Darmstädter Tagblatt 1910


22. April 1910

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173. Jahrgang
verbunden mit Wohnungs=Anzeiger und der Sonntags=Beilage:
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kommt jeder Annoncenrabatt in Wegfall.

Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden,
Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.

N 93.

Freitag, den 22. April.

1910.

Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

Nach der erſten Leſung des Eniwurfs der
Reichsverſicherungsordnung.
** In ein paar Sitzungen hat der Reichstag den
umfangreichen Entwurf der Reichsverſicherungsordnung in
erſter Leſung erledigt und ihn einer Kommiſſion überwie=
ſen
, die bekanntlich auch während eines Teiles der Som=
merferien
tagen ſoll, um das Zuſtandekommen des Werkes
zu ermöglichen, deſſen Bedeutung ſchon daraus hervorgeht,
daß allein in der Krankenverſicherung der von ihr umfaßte
Perſonenkreis von 13 auf 20 Millionen erweitert wird. Bei
dem Volumen der Vorlage konnte natürlich die erſte Le=
ſung
während der paar Tage nicht in die Tiefe gehen, ſon=
dern
ſie beſchränkte ſich auf die Hervorhebung einzelner
Geſichtspunkte, die im Vordergrunde des Intereſſes ſtehen
und auch von den meiſten Rednern berührt wurden.
Keine einzige Partei iſt von dem Regierungsentwurf
begeiſtert, gegen deſſen Inhalt mannigfache Bedenken er=
hoben
werden, doch gab ſich überall der gute Wille kund,
an dem Entwurfe mitzuarbeiten, damit etwas Brauch=
bares
herauskommt. Das Zentrum ſieht in der künftigen
Organiſation der Krankenkaſſen eine Verſchlechterung der
Stellung der Arbeiter im Vorſtande, und es fordert, daß
nicht nur das Verhältnis der Kaſſen zu den Aerzien und
Krankenkaſſen, ſondern auch zu den Angeſtellten geſetzlich
feſtgelegt werde. Dem von Zentrumsſeite eingebrachten
Wunſche, der Hinterbliebenenverſicherung rückwirkende
Kraft bis zum 1. April 1910 zu geben, wurde von der Re=
gierung
entſchieden widerſprochen, auch die Anregung, die
Beiträge und Penſionsſätze angeſichts der geſteigerten Ko=
ſten
der Lebenshaltung zu erhöhen, dürfte kaum Erfolg ha=
ben
. Eine der wichtigſten Fragen, die ſchon zu lebhaften
Erörterungen in der Oeffentlichkeit geführt hat, nämlich
die Stellung der Aerzte zu den Kaſſen, wurde ziemlich ein=
mütig
dahin beantwortet, daß der Regierungsentwurf nicht
das Richtige treffe und eine behördliche Bevormundung der
Aerzte und Apotheker enthalte, die nicht zu billigen ſei. Die
Regierung ließ freilich erklären, an dem Nebeneinander=
beſtehen
des Syſtems der Kaſſenärzte und der freien Arzt=
wahl
müſſe unbedingt feſtgehalten werden.
Von anderen vorgebrachten Bedenken wollen wir noch
den Hinweis der Konſervativen auf die Belaſtung der
Landwirtſchaft erwähnen, ferner den von linksliberaler
Seite gerügten Mangel jeder Selbſtverwaltung bei den
Landkrankenkaſſen; auch einer Vereinfachung der Verſiche=
rung
durch Beſeitigung der kleinen Kaſſen wurde von die=
ſer
Seite das Wort geredet, ebenſo übte man Kritik an
den Verſicherungsämtern. Ganz verſchieden war die
Stellung, die die Parteien zu der geplanten Halbierung
der Beiträge einnahmen: während die Konſervativen und
die Reichspartei im allgemeinen dafür eintraten, ſprachen
ſich die meiſten übrigen Parteien gegen die Halbierung
aus freilich nicht ſämtlich aus denſelben Gründen. Daß
die Sozialdemokraten dem Entwurfe jeglichen Wert für
die Arbeiter ableugneten, brauchen wir nicht beſonders zu
betonen.
Vorläufig iſt das Schickſal des Geſetzes noch ganz un=
gewiß
. Soll etwas Poſitives herauskommen, dann muß
auch die Regierung Konzeſſionen machen, namentlich in
Bezug auf die Wahrung der Unabhängigkeit und Freiheit
des Aerzteſtandes. Die ſoziale und wirtſchaftliche Bedeu=
tung
des Werkes kann nicht beſtritten werden, ſodaß dieſes
des Schweißes der Volksvertreter wohl wert iſt.

Sozialdemokratiſche Hoffnungen für die nächſten
Reichstagswahlen.
* In der Neuen Zeit veröffentlicht Kautsky ein=
gehende
Betrachtungen über die Reichstagswahlen des
nächſten Jahres, die durchaus der Beachtung wert ſind.
Er führt da folgendes aus:
Gelänge es unſerer Partei. bei der Wahl von 1911
einen gleichen Sprung zu machen wie 1890 und die
Situation iſt vielverheißend , das heißt ihre Stimmen=
zahl
zu verdoppeln, ſo könnte ſie die abſolute Mehr=
heit
aller abgegebenen Stimmen erreichen.
Selbſtverſtändlich ſind wir nicht ſo ſanguiniſch, mit einem
ſolchen Sprunge zu rechnen. Aber darin iſt alle Welt
einig, daß wir einen gewaltigen Sprung vorwärts machen
werden, der die Erreichung der abſolnten Mehrheit der ab=
gegebenen
Stimmen zu einer Frage weniger Jahre macht.
Wird dies in der nächſten Reichstagswahl offenbar, dann
bedeutet das mehr als einen gewöhnlichen Wahlſieg. In
der heutigen Situation, angeſichts der gewaltigen Er=
regung
der Volksmaſſen, der geſpannten inneren und

äußeren Situation bedeutet ein ſolcher Sieg nichts gerin=
geres
als eine Kataſtrophe des ganzen herr=
ſchenden
Regierungsſyſtems. Es unterliegt
für mich gar keinem Zweifel, daß die nächſten Wahlen
dieſes Syſtem in ſeinen Grundfeſten erſchüttern werden.
Wie immer die Verhältniſſe ſich geſtalten mögen, die
Reichstagswahlen müſſen eine Situation ſchaffen, die für
unſere Kämpfe eine neue und breite Baſis erzeugt; eine
Situation, die allerdings durch ihre innere Logik raſch
ſich immer mehr zuſpitzt zu großen Entſcheidungskämpfen,
die wir aber auf der neuen, breiten Baſis ganz anders aus=
zukämpfen
imſtande ſein werden als heute. Den Schlüſſel
zu dieſer gewaltigen hiſtoriſchen Situation, den über=
wältigenden
Sieg bei den nächſten Reichs=
tagswahlen
, haben wir bei der ganzen Konſtellation
der Dinge heute bereits in der Taſche. Nur eines könnte
bewirken, daß wir ihn verlieren und die glänzende Situa=
tion
für uns verpfuſchen: eine Unklugheit von unſerer
Seite Eine ſolche wäre es, wenn wir uns durch Un=
geduld
verleiten ließen, die Früchte pflücken zu wollen, ehe
ſie reif geworden ſind; wenn wir eine Kraftprobe vorher
provozieren wollten auf einem Terrain, auf dem uns der
Sieg keineswegs ſicher iſt.
Kautsky warnt nun eindringlich vor dem von anderer
Seite empfohlenen Maſſenſtreik als Steigerung der
Straßendemonſtrationen gegen die Wahlrechtsvorlage. Er
führt aus: Die ſchlimmſte Niederlage wäre es und
auch dieſe Möglichkeit iſt in Betracht zu ziehen , wenn
wir das Proletariat zum politiſchen Maſſenſtreik auf=
riefen
und es nicht in überwältigender Ueberzahl dem
Appell folgte. Wir würden alle die vielverſprechenden
Keime, die die kommende Reichstagswahl im Schoße
trägt, erſticken, wenn wir vor ihr Kämpfe provozierten,
die uns ſchwere Niederlagen brächten. Die Regierung und
ihre Parteien könnten ſich nichts Beſſeres wünſchen. Wir
provozierten gerade das, was ſie braucht, um aus ihrer
Klemme herauszukommen. Nicht auf den Maſſenſtreik
haben wir heute unſere Agitation zuzuſpitzen, ſondern jetzt
ſchon auf die kommenden Reichstagswahlen. Gerade weil
wir überzeugt ſind, daß wir großen und ſchweren Kämpfen
entgegengehen, daß wir dem Punkte nahe ſind, auf dem
die Ermattungsſtrategie in die Niederwerfungsſtrategie
übergehen muß, gerade deswegen iſt es um ſo notwen=
diger
, uns nicht von Ungeduld zu verfrühten Aktionen
fortreißen zu laſſen und nicht unſere letzten Patronen in
einleitenden Scharmützeln zu verſchießen.
Es kann für die bürgerlichen Parteien nur von Vor=
teil
ſein, über dieſe Siegesgewißheit der Sozialdemokratie,
bei der allerdings ein gut Teil Großſprecherei mit unter=
läuft
, unterrichtet zu ſein. Wie die Reichstagswahlen, die
erſt in zwei Jahren ſtattfinden, ausfallen werden, kann
jetzt noch niemand vorherſagen. Es kann ſich bis dahin
noch allerlei ereignen. Ohne Hilfe der bürger=
lichen
Parteien aber wird der Zuwachs der Sozial=
demokratie
auch bei den nächſten Reichstagswahlen nicht
überwältigend ſein.
Deutſches Reich.
Die verſtärkte Geſchäftsordnungskom=
miſſion
des Reichstages beſchloß, in der Frage
der kurzen Anfragen nach einem Antrage des Dr. Müller=
Meiningen folgende Faſſung des § 33b: Die Mitglieder
des Reichstags können kurze Anfragen tatſächlicher Art an
den Reichskanzler über Angelegenheiten, die zur Zuſtän=
digkeit
des Reiches gehören, richten. Dieſe Anfragen ſind
ſchriftlich beim Präſidenten einzureichen. Durch dieſe An=
frage
darf einem ſpäteren Punkt derſelben Tagesordnung
nicht vorgegriffen werden. Auch dürfen die Verhandlun=
gen
in einer Kommiſſion des Reichstags nicht zum Ge=
genſtand
einer ſolchen Anfrage gemacht werden. Es iſt
alſo anzunehmen, daß eine Einigung in Bezug auf dieſe
Frage erzielt wird.
In der Frage der Schiffahrtsabgaben ha=
ben
am Samstag und Sonntag Verhandlungen ſtattge=
funden
, bei denen, Blättermeldungen zufolge, auch die
letzten Differenzen, die vorzugsweiſe zwiſchen Baden und
Württemberg noch beſtehen, ausgeglichen werden. Die ent=
ſcheidende
Sitzung des Bundesrates, in der eine Beſchluß=
faſſung
beſtimmt erfolgen ſoll, findet nicht vor dem 25. ds.
Mts. ſtatt. Der Beſchluß wird bis zum Herbſt geheim
gehalten, um nicht vorzeitig einen Sturm in der Preſſe ent=
ſtehen
zu laſſen.
Wie der Berliner Korreſpondent der Kölniſchen
Zeitung hört, iſt Ausſicht vorhanden, daß bis Ende die=
ſer
Woche das Abkommen zwiſchen der Regierung und
der Kolonialgeſellſchaft für Südweſtafrika
ſoweit gefördert ſein wird, daß darüber der Budgetkom=
miſſion
Mitteilungen gemacht werden können.
In der Geſchäftsordnungskommiſſion
des preußiſchen Abgeordnetenhauſes, die

zunächſt zur Feſtſtellung des Berichts anberaumt war, er=
ſchien
auch der Präſident v. Kröcher. Er bezeichnete es als
einen Mangel, daß die Kommiſſion die Frage, mit welchen
Mitteln der Präſident die ihm eingeräumte Befugnis der
Entfernung ausgewieſener Abgeordneter auszuführen
habe, nicht erörtert hätte. Nach ſeiner Anſicht würden die
vorhandenen Beamten und Diener des Hauſes körperlich
zur Durchführung von entſprechenden Maßregeln nicht
unter allen Umſtänden genügen. Aber auch abgeſehen
davon, ſei es bedenklich, ſie dazu zu verwenden. Er ſtelle
daher anheim, daß die Kommiſſion vielleicht unter Zu=
ziehung
von Vertretern der Staatsregierung auch die
Frage erörtern möge, ob der Präſident befugt ſein ſoll, zur
Durchführung der ihm beizulegenden Befugnis Behör=
den
oder Perſonen in Anſpruch zu nehmen, die
außerhalb des Hauſes ſtehen und als ſolche verpflichtet
ſeien, den Anforderungen des Präſidenten Folge zu leiſten.
Eine eigene bewaffnete Macht im Hauſe zu ſchaffen, wie ſie
z. B. in England vorhanden ſei, ſcheine ihm nicht ratſam.
Die Anregung des Präſidenten fand im allgemeinen An=
klang
. Von einer Seite wurde dagegen geſprochen, daß
zur Beratung und Feſtſtellung der Geſchäftsordnung, die
lediglich Sache des Hauſes ſelbſt ſei, Vertreter der Regie=
rung
zugezogen werden ſollten, und es wurde darin ein
bedenklicher Vorgang gefunden. Auch wurde von dieſer
Seite darauf aufmerkſam gemacht, daß es noch bedenk=
licher
ſei, daß die Mitwirkung von außerhalb des Hauſes
ſtehenden Behörden zur Durchführung ſolcher Maßregeln
in Anſpruch genommen werden ſolle, während doch allge=
mein
alles derartige von der Schwelle des Hauſes zurück=
gewieſen
werde. Man beſchloß aber ſchließlich gegen
zwei Stimmen, bei der Regierung anzufragen, ob
und welche Behörden derartigen Anforderungen des Präſi=
denten
Folge zu leiſten hätten, und eine Sitzung unter Zu=
ziehung
von Vertretern des Miniſteriums des Innern und
des Juſtizminiſteriums zur Feſtſetzung anzuberaumen.
Die Wahlrechtskommiſſion des preu=
ßiſchen
Herrenhauſes hat bekanntlich bei der er=
ſten
Leſung den § 8 über die Bevorzugung der ſogenann=
ten
Kulturträger abgelehnt, dann aber eine Unterkommiſ=
ſion
eingeſetzt, um Vorſchläge zur Ausfüllung dieſer Lücke
für die zweite Leſung zu machen. Die Unterkommiſſion
hat in mehrſtündigen Beratungen einen ſolchen Antrag
fertiggeſtellt. Wie es heißt, nimmt dieſer im großen gan=
zen
die Beſtimmungen der urſprünglichen Regie=
rungsvorlage
wieder auf oder bewegt ſich in deren
Richtung. Die Plenarſitzung des Herrenhauſes zur Bera=
tung
der Wahlreform wird auf den 28. April einberufen.

Ausland.
Das öſterreichiſche Abgeordnetenhaus bendete
die erſte Leſung des Geſetzentwurfes über die
Dienſtpragmatik und verwies den Entwurf an eine Kom=
miſſion
.
Auf eine Anfrage Lord Lansdownes im engliſchen
Oberhauſe wegen der engliſch=ruſſiſchen An=
leihe
der perſiſchen Regierung und über die britiſche Po=
litik
gegenüber Perſien im allgemeinen erklärt Lord Crewe,
die Verhandlungen in der Anleihe=Angelegenheit ſeien ab=
gebrochen
worden, weil die perſiſche Regierung keine Mög=
lichkeit
geſehen habe, den von der engliſchen und ruſſiſchen
Regierung verlangten Bedingungen zu entſprechen. Im
übrigen ſei die britiſche Regierung der perſiſchen Regierung
und Nation gegenüber ausſchließlich von Gefühlen des
größten Wohlwollens beſeelt. Aber in dieſem beſonderen
Falle habe die britiſche Regierung es doch für notwendig
gefunden, an den erwähnten Bedingungen feſtzuhalten. Mit
dieſer Erklärung erklärte ſich Lord Lansdowne einverſtan=
den
.

Im LandesausſchußfürElſaß= Lothrin=
gen
wurde gegen die Erklärung des preußiſchen Eiſen=
bahnminiſters
von Breitenbach, die Moſelkanaliſa=
tion
müſſe aus Rückſichten auf die zu erwartende Min=
dereinnahme
der preußiſchen Eiſenbahnen und wegen der
Konkurrenz für die niederrheiniſche Induſtrie zurückgeſtellt
werden, proteſtiert. Eine ſolche Zurückſetzung des Reichs=
landes
liege nicht im Intereſſe des Reiches. Das Geſuch,
die Moſelſtrecke zwiſchen Metz und Diedenhofen auf elſaß=
lothringiſche
Koſten zu kanaliſieren, um der lothringiſchen
Induſtrie Abſatzwege nach Frankreich und dem Rhein zu=
verſchaffen
, verſprach die Regierung, zu prüfen. Staats=
ſekretär
Frhr. Zorn von Bulach ſprach aber dabei die Hoff=
nung
aus, daß die Moſelkanaliſierung, die einen Fort=
ſchritt
bedeute, noch zu erreichen ſein werde. Die Regie=
rung
werde alles daran ſetzen, daß dies ermöglicht werde.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. April 1910.

Nummer 93.

Es ſcheint jetzt, als ob am 24. Mai die Reform=
Reſolutionen Lord Roſeberys und in der darauf fol=
genden
Woche die Veto=Reſolutionen der Regierung im
Oberhauſe zur Verhandlung kommen werden. Damit iſt
eine etwaige Kriſis jedenfalls bis Anfang Juni hin=
ausgeſchoben
.
Im Unterhauſe wurden alle Reſolutionen, auf
denen das Budget von 1909/1910 baſiert, mit Mehrheiten
von durchſchnittlich 85 Stimmen angenommen. Darauf
wurde das Finanzgeſetz für 1909 unter dem Beifall
der Miniſteriellen formell wieder eingebracht.
Der ruſſiſche Reichsrat lehnte die aus der Duma
eingegangene Geſetzesvorlage über die bedingte Verurtei=
lung
ab. Im Laufe der Debatte verteidigte der Juſtiz=
miniſter
die Notwendigkeit der Einführung des Inſtituts
der bedingten Verurteilung.
Die geſetzgebende Verſammlung des Staates
New=York lehnte mit 74 gegen 66 Stimmen einen Ab=
änderungsantrag
zur Bundesverfaſſung der Vereinigten
Staaten ab, der ſich für eine Bundeseinkommen=
ſteuer
ausſpricht, wie ſie von Taft empfohlen wurde.
Man hält es für unwahrſcheinlich, daß eine Zweidrittel=
mehrheit
der geſetzgebenden Verſammlungen der Staaten,
die für eine Abänderung der Bundesverfaſſung erforder=
lich
iſt, ohne New=York erreicht werden kann.
Nach einer Meldung aus Venezuela hat Präſi=
dent
Gomez gemäß den Beſtimmungen der neuen
Verfaſſung formell abgedankt, doch erſcheint ſeine Wie=
derwahl
nicht zweifelhaft.
Das kanadiſche Unterhaus nahm in dritter Leſung
mit 111 gegen 70 Stimmen die kanadiſche Flottenbill an.

* Paris, 21. April. Der mit der Angelegenheit des
betrügeriſchen Liquidators Duez betraute Unter=
ſuchungsrichter
Albanel unterzog geſtern den General=
ſekretär
des Inſtituts der Brüder der chriſtlichen Schule‟,
Bruder Juſtinus, einem längeren Verhör. Dieſer gab zu,
daß er mit Duez, der mit der Liquidation der ſeinem
Orden gehörigen Gebäude betraut war, in der Tat in ſtän=
diger
Verbindung geblieben ſei, aber lediglich um die Inter=
eſſen
ſeiner Ordensbrüder und deren Wohltäter zu wahren.
Betreffs der auf Anregung des Ordens gegründeten
Aktiengeſellſchaften erklärte Bruder Juſtinus, daß dieſe
bereits im Jahre 1898 ins Leben gerufen worden ſeien,
alſo ſechs Jahre vor dem Kongregationsgeſetz, und ledig=
lich
den Zweck gehabt hätten, die Mittel zur Bezahlung
der neueingeführten Anfallſteuer aufzubringen. Irgend=
welche
geſetzwidrige oder heimliche Beſtrebungen hätten
den Aktiengeſellſchaften vollſtändig ferngelegen.
* Moskau, 20. April. Vor dem Appellhof begann
unter dem Ausſchluß der Oeffentlichkeit die Verhand=
lung
des Prozeſſes gegen eine Gruppe der Mos=
kauer
Organiſation der Sozialrevolutionäre. 27
Angeklagte ſtehen vor Gericht, unter ihnen der engliſche
Untertan Watſon. Die Anklage lautet auf Zugehörigkeit
zu einer revolutionären Geſellſchaft, und zwar zwecks Um=
ſturzes
der Staatsordnung durch Einberufung einer kon=
ſtituierenden
Verſammlung zur Errichtung einer demokra=
tiſchen
Republik, ſowie auf Propaganda für den Terror,
hewaffneten Aufſtand und ſozialiſtiſche Erziehung der
Maſſen zum aktiven revolutionären Kampf.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 22. April.
* Vom Hofe. Ihre Königl. Hoheit die Groß=
herzogin
empfing der Darmſt. Ztg. zufolge am
Mittwoch mittag ½1 Uhr im Neuen Palais den Pro=
vinzialdirektor
Fey nebſt Gemahlin.
Ernennungen. Se. Königl. Hoheit der Groß=
herzog
haben ernannt: den ordentlichen Profeſſor an
der Techniſchen Hochſchule zu Braunſchweig Dr.=Ing.
Heinrich Hohenner zum ordentlichen Profeſſor an der
Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt, insbeſondere für
das Fach der Geodäſie, mit Wirkung vom 1. Oktober
1910 an, den Kreisamtmann bei dem Kreisamt Erbach
Regierungsrat Ludwig Matthias zum Kreisamtmann
bei dem Kreisamt Mainz, den Kreisamtmann bei dem
Kreisamt Alzey Dr. Wilhelm Anton Diehl zum Kreis=
amtmann
bei dem Kreisamt Erbach, den Vorſtand des

Polizeiamts Gießen Polizeiamtmann Theodor Rein=
hart
zum Kreisamtmann bei dem Kreisamt Alzey,
ſämtlich mit Wirkung vom 16. Mai 1910 an, den Kreis=
amtmann
bei dem Kreisamt Mainz Heinrich Gebhardt
zum Vorſtand des Polizeiamts Gießen unter Verleihung
des Charakters als Regierungsrat mit Wirkung vom
16. Mai 1910 an, den Lehramtsaſſeſſor Karl Becker zu
Alzey zum Oberlehrer an der Realſchule und dem Pro=
gymnaſium
zu Alzey und den Diplomingenieur Adolf
Schneidt aus Darmſtadt zum Hauptlehrer an der
Gewerbeſchule in Friedberg.
Charaktererteilungen. Se. Königl. Hoheit der
Großherzog haben dem Amtsrichter bei dem Amts=
gericht
Ortenberg Dr. Karl Puſch, dem Amtsrichter bei
dem Amtsgericht Groß=Gerau Karl Trapp und dem
Amtsrichter bei dem Amtsgericht Zwingenberg Dr. Theodor
Jäger den Charakter als Amtsgerichtsrat erteilt.
* Ordensangelegenheit. In der letzten Nummer des
Regierungsblattes wird ein weiterer Nachtrag zu den
Statuten der Großherzoglichen Verdienſtmedaille
für Wiſſenſchaft und Kunſt, Induſtrie und
Landwirtſchaft bekannt gegeben. Danach hat S. K. H.
der Großherzog unterm 9. Dezember 1909 angeordnet, daß,
unter Aufhebung entgegenſtehender Vorſchriften, der bis=
herige
§ 6 der Statuten der vom Großherzog Ludwig III.
geſtifteten Verdienſtmedaille für Wiſſenſchaft und Kunſt,
Induſtrie und Landwirtſchaft mit Wirkung vom 25. No=
vember
1909 ab durch nachfolgende Faſſung zu erſetzen iſt:
Die Verdienſtmedaille in Gold hat den gleichen Rang
wie das Ritterkreuz I. Klaſſe des Ludewigs=Ordens und
das Komturkreuz II. Klaſſe des Philipps=Ordens, die
Verdienſtmedaille in Silber den gleichen Rang wie das
Ritterkreuz II. Klaſſe des Ludewigs=Ordens und das Rit=
terkreuz
I. Klaſſe des Philipps=Ordens. Beide Verdienſt=
medaillen
werden von Uns als beſondere Beweiſe Unſerer
perſönlichen Gnade verliehen. Die Verleihung kann daher
auch, wie bisher, in ſolchen Fällen erfolgen, in denen der
Auszuzeichnende eine höhere oder niedere Klaſſe der ge=
nannten
Orden oder keinen von ihnen beſitzt.
* Militärdienſtnachricht. Haas, Zahlmſtr. im
5. Großh. Heſſ. Inf.=Regt. Nr. 168, der Titel Oberzahl=
meiſter
verliehen.
*X* Aus der Geſellſchaft. Bei Geheimerat Röm=
held
und Gemahlin fand geſtern abend zu Ehren der
Mitglieder der Jury für die Ausſtellung des
Deutſchen Künſtlerbundes ein Abend=
eſſen
ſtatt, an welchem auch Ihre Königlichen Hohei=
ten
der Großherzog und die Großherzogin
teilnahmen. Die Arbeiten der Jury haben geſtern
ihren Anfang genommen.
* Bürgermeiſterverſammlung. Am Mittwoch, den
27. dieſes Monats, nachmittags halb 4 Uhr, findet unter
dem Vorſitze des Provinzialdirektors Fey ein Ver=
ſammlung
der Bürgermeiſter der Landgemeinden des
Kreiſes Darmſtadt im Regierungsgebäude dahier ſtatt.
Nach der Tagesordung ſind folgende Gegenſtände zur
Beſprechung geſtellt worden: 1. Fürſorge für die aus
der Schule entlaſſene Jugend. 2. Förderung) der
Volksbibliotheken, Maßnahmen gegen die Verbreitung
ron Schundliteratur. 3. Verhütung und Bekämpfung
anſteckender Krankheiten. 4. Sicherheitspolizei in den
Landgemeinden, insbeſondere in den Gemeinden und
Gemarkungen der Umgebung der Stadt und Gemark=
ung
Darmſtadt. Die einleitenden Referate liegen
in Händen des Vorſitzenden, ſowie der Herren Re=
gierungsräte
v. Werner und Dr. Reinhart und
des Herrn Prof. Kiſſinger. Zu der Beſprechung
haben auch die Mitglieder des Kreis=Ausſchuſſes und
der Kreisſchulkommifſion, ſowie die Vertreter ver=
ſchiedener
anderer Behörden Einladungen erhalten.
An die Beſprechung wird ſich ein geſelliges Zuſammen=
ſein
bei einem Glaſe Bier in einem hieſigen Reſtau=
rant
anſchließen.
Verein der Detailliſten von Darmſtadt. Man ſchreibt
uns: In der letzten Vorſtandsſitzung kamen wie=
der
eine Reihe Fälle unlauteren Wettbewerbs zur Sprache.
Wenn auch die Mehrzahl der betroffenen Geſchäftsinhaber
das perſönliche Eingreifen des Vorſitzenden dankbar an=
erkannt
und bereitwilligſt den Vorſchlägen und Informatio=
nen
Folge geleiſtet hat, ſo gibt es doch auch einzelne Fir=
men
, die dieſen Bemühungen kein Verſtändnis entgegen=
bringen
und glauben, ſich durch allerhands Tricks über die
Beſtimmungen des neuen Geſetzes hinwegſetzen zu können.
In dieſen Fällen ſah ſich der Vorſtand genötigt, Straf=
antrag
zu ſtellen, dem auch durchwegs ſtattgegeben wurde.
Es ſei hier ausdrücklich betont, daß der Vorſtand es nicht
unter ſeiner Würde hält, ſondern es für ſeine erſte und
vornehmſte Pflicht erachtet, in allen Fällen zunächſt per=
ſönliche
Rückſprache zu nehmen oder Verwarnungen zu

erlaſſen, damit jede Härte vermieden wird, denn meiſten=
teils
liegt nicht böſer Wille, ſondern Unkenntnis der Be=
ſtimmungen
vor. Andererſeits ſcheut ſich der Vorſtand=
auch
nicht, da, wo es erforderlich iſt, von den neuen und
ſcharfen Beſtimmungen des Geſetzes Gebrauch zu machen,
Sein Beſtreben geht einzig dahin, den reellen Handel zu
ſchützen und zu fördern und vor allem die Auswüchſe im
Handel, unter welchen ſowohl dieſer als ganz beſonders
auch das Publikum leidet, zu beſeitigen. Die Bildung
einer freien gewerblichen Intereſſengemeinſchaft, die in lo=
kalen
Fragen gemeinſam vorgehen ſoll, wird in Anregung
gebracht. Ueber die letzte Ausſchußſitzung des Verbandes
der Detailliſtenvereine im Großherzogtum Heſſen berichtet
Herr Kalbfuß. Der Verbandstag findet am 22. Mai in
Friedberg ſtatt und hofft man auf eine rege Beteiligung
auch ſeitens der hieſigen Detailliſten. Die Hauptverſamm=
lung
des Vereins wurde auf Dienstag, den 3. Mai ds. Js.
feſtgeſetzt. Erfreulicherweiſe ſind dem Verein in letzter Zeit
eine Reihe neuer Mitglieder beigetreten, doch ſteht immer
noch eine große Zahl der hieſigen Detailliſten dem Verein
fern, was in Anbetracht der Mühe und Arbeit, der ſich der
Vorſtand für die hieſige Geſchäftswelt in ſelbſtloſer Weiſe
unterzieht, nur lebhaft zu bedauern iſt. Die immer ſchwie=
riger
werdende Lage des Mittelſtandes drängt allſeits zu
einem feſten organiſierten Zuſammenſchluß. Es dürfte
daher erwartet werden, daß die ſämtlichen hieſigen Detail=
liſten
in den Verein zuſammengeſchloſſen wären, damit die=
ſer
ſeinen Einfluß nicht nur zu erhalten, ſondern auch mehr
zu ſtärken und ſomit erfolgreicher aufzutreten vermöchte.
* Der Jahresbericht der Kriegerkameradſchaft
Haſſia für 1909 iſt erſchienen. Der Rechnungsablage
ſei entnommen, daß die Einnahmen der Verbandskaſſe
69 613,34 Mark betrugen und die Ausgaben 66371,54
Mark. Die Prinz Ludwig=Stiftung hatte 1447,54 Mark
Einnahmen und 1060,02 Mark Ausgaben, die Ernſt
Ludwig=Stiftung 11302,53 Mark Einnahmen und
7574,37 Mark Ausgaben und die Ernſt Ludwig= Eleono=
ren
=Stiftung 1065,20 Mark Einnahmen und 685,72 Mk.
Ausgaben.
Der Zuwachs an neuen Vereinen, der dem Landes=
verband
im Jahre 1909 zuteil geworden iſt, beziffert
ſich auf zehn Vereine mit 276 aktiven und 36 paſſiven
Mitgliedern. Der Beſtand des Verbandes Ende 1909
war folgender: 948 Vereine mit 60537 aktiven
(1908 59 960) und 6692 paſſiven (1908 6835), zu=
ſammen
67229 Mitglieder (1908 66 795), ein Mehr
ſonach von 434 Mitgliedern. Die Zahl der Ehrenmit=
glieder
iſt die gleiche, 15, wie 1908 geblieben, dagegen
iſt wieder bei den Einzelmitgliedern ein Abgang von
zwei zu verzeichnen. In der Vereinskaſſe und
den verſchiedenen Stiftungen waren zuſammen
248 235 Mark, während die Kapitalien ſich am Schluſſe
des Vorjahres auf 236 306,13 Mark beliefen. Das Mehr
beträgt 11928,87 Mark. Die Vereine des Verbandes
beſitzen jetzt an Kapitalien Beträge von insgeſamt
607705 Mark. Ende 1908 beſaßen ſie 588235 Mark. Die
Entwickelung der Haſſia=Sterbekaſſe im Jahre 1909
hielt mit der des vorhergehenden Jahres nicht gleichen
Schritt. Erſt vom Herbſt ab fand eine Steigerung der
Zugänge in erheblichem Maße ſtatt. Es ſind jetzt in
ihr 13500 Perſonen mit 3½ Millionen Mark verſichert.
Das großherzogliche Wappen in ihren Fahnen zu füh=
ren
erhielten die nachſtehenden Vereine die Erlaubnis:
Allertshofen, Oberlaudenbach, Bernsfeld, Ohmes, Nie=
der
=Breidenbach, Grünberg, Lorbach, Hartmannshain,
S.=V. Ober=Olm, Drais. Die Verbands=Ehrentafel
empfingen im Jahre 1909 69 Kameraden und 17 Ver=
eine
. Durch den Kaiſer wurden 22 Vereine des Ver=
bandes
für langjährige, erfolgreiche, vaterländiſch=
monarchiſche
Betätigung mit je einem Fahnennagel,
das Kaiſerliche Wappen tragend, und einer Fahnen=
ſchleife
ausgezeichnet.
Im Jahre 1909 wurden 218 Vorträge gehalten.
Hierzu kamen noch 70 bis 80 Vorkräge, für welche aus
der Verbandskaſſe nichts vergütet wurde, ſodaß die
Geſamtzahl derſelben 300 beträgt. Von dieſer Zahl
ſind 45 Lichtbildervorträge. Genehmigt wurden 587
Geſuche für Unterſtützungen vom Verband, dar=
unter
37 für Witwen, nichtberückſichtigt wurden nur
2 Geſuche. Wie im Vorjahre, betrug eine Unterſtützung
im Durchſchnitt 19 Mark und die eines Kriegsteilneh=
mers
rund 34 Mark. Die Vereine des Landesverban=
des
meldeten für das Jahr 1909 eine Summe von 42022
Mark, welche ſie an unterſtützungsbedürftige Mitglie=
der
geſpendet haben. In 1908 belief ſich dieſer Aus=
gabepoſten
auf 42664 Mark. Unterſtützt aus der Ernſt=
Ludwig=Stiftung wurden 312 Waiſen. Verausgabt
wurden 3120 Mark, zur Verfügung ſtanden 3460 Mark,
ſodaß ein Ueberſchuß von 340 Mark verblieb. Für die

Vom Handel mit Kunſtfälſchungen.
** Der ſcheinbar ſo vornehme Graf und Be=
ſitzer
eines Schloſſes in der Touraine, der dem
amerikaniſchen Millionär Payne aus ſeinem alten
Familienbeſitz gefälſchte Meiſterwerke von großen
Malern der Vergangenheit verkaufte und deſſen zahl=
reiche
Schwindeleien nun ans Tageslicht ge=
kommen
ſind, iſt eine wohlbekannte typiſche Erſchein=
ung
in der Geſchichte des Handels mit Kunſtfälſch=
ungen
. Da findet ſich ſtets irgend ein Mann mit
einem blendenden Titel in irgend einem alten
Schloſſe, deſſen aus Pietät ſtreng behütete Galerie Ju=
welen
der Malerei umfaßt und den die Ungunſt des
Schickſals zwingt, ſich von dieſen Schätzen ſeiner Väter
zu trennen. Zumeiſt tritt dann noch ein Vermittler
auf, der die koſtbare Sammlung erſt entdeckt, dann
dem ſuchenden Liebhaber davon erzählt und ſeine Lei=
denſchaft
aufſtachelt. Es braucht nicht erſt immer ein
kunſtlüſterner Dollarkönig angereiſt zu kommen, ſon=
dern
den Schlichen und Kniffen der Händler erliegen
auch verſtändnisvolle Sammler.
Von den Rothſchilds, die gute Kenner, aber noch
beſſere Zahler waren, werden einige ſolcher Geſchichten
erzählt. Alphonſe von Rothſchild hatte eine beſondere
Leidenſchaft für ſeltene und koſtbare Emails. Zu ihm
kommt der Kunſthändler Pierrat, um ihm mitzuteilen,
zwei Brüder hätten zu Arles von einem alten Onkel
wertvolle Emailſachen geerbt. Die Sache ſei noch un=
bekannt
, aber man dürfe keine Zeit verlieren. Roth=
ſchild
ſchickte einen Agenten mit Pierrat zuſammen
mir dem nächſten Zuge nach Arles. Nach langem War=
ten
und vielen Schwierigkeiten erhalten ſie endlich
Zutritt zu dem Saale, wo die ererbten Schätze ſtehen.
Der Agent kauft die beſten Sachen für 17000 Francs
und Rothſchild iſt entzückt über die Erwerbung. Aber
bald ſtellt ſich heraus, daß Pierrat die Arbeiten ſelbſt
verfertigt und nach Arles gebracht hatte.
Wie man den Preis für ein echtes Stück gewaltig
erhöhen kann, das zeigt eine Geſchichte, deren Helden
ebenfalls Alphonſe von Rothſchild und eine herrliche
Emailarbeit ſind. Ein Händler erwirbt in Rom eine
wundervolle Emailkanne mit dem dazu gehörigen
Unterſatz, Als Rothſchild zu ihm kommt, zeigt er ihm

ſeine ſchönſten Stücke und holt zuletzt auch den Email=
unterſatz
aus dem Schrank, aber ohne die Kanne. Roth=
ſchild
kauft die Platte mit anderen Kunſtgegenſtänden
und beklagt natürlich mit dem Händler das Fehlen
der Kanne, zumal bei der Seltenheit des Emails wenig
Ausſicht vorhanden iſt, das dazu gehörige Stück noch
zu erwerben. Einige Tage danach beſucht er einen
Händler in Florenz, der ihn darauf aufmerkſam macht,
daß in der Nähe auf einem ſchönen Landgut eine alte
Dame wohne, die bereit ſei, einige ſchöne Majolika=
gefäße
zu verkaufen. Rothſchild macht einen Ausflug
nach der Villa, findet aber unter den Sachen nichts
nach ſeinem Geſchmack. Während die Dame ihre Gäſte
einen Augenblick allein läßt, um den Beſuchern noch
ein Glas Wein anzubieten, geht der Sammler ärger=
lich
im Zimmer umher und ſieht plötzlich durch die
weitgeöffnete Tür in einem anſtoßenden Raum eine
Emailkanne. Er ſtürzt auf ſie zu; ſie ſteht unter Glas
und iſt mit einem Immortellenkranz geſchmückt. Das
iſt ja ſeine geſuchte Kanne! Ob wohl ihr Fuß in die
Oeffnung ſeiner Platte paßt? Er ſpricht der Dame
von ſeiner Entdeckung; aber dieſe erklärt die Kanne
für ein Andenken an ihren verſtorbenen Gatten, das
ſie unter keinen Umſtänden verkaufen könne. Roth=
ſchild
eilt in ſein Hotel zurück; die mitgenommenen
Maße ſtimmen, die Kanne paßt in den Unterſatz. Nun
kennt ſein Verlangen keine Grenzen mehr, er macht
die höchſten Angebote und es gelingt ihm auch ſchließ=
lich
, durch einen Rieſenpreis die Pietät der Witwe
ins Wanken zu bringen, die natürlich einen beträcht=
lichen
Teil des Gewinns an den römiſchen Händler
abgeben muß. Eine andere ſolche Geſchichte iſt kürz=
lich
in Paris paſſiert.
Zu einem bekannten Sammler kommt ein Bilder=
händler
und bietet ihm einen ſchönen Romney für
124000 Francs an. Ach, ſagte der Sammler, ich
habe genug Bilder. Was ſoll ich noch mit einem
Romney? Der Händler geht. Einige Tage ſpäter
läßt ſich bei dem Sammler der Direktor eines deut=
ſchen
Muſeums melden, der die Sammlung beſuchen
will. Außerordentlich geſchmeichelt über die Aufmerk=
ſamkeit
, die ein ſolcher Sachverſtändiger ſeiner Galerie
ſchenkt, befiehlt der Herr ſeinem herumführenden
Kammerdiener, genau aufzupaſſen, was der Fremde

ſagen werde. Als der Beſucher fort iſt, erkundigt er
ſich ſogleich. O. ſagte der Diener, der Herr hat
alles außerordentlich bewundert; er hat geſagt, er habe
niemals eine ſo ſchöne Sammlung geſehen. Aber
mehrmals hat er hinzugefügt: Es iſt doch ſonderbar,
daß es in einer ſo prächtigen Kollektion nicht einen
einzigen Romney gibt. Keinen Romney! ruft der
Sammler entſetzt und bemüht ſich ſogleich, die Lücke
auszufüllen. Aber es iſt zu ſpät: der Romney iſt
ſchon verkauft. Aber der Händler kennt ein anderes
Bild des engliſchen Meiſters, das mindeſtens ebenſo
ſchön iſt, in einem Schloſſe bei Orleans. . . Der Tele=
graph
ſpielt. Für 340000 Francs geht der Romney
in den Beſitz des Sammlers über; es iſt derſelbe, den
er vor kurzem ungeſehen abgelehnt hatte und der nicht
aus dem Laden des Händlers herausgekommen iſt.
Stephan Beißel hat in ſeinem intereſſanten Buch
über gefälſchte Kunſtwerke noch eine Menge anderer
Händlertricks zuſammengeſtellt. Da iſt der verarmte
alte Herr, der fünf Treppen hoch wohnt und halb taub
iſt und dem von ſeinem früheren Reichtum nichts als
ein paar Bilder geblieben ſind. In den Laden des
Antiquars treten, während der reiche Sammler an=
weſend
iſt, zwei Damen in tiefer Trauer, die Töchter
eines ſoeben verſtorbenen Bildhauers; ſie bieten ein
Kunſtwerk an, das der Vater einſt in einem alten
Schloſſe erwarb. . . . Der Sammler läßt ſich den
guten Kauf nicht entgehen. Nicht ſelten wird eine
fingierte Preisſteigerung vorgenommen. Ein Händ=
ler
kauft etwa ein altes Familienſtück für 20000
Francs; er läßt ſich beſcheinigen, daß er 80000 Francs
bezahlt habe. Ein Engländer ſieht das Bild und die
Quittung, er zahlt nun angeblich 100000 Francs. Der
Kauf wird öffentlich beſprochen, die Schönheit des Bil=
des
erwähnt. Nun bringt der Engländer das Kunſt=
werk
auf den Markt, worauf es zwei Händler bis zu
200000 Francs in die Höhe treiben. Wieder wird die
Aufmerkſamkeit auf das Bild gelenkt und nun findet
ſich auch ein Amerikaner, der es für 300000 Francs
erwirbt. Alle Zwiſchenhändler teilen dann den Ge=
winn
: Oder der Händler verbreitet die Nachricht, ein
Werk ſei ihm geſtohlen worden; dadurch wird es be=
kannt
, worauf es natürlich wieder in ſeinen Beſitz ge=
langt
.

[ ][  ][ ]

Nummer 93

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. April 1910.

Seite’3.

Ernſt=Ludwig=Eleonoren=Stiftung fanden ſich nur vier
Bewerber um die Police, die auch ſämtlich berückſichtigt
wurden. Die Haſſia hat mit der Zentralanſtalt für
Arbeitsnachweis in Darmſtadt, Waldſtr. 6, eine Eön=
richtung
getroffen, den ſtellenloſen oder vom Militär
abgehenden Kameraden koſtenlos Arbeitsſtellen nach=
zuweiſen
. Im Jahre 1909 erhielten 47 Kameraden
Stellung. Das Sammelwerk hat gegenüber dem Vor=
jahre
1908 in dem Jahre 1909 einen entſchiedenen Fort=
ſchritt
zu verzeichnen, denn die Einnahmen ſind um
das Doppelte geſtiegen. Die Einnahmen betrugen
2507,14 Mark, die Ausgaben betrugen 2023,94 Mark,
ſo daß ein Kaſſenbeſtand von 483,17 Mark bleibt. Der
Voranſchlag ſieht für 1910 69887,70 Mark in Einnahme
und Ausgabe vor. Für Wohltätigkeitszwecke ſtehen
im Jahre 1910 19200 Mark zur Verfügung. Die Mit=
gliederverſammlung
der Haſſia findet Sonntag, den
5. Juni 1910, in Offenbach ſtatt.
Schülerfahrten des Darmſtädter Odenwaldklubs
Man ſchreibt uns: Auch im Winter ruhten die Ausflüge
der hieſigen höheren Schulen nicht. So wurde die 39.
Wanderung am 7. November vom Realgymnaſium aus=
geführt
. Von Lehrern ſchloſſen ſich ihr die Herren Prof.
Dr. Kalbfleiſch, Dr. Kalbfleiſch, Prof. Klingelhöffer an, denen
23 Schüler folgten. Die Weihnachtsfahrt in den Speſſart
führte Herr Prof. Ritſert, den die Herren Prof. Lauteſchlä=
ger
, Prof. Ihne und Dr. Heinemann begleiteten; es nah=
men
17 Schüler des Neuen Gymnaſiums daran teil. Das
Nachtquartier wurde wiederum in Rohrbrunn bezogen.
Die letzte Wanderung unternahm das Realgymnaſium, das
am 6. Februar dieſes Jahres einen Gang über Lichten=
berg
nach Höchſt veranſtaltete, an dem ſich unter Führung
der Herren Dr. Köſer und Prof. Dr. Kalbfleiſch, trotz des
nicht günſtigen Wetters, 18 Schüler der mittleren Klaſſen
beteiligten. So darf der Odenwaldklub auf 17 wohlge=
lungene
Wanderungen zurückblicken, die im Wanderjahre
1909/10 unter ſeinem Panier 730 Schüler hinausführten.
Gerne verteilte er wieder an eifrige Teilnehmer zahlreicher
Fahrten die kleine Klubnadel als Auszeichnung für rege
Wanderſchaft. Weitere Nadeln können jetzt verliehen wer=
den
, ſobald die Schüler den Nachweis erbringen, daß ſie
ſich an einer größeren Anzahl Wanderungen beteiligt ha=
ben
. Die Meldungen werden gerne von Lehrern der An=
ſtalt
entgegengenommen und weiter befördert. Mit Freu=
den
können wir feſtſtellen, daß unter dieſen Schülern ſich
ein feſter Stamm von jugendlichen Wanderern gebilder
hat, die ſich gerne regelmäßig zu unſeren Märſchen bereit=
finden
, und die auch unter ihren Kameraden neue Freunde
unſerer Ausflüge werben. Ebenſo erfreut uns die Tat=
ſache
, daß verſchiedene Herren, die hier das Seminar be=
ſuchten
und nun auswärts wirken, die Anregungen, die
ſie in Darmſtadt empfangen haben, an ihrer neuen Wir=
kungsſtätte
tätig befolgen. So ſind Schülerwanderungen
in Mainz, Alzey, Worms, Gießen, Büdingen und Groß=
Bieberau nach dem von uns gegebenen Beiſpiel von ihnen
eingeführt worden, die ebenfalls eine erfreuliche Entwick=
lung
zeigen. Erſt vor wenigen Wochen wurde beiſpiels=
weiſe
in Groß=Bieberau von Herren der dortigen Bürger=
ſchule
ein Lichtbildervortrag zu Gunſten der Schülerwan=
derungen
veranſtaltet.
Leider haben wir aber auch aus den Reihen unſerer
Führer in der Perſon des an die Auguſtinerſchule zu
Friedberg verſetzten Direktors Herrn Ritſert und des an
die Eleonorenſchule in Worms verſetzten Direktors Herrn
Lauteſchläger tüchtige Glieder verloren; indes hoffen wir,
daß die hier entſtandene Lücke von anderen Herren der bei=
den
Gymnaſien wieder ausgefüllt wird, und daß die beiden
Direktoren, was ſie hier gerne getan haben, nun gewiß
auch auf ihren neuen und einflußreichen Stellen zum
Wohle der ihnen anvertrauten Jugend weiter eifrig be=
treiben
werden. Auch jetzt ruht hier die Wanderluſt natür=
lich
nicht; ſo führten am vorigen Sonntag die Herren Prof.
Völſing und Dr. Köſer über 100 Realgymnaſiaſten hinaus,
und Frl. Veith wird am 1. Mai eine Mädchenwanderung
über den Frankenſtein veranſtalten. Friſch auf!
Auf den Willy Loehr=Abend der freien literariſch=
künſtleriſchen
Geſellſchaft, der heute abend 8 Uhr im Ho=
tel
zur Traube ſtattfindet und eine Ausleſe der hervor=
ragendſten
Dichtungen unſerer wie der ausländiſchen Li=
teratur
zu Gehör bringen wird, ſei auch an dieſer Stelle
noch einmal hingewieſen.
0 Meiſterprüfungen in Starkenburg. Von der
Meiſterprüfungskommiſſion wird uns amtlich mit=
geteilt
, daß die kürzlichen Veröffentlichungen, wonach
die gegenwärtigen Prüfungen bereits beendet ſeien,
nicht von ihr herrühren und unrichtig ſeien. Zur=
zeit
ſind erſt die praktiſchen Prüfungen be=
endet
; in nächſter Woche beginnen die Kommiſſions=
ſitzungen
zur Bewertung der Meiſterſtücke. Nachdem

dieſelben ſtattgefunden haben, wird zur Vorbereitung
der theoretiſchen ſchriftlichen Prüfungen geſchritten,
welche vorausſichtlich etwa. Mitte Mai abgehalten wer=
den
. Die mündlichen theoretiſchen Prüfungen folgen
einige Wochen ſpäter, womit die Prüfungen erſt ihr
Ende erreicht haben. Dies dürfte erſt im Laufe des
Juni der Fall ſein.
* Kath. Mädchenſchutzverein. Es wird nochmals auf
die Anzeige im heutigen Blatte hingewieſen betr. die
Veranſtaltung zum Beſten des kath. Mädchenſchutzvereins
am nächſten Sonntag.
* Beſichtigung. Das ſtädt. Waſſerwerk wird
am kommenden Montag nachmittag durch den Orts=
gewerbeverein
beſichtigt werden.
Die Wandervögel rüſten ein Frühlingsfeſt.
Nächſten Sonntag nachmittag werden ſie ſich im gro=
ßen
Saale des ſtädtiſchen Saalbaues zuſammenſcharen
und mit froher Wanderweiſe und Lantenklang be=
ginnen
. Dann werden kleine Flügelgeiſter einen
Reigen tanzen und die ſieben Geißlein ihr Abenteuer
mit dem Wolf beſtehen, ein feines Märchenſpiel, zu
dem Meiſter Humperdinck die Muſik geſchrieben. Gi=
tarren
, Mandolinen und Zither werden abwechſeln
mit den Liedern eines heimiſchen, allbekannten und
allbeliebten Sängers und zwiſchen all das frühlings=
frohe
Rannen und Singen werden die ausgelaſſenen
Streiche und Abenteuer Kasperls in Poccis köſtlichen
Komödien wie luſtige Pritſchenhiebe hineinfahren und
Heiterkeit entfeſſeln.
Ausflug. Herr Tanzlehrer Meiſinger arrangiert
für ſeine Schüler und Anhänger ſeines Inſtituts ein Tanz=
kränzchen
für Sonntag, den 24. April in Arheilgen. (S. A.)
Gaſtſpiele des Berliner Vaudeville=Enſembles im
Orpheum. Von Sonntag, den 24. April ds. Js. ab wird,
wie gemeldet, das bekannte Berliner Vaudeville=Enſemble
hier ein kurzes Gaſtſpiel abſolvieren und zwar im Or=
pheum
. Das darſtellende Perſonal beſteht bekanntlich aus
vornehmen, erſten Künſtlern und Künſtlerinnen. Es ge=
hören
dem allſeits beliebten Enſemble an die Damen:
Tilly Dellon, Mia Hellmuth, Anna Hungar, Elſe Jeſſulat,
Margarethe Walther, Emma Rohden, Guſti Lerch, ſowie
die Herren: Direktor und Oberregiſſeur Karl Roſen, Regiſ=
ſeur
Karl Joenſſen, Richard Weichert, Leopold Saar, Al=
bert
Glück, Kurt Heine, Adolf Kalmär, Fritz Heller, Her=
mann
Neu, Herbert Brüchner, Hans Schoenfeldt, Arthur
Keiſer. Zur Aufführung gelangen die neueſten und erfolg=
reichſten
Stücke der franzöſiſchen Schwankliteratur. Am
Sonntag, den 24. April, nachmittags 4 Uhr und abends
8 Uhr kommt der vieraktige Pariſer Schwank Kümmere
Dich um Amélie! (Oceupe toi d’Amélie) von Georges
Feydeau zur Aufführung, während am Montag, den 25.
und Dienstag, den 26. April, abends 8 Uhr, zwei Wieder=
holungen
ſtattfinden. Am Mittwoch, den 27. April, geht
der dreiaktige Schwank Eine Hochzeitsnacht zum erſten
Male in Szene.
gs. Exploſion. Geſtern vormittag ½12 Uhr explodierte
auf der Meſſe dem Konditor Urff ein Spiritusapparat,
wobei ſich Herr Urff erheblich im Geſicht und an den Hän=
den
verbrannte. Durch die Rettungswache wurde der Ver=
wundete
im Kranken=Automobil nach dem Städtiſchen
Krankenhauſe verbracht.
§ Feſtgenommen. Ein 64 Jahre alter Hauſierer von
hier iſt geſtern wegen Sittlichkeitsverbrechen feſtgenom=
men
worden.
§ Selbſtmord. Am Mittwoch vormittag machte eine
39 Jahre alte Frau in geiſtesgeſtörtem Zuſtande in ihrer
Wohnung ihrem Leben durch Erhängen ein Ende.
egs- Selbſtmordverſuch. Geſtern vormittag nach 8 Uhr
verſuchte ſich ein Dienſtmädchen aus Liebeskummer mit
Kleeſalz zu vergiften. Die Lebensmüde wurde durch
die Rettungswache mittels Kranken=Automobils nach dem
Städtiſchen Krankenhauſe verbracht.
Mainz, 20. April. Geſtern wurde ein Mann auf
dem Pfandhaus feſtgenommen, als er ein Fahrrad ver=
ſetzen
wollte. Dem Schutzmann gab er folgendes an:
Er ſei 1889 in Frankfurt geboren, heiße Friedrich
Anonymus und habe das Rad in Darmſtadt ge=
ſtohlen
. Sein Anonymus wird bald aufgeklärt
werden.
Mainz, 21. April. Die Major Liebrechtſche Wein=
gutsverwaltung
Bodenheim ließ geſtern im Saale des
Konzerthauſes der Liedertafel ihre 1908er Kreszenz,
beſtehend aus 46 Nummern, ausbieten. Herr Ph. Tröl=
ler
(Hotel Köhler), Darmſtadt, erſteigerte hieraus aus
den beſten Lagen von Bodenheim Weſtrum und Lei=
men
je ½ Stück.
Mainz, 21. April. Anfangs März wurde dem auf
der Rheinſtraße wohnenden Wirt Peter Harth aus
einer Tiſchſchublade ein Sparkaſſenbuch mit 4000

Großherzogliches Hoftheater.
Mittwoch, 20. April.
Im weißen Rößl
W-l. Das friſche und amüſante Luſtſpiel von Blu=
menthal
und Kadelburg Im weißen Rößl ging heute
in größtenteils neuer Rollenbeſetzung wieder in Szene.
Das Rößl ſcheint aber nicht mehr ziehen zu wollen,
denn das Haus war nur ſchwach beſucht. Das Regi=
ment
in der gemütlichen Sommerfriſche des Salzkam=
mergutes
führte heute Fräulein Grünberg, welche
die Rolle der begehrenswerten und begehrten Witwe
Joſepha Voglhuber recht hübſch, aber mit etwas zu
wenig Energie ſpielte und daneben mit dem Dialekt
Schwierigkeiten hatte. Letzteres kann von Herrn
Speiſer, der den Zahlkellner und glücklichen Lieb=
haber
Leopold darſtellte, nicht geſagt werden; ſein Dia=
lekt
war ſo echt wie ſein Spiel, das in der Liebesſzene
mit der Wirtin der wirkſamen komiſchen Pointen nicht
ermangelte. Herr Jürgas war vom Zahlkellner
zum Rechtsanwalt avanciert und ſpielte den über=
legenen
Salonmenſchen und unwiderſtehlichen Lieb=
haber
mit der ihm eigenen Jovialität. Der verärgerte
Lampenfabrikant im Tirolerkoſtüm Gieſecke fand in
Herrn Jordan einen das ſchnodderige Berlinertum
in draſtiſcher Weiſe zum Ausdruck bringenden Vertre=
ter
. Der ihm als Folie dienende genügſame und ſtets
zufriedene Privatgelehrte Heinzelmann, die beſtgezeich=
nete
und meiſtvertiefte Rolle des Stückes, wurde von
Herrn Lehrmann mit feiner Charakteriſtik darge=
ſtellt
. Allerliebſt ſpielte Frl. Gothe das liſpelnde
Klärchen aus Greifswald, und die Szene zwiſchen ihr
und dem von Herrn Schneider mit vielem Humor
verkörperten kahlköpfigen Sülzheimer aus Sangers=
hauſen
gehörte zu den beſtgelungenen des Abends. Frl.
Welden als Ottilie ſtand das Tirolerkoſtüm gut,
im übrigen war ſie zu robuſt für die Rolle. Ein kleines
Kabinettsſtück ſchauſpieleriſcher Kunſt iſt der Backhähndl
ſpeiſende Bettler Loidl des Herrn Wagner. Fräu=
lein
Birkholz ſang das Lied von der Liab recht
hübſch; die kleinen Rollen waren gut beſetzt. Das
Stück fand die gewohnte beifällige Aufnahme.

Aus Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Weimar 20. April. Die Züricher Hand=
ſchrift
von Goet hes Wilhelm Meiſter
iſt, wie der Zeitung Deutſchland mitgeteilt wird.
durch das Entgegenkommen des bisherigen Beſitzers
und im Einverſtändnis mit der Direktion des Goethe=
Schiller=Archivs in Weimar den Goetheſchen Inteſtat=
erben
unter Anerkennung ihrer Urheberrechtsanſprüche
käuflich überlaſſen worden. Sie befindet ſich bereits
in den Händen von Dr. Vulpius=Weimar. Später ſoll
die Handſchrift dem Goethe=Schiller=Archiv einverleibt
werden.
* Die Oriolas. Ueber die Familie des verſtor=
benen
Parlamentariers Grafen Oriola wird geſchrieben:
Der Großvater des jetzt verſtorbenen Grafen Waldemar,
Joaqnim Lobo da Silvetra von Oriola, war ſeinerzeit
portugieſiſcher Geſandter in Berlin. Hier gefiel es ihm
ſo gut, daß er beſchloß, in den preußiſchen Staatsdienſt
überzutreten, in den er mit dem Titel eines Wirklichen
Geheimen Rates aufgenommen wurde. Joaquim hatte
zwei Söhne, von denen der älteſte, der Vater des Grafen
Waldemar, preußiſcher Kammerherr und Generalleutnant
wurde. Die Oriolas ſind ein altes portugieſiſches Ge=
ſchlecht
, das ſich rühmt, desſelben Stammes wie das alte
portugieſiſche Königshaus, das Haus Braganza, zu ſein.
Durch eine königliche Verfügung vom Jahre 1823 wurde
auch der portugieſiſche Zweig der Oriolas ausdrücklich von
Preußen anerkannt. Ein jüngerer Bruder des verſtorbenen
Grafen Waldemar, Graf Roderich, iſt Rittmeiſter a. D.,
ein anderer war der vor einigen Jahren geſtorbene Kapi=
tän
zur See und Mitglied des Reichsgerichts Joachim
von Oriola. Ein anderer Angehöriger der Familie, Graf
Deodat von Oriola, iſt in Falkenberg in Oberſchleſien be=
gütert
, während ein Graf Joachim in Dresden lebt, deſſen
verſtorbene Gattin durch ihre große Mildtätigkeit bekannt
geworden iſt.
Kleines Feuilleton.
** Die Exkaiſerin Charlotte von Me=
riko
. Entgegen den Gerüchten, welche in letzter Zeit
umgegangen ſind, hat ſich das Befinden der Kaiſerin

Mark und ein Hundertmarkſchein, ſowie ein weiteres
Sparkaſſenbuch von 8,50 Mark geſtohlen. Von dem
erſteren Sparkaſſenbuch wurden 850 Mark bei dem
Vorſchußverein in Biebrich erhoben und der Empfang
mit dem Namen der Tochter des Beſtohlenen quittiert.
Der Kriminalzolizei gelang es, die Diebin in der vor=
beſtraften
39jährigen Frau Margarete Haſſelhuhn, geb.
Mühlbauer, zu ermitteln. Gleichzeitig ſtellte man feſt,
daß ihre Stiefſchweſter, die 20jährige Verkäuferin
Eliſabetha Reindl und die 16jährige Tochter der Die=
bin
, an der Sache beteiligt waren, indem ſie die 850
Mark in Biebrich erhoben und die Reindl mit dem
falſchen Namen quittiert hatte. Die Reindl ſoll hier=
für
100 Mark erhalten haben. Die Reindl behauptet,
ſie hätte, als die Sache herausgekommen war, ihre 100
Mark in den Rhein geworfen, und die Haſſelhuhn will
die 850 Mark verbrannt haben. Das Geld konnte nicht
mehr gefunden werden. Die Strafkammer verurteilte
geſtern, dem Tgbl. zufolge, die Haſſelhuhn wegen
ſchweren Diebſtahls zu 1 Jahr, die Reindl zu 4 Mo=
naten
und die Berta Haſſelhuhn zu 3 Wochen Ge=
fängnis
.
B. Bingen, 20. April. Von einem am Rheine lie=
genden
, Braunſtein ladenden Schleppkahn war der vier
Jahre alte Sohn des Schiffers in den Rhein ge=
ſtürzt
. Die Mutter des Kindes rief um Hilfe, wo=
durch
der Matroſe Friedrich Gierhardt von hier, der
auf einem unweit davon liegenden Schiffe bedienſtet
iſt, aufmerkſam wurde, ſich ohne weiteres in den Rhein
ſtürzte und das bereits unter Waſſer ſich befindende
Kind rettete. Das Kind war bewußtlos, wurde aber
doch bald wieder zu ſich gebracht.
Oſthofen, 20. April. Gegen den wegen Verleitung
zum Meineid verurteilten Sanitätsrat Dr. Rolly
verfügte das Großherzogliche Miniſterium auf Grund
der Paragraphen 31, 32 und 33 des Strafgeſetzbuches
den Verluſt der ihm verliehenen Titel. Die Ent=
ziehung
der Berechtigung, die ärztliche Praxis auszu=
üben
, wird von der Entſcheidung des Kreisausſchuſſes
abhängig gemacht werden. (W. Ztg.)
Butzbach, 20. April. Der Gieß. Anz. ſchreibt: Hier
iſt es Sitte, daß bei Beerdigungen der Leichenzug
von einem Polizeidiener begleitet wird. Er
ſchreitet an der Spitze des Zuges einher, gewöhnlich in
Galauniform mit Napoleonshut. Auf Befragen wurde
dem Schreiber dieſer Zeilen folgende Aufklärung zu=
teil
: Wenn die Angehörigen eines Verſtorbenen eine
gewiſſe Summe bezahlen, dann läutet bei der Beerdig=
ungsfeier
die große Glocke und der Polizeidiener iſt
mit dem Napoleonshut bekleidet. Sind die Angehöri=
gen
nicht in der Lage, dieſen Betrag zu entrichten,
dann unterbleibt beides.
Büdesheim (Oberheſſen), 21. April. Die Leiche des
verſtorbenen Reichstagsabgeordneten Grafen Oriola iſt
geſtern nachmittag hier eingetroffen und vorläufig in der
Kirche aufgebahrt worden. Die Beiſetzung erfolgt Freitag
nachmittag 3¼ Uhr.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 20. April. Die Blätter
melden aus Berlin: Der Verband der Bauge=
ſchäfte
von Berlin und Umgegend und die
in Betracht kommenden Arbeiterorganiſationen haben
in letzter Stunde die Vermittelung des Einigungs=
amtes
des Gewerbegerichts angerufen und dieſes hat
nach ſechsſtündiger Beratung einen Schiedsgerichts=
ſpruch
gefällt, dem ſich beide Parteien unterwerfen
dürften. Damit ſcheint die Ausſperrung in Ber=
lin
endgültig vermieden zu ſein. Die Bau=
arbeiterorganiſationen
hielten geſtern abend über 50
Bezirksverſammlungen ab. Das Reſultat der Abſtim=
mung
wird erſt heute feſtgeſtellt. Auf einem Rum=
melplatz
in Ober=Schöneweide vergnügten ſich einige
junge Leute auf einer amerikaniſchen Luft=
ſchankel
. Einem entfiel der Hut, und der neben der
Schaukel ſtehende Kaufmann Helm bückte ſich, um die
Kopfbedeckung aufzuheben. In demſelben Augenblick
wurde er von dem in ſauſender Bewegung befindlichen
Schaukelkaſten mit ſolcher Wucht gegen den Kopf ge=
troffen
, daß er ohnmächtig zu Boden ſtürzte. Der Ver=
unglückte
wurde zu einem Arzt gebracht, der einen
doppelten Schädelbruch und eine ſchwere Gehirnerſchüt=
terung
feſtſtellte. Der Bedauernswerte wurde dann
nach dem Kreiskrankenhaus in Britz überführt, wo er
hoffnungslos darniederliegt. Das Zirkusfeſt
der Berliner Bühnenkünſtler, das in der
Nacht zum Sonntag veranſtaltet worden iſt, hat einen
Reinertrag von 32000 Mark erbracht, die bereits der
Meesce

Charlotte, Tante des jetzigen Königs Albert von Bel=
gien
, gebeſſert. Die Kaiſerin bewohnt bekanntlich das
Schloß Bouchout. Ihr Geiſteszuſtand hat ſich inſofern
gebeſſert, als ſie nicht mehr, wie früher, in Angſt lebt,
vergiftet zu werden. Sie nimmt nunmehr ihre Mahl=
zeiten
in Gegenwart anderer Perſonen ein, ſie legt
jedoch immer noch dieſelbe Zurückhaltung und dieſelbe
Verſtellung an den Tag. Wenn ſie von ſich ſelbſt
ſpricht, redet ſie in der dritten Perſon. Sie lieſt auch
Zeitungen und hat jedenfalls in dieſen vielfache Mit=
teilungen
über den Tod ihres Bruders geleſen. Trotz=
dem
gibt ſie keinerlei Anzeichen, als habe ſie Kenntnis
von dem Ableben ihres Bruders Leopold. Vor einigen
Tagen ſtatteten der König und die Königin Albert der
Kaiſerin ihren Beſuch ab. Sie unterhielten ſich längere
Zeit mit ihrer Tante. Dieſe redete ſie jedoch immer
mit Prinz und Prinzeſſin an und ihre Haltung be=
wies
, daß die Kaiſerin von den Ereigniſſen der letzten
Monate Kenntnis beſitzt und dieſe nur verſchweigt.
* Die ſtrenge Sittenpolizei. Die Antwer=
pener
Polizei läßt nicht mit ſich ſpaßen, wenn es ſich um
die Wahrung der öffentlichen Sittlichkeit handelt. Sie
ſchent ſelbſt nicht davor zurück, einen Theaterſkandal her=
vorzurufen
, auch auf die Gefahr hin, die Lacher nicht auf
ihrer Seite zu haben. Das zeigt ein Vorfall, der ſich, wie
ſchon gemeldet, in einem kleinen Theater in Antwerpen
zutrug. Man ſpielte dort eine Revue, die einige Antwerpener
Bürger ſehr ſtark hernahm, die Damen in ſehr dekolletier=
ter
Toilette zeigte und beſonders den ſehr geſtrengen Rich=
ter
Taquet, zu deſſen Obliegenheiten die Sittenpolizei ge=
hört
, unbarmherzig verſpottete. Die Polizei hielt es für
nötig, nicht nur das Stück zu verbieten, ſondern auch alle
in ihm auftretenden Künſtler zu verhaften. Die
Revue führt den bezeichnenden Titel Man kippt alles um.
Als nun die Commére der Revue in ſehr verführeriſcher
Kleidung gerade eine Szene mitten im Zuſchauerraum
ſpielte, drang der perſiflierte Polizeirichter ſelber an der
Spitze der Mannſchaften in den Saal. Die Zuſchauer glaub=
ten
zunächſt, daß es ſich auch um ein Zwiſchenſpiel im
Spiel handle und lachten ſehr. Als jedoch keiner das The=
ater
verlaſſen durfte und als man Ernſt machte, alle An=
weſenden
zu verhaften, da fürchteten viele, daß ſie kom=
promittiert
werden könnten, und es entſtand eine panik=

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Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. April 1910.

Nummer 93.

von Sachſen=Koburg=Gotha, iſt heute nach=

Kaſſe der Genoſſenſchaft Deutſcher Bühnenkünſtler zu=
geführt
worden ſind.
Frankfurt, 21. April. In Gegenwart von Vertretern
der Behörden und zahlreicher Geladener wurde heute mit=
tag
12 Uhr die Allgemeine Ausſtellung für Ge=
ſchäftsbedarf
in der Feſthalle durch einen Feſtakt er=
öffnet
. An die Eröffnungsfeier ſchloß ſich ein Rundgang.
Die Eröffnung für das Publikum erfolgte nachmittags
2 Uhr.
Frankfurt, 21. April. Der bekanntlich ausgewie=
ſene
Impreſario der Haremsdamen, Sarkany,
hat gegen das Intime Theater, G. m. b. H., eine
Klage auf einen Teilbetrag von 900 Mark von der aus=
bedungenen
Gage angeſtrengt. Die Sache beſchäftigte,
der Frkf. Ztg. zufolge, heute die dritte Zivil=
kammer
des Landgerichts. Bis zum 21. März hat
Sarkany die Gage, die für ihn allein 300 Mark pro
Abend betrug, erhalten, während ihm die letzten acht
Tage nicht bezahlt worden ſind. In einer Beweisauf=
nahme
, die vor dem Amtsgericht ſtattfand, iſt von Zeu=
gen
beſchworen worden, daß Bertrand Bey
25 Jahre im Dienſte Abdul Hamids ſtand, daß die
beiden Eunuchen im Harem angeſtellt waren, daß die
weiblichen Mitglieder der Truppe aus dem Harem des
Sultans oder aus Harems anderer Paſchas ſtammen.
Der Impreſario ſei mit acht Haremsdamen von Kon=
ſtantinopel
abgereiſt, von denen bei der Ankunft in
Frankfurt eine entflohen ſei, an deren Stelle eine Ber=
linerin
als Statiſtin kam. Der Vertreter des Klägers
führte aus, daß Bertrand Bey beſchworen habe, er ſei
Theaterdirektor beim Sultan geweſen. Irgend ein
Betrug ſei nicht vorgekommen. So, wie die Truppe be=
ſtanden
habe, ſei ſie vom Intimen Theater genehmigt
worden, das mit der Truppe irreführende Reklame ge=
macht
habe. Jedenfalls wußte die Direktion am
21. März, wie es mit der Truppe beſtellt ſei; trotzdem
habe ſie dieſelbe Reklame fortgeſetzt und weiter die
Truppe auftreten laſſen. Man wolle nur nicht dem
Kläger ſeine hohen Bezüge ausbezahlen. Der Ver=
treter
des Intimen Theaters hob hervor, daß in dem
Vertrag etwas anders verſprochen ſei, als geleiſter
wurde. Gerade in der Echtheit der Haremsdamen, der
Eunuchen und der Dekoration läge der Hauptreiz für
das Publikum. Das ganze Unternehmen ſei durchaus
ſchwindelhaft geweſen. Auch beſtritt die Beklagte, daß
die Zeitungsfehde von dem Intimen Theater irgendwie
ausgegangen ſei. Dieſes hätte den Skandal gern ver=
mieden
, aber durch die Polizei ſei die Sache ans
Tageslicht gekommen. Die Zivilkammer beſchloß, den
Kapellmeiſter Jaſcha als Zeugen zu hören und ver=
tagte
die Sache auf den 28. April.
Frankfurt, 21. April. Vor der Zivilkammer des
hieſigen Landgerichts ſtand heute Termin an in dem
Prozeß der Stadt Offenbach gegen den hieſigen
Bankier Wolf. Bekanntlich klagt die Stadt Offen=
bach
auf Erſatz des durch den Verkauf der Kaiſerhof=
Aktien entſtandenen Schadens. Es wurde jedoch nicht
in die Verhandlung eingetreten, da eine Verſchiebung
des Termins aus nicht angegebenen Gründen notwen=
dig
war.
Wiesbaden, 20. April. Im benachbarten Hahn
ſtürzte heute nachmittag eine Trockenhalle einer Zie=
gelei
ein. Hierbei wurde ein Lehrling getötet, ein
Arbeiter ſchwer und einer leichter verletzt.
Straßburg, 20. April. Der Straßburger Neuen
Zeitung wird aus Schweighauſen gemeldet: Als heute
vormittag der Gendarmerie=Wachtmeiſter Stopp aus
Hagenau einen Zigeunerwagen revidierte, ent=
deckte
er in dem einen der Wageninſaſſen einen ſeit
drei Jahren von der Militärverwaltung geſuchten
bayeriſchen Deſerteur, der auf den Wachtmeiſter
ſchoß, als er ſich mit ſeinen Papieren beſchäftigte, ihn
ins Geſicht traf und bis zur Unkenntlichkeit entſtellte.
Eine Stunde ſpäter erlag Stopp ſeinen Verletzungen.
Der Beamte ſtand im 53. Lebensjahre und hinterläßt
eine Frau mit ſechs unverſorgten Kindern. Der Deſer=
teur
entfloh.
München, 20. April. Der frühere Präſident
Rooſevelt iſt auf der Durchreiſe nach Paris hier
eingetroffen und wurde im Auftrage des Prinzregen=
ten
von dem Generaladjutanten, General der Infan=
terie
v. Haag, begrüßt. Außerdem waren erſchienen
Prinz und Prinzeſſin Leopold von Bayern, der ameri=
kaniſche
Generalkonſul und das Konſulatsperſonal.
Koburg, 20. April. Die Prinzeſſin Alfons
von Orleans=Bourbon, Prinzeſſin Beatrice

artige Erregung. Die Polizei ließ ſich jedoch hier=
durch
nicht ſtören. Zunächſt wurde dem Souffleur das
Textbuch aus der Hand geriſſen, dann bat man den gan=
zen
, ſehr leicht angezogenen Chor und die beiden Haupt=
darſtellerinnen
, unter polizeilicher Bedeckung das Theater=
gebäude
zu verlaſſen. Man ließ ihnen nicht einmal Zeit,
ſich mit einem Mantel oder Pelz zu bekleiden, und die
ganze mangelhaft bekleidete Theatertruppe paſſierte unter
dem Jubel der nach Tauſenden zählenden Zuſchauer die
Straße bis zum Kommiſſariat. Hier wurde von 10 Uhr
nachts an bis 2 Uhr morgens mit allen Damen ein pein=
liches
Verhör angeſtellt. Sie mußten ihre Rollen vor=
tragen
, um den Kommiſſar und den Polizeirichter von der
Unſittlichkeit des Stückes zu überzeugen, und es wurde
ihnen ſogar ans Herz gelegt, auch keine der verführeriſchen
Geſten und Bewegungen außer acht zu laſſen. Nach dieſer
Vorſtellung im Polizeibureau war die ſtrenge Behörde
aber noch nicht zufrieden. Sie entließ zwar die Commére,
da ſie als belgiſche Untertanin ſich legitimieren konnte, aber
eine der Hauptdarſtellerinnen, ein Frl. Pariſette, die aus
Frankreich gekommen war, mußte die ganze Nacht in der
Zelle verbringen und man geſtattete ihr nicht einmal, den
Theatertand in ihrer Haft abzulegen.
* Der antihygieniſche Chanteeler
Die Leitung des Porte=St.=Martin=Theaters in Paris
ſieht ſich einer überraſchenden Kalamität gegenüber:
die Mitglieder der Truppe, beſonders die Damen, wei=
gern
ſich, ihre Rollen in Roſtands Chanteeler längere
Zeit hindurch zu ſpielen, da ſie behaupten, daß ihnen
die Federkoſtüme Hautkrankheiten zuziehen! Sicher iſt,
daß, beſonders unter den Hennen, zeitweilig ein wah=
ger
Streik ausbricht eine nach der anderen gibt die
Rolle zurück und ſträubt ſich energiſch dagegen, weiter
gefiedert mitzutun. Die Federkoſtüme ſind nämlich
nicht nur ſchier unerträglich heiß, ſie irritieren auch die
Haut trotz Wattierung und Seidenfutter; die armen
Hennen klagen über Röte, Jucken, einige ſogar über
ausgeſprochene Ausſchläge. Die männlichen Darſtel=
ler
, deren Epidermis weniger empfindlich, ſind trotz=
dem
zu allerlei hygieniſchen Vorſichtsmaßregeln ge=
nötigt
: Bäder direkt nach der Vorſtellung, Abreibungen
uſw., aber auch ſie machen die Federntrachten zuſehends
nervöſer und Guitry weigert ſich energiſch, ſeine Hah=
nenrolle
auch in der heißeren Jahreszeit zu ſpielen.
Galipaux will aus gleichen Gründen nicht einmal das
Chantecler=Gaſtſpiel in London mitmachen; Madame
Simone, die Faſanenhenne, ebenfalls nicht, obgleich ſie

mittag kurz vor 5 Uhr von einer Prinzeſſin glücklich
entbunden worden.
Kirrweiler, 21. April. Der achtjährige Sohn des Win=
zers
Wolf iſt geſtern abend gegen 7 Uhr dadurch getötet
worden, daß er einen von der elektriſchen Hochſpannleitung
bis auf einen Meter auf die Erde herabhängenden Draht
berührte.
Eiſenach, 20. April. Das Großherzogspaar
traf kurz vor 1 Uhr ein und wurde am Bahnhofe vom
Bezirksdirektor begrüßt. Dann erfolgte der Einzug
in die feſtlich geſchmückte Stadt. Bürgermeiſter Hart=
mann
begrüßte das Großherzogliche Paar mit einer
Anſprache, auf die der Großherzog mit Dankesworten
erwiderte. Der Vorſitzende des Gemeinderats über=
reichte
der Großherzogin einen Blumenſtrauß. Die
Bevölkerung bereitete dem hohen Paare einen überaus
herzlichen Empfang.
Dresden, 20. April. Der große Beleidigungs=
prozeß
des Ballettmeiſters Berger von
der Dresdener Hofoper gegen die Dresdener Rund=
ſchau
wird am nächſten Mittwoch zur Verhandlung
kommen. Es ſind über 50 Zeugen, meiſtens Balletteu=
ſen
von der Dresdener Hofoper, geladen. Heute fand
bereits wegen eines anderen Artikels, der Zeugen=
beeinfluſſungen
betrifft, gegen den Redakteur Rauw
von der Dresdener Rundſchau ein Vorprozeß ſtatt,
bei dem der Genannte zu 300 Mark Geldſtrafe ver=
urteilt
wurde.
Liegnitz, 20. April. Als der bereits mehrfach vor=
beſtrafte
Arbeiter Neudeck von der Strafkammer
wegen Betrugs zu einem Jahr Gefängnis und drei
Jahren Ehrverluſt verurteilt wurde, ergriff er einen
Stuhl und warf ihn gegen den Staatsanwalt. Mit
einem zweiten Stuhl ſchlug er auf den Gerichtsdiener
und den Polizeibeamten ein; nur mit größter Mühe
wurde der Wütende überwältigt.
Peſt, 21. April. Ueber die Exploſionskata=
ſtrophe
in Szegedin, worüber bereits berichtet
wurde, werden noch folgende Einzelheiten gemeldet:
Das Unglück in der dem Grafen Palffy gehörenden
Zündholzfabrik ereignete ſich gegen halb 9 Uhr vor=
mittags
. Die Exploſion im Keſſelhauſe war ſo gewal=
tig
, daß das Gebäude, in dem es ſich befand, vollſtändig
zertrümmert wurde. Auch die beiden daran anſtoßen=
den
Gebäude wurden bis auf den Grund niedergeriſſen.
Von dem gewaltigen Luftdruck wurden ferner zwei
entfernter ſtehende Häuſer arg beſchädigt. In den
Mauern zeigen ſich große Riſſe. Bei der Exploſion
ſpielten ſich unbeſchreibliche Szenen ab. Man hat noch
zwei Mädchen als Leichen geborgen, ſo daß die Zahl
der Getöteten 13 beträgt. 31 Perſonen ſind leicht ver=
letzt
aus den Trümmern hervorgezogen worden.
London, 20. April. Ganz Amerika nimmt den größ=
ten
Anteil an der Hochzeit von Marjorie
Gonld, der reizenden Erbin des größten Teiles des
Gouldſchen Reichtums, und das nicht etwa, weil dieſe
Kröſusfamilie ſich beſonderer Beliebtheit erfreut, ſon=
bern
weil es ſich endlich mal wieder, wie es in den
New=Yorker Blättern heißt, um eine echt ameri=
kaniſche
Hochzeit handelt. Der Bräutigam iſt
nämlich kein europäiſcher Graf oder Fürſt, ſondern ein
Philadelphier namens Ant. Drexel aus dem urſprüng=
lich
deutſchen Bankhauſe Drexel. Zum Hochzeitsfeſte,
das geſtern ſtattfand, waren 3000 Gäſte geladen. Schon
ſeit dem frühen Morgen wurde die Kirche, wo die Trau=
ung
ſtattfinden ſollte, von zahlreichen Damen belagert,
die geradezu fabelhafte Summen boten, um zugelaſſen
zu werden; indeſſen waren alle Plätze für die Gäſte
reſerviert. Hunderttauſende von Mark waren für die
Ausſchmückung der Kirche mit Blumen ausgegeben
worden. Eine Muſikkapelle erſter Güte ſpielte feier=
liche
Weiſen, bis der Hochzeitszug erſchien. Die eng=
liſchen
Blätter bringen heute morgen lange Beſchreib=
ungen
über die Toilettenpracht der Braut und anderer
Damen im Hochzeitszuge. Die Kleider waren im Stile
der Reſtauration gehalten und endeten zwei Zoll über
den Schuhen. Die, Braut allein trug eine lange
Schleppe.
London, 21. April. Baron Schroeder, der Chef
des Bankhauſes J. H. Schroeder u. Co., iſt geſtorben.
Birmingham (Alabama), 21. April. Durch eine Ex=
ploſion
in der Nulgamine wurden vierzig Arbei=
ter
verſchüttet. 25 ſollen tot ſein.
Petersburg, 21. April. Im Stadtteile Waſſiliewskij=
Oſtrow iſt heute früh ein ſechsſtöckiger Neubau einge=

wie es heißt, beim Chanteeler=Unternehmen finanziell
ſehr ſtark beteiligt iſt. Wie das Neue Wiener Tag=
blatt
mitteilt, verlangen ſogar die kleinen Darſteller
Extrazulagen, um ſich entſprechend pflegen zu können,
ja das Blatt hat ſich gewendet, bevor Chantecler
gegeben wurde, galt es in Pariſer Künſtlerkreiſen als
Adelstitel, ſelbſt in der kleinſten Rolle mitſpielen zu
dürfen, und jetzt will ſelbſt die blutigſte Anfängerin
im Intereſſe der Kunſt nicht mehr ihre Haut zu Markte
tragen
C.K. Ausgewieſene Flöhe. Auf Veranlaſ=
ſung
des amerikaniſchen Sekretärs des Geſundheits=
rates
Dr. W. F. Snox iſt jetzt ein biederer Deutſcher
aus San Franzisko ausgewieſen worden, der dort in
einer Jahrmarktsbude mit einem Flohzirkus auftreten
wollte. Dr. Snox berief in aller Haſt den Geſundheits=
rat
und wies auf die Gefahr hin, die Kalifornien be=
drohte
. Mit einem Eifer, als ob die Cholera vor der
Tür ſtände, legte er dar, daß die deutſchen Flöhe die
gefährlichſten Flöhe der Welt ſeien. Es ſind Vam=
pyre
ſo führte der beſorgte Amerikaner aus, es ſind
Menſchenfreſſer. Die kaliforniſchen Flöhe greifen nur
Tiere an, ſie ſind mäßig und ſaugen nie mehr Blut, als
ſie zur Erhaltung brauchen. Der deutſche Floh aber iſt
rückſichtslos und gefährlich; er greift den Menſchen an,
er ſaugt Tag und Nacht. Darum gilt es, dieſem Floh
die Möglichkeit zu rauben, in Amerika einzudringen
Denn, ſo ſchloß der Redner mit Emphaſe, der kali=
forniſche
Floh iſt eine pulex eanis, der deutſche Floh
aber eine pulex irritans. Die ſchwungvoll vorge=
brachten
lateiniſchen Worte erfüllten ihren Zweck; der
Geſundheitsrat war entſetzt und fortgeriſſen, und der
brave Inhaber des Flohzirkus wurde angewieſen, mit
ſeinen klugen Tieren ohne Aufſchub das Gebiet von
Kalifornien zu verlaſſen.
* Der Vogel im Briefkaſten. Man ſchreibt
dem Wiesb. Tgbl.: Auf der Wilhelmshöhe in
Sonnenberg iſt ſeit acht Tagen eine Naturerſcheinung
aus der Vogelwelt zu verzeichnen, die wohl einzig da=
ſteht
. Eine Meiſe hat ihr Neſt im Briefkaſten gebaut.
Sie läßt ſich in ihrer Arbeit durch die vielen Poſtkarten
und Briefe, die tagtäglich hineingeſteckt werden, in
keiner Weiſe ſtören. Jedenfalls ſind Eltern wie
Junge in dieſer Hütte gegen Wind und Wetter und vor
allen Dingen gegen feindliche Angriffe geſchützt, da die
Oeffnung nur für die Vögel ſelbſt und für eventuelle
Liebesbriefe eingerichtet iſt.

ſtürzt. Nur die Mauern des Unterſtockes blieben ſtehen.
cht Arbeiter werden vermißt.

Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im Nachl=
ſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Richard Wagner=Verein. Das Novitäs=
tenprogramm
, das von dem Orcheſter des Wiener
Konzertvereins am nächſten Donnerstag hier
zur Wiedergabe gebracht wird, enthält auch eine Num=
mer
von Richard Wagner und zwar die Ouver=
türe
und das Bacchanale aus der Pariſer Be= des Tannhäuſer komponiert im
Januar 1861. Es iſt hinreichend bekannt, daß Wagner=
für
die Pariſer Aufführungen des Jahres 1861 den
Tannhäuſer einer Neubearbeitung unterzog und da=
bei
die Ouvertüre in ein umfangreiches Bacchanale
überführte. Im Zuſammenhange mit der Ouvertüre
wird dieſe Nummer oft im Konzertſaal aufgeführt,
erſcheint aber in Darmſtadt jetzt zum erſten Maleg
Ueber das Bacchanale, das unter der Ueberſchrift Der
Venusberg auch allein aufgeführt werden kann, be=
richtete
als Augen= und Ohrenzeuge der Pariſer Erſt=
Aufführung Hans von Bülow an den Kapellmeiſter
Kalliwoda folgendes: Auf die Ouvertüre ſolgte eine
große mimiſche Szene, die man nicht mit dem Namen
Ballett inſultieren kann. Wunderbare, aber ſehr
komplizierte Muſik, ohrberauſchend für einen Wag=
nerianer
. Ein ſehr langes, feuriges Allegro mit eini=
gen
neueren kürzeren Motiven, hierauf ein ganz
prachtvoller, ebenfalls ziemlich ausgedehnter Andante=
ſatz
mit untermiſchtem Chor (Sirenen wie im Origi=
nal
), deſſen Motive jedoch im Orcheſter zu einem Drei=
viertelrhythmus
umgemodelt und mit den melodiſchen
Phraſen der Venus im letzten Akte verſchmolzen ſind.
Die Erſtaufführung fand in Paris am Mittwoch, den
13. März 1861, in der Großen Oper gelegentlich der
dortigen erſten Aufführung des Tannhäuſer nach dem
Manuſkript unter Leitung von Louis Dietſch ſtatt.
Ein Denkmal für den Komponiſten
Philipp Orth. Im wunderſchönen Monat Mai
7. Mai , den Philipp Orth, der Komponiſt überall
geſungener Männerchöre ꝛc. ſo oft verherrlicht hat, wird
das Orthſche Männerquartett in dem freund=
lichſt
zur Verfügung geſtellten Konkordiaſaale ein
Orth=Konzert veranſtalten. Der Ertrag dieſes
Konzerts ſoll dazu dienen, dem Komponiſten auf dem
Darmſtädter Friedhofe, ſeiner letzten Ruheſtätte, ein
Denkmal zu errichten. Herr Karl Grimm, der
Dirigent des Orthſchen Männerquartetts, hat ein Pro=
gramm
zuſammengeſtellt, das namentlich die Jugend=
werke
des Komponiſten berückſichtigt. Eine beſondere
Anziehungskraft wird die mitwirkende Tochter Orths
ausüben: Hanna Orth, genannt Orten. Die
Künſtlerin, die ſich zu einer ausgezeichneten Opern=
ſängerin
entwickelt hat, wird einige Arien und Lieder
zum Vortrag bringen. Nicht minder wird die Mit=
wirkung
des Großh. Muſikdirektors Herrn Klaſſert
intereſſieren. Er wird Hanna Orten auf dem Klavier
begleiten und ſich als Soliſt hören laſſen. Bei der
Popularität Orths in allen deutſchen Männergeſangs=
reiſen
darf wohl gehofft werden, daß der ſchlichte Darm=
ſtädter
Volksſchullehrer bald im Denkmal geehrt wird.

Das Kaiſerpaar in Homburg.
* Homburg, 20. April. Mittags beſuchte der
Kaiſer mit den hier eingetroffenen hohen Marine=
offizieren
die Erlöſerkirche und machte mit ihnen
einen Spaziergang durch den Kurpark. Nachmittags
4 Uhr fuhren die Majeſtäten mit der Prinzeſſin nebſt
Gefolge auf die Saalburg, wo der Kaiſer den Admirä=
len
von Fiſchel und von Müller die baulichen Anlagen
und die inneren Einrichtungen erläuterte und wo auf
dem Hof des Prätoriums der Tee genommen wurde.
Um 7 Uhr wohnten die Majeſtäten mit der Prinzeſſin
und Gefolge einem geiſtlichen Konzertein der hieſigen
Erlöſerkirche bei, das der Sängerchor des Lehrerver=
eins
zu Frankfurt a. M. gab. Der Chor ſang unter
Leitung des Profeſſors Maximilian Fleiſch. Es wirk=
ten
mitt Herr Preuße (für Hornſolo), Herr=Hartmann,
Domkapellmeiſter zu Frankfurt und Herr Schildhauer
von hier (beide für Orgel). Aus dem Programm ſeien
hervorgehoben die a capella=Chöre graduale von Grell
(Gnädig und barmherzig), Pilger auf Erden von
Peter Cornelius und Abendlied von Gernsheim und
die Hornſoli mit Orgelbegleitung andante von Karl
Maria von Weber und Romanze von Louis Spohr.
Den würdigen Schluß machte Beethovens unvergäng=
liches
Werk Die Ehre Gottes aus der Natur
* Homburg, 21. April. Der Kaiſer hörte heute
vormittag den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts.
Zur Frühſtückstafel ſind geladen Major Graf Soden und
Frau und Major z. D. v. Loen.
* Homburg, 21. April. Der Kaiſer und die=
Kaiſerin beſuchten heute vormittag um 11½ Uhr den
Geheimen Baurat Profeſſor Jacobi, um ihn zu ſeinem
74. Geburtstage zu beglückwünſchen, und verweilten län=
gere
Zeit in ſeiner Wohnung. Die Kaiſerin verehrte ihm
perſönlich ein mit der Kaiſerkrone geſchmücktes Bild, wel=
ches
die Kaiſerin und die Prinzeſſin Viktoria Luiſe dar=
ſtellt
. Der Kaiſer hatte ſchon vorher ſein lebensgroßes
Bild von dem Maler Laszloe in prächtigem Rahmen über=
ſandt
. Beide Bilder trugen die eigenhändige Unterſchrift
der Dargeſtellten.

Luftſchiffahrt.
* Köln, 21. April. Die Luftſchiffreiſe nach
Homburg iſt wegen ſtarken böigen Windes und
wegen Regenwetters aufgeſchoben worden.
* Paris, 21. April. Aus Charleville wird zu
dem Fluge des Aviatikers Sommer weiter gemel=
det
: Bemerkenswert iſt, daß der Zweiflächer, der mit
Einſchluß des Benzinvorrates ein Geſamtgewicht von
243 Kilogramm hatte, ſich bereits nach 20 Sekunden in
die Luft erhob.

Zum Kampf im Baugewerbe.
* Der aus 51 Verbänden mit faſt 900 Unterver=
bänden
und 1600000 beſchäftigten Arbeitern beſtehende
Verein Deutſcher Arbeitgeberverbände
har in ſeiner Ausſchußſitzung vom 19. April zur Unter=
ſtützung
des Deutſchen Arbeitgeberbundes
für das Baugewerbe folgenden Beſchluß ge=
faßt
:
1. Die Mitgliedsverbände ſind anzuweiſen, mit
aller Sorgfalt darauf zu achten, daß keine Bauarbeiter
eingeſtellt werden. Die Entlaſſungsſcheine ſollen bis
Anfang April verlangt werden, um feſtzuſtellen, ob die
ſich meldenden Arbeiter ſich nicht inzwiſchen einen Ab=
kihrſchein
von nicht baugewerblichen Betrieben durch
eine vorübergehende Beſchäftigung dort beſchafft
haben. 2. Die Mitglieder ſind dringend zu erſuchen,
den Bauunternehmern Ausſtand zu gewähren und die

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Nummer 93

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. April 1910.

Seite 3.

Fertigſtellung der Bauten um diejenige Zeit zu ver=
längern
, die der Kampf im Baugewerbe dauert.
3. Die Mitgliedsfirmen, die Bauarbeiten in eigener
Regie ausführen, ſollen die Arbeit
gänzlich einſtellen oder nur dann zur Ausführung
bringen, wenn es ſich um dringeno notwenoige Repa=
raturarbeiten
handelt. 4. Zur materiellen Unterſtütz=
ung
der baugewerblichen Orts= und Bezirksverbände
wird beſchloſſen, einen Unterſtützungsfonds zu ſchaffen.
Der Ausſchuß beſchließt, die Mitgliedsfirmen unter
Mitwirkung der betreffenden Bezirks= und Ortsver=
bände
dringend zu bitten, zu dieſem Fonds 1 Mark
pro 1000 Mark der 1909 gezahlten Jahreslohnſumme
beizuſteuern. 5. Es ſoll an alle außerhalb der beiden
Arbeitgeber=Zentralorganiſationen ſtehenden Indu=
ſtrie
= und Arbeitgeberverbände ebenfalls ein Aufruf
gerichtet werden, das Baugewerbe in ſeinem Kampfe
in der unter 1 bis 3 genannten Weiſe im allgemeinen
Arbeitgeberintereſſe zu unterſtützen und auch gleicher=
weiſe
ſich an der finanziellen Hilfsaktion zu betei=
ligen
.
Gleichzeitig wurde folgende Reſolution ein=
ſtimmig
gefaßt:
Der Ausſchuß des Vereins Deutſcher Arbeitgeber=
vexbände
ſpricht ſeine Befriedigung darüber aus, daß
dem Ausſperrungsbeſchluß im deutſchen Baugewerbe
mit wenigen Ausnahmen Folge geleiſtet worden iſt.
Unſomehr bedauert er, daß einzelne Verbände ſich noch
nicht dazu haben entſchließen können, Schulter an
Schulter mit den übrigen baugewerblichen Verbän=
den
zu kämpfen. Der Verein Deutſcher Arbeitgeber=
verbände
ſpricht die Erwartung aus, daß diejenigen
Orte, die bisher mit der Ausſperrung noch zurück=
gehalten
haben, unverzüglich und rückhaltlos ſich auf
die Seite der kämpfenden Kollegen ſtellen und daß
alle am Kampf im Baugewerbe beteiligten Arbeit=
geber
nicht müde werden, den Kampf ſo lange durch=
zuführen
, bis er zu einem vollen Siege der Arbeit=
geber
geführt hat.
Landwirtſchaftliches.
Groß=Gerau, 21. April. Zu unſerem letzten
Ferkelmarkt waren 826 Tiere aufgetrieben. Infolge
der durchgängig guten Qualität der Tiere wurden von
der Prämiierungskommiſſion 17 Preiſe zuerkannt. Die
Nachfrage war ſehr lebhaft, wodurch der hohe Auftrieb
vollſtändig zum Verkauf gelangte, ohne daß ein Preis=
rückgang
eintrat. Es koſteten Ferkel 1826 Mk.,
Springer 2836 Mk. und Einleger 42 Mk. pro Stück.
Der nächſte Ferkelmarkt wird am Montag, den 25. d. Mts.,
abgehalten.

Erdbeben.
* Erdbebenwarte Jugenheim, 21. April,
9 Uhr vormittags. Geſtern abend zwiſchen 11 und 12
Uhr wurde ein ſchwaches Erdbeben regiſtriert. Es be=
gann
11 Uhr 41 Min. 18 Sek. und dauerte nur wenige
Minuten. Kurz nach Mitternacht war wieder völlige
Ruhe. Die Herdentfernung wird auf 700800 Kilo=
meter
geſchätzt; der Herd liegt alſo in Europa.

Hochwaſſer=Kataſtrophe in Serbien.
* Belgrad, 20. April. Nach Meldungen aus Kragu=
jevac
, Lapovo und Kraljevo ging geſtern in ganz Zen=
tralſerbien
ein Wolkenbruch nieder. Ein großer
Teil von Kragujevac ſteht unter Waſſer. Nach den bis=
herigen
Nachrichten ſind zehn Menſchen ertrunken.
Der Eiſenbahnverkehr iſt unterbrochen. Es wird eifrig
daran gearbeitet, den internationalen Verkehr auf der
Linie Belgrad=Niſch aufrechtzuerhalten. Der Schaden
beträgt nach den erſten Schätzungen mehrere Millionen.
Viele Orte Weſtſerbiens melden Hochwaſſergefahr.
H.B. Belgrad, 21. April. Zu dem Unwetter
in Serbien wird noch gemeldet: Die Stadt Schemadija
iſt durch einen Wolkenbruch vollſtändig überſchwemmt und
vernichtet. Die Stadt Kragujewatz iſt völlig überſchwemmt
und teilweiſe vernichtet. 7 Dörfer mit ihren Ackerfeldern
ſtehen ebenfalls unter Waſſer. Auf der Bahnlinie Lapova=
Kragujewatz ſteht das Waſſer über anderthalb Meter hoch.
Der Verkehr auf dieſer Strecke ſtockt vollſtändig. Straßen
und Eiſenbahnbrücken ſind weggeriſſen und zerſtört. Jede
Verbindung und jeder Verkehr auf der Landſtraße haben
aufgehört. Der Morawe=Fluß ſteigt zuſehends; es regnet
ununterbrochen. Das Waſſer führt Teile zerſtörter Häuſer,
Getreidevorräte und Leichen von Menſchen und Tieren mit
ſich. Militär iſt an die am meiſten bedrohten Stellen ab=
gegangen
. Die Regierung hat erklärt, daß ſie alle nötigen
Schritte zur Hilfeleiſtung bereits getan hat. Geldſamm=
lungen
für die Hochwaſſergeſchädigten ſind eingeleitet.
Ganz Serbien befindet ſich in tiefer Trauer.
H.B. Belgrad, 21. April. Die Privatmeldungen
über die Hochwaſſerkataſtrophe lauten entſetzlich.
Ueber 200 Menſchen ſollen zugrunde ge=
gangen
ſein. Etwa hundert Leichen wurden bereits
angeſchwemmt.
* Berlin, 21. April. Die B. Z. meldet aus Bel=
grad
: Die Hochwaſſerkataſtrophe hat min=
deſtens
200 Menſchen das Leben gekoſtet. Un=
gefähr
100 Leichen wurden bisher angeſchwemmt.

Literariſches.
Valeska Gräfin Bethuſy=Huc (Moritz von
Reichenbach). Der Platz an der Sonne. Roman.
Vita, Deutſches Verlagshaus, Berlin=Ch. Preis broſchiert
M. 4., gebunden M. 5. Ein Roman der ſozialen
Gegenſätze, der ein reizvolles Bild unſeres modernen Lebens
aufrollt. Wir ſehen, wie der alte Kampf ſich erneut, wie
Beſitz und Elend, Arbeitgeber und Arbeitnehmer im heißen
Krieg um den Platz an der Sonne liegen. Ausſperrung
und Streik ſind die Waffen, und alle menſchlichen Leiden=
ſchaften
lodern mit elementarer Wucht empor. Die Hand=
lung
knüpft an bekannte Vorgänge in der ſchleſiſchen Groß=
induſtrie
an. Ein groß angelegtes, nachdenkliches Buch,
in dem das ganze Leben unſerer von ſozialen Gegen=
ſätzen
zeriſſenen Zeit ſich ſpiegelt.

Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 21. April. Präſident Graf Schwerin=
Löwitz eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 15 Min. Auf
der Tagesordnung ſteht zunächſt die erſte Leſung des
Entwurfs betreffend
das Reichsſchuldbuch.
Staatsſekretär Wermuth: Der Entwurf ent=
ſpricht
vollſtändig dem gleichzeitigen preußiſchen Geſetz=
entwurf
, das ergibt ſich aus der hiſtoriſchen Entwick=
lung
. Der Entwurf ſoll ermöglichen, daß künftige
Kredite auch ohne Schuldverſchreibungen eingetragen
werden können, um dem Reich, aber auch den Gläubi=
gern
, Weiterungen und auch Koſten zu erſparen. Das
ſoll geſchehen durch eine Ermächtigung an den Reichs=
kanzler
, der hier allein zuſtändig ſein kann. Ferner

ſoll der Entwurf den Geſchäftsverkehr, namentlich bei
der Erbſchaftsregulierung, Nachweis von Erbberech=
tigungen
uſw., erleichtern. Die meiſten Gebühren
fallen weg. Das Reich hat neben anderen Vorteilen
auch den, daß der Kurs ſeiner Anleihen dadurch er=
heblich
geſtützt wird. Endlich ſoll der Entwurf eine
richtige Finanzgebarung der Staaten ermöglichen,
nämlich dahin, daß ſie nicht neue Anleihen unausge=
ſetzt
aufnehmen, dagegen die alten zurückzahlen.
Abg. Am Zehnhof (Ztr.): Die Vorlage kann die
Einrichtung des Reichsſchuldbuches, die bisher faſt
unbekannt war, beim Publikum beliebter machen. Im
einzelnen aber haben wir Bedenken, ſo ſollten z. B.
die Gebühren ganz wegfallen. Im allgemeinen ſind
wir damit einverſtanden. (Beifall.) Abg. Dröſcher
(konſ.): Auch wir ſtehen dem Entwurfe ſympathiſch
gegenüber. Die Eintragung in das Reichsſchuldbuch iſt
die beſte und ſicherſte Kapitalsanlage. Bisher wird
von der Einrichtung viel zu wenig Gebrauch gemacht.
Wir erwarten mit Sicherheit davon eine Hebung des
Kursſtandes der Reichsanleihen. Kommiſſionsberatung
erſcheint unnötig. Abg. Ortel (natl.): Auch wir
ſtimmen dem Entwurfe zu. Erfreulich wäre es, wenn
die Einrichtung des Reichsſchuldbuches jetzt bekannter
würde als bisher. Abg. Dr. Pachnicke (Fortſchr.
Vpt.): Ob der Kursſtand der Reichsanleihen ſo ge=
winnen
wird, wie behauptet wurde, erſcheint zweifel=
haft
. Nach dem Vorgehen Preußens können wir aber
nicht zurückbleiben und wir können dies um ſo weniger,
als der Entwurf tatſächlich manche Verbeſſerungen
bringt. Kommiſſionsberatung halten auch wir für
überflüſſig. Abg. Dr. Arendt (Reichspt.): Nach der
allgemeinen Uebereinſtimmung des Hauſes können wir
allerdings von der Kommiſſionsberatung abſehen.
Tatſächlich ſollte die Einrichtung des Reichsſchuldbuches
in weiten Kreiſen bekannt und populär gemacht werden,
z. B. durch ein Merkblatt, das in allen Poſtämtern und
dergleichen angeſchlagen wird.
Staatsſekretär Wermuth: Den in der Debatte
gegebenen Anregungen werden wir nach Möglichkeit
folgen, nur eine Aufhebung der Löſchungsgebühr
empfiehlt ſich nicht.
Nach weiterer kurzer Debatte wird der Entwurf in
erſter Leſung angenommen und darauf, mit einer
redaktionellen Aenderung zu § 5, en bloc auch in
zweiter Leſung.
Die Ueberſicht der

Einnahmen und Ausgaben der Schutze
gebiete
für 1907 wird nach einer kurzen Bemerkung des Abg
Görcke=Brandenburg der Rechnungskommiſſion über=
wieſen
.
Es folgt die erſte Beratung der Rechnung über den
Haushalt der Schutzgebiete für 1901.

Abg. Erzberger (Ztr.): Die Rechnungen liegen
jetzt erſt nach faſt zehn Jahren der Prüfung des Reichs=
tages
vor. Das Verfahren der Rechnungslegung muß un=
bedingt
beſchleunigt werden. Die Bemerkungen des Rech=
nungshofes
werfen intereſſante Lichter auf die Eigenmäch=
tigkeiten
einzelner Reſſorts, die mindeſtens den Geiſt des
Etatsrechtes verletzen. Auch die Verwendung des Sam=
nelbaufonds
durch die Kolonialverwaltung ſcheint in die=
ſer
Beziehung nicht korrekt.
Unterſtaatsſekretär v. Lindequiſt: Die Vorwürfe
der verſpäteten Rechnungslegung treffen das Kolonialamt
nicht. Die Hauptüberſicht für 1901 war dem Reichstage
ſchon 1904 vorgelegt worden, konnte aber infolge verſchie=
dener
Ereigniſſe erſt im Frühjahr 1909 erledigt werden, ſo
daß die Rechnungsprüfung nicht früher vorgenommen
werden konnte. Die unregelmäßige Verwendung von Gel=
dern
erklärt ſich aus den damaligen Uebergangszuſtänden.
Schon die damalige Kolonialverwaltung hat nach Möglich=
keit
Abhilfe geſchaffen.
Abg. Dr. Görcke=Brandenburg (natl.): Wir haben
derartige Ueberſichten öfter ſo ſpät erhalten. Nichtsdeſto=
weniger
ſollten man auf möglichſte Beſchleunigung drin=
gen
. Die Vorlage wird der Rechnungskommiſſion über=
wieſen
, ebenſo die Ueberſichten der Einnahmen und Aus=
gaben
von Kiautſchou von 1908, 1904 und 1905. Es folgt
die zweite Beratung der

leberſicht der Reichsausgaben und= Ein=
nahmen
für 1906.
Abg. Erzberger (Ztr.): In dem Bericht befindet
ch eine kaiſerliche Kabinettsordre an den Präſidenten des
Reichstages, die die Etatsüberſchreitungen des Jahres
1905 genehmigt. Ein ſolches Verfahren erſcheint geſetzlich
nzuläſſig, da lediglich Reichstag und Bundesrat hier mit=
zureden
haben. Abg. Dr. Görcke=Brandenburg (natl.):
die Kommiſſion hat ſich bei ihrem Verfahren an eine alte
ebung gehalten. Abg. Hengsbach (Soz.): Das vom
Abg. Erzberger gerügte Verfahren erſcheint in der Tat un=
zuläſſig
. Ferner halten wir es für richtig, daß Koſten, die
urch Repräſentationsreiſen in Vertretung des Kaiſers er=
wachſen
, auch auf die Privatſchatulle des Kaiſers über=
ommen
werden. Merkwürdigerweiſe hat Abg. Erzberger
as nicht berührt. Wir halten es für unſere Pflicht, das
hier zu ſagen. (Beifall bei den Sozialdemokraten.)
Staatsſekretär Wermuth: Es kann ſich bei der Kabi=
nettsordre
nur um die Frage handeln, ob ſie eine Bedeu=
ung
für den inneren Betrieb der Reichsverwaltung hat,
nämlich ob die bei der Etatsüberſchreitung beteiligten Be=
amten
dafür verantwortlich ſind. Dieſe Frage mag noch
nicht völlig geklärt ſein. Auf der anderen Seite iſt es aber
weifellos, daß die Genehmigung von Etatsüberſchrei=
tungen
durch Bundesrat und Reichstag erfolgen muß, um
eine geſetzliche Baſis herzuſtellen. Ob die Form ganz kor=
rekt
iſt, will ich dahingeſtellt ſein laſſen; jedenfalls ſoll ſie
das Budgetrecht des Reichstages und Bundesrates nicht
einſchränken. Dieſes ſteht ganz zweifelsfrei feſt, und in
dieſer Beziehung trägt der Reichskanzler die Verantwor=
ung
. Ob jene Uebung beibehalten werden ſoll, iſt eine
rein praktiſche Erwägung. Wir werden es uns angelegen
ein laſſen, zu prüfen, ob wir die gewählte Form beibe=
alten
.
Abg. Erzberger (Ztr.): Dieſe Form ſollte zweifel=
los
geändert werden. Die vom Abg. Hengsbach bemän=
gelten
Ausgaben gehören zu den im Extraordinarium des
Auswärtigen Etats bewilligten Summen für höfiſche und
repräſentative Zwecke. Abg. Stolle (Soz.): Die Flur=
häden
bei den Manövern des 1. und 16. Korps haben
weit höher entſchädigt werden müſſen, als vorgeſehen war=
Wie iſt das gekommen? Abg. Hengsbach (Soz.): Die
inwendungen des Abg. Erzberger ſind nicht ſtichhaltig.
Abg. Erzberger (Ztr.): Die Bedenken hätte man bei
er Etatsberatung geltend machen müſſen. Staatsſekre=
tär
Wermuth: Ich muß auch feſtſtellen, daß derartige
Ausgaben für internationale Repräſentationszwecke ſtets
uf Grund des Etats des Auswärtigen Amtes gedeckt
vorden ſind. Darum handelt es ſich hier. Es wurde
diglich damit die Zweckbeſtimmung des betreffenden
Statstitels erfüllt.

Nach nochmaligen Bemerkungen der Abgg. Hengsbach
und Erzberger ſchließt die Debatte. Die Etatsüberſicht
wird für erledigt erklärt.
Es folgt die zweite Leſung des Entwurfs betr. die
Haftung des Reiches für ſeine Beamten.
Die Kommiſſion beantragt außer mehreren redaktio=
nellen
Aenderungen im § 4, daß das Geſetz auch für die
Beamten der Schutzgebiete, ohne Unterſchied ob weiße oder
farbige, gelten ſoll. Abg. Erzberger (Ztr.) bean=
tragt
Wiederherſtellung der Regierungsvorlage. Ein glei=
cher
Antrag liegt vor vom Abg. Roth (Wirtſch. Vgg.).
Abg. Dove (Fortſchr. Volksp.) tritt für die Kommiſſions=
faſſung
ein. Abg. Erzberger (Ztr.) begründet ſeinen
Antrag. Der Unterſchied zwiſchen weißen und farbigen
Beamten ſei notwendig.
Unterſtaatsſekretär v. Lindequiſt: Es beſteht in
den Kolonien der Grundſatz, daß eingeborene Beamte
nicht gegen Weiße einzuſchreiten haben. Redner empfiehlt,
die Regierungsvorlage wieder herzuſtellen. Das Geſetz
wird mit dem Antrag Erzberger angenommen.
Damit iſt die Tagesordnung erſchöpft. Nach längerer
Geſchäftsordnungsdebatte wird beſchloſſen, als zweiten
Punkt auf die morgige Tagesordnung die Veteranen=
beihilfen
zu ſetzen. Außerdem Interpellation Baſſer=
mann
über das Mülheimer Eiſenbahnunglück, Kolonial=
beamtengeſetz
, Nachtragsetat. Nächſte Sitzung Freitag,
1 Uhr. Schluß nach 5½ Uhr.

* Berlin, 21. April. Die Geſchäftsord=
nungskommiſſion
des Reichstages hat heute
das Inſtitut der kurzen Anfragen in der Geſamt=
abſtimmung
mit 13 gegen 13 Stimmen abgelehnt.
* Berlin, 21. April. Am Schluſſe der heutigen
Sitzung der Reichstagskommiſſion für das
Kaligeſetz gab Handelsminiſter Sydow die Erklär=
ung
ab, es ſei dringender Wunſch des Reichskanzlers
und der verbündeten Regierungen, daß die Vorlage
vor den Ferien an das Plenum zurückkehre. Der
Reichskanzler lege Wert darauf, daß die Vertagung des
Reichstages nicht früher erfolge, als bis die Kommiſ=
ſion
mit ihren Arbeiten fertig ſei.
* Berlin, 21. April. Die Reichstagskom=
miſſion
für das Zuwachsſteuergeſetz be=
ſchloß
, einen nicht mehr als die Hälfte des Erwerbs=
preiſes
betragenden Wertzuwachs ſteuerfrei zu laſſen,
falls der Veräußerungspreis bei bebauten Grund=
ſtücken
nicht mehr als 20000 und bei unbebauten
Grundſtücken nicht mehr als 5000 Mark beträgt, und,
falls der Veräußerer weder gewerbsmäßig Grund=
ſtückshandel
treibt, noch ein Jahreseinkommen von
mehr als 2000 Mark hat.

Letzte Nachrichten.
(Wolffs telegr. Korreſp.=Bureau.)
* Berlin, 21. April. In der Sitzung des Bundes=
rates
wurde dem Entwurfe eines Geſetzes betreffend
die Aufhebung des Hilfskaſſengeſetzes die Zuſtimmung
erteilt.
* Straßburg, 21. April. Die Straßburger Kor=
reſpondenz
ſchreibt: Die Stadtverwaltung von Metz
wird mit Unterſtützung der Landesverwaltung vom 1.
Mai bis 30. Juni d. J. in den dazu geeigneten Räu=
men
des eben vollendeten Neubaues der ſtädtiſchen
höheren Mädchenſchule eine Ausſtellung von
Werken der Malerei, der Graphik und
der Plaſtik elſaß=lothringiſcher Künſtz
ler veranſtalten, wie eine ſolche ſeitens der Landes=
verwaltung
im Jahre 1908 zum erſten Male in Straß=
burg
organiſiert worden war. Welchen Anklang dieſe
Veranſtaltung unter den Künſtlern, die entweder in
Elſaß=Lothringen geboren ſein oder daſelbſt ihren=
Wohnſitz haben müſſen, damals gefunden hat, laſſen
die Anmeldungen zur diesjährigen Ausſtellung er=
kennen
. Wohl keiner der bekannten Namen fehlt.
Ueber 1000 Werke ſind angemeldet. Auch verſchiedene
im Lande geborene, zurzeit in Frankreich lebende
Künſtler werden ſich an der Ausſtellung beteiligen,
ſodaß ſie durch ihre Zuſammenſetzung äußerſt inter=
eſſant
und anziehend zu werden verſpricht. Insbeſon=
dere
ſind infolge einer größeren Anzahl abgetrennter,
gut gelichteter Räume zahlreiche Sonderausſtellungen
namhafter Kunſtmaler und Bildhauer angemeldet,
welche ſehr wirkungsvoll ſein dürften. Am 23. d. M.
tritt zur Sichtung der angemeldeten Werke unter dem
Vorſitz des Bürgermeiſters Geh. Rat. Dr. Böhmer die
Jury in Metz zuſammen, die aus den elſaß= lothringi=
ſchen
Künſtlern Beecke, Braunagel, Daubner= Straß=
burg
, Hildebrand=Metz, Letſch=Mülhauſen, Schneider
und Profeſſor von Seebach=Straßburg beſteht, Namen,
die in der heutigen Kunſtwelt=wohleallgemein geſchätzt=
ſind
.
* Straßburg, 21. April. Die Straßburger Kor=
reſpondenz
meldet: Zur Vornahme unvorhergeſehener
und unaufſchiebbarer Dichtungsarbeiten wird der
Kolmarer Kanal von der Abzweigung aus dem
Rhein=Rhone=Kanal bis zur Illſchleuſe bei Kolmar in
der Zeit vom 24. April bis zum 3. Mai d. J. für die
Schiffahrt geſperrt werden. Während der Sperre
können die leeren und beladenen Schiffe im Kolmarer
Hafen Aufenthalt nehmen. Die Schiffahrt auf dem
Rhein=Rhone=Kanal bleibt ungehindert.
* Stuttgart, 21. April. Der Leutnant v. Gräve=
nitz
vom Dragonerregiment Nr. 26 war vom Kriegs=
gericht
wegen Mißhandlung Untergebener zu vier
Monaten Feſtungshaft verurteilt worden; auf die von
ihm gegen das Urteil eingelegte Berufung ermäßigte
das Oberkriegsgericht die Strafe auf fünf Wochen
einfachen Stubenarreſt.
* Plauen i. V., 21. April. Seit heute früh brennt,
dem Vogtländiſchen Anzeiger zufolge, die engliſche
Gardinenfabrik von Karl Nottrot in Auerbach.
* Paris, 21. April. Theodor Rooſevelt iſt heute
früh hier eingetroffen.
* Moskau, 21. April. In der Uspensky=Kathedrale
im Kreml wurde ein koſtbarer Brillantſchmurk
des alten Muttergottesbildes im Werte von einigen
Hunderttauſenden geſtohlen.
* Moskau, 21. April. Nach einer weiteren Mel=
dung
wurde feſtgeſtellt, daß die in der Uſpenskij=
kathedrale
geraubten Koſtbarkeiten einen
Wert von ungefähr einer Million Rubel haben. Die
geraubte Heiligenbildbekleidung allein wird auf 200000
Rubel geſchätzt. Den geſtohlenen Nimbus ziert ein
großer Smaragd; auch aus den drei anderen Heiligen=
bildern
ſind die Brillanten ausgebrochen.

Berlin, 21. April. Der Lokalanzeiger meldet
aus Saßnitz: Als geſtern abend die Torpedoboots=
flotte
in den hieſigen Hafen einlief, wurde der Ma=
troſe
Lomanski vom Torpedoboot S. 123 von der
überbrechenden See mit ſolcher Wut gegen einen eiſer=
nen
Gegenſtand geſchleudert, daß der Tod bald darauf
eintrat.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. April 1910.

Nummer 93.

Kobg, 21. April. Der Kommandant des am
porigen Freitag untergegangenen Unterſee=
bootes
hat bis zu ſeinem Tode genaue Aufzeich=
nungen
über die Urſachen des Unfalles und die
Verſuche, das Boot wieder an die Oberfläche zu brin=
gen
, gemacht.

Die ſchöne Jahreszeit hat begonnen. Ueberall beginnt
ein Knoſpen und Sproſſen in der Natur und Alt
und Jung ſtrömt hinaus ins Freie. Hierbei ſind jedoch
einige Vorſichtsmaßregeln zu beobachten. Die Haut iſt
während des Winters empfindlich geworden und wird
nun leicht rauh und ſpröde. Hiergegen ſchützt am beſten
der Lanolin=Toilette=Cream, Marke Pfeilring, der
Lanolinfabrik Martinikenfelde. Er macht die Haut
wohlriechend und geſchmeidig. Beim Einkauf achte man
darauf, daß jede Tube und Doſe die Schutzmarke
Pfeilring trage, da nur dieſe die Echtbeit des Creams
(K8716,54
garantiert.
Geſchäftliches.
Durch die Aufnahme des Buchhandels ſeitens der
Warenhäuſer iſt zweifellos einem großen Teil des leſen=
den
Publikums die Möglichkeit geboten worden, die billi=
gen
Ausgaben guter Literatur ohne Kaufzwang kennen zu
lernen und das eine und andere Werk zu geringem Preis
zu erwerben. Leider haben die Warenhäufer dem Ge=
ſchmacke
mancher Leſer Rechnung getragen und oft litera=
riſch
Wertloſes und Minderwertiges in den Vertrieb ihres
Buchhandels aufgenommen. Daß hier auch die Jugend
in ihrem Triebe, zu ſchmökern, auf ihre Rechnung kommt,
iſt eine Tatſache, die, ſo traurig ſie in ihren Folgen iſt,
doch nicht beſtritten werden kann. Man hat daher oft aus
Lehrer= und Elternkreiſen die Klage hören müſſen, daß ihr
Bemühen, Beſſerung in die eingeriſſene Verderbnis unter
den Schülern herbeizuführen, durch die allzu günſtigen
Kaufgelegenheiten von Schundliteratur geradezu illuſoriſch
gemacht werde. Umſo erfreulicher berührt es, daß zu den
Bekämpfern der Schundliteratur ſich nun auch manche Wa=
renhäuſer
geſellen. So hat das Warenhaus S. Wron=
ker
u. Co., Darmſtadt, Ludwigſtr. 12 beſchloſſen,
als Erſatz für den Schund die von dem aus Leh=
rern
zuſammengeſetzten Berliner Ausſchuß für Volks=
literatur
herausgegebenen und im Verlag von Dr. Meh=
ler
, Friedenau, erſcheinenden Deutſchen Volksbücher und
Exotiſchen Abenteuer in den Vertrieb aufzunehmen.
Während die Deutſchen Volksbücher Erzählungen und
Novellen zeitgenöſſiſcher Autoren, wie Selma Lager=
löff
. Adolf Schmitthenner, Adolf Stern,
Ernſt Zahn uſw. bringen, ſollen in der Serie Exotiſche
Abenteuer wahre abenteuerliche Erlebniſſe be=
rühmter
Entdecker und Forſchungsreiſender den üblichen
Ausgeburten überreizter und geſchmacksverderbender Nie=
Carter= und Holmes=Phantaſie gegenübergeſtellt werden.
Dieſe Sammlung enthält Beiträge von Sven Hedin,
Landor, Shakleton, Herzog zu Neckkenburg,
Nanſen, Carl Hagenbeck uſw. uſw., und iſt nicht
nur als belehrende Unterhaltungslektüre für erwachſene
Leſer, ſondern auch zur Belebung des geographiſchen
und naturwiſſenſchaftlichen Unterrichts in den
höheren und mittleren Schulen vorzüglich geeignet. Die
Hefte ſind von der Geſellſchaft für Verbreitung von Volks=
bildung
und von ſämtlichen Prüfungsausſchüſſen warm
empfohlen. Jede Nummer, mit buntem Umſchlag ver=
ſehen
, koſtet bloß 8 Pfg. Den Lehrern und Schulen ge=
währt
das Warenhaus S. Wronker u. Co., Darm=
ſtadt
, Ludwigſtr. 12 hohen Rabatt. Die Beſtrebun=
gen
dieſes Warenhauſes im Kampfe gegen die Schund=
literatur
ſind ſchon deswegen beſonderer Beachtung wert,
weil hier ein Warenhaus zum erſten Male offen in den
Kampf um die gute Sache eintritt. Es iſt zu wünſchen, daß
die guten Abſichten des Warenhauſes S. Wronkeru. Co.
von allen Seiten lebhaft unterſtützt werden.
8746

ee e e e e
W Salome: iſt noch eine beſchränkte Anzahl von
Eremplaren à 1 Mk. käuflich in den Buchandlungen
von Bergſträßer und Buchner vorrätig. (6740

Familiennachrichten.

Todes-Anzeige.
Schmerzerfüllt machen wir hiermit allen
Verwandten und Bekannten die traurige Mit=
teilung
, daß es Gott dem Allmächtigen ge=
fallen
hat, meinen innigſtgeliebten Gatten,
unſeren lieben, guten, treuſorgenden Vater
Conrad Creter
Hofsäcklermeister
nach längerem ſchweren Leiden heute abend
11¼ Uhr zu ſich zu nehmen.
(8727
Darmſtadt, 20. April 1910.
Die tieſtrauernd Hinterbliebenen:
Eliſabethe Creter, geb. Mahr,
Anna Creter,
Ernſt Creter.
Die Beerdigung findet. Samstag, den 23. April,
nachmittags ½ 6 Uhr. vom Sterbehauſe, Karl=
ſtraße
31 aus, ſtatt. Die Einſegnung ½ Stunde
vorher.

Todes-Anzeige.

Meine innigſtgeliebte Frau, die Mutter
meines kleinen Kindes, unſere liebe Tochter,
Schwiegertochter, Schweſter, Schwägerin und
Tante
(*10086
Auna Margarete Tiemann
geb. Engel
wurde uns plötzlich und unerwartet durch den
Tod entriſſen.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Tiemann.
Darmſtadt, den 20. April 1910.
Die Beerdigung findet Freitag, den 22. April,
nachmittags 4 Uhr, vom Sterbehaus aus, ſtatt.

Seiechtis n er iemtiſten Fugananriaen
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, den 22 April 1910.
Vorabendgottesdienſt 7 Uhr Min.
Samstag, den 23. April 1910.
Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min. Sabbat=
ausgang
und Beginn des Paſſahfeſtes 8 Uhr
15 Min.
Sonntag, den 24. April 1910.
Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min. Predigt
9 Uhr 30 Min. Abendgotesdienſt 8 Uhr 15 Min.
Montag den 25. April 1910.
Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min. Abendgottes=
dienſt
8 Uhr 20 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen Religions=
geſellſchaft
.
Samstag, den 23. April.
Vorabend 6 Uhr 55 Min. Morgens 6 Uhr Min=
Nachmittags 5 Uhr Min. Abends 8 Uhr 25 Min.
Sonntag, den 24. April, Peſach.
Morgens 7 Uhr 45 Min. Nachmittags 5 Uhr
Min. Abends 8 Uhr 25 Min.
Montag, den 25. April, Peſach.
Morgens 7 Uhr 45 Min. Nachmittags 5 Uhr
Min. Feſtesausgang 8 Uhr 25 Min.
Wochengottesdienſt von Dienstag, den 26. April
ab: Morgens 6 Uhr Min. Nachmittags 6 Uhr Min.
Abends 8 Uhr 25 Min.

Amtlicher Wetterbericht.
Oeffentliche Wetterdienſtſtelle Gießen.
Verlauf der Witterung ſeit geſtern früh: Während
geſtern anfangs das weſtliche Hochdruckgebiet nach
Deutſchland zu vorrückte, ſo daß es heiter und trocken
wurde, hat über Nacht wieder die nördliche Zyklone
ſich über ganz Nord= und Mitteleuropa ausgebreitet.
Raſch ſich bildende Bewölkung und neue Regenfälle ſind
die Folge. Das Weſthoch zieht ſich jetzt nach dem Süd=
weſten
des Erdteils zurück und Tiefdruckgebiete beherr=
ſchen
unſere Witterung.
Ausſichten in Heſſen am Freitag, den 22. April:
Meiſt trüb, ſtark windig bis ſtürmiſch, Regenfälle,
kühler.
Tageskalender.
Großh. Hoftheater, Anfang 6 Uhr: Triſtan und
Iſolde‟
Vorſtellung um 8 Uhr im Orpheum.
Willy Loehr=Abend um 8 Uhr im Hotel Zur
Traube‟ (Freie litter.=künſtl. Geſellſchaft).
Konzert um 8 Uhr im Bürgerkeller.
1. Darmſtädter Kinematograph (Ecke Rhein= und
Grafenſtraße): Vorſtellungen von 311 Uhr
Olympia=Kinematograph Ernſt=Ludwigſtr. 23.
Verſteigerungskalender.
Samstag, 23. April.
Wegbau=Arbeiten=Verſteigerung um 9 Uhr;
Zuſammenkunft an der Kreuzung von Dieburgerſtraße
und Teichſchneiſe.
Dünger=Verſteigerung um 9½ Uhr in der Drag.=
Kaſerne (Regt. Nr. 24).
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und=Ausland: Dr. Otto Waldacſtel; für den übrigen
redaktioneklen Teil und Letzte Nachrichten: Wax Streeſez
für den Inſeratenteil: J. Kroßt, ſämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind
an die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nich?
zurückgeſandt.

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Mk. 15 und 920
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Mk. 450 250
Die zurückgesetzten Stücke sind in nur vorzüglichen Qualitäten und zum Teil von letzter Saison.
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InelsusAeen Weisser Turm.
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(8725

Kurſe vom 21. April 1910.
Mitgeteilt von Hermann Reichenbach.

Jf. Staatspapiere. In Proz.
4 Dſche. Reichsſchatzanw. 100,50
3½ Deutſche Reichsanl. . 23,30
84,70
do,
4 Preuß. Schatzanweiſg. 100,80
. 93,20
3½ do. Conſols . .
3 do. do.
84,70
4 Bad. Staatsanleihe . . 101,70
do.
94,00
3½
do.
4 Bayr. Eiſenbahnanl. . 101,90
do.
9300
3½
do.
83,40
4 Hamburger Staatsanl. 102,00
4 Heſſ. Staatsanleihe . . 101,50
do.
3½
do.
81,10
3
. 84,10
3 Sächſiſche Rente .
4 Württemberger v. 1907 101,90
do.
33,60
3½
5 Bulgaren=Tabak=Anl. 101,20
Griechen v. 1887:
3¾ Italiener Rente . . . 105,40
4½ Oeſterr. Silberrente . 98,60
do. Goldrente . . 100,00
4
do. einheitl. Rente 94,60
3 Portug. unif. Serie I 65,00
do. unif. Ser. III
3
3 do. Spezial. 12,70
5 Rumänier v. 1903 . . 102,80
4 do. v. 1890 . . 94,90
4 do. v. 1905 . . 91,40
* Ruſſen p. 1880 . . . . 91,40

InProz.
. 92,80

4 Ruſſen v. 1902 . . . . 91,20
4½ do. v. 1905 . . . . 100,40
3½ Schweden . . . .
4 Serbier amort. v. 1895 86,40
4 Türk. Admin. v. 1903 89,10
4 do. unifiz. v. 1903 95,00
4 Ungar. Goldrente . . 95,70
4 do. Staatsrente . 92,70
5 Argentinier . . . . . . 101,50
91,40
do.
4½ Chile Gold=Anleihe 93,00
5 Chineſ. Staatsanleihe 103,00
9980
do.
4½
4½ Japaner
. . . . 98,50
5 Innere Mexikaner . . 101,20
69,70
3
do.
4 Gold=Mexikan. v. 1904 96,20
5 Gold=Mexikaner . . . 101,30
Aktien inländiſcher
Transportanſtalten.
4 Hamb.=Amerika= Palket=
ſahrt
.
. . . . . 140,90
4 Nordd. Lloyd . . . . 103,50
4 Südd. Eiſenb.=Geſ. . . 122,70
Aktien ausländiſcher
Transportanſtalten.
4 Anatol. Eiſenb. 600)
Einz. Mk. 408 119,40
4 Baltimore & Ohio . . 111,25
4 Gotthardbahn . . . .

In Proz.
4 Oeſt.=Ungar. Staatsb. 159,20
4 Oeſt. Südbhn. (Lomb.) 21,10
4 Pennſylvania N. N. 134,00
Induſtrie=Aktien.
Mainzer Aktienbrauerei . 194,75
Werger=Brauerei
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3
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4 Darmſtädter Bank . . 133,10
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4 Deutſche Vereinsbank 127,40
4 Diskonto=Geſellſchaft . 187,70
4 Dresdner Bank. 158,25
4 Mitteldeut. Kreditbk. 119,20
4 Nationalbk. f. Deutſchl. 123,00
101,30
4 Pfälzer Bank
145,50
4 Reichsbank .
4 Rhein. Kredit=Bank . 139,00
4 Wiener Bank=Verein 137,10
Pfandbriefe.
4 Frankſt. Hypoth.= Bank
S. 16 und 17 100,50
do. S. 19. . . . . 92,50
4 Frkf. Hyp.=Kreditverein
S. 1519, 2126 99,60
4 Hamb.=Hypoth.=Bank 100,50
91,00
do.
3½
4 Heſſ. Land.=Hyp.=Bk. 101,60
92,50
do,
Meining. Hyp.=Bank 101,00
do.
91,10
4 Rhein. Hypoth.=Bank
(unk. 1917) 100,40
do. (unk. 1914) 91,60
4 Südd. Bd.=Kr.=Bk.=Pf. 100,30
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93,30
3½

InProz.
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Obligationen
4 Darmſtadt .
3½ do.
92,70
Frankfurt .
.100,90
3½, do.
95,50
4 Gießen .
3½ do.
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..100,10
3½ do.
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3½ do.
4 Mainz
3½ do.
91,70
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3½ do.
4 München .
* 101,40
3½ Nauheim
9200
4 Nürnberg.
100,90
3½
do.
4 Offenbach .
3½ do.
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.102,20
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3½
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[ ][  ][ ]

Nummer 93.

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Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. April 1910.

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Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. April 1910.

Nummer 93.

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Von Little.
Ueberſetzt aus dem Engliſchen.
(Nachdruck verboten.)
4)
Den 2. Oktober 1901.
Endlich, mein lieber Kamerad, habe ich meine Ar=
beit
mit den Babys begonnen, und ich kann Dir nicht
genug davon ſagen, wie verſchmitzt ſie ſind. Wir haben
85 zahlende Kinder aus den hohen Kaſten und 40 im
freien Kindergarten. Dieſe letzten ſind meiſt aus ſehr
armen Familien, wo faſt alle Mütter in den Feldern
oder an den Eiſenbahnen arbeiten. Es gibt ſo viele
traurige Exiſtenzen, daß man ſich eine Schatzkammer
voll Gold wünſcht und ein Dutzend Hände, um ſie zu
unterſtützen. Ein kleines Mädchen von ſechs Jahren
kommt täglich mit ihrem blinden Brüderchen, das auf
ihrem Rücken feſtgeſchnallt iſt. Sie iſt ſelbſt ein
winziges Ding, und doch wird der Kleine nie vor
Schlafengehen von ihrem Rücken losgeſchnallt. Als ich
zum erſten Male ihr greiſenhaftes Geſicht ſah und ihre
Begierde zu ſpielen, nahm ich ſie einfach beide auf den
Schoß und heulte.
Etwas Luſtiges muß ich Dir noch erzählen! Seit
der erſten Woche meines Hierſeins haben die Kinder
einen Spitznamen für mich. Ich bemerkte, wie ſie
lachten und einander anſtießen, auf der Straße ſowohl
als auch in der Schule; und ſo oft ich vorbeiging, er=
hoben
ſie ihre rechte Hand zum Gruße und gaben dabei

einen luſtigen, gluckſenden Ton von ſich. Sie ſchienen
das Wort von einem zum andern weiterzugeben, bis
jedes Kerlchen in der Umgegend das Kunſtſtück nach=
machte
.
Meine Neugier wurde zu ſolch einer Höhe ge=
ſteigert
, daß ich einen Dolmetſcher anſtellte, um die
Sache zu ergründen. Als er mir Bericht brachte, be=
rührte
er lächelnd meine kleine Emailuhr, die mir Jack
an meinem ſechzehnten Geburtstage gab, und unter
vielen Entſchuldigungen erzählte er, daß die Kinder
glaubten, es ſei ein Orden vom Kaiſer, und daß ſie
darum ſalutierten. Sie haben mich die Dame mit dem
Orden getauſt. Denke nur, ich habe alſo einen Titel,
und dieſe luſtigen, gelben Kerlchen ſehen auf zu mir wie
zu einem höheren Weſen. Sie vergeſſen es jedoch
manchmal, wenn wir alle im Hofe zuſammen ſpielen.
Wir können freilich nicht miteinander reden, aber wir
können zuſammen lachen und tollen, und manchmal iſt
der Spaß enorm.
Ich bin von früh bis abends fleißig. Die beiden
Kindergärten, eine große Turnklaſſe, täglich zwei japa=
niſche
Stunden und Andachten ungefähr aller drei
Minuten: das alles läßt mir nicht viel Zeit übrig für
Heimweh. Doch die Sehnſucht iſt trotzdem da, und
wenn ich die großen Dampfer im Hafen ſehe und mir
klar mache, daß ſie Kohlen aufnehmen, um heimz=
fahren
, möchte ich mich an Bord ſtehlen und mitreiſen.
Die Sprache iſt etwas Entſetzliches. Meine Zunge
gerät in ſolche Knoten, daß ich manchmal einen Kork=
zieher
nehmen muß, um ſie wieder gerade zu kriegen.

Unter uns geſagt, ich habe mich entſchloſſen, es aufzu=
geben
und mich ſtatt deſſen dem engliſchen Unterricht
der Mädchen zu widmen. Sie ſind ſo empfängliche,
lernbegierige Schülerinnen, es wird gewiß nicht
ſchwer ſein.
Was die Natur betrifft, ſo wage ich mich nicht an
eine Beſchreibung. Manchmal erdrückt mich faſt ihre
großartige Pracht. Von meinem Fenſter blicke ich auf
eine Bananengruppe, auf Granaten, Perſimonen und
Feigenbäume, alle mit Früchten beladen. Die Roſen
ſind noch in voller Blüte, Farbe, Farbe überall! Jen=
ſeits
des Fluſſes ſind die Ufer mit maleriſchen Häuſern
beſetzt, die aus einer Maſſe von Grün herausgucken,
weiter oben ſind Teehäuſer und Tempel und Altäre,
ſo alt, daß ſogar ihr Moos grau geworden iſt, und die
Zeit die Inſchriften der Steine verwiſcht hat.
Wir brachten den geſtrigen Tag auf der heiligen
Inſel Migajima zu; eine einſtündige Fahrt bringt uns
hin. Ihre traumhafte Schönheit umſchwebt mich noch
jetzt, und ich wünſchte, Du könnteſt ſie mit mir empfin=
den
. Wir fuhren über in einem Sampan, d. i. ein
rohes, offenes Boot, von zwei ſpärlich bekleideten
Männern gerudert. Eine halbe Stunde lang tanzten
wir tatſächlich über den See. Alles war friſch und
funkelte, und ich freute mich ſo meines Lebens und
meiner Freiheit, daß ich vor Wonne fang. Miß Leſſing
ſtimmte auch mit ein, und die Ruderer ſchlugen lächelnd
und Beifall nickend den Takt dazu.
Die Berge ragten himmelhoch. Zu ihren Füßen
auf einer kleinen ſichelförmigen Ebene lag das Dork

[ ][  ][ ]

Nummer 93.

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. April 1910.

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mit ſo reinen, weißen Straßen, daß man ſich faſt ſcheute,
ſie zu betreten. Wir hielten vor dem Hauſe Zur weißen
Wolke an, und drei kleine Mädchen nahmen uns die
Schuhe ab und banden uns hübſche Sandalen an. Das
ganze Haus war aus Zedern, Ebenholz und Bambus.
Alles war mit Oel abgerieben, daß es wie Atlas
glänzte. Auf dem Boden lag eine gepolſterte Matte
mit ſchwerſeidener, purpurroter Kante, und in der Ecke
des Zimmers ſtand eine Vaſe voll prächtig aſſortierter
Chryſanthemen, die mir bis an die Schulter reichte.
Alle Zimmer gingen auf eine Veranda, die direkt über
einem brauſenden Waſſerfall hing, und unter uns, zehn
Schritte entfernt, breitete ſich der funkelnde See aus
mit Hunderten von Segelbooten und chineſiſchen
Dſchunken.
Am Nachmittag wanderten wir über die Inſel, be=
ſuchten
die uralten Tempel, lauſchten den geheimnis=
vollen
Klagen der Windglocken, fütterten das Wild und
die Kraniche und tranken all die Schönheit in vollen
Zügen. Ich kam mir wie ein körperloſer Geiſt vor,
der über Jahrhunderte hinweg in dunkle, verſunkene
Zeiten zurückſchreitet. Verſtorbene Seelen ſchienen um
michezu ſein, doch ſie brachten kein Grauen; denn auch
ich war tot. Den ganzen Nachmittag mußte ich mein
Bewußtſein feſthalten, damit es nicht durch die Pforte
dieſes magiſchen Traumes in die Vergeſſenheit ent=
ſchwände
.
Wie Du es erſt genießen und die tiefere Bedeutung
leſen würdeſt, die mir verborgen bleibt! Aber wenn ich
auch nicht philoſophieren kann wie meine kluge Kame=
radin
, ſo kann ich doch empfinden, ſo empfinden, daß
mir die Nerven vor Anſpannung zittern. Lebewohl
für heute! Ich habe die Zeit zu dieſem Brief geſtohlen,
und nun geziemt es mir, zu hetzen.
Den 12. November 1901.
Nach einer langen Weile kann ich wieder einmal ſchrei=
ben
, ich habe nämlich abgewartet, bis ich einen Brief ohne
Stöhnen und Jammern verfaſſen könnte. Denke, ich bin
bis auf den Grund untergetaucht und erſt heute wieder

an die Oberfläche gekommen. Als der Reiz der Neuheir
vorbei war, verſank ich in ein Meer von Heimweh; das
drohte der Kindergartenarbeit ein für allemal ein Ende zu
machen. Aber ich ſchaffte wie toll und war die ganze Zeit
über wie eine jener ziſchenden Raketen, die wild durch die
Luft ſchießen und zuletzt in einem elenden kleinen Knall
erſterben. Bei Tage kann ich es ſchon aushalten, aber
nachts werde ich faſt verrückt davon. Und Du glaubſt gar
nicht, wieviele Frauen ihren Verſtand hier verlieren. Faſt
jedes Jahr muß man ein armes, geiſteskrankes Weſen nach
Hauſe einſchiffen. Du brauchſt Dich jedoch nicht um mich
zu ſorgen; wenn ich genug Verſtand zum Verlieren hätte,
ſo wäre das ſchon längſt geſchehen.
Aber es auszudenken, daß das Ende all meines alten
Ehrgeizes und meines Strebens in der beſcheidenen Arbeit
beſtehen ſoll, dem kleinen Japan die Naſe zu wiſchen!
Wahrſcheinlich glaubſt Du nun, daß ich gern zurück
in den Hafen möchte; aber dem iſt nicht ſo. Ich ſteure
mein kleines Boot erſt recht ins offene Meer hinaus. Viel=
leicht
wird es in tauſend Stücke zerſchellen, vielleicht auch
ſicher wieder heimkehren. Jedenfalls will ich den Troſt
jenes Kuhhirten in Texas haben, der ſagte: Ich habe mein
Kühnſtes gewagt.
Was iſt übrigens aus Jack geworden? Er hätte mich
nicht ſo beim Worte zu nehmen brauchen, daß er mir nie
auch nur einen Gruß ſchickt. Du erwähnteſt, daß er am
Kap geweſen ſei, während Du dort wohnteſt. War er ſo
ungeſellig wie immer? Ich ſehe ihn im Geiſte im Boote
flach auf dem Rücken liegen und Gedichte leſen. Ich haſſe
Gedichte, und wenn er mir ſeine Lieblingsſtellen herzu=
beten
pflegte, ſo machte ich Parodien darauf. Freilich, Du
warſt immer anders. Du pflegteſt mit ihm zu rhapſodieren
nach Herzensluſt.
Gerade jetzt hatte ich eine herrliche Ueberraſchung. Ich
guckte aus dem Fenſter und ſah die Paketpoſt, von einem
Kuli gezogen, in den Hof kommen nud ausgeladen wer=
den
. Ich konnte mir gar nicht erklären, was los ſei, aber
aar bald kam Miß Dixon herein mit beiden Armen voll

Zeitungen, Bilder, Bücher und Briefe. Alles für mich!
Ich tanzte bloß ſo auf und ab vor Freude. Ich glaube,
man wird nie den Wert der Briefe genügſam ſchätzen, bis
man nicht neuntauſend Meilen weit von zu Hauſe fort iſt.
Und ſolche liebe, zärtliche, ermutigende Briefe, wie die
meinen waren! Nun ſetze ich mich aber erſt ordentlich hin
und leſe ſie alle noch einmal durch.
Den 24. November 1901.
Sichere Fahrt nun wieder, Kameradin! In meinem
letzten Briefe, wie ich mich erinnere, blies das Nebelhorn
ziemlich hartnäckig! Die Briefe von zu Hauſe ſetzten mir
wieder den Kopf zurecht. Wenn je ein menſchliches Weſen
mit guten Verwandten und Freunden geſegnet war, ſo
iſt’s mein unwürdiges Ich.
Die vergangene Woche war ungewöhnlich aufregend.
Zuerſt hatten wir eine Hochzeit vor. Weil die Braut in
unſerer Schule erzogen worden iſt, nahmen wir alle teil.
Vor einiger Zeit kam der Vermittler, der alles arrangieren
muß, zu ihrem Vater und ſagte ihm, daß ein junger Lehrer
in der Staatsſchule ſeine Tochter heiraten möchte. Der
Vater ohne das Mädchen zu fragen orientierte ſich
über des Bewerbers Stellung, und da ihn alles befriedigte,
ſagte er ja. Darauf teilte man der kleinen Otoya mit, daß
ſie verheiratet werden würde, und nun wurde Ser Auser=
wählte
eingeladen. Ich brannte vor Neugier auf das,
was geſchehen würde, aber das Zuſammentreffen fand
hinter geſchloſſenen Türen ſtatt. Otoya erzählte mir ſpäter,
daß ſie den jungen Mann nie vorher geſehen habe. Sie
verneigten ſich dreimal gegeneinander, dann bediente ſie
ihn mit Tee, während ihre Eltern mit ihm redeten. Haſt
Du denn gar nicht mit ihm geſprochen? fragte ich. Sie
blickte mich entſetzt an: Nein, das wäre ſehr unanſtändig.
Aber Du haſt ihn Dir gewiß genau angeſehen, fuhr ich
fort. Sie ſchüttelte den Kopf: Das wäre eine Schande
geweſen. Das war vor drei Monaten, und ſie hat ihn
nicht wiedergeſehen, bis letzten Montag, wo die Hochzeit
ſtattfand.
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Nummer 93.

Verſteigerung von Altmaterial.
Dienstag, den 26. I. Mts., vormittags
11 Uhr, wird auf dem früher Rahn’ſchen
Zimmerplatz an der Fuchsſtraße eine An=
zahl
eiſerner Fenſter, Säulen, ein Waſſer=
vorwärmer
, ein eiſernes Tor und ein Gas=
herd
öffentlich meiſtbietend verſteigert.
Darmſtadt, den 19. April 1910.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
8719fs)
J. V.: Jaeger.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. April 1910.

Bekanntmachung.
Freitag, den 3. Juni I. Js.,
vormittags 10 Uhr,
ſollen die zum Nachlaß der Martin Fuchs
Eheleuten dahier zugehörigen Grundſtücke:
Flur Nr. qm
20 1837 Acker am Grohberg
20
744 Acker daſelbſt,
20
1287 Acker daſelbſt,
2
1875 Acker im tiefen See,
zwecks Auseinanderſetzung in unſeremBureau
zwangsweiſe verſteigert werden. (K145/09
Darmſtadt, den 19. April 1910.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller.
(L.8704,67

20

Verſteigerung vonWegbau=Arbeiten.
(Stadtwald.)
Samstag, den 23. I. M., morgens
9 Uhr, werden Herſtellungsarbeiten an
Gräben und Banketten der Teich= und
Neu=Schneiſe in zwei Loſen verſteigert.
Zuſammenkunft an der Kreuzung von
Dieburger Straße und Teichſchneiſe.
Großh. Oberförſterei Darmſtadt.
Kullmann. (8510mf

Sorderungen an den Nachlaß des zu
* Darmſtadt verſtorbenen Privatiers

Ludwig Molter ſind bei Meidung der
Nichtberückſichtigung bei dem Unterzeichneten
bis ſpäteſtens den 15. Mai 1910 unter
Beifügung einer ſpezifizierten Rechnung
ſchriftlich anzumelden.
8517mdf
Darmſtadt, 19. April 1910.
Der Nachlaßverwalter
Rechtsanwalt Sartorius,
Saalbauſtraße 9.

(6958a
Andrmnigoſchen
erledigt Hessisches Bureau, Darmstadt, Kirchst

Nächste Verlosungen:
Mainzer Pferde=Lotterie, Ziehung
am 23. April, das Los Mk. 1.
Mannheimer Maimarkt=Lotterie,
Ziehung am 4. Mai, das Los Mk. 1.,
Darmſtädter Pferde=Lotterie,
Ziehung am 11. Mai, das Los Mk. 1.
Alzeyer Pferde=Lotterie, Ziehung
am 13. Mai, das Los Mk. 1.
Darmſtädter Schloßfreiheits=
Lotterie, Ziehung am 7 Juni, das
Los Mk. 1.
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Näheres Expedition.

Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde.
In polizeilicher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Schulzengaſſe Nr. 3 be=
ſinden
ſich: 1 ſchott. Schäferhund, 1 Pinſcher, 1 Kriegshund.
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 1. Polizei=Revier ausgelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werk=
tag
, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.

Seite 11.

Bekanntmachung
betreffend die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe in der Haupt= und Reſidenzſtadt
Darmſtadt.
Da aus Anlaß der Meſſe am Sonntag, den 24. April 1910, für die Stadt
ein geſteigerter örtlicher Geſchäftsverkehr zu erwarten iſt, wird hiermit auf Grund des
§ 105 b Abſatz 2 der Reichsgewerbeordnung und des § 37 der Ausführungsanweiſung
für dieſen Tag die Offenhaltung ſämtlicher offenen Verkaufsſtellen einſchließlich der
Verkaufsſtände der Meſſe in der Zeit von 11 Uhr vormittags bis 7 Uhr abends
zugelaſſen.
Während dieſer Stunden iſt die Beſchäftigung von Gehilfen, Lehrlingen und
Arbeitern in allen offenen Verkaufsſtellen geſtattet.
Darmſtadt, den 16. April 1910.
(8564mdf
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Kranzbühler.

Bekanntmachung.
Im Intereſſe des ungehinderten Fußgängerverkehrs auf den Fußſteigen iſt
das Befahren der Fußſteige mit Fuhrwerken jeder Art (auch Handwagen) bei
Strafe verboten. Ausgenommen von dieſem Verbote iſt, ſoweit hierdurch der Fuß=
gängerverkehr
nicht gehindert wird, die Beförderung von Kindern in Kinderwagen und
von Kranken in Krankenwagen (Fahrſtühlen), jedenfalls dürfen niemals 2 Kinder=
oder
Krankenwagen gleichzeitig nebeneinander auf dem Fußſteig aufgeſtellt oder
fortbewegt werden.
Die Schutzmannſchaft iſt zur Ueberwachung angewieſen und wird namentlich
gegen das die Fußgänger in hohem Grade gefährdende Abwärtsfahren der Kinder
mit Sportwagen u. dergl. auf den Fußſteigen ſteiler Straßen einſchreiten.
Darmſtadt, den 19. April 1910.
(8617df
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Dr. Kranzbühler.

Warnung
vor dem unlauteren Geſchäftsgebahren von Serienlosgeſellſchaften.
Schon wiederholt iſt vor dem unlauteren Geſchäftsgebahren zahlreicher in= und
ausländiſcher, beſonders niederländiſcher und däniſcher Unternehmern, ſog. Serienlos=
Spielgeſellſchaften, gewarnt worden.
Das Weſen dieſer Unternehmern beſteht darin, daß der Unternehmer einen Anteil
an Serienloſen oder die Ausſicht auf den Gewinn aus einer größeren oder kleineren
Anzahl ſolcher Loſe verkauft und die Zahlung des Kaufpreiſes in der Regel in Raten
erfolgen kann.
Der Betrieb ſolcher Geſchäfte iſt ſtrafbar. Denn handelt es ſich um den
Verkauf von Gewinnausſichten, ſo iſt dies als öffentliche Veranſtaltung einer Lotterie
ohne obrigkeitliche Erlaubnis anzuſehen (§ 286 des R.=Str.=Geſ.=B.) und werden
Losanteile gegen Teilzahlungen verkauft, ſo liegt ein Vergehen gegen §7 des Reichs=
geſetzes
, betreffend die Abzahlungsgeſchäfte, vom 16. Mai 1894 (R. Geſ.=Bl., S.
450) vor. Der gewerbsmäßige Verkauf von Losanteilen wird aber auch in der Regel
gegen das Großherzoglich Heſſiſche Geſetz, betreffend den Handel mit Anteilen
und Abſchnitten von Loſen zu Lotterien und Ausſpielungen, vom 11. April 1896
(Reg.=Bl. S. 47) verſtoßen.
Es kommt ferner das Großherzoglich Heſſiſche Geſetz vom 14. Februar 1906
(Reg.=Bl. S. 45) in Betracht, wonach das Spielen in außerheſſiſchen Lotterien, die
nicht mit ſtaatlicher Genehmigung im Großherzogtum zugelaſſen ſind, bei Geld=
ſtrafe
bis zu 600 Mark im Großherzogtum Heſſen verboten iſt.
Wenn hiernach einerſeits derjenige, der einer derartigen Serienlosgeſellſchaft bei=
tritt
, nicht nur hierdurch ſich an dem ſtrafbaren Tun des Unternehmers beteiligt, ſon=
dern
in den meiſten Fällen (ſofern es ſich nicht ausſchließlich um im Großherzogtum
Heſſen zugelaſſene Lotterie=Loſe handelt) ſelbſt eine mit empfindlicher Strafe bedrohte
Handlung begeht, ſo iſt andererſeits hiermit für ihn in den meiſten Fällen auch eine
erhebliche Vermögensſchädigung verbunden, wie ſich aus nachſtehendem ergibt.
Die Serienlosgeſellſchaften beruhen faſt ohne Ausnahme auf ſchwindel=
hafter
Grundlage. Die Beitrittseinladungen laſſen die Natur des Geſchäfts und die
den Teilnehmern zuſtehenden Rechte nicht klar erkennen. Das Publikum wird durch
die Anpreiſung, daß jedes Los gewinnt und Nieten nicht exiſtieren, ſowie durch die
fettgedruckten Geſamtbeträge der Gewinne angelockt. Dabei iſt meiſt nicht bekannt und
kann auch aus den Ankündigungen gar nicht erſehen werden, daß die Zahl der Teil=
nehmer
an den fraglichen Geſellſchaften unbeſchränkt iſt, die Summe der einzelnen Bei=
träge
den von dem Unternehmer gezahlten Kaufpreis der Loſe um ein vielfaches über=
ſteigen
und daß deshalb der auf den Teilnehmer entfallende Gewinnbetrag faſt aus=
nahmslos
nur einen verſchwindenden Teil der Geſamtſumme der gezahlten Beiträge
ausmachen wird. Dazu beſteht nicht einmal die Gewähr, daß der Unternehmer ſich im
Beſitze der Loſe befindet, an denen dieTeilnehmereinen Anteil erwerben ſollen. Zweifel
der letzt erwähnten Art ſind namentlich hinſichtlich der ausländiſchen Unternehmer ge=
rechtfertigt
, welche das Geſchäft in Deutſchland betreiben oder durch Agenten betreiben
laſſen.
Wir ſehen uns veranlaßt, auf dieſe Geſichtspunkte wiederholt hinzuweiſen, da
trotz häufiger Warnungen in der Preſſe, trotz zahlreicher Beſtrafungen von Unter=
nehmern
derartiger Spielgeſellſchaften, trotz der traurigen Erfahrungen vieler Spieler
ſich immer noch Leute finden, die auf die verlockenden Anerbieten dieſer klugen Geſchäfts=
unternehmer
hereinfallen, namentlich wenn dieſe unter einer hochtrabenden Firma wie
Internationale Vereinsbank, Nationale Renten= und Kreditbank oder dergl. auftreten.
Aus den angegebenen Gründen warnen wir auch davor, den in letzter Zeit hieſigen
Einwohnern zugegangenen Aufforderungen ausländiſcher Bankfirmen zu folgen und
als Vertreter dieſer Firmen Teilnehmer für Serienlosgeſellſchaften zu werben.
Da ſowohl der Handel mit Losanteilen in der fingierten Form des Geſellſchafts=
ſpiels
als auch deſſen Unterſtützung ſeitens der Zeitungen durch Aufnahme von An=
zeigen
und Proſpekten ſtrafbar iſt, erſcheint es im Intereſſe der Allgemeinheit ratſam,
die Aufnahme derartiger Reklamen ſowie die Verbreitung ſolcher Proſpekte abzulehnen.
Darmſtadt, 19. April 1910.

Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
(8618df
Dr. Kranzbühler.


Bekanntmachung.
Gemäß § 70 des Gewerbe=Gerichts=Geſetzes geben wir hiermit bekannt, daß in
der Sitzung des Einigungsamtes beim Gewerbegericht Darmſtadt vom 18. April 1910
in Sachen des Zentralverbandes Deutſcher Brauereiarbeiter, Zweigverein Darmſtadt,
einerſeits und der Firma J. Diſchinger dahier, andrerſeits folgende Vereinbarung zu
Stande gekommen iſt.
Herr Philipp Appfel erklärt namens der Firma J. Diſchinger hier, folgendes:
1. Die Firma wird in den ihren Arbeitern zu gewährenden Urlaub künftig
Feiertage ebenſowenig wie Sonntage einrechnen. Den beiden Arbeitern, denen
in dieſem Jahre Feiertage als Urlaubstage angerechnet worden ſind, wird für
die darauf entfallene Zeit ein Urlaub an einem Werktage nachgewährt werden.
2. Die Firma wird von heute ab bis zum 1. Juni 1910 keine Entlaſſung oder
Feierſchicht in ihrem Betrieb eintreten laſſen.
3. Die Firma iſt bereit, die Ziffer 2 der Bekanntmachung des Einigungsamtes
Darmſtadt vom 20. Januar 1909 entſprechend auf Feierſchichten anzuwenden
ſofern nicht ſachliche Gründe ein anderes Verfahren rechtfertigen.
Die Antragſteller ſind unter Verzicht auf weitergehende Anſprüche mit dieſen
Erklärungen einverſtanden.
Darmſtadt, den 18. April 1910.
Das Einigungsamt des Gewerbegerichts Darmſtadt.
Die Vertrauensmanner: J. Weber, Konr. Haury, Aug. Stork, Ph. Hallſtein.
Der Vertreter des Arbeitgebers: J. Diſchinger.
Die Vertreter der Arbeitnehmer: Johs. Böhm, Joſeph Fiſch.
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Seite 12.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. April 1910.

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[ ][  ][ ]

Seite 14.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. April 1910.

Sport.

Fechten. Vorſtand und Ausſchuß des Ver=
bandes
mittelrheiniſcher Fechtklubs werden am näch=
ſten
Sonntag, den 24. April, zu ihrer erſten diesjähri=
gen
Sitzung in Darmſtadt (Hotel Heß) zuſammen=
treten
. Auf der Tagesordnung ſtehen innere Organi=
ſationsfragen
, Satzungsänderungen und das aus An=
laß
der Ausſtellung für Sport und Spiel in Frank=
furt
a. M. ſtattfindende große internationale Fecht=
turnier
(vom 26. Mai bis 2. Juni). Am Sonntag vor=
mittag
findet ein Aſſautfechten im Fechtſaale des
Darmſtädter Fecht=Klubs (Hotel Heß) ſtatt, an welchem
ſich auswärtige Fechter beteiligen werden.
Rg. Bei den Berliner Ringkämpfen im
Palaſt=Theater ſiegte am letzten Abend Otto Meyer=
Ludwigshafen in 7 Min. 7 Sek. über Schill=Berlin,
ferner warf Markuſſen=Dänemark den Berliner Hoff=
mann
in 24 Min. 3 Sek. und Schwarz=München im
Entſcheidungskampf den Deutſchamerikaner bereits nach
1 Min. 6 Sek.

Luftſchiffahrt.

sr. Das Internationale Flugmeeting
in Nizza nahm am fünften Tage einen außerordent=
lich
intereſſanten Verlauf, da ſtets gleichzeitig mehrere
Aviatiker die Bahn umkreiſten und ſich gegenſeitig
überholten. In dem Wettbewerb um den Totaldiſtanz=
Preis ſiegte Efimoff auf Farman mit 155,5 Kilo=
meter
. Die Nächſtplazierten waren Van den Born
(Farman) mit 110 Kilometer, Latham (Antoinette)
mit 70 Kilometer, Rolls (Wright) mit 65 Kilometer,
Olieslagers (Bleriot) mit 58 Kilometer, Duray mit
11,5 Kilometer und Grade mit 7,5 Kilometer. Den
Paſſagier=Preis gewann Van den Born, der 65,7 Kilo=
meter
in 1 Std. 10 Min. 22 Sek. zurücklegte. Efimoff
abſolvierte 58,5 Kilometer in 1 Std. 18 Min. 51 Set.
Den Startpreis gewann wiederum Efimoff, und den
Geſchwindigkeitspreis Latham mit 5 Min. 47 Sek. für
6 Kilometer. Duray gebrauchte 6 Min. 5 Sek. Der
Deutſche Grade erlitt einen Unfall, der glücklicher=
weiſe
ohne ernſte Folgen verlief. Er wollte aus einer
Höhe von zirka 100 Metern nahe der Preſſetribüne
landen, da der Platz indes von Zuſchauern beſetzt war,
mußte er dem unvorhergeſehenen Hindernis durch eine
ſcharfe Biegung ausweichen. Der Apparat kam dadurch
aus dem Gleichgewicht und ſtürzte in den Var=Fluß.
Während Grade ſelbſt unverletzt blieb, wurde ſein
Apparat leicht beſchädigt.
Die Ueberlandflüge des Aviatikers
Paulhan nahmen ihren Fortgang. Der Farman=
Flieger ſtartete von ſeinem letzten Landungsplätze
Arcis ſur Aube aus vormittags, erhob ſich ſchnell bis
zu 700 Meter Höhe und landete um 12 Uhr 20 Min. in
dem Aviatikerlager von Mourmelon de Grand. Trotz
ungünſtiger Witterungsverhältniſſe abſolvierte Paul=
han
auch dieſe Etappe ohne jeden Zwiſchenfall.
Ein ſchwerer Sturz eines deutſchen
Aviatikers wird aus Minden i. Weſtf. gemeldet.
Dort ſtürzte der Aviatiker Schlüter, ein Schüler des
belgiſchen Aviatikers Baron de Caters mit ſeinem
Zweidecker ab. Er erlitt ſchwere Kopfverletzungen und
einen Armbruch. Der Apparat wurde völlig zer=
trümmert
.
Um den Lanzpreis der Lüfte, den im vorigen
Jahre der Aviatiker Hans Grade gewann, beabſich=
tigen
ſich jetzt mehrere deutſche Aviatiker zu bewerben.
Behrends will in den nächſten Tagen in Johannistal
mit einem Schultze=Herfort=Apparat den Verſuch unter=

nehmen, den Lanzpreis zu gewinnen. Die Bedingun=
gen
ſind die gleichen wie im Vorjahre, jedoch iſt der
Preis von 40000 Mark auf 7000 Mark reduziert wor=
den
. Weitere Bewerber um den Lanzpreis ſind Dorner
und Jeannin.
Vermiſchtes.
**: Der Kampf gegen den Alkohol im Altertum. Daß
der Alkoholismus nicht nur eine Geißel der modernen
Menſchheit iſt, weiſt die Zeitſchrift L’Höllénisme, an=
knüpfend
an die letzten Kongreſſe zur Bekämpfung des Al=
koholismus
, an einer Reihe von Tatſachen nach. Plato,
Ariſtoteles, Plutarch und auch Anakreon beſchäftigen ſich
in ihren Schriften mit den Gefahren des Uebermaßes beim
Weingenuſſe. Beſonders Plutarch ſpricht wie ein moder=
ner
Sachverſtändiger ganz ausführlich von der Degene=
ration
der Kinder von gewohnheitsmäßigen Trinkern. Mit
ſchweren Strafen ſuchte man im alten Athen die Gefahren
der Trunkſucht zu bekämpfen. Drake bedrohte die Trun=
kenheit
mit der Todesſtrafe wollte man in der modernen
Geſellſchaft dieſelbe Strenge anwenden, man müßte Tau=
ſende
von Henkern bei jedem einzelnen Volke anſtellen.
Auch Solon verhängte, wenn er auch nicht ſo weit ging,
ſchwere Strafen über die Trunkenbolde, namentlich unter
den Beamten. Eines ſeiner Geſetze verbot es, bei den
öffentlichen Banketten reinen Wein vorzuſetzen; der Wein
mußte vielmehr reichlich mit Waſſer getauft ſein. Ein an=
deres
merkwürdiges Geſetz, das gewiß auch heute noch den
Weinhändlern und Wirten die größte Freude machen
würde, belegte die Händler mit Strafe, wenn ſie reinen
Wein verkauften; auch ſie mußten ihrer Ware reichlich
Waſſer zuſetzen. Dabei iſt es bemerkenswert, daß die Ge=
ſetze
Solons denen, die in der Trunkenheit ein Verbrechen
begangen hatten, keineswegs eine Strafmilderung zubil=
ligten
, weil ſie bei der Ausübung der Tat nicht bei vollem
Bewußtſein geweſen wären; im Gegenteil erklärte Ariſto=
teles
ſpäter den trunkenen Verbrecher für doppelt ſchuldig,
erſtens, weil er ſich betrunken hätte, und zweitens wegen
ſeiner Tat. Ein anderes Abſchreckungsmittel wandte
Lykurg, der Geſetzgeber der Spartaner, an: um ſeinem
Volke die Trunkenheit möglichſt verächtlich zu machen,
zeigte er ihnen trunkene Heloten.
Eine Statue des Urmenſchen. Der ame=
rikaniſche
Profeſſor Richard Swann Lull vom Peabody
Muſeum in Yale hat den intereſſanten Verſuch gemacht,
den Typus des Urmenſchen, der während der paläolithi=
ſchen
Periode in Europa lebte, in einem Standbild und in
Lebensgröße zu rekonſtruieren. Ueber ſeine Anſchauung
von dem Ausſehen dieſes Urmenſchen und die Grundſätze,
die ihn bei der plaſtiſchen Nachbildung geleitet, ſpricht der
Gelehrte in Knowledge and Scientific News: Das
Modell iſt hauptſächlich auf Grund jenes Fundes herge=
ſtellt
, den man als den Mann von Spy Nr. 1 bezeichnet.
Auch die Ueberreſte des Menſchen, der zu Krapina in Kroa=
tien
1906 gefunden wurde, ſind ausgiebig verwendet und
haben wichtige Maße gegeben . . . Nach meiner Vorſtel=
lung
war der Homo primigenius ein Menſch von geringer
Körpergröße, nur etwa 5 Fuß 3 Zoll groß, aber von ge=
waltiger
phyſiſcher Kraft, wie die Stärke ſeiner Knochen
und beſonders der Gelenke beweiſt. Der dicke Bauch der
höher entwickelten Menſchenaffen, die faſt ausſchließlich
Pflanzenfreſſer ſind, fehlt; an ſeine Stelle tritt eine ſcharf
herausgearbeitete athletiſche Form des Rumpfes, wie man
ſie bei den typiſchen nordamerikaniſchen Indianern beob=
achten
kann, deren Ernährungsbedingungen nach meiner
Anſicht ziemlich dieſelben waren. Wir haben genügende
Sicherheit für die Tatſache, daß der paläolithiſche Menſch
ein geſchickter Jäger war, denn Ueberreſte von mannig=
fachen
Tieren, die er für ſeine Nahrung erſchlagen hatte,

Nummer 93.
wurden mit ſeinen eigenen Ueberreſten zuſammen gefun=
den
. Große Kräfte ſind beſonders in dem oberen Teil des
Leibes und in den Armen ausgedrückt, durch die der Ur=
menſch
für das Fehlen geeigneter Werkzeuge und Waffen
entſchädigt wurde. Die Knie ſind etwas eingebogen, wie
die gekrümmten Schenkelknochen erkennen laſſen würden;
wahrſcheinlich waren ſie es noch mehr, als in der Statue
angegeben iſt. Der Gang iſt nur teilweiſe aufrecht, denn
die einwärts gebogenen Linien des Rückgrats, die für den
heutigen Menſchen ſo charakteriſtiſch ſind, waren bei ihm
nur ſchwach entwickelt, wie es ſich noch heute bei kleinen
Kindern und bei ſehr alten Leuten erkennen läßt. Der
Unterſchenkel iſt verhältnismäßig kurz, wie bei gewiſſen
noch jetzt lebenden Raſſen, und die große Zehe etwas ab=, wenngleich die affenähnliche Gegenüberſtellung
längſt verſchwunden iſt. Der Kopf zeigt die hervortreten=
den
Wülſte über den tiefliegenden Augen, die niedrige,
flache Stirn den breiten Wulſt auf der Naſe und die etwas
vorſtehenden Backenknochen. Die untere Kinnlave iſt mäch=
tig
ausgebildet und hat noch nicht das charakteriſtiſche her=
vorſpringende
Kinn des heutigen Menſchen. Die Linien
der Kinnlade ſind genau nach dem Funde von Kravina
hergeſtellt. Aller Wahrſcheinlichkeit nach war der Urmenſch
mehr behaart, als es das Modell anzeigt, denn er hatte
wenig oder gar keine Kleidung und das Klima war ſtreng.
Ich habe jedoch abſichtlich davon Abſtand genommen, die
ſtarke Behaarung mehr anzudeuten, um nicht dadurch die
Körperformen zu verbergen. Die Statue des Urmenſchen
hält in der linken Hand die Kinnlade eines Höhlenbären,
während die rechte Hand ein rohes Steingerät umſchließt,
durch das der kulturelle Standpunkt dieſer Raſſe ange=
deutet
werden ſoll. Der Menſchentypus, den Lull dar=
ſtellt
, hat nach ſeiner Anſicht vor 100000 bis 200000 Jahren
in der ſpäten Eiszeit in Höhlen gelebt. Aehnlichkeiten mit
dieſem Typus laſſen ſich noch heute bei den niedrigſt ſtehen=
den
Menſchenraſſen auffinden.

Der Liſcher mit dem großen Dorſch
auf dem Rücken
iſt das Garantiezeichen für die echte
Scotts Emulſion,
und nur dieſe iſt nach dem Scottſchen Ver=
fahren
hergeſtellt. Da es aber viele mehr
oder weniger minderwertige
Nachahmungen gibt, deren
Verpackung der echten Scotts
Emulſion täuſchend ähnlich
nachgemacht wird, ſo achte
man beim Einkauf genau auf
unſere Fiſcher=Schutzmarke
Nur echt mit dieſer
Marke-demFiſcher
dem Garantie und weiſe alle dieſe Nach=
zeichen
des Scott=
ſchen
Verfahrens!
ahmungen zurück.
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Nummer 93.

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24. April bis 1. Mai

Ganz besonders
sind von dem dieswöchentlichen
neuen Programm (von Freitag,
22. bis inkl. Dienstag, 26. April)
nachstehende Sujets als
grossartige Schlager
hervorzuheben.

1. Ein treues
Indianerherz
Spannendes Indianerdrama.
Dargestellt von berühmten Schau-
spielern
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Florentinische
Ostern
Szenen aus dem 16. Jahrhundert.
Personen:
Cecilia . . . Mme. Renée Carle
Gillio . . . . Mme. Jeanne Laurent
Lorenzino . Mme. Christiane
Mendelys
Ort der Handlung: Florenz.

3.

Der Weg zum
Herzen

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Seite 15,

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und WlENER NACHTLicHT:

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Heute 22. April

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Daunen
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Telephon 1601 (B8738) Karlstr. 103.

wird in liebevolle Pflege ge=
Kind nommen
(*10113fs
Nieder=Ramſtadt, Ober=Ramſtädterſtr. 58.

(*10153
W. A.
Brief erhalten, beſten Dank.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, den 22. April 1910.
161. Abonnements=Vorſtellung.
Abonnement C 41.
Gaſtdarſtellung des Königl. Württemberg.
Kammerſängers Herrn Oskar Bolz vom
Hoftheater in Stuttgart.
Triſtan und Iſolde.
Handlung in 3 Aufzügen
von Richard Wagner.
Muſikal. Leit.: Hofkapellm. Hofrat de Haan.
Szeniſche Leitung: Oberregiſſeur Valdek.
Perſonen:
* 4
Triſtan
. . Hr. Stephani
König Marke

Iſolde
Kurwenal .
Melot
Brangäne . . . . .
Ein Hirt .
Ein Steuermann . .
Ein junger Seemann

Fr. Morny
Hr. Weber
Hr. Kretſchmer
Frl. Geyersbach
Hr. de Leeuwe
Hr. Hönel
Hr. H. Hacker

** Triſtan . . Herr Oskar Bolz.
Nach dem 1. und 2. Aufzuge findet je eine
längere Pauſe katt.
Preiſe der Plätze:
Proſzeniumsloge 6 Mk., Fremdenloge 6 Mk.,
Balkonloge 5 Mk., 1. Rang 4.50 Mk., 2. Rang
(1. bis 6. Reihe) 2.50 Mk., (7. und 8. Reihe,
2. Mk., Sperrſitz (1. bis 13. Reihe) 4. Mk.)
(14. bis 20. Reihe) 3.20 Mk., Parterre (1. bis
(5. Reihe) 2.70 Mk., (6. bis 8. Reihe) 2.20 Mk.,
1. Galerie 1.20 Mk., 2. Galerie 60 Pfg.
Anfang 6 Uhr. Ende nach 10½ Uhr.
Kartenverkauf von 111 Uhr und von
5 Uhr an.
Anfang des zweiten Aufzuges 7¾ Uhr.
Anfang des dritten Aufzuges 9½ Uhr.
Vorverkauf
von 11 bis 1 Uhr für die Vorſtellungen:
Samstag, 23. April. Außer Abonnement.
Schüler= und Volks=Vorſtellung zu er=
mäßigten
Preiſen: Zum Beſten der Wohl=
fahrtskaſſen
des Deutſchen Bühnenvereins.
Die Nibelungen. Anfang 7 Uhr.
(Vergl. beſondere Anzeige.)
Sonntag, 24. April. 162. Ab.=Vorſtell.
D 41. Der Graf von Luxemburg.
Große Preiſe. Anfang 7 Uhr.
Montag, 25. April. 163. Ab.=Vorſtell.
A 41. Der dunkle Punkt. Große
Preiſe. Anfang 7 Uhr.

Aus dem Spielplan.
Dienstag, 26. April. 164. Ab.=Vorſtell.
B 41. -La Traviata. Große Preiſe.
Anfang 7 Uhr.

Schiffsbericht.
Mitgeteilt von dem Vertreter Herrn Adolf=
Rady, Darmſtadt, Zimmerſtraße 1.
Hamburg=Amerika=Linie.
Dampfer Dacia‟, 19. April in Rio Grande
do Sul. Dampfer Ypiranga, 19. April
6 Uhr morgens in Buenos Aires.

[ ][  ]

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 22. April 1910.

Nummer 93.

Seite 16.

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Zu der Mittwoch, den 27. April ds. Js., nachmittags 4 Uhr im Reſtaurant
Kaisersaal (Grafenſtraße) ſtattfindende
Ordentliche Unliglieder-versammlung
beehren wir uns ergebenſt einzuladen.
Tagesordnung: 1. Abnahme und Genehmigung der Jahresrechnung, Wahl
des Vorſtandes, 3. Wahl von zwei Rechnungsprüfern für das laufende Geſchäftsjahr.
Darmſtadt, den 19. April 1910.
Verein Walderholungsſtätte
Langenbach, 1. Vorſitzender.
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Sonntag, den 24. April, nachm. 5 Uhr, im Concordiaſaale,
Waldſtraße 33
unter Leitung des Gr. Muſikdirektors Herrn M. Klaſſert und
unter gütiger Mitwirkung des Gr. Kammerſängers Herrn G.
Weber, des Kirchengeſangvereins St. Ludwig und anderer
künſtleriſcher Kräfte.
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