Darmstädter Tagblatt 1910


18. Januar 1910

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173. Jahrgang
monatl. 50 Pfg., viertelj. 1.50 Mk., aus=
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kommt jeder Annoncenrabatt in Wegfall.
Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.

Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

Die chriſtlichen Gewerkſchaften im Jahre 1909.

Man ſchreibt uns: Nach einer Mitteilung des
Zentralblattes der chriſtlichen Gewerkſchaftei
haben dieſe im verfloſſenen Jahre ihren Mitgliederbeſtand
um etwa 15000 vermehrt. Das Zentralblatt fügt ſei=
ner
Mitteilung im Hinblick auf die überaus heftigen An=
griffe
, die im vorigen Jahre im Anſchluß an die Finanz=
reform
von der Sozialdemokratie gegen die chriſtlichen
Gewerkſchaften gerichtet worden ſind, folgendes hinzu:
Damit wurde erneut der Nachweis erbracht, daß die
chriſtlichen Gewerkſchaften unter der chriſtlich geſinnten Ar=
beiterbevölkerung
bereits ſo tiefe Wurzeln gefaßt, daß ſie
ſelbſt dem ſtärkſten ſozialdemokratiſchen Anſturm zu trotzen
vermögen.
Nach einer vorläufigen Berechnung der ſozialdemokra=
tiſchen
Gewerkſchaftsleitung haben ſich die ſozialdemo=
kratiſchen
Gewerkſchaften im vergangenen Jahre
nur um 13500 Mitglieder vermehrt. Verhältnismäßig
ſchneiden daher die chriſtlichen Gewerkſchaften bei einem
Zuwachs von rund 15000 Mitgliedern für das Jahr 1909
weſentlich beſſer ab, als die ſozialdemokratiſchen Ver=
bände
.

Die Wahlen in England.

** Das Reſultat des erſten Wahltages
(Samstag) iſt bereits mitgeteilt. Die Unioniſten gewan=
nen
18, die Liberalen 3 Sitze, ſo daß der Verluſt der Re=
gierung
15 beträgt. Wenn das Verhältnis des erſten
Tages beſtehen bleibt, ſo genügt der konſervative Zuwachs
längſt nicht, die Regierung zu ſtürzen. Es beſteht aber
auf liberaler Seite begründete Hoffnung, daß an den fol=
genden
Tagen und mit dem Eingreifen von Schottland
ihre Ausſichten noch beſſere werden. In London gewannen
die Unioniſten 3 Mandate. Die bisher gewählten Libe=
ralen
erhielten bedeutend geringere Mehrheiten als bei
den letzten Wahlen. Das unioniſtiſche Blatt Standard
hatte für die Unioniſten einen Gewinn von 10 Sitzen auf
Koſten der Liberalen in London vorausgeſagt. Der
Daily Telegraph war weniger optimiſtiſch, er hatte nur
mit dem Gewinn von 6 Sitzen gerechnet. Es ſind jedoch
nur 3 Sitze gewonnen worden. Dies bedeutet für die
Unioniſten einen empfindlichen Mißerfolg.
Ein ähnlicher Mißerfolg iſt für die Unioniſten in Grimsby
zu verzeichnen, wo der unioniſtiſche Kandidat einer der
Hauptbefürworter der Zolltarifreform geweſen iſt. Da=
gegen
haben die Unioniſten bedeutende Gewinne in den
mittleren und weſtlichen Bezirken zu verzeichnen, obgleich
es ihnen nicht gelungen iſt, in der Grafſchaft Lancaſhire
Fortſchritte zu machen.
Für die Wahlen am erſten Tage waren von den Kon=
ſervativen
15000 Automobile, von den Liberalen
12000 für ihre Sache zur Verfügung geſtellt worden. Her=
vorzuheben
iſt, daß dieſe Automobile ihren Kandidaten
unentgeltlich zur Verfügung geſtellt werden mußten, weil
das Wahlgeſetz nicht geſtattet, für derartige Zwecke Geld
auszugeben. Wegen der großen Anzahl von Wahlauto=
mobilen
haben die diesmaligen Wahlen vom Publikum
bereits den Spottnamen Motorcoach=Wahlen erhalten.
Sämtliche Blätter kommentieren das Ergebnis des
erſten Wahltages. Die Mehrzahl ſtellt feſt, daß, wie er=
wartet
, die Liberalen ziemlich ihre Stellung behauptet
haben, wenn auch unter Einbuße zahlreicher Stimmen in
mehreren Bezirken. Die Unioniſten gewannen zirka
14000 Stimmen, während die Liberalen nur eine Zu=
nahme
von 400 Stimmen zu verzeichnen haben. Das kon=
ſervative
Blatt Obſerver weiſt darauf hin, daß die Unio=
niſten
die abſolute Mehrheit nicht erlangt haben können,
weil die ſozialiſtiſche Strömung noch zu heftig iſt. Das
Blatt fügt hinzu, daß die Unioniſten die Taktik vom Jahre
1832 erneuern werden, indem ſie die Wahl von Liberalen
durch eine ganze Reihe von Wahlgängen zu hintertreiben
ſuchen werden. Die konſervative Sunday Times ſchreibt:
Es iſt zuzugeben, daß die Reſultate des erſten Tages
für die Unioniſten ziemlich enttäuſchend ſind, die auf
die Wahl einer ſtarken konſervativen Majorität gehofft
hatten. Es iſt natürlich viel zu früh, die Hoffnung auf=
zugeben
; aber es ſcheint nicht, daß die in dieſen Wahlen
angewendeten Dampfhammer=Methoden zum Siege führen
werden. Die Parteiführer haben es nicht vermocht, den
Sieg zu organiſieren.

Die kretiſche Frage.

* Nachdem eine Zeitlang die Beziehungen zwiſchen
dem Osmanenreich und der kretiſchen Regierung ſich ganz
leidlich angelaſſen hatten, ſpitzt ſich gegenwärtig die Lage
wieder zu. Der unmittelbare Anlaß hierzu war der Treu=
eid
, den die Regierung der Minosinſel dem König Georg
von Griechenland jüngſt geleiſtet hat. Daß die Türkei feſt
entſchloſſen iſt, den Beſitz der für ſie von taktiſch= ſtrategi=
ſchem
wie völkerpſychologiſchem Standpunkt ſo wichtigen
Inſel erforderlichenfalls mit der ultima ratio zu wahren,
iſt aus ihrem ganzen bisherigen Verhalten bereits hervor=
gegangen
. Wie von gut unterrichteter Seite gemeldet wird,
ſchickt ſich die Türkei jetzt endgültig an, eine Re=
gelung
dieſer langwierigen Angelegenheit in türkiſchem
Sinne herbeizuführen. Die fieberhafte Tätigkeit im
Kriegsminiſterium, ſowie nochmalige große Waffen=
beſtellungen
geben hiervon Zeugnis. Die bereits be=
richtete
Drahtmeldung, daß die Pforte 12000 Mann
zur Abſendung nach Kreta bereit hält, entſpricht
den Tatſachen. Man trägt aber außerdem durch Bereit=
ſtellung
von Reſerven dem Fall Rechnung, daß noch grö=
ßere
Truppenſendungen nötig werden ſollten.
Ueber die Gefahren der Kretafrage erhält
die Wiener Allg. Ztg. von einem hervorragenden Diplo=
maten
, der eine der vier Kretaſchutzmächte repräſentiert,
folgende intereſſante Mitteilungen:
Jede Aenderung des Status quo in der Kretafrage
würde jetzt ſchwere Gefahren mit ſich bringen. Die
Stimmung in der Türkei iſt derartig, daß ein
Ausbruch der Volksleidenſchaft zu befürchten wäre, wenn
ſich die türkiſche Regierung auch nur in einem Punkte
nachgiebig erweiſen würde, ſo daß dann ein Krieg zwi=
ſchen
Griechenland und der Türlei unvermeid=
lich
wäre. Deshalb ſind die Schutzmächte bemüht, die
Kretenſer von jeder übereilten Handlung zurückzuhalten.
Insbeſondere aber müſſen die Schutzmächte die Kretenſer
davor warnen, ihre Abſicht durchzuführen, bei den nächſten
Kammerwahlen Abgeordnete in die griechiſche Kammer zu
entſenden. Die Kretenſer würden dadurch die griechiſche
Regierung in die ſchwierigſte Lage bringen, denn einer=
ſeits
wäre es für jede griechiſche Regierung außerordent=
lich
ſchwer, den kretenſiſchen Deputierten den Eintritt in
die griechiſche Kammer zu verwehren, andererſeits würde
die Aufnahme der kretenſiſchen Deputierten in die grie=
chiſche
Kammer für die Türkei den casus belli bilden. Es
heißt, daß die Türkeientſchloſſen wäre, in einem
ſolchen Falle Theſſalien zu beſetzen und ſo lange
als Fauſtpfand zu behalten, bis von griechiſcher Seite
eine unzweideutige Erklärung dahin abgegeben würde,
daß Griechenland für ewige Zeiten auf die Abſicht verzichtet,
Kreta zu annektieren. Ein ſolches Ereignis müßte für
Griechenland überaus verhängnisvolle Folgen nach ſich
ziehen und könnte auch andere ernſte Komplikationen auf
der Balkanhalbinſel herbeiführen. Die Schutzmächte ſind
daher beſtrebt, jeden die Türkei provozierenden Schritt
Griechenlands oder Kretas zu verhüten und insbeſondere
dahin zu wirken, daß die Kammerwahlen in Griechenland
eine möglichſt weite Verſchiebung erfahren.
Der Wiener Polit. Korr. wird aus London gemel=
det
: Das Auftreten der kretiſchen Schutz=
mächte
gegenüber den letzten Vorgängen auf Kreta läßt
erkennen. daß dieſe Regierungen eine nachdrücklichere
zurückweiſung aller Verſuche, die von den Kretern
zur Durchſetzung ihrer Aſpirationen im Gegenſatze zum
Willen Europas unternommen werden, als unerläßlich
anſehen. Es iſt offenbar überall die Einſicht durchgedrun=
gen
, daß dieſen fortgeſetzten Auflehnungen der Kreter
rechtzeitig mit allem Nachdruck entgegengetreten werden
muß, wenn man nicht den Frieden im Südoſten den Mög=
lichkeiten
ernſter Gefährdung preisgeben will. Die ihrem
Hauptinhalte nach aus Konſtantinopel bekanntgegebene
Antwort der Schutzmächte auf die letzte Proteſtnote der
Pforte kennzeichnet denn auch die Handlungen der Kreter
als unſinnig und übertrifft überhaupt an Schärfe alle Zu=
rechtweiſungen
, welche die Kreter von dieſer Seite bisher
erfahren haben.

Deutſches Reich.

Die Vorarbeiten für die endgültige Feſtſtellung
des Entwurfs zur Reichsverſicherungsord=
nung
ſind, wie verlautet, in der letzten Zeit in den Aus=
ſchüſſen
des Bundesrates erheblich gefördert worden, ſodaß
die erſten vier Bücher bereits in zweiter Leſung durchbera=
ten
ſind. In der nächſten Woche werden auch die Bera=
tungen
über die beiden letzten Bücher beendet werden. Es
wird ſich daran allerdings noch eine dritte Leſung der
ganzen Vorlage in den Ausſchüſſen des Bundesrates an=
ſchließen
, doch wird an dem urſprünglichen Plan, dem
Plenum des Bundesrates den Entwurf bis
Mitte Februar vorzulegen, jedenfalls feſtgehalten.
Die Beratung im Plenum dürfte nach der monatelangen
Vorarbeit der Ausſchüſſe kaum erhebliche Zeit in Anſpruch
nehmen, ſodaß jedenfalls bis Ende=Februar der Reichs=
tag
die Vorlage erhalten wird.

Der erweiterte Zentralausſchuß der Freiſinnigen
Volkspartei beriet am Samstag und Sonntag über
die Fuſion der drei freiſinnigen Par=
teien
. Die Vereinigung dieſer drei freiſinnigen
Gruppen wurde grundſätzlich einſtimmig beſchloſſen.
Der Name ſoll, nachdem die kurze Bezeichnung
Volkspartei als zu allgemein abgelehnt worden
war, Fortſchrittspartei ſein. Eine längere
Diskuſſion rief das Einigungsprogramm hervor, das im
allgemeinen als eine gute Grundlage Zuſtimmung fand.
Der Parteitag, der definitiv über die Fuſion entſcheiden
ſoll, wird am 5. und 6. März in Berlin ſtattfinden.
Die Blätter melden aus Berlin: Die ſozial=
demokratiſchen
Wahlrechtsverſammlun=
gen
, in denen eine gleichlautende Reſolution zu Gunſten
der Einführung des Reichstagswahlrechts angenommen
wurde, ſind vorgeſtern überall ohne Zwiſchenfall verlau=
fen
. Das gleiche gilt von den in der Provinz abgehal=
tenen
Wahlrechtsverſammlungen. Nur in Halle a. S. kam
es zu einigen Verhaftungen.

Ausland.

Der Termin für die Wiederaufnahme der Sitzungen
des öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſes war für den 10.
Februar angeſetzt. Die Einberufung für dieſen Termin
muß jedoch verſchoben werden und ſteht ein genauer Zeit=
punkt
für die Einberufung noch nicht feſt. Vor dem 15. Fe=
bruar
wird ſich das Abgeordnetenhaus nicht verſammeln.
Das Komitee der radikalen und radikal= ſözialiſti=
ſchen
Partei Frankreichs hat in einer Sitzung eine Reſo=
lution
angenommen, in welcher daran erinnert wird, daß
die jüngſten Parteikongreſſe die Verhältniswahlen
ablehnten und ſich für die Aufrechterhaltung des beſtehen=
den
Wahlſyſtems für die nächſten Wahlen ausgeſprochen
haben. Das Komitee fordert die Parteimitglieder, welche
Anhänger der Verhältniswahlen ſind, auf, ſich der Pro=
paganda
in Gemeinſchaft mit den Mitgliedern der repu=
blikaniſchen
Partei zu enthalten.
Eine nach dem ſpaniſchen Miniſterrat herausgege=
bene
offiziöſe Note veröffentlicht die proviſoriſche Ab=
rechnung
des Staatshaushalts für 1909. Es
betrugen die Ausgaben 1105 Millionen Peſetas gegen
1078 Millionen Einnahmen, das Defizit 27 Millionen. Es
würde ein Ueberſchuß von 28 Millionen erzielt worden
ſein, wenn der Krieg nicht 55 Millionen außerordentliche
Ausgaben verſchlungen hätte. Um eine Wiederholung des
Defizits zu vermeiden, hat der Finanzminiſter zahlreiche
Vorlagen ausgearbeitet, die auf eine Verſtärkung der Ein=
nahmen
abzielen.
Die ſerbiſche Regierung übertrug die Lieferung des
Kriegsmaterials an die franzöſiſche Firma Schnei=
der
, die der geforderten Preisreduzierung zuſtimmte. Die
Bevorzugung der franzöſiſchen Firma gegenüber den deut=,
ſchen Fabriken wird der Frkf. Ztg. zufolge in Regie=
rungskreiſen
damit motiviert, daß die ſerbiſche Artillerie
teilweiſe bereits mit Geſchützen des Syſtems Schneider
bewaffnet ſei. Aus militäriſchen Gründen habe man des=
halb
auch bei Neuanſchaffungen an dieſem Syſtem feſt=
halten
müſſen. Die Offertverhandlung hatte demnach nur,
den Zweck, günſtigere Lieferungspreiſe zu erzielen. Die.
deutſche Induſtrie ſoll nun durch Lieferung von Eiſen=
bahnmaterial
Berückſichtigung finden.
Aus kompetenter Quelle erfährt die Nowoje
Wremja, daß die engliſche Regierung erklärt habe, ſie habe
grundſätzlich nichts gegen den amerikaniſchen Neutra=
liſierungsvorſchlag
für die Mandſchurei einzu=
wenden
, müſſe aber ihr näheres Eingehen darauf von dem
Einverſtändnis Rußlands und Japans abhängig machen.
Das Blatt fällt ſcharf gegen den amerikaniſchen Staats=
ſekretär
Knox aus, der dieſe Einſchränkung verſchwiegen
habe, und erklärt, Knor ſei als Politiker nicht ernſt zu neh=
men
und verfahre als Diplomat nicht ehrlich. Irgend=
welche
Unterhandlungen mit ihm über den Vorſchlag ſeien
unmöglich.

* Zur Verlobung des Prinzen Fried=
rich
Wilhelmvon Preußen veranſtaltet der Weſt=
fäliſche
Merkur folgende fürſtliche Konfeſſions=
ſtatiſtik
:
Ebenbürtige Heiraten von Prinzen des preußiſchen
Königshauſes mit Katholikinnen, wie ja nun wohl wieder
eine bevorſteht, gehören zu den größten Seltenheiten. Ja,
ſieht man von der bezüglich der Ebenbürtigkeit nicht zwei=
felloſen
Heirat in zweiter Ehe des Prinzen Auguſt Fer=
dinand
, jüngſten Bruders von Friedrich dem Großen, mit
einer Prinzeſſin Radziwill ab, ſo bleibt unſeres Wiſſens
nur ein einziger Fall aus beiden Jahrhunderten übrig:
die: Heirat des Prinzen=Friedrich Wilhelm, ſpäteren

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 18. Januar 1910.

Nummer 14.

Königs Friedrich Wilhelm IV., mit der katho=
liſchen
Prinzeſſin Eliſabeth von Bayern (* 1873).
Die im Jahre 1823 geſchloſſene Ehe blieb bekanntlich kin=
derlos
; Eliſabeth war dennoch bewogen worden, 1830 zum
Proteſtantismus überzutreten. Auch ihre Vorgängerin
als Königsgattin, Friedrich Wilhelms III. zweite Gemah=
lin
Auguſte Gräfin Harrach, ſpätere Fürſtin von Liegnitz,
war katholiſch, aber nicht ebenbürtig. Auch ſie wurde kaum
zwei Jahre nach dem Abſchluſſe der Ehe (1824) proteſtan=
tiſch
. Zahlreicher ſind die ehelichen Verbindungen weib=
licher
Mitglieder des regierenden Hohenzollernhauſes mit
andersgläubigen Männern aus ſouveränen Häuſern. Ohne
auf Vollſtändigkeit Anſpruch zu erheben, erinnern wir nur
an die Heirat der Schweſter Kaiſer Wilhelms I., der Prin=
zeſſin
Charlotte, mit dem orthodox=griechiſchen Kaiſer Ni=
kolaus
von Rußland (1817); ferner an die Verbindung
der Tochter Maria des Prinzen Wilhelm, Bruders =
nigs
Friedrich Wilhelm III., mit dem katholiſchen Kron=
prinzen
und ſpäteren Könige Maximilian II. von Bayern
(1842), nach deſſen Tode (1864) ſie (1874) katholiſch wurde
* 1889); endlich an die Heirat der Prinzeſſin Sophie von
Preußen, Schweſter unſeres Kaiſers, mit dem orthodox=
griechiſchen
Kronprinzen von Griechenland (1879), zu deſ=
ſen
Glaubensbekenntnis ſie ſchon im zweiten Jahre ihrer
Ehe übertrat, während ihr Schwiegervater, König Georg,
bis heute Proteſtant geblieben iſt.
* Barcelona, 16. Jan. Heute vormittag bewegte
ſich ein Demonſtrationszug von etwa 30000 Per=
ſonen
durch die Stadt nach dem Palaſt des Gouperneurs.
Hier wurde eine Adreſſe überreicht, in der um Amneſtie
für die wegen der Vorkommniſſe im Juli vorigen Jahres
in Haft genommenen Perſonen gebeten wird. Die Ord=
nung
wurde nirgends geſtört.

Debut bei Hofe.

Berliner Geſellſchaftsplauderei.
Berlin, im Januar.
ngc. Achtzehn Jahre! Endlich achtzehn Jahre alt!
So ruft Fräulein Leonie v. S. am ſchön geſchmückten,
mit Geſchenken reich verſehenen Geburtstagstiſche. Das
ſchönſte aller Geſchenke aber iſt die Zuſicherung der
Eltern, daß Fräulein Leonie bei der großen Schlep=
pen
=Cour im Januar dem Kaiſerpaare vorgeſtellt
werden ſolle. Schon vor einem Jahre hatte ſie darauf
gehofft, aber die Mama war unerbittlich geblieben, da
ſie genau wußte, daß die Kaiſerin es nicht gern ſieht,
wenn junge Damen unter achtzehn Jahren vorgeſtellt
werden.
Jetzt aber iſt alles eingeleitet und vorbereitet, um
der jungen Dame ein gutes Debut zu verſchaffen. Vor
allem hat man eine Tanzſtunde zuſammengebracht von
zwölf jungen Damen und zwölf jungen Herren, in der
unter der bewährten Leitung der Frau Wolden die
Tänze eingeübt werden, die man bei Hofe tanzt: Ga=
votte
, Prinzen=Gavotte, alte Frangaiſe, Menuett, Hof=
walzer
. Und gar ernſt werden die Uebungen genom=
men
. Denn Frau Wolden verlangt viel und es wird
ſo lange geprobt, bis alles tadellos geht. Dafür aber
zeichnen ſich auch, wie jedermann weiß, die Schüler und
Schülerinnen Frau Woldens vor allen anderen Tän=
zern
und Tänzerinnen bei Hofe aus, was die treffliche
Meiſterin oft von einer der vergitterten Logen im Wei=
ßen
Saale ſelbſt hat feſtſtellen dürfen.
Ums Neujahr ſind die Tanzſtunden vorüber. Man
hat ſich genügend eingetanzt und kennen gelernt. Be=
ruhigt
ſehen die jungen Damen den kommenden
Bällen entgegen, denn zwölf Tänzer ſind einer jeden
ſicher, und die Gefahr, als Mauerblümchen zu ſitzen, was
manchem allerliebſten Mädchen bei Hofe ſonſt leicht paſ=
ſieren
kann, iſt ausgeſchloſſen. Gleich nach Neujahr be=
ginnen
die Empfänge bei der Oberhofmeiſterin Gräfin
Brockdorff, der alle, die bei Hofe ausgehen wollen, einen

Beſuch zu machen haben. Dreimal in der Woche
empfängt die Oberhofmeiſterin der Kaiſerin zwiſchen 3
und 5 Uhr in ihrer Wohnung im Königlichen Schloſſe,
und an dieſen Empfangstagen iſt der Schloßhof gefüllt
von Equipagen und Automobilen. Gräfin Brockdorff,
an ſolchen Tagen gewöhnlich von den beiden Hofſtaats=
damen
unterſtützt, empfängt die Beſucher mit großer
Liebenswürdigkeit. Auch ein jüngerer Kammerherr oder
Kammerjunker pflegt zur Aſſiſtenz bei dieſen Empfän=
gen
herangezogen zu werden, der Vorſtellungen ver=
mittelt
, die Ankommenden begrüßt und die Fortgehen=
den
bis ins Vorzimmer begleitet. Die jungen Debu=
tantinnen
verlaſſen den Salon der Oberhofmeiſterin
nie, ohne von ihrer Freundlichkeit entzückt zu ſein. So
natürlich, ſo einfach, ſo gütig hatten ſie ſich eine Ober=
hofmeiſterin
, die erſte Dame nach den Prinzeſſinnen,
nicht vorgeſtellt. Dem Beſuche bei der Oberhofmeiſterin
folgt eine große Zahl weiterer Beſuche. Zunächſt bei
den Oberhofmeiſterinnen der Kronprinzeſſin und der
anderen Prinzeſſinnen, dann bei den Gemahlinnen des
Reichskanzlers, der Miniſter, der Staatsſekretäre, der
Botſchafter und Geſandten, der kommandierenden Ge=
neräle
und den übrigen Damen der Hofgeſellſchaft, die
einen beſtimmten Empfangstag haben. In den Häu=
ſern
, in denen keine Empfangstage angeſetzt ſind, be=
gnügt
man ſich mit der Abgabe von Karten.
Inzwiſchen iſt auch die Benachrichtigung des Ober=
Zeremonienmeiſters und Oberhofmarſchalls Grafen zu
Eulenburg eingetroffen, daß Ihre Majeſtäten der Kai=
ſer
und die Kaiſerin die Cour an dem und dem Tage
abhalten wollen und die neu vorzuſtellenden Damen
und Herren dem Ober=Zeremonien=Amte zu melden
ſind, und nun iſt der große Tag endlich gekommen.
Für Fräulein Leonie iſt eine wundervolle Schleppe,
vorſchriftsmäßig 3½ Meter lang, aus weißem Atlas,
mit Ranken von Heckenroſen auf Crépe de Chine be=
reit
. Der weiße Schleier, den die preußiſchen Damen,
ebenfalls herkömmlich und vorſchriftsmäßig, tragen, iſt
beſonders kleidſam. Die Mama in roter, goldgeſtickter
Sammetſchleppe, der Papa in Gala=Uniform, Escar=

pins, das große Ordensband über der Bruſt, erſcheinen
beſonders ſtattlich und die eingeladenen Tanten und das
geſamte Hausperſonal freuen ſich über den glänzenden
Anblick. Unſer gnä Fräulein iſt ſicher die Scheenſtel
heute abend meint die alte Köchin, und lebhaft ſtimmt
alles zu.
Auf die Minute wird der Wagen gemeldet, die
Schleppen werden wie Mäntel umgelegt und unter
weitem Pelz verborgen. In dem großen Landauer iſt=
genügend
Platz für die beiden Schleppenträgerinnen
und den Papa, der beſcheiden auf dem Rückſitze ſich ein=
richtet
. Im ſchlanken Trabe gehts vorwärts bis zur
Schloßbrücke, von der ab nur ein langſames Vorrücken
in der langen Wagenreihe möglich iſt. Einige Male
verſucht der Kutſcher aus der Reihe auszubrechen, aber
ein kräftiges Schutzmannswort bringt ihn ſtets in die
alte Stelle zurück. Nun iſt man dem Portal V ſchon
ganz nahe da donnern einige Botſchafter=Equipagen
mit Schutzleuten als Vorreitern heran, die man vor=
laſſen
muß. Die Ungeduld wächſt und die Sorge, daß
man zu ſpät kommen könnte. Die große Menge von
Wagen aber, die noch nachfolgen, beruhigt bald. End=
lich
iſt man glücklich durch das Portal gekommen und
hält unter dem Glasvorbau. Der Schlag wird auf=
geriſſen
und vorſichtig entſteigt man dem Wagen. In
dem großen Veſtibül entledigt man ſich der Mäntel,
ein langer, ſorgfältig prüfender Blick in den Spiegel
und man geht zu den Feſträumen hinan. Im Schwei=
zer
Saale iſt die Schloßgarde im hiſtoriſchen Koſtüm
aufgeſtellt, und an allen Türen des prachtvollen Saales
halten rieſige Gardes du Corps Wache. Zeremönien=
meiſter
und Kammerherren empfangen die eintretenden
Gäſte und bezeichnen jedem den Raum, in welchem er
bis zum Beginne der Cour zu verweilen hat. Eltern
und Töchter, Mann und Frau werden getrennt. Nach
Rang und Würde findet jeder ſeinen Platz. Nur in
dem Saale, in dem das diplomatiſche Korps ſich ver=
ſammelt
, ſind Herren und Damen, jung und alt zu=
ſammen
. Hier weiſt der Vize=Oberzeremonienmeiſter,
Herr von dem Kneſebeck, der als Einführer des diplo=

Stadt und Land.
Darmſtadt, 18. Januar.

* Keine Audienzen. Se. Königl. Hoheit der Groß=
herzog
werden am Mittwoch, den 19. d. Mts., weder
Audienzen erteilen, noch Meldungen und Vorträge ent=
gegennehmen
.
Ernennung. Durch Entſchließung Großh. Mi=
niſteriums
der Finanzen wurden die Referendare Wilhelm
Grohrock aus Lorſch, Jakob Kadel aus Auer=
bach
a. d. B. und Franz Merz aus Fürfeld (Rheinh.)
zu Finanzaſſeſſoren ernannt.
Ordensverleihungen. Se. Königl. Hoheit der
Großherzog haben dem Oberbahnaſſiſtenten in der
Heſſiſch=Preußiſchen Eiſenbahngemeinſchaft Hermann
Becker zu Darmſtadt aus Anlaß der Vollendung einer
fünfzigjährigen Dienſtzeit am 21. September 1909 und
ſeiner Verſetzung in den Ruheſtand die Krone zum
Silbernen Kreuz des Verdienſtordens Philipps des Groß=
mütigen
und dem Oberbahnaſſiſtenten in der Heſſiſch=
Preußiſchen Eiſenbahngemeinſchaft Alexander Ebner
zu Darmſtadt aus Anlaß ſeiner Verſetzung in den Ruhe=
ſtand
das Silberne Kreuz des Verdienſtordens Philipps
des Großmütigen verliehen.
Anläßlich des Ordensfeſtes 1910 wurden weiter
verliehen: der Rote Adler=Orden 4. Klaſſe dem Haupt=
mann
Madlung im 5. Großh. Heſſ. Inf.=Regt.
Nr. 168, dem evang. Div.=Pfarrer Liz. Schettler
bei der 25. Diviſion, dem Rechnungsrat Wünning
bei der Intend. des 18. Armeekorps, dem zweiten Art.=
Offizier vom Platz Laporte in Mainz, Lucius
und Wagner im Inf.=Regt. Prinz Karl Nr. 118, dem
Hauptmann Biſchof, erſter Offizier des Train= De=
pots
des 18. Armeekorps der Königliche Kronen=
Orden 2. Klaſſe dem Kommandeur des 5. Großh. Heſſ.
Inf.=Regts. Nr. 168 v. Bitter, der Königliche
Kronen=Orden 3. Klaſſe dem Kommandeur des Landw.=
Bezirks Gießen v. Woedtke der Königliche Kro=
nen
=Orden 4. Klaſſe dem Feſtungsbau=Hauptmann
Sorg bei der Fortifikation in Mainz, dem Ober=
Kriegsgerichtsſekretär Laubis beim General=
kommando
des 18. Armeekorps das Kreuz des All=
gemeinen
Ehrenzeichens dem Gardefeldwebel Petri
in der Großh. Heſſ. Garde=Unteroffiziers=Komp. das
Allgemeine Ehrenzeichen dem Gardeſergeanten Stork
in der Großh. Heſſ. Garde=Unteroffiziers=Komp., dem
Muſikmeiſter Stabstrompeter Weber im 2. Großh.
Heſſ. Feldart.=Regt. Nr. 61, den Unterzahlmeiſtern
Sixdorf im Inf.=Regt. Nr. 168, Brandt im Leib=
garde
=Inf.=Regt. Nr. 115, Kipfer im Inf.=Regt. Kai=
ſer
Wilhelm Nr. 116, den Schirrmeiſtern Köhler und
Braun beim Artillerie=Depot in Mainz.
Verſetzungen in den Ruheſtand. Se. Königl.
Hoheit der Großherzog haben die Oberbahnaſſiſtenten
in der Heſſiſch=Preußiſchen Eiſenbahngemeinſchaft Hermann
Becker zu Darmſtadt und Alexander Ebner zu
Darmſtadt auf ihr Nachſuchen wegen geſchwächter Geſund=
heit
in den Ruheſtand verſetzt.
* Zur heſſiſchen Finanzlage ſchreibt die Darmſt.
Ztg. offiziös: In der Tagespreſſe iſt gegen den heſſi=

ſchen Finanzminiſter neuerdings wieder der Vorwurf
erhoben worden, er habe das Staatsbudget in erſter
Linie auf die ſchwankenden Einnahmen der Eiſen=
bahnen
aufgebaut, ohne mit der Möglichkeit zu rechnen,
daß in Zeiten rückläufiger Konjunktur dieſe Einnahme=
quelle
bedenklich verſtopft werden kann und damit der
Ausgleichung des Budgets große Schwierigkeiten ent=
ſtehen
.
Es mag dahingeſtellt bleiben, inwieweit dieſer Vor=
wurf
an ſich berechtigt und zahlenmäßig begründet iſt.
Dagegen darf aber das folgende hervorgehoben werden:
Während vom Jahre 1897 dem Inkrafttreten der
heſſiſch=preußiſchen Eiſenbahngemeinſchaft ab die
Reinüberſchüſſe der Staatseiſenbahnen in ihren vollen
Beträgen, von 1900 ab nach Abzug eines Teilbetrages
zur Schuldentilgung, für die Zwecke der allgemeinen
Staatsverwaltung herangezogen wurden, hat der der=
zeitige
Leiter des heſſiſchen Finanzweſens den Augen=
blick
des Rückganges jener Ueberſchüſſe benutzt, um die
Herſtellung des Gleichgewichts im Staatshaushalt nach
Möglichkeit von ihren Schwankungen unabhängig zu
machen.
Das mit Wirkung vom Rechnungsjahr 1903 in Kraft
getretene Geſetz über den Ausgleichsfonds hatte daher
neben anderem insbeſondere neben der Aufgabe, eine
ſtärkere Schuldentilgung zu ermöglichen den doppel=
ten
Zweck: einmal die Verwendung der Eiſenbahnüber=
ſchüſſe
für die laufende Verwaltung auf einen feſten
Betrag zu begrenzen und damit zu verhüten, daß
weiterhin auf ſchwankende Einnahmen feſte Ausgaben
gegründet wurden; dann aber durch Anſammlung der
der Verwaltung in guten Jahren zu entziehenden Teile
der Eiſenbahnüberſchüſſe einen Fonds zu bilden, aus
dem ihr auch in ſchlechten Jahren jener feſte Betrag zur
Verfügung geſtellt werden konnte.
Der Ausgleichsfonds war bekanntlich Ende des
Rechnungsjahres 1906 auf den Betrag von rund ſechs
Millionen angewachſen. Er hat dazu beigetragen, daß
man über die Jahre 1907 und 1908 noch ohne weitere
Inanſpruchnahme der Steuerkaft des Landes hinausge=
kommen
iſt, wie daraus ferner auch ein erheblicher Teil
des Fehlbetrages für 1909 gedeckt werden kann.
Aus der Erkenntnis, daß die Entwicklung der Rein=
überſchüſſe
Heſſens aus der Eiſenbahngemeinſchaft es
nicht ermöglicht, dem Ausgleichsfonds dauernd die
Mittel zuzuführen, die zu einer angemeſſenen Schulden=
tilgung
ausreichen und zudem der laufenden Verwal=
tung
einen feſten Betrag gewährleiſten, siſt von der
Regierung nunmehr vorgeſchlagen, die Eiſenbahnein=
nahmen
in erſter Linie zu einer angemeſſenen Tilgung
der bedenklich angewachſenen Staatsſchuld zu verwen=
den
und das Gleichgewicht im Staatshaushalt ohne
Rückſicht auf die Eiſenbahneinnahmen herzuſtellen. Das
müßte jedenfalls den Beifall aller derer finden, welche
gegen den Finanzminiſter den Vorwurf erheben, er
habe das Staatsbudget auf die ſchwankenden Eiſenbahn=
einnahmen
aufgebaut
Der Geſetzentwurf über die Schuldentilgung ſtellt
ſich hiernach aber auch als eine folgerichtige Fortfüh=
rung
der dem Geſetz über die Bildung eines Aus=
gleichsfonds
zugrunde liegenden Gedanken dar. Auf
dieſes Geſetz hatte auch keineswegs, wie ein Blatt in
dieſen Tagen ſchrieb, die Regierung die ſtolzeſten Hoff=
nungen
geſetzt. Nach der Begründung des Geſetzent=
wurfs
dürfte vielmehr keineswegs erwartet werden,
daß nach Inkrafttreten dieſes Geſetzes etwa alle finan=
ziellen
Schwierigkeiten des heſſiſchen Staates dauernd
beſeitigt ſein werden; es konnte darin nur der erſte
Schritt in den Beſtrebungen zur Erreichung dieſes
Ziels erblickt werden
L. Die Strafkammer hatte geſtern in einer unter
Ausſchluß der Oeffentlichkeit geführten Verhandlung
Gelegenheit, etwas zur Bekämpfung der Schundlitera=
tur
zu tun. Der Buchdruckereibeſitzer Hubert Vätl
ſowie der Kaufmann Siegismund Weisbruner in
Offenbach hatten eine Druckſchrift herausgegeben und
verbreitet, in welcher unter der Ueberſchrift Zu=
ſammenſtoß
zweier Luftſchiffe ein unſittlicher Vorgang
geſchildert wurde; die vorgeſchriebene Angabe des Ur=
hebers
fehlte auf dem Machwerk, welches alsbald be=
ſchlagnahmt
und unſchädlich gemacht wurde. Väth
wurde zu im ganzen 100 Mark, Weißbruner zu 4C
Mark Geldſtrafe verurteilt, außerdem wurde die
Einziehung der Druckſchrift angeordnet. Der Zucker=
warenhändler
Friedrich Degenhardt in Offenbach
hatte in Groß=Steinheim mit einem Konkurrenten einen
Zuſammenſtoß, der ihm am Schöffengericht zwei Wochen
Gefängnis einbrachte, weil er mit einem Lattenſtück
draufgeſchlagen hatte. Auf von ihm eingelegte Berufung
wurde die Strafe, weil der Verletzte die Hauptſchuld an
dem Vorfall trug, auf 60 Mark Geldſtrafe herab=
geſetzt
.
D.
e Einweihung der Trinkerheilſtätte Haus
Burgwald. Samstag nachmittag fand die Einweihung

der Trinkerheilſtätte Haus Burgwald bei Nieder=
Ramſtadt in feierlicher Weiſe ſtatt. Die Großh. Bür=
germeiſterei
war vertreten durch den Beigeordneten
Mueller, das ſtädtiſche Pflegeamt durch ſeinen Vor=
ſteher
, Amtmann Krapp, das Kreisamt Darmſtadt
durch Regierungsrat Frhrn. v. Starck; von den Ge=
richtsbehörden
waren anweſend Oberlandesgerichtsrat
Theobald und Oberſtaatsanwalt v. Heſſert; das
Großh. Oberkonſiſtorium ließ ſich durch den Oberkon=
ſiſtorialrat
Superintendent Euler vertreten. Von der
preußiſchen Kirchenbehörde war Superintendent
Fritſch=Hanau gekommen. Von den leitenden Or=
ganen
der Heilſtätte waren u. a. erſchienen: der Ver=
einsvorſtand
, Geh. Regierungsrat Dr. Dietz in Darm=
ſtadt
, Geh. Ober=Medizinalrat Dr. Neidhart in
Darmſtadt nſw. Im Speiſeſaal der Heilſtätte nahm
man Platz und nachdem ein Choral gemeinſam geſungen
war, hielt Herr Rentner Mittermaier, der Vor=
ſitzende
des Vereins Heilſtätte Burgberg der das neue
Sanatorium im Haus Burgwald eingerichtet hat, eine
herzliche Begrüßungsanſprache. Herr Geh. Konſiſtorial=
rat
Kayſer=Frankfurt hielt ſodann die Weiherede,
in der er hervorhob, daß die Heilſtätte vom Burgberg
bei Bieber nach dem Burgwald bei Nieder=Ramſtadt
übergeſiedelt ſei. Redner erinnerte dann an die bis=
herige
Tätigkeit des Vereins in der alten Heilſtätte;
etwa die Hälfte derer, die dort Heilung geſucht hätten,
hätte ſie auch gefunden. Mit dieſem Erfolge könne man
zufrieden ſein, wenn auch leider das Liebeswerk nicht
bei allen gelang. Herr Dr. med. Sopp=Frankfurt
wies in einer Anſprache auf das ſtarke Intereſſe hin,
das den Beſtrebungen auf Heilung der Trunkſucht durch
eine Anſtaltspflege von Heſſen aus entgegengebracht
wurde. Die meiſten Patienten in Burgberg ſeien
von Darmſtadt aus der Anſtalt zugewieſen worden, ob=
wohl
ſie nicht auf heſſiſchem Boden lag. Die Frank=
furter
Mitglieder des Vereins begrüßten die Ver=
legung
der Anſtalt nach Heſſen mit beſonderer Freude,
weil dieſe in Heſſen beſſer aufgehoben und hier das
Intereſſe für ſie lebhafter ſei.
Geh. Ober=Medizinalrat Dr. Neidhart über=
brachte
die Glückwünſche der heſſiſchen Regierung zur
Eröffnung der Anſtalt, und außerdem ſprach er als
Vorſitzender des Zweigvereins Heſſen des deutſchen
Vereins gegen Mißbrauch geiſtiger Getränke: Bereits
25 Jahre ſtehe er an der Spitze des Vereins, deſſen
äußere Erfolge vielleicht nicht ſo groß ſeien, wie man
erwartet habe, aber er habe u. a. durch Herrn Rech=
nungsrat
Rothermel die Volksküche ins Leben gerufen,
die im Laufe der Jahre mancherlei Schickſale durchge=
macht
habe und jetzt wieder aufblühe. Die Trunkſuchts=
ſtatiſtit
zeige, daß das Uebel im Verlaufe eines
Menſchenalters um das Sechsfache zugenommen habe.
Selbſt wenn man zugebe, daß die Statiſtik ſorgfältiger
geworden und die Diagnoſe der Trunkſucht beſſer ge=
worden
ſei, ſo müſſe man doch behaupten, daß die
Trunkſucht gegen früher weiter vorgeſchritten ſei. Der
Redner wies dann in ſeinen Ausführungen auf die
ſchweren Wunden hin, die dem deutſchen Volke durch
den Alkeholmißbrauch geſchlagen werden, und wie viele
Exiſtenzen er zugrunde richte. 70 bis 80 Prozent aller
Verbrechen in Deutſchland ſeien auf Alkoholmißbrauch
zurückzuführen und 90 Prozent der Vergehen bei den
Soldaten. Und am ſchlimmſten ſei, daß die Trunkſucht
noch nach Generationen unheilvoll wirke. An die Her=
derſchen
Worte erinnerte ſodann der Redner, daß es
der ſchönſte Gewinn ſei, eine verlorene Menſchenſeele
wiederzugewinnen; er ſchloß mit dem Wunſche, daß die
Anſtalt reichen Segen bringen möge. Den gleichen
Wunſch ſprach auch Herr Oberkonſiſtorialrat Euler
im Namen des Oberkonſiſtoriums aus. Herr Landrat
v. Gröning möchte ebenfalls, daß die Erfolge der
Anſtalt den Wünſchen entſprechen. Herr Pfarrer Wid=
mann
gab der Freude Ausdrück, daß es durch die Lage
des Sanatoriums möglich ſei, den Pfarrer und den Arzt
der Anſtalt für Epileptiſche in Nieder=Ramſtadt zur
Leitung der Trinkerheilſtätte zur Verfügung zu ſtellen.
Zwiſchen den beiden Anſtalten möge immer ein gutes
Verhältnis beſtehen. Bald werde in Nieder=Ramſtadt
ein neues Liebeswerk erſtehen, nämlich ein Krüppel=
heim
. Die Baracke zur Aufnahme von 8 Pfleglingen
ſei demnächſt vollendet. Das weitere Ziel ſei die Her=
anbildung
von Pflegern und Pflegerinnen, an denen
namentlich in den Irrenanſtalten großer Mangel
herrſcht. Herr Pfarrer Schloſſer=Darmſtadt über=
mittelte
die Glückwünſche ſämtlicher Abſtinenz= und
Mäßigkeitsvereine des Großherzogtums Heſſen. Bei=
geordneter
Mueller überbrachte die Wünſche der
Stadt Darmſtadt für die neue Anſtalt. Nicht allein aus
Lokalpatriotismus dürfe er wohl behaupten, daß die
Gegend hier nicht ſchlechter ſei, als am Burgberg bei
Bieber, er verweiſe nur auf den Frankenſtein; der
Tauſch ſei alſo kein allzu ſchlechter. Noch weitere An=
ſprachen
wurden gehalten. Außerdem teilte Herr Geh.

[ ][  ][ ]

Nummer 14.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 18. Januar 1910.
Seite 3.

Konſiſtorialrat Kayſer mit, daß der Vereinsvorſtand
der Anſtalt ein Bild der Hohenzollernburg geſchenkt hat.
Im Anſchluſſe an die Einweihungsfeier wurde im
Speiſeſaal Kaffee getrunken und ſodann die Anſtalt
unter Führung des Bauleiters, Herrn Architekten
Scherer, beſichtigt. Die Anſtalt iſt für etwa 25 Pa=
tienten
eingerichtet, der Kaufpreis betrug rund 41000
Mark; ſie beſteht aus einem Haupt= und mehreren
Nebengebäuden und 12 Morgen Wieſen und Ackerland.
Der Umbau, der in allen Teilen als wohlgelungen be=
zeichnet
werden muß, hat etwa 6000 Mark gekoſtet.
* Karl Frhr. Schenck zu Schweinsberg iſt am 16.
ds. Mts. in Frankfurt verſtorben.
Allgemeiner Verein gegen Verarmung und
Bettelei. Es ſcheint in unſerer Stadt noch immer
nicht genügend bekannt zu ſein, daß wir in
dem Allgemeinen Verein gegen Verarmung und
Bettelei dahier eine Wohlfahrtseinrichtung beſitzen, die
ſeit ihrer Gründung im Jahre 1877 neben der von ihr
grundſätzlich angeſtrebten und im Verhältnis zu den
Zuſtänden in früheren Jahren nahezu auch erreichten
Beſeitgung des Hausbettels in gar zahlreichen Familien
ſchon Not und Elend gelindert und manche vor gänz=
licher
Verarmung bewahrt hat. Bedanerlicherweiſe
werden aber die Verhältniſſe dieſes Vereins immer
ſchwierigere. Todesfälle und Wegzüge, ſelbſt Austritts=
erklärungen
von Bewohnern hieſiger Stadt, die ihren
Verhältniſſen nach ſehr wohl Mitglieder des Vereins
bleiben und durch ihre Jahresbeiträge ſeine Zwecke
weiter fördern könnten, vermindern nicht unbedeutend
ſeine Jahreseinnahme und bedingen dadurch eine
weſentlich beſchränktere Leiſtungsfähigkeit desſelben;
dies um ſo mehr, wenn, wie dies in den letzten Jahren
mehrfach der Fall war, die Ausfälle bedeutendere Bei=
träge
betrafen, die ja glücklicherweiſe in einzelnen
Fällen, aber doch nicht immer, Erſatz fanden. Dazu
kommt, daß durch die Zunahme der Bevölkerung
unſerer Stadt naturgemäß auch die Zahl der Hilfsbe=
dürftigen
ſchon ſeit einer Reihe von Jahren und gerade
auch in dieſem Winter in außerordentlichem Maße zu=
genommen
hat. Die Zahl der neu zugezogenen Mit=
glieder
entſpricht in keiner Weiſe der Zunahme der
Bedürftigen. Welche Anforderungen an den Allge=
meinen
Verein gegen Verarmung und Bettelei geſtellt
werden, mag daraus entnommen werden, daß, wie uns
von gut unterrichteter Seite mitgeteilt wird, von ihm
in der Zeit vom 12. September bis 31. Dezember 1909
9536,50 Mark für Unterſtützungen aufgewendet worden
ſind. In gleicher Weiſe wie ſeither wird der Verein
tatſächlich nur weiter helfend eingreifen können, wenn
das Intereſſe für ihn, wie es bei ſeiner Gründung in
ſo reichem Maße in allen Kreiſen unſerer Stadt zutage
trat, ihm wieder aufs neue dauernd entgegengebracht
und tatkräftig durch Beitritt bewieſen wird.
Der Vorſtand wird ja auch in dieſem Jahre, wic
alljährlich, hierzu durch Schreiben einladen. An die
Empfänger von ſolchen nicht allein, ſondern an alle
Mitbewohner unſerer Stadt, die dem Verein noch fern=
ſtehen
, nach ihren Verhältniſſen aber zur Linderung von
Not und Elend beitragen können, darf im Anſchluß au
die Einladung des Vorſtandes auch hier die herzliche
Bitte gerichtet werden, dem Vereine beizutreten und
ihm durch ihre Jahresbeiträge auch ihrerſeits die
weitere Erfüllung ſeiner Zwecke zu ermöglichen. Alle
eingehenden Unterſtützungsgeſuche werden im Verein
eingehend geprüft und wird über ſie nach beſtem Wiſſen
und Gewiſſen entſchieden. Nur Bedürftigkeit und
Würdigkeit iſt für die Bewilligung einer Unterſtützung
maßgebend. Schriftliche Beitrittserklärungen wollen
gütigſt an den Vorſtand des Allgemeinen Vereins gegen
Verarmung und Bettelei dahier, Bismarckſtraße 58, ge=
richtet
werden. Hier, wo während der Geſchäftsſtun=
den
: Montag, Mittwoch und Freitag, nachmittags von
2 bis 6 Uhr, bereitwilligſt weitere Auskunft erteilt
wird, werden auch mündliche Beitrittserklärungen
gerne entgegengenommen!
Audienz der Lehrer. Herr Miniſter Braun Exz
empfing am Samstag gleichzeitig die Vorſtände der bei=
den
in Heſſen beſtehenden Lehrervereine, des Landeslehrer=
vereins
und des Katholiſchen Lehrervereins, um die
Wünſche der heſſiſchen Lehrerſchaft aus dem Munde ihrer
berufenen Vertreter perſönlich entgegenzunehmen. Den
Verhandlungen wohnte auch der Vorſitzende der Miniſte=
rialabteilung
für Schulangelegenheiten, Herr Miniſterial=
rat
Dr. Eiſenhuth, bei. Die Forderungen der beiden
Lehrervereine, die ſich völlig decken, wurden durch die Ob=
männer
, Herrn Huff=Darmſtadt vom Landeslehrerverein
und Herrn Schorn=Mainz vom Katholiſchen Lehrerver=
ein
, vertreten.
* Silberhochzeit. Am 18. Januar begeht das Ehe=
paar
Klemens Nörpel das Feſt der ſilbernen Hoch=
zeit
. Der Jubilar war langjähriger Obergärtner bei

Frau Geheimerat W. Werck Wwe. Das Jubelpaar
wohnt ſeit 15 Jahren im Hauſe Grafenſtraße 31.
Kriegerverein. Es wird an dieſer Stelle noch=
mals
auf die am Dienstag abend ſtattfindende Feſtver=
ſammlung
im kleinen Saale der Turngemeinde auf=
merkſam
gemacht, die anläßlich des 25jährigen Jubi=
läums
des erſten Vorſitzenden, Herrn Hauptmann a. D.
Waldecker, veranſtaltet wird.
Verein für Verbreitung von Volksbildung. Der
zweite Vortrag der vom Verein für Verbreitung vor
Volksbildung veranſtalteten Vortragsreihe über Die
Kultur des Mittelalters folgt Dienstag abend 8¼ Uhr
(Techniſche Hochſchule). Prof. Dr. A. E. Berger wird
ſprechen über: Otto II. und Otto III.. (Zunehmende
Werbekraft der kirchlichen Gedanken, des Wunderglau=
bens
und der asketiſchen Frömmigkeit. Das Ende des
ſächſiſchen Kaiſerhauſes. Lebenszuſtände des deutſchen
Volkes im 10. und 11. Jahrhundert: Verfaſſung, Recht,
Soziales, ſittliche und religiöſe Anſchanungen. Fort=
ſchritte
der höheren Laienbildung. Bildende Kunſt.)
Die Ortsgruppe Darmſtadt des Verbandes für
Franenſtimmrecht wird den hieſigen Frauen aufs neue
Gelegenheit geben, ſich mit den Stimmrechtsbeſtrebungen
der Frauen bekannt zu machen. Es iſt eine der Führe=
rinnen
der modernen Frauenbewegung, Fräulein
Dr. Käthe Schirmacher, die Freitag, den 21. d. M., einen
Vortrag halten wird über: Die politiſche Unmündig=
keit
der Frauen, ihre Urſachen und Wirkungen. (Siehe
Anzeige.)
Volksbildungsabend. Auf die in heutiger Num=
mer
enthaltene Anzeige des katholiſchen Frauenbundes
uſw. ſei hierdurch aufmerkſam gemacht.
Vortrag im Verein für naturgemäße Lebens= und
Heilweiſe. Nächſten Freitag hält ein hervorragender Ver=
treter
des Naturheilverfahrens, Herr Dr. med. Klein=
ſchrod
aus Wörrishofen, im Kaiſerſaal einen Vortrag
über Geſetze der Naturheilkunde. Zu dieſem
Vortrag hat jedermann Zutritt. (Näheres ſ. Anzeige.)
Vortrag. Am Donnerstag, den 20. Januar,
abends 5½ Uhr, wird Herr Profeſſor D. Schian=
Gießen in Darmſtadt im Reſtaurant Zur Oper auf
Veranlaſſung der Evangeliſchen Konferenz
für das Großherzogtum Heſſen (Friedberger
Konferenz) einen Vortrag halten über das Thema:
Wird kirchenloſe Religion das Schlagwort der Zukunft
ſein? Dieſer Vortrag wird nicht allein den Theologen,
ſondern auch allen für die geiſtigen Strömungen der
Gegenwart Intereſſierten Gelegenheit geben, dieſes zu
den brennendſten Fragen der Gegenwart gehörende
Problem in intereſſanter Beleuchtung zu erfaſſen. Auc
Gäſte haben zu dem Vortrag wie zu der nachfolgenden
Diskuſſion Zutritt.
Nordiſcher Abend. In dem Bericht über Björn
Björnſon iſt unabſichtlich die melodramatiſche Begleit=
ung
von Aaſes Tod von Ibſen (Edward Griegs Mu=
ſik
) durch Frl. Marie Schwan von hier nicht erwähnt
Da die Künſtlerin ihre Aufgabe ſehr ſtimmungsvoll
und diskret durchführte und außerdem gerade das Zu=
ſtandekommen
dieſer Nummer nur nach Ueberwind=
ung
zahlloſer Schwierigkeiten möglich war, ſei ihre
ſchöne Leiſtung nachträglich noch lobend anerkannt.
Poſtaliſches. Die britiſche Poſtverwal=
tung
ſendet faſt täglich Warenproben, Geſchäftspapiere
und Druckſachen an die deutſche Grenzausgangsſtelle
zurück, weil entweder die gewählte Verpackung eine
Prüfung des Inhaltes ohne Zerreißen der äußeren
Umhüllung unmöglich macht, oder weil die Muſter
ohne Wert bei näherer Prüfung erkennen laſſen, daß
ſie nicht als Probe oder Muſter einer Ware dienen
ſollen, ſondern zum Gebrauch oder für eine handels=
mäßige
Verwertung beſtimmt ſind. Es empfiehlt ſich
daher, bei der Verſendung derartiger Gegenſtände die
Verpackung ſo zu wählen, daß der Inhalt auf ſeine Zu=
läſſigkeit
leicht geprüft werden kann und insbeſondere
bei Muſtern nach England die Vorſchriften des Artikels
5 Punkt 5 des Weltpoſtvertrages vom 26. Mai 1906,
wonach Warenprobenſendungen keinen Gegenſtand von
Handelswert enthalten dürfen, genau zu beachten, da
ſich die britiſche Poſtverwaltung ſtreng an dieſe Vor=
ſchriften
hält.
Orpheum. Die erſten Gaſtſpiele der großen Fran=
zöſin
Liane de Vriés fanden vor ausverkauftem
Hauſe ſtatt. Das Publikum ſpendete den Darbietungen
rauſchenden Beifall. Auch das übrige Programm iſt wie=
der
erſtklaſſig. Wir kommen darauf zurück.
§ Tragiſche Ableben. Während des verfloſſenen
Jahres 1909 ſind dahier 46 tragiſche Ableben vor=
gekommen
. In 34 von dieſen Fällen war der Tod durch
Selbſtmord herbeigeführt, und zwar töteten ſich 9
Perſonen durch Erſchießen, 9 durch Erhängen, 4 durch
Ertränken, 5 durch Gasvergiftung, 2 durch Vergiften,
durch Sturz aus dem Fenſter und 1 durch Oeffnen

der Pulsadern. Verunglückt ſind 12 Perſonen, und
zwar 1 Perſon durch Sturz in einen Schacht, 1 durch
Sturz von einem Dache, 1 durch Sturz von einem Tiſch,
2 durch Sturz von einer Treppe, 1 durch Ueberfahren,
1 durch Hufſchlag von einem Pferde, 3 durch einen Auto=
mobilunfall
und 2 durch Brandwunden.
Pfungſtadt, 16. Jan. Geſtern abend fand im Gol=
denen
Löwen hier eine von hieſigen Induſtriellen, Kauf=
leuten
, Bureauangeſtellten und ſonſtigen Intereſſenten be=
ſuchte
Verſammlung ſtatt, in der Herr Dr. Hüttemann
von Berlin einen inſtruktiven Vortrag über die Beſtre=
bungen
und Ziele des Hanſabundes hielt. Die
Kämpfe um die ſogen. Reichsfinanzreform in denen
ſchließlich die agrar=demagogiſche Richtung die Oberhand
gewann, ſeien die direkte Veranlaſſung zu dem am
12. Juni v. J. erfolgten Wiedererwachen der alten Hanſa
geweſen. Der Redner geißelte die Rückſichtsloſigkeit und
einſeitige Intereſſenvertretung des Bundes der Land=
wirte
der die Erbſchaftsſteuer ablehnte, den Block
ſprengte und den Reichskanzler Fürſten Bülow ſtürzte.
Er wies darauf hin, daß das einſichtige Bauerntum ſich
von dieſem Bunde nach und nach losſage und neue wirk=
liche
Bauernvereine gründe. Er betonte, daß der neue
Hanſabund kein Feind der Landwirtſchaft ſei, deshalb auch
nicht einſeitig allein die Intereſſen der Induſtrie, des Ge=
werbes
und des Handels vertrete, ſondern das Prinzip
der Gleichberechtigung aller Erwerbsſtände
an die Spitze ſeiner Richtlinien geſtellt habe. Damit habe
ſich der Hanſabund in bewußten Gegenſatz zu der agrar=
konſervativen
Richtung geſtellt, die die Intereſſen der
Landwirtſchaft gefördert hat ohne Rückſicht auf die Lebens=
intereſſen
anderer Stände. Lebhafter Beifall wurde dem
Redner für ſeine Ausführungen gezollt. Herr Bureauchef
Theiß, der die Verſammlung eröffnet hatte, ſprach dem
Referenten herzlichen Dank aus und forderte zum Beitritt
in den Hanſabund auf. Demnächſt wird ſich die Orts=
gruppe
Pfungſtadt und Umgegend konſtituieren, die ent=
ſprechend
der Bedeutung unſerer hieſigen Induſtrie zahl=
reiche
Mitglieder aufweiſen wird.
*§ Von der Bergſtraße, 16. Jan. Die Ortsgruppe
Auerbach des Deutſchen Flottenvereins zählt
jetzt 81 Einzelmitglieder und 1 korporatives Mitglied mit
120 Mitgliedern. Wären überall die Vorſtände der Flot=
tenvereine
ſo tätig, wie der Vorſtand der Ortsgruppe in
Auerbach, ſo würde der Deutſche Flottenverein um viele
Tauſende von Mitgliedern ſtärker ſein. In Zwingen=
berg
iſt der bekannte Förſter Schaubach, der Inhaber der
Wirtſchaft auf dem Melibocus, geſtorben. Das Hotel
Zur Krone in Auerbach wird infolge der Vermäh=
lungsfeierlichkeiten
in Schönberg am 19. ds. Mts. voll
beſetzt ſein. Zahlreiche ſtandesherrliche Herrſchaften ſteigen
hier ab. In Alsbach wurden in letzter Zeit viele
Grundſtücke für Bauzwecke erworben und wird voraus=
ſichtlich
ſich daſelbſt in dieſem Jahre eine rege Bautätigkeit
entwickeln.
W. Stockſtadt a. Rh., 16. Jan. Der hieſige Volks=
bildungsverein
veranſtaltete heute abend im Roth=
ſchen
Saale einen Volksliederabend. Als Soliſt war Herr
Dr. Hans Weilhammer=Frankfurt gewonnen worden,
der eine große Anzahl ernſter und heiterer deutſcher Volks=
lieder
mit Begleitung der Laute vortrug. Die dankbaren
Zuhörer überſchütteten ihn denn auch mit Beifall. Der
Kirchengeſangverein trug unter Leitung ſeines Dirigenten,
Herrn Lehrer Becker, zwei volkstümliche und zwei hei=
tere
Volkslieder ſehr anerkennenswert vor. Herr Lehrer
Wehr ſchilderte in einem halbſtündigen Vortrag Weſen
und Entſtehung der Volkslieder und rezitierte eine größere
Reihe älterer und neuerer Volkslieder.
Mainz, 16. Jan. Ginsheimer Fiſcher fingen geſtern
mit ihrem Netz einen Fiſchotter, den ſie mit auf den
Markt hierher brachten. Ein Liebhaber erwarb das Tier
für 20 Mark. Der Todesſturz aus einer Wirt=
ſchaft
beſchäftigte geſtern die Strafkammer. Es handelte
ſich um den Taglöhner Anton Volk aus Koſtheim, der be=
trunken
in die Wirtſchaft von Valentin Höflich in Koſt=
heim
gekommen und vom Bruder des Wirts, dem 24 jäh=
rigen
Maurer Paul Höflich, hinausgeworfen worden war,
weil er die Gäſte beläſtigte und dem Wirt den Hals zu=
drücken
wollte. Volk ſtürzte dabei die ſteile, 98 Zentimeter
hohe Treppe hinab und blieb auf dem Trottoir liegen.
Nach einiger Zeit kamen den Gäſten Bedenken und ſie tru=
gen
den Bewußtloſen in die Wirtſchaft zurück, wo ſie ihn
in einem Nebenzimmer auf ein Sofa legten. Als Volk
nicht zu ſich kam, holte man einen Arzt, der feſtſtellte, daß
Volk tot war. Bei der Sektion der Leiche ergab ſich ein
ſchwerer Schädelbruch, der den Tod verurſacht hatte. Paul
Höflich wurde am nächſten Tage hier auf der Bauſtelle ver=
haftet
, aber bald darauf wieder entlaſſen. Geſtern hatte
er ſich wegen fahrläſſiger Tötung zu verantworten und
wurde zu einem Monat Gefängnis verurteilt.

matiſchen Korps fungiert, den Herren und Damen ihre
Plätze in dem Zuge an. Die preußiſchen jüngen Damen
aber werden wiederum geſchieden in die ſchon vorgeſtell=
ten
und in die noch vorzuſtellenden. Fürſorglich waltet
unter ihnen der erſte Zeremonienmeiſter, Herr Eugen
von Roeder, deſſen väterliche Hilfsbereitſchaft ſchon ſeit
langen Jahren bewährt iſt, ſeines Amtes. Herr von
Roeder hat gewöhnlich ſeinen Wohnſitz in Interlaken,
eilt aber immer nach Berlin, wenn der Hofdienſt ihn
ruft.
Obgleich die Stunde längſt vorüber iſt, zu welcher
die Cour angeſetzt war, kommt immer noch keine Be=
wegung
in die über die vielen Säle verteilte Geſell=
ſchaft
. Der Oberhofmeiſter der Kaiſerin, Freiherr von
Mirbach, wird geſehen, wie er mit dem Grafen Eulen=
burg
ſich eifrig unterhält, und man nimmt das als ein
Zeichen dafür, das das Defilieren bald beginnen
werde. Und richtig, nach kaum zehn Minuten gibt
Graf Eulenburg das Zeichen, die Türen öffnen ſich und
der feierliche Zug beginnt. Die Zeremonienmeiſter
achten darauf, daß die Damen den gehörigen Abſtand
halten, und durch ein Spalier von Pagen, Kammer=
herrn
und Ober=Hofchargen, unter den Klängen einer
ſanften Muſik entwickelt ſich das glänzende Bild. Ein
Knix der Damen vor dem Kaiſer, einer vor der Kai=
ſerin
, und ſchon iſt man außerhalb des Thronſaals, um
durch die Bildergalerie in den Weißen Saal zu ge=
langen
, wo ein Büfett aufgeſtellt iſt, an dem man ſich
nach dem langen, ermüdenden Warten ein wenig ſtär=
ken
kann.
Groß iſt natürlich die Aufregung unter den jungen
Damen, die vorgeſtellt werden. Der Hofknix iſt zwar
genügend ſtudiert und ausprobiert ob er aber im
gegebenen Augenblick ſo gelingen wird, wie er müßte,
ob nicht der Glanz und die Pracht, die das Kaiſerpaar
umgibt, ob nicht die vielen neugierigen Blicke verwir=
rend
wirken werden, wer kann dafür einſtehen. Nun
hat man nur noch Wenige vor ſich, ein befreundeter
Kammerherr nickt aus dem Spalier freundlich zu:
Tourage! Courage! es wird famos gehen! und richtig,
ein brillanter Hofknix vor dem Kaiſer und ebenſolcher
war der Kaiſerin wird tadellos hingeſetzt, als ob nur

Frau Wolden zuſchaute. Aber ein Seufzer der Befrei=
ung
kommt aus tiefſter Bruſt, als die Bildergalerie
erreicht iſt. Da findet man die Mama, die ſich nach dem
Erfolge lebhaft erkundigt und dem Töchterchen gleich
anmerkt, daß alles wohl verlaufen iſt. Bald kommt
auch der Vater dazu, und nachdem man verſchiedene
Freunde und Freundinnen begrüßt hat, eilt man zu
der Kapellentreppe, auf welcher der Diener mit den
Mänteln wartet, und nun ſteht man unten am Por=
tal
III dicht gedrängt in fürchterlicher Enge, bis der
Portier mit lauter Stimme den Wagen meldet.
In guter Stunde iſt man zu Hauſe und ſpricht
noch lange von den Eindrücken, die man empfing, und
freut ſich, daß das Debut bei Hofe ſo glücklich von=
ſtatten
ging. Und wenn nun gar am nächſten Tage die
Toilette der jungen Dame als beſonders geſchmackvoll
in der Zeitung genannt wird, dann ſind die ſtolzeſten
Träume in Erfüllung gegangen und man darf mit
Sicherheit auf einen ſehr vergnügten Winter rechnen.
v. X.

Konzerte.

Mm. Die zweite Matinee der Kammer
muſik=Vereinigung der Herren Hofrat W. de
Haan, Hofkonzertmeiſter Ernſt Schmidt, Konzert=
meiſter
H. Bornemann, der Herren E. Delp und
E. Andrae, welche am Sonntag, den 16. Januar, im
Muſikvereinsſaale ſtattfand, brachte drei für unſere
Stadt neue und intereſſante Tonwerke zum öffent=
lichen
Vortrag. Zunächſt hörten wir (aus dem
Manuſkript) ein Quartett op. 27 von Ernſt
Schmidt, dem tüchtigen Vertreter der erſten Violine,
der damithier zum erſten Male gleichzeitig als Komponiſt
eines Kammermuſikwerkes vor die Oeffentlichkeit trat
und deſſen Werk eine recht günſtige Aufnahme fand, und
zwar in allen ſehr gut gearbeiteten Sätzen. Dasſehr dank=
bare
Thema mit Variationen (2. Satz) gefiel ganz
außerordentlich, ebenſo das Menuett; der Schlußſatz
Finale und Doppelfuge mit ihren gut gewählten, deut=
lich
von einander ſich unterſcheidenden Themen hätte
durch etwas wärmeren Vortrag noch eindrucksvoller

wirken können. Als zweite Nummer kam unter Be=
teiligung
von Herrn Hofrat de Haan am Flügel durch
die Herren Schmidt und Andrae das Trio op. 26 für
Klavier, Violine und Violoncello in 4 Sätzen von
Anton Dvorak klangvoll zur Ausführung, ein
melodienreiches, wertvolles Tonſtück mit eigenartiger
Harmonik und rhythmiſchem Reiz, welches für die
Streichinſtrumente in ihren beſten Lagen geſchrieben iſt.
Feſſelnd iſt unter anderem die anmutige Tanzmelodie
im Scherzo und leicht fließt das bewegte Finale mit
ſeinen volkstümlichen böhmiſchen Weiſen hin.
Einem Nichtdeutſchen war auch die dritte Nummer
im Programm zugewieſen: dem Engländer D. Fr.
Tovey, deſſen Werke erſt in jüngſter Zeit größere
Beachtung gefunden haben. In dem Streichquar=
tett
in D-dur, welches, wie das erſte Quartett, aus
dem Manuſkripte die Erſtaufführung erlebte, zeigte ſich
ein hervorragendes Talent mit reicher muſikaliſcher
Begabung und ſehr guter techniſcher Durchbildung,
bei vollkommener Beherrſchung der Form im ſtrengen
Satz intereſſant und feſſelnd geſchrieben, deſſen drei
erſten Sätzen man mit Genuß zuhören mochte. Der
vierte Satz, Intermezzo, und die Einleitung zur Fuge
(Grave) fallen dagegen ein wenig ab und verlängern
das Ganze unnötig. Die Schlußfuge mit ihren vier
charakteriſtiſchen Themen in flottem Tempo iſt aber
wieder ein Meiſterſtück voll lebendiger Bewegung und
krönt das Ganze in ihrer alle vier Melodien geſchickt
miteinander verbindenden Engführung.
Die Ausführung der Quartette war tadellos, ob=
gleich
uns bei der erſten Matinee das Zuſammenwirken
der vier einzelnen Inſtrumente einheitlicher ſchien;
heute machte ſich dagegen bisweilen das Beſtreben der
Einzelinſtrumente, zu ſehr ſoliſtiſch hervorzutreten, wie
auch eine allzu gewiſſenhafte Ausarbeitung im einzelnen
bemerkbar, welche einer großzügigen Auffaſſung ſtellen=
weiſe
entgegentrat.
Der Beſuch war weniger gut als bei der erſten
Matinee, was jedenfalls dem Umſtand zuzuſchreiben iſt,
daß die Darbietung urſprünglich acht-Tage ſpätershatte
ſtattfinden ſollen.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 18. Januar 1910.

Nummer 14.

Mainz, 16. Jan. Im Oktober wurde in einem Hauſe
der Einteren Flachsmarktſtraße in der Wohnung einer
Frau eingebrochen und ein Sparkaſſenbuch über
2000 Mark geſtohlen. Die Frau machte ſofort
auf der Sparkaſſe Mitteilung, es waren aber
ſchon 840 Mark abgehoben. Erſt jetzt iſt es ge=
lungen
, Licht in die Sache zu bringen. Der Ein=
brecher
war ein gewiſſer Hochmann, der wegen Einbruchs=
diebſtählen
in einem Schuhgeſchäft der Flachsmarktſtraße,
bei einem Schneidermeiſter in der Parkusſtraße und einem
Einbruchsverſuch in einer Buchhandlung auf der Großen
Bleiche kürzlich von der Strafkammer zu einer hohen
Strafe verurteilt wurde, die er zurzeit in Butzbach abbüßt.
Die 840 Mark hatte er mit dem Dreher Karl Claute und
dem Schloſſer Friedrich Korbach in einer Nacht durchge=
bracht
. Die Beiden wurden jetzt ebenfalls verhaftet.
Oſthofen, 16. Jan. Der 44jährige Winzer Jakob Jo=
ſeph
Gardt aus Heßloch, der in einem Weinberge arbei=
tete
, brach geſtern plötzlich, von einem Schlaganfall getrof=
fen
, tot zuſammen. Leute, die den Mann arbeiten
ſahen, meinten, er hätte ſich zum Ausruhen hingelegt. Da
dies aber zu lange dauerte, gingen ſie an die Stelle, wo
ſie ihn tot, die Pfeife in dem Munde, fanden.
Bad Nauheim, 15. Jan. An unſerer Saline finden
dieſes Jahr größere Reparaturen ſtatt, wie wir ſolche in
den vorhergehenden Jahren nicht geſehen haben. Ueber=
haupt
iſt der Betrieb unſeres Salzwerkes zurzeit flott.
Ueber 30000 Zentner Salz ſollen im vergangenen Be=
triebsjahre
gewonnen worden ſein. Seitdem die Vereini=
gung
der deutſchen Salinen beſteht, iſt ein Ueberbieten im
Preiſe zur Unmöglichkeit geworden. Die bei der Salz=
bereitung
gewonnene Mutterlauge wird in unſeren Bade=
häuſern
in großer Maſſe verwendet.
(*) Nieder=Mörlen, 16. Jan. Aus Auſtralien kommt
eine Millionenerbſchaft hierher. Ein in den
60er Jahren ausgewanderter hieſiger Bürger iſt mit
Hinterlaſſung eines mehrere Millionen betragenden Ver=
mögens
in Melbourne geſtorben. Der deutſche Geſandte
in Auſtralien hat durch Kreisamt und Bürgermeiſterei die
hieſigen Verwandten feſtſtellen laſſen.
(*) Wieſeck, 16. Jan. Einen bedeutſamen Beſchluß
ſaßte geſtern abend unſer Gemeinderat. Der Bürgermei=
ſter
wurde beauftragt, Schritte zu tun, die den baldigen
Anſchluß an die elektriſche Straßenbahn
der Stadt Gießen herbeiführen, und bei der Bürger=
meiſterei
Gießen anzufragen, wie die Stadtverwaltung zur
Ausdehnung des Straßenbahnnetzes ſich ſtelle. Die Ge=
meinde
Wieſeck iſt zu entſprechenden Garantien bereit.

Aus Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.

* Frankfurter Theater=Spielplan.
1. Opernhaus. Dienstag, 18. Jan.: Die geſchiedene
Frau. Mittwoch, 19. Jan., 3½ Uhr: Jung Habenichts.
7½ Uhr: Zar und Zimmermann. Donnerstag, 20. Jan.:
Cavallerie ruſticana. Der Bajazzo. Freitag, 21. Jan.:
Geſchloſſen. Samstag, 22. Jan.: Don Juan. Sonntag,
23. Jan., 3½ Uhr: Jung Habenichts. 7 Uhr: Die ge=
ſchiedene
Frau. Montag, 24. Jan.: Erſtes Gaſtſpiel der
k. u. k. Kammerſängerin Frau Anna von Mildenburg
vom k. u. k. Hofoperntheater in Wien: Triſtan unv
Iſolde (Iſolde: Frau v. Mildenburg a. G.). Dienstag,
25. Jan.: Izeyl. Mittwoch, 26. Jan.: Die Zauberflöte.
2. Schauſpielhaus. Dienstag, 18. Jan.: Nathan
der Weiſe. Mittwoch, 19. Jan.: Die Rabenſteinerin.
Donnerstag, 20. Jan.: Wilhelm Tell. Freitag, 21. Jan.:
Die fremde Frau. Samstag, 22. Jan.: Zum erſten
Male: Der dunkle Punkt, Luſtſpiel in 3 Akten von
Guſtav Kadelburg und Rudolf Presber. Sonntag,
23. Jan., 3½ Uhr: Wenn der junge Wein blüht. 7 Uhr:
Die Braut von Meſſina. Dienstag, 25. Jan.: Der
dunkle Punkt. Mittwoch, 26. Jan., 2½ Uhr: Volks=
ſchülervorſtellung
: Wilhelm Tell. 7 Uhr: Der dunkle
Punkt.

Kleines Feuilleton.

* Verborgene Schätze. Letzthin ſtarb in Unter=
Aegypten Achmed Paſcha Badraui, der einen Grund=
beſitz
von etwa 4000 Feddan (Wert etwa 500000 Pfund)
hinterließ. Als die Erben das Haus ein wenig genauer
durchforſchten, fanden ſie eines ſchönen Tages in einem
unterirdiſchen Verſteck 250000 Pfund (fünf Millionen
Mark!) in blankem Golde. Dieſer Fall ſteht keines=
wegs
vereinzelt da. Beim Tode Muhammed Paſcha
Scherifs fand man 300000 Pfund (ſechs Millionen Mk.)
heim Tode Ibrahim Paſcha Halims wurden ebenfalls
300000 Pfund in einer Rumpelkammer zwiſchen alten
PPetroleumkiſten entdeckt. Fälle, wo es ſich um weni=

ger koloſſale Summen handelt, ließen ſich zu Dutzen=
den
, ja zu Hunderten aufzählen. Nichts geht nämlich
dem altmodiſchem Moslem mehr gegen die Haare, als
daß man, dem Korangebot entgegen, ſein Geld auf einer
Bank Zinſen tragen laſſe. Dieſe Bedenken ſtehen be=
kanntlich
auch in hohem Grade dem Populärwerden
der ägyptiſchen Poſtſparkaſſen im Wege. Statt ihre
Sparpfennige dorthin zu tragen, ziehen es die Einhei=
miſchen
vor, wenn ſie Männer ſind, ihr Geld zu ver=
graben
, wenn Weiber, es in roh gearbeitete Schmuck=
ſtücke
, Halsketten, Arm= und Fußbänder umſchmelzen
zu laſſen. Den letztgenannten Weg gingen allein im
Jahre der Geldkriſis 1907 nach einer glaubwürdigen
Quelle mehr als zwei Millionen Pfund oder 40 Mil=
lionen
Mark, was bei einer Einwohnerzahl von zehn
Millionen ſchon etwas heißen will.
C.K. Der Kampf um den Trauring. Aus
New=York wird berichtet: Mit wachſender Beſorgnis
verfolgen die amerikaniſchen Verteidiger des Familien=
lebens
die immer mehr überhand nehmende Sitte der
modernen Amerikanerin, das Tragen des Eherings zu
verſchmähen. Die eleganten jungen Damen der neuen
Generation erklären den Ehering für altmodiſch und
ſind der Anſicht, daß eine moderne, vorurteilsfreie Frau
dieſes Sinnbild überwundener Abhängigkeit beiſeite
legen ſoll. O, ich würde keinen Ehering tragen, ſo
lautet die Aeußerung einer modernen Mutter von zwei
Kindern; ich finde das ſo ordinär! Man hat die
Frauenrechtlerinnen für dieſen merkwürdigen Wandel
der Anſchauungen verantwortlich machen wollen, aber
die Führerinnen der Frauenbewegung verwahren ſich
leidenſchaftlich gegen dieſen Vorwurf. Miß Mary Do=
nelly
, die Sekretärin der Nationalliga für Frauen=
ſtimmrecht
, erklärte voll Empörung: Das iſt die größte
Torheit und der größte Irrtum, den Trauring beiſeite
zu legen, und alle, die das tun, geben damit nur einen
Beweis von Eitelkeit, nicht aber von Unabhängigkeit
des Geiſtes. Zu den Verteidigern des Traurings ge=
ſellen
ſich nun auch die Juweliere. Denn die moderne
Amerikanerin begnügt ſich nicht damit, nacheder Trau=

ung den Ring in irgend einer Schatulle verſchwinden
zu laſſen; auch die Form des alten Traurings wird
beanſtandet. Man findet den alten Ring zu ſchwer und
zu plump, und von Jahr zu Jahr werden die neuen
Trauringe dünner, leichter und zerbrechlicher. Dieſer
neue Ring ſo äußerte ſich der Beſitzer eines der größ=
ten
New=Yorker Juweliergeſchäfte, erweckt ſchon von
vornherein den Eindruck, daß er nicht beſtimmt iſt,
lange zu halten und dauernd getragen zu werden, wie
der Trauring der guten alten Zeit. Die amerikaniſche
Preſſe beſchäftigt ſich mit dieſem Wandel der Mode als
mit einer nationalen Gefahr und widmet dem Thema
lange Spalten.
* König Leopolds Nachlaß. Am Samstag
fand bei der Banque de Bruxelles in Brüſſel die erſte
Teilzahlung aus der Erbſchaftsmaſſe König Leopolds
ſtatt. Zwiſchen den Advokaten der Prinzeſſin Luiſe
und ihren Gläubigern iſt ein Vergleich zuſtande ge=
kommen
, wonach die unbeſtrittenen Forderungen 1½
Millionen und die beſtrittenen ebenſo viel betragen.
Unter den letzteren befindet ſich auch die Rechnung
eines Wiener Advokaten mit 500000 Francs für er=
teilte
und noch zu erteilende Ratſchläge. Die Banque
de Bruxelles hat ſich bereit erklärt, ſofort einen Vor=
ſchuß
von fünf Millionen auf den Erbteil der Prin=
zeſſin
Luiſe zu leiſten, wovon drei Millionen für die
Gläubiger der Prinzeſſin Luiſe hinterlegt bleiben, und
zwei Millionen zur Verfügung der Prinzeſſin gehal=
ten
werden ſollten. Die Prinzeſſin hat aber Pech.
Dieſe zwei Millionen hat nämlich jetzt ihr ehemaliger
Gatte, Prinz Philipp von Koburg, durch einen Advo=
katen
mit Beſchlag belegen laſſen, und zwar mit der
Begründung, er habe ſeit ſeiner Scheidung von der
Prinzeſſin für dieſe Schulden in Höhe von zwei Mil=
lionen
bezahlt, die er nun wieder haben will. Somit
iſt die Prinzeſſin jetzt wieder völlig mittellos und muß
von neuem ihre Zuflucht zu privaten Geldleihern
nehmen. Für die Reiſekoſten zum Begräbnis des =
nigs
nach Brüſſel mußte ſie 20000 Francs borgen;

Reich und Ausland.

Aus der Reichshauptſtadt, 16. Jan. Wie die Neue
Geſellſchaftliche Korreſpondenz meldet, hat die tür=
kiſche
Regierung nunmehr eine gerichtliche
Klage gegen die Reichsbank auf Herausgabe des
Millionendepots des Sultans Abdul Hamid eingeleitet.
Die Klageſchrift iſt der Deutſchen Reichsbank geſtern
zugeſtellt worden. Die Koſten für die geſamte Ber=
liner
Armenpflege im letzten Rechnungsjahr
haben abermals eine beträchtliche Steigerung erfahren.
Sie beliefen ſich auf faſt 30 Millionen Mark (!) und
nach Abzug der Einnahmen auf rund 25 Millionen
Mark, gegen 22¾4 Millionen Mark im Vorjahre. Es
mußten alſo rund 2½ Millionen Mark mehr auf=
gebracht
werden.
Der Kaiſerliche Auto=
mobil
=Klub beſchloß, bei der Staatsanwaltſchaft
eine Anzeige gegen unbekannte Täter wegen des ge=
fälſchten
Telegramms an Herrn Zuylen, den Präſi=
denten
des franzöſiſchen Automobil=Klubs, zu erſtatten.
Als geſtern abend kurz nach 8 Uhr der nach
Charlottenburg gehende Zug in den Bahn=
hof
Schöneberg einfahren wollte, wurde einem Mann
der Hut durch einen Windſtoß vom Kopf geriſſen und
auf das Gleis geworfen. Ungeachtet der Gefahr und
der warnenden Zurufe der Bahnbeamten kletterte der
Mann auf das Gleis und holte den Hut zurück. Der
Bahnhofsvorſteher mußte den einfahrenden Zug durch
Notſignal vor dem Bahnhof zum Halten bringen, was
auch im letzten Augenblick gelang. Als den durch das
Halten beunruhigten Fahrgäſten die Aufklärung über
den unerwarteten Aufenthalt wurde, löſte ſich die
ängſtliche Spannung in Heiterkeit aus. Weniger er=
freut
war der Eigentümer des Hutes, deſſen Perſo=
nalien
ſofort feſtgeſtellt wurden und der nun ein Straf=
mandat
in erklecklicher Höhe zu erwarten hat. Der
Hut wird ihm alſo teuer zu ſtehen kommen.
München, 16. Jan. Der frühere Generaldefinitor
des Kapuzinerordens, Benno Auracher, der ſei=
nen
Vornamen Benno in Bernhard abänderte, hei=
ratete
in London die 33jährige Anna Karolina Schmidt,
die Tochter des verſtorbenen, bei der Eiſenbahndirek=
tion
Augsburg tätig geweſenen Regierungsrats
Schmidt. Die junge Frau Auracher iſt, der Augs=
burger
Abendzeitung zufolge, eine elegante, ſchlanke

Blondine. Sie ſtudierte Medizin, während ihre Schwe=
ſter
Eleonore ſich der Philologie widmete. Die Schwe=
ſtern
, die in München zwei größere Anweſen beſitzen,
ſollen begütert ſein. Als die ältere Schweſter vor
einem Monat verreiſte, ahnte niemand, daß der Zweck
dieſer Reiſe die Verehelichung mit dem größten Kanzel=
redner
Deutſchlands war.
Pater Auracher iſt an=
fangs
Oktober vor. Jahres plötzlich ohne Angabe einer
Adreſſe ins Ausland gereiſt, nachdem er vorher das
Ordensgewand abgelegt hatte. Das ſpurloſe Ver=
ſchwinden
des viel gefeierten Kapuziners erregte gro=
ßes
Aufſehen und wurde auf die verſchiedenſten
Gründe zurückgeführt. Die einen wollten ihn wegen
ſeiner Reformpläne in einen unlösbaren Konflikt mit
der Ordensleitung verwickelt wiſſen, andere ließen ihn
Weltprieſter werden, Zentrumsblätter ſahen ihn als
einen nervenkranken Mann an. Der rätſelhafte Fall
hat jetzt eine ſehr einfache Löſung gefunden.
München, 16. Jan. Eine Gerichtsverhandlung, die
an den langſam eingeſchlafenen Eulenburg= Pro=
zeß
erinnert, fand vor dem hieſigen Schöffengericht
ſtatt. Angeklagt war einer der Hauptzengen in
jenem Senſationsprozeß, der bekannte Milchhändler G.
Riedel, auf deſſen Ausſage in dem bekannten hier
geführten Prozeß gegen einen Redakteur der ſozial=
demokratiſchen
Münchener Poſt der Stein gegen den
Fürſten ins Rollen kam. Riedel hatte ſich wegen gro=
ben
Unfugs und Beamtenbeleidigung zu verantworten.
Im September vorigen Jahres befand er ſich in einer
Kneipe in der Altſtadt und erzählte den ſtaunenden Zu=
hörern
von ſeinen Beziehungen zu dem vornehmen
Herrn. Als er ſich aber zu ſehr auf Einzelheiten ein=
ließ
und ſich ſogar der Beziehungen zu dem Fürſten
Eulenburg rühmte, verloren die Zuhörer die Geduld
und man verbat ſich ſeine ärgerniserregenden Reden.
Riedel ließ ſich aber nicht einſchüchtern, ſo daß der Wirt
und die Gäſte ihn mit Gewalt an die friſche Luft beför=
dern
mußten. Riedel hatte die Frechheit, ſich nach dem
Hinauswurf ſofort auf die nächſte Polizeiwache zu be=
geben
und um polizeilichen Schutz zu erſuchen. Als
man ſeinem Anſuchen nicht in der von ihm gewünſchten
Form nachkam, wurde er grob und ſtieß Beleidigungen
gegen einen Polizeibeamten aus. Zu der Verhand=
lung
hatte er es vorgezogen nicht zu erſcheinen. Der
Gerichtshof beſchloß daher, ihn zu einem ſpäteren Ter=
min
zwangsweiſe vorführen zu laſſen.
Paris, 17. Jan. In Paris iſt der Ehrenpräſident
und frühere langjährige Präſident des Deutſchen Hilfs=
vereins
, Kommerzienrat Michell, im Alter von 85
Jahren geſtorben. Die Leiche wird nach Mainz
überführt. Michell war der älteſte in Paris lebende
deutſche Reichsangehörige. Unter ſeiner Führung hat
ſich der Deutſche Hilfsverein beſonders hervorgetan.
Paris, 16. Jan. Wegen eines die Ermordung des
Agenten Deray verherrlichenden Artikels hat die
Staatsanwaltſchaft gegen den Profeſſor Hervé ein
Verfahren eingeleitet.
London, 15. Jan. Das Teſtament des Dr.
Ludwig Mond, der am 11. Dezember vorigen Jah=
res
in London geſtorben iſt, wurde jetzt gerichtlich
regiſtriert. Er hinterläßt rund zwanzig Millionen
Mark. Seine Patente und ſeine experimentellen Ar=
beiten
und Apparate vermacht er ſeinen beiden Söhnen
Robert und Alfred. Außerdem jedem von ihnen zwei
Millionen Mark. Seine Witwe erhält eine Jahres=
rente
von 200000 Mark und ſein Wohnhaus. Hen=
riette
Heitz iſt mit einer Jahresrente von 80000 Mark
und ſeine Schwiegertochter Violet mit einer Jahres=
rente
von 20000 Mark bedacht worden. Das Ein=
kommen
von der Hälfte des Reſtes ſeines Vermögens
ſoll bei Lebzeiten ſeiner Witwe an ſeine beiden Söhne
gezahlt werden. Nach dem Tode der Witwe fällt ſeine
Bilderſammlung der hieſigen Nationalgalerie zu.
Eine Million Mark erhalten die Royal Societies of
London für naturwiſſenſchaftliche Forſchung. Eine
Million Mark erhält bekanntlich die Univerſität Heidel=
berg
zu gleichen Zwecken. 400000 Mark fallen zu
Unterſtützungszwecken an den Stab ſeiner Firma,
400000 Mark an die Munizipale Akademie, 400000.
Mark an die Stadt Kaſſel und der Reſt an ſeine
Söhne.
London, 15. Jan. Einen Fall äußerſter Armut
und geradezu erſchütternden Elends, der lei=
der
durchaus keine Ausnahme iſt, berichten die Lon=
doner
Blätter. Einer Mrs. Harriet Bartlett war ihr
17 Monate altes Kind geſtorben, und bei der gericht=
lichen
Leichenſchau, die in England bei außergewöhn=
lichen
Fällen üblich iſt, ſagte die Frau, daß ſie ſeit drei
Jahren obdachlos ſei. Keine Wohnung ſeit drei Jah=
ren
! rief der Vorſitzende aus. Wo ſchlafen Sie denn?
In der letzten Nacht gelang es mir, im Criſpin
Street=Aſyl unterzukommen, antwortete die Frau mit
müdem, hoffnungsloſem Ausdruck, und einmal war ich
in Dr. Bernardos Aſyl; ſonſt laufe ich des Nachts in
den Straßen herum! Und was tut Ihr Mann?

Wenn ich ein Aſyl finde, läuft er allein herum,
finde ich keins, ſo gehe ich mit ihm. Aber Sie müſ=
ſen
doch irgend wann und irgend wo ſchlafen. Wir
ſchlafen auf den Bänken in Parks oder irgend wo, wo
wir nicht geſtört werden. Ich habe noch vier Kinder.
Zwei davon ſind in Handwerkerſchulen und zwei auf
einem Trainingſchiff. Eines Nachts, als wir alle zu=
ſammen
herumwanderten, wurden wir feſtgenommen,
und der Magiſtrat ſandte die Kinder fort, ſo daß mir
nur das jüngſte blieb.
Es iſt eine traurige Ge=
ſchichte
, die wir leider nur zu oft hören, meinte der
Vorſitzende; wie geht es zu, daß Ihr Mann keine Ar=
beit
finden kann? Er iſt in der ganzen Stadt her=
umgelaufen
, kann aber keine Arbeit finden. Er macht
Toaſtgabeln, und es ſcheint, als wenn wenig Nachfrage
danach iſt. Und ſeit wann hat er keine regelrechte
Arbeit mehr? Seit etwa zwölf Monaten.
Es
iſt eine entſetzliche Geſchichte. Haben Sie denn keine
Verwandten, die Ihnen helfen können? Verwandte
ſchon, aber die ſind auch ſehr arm, ſie haben genug zu
tun, ſich ſelbſt durchzubringen. Die Unterſuchungs=
kommiſſion
gab das Verdikt: Tod von natürlichen Ur=
ſachen
ab, womit in England ſehr oft der Hungertod
bezeichnet wird. Die Mutter ging mit demſelben hoff=
nungsloſen
Ausdruck in den müden Zügen wieder ins
Elend hinaus.
New=York, 17. Jan. Der Schneeſturm, der am
Freitag längs der atlantiſchen Küſte einſetzte, hielt faſt den
ganzen Samstag über an. New=York, Philadelphia,
Boſton und viele andere Städte ſind von jedem Verkehr
abgeſchnitten. Einen Meter und höher bedeckt der Schnee
den Boden. Die angeſammelten Schneemaſſen verhindern
den Eiſenbahnverkehr. Zahlreiche Unfälle und 6 Todes=
fälle
waren am Sonntag zu verzeichnen. Die ankommen=
den
und abfahrenden Dampfer haben große Verſpätungen.

Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im Nach
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.

Kunſtabend. Wie ſchon gemeldet, wird Hof=
photograph
Hans Hildenbrand aus Stuttgart am 20. Ja=
nuar
einen Kunſtabend veranſtalten, der mohl das Inter=
eſſe
des hieſigen Publikums verdient. Es handelt ſich um
die Vorführung von künſtleriſchen Photographien in natür=
lichen
Farben. Die Frankfurter Zeitung ſchrieb u. a.:
Die Bilder ſind außerordentlich ſchön und von hervor=
ragender
Wirkung, ein Traum von Licht und Farbe.
Eduard Risler, der bekannte und berühmte
Klaviervirtuoſe, wird, wie wir hören, auch in Darmſtadt
auftreten, und zwar hat er für Dienstag, den 22. Februar,
einen Chopin=Abend geplant. Da wir vor wenigen
Tagen einen Chopin=Abend von Wilhelm Backhaus
hören konnten, wird es vielen Muſikfreunden ſicherlich
Freude bereiten, wenn ſie binnen kurzer Zeit einen zweiten
Meiſter auf dem Klavier, der demſelben Komponiſten
huldigt, hören können.

7. Hauptverſammlung der Landwirtſchafts=
kammer
.

Darmſtadt, 17. Januar.
Unter dem Vorſitz des Vizepräſidenten Bähr trat
heute vormittag die Landwirtſchaftskammer für das
Großherzogtum Heſſen zur 7. Hauptverſammlung zu=
ſammen
. Als Regierungsvertreter wohnte Oberregie=
rungsrat
Heinrichs den Verhandlungen bei. Nach
Erledigung einer Anzahl geſchäftlicher Mitteilungen
und einer langen Geſchäftsordnungsdebatte wurde auf
Antrag Köhler die Tagesordnung inſofern geändert,
als der Voranſchlag erſt ſpäter, nach Erledigung der
nachträglichen Kreditgenehmigungen, beraten werden
ſoll. Der Vorſitzende verlieſt dann ein Dankſchreiben
des Präſidenten Haas für das ihm zu ſeinem 70. Ge=
burtstage
überreichte Ehrengeſchenk. Dann wird in
die Tagesordnung eingetreten.
Die Jahresrechnung für 1908 ſchließt mit
einer Geſamteinnahme von 647250 Mark und einer
Geſamtausgabe von 522307 Mark ab, ſo daß ein Reſt=
betrag
von 124942 Mark zu verzeichnen iſt. Die Rech=
nung
wurde genehmigt. Ueber den Hauptvor=
anſchlag
1910 entſtand eine längere Generaldebatte.
Der Voranſchlag ſieht in Einnahme und Ausgabe
571 112 Mark vor. Der Staatszuſchuß beträgt gleichwie
im Vorjahre 146690 Mark, die Umlagen ſind auf 290000
Mark (gegen 280000 Mark im Vorjahre) feſtgeſetzt. An
Ausgaben werden gefordert: zu wiſſenſchaftlichen und
Lehrzwecken 53 160 Mark, zur Förderung der Tierzucht
160 181 Mark, zur Förderung des Obſt= und Weinbaues
33072 Mark, zur Förderung der Landes= und Boden=
kultur
32864 Mark, für Ausſtellungsweſen 15000 Mark,
Verwaltungskoſten 110357 Mark, Tagegelder und
Reiſekoſten 20000 Mark, für den Penſionsfonds 25000
Mark und für Gebühren der Finanzämter 15000 Mark.

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Nummer 14.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 18. Januar 1910.

Seite 5.

In der Debatte bemängelte u. a. Mitglied Lutz=
Elpenrod, daß in der Statiſtik der Kammer unrichtige
Angaben enthalten ſeien. Weiter ermahnt Redner zur
Sparſamkeit, man ſolle ſich preußiſche Muſter zum Vor=
bild
nehmen. Namentlich ſollten nicht mehr Beamte
angeſtellt werden, als unbedingt notwendig ſind. Dann
wird des längeren über Schutzvorrihhtungen an Häckſel=
maſchinen
debattiert. Mitglied Walter=Lengfeld
verteidigt den von Lutz angegriffenen Bauberatungs=
dienſt
der Landwirtſchaftskammer, der ausgezeichnet
funktioniere. Auch ſei Arbeit genug vorhanden, ſo daß
keineswegs zu viel Beamte angeſtellt werden. General=
ſekretär
Leithiger weiſt darauf hin, daß das Ver=
hältnis
der Einnahmen aus den Gebühren und der
Ausgaben beim Bauberatungsdienſt anders zu beur=
teilen
ſei, als Mitglied Lutz das getan habe. 1909
ſeien die Einnahmen bereits auf 4500 Mark geſtiegen,
das ſei ein wichtiger Fortſchritt. Mitglied Köhler
meint, der Bauberatungsdienſt werde mit der Zeit
noch Ueberſchüſſe abwerfen. Redner ſprach ſich weiter
für Beſeitigung der Vorſchriften bezügl. der Brand=
mauern
aus.
Die Generaldebatte wird dann geſchloſſen, nach der
Frühſtückspauſe aber nochmals eröffnet. Verſchiedene
Herren aus Rheinheſſen beſchweren ſich über die zu ge=
ringe
Berückſichtigung des rheinheſſiſchen Weinbaues.
Sehr ſcharf ſpricht ſich Herr Eibach= Pfaffenſchwaben=
heim
aus, der Beſchwerde darüber führt, daß
der Voranſchlag nur 11000 Mark für Unterſtützung des
Weinbaues vorſieht, anſtatt 20000 Mark, wie im Vor=
jahre
. Wenn das ſo weiter gehe, könne Rheinheſſen
nicht mehr mitarbeiten an der Landwirtſchaftskammer
und man werde einen Antrag einbringen müſſen auf
Reviſion des Geſetzes betr. die Landwirtſchaftskammer.
Mitgl. Schätzel ſpricht ſich ähnlich aus, desgleichen
eine Reihe weiterer Redner. Auf Anfrage Schätzels,
wie die Regierung ſich zu dem Antrag Köhler=Bähr
betr. Anforderung von 9000 Mark zur Bekämpfung
der Rebſchädlinge ſtelle, erklärt Oberregierungsrat
Heinrichs, die Regierung könne eine zuſtimmende
Stellung nicht einnehmen, weil in dem Antrag über
den Zweck der Verwendung des Geldes nichts Ge=
naueres
enthalten ſei. In Rückſicht auf die ſchlechte
finanzielle Allgemeinlage werde das Geld nicht be=
willigt
werden können. Die Anſicht, daß die Be=
kämpfung
der Rebſchädlinge lediglich eine Aufgabe des
Staates ſei, ſei falſch. Dieſer Anſicht trat der Vor=
ſitzende
entgegen.

Das Reitergefecht bei Bois=Commun.

* Zu der in der Nummer 9 des Tagblatt vom
12. Januar gebrachten Notiz ſchreibt uns Exzellenz
A. v. Willich:
Obſchon mir augenblicklich die Darſtellung des Ge=
fechts
von Bois=Commun nicht zur Hand iſt, ſo möchte
ich doch die Zeitungsnotiz, daß der Kommandeur des
zweiten Marſch=Lanzier=Regiments ſich bereits in Ge=
fangenſchaft
befand und um Pardon gebeten hatte, bevor
die Leute des erſten Reiter=Regiments (Leutnant von
Willich) auf dieſem Teil des Gefechtsfeldes eingetroffen
waren auch nicht 24 Stunden lang unwiderſprochen
laſſen. Ich ſchildere nachſtehend nochmals kurz die Tat=
ſachen
, ſoweit meine Perſon dabei in Betracht kommt,
und will bei dieſer Gelegenheit noch einige weitere
Betrachtungen an dieſe kleine Gefechts=Epiſode knüpfen.
Die Schwadron Wernher des 2. Reiter=Regiments,
welche am fraglichen Gefechtstage vor der Schwadron
Schweitzer marſchierte, war bereits zum Gefecht auf=
marſchiert
und hatte ſich zur Attacke in Vorbewegung
geſetzt, als die letztere Schwadron ſich noch in einer Art
von Defilee befand, aus welchem ſie gerade mit der
Tete debouchierte. An der Tete ritten Rittmeiſter von
Schweitzer und ich. In dieſem Augenblick ſah ich auf
unſerer linken Seite einen franzöſiſchen Offizier,
der nach ſeinen Abzeichen ein höherer Offizier ſein
mußte, im langen Galopp längs des höher gelege=
nen
Straßenrandes in der Richtung auf unſere uns
nachfolgende Infanterie zuſteuern. Er ſaß kerzen=
gerade
im Sattel, ſchien aber nicht mehr Herr ſeines
Roſſes zu ſein in der linken Hand hatte er hoch=
erhoben
ſeinen gezogenen Degen. Einem plötzlichen
Impulſe folgend, wandte ich mein Pferd nach links,
ſrrang über den Straßengraben und begab mich in
Begleitung einiger Leute meines an der Tete mar=
ſchierenden
Zuges auf die Verfolgung. Der fran=
zöſiſche
Offizier hatte indeſſen ſo viel Herrſchaft über
ſein Pferd erlangt, daß er es in großem Bogen nach
rechts wandte und ſo nach und nach wieder die Richt=
ung
zu gewinnen ſchien, woher er gekommen. Da ich
mich mehr auf der inneren Linie des Bogens hielt, ſo
geriet ich auf die rechte Seite des Gegners, während
auf der linken Seite desſelben nur noch der Chevau=
leger
Leineberger zu folgen vermochte. Mit meinem
noch ganz friſchen und ſchnellen Pferde gelang es
mir, in die Höhe des Gegners zu gelangen; mit der
linken Hand ergriff ich die Zügel ſeines Pferdes und
rief vous étes mon prisonnier!. In dieſem Augenblick
verſetzte Leineberger dem Leutnant=Colonel de Braſ=
ſerie
, dieſer war der Offizier, wie ſich nachher heraus=

ſtellte, einen gewaltigen Hieb auf den Kopf, ſodaß de
Braſſerie nun im Sattel wankte und auf meinen weit
nach links vorgeneigten Oberkörper hinabglitt, mich
von der Helmſpitze bis zum Ellenbogen über und über
mit Blut beſudelnd. Er glitt langſam auf die Erde
hinab, und es fehlte wenig, daß ich ihm meinerſeits
nachfolgte, da ich nur noch mit dem rechten Sporn an
dem Sattelkoppel mich feſthielt. Nachdem ich mich
wieder im Sattel zurecht geſetzt hatte, ritt ich eiligſt
in die Direktive, in welcher ich meine Schwadron ver=
mutete
, und begegnete dabei noch einem Häuflein
feindlicher Laneiercs, die, aus Revolvern feuernd, in
der Richtung auf unſere Infanterie weiter ſprengten
und von letzterer wohl zuſammengeſchoſſen worden
ſind. Meinem Schwadron=Chef meldete ich augen=
blicklich
, daß und an welcher Stelle des Geländes ein
höherer, von Chevauleger Leineberger ſchwer verwun=
deter
Offizier liege, und ich entſinne mich, daß um=
gehend
Anordnungen getroffen wurden, um den Ver=
wundeten
aufzuſuchen und ins Lazarett zu verbringen.
Ich ſelbſt wurde ſofort als Patrouillenführer in der
Richtung Bois=Commun, was mittlerweile von fran=
zöſiſcher
Infanterie beſetzt worden war, vorgeſandt.
Das ſind die Tatſachen, ſoweit ſie mich angehen nun
noch einige Betrachtungen:
Von Trompeter Schon des Leib=Dragoner= Regi=
ments
habe ich ſeinerzeit gehört, daß er und noch
einige damalige Leib=Chevaulegers ſich dem zurück=
reitenden
Kommandeur in den Weg geſtellt und mir
dadurch die Gefangennahme desſelben ermöglicht
hätten. Ich habe in der Erregung des Augenblicks
weder den Trompeter Schon noch die anderen Leib=
Chevauleger geſehen, zweifele aber in keiner Weiſe
daran, daß dieſe Ausſage richtig iſt, was ich auch Schon
perſönlich geſagt habe. Da ich aber ein ſehr gutes,
ſchnelles und friſches Pferd ritt, ſo glaube ich auch
heute noch, daß ich den Leutnant=Colonel auch ohne
dieſe Begleitumſtände erreicht haben würde. Ich muß
dabei bemerken, daß ſich die geſchilderte Epiſode links
von unſerer Vormarſchſtraße und ziemlich weit von der
rechts der Straße ſtattgehabten Attacke der Schwa=
dron
Wernher abgeſpielt hat. Ich habe dieſen Umſtand
ſeinerzeit Sr. Großh. Hoheit dem Prinzen Heinrich von
Heſſen, als er für das Leib=Dragoner=Regiment ein
Bild des Gefechts von Montbarrois oder Bois= Com=
mun
malen laſſen wollte, mit der Bitte mitgeteilt, von
einer Darſtellung dieſer Epiſode, als räumlich zu weit
von der eigentlichen Attacke getrennt liegend, abſehen
zu wollen, umſomehr, als ich nicht dem Regiment an=
gehörte
, deſſen Offiziers=Kaſino mit dem betreffenden
Bilde geſchmückt werden ſollte. Ich bin aber leider

Seiner Großh. Hoheit gegenüber mit meinem Wunſche
nicht durchgedrungen. Ferner will ich erwähnen, daß
ich vom Gefechstage an mein Verfahren, mich auf
eigene Fauſt von meiner Eskadron abzuzweigen, für
unrichtig gehalten habe. Und nie entfernt iſt mir der
Gedanke gekommen, irgend ein Heldenſtück ausgeführt
zu haben ich war eben lediglich einem plötzlichen
Impuls gefolgt, ohne mir irgend eine Rechenſchaft für
meine Handlung abzulegen. Ich habe über den gan=
zen
Verlauf ſeinerzeit nur ſo berichtet, wie ich es vor=
ſtehend
geſchildert habe. Wenn nun aber nach 40 Jah=
ren
ein Mitkämpfer eine Zeitungsnotiz vom Stapel
läßt, wie die eingangs meiner Zeilen erwähnte, ſo muß
dieſer Herr Mitkämpfer, von dem man annehmen muß,
daß er es ſei, der den franzöſiſchen Kommandeur ge=
fangen
genommen, doch mit etwas mehr Einzelheiten
kommen, aus denen man erſehen könnte, wie ſich in
ſeinem Kopfe dieſe Gefechtseinzelheiten zurzeit dar=
ſtellen
. Sollte, was ich nicht weiß, tatſächlich der Kom=
mandeur
bei dem erſten Zuſammenprall mit der Schwa=
dron
Wernher vorübergehend in die Hände des Herrn
Artikelſchreibers gefallen ſein, ſo iſt ſehr zu bedauern,
daß er wahrſcheinlich infolge anderweiter In=
anſpruchnahme
eine ſo wertvolle Beute nicht für ſich
zu bewahren gewußt hat!
Wenn ferner was ich früher öfters gehört habe
erzählt wird, der Leutnant=Colonel habe ſchon aus un=
zähligen
Wunden geblutet, als er mir als halbe Leiche
in die Hände gefallen ſei, ſo muß ich demgegenüßer
noch folgendes bemerken: Der franzöſiſche Komman=
deur
ſaß hoch aufgerichtet zu Pferde, und ich habe nicht
geſehen, daß er vor dem Hieb des Chevaulegers Leine=
berger
irgendwo geblutet habe, was natürlich nicht aus=
ſchließt
, daß er leichtere Verwundungen (beſonders
flache Säbelhiebe) gehabt haben könnte. Als wir
nach Abſchluß des Friedens über Beaune zurück=
marſchierten
und ich im Lazarett Erkundigungen ein=
zug
, war Herr de Braſſerie ſchon als geheilt wieder
nach ſeiner Heimat zurückgekehrt. Und als ich vor
wenigen Jahren mich noch einmal auf das Gefechts=
feld
begab, um mir noch einmal genau die Stelle an=
zuſehen
, wo ſich die Gefangennahme abgeſpielt hatte,
da war gerade zwei Tage vorher auch der über 80 jäh=
rige
Herr de Braſſerie dageweſen und hatte auf dem
Kirchhof von Bois=Commun eine große Rede auf die
am 24. November 1870 heldenmütig Gefallenen ge=
halten
. Alſo einen dauernden Schaden hat der alte
Herr von den ungezählten Wunden Gott ſei Dank
nicht davongetragen. Hoffentlich iſt dies das letzte
Mal, daß ich gezwungen werde, in dieſer, Sache
mich verteidigen au müſſen.

Deutſcher Reichstag.

* Berlin, 17. Jan. Vizepräſident Spahn er=
öffnet
die Sitzung um 1 Uhr 20 Minuten
Einge=
gangen
iſt eine Denkſchrift (Weißbuch) über die Berg=
werkskonzeſſionen
in Marokko. Auf der Tagesordnung
ſteht zunächſt die Beratung der Interpellationen des
Zentrums und der Nationalliberalen betreffend die
Penſions= und Hinterbliebenenverſicherung der Privat=
beamten
.
Auf Befragen des Präſidenten erklärt ſich Staats=
ſekretär
Dr. Delbrück zur ſofortigen Beantwort=
ung
der Interpellationen bereit.
Abg. Sittart
(Zentr.) begründet die Interpellation ſeiner Partei und
führt aus: Schon Graf Poſadowsky habe die Notwen=
digkeit
dieſer Verſicherung anerkannt, und auch Herr
v. Bethmann Hollweg habe ſich dieſer Erkenntnis nicht
verſchloſſen. In der inzwiſchen erſchienenen Denkſchrift
habe ſich der jetzige Reichskanzler dahin geäußert, daß
die Vertagung der Penſions= und Hinterbliebenenver=
ſicherung
der Privatbeamten bis zum Inkrafttreten der
Reliktenverſicherung der Arbeiter nicht wünſchenswert
erſcheine. Wir wollen Klarheit und Wahrheit haben;
eine unnötige Verzögerung muß vermieden werden,
um eine Beunruhigung der Beteiligten zu vermeiden.
Beſchleunigung tut not. (Beifall im Zentrum.)
Abg. Streſemann (natl.): Die Frage der Pri=
vatbeamtenverſicherung
iſt ſoweit gediehen, daß ſie ge=
ſetzgeberiſch
in Angriff genommen werden kann. Die
Verzögerung kann unmöglich dahin begründet werden,
daß die Privatbeamten dieſe Fürſorge nicht wollten;
im Gegenteil, ihre Organiſationen, die die über=
wiegende
Mehrheit der Privatbeamten repräſentieren,
haben ſich dafür erklärt. In dieſer Frage berühren ſich
die Intereſſen der Angeſtellten mit jenen der Arbeit=

geber. Die Befürchtungen, die eingewendet werden,
ſind dieſelben wie ſeinerzeit bei der Invalidenverſicher=
ung
; ſie werden ſich als ebenſo grundlos erweiſen wie
jene damals. Die Verſicherung für das Alter muß den
Privatbeamten von heute ein Aequivalent für die ver=
lorene
Ausſicht auf eigene Selbſtändigkeit ſein. Man=
cher
Unternehmer wird allerdings mit bitteren Gefüh=
len
dieſer neuen Belaſtung entgegenſehen; andererſeits
aber wird die Kaufkraft, die Sicherſtellung der Familie
gefördert, und damit zum Vorteile des Mittelſtandes
der unſoliden Kreditwirtſchaft vorgebeugt. Die Regie=
rung
würde eine unerträgliche Verantwortung über=
nehmen
, wenn ſie ſolche wichtige Frage unerledigt ließe.
(Beifall bei den Nationalliberalen.
Staatsſekretär Delbrück: Meine beiden Amts=
vorgänger
haben anerkannt, daß dieſe Frage zu einer
endgültigen Löſung aus politiſchen und wirtſchaftlichen
Gründen dränge. Die techniſchen Schwierigkeiten, die
ſich der Ausarbeitung des Materials entgegenſtellen,
ſind größer, als meine beiden Amtsvorgänger zunächſt
annahmen; jedenfalls waren ſie ſo groß, daß trotz des
Eifers, mit dem meine beiden Vorgänger an die An=
gelegenheit
herangetreten ſind, die Arbeiten nicht der=
art
vorgeſchritten ſind, daß ein Geſetz vorgelegt werden
kann, das in ſeinen Grundzügen der vielfach erwähnten
Denkſchrift entſpricht. Dann erwog ich, ob im Rahmen
der Reichsverſicherungsordnung als in weniger voll=
endeter
Form die Wünſche der Privatbeamten erfüllt
werden könnten; aber eine ſolche Löſung würde nie=
mand
befriedigen. Es wäre unzweckmäßig, den Privat=
beamten
weniger, gewiſſermaßen eine Abſchlagszahlung,
zu bieten. Auch konnte die Reichsverſicherungsordnung
nicht mehr mit dieſer unbequemen Frage belaſtet wer=
den
. Aus dieſen rein äußerlichen Gründen ergab ſich
die unabweisbare Notwendigkeit, dieſe Aufgabe zurück=
zuſtellen
. Ich bedauere das umſomehr, als ich weiß,
daß alle Parteien den dringenden Wunſch haben, die
Forderungen der Privatbeamten zu befriedigen. (Sehr
richtig!) Forderungen, deren wirtſchaftliche und ſitt=
liche
Berechtigung auch ich anerkenne. Ich werde mich
bemühen, die Arbeiten weiter zu fördern, und ſobald
als möglich eine Vorlage vorzulegen. (Bravo!)
Auf Antrag von Frhrn. von Hertling (Zentr.)
und Baſſermann (natl.) findet Beſprechung der In=
terpellation
ſtatt.
Abg. Dröſcher (konſ.): Wir wünſchen endlich
eine möglichſt baldige Schaffung einer ſolchen Verſicher=
ung
. Das Schickſal der neuen Reichsverſicherungsord=
nung
iſt doch zu ungewiß, als daß wir dieſe dringende
Geſetzgebung davon abhängig machen möchten. Es
ſollte ſchleunigſt ein ſelbſtändiges Geſetz möglichſt
noch in dieſer Seſſion vorgelegt werden. (Bravo!l
rechts.) Abg. Hormann=Bremen (freiſ. Vpt.): Auch
wir ſtehen auf unſerem alten Standpunkte, die ſchleu=
nige
Einbringung einer ſolchen Vorlage zu verlangen.
Es iſt durchaus notwendig, die Altersgrenze auf 65
Jahre feſtzuſetzen, ſonſt wird die ganze Verſicherung für
die meiſten Beteiligten illuſoriſch gemacht. Wir müſſen
dringend wünſchen, daß dieſe Vorlage uns noch in die=
ſer
Seſſion zugehe. (Beifall links.) Abg. Heine
(Soz.): Die Sache ſchwebt und wird jedenfalls in Nichts
zergehen. Meine Partei hält nichts anderes für mög=
lich
, als daß dieſe Privatangeſtellten an die Alters= und
Invalidenverſicherung angeſchloſſen werden, wobei für
dieſe höheren Angeſtellten gewiſſe Modifikationen rein
praktiſcher Art nötig ſeien. Die Abneigung gegen die
Angliederung an die anderen Verſicherungen beruht
auf der Torheit, daß die Angeſtellten ſich beſſer dünken,
als die Arbeiter. Tatſächlich ſchwindet die Kluft zwi=
ſchen
Angeſtellten und Arbeitern immer mehr, daß auch
die erſteren bald ſich nur mehr als Proletarier fühlen
werden. (Beifall bei den Soz.) Abg. Linz (Rpt.):
Die baldige Einbringung der Vorlage iſt notwendig.
Es iſt nicht zu befürchten, daß die Tüchtigkeit der Pri=
vatbeamten
unter einer ſolchen Verſicherung leiden
würde; im Gegenteil, die Sicherheit, die ſie gewährt,
würde neue Kräfte entfeſſeln. Die heutige Erklärung
der Regierung iſt ſehr bedauerlich. Die Privatbeamten
dürfen nicht allein ausgeſchloſſen bleiben von der ſozia=
len
Geſetzgebung. Hoffentlich wird die heutige Be=
ſprechung
zur Folge haben, daß das angeſtrebte Ziel er=
reicht
wird. (Bravo!
Nachdem ſich die Abgeordneten Brejsky (Pole), Burck=
hardt
(Wirtſch. Vgg.) und Nacken (Zentr.) für die baldige

Einbringung der Vorlage ausgeſprochen hatten, ſchließt die
Beſprechung der Interpellation.
Es folgt die Interpellation der Sozialdemokraten be=
treffend
die Unterſtützung arbeitsloſer Tabakarbeiter.
Abg. Geyer (Soz.) begründet die Interpellation und
führt aus: Nicht nur Arbeiter, auch kleine Unternehmer
ſind durch die Tabakbeſteuerung brotlos geworden und für
dieſe iſt keine Ausſicht auf Unterſtützung gegeben. Mehr
als 40000 Tabakarbeiter ſind brotlos geworden, die Min=
derbefähigten
unter ihnen dauernd. Die zu den Unter=
ſtützungsbeſtimmungen
erlaſſenen Ausführungsbeſtimmun=
gen
der verbündeten Regierungen entſprachen durchaus nicht
den Verhältniſſen, kamen verſpätet und waren ſo rigoros=
wie
möglich. Der Bundesrat hat kein Recht, das Geſetz zu
verſtümmeln. Die Zigarettenarbeiter durften nicht von
der Unterſtützung ausgeſchloſſen werden. Noch niemals
hat ein Geſetz ſo ſchwere Folgen nach ſich gezogen wie die=
ſes
. Deshalb hat das Reich auch die Pflicht, ſchnell und
ausreichend für die dadurch arbeitslos werdenden Arbeiter
zu ſorgen. (Beifall bei den Soz.)
Staatsſekretär Wermuth: Der Reichskanzler iſt
nachdrücklich bemüht geweſen, dem Geſetze eine warme und
weitherzige Auslegung zu ſichern. Er iſt überzeugt, daß
die Ausführungsbeſtimmungen, die der Bundesrat im Sep=
tember
endgültig erlaſſen hat, geeignet ſind, dieſem Wunſche=
nachzukommen
, und die Behörden ſind eifrig bemüht, auf
dies Ziel hinzuwirken. Ueber die Bemeſſung des Fonds=
hat
ſich auch der Vorredner nicht ausgeſprochen. Seit dem
14. Dezember iſt nichts eingetreten, was eine veränderte
Stellungnahme rechtfertigen würde. Der Vorred=
ner
hat Einzelfälle angeführt, ohne davon der
Regierung vorher Kenntnis zu geben. Dadurch iſt
es mir unmöglich gemacht, ſofort zu antworten.
Nach dem 14. Dezember bin ich noch mit Vertretern der
Arbeiterkreiſe in Verbindung geweſen und bin in der
Lage, zu verſichern, daß über die Beſtimmungen vom
26. November hinaus dem Standpunkt der Arbeiter,
Rechnung getragen werden ſoll. Es wird alles geſchehen,
um dem Geſetz diejenige Auslegung zu ſichern, die ihm
nach unſerer Ueberzeugung gebührt. Von Mitte Auguſt
bis Ende November wurden 1228000 Mark, bis Ende
Dezember 1650000 Mark ausgezahlt. An Geſuchen
ſind eingegangen bis Ende 1909 53 586, hiervon wurden
46000 Unterſtützungen gewährt, abgelehnt wurden 4392,
nnerledigt ſind 2473, alſo 5,3 Prozent. Dieſer Reſt iſt,
in den letzten Tagen eingegangen. Bei der Schilderung
der Arbeitsloſigkeit in der Preſſe ſind unglaubliche
Uebertreibungen unterlaufen.
Wie ſteht es nun mit dem Tabakgewerbe nach der=
Erhöhung der Steuer? Die Bewegung angeſichts der
neuen Steuern ging zweifellos tief. Die Einfuhr im
Jahre 1879 ſank nach dem Inkrafttreten der Steuer von
1 Million auf 120000 Doppelzentner. Aehnlich war es
1873 und 1905, ſowie im vergangenen Jahre. Ein großer
Teil Tabak iſt vor dem Inkrafttreten des Geſetzes ein=
geführt
worden, weshalb die Einfuhr nachher erheblich
ſank. Die Ernte 1908 war ausgezeichnet im Inland, die
von 1909 qualitativ jedoch ſchwach, ſonſt aber ebenſo gut.
Trotzdem fiel die Einfuhr im ganzen nicht erheblich.
Das beweiſt, daß die Induſtrie nicht in Not iſt, daß die
infuhr durch den neuen Wertzoll nicht unterbunden
wird. Wenn der Handel in einer mißlichen Lage iſt,
ſo kommt es daher, daß er es nicht verſtanden hat, dem
Raucher die unvermeidliche Verteuerung der Zigarren
mundgerecht zu machen. Wenn jetzt die Unterſtützung
bewilligt wird, ſo liegt das an der Unſicherheit der
neuen Wertverzollung und an der Rückſichtnahme auf
die Beſonderheiten des Tabakgewerbes, das bis jetzt
auch kränkliche und verkrüppelte Arbeiter beſchäftigte,
die anderswo kein Auskommen finden würden. Ueber
die ausgeworfene Summe wiſſen wir nichts genaues.
Man muß den Zweck des Geſetzes im Auge behalten,
und die brotlos werdenden Arbeiter ſollen unterſtützt
und verpflegt, keineswegs jedoch verſorgt werden. Das
Tabakgewerbe iſt nach wie vor ungeſtört. In vielen
Zweigen des induſtriellen Lebens herrſcht Arbeiterman=
gel
. Den Tabakarbeitern würde es unſchwer gelingen,
anderweit Arbeit zu finden.
Auf Antrag Singer findet Beſprechung der Inter=
pellation
ſtatt.
Abg. Giesberts (Zentr.): Die neuen Ausführ=
ungsbeſtimmungen
ſind weſentlich gemildet; das erken=
nen
auch die Arbeiter an. Die Tabakinduſtrie zahlt die

[ ][  ][ ]

Seite 6a.

Nummer 14.
Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 18. Januar 1910

ſchlechteſten Löhne. Einer Erhöhung der Unterſtütz=
ungsſumme
werden wir beiſtimmen. (Beifall.) Abg.
Sielermann (lonſ.): Ich hoffe, daß im Laufe der
Zeit alle Arbeitc wieder beſchäftigt werden, inzwiſchen
ſöllte man aber nicht engherzig ſein. Abg. Dr. Contze
(natl.): Die ausgeworfenen vier Millionen dürften für
den Zweck nicht genügen; bedauerlich iſt die feindſelige
Haltung eines Teiles der Tabakfabriken. Abg. Hor=
mann
=Bremen (freiſ. Vpt.): Die Handhabung des Ge=
ſetzes
durch die Behörden iſt auerkennenswert. Das Ge=
ſetz
ſollte auch auf die Hilfsarbeiter in der Tabakindu=
ſtrie
ausgedehnt werden. Abg. v. Oertzen (Rpt.):
Es ſollten lediglich Arbeiter entſchädigt werden, die auf
Grund körperlicher Mängel nicht in der Lage ſind, an=
derweit
Beſchäftigung zu erhalten. Reichen die vier
Millionen nicht aus, dann wird die Summe erhöht wer=
den
müſſen. Abg. Brejski (Pole): Hätten wir ge=
wußt
, daß die Zigarettenarbeiter von den 4 Millionen
ausgeſchloſſen ſein ſollten, ſo hätten wir für das Geſetz
nicht geſtimmt. Abg. Burckhardt (wirtſch. Vgg.):
Wir erwarten, daß das Geſetz loyal ansgelegt wird.
Nach unerheblichen Bemerkungen Molkenbuhrs
ſchließt die Beſprechung. Das Haus vertagt ſich. Nächſte
Sitzung morgen 1 Uhr: Interpellation betreffend Maus=
ſelder
Bergarbeiterſtreik und betreffend Auslegung des
Vereinsgeſetzes; zweite Etatsberatung (Etat der Reichs=
juſtizverwaltung
). Schluß 6 Uhr 15 Minnten.

Sport.

Schlittſchuhllub=Sportverein Darm=
ſtadt
. Infolge des ungünſtigen Winterwetters mußten
die Bonner und Berliner Eiswettkämpfe verſchoben wer=
den
. Für das Schnellaufen um die deutſche Meiſterſchaft
in Berlin, auch für die Schnelllaufwettkämpfe in Hamburg,
Davos und Klagenfurt hat auch ein Darmſtädter, Herr
Eugen Freytag, Mitglied des Schlittſchuhklub= Sport=
vereins
, gemeldet. Herr E. Freytag weilt augenblicklich
in Davos, um zu trainieren. Wie uns berichtet wird, leiſtet
er ſehr Anerkennenswertes, ſodaß ſeine Gewinnausſichten
recht gute ſind.
-Ff. Fußball. Das am Sonntag nachmittag auf
dem Olympia=Sportplatz vor einer beſonders zahl=
reichen
Zuſchauermenge ausgetragene Ligaſpiel der
erſten Mannſchaften des Fußballklubs Germania= Lud=
wigshafen
und Olympia=Darmſtadt endete mit 2: 2
Toren unentſchieden. Die Einheimiſchen, die mit zwei
Erſatzleuten antraten, drängten und belagerten an=
dauernd
, konnten aber infolge des ſtarken Windes und
der Sicherheit des Germania=Torwächters nichts ein=
bringen
.
sr. Das Berliner Winter=Lawn= Ten=
nis
=Turnier wurde am Sonntag ſpät abends be=
endet
. Der letzte Tag brachte noch ausgezeichneten Be=
ſuch
und ſehr gute Konkurrenzen. Die Reſultate waren
folgende: Herren=Einzelſpiel: 1. Preis Fred, 2. Preis
Widman, 3. Preiſe Uhl und van Lennep, 4. Preiſe C.
Lange, Hintz, Windels und Dr. Beck. Damen= Einzel=
ſpiel
ohne Vorgabe: 1. Preis Gräfin von der Schulen=
burg
, 2. Preis Frau Mittler. Herren=Doppelſpiel:
1. Preis: Fred-=Windels, 2. Preis C. Lange=Little--
Damen= und Herren=Doppelſpiel: 1. Preis Gräfin von
der Schulenburg=Fred--, 2. Preis Frau Mittler=van
Lennep. Herren=Einzelſpiel mit Vorgabe, 1. Klaſſe:
1. Preis Uhl, 2. Preis Bederzani, 3. Preiſe OHarra=
Muray und Dölle. 2. Klaſſe: 1. Preis Fränkel, 2. Preis
Macclure, 3. Preiſe Aenaeas= und Dr. Schleſinger.
Damen=Einzelſpiel mit Vorgabe: 1. Preis Frau Mitt=
ler
, 2. Preis Frau von Deſſer, 3. Preiſe Frl. Wolff, Frl.
von Joski. Herren=Doppelſpiel mit Vorgabe: 1.
Preis Rechenbach=Walter Lange, 2. Preis Little-=C.
Lange, 3. Preiſe Gruner=Macelure. O’Harra=Muray=
Uhl. Damen= und Herrenſpiel mit Vorgabe: 1. Preis
Windels=Gräfin Brockdorff, 2. Preis Frau Mideod=Uhl.
Sr. Das Kieler Sechstage=Rennen hat
mit dem Sieg von Arend=Stabe geendet, die in
120 St. 2340 km 680 m zurücklegten. Eine Runde zurück
waren Janke=Kendelbacher und Wittig=Rottnick. Kendel=
hacher
und Rottnick traten daher für das zweite und
dritte Geld zu einem Entſcheidungsmatch über 30 Runden
an, das Kendelbacher mit drei Längen gewann. Vierte
wurden Blau=Sonntag mit 3 Runden und Fünfte
Rädlein=Schulz mit 7 Runden Abſtand.
sr. Im Schach=Weltmeiſterſchaftskampf
Dr. Lasker=Schlechter wählte Schlechter in der
dritten Partie die ſpaniſche Eröffnung. Die komplizierte
Partie wurde nicht zu Ende geſpielt, ſondern bei an=
nähernd
gleicher Stellung abgebrochen. Da die beiden
erſten Partien remis geendet hatten, ſo haben beide
Gegner nunmehr je einen Punkt.

Stimmen aus dem Publikum.
(Für bie Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)

Der Spielplan des Hoftheaters wird in
letzterer Zeit nur auf ſo kurze Friſt hinaus veröffentlicht,
daß namentlich in den Kreiſen der Abonnenten zahlreiche
lebhafte Klagen hierüber laut geworden ſind. So weiß
man z. B. oft Freitags noch nicht, was am Dienstag
und den folgenden Tagen der nächſten Woche gegeben
wird und welcher Abonnementsbuchſtabe beteiligt iſt.
In der gegenwärtigen Zeit der Bälle, Geſellſchaften uſw.
bedeutet es namentlich für das hieran beteiligte
Publikum einen Mangel an Rückſicht ſeitens der
Theaterleitung, wenn ſie nicht rechtzeitig für Bekannt=
gabe
des Spielplans für mindeſtens 8 bis 10 Tage im
voraus ſorgt. In Frankfurt und Mannheim z. B. wird
dem jederzeit Rechnung getragen, wie man ſich aus den
dortigen Zeitungen überzeugen kann. Der Spielplan
bindet ja die Direktion in keiner Weiſe; Aenderungen
ſind oft unvermeidlich, verſtändlich und begreiflich. Mit
dieſem Vorbehalt könnte man aber doch den Spielplan
auch hier jeweils auf etwas längere Zeit hinaus, als es
ſeither beliebt wird, veröffentlichen; daß dies möglich iſt,
beweiſt ja der Spielplan für das Theaterperſonal, der
aber nur hier und da auserleſenen Bekannten dieſes
Perſonals zur Einſicht verſtattet, den intereſſierten
Theaterabonnenten und dem Publikum im allgemeinen
B.
jedoch nicht zugänglich iſt.

In Bayern wird es Ernſt mit der Hilfe für
die Penſionäre. Dem Landtag liegt ein Antrag
vor auf Erhöhung der vor dem 1. Januar 1909 ange=
wieſenen
Rnhegehälter und Witwengelder. Zunächſt
ſollen allerdings nur die geringeren Beträge bis zu
1800 Mark erhöht werden, während Sachſen ſchon ſeit
187
4 bei jeder Anfbeſſerung der aktiven Beamten
auch eine namhafte prozentuale Erhöhung ſämt=
Sachſen=Weimar
licher Penſionen eintreten ließ.
folgte vor zwei Jahren dieſem Beiſpiele, ebenſo, aller=
dings
vorläufig nur für die Hinterbliebenen, Würt=
temberg
. Das Fürſtentum Reuß ä. L. hat ſich jetz.
Sachſen angeſchloſſen. Glückliches Reuß! Ohne alle
Schulden finden wir hier einen Vermögensbeſtand von
rund 3½ Millionen Mark; im neuen Etat ſind bedeu=
tende
Mehrausgaben vorgeſehen zur Einkommensver=
beſſerung
der Beamten, Geiſtlichen, Seminarlehrer und
Penſionäre. Trotzdem keine Steuererhöhung. Preußen
und das Reich dürften bald folgen. Für Heſſen können
wir mit Genugtuung feſtſtellen, daß Regierung und
Stände trotz der troſtloſen Finanzlage beſtrebt ſind, der
Notlage unter den Penſionären nebſt Hinterbliebenen
baldigſt abzuhelfen nach dem Vorbilde von Sachſen.
Hoffen wir das beſte!

Erdbeben.

** Haparanda, 16. Jan. Vormittags um 9¾4
Uhr wurde in mehreren Dörfern ein ziemlich ſtarkes
Erdbeben verſpürt in der Richtung Oſt=Weſt, das
30 Sekunden anhielt und von einem unterirdiſchen Ge=
töſe
begleitet war.

Vermiſchtes.

Krankenkaſſen und Wohnungs=
enquete
. Die Ortskrankenkaſſe der Kaufleute in Ber=
lin
hatte viele Jahre lang Erhebungen über die Woh=
nungsverhältniſſe
der erkrankten Mitglieder veranſtaltet.
Nachdem dieſe Erhebungen ein ganzes Jahrzehnt lang un=
beanſtandet
geblieben waren, machte der preußiſche Lan=
desverband
der Haus= und Grundbeſitzer eine Eingabe,
in der von den Behörden gefordert wurde, daß dieſe Er=
hebungen
zu verbieten ſeien. Vom Magiſtrat Berlins und
in der höheren Inſtanz vom Oberpräſidenten der Provinz
Brandenburg wurde der Antrag der Hausbeſitzer abgelehnt,
weil auch nach Anſicht dieſer Inſtanzen die Krankenkaſſen
das Recht hätten, ſolche Erhebungen vorzunehmen. An=
derer
Anſicht war der preußiſche Handelsminiſter, denn aus
dem Handelsminiſterium kam eine Verfügung, die der
Ortskrankenkaſſe der Kaufleute die Vornahme weiterer
Wohnungserhebungen unterſagte. Gegen dieſe Verfügung
rief die Krankenkaſſe die Entſcheidung des Bezirksausſchuſ=
ſes
an. Der Bezirksausſchuß entſchied zu Ungunſten des
Handelsminiſteriums. Da ſich das preußiſche Handels=
miniſterium
auch bei dieſem Entſcheid nicht begnügte, ſo
mußte ſich auch noch das preußiſche Oberverwaltungsgericht
mit dieſer Sache beſchäftigen. Auch das Oberverwaltungs=
gericht
entſchied jetzt zu Ungunſten des Handelsminiſte=
riums
, ſodaß alſo die Kaſſe auch fernerhin ihre Woh=
nungserhebungen
vornehmen kann.

Literariſches.

Auf Wache und Poſten. Roman aus dem
Traugott
ſiebenbürgiſchen Volksleben von
Tamm. (Concordia, Deutſche Verlags=Anſtalt,
G. m. b. H. in Berlin W. 30.) Geh. 4 Mk., geb. 5 Mt.
Mit Meiſterſchaft und Unparteilichkeit, mit der Objek=
tivität
des ſchauenden Poeten und ohne alle Gehäſſig=
keit
des Parteimannes hat Traugott Tamm es ver=
ſtanden
, über ſämtliche Teile ſeines ergreifenden natio=
nalen
Gemäldes Licht und Schatten richtig zu ver=
teilen
und jedem der Mitkämpfer ſein Recht werden zu
laſſen. Im Vordergrunde bleibt ſtets das Sachſentum
in prächtig erfaßten und virtnos, doch ohne Schön=
färberei
gemalten Typen, die in jedem ihrer Züge zu
erkennen geben, wie treulich durch drei Viertel eines
Jahrtauſends bis auf den heutigen Tag das Völkchen
moſelfränkiſcher Koloniſten ſeine kerndeutſche Art ſich
bewahrt hat auf Wache und Poſten! So iſt dieſer
Roman ein Spiegel, der dem Mutterlande zeigt, wie
draußen in der Ferne ſeine ſtandhafteſten Kinder
kämpfen und ausharren und zugleich ein Gaſtgeſchenk
des Verfaſſers an die ſiebenbürgiſchen Blutsfreunde
und Brüder.
Die Heide. Von W. Wagner. 200 Seiten
mit zahlreichen Abbildungen im Text und 7 Tafeln.
(Naturwiſſenſchaftliche Bibliothek für Jugend und Volf.
Herausgegeben von Konrad Höller und Georg Ulmer.)
In Originalleinenband 1,80 Mark. Verlag von Quelle
u. Meyer in Leipzig. 1909. Das Buch ſchildert, wie
unter dem Einfluſſe des Bodens und Klimas der Heide
eine Pflanzenwelt von eigenartigem Gepräge entſtand
und wie einzelne, beſonders intereſſante Pflanzen dieſes
Gebietes vermöge ihrer beſonderen Organiſation den
Kampf ums Daſein führen. Es weiſt hin auf die
mannigfachen Beziehungen zwiſchen den Pflanzen und
Tieren der Heide und beſchäftigt ſich ſchließlich noch ein=
gehend
mit der bisher ſo arg vernachläſſigten Tierwelt
der Heide, die eine Fülle eigenartiger Erſcheinungen
birgt. So ſucht das Buch ein tieferes Verſtändnis der
Heide anzubahnen und dem Freunde dieſer intereſſan=
ten
Landſchaſt eine neue Quelle geiſtiger Anregung
und reiner Freude zu erſchließen.

Gewerbemuſeum.

Im Oberlichtſaale des Gewerbemuſeums ſind zur
Zeit zwei ſehr intereſſante Ausſtellungen arrangiert,
die gewiſſermaßen zwei Extreme bilden und trotzdem,
zuſammen betrachtet, des erhöhten Intereſſes nicht ent=
behren
. Denn im Endzweck haben ſie geſonderte Be=
ſtimmung
, verſchiedenartige Aufgaben zu erfüllen, wenn
auch beide der Schönheit, der Kunſt dienen: Der ernſten,
die die Stätten des Todes uns freundlicher, ſonniger
und weniger hoffnungslos geſtalten ſoll, und der hei=
terer
geſtimmten, die uns des Alltags Leben im Hauſe
durch ſonnige, farbenfrohe Schönheit erwärmen und den
Ernſt des Daſeins durch Freude erhalten ſoll.
Das eine iſt die
Grabmalkunſt,
die der junge Bildhauer Willi Götze=Groß=Gerau
veranſtaltet und die uns ſehr beachteuswerte Proben
gibt eines ſtrebſamen und vielverſprechenden,
eigene Wege einſchlagenden Künſtlers und dann
dieſes modern gewordenen Kunſtzweiges über=
haupt
. Auch auf der Landesausſtellung Darmſtadt
1908 war der Friedhofskunſt eine beſondere Abteilung
gewidmet. Sie ſtand unter Leitung Dr. W. v. Grol=
mans
=Wiesbaden, des Vorſitzenden der Wiesbadener
Geſellſchaft für bildende Kunſt, deren Vertretung Willi
Götze für hier übernommen hat. Zu der damaligen
Ausſtellung ſchrieb Dr. W. Grolman folgendes: Im
allgemeinen iſt man ſich nicht klar darüber geweſen, daß
die Frage der Kunſt auf dem Friedhofe im weſentlichen
eine Materialfrage iſt. Nur die Einführung des
Granits, deſſen übertriebeneHärte jede künſtleriſcheForm=
gebung
ungmöglich macht, gibt die Erklärung, warum das
Grabmal gerade in den letzten 15 Jahren immer tiefer
Lank, obwohl Architektur und Plaſtik längſt in aufſtei=
zende
Bahnen eingetreten waren. Ueberall, wohin wir
kommen, empfängt uns dieſelbe monotone Reihe ſchwarz
polierter Obelisken, die friſch gewichſten Oefen nicht
unähnlich ſind. Durch dieſe Politiur ſollte der Mangel
an Form verdeckt werden, wobei man überſah, daß der
polierte Stein im Freien ganz unkünſtleriſch wirkt,
weil er niemals ſich der Natur einfügt, ſondern durch

ſeine viel zu ſatte Farbe und die ſpiegelnden Flächen
froſtig=nüchtern aus den weichen Tönen und Linien der
Umgebung herausfällt. Es muß zugegeben werden,
daß der früher faſt allein gebräuchliche Sandſtein der
Verwitterung und unſchönem Moosanſatz allzu leicht
anheimfiel. Aber für ihn iſt in den zahlreichen Kalk=
ſteinarten
ein unſerem Klima völlig gewachſener, an
Schönheit weit überlegener Erſatz gegeben. Nicht min=
der
glücklich tritt an die Stelle des unſoliden und krei=
dig
wirkenden italieniſchen Marmor der männlich kräf
7
tige und tadellos wetterbeſtändige weiße Laaſer
Verſchiedene Kalkſteinarten hat auch W. Götze zu ſei=
nen
Ausſtellungsobjekten benutzt. Es muß anerkannt wer
den, daß der Künſtler es trefflich verſtand, Form und Ma=
terial
miteinander in Einklang zu bringen. Daß er, von
einigen Ausnahmen abgeſehen, es verſtand, gerade den
Formen eine Schönheit zu geben, die natürlich wirkt in
dem gegebenen Material und nichts vortäuſcht. Auch die
Brorereliefs in verſchiedenen Steinen ſind ſo bearbeitet,
daß ſie dem Grundmaterial ſich vorzüglich anvaſſen. In
den Formen ſelbſt blieb der Künſtler ſchlicht und ernſt, ohne
düſter zu werden und ohne Geſuchtes zu geben bis auf
einige Ausnahmen in den kleinen Modellen. Schon gele=
gentlich
der Ausſtellung 1908 betonten wir, daß der Garten=
kunſt
auf unſeren Friedhöfen doch immer die Hauptaufgabe
zufallen wird, denn die lebende, heitere Natur wird immer
am beſten imſtande ſein, der Stätte des Todes das =
ſtere
zu nehmen. Es ſoll darum beſonders anerkannt wer=
den
, daß der Künſtler es verſtand, ſeine Arbeit ſelbſt mit
der lebenden Natur in Einklang zu ſtimmen. Zweifellos
gehören die beiden Grabmale, in denen der Künſtler dem
Stein lebende Pflanzen, Zypreſſen und Blumen einord=
nete
, zu den ſchönſten und ſtimmungsvollſten. An dem
großen Monument mit den Zypreſſen zu beiden Seiten
das beſte Stück der Ausſtellung, iſt auch das Broncerelief
in ganz vorzüglicher Weiſe herausgearbeitet. Auch unter
den zeichneriſchen Entwürfen ſind ſehr beachtenswerte
künſtleriſche Arbeiten. Nicht unerwähnt ſei ein ſchön ge=
arbeitetes
Holzkreuz, wenn dieſes auch aus dem Rahmen
der Ausſtellung herausfällt. Des weiteren ſind einige
Plaketten des Großherzogspaares und nach dieſen gefer=
tigte
Schmuck= und Ziergegenſtände ausgeſtellt.

Die zweite Ausſtellung iſt eine ſolche von Kunſtblät=
tern
nach
Originalholzſchnitten von Karl Thiemann.
Schon gelegentlich der erſten Ausſtellung vor einigen
Jahren war die Kunſt Karl Thiemanns Gegenſtand län=
gerer
Beſprechung an dieſer Stelle. Inzwiſchen hat der
junge Künſtler längſt ſeinen Ruf begründet, ſeine Blätter
wurden mehrfach von Muſeen angekauft und in ſeiner Art
hat er wenig Konkurrenz. Karl Thiemann geht ſeinen
Weg ſicher und er führt ihn aufwärts, wenngleich eine
Entwickelung zur Reife im Weſentlichen ſich nur dem auf=
merkſamen
Beſchauer dieſer ſchönen Blätter offenbart. Sie
liegt in den intimen Reizen des Kolorits begründet, in
den Farbenſymphonien, die der Künſtler hervorzaubert.
Seine Zeichnung iſt die gleich kraftvolle kernige geblieben
und auch die Vielſeitigkeit des Vorwurfs, den der Künſtler
überall her ſchöpft, aus Natur und Leben, aus dem Tier
reich und aus den alten Wohnſtätten und Straßenbildern,
die ja noch ſo vielfach in der Welt voll ſeltenſten Stim=
mungsreizes
vorhanden ſind. Man muß ſie nur zu ſin=
den
wiſſen.
Zu den ſchönſten Blättern der Kollektion gehören die
Schwäne und Hühner in denen der Künſtler, trotzdem
die Tiere ſelbſt realiſtiſch aufgefaßt ſind, Farbenſtudien von
wunderſamer Schönheit und Weichheit gibt. Auch in der
Schwanenfamilie überraſcht die Zartheit des Kolorits
während verſchiedene Straßen= und Architekturbilder
charakteriſtiſch für die Zeichnung und die individuelle Auf=
faſſung
des Künſtlers ſind. Hervorgehoben ſei noch die
Fiſcherbarke von Venedig, ein Bild von ſeltener Viel=
ſeitigkeit
in der Behandlung des Vorwurfs, das Blatt
Rio dei Mendicanti Venedig u. a.
Alle dieſe Blätter ſind handgefertigte Originalholz=
ſchnitte
und wirken als ſolche jeweils originell. In der
Tat iſt ja bei der techniſchen Herſtellung dieſer Bilder vor
Vervielfältigung nicht eigentlich die Rede, denn die Farbe
wird für jedes Blatt beſonders aufgetragen. Der Abzug
erfolgt auf Japanpapier. Der Beſuch der Ausſtellungen
kann warm empfohlen werden.
M. St.

Darmſtadt, 18. Januar.

*. Großh. Hoftheater. In der geſtrigen Aufführung
des Luſtſpiels Huſarenfieber ſpielte wegen Un=
päßlichkeit
des Frl. Oſter die Großh. Heſſ. Hofſchauſpie=
lerin
Frl. Eichelsheim aus Wiesbaden die Rolle der
Frau von Farenholz und wurde bei ihrem Auftreten vom
Publikum mit freudigem Beifall begrüßt.

Letzte Nachrichten.

(Wolffsstelegr. Korreſp.=Bureau.)
* Berlin, 17. Jan. Der Kaiſer nahm heute vor=
mittag
im Schloſſe den Vortrag des Chefs des Zivil=
labinetts
entgegen.
* Berlin, 17. Jan. Gegenüber den hier verbreite=
ten
ungünſtigen Berichten über das Befinden des
Prinzregenten von Bayern ſind wir von der
bayeriſchen Geſandtſchaft ermächtigt, feſtzuſtellen, daß
die Gerüchte unbegründet ſind und ſich der Prinzregent
beſtens Wohlſeins erfreut.
* Berlin, 17. Jan. In dem Befinden des Präſi=
denten
des Reichstages, Grafen zu Stolberg= Wer=
nigerode
, iſt eine erfreuliche Beſſerung eingetreten,
immerhin iſt der Präſident genötigt, ſich Schonung auf=
zuerlegen
und noch für einige Zeit das Bett zu hüten
Von allen Seiten gehen Nachfragen ein, auch der
Reichskanzler v. Bethmann Hollweg erkundigte
ſich nach dem Befinden des Grafen.
* Berlin, 17. Jan. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt: Die Berliner Morgenpoſt gibt ein
angeblich in Paris verbreitetes Gerücht wieder, nack dem
der Staatsſekretär des Auswärtigen Amtes, Frhr. v.
Schön, bei Gelegenheit einer Beſprechung mit dem fran=
zöſiſchen
Botſchafter Cambon über die Frage der Man
nesmannſchen Anſprüche geſagt haben ſoll: Laſſen
Sie ſich durch dieſe Preſſeartikel nicht irreführen, die Regie=
rung
will damit nichts gemein haben. Wenn die Reichs=
regierung
ernſthaft gewillt iſt, etwas zu tun, folgen uns
die Reichstagsabgeordneten wie die jungen Hunde. In
der Reihe der gegen den Staatsſekretär des Auswärtigen
Amtes gerichteten Treibereien iſt dieſer Angriff beſonders
plump. Wir ſind ermächtigt, die dem Staatsſekretär in
den Mund gelegten Worte als böswillige Erfin=
dung
zu kennzeichnen.
* Brannſchweig, 17. Jan. Als geſtern nachmittag
zwei Soldaten des Hannoverſchen Jägerbataillons
e

[ ][  ][ ]

Nr. 10 aus Gestar den hieſigen Schloshof vaſterten,
fiel, einer hieſigen Zeitung zufolge, aus einem hinteren
Gebäude der Frieſenſtraße ein Schuß, der dem Soldaten
Weimann in die Schläfe der linken Kopfſeite drang.
Der Jäger begab ſich zunächſt auf die Schloßwache und
meldete den Vorfall, worauf die Polizei benachrichtigt
wurde. Die unter der Kopfhaut ſtecken gebliebene
Kugel wurde operativ entfernt. Die Verletzung iſt
nicht ſchwer. Bis jetzt iſt es der Polizei nicht gelungen,
den Täter zu ermitteln.
* Hamburg, 17. Jan. Die kroatiſche Landes=
regierung
erließ eine Verordnung, nach der jeder Aus=
wanderer
bei der kroatiſchen Bank für Handel, Gewerbe
und Induſtrie in Agram mit vier Kronen gegen Tod, Un=
fall
und Gepäckverluſt zu verſichern iſt, da die Dampf=
ſchiffahrtsgeſellſchaften
es nicht zu übernehmen vermochten,
den Auswanderern für die Verſicherung vier Kronen ab=
zunehmen
, die jede gute Verſicherungsanſtalt für 70 Hel=
ler
beſorgt. Da die bisherigen Vorſtellungen nichts nütz=
ten
, ſo wieſen der Norddeutſche Lloyd, die Hamburg- Ame=
rika
=Linie, die Red Star Line, die Holland-Amerika= Com=
pagnie
, die Compagnie Genéral Transatlantique und die
Auſtra=Americana ihre Agramer Repräſentanten an, bis
zur Klärung der Angelegenheit durch weitere Verhand=
lungen
keine Paſſagiere aufzunehmen. Der Banus droht
jetzt mit der Konzeſſionsentziehung.
* Breslan, 17. Jan. Der Zimmermann Hermann
Hübſcher, der am Odertorbahnhofe als Hilfsweichen=
ſteller
beſchäftigt war, wurde geſtern bei der Wärter=
bude
3, als er die Strecke revidieren wollte, von dem
herausfahrenden Schnellzuge Breslau=Kaliſch erfaßt
und überfahren; der Körper Hübſchers wurde buchſtäb=
lich
in zwei Teile zerſchnitten.
* Paris, 17. Jan. Wie die Blätter melden, iſt ein
Ariſtokrat, der früher der Kammer angehörte, ver=
haftet
worden, weil auf ſeinem Beſitztum in Cuaix eine
Falſchmünzerwerkſtätte entdeckt wurde. Es ſoll ſich um
den Herzog von Benavente handeln.
* Tnnis, 17. Jan. Nach einer Meldung aus Dehi=
bat
iſt dort am letzten Freitag ein flüchtiger tür=
kiſcher
Kavallerieoffizier eingetroffen, der
ausſagte, er ſei von türkiſchen Soldaten geſchlagen
worden und halte ſich nun für entehrt. In Wahrheit
ſoll der Offizier die Türken kommandiert haben, welche
am 6. Januar auf tuneſiſche Truppen ſchoſſen und nun
beſertiert ſein, um ſich der Verantwortung zu entziehen.
Zwei türkiſche Kavalleriſten, die bei der Verfolgung
des Offiziers die Grenze überſchritten, wurden als Ge=
fangene
in Dehibat eingeliefert und ebenſo wie der
Offizier wieder freigelaſſen.

H. B. Dresden, 17. Jan. Die Gegner der Schiff=
fahrtsabgaben
unter Sachſens Führung waren zwar
bei der Abſtimmung im Bundesrat auf ihrem ablehnenden
Standpunkt ſtehen geblieben, doch iſt bereits von ſächſiſcher
Seite eine Milderung der Spannung eingeleitet. Es wird
nicht mehr der Finanzminiſter Dr. von Rüger, ſondern
der Miniſter des Innern, Graf Vitzthum von Eckſtädt, die
weitere Vertretung der Angelegenheit führen.
H. B. Brüſſel, 17. Jan. Prinz Philipp von
Koburg hat dem Drucke der Gräfin Lonyay nachgebend
feine Anſprüche auf Geltendmachung ſeiner Forderung ge=
gen
ſeine geweſene Gemahlin, die Prinzeſſin Luiſe, zurück=
gezogen
.
H.B London, 17. Jan. Der heutige Wahlkampf
wird der entſcheidendſte für die ganze Wahlkampagne ſein.
Heute ſollen in 93 Bezirken 104 Abgeordnete gewählt wer=
den
. Nach dem bisherigen Parteiverhältniſſe teilen ſich
dieſe 104 Abgeordnete in 68 Liberale und 36 Unioniſten.
Zwei Miniſter ſtehen heute vor der Wiederwahl, in Briſtol
Mr. Birell und in einem ländlichen Wahlbezirk Miniſter
Burns. Man glaubt, daß beide aus der Wahl ſiegreich
hervorgehen werden.
H. B. Belgrad, 17. Jan. Wegen eines Zuſammen=
ſtoßes
des früheren Thronfolgers mit dem
Stadtpräfekten auf dem Hofball wurde ein Miniſterrat ab=
gehalten
, der dem Stadtpräfekten volle Genugtuung ge=
währte
, denn der Miniſterrat beſchloß, Alimpitſch' Abdan=
kung
nicht anzunehmen, da er ſein Amt ſtets zur vollen
Zufriedenheit verwaltet habe. Dagegen ſoll Prinz Georg
bald das Land verlaſſen. Nach der Sitzung gingen der
Miniſterpräſident Paſchitſch und Miniſter Bogdanowitſch
zum König, um ihm über den Verlauf der Sitzung zu be=
richten
. Wie verlautet, hat Prinz Georg bei dieſem Hofball
auch mit dem bulgariſchen Geſandten einen heftigen Streit
gehabt.

Caramellen der
Breslau, bei.

3 Der heutigen Stadtauflage liegt ein Proſpelt
über Huſte Nicht, Malz=Extract und Malzeaxtract=

ggesesesseesesese 39225
Dem verehrten

e.
Fraulein Losser
zum 25jährigen Jubiläum.
Terpſichore, der Tanzkunſt holde Muſe,
Beſuchte neulich mich in ſüßem Traum;
Es ſtrahlte die Geſtalt in reinem Fluße
Vom Diadem bis zu des Kleides Saum.
Mit ſel’gem Lächeln ſchaut ſie auf mich nieder;
Andächtig hör ich ihren Worten zu,
Süß klingen ſie in meinen Ohren wieder
Und ſäuſeln ein mich in melod’ſche Ruh!
Sie ſprach von Dir mit liebereichen Worten,
Dankbar, daß treu Du ihre Kunſt ſtets pflegſt,
Wie Du mit Anmut, Grazie allerorten,
Ein Vorbild für die Jugend, Dich bewegſt.
Mit welche mEifer, pflichtgemäßer Treue
Geduldig Du die Jugend haſt gelehrt.
Sie hat den Wunſch, daß Deine Saat gedeihe
Und Segen bring, der Deine Mühen ehrt.
Nach dieſem Wort war die Geſtalt verſchwunden.
Du aber ſieh die Freud’ in unſern Reihn:
Sie ſoll Dir unſ’re Dankbarkeit bekunden,
Mit der wir jetzt ein dreifach Hoch Dir weihn!
*1287)
H. K.
Die erſte Partie der Tanzſtunde 1909/10.
EEE
Familiennachrich ten.

Todes-Anzeige.
Heute Nacht verſchied nach langem, ſchweren,
geduldig getragenen Leiden, mein treubeſorgter
Gatte, unſer lieber Vater, Sohn, Bruder,
Schwager und Onkel
(1671
Oskar Scherer
Spenglermeister
im 42. Lebensjahre.
Darmſtadt, den 17. Januar 1910.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Lina Scherer und Kinder,
Familie Ph. Scherer, Spenglermeiſter.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 19. Jan.,
nachmittags 2 Uhr, vom Sterbehauſe, Müller=
ſtraße
7 aus, ſtatt,

Dankfagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Hinſcheiden meiner lieben unvergeßlichen
Tochter, unſerer guten Nichte und Tante, die uns
von nah und fern zugegangen ſind, ſowie für die
troſtreichen Worte des Herrn Pfarrer Schöner
ſprechen wir hiermit unſeren tiefgefühlten Dank aus.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Jean Walter,

Traiſa, den 15. Januar 1910.

(1657

ensetete e

neneretete
geteche e
ueenhtente

eued er ee

veerieterehte
ueretchtet
Meiete ae e
chären 1 gerin SWe.

Grost

Cie.

Bankſagung.
Für die Beweiſe herzlicher Anteilnahme und
reichen Blumenſpenden bei dem herben Verluſte
meiner geliebten Gattin innigſten Dank.
Darmſtadt, den 17. Januar 1910. (1652
Nikolaus Korbus
Fuhrmannſtraße 14.

(L1634,24

Amtlicher Wetterbericht.

Oeffentliche Wetterdienſtſtelle Gießen.
Verlauf der Witterung ſeit Sonntag früh: Im
Nordweſten hat ſich wieder eine neue ſehr ſtarke Zyklone
entwickelt, die über Nacht ſich oſtwärts über Mittel=
europa
ausgebreitet hat und überall Regenfälle bringt;
dabei herrſchen ſtarke Südweſtwinde. Ueber Weſteuropa
beginnt es auf der Rückſeite des Tiefdruckgebietes ab=
zukühlen
; es ſcheint demnach kein neuer Wirbel nach=
zufolgen
.
Ausſichten in Heſſen für Dienstag, den 18. Jan.:
Regen= und Schneeſchauer, beſonders im Gebirge, kälter,
ſtarker Weſt.

Tageskalender.

Hoftheater, Anfang 7 Uhr: Prima=Ballerina.
Vorſtellung um 8 Uhr im Orpheum.
Vortrag von Profeſſor Dr. Berger um 8¼ Uhr im
Saal 330 der Techn. Hochſchule (Volksbildungsverein).
Vortrag von R. Parthey um 8½ Uhr im Saalbau.
Monatsverſammlung des Kriegervereins um 8½ Uhr
in der Turnhalle am Woogsplatz.
Konzert um 8 Uhr im Hotel Heß.
Konzert um 8 Uhr im Bürgerkeller.
1. Darmſtädter Kinematograph (Ecke Rhein= und
Grafenſtraße): Vorſtellungen von 4½11 Uhr.
Olympia=Kinematograph Ernſt=Ludwigſtr. 23.
Kaiſerpanorama Luiſenplatz 1 (von Trieſt nach Athen
und Klein=Aſien).

Verſteigerungskalender.
Mittwoch, 19. Januar.

Mobiliar= ꝛc. Verſteigerung um 10 Uhr in der
Ludwigshalle‟.
Holzverſteigerung um ½9 Uhr bei Wirt Stroh=
menger
(Heiliges Kreuz).
Dünger=Verſteigerung um 10¾ Uhr in der Art.=
Kaſerne (Regiment Nr. 25).

Großh. Hofblbliothek, geöfnetMontag bis Freitag
von 91 Uhr und nachmittags von 24 Uhr, Samstag
von 91 Uhr.

Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckereis
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otte Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil und Letzte Nachrichten: Max Streeſe;
für den Inſeratenteil: J. Kroſf, ſämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind
an die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht
zurückgeſandt.

V4

Hessenbräu-Flaschenbiere
sind hochfeine Qualitätsbiere.

(257a

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 1

Nummer 14.

Nur solange Vorrat reicht!

Ausser den angeführten Artikeln
liegen noch grosse Posten
anderer Zusammenstellung sehr
billig auf Tischen aus.

Man beachte unsere Erker!

Jede Zusammenstellung
ein Schlager!

Verein fur naturgemaße Lebens= u. Herlweiſe (E. Z.)
(Naturheilverein) .. Darmſtadt.
Am Freitag, den 21. Januar 1910, abends 8¼ Uhr,
wird Herr Dr. med. Kleinschrod aus Wörrishofen
im Kaisersaal‟ (Grafenstrasse)
einen
öffentlichen Vortrag
halten über:
Geſetze der Naturheilkunde‟


Städt. Saalbau (Gartensaal)
Dienstag, den 18. Januar, abends 8½ Uhr
Oeffentlich. Vortrao

von

R. Parthey,

Leiter der Unterrichtsanstalt für Nervöse
und Gemütsleidende Ettingen (Schweiz)

Wie werde ich aus den Fesseln
meiner Nervosität befreit?
Das Rätsel der nervösen Störungen
gelöst durch das geheimnisvolle Gesetz des Gegenwillens.

Broschüre: Der Weg zur Heilung der Nervosität gegen Einsendung
von M. 1.20 von R. Parthey, Ettingen (Schweiz) zu beziehen. (300a
Eintritt Mk. 1.50 und 1.00.

Jedermann iſt freundlichſt eingeladen. Unſere Mitglieder mit Familie, ſowie
neu beitretende Mitglieder haben freien Eintritt. Von Nichtmitgliedern wird
30 Pfennig Eintrittsgeld erhoben, die Gewerkſchaftsmitglieder zahlen 10 Pfennig.
1656if)
Der Vorſtand.

Volksbildungs=Abend
veranſtaltet vom Kath. Trauenbund und dem Polksverein f. d. K. 9.
am 30. Januar, abeuds 8 Uhr,
im Konkordiaſaal, Waldſtraße 33,
Darbietungen aus J. W. Webers reizehnlinden
Lichtbildervortrag, Chöre (Kath. Kirchengeſangverein St. Ludwig),
Soli (Fräulein Maria Schoen, Heidelberg), Deklamationen (Großh.
Hofſchauſpielerin Fräulein Ethel).
Die Veranſtaltung iſt ohne Reſtauration, das Rauchen iſt unterſagt.
Numerierte Plätze 1 Mark. Nichtnumerierte Plätze 30 Pfg.
Vorverkauf: Numerierte Plätze nur im Büro des Verkehrsvereins. Nicht=
numerierte
Plätze: Büro des Verkehrsvereins, Kaufmann Meſſerſchmitt, Ludwig=
ſtraße
18, Reſtaurateur Brückner, Waldſtraße 33, Hausmeiſter im Geſellenverein,
Friedrichſtraße 30.
(1676a

in natürlichen Farben
(Syſtem Lumiére)
Projektion von ca. 120 Landſchaften, Hochgebirgsſzenerien, Schwarzwald=
Idyllen, Städtebildern aus Nürnberg und Alt=Rotenburg, Winter 1910
in Engadin u. Arlberg, Stilleben, Gemälde, Studien ꝛc.
mit einleitendem Vortrag v. Hofphotograph Hans Hildenbrand=Stuttgart
Donnerstag, 20. Januar, 8½ im Städt. Saalbau.
Preiſe: 1. Abt. (num.) 2 Mk., 2. Abt. (num.) 1 Mk., 3. Abt. (offen.
Platz) 50 Pfg. Vorverkauf: Buchhandlung Thieß (Inh. L. Schutter).
In Stuttgart, Frankfurt, Wiesbaden großer Erfolg.
Urteil der Preſſe:
Ein Abend, der vielleicht zu dem Genußreichſten gehört, was
uns bis jetzt in Stuttgart geboten wurde.
(Neues Tagblatt 12. Nov. 09 Dr. Reitz.)
Dieſe Art von Kunſt=Abenden iſt etwas ganz Neues und Erfreu=
liches
für unſere Stadt. (Schwäb. Merkur.)
Der Eindruck war ein überwältigender. (Beobachter.) (1631im

Restauration Rehberger
Kiesstrasse 69, Ecke Nieder-Ramstädterstrasse
Mittwoch, den 19. Januar

etzelsuppe.

Morgens Wellfleiſch mit Kraut. Dienstag abend Bratwurſt
mit Rotkraut.
Hierzu ladet ein
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Martin Schwarz und Frau, geb. Rehberger.

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[ ][  ][ ]

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Die Aebelfrau.
Roman von Anny Wothe.
(Nachdruck verboten.)
8)

Eine aber ſah es, Undine! Mit glühenden Augen
ſtarrte ſie ihn an. War es möglich, was plötzlich wie
eine Erleuchtung durch ihre Seele ging? Daß Graf
Reimar der Mann war, um deſſen Willen ihr ſchöner,
ſtolzer Vater an der Seite der Frau, die ihn betrog,
darben mußte. War es Graf Reimar geweſen, der
Fridrun einſt verſchmähte, und den ſie hatte ſtrafen
wollen, als ſie ihren Vater zum Gatten wählte? Und
nun? Nun war Fridrun frei, und der Mann da, dem
ſie alle weichen mußten, der konnte kommen und um die
Witwe ihres Vaters werben, und ihr Vater würde noch
im Grabe ein Betrogener ſein?
Nie, niemals! ſchrie es in Undines Seele. Jeder,
nur nicht er. Das war ſie der Ehre ihres Vaters, ihrer
kleinen Schweſter ſchuldig, daß der Mann die Frau
niemals berührte, die ihrem Vater das Heiligſte war.
Mit Schaudern gewahrte ſie das kokette Spiel
Fridruns, die keine Scheu vor dem friſchen Grabe da
drüben auf der ſtillen Inſel zurückhielt, die nur an ſich
dachte und an die Möglichkeit, den Augenblick zu
nützen.
Es iſt gut, Graf Randolt, daß Sie kommen, nahm
Gräfin Lidwina, die ſich zuerſt gefaßt hatte, das Wort.
Undine hätte Sie ſonſt noch um eine Unterredung vor
Ihrer Abreiſe gebeten.
Gräfin Undine kommt meinen Wünſchen zuvor,
entgegnete Graf Reimar, die Greiſin artig zu dem hohen
Lehnſtuhl am Kamin führend. Auch ich hätte nrch

maucherlei zu beſprechen. Das Geſchäftliche der Ueber=
nahme
habe ich mit dem Verwalter und Inſpektor ſo=
eben
erledigt. Es bleibt mir noch, die letzten Hinweiſe
von Ihnen, Gräfin, zu erhalten, da mir der Inſpektor
ſagte, daß Sie in letzter Zeit die Geſchäfte Ihres Vaters
geführt, und dann möchte ich noch der Ihrigen perſön=
liche
Wünſche ordnen, gnädigſte Gräfin.
Wie lieb Sie ſind, Graf Reimar, miſchte ſich die
junge Witwe in das Geſpräch, und wie wohl das tut
nach all den ſchmerzlich aufregenden Tagen. Würden
Sie mir geſtatten, der Unterredung mit Undine beizu=
wohnen
? Undine kennt ſo wenig meine Wünſche und
meine Gepflogenheiken, und vielleicht könnte ich da
ſelber gleich am beſten jede Auskunft geben.
Undine ſah, wie ein kaum merkliches Spottlächeln
Reimars Lippen kräuſelte. Seine Haltung blieb aber
tadellos verbindlich, als er erwiderte:
Ich bedaure ungemein, meine Gnädigſte, Ihren
Wünſchen nicht willfahren zu können. Der Wunſch und
Wille des Grafen Marnar Randolt weiſt mich in allen
Fragen, die berührt werden ſollen, direkt an Gräfin
Undine, ſeinen getreuen Anwalt, wie er ſagt, dem er
das Wohl und Wehe ſeiner Frau und ſeiner kleinen
Tochter ans Herz legte.
Wollen Sie über mich beſtimmen, Gräfin? wandte
er ſich an Undine.
Sie neigte leicht den rotblonden Kopf, über den die
flackernden Flammen des Kamins ſprühende Lichter
warfen, und ging mit leichten Schritten zu einer Tür,
die ſie mit ſicherer Hand öffnete.
Wollen Sie, bitte, hier in mein Zimmer treten,
Graf Randolt, forderte ſie ihn auf, in das kleine, von

einer roſa Lampe erhellte Gemach zeigend, ich folge
Ihnen ſofort.
Er ſchritt mit einer leichten Verneigung, ohne
Fridrun mit einem Blick zu ſtreifen, an den Frauen
vorüber in den Nebenraum.
Fridrun umſchloß plötzlich, ehe Undine folgen
konnte, mit ihren beiden Händen Undines Arm mit
eiſernem Griff. Tief gruben ſich die feinen Finger=
nägel
der jungen Frau in den Arm des Mädchens.
Hüte Dich, ziſchte Fridrun ihrer Stieftochter zu.
Hüte Dich, aus albernem Stolz hier unſer aller
Stellung zu untergraben.
Und was wünſcheſt Du, was ich tun ſoll?
Alles daran ſetzen, daß unſere Rechte hier unge=
ſchmälert
die alten bleiben. Ich habe weder Luſt, hier
meine Wohnung aufzugeben, noch ſonſt meine Gewohn=
heiten
zu ändern. Richte Dich danach.
Und Du würdeſt, um Dir dieſe Aeußerlichkeiten zu
erhalten, gern jedes Opfer, das gewünſcht wird,
bringen?
Natürlich, ſoweit ich es vermag. Aber abgetan will
ich nicht ſein. Nicht in die Rumpelkammer, in einem
Hauſe, wo ich herrſchen will. So, und nun geh’ und
mache das gefälligſt dem Grafen Reimar klar. Er wird
ſich beſcheiden lernen.
Ein dunkler, ſeltſamer Blick traf Fridrun aus
Undines Augen, die ohne ein Wort der Erwiderung
vorüberſchritt und durch die dunkle Türe, die zu ihrem
Arbeitszimmer führte, verſchwand.
Die Greiſin ſaß kerzengerade in dem hohen Stuhl
und ſtarrte mit ihren hellen und doch toten Augen in die
Flammen. Es war jetzt ganz dunkel im Zimmer. Nur=

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 18. Januar 1910.

Mein billiger Verkauf

einzelner Zimmereinrichtungen, der im letzten Januar stattfand, hat solchen An-
klanggefunden
, dassich mich entschlossen habe, auch dieses Jahr wieder aufsolche
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von denen ich nur noch je ein Exemplar vorrätig habe, eine Preisermässigung
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Jahr neu aufgenommen sind und bald aufgestellt werden müssen.
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des dener in Konine derbreite ioch einen anten
Lichtkreis.
Draußen raſte der Frühlingsſturm um das Haus,
und das Meer grollte und murrte mit dumpfem Laut.
Biſt Du mir noch böſe, Mutting? Sei doch wieder
gut. Ich wußte ja vorhin gar nicht, was ich alles ſagte.
Ich bin ja ſo unglücklich, daß mich Marnar ſo allein
gelaſſen hat! Ach, ich kann ja nicht leben ohne ihn,
nicht leben!
Und ſie warf ſich der Greiſin zu Füßen und weinte
und ſchluchzte wie ein Kind.
Aber die alte Frau legte nicht, wie ſonſt, die dürre
Hand beruhigend auf das lockige Haupt. Die Greiſin
ſaß wie zu Stein erſtarrt und blickte weithin ins Leere.
Mit furchtſamen Augen ſah Fridrun verſtohlen zu
ihr auf.
Wie eine Norne der Vorzeit dünkte ihr die Alte,
und während ſich die dürren Finger geſpenſtig beweg=
ten
, war es Fridrun, als ob das unerbittliche Schickſal
jetzt ſeine Fäden ſpann.
Sie ſchauderte fröſtelnd zuſammen, aber ſie
ſchmiegte doch ihren braunen Kopf mit dem ſüßen
Kindergeſicht zärtlich gegen die Knie der Greiſin und
bat liebreich:
Ich habe ihn ja ſo lieb gehabt, ihn, Deinen Sohn,
Mutter, wie ich Dich liebe. Undine reizt mich nur ſo
maßlos, und da ſage ich dann immer alles Mögliche,
was gar nicht wahr iſt. Verzeihe mir doch! Nur noch
ein einziges Mal!
Die Greiſin nickte.
Hörſt Du den Sturm? Wie der Dünenſand da
draußen lautlos ins Meer verweht, ſo fliegen Deine
Worte an meinem Ohr vorbei. Wehe, dreimal wehe
Dir, wenn Du gelogen! Ob Du gelogen, weiß nur das
Meer, das wird Dich ſtrafen, wenn Deine Zeit ge=
krinmen
.
Der Kopf der Greiſin ſank matt auf die Bruſt, die
Junge aber entfloh eiligſt aus dem ſtillen Gemach, in
dem ſo unheimlich die roten Flammen zucktev.

Fridruns lange Trauerſchleppe fegte den Boden
und glitt wie ein ſchwarzer Schatten hinter ihr her.
*
*
Als Graf Reimar über die Schwelle von Undinens
Gemach trat, wehte ihm trotz des warmen Scheines der
roten Lampe etwas wie Kühle entgegen. Hier brannte
kein behagliches Feuer, wie nebenan in dem großen
Wohnzimmer. Die Fenſter waren weit geöffnet, und
der Frühlingswind, der draußen fauchend durch die
alten Eichen fuhr und ungehemmt ins Zimmer drang,
machte ihn fröſteln.
Oder war es der Raum ſelbſt, der ihn ſo erkältete?
Ueberall an den Wänden hohe, dunkle Bücher=
regale
. Kein bunter Tand, wie er ihn heute im Wohn=
zimmer
der Gräfin Fridrun geſehen, keine weichen,
weißen Bärenfelle, keine ſeidenen Decken und Kiſſen
und koſtbaren Nippes, ſondern überall die Zeugen
ernſter Tätigkeit und regen Schaffens.
Dort der große, mit Papieren bedeckte Schreibtiſch
mit den aufgeſchlagenen Rechnungsbüchern und ſchweren
Folianten, redete eine gar eigene Sprache. Feierlich
ſah von der Wand Böcklins Toteninſel auf die Stätte
der Arbeit herab, und ein Dantekopf von weißem Mar=
mor
leuchtete aus der Ecke des Zimmers geheimnisvoll
herüber.
Plötzlich zuckte Graf Reimar zuſammen. Sein
ſtéhender Blick hatte ein kleines Bild auf dem Schreib=
tiſch
entdeckt, das ein Kranz friſchblühender Veilchen
umrahmte.
Lutz Randolt.
Gedankenvoll nahm er das Bild in die Hand.
Ein Schatten ſlog über ſein Geſicht, ein dunkler
Schatten.
Einen Augenblick atmete Reimar faſt beklommen den
ſüßen Duft der Veilchen, dann ſtellte er das Bild an ſeinen
Platz zurück.
In demſelben Augenblick trat Undine ein.
Erſtaunt ſah ſie das Bild in ſeiner Hand, noch er=
ſtaunter
die Art, wie er es haſtig, als wäre er auf einem

Anbrechen eriopt wieder auf den Schelblich ſelte 35hr
Antlitz wurde noch kühler als vordem, als ſie jetzt auf die
Bücher deutete und mit kalter Stimme ſagte:
Ich habe verſucht, etwas Ordnung in die verworrenen
Angelegenheiten der letzten Zeit zu bringen, die der Tod
meines Bruders zur Folge hatte. Wenn Sie etwas Ge=
duld
haben wollen, kann ich Ihnen die notwendigen Auf=
ſchlüſſe
geben, die der Inſpektor nicht hat machen können
und über die mich mein Vater nach Möglichkeit aufzu=
klären
verſuchte.
Sie hatte den Grafen durch eine Handbewegung gebe=
ten
, Platz zu nehmen.
Dann ſaß Undine, nachdem ſie die Fenſter geſchloſſen,
im matten Scheine der Lampe Reimar gegenüber.
Ich habe nicht die Unterredung mit Ihnen erbeten,
Gräfin, um dieſe geſchäftlichen Angelegenheiten zum Ab=
ſchluß
zu bringen, die wirklich ganz belanglos ſind, ſon=
dern

Für Sie vielleicht, Graf, für uns nicht, unterbrach ihn
Undine ſchnell, indem eine heiße Röte ihr Geſicht überlief
und ſie die feine, zartgeformte Hand feſt auf das große
Kontobuch legte. Für uns alle wird es eine Erlöſung
ſein, wenn alles Fragliche ſo bald als möglich geordnet
wird.
Natürlich werde ich mich Ihren Wünſchen fügen. Jetzt
aber möchte ich Sie fragen, weshalb Sie meinen Vor=
ſchlag
, die alten, gewohnten Räume des Gorlingshofes
nach wie vor einzunehmen, ſo entſchieden ablehnten und
darauf beſtehen, in den linken Flügel des Schloſſes zu
ziehen? Haben Sie auch bedacht, daß Ihre Frau Groß=
mutter
kaum imſtande ſein dürfte, dieſe Veränderung zu
ertragen, und daß Ihre Frau Stiefmutter in der neuen
Wohnung mehr beſchränkt ſein dürfte, als ihr lieb und an=
genehm
iſt?
Darum handelt es ſich doch gar nicht, Herr Graf. Wir
wünſchen keine anderen Rechte auf dem Gorlingshof, als
ſolche, die uns zuſtehen.
(Fortſetzung folat.)

[ ][  ][ ]

Amtsverkündigungsblatt des
Großh. Kreisamts Darmſtadt.

5 7.
1910.
Dienstag, 18. Januar.

(1416a
Bekanntmachung.

Betreffend: Schießübungen auf dem Truppenübungsplatz Darmſtadt.
Die nachſtehende Zuſammenſtellung bringen wir zur allgemeinen Kenntnis.
Darmſtadt, am 11. Januar 1910.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Werner.
Zuſammenſtellung der Schießtage auf dem Truppenübungsplatz Darmſtadt
für die Zeit vom 19. Januar bis 5. Februar 1910.

Dauer
Die Abſperrung
Datum
* Tag
Truppenteil der Abſperrung
erſtreckt ſich
von bis
19. Jan.
Mittwoch
Bis zum Land=
Fußartillerie 900 V. 1 300 N.
20.
Donnerstag
graben.
1. Febr.
Dienstag
3.
Ueber das ganze
Donnerstag
Feldartillerie 1 80 V. 200 N.
4.
Freitag
Abſperrgelände.
3. 1
Samstag

Bekanntmachung.

Betreffend: Landespolizeiliche Prüfung des Entwurfs zur Erweiterung des Bahnhofs
Kranichſtein.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß der mit Bekanntmachung
vom 29. Dezember 1909 auf Donnerstag, den 20. d. Mts., vormittags 9½ Uhr, auf
Bahnhof Kranichſtein anberaumte landespolizeiliche Prüfungstermin ausfällt.
Die Beſtimmung eines neuen Termins bleibt vorbehalten.
Darmſtadt, den 17. Januar 1910.
(1641
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Starck.

Bekanntmachung.

Betreffend: Die Ausbildung von Lehrerinnen für den Haushaltungsunterricht.
Nach Oſtern ds. Js. beginnt an der hieſigen Aliceſchule ein neuer Kurſus zur
Ausbildung von Haushaltungslehrerinnen. Meldungen zu dieſem Kurſus ſind bis
ſpäteſtens zum 10. Februar bei dem unterzeichneten Großh. Kreisamt, Darmſtadt,
Neckarſtraße 3, einzureichen.
(1642a

Der Meldung ſind beizufügen: 1. ein ſelbſt geſchriebener Lebenslauf, 2. ein
Geburtszeugnis, 3. das letzte Schulzeugnis, 4. Zeugniſſe über die praktiſche Beſchäf=
tigung
, 5. ein amtliches Führungszeugnis, 6. ein kreisärztliches Geſundheitszeugnis.
Darmſtadt, den 15. Januar 1910
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Starck.

n
Bekanntmachung.

Betreffend: Das Erſatz=Geſchäft pro 1910, hier die Zurückſtellung der mit dem Berechtigungs=
ſchein
zum einjährig=freiwilligen Militärdienſt verſehenen Militärpflichtigen.
Diejenigen im Jahre 1890 geborenen Militärpflichtigen, welche ſich im Beſitz des
Berechtigungsſcheines zum einjährig=freiwilligen Militärdienſt befinden und im
Kreis Darmſtadt dauernden Aufenthalt haben, werden darauf hingewieſen, daß ſie
gemäß § 93, 2 der Wehr=Ordn. ihre Zurückſtellung beantragen müſſen und daher auf=
gefordert
, ihre Berechtigungsſcheine alsbald hier, Neckarſtraße 3, 3. Stock Zimmer
Nr. 38 vorzulegen, damit in denſelben der erforderliche Zurückſtellungsvermerk ein=
tragen
werden kann.
Es wird noch ausdrücklich darauf hingewieſen, daß die Abſicht, ſich am 1. April
oder 1. Oktober l. J. zum Dienſtantritt melden zu wollen, von der Verpflichtung, die
Zurückſtellung zu beantragen, nicht entbindet.
Darmſtadt, den 28. Dezember 1909.
Der Zivil-Vorſitzende der Erſatz=Kommiſſion des Aushebungsbezirks Darmſtadt.
v. Werner, Reg.=Rat.
(197a

Bekanntmachung.

Betreffend: Geſuche Militärpflichtiger um Verlängerung ihrer Zurückſtellung.
Ich bringe hierdurch zur Kenntnis derjenigen Militärpflichtigen, welche Berechti=
gungsſcheine
zum einjährig=freiwilligen Militärdienſt beſitzen und deren Zurückſtellung
am 1. Oktober I. Js. abläuft, daß Geſuche um Verlängerung der Zurückſtellung
1. bei derjenigen Erſatz=Kommiſſion einzureichen ſind, welche nach Ausweis
.
des Berechtigungsſcheins die erſte Zurückſtellung verfügt hat,
2. daß dieſe Geſuche ſchriftlich unter näherer Begründung zu ſtellen und den=
ſelben
der Berechtigungsſchein, ſowie eine Beſcheinigung, aus der ſich die Not=
wendigkeit
weiterer Zurückſtellung ergibt, beizufügen und
3. daß dieſe Geſuche, ſoweit die Erſatzkommiſſion Darmſtadt zuſtändig iſt, im
Juli oder Auguſt I. Js. anzubringen ſind. Geſuche, die jetzt ſchon eingereicht
werden, würden als verfrüht zurückgegeben werden müſſen.
Darmſtadt, den 28. Dezember 1909.
Der Zivil=Vorſitzende der Erſatz=Kommiſſion des Aushebungsbezirks Darmſtadt.
v. Werner.
(196a

Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Polizeiamts Darmſtadt.

Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde.
In polizeilicher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Schulzengaſſe Nr. 3 be=
finden
ſich: 1 Foxterrier.
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 1. Polizei=Revier ausgelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werk=
tag
, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.

Bekanntmachung,

betreffend: Maß= und Gewichtsreviſion.
Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß in dieſem Jahre in der
Stadt Darmſtadt eine allgemeine Reviſion der Maße, Gewichte und Wagen ſtatt=
finden
wird. Die Reviſion wird durch einen Polizeibeamten unter Zuziehung des Eich=
meiſters
des Großh. Eichamts Darmſtadt vorgenommen werden.
Die Gewerbetreibenden ſind verpflichtet, dieſen Beamten alle in ihrem Gewerbe=
betriebe
benutzten Maße, Gewichte und Wagen vorzuzeigen und deren Prüfung zu ge=
ſtatten
. Bei der Reviſion ſich ergebende Vorſchriftswidrigkeiten werden auf Grund
der Beſtimmungen des §369 Ziff. 2 des R. St. G. B. mit Geldſtrafe bis zu 100 Mark
oder mit Haft bis zu 4 Wochen beſtraft. Außerdem erfolgt die Einziehung der
vorſchriftswidrigen Maße, Gewichte und Wagen. Es empfiehlt ſich daher, daß
die Intereſſenten ihre der Reviſion unterworfenen Maße, Gewichte und Wagen vorher
eichamtlich prüfen laſſen. Dieſe Prüfungen können vorgenommen werden für die
Gewerbetreibenden im Bezirke
des I. Polizeireviers vom 19. bis 31. Januar,
des II. Polizeireviers vom 1. bis 11. Februar,
des II. Polizeireviers (Nordbezirk) vom 12. bis 22. Februar,
des III. Polizeireviers vom 23. Februar bis 9. März,
des IV. Polizeireviers vom 10. März bis 23. März,
des
Polizeireviers vom 24. März bis 6. April,
des VI. Polizeireviers vom 7. April bis 21. April,
Wir weiſen darauf hin, daß diejenigen Intereſſenten, welche die vorſtehenden
Friſten ihres Polizeireviers verſtreichen laſſen, bei der Abfertigung erſt nach den
Angehörigen des jeweils fälligen Reviers berückſichtigt werden können.
Das Eichamtslokal dahier befindet ſich Woogsſtraße 4. Etwaige Zuſchriften
der Intereſſenten wegen des Eichgeſchäfts ſind zur Vermeidung von Verzogerungen
nicht an das Eichamt, ſondern an den Eichmeiſter, Herrn Schott, zu richten. (1629im
Darmſtadt, den 15. Januar 1910.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Dr. Kranzbühler.

Verſteigerungs-Anzeige.

Mittwoch, den 19. Januar 1910, vormittags 10 Uhr,
verſteigere ich im Verſteigerungslokale Zur Ludwigshalle‟, Obergaſſe, öffentlich
zwangsweiſe gegen Barzahlung:
Mehrere Mille Zigarren, 2 Pianinos, 2 Grammophons, 1 Ladentheke,
14 Bände Meyers Konverſations=Lexikon, 1 Partie Herren=Hemden, meh=
rere
Stücke Leinen, Drell und Tiſchzeug, 1 Stück Seidenfutter, mehrere Pack
Futterſtoffe, verſchiedene Kunſtblätter, Anſichtskarten, Couverts, Füllfeder=
halter
, mehrere Zentner Packſtoff u. Lederdeckel, 1 Wagen (Landauer), 1 Hand=
wagen
, 1 Elektromotor, 1 Bohrmaſchine, 1 Vertiko, 1 Kleiderſchrank,
2 Bilder und verſchiedene andere Hausmobilien.
Die Verſteigerung der in Fettdruck aufgeführten Gegenſtände findet vor
ausſichtlich beſtimmt ſtatt.
Darmſtadt, am 17. Januar 1910.
(1672
Kapp, Großh. Gerichtsvollzieher,
Friedrichſtraße 24, I.

Brennholz=Verſteigerung.

Donnerstag, 20. ds. Mts., von vormittags 9 Uhr an,
werden in dem oberen Lokale der Turngemeinde dahier (Woogsplatz 5), aus dem
Großh. Domanialwald, Diſtrikt Burgwald und dem Walde des Philippshoſpitals,
Diſtrikt Saufang, Eichbaumeck, Texas und Grabenſtück, verſteigert:
Scheiter, rm: 9 Buchen, 7 Eichen, 1 Birken, 195 Kiefern; Knüppel, rm:
6 Buchen, 8 Eichen, 3 Birken, 161 Kiefern, Aſt=Reiſig, Wellen: 440 Buchen,
650 Eichen, 160 Birken, 5670 Kiefern, 10 Fichten: Durchforſtungs=Reiſig,
Wellen: 80 Birken, 4250 Kiefern; Stöcke, rm: 6 Buchen, 4 Eichen, 47 Kiefern;
desgl. fein zerkleinert, rm: 69 Kiefern.
Kaufliebhaber werden erſucht, das Holz vor der Verſteigerung einzuſehen. Der
Großh. Forſtwart Schimpf dahier (Forſtmeiſterſtraße 9), wird dasſelbe auf Ver=
langen
vorzeigen. Das Holz mit blau unterſtrichenen Nummern bleibt von der Ver=
ſteigerung
ausgenommen.
(1244mi
Darmſtadt, 11. Januar 1910.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
Heinemann.

grüner, ſehr zahm und
Papagei, deutlich ſprechend, zu verk.
*1240im)
Fuhrmannsſtraße 7.

Perſch. guterh. Kleider, ſowie Jacket fün
j. Mädchen, 1 Anzug für 16=j. jungen
Mann Liebigſtraße 32.
(*1291

Verſteigerungs-Anzeige.

Dienstag, den 18. Januar 1910, nachmittags 3 Uhr,
verſteigere ich im Saale Rundeturmſtraße 16 zwangsweiſe gegen Barzahlung:
Ein Vorrat Kleiderflanell, Unterröcke, Tiſchdecken, Schürzen, Koltern,
Bettücher, Normalhemden, Damenhemden, 4 Metzgerbluſen, Knaben=
anzüge
, Turnhoſen, Buckskinhoſen, Arbeitshoſen, Joppe, 1 Stuhlwagen,
48 Dutzend Servietten, 25 Tiſchdecken, 2 Diwane, 2 Schweine, 1 Schreibtiſch,
1 Klavier, 1 Spiegelſchrank, 2 Spiegel, 1 Fahrrad und verſchiedene andere
Gegenſtände.
(1674
Die Verſteigerung der fettgedruckten Gegenſtände findet beſtimmt ſtatt.
Darmſtadt, den 17. Januar 1910.
Rollenhagen, Gerichtsvollzieher,
Kaſinoſtraße 24.

Mbrt
Slamm= und Lughülz=Seeſtelgerung.

Freitag, den 21. Januar 1. Js., ſollen im Eberſtädter Gemeindewald, Diſtrikt
Klingsackertanne, nachverzeichnete Holzſortimente öffentlich meiſtbietend an Ort und
Stelle verſteigert werden.
Es gelangen zum Ausgebot:
352 Stück Kiefern=Stämme von 314 m Länge und 2246 cm Durchmeſſer
10 rm Kiefern=Nutzknüppel 1,50 m lang,
=Zaunpfoſten 2,00 m
4
Die Zuſammenkunft findet am Griesheimer Weg am Eingang des Waldes ſtatt,
vormittags um 9½ Uhr.
Eberſtadt, den 12. Januar 1910.
(1627im
Großherzogliche Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Schäfer.

Autzholzverſteigerung.

Montag, den 24. Januar I. J., vormittags 10 Uhr anfangend, werden im
Gundernhäuſer Gemeindewald verſteigert:
0,86 fm
3 Stück Eichen=Stämme
6,80
33
Fichten=
Derbſtangen 43,11
1162
,
Reisſtangen 16,28
1746
Die Zuſammenkunft iſt auf dem Meſſeler Weg am Eingang des Waldes.
Gundernhauſen am 15. Januar 1910.
(1624im
Großherzogliche Bürgermeiſterei Gundernhauſen.
Schütz.

Abgabe alter Backſteine.

Eine größere Menge alter Backſteine ſoll
veräußert werden. Die Steine ſind auf dem
ſtädtiſchen Lagerplatz Pallaswieſenſtraße 54
einzuſehen und werden dort die Abfuhr=
bedingungen
mitgeteilt.
Schriftliche Angebote mit Angabe der
gewünſchten Menge und des Preiſes ſind
bis ſpäteſtens Ende dieſes Monats bei
unterzeichnetem Amte einzureichen.
Darmſtadt, den 15. Januar 1910.
1579oi)
Städtiſches Tiefbauamt.

Mittwoch, den 2. Februar ds. Js.,
vormittags 10 Uhr,

findet im Geſchäftszimmer der Garniſon=
verwaltung
Darmſtadt Riedeſelſtraße 60
die Verdingung der Lieferung der Ver=
brauchsgegenſtände
ꝛc. für 1910 ſtatt, und
zwar von 120 rm Brennholz, 80 kg
Mandel=, 180 kg Kern=, 1150 kg Schmier=
ſeife
und 1050 kg Soda.
(1612a
Die Bedingungen liegen an der ober
bezeichneten Stelle zu Jedermanns Ein=
ſicht
aus, können auch von hier bezogen
werden.

Bekanntmachung.

Im Konkurs über das Vermögen des
Heinrich Harniſchfeger II. von Eberſtadt
betragen die Teilungsmaſſe 5162 Mk., die
nichtbevorrechtigten Forderungen 17040 Mk.
44 Pfg.
(1669
Darmſtadt, den 17. Januar 1910.
Reibstein, Konkursverwalter.

Bekanntmachung.

Dienstag, den 15. Februar 1910,
vormittags 11 Uhr,
ſoll die der Witwe des Kaufmanns Laurenz
Valder, Henriette, geb. Hirſchhäuſer und
deren Kindern zu Köln, im Grundbuch der
Gemarkung Darmſtadt zugeſchriebenen Lie=
genſchaft
:
Nr.
Flur
qm
III 148¾/10 153710 Hofreite Kranich=
ſteinerſtraße
17,
in unſerem Bureau zwangsweiſe verſteigert
werden.
(K181/09
Darmſtadt, den 30. Dezember 1909.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller.
(L199,60

4
Po
Matratzenſtren=Verkauf.

Mittwoch, den 19. Januar ds. Js.,
vormittags 10¾ Uhr,
wird auf dem Kaſernenhofe die Matratzen=
ſtreu
der 3. Batterie meiſtbietend verkauft.
Darmſtadt, den 17. Januar 1910. (1679
II. Abteilung Feld=Art.=Regts. Nr. 25.

fen
Splegeischrann Wedy
prachtv. Schreibtiſch, Bücher= u. Kleiderſchr.,
Diplomat, Ottomane, Büfett, Diwan, zwei
Seſſel, Vertiko, Flurgarderobe, Trumeaux=
ſpiegel
, Auszieh= u. Sofatiſch, Stühle, Waſch=
kommode
, Küchenſchrank, einige Betten mit
Matratzen, alles nur neu u. gediegen, ganz
bill. zu verk. Friedrichſtr. 36, part. (*1302.

[ ][  ][ ]

Seite 12.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 18. Januar 1910

Nummer 14.

En unſer Handelsregiſter A wurden fol=
gende
Eintragungen vollzogen:

Am 8 Januar 1910.
Aenderung hinſichtlich der Firma:
Frankfurter Tapetenfabrik Anton
Barkholt, Darmſtadt.
Die Firma iſt geändert in:
Jung, Zorn & Co., vorm. Frank=
furter
Tapetenfabrik Anton Bark=
holt
.
Offene Handelsgeſellſchaft.
Karl Ludwig Jung und Friedrich Zorn
ſind in das Geſchäft als perſönlich haf=
tende
Geſellſchafter eingetreten.
Die Geſellſchaft hat am 4. Januar 1910
begonnen.
Hinſichtlich der Firma:
Raſt & Comp., Glasmalerei,
Darmſtadt.
Die Prokura des Karl Benz =in Darm=
ſtadt
iſt erloſchen.
Am 10. Januar 1910.
Neu eingetragen die Firma:
Engelbert Heim, Darmſtadt.
Inhaber: Engelbert Heim, Kaufmann
in Darmſtadt.
Gelöſcht die Firma:
Michael Aſchkenas, Darmſtadt.
Am 12. Januar 1910.
Hinſichtlich der Firma:
Frank & Cie,, Hauptniederlaſſung
Straßburg, Zweigniederlaſſung
Darmſtadt.
Die Kommanditgeſellſchaft iſt aufge=
lält
. Die Zweigniederlaſſung in Darmſtadt
iſt aufgehoben, dagegen beſteht in Darm=
ſtadt
eine Verkaufsſtelle der neubegründeten
offenen Handelsgeſellſchaft.
(1625
Am 13. Januar 1910.
Gelöſcht die Firmen:
1. Friedrich Fink, Fabrik chem. tech=
niſcher
Präparate, Darmſtadt.
2. J. Lehmann=Simon, Darmſtadt.
Darmſtadt, den 14. Januar 1910.
Großh. Amtsgericht Darmſtadt I.

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(1315a

Kurſe vom 17. Januar 1910.
Mitgeteilt von Hermann Reichenbach.

Bf. Staatspapiere. In Proz.
* Dſche. Reichsſchatzanw. 102,50
3½ Deutſche Reichsanl.. 94,20
85,20
do.
4 Preuß. Schatzanweiſg. 100,70
do. Conſols . . . . 94,20
85,20
do.
do.
A Bad. Staatsanleihe . . 102,20
93,90
do.
8½
do.
Bayr. Eiſenbahnaul . 102,50
93,80
do.
3½
83,90
do.
4 Hamburger Staatsanl. 102,00
Heſſ. Staatsanleihe . . 102,00
93,30
do.
3½
82,20
do.
8 Sächſiſche Rente . . . 85,00
Württemberger v. 1907 102,00
94,00
do.
(
Bulgaren=Tabak=Anl. 101,50
4¾ Griechen v. 1887 . . 48,00
3¾ Italiener Rente . . . 104,50
Oeſterr. Silberrente . 99,10
do. Goldrente . . 100,10
do, einheitl. Rente 94,80
8 Portug. unif. Serie I 63,60
do. unif. Ser. III 64,75
Spezial. 12,70
5
do.
H. Rumänier v. 1903 . . 102,20
v. 1890 . . 91,40
do.
4
v. 1905 90,50
do.
(4-. Ruſſen Nr. 1880 . 8 91,30

InProt.
Sf.
4 Ruſſen v. 1902 . Pg) 91,40
4½ do. v. 1905 . . . . 99,50
½ Schweden . . . . . . . 95,90
4 Serbier amort. v. 1895 84,60
4 Türk. Admin. v. 1903 88,80
4 do. unifiz. v. 1903 94,70
95,90
4 Ungar. Goldrente .
do. Staatsrente . 92,80
5 Argentinier . . . . . . 101,50
do.
92,00
4
4½ Chile Gold=Anleihe . 92,50
Chineſ. Staatsanleihe 102,70
5
99,90
do.
4½
4½ Japaner .
. . . . 97,40
5 Innere Mexikaner . . 100,80
do.
3
4 Gold=Mexikan. v. 1904 95,30
5 Gold=Mexikaner . . . 102,75
Aktien inländiſcher
Trausportanſtalten.
4 Hamb.=Amerika= Paket=
fahrt
. . . . . . . . 134,90
4 Nordd. Lloyd . . . . 102,70
4 Südd. Eiſenb.=Geſ. . . 120,00
Aktien ausländiſcher
Transportanſtalten.
4 Anatol. Eiſenb. 60%
Einz. Mk. 408
4 Baltimore & Ohio . . 117,40
4 Gotthardbahn e

In Proz.
51.
4 Oeſt.=Ungar. Staatsb. 162,00
4 Oeſt. Südbhn. (Lomb.) 23,90
4 Pennſylvania R. R. 135,50
Induſtrie=Aktien.
Mainzer Aktienbrauerei . 195,50
Werger=Brauerei . . . . 80,00
Bad. Anil.= u. Sodafabrik 439,50
Fabrik Griesheim . . . . 259,60
Farbwerk Höchſt . . . . . 454,00
Verein chem. Fabriken
Mannheim . . . . . . . 331,50
Lahmeyer . . . .. . . . . 107,25
Schuckert . . . . . . . . . 137,90
Siemens & Halske . . . 242,10
Adlerfahrradwerke Kleyer 380,00
Bochumer Bb. u. Guß . . 251,25
Gelſenkirchen . . . . . . . 221,60
Harpener . . . . . . . . . 214,30
Phönix, Bergb. u. Hütten=
betrieb
. . . .
.. 222,30
Prioritäts=
Obligationen.
3½ Südd. Eiſenb.=Geſ.. . 90,80
4 Pfälzer Prt. . . . . . 100,90
do.
31
93,30
4 Eliſabeth., ſteuerpfl. . 99,70
do.
ſteuerfrei . 99,00
5 Oeſterr. Staatsbahn.
do.
99,25
alte
do.
5 Oeſterr, Südbahn . . 102,90
do.
85,25
4,
do.
2½
59,70
3 Raab=Oedenburger . . 75,80
4 Ruſſ. Südweſt. . . .
4 Kronpr. Rudolfbahn., 99,80

Livorneſer. . . . . 4 75,50
4 Miſſouri=Paciſie . .
4 Bagdadbahn Mk. 408 87,60
Anatoliſche Eiſenb..
5 Tehuantepec . . . . . 102,50
Bank=Aktien.
4 Berliner Handelsgeſ. 183,25
Darmſtädter Bank . . 138,40
Deutſche Bank . . . . 254,00
4 Deutſche Vereinsbank 127,50
4 Diskonto=Geſellſchaft . 197,00
Dresdner Bank . . 164,70
Mitteldeut. Kreditbk. 120,40
Nationalbk. f. Deutſchl. 130,10
4 Pfälzer Bank . . . . . 100,80
150,10
4 Reichsbank . . . .
Rhein. Kredit=Bank . 136,90
4 Wiener Bank=Verein 139,10
Pfandbriefe.
4 Frankft. Hypoth.=Bank
S. 16 und 17 100,30
3½ do. S. 19. . . . . 92,80
4 Frkf. Hyp.=Kreditverein
S. 1519, 2126 99,60
4 Hamd.=Hypoth.=Bank 101,00
do.
91,50
3½
4 Heſſ. Land.=Hyp.=Bk. 101,60
do.
3½
92,60
4 Meining. Hyp.=Bank 101,00
do.
3½
91,80
4 Rhein. Hypoth.=Bank
(unk. 1917) 100,30
do. (unk. 1914) 92,00
3½
Sädd. Bd.=Kr.=Bk.=Pf. 100,40
do.
5a
93,80

InProz.
Jf.
Städte=
Obligationen
Darmſtadt . a 100,10
do
3½
4 Frankſun 101,10
3½ do.
96,00
Gießes . . . . . . . 100,80
do
3½
Heidelbess Téget 100,40
do.
92,00
3½
Karlsruße . Tegc. 101,00
92,50
3½
Magdeburg. C. e. a. 101,70
3½ 1
-
4,, Maing . . . g. 8. 9..
do.
92,20
4 Mannheis
.
31
München . . 3. 6. 4. 6 a 100,20
Nauheim
Nürnberg. .Tace .101,50
3½ di
4 Offenbach . . A.ge 100,80
do.
92,00
3½
4 Wiesbaden . . ra z.. 102,60
3½ do
4
Worms . . ...7.
do.
4 Liſſaboner v. 1886 . 81,60
Verzinsliche
Anlehensloſe.
4 Badiſche Tlr. 100 159,30
3½ Cöln=Mindner 100 138,10
Donau=Reg. fl. 100 145,00
3 Holl. Komm. C. 100 107,00

InProz.
SI.
3 Madrider Fs. 100 78,80
4 Meining. Pr.= Pfand=
briefe
. . . .
. 137,70
Oeſterr. 1860er Loſe 174,50
3 Oldenburger . .
126,50
2½ Raab=Grazer fl. 150 115,00
Unverzinsliche
Anlehensloſe.
Augsburger
7 42,60
Braunſchweiger Tlr. 20 224,20½
Freiburger
Fs. 15 57,50
Mailänder
Fs. 45.
do.
Fs. 10 31,50
Meininger
fl. 7 39,20
Oeſterreicher v. 1864 100 572,00
do. v. 1858 100 464,00.
Ungar. Staats
100 372.70.
Venediger
Frs. 30 39,70
Türkiſche
400 184,60
Gold, Silber und
Banknoten.
Engl. Sovereigns . . .d 20,40
20 Franks=Stücke . . .
Oeſterr. 20=Kronen . . . . 16,90
Amerikaniſche Noten . . . 4,18
Engliſche Noten . . . . . 20,42½
Franzöſiſche Noten . . . . 81,30
Holländiſche Noten . . . . 168,65
Italieniſche Noten . . . . 80,90
Oeſterr.=Ungariſche Noten 84,90
Ruſſiſche Noten . . . . . . 215¾
Schweizer Noten . . . . . 81,10
Reichsbank=Diskonto . . .
Reichsbank=Lombard 8sf. 6%

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 18. Januar 1910,

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Seite 14.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 18. Januar 1910.

Nummer 14.

Wem gehört das Geld?

Anfragen ſind unter Beiſgung von 50 Pfg. in Marken für Schreib= und
Portoſpefen und mit Angabe der voranſtehenden Nummer an die Redaktion
duſes Blattes zur Weiterbeförderung, jedoch ohne Verbindlichkeit, zu richten
1. 8000 Kronen gleich zirka 6500 Mark hat eine Ritt=
meiſterswitwe
Auguſtine Magdalena Prückner geb. Ko=
derle
hinterlaſſen. Ihre Erben ſind bisher gänzlich unbe=
kannt
. Die Erblaſſerin iſt 1827 in Böhmen geboren als
Tochter des Privatbeamten Franz Koderle und ſeiner Ehe=
frau
Thereſia geb. Gallina.
2. Zwecks Erhebung einer größeren Erbſchaft wird
der 1842 geborene Arbeiter und Schloſſer Jakob Friedrich
Radczewski geſucht. Er wohnte 1899 in Klemmen bei
Gülzow und verzog alsdann nach Klötzin bei Baumgar=
ten
. Hier war er auf dem Gute als Arbeiter beſchäftigt.
Sollte jemand mitteilen können, ob, wann und wo der
Geſuchte etwa geſtorben iſt, ſo wird eine Belohnung zu=
geſichert
.
3. In einer Nachlaßſache Johanna Koenig kommen
als Erben in Betracht die Nachkommen des Stadtchirurgus
Schrobitz, der 1818 in Liebenwalde verſtorben iſt und vor=
her
, etwa bis 1813, in Zehdenick als Wundarzt tätig war.
Eine Tochter von ihm war mit dem in Berlin verſtorbe=
nen
Geheimen Finanzrat Koenemann verheiratet. Aus
dieſer Ehe ſtammt eine Tochter Antonie Koenemann. Um
ſachdienliche Angaben zur Ermittelung der Erben wird
dringend gebten. Insbeſondere intereſſiert, zu erfahren,
wo der Finanzrat und ſeine Tochter Antonie zuletzt ge=
wohnt
haben.
4. Ganz unbekannt ſind die Erben eines in München
verſtorbenen Optikers Joſeph Finder. Er iſt 1874 in Wien
unehelich geboren von der Privatiere Joſephine Finder
aus Elek.
5. Zirka 11.100 Mark hat die Handelsfrau Maria
Nave hinterlaſſen, 1836 geboren als uneheliche Tochter
einer Johanna Langer in Ludwigsdorf. Als Erbe iſt nur
der Ehemann bekannt. Perſonen aus der Verwandtſchaft,
die miterben würden, konnten bisher nicht ermittelt
werden.
6. Zirka 200 Mark beträgt der reine Nachlaß einer
Sattlerswitwe Mathilde Jäſchke geb. Veit. Sie iſt 1835
geboren als Tochter eines Wilhelm Veit und deſſen Ehe=
frau
Thereſia geb. Nagel. Erbberechtigte ſind unbekannt.
7. Geſucht werden die unbekannten Erben einer ſchon
1900 in Leipzig verſtorbenen Näherin Anna Roſalie
Zöllner.
8. In Südamerika iſt ein Hausbeſitzer Heinrik Engel=
mann
geſtorben. Er war früher Bäckergeſelle und ſtammt
aus Tuſchendorff in Hannover, woſelbſt er 1827 geboren
wurde. Bis 1856 arbeitete er im Amt Hoya. Erben ſind
unbekannt.
9. Zirka 100 Mark hat die Witwe Emilie Trittel geb.
Keiſer hinterlaſſen, ohne daß man weiß, wer erbberechtigt
iſt. Die Erblaſſerin iſt 1846 in Halberſtadt geboren als
Tochter des Sattlers und Wagenbauers Friedrich Keiſer
und deſſen Ehefrau Friederike geb. Engelke.
10. Zirka 200 Mark hat der Volksſchullehrer Wilhelm
Franke hinterlaſſen, 1862 in Oberhansdorf, Kreis Glatz,
geboren. Seine nächſten Verwandten haben merkwürdiger=
weiſe
ſämtlich die Erbſchaft ausgeſchlagen, obwohl der
Nachlaß, wie oben angegeben, durchaus nicht überſchul=
det
iſt.
11. 2800 Mark hat ein Arbeiter Hermann von Bargen
oder Bergen hinterlaſſen. Als Erben werden geſucht die
weiteren Abkömmlinge der Großeltern: Dietrich von Bar=
gen
und Anna geb. Quentin einerſeits und Kaſpar Stange
und Sielke geb. Lauen andererſeits, die wohl ſchon vor
zirka 100 Jahren verſtorben ſind.

Vermiſchtes.

* Engliſche Geſellſchaftsſitten. Mag man damit
zufrieden ſein oder nicht, das engliſche Geſellſchafts=
leben
iſt zurzeit das höchſtentwickelte in Europa, und
die engliſchen Geſellſchaftsſitten werden, wie in anderen

Ländern, ſo auch bei uns vielfach als vorbildlich an=
geſehen
. So konſervativ dieſe Sitten nun im allge=
meinen
ſind, ſo iſt doch auch an ihnen die moderne Zeit
nicht ganz ſpurlos vorübergegangen. Es macht ſich
auch in den engliſchen Geſellſchaftsſitten von heute, be=
ſonders
in London, der Geiſt einer Zeit geltend, die
wenig Zeit hat. Dies wird vor allen Dingen an
einer Art erkennbar, wie eine Dame der Londoner
Geſellſchaft heute ihre Gäſte einlädt. Der artige
und zierliche Einladungsbrief von früher iſt dahin.
Heute iſt das Verfahren ſehr moderniſiert; in der von
der Londoner Geſellſchaft zu dieſem Zwecke gewählten
Zeitung macht die Gaſtgeberin rechtzeitig den Ter=
min
ihrer Veranſtaltung bekannt, und dann ſendet ſie
einſach Viſitenkarten herum, auf denen in der
Ecke lakoniſch Muſik oder Tanz vermerkt iſt. Ja,
die ganz modernen Damen vollziehen ihre Einladun=
gen
einfach durch den Fernſprecher. Natürlich
wird aber bei großen Gelegenheiten auch heute noch
eine ſtrengere Form der Einladung gewählt; man
pflegt in ſolchen Fällen ſechs Wochen vorher einzu=
laden
, und wenn der Beſuch eines Mitgliedes der
Königsfamilie bei der Geſellſchaft zu erwarten ſteht,
ſo findet ſich in der Ecke über der Einladung der Ver=
merk
: Man trifft Se. Königl. Hoheit
Ein anderer moderner Zug iſt die Schwierigkeit,
genng Tänzer zu finden. Sie iſt gegenwärtig ſo
groß, daß ſelbſt die wähleriſchſten Damen nicht ſelten
zu dem alten Hilfsmittel greifen müſſen, die Herren
zu bitten, Tänzer aus ihrer Bekanntſchaft einzuführen.
Man muß die Exkluſivität der engliſchen Geſellſchaft
kennen, um zu verſtehen, wieviel Ueberwindung es
einer engliſchen Lady koſtet, Herren in ihr Haus ein=
zuladen
, die ſie ſelbſt noch nicht kennt. Einen ſehr
beifällig aufgenommenen Gedanken verwirklichte der
Präſidett des Junggeſellenklubs; er veran=
ſtaltet
nämlich Nachmittagsempfänge, wo die
Damen zwanglos die Bekanntſchaft tanzfähiger und
tanzluſtiger Herren machen und ſie, wenn ſie ihnen
geſielen, zu ihren Geſellſchaften einladen können.
Natürlich muß dieſer mündlichen Einladung die ſchrift=
liche
folgen. Die Beantwortung ſolcher Einladungen
durch den Eingeladenen erfolgt nur ſehr ſelten. Die
Dinerſtunde iſt jetzt in London bis gegen 9 Uhr hinab=
gerückt
, und dann ſelbſt treffen manche Gäſte noch um
eine halbe Stunde verſpätet ein. Nur bei Geſellſchaf=
ten
mehr formellen Stils führen die Herren die Damen
zu Tiſche, ſonſt geht einfach die Dame vom Haus den
Damen voran und überläßt es den Hexren, zu folgen.
Das Mahl wird heute grundſätzlich und allgemein kurz
geſtaltet, Wein wird erſtaunlich wenig getrunken,
Waſſer und Mineralwaſſer ſind an der Tagesordnung.
Eine kleine Neuheit: in manchen Häuſern wird jedem
Gaſte zu ſeinem Gedecke ein eigenes Miniaturfläſch=
chen
mit Whisky auf den Tiſch geſtellt. Auch in London
und in England überhaupt iſt die Klage über die ver=
dorbenen
Mägen und Nerven der heutigen Welt allge=
mein
; der Gaſt, der nur von einem einzigen Gerichte
nimmt oder ſich gar mit etwas Zwieback begnügt, iſt
eine nicht gar ſo ſeltene Erſcheinung geworden. Eine
beliebte Form des bequemen geſellſchaftlichen Verkehrs
iſt der ſogenannte Fresko=Lunch
Er beſteht darin,
daß Damen ihre näheren Freunde ein für allemal zum
Frühſtück einladen. Sie kommen dann zur Frühſtücks=
ſtunde
, wann ſie wollen, nehmen ſogleich Platz, wo ſie
wollen, das Frühſtück wird mit größter Schnelligkeit
ſerviert, die Unterhaltung iſt die Hauptſache, und die
gute Sitte verlangt, daß um 3 Uhr kein Frühſtücksgaſt
mehr im Hauſe iſt.
Sr. 8.5

Literariſches.

Erich Felder, Die Wienerin. Mit 20.
Reproduktionen nach Originalen Wiener Meiſter. Preis
geb. 2,40 Mk. Man erwehrt ſich in der Tat kaum eines
leichten Gruſelns, wenn man ſieht, wie ein Moderner
juſt in dieſer Blütezeit der brillenbewehrten Beſſer=

wiſſer darangeht, das Bild der holdſeligen Wienerin
zu ſtizzieren; eben jetzt aber iſt ein ſolches Buch im
Verlag Karl Graeſer u. Cie. in Wien erſchienen. Erich
Felder hat es mit meiſterlichem Darſtellungsvermögen
geſchrieben, ein Vorkämpfer der Moderne in Kunſt und
Leben, dem nichts entgangen iſt, wie ſeine ſchlagfertige
Abrechnung mit den Entdeckern der neuen Wienerin
beweiſt. Einen prächtigen Schmuck des Buches Wiene=
rin
das ſo nur ein öſterreichiſcher Wortkünſtler zu
ſchaffen vermochte, bilden die Wiedergaben von Werken
berühmter Künſtler, die dem beſtrickenden Reiz der
Wienerin gehuldigt haben. Das Buch enthält nicht
weniger als 20 vortreffliche Reproduktionen nach Bild=
niſſen
erſter Meiſter. Das Büchlein iſt, ſeiner künſtle=
riſchen
Tendenz entſprechend, von dem Graeſerſchen
Verlage mit erleſenem Geſchmack ausgeſtattet worden.
Jakob Mich. Reinh. Lenz, Geſammelte
Werke, Bd. II und III. Paul Caſſirers Verlag, Ber=
lin
W. 10. Preis: Band II broſchiert 3 Mk., gebunden
4 Mk.; Preis: Band III broſchiert 5,50 Mk., gebunden
7,50 Mk. In einer Zeit artiſtiſch=veräußerlichter Lyrik
führen uns die Gedichte dieſes ſich ſtets ohne Ziererej,
in ſeiner ganzen ungebändigten Eigenart friſch und
reſtlos gebenden Mannes, der die einzig echte, die
innere Form nur kennt, zu den tiefſten Quellen des
deutſchen Liedes zurück. Mit dieſer Geſamtausgabe
ſeiner Werke will der Verleger dem deutſchen Publikum
Gelegenheit dazu geben, dieſem im Leben Schiffbrüchi=
gen
, nach ſeinem Tode mißhandelten Poeten, endlich die
ihm ſchuldige Gerechtigkeit widerfahren zu laſſen. Der
Herausgeber hat in gewiſſenhafter Arbeit alle die For=
ſchungen
der Siwers, Erich Schmidt, Weinhold, Urlichs,
Maltzahn uſw. dieſer Ausgabe zu Nutzen werden laſſen,
und die Texte ſind dem Wortlaut der Original= Nieder=
ſchrift
Lenzens nach Möglichkeit gleichgebracht.

Wiegt mit 12 Monaten 20 Pfund‟
das iſt gewiß um ſo bemerkenswerter, als es ſich um
einen kleinen Jungen handelt, der als zartes Geſchöpfchen
zu früh auf die Welt kam. Doch hören wir, was über
ihn berichtet wird:
(1617M
Berlin N. 65, Triftſtr. 29/II, 21. April 1908.
Da mein kleines Söhnchen infolge Frühgeburt gar nicht
vorangehen wollte, der Unterernährung aber entgegengetreten
werden mußte, entſchloß ich mich, einmal einen Verſuch mit Scotts
Emulſion zu machen. Mit der Wirkung des Präparates bin ich
außerordentlich zufrieden, denn nur ihm danke ich es, daß der
Kleine jetzt ſo kräftig, lebhaft und fröhlich geworden iſt. Er war
7 Monate alt, als er den erſten Löffel Emulſion bekam und hat
heute, nach 5 Monaten, ein Gewicht von 20 Pfund erreicht. Sein
Fleiſch iſt am ganzen Körper auffallend feſt, ſeine Beinchen ſo
kräftig und gerade, daß er ſchon vor Vollendung des erſten
Lebensjahres anfing, ſich aufzuſtellen und an einer Hand zu
laufen. Das Kind nimmt Scotts Emulſion ſo
gern, daß man ihm die helle Freude anſieht, wenn
die Mutter ihm nur den Löffel zeigt.
(gez.) Rudolf Lehmann, Rechnungsbeamter.
Zwei Hauptvorzüge von Scotts Emul=
ſion
erklären das Geheimnis ihres außerge=
wöhnlich
kräftigenden Einfluſſes, 1. kommt
bei der Herſtellung nur der allerbeſte Nor=
weger
(Lofoten) Medizinal=Lebertran zur
Verwendung und 2. iſt dieſer Tran in Ver=

bindung mit anderen Materialien, gleich=
Nur echt mit dieſer falls erſter Güte, tadellos verarbeitet und
Markedem Fiſch
allen Altersſtufen, dem Säugling, der
em Gc
zeichen des
eo
heranwachſenden Jugend, Männern und
ſchen Verfahrer
Frauen zuträglich gemacht.
Scotts Emulſion wird von uns ausſchließlich im großen verkauft
und zwar nie loſe nach Gewicht oder Maß, ſondern nur in verſiegelten
Originalflaſchen in Karton mit unſerer Schutzmarke (Fiſcher mit dem Dorſh).
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50,0, unterphosphorigſaurer Kalk 4,3, unterphosphorigſaueres Natron 2,),
pulv. Tragant 3,0, feinſter arab. Gummi pulv. 2,0, deſtill. Waſſer 12),), Al=
kohol
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Spargelmädchen, Köchinnen, Stützen,
Knechte ſuchen Stellung im Stellen=Boten
Heiligenſtadt, Eichsfeld. Rückporto.

1274) Frau ſucht Waſchen u. Putzen.
Arheilgerſtr. 69, II. r.

n. Allein=
Stellung ſuchen. mädch.
in kl. Haushalt od. zu Kindern,
ſowie mehrere Mädchen in Ge=
ſchäftshäuſer
durch
(*1317
Frau Schmitt, Stellenbureau,
Ballonplatz 5, 2. Stock.

B1664) Jung. Mädchen ſucht vormittags
Beſchäftigung Beſſungerſtraße 86, I.

*1310) 20jähr. neites Mädchen, das etwas
kochen kann, ſucht Stelle zum 1. Februar.
Stellenbureau Schulz, Schulſtr. 3.

ſucht Stelle in Ge=
Ein Mädchen ſchäftshaus für ſofort,
junge Frau ſucht Stelle für einige Stunden.
(*1277
Stellenbureau Debus,
Karlſtraße 79.
Telefon 1737.

St
Gebild., auſt. Mädchen,
perfekt in Küche und Haushalt, wünſcht
Stellung als Haushälterin bei Wtw. mit
Kindern. Offerten unter D 95 an die
Expedition d. Bl.
(*1267
*1255im) Junges Mädchen v. auswärts,
aus guter Familie, mit beſten Zeugniſſen,
geübt in allen häuslichen Arbeiten, ſowie
im Schneidern, ſucht für ſofort oder auch
ſpäter unt. Familienanſchluß Stellung als
Stütze in gut. Hauſe. Off. unt. D 90 Exped.


wünſcht kochen zu
Beſſeres Mädchen erlernen. Gaſthaus
oder Hotel neben dem Chef, ohne gegen=
ſeitige
Vergütung. Näheres Zentralſtelle,
Waldſtraße 6.
(*1244
welches in beſſer.
Kinderfräulein, Haufe war und
I. Zeugn. beſ., ſucht baldigſt Stellung. Off.
unt. E 4 an die Expedition d. Bl. (*1301
mehrere Landmädchen
Stellen ſuchen zum 1. Februar (*1307
Frau Schmidt, Schlachthausplatz 3.
Junger, ſtrebſamer
Kaufmann
ſucht per 1. März oder ſpäter in einer
mittleren Druckerei Stellung als Kontoriſt
oder Expedient. Gefl. Offert. unt. D 86
an die Expedition d. Bl. erbeten.
(*1249ids

Vertretung
Aer
2
über Feuerverſicherung geſucht. Offert. unter
D 85 an die Expedition ds. Bl.
(*1246

Gesucht
ſchriftliche Sachen, zu
Heimarbeit, erf. Kiesbergſtr. 53. (*1218
Kaufman
empfiehlt ſich zum Nachtragen von Büchern,
Ausſchreiben von Rechnungen oder auch
zu ſchriftl. Heimarbeit. Gefl. Offert. unter
E 1 an die Expedition d. Bl. (*1285ids

an 24 J., wünſcht Stell. als
Radfahrer, Bureaudiener, Kaſſier od.
dergl. Militärpapiere ſtehen zur Verfügung.
Kaution kann geſtellt werden. Off. unter
D 98 an die Expedition d. Bl. (*1278imd


Oene

1648im) Lauffrau für vormittags 2 Std.
geſucht
Heinrichſtraße 63.

Gebichete Frälein
abſolut perfekt in Stenographie und Schreib=
maſchine
, gute Handſchrift und möglichſt
einige Sprachkenntniſſe, findet ſofort oder
zum 1. Februar inſtruktive Stellung. Schrift=
liche
Meldungen von Damen, die höheren
Anforderungen genügen, unter D 49 an
die Expedition ds. Bl. erbeten. (1537soi


das ſchon als
Tucht. Mädchen, Verkäuferin in
Schweinemetzgerei tätig war, ſofort eventl.
ſpäter geſucht. Näheres Städt. Arbeits=
nachweis
, Waldſtraße 6.
(*1238ids

fort
Tücht., ſelbſtänd. Taillen=Arbeitrein
ſofort oder ſpäter bei h. Gehalt in dauernde
Stellung geſucht. Offerten unter D 21
an die Expedition dieſes Blattes. (*1038soi

M
rachtige Taillenarbeiterin
findet dauernd
Beſchäftigung. Lehrmädchen geſucht
*1171oi
Damenkonfektion, Hügelſtr. 63, 1. St.

Mehrere tüchtige
Büglerinnen
ſofort geſucht
Dampf-Wäscherei Edelweis.
Lauteschlägerstr. 28. (1632

65
Mädenen
für leichte Fabrikarbeit ges.
Schuheremefabrik
Pallaswiesenstrasse 153. (1649

Geübte (1618imd

ei

innen

dauernd für Heimarbeit geſucht.
H. &F. Becker
17 Wilhelminenstrasse 17.

1
Mädchen

für leichte Handarbeit geſucht
(1623ids
Liebigſtraße 25, Hinterbau.

Ullino
S
W
Zenungstrugerin
nur für abends geſucht.
Näheres
Zigarrenhandlung Chr. Kullmann,
Eliſabethenſtraße 14.
(1653im

Weissnäherinnen
f. feine Wäsche finden dauernde,
gut bezahlte Beschäftigung.
Eichbergs Nachfolger
29 obere Wilhelminenstr. 29.
(1655id

Laufmädchen
für morgens 23 Stunden ſofort geſucht
1647)
Hügelſtraße 1, I.
1611ids) Für 1. Februar ein ſauberes,
fleißiges Mädchen, welches auch etwas
kochen kann, in kl. Haushalt. Lohn 20 Mk.
Heidelbergerſtraße 98, I.

1646) Ein zuverläſſiges, einzelſtehend.
Frauenzimmer wird auf 1. April d. J.
gegen freie Wohnung zu Beſorgung eines
Bureaus geſucht. Näheres in der Exped.

1645) Tüchtiges ſolides Mädchen das
gut kochen kann und alle Hausarbeit ver=
ſteht
, bei gutem Lohn per ſofort geſucht
Hügelſtraße 30, III.

Beſſeres Hausmädchen,
das im Nähen, Bügeln, Servieren erf. iſt
u. nur in herrſchaftl. Häuſern gedient hat,
z. 1. März f. kl. Haushalt geſ. Vermittlung
ausgeſchloſſen. Vorſtellen mit Zeugn.
B1619)
Wilhelminenſtraße 50, part.


Laine Lauimädchen
per ſofort geſucht
(1620
Eichberg, Ernſt=Ludwigſtraße 6.

welche bürgerlich kochen
Mädchen können geſucht zu zwei
Leuten, ſowie in andere gute Stellen (*1225
Frau Nessling, Ludwigſtraße 8
Darmstadts ältestes und grösstes Stellenbureau.

*1261) Tücht., fleiß., junges Mädchen
tagsüber bei hohem Lohn ſofort geſucht
Eliſabethenſtraße 25, Htb.

Gesucht
eine ehrliche, reinliche Lauffrau 2 Stunden
täglich Steinacker=Straße 11.
(B1662

*1289)
Stellen finden:
per 1. Febr. Köchinnen, Hausmädchen u.
Alleinmädchen z. einzel. Dame u. in kl. beſſ.
Familien. Näh. Frau Frank, Schulſtr. 9.



Suche und empfehle:
Köchinnen, beſſere Haus= und Allein=
mädchen
ſofort und ſpäter
(*1296
Frau Weißmantel, Eliſabethenſtraße 37.

Hausmädchen, mehrere
Köchinnen, tüchtige Alleinmädchen
erhalt. tägl. Stellen durch Frau Dingeldein,
Stellenbur., Schützenstr. 10½, Telef. 531. (12

e

(*1300
Schenkammen ſofort geſucht
Frau Dingeldein, Schützenstrasse 10½, Telefon 531.

1303) Lauffrau vormittags von 8 bis
½10 Uhr geſucht Friedrichſtr. 36, part.

1306) Ein ſauberes, fleißiges Mädch.
für morgens 1 Stunde geſucht. Näheres
Schießhausſtraße 45, I.

*1295) Büfettfräulein, Servierfräul.,
Serviermädchen, Küchenbeſchließerin in
Hotels, Küchenmädchen für Reſtaur. geſ.
Bureau Dingeldein, Schützenſtraße 10½.

Ludwigsplatz.
(1668
Tüchtigen, zuverlässigen (1659
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per ſofort, eventl. ſpäter geſucht. Gefl.
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Zu melden ſofort bei Kraft,
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(Haushaltungsartikel) werden redegewandte
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für dauernd gegen hohe Proviſion ſofort
geſucht. Zu melden Hotel Stadt Fried=
(*1232
berg bei Herrn Weber.
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Tücht. RRquistien
für patentamtlich geſchützte Neuheit, ſofort
geſucht. Zu melden Hotel Stadt Fried=
(*1233
berg bei Herrn Weber.

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und Carlierer
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Ober=Ramſtadt.
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L Leibrenten-, Unfall- und Haftpflicht-Branchen
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Beſſerer Arbeiter als
Reiſender geſucht
für Wohltätigkeitszwecke, nicht unt. 25 Jahr.
Offerten u. D 97 an die Exped.
(*1260
Junger Iten. Mann
2030 J. alt, zum Kassieren
für hier und ausserhalb sof.
gesucht. Erforderl. 150 Mk.
Kaution u. gute Zeugn. Hand-
werker
werden berücksichtigt.
Offerten nebst Zeugnisabschr. unter
D 84 an die Exped. d. Bl.
(*1237

Vereinsdiener
ſofort geſucht. Offerten unter D 82 an
(1626is
die Expedition dieſes Blattes.
nelenter Mnhder Mimn
als Hilfsarbeiter
in unſerem photographiſchen Atelier geſucht.
Vereinigte Kunstdruckereien
Frankenſteinſtraße.
(1628

Jüngerer Hausburſche
(Radfahrer) per ſofort geſucht
Hoflieferant Breimer
Eliſabethenſtraße 14. (1673

uer Teheling
für Laden und Koutor ſucht
1682a
Friedrich Linck
Schuſtergaſſe 7.

[ ][  ]

Seite 16.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 18. Januar 1910.

Nummer 14.

Die karfevar Gesenschaf.

22

2
AITTTIAELA

veranstaltet am Sonntag, den 23. Januar, abends 8 Uhr 11 Minuten
das erste große Musik- und Gesangsfest der Residenz mit Ball.
Es werden die besten hiesigen Büttredner, erste Karnevalkünstler von
Mainz u. s. w. auftreten, gemeinsame Lieder gesungen und reizende
Schaunummern geboten werden. Die Veranstaltung soll ein
Neuartiges populäres Karnevalfest vornehmen Stils
werden. Musikalischer Teil: Kapelle WEBER (Feldart.-Regt. 6t).
Karten im Vorverkauf à 50 Pfg. im Verkehrsbureau, bei E. Wetzstein (Gg. Hof),
Untere Elisabethen- und Grafenstrasse und beim Hausmeister der Turngemeinde.
Der grosse Rat.
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e e
ORrnzerl 1224
eenten Dienslag

S
Eer=Preisabſchlang
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Koch=Eier
18. Jan.

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Etoile de Paris.
11 Nur kurze Zeit !!

Ferner das vornehme
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Klavierstimmer schultze.

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2

Für meinen Papa.
Wunderbares Drama.

Man soll nicht mit der
Liebe Spielen.
Ergreifendes Liebesdrama in Farben=
kinematographie
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de Narhe der Keüll=
händlers
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Linder. Geſpielt vom Verfaſſer ſelbſt.
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J. Dillmann II., Weiterſtädterweg 21.

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, den 18. Januar 1910.
99. Abonnements=Vorſtellung.
Abonnement D 25.
Prima- Ballerina.
Operette in 3 Akten.
Muſik von Dr. Otto Schwartz.
Muſikal. Leitung: Kapellmeiſter Kittel.
Szeniſche Leitung: Oberregiſſeur Valdek.
Perſonen:
Signorina Barbarina, erſte
Tänzerin der Kgl. Hof=
Frl. Suchanek
oper
Roderich, Graf Stieglitz
Hr. Jordan
von Stiegenſteig
Urike von Schmettau, Hof=
Fr. Rudolph
dame . .
Rudolf v. Strehlen, Huſaren=
. Hr. Hans Hacker
Leutnant .
Der Müller von Sansſouci Hr. Schwarze
.Hr. Speiſer
Peter, ſein Sohn
Karoline, ſein Mündel . . Frl. Grünberg
Lautenſack, Wachtmeiſter . Hr. Riechmann
Tourbillet, Ballettmeiſter . Hr. Jürgas
Frau Wolff, Garderobiere Fr. Hartig

Biedermam, Inſpizient . Hr. Holr
Ein alter Diener
. . . Hr. Feder
Nach dem 1. und 2. Akte findet je eine
längere Pauſe ſtatt.
Preiſe der Plätze:
Proſzeniumsloge 6 Mk., Fremdenloge 6 Mk.,
Balkonloge 5 Mk., 1. Rang 4.50 Mk., 2. Rang
(1. bis 6. Reihe) 2.50 Mk., (7. und 8. Reihe,
2. Mk., Sperrſitz (1. bis 13. Reihe) 4. Mk.)
(14. bis 20. Reihe) 3.20 Mk., Parterre (1. bis
(5. Reihe) 2.70 Mk., (6. bis 8. Reihe) 2.20 Mk.
1. Galerie 1.20 Mk., 2. Galerie 60 Pfg.
Anfang 7 Uhr.
Ende gegen 10 Uhr.
Kartenverkauf von 11 bis 1 Uhr und von
6 Uhr an.
Vorverkauf
von 11 bis 1 Uhr für die Vorſtellungen:
Mittwoch, 19. Jan. 100. Ab.=Vorſt. A 25.
Zum erſten Male wiederholt: Das
Konzert‟ Gr. Preiſe. Anfang 7 Uhr.
Donnerstag, 20. Jan. 101. Ab.=Vorſtell.
C 26. Mignon. Kleine Preiſe. An=
ſang
7 Uhr.
Freitag, 21. Jan. 102. Ab.=Vorſt. D 26.
Zur Vorfeier von Leſſing’s Geburtstag
(22. Jan. 1729). Neu einſtudiert: Minna
von Barnhelm. Kleine Preiſe. An=
fang
7 Uhr.
Die Hoftheater=Hauptkaſſe iſt für den
Verkehr mit dem Abonnenten=Publikum an
allen Wochentagen, vormittags von 10 bis
12½ Uhr, geöffnet.

Außer Abonnement.
Zweimaliges Gaſtſpiel
der K. u. K. Oeſterr. Kammerſängerin
Edith Walker und des Königl. Kammer=
ſängers
Oskar Bolz vom Hoftheater in
Stuttgart.

Sonntag, den 23. Januar 1910.
Anfang 6 Uhr.
Die Walküre.
Erſter Tag aus dem Bühnenfeſtſpiel Der
Ring des Nibelungen in 3 Aufzügen von
Richard Wagner.
Sigmund
.. Hr. Bolz.
Brünnhilde . . . Frl. Walker
Dienstag, den 25. Januar 1910.
Anfang 6½ Uhr.
Tannhäuſer.
Große romantiſche Oper in 3 Akten
von Richard Wagner.
Tannhäuſer . . . Hr. Bolz.
Eliſabeth . . . . Frl. Walker.
Preiſe der Plätze:
Proſzeniumsloge 6 Mk., Fremdenloge 6 Mk.
Balkonloge 5 Mk., 1. Rang 4.50 Mk., 2. Rang=
(1. bis 6. Reihe) 2.50 Mk., (7. und 8. Reihe)
2. Mk., Sperrſitz: (1. bis 13. Reihe) 4. Mk.,
(14. bis 20. Reihe) 3.20 Mk., Parterre: (1. bis
5. Reihe) 2.70 Mk., (6. bis 8. Reihe) 2.20 Mk.,
1. Galerie 1.20 Mk., 2. Galerie 60 Pfg.
Die verehrl. Abonnenten haben ein Vor=
kaufsrecht
in der Art, daß ſie gegen Vor=
zeigung
ihrer Abonnementskarten ſich Plätze
Uihrem Abonnementsplatz entſprechend 2
ſichern können und zwar Ganz=Abonnenten
von 3½4 Uhr, und Teil=Abonnenten von
45 Uhr:
Mittwoch, den 19. Januar, für die erſte
Vorſtellung (Die Walküre
Freitag, den 21. Januar für die zweite
Vorſtellung (,Tannhäuſer‟)
Der allgemeine Kartenverkauf findet an
der Tageskaſſe im Großh. Hoſtheater zu
den üblichen Kaſſeſtunden, vormittags von
11 bis 1 Uhr, ſtatt und zwar:
Donnerstag, den 20. Januar u. folgende
Tage für die erſte Vorſtellung (Die
Walküre‟),
Samstag, den 22. Januar und folgende
Tage für die zweite Vorſtellung (, Tann=
häuſer‟
).