Darmstädter Tagblatt 1910


07. Januar 1910

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173. Jahrgang

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Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.

Die heutige Nummer hat 14 Seiten.

Berlin und Meiningen.

* Anläßlich der Hochzeitsfeierlichkeiten
in Meiningen iſt es viel bemerkt worden, daß der
Kaiſer ſich nur durch ſeinen Hausmarſchall vertreten ließ,
trotzdem nahe verwandtſchaftliche Bande das Kaiſerhaus
ſowohl mit dem Großherzoglich weimariſchen wie mit dem
meiningiſchen Hofe verknüpfen. Man weiſt darauf hin,
daß das Kaiſerpaar kürzlich perſönlich der Hochzeit des
Herzogregenten Johann Albrecht beiwohnte, daß der Kai=
ſer
auch an der erſten Vermählung des Großherzogs Ernſt
von Sachſen=Weimar teilnahm und ſogar bei der Hochzeit
im Hauſe Krupp nicht fehlte. Es muß in der Tat auf=
fallen
, daß nicht wenigſtens ein Mitglied der Kaiſerfamilie
nach Meiningen entſandt wurde, zumal es zuerſt hieß, das
Kaiſerpaar werde bei der Feier ſelbſt anweſend ſein.
Wenn als Grund neuerdings wieder die Spannung,
die zwiſchen Meiningen und Berlin ſeit zwan=
zig
Jahren herrſcht, angeführt wird, ſo darf man ſich dar=
über
nicht wundern. Beim 80. Geburtstage und beim
Regierungsjubiläum des Herzogs Georg hatte der Reichs=
anzeiger
überhaupt keine Worte des Glückwunſches ge=
funden
, während die Nordd. Allg. Ztg. nur einige fro=
ſtige
Zeilen brachte, wogegen ſie Jubiläen von General=
majoren
uſw. oft recht überſchwänglich feiert. Welche
wirklichen Gründe für das Fernbleiben eines Mitgliedes
des Kaiſerhauſes bei der Vermählung des letzterem ſo
naheſtehenden Großherzogs von Sachſen=Weimar vorge=
legen
haben, entzieht ſich natürlich der Kenntnis der Oef=
fentlichkeit
. Immerhin wollen wir nicht unerwähnt laſ=
ſen
, daß der Kaiſer zum 60jährigen Militärjubiläum des
Herzogs ein herzliches Glückwunſchtelegramm ſandte und
den Herzog auch kürzlich zur Taufe des Linienſchiffes
Beowulf einlud.

Die Deutſchenfurcht der Engländer.

* Der Wahlkampf in England iſt im vollen
Gange. Täglich werden Dutzende von Reden gehalten,
bei denen das Bangemachen vor Deutſchland eine Haupt=
rolle
ſpielt. Nachdem kürzlich der liberale Kandidat für
Croydon, Mr. Leon, in einer Wahlrede geſagt hatte, ein
Marineoffizier hätte ihm erzählt, daß, wenn die Deut=
ſchen
in dieſes Land einfallen wollen, ſo hätten ſie es am
Weihnachtstage gekonnt, denn die Mannſchaft der halben
Flotte war auf Urlaub und die andere Hälfte war betrun=
ken
, ließ am Anfang der Woche der Führer der Oppo=
ſition
, Balfour, in Hanley eine Rede vom Stapel, die
ſich mit einer bei ihm ganz ungewohnten Offenherzigkeit
über ſeine wahren Anſichten zur weltpolitiſchen Lage
äußerte, indem er eindringlich auf die deutſche Gefahr
hinwies. Er warf der Regierung vor, nicht das Notwen=
dige
für die Flotte getan zu haben, trotzdem ſie die Gefahr
wohl kenne, die Großbritannien von einem Nachbarreiche
drohe, und ſagte: Gehen Sie zu den Diplomaten der klei=
neren
Länder und horchen Sie dieſe über die Frage der
deutſch=engliſchen Beziehungen einmal aus, Sie werden
finden, daß alle dieſe Herren einen Krieg zwiſchen
Deutſchland und England für unausbleiblich halten.
Er ſei nicht dieſer Anſicht, aber trotzdem müſſe er zugeben,
daß dieſe Herren die Lage ſtudieren und jedenfalls genau
beurteilen können. Was die Veranlaſſung zu dieſem
Kampfe geben werde, könne niemand vorausſehen bei
einem Lande, welches den Tatſachen ins Auge blicke, wenig
ſpreche und viel handle. Ganz zum Schluß, nachdem er
vorher die liberale Regierung verdammt hatte, weil ſie die
Dreadnoughts nicht dutzendweiſe baue, gab der Expremier
allerdings zu, daß er nicht an einen Krieg mit Deutſchland
glaube. Alſo mittels der ihm eigenen Dialektik vermeidet
er den Anſchein eines Ausfalles gegen Deutſchland, gibt
friedlichen Gefühlen einen Ausblick und erregt trotzdem
durch den ganzen Zuſammenhang ſeiner Worte den Ein=
druck
, daß Deutſchland ein wirtſchaftlicher Gegner ſei, be=
reit
, auch ein politiſcher Gegner zu werden, gegen den man
gerüſtet ſein müſſe.
Es gibt wenig politiſche Fragen, mit denen Deutſch=
land
nicht verquickt wird in dieſem Wahlkampfe.
Deutſchland mit dem kleinen Laib Brot dient den Frei=
händlern
als Argument gegen den Hochſchutzzoll, Deutſch=
land
mit dem großen Laib Brot muß den Tarifreformern
als Beweis für die Wahrheit ihrer Theorien herhalten.
Jetzt führt General T. Fraſer in einem ſehr intereſſanten
Brief an die Morning Poſt aus, wie durch die Home
Rule den Eroberungsgelüſten einer benachbarten großen
Macht in die Hände gearbeitet würde, Home Rule be=

deute tatſächlich die Lostrennung Irlands von dem Ver=
einigten
Königreich, das alsbald Verbündete auf dem Kon=
tinent
und Hilfe in Amerika finden werde und dann nicht
mehr zurückerobert werden könne; und wenn es doch ver=
ſucht
würde, müßte England von Truppen entblößt wer=
den
und lade damit direkt zur Invaſion ein.
Auch der britiſche Flottenverein veröffent=
licht
aus Anlaß der Wahlen eine Kundgebung, in welcher
erklärt wird, die britiſche Vorherrſchaft zur See werde von
der größten Militärmacht des Kontinents bedroht, die im
Begriffe ſei, eine ungeheure Kriegsflotte zu bauen. Eng=
land
müſſe für jedes deutſche Kriegsſchiff ſeinerſeits zwei
Kriegsſchiffe auf Stapel legen. Es ſei dem britiſchen Volke
dringend ans Herz zu legen, bei den kommenden Wahlen
einzig für die Aufrechterhaltung einer unangreifbaren Vor=
macht
der engliſchen Flotte ſeine Stimme abzugeben.
Die britiſche Abteilung der interparla=
mentariſchen
Union erſuchte in ihrer letzten Ver=
ſammlung
ihren Präſidenten, Lord Feardale, ſich über die
Richtigkeit der Zeitungsmeldungen, in welchen behauptet
wird, daß die deutſchen Marineausgaben für
das Jahr 1910 weit über den im Flottengeſetz veranſchlag=
ten
Betrag hinausgingen, zu vergewiſſern. Nunmehr ver=
öffentlicht
die Abteilung eine Erklärung des Präſidenten
der deutſchen Abteilung, Profeſſor Eickhoff, und des Gene=
ralſekretärs
Dr. Lange, in welcher jene Berichte zurück=
gewieſen
werden und in der ferner nachgewieſen wird, daß
ſich die Vermehrung der Ausgaben in vollkommener Ueber=
einſtimmung
mit dem Flottengeſetz befindet. Viel helfen
wird dieſe Erklärung nicht!

Die Teuerung in Amerika.

O Aus New=York wird berichtet: Den bilderreichen
Berichten über den wachſenden Wohlſtand Amerikas ſtellt
die amerikaniſche Preſſe mit ſteigendem Nachdruck jetzt die
Kehrſeite dieſes Aufſchwunges entgegen. Die Lebens=
mittel
werden immer teuerer, der Lebensunterhalt koſt=
ſpieliger
; aber wenn auch in den höheren Geſellſchäfts=
klaſſen
die Einnahmen zugenommen haben, der kleine
Mann, der Arbeiter, wird trotz allen Fortſchrittes immer
mehr das Opfer bitterſter Not. Die Verhältniſſe ſind jetzt
derart, daß eine vier= oder fünfköpfige Arbeiterfamilie zu
ihrem Lebensunterhalt als äußerſtes Minimum ein Jah=
reseinkommen
von 3200 Mark gebraucht. Die Statiſtik
zeigt, daß zahlreiche Arbeiterfamilien mit einem Einkom=
men
von 2006 bis 3000 Mark bereits die Unterſtützung der
Armenfürſorge in Anſpruch nehmen müſſen. Denn mit
dem vielgerühmten Aufſchwung iſt keine Erhöhung der
Arbeitslöhne eingetreten, während die Lebensmittelpreiſe
unaufhattſam ſteigen. Das Quantum Lebensmittel, das
man heute in New=York mit 20 Mark bezahlt, war noch
vor Jahresfriſt für 14 Mark zu bekommen. Der Leiter
einer der größten amerikaniſchen Wohltätigkeitsgeſellſchaf=
ten
, Gifford Pinchot, geht in einem längeren Aufſatz, der
großes Aufſehen erregt hat, den Urſachen dieſes Mißver=
hältniſſes
nach und beweiſt mit Zahlen, wie die Steige=
rung
der Lebensmittelpreiſe eine Folge der großen ameri=
kaniſchen
Truſtbildungen iſt, die durch Zuſammenſchluß
aller Intereſſenten die Konkurrenz ausſchalten und dann
die Preiſe ungehindert in die Höhe treiben. Trotz der er=
höhten
Koſten des Lebensunterhaltes beträgt das Durch=
ſchnittseinkommen
einer amerikaniſchen Familie nur 2400
Mark, ſo daß die Mehrzahl der Amerikaner heute nicht nur
von der Hand in den Mund leben, ſondern ſogar dazu
nicht über genügende Einnahmen verfügen.
Pinchot erklärt, das Volk der Vereinigten Staaten ſei
das Opfer eines methodiſchen Plünderungsſyſtems, in dem
durch ungerechtfertigte Privilegien die Möglichkeit gegeben
werde, die wohltuende Wirkung der Konkurrenz auszu=
ſchalten
.

Deutſches Reih.

Zu den Arbeitsdispoſitionen des
Reichstags für die nächſte Zeit ſchreibt eine parla=
mentariſche
Korreſpondenz: Nach Erledigung der erſten
Leſungen der Strafprozeßordnung, der Novelle
zum Strafgeſetzbuch und dem Reichsbeamten= Haftpflicht=
geſetz
und nach den Beſprechungen der vorliegenden noch
unerledigten Interpellationen wird beabſichtigt, um die
Mitte des Monats in die zweite Etatsleſung ein=
zutreten
. Der Budgetkommiſſion ſind bekanntlich nur die
wichtigen Teile des Etats und zwar in geringerem Um=
fange
als früher überwieſen worden, ſodaß das Plenum
unabhängig von dem Fortſchreiten der Kommiſſionsbera=
tungen
an die zweite Etatsleſung herantreten kann. Es
iſt die feſte Abſicht der Parteien, trotz des frühen Oſter=

feſtes die Etatsberatungen bis Mitte März
zu beenden. Im Januar ſollen ferner noch nach Erle=
digung
der Kommiſſionsvorberatung der deutſch= portugie=
ſiſche
Handelsvertrag und der Kolonialnachtragsetat mit
den Forderungen für den Ausbau des Kolonial=
eiſenbahnnetzes
im Plenum zur Verabſchiedung
gelangen. Als wünſchenswert betrachtet man außerdem
die Einſchaltung eines Schwerinstages, um ſich über die
Frage der Veteranenbeihilfen, die bekanntlich wegen des
Fehlens von Deckungsmitteln noch immer nicht gelöſt iſt,
ſchlüſſig zu machen.
Der Entwurf einer Fernſprechgebüh=
renordnung
, der dem Reichstag vorliegt und ſtatt der
Pauſchalgebühren Geſprächsgebühren vorſchlägt, wird, wie
eine parlamentariſche Korreſpondenz meldet, bei der zwei=
ten
Leſung des Poſtetats zur Debatte geſtellt werden.
Sollte die Vorlage auf Schwierigkeiten ſtoßen, ſo iſt es
nicht ausgeſchloſſen, daß das Reichspoſtamt die Pauſchal=
gebühren
für die großen Städte proviſoriſch erhöht, bis
ein anderer Weg geſunden wird, Einnahmen und Un=
koſten
beſſer auszugleichen.
Im zuſtändigen preußiſchen Reſſort ſind alle in
Betracht kommenden Aeußerungen von Behörden und
Intereſſenten, die ſich auf die Erhebungen für das
Reichstheatergeſetz beziehen, eingegangen und be=
reits
geſichtet worden, ſo daß man von einem Abſchluß
des vorbereitenden Stadiums der Arbeiten im größten
deutſchen Bundesſtaate ſprechen kann. Im übrigen ſchwe=
ben
die Verhandlungen zwiſchen allen beteiligten Stellen
und werden eifrig gefördert. An eine Einbringung eines
Geſetzentwurfs in dieſer Reichstagsſeſſion kann jedenfalls
nicht gedacht werden.
Im Wahlkreis Eiſenach iſt der bisherige
nationalliberale Kandidat, Gutsbeſitzer Krug, von ſeiner
Kandidatur zurückgetreten; an ſeiner Stelle wurde von
einer ſtark beſuchten Vertrauensmännerverſammlung Ju=
ſtizrat
Appelius einſtimmig aufgeſtellt. Letzterer gilt
als gemeinſamer Kandidat der Liberalen.
Der Nachtragsetat mit den Forderungen für die
Mittel zum Ausbau der Uſambarabahn bis
Moſchi und zum Bau einer Verbindungsbahn von Wind=
huk
nach Keetmanshoop wird, einem Wunſche des Kolo=
nialamtes
nachkommend, vom Reichstage noch im Laufe
des Januar zur Verabſchiedung gelangen, zumal die Par=
teien
grundſätzlich den Dernburgſchen Projekten günſtig
gegenüberſtehen. Mit dem Bau der neuen Strecken ſoll
ſofort nach der Annahme der Vorlagen durch den Reichs=
tag
begonnen werden. Herr Dernburg wird mit dieſen
Forderungen ſich aber nicht begnügen. In den nächſten
Jahren ſoll unter der Vorausſetzung, daß die Finanzen
ſich günſtig geſtalten, die Uſambarabahn bis zum Kili=
mandſcharo
und ſpäter bis zum Viktoriaſee fortgeführt
werden und in Südweſtafrika der äußerſte Süden durch
eine Bahn Kalkfontein-Warmbad erſchloſſen werden.
Auch das Projekt einer Verbindung von Tabora mit dem
Tanganikaſee iſt Gegenſtand von Erörterungen, die frei=
lich
erſt ſpäter greifbare Geſtalt gewinnen werden.
Amtlich wird bekannt gegeben, daß der Kaiſer die
Eröffnung des preußiſchen Landtages am
11. Januar mittags 12 Uhr im Weißen Saale des könig=
lichen
Schloſſes ſelbſt vollziehen wird.
Der Ausſchuß der nationalliberalen Lan=
despartei
in Bayern hat beſchloſſen, auf ſeiner
Forderung, daß ihm für das zukünftige Verhalten der
Jungliberalen Garantien gegeben würden, beſtehen zu
bleiben. Im entgegengeſetzten Falle würden ſie aus dem
bayeriſchen liberalen Block ausſcheiden. Damit iſt der
Verfall des bayeriſchen liberalen Blockes in ſeiner bisheri=
gen
Zuſammenſetzung beſiegelt, da die Jungliberalen ei=
nem
ſolchen Antrag, wie die bisherigen Verhandlungen
mit Beſtimmtheit ergeben haben, niemals zuſtimmen wer=
den
; der Antrag aber, wenn er nicht einſtimmig im Zen=
tralausſchuß
der vereinigten Liberalen Annahme findet,
für gefallen zu gelten hat. Dagegen iſt berechtigte Aus=
ſicht
vorhanden, daß die übrigen liberalen Richtungen,
mit Ausnahme der Nationalliberalen, ſich zu einem
neuen Block um ſo feſter zuſammenſchließen werden.
Der Vorſtand der nationalliberalen Lan=
desvereine
für das Herzogtum Gotha hat,
wie der Eiſenacher Zeitung geſchrieben wird, beſchloſſen,
in Gemeinſchaft mit den anderen im Landesverband Thü=
ringen
zuſammengeſchloſſenen nationalliberalen Vereinen
den Zentralvorſtand zu erſuchen, dahin wirken zu wollen,
daß für die Zukunft weder von einem nationalliberalen
Verein oder Verband noch von einem einzelnen ein Wahl=
bündnis
mit der Sozialdemokratie abge=
ſchloſſen
werden darf. Taktiſche Erwägungen dürften, ſo

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 7. Januar 1910.

Nummer 5.

wurde in der Diskuſſion ausgeführt, dabei nicht in Frage
kommen. Lieber im harten Kampf, aber mit Ehren zu=
grunde
gehen, als mit der Sozialdemokratie paktieren.
Bei dieſer Gelegenheit wurde auch die Frage angeſchnitten,
ob ein Zuſammenſchluß aller liberalen Gruppen empfeh=
lenswert
ſei und politiſchen Erfolg verſpreche. Das wurde
verneint. Ein gelegentliches Zuſammengehen mit den frei=
ſinnigen
Parteien könne richtig und erfolgreich, ja nötig
ſein, wie es in Gotha ſchon ſeit Jahren mit ſchönem Er=
folge
gepflegt worden ſei, aber ein Zuſammenſchluß der
Liberalen würde für die Nationalliberalen gerade ſo ver=
hängnisvoll
ſein, wie alle derartigen Verſuche bisher ge=
weſen
ſind. Die Partei müſſe bleiben, was ſie iſt und war:
nationalliberal.
Die Hamburger Bürgerſchaft nahm den
Antrag an, allen Beamten mit einem Jahresgehalt bis
zu 2700 Mark und den nicht feſt Angeſtellten eine einma=
lige
Teuerungszulage von 5 Prozent des Gehaltes zu
bewilligen.

Ausland.

Von zuverläſſiger Seite wird beſtätigt, daß die
Sitzung des Geheimen Rates, in dem die Auflöſung des
engliſchen Parlamentes angekündigt werden wird, am
nächſten Montag im Buckingham=Palaſt ſtattfindet, ſo daß
die erſten Wahlen dann am nächſten Samstag ſtattfinden
können. Ueber ſechzig Wahlkreiſe werden an dieſem Tage
zur Wahlurne ſchreiten. Inzwiſchen hat der Wahlkampf
mit aller Macht eingeſtzt, an einem Tage wurden allein
über 4000 Wahlverſammlungen abgehalten.
In der griechiſchen Kammer brachte Miniſterpräſi=
dent
Mavromichalis die Vorlage betreffend die Dienſt=
altersgrenze
der diplomatiſchen und konſulariſchen Beam=
ten
ein. Nach den Beſtimmungen der Vorlage hätten alle
griechiſchen Geſandten mit Ausnahme derjenigen in
Waſhington, London und Sofia die Dienſtaltersgrenze er=
reicht
. Theotokis empfahl dem Finanzminiſter, eine Vor=
lage
einzubringen, betreffend die Aufnahme einer Anleihe
für öffentliche Arbeiten. Der Miniſter erwiderte, er ſei
mit der Ausarbeitung einer entſprechenden Vorlage be=
ſchäftigt
.
Die ſchon erwähnte Antrittsrede, mit welcher der
Präſident der kretiſchen Kammer ihre Einberufung zur
neuen Tagung zu rechtfertigen ſuchte, hat auf der ganzen
Inſel einen ſtarken Eindruck hervorgerufen, weil ſie der
nationalen Sehnſucht des Kretavolkes nach der Vereini=
gung
mit Griechenland einen ſehr beredten Ausdruck gibt
und zugleich auch die Schutzmächte anruft, mit der Löſung
der Unionsfrage Ernſt zu machen. Trotz der optimiſtiſchen
Auffaſſung der Lage hat aber der Präſident nicht unter=
laſſen
, ſeine Landsleute vor unbedachten Handlungen zu
warnen. Es ſei weder möglich, daß Kreta in die Vergan=
genheit
vor dem September 1908 zurückſchreite, noch auch,
daß der gegenwärtige Schwebezuſtand noch lange dauere.
Das kretiſche Volk, in der Schule des Leidens geſtärkt und
politiſch gereift, werde ſich des Wohlwollens der Schutz=
mächte
würdig zeigen. Von demſelben Platze aus, wo ſich
der Ruf nach der Union mit Griechenland erhob, ergehe
ans Volk der eindringliche Appell zur Ordnung und zum
brüderlichen Zuſammenleben mit den Mohammedanern,
zugleich aber auch die Bitte an die Schutzmächte, ſchleu=
nigſt
die Sehnſucht des kretiſchen Volkes nach der Union
mit Griechenland zu erfüllen.
Die perſiſche Regierung lehnte den von engliſchen
Kapitaliſten gemachten Vorſchlag ab, die der Regierung

gehörigen Aktien von Naphthaunternehmungen in Bach=
tiarien
zu kaufen. Die Regierung verhandelt zur Zeit
über den Verkauf eines Teiles der Kronjuwelen an aus=
ländiſche
Kapitaliſten, deren Vertreter in Teheran anwe=
ſend
ſind.
*
3
* Wie die Zentralauskunftſtelle der katholiſchen Preſſe
meldet, ſoll die kirchliche Trauung des Königs
Leopold mit Karoline Lacroix durch den Pfarrer von
Laeken vollzogen worden ſein. Nach der Verfaſſung muß
die bürgerliche Ehe der kirchlichen Einſegnung vorangehen,
es ſei denn, daß das Geſetz Ausnahmen zuläßt. Eine ſolche
Ausnahme iſt ganz kürzlich feſtgelegt worden. Sie beſteht
nur darin, daß der Geiſtliche, der eine Ehe in extremis
einſegnet, nicht mehr ſtrafbar iſt wie bisher; bürgerlich=
rechtliche
Folgen hat dieſe Handlung nicht.

Faſchings Anfang.
Von Dr. Ernſt Franck.

München, im Januar.
Wenn in München die neuen Taſchenkalender her=
auskommen
, dann rechnet man natürlich zuerſt aus, wie
lange der nächſte Karneval dauern wird. Diesmal
ſind es nur vier magere Wochen, faſt drei weniger als
im vorigen Jahr, das uns einen geſegneten Faſching
von achtundvierzig Tagen beſcherte. Für die lebens=
luſtigen
Leute, die nicht genug kriegen können, und für
die geſchäftstüchtigen, die am Faſching verdienen wollen,
iſt das beklagenswert. Aber das Budget des einzelnen
befindet ſich nicht ſchlecht dabei, und je früher Aſcher=
mittwoch
graut, deſto eher werden viele wieder ihr Bett
zu finden wiſſen. Im eigentlichen Sinne des Worts;
denn das Verpfänden der Betten ur Karnevalszeit
iſt zu einem verbreiteten betrübenden Leichtſinn ge=
worden
, und wenn man unſeren Lokalhumoriſten
Glauben ſchenken darf, ſo werden ſich die ſtädtiſchen
Leihhäuſer bald der ſchönen neuen Hallen im neuen
Ausſtellungspark bedienen müſſen, um die im Faſching
verſetzten Betten unterbringen zu können.
Wer nicht in München lebt, wird finden, daß vier
Wochen eigentlich reichlich genug ſeien, um ſich närriſch
auszutoben, zumal wenn auf den Aſchermittwoch die
zwar ernſtere und gediegenere, aber doch auch erfreu=
liche
Saiſon der Frühjahrsbiere folgt, und dieſer wie=
derum
die Veranſtaltungen der=Ausſtellung 1910" und,
mit dem Herbſtbeginn, die Jahrhundertfeier des Ok=
toberwieſenrummels
feſtgeſchwiſterlich die Hände rei=
chen
. Aber ſo ſehr der Münchener auch dem ſchönen
Wahlſpruch Immer Feſte! huldigt, ſo iſt der Faſching
doch die Zeit ſeines freudenreichſten Rauſches. Unbän=
dige
Lebensluſt vereinigt ſich hier mit Kunſtgeſchmach
zum ſinnenfrohen Genießen alles deſſen, was Formen,
Farben und Klänge vereint hervorbringen können.
Mir ſan nur amal jung‟: Das iſt die Stimmung, aus
der die bunte, leuchtende Reihe jauchzender Nächte ge=
boren
wird, die als Münchener Faſching alljähr=
lich
nicht nur die einheimiſche Bevölkerung, ſondern
auch die große Schar ihrer Faſchingsgäſte entflammt
und bezaubert. Worüber in Mainz und Köln zu=
weilen
geklagt wird: daß der Karneval verrohe, das
hat für München keine Geltung. Höchſtens könnte man
beklagen, daß die große führende Perſönlichkeit fehlt,
die, wie vor Jahren Lenbach, imſtande wäre, durch
die Kraft künſtleriſcher Anſchauung und das Talent, an=
zuregen
und mitzureißen, den Münchener Faſching auf
eine ganze hohe Stufe zu heben.
Wenn der Duft der Weihnachtsbäume verweht iſt
und die heiligen drei Könige mit ihrem Stern anmar=
ſchiert
kommen, bedecken ſich die Säulen und Anſchlag=

tafeln mit den mächtigen Plakaten, auf denen unwahr=
ſcheinlich
reizende Frauenzimmerchen mit ſchwarzem
Viſir und im ſchimmernden Domino beim Glaſe Sekt
ſitzen, beäugt und bekurt von fabelhaft blaſierten Lebe=
männern
im Frack oder von ſchmachtend dreinblickenden
Pierrots. Dieſe von Künſtlerhand entworfenen Affichen
laden zu den Bals parés im Deutſchen Theater und zu
den Redonten in den rieſigen Sälen unſerer Bierkeller
ein. Die Bälle unterſcheiden ſich von den Redouten da=
durch
, daß die Herren auf ihnen im Frack erſcheinen;
die Redouten aber unterſcheiden ſich von den Bällen
inſofern, als es auf ihnen eigentlich noch viel amüſan=
ter
iſt. Nicht, daß es auf ihnen wilder zuginge; im
Gegenteil. Immerhin ſind die erſten Bälle ſchwächer
beſucht. Denn die Erfahrenen gehen nicht hin, weil
ja doch noch nichts los iſt, und ein Teil der weiblichen
Dominos zieht überhaupt die Redouten vor, weil man
ich auf den Bällen durch zehn Kommis durcharbeiten
muß, bis daß ma an Gawlier findt.
Aber Bälle und Redouten bilden nur einen Teil
der glänzenden Veranſtaltungen; ihre regelmäßige
Wiederkehr am Mittwoch und Samstag iſt der ruhende
Pol in der Erſcheinungen Flucht. Es gibt in München,
dem gelobten Lande der Dackel und der Vereine, un=
gefähr
viertauſend geſellige Verbände, und ſie alle haben
im Faſching das Bedürfnis, etwas Närriſches anzu=
ſtellen
. Für die großen Vereine gilt es vor allem, eine
geiſtreiche Deviſe zu finden, die am Feſtabend einheit=
lich
durchgeführt wird und den Teilnehmern doch ge=
nügend
Spielraum zu individueller Betätigung ihres
Humors und Geſchmacks läßt. Der Armenball, der
Preſſeball, der Bühnenball, die Volkstrachtenfeſte des
Künſtlerſängervereins, die Redouten des Neuen Ver=
eins
leiſten Hervorragendes an Schönheit und Eigenart
ihrer Abende. Deviſen, die für den diesjährigen Fa=
ſching
gewählt wurden, ſind zum Beiſpiel Die Inſel
der Sirenen und Am Nordpol der Armenball
wird ſeinen Abend heuer mit lebenden Bildern ein=
leiten
, welche Die Jagd in Porzellangruppen dar=
ſtellen
. Nun das ſind ſchließlich Dinge, die in anderen
Städten auch gemacht werden können, wenn auch die
Hauptſache, die echte Faſchingsſtimmung, dort oft, in
München nie fehlt. Was man uns aber nirgends nach=
machen
kann, das ſind die Künſtlerfaſchings=
feſte
, die dem Münchener Karneval ſein eigenartiges
Gepräge geben: Da die Vorbereitungen für die großen
Feſte, die Geſtaltung der Einladungskarten, die Deko=
ration
der Säle immer in der Hand namhafter Künſtler
liegen, ſo iſt jedes dieſer Feſte ja eigentlich ein Künſt=
lerfeſt
. Dennoch heben ſich die von den einzelnen Künſt=
lervereinigungen
ſelbſt veranſtalteten Feſte, als von be=
ſonders
lockendem Schimmer umgoſſen, von beſonders
frohem Schönheitsgeiſt durchbebt, aus dem Chaos glän=
zender
Abende heraus. Die Märchenherrlichkeit der

Zaubernacht In Arkadien die Lenbach ſeinerzeit in
den beiden Hoftheatern erſtehen ließ, wird freilich nicht
erreicht. Aber wer fühlen will, was es heißt, mit Künſt=
lern
zu genießen, dionyſiſch zu genießen, der taucht in
den Jungbrunnen der Künſtlerfaſchingsfeſte in der
Münchener Vorſtadt Schwabing. Wer einmal auf
der Schwabinger Bauernkirchweih getanzt, mit den
Gauklern im Jugendrauſch getollt, und in der Werden=
felſer
Sommerfriſche im Bauerngewandl verliebt den
bebänderten Maibaum umſtampft hat, der hat vom
Geiſte des Münchener Karnevalprinzen einen Hauch ver=
ſpürt
und weiß, was es für einen Unterſchied macht,
wenn man in einer Stadt der Kunſtkultur Feſte feiert.
Daß der Münchener Faſching nicht konſervativ iſt, ſon=
dern
auch neue Elemente, wenn ſie belebend und be=
reichernd
wirken, in ſich aufnimmt, beweiſt das Empor=
blühen
der karnevaliſtiſchen Abende, die vor fünf Jah=
ren
vom Rhein her zu uns kamen. An Humoriſten
und Satirikern fehlt es in München nicht, und dafür,
daß ihren witzigen Krügelreden der Stoff nicht ausgeht,
ſorgen die liebe Politik, die Lokalgeſchichte und alles=
Kleinſtädtiſche in der Großſtadt.
An den letzten drei Faſchingstagen gleicht der
Karneval einem Strom, der über ſeine Ufer tritt und
aus den Cafés und Wirtshäuſern heraus die Straßen
überflutet. Beſonders belebt pflegt die große Bier=
linie
zu ſein, die ſich vom Hofbräuhaus bis zum
Löwenbräukeller durch die Stadt zieht. Auch durch den
bunten Konfettiſchnee in der Ludwig= und Maximilian=
ſtraße
wälzt ſich langſam, oft ſtockend die dichtgedrängte
Menge. Eine kleine Kavalkade koſtümierter Reiter
zieht zuweilen vorbei: Korpsſtudenten oder Offiziere
der Equitation. Vor den Cafés präſentieren Bürger=
gardiſten
und altbayeriſche Chevauxlegers den Kom=
menden
, und drinnen, betreut von der Kellnerin im
knallbunten Papierhut, lärmen und koſen an den Tiſchen
Pierrot und Pierrette. Die Narrhalla hat im letzten
Jahre auch den großen Karnevalsfeſtzug am Faſtnachts=
tage
wieder ins Leben gerufen, und wenn auf dieſem
Wege weiter gearbeitet wird, ſo darf man hoffen, daß
das Faſchingsleben auf der Straße ſich immer mehr zu
künſtleriſcher Wirkung veredelt.
Bis dann Aſchermittwoch heraufdämmert und nach
der letzten Weißwurſt beim Donisl=Wirt das leere
Portemonnaie im Brunnen auf dem Marienplatz ge=
ſchwenkt
wird. Verflogen der Rauſch, verhallt das fröh=
liche
Lachen! Aber ſchon wirkt ein anderes Zeichen
verheißungsvoll auf den Feſtmüden ein. Die Pforten
der Bräuhäuſer ſind bekränzt und in tannengrüner
Umrahmung winkt verlockend ein weißes Schild:
Salvator! Animator! Triumphator!
Die Zeit der ſtarken, ſüßen Biere iſt tröſtend ge=
kommen
. c

Stadt und Land.
Darmſtadt, 7. Januar.

* Vom Hofe. Die Großherzogin empfing am
Mittwoch mittag 12 Uhr im Neuen Palais den Stifts=
pfarrer
Knöpp und geſtern vormittag 10 Uhr Frau
Oberbürgermeiſter Köhler aus Worms. Prinz und
Prinzeſſin Reinhard zu Solms=Lich ſind geſtern
vormittag 7,43 Uhr hier eingetroffen und haben im
Reſidenzſchloß Wohnung genommen; ferner ſind einge=
troffen
die Fürſtin=Mutter zu Erbach=Schönberg
nebſt Prinzeſſin=Tochter. Im Laufe des Nachmittags
trafen noch ein: Kronprinz und Kronprinzeſſin
von Griechenland, Fürſt und Fürſtin zu Solms=
Lich, Prinzeſſin Friedrich Karl von Heſſen
und Prinz Hermann zu Stolberg=Wernigerode.
(Darmſt. Ztg.)
In den Ruheſtand verſetzt wurde der Loko=
motivführer
in der Heſſiſch=Preußiſchen Eiſenbahn=
gemeinſchaft
Jakob Alt zu Frankfurt a. M. auf ſein
Nachſuchen wegen geſchwächter Geſundheit.
Beſtätigung. Se. Königl. Hoheit der Groß=
herzog
haben den von Sr. Durchl. dem Fürſten zu
Iſenburg und Büdingen in Birſtein auf eine Pfarrſtelle
an der unierten evangeliſchen Gemeinde Offenbach präſen=
tierten
Pfarrer Hermann Fuldat zu Eſchollbrücken
und den von dem Freiherrn Friedrich v. Nordeck zur
Rabenau als Senior der Familie auf die evangeliſche
Pfarrſtelle zu Winnerod präſentierten Pfarraſſiſtenten
Otto Hofmann zu Darmſtadt für dieſe Stellen
beſtätigt.
Ordensverleihungen. Se. Königl. Hoheit der
Großherzog haben dem Telegraphenſekretär Karl
Nachtigall in Mainz das Ritterkreuz 2. Klaſſe des
Verdienſtordens Philipps des Großmütigen verliehen und
dem bisherigen Mitglied der Königlichen Eiſenbahn=
direktion
zu Halle a. S., Geheimen Baurat Philipp
Stahl zu Darmſtadt die Genehmigung zur Annahme
und zum Tragen des ihm von Sr. Maj. dem König von
Preußen verliehenen Königlichen Kronen=Ordens 3. Klaſſe
erteilt.
* Trauergottesdienſt. In der ruſſiſchen Kapelle
auf der Mathildenhöhe fand Mittwoch vormittag 11½
Uhr aus Anlaß des Ablebens des Großfürſten Michael
Nikolajewitſch ein Trauergottesdienſt ſtatt.
Außer dem Kaiſerlich Ruſſiſchen Miniſter=Reſidenten
Baron von Knorring nebſt Gemahlin und dem Kaiſer=
lich
Ruſſiſchen Geſandtſchafts=Sekretär Baron Pilar
von Pilchau wohnten, lt. Darmſt. Ztg., dem Gottes=
dienſt
bei: als Vertreter des Großherzogs der dienſt=
tuende
Generaladjutant Oberſt Hahn, als Vertreter
des Staatsminiſters Geheimer Staatsrat Krug von
Nidda, der Königlich Preußiſche Geſandte Freiherr von
Jeniſch, der Königlich Großbritanniſche Geſchäftsträger
Mr. Harford, als Vertreter des Dragoner=Regiments
Nr. 24 Major von Teichmann und Logiſch und andere.
* Perſonalverminderung im Bauweſen. Die
Darmſt. Ztg. ſchreibt: Die fortſchreitende Einſchränk=
ung
der ſtaatlichen Bautätigkeit macht naturgemäß
auch die Verminderung des nichtangeſtellten ſtaatlichen
Aushilfeperſonals notwendig. Stehen nämlich Bau=

kredite, aus denen das Aushilfeperſonal budgetgemäß
zu bezahlen iſt, nicht mehr oder nur in beſchränkterem
Umfange zur Verfügung, ſo ſind Perſonalentlaſſungen
nach den Budgetbeſtimmungen unvermeidlich. Im
Hauptvoranſchlag 1909 unter Kapitel 103 Titel 1 war
gegen 1908 eine Ausgabeverminderung von 67 450
Mark, im Hauptvoranſchlag 1910 iſt gegen 1909 eine
weitere Ausgabeverminderung von 71000 Mark ver=
anſchlagt
. Während am 1. September 1908 noch 100
Bauaſpiranten und geprüfte Techniker verwendet
waren, ſank dieſe Zahl allmählich und, nachdem zum
1. April 1909 5 davon als Hochbauaufſeher angeſtellt
worden waren, bis jetzt auf 77. Wenn auch bereits
bei den Landtagsverhandlungen über das Budget. 1909
die Notwendigkeit einer Einſchränkung des ſtaatlichen
Bauweſens noch ſtärker betont wurde als früher, ſo
war doch nach Abſchluß dieſer Verhandlungen der Um=
fang
weiterer Entlaſſungen noch nicht überſehbar. Viel=
mehr
mußte in Vorbereitung des Budgets pro 1910 zu=
nächſt
feſtgeſtellt werden, ob gewiſſe größere Bauweſen,
über die Verhandlungen im Gange waren, tatſächlich
in den Hauptvoranſchlag für 1910 aufgenommen wer=
den
konnten oder nicht. Alsbald nachdem im Herbſt
vorigen Jahres hierüber eine Ueberſicht gewonnen.
war, wurden im Oktober vorigen Jahres durch einen.
Referenten der Miniſterialabteilung für Bauweſen
ſorgfältige Erhebungen bei den einzelnen Bauämtern
über den vorausſichtlichen Perſonalbedarf zum 1. April
1910 vorgenommen. Schon hierdurch war das Perſo=
nal
auf die zu erwartenden Maßnahmen vorbereitet.
Auf eine Ende Oktober vorigen Jahres eingegangene
Eingabe der heſſiſchen Vereinigung mittlerer Bau=
beamten
fand Mitte November eine eingehende Be=
ſprechung
über die Verhältniſſe der Aſpiranten mit
einer Deputation dieſer Vereinigung bei dem Vor=
itzenden
der Miniſterialabteilung für Bauweſen ſtatt.
Entſprechend den hierbei geäußerten Wünſchen wurden
alsbald die ſämtlichen im Lande etwa in Betracht kom=
menden
Behörden und Verwaltungen, wie die Kultur=
inſpektionen
, Brandverſicherungskammer, Städtebürger=
meiſtereien
uſw., auf die Sachlage aufmerkſam gemacht
und erſucht, gegegebenenfalls Bauaſpiranten zu beſchäf=
tigen
.
Bereits durch Ausſchreiben vom 2. Dezember
vorigen Jahres teilte die Miniſterialabteilung für
Bauweſen den ſämtlichen ihr unterſtellten Behörden
mit: Die derzeitige Verminderung der Bautätigkeit
mache es nötig, eine Anzahl der jüngeren Bauaſpiran=
ten
zu entlaſſen. Um den Aſpiranten das weitere
Fortkommen zu erleichtern und mit Rückſicht auf die
zurzeit ungünſtigen Anſtellungsverhältniſſe ſei be=
ſchloſſen
worden, den zu Entlaſſenden, ſowie auch den
älteren, von der Entlaſſung nicht betroffenen Aſpi=
ranten
durch Beurlaubung unter Wahrung der Dienſt=
altersverhältniſſe
Gelegenheit zu geben, ſich um Stellen
außerhalb des Staatsdienſtes zu bewerben. Des wei=
teren
wurden in eingehenden Beratungen der Mini=
ſterialabteilung
für Bauweſen die notwendigen Beur=
laubungen
der jüngeren Bedienſteten mit den dadurch
bedingten Verſchiebungen der älteren, im Dienſt zu
behaltenden, endgültig feſtgeſtellt, und zwar ſowohl für
das akademiſch gebildete Aushilfeperſonal als auch für
die Bauaſpiranten. Nach dem Ergebnis dieſer Ver=
handlungen
mußte einem ſeit rund 9 Jahren bei der
Miniſterialabteilung beſchäftigten, verdienten Privat=
architekten
zum 1. April d. J. gekündigt werden, 6 be=
reits
in der Verwendung befindliche Regierungsbau=
meiſter
wurden veranlaßt, zum gleichen Zeitpunkt um
Beurlaubung nachzuſuchen, endlich ging 28 Aſpiranten
und 7 Baugehilfen und Technikern, wovon einer 7
Jahre, 12 zwiſchen 4 und 5 Jahren, die anderen kür=
zere
Zeit beſchäftigt waren, und 5 Bauſchreibern die
Nachricht zu, daß ſie zum 1. April 1910 (einige zum 1.
Juli) aus der Verwendung entlaſſen bezw. beurlaubt
werden müßten. Die entſprechenden Verfügungen
wurden über Weihnachten zurückbehalten, mußten aber
mit Rückſicht auf die notwendig werdenden Wohnungs=
kündigungen
vor Neujahr zugeſtellt werden. Die vor=
bezeichneten
Maßnahmen ſind unter der Vorausſetzung
getroffen, daß die ſämtlichen im Hauptvoranſchlag für
1910 eingeſtellten Bauweſen bewilligt werden.

[ ][  ][ ]

Nummer 5.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 7. Januar 1910.

Seite 3.

L. Vor der Strafkammer ſtand geſtern der 61 Jahre
alte Zigarrenmacher Matthias Köppke von Stettin, ein
aus einer Strafanſtalt in die andere wandernder Gewohn=
heitsdieb
, welcher in der Nacht vom 15. zum 16. November
v. J. von dem Wächter Schnell der Wach= und Schließ=
geſellſchaft
abgefaßt wurde, als er verſuchte, in dem Hauſe
Schießhausſtraße 115 dahier einen Einbruchsdiebſtahl zu
begehen. Der Feſtgenommene hatte ſeinen Ueberzieher,
ſowie die Schuhe in der Friedhofanlage abgelegt, wo man
ſie ſpäter fand, und trug Pantoffeln. Auch war er mit
Einbruchwerkzeugen aller Art verſehen und hatte falſche Le=
gitimationspapiere
um den Leib geſchnallt, um ſich mit
dieſen weiterzuhelfen, weil dies unter ſeinem richtigen Na=
men
trotz ſeines würdigen weißen Bartes nicht gut möglich
war. Er wälzt die Hauptſchuld auf einen Komplizen, der
ihn in der Wirtſchaft Zum Schillereck beredet habe, einen
Wäſchediebſtahl zu begehen, ſich aber zeitig dünn gemacht
habe. Dies iſt zweifellos ein Märchen, am Tatort fand
ſich nur die Spur eines einzigen Mannes vor. Er wurde
wegen Verſuchs des Einbruchdiebſtahls zu 1 Jahr
Zuchthaus verurteilt, wegen Führung falſcher Legiti=
mationspapiere
erfolgte wegen eingetretener Verjährung
Freiſprechung.
Der im vorigen Sommer in der hieſigen Hofmeierei
als Pferdeknecht beſchäftigte Heinrich Deubert ſchlich,
als es bereits dunkel war, in eine Halle und nahm ein
50 Mark wertes Fahrrad weg, welches er ſpäter in Gerns=
heim
der Polizei wieder ablieferte. Er iſt wegen Gewalt=
tätigkeiten
mehrfach, wegen Diebſtahls dagegen noch nicht
beſtraft und wurde zu 6 Wochen Gefangnis verur=
teilt
; 1 Monat iſt durch die Unterſuchungshaft verbüßt. Er
war mit dem Ausgang zufrieden.
Die 21 Jahre alte, noch unbeſtrafte Eliſe Stamge
von Groß=Zimmern machte am 7. Auguſt v. J. bei ihrer
früheren Dienſtherrin dahier einen Beſuch. Dieſe machte
ſpäter Anzeige, ſie habe ihr einen Hundertmarkſchein gege=
ben
, um bei einem Bäckermeiſter eine Rechnung mit etwa
5 Mark zu bezahlen. Das Mädchen habe ſpäter auch
5 Mark zurückgebracht, als ob Zahlung erfolgt ſei, in
Wahrheit aber das Geld unterſchlagen. Am Schöffen=
gericht
wurde das Mädchen zu 3 Wochen Gefängnis ver=
urteilt
. Die von ihr verfolgte Berufung hatte Erfolg, in
der zweiten Inſtanz traten verſchiedene Widerſprüche zu=
tage
, ſo daß ein klares Bild nicht gewonnen werden konnte.
Daher erfolgte Freiſprechung.
A Oeffentliche Wahlen im Jahre 1910. An ſolchen
Wahlen ſteht zunächſt die Erſatzwahl zur Stadt=
verordnetenverſammlung
bevor, welche wohl
nach ſeitheriger Uebung gegen Ende des Jahres anbe=
raumt
werden wird. Von den 42 Stadtverordneten ſchei=
det
bekanntlich alle drei Jahre ein Drittel aus. Die 14
Herren, deren Dienſtzeit hiernach mit dem Jahre 1910
zu Ende geht, ſind: 1. Finanzamtmann Bangel, 2.
Rechtsanwalr Dr. Bender, 3. Rechnungsrat Bor=
mit
, 4 Kanſmann Egenolf (der bereits durch ſeine
Wahl zum Beigeordneten aus der Zahl der gewählten
Stadtverordneten ausgeſchieden iſt), 5. Ingenieur
Heyd, 6. Werkführer Hüfner, 7. Sanitätsrat Dr.
Kolb, 8. Fabrikant L. Lautz, 9. Ortsgerichtsvor=
ſteher
K. Müller, 10. Apfelweinfabrikant K. Ph.
Müller (f), 11. Geh. Oberſchulrat Nodnagel, 12.
Direktor Reinemer (f), 13. Rentner Rockel, 14.
Landwirt H. Schneider. Außerdem iſt noch für den
vor Ablauf ſeiner Wahlperiode zurückgetretenen Herrn
Rechnungsrat Götz eine Erſatzwahl vorzunehmen;
weiter ſind die verſtorbenen Herren Fabrikant Merck,
Geh. Juſtizrat Oſann und Architekt Vogt zu er=
ſetzen
, ſodaß demnächſt insgeſamt 18 Stadtverordnete zu
wählen ſind. Sodann muß auch mit einer Neuwahl
zur Zweiten Kammer der Landſtände im
laufenden Jahre gerechnet werden, wenn die Reform
des Wahlgeſetzes zuſtande kommt. Letzteres iſt aber
wahrſcheinlich, da die Zweite Kammer eine entſcheidende
Abſtimmung vorgenommen hat, zu welcher der Beitritt
der Erſten Kammer wohl unterſtellt werden kann.
* Vereinigte Bezirksvereine. Es ſei hiermit nochmals
auf die heute abend im Fürſtenſaale ſtattfindende Verſamm=
lung
hingewieſen, in der Herr Reallehrer Kahl auf Ver=
anlaſſung
der vereinigten Bezirksvereine über Die neue
Reichsverſicherungsordnung ſprechen wird.
Da dieſer Geſetzentwurf ſeit Monaten im Vordergrund der
Diskuſſion ſteht und ſeitens aller Intereſſenten, namentlich
der Arbeitgeber, infolge der neuen finanziellen Belaſtung
in der vorliegenden Form aufs entſchiedenſte bekämpft
wird, ſo werden die Mitglieder der Bezirksvereine es freu=
dig
begrüßen, über dieſe wichtige geſetzgeberiſche Materie,
die allgemeines Intereſſe weckt, in einer Weiſe unterrichtet

zu werden, für die dem Redner bisher in den weiteſten
Kreiſen reicher Beifall zuteil geworden iſt.
Freie Landeskirchliche Vereinigung. Man ſchreibt
uns: Stark beſucht war auch in dieſem Jahre die Haupt=
verſammlung
der Freien landeskirchlichen Vereinig=
ung‟
. Der Zahl nach überwogen die Pfarrer. Es iſt
aber Vorſorge getroffen worden, daß auch den Laien,
und insbeſondere der Lehrerſchaft, der Beſuch der nächſt=
jährigen
Verſammlung ermöglicht wird. Legt doch die
Vereinigung auf die Mitarbeit der Laien das Haupt=
gewicht
. Im Jahresbericht gab der Vorſitzende, Prof.
Dr. Berger=Darmſtadt, ein Bild der umfangreichen
Arbeit, die die Vereinigung für unſere Landeskirche im
letzten Jahre leiſtete. Beſonders wohltuend berührte
die Erwartung, daß die ſtarke Vertretung, die die Ge=
danken
der Vereinigung durch die Wahl zahlreicher
Mitglieder in die Landesſynode in dieſer finden wer=
den
, im Sinne der Gerechtigkeit und Freiheit und der
Achtung jeder Ueberzeugung ſich geltend machen werden.
In dem Vortrag des Landgerichtsrates Friedrich
aus Gießen kam der Unterſchied zwiſchen der jetzigen
Form unſerer Landeskirche und ihren Organen von der
Gemeindekirche der Zukunft zu klarem Ausdruck.
Beurteilung der gegenwärtigen Verhältniſſe wie der
Aufgaben, die unſerer Kirche für die Folge in der
Staat und Kirche ihr gegenſeitiges Verhältnis moder=
ner
geſtalten werden müſſen erwachſen, ſprach ebenſo
der kühl abwägende Juriſt mit ſeinen Theorien wie der
evangeliſche Chriſt, der unſerer Landeskirche den ſach=
lichen
Einfluß evangeliſcher Frömmigkeit, Sittlichkeit
und Kultur auf das Volksleben ſichern will. Kennzeich=
nend
war die hohe Einſchätzung der Einzelgemeinde
Daß im Anſchluß an den Vortrag von den Diskuſſions=
rednern
als Stimmung der ganzen Verſammlung
die Erhaltung unſerer Landeskirche in klar abgegrenz=
tem
Verhältnis zur Staatsverwaltung, aber in enger
Verbindung mit dem geſamten Geiſtes= und Volksleben
und in kräftiger Betonung ihrer religiöſen Aufgabe ge=
fordert
wurde, zeigte, wie die Freie landeskirchliche
Vereinigung praktiſche Arbeit mit immer ſich mehren=
dem
Erfolge zu leiſten verſteht.
* Von der Handwerkskammer. Der ſeit 1. Jund
vorigen Jahres an der Heſſiſchen Handwerkskammer
tätige wiſſenſchaftliche Hilfsarbeiter, Herr Paul Mar=
kert
wurde mit Wirkung vom 15. Januar dieſes
Jahres an von den Vereinigten Elbeſchiffahrtsgeſell=
ſchaften
, Sitz Dresden, als volkswirtſchaftlicher Mit=
arbeiter
berufen.
Zur Erweiterung des ſtädtiſchen Krankenhauſes
Die Stadt Darmſtadt hatte zur Erweiterung des ſtädti=
ſchen
Krankenhauſes Terrain in der Bismarck= und
Fuchsſtraße benötigt, und zwar die Hofreiten Himmler
und Rahn. Da mit den Beſitzern dieſer Liegenſchaften
auf gütlichem Wege eine Einigung nicht zu erzielen
war, ſchritt die Stadt zur Enteignung. Auf erhobenen
Rekurs ſetzte der Provinzialausſchuß einen Betrag feſt,
der den Wünſchen der bisherigen Eigentümer Rech=
nung
trug. Gemäß Geſetz war dieſer Betrag ſofort zu
entrichten oder zu hinterlegen und es ſtand der Stadt
gegen dieſen Verwaltungsentſcheid der Weg der Klage
offen. Die Stadt klagte nun auf Feſtſetzung eines nie=
deren
Kaufpreiſes. Ueber dieſen wurde vorgeſtern am hie=
ſigen
Landgericht verhandelt; die Entſcheidung wurde
jedoch vertagt.
Der Darmſtädter Vortragsverband veranſtaltet
ſeinen dritten Abend im laufenden Winter am nächſten
Dienstag, den 11. Januar, im großen Saale des Kai=
ſerſaals
, auf welchem er das Darmſtädter Publikum
mit dem berühmten Verfaſſer des Kleinen Johannes
und des Ysbrand Herrn Frédérik van Eeden aus
Amſterdam, bekannt machen wird. Van Eeden wird
hier ſeinen Vortrag über Die Miſſion des Dichters=
halten
, mit dem er im vorigen Jahre in Berlin einen
ungewöhnlich großen und tiefen Eindruck erzielt hat.
Siehe Anzeige.)
Der Richard Wagner=Verein wird, wie wir
hören, ſeinen 157. Vereinsabend am Donnerstag, den
13. Januar, veranſtalten. Es wird (zur Vorkeier des
am 22. Februar bevorſtehenden 100jährigen Geburts=
tages
des Komponiſten) ein Chopin=Abend ſein,
für deſſen Ausführung kein Geringerer als Herr Wil=
helm
Backhaus, unſer jüngſter berühmter Mitbürger,
gewonnen worden iſt.
Auf das Orgelkonzert von Herrn Profeſſor Karl
Straube aus Leipzig, das heute abend unter Mit=
wirkung
von Fräulein Geyersbach und Herrn
Stephani zum Beſten des Orgelbaufonds der Stadt=

gemeinde in der Stadtkirche ſtattfindet und das einen
großen künſtleriſchen Genuß verſpricht, ſei hiermit noch=
mals
aufmerkſam gemacht.
Die Volksküche in Darmſtadt iſt ſeit 6. Januar
1891 eröffnet und unter wiederholtem Wechſel der
Aufenthaltsräume ohne Unterbrechung in Betrieb. Seit
2. Januar 1907 findet die Verköſtigung der Hilfeſuchen=
den
in den eigenen Räumen des Vereins Volksküche‟
Waldſtraße Nr. 18, ſtatt. Zufolge der Sonntage und
Weihnachtsfeiertage im Dezember vor. Jahres war
die Volksküche während 25 Arbeitstagen geöffnet. Wäh=
rend
dieſer Betriebszeit ſind täglich verabreicht wor=
den
: 112 Stück Brot (mit und ohne Butter), 85 Wecke,
120 Taſſen Kaffee (mit und ohne Zucker), 24 Portionen
Wurſt und Fleiſch für ſich, 80 Portionen Suppe ( mor=
gens
und abends), 90 Portionen Beilagen (Salat, Ge=
müſe
, geröſtete Kartoffeln), 44 Portionen Suppe und
Gemüſe zuſammen, 11 Portionen Suppe und Fleiſch zu=
ſammen
, 38 Portionen Gemüſe und Fleiſch zuſammen,
46 Portionen Suppe, Gemüſe und Fleiſch zuſammen,
85 Portionen Milch, und endlich 32 Portionen Hering
mit Kartoffeln. Dabei kamen 625 Freikarten, das Stück
zu 10 Pfg., bereits bezahlte Gutſcheine zur Ablieferung
und Verwertung. Unter Außerachtlaſſung der vor=
ſtehenden
Zahlen für verabfolgte Brote, Wecke, Kaffee
und Milch haben im Dezember vor. Js. täglich 365
Koſtgänger (männlich und weiblich) ihr Mittag= und
Abendeſſen in der Volksküche eingenommen. Nach Maß=
gabe
der bereits veröffentlichten entſprechenden Zahlen
der Vormonate ſind in 1909 täglich 340 Koſtgänger ( weid=
lich
und männlich) geſpeiſt worden. 6025 Freikarten,
das Stück zu 10 Pfg., bereits bezahlte Gutſcheine, kamen
in 1909 zur Verwertung.
Naturwiſſenſchaftlicher Verein. Am Dienstag,
den 11. Januar, findet die 261. Sitzung im großen Hör=
ſaal
des phyſikaliſchen Inſtituts der Techniſchen Hoch=
ſchule
ſtatt. Auf der Tagesordnung ſteht u. a.: Referat
des Geh. Hofrat Profeſſor Dr. Schering: Ueber
magnetiſche Landesaufnahmen. Mit Demonſtrationen.
Martinsgemeinde. Der am 15. November v. J.
wegen Verhinderung ausgefallene Vortrag des Herrn
Pfarrer D. Waitz wird nun am Montag, den 10. Jan.,
abends im Gemeindehaus, Mollerſtraße 23, ſtattfinden.
Vortragsthema: Was verdanken wir evangeliſche
Männer unſerer Kirche? (Siehe auch Anzeige.)
Ortsgewerbeverein. Auf die heute abend im=
Reſtaurant Sitte ſtattfindende 4. Winterverſammlung
ſei hiermit nochmals hingewieſen. Insbeſondere wird
auf den Vortrag des Herrn Stadtverordneten Dr.=
Ing. Heyd über Die Wahrung der Intereſſen des
Gewerbeſtandes durch den Staat aufmerkſam gemacht.
Kaufmänniſcher Verein weiblicher Angeſtellter.
Auf die Weihnachtsfeier des Kaufmänniſchen Vereins
weiblicher Angeſtellter wird hiermit aufmerkſam ge=
macht
. (S. Anz.)
Turner=Jubiläum. Mit dem Jahresſchluſſe 1909
beging in der Turngemeinde Darmſtadt Schriftſetzer
Philipp Klöß ſein 25jähriges Vorturner=Jubiläum.
r wurde bei der Weihnachtsfeier der Turnmannſchaft
von dem Vorſtand der Gemeinde mit einem ſchönen
Geſchenk beehrt und Turnwart Georg Maurer feierte
den Jubilar mit beredten Worten.
Karnevalgeſellſchaft Narrhalla. Nun ſteht es feſt,
ſo ſchreibt man uns, daß die am Sonntag abend ſtatt=
findende
erſte und einzige Damen= und
Herrenſitzung in Narrhalls feſtlichem Saale am
Woogsplatz die glanzvollſte werden wird, die je abge=
halten
wurde; daß ſie von keiner anderen Seite auch nur
erreicht, geſchweige denn übertroffen werden kann, und
daß ſie den Clou des Karnevals in der Reſidenz bilden
wird. Daß die alten, bewährten Kräfte der Bütt und
der närriſchen Leier, die edlen Ritter des närriſchen
Pegaſus, wieder auf dem Plan ſind, und daß junger
vielverſprechender Nachwuchs aus der Heiner erleſenen
Schar, unter des immer jungen Präſidenten Max
Anſpach bewährtem Szepter, Proben ſeines Geiſtes
und Humors, im fröhlichen redneriſchen Waffengange
mit den alten Kämpen ablegen wird, wurde ſchon geſagt.
Auch daß die in Darmſtadts närriſcher Gemeinde längſt
gut bekannten und geſchätzten Meenzer wieder
köſtliche Proben Humors von des Rheines goldenem
Strande uns importieren werden, wurde ſchon erwähnt,
und Namen wie Fürſt, Mundo, Mauer, Deng=
ler
, Barth uſw., die einen guten Klang in des Prin=
zen
Karneval ſorgenfreiem Reich längſt beſitzen, werden
ihre Zugkraft nicht verfehlen. Auch der Präſident des
großen Mainzer Karnevalvereins wird ſeinen

Vorträge.

nn. Im Heſſiſchen Jagdklub hielt Mittwoch
abend vor einem zahlreichen Auditorium im Gartenſaal
des ſtädt. Saalbaues der bekannte Forſchungsreiſende
Herr Oberleutnant a. D. Kauffmann=Marburg
einen Vortrag über ſeine Expeditionen in die noch un=
erforſchten
Gebiete von Cochin. Der Redner,
der bereits in den Jahren 1907 bis 1909 eine Reihe
von Erforſchungsreiſen in dieſen dunkeln, der Kultur
noch unerſchloſſenen Weltteil unternommen hat, ſchil=
derte
in feſſelnder Rede Land und Leute des unter
engliſcher Oberhoheit ſtehenden Landes, das in ſeinen
wildromantiſchen Naturſchönheiten und ſeinem Wald=
und Wildreichtum auf den Europäer einen großartigen
und unvergeßlichen Eindruck macht. Meilenweite
Dſchungelwälder mit ägyptiſcher Vegetation beherbergen
Tiger, Elefanten und Leoparden in Menge und auch der
Reichtum an Niederwild iſt dort beſonders groß. Die
größten Gefahren für den Europäer bilden jedoch das
Klima und die dort herrſchenden Krankheiten, wie die
Malaria und das Sumpf= und gelbe Fieber. Redner
ſchilderte weiter die Staatseinrichtungen von Cochin,
das von einem Maharadſcha und ſeinen Unterfürſten
verwaltet wird und der an England tributpflichtig iſt.
Das Land Cochin hat viele Aehnlichkeit mit Ceylon, und
ſeine Hauptprodukte ſind Baumwolle, Kaffee, Ingwer
und Pfeffer. Die Einwohner ſind Hindus, die nebſt
vielen anderen Stämmen die Hauptbevölkerung bilden.
Deutſcher Geiſt und Energie haben auch in Cochin be=
reits
Fuß gefaßt und eine über 100 Kilometer lange
Bergbahn geſchaffen, die den Waldreichtum an Sandel=
und Roſenholz zum Meeresſtrande befördert. Hoch=
intereſſante
Schilderungen der Jagden auf den Gauch
(den Auerochs des Landes), von denen 14 Stück erlegt
wurden, bildeten den Schluß des lehrreichen Vortrages,
der noch durch eine Reihe von Lichtbildern unterſtützt
wurde. Dem Redner wurde von dem Vorſitzenden,
Herrn Kommerzienrat Hickler, eine von Hofkalligraph
Göttmann kunſtvoll ausgeführte Ehrenurkunde über=
reicht
, die ihn zum korreſpondierenden Mitglied des
Heſſiſchen Jagdklubs kreierte.

Kleines Feuilleton.

* Der König der Claqueure. Mit Johannes
Suſebeth, dem König der Claqueure, der am Montag
plötzlich ſtarb, iſt eines jener echten Originale heimge=
gangen
, die in Groß=Berlin immer ſeltener werden.
Wer kannte in der Friedrichſtadt und um den Haus=
vogteiplatz
herum nicht Suſebeth den großen, breit=
ſchulterigen
alten Herrn, deſſen dramatiſches Rrr ver=
riet
, daß auch ihn einſt die Sehnſucht nach den weltbe=
deutenden
Brettern zum Theater trieb? Waltete er doch
ein halbes Menſchenalter hindurch ſeines Amtes. Schon
als Hausclaqueur im alten Zentraltheater hatte ſich
Suſebeth bei den Bühnenkünſtlern eines guten Rufes
zu erfreuen. Als Organiſator ſeiner Garde etwa ein
Dutzend handfeſter Leute, wußte er durch geſchickte
Verteilung und gute Parolen das Publikum ſelbſt
dann zum Applaudieren anzureizen, wenn es ſonſt gar
nicht daran gedacht hätte, die Hände zu rühren. Später
übernahm Suſebeth die Organiſation der Claque noch
für andere Ausſtattungsbühnen. Er bediente oft zu
gleicher Zeit zwei bis drei Bühnen. Seine Leute waren
gut geſchult, und ſo fuhr er im Taxameter abends von
einem zum anderen Theater, um nach dem Rechten zu
ehen. Suſebeth konnte die weitverbreitete Abneigung
der Theaterbeſucher gegen die Tätigkeit der Claque nicht
begreifen, und daß er mit ſeiner Anſicht von der Not=
wendigkeit
der Claque nicht allein ſtand, geht wohl am
beſten daraus hervor, daß ſich viele Künſtler und Künſt=
lerinnen
von Ruf, die in Berlin Gaſtſpiele gaben, ſeiner
Organiſation anvertrauten. Und an Anerkennung
fehlte es dem originellen Manne nicht. Seine Wohnung
er wohnte erſt lange Jahre im Chodowiecki=Hauſe in
der Behrenſtraße und ſpäter in der oberen
Friedrichſtraße glich einem Kurioſitätenkabinett,
die Tapeten der mit altväteriſcher Eleganz ein=
gerichteten
Räume waren faſt verdeckt von den Erinne=
rungen
an Heldinnen und Helden, die Suſebeth alle
hervorgerufen. Zur Erinnerung an meinen lieben
Suſebeth, der um eine Handbreit verhinderte, daß mein
Stück durchfiel, ſchreibt ein berühmter Wiener Luſt=
ſpieldichter
, und dem Manne zur Erinnerung, deſſen
Klatſchſucht uns ſo wohl will, lautete die Widmung
einer Berliner Hervine.
* Ein Kursbuch, das 2135 Jahre alt iſt,
befindet ſich gegenwärtig im Reichspoſtmuſeum in Ber=
lin
ausgeſtellt. Es iſt auf Papyrus geſchrieben und

ſtellt nur einen Teil des Ganzen dar. Zweifellos waren
viele Blätter zu einer langen Rolle vereinigt. Aus
dem Text geht hervor, daß das ganze Buch urſprüng=
lich
dem Buchhalter eines großen Gutes zu Notizen
über Einnahmen und Ausgaben aller Art diente. Als
dann 15 Jahre ſpäter der Inhaber des Gutes, mit
Namen Phönix, auf ein Jahr Poſtdirektor wurde, be=
nutzte
dieſer die leergebliebene Rückſeite zu poſtaliſchen
Notizen. Tag für Tag vermerkte er die Ankunft und
den Abgang der Poſten, die Staatsbriefſchaften, welche
die Poſten brachten oder mitnahmen uſw. Intereſſant
iſt das fernere Schickſal dieſer Papyrusrolle. Als ſie
vollgeſchrieben war, gelangte ſie zunächſt als Staats=
urkunde
auf die Regiſtratur des Poſtamtes und wurde
ſpäter als Makulatur verkauft. Käufer ſolcher Maku=
latur
waren damals vorzugsweiſe Sargfabrikanten.
Vornehme Leute ließen ſich nämlich in zwei= und ſelbſt
dreifachen Särgen begraben. Der innerſte Sarg be=
ſtand
aus einer Papyruslage, die durch Zuſammen=
kleben
mehrerer Streifen direkt über den Körperformen
gewonnen wurde. Einen ſolchen Sarg fand man im
Jahre 1902 bei Hibeh. Er kam nach Oxford, woſelbſt
man die achtfache Lage wieder in einzelne Blätter
trennte. Eins davon iſt das Kursbuch.
* Einen zweiſtimmigen Kehlkopf beſitzt
die aus Kanada ſtammende Sängerin Doly Toye. Sie
gehört ſchon längere Zeit der Bühne an, und zwar als
Sopraniſtin. Gegenwärtig tritt ſie in London als
Sopraniſtin und Tenoriſtin auf, und ſetzt alle Laryngo=
logen
und Muſikfreunde in Erſtaunen, denn noch nie
vorher iſt es vorgekommen, daß eine Dame über eine
ſpezifiſch weibliche und eine ſpezifiſch männliche Stimme
verfügte. Die Sängerin iſt nur durch Zufall auf die
ſeltſame Eigenſchaft ihres Kehlkopfes aufmerkſam ge=
worden
. Der Bräutigam ihrer Schweſter ſingt einen
herrlichen Tenor, ſie behauptete, es ihm gleichtun zu
können, und ſie hatte recht. Es bedurfte nur geringer
Ausbildung, um als zweiſtimmige Sängerin auf=
treten
zu können.
** Die franzöſiſche Viſitenkarte Bis=
marcks
. In Bezugnahme auf unſeren geſtrigen Ar=
tikel
iſt uns eine franzöſiſche Viſitenkarte Bismarcks=
vorgelegt
worden, die allerdings noch aus der Zeit des
deutſchen Bundestags herrührt und folgende Faſſung
hat: Mr. de Bismarck-Schönhausen, Ministre pleni-
potentiaire
de S. M. le Roi de Prusse à la Diéte Ger-
manique

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 7. Januar 1910.

Nummer 5.

Einzug halten. Daß der hohe Rat der Elf aber nichts
unterlaſſen wied, um ſeinen Getreuen die Stunden durch
beſonders erleſene Genüſſe zu kürzen, davon die Tat=
ſache
zeuge, daß er zu alledem noch zwei hervorragende
Künſtler gewonnen hat. Trotz der allgemeinen Finanz=
not
und trotz der von allen Seiten drohenden Steuer=
erhöhung
hat das Präſidium tief in den Beutel, d. h.
in des edlen Prinzen Privatſchatulle, gegriffen. (Es
wird doch nirgends auf Zweifel ſtoßen, daß die Narr=
halla
nur erſtklaſſige Honorare zahlt.) So wurden u. a.
engagiert Frl. Mary Wolff vom Metropol=
theater
in Berlin, die vorausſichtlich einige reiz=
volle
Chanſons bringen wird, und vor allem aber unſer
ſo ſchnell beliebt gewordener Komiker, Herr Jordan
vom Großh. Hoftheater, der ſeine geſchätzte Kraft
in entgegenkommendſter Weiſe in den Dienſt des
Zumors zu ſtellen ſich bereit erklärte. Bekanntlich hat
Herr Hofſchauſpieler Jordan gelegentlich des letzten
Preſſefeſtes glänzende Erfolge als Salonhumoriſt er=
rungen
. Es iſt alſo tatſächlich alles geſchehen, um die
erſte große karnevaliſtiſche Veranſtaltung der Reſidenz
zu einer ihrer würdigen zu geſtalten. Der Vorverkauf
iſt übrigens jetzt ſchon enorm, ſo daß es ſich empfiehlt,
ſich baldigſt Karten zu ſichern. An der Abendkaſſe er=
höht
ſich der Preis auf 1,50 Mark
Todesfall. Der vor kurzem in der Lindenhofſtraße
zu Fall gekommene Schneider Scheid, der ſich bekanntlich
bei dem Sturz ſchwer verletzte, wurde vor einiger Zeit als
geheilt entlaſſen. Einige Tage nach ſeiner Ent=
laſſung
klagte er wieder über Schmerzen und verſchied.
Die Obduktion ſeiner Leiche hat ergeben, daß infolge ſeiner
Verletzungen ein Bluterguß ſtattfand, der den Tod her=
beiführte
.
u. Erwiſchter Unhold. Mehrere in letzter Zeit hier
vorgekommene Ueberfälle, deren Täter bisher unermittelt
war, ſcheinen vielleicht jetzt Aufklärung zu finden. Es han=
delt
ſich in erſter Linie um jenen Angriff auf einen alten
Mann und ein von ihm geführtes blindes Mädchen in der
Tanne und einen abends in der Nähe der Pauluskirche
an einem Mädchen verübten Ueberfall. Ein hieſiger
Pferdeknecht, der ſich durch Herumtreiben auffällig gemacht
hat und auf den die Schilderung jener Zeugen paßt, wurde
nunmehr feſtgenommen und von den Betreffenden wieder=
erkannt
. Auch bezüglich zweier weiterer Fälle ſollen ſich
Zeugen gegen ihn gefunden haben und es wäre im Inter=
eſſe
der Unterſuchung ſehr erwünſcht, wenn noch andere
Perſonen, die über die erwähnten oder ähnliche Vorkomm=
niſſe
Wahrnehmungen gemacht und ſich des Täters erin=
nern
können, Angaben bei der Polizei machen würden.
Zuſammenſtoß. Mit der Autodroſchke Nr. 1 ſtieß
geſtern nachmittag ein Soldat zuſammen, der auf dem
Zweirad fuhr. Der Zuſammenſtoß erfolgte Ecke Neckar=
und Rheinſtraße. Eine Scheibe der Autodroſchke ging
dabei in Trümmer. Der Soldat, ein Kanonier der 4. Bat=
terie
des Feldartillerie=Regiments Nr. 25, wurde ziemlich
erheblich im Geſicht und an der rechten Hand verletzt und
kam ins Garniſonlazarett. Auch der Chauffeur trug Ver=
letzungen
an der rechten Hand davon. Doch ſind die Ver=
letzungen
heider nicht lebensgefährlich.
Offenbach, 5. Jan. Die Befürchtungen auf einen
ſchlechten Abſchluß des Jahres 1908 in der
Stadtverwaltung ſcheinen ſich zu beſtätigen. Infolge
des Gaswerksneubaues und der bekannten Druckluft=
affäre
hat in dem erwähnten Jahre das Gaswerk ſeit
1902 wieder zum erſten Mal ein Defizit aufzu=
weiſen
. Dieſes dürfte aller Vorausſicht nach die
Summe von 200000 Mark noch erheblich überſteigen
und zur Folge haben, daß die geſamte Stadtrechnung
mit einem ſehr erheblichen Fehlbetrag abſchließen wird
Zu deſſen Deckung wird ſich vorausſichtlich, ſicherem
Vernehmen nach, die Stadt wohl oder übel genötigt
ſehen, die Gemeindeumlagen um etwa 12 Prozent
zu erhöhen. Der Rechnungsabſchluß des Gas=
werks
, der ſich auffallend lange hinzieht, wird ein ge=
naues
Bild von der Sachlage geben. (Offb. Ztg.)
Offenbach, 5. Jan. Der vor zwei Jahren zum
Stadtverordneten gewählte Amtsgerichtsrat Paul Sei=
bert
hat ſein Mandat als Stadtverordneter wegen Ar=
beitsüberhäufung
niedergelegt. Durch den Rücktritt
Seiberts und den Tod des Stadtverordneten Moller, der
im Sommer erfolgte, haben die Nationalliberalen im
Stadtparlament zwei Sitze verloren. Sie haben zurzeit
noch 16 Mandate inne, gegen 18 bisher, während die So=
zialdemokraten
12 Mandate haben. Die nächſte Stadtver=
ordnetenwahl
findet im November ſtatt.
Dreieichenhain, 6. Jan. Der Geſchichts= und Ver=
kehrsverein
veranſtaltet nunmehr nächſten Sonntag nach=
mittag
im Eidamſchen Saale eine große öffentliche
Pieuxtemps=Feier, die gelegentlich der vor drei
Wochen vorgenommenen Anbringung der Gedenktafel für
Vieuxtemps nicht ſtattfinden konnte. Bei der allgemeinen
Volksfeier hält Oberkonſiſtorialpräſident Nebel aus Darm=
ſtadt
einen Vortrag über die perſönlichen Beziehungen
Henri Vieuxtemps zum Hain, während Medizinalrat Dr
Nebel aus Friedberg die muſikaliſche Bedeutung des gro=
ßen
Geigenkünſtlers und Komponiſten ſchildern wird. Letz=
terer
Redner wird dann im Verein mit dem Violinkünſt=
ler
Daniel aus Darmſtadt die beiden erſten Teile de=
d
-mell-Konzertes von Vieuxtemps zum Vortrag bringen.
Unſere Gefangvereine werden ihre Kräfte in den Dienſt
der Feierlichkeiten ſtellen.
n. Heppenheim, 6. Jan. Von gemeiner Bubenhand
wurden im hieſigen Wald etwa 200 Fichtenbäum=
chen
abgeſchnitten und ſo vernichtet. Bedauerlicher=
weiſe
iſt dies nicht der erſte derartige Fall und blieb trotz
wiederholter ähnlicher Frevel bisher die Täterſchaft un=
ermittelt
. Die mit der Unterſuchung befaßte Staatsan=
waltſchaft
in Darmſtadt hatte heute einen Kriminalbeamten
an Ort und Stelle entſandt, der mittels eines Polizei=
hundes
Nachforſchungen nach Spuren anſtellte.
Mainz, 6. Jan. Die Stadt beabſichtigt, auf dem
neuerſchloſſenen Gelände an den Römerſteinen eine
Gartenkolonie und zwar ſogenannte Streber=
gärten
, die ſich in Leipzig und anderen Städten beſtens
bewährt haben, anzulegen. Es ſollen 36000 Quadrat=
meter
Gelände hierfür benützt werden. Der Mietpreis
ſoll einſchließlich der Bewäſſerung ſich auf 810 Pfg.
per Quadratmeter ſtellen. Die Stadtverordneten be=
willigten
geſtern zur Ausführung der Arbeiten 4300 Mk.
Mainz=Mombach, 5. Jan. Geſtern ſtatteten hier
zwei Zigeunerweiber einer Bürgersfrau einen
Beſuch ab und forderten mit der ihnen eigenen Zu=
dringlichkeit
ein Almoſen. Während die eine der bral=
nen
Bettelweiber die Frau mit allerlei Redensarten
hinhielt, übte ſich die andere in ihrer Taſchenſpieler=
kunſtfertigkeit
und ſtahl das gefüllte Portemonnaie
der Frau. Trotzdem die Beſtohlene ſofort den Verluſt
merkte und die Polizei herbeirief, war das Porte=
monnaie
nirgends mehr zu finden. Die Spitzbübin
wurde feſtgenommen und dem Gericht übergehen.
Mainz=Mombach, 6. Jan. Seit längerer Zeit wur=
den
in den Güterhallen der Staatsbohn an der Mim=
bacherſtraße
Diebſtähle an den dort ankommenden
Waren bemerkt. Man konnte den Dieben nicht auf die
Spur kommen, bis geſtern die Kriminalpolizei erfuhr
daß in der Wohnung des am diesſeitigen Brückenturm

der Eiſenbahnbrücke ſtationierten Brückenwärters
Krummeck geſtohlene Waren zu finden ſeien. Bei
der daraufhin vorgenommenen Hausſuchung wurde dann
auch ein Ballen Tuch von 98 Meter Länge im Werte
von zirka 500600 Mark geſunden, der in den Hallen
geſtohlen worden war. Das Tuch war für die Eiſen=
bahnwerkſtätte
beſtimmt und ſollte zu Hoſen verarbeitet
werden. Krummeck hatte von dem Tuch bereits 78
Meter verkauft. Er gab an, das Tuch von einem Alt=
händler
namens Leopold Heumann erſtanden zu haben,
der daraufhin ebenfalls von der Polizei in Haft genom=
men
wurde. Heumann weigert ſich hartnäckig, den
Dieb, von dem er das Tuch erhielt, zu nennen, und gab
einen anderen Althändler als ſeinen Lieferanten an,
der dies jedoch entſchieden beſtreitet. Da in Krummecks
Wohnung noch mehrere Sachen gefunden wurden, die
anſcheinend von dieſen Diebſtählen herrühren, kam
Krummeck, der ſchon beinahe 40 Jahre im Dienſte der
Eiſenbahn ſteht, geſtern abend noch in Haft. Sein mit
auf die Polizei ſiſtierter Sohn wurde dagegen in Frei=
heit
gelaſſen, da er an den Diebſtählen ſchuldlos iſt.
Kaſtel, 5. Jan. Die Nachricht, der in der hieſi=
gen
Pionierkaſerne verunglückte Unteroffi=
ier
ſei alsbald nach ſeiner Einlieferung in das
Militärlazarett zu Mainz geſtorben, beſtätigt ſich nicht.
Unteroffizier L. iſt noch am Leben, doch iſt ſein Zuſtand
ſehr bedenklich. Ueber den Fall, der hier beſonderes
Aufſehen erregt, kurſieren die widerſprechendſten Ge=
rüchte
. Die Meldung, er ſei beim Ueberſteigen der
Kaſernenmauer abgeſtürzt, iſt unrichtig. Unteroffizier
L. erkletterte in der Nacht das im Kaſernenhofe
ſtehende Klettergerüſt und ſtürzte von dieſem ab. Man
erzählt ſich hier, daß das mit Abſicht geſchah. Das ewig
Weihliche ſoll in der Sache eine Rolle ſpielen.
Heidesheim, 6. Jan. Die militäriſchen Wacht=
poſten
in dem mit Drahtzaun eingefriedigten Gelände
des Mainzer Pulverdepots bei Heidesheim wurden in
letzter Zeit wiederholt von halbwüchſigen Burſchen mit
Schimpfworten und Steinwürfen beläſtigt. Die Mili=
tärbehörde
hat jetzt auf dem ganzen Gelände eine elek=
triſche
Schellenleitung anbringen laſſen, die den Wacht=
poſten
ermöglicht, bei Angriffen die geſamte, aus einem
Unteroffizier und neun Mann beſtehende, an der Sta=
tion
Uhlerborn untergebrachte Wache zu alarmieren.
Außerdem ſind die Wachtpoſten ermächtigt, bei allen An=
griffen
auch ohne Anrufen von der Schußwaffe Ge=
brauch
zu machen.
*) Friedberg, 5. Jan. Einen wohlgelungenen
Volkslieder=Abend veranſtaltete heute der Ver=
ein
für Heimat=, Kunſt= und Wohlfahrtspflege unter
dem Vorſitz des Geheimerats Fey. Pfarrer Schulte=
Großen=Linden, ein eifriger Förderer und Sammler
des Volksliedes, hielt einen Vortrag über Das ober=
heſſiſche
Volkslied, ſeine Feinde und ſeine Freunde‟
Mehrere Volkslieder hatte für den Abend Profeſſor K
Schmidt=Friedberg muſikaliſch bearbeitet. Fräulein
Tha Fey trug ſie mit ſchöner Stimme vor. Es war
eine ſchöne Ausleſe von Vogelsberger Liedern. Die
ganze Veranſtaltung war eine wohlgelungene und
hatte den überaus ſtarken Beſuch voll und ganz ver=
dient
.
*) Ruhlkirchen bei Romrod, 5. Jan. Der 65 Jahre
alte Hainbach überfiel ſeinen 30 Jahre alten Sohn im
Bette und ſchlug ihm mit der Axt den Schädel ein.
Darauf flüchtete er in den Wald. Der Sohn liegt im Als=
felder
Krankenhaus zu Tode darnieder. Der verhaftete
alte Hainbach gab als Grund zur Bluttat an, ſein Stief=
ſohn
habe heiraten wollen, da hatte er ihm 500 Mark geben
müſſen. Deshalb habe er den Mordplan gefaßt.

Reich und Ausland.

Aus der Reichshauptſtadt, 5. Jan. Morgen früh wird.
dem Eintreffen Sir Erneſt Shackletons und ſeiner
Gemahlin entgegengeſehen. Abends 6 Uhr wird er in der
Geſellſchaft für Erdkunde ſprechen. Mittags wird ihm zu
Ehren ein Eſſen gegeben, an dem beſonders auch hervor=
ragende
Kolonialpolitiker teilnehmen. Zerrüttete Fa=
milienverhältniſſe
ließen geſtern den Produktenhändler
Neubert ſeinem Leben durch Vergiften ein Ende ma=
chen
. Seine Frau hatte ihn kürzlich verlaſſen. Als ſie
geſtern in die Wohnung ihres Mannes zurückkehrte, hatte
er die Ankündigung, die er ihr machte, bereits zur Tat
werden laſſen und ſich vergiftet. Wegen Unter=
ſchlagung
im Amte hatte ſich geſtern der frühere Poſt=
aushelfer
, jetzige Artiſt Albert Lehmann vor der 2. Straf=
kammer
des Landgerichts I zu verantworten. Der Ange=
klagte
war vor einiger Zeit auf dem Poſtamt 9 als Poſt=
aushelfer
beſchäftigt. Zu ſeinen Obliegenheiten gehörte
u. a. das Ausräumen der Briefkäſten. Eines Tages wurde
er von einem Poſtſchaffner im Abſtempelungsraum beob=
achtet
, wie er von den eingeſammelten Briefen zwei
Zehnpfennig= und eine Fünfpfennigmarke
ablöſte und in ſeiner Taſche verſchwinden ließ. Der Poſt=
ſchaffner
erſtattete ſofort Anzeige. Der Angeklagte gah die
Unterſchlagung offen zu und erklärte, daß er ſich von dem
Erlöſe der Marken habe Eßwaren kaufen wollen. Die Folge
dieſer Handlungsweiſe war die jetzige Anklage. Das Ge=
richt
erkannte dem Antrage des Staatsanwalts gemäß auf
die niedrigſte geſetzlich zuläſſige Strafe von drei Mo=
naten
Gefängnis.
Mannheim, 5. Jan. Das Proiekt einer Schnell=
bahn
Mannheim=Heidelberg, das vor zehn
Jahren erörtert, dann aber wegen der ablehnenden
Haltung der Regierung zurückgeſtellt wurde, iſt neuer=
dings
wieder hervorgeholt worden. Dr. Mez von der
hieſigen Handelskammer erſtattete geſtern in einer
öffentlichen Verſammlung in Heidelberg ein Referat
über die Angelegenheit. Er ſchätzt die Koſten auf fünf
bis acht Millionen Mark und empfiehlt ein Zuſammen=
gehen
der beiden Stadtverwaltungen. In Mannheim
iſt jedoch die Begeiſterung über das Projekt merk=
lich
abgeflaut, man befürchtet die Abwanderung zahl=
reicher
guter Steuerzahler nach Heidelberg. Eine an=
dere
Schwierigkeit bietet die Konzeſſion der Süd=
deutſchen
Eiſenbahngeſellſchaft. Nach lebhafter Dis=
kuſſion
, in der Oberbürgermeiſter Dr. Wilckens als
Hauptſache bezeichnete, in Mannheim für das Projekt
Stimmung zu machen, wurde ein Ausſchuß zur Förder=
ung
der Sache gewählt.
München, 6. Jan. Durch einen Zufall entdeckte
man in Föbau in Oberfranken einen furchtbaren Fall
von Freiheitsberaubung. Dort hat der Färbereibeſitzer
Müller ſeine jetzt 36 Jahre alte Tochter 13 Jahre
lang in einer Kammer gefangen gehalten und
ſie völlig verwahrloſen laſſen. Die Unglückliche wurde
in das Krankenhaus Schwarzenbach übergeführt. Eine
Unterſuchung iſt eingeleitet.
München, 5. Jan. In dem Prozeß gegen den
Theaterdirektor Reinhardt=Berlin, der des Ver=
gehens
gegen die Gewerbeordnung angeklagt war, weil
er die Konzeſſion zu ſeinen vorjährigen Gaſtfpielen
nicht nachgeſucht hatte, wurde Reinhardt freigeſprochen.
Die Koſten wurden der Staatskaſſe auferlegt.
Erlaugen, 5. Jan. Der ehemalige Reichstags=
abgeordnete
Frhr. v. Gagern iſt heute im Alter von
69 Jahren auf dem benachbarten Schloſſe Neuenhürg

geſtorben. Friedrich Baldnin Freiherr von Gagern
war im Jahre 1842 zu Monsheim bei Worms geboren
und iſt der jüngere Bruder des heſſiſchen Bevollmäch=
tigten
zum Bundesrat, Freiherrn Maximilian von=
Gagern. Er trat in ſeiner Jugend in die öſterreichiſche
Kriegsmarine ein, quittierte nach dem deutſch= franzöſi=
ſchen
Krieg den Dienſt und widmete ſich von da ab der
Bewirtſchaftung ſeines Gutes Neuenbürg bei Er=
langen
. Politiſch ſchloß er ſich der Zentrumspartei an.
1881 wurde Freiherr von Gagern von dem Wahlkreis
Kronach in den Reichstag gewählt, wo er durch drei
Legislaturperioden beſonders lebhaften Anteil an den
kirchenpolitiſchen Kämpfen nahm. Auch als Mitglied
der Kommiſſion für die zweite Leſung des Entwurfs
des Bürgerlichen Geſetzbuches iſt Herr von Gagern
wiederholt hervorgetreten. Der bayeriſchen Zweiten
Kammer gehörte Herr von Gagern vom Jahre 1884 ab
eine lange Reihe von Jahren hindurch an.
Wien, 6. Jan. Wie die Blätter melden, beſchloß
die Bezirksvertretung des Wiedener Stadt=
bezirks
einſtimmig unter lebhaftem Beifall, als Aus=
druck
der herzlichen Beziehungen zwiſchen der Mon=
archie
und dem Deutſchen Reiche der Alleegaſſe, durch
welche das deutſche Kaiſerpaar am 14. Mai 1909 feinen
feierlichen Einzug vom Südbahnhof in die Hofburg
hielt, den Namen Kaiſer Wilhelm=Straße bei=
zulegen
.
Paris, 5. Jan. Seit dem Abend des 2. Januar iſt
die Jagd um Paris und in den anſtoßenden De=
partements
geſchloſſen, und es durkte daher ſeit Mon=
tag
morgen kein Wild mehr in die Pariſer Markt=
hallen
gebracht werden. Hier wurden in den vier letz=
ten
Monaten 2640000 Kilogramm Wild eingeführt, am
24. Dezember allein 9768 Kilogramm franzoſiſchen und
2456 Kilogramm ausländiſchen Wildes, am 31. Dezem=
ber
7764 Kilogramm von der einen und 4806 Kilo=
gramm
von der anderen Sorte. Das fremde Wild
kommt hauptſächlich aus dem Schwarzwalde, aber auch
aus Böhmen und ſogar aus Rußland. Daß noch
immer, trotz den Vogelſchutzvereinen, viele Zugyögel
erlegt werden, ergibt ſich aus der Tatſache, daß im No=
yember
146 467 Lerchen in den Hallen ver=
kauft
wurden, im September waren es nur 300. Die
meiſten werden in Südfrankreich, bevor ſie über das
Mittelmeer ziehen, gefangen. Die Lerchenvaſteten aus
Pithiviers ſtehen im Rufe einer feinen Delikateſſe.
Madrid, 5. Jan. Noch im alten Jahre ſtarb hier
der Herzog von Sexto, der vertraute Freund und
Gefährte Alfons XII. hei ſeinen galanten Abenteuern.
Wenn nicht die Kaiſerin Eugenie noch lebte, mit der
er eng befreundet war, ſo würde man ſagen können=
daß
mit ihm der letzte Vertreter einer ganzen Zeit=
epoche
ins Grab geſunken iſt. Er war die Seele aller
jener ariſtokratiſchen Feſte des porigen Jahrhunderts
und ſpäter unter Alfons Xll. Vizepräſident des Se=
nats
, Gouverneur und Alealde von Madrid, dann
Oberhofmarſchall, Oberſtall= und Oberjägermeiſter,
Ritter des Goldenen Vlieſes uſw. Einer der älteſten
ſpaniſchen Familien angehörend, vereinigte er in ſich
ein Dutzend Adelstitel; doch führte er mit Vorliebe
den eines Marquis de Aleahieas, den Karl V. einem
feiner Vorfahren verlieh, die ihren Stammbaum auf
Alfons Xl. zurückführten. Der Verſtorbene war mit
der Prinzeſſin Sophie Troubetzkoy vermählt, die in
erſter Ehe mit dem Herzog von Morny verheiratet war.
London, 5. Jan. In der Londoner Vorſtadt Fulham
ſtarb geſtern an Vergiftung eine Frau Amelia
Pratt, die Gattin eines Theaterdirektors. Die Verſtyl=
bene
hatte an einer leichten Magenverſtimmung gelit=
ten
, und ihr Arzt, Dr. Fletcher, hatte ihr ſelbſt eine
Medizin verabreicht, worauf ſich ihr Zuſtand ſo ver=
chlimmerte
, daß ſie ihren Gatten aus dem Thegter
ruſen ließ. Dieſer holte ſogleich Dr. Fletcher, der die
Magenpumpe anwandte. Frau Pratt ſtarb ihm aher
unter den Händen. Der Arzt verließ das Haus, ohne
ſich über die Urſache des plötzlichen Todes zu äußern.
Der Gatte fand dann zu ſeinem größten Erſtaunen die
Medizinflaſche bis oben angefüllt, obwohl ſeine Frau
ihm geſagt hatte, Dr. Fletcher habe ihr mehrere Löffel
davon verabreicht. Man hatte inzwiſchen noch einen
anderen Arzt, Dr. Williams, herbeigeholt, der in der
verhängnisvollen Medizin Strychnin zu entdecken
glaubte und die Polizei von dem Fall benachrichtigte.
Dr. Fletcher geſtand nun, daß er ſich geirrt und der
Frau ſtatt Opium eine Struchnin=Loſung gegeben
habe. Er habe nach dem Todesfall die Flaſche mit
Waſſer aufgefüllt, um zu verhindern, daß weiteres Un=
heil
damit angerichtet werde.
Rigg, 5. Jan. Infolge des ſeit geſtern ununter=
brochen
herrſchenden Sturmes iſt der Straßenbahn=
und Dampferverkehr eingeſtellt. Die Duena iſt um
fünf Fuß über Normal geſtiegen. Die Eiſenbahnen
kommen mit großen Verſpätungen an; in der Stadt
ſind mehrere Dächer fortgeriſſen worden, wobei zwef.
Perſonen getötet und große Holzporräte fortgeſchwemmt
worden ſind.
Albany, 6. Jan. Die Witwe des kürzlich verſtorbenen
Eiſenbahnkönigs Harriman hat dem Gouverneur des
Staates New=York 10000 Morgen Land zur Anlage eines
Volksparkes, ſowie eine Million Dollaxs zu demſel=
ben
Zweck angeboten. Auch die Multimillignäre Morgan
und Rockefeller haben jeder eine halbe Million Dollars zu
demſelben Zweck geſtiftet. Im ganzen ſtehen dem Gouver=
neur
2625000 Dollars zur Verfügung. Man iſt ſich über
den Ort, wo der Volkspark angelegt werden ſoll, noch nicht
ganz einig, wird jedoch allem Anſchein nach eine herrlich
gelegene Gegend am Ufer des Hudſonfluſſes wählen.

Parlamentariſches.

* Darmſtadt, 6. Jan. Der Finanzaus=
ſchuß
der Zweiten Kammer ſetzte heute mit der
Regierung, die durch die Herren Stagtsminiſter
Ewald Exz., Finanzminiſter Gnauth Exz. und Mi=
niſterialrat
Süffert vertreten war, ſeine Beratungen
fort. Abg. Reinhart berichtete zunächſt, daß der
Finanzausſchuß darin einſtimmig ſei, daß eine Schul=
dentilgung
in der Höhe von 1767000 Mark für das
Jahr 1910 nicht möglich ſei. Man könne deshalb
die Summe von 1059920 Mk., den Reſt des Ausgleichs=
fonds
, zu anderen Zwecken verwenden, alſo entweder zu
allgemeinen Staatszwecken, oder zu Beamtenheſoldun=
gen
, oder für beides zugleich. Abg. Molthan erörterte
dieſe Punkte noch näher. Finanzminiſter Gnauth
Exz. meint, daß die Einnahmen aus Steuern und Stem=
pel
nicht über die regelmäßige Steigerung der Aus=
gaben
hinausgehen würden. Die ſchwankenden Eiſen=
bahneinnahmen
follten nicht dazu benutzt werden, das
Ordinarium mit darauf zu gründen. Es ſei richtiger,
diefe Eiſenbahnüberſchüſſe nur zur Schuldentilgung zu
verwenden und nur die Ueberſchüſſe über die Schulden=
tilgung
hinaus in die allgemeine Staatskaſſe abfließen
zu laſſen. Abg. Ulrich iſt der Anſicht, daß bei den
Sparſamkeitsbeſtrebungen nicht viel herauskommen
werde; er wolle allerdings dabei mitwirken, allein, viel
Hoffnung habe er nicht. Abg. Brauer will nur dann
an eine Erhöhung der Beamtengehälter herangehen,

[ ][  ][ ]

Nummer 5.

Seite 5.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 7. Januar 1910.

wenn durch Neuorganiſation der Beamtenſchaft Erſpar=
niſſe
erzielt ſeien. Abg. Molthan will nicht allein
an Beamten ſparen, ſondern namentlich auch an den Zu=
ſchüſſen
zu einzelnen Kategorien, ſo zum Beiſpiel der
Landwirtſchaft, die zur Zeit 800000 Mark Zuſchuß be=
ziehe
. Pflicht des Staates ſei es, den notleidenden Be=
amten
zu helfen. Abg. Dr. Oſann hält eine Schul=
dentilgung
für die Zukunft im Sinne des neuen Geſetz=
entwurfes
für richtig; für das Jahr 1910 ſei eine Schul=
hentilgung
aus dem Reſte des Ausgleichsfonds vorge=
ſehen
. Dieſer ſollte aber für andere Zwecke, wie Be=
amtenbeſoldung
und allgemeine Staatszwecke, verwen=
het
und für 1910 nur 651000 Mark zur Schuldentilgung
heſtimmt werden. Abg. Dr. Weber iſt für das Schul=
dentilgungsgeſetz
, meint aber, daß der Zeitpunkt des
Inkrafttretens auf das Jahr 1912 hinausgeſchoben wer=
den
ſollte. Dem widerſpricht der Finanzminiſter und
hittet dringend, eine Hinauschiebung des Termins nicht
anzunehmen. Abg. Molthan regt wiederholt an,
mit dem Finanzausſchuß der Erſten Kammer zuſammen
zu tagen und über die finanziellen Verhältniſſe ſich aus=
zuſprechen
. Die Regierung will dieſer Anxegung Folge
geben. Nächſte Sitzung Freitag vormittag.
* Die Verhände akademiſcher Beamten
haben eine Vorſtellung an die Zweite Kammer, be=
treffend
das Dienſteinkommen der höheren
Staatsheamten, gerichtet, in der es heißt: Nicht
nur die genaueſte Kenntnis der Lage der Beamten,
ſondern ehenſp ſehr die bange Sorge für unſeren Staat
verpflichtet uns, zu erklären, daß der Notlage unſerer
Beamtenſchaft ohne jeden Aufſchub gründlich abgeholfen
werden muß. Auch in den Kreiſen der akademiſch gebil=
deten
Beamten ſind die vermögensloſen Familien mit
zwei, drei unſelbſtändigen Kindern ſchon längſt trotz
der größten Sparſamkeit am Ende ihrer finan=
ziellen
Kräfte angelangt. Daher bitten die
untexzeichneten Beamtenvereine, den Landſtänden,
nötigenfalls unter Streichung aller irgend vermeidbaren
oder irgend aufſchiebbaren Ausgaben, ſofort einen ſich
eng an die neue Geſetzgebung in Preußen und im Reich
anſchließenden Geſetzentwurf für eine Neuordnung der
Dienſteinkünfte zu unterbreiten und zur ſofortigen
Linderung des augenblicklichen Notſtandes für die Zeit
bis zum 1. April 1910, dem Zeitpunkt des Inkraft=
tretens
der neuen Dienſteinkommensordnung, der Be=
amtenſchaft
eine Teuerungszulage von ausreichender
Höhe zu gewähren.
Unterzeichnet iſt die Einggbe von folgenden Beamten=
vereinen
: Verband Großherzoglich Heſſiſcher Ober=
förſter
, Verein der gkademiſchen Finanzbeamten bei den
Großherzoglichen Finanzämtern, Heſſiſcher Oberlehrer=
verein
, Verband der Großherzoglich Heſſiſchen Staats=
baubeamten
und Verein Großherzoglich Heſſiſcher
Medizinalbeamten.
* Der Landesverhand der Bürger=
meiſter
im Großherzogtum Heſſen hat eine
Vorſtellung an die Zweite Kammer, betreffend das Ge=
ſetz
, die allgemeine Einkommenſteuer vom
12. Auguſt 1899, gerichtet, in der die Kammer gebeten
wird, die Aufhebung des Artikels 4 zit. Geſetzes höchſt=
geneigteſt
genehmigen und beſchließen zu wollen‟ Nach
Artikel 4 des Geſetzes ſind Angehörige anderer deutſcher
Staaten ſowohl als Reichsausländer, welche im Groß=
herzogtum
wohnen, im Falle ſie nicht daſelbſt eine mit
Erwerb verbundene Beſchäftigung ausüben oder aus=
geübt
haben, erſt alsdann zur Einkommenſteuer
zuzuziehen, wenn ſie bereits ein Jahr im Großherzog=
tum
gewohnt haben.

Sport.

Turneriſches. In der am 2. Januar in
Darmſtadt abgehaltenen Sitzung des geſchäftsführen=
den
Ausſchuſſes des Mittelrheinkreiſes
wurde für das Jahr 1910 folgender Arbeitsplan auf=
geſtellt
: 30. Januar; 1. Kreisvorturnerſtunde (Tge.
Frankfurt). 13. Februar: Sitzung des Geſchäftsführenden
Ausſchuſſes mit dem Ortsausſchuß für das 29. Kreis=
turnfeſt
in Kreuznach. 6. März: Kreisvorfechterſtunde
(Tv. Wiesbaden). 16. April: Sitzung des Kreisausſchuſſes,
17. April; Kreisturntag, beide vorausſichtlich in Ober=
lahnſtein
. 25. September; 2. Kreisvorturnerſtunde (Tv.
Limburg). 30. Oitober: Frauenvorturnerſtunde (Tgde.
Hanau). Die ſchon lange geplante Kreiszeitung ſoll
von Mitte Januar ab alle 14 Tage in Butzbach er=
ſcheinen
. Bezugspreis durch die Poſt vierteljährlich
50 Pfg., außer Bringerlohn, bei direktem Verſand 60 Pfg.
mit Porto. Für das 29. Kreisturnfeſt ſind die Tage
vom 30. Juli bis 3. Auguſt vorgeſehen.
sr. Die Weltmeiſterſchafts=Ringkämpfe
in Paris wurden mit einer Reihe intereſſanter
Kämpfe fortgeſetzt. So warf Luppa den Türken Oali
in 14 Minuten, der deutſche Pohl (Abs II) den Volen
Jvan Waujech in 3 Min. 55 Sek., ferner der Franzoſe
Vervet den Belgier Charles d’Anvers in 52 Minuten.
Unentſchieden rangen die Italiener Carlo Re und
Cxoszier, 35 Minuten.

Luftſchiffahrt.

* Bitterfeld, 6. Jan. Heute mittag um 12 Uhr
45 Minuten unternahm der Ballon P 3 ſeinen erſten
diesjährigen Aufſtieg zwecks Ahnahme durch die Militär=
verwaltung
. Führer war Oberleutnant Stelling
Außerdem befanden ſich in der Gondel die Vertreter der
Militärverwaltung Oberſt Meſſing, die Majore Grot
Sperling und de le Roi, Oberingenieur Baſenach, Major
Parſeval, Oberingenieur Kiefer, ein Steuermann und
zwei Monteure. Die Fahrt erſtreckte ſich bis nach dem
Deſſauer Wald. Um 2,15 Uhr landete der Ballon glatt
auf dem Felde vor der Ballonhalle.
sr. Zum Todesſturz des frauzöſiſchen
Apiatikers Delagrange auf dem Flugfelde bei
Paux äußerte ſich der bekannte Aviatiker Blériot, deſſen
Apparat Delagrange ſteuerte, dahin, daß vermutlich
einer der zur Verwindung der Tragflächen dienenden
Stahldrähte geriſſen ſei. Blérigt gab auch gleichzeitig
zu erkennen, daß Delagrange es wahrſcheinlich an der
nötigen Vorſicht habe fehlen laſſen, und daß er mit einem
Apparat aufgeſtiegen ſei, der nach eigenen Angaben von
Delagrange wiederholten Aenderungen unterzogen
worden war, die darauf berechnet waren, eine möglichſt
große Geſchwindigkeit der Flugmaſchine zu erzielen.
Dieſe Darſtellung erſcheint indes nicht ganz plauſibel,
da gerade Delagrange zu den älteſten und erfahren=
ſten
Aviatikern des Kontinents zählte. Er fuhr bereits
im Jahre 1908 einen Voiſin=Doppeldecker, mit dem er
u. a. im Mai 1908 eine Rekordleiſtung über 12 Kilo=
meter
750 Meter aufſtellte. Er überbot noch in dem
gleichen Jahre ſeinen eigenen Rekord mit einem Dauer=
fluge
von einer halben Stunde und blieb mit dieſer
Leiſtung lange Zeit Inhaber des Wektrekords. Später
entſchloß ſich Delagrange, nach den Erfolgen von Latham
und Blériot, zum Eindecker überzugehen, und zwar
zum Blöriotſchen Syſtem, mit dem er bei dem erſten

größeren Flugmeeting in der Champagne in Reimé
eine Reihe von Erfolgen erzieken konnte. Seine her=
vorragendſte
Leiſtung vollführte er erſt vor wenigen
Tagen beim Jahreswechſel auf dem Flugfelde von
Port d’Aviation, indem er 200 Kilometer in ununter=
brochenem
Fluge in 2 Std. 32 Min. zurücklegte und
damit einen neuen Weltrekord für Monoplane auf=
ſtellte
. Mau wird unter dieſen Verhältniſſen kaum an=
nehmen
können, daß der alte Routinier ſeiner eigenen
Unporſichtigkeit zum Opfer gefallen iſt, ſondern daß ein
Defekt der Maſchine den verhängnisvollen Sturz her=
beiführte
.

Handel und Verkehr.

Zur Konzentration im Bankgewerße.
Die Aufſaugung der mittleren und kleinen Betriehe
durch die großen Inſtitute hat auch im Jahre 1909
weitere Fortſchritte gemacht. Wie eine intereſſante
Tabelle zeigt, die von der Bankbeamten=Zeitung, dem
Blatt des Deutſchen Bankbeamten=Vereins, ſoeben ver=
öffentlicht
wird, erſtreckte ſich der Konzentrationsprozeß
im ganzen auf 60 Firmen, die in 38 Banken aufgingen.
Dabei iſt bemerkenswert, daß zwei große Provinz=
inſtitute
ſich wefentlich ausgedehnt haben. So übernahm
die Mitteldeutſche Pripatbank (durch Fuſion zwiſchen
der Magdeburger Privathank und dem Dresduer Bank=
rerein
entſtanden) zwei weitere Provinzbanken, wäh=
rend
die Rheiniſch=Weſtfäliſche Diskonto=Geſellſchaft
durch Uebernahme von 15 Millionen Mark Anteilen der
Firma Hardy u. Co, nach Berlin ging; auch die Berg=
und Metallbant, Frankfurt a. M., faßte durch komman=
ditariſche
Beteiligung bei dem Berliner Bankhauſe
Delbrück Lep u. Co. in der Reichshauptſtadt feſten Fuß.
Die meiſten Verſchmelzungen nahmen vort die Nieder=
deutſche
Bank in Dortmund, der Magdeburger Bank=
verein
, die Süddeutſche Diskonto=Geſellſchaft und die
Württemhergiſche Vereinsbant. Von beſonderem Inter=
eſſe
dürfte ſein, daß die Deutſche Baul eine Filials
in Konſtantinopel errichtete und mit der Uebernahme
Die
von Balſer u. Cp. in Brüſſel Fuß faßte.
Kapitalerhöhungen betrugen insgeſamt bei 22 Banken
über 123 Millionen Mark.

Stimmen aus dem Publikum.
Für die Beröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion
keinerlei Verantworkung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einjender verantwortlich.)

Nochmals der Hohle Weg.
Die Stadtverwaltung heabſichtigt die Eröffnung des
Hohlen Wegs zwiſchen Taunusſtraße und Speſſartring,
h. die Umwandlung dieſes Weges zu einer Straße
in der Breite von 12,5 Metern. Im Hinblick auf die
der Stadt hierdurch erwachſenden Koſten wird vielfach
geltend gemacht, daß dieſes Unternehmen nicht zum
öffentlichen Nutzen diene, daß die Stadt keinerlei oder
nur wenig Intereſſe an dem Verkehr im Hohlen Weg
habe und nur die Eigentümer der anliegenden Grund=
ſtücke
dabei intereſſiert ſeien. Die Stadt habe alſo in
dieſer Angelegenheit keine Opfer zu bringen bezw. die
Eröffnung des Hohlen Wegs zu einer Straße zu unter=
laſſen
. Die Sachlage aber zeigt nur allzu deutlich, daß
dieſe Umwandlung durchaus im öffentlichen Intereſſe
liegt. Der Verkehr im Hohlen Weg iſt ein ganz bedeu=
tender
. Wilhelm Kaminskn zählt denſelben in ſeinem
Führer durch die nächſte Umgebung von Daxmſtadt
von 1908, S. 2. zu den vielbegangenen Wegen. Zu=
nächſt
wäre auf das Orpheum hinzuweiſen, welches im
Jahre während acht Monaten Vorſtellungen gibt, zu dem
der Hohle Weg den Zugang bildet. Fußgänger, Rad=
fahrer
und Wagen benutzen ihn zu diefem Zwecke täg=
lich
, an Sonn= und Feiertagen ſogar für zwei Vor=
ſtellungen
, und dieſem Verkehr ſoll nun der ſchmale
Hohle Weg, eine Art Feldweg, in ſeinem dermgligen
Zuſtande dienen? Aus der Benutzung der elektriſchen
Wagen, welche die Orpheumbeſucher an der Taunus=
ſtraße
abholeu, erzielt die Stadt ja auch eine nennens=
werte
Einnahme. In der beſſeren Jahreszeit aber wird
der Hohle Weg fleißig von Spaziergängern nach den
nahen Waldungen benutzt. Und nun die projektierte
Hohler Weg=Gartenſtadt! Dieſelbe hat ſchon mit einigen
Häuſern ihren Anfang genommen und wird, wie man
hört, im laufenden Jahre eine rege Bgutätigkeit
zeitigen. Der Hohle Weg wird die Hauptverkehrslinie
dieſer Vorſtadt bilden, er geht mitten durch. Da iſt es
doch notwendig, von der Taunusſtraße aus einen aus
gemeſſenen Zugang zu diefem ſchönen Stadtteil zu
ſchaffen, ſchon die Baufuhren dahin machen dies not=
wendig
. Nein, wie dermalen der Hohle Weg iſt und
ausſieht, ſo kann er nicht bleiben, das wäre unſerer
Stadt nicht würdig.
Weiter wird auch geltend gemacht, wenn die Stadt
doch für die Umwandlung des Hohlen Weges in eins
Straße Gelände erwerben wolle, ſie nicht ſo viel ver=
güten
dürfe, wie verlangt worden ſei, namentlich ſolle
ſie keinen Preis bezahlen, der dem Wert der abzu=
tretenden
Grundſtücke als Bauplätze entſpreche, denn
das Gelände beſtehe ja noch nicht aus Baugrundſtücken,
es fei nur Gartenland, Grabgarten. Dem gegenüher
iſt zu bemerken, daß nach Verlängerung der Lieb=
rauenſtraße
vom Hohlen Weg bis zur Dieburger
Straße, wobei ſie durch Gärten gelegt worden iſt, die
zum Teil mit Grundſtücken am Hohlen Weg unmittel=
bar
zuſammenhängen, bezw. denſelben Eigentümern
gehören, das ganze, aber kleine Gebiet (Dreieck) zwi=
ſchen
Hohler Weg, Liebfrauenſtruße und Dieburger
Straße als Baugebiet in Frage zu kommen hat, eben
weil die Liebfrauenſtraße da durchgeführt worden iſt.
Die betreffende Strecke der Dieburger Straße iſt ja
auch ſchon vollſtändig bebaut. Wenn alſo für die am
Hohlen Weg abzutretenden Grundſtücke Bauplatzpreis
beanſprucht wird, ſo iſt dies wohl gerechtfertigt, umfo=
mehr
, als bei der in Rede ſtehenden Durchführung der
Liebfrauenſtraße ſchon erheblich viel Gelände faſt un=
entgeltlich
(Bruttverlös 70 Pfeunig für den Quadrat=
meter
) abgegeben worden iſt und bei Eröffnung des
Hohlen Wegs zur Straße nach der Alkgemeinen Bau=
ordnung
ſeinerzeit noch erhebliche Koſten ſeitens der
das Gelände abtretenden Anlieger zu tragen ſind.

Litergriſches.

Die deutſchen Mundarten, ihr Wer=
den
und ihr Weſen. Von Dr. O. Weiſe. (XII
und 275 Seiten.) Preis zirka 2,40 Mark geb. Vexlag
von B. G. Teubner in Leipzig. Das Buch iſt ein
Seitenſtück zu des Verfaſſers im ſelben Verlage bereits
in 7. Auflage erſchienenen Schrift Unſere Mutter=
ſprache
, ihr Werden und ihr Weſen und ehenſo volks=
tümlich
gehalten. Ueberall wurden die weſentlichſten
und für die einzelnen Mundarten charakteriſtiſchſten
Erſcheinungen ausgewählt, wobei immer möglichſt auf
das erſte Auftreten der in Frage kommenden Gebilde
zurückgegangen wurde. In einem einleitenden Ab=
chnitte
aber iſt das Werden, die Entſtehung und allmäh=
liche
Entwickkung der dialektiſchen Formen erörtert und

den ſpzialen, politiſchen und religiöſen Gründen nach=
gegangen
worden, aus denen ſie ſich erklären. Das mit
warmer Begeiſterung geſchriebene Buch des bekannten
Verfaſſers dürfte viele zu liebevoller Beſchäftigung mit
den Eigentümlichkeiten unſerer lange Zeit gering ge=
ſchätzten
Mundarten anregen.

Letzte Nachrichten.
(Wolffs telegr. Korreſp.=Bureau.)

* Verlin, 6. Jan. Zu der Schlußſitzung des deut=
ſchen
Hilfskomitees für die in Süditalien
durch das Erdbeben Geſchädigten, die heute
pormittag im Reichstagsgebäude abgehalten wurde,
war auch die Kaiſerin, als Protektorin des Komitees.
erſchienen. Herzog Abolf Friedrich eröffnete
die Sitzung und begrüßte die Kaiſerin. Kommerzien=
rat
Selberg berichtete über die Bildung eines Son=
derkomitees
in den Bundesſtaaten und den preußiſchen
Provinzen und gedachte dankend der Tätigkeit der
Großbanken, Vereine, der Preſſe und der Regierung.
Kammerherr Gersdorff teilte mit, daß um die
Trümmer von Meſſina herum eine neue Barackenſtadt
im Entſtehen begriffen iſt, die ſchon wieder 60000 Ein=
wohner
zähle. Staatsſekretär von Schön führte dann
n einer Anſprache aus, als die deutſche Hilfsaktion zu=
ſammentrat
, habe er ſich beeilt, dieſe auch ſeinerſeits
nach Kräften zu fördern. Es gereiche ihm zur beſon=
deren
Genugtuung, aus den Ausführungen der Vor=
redner
entnehmen zu dürfen, daß ſeine Mitarbeit
freundliche Anerkennung gefunden habe. Durch die
reichen, von Deutſchland aufgebrachten Mittel und die
vortreffliche Organiſation des Komitees ſei es möglich
geworden, im weiteſten Maße unſerer Schutzpflicht
gegenüber unſeren verunglückten Landsleuten zu
genügen und darüber hinaus dem Mitgefühl
gegenüber der ſchwer betroffenen Bevölkerung tatkräf=
tig
Ausdruck zu verleihen. Der Redner ſprach dann
der Kaiſerin den Dank für das Intereſſe und die För=
derung
, welche ſie als Protektorin dem Unternehmen
angedeihen ließ, aus. Der Staatsſekretär dankte dann
dem Komitee, ſowie den Lokalkomitees und ließ ſeine
Worte ausklingen in einen warmen Dank an das
deutſche Volk für die werktätige Hilfe. Geheimrat
Schöller erſtattete ſodann den Kaſſenbericht, nach
welchem die Geſamteinnahmen ca. 2700000 Mark in
bar und 2300000 Mark in Materialien betrugen. Im
weiteren Verlauf der Sitzung ſprach der italieniſche
Botſchafter Panſa den Dank des italieniſchen Volkes
und der itglieniſchen Regierung aus.
* Berlin, 6. Jan. Der Pplarforſcher Leutnant
Shackleton iſt heute früh, aus Rom kommend, hier
eingetroffen.
* Hamburg, 6. Jan. Der Dampfer Fürſt
Bismarck der Hamburg-Amerika=Linie, von Mexiko
nach Hamburg unterwegs, iſt geſtern nachmittag bei ſeiner
Einfahrt nach Havre bei Oeteville geſtrandet. Das
Leben der Paſſagiere und der Beſatzung iſt nicht gefähr=
det
. Schlepper leiſten Hilfe. Bei günſtigem Wetter beſteht
Ausſicht auf baldige Abbringung des Dampfers.
* Stettin, 6. Jan. Die chineſiſche Maxine=
Studienkommiſfion traf heute vormittag mit
einem Sonderzug hier ein und begab ſich nach der Vul=
karwerft
in Bredow zwecks eingehender Beſichtigung
der Werksanlagen.
* London, 6. Jan. Blättermeldungen aus New=
York zufolge, richtete Staatsſekretär Knox eine
Zirkularnote an die Mächte, in welcher vorge=
ſchlagen
wird, den geplanten internationalen Priſen=
gerichtshof
mit Machtbefugniſſen und Funktionen
eines internationalen Schiedsgerichts für alle im Frie=
den
wie im Krieg auftauchenden Streitfragen auszu=
ſtatten
. Auf dieſe Note habe Staatsſekretär Knor be=
reits
mehrere zuſtimmende Antworten erhalten.

H. B. Paris, 6. Jan. An der Grenze von Tripolis
ereignete ſich ein bedeutſamer Zwiſchenfall. Tür=
kiſche
Soldaten betraten das Gebiet von Tunis, drangen
in ein Grenzdorf ein und gaben auf die Bevölkerung
blindlings mehrere Schüſſe ab. Die Soldaten wurden durch
einen Offizier befehligt. Verletzt wurde glücklicherweiſe
niemand. Die franzöſiſche Regierung hat ſofort ihrem
Botſchafter in Konſtantinopel die dringende Weiſung er=
teilt
, an den maßgebenden Stellen in Konſtantinopel ener=
giſchen
Proteſt gegen dieſes völkerrechtswidrige Vorgehen
der türkiſchen Soldaten einzulegen und die türkiſchen Be=
hörden
aufzufordern. unverzüglich nach Tripolis Befehle
gelangen zu laſſen, durch die ein Weitergreifen dieſer un=
erklärlichen
Bewegung verhindert wird.
H. B. Marſeile, 6. Jan. Hier explodierte geſtern
abend 10 Uhr auf dem Boulevard Poiſſon eine Bomhe,
wodurch zwei benachharte Häuſer ſchwer und einige andere
minder ſchwer beſchädigt wurden. Man glaubt, daß zwei
Gauner, die im Begriffe waren. einen Hühnerſtall auszu=
rauben
und dabei durch hinzukommende Perſonen geſtört
wurden, die Bombe geworfen haben, um ihren Rückzug
zu decken.

Amtlicher Wetterbericht.

Oeffentliche Wetterdienſtſtelle Gießen.
Verlauf der Witterung ſeit Mittwoch früh: Die
nördliche Zyklone zieht nordwärts ab, während ſich
gleichzeitig im Nordoſten Europas ein Hochdruckgehiet
bildet. Vorderhand iſt die Witterung noch wenig ver
ändert; faſt überall in Heſſen herrſchte geſtern Nebel und
feiner Nebelregen, während heute Nebelgewölk auftritt
Die Temperaturen liegen bei 3 Wärme. Ueber Ruß=
land
iſt plötzlich intenſive Kälte eingetreten, in Finn
land 24½ in Archangelsk 35 Kälte; auch entwickelt ſich
dort ein Hochdruckgebiet, das jetzt unſere Witterung be
einflußt und in den nächſten Tagen eine Froſtperiode
einleitet.
Ausſichten in Heſſen für Freitag, den 7. Januar:
Bewölkung und Temperatur abnehmend, nördliche Winde=
In nächſter Zeit Beginn einer Froſtperiode.

Rhein-, Mosel-, Bordeaux-Weine
Vorzügliche Tischweine von 70 Pfg. per
Flasehe an, bis zu den feinsten Gewächsen.
Südweine Champagner.
Deutscher u. französischer Cognac.
In- und Ausländische Liquenre.
Kgl. u. Grossh.
CARL Wil-L, Hoflieferant.
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[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 7. Januar 1910.

Nummer 5.

Heute entſchlief ſanft unſere gute Mutter,
Schwiegermutter, Großmutter, Schweſter und
Tante
(744
Frau Marie Schmidt
geb. Steinmetz
Witwe des Rittmeiſters.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Fanny Schmidt,
Wilhelm Schmidt,
Johanna Schmidt, geb. Menges.
Seeheim u. Bickenbach, den 5. Jan. 1910.
Die Beerdigung findet in Darmſtadt in der
Stille ſtatt.

Dankſagung.
Für die Beweiſe herzlicher und aufrichtiger
Teilnahme ſagen wir tiefgefühlten Dank.
(774
Micky Lang, geb. Kitz.

Todes-Anzeige.
Schmerzerfüllt mache ich hiermit Verwandten,
ſowie Freunden und Bekannten die traurige
Mitteilung, daß heute, Mittwoch abend, meine
liebe Frau, unſere gute Schweſter und Tante
Frau Rosd Lammer
infolge eines Herzſchlages im 47. Lebensjahre
plötzlich und unerwartet verſchieden iſt.
Namens der Hinterbliebenen.
In tiefer Trauer:
Peter Dammel.
Darmſtadt, den 5. Januar 1910.
Liebfrauenſtraße 67.
(786
Die Beerdigung findet ſtatt: Samstag, 8. Jan.,
nachm. 2 Uhr, von der Friedhofskapelle aus.

Tageskalender.

Großh. Hoftheater, Anfang ½7 U: Don Carlos.
Vorſtellung um 8 Uhr im Orpheum.
Kirchenkonzert um 8 Uhr in der Stadtkirche.
Vortrag von Reallehrer Kahl um 8½ Uhr im Fürſten=
ſaal
(Vereinigte Bezirksvereine).
Vortrag von Stadtverordneten Dr. ing. Heyd um
8½ Uhr im Reſtaurant Sitte (Ortsgewerbeverein).
Konzert um 8 Uhr im Hotel Heß.
Konzert um 8 Uhr im Bürgerkeller.
1. Darmſtädter Kinematograph (Ecke Rhein= und
Grafenſtraße): Vorſtellungen von 4½11 Uhr.
Olympia=Kinematograph Ernſt=Ludwigſtr. 23.
Kaiſerpanorama Luiſenplatz 1 (Meiſterwerke der Bild=
hauerkunſt
aus dem Louvre= und Louxemburg=Muſeum
zu Paris).

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme,
ſowie für die reichen Blumenſpenden bei dem
Hinſcheiden unſerer guten lieben Mutter (*396
Frau Barbara Goldapp
geb. Ziegler
ferner für die troſtreiche Grabrede des Herrn
Pfarrer Floel, ſagen wir alle auf dieſem Wege
unſeren innigſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 6. Januar 1910.
2
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Vorzügliche Qualität. Erprobte Passform.
Garantie für Haltbarkeit.

Verſteigerungskalender.
Samstag, 8. Januar.

Herren= u. Knabenkleider= ꝛc. Verſteigerung
um 9 und 3 Uhr Ecke Marktplatz und Marktſtraße 1.
Marmor=Aufſatz= u.=Platten=Verſteigerung
um 10 Uhr bei der Güterabfertigung der Main=Neckar=
Bahn.
Dünger=Verſteigerung um 10 Uhr; Zuſammen=
kunfr
um 9¾ Uhr am Schnittpunkt des Beſſunger
Weges und der Eſchollbrücker Chauſſee.

Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei,
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil und Letzte Nachrichten: Max Streeſe;
für den Inſeratenteil: J. Kroſt, ſämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind
an die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nichs
zurückgeſandt.

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und nicht wie im neuen Adreßbuch
als Druckfehler angegeben: Riedeſel=
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Welcher Auwalt würde einer armen Fa=
milie
in einer Klageſache gegen die
Unfall=Berufsgenoſſenſchaft, letzter Termin,
behilflich ſein oder welche Herrſchaft würde
mit ihrem Anwalt behilflich ſein ?
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Kurſe vom 6. Januar 1910.
Mitgeteilt von Hermann Reichenbach.

8f. Staatspapiere. In Proz.
4 Dſche. Reichsſchatzanw. 100,50
3½ Deutſche Reichsanl. 94,30
85,30
do.
4 Preuß. Schatzanweiſg. 101,30
3½ do. Conſols . . . . 94,25
85,40
do.
B do.
4 Bad. Staatsanleihe . . 102,10
94,20
do.
3½
do.
3
4 Bayr. Eiſenbahnanl . 102,60
93,90
do.
3½
84,30
do.
4 Hamburger Staatsanl. 102,10
4 Heſſ. Staatsanleihe . 102,00
93,40
do.
3½
82,30
do.
Sächſiſche Rente . . . 84,90
Württemberger v. 1907 101,75
94,20
do.
5 Bulgaren=Tabak=Anl. 101,40
¾ Griechen v. 1887 . . 47,90
3¾ Italiener Rente . . . 104,70
4½ Oeſterr. Silberrente . 99,00
do. Goldrente . . 99,90
4
do. einheitl. Rente 95,10
3 Portug. unif. Serie I 63,10
do. unif. Ser. III 65,00
do.
Spezial . 12,70
5 Rumänier v. 1903 . . 102,50
do.
v. 1890 . .
do. v. 1905 . . 91,50
4 Auſſen v. 1880 a. 4. 2.9 91,80

InProt.
Bf.
4 Ruſſen v. 1902 . j . I 91,70
do. v. 1905 . . . . 99,60
Schweden . . . . . . . 94,30
4 Serbier amort. v. 1895 84,30
4 Türk. Admin. v. 1903 89,80
do. unifiz. v. 1903 94,50
4 Ungar. Goldrente . . 95,70
do. Staatsrente . 92,90
5 Argentinier . . . . . .
91,80
do.
4½ Chile Gold=Anleihe . 93,70
5 Chineſ. Staatsanleihe 102,60
do.
99,90
4½
4½ Japaner . . . . . . . 97,50
5 Innere Mexikaner . . 100,75
do.
3
4 Gold=Mexikan. v. 1904 95,20
5 Gold=Mexikaner . . . 103,20
Aktien inländiſcher
Transportanſtalten.
4 Hamb.=Amerika=Paket=
. . . . . 135,30
fahrt .

4 Nordd. Lloyd . . . . 103,60
4 Südd. Eiſenb.=Geſ. . . 119,20
Aktien ausländiſcher
Transportanſtalten.
4 Anatol. Eiſenb. 60%
Einz. Mk. 408
4 Baltimore & Ohio . . 118,30
4 Gotthardbahn . .

In Proz.
51.
4 Oeſt.=Ungar. Staatsb. 160,60
4 Oeſt. Südbhn. (Lomb.) 23,90
4 Pennſplvania R. R. 135,00
Induſtrie=Aktien.
Mainzer Aktienbrauerei . 194,00
Werger=Brauerei . .
77,00
Bad. Anil.=u. Sodafabrik 434,50
Fabrik Griesheim . . . . 254,00
Farbwerk Höchſt . . . . . 448,50
Verein chem. Fabriken
Mannheim . . . . . . . 330,50
Lahmeyer . . . . . . . . . 106,80
Schuckert . . . . . . . . . 141,00
Siemens & Halske . . . 254,25
Adlerfahrradwerke Kleyer 378,50
Bochumer Bb. u. Guß . . 252,00
Gelſenkirchen . . . . . . . 222,00
Harpener . . . . . . . . . 213,10
Phönix, Bergb. u. Hütten=
betrieb
. . . . . . . . . 221,80
Prioritäts=
Obligationen.
3½ Südd. Eiſenb.=Geſ..
Pfälzer Prt. . . . . . 101,20
do.
93,50
3½
4 Eliſabeth., ſteuerpfl. . 99,50
ſteuerfrei . 98,80
do.
5 Oeſterr. Staatsbahn. 106,30
do.
99,30
3
alte .
do.
5 Oeſterr. Südbahn . . 102,50
do.
85,40
do.
(15
59,20
3 Raab=Oedenburger . . 75,40
4 Ruſſ. Südweſt. . . . 90,25
4 Kronpr. Rudolfbahn . 99,75

In Proz.
St.
2¾0 Livorneſer . . . . . . 75,90
4 Miſſouri=Pacific . . .
4 Bagdadbahn Mk. 408 87,40
Anatoliſche Eiſenb. . .
5 Tehuantepec . . . . . 102,80
Bank=Aktien.
Berliner Handelsgeſ. 183,00
4 Darmſtädter Bank . . 138,70
4 Deutſche Bank . . . . 249,40
4 Deutſche Vereinsbank 128,00
4 Diskonto=Geſellſchaft . 196,90
163,00
Dresdner Bank . . .
4
Mitteldent. Kreditbk. 120,00
Nationalbk. f. Deutſchl. 130,70
4 Pfälzer Bank . . . . . 101,00
4 Reichsbank . . . . . . 150,00
4 Rhein. Kredit=Bank 136,50
4 Wiener Bank=Verein 139,40
Pfandbriefe.
4 Frankſt. Hypoth.=Bank
S. 16 und 17 100,30
3½
do. S. 19. . . . . 92,80
4 Frkf. Hyp.=Kreditverein
S. 1519, 2126 99,60
4 Hamb.=Hypoth.=Bank 101,00
do
91,50
3½
4 Heſſ. Land.=Hyp.=Bk. 101,40
do.
92,60
3½
4 Meining. Hyp.=Bank 101,00
do.
31
91,60
4 Rhein. Hypoth.=Bank
(unk. 1917) 100,00
do. (unk. 1914) 92,00
3½
4 Südd. Bd.=Kr.=Bk.=Pf. 100,40
d9.
8./
93,60

InProz.
Sf.
Städte=
Obligationen
4 Darmſtadt . . . . . . 101,00
92,60
3½ do.
4 Frankfurk . . . . J. . 101,00
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Roman von Alfred Gilly,
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23)

Ich werde ſagen, ich will mit meiner Nichte noch eine
Fahrt über die Linden machen im Schlitten. Wir
haben das ſchon öfter getan. An der Wilhelmſtraße wer=
den
Sie uns in einer Stunde treffen. Auf der belebten
Seite es iſt jetzt 11 Uhr. Die Geſellſchaft iſt heute ohne=
hin
etwas flau. Habe ich Ihr Wort ?
Ich komme! ſagte er beſtimmt. Dann verabſchiedete
er ſich. Der alte Moſer wollte davon nichts hören; aber
die Geſellſchaft löſte ſich ſo ſchnell auf, daß er vor einem
Dutzend Schlummerpünſchen wie er ſagte, ganz ratlos
ſtand. Bis er ſich mit Roſt, Griepenkerl und ſeinem Sohn
dahin einigte, raſch noch einen kleinen Skat zu machen.
Er wollte ſich bei Frau Anni entſchuldigen, aber dieſe
ſchnitt ihm das Wort ab.
Wir wollen gerade den Schlitten anſpannen laſſen
Käthchen und ich werden eine kleine Abkühlungstour un=
ternehmen
!
Komiſcher Geſchmack, wo wir Punſch trinken in die
Kühle! Na aber jeder nach ſeiner Faſſon ſelig wer=
den
wir alle! Gute Nacht, ſchöne Frauen! O warum
muß es draußen ſo kalt ſein und ich ſo alt! Ich würde
euch ſonſt gern Geſellſchaft leiſten, von wegen Schlitten=
recht
. Aber ich verſtehe es nicht mehr, mit den jungen
Pferden umzugehen!
Frau Anni wendete dem Abgehenden den Rücken
zu. Ihr Blick begegnete dem Käthchens. Das große
Auge des jungen Mädchen ruhte feſt und ſtarr auf ihr.
Wozu ſoll ich Dir dienen, Tante?
Frau Anni fand erſt keine Antwort. Dann ſagte
ſie bitter:
Du denkſt jetzt wieder an Deine Träume, mein Kind
Aber mirhaben ſie heute etwas ganz auderes getan,

als mich aus einer Schwärmerei geriſſen. Kämpfſt Du
für Deine Liebe, ſo ich für meinen Reſt Glück. Glaubſt
Du, ich fahre zu einem verliebten Stelldichein?
Ich will nicht! rief Käthchen heftig. Was Du mit
ihm haſt, kann nur ein Unrecht ſein, ſonſt wäre hier
der Ort geweſen, es ihm zu ſagen!
Frau Anni lachte bitter.
Wie ordentlich es noch in Deiner Welt zugeht.
Nun denn, wenn Du mich nicht begleiteſt, iſt das, was
Du fürchteſt, unvermeidlich. Ich will Dir, wenn ich
draußen bin, alles ſagen. Aber Luft, Luft brauche ich
oder ich erſticke daran!
Das junge Mädchen warf ſich ihr an die Bruſt. Ich
will ja aber Du biſt grauſam.
Weil man mich ſo behandelt hat!
Was willſt Du von ihm?
Komm Du wirſt es erfahren!
10.
Der Schnee fiel immer noch in feinen, flimmern=
den
Sternchen und Flocken, die vom Winde um die
Laternen gewirbelt wurden, und an dieſen Lichtpünkt=
chen
ſah es aus, als wenn Berlin heute Nacht noch ganz
ins Schneelaken eingewickelt werden ſollte. In der
ſtillen Kloſterſtraße durfte das kleine Flockengeſindel
ſich noch breit machen; aber an der Königſtraße, durch
die der Schlitten gelenkt wurde, waren Arbeiterkolon=
nen
bereits beſchäftigt, die Schneelaſten zuſammenzu=
kehren
. Ein luſtiges Durcheinander war an der glän=
zenden
Geſchäftsſtraße, freilich kein ganz ungefährliches,
denn die Wagen und Schlitten flogen kreuz und quer
über den von überfüllten Pferdebahnwagen oft geſperr=
ten
Straßendamm.
Frau Anni, die mit Käthchen in dem blitzblanken
Gefährt und unter dem großen Bärenfell ganz behag=
lich
hätte ſitzen können, war unruhig und achtete eigent=
lich
wenig auf das Straßenbild. Sie ließ den Kutſcher
um die Zeit totzuſchlagen erſt andere Wege neh=

men, als den verabredeten. Unaufhörlich mußte ſie an
das denken, was ihr heut’ geſchehen war. Sie vergaß
darüber faſt ihre Begleiterin, die ſchweigend und zu=
ſammengeſunken
neben ihr ſaß. Erſt als ſie dem aus
dem Pelzkragen ſtolz herauswachſenden Kutſcher zu=
rief
: Nach den Linden! erinnerte ſie ſich ihres Ver=
ſprechens
.
Nun, mein Kind, iſt’s wohl Zeit, daß wir das Ver=
ſteckſpielen
laſſen. Wir haben uns eine Weile gemie=
den
; vielmehr warſt Du es, die ſich abwendete, wenn ich
bei Dir anklopfte. Ich habe nicht vergeſſen, warum.
Du zeigteſt Intereſſe für Gregor; ich habe Dich darin
noch beſtärkt. Denn wirklich, er iſt der Mann zum
Glücklichmachen. Niemand kann ſagen, ob er es bleibt.
Denn ein Liebhaber iſt ein Menſch, der ſich in das
Feiertagskleid, in die Feiertagsgefühle geworfen hat.
Hat er erſt, was er ſo heiß umwarb, dann kehrt er zur
Bequemlichkeit zurück. Deshalb ſind Liebhaber immer
ſo ſchmächtig und die Ehemänner werden korpulent.
Man ſchreibt das der guten Pflege der Frauen zu. Aber
es iſt nur die Faulheit, die nicht mehr nach dem Apfel
des Paradieſes greifen mag.
Ach! ſprich nicht ſo zu mir! murmelte das junge
Mädchen.
Das iſt Dir nicht ernſt genug, ich weiß. Aber mir
wird wieder klar, ſeitdem ich zu Dir ſpreche. Du warſt
immer ſo der kleine, lebende Phonograph, in den ich
hineinſprach; getreulich drückte es ſich in Deine Seele
ein. Wenn Du nun zugibſt, was ich geſagt habe, ich
wundere mich nicht darüber. Eigentlich mehr über mich
ſelbſt, daß ich das ſchöne Plaudern über den kraſſen
Herzensſchlägen vernachläſſigen wöllte. Wenn man’s
bei Licht beſieht ſchau nur, wie der Schnee glänzt-
und die Leute tappen darin herum, als hüpften ſie im
naſſen Graſe wenn man’s bei Lichte beſieht, iſt die
Liebe ſtrapaziös wie nichts in der Welt. Ach! mein
ſchöner, Frieden. Erinnerſt. Du. Dich noch, wie wir

[ ][  ][ ]

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Fabrik-Niederlage
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Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 7. Januar 1910.

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Gregor zum erſtenmale hörten? Es iſt noch gar nicht
ſo lange her, und doch kommt mir’s vor, als ſei ich
unnützerweiſe in dieſen Wochen ſehr gealtert. In den
Romanen lieben die Menſchen ſich immer im erſten
Augenblick. Wie ging’s Dir denn mit ihm? Du gähn=
teſt
damals bei ſeinem Spiel. Und heute ſaßte es mich
wie ein Gähnkrampf; ich mochte wieder einmal rollen=
des
Blut haben, rotes Blut; meins war ſo weiß ge=
wörden
und durch Gedanken ausgebleicht. In ſolcher
Stimmung ſucht man verwandte Seelen. Es iſt zwar
Unſinn, denn die Verwandtſchaft baſiert immer nur
auf dem alten Adam, den wir alle nicht ausziehen kön=
nen
. Aber man ſehnt ſich, anerkannt, bewundert zu
werden.
Und weiter nichts? fragte Käthchen zornig. Ach,
Tante Anni, Du biſt eine andere geworden.
Das kommt Dir nur ſo vor, meine Kleine. Ich
glaube, im Grunde hab’ ich mich gar nicht verändert.
Ich war ein bißchen ſtaubig geworden; er blies mich an
mit ſeiner Jugend und dem Durſt nach Leidenſchaft
und ich bekam wieder Glanz. Aber ohne große Worte:
weiter habe ich nichts gedacht. Es iſt ſo ſchön zu ſcherzen
mit Liedern und mit Herzen! ſagt der alte Geibel. O,
ich habe ihn Dir im Ernſte nicht wegfangen wollen.
Aber dann kam ſo das Reigen, das behutſame Strei=
cheln
unſeres Herzeus, und man hatte ſo viel Narren
um ſich und darunter nur einen Mann. Es brennt ein=
mal
man kanns nicht löſchen und will auch nicht.
Aber der Neid kommt und ſagt: Madame Tizian, Sie
ſind erkannt!
* Käthchen dachte an ihren Verrat. Sie ſchämte ſich
und war gewiß, daß der abſcheuliche Großonkel mit
ihrer lieben Tante eine Szene gemacht hatte. Ach,
Tante Anni! rief ſie ſo laut, daß der Kutſcher einen Be=
fehl
vermutete und ſich umwendete. Liebe Tante, ſei
drch nicht böſe mit mir. Es kam ja ſo er fragte mich
aus und ich war ſo erzürnt auf Dich
Ja wer denn? ſagte Frau Anni ganz erſtaunt.
Dann, als Käthchen ihr alles gebeichtet hatte, wurde
ihr Auge nachdenklich. So hat’s alſo angefangen! Aber

Du armes Blümchen, Du warſt nicht ſchuld. Wahr=
nehmung
berechtigter Intereſſen, nennt das der Juriſt.
Doch die, die mir nachſtellten, die gleich das Aergſte von
mir dachten ſie haben zu lange hinter dieſen Türen
geſtanden und ſuchen mich auch dort die ſind mir zu
erbärmlich, um ihnen den Fuß auf den Nacken zu ſetzen.
Denn davor fürchten ſie ſich. Zugetraut hab ich’s dem
Alten immer; aber daß er es ſo plump macht na,
das kommt vom Geſchäft Rohleder und Speku=
lation
, die können den Charakter nicht veredeln!
Wie kannſt Du nur ſo lachen, Tante!
Ja, mein Kind, das iſt ein Geheimnis. Wer zuletzt
über alles lacht, lacht am beſten. Wie kochte es in mir,
als ich zu Euch trat und Gregor um die Unterredung
bat. In dem Moment hätte ich mit ihm einen Schnellzug
nach Paris oder Venedig beſtiegen, und ſei es zu einer
ungeſetzlichen Hochzeitsreiſe. Nur vom heißen Zimmer
ins geheizte Coupé, daß nichts verkühlen konnte. Nun
wir ſo durch die lebendige, erhellte Nacht fliegen alles
abgedämpft vom weichen Schnee und doch das Brauſen
des Meeres wie Ebbebrandung da iſt’s mir, ais
würdeſt Du beſſer zu einer Hochzeitsreiſe paſſen, als
ich. Denn das Schönſte daran iſt doch, daß man dabei
ſe viel Neues kennen lernt. Ach, und ich bin nun in
dem Alter, wo einem das Neue nicht ſchön und das
Schöne nicht neu erſcheint. Kutſcher rechts fahren
rechts! Urd nicht ſo ſchnell! Wie ſchade, Her=
zenswurm
, daß ich Dich nicht vorher eingeweiht habe.
Ich wollte Dir eine Perfidie erzählen, und nun kommt’s
mir ror, wie ein Schwank vom Blumenthal=Oskar.
Es werden feine Fäden geſponnen, aber ſie kommen in
grobe Hände und zerreißen. Lieber Gott, wir Spinnen
llettern raſch hoch, nehmen unſer Rettungsſeil mit uns
und bleiben im Netze ſitzen. Was ſoll ich Dir denn er=
zählen
? Daß Fenten aus einem Lapp und Protegé
zum Menſchen ward und dankbar? Daß er mir eine
Niederträchtigkeit des Alten herausſprudelte? Den
kannte ich ja ſchon ſo gut, daß ich ſogar über ihn lachen
konnte. Und was er argwöhnte, etwas war ja dran.
Nur nicht ſo viel Dummheit, wie der Alte wünſchte.

Ich verſtehe kein Wort, Tante Anni. Du biſt
ſchrecklich: Dich kennt man, glaube ich, nie aus!
Das wäre ein Zeichen, daß ich noch zu den Frauen
gehöre, die man liebt.
Ja ja! rief Käthchen ſchmerzlich, wenn ich Dich
anſehe ſo ſchön ſo ſtolz ſo klug.
Willſt Du mich wie ein Mäuschen mit Speck fangen?
Nein, ich weiß, daß er Dich mir vorziehen muße
Frau Anni ſah das junge Mädchen feſt an.
Es fragt ſich eben, ob er an uns beide gedacht hat.
Es fragt ſich 2 Käthchen ſchnellte förmlich hoch.
Ah Du biſt gewiß, daß er nur immer an Dich denkt,
wenn er zu Euch kommt. Ja, dann habe ich auch kein
Recht, für meine Liebe die Hand in dieſes Feuer zu
legen!
Und Du glaubteſt, es zu haben?
Ja ſeit heute abend glaubte ich es. Schon am
heiligen Abend, als er für mich die Lieder ſpielte,
So ſo die hat er für Dich geſpielt?
So ſagte er damals.
Wann denn?
Wie ich ihm dankte?
Frau Anni lachte kurz.
Umkehren, Kutſcher!
Nein nein! rief das junge Mädchen beſtürzt. Der
Schlitten hielt; der Kutſcher ſah ſich ungewiß um.
Gnädige Frau befehlen nach Hauſe?
In dieſem Augenblick kam Gregor durch den Schnee=
wirbel
hervor. Er hatte die Damen noch nicht erwartet
und wäre an ihnen vorbeigerannt. Aber Frau Anni
fühlte etwas Mutwillen in ſich aufſteigen und eine
große Ruhe. Und mit Liebenswürdigkeit und Schalk=
heit
rief ſie dem ſich durch die Fußgänger drängenden
Gregor nach: Herr Peloff wohin wollen Sie?
Er ſtutzte, kam etwas näher. Nun ſtand er an dem
Schlitten, lüftete den Hut und ſah verſchneit aus wie
der Schneemann in dem Schaufenſter der Konfiſerie,
der von Weihnachten übrig geblieben war und noch
immer ſtoiſch ſeinen herabgebrannten Chriſtbaum im
Arme hielt.
(Schluß folgt.),

[ ][  ][ ]

Nummer 5.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 7. Januar 1910.

Seite 11.

Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Polizeiamts Darmſtadt.

Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde.
In polizeilicher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Schulzengaſſe Nr. 3 be=
finden
ſich: 3 Pinſcher, 1 Dachshund, 1 Boxer. 2 Pinſcher (zugelaufen).
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 1. Polizei=Revier ausgelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werk=
tag
, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.

Bekanntmachung.

Es wird hiermit in Erinnerung gebracht, daß die Ausführung der an die ſtädtiſche
Waſſerleitung anzuſchließenden Waſſerverſorgungs=Einrichtungen im Innern der
Gebäude und Grundſtücke nur durch ſolche Inſtallateure erfolgen darf, die ſich bei
der unterzeichneten Verwaltung verpflichtet haben, alle vorkommenden einſchlägigen
Arbeiten auf Grund der Satzungen über Abgabe von Waſſer aus dem ſtädtiſchen
Waſſerwerk und unter gewiſſenhafter Beachtung der beſonders erlaſſenen Beſtimmungen
auszuführen.
Zurzeit ſind folgende Firmen berechtigt:

1. Gottfried Beck, Karlſtr. 39.
2. Gebr. Becker Nachf., Grafenſtr. 27.
3. Heinrich Becker, Brandgaſſe 2.
4. L. Breitwieſer, N.=Ramſtädterſtr. 52.
5. Heinr. Brunner, Eliſabethenſtr. 33.
6. Karl Darmſtädter, Kiesbergſtr. 9.
7. Theodor Dilling, Kaſinoſtr. 27.
8. W. Eberhardt, N.=Ramſtädterſtr. 11.
9. Friedr. Ewald Nachf., Soderſtr. 54.
10. Theodor Fey, Kranichſteinerſtr. 8½.
11. Hch. Frick, Kahlertſtr. 31.
12. Bernhard Gaus, Rheinſtr. 47.
13. Franz Geiger, Karlſtr. 36.
14. Wilh. Gelfius, Fuhrmannſtr. 6.
15. Jakob Glock, Langegaſſe 9.
16. Alexander Guntrum, Stiftſtr. 52.
17. Philipp Handſchuh, Schloßgarten=
ſtraße
37.
18. Ludw. Heppenheimer, Luiſenſtr. 2.
. Wilhelm Heppenheimer, Kiesſtr. 80.
20. Kurt Hiſſerich, Bleichſtr. 28.
21. Karl Hoffmann, Wienersſtr. 44.
Balthaſer Ittmann, Lauteſchlägerſtr. 42.
23. Heinrich Jung, Bleichſtr. 11.
24. Philipp Jung, Alexanderſtr. 9.
25. Karl Kämmerer, Marienplatz 10.
26. Adolf Kling, Rheinſtr. 17.
27, Hugo Kötting, Liebfrauenſtraße 75.

28. Phil. Kraus Nachf., Karlſtr. 51.
29. Chriſt. Landzettel, Kaupſtr. 7.
30. Ernſt Lorey, Karlſtr. 56.
31. Ludw. Luck, Lichtenbergſtr. 26
32. Val. Marquardt u. Ph. Wamſer,
Dieburgerſtraße 54.
33. Gg. Neumann, Heidelbergerſtr. 117.
34. Aug. Neumeyer Wwe., Gr. Ochſen=
gaſſe
22.
35. Jakob Nohl, Martinſtr. 24.
6. Heinrich Pauli, Orangerieſtr. 7.
Ludwig Pohl, Heinheimerſtr. 15.
Wilhelm Preußner, Bleichſtr. 40.
9. Karl Rockel Nachf., Schützenſtr. 4.
40. G. W. Roth, Moosbergſtr. 32 u. 97.
47
.Jean Rühl, Saalbauſtr. 24.
Phil. Schäfer, Landwehrſtr. 29.
43. Friedrich Schiller, Tannenſtraße 7.
44. Franz Schulz, Karlſtr. 104½.
45. Heinrich Schwarz, Hochſtr. 20.
46. Leonh. Sommer, Mühlſtr. 20.
47. Karl Tänzer, Marktplatz 7.
48. Mich. Vollrath, N.=Ramſtädterſtr. 51
49. Hch. Waldſchmidt, Ludwigshöhſtr. 21
50. Otto Wamboldt, Heerdweg 2.
51. Joh. Waſſer, Alexanderſtr. 7.
52. Karl Wenz, Wendelſtadtſtr. 46.
53. Karl Zahrt, Hofſtallſtraße 10.

Die ſämtlichen Firmen haben ihre Preis=Tarife auf dem Geſchäftszimmer der
unterzeichneten Verwaltung, Waldſtraße 19, eingereicht, wo dieſelben von Intereſſenten
eingeſehen werden können.
(277mfi
Darmſtadt, den 3. Januar 1910.
Städtiſche Waſſerwerks=Verwaltung.
Rudolph.


Brennholz=Verſteigerung Ser. .4 und II.

(Stadtwald.)
Montag, den 10. und Dienstag, den 11. Januar k. Js.,
morgens 9 Uhr,
ſollen im Saale der Turngemeinde, Woogsplatz 5 hier, verſteigert werden:
1. Am 10. Januar aus der Forſtwartei Beſſunger Laubwald Förſter Lehr,
Klappacherſtraße), Diſtrikt Hinter den Erlen 9110, Steckertswieſenſchlag 28 und
Franzoſenberg 14 (Nr. 1 bis 295 am Atzwinkelweg, Kirchenweg, Backofen=
ſchneiſe
und Eiſenweg) Scheiter: 181 rm Buche, 40 rm Eiche, 46 rm Kiefer;
Knüppel: 101 rm Buche, 148 rm Eiche, 19 rm Erle; Knüppelreiſig:
54 rm Eiche, 4 rm Kiefer; Reiſig: 28,50 Hundert Wellen Buche; Stöcke,
feine: 27 rm Buche, 10 rm Eiche; Stöcke, grobe: 30 rm Fichte.
2. Am 11. Januar aus der Forſtwartei Heiligkreuz (Forſtwart Hofmann,
Hirſchköpfe), Diſtrikt Hinterhecke 6 und Spitz am Zaun : (Nr. 516 bis 804 an
dem Hinterhecksweg, der Bornſchneiſe und dem Mittelweg) Scheiter: 179 rm
Buche, 252 rm Eiche, 6 rm Kiefer; Knüppel: 53 rm Buche, 96 rm Eiche,
1 rm Fichte; Knüppelreiſig: 14 rm Buche, 18 rm Eiche; Reiſig: 8,75 Hun=
dert
Wellen Buche, 11,25 Hundert Wellen Eiche; Stöcke, feine: 58 rm Buche,
80 rm Eiche; Stöcke, grobe: 10 rm Fichte.
Unterſtrichene Nummern werden nicht verſteigert. Sämtliches Holz hat gute
Abfuhrwege nach allen Richtungen.
(191if
Darmſtadt, den 30. Dezember 1909.
Großherzogliche Oberförſterei Darmſtadt.
Kullmann.

Holz-Verſteigerung.

Mittwoch, den 12. Januar I. Js., vormittags 8½ Uhr,
wird in Arheilgen (Brücher’ſche Wirtſchaft) das Durchforſtungsholz aus Kuhlache 17,
ſowie das Dürr= und Windfallholz aus Forſtwartei Steinacker verſteigert, und zwar:
Nutzſcheiter, rm: 38,6 Eichen II. Kl., Scheiter, rm: 173 Buchen I. Kl.,
150 Buchen II. Kl., 4 Hainbuchen (2 rund), 111 Eichen (teilweiſe zu Stückholz
geeignet), 4 Erlen, 18 Kiefern, 1 Fichte; Knüppel, rm: 131 Buchen, 4 Hain=
buchen
, 77 Eichen (hiervon 19 rm Pfoſten, 2,5 m lang), 2 Birken, 15 Kiefern,
Fichte; Reiſigknüppel, rm: 62 Eichen, 7 Kiefern, 1 Fichte; Reiſig,
Wellen: 4590 Buchen; Stöcke, rm: 73 Buchen, 45 Eichen, 1 Kiefer.
Blau unterſtrichene Nummern werden nicht verſteigert. Auskunft erteilt Großh.
Forſtwart Bayerer Krauſe (Poſt Egelsbach).
(733
Darmſtadt, 5. Januar 1910.
Großherzogliche Oberförſterei Kranichſtein.
van der Hoop.

Brennholz=Verſteigerung.

Donnerstag, 13. ds. Mts., von vormittags 9 Uhr au,
werden in dem oberen Lokale der Turngemeinde dahier (Woogsplatz 5), aus Do=
nanialwald
=Diſtrikt Beſſunger Forſthaus (Glasberg und Kohlberg) verſteigert:
Scheiter, rm: 326 Buchen, 118 Eichen, 1 Birken; Knüppel, rm: 231 Buchen,
1 Hainbuchen, 36 Eichen, 1 Birken, 1 Aſpen; Reiſig, Wellen: 5120 Buchen,
10 Hainbuchen, 760 Eichen, 10 Birken, 30 Lärchen; Stöcke, rm: 52 Buchen,
19 Eichen; desgl. fein zerkleinert, rm: 35 Buchen, 3 Eichen.
Kaufliebhaber werden erſucht, das Holz vor der Verſteigerung einzuſehen. Der
Hroßh. Förſter von der Au zu Beſſunger Forſthaus und Forſtwartsaſpirant Kirſch=
ner
dahier werden dasſelbe auf Verlangen vorzeigen. Das Holz mit blau unter=
trichenen
Nummern kommt nicht zur Verſteigerung.
(740
Darmſtadt, 5. Januar 1910.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
Heinemann.

Brennholz=Verſteigerung.

Montag, den 10. Januar 1910, vormittags 9 Uhr, werden auf dem Rat=
zauſe
zu Pfungſtadt aus Diſtrikt Malchertanne
17 rm kief. Scheiter,
135
Knüppel,
2730 Stück Wellen
und aus Diſtrikt Klingsackertanne
1,5 rm kief. Scheiter,
223
Knüppel,
5160 Stück Wellen
erſteigert.
Pfungſtadt, den 4. Januar 1910.
4724df
Großherzogliche Bürgermeiſterei Pfungſtadt.
Lang.

Stamm= und Brennholz=Verſteigerung.

Montag, den 10. Januar I. J., vormittags 9½ Uhr anfangend,
werden im hieſigen Rathaus=Saal aus dem Arheilger Gemeindewald, Diſtrikt Täubches=
höhle‟
, Todteberge u. Leonhardstanne verſteigert:
165 Raummeter Kiefern Scheiter,
Knüppel,
40
Eichen
28,8 Hundert
do. Reiſig I. Durchforſtung,
15,7
Kiefern
40 Raummeter do.
Stöcke,
36 Stämme.
do.
III.V. Klaſſe, zuſ. 16,41 Feſtmeter haltend.
Bemerkt wird, daß das Stammholz nachmittags 3 Uhr an Ort und Stelle im
Diſtrikt Täubcheshöhle verſteigert wird. Zuſammenkunft auf der Kreuzung Weiter=
ſtädter
und Senßfelder Weg.
Die Hälfte des Brennholzes ſitzt in der Nähe der
Gräfenhäuſer Straße der Reſt in den Todtebergen. Forſtwart Büttner hier
gibt auf Verlangen nähere Auskunft.
Arheilgen, den 4. Januar 1910.
(741.
Großherzogliche Bürgermeiſterei daſelbſt.
Benz.

MesbAten

Darmstädter Spruch- u. Handeisschule
Inaag
Staatl. konzessioniert. Lülsenstrusse 10. Staatl. beaufsichtigt.

Leiter: Emil Held
Handelslehrer u. beeidigter
Bücher-Revisor
Lagerhausstr. 16, II

Hieron. Schneider
Handelslehrer und Bücher=
Revisor
Karlstrasse 15, II.

Beginn der neuen 4-, 6-monatlich, u. Jahreskurse:
10. Januar 1910.
Einf., dopp., amerik. Buchführung. Kaufm. Rechnen und Korrespondenz.
Wechsel- und Schecklehre.
Kontorkunde. Schön-Schnellschreiben.
Stenographie Maschinenschreiben nach fünf Systemen.
Uebungsverkehr mit auswärtigen
s: Handelslehrinstituten. 33
Sprachen: Kaufmänn, Korrespondenz in Französisch, Englisch, Spanisch,
Italienisch. Grammatik Konversation Deutsch für
Ausländer.
Gründliche fachmännische Ausbildung.
Einzelunterricht kann täglich begonnen werden.
Prospekte. Auskunft schriftlich u. mündlich. Zu Stellen behilflich.
Sprechstunde: täglich von 121 Uhr.
(24688a

Ueberſicht

der Durchſchnittspreiſe von folgenden
Früchten und Verbrauchsgegenſtänden in
der Zeit vom 16. bis 31. Dezember 1909:
Weizen p. Sackà 100 Ko. v. Mk. 23. bis 24.-
Korn , , , 16.50 17.
Gerſte 14.25 17.50
Hafer
17. 17.50
ꝛe %
Butter ½ Kilo Mk. 1.40
Butter in Partien Mk. 1.30
Eier per Stück 9½ Pfg.
Eier in Partien per 25 Stück Mk. 2.20
Kartoffeln per 100 Kilo Mk. 7.
Kartoffeln per 25 Kilo Mk. 2.
Kornſtroh per 50 Kilo Mk. 4.
Heu per 50 Kilo Mk. 6.
Darmſtadt, den 5. Januar 1910.
Großh. Polizeiamt Darmſtadt.

Achtung!

Empfehle von heute ab neben meinem
erſtklaſſigen Ochſenfleiſch

Beſetzung der Stadtrechnerſtelle.

Der Bürgermeiſterei=Oberſekretär, Herr
Rechnungsrat Philipp Koch, der ſeither
ſchon die durch die Ernennung des Herrn
Rechnungsrat Daub zum Bürodirektor der
Bürgermeiſterei erledigte Stelle verſehen
hat, iſt auf Beſchluß der Stadtverordneten=
Verſammlung vom 16. Dezember ds. Js.
und mit Genehmigung Großh. Kreisamts
zum Stadtrechner ernannt worden.
Darmſtadt, den 30. Dezember 1909.
Großh. Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Dr. Gläſſing.
(737

Bekanntmachung.

Die Umlagekataſter der land= und forſt=
wirtſchaftlichen
Berufsgenoſſenſchaft, fort=
geführt
für das Jahr 1909, liegen zwei
Wochen lang, nämlich vom 6. Januar 1910
bis zum 19. Januar 1910, auf der Bürger=
meiſterei
Büro: Waldſtraße 6 zur
Einſicht der Beteiligten offen. Etwaige
Einſprüche gegen den Inhalt dieſer Kataſter,
gegen die Aufnahme oder Nichtaufnahm=
der
Nebenbetriebe in die Kataſter, gegen
deren Veranlagung und gegen die Ein=
ſchätzung
der Betriebsbeamten und Fach=
arbeiter
ſind innerhalb einer Friſt von vier
Wochen nach Offenlegung bei dem Vor=
ſtande
der land= und forſtwirtſchaftlichen
Berufsgenoſſenſchaft in Darmſtadt bei
Meidung ſpäterer Nichtberückſichtigung vor=
zubringen
.
(651df
Darmſtadt, den 31. Dezember 1909.
Großh. Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.: Mueller.

Bekanntmachung.

Die geſtern in Roßdorf abgehaltene
Holzverſteigerung iſt genehmigt. Die
Abfuhrſcheine können vom 10. ds. Mts. an
bei den Kaſſen in Empfang genommen
werden.
(734
Ober=Ramſtadt, 5. Januar 1910.
Großh. Oberförſterei Ober=Ramſtadt.
Daab.

ub mit viel. Schub=
Ein gr. Warenſchraun fächern für kl.
Eiſenwaren, Werkzeug u. dergl., ſowie eine
Schleifmaſchine (Schmirgelſt.) zu verkaufen
*281)
Heidelbergerſtraße 108½.

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deore Bermond
Metzgermeiſter
Karlstrasse 62 Telephon 1643.

Großh. Anſtalt für Schwach= und
Blödſtunige Aliceſtift‟
verkauft zwei fette Kühe. Angebote wer=
den
bis zum Freitag (7.), nachmittags 4 Uhr,
entgegengenommen.
(745

(

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A. W. Zimmermann, Hofpianolager
Darmſtadt, Marienplatz. (752a

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Wendelſtadtſtr. 32, Stb.

(70
Rih
GWochenaltedrailausLoxtehlter,
reinraſſig, ſowie 30 Stück erſtkl. Antw. Brief=
tauben
zu verk. Bei Anfr. Retourmarke.
Jakob Schulz. Ober=Ramſtadt.
*416fs)

[ ][  ][ ]

Seite 12.

Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 7. Januar 1910.

Nummer 5.

e
(
B7e
lapme
3
Tsgemerover Einwar Maeheale

IV. Winter=Versammlung
am Freitag, den 7. Januar 1910, nabends 8½½ Uhr,
im Gelben Saal des Reſtaurants Sitte, Karlſtraße.

ieee Secheg.
it Tagesordnung:
Vortr ag
des Herrn Stadtverordneten Dr. Ing. Heyd
über:
Die Wahrung der Intereſſen des Gewerbeſtandes

durch den Staat.

Unſere Mitglieder laden wir hierzu ergebenſt ein, mit der Bitte um zahlreiches
Erſcheinen. Gäſte ſind frdl. willkommen.
(593mf

A
Der Vorstand.

Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmstadt

(E. V.)

X. Wanderung
Sonntag, 9. Januar 1910
Darmstadt-Reinheim
Abmarſch 8, Großen Woogsdamm (Darmſtraße).
Rückkehr 835.
Führer: die Herren W. Lotz und E. Nungeſſer.
Marſchzeit 5½ Stunden.
(767
Der Vorstand.

Vereinigte Bezirksvereine.
Einladung
zum Vortrag des Herrn Reallehrers Kahl
über:
eheſugl
Die Reichsversicherungserdnung
am Freitag, den 7. Januar, abends 8½ Uhr,
im Fürstensaal, Grafenstrasse.
Auch Nichtmitglieder der Bezirksvereine sind herzlich willkommen.
Der Vorsitzende des Ausschusses:
Dr. Kolb.
174of)

Weihnachtsfeier
eeabena)
des kaufmännischen Vereins weiblicher Angestellter
Sonntag, den 9. Januar, abends ½7 Uhr,
im Fürstensaal, Grafenſtraße Nr. 20,
zu der unſere Mitglieder und deren Angehörige freundlichſt eingeladen werden.
Für den Tee und die Garderobe werden 30 Pfg. a Perſon erhoben.
Der Vorstand.
787)

USIK-VEREIN

Theater- und Tanzabend
am Samstag den 8. Januar 1910 im SAALBAU
Anfang 8 Uhr
1. Das graue Elend. Lustspiel in vier Aufzügen in Darm-
städter
Mundart von Dr. Joseph Nerking (Uraufführung).
Schlussbild: Tanz-Szene (Gavotte).
2. Tanz im grossen Saale. z. 2: : 2. : 2?
Die Beteiligung am Tanze ist nur im Gesellschaftsanzuge gestattet
Tanzkarten werden nicht ausgegeben
Orchestervorträge und Ballmusik: Kapelle des Grossh. Artillerie-
Regiments Nr. 61 unter Leitung des Herrn M. Weber.
*

Eintrittskarten à 2 Mk. (für 3 Personen à 5 Mk.) sind für die verehrlichen
Mitglieder von Dienstag den 28. Dezember ab bei Gg. Thies Nachf.
(L. Schutter) zu haben. Programm 20 Pfg. Durch Mitglieder eingeführte Gäste
sind willkommen. Alle Sitzplätze (Saal, Estraden u. Balkon) sind numeriert.
Die Hüte müssen vor dem Betreten des Saales abgenommen werden.

24717a)

Der Vergnügungs-Ausschuss.

EINLADUNG
zu der
Versammlung ewang. Männer der Martinsgemeinde
auf Montag, den 10. Januar, abends 8½ Uhr,
im Gemeindehaus, Mollerſtraße 23.
Was verdanken wir evang. Männer unserer Kirche‟
iſt das Thema, worüber
Herr Pfarrer D. Waitz
ſprechen wird. Der Eintritt iſt frei.
Der Arbeits=Ausſchuß der Männervereiniguug.
736)

auf Brillanten u. toldsachen kauft ſMogelkraftfutter. (öbels
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Dienstag, den 11. Januar, abends 8 Uhr,
im grossen Saale des Kaisersaals‟
Vortrag von Frédérik van Eeden
aus Amsterdam
Die Mission des Dichters‟
Sperrsitzkarten zu 2 Mk., Saalkarten zu 1 Mk., Galeriekarten zu 75 Pfg.,
Studentenkarten zu 50 Pfg., Schülerkarten zu 30 Pfg. im Verkehrsbüro und
abends an der Kasse. Vereinssaalkarten können unter Aufzahlung von 1 Mk.
gegen Sperrsitzkarten umgetauscht werden.
(770
Der Vorstand.

Programm

von Freitag, den 7. bis inkl.
Sonntag, den 9. Januar.
I. Kinderverschwörung
grossartiges Drama.

2. =Borgas, eine finnische Stadt.
3. =Professor Bounders Pillen=
hum
.
4. *3 Duelles komisch.

z. Hartes Herz
Drama.
e. Schwer errungen
dramatisch.
etc.
etc.

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[ ][  ][ ]

35.

Freitag, 7. Januar.

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*430) Stellen ſuchen tücht. Mädchen, das
bürgerl. kochen kann, 20 Mk. Lohn, u. beſſ.
Landmädch. Stellenb. Röſe, Karlſtr. 53, pt.

*429) Beſſer. Mädchen, im Haush. und 4 Oppenheimer & Co.
Geſchäft tüchtig, ſ. St. Offert. unt. B 14.
an die Expedition ds. Blattes.

*414) Alt. Mädchen ſ. ſelbſt. Stellg. od.
Aushilfe. Off. u. B 6 a. d. Expedition.
*4191s) Reinl. pünkil. Frau ſ. für morgens
2 St. Laufſtelle, auch mittags
Karlſtraße 58, Hths., part. rechts.

*421fs) Mädchen v. d. Bergſtraße, 18 J.,
kräftig, welches ſchon 1½ Jahr ged., ſucht
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der 12 Jahre in einer größ. Fabrik gearb.,
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und zwar auf Büro, Expedient, Einkaſ=
ſierer
, Portier od. dergl. Kaution kann
geſt. werd. Off. u. A. 98 a. d. Exp. (*398

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mit Lager= und Kontorarbeiten vertraut,
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für Mittelſchulſchüler, der Oſtern die
Schule verläßt und ſehr gute Noten hat.
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Magdalenenſtraße 21.

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Venedig, Triest. Gastein, Salzburg,
Dauer 23 Tage, Preis 640 Mk.;
am 1. Sept. n. Paris u. z. Weltaus-
stellung
i. Brüssel, Dauer 12 Tage,
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am 9. Sept. n. Brüssel u. London,
Dauer 12 Tage, Preis 430 Mk.
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Pfarrer Schuchard, Rheinheim i. Hessen.

Großherzogliches Hoftheater.
Zur Feier von Schillers 150jährigem
Geburtstag
(geb. 10. November 1759)
Aufführungen von Schillers Dramen.
Freitag, den 7. Januar 1910.
91. Abonnements=Vorſtellung.
Abonnement B 23.
Don Carlos.
Dramatiſches Gedicht in fünf Akten
von Schiller.
Szeniſche Leitung: Oberregiſſeur Valdek.
Perſonen:
Philipp II., König von
Spanien
Hr. Lehrmann!
Eliſabeth von Valois, ſeine
Frl. Holthaus
Gemahlin .
Don Carlos, der Kronprinz Hr. Weſtermann
Infantin Klara Eugenia . Hedwig Jung=
kurth

Herzogin Olivarez, Ober=
Fr. Scherbarth
hofmeiſterin
Marquiſin von Mondecar Frl. Wisthaler
Prinzeſſin von Eboli
Frl. Oſter
Gräfin von Fuentes
Frl. Bernhard
Marquis von Poſa, Mal
Hr. Baumeiſter
theſerritter
,
Herzog von Alba.
Hr. Heinz
Graf Lerma, Oberſter der
Hr. Riechmann=
Leibwache . .
Herzog von Feria, Ritter
Hr. Klotz
des Vließes
Herzog v. Medina=Sidonia,
Hr. Bohne
Admiral
Don Raimond von Taxis,
Hr. Jürgas
Oberpoſtmeiſter .
Alexander Farneſe Prinz
von Parma, Neffe des
Hr. Schneider
Königs
Domingo, Beichtvater des
Hr. Wagner
Königs
Der Großinquiſitor des
Hr. Knispel
Königreichs
Ein Prior des Karthäuſer=
Hr. Ungibauer
kloſters
Frl. Gothe
Ein Page der Königin.
Don Ludwig Mercado. . Hr. Schwarze
Hr. Hönel
Ein Offizier . . . . .
Nach dem 2. Akte findet eine längere
Pauſe ſtatt.
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(1. bis 6. Reihe) 2. Mk., (7. und 8. Reihe)
1.60 Mk., Sperrſitz: (1. bis 13. Reihe) 3.50 Mk.,
(14. bis 20. Reihe) 3. Mk., Parterre: (1. bis
5. Reihe) 2.20 Mk., (6. bis 8. Reihe) 1.80 Mk.,
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[ ][  ][ ]

33.

Mitwoch, 3. Jannar.

1910.

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Schloßgaſſe 23, Hinterhaus.

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dienſt
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ſucht per 15. II. oder 1. III. dauernde
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Baugeſchäft, geht auch als Buchhalter und
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[ ][  ]

Seite 18.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 5. Januar 1910.

Nummer 3.

Aufgeſprungene Hände
beſeitigt überraſchend
ſchnell und ſicher
Obermeyers Herba=Seife
Zuh. i. all. Apoth., Drog. u. Parfüm. p. St. 50 Pfg. u. 1 Mk.
(589II

Sport.

Sr. Walter Rütt über das Sechstage=
Rennen. Ueber ſeine Erlebniſſe während des Rieſen=
rennens
und über Vergleiche der Veranſtaltung in New=
York und Berlin weiß der Sieger dieſer beiden letzten
Rennen ſehr intereſſant zu plaudern. Rütt iſt der Anſicht,
daß alle Sechstage=Rennen in Europa nur ſchwache Kopien
des New=Yorker Rennens bleiben werden, da das Sechs=
tage
=Rennen vollſtändig auf die Verhältniſſe in der Neuen
Welt, wo es entſtand, zugeſchnitten iſt. In New=York
wird das Publikum, da ein ſtändiges Spurten der Fahrer
unmöglich iſt, auf die mannigfachſte Art durch Gefangsvor=
träge
und ſonſtige Vergnügungen im Innenraum unter=
halten
. Dieſer gleicht mehr einem Rummelplatz im Klei=
nen
, in dem ſelbſt ein Karuſſell nicht fehlt. Stehplätze
kennt man nicht, alle Zuſchauer, auch die im Innenraum
befindlichen, haben Anſpruch auf einen Sitzplatz, von dem
man die Vorgänge auf der Bahn gut verfolgen kann. Ein
großer Nachteil für die Konkurrenten war in Berlin, daß
die Fahrer an beliebiger Stelle der Bahn das Rad be=
ſteigen
konnten, um ihre Partner abzulöſen. In New=
York liegen ſämtliche Kantinen auf einer Längsſeite und
demzufolge darf auch nur auf dieſer Seite aufgeſeſſen
werden, ſodaß jeder Konkurrent ſofort bemerken kann,
wenn jemand ablöſen will. Ueber ſeine deutſchen Geg=
ner
äußert ſich Rütt ſehr anerkennend. Insbeſondere lobt
er von deutſchen Fahrern Stabe, Pawke, Stellbrink und
Rudel. Den Sitz von Clark ſtellt er wegen der gleichmä=
ßigen
Verteilung des Körpergewichtes auf Vorder= und
Hinterrad als muſtergültig hin, welchem Vorbilde von
deutſchen Fahrern Rudel am nächſten kommt. Das Ver=
ſagen
der Amerikaner, Root=Fogler, der Zweiten in New=
York, von denen man in Berlin mehr erwartet hatte,
führt Rütt darauf zurück, daß ſie die Anſtrengungen des
großen Rennens in Amerika noch nicht überwunden ha=
ben
; auch Rütt ſelbſt wie ſein Partner Clark befanden
ſich nach Rütts eigener Ausſage nicht ſo friſch wie in
New=York, wo ſie einen Spurt von 12 Runden in voller
Pace durchführen konnten, während ſie hier ſchon nach 6
Runden langſamer wurden. Die Reaktion auf die ge=
waltigen
Anſtrengungen eines Sechstage=Rennens ſtellt
ſich nach Rütts Erfahrungen erſt am dritten und vierten
Tage ein. Viele der Berliner Konkurrenten werden ſich
übrigens bei der in Paris im Februar in Ausſicht ſtehen=
den
Veranſtaltung wieder treffen. Dort werden vielleicht
noch größere Anforderungen zu bewältigen ſein, da man
beabſichtigt, die Konkurrenz im neuen Wintervelodrom von
6 auf 7 Tage auszudehnen. (!)
sr. Die Davoſer Winterſportſaiſon hat
mit einem Vierſitzer=Bobrennen eingeſetzt, das auf der
Bobbahn vor einer zahlreichen Zuſchauermenge ausge=
tragen
wurde. Die Ehren des Tages heimſte der eng=
liſche
Bob Queen of Hearts ein, der von einer Dame
geſteuert wurde. Der Bob legte die 3500 Meter lange
Rennſtrecke in 4:48½ zurück. Der zweite Preis fiel an
den Bob Kismet (5:1½), der dritte Preis an den Bob
Gotthardt (511½).

sch. Das Weltmeiſterſchafts= Schachtſur=
nier
zwiſchen Lasker und Schlechter, das unter der Tur=
nierleitung
des Schachmeiſters Marcs am 6. Januar in
Wien beginnt, wird am 28. Januar in Berlin unter der
Leitung der Berliner Schachgeſellſchaft fortgeſetzt und in
den folgenden Tagen beendet werden. Der urſprüngliche
Plan, auch in London einige Spiele auszufechten, iſt auf=
gegeben
worden.
Rp. Die Pariſer Weltmeiſterſchafts=
Ringkämpfe ergaben am ſechſten Abend wieder eine
Reihe intereſſanter Kämpfe. Aimable de la Calmette
(Frankreich) ſiegte über Hisman (Deutſchland) in 3:52,
Maſetti (Italien) über Laurent de Stephanois ( Frank=
reich
) in 16:10, Vervet (Frankreich) und Charles d’Anvers
Belgien) rangen 35 Minuten unentſchieden und Raihoviz
(Serbien) ſiegte über Verſen (Belgien) in 5:08.

Vermiſchtes.

König Eduards Doppelgänger. Aus London
wird berichtet: Der Doppelgänger König Eduards VII.,
Percy Marſten, einer der bekannteſten Börſenmakler Lon=
dons
, zieht ſich vom Geſchäft und aus dem öffentlichen
Leben zurück, um den Reſt ſeiner Tage fern vom Getriebe
der Welt in beſchaulicher Ruhe zu verbringen. Marſtens
Rücktritt gibt den engliſchen Zeitungen Gelegenheit, zahl=
reiche
Anekdoten aus dem Leben des merkwürdigen Man=
nes
zu erzählen. Der Doppelgänger Eduards VII. re=
produzierte
ganz getreu alle charakteriſtiſchen Züge ſeines
hohen Vor= und Ebenbildes. Seine Wohlbeleibtheit,
ſeine Statur, Gang, Sprache, Kleidung, die Farbe ſeines
Haupt= und Barthaares, alles trägt dazu bei, die Meinung,
daß man den König vor ſich habe, glaubhaft zu machen.
An der Börſe nennt man ihn immer Majeſtät, und wenn
ſeine Kollegen guter Laune ſind, ſcharen ſie ſich um ihn
und ſingen das God save the King‟ Wenn er ſich auf
der Straße blicken läßt, bleibt das Publikum reſpektvoll
ſtehen und zieht ehrerbietig den Hut. Wenn ich ſpazieren
gehe, ſo erzählt Marſten ſelbſt, bleiben meine Frau und
meine Tochter manchmal ein wenig zurück, um die leiſe
geſprochenen Worte und Urteile des Publikums beſſer zu
hören und zu beobachten, in welcher Weiſe es ſeine Ueber=
raſchung
äußert. Einmal ſuchte mich auf einem Renn=
platze
ein Berichterſtatter über dies und jenes auszufra=
gen
. Die Menge glaubte, daß ganz plötzlich und unange=
ſagt
der König erſchienen ſei, und ſchrie aus Leibeskräf=
ten
Hurra Als ich ein andermal im Automobil von
einem Ausflug heimkehrte, ſah ich zu meinem nicht gerin=
gen
Erſtaunen, daß die Strasen mit einer dichten Men=
ſchenmenge
beſetzt waren, und daß die Polizei Mühe hatte,
das Publikum zurückzudrängen und Ordnung zu halten.
Ich erfuhr ſpäter, daß ein Polizei=Inſpektor, der mich
irgendwo geſehen hatte, auf den Gedanken gekommen war,
die Polizei telephoniſch von meinem Erſcheinen in Kennt=
nis
zu ſetzen; er hatte natürlich gemeldet, daß der König
eine Automobilfahrt mache. Das Merkwürdigſte und
Peinlichſte aber paſſierte mir eines Tages in einem Pa=
riſer
Kaffeehauſe, das ich in Geſellſchaft meiner Frau und
mehrerer Freunde betreten hatte. Wir waren kaum ein=
getreten
, als ſämtliche Gäſte wie auf Kommando ver=
ſtummten
, um dann nur ganz leiſe wieder zu ſprechen.
Kaum hatte ich dem Kellner meinen Stock und meinen
Hut gegeben, als die Anweſenden alle aufſprangen und
mit Begleitung des Orcheſters God save the King‟
ſangen. Herr Marſten iſt dem König, den er ſo gut ko=
pieren
kann, nie vorgeſtellt worden. Im Theater aber ge=

ſchah es einmal, daß während der Vorſtellung, der das
Königspaar beiwohnte, die Königin plötzlich ihr Opern=
glas
auf Marſten richtete und dann lächelnd einige Worte
an den König richtete. Ich erinnere mich, erzählt Mar=
ſten
, daß mir einmal ein Herr ein Geſchäft vorſchlug, bei
dem es ſich um 100000 Mark handelte. Ich ſprach mit
ihm lange hin und her über die Summe, und er begnügte
ſich zu meiner nicht geringen Verwunderung mit nur
25000 Mark. Er geſtand ſpäter meinem Sozius, daß
meine große Aehnlichkeit mit dem König Eduard ihn ge=
hindert
habe, mit mir ſo ruhig zu ſprechen, wie er mit
irgend einem anderen geſprochen hätte.

Nachrichten des Standesamts Darmſtadt I.

Geöffnet an Wochentagen von 912 Uhr vorm. und
35 Uhr nachm. Samstags nachmittags nur für
dringende Fälle und Sterbefallsanzeigen.
Geborene: Am 28. Dez.: dem Landwirt Chriſtian
Stumpf, Gardiſtenſtraße 29, eine T. Johannette. Am
27.: dem Tapezier Johann Oberndorf, Eckhardtſtr. 5,
eine T. Emilie Marg. Dem Schreiner Gg. Büdinger,
Rhönring 57, eine T. Wilhelmine. Am 31.: dem Fabrik=
arbeiter
Adam Ruppel, Schloßgartenſtraße 21, ein S.
Adam. Am 1. Jan.: dem Taglöhner Peter Chriſt,
Langegaſſe 29, ein S. Johann Auguſt Ludwig. Am 31.
Dez.: dem Glaſer Konrad Herrmann, Kiesſtraße 30,
ein S. Heinrich. Dem Lokomotivführer Gg. Bär, Blu=
menthalſtraße
111, eine T. Elſa Margar. Dorothea. Am
2. Jan.: dem Schreiner Gg. Fehn, Blumenthalſtraße 38,
ein S. Georg Ludwig. Am 3.; dem Spengler Joſeph
Gelfius, Kranichſteiner Straße 51, eine T. Chriſtina
Elſa. Am 31. Dez.: dem Taglöhner Johannes Bönſel,
Große Kaplaneigaſſe 17, eine T. Kath. Eliſabeth. Am
2. Jan.: dem Fabrikarbeiter Magnus Meißner, Hein=
heimerſtraße
7, eine T. Sophie. Am 1.: dem Fabrik=
arbeiter
Konrad Knös, Kranichſteiner Straße 20, ein
S. Wilhelm.
Aufgebote. Am 31. Dez.: Schiffer Th. Bechtold II.
in Hirſchhorn mit Anna Maria Marg. Weber, eben=
daſelbſt
. Buchdrucker Richard Paul Hofmann in New=
York mit Bertha Fuchs,=Gutenbergſtraße 38. Ober=
lehrer
Albert Johann Hermann Junker in Bremex=
haven
mit Anna Kohlheyer in Lich. Sergeant in der
8. Komp. Leibgarde=Infanterieregiments Nr. 115 Georg
Weichel, Alexanderſtraße 22, mit Dienſtmädchen Kath.
Link, Hermannſtraße 31. Am 1. Jan.: Friſeur Joh.
Georg Stühler dahier mit Marg. Eliſabeth Melior
in Langen. Ackerer und Metzger Johann Wilhelm
Nelles in Nidrum mit Marie Salome Heck in Berg.
Eheſchließungen. Am 28. Dez.: Verbandsreviſor
Wilhelm Knörzer in Nürnberg mit Frieda Laug,
hier. Kaufmann Wilhelm Uellner in Bremen mit
Verkäuferin Emma Mann, hier. Am 29.: Bautech=
niker
Martin Schwarz mit Marie Rehberger, beide
hier. Am 30.: Kaufmann Julius Loeb in Kaſſel mit
Martha Neu, hier.
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