht wurden.
Die deutſchen Aerzte unternahmen am Nachmittag eine
Spazierfahrt auf dem Genfer See.
Stadt und Land.
Darmſtadt. 19. September.
— Verliehen haben Se. Königl. Hoheit der
Groß=
erzog zum 17. d. Mts. das Ritterkreuz 2. Klaſſe des
Verdienſtordens Philipps des Großmütigen dem
Ober=
leutnant Wichert (Wilhelm) im Infanterie=Leib=
Regi=
ment Großherzogin (3. Großh. Heſſ.) Nr. 117.
— Entlaſſen wurde der Lehrer Leonhard Hoff
mann zu Lindenfels auf ſein Nachſuchen aus dem
Schuldienſte.
das Adelsprädikat des Adoptivvaters übertragen läßt.
Berlin entwickelt ſich in den letzten Jahren und
Jahr=
zehnten in beſchleunigtem Tempo zur Weltſtadt, und
es ſcheint, daß gerade die Schattenſeiten des
weltſtädti=
ſchen Treibens in Berlin zu beſonderer Blüte gedeihen.
Damit hängt, dem demokratiſchen Zuge unſerer Zeit
zum Trotze, eine lächerliche Titelſucht zuſammen. Hat
es z. B. eine Agnes Sorma, deren Name im Buche
der deutſchen Schauſpielkunſt mit unvergänglichen
Lettern verzeichnet ſteht, nötig, ſich gegen klingende, auf
Gaſtſpielreiſen Platz für Platz erworbene Münze in
Rom den Titel einer „Gräfin Minotto” zu kaufen? Es
leben in Berlin einige bekannte Zwiſchenhändler von
Adelstiteln, die von denen, die nicht alle werden, ihr
Daſein friſten. Eins verſchweigen ſie ihren Opfern
immer: daß der preußiſche Staat ausländiſchen
Nobili=
tierungen gegenüber eine an berechtigtes Mißtrauen
grenzende Vorſicht zeigt. Die Adelsquelle in San
Marino iſt ja, zum Leidweſen vieler, vor einigen
Jahren durch die italieniſche Regierung verſtopft
wor=
den. Es fließt indeſſen noch hier und da ſo manche
kleinere Quelle gleicher Art. Für den preußiſchen
Staatsbürger bedeutet es — das mag einmal betont
ſein — herausgeworfenes Geld, ſich einen
fremdlän=
diſchen Adelsbrief gegen wohlverdientes Geld
einzu=
handeln. Denn zur Führung eines Adelstitels”iſt in
Preußen immer ein Gnadenakt des Königs von Preußen
erforderlich, und es liegt auf der Hand, daß dieſer
Gnadenakt dann nicht vollzogen wird, wenn er nur ein
Geldgeſchäft, mehr oder weniger anrüchiger Art,
ſanktionieren würde. Im Berliner Adreßbuche iſt eine
ganze Menge von reichen=Leuten der Großfinanz.und
Induſtrie verzeichnet, die in ihrem Treſor das
Adels=
diplom eines auswärtigen Staates beſitzen. Es”iſt in
den meiſten Fällen nicht viel mehr wert als die
Ur=
kunde, durch die Herr Klimm aus Peſt ſich in einen
„Grafen de la Ramée” verzaubern ließ.
In den Ruheſtand verſetzt wurde der
Amts=
gerichtsdiener bei dem Amtsgericht Zwingenberg Philipp
Schneider auf ſein Nachſuchen, unter Anerkennung
ſeiner langjährigen treuen Dienſte.
* Dank der Großherzogin. Anf das von Herrn
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing an Ihre Königliche
Hoheit die Großherzogin abgeſandte
Glückwunſch=
telegramm traf folgende Depeſche ein: „Friedberg,
17. September. Ueber die treuen Glückwünſche der
Stadt Darmſtadt habe ich mich außerordentlich
ge=
freut und ſpreche ich für dieſelben meinen herzlichſten
Dank aus. Eleonore.
* Staatsminiſter i. P. Dr. Julius Rinck Freiherr
von Starck iſt am Freitag abend geſtorben.
Freiherr von Starck wurde in unſerer Stadt
als Sohn eines hohen Beamten am 19.
Dezem=
ber 1825 geboren, hat alſo ein Alter von nahezu
85 Jahren erreicht. Wie ſein Vater widmete auch
er ſich dem Staatsdienſte, ſeine erſte Stelle als Kreisrat
war in Schotten, von wo er am 28. Juli 1859 zum
Kreis=
rat in Offenbach ernannt wurde. Dort blieb er bis zum
Dezember 1870, volle 11 Jahre, und kam dann als
Kreis=
rat und Provinzialdirektor nach Gießen. In Gießen war
ſeines Bleibens nicht lange, denn ſchon am 20. Oktober
1871 erfolgte ſeine Berufung als Miniſterialrat in das
Miniſterium des Innern. Als unter der Wucht der
Ereig=
niſſe der Jahre 1870/71 und der Gründung des Deutſchen
Reiches ſich ein Syſtemwechſel auch in unſerem Staate
ein=
ſtellte, wurde Herrn von Starck in dem neuen Miniſterium,
dem der kürzlich verſtorbene Staatsminiſter von Hofmann
vorſtand, die Leitung des Miniſteriums des Innern
über=
tragen. In dieſer Eigenſchaft hatte er hervorragenden
An=
teil an der den neuen Zeitverhältniſſen Rechnung
tragen=
den Umgeſtaltung der Geſetzgebung und Verwaltung. Die
grundlegenden Verwaltungsgeſetze des Jahres 1874 und
das im nämlichen Jahre erlaſſene neue Volksſchulgeſetz
tragen ſeinen Namen. Als Staatsminiſter Hofmann im
Jahre 1876 in den Reichsdienſt übertrat, trat Herr von
Starck an ſeine Stelle, unter Beibehaltung des
Mini=
ſteriums des Innern. Im Juni 1884 erfolgte ſein
Rück=
tritt, nach dem er vom Landesherrn in die Erſte
Stände=
kammer berufen wurde. Sein Name ſteht in enger
Verbin=
dung mit einem wichtigen Abſchnitt der Geſchichte unſeres
Heſſenlandes.
— Der Generalkonſul der Republik Kuba Manuel
Ecay de Rojas in Hamburg, dem das Exequatur
des Reichs erteilt wurde, iſt zur Ausübung konſulariſcher
Verrichtungen im Großherzogtum zugelaſſen worden.
* Ordensverleihungen. Der König von Preußen
hat den nachbenannten Offizieren ꝛc. die Erlaubnis zur
Anlegung der ihnen verliehenen nichtpreußiſchen Orden
erteilt, und zwar: des Ehrenkreuzes des mecklenburgiſchen
Greifenordens: dem Oberſtleutnant Frhrn. v.
Langer=
mann und Erlencamp beim Stabe des Leibgarde=
Infanterie=Regiments (1. Großh. Heſſ.) Nr. 115, des
Ritterkreuzes des öſterreichiſchen Franz Joſefordens:
dem Oberleutnant Wilhelm Wichert im Infanterie=
Leibregiment Großherzogin (3. Großh. Heſſ.) Nr. 117,
des bayeriſchen Militärverdienſtkreuzes erſter Klaſſe und
der ruſſiſchen großen goldenen Medaille am Bande
des St. Stanislausordens; dem Obermuſikmeiſter
Rühlemann im Leibdragoner=Regiment (2. Großh.
Heſſ.) Nr. 24.
* Die Großh. Keramiſche Manufaktur erhielt für
ihre Ausſtellung auf der Brüſſeler Weltausſtellung den
Grand Prix.
L. Die Strafkammer verhandelte am Samstag gegen
den Maurer Jakob Degen von Fehlheim, einem vom
Parteihader zerriſſenen Dörſchen, wegen Widerſtands und
ſchwerer Körperverletzung. Der Angeklagte iſt zu Exzeſſen
geneigt und ſowohl wegen Beleidigung des Bürgermeiſters
als auch des Polizeidieners Berg beſtraft worden.
Letz=
tere hatte ihm 2 Monate Gefängnis eingebracht, nach deren
Verbüßung in der Nacht vom 17. zum 18. April der
Po=
lizeidiener in einer Wirtſchaft, in der D. ſaß, erſchien und
Feierabend bot. Der Beamte machte ſich dann auf den
Heimweg, auf der Straße flog alsbald ein Stein an ſeinem
Kopf vorbei, dem, als er weiterging, ein zweiter folgte.
Berg erkannte in der hellen Nacht ganz genau den Degen
als den Täter, hielt es aber für klug, nicht einzuſchreiten,
ſondern weiterzugehen. Er wurde weiter verfolgt und
durch zwei Steinwürfe an der zum Schutz vorgehaltenen
Hand und im Geſicht verletzt Auch diesmal erkannte er
den Degen, der trotz hartnäckigen Leugnens zu 5
Mona=
ten Gefängnis verurteilt wurde. Seine dagegen
ein=
gelegte Berufung hatte keinen Erfolg, das
Berufungs=
gericht verkannte nicht, daß es ſich um eine ſchwere Strafe
handle, ſah aber von einer Herabſetzung ab, weil das
Schöffengericht, welches ſolche ausgeſprochen, die
Verhält=
niſſe in Fehlheim genau kenne. — Einem Impfgegner,
welcher zu einer Geldſtrafe verurteilt worden iſt, weil er
ſich beharrlich weigert, den Vorſchriften des Impfgeſetzes
nachzukommen, war eine wiederholte amtliche
Aufforde=
rung zugegangen, der Impfpflicht zu genügen. Als er
abermals keine Folge leiſtete, verurteilte ihn das Schöffen=
Kleines Feuilleton.
— Ein modernes Straßenbild erweckte
in dieſen Tagen bei den Bewohnern des „Campielo”
in der Nähe des Teatro Goldoni in Venedig
Stau=
nen und Kopfſchütteln. Zwiſchen den Häuſern ſah
man einen alten, mageren, großen Menſchen
umher=
laufen; ein wunderliches, buntes Koſtüm, das an
längſt vergangene Zeiten gemahnte, flatterte
phanta=
ſtiſch um die hageren Glieder. Der geheimnisvolle
Mann eilte hin und her, ſtreckte die Arme aus, ſchlug
ſich an die Bruſt, immer wilder wurde ſein Gebaren,
immer leidenſchaftlicher die wortloſe Geſtikulation.
Ein Paſſant war ſtehen geblieben und ſtarrte auf das
wunderliche Schauſpiel, ein zweiter folgte dem
Bei=
ſpiel und bald war eine ganze Schar neugieriger
Menſchen verſammelt, die kopfſchüttelnd und
mitleids=
voll auf den armen Wahnſinnigen blickten. Denn nur
ein Wahnſinniger konnte es doch ſein. An den
Häu=
ſern klirrten die Fenſter, die Bewohner ſtarrten
ver=
wundert auf das ſeltſame Bild; aber die phantaſtiſche
Geſtalt auf dem Campielo hörte nicht auf, durch
exal=
tierte Gebärden und unverſtändliche Grimaſſen aller
Augen auf ſich zu ziehen. Wie war der Unglückliche
dem Irrenhauſe entwichen? Was war es, was ſich
hier auf dem Campielo abſpielte? Die groteske
Ge=
ſtalt war niemand anders als Ermete Novelli, der
hier eine ſeiner großartigſten Szenen aus dem „
Kauf=
mann von Venedig” ſpielte, es war Shylock, der
plötzlich aus dem Reiche der Weltdichtung in das
leben=
dige Venedig hinabſtieg und mitten auf der Straße,
vor Kindern des 20. Jahrhunderts, auf ſeinem Schein
beſtand. Der große Tragöde hatte ſchließlich den
Ver=
lockungen einer Kinematographengeſellſchaft nicht
widerſtehen können und ſpielte hier im hellen
Tages=
licht auf dem Campielo den Shylock. In der Ecke
er=
tönte das Surren einessgroßen kinematographiſchen
oliti
[ ← ][ ][ → ] gericht zu 40 Mark Geldſtrafe. Dieſe Entſcheidung
focht er mit Berufung an, weil nur eine einmalige
Be=
ſtrafung zuläſſig ſei. Die zweite Inſtanz ſetzte die Strafe
auf 6 Mark herab, verwarf im übrigen jedoch die Berufung,
weil, wie dies auch ſchon vom Oberlandesgericht
ausge=
ſprochen wurde, mit jeder neuen erfolgloſen Aufforderung
eine neue Verfehlung ins Leben trete.
* Vom Manöver in Oberheſſen. Donnerstag
und Freitag hatten die heſſiſchen Truppen herrliches
Wetter in ihrem bergigen Manövergelände zwiſchen
Schlüchtern, Fulda und Hauswurz. Große
Proviant=
kolonnen wurden in Fulda ausgerüſtet, um die 25.
Divi=
ſion zu verſorgen. Auch im öſtlichen Kreiſe Gießen
wurde Freitag von den Preußen wieder wacker weiter
gekämpft. Am Freitag früh ſammelten ſich die Roten
bei Lindenſtruth und marſchierten über Hartenrod,
Ettingshauſen gegen Münſter, hier war unterdeſſen
auch der Gegner in Sicht gekommen, der über Grünberg
und Lauter marſchierte. In dem oberen Wettertal
zwiſchen Münſter, Wetterfeld und Röthges entbrannte
der Kampf. Die Blauen drangen über Röthges ſiegreich
igegen die Roten vor und letztere mußte über Ober=
Beſſingen und Nonnenroth gegen Langsdorf weichen.
Da die Regimenter der 41. Brigade hier bei Lich und
Birklar im Standquartier gelegen hatten, ſo eilte jung
und alt ins Biwak, um ſeine Soldaten zu beſuchen. Die
braven Quartierleute kamen nicht mit leeren Händen.
Im Biwak herrſchte lebhaftes Treiben, die Wachtfeuer
leuchteten, die Soldaten ſangen fröhliche Soldaten= und
Reſervelieder und die Regimentskapellen konzertierten.
Morgen iſt der letzte Tag im Diviſionsmanöver.
— Nationalliberale Verſammlung. Die
national=
liberalen Vertrauensmänner, die Mitglieder der
nationalliberalen und jungliberalen Vereine des
Wahlkreiſes Darmſtadt=Groß=Gerau ſind
auf Sonntag, den 25. September d. J., nachmittags 3
Uhr, in den Gartenſaal des ſtädtiſchen Saalbaues zu
Darmſtadt eingeladen; in der Verſammlung ſoll die
politiſche Lage und der nationalliberale Vertretertag
in Kaſſel beſprochen, auch die Wahl der Delegierten
zu dieſem Parteitage vorgenommen werden. Weiter
iſt die demnächſtige Reichstagswahl zur Beſprechung
geſtellt. Bei der Wichtigkeit dieſer Gegenſtände darf
auf regſte Beteiligung der Parteiangehörigen
gerech=
net werden.
2. Der Beſtand an Schülern und Schülerinnen
an den höheren Schulen unſerer Stadt war am
15. Mai d. Js. folgender: Ludwig=Georg=Gymnaſium 391,
Neues Gymnaſium 195, Realgymnaſium 820, Ober=
Realſchule 875, Höhere Mädchenſchule 863, das
mit dieſer verbundene Lehrerinnen=Seminar 109,
Vorſchule des Gymnaſiums 109, Vorſchule des
Realgymnaſiums 276. Schülerinnen befanden
ſich im Neuen Gymnaſium 1, im Realgymnaſium 35
und in der Ober=Realſchule 2. — Die Volksſchulen
Darmſtadts hatten 107 Lehrer und 46 Lehrerinnen,
die Zahl der Schulkinder betrug 6182, nämlich 2882
Knaben und 3300 Mädchen. Die Mittelſchulen
zählten 63 Lehrer und 23 Lehrerinnen und 2979
Schul=
kinder, 1548 Knaben und 1431 Mädchen.
— 2. Nachtrag zum Verzeichnis der Kontoinhaber
bei den Poſtſcheckämtern im Reichs=Poſtgebiet. Zu dem
amtlich herausgegebenen Verzeichnis der Kontoinhaber
für 1910 erſcheint in dieſen Tagen der 2. Nachtrag. Er
enthält die Adreſſen der ſeit dem 1. Mai dem
Poſt=
ſcheckverkehr beigetretenen 3990 Kontoinhaber. Soweit
es von den Kontoinhabern gewünſcht wurde, ſind
nähere Angaben über Beruf, Geſchäftszweig uſw. mit
aufgenommen worden. Der Bezugspreis des 2.
Nach=
trags beträgt 40 Pfg. Beſtellungen werden an den
Schaltern aller Poſtanſtalten entgegengenommen, wo
auch das nach dem Stande vom 1. Januar 1910
bear=
beitete Hauptverzeichnis und der 1. Nachtrag bezogen
werden können. Dem 2. Nachtrag iſt wieder ein
Aus=
zug der neueren Verfügungen über den
Poſtſcheckver=
kehr, ſoweit ſie allgemeines Intereſſe bieten,
vorge=
druckt. So ſind die näheren Bedingungen angeführt,
unter denen Poſtſchecks zu Zahlungen an Poſtkaſſen
für Fernſprechgebühren, Poſtanweiſungsbeträge,
Wertzeichen uſw. verwendet werden können. Ferner
iſt darauf hingewieſen, daß jetzt den Kontoinhabern
auch über die durch Poſtſcheck erteilten Aufträge auf
Wunſch von den Poſtſcheckämtern
Einlieferungs=
beſcheinigungen nach Art der ſonſt bei
Geldeinzahl=
ungen an den Poſtſchaltern gebräuchlichen
Einliefer=
ungsbeſcheinigungen erteilt werden. Auch ſind die
Beſtimmungen über die vom 1. Oktober ab zur
Ein=
führung gelangenden Nachnahmekarten und
Nach=
nahmepaketadreſſen mit anhängender Zahlkarte
auf=
genommen.
A Durchſchnittspreiſe von den Wochenmärkten
voriger Woche: Butter ½ Kg. 1,40 M., in Partien 1,30 M.,
Eier 7—8 Pf., Schmierkäſe ½ Ltr. 20 Pf., Handkäſe 6
bis 10 Pf., Kartoffeln der Zentner 3,50—5 M., Kumpf
(10 Liter) 70—80 Pf., ½ Kg. 5—6 Pf., Obſt ½ Kg.
Aepfel 7—10 Pf., Birnen 10—20 Pf., Zwetſchen 14 bis
15 Pf., Pfirſiche 20—30 Pf., ½ Ltr. Brombeeren 11 bis
12 Pf., 100 Nüſſe 70 Pf.: Salat, Gemüſe u. dgl.:
Kopfſalat 4—5 Pf., Endivien 3—5 Pf., Bündel Radieschen,
Römiſch=Kohl, Schnittlauch u. dgl. 2 Pf., Rettiche 3—6 Pf.,
Schälgurken 5—20 Pf., Einleggurken 100 Stück 1—2 M.,
Meerrettich 20—30 Pf., Rhabarber ½ Kg. 10—12 Pf.,
Zwiebeln, Roterüben ½ Kg. 6—7 Pf., Paradiesäpfel
Kg. 15 Pf., Wirſing 5—10 Pf., Kohlrabi 3—4 Pf.,
Blumenkohl 10—50 Pf., Rotkraut 10—30 Pf., Weißkraut
5—12 Pf., Spinat ½ Kg. 15 Pf., Bohnen ½ Kg. 14 bis
15 Pf., Prinzeßbohnen ½ Kg. 25 Pf., Eierſchwämme ½ Kg.
Apparates, der den wirklichen Sinn der eigenartigen
Szene überzeugend und einfach erklärte.
nge. Damenhüte mit Waſſerleitung. Die
Mode, die Damenhüte mit friſchen, natürlichen Blumen
ſtatt der nachgemachten zu ſchmücken, iſt alt. Sie iſt in
dieſem Sommer, namentlich in England und Frankreich,
wieder an der Tagesordnug geweſen, konnte ſich jedoch
keine rechte Geltung verſchaffen, weil die natürlichen
Blu=
men denn doch gar zu ſchnell verwelken und dann keinen
erfreulichen Anblick mehr darbieten. Hier und dort hat
man bereits früher verſucht, dieſem Mißſtande dadurch
ab=
zuhelfen, daß man um den Stiel jeder einzelnen Blume
eine dünne, mit Waſſer gefüllte Glasröhre fügte. Jetzt aber
hat eine amerikaniſche Firma eine Erfindung gemacht, die
in ihrer Art außerordentlich ſinnreich und praktiſch genannt
werden muß. Es handelt ſich um eine Firma, die ihren
Sitz in Havanna auf Kuba hat, und die Erfindung beſteht
darin, daß im Innern des Hutes — der ebenſo gut aus
Stroh wie aus Filz oder anderen Stoffen gefertigt ſein
kann — eine Art von Waſſerleitung angebracht wird, in
der die Stielenden der Blumen ruhen, ſo daß dieſe
beſtän=
dig mit der zu ihrer Erhaltung notwendigen Feuchtigkeit
geſpeiſt werden. Iſt das Waſſer verbraucht, ſo läßt es ſich
mit Leichtigkeit erneuern. Die amerikaniſche Firma
ver=
ſſpricht ſichsvon dieſer Erfindung einen bedeutenden Nutzen
12 Pf., Steinpilze ½ Kg. 40 Pf.: Geflügel,
Wild=
bret: junge Gänſe 5—6 M., Enten 3—4 M., Hahnen
und Hühner 2,00—2,20 M., Tauben 60 Pf., Rebhühner,
junge 1,50 M., alte bis 1 M., Lapins bis 1 M., Haſen
bis 3,80 M.; auf dem Fiſchmarkt ½ Kg.: Hecht, Aal
1,20 M., Backfiſche 40 Pf., Rotzungen 50 Pf., Kabeliau,
große Schellfiſche 30 Pf., kleine 18—20 Pf.; in den
Fleiſch=
ſtänden ½ Kg.: Rindfleiſch 60—64 Pf., Hackfleiſch 70 Pf.,
Rindsfett 50 Pf., Rindswürſtchen (Stück) 15 Pf.
— Unfall. Am Samstag vormittag kurz nach
7 Uhr kam ein hier bedienſteter verheirateter
Güterbahn=
arbeiter aus Bickenbach beim Verladen von
eiſernen Trägern auf der Rampe der Güterhalle
der Main=Neckarbahnzderart zu Fall, daß er ſchwere
innere Verletzungen erlitt. Der Verunglückte mußte
durch die Rettungswache mittels Räderbahre in das
ſtädtiſche Krankenhaus verbracht werden.
* Beim Spielen im Garten fiel das dreijährige Kind
des Bankbeamten M. in das Baſſin. Durch das Geſchrei
des fünfjährigen Schweſterchens aufmerkſam gemacht, eilte
Konditor H., welcher in demſelben Hauſe wohnt, herbei
und rettete das Kind.
Groß=Gerau, 16. Sept. Vor dem Viadukt am Bahnhof
Dornberg=Groß=Gerau geriet geſtern abend ½10 Uhr durch
das Abſpringen eines Hinterrades ein Darmſtädter
Automobil in den Chauſſeegraben. Dabei riß
es das dort befindliche Geländer mit um. Der Chauffeur
kam bei dem Sturz unter das Fahrzeug zu liegen, der
an=
dere Inſaſſe flog auf die Wieſe. Schaden nahmen die
Beiden nicht. — Von elinem Automobil
über=
fahren und getötet ſollte nach einem geſtern hier
allgemein verbreiteten Gerücht eine Frau aus
König=
ſtädten worden ſein. Der Vorfall verhält ſich, wie das
Groß=Gerauer Kreisblatt mitteilt, erheblich anders: Frau=
Balthaſar Rothenſtein aus Königſtädten befand ſich am
Donnerstag morgen gegen ½11 Uhr mit ihrem Fuhrwerk,
das von einer Kuh gezogen und mit Tomaten für die
Kon=
ſervenfabrik Helvetia beladen war, auf der Fahrt nach
Groß=Gerau. Auf der Nauheimer Chauſſee in der Nähe
der Zuckerfabrik kam ein Automobil an ihrem Fuhrwerk
vorbei, die Kuh ſcheute und die Frau fiel von ihrem Wagen
und unter denſelben, und das linke Vorderrad ging ihr
über das Geſäß. Den Autlern fiel es aber nicht ein, der
Verunglückten zu helfen; ſie machten ſich vielmehr
ſchleu=
nigſt aus dem Staube u. ein hieſiger Einwohner verbrachte
die Frau ins Krankenhaus, wo es ihr verhältnismäßig gut
geht. Sie klagt wohl über Schmerzen; ſonſtige
Beſchä=
digungen hat ſie aber nicht erlitten.
— Nierſtein, 17. Sept. Der berühmte „
Nier=
ſteiner” liefert in dieſem Jahre eine
außergewöhn=
lich ſchlechte Ernte. Trotz fleißigen Schwefelns und
Spritzens müſſen ſich die Winzer auf eine Fehlernte
gefaßt machen, wie ſie ſeit Jahren ſelten trauriger
ausfiel. Wie bedeutende Weingutsbeſitzer verſichern,
iſt noch nicht einmal ein Fünftelherbſt zu erwarten.
Heidesheim, 17. Sept. In der Nacht zum
vor=
letzten Sonntag wurde 20 Minuten nach 12 Uhr ein
innerhalb der mit Draht umzäunten militäriſchen
Friedenspulvermagazine bei Heidesheim
patrouil=
lierender Poſten des 3. Fußartillerie=Regiments
durch Steinwürfe beläſtigt. Als er ſich die Roheiten
verbat, antworteten die Burſchen mit einem
Re=
volverſchuß. Nun gab auch der Poſten aus ſeinem
Karabiner in der Notwehr einen ſcharfen Schuß ab
und rief die Wache durch die elektriſche Alarmglocke
herbei. Sofort wurde der Wald von Patrouillen
ab=
geſucht, man fand aber von den Tätern keine Spur.
In der Nacht zum Montag wiederholten ſich die
Steinwürfe. Das Gouvernement ordnete infolge der
ſeit Jahresfriſt wiederholt vorgekommenen Ueberfälle
auf die Poſten der Pulvermagazine an, daß während
der ganzen Nacht das Außengelände der Magazine
durch Doppelpoſten abpatrouilliert würde. Es
han=
delt ſich hier offenbar um Bubenſtreiche, die für
die Burſchen einmal ernſte Folgen nach ſich ziehen
können, denn die Wachtpoſten ſind ſtreng angewieſen,
bei Ueberfällen ſofort von der Schußwaffe Gebrauch
zu machen.
— Bad Nanheim, 17. Sept. Bis zum 15.
Septem=
ber ſind 31874 Kurgäſte angekommen, wovon an
ge=
nanntem Tage noch 3843 anweſend waren. Bäder
wurden bis zum 15. September 404347 abgegeben.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 17. Sept. Die Kaiſerin
empfing den Vize=Oberzeremonienmeiſter B. v. d.
Kneſebeck, den Regierungspräſidenten v. Gersdorff und
den Kommerzienrat Selberg in Audienz, in welcher die
genannten Herren den Generalbericht des deutſchen
Hilfskomitees für Süditalien überreichen.
Die Herren legten eine Medaille vor, welche Profeſſor
v. Cranach zur Erinnerung an die deutſche
Hilfstätig=
keit entworfen hatte. — Geheimer Baurat Dr.
Lud=
wig Hoffmann hat die Aufforderung, an der
Kon=
kurrenz um die Entwürfe für ein neues Berliner
Opernhaus teilzunehmen, leider ablehnen müſſen.
Maßgebend hierfür waren in der Hauptſache Gründe,
die in ſeiner jetzigen Tätigkeit als Stadtbaurat liegen.
Die Aufgaben, die er als ſolcher und als Nachfolger
von Meſſel bei den Muſeumsbauten zu löſen hat, ſind
ſo umfangreich, daß Hoffmann trotz ſeiner großen
Ar=
beitskraft in der nächſten Zeit keine neuen
umfang=
reichen Bauten, wie den Bau eines Opernhauſes,
über=
nehmen zu können glaubt. — Zu Anfang dieſes Monats
ſiedelte der Konſul Fuchs von Berlin nach Nürnberg
über und übertrug den Umzug einer Berliner Spedi=
und hat ſie bereits in einigen europäiſchen Ländern durch
Patente ſchützen laſſen.
* Gute Tropfen. Freunde eines guten
Tropfens wird die Nachricht von einem Weinkauf, wie
er ſelten vorkommt, intereſſieren, die wir der
Fach=
preſſe entnehmen. Es handelt ſich um den Verkauf
von einigen Tauſend (zirka 6000) Flaſchen Wein aus
dem ehemalig Eſpenſchiedſchen Weingut in Koblenz
durch ſeine Erben. Käufer ſind die Vereinigten
Wein=
kellereien in Bingen. Der Wert der einzelnen Flaſche,
die bis zum Jahre 1857 zurückreichen, ſchwankt
zwi=
ſchen 5 Mark bis 120 Mark. Es handelt ſich um einige
der berühmteſten und ſeltenſten Marken, u. a.: 1857er
Schloß Johannisberger Cabinet, Fürſt Metternich,
1868er Steinberger Cabinet, Kgl. Preuß. Domäne,
1868er Claus Johannisberger Ausleſe, Graf
Schön=
born, 1868er und 1874er Marcobrunner Ausleſe, Graf
Schönborn, 1874er Rüdesheimer Berg Riesling
Aus=
leſe, Kgl. Preuß. Domäne, 1876er und 1877er ſeltene
Burgunder, 1878er, 1884er und 1893er Bordeaux, erſte
Gewächſe, 1893er Originalgewächſe Graf Keſſelſtatt
und der hohen Domkirche zu Trier, 1889er und 1890er
Aßmannshäuſer Cabinet, aus der Kgl. Preuß.
Do=
mäne uſw.
tionsfirma. Dieſer übergab er u. a. auch eine Kiſte,
die für 25000 Mark Silberzeug enthielt. Er
machte den Spediteur aber nicht auf den koſtbaren
In=
halt der Kiſte aufmerkſam, und ſo kam es, daß mau
dieſer auch keine mehr als übliche Sorgfalt und
Auf=
merkſamkeit widmete. Die Kiſte wurde auf einem
offenen Eiſenbahnwagen, der von Halenſee nach
Nürn=
berg geleitet wurde, befördert. Als die Sachen in der
neuen Wohnung des Konſuls ankamen, waren ſie
er=
brochen und ihres Inhaltes beraubt. Wo nun der
koſtbare Schatz geſtohlen worden iſt, ob ſchon in Berlin
oder unterwegs oder erſt in Nürnberg, das ließ ſich
noch nicht feſtſtellen. Die Sachen haben durchweg einen
hohen Kunſt= und Altertumswert. Sie ſind altjapaniſche,
ſibiriſche, engliſche und franzöſiſche Arbeit, zum Teil
Geſchenke des Kaiſers von Japan. — Die
Ermittelungen, die durch die Berliner Kriminalpolizei
ſeit einiger Zeit in Münzeberg bezüglich der Aufklärung
des vor vier Jahren an dem Bierkutſcher Haaſe
ver=
übten Raubmordes vorgenommen werden, führten
neuerdings zur Verhaftung der Geliebten des
verhaf=
teten Arbeiters Konrad, der Arbeiterin Berta
Molkentin.
Wiesbaden, 16. Sept. Das etwa 43000 Mark
be=
tragende Defizit der Ausſtellung für
Hand=
werk und Gewerbe, Kunſt und Gartenbau Wiesbaden
1909, zu deſſen Deckung etwa 750 Garantiefondszeichner
mit ungefähr 10 Prozent heranzuziehen geweſen
wären, iſt gedeckt worden, indem der
Großſchneider=
meiſter J. C. Jureit aus Frankfurt 43000 Mark zur
Entlaſtung der Garantiezeichner, meiſt Handwerker
und Gewerbetreibende, ſtiftete.
Vom Taunus, 16. Sept. Ein eigenartiger
Unfall traf einen Maurermeiſter aus dem Dorfe
Eſch. Als er nach ſeiner Arbeitsſtätte in einem
Nachbar=
dorfe fahren wollte, ſprang ihm ein Rehbock mit
ſol=
cher Wucht in das Fahrrad, daß er
heruntergeſchleu=
dert wurde und erhebliche Verletzungen erlitt, ſodaß
er ärztliche Hilfe in Anſpruch nehmen mußte.
Fulda, 17. Sept. Ein Militär=Radfahrer
des 118. Infanterie=Regiments iſt bei dem
geſtrigen Nachtmanöver zu Tode geſtürzt, ein
an=
derer einem Herzſchlag erlegen.
— Weinheim, 17. Sept. Heute vormittag wurde hier
ein anſcheinend dem Arbeiterſtande angehöriger
Reiſen=
der, der in Heppenheim eingeſtiegen war, beim Ausſteigen
aus dem um 10 Uhr hier eintreffenden Zug auf dem
Bahn=
hof vom Schlag gerührt und fiel tot nieder. Er wurde
zunächſt in den Warteſaal gebracht.
Nürnberg, 17. Sept. Geſtern abend ſtürzte in
der Maſchinenfabrik Augsburg=Nürnberg beim
Auf=
ziehen eines 140 Zentner ſchweren
Pflattform=
abſchluſſes aus unbekannter Urſache der Träger mit
dem Abſchluß ab. Ein Arbeiter wurde getötet,
drei wurden ſchwer verletzt.
Peſt, 17. Sept. Im Zentrum der Stadt ſtürzte
geſtern beim Abbruch eines alten Hauſes die
Giebel=
wand des erſten Stockes ein und begrub mehrere
Ar=
beiter und Paſſanten unter ſich. Bis zum ſpäten Abend
wurden acht Tote und zwei Schwerverletzte
ge=
borgen.
Paris, 17. Sept. Zum dritten Male in kurzer
Zeit hat ſich ein ſchwerer Eiſenbahnunfall
ereignet. Der von Rochelle kommende Schnellzug
wurde geſtern im Bahnhof Bordeaux bei dichtem
Nebel von einer Rangiermaſchine angerannt und
förmlich in zwei Stücke geriſſen. Zwei Wagen
wur=
den vollſtändig zertrümmert. ein Soldat wurde auf
der Stelle getötet, 2 Kavalleriſten ſchwer, 4 leicht
verletzt. Nach einer anderen Meldung ſollen 2 getötet
und 16, darunter 3 ſchwer, verletzt worden ſein. Der
Führer der Rangiermaſchine erklärte, 3 Meter vor der
Unfallſtelle zwei Signale, ein rotes und ein weißes,
geſehen zu haben, aber nicht den Schnellzug. Er hätte
die Maſchine nicht ſo ſchnell zum Stehen bringen
können.
Paris, 17. Sept. Der Automobiliſt Giuppon,
der Sieger des vorjährigen leichten Wagenrennens,
ſtürzte als er ſich geſtern für die am nächſten
Sonn=
tag ſtattfindende leichte Wagenwettfahrt trainierte, in
der Nähe von Bordeaux bei dem Verſuche, zwei
Rad=
fahrern auszuweichen, mit ſeinem Wagen und war
ſofort tot.
Petersburg, 17. Sept. In Zarizin in Südrußland
brach ein gewaltiges Feuer aus, durch das in
vier Tagen 2600 Häuſer vernichtet und 15000
Men=
ſchen obdachlos wurden. Zwei Knaben ſollen den
Verſuch gemacht haben, Watte zu verbrennen;
da=
durch fielen Funken in eine Niederlage von Watte.
Im Laufe weniger Minuten bildete ſich ein
Flammen=
meer. Bevor die Feuerwehr eingreifen konnte,
wur=
den die benachbarten Häuſer ergriffen. Beim
Zu=
ſammenſturz eines Hauſes ſollen 30 Menſchen unter
den Trümmern begraben worden ſein. Viele Kinder
werden vermißt. In manchen Holzhäuſern ſind die
Bewohner beim Retten ihres Eigentums verbrannt.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im Nach
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Kammermuſik=Abend des
Darm=
ſtädter Streichquartetts. Das in der
kommen=
den Konzertſaiſon in das zwölfte Jahr ſeines Wirkens
eintretende Darmſtädter Streichquartett der
Herren Mehmel, Diedrich, Brückmann und Weyns
wird im großen Saale des Hotels zur Traube wieder
drei Kammermuſik=Abende veranſtalten. Ein
reichhaltiges, geſchickt zuſammengeſtelltes Programm
iſt den Aufführungen zugrunde gelegt. Zu den zu
erſt=
maliger Wiedergabe gelangenden Werken neueren
Ur=
ſprungs, einem Streichquartett von Joſ. Suk, dem
langjährigen zweiten Violiniſten des berühmten
böh=
miſchen Streichquartetts, und dem erſten Quintett für
Klavier und Streichinſtrumente op. 4, F-moll, von
Sgambati, treten zwei Quaſi=Novitäten, das Oktett für
Streichquintett, Klarinette, Horn und Fagott von Fr=
Schubert und ein Streichſextett von Boecherini. Die
Bekanntſchaft mit dem letzteren iſt wieder der
freund=
lichen Vermittlung des Dr. Prieger aus Bonn zu
danken und erfährt hier die erſte Aufführung. Das
Schubertſche Werk ſoll hier vor etwa drei Dezennien
in einer Wohltätigkeitsveranſtaltung in kleinerem
Kreiſe geſpielt worden ſein. Wohl an der ſtarken
Be=
ſetzung mag es gelegen haben, daß dieſes wundervolle,
zum Schönſten der geſamten Kammermuſikliteratur
zählende Opus ſo gut wie unbekannt geblieben iſt. An
modernen Namen ſind noch vertreten: Brahms (
Violon=
cell=Sonate op. 99, F=dur), Hugo Wolf (Streichquartett,
das auf Wunſch wiederholt wird) und Mirosl. Weber
mit ſeinem geiſtvoll=klangſchönen Streichquartett in
H-moll. Selbſtverſtändlich ſehlen auch diesmal die drei
Großmeiſter der klaſſiſchen Epoche, Haydn. Mozart,
Beethoven, nicht, denen mit drei Streichquartetten der
dritte Abend gewidmet wird. Außerdem iſt Meiſter
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. September 1910.
Nummer 5219.
Beethoven noch durch ſein prächtiges C-dur=
Streich=
quintett vertreten. An der Ausführung des Programms
beteiligt ſich eine Reihe trefflicher Hofmuſik=Künſtler,
deren Namen im Anzeigenteil einer der nächſten
Nummern bei der Bekanntgabe des Geſamtprogramms
aufgeführt ſind. Für die pianiſtiſch zu löſenden
Auf=
gaben ſind zwei als Kammermuſikſpieler eines
feſtge=
gründeten Rufes genießende, hier ſehr geſchätzte Herren:
Fréd M. Voß aus Mainz und Chr. Grh. Eckel aus
Frankfurt, gewonnen worden. Der Kartenverkauf
erfolgt durch die Firma G. Thies Nachf. (L. Schutter),
Eliſabethenſtraße 12.
Kongreſſe und Verbandstage.
*X* Bad Nauheim, 18. Sept. Der heſſiſche
Landesverband des Deutſchen
Flotten=
vereins hielt heute vormittag im hieſigen Kurhausſaal
ſeine diesjährige Hauptverſammlung ab, zu welcher die
Vorſtandsmitglieder Dr. W. Merck, Generalleutnant
z. D. Korwan und der Schriftführer. Hauptmann
a. D. Vollmar aus Darmſtadt erſchienen waren.
Namens der Großh. Regierung begrüßte Herr
Provinzial=
direktor Dr. Uſinger=Gießen die Verſammlung, die
von ca. 150 Mitgliedern aus allen Teilen des
Groß=
herzogtums beſucht war; auch die Herren Kreisrat
Schliephake, Regierungsrat Dr. Gaßner und
Bürgermeiſter Dr. Kayſer=Bad Nauheim, der die
zahlreiche Verſammlung ebenfalls herzlich begrüßte und
Delegierte ſämtlicher Ortsgruppen wohnten der Sitzung
bei. Der Großherzog hatte wegen Teilnahme an der
Kon=
firmation beim Fürſten zu Solms=Hohenſolms=Lich von
einem Beſuch der Verſammlung Abſtand nehmen müſſen.
Der Vorſitzende, Herr Dr. Merck, hieß die zahlreiche
Ver=
ſammlung herzlich willkommen und brachte zum Schluß ein
dreimaliges Hoch auf Kaiſer und Großherzog aus.
Darauf erſtattete Herr Generalleutnant Korwan
den Jahresbericht und Herr Hauptmann Vollmann
den Rechenſchaftsbericht; der Voranſchlag für das
Jahr 1910 wurde gutgeheißen. Die Einnahmen des
Verbandes betrugen 15275 Mark, die Ausgaben
waren etwa ebenſo hoch. Die Zahl der
Einzel=
mitglieder beläuft ſich auf 9760 und iſt gegen das
Vor=
jahr um 399 zurückgegangen. Nach weiteren
geſchäft=
lichen Mitteilungen hielt Herr Admiral Weſtphal
einen intereſſanten Vortrag über das Thema „
Unter=
ſeebote” und dann berichtete Herr Lehrer Diehl über
die in Berlin ſtattgehabte Hauptverſammlung. — Nach
der geſchäftlichen Sitzung fand im Kurhaus ein
gemein=
ſames Mittagsmahl ſtatt.
* Dresden, 17. Sept. Geſtern und heute
fan=
den die Verhandlungen der 33.
Hauptverſamm=
lung des Vereins zur Wahrung der
In=
tereſſen der chemiſchen Induſtrie
Deutſch=
lands ſtatt. Den Beratungen wohnten unter
ande=
rem als Gäſte bei: Staatsminiſter Graf Vitzthum von
Eckſtädt, Oberbürgermeiſter Dr. Beutler, der Rektor
der Techniſchen Hochſchule Dr. Helm, der Vorſitzende
der Dresdener Handelskammer, Kommerzienrat
Col=
lenbuſch; ferner waren zahlreiche Vertreter der
chemi=
ſchen Induſtie und befreundeter Vereine erſchienen.
Nach Begüßung der Gäſte durch den Vorſitzenden, Geh.
Regierungsrat Dr. von Boettinger=Elberfeld, wurde in
die Tagesordnung eingetreten, welche außer dem
aus=
führlichen Jahresbericht unter anderem folgende
Be=
ratungsgegenſtände umfaßt: Regelung der
Konkur=
renzklauſel, Beteiligung der chemiſchen Induſtrie an
der nationalen Ausſtellung in Turin 1911, die Frage
der Tarifverträge zwiſchen Arbeitgebern und
Arbeit=
nehmern, und den Anſchluß des Deutſchen Reiches an
das Madrider Abkommen betreffend die internationale
Markeneintragung, den die Regierung einſtimmig
be=
fürwortete. Den Schluß der Referate bildete der
Be=
richt über die Wirkung der Handelsberträge.
75jähriges Jubiläum des Gartenbau=Vereins.
Die aus Anlaß des 75jährigen Beſtehens des
hieſigen Gartenbau=Vereins veranſtaltete Blumen=
und Pflanzenausſtellung wurde am
Sams=
tag morgen um halb 12 Uhr in feierlicher Weiſe im
Fürſtenſaale eröffnet. Zahlreiche Mitglieder des
Ver=
eins, ſowie der geſamte Vereinsvorſtand hatten ſich
zur Eröffnungsfeier eingefunden. Der Vorſitzende,
Herr Oberpoſtrat a. D. Fuldner, begrüßte die
Feſt=
verſammlung und dankte den zahlreichen Ausſtellern
für ihre ſchönen Darbietungen. Damit wurde die
Blumen= und Pflanzenausſtellung für eröffnet
er=
klärt. Die Ausſtellung ſelbſt iſt außerordentlich reich
beſchickt und bietet der Fürſtenſaal mit ſeinen
Neben=
räumen und dem Kaiſergarten ein farbenprächtiges
Bild. Eine reiche Ausſtellung von Bindereien und
Obſtſorten der Firmen Rühl und Schneider, Roth
(Scholl Nachf.) und Weicker ſind im Vorſaal
unter=
gebracht, während im Fürſtenſaal ein herrlicher Flor
von Blümen= und Blattpflanzen in Gruppen und
Parterren in noch kaum geſehener Pracht und
Reich=
haltigkeit zur Ausſtellung gebracht iſt. Eine große
Zahl von Neuheiten in Begonien (Weicker),
Primeln (Primula obsconica) von K.
Arn=
heiter, Horſt, Schulz, Jeſche, Schneider und
Rühl und Horſt=Beſſungen feſſelt das Auge des Beſchauers.
Auf dem Podium des Fürſtenſaales befindet ſich
ein japaniſcher Garten mit Teich und Pergola der
Groß=
gärtnerei Henkel, der mit japaniſchem Zwergahorn
und ſeltenen Schwimm= und Waſſerpflanzen ausgeſtattet iſt
und mit ſogen. Sturmlaternen magiſch beleuchtet wird.
Herrliche Ranken von Glyzinien und Lupinen de Vichy
verſchönern das ganze Arrangement. Auch der
Kaiſer=
garten iſt zur Ausſtellung herangezogen und mit Neuheiten
in Aſtern und Staudengewächſen (Firmen: Möller, Weicker,
Roth (Scholl Nachf.), Völker, Horſt u. a.), ſowie mit
einer reichen Kollektion in Palmen, Ammkarien, Blau= und
Korktannen geſchmückt und bildet für den Kenner eine
wahre Augenweide. Beſonderen Beifall findet ein
Arran=
gement der Firma Noack in Palmengruppen, Winteraſtern
und Cyelamen. In den Gartenpavillons ſind ſodann die
Produkte des Kleingartenbaues und im Muſiktempel eine
reiche Kollektion von Obſt und ſonſtigen
Gartenerzeug=
niſſen aus dem Verſuchsgarten des Gartenbaues zur
Aus=
ſtellung gebracht, die den Beifall der Hausfrauen finden
und dem Geſamtbild einen würdigen Abſchluß geben. Die
Ausſtellung wird bereits ſtark beſucht.
Die am Samstag abend von dem Gartenbauverein
in dem aufs prächtigſte mit Blumen und Girlanden
geſchmückten Kaiſerſaal veranſtaltete
Jubiläums=
feier aus Anlaß des 75jährigen Beſtehens
des Vereins war von den Mitgliedern ſo zahlreich
be=
ſucht, daß Saal und Galerien dicht beſetzt waren. Auch
die Herren Beigeordneter Jäger, der Rektor der
Tech=
niſchen Hochſchule, Geh. Hofrat Profeſſor Dr. Schenck,
ſowie Herr Oberforſtrat Walter waren zu der Feier
erſchienen. Nach der Eröffnungs=Ouvertüre zu „König
Mydros” begrüßte der Vorſitzende, Herr Poſtrat a. D.
Füldner, die Feſtverſammlung in herzlichen Worten
und wies darauf hin, wie aus beſcheidenen Anfängen
im Laufe der 75 Jahre ein mächtiger Verein erſtanden,
deſſen Wirken, Förderung der Blumen= und
Pflanzen=
zucht, in Stadt und Land anerkannt werde. Redner
gedachte ſodann des Geburtstages Ihrer Königl. Hoheit
der Großherzogin und brachte auf den Landesherrn
und ſeine hohe Gemahlin ein dreiſaches Hoch aus, in
das die Verſammlung freudig einſtimmte. Namens der
Stadtverwaltung überbrachte Herr Baurat Jäger dem
Jubelverein herzliche Glückwünſche und Dankesworte,
der es in den 75 Jahren ſeines Beſtehens verſtanden
habe, die Liebe zur Blumenzucht und zum Gartenbau
in weiten Kreiſen der Stadt zu fördern. Möge auch
ferner der Gartenbauverein Darmſtadt weiter wachſen,
blühen und gedeihen. Als Feſtredner des Abends gab
Herr Profeſſor Völzing einen geſchichtlichen Rückblick
über den Werdegang des Gartenbauvereins, der im
Jahre 1835 durch Hofgärtner Schnittſpahn gegründet und
von einer Reihe tüchtiger Vorſitzender zu ſeiner
heu=
tigen Größe geführt wurde. Warme Worte der
An=
erkennung widmete der Redner noch dem verdienten
Ehrenpräſidenten, Herrn Oekonomierat Dr. Goethe.
Sein Hoch galt dem ferneren Emporblühen des
Gar=
tenbauvereins. Glückwunſchſchreiben waren
eingelau=
fen von den Heren Staatsminiſter Dr. Ewald,
Finanz=
miniſter Dr. Braun, Miniſter des Innern von
Hom=
bergk zu Vach, Freiherrn Ungern=Sternberg,
Landes=
ökonomierat Dr. Goethe, Profeſſor Krämer=Zürich und
anderen, wofür der Vorſitzende herzlich dankte. Unter
dem Beifall der Verſammlung wurde der
verdienſt=
volle Rechner des Vereins, Herr H. Fehrer, der 13
Jahre lang in ſelbſtloſer Weiſe das Rechneramt
be=
gleitet hat, zum Ehrenmitglied ernannt und demſelben
die Ehrenurkunde unter Glas und Rahmen überreicht.
Den Glanzpunkt des Abends bildeten die von Frau
Sanitätsrat Dr. Hüffel entworfenen und arrangierten
lebenden Bilder „Die vier Jahreszeiten” die von
einer großen Anzahl Kinder und Damen und Herren
des Vereins zur Darſtellung gebracht wurden, wofür
denſelben reicher Beifall und Anerkennung gezollt
wurde. Mit herzlichen Dankesworten überreichte der
Vorſitzende Frau Sanitätsrat Dr. Hüffel einen
präch=
tigen Lorbeerkranz mit Widmung, während die
Ver=
ſammlung ein dreifaches Hoch auf dieſe ausbrachte.
Mit großem Beifall wurden auch die unter Fräulein
Luiſe Müllers Leitung zu Gehör gebrachten vier
Frauenchöre „Frühlingsgruß” und „Frühlingsahnung”,
„Sommerruhe‟, „Im Herbſt” und „Winter=Lied”
auf=
genommen, die von den Damen Emmy Beck und Anna
Bitſch und Herrn Bruno Stumpf vortrefflich begleitet
wurden. Zwei Sonaten für Violine und Klavier
bil=
deten den Abſchluß der ſchön verlaufenen
Jubiläums=
feier. Ein Tanzvergnügen im Kaiſerſaal ſchloß ſich an
die Feier an.
Verband der Detailliſten=Vereine im Großherzogtum
Heſſen.
— In der am 16. d. M. abgehaltenen
Ausſchuß=
ſitzung wurde an Stelle des ausgeſchiedenen Herrn
Karp Herr Kaufmann Friedrich Klockow als
Schrift=
führer gewählt. Der Vorſitzende, Herr Wilhelm
Kalbfuß, erſtattete den Bericht über die ſeitherige
Tätigkeit, erwähnte nochmals den guten Verlauf des
diesjährigen Verbandstages, der auch nach außen hin
ſeine Wirkung nicht verfehlt habe. Die auf demſelben
gefaßten Reſolutionen gingen an die Behörden uſw. ab.
Ebenſo die Eingabe zu dem Geſetzentwurf über die
Gemeindeſteuer. Im weiteren Verlauf der
Ausſchutz=
ſitzung kamen noch nachſtehende Punkte zur Beratung:
Verſtöße gegen das Geſetz, betr. den unlauteren
Wett=
bewerb: Verbandszeitung — Agitation und
Ausbreit=
ung des Verbands Stellungnahme gegen die Beamten=
Konſumpereine; Stellung aller Konſumvereine unter
das Handelsgeſetz; Konburrenzklaufel: hier tritt der
Verband den Beſchlüſſen des heſſiſchen
Handelskammer=
tages bei mit der Erweiterung, daß die
Konkurrenz=
klauſel auch auf die Lehrlinge ausgedehnt wird. — Der
Verband nimmt mit großem Bedauern von dem
Vor=
gehen der Großh. Regierung, beim Bezug der Kohlen
den Zwiſchenhandel auszuſchalten, Kenntnis. Er wird
die Frage im Auge behalten und zu gegebener Zeit
Stellung hierzu noch nehmen. Zu der von einer
Zeit=
ungskorreſpondenz in Unkenntnis der geſetzlichen
Be=
ſtimmungen gebrachten Notiz, daß laut einem
ergange=
nen richterlichen Urteil das Nachſchieben von Waren
bei Ausverkäufen geſtattet ſei, wird der
Verbandidem=
nächſt durch die Preſſe weitere Aufklärung geben. Den
nachſtehenden, in Berlin ſtattfindenden Verhandlungen
wird ein Vertreter des Verbandes beiwohnen:
Ver=
ſammlung der Intereſſengemeinſchaft großer Verbände
ſelbſtändiger Kaufleute am 22. d. M.; der vom
Ver=
band deutſcher Detailgeſchäfte der Textilbranche
ange=
regten Kundgebung in Sachen der Penſionsverſicherung
der Privatangeſtellten am 23. d. M., und der
Verſamm=
lung des Hanſabundes am 24. d. M. Weiter iſt noch
die Entſendung eines Vertreters zu der am 25. Oktober
in Berlin ſtattfindenden Verſammlung der
Zentral=
vereinigung deutſcher Vereine für Handel und
Ge=
werbe mit der Tagesordnung: „Ausſchaltung des
Klein=
handels und des Kleingewerbes”, in Ausſicht
genom=
men.
Handel und Verkehr.
** Darmſtadt, 17. Sept. Die 17.ordentliche
Generalverfammlung der Süddeutſchen
Eiſenbahngeſellſchaft fand heute abend 5½ Uhr
im Verwaltungsgebäude in der Neckarſtraße hierſelbſt ſtatt.
Der Vorſitzende des Aufſichtsrates, Herr Hugo Stinnes,
teilte mit, daß im Ganzen 6965 Aktien mit 6841 Stimmen
vertreten ſeien. Er wies dann auf den gedruckt
vorlie=
genden 16. Geſchäftsbericht über das abgelaufene Jahr
hin, nach dem nach Abzug der erforderlichen Rücklagen
in die Erneuerungs= und konzeſſionsmäßigen Reſerve=
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 16. September.
„Des Meeres und der Liebe Wellen”.
W-l. Wir haben früher ſchon hervorgehoben, daß
es bei der vielſeitigen Verwendbarkeit des Stoffes
eigentlich befremden kann, daß die Erzählung von Heros
und Leanders heroiſcher Liebe nur einmal dramatiſch
behandelt worden iſt, während er Epikern mancherlei
dichteriſche Anregung geboten hat, und daß der Gruno
hierfür vielleicht darin zu finden ſei, daß in einem
dieſe Liebe behandelnden Drama das dramatiſche hinter
dem erotiſchen Moment doch immer wieder zurücktreten
würde, wie dies ja auch in dem Grillparzerſchen
Trauerſpiel der Fall iſt. Sein Hauptvorzug beruht
nicht in der dramatiſchen Technik und Steigerung,
ſon=
dern in dem pſychologiſchen Moment, in der
Entwick=
lung der beiden Hauptcharaktere, namentlich aber des
der Hero, die als ein Mädchen dargeſtellt wird, das in
ſeiner kindlichen Unbefangenheit und Unſchuld von der
Liebe, deren Gefahr es nicht kennt, überraſcht und in
ſeinem ganzen Weſen ſo völlig verändert wird, daß ſich
ſeine Sehnſucht zum Paroxysmus ſteigert. Eine
ähn=
liche Umwandlung vom linkiſchen, ſchüchternen und
knabenhaften Jüngling zum leidenſchaftlichen,
kraft=
bewußten und heldenmütigen Manne ſehen wir an
Leander ſich vollziehen Es iſt alſo das Problem der
Liebe, das in dieſem Trauerſpiel gelöſt wird, und zwar
in einer hochgenialen Weiſe, mag das Stück ſonſt auch
noch ſo anfechtbar ſein und in Widerſpruch ſtehen zu
der antiken Auffaſſung.
Aus dieſem Charakter des Stückes ergibt ſich die
Aufgabe für die Darſtellerin der Hero. Sie glaubhaft
zu verkörpern, erfordert nicht nur Perſönlichkeit,
ſon=
dern auch ein fein empfindendes und unterſcheidendes
Spiel. Frl. Prevoſt wurde dieſer ſchwierigen
Auf=
gabe, der ſie ſich mit merklichem Fleiße und künſtleriſchem
Ernſte unterzogen hatte, mit überraſchendem Gelingen
gerecht und verlieh der Geſtalt der durch die weltliche
Liebe entweihten Prieſterin ſympathiſche perſönliche
Züge. Den Höhepunkt der Darſtellung und des Abends
überhaupt bezeichnete die Liebesſzene zwiſchen ihr und
Leander. Herr Weſtermann ſpielte den Leander
mit jugendlichem Temperament und dramatiſcher
Leidenſchaft und entſprach in der Charakteriſtik des
durch die Liebe zu der ſchönen Prieſterin in ſeinem
Weſen völlig veränderten Jünglings ganz den
Inten=
tionen des Dichters. Für den lebensfrohen und
froh=
gemuten Jüngling Naukleros, Leanders Pylades, war
Herr Baumeiſter der berufene Vertreter; die Rolle
des Oberprieſters ſpielte Herr Lehrmann mit der
ihrem Charakter entſprechenden Würde. Herr
Sem=
ler als Tempelhüter war in Bewegung und Sprechen
allzu jugendlich. Für die Rolle der gar nicht leicht zu
ſpielenden Janthe fehlt es unſerer Bühne zurzeit an
einer geeigneten Kraft.
Sonntag, den 18. September.
zum erſten Male:
„Robins Ende‟
Komiſche Oper in 2 Akten von Eduard Künnecke.
„Brüderlein fein”.
Alt=Wiener Singſpiel von Julius Wilhelm. Muſik
von Leo Fall.
W—l. Zur Feier des Geburtstages Ihrer Königlichen
Hoheit der Großherzogin fand heute abend
Feſt=
vorſtellung bei feſtlich erleuchtetem und vollbeſetztem
Hauſe ſtatt. Vor Beginn der Vorſtellung brachte Herr
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing ein Hoch auf Ihre
Königliche Hoheit aus, worauf die Fürſtenhymne geſpielt
wurde, die das Publikum ſtehend anhörte.
Zur Aufführung gelangten zwei Neuheiten, die erſtere,
die zweiaktige komiſche Oper „Robins Ende” iſt das
Erſtlingswerk eines erſt 23jährigen Komponiſten und
Ber=
liner Kapellmeiſters, die ſchon an mehreren größeren
Bühnen, u. a. Mannheim, Dresden, Stuttgart mit Erfolg
aufgeführt worden iſt. Der Verfaſſer des Textbuches iſt der
Regiſſeur der Komiſchen Oper in Berlin, Maximilian
Moris. Die Erfahrung, daß ein gutes Textbuch den halben
Erfolg einer Oper macht, bewahrheitet ſich auch hier. Die
Handlung iſt ſehr geſchickt und ſpannend entworfen und
durchgeführt.
Der Pächter Robinſon, der in glücklicher Ehe mit
ſei=
nem jungen Weibe Katharina lebt, aber von beſtändiger
Eiferſucht geplagt wird, träumt eines Tages, er würde
Herzog von Cornwall werden. Eine Zigeunerin hat ihm
aber prophezeit, er würde am Galgen enden. Gelegentlich
einer Jagd kommt König Karl II. von England in
Robin=
ſons Haus. Er ſieht hier die Frau Robins, eine frühere
Bekanntſchaft von ihm, wieder und geſteht ihr ſeine Liebe
und macht ihr einen förmlichen Antrag. Sie weiſt ihn ab,
obwohl ihr Herz ihm zugeneigt iſt. Vor dem
zurückkehren=
den Ehemann verſteckt ſich der König, um die Ehre der
Frau zu retten, in einem Schrank. Hier findet ihn Robin
und droht, den Räuber ſeiner Ehre zu erſchießen. Da gibt
ſich der König zu erkennen. Robin glaubt ihm nicht; als
der König ſich aber bereit erklärt, ihm Beweiſe zu geben,
fordert er, ſeines Traumes gedenkend, daß der König ihm
die Herzogswürde verſchreibe. Dies geſchieht. Robins
Traum iſt in Erfüllung gegangen. Aber anſtatt des
Her=
zogsmantel ſchickt der König den Sheriff, um Robin, den
Bedroher der Majeſtät, zu hängen. Jetzt ſcheint ſich die
Prophezeiung der Zigeunerin zu erfüllen. Alsbald aber
klärt ſich der Befehl des Königs als ein derber Scherz auf.
Anſtatt des Strickes wird dem Delinquenten der
Herzogs=
mantel umgehängt. Der Pächter iſt tot und ſeine Frau muß
den Herzog von Cornwall zum Gatten nehmen. Das iſt
„Robins Ende” — man hat aber das Gefühl, daß die
Geſchichte noch lange nicht zu Ende iſt.
Während der erſte Akt nur ein ganz kurzes Vorſpiel
und keine Ouverture hat, geht dem zweiten, nur kurzen
Akte eine längere, für eine komiſche Oper reichlich
pathe=
tiſche Ouverture vorauf. Welche künſtleriſchen Abſichten
der Komponiſt damit verfolgt hat, iſt uns nicht klar
ge=
worden. Es würde ſich vielleicht empfehlen, die beiden
Akte in einen zuſammenzuziehen und die Ouverture fallen
zu laſſen und dem Ganzen ſo noch mehr Geſchloſſenheit zu
geben.
Die Oper beſteht meiſtens aus Duetten, Terzetten und
Quartetten, nur am Beginn des 2. Aktes findet ſich ein
ſehr bewegter, brillant gearbeiteter Chor. Die Muſik trägt
durchweg vornehmen Charakter. Die Inſtrumentation
iſt für eine komiſche Oper freilich reichlich ſchwer, ſchließt
ſich aber im Stil der modernen Richtung an; in der
Be=
handlung der Singſtimmen ſucht der Komponiſt ſich wieder
der geſchloſſenen Form der älteren Oper anzuſchließen,
worin ein unleugbarer Vorzug der Oper zu erblicken iſt;
trotzdem aber und trotz der anſcheinenden Leichtflüſſigkeit
der Muſik ſind die Singſtimmen ſchwer geſchrieben. Seine
hervorragende Begabung für muſikaliſche Charakteriſtik
hat der Komponiſt in der komiſchen Partie des Sheriff
be=
tätigt, die zu dem Beſten gehört, was die neue
Opern=
literatur aufzuweiſen hat. Die bedeutendſten Nummern
der Oper ſind außerdem das Trinkquartett, das auf
den dramatiſchen Ton geſtimmte Duett zwiſchen dem
König und Katharina des erſten Aktes und
das ſchon erwähnte große, effektvolle Enſemble des
zweiten Aktes. Alles in allem iſt dieſe neue Oper das
Werk eines hervorragend begabten Komponiſten, die
ihren Weg bald mit Erfolg über die Bühne machen
wird und den lebhaften Beifall verdiente, den ſie auch
bei der hieſigen Aufführung geerntet hat.
Zu dem ſtarken Erſolge trug die ausgezeichnet
ge=
lungene Aufführung, die von Herrn Hofkapellmeiſter
de. Haan geleitet wurde, ſehr weſentlich bei, Frl.
Nummer 219,
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19 September 1910.
fonds, der Eiſenbahnſteuer, Abgaben und Rückſtattungen,
ein Ueberſchuß von 1863 279 Mark verbleibt. Die
Ver=
ſammlung genehmigte den Geſchäftsbericht ohne Debatte
und erteilte der Direktion und dem Aufſichtsrat Decharge.
Alsdann wurde ebenfalls ohne Debatte die Verteilung
ei=
ner Dividende von 6 Prozent = 1533 600 Mark beſchloſſen
und die Bilanz, wie Gewinn= und Verluſtrechnung
ge=
nehmigt. Die ſtatutenmäßige Dividende an den
Aufſichts=
rat beträgt 77481 Mark, die vertragsmäßige Tantieme
an die Direktionen 58111 Mark und der Vortrag auf die
neue Rechnung 194086 Mark. Punkt 4 der Tagesordnung
betraf Beſchlußfaſſung über die Vermehrung der
Mitglie=
der des Aufſichtsrates. Die Verſammlung genehmigte ohne
Debatte den Vorſchlag des Aufſichtsrates, jetzt von einer
Vermehrung der Mitglieder desſelben abzuſehen, weil die
endgültige Entſcheidung über die Beſchlußfaſſung der
vorjährigen Generalverſammlung (wogegen bekanntlich
Widerſpruch erhoben wurde) noch nicht getroffen iſt. Der
letzte Punkt der Tagesordnung betraf Wahlen zum
Auf=
ſichtsrat. Hier wurden die beiden ausſcheidenden
Mitglie=
der Stadtrat Kämpf=Berlin und Hermann Bachſtein=
Berlin einſtimmig wiedergewählt. Damit war die
Tages=
ordnung der Generalverſammlung erledigt, die kaum eine
Viertelſtunde Zeit in Anſpruch nahm.
Luftſchiffahrt.
* München, 16. Sept. Das Luftſchiff „P 6"
unternahm heute nachmittag unter der Führung des
Oberleutnants Stelling eine Fernfahrt nach
Chiemſee. Nach einer Schleifenfahrt über Prien
und nach einem Beſuch von Herrenchiemſee nebſt
Fraueninſel überquerte das Luftſchiff die ganze Breite
des Sees, fuhr his Trauenſtein und kehrte dann über
Waſſerburg nach München zurück. Die ganze 200
Kilo=
meter weite Fahrt dauerte 4½ Stunden und iſt
durch=
aus glatt verlaufen, obwohl ſtreckenweiſe eine ſtarke
vertikale Luftbewegung, Nebelböen und Wirbelwinde
herrſchten.
* Paris, 17. Sept. Ueber die Verwendung
der Aeroplane für Militärzwecke erklärte
der Kriegsminiſter einem Berichterſtatter u. a.: Die
Frage iſt nunmehr gelöſt. Die Aeroplane haben ſich als
ausgezeichnete Kundſchafter und Aufklärer bewieſen.
Es bliebe noch übrig, vier Dinge zu erreichen: 1. den
automatiſchen Aufflug, 2. Erhöhung der
Geſchwindig=
keit, 3. dem Lenker die Mitnahme von zwei
Beobach=
tern zu ermöglichen, und 4. den Aeroplan zu einer
An=
griffswaffe zu geſtalten. Er werde alles aufbieten, um
dieſes baldmöglichſt zu erzielen.
sr. Das internationale Flugmeeting
von Bordeaux brachte am fünften Tage beſonders
ſpannende Kämpfe. Um den Höhenpreis erzielte
Mo=
rane (Blériot) die beſte Leiſtung mit einem Fluge von
1950 Meter. Zweiter wurde Tyck mit 1376 Meter.
Dritter Legagneux mit 1330 Meter. Den beſten
Dauer=
flug erzielte Aubrun (Blériot) mit 230 Kilometer, die
er in 2 Stunden 48 Minuten 52 Sekunden zurücklegte.
Zweiter wurde Thomas, 140 Kilometer; Dritter Simon,
120 Kilometer. Die größte Geſamtdiſtanz legte
Tho=
mas mit 352 Kilometer zurück. Es folgten Aubrun mit
230 Kilometer und Simon mit 215 Kilometer. Für
den Wettbewerb um den Geſchwindigkeitspreis fanden
noch einige Zwiſchenflüge ſtatt, die über 25 Kilometer
ausgetragen wurden. Die beſte Zeit erzielte Morane
mit 15 Minuten 50 Sekunden von Aubrun mit 16:46,3
und Simon mit 17:36,4. Morane, Simon und Aubrun
kommen damit in die Entſcheidung. Den Frühpreis
des Tages gewann Kuller (Antoinette) mit einem 10=
Kilometer=Flug, den er in 10108,3 abſolvierte.
—
ZumAeroplanflugüberdenSimplon=
paß, der am Sonntag, den 18. September, um die
ausgeſetzten 100000 Lire beginnen ſollte, ſind definitiv
engagiert: Latham (Antoinette), Wiencziers (
Antoi=
nette), Chavez (Blériot), Aubrun (Blériot),
Catta=
nao (Blériot), Paillette (Blériot) und Weymann (
Far=
man). Die Starts von Latham und Wiencziers ſind
fraglich. Der Wettbewerb iſt bis zum 24. September
offen, dann folgt die Mailänder Flugwoche, deren
Meldungen wir bereits veröffentlichten.
Geyersbach ſang und ſpielte die muntere
Pächters=
frau mit Temperament und überlegener Kunſt; Herr
Semper charakteriſierte den eiferſüchtigen Ehemann
glaubwürdig und ſang die hohe Anforderungen an das
geſangliche Können ſtellende Partie mühelos und ſicher;
brillant war Herr Hoff als Repräſentant des
komi=
ſchen Sheriffs, der die Lacher auf ſeiner Seite hat.
Ebenſo verdient Herrn Hackers gut geſungener
König Anerkennung. Die kleineren Partien des
Wil=
liams und Rondolf waren bei den Herren de Leeuwe
und Hönel gut aufgehoben.
Die ſzeniſche Leitung des bühnenkundigen Herrn
Oberregiſſeurs Valdek bewährte ſich im ganzen wie
in Einzelheiten aufs beſte. Für das Zimmer des
Päch=
ters waren die neuen Dekorationen zum „Freiſchütz”
geſchickt verwendet worden; der zweite Akt ſpielt im
Garten. — Das Publikum nahm, wie ſchon bemerkt,
die Neuheit ſehr beifällig auf.
Das Alt=Wiener Singſpiel „Brüderlein fein”
iſt ein reizendes Familienidyll aus der
Biedermeier=
zeit, zu dem der bekannte Operettenkomponiſt Leo Fall
eine anſprechende, populäre Muſik geſchrieben hat, und
das bei ſeiner Erſtaufführung hier außerordentlich
ge=
fallen hat. Die Handlung iſt kurz folgende: Der
Wie=
ner Domkapellmeiſter Drechsler, der Komponiſt des
Lie=
des „Brüderlein fein” begeht mit ſeiner treuen Gattin
Toni ſeinen 40. Hochzeitstag, und ſie träumen von
früheren Zeiten und ihrem jungen Glück. Die Jugend
tritt in Perſonifikation auf und verleiht dem
Jubel=
paare eine Stunde ihrer Jugendzeit als Geſchenk. Es
erſcheint dann vergnügt als neuvermähltes Paar am
Hochzeitstage, und wir ſehen ſie bei ihrer erſten Taſſe
Schrkolade ſitzen und darauf liebesſelig einen Walzer
tanzen. Nachdem der Traum entſchwunden iſt,
er=
ſcheinen ſie wieder als bejahrte Leute von 40 Jahren.
Das echt volkstümliche Singſpiel enthält u. a. ein
auf den elegiſchen Ton geſtimmtes Lied „Unter dem
blühenden Lindenbaum” und ein Walzerduett „Nicht
zu ſchnell, nicht zu langſam” das ſtürmiſch da capo
verlangt und geſungen wurde und wohl ſehr bald
po=
pulär werden dürfte.
Das Stück, dem ein durchſchlagender Erfolg
be=
ſchieden war und das ſich ohne Zweifel auf dem
Reper=
toire halten wird, hat nur drei Perſonen. Die Rollen
des Kapellmeiſters und deſſen Frau ſpielten, ſangen
und tanzten Herr Speiſer und Fräulein Zeiller
allerliebſt und ſehr dezent; die Doppelrolle der Gertrud
und der Jugend war durch Fräulein Suchanek gut
vertreten. Die Aufführung wurde von Herrn
Kapell=
meiſter Kittel geleitet; die Regie führte Herr
Ober=
regiſſeur Valdek.
Die „Wahlparole des Reichskanzlers”.
* Berlin, 17. Sept. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt: Angeregt durch einen Artikel der
Frank=
furter Zeitung, hat ſich die Tagespreſſe vielfach mit einer
Wahlparole oder einem Wahlprogramm der
Regierung beſchäftigt. Solche Erörterungen finden
ei=
nen günſtigen Boden in der Beſorgnis, von der die beſten
Kräfte der Nation im Hinblick auf die Verbitterung unter
den bürgerlichen Parteien und auf die ſozialdemokratiſchen
Erfolge bei den Nachwahlen zum Reichstage erfüllt ſind.
Ohne Zweifel hat jene Verbitterung bei dieſen Erfolgen
mitgewirkt. Was der Reichskanzler in ſeiner
Reichstags=
rede vom 9. Dezember 1909 in Bezug auf ausgezeichnete
Geſchäfte des Radikalismus vorausgeſehen hat, tritt leider
mehr und mehr in Wirklichkeit. Es iſt auch richtig, daß
dieſe Vorausſicht nicht von der Pflicht entbindet, nach
Mög=
lichkeit Vorſorge dagegen zu treffen, daß nicht ein blinder
Mißmut, eine ungeſtüme politiſche Verhetzung des Volkes
eine gefährliche innere Lage ſchaffe. Wir können aber
ver=
ſichern, daß an der oberſten verantwortlichen Stelle nicht
nach Schlagworten geſucht, noch heute ſchon entſchieden
wird, welche einzelne Frage bei den nächſten allgemeinen
Wahlen zum Reichstage in den Vordergrund zu rücken
wäre. Mit Wahlparolen, die ſich nicht aus der Natur der
Dinge ergeben, mit künſtlichen Schlagworten läßt ſich dem
Uebel, das wir beklagen, ’überhaupt nicht beikommen. Leiſtet
das deutſche Volk in der praktiſchen Arbeit fortwährend
Großes, ſo wird es ſich auch in ſeiner politiſchen
Betä=
tigung und Kultur der Herrſchaft der Phraſe entwöhnen
und ſeine Geſchicke ſo wenig nach übler Laune, wie nach
einſeitigen Klaſſen= oder Intereſſentenwünſchen
mitbeſtim=
men müſſen. Der Reichskanzler hält für ſeine
Haupt=
aufgabe, die Reichsgeſchäfte ſo zu führen, daß das der
Nation zum Gedeihen des Erwerbslebens ebenſo wie zu
ihrem militäriſchen Schutze Nötige geſichert und ihre
ſte=
tige kulturelle Entwickelung gewahrt werde. Es iſt daher
ein im einſeitiaſten radikalen Partei=Intereſſe genährter
Aberglaube, daß irgend etwas einer geiſtigen oder
wirt=
ſchaftlichen Reaktion Aehnliches im Werke ſei. Eine ſolche
Abſicht liegt allen maßgebenden Faktoren des Reiches
fern.
Der neue Reichs=Etat.
H. B. Berlin, 17. Sept. Der Reichskanzler
beab=
ſichtigt, am Sonntag von Hohenfinow in Berlin
ein=
zutreffen, um eine Sitzung des preußiſchen
Staats=
miniſteriums zu leiten und mit den Staatsſekretären
zu konferieren. Den wichtigſten Beratungsſtoff dürfte
die Art der Balancierung des neuen Reichsetats
bil=
den. Der Reichsſchatzſekretär iſt, ſolange er darauf
an=
gewieſen bleibt, mit den jetzigen Einkünften des
Rei=
ches zu wirtſchaften, genötigt, die Balancierung des
Etats durch große Abſtriche an den einzelnen
Reſſort=
forderungen zu ermöglichen. Da die Erträge der
Fi=
nanzreform aber hinter den Erwartungen
zurückblei=
ben, rückt die Gefahr nahe, daß mit den Streichungen
auch auf das Gebiet der notwendigen Bedürfniſſe des
Staates hinübergegriffen werden muß. Daher dürfte
auch im Hinblick auf die zu erwartenden größeren
Mehrausgaben jetzt ſchon die Frage geprüft werden,
ob allein mit ſparſamer Wirtſchaft das Gleichgewicht
im Reichshaushalts=Etat aufrecht erhalten werden
kann.
Vom Hoflager in Friedberg.
* Am 16. ds. Mts., nachmittags, traf zum Tee aus
Kiſſingen ein: Ihre Kaiſerliche Hoheit die Großfürſtin
Tenia von Rußland mit Gefolge. Abends kam der
dienſt=
tuende Kammerherr Freiherr von Leonhardi im Schloſſe
an und nahm daſelbſt Wohnung. Um 7,45 Uhr abends
unternahmen der Großherzog und die Großherzogin eine
Rundfahrt durch die beleuchteten und geſchmückten Straßen
der Stadt und begaben Sich ſpäter mit der Prinzeſſin
Vik=
toria zu Schleswig=Holſtein nach Bad=Nauheim, um dem
Künſtlerkonzert im Kurhaufe anzuwohnen. Am 17. ds.
Mts., um 10 Uhr vormittags, nahm die Großherzogin die
Glückwünſche der Familie und des Gefolges entgegen und
empfing um 12 Uhr den Leutnant v. Zangen vom
Infan=
terie=Leibregiment Großherzogin Nr. 117, den
Bürger=
meiſter Stahl und die Beigeordneten Falk und Juſtizrat
Windecker von Friedberg, ſowie den Bürgermeiſter Dr.
Kayſer von Bad=Nauheim. Im Laufe des Vormittags
trafen im Schloſſe Friedberg ein: Prinz und Prinzeſſin
Andreas von Griechenland, Prinzeſſin Luiſe und Prinz
Ludwig Franz von Battenberg mit der Hofdame Miß
Kerr, ferner Fürſt und Fürſtin zu Solms=Lich, Prinzeſſin
Marie zu Solms=Lich, Prinz und Prinzeſſin Hermann zu
Stolberg=Wernigerode, ſowie die fürſtlich Lichſchen Kinder.
Um 1 Uhr fand Tafel zu 32 Gedecken ſtatt.
In Vertretung des Großherzogs begibt ſich der
Ober=
kammerherr Riedeſel Freiherr zu Eiſenbach am 19. ds. Mts.
nach Karlsruhe, um die Glückwünſche der Großherzoglichen
Herrſchaften zur ſilbernen Hochzeit am badiſchen Hofe zu
übermitteln. (Darmſt. Ztg.)
* Friedberg, 17. Sept. Der Kaiſer und die
Kaiſerin von Rußland beſuchten den
Abend=
gottesdienſt in der ruſſiſchen Kirche in Bad=
Nau=
heim und machten darauf eine Rundfahrt in den
Park, um ſich die Illumination und das Feuerwerk
anzuſehen.
* Saalburg, 18. Sept. Der Kaiſer von
Rußland der Großherzog von Heſſen und drei
ruſſiſche Prinzeſſinnen trafen kurz nach 4 Uhr mit
Ge=
folge in Automobilen auf der Saalburg ein. Nach
kurzer Beſichtigung des Muſeums fuhren die hohen
Herrſchaften in der Richtung nach Bad Homburg
weiter.
*. Homburg, 18. Sept. Der Kaiſer von
Rußland mit drei Prinzeſſinnen traf heute
vormit=
tag halb 11 Uhr hier ein und beſuchte den= Gottesdienſt
in der ruſſiſchen Kirche. Nach demſelben ließ er ſich die
Herren Oberbürgermeiſter Lüdtke,
Stadtverordneten=
vorſteher Dr. Rüdiger, Stadtverordneten Juſtizrat Dr.
Zimmermann und Dr. med. Spilmans vorſtellen und
fuhr kurz nach halb 12 Uhr unter den Hochrufen des
Publikums nach Friedberg zurück.
Kaiſer Wilhelm in Ungarn.
* Peſt, 16. Sept. Heute 5 Uhr 59 Minuten früh
iſt der Hofſeparatzug Kaiſer Wilhelms
aus Zſolna in Kelenföld eingetroffen und ſetzte
be=
reits um 6 Uhr die Fahrt nach Dombowa fort, wo der
Kaiſer mittags eintraf. Dem Monarchen und ſeinem
Gefolge wurden in Kelenföld das Frühſtück ſerviert.
* Mohacs, 16. Sept. Der deutſche Kaiſer
iſt im Hofzuge um 1¾ Uhr geſtern nachmittag in Kis=
Köſzeg eingetroffen und am Bahnhof von
Erzher=
zog Friedrich und Erzherzogin Jſabella
emp=
fangen worden. Die Fürſtlichkeiten fuhren alsbald zu
Seite 5.
Schiff nach dem jenſeitigen Ufer, auf dem ſie ſich gleich
auf die Pürſche begaben.
* Mohacs, 17. Sept. Der deutſche Kaiſer
wollte ſich heute ſchon in früheſter Morgenſtunde zur
Jagd begeben, mußte aber wegen des Regens einige
Zeit warten. Er begab ſich ſodann in den Lazaricger
Wald und darauf in das Jagdſchloß. Heute
nachmit=
tag 4 Uhr gedenkt der Kaiſer ſich auf die Darazer Wieſe
zur Pürſche zu begeben und abends 8 Uhr
zurückzu=
kehren.
* Wien, 17. Sept. Als der Hofzug, in dem ſich
Kaiſer Wilhelm befand, auf der Station
Fünfkirchen auslaufen wollte, eilte ein Gendarm,
der beim Wächterhauſe, das oberhalb der Station
ſtatio=
niert war, auf das Stationsgebäude zu, wo er dem
dort anweſenden Oberſtuhlrichter meldete, daß er in
der Nähe des Wächterhauſes und zwar auf dem Gleiſe,
bas der Hofzug paſſieren ſollte, eine Patrone gefunden
habe. Der Gendarm überbrachte die Patrone, die die
dreifache Größe einer Mannlichen Patrone hat, dem
Oberſtuhlrichter. Sie ſieht wie eine Signalpatrone
aus, wie ſie bei Nebel zu Alarm=Signalen benutzt
wird. (2)
Die Cholera.
* Stuttgart, 17. Sept. Geſtern wurde von
einem hieſigen Arzte bei einem an
Brechdurch=
fall erkrankten Arbeiter der Verdacht choleraartiger
Krankheitserſcheinungen ausgeſprochen. Nach der
ſo=
fort vorgenommenen amtsärztlichen Unterſuchung des
Kranken iſt der bezeichnete Verdacht nicht
wahr=
ſcheinlich, umſo weniger, als der erkrankte
Ar=
beiter hier ſeit längerer Zeit beſchäftigt iſt. Für allé
Fälle wurde indeſſen der Kranke alsbald in einer
Iſolierbaracke untergebracht. Zur ſicheren Feſtſtellung
iſt die erforderliche bakteriologiſche Unterſuchung
ein=
geleitet. Die notwendigen behördlichen
Sicherheits=
maßnahmen wurden alsbald getroffen.
* Peſt 17. Sept. In den letzten 24 Stunden ſind
wieder zwei Matroſen an Cholera erkrankt. Der
eine von ihnen iſt bereits geſtorben.
Rom, 18. Sept. In den letzten 24 Stunden ſind
in Apulien an Cholera ſechs Perſonen erkrankt, fünf
geſtorben.
Bukareſt, 18. Sept. Die Meldung einiger
Blätter, daß der Miniſterpräſident Bratiano unter
choleraverdächtigen Symptomen erkrankt ſei,
wird von der Agence Roumaine als phantaſtiſche
Er=
findung bezeichnet.
* Petersburg, 17. Sept. Während der letzten 24
Stunden ſind 47 Perſonen an Cholera erkrankt, 21
ſind geſtorben. Die Geſamtzahl der Erkrankten beträgt
583.
* Mohacs, 17. Sept. Hier erkrankten drei
Per=
ſonen unter Choleraverdacht. Zwei ſind ges
ſtorben.
Literariſches.
In dem bekannten Modeverlage „Le Grand
Chie” iſt eben ein von Pariſer Künſtlern gezeichnetes
„Skizzenalbum” der letzten Pariſer
Mode=
ſchöpfungen erſchienen, für das man ſich nicht nur
in Fach= und mondainen Kreiſen, ſondern auch durch
die Art ſeiner überaus flotten Federzeichnungen auch
in Kunſtkreiſen lebhaft intereſſiert. Das „Pariſer
Skizzenalbum” erſcheint als ſelbſtändige Ausgabe oder
als Beilage zu dem bekannten Fachblatte „La
Mondaine”, das gleichfalls ſolche Originalſkizzen
Pariſer Zeichner enthält.
— Die Traubenkuren haben begonnen. Aus den
lachenden Rebengärten Tirols, aus den geſegneten
Wein=
gegenden des Rhein= und Aargaus, des Moſel=, Neckar=
und Saartales wandern täglich Hunderte, Tauſende jener
leichten Holzkiſtchen, mit Trauben gefüllt, in alle Welt, um
auch denen, die nicht reiſen können, eine Traubenkur zu
ermöglichen. Zahlloſe Kranke und Geſunde aber
unter=
ziehen ſich lieber an Ort und Stelle einer ſolchen Kur, von
der ſie eine Regeneration des Blutes erwarten. Mit Recht,
wenn die Traubenkur ſachgemäß gebraucht und in Einklang
mit der ſonſtigen Ernährung und der Lebensweiſe gebracht
wird, wie dies Dr. M. Conrad in ſeinem vorzüglichen Ars
tikel „Traubenkuren” in Nr. 35 der „Gartenlaube” ſo
klar und eindringlich auseinanderſetzt. Das genannte
Heft bietet auch ſonſt des Anregenden und Belehrenden
viel. Intereſſante Auszüge „Aus den hinterlaſſenen
Pa=
pieren eines alten Weimarers” aus der vorgoetheſchen und
goetheſchen Zeit, einen reichilluſtrierten Artikel „Das
„Moſeldorf” und eine jener ergreifenden Jungemenſchen=
Geſchichten, in denen Karl Buſſe Meiſter iſt.
— Im Verlage von Paul Neubner, Köln, erſchienz
Die Reichswertzuwachsſteuer, Beſprechung
der Kommiſſionsbeſchlüſſe zweiter Leſung von
Juſtiz=
rat Hermann Kauſen. Preis 2 Mark. Der
Ver=
faſſer hat ſich der Aufgabe unterzogen, die Beſchlüſſe
der zweiten Leſung ſowohl vom juriſtiſchen als vom
ſteuerlichen und wirtſchaftlichen Standpunkte aus
ein=
gehend zu beſprechen. Er bemüht ſich, die weſentlichſten
Beſtimmungen des Entwurfs in ein überſichtliches
Syſtem zu bringen und dadurch das Verſtändnis für
die Angelegenheit einem weiten Leſerkreiſe zu
er=
öffnen. Die Broſchüre ſtellt in dieſer Abteilung eine
erſchöpfende Erläuterung des Entwurfs dar.
— Lexi kon für Photographie und
Reproduktionstechnik (Chemigraphie,
Licht=
druck, Heliogravüre). Von Profeſſor G. H. Emmerich,
Direktor der Lehr= und Verſuchsanſtalt für
Photo=
graphie uſw. in München. 60 Druckbogen. Lexikon=
Oktav. Mit 36 Tafeln, enthaltend 249
Einzelabbildun=
gen und 414 Abbildungen im Texte. — Das Werk
er=
ſcheint in 20 Lieferungen zu 50 Pfg. (Lieferungen 11
bis 15.) (A. Hartlebens Verlag in Wien und Leipzig.)
In den hiermit weiter vorliegenden Lieferungen 11
bis 15 dieſes einzig daſtehenden photographiſchen
Lexi=
kons’werden die Abhandlungen vom Panorama=
Appa=
rate bis Staubkaſten in lexigraphiſcher Anordnung
und in ausführlicher Weiſe vorgeführt, denen zum
beſſeren Verſtändnis nicht nur zahlreiche vorzüglich
ausgearbeitete Textabbildungen, ſondern auch eine
Anzahl Tafeln in erſtklaſſiger Ausführung ſich
an=
paſſen.
— Hanns von Zobeltitz! Das
Redak=
tionskind. Roman. Preis geheftet 4 Mk., geb. 5
Mk. Verlag von W. Vobach u. Co., Berlin=Leipzig=
Wien. Mitten in das Getriebe einer Redaktion führ.
uns der berühmte Verfaſſer in dieſem Roman; wir
er=
leben darin das Aufblühen einer Zeitſchrift und
zu=
gleich die Geſchichte der Menſchen, die ihre beſten Kräfte
in nimmermüder Tätigkeit dem Unternehmen widmen.
Mit köſtlichem Humor und großer Lebenstreue ſind die
Vorgänge im Redaktionsbetriebe geſchildert. Die Leſer
werden der ſpannenden Schilderung mit wachſendem
Intereſſe bis zum Schluß folgen und durch die überaus
feine, charakteriſtiſche Darſtellung der Perſonen gefeſſelt
werden.
Nummer 219.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. September 1910.
Seite 6.
ein tnterie Hluet es Ante ere ihten rnteretfe nen urter ur h. enf der hete uner Seitinten uns onr,
tſchek. (93. Eliſcher Nchft., Leipzig. Preis 4 Mk., geb. Mat in die Wohnung ſeines früheren Lehrherrn, des aufen ging er dort von dem Panzer „St. Lonis” an
5 Mk.) Aus einer reichen Fülle von Empfindungen
heraus weiß die Verfaſſerin zu ſchildern, zu erzählen
von Liebe und Leben und von Leid und Glück. Und
weil ihre Geſtalten es nicht zu faſſen und zu halten
wiſſen das im Lichte wandelnde Glück, läßt ſie ſie erſt
durch der Finſternis Schatten gehen, kämpfen um Leben
und Liebe. Seit Urzeiten geht die große, bange, Frage
durch die Welt: Was iſt’s, warum wir leben, leiden,
ſtreben, was iſt der ruheloſen Seele letztes Ziel?
Maria Janitſchek ſagt es uns: Nicht das Erſchaffene
kann dieſer Sehnſucht Genüge, nicht in dem Meßbaren
für dieſes Maßloſe Befriedigung und Heimſtatt ſein,
und nur dem, der da „unruhig iſt nach Gott”, werden ſich
die Diſſonanzen dieſes Lebens in reine Harmonien
wandeln! — Das Buch iſt wohl leſenswert.
Darmſtadt, 19. September.
N* Se. Königl. Hoheit der Großherzog richtete
an=
läßlich des Ablebens des Staatsminiſters a. D. Frhrn.
von Starck an den hier lebenden älteſten Sohn des
Verſtorbenen, den Großh. Kammerherrn Frhrn. E. von
Starck folgendes Beileidstelegramm: Schmerzlich
be=
wegt durch die Nachricht von dem Tode Ihres um Mein
Land hochverdienten Vaters ſpreche ich Ihnen und
Ihren Geſchwiſtern meine herzlichſte Teilnahme aus.
gez. Ernſt Ludwig.
weits teie Betreit- baren,
* München, 17. Sept. Das franzöſiſche
Muſik=
feſt begann heute mittag mit dem Empfang der
Feſt=
gäſte im alten Rathausſaal, wo nach einem
Muſikvor=
trage Bürgermeiſter Brunner=München die Feſt=
An=
ſprache hielt. Der Präſident der „Societe frangaiſe
des amis de la Muſique‟ Graf Gaſton Chandon de
Briailles, erwiderte mit längeren Dankesworten, in
denen er ausführte, er ſei ſtolz darauf, daß, nachdem in
München bei den diesjährigen Muſikfeſten die
größ=
ten deutſchen Muſikwerke aufgeführt worden ſeien,
nun=
mehr auch die franzöſiſchen Meiſter zu Worte
kom=
men ſollten. An den Feſtakt ſchloß ſich ein von der
Stadt veranſtaltetes Frühſtück an. Heute Abend gibt
Graf Briailles eine große Soiree. Für Dienstag
nach=
mittag hat der Verleger der Münchener Neueſten
Nach=
richten, Thomas Knorr, die Feſtgäſte zum Tee in ſeine
Villg geladen.
München, 18. Sept. Bei dem heutigen
inter=
nationalen Trabreiten anläßlich des Jubiläums=
Oktoberfeſtes auf der Thereſienwieſe ereignete ſich ein
ſchwerer Unfall. Infolge Reißens des Sattelzeuges
rannte eines der Pferde durchs Ziel, durchbrach die
Schutzmannskette, ſtürmte durch die dichte
Menſchen=
menge und warf einen mit zwölf Perſonen beſetzten Tiſch
um. Acht Perſonen wurden teils ſchwer teils leicht verletzt.
Karlsruhe, 18. Sept. Die Feſtlichkeiten anläßlich
der ſilbernen Hochzeit des badiſchen Groß=
Lerzogspaares haben ihren Anfang genommen.
Die Stadt prangt in einem ſchmucken Feſtkleid; luſtig
flattern die deutſchen und badiſchen Fahnen, Guirlanden,
Pflanzen= und Blumenarrangements zieren wirkungsvoll
Häuſer, Straßen und Plätze. Ein beſonders
ſehens=
würdiges Bild bietet der Marktplatz, auf dem ſich ein
mächtiger Feſtbrunnen erhebt. Es finden verſchiedene
Ausſtellungen ſtatt. So wurde geſtern in Gegenwart
des Großberzogs eine elektrotechniſche Ausſtellung
er=
öffnet. Am heutigen Sonntag, der von herlichem
Wetter begünſtigt war, hielten die Ruder= und
Schwimm=
vereine feſtliche Veranſtaltungen ab. Der Regatta im
ſtädtiſchen Rheinhafen wohnten der Großherzog und die
Großherzogin bei. Es macht ſich bereits ein gewaltiger
Fremdenzuſtrom bemerkbar. In den Straßen der Stadt
herrſcht lebhaftes, feſtliches Treiben.
* Weißenburg, 17. Sept. In Dürenbach im Nieder=
Elſaß ſtürzte heute nachmittag 4 Uhr der Turm
der neuerbauten katholiſchen Kirche ein. Ein
Ar=
beiter wurde getötet, während drei ſchwer und eine
größere Anzahl leicht verletzt aus den Trümmern
her=
vorgezogen wurden.
* Wilhelmshaven, 17. Sept. Zu der durch die Preſſe
gegangenen Meldung, die Marine werde infolge der
Bor=
kumer Spionage=Affäre die Inſeln Helgoland,
Borkum und Wangeroog teilweiſe völlig abſperren, wird
der Wilhelmshavener Zeitung von maßgebender Seite
mit=
geteilt, daß dies aus der Luft gegriffen iſt. Die Marine
beabſichtige nichts derartiges. Der heutige Charakter der
Seebäder ſolle in keiner Weiſe durch Abſperrungen
beein=
trächtigt werden.
* Neu=Ruppin, 17. Sept. Die Strafkammer des
hie=
ſigen Landgerichts verurteilte den 16jährigen Fürſorge=
Zögling Bruno Uebel aus Kremmen wegen Raubes,
be=
gangen am 21. Mai im Dorfe Doſſow bei Wittſtock, zu
Schlächtermeiſters Schröder, eingedrungen, hatte das 15
jäh=
rige Dienſtmädchen erdroſſelt und 1700 Mark geraubt. Noch
am Tage der Tat wurde der Verbrecher in Perleberg
ver=
haftet.
* Wien, 17. Sept. Die Politiſche Korreſpondenz
beſtätigt die Nachricht der Tribuna, daß der Miniſter
des Aeußern, Graf Aehrenthal, ſeine Reiſe nach
Italien zur Abſtattung eines Gegenbeſuches bei
dem Marquis San Giuliano Ende September
an=
tritt. Guaf Aehrenthal wird am 1. Oktober vom König
von Italien in Raconigi in Audienz empfangen
wer=
den und ein eigenhändiges Schreiben des Kaiſers
Franz Joſef überreichen. Am 30. September wird
Graf Aehrenthal in Durin eine Begegnung mit
Mar=
quis San Giuliano haben.
* Wien, 18. Sept. Ein Communigué der
General=
direktion der Südbahn ſtellt feſt, daß die Lage im
ganzen Verkehrsgebiet der Südbahn weſentlich ſich
ge=
beſſert habe; auch der Güterzugsverkehr wickle ſich nahezu
normal ab. Die Mitteilungen über eine tiefergehende
Wirkung der Reſiſtenzbewegung entſprächen keineswegs
den Tatſachen, ebenſo ſeien die Nachrichten, daß die
Bewegung auf die ungariſchen Linien übergreife,
durch=
aus unrichtig.
* Wien, 18. Sept. Nach den bei der
Generaldirek=
tion der Südbahn heute eingetroffenen Berichten
wickelt ſich der Perſonenverkehr nahezu
nor=
mal ab; im Güterverkehr kommen allerdings
Verſpät=
ungen bis zu mehreren Stunden vor.
Lemberg, 18. Sept. Ungefähr 1300 Bedienſtete der
ſtädtiſchen Elektrizitätswerke ſind in den
Ausſtand getreten. Der Verkehr der elektriſchen
Straßenbahnen iſt eingeſtellt. Die Arbeiter der
ſtädti=
ſchen Gasanſtalt ſchloſſen ſich den Ausſtändigen an.
* Paris, 18. Sept. Der Konſtantinopeler
Korre=
ſpondent des „Temps” meldet über das angebliche
türkiſch=rumäniſche Militärabkommen: Es
handle ſich nicht um ein Militärabkommen im
eigent=
lichen Sinne des Wortes, ſondern um eine mündliche
Abmachung und gegenſeitige Verſprechungen behufs
Be=
feſtigung der freundſchaftlichen Beziehung beider Länder.
Dieſe Abmachungen betreffen die im Falle von
Balkan=
verwicklungen von Rumänien zu befolgende Politik,
deren allgemeines Merkmal die Neutralität, ſei,
je=
doch im gegebenen Falle mehr der Türkei zuneigen würde.
Um Rumänien gefällig zu ſein dränge die Türkei die
mazedoniſchen Wallachen dazu, ſich von dem griechiſchen
Patriarchen loszuſagen und ein eigenes Exarchat zu bilden.
Die erſten Ergebniſſe der Abmachungen würden
gelegent=
lich der Verhandlungen des türkiſch=rumäniſchen
Handels=
vertrages im Parlamente zutage treten. Aller
Wahrſchein=
lichkeit nach ſei eine ähnliche mündliche Abmachung auch
mit Heſterreich getroffen worden. Die hieſigen Blätter
ſetzen die Erörterungen über das angebliche Abkommen
eifrig fort. Der „Temps” fragt: Wird die öffentliche
Meinung Bulgariens dieſe offenkundige Drohung nicht
beinahe für eine Herausforderung halten? Wird man
in Sofia nicht mit einem gewiſſen Recht von Einkreiſung
ſprechen? Wird man nicht, um ein Gegengewicht
herzu=
ſtellen, der griechiſch=bulgariſchen Annäherung feſtere
Geſtalt verleihen? Wir können deshalb in dem
türkiſch=
rumäniſchen Abkommen keineswegs eine
Friedensbürg=
ſchaft erblicken. — Das „Journal des Debats” meink:
Die türkiſch=rumäniſche Verſtändigung hänge mit dem
Dreibunde zuſammen, zum mindeſten zwei demſelben
angehörige Mächte haben ehrgeizige Abſichten in der
Richtung von Saloniki. Die Türkei müßte geradezu
Selbſtmordgedanken haben, um ſich ihren
Erbſchafts=
anwärtern anzuſchließen.
Paris, 18. Sept. Heute morgen fuhr der Dieppe=
Pariſer Expreßzue im St. Lazare=Weſtbahnhof
ſo heftig gegen den Prellbock, daß 28 Reiſende,
darunter 16 Engländer, verwundet wurden. Der aus
Straßburg ſtammende Kaufmann Martin Stapff erlitt
eine leichte Quetſchwunde.
* Paris, 18. Sept. Offiziös wird gemeldet: Im
Hinblick auf die Abſicht der Revolutionäre, den
bevor=
ſtehenden Abmarſch der Rekrutenkontingente auch diesmal
zu antimilitäriſchen Straßenkund gebungen
und Aufreizungen zu benutzen, hat die Regierung
eneraiſche Gegenmaßregeln beſchloſſen. Die Polizei wird
im Einvernehmen mit den militäriſchen Behörden jeden
Verſuch zu derartigen Kundgebungen rückſichtslos
verhindern.
* Paris, 18. Sept. Aus Bona (Algerien) wird
ge=
meldet: Der bei einem Bergbauunternehmen angeſtellte
Landwehrmaſor Poutrel wurde von Arabern
er=
ſchoſſen und einer Geldtaſche beraubt, in welcher ſich
eine zur Bezablung der Vöhne beſtimmte Summe von
1200 Franes befand.
* Bordeaux, 17. Sept. Präſident Fallieres
wohnte heute vormittag den Geſchwaderübungen
der franzöſiſchen Flotte bei und traf mit dieſer mittags
Vord des Torpedojägers „Dunois”. Bei einer Parade
über das Geſchwader fuhr der Präſident die Gironde
hinauf nach Bordeaux, wo er gegen abend eintraf.
* Paris, 18. Sept. Der ruſſiſche Botſchafter
Ne=
lidow iſt geſtorben.
* Brüſſel, 17. Sept. Der König und die
Kö=
nigin ſind aus Holland nach Schloß Laeken
zurück=
gekehrt.
* Brüſſel, 17. Sept. Frankreich eröffnete auf
der Weltausſtellung einen neuen Ehrenſalon,
da die Abteilung für Lebensmittel, die bei dem Brande
zerſtört wurde, in der Halle für Automobile und
Aero=
plane untergebracht iſt. Die franzöſiſche Sektion iſt
wieder vollſtändig.
** Madrid, 18. Sept. In Barcelona iſt die Zahl
der Ausſtändigen auf etwa 9000 angewachſen. Der
Streik beginnt ſich auf die Fabriken der Umgebung
aus=
zudehnen. Die Stadt iſt ruhig. In Bilbao iſt es
zwiſchen Ausſtändigen und Arbeitswilligen wiederholt
zu Zuſammenſtößen gekommen. Mehrere Ruheſtörer
wurden verhaftet
* Cardiff, 17. Sept. Infolge der Drohung von
12 000 Arbeitern der Vereinigten Cambrian
Kohlengruben, am Montag abend in den
Aus=
ſtand zu treten, fand eine Beratung von Delegierten
des ganzen Kohlengebietes von Südwales ſtatt. Es
wurde beſchloſſen, über die Frage des Generalſtreiks
im ganzen Kohlenrevier eine Abſtimmung zu
veran=
ſtalten. Die Angelegenheit iſt dadurch entſtanden, daß
75 Arbeiter in der Elygrube der Vereinigten
Cam=
brian=Kohlengruben ſtreikten, worauf die Arbeitgeber
die übrigen 700 Leute der Grube ausſperrten.
Darauf=
hin verabredeten ſämtliche in dem genannten Werk
be=
ſchäftigten Arbeiter, einen Sympathieſtreik anzudrohen.
* Moskau, 17. Sept. In dem rechtswiſſenſchaftlichen
Hörſaal der hieſigen Univerſität wurden unter
dem Fußboden zwei in Zeitungen gewickelte
Bom=
ben und 1200 Patronen mit rauchloſem Pulver und
umſtürzleriſche Literatur aufgeſunden. Verſchiedene
Umſtände legen die Vermutung nahe, daß die
gefunde=
nen Gegenſtände aus dem Jahre 1905 ſtammen, in
wel=
chem in der Univerſität Verſammlungen ſtattfanden.
Im Lokal des akademiſchen Juriſtenvereins wurde eine
Hausſuchung vorgenommen.
* Konſtantinopel, 17. Sept. Nach Mitteilung aus
dem Miniſterium des Auswärtigen handelt es ſich bei
dem Konfliktmit der griechiſchen
Geſandt=
ſchaft nicht um die Note des 2 September, in der
20 Millionen Entſchädigung für den Boykott gefordert
wurden, ſondern um ein ſpäteres Memorandum, mit
den einzelnen Angaben des Schadens in dem
unhöf=
liche Ausdrücke gegen die Provinzbehörden enthalten
geweſen ſeien. Das Miniſterium des Auswärtigen hat
das Memorandum der griechiſchen Geſandtſchaft
zurück=
geſandt mit der Bemerlung, daß es die Erſatzanſprüche
ſelbſt und ebenſo das Memorandum wegen ſeines uns
höflichen Tones durchreiße.
* Konſtantinopel, 17. Sept. Infolge der
Einwirk=
ung von einflußreichen griechiſchen Deputierten beim
Kriegsminiſter, iſt letzterer beim Kultusminiſter für
die Schlichtung des Konflikts mit dem
Patriarchat eingetreten. Heute abend übergab
das Patriarchat dem Kultusminiſter eine Note, die der
vom Kriegsminiſter vorgeſchriebenen Formel entſprach,
nach welcher das Patriarchat auf die
Nationalver=
ſammlung verzichtet. Der Konflikt wird ſomid als
er=
ledigt betrachtet und die Freilaſſung der verhafteten
Delegierten wird erwartet.
H. B. Berlin, 17. Sept. Ein Attentat auf ihre
Dienſtherrin, die verwitwete Penſions=Inhaberin Frau
Lilli Riedrich, verübte heute nachmittag die 32jährige
Aufwärterin Ella Bax. Frau Riedrich wurde durch
Meſſerſtiche im Rücken ſchwer verletzt. Die Täterin,
die anſcheinend geiſtig nicht ganz normal iſt, entfloh.
Aufkündigung des Dienſtes war die Urſache des
Ueber=
falles.
— Berlin, 18. Sept. Fünf junge Mädchen
wer=
den ſeit einigen Tagen vermißt. Sie ſtehen im
Alter von 14 bis 20 Jahren. Man befürchtet, daß
einige durch dritte Perſonen verſchleppt oder einem
Mädchenhändler in die Hände gefallen ſind.
— Köln, 18. Sept. Ein leichtfertiger Chauffeur
hatte drei Kinder in ſeinem Wagen mitgenommen,
mit denen er in raſender Geſchwindigkeit abfuhr.
Schließlich wurde das Auto durch einen Anprall an
einen Baum vollſtändig zertrümmert. Die Kinder ſind
ſämtlich ſchwer verletzt. Die Polizei mußte den
leicht=
fertigen Burſchen vor der Erregung des Publikums
ſchützen.
* Frankfurt, 17. Sept. Die Frankf. Ztg. meldet: Die
kürzliche Meldung von einer
Monarchenzuſammen=
kunft in Wiesbadlen erfährt nach einer uns
gewor=
denen Mitteilung folgende Modifikation: Es iſt eine Be=
Kurſe vom 17. September 1910.
Mitgeteilt von Hermann Reichenbach.
Bl. Staatspapiere. In Proz.
4 Dſche. Reichsſchatzanw. 100,00
3½ Deutſche Reichsanl. . (2,25
83,10
3 do.
4 Preuß. Schatzanweiſg. 100,00
92,50
3½ do. Conſols .
83,10
B do. do.
4 Bad. Staatsanleihe . . 101,60
83,40
8½
do.
3
do.
84,50
(4 Bayr. Eiſenbahnanl. . 101,20
do.
8½
91,40
3
do.
82,20
4 Hamburger Staatsanl. 101,10
* Heſſ. Staatsanleihe . . 101,20
do.
3½
90,70
do.
8
80,30
3 Sächſiſche Rente . . . 83,00
4 Württembergerv. 1907 101,75
do.
*82,60
3½g
5 Bulgaren=Tabak=Anl. 101,00
1¾ Griechen v. 1887 . . 47,30
3¾ Italiener Rente . .
4½ Oeſterr. Silberrente . 97,20
4 do. Goldrente. . 98,90
4 do. einheitl. Rente 93,25
3 Portug. unif. Serie I 67,20
3 do. unif. Ser. III 69,80
3 do. Spezial. 12,00
5 Rumänier v. 1903 . . 102,00
4 do. v. 1890 . . 94,90
4 do. v. 1905 . „
4 Ruſſen v. 1880 . . . . —
3ſ.
4 Ruſſen v. 1902 . 75 „ 93,10
4½ do. v. 1905 . . . . 100,20
3½ Schweden . . . . . . . 92,10
4 Serbier amort. v. 1895 84,00
4 Türk. Admin. v. 1903 87,80
do. unifiz. v. 1903. 93,80
4 Ungar. Goldrente . . 94,10
4 do. Staatsrente . 91,75
5 Argentinier . . . . . . 101,00
do.
4½ Chile Gold=Anleihe . 94,10
5 Chineſ. Staatsanleihe 101,90
4½
do.
4½ Japaner . . . . . . . 97,70
5 Innere Mexikaner . . 99,90
do.
4 Gold=Mexikan. v. 1904 95,50
5 Gold=Mexikaner . . . 100,25
Aktien inländiſcher
Transportanſtalten.
4 Hamb.=Anerila=
Paler=
fahrt . . . . . . . . 144,30
4 Nordd. Lloyd . . . 110,30
4 Südd. Eiſenb.=Geſ. . . 121,50
Aktien ausländiſcher
Transportanſtalten.
4 Anatol. Eiſenb. 600!
Einz. Mk. 408 118,00
4 Baltimore & Ohio . . 106½
4 Gotthardbahn . . . . —
InProz.
91,30
99,30
In Proz.
3t.
4 Oeſt.=Ungar. Staatsb. 161½
4 Heſt. Südbhn. (Lomb.) 23,20
4 Pennſplvania N. R. 126,50
Induſtrie=Aktien.
Mainzer Aktienbrauerei . 207,00
. 73,00
Werger=Brauerei
Bad. Anil.=u. Sodafabrik 482,60
Fabrik Griesheim . . . . 266,00
Farbwerk Höchſt . . . . . 519,25
Verein chem. Fabriken
Mannheim. . . .
.334,50
Lahmeyer . .
117,25
Schuckert :
.165,10
Siemens & Halske
.257,50
Adlerfahrradwerke Kleyer 445,00
Bochumer Bb. u. Guß . . 235,75
Gelſenkirchen . . . . . . . 215,25
Harpener.
.. . . . . 198,50
Phönix, Vergb. u.
Hütten=
betrieb . . . . . . . . . 247,20
Prioritäts=
Obligationen.
3½ Südd. Eiſenb.=Geſ. . . 90,00
4 Pfälzer Prt. . . . . . 100,70
3½ do.
92,60
4 Eliſabeth., ſteuerpfl. . 99,20
4 do. ſteuerfrei . 97,80
5 Oeſterr. Staatsbahn. 105,20
4
do.
97,70
3
do. alte .
5 Oeſterr. Südbahn . . 99,00
4
do.
81,30
27e
do.
57,50
3 Raab=Oedenburger . . 74,90
4 Ruſſ. Südweſt. . . . . 90,60
4 Kronpr. Rudolfbahn . —
B).
In Prot.
2¼/10 Livorneſer . . . . . . 75,80
4 Miſſouri=Pacific
4 Bagdadbahn Mk. 40§ 86,70
Anatoliſche Eiſenb. . .
5 Tehuantepec . . . . . 101,50
Bank=Aktien.
4 Berliner Handelsgeſ. 168,60
1 Darmſtädter Bank 131,00
256,00
Deutſche Bank .
Deutſche Vereinsbank 126,80
Diskonto=Geſelſchaft 190,25
1550
Dresdner Bank.
Mitteldeut. Kreditbk. 119,50
Nationalbk. f. Deutſchl. 124,25
104,90
Pfälzer Bank . .
145,00
Reichsbank .
Rhein, Kredit=Bank 139,00
Wiener Bank=Verein 138,50
Pfandbriefe.
4 Frankſt. Hypoth.=Bank
S. 16 und 17 100,20
do. S. 19. . . . . 92,00
4 Frkf. Hyp.=Kreditverein
S. 15—19, 21—26 99,50
4 Hamb.=Hypoth.=Bank 100,50
3½ do.
90,50
4 Heſſ. Land.=Hyp.=Bk. 101,60
do.
9230
4 Meining. Hyp.=Bank 101,00
de.
91,00
4 Rhein. Hypoth.=Bank
(unk. 1917) 100,10
3½ do. (unk. 1914) 91,00
4 Südd. Bd.=Kr.=Bk.=Pf. 100,30
3½
do,
92,50
3f.
Städte=
Obligationen
4 Darmſtadt .
3½ do.
4 Frankfurt .
3½ do.
4 Gießen .
3½ do.
4 Heidelberg .
3½ do.
4 Karlsruhe
3½ do.
4 Magdeburg.
3½ do.
4 Mainz
3½ do.
4 Mannheim
3½ do.
4 München .
3½ Nauheim
4 Nürnberg.
3½, do.
4 Offenbach .
3½ do.
4 Wiesbaden .
3½ do.
4 Worms .
3½ do.
4 Liſſaboner v. 1886.
Jnß:)z.
91,70
.100,75
93,20
. 100,00
91,00
. 100,30
90,80
. 100,20
100,50
94,10
100,50
Verzinsliche
Anlehensloſe.
4 Badiſche Tlr. 100 —
3½ Cöln=Mindner . 100 —
5 Donau=Reg. fl. 100 151,20
3 Holl. Komm. „ 100 105,00
In V.)4
Zf.
3 Madrider Fs. 100 77,75
4 Meining. Pr.=
Pfand=
briefe. .
.. 136,10
4 Oeſterr. 1860er Loſe 174,00
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2½ Raab=Grazer fl. 150 —
Unverzinsliche
Anlehensloſe.
Augsburger
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do.
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Oeſterreicher v. 1864 „ 100 546,00
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Ungar. Staats „100 385,00
Venediger
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Türkiſche
„ 400 181,00
Gold, Silber und
Banknoten.
Engl. Sovereigns .
20,39
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16,17
Oeſterr. 20=Kronen . .
16,90
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4,19
Engliſche Noten . . . . .20,43½
Franzöſiſche Noten . . . . 80,95
Holländiſche Noten . . . . 169,40
Italieniſche Noten . . . . 80,50
Oeſterr.=Ungariſche Noten 85,00
Ruſſiſche Noten . . . . . .
Schweizer Noten . . . . . 80,90
Reichsbank=Diskonto .
Reichsbank=Lombard Z3f. 5%
Nummer 219.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. September 1910.
Seite 7.
Gestern abend 8¾ Uhr entschlief sanft unser teurer Vater,
Schwiegervater, Grossvater und Bruder
Brlounusrvenler-Vonstaren
Grossh. Wirklicher Geheimerat, Staatsminister a. D.
im 85. Lebensjahre.
Darmstadt, 17. September 1910.
Carl Freiherr von Starck, Kammerherr, Major a. D.
Wilhelm Freiherr von Starck, Kammerherr,
Kur-
direktor, Major a. D.
Adalbert Freiherr von Starck, Kammerherr,
Kreisrat
Carola Hebbinghaus, geb. Freiin von Starck,
Hedwig Freifrau von Starck, geb. von Hombergk
zu Vach
Helene Freifrau von Starck, geb. von Mohr
Lilly Freifrau von Starck, geb. Buderus
Julius M. Hebbinghaus
Anna Freiin von Starck
und fünf Enkelkinder.
(18124
gegung des Kaiſers mit dem Zaren hier oder im Schloß
Wolfsgarten nach der Friedberger Kur und dem
Ro=
mintener Jagdaufenthalt, alſo in der zweiten Woche des
Oktobers, geplant. Im Anſchluß daran begibt ſich der
Kai=
ſer nach Schloß Friedrichshof, um dort eine
Begeg=
nung mit dem König von England zu haben, der um dieſe
Zeit daſelbſt zu einem Beſuch ſeiner Verwandten weilt.
(Daß der Kaiſer mit dem Zaren nach Beendigung des
Friedberger Aufenthaltes wahrſcheinlich in Jagdſchloß
Wolfsgarten eine Zuſammenkunft haben werde, haben wir
bereits im Auguſt nach den an zuſtändiger Stelle
von uns eingeholten Informationen mitgeteilt. D. Red.)
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preis=
wert ſind nach einſtimmigem Urteile des ausgedehnten
Kundenkreiſes die von genannter Firma gelieferten
Waren, die auch bereitwillig umgetauſcht oder
zurück=
genommen werden, falls ſie den Erwartungen der
Be=
ſteller nicht völlig entſprechen ſollten. Möge daher niemand
ſäumen, ſich bei Bedarf eine Preisliſte koſtenfrei ſenden
zu laſſen.
(18092
Tagesialender.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr (Ab. C): „Der
dunkle Punkt”.
Wiederbeginn der Proben des Muſikvereins um
8 Uhr.
Konzert um 8 Uhr im Hotel Heß.
Konzert um 8 Uhr im „Perkeo.”
1. Darmſtädter Kinema tograph (Ecke Rhein= und
Grafenſtraße): Vorſtellungen von 3—11 Uhr.
Ausſtellung des Gartenbauvereins im „Kaiſerſaal”
(geöffnet von ½10—6 Uhr).
Ausſtellung des Deutſchen Künſtlerbundes (geöffnet
p. 10 Uhr abſ. — Sonntags v. 1 Uhr ab Eintritt 50 Pfg.
Gemälde=Ausſtellung im Haus Ehriſtianſen auf
der Mathildenhöhe (geöffnet von 10—6 Uhr).
Drus und Berage z. S. Pilichſche Loftuchtuncheri.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Gtio Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil und Letzte Nachrichten: i. V. Dr. Otto
Waldaeſtel; für den Inſeratenteil: J. Kroſt, ſämtlich in
Darmſtadt. — Für den redaktionellen Teil beſtimmte
Mitteilungen ſind an die „Redaktion des Tagblatts” zu
adreſſieren. Etwaige Honorarforderungen ſind
beizu=
fügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Un=
verlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme,
welche uns anläßlich des Ablebens und während
der ſchweren Krankheit unſerer innigſtgeliebten
Frau
Marie Zimmermann
von allen Seiten zuteil geworden ſind, ſagen wir
auf dieſem Wege unſeren beſten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Adam Zimmermann.
Darmſtadt, 16. September 1910.
Eliſabethenſtraße 40.
(18125
Die Beerdigung findet statt: Dienstag, den 20. Ifd. Mts., vormittags 11½ Uhr,
vom Friedhof aus.
Einsegnung 10¾/ Uhr im Trauerhaus.
Wir erfüllen hiermit die traurige Pflicht, von dem Hinscheiden
unseres Aufsichtsrats-Mitgliedes
(18122
Herrn
VyEhem -Verdieth
in Darmstadt
Kenntnis zu geben. Der Verstorbene war Mitgründer unserer
Gesell-
schaft und stand uns seitdem mit seinen reichen Kenntnissen und
Er-
fahrungen als treuer Berater zur Seite.
Wir werden ihm stets ein ehrenvolles Andenken bewahren.
Aufsichtsrat und Vorstand
der Motorenfabrik Oberursel, Akt.
-Ges.
Totdr
Ausverkauf
s wegen gänzlicher Geschäftsaufgabe.
Wegen anderer Unternehmungen gebe ich mein Damen-Kleiderstoff- u. Damen-Konfektions-Geschäft auf u. beginne Dienstag
früh 8 Uhr mit der vollständigen Räumung des gesamten Lagers, darunter auch sämtliche Herbst- u. Winter-Neuheiten, zu
lanz kolossal billigen Preisen!
Montag bleibt das Geschäft wegen Vorbereitungen für den Ausverkauf geschlossen.
Weisser Turm.
Nikolaus Lerch
(18118
Weisser Turm.
[ ← ][ ][ → ]Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. September 1910.
Nummer 219.
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(18102
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Karls=
ruhe (52), Leipzig (74), Iduna (48),
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8)
Auf Liebespfaden.
Roman von H. Ehrhardt.
(Nachdruck verboten.)
An ſeinen Eltern hatte er das beſte Beiſpiel dafür
gehabt. Wie viel Unheil hätte der Jähzorn ſeines an
ſich gutmütigen Vaters geſtiftet, hätte die Mutter nicht
klug und ruhig verſtanden, ihn unmerklich auf den Weg
ruhiger Ueberlegung zu leiten. Wie hatte ihr feiner
Herzenstakt, vereint mit einem energiſchen,
zielbewuß=
ten Handeln zu vermitteln und ſchon begangenes
Un=
recht gut zu machen verſtanden, ohne daß bei den Leuten
das Anſehen des Gutsherrn gelitten hätte.
Vielleicht war ſie manchmal ein bißchen kühl, ein
bißchen zu überlegt in ihrem Tun, aber Leidenſchaft
ſowohl als Sentimentalität verwirren die Sinne und
blenden die Augen, die über einen großen Hausſtand
wachen müſſen.
Deshalb liebte er die Augen ſeiner Mutter, dieſe
klaren, grauen, gütigen Augen, denen man anſah, daß
ſie noch vor niemandem hatten den Blick zu ſenken
brauchen. Und er hatte es ſtets beſonders beſchämend
empfunden, wenn er vor dieſen Augen die ſeinen
ſchuld=
bewußt hatte niederſchlagen müſſen.
Bei des Vaters Donnerwetter war ihm lange nicht
ſſo unbehaglich geweſen, der hatte überhaupt den
Ein=
zigen nach Kräften verwöhnt und ihn Offizier werden
laſſen, worein die Mutter, die lieber geſehen, daß er
Jura ſtudiert oder eine Landwirtſchaftsſchule beſucht
hätte, ſich nur ſchwer hatte finden können. Einmal
mußte er ja doch das Gut übernehmen, meinte ſie, und
da fehlten ihm dann alle Vorkenntniſſe für ſeinen
Beruf.
Sie wurde überſtimmt durch den Hinweis auf die
Rüſtigkeit ihres erſt 50jährigen Gatten, der noch gar
keine Luſt habe, ſich aufs Altenteil zu ſetzen und auf
die Möglichkeit, daß der Sohn, ſobald der Vater
arbeits=
müde werde, ſich immer noch unter deſſen Leitung in
ſeine Pflichten einarbeiten könne.
Es war übrigens ein drolliger Zufall, daß Lisbeth
Schäffer auch eine Gutsbeſitzerstochter war, und zwar
ſtammte ſie aus den Rheinlanden, während ſeine
Heimat in der Mark lag.
Auch war ſie ebenſo die verwöhnte, einzige Tochter.
wie er einziger Sohn.
Als er es Haſſingen lachend erzählte, wobei er ſich,
wie immer, wenn er gut gelaunt war, wiederholt an
der kräftigen, wohlgebildeten Naſe zog, furchte dieſer
ſeine Stirn noch etwas mehr wie ſonſt und bemerkte:
Ich ſehe ſchon, Sie werden dieſe blonde „einzige
Tochter” heiraten, und die kleine Helene wird mit
ihren ſechs Geſchwiſtern, ohne daß ihr ihr helfen kann,
ſitzen bleiben.
Aber dieſe Vermutung, zu der Eſpach nur
amü=
ſiert bemerkte: „Man ſoll nichts verreden” verdarb heut'
noch nicht Haſſingens Stimmung, über der, ihm ſelber
noch kaum bewußt, der roſige Schleier jener Liebe lag,
die man ſo poetiſch und ſo voll köſtlicher Reize nur
ein=
mal, wenn das Herz jung iſt und trotz aller Vernunft
doch jung fühlt, durchlebt und durchleidet.
Der Schleier blieb auch zart und roſenfarbig über
den nächſten Wochen hängen, in denen nicht nur die
Natur farbenprächtige Blüten unter heißer
Sommer=
ſonne trieb, ſondern auch die Frühlingskeime in jungen
Menſchenherzen immer üppiger emporſchoſſen und
Knoſpen trugen, die ſich beim erſten Anlaß zu
feurig=
roten Liebesblumen entfalten mußten. Die beiden
jungen Offiziere hießen im Kameradenkreiſe bald „die
Unzertrennlichen”, denn man konnte ſie, Haſſingen, der
noch immer Zivil trug, aber täglich raſcher und ſicherer
ausſchritt, auf den Arm Eſpachs geſtützt, faſt jeden
Nachmittag auf die Anlagen des Heidelbergs zuſteuern
ſehen, zum Zweck von Gehübungen, wie ſie jedem, der
ſich über dieſe Spaziergänge verwundert, ernſthaft
verſicherten. Sie waren ſich ſehr nahe getreten und
duzten ſich ſeit einiger Zeit.
Haſſingen lernte die kühle, überlegene, oft etwas
ironiſche Art Eſpachs in gewiſſer Hinſicht ſchätzen, denn
dieſer ſchonte den Jüngeren durchaus nicht, ſondern
er=
innerte ihn oft ironiſch an den „Mangel an Gefühl”
und an die „Vernunft”, worüber er einſt bei ſich zu
verfügen glaubte und wovon jetzt oft gerade das
Gegen=
teil zu bemerken war.
Auch pflegte er ihm ſehr kühl und ſachlich
vorzu=
rechnen, daß nichts mal nichts noch weniger wie nichts
ergäbe, wenn man davon einen Hausſtand zu gründen
gedächte und zu dieſem Zweck den bunten Rock auszöge,
was ſchon eine Torheit an ſich wäre, denn wer einmal,
wie Haſſingen, zum Soldaten erzogen und mit Leib
und Seele Offizier ſei, der wäre wie ein Fiſch, den
Seite 10.
Darmſtadter Tagblatt, Monrag, den 19. Seprember 1910.
Nummer 215.
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man auf den Sand geworfen, ſobald er einen anderen
Beruf ergreife.
Haſſingen pflegte dann gänzlich ernüchtert zu ſein
und nahm ſich vor, Helene Falk ſchonend darauf
hin=
zuweiſen, daß er kein armes Mädchen heiraten könne,
aber wenn ihre ſchwärmeriſchen und zärtlichen Augen
unter dem Schatten des weißen Mullhutes ſo voll
un=
bedingten Vertrauens zu ihm emporgerichtet waren,
verurſachte ihm allein ſchon der Gedanke, dieſe Augen
könnten ſich mit Tränen füllen, und er würde ratlos
und unbeholfen neben ihr hergehen müſſen, ohne bei der
Gefahr ihnen begegnender Menſchen eine herzlichere
Ausſprache mit ihr beginnen zu können, ein ſo
pein=
liches Gefühl, daß er ſich damit begnügte, den
harm=
loſen Freund herauszukehren und jede Anſpielung auf
ſeine Verliebtheit zu unterlaſſen.
Zwiſchen Eſpach und Lisbeth Schäffer herrſchte
dieſer mehr freundſchaftliche Ton auf ganz
ſelbſtver=
ſtändliche Weiſe, ohne die ſchwülen, kleinen Pauſen,
wo nur die Blicke ſich kreuzen und dem unbefangenen
Geſpräch die Wirkung nehmen, wie dies zwiſchen dem
anderen Pärchen der Fall war.
Erſtens hatten die Beiden ſich erſt vor kurzem
kennen gelernt, ohne ſich ſchon wochenlang verliebt
mit=
einander beſchäftigt zu haben, zweitens waren ſie auch
anders geartet. Sie waren verwöhnte Kinder, die
naturgemäß nicht dieſe Sehnſucht nach Liebe und
Zärt=
lichkeit hatten, da gütige Eltern ſie noch aus der Ferne
mit liebevoll ſchirmender Sorge umgaben und eine
lichke, traute Heimat ihnen jederzeit als Aſyl des
Frie=
dens offen ſtand.
Außerdem war ſich Lisbeth der Tatſache bewußt, daß
ſie recht gut einen Offizier, einen armen Offizier ſogar,
heiraten konnte, geſchweige denn Eſpach, der ſie
wiederum ſelbſt als armes Mädchen hätte zur Frau
nehmen können und ſie war, trotzdem ſie den jungen
Offizier von Tag zu Tag lieber gewann und innerlich
durchaus nicht ſo kühl veranlagt war, doch zu
ſelbſtbe=
wußt, um ſich in eine bloße Liebelei ohne reellen
Hintergrund einzulaſſen. Sie war ſich ganz einfach
zu ſchade dazu.
Dieſes kaum ſiebzehnjährige Mädchen hatte eine
angeborene Routine, einen verliebten Mann in
Gren=
zen zu halten, wie ſie, erlernt, nur reifen, viel
umwor=
benen Frauen eigen.
Deshalb glaubte Leutnant Eſpach ſeinen Augen
nicht trauen zu dürfen, als er eines Mittags verſtaübt
und erhitzt vom Exerzierplatz in ſeine angenehm kühle,
mit den Fenſtern in Buchenwald blickende Wohnung
zurückkehrend, ein mattblaues Briefchen vorfand, das
in ſteiler, großer Schrift nichts enthielt als die
viel=
ſagenden Worte: „Heute abend 10 Uhr am Gartenzaun
warten auf L.‟ Er war ſo verblüfft, daß es ihm
un=
möglich war, allein mit dieſer Ueberraſchung fertig zu
werden.
Er griff nach der eben erſt abgenommenen Mütze
und ging im beſtaubten Dienſtanzuge und mit
zweifel=
haft ſauberem Geſicht zu Hans Haſſingen, der ſeit
einigen Tagen wieder Dienſt tat. Der ſtand, als er
bei ihm eintrat, an ſeinem Schreibtiſch, ebenfalls noch
im Staub und Schweiß des Exerzierens und ſtarrte
ganz eben ſo überraſcht auf ein mattroſa Briefchen, das
er geöffnet in der Rechten hielt.
Unwillkürlich lachte Eſpach laut auf und warf das
blaue Briefchen zu der andersfarbigen Schweſter.
Heut’ abend 10 Uhr am Gartenzaun! ſagte er, und
Haſſingen nickte lachend.
Gleich darauf zeigte er wieder die vertiefte
Sorgen=
falte.
Heut’ werd’ ich’s ihr ſagen, daß ich ſie nicht heiraten
kann — im Dunklen ſeh’ ich ihre Tränen nicht.
Wir haben heut’ Mondſchein, alter Freund.
Im Buchenwald gibt’s wohl Schatten genug — zum
allermindeſten keine Zeugen, ich kann mich doch
wenig=
ſtens mit ihr ausſprechen.
Due das! meinte Eſpach, den ein mählich
aufſteigen=
des Glücksgefühl übermütig zu machen begann, ſchon
zwiſchen Tür und Angel, aber Courage haben die beiden
Mädels, Donnerwetter.
Mit dieſen Worten überließ er Haſſingen ſeinen
teils freudigen, teils ſchwermütigen Grübeleien.
23
*70
Kurz vor zehn Uhr gingen ſie zuſammen durch den
chwülen, mondhellen Juniabend ihrem Ziel, dem
Möller=
ſchen Penſionat, zu. Der trockene Sommer hatte das
Laub zum Teil ſchon welken laſſen, und wenn der
Nacht=
wind hindurchſtrich, klang es wie höhniſches Ziſcheln und
warnendes Geflüſter.
Aber junge Menſchen achten nicht auf die Stimmen
der Natur, wenn die in der eigenen Bruſt ſo laute Sprache
redet. Der letzte Reſt von Haſſingens vernünftigem
Den=
ken ſtarb in dieſer heißen, hellen Sommernacht, als er mit
Eſpach am Zaun des Penſionsgartens ſtand.
Bis in die Schläfen pochte ihm das erregte Blut beim
Nahen leiſe huſchender Tritte, die ſich der Lücke im dichten
Strauchwerk näherten.
Zwei dunkle Geſtalten mit verhüllten Köpfen tauchten
im blendenden Mondlicht auf.
Kein Wort wurde gewechſelt, aber wie auf
Kom=
mando ſtreckten ſich zwei Paar kräftiger Männerarme
hilf=
reich aus und hoben die beiden Vermummten über den
trennenden niedrigen Zaun. Lisbeth machte ſofort ihr
Geſicht frei, wahrſcheinlich, um Eſpach zu zeigen, daß ſie
weder erregt noch zu beſonderem Entgegenkommen bereit
war. Ihre großen Augen leuchteten im Mondſchein genau
ſo klar mit dem ihnen eigenen wachſamen und
aufmerk=
ſamen Blick, der nur im Geſpräch kokett und lebhaft
aufzu=
blitzen pflegte, wie bei Sonnenſchein, und der junge
Offi=
zier war klug und taktvoll genug, ihr ihm durch dieſes
nächtliche Rendezvous bewieſene Vertrauen nicht durch
irgendwelche verliebte Vertraulichkeiten zu täuſchen.
Nebeneinander ſuchten ſie zwiſchen den Stämmen des
Waldes vorſichtig bis auf einen Weg zu kommen, der zu
den weitverzweigten Anlagen des Heidelbergs gehörte.
Mit dem anderen Paare hatten ſie vorher einen
be=
ſtimmten Pfiff verabredet, der ſie wieder zum Zaun
zu=
ſammenführen ſollte.
(Fortſetzung folgt.)
Nummer 219.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. September 1910,
Seite 11.
Gelinde=Berhacſung.
Mittwoch, den 21. ds. Mts.,
nachmittags 5 Uhr,
wird das ſtädtiſche Gelände, früher
Schub=
kegel’ſcher Garten, Flur XXI Nr. 2 bis 7,
Gemarkung Darmſtadt, entlang dem
Bahn=
damm der Main=Neckarbahn, zunächſt der
Pallaswieſenſtraße, an Ort und Stelle
öffentlich meiſtbietend verpachtet. (18047so
Zuſammenkunft an dem Bahnviadukt
der Pallaswieſenſtraße.
Nähere Auskunft erteilt Feldſchütz Römer,
Schwanenſtraße Nr. 21a.
Darmſtadt, den 14. September 1910.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
I. V.: Jaeger.
Steneregalierung für 1911.
Diejenigen hieſigen Einwohner, die im
Laufe des Jahres ihr ſeither betriebenes
Gewerbe niedergelegt haben oder es vor
Ende März 1911 niederzulegen oder an
einen andern abzutreten oder ſonſtige
Ver=
änderungen im Gewerbebetrieb vorzunehmen
beabſichtigen, werden hiermit aufgefordert,
dies alsbald auf dem Stadthaus, Zimmer
Nr. 6, anzuzeigen, damit bei der
bevor=
ſtehenden Steuerregulierung darauf
Rück=
ſicht genommen werden kann. (17193ooo
Darmſtadt, den 1. September 1910.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
I. V.: Egenolf.
Offenlage von Stenerhebregiſtern.
Die Gemeinde= und Kirchenſteuer=
Nach=
trags=Hebregiſter Nr. III der Gemeinde
Darmſtadt für 1910 und Nr. XXXVII der
Gemeinde Darmſtadt (Beſſunger Stadtteil)
für 1909 liegen vom 19. lfd. Mts. an acht
Tage lang auf dem Bureau der
Stadt=
kaſſe, Grafenſtraße 28, zur Einſicht auf.
Beſchwerden gegen die Beitragspflicht
oder gegen das angenommene
Beitrags=
verhältnis müſſen binnen der erſten vier
Wochen nach Ablauf der Offenlegungsfriſt
(ſchriftlich oder mündlich) bei
Großherzog=
lichem Kreisamt vorgebracht werden. Später
vorgebrachte Beſchwerden finden keine
Be=
rückſichtigung.
Darmſtadt, den 15. September 1910.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
I. V.: Schmitt. (18098
Bekanntmachung.
Die Sprechſtunden der Fürſorge= (
Be=
ratungs=) Stelle für Lungenkranke (
Wil=
helminenſtraße 34) am Mittwoch, den 21.
September ds. Js., fällt aus. (18099
Sie wird lvom 28. ds. Mts. ab wieder
regelmäßig Mittwoch, nachmittags von 2
bis 3½ Uhr, abgehalten werden.
Darmſtadt, den 17. September 1910.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
I. V.: Jaeger.
Schloſſerarbeiten.
Das Anſchlagen von 5 zweiflügeligen
Toren bei dem Umbau des Schulhauſes
hinter der Stadtkirche ſoll vergeben werden.
Arbeitsbeſchreibungen und Bedingungen
liegen bei dem unterzeichneten Amte
Grafenſtraße Nr. 30, Zimmer Nr. 9
während der Dienſtſtunden offen, woſelbſt
auch die Angebotsſcheine abgegeben werden.
Angebote ſind bis
Freitag, den 23. September 1910,
vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, am 15. September 1910.
Stadtbauamt.
I. V.: Kling. (17926so
Bekanntmachung.
Die Zahlung der rückſtändigen
Be=
träge für erſteigertes Heugras und
er=
ſteigerten Klee von der ſtädtiſchen
Pallas=
wieſe, den früheren Beſſunger Wieſen, den
Scheftheimer und Teichwieſen und von
ver=
ſchiedenen anderen ſtädtiſchen Grundſtücken
(aus den Verſteigerungen Großherzoglicher
Bürgermeiſterei vom 27. Mai, 9., 10., 20.
und 30. Juni 1910) hat bei Vermeidung
des Mahn= und Pfändungsverfahrens
bis längſtens Ende September 1910
an den Werktagen, vormittags 8½ bis
12½ Uhr, hierher zu erfolgen. (18105a
Darmſtadt, den 16. September 1910.
Die Stadtkaſſe.
Koch.
Bekanntmachung.
Diejenigen hier wohnhaften
Steinkohlen=
händler, welche bereit ſind, im kommenden
Winter an Stadtarme Steinkohlen —
Fett=
ſchrot I. Güte — in kleinen Mengen (von
einem Zentner ab) frei Aufbewahrungsort
zu liefern, belieben ihre Angebote unter
Stellung eines für den ganzen Winter
gültigen Preiſes bis längſtens 1. Oktober
I. Js. bei uns einzureichen.
(18103
Darmſtadt, den 15. September 1910.
Städtiſches Pflegeamt.
J. V.: Liſt.
Prima Masthammelfleisch (Brust)
per Pfund 60 Pfg.
Prima Masthammelragout
per Pfund 66 Pfg.
Spezialität:
ff. gehackte Kalbskoteletts
à Stück 20 Pfg. (13332a
bei Louis Hein, Hofmetzger
Schustergasse 19 — Telephon 278.
Vollmilch
Liter 20 Pfg.
wird frei ins Haus geliefert. Off. unter
N 86 an die Expedition ds. Bl. (16771a
Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde.
In polizeilicher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
be=
finden ſich: 1 Pinſcher.
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden
Werk=
tag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
Straßenſperre.
Wegen Vornahme von Kanalbauarbeiten bleibt der Hohle Weg von der Aeußeren
Ringſtraße bis zum Haus Nr. 40 bis zum 15. Oktober 1910 für den Fuhrwerksverkehr
weiter geſperrt.
(18091
Bekanntmachung.
Am 1. und 2. November 1910 findet im Sitzungsſaal des Kaufmannsgerichts,
Waldſtraße 6, Zimmer Nr. 10, die Wahl der je zur Hälfte aus den Kaufleuten
und Handlungsgehilfen zu entnehmenden 20 Beiſitzer für das Kaufmannsgericht
Darmſtadt ſtatt, und zwar am erſten Tage für die Handlungsgehilfen, am andern für
die Kaufleute, jedesmal in der Zeit von 11 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags
und von 5 Uhr nachmittags bis 8 Uhr abends.
Zu dieſen Wahlen werden die Stimmberechtigten hiermit eingeladen unter dem
Hinweiſe auf folgende Vorſchriften:
I. Wahlfähigkeit oder paſſives Wahlrecht.
Zu Mitgliedern eines Kaufmannsgerichts ſollen nur berufen werden: Deutſche,
männlichen Geſchlechts, welche das 30. Lebensjahr vollendet, in dem der Wahl
voran=
gegangenen Jahre für ſich oder ihre Familie Armenunterſtützung aus öffentlichen
Mitteln nicht empfangen oder die empfangene Unterſtützung erſtattet haben, in den
Bezirk des Gerichts ſeit mindeſtens 2 Jahren ihre Handelsniederlaſſung haben oder
beſchäftigt ſind und nicht zu den Perſonen gehören:
1. welche die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter infolge
ſtrafgericht=
licher Verurteilung verloren haben,
2. gegen welche das Hauptverfahren wegen eines Verbrechens oder Vergehens
eröffnet iſt, das die Aberkennung der burgerlichen Ehrenrechte oder der
Fähig=
keit zur Bekleidung öffentlicher Aemter zur Folge haben kann,
3. welche infolge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung über ihr Vermögen
beſchränkt ſind Die Beiſitzer müſſen zur Hälfte aus den Kaufleuten, welche
mindeſtens einen Handlungsgehilfen oder Handelslehrling regelmäßig das ganze
Jahr hindurch oder zu gewiſſen Zeiten des Jahres beſchäftigen, zur Hälfte aus
den Handlungsgehilfen entnommen werden.
Den Kaufleuten ſtehen geſetzlich gleich die Mitglieder des Vorſtandes einer
Aktien=
geſellſchaft oder eingetragenen Genoſſenſchaft oder einer als Kaufmann geltenden
juriſtiſchen Perſon, ſowie die Geſchäftsführer einer Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung.
II. Wahlberechtigung oder aktives Wahlrecht.
Zur Teilnahme an den Wahlen ſind nur berechtigt: Deutſche, männlichen
Geſchlechts, die das 25. Lebensjahr vollendet und in dem Bezirk des
Kaufmanns=
gerichts ihre Handelsniederlaſſung haben oder beſchäftigt ſind, in die von Großh.
Bürgermeiſterei endgültig feſtgeſtellten Wählerliſten eingetragen ſind und nicht zu den
oben unter 1, 2 und 3 bezeichneten Perſonen gehören.
III. Wählerliſten.
Die Wählerliſten liegen in der Zeit vom 4. bis 10. Oktober 1910
einſchließ=
lich, von 8 Uhr vormittags bis 6 Uhr nachmittags, bei Großh. Bürgermeiſterei in
dem Bureau, Waldſtraße 6, Zimmer Nr. 2, zur Einſicht offen.
Innerhalb der Offenlegungsfriſt können ſeitens der Beteiligten bei Großh.
Bürger=
meiſterei Einwendungen gegen die Richtigkeit und Vollſtändigkeit der Wählerliſten
vor=
gebracht werden. Wer ſeine nachträgliche Aufnahme in die Liſten verlangt, hat die die
Stimmberechtigung nachweiſenden Beſcheinigungen vorzulegen. Als Beſcheinigungen
genügen für die Kaufleute: Geburtsſchein und ein Auszug aus dem Handels=,
Ge=
noſſenſchafts= oder Geſellſchafsregiſter oder ein Zeugnis des Großh. Polizeiamts, aus
dem die Stimmberechtigung hervorgeht; für die Handlungsgehilfen: Zeugnis des
Arbeitgebers oder des Großh. Polizeiamts, aus dem die Stimmberechtigung hervorgeht.
Die Anerkennung anderer Nachweiſe iſt nicht ausgeſchloſſen.
Formulare zu dieſen Zeugniſſen werden von Großh. Bürgermeiſterei und dem
Großh. Polizeiamt unentgeltlich verabfolgt.
Nach Ablauf der erwähnten Friſt ſind Einwendungen nicht mehr zuläſſig.
Ueber die innerhalb der Friſt erhobenen Einwendungen entſcheidet Großh.
Bürger=
meiſterei, vorbehältlich der Berufung an den Kreisausſchuß, welche binnen einer Friſt
von drei Tagen, von der Bekanntmachung der Entſcheidung an gerechnet, bei der
Bürger=
meiſterei angezeigt und bei dieſer oder dem Kreisausſchuß gerechtfertigt werden muß.
Die Wahlhandlung iſt öffentlich. Während derſelben muß der Wahlausſchuß in
beſchlußfähiger Zahl anweſend ſein. Jeder Abſtimmende übergibt perſönlich ſeinen mit
den Namen derjenigen, welche er zu wählen beabſichtigt, handſchriftlich oder im Wege
der Vervielfältigung ausgefüllten Stimmzettel ohne Namensunterſchrift und ſo
zuſam=
mengefaltet, daß die auf ihm verzeichneten Namen verdeckt ſind, einem Mitglied des
Wahlausſchuſſes, welches denſelben uneröffnet in die Wahlurne legt. Die Abgabe des
Stimmzettels wird in der Wählerliſte angemerkt.
Enthält ein Stimmzettel mehr Namen, als für eine Vorſchlagsliſte zugelaſſen Diwans, Salonſchr., kl. Büfett, Schreibtiſch,
ſind, ſo kommen nur die der Reihe nach zuerſt aufgeführten in Betracht.
Ungültig ſind Stimmzettel:
1. welche nicht von weißem Papier oder mit einem äußeren Kennzeichen ver=Kleiderſchr Küchenſchr., alles neu, prima
ſehen ſind,
2. welche oder inſoweit ſie keinen lesbaren Namen enthalten,
3. inſoweit darin die Perſon eines Gewählten nicht unzweifelhaft zu erkennen iſt,
4. inſoweit darin Namen von überhaupt oder für die betreffende Kategorie nicht
wählbaren Perſonen verzeichnet ſind,
5. welche einen Proteſt oder Vorbehalt enthalten.
Inſoweit die zu 2, 3, 4 und 5 bezeichneten Vorausſetzungen der Ungültigkeit ſich
nur auf einzelne Namen beziehen, gelten bezüglich der anderen Namen die außerdem
auf dem Stimmzettel noch angegebenen Namen.
IV. Aufforderung zur Einreichung der Vorſchlagsliſten.
Die Wahl der Beiſitzer iſt unmittelbar und geheim; ſie findet nach den
Grund=
ſätzen der Verhältniswahl ſtatt derart, daß neben den Mehrheitsgruppen auch die
Minderheitsgruppen entſprechend ihrer Zahl vertreten ſind. Es ergeht hiermit die
Aufforderung an die Wähler, Wahlvorſchlagsliſten, getrennt für Kaufleute und kaufen. Näh. Moosbergſtraße 46. (B17945
Handlungsgehilfen, bis ſpäteſtens drei Wochen vor dem Wahltage bei dem
Vor=
ſitzenden des Ausſchuſſes im Stadthauſe einzureichen. Verſpätet eingereichte Vor=Gr. Briefmarkensammlung
ſchlagsliſten werden zurückgewieſen.
Jede Vorſchlagsliſte darf höchſtens ſoviel Namen enthalten, als Beiſitzer von der an die Expedition ds. Bl.
betreffenden Gattung zu wählen ſind, z. Z. je 10 Namen; die dieſe Zahl überſchießenden
Namen werden geſtrichen; es gelten hiernach nur die erſten zehn auf der Liſte ſtehenden Cdadentheke, 2 Meter, Geſtell für Obſt,
Namen. Ferner muß jede Vorſchlagsliſte von mindeſtens 20 Wahlberechtigten Gemüſe ꝛc. billig zu verkaufen (*22897
unterzeichnet ſein und hat die Benennung eines für weitere Verhandlungen
be=
vollmächtigten Vertreters der Unterzeichner zu enthalten, ſowie die vollſtändigen
Vor= und Familiennamen, das Gewerbe und die Wohnung oder
Beſchäftigungs=
ſtelle der Unterzeichner und der vorgeſchlagenen Perſonen. Liſten, welche den vor=empf. Kanarienſingſutter, Mauſerpräparat,
bezeichneten Erforderniſſen nicht entſprechen, ſind ungültig, ſofern nicht der Mangel Vogelſand, Bisquits, Goldfiſche, Aquariym,
innerhalb der Einreichungsfriſt beſeitigt wird.
Die rechtzeitig eingereichten und gültigen Vorſchlagsliſten werden nach erfolgter *22760so) Niederamſtädterſtr. 53, 3. St.
Prüfung vierzehn Tage vor der Wahl in ortsüblicher Weiſe veröffentlicht.
Darmſtadt, den 13. September 1910.
(18082a
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
I. V.: Jaeger.
Darmstädter Pädaqoaium
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staatlich konzessionierte und beaufsichtigte Privatschule
mit dem Lehrplan der Oberrealschulen, Realgymnasien und Gymnasien (Scxta bis
Oberprima). Kleine Klassen, daher möglichste Berücksichtigung der
Individualität. Sorgfältige Vorbereitung zum Einjährigen-, Primaner- undSauransfatt
Abiturienten-Examen, auch für Damen. An der Anstalt unterrichten 14 Lehrer.
1908/1910 bestanden: 22 Abiturienten, 11 für Prima, 40 Einjährige und gibt Otto Strebe, Frankfurt a. M., indem
12 für andere Klassen.
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Seite 12.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. September 1910.
Nummer 219.
Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und
Hütten-Aktiengesellschaft.
Union, Actiengesellschaft für Bergbau, Eisen-
und Stahl-Industrie zu Dortmund.
Die Generalverſammlungen unſerer Geſellſchaft und der Union,
Actiengeſell=
ſchaft für Bergbau, Eiſen= und Stahl=Induſtrie zu Dortmund haben am 8.
Sep=
tember cr. beſchloſſen, den zwiſchen den Vorſtänden geſchloſſenen Fuſionsvertrag zu
genehmigen, wonach das Vermögen der Union, Actiengeſellſchaft für Bergbau, Eiſen
und Stahl=Induſtrie zu Dortmund als Ganzes, alſo mit ſämtlichen Aktiven und
Verbindlichkeiten unter Ausſchluß der Liquidation gegen Gewährung von nom.
Mk. 22 200 000.— Aktien unſerer Geſellſchaft auf uns übergeht. Die neuen Aktien
ſind mit Dividendenſcheinen ab 1. Juli 1910 verſehen.
Gegen Einreichung von nom. Mk. 6000.— Aktien Lit. C der Union,
Actien=
geſellſchaft für Bergbau, Eiſen= und Stahl=Induſtrie werden nom. Mk. 3000.−
neue Aktien unſerer Geſellſchaft, gegen Einreichung von nom. Mk. 10500.— Aktien
Lit. D der Union, Actiengeſellſchaft für Bergbau, Eiſen= und Stahl=Induſtrie werden
nom. Mk. 6000.— neue Aktien unſerer Geſellſchaft gewährt. Denjenigen Aktionären
der Union, Actiengeſellſchaft für Bergbau, Eiſen= u. Stahl=Induſtrie, die von dieſem
Umtauſchangebot Gebrauch machen, wird ferner ein Bezugsrecht auf weitere nom.
Mk. 2220 000.— unſerer Aktien zum Kurſe von 170 % zuzüglich 4 % Stückzinſen
ab 1. Juli 1910 derart eingeräumt, daß auf je 10 eingetauſchte Aktien unſerer
Ge=
ſellſchaft eine neue bezogen werden kann. Wegen der Ausübung des Bezugsrechtes
auf dieſe nom. Mk. 2 220 000.— verweiſen wir auf unſere Bekanntmachung betreffend
die Ausübung des Bezugsrechtes aufnom. Mk. 8 970000.— neue Aktien unſerer Geſellſchaft
Nachdem die Beſchlüſſe beider Generalverſammlungen und die Durchführung
der Kapitalserhöhung unſerer Geſellſchaft in das Handelsregiſter eingetragen worden
ſind, fordern wir zugleich namens des Bankenkonſortiums die Inhaber der Aktien
Lit. C und Lit. D der Union, Actiengeſellſchaft für Bergbau, Eiſen= und Stahl=
Induſtrie hiermit auf, ihre Aktien mit Dividendenſcheinen für das Geſchäftsjahr
1910/11 u. ff. und Talons, arithmetiſch geordnet, mit einfachem bei den Stellen
erhältlichen Verzeichnis zum Umtauſch einzureichen.
Die Einreichung zum Umtauſch iſt innerhalb der Friſt vom 20. September
bis 5. Oktober 1910 einschliesslich vorzunehmen.
Die Einreichung der Aktien zum Umtauſch hat bei den nachſtehenden Stellen
während der bei jeder derſelben üblichen Geſchäftsſtunden zu erfolgen:
in Berlin bei der Bank für Handel und Industrie,
bei der Direction der Disconto-Gesellschaft,
bei der Deutschen Bank,
bei der Dresdner Bank,
bei der Nationalbank für Deutschland,
bei dem A. Schaaffhausen’schen Bankverein,
sowie ausserhalb Berlins bei den Niederlassungen der
vorstehenden Banken, ferner
in Elberfeld bei der Bergisch Märkischen Bank,
Essen bei dem Essener Bankverein,
bei der Essener Credit-Anstalt und deren Niederlaſſungen in
Bochum, Dertmund und Duisburg.
bei der Rheinischen Bank und deren Niederlaſſungen in
Duis=
burg und Mülheim a. Ruhr,
„ Hamburg außer bei den Niederlaſſungen der vorſtehenden Banken bei der
Norddeutschen Bank in Hamburg,
„ Köln außer bei den Niederlaſſungen der vorſtehenden Banken bei der Firma
Sal. Oppenheim jr. & Cie.,
„ Leipzig außer bei den Niederlaſſungen der vorſtehenden Banken bei der
All-
gemeinen Deutschen Credit-Anstalt und deren Abteilung
Becker & Co.,
„ Luxemburg bei der Internationalen Bank in Luxemburg
ſowie deren Filialen in Metz und St. Johann,
„ Brüssel außer bei der Filiale der Deutſchen Bank bei der Banque
Internationale de Bruxelles.
Diejenigen Aktien Lit. C und D der Union, Actiengeſellſchaft für Bergbau,
Eiſen= und Stahl=Induſtrie, die innerhalb der geſetzten Friſt zum Umtauſch nicht
eingereicht werden, werden für kraftlos erklärt. Das gleiche gilt in Anſehung
ein=
gereichter Aktien, welche die zum Erſatze durch neue Aktien erforderliche Zahl nicht
erreichen und nicht zur Verwertung für Rechnung der Beteiligten zur Verfügung
geſtellt ſind. Die anſtelle der für kraftlos erklärten Aktien auszugebenden neuen
Aktien werden für Rechnung der Beteiligten verkauft werden (§ 290 H. G. B.).
Soweit Aktionäre der Union, Actiengeſellſchaft für Bergbau, Eiſen= und Stahl=
Induſtrie, Aktienbeträge einreichen, die nicht durch Mk. 6000.— bezw. Mk. 10 500.−
teilbar ſind, werden ſeitens der Einreichungsſtelle die angeſammelten Aktien für
ge=
meinſchaftliche Rechnung beſtens verwertet werden, ſofern die Verwertung dieſer
Spitzen mit den Einreichern nicht in anderer Weiſe vereinbart wird.
Die Einreichungsſtellen erklären ſich bereit, auf Antrag auch das oben erwähnte
Bezugsrecht für diejenigen Aktionäre der Union, Actiengeſellſchaft für Bergbau, Eiſen=
und Stahl=Induſtrie, die nicht durch Mk. 6000.— bezw. Mk. 10 500.— teilbare
Aktienbeträge einreichen, beſtens zu regulieren.
Bochum, im September 1910.
Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-
Aktiengesellschaft.
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und Mütten-Aktiengesenschaft.
Bekanntmachung
betreffend die-Ausübung des-Bezugsrechtes auf nom. Mk. 8 970 000.−
neue Aktien.
Die Generalverſammlung vom 8. September cr. hat beſchloſſen, das
Grund=
kapitale unſerer Geſellſchaft um nom. Mk. 36 500 000.— durch Ausgabe von Stück
36 500 auf den Inhaber lautenden Aktien zum Nennbetrage von je nom. Mk. 1000.−
zu erhöhen. Die neuen=Aktien ſind mit Dividendenſcheinen ab 1. Juli 1910 verſehen.
Von dieſen nom. Mk. 36 500 000.— dienen nom. Mk. 22200 000.— zur
Durch=
führung der Fuſion mit der Union, Actiengeſellſchaft für Bergbau, Eiſen= und Stahl=
Induſtrie in Dortmund, während weitere nom. Mk. 14 300 000.— einem
Bankenkon=
ſortium überlaſſen ſind, mit der Verpflichtung, hiervon nom. Mk. 8 970000.— zu
170% zuzüglich 4% Stückzinſen ab 1. Juli 1910 den Inhabern der nom. Mk.
63 500 000.— alten Aktien, ſowie den durch die Fuſion mit der Union,
Actiengeſell=
ſchaft für Bergbau, Eiſen= und Stahl=Induſtrie hinzutretenden Inhabern von nom.
Mk. 22 200000.— neuen Aktien und den Inhabern der außerdem noch durch den
obigen Generalverſammlungsbeſchluß geſchaffenen nom. Mk. 4000 000.— derart zum
Bezuge anzubieten, daß auf je 10 Aktien eine neue bezogen werden kann.
Demgemäß fordern wir namens und im Auftrage des Konſortiums die
In=
haber der geſamten nom. Mk. 89 700 000.— Aktien hiermit auf, das ihnen
zu=
ſtehende Bezugsrecht unter folgenden Bedingungen geltend zu machen:
1. Auf je nom. Mk. 10 000.— Aktien kann eine neue Aktie à nom. Mk. 1000.−
bezogen werden
2. Das Bezugsrecht iſt bei Vermeidung des Verluſtes vom 20. Sept. bis
7. Okt. 1910 einschl. bei einer der nachbezeichneten Stellen während der
bei der betreffenden Anmeldeſtelle üblichen Geſchäftsſtunden auszuüben:
in Berlin bei der Bank für Handel und Industrie,
bei der Direction der Disconto-Gesellschaft,
bei der Deutschen Bank,
bei der Dresdner Bank,
bei der Nationalbank für Deutschland,
bei dem A. Schaaffhausen’schen Bankverein,
sowie ausserhalb Berlins bei den Niederlassungen der
vorstehenden Banken, ferner
in Elberfeld bei der Bergisch Märkischen Bank,
Essen bei dem Essener Bankverein,
bei der Essener Credit-Anstalt und deren Niederlaſſungen in
Bochum, Dortmund und Duisburg,
bei der Rheinischen Bank und deren Niederlaſſungen in
Duis=
burg und Mülheim a. Ruhr,
„ Hamburg außer bei den Niederlaſſungen der vorſtehenden Banken bei
der Norddeutschen Bank in Hamburg,
,Köln außer bei den Niederlaſſungen der vorſtehenden Banken bei der
Firma Sal. Oppenheim jr. & Cie.,
„ Leipzig außer bei den Niederlaſſungen der vorſtehenden Banken bei
der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt und deren
Abteilung Becker & Co.,
„ Luxemburg bei der Internationalen Bank in Luxemburg.
ſowie deren Filialen in Metz und St. Johann,
Brüssel außer bei der Filiale der Deutſchen Bank bei der Banque
Internationale de Bruxelles.
3. Bei der Anmeldung ſind die Aktien, auf die das Bezugsrecht ausgeübt werden
ſoll, ohne Dividendenbogen nebſt 2 mit arithmetiſch geordneten
Nummern=
verzeichniſſen verſehenen Anmeldeſcheinen zur Abſtempelung einzureichen.
Formu=
lare der Anmeldeſcheine können bei den Bezugsſtellen ſin Empfang genommen
werden.
4. Zugleich mit der Einreichung ſind auf jede Aktie 100% zuzüglich 70 % Agio
— Mk. 1700.— und 4 % Stückzinſen ab 1. Juli 1910 zu erlegen.
Schluß=
notenſtempel hat der beziehende Aktionär nicht zu entrichten.
5. Die eingereichten Aktien werden nach erfolgter Abſtempelung zurückgegeben.
6. Die Aushändigung der neuen Aktien erfolgt gegen Rückgabe des quittierten
Anmeldeſcheines nach Ablauf der Bezugsfriſt, und zwar bei derjenigen Stelle,
(18116m
bei welcher die Einzahlung geleiſtet worden iſt.
Bochum, im September 1910.
Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-
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Art des Unterrichts: Derſelbe wird vornehmlich erteilt durch Ausarbeitung mehrerer,
dem wirklichen Geſchäftsleben nachgebildeter Geſchäftsgänge. Am Schluß der
Kurſe finden Prüfungen ſtatt.
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Dauer des Unterrichts: a) Für erwachſene Herren und Damen, je nach Wahl des
Kurſus, 3—6 Monate; b) für ältere Schüler und Schülerinnen mit entſprechenden
Vorkenntniſſen 6 Monate; c) für junge Leute im fortbildungsſchulpflichtigen
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Nummer 219
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. September 1910.
Seite 13.
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Um den zur Aufführung gelangenden Tonwerken eine möglichſt wirkungsvolle
Wiedergabe zu ſichern, iſt es wünſchenswert, den Chor des Vereins tunlichſt zu
ver=
ſtärken. Der Vorſtand des Vereins erlaubt ſich daher, ſtimmbegabte Damen und
Herren, welche den großen Chor= und Orcheſterwerken Intereſſe entgegenbringen, zum
Eintritt in den Verein als aktive Mitglieder aufzufordern. Der Jahresbeitrag beträgt
18 Mark; von mehreren demſelben häuslichen Familienverbande angehörigen aktiven
Perſonen zahlt eine den ganzen Beitrag, die übrigen nur die Hälfte. Den
Mitglied=
karten der Aktiven wird ein Abſchnitt beigegeben, gegen deſſen Vorzeigung eine Perſon
freien Eintritt zu den Hauptproben der vier Konzerte hat. Die Damen und Herren,
welche dem Verein als Aktive beitreten wollen, ſind gebeten, ſich unſerem Dirigenten,
Herrn Hofrat W. de Haan, in ſeiner Wohnung, Wittmannſtraße 25, vormittags von
9—10 Uhr oder an den Probeabenden im Vereinshauſe, Steinſtraße 24, vorſtellen
(17796do
zu wollen.
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bins Ende‟ — Hierauf, zum erſten
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Nummer 219.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. September 1910.
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(5055
Verlangen Sie Sorten- und
Preisliste und aufklärende
Literatur von
Johannes Horn
Alexanderstrasse 4, I.
(Proben) auch Sendungen frei Haus.
Seite 16.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 19. September 1910.
Nummer 219.
Handel und Verkehr.
H. Frankfurt a. M., 17. Sept. (Börſen
wochenbericht.) Die Börſe war während der
erſten Wochenhälfte feſt geſtimmt, dann ſtellte ſich
zeit=
weiſe Realiſationsluſt ein, beeinflußt durch die etwas
knappere Geſtaltung des Geldmarktes. Man erörterte
die Eventualität, ob die Reichsbank, nachdem der
Pri=
vatdiskont ſich dem offiziellen Satz bis auf ¼ Prozent
genähert hat, noch länger zögern könne, den Zinsfuß
zu erhöhen. Sodann beachtete man wieder mehr die
Stimmung an der New=Yorker Börſe, welche abermals
kzur Mattigkeit neigte und insbeſondere für Kupfer=
und Eiſenbahnwerte ſchwächer lag. Dabei darf aber
fnicht unerwähnt bleiben, daß hingegen vom
amerikani=
fſchen Eiſen= und Stahlmarkt neuerdings weiter
ge=
beſſerte Nachfrage bei feſteren Preiſen gekabelt wurde
Zu den Einzelheiten des im allgemeinen ruhigen
Ge=
ſchäftsverkehrs übergehend, waren deutſche Renten in=
Ffolge des anziehenden Geldes um Bruchteile billiger
erhältlich.
Von ausländiſchen Staatsfonds waren die
ruſſi=
ſchen zeitweiſe belebt, ferner Portugieſen recht feſt. Das
Goldagio in Liſſabon iſt auf 4½ Prozent
zurückgegan=
gen. Etwas niedriger notieren öſterr.=ungariſche
Ren=
ten, ſowie türkiſche. Am Bahnenmarkte waren
Lom=
barden vorübergehend gedrückt, aber ſchließlich erholt,
obwohl die Wirkung der paſſiven Reſiſtenz der
Ange=
ſtellten in Tirol doch nicht ſo unbedeutend zu ſein
ſcheint, wie man es urſprünglich hinſtellen wollte.
Ham=
burger Paketfahrt und Nordd. Lloyd verkehrten bei
Wochenſchluß recht lebhaft auf große Spekulationskäufe,
ſauch Schantung angeregt (142½).
Bankaktien ſchließen im ganzen etwas ſchwächer.
Intereſſe beſtand für Darmſtädter Bank. Die Bank
ffür Handel und Induſtrie (Darmſtädter Bank)
beab=
ſſichtigt, die Aktien der Aſow=Don=Kommerzbank an der
Berliner Börſe einzuführen und hat bereits beim
preußiſchen Handelsminiſter den Antrag geſtellt, der
zgeſamten Emiſſion die erforderliche Genehmigung zu
geben. Nach deren Eintreffen wird die Darmſtädter
Bank, die ſich einen größeren Poſten der Aſow=Don=
Kommerzbank=Aktien geſichert hat, die Zulaſſung des
ge=
ſſamten Aktienkapitals zum Börſenhandel beantragen.
Die Aſow=Don=Kommerzbank iſt eines der älteſten
Fi=
nanzinſtitute Rußlands. Ihr derzeitiges Aktienkapital
beläuft ſich auf 20 Millionen Rubel; die letzte
Kapital=
erhöhung (um 5 Millionen Rubel) hatte in 1908
ſtatt=
gefunden und der damalige Emiſſionspreis hatte ſich
auf 410 Rubel oder 164 Prozent belaufen. Im
Zuſam=
menhang mit dieſer Neueinführung am Kapitalmarkt
dürfte es intereſſieren zu erfahren, daß zur Erfaſſung
der Kapitalbewegung auf dem deutſchen Geldmarkt die
Vorarbeiten für eine Emiſſionsſtatiſtik von der
Reichs=
regierung in die Wege geleitet ſind. Es ſoll hierdurch
feſtgeſtellt werden, welche Beträge flüſſiger, für den
Kapitalmarkt verfügbarer Kapitalien in beſtimmten
Zeitabſchnitten in Börſenwerten Anlage gefunden
haben, und in welchem Umfange durch die Emiſſionen
der Kapitalmarkt belaſtet worden iſt.
Der Montan= und Kaſſainduſtriemarkt verbleibt
in guter Stimmung, da man die Grundlagen der
in=
duſtriellen Konjunktur für geſund hält. Bei der
zeit=
weilig herausgekommenen Verkaufsorder ſtellten ſich
ſtets neue Käufer ein. Die offiziell deklarierte
Divi=
dende der Allgemeinen Elektrizitäts=Geſellſchaft von 14
Prozent war bereits eskomptiert und brachte daher
keine Kursbeeinfluſſung, der 285½ ſchließt. Selbſt
be=
lebt und bis 173¾ ſteigend waren Felten u. Guilleaume
auf den engeren Anſchluß mit der obigen Geſellſchaft
Kleyer=Aktien waren lebhaft bis 442½ auf die
fortge=
ſetzt günſtigen Geſchäfte. Holzverkohlung ebenfalls viel
beachtet bei etwa 247½, nachdem ſie ſchon über 250
er=
reicht hatten. Kunſtſeide hingegen lagen recht ſchwach
und ſchließen 114 (bei niedrigſtem Kurs bis 106).
Am Kolonialgebiet ſind Anteile der Kolonial=
Ge=
ſellſchaft für Südweſtafrika wieder 1050 (niedrigſter
Kurs 910) in der Hoffnung auf die Regelung der
Pomona=Angelegenheit. Neuerdings wird noch, via
Antwerpen, wieder über die Zukunft der deutſchen
Diamantenfelder etwas optimiſtiſcher ſich geäußert.
Otavi notieren 144, Southweſtafrica 181.
Bemerkens=
wert feſt ſind noch Zellſtoff Waldhof (267½) und Badiſche
Zuckerfabrik Waghäuſel (183), bei welch letzteren wieder
beſſere Geſchäftsausſichten vorhanden ſind.
Von Loſen notieren: Augsburger 36,60,
Braun=
ſchweiger 205,90, Meininger 37,40, Finnländer 295,
Pappenheimer 65, Freiburger 51,10, Türkiſche 180,80,
Genua 224,50, Ungariſche 385,25, Mailänder 45=Fres.=L.
125, Mailänder 10=Fres.=L. 28,25, Venediger 41,50, alles
in Reichsmark: Gothaer Prämie I 138,50, Gothaer
Prämie II 115,20, Donauregulierung 151,20 G.,
Madrider 76,60, alles in Prozent. Ferner ſchließen:
4proz. Reichs (bis 1918 unkündbar) 101,80, 3½proz.
Reichs 92,25, 3proz. Reichs 83,10, 4proz. Heſſen von 1899
100,50 G., 4proz. Heſſen von 1906 100,75, 4proz. Heſſen
von 1908/09 101,20, 3½proz. Heſſen 90,80, 3proz. Heſſen
80,10, 4proz. Darmſtädter 100,25 G., 3½proz.
Darm=
ſtädter 91,80, Darmſtädter Bank 131, Südd. Eiſ.=Geſ.
121,50 G., 4proz. Heſſ. Land.=Hyp.=Pfdbr. (Serie 18—20)
101,60 G., 3½proz. Heſſ. Land.=Hyp.=Pfdbr. (Serie 9—11)
91,90 G., 4proz. Heſſ. Kommunal=Pfdbr. (Serie 10—12)
101,60 G., 3½proz. Heſſ. Kommunal=Pfdbr. (Serie 1—3)
92,30 G., 3½proz. Kommunal=Pfdbr. (Serie 4) 91,90 G.,
4½proz. Ruſſen 100,15, 4proz. 1880er Ruſſen 92 P.,
4proz. 1902er Ruſſen 93, 3¼oproz. Ruſſen 89,50, 3½proz.
Ruſſen 84,80, 3proz. Ruſſen 79,80, 4½proz. Japaner 92,90,
4proz. Japaner 97,90, Baltimore und Ohio 106½.
Vermiſchtes.
CK. Profeſſor Garners Abenteuer mit „Suſie”.
Der amerikaniſche Profeſſor R. L. Garner, der lange
Jahre im afrikaniſchen Urwald verbracht hat, um das
Weſen und die Sprache der Affen in ihrer
natür=
lichen Entfaltung zu ſtudieren, kehrt jetzt nach Amerika
zurück. Er wird von einem jungen weiblichen
Schim=
panſen begleitet, der ihm in den fünf Monaten ſeiner
Exiſtenz ein verſtändnisvoller Genoſſe und ein guter
Freund geworden iſt. Suſie — ſo heißt das
Urwald=
kind — ſoll gleichſam die Blüte der
Erziehungsreſul=
tate darſtellen, die Garner in ſeinem langjährigen,
vertrauten Umgang mit den Affen des afrikaniſchen
Dſchungels gewonnen hat. Im World Magazine
er=
zählt er von ſeinen Erfahrungen und Verſuchen mit
Suſie, die ſeine bisherigen Experimente
vervollſtän=
digten. Er hat bereits 21 Schimpanſen ſein Eigen
ge=
nannt, und eine noch viel größere Anzahl dieſer Tiere
im wilden Zuſtand beobachtet, wenn er in ſeinem
gegen die Angriffe der Löwen und Tiger geſchützten
Käfig ſeine Tage mit dem Studium der Affenſeele
ver=
brachte. Aber ein geſchickterer, angenehmerer und
klügerer Vertreter ſeiner Raſſe iſt ihm noch nicht
vor=
gekommen, als Suſie, wenngleich er ſich entſchieden
dagegen verwahrt, daß ſie etwa ein Wunderkind ſei.
Sie leiſtet und vollbringt nur das, was eben ein
nor=
maler Schimpanſe, der von früheſter Jugend an unter
menſchlicher Aufſicht ſteht, durchaus mit ſeinen
Geiſtes=
kräften erreichen kann. Als Suſie fünf Wochen alt
war, nahm Profeſſor Garner das Aeffchen ganz allein
unter ſeinen Schutz und in ſeine Erziehung. „Ich halte
ſie durchaus nicht für eine Ausnahme und will auch
nicht behaupten, daß ſie menſchliche Intelligenz oder
etwas derartiges beſäße, aber phyſiologiſch betrachtet,
iſt Suſie einem menſchlichen Kind von etwa 2½ bis 3
Jahren gleich.”
Garner kann an dem Beiſviel Suſies nachweiſen,
daß die von vielen wiſſenſchaftlichen Autoritäten
ver=
tretene Anſicht von der Farbenblindheit der
Schimpanſen unrichtig iſt. Schon früher hatte er an
wenigſtens ſieben verſchiedenen Schimpanſen
beobach=
tet, daß jeder von ihnen verſchiedene der Primärfarben
mit eben ſolcher Sicherheit und Genauigkeit
unter=
ſcheiden kann, wie der normale Menſch. Mit Suſie
hat er nun dieſe Experimente fortgeſetzt und
vervoll=
kommnet. Der Affe bekommt einen länglichen Kaſten
mit ſechs verſchiedenen Fächern, deren Deckel einzeln
in die Höhe gehoben werden können. . Die Deckel ſind
abwechſelnd rot und grün gefärbt. In den Fächern
unter den roten Deckeln befinden ſich kleine Stückchen
Zucker, unter den grünen Stückchen von Frucht oder
Nuß. Der Profeſſor hält dann Suſie etwas Zucker
und etwas Frucht oder Nuß hin, um feſtzuſtellen,
wel=
cher Leckerbiſſen ihr gerade lieber iſt. Hat Suſie
ge=
wählt, dann ſtellt er den Kaſten vor ſie hin und erzählt
ihr in deutlichem Ton: „Zucker im roten” und „Nuß im
grünen‟ Dann öffnet Suſie mit Sicherheit die Deckel
der Farbe, unter denen der von ihr bevorzugte
Lecker=
biſſen ſich befindet. 21mal hat ſie ſo nacheinander die
roten Deckel geöffnet, ohne die grünen zu berühren,
und 18mal hintereinander die grünen, mit ſorgfältiger
Vermeidung der roten. Garners Abſicht geht
durch=
aus nicht auf irgend welche Abrichtung der Affen,
ſon=
dern er will nur die in den Affen vorhandenen
Fähig=
keiten wecken und feſtſtellen. Ebenſo zeigte Suſie auch
bei einem Kaſten, der Deckel mit roter, weißer und
blauer Färbung beſaß, einen ſicheren Farbenſinn und
eine ſcharfe Unterſcheidung der einzelnen Farben. Der
Profeſſor fertigte für Suſie einen Würfel, einen
Zy=
linder, einen Ball und eine Pyramide von feſtem Holz
an. Sie unterſcheidet nicht nur die verſchiedenen
For=
men durch bloßes Sehen, ſondern ſie hat auch
allmäh=
lich gelernt, die Figuren nach ihren Namen
herauszu=
finden. Außerdem weiß Suſie ihren eigenen Namen
und die Bedeutung von einer ganzen Anzahl
abſtrak=
ter Worte, wie „Komm her”, „Geh weg”, „Setz dich”,
Nimm auf dieſem Stuhl Platz” uſw. Suſie lernt die
Bedeutung von Worten raſcher erfaſſen, als irgend ein
anderer Affe, den Garner beſaß; aber ſie macht gar
keine Anſtrengungen, Sprechen zu lernen, und ſtößt
nur ſelten einen Laut in ihrer eigenen Sprache aus.
Vielleicht hat die längere Abweſenheit vom Urwald
die ſonſt ſo kluge Suſie, die ſonſt ſo vieles vor ihren
im Freien lebenden Gefährten voraus hat,
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(K18119,29