Abonnementspreis
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173. Jahrgang
monatl. 50 Pfg., viertelj. 1.50 Mk.,
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wärts nehmen die Poſtämter u. die Agen=
Rheinſtraße 23, Beſſungerſtraße 47,
verbunden mit „Wohnungs=Anzeiger” und der Sonntags=Beilage:
turen Beſtell. entgegen zu 60 Pfg. monatl.
ſowie von unſeren Agenturen und
u. 1.80 Mk. viertelj. Verantwortlichkeit
den Annoncen=Expeditionen. — Bet
für Aufnahme von Anzeigen an
vorge=
gerichtlicher Beitreibung oder bei Konkurs
ſchriebenen Tagenwird nicht übernommen.
Illuſtriertes Unterhaltungsblatt.
kommt jeder Annoncenrabatt in Wegfall.
Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
Die Diamantenfelder in Deutſch=Südweſtafrika.
* Das Reichskolonialamt hat dem Reichstage eine
Denkſchrift betr. die Verhältniſſe im deutſch=
ſüdweſtafrika=
niſchen Diamantengebiet zugehen laſſen. Aus der
Denk=
ſchrift ergibt ſich, daß Diamantenfundſtellen über das
ge=
ſamte im Küſtenſtreifen liegende Bergwerksgebiet der
Deutſchen Kolonialgeſellſchaft für Südweſtafrika zerſtreut
ſind. Die Diamanten lagern nur ſtellenweiſe; ſie ſind von
guter und regelmäßiger Beſchaffenheit. Anfangs szeigten
ſie meiſt nur geringes Gewicht, doch haben ſich in der
Folgezeit die Funde von ſchwereren Steinen gemehrt.
Eine größere Anzahl von Steinen bis zu 10 Karat und
auch ſolche von 17 Karat ſind gefunden worden. Während
man bisher annahm, daß die Steine nur an der Oberfläche
oder 40 Zentimeter unter derſelben vorkommen, hat man
jetzt auch Steine in tieferen Lagen gefunden. Mit einer
genauen Kenntnis der Lagerſtätten wird indeſſen noch
auf längere Zeit nicht gerechnet werden können, da erſt die
methodiſch vorzunehmenden Schürfarbeiten hierüber
Auf=
ſchluß geben werden.
Es ſteht heute bereits feſt, daß die
Diamantenförde=
rung in rationeller Weiſe nur im Großbetrieb erfolgen
kann. Die Deutſche Diamant=Geſellſchaft
m. b. H., die aus der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft für
Südweſtafrika und dem Südweſtafrikaniſchen
Minenſyn=
dikat mit einem Kapital von zweieinhalb Millionen Mark
gegründet und der die Ausbeutung des nicht belegten, der
Deutſchen Kolonialgeſellſchaft für Südweſtafrika
verblie=
benen Sperrgebietes übertragen worden iſt, hat ſeit dem
Mai 1909 insgeſamt rund 813000 Mark Aufwendungen
gemacht. Daneben war ein Betriebskapital von etwa
400 000 Mark erforderlich, um die Löhne und ſonſtigen
Ausgaben zu decken, das auf dem Verkaufe von Steinen
verfügbar wurde. Die Diamantenförderung der
Geſell=
ſchaft betrug bis Ende Dezember 1909 1962 736 Mark.
Ge=
genwärtig beträgt die Monatsförderung der verſchiedenen
Geſellſchaften etwa 70000 Karat mit einem Geſamtwert
von etwa 2 Millionen Mark, welche der Diamantmarkt
bisher zu befriedigenden Preiſen hat aufnehmen können.
Die Diamantenregie des ſüdweſtafrikaniſchen
Schutzgebietes, die als Kolonialgeſellſchaft errichtet
wor=
den iſt, hat bei Abfaſſung der Denkſchrift 12 Sendungen
verrechnet, die insgeſamt ein Ergebnis von rund 468 933
Karat mit einem Verkaufswerte von rund 13893 992 Mark
ergaben. Die für die einzelnen Sendungen erzielten Preiſe
ſchwankten zwiſchen 22 und 33 Mark. Bis Ende
Novem=
ber 1909 iſt dem Fiskus aus der Diamantenförderung
ins=
geſamt eine Einnahme von 4 592 265 Mark zugefloſſen.
Von der an die Regie zur Ablieferung gelangenden
Geſamtförderung ging der größte Teil nach dem
Aus=
lande, insbeſondere nach Belgien und Holland. Auf
Deutſchland entfielen nur etwa 4¾ Prozent der
Geſamt=
förderung. Wenn die auf Deutſchland fallende Quote
nicht größer iſt, ſo hat dies ſeinen Grund darin, daß die
deutſchen Schleifereien der Hauptſache nach nur
Lohnſchlei=
fereien für Antwerpen und Amſterdam ſind und nicht auf
eigene Rechnung Steine verarbeiten.
Der engliſche Volksglaube an einen Krieg
mit Dentſchland.
* Es iſt auffallend, daß trotz aller und wiederholter
nachdrücklichen Friedensverſicherungen der Gedanke an
ei=
nen Krieg mit Deutſchland und die Furcht vor einem
An=
griff der Deutſchen in England immer und immer und bei
jeder Veranlaſſung wieder zum Ausdruck kommen. Dieſe
Deutſchenfurcht, die, ſo zu ſagen, in England populär
ge=
worden und den Engländern in Fleiſch und Blut
über=
gegangen iſt, hat nunmehr auch im kanadiſchen Parlament,
wie weiter unten mitgeteilt iſt, unverhohlen Ausdruck
ge=
funden. Daß man es mit ihr als einer in England nun
einmal vorhandenen, das politiſche Leben ſtark
beeinfluſſen=
den Erſcheinung —gleichviel woher ſie kommen mag-zu tun
hat, beweiſt folgende intereſſante Zuſchrift, die den „Berl.
N. Nachrichten” von einem unparteiiſchen Beurteiler zugeht.
Es heißt darin:
Ich bin im Oktober und November mehrere Wochen
in England geweſen und dort mit vielen Perſonen,
beſon=
ders Gelehrten, in Berührung gekommen. Die
Ueberzeu=
gung, daß es in abſehbarer Zeit zum Kriege zwiſchen
Eng=
land und Deutſchland kommen wird, ſcheint ganz
allge=
mein zu ſein, auch bei ſolchen, die vernünftig und ruhig
denken und ſich durch die Hetzereien nicht oder wenig
beein=
fluſſen laſſen. Und zwar glaubt man allgemein, Deutſch=
land müſſe — auch wenn es nicht wolle — durch den
Zwang der Verhältniſſe dahin kommen, England
anzu=
greifen, um ihm wenigſtens eine oder mehrere ſeiner
Kolo=
nien zu nehmen; denn da für Deutſchlands enorme
Zu=
nähme an Bevölkerungszahl, Induſtrie, Handel,
Selbſt=
bewußtſein u. a. kein genügender Raum in den deutſchen
Kolonien vorhanden ſei, würden die Verhältniſſe unter
Umſtänden mächtiger ſein als ſelbſt ein — zugegebener —
Wille zum Frieden und das Volk dazu treiben, von
Eng=
land zu nehmen, was ihm nötig ſei, da es anderswo nicht
zu haben ſei. Beſonders hat zu der weiten Verbreitung
ſolcher Anſichten beigetragen die anſcheinend von Mund
zu Mund fortgetragene Geſchichte von dem in unſeren
Of=
fizierkaſinos gebräuchlichen Zutrinken mit dem Worte
„the day” will ſagen, der Tag, an dem Deutſchland
an=
greift. In Schottland wurde mir, als ich entſchieden in
Abrede ſtellte, daß ſo etwas in einem Kaſino vorkomme,
wovon ich etwas wiſſen müſſe, da ich Offizier ſei, entgegen
gehalten: Lord E. (ein großes „Tier”!) habe das erzählt,
alſo müſſe es wahr ſein. Auf dieſe Geſchichte von dem
Toaſt auf „the day” bin ich überall in England geſtoßen!
Wie die Engländer nun einmal ſind, wenn ſie eine
feſte Ueberzeugung haben und obendrein noch, wenn „m.y
päper says 1t” iſt ihnen mit Vernunftsgründen nicht
bei=
zukommen. Das dürfen wir nicht vergeſſen! Ich glaube,
ich habe keinen von ſeiner Anſicht abgebracht. Wir können
alſo alles Reden und Beſchwichtigen in Zeitungen, durch
Maſſenbeſuche uſw. ruhig aufgeben. Nicht vergeſſen will
ich übrigens, hinzuzufügen, daß ich nirgendwo in England
das Gefühl gehabt habe, daß man mir, auch nur
inner=
lich, feindſelig oder ſelbſt unfreundlich gegenüber ſtand;
der Gedanke, daß man in mir, der ich zu Studienzwecken,
die dem militäriſchen Gebiete nicht ganz fern lagen,
hinüber gekommen war, einen „Spy of the Kaiser‟
ge=
ſehen habe, iſt mir nach dem Verhalten der Engländer
nicht gekommen! Es bleibt uns nach meiner Anſicht nun
nichts weiter über, als unbekümmert um Kriegsruf und
Friedensſchalmeien, die von drüben tönen, unſere Rüſtung
zu Waſſer und zu Lande ſo gut und ſo ſicher herzuſtellen
als möglich, ſparſam, bedürfnislos, nüchtern und feſt zu
bleiben, tüchtig zu arbeiten und uns alle dadurch und durch
körperliche Uebungen und Anſtrengungen vor
Verweich=
lichung des Körpers und des Geiſtes zu ſchützen.
Die Zeit iſt ernſt; jeder muß vielleicht bald ein ganzer
Mann ſein, denn es iſt nicht unmöglich, daß eine Partei
ans Ruder kommt, die ſich gezwungen ſehen kann, dem
gefürchteten Angriff Deutſchlands, ſo
unſin=
nig ſolche Furcht iſt, zuvorzukommen.
Japan und die Mandſchnrei.
* Nach Nachrichten aus Japan hat die Anregung der
Vereinigten Staaten wegen der japaniſchen und ruſſiſchen
Eiſenbahnen in der Mandſchurei in Japan große
Erre=
gung hervorgerufen. Man ſcheint dort ſogar der Anſicht
zu ſein, daß es ſich um eine gegen Japan
gerich=
tete Koalition handle, und man ſcheint den
Un=
willen darüber in erſter Linie auf Deutſchland
abla=
den zu wollen. Demgegenüber iſt doch wohl darauf
hin=
zuweiſen, daß die amerikaniſchen Vorſchläge ſich nicht nur
auf die japaniſchen, ſondern auch auf die ruſſiſchen
Bah=
nen beziehen, daß alſo von einer Spitze gegen Japan nicht
wohl die Rede ſein kann. Es iſt auch kaum anzunehmen,
daß England, der Verbündete Japans, der ſich mit den
amerikaniſchen Vorſchlägen im Grundſatz einverſtanden
erklärte, ſich an einem Japan feindlichen Vorgehen
beteili=
gen würde. Auffallenderweiſe ſcheinen übrigens die
Ja=
paner ihren Unwillen weniger gegen England als gegen
Deutſchland zu richten, was einer gewiſſen
Ungleichmäßig=
keit entſpricht, die wir ſchon manchmal zu beobachten
Ge=
legenheit hatten. Bei reiflicher Erwägung würden
viel=
leicht ſelbſt die Japaner finden, daß der Vorſchlag in
ſei=
ner Geſamtheit eine auch für Japan gar nicht ſo
ungün=
ſtige Seite hat und daß es im übrigen nur ein Vorſchlag
iſt, den, ſoweit uns bekannt iſt, die Regierung der
Vereinig=
ten Staaten im Falle einer Weigerung Rußlands und
Japans keineswegs dieſen beiden Staaten aufzuzwingen
beabſichtigt.
Die „Morning Poſt” erfährt aus Waſhington, daß die
ablehnende Haltung der japaniſchen Preſſe zu den
ameri=
kaniſchen Vorſchlägen bezüglich der Stellung der
Eiſen=
bahnen in der Mandſchurei unter internationale Kontrolle
die amerikaniſche Regierung durchaus nicht überraſcht
habe. Man ſei übrigens in Waſhington der Anſicht, daß
Japan eine ablehnende Haltung einnehmen werde, weil
die amerikaniſchen Vorſchläge zur Folge haben würden,
daß Japan ſeine bevorzugte Stellung in der Mandſchurei
aufgeben müßte. Man hält es aber auch nicht für
ausge=
ſchloſſen, daß in Tokio man doch ſchließlich nachgeben
dürfte, wenn ſich begründete Ausſicht dafür zeigt, daß auch
die anderen zwiſchen den beiden Ländern ſchwebenden
Fragen zu einem gleichen Ende geführt werden ſollen.
Der Vertreter des „New=York Herald” in Waſhington
er=
klärte, daß der Staatsſekretär Knox gegenüber den
Pro=
teſten der japaniſchen Regierung zu ſeinen Vorſchlägen
betr. der mandſchuriſchen Eiſenbahnen ſehr gleichgültig
bleibe. Er beabſichtige unwiderruflich an ſeinen
Vorſchlä=
gen feſtzuhalten, zumal er dabei der Zuſtimmung des
Prä=
ſidenten Taft gewiß ſei. Außerdem glaube Knox auf die
Anerkennung ſeiner Vorſchläge durch England,
Deutſch=
land und China rechnen zu können.
Deutſches Reich.
— Die Interpellation über die
Vor=
gänge in Kattowitz beſchäftigten am Mittwoch den
Reichstag und führten zu lebhaften Debatten. Polen und
Zentrum, unterſtützt von der Sozialdemokratie, holten zu
ſtarkem Vorſtoß gegen die Regierung aus, deren
Stand=
punkt mit großem Geſchick und ſtarkem redneriſchen Erfolg
vom Staatsſekretär des Innern vertreten wurde. Bei
aller Anerkennung der Freiheit des Wahlrechts der
Be=
amten würde die Regierung, ſo führte der Staatsſekretär
aus, ſich das Recht nicht nehmen laſſen, ſolche Beamte, die
an einem Ort nicht geeignet erſcheinen, an einen anderen
Ort im Intereſſe des Dienſtes zu verſetzen. Dies ſei in
Kattowitz geſchehen, wo Beamte durch Agitation und
Wahl großpolniſche Beſtrebungen, trotz Warnungen,
unter=
ſtützt hätten. An dieſem Standpunkt hielte der
Reichs=
kanzler auch für die Zukunft feſt. Mit Energie traten
Nationalliberale und Konſervative für die energiſche
Be=
kämpfung großpolniſcher Beſtrebungen ein. Auch die
Reichspartei, die noch nicht zu Worte gekommen iſt, wird
ebenſo warm wie Konſervative und Nationalliberale für
den Kampf und die Abwehr gegen das Großpolentum
eintreten.
— Am Mittwoch vormittag empfing der Kaiſer
den amerikaniſchen General Woodford, den Präſidenten
des Komitees, das die große Hudſon=Fulton=
Feier in New=York im letzten Herbſt geleitet hatte,
um dem Kaiſer den Dank für die Beteiligung
Deutſchlands an der Feier auszudrücken. Der
Ge=
neral überreichte dem Kaiſer gleichzeitig mit der goldenen
Erinnerungsmedaille eine Denkſchrift des New=Yorker
Ko=
mitees. Der Kaiſer nahm Medaille und Schreiben aus
den Händen des Generals entgegen und verlas eine in
engliſcher Sprache gehaltene Antwort, in der er ſeiner
Freude über die Medaille zum Gedächtnis der Entdeckung
des großen Stromes und der Einführung der
Dampf=
ſchiffahrt auf dem Hudſon Ausdruck gibt. Er bat den
Ge=
neral, dem Komitee ſeinen wärmſten Dank zu
übermit=
teln und dieſem mitzuteilen, daß dieſe Medaille als
Er=
innerungszeichen an die beiden denkwürdigen
Begeben=
heiten, die von größter Wichtigkeit für die Entwicklung
New=Yorks und der Vereinigten Staaten waren,
gewür=
digt werde. Er hoffe, daß die Feier ein neues Glied in
der Kette, welche beide ſtammverwandten Völker verbindet,
die ohnehin durch ſo manche ſtarke Bande verknüpft ſeien,
bilden werde. Zum Schluſſe überreichte der Kaiſer dem
General den Kronenorden 1. Klaſſe.
— Zum Streit zwiſchen Regierung und
Bi=
ſchöfen in den Reichslanden veröffentlicht der
Allgemeine Deutſche Lehrerverein in ſeiner
Korreſpondenz eine Erklärung, in der er die Angriffe und
Vorwürfe des reichsländiſchen Klerus zurückweiſt. Die
Kundgebung betont, daß der Verein die Volksbildung und
Hebung der Volksſchule fördern wolle ohne konfeſſionelle
und politiſche Beſchränkung dieſer Aufgabe. Mit dem
Re=
ligionsunterricht und ſeiner Methodik beſchäftige ſich die
Organiſation nicht im geringſten und ſie bearbeitet weder
einen Glaubenskodex für Katholiken und Proteſtanten,
noch gibt ſie einen Katechismus für Reichs= und
Land=
tagswahlen heraus. Kundgebungen auf religiöſem Gebiet
erließ ſie niemals, dagegen will ſie die Bildung des
Leh=
rerſtandes heben, ihm eine entſprechende Stellung im
Staate geben und die Leitung und Beaufſichtigung der
Schule Fachmännern überlaſſen wiſſen. Zum Schluſſe
wird hingewieſen auf die nationale Bedeutung des
Allge=
meinen Deutſchen Lehrervereins. Denn der
Zuſammen=
ſchluß der Volksbildner aller deutſchen Gaue müſſe
zurück=
wirken auf den vaterländiſchen Geiſt und den
Einheits=
gedanken.
— In dem Etat der preußiſchen
Eiſen=
bahnverwaltung ſind für den Bezirk der
Eiſenbahndirektion Frankfurt a. M. u. a.
eingeſtellt: 33000 Mark für Herſtellung eines
Ueber=
holungsgleiſes auf Bahnhof Butzbach, 99000 Mark für
Erweiterung des Bahnhofes Mainkur, 72000 Mark für
Erweiterung des Bahnhofes Frickhofen 32000 Mark für
Herſtellung von Stellwerken auf Bahnhof Iſenburg,
93000 Mark für Erbauung eines neuen Geſchäftsgebäudes
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 14. Januar 1910.
Nummer 11.
für die Eiſenbahndirektion Frankfurt a. M. (letzte
Rate), 60000 Mark für Umgeſtaltung der elektriſchen
Be=
leuchtungsanlagen auf den Bahnhöfen in Frankfurt a. M.
(letzte Rate), 70000 Mark für Erweiterung der
Bahn=
hofsanlagen in Homburg v. d. H. (fernere Rate), 50000
Mark für ſelbſtändige Einführung der Homburger
Bahn=
ſtrecke in den Hauptperſonenbahnhof Frankfurt a. M. (
fer=
nere Rate), 1300000 Mk. für Erweiterung des
Oſtbahn=
hofes Frankfurt a. M. (fernere Rate), 100000 Mark
für Verlegung des Bahnhofes Vilbel (fernere Rate),
300000 Mark für Erweiterung der Wagenwerkſtätte
Frank=
furt a. M. (fernere Rate), 150000 Mark für Erweiterung
des Bahnhofes Bonames (fernere Rate), 100000 Mark
für Erweiterung des Bahnhofes Höchſt a. M. (erſte Rate).
— Die ſächſiſche Zweite Kammer hat den
ſozialdemokratiſchen Antrag auf geſetzliche Einführung
einer Arbeitsloſenverſicherung durch die
Ge=
meinden, zu deren Aufwendungen die Staatskaſſe 50
Pro=
zent Zuſchüſſe leiſten ſoll, beraten. Die Unterſtützung ſoll
ſolchen Arbeitern als Zuſchuß gewährt werden, die einer
Arbeitsloſenkaſſe angehören; allen anderen Arbeitern ſoll
durch Beiträge zum Unterſtützungsfonds ein Zuſchuß
ge=
ſichert werden. Der ſozialdemokratiſche Abgeordnete Riem
begründete ausführlich den Antrag. Staatsminiſter Graf
Vitzthum v. Eckſtädt erwiderte, nach den Erhebungen der
Regierung ſei in Sachſen kein durch Arbeitsloſigkeit
her=
vorgerufener Notſtand vorhanden. Wichtig ſei die
Ein=
richtung paritätiſcher Arbeitsnachweiſe. Die
Arbeitsloſen=
verſicherung ſei zwar eine wichtige ſoziale Aufgabe, auch
erörterungswert, aber nicht zu übereilen. Bisher läge
eine nur unzureichende Erfahrung vor. Nach allem müſſe
die Regierung zurzeit den Antrag ablehnen. Der
Antrag wurde nach langer Verhandlung der zuſtändigen
Deputation überwieſen.
Ausland.
— In der franzöſiſchen Kammer wurde über eine
ſozialiſtiſche Interpellation beraten, in der die Regierung
nach den Maßnahmen gefragt wurde, die ſie bei den
Wah=
len von 1910 zur Sicherung der Anwendung des Geſetzes
über den Schutz des Wahlgeheimniſſes zu treffen gedenke.
Der Miniſterpräſident erwiderte, man könne die Beratung
über das Altersverſorgungsgeſetz nicht unterbrechen.
Uebrigens ſtände die angeregte Frage ohnedies nach deſſen
Erledigung auf der Tagesordnung. Als darauf mehrere
Tagesordnungen eingebracht wurden, erklärte Briand, er
könne nur die einfache Tagesordnung annehmen. Auf dieſe
Weiſe ſoll die Kammer ihr Vertrauen zu der Regierung
ausdrücken. Die Kammer nahm darauf mit 492
ge=
gen 4 Stimmen eine Tagesordnung an, in der der
Regierung das Vertrauen und die Billigung ihrer
Er=
klärung ausgeſprochen wurde.
— Mit dem Herannahen des erſten Waffenganges der
Neuwahlen in England ſteigt allenthalben die
Span=
nung, und nachgerade wird in der Hauptſtadt, beſonders
in den Vorſtadtbezirken, die beginnende Aufregung
bemerk=
bar. In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden
einſchließlich einzelner nicht beanſtandeter Wahlen die
Er=
gebniſſe von 71 Bezirken bekannt ſein. Davon
ſind 57 gegenwärtig im Beſitze der Miniſteriellen, während
17 die Oppoſition behauptet. Wegen des unleugbar
ſtar=
ken Eindrucks der erſten Erfolge auf die ſchwankenden und
unſicheren Elemente legt beſonders die Oppoſition großen
Wert und ſetzt große Hoffnung auf Siege in dieſer erſten
Wahlſchlacht. Die geäußerte Siegeszuverſicht würde
frei=
lich unter den Umſtänden wahrſcheinlich auch zur Schau
getragen werden, wenn man im ſtillen anderer Anſicht
wäre. Die zweite Reihe der ſtädtiſchen Wahlbezirke,
dar=
unter die Londoner, die mit 31 Abgeordneten im
Unter=
hauſe vertreten ſind, hat ihre Wahlen am Montag, ſodaß
am nächſten Dienstag früh ein Viertel der Sitze des
neuen Unterhauſes beſetzt ſein wird. Beſondere
Hoffnung ſetzt man im Lager der Oppoſition auf eine
An=
zahl Londoner Sitze, die 1906 mit verhältnismäßig
gerin=
gen Mehrheiten den Liberalen zufielen. Die Hauptſpan=
nung iſt einſtweilen jedoch dem Ausgange der Dinge in
Mancheſter und überhaupt in Lancaſhire zugewandt.
— Die ſpaniſche Regierung iſt feſt entſchloſſen, den
Angriffen beſtimmter Blätter gegen die Armee und ihr
Verhalten bei Melilla Einhalt zu tun, und hat gegen die
Verfaſſer der betreffenden Artikel gerichtliche Maßregeln
getroffen.
— Der Großweſir Hakki Paſcha legte am Mittwoch
dem Sultan das Programm des türkiſchen Kabinetts dar.
Am Nachmittag fand auf der Pforte in üblicher Weiſe die
feierliche Verleſung des Handſchreibens über die
Ernen=
nung des Großweſirs und des Scheich ül Islam ſtatt.
Das Handſchreiben gibt dem Wunſch des Sultans
Aus=
druck, daß unter Wahrung des Scheriatgeſetzes und des
verfaſſungsmäßigen Regimes ſchnellſtens Geſetze und
Maßnahmen zur größeren Kräftigung der Eintracht unter
den verſchiedenen Bevölkerungselementen und zur
Siche=
rung des moraliſchen und materiellen Fortſchrittes und
Wohlergehens des Vaterlandes erlaſſen werden ſollten.
— Die Pforte erhielt die Antworten der
Schutz=
mächte Kretas auf die letzte Proteſtnote wegen der
Eidesleiſtung der Regierung Kretas. Nach
Informatio=
nen bei der Pforte erklären die Schutzmächte die
Hand=
lungen der Kretenſer, welche die Schutzmächte irritierten,
für unſinnig, zumal von einer Annexion Kretas durch
Griechenland nie die Rede geweſen ſei. Die Schutzmächte
hätten verſprochen, einzuſchreiten.
— Das Repräſentantenhaus der Vereinigten
Staaten nahm die Geſetzesvorlage zur Unterdrückung des
Mädchenhandels an.
— Premierminiſter Laurier brachte im kanadiſchen
Parlament einen Geſetzentwurf über die
Vertei=
digung zur See ein, in welchem die Aufſtellung einer
ſtändigen Flottenreſerve und von freiwilligen Truppen
vorgeſehen iſt. Für den ſofort beginnenden Bau einer
Flotte von 11 Kreuzern ſollen im Rechnungsjahr 1910
3 Millionen Dollars ausgeworfen werden. Der
Premier=
miniſter erklärte, Kanada würde, falls England mit irgend
einer Macht Krieg führe, dem Könige ſeine Flotte zur
Ver=
fügung ſtellen. Borden, der Führer der Oppoſition, führte
aus, er halte einen Krieg mit Deutſchland
durch=
aus für möglich. Deutſchland habe die Suprematie zu
Lande, wie Großbritannien ſie zur See habe, und wenn
die Deutſchen ſich als größere Raſſe erwieſen, wenn ſie
mehr Reichtum und einen engeren Patriotismus und
mehr Selbſtaufopferung hätten als die Briten, dann ſeien
ſie auch berechtigt, die Erſten zur See zu ſein, wie
jetzt zu Lande. So lange aber — ſo fuhr Borden fort —
das Blut unſerer Vorfahren rot in unſeren Adern fließt,
würden wir der Herausforderung mit einem Herzen
ent=
gegentreten, das nicht weniger feſt wäre, als das es war,
mit dem unſere Vorväter dem Angriffe der
unüberwind=
lichen Armada ſtandhielten. Die Suprematie
Deutſchlands zur See würde das Ende des
britiſchen Reiches bedeuten. Wenn Kanada ſich
ſelbſt treu bleibt, dann wird es am Tage der Prüfung
für das britiſche Reich nicht fehlen, ſondern ſtolz, kraftvoll
und entſchloſſen in der vorderſten Reihe ſtehen. Wir
ha=
ben genügende Hilfsmittel. Ich hege das Vertrauen zu
unſerem Patriotismus, daß wir ohne unnötiges Zögern
eine Flotte oder doch wenigſtens einen Dreadnought
bauen. Das iſt unſere Pflicht gegenüber dem Land und
dem ganzen Reich.
„
* Berlin, 18. Jan. Die chineſiſche Marine=
Studien=Kommiſſion iſt heute von hier nach
Petersburg abgereiſt.
* Rom, 12. Jan. Die „Tribuna” und das „
Gior=
nale d’Italia” veröffentlichen den Bericht der
Schlußſitzung des deutſchen Hilfskomitees
für Italien. Die „Tribuna” ſchreibt dazu: Die Ziffern
allein ſind ſchon ein ſo klarer Beweis der
Brüderlich=
keit, die nichts unverſucht läßt, ſich zu offenbaren, ſo daß
jedes Wort, ihre moraliſche Bedeutung hervorzuheben,
überflüſſig erſcheinen kann. Wir würden uns aber der
Pflichtvergeſſenheit ſchuldig machen, wenn wir dieſem uns
aus Berlin kommenden Dokument inniger Freundſchaft
nicht ein Zeichen unſerer wärmſten Dankbarkeit folgen
lie=
ßen. Politiſche Bündniſſe haben, wie es ſchon die
An=
ſicht Bismarcks war, immer etwas Hinfälliges in ſich und
können von Ereigniſſen überholt werden. Bündniſſe und
Gefühle haben aber eine unzerſtörbare Kraft. „Giornale
d’Italia” ſagt: In der wichtigen Sitzung, nach der ſich
das deutſche Hilfskomitee auflöſte, finden wir den
Aus=
druck der ganzen Sympathie der großen deutſchen Nation
für unſer Land, vom Kaiſer Wilhelm bis zum einfachſten
Bürger wieder. Von der Kaiſerin, welche das
verdienſt=
volle Werk protegierte, bis zu den mitleidigen deutſchen
Frauen, die deſſen Seele waren, gab das ganze
Deutſch=
land ohne Prahlerei und ohne Lärm dem leidenden
Ita=
lien den Beweis großmütigſter Herzlichkeit. Von dieſem
Werk wird ein dauerndes Dokument in den Kinderafylen
und Armenhäuſern, ein noch dauerhafteres aber in dem
Herzen jeden Italieners bleiben.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 14. Januar.
* Ordensverleihungen. Se. Maj. der König
von Preußen haben die Erlaubnis zur Anlegung
nichtpreußiſcher Orden erteilt, und zwar des Ritterkreuzes
des Ordens der Württembergiſchen Krone dem Major
v. Oheimb, Kommandeur des Großh. Heſſ. Train=
Bataillons Nr. 18, und des Komturkreuzes 1. Klaſſe des
Großh. Heſſ. Verdienſtordens Philipps des Großmütigen
dem Generalmajor v. Seckendorff, Kommandanten
von Mainz.
Pfarrperſonalien. Se. Königl. Hoheit der
Groß=
herzog haben den von Sr. Durchl. dem Prinzen
Friedrich zu Solms=Braunfels als Vormund des
min=
derjährigen Fürſten Georg Friedrich zu Solms=
Braun=
fels auf die evangeliſche Pfarrſtelle zu Villingen
präſen=
tierten Pfarrer Wilhelm Köhler zu Muſchenheim für
dieſe Stelle beſtätigt und dem Pfarrer Friedrich Karl
Stotz zu Rodheim die zweite evangeliſche Pfarrſtelle
zu Babenhauſen übertragen.
* Der zweite Hofball fand am Mittwoch abend im
Alten Palais ſtatt. Ueber 400 Einladungen waren hierzu
ergangen. Das Großherzogspaar verweilte bis nach 1 Uhr
unter ſeinen Gäſten und beteiligte ſich mehrfach an den
Rundtänzen.
*X* Das Kriegsgericht der 25. Diviſion verurteilte
geſtern den Gardiſten Wilhelm Schnatz, der aus Mainz
ſtammt und nach Beendigung ſeiner zweijährigen
Dienſt=
zeit ſeit dem 1. Oktober vorigen Jahres in
Unterſuchungs=
haft geweſen iſt, wegen Ungehorſams und
Achtungsver=
letzung vor verſammelter Mannſchaft, ſowie Beleidigung
eines Vorgeſetzten zu einer Geſamtſtrafe von 2 Monaten
5 Tagen Gefängnis unter Anrechnung von 6
Wo=
chen Unterſuchungshaft. Während am 9. September in
einem Manöverort im Weſterwald Appell abgehalten wurde,
hatte der wegen Unreinlichkeit ſeines Mantels gerügte
Angeklagte eine ungehörige Antwort gegeben und die
vor=
geſchriebene Wendung nachläſſig und ſchlapp ausgeführt,
auch ſpäter in Gegenwart ſeiner Quartierleute ſich
belei=
digend über den Unteroffizier geäußert. Vermutlich
glaubte er im Manöver und in Rückſicht auf ſeine
demnäch=
ſtige Entlaſſung ſich gehen laſſen zu dürfen. Der Vorfall
ereignete ſich zu einer Zeit, als bereits das mit 4 Wochen
ſtrengem Arreſt endende Verfahren wegens eines anderen
Ungehorſams anhängig war. — Der zur Dispoſition der
Erſatzbehörde entlaſſene frühere Leibdragoner Chriſtian
Stöhe von hier iſt ſeiner Militärpflicht nicht
nachgekom=
men; er zog es vor, ſich herumzutreiben, wofür er
verſchie=
dene Bettelſtrafen von 6 Monaten Arbeitshaus abzubüßen
hatte. Für die unterlaſſene Meldung und unerlaubte
Entfernung wurde er zu der zuläſſigen Mindeſtſtrafe von
43 Tagen Gefängnis verurteilt. — Der aus
Lin=
denfels ſtammende Musketier Georg Küſter vom
In=
fanterie=Regiment Nr. 118 in Worms, der ſich vor ſeiner
Einſtellung bei der Beſchäftigung in einem badiſchen Orte
ein Handtuch ſeines Vermieters aneignete, wurde wegen
Unterſchlagung zu 2 Tagen Geſängnis verurteilt. —
Der ſeit dem Herbſt vorigen Jahres beim
Bezirkskom=
mando Worms als Musketier ſtehende Wilhelm Bender
aus Kreuznach hatte einem anderen Kameraden einen
Schlüſſel und einem Unteroffizier eine andere Kleinigkeit
geſtohlen. Das Urteil lautet auf 20 Tage ſtrengen
Arreſt.
— Schweſtern Fröhlich=Stiftung. Laut hierher
gelang=
ten Mitteilung ſollen aus der in Wien beſtehenden „
Schwe=
ſtern Fröhlich=Stiftung” zur Unterſtützung bedürftiger und
hervorragender Talente auf dem Gebiete der Kunſt,
Litera=
tur und Wiſſenſchaft in dieſem Jahre Stipendien und
Penſionen, die ſtatutengemäß 500 bis 2000 Gulden 5. W.
betragen, verliehen werden. Aus dieſer Stiftung kommen
zur Verleihung: a) Stipendien an Künſtler oder
Ge=
lehrte zur Vollendung ihrer Ausbildung oder zur
Ausfüh=
rung eines beſtimmten Werkes, oder zur Veröffentlichung
Eiſenbahntransport deutſcher Truppen
nach Oſtaſien.”
* Durch den Bau der 8700 Kilometer langen
Sibi=
riſchen Bahn unter Ueberwindung aller enormen
Schwierigkeiten, die ſich der Ausführung des
Rieſen=
unternehmens entgegenſtellten, hat Rußland nicht nur
ſich ſelbſt den fernen Oſten greifbar nahe gerückt; es
läßt bereitwilligſt auch andere Nationen teilnehmen an
dem Nutzen dieſes großen Werkes. So iſt von
ruſſi=
ſcher Seite dem Gedanken, deutſche
Ablöſungs=
transporte für die Beſatzungstrupper
in Oſtaſien auf dem kürzeren und weſentlich
billi=
geren Wege über Sibirien zu befördern, von
vorn=
herein weitgehende Förderung zuteil geworden.
Der Kaiſer von Rußland gab bereits im Jahre
1903 über die Abſicht, deutſche Transporte nach Oſtaſien
über ruſſiſches Gebiet zu leiten, ſeine Befriedigung zu
erkennen und genehmigte, daß deutſche Einzelreiſende
wie Mannſchaftstransporte in Uniform, mit Waffen
und Kriegsgerät auf den ruſſiſchen Bahnen befördert
werden dürfen.
Die Unbequemlichkeit, die Transporte damals noch
in Dalni von der Eiſenbahn auf das Schiff umladen
zu müſſen, verzögerte ſeinerzeit die Ausführung des
Planes; der Ausbruch des ruſſiſch=japaniſchen Krieges
forderte naturgemäß einen weiteren Aufſchub.
Nachdem jedoch zu Beginn des Jahres 1907 nach
über dreijähriger Unterbrechung die Wiedereröffnung
des Poſtweges über Sibirien nach Oſtaſien (
Expreß=
züge Moskau-Wladiwoſtok) ſtattgefunden hatte, auch
eine ununterbrochene Schienenverbindung mit den
Standorten des oſtaſiatiſchen Detachements durch
Her=
ſtellung der Verbindung zwiſchen ruſſiſcher, japaniſcher
und chineſiſcher Teilſtrecke geſchaffen worden war,
konnte dem Plan Anfang 1908 erneut näher getreten
werden.
*) Aus dem „Militär=Wochenblatt”
Die Leitung der Verhandlungen über die
Durch=
führung des Transports mit den drei beteiligten
Staa=
ten — Rußland, Japan, China — lag in den Händen
des das oſtaſiatiſche Detachement als Reichstruppe
ver=
waltenden preußiſchen Kriegsminiſteriums. Dieſes
hatte für alle drei Teilſtrecken die Bedingungen
feſt=
zuſetzen, unter denen die etwa vierwöchige
Eiſenbahn=
fahrt ohne Schädigung der Geſundheit der
Transport=
angehörigen ſtattfinden konnte. Es war die
inter=
nationale Stellung der durch fremdes Gebiet in
Uni=
form und mit voller Ausrüſtung reiſenden deutſchen
Militärperſonen zu regeln. Einrichtung und
Aus=
ſtattung des Transportzuges, ſowie die Verpflegung
mußten organiſiert, Maßnahmen für das
Ineinander=
greifen beim Uebergange auf die Bahn einer anderen
Verwaltung getroffen, disziplinare und geſundheitliche
Vorſchriften erlaſſen werden.
Als ganz beſonders wertvolles Material für die
Durchführung dieſer Maßnahmen konnten die reichen
Erfahrungen dienen, die insbeſondere die Ruſſen bei
ihren Truppentransporten während des
ruſſiſch=
japaniſchen Krieges geſammelt hatten und die
durch Vermittelung des ruſſiſchen Generalſtabes in
entgegenkommendſter Weiſe zur Verfügung geſtellt
wurden. Beſondere für den Transport ruſſiſcherſeits
ausgearbeitete „Grundbeſtimmungen” waren der
Nie=
derſchlag der ruſſiſchen Erfahrungen, der beſonderen
Vorbereitungen und der Fürſorge für den deutſchen
Transport.
Erſchwert wurden die Verhandlungen durch die
weiten Wege für den Schriftwechſel — ein Brief nach
Tokio iſt 40 Tage unterwegs — und die zur Verfügung
ſtehende verhältnismäßig kurze Zeit. Dennoch konnte
am 4. Auguſt 1908, pünktlich zur feſtgeſetzten Friſt, der
von der ruſſiſchen Verwaltung in Eydtkuhnen
bereit=
geſtellte Transportzug die Ausreiſe nach Oſtaſien
an=
treten. Befördert wurden mit dieſem erſtmaligen
Landtransport der Ablöſungen des Oſtaſiatiſchen
Deta=
chements auf der Hin= und Rückreiſe je rund 100 Köpfe,
darunter jedes Mal 10 Offiziere uſw. Die Fahrt
dauerte — ohne Wagenwechſel — bis zur ruſſiſch=
japa=
niſchen Uebergangsſtation nach dem Fahrplan für
Per=
ſonenzüge einſchließlich der Ruhetage 25, bis zum
Be=
ſtimmungsort insgeſamt 28 Tage, gegenüber der rund
50tägigen Fahrtdauer bei Benutzung des Seeweges.
Der ruſſiſche Transportzug beſtand aus mehreren
auf der Weltausſtellung in Paris prämiierten Wagen
Günzburgſchen Syſtems, die der ruſſiſche Generalſtab
für den deutſchen Transport noch zum Teil hatte
um=
bauen laſſen (Waffenräume) und deren Einrichtung
von der preußiſchen Heeresverwaltung den beſonderen
Bedürfniſſen entſprechend vervollſtändig worden war.
Ein Speiſe= und Küchenwagen, ſowie ein Gepäck= und
Proviantwagen wurden dem Transportzug
ange=
chloſſen. Der für die Offiziere zur Verfügung
ge=
ſtellte Wagen zweiter Klaſſe war nach Art unſerer
Schlafwagen eingerichtet. Die Unterbringung in den
Mannſchaftswagen dritter Klaſſe ſtand derjenigen bei
Seetransporten in keiner Weiſe nach. Infolge der durch
die größere Spurweite bedingten breiteren und
höhe=
ren Bauart der ruſſiſchen Wagen ſind dieſe erheblich
geräumiger als die unſerigen. Faſt alle nicht
aus=
ſchließlich dem Lokalverkehr dienenden Züge haben in
Rußland Schlafeinrichtungen auch für die dritte Klaſſe,
da das Bebürfnis nach bequemerer Beförderungsart
bei den weiten mit der Bahn dort zurückzulegenden
Ent=
fernungen naturgemäß größer iſt als bei uns. So wax
der für den einzelnen Mann in den Abteilen dritter
Klaſſe zur Verfügung ſtehende Raum durchaus
ge=
nügend; die Luft blieb ſtets friſch und auch nachts
ge=
ſund. Jeder Wagen dritter Klaſſe enthielt ſieben
Ab=
teile für je acht Mann; der Durchgang befand ſich in
der Mitte; auf jeder Abteilſeite konnten für die Nacht
vier Lager in der Längsrichtung eingerichtet werden.
Die iufklappbaren Lagerſtellen aus Holz waren auf
und über der Sitzgelegenheit außerordentlich praktiſch
angeordnet. Sie überbrückten den freien Raum
zwi=
ſchen den Sitzbänken und ruhten auf ſtarken,
federn=
den Stahlſchienen und eiſernen Seitenſtützen, die
gleichzeitig als Trittleitern zu den oberen Betten dien=
Nummer 11.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 14. Januar 1910.
Seite 3.
eines ſolchen, oder im Falle plötzlich eintretender
Arbeits=
unfähigteit, b) Penſionen an Künſtler oder Gelehrte,
die durch Alter, Krankheit oder Unglücksfälle in
Mittel=
loſigkeit geraten ſind. Zur Erlangung eines Stipendiums
muß der Bewerber in ſeinem an das Kuratorium zu
rich=
tenden Geſuche folgende Belege beibringen: 1. Tauf= oder
Geburtsſchein, 2. Studien= oder Prüfungszeugniſſe, 3.
glaubwürdige Zeugniſſe über wiſſenſchaftliche oder
künſt=
leriſche Leiſtungen, 4. behördliches Zeugnis über die
Mit=
telloſigkeit. Mit dem Geſuche um eine Penſion iſt
beizu=
bringen: 1. Tauf= oder Geburtsſchein, 2. glaubwürdige
Be=
ſcheinigung über die Krankheit oder den Unglücksfall,
wo=
durch der Bewerber in Mittelloſigkeit geraten iſt, 3.
Aus=
weis über die Verdienſte des Bewerbers um Wiſſenſchaft
und Kunſt. — Die an das Kuratorium der „Schweſtern
Fröhlich=Stiftung” zu richtenden vorſchriftsmäßig
beleg=
ten Geſuche ſamt eventuellen Kunſtproben ſind bis 31.
März 1910 im Präſidialbureau des Wiener
Gemeinde=
rats, I., Lichtenfelsgaſſe 2, 1. Stock, zu überreichen,
wo=
ſelbſt auch die Stiftungsſtatuten behoben werden können.
Nicht entſprechend inſtruierte Geſuche werden nicht in
Be=
tracht gezogen.
— Hilfsverein für die Geiſteskranken in Heſſen.
Ge=
genwärtig iſt in unſerer Stadt wieder die alljährliche
Sammlung von Gaben für den Hilfsverein
für die Geiſteskranken in Heſſen im Gange.
Wenn auch von den Beſtrebungen des Vereins in der
Preſſe ſchon mehrfach die Rede war, ſo erſcheint es doch
nicht unangebracht, hiermit von neuem ſowohl auf die
Zwecke und Ziele dieſes Vereins überhaupt, wie auch auf
ſeine Tätigkeit ſpeziell in unſerer Stadt aufmerkſam zu
machen. Der Verein will zunächſt einzelne bedürftige
Gei=
ſteskranke, vorab bei ihrer verſuchsweiſen Entlaſſung aus
der Anſtalt, mit Rat und Tat unterſtützen, dann aber auch
den durch die Geiſteskrankheit eines Angehörigen nicht
elten in unſägliche Not geratenen Familien die
erforder=
liche Hilfe bringen. Für dieſe Zwecke hat der Verein ſeit
einer Gründung im Jahre 1874 bis jetzt rund 450000 Mk.
aufgewendet. Wenn der Verein nun auch ſowohl aus
der Staatskaſſe wie von einer Reihe anderer öffentlicher
Kaſſen (Gemeinden, Sparkaſſen uſw.) Beihilfen empfängt,
ſo muß doch der weitaus größte Teil ſeines
Unter=
ſtützungsbedarfs (gegenwärtig etwa 26000 Mark jährlich
durch freiwillige Beiträge von Privaten in Stadt und
Land aufgebracht werden, bei welcher Aufbringung ihm
eine große Anzahl Vertrauensmänner in den einzelnen
Gemeinden (in unſerer Stadt Herr Oberbürgermeiſter Dr.
Gläſſing) zur Seite ſteht. Faſt noch größeren Wert
als auf die Ergiebigkeit der von ihm veranſtalteten
Samm=
lungen legt der Verein dabei auf eine möglichſt große Zahl
der einzelnen Geber, da er in der Höhe dieſer letzteren Zahl
nicht mit Unrecht einen Gradmeſſer für das Verſtändnis
des Weſens der Geiſteskrankheiten und Beſtrebungen des
Vereins in der Bevölkerung glaubt erblicken zu dürfen.
Mit beſonderer Genugtuung iſt es daher zu begrüßen, daß
nach dem Geſchäftsbericht für 1908/09 die Zahl der Geber
im ganzen Lande von 68062 im Vorjahre auf die bisher
noch nie erreichte Höhe von 71401 geſtiegen iſt. Unter
der letzteren Zahl iſt Darmſtadt mit 2206 Gebern
vertre=
ten. Auch jetzt ſoll hier wieder eine Sammlung von Haus
zu Haus verſucht werden, die hoffentlich recht viele offene
Herzen und Hände findet. Jede Gabe iſt willkommen.
denn, wie oben ſchon bemerkt, kommt es faſt mehr noch auf
die Zahl der Geber, als auf die Höhe der Gaben an. Den
letzten Jahresbericht, den der Verein in einer großen
An=
zahl von Exemplaren gerne für die Sammlung in unſerer
Stadt zur Verfügung geſtellt hat, führen die Sammler bei
ſich und werden ſolchen den ſich dafür Intereſſierenden,
ſoweit der Vorrat reicht, zuſtellen.
— Björnſon=Abend. Das Programm des „
Nordi=
ſchen Abends” von Björne Björnſon bringt außer
Dichtungen ſeines Vaters und Henrik Ibſens eine
Reihe nordiſcher Autoren, die bisher hier ziemlich
un=
bekannt geblieben ſein dürften und über die daher
vielleicht einige Mitteilungen von Intereſſe ſind.
Jonas Lie, der in Norwegen eine ſelbſt Ibſen
über=
ragende Führerrolle einnahm, als er am 5. Juli 1908
ſtarb, gehört zu den Großen des literariſchen Nordens,
deſſen Romane: „Hoſ Gilja”, „Die Töchter des
Kom=
mandeurs”, „Ein Malſtrom” „Livsſlawen” bei ſeinen
norwegiſchen Landsleuten eine faſt andächtige
Begei=
ſterung auslöſten. Helene Auguſte Myblom, die Gattin
des ſchwediſchen Aeſthetikers Karl Rupert Myblom, iſt
am 7. Dezember 1843 zu Kopenhagen geboren. Sie
hat Novellen, Gedichte, Reiſebeſchreibungen und Eſſays
veröffentlicht und namentlich durch ihre reizvolle
Mär=
chenſammlung „Es war einmal” großen Erfolg
errun=
gen. G. Kittelſen hat ſich in ſeiner norwegiſchen
Hei=
mat als Zeichner und Dialektdichter einen bekannten
Namen erworben. Karl Ewald (geb. am 15. Oktober
1856) iſt beſonders durch ihren Stimmungsgehalt und
den Wohllaut der Sprache ausgezeichnete Werke:
„Paſtor Jaſperſons Weihnachtsabend‟, „Die alte Stube‟
„Cordts Sohn” und durch ſeine trefflichen Erzählungen
für Kinder bekannt geworden.
Darmſtadter Streichquartett. Der dritte
Kammermuſik=Abend der Herren Mehmel, Diedrich,
Brückmann und Weyns findet Montag, den 24. d. M.,
im Hotel „Zur Traube” ſtatt. Das Programm beſteht
aus drei Streichquartetten: Haydn op. 33 Nr. 3, C-dur,
(„Vogelquartett‟), Mozart K. V. Nr. 387, G=dur und
Beethoven op 95, F-moll.
— Walderholungsſtätten. Die vom
Landesverſiche=
rungsamt ſeit 1908 geführten Walderholungsſtätten
gehen von dieſem Jahre ab in die Verwaltung des
Vereins zur Errichtung von „Walderholungsſtätten”
über. Es iſt zu wünſchen, daß der Zuſpruch der
Wald=
erholungsſtätten wie bisher zunimmt.
— Ortsgewerbeverein Darmſtadt. Zu dem ſechſten
Vorbereitungskurſus für die außerterminliche
Meiſter=
prüfung im Handwerk werden weitere Anmeldungen
noch bei der Handwerkskammer Darmſtadt
entgegen=
genommen. Der Kurſus wird bei genügender
Teil=
nahme am 19. I. Mts. beginnen.
— Ev. Frauenverein der Paulusgemeinde. Auch
an dieſer Stelle ſei noch einmal aufmerkſam gemacht
auf den Unterhaltungsabend, den der Frauenverein
der Paulusgemeinde nächſten Sonntag abend im
Ge=
meindeſaal der Pauluskirche veranſtaltet. Ein
Vor=
trag über „Die Stellung der Frau in Oſtaſien” wird
gewiß in weiteren Kreiſen Intereſſe finden.
— Katholiſcher Frauenbund. Auf die heute
nach=
mittag in dem Konkordiaſaal des Kathöliken=Vereins
tagende Hauptverſammlung des Kath. Frauenbundes
und den dabei ſtattfindenden Vortrag zu der Frage:
„Soll ſich die Jugend an ſozialen und charitativen
Be=
ſtrebungen beteiligen?”, ſei hierdurch nochmals
hinge=
wieſen.
— Der Starkenburger Geflügelzüchterverband
hält am kommenden Sonntag, den 16. Januar,
nach=
mittags, im Reſtaurant „Stadt Pfungſtadt” in
Darm=
tadt einen außerordentlichen Delegiertentag ab.
Auf der Tagesordnung ſtehen folgende Punkte: 1.
Be=
ſchlußfaſſung über die 6. Verbandsausſtellung, 2.
Kaſſen=
prüfung, 3. Vorſtandswahl, 4. Vortrag des
Verbands=
ſchriftführers Hch. Muntermann=Offenbach: „Wie ſind
vom Standpunkte des Verbandes und der Vereine die
von der Landwirtſchaftskammer getroffenen
Maßnah=
men zur Förderung der Nutzgeflügelzucht zu beurteilen
und worauf hat ſich die Mitarbeit des Verbandes und
ſeiner Vereine zu erſtrecken?‟ Es ſei darauf
hinge=
wieſen, daß alle Verbandsangehörige an den
Verhand=
lungen teilnehmen können.
— Konditorgehilfen=Verein. Sonntag, den 16. ds.
Mts. begeht der Konditorgehilfen=Verein im
Reſtau=
rant zum „Kaiſerſaal” ſein 19. Stiftungsfeſt, verbunden
mit Ball. Ein reichhaltiges Programm wird den
Gön=
nern und Freunden des Vereins geboten. Ein
ge=
ſchmackvoller Gabentempel, Erzeugniſſe der Konditorei
und Kochkunſt, iſt der Glücksgöttin Fortuna zur
Ver=
fügung geſtellt. Zum Schluß des Programms gelangt
das Singſpiel „Das Rosl vom Schwarzwald” zur
Auf=
führung. Der Feſtball wird durch eine Tortenpolonäſe
eröffnet werden. (S. Anzeige.)
n. Auf fernem deutſchen Vorpoſten. Der bisherige
Befehlshaber des bekanntlich auf dem Oberlaufe des
chineſiſchen Rieſenſtromes Yangtſe=kiang ſtationierten
deutſchen Kanonenbootes „Vaterland” Kapitänleutnant
Robert Trapp, wird nach Ablauf ſeines
Komman=
dos in Kürze in die Heimat zurückkehren und befindet
ſich bereits auf der Rückreiſe. Sohn des hier
wohnhaf=
ten Herrn Rentners Ludwig Trapp und Enkel des
ver=
ſtorbenen Kommerzienrates H. Schuchard hier, war er
Schüler des neuen Gymnaſiums hier, trat 1895 als
Ka=
dett in die Kriegsmarine ein und hat, obwohl erſt 31
Jahre alt, ſchon eine raſche, erfolgreiche Laufbahn zu
ver=
zeichnen. Drei Jahre lang ſtand der junge Offizier dort
inmitten des chineſiſchen Reiches, etwa 1500 Seemeilen
von der Küſte und dortigen Schiffen unſeres oſtindiſchen
Geſchwaders entfernt, ſowie durch gefährliche
Strom=
ſchnellen von ihnen getrennt, auf äußerſtem deutſchen
Vorpoſten, und dieſe Stellung war um ſo
verantwort=
licher, als England daſelbſt zwei Kanonenboote und
Frankreich ein ſolches unterhält und weiter die
frem=
denfeindlichen Elemente Chinas leicht Unruhen und
politiſche Zwiſchenfälle veranlaſſen können. Herr
Kapi=
tänleutnant Trapp hat ſein Kommando als Vertreter
Deutſchlands und deſſen Flagge auch in geographiſcher
Richtung nutzbar gemacht und bei dem Studium von
Land und Leuten unter anderem einen großen
Neben=
fluß des Yangtſe=kiang durch Befahren mit dem
Kano=
nenboote auf eine weite Strecke erkundet. Das Kom=
mando des Herrn Kapitänleutnants Trapp iſt glücklich
verlaufen.
D Vom Fernſprechnetz. a) Neue Anſchlüſſe:
Nr. 1478: Ludwig Becht, Biergroßhandlung,
Wendel=
ſtadtſtr. 49. 1491: Konrad Eber, Oberinſpektor und
Ge=
neralagentur, Bismarckſtr. 55. 1872: Dr. Eſch,
Roquette=
wveg 37. 851: Fürſorgekaſſe für Beamte und Bedienſtete
der Landgemeinden und Kommunalverbände zu
Darm=
ſtadt, Bleichſtr. 1. 578: Jean Geßner, Reſtaurateur,
Saalbauſtr. 65. 1709: Hans Hartung, Metzgermeiſter,
Arheilgen, Darmſtädterſtr. 8. 1439: Fritz Häußer,
Kut=
cherei, Liebfrauenſtr. 110. 657: Karl Heß Nachfolger,
Alfred Hoefer, Buchhandlung, Wilhelminenſtr. 31.
581: Heſſiſcher Diakonieverein, Geſchäftsſtelle, Pfarrer
B. Rehwald, Frankfurterſtr. 40I. 1873: Holzbau,
„Syſtem Meltzer” Landwehrſtr. 31. (360): Keramiſche
Manufaktur, Wohnung des Direktors,
Heidelberger=
ſtraße 149, Villenviertel Eberſtadt. 512: Alexander
Koch, Verlags=Anſtalt (Redaktion), Sandſtr. 24, ſiehe
auch Nr. 400 (Geſchäftsſtelle und Anzeigen=Abteilung).
1682: Ernſt Köhler, Damenfriſeur, Ernſt=Ludwigſtr. 22.
1462: Großh. Landes=Baugewerkſchule, Neckarſtr. 3, H.
569: Landesverſicherungsanſtalt, Großh. Heſſen, (Kaſſe)
Wilhelminenſtr. 34. 1694: Walther Lentz, Dipl. Ing.,
Patent= und Ingenieur=Bureau, Ernſt=Ludwigſtr. 3 I.
1590: Albert Mittelſtädt, Muſikmeiſter im Garde=
Dra=
goner=Regiment Nr. 23, Saalbauſtr. 42 I. 847: Otto
Noll, Bäckermeiſter, Große Ochſengaſſe 32. 726: Ramon
Peris, Valenzia=Garten, Südfrüchtehandlung,
Eliſa=
bethenſtr. 21. 1545: Graf zu Rantzau, Oberleutnant und
Adjutant der 25. Kavallerie=Brigade, Mathildenſtr. 49 I.
1512: Hans Rupp, Höhere Privatſchule, Heinrichſtr. 70.
515: Bernhard Schäffer, Fabrikbeſitzer, Nicolaiweg (2.
1433: von Schmelzing, Rittmeiſter, Frankenſteinerſtr.
68. 342: Henry Spanier, Herren= und Knaben=
Konfek=
tion, Ludwigſtr. 17, Privatwohnung: Eliſabethenſtr. 25.
b) Aenderungen: 814: Keramiſche Manufaktur,
jetzt Nr. 360. 1516: Aloys Kern, Friedrichſtr. 12, jetzt
Bismarckſtr. 24 I. 770: J. Maul, übertragen an R.
Ringler. 1676: Ernſt Piſtor, Heidelbergerſtr. 7, jetzt
Martinſtr. 55I. 395: H. Ranis, übertragen an Max
Ranis. 693: Ph. Thon, übertragen an Fritz Dröll.
e) Abgebrochene Sprechſtellen: 1513:
Frank=
furter Tapetenfabrik, Landwehrſtr. 63.
1348: Georg.
Gerlach, Pfründnerhausſtr. 15. 852: E. Heim,
Rhön=
ring 101. 1547: Heinrich Kornmann, Rückertſtr. 8.
1711: Karl Ludwig, Wendelſtadtſtr. 47½. 904:
Sig=
mund Salomon, Gutenbergſtr. 54. 1585: Schiele u.
Dre=
ſcher, Waldſtr. 54. 1756: Karl Schneider, Karlſtr. 102.
* Vereinigte Ortskrankenkaſſe Darmſtadt. Der
Mitgliederſtand betrug am 8. Januar l. J.
männ=
lich 8567, weiblich 5562, zuſ. 14 129, in Prozenten 60,64,
39,36; am 1. Januar l. J. männlich 8462, weiblich 5610,
zuſ. 14072, in Prozenten 60,17, 39,83. Der
Kranken=
ſtand betrug am 8. Januar l. J. männlich 440, weiblich
169, in Prozenten 5,13, 3,05; am 1. Januar l. J.
männ=
lich 423, weiblich 135, in Prozenten 4,99, 2,40. An
Krankengeld wurde gezahlt in der Woche vom
3. Januar bis 8. Januar l. J. 4715,10 Mk., in der Woche
vom 27. Dezember v. J. bis 1. Januar l. J. 4522,75 Mk.
An Wöchnerinnen waren vorhanden am 8. Januar
I. J. — 35, am 1. Januar l. J. — 19; Sterbefälle
kamen vor in der Woche vom 3. Januar bis 8. Januar
I. J. — 3; vom 27. Dezember v. J. bis 1. Januar
I J. — 1.
C
Ein großes närriſches Muſik= und Geſangsfeſt
mit Ball wird die zweite Veranſtaltung der „
Karne=
valgeſellſchaft Narrhalla” ſein. Der
außer=
ordentlich gute und glänzende Verlauf der großen
Damen= und Herrenſitzung am Sonntag veranlaßt den
großen Rat, dieſe zweite Veranſtaltung in einem
eben=
ſo gediegenen Rahmen abzuhalten und für das „Muſik=
und Geſangsfeſt” ein Programm aufzuſtellen, das in
ſeiner Vielſeitigkeit und Reichhaltigkeit einen
voll=
gültigen Erſatz für eine zweite Sitzung
bie=
ten ſoll. Gleichzeitig wird die Veranſtaltung in dieſem
Rahmen etwas Neues bilden. Das „erſte große
närriſche Muſik= und Geſangsfeſt der
Re=
ſidenz” wird am Sonntag, den 23. ds. Mts., in der
Turnhalle am Woogsplatz ſtattfinden. Nähere
Mitteil=
ungen folgen.
— Liane de Vries, dieſer glänzende Stern am
Him=
mel der leichtgeſchürzteſten Muſe, welcher vom „Herzen
Frankreichs” aus ſeinen ſtolzen Flug begann, wird
nun=
mehr in wenigen Tagen auch bei uns in Darmſtadt
wieder erſtrahlen. Im Schumanntheater zu
Frank=
furt a. M. feiert ſie gegenwärtig Triumphe; hat doch
der Großherzog von Heſſen wiederholt Veranlaſſung
genommen, an dieſer Stelle die Kunſt der ſchönen Liane
kennen zu lernen. Es iſt ein Sieg auf der ganzen
Linie, der „die ſchönſte”, aber auch „die teuerſte Soubrette
ten. Tagsüber wurden die Matratzen und das
Bett=
zeug in dem als Waffen= und Munitionsraum
einge=
richteten Abteil eines jeden Wagens aufbewahrt und
die Bettbretter hochgeklappt, ſodaß in den Abteilen
weder der freie Aufenthalt noch die Sitzgelegenheit
be=
einträchtigt wurden und der Wagen als Wohnraum
voll ausgenutzt werden konnte. Je ein Abteil des
hin=
teren Mannſchaftswagens war — völlig abgeſchloſſen
von den übrigen Unterbringungsräumen — zum
Laza=
rett= und Revierraum eingerichtet und entſprechend
ausgeſtattet.
Auf der japaniſchen und chineſiſchen Teilſtrecke
wur=
den — den landesüblichen Verhältniſſen entſprechend
— Offiziere in der erſten, Unteroffiziere und
Mann=
ſchaften in der zweiten Wagenklaſſe befördert.
Schlaf=
einrichtungen waren in dieſen Wagen nicht vorhanden;
ſie konnten auch entbehrt werden, weil die Fahrtdauer
nur verhältnismäßig kurz war.
Die Verpflegung auf den ruſſiſchen Bahnen
er=
folgte durch die deutſche Direktion der Internationalen
Schlafwagengeſellſchaft mittels des ruſſiſchen
Staats=
küchenwagens im Zuge während der Fahrt. Auf dieſe
Weiſe war es möglich, Halte im geſundheitlichen
Inter=
eſſe zur Bewegung auszunutzen. Zur Zubereitung der
im Intereſſe der Erhaltung der Geſundheit noch
weſentlich verbeſſerten Kriegsverpflegungsportionen
konnte meiſt friſches Fleiſch und Gemüſe verwendet
werden, das durch ruſſiſche Vermittelung an den
grö=
ßeren Stationen bereitgeſtellt wurde. Außerdem war
die Verpflegungsunternehmerin zur unentgeltlichen
Verabreichung von Genußmitteln und alkoholfreien
Getränken an die Transportangehörigen vertraglich
verpflichtet worden.
Die Offiziere nahmen die Mahlzeiten in dem im
ruſſiſchen Staatsküchenwagen vorhandenen, behaglich
eingerichteten Speiſeraum ein. Die Mannſchaften aßen
in den am Tage als Wohnräumne eingerichteten
Trans=
portwagen an mitgeführten Klapptiſchen.
Auf der japaniſchen und chineſiſchen Teilſtrecke
war die Verpflegung durch das oſtaſiatiſche Detachement
ſichergeſtellt, das im Einvernehmen mit den beteiligten
Behörden durch ein dem Transvort vorausgeſandtes
Vorkommando Verpflegungsſtationen errichten ließ.
Zur Verhütung von Verlegenheiten und als
Aus=
hilfe, namentlich auf der japaniſchen und chineſiſchen
Eiſenbahnſtrecke, waren außerdem noch Vorräte an
Konſerven und Genußmitteln mitgegeben worden.
Der Geſundheitszuſtand während der Reiſe war
vortrefflich; auf der ganzen Hinfahrt ſind Erkrankungen
nicht eingetreten. Dem Rücktransport ſind einige
Kranke angeſchloſſen worden; Neuerkrankungen waren
auch während der Rückreiſe nicht zu verzeichnen.
Natur=
zemäß hätte Schwerkranken während der
Eiſenbahn=
fahrt trotz aller Vorſorge, die bei Einrichtung des
Lazarettabteils obgewaltet hat, nicht diejenige ärztliche
Pflege zuteil werden können, wie dies während der
Seereiſe möglich iſt. Namentlich ſind Operationen
während der Eiſenbahnfahrt ausgeſchloſſen. Nicht mehr
transportfähige Kranke hätten jedoch auf allen
größe=
ren Stationen in Lazarettpflege gegeben werden
können. Bemerkenswert iſt, daß die ruſſiſchen
Eiſen=
bahnärzte durchweg, die Truppenärzte zum großen
Teil der deutſchen Sprache mächtig und auf deutſchen
Hochſchulen aus= oder fortgebildet waren. Die
Eiſen=
bahnärzte hatten weitgehende Vollmachten für die
Unterbringung, Verpflegung uſw. nicht
transport=
fähiger deutſcher Soldaten.
Wenn danach die Befürchtung, eine ſo lange
Eiſen=
bahnfahrt ſei für die Geſundheit nachteilig, ſich nicht
beſtätigt hat, ſo iſt doch die ſtrenge Durchführung
ſorgfältig überlegter hygieniſcher Maßnahmen
uner=
läßlich.
Den Transportführern und Aerzten war es zur
Pflicht gemacht worden, für Mäßigkeit, Reinlichkeit
und ausreichende Bewegung der Mannſchaften zu
ſor=
gen. Bei allen Halten über 15 Minuten wurden
Spaziergänge unternommen und, wo nur immer
Ge=
legenheit war, Bewegungsſpiele veranſtaltet, an denen
die Leute ſtets mit Vergnügen und in dem ſichtbaren
Bedürfnis, ſich Bewegung zu machen, teilnahmen. Zur
gründlichen Körperreinigung und zum Baden wurden
längere Aufenthalte ausgenutzt. Abgekochtes Waſſer
war auf allen Stationen bereit gehalten worden.
Be=
onders bewährt hat ſich das Verbot des Schlafens am
Tage, mit Ausnahme einer kurzen Mittagsruhe.
(Schluß folgt.)
Aus Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Die „Köln. Ztg.” meldet aus Bonn: Ein
litera=
riſches Ereignis im Stadttheater war die
Aufführ=
ung der „Fröſche” des Ariſtophanes deren
einmalige Darbietung in der ſehr geſchickten
Bearbeit=
ung des Hofſchauſpielers G. H. Hacker=Darmſtadt
wir der Geſellſchaft für Literatur und Kunſt verdanken.
Für dieſe Aufführung hatte man den Bearbeiter und
die Hofſchauſpieler Jürgas und Lehrmann
ge=
wonnen, die ſich ſchon in Darmſtadt um die
Wiederbe=
lebung des Intereſſes für die nun 2300 Jahre alte
Ko=
mödie Verdienſte erworben hatten. Ein erleſenes
Publikum, dem natürlich bekannt ſein mußte, wohin
die Geißelhiebe des Ariſtophanes treffen ſollten,
ver=
folgte das Stück mit lebhafter Teilnahme, die nicht nur
den tollen, vom Dichter geſchaffenen Karikaturen und
Situationen galt, ſondern auch der ſehr würdigen
In=
ſzenierung der Herren Hacker und Wahle und vor allem
den Leiſtungen der drei fremden Gäſte, von denen Herr
Jürgas in der ja freilich beſonders dankbaren Rolle des
Dionyſos ganz vortrefflich war. Von den
einheimi=
ſchen Kräften fielen beſonders angenehm auf Dr.
Bre=
cher als Kanthios und Karl Maile als Türſteher in
Plutos Palaſt.
* Der Komet Halley fängt an, ſichtbar zu
werden. Freitag abend war er bereits in einem
Hilfs=
rohr von vier Zentimeter Durchmeſſer ſicher zu
er=
kennen. Seine Bewegung gegenüber zwei
Stern=
chen von kaum 12. Größe war nach kurzer Zeit leicht
erkennbar, legt er doch täglich mehr als eine
Mond=
breite zurück! Etwa am 14. Januar ſtreicht er
unter=
halb des Mars weg gegen Weſten. Mit Hilfe dieſes
Planeten iſt alſo der Halley ziemlich leicht zu finden,
wenn man ein genügendes Fernrohr hat, wenigſtens
noch ſo lange, als der Mond nicht ins Wachſen kommt.
CK. Ein neuentdecktes Tier. Aus
Waſhing=
ton wird berichtet: Die unter der Leitung
Rooſe=
velts ſtehende afrikaniſche Expedition der
Smithſo=
nian Inſtitution hat in Britiſch=Oſtafrika ein neues
Säugetier entdeckt, das der Naturwiſſenſchaft bisher
fremd geblieben war. Nach der Mitreilung der
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 14. Januar 1910.
Nummer 11.
der Welt” allenthalben begleitet. Liane de Vries
ge=
ſehen zu haben, wird =für jeden eine in vielen
herr=
lichen Farben prangende Erinnerung bleiben.
— Pfungſtadt, 13. Jan. Die
Zigarren=
fabrik Max Freund, die größte am hieſigen
Platze, hat ihren Betrieb auf drei Wochen
ein=
geſtellt, nachdem die Arbeitszeit ſeither ſchon
erheb=
lich eingeſchränkt war. Auch ihre Filiale in Griesheim
hat dieſe Firma gleichzeitig geſchloſſen. — Der Druck,
der auf den hieſigen induſtriellen Etabliſſements laſtet
— werden doch infolge der neuen Reichsſteuern aus
unſerer Stadt allein drei Millionen Mark der
Reichs=
kaſſe zugeführt —, hat den Ruf nach Gründung einer
Ortsgruppe des Hanſabundes laut werden laſſen.
Zu dieſem Zwecke findet nächſten Samstag abend im
Saale „Zum Lamm” hier eine Verſammlung der
An=
gehörigen des Gewerbes, des Handels und der Induſtrie
ſtatt.
Offenbach, 12. Jan. Der hier wohnhafte, aus
Ga=
lizien eingewanderte Joſ. Lederberger betreibt
ſchon ſeit längerer Zeit in der Louiſenſtraße 33 ein
Wäſche= und Kurzwarengeſchäft und unterhält
neben=
bei einen ſchwungvollen, ausgedehnten Hauſierhandel,
den er auf die denkbar „billigſte” Weiſe zu
organi=
ſieren wußte. Durch Agenten ließ er, lt. „Offb. Ztg.‟,
in allen Gegenden Deutſchlands Frauen gegen
Zahl=
ung einer Belohnung von 30—80 Mark verleiten, ſich
auf ihren Namen einen Gewerbeſchein ausſtellen und
ihm zukommen zu laſſen. Er ließ dann arme galiziſche
und polniſche Frauen hierher kommen. Dieſe ſchickte
er mit den auf einen falſchen Namen ausgeſtellten
Wandergewerbeſcheinen (Ausländer erhalten ſelbſt
kei=
nen Gewerbeſchein ausgeſtellt) gegen eine ganz geringe
Vergütung auf den Hauſierhandel. Anderen verkaufte
er gegen Zahlung von 300 bis 400 Mark die
Ge=
werbeſcheine, wodurch er die Käuſerinnen, da ſie eine
ſolche hohe Summe nicht zahlen konnten, an ſich kettete.
Die Frauen mußten die Waren zum Hauſierhandel
gegen teures Geld von ihm nehmen und ratenweiſe
die Summe für den Schein bezahlen. Dadurch hatte
ſich Lederberger einen wöchentlichen Gewinn von 600
bis 800 Mark zu verſchaffen gewußt. Die
Gerieben=
heit Lederbergers geht auch daraus hervor, daß er
klugerweiſe ſein auf dieſe Art und Weiſe erſchwindeltes
Vermögen ſeiner Frau verſchrieben hat, damit ihm
nichts abgenommen werden kann. Der Polizei, die
ſchon ſeit einiger Zeit Kenntnis von dem jahrelangen
Treiben Lederbergers hatte, gelang es, dieſen am
Sonntag ſo abzufaſſen, daß er überführt werden konnte.
Zehn auf dieſe Weiſe erlangte Wandergewerbeſcheine
wurden bei ihm vorgefunden. Außerdem wurde durch
auswärtige Behörden feſtgeſtellt, daß in noch vielen
an=
deren Fällen die Gewerbeſcheine von Lederberger durch
arme Frauen gelöſt wurden. Er, ſowie ſein Sohn,
ſeine Tochter und eine andere Frauensperſon wurden
dem Gericht vorgeführt. Die drei letzteren wurden
als=
bald wieder freigelaſſen und gegen Stellung einer
Kau=
tion auch gegen Lederberger die Haft aufgehoben.
Lederberger war übrigens ſchon einmal in eine
ähn=
liche Affäre verwickelt und wurde daraufhin auch
aus=
gewieſen. Aus unbekannten Gründen wurde ihm aber
doch wieder der Aufenthalt geſtattet.
Rüſſelsheim, 12. Jan. Heute vormittag ereignete
ſich im Keſſelhaus der Opelſchen Fabrik ein
ſchweres Unglück. In dem Dampfkeſſel ſchlug
das Benzin heraus. Durch den mit gewaltiger Wucht
ausſtrömenden Dampf wurden zwei Monteure aus
Biſchofsheim und ein Heizer aus Guſtavsburg ſchwer
verletzt. Die lebensgefährlich Verletzten wurden
mit=
tels Automobils ins Krankenhaus nach Mainz
ge=
bracht. Der Guſtavsburger Verletzte iſt verheiratet.
Mainz, 13. Jan. Seinen Verletzungen erle
gen iſt der 27jährige Heizer und Schloſſer Guſtav Krieg
von hier, der bei der Erploſion des Dampfkeſſels in der
Opelſchen Fabrik in Rüſſelsheim geſtern ſchwer verbrüht
wurde. Krieg, der früher auf der Guſtavsburg gearbeitet,
iſt verheiratet; ſeine Frau ſieht ihrer baldigen
Nieder=
kunft entgegen. Auch der 27jährige Monteur Adam
Han=
ſelmann aus Heidesheim, wohnhaft in Biſchofsheim, und
der dritte in Biſchofsheim wohnende Monteur, deſſen
Name noch nicht feſtgeſtellt wurde, ſind lebensgefährlich
verletzt. Das Unglück geſchah bei einem neuen Dampfkeſſel,
deſſen Ventil herausflog, wodurch das kochende Waſſer
und der Dampf mit Gewalt herausſtrömte und die drei
Arbeiter ſchrecklich verbrannte.
— Mombach, 12. Jan. Eine freudige
Ueberraſch=
ung hat die Firma Gebr. Gaſtell, Waggonfabrik
da=
hier, für kommenden Samstag ihrer geſamten
Arbei=
ter= und Beamtenſchaft dadurch in Ausſicht geſtellt, daß
ſie für die an genanntem Tage im Stadttheater
zu Mainz ſtattfindende Aufführung „Die luſtigen
Wei=
ber von Windſor” die ſämtlichen Eintrittskarten aller
Plätze aufgekauft hat. Für alle anderen
Theater=
beſucher iſt an dieſem Abend das Theater geſchloſſen.
Hohen=Sülzen, 12. Jan. Schon ſeit 50 Jahren
wird hier ununterbrochen Ton gegraben, und zwar
waren die ſeitherigen Gruben direkt am hieſigen
Bahnhof. Es wurden nun neuerdings auch in
verſchie=
denen anderen Gewannen Bohrverſuche gemacht,
die ebenfalls gute Ergebniſſe hatten, ſodaß die beiden
Tongrubenbeſitzer, Herr Georg Mundorf von hier und
Herr Profeſſor Dr. Keil=Worms, ſofort in der Nähe
des Bahnhofes und am Geisberg Aecker bis zu 20 Mk.
das Klafter ankauften.
Smithſonian Inſtitution handelt es ſich um eine
Spe=
zies des Otocyon; das neuentdeckte Tier hat den Namen
„Otocyon Vergatus” erhalten. Es iſt ein kleines.
fleiſchfreſſendes Säugetier, das mit dem Fuchſe große
Verwandtſchaft zeigt. Die Farbe des Pelzes iſt ein
lederartiges Braungelb. Die Unterſuchungen im
amerikaniſchen Nationalmuſeum zeigen, daß die neue
Gattung ſowohl in der Farbe wie in Gebiß und
Schädel leichte Abweichungen von dem „Otocyon
Mega=
lotis” aufweiſt. Es kommt nur in Afrika vor,
wenn=
gleich in der Schädelform eine nahe Verwandtſchaft mit
dem amerikaniſchen grauen Fuchs beſteht. Die
Ent=
deckung erregt beſonderes Intereſſe, weil man die
Auf=
findung neuer Arten in Oſtafrika nicht erwartete, da
dieſe Gegend des ſchwarzen Erdteils von engliſchen
Gelehrten der Naturwiſſenſchaft bereits eingehend
durchforſcht worden iſt.
* London, 12. Jan. Sir Erneſt Shackleton
telegraphiert aus Peſt, er habe nicht erklärt, daß er
wie=
der nach Antarktis gehen werde. Er habe auf die Frage
geantwortet, er würde es natürlich gern tun, doch habe
er noch keinen beſtimmten Plan. Für den Fall, daß er
die Expedition unternehmen ſollte, würde er vom
Wod=
dell=Meer oder vom Gaußberg ausgehen, da Kapitän
Scott vom Mac Murdoſund aufbrach.
* Stockholm, 12. Jan. Ein intereſſanter
Verſuch mit dem Telephon über große
Ent=
fernungen wurde heute nacht mit einem erfundenen
Syſtem mit Hilfe des Starkſtrom=Mikrophon von den
ſchwediſchen Ingenieuren Egner und Holmſtröm
ange=
ſtellt. Verbunden waren das königliche Schloß in
Stock=
holm und das großherzogliche Schloß in Karlsruhe.
Der König und die Königin von Schweden ſprachen
dorthin via Helſingfors-Kopenhagen-Hamburg mit
dem Großherzog, der Großherzogin und der
Großher=
zogin=Witwe von Baden. Man hörte deutlich jedes
ein=
zelne Wort. Die Teilnehmer waren ſehr zufrieden.
(Voſſ. Ztg.)
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 12. Jan. Im Etat des
Miniſteriums des Innern findet ſich zum erſten Male
unter dem Kapitel der Polizeiverwaltung ein Poſten:
„Zucht= und Dreſſuranſtalt für
Polizei=
hunde in Grünhei de‟, die für 27000 Mark
er=
richtet werden ſoll und mit 9097 Mark dotiert iſt. Die
Koſten der Hundehaltung, die von zwei Schutzmännern
(mit Gehältern von 1400 bis 2100 Mark) beſorgt wird,
iſt darin mit 6000 Mark feſtgeſetzt. — Der Dozent
Lindenſtegd=Willinski iſt ſchon wieder auf
freien Fuß geſetzt worden. Die Ermittelungen haben
ergeben, daß eine Strafe von einem Monat Gefängnis,
die gegen ihn wegen Verſäumnis einer militäriſchen
Uebung verhängt worden war, verjährt iſt. In anderer
Beziehung aber hat ſich kein Anlaß zu einem
ſtrafrecht=
lichen Einſchreiten gegen Willinski ergeben. Was
bis=
her zutage kam, iſt lediglich Privatſache. Willinski hatte,
wie er erklärt, die Abſicht, demnächſt Berlin zu
verlaſ=
ſen, um in London ſeine Studien zu vervollſtändigen.
Daß er, der Sohn eines Schneiders, der nur die
Ge=
meindeſchule beſucht hatte, es durch Fleiß und
Streb=
ſamkeit zu durchaus tüchtigen Leiſtungen gebracht hat,
muß anerkannt werden. Den Namen „Lindenſtead” hat
er ſich in Amerika beigelegt. Hieſigen Amtsperſonen
gegenüber hat er ihn nicht gebraucht. Für die ganzen
ſechs Jahre ſeiner Tätigkeit wird ihm von der
Hum=
boldt=Akademie das beſte Zeugnis ausgeſtellt. Er war
ſehr fleißig und tüchtig und beherrſchte das ihm
über=
tragene Fach vollkommen. Seine Frau gehörte zu
ſei=
nen eifrigſten Zuhörerinnen und iſt eine Enkelin der
jüngſt verſtorbenen Lina Morgenſtern. Sie hatte ein
Zerwürfnis mit ihm, infolge deſſen ſie ihren Gatten
aus Rache denunzierte. Ihren Zweck hat ſie ſomit nicht
erreicht. — Im Kammergerichtsgebäude griff geſtern
ein 48jähriger Buchhalter, der infolge eines
Stur=
zes in einen Treppenſchacht erwerbsunfähig geworden
war und in großer Not lebte, zum Revolver. Unter
ärztlicher Hilfe erholte er ſich nach längerer Zeit; er
war unverletzt geblieben.
B Vom Main, 12. Jan. Ein mit ſeinem Schiffe
unweit von Höchſt vor Anker liegender Schiffer geriet
mit einem bei ihm beſchäftigten Matroſen in
Streit und verlangte von dieſem das ſofortige
Ver=
laſſen des Schiffes. Der Matroſe erklärte, nur dann
das Schiff zu verlaſſen, wenn ihm der Lohn für die
nächſten vierzehn Tage bezahlt würde. Dieſes
An=
ſinnen lehnte der Schiffer ab, berief ſich aber, um gegen
Exzeſſe des entlaſſenen Matroſen geſchützt zu ſein, die
Polizei an Bord. In Gegenwart des erſchienenen
Po=
lizeibeamten verlangte nun der Matroſe nochmals den
Lohn für 14 Tage, ohne daß der Schiffer dem
Ver=
langen ſtattgab. Nun gab der Matroſe die Erklärung
ab, daß der Schiffer in Ruhrort zwei Stahltaue
in Länge von 400 Meter und im Werte von etwa 80
Mark auf unehrliche Weiſe an ſich gebracht und auf dem
Schiffe verſteckt habe. Obwohl nun der Schiffer gern
die 14 Tage bezahlt und damit die Sache rückgängig
gemacht hätte, war es zu ſpät. Die Taue wurden von
der Polizei beſchlagnahmt und eine Anklage
gegen den Schiffer wird nun den Abſchluß dieſer
tragi=
komiſchen Geſchichte bilden.
Münſter, 18. Jan. Auf einem Gute des Grafen
Droſte gab ein Gutsarbeiter auf den Gutspächter, der
ihn wegen ſeines Liebesverhältniſſes mit einem
Küchen=
mädchen zur Rede geſtellt hatte, zwei
Revolver=
ſchüſſe ab; dieſe trafen den Pächter in den Kopf.
Dann erſchoß der Gutsarbeiter ſeine Geliebte und
wurde flüchtig, nachdem er noch die Frau des
Guts=
pächters mit Totſchießen bedroht hatte. Polizeihunde
verfolgten ſeine Spur.
sk. Leipzig, 12. Jan. Ueber die Leipziger Zen= bringt der preußiſche Etat
für 1910 die Zahlen über die Geſamtkoſten
Preu=
ßens für die Umgeſtaltung der Bahnanlagen in und bei
Leipzig. Sie betragen insgeſamt 57 231000 Mark. Den
Geſamtkoſten ſtehen Rückeinnahmen für
Geländeabtret=
ungen an die ſächſiſche Eiſenbahnverwaltung, die Stadt
Leipzig uſw. im Betrage von 4 792790 Mark gegenüber.
Zur Zeit werden die Häuſer vor dem zukünftigen 300
Meter langen Bahnhofs=Hauptgebäude abgebrochen,
wo=
durch Raum für den weiten Vorplatz geſchaffen wird.
Unter dieſen Baulichkeiten befindet ſich das
Hauptzoll=
amtsgebäude und das weithin bekannte „Hotel Rom”,
für das bereits nahe der alten Stätte ein neuer
prächti=
ger Bau erſtanden iſt.
Hamburg, 13. Jan. Kurz nach mitternacht wurde
die Pfandleiherin Luiſe Merkli, Poolſtraße 7,
ermor=
det und beraubt. Die Leiche war noch warm, als
man ſie fand. Sie lag vor dem geöffneten und
durch=
wühlten Geldſchrank. Außerdem waren ſämtliche
Gold=
ſachen und Juwelen durcheinander geworfen und zum
Teil geraubt. Von dem Mörder fehlt jede Spur.
Ex=
hat ſeinem Opfer mit einem Raſiermeſſer die Kehle
durchſchnitten, nachdem er es vorläufig wahrſcheinlich
durch Hammerſchläge betäubt hatte. Das Raſiermeſſer
wurde am Tatorte aufgefunden.
Bremen, 13. Jan. Der deutſche Dampfer
„Prinz Friedrich Wilhelm” der eine Havarig
an der Hauptſteuermaſchine gehabt hat, befand ſich laut
einem drahtloſen Telegramm geſtern mittag um 1 Uhr
etwa 250 Seemeilen öſtlich von Caperace und fuhr bei
mäßigem Seegang und 13 Knoten Geſchwindigkeit nach
New=York weiter, wo er vorausſichtlich am Sonntag
mittag zu erwarten iſt. An Bord iſt alles wohl.
Peſt, 12. Jan. Das Theatergericht der
Kö=
niglichen Oper verurteilte heute den geſamten
Männerchor zur Entlaſſung, weil der Chor
bis zur Bewilligung der verlangten Gagenerhöhung
den Beſuch der Proben verweigerte. Den Choriſten
wurde vor der Durchführung des Urteils eine
noch=
malige zweitägige Friſt gewährt, nach deren Ablauf
deren definitive Entlaſſung, eventuell die Schließung
der Oper erfolgt.
Prag, 12. Jan. Auf dem Friedhof in Leitmeritz
wurde heute der Leichnam der 1904 verſtorbenen
Braut des Oberleutnants Hofrichter
exhü=
miert und photographiert und Proben des Erdreichs
und der Fleiſchteile nach Wien geſandt.
Krakau, 12. Jan. Unter großem Andrange des
Publikums begann heute der Prozeß gegen Frau
Janina Borowska, die unter der Anklage ſteht,
den Advokaten Wladimir Lewicki ermordet zu haben.
Die Angeklagte hatte am 4. Juni vorigen Jahres
mor=
gens 4 Uhr aus der Wohnung des Advokaten die hieſige
Rettungsgeſellſchaft angerufen und mitgeteilt, daß
Le=
wicki einen Selbſtmord begangen habe. Der
dienſt=
habende Arzt begab ſich ſofort in die Wohnung und fand
den Advokaten in einem Kabinett, das durch das
Bu=
reauzimmer von dem Schlafzimmer getrennt iſt, in
bloßem Hemd zwiſchen dem Klavier und der Wand
lie=
gend vor. Das Geſicht war blutüberſtrömt, auf der
Stirn oberhalb des rechten Auges befand ſich eine
Schußwunde. Die Borowska erzählte dem Arzte, daß
Lewicki einen Selbſtmordverſuch verübt habe. Da ſie
der Meinung war, daß er ſich nur eine leichte
Haut=
wunde beigebracht habe, habe ſie nicht ſofort nach der
Rettungsgeſellſchaft telephoniert. Dr. Lewicki wurde
ins Krankenhaus geſchafft, wo er bald in Agonie
ver=
fiel, und, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben,
verſtarb. Bei der Obduktion wurde feſtgeſtellt, daß der
Schuß aus größerer Entfernung abgegeben worden ſein
mußte. Die Anklage ſteht auf dem Standpunkt, daß ein
Eiferſuchtsdrama vorliegt. Dr. Lewicki, der ſeit längerer
Zeit Beziehungen zu der Borowska unterhielt, hatte am
Abend vor der Tat mit ihr ein Lokal beſucht, dann aber
eine andere Frau nach Hauſe begleitet. Kennen gelernt
hatte er die Borowska in einem ſenſationellen Prozeß,
in dem ſie als ruſſiſche Spionin verdächtigt worden war
und bei dem er ſie verteidigte. Dr. Lewicki war zunächſt
Kleines Feuilleton.
— Das Syndikat der Stummelſammler.
Die Parifer Stummelſammler, die durch das Aufleſen
von Zigarren= und Zigarettenreſten auf
den Straßen und vor den Eingängen zu den Theatern
kümmerlich ihr Leben friſten, ſind in großer Aufregung:
die franzöſiſche Tabaksregie hat einen ihrer Kollegen
der ungeſetzmäßigen Verbreitung von Tabak angeklagt.
Sie fürchten für ihre Exiſtenz, und um ihre Rechte
wirk=
ſam verteidigen zu können, haben ſie beſchloſſen, ſich zu
organiſieren und eine Liga der Stummelſammler zu
gründen. Aus dieſem Anlaß erzählt der „Gaulois”
allerlei Intereſſantes aus dem Berufe dieſer „
Mégo=
tiers” das ihm ein alter Stummelſammler, der ſeit
Jahrzehnten in Paris ſein Handwerk betreibt, verraten
hat. Wenn auch Reichtümer bei dieſem kümmerlichen
Gewerbe nicht zu erringen ſind, ſo iſt der echte Pariſer
Stummelſucher auf ſeinen Beruf ſtolz, denn Erfahrung
und genaue Sachkenntnis gehören dazu, um als
Mé=
gotier ſich ehrenhaft durchs Leben zu ſchlagen. Hart iſt
die Arbeit; 10 und 12 Stunden heißt es geduldig dem
Glücke nachjagen, um ſchließlich einen Tagesverdienſt
von 2½ Franks zu erobern. Aber die Arbeit des
Stum=
melſuchers iſt nicht mit dem Aufleſen der Tabakreſte
beendet, ja die Kunſt und die Fachkenntnis treten
eigentlich erſt dann in ihre Rechte, wenn der
Stummel=
ſucher mit ſeiner Beute um Mitternacht in ſeine Stube
heimkehrt. Denn nun gilt es, die Ernte zu ſortieren.
Das iſt ein langwieriges Geſchäft; ein guter Blick und
Erfahrung bedeuten alles. Zunächſt werden die
Ziga=
retten ſortiert, die halbangeraucht von eleganten
Kava=
lieren an den Eingängen zu den großen Theatern und
vornehmen Etabliſſements achtlos aufs Straßenpflaſter
geſchleudert werden. Es kommt darauf an, die Aſche
und den angekohlten Tabak abzuſondern; auch das
Mundſtück, wo der Tabak mit Nikotinſäften zu ſtark
ge=
tränkt iſt, muß entfernt werden. Dann werden die
Reſte nach ihrer Herkunft ſortiert, und wenn die Beute
reich iſt, ſogar nach der Qualität; der Stummelſammler
weiß auf den erſten Blick, ägyptiſchen Tabak von
türki=
ſchem zu unterſcheiden, den türkiſchen von dem
engli=
ſchen, und dieſe wiederum von dem franzöſiſchen
Regie=
tabak. Die verſchiedenen Haufen werden dann ſorgſam
getrocknet; durch beſondere Miſchung erzielt man
gün=
ſtige Farben, und zum Schluß wird alles in kleine
Pakete von beſtimmter Größe verpackt. Nicht anders
wird mit den Zigarrenſtummeln verfahren; hier
ent=
ſcheidet die Sachkenntnis des Sammlers, welche Sorten
am beſten zur Verarbeitung von Kautabak ſich eignen,
welche anderen zu Pfeifentabak ausgenützt werden
kön=
nen. Kennerſchaft iſt hier alles, denn es gilt, die
ſchar=
fen Sorten von den milden zu ſondern, die Reſte echter
Importen nicht mit ordinären Stummeln zuſammen zu
werfen; kurz, alle geſammelten Reſte ſachkundig ſo zu
verwerten, daß der größtmöglichſte Nutzen erzielt wird.
Denn je nach der Qualität der Miſchung variieren die
Preiſe; 2 Franks, 2½ Franks, für die beſſere Ausleſe
gar 3 Franks für das Pfund werden bezahlt.
Die Kunden der Stummelſammler ſind die
erſten Paſſanten, die in früher Morgenſtunde an der
Place Maubert vorüberkommen. Denn hier iſt die
Börſe der Stummelſammler. Unter Gottes freiem
Himmel machen ſie ihre Geſchäftsabſchlüſſe. Hier ſtehen
ſie alle, die Pariſer Stummelſammler, die Taſchen dick
aufgebauſcht von kleinen Paketen; vom Morgengrauen
bis vormittags 9 Uhr bilden ſie Gruppen in der Nähe
des Etienne Dolet=Denkmals und verkaufen ihre
klei=
nen Pakete für 10, 15 und 20 Centimes. Auch
unterein=
ander handeln ſie, ergänzen gegenſeitig ihre Beſtände,
vervollkommnen ihr Sortiment; aber alle Geſchäfte
werden nur gegen bar abgeſchloſſen; Kredit wird weder
beanſprucht noch gegeben. Sie kennen ſich alle
gegen=
ſeitig, die alten Stummelſammler von Paris, und
kri=
tiſch muſtern ſie den fremden Neuankömmling, den
Ar=
beitsloſen, der in den Tagen der Not als
Stummel=
ſucher ein Gaſtſpiel gibt. Sie ſehen dieſe „Amateurs”
nicht gern, denn die erfahrenen Mégotiers halten ihren
Beruf in Ehren und fürchten, daß durch ſachunkundige
Neulinge bei der Kundſchaft der gute Ruf des Gewerbes
beeinträchtigt werden könnte.
Die Berliner Millionäre. Nach einer
Zuſammenſtellung der ſtädtiſchen Neunerdeputation in
Berlin leben in der Reichshauptſtadt — ſo weit das
Vermögen richtig eingeſchätzt iſt — 1256 Millionäre, von
denen ſieben ein Vermögen von mehr als 25 Millionen
Mark verſteuern, die drei reichſten haben ein Vermögen
von mehr als 120 Millionen Mk.; 800 Millionäre haben
gerade eine Million oder etwas darüber, 250 Millionäre
haben die zweite Million ſchon erreicht und ſteuern nun
tüchtig auf die dritte Million los. Der reichſte Berliner
mit 43 Millionen hat ein Einkommen von mehr als 3½
Millionen Mark und muß dafür im Jahre mehr als
130000 Mark Steuern bezahlen. Verhältnismäßig noch
zahlreicher iſt die Klaſſe der Millionäre in den
weſt=
lichen Berliner Vororten; rechnet man auch dieſe
Mil=
lionäre noch hinzu, ſo kommen für Groß=Berlin
ſicher=
lich 2000 Millionäre zuſammen.
* Ein kleiner Irrtum iſt einem fränkiſchen
Bäuerlein paſſiert, das aufs Bezirksamt nach Kulmbach
kam, um eine neue Jagdkarte zu erheben. „Wo haben Sie
Ihre alte?” fragte der Beamte, und der Bauer
erwi=
derte, die habe er im Wirtshaus gelaſſen. „Dann holen
Sie ſie halt,” ſagte der Beamte, und unſer Bäuerlein
lief ſpornſtreichs davon und brachte dann zur größten
Beluſtigung der Anweſenden ſeine Alte.
Nummer 11.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 14. Januar 1910.
Seite 5.
ein eifriger Anhänger der ſozialdemokratiſchen Partei
und ſchloß ſich dann der polniſchen Volkspartei und
end=
lich der chriſtlichſozialen Partei an. Die Angeklagte
macht den Eindruck einer etwas hyſteriſchen Perſon. Die
Unterſuchung ihres Geiſteszuſtandes hat ergeben, daß
ſie für ihre Tat verantwortlich zu machen iſt.
Rom, 11. Jan. Vor wenigen Tagen iſt in
Mai=
land eine Enkelin König Friedrich
Wil=
helms II. aus ſeiner Verbindung mit dem Fräulein
von Voß geſtorben. Der Sohn der beiden. Grat
Guſtav von Ingenheim, lebte meiſt in Italien und
ſeine Tochter Severa vermählte ſich mit einem Italiener
namens Zuccoli. Sie iſt nun geſtorben und hinterläßt
einen im beſten Mannesalter ſtehenden Sohn, den
Journaliſten Luciano Zuccoli, der durch Romane und
als Redakteur der „Gazetta di Venezia” ſich einen
Na=
men gemacht hat und trotz ſeiner halbdeutſchen
Abſtam=
mung einer der eifrigſten Vorkämpfer des italieniſchen
Nationalismus iſt.
Paris, 12. Jan. Aus Toulon wird berichtet: Die
Polizei entdeckte abermals eine Opium=
Rauch=
ſtube. Zahlreiche Land= und Seeoffiziere, welche dort
in Geſellſchaft von Frauen rauchten, wurden den
Mili=
tärbehörden angezeigt.
New=York, 12. Jan. Das „New=York Journal”
berichtet, daß Fräulein Anna Morgan, die
Toch=
ter des bekannten Millionärs Morgan, infolge ihrer
während des Streiks der Bluſenarbeiterinnen
gemach=
ten Erfahrungen ſich entſchloſſen habe, eine Fabrit
zur Anfertigung von Bluſen zu errichten. Fräulein
Morgan, die eine führende Rolle im Streik geführt hat,
iſt davon überzeugt, daß es dieſen Arbeiterinnen ſehr
ſchwer fällt, ſich ehrlich durchzuſchlagen. Sie hat eine
große Anzahl Damen ihrer Geſellſchaftsklaſſen für das
Projekt einer Muſterfabrik für Bluſen intereſſiert, in
der Mädchen, die der Union angehören, beſchäftigt
wer=
den ſollen. Das Kapital der neuen Geſellſchaft wird
fünf Millionen Mark betragen. Da die Streikenden
die beſten Bluſenarbeiterinnen des Landes ſind, ſo ſind
die Organiſatoren feſt davon überzeugt, daß ſie mit dem
neuen Unternehmen, das ſich gegen die unionierten
Bluſenarbeiterinnen richtet, konkurrieren können.
Kunſtnotizen.
Aeber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., beren im
Nach=
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Kunſtabend. Am 20. Januar findet im
Saalbau ein Kunſtabend ſtatt, der das allgemeine
Intereſſe des hieſigen Publikums verdient, nachdem er
in Stuttgart, Frankfurt und Wiesbaden mit ſo großem
Erfolg ſtattgefunden hat. Es handelt ſich um die
Vor=
führung von künſtleriſchen Photographien in natürlichen
Farben durch Hofphotograph Hildenbrand= Stuttgart.
O. beſchäftigt ſich ſeit langen Jahren mit der
Photo=
graphie in natürlichen Farben und iſt durch ſeine vielen
Verſuche und Erfahrungen eine Autorität auf dieſem
Gebiet geworden. Er hat eine Kollektion von 200—300
Farbplatten, wie ſie in der Vollendung nirgends exiſtieren.
Die Preſſe rühmt die erleſene Schönheit und Naturtreue
der Farben, die frappierenden Licht= und Schatteneffekte
und die erſtaunliche Plaſtizität der Bilder und ſchreibt,
man bekomme den überwältigenden Eindruck, vor einer
großen und ſchönen neuen Epoche zu ſtehen. (Siehe
Anzeige).
Parlamentariſches.
* Der Heſſiſche Landes=
Lehrer=
verein hat eine Vorſtellung, betreffend die
Ge=
halte der Volksſchullehrer, an die Zweite
Kammer gerichtet, in der die Bitte ausgeſprochen wird,
daß für das Rechnungsjahr 1910 den Lehrern und
Lehrerinnen an den Volksſchulen die gleiche
Teuer=
ungszulage gewährt werde, wie ſie den Staatsbeamten
zuteil werden ſoll. — Der Verband der heſſiſch
Unterbeamten hat eine Vorſtellung, betr.
Teuer=
ungszulage, an die Zweite Kammer gerichtet, in
der die Bitte ausgeſprochen wird, daß den
Unter=
beamten unter 2000 Mark Dienſteinkommen eine
Teuerungszulage von zehn Prozent ihres erreichbaren
Höchſtgehalts, jedoch aber nicht unter 150 Mark, gewährt
werden möge.
Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 13. Jan. Vizepräſident Dr. Spahn
eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 16 Min. Die
Beſprech=
ung der Interpellationen betreffend die
Maßrege=
lungen in Kattowitz wird fortgeſetzt.
Abg. Schrader (freiſ. Vgg.): Die vielen
Maß=
nahmen gegen die Polen haben das Gegenteil von dem
herbeigeführt, was erreicht werden ſollte. Die Polen
ſind wirtſchaftlich und politiſch ſtärker und ſtärker
ge=
worden, weil ſie ſich bewußt wurden, daß ſie ihre Kräfte
ſammeln müßten. Der Staatsſekretär hat geſtern
ge=
ſagt, die Beamten ſeien verpflichtet, im Staatsintereſſe
nach dem Willen ihrer Vorgeſetzten zu handeln. Der
Beamte braucht aber nur das zu tun, wozu ihn das
Geſetz verpflichtet. (Sehr richtig! links.) Die
Regie=
rung kann dieſe Behauptung nicht aufrechterhalten,
weil ſie den Beamten nicht zumuten darf, was das
Ge=
ſetz nicht zuläßt. Der Staatsſekretär hat ſeine
Be=
hauptung ganz allgemein als gültig für alle Beamten
überall aufgeſtellt. Das führt zu unmöglichen
Konſe=
quenzen. Man denke an Banden oder an eine
Oppo=
ſition der Konſervativen. Der Staatsſekretär hatte kein
Recht zu ſolchem Vorgehen. (Sehr richtig! links.,
Fürſt Bismarck verlangte nur von den
verhältnis=
mäßig wenigen politiſchen Beamten, die Gedanken der
Regierung nur ſoweit zu vertreten, daß ſie unrichtige
Behauptungen gegen die Regierung richtigſtellten. Auch
die Wahlprüfungskommiſſion hat ſtets in dieſem Sinne
entſchieden; wir müſſen ſehen, daß die Beamten
geſetz=
lich dagegen geſchützt werden. Der Reichskanzler wird
uns demnächſt ſeine eigenen Anſichten über dieſe
An=
gelegenheit ſagen müſſen. (Bravo! links.)
Abg. Südekum (Soz.): Es iſt wünſchenswert,
daß Herr von Bethmann Hollweg ſeine eigenen
An=
ſichten hier vertritt. Die geknechteten und
brutaliſier=
ten Polen ſind bei der Finanzreform durch ihre Junker
verraten worden. Erfreulicherweiſe hat Herr Schrader
heute einen Teil deſſen wieder gutgemacht, was der
pberſchleſiſche Liberalismus Kattowitzer Art geſündigt
hat. An ſich überraſcht uns die Maßregelung nicht,
denn der Sozialdemokratie gegenüber wird das Geſetz
und die Verfaſſung alle Augenblicke falſch angewendet
oder ſogar mißachtet. Die Polen waren in politiſcher
Notwehr und dafür ſind keine Grenzen gezogen. Die
Hakatiſten wollen nur teures Land und billige
Arbeits=
kräfte. Daher das Geſchrei. Iſt die polniſche Gefahr
wirklich ſo groß, dann ſollte darauf geſehen werden,
daß die Nationalliberalen Weſtfalens polniſche
Arbei=
ter nicht ſo maſſenhaft dort einführen. Sind die
Be=
amten an „beſſere Orte” verſetzt worden, ſo ſollten die
beiden Staatsſekretäre und der Reichskanzler wegen
des Verfaſſungsbruches in ein beſſeres Klima verſetzt
werden. (Heiterkeit.) Der Staat hat nichts zu
ver=
langen von ſeinen Beamten, als die Erfüllung der
Pflicht. Nur die hündiſche Preisgabe ihrer
Ueber=
zeugung und die Korruption wird durch ein ſolches
Verfahren großgezogen. (Lebhafte Zuſtimmung bei
den Sozialdemokraten.) Wenn noch ein Funken
ſtaats=
männiſchen Geiſtes in der Verwaltung Preußens
wäre, dann ſollte nicht gewartet werden, bis ſie
ge=
zwungen wird, das Wahlrecht zu ändern. Sie ſollte
das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht
einführen. Die beiden Staatsſekretäre und die ihnen
untergeordneten Behörden haben ſich in Kattowitz einer
gemeinen Fälſchung ſchuldig gemacht. Die
Reichs=
regierung ſollte dafür ſorgen, daß nicht das Recht der
Staatsbürger herabgeſetzt wird, das Beſte, auf das ſich
das Staatsweſen ſtützt. (Lebhafter Beifall bei den
Sozialdemokraten.)
Staatsſekretär Dr. Delbrück: Der Abgeordnete
Schrader hat aus meinen geſtrigen Ausführungen
unrich=
tige Schlüſſe gezogen. Ich habe geſtern in tatſächlicher
Be=
ziehung feſtgeſtellt, daß 15 Beamte verſetzt worden ſind,
nachdem ſie in der Hauptwahl und dann in der Stichwahl
für großpolniſche Kandidaten geſtimmt hatten, obwohl ſie
inzwiſchen darüber belehrt worden waren, daß dieſe
Kan=
didaten großpolniſche Beſtrebungen unterſtützen und daß
ſie zu wählen mit der Pflicht eines Beamten
unverein=
bar ſei. Es iſt mit den Intereſſen des Dienſtes
unver=
einbar, daß ein Beamter an einem Orte wirkt, wo er im
Gegenſatz ſteht mit der nationalen Auffaſſung. (Hört!
hört!)) Weder das Reich noch ein Einzelſtaat kennt eine
feſt umſchriebene Definition des Beamtenbegriffes. Es
gibt nur vereinzelte Beſtimmungen. Aber die
ſtaatsrecht=
liche Theorie ſagt klar und deutlich, daß der Beamte in
einem öffentlich=rechtlichen Dienſtverhältnis oder in einem
Gehaltverhältnis zum Staate ſteht und daß er
demzu=
olge, da der Staat ſelbſt nicht ſprechen und handeln kann,
in dasſelbe Verhältnis zu den Vertretern des Staates,
den ſtaatlichen Organen tritt. (Gelächter und Unruhe im
Zentrum und links, Zuſtimmung rechts.) In dem Erlaß
Kaiſer Wilhelms I. hat man ſich darauf beſchränkt, die
Forderung auszuſprechen, daß die politiſchen Beamten ſich
in die Unterſtützung der Politik der Regierung zu fügen
haben. Wenn wir jetzt weiter gegangen ſind, ſo iſt das
nicht mit leichtem Herzen geſchehen. (Hört! hört!) Ich
habe ausdrücklich darauf hingewieſen, daß dieſe
aus=
nahmsweiſe Behandlung des Kattowitzer Falles anzuſehen
iſt als ein Akt nationaler Notwehr (Huhu! bei den Polen)
für dieſen ſpeziellen Fall. Irgendwelche Grundſätze
all=
gemeiner Art haben wir nicht getroffen. (Beifall rechts.)
Abg. Dr. Kolb (Rp.): Den Beamten hat es
voll=
kommen freigeſtanden, irgend welche katholiſche
Kan=
didaten zu wählen. Von dieſen volniſchen Kandidaten
wußte aber jedes Kind, daß ſie Anhänger des Sokols
und des Straz ſind. Dieſe beſonderen Verhältniſſe in
der Oſtmark machen es bedauerlich, daß deutſche
Män=
ner in unabhängiger Stellung ſich erſt durch ihre
Vor=
geſetzten über ihre nationale Pflicht belehren laſſen
mußten und ſo das Vertrauen der Behörden täuſchten.
(Gelächter im Zentrum und Zuſtimmung).
Solche
Leute ſind nicht geeignet, an ihrem bisherigen Platz
weiterzuwirken. Sie mußten deshalb verſetzt werden.
Wer die Oſtmarkenverhältniſſe kennt, billigt das
Ver=
halten der Regierung (Beifall.)
Abg. v. Dziembowski (Pole): Es iſt
feſtzu=
ſtellen, daß die Antwort des Staatsſekretärs wegen der
Beamtenmaßregelung nicht befriedigt. Die Mehrheit
des Reichstags verdammt dieſe Maßregelung. Die
Regierung ſoll gewiß eine feſte Hand haben, aber auch
gegen die Hakatiſten. Der Zuſtand Polens war bei
der Teilung nicht ſo ſchlecht, daß die Polen der
preußi=
ſchen Verwaltung beſonders dankbar ſein müßten,
be=
ſonders nach ihren letzten Erfahrungen. Die Polen
verteidigen ſich lediglich gegen die Beſtrebungen des
Oſtmarken=Vereins und ſeinen Einfluß auf die
Regier=
ungspolitik. Wir führen gezwungen den Kampf und
nur in der Hoffnung auf einen ernſtlichen, ehrlichen
und ehrenvollen Frieden. (Beifall bei den Polen.)—
Abg. Lattmann (wirtſchafl. Vgg.): Die Deutſchen
ſollten ſo viel Nationalgefühl haben wie die Polen. Die
politiſche Betätigung der Beamten iſt zweifellos durch
ihre Stellung zum Staate beſchränkt. Auch Bismarck
würde heute angeſichts der polniſchen Beſtrebungen ſo
denken. Der Staat hat zweifellos das Recht, in
ſol=
chen Fällen einzuſchreiten. (Beifall.) — Abg.
Door=
m ann=Königshütte (frſ. Vp.): In Kattowitz waren die
Polen die Angreifer. Die oberſchleſiſchen Liberalen
ſind keineswegs Hakatiſten. (Sehr gut!) Darauf wird
die Beſprechung geſchloſſen.
Das Haus geht zur erſten Leſung der Eutwürfe
des Geſetzes, betreffend die Aenderung des
Gerichts=
verfaſſungsgeſetzes und einer
Straf=
prozeßordnung, über. — Staatsſekretär des
Reichsjuſtizamtes Dr. Liseo (auf der Tribüne ſchwer
verſtändlich) begründet die Vorlage. Redner geht auf
die einzelnen Teile der Vorlage ein, weiſt auf die
Hinzuziehung des Laienelements für die
Rechtſprech=
ung hin, auf das Zeugnisverweigerungsrecht der Preſſe
und auf das beſondere Verfahren gegen Jugend=Diehe.
Die öffentliche Kritik habe mit der Anerkennung des
Entwurfs auch Wünſche und Bedenken geäußert, die
in eingehenden Verhandlungen im Plenum und der
Kommiſſion zu beraten ſein werden.
Darauf wird die Weiterberatung auf Freitag 1
Uhr vertagt. Schluß 6¾ Uhr.
* Berlin, 13. Jan. Bei der fortgeſetzten Beratung
der Nachtragsforderungen für das oſtafrikaniſche
Schutzge=
biet in der Budgetkommiſſion des
Reichs=
tages erklärte Staatsſekretär Dernburg bezüglich der
Beſiedelungsfrage: Von Kleinſiedelungen, wie in der
Hei=
mat, könne in Oſtafrika keine Rede ſein. Hinausgehende
Leute ohne ein Kapital von 1500 Mark hätten keine
Aus=
icht, vorwärts zu kommen. Zu den Koſten für die Reiſe
und die Fracht komme, daß die Plantagen erſt nach drei
bis vier Jahren einen Ertrag brächten. Die Beſiedelung
jener Gebiete ſei nicht durch ſolche ſtaatliche Maßnahmen,
wie die Gewährung von Anſiedelungsbeihilfen, zu
för=
dern. Wünſchenswert aber ſei die Starkung des deutſchen
Elements. Die Tätigkeit der Regierung müſſe ſich darauf
beſchränken, für Eiſenbahnbauten und
Verwaltungsein=
richtungen in den Gebieten zu ſorgen, wo Chancen für
eine Beſiedelung ſeien. — In der Abſtimmung wurden
die Etatsforderungen gegen die ſozialdemokratiſchen
Stim=
men angenommen. Es folgt der Nachtragsetat für
Süd=
weſtafrika. Staatsſekretär Dernburg führte in betreff
der Diamantenangelegenheit aus: Unter der
Herrſchaft der Regie ſei der Preis für die Diamanten von
22 auf 33 Mark pro Karat geſtiegen. Die Berechtigung
der Sperre werde allgemein anerkannt. Die Deputation
der Lüderitzbuchter Diamantenintereſſenten habe ſich
ſei=
nerzeit völlig zufriedengeſtellt erklärt. Dagegen werde
jetzt von den Lüderitzbuchter Bürgern gefordert, daß der
Kolonialgeſellſchaft für Südweſtafrika größere Leiſtungen
auferlegt werden ſollen, von der Auffaſſung ausgehend,
daß mit der Beendigung der Sperre am 31. März 1911
die Anſprüche der Kolonialgeſellſchaft aufhören und die
Rechte der letzteren zweifelhaft, ungewiß ſeien. Dieſe
Auf=
aſſung ſei aber falſch. Die Kolonialgeſellſchaft für
Süd=
weſtafrika habe die Bergrechte als Rechtsnachfolgerin von
Lüderitz übernommen. Ein Ausſchlußurteil ſtellte ſpäter
feſt, daß dieſe Rechte keinen Einwendungen unterliegen.
Die Kaiſerliche Verordnung von 1888 verlieh der
Geſell=
ſchaft das Bergreal über das geſamte Schutzgebiet. Die
Bergverordnugen von 1889 und 1905 erkannten dieſe
Son=
derrechte an. 1908/09 ſei auch in dem Gebiet der
Deut=
ſchen Kolonialgeſellſchaft für Südweſtafrika durch ein
Ab=
kommen mit der Geſellſchaft die allgemeine Schürffreiheit
eingeführt worden. Die Behauptung, daß die Schätze aus
dem Land geholt würden, die Schulden aber dem
Schutz=
gebiet verblieben, ſei unzutreffend. Die
Diamantenpacht=
geſellſchaft liefere 75 Prozent ihres Nettoertrages dem
Fiskus ab, von dem Reſt verbleibe der größere Teil den
Beteiligten im Schutzgebiete. Insgeſamt verblieben 97½
Prozent dem Schutzgebiete, nur 2½ Prozent flöſſen den
Beteiligten in Berlin zu. Er ſei ſich bewußt, daß die
Inter=
eſſen des Reiches und des Schutzgebietes durch ſeine
Dia=
mantenpolitik durchaus gewahrt ſeien. Die Ausführungen
des Staatsſekretärs wurden mit lebhaſtem Beifall und
Dank aufgenommen.
* Berlin, 13. Jan. In der heutigen Sitzung der
Kommiſſion des Reichstages für den deutſch=
portu=
gieſiſchen Handelsvertrag erklärte
Staats=
ſekretär Dr. Delbrück der Kritik mehrerer
Abgeord=
neter gegenüber, daß die Geſamtſituation von den
Unterhändlern richtig bewertet worden ſei. Unſer
Intereſſe liege weniger in der Höhe der Zollſätze als
in der Meiſtbegünſtigung. Die portugieſiſche
Regier=
ung habe ſich in einer Zwangslage befunden und
ſchlechterdings keine anderen Zollſätze gewähren
kön=
nen. Ein Zollkrieg würde Deutſchland ſchlechter ſtellen
als die in Portugal mit ihm konkurrierenden Länder.
— Die Abſtimmung wurde bis zum nächſten
Donners=
tag verſchoben.
Sport.
sr. Das Kieler Sechstage=Rennen nahm
in der vierten Nacht einen ſehr angeregten Verlauf,
da die verſchiedenen Mannſchaften wiederholte
Ueber=
rundungsverſuche unternahmen. Stabe hatte ſchon
einmal das ganze Feld faſt überrundet, als Blau in
der Kurve zu Fall kam und das Rennen abgeläutet
werden mußte. Die Spitzengruppe blieb unverändert,
nur Blau-Sonntag und Rädlein-Schulz vermochten
je eine der verlorenen Runden wieder aufzuholen.
Nach 60 Stunden waren 1376 Kilometer 430 Meter und
nach 67 Stunden 1511 Kilometer 750 Meter von Arend=
Stabe, Janke-Kendelbacher und Wittig=Rottnick
zu=
rückgelegt, Zeeh-Mochar waren eine, Blau-Sonntag
zwei und Rädlein-Schulz drei Runden zurück.
Luftſchiffahrt.
H. B. New=York, 13. Jan. Die „Times” meldet:
Nachdem kürzlich Latham auf dem Lagerfelde von
Cha=
lons in kühnem Fluge eine Höhe von 1000 Metern
er=
klomm, ſind geſtern auf dem Flugfelde von Los Angelos
alle bisherigen Höhenrekorde durch den
franzöſi=
ſchen Aviatiker Paulhan geſchlagen worden.
Während Lathams Flug offiziell nicht anerkannt
wer=
den konnte, da er wohl von Offizieren, aber nicht von
benachrichtigten und vom Komitee beauftragten
In=
ſpekteuren nachgeprüft wurde, hat Paulhan ſchon tags
zuvor an das Komitee die Mitteilung gelangen laſſen,
daß er den Höhenflug=Rekord Lathams, an dem er
üb=
rigens nicht zweifelt, zu ſchlagen gedenke. Vor einer
vieltauſendköpfigen Zuſchauermenge ſtieg er mit ſeinem
Farman=Zweidecker bis zur Höhe von 1380 Meter in
ſteten Kreiſen empor und ſtellte ſomit einen neuen
Höhenrekord auf, der noch dazu offiziell kontrolliert
worden iſt. Der prächtig gelungene Flug dauerte 50
Minuten 46 Sekunden. Paulhan hatte erſt im
Dezem=
ber v. J. den Höhenrekord auf 600 Meter gebracht,
welchen ihm Latham am 7. Januar durch ſeinen
Höhen=
rekord von 1000 Meter ſchnell wieder abnahm. Der
kühne Aviatiker wurde nach glücklich vollzogener
Lan=
dung von der Zuſchauermenge mit ungeheurem Jubel
empfangen.
Sturm.
* Kaſſel, 13. Jan. Ein heftiger
Südweſt=
ſturm hat in der vergangenen Nacht in den
Wald=
ungen längs der Leine=Weſer=Bahnſtrecke und der
Strecke Bebra=Fulda kilometerlange Fichtenbeſtände
umgelegt und mächtige Tannen unmittelbar über dem
Erdboden abgeſchnitten.
* Cuxhaven, 13. Jan. Der noch immer aus
Südweſt, bezw. Nordweſt in Stärke von 8 Meter
wehende Sturm verhinderte bis in die letzte Nacht
jeden Schiffsverkehr. — Im Rieſengebirge trat geſtern
nachmittag nach einer Reihe warmer Tage ſtarker
Schneefall mit kräftigem Wintergewitter ein.
* Innsbruck, 13. Jan. Auf dem Bodenſee
wütete geſtern mittag ein heftiger Sturm. Der
Fiſcher Bilgeri wurde mit mehreren ſeiner Leute von
dem Unwetter überraſcht. Sie wären zweifellos
ver=
loren geweſen, wenn nicht zwei Dampfer zu ihrer
Ret=
tung herbeigeeilt wären. — Bei Doren im Bregenzer
Walde fand ein großer Erdrutſch ſtatt. Der Weißbach
wurde dadurch geſtaut und überſchwemmt die Talſohle.
Stimmen aus dem Publikum.
(Für die Berdffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion
ketnerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
— Im Intereſſe ſämtlicher an der Meiſterprüfung
beteiligten Berufe wäre es doch zu begrüßen, wenn
nach ſtattgefundener Prüfung die Meiſterſtücke, ſoweit es
dieſe geſtatten, auf einige Tage zur Beſichtigung geſtellt
würden.
E.. e.
Literariſches.
* Gedichte von Elſe Leuchs=Darmſtadt. (Erſte
Ausgabe, Schirmer u. Mahlau, Frankfurt a. M.) Das
Bändchen Gedichte von Elſe Leuchs verdient und
rechtfer=
tigt eine andere kritiſche Würdigung, als die ſonſt in
be=
ängſtigender Fülle auf den Redaktionstiſch flatternden
lyriſchen Gedichte. Elſe Leuchs’ Lyrik erhebt ſich weit über
den Durchſchnitt durch eine ſeltene Tiefe der Gedanken und
der Empfindungen. Sie gibt ein Eigenes und gibt es in
den vielgeſtaltenen und verſchieden zu beurteilenden
For=
men moderner Dichtkunſt, deren Schwere und nicht immer
motivierte Tiefe nicht jedermanns Sache iſt, weil ihr
Ver=
ſtehen neben einem nicht alltäglichen Maß literariſcher
Bildung die Fähigkeit vorausſetzt, eines anderen
Men=
ſchen Seelenleben mitzuempfinden, ſeine Seele auf den
glei=
chen Ton zu ſtimmen und weil dieſe Muſenkinder das
Leichte, Flüſſige in Stil und Sprache entbehren. Aber ein
Ernſtes ſpricht aus dieſe Lyrik, eine die geheimſten Re=
Seite 6
Nummer 11.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 14. Januar 1910.
gungen der Seele erforſchende, oder wenigſtens zu
erfor=
ſchen ſuchende Auffaſſung des Lebens und — der Liebe.
Ihr fließen die Lieder nicht „wie Purpur vom Mund‟
Es dürften Augenblicksſtimmungen ſein; vielleicht
zurück=
gedrängte, ſeltener jubelnde Empfindungen einer ſtarken
liebenden und ſehnenden Seele, die der Dichterin das
Plektron in die Hand drückten. Denn ein Liebesſehnen
durchzittert alle dieſe Kinder der Muſe, leiſe und freudig,
auch laut und qualvoll und ſinnlich. Der ſittliche Ernſt
und die Tiefe der Gedanken aber feſſeln umſo mehr, als
auch ſtarker Lebensdrang, alles Morſche verachtend und
bekämpfend, aus manchen der Gedichte ſpricht.
— Von Leutchen, die ich lieb gewannn.
Ein Skizzenbuch von Rudolf Presber. 25. (
Jubi=
läums=) Auflage. (Concordia, Deutſche Verlags=
An=
ſtalt, G. m. b. H. in Berlin W. 30.) Geh. 3,50 Mk., geb.
4,50 Mk. Rudolf Presbers famoſes Buch „Von
Leutchen, die ich lieb gewann” hat das nicht
vielen Büchern gegönnte Jubiläum der
ſünfundzwan=
zigſten Auflage erreicht. Das ſchmucke
Jubiläums=
gewand, das die Leutchen nun angelegt haben, wird
ſie noch beſonders willkommen im deutſchen Hauſe
machen. Den prächtig ausgeſtatteten Band ſchmückt ein
Porträt des Dichters und das Fakſimile eines
fröh=
lichen Spruches, in dem ſich wohl ſo recht die innerſte
Ueberzeugung dieſes lachenden Philoſophen ſpiegelt.
Letzte Nachrichten.
(Wolffs telegr. Korreſp.=Bureau.)
* Berlin, 13. Jan. Der Bundesrat erklärte
ſich mit der Ueberweiſung des Entwurfs eines
Arbeits=
kammergeſetzes an die zuſtändigen Ausſchüſſe
einver=
ſtanden.
* München, 13. Jan. In der Kammer der
Abgeordneten führte bei Gelegenheit der
Etats=
beratung der Miniſterpräſident über die Stellung der
bayeriſchen Regierung zu der Reichsfinanzreform aus:
Bayern vertrat immer den Standpunkt, daß
einer=
ſeits Maſſenartikel, andererſeits der Beſitz
herange=
zogen werden müſſe und daß man an der
Erbanfall=
ſteuer nicht vorbeigehen könne. Der ſeinerzeitigen
Erklärung des Reichsſchatzſekretärs lag die Annahme
zugrunde, daß man ohne eine Erbanfallſteuer die
nötigen Mittel nicht aufbringen könne, was ſich aber
doch ſpäter als möglich erwies, wenn auch in nicht anz
befriedigender Form. Die bayeriſche Regierung
be=
teiligte ſich an der Reform mit beſten Kräften. Der
Einführung direkter Reichsſteuern habe ſie nicht
zu=
ſtimmen können, wenn ſie nicht ihren von jeher
ein=
genommenen Standpunkt preisgeben wollte. Ein
Feſt=
halten dieſes Standpunktes könnte ihr niemand
ver=
übeln, er müßte denn das föderative Prinzip
preis=
geben. Es gehe nicht an, fuhr Redner fort, die
baye=
riſche Regierung für eine Konſtellation verantwortlich
zu machen, der gegenüber Fürſt Bülow nicht länger im
Amte bleiben zu können glaubte. Die Verbündeten
Regierungen ſahen in dem Fürſten Bülow einen
Meiſter der auswärtigen Politik. Die bayeriſche
Re=
gierung wahrte die Finanzhoheit der Einzelſtaaten. Sie
ſei ſich der Verantwortlichkeit bewußt, die ſie als
zweit=
größter Bundesſtaat getragen habe. Der diplomatiſche
Ausſchuß werde künftig zu normaler Tätigkeit berufen
ſein; der neue Reichskanzler bekannte ſich zu dieſer
Zuſage ſeines Amtsvorgängers rückhaltlos. Die
Be=
ſorgnis, daß der Ausſchuß die einheitliche Leitung der
auswärtigen Angelegenheiten beeinfluſſen könne, ſei
geſchwunden.
* Dresden, 13. Jan. In der heutigen Sitzung der
Erſten Kammer erwiderte der Miniſterpräſident
auf verſchiedene Anfragen aus dem Hauſe, die
Regier=
ung lehne nach wie vor die Einführung der
Schiff=
fahrtsabgaben ab. Dieſer Standpunkt vertrage ſich aber
auch durchaus mit dem Wunſche, wie bisher die
bundes=
freundlichen Beziehungen mit der preußiſchen
Regier=
ung in altbewährter Weiſe zu pflegen. Er glaube im
übrigen, auch die preußiſche Regierung teile die Anſicht.
daß Verfaſſungsänderungen, ſoweit ihnen
grundſätz=
liche Rechte einzelner Bundesſtaaten entgegenſtehen,
nicht ohne Zuſtimmung dieſer Staaten beſchloſſen und
jedenfalls nicht gegen ihren Willen zur Durchführung
gelangen ſollten.
* Hamburg, 13. Jan. Die Polizeibehörde ſetzte für
die Ergreifung des Mörders der Pfandleiherin
Merkli eine Belohnung von tauſend Mark aus.
Der Mörder raubte alle wertvolleren
Pfandgegen=
ſtände, ſowie 1300 Mark Bargeld.
* London, 13. Jan. Nach einer Meldung aus
Marſhfield (Oregon) iſt der der Southern Pacific
Railway gehörige Dampfer „Czarina” geſtern abend
bei ſchwerem Seegang in der Coosbay auf den
Hafen=
damm aufgefahren. Dreißig Mann der Beſatzung
ſollen ertrunken ſein. Nach einer Lloydmeldung aus
San Franzisko iſt die „Czarina” wieder flott und liegt
jetzt im Hafen.
* Kaſan, 13. Jan. Vor dem hieſigen
Militär=
gericht kam heute der Prozeß, der drei Wochen in
Anſpruch nahm und Mißbräuche bei der Intendantur
zum Gegenſtande hatte, zum Abſchluß; er endete mit
der Verurteilung von zehn Angeklagten,
unter denen ſich zwei Oberſtleutnants befanden,
ſowie acht andere Offiziere, zum Verluſt der
Rechte ihres Ranges ſowie der Orden und zur
Einreihung in die Korrektions=Arreſtantenabteilung;
außerdem ſollen von den Verurteilten zu Gunſten der
Krone 170000 Rubel gerichtlich beigetrieben werden.
H.B. Berlin, 13. Jan. Heute morgen 6¾ Uhr
ſtarb in ſeiner Wohnung, Uhlandſtraße 15, der Lehrer
für Stenographie an der hieſigen Univerſität, Profeſſor
Dr. Franz Stolze, der Sohn des Erfinders der
Stolzeſchen Stenographie, im Alter von 74 Jahren.
Pflege deine Stimme.
Nicht nur im strengen Winter, sondern sozusagen
das ganze Jahr hindurch gebrauchen viele Menschen
regelmässig irgendeine Tablette oder Bonbons, um
ihre Stimme zu pflegen, sie vor Katarrh zu schützen.
Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die in der
Schweiz seit 60 Jahren geschätzten Wybert-Tabletten
auch in Deutschland leichten Eingang gefunden haben.
Denn eine einzige Probe davon zeigt sofort deren
einzigartige Wirkung auf die Stimme.
(1366M
Hustenreiz, Heiserkeit, Verschleimung
ver-
schwinden sofort nach deren Gebrauch und soviel
steht fest: Wer einmal die angenehme Eigenschaften
der Wybert-Tabletten erprobt hat, wird dieselben nie
mehr missen wollen. Wybert-Tabletten sind daher für
Sänger, Raucher, Redner, Sportsleute und alle, die ihre
Stimme pflegen wollen, ein unentbehrlicher Begleiter.
In Originalschachteln à Mk. 1— sind dieselben in den
Apotheken erhältlich. Depots in Darmstadt in
sämt-
lichen Apotheken; Germania-Drogerie, Mühlstrasse 78;
Minerva-Drogerie, Ecke Karl- u. Hügelstr.; Medizinal-
Drogerie von Fr. Beckenhaub, Ecke Schul- u. Kirchstr.,
und Drogerie von C. Watzinger, Wilhelminenstr. 11.
Lamiliennachrichten.
Todes-Anzeige.
(Statt beſonderer Anzeige.)
Geſtern entſchlief ſanft nach langem, ſchwerem
Leiden mein lieber Mann, unſer guter Vater
Rechnungsrat.
Darmſtadt, den 14. Januar 1910.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Marie Müller, geb. Friedlein,
Elly Müller,
Adolf Mangold, Regierungsbauführer.
Die Beerdigung findet Samstag, den 15. Jan.
nachmittags um 3 Uhr, von der
Friedhofs=
kapelle aus, ſtatt.
(1380
Dankſagung.
Für die überaus zahlreichen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme bei dem Hinſcheiden meines
innigſtgeliebten, unvergeßlichen Gatten, unſeres
treubeſorgten Vaters, Schwiegervaters,
Groß=
vaters, Bruders, Schwagers und Onkels
Herrn
ſagen Allen innigſten Dank.
(B1377
Die trauernden Hinterbliebenen:
Anna Jacoby, geb. Gärtner,
Georg Jacoby,
Revisor Fr. Weimar u. Familie,
Dr. R. Hammer u. Familie.
Darmſtadt, den 12. Januar 1910.
Für die vielen Beweiſe der Liebe und
Teil=
nahme beim Tode und Begräbniſſe unſeres lieben
guten Bruders, Schwagers und Onkels (*976
Herrn Kaufmann
mil
ſagen herzlichſten Dank
Richard Schöppler u. Frau
geb. Mauke
Clara verw. Mauke
Gertrud Mauke.
Darmſtadt, Mittweida und Leipzig,
im Januar 1910.
Amtlicher Wetterbericht.
Oeffentliche Wetterdienſtſtelle Gießen.
Verlauf der Witterung ſeit Mittwoch früh: Das
nördliche Tiefdruckgebiet iſt oſtwärts gezogen und hat
auf ſeiner Weſtſeite ganz Mitteleuropa Nordweſt,
Ab=
kühlung und Schnee gebracht, vor allem im Gebirge.
Die Temperaturen liegen im Bezirk nahe dem
Ge=
frierpunkt. Von Nordweſten her nähern ſich neue
Teilwirbel, die, ſüdoſtwärts ziehend, noch weitere
Schneefälle bringen.
Ausſichten in Heſſen für Freitag, den 14. Jan.:
Schnee, kälter und leichter Froſt.
Tageskalender.
Hoftheater, Anfang 7 Uhr: „Die Zauberflöte‟.
Vorſtellung um 8 Uhr im Orpheum.
Nordiſcher Abend von Björn Björnſon um 8 Uhr
in der Turnhalle am Woogsplatz (Vortragsverband),
Hauptverſammlung des Katholiſchen Frauenbundes
um ½5 Uhr im „Konkordiaſaal”.
Konzert um 8 Uhr im Hotel Heß.
Konzert um 8. Uhr im Bürgerkeller.
1. Darmſtädter Kinematograph (Ecke Rhein= und
Grafenſtraße): Vorſtellungen von 4½—11 Uhr.
Olympia=Kinematograph Ernſt=Ludwigſtr. 23.
Kaiſerpandrama Luiſenplatz 1 (eine Wintertour vom
Ennstal bis zum Arlberg).
Druck und Verlag: L. C. Witlich’ſche Hofbuchdruckerei=
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil und Letzte Nachrichten: Max Streeſez
für den Inſeratenteil: F. Kroſt, ſämtlich in Darmſtadt. —
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind
an die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden niche
zurückgeſandt.
Kurſe vom 13. Januar 1910.
Mitgeteilt von Hermann Reichenbach.
M. Staatspapiere. In Proz
K Dſche. Reichsſchatzanw. 100,60
B½ Deutſche Reichsanl. 94,30
85,20
do.
4 Preuß. Schatzanweiſg. 102,50
94,30
B½ do. Conſols . . .
do.
do.
Bad. Staatsanleihe . . 102,40
93,70
de.
B½
84,30
do.
3
4 Bayr. Eiſenbahnanl . 102,40
93,70
do.
B½
84,30
do.
4 Hamburger Staatsanl. 102,00
102,00
Heſſ. Staatsanleihe .
do.
8½
82,20
do.
8 Sächſiſche Rente . . . 85,10
Württemberger v. 1907 101,90
93,50
do.
BBulgaren=Tabak=Anl. 101,60
ྠGriechen v. 1887 . . 47,50
3¾/ Italiener Rente . .
½ Oeſterr. Silberrente . 99,20
do. Goldrente . . 100,00
do, einheitl. Rente 94,90
3 Portug. unif Serie I 62,80
do. unif. Ser. III 64,90
do.
Spezial . 12,70
5 Rumänier v. 1903 . . 102,00
v. 1890 . . 95,70
do.
1
v. 1905 . . 91,00
do.
4 Auſſen p. 1880 ₰. 9. 4.₰ 91,30
InProt.
3t
4 Ruſſen v. 1902 . „. . 91,30
4½ do. v. 1905 . . . . 99,60
95,90
3½ Schweden . . . . . . .
4 Serbier amort. v. 1895 84,50
4 Türk. Admin. v. 1903 88,25
do. unifiz. v. 1903 94,50
4 Ungar. Goldrente . 95,80
4 do. Staatsrente . 92,70
5 Argentinjer . . . . . . 101,70
92,00
do.
4
4½ Chile Gold=Anleihe 92,50
5 Chineſ. Staatsanleihe 102,90
99,80
do.
4½,
4½ Japaner
. . . 97,60
Innere Mexikaner . . 100,90
2
do.
5
2
Gold=Mexikan. v. 1904 95,20
5 Gold=Mexikaner . . . 103,00
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4 Hamb.=Amerika=
Paket=
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4 Südd. Eiſenb.=Geſ. . . 121,00
Aktien ausländiſcher
Transportanſtalten.
4 Anatol. Eiſenb. 60%
Einz. Mk. 408
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4 Gotthardbahn
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81.
4 Oeſt.=Ungar. Staatsb. 162,20
4 Oeſt. Südbhn. (Lomb.) 24,20
4 Pennſylvania R. R. 134,00
Induſtrie=Aktien.
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78,50
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Siemens & Halske . . . 243,70
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Gelſenkirchen . . . . . . . 221,80
Harpener . . . . . . . . . 214,00
Phönix, Bergb. u.
Hütten=
betrieb . . .
. . . 223,20
Prioritäts=
Obligationen.
3½ Südd. Eiſenb.=Geſ. . . 90,80
4 Pfälzer Prt. . . . . . 101,00
do.
93,25
4 Eliſabeth., ſteuerpfl. . 99,70
ſteuerfrei .
do
5 Oeſterr. Staatsbahn. —
do.
99,50
alte .
do.
5 Oeſterr. Südbahn . . 102,90
do.
do.
26/1
60,40
3 Raab=Oedenburger . . 76,00
4 Ruſſ. Südweſt. . . .
4 Kronpr. Rudolfbahn : 99,90
In Proz.
St.
2¾10 Livorneſer.
.. 75,70
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Bagdadbahn Mk. 408 87,70
Anatoliſche Eiſenb. . .
5 Tehuantepec . . . . . 102,50
Bank=Aktien.
Berliner Handelsgeſ. 182,90
4
Darmſtädter Bank . . 138,00
Deutſche Bank . . . . 251,70
4 Deutſche Vereinsbank 127,80
Diskonto=Geſellſchaft . 196,50
164,60
Dresdner Bank . . .
Mitteldeut. Kreditbk. 120,30
4 Nationalbk. f. Deutſchl. 130,60
4 Pfälzer Bank . . . . . 100,80
151,50
4 Reichsbank . . . .
4 Rhein. Kredit=Bank 136,50
4 Wiener Bank=Verein 139,20
Pfandbriefe.
4 Frankft. Hypoth.=Bank
S. 16 und 17 100,30
3½
do. S. 19. . . . . 92,80
4 Frkf. Hyp.=Kreditverein
S. 15—19, 21—26 99,60
Hamb.=Hypoth.=Bank 101,00
do.
5.
91,50
: Heſſ. Land.=Hyp.=Bk. 101,60
do.
3½
92,60
Meining. Hyp.=Bank 101,00
3u
o.
91,60
4 Rhein. Hypoth.=Bank
(unk. 1917) 100,20
do. (unk. 1914) 92,00
3½
4 Südd. Bd.=Kr.=Bk.=Pf. 100,40
d9,
3½
93,60
InProz.
Sf.
Städte=
Obligationen
4 Darmſtadt . . . . . . 101,00
3½
do
4 Frankfurt . . . . . . . 101,10
3u
do.
96,00
Gießels . . . . . . . . 100,80
3½ do.
4 Heidelberg . . . . . . 100,50
3½ do.
92,00
Karlsruhe . . . . . . 101,00
3 .
92,50
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do.
Mainz .. . . . . . . 101,20
do.
31
Mannheim . . . . . . —
do.
3½
München . . . . . . . 101,60
Nauheim
4 Nürnberg . . . . . . . 101,50
3½ do.
93,00
Offenbach . . . . . . . 100,80
31
do.
Wiesbaden . . . . . . 102,60
do.
31
-
Worms . . . . . . . .
3.
do.
3
92,20
Liſſaboner v. 1886 . . 82,50
Verzinsliche
Anlehensloſe.
Badiſche
Tlr. 100 158,90
Cöln=Mindner „ 100 138,10
Donau=Reg. fl. 100 143,00
3 Holl. Komm. . 100 107,50
InProz.
Sl.
3 Madrider Fs. 100 78,50
4 Meining. Pr.=
Pfand=
briefe. . . . . . . . 137,80
Oeſterr. 1860er Loſe 174,20
Oldenburger . . . . . 126,50
2½ Raab=Grazer fl. 150 101,70
Unverzinsliche
Anlehensloſe.
Augsburger
41,25
Braunſchweiger Tlr. 20 225,00
Freiburger
Fs. 15 55,60
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Mailänder
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Fs. 10 29,40
Meininger
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Oeſterreicher v. 1864 „ 100 571,00
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v. 1858 „ 100 464,50
Ungar. Staats
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Venediger
Frs. 30 40,00
Türkiſche
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Engliſche Noten . . . . . 2141
Franzöſiſche Noten . . . . 81,30
Holländiſche Noten . . . . 168,55
Italieniſche Noten . . . . 80,90
Oeſterr.=Ungariſche Noten 85,05
Ruſſiſche Noten . . . . . . 215%
Schweizer Noten . . . . . 81,00
50
Reichsbank=Diskonto
Reichsbank=Lombard Zsh. 6%
e icſtee ält
eeeete e e
6
Suehete
ummer 11.
Seite 7.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 14. Januar 1910.
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Sonntag, den 16. Januar 1910,
im Restaurant Kaisersaal
unter gütiger Mitwirkung des Orth’ſchen Männerquartetts ſtattfindenden
höfl.
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Bal
9.
einzuladen.
(1355
Der Vorstand.
NB. Anfang 8 Uhr.
Ae er hener e
Miltenberg am Main,
(Odenwald).
(19435a
—Realklaſſen von Sexta an, erteilt Einjährigenzeugnis. Uebergangskurſe für Gymnaſiaſten.
Ger
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 14. Januar 1910.
Nummer 11.
Der Andrand
in den Nachmittagsstunden
veranlasst uns, Sie zu bitten, Ihre Einkäufe möglichst während der Vormittagsstunden zu besorgen.
Mittags von 1 bis 3 Uhr bleiben unsere Geschäftsräume für den Verkauf geschlossen (bis einschl. Samstag).
Es erweist sich der Mittagsschluss als notwendig im Interesse der Bedienung u. zur Bewältigung der Räumungsarbeit.
Neben den im Preise erheblich zurückgesetzten bezw. während der Inventur zum Ausverkauf
50
gelangenden Waren, gewähren wir auf mehrere Hundert andere Artikel Rabattsätze von
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08
100
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er
gelten nur für den Vorrat
2s
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Inventur=Ausverkauf
ervvronkerdeofbarmstaut
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findet im Konkordiasaale, Waldſtraße 33,
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ſtatt, wozu unſere Mitglieder und deren Angehörigen, ſowie Freunde und Gönner
des Vereins freundlich einladet
Der Vorstand.
Masken 50 Pf., Nichtmasken 30 Pf., eine Dame frei.
NB. Das Feſt findet bei Bier ſtatt.
(*973
inmm Städt. Saalbau (Gartensaal) eu
Dienstag, den 18. Januar, abends 8½ Uhr
Geilentlich. vortrag
Leiter der Unterrichtsanstalt für Nervöse
von R. Parthey, und Gomütsloldende Eilingen (Schweis)
Wie werde ich aus den Fesseln
meiner Nervosität befreit?
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Hauptversammlung
Sonntag, den 23. Januar 1910, nachmittags 3 Uhr,
im Vereinslokal, Dieburgerſtraße.
Tagesordnung:
1. Rechenſchaftsbericht des Vorſtandes.
2. Neuwahl des Vorſtandes und Schiedsgerichts.
3. Eingelaufene Anträge.
Die Wahl der Rechnungsprüfer findet
Samstag, den 15. Januar,
in der Wochenverſammlung ſtatt.
(1350
Um zahlreiches und pünktliches Erſcheinen bittet
Der Vorstand.
Guten Mittag= u. Abendtiſch Wendel=
Tuker Privat=Mittags= und =Abendtiſch
ſtadtſtraße 31, Gartenh. part. (*341dfso
Wittmannſtr. Anfr. u. K. V.D. Postamtz. (B903
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Vervindlichkeit. Prospekt frei.
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nech dem man eine fremde Sprache
wirk-
lich sprechen Iernen k nn. Vin der
ersten Stunde spricht und schreibt der
Schüler die Sprache, die er erlernen
will. Die Grammatik wird zuerst aus
praktischen Beispielen (und nicht durch
unverständliche auf ihn abschreckend
wirkende Regeln) gelehrt. Das 8 u ium
wird dadurch interessant und lebendig.
Neue Kurse
beginnen im Französ. u.
Eng-
lischen für Anfänger und
Vor-
geschrittene. Um jedermann
Ge-
legenheit zu geben, die weltberühmte
Berlitz-Methode kennen zu lernen,
wird am Dienstag, den 18 cr.,
abends 8 Uhr eine öffentliche Probe-
Stunde im Schullokal erteilt, wozu
jeder höflichst eingeladen ist.
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Die Aebelfrau.
Roman von Anny Wothe.
(Nachdruck verboten.)
5)
Die feſte, tiefe Stimme des Vorleſenden hatte doch
zuletzt bedenklich geſchwankt. Jetzt flog ſein Auge
prü=
fend über die Verſammelten.
Die Frauen, trotzdem ſie geahnt, gewußt, daß ihnen
nichts blieb, ſaßen wie zerſchlagen, und die beiden Grafen
Randolt trugen deutlich das Gefühl zur Schau, als kämen
ſie ſich hier gänzlich überflüſſig vor.
Nach den Beſtimmungen des Majorats möchte ich Sie
hierdurch fragen, Graj Reimar von Randolt, nahm Ebbo
Klas das Wort, ob Sie, nachdem Sie von allen
Beſtim=
mungen Kenninis genommen, gewillt ſind, das Erbe
an=
zunebmen und das Gelöbnis abzulegen, die Frauen der
Familie zu ſchützen mit Gut und Blut, ſo lange ſie in
dieſen Mauern weilen, die ihnen immer eine Heimat, ein
Zufluchtsort ſein ſollen.
Das kühne, braune Geſicht des Grafen beugte ſich tief
über die Papiere, die der Rechtsanwalt vor ihm
aus=
breitete.
Eine Weile ſtarrte er, ohne zu leſen, darauf
her=
nieder, dann ſtand er auf und ſagte feierlich:
Ich gelobe es bei meiner Ehre!
So grüße ich Sie denn als den neuen Herrn vom
Gorlingshof und Südegaarde.
Er machte dem Grafen eine Verneigung, ohne ihm
die Hand zu reichen. Langſam, mit ſchweren Gliedern
erhoben ſich die Frauen.
e er e e r er n
zu Tür wandern, ſagte die blinde Greiſin und ſtarrte ins
Leere.
Unwillig hob Undine den feinen Kopf. Sie wollte
ſprechen, doch ein warnender Blick des Rechtsanwalts ließ
ſie verſtummen.
Sie haben hier zu befehlen, Gräfin, wandte ſich der
neue Herr der alten Frau zu, ihr den Arm reichend.
Laſſen Sie mich bei dem erſten Schritt in das neue Leben
Ihr Führer ſein.
Die Frauen des Gorlingshofes, entgegnete die Greiſin
mit Würde, haben nie eines Führers bedurft. Das
Un=
glück hat ſie wohl beugen können, aber nicht brechen. Ihr
Mitleid mag ſchön und echt ſein, wir verzichten aber
dar=
auf, der Gegenſtand Ihres Mitleids zu ſein.
Sie neigte ſtolz das Haupt mit dem ſtarren, eisgrauen
Haar, und die Hände taſtend erhebend, ſchritt ſie
unge=
beugt wie eine Heldin aus verſchollener Vorzeit zur Tür,
die Ebbo Klas ihr geöffnet hielt.
Die junge Witwe des Grafen, die bisher nicht gewagt
hatte, den Blick zu erheben, ſah jetzt aus blauen, leidvollen
Augen flehend zu Graf Reimar auf.
Er lächelte bitter. Er kannte dieſen großen,
un=
ſchuldsvollen Kinderblick der tränenvollen Augen. Nun
hob ſie auch wie bittend die Hände zu ihm auf.
Sie müſſen nicht hart mit uns ſein, Graf, bat ſie mit
zuckenden Lippen, und Sie müſſen der alten Frau nicht
die bitteren Worte nachtragen, die unſer tragiſches
Ge=
ſchick auf ihre Lippen zwingt. Ich bitte für ſie.
Fridrun! klang es faſt wie ein Aufſchrei aus Undines
Munde und ein energiſcher Griff der ſchlanken, weißen
Mädchenhände zwang die bittend erhobenen Hände der
jungen Frau nieder.
Noch ein anderes Augenpaar hatte zornig
aufgeleuch=
tet, als Gräfin Fridrun ſich in ſo ſanfter Demut vor dem
neuen Herrn neigte.
Ebbo Klas drückte ſo wuchtig die Türklinke, die er noch
in der Hand hielt, ins Schloß, daß alle erſtaunt zu ihm
herüberſahen.
Darf ich bitten, Frau Gräfin, rief er ihr hart zu, mir
jetzt noch eine kurze Weile Gehör zu ſchenken? Ich möchte
Lorls wegen noch einiges mit Ihnen beſprechen. Meine
Zeit iſt knapp bemeſſen. Ich muß noch mittag in der
Stadt ſein, wo unaufſchiebbare Geſchäfte mich erwarten.
So fordert das Leben ſein Recht, gab Gräfin Fridrun
mit leiſer Klage zurück, und reißt uns gewaltſam aus
un=
ſerm Schmerz um den teuren Toten. Ich hoffe, wir
wer=
den verſuchen, Freunde zu ſein, Graf Reimar, fuhr ſie mit
ſchmerzlichem Lächeln fort, ihm die Hand
entgegen=
ſtreckend, Freunde, wie es der Entſchlafene gewünſcht.
Flüchtig berührten des Grafen Lippen die weiße
Hand, und das linke Auge etwas ſpöttiſch ſchließend, ſagte
er mit einer tiefen Verbeugung:
Ich danke Ihnen, Gräfin, für Ihr mich ſehr ehrendes
Vertrauen. Freundſchaft will verdient und erworben ſein.
Möchten wir uns ihrer würdig zeigen.
Sie ſah ihn zweifelnd, mit hilfloſen Augen an. Er
aber neigte ſich ſtumm vor ihr und Undine und ſchritt,
den Anwalt, der noch immer an der Tür verharrte, leicht
grüßend, aus dem halhdunklen Zimmer, wo ſo feierlich
die Kerzen flammten.
Die junge Witwe ſchloß einen Moment die Augen.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 14. Januar 1910.
Nummer 11.
Wenn Sie Malzkaffee einkaufen,
dann achten Sie darauf, daß
man Ihnen nur den echten
Kathreiners Malzkaffee gibt
und keine der vielen
Nachahmun=
gen oder gar loſe
ausgewoge=
nen Malzkaffee, der oft weiter
nichts wie gebrannte Gerſte iſt.
Kathreiners Malzkaffee, deſſen
Derbreitung von Jahr zu Jahr
zunimmt, wird von keinem
anderen Malzkaffee an Güte
und Wohlgeſchmack erreicht.
Er kommt nie loſe
ausge=
wogen zum Verkauf, ſondern
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Wie Schleier lagen die braunen, ſeidigen Wimpern auf den
zarten Wangen, dann nahm Gräfin Fridrun mit leichtem
Kopfneigen den Arm von Ebbo Klas und ſchritt hinaus.
Undine und Timm von Randolt blieben allein.
In dem Antlitz des jungen Mädchens war ein harter,
grübelnder Zug und aus den Augen blickte troſtloſe
Ver=
zweiflung, als ſie plötzlich, dem jungen Marineleutnant
beide Hände entgegenſtreckend, leidenſchaftlich ausrief:
Ach, Timm, was ſind wir doch alle verlaſſen. Welch
eine Welt ging für uns mit meinem Vater verloren. Wie
ſollen wir denn nur das troſtloſe Leben ertragen?
Graf Timm nahm mit ſanftem Druck die Hände
Un=
dines feſt in die ſeinen.
Faſſung, Undine, mahnte er mild. Es ſcheint ja alles
viel ſchrecklicher, als es iſt. Nur der Uebergang iſt ſo
ſchwer, aber auch das werden Sie überwinden, wenn Sie
nur ernſtlich wollen. Und dann, fuhr er fort, und ſeine
Stimme bebte, iſt es ja nicht für ewig. Sie werden nur
zu bald den Gorlingshof verlaſſen, um einem Manne zu
folgen, wie es des Weibes Los war vom Anbeginn der
Welt.
Ehe Undine antworten konnte, flog die Tür auf und
mit einem leiſe Wehelaut ſtürzte ein junges Mädchen in
der Tracht der Frieſinnen Undine zu Füßen und
um=
ſchlang ſchluchzend ihre Knie.
Dorret, liebe, kleine Dorret, tadelte Undine ſanft, den
blonden Kopf des jungen Mädchens zwiſchen ihre beiden
Hände nehmend. Du ſollſt Dich doch nicht ſo ungeſtüm
gebärden. Du haſt mir doch verſprochen, ſtill zu ſein.
Sieh, es iſt mir ja nichts geſchehen.
Das blühende, von Tränen überſtrömte Antlitz hob ſich
jetzt zagend zu der jungen Gräfin auf, aber die blauen
Augen frukelten leidenſchaftlich dem Grafen Timm ent=
gegen, als Dorret, noch immer Undine umſchlingend, erregt
hervorſtieß:
Nichts geſchehen? Alles iſt geſchehen, was geſchehen
konnte. Er, der Schreckliche, Harte, Eigennützige iſt nun
der Herr vom Gorlingshof. Er hat Euch nicht in Eurem
alten Beſitz gelaſſen. O, wie ich ihn haſſe, der Euch hier
verdrängt, wie ich ihn haſſe.
Kind, Kind, mahnte Undine mit einem melancholiſchen
Lächeln um den feinen Mund, der neue Herr iſt in ſeinem
Recht. Komm, ſei vernünftig, Dorret. Ich weiß ja, daß
es nur Liebe zu mir iſt, die Dich ſo leidenſchaftlich etwas
begehren läßt, was nicht ſein kann. Aber auch Du, Kind,
mußt Dich wie wir alle beſcheiden lernen.
Und Du wirſt ganz gewiß fortgehen vom
Gorlings=
hof. Ich weiß, Du erträgſt es nicht, hier nur geduldet zu
ſein, und Dorret wird dann niemand mehr haben, keinen
einzigen Menſchen auf Gottes weiter Welt!
Ein heißes Schluchzen erſchütterte den jungen,
blühen=
den Leib des Mädchens, das jetzt verzweifelt ſein Antlitz
in Undines Hände barg.
Steh’ auf, Dorret. Sieh’, hier iſt der Bruder des
neuen Herrn, Graf Timm Randolt. Er iſt unſer Freund.
Er wird nicht dulden, daß uns Unrecht geſchieht. Komm
Dorret, gib Graf Randolt die Hand und ſei ein
vernünf=
tiges Mädchen und mach’ mir das Herz nicht noch unnütz
ſchwer.
Nur zögernd erhob ſich Dorret Bunſen. Die blonden
Zöpfe, unter der dunklen Frieſenhaube hervorlugend,
leuchteten in der Sonne, die durch die halbverhangenen
Scheiben brach, ſo daß es Timm war, als glitten ihr breite
Goldſtröme über die Bruſt. Die großen, blauen Augen
mit den dunklen Brauen, die ſich über der Naſenwurzel
berührten, ſahen ihn einen Augenblick prüfend an, dann
ſchüttelte ſie ernſt den Kopf und verſchränkte beide Hände
feſt auf ihrem Rücken.
Dorret Bunſen wird niemals gut Freund mit einem
von jenen ſein, die von da drüben kommen, den
Gor=
lingshof zu nehmen.
Ein Lächeln glitt über des Seemanns Züge.
Das iſt Frieſenart, entgegnete er. Feſt und treu.
Das iſt auch mein Wahlſpruch, Dorret Bunſen, und darum
laßt uns treu zuſammenhalten und wachen über das Glück
der Frauen vom Gorlingshof. Wollt Ihr mir das
ver=
ſprechen?
Nein, Herr! Durch Taten müßt Ihr erſt beweiſen, daß
Ihr es treu meint. Worte ſind wohlfeil, und Grootvader
ſagt, von den Randolts da drüben, die als Feinde
nahmen, kann nie etwas Gutes kommen.
Verzeih’, fuhr ſie fort, Undines ſchlanke Hand demütig
an ihre Lippen führend. Ich hatte ſo Angſt um Dich, und
Grootvader hat mir auch ſo Angſt gemacht. Er redet ſeit
dem Begräbnis ſo viel wunderliches Zeug, die ganze
Nacht ſah er Dich als Nebelfrau über das Waſſer gehen.
Er rief mich, ich ſollte Dich auch ſehen. Ich ſah aber nur
die Nebel wie ſilberne Schleier willen, Dich ſah ich nicht.
Graf Timm lauſchte mit widerſtreitenden
Empfin=
dungen der jungen Stimme, in der geheimnisvolle Angſt
zitterte.
Was war das für ein merkwürdiges, junges Geſchöpf,
das jetzt einen Augenblick zärtlich den blonden Kopf an
Undines Wange ſchmiegte und dann mit einem kühlen,
ernſten Gruß für ihn ſtolz wie eine Könign an ihm
vor=
über aus dem Zimmer ſchritt?
Die Kleine iſt ja eine Tyrannin, Couſine, verſuchte er
zu ſcherzen. Was wollte ſie denn mit den myſtiſchen
An=
deutungen ſagen?
(Fortſetzung folgt.)
Seite 13.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 14. Januar 1910.
Nummer 11.
Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde.
In polizeilicher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Schulzengaſſe Nr. 3
be=
finden ſich: 1 Spitzhund, 2 Pinſcher, 1 Hofhund. 1 Foxterrier (zugelaufen).
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 1. Polizei=Revier ausgelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden
Werk=
tag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
40
*64
ued=
Saſſtellung der Rekraterrangsſtammrolle für die Stadt für 1910.
Alle im Jabre 1890 geborenen, hier wohnhaften oder ſich dauernd hier
auf=
haltenden Militärpflichtigen haben ſich in der Zeit vom 15. bis Ende Januar ds. Js.,
vormittags von 9 bis 12 Uhr, im Stadthauſe, Rheinſtraße 16/18, Zimmer Nr. 20,
zur Stammrolle anzumelden. Die nicht in Darmſtadt geborenen Militärpflichtigen
haben ihren Geburtsſchein vorzulegen und durch eine Beſcheinigung des
Arbeit=
gebers oder ein ſonſtiges Zeugnis nachzuweiſen, daß ſie hier dauernden Aufenthalt
genommen haben und nicht nur vorübergehend anweſend ſind.
Außerdem haben ſich in vorbezeichneter Zeit, unter Vorlage ihres
Loſungs=
ſcheines und der vorerwähnten Aufenthaltsbeſcheinigung, alle Militärpflichtigen früherer
Jahre zu melden, die bisher weder einem Truppenteil überwieſen worden ſind, noch
einen Ausmuſterungsſchein oder eine Ausſtandsbewilligung erhalten haben.
Militärpflichtige, die z. Zt. von hier abweſend ſind, müſſen von ihren geſetzlichen
Vertretern oder Arbeitgebern angemeldet werden.
(1390a
Eine Unterlaſſung der Anmeldung wird mit Geldſtrafe bis zu 30 Mk.
oder mit Haft bis zu 3 Tagen beſtraft.
Darmſtadt, den 12. Januar 1910.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
I. V.: Egenolf.
6
Brranheorz-Verſteigerung Nr. .122
(Stadtwald).
Montag, den 17. d. M., morgens 9 Uhr, ſollen im Saale der Turngemeinde,
Woogsplatz 5 hier, aus der Forſtwartei Beſſ. Laubwald (Förſter Lehr,
Klappacher=
ſtraße 84) aus den Diſtrikten Franzoſenberg 15 (Nr. 297—491) (Kirchenweg,
Oppermanns=
wieſenſchneiſe, Stellweg, Floßweg und Dieterweg), Dieterſchlag 2 u. 3 (Nr. 492—526)
(zwiſchen Roßdörferſtraße und Stellweg) verſteigert werden:
Scheiter: Buche 75 rm, Eiche 11 rm, Kiefer 62 rm;
Knüppel: Buche 258 rm, Eiche 26 rm, Lärche 10 rm;
Reiſigknüppel: Eiche 12 rm; Reiſigwellen: Buche 39,75 Hdt.;
Stöcke (fein): Buche 10 rm, Stöcke (grob) Fichte 3 rm.
Unterſtrichene Nummern werden nicht verſteigert. Das Holz iſt nach allen
Rich=
tungen hin gut abzufahren.
Darmſtadt, den 7. Januar 1910.
(1110if
Großherzogliche Oberförſterei Darmſtadt.
Kullmann.
Brennholz=Verſteigerung
Harras und Trieſch).
Freitag, den 21. I. M., morgens 9 Uhr, werden im „Darmſtädter Hof” in
Griesheim aus den Durchforſtungen in Weigandsbuſch, Abt. 10 und 11, Achtmorgen,
Abt. 31, Trieſch, Abt. 1, 7, 10 u. 15 verſteigert
Scheiter: Kiefer 177 rm; Knüppel: Kiefer 108 rm (2,5 m lang), 200 rm;
Knüppelreiſig: Kiefer 340 rm (2,5 m lang), 76 rm; Stöcke (fein): Kiefer
202 rm; Reiſig: Kiefer 13,6 Hdt. Wellen.
Unterſtrichene Nummern kommen nicht zum Ausgebot. Auf die 2,5 m langen
Sortimente wird beſonders aufmerkſam gemacht.
Darmſtadt, den 12. Januar 1910.
(1349
Großherzogliche Oberförſterei Darmſtadt.
Kullmann.
Kiefernſtammholz=Verkauf.
Die Gemeinde Harpertshauſen (Poſt Altheim, Großherzogtum Heſſen) verkauft
im Wege ſchriftlichen Angebots in 2 Loſen
316 Kiefernabſchnitte mit 378,66 fm (Schnittholz) und
124 desgleichen mit 54,78 im (Schwellenholz).
Das Holz, aus 130jährigen Kiefern aufgearbeitet, iſt beſter Qualität und wird
auf Wunſch durch Forſtwart Haag in Langſtadt (Poſt Babenhauſen) vorgezeigt.
Es lagert 300 m von einer Chauſſee, ca. 1½ km von Bahnhof Langſtadt (Linie
Baben=
hauſen-Wiebelsbach und ca. 2½ km von Bahnhof Hergershauſen (Linie Babenhauſen-
Darmſtadt). Die Schnittblöcke haben 30 cm (m. R.) Zopf, 32—52 cm Mittelſtärke
(m. R.) und 6—16 m Länge. Das Schwellenholz hat 25 cm Mindeſtzopf (m. R. und
iſt auf 2,7—5,4 und 8,1 m abgelängt. Verkaufsbedingungen durch die Großh.
Bürger=
meiſterei Harpertshauſen erhältlich. Angebote ſind verſchloſſen mit entſprechender
Auf=
ſchrift bis zum 31. Januar bei genannter Stelle einzureichen. Eröffnung der Gebote
an dieſem Tage nachmittags 1 Uhr.
(1348
Harpertshauſen, den 12. Januar 1910.
Großh. Heſſ. Bürgermeiſterei Harpertshauſen.
Abhanden gekommene Sparkaſſenbücher.
Die vermißten Einlagenbücher
Nr. 1 lautend auf den Namen
1185
Martin Ludwig Täufer
10533
Chriſt
Margarete Querner
105
Chriſtian Möſer
Caroline Steiner
Fr. Wilhelm Bender
(
Julie Berger
Stift
34433
Joſefine Steiner
3560
3313
Dora von Brandt
443d
Hubert Opfermann
44987
Emma Eberhard
5123
4.
Magd. Eberhardt
Eliſab. Gaum
4579
45770
Tilli Trier
Fritz Scheerer
47947
48026
Anna Sattler
481
Minna Marx
4822.
Marie Eckert
48913
Wilhelm Rühl
Kätchen Petry
49887
50
43
Leonore Kumpa
Guſtav Richter
Dora Jordan
526
Marie Jordan
Lina Schultheis
56
Georg Becker
Marie Littig
Jean Littig
Marie Becker
58
Carl Blöſſer
64877
Chriſtiane Möſer
69787
Katharine Petry
73899
Friedr. Wilh. Becker
150354
Roſine Dörſch
166868
Friedrich Appfel
171223
Ludwig Kropp
der ſtädtiſchen Sparkaſſe Darmſtadt werden
nach deren Satzungen § 20 für kraftlos
er=
klärt, wenn ſie nicht innerhalb drei
Mo=
naten bei dieſer Kaſſe vorgezeigt werden.
Darmſtadt, den 1. Dezember 1909.
Der Verwaltungsrat der ſtädtiſchen Sparkaſſe.
Purgold, Direktor.
(23349a
Gebrauchter Kinderwagen zu verkaufen
Taunusſtraße 54, parterre.
(*982fs
Bauarbeiten.
Die bei Erbauung der beiden
Turn=
hallen für die höhere Knaben= und
Mäd=
chenſchule an der Lagerhausſtraße
vorkom=
menden Zimmer=, Dachdecker=, Spengler=
und eiſernen Dachkonſtruktionsarbeiten ſollen
vergeben werden.
Arbeitsbeſchreibungen und Bedingungen
liegen bei dem unterzeichneten Amte,
Grafenſtraße Nr. 30, Zimmer Nr. 9,
während der Dienſtſtunden offen, woſelbſt
auch die Angebotsſcheine abgegeben werden.
Angebote ſind bis
Dienstag, den 25. Januar 1910,
vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Die Verdingungsunterlagen werden nach
auswärts nicht verſandt.
Darmſtadt, am 12. Januar 1910.
Stadtbauamt.
Buxbaum.
(1284df
Bekanntmachung.
Freitag, den 25. Februar I. Js.,
vormittags 10 Uhr,
ſoll das der Witwe des Tapeziers Friedrich
Fey, Katharine, geb. Kraft, dahier
zuge=
ſchriebene Grundſtück:
Flur Nr. qm
22 39 2754 Hofreitegrund im tiefen
See,
mit Scheuer
in unſerem Bureau zwangsweiſe verſteigert
werden.
(K1/10
Darmſtadt, den 10. Januar 1910.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller.
(L1359,61
Sprechstunden
von nun ab
10—12 und 3—4 Uhr.
Dr. P. Schlippe,
Arzt für innere Krankheiten,
Wilhelminenſtraße 9.
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90 1612
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Gemarkung Beſſungen
Fl. Nr. qm
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Seite12.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 14. Januar 1910.
Liane de Vries
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Freitag, den 14. Januar 1910.
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Szeniſche Leitung: Oberregiſſeur Valdek.
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Tamino
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Sprecher . . . .. . . . Hr. Dramſch
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Prieſter . . . Hr. Kretſchmer
Zweiter
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Königin der Nacht
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Pamina, ihre Tochter
Frl. Geyersbach
Dame in Dienſten Fr. Morny
Erſte
Zweite 1 der Königin der Fr. Rudolph
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Nacht
Erſter
Frl. Meyer
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Seite 14.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 14. Januar 1910
Nummer 11.
Vermiſchtes.
* Tabakgenuß und geiſtige Arbeit. Die Umfrage
über „Tabakgenuß und geiſtige
Arbeit=
die von der illuſtrierten Halbmonatsſchrift „Nord und
Süd” veranſtaltet wurde, wird im erſten Januarheft
fortgeſetzt. Viktor Blüthgen äußert ſich zu dem
Thema: Sehr geehrte Herren! Vor mir liegt ein
hüb=
ſches kleines Bändchen, in Zigarrenkiſtenholz
gebun=
den, mit eingebranntem Titel, Zigarrenbänder als
Verſchluß — das Ergebnis einer Umfrage über das
Tabakrauchen von Seiten der „Deutſchen
Tabak=
zeitung” als Inhalt. Scherzhafte und ernſthafte
Aeu=
ßerungen zu Ihrem Thema von Geiſtesarbeitern,
dar=
unter in Frage kommende ärztliche Autoritäten erſten
Ranges. Daraus ergibt ſich im allgemeinen nun
erſt=
lich, daß die Nichtraucher das Rauchen für ungünſtig
oder ſchädlich halten, die Raucher für etwas
Erfreu=
liches und, mäßig genoſſen, Unſchädliches, zweitens, daß
„mäßig genoſſen” ein ganz relativer Begriff iſt, der ſich
für den Einzelnen verſchieden bemißt, drittens, daß
noch nicht ausgemacht iſt, was beim Rauchen das
haupt=
ſächlich Schädigende iſt, ob das Nikotin oder die
brenz=
ligen Beſtandteile des Rauchs, die bei Importen eine
beſondere Rolle ſpielen, da man dieſe friſch raucht,
wäh=
rend ihr Nikotingehalt verhältnismäßig ein geringer iſt.
Ach, dieſes verwünſchte Rauchen — was danke ich
ihm alles an Genüſſen und Leiden! Wenn ich mit
irgend etwas in der Welt zu beſtechen wäre, ſo wäre
es eine Kiſte Importen von beſonderer Güte. Ich
habe nämlich, was man „Zunge” nennt, und zähle eine
beſſere Importe zu den Dingen, um deretwillen „ſich’s
allein ſchon lohnt, zu leben”. Im übrigen tue ich es
auch billiger, rauche ſeit meinem fünfzehnten Jahre,
wenn irgend angängig, anfangs meiſt Pfeife, ſeit der
Hauslehrerzeit Zigarren — damals ſogar in meinen
Unterrichtsſtunden —, aber nicht Zigaretten, die mir
fatal ſind; für gewöhnlich andauernd eine beſtimmte
Sorte, die mir zuſagt. Von Diners oder Soupers iſt
mir neben einem ſehr guten Tropfen immer das Liebſte
die Zigarre hinterher geweſen. In der Tat: ich bin
zeit meines Lebens in meiner Bekanntſchaft als
leiden=
ſchaftlicher Raucher berüchtigt geweſen, und ich
be=
trachte es als höchſt erſtaunlich, daß ich trotzdem mit
dem weiblichen Geſchlecht leidlich ausgekommen bin.
Allerdings — und hier will ich ein intimes Geſtändnis
machen — hat’s mir meine Erſte nie ganz verziehen,
daß ich, um ihr den erſten Kuß zu geben, die
bren=
nende Zigarre weglegte und ſie alsdann — ſie brannte
noch — ſofort weiter rauchte, und meine Jetzige kämpft
mit allen weiblichen Waffen Tag für Tag gegen meine
Laſterhaftigkeit, deren Betätigung ihre gute Naſe
frei=
lich durch Wände und Zimmerdecken hindurch riecht,
und durch welche ſie fürchtet, vorzeitig zur Witwe zu
werden, abgerechnet, daß ihr Tabaksgeruch übel macht.
Unſere Ehe wäre wahrſcheinlich längſt geſchieden,
hätte nicht eine zeitweilige Diſtanz zwiſchen Eheleuten
auch ihr Gutes und hätte ſie nicht zur Entſchädigung
das Privileg, beſtändig alle Fenſter aufzureißen.
Denn in Wahrheit: ich habe mich bisher mehrfach,
allein ſtets vergebens, bemüht, mir das Rauchen
abzu=
gewöhnen. Am beſten geht’s noch, ſolange ich faulenze
und alle meine Kraft darauf verwende, mir gut
zuzu=
reden. Sobald ich anfange, geiſtig zu arbeiten, bin ich
verloren. Ich rauche — rauche — je intenſiver ich
arbeite, deſto intenſiver rauche ich. Als ob ich meinen
Körper dadurch entſchädigte, indem ich den Mund
be=
ſchäftigte, für die Bevorzugung des Geiſtes; ohne dies
iſt er eiferſüchtig und beunruhigt mich. Dabei weiß ich
erfahrungsgemäß, daß ich geiſtig klarer und kräftiger
bin, wenn ich nicht rauche, ja, daß meine Sinne dann
unvergleichlich reiner und ſchärfer empfinden.
Vielleicht, daß der „Nikotinduſel” den mein Freund
Lohmeyer mir vorzuwerfen liebte, den einen Vorteil
bietet, daß ſich der geniale Impuls, Pegaſus oder Genie
genannt, leichter vom Talent zügeln läßt. Denn das
Dampfen dämpft — es ſteigert nicht!
Es iſt mein Verhängnis, daß ich Raucher bin. Ich
danke dieſen verwünſchten wundervollen „Giftnudeln”
wie die Roſenlippen meiner Teuren ſie nennen, alle
Krankheiten meines Lebens: ein paar Jahre faſt
hoff=
nungsloſen Siechtums, ein paar
Blinddarmentzündun=
gen und Anläufe dazu, Magen= und Leberkatarrhe mit
ihren Folgen; ich zweifle nicht daran! Vor elf Jahren
hatte ich Typhus, natürlich nicht vom Tabak — ſeitdem
bin ich als Raucher nur halb noch, was ich war.
Ich fürchte, ich werde bis zu meinem Tode niſcht
weniger als dies werden.
Literariſches.
— Einer aktuellen Publikation über die
Arbei=
ter= und Beamtenwohnungs=Ausſtellung
in Zürich im ſoeben erſchienenen Januarheft der
„Innen=Dekoration” Verlagsanſtalt
Alexan=
der Koch=Darmſtadt, entnehmen wir folgende
intereſſante Ausführungen:
„Die Arbeiterwohnung gibt andere praktiſche und
äſthetiſche Probleme zu löſen als die bürgerliche. Unter
den praktiſchen ſteht das ökonomiſche obenan; nur
billige Möbel kann ſich der Arbeiter erſchwingen;
will man ihm etwas „Feines” aufſchwatzen, ſo kommt
er in Schuldenlaſt oder fällt einem Abzahlungsgeſchäft
in die Klauen. Teure und zu ſchwer bearbeitende
Hart=
hölzer ſind daher ausgeſchloſſen, ebenſo furnierte
Möbel.
Auch auf die Technik übt die Oekonomie einen
Ein=
fluß aus. An Möbel, die nach individuellem Geſchmack,
nach rein perſönlichen Bedürfniſſen und Liebhabereien
abgeſtimmt ſind, iſt nicht zu denken. Es handelt ſich
darum, gute, allgemein befriedigende Typen zu
ent=
werfen und ſich weitere Entwürfe durch
Maſſen=
herſtellung zu erſparen.
Beim modernen
Maſchinenmöbel iſt danach zu ſtreben, die konſtruktiven
Teile mechaniſch herzuſtellen und den Schmuck aus ihnen
heraus zu entwickeln, ohne jedes Ankleben und
An=
nageln, das immer ein unſplides, ſtets in Reparatur
befindliches Möbel bedingt.
Ein zweites praktiſches Ziel, das erreicht werden
muß, iſt leichte Transportfähigkeit. Die
öko=
nomiſchen Verhältniſſe des Arbeiters geſtatten ihm nur
in den ſeltenſten Fällen Seßhaftigkeit, daher muß allen
Möbeln der Stempel der Fahrhabe aufgedrückt ſein.
Und eine dritte Art von praktiſchen Erforderniſſen
ſind die hygieniſchen. Stoffbeſpannung und
un=
waſchbare Tapeten ſind daher ausgeſchloſſen, und da auch
Täfelung meiſtens zu teuer iſt, muß man ſehen, wie
man durch bloßen Anſtrich mit ſchablonierten
Orna=
menten den Eindruck von Wohnlichkeit erwecken kann.
Die Möbel ſind ſo auszuführen, daß ſie tüchtiges
Ab=
waſchen ertragen; Staubwinkel und Bazillenlöcher ſind
ſtreng zu meiden und die Füße müſſen ſo angebracht
werden, daß man ohne Mühe unter den Möbeln
auf=
wiſchen kann. Ganz beſondere Sorgfalt iſt auf die
Küche und das Bad zu verwenden. — Nun handelt es
ſich darum, die Löſung dieſer rein praktiſchen Fragen
mit der einiger rein äſthetiſchen in Einklang zu
brin=
gen. — Ganz ohne Schmuckelemente iſt aber auf die
Dauer dem Menſchen nicht wohl. Ein Vorbild drängt
ſich hier auf: die alten Bauernmöbel. Die hat man
denn auch faſt überall, wo man moderne Arbeitermöbel
ſchaffen wollte, weidlich kopiert. Entſpricht das aber
dem Geſchmack des ſtädtiſchen Arbeiters und entſpricht
es der inneren Wahrheit? — Der Arbeiter hat mit dem
Bauern von dazumal nichts gemein und feine Kunſt
kann ihm nicht länger behagen als auf die Dauer einer
Maskerade. Ihre bunten Farben verletzen die Augen,
die von der Fabrikarbeit ausruhen möchten. Die Sehn=
ſucht des Arbeiters geht nach dem Bürger, niht nach
dem Bauern; eine bürgerliche moderne Wo nung
wünſcht er zu haben. Was er haben kann, iſt ine
bürgerliche Wohnung auf das Einfachſte und
Notwen=
digſte reduziert.”
Als Erläuterung dieſer Ausführung führt die
„Innen=Dekoration” ein reichhaltiges, ſchönes
Abbil=
dungsmaterial dieſer Züricher Ausſtellung vor. Der
übrige Inhalt des Heftes, das von der Umſicht und
rührigen Tätigkeit des Verlegers und Herausgebers
Hofrat Alexander Koch ein glänzendes Zeugnis ablegt,
behandelt in geradezu erſchöpfender Weiſe das ganze
Gebiet der Wohnungseinrichtungen in vorbildlichen
Schöpfungen. Allen denen, die nach Vorbildern ſuchen
zur Schaffung einer gediegenen häuslichen Umgebung,
iſt der Bezug dieſes Heftes (100 Abbildungen und viele
Beilagen, 2,50 Mark) dringend zu empfehlen.
Gewinnauszug
der
222. Königlich Preußiſchen Klaſſenletterte.
1. Klaſſe. 2. Ziehungstag. 12. Januar 1910.
(Ohne Gewähr. A. St.=A. f. 8.)
(Nachdruck verboten.)
In der Vormittags=Ziehung wurden Gewinne
über 60 Mk. gezogen:
2 Gewinne zu 500 Mk. 64875 229671
3 Gewinne zu 400 Mk. 93504 138310 227333
13 Gewinne zu 300 Mk. 34787 72606 128229 145196
171262 180529 181723 183641 185548 187892 194553
198007 231869
25 Gewinne zu 200 Mk. 9119 11318 16862 82463
47742 55092 86673 90275 116838 139306 143899 147954
149754 149922 187729 188831 198353 210250 214161
242547 253940 266633 257031 260832 260492
78Gewinne zu 100 Mk. 625 4791 5181 10331 12144
20296 27939 29116 29475 30882 37947 48196 49419
53979 54910 66134 58581 59795 71166 71954 7274e
76578 77118 80637 65625 85790 86555 69302 95656
95769 95875 99302 103088 104572 112015 112243
120992 121585 187335 138883 140240 147487 147979
1.50925 160148 162419 163528 164658 164815 166728
176054 179634 182567 182940 185502 194601
196891 199605 206422 207930 213917 218129 224516
227581 236458 238046 239629 251766 258437 268320
269463 271311 274279 283613 287296 296305 301874
303613
In der Nachmittags=Ziehung wurden= Gewinne über
50 Mk. gezogen:
1 Gewinn zu 20000 Mk. 121309
2 Gewinne zu 1000 Mk. 87504 126837
3 Gewinne zu 500 Mk. 30984 49607 145126
8 Gewinne zu 400 Mk. 25213 38761 72246 103876
118279 166260
9 Gewinne zu 300 Mk. 28606 31517 69825 92935
93318 121955 169180 227024 258632
27 Gewinne zu 200 Mk. 31684 35446 37430 39949
50111 72357 81904 82379 83781 112990 118758
119863 137645 149362 157626 160911 179788 167956
193110 202709 203698 240165 245165 245983 263080
271160 277684 286516
76 Gewinne zu 100 Mk. 1019 6716 8493 15023
30952 39188 40051 43253 44425 47200 49051 54805
63798 64443 66519 78647 87154 89312 93077 93392
99214 99733 102979 104413 110496 116518
124045
125522 134529 135790 138473 141176 141597 141712
146623 250033 151126 153068 153164 155598 157025
161604 166058 172283 178978 182968 184011 187065
188509 189539 205510 210422 223516 223668 231849
238407 239049 242021 242768 258074 253341 254097
265903 269998 270162 270923 271073 272423 277816
279186
279867 286490 289490/289357 299161 301070
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