Darmstädter Tagblatt 1896


29. Juni 1896

[  ][ ]

5=

Abonnementsprei=
vierteljährlich
1 Mark 50 Pf. halb=
jährlich
3 Mark incl. Bringtrlohn.
Auswärtz werden von allen Poſt=
ämtern
Beſtellungen entgegenge=
nommen
zu 1 Mark 50 Pf. pro
Quartal ind. Poſtaufſchlag.

159. Jahrgarg.
Mit der Sonntags=Beilage:

Inſerate
für das
ochen. Omal erſaeinende Taghlatt
werden angenommen: in Darmſtadt
don der Expedition, Rheinſir. Nr. 23.
n Beſſungen von Friedr. Blößer,
Schießbausſtraße 14, ſowie auswärts
don allen Unnonten=Expeditionen.


Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamks, des Großh. Polizeiamts und der anderen Lehörden.

W150.

Montag den 29. Juni.

1896.

B e k a n n t m a ch u n g.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß die Dienſtboten außer
bei der Polizeibehörde, hinſichtlich der Invaliditäts= und Altersverſicherung auch
bei der gemeinſamen Meldeſtelle, Waldſtraße 6, und zwar durch die Dienſt=
herrſchaften
an= und abzumelden ſind.
Die Meldung iſt ſpäteſtens am 3. Tage nach Beginn, bezw. Beendigung des
Arbeitsverhältniſſes zu vollziehen und kann in der Weiſe erfolgen, daß die Dienſt=
boten
ſelbſt bei der Meldeſtelle das Dienſtbuch vorlegen, in welches der Ein= bezw.
Austritt des Dienſtboten durch die Herrſchaft, dem Vordruck entſprechend, vermerkt
iſt. Bei der Anmeldung iſt außerdem die Quittungskarte zur Invaliditäts= und
Altersverſicherung vorzulegen, ſofern dieſelbe nicht bereils in Verwahr der mit
Einziehung der Beiträge betrauten Stelle ſich befindet. Ueber die erfolgte Mel=
dung
wird in dem Dienſtbuch Beſcheinigung ertheilt. Diejenigen Dienſtboten,
ſwelche ſich von hier wegbegeben, haben ihre Quittungskarte bei unſerem Büreau,
Waldſtraße 6 vorher ſich aushändigen zu laſſen.
Zuwiderhandlungen gegen die Meldepflicht unterliegen einer Geldſtrafe bis
zu 100 Mark.
Darmſtadt, den 22. Juni 1896.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[1927-
J. V.: Köhler, Beigeordneter.

Futter= und Streu=Lieferung.
Die Lieferung von Futtermehl und
Kornſtroh ſür den ſtädtiſchen Schlacht=
ſhof
und die ſtädtiſchen Faſſelſtallungen
ſoll auf dem Wege öffentlicher Verdingung
bvergeben werden.
Erforderlich ſind innerhalb Jahresfriſt:
für den
140 Ctr. Futtermehl
70 Kornſtroh 5 Schlachthof,
(Handdruſch)
200 Desgleichen für die Faſſel=
ſtallungen
.
Die Lieferungsbedingungen können im
Stadthaus, Zimmer Nr. 13, eingeſehen
werden.
Angebote müſſen verſchloſſen und mit
lentſprechender Aufſchriſt verſehen bis
längſtens Mittwoch, 1. Juli 1896,
Vormittags 10 Uhr, bei unterfertigter
Stelle eingereicht ſein.
Darmſtadt, 25. Juni 1896.
Großh. Bürgermeiſterei Darmſtadt.
12065
J. V.:
Köhler, Beigeordneter.

Konkursverfahren.
Ueber das Vermögen der Firma
Philipp Schorlemmer, Ernſt= Ludwigs=
ſtraße
12 dahier, und des Inhabers der
Firma, Philipp Schorlemmer, wird heute
am 24 Juni 1896, Nachmittags 5 Uhr,
das Konkursverfahren eröffnet.
Der Kaufmann Karl Dechert zu
Darmſtadt wird zum Konkursverwalter
ernannt.
Konkursforderungen ſind bis zum
20. Fuli 1896 bei dem Gerichte an=
zumelden
.
Es wird zur Beſchlußfaſſung über die
Beibehaltung des ernannten oder die
Wahl eines andern Verwalters, ſowie
über die Beſtellung eines Gläubigeraus=
ſchuſſes
und eintretenden Falls über die
in 8 120 der Konkursordnung bezeichneten
Gegenſtände und zur Prüſung der an=
gemeldeten
Forderungen auf
Mittwoch, den 20. Juli 1896,
Vormittags 9 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gerichte, Zim=
mer
16, Termin anberaumt.

Allen Perſonen, welche eine zur Kon=
kursmaſſe
gehörige Sache in Beſitz haben
oder zur Konkursmaſſe etwas ſchuldig
ſind, wird aufgegeben, nichts an den Ge=
meinſchuldner
zu verabfolgen oder zu
leiſten, auch die Verpflichtung auferlegt,
von dem Beſitze der Sache und von den
Forderungen, für welche ſie aus der Sache
abgeſonderte Befriedigung in Anſpruch
nehmen, dem Konkursverwalter bis zum
20. Juli 1826 Anzeige zu machen.
Großh. Amtsgericht Darmſtadt I.
gez: Waguer.
Bekannt gemacht:
12072)
Kümmel, Gerichtsſchreiber.

Bekanntmachung.
Die Philipp Wenz II. Eheleute
in Wiphauſen haben heute vollſtändige
Gütertrennung vereinbart.
Darmſtadt, 23. Juni 1896.
Großherzogl. Amtsgericht Darmſtadt II.
Dr. Schwarz. (12073

Konkurgverfahren.
Das Konkursverfahren über das Ver=
mögen
des Wirths und Spezereikrämers
Jacob Fey v1. von Pfungſtadt iſt
nach Abhaltung des Schlußtermins durch
Gerichtsbeſchluß vom Heuligen aufge=
hoben
worden
Darmſtadt, 26. Juni 1896.
Schell,
Hilfsgerichtsſchreiber Großherzoglichen
Amtsgerichts II.
[12074

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11813
362

[ ][  ][ ]

2536

Nr. 150

Geſchäfts=Empfehlung.

Einem hohen Adel, meiner werthen Kundſchaft, ſowie Freunden und Be=
kannten
theile hierdurch mit, daß ich auf vielſeitigen Wunſch außer meiner
Schweinemetzgerei auch noch Kalbsmetzgerei
betreibe und nur prima Waare liefere. Gleichzeitig bringe meine feineren
Wurſtſorten, ſowie täglich friſch geſottenen Schinken in empfehlende Er=
innerung
. Ich werde ſtets bemüht ſein, meine geehrten Abnehmer jederzeit zu=
frieden
zu ſtellen.
Einem geneigten Zuſpruch gerne entgegenſehend zeichnet
12075
Hochachtungsvoll
O4to Hathes, Retzgermeiſter,
Heidelbergerſtraße 10, gegenüber der Artillerie=Kaſerne.

flallvorhandoſeot
A=
mittehrheuscher
Feeht-Clubs
am 4. 5. und 6. Juli 1806.
arrangirt von dom Darmstädter Focht-Gub,
unter Betheiligung der Fecht-Gubs
Frankkfurt, Mannheim, Wiesbadon, Butzbach, Bürgel, Mainz,
Offenbach, Worms, Rüdesheim und Karlsruhe.

Programm.
Samstag den 4. Juli, Nachmittags 3 Uhr: Beginn des Prois=
Fechtens im Gartensaale des städtischen Saalbaues.
Abends 8½ Uhr: Fest-Commers in demselben Saale.
Sonntag den 5. Juli, Vormittags 7 Uhr: Fortsetzung des Preis-
fechtens
im grossen Saale des städtischen Saalbaues.
Mittags 1 Uhr: Festessen mit coueEfT ſtrockenes Couvert
2 Mk. 50 Pfg.)
Nachmittags 3½ Uhr: Fest-Concert mit Schaufechten,
ausgeführt von den Mitgliedern der obengenannten Gubs.
E Dei sehönom Wetter Undet das Concort im Garten gtatt.

Nach Schluss des Concerts:
Preisvertheilung.
Abends 8½ Uhr:
BALL im grossen Saale.
montag den 6. Juli, Vormittags 10 Uhr: Frühschoppen.
Nachmittags: Ausflug nach Traisa.
Das Fest-Concert sowie die Musik während der Tafel und des
Balles wird von der Kapelle des Grossh. Garde-Dragoner Regiments
unter Leitung des Herrn Musikdirektor Engel ausgeführt.
preise der ſarten:
1) Karten für die Dauer des ganzon Festes
2 Mlk. - Pfe,
2) Familienkarten für die Dauer des, ganzon
Festes (3 Personen)
4

5) Tageskarton zum einmaligen Besuch der Pest-
lichkeiten
berechtigend
50
Die unter 1 und 2 genannten Karten sind im Vorvorkauf bei
Herrn Cg. Thies, Hofmusikalienhandlung, Elisabethenstrasse 12 und
H. L. Schlapp, Buchhandlung, Schulstrasse 5, zu haben. Die Tages-
karten
für das Proisfechten und das Concert mit Schanfechten, welche
nieht zum Besuche des Balles berechtigen, werden am Tage des
Festes an der Kasse ausgegebon. Ein Vorvorkauf derselben findet
nicht statt.
(12076=

Joseph Stade empfiehlt Costümes für Badſahrerinnen. (1278b

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Nr. 150

2537

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2538

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118299) Niederramſtädterſtr. 13,
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Zimmer ſofort zu vermiethen.
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rere
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Hochſtraße 47. I.
12086¾) Auf ſofort eine tüchtige, un=
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12087) Geſucht zum 1. Juli ein
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kann auf einem Darmſtädter Anwalt=
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per ſofort geſucht. Arheilgerſtraße 60 im Laden.
114376) Geſucht ein ordentliches Fin Schneider empf. ſich in u. außerd
Hauſe. Feldbergſtr. 15. LIL. (11918. Mädchen, welches zu Hauſe ſchlafen
kann. Näheres Roßdörferſtr. 51½, I.

[ ][  ][ ]

2539

Nr. 150

Mein Geschäft
verlegte von Schulſtraße 12 nach
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Morsbergs. 365 Meter überm Meer gelegen, bietet dieſe von vielen Gäſten gern
wieder beſuchte Sommerfriſche reichlich Ruhe und Erholung, ſchöne Gänge durch
Laub= und Fichtenwald, nach Wahl eben oder gebirgig, mit herrlichen Ausſichten
ferner auch größere lohnende Touren nach allen Seiten. Die nächſte Umgebung
liſt auch botaniſch und mineralogiſch intereſſant. Gute Chauſſee von Station Ober=
Gerſprenz ⁄⁄₄ Stunden, Fußweg von Station Kirchbeerfurth ½ Stunde. Ver=
pflegung
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Neu hergerichtete Fremdenzimmer.
Juni 1896.
Frau Kath. Heist.
(09l2=

Marke
Beste
E4
24)
BUGTIO
28
Georg Scherer &m Co, Langen
feines Weindestillationsprodukt.
fevzklioh empkohlen.
ln allen Preislagen.
Flasche von ME. 1.80 an
Literfasche ME. L.-
Güte und Preiswürdigkeib anerreicht.
GOGAAUmckorſrei Flasche HE. 3
Man achte auf Eirma und Schutzmarke, weil minderwerthige
2972
Nachahmungen vielfach existiren.
Verkehr nur mit Wiederverkäufern.
Verkaufsstellen durch Placate kenntlich.

1202b) Angenehmer
Sommeraufenthalt
Alsbach, Bergstrasse, Villa Pasqué.
Penſion geſucht
für zwei Kinder (Knabe 15 J., Mädchen
12 J) während der Ferien im Kurort
nahe bei Darmſtadt bei vorzüglicher
Verpflegung. Gefl. Off. mit Preisang.
u. Ponsiont poſtlag. erbeten. (12091
Einige Herren können an einem ſehr
G guten Privat=Mittagstiſch noch
theilnehmen. Friedrichſtr. 19. - 12092
Mnſtändige Herren oder auch Schüler
k erhalten guten bürgerl. Mittags=
tiſch
event. auch Abendtiſch. Näheres
Soderſtr. 16, 2. St. rechts, Nachmittags
von 12-3 Uhr.
(12093s
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die Expedition d. Bl. (120155 de 36 lettres).
(8250e

[ ][  ][ ]

2540

Nr. 150

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Der Reichstag ſetzte am Freitag die
zweite Leſung des Bürgerlichen Geſetzbuchs - Familien=
recht
- fort, und zwar bei dem Titel Scheidung der Eher. Der
8 1552, welcher die Scheidung wegen unheilbaren Wahnſinns zu=
läßt
, iſt von der Kommiſſion geſtrichen worden. Aba. Lenzmann
(freiſ. Vp.) beantragt die Wiederherſtellung des Paragraphen.
Baheriſcher Miniſterialrat v. Heller drückt die Genugthuung ſeiner
Regierung aus über den von der Kommiſſion gefaßten Beſchluß.
Abg. v. Buchka Conſ.) erklärt, daß die konſervative Partei den
Antrag Lenzmann ablehne. Zwiſchen Geiſteskrankheit und Tod
ſei doch noch ein großer Unterſchied, und der Ehegatte könne
daher auch nicht die Konſequenzen aus der Geiſteskrankheit ziehen,
die er aus dem Ableben des anderen Teils ziehen könne. Preuß.
Juſtizminiſter Schönſtedt bittet im Namen der preußiſchen Re=
gierung
und der Mehrheit des Bundesrats, den Antrag Lenzmann
anzunehmen. Schon vor dem preußiſchen Landrecht habe die
unheilbare Geiſteskrankheit als Eheſcheidungsgrund, gegolten,
ebenſo im Landrecht. Erſt ſpäter ſeien die Meinungen ins Schwanken
geraten. Aber noch in den vierziger Jahren ſei der Staats=
rat
einmütig dieſer Anſicht geweſen. Daß die Kommiſſion den
8 1552 geſtrichen habe, habe in den weiteſten Kreiſen Anſtoß
erregt. Man bringe viel Unſegen in die betreffenden Familien,
wenn man bei dem Kommiſſionsbeſchluß beharre. Abg. Stadt=
hagen
(Sog.) tritt ebenfalls für den Antrag Lenzmann ein. Abg.
Gröber CCentr.) gegen denſelben. Juſtizminiſter Schönſtedt betont,
daß der Entwurf ja nur die Scheidung zulaſſe bei dreijähriger
Dauer der Geiſteskrankheit ohne Unterbrechung, und wenn das
ärztliche Gutachten beſage, daß Heilung ganz ausgeſchloſſen ſei.
Abg. Oſann (natl.) teilt mit, daß ſeine Freunde mit wenigen
Ausnahmen für den Antrag Lenzmann ſtimmen würden. Ver=
werfe
man den Antrag, ſo zwinge man den anderen Ehegatten,
ſein ganzes Leben lang mit ſeinen Kindern verwaiſt dazuſtehen.
Darauf wird der Antrag Lenzmann mit 125 gegen 116 Stimmen
abgelehnt. Die übrigen Paragraphen des Titels, ſowie der früher
zurückgeſtellte 8 1336 werden unverändert genehmigt. Damit iſt
der AbſchnittBürgerliche Ehe; erledigt. - Bei dem Abſchnitt
Verwandtſchaft: beantragt der Abg. Auer (Sos.) zu 8 1567, die
Beſtimmung, daß ein uneheliches Kind und deſſen Vater nicht als
verwandt gelten, zu ſtreichen. Der Antrag wird abgelehnt. Nach
8 1604 ſteht das Kind unter elterlicher Gewalt, ſo lange es
minderjährig iſt. Ein Antrag Rintelen will das Ausſcheiden aus
elterlicher Gewalt abhängig machen von dem Beſitz eines eigenen
Hausſtandes oder der Erreichung des 25. Lebensjahres. Der
Antrag wird abgelehnt. Auf Antrag des Abg. Auer (Soz.) erhält
der 8 1682 folgende Faſſung: Das uneheliche Kind ſuhrt den
Namen der Mutter. Verheiratet ſich die Mutter, ſo erhält das
uneheliche Kind den neuen Familiennamen ſeiner Mutter auf
Antrag des Ehegatten derſelben. Zu 8 1691 wird ein Antrag
Auer angenommen, daß der Vater des unehelichen Kindes ver=
pflichtet
ut, nicht nur den Unterhalt für die erſten 6 Wochen nach
der Entbindung, ſondern auch die durch die Schwangerſchaft oder
das Wochenbett herbeigeführten ſonſtigen Nachteile zu tragen.
Der Reſt des Titels, welcher die rechtliche Stellung der unehe=
lichen
Kinder behandelt, wird unverändert genehmigt. Fortſetzung
Samstag 11 Uhr.
Der preußiſche Handelsminiſter Freiherr v. Berlepſch hat
nach der Nat.=8tg; ſeine Entlaſſung eingereicht; es wird dem
genannten Blatte zufolge angenommen, daß dieſelbe gewährt wird.
Oeſterreich=Ungarn. Nach Erledigung der Tagesordnung
des Herrenhauſes erklärte der Miniſterpräſident Graf Badeni den
Reichstag für vertagt.
England. Der Verwaltungsrat der Chartered=Company
nahm die Entlaſſungsgeſuche Rhodes und Beits als
Direktoren und Harris als Sekretär an. Die Erklärung des
Verwaltungsrats drückt hohe Anerkennung der großen Dienſte
aus, welche Rhodes dem Britenreiche geleiſtet habe, und bedauert,
daß die Dezember=Ereigniſſe in Transvaal, wovon die Company
keine Kenntnis gehabt, die Annahme der Abſchiedsgeſuche not=
wendig
machen. Gleichzeitig kündigt die Geſellſchaft an, daß
Rhodes in Rhodeſia bleiben und der Companh bei der Verwal=
tung
des Landes helfen will. Die Verhandlung des Prozeſſes
gegen Dr. Jameſon iſt endgültig auf den 20. Juli feſtgeſetzt
worden.
Abgeſehen von einigen vereinzelten Streitigkeiten herrſcht
auf Kreta Ruhe; der franzöſiſche Kreuzer Cosmao- kam am
Dienstag in Phaleron an und ging am Samstag ab. Wie in
diplomatiſchen Kreiſen verlautet, iſt die Pforte geneigt, auf die
Ratſchläge der Mächte bezüglich Kreta einzugehen. Ein Konſtan=
tinopeler
Telegramm des offiziöſen Telegraphen Bureaus meldet,
es ſeien Anzeichen dafür vorhanden, daß die Pforte den Kretenſern
die von denſelben angeſtrebte Autonomie gewähren wird, um
den großen Gefahren, welche die weitere Ausbreitung des Auf=
ſtandes
im jetzigen Augenblick mit ſich bringen würde, zu ent=
gehen
.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 20. Juni.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Reichs
gerichtsrat Dr. M. v. Buri in Leipzig die Erlaubnis zur An=
nahme
und zum Tragen des ihm von Sr. Mai. dem König von
Preußen verliehenen Roten Adler=Ordens 2. Kl. mit Eichenlaub,
erteilt.
* Se. Maj. der Kaiſer haben dem Hauptmann Stumpf,
im 2. Großh. Heſſ. Inf.=Regt. Nr. 116 den Königl. Kronen Orden
4. Kl. verliehen.
Das Großh. Regierungsblatt, Beilage Nr. 17, ent
hält: 1) Bekanntmachung der Verwaltungsergebniſſe der Großh.
CivildienerWitwenkaſſe aus den Rechnungsjahren 189394 und
1894105. 2) Bekanntmachung, den Gehalt des Rabbinen zu Bingen
betreffend. 3) Bekanntmachung, die Umlagen zur Beſtreitung der
Bedürfniſſe der israelitiſchen Religionsgemeinde Crainfeld. im
Kreiſe Lauterbach. für 189697 betreffend. 4) Ueberſicht der von
Großh. Miniſterium des Innern und der Juſtiz für das Rech=
nungsjahr
189697 genehmigten Umlagen zur Beſtreitung von
Kommunalbedürfniſſen der israelitiſchen Religionsgemeinden des
Kreiſes Dieburg. 5) Ueberſicht der für das Etatsjahr 1896,97 zurl
Beſtreitung von Kommunalbedürfniſſen erforderlichen Umlagen
in den zum Steuerkommiſſariatsbezirk Oſthofen gehörigen Ge=
meinden
des Kreiſes Worms. 6) Konkurtenzeröffnungen.
1 Der Reichstag hat am Freitag bei der zweiten Leſung
des Bürgerlichen Geſetzbuches in Betreff der Eheſcheidung
eine ſehr wichtige Entſcheidung getroffen. Der 8 1552 des Ent=
wurfes
des B. G. lautete in der Vorlage: Ein Ehegatte kann
auf Scheidung klagen, wenn der andere Chegatte in Geiſtes=
krankheit
verfallen iſt, die Krankheit während der Ehe min=
deſtens
drei Jahre gedauert und einen ſolchen Grad erreicht hat,
daß die geiſtige Gemeinſchaft zwiſchen den Ehegatten aufgehoben,
auch jede Ausſicht auf Wiederherſtellung dieſer Gemeinſchaft aus=
geſchloſſen
iſtr. Die Kommiſſion hatte dieſen Varagraphen ge=
ſtrichen
. Der am Freitag eingebrachte Antrag, die Vorlage wie=
derherzuſtellen
, wurde abgelehnt. Wenn alſo, was erfahrungs=
gemäß
nur ſelten der Fall iſt, in dritter Leſung dieſer Beſchluß
nicht wieder aufgehoben wird, wird in Zukunft unheilbare Gei=
ſteskrankheit
kein Grund zur Eheſcheidung mehr ſein. Der dahin
gehende Reichstagsbeſchluß am Freitag wurde mit nur 9 Stim=
men
Majorität (25 gegen 116 Stimmen) gefaßt und da etwa 150
Abgeordnete fehlten und ſogar die Mitglieder der einzelnen
Fraktionen ver chieden ſtimmten, ſo kann dieſe geringe Majorität
als eine nahezu zufällige bezeichnet werden. Die baieriſche und
mecklenburgiſche Regierungen hatten ſich im Bundesrate gegen
die Eheſcheidung wegen Geiſteskrankheit ausgeſprochen. Der
preußiſche Juſtizminiſter trat ſehr warm für Beibehaltung dieſes
Eheſcheidungsgrundes ein. Das Centrum und die Konſervativen,
timmten dagegen und gaben den Ausſchlag. Eine entgegenge=
ſetzte
Abſtimmung in dritter Leſung iſt nur denkbar, wenn ſichl
die Zahl der Abſtimmenden ändert.
d Im Großh. Realgymnaſium hat ſich die Schülerzahl
in der Oberſekunda derart vermehrt, daß die Teilung dieſer
Klaſſe vom nächſten Monat ab in Ausſicht genommen iſt.
4 Wie es ſcheint, fängt das Publikum jetzt an die Leiſtungen
des Sommertheaters nach Verdienſt zu würdigen, indem
der Beſuch desſelben am Freitag gelegentlich der erſten Auf=
führung
der noch vom vorigen Jahre her in beſter Erinnerung
ſtehenden Overette-Mamſelle Nitouche; ein recht zahlreicher
war. Mit dieſer Operette hat denn das Sommertheater bis jetzt
den Vogel abgeſchoſſenr. Zu dem Gelingen der Aufführung
die als Ganzes und in allen ihren Einzelheiten im höchſten Grade
achtungswert war und eine ſorgfältige und liebevolle Ein=
ſtudierung
erkennen ließ, trug auch viel bei, daß die beiden
Hauptrollen, die der Deniſe; und des -Celeſtin, durch die beiden
beſten Kräfte des Sommertheaters, Frl. Siebert und Herrn
Suckfüll, vertreten waren, wenn auch mit dieſem Lobe die
übrigen Leiſtungen, von denen noch die der Herren Kroſeckl,Major
und Sontonef l-Champlatreux) und der Amalie Bellini
½. Oberin=) beſonders hervorgehoben ſeien, nicht verkleinert werden
ollen. Die Aufnahme der Operette war eine ſehr beifällige und
ſo wird dieſe Operette neben dem Luſtigen Krieg= und dem
Oberſteiger: wohl eine der bevorzugteſten der Saiſon bleiben.
8I. Sommertheater. Heute findet keine Vorſtellung
ſtatt. Morgen wird R. Vlanquettes Operette Die Glocken
von Corneviller wiederbolt. - Für nächſte Tage ſteht das
Gaſtſpiel des Berliner Operetten=Enſembles
bevor. Die Geſellſchaft gaſtiert zur Zeit in Frankfurt jeden
Abend vor ausverkauftem Hauſe in dem zum Theater umge=
wandelten
Orpheum. Zur Aufführung gelangt Die kleinen
Lämmer.
Gleichwie in den beiden letzten Jahren ſoll auch in dieſem,
Jahre wieder ein Obſt= und Kartoffelmarkt, verbunden
mit Ausſtellung und Verloſung, ſtattfinden.
Immobilienverkauf. Das Haus Georgenſtr. 12
ging in Beſitz von Herrn Bahnmeiſter Ganß über.

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Nr. 150

2541

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D.Il. Am Samstag, den 4. Juli, findet auf dem Karlshof
das Sommerkaſino des Darmſtädter Männergeſang=
vereingz
ſtatt. Nach dem vorliegenden Programm erwartet
die Beſuchenden ein ſehr genußreicher Abend: in bunter Reihe
wechſeln Geſangsvorträge mit den Klängen einer guten Konzert,
kapelle und zum Schluß bringt die junge tanzluſtige Welt der
holden Muſe Tervſichore ihre Huldigungen dar. Die Anlagen
zu den jetzt ſehr geſchmackvoll renovierten Lokalitäten des Karls.
hoſes; erſtrahlen bei einbrechender Dunkelheit in farbenprächtiger
Beleuchtung und dürfte, hierzu auch Keller und Küche des auf=
merkſamen
Wirtes gerechnet, alles in allem dazu beitragen, den
Beſuch der Vereinsfeſtlichkeit zu einem regen zu geſtalten.
4 In dieſer Woche, wahrſcheinlich heute abend. trifft aus Mann
heim mittelſt Sonderzuges die Amerikaniſche Aquarium=
Menagerie bier ein und wird dem Exerzierplatze gegenüber,
in der Nähe des Rummelbräu=Etabliſſements aufgeſtellt.
Die
Menagerie verfügt, wie uns mitgeteilt wird, über einen ſehr
reichen Tierbeſtand, der aus mehreren Löwen in Vrachtexemplaren,
Königstigern, Hhänen, Wölfen, Leoparden, Bären, Panthern,
Krokodilen ꝛc. beſteht, ferner u. a. einen Rieſen=Tapir und eine
18 Meter lange Rieſenſchlange (Boa constrictor) aufweiſt, welch
letztere namentlich eine Sehenswürdigkeit erſten Ranges iſt. Man
ſentſinnt ſich der unlängſt durch die Blätter gegangenen Erzählung,
daß dieſe Schlange in Mannheim nachts heimlich ihrem Behälter

rgsgentſchlüpft ſei und ein zum Schlachten in der Menagerie auf=
6ioſgeſtelltes Pferd. um deſſen Körper ſie ſich gewickelt, erdrückt habe,
7oſwährend ſie ſonſt tagsüber wie leblos daliegt. Die Erzählung
r7astwurde wohl auch für eine Ente' gehalten, beruht aber auf
g2s Wahrheit. In einem ſog. Centralkäfig der Menagerie ſollen die
101dreſſierten Tiere, Löwen, Hyänen und Wölfe von den Bändigern
naslbei den Vorſtellungen vorgeführt werden. Wegen Einzelheiten
1220verweiſen wir auch auf den Anzeigeteil d. Bl.
Offenbach, 27. Juni. Offenbach bleibt Garniſonsſtadt.
1240
121Sicherem Vernehmen zufolge wird nämlich an Stelle des von
Zaolhier nach Worms zu verlegenden 3. Bataillons 4. Großh. Heſſ.
1325 Inf.=Regts. Nr. 118 zum 1. April 1897 der Stab mit der Muſik=
410kapelle und einem Bataillon des neu zu formierenden Infanterie=
1 4asReaiments nach hier verlegt werden. Das andere Bataillon
55slerhält Butzbach. (Off. 3tg.)
612
Alzey, 27. Juni. Den eingelauſenen Anfragen über
715 Beſchickung des Marktes und Beſtellung von Stallungen nach
8 averſpricht der kommende Pferdemarkt, der am 1. Juli hier
6 abgehalten wird, ſtark beſucht zu werden. Acht Tage ſpäter findet
rg2hier ein Zucht= und Fettviehmarkt ſtatt.

1010
102
41030
*i040
11230
2.
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In

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34 850 5 9 901013 943 iHh 118 512. 29 12 9 12 5 412 b38. 25 Hr. 321 14 173 531 7 3 657 110 4712 72. 8½ 3i Hph. 8 1911 29 49½ 5 11( 123122
. 12e furpreis

½.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauvtſtadt, 27. Juni. Die Kreuzzeitung
meldet aus Rom: Der Miniſter des Aeußern, Herzog v. Ser,
moneta, beabſichtigt, England im Auguſt zu beſuchen. Die
Rückreiſe erfolgt über Berlin, wo der Herzog den Reichskanzler
zu beſuchen gedenkt.- Zum Beſuche der Gewerbeausſtellung
trafen geſtern abend über dreihundert Wiener Antiſemiten mit
Feauen unter Führung einiger Abgeordneten ein. Der Central=
ſausſchuß
der Reichsbank war geſtern zu einer Sitzung einbe=
rufen
worden, in welcher Reichsbankpräſident Dr. Koch den Vorſitz
führte. Nach einer Beſprechung über das laufende Geſchäft wurde
der Stalus der Bank erörtert und von einer Erhöhung des
Diskonts Abſtand genommen. Schließlich wurde den 3 ½prozen=
tigen
Stadtanleihen von Gießen, Nürnberg, Ulm und Elmshorn
die Beleihungsfähigkeit zugeſprochen, ebenſo den 4prozentigen
Eiſenbahn=Obligationen der Moskau=Kiew=Woroneſch=Eiſenbahn.
Geſtern vormittag fand im Hotel Kaiſerhof: der 10. ordent=
liche
Verufsgenoſſenſchaftstag ſtatt. Kommerzienrat Röſicke
als Vorſitzender eröffnete die Sitzung und begrüßte die Erſchie=
nenen
. Er aab einen Ueberblick über die Thätigkeit der deutſchen
Berufsgenoſſenſchaft ſeit der Gründung. Staatsſekretär v. Boet=
ticher
begrüßte anerkennend die Thätigkeit der Berufsgenoſſen=
ſchaft
und bittet, unbeirrt darin fort zufahren. Präſident Boediker
erkennt ebenfalls die Thätigkeit der Berufsgenoſſenſchaft mit
warmen Worten an. Hierauf fanden Verhandlungen über den
Entwurf, betr. die Normal=Unfallverhütungsvorſchriften ſtatt.
Der freigeſprochene Fritz Friedmann gedenkt ſich auf einem
Umwege nach Paris zu begeben, um ſich dort vorläufig nieder=
zulaſſen
. Einem Berichterſtatter des Kl. J. teilte Friedmann
über ſeinen Transport auf franzöſiſchem Boden mit, daß es das
furchtbarſte ſei, was er erduldet habe. In dem betreffenden
Eiſenbahnwagen ſaßen mit ihm zuſammen eine Menge gemeiner
Verbrecher, und es geſchah, daß der Wagen zwölf Stunden ſtehen
blieb, ehe die Weiterfahrt erfolgen konnte. In Paris wurde
Friedmann in dem polizeilichen Zellenwagen mit 27 Mitgefangenen
in geſeſſeltem Zuſtande von einem Bahnhofe zum anderen über=
führt
. Dieſe Art der Behandlung änderte ſich an der deutſchen
Grenze und im Berliner Unterſuchungsgefängniſſe. In humanſter
Weiſe wurde ihm hier jede Erleichterung gewährt. - Gegen
Frau Dr. Fritz Friedmann iſt, wie das Kl. J. hört, auf Grund
des 8 218 des R. St=G. eine Unterſuchung eingeleitet worden.

Nach den bisherigen Beſtimmungen verläßt der Kaiſer auf
der Hohenzollern: Sonntag abend Travemünde und trifft nach.s
oder Montag früh im Kieler Hafen ein, wo die Kaiſerin, von
Plön zurückkehrend, ſich Montag vormittag an Bord derHohen
zollern begiebt. Um 10 Uhr vormittags dampft die Hohen=
zollern
, mit den Majeſtäten an Bord, durch den Kaiſer Wilhelm=
kanal
nach Helgoland ab, wo Ihre Majeſtäten einen kurgen Auf=
enthalt
nehmen und dann auf der Hohenzollern; nach Wilhelnis=
haven
ſahren, um dort am 1. Juli dem Stavellauf des Panzers
Erſatz Preußen; beizuwohnen. Der Kaiſer tritt an demſelben
Tage die Nordlandreiſe an, während die Kaiſerin nach dem
Neuen Palais zurückreiſt.
Würzburg, 26. Juni. Aufheute war die neue Verhandlung
in dem Waldrechts=Prozeß v. Thüngen gegen die Heß=
dorfer
Bauern angeſetzt. Die Sache wurde auf 25. Sevtember
vertaat, um dann zuſammen mit einer Klage gegen Höllricher
Bauern in derſelben Anglegenheit verhandelt zu werden.
Leipzig. 27. Juni. Das Reichsgericht verhandelte heute über
die Reviſion des Frhrn. v. Hammerſtein gegen das am 22.
April vom Berliner Landgericht gefällte Urteil. Der Reichsan=
walt
beantragte die Verwerfung der Reviſion mit der Begrün=
dung
. daß es aleichgiltig ſei, ob der Angeklagte ſich freiwillig in
Italien aufgehalten habe; es genüge, daß er dort betroffen
wurde. Die einzelnen Vorgänge bei ſeiner Auslieferung ſeien
hier nicht nachzuprüfen. Die Vermögensbeſchädigung ſei aus=
reichend
feſtgeſtellt. Die Reviſion des Frhrn. v. Hammerſtein
wurde hierauf verworfen.
Das Urteil lautete bekanntlich
auf 3 Jahre Buchthaus, 1500 M. Geldſtrafe und 5 Jahre Ehr=
verluſt
.)
Memel, 27. Juni. Das benachbarte ruſiſche Grenzſtädtchen
Bhweidan, das etwa 1200 meiſt jüdiſhe Einwohner zählt, wurde
durch eine furcktbare Feuersbrunſt vollſtändig eingeäſchert.
Viele Obdachloſe ſind hier eingetroffen.
Paris. 27. Juni. Der geſtern verſtorbene Herzog von
Nemours. Prinz Ludwig von Orleans. war der zweitälteſte
Sohn des Königs Ludwig Vhilipp und war am 25. Oktober 1814
geboren; er hatte ſich am 27. April 1840 mit Prinzeſſin Victoria
von Coburg vermählt, die 1857 ſtarb. Seine zwei Söhne ſind
Prinz Gaſton Graf von Eu, geb. 28. April 1842 und vermählt
mit Jſabella von Braganza, und Prinz Ferdinand, Herzog von
Alençon, geb. 12. Juli 1844 und vermählt mit Prinzeiſin Sophie
Herzogin in Bayern. Von den Geſchwiſtern des eben Verſtorbenen
leben noch Prinzeſſin Clementine, die Mutter des Fürſten von
Bulgarien, Prinz Joinville, geb. 14. Auguſt 1818. und der Herzog
von Aumale. geb. 16. Januar 1822.
Madrid, 26. Juni. Die hieſigen Cigarrenarbeiterinnen
veranſtalteten eine Kundgebung gegen eine Verminderung des
Verſonals der Fabriken. Sie zogen vor das Palais der Cortes;
die Volizei mußte von der Waffe Gebrauch machen und nahm
18 Verhaftungen vor.
Vetersburg. 27. Juni. Das Volksfeſt, welches am Ein=
zugstage
der Maieſtäten auf dem Marsfelde ſtattfinden ſollte,
iſt abgeſagt, die getroffenen Vorbereitungen ſind rückgängig
gemacht worden.
Petersburg. 27. Juni. Die Arbeiterbewegungge=
winnt
größere Dimenſionen. Aus der Provinz. ſowie aus Mos=
kau
werden ebenfalls Unruhen gemeldet.
Kleine Chronik. Einem höheren Poſtbeamten flog am
Freitag, als er im Buge Kaſſel=Frankfurt fuhr, in der Nähe von
Kirchhain der Hut zum Kupeefenſter hinaus. Einer in demſelben
Abteil befindlichen Schweſter vom Roten Kreus ging dieſer Ver=
luſt
derart zu Herzen, daß ſie ſchleunigſt nach dem Hebel der
Notbremſe griff und den Zug ſtellte. Der Hut wurde trotz
dieſes raſchen Eingreiſens nicht wiederaefunden, dagegen mußten
ſich der Beamte und die barmherzige Schweſter, als ſie in Frank=
furt
angekommen waren, auf das Stationsbureau bequemen, um
die auf Mißbrauch der Notbremſe eines Eiſenbahnzuges gelegte
Geldſtrafe von 30 M. zu hinterlegen.-Einem Gaunerſtreich
niel ein junger Menſch zum Opfer, der in Düſſeldorf auf der
Straße Verſuche machte, die Radfahrerkunſt zu erlernen. Be=
ſondere
Anſtrengung bereitete ihm das Aufſpringen auf das
Vehikel. Sie machen das auch nicht richtig, meinte ein kaum
der Schule entwachſener Junge, der den vergeblichen Verſuchen
des jungen Mannes kurze Zeit zugeſehen hatte, ich will es
Ihnen zeigen. Bereitwillig ſtellte der junge Mann dem freund=
lichen
Jungen die Maſchine zur Verfügung. Dieſer ſchwang ſich
elegant auf das Rad und fuhr in ſchnellſtem Tempo weiter. Der
junge Mann ſah dem Künſtler ruhig zu und wurde erſt beſorgt,
als jener aus ſeinem Geſichtskreiſe verſchwand. Bis jetzt hat er
ſich auch nicht wieder blicken laſſen. - In München werden
Medaillons im Kolvortagzwege verkauft, die auf der einen
Seite die Worte Prinz Ludwig; auf der anderen Seite die
Worte Verbündete, nicht Vaſallen' zeigen. ) Bei der erſten
Begegnung des Vizekönigs Li=Hung=Tſchang mit dem
Fürſten Bismarck in Friedrichsruh hingen des Erſteren
Blicke mit offen zur Schau getragener Bewunderung an dem
Fürſten und er äußerte, wie die Poſt' berichtet, nach einiger

[ ][  ]

2542
Nr.
Zeit: Seitdem ich das Auge Ew. Durchlaucht geſehen, kommt
mir Ihre Größe voll zum Bewußtſein, obwohl mir bekannt war,
daß ich heute den größten Mann, der die größten Erſolge er=
rungen
hat, ſehen würde.: Der Vizekönig hat damit in merk=
würdig
treffender Weiſe den Empfit dungen Ausdruck gegeben,
die wohl jeder arhabt hat, der einmal dem Fürſten Biemarck
ins Auge geblickt hat.
Vermiſchtes.
Ueber das Tanz=Enaagement nach römiſchem und
heutigem Recht ſchreibt Dr. K. F. ſolgende als zeitgemäß zu be=
trachtende
Abhandlung. die der dritten Leſung des Bürgerlichen
Geſebgebuches vielleicht noch zu gut kommen kann:
Nicht mit Unrecht wird den deutſchen Gelehrten, zumal Philo=
ſophen
und Juriſten, zum Vorwurf gemacht, daß ſie ihre beſte
Kraft und Zeit an unweſentliche, für die größe Mehrheit ihrer
Mitmenſchen völlig wertloſe Dinge verſchwenden, während ſie ſich
um dasjenige gar nicht kümmern, was nahe liegt und für die
Mehtheit von praktiſcher Bedeutung iſt. So iſt es geſchehen, daß
uns nahezu alle großen und epochemachenden Wahrheiten von
anderen Nationen überkommen ſind, während unſere Gelehrten
über die Natur des Digamma ſtritten und dem Homer ſchlagend
bewieſen. daß er nicht in ſieben griechiſchen Städten geboren
worden ſei. Wir ſuchen denn auch in den juriſtiſchen Lehrbüchern
vergebens nach einer Lehre vom Tanz=Engagement. Wir wiſſen
ganz gencu, wie vor 2000 Jahren mit einem ſäumigen Schuldner
verfahren wurde. was die römiſchen Patrizier und Plebejer
thaten. wenn ſie heirateten, daß die Frau in die manus des Gatten,
dieſer aber wieder in die Gewalt der Schwiegermutter kam;
kurzum, wir ſind genau auch über die unbedeutendſten Rechts=
verhältniſſe
und Inſtitute unterrichtet; allein über ein Rechts=
inſtitut
, wie das Tanz=Engagement, welches tief in das Geſchick
der einzelnen und der Familie eingreiſt, wiſſen wir nichts. Ich
glaube daher einem allgemeinen und dringend gefühlten Bedürf=
niſſe
abzuhelfen, wenn ich dus Tanz=Engagement einer kritiſchen
Unterſuchung unterziehe. Schon das römiſche Volk kannte und
übte den Tanz. Cajus faßt das Tanz=Engagement zweiſellos
als Litteral=Kontrakt auf, qui inscriptione fit in tabulis ſcodicibus
nach Varro), womit die Tanz=Ordnung gemeint iſt. Auch Frauen
konnten das Tanz Engagement abſchließen. Volljährigkeit iſt zum
Schluſſe noch nicht erforderlich; im Gegenteile, je volljähriger
die Frau iſt. deſto ſchwieriger erfolgt der Abſchluß. Durch den
Vertragsabſchluß, welcher nur inter nobiles förmlich, bei den
Piebejern aber ganz ſormlos iſt, entſteht die Pflicht der Kontra=
henten
, ſich wechſelſeitig in dem Zuſtande zu übernehmen, in
welchem ſie ſich zur Zeit des Vertragsabſchluſſes befunden haben.
Erſüllt wird das Geſchäft mit dem Beginne des Tanzes, wo dann
auch das periculum auf den Tänzer übergeht. Letzterer erwirbt,
aus dem Geſchäfte nur Pflichten und keine Rechte. Er hat vor=
züglich
für den Unterhalt der Tänzerin zu ſorgen, ohne ſeiner=
ſeits
gegen dieſelbe zu ähnlichem Anſpruche berechtigt zu ſein.
Der Tänzer muß die Sorgfalt eines erfahrenen pater familias
anwenden, jedoch beſſer kanzen als dieſer. Fällt er mit ſeiner
Dame, ſo läßt dieſe es den Herrn fuhlen ſcasum sentit dominus).
Findet eine Dame den ganzen Abend keinen Tänzer, ſo ſpricht
man von Erſitzung. Hierzu iſt longum tempus ſowie bona fides
erforderlich, das heißt der gute Glaube vielleicht doch noch einen
Tänzer zu erhalten. Die bona ſides muß in dieſem einzigen
Falle durch die ganze Erſitzungszeit andauern, während ſie ſonſt
bekanntlich nur zu Beginn derſelben erfordert wird. Dauert die
Erſitzung jahrelang fort, ſo entſteht die Verjährung der Dame.
Auf verjährte Damen wird kein Anſpruch ethoben. Aus dem
Tanz=Engagement entſtehen nur verſönliche Rechte und Pflichten.
melche weder unter Lebenden auf einen Dritten, noch auch an die
Erben übertragen werden können.. Da das Bürgerliche Ge=
ſetzbuch
den Begriff der eivilis obligatio im engeren Sinne nicht
kennt, wird das Tanz=Engagement heulzutage auch häufig von
Militärs abgeſchloſſen. Minderjährige Mädchen bedürfen der
Einwilligung der Eltern, welche aus wichtigen Gründen verſagt
werden kann. Solche Gründe ſind: Manael an dem rötigen Ein=
kommen
, erwieſene oder gemeinbekannte ſchlechte Sitten u. ſ. w.
desjenigen. mit dem das Engagement eingegangen werden will.
Ordensverſonen beiderlei Geſchlechts. ſowie ein zur ſchweren
Kerkerſtrafe Verurteilter ſind unfähig ein giltiges Tanz= Engage=
ment
abzuſchließen,. wogegen dasſelbe von moraliſchen und ſpeziell
juriſtiſchen Perſonen häufig eingegangen wird. Das Tanz= Engage=
ment
iſt unter Ehegatten ſelten und bedarf zu ſeiner Gültigkeit
keines Notariatsaktes. Sehr häufig tritt das Tanz=Engagement
als ein der Ehe vorausgehender Vertrag auf. Unſtätthaſt iſt
das TanzEngagement mit Vorbehalt eines beſſeren Tänzers,
und unſittlich iſt die Nebenverabredung, daß der Tänzer ſeine
Tame nach Ablauf der Tanzfriſt nach Willkür oder zu einem im

150
Voraus beſtimmten Preiſe für ſich behalten könne. Dicke Tänzer,
welche nur ſchwer von einer Stelle zur andern verſetzt werden
können, werden den unbeweglichen Sachen beigezählt. Bei dieſen
erfolgt die Uebergabe zum Tanze durch Bezeichnung und wechſel=
ſeitige
Betretung. Jeder Einwohner des Staates iſt berechtiat,
ſich verrenloſe Damen anzueignen. Um eine vornehm=Tänzerin
zu erwerben, wird der giltige Titel und die rechte Art des Tänzers
erfordert. Wer liſtigerweiſe vorgibt. daß er zu tanzen fähig ſei,
und dadurch einen andern. der darüber nicht Erkundigungen ein
holen lonnte, hintergeht, iſt zur Genugthuung verpflichtet Fallen
die Mängel einer Dame in die Augen, ſo wird keine Gewähr ge=
leiſtet
. Thöl nennt das Tanz=Engagement einen Wandelvertrag
und faßt dasſelbe als Handelsgeſellſchafts=Vertrag auf. Ein
Tänzer, der ehrliche Abſichten hat, wird offener, wenn er aber
wenig ſpricht, ſtiller Geſellſchafter genannt. Verliert die Dame,
während des Tanzens ihre Einlagen ganz oder zum Teile, ſo iſt
der ſtille Geſellſchafter nicht verflichtet, dieſe zu erſetzen oder zu
ergänzen. Das Tanz=Engagement kann ſowohl unter Gegen
wärtigen als auch mit Zukünſtigen abgeſchloſſen werden. Das
Tanz=Engagement erliſcht: 1. Mit dem Ende der Tanztour. 2. Durch
den gegenſeitigen Verzicht.
Letzte Nachrichten.
Berlin. 27. Juni. Der Reichsanzeiger! meldet: Der König
genehmigte das Abſchiedsaeſuch des Handelsminiſters Frhrn.
v. Berlepſch unter Belaſſung des Titels und Ranges eines
Staatsminiſters und ernannte den Unterſtaatsſekretär im Mini=
ſterium
für öffentliche Arbeiten. Brefeld, zum Staatsminiſter
und Miniſter für Handel und Gewerbe.
Graudenz. 27. Juni. Wie der=Geſellige' meldet, hat bei
der Reichstagserſatzwahl im Wahlkreiſe Schwetz er=
halten
v. Saß=Jaworski (ole) 4613, Holtz (Rpt.) 4598 Stimmen.
Zerſplittert waren 17 Stimmen; mithin iſt Stichwahl erforderlich.
München. 27. Juni. DieAllgem. 3tg. ſchreibt, man werde
annehmen dürfen, daß durch den Beſuch des Prinzen Ludwig
beim Kaiſer den mißdeutenden Erörterungen der bekannten!
Rede des Prinzen Ludwig der Boden endgiltig entzogen werde.
Paris, 28. Juni. Arton wurde zu ſechs Jahren Zwangs=
arbeit
verurteilt.
Tiſlis. 27. Juni. Die,Neue Rundſchau= meldet aus Teheran,
daß auf den Schah ein Attentat verübt worden ſei. Der
Schah iſt unverletzt. Der Attentäter, welcher wieder der be=
kannten
Sekte der Balis angehört, wurde verhaftet.

Tageskalenver.
Konzert um 7 Uhr im Reſtaurant Kaiſerhof=, Liebigſtraße.
Verſteigerungskalender.
Dienstag. 30. Juni.
Verſteigerung um 10 Uhr Rundeturmſtraße 16.

Abonnements
auf das
160
Darmſtädter Tagblatt
pro Quartal M. 1.50
werden in der Expedition ſowie von allen Poſtan=
ſtalten
eutgegengenommen.

Hierzu eine Beilage für die Stadtauflage der deutſchen Cognacbrennerei vormals Gruner u. Co., Siegmar,
Vertreter Cornelius Geyer, Marktplatz 3.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei, verantwortlich für die Redaltion: Dr. O. Waldaeſtel, beide in Darmſtadt.

6