Darmstädter Tagblatt 1892


21. Oktober 1892

[  ][ ]

2Bb.

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 5o Pf. halb=
jährlich
3 Mark incl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſt=
ämtern
Beſtellungen entgegenge=
nommen
zu 1 Mark 50 Pf. pro
Quartal incl. Poſtauſihlag.

155. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Phknſtleied Rhelthtiunhvolhe.

Iuſerate
für das
wöchentl. Gmal erſcheinende Tagblatt
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſjungen von Friedr. Blößer
Schießhausſtraße 14, ſowie auswärt.
von allen Annonen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Behannimachungen des Großh. Kreisamts, des Groſih. Polizeiamts und der anderen Behörden.

W.

Freitag den 21. Oktober.

1892.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Straßenpolizei.
Inſolge wiederholt eingelauſener Beſchwerden ſehen wir uns veranlaßt, die Polizei=Verordnungen vom 2. März 1841
und 14. Mai 1856 in Erinnerung zu bringen, wonach das Befahren der Fußſteige mit Schiebkarren und das Tragen
von ſolchen Gegenſtänden, an welchen die Paſſanten ſich beſchädigen können (wie Langholz, Reiſig ꝛc.) auf den
Fußſteigen bei Strafe verboten iſt. Im Anſchluß hieran machen wir darauf aufmerkſam, daß das Befahren der Trot=
toirs
mit Kinderwagen, welche mit Kindern beſetzt ſind, nur in denjenigen Straßen geſtattet werden kann, wo
das Trottoir ſo breit iſt, daß begeynende Fußgänger bequem ausweichen können, ohne genöthigt zu ſein, vom Trottoir auf die
Fahrbahn abzugehen, daß aber in keinem Falle zwei ſolcher Kinderwagen nebeneinander auf dem Tro toir gefahren werden
dürfen. Von Kinderwagen, welche zum Transport von Materialien verwendet werden, muß in allen Fällen die
Fahrbahn benutzt werden. Ebenſo iſt auf den Fußſteigen das Tragen von Fleiſch in ſog. Narden, ſowie von Bäcker=
waaren
in Körben unſtatthaft.
Wir empfehlen die genaue Beobachlung dieſer Vorſchriſten und bemerkeu, daß unſere Ofizianten angewieſen ſind, Zu=
widerhandlungen
behufs Herbeiführung ſtrenger Beſtrafung unnachſichtlich zur Anzeige zu bringen.
Darmſtadt, 14. Oktober 1892.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
[16184
J. V. Dr. Kratz.
B e k a n n t m a ch u n g.
Die für die Bictoriaſtraße von der Kahlert= bis zur Pallaswieſenſtlaße bisher beſtandene Sperre für den Fuhrwerks=
und Reiterverkehr wird hiermit aufgehoben.
Darmſtadt, den 19. Oktober 1892.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
J. V.: Dr. Kratz.
(16320

Pflaſterarbeit.
Die Herſtellung von Moſaik= und ge=
6.
wöhnlichem Pflaſter an der Pumpſtation
es ſlädtiſchen Waſſerwerks im Gries=
heimer
Eichwäldchen ſoll im Wege der
Zubmiſſion vergeben werden.
Offerten ſind bis
4 Samstag den 22. Oktober d. 3s,
Vormittags 10 Uhr,
ei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
5 uf dem Tiefbauamt, Zimmer des Waſſer=
Sverks, zur Einſicht offen, bei welchem auch
ie Formulare für die Offerten zu er=
eben
ſind.
lae;
Darmſtadt, am 17. Oktober 1892.
is- roßherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V.:
(16196
Riedlinger, Beigeordneter.

Für Firmlinge
Pferde=Verſteigerung.
empfehle ich als paſſende Pathengeſchenke
Auf dem Hoſe der Train=Kaſerne

zu Darmſtadt werden
Mittwoch den 26. Oktober d. 33.,
von 9 Uhr Vormittags ab,
etwa 75 überzühlige Dienſtpferde gegen
Baarzahlung verkauft.
Train=Bataillon Nr. 26. 16321

Kartoſſelm,
Magnum bonum, per Malter für
M. 550 frei Haus.
[16304
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C Zugpferd und ein Wagen zu ver=
16308
kaufen. Grafenſtraße 6.

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ringen
, Kreuzchen, Brochen,
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und halte mich bei Bedarf beſtens em=
pfohlen
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billig ausgeführt.
Rudolf Wohlfahrt,
Goldarbeiter, Juwelier,
4. Louiſenſtraße 4. 16302
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[16258
E Mühlſtraße 16.
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billig zu verkaufen. Näh. Exped. (8228
528

[ ][  ][ ]

3560
Friſch
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M

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Nr. 248

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Ecke der Bleich= und
Caſinoſtraße.

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Hiermit den geehrten Herren Billardſpielern die ergebene Anzeige, daß ich in
meinem Lokale ein neues Billard aus der Billardfabrik von Fürſtwegen
Sohn in Mainz aufgeſtellt habe. Gleichzeitig empfehle ich ein prima Glas
Export=Bier aus der renommirten Geſellſchafts=Brauerei in Aſchaffenburg,
direkt bezogene Weine, ſowie einen guten Mittagstiſch und eine reichhaltige
Speiſekarte zu jeder Tageszeit. Unter Zuſicherung aufmerkſamer Bedienung ſehe
zahlreichem Beſuche freundlich entgegen und zeichne
Hochachtungsvoll
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Bratwurſtfabrik Hoh. Müller, Sprendlingen.
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Sardellen= amp; Gänſeleberwurſt, ff. Cervelat= & Mett=
wurſt
von der bedeutendſten Wurſtfabrik WDenneche u.
Hummel in Braunſchweig.
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Es iſt geehrten Herrſchaften zu empfehlen, ſich 8
von der Qualität meiner Waare durch einen
D kleinen Prebeneinkauf zu überzeugen.48

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und ¼ Centner billigſt. Verſandt gegen
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ſchränkter
Haftpflicht. 114975

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Salon getrennt.
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miethungen
angepaßt, ebenſo dieſelben für
Wirthſchaften und Speiſewirthe, ſtets vor=
räthig
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Niederramſtädterſtraße 20.
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beſeitigen überraſchend alle Hautunreinheiten
und machen bei täglichem Gebrauch die
Haut weiß und geſchmeidig. Man hüte ſich
vor Nachahmung und ſehe genau auf Schutz=
marke
und Firma Frz. Kuhn, Parfüm.,
Nürnberg. In Darmſtadt bei Louis
Hein Nachf.,Ludwigsſtr. 18. 114729
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16215) Wilhelminenſtr. 8, 3. Stock,
Zimmer mit Küche an einzelne Perſon.

3561
Nr. 248
Großherzogliche Handelskammer.
Geffentliche Sitzung.
Montag den 24. Oktober, Abends 6 Uhr, Rheinſtraße 19.
Tagesordnung: 1) Neue Einläuſe. 2) Ernennung eines Wahlkommiſſärs
[16331
und zweier Urkundsperſonen.

14585) Alexanderſtr. 15 möblirtes
3. mit Penſion für 2 Herren. G. Bauer.
15318) Carlsſtr. 94 ein großes gut
möbl. Zimmer mit ſ.p. Eingang zu Um.
15321) Kiesſtraße 107 fein möbl.
Schlaf= und Wohnzimmer mit Balkon.
Ebendaſelbſt gut möbl. Zimmer.
15563) Schloßgraben 11 ein kleines
möbl. Zimmer per 1. Nov. billig zu verm.
15684) Waldſtraße 7 ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen.
15857) Caſinoftr. 2 ein möbl. Zim=
mer
ſofort zu verm. Eing. eiſernes Thor.
16144) Dieburgerſtr. 6, 2. Stock,
ein gut möbl. Zimmer, ſepar. Eingang.
mit oder ohne Penſion ſofort.
16220) Schützenſtr. 5. 1. Stock, ein
hübſch möbl. Zimmer per 1. Nov. zu v.
16221) Schloßgartenplatz 1 ein frdl.
Zimmer mit guter Penſion bei mäßigem
Preis zu vermiethen.
16223) Ernſt=Luowigsſtraße 20,
Vorderhaus, ein möbl. Zimmer mit ſep.
Eingang zu vermiethen.
16225) Riedeſelſtraße 66, Hinterh,
ein möbl. Zimmer ſofort zu vermiethen.
16286) Hochſtraße 57 ein gutmöbl.
Zimmer mit freier Ausſicht zu verm.
16314) Soderſtraße 47, part., ein
möbl. Zimmer ſof. zu vermiethen.
16328) Magdalenenſtr. 4 ein frdl
möbl. Zimmr ſofort zu vermiethen.
16329) Miederramſtädterſtr. 13. I.,
zwei ſchön möbl. Zimmer zu vermiethen.

5 Uhr Thoo! G oslock toa)
Angenehmste Leit zum Thoetrinken,
den hochgechrten Herrschaſton, in meinen Salons, bestens
oinpfohlen.
Hofconditor,
Friedrich Eichberg,
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Verein Kunſtfreund.
Gamstag den 22. d. Mts., Abends 8½ Uhr:
Vereimsversammtmme,
im oberen Saale der Stadt Pfungſtadt.
Tagesordnung: 1. Geſchäftliche Mitteilungen.
II. Vorzeigen einer I. Abteilung der Kupferſtichſammlung des
Herrn Eug. Strohmberg hier.
III. Gratisverlooſung.
Gäſte ſind willkommen.
Zu recht zahlreichem Beſuch ladet ein:
[16303a
Der Vorstand.

Losio.
Nach-
woisungs
.
Bürean.

J. H. vhad,

Hapezier.

Zur gefl. Nachricht.
Kammerjäger Clemens Schön au=
Tuisburg iſt heute wieder angekommen
und entſernt für die Dauer unter Ga=
rantie
ohne Störung im Geſchäft und
Hausweſen Ratten, Mäuſe, Küchen,
ſchaaben. - Aufträge an die Geſchäfts=
telle
d. Bl. erbeten.
[16146
ſEs empfiehlt ſich im Kochen bei Hoch=
C zeiten ſowie größeren Diners, aud
zur Aushilfe, C. Ott, Kochfrau, Nieder=
ramſtädterſtraße
15.
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Eliſabethenſtraße 66, 3. St.

[ ][  ][ ]

3562

Nr. 248

Arens Leie
Preise.

Streng ſeste
Preise.

Davvunstadt. 1. Louisenplatz 1.
Nachſiehende Preisliſte veröffentlichen wir nicht, um einen Beweis unſerer Leiſtungsfühig=
keit
zu geben, da ja aus der Preisliſte der Werth einer Waare nicht erſichtlich iſt. Wir be=
zwecken
vielmehr mit derſelben, die Mannigfaltigkeit unſerer Vorräthe in überſichtlicher Weiſe den
ge hrten Conſumenten zu unterbreiten.

Herbſt=Paletots
ſeinreihig.
aus halbſcw rem Cheviot mit car=
rirtem
oder geſtreiftem Woll=Futter,
Well=Atlas oder Serge 25, 27, 30,
35, 40 Mk.

ſeinreihig
aus feinen Eskimo=, Belour= und
Cheviot=Stoffen in den neueſten
Farben mit Fantaſie=Wollfutter 30,
35, 40, 45, 50 Mk.
Reiſe=Paletot=
Façon Schuwaloff,
ein= und zweireihig. mit und ohne
verſtellbaren Gurt, aus gemuſterten
Cheviots mit carrirtem Plaidfutter,
praktiſches Kleidungsſtllck für Herbſt=
und Winter, 30, 35, 40, 45 Mk.
Engl. Alſler
(mit Pelerine zum Abknöpfen)
aus rauhen Fantaſieſtoffen, deutſchen
und engliſchen Cheviots, ohne Futter
33, 35, 38, 40 Mark, mit carrirtem
Wollfutter 45, 48. 50 Mk.
ao
Stauley=Mankel
mit langer Pelerine zum An=
u
. Abknöpfen, aus engl. Fantaſie=
ſtoffen
, ohne Futter 35, 10. 45, 50 Mk.,
mit grauem Lama= oder carrirtem
Wollſutter 45, 50, 55 Mk.
Rnaben=Anzüge
für jedes Alter.

Herbſt=Paletots
(zweireihig)
aus engliſchen Saiſon=Stoffen, kurze
und lange Form, mit Woll=Futter
oder Serge, elegante Vrarbeitung
30, 35, 40, 45. 50 Mk.
Winter=Paletot=
(zweireihig.
aus feinen Eskimo=, Cheviot=Mon
tagnac= und Belour=Stoffen mit
carrirtem Woll=Futter, Fantaſie=Woll=
Atlas oder Serge 35, 40. 45- 50 Mk.
Engl. Lavelock=
us
dunllen Cheviots oder Sai=
ſon
=Stoffen, elegantes Kleidungs=
ſtück
für Stadt und Reiſe, 25, 30,
3½, 40 Mk.

Ferner empfehlen wir:
Herbſt= und
Winter=Anzüge,
lneuſte Saccoform.)
Feine Geſellſchafts=Anzüge, ein= u.
z zweireihige, elegante Frack=Anzüge.
Schlafröcke, Haus= und
Aorgenröcke
in größter Auswahl, zu billigſten 3
Preiſen.
ooooeooooocooooo0oeoooeooes

C2reihig mit Mufftaſchen)
aus Cheviot=, Want= und Diagonal=
ſtoffen
, ohne Futter 25, 30, 35- 40
Mk., mit ſchwerem Lamafutter 35, 40
45 Mk.
HohenzollernMäntel
aus grauen und blauen Tuchen
oder Düffel mit ſchwerem Lama=
futter
, 40-50 Mk.
Enaben=Palekots
für jedes Alter.

E.x. Arosses Stoſklager.
B.N.
Anferkigung nach Maaß.

Umtausch go- k Für guten Sitz und tadelloſe Ausführung über=HAusmahlsondung.
nehmen wir jede Garantie.
[16333
gtattot.
nach Auswärts.

[ ][  ][ ]

R. 248

3563

CvvlLGSuULLNuv

Eül emorm billlgem Preisem wegem Geschöſts-
Vobertragumg. Iubegriffen ſind ſämmtliche Lagerbeſtände,
ſowie die täglich eingehenden Neuheiten der Saiſon.
I5181
Eimgamg.
Poeuss.
L-OOlO8
vom Iudwigsplatn.

Richard Nagner.Tveigverein.

Montag den 24. Oktober, Abends 8 Uhr.
findet der
XVL. Vereinsabend

im Htel -Aur Fraube: statt.
Mitwirkende sind: Concetsängerin Fräulein J. Diotn aus
Frankfurt a. M., Hofschauspielerin Fräulein A. Gramer, Hofsängerin
Fräulein J. Noumayer, Hoſsänger Herr I. Stury, sovie Herr
Musikdirektor F. Keisor von hier.
Karton zu 2 M. sind in der Hoſmusikalienhandlung des Herrn
Thies, Elisabethenstrasse 16, zu haben.
Der Vorstand. (633

Von meiner Krankheit geneſen,
habe meine Praxis wieder perſön=
lich
aufgenommen.
A. Brischkolsky,
Dentist. 116311
Schuchardſtraße 6.

⁄₈
rtskrankenkasse Mor

für

Jandlungsgehülfenu. Apotheker.
5
General=Verſammlung
Montag den 31. Oktober 1892, Abends 8½ Uhr, Brauerei
Böttinger, Ludwigsplatz.
Tagesordnung:
1) Rechnungsablage.
2) Erſatzwahl des Vorſtandes.
3) Wahl eines Reviſors.
4) Abänderung der Statuten (Ausführung des Reichsgeſetzes vom 10.
April 189=
Der Wichligkeit der Tageordnung wegen bttet um zahlreiches Erſcheinen
der Vorstand. (6336

eingetroffen.

NOmO
Choonische) Iwotschen

(1633]

Hortz Landad,
Mathildenplatz 1.
Imoiggeschäft: Karlsstrasse 74.

Sonntag den 23. und Montag
den 24. Oktober:

Kirchweihfeſt

Bll Hieder-Ramstadt,
wozu freundlichſt einladet (6312
Hoinrich Asvheitor.

Kirchweihe
zu Nieder=Ramſtadt.
Sonntag den 23. und
Montag den 24. Oktober,
(16338
wozu höflichſt einladet
Wilholm Schneidor.

Nächsten Samstag:
Metzrlſuppe,

wozu freundlichſt einladet
J. Lumphose. (6339

Eine Geſchäftsbücherfabrik
ſucht zum Beſuche der hieſigen Geſchäfte
eine geeignete Perſönlichkeit.
Offerten unter G. B. F. 15 poſtlag.
[16113
Darmſtadt.

Verloren

wurde vor einigen Wochen auf dem Curls=
hofe
ein Granat-Armband.
Abzugeben gegen gute Belohnung
[16340
Heinheimerſtraße 2.

[ ][  ][ ]

3564

Nr. 248

Hurkoffelbeſtellungen
für die Großh Hofmeiergüter
(Hofmeierei, Hofgut Gehaborn, Kabinets=
Gut Kranichſtein)
können auf unſerem Büreau (Paradeplatz 4) ertheilt werden. Daſelbſt ſind auch
die verſchiedenen Sorten ausgeſtellt.
Die diesjährigen Preiſe ſind für Speiſekartoffeln Mk. 4.50 bis M. 6.
für Salatkartoffeln 12 Mk per 100 Klo.
Durmſtadt, den 19. Oktober 1892.
Administration
der Großherzoglichen Hofmeiereigüter.
Müller.
[16341

E

16342) Ein oberheſſ. Mädch. u. ein
älteres Mädch., 27 J. alt, ſucht Stelle in
eire Reſtauration, und ein Fuldaer Mäd=
chen
ſ. Laufſt. Fiſcher, Heinheimerſt. 13.
16343) Eine Verkäuferin ſucht lal=
digſt
anderweit St. Frank, Ludwigsſt 16.
16344) Ein Mädchen, welches das
Kleidermachen erlernt hat, nimmt noch
einige Kunden an. Schulſtr. 12, part
16345) Ein rinl. Hausburſche ſucht
Stelle. Frau Amberg, Schulſtr. 12.
Junger, ernſter Kaufmann,
gellbt im Reiſen, z. 3. Frankfurt a. M.,
ſucht dauernde Stelle. Offerten unter
Nr. 500 an die Exped. d. Bl. (16346
16347) E. Herrſchaftsköchin, e. er=
fuhrene
Krankentflegerin m. prima Zeugn.
ſ. Stellen. Frau Amberg, Schulſtr. 12.

16350) Bürgerliche Köchin mi=
guten
Zeugniſſen nach Mainz geſucht.
Frank, Ludwigsſtraße 16.
16351) Tucht. Mädchen erhalten gute
Stellen. Frau Amberg, Schulſtr. 12.
16293) Schneider geſucht auf Groß=
Stück in u. außerm Hauſe. Fr. Lutter
mann, Schneidermeiſter, Luiſenſtr. 40.

10

16340) Ein zu aller Arbeit williges
Mädchen vom Lande geſucht. Hoff=
mannsſtraße
4.
16348a) Brave Mädchen, die kochen
können, erhalten ſehr gute Stellen.
Stellenb. Röſe, Louiſenſtr. 20 part.
Tüchtige
Arbeiterinnen
für ſofort geſucht.
(16349
Theodor Schwab.
16294) Zum ſofortigen Eintritt ſuche
ein Lehrmädchen oder Lehrling aus
guter Familie.
B. Lerch.

Audchen
ür Papier=Arbeiten ſoſort geſucht
H. Vhde, Schulſtraße.
16552) Ein geprüfter
Heizer
( praktiſcher Schloſſer) mit guten Empfeh=
lungen
für eine Dampfmühle zum baldigen
Eintritt geſucht. Nur ſchriftliche Ange=
bote
unter E. J. D. 23 befördert d. Exped.

Verlorem
am Montag Morgen eine
goldene Brosche
Ablättriges Kleeblatt darſtellend) mit Gra=
birung
28. 9. 90. Abzugeben gegen Be=
lohnung
Weyprechtſtraße 11.
(16353
Ein junger Mann ſucht
Wohnung.
mit Penſion in ſeinerer Famili=, mög-
lichſt
in Mitte der Stadt.
Offerten mit Preisangabe unter 0. 8
an die Expedition d. Bl.
[16354

2
2)

wei bis 3 Leute erhalten billig Koſt
u. Wohnung. Holzſtr. 22. (16355

Lanolin-Joilette-Erean-Lanolin
der Lanolinfabril, Marinikentelde bei Berlin
zR0
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Hautſtellen und Wunden

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esef Sthefanorke
ſkeinen Kindern.

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EAuadtiuuo,
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empfiehlt in größter Auswahl
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16356) Louisenplatz l.

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atis a francö
Mra=
kanté
Patentinhaber
Fruno Mädfr.
EERli S0.
Neull ſoßiather Stnagennaſſieül
Beſter, billigſter und dauerhafteſter
Apparat. Hunderte von Zeugniſſen
von hier und anderen Städten des Groß=
herzogthums
ſtehen zu Dienſten. Bei
Mehrbedarf oder Wieder verläufern erlaſſe
83.
ſFinſender des =Eingeſandt: betr. die,
C Höhe der Fleiſchpreiſe wird um
ſeine Adreſſe gebeten von einem Zuſtim=
menden
, der zu gemeinſamem Vorgehen
beitragen will. Näheres Exped. (16358
Für die Nothleidenden in Hamburg
aingen weiter bei uns ein von: Vh. Wondra
10 M. Regiſtrator Schönberger 3 M. Geh.
Oberkonſiſtorialrath Buchner 10 M. M. A.
1 M. P. R. 10 M., Frau Bankdirektor Bopp
20 M., Frau Mathilde Bird 3 M. P. H.
5 M. L. 6 M., Hoflieferant Mich. Schmidth.
10 M. B. S. 2 M. Zuſammen 80 M.-
Hierzu die früheren 1259 20 M. Im Ganzenb.
1339.20 M.
Für Hamburg=Altona: Frau M. Beyerl.
12 M. H. S. 10 M. Hierzu die früheren
56 M. Im Ganzen 78 M.
Wir ſchließen hiermit unſere Sammlung
und ſagen den Gebern herzlichen Dank. An
Großh. Bürgermeiſterei dahier haben wir
geſtern den Reſtbetrag von M. 452.80 abge=
liefert
.
Die Expedition.

1

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 21. Oktober 1892.
12. Vorſtellung i. d. 2. Abonnements=Abteilung
(Rothe Karten gültig.)
Doctor Klaus.
Luſtſpiel in 5 Akten von BArronge.
Reaie: Herr Steude.
Anfang 7 Uhr. Ende nach ¼10 Uhr.
Kaſſeöffnung 6 Uhr.
Sonntag, 23. Oktober 1892.
13. Vorſtellung i. d. 2. Avonnements=Abteilung.
Rothe Karten gültig.
Zum erſtenmale:
Lorelel.
Ein Bühnenſpiel in 3 Auſzügen, nach einer
Dichtung von Guſtav Gurski. Muſik von
Hans Sommer.

[ ][  ][ ]

Politiſche Ueberſicht.

Nr.

Deutſches Reich. Ueber die Militärvorlage, deren
Schicſal ſchon vor Einbringung in den Reichstag beſiegelt zu ſein
ſcheint, ſchreibt das Konſervative Wochenblatt' am Schluſſe einer
längeren Betrachtung. Wir halten ſomit die Militärvorlage unter
den gegenwärtigen Verhältniſſen nach wie vor für ausſichtslos.
Indeſſen ſoll nicht verkannt werden, daß ſich Gründe anführen
laſſen, die dafür ſprechen, ſie gleichwohl einzubringen. Bleibt die
Regierung feſt bei dem Entſchluß, ſich auf keine Handelsgeſchäfte
mit dem Centrum einzulaſſen, ſo würde die zweifelloſe Dokumen=
tierung
dieſer Thatſache den leitenden Reichskreiſen wertvolle Sym=
pathien
, die ſie ſchon balb gewonnen hatten, die dann aber wankend
geworden waren, wieder zuſühren. Und hat die Regierung wirk=
lich
gute, bisher noch nicht vollſtändig bekannt gewordene Gründe
für ihre Reformpläne anzuſühren, ſo mag ſie damit vor den Reichs=
tag
hintreten und verſuchen, wenn ihr auch der unmittelbare Er=
folg
verſagt bleibt, ſich allmählich wieder eine Mehrheit für große
1)
nationale Aufgaben heranzuzieben. Vorläufig müſſen wir allerdings
an unſerer ſkeptiſchen Haltung gegenüber beſtimmten Grundzügen
der Vorlage - dem Uebergang zur zweijährigen Dienſtzeit und dem
Koſtenpunkt -feſthalten. Die,Hamburger Nachrichten'ſchreiben:
Wir ſind der Anſicht, daß dem Reichstage durch die Militärvor=
lage
eine Aufgabe zugewieſen wird, deren Löſung hohe Anſprüche
an ſeine intellektuellen und moraliſchen Eigenſchaften erhebt. Sein
Verantwortlichkeitsgeſühl kann auf harte Proben geſtellt werden, es
kann die Notwendigkeit eintreten, den Standpunkt der Volksver=
tretung
der Regierung gegenüber mit Entſchiedenheit zu wahren,
es iſt möglich, daß das, was militäriſch als notwendig angeſehen
wird. volkswirtſchaftlich ſchädlich erſcheint. Es kann unter ſolchen
Umſtänden, wenn der Reichstag ſich nicht, wie bei den Handelsver
trägen, unter Preſſion nehmen läßt, wenn er nickt abdizieren und
3 an ſeinem Preſtige unwiderbringliche Einbuße erleiden will, zu
Konflikten kommen, die in Militärſachen dem Auslande gegenüber
beſſer vermieden bleiben. Aus dieſem Grunde halten wir eine
baldige Bekanntgabe der Grundzüge der Vorlage mit derjenigen
Begründung, die überhaupt zur öffentlichen Verhandlung beſtimmt
iſt, für geboten. Wenn auf dieſe Weiſe der bisher in der Luft
ſchwebenden Diskuſſion eine reale Unterlage gegeben wird. dürften
; ſich für das. was im Reichstage zu erlangen iſt, und was nicht,
eher als bisher Anhaltspunkte gewinnen und vor der Einbringung
3 der Vorlage berückſichtigen laſſen. Die Kölniſche Volkszeitung=
das
vornehmſte Organ des Centrums, bemerkt u. a. Das Cen=
trum
wünſcht keine Kriſis, und es wünſcht auch nicht, daß der
Stern des Grafen Caprivi erlöſche. Aber gerade deswegen muß
nachdrücklich auf die Unannehmbarkeit der Militärvorlage in ihrer
bisher bekannt gewordenen Geſtalt hingewieſen werden. Wenn die
Centrumspreſſe dieſes ſchon in einem Stadium thut, wo die Ent=
ſcheidung
des Bundesrates noch ausſteht, leiſtet ſie allen beteiligten
Faktoren den größten Dienſt.
Oeſterreich=Ungarn. Der Kaiſer hat den Finanzminiſter in
beſonderer Audienz empfangen und die erſten ungariſchen Zwan=
zig
=Kronenmünzen entgegengenommen. Im Laufe dieſer
Woche werden die erſten 50000 Stücke ausgeprägt ſein. - In der
am Dienstag abend abgehaltenen Plenarſitzung der Reichsrats=
delegation
wurden das Ordinarium und das Extraordinarium
des Heeresbudgets angenommen und die Beralung des Okkupations=
Kredits angenommen.
Belgien. Die geſamte liberale Preſſe lehnt die Bildung einer
Zweidrittel-Majorität mit den Klerikalen ab und fordert faſt aus=
nahmslos
das allgemeine Stimmrecht.
Rußland. Der Regierungsbole; meldet: Der Leiter des
Finanzminiſteriums, Witte, ſei der Anſicht, daß nach den bereits
ſi zum Schutze der inneren Broduktion gegen den ausländiſchen Wett=
bewerb
getroffenen Maßnahmen die Sorge der Regierung gänzlich
auf die Beſeitigung jeder Art der Beengung bei der Gründung und
Einrichtung induſtrieller Unternehmungen gerichtet ſein müſſe. De=
kſta

Miniſter habe es daher für notwendig erachttt, zur Prüſung dieſe=
ſtreæ
Frage eine beſondere Komm ſſion aus Vertretern der Miniſterien
ſer, fraſs der Finanzen, der Juſtiz und des Innern zu bilden, die auch noch
Eli ſonſt Sachverſtändige zu Rate ziehen ſolle. - Auf dem baltiſchen
Be,
Volhtechnikum in Riga iſt nunmehr das Ruſſiſche als Geſchäfts=
laßes
ſ prache der Kanzlei vorgeſchrieben. Die Unterrichtsſprache dieſer
ſer- Lehranſtalt bleibt vorläufig noch das Deutſche.
Serbien. Wie der =Volit. Korr. aus Belarad berichtet wird,
pun!
beziffert der ſerbiſche Finanzminiſter in ſeinem nunmehr der Kom=
wir
; miſſion zur Prüſung der Finanzlage vorgelegten Bericht die ſchwe=
bis
C-
bende
Schuld Serbiens auf 34 Millionen Dinar. Hierbei
1t
ſzüe, ſind 8½⁄ Millionen, die verſchiedenen Depoſitenkaſſen entnommen
ſalte ſind, und eine Schuld an die Hauptkaſſen in der Höhe von 14 Mil=
fak
) lionen Dinar nicht mitgerechnet, ſo daß die unfundierte von dem
eltr; vorigen Miniſterium hinterlaſſene Staatsſchuld 57 Millionen Dinar
beträat.
h m
1
Montenegro. Es verlautet, daß eine Beweguna im Gange
galte-, um den Fürſten zur Thronentſagung zu Gunſten des
Erbprinzen Danilo zu veranlaſſen. Stammeshäupter und Geiſt=

35e5
248
lichkeit betreiben zu dieſem Zwecke Eingaben an den Haren mit
vielen geheim geſammelten Unterſchriften.
Griechenland. Dem Vernehmen nach bereitet die Regierung
eine Mitteilung an die Kabinette vor. in der ihnen die Korreſvon=
denz
in dem Fall Zavpa zur Kenntnis g bracht wird und die Gründe
des Vorgehens der Regieruna gegenüber Rumänien dargelegt
werden. In diplomatiſchen Kreiſen glaubt man nicht, daß die arie=
chiſche
Reg'erung die Hilfe der Mächte anruſen werde. Mit dem
Schutz der in Griechenland anſäſſigen rumäniſchen Unterthanen iſt
bisher kein anderer Staat betraut worden.
Türkei. Die Antwort der Pforte auf die letzteruſſiſche
Note iſt, dem Vernehmen nach. ganz kurz. Es wird darin aus=
geführt
, daß ſich während des Aufenthaltes Stambulows in Kon=
ſtantinopel
nichts ereignete, was politiſchen Charakter noch Gehalt
gehabt hätte. Die Pforte achte die beſtehenden Verträge und ſei
gewillt, die Freundſchaft mit Rußland aufrecht zu erhalten. Das
Schriftſtück wiederholt die diesbezügliche dem ruſſiſchen Kabinett
gegebene Verſicherung, obne auf Einzelheiten einzugehen.
Nordamerika. Die Wahlaaitation verläuſt diesmal
viel höflicher als ſonſt. Der Präſidentſchaftskandidat Grover Cleve=
land
kündigt in einem offenen Schreiben an, daß er den Eröffnungs=
feierlichkeiten
der Chicagoer Weltausſtellung nicht beiwohnen wolle,
Um nicht einen unbilligen Vorteil über ſeinen volitiſchen Rivalen,
den Präſidenten Harriſon, zu erlangen, welcher infolae der ſchweren
Erkrankung ſeiner Gemahlin nicht im ſtande iſt, nach Chicago zu
kommen.

Stadt und Land.
Darmſtadt. 2. Oktober.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Mitt=
woch
den General der Infanterie v. Reibnitz, Gouverneur von
Mainz. den Major Stieler vom Jaf. Regt. v. Grolman (I. Voſ.)
Nr. 10, den Kaiſerl. Oeſterr. Hauptmann a. D. Heyr v. Roſenfeldt.
den Hauptmann Frhrn. v. d. Gols vom Inf.=Reat. Prinz Friedrich
der Niederlande (2. Weſtf.) Nr. 15. Adjutant der Großh. (25.) Diviſion,
den Rittmeiſter Frhrr. v. Normann l. 8. des Großh. Gendarmerie=
Corps. den Hauptmann und Kompagniechef Preöl vom 3. Großh.
Inf.=Regt. Nr. 117. den Sek. Lt. Graf v. Lüttichau vom 1. Großh.
Drag. Regt. Nr. 23. den Sek.Lt. Seyd vom Schlesw. Feld=Art.=
Regt. Nr. 9, den Sek. Lt. Lotheißen vom Inf.=Reat. v. Lützow (I.
Rhein.) Nr. 25, den Oberlandesgerichtspräſident Knorr, den Senats=
präſident
Conradi, den Oberlandesgerichtsrat Forch. den Land=
gerichtsdirektor
Köhler, den Forſtmeiſter i. P. Heyer, den Amts=
richter
Tenner aus Grünberg. den Direktor der Gewerbeſchule in
Mainz Kübell, den Stiftsdechant Klingelhöffr aus Lich. den eng=
liſchen
Pfarrer Rev. J. V. Barnes, den Chef der Frma Bembe in
Mainz W. Vreetorius, den Pfarrer Hofmann aus Hring. den Bei=
geordneten
Georgi und den Handelsrichter Müller aus Gießen, den
Profeſſor Dr. Henneberg. Direktor der Techniſchen Hochſchule, den
Lehrer Martin aus Altheim, den Hofſchauſpieler Werner, den Ober=
landesgerichtsrat
Heinzerling, Präſidenten, und den Oberlandes=
gerichtsrat
Rohde, Schriftführer der evangeliſchen Landesſynode, eine
Deputation der Turngemeinde Darmſtadt, beſtehend aus Profeſſor
Dr. Büchner, Profeſſor Friedrich und Kanzleidiener Bergoffsky;
zum Vortrag den Staatsminiſter Finger, den Finanzminiſter Weber,
den Oberkammerherrn Frhrn. Schenk zu Schweinsberg= Wälders=
hauſen
, den Kabinettsbibliothekar Dr. Sahl den Hoftheaterdirektor
Wünzer, den Kabinettsſekretär Römheld. (Darmſt. 8tg.,
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 15. Okt.
dem Chef des Großh. Hofmarſtalls, Oberſtallmeiſter und Kammer=
herrn
. Oberſtlieutenant l. 3. der Kavallerie Frhrn. v. Nordeck
zur Rabenau die Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen des
ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Sachſen=Weimar
verliehenen Kommandeurkreuzes 1. Klaſſe des Falkenordens erteilt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 15. Okt.
den Oberlandesgerichtsrat Johannes Heß für die Dauer des der=
malen
von ihm bekl ideten Umtes zum Mitglied des Verwaltungs=
gerichtshofes
ernannt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 19. Oktr.
den proviſoriſchen Lehrer an der landwirtſchaftlichen Winterſchule
zu Alzey Karl Müller zum 1. Lehrer an dieſer Schule mit Wir=
kung
vom 1. Oktober l. J. an, - am 15. Oktober den Overlandes=
gerichtsrat
Ernſt Rohde zum richterlichen Mitgliede des Landes=
verſicherungsamts
für die Dauer des von ihm zur Zeit bekleideten
Hauptamts ernannt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben für die Rot=
leidenden
in Hamburg 1000 M. geſpeadet.
Auf den der heutigen Nummer beiliegenden Aufeuf zur Er=
Se. Königl.
richtung eines Denkmals für, weiland
Hoheit Großherzog Ludwig IV. machen wir auch an
dieſer Stelle beſonders aufmerkſam. Die Expedition ds. Blattes
iſt gerne bereit, Gaben für das Denkmal in Empfang zu nehmen.
L. Die geſtrige Sitzung der Stadtverordneten= Ver=
ſammlung
eröffnete der Bürgermeiſter mit der Verleſung eines
Schreibens, worin die geſamte Turnerſchaft Darmſtadts um

[ ][  ][ ]

2566
Nr.
das Entgegenkommen der Stadtverwaltung für ihr demnächſtiges
Turnfeſt nachſucht, welches ſeit 17 Jahren das erſte hier veran=
ſtaltete
größere Feſt iſt. Derſelben ſoll in günſtigem Sinne ge
antwortet werden. In einem weiteren Schreiben ladet die Turn=
gemeinde
zu ihrer nächſten Sonntag im Saalbau ſtattfindenden
Turnfeier freundlich ein. Um die bevorſtehende Ergänzungs=
wahl
der Stadtverordneten=Verſammlung vorzunehmen, ſind die
Wahlbureaus zu beſtimmen und erſt die Wahl der Beiſitzer vor=
zunehmen
. Von den Bureaus kommen 2 in das Pädagog, 2 in das
Khritz'ſche Stift und 1 in die Handwerkerſchule. Als Beiſitzer
werden beſtimmt: für den erſten Bezirk Major i. P. Bellaire,
Kaufmann Heinrich Elbert, als Stellvertreter Kommerzienrat
Diefenbach; ſür den zweiten Bezirk Ludwig Nohl und Rentner
D. Faix, als Stellvertreter Generalagent C. W. Hemmerde: für
den dritten Bezirk Rentner A. Klein, Kaufmann K. C. Nohl, als
Erſatzmann Rentner Ernſt Ohl; für den vierten Bezirk Stadt=
verordneter
Lehr, Kaufmann M. W. Praſſel, als Stellvertreter
Rentner G. Reiberg; für den fünften Bezirk Stadtverordnete:
Schneider, Schloſſer Jacob Nohl, als Stellvertreter Rentner Eduard
Wambold. Ein Geländetauſch Ede der Blumenthal= und de=
Wendelſtadtſtraße begeanel keinem Widerſpruch. Um die Ueber=
ſchreibung
der Stadtkirche ins Eigentum der Kirche vorzu=
nehmen
, iſt eine Grenziegulierung bezüglich des Stadtkirchenplatzes
nötig geworden, welche gutgeheißen wird. Das Oktroi für zur
chemiſchen Unterſuchung eingeführten Wein ſoll zwar weiter ent
richtet aber ſpäter zurückvergütet werden. Die Beleuchtung der
Franlenſteinerſtraße ſoll durch Aufſtellung einer Laterne verbeſſert
werden. Nachdem die Aufſtellung eines Bedürfnishäuschens
in der Orangerie=Allee beſchloſſen war und bereits in Angriff ge
nommen werden ſollte, lief dagegen eine Beſchwerde eines in der
Nachbarſchaft wohnenden Herrn ein. Namens der Kommiſſion be=
antragt
Stadtverordneter Wittmann, die Beſchwerde zu verwerfen
weil für dieſelbe gar kein Grund vorliege. Stadtv. Thiel ſpricht
in entgegengeſetztem Sinne. Stadtv. Rockel und Schödler treten
demſelbn entgegen. Die Vrſammlung entſchied im Sinne des
Herrn Wittmann. Ein Baudispenſationsgeſuch für die
Parkusſtraße begegnet keinem Widerſpruch. Für die Neu=
chauſſierung
der Kahlertſtraße, zwiſchen Wendelſtadt= und
Blumenthalſtraße, ſind 600 Mark zu bewilligen, was anſtandslos
geſchieht. Das Brechen von 250 Quadratmetern Chauſſeeſteinen
wird einem Manne aus Roßdorf für 1 Mark 50 Pfa. pro Quadrat=
meter
übertragen. Eine Anordnung des Volizeiamts, welche
die Durchfuhr beſtimmter Gegenſtände aus dem Seuchengebiete von
Hamburg unterſagt, wird auf Erſuchen bis auf weiteres in Geltung
belaſſen. Dasſelbe würde ſonſt heute ablaufen. Die Tagesordnung
für die öffentliche Sitzung iſt hiermit erlediat. Eingelaufen iſt der
Entwurfeines Ortsbauplans, deſſen Beratung alsbald
in Anariff genommen werden ſoll.
1 Der Kongreß der deutſchen Sittlichkeitsvereine hatte
für Mittwoch abend eine öffentliche Männerverſammlung im ſtädtiſchen
Saalbau anberaumt, die ſehr gut beſucht war. Herr Pfarrer Wagner,
welcher die Verſammlung eröffnete, entſchuldigte Herrn Paſtor
Keller=Düſſeldorf, der einen Vortrag zugeſagt hatte, für ſein Nicht=
erſcheinen
. Die beiden Redner des Abends waren die Herren Pſarrer
Lie Weber(M.=Gladbach) und Philipps (Berlin). Der erſtere
ſprach in längerer, zündender Rede über die Zunahme der Unſittlichkeil
in unſerem Vaterlande, der gegenüber er ſtrengere Zucht und Selbſt=
beherrſchung
forderte. Auf das Gebiet der Ehe übergehend führte
Redner aus, daß dieſe von Gott geſeanete und gewollte Einrichtung.
die Ergänzung zwiſchen Mann und Weib, ein Giundpſeiler unſerer
ſittlichen Ordnung ſei. Die Deutſchen hätten, nicht erſt nach Ein
führung des Chriſtentums. ſondern ſchon zur Zeit des Tacitus zu
allen Heiten die Ehe heilig gehalten. Im Gegenſatz zu den Fran=
zoſen
hätten die Deutſchen eine ideale Anſchauung von der Ehe,
die ihnen unter allen Umſtänden erhalten bleiben müſſe. Daz:
gelöre nicht einmal Chriſten= ſondern nur Deutſchtum. Nachdem
Redner noch des weiteren dargelegt hatte. wie in Frankreich jetzt
die unheilvollen Folgen der unſittlichen Zuſtände eines und mehrerer
Jahrhunderte in der allmählichen Abnahme der Bevölkerung hervor
träten, kam er auf die Schand= und Schundprodukte franzöſiſcher
Litteratur zu ſprechen und verlanate angeſichts der in gefahrdrohende:
Weiſe immer mehr um ſich greifenden ſittlichen Verkommenheit ein
energiſches Enſchreiten gegen unſittliche Preß= und Bühnenerzeug
niſſe. Namentlich müſſe offener und lauter Proteſt eingeleat werden
gegen alle obſzönen Theaterſtücke, die das Vublikum rückſichtslos
niederpfeifen ſolle. Der zweite Redner des Abends behandelte
ein Thema, das durch den unlängſt in Berlin verhandelten Heinze'ſcher
Prozeß und durch die perſönliche Willenskundgebung des Kaiſers
mehrfach Gegenſtand öffentlicher Diskuſſion geworden iſt. Er forderte
dringend Abhilfe der ſittlich unhaltbaren Zuſtände und Beſtrafung
der Unſittlichkeit wie eines jeden anderen Verbrechens. Sollte aber=
mals
eine Konzeſſionierung der Unſittlichkeit an maßgebender Stelle
beſürwortet werden, ſo würden ſie einen Proteſtſturm dagegen herauf=
beſchwören
, gleichviel, welche Folgen derſelbe haben möge. Im
übrigen deckten ſich die Ausführungen des Redners in den Haupt=
punkten
mit denen ſeines Vorredners.

248
Zur aleichen Leit tagte im neuen evangeliſchen Vereinshauſe
eine öffentliche Frauenverſammlung. In derſelben ergriff Herr
Vaſtor Zimmermann (Dresden) das Wort. Er ſprach über das
Thema: Wie iſt den ſittlichen Gefahren fuͤr das weibliche Geſchlecht
im gewerblichen Berufsleben vorzubeugenzu Redner nahm ſeinen
Ausaana von der durch die bittere Logik der Zahlen feſtgeſtellten
Thatſache. daß die bekannten Dichterworte vom ſtillen Walten der
Frau im häuslichen Kreiſe halb und halb Sage geworden ſeien und
daß der arößte Prozentſatz der 650000 ledigen Frauen und Mädchen,
die Deutſchland laut der letzten Volkszählung hat. auf den Selbſt
erwerb angewieſen ſei. Er nannte herauf die verſchiedenen Brancher
der Induſtrie, die weibliche Arbeitskräfte verwenden und zu wahr=
haft
erſchreckenden Spottpreiſen. Das Minimum, was eine Arbeiterin
zu ihrem Lebensunterhalt brauchen müßte, ſind 10 Mark vro Woche.
D eſer Normallohn wird aber in den ſeltenſten Fällen erreicht. Der
Lohnanſatz wird ſehr häufi; geradezu unter den Geſichtsvunkt gefaßt,
daß die Mädchen ſich einen Nebenverdienſt verſchaffen könnten.
Dieſe Dinge ſchreien nach Abhilfe und die bekannte Bewegung der
Mantelnäherinnen in Berlin war immerhin ein beachtenswerter An=
fang
. ein Notſchrei, der ſein Echo finden mußte. Auch die Tagespreſſe
hat die Aufgabe, das Gewiſſen des Volkes aufzuwecken. Lernen wir
vor allem ſozial empfinden! Nähr verweilte Redner bi der
mannigfachen Gefahren, denen die alleinſtehende Fabrikarbeiterin aus=
geſetzt
iſt, und dem Geiſt der Regelloſigkeit, der zum größten Teil
in dieſen Mädchen lebt und die weiblichen Tugenden ins gerade
Gegenteil verkehrt. Auf die Pcoletarierehe, die Arbeiterfamilie, die
fragwürdigen Sonntaasbeluſtigungen ließ Paſtor Zimmermann
manches bezeichnende Streiflicht fallen, um ſich dann weiter über
den tiefſten Krebsſchaden unſerer Zeit zu verbreiten, nämlich die
armen gefallenen Mädchen. Bauet die chriſtliche Familie neu, damit
ſich von ihr aus eine Reorganiſation unſerer ſozialen und wirt=
ſchaftlichen
Verhältniſſe vollziehen kann, das war der Gedanke, auf
den Paſtor Zimmermann in ſeinem Vortrage mehrmals zurückkam.
Nach ihm behandelte Herr Superintendent Niemann (Kyritz,
das Thema: Was haben die Frauen bisher zur Bewahrung urd
Rettung ihrer Schweſtern gethan und was müſſen ſie noch thun?
Er kam dabei zu ſprechen auf die Mädchenhorte, Sonntagsvereine
Herbergen, Marthahäuſer und Maadalenenſtifte und zeigte die Lücken,
die noch in dem weitmaſchigen Netze auszufüllen ſeien. An dieſe
Betrachtungen ſchloß ſich Herr Vaſtor Wießner (erlin) mit ein gen
Mitteilungen über das Berliner Magdalenenſtift, das ſich der beſonderen
Fürſorae unſerer Kaiſerin zu erfreuen hat.
L. Die geſtrigen öffentlichen Hauptverhandlungen
der allgemeinen Konferenz der deutſchen Sittlichkeitsvereine wies
einen ſehr ſtarken Beſuch auf. Den Vorſitz führte Pfarrer
Weber von M.=Gladbach. Staatsminiſter Finger Exz. von
dem Vorſitzenden lebhaft begrüßt, bezeichnete die Beſtrebungen des
Vereins als ſolche von höchſter Wichtigkeit und verſicherte, daß die
heſſiſche Regierung bereit und geneigt ſei zu Hilfe zu kommen.
Bei der Bedeutung derſelben für den Staat, die Familie und die
allgemeine Sitte werde ſich keine Regierung denſelben verſchließen.
Der Vorſitzende gab nun eine gedränzte allgemeine Ueberſicht über
die deutſche Sittlichkeitsbewegung, bei welcher zwei Heſſen, Guſtav
Schloſſer und Generalſuperintendent Dr. Baur, bahnbrechend ge=
weſen
. Major und Docent an der Techniſchen Hochſchule v. Vfiſter
lenkte nun die Aufmerkſamkeit auf die deutſchen Burſchenſchaften
Hier ſeien es die Germania und Friſia, welche beide die Sittlich=
keitsordnung
auf ihr Banner geſchrieben. Sodann verlas er eine
Reihe Theſen, welche aus dem Schoße der deutſchen Burſchenſchaft
heraus an den Reichstag gelangt ſeien. Geh. Sanitätsrat Dr.
Brinkmann von Wiesbaden ergriff nun zu längeren Dar=
legungen
das Wort über die Frage: Inwieweit beeinfluſſen die
Lebensanſchauungen und Geſellſchaftsordnungen der Gegenwart die
Sittlichkeit 2u Ec gedachte der ärztlicherſeits längſt erkannten Not=
wendigkeit
, nicht nur die Erſcheinungen, ſondern auch die Urſache
der Krankheit zu erforſchen. Dies giſchehe für die Volksgeſund=
heitspflege
. ebenſo notwendig ſei es fur die Volksſittlichkeit. Die
Fraie, wodurch letztere beeinflußt werde, ſei zur Bekämpfung ſehr
wichtig und eine Trennung der Urſachen und der Symptome feſt=
zuhalten
, was nicht immer geſchehe. Nicht nur die ſittliche Krank=
heit
ſei zu bekämpfen, ſondern zugleich auch alles zu thun zur Er=
haltung
und Stärkung der ſittlichen Gemeinſchaft. Das öffentliche
Gewiſſen, welches eine Ergänzung der Geſetze darſtelle, ſei zu er=
halten
und zu ſchärfen. Mit dieſem ſtehe die Fälſchung der offent=
lichen
Meinung in ſchroffem Gegenſatz. Die Schuld an dieſ r Er=
ſcheinung
trage hauptſachlich die heutige materialiſtiſche Welt=
unſchauung
. Die Lebensverhältniſſe der arbeitenden Klaſſe, deren
Arbeit durch die Maſchinen im Werte geſunken, der ſcharfe Gegen=
ſatz
von Elend und Reichtum, wie er heute zutag trete, die Selbſt=
ucht
, Genußſucht und der Eigennutz der Beſitzenden ſeien weſent=
liche
Urſachen dieſes Uebels. Eine Beſſerung wieder, her=
beizuführen
, gehe nur, wenn in den unteren Klaſſen der
Familienſinn wieder geweckt, wenn die ewigen idealen Mächte
wieder zur Geltung gebracht werden, was lediglich durch die Re=
ligion
geſchehe. Dieſe mit ihrer fürſorglichen Liebe in Schule,
Familie und Geſellſchaft ſ.i die einzige Retterin. Redner wandte

[ ][  ][ ]

Beilage zu Nr. 248 des Durmſtüdter Tagblatts vom 21. Oktober

ſich nunmehr zu einer Reihe von Einrichtungen, welche zur Durch=
führung
dieſes Gedankens dienen und ſchloß unter Beifall und
Zuſtimmung. Der neu gewählte Generalſekretär des Vereins
Vaſtor Vetzſchke CLiegnitz) ſprach nun über öffentliche Ver=
anügungen
und die Unſittlichkeit und entrollte in kräftigen
Worten ein nur zu wahres Bild der beſtehenden Verhältniſſe.
Unzweifelhaft ſei, daß unſere Volksfeſte und öffentlichen Tanz=
beluſtigungen
eine große G.fahr in ſich bergen. Die einen durch
ihre Veranſtaltung überheupt, die anderen durch ihren zügelloſen
Verlauf. Sehr oft ſeien die Schaubuden, welche man heute bei
Feſten vorfinde, ſehr vom Argen und am beſten wegzuräumen.
Immer und immer wieder müſſe betont werden, daß junge Leute
unter 18 Jahren nichts auf dem Tanzboden zu ſuchen haben und
daß keine Eltern ihre Kinder, beſonders die Mädchen, allein zum
Tanze ſollten gehen laſſen. Der Sonntag ſei überhaupt kein Tag
zum Tanze für einen Chriſten. Ueberdies müſſe die Zahl und die
Dauer der öffentlichen Tanzmuſiken herabgeſetzt werden. Den Ver=
einen
ſei nicht minder zu unterſagen, von Samstags bis in den
Sonntag hinein tanzen zu laſſen. Den Samstagehochzeiten müſſe
man entgegentreten, welche den Teilnehmern den Beſuch des Sonn=
tagsgottesdienſtes
unmöglich machen. Redner ſchloß ſeine Aus=
führungen
mit der Verleſung einiger das Thema behandelnder Theſen,
welche keinen Widerſpruch fanden. An die Vorträge reihte ſich
eine längere Beſprechung. bei welcher auf die Spinnſtuben, Kir=
meſſen
, Nachkirchweihen, Tingeltangel, Schaubuden, Auswüchſe der
Künſte, Mängel der Geſetze, hingewieſen und eine Stärkung des
Volksgewiſſens verlangt wurde. Sämtliches Material wird an
maßgebender Stelle vorgeleat werden.
R. W.A.V. Der hieſige Richard Wagner=Sweiaverein
eröffnet die muſikaliſchen Veranſtaltungen der neuen Saiſon am
nächſten Montaa. an welchem Tage, abends 8 Uhr, im Hotel Zur
Traube: der XVI. Vereinsabend ſtaltfinden ſoll. Derſelbe ſteht unter
der Leitung des Herrn Muſikdirektors Keiſer, und hervorragende
hieſige Kunſtkräfte, wie Hofſchauſpielerin Fräulein Cramer, Hof=
ſängerin
Fräulein Neumeyer und Herr Hofſänger Stury haben ihre
Mitwirkung freundlichſt zugeſichert. Auch die frühere jugendliche
Sängerin unſerer Hofbühne, Fräulein Johanna Dietz in Frankfurt
a. M. die ſich jetzt mit großem Erfolge ganz der Konzertlaufbahn
zugewendet hat und die von ihrem Auftreten im vorigen Winter
hier in beſter Erinnerung ſteht, hat ihre Unterſtützung zugeſagt.
Das für den Vereinsabend aufgeſtellte abwechſelungsreiche Pro=
aramm
weiſt neben lyriſch=dramatiſchen Szenen aus MozartsTitus'.
Beethovens Fidelior, Wagners Tannhäuſer= und Lohengrin
die feſſelnde Bichtung HebbelsSchön Hedwig' in der melodrama=
tiſchen
Bearbeitung von Schumann, ſtwie Lieder von Liſzt und
Cornelius auf, welch letzteren Meiſtern man in den hieſigen Kon=
zertſälen
noch viel zu wenig begegnet. Beſonderes Intereſſe dürfte
auch der Vortrag zweier Lieder aus den nordiſchen Kompoſitionen
von Graf Philipp zu Eulenburg erwecken, des muſikkundigen preußiſchen
Geſandten in München, Bruders des preußiſchen Miniſterpräſi=
denten
, welche für Darmſtadt Novität ſind.
Wir bemerken noch,
daß Eintrittskarten zu dem Vereinsabend für Nichtmitglie=
der
zum Preiſe von 2 M. bei Herrn Hofmuſikalienhändler Thies
zu haben ſind, der auch Beitrittserklärungen zu dem Verein jeder=
zeit
entgegenzunehmen bereit iſt.
Unter dem Vorſitze des Herrn Geh. Ober=Schulrat Greim
fand Mittwoch nachmittag zu Oberingelheim die diesjährige, recht
gut beſuchte Generalverſammlung des Tierſchutz:
vereinz für das Großherzogtum Heſſen ſtatt. Die=
ſelbe
beſchloß vor Eintritt in die Tagesordnung, an Se. Kön. Hoheit
den Großherzog, als dem hohen Protektor, ein Dank= und Ergeben=
beitstelegramm
abaehen zu laſſen, worauf der Schriftführer Direktor
Dr. Botzler den Geſchäftsbericht über das abgelaufene Jahr er=
ſtattete
. Nach Genehmigung der Abrechnung und des neuen Vor=
anſchlags
wurde alsdann die Anſchaffung von 5000 Stück Tierſchutz=
kalendern
zur Verteilung an die Schuljugend des Landes, ſowie die
Prämiierung von 16 Gendarmen und 8 Schutzleuten gut geheißen.
Endlich ſchloß ſich die Verſammlung dem Proteſt des Vereins=
ausſchuſſes
gegen die Tierquälerei des Diſtanzrittes Berlin=Wien
an, auch ſollen die heſſiſchen Reichstagsabgeordneten durch ein
Rundſchreiben erſucht werden, bei paſſender Gelegenheit die Sache
im Reichstag zur Sprache zu bringen, ferner ſoll das Präſidium
des deutſchen Ti rſchutzverbandes angegangen werden, damit es die
Sache in die Hand nimmt und einen betreffenden Antrag bei der
Reichsregierung ſtellt.
Odenwaldklub. Sektion Darmſtadt. Die Herren=
Tour, welche am nächſten Sonntag zur Ausführung kommt, berührt
einige bevorzugte Punkte des nordöſtlichen Odenwaldes und führt
in ihrem zweiten Teile: Neuſtadt=Groß=Umſtadt durch Strecken,
welche den Touriſten noch völlig unbekannt ſein dürſten. Bieten
Otzberg und Breuberg weitgehende Rundblicke in den Odenwald,
ſo überraſcht der Blick auf das Gebirge bei Betreten Groß=Umſtädter
Gebietes. Auch hat die ſtattgehabte Vortour konſtatieren können,
daß Neuſtadt und Groß Umſtadt ausgezeichnete Frühſtücks=, bezw.
Endſtationen ſind. Die Abfahrt iſt auf 6 Uhr 25 Min. mit Sonn=
tagsbillet
Wiebelsbach feſtgeſetzt.

Die Ziehungsliſte der Darmſtädter Herbſt=Pferdemarkt=
Verloſung lieat auf der Expedition ds. Bl. zur Einſicht auf.
Der des Raubmords angeklagte und von Rotterdam hierher
verbrachte Georg Schreck von Königsſtein hat alsbald nach ſeiner
Einlieferung in mehrſtändigem Verhör dem Unterſuchungsrichter
Großh. Landgerichtsrat Dr. Rüſter ein umfaſſendes Geſtändnis
ſeiner Schuld abgeleat. Auch der Mitangeklagte Philipp Kramm
von Alzey hat ſoeben ſeine Mitthäterſchaft zugeſtanden.
Worms. 19. Okt. Das am Montag im ſtädtiſchen Spiel= und
Feſthaus zum Beſten der notleidenden Hamburger veranſtaltete
Wohlthätigkeitskonzert hat einen Bruttoertrag von 610 M.
ergeben.
Neckar=Steinach. 17. Okt. Der ſchon vor 50 Jahren proiek=
tierte
und vor etwa vier Jahren beaonnene hieſige Winterhafen
wurde vorgeſtern zur Freude der Schiffer vollendet. Die Schiffer
wiſſen jetzt auch bei ſtrengſtem Winter ſich geborgen. Nach dem
Heilbronner Hafen iſt der hieſige unſtreitig der ſchönſte und größte
am ganzen N ckar. Dem Vernehmin nach wollen die Schiffer aus
Veranlaſſung der Vollendung des für die ganze Gegend bedeutungs=
vollen
Werkes eine geeignete Feierlichkeit veranſtalten.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 19. Okt. Die vom Kaiſer
geſpendeten 50000 M. für die Notleidenden in Hamburg. ſind, wie
verlautet. dem Dispoſitionsfonds entnommen, den der Reichstag
alljährlich dem Kaiſer für Wohlthätigkeitsakte und Gnadenerwei=
ſungen
zur Verfügung zu ſtellen pflegt. Dagegen entſtammten die
10000 M. die das Kaiſerpaar vor einigen Wochen zu demſelben
Zwecke nach Hamburgsgeſchickt hat, der kaiſerlichen Privatſchatulle.
Jener Dispoſitionsfonds in Höhe von 900000 M. iſt die einzige
Summe, die der Kaiſer vom Reiche bezieht. Für ſeine perſönlichen
Bedürfniſſe iſt er, abgeſehen von den Einkünften aus ſeinem Haus=
beſitz
, allein auf die preußiſche Civilliſte angewieſen. Aus dieſer
werden auch die oft ſehr hohen Koſten für diejenigen Reiſen be=
ſtritten
, die der Kaiſer im Intereſſe des Reiches Unternimmt. Die
Kaiſerin hat 50000 M. aus den überſchießenden Mitteln der
Schloßfreiheitslotterie der Stadt Berlin für arme Wöchnerinnen
geſchenkt. Auf Befehl des Kaiſers wird am 22. Okt., am Geburts=
tage
der Kaiſerin, Wildenbruchs Drama Die Quitzows; als Feſt=
vorſtellung
für die Töchterſchulen Berlins im königlichen Schau=
ſpielhauſe
in Szene gehen. - Zu den Fragen, von welchen bekannt
geworden iſt, daß ihnen der preußiſche Kultſtsminiſter ein beſonderes
Intereſſe widme, gehört auch die Reform des höheren Mädchen=
ſchulweſens
. Die vielbeſprochenen Vorſchläge wurden zur Zeit
im Kultusminiſterium eingehend geprüft, und es darf als nicht un=
wahrſcheinlich
gelten, daß bereits in der nächſten Tagung mit be=
ſtimmten
Anträgen an die Landesvertretung wird herangegangen
werden. Einen der wichtigſten Punkte der Reformfrage bildet die
Entſcheidung darüber, inwieweit zukünftig der Unterricht an höheren
Mädchenſchulen vorzugsweiſe in die Häͤnde von Lehrerinnen ſtatt
in die von Lehrern zu legen ſei. Es hat den Anſchein, als ſei man
an zuſtändiger Stelle der Erweiterung des Rechtes der Lehrerinnen,
an höheren Mädchenſchulen zu unterrichten, durchaus nicht abge=
neigt
. - Die Beerdigung des Profeſſors Georg Bleibtreu
hat heute früh ſtattaefunden. Der Kaiſer, der ſich durch den Ge=
neraladjutanten
v. Miſchke vertreten ließ, die Kaiſerin Friedrich
und Generalfeldmarſchall Graf Blumenthal hatten prachtvolle
Kränze geſandt. Von dem König von Württemberg und dem Fürſten
von Hohenzollern waren Beileidstelegramme eingelaufen. Um den
verſtorbenen Schlachtenmaler von ſeiten der Armee zu ehren, war
auf Befehl des Kaiſers das Muſikcorps des 2. Garde=Regiments
zu Fuß auf dem Kirchhofe erſchienen.
Frankfurt, 19. Okt. Heute früh wurde, wie die Frkf. 8tg."
meldet, der vermutliche Mörder des vor einigen Jahren im Frank=
furter
Stadtwalde tot aufgefundenen, ſeiner goldenen Uhr mit
Kette und Barſchaft beraubten Elsner, über welchen bisher, trotz
aller Bemühungen der Volizei, noch ein völliges Dunkel ſchwebte,
hier eingeliefert; er heißt Uſath, iſt Schloſſer, ein gebürtiger Oſt=
preuße
. Uſath wurde zu dieſer Heit als Deſerteur von hier ſteck=
brieflich
verfolgt. Er hatte ſich bei der Fremdenlegion angeworben,
und dort, wo er ſich ſicher glaubte, bei einer Gelegenheit die Aeuße=
rung
laut werden laſſen, daß er den Elsner in Frankfurt umge=
bracht
hätte. Durch eine Denunziation gelangte dies bei der hieſigen
Behörde zur Anzeige. Uſath wurde ſodann auf Reklamation der
hieſtgen Volizeibehorde verhaftet und durch einen Volizeibeamten
aus Belfort hierhergebracht.
Mannheim, 19. Okt. Der wegen Verdachts der Mitthäter=
ſchaft
bei der Ermordung des Fabrikanten Herz in Billigheim
verhaftete Buchhalter iſt auf freien Fuß geſetzt worden. Es ſteht
jetzt feſt, daß die Urheberin des Mordes die Gattin des Getöteten
iſt. Sie wollte ihren Mann aus dem Wege räumen, um einen an=
dern
ehelichen zu können. Frau Herz lebte in ſezr unglücklicher
Ehe. Vor einigen Tagen reiſte ſie nach Ulm, wo ſich das frühere
Dienſtmädchen Schempp aufhielt, und verhandelte mit ihr über eine
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Nr.
Beſeitiauna ihres Gatten. Die Schempp, die ſittlich tief geſunken
iſt, ließ ſich auch zu der That überreden. In der vergangenen
Woche lauerten nun die Schempp und ihr Bruder, der Fuhrmann
Johann Schempp von Langenau bei Ulm, dem Fabrikanten Herz
auf, als dieſer von ſeinem außerhalb des Ortes Billigheim belegenen
Geſchäfte nach Hauſe geben wollte, und überfielen ihn. Um den
Anſchein zu erwecken, als liege ein Raubmord vor, raubten die
Mörder die Liche aus, nur vergaßen ſie die goldene Uhr und den
Brillautrina ſich anzueignen, welcher Umſtand auf die Spur der
Mörder führte. Die verhaftete Schempp hat bereits geſtanden.
Frau Herz, die einer angeſehenen, reichen Ulmer Familie entſtammt,
bot für ihre Haftentlaſſung eine Büraſchaft von 100 000 M, wel=
ches
Geſuch abſchlägig beſchieden wurde. Der gedungene Mörder,
Fuhrmann Schempp, hat ſich in einem Wäldchen bei Ulm erhängt.
München, 19. Okt. Die Allgemeine Leitunarver=
öffentlicht
eine Erklärung des Verlags. wonach das Blatt in
München weiter erſcheint. Dr. Vetzet werde Chefredakteur, während,
Vrof. Dove ausſcheide. Die Beilage werde unter Redaktion Dr.
Ottos weitergeführt.
Wittenberg. 19. Okt. Neueſten Meldungen zufolge wird der
König von Schweden ſich bei der Einweihüng der Lutherkirche
dahier durch den Kronprinzen vertreten laſſen.-Selbſtverſtändlich
ſei auch an den Könia von Dänemark eine Einladung ergangen,
der einen hohen geiſtlichen Würdenträger als Vertreter ſenden
werde.
Burgſteinfurt, 18. Okl. Ein blutiger Kampf entſpann
ſich am Samstag zwiſchen einem Förſter des Fürſten von Bentheim=
Steinfurt und zwei Wilderern, Gebrüder Hüging, begüterten Bauern
aus der hieſigen Gegend. Der Beamte traf die Wilderer, als ſie
Krammetsvögel aus den Schlingen holten. Beide widerſetzten ſich
ihrer Verhaſtung mit Meſſer und Beil. Der Förſter ſtreckte den
einen Wilddieb durch einen Schuß in den Unterleib nieder und legte
eben auf den zweiten an, als der Verwundete ſeine letzte Kraft zu=
ſammennahm
und auf die Bruſt des Förſters zielte. Dieſer ſprang
raſch zur Seite und erbielt den Schuß in den Arm. Der verwun=
dete
Hüging iſt ſeiner Verletzung erlegen. Der Förſter wird wahr:
ſcheinlich den getroffenen Arm verlieren.
Flensburg. 19. Okt. In dem Prozeß, den die Adoptiv=
tochter
des verſiorbenen holſtein=glücksburgiſchen Herzogpaares, ein
früheres Frl. v. Beuſt, gegen den Herzog Friedrich Ferdinand an=
geſtrengt
hat, wurde, vom hieſigen Landgericht jetzt zu Gunſten des
beklagten Herzogs entſchieden. In dem Prozeß handelte es ſich
um den Beſitz des Schloſſes zu Glücksburg.
Wien, 18. Oktr. Um die reiche Erbſchaft der Hofopern=
ſängerin
Wilt, die im vorigen Jahre durch Selbſtmord endete,
ſtreiten drei Hauptbeteiligte: ihre Tochter, die Frau des Opern=
ſängers
Gottinger in Graz, deren Tochter und die Verſicherungs=
geſellſchaft
Aſſicurazioni Generali. Frau Wilt hat 1883 ihre Tochter
Frau Gottinger zur Univerſalerbin ihres mehr als eine Million
Mark betragenden Vermögens abzüglich verſchiedener Legate im
Geſamtwert von 100 000 fl. eingeſetzt. Kurz vor ihrem Tode aber
enterbte ſie ihre Tochter, da dieſe ſie zeitweilig ſchon einer Irren=
anſtalt
hatte übergeben müſſen ſchloß einen Leibrentenvertrag mit
der Verſicherungsgeſellſchaft Aſſicurazioni Generali, der ſie 400 600 fl.
bar gegen eine Leibrente von 16000 fl. jährlich übergab, und ſetzte
für den Reſt des Vermögens ihre Enkelin Margarethe Planken=
ſteiner
, Tochter der Frau Gottinger, als Univerſalerbin ein. Wie
die N. Fr. Preſſe; berichtet, hat nunmehr die Enkelin mit Zu=
ſtimmung
des Kuratelgerichts anerkannt, daß Frau Wilt zuletzt
irrſinnig war, ſomit ihr erſtes und nicht ihr zweites Teſtament
giltig ſei. Frau Gottinger iſt ſomit unter allſeiliger Zuſtimmung
der Beteiligten Univerſalerbin geworden und kann nunmehr in
dieſer Eigenſchaft gegen die Verſicherungsgeſellſchaft auf Rückgabe
der 400 000 fl. klagen.
Zürich. 19. Okt. Heute früh 6 Uhr ſind bei Wetzikon ( ver=
einigie
Schweizerbahnen) infolge falſcher Weichenſtellung die beiden
erſten Hüge von Zürich und Rapperswyl zuſammengeſtoßen.
Die Lokomotive des einen Zuges warf einen Verſonenwagen des
andern um. Die in demſelben befindlichen Reiſenden gelanaten
durch das Fenſier ins Freie. Schwerere Verletzungen ſind nicht vor=
gekommen
. Der verurſachte Materialſchaden iſt nicht unbedeutend.
Gothenburg. 19. Okt. Ein mächtiger Erdrutſch in der
Nähe der Stadt Saefvar hat an dem Ufer des Fluſſes Saefvar
ſtattgefunden. Eine Fläche von 500 Meter Länge und 100 Meter
Breite hat ſich plötzlich niedergeſenkt und hat den breiten Fluß
beinahe vollſtändig zugedämmt. Die dadurch entſtandene Flutwelle
hat aroßen Schaden angerichtet.
Hleine Chronik. In der Nacht zum Mittwoch wurde in
Bingen ein verwegener Einbruchsdiebſtahl in das Polizei=
amt
verübt. Es wurden geſtohlen 50 M. Bargeld, 4 Revolver,
2 Piſtolen, Vatronen, eine Menge Schmuckſachen, Cigarren und
Stempel. - Bei dem Einſturz eines Sieles in Hamburg ſind

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7 Arbeiter verſchüttet geweſen. Durch die Feuerwehr wurden 5
noch lebend zu tage hefoͤrdert, 2 waren tot. Der Einſturz des
Sieles erſolate, als eben ein Eiſenbahnzua die Stelle vaſſiert hatte.
DasBerliner Tageblatt meldet aus Leipzig, daß am Mittwoch
zwei Strolche in einem Hauſe der Köniaſtraße den Geldbriefträger
Knoefel zu erdroſſeln verſuchten. Die vilferufe vertrieben die
Attentäter. - Bei einer Uekung der Schießſchule in Spandau be=
trat
ein Bauernmädchen das verbotene Terrein und wurde dabei
ſchwer verletzt. Ein armer ita ieniſcher Maurer, Leonardo
Fratte, wurde in Dresden erſtochen und ſeiner Erſparniſſe be=
raubt
. Der Thäter konnte bis jetzt nicht ermittelt werden. - Eine
große Feuersbrunſt zerſtörte in Genf die in der Rue du Rhone
befindlichen Häuſer der dortigen reformierten Gemeinde. Ein Ar=
beiter
iſt umnekommen.
Choleraberichte. In Hamburg wurden für den 19. Ok=
tober
amtlich gemeldet eine Choleraerkrankung, kein Todesfall.-
In Mecheln kamen ſechs Cholergerkrankungen und zwei Todes=
fälle
vor.
Das Oberphyſikat Peſt erklärt, die Cholera ſei im allgemeinen
nicht im Abnehmen beariffen wegen des Genuſſes von unfiltriertem
Donauwaſſer. In dem ſtark durchſeuchten Stadtteil, wo der Bezug
von filtriertem Waſſer ermöglicht wurde, hat die Cholera auffallend
ſtark abaenommen. In Ofen wo filtriertes Trinkwaſſer genoſſen
wird, tritt die Cholera nur ſporadiſch auf. Seit Dienstag wurde
in Oſen weder eine Erkrankung noch ein Todesfall verzeichnet. Am
19. wurden gemeldet: 24 Erkränkungen, 13 Todesfälle. 19 Verſonen
wurden als geheilt entlaſſen.
- Aus Lothar Buchers Vergangenheit wird derStraßb.
Voſt= Folgendes mitgeteilt: Der Redakteur der Bresl. 3tg.
Dr. Stein war ein vertrauter Freund Lothar Buchers; beide
waren im Jahre 1848 als Mitalieder der Nationalverſammlung in
Berlin geweſen, wo ſie faſt täglich mit dem damaligen Abgeörd=
neten
v. Bismarck=Schönhauſen in einer Reſtauration, in der
Nähe des Theaters, zuſammentrafen und wo ſomit die erſte
nähere Bekanntſchaft zwiſchen Bismarck und Bucher ſtattgeſunden
hat. Den ſpäteren Eintritt Lothar Buchers in das Auswärtige
Amt hat letzterer dem Dr. Stein brieflich wie folgt erläutert: Bei
Gelegenheit einer Sitzung des Miniſteriums ſagte der damalige
Juſtizminiſter Graf zur Lippe; Heute, iſt mir etwas Merk=
würdiges
paſſiert; Lothar Bucher hat ſich um Zulaſſung zur Reichs=
anwallſchaft
beworben. Natürlich kann man den Mann nicht An=
ſtellen
.- Was2= ruft Bismarck. Bucher will in den Staatsdienſt?
Na, wenn Sie ihn nicht nehmen, nehme ich ihn.: Allgemeines Er=
ſtaunen
. Darauf ſchreibt Bismärck an Bucher. Dieſer, bekanntlich
auch Mitbegründer des Nationalvereins, ſchreibt darauf an Bis=
marck
: -Exzellenz kennen meinen nationalen Standpunkt, welchen ich
niemals verleugnen werde
Darauf ſchreibt Bismarck: Ihren
nationalen Standpunkt kenne ich fr ilich ſehr genau, aber den brauche
ich grade zur Durchführung meiner Politik, und ich werde Ihnen
nur Arbeiten zur Ausführung übertragen welche ſich im Geiſte
Ihrer nationalen Beſtrebungen bewegen. Darauf erfolgte die ſo=
fortiae
Erklärung Buchers. daß er in dieſem Falle die gebotene
Stellung gern annehme. Dieſe genaue Mitteilung Lothar Buchers
an Dr. Skein hatte den ganz beſtimmten Zweck gehabt, den damals
großes Aufſehen erregenden Eintritt des alten Achtundvierzigers
in den Staatsdienſt dem liberalen Freunde zu erklären.

Todrs-Anzeige.

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(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Freunden und Bekannten hiermit die traurige Mit=
theilung
. daß geſtern Nachmittag 2 Uhr unſere liebe
Mutter, Großmutter und Schwiegermutter
Frau Liſette Büßer Wwe.
im vh-endeten 87. Lebensjahre nach 3tägigem Krankſein
anft chlafen iſt.
Um ſtiu Theilnahme bittet im Namen der trauernden
Hinterblieben n
Frau Mario Büsser Wwo.
Darmſtadt, den 20. Oktober 1892.
Die Beerdigung findet Samstag Nachmittag um 3 Uhr
vom Friedhofe aus ſtatt.

Hierzu eine Beilage: Aufruf an die Bewohner des Großherzogthumsl

Druck und Verlag. L. C. Pittihiche volbuchdruckerei verantwvortlich für die Redallin. Dr. J. Paldaeſtel. beide in Darmſlak