Darmstädter Tagblatt 1903


23. Juni 1903

[  ][ ]

Aoounemenkspreis
monatlich 50 Pfg, vierteljährlich 150 Ml.,
halbjährlich 3 Mk. einſchl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſtämtern
Beſtollungen entgegengenommen zu 1.80 Mk.
vierteljährlich.

Zuſerake

166. Jahrgang.
Verbunden mitWohnungs=Anzeigeru und der Sonntags=Beilage: blatt werden angenommen in Darmſtadt
Alluſtrierkes Anlerhalkungsbſatk.
Amtliches Organ für die Bekanutmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und der andern Behörden.

für das wöchentlich 6mal erſcheinende Tag=
von
der Expedition Rheinſtraße Nr. 23, in
Beſſungen von Blößer, Beſſungerſtraße
Nr. 48 und Schießhausſtr. Nr. 14, ſowie aus=
wärts
von allen Annoncen=Expeditionen.

N144.

Dienstag, den 23. Juni.

1903.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Die Reichstagswahl im VI. Wahlkreiſe des Großherzogtums Heſſen.
Nachdem ſich bei der heute vorgenommenen Ermittelung des Wahlergebniſſes
der am 16. Juni l. J3. im VI. Wahlkreis des Großherzogtums ſtattgehabten
Reichstagswahl herausgeſtellt hat, daß von 16258 der im Wahlkreiſe abgegebenen
giltigen Stimmen entfallen ſind auf:
1. Herrn Wilhelm Haas, Präſident der I. Kammer des heſſiſchen Land=

tages zu Darmſtadt 7240 Stimmen 2. Herrn Freiherrn Heinrich Ueberbruck v. Roden= ſtein zu Bensheim 3258 3. Herrn Andreas Nau, Gemeinderatsmitglied zu Mühlheim a. M. 5749 4. auf Verſchiedene zerſplittert 11

Zuſammen: 16258 Stimmen
eine abſolute Mehrheit der in dem Wahlkreiſe abgegebenen gültigen Stimmen ſich
auf einen Kandidaten hiernach nicht vereinigt hat, wird hiermit zur engeren
Wahl zwiſchen den beiden Kandidaten, welche die meiſten Stimmen erhalten
haben, nämlich den Herren
Wilhelm Haas, Präſident der I. Kamner des heſſiſchen Landtags zu
Darmſtadt und
Andreas Rau, Gemeinderatsmitglied in Mühlheim a. M.
Termin auf
Donnerstag, den 25. Juni l. Js.,
mit dem Bemerken anberaumt, daß dieſe engere Wahl auf denſelben Grundlagen
und nach denſelben Vorſchriften ſtattfindet, wie die erſte, daß oher alle auf
jandere Kandidaten, als die beiden obengenanuten Höchſtbeſtigeuten, fallende
Stimmen ungültig ſind. Die Wahlhandlung beginnt um 10 Uhr vor=
mittags
und wird um 7 Uhr nachmittags geſchloſſen.
Bensheim, den 20. Juni 1903.
Der Wahlhommiſſir für den VI. Beichgkagswahlkreig des Großherzogkums Heſſen.
Gros, Großh. Geheimer Regierungsrat.
Die Herren Bürgermeiſter des Wahlkreiſes werden erſucht, wo ſiel
nicht ſelbſt Wahlvorſteher ſind, dieſen die ihnen gleichzeitig zugehenden Wähler=
liſten
alsbald zu behändigen, vorſtehende Bekanntmachung ſofort in ihren Ge=
meinden
auf ortsübliche Weiſe zur öffentlichen Kenutnis zu bringen, Bekaunt=
machungsbeſcheinigung
zu den Wahlakten zu geben und dafür Sorge zu
tragen, daß die Wahlakten ungeſäumt und jedenfalls ſo zeitig an mich eingeſendet
werden, daße dieſelben ſpüteſtens am 28. Juni l. Js. vormittags, in meine
Hände gelangen.
Bei der engeren Wahl ſind dieſelben Wählerliſten anzuwenden, wie bei der
erſten Wahlhandlung. Eine wiederholte Offenlegung und Berichtigung findet
nicht ſtatt. Die Beſtimmungen des 8 31 des Wahlregiements ſind genau zu
beachten.
Bensheim, den 20. Juni 1903.
Der Wahlioamiſſier für den VI. Reichslagswahlkreig des Großherzoglums Heſſen.
Ghros, Großh. Geheimer Regie=
vet
.
G1084

Pferde-Verſteigerung.
Montag, den 20. Juni, vormittags 10 Uhr,
ſollen im Großh. Hofmarſtalle dahier 4 ausrangierte Landgeſtütsbeſchäler,
wovon 3 unter der Bedingung des ſofortigen Abſchlachtens, verſteigert werden.
Darmſtadt, den 20. Juni 1903.
Großherzogliche Landgeſtüts=Direktion.
von Willich.
(1106i

Bekanntmachung.
Das Schulgeld für das Großher=
zogliche
Realghmuaſium und deſſen
Vorſchule, die Oberrealſchule, die
Vorſchule der Großherzogl. Gym=
naſien
und die Viktoriaſchule für das
I. Quartal 1903 iſt, bei Vermeidung
der Mahnung,
bis 26. d. Mts.
an den Werktagen, vormittags von 8
bis 12½ Uhr, hierher zu entrichten.
Darmſtadt, den 18. Juni 1903.
Die Stadtkafſe.
Daub. (10819si

Haferlieferung.
Die Lieferung von 30 Zentner Hafer
für die beiden ſtädtiſchen Faſelſtallungen
ſoll auf dem Verdingungswege vergeben
werden. Die Bedingungen liegen wäh=
rend
der Dienſtſtunden auf dem Stadt=
haus
, Rheinſtraße 18. Zimmer Nr. 13.
zur Einſicht offen.
Angebote mit Proben ſind bis längſtens
Donnerstag, den 25. l. Mts.,
vormittags 10 Uhr
bei uns einzureichen.
Darmſtadt, den 20. Juni 1903.
Großherzogl. Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. Jaeger. Al3i

B e k a n n t m a ch u n g.
Vetreffend: Die öffentliche Impfung im Jahre 1963.
Die diesjährige öffentliche Impfung für die nach 8 1. Ziffer 1. wie 8 2 oder 3 Reichsimpfgeſetzes Pflichtigen wird für die hieſige Stadt Miktwoch, den 22. 1. Mts.
nachmittags 5 Uhr und die folgenden Mittwöche, ſo lange das Bedürfnis dauert, im
[Schulhauſe in der Rundeturmſtraße abgehalten werden.
Imbfpflichtig im laufenden Kalenderjahre ſind nach den erwähnten Geſetz=
beitimmungen
die im vorigen Jahre geborenen Kinder, Jſowie die rückſtändigen
früherer Jährgänge.
Wir läden die hieſigen Einwohner, welche impfpflichtige Kinder haben, zur Be=
nutzung
dieſer öffentlichen Termine mit dem Bemerken ein, daß alle in denſelben vor=
genommenen
Impfungen für den Einzelnen unentgeltlich ſind. Wer die Termine nicht
benutzen will. muß die Impfung ſeines pflichtigen Kindes bis zum Jahresſchluß auf
ſeine Koften bewerkſtelligen laſſen,. widrigenfalls ihm im Januar nächſten Jahres zur
Nachholung der Impfung eine vierwöchige Friſt unſter Strafandrohung geletzt wird.
Außer den Pflichkigen werden in den Terminen auch Erwachſene auf ihren
Wunſch und Kinder, welche erſt im lanjenden Jahre geboren ſind, äuf den Wüllſch
ihrer Vertreter geimpft.
In der Regel werden in jedem Termin nicht mehr als 50 Impfungen vorge=
nommen
werden.
Alle in einem Termine geimpften Kinder müſſen bei Meidung der geletzlichen
Strafe, in dem 8 Tage ſpäter abgehaltenen Termine zur Nachſchau nochmals erſcheinen.
Kinder, deren Zurückſtellung von der Impfung wegen Kränklichkeit beanſprucht=
wird
, können gleichfalls in den Terminen dem Impfarzt vörgeſtellt werden.
Wegen der Wiederimpfung der Schulkinder wird beſondere Benachrichtigung der
Schulvorſteher erfolgen.
Wir machen beſonders darauf aufmerkſam, daß aus einem Hauſe, in welchem
lanſteckende Kränkheiten. wie Scharlach, Maſern, Diphtherie, Krupp, Kenchhuſten. Rleck=
typhus
, roſenartige Entzündungen oder die natürlichen Pocken herrſchen, die Impflinge
zum allgemeinen Termin nicht gebracht werden durfen und daß die Kinder zum Impf=
termin
mit rein gewaſchenem Korper und mit reinen Kleidern gebracht werden müſſen.
Darmſtadt, den 16. April 1903.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
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Genehmigte Uebertragung aus dem Engliſchen.
Machdruck verboten)
9
Wieder vergingen ein oder zwei Tage, das Fieber
wollte noch immer nicht nachlaſſen; aber ſeltſamer
Weiſe beſchäftigten ſich die Gedanken des Kranken
jetzt nicht mehr mit den botaniſchen Geſellſchaften;
meiſtens ſchweiften ſie zurück zu den botaniſchen Aus=
flügen
ſeiner Jugend: nach Glen Roſa und Glen
Sannox in Arran, in die Berge über Lochgoil, Ben
Lomond und Ben Voirlich. Zuweilen wußte er, daß
Briſeis bei ihm war, und er pflegte häufig zu ihr zu
ſprechen, als ob ſie einer ſeiner Jugendgefährten ſei.
Dann eines Abends - Frau Alexander Elliot,
die man durch den Draht herbeigerufen hatte, war
außer Briſeis noch im Zimmner -ſchien er aus der
tiefen Betäubung, welche dem heftigen Fieber gefolgt
war, zu erwachen. Seine Augen glänzten nicht mehr
unnatürlich; ſein bleiches, abgezehrtes Geſicht hatte
nicht mehr die hektiſche Röte; er ſah die beiden mit
klarem Bewußtſein an.
Du wirſt für Briſeis ſorgen, Tante Klara, ſagte
er mit kamm hörbarer Stimme. Sie wird dankhar
für Deine Güte ſein, ſie hat ein goldenes Herz. Und
Briſeis, mein geliebtes Kind

Er wurde ſtill; aber nach wenigen Sekunden
ging eine plötzliche Veränderung mit ihm vor
Tante Klara eilte auf die Klingel zu.
Schicke zum Arzt! Schicke ſofort zum Arzt!
rief ſie in ihrer tödlichen Angſt.
Aber kein Arzt brauchte mehr geholt zu werden.
Der alte John Elliot war leiſe hinübergeſchlummert
und war jetzt frei von allen irdiſchen Sorgen und
Kümmerniſſen.
3.
Eines Abends zu Alufang Juli vereinigte ſich
im Hauſe des Sir Hugh und der Lady Adela
Cunyngham auf Campden Hill eine auserleſene Ge=
ſellſchaft
zu einem Diner, das dem Fürſten und der
Fürſtin Montefeltre zu Ehren gegeben wurde. Ob=
gleich
die Geſelligkeit einen hervorragend diplomatiſchen
Charakter hatte Geſandte, Miniſter, Attachees und
dergleichen überwogen - ſo fand ſich natürlich doch
ein Eckchen für den jungen Frank Gordon, als ein=
zigen
Sohn der Fürſtin und ihres erſten Gemahls,
Sir Gorden of Grantly. Ueberdies war Lady Adela
ſo aufmerkſam geweſen, dem jungen Manne eine
paſſende Tiſchnachbarin zu geben, ein Fränlein
Georgina Leſtrange.
Georgie - wie ihre Freunde ſie nannten
war ein friſches junges Mädchen mit etwas rötlichem
Haar, einem kecken Stumpfnäschen und luſtigen Lugen,

die durch ein Pincenez ſahen. Lebhaft und unter=
nehmend
, wie die junge Dame war, eröffnete ſie ſo=
fort
, nachdem man Platz genommen hatte, die Unter=
haltung
.
Ich habe von Lady Adela ſchon ſo viel von
Ihnen gehört, und ich habe mith oſt gewundert,
warum Sie nicht in den Staatsdienſt gehen, da Sie
doch ſo gute Verbindungen haben. Die Fürſtin, Ihre
Frau Mutter, iſt ja wohl eine ſehr wichtige Perſön=
lichkeit
in der Orientpolitik, nicht wahr?
Ja, ich glaube, antwortete er. Der Fürſt jedoch
ſcheint ſeinen ganzen Ehrgeig darauf gerichtet zu haben,
daß er ſeine beiden ſchwarzen Pudel zum Sitzen auf
den Hinterbeinen bringt, jeder mit einer Pfeiſe im
Maul.
Nun, wenn das ſein Streben iſt, dann haben
Sie noch mehr Grund, ſich einen Nanen zu machen.
Wenn ich ein Mann wäre, würde ich etwas tun,
was mich vor allen anderen auszeichnete, etwas,
was meinen Namen unter die Leute brächte. O, ver=
zeihen
Sie, bitte, wirklich.. weil Sie jedenfalls
das ſchon getan haben. Sie rnderlen in Opford mit
den Elfen, nicht wahr?
Nun, ſagte er ſchlagfertig, ganz ſo viel waren
wir allerdings nicht; aber wir hoben es doch fertig
gebracht, Cambri g. zu ſchlagen.

[ ][  ][ ]

Gelte 2.

Darmſtädter Tagblätt, Dienstag, den 23. Juni 1903.

Nummer 144.

Fonkursverfahren.
Das Konkursverfahren über das Ver=
mögen
des Gaſtwirts und Oelhändlers
Karl Ludwig Bär zu Griesheim wird
nach erfolgter Abhaltung des Schluß=
termins
hierdurch aufgehoben. (11111
Darmſtadt, den 16. Juni 1903.
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Sie ſah einen Augenblick verlegen aus. O, wie
dumm von mir ... natürlich waren's nur acht!
Und dann ſprang ſie auf ein andres Gebiet über
und tat hundert Fragen, ohne kaum je die Antwort
abzuwarten.
Iſt der Tiſch nicht entzückend gedeckt? Frauen=
haar
ſieht ſo wunderhübſch neben dem Silberzeng
ſaus, nicht wahr ? Iſt es nicht viel netter, wenn die
ſungariſche Kapelle draußen im Garten als hier im
Saale ſpielt? Wenn Sie nach dem Eſſen hinaus=
gehen
, werden alle Wege hell erleuchtet ſein. Sie
wollen ſich doch nicht nachher ins Billardzimmer
verkriechen? Nachher kommt noch ein Hauptſpaß;
vergeſſen Sie ja nicht zu klatſchen; die Kapelle ſoll
nachher Sibyls Marſch ſpielen. Sie wiſſen doch, ſie
iſt ganz erpicht darauf, daß die Kapellmeiſter der
verſchiedenen Regimenter ihn einüben; das Soldaten=
marſchlied
heißt er, wenn er geſungen wird..
Ich weiß, was Lady Sibyl tun mühte, bemerkte
der junge Gordon zu ſeiner redſeligen Nachbarin.
Sie ſollte meinen Stieſpater veranlaſſen, daß er den
Marſch zum Nationallied des Fürſten von Montefeltre
erheben läßt.
O, Sir Francis, was für ein herrlicher Einfalll
rief Georgie eiſrig aus. Das iſt ja ein grohartiger
Gedankel Ich werde es ſoſort, wenn wir von Tiſch
aufſtehen, Sibyl erzählen.
Sie warf einen Blick hinüber zu dem Herrn, der
neben Lady Adela Cunyngham ſaß: es war ein älterer,
ziemlich ſtarker Herr von gutnieigem Lrsſehen, mit
einem langen Schnurrbart, der an den herobhüngenden
Enden ſorgfältig gewichſt war.
Wie wunderhübſch Ihre Fran Mutter iſt! Und
ſo vornehm ſieht ſie ausl Ich wundere mich gar nicht,
daß ſie ſolchen politiſchen Einfluß hat. Man ſagt ja
ſogar, daß ſie Lönig Milans Nückkehr nach Belgrad
zuerſt geplant habe. Aber ich mache mich heute
Abend gewiß lächerlich. Ich tue das gewöhnlich.
E3 iſt wirklich ſchreckrich, wenn man jo dumm iſt;

Sie können ſich gar nicht denken, wie ſehr. Ich finde
eigentlich nicht, daß Lady Adelas Novellen vom
Publikum ſo aufgenommen worden ſind, wie es ſich
gehört hätte nach all den lobenden Kritiken, die in
den Zeitungen über ihre Bücher ſtanden; es iſt doch
zu ſchlecht vom Publikum ... Ich erzähle Ihnen
ſpäter noch mehr davon.
Sie brach ab, denn in dieſem Angenblick erhob
ſich alles vom Tiſch.
Die großen franzöſiſchen Fenſtertüren am Ende
des langen Zimmers, die über eine kleine Veranda
in den Garten führten, waren weit geöffnet, und dem
Auge bot ſich eine Art Feenland: die dunklen Bäume
und Büſche waren alle mit farbigen chineſiſchen Laternen
behängt, während an den offenen Plätzen elektriſches
Licht ſtrahlende Helle verbreitete. Miß Georgie
Leeſtrange meinte, daß die kühle Luft draußen der
Hiße hier innen vorzuziehen ſei, und Frank Gordon
ſtimmte bereitwillig zu. Sie ging daher hinein und
holte ſich einen Spitzenſhawl, den ſie um den Kopf
wand ein zartes Gewebe, das weder den einheit=
lichen
Eindruck ihres ersmefarbenen Brokatkleides
zerſtörte, noch ihre beſonders hübſche venetianiſche
Halsketie von Goldfiligran und matten Korallen
verbarg. Dann gingen die beiden in den Garten
himmter und wanderten in den Laubgängen umher,
während die ungariſche Kapelle bei dem bläulichweißen
Schein des elektriſchen Lichtes einſchmeichelnde Stücke
voririg.
Miß Georgie war in ſehr übermütiger Stimmung als
ſie durch die beleuchteten Wege wanderten. Sie ſprach
in einem fort; unter anderem erzählte ſie ihm von
dem Damenklub Hypatia in der Suffolk Street, wo
es ſehr intereſſant zugehen ſollte.
Die Hypatia, was iſt das für ein Klub?
Ach, für Schriftſtellerinnen, Ueberſetzerinnen,
weibliche Journaliſten uſw., ziemlich moderner
Richtung. etwas emancipiert, wiſſen Sie. Sie wollten
ihn 3uerſt den Forwardklub nennen, aber dann meinten

ſie, daß der Name falſch aufgefaßt werden könnte-
forward
bedeutet ja nicht bloß vorwärts, ſondern auch
fürwitzig.
Nun, Hypatia iſt ein ſehr hübſcher Name, antwvortete
er vorſichtig. Aber Sie ſind ſelbſt Mitglied, nicht
wahr?
Ach, es iſt nicht ſo ſchwer, Aufnahme zu finden,
wenn man eine Bekannte im Ausſchuß hat. Ich gehe
nur zum Spaß hin. Manchmal iſt es ſehr luſtig,
beſonders die Abende, wo Diskuſſionen ſind. Kommen
Sie doch einmal hin und trinken Sie dort eine Taſſe
Tee. Gerade morgen Nachmittag nehmen wir Beſuche,
an? Sie treffen Lady Adela dort und Sibyl und
Roſamund.
Es iſt ſehr freundlich von Ihnen; es würde mir
ein beſonderes Vergnügen ſeinl antwortete er bereitwillig;
und erkundigte ſich zugleich nach der Straßennummer.
Die Gänge hatten ſich allmählich mit Menſchen=
gefüllt
, die alle die erquickende Abendluft genieſen
wollten, und Georgina kegte ihre Hand in Gordons
Arm und bat ihn, ſie jetzt in den Salon zurückzuführen.
Lady Adela könne ſonſt vielleicht ihre lange Abweſenheik
übel vermerken, überdies wolle ſie gern etwas von den
hohen Herrſchaften im Salon ſehen und hören.
Zwiſchen zwei und drei Uhr Morgens machte
ſich Frank Gordon auf den Weg nach ſeiner Wohnung
in der Jermynſtreet. Aber wenn die reizende und
gefallſüchtige junge Dame, die ihr Beſtes getan halte,
um ihn gut zu unterhalten, ſich uun vielleicht darüber
freute, daß ſie eine neue Eroberung gemuacht hatte, ſo
irrte ſie ſich diesmal wenigſtens ſicher. Wührend er
durch die dunklen Parkanlagen ſchritt, dachte er an
jemand ganz anders und verfolgte deſſen vermutliche
Wege auf den einſamen Höhen um Glenavon herumn
oder den Windungen des ſilbernen Spey entlang, ohne
zu ahnen, daß der alte Botaniker eine viel weitere
Wanderung angetreten hatte und Briſeis Valieri in
London ſelbſt war.
(Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Nutmner 142
RRRINN

armſtüdter Tagblatt, Dienstag, den 23. Juni 1903.
EXON)

Seite 3.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 23. Juni 1903.

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l. Beilage zum Darmſtädter Tagblatt.

75 144.

Dienstag, den 23. Juni.

1903.

Vermiſchtes.

Eine prächtige Kronenſammlung. Zu
den größten =attractions. der Weltausſtellung von St.
Louis wird eine Sammlung genauer Nachbildüngen der
Kronen gehören, die von den Herrſchern der Welt ge=
fragen
werden. Die Anſerti=ung der jetzt vollſtändigen
Ausſtellung hat über drei Jahre erfordert; es ſall die
einzige dekartige Jammlung der Welt ſein. Der Ge=
danke
dazu iſt von dem Amerikaner Mr. Frank D. Higlee
ausgegangen Als dieſer im Jahre 1900 im Schaufenter
eines Juweliers in New=Hork eine Nachbildunn der
eiſernen Krone der Lombardei ſah, meinte er, eine Aus=
ſtellun
; der Kronen alier Herrſcher der Welt wäre für
St. Louis ſehr geeignet. In der Aſtor Libraryt, in der
er nachforſchte, fand er die geſuchten Abbildungen nicht,
und er fuhr deshalb nach Europa. Im Tower in London
fand er etwas von dem, was er ſuchte; ſpäter beſuchte er
zu demſelben Zweck das Britiſche Muͤſeum und das
Heroldsamt. Da dieſe Arbeit aber nur langſam vor=
rückte
, ſchrieb er an alle Höfe Europas und bat Um die
Erlaubnis, eine Nachbildung jeder Krone machen zu
dürfen. In einigen Fällen wurde die gewünſchte Er=
laubnis
bereitwilligſt erteilt, während in anderen erſt die
ganze bureaukratiſche Stufenleiter durchzugehen war, ehe
er die Schlöſſer betreten Luͤrfte: Die verſchiedenen Gekrke
täre und hohen Beamten, mit denen er in Berührung
kam, behandelten ihn mit der größten Höflichkeit= aber
überall wurden die Kroninſignien natürlich ängftlich be=
wacht
, während Higbee ſeine Skizzen machte. In der
Sammlung ſieht man nunmehr, wie eine engliſche Zeit=
ſchrift
ſchreibt, die Kronen von Großbritannien, Deutſchland,
Italien, Schbeden, Portugal, Rußland, Siam, Spanien,
Holland, Oeſterreich, Dänemark, die Kronen von Joſephine
und Napoleon 1., die Tiarä und das Cgepter des Papſtes
und den groſen Diamantenſtern des Mikado von Japan.
Auch die in der Kathedrale zu Monza aufbewahrte
Krone der Lombardei iſt nachgebildet; Original und
Kopie ſollen nicht zu unterſcheiden ſein. Die Art der
Faſſung iſt ſeit über kauſend Jahren veraltet; aber die
drone it genau nachgebildet, ſelbſt bis auf die beiden
Riſſe im Original. Sie bezeht aus einem ſchweren oben
offenen Goldreif, der von Juwelen überragt iſt; ſie ſoll
zulerſt im Jahre 591 von der Königin Theodolinda ge=
tragen
worden ſein. Der Name der eiſernen Krone rührt
von dem eiſernen Reif im Innern her, der nach der
Tradition aus einem Nagel vom echten Kreus Chriſti
gemacht ſein ſoll. Von der ganzen Sammlung war die
Nachbildung der Krone des Deutſchen Reiches am teuerſten,
da ſie nur eine Maſſe der reinſten weißen Diamanten iſt,

die gegen Kreuge aus prächtigen Saphiren abſtechen.
Kaiſer Wilhelm I. gab, wie berichtet wird, ſelbſt die An=
weiſung
, daß alles getan würde, um Higbee die Nach=
bildung
der Krone zu erleichtern, und er bak darum, daß
ihm die fertige Arbeit vorgelegt würde. Als er die
Nachbildung ſah. war er uͤber die Treue der Aus=
führung
ſehr erſtaunt. Die Arbeit erforderte ein halbes
Jahr, da die Krone nicht weniger als 1200 gefaßte Edel=
ſteine
hat. Die Beſucherinnen der Ausſtellung werden
ſich beſonders für die Krone der Königin der Niederlande
und der unglücklichen Kaiſerin Joſephine intereffieren.
Letztere iſt eine einfache kleine Kroͤne aus königlichen
Perlen in einem Netzwerk aus Diamanten. In jedem
Zwiſchenraum hängt ein birnenförmiger Diamant, der
bei jeder Bewegung Funken ſprüht. Napoleons Krone
iſt von goldenen Adlern umgeben, die von einem Kreus
mit Saßhiren und Rubinen überragt ſind. Die Kronen
Englands, Hollands, Italiens uns Spaniens ſind jehr
ähnlich: die Tiara und das Szepter des Papſtes ſind
von wünderbarer Schönheit der Arbeit. Die Nrone des
Zaren iſt die größte der Sammlung und ihre rieſigen
Saphire und Kubinen ſind faſt zu groß, um ſchön zu
ſein. Die Krone Schwedens iſt lam keinſten. aber ſie
fällt wegen ihrer ſehr großen Perlen auf. Die Koſten
der Sammlung betragen etwa 200 000 Mk.
( ünſere Gaſkhofſitten. Ueber dieſes Thema
ſchreibt die Köln. 3tg.". Jeder der, wie es in der jetzt
beginnenden Reiſezeit natürlich iſt, vielerlei Nachtauartier
und manche Menſchengewohnheiten kennen lernt, wird
ſchon oft in ſeinem Kopfe die Frage hin und her gewälzt
häben: Warum machen wir Deutſche bei jeder Gelegen=
heit
ſo viel unnötigen Lärm?- Wohin man äuch
kommt, an die Riviera, nach Frankreich, in die Apen, an
die Seeküſten, überall wird man bemerkendidaß elnſere
lieben Landsleute mit einem furchtbaren Kraftaufwand
in der Stimme in Bewegungen und Worten erledigen,
was andere Völker - ohne darum weniger ſchneidig zu
ſein - raſch und geräuſchlos ebenſogut beſorgen. Ja.
man kann ſagen, wir Deutſche ſind geradezu das Volk
des Lärmes, und als ſolches auch bekannt. Wer in Rom
oder Paris oder Kopenhagen irgendwo im Wirtshaus
eine ganz unnötig laute Tiſchunterhaltung mit vielen
Geſten und Beteuerungen hört, kann ſicher ſein, daß es
Deutſche ſind.- Im Innern der Gaſthöfe, wo eine
Menge verſchiedenartiger Menſchen gezwungen ſind mit=
einander
zu leben, und demgemäß Rückſichk aufeinander
zu nehmen, iſt dieſe unnötige Lärmmacherei noch
ſchlimmer. Hier wird ſie auch in Deutſchland ſelbſt ſchon
dls Unannehmlichkeit empfunden. und wie man in Ber=
liner
Gaſthäuſern bemerken kann, hat ſie Gegenmaßregeln

herporgerufen. Nur in Deutſchland kann man es erleben
daß Nachts noch um 12 oder 1 Uhr angeheiterte Gruppen
die aus dem Speiſeſaal kommen. auf den Fluren ſtehen
bleiben, laut ſchwatzen. ſich Witze erzählen, während
hinter den nahen Schlafzimmertüren ermüdete Gäſte, dit
vielleicht eine lange Reiſe hinter ſich haben, ſtöhnen, well
ſie vor dem überlauten Gerede keinen Schlaf finden
können. Nur in Deutſchland werden dann, wenn dieſ
Herrſchaften ſich endlich zur Ruhe begeben haben, dil
Stiefel mit ſolchem Nachdruck vor die Tür hinaus geſtellt,
daß unfehlbar älle Nächſtwohnenden aus ſüßem Schlal
aufwachen. Nur in Deutſchland kann man, wenn um
5 Uhr Morgens ſich jemand wecken läßt, einen Lärm
hören, als ſei ein Regiment im Anzug. Da werden
Türen geſchlagen, überlaute Anordnungen gegeben und
gerufen, als ſei man ganz allein im Hauſe. Und da=
keineswegs
von ungebildeten Leuten, ſondern von Hern=
ſchaften
, die am Wirtstiſche tieffinnig über Plato und
Sophokles reden und ſehr ſchön Auseinanderſetzen können.
was attiſche Urbanität war. Ein wenig mehr Praxis
meine Herrſchaften; Mit Vergnügen bemerkten wwil
kürzlich in verſchiedenen Berliner Gaſthöfen Inſchriftey
auf den Gängen, in denen der Beſißer das lautz
Sprechen daſelbſt nicht bloß dem Perſonal, ſondern auch
den Gäſten unterſagte; wie wohl duch die (wenigſtens in
den erſtklaſſigen Hôtels) immer mehr um ſich greifend=
Sitte, doppelte Turen mit Füllung vor den Zimmers
anbringen zu laſſen, auf das natiönale deutſche Laſtes
der Lärmmacherei zurückzuführen iſt. Hieße es etwa
unſerm Ideal breitſpuriger Männlichkeit entſagen, weur
wir weniger geräuſchvöll aufträten? Durchaus nicht
Feſt und mit Nachdruck ſoll der Deutſche überall auf=
treten
, ganz beſonders im Auslande. Da könnte er ſogar
ein gut Teil ſteifnackiger ſein als bisher Aber das hat
mit der Tärmmacherei nichts zu tun. Dieſe iſt vielmeht
eine Folge deſſen; was man unſere moraliſche Hemd.
ärmeligkeit nennen könnte - das heißt, ſich überall und
bei jeder Gelegenheit, mit einer falſch verſtandenen
Gemütlichkeit breit zu mächen. Wäre es nicht an der
Zeit, unſer nationales Jdeal darin ein bischen nach=
zuprüfen
? Wir kommen jetzt viel mehr mit andern
Nationen zuſammen als früher. Wir leben jetzt mitten
im Parkett Europas, nicht mehr in der Vierſtube von
Anno dazumal. Und da wird geprüft, verglichen.
kritiſiert. Eine ſtolze und wirklich ihres Wertes
bewüßte Kultur macht keinen Lärm, um bemerkt zu
werden -- ſie iſt da, und das genügt, um ihr Platz zu
ſchaffen.

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Seite C.

Darmſtädter Tagblatt, Dieustag, den 23. Juni 1903.

Rummer 144.

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Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 23. Juni 1903.

Nummer 144.

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Regiments Nr. 115
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Anfang 8 Uhr. (Dutzendkartons zu 3 M. an der Kaſſe.) Eintritt 40 Pfg.
243) Bei ungünſtiger Witterung Streichkonzert im Saal.

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der ganzen Kapelle des Artillerie=Regts. Nr. 61 GM. Wober).
Abends 8 Uhr:
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und Curmbeleuchtung la Heidelberger Schloß.
Nach Beendigung gemeinschaſtlicher Lampionzug mit Vorantritt
11103) der Muſik nach Böllenfalltor und Kaſtanienallee.
Eintritt 30 Pfg. Abonnementskarten haben Giltigkeit.
W. NB. Der Eintrittspreis berechtigt zu beiden Konzerteu. M.

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Auboitor,
welcher mit Pferden umzugehen verſteht,
ſofort geſucht.
Bernh. H. Hachenburger,
Kohlenhandlung.
Wilhelminenſtraßee 31.

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Rummer 144.

Seite 9.

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[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 23. Juni 1903.

Nummer 144.

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(1137

benten- Uhd -ObensVorGGnerungs-Austalt
Em Daruustadt.
Die diesjährige ordentliche General=Verſammlung findet
Mittwoch, den 8. Juli 1903, nachmittags 4 Uhr
im Hauſe der Anſtalt, Eliſabethenſtraße 60, dahier ſtatt.
Zur Teilnahme an dieſer Verſammlung werden die hierzu berechtigten
Renten=Verſicherten hiermit eingeladen.
Die in den Satzungen vorgeſchriebenen Berechtigungskarten, ſowie der
Rechenſchafts=Bericht für 1902 ſind vom 6. Juli an hier auf dem Bureau der
Anſtalt, der letztere auch auswärts bei deren Agenten, unentgeltlich zu haben.
Tagesordnung:
1. Rechenſchafts=Ablage und Entlaſtung der Verwaltung für 1902.
2. Wahl von vier Mitgliedern des Ausſchuſſes nach 8 81 der Satzungen.
Darmſtadt, den 20. Juni 1903.
111342
Zer Ausſchuß der Beuten= und Lebeusverſicherungs=Auſtalt
Dr. Schröder.
I. DarMstad-St AWImvGrelh.
Samtliche Mitglieder ſowie Sportfreunde und ſolche, welche Intereſſe am
Beſtehen unſeres Vereins haben, werden hiermit höfl. gebeten, zwecks Beſchluß=
faſſung
über neue Maſuahmen ſich zu der
[10566
am Dienstag, den 23. Juni, abends 8½ Uhr,
ſtattfindenden Verſammlung im Hotel=Reſtauraut zur Oper einzufinden.

Der Vorstand.

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zieher
, 1 Rock u. a. 1.
Tarmſtadt, den 22. Juni 1903
112
Wüttici, Gerichtsvollzieher.

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Neckarſtraße 22.
Heute Dienstag, 23. Juni, nachmittags 4 VUhr:
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[ ][  ][ ]

B. Beilage zum Darmſtädter Tagblatt.
2

N 144.

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Der Salat wird ſorafältig verleſen, gewaſchen, trocken
geſchwenkt und mit Eſſig, Oel. Zitrönenſaft Und reichlich
ſauten Rahm, Salz und Pfeffer vermengt. Dann
ſchneidet man 3-¼ pflaumweiche Eier in Scheiben, be=
träufelt
dieſe mit etwds Magois Würze, mengt alles gut
durch und reicht zu Tiſch.
[1150

Die Krankenverſicherung im Jahre
1901.
Aus dem ſoeben erſchienenen zweiten Viertel=
jahrsheft
zur Statiſtik des Deutſchen Reiches= ver=
bienen
folgende die Krankenverſicherung im Jahre
1901 betreffende Angaben weitere Mitteilung: Es
zählte die Gemeindekrankenverſicherung 8457Kaſſen
mit 1465124 Mitgliedern, die Ortskrankenkaſſen
4677 mit 4550 235 Mitgliedern, die Betriebskranken=
kaſſen
7563 mit 2496743 Mitgliedern, die einge=
ſchriebenen
Hilfskaſſen 1439 mit 864978 Mit=
gliedern
u. ſ. w. zuſammen 1901 23064 Kaſſen
mit 9641742 Mitgliedern, gegen 1900: 23621
Kaſſen mit 9 520763 Mitgliedern. Der Zuwachs
an Mitgliedern beträgt gegen das Vorjahr nur
120000. Das Wachstum trifft hauptſüchlich auf die
Ortskrankenkaſſen mit, 80000 und die Gemeinde=
und Innungskrankenkaſſen mit je 20000; die Be=
triebskrankenkaſſen
weiſen ſogar einen kleinen Rück=
gang
in der Mitgliederzahl auf. Es waren nahezu
die Hälfte aller Mitglieder bei den Ortskrankenkaſſen
verſichert. Die Zahl der Erkrankungsfälle
mit Erwerbsunfähigkeit, alſo ſolche, für die Kranken=
geld
oder Behandlung im Krankenhauſe gewährt
wurde, ſtellt ſich auf 3617022 mit 66652488
Krankheitstagen im Sinne des Krankenverſicherungs=
geſehes
. d. h. ſolchen Krankheitstagen, für welche
Krankengeld oder Krankenanſtaltsbehandlung gewährt
wurde; auf ein Mitglied kainen durchſchniktlich o38
Erkrankungsfälle und 691 Krankheitstage. Die
Krankheitskoſten beliefen ſich im Jahre 1901
auf 163 365 589 M,; davon entfallen auf Arzt
35636010 Mark, Arznei und ſonſtige Heilmittel
26194989 M., Krankengelder 73992596 M., An=
ſtaltsverpflegung
, Sterbegelder, Wöchnerinnenunter=
ſtützung
. Fürſorge für Rekonvaleszenten 28531594
Mark; auf ein Mitglied kamen durchſchnittlich 16,94
Mark Krankheitskoſten.
Das Geſamtvermögen betrug 163 Millio=
nen
Mark (im Vorjahr 156), wovon auf die Orts=
krankenkaſſen
695, die Betriebskrankenkaſſen 72 und
die Eingeſchriebenen Hilfskaſſen 165 Millionen Mark
entfallen.

Deutſches Reich.
Franzöſiſche Preßſtimmen zu den
deutſchen Reichstagswahlen ſtellt dieTägl.
Rundſchau- zuſammen. Da ſie nicht von deutſcher
Parteiſucht beeinflußt ſein können, ſo wird man ihnen
einen gewiſſen objektiven Wert beimeſſen.
Unter den monaͤrchiſtiſchen Blättern weiſt der Gau=
loigö
auf den revoliltiönären Charakter der deutſchen
Wahlen hin. Er fürchtet für das monarchiſche Prinzin
im allgemeinen. Die deutſchen Sozialiſten ſteuerten feſten
Schrittes auf die Revolution los. Man werde ſie wohl

Zur Einweihung
des Darmſtädter Goethe=Denkmals.
130. Juni 1903.)
Wiſſe, dieſer Hain iſt heilig.
Wieländ.
Anno 1776 hatten die Darmſtädter einigen Grund
erſtaunt zu ſein. Sie ſchüttelten die Köpfe, daß die Haar=
beutel'
flogen, und wenn die ebenſo netten als honetten
Bürgersfrauen aus dieſem oder jenem Gründe einen
kleinen Abſtecher auf den Paradeplatz wagten und dabei
von ungefähr am landgräflichen Bienengarten vorbei=
kamen
, machten ſie Hälſe ſo lang. daß ihre Flügelhäubchen
ſchier lam Staketenzaun hängen blieben. - Was war
das? Das ſchönſte Spalierobſt, die zarteſten Gemüſe,
die ſchmackhafteſten Würzkräutlein, ja ſelbſt die unſchul=
digen
=Kinder Florens, erfreulich nicht bloß durch ihren
angenehmen Aſpekt als durch den in ihren Kelchen ent=
haltenen
, den Menſchen ſo bekömmlichen Hönigſeim, ſie
wurden von flinken Gärtnerhänden unbarmherzig aus=
gerodet
. Statt deſſen entſtanden grüne Naſenflächen-
nder
reine Bleichplatz= - und was das Seltſamſte war:
ällerhaͤnd gemeines Laubholz und wildwachſendes Ge=
ſträuch
wurde ſonder Ordnung und Symmetrie darüber
hin verteilt.
Was die guten Bürger hier mit hochgezogenen
Brauen mit anſahen - die Enttehung unſeres heutigen
unvergleichlichen Herrngarten - es war eben mehr Als
nur eine fürftliche Laune. Ein tiefgeſtimmtes, ernſtes
Naturgefühl, das die modiſchen, fränzöſiſchen Garten=
künſteleien
mit ihren öden, der fürſtlichen Repräſentation
und höfiſch=galanten Feſten dienenden Proſpekten verab=
ſcheute
, eine tiefe Andachk zur unberührten Natur, die
auch im angelegten Garten überall das Walten von
Gottes Hand ſichtbarlich erkennen wollte, hat den Park
geſchaffen; er iſt das Werk Karolinens von Heſſen,
der großen Landgräfin.
Hier inmitten ihrer Cedern und Platanen, nicht in
dem ſteinernen Viſthaus, das mit Fresken aus Triänon

Dieustag, den 23. Juni.

halbwegs aufhalten, aber das Uebel, das ſie dann in=
zwiſchen
angerichtet hätten, wäre wohl ſchwer wieder gut
zu machen. Die könſervative Dsbats ſehen zwar
auch in dem Anwachſen des Sogialismus das charakteri=
ſtiſche
Zeichen der diesmaligen Wahlen, geben aber dem
allgemeinen Wahlrecht die Schuls an dem Anwachſen
des Sozialismus Unter der Herrſchaft der heutigen
politiſchen Einrichtungen ſei das unvermeidlich. Die
ſächſte Wirkung werde wohl ſein. daß gegen die
Parteiender äußerſten Linken die Konſer=
vativen
Nationalliberalen und das Zen=
trumſich
zuſammenſchließen werden. und
ſo werde vorläufig das Zentrum wohl der alleinige
Schiedsrichter bleiben. Alſo hie Zentrum, dort Sozial=
demokratie
. Das meint auch der Temps: der ſeinen
Artikel mit den Worten ſchließt, däß der Kaiſer zwiſchen
dieſen beiden Parteien wie in einem Schraubſtock ſtecke.
Dies Blatt hebt als die vier Haupterſcheimlnigen der
Wahlen hervor die Wahrung der Stellung dilch das
Zentrum, das Anwachſen der Sogialdemokräkie, das Ver=
ſchwinden
des Antiſcmitismus und die Niederlage der
liberalen Parteien. Sehr freudig erregt iſt der chauvini=
ſtiſche
Frangais der ous den Wahlen die Lehren
für Frankreich zieht. Frankreich könne erdrückende Bud=
gets
viel länger aushalten als Deutſchland, und darin
liege ſeine Hoffnung.-Man könne heute ſagen: Europa
gehöre dem Reichſten. alſo dem Sparſamſten. Cclair=
weiſt
wie andere Blätter auf die Tatſaͤche hin, daß, ſo
groß auch der Siea der Sozialdemotraten erſcheine, er
doch noch den wirklichen Verhältniffen nicht entſpreche,
da die Einteilung der Wahlkreiſe 36 Jahre alt ſei und
von dem Anwachſen der Städte alſo keine Noris nähme.
Die wahren Wahlkräfte des Sogialismils ſeien aiſo noch
viel größer. Ein Drittel der deutſchen Nation ſtimme
bereiks fuͤr die Sogialdemokraten. Und bald würden die
letzteren zweifellos die Mehrheit haben. Der ebenfalls
konſervatibe Gil Blazu weiſt darauf hin, daß die
deulſche Preſſe eben erſt noch den fünfgehuten Jahrestag
der Throͤnbeſteigung Wilhelms gefeiert habe und nun
mit Trauer die Wahlergebniſſe veröffentliche. Petit
Journal iſt der Meinung, daß der Kaiſer von dem
Ergebnis nicht ſehr überraſcht geweſen ſein wird, deſin
das neue, die völlig geheime Wahl ſichernde Wahlgeſetz
ſei ja eine amtliche Eintrichtung. Aber er fragt ſich. was
der Kaiſer eigentlich wolle, öb er ſich von dem blinden
Widerſtand der Adligen frei machen, ob er die von dem
Sozialiamus gleichermaßen bedrohten Parteien unter
einen Hüt bringen, oder ob er die Aniöglichkeit, mit
dem allgemeinen Wahlrecht zu regieren, beweiſen und
einen reäktionären Staatsreich vorbereiten wolle. Noch
eine oder zwei ſolcher Wählen, und die Sozialiſten hätten
die abſolute Mehrheit. Uid darauf werde der Kaiſer
wohl nicht geduldig warten. - Im Nochefortſchen In=
tranſigeänt
wird ausgeführt. daß die Leuke des
Intrauſigeant= eine helle Freude empfinden müſſen.-
Der Radical ſieht in dem Ergebnis der Wahlen
die Wirkung des von den Junkernu erſtrebten Zolltarifs.
Er iſt der eberzeügung. daß der Kaiſer, zwiſchen den
beiden vorherrſcheniden Parteien, dem Zentru und
der Sozialdemokratie, wählend, ſich auf das Zentrum
ſtützen wird, aber er ſpricht in ſeinem und dem Namen
aller liberal Geſinnten die Hoffnlng aus, daß die Sosia=
liſten
eine tätige und intelligente Ueberibachung der
kaiſerlichen Politik ausüben und allmählich ſie ent-
ſcheidend
beeinfluſſen; werden.- Daß die ſozialiſtiſche
Petite Népüblihne noch mehr jubelt, kann man ſich
denken. Sie betrachtet mit wahrem Behagen das troſt=
reiche
Schauſpiel, das der unentwegt im käiſerlichen und
kapitaliſtiſchen Deutſchland aufſteigende Sozialismus
bietet. Und ſie findet, daß der Tag gut war, nicht nur
für die deutſche Soziäldemokratie Jondern auch für die
franzöſiſchen Sozialiſten, deren Sache ſolidariſch iſt mit
der Sache der Brüder aller Länder.
Nachdem bekannt geworden war, daß im
Reichsamt des Innern eine Durchführung der
auf Grund von Verordmungen des Bundesrats er=
laſſenen
Vorſchriften betr. Ausnahmen von der
Sonntagsruhe in Ausſicht genommen iſt, hat
der Zentralverband deutſcher Induſtrieller ſeine Mit=
glieder
durch Rundſchreiben vom 9. Februar 1903
Um Aeußerung darüber erſucht, wie ſich die geltenden
Vorſchriften in der Prazis bewährt haben. Die ſehr
zahlreich eingelaufenen Antworten haben, wie das
Organ des Zentralverbandes, die D. Induſtrie=Ztg.

und Verſailles geſchmückt noch lim Prinz=Georgsgarten)
ſteht, ſondern in einer primitiven Vorkenhütte ihrer
Eremitagel wie ſie ſagte - lebte ſie als Erbprinzeſſin
ſtill ihren litterariſchen Neigungen, ſchrieb ihre ſchöſen
Briefe an Friedrich den Größen, ihren Herog=, und die
anderen Großen ihrer Zeit, die ſich umi ihre Freund=
ſchaft
bemühten. Hier hielt ſie heiſtige Zwieſprache
it den Dichtern und Denkern ihrer Zeit und der
Vergangenheit; Mit; ſich und ihrem Gotte allein
fand ſie in dieſer Stille die Kraft der Seele, die ſie dann
aͤls Herrin des kleinen verarmten Landes, als Gemahlin
eiſes zwar nicht untüchtigen, aber ihr geiſtig uneben=
bürtigen
tyranniſchen Mannes, nicht zuletzt auch als
Mutker einer Schar vorbildlich erzogener Kinder ſo herr=
lich
erwies. Ingenio virz näannſe ſie der große König,
ihr Freund aber ihre Größe; rüht doch in ihker hohen
und edlen Weiblichkeit. In ihrei geliebten Park, im
Schoße der alten Mutter Erde, nicht in der dumpfen
Fürſtengruft, wollte ſie begraben ſein. Man wird=, ſo
ſchrieb ſie wenige Stunden vor ihrem Ende an ihren
Gemahl. daſelbſt eine Grotte finden, die außer mir nie=
mand
ds' ihrem Werkmeiſter bekannt iſt. Hier iſt miein
Grab mit einigen Steinen bezeichnet, und ich häbe den
größten Teil mit meinen Händen vollendet. Hier, wo
ſch fern vom Geräuſche des Hofes oft meine Seele mit
Gott unterhielt, hier will ich ruhen. liegt ſie denn
angetan mit einem weißen, mit roten Roſen dürchwirkten
Gewand im ſchlichten Hölzſarge in der Grabesgrotte
unter dem edernbeſchatteten Eßheuhügel, den die rne
des großen Friedrich krönt.
=
Gefühl iſt alles.
Wenige Schritte von der zheiligen Stätten, wie ein
großer Zeitgenoſſe das Grab im Herrngarten nannte, iſt
mit feinem Verſtändnis für den Genius des Ortes das
Denkmal des jüngen Goethe errichtet worden,
ein Tempel der Erinnerung an ſein jugendlich geniales
Treiben im Darmſtädter Freundeskreiſe in jener ahn=

1903.

mitteilt, ein reiches Material erbracht, aus dem ſich
erfreulicherweiſe ergeben hat, daß die Induſtrie ſich
im großen und ganzen mit den geltenden Vorſchriften
hat einrichten können.
Ausland.
Wie die N. Fr. Pr. meldet, ſcheint am
Samstag eine Entſcheidung in der ungariſchen Kriſe
eingetreten zu ſein. Die Verhandlungen über die
möglichen militäriſchen Konzeſſionen werden fortgeſetzt.
Graf Lhuen=Hedervary wurde für Sonntag zum
drittenmal zum Kaiſer beſchieden.
- Kriegsminiſter Andro hielt in Orleans
bei einem Feſtmahl eine Rede, in welcher er ausführte,
die gegenwärtige Lage in Frankreich ſtelle eine
Epiſode des ſeit vier Jahrhunderten begonnenen
Kampfes dar; es handle ſich um den Sieg der Re=
volution
oder Gegenrevolution. Die Regierung und
der Miniſterpräſident werden allen Beleidigungen zum
Trotz ihre Pflicht tun. Die Armee, fuhr der Mi=
niſter
fort, müſſe republikaniſch ſein. Die zweijährige
Dienſtzeit werde durch Abſchaffung aller Befreiungen
die Gleichheit herſtellen und das Heer ſtärker machen,
denn es ſei jetzt nicht der Augenblick für Frankreich,
um abzurüſten. Dies wäce eine Täuſchung und eine
Gefahr. Der republikaniſche, Bloc- trage Sorge für
das Wohl Frankreichs.
In einer Verſammlung in Epinal zur Vorbe=
ratung
der nächſten Wahlen zum Senat hielt Moͤline
eine Rede, in welcher er ausführte, daß die Republik
infolge des herrſchenden Einfluſſes, welchen die
Kollektiviſten auf die Regierung ausüben, eine
ſchwere Kriſis durchmache. Um an der Macht
zu bleiben, hätten die Kollektiviſten einen religiöſen
Krieg und einen gegen die Armee gerichteten Feldzug
begonnen. Beunruhigt durch die Lage der Dinge,
gerate Handel und Induſtrie von Tag zu Tag mehr
ins Stocken, die Finanzlage ſei bejammernswert.
Um die Republik von dem Untergang zu retten, dem
ſie mit raſender Geſchwindigkeit zueile, müſſe man zu
der wahren republikaniſchen Tradition zurücklehren,
ſich vom Kollektivismus losſagen, und eine Politik
der Beruhigung. Einigkeit, Duldſamkeit und Ver=
ſöhnung
treiben. Meline wurde hierauf von der
Verſammlung einſtimmig als Kandidat für den Senat
aufgeſtellt.
Dem Reuterſchen Bureau wird aus Simla
vom 21. Juni gemeldet: Generalmajor Egerton, der
ſich in den indiſchen Grenzkriegen auszeichnete, iſt
zum Führer der Somalilond=Eppedition ernanit
worden. Das 27. Pundſchab=Regiment und 500 Mann
berittene Infanterie, die Hälfte Engländer, die Hälfte
Eingeborene, haben den Beſehl erhalten, ſofort nach
dem Somaliland abzugehen. Weitere Truppen wer=
den
in Bereitſchaft gehalten.
= Paris, 20. Juni. Bei der hieſigen zmneetliſchen
Votſchaͤft iſt das Verzeichnis der Verſollen eingelaufen,
die den König Viktor Emanuel bei ſeinem Be=
ſüche
in Paris begleiten werden. Außer dem Mi=
niſter
des Aeußern Moͤrin wird darin auch der Haus=
mlniſter
Ponzis Vaglia genannt. es ſind mit der Diener=
ſchaft
insgeſamt 50 Perſönen. Da darunter niemand von
dem Gefoͤlge der Hönigin iſt, ſo ſchließt man, daß dieſe
ihren Gemähl nicht begleiten wird. Der König wird im
franzöſiſchen Miniſteridm des Aeußern am Oicai 8’Orſay
wohnen, aber die italieniſche Koloſie in der italieniſchen
Botſchaft empfangen. Der Vatikan hat nach einer Mel=
dung
der Italie den päpſtlichen Ruſitius Lorengelli an=
dewieſen
, drei Tage vor der Ankauft Virtor Emanuels
Paris zu verlaſſen.

dungsvollen! von unbefriedigter Sehnſucht und ſtürmi=
ſchem
Kraftgefühl, bald von elegiſcher Hingabe au den
Zauber der Joͤylle, dann wieder von herdiſch geſteigerte;
Naturſchwärmerei durchwehten Epoche aus der das welt=
bewegenide
Dichtwerk der Zeit, derWerther' geboren iſt.
Obwohl ſich ihre Pfade gekreust, iſt Goethe der Land=
gräfin
wohl nie verſönlich bekannt geworden. Die Ge=
ſchichte
. die von einer romantiſchen Begegnung im Herrn=
garten
zu erzählen weiß, iſt ins Bereich der Fabel zu
verweiſen, aber der geiſtige Zuſammenhang beſtehk.
Das Evangelinm von der Heiligkeit und Unſchuls der
Nakur hakte die hohe Frau ſchon als junge Prin=
zeſſin
tief berührt. Jn mädchenhafter Schwärſerei
weiß ſie ſich nichts Lieberes, als zu Fuß und zu Pferd
die Wälder und Täler ihrer Heimat zu durchſteeifen
wie Ceres. die Proſerpinen ſucht=wie ſie demn ſpäter
äls Mutter bei ihren Kindern äuf ſtändigen Aufenkhalt
i Gotte; freier Natur hält. Von einer Rückehr zur
Naturi, freilich nicht in dem groben Verſtande der Ratir=
apoſtel
ihrer Zeit, ſondern in dem vergeiſtigten Ginne
einer gefühl=smähigen Vertiefung erzählen die hohen Pla=
tanen
, die ihre Hand einſt gepflanzt. Dieſe große Natur=
andacht
, die Gott im Nauſchen des Windes verehrt und
im Flüſtern der Blätter vernimmt, ſie jand Nahrung in
der religiöſen Odendichtung der Zeik und iſt aus der=
ſelben
Quelle gefloſſen, wie die freilich nicht ſo ſehr
religiös als ſentimentaliſch geſtimtmte Schwärmerei für
das Naturideal, das in Werther=Goethe ſeinen typiſchen,
dichteriſch konzentrieten Ausdruck geſunden Mll
Zwiſchen den duntlen Bäumen des Grabhügels und den
weißen Säulen des Denkmals weben ſtille Geiſter un=
ſichtbare
Fäden.

Wen Du nicht verläſſeſt, Genius.
Als im Frühjahr 1771 der junge Goelhe, durch
Georg Schloſſer eingefuhrt, in die Darmſtädter Gemein=
ſchaft
der Heiligeſt eintrat, war ihm der dortige Ton
vön Herder, dem Freunde Mercks und Bräutigam=

[ ][  ][ ]

Seite 12.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 23. Jum 1903.

Nummer 144.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 23. Juni.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem
praktiſchen Arzte Mediginalrat Dr. Rouge in Hungen
das Ritterkreus 1. Klaſſe des Verdienſtordens Philipps
des Großmütigen zum 15. Juni 1903 verliehen.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den
Militäranwärter Guſtav Berkling zu Darmſtadt zum
Hauswärter im ſüdlichen Kollegiengebäude ernannt.
Verſetzt wurde der Dammwärter Joh. Menger
zu Guntersblumer Fahrt auf die Dammwärterſtelle zu
Stockſtadt mit dem Wohnſitz daſelbſt.
Se. Königl. Hoheit Prinz Andreas von Griechen=
land
iſt am Samstag nachmittag, von London kommend,
hier eingetroffen und hat im Palais am Luiſenplatz
Wohnung genommen. Der Prinz hat ſich alsbald, einer
Einladung Cr. Königl. Hoheit des Großhersogs folgend,
zum Beſuch nach Wolfsgarten begeben. (Darmſt. 3t9.)
L. Die geſtrige Scheourgerichtsverhandlung richtete
ſich gegen den 41 Jahre alten Gerichtsvollzieher Jakob
Schmitt von Vornhein, Kreis Alzey. wohnhaft in
Beerfelden, welcher angeklagt iſt, innerhalb nicht rechts=
verjährter
Zeit fortgeſetzt amtliche Gelder unterſchlagen
die Regiſter und Bücher falſch geführt, Urkunden geſälſcht
und bei Seite geſchafft zu haben. Der Angeklagte iſt
verheiratet und Vater von 3 Kindern, er beſtreitet eine
ſtrafbare Handlung begangen zu haben. Nachdem er
eine gute Schule genoſſen, ſei derſelbe jahrelang bei einem
Anwalt tätig geweſen, habe ſich aber, um ſich zu ver=
beſſern
, dem Gerichtsvollzieherberuf gewidmet. In Veer=
felden
, wohin er geſetzt wurde, ſei ſeine Einnahme an=
fangs
etwa 1600, ſpäter 12= bis 1400 M. geweſen. Dies
habe nicht ausgereicht und er habe, obwohl er einge=
ſchränkt
lebte, ſein Vermögen nach und nach zugeſetzt.
Gegen die Leute ſei er human geweſen, weil er nicht die
Natur hatte, die er eigentlich haben mußte. Er habe
infolge der früheren Beſchäftigung ſich mehr als Ver=
mittlungsbeamter
gefühlt. Im vorigen Jahre habe er
um ſeine Dienſtentlaſſung nachgeſucht, man habe ihm
aber geraten, es noch einmal zu verſuchen. Durch eine
Erkrankung an Influenza ſei er mit Schreibereien ſehr in
den Rückſtand gekommen. Seit 1. Januar d. J. ſind keine
Bücher mehr geführt. Am 10. Februar kam die Sache
bei einer Reviſion an den Tag und wurde Schmitt ſeines
Amtes entſetzt. Er erſetzte damals 218 M. trohdem
rechnete ſich noch ein Fehlbetrag von 97430 M. heraus.
In unglaublichem Leichtſinn ließ Schmitt vielfach Proto=
kolle
als vorgeleſen und genehmigt unterſchreiben, ohne
daß dieſelben überhaupt ausgefüllt waren. Er behauptet
jetzt, dies ſei manchmal nicht zu vermeiden. Während.
der Unterſuchung wurde er aufgefordert, alle Urkunden
herauszugeben, dies unterließ er zum Teil; als er nach
Mainz verzogen war, fand man verſchiedene bei ihm.
Er leugnet entſchieden, daß er dabei ſich einen Vermögens=
vorteil
ſichern wollte. Sofort nach ſeiner Suspenſion kam
Schmitt um ſeine Entlaſſung ein, die ihm nunmehr auch
zu teil wurde.
1 Militärdienſtnachrichten. v. Hagke, Lt. im
Großh. Mecklenb. Gren.=Rgt. Nr. 89, in das 5. Grohh.
Heſſ. Inf=Regt. Nr. 168 verſeht. Menges, Lt. im
2. Großh. Heſſ. Inf.=Regt. Nr. 116, zum Oberlt. be=
fördert
. - Heer, Oberſt und Kommandeur des Feld=
artillerie
=Regts. König Karl (. Württemberg.) Nr. 13,
von dem Kommando nach Württemberg enthoben und
zum Kommandeur der 9. Feldart.=Brig. ernannt; derſelbe
hat als Oberſt in dieſem Verhältnis die Uniform des
1. Großh. Heſſ. Feldart.=Regts. Nr. 25 zu tragen.
Schott Oberſtlt. in der 4. Ingen.=Jnſp. und Ingen.=
Offigier vom Platz in Mainz, unter Verſetzung in die
3. Ingen.=Inſp., zum Inſpekteur der 5. Feſtungs=Inſp.
befördert. - Riſch, Zeug=Oberlt. beim Art.=Depot in
Darmſtadt, zum Zeughauptm. befördert. - Von Be=
endigung
ihres im Juli d. J. ablaufenden Kommandos
bei der Kriegsakademie bis 30. September d. J. auf ihr
Anſuchen zur Dienſtleiſtung kommandiert: v. Heuſer,
Oberlt. im 1. Großh. Heſſ. Feldart.=Regt. Nr. 25, zum
Eiſenbahn=Regt. Nr. 3. v. Laffert Oberlt. im
1. Großh. Heſſ. Drag=Regt. Nr. 23, zum Luftſchiffer.Vat.
- Volley, Oberl. im 2. Großh. Inf.=Negt. Nr. 116,
Hammann, Oberlt. im 5. Großh. Heſſ. Inf.=Regt.
Nr. 168, für die Zeit vom Schluß der Uebungsreiſe der
Kriegsakademie bis zum 15. Auguſt 1903 auf ein Schiff
des 1. Geſchwaders nach Anordnung des Chefs des I.
Geſchwaders kommandiert. - v. Becker, Oberl. in
1. Großh. Heſſ. Drag.=Regt. Nr. 23, für die Zeit vom
15. Auguſt 1903 bis zur Auflöſung der Herbſtübungs=
flotte
zur L. Matroſenart.=Abteilung auf ein Schiff der
Uebungsflotte nach Anordnung des Chofs der Uebungs=
flotte
kommandiert. - v. Eiſenhart=Rothe, Lt. im
2. Großh. Heſſ. Inf.=Regt. Nr. 116. v. Freyhold, Lt.

im 2. Großh. Heſſ. Drag.=Regt. Nr. 24, ein Patent ihres
Dienſtgrades erhalten. Proske, Anteroffigier im
3. Großh. Heſſ. Inf=Regt. Nr. 117. Scharfſcheer,
Lüters, Unteroffigiere im 4. Großh. Heſſ. Inf.=Regt.
Nr. 118, zu Fähnrichen befördert.
Frhr. Röder
v. Diersburg, Hptm., Mitglied d. Bekleidungsamtes des
15. Armeekorps, unter Verleihung des Charakters als
Major, mit der Ausſicht auf Anſtellung im Zivildienſt
und der Erlaubnis zum Tragen der Uniform des
1. Großh. Heſſ. Inf.=Regts. Nr. 115, der Abſchied mit der
geſetzlichen Penſion bewilligt. - Dr. Frey, Oberarzt
bei der Unteroffigier=Vorſchule in Bartenſtein, bei dem
1. Bat. 5. Großh. Heſſ. Inf=Regts. Nr. 168, zum Bats.=
Arzt unter Beförderung zum Stabsarzt ernannt.
Dr. Krantz, Stabs= und Bats.=Arzt des 1. Bats. 5.
Großh. Heſſ. Inf.=Regts. Nr. 168, zum 3. Bat. Füſ.=Rgts.
Graf Roon (Oſtpreuß.) Nr. 33 verſetzt.- Dr. Beyerle,
Dr. Schwan ( Darmſtadt) Stabsärgte der Landw.
2. Aufgebots, Dr. Langsdorf ( Darmſtadt, Ober=
arzt
der Landwehr 2. Aufgebots, der Abſchied bewilligt.
Zu den Reichstagswahlen in Heſſen. (Nachdruck
ohne Quellenangabe nicht geſtattet.) Die amtlichen
Wahlziffern ſind nunmehr bekannt und geben kein
anderes Bild von dem Ausfall der Wahlen als die
Mitteilungen durch die Blätter. An der Hand dieſer
amtlichen Reſultate iſt es von Intereſſe, das Verhältnis
der Stimmenzahl der Parteien im Vergleich zu
den Wahlen im Jahre 1898 feſtzuſtellen. Bei den
Wahlen am 16. Juni d. J. erhielten die meiſten Stimmen
die Nationalliberalen, nämlich 68865, gegen 38386
im Jahre 1898 alſo mehr 30 479 Stimmen-79pCt. Dieſe
30 479 Stimmen mehr verteilen ſich wie folgt: Wahlkreis !
(Gießen) 1196, 11 (Friedberg) 3870. 111 (Cauterbach) 5642,
hier war bei den Wahlen 1898 kein eigener Kandidat
aufgeſtellt worden, 1V (Darmſtadt) 2174, V(Offenbachl
8472. V1 (Vensheim) 1995. VL (Worms 1225, VIII
(Bingen) 1010, 1X (Mainz) 4895; auch hier war bei der
Wahl 1898 kein eigener Kandidat aufgeſtellt worden.
Die Sog ialdemokraten erhielten bei den dies=
maligen
Wahlen 68334 Stimmen gegen 48942 im Jahre
1898, der Zuwachs beträgt alſo 19892 Stimmen oder
36 pCt. Den größten Zuwachs weiſt der Kreis Darm=
ſtadt
mit 5131 Stimmen auf. Das Zentrum, das
diesmal in allen Kreiſen, im Jahre 1898 aber nur in 6
eigene Kandidaten aufgeſtellt hatte, erhielt 33 163 Stimmen,
gegen 18599 im Jahre 1898. d. i. mehr 14564 Stimmen
oder 78 pCt. Den größten Zuwachs, nämlich 6078
Stimmen hatte es in Bingen, wo es im Jahre 1898 gar
keinen Kandidaten aufgeſtellt hatte. Die Antiſemiten
einſchließlich des Bundes der Landwirte erhielten 13124
gegen 21670, d. i. weniger 8546 Stimmen oder 39 pCt:
ſie hatten diesmal nur in 4 Wahlkreiſen, 1898 in 8
Wahlkreiſen, eigene Kandidaten aufgeſtellt. Die Frei=
ſinnigen
endlich erhielten 9748 Stimmen gegen 15302
Stimmen oder weniger 5534 Stimmen =- 36 pCt. Tas
hier in Ziſfern gegebene Bild von dem Zuwachs bezw.
der Abnahme der Stimmen der einzelnen Parteien iſt in=
ſofern
kein ganz untrügliches, als, wie ſchon bemerkt, mehrere
Parteien bei den letzten Wahlen im Vergleich zu den
vorigen mehr bezw. weniger eigene Kandidaten auf=
geſtellt
hatten, im ganzen aber ſieht man doch, daß der
Stimmenzuwachs der bürgerlichen Parteien in Heſſen
viel größer geweſen iſt, als derjenige der Sogialdemokraten.
Er betrug 33028 gegen 19802 Stimmen. Die Geſamtzahl
der Stimmen der bürgerlichen Parteien betrug 124900
gegen 68834 ſog. Stimmen.
2 Die Mitglieder des Mozart=Vereins ſeien hier=
mit
nochmals auf das bei günſtiger Witterung - und
nur bei ſolcher - am nächſten Samstag abend im Saal=
bau
ſtattfindende alljährliche Sommernachtfeſt auf=
merkſam
gemacht. Wie früher wird auch diesmal der
Vereinschor einige Geſangsſtücke, vornehmlich Volks=
lieder
, zu Gehör bringen, während im übrigen die treff=
liche
Kapelle des Großh. Heſſ. Inf.=Regts. Nr. 115 unter
Leitung des Herrn Muſikdirektors Hilge mit einem aus=
erwählten
Programm für die Unterhaltung des Garten=
publikums
ſorgen wird. Bei eintretender Dunkelheit
wird der Garten durch einige Hundert Lampions in der
einheitlich roten Platanenhainfarbe, feſtlich beleuchtet
werden und die verſtärkte Garten=Fontäne durch Licht=
effekte
in wechſelnden Farben erſtrahlen. Zwiſchen der
2. und 3. Konzertabteilung beginnt der Tanz im großen
Saale, dem die hoffentlich recht zahlreich vertretene
Jugend mit Ausdauer ſich hingeben kann. Der Zutritt
zu der feſtlichen Veranſtaltung iſt nur den Vereinsmit=
mitgliedern
und ihren Angehörigen gegen Vorzeigung der
kürzlich zur Ausgabe gelangten neuen Jahreskarten, ferner
denjenigen Herren Studierenden der Techniſchen Hoch=
ſchule
und Einjährigen der hieſigen Garniſon geſtattet,
die ſich auf Empfehlung von Vereinsmitgliedern im Be=
ſitze
von Gaſtkarten befinden; letztere ſind beim Eintritt

in den Garten abzugeben. Für die an einem warmen
Sommertag beſonders durſtigen Kehlen iſt, vielfachem
Wunſche entſprechend, durch Beſeitigung des früher be=
ſtandenen
Weinzwanges geſorgt worden. Während des
ganzen Feſtabends wird von dem Herrn Saalbau=
reſtaurateur
ein friſches Glas Bier oom Faſſe verabreicht
werden. Bei ungünſtiger Witterung wird das Feſt auf
einen ſpäteren Zeitpunkt verſchoben und dies, wenn noch
möglich, durch die Zeitungen, andernfalls durch Plakat=
anſchlag
bekannt gegeben. Hoffentlich erweiſt ſich dieſe
Vorkehrung als unnötig, und dem Verein wird zu ſeinem
Feſte am 27. d. M. ein recht ſchöner, warmer Sommer=
abend
beſchert.
DL.PV Nächſten Freitag. den 26. Juni, beginnen
auf den Spielplätzen an der Eſchollbrückerſtraße die dies=
jährigen
Wettſpiele der Darmſtädter Lawn=Tennis=
Vereinigung. Mit großer Spannung ſieht man be=
ſonders
dem Ausgang des Kampfes um die Meiſterſchaft
von Darmſtadt und um den von Sr. Königl. Hoheit dem
Großherzog geſtifteten Wanderpreis, einem, großen
ſilbernen Pokal, entgegen. Für das Dameneinzelſpiel
hat eine hieſige Dame in dankenswerteſter Weiſe einen
wertvollen Ehrenpreis geſtiftet.
Sämtliche von dem katholiſchen Kirchenvorſtand
letzthin ausgeſchriebenen Arbeiten wurden am
21. d. Mts. an die Wenigſtnehmenden, wie folgt, ver=
geben
; Die Zimmerarbeiten an Karl Schimmer hier zu
4087³⁄ Mk. gegenüber einem Höchſtgebot von 4500,80
Mark: die Dachdeckerarbeiten an Heinrich Weiler hier zu
1943,90 Mk.; gegenüber einem Höchſtgebot von 237760
Mark; die Spenglerarbeiten an Sommer & Hoffmann
hier zu 79450 Mk., gegenüber einem Höchſtgebot von
91835 Mk. die Inſtallationsarbeiten an Gebr. Becker
hier, zu 33255 Mk., gegenüber eimem Höchſtgebot von
43720 Mk. die Verputzarbeiten an Ludwig Krickſer hier,
zu 1251 Mk., gegenüber einem Höchſtgebot von 1406,50
Mark.; die Grobſchmiedearbeiten an Joſef Deutſch hier
zu 191880 Mk., gegenüber einem Höchſtgebot von
1937 Mark.
Die Burſchenſchaft Rheno=Gueſtfalia hielt am
Samstag abend anläßlich ihres ſchon Erwähnung ge=
tanen
10. Stiftungsfeſtes im Gartenſaale des
Saalbaus einen Kommers ab, dem zahlreiche Gäſte,
darunter auch eine Anzahl Damen beiwohnten. Der erſte
Chargierte, Herr Hanſen, brachte den erſten Toaſt auf
die Burſchenſchaft aus. Herr Stud. Anton toaſtete auf
Kaiſer, und Großherzog, Herr Stud. Reinkowski
auf die Profeſſoren und Gäſte. Der Rektor der Techni=
ſchen
Hochſchule, Herr Geh. Baurat Profeſſor Pfarr,
dankte dem Vorredner und wies darauf hin, daß wir
ernſten Zeiten entgegengehen, in denen unſer Vaterland
ganzer Männer bedürfe, die auch im ſtande wären, mit
dem Schwerte der Wiſſenſchaft zu kämpfen. Er ſei über=
zeugt
, daß die Burſchenſchafter der Worte eingedenk ſein
werden: Was du ererbt von deinen Vätern haſt,
erwirb es, um es zu beſitzen; und im Kampfe fürs
Vaterland, ihren Mann ſtellen würden. Er ſchloß
mit einem Salamander auf das Blühen, Wachſen
und Gedeihen, der Burſchenſchaft. Herr Major
v. Pfiſter=Schwaighuſen erinnerte an die Gründung der
Darmſtädter Burſchenſchaft, deren Genehmigung, da ihr
Schwierigkeiten entgegengeſtellt wurden, er vor 10 Jahren
direkt von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog erwirkt
habe. Die Gründung der Rheno=Gueſtfalia bezeichne
alſo einen wichtigen Abſchnitt in der Geſchichte der Hoch=
ſchule
. Redner ſchloß mit einem Hurra Rheno= Gueſt=
faliak
Hierauf hielten noch Anſprachen die Vertreter
des M. S. C., der Arminia=Karlsruhe, des V. D. St.,
Fidelitas, der Gäſte ꝛc. Herr Stud. Zöppritz gedachte in
einer humorvollen Anſprache der Damen, Stud. Gitt=
helm
toaſtete auf die Alten Herreni in deren Namen,
Herr Kraus in warmen Worten dankte. Herr Major
v. Pfiſter=Schwaighuſen ſprach noch über Bismarck und
ſein Verhältnis zur deutſchen Burſchenſchaft und weihte
den Manen Bismarcks ſein Glas. Der offigielle Teil
war damit beendet und, nachdem derLandesvaterl ver=
klungen
, begann die Fidelitas. Am Sonntag ſchloß das
glänzend verlaufene Stiftungsfeſt mit einem gemein=
ſamen
Mittageſſen im Britannia=Hotel und einem Aus=
flug
nach dem Kühlen Grunde bei Jugenheim.
M. Das diesjährige 50. Feldbergfeſt hatte leider ſehr
unter der Angunſt der Witterung zu leiden. Schon am
Samstag Abend kamen die Turner unter ſtrömendem
Regen auf dem Feldberg an. Um 9 Uhr wurde der
Kommers von dem Vorſtande Herrn Ph. Köbig, Rödelheim
eröffnet. Nachdem er die Anweſenden begrüßt hatte,
übergab er zunächſt ein Gruppenbild aller Turner, die ſich
ſchon um das Feldbergfeſt beſonders verdient gemacht
hatten und aller erſter Sieger. Der Obmann Herr A. Münch,
Hachenburg gab dann einen ausführlichen Bericht über
die 49 verfloſſenen Feſte und brachte ein donnerndesGut

Karoline Flachslands, nicht mehr fremd. Was
der junge Stürmer hier fand, war eine eigentümliche
Miſchung von Reſten der alten ſchäferlichen Galanterie
mit der neumodiſchen Empfindſamkeit der ſchönen Seele,
welche die gleichzeitige engliſche Nomandichtung aus=
gelöſt
hatte, und dazu eine gute Doſis jener auf Nouſſeau
zurückgehenden Vegeiſterung für die Reinheit und Herzens=
unſchuld
eines unberührten Naturzuſtandes. Empfind=
ſamkeit
; war die ſchönſte Tugend, Kaltſinnz ein Ver=
brechen
. Unſchuldig, wie die paysage intime der
Umgebung, deren ſanfte Reige man erſt wieder entdeckt
hatte, wie die, weidenden Lämmer, welche die
Mädchen mit den ſeidenen, Hutbändern einſingen
und ſchmückten, wie die Wieſenblumen, mit denen
man ſich bekränzte waren die Veteuerungen der
Liebe und Freundſchaft, die, leicht in Tränen,
nheiligen Tränen;, überfloſſen. Heilig oder himmliſch
oder engeliſch waren auch die Küſſe, die man im An=
gedenken
an den fernen Geliebten ſo nannte man den
Freund) des Oefteren tauſchte. Es war viel Mode und
Poſe bei dieſem Treiben, an dem die Frauenzimmer den
Hauptanteil hatten, und nicht wenig verkappte Sinnlich=
keit
. Aber die Konvention war ſo ſtark, daß ſelbſt Geiſter,
wie Herder und Merck, ſich ihr nicht entzogen. Was
dieſe ernſthaften Männer damals in Briefen und Verſen
ſich an überſtrömender Gefühlſeligkeit leiſteten, bleibt für
uns Nachgeborenen bis zu einem gewiſſen Grade in=
kommenſurabel
. Auch die Frauen des Kreiſes, ſo vor
allem Karoline Flachsland, dürſen wir uns in Wahrheit
ein gut Stück friſcher und auch hausbackener vorſtellen,
als uns ihre bräutlich überſchwänglichen Briefe, in deren
lyriſch bewegten Ton übrigens der reigende ſüddeutſche
Dialekt der Schreiberin mitunter verräteriſch hineinklingt,
uns glauben machen wollen.
Goethe, von der Straßburger Geniezeit her kräftigere
Worte gewohnt, eignet ſich den empfindſamen Aus=
druck
nur als Kunſtmittel an. Im mündlichen Ver=
kehr
liebt er ſtärkere Töne. Nichts weiiger als ſeraphiſch
lautet die Schilderung, die Herder von ihm den
Darmſtädtem gibt. Goethe iſt ein guter Junge und
wird Euch mit ſeinen Wande= haften wenigſtens ein
Bild vortragen, das Luſt zu Leben hat und närriſch

Zeug zu machen, in Felſen zu hauen, zu hüpfen, und bei
einem kleinen Vorfall ſehr laut zu krähen, um den Tiſch
herumzutanzen und Geſichter zu ſchneiden.: Seiner
Kräfte noch ungewiß, mehr ahnungsvoll als zielbewußt,
innerlich reicher als gelegentliche literariſche Spielereien ver=
muten
ließen, harmlos, ja kindlich, wie er ſein konnte, blieb er,
troß aller genialiſchen Anwandlungen, den Freunden zu=
nächſt
der gute Junger. So ſchwärmt er mit Pſyche=
Lila' und ranien; in den Frühlingswäldern, dekla=
miert
unter den hohen Büchen pindariſche Geſänge und
Oden von Klopſtock, ſingt den Mädchen - er ſteckt voll
Liedern; ſchreibt Karoline - was ihm in der Seele
klingt, führt die Schwärmenden in die klaſſiſch=romantiſche
Ruinenlandſchaft ſeines Wanderer oder in die grauen
Nebel der Oſſianiſchen Dichtung. Als irrender Wanderer=
durchſtreift
er die Gegend, dem Sturm und Regen ſein
Lied entgegenſingend. Aeber Wurzelwerk und Geſtein
zieht er die Geſellſchaft mit ſich, Felſen werden erklettert
und ihre mooſigen Häupter pathetiſch den Freunden ge=
weiht
. Ein Plazregen überfällt die ſommerliche Schar, man
flüchtet unter eine breitäſtige Buche, Goethe ſtimmt ein
ShakeſpeareſchesWetterlied an, und die Mädchen ſingen den
Nundreim kräftig mit. Des Abends aber, wenn die ſchiefein=
fallaide
Sonne das welke Laub am Voden rötlich malt,
lagert man ſich am 1fer der Teiche oder am Rand der
Waldwieſe, verliert ſich einſam oder zu zweien Hand in
Hand in yheiliger Wonne; in der dunkelnden Waldes=
tiefe
. Spät erſt im Lichte des Mondes kehrt man durch
die ſilbernen Wogen der Felder heimwärts, die alten
ſchönen Lieder des Volkes im Chore ſingend nach den
alten Melodien, die Gott erſchaffen:
Bei Freund Merck, in ſeiner Wohnung am Luiſen=
platz
oder in dem traulichen, von wilden Reben um=
ſponnenen
Gartenhaus, lieſt der junge Dichter in ſeiner
ſtark accentuierten Art Stellen aus ſeinen Lieblings=
autoren
und auch eigenes: Sgenen aus dem Göh= und
vielleicht auch ſchon vom Fauſt einzelne Bruchſtücke.
Kinderlieb und kindlich, wie er war, wälzt er ſich
mit Mercks Kleinen in der Stube, tanzt mit den Mädels
ein zierliches Mennett nach dem Klavier oder ſchwingt ſie
saus façon im Deutſchen Tanz; herum. Wir waren

gar nicht empfindſam, aber ſehr munter=,
ſchreibt Karoline ihrem Bräutigam.
An langen Abenden aber ſitzt er mit Merck am Winter=
tiſch
; eifrigen Zeichenübungen und Verſuchen im Kupfer=
ſtechen
hingegeben, während der kritiſche Freund ihn lite=
rariſch
, wie in kunſtgeſchichtlichen und naturwiſſenſchaft=
lichen
Dingen mächtig anregt und fördert. Goethe
denkt Maler zu werden. Da ihm alle Tugenden fehlten,
ſagt er, will er ſich auf die Talente legen.: Sein jugend=
liches
Kunſtbekenntnis ſchrieb er damals dem Freunde
in folgenden echt Goethiſchen Verſen auf die Zeichenmappe:
Geb Gott Dir Lieb' zu Deinem Pantoffel,
Ehr jede krüppliche Kartoffel,
Erkenne jedes Dings Geſtalt,
Sein Leid und Freud, Ruh und Gewalt,
Und fühle wie die ganze Welt,
Der große Himmel zuſammenhält;
Dann Du ein großer Zeichner, Koloriſt,
Haltungs= und Ausdrucks=Meiſter biſt.
So treffend Mercks Urteil im einzelnen über Goethes
Weſen und Kunſt war, den überragenden Geiſt hat er
in ihm ſo wenig geahnt als Herder. Im Jahre 1773
erſchien - bekanntlich in Arheilgen gedruckt - in Mercks
Verlag der Götz; acht Monate ſpäter Wertheri Da=
zwiſchen
fällt, Clavigor Mit einem Zauberſchlage ſteht die
jugendſchöne Geſtalt des Dichters weithinſichtbar im Glanz
der Ruhmesherrlichkeit. Es beginnt die große Epoche des
deutſchen Geiſteslebens, die Goethes Namen trägt. Der
alten Freunde vergißt er nicht; Schickſal, Tod und menſch=
liche
Schwäche hat die einſt Engverbundenen aber doch
vorzeitig getrennt. Noch ſpät auf der höchſten Höhe des
Daſeins wandte der Alte gerne den gerührten Blick zu=
rück
auf die Stätten, wo er Seligkeit getrunken, ſeliger als
Weinestrunkenheit: aus der goldenen Schale der Jugend.
Wenn mir auf meinem Felſen
Die Sonne niedergeht,
Seh ich Freundegeſtalten
Mir winken
Durch wehende Zweige
Des dämmernden Hainesl.
I.

[ ][  ][ ]

Anmmer 144.

Darmſtädter Tagblntt, Dienstag, den 23. Juni 1903.

Seite 13.

Heill auf das Gedeihen der Feldbergfeſte aus. Mit dem
Gut Heill wurde gleichzeitig der Feldbergturm bengaliſch
beleuchtet. Sofort begannen die Beleuchtungen vieler
Höhen in nah und fern, was einen herrlichen Anblick ge=
währte
. Nach der Beleuchtung wurde der Kommers fort=
geſetzt
und dankte zunächſt Herr J. Schurig, Osnabrück
dem Ausſchuß für die Einladung und die ſchönen Vor=
bereitungen
zum Feſte und brachte demſelben ein Gut
Heill aus. Der Kreisvertreter des Mittelrheinkreiſes
Großh. Turninſpektor Herr E. Schmuck, Darmſtadt,
überreichte namens des Kreiſes einen Tiſch und ſechs Stühle
Für das Kampfrichterlokal. Herr Kleber, Biebrich dankte
und brachte auf die deutſche Turnerſchaft ein, Gut Heilſans.
Herr Frey, Mains. toaſtete auf die Damen. Den muſikaliſchen
Teil hatte eine Abteilung der Kopelle der 80er von Hom=
burg
übernommen, bei deren Muſikſtücken, gemeinſchaft=
lich
geſungenen Liedern und ſehrſchön zu Gehör gebrach=
ſten
Chören der Singmannſchaft des Turnvereins Sachſen=
hauſen
man noch lange beiſammen blieb. Da am Sonn=
tag
Vormittag der Feldberg in dichte Nebel gehüllt war,
konnte leider an ein Wetturnen nicht gedacht werden, und
wurde dasſelbe um ½12 Uhr in einer Sitzung des Kampf=
gerichts
auf den 23. Auguſt verlegt, was um ſo bedauer=
licher
war, als über 1000 Turner zum Wetturnen ange=
meldet
waren, darunter viele aus weiter Ferne, wie aus
Crefeld, Düſſeldorf. Pforsheim ꝛc. Hoffen wir, daß das
Feſt am 23. Auguſt vom Wetter beſſer begünſtigt wird.
4 Im Woogsplatz=Theater eröffnete am Samstag
vor gut beſetztem Saale das Künſtlerperſonal des Val=
halla
=Theaters in Wiesbaden unter Leitung des Herrn
Direktors E. Nothmann ſein Gaſtſpiel mit der Auffüh=
rung
von Offenbachs toller Operette Die ſchöne
Helena= Das Enſemble hinterließ einen günſtigen
Eindruck. Das Zuſammenſpiel iſt flott und die Leitung
des Ganzen liegt zweifelsohne in tüchtigen Händen. Von
den mitwirkenden Künſtlern ſchoß der Komiker Herr Max
Linke, ein guter Bekannter von früher her, mit ſeinem
gelungenen,Calchas: den Vogel ab. Die Repräſentantin
der Helena: Frl. Marie Rogally, iſt eine routinierte
Darſtellerin, in ihrem Geſang erfüllt ſie aber in Bezug
auf Intonation nicht alle Wünſche. Herr Kißling
das frühere Mitglied, unſerer Hofhühne, der den
Paris ſang, unterzog ſich ſeiner Aufgabe im ganzen
mit gutem Gelingen; das Duett zwiſchen Paris und
Helena, eine der Hauptnummern der Operette, hätte aber
einer ſaubreren geſanglichen Behandlung bedurft. Er=
wähnt
ſeien noch der Menelaus' des Herrn Nothmann,
die Clytemneſtra; des Fräulein Hedwig v. Wagner,
das hübſche Freundespaar Oreſtes= und Pylades: der
Damen Lucy Wendt und Anni Schittenhelm und der
Agamemnon; des Herrn Martin Carlo. Das Orcheſter
unter Leitung des Herrn G. Schönfeld leiſtete Aner=
kennenswertes
.
2 Den l. Preis erhielt Herr Aug. Gepperthier,
auf der großen Allgemeinen Geflügel= und Kaninchen=
Ausſtellung in Mannheim ſowie in Koſtheim auf Belgiſche
Rieſenkaninchen.
nn. Glück im Unglück hatte ein Hausburſche,
der am Sonntag in ſcharfem Tempo die Dieburgerſtraße
mit ſeinem Fahrrad herabkam. An der Schienenkreuzung
vor dem Hauſe des Herrn Kammermuſikers Oelsner
blieb derſelbe mit dem Rad in den Schienen ſtecken
und wurde nun mit aller Wucht aus dem Sattel ge=
ſchleudert
. In großem Vogen flog er, mit dem Kopf
nach vornen, gegen die dort befindliche, mit Eiſen be=
ſchlagene
Felſenkellertür des früher Achenſchen Felſen=
kellers
und durchſchlug glatt zwei Füllungen derſelben.
Außer einigen Abſchürſungen im Geſicht und Kopf hatte
dieſer ſchwere Fall keine Folgen. Vergnügt hierüber drückte
er ſein etwas derangiertes Fahrrad nach Hauſe.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 2. Juni. Auch in
dieſem Jahre hatte die Gräfin v. Vülow den Garten
des Reichskanzleramtes für ein Promenadenkonzert
zur Verfügung geſtellt, das der Frauenhülfsverein für
Kinderheilſtätten an den deutſchen Seeküſten alljährlich
veranſtaltet, um reiche Mittel zu gewinnen für die Ver=
ſendung
von mehreren tauſend armer kränklicher Kinder
in die heilkräftigen Seehoſpige des Vereins. Immer mehr
hat ſich dieſes Promenadenkonzert zum Schlußfeſt der
Berliner Wintergeſelligkeit entwickelt. Noch einmal gibt
ſich hier unter dem mächtigen Laubdach mehrhundert=
jähriger
Eichen, Rüſtern und Kaſtanien, unter denen ſo
viele wichtige politiſche Ereigniſſe in der zweiten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts ihre Vorbereitung und Ein=
leitung
gefunden haben, die vornehme Berliner Welt ihr
Stelldichein, um dann in alle Himmelsrichtungen, aufs
Land, in die Bäder, ins Hochgebirge oder an die See=
küſte
zu eilen und neue Kräfte für den kommenden
Winter zu gewinnen. Der wohltätige Zweck, dem dieſe
Vereinigung dient, fand auch diesmal wieder eine ſehr
weſentliche Förderung. Gräfin Bülow hatte einen
Blumentiſch aufgeſtellt und waltete ihres Amtes als
erfolgreichſte Verkäuferin mit unermüdlichem Eifer. Der
Reichskanzler war von ſeiner Erkrankung noch nicht
wiederhergeſtellt und mußte deshalb leider dem Feſte
fernbleiben. Beſonders zahlreich hatten ſich das diplo=
matiſche
Korps und die Vertreter von Heer und Flotte
mit ihren Damen eingefunden. Ebenſo waren die
Miniſter und die Spitzen unſerer Reichsbehörden wohl
vollzählig vertreten. Gegen 7 Uhr erſchien, einer be=
ſonderen
Einladung der Gräfin Bülow folgend, der auf
dem jüngſten Frankfurter Wettſtreit mit dem Kaiſerpreis
ausgezeichnete Berliner Lehrergeſangverein, der die
Frankfurter Preischöre und mehrere Volkslieder mit vor=
züglichem
Gelingen vortrug und wahre Stürme der Be=
geiſterung
entfeſſelte. Als Kurioſität wurde auch der
Rieſe Machnow angeſtaunt, der ſich einige Zeit im
Garten aufhielt und die größten Herren faſt um eine
Körperlänge überragte. Nach Schluß des Konzerts fand
ein Abendeſſen im Garten an kleinen Tiſchen ſtatt, das
eine ſehr zahlreiche Geſellſchaft noch bis zur ſpäten
Stunde vereinigte.
- Klingenberg a. M. 21. Juni. Der akademiſche
Chor Darmſtadt unternahm geſtern ſeine dies=
jährige
Sängerfahrt nach der herrlichen hier ge=
legenen
Burgruine, dem Hauptanziehungspunkte unſeres
Maintales. Der genannte Chor traf mit eigener Muſik
geſtern nachmittag hier ein und ſtieg im Caſthaus zum
Fränkiſchen Hof; ab. Nach der Beſichtigung der Burg
wurde in genanntem Gaſthauſe ſoupiert, worauf der
Chor vor dem Nathauſe mehrere kunſtvolle Chöre zu
Gehör brachte. Eine fidele Kneipe bei Muſik und Geſang
ſchloß ſich dieſem an. Gegen 10 Uhr fand Veleuchtung
der Burg ſtatt. Heute morgen erfolgte Weiterreiſe nach
Heidelberg.
Wiesbaden, 22. Juni. Der hier auf Urlaub weilende
Ulan Immel vom 6. Ulanen=Regiment in Hanau wurde
in der letzten Nacht bei einer Schlägerei auf dem großen
Sande bei Mainz erſtochen.
München, 21. Juni. In der Nacht vom Samstag
auf Sonntag ſtürste bei einer Expedition auf den

Riſſerkogel, bei Tegernſee der Privatdogent, an der
Münchener Techniſchen Hochſchule Dr. Fr. Bauer ſo
unglücklich ab, daß er ſofort tot war. Die Leiche wurde
mit zerſchmettertem Schädel in einer Schlucht aufgefunden.
Nürnberg, 20. Juni. Im Magiſtrate wurde mit=
geteilt
, daß das Miniſterium die von der Firma Tietz
eingereichte Beſchwerde, betreffend Aufhebung der 88 4
und 7 der ortspolizeilichen Vorſchrift über die Feuer=
ſicherheit
in Warenhäuſern, zurückgewieſen habe.
Die Paragraphen verbieten die Benutzung des zweiten
und der höheren Stockwerke zu Verkaufszwecken.
Weimar, 18. Juni. Das Feſtkonzert zum erſten
Bundesfeſt des C. C. des Verbandes farbentragender
Sängerſchaften deutſcher Univerſitäten be=
gann
heute nachmittag 41 Uhr. Gegen 450 Studenten
aus vielen Städten Deutſchlands hatten auf der Bühne
Aufſtellung genommen. Das Haus war ausverkauft.
In der großen Hofloge befanden ſich der Großherzog
und die Großherzogin, die Erbgroßherzogin=Witwe,
ſowie die Prinzeſſinnen Marie und Hermine von Reuß
ä. L. Der Ertrag des Konzertes iſt für den Fonds des
Karl Alexander=Denkmals beſtimmt. Als Dirigenten
fungierten Profeſſor Heinrich Zöllner=Leipzig, Muſik=
direktor
Karl Zehler=Halle. Als Soliſtin trat die Kon=
zertſängerin
Helene Stegemann=Leipzig, als Soliſt Kam=
merſänger
Heinrich Zeller=Weimar auf. Der Bundes=
vorſitzende
und die Dirigenten wurden vom Großherzog
und der Großherzoginempfangen und mit anerkennenden
Worten ausgezeichnet.
Göttingen, 21. Juni. Geſtern abend wurde hier die
neu errichtete Bismarckſäule unter Teilnahme von
Vertretern der Behörden, des Lehrkörpers der Univerſität
und des hieſigen Offigierkorps eingeweiht. Die Studenten=
ſchaft
beteiligte ſich an der Feier durch einen Fackelzug.
Oldenburg, 21. Juni. Die Königin Wilhelmina
von Holland wird am 26. d. Mts. hier eintreffen, um
der Taufe der jüngſtgeborenen Tochter des Großherzogs=
paares
als Patin beizuwohnen. Auch Prinz Heinrich
der Niederlande wird dann ſeine Kur in Aachen unter=
brechen
und in Oldenburg anweſend ſein.
I.F. Alleuſtein, 19. Juni. In dem Progeß
gegen die vierfache Mörderin Frau Pr3ygodda iſt
noch das Urteil der Sachverſtändigen von allgemeinem
Intereſſe. Gerichtschemiker Mediginal=Aſſeſſor Dr. Guheit=
Nönigsberg i. Pr. erklärte: Im Mai v. Js ſeien ihm in
verſchiedenen Gefäßen, innere Teile von der aus=
gegrabenen
Leiche des Wieſcholleck, Magen, Leber, Niere,
Schädel=, Handknochen, ſowie Teile vom Sargboden,
Sargdeckel und dem Stroh, auf dem die Leiche gebettet
war, zur Unterſuchung geſandt worden. Er habe nun in
den ihm übergebenen Körperteilen 69 Milligramm Arſenik
gefunden. Es ſei aber anzunehmen, daß in der Leiche
mehr als die doppelte Menge enthalten war. Nach dem
jehigen Stande der Wiſſenſchaft ſei der Genuß von
20 Milligramm unſchädlich. 50 Milligramm wirken be=
reits
geſundheitsſchädlich, 100 Milligramm tötlich. Von
Giftmördern werde vielfach der Einwand gemacht, das
Arſenik könne von außen in die Leiche gekommen ſein.
Es ſei daher wichtig, daß weder in der Erde, noch im
Sargdeckel, dagegen in dem Stroh und im Sargboden
Arſenik gefunden wurde. Daraus gehe hervor, daß
Arſenik von außen nicht in die Leiche gekommen ſei. Er
reſümiere ſich dahin: Das Arſenik ſei bei Lebzeiten in
den Körper des Wieſchollek und zwar in ſolcher Menge.
gekommen, daß dies den Tod des Mannes herbeigeführt
habe. Dieſelbe Unterſuchung habe er an den Leichenteilen
von Bachur, Kempka und Panneck vorgenommen. Bei
Bachur und Kempla ſeien nur Teile von Arſenik, in den
Leichenteilen des Panneck keinerlei Arſenikteile vor=
gofunden
worden. Bei den beiden erſten Männern ſei
auch das Arſenik nicht von außen eingeführt, ſondern
ihnen bei Lebseiten beigebracht worden. Auf Befragen
des Erſten Staatsanwalts bemerkt der Sachverſtändige:
Arſenik verflüchtige ſich ſehr ſchnell und erhalte ſich läng=
ſtens
22 Jahre in einem menſchlichen Körper. Es ſei
daher kein Wunder, daß in den Leichen, die ſchon 10 bis
14 Jahre alt waren, nur noch Spuren oder auch nicht
einmal ſolche vorhanden waren. Sachverſtändiger, Kreis=
arzt
Dr. v. Petrykowski Ortelsburg: Die Krankheits=
erſcheinungen
der verſtorbenen vier Männer laſſen dar=
auf
ſchließen, daß alle vier an chroniſcher Arſenikver=
giftung
geſtorben ſeien und zwar ſei allen vier Männern
das Arſenik von fremder Hand beigebracht worden. Es
ſei ja auffallend, daß bei Panneck keine Spur von
Arſenik gefunden wurde. Er zweifle aber nicht, daß
Panneck auch an Arſenikvergiftung geſtorben ſei. Dafür
ſpreche einmal, daß ſich bei dieſem dieſelben Krankheits=
erſcheinungen
gezeigt haben, wie bei den anderen drei
Männern, andererſeits aber auch der Umſtand, daß die Leiche
des Panneck ſehr ſchnell in Verweſung übergegangen ſei.
Kreisarzt Dr. v. Decker=Neidenburg: Er könne ſich dem
Gutachten ſeines Kollegen Petrykowski nur anſchließen.
Arſenik könne auch durch künſtliche Blumen, Tapeten,
bunte Lampenſchirme u. ſ. w. in den menſchlichen Körper
kommen und ſo allmählich den Tod herbeiführen. Er.
halte das aber für ausgeſchloſſen, da nur immer die
Chemänner erkrankten, niemals aber die Kinder, Frau
oder andere Mitbewohner. Das Arteil iſt bereits mit=
geteilt
.
Gleiwitz, 22. Juni. In Laurahütte drangen bei
einer geſtern von der Zentrumspartei einberufenen Ver=
ſammlung
die Polen in ſo großer Zahl ſtörend in den
Saal, daß zur Auflöſung der Verſammlung geſchritten
werden mußte. Bei der Verhaftung eines Mannes wurde
ein Voligiſt angegriffen. Es entſpann ſich darauf ein
großer Tumult, ſodaß Poligei und Gendarmerie mit
dem Säbel vorgingen und ſchließlich von der Schußwaffe
Gebrauch machen mußten. Auf beiden Seiten gab es
zahlreiche Verwundete. Ein Mann wurde erſchoſſen.
Von den Polen wurde eine Anzahl Häuſer, darunter das
Hüttenamt und das Hütten=Gaſthalts, demoliert. Erſt
nach mehrſtündigen Anſtrengungen gelang es, die Ruhe
einigermaßen wiederherzuſtellen. Das aus Beuthen her=
beigerufene
Militär brauchte nicht mehr einzuſchreiten.
Paris, 21. Juni. Bei einer Prozeſſion kam es
an verſchiedenen Stellen in Breſt zu Schlägereien
zwiſchen Antiklerikalen, welche dem Prieſter die Monſtranz
zu entreißen ſuchten, und Katholiken. Etwa 15 Perſonen,
meiſt Frauen, erlitten Verletzungen. Aehnliche Unruhen
ereigneten ſich in Nantes und Angers.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Parſifal und Amerika. Gegen die Auffüh=
rung
des Parſifal; in Amerika hat Frau Coſima Wagner
in einem Schreiben an das New=Yorker Abendblatt
Einſpruch erhoben mit folgenden Sähen: Der Schöpfer
des Parſifals hat beſtimmt, daß dieſes ſein Werk einzig
und allein in Vayreuth aufgeſührt werden wird. Es
handelt ſich hier nicht im Geringſten darum, ob eine Auf=
führung
in Amerika Bayreuth ſchaden könne oder nicht,
ſondern um die Ehrerbietung gegen den Willen des
Meiſters, auf welcher die Fähigkeit, ſeine Werke aufzu=
führen
, vor allem beruht. Es verſteht ſich für mich von

ſelbſt, daß die Bayreuther Künſtler an dieſer Aufführung
des Herrn Conried keinen Anteil nehmen werden. Ich
erwarte auch von den Künſtlern, die nicht in Bayreuth
mitwirkten, daß ſie ſo viel Standesehre und künſtleriſche
Geſinnung haben werden, um nicht gegen den Willen,
des Meiſters ſein Werk aufführen zu helfen. Eine energiſche
Frau, die Frau Coſima!
Generalverſammlung des Odenald=Klubs.
1. In dem lieblich unweit des Neckars gelegenen
Schönau wurde am Sonntag die ordentliche Haupt=
verſammlung
des Odenwaldklubs abgehalten,
welche ſich eines ſehr guten Beſuchs erfreute. Schon vor=
her
waren Feſtgäſte erſchienen, die der vormittags vor=
genommenen
Einweihung eines Ausſichtstempels auf dem
Hungerberg, beiwohnten, bei, welcher Fabrikdirektor
Hempfing, ein geborener Rheinheſſe, die Weiherede
hielt. Zu der eigentlichen Feier erſchienen die meiſten
Darmſtädter von Heidelberg aus zu Fuß. Der rühmlich
bekannte Adleri in Ziegelhauſen ſpendete ein warmes
Frühſtück, welches ſich ſpäter als recht wertvoll erwie=
Der Vorſitzende Miniſterialrat Braun teilte mit, daß
den drei am Odenwald beteiligten Bundesfürſten bereit=
Huldigungstelegramme zugegangen ſeien. Geheimerat
Dr. Becker von Heidelberg brachte der Verſamm=
lung
, als Vertreter der badiſchen Regierung, die beſten
Wünſche dar. Er ſtellte mit Befriedigung feſt, daß der
Odenwaldklub das heimiſche Mittelgebirge mit ſeinen
herrlichen Wäldern, der Allgemeinheit, zugänglich
mache, daß derſelbe in der Zeit politiſchen Haders
und, konfeſſionellen, Zwieſpalts, durch das Hin=
führen
zur Natur ein geiſtiges Band biete und die Hände
verbinde über die engen Grenzpfähle hinaus. Bürger=
meiſter
Reichwein von Schönau gab der Hoffnung Aus=
druck
, daß der Klub im ſchönen Steinachtal einige gemüt=
liche
Stunden verleben möge. Wie ermittelt wurde, waren
236 Mitglieder aus 33 Sektionen vertreten. Zum Jahres=
bericht
bemerkte der Vorſitzende, daß dem Verein ein
wertvolles Geſchenk zuteil geworden ſei, indem der früher
in Groß=Vieberau, nun in Darmſtadt wohnhafte Lehrer
Kraft 272 von ihm geſammelte Odenwälder Volks=
lieder
überreicht habe. Zu 190 Liedern gelang es ihm
auch die Melodien zu finden. Eine Anregung des
Profeſſors Kahle, in Heidelberg, eine einheitliche
Odenwälder Volkskunde zu beſchaffen und ſo den Oden=
wald
auch ideell zu erſchließen, fand warme Gegenliebe.
Der Vorſitzende des Wegebezeichnungsausſchuſſes, Juſtus
Weber, bat dringend, einſtweilen von Anträgen auf weitere
Nebenlinien abzuſehen und beklagte, daß der Ausſchuß
nicht die Unterſtützung finde, die man anfangs erwartete.
Herr Lehr von Auerbach lud zu dem demnächſtigen
Familienausflug nach Auerbach beſtens ein und ſtellte
ſeltene Genüſſe in Ausſicht.
Der Voranſchlag für das Jahr 1903104 ſieht folgendes
vor: Einnahme: Reſt aus 1902,03 2443,25 Mk. Mitglieder=
Beiträge durch die Sektionen 4900 Mk. Nach dem Jahres=
bericht
für 1902,03 zählte der Klub am 1. April 1903,
einſchließlich der beitragsfreien Freunde des Klubs
5264 Mitglieder. Nach Abzug der Zahl dieſer Klub=
freunde
, ſowie unter vorſorglicher VBerückſichtigung etwaiger
Abgänge werden hier von nur 4900 Mitgliedern Beiträge
1 Mk. in Anſaßz gebracht. Erlös für die 9. Auflage
der Markierungskarte 2100 Mk. Geſamtſumme der Ein=
nahme
9500 Mk. Haupt=Ausgaben: Für die Farb=
markierung
: a. Für Ergänzung und Erneuerung der
Farbzeichen und Erläuterungstafeln 1000 Mk. b. hoſten
der Herſtellung der 9. Auflage der Markierungskarte
1900 Mk., C. Herſtellung einer Weganlage auf den Eichel=
berg
bei Oberflockenbach einſchl. aller Nebenkoſten 150 Mk.
Veranſtaltungen des Geſamtvereins (Hauptverſammlung
und Geſamtausflug) 200 Mk. Für Plakate 1000 Mk.
Für Ausſichtstürme: a. Für Unterhaltung und Her=
ſtellung
der Ausſichtstürme des Geſamtvereins 250 Mk.,
b. Beitrag in den Turmbaufonds 1100 Mk. Zuwen=
dungen
an Sektionen: I. Bewilligungen aus dem Vor=
jahre
; 1) Dieburg zur Schaffung eines Ausſichtstempels
auf dem Mainzer Berg 150 Mk., 2) Eberſtadt zur Er=
richtung
eines Tempels auf dem Steigerberg im Mühltal
50 Mk., 3) Haßmersheim zur Herſtellung einer Blockhütte
auf der Eduardshöhe 200 Mk., 4) Heppenheim zur Er=
bauung
eines Turmes auf dem Lindenſtein 900 Mk.,
5) Klein=Heubach zur Errichtung eines Strohtempels am
Scheuerbuſch, ſowie zur Aufſtellung zweier Bänke 50 Mk.,
6) Marbach zur Wiederherſtellung des Königsbrunnens
am Fuße des Königsrücks bei Hetzbach 200 Mk., 7) Neckar=
gerach
zur Aufſtellung von Bänken 50 Mk. 8 Schönau
zur Herſtellung einer Schutzhütte auf dem Hungerberg
200 Mk. I1. Neue Anforderungen: 1) Erbach zur Fertig=
ſtellung
der Baumanlage nach der Sophienhöhe 50 Mk.,
2) Fränkiſch=Crumbach zur, Herſtellung der Tiſche
und Bänke im Hofe der Ruine Rodenſtein 14 Mr.,
3) Fürth zur Fortſetzung der Baumpflanzung an dem
markierten Höhenweg Fürth-Lindenfels 80 Mk. Eine
ganze Reihe weiterer Forderungen mußte zurückgeſtellt
werden.
Die Vorſchläge fanden Billigung. Wünſche von
Bensheim wegen des ſchönen Ausſichtsturmes auf dem
Hemsberg und von Wald=Michelbach wegen des
Schimmelbergtempels ſollen nach ſchriftlicher Einreichung
geprüft werden. Die nächſtjährige Generalverſammlung
findet am 12. Juni in Lindenfels und der Familien=
ausflug
am 12. Juli nach Miltenberg ſtatt. Zum
Schriftführer wurde an Stelle des unter Worten der
Anerkennung für ſeine tüchtige Dienſtleiſtung zurück=
getretenen
Buchhalters Hahn Regierungsaſſeſſor Krapp
gewählt. Zur Frage der Beſchaffung billiger
Sommerfriſchen führte Oberfinangrat Fuchs aus,
daß ſich in Darmſtadt ein Verein gebildet habe, der im
Odenwald und im Vogelsberg billige Sommerfriſchen
vermitteln wolle. Er bitte, denſelben ſeitens des Vereins
zu unterſtützen. Profeſſor Chelius ſchloß ſich dieſem Er=
ſuchen
an, welches Genehmigung fand. An den amt=
lichen
Teil ſchloß ſich ein gemeinſames Mittag=
eſſen
im Löwen: Dasſelbe wurde ſelbſtverſtändlich
durch verſchiedene Trinkſprüche gewürzt; der Vorſitzende
gedachte der drei Odenwaldfürſten und verlas ein Tele=
gramm
des Großherzogs von Baden, welcher für die
ihm dargebrachte Huldigung danken ließ. Auf den
Zentralausſchuß und ſeinen ausgezeichneten Vorſihenden
Miniſterialrat Braun toaſtete Oberamtsrichter Wünzer
von Wal=Michelbach. Weiter ſprachen Oberbürger=
meiſter
Köhler von Worms, Profeſſor Loreng von Heidel=
berg
und Bürgermeiſter Witter von Haßmersheim. Als
c5 an die Heimfahrt ging, geſchah dies allſeitig mit
einem Gefühl hoher Vofriedigung über den Verlauf des
Feſtes.
Handel und Verkehr.
H. Frankfurta. M, 20. Juni. Vörſenwochen=
bericht
. Die verfloſſene Geſchäftswoche kann im ganzen
als eine feſte bezeichnet werden, wenngleich auch der Ver=
kehr
viel zu wünſchen übrig ließ. Es fehlt eben an
Spekulationsluſt, die durch die beſchränkende und unſichere

[ ][  ]

Seite 14.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 23. Juni 1903.

Rummer 144.

Baſis der Börſengeſetzgebung an jedweder größeren
Tätigkeit gehemmt'iſt''Dies ruhige Entwickelung der
Verhältniſe auf der Balkanhalbinſel And die Beruhigung.
die davon auf die Beſitzer von Balkanwerten ausging.
machten gunſtigen Eindruck; ebenſo hat die neuerdings
gezeigte Einmütigkeit der Großmächte zur Erhaltung des
Friedens anläßlich des Belgrader Ereigniſſes ſich wieder
vollſtändig bewährt. Dagegen ſetzt man nloch wenig Ver=
trauen
auf die Lage des ew=Yorter Marktes, Woſelbſt
die -ftarken Kürsſchwankungen eine große Unſicherheit
dokumentieren. Bemerkenswert iſt hch die Situation
auf dem Geldmartt, wo der Pribatjaß ſich hier und in
Verlin aͤuf 3½, Proz. ſtellte troß der Viskontvermäßigung
der Engliſchen Bank auf 3 Proz. Es ſcheint indes als
ſeilweiſe für das Anziehen des Privatſatzes ſtimulierend,
daß jetzt brößere Darlehen an die Seehandlung füllig
werden. Her letzte Reichsbankausweis machkte Rrigens
günſtigen Eindruck, obgleich die Lage des Inſtitutts gegen
das Vorjahr immer noch recht ſchwach erſcheint. Deutſche
und ausländiſche Staatsfonds bekundeten faſt durch=
gängig
recht feſte Tendenz, insbeſondere auch die
kürkiſchen Gattungen; auf die Naͤchricht. daß es
Auböyneau gelungen iſt, in Berlin ein Arrangement
wegen der Differenzen, die zwiſchen dem deutſchen Syn=
dikate
der Bagdadbahn und den franzöſiſchen Intereſſenten
beſtanden, zu erzielen.- Seitens Frankreichs wird nun=
mehr
der Unifikakion nichts mehr in den Weg gelegt.
Nur Rumänier haben ſich eine Kleinigkeit abgeſchwächt
auf Befürchtungen wegen Ausfalls der Ernte; man
gläubt aber nicht. daß ein etwaiges Defizit heute noch ſo
ſchwerwiegende Konſequenzen haben wird. dank der
weiſen Finanz=Maßregeln, die von der Regierung
ergriffen wurden. Der Bahnenmarkt, ſowie Schiffahrts
akkien waren ſehr ſtill, ausgenommen Lombarden, welche
auf Wiener Spekulätionskäufe ihren Kurs auf 1930
erhöhen konnten- Von Banken waren die führenden
Werke meiſt feſt. die kleineren ohne weſentliche Verän=
derung
; Rür die Aktien der bayriſchen Bodentreditanfkali
Würzburg) haben etwa 3½pCt. nachgeben müſſen.
Eiſen= und Köhlenwerte konnten ſich zumeiſt befeſtiden;
der günſtige Sttuationsbericht aus Rheinland und Weſt=
falen
ſtimülierte und auch der Gelſenkirchener Ausweis
lautete äußerſt befriedigend. Dagegen liegen aus New=
gork
fortgeſetzt deprimierende Mitteilungen vor So
meldet der,Berliner Lokal=Andeiger: Die Beunruhigung,
welche an den europäiſchen Märkten neuerdings Wieder
wegen der Lage der New=Yorker Börſe Platz gegriffen
hat, ſoll nach den uns vorliegenden Privatdepeſchen Auf
die angeblich gefährdete Lage des vielgenannten Direktors
des amerikaniſchen Stahlkrufts Schwab zurückzuführen
ſein. Sehr bedeutende Hauſſe=Engagements in amerika=
niſchen
und in Nio Tinto=Aktien, auf welchen enorme
Verluſte liegen, wären nach New=Yorker und Londoner
Privatdepeſchen der Anlaß zu den Verlegenheiten dieſes
großen Faiſeurs. Man ſpricht 3. B. in London von
ca. 30000 Stück Rio Tinto=Liktien, die Schwab in der
Hauſſe hätte. Nach eingetroffenen Londoner Meldungen
wäre dieſe Poſition jetzk angeblich von potenten andlo=
amerikaniſchen
Finanzkräften uͤbernommen wordenr Der
Induſtriemarkt iſt im ganzen eher gebeſſert, allerdings
nur bei mäßigen Umſäßen: einzelne, wie Zement Karl=
ſtadt
, Ungarſche Elektrizitäts Und Zellſtoff (Dresdenh.
ſind niedriger. 3½proz. Heſſen 101.10, 3proz. Heſſen
9025 31 pros. Darmſtädter ältere 9920, Zpros. Reichs=
naleihe
91.55.
G Von den deutſchen Zahlſtellen portugieſiſcher
Kupons werden wir darauk aufmerkham Zemacht, daß
die Frit fur die Einlöſung der Regierungscertifikate und
notariellen Feſtſtellungsbeſcheinigungen, welche ſ. 3t. über
die unbezahlt gebliebenen ¾ der am 1. Juli und 1. Ok=
tober
1882 und 1. Januar und 1. April 1893 fällig ge=
weſenen
Kupöſis den 3% 4% und 4¹%⁄ äußeren porku=
gieſiſchen
Staatsanleihen ausgegebeſ worden ſind, am

30. d. Mts. a bläuft und alle diejenigen vorgedachten
Certifikate und Feſtſtellungsbeſcheinigungen, welche bis
dahin bei den Zahlſtellen nicht vorgekommen ſind, als
verfallen unzl daher als ungültigzube=
trachten
ſind. Es liegt daher im Intereſſe derjenigen
Beſitzer, welche ihre Certifikate bisher nicht eingereicht
haben, dieſelben umgehend bei den Zahlſtellen zu Präſen=
tieren
.
Darmſtadt, 23. Juni.
Tagesordnung für die öffentliche Sitzung der
Stadtverordneten=Verſammlung äm Don=
nerstag
, den 25. Juni, nachmittags 3½ Uhr: 1 Mit=
teilungen
. 2 Rettungsdienſt, insbeſondere Aufſtellung
von Näderbahren. 3) Geſuch um Weiterführung der
Fabrikſtraße und um andere Benennung derſelben. 4) Ge=
ſuch
Um Dispenſation von der Beſtmmung 8 34 des
Ortsbauſtatuts.- 3) Geſuch um Dispenſation von den
Beſtimmüngen 8 32 des Ortsbäuſtatuts, 8 33 der Bau=
poligei
=Ordnung und 8 56 der Ausführungs=Verordnung
zur Bauordnung. 6) Geſuch um Geſtattung einer Aus=
nahme
von 8 5 des Ortsbauſtatuts. 7 Uebernahme des
Habichſchen Marmorbrunnens auf der Mathildenhöhe
und Anbringung einer Gittertür ꝛc. daſelbſt. 8 Geſuch
Um Genehmigung zur Anbringung eines Oberlichts in
einer, der ſtädtiſchen Hofreite Grafenſtraße Nr. 30 zuge=
kehrten
Brandmauer. 9 Ankauf von Gelände zur Taunus=
und Lichtenbergſtraße. 10 Fußſteigherſtellung vor dem
Grundſtück des Allcehoſpitals in der Dieburgerſtraße.
11) Geſuche um Genehmigung zum Kleinhandel mit
Branntwein: für Tauinsſtraße Nr. 26 und Stiftsſtr. 29.
Letzte Nachrichten.
Berlin, 22. Juni. Auf der Oberſpree bei Treptow
ſtieß geſtern ein kleiner Dampfer mit einem Ruderboot
zuſammen. Das Ruderboot jank. Von den 4auf letzterem
befindlichen jungen Leuten wurden 2 gerettet, die beiden
anderen extranken.
W.B. Frankfuͤrk a. M. 22. Juni. Bei der geſtrigen
Ruder=Regätra errang den Kaiſerpreig der Berliner
Ruderklub mik 7 Minuten 2s⁄= Sekniden, Zweiter wurde
der Ludwigshafener Ruderverein mit 7 Min. 27½ Sek.
und Britter die Frankfurter Rudergeſellſchaft Saͤchſen=
hauſen
mit 7 Min. 32½ Set.
W.B. Fraukfurt d. M. 22. Juni. Dem 2. Naſſ.
Feld=Artillerie=Regiment Nr. 63 Frankfurt=
urde
von 12 der erſten Frankfurter Familien ein koſt=
karer
ſilberner Tafelaufſatz geſchenkt und dem
Offigierkorps im Hauſe des Herrn Handelskammer=
Präſidenten Kommerzibnrat Andrs=Paſſavant; über=
reicht
. An der Feier nahm auch der Oberpräſident Graf
Zedlit=Trützſchler teil.
ſſ. F. Küſſel, 22. Juni. Heute vormittag um 9 Uhr
begann in der außerordentlichen Schwürgerichtsperiode
uter dem Vorſitz des Landgerichtsdirettors Varckhauſen
die Verhandlung gegen den ehemaligen General=
direktor
Adolf Schmidt, der wegen Betrugs in 25
Fällen und wegen betrügeriſchen Bankerotts angeklagt

iſt. Nach Eintritt in die Verhandlung beantragte der
Verteidiger Sechel unter ſehr ausführlicher Begründung
die Verhandlung über die Anklage, ſoweit ſie den Betrus
betrifft, zur Zeit für unſtatthaft zu erklären und das
Verfahren inſoweit einzuſtellen, da nach dem mit Frank=
reich
beſtehenden Vertrag vom 21. Juni 1845 wegen eines
Vergehens des Betrugs nicht ausgeliefert werden dürfe.
Der Staatsanwalt Mantell widerſprach unter Berufung
darauf. daß die Entſcheidung über die Zuläſſigkeit nicht
Sache des Spruchgerichts ſei, ſondern der Verwaltung und
der Negierung. Nach faſt einſtündiger Beraͤtunig entſchied
der Gerſchtshof, daß der Antrag der Verteidigung abgelehnt
werde Nach Verleſung des Anklagebeſchluſſes, worin die dem
Angeklagten zur Laſt gelegten 23 Betrugsfälle einzeln
aufgeführt werden, erklärte dieſer ſich im gänzen Umfange
der Anklage für nicht ſchuldig. Er äußerke ſich dann über
die Gründung, die Entwicklung der Trebergeſellſchaft und
ſeine Beteiligülng daran. Er betonte ganz beſonders, daß
er geglaubt habe, auf das Vergmannverfahren, das er
eingehend erläuterte nach den Gutachten von Fachleuten
die günſtigften Hoffnungen jetzen zu dürfen.
N.B. Loblenz. 22. Juni. Ji Rengsdorf bei Neuwied
wurde geſtern unter Beteiligung der Behörden, der Krieger=
vereine
und einer Zahlreichen Menſchenmenge die Foͤrt
errichtete Bismarckfäule eingeweiht.
Hamburg, 22. Juni. Ver Kaiſer verließ heute
vormittag; halb 12 üUhr auf der Hohenzollern den
Hafen Um ſich nach Cuxhaven zu begeben. Der Geſandte
v. Tſchirſchey und Bögendorff ſchiffte ſich mit ein, um
den Kaiſer als Vertreter des Auswärtigen Amtes auf der
Nordlandsreiſe zu begleiten. Der Käiſer beförderte den
Kapitän zur See, Hertz. zum Kontreadmirak und ernaͤnnte
ihn zum Virektor der Seewarte.
ſ.B. Hamburg. 22. Juni. Die feierliche Ein=
weihüng
der von der deutſchen Studentenſchaft er=
richteten
Bismarckſäule fand geſtern Abend auf dem
Hamberge bei Friedrichsruh imter Beteiligung von etwa
1000 Studenten von 44 Hochſchulen und einer ungeheuren
Zuſchauermenge ſtatt. Die Studenten begaben ſich beim
Anbruch der Sonnenwendenacht von Aumühle nach den
Hamberge, wo die Säule dem Fürſten Herbert Bismarck.
der eine längere Anſprache lan die Studenten hielt, in
feierlicher Welſe übergeben wurde.
ſws. -Gleiwitz, 22. Juni. Zu den gemeldeten
Ruheſtörungen in Laurahütte meldet der Ober=
ſchleſiſche
Wanderer: In Laurahütte war geſtern eine
Zentrumsverſammlung einberufen, zu der den Großpolen
der Eintritt verweigerk wurde. Daraufhin ſammelke ſich
vor dem Lokal eine große Menſchenmenge an; die Sicher=
heitsorgane
mußten zür Auflöſung der Zentrumsver=
ſammlung
ſchreiten. Um die Menge zu zerſtreuen, wurde
die Feuerwehr herbeigerufen. Dieſe ging mit Waſſer vor
und erregte dadurch die Menge, die Zum Angeiſt über
ging und ſämtliche Feuerwehrgeräte in den Teich ſtürzte.
Lauſende durchzogen die Straßen und zertrümmerten
zablleiche Fenſterſcheiben an öffentlichen und privaten
Gebäuden Vie Polizei und die Gendarmerie mußten
zunächſt ihre Handwaffen, ſpäter ihre Schußwaffen ge=
brauchen
. Beiderſeits gab es zahlreiche Verwündete
einer wurde erſchoſſen. Gegen Mitrernacht war die Ruͤhe
wieder hergeſtellt. Vier Schwerverleyte wurden ins La=
zarett
gebracht. Das nachts von Beuthen requirierte
Militär brauchte nicht einzuſchreiten
ws. Brunsbüttel, 22. Juni. Die neue Station
für drahtloſe Telegraphie in Brunsbüttelkoog
wurde jetzt mit dem neu kombinierten Syſtem Slaby=
Arco=Braüns=Siemens ausgeſtattet. Urſprünglich war
die Station für das Syſten Brauns=Siemens beſtimmt.
Sie tauſchte in den letzten Tagen erfolgreich tele=
graphiſche
Nachrichten mit der Hohenzollern mit
Helgsland, Cuxhaven und Hamburg aus Und wird in
nächſter Zeit eine Verſtändigung mit dem Feuerſchiff auf=
nehmen
und allmählich den geſanten wellentelegraphiſchen
Verkehr mit den Stationen des Nordoſtſeekanals und mit
den dieſen paffierenden Kriegsſchiffen aufrecht erhalten.
Peſt, 22. Juni. Das Ungariſche Korr= Bureau=
erfährk
bezüglich des Progkamms des Grafen
Khüen=Hedervarh, daß er vor allem die Arbeits=
fähigkeit
des Abgeordnetenhauſes herſtellen wolle, jedoch
nichk durch Verſchärfung der Hausordnung. weil er der
Anſicht iſt, daß keine Verſchärfung ſo energiſch genuͤg ſein
könne, um eine planmaͤßige Obſtruktion hintanzuhärken.
Bezüglich der Oppoſition wird die Anſicht ausgeſprochen
daß ſie als Minorität nicht die Herrſchaft beänſpruchen
könne, daß aber ihre Beftrebungen, inſoweit dieſe in
realem, nätionalem Bedürfnis wurzeln, in Erwägung
gezogen werden ſollen.
W.B. Nom, 22. Juni. Der König nahm die
Entlaſſungsgeſuche des Unterſtaatsſekretärs des
Aeußern, Baccelli, und des Unterſtaatsſekretärs des
öffentlichen Unterrichts Corteſe, an.
1 Vareelona, 21. Juni. Sämtliche zum allgemeinen
Verbande gehörigen Arbeitervereine böten den
gegenwärtig im Ausſtande befindlichen Berufs=
zweigen
ihre Hilfe durch Proklamierung des allgemeinen
Aulsſtandes an. Die Behorden treffen Maßregeln, um
einen Konklikk zu vermeiden.
124 Louveſe Dep. Ardecheh. 21. Juni. Als der
Liquidator der hieſigen Jeſuiten=Niederlaſſung,
der Ulnterpräfekk und die Staatsanwaltſchaft erſchienen,
Um in der Niederlaſſung wieder die Siegel anzülegen
würden ſie von bewaffneten Bauern empfangen, welche
auf die Gendarmen losſchlugen und ſie mit Skeinen und
Kot bewarfen.- Mehrere Perſonen wurden verletzt.
W.B. London. 22. Juni. Die,Morningvoſt! meldet
aus New=York: Der Schiffahrkstruſt kommt nicht
vorwärts. Der Grund beſteht nach Anſicht von Schiffer=
kreiſen
darin, daß der Truͤſt keine geeigneten Schiffe dazu
hat. So länge nicht ſchnellere Schiffe beſchafft ſind.
können die Reeder nicht abſehen, wie ſie dem Wellbewerb
der Hamburg=Amerikalinie und des Norddeutſchen Loyds
begegnen ſollen. Es wird geſagt, Morgan habe einen
ſehr 'ſchweren Fehler begangen, indem er eine Zuſage
machte, die praktiſch auf die Unterſtützung der deutſchen
Vinien hinauslaufe. Dieſe Unterſtühung halke die Deutſchen

nicht ab, den größten Teil des Reiſeverkehrs von dem
Lruſt an ſich zu ziehen während der Truͤſr wenn die
Unterſtützung nicht gezahlt worden wäre, viel weniger
Geld verlieren würde als jetzt.
V.B. New=York. 22. Jüni. Nach einer Meldung aus
Lowell in Maſſachuſetts erklärten die dortigen Textil=
arbeiter
, die ſeit dem 30. März ausſtändig ſind, daß
ſie die Arbeit zu den alten Lohnſätzen wieder aufnehmen
wollten, da das Steigen des Baumwollepreiſes den Lohn=
kampf
inopportun mäche.
Tageskalender.
Konzert um 8 Uhr im Saalbau.
Konzert um '8 Uhr im ReſtaurantMetropoles.
Konsert um 8 Uhr im Reſtaurant Thiele, Herdweg.
Anäkoͤmiſcheſs Muſeum auf dem Exerzierplatz; ge=
öffnet
von moͤrgens 9 Uhr bis abends 10 hr.

Verſteigerungskalender.
Mittwoch, 24. Juni.
Hofreite=Verſteigerung des Arnold Franz Brockhoff
Hochſtraße) um 10 Uhr auf dem Ortsaͤerichk Ir.
Mobilicr= . Verſteigerung um 3 Uhr Riedeſel=
ſtraße
66.
PferdeVVerkauf um 11 Uhr in der Artillerie=Kaſerne
Regiment Nr. 6½
Heugras=Verſteigerung um 11½ Uhr, Zuſammen=
kunft
an der Kreuzüng von Schnanipelweg und Forſt=
meiſterſchneiſe
.
Heugraskund Holz=Verſteigerung um 8½ Uhr
im Gaſthaus , Zür Sonno. zu Roßdorf.

Todes-Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten
die ſchmerzliche Mitteilung, daß Samstag
vormittag nach längerem Leiden unſer innigſt
geliebtes Kind
(11083
Wisabeth
im Alter von 6 Jahren ſanft dem Herrn
entſchlafen iſt.
Darmſtadt, den 20. Juni 1903.
Im Aamen der krauernden Hinkerbliebenen:
Eeinrieh Fey.
Die Beerdigung findet Dienstag, 23. Juni,
nachmittags 4 Uhr, vom Sterbehauſe, Kaup=
ſtraße
30, aus ſtatt, die Einſegnung
¼ Stunde vorher.

Codes-Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
heute vormittag unſeren innigſtgeliebten Sohn,
Bruder, Enkel und Neffen
(B11136
Julius Loswer
nach langem Leiden im vollendeten 22. Lebens=
jahre
in ein beſſeres Jenſeits abzurufen.
Mit der Bitte um ſtille Teilnahme
Aamens der trauernden Familie:
Georg Loeer.
Darmſtadt, den 22. Juni 1903.
Die Beerdigung findet Mittwoch, 24. Juni,
nachmittags 4 Uhr, auf dem Darmſtädter
Friedhofe ſtatt. Die Einſegnung ¼ Stunde
vorher.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Hinſcheiden meiner unvergeßlichen, lieben
Frau, unſerer guten, treubeſorgten Mutter,
Schweſter, Schwägerin und Großmutter
Frau Eva Maria Hoidlig.
gob. Bardonner,
ſagen wir Allen unſeren herzinnigſten Dank.
Insbeſondere danken wir dem Herrn Pfarrer
Pabſt für ſeine troſtreichen Worte am Grabe.
Im Lamen der lieftrauernden Hinkerbliebenen:
Ceorg Adam Meidig.
Familie Krämer.
Familie Cornoff.
Darmſtadt, den 22. Juni 1903. (11124

Dankſagung.

Für die überaus zahlreichen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme bei dem ſchweren Verluſte,
der uns betroffen, ſage Allen innigſten Dank.
Die tieftrauernde Gattin:
Frau Mathilde Eling Nue.,

11081)

nebst Kindern.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei, verantwortlich für die Redaktion: Dr. O. Waldaeſtel, für den Inſeratenteil: F. Kroſt, ſämtlich in Darmſtadt.