Darmstädter Tagblatt 1892


29. August 1892

[  ][ ]

EE6ET½ EUATOIN
HN

Asonnementspreis
dlerteljährlich 1 Mark 50 Pf., hall-
ſhrlich
3 Mark ind. Bringerlohn.
Answäng verden von Ern Poſt=
Emtern Beſtellungen entgegenge=
nommen
zu 1 Mark 50 Pf. pro
Quartal incl. Poſtauſlſchlag.

155. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

16

1)

Zuſerate
für daz
voͤhentl. Gmal erſcheinende Tagblan
werden angenommen:h Tarmſtadt,
von der Expedition, Rem ſr. Nr. 23.
in Beſſungen von Feadr. Blößer,
Schleßhausſtraße 14, ſowe auswaͤrn
von allen Annoneen=Aerudltionen.

Amtliches Organ
für die Bekannsmachungen des Großh. Breisamts. des Großh. Polizeiamks und der anderen Behörden.

63. 202.

Montag den 29. Auguſt.

1898.

Polizei=Verordnung für die Stadt Darmſtadt.
Betreffend: Den Trausport zu desinficirender Gegenſtände.
Um die Gefahr einer Verſchieppung anſteckender Krankheiten zu verhüten, wird mit Genehmigung Großherzoglichen
Liniſieriums des Innern und der Juſtiz vom 25. Auguſt 1892 nach Anhörung der Stadtverordneten=Verſammlung auf
rund des Art. 56 der Städteordnung und der Art. 349 und 350 des Polizeiſtrafgeſetzes für die Haupt= und Reſidenzſtadt
armſtadt Nachfolgendes beſtimmt:
8 I. Die Verbringung von Gegenſtänden, die von einem, an einer anſteckenden Krankheit Leidenden benutzt oder mit
mſelben in Berührung gekommen ſind, nach und von der ſtädtiſchen Desinſeklionsanſtalt darf nur unter Leitung einer
m unterzeichneter Behörde veepflichteten Perſon und in dem hierfür beſtimmten Wagen erfolgen. Bei der
erpackung und dem Transport der Gegenſtände ſind die hierfür beſonders ertheilten Vorſchriſten zu beachten.
8 2. Die Gebühren für den Transport werden nach Feſtſetzung bekannt gemacht. Ebenſo wird die Gebühr, welche im
ille der Desinſettion von Wohnräumen, auf freiwilligen Antrag oder auf Anordnung der Polizeibehörde aus ſanitätspolizei=
hen
Gründen, zu entrichten iſt, beſonders feſtgeſetzt und bekannt gemacht.
8 3. Zuwiderhandlungen gegen die in 8 1 genannten Vorſchriſten werden, ſojern nicht auf Grund der allgemeinen
aſgeſetzlichen Beſtimmungen eine härtere Strafe verwirkt iſt, mit G ldſtrafe bis zu 30 Mark beſtraft.
Darmſtadt, den 28. Auguſt 1892.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
[3018
Fey.
B e k a n n t m a ch u n g.
tr. die Annahme einer beſonders verpflichteten Perſon für den Transport von Gegenſtänden nach der
ſtädtiſchen Desinfektionsanſtalt, ſowie für Vornahme von Hausdesinfektionen.
Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß auf Grund vorſtehender Polizeiverordnung eine geeignete Perſön=
keit
für den Transport von Gegenſtänden nach der ſtädtiſchen Desinfektionsanſtalt, ſowie für die Vornahme von Desin=
ionen
in amtlichen Auftrage beſtellt und verpflichtet werden wird. Dieſelbe wird auch auf freiwilligen Antrag von Privaten
Wohnungen Desinſektionen vornehmen.
Die Gebühren für dieſe Thätigkeit ſind bis auf Weiteres wie folgt feſtgeſetzt:
1) für den Transport zu desinficirender Gegenſtände von und nach der ſtädtiſchen Desinfektionsanſtaltk) bis
zu 2 Stunden Zeitauſwand
M. 2. jede weitere Stunde Zeitaufwand
50.
2) Bei Hausdesinfektionen für das Zimmer:
2.50.
3) Bei Desinſektion einzelner Gegenſlände und Oertlichkeiten für die Stunde Zeitaufwand
50.
Die Desinſektionsmalerialien ſind, im Falle der Requiſition durch die Behoͤrde von dieſer, bei freiwilligem Antrag von
ügl 3 vaten aber durch letzieren zu ſtellen. Bei den im amtlichen Auftrage erfolgenden Desinfektionen bleibt Rückerſatz der Koſten
den betheiligten Privaten bezw. Kaſſen vorbehalten.
8
neis.
Beſtellungen von Privaten auf Vornahme von Hausdesinfektionen werden demnächſt auf den Polizeirevieren, ſowie auf
27
Amtswache Großh. Polizeiamts entgegengenommen.
Die Thäligkeit vorgenannter Perſon unterliegt der Beaufſichtigung des Großh. Polizeiamtes, bezw. Kreisgeſundheitsamtes.
109
Etwaige, aus Anlaß der Desinfektionen entſtehende Streitigleiten werden von der unterzeichneten Beh orde entſchieden.
hrio
Darmſtadt, den 28. Auguſt 1892.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
(13019
Fey.
5) Die für die Desinſekion in der füdtiſchen Desinſfeklionsanſtalt erwachſenden Loſten ſind hierin nicht einbegriſſen.
B e k a n n t m a ch u n g.
Mit Bezug auf die diesſeitige Bekanntmachung vom 25. Auguſt 1892 (Darmſtädter Tagblatt Nr. 200) bringzen wir zur
423

[ ][  ][ ]

2842
Nr. 202
allgemeinen Kenntniß, daß zur Desinſektion der Aborte die Anwendung von gewöhnlicher Carbolfüure in der Miſchung von
300 Gramm auf 10 Liter Waſſer vorerſt genügend erſcheint.
Darmſtadt, den 28. Auguſt 1892.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Fey.
13020

B e k a n n t m a ch u n g.
Wegen Herſtellung der Kabelanſchlüſſe für die Neubauten in der Grafenſtraße wird dieſelbe von der Rhein= bis zur
Bleichſtraße am Dienstag den 30. l. Mts. Vormittags für den Fuhrwerks= und Reiterverkehr geſperrt.
Darmſtadt, den 27. Auguſt 1892.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
J. V.
Dr. Kratz.
[13021

E d i c t a l l a d u n g.
Nachdem wider den Musletier Joſeph Koehly der 6. Kompagnie Infanterie=
Regiments Kaiſer Wilhelm Nr. 116, geboren am 28. März 1869 zu Gebweiler,
Kreis Gebweiler, der förmliche Deſertionsprozeß eröffnet worden iſt, wird derſelbe
hiermit aufgefordert, ſich ſofort bei ſeinem Truppentheil zu geſtellen, ſpäteſtens
aber in dem auf
Mittwoch den 30. November 1892, Vormittags 10 Uhr,
anberaumten Termin vor dem unterzeichneten Gericht zu erſcheinen, widrigenfalls
die wider ihn eingeleitete Unterſuchung geſchloſſen, er in contumaciam für fahnen=
flüchtig
erklärt und in eine Geldbuße von Einhundert und fünfzig bis Dreitauſend
Mark verurtheilt werden wird.
Darmſtadt, den 9. Auguſt 1892.
[13023
Gericht der Großherzoglich Heſſiſchen (25.) Diviſion.

erſteigerung

von

Möhel und Daunrath.
Dienstag den 30. d. und Mittwoch den 31. Auguſt,
Vormittags 9 und Nachmittags 2 Uhr,
wird der Nachlaß der Poſtſtallmeiſter Wiener Wittwe da=
hier
, Wilhelminenſtraße 3, öffentlich gegen Baarzahlung ver=
ſteigert
und zwar:
Gold und Silber, 2 Kanapees, 1 Schreibpult, 1 Auszieh=
tiſch
, 1 Glasſchrank, 1 Ruhebett, 1 Waſchſchrank mit Mar=
morplatte
, Kleider= und Weißzeugſchränke, 1 großer antiker
Kleiderſchrank, verſchiedene Tiſche, Spiegel, Bilder, wo=
runter
3 werthvolle Kupferſtiche, Klavier, Kommode, 1 Ets=
ſchrauk
, 3 vollſtändige Betten mit Roßhaarmatratzen, 1 Re=
gulator
, 1 Standuhr, Vorhänge, Kleider und Weißzeug, Por=
zellan
und Glaswerk, Küchenſchrank mit Glasaufſatz, voll=
ſtändige
Kücheneinrichtung und ſonſtiger Hausrath.
Darmſtadt, den 26. Auguſt 1892.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt I.
J. V.:
Lautz, Gerichtsmann.
12883

Brkanntmahung.
Wir bringen hiermit zur Kenntniß, daß auf unſerem Gemeindezimmer,
Friedrichsſtraße Nr. 2 dahier, die Rechnung der israel. Religionsgemeinde Darm=

ſtadt pro 1891-9 vom 29. d. Mts. an acht Tage lang zur Einſicht offen
liegt.
Darmſtadt, am 26. Auguſt 1892.
Der Vorſtand der israel. Religionsgemeinde.
[13023

Am Mittwoch, 31. Auguſt er.,
Vormittags von 9 Uhr ab,
Verſteigerung einer groͤßeren Partie
Pferde=Dünger
Matratzenſtren)
auf dem Hofe der alten Kavallerie=
Kaſerne.
(13024
Darmſtadt, den 27. Auguſt 1892.
Dragoner=Regiment Nr. 23.

Lahmende Pferde

vorkaufe oder schlachte man nicht, vormahe
nur einmal

4 H. Marte''s
1
28
Esspath-Liniment,

vodurch sis vollständig viador horgostout
verdon, ohne Gofaht irgend Wunden odor
rahle Stellon horvorzurufen oder zu hinter-
lasoon
. bovährt zich vortofl lich dei Spath,
Veberbein. Stollbeule, Sehnonklapp, Sohnen-
Ausdohnung, Kropf. Genick- und Brustbeulen,
Gallen, Schvamm. Eutor-, Ploisch- und Speck'
geschvulst. Knochen-Anftreibung, allen Fich-
tischen
ünoten, Verrenkungsn. Verstauch-
ungon
des Kron-, Fessel- und Uufgolenkes,
auch der Kühe, Schaſe, überhaupt allen
Viohes, ohne dasselbe achonen oder einstellen
m müsen durch einfeohste Behandlung.
let nicht zu vornochseln mit Fluid oder Charfe
Salbo. Blüister u. dergl. Beziohdar 2.50 und
150 aureh die moisteon Apothokon u. Lwenuond
hindlungen. Hauptvorsahdt Marien-Apothske
Dresden. Kronen-Apotheke Verlin puf, Apo-
teker
G. Gnttmann, Königsberg, G. Pohl, S
Schönbanm-Danzig. Adorapotheke Hallo a. S. O
Sohlos-Apothoke Chonvitz. Aau achto zu
die Schutzmatke.
Hauptdepst Dresden bei Th. Schreihor,
Schnorrstr. 14. Erhältlich in fast allen
Apotheken in Dosen H. 4.50u. M. 2.50,
Darmstadt in der Einhorn-Apothelo.
Prospecte u. Leugn. gratis u. franco.

0000=

Orauringe

in allen gangbaren Größen, in 14
3 und 8 Karat, ſtets am Lager.
Georg XarD.
Ludwigsſtraße 17. (13027
oooeeeeeoooooooooooooeee.

26

2 Schwere Lugpforde,
braune Wallach, zu verkaufen.
Näheres Expedition. (12856

[ ][  ][ ]

2843

Nr. 202

Giebrüder Becker,
Darmstadt,
17 Mauerſtraße 17,
Iustallations-Geschüft für Wasser-,
Gas- &E Dampf-Leitungen,
Neuanlagen und Amänderungen beſtehender Abort-
anlagen
, Küchenentwäſſerungen ete.,
[13025
3 den heutigen hygieniſchen Anforderungen entſprechend.
Water-Glosels aller Systomo.
Son aE Gtyrted'r
der
Voroinigton Ortskrank onkasso.
Der durch die Delegirtenverſammlung vom 21. März 1892 erwählte Vor=
ſtand
beſchloß von der ſeither geübten Verwaltung und Geſchäftsleitung der Orts=
krankenkaſſe
durch die ſtädtiſchen Behorden külnftighin abzuſehen und wird von nun
14 an die Führung der Geſchäſte ſelbſt in die Hand nehmen.
Die hierdurch bewirlte Umänderung erfordert eine völlig neue Organiſalion,
ſcwelche durch die von dem Vorſtande ernannten Beamten vom 1. Setember d. Js.
r3 ihre Thätigkeit beginnen wird.
½ ½
Der unterſertigte Vorſtand gibt ſich der beſtimmten Hoffnung hin, durch ſpar=
10)
ah ſamen Haushalt, wie durch energiſche Kontrole gegen etwaigen Mißbrauch, der
lo jes Kaſſe die Grundlage zu geben, welche es ermöglicht, nicht allein die bede utenden
gies Verpflichtungen der Kaſſe, den Mitgliedern gegenllber, zu erhalten, ſondern noch
755
ug zu erweitern.
In dieſem Beſtreben erwartet der Vorſtand die getreue Unterſtützung aller
G
M drs Mitglieder und hofft, daß die etwa nothwendig werdenden kleinen Opfer der Kaſſe
. veoo nit Freuden dargebracht werden.
lun, 20.
Der Vorſtand hat mit einer Anzahl hieſiger Aerzte *) ein Abkommen getroffen,
Joo-
ſo
5 auf Grund deſſen die Mitglieder in der Lage ſind, ſich die ihnen am meiſten zu=

Jat.
lch.

7 Bodenheimer, Rheinſtraße 26,
Guttenberg, Alexanderſtraße 8,
Hammer, Beſſungerſtraße 15,
Holländer, Ernſt=Ludwigsſtr. 12,
Langsdorf, Hügelſtraße 63,
Lauteſchläger, Friedrichsſtr. 21,
Rehrere Hundert Wein= und
Champagnerflaſchen
51 verkauf. Nah. in der Exped. (12815

Orth III., Steinſtraße 25,
Plagge, Soderſtraße 8,
Quetſch, Grafenſtraße 6,
Schäffer, Martinſtraße 26,
Sior, Niederramſtädterſtraße 43,
Weber, Annaſtraße 24.

ſagende ärztliche Hülfe auswählen zu können, es wird aber dabei doch voraus=
zeſetzt
, daß nach Möglichkeit der in dem betreffenden Revier wohnende Arzt in
in 1
Anſpruch genommen werde, um jeder unnützen Zeit= und Kraft=Vergeudung zu

egegnen.
Es iſt ſeitens der Herren Aerzte als ſehr wünſchenswerth bezeichnet worden,
twaige ärztliche Beſtellungen des Morgens zeitig vor 8 Uhr zu machen.
Die Sprechſtunden finden
an den Wochentagen Nachmittags von 2-3 Uhr,
an Sonn= und Feiertagen Vormittags von 8-9 Uhr ſtatt.
Die Büreaus der Kaſſe befinden ſich
Eliſabethenſtraße 53, eine Stiege hoch,
nd ſind bis auf Weiteres für den Verkehr mit dem Publikum
Vormittags von 10-1 Uhr, Nachmittags von 4-6 Uhr,
59
eöffnet. Samstags Nachmittags ſind die Büreaus geſchloſſen.
Darmſtadt, im Auguſt 1892.
Der Vorſtand der Vereinigten Ortskrankenkaſſe:
Stephan.
Langenbach.
Sparr.
Abel, Geſchäftsfuhrer.
(3026
4) Es ſind dies die Herren:
Dr. Barthel, Marktplatz 11½
Dr. Maurer, Steinſtraße 32.
Becker, Neckarſtraße 12,

T.

¾⁄₄. Morgen Ewiger Klee
[12857]
zu verkaufen bei

Weygand, Hohlerweg 20.

ſorTon-Utiko
neu eingetroſken:
AVerren-Gravatten, E
geschmackvolle Dessins,
billige Proiso.
Am bestem
kauft man bei uns ferner:
Jonno,
hotteſl Aragon.
Horvon-Mansohstton,
Henror Elape Handbehule,
oppo
1o. IG. Hasohlodſer Handsohuhs,
Normal-Untersachen,
Syst.: Prof. Jäger,
20.
Reform-Unte.sachen,
Syst.: Dr. Lahmann,

[3051

Hosonträgor.
fl. Stade E Beer Hachk.,
Darmstadt.
2 Ludwigsplatz D.
Heute eintreffend:
Eine Partie
Thürimger
Prouselbooron,
per Maaß (2 Liter)
PI9.
Gustav landau,
nur Ludwigsplatz B.
12858) Sprenger zu verk. Weinbergſt. 16.
Dommerkarthäuſer=Aepfel u. Fall=
üpfel
zu verk. Dieburgerſtr. 212.

[ ][  ][ ]

2844

Nr. 202
Beichen- und Halschule.

Am 1. Soptem ber Wiederbeginn des Untorrichts.
Prospekte und Anmoldungen: Steinstrasse 15, III. ſ30esa
Bortha Maurer. A. Schaodol. M. Sohloiormachor.

Gustav Rüsel,

Wenkſtraße Nr. 20,
empfiehlt als beſonders preiswülrdig von der Firma
Theobald Deister, Gau=Algesheim:
Gau=Algezheimer Tiſchwein, per Flaſche Mk. - 60 ohne Glas,
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Riesling,
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Goldberg.
80
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Rothwein,
1.-


do.
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Burgunder,
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Cognac, deutſch, ff. Marke, ¼ Liter

Frankfurter Eſſig=Eſſenz. zur Selbſtbereitung des ff. Speiſe= und
Einmach=Eſſigs, Flaſche Mk. 1 und Mk. 2.75.
ll2374
Garantie für vollständige Reinheit.

Zum 2. September!

Wie in den vorderen Jahren, kommen wir auch in dieſem Jahre zum bevor=
ſtehenden
Nationalfeſt vom 2. September, mit der Bitte um Gaben für die In=
validen
und die Hinterbliebenen gefallener Soldaten des Krieges 187071.
Ueberall, wo man an jenem Tag, in Gotteshäuſern oder bei ſonſtigen Vereinigungen,
dieſes Feſt feiert und ſich deſſen erinnert, was vor zweiundzwanzig Jahren geſchah,
möge man auch jener Opfer des Krieges dankend gedenken und durch Gaben je nach
Vermögen dazu beitragen, daß ihr Loos auch weiterhin verbeſſert werde.
Wir bitten insbeſondere, wie früher, die evangeliſchen Pfarrämter und
Kirchenvorſtände, gemäß der ihnen von Grtßherzoglichem Ober Conſiſtorium er=
theilten
Erlaubniß, bei den betr. Feſtgottesdienſten Collekten für jenen Zweck zu
erheben.
Unſere Zweigvereine erſuchen wir, wie ſeither möglichſt für die Verbreitung
dieſer Anſprache und Durchführung unſerer Idee zu wirken, insbeſondere an geeig=
neten
Orten Sammelbüchſen aufzuſtellen.
Alle, welche uns demnächſt die Erträgniſſe von Sammlungen zu übermitteln
haben, bitten wir, dieſelben durch Poſteinzahlung an unſeren Schatzmeiſter, Herrn
Regierungsrath Hechler dahier, einzuſenden.
Darmſtadt, den 9. Auguſt 1892.
Der Vorſtand
des Hülfsvereins im Großherzogthum Heſſen für die Krankenpflege
und Unterſtützung der Soldaten im Felde, als Landesverein der
Kaiſer=Wilhelms=Stiftung für deutſche Invaliden.
A. Weber, Finanzminiſter,
A. Buchner, Geh. Oberconſiſtorialrath,
Vorſitzender.
Schriftführer.
[13029

Reskauration Stadt Pſungstadt.

Montag den 29. Auguſt:
CONTUETAIaSrauss
ausgeführt von der
112309
Capelle des 1. Grossh. Hess. Infanterſe-Gelbgarde RRegiments Hr. II5
unter Leitung des Großh. Muſikdirektors Herrn W. G. Hilge.
ſEintritt 30 Pfennige.
Anfang 8 Uhr Abends.
S Bei ungünſiger Witterung findet das Coneert im weißen Saale ſtatt. M

Mübllbal Eborstadt.

Ein neues, einſtöckiges Haus mit
ſchönem Garten und Waſſerleitung, im
Stock 3 Zimmer und Küche, Manſarde
ebenfalls 3 Zimmer und Küche, iſt um
den ſehr billigen Preis von 5500 Mark
zu verkaufen. Näheres durch den Im=
mobilien
=Agenten Hch. Braun, Darmſtadt,
Herdwegſtraße I.
(13030

Als Erſatz bei allen Speiſen, zu denen
man Fleiſchbrühe braucht, genügen wenige
Tropfen von
(1303]
1
4Suppenwürze.
E*
L4AAA Zu haben bei
Wilh. Weber Nachf., Eliſubethenſtr.

W

9982) Roßdörferſtr. 7 iſt die Bel=
etage
mit Zubehör auf 1. September zu
vermiethen. Näheres Nr. 9 parterre.
10060) Eliſabethenftr. 47 ein Stüb=
ſchen
und Kammer an einzelne Perſon.
11833) Ecke der Ludwigshöb= und
Weinbergſtraße erſter Stock, 4 Zimm,
abgeſchl. Vorplatz ꝛc, ſofort beziehbar.
11596) Manſarde, enthalteno drei
große Zimmer mit Küche ꝛc., abgeſchloſſ.
Vorplatz, für 300 M. an ruhige Familie
zu vermiethen. Näheres Hoffmannsſtr. 32,
1 Stiege hoch.
12139) Wendelſtadtſtraße 44 ein
Manſarde mit allem Zubehör per ſofor
zu vermiethen. Näheres 1. Stock.
12385) Hohlerweg 11 kleine Woh=
nung
per 8. September zu vermiethen.
12614) Eckhaus d. Eliſabethen=u
Louiſenſtraße Manſarde 2 Zimm, Küche
und Boden per 15. September zu verm.
Preis 200 M. Ausknnſt im 1. St. daſ.
12728) Aliceſtr. 17. 3. Stock, die
neuhergerichtete, an Herrn Major Hamel
vermiethete Wohnung von 8 Zimmern,
Gartenvergnügen ꝛc., iſt verhältniſſehalber
anderweitig zu vermiethen und ſofort zu
beziehen. Näh. C. Friedrich Mahr.
13032) Schloßgartenſtr. 21 Beletage
3 Zimmer und alles Zubehör ſofort z. v.
13033) Schulſtr. 12 unmöbl. Zimm.
13034) Rheinſtraße 48
eine hübſche Manſardewohnung, beſtehend
aus 2 großen Zimmern, 2 Kamm., Küche
mit Waſſerltg. und allem Zubehör, ab=
geſchloſſenem
Vorplatz, Keller und Boden=
räumen
, zu beziehen am 15. Oktober.
13035) Schloßgartenplatz 6 Man=
ſarde
, enthaltend 3 ſchöne Zimmer mit
Küche, abgeſchloſſ. Vorplatz ꝛc., zu ver=
miethen
und Anfangs November zu be=
ziehen
. Näh=res parterre.

4

9141) Caſinoſtr. 14 ein gut möbl=
Zimmer ſofort zu vermiethen.

[ ][  ][ ]

Ma=

11992) Waldſtr. 24, 2 Trp, zwei
einere ineinandergehende frdl. möbl. 3.
12022) Saalbauſtr. 17, 1. St., ein
hönmöbl. Zm. mit od. ohne Penſion ſof.
12024) Hoffmannsſtraße 1 II. Stock
n freundl. möbl. Zimmer zu vermiethen.
12649) Rheinftr. 20 frdl. möbl. Z., ſep
ingang bill. zu verm. Näh. Friſeur Kraft.
13036) Schloßgraben 11 zwei ſchön
öblirte Zimmer, zuſammen od. getrennt.
13037) Waldſtraße 50, 1. Stock,
ei fein möbl. Zim. per 1. Okt. zu v.
Ein halber Sperrſitz,
iks, ſehr bequem gelegen, iſt abzugeben.
äheres Erxedition.
[12954
Ein Viertel Sperrſitz
lau) abzugeben. Näheres Exp. (3038
Ein halber Parterreplatz
zugeben. Näheres Expetition. 113039
In der 1. Nang=Loge
ein halber Platz für die ganze Saiſon
zugeben. Näheres zu erfragen Rhein=
[13040
16e 46.
Jarquet=Loge Nr. 8, Vorderplatz,
8 im Ganzen oder nach roth und
zu gettennt, abzugeben. Näheres Hein=
gſtraße
120 parterre.
[12874
gule Eindrittel 1. Rang=Plätze neben
einander abzugeben. Näheres bei
Nungeſſer, Mauerſtr. 28. (12991
in Viertel Sperrſitz, Anfangs
der Reihe, oder ein Viertel
Parquetloge,
Ucht. Näheres Exped.
112845
Tuche zu kaufen auf Theilzahlung: eine
Plüſchgarnitur, 1Herrenſchreibtiſch,
Spiegel m. Conſol, 1 Kleiderſpind, ein
rticow, alles nußb., u. 1 Teppich. Jährl.
zahlg. 320 M. Gefl. Off. mit Angabe
Anzahlung erbitte sub H. D. 55 an
Exped. d. Bl.
[3041
zeſucht zwei halbe Sperrſitze neben=
einander
. A. G. Exped. d. Bl. (13042

Nr. 202
2845
Die Amtsſtube der unterzeichneten Behörde befindet ſich vom
29. ds. Mts. ab
Muthildenſtraße 36.
Großherzogliches Kreisgeſundheitsamt Darmſtadt.
Dr. Lohr.
[13015

13043) Fräulein, der dopp. u. einf.
Buchſührung mächtig, ſucht Stelle als

13046) Ein jüngeres Dienſtmädchen
ſofort geſucht. Saalbauſtr. 12, 1 St. h.
12989) Erfahrener Kutſcher,
geſucht, der auch Hausarbeit verrichtet.

Kaſſirerin oder Kellnerin in beſſerem Nur ſolche mit guten Zeugniſſen wollen
Hauſe. Offerten unter M. 2. an die ſich melden unter B. D. N. in der Exp.
Exped. d. Bl

13044) Jung. Kaufm., 28 J., firm in
Abſchluß u. ſämmtl. Compt. Arb., ſu ht
Stellg. Im Export=Geſch. thätig geweſen.
Gefl Off. u. J. W. 12 an die Exped.

M

12862) Auf Michaelis wird ein braves
älteres Dienſtmüdchen geſucht, welches
auch im Kochen bewandert iſt. Näheres
bei der Expedition d. Bl.
12863) Zu 2 Kindern im Alter von
4 u. 5 J. wird zu Michaeli ein nicht zu
junges, zuverläſſ., ſolides Mädchen geſ.,
welches auch im Nähen geübt iſt.
Näh. bei Frau Luckhaupt, Markt 4.
12381) Braves Mädchen, welches
bürgerlich kochen k. w. zum e. Herrn geſuch,
ſow. zu einer einz. Dame e. gew. Haus=
mädchen
erhält recht gute Stelle. Frau
Neßling, Martiplatz J.
12983) Suche für Nachmittags ein
reinliches Mädchen, welches Liebe zu
Kindern hat. Zu erfragen Rheinſtr. 37.
im Laden.
12984) Mädchen, welche für ſich arbeiten
wollen, können das Kleidermachen gründ=
lich
erlernen. Wilhelminen1r. 6, Vorder=
haus
Manſarde.
Angehende Ladnerin
für ſoſort geſucht.
[13045
F. Kractzinger Sohn.

Blödsinnigen-Anstalt,
Alicestiſt
gibt zu Gartenanlagen geeignete
ſchöne Felſen
billig ab.
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Geſucht ein ruhiges, möblittes
Schlafuimmer mit Salon
nach dem Garten gelegen. - Offerten
unter L L. an die Expedition. (13018
13049) Wienerſtr. 63 Manſ. vier
Zimmer und Zubehör per 1. Dezember.
Gründl. Zither=Unterricht
nach leicht faßlicher Methode wird billig
ertheilt Wo? ſagt die Exped. (3050
Acerhanscnuie varmstadt.
Beginn des 27. Schuljahres 1. Nov.
Proſpekte franco. (12412
Halber Sperrſitz,
gute Lage, rechts, abzugeben.
Hügelſtraße 65 parterre.
[12554

Hciffsbericht. Mitgeteilt von dem alleinigen
Agenten des Norddeutſchen Lloyd Anton
Fiſcher. Darmſtadt, Gr. Ochſenaiſſ= 14.
Der Schnelldampfer Ems' Kapitän R.
Sander, vom Nordd. Lloyd in Bremen, welcher
am 13. Auguſt von Bremen und am 14. von
Southampton abgegangen war, iſt am 22.
Auguſt wohlbehalten in New=York ange=
kommen
.

Volitiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. In den Verhandlungen über erleichterte
ndelsbeziehungen zwiſchen Deutſchland und Rußland iſt
enwärtig eine Pauſe eingetreten. Es handelt ſich darum, die
einbarten Grundzüge des künftigen Vertrages ſowohl von ſeiten
deutſchen wie der ruſſiſchen Reaierung zu prüfen. Iſt man
beiden Seiten hiermit zu einem Abſchluß gelanat, ſo ſollen die
handlungen, und zwar in Berlin, wieder aufgenommen und
1digt werden.
Vom Beainn des Etatsjahres bis zum Schluß des Monats
i haben die Einnahmen der Voſt= und Telegraphen= Ver=
ltung
78909059 M. lgegen denſelben Zeitraum des Vorjahres
Mehr von 3201237 M.) die Einnahmen der Reichseiſenbahn=
waltung
19638000 M. lein Mehr von 821000 M.) betragen.
Die Fuldaer Biſchofskonferenz. welche am Donnerstag
hloſſen wurde, ſoll ſich. wie verlautet, vornehmlich mit zwei
enſtänden befaßt haben, nämlich mit einer nach Berlin zu richten=
Eingabe um erneute Vorlage eines den berechtigten Forder=
en
der Kirche entſprechenden Schulgeſetzes, ſowie mit einem
tenbriefe an die Diözeſanen, in welchem die gegenwärtigen Leiden
katholiſchen Kirche Unfreiheit der Papſtes, Bekämpfung der
re Chriſti durch die Umſturzparteien u. ſ. w. - beſprochen werden.

Die Köln. Volksztg.- bezeichnet als Beratungsgegenſtände des
Mainzer Katholikentages: Die Erklärung des Reichskanzlers
Caprivi über das Jeſuitengeſetz. das Fallenlaſſen des Volksſchul=
geſetzes
. die Berliner Kirchennot. die Sonntageruhe, die römiſche
Frage und die Columbusfeier. Die Verſammlung werde eine volle
Eimiakeit der deutſchen Katholiken zeigen.
Der neu ernannte italieniſche Botſchafter General Lanza iſt
Samstag früh über Frankfurt a. M. in Berlin eingetroffen und
wird dort einen Aufenthalt von 6 Tagen nehmen. Nach ſeinem Be=
ſuche
auf dem Auswärtigen Amte und dem Austauſche der üblichen
Formalitäten, wird er dem Kaiſer ſein Beglaubigungsſchreiben über=
reichen
.
Die Voſſ. 3tg. will von gewöhnlich gut unterrichteter Seite
wiſſen, daß die Rolle, die Fürſtbiſchof Kopp in der Volenbewegung
Oberſchleſiens ſpiele, an den Berliner politiſchen Stellen Befremden
errege.
veröffentlicht ein
Oeſterreich=Ungarn. Die Wiener 8tg.
kaiſerliches Patent, das die Landtage der Monarchie auf den
9. September einberuſt.
Schweiz. Der Friedenskongreß beſchloß auf Einladung
der amerikaniſchen Friedensvereine. den nächſten Weltfriedenskongreß
im Mai 1893 in Chicago abzuhalten und überläßt dem ſtändigen

[ ][  ][ ]

2846
Nr.
Bureau die Entſcheidung über die Angemeſſenheit einer gleichen
oder ähnlichen Veranſtaltung in Curova im nächſten Herbſt.
Frankreich. Wie der Gaulois- meldet, ſollen die Miniſter
des Auswärtigen, Ribot, und der Unterſtaatsſekretär der Kolonien,
Jamas, in ihren Grundzügen die Antwort auf die Noten der
Konao=Reaierung feſtgeſtellt haben. Die Antwort ſoll demnächſt
dem Miniſterrate mitgeteilt werden.
Der franzöſiſche Generalkonſul in Genf, Champy, iſt zum
Generalkonſul in Leipzig ernannt, der bisherige Generalkonſul in
Leipzio, Jacquot, iſt nach Amſterdam verſetzt.
England. Die Homerule=Vorlage des Wiahkabinetts wird,
wie aus London geſchrieben wird, nachſtebende Hauptpunkte ent=
halten
: Die gegenwärtige Geſetzgebung ſoll für 5 Jahre unbehelligt
bleiben, die Polizeiverwaltung und Ernennung der Richter ſoll
einem Dubliner Parlament obliegen, der Ueberſchuß des iriſchen
Kirchenfonds ſoll zur Verfügung der iriſchen Legislatur geſtellt
werden, der engliſche Generalſteuereinnehmer der erſten Homerule=
vorlage
ſoll fortfallen, dagegen ſoll es nur ein Zollparlament geben
und das iriſche Parlament nicht befugt ſein, Sonderzölle aufzu=
erlegen
. Das Veto ſolle das auf Rat eines engliſchen Miniſteriums
ausaeübte königliche Veto ſein, 30 iriſche Deputierte ſollen im Reichs=
parlament
beibehalten werden. Es verlautet, Gladſione ſträubte
ſich lange gegen das Aufgeben des Steuereinnehmers, aber gab
ſchließlich den iriſchen Vorſtellungen nach.
Serbien. Die Mehrheit der liberalen Parteiführer entſchied
ſich, wie man der Maadeb. 8tg. meldet, für die Annahme der
Handelsverträge mit Deutſchland und Oeſterreich.
Nach der N. Fr. Preſſe' hinterließ Paſic, der Chef des letzten
Kabinetts, eine ungedeckte Schuld von 6 Millionen Dinars in
Staatsbonds.
Der Miniſterrat beſchloß die Einſetzung einer unparteiiſchen
Kommiſſion behufs Beratungen über die rückſtändigen Steuern und
die ſchwebende Schuld. Wie verlautet, beabſichtigt das Kabinett
Erſparungen. Der neue Miniſterpräſident Avakumovic äußerte,
er hege die feſte Hoffnung, die neue liberale Regierung werde binnen
kurzer Zeit das Vertrauen der öffentlichen Meinung Europas er=
langen
.
Griechenland. Das Vanzerſchiff Pſara; gegenwärtig in
Toulon, gtht zur Columbusfeier nach Genua.- Der= Akropolis=
zufolge
kommen der Kronbrinz und die Kronprinzeſſin von Däne=
mark
zur ſilbernen Hochzeit des griechiſchen Königspaares nach
Alhen.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 29. Auguſt.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am
Samstag den Vremierlieutenant Frhrn. v. Starck vom 2. Großh.
Drag.=Regt. Nr. 24, kommandiert zur Dienſtleiſtung bei dem
Prinzen Alfred von Großbritannien und Irland, Herzog von
Edinburg, Herzog zu Sachſen, K. H., den Proviantmeiſter Jung=
klaus
von Poſen, den Broviantamtsrendant Lindenau, den Haupt=
ſteueramtsrendant
Biſchoff aus Offenbach, den Profeſſor D. Sell
aus Bonn, den Pfarrer Eger; zum Vortrag den Geheimerat
v. Werner, den Beigeordneten Riedlinger, den Kabinettsbibliothekar
Dr. Sahl, den Kabinettsſekretär Römheld, den Hoftheaterdirektions=
rat
Winter. (D. 8tg.)
Se. Königl. Hoheit der Großherzog wohnten am
Samstag früh auf dem Exerzierplatz der 50. Inf.=Brig. bei
Bickenbach dem Exerzieren und der Gefechtsübung der genannten
Brigade bei.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 27. d. M.
dem Proviantmeiſter Junaklaus bei dem Proviantamt Darm=
ſtadt
das Ritterkreuz II. Kl. des Verdienſtordens Philipps des
Großwütigen verliehen.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 25 enthält: Be=
kanntmachung
, die territoriale Organiſation der Kreisbauämter
betr., vom 19. Auauſt 1892.
Das Großh. Regierungsblatt, Beilage Nr. 23, ent=
hält
: 1-3) Oeffentliche Anerkennung einer edlen That. 4) Be=
kanntmachung
, den Holzpreistarif für die Großh. Domanial=
waldungen
pro Forſtwirtſchaftsjahr 1802193, Rechnungsjahr 1893194
betreffend. 5) Verzeichnis der Vorleſungen, Uebungen und Praktika,
welche im Winterſemeſter 1892193 in den ſechs Fachabteilungen der
Groph. Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt gehalten werden.
6) Ordensverleihungen. 7) Dienſtnachrichten. 8) Erteilung von
Diplomen an der Großh. Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt.
9) Ruheſtandsverſetzungen. 10) Konkurrenzeröffnungen. 11) Sterbe=
fälle
.
Militärdienſtnachricht. Verſetzt wurde: Grünig,
Kaſerneniaſpektor in Metz, nach Darmſtadt.
4 Die Vorſtellungen im Großh. Hoftheater
werden mit Rückſicht auf den am 1. September abends ſtattfinden=
den
Fackelzug und Kommers erſt Sonntag, den 4. Sep=
tember
und zwar mit der Oper Wilhelm Tell beginnen,
während die Benefizvorſtellung für Herrn Hofſchauſpieler Werner
lRoſenmüller und Finke') Dienstag, den 6. September, gegeben wird.

202

5 Sedanfeier. Die Kommiſſion für das Volksfeſt iſt mit der
Aufſtellung ihres Programms fertig. Das letztere liegt uns vor
und dürfen wir aus dem ſehr reichen Inhalt desſelben ſchließen,
daß auch bei der diesjährigen Sedanfeier das Volksfeſt ſelbſt weit=
gehenden
Anforderungen genügen wird. Einige Schwierigkeiten
kereitete der Kommiſſion der Umſtand, daß ſich das Volksfeſt auch
über den Feſtabend erſtrecken ſoll. Indes die Zuvorkommenheil der
hieſigen Turnerſchaft beſeiligte ſofort jedes Hindernis. Sie wird
zunächſt etwa um 8 Uhr abends innerhalb des eingefriedigten und
mit zwei Reihen Sitzbänken ausgeſtatteten Feſiplatzes mehrere
turneriſche Spiele unter Benützung von Wachsfackeln ausführen,
ſodann außerhalb des Feſtplatzes einen großartigen Lampionzug, an
dem ſich jedermann beteiligen kann und lozu die Lampions auf dem
Feſtplatze käuflich zu erhalten ſind, veranſtalten. An dieſen Hug
ſchließt ſich und zwar wiederum innerhalb des eingefriedigten Feſ=
platzes
bei bengaliſcher Beleuchtung die Aufführung von ſog. Marmor=
gruppen
an. Hoffen wir, daß das Vorhaben unſerer wackeren Turner
eine Unterſtützung dadurch findet, daß ſich die Zuſchauer recht zahl
reich an dem Lampionzug beteiligen.
Die diesjährige feſtliche Vereiniaung der Nationalliberalen
der Pfalz. von Baden und Heſſen findet Sonntag, den 11. Sept,
auf dem Ludwigsplatz in Dorf=Hardt bei Neuſtadt a. d. H. ſtatt.
Zur Sonntagsruhe. Die in der Mainzer Verſammlung
von den Cigarrenhändlern der heſſiſchen Städte ausgearbeitete Vor=
ſtellung
an das Großh. Miniſterium des Innern und der Juſtiz
wegen der Sonntaasruhe wird nächſter Taae an ihre Aoreſſe ab=
geben
. Etwa 80 Cigarrenhändler aus Darmſtadt, Mainz. Worm,
Offenbach. Gießen, Friedberg u. ſ. w. haben ſich mit dem Inhalte
dieſer Vorſtellung einverſtanden erklärt. Die Eingabe beſagt u. a,
daß das Rauchbedürfnis an Sonn= und Feſttagen beſonders hervor=
trete
, weshalb auch ſeither die Einnahmen an dieſen Tagen 20 pEt
der Jahreseinnahmen ausgemacht hätten. Seit Inkrafttreten der
Beſtimmungen über die Sonntagsruhe ſei die Sonntaas=Einnahme
bei den größeren Ciaarrenhandlungen in Heſſen um 60 pCt., bei
den kleineren Geſchäften noch um viel mehr zurückgegangen. Tie
Einnahmen an Wochentagen ſeien dagegen um nichts gegen früher
erhöht. Das Geſuch geht dahin, den Verkaufsbetrieb in Cigarren=
läden
von 11 Uhr vormittags bis 7 Uhr abends ohne Unterbrechung
zu geſtatten.
Heute abend findet im Schützenhofu ein National=
konzert
des ungariſchen Herren= und Damen=Zigeuner=Orcheſters
ſtatt, dem ſich Nationaltänze, Solovorträae ꝛc der einzelnen in
Nationaltracht auftretenden Mitglieder anſchließen werden. Ein ß.
Wiederholung des Konzertes iſt nicht beabſichtigt.
N Die in Begleitung eines Malergehilfen unlängſt von hier be
verſchwundene 14 Jahre alte Wirtstochter wurde ſamt ihrem En=
führer
in Baſel feſtgenommen. Das Pärchen ſaß dort in
einem Hotel feſt, da es ohne Geldmittel war, und befindet ſich nun=
mehr
bereits auf dem Wege nach Darmſtadt. Ein Fabrikarbeiter
geriet mit der rechten Hand in eine im Gang befindliche Maſchine
10d wurden ihm hierdurch zwei Finger gequetſcht. - Beim
Zuwerſen von Backſteinen an einem Neubau bekam ein Maurer
das Uebergewicht und ſiel auf das etwa 2 Meter unter ihm be=
findliche
Gerüſt, wodurch er eine innere Verletzung im Rücken
davontrug. - Auf dem Wochenmarkt am Samstag wurden durch
die Polizei einige Körbe mit unreifem Obſt konfisziert.
Feſtgenommen wurde ein Dienſtmädchen, welches einer Kollegin
aus einem Koffer den Betrag von 8 M. entwendet hatte. Um
den Verdacht von ſich abzuwenden, gab die Diebin an, auch ihr ſe
Geld entwendet worden, geſtand aber ſpäter den Diebſtahl zu. Das
Geld hatte ſie auf dem Speicher hinter einem Balken verſteckt.
4 Mainz. 26. Auguſt. Einer der tüchtigſten techniſchen Be=
amten
der hieſigen ſtädtiſchen Verwaltung, der Ingenieur Paulßen,
unter deſſen Oberleitung unſere treffliche, bei der jetzigen Cholera=
zeit
ſchon große Vorzüge zeigende Straßenkanaliſation entſtanden
iſt, iſt einem Ruf der ſtädtiſchen Verwaltung von Straßburg als
Bauinſpektor gefolst. In Straßburg iſt man damit beſchäftigt ein
ueues Kanalſyſtem einzuführen. Unſere ſtaatlichen wie ſtädtiſchen
behörden laſſen es nicht on Vorſichtsmaßregeln gegen die Ein=
chleppung
der Cbolera fehlen und werden die ſanitären Maß
nahmen in ſchärfſter Weiſe gehandhabt und von den oberen Organen
kontrolliert. Ein beſonders ſorgſames Auge richtet man neben der
Beaufſichtigung der Kanäle, Aborte und Brunnen auf die Schlacht
häuſer und auf das zu Markte kommende Obſt. Von letzterem
wurden auf dem heutigen Markt hier mehrere große Wagen voll
konfieziert und durch Ueberſchütten mit Petroleum unbrauchbar ge=
macht
. Auch in den ländlichen Bezirken werden ſeitens der Be=h
hörden die betreffenden Vorſchriften überwacht. Ein langjährige,
gut beſoldeter Beamter der Heſſiſchen Ludwigsbahn iſt plötzlich von
ſeinem Dienſte ſuſpendiert worden, da man hinter unzählige
Schriftfälſchungen und Betrügereien gekommen, die der Betreffend=
ſeit
vielen Jahren zum Nachteil der ihm unterſtellten Beamten und
Arbeiter verübt hat. Die ſtrafgerichtliche Unterſuchung iſt bereits
im Gange. Die Metzzerinvung hat der Bevölkerung eine freudig=
Ueberraſchung bereitet, indem ſie endlich einen Abſchlag de=
Preiſes für das Ochſenfleiſch um 4 Pfo. für das Pfd. hat ein

[ ][  ][ ]

reten aſſen. Trotz dem ſtändigen Fallen der Fruchtpreiſe wollen
ich die Bäcker immer noch nicht dazu verſtehen, dieſem löblichen
Beiſpiel zu folgen.
Mainz. 27. Auguſt. An der hieſigen Katholikenverſamm=
ung
nehmen auch drei Mitalieder der alaeriſchen Miſſionen teil
und zwar die Vatres Thuet, Coulbois und Louail.
Worms, 27. Auguſt. Wie wir hören, wird bei den dem=
lächſtigen
Herbſtmanövern die Einquartierung der Truppen
n unſerer Stadt nicht wie in früheren Jahren in Privathäuſern,
ondern in den Kaſernen ſtattfinden; die Offiziere dagegen ſollen
n den Holels Unterkunft finden.

Reich und Ausland.

Aus der Reichshauptſtadt, 27. Auguſt. In der Umgebung
es Kaiſers verlautet, daß mit Rückſicht auf die Cholera eine
Arhebliche Einſchränkung der Manöver geplant wird. Auch dürfte
3 von der ferneren Entwickelung der Epidemie abbängen, ob die
45
ür den kaiſerlichen Beſuch im Elſaß getroffenen Dispoſitionen doch
icht noch anderweitige Aenderungen erfahren dürften. Die Re=
E ierungsbehörden ſind bereits angewieſen worden, Bittſchriften von
rh.

270 5 eſtimmten Gruppen Gewerbetreibender über mildere Handhabung
m1Ver Vorſchriften über die Sonntagsrube einer genauen Prü=

7

1

mm32 1ng unter Berückſichtigung der örtlichen Verhältniſſe ꝛc. zu unter=
iehen
und die Wünſche der Bittſteller, ſoweit es irgend mit den
ete l3
Brundſätzen der Geſetzaebuna in Einklang zu bringen iſt, zu berück=
chtigen
. In zweiſelhaften Fällen ſoll die Entſcheidung dem Miniſter
Vor; ofort unterbreitet werden. - Die ſtädtiſche Deputation für
ie öffentliche Geſundheitspflege und die Leiter der ſtädti=
nz

hen Krankenhäuſer, berieten geſtern abend über Maßreaeln gegen
ie Cholera. Der ſtellvertretende Oberbürsermeiſter Geh. Reg.=Rat
uyeed 'chreiner konſtatierte, daß bis abends 8 Uhr kein einziger Fall
9 C.
ſiatiſcher Cholera in Berlin vorgekommen ſei, wohl aber wie all=
eten
284
hrlich mehrfache Brechdurchfälle mit tödlichem Ausaange. Die
eputation beſchloß. zunächſt 600 Lagerſtellen des Moabiter Kranken=
uſes
für Aufnabme Cholerakranker bereit zu ſtellen, eventuell in
n übrigen Krankenhäuſern weitere Lagerſtellen zu beſchaffen und
ir vermehrte Reinigung und Beſprengung der frequenten Straßen,
2l wie ſchnellere Beſeitigung des Straßenunrates zu ſorgen. - Der
533
erlag der Münchener Allgemeinen Zeitungu erläßt eine
7
rklärung, daß die bisher bekannt gewordenen Mitteilungen über
eränderungen im Erſcheinen der Zeitung falſch ſeien, und daß die
erlagshandlung ſich vorbehält, ihren Leſern die Aenderungen,
elche für Ende des Jahres in Ausſicht genommen ſind, mitzu=
ilen
, ſobald ſie darüber definitiven Beſchluß gefaßt haben werde.
Auf der Halteſtelle Stralau=Rummelsburg wurde geſtern abend
r fünfzig Jahre alte Arbeiler Friedrich Kleinfeld überfahren
1d völlig zerriſſen. Als der Zug in den Bahnhof einfuhr, lief
H leinfeld, welcher angetrunken war, über die Schienen, taumelte
lbei gegen die Maſchine und wurde umgeſtoßen. Der Tod trat
8bald ein.
Frankfurt a. M. 26. Auguſt. Ueber einen Erzgauner,
n Privatſekretär 8. von hier, berichtet diePfälz. Preſſer: Der=
46 lbe hat ein neues Verfahren angewandt, um größere Summen zu
ſchwindeln und hat damit glänzende Erfolge erzielt. Er ſuchte
10d.
h eine Braut, die über einiges Barvermögen verfügt. Am Ver=
bungstage
ſchloß er mit dem zukünftigen Schwiegervater einen
riftlichen Vertraa, in welchem es hieß: Wer aus irgend einem
runde die Verlobung aufzuheben wünſcht, zahlt eine Konventional=
afe
von Mark. und zwar ſofort bei Auflöſung des Verhält=
ſſes
. Hatte ein Mädchen angebiſſen und der Vater den Vertrag
terzeichnet, dann langten bald bei der Brauf zahlreiche anonhme
riefe an, in welchen gegen den Bräutigam die haarſträubendſten
eſchuldigungen gemacht wurden. Erkundigte ſich die Braut, ſo
Uhr ſie, daß der unbekannte Schreiber lider die Wahrheit ge=
7ldet. Ihr Bräutiaam entpuppte ſich als ein durch und durch
lechter Menſch. Selbſtredend ſuchte man ſolch einen Bräutigam
g6 zu werden. Man hob die Verlobung auf und zahlte, wenn auch
t nach richterlichem Spruch, die Abfindungsſumme. Auf dieſe
eiſe hat der ſaubere Herr von zahlreichen Familien Summen
ckwindelt. Jetzt hat ſich berausgeſtellt, daß 8. jene unterſchrift=
en
Briefe ſelbſt angefertigt hat. Die letzten Opfer ſind eine
milie in Worms, eine in Wiesbaden und eine in Frank=
rt
. Bei ſämtlichen hat er zu gleicher Zeit die Abſtandsſumme
geklagt. Durch einen Zuſall ergab es ſich, daß er die Verlobungen
9r=
1 zu gleicher Zeit eingegangen war. Leider hat der gewiſſenloſe
enſch eine Witwe aus Wiesbaden in den Tod getrieben. Die
aatsanwaltſchaft war zwar früher ſchon von dem Treiben des
24
benachrichtigt, konnte jedoch damals wegen mangelnden Beweis=
terials
nicht vorgehen. Von einer Familie in Worms verlangte
ou
auf dem Klagewege 5000 M. von zwei in Sachſenhauſen wohnen=
Witwen 4000 und 2500 M. dieſe Beträge hat er empfangen.
n einer Witwe aus Wiesbaden verlangte er 5000 M., dieſe Braut
eine=
ſich
erhängt
ung.
Frankfurt, 26. Auguſt. Seit heute morgen geſchieht die Aus=
ung
der Paſſagiere der von Hamburg kommenden Züge im
uptbahnhof unter ärzllicher und polizeilicher Aufſicht. Die

284
202
Reiſenden paſſieren einzeln die Abſperrkette. das Publikum hät
keinen Zutritt zu dem Verron der Hamburger Züge, deren Verſonal
ſofort Rapport über etwaige Krankheitsfälle erſtatten muß. Im
nahen ſtädtiſchen Krankenhaus ſind Räume zur Aufnahme etwaiger
Kranker bereit geſtellt, der Krankenwagen hat ſtändig Bereitſchaft,
um ſofort auf telephoniſches Anrufen nach dem Bahnhof zu eilen.
Die Schlafwagen von und nach Hamburg werden, wie gemeldet,
nicht mehr eingeſtellt, die Wagen regelmäßig einer gründlichen Des=
infektion
unterworfen. Seit geſtern läßt auch die Poſtverwaltung
alle von Hamburg einlaufenden Sendungen nach den Beſtimmungen
des Reichsgeſundheitsamtes desinfizieren.- Die vereinigten hieſigen
Brauereien erlaſſen eine Bekanntmachung, in der folgendes erklärt
wird: Sollte der Bonkott über die Brauereien Jung und Eſſighaus
ſeitens der Gewerkſchaftsvereine nicht innerhalb 8 Tagen aufgehoben
werden, ſo veipflichtet ſich die Vereinigung der hieſigen Brauereien
ihre ſämtlichen dem Gauvereine angehörigen Brauer, Brauereihilfs=
arbeiter
und Küfer ſofort zu entlaſſen. Es iſt alſo doch ſo weit
aekommen. daß die Arbeitgeber ſich zu ernſten Maßnahmen gedrängt
fühlen. Die Sympalhien der Bürgerſchaft ſtehen auf ſeiten der
Brauereien, und die Arbeiter ſollten daraus die nötige Lehre ziehen.
Der definitive Abſchluß der elektriſchen Ausſtellung ergiebt,
laut Frkf. 8ta., einen Ueberſchuß von 86000 M.
Kaſſel. 25. Auguſt. Der ſtändige Bürgerausſchuß beſchloß in
Anbetracht der drohenden Choleragefahr, 10000 M. für die
ſchleunige Inſtandſetzung zweier Krankenbaracken an der Nürnberger=
ſtraße
und vor dem Leipziger Thor anzuſetzen. Wegen des hier
herrſchenden Waſſermangels wurde beſchloſſen, das Waſſer den
Gewerbetreibenden vorerſt zu entziehen und es nur den Haus=
beſitzern
zufließen zu laſſen. Ferner wurde die ſofortige Anſchaf=
fung
eines fahrbaren Desinfektions Apparats und transportabler
Baracken beſchloſſen.
Vom Main, 24. Auguſt. Wegen des geringen Mainwaſſer=
ſtandes
mußten die drei Kettenſchlepper ihre Fahrten jetzt gänz.
lich einſtellen. Nur ganz wenige, leicht beladene Schelche verkehren
noch auf dem Strome. Die leeren Mainſchiffe wurden geſtern nach=
mittag
in 12 Hügen von 24 Pferden ſiromaufwärts nach Aſchaffen=
burg
gezogen, ein ſeit Eröffnung der Kettenſchleppſchiffahrt, 8. Aug.
1886. noch nicht verzeichnetes Ereianis. Die meiſten Pferde gingen
aber nicht auf dem früheren Leinpfade; ſondern faſt mitten im
Flußbette. Der heutige Waſſerſtand beträgt nur 35 Centimeter und
kommt dem Jahre 1836 konſtatierten geringſten Stande dieſes Jahr=
hunderts
vollſtändig gleich. Im Jahre 1884 betrug der kleinſte
Waſſerſtand 41 Centimeter, 1885 39 Centimeter, 1886 51 Centimeter
und 1887 am 15. Auauſt 45 Centimeter.
Schlangenbad. 26. Auguſt. Die Exkönigin Jſabella von
Spanien iſt zum Kurgebrauch geſtern abend hier eingelroffen.
Aus Thüringen, 25. Auauſt. Während der letzten Tage haben
Brände und Gewitter auch in Thüringen mancherlei Unheil
angerichtet. In Schkölen wurde ein Mann, bei Mühlhauſen ein
Arbeiter vom Blitz erſchlagen. In Lindau bei Eiſenberg kam ein
kleines Mädchen bei einem durch Spielerei von Kindern entzündeten
Feuer um. In Langenwolſchendorf äſcherte ein Feuer 20 Wirt=
ſchaftsgebäude
ein. In der Gegend von Pößneck und Rudol=
ſtadt
hat ein Gewitterſturm viele Bäume entwurzelt, Dächer abge=
deckt
und großen Schaden auf den Feldern angerichtet. Kleinere
Brände ſind zu Dutzenden vorgekommen. An zwei Stellen traf
man Verſonen gerade in dem Augenblick an, als ſie Feuer anlegen
wollten.
Aus Weſtfalen, 25. Auguſt. Ein ſchwerer Hagelſchlag
vernichtete in den Gemeinden varſewinkel, Heerde und einem Teile
von Herzebrock die geſamte Feld= und Gartenfrucht; auch in dem
Strich zwiſchen Langenbera und Lippſtadt iſt die Herbſtſaat größten=
teils
zerſtört. Der Buchweizen, die Hauptfrucht der Gegend, und
der Haſer liegen wie geſtampft zu Boden. Nur wenige der durch
den Hagelſchlaa Geſchädiaten hatten ihre Feldfrüchte verſichert.
In Hohenwepel im Kreiſe Warburg wurden die beiden erwachſenen
Söhne eines 80jährigen israelitiſchen Rentners, die während eines
ſchweren Gewitters im Wohnzimmer nahe dem ofſenen Fenſter ſtan=
den
, vom Blitz getötet. Der Vater trug nur an einer Körper=
ſeite
leichte Brandſtreifen davon, während zwei in dem Zimmer be=
findliche
Arbeiter unverletzt blieben.
Kiel, 25. Auguſt. Die Prinzeſſin Heinrich iſt mit dem
Prinzen Waldemar von Amrum hier wieder eingetroffen.
Rodenkirchen, 24. Auguſt. Ueber eine entſetzliche Familien=
tragödie
berichtet die Oldbg. Zeitung: Vor einigen Jahren
heiratete ein hieſiges Mädchen einen Arbeiter namens W. aus
Bremen. Er war Witwer und hatte aus ſeiner erſten Ehe fünf
Kinder. W. ſorgte jedoch für ſeine Familie nur ſehr unzureichend
und als mit der Zeit zu den fünf Kindern noch drei wei ere kamen,
trat bald Not und Mangel ein. Im Laufe der letzten Woche war
alsdann die ganze aus zehn Köpfen beſtehende Familie hierorts zu
den Eltern der Frau übergeſiedelt, da W. angeblich in Bemennicht
Verdienſt genug fand und hatte nun hier Arbeit ſuchen wollen. Da=
mit
hatte er aber anſcheinend nicht viel Glück und die junge Frau,
die die Zukunft alsbald in immer düſteren Farben vor ſich ſah,
geriet allmählich in eine dumpfe Verzweiflung. Unauffällig ver=
ließ
ſie mit ihren drei Kindern das Haus, ging zum Abſer Sieltief,

[ ][  ]

2848
Nr.
warf die Kleinen erbarmungslos ins Waſſer und ſprang dann ſelbſt
nach, um den Tod zu ſuchen. Das älteſte, etwa fünfjährige Mädchen
vermochte ſich jedoch zu retten. In der Nähe des Ufers wieder
emportauchend. verlieh ihr die Todesangſt Kraft, ſich aus dem
feuchten Element ans Uſer emporzuziehen. Hier ſtand es nun,
bebend und weinend, eine Zeit lang, als ein Mann zufällig des
Weges kam und die durchnäßte Kleine anredete. Dieſer erfuhr dann
aus dem Munde der Aermſten das Gräßliche, daß die Mutter ſie
und die beiden kleinen Geſchwiſter ins Waſſer geworfen und zuletzt
ſelber nachgeſprungen ſei. Die Erzühlung des Kindes ſand denn
auch bald durch Auffindung der drei Leichen ihre Beſtätigung. Als
der Gatte und Vater die grauſige That der Frau erfuhr, erfaßte
ihn Reue und Verzweiflung. Ohne Beſinnen ging er davon und
erhängte ſich.
Paris. 26. Auauſt. Der Geſundheitsrat des Seinedeparte=
ments
läßt auf Koſten der Stadt 100 000 Exemplare einer Schrift
abziehen, die Anweiſungen zur Verhütung anſteckender Krankheiten
giebt und in ſämtlichen Häuſern von Paris verteilt wird.
Nouen, 26. Aug. Geſtern abend brach im hieſigen Gefängnis
eine Meuterei aus. Die Sträflinge hatten ſich verbarrikadiert,
warfen die Soldaten und Gefängniswärter mit Steinen und ſteckten
das Gefängnis in Brand. Die vom Präfekten geſandten Trupren
verhafteten die Rädelsführer, welche ſofort in Jſolierhaft gebracht
wurden und vor ein Schwurgericht geſtellt werden.
London, 26. Auguſt. In den Kohlengruben bei Bridgend in
der Grafſchaft Glamorgan iſt ein Schachtzugang durch einen Erd=
ſturz
geſperrt; es ſollen 160 Bergleute verſchüttet worden ſein und es
iſt keine Hoffnung, die Verſchütteten zu retten, da die Ventilations=
maſchinen
verbrannt, die Stollen verſchüttet ſind.
London, 26. Auguſt. An der geſtrigen Regatta des Torbay
Jachtklubs ſtieß die Meteor' des deutſchen Kaiſers mit der
Lorna, dem Kutter des Majors Murphh. zuſammen. Der,Lorna
wurde das Bugſpriet und Hauptſegel fortgeriſſen. Beide Schiffe
konnten nicht weiter an der Wettfahrt leilnehmen. Dies iſt die
letzte Fahrt geweſen, an welcher der Meteoru in dieſem Jahre in
England teilgenommen hat. Beſonders vom Glück begünſtigt iſt
die kaiſerliche Jacht nicht geweſen.
Catania, 26. Auguſt. Geſtern morgen iſt ein neuer heftiger
Ausbruchdes Aetnas erfolgt. Die noͤrdliche Oeffnung wirft
Rauch, Steine und Schlacken in noch größeren Mengen als bei den
früheren Ausbrüchen aus.
Kleine Chronik. In Eltville ertrank am 23. d. unterhalb
der Schiffbrücke im freien Rhein der 19jährite Photographengehilfe
Karl Spahn. - In Hohenelbe iſt am Freitag v. W. die durch ihre
Kunſiſchaͤtze berühmte und vielbeſuchte Villa des Grafen Harrach in
Spindelmuhl total niedergebrannt. - In der Nacht zum 20. d.
brannten im Gallinichen bei Cottbus 14 Gehöfte, darunter ein
Schafſtall, nieder, 200 Schafe kamen in den Flammen Um. - Am Frei=
tag
wurden auf dem Schiekplatze zu Graudenz beim Sprengen von
nicht krepierten Geſchoſſen ein Kanonier ſchwer, ein Feuerwerker
und ein Kanonier, leicht verletzt. Nach einem Telearamm der
Weſerzeitung; aus London iſt der engliſche Dampfer =Angliaz mit
3287 Tons geſcheitert. 32 Perſonen ſind gerettet, 15 werden ver=
mißt
. Der Holzkändler Grimm in Rheda wurde von ſeinem
Stiefſohne erſchlagen. Bei einem hefigen Wortwechſel ſtieß
Grimm ſeinem Stiefſohn ein Meſſer tief in den Leib; der Schwer=
getroffene
hatte aber noch die Kraft, den Gegner mit einem Stocke
zu Boden zu ſchlagen. Eine in der Nähe der Kopenhagener Vor=
ſtadt
Nörrebro liegende große Tuchfabrik brannte in voriger
Woche bis auf den Grund nieder. Infolge gänzlichen Waſſer=
mangels
war es unmöglich, das Feuer wirkſam zu bekämpfen.
Choleraberichte. Die Cholera in Hamburg. Nach
amtlicher Mitteilung ſind in Hamburg am Mittwoch im ganzen
188 Perſonen an der Cholera erkrankt und 32 Perſonen geſtorben.
Am Donnerstag ſind bis mittaas 90 Perſonen erkrankt und 41 ge=
ſtorben
. In Altona ſind bis Donnerstag abend 12 Verſonen an
der Cholera asſtorben. Eine neuerliche polizeiliche Bekanntmachung
verbietet den Genuß von ungekochtem Elbwaſſer. Die Badeanſtalten
auf der Elbe ſind geſchloſſen. Die Badewärter bilden mit Unter=
ſtützung
von Volizeibeamten Kolonnen, welche die Häuſer revi=
dieren
und etwaige Unreinlichkeiten energiſch beſeitigen müſſen.
Ferner ſind ſeitens der Behörde 40 Kolonnen errichtet, welche ſojort
nach gemeldetem Erkrankungsfalle das betreffende Haus desinfizieren.
Die Krankheit wütet noch immer hauptſächlich unter den Hafen=
arbeitern
. Ein Nachrichtendienſt iſt vorbereitek, um täglich die Er=
krankungs
= und Sterbefälle durch das Reichsgeſundheitsamt bekannt
zu geben. Profeſſor Koch erklärt die Zahl der Erkrankungen und
Todesfälle mit Rückſicht auf die Größe Hamburgs nicht für bedeutend.
hält aber ven Charakter der Krankheit für äußerſt beſoraniserregend.
Nach Kochs Anſicht iſt die Seuche aller Wahrſcheinlichkeit nach von
Rußland und nicht, wie einesteils angenommen wurde, von Frank=
reich
eingeſchleppt worden. - Unter dem 27. d. meldet die Voſſ.
8tg.; aus Hamburg, trotz anhaltender kühler Witterung ſei keine
Abnahme der Cholera bemerkbar; die Seuche ſei nunmehr auch auf

die Elbinſeln übertragen. Die Angehörigen des beſieren Mitte
ſtandes verlaſſen zu Hunderten Hamburg; es beginne Aerztemana=
einzutreten
. Einzelne Hilfskrankenwärter ſeien geſtorben. Di
Schulen ſeien nur von 40 Prozent der Schulkinder beſucht. Ham
burger Mietſpekulanten belegen Hunderte von freiſtehenden Wotz=
nungen
in den ſchleswigſchen Seebädern und Oſtſeeſtädten G.
Nach den letzten amtlichen Nachrichten betrugen am Donnersta
die Erkranküngen 295, die Sterbefälle 130. Freitag bis mittag ſin
183 erkrankt, 78 geſtorben. Die Schulen ſind ſämtlich geſchloſſen
Die Börſe iſt heute ſehr ſchwach beſucht, viele Familien verlaſſe
die Stadt, der Geſchäftsverkehr iſt beeinträchtigt.
Beſondere Vorſichtsmaßregeln gegen die Einſchleppung de=
Seuche ſind getroffen worden in Königsberg. Breslau, Dresdey
München. Aus Rotterdam, London, Kiel, Pinneberg. Delmenhorſt win
ferner gemeldet, daß Cholerafälle an aus Hamburg gekommene
Fremden konſtatiert ſeien. Aus Petersburg verlautet, daß di=
Cholera neuerdings in Kronſtadt ausgebrochen ſei, woſelbſt von
19. bis 26. 15 Perſonen erkrankten, 6 ſtarben. Die Epidemie wüte=
heftig
im Dongebiet und in den Gouvernements Sſamara und;
Sſaratow; in den übrigen Gouvernementsſtädten iſt eine beträcht=
liche
Abnahme bemerkbar. Auch in der Umgebung von Paris iſt
die Cholera wieder heftiger aufgetreten.

4

- In vielen, auch in auswärtigen Zeitungen war in dieſen
Tagen ſolgende Notiz zu leſen: Unter der Ueberſchriſt: Große
Kälte in Deutſchland; berichlet der Madrider Imparcial
vom 18. ds.: Während wir hier und in Frankreich gebraten werden,
heriſcht in einem Teile Deutſchlands allgemeine und in Anbetrachl
der jetzigen Jahreszeit ganz auffallende Kälte. In Heſſen iſt
das Thermometer dieſer Tage 2 Grad unter Null geſunken. Dieſe
Meldung, welche große Heiterkeit erregt hat, beruht zu einem
Teile auf Wahrheit und iſt, mit Verſchiebung des Datums, darauf
zurückzuführen, daß von Gießen aus in der Nacht vom 10.-
Auguſt 2- R. gemeldet wurden.
Ledergegenſtände, wieder aufzufriſchen.
Ledergegenſtände, die durch den Gebrauch unanſehnlich geworden
ſind, werden aufgefriſcht, wenn man ſie mit einem wollenen Läppchen
abreibt, das man in eine Salbe geſteckt hat, die folgendermaßen
bereitet worden iſt: 518 Stearin ſind in 72g Terpentinöl, das
erhitzt worden iſt, fein hineingeſchabt worden und haben, nachden
ſie aufgelöſt worden ſind, erkalten müſſen.
Das Blühen der Blumen zu verlängern. Ein/
einfaches Verfahren, um das Blühen der Blumen im Garten oder,
in den Töpfen zu verlängern, beſteht darin, daß man die Stempel
der Blüten abzwickt. Je eher dieſe Manipulation angewendet wird.
deſto wirkſamer iſt ſie. Man hat die Beobachtung gemacht, daß
die ſo behandelten Blumen, wie Lilien, Nelken ꝛc., noch einmal ſo
lange blühen, als diejenigen, an welchen die Piſtille gelaſſen wurde.

Litterariſches.
In dem neueſten Heſte (27) von 8urguten Stunde=
(Berlin W. 57. Deutſches Verlaashaus Bong u. Co.) entwirft der
Maler J. F. Engel ein intereſſantes Bild von dem eigenartigen
Treiben, das ſich in den Tagen des Fiſcherfeſtes in Memmingen
abſpielt. Das neue Heſt der beliebten Zeitſchrift enthält außerdem
noch weitere gleich intereſſante Aufſätze, von denen wir namentlich
die Abhandlung von A. Bornſtein über die =Pflege der Milchzähne
der allgemeinen Beachtung empfehlen wollen. Eine Reihe kleiner
Mitteilungen giebt mannigfache Belehrung und Anregung.

Todrs=Anzeige.

Statt jeder beſonderen Anzeige theilnehmenden Freun=
den
und Verwandten die Mittheilung, daß unſer lieber
Sohn und Bruder
Berthold Bendheim
nach längerem, ſchwerem Leiden in Little Rock (Ark.)
am 12. Auguſt dahingeſchieden iſt.
Um ſtille Theilnahme bittet im Namen der trauernden
Hinterbliebenen
Hinz Bendheim,
geb. Borgsträsser. (3050

Tageskalender.
Montag, 29. Auguſt: Einmaliges, großes, ungariſches National
Konzert im Schützenhofr.
Konzert der Kapelle Hilge in der
Stadt Pfungſtadts.

Druck und Verlaa: A. C. Bittich'ſche Hofbuchdruckerei, verantwortlich für die Redaſtiov: Dr. D. Baldaeſtel, beide in Darmſtadt