Darmstädter Tagblatt 1892


22. August 1892

[  ][ ]


RLUNGIN
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bOAD

Aöennementspreis
Oezteihuid 1Mar ée Pf., halh.
Khrüch 3 Bar md. Bemgerlohn.
Ausvün vedn vn hn Poſt=
Amtern Beſtellungen mutgegenge=
wmmen
zu 1 Mart 50 Pf. pro
Quartal ind. Poftauſichlag.

155. Fahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Flluſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Jaſerate
für das
Wchentl. Gimal erſcheinende Tagblan
werden angenommen:h Turmſtadt,
von der Expedition. Ren kr. Nr. 23.
in Beſſungen von ſtradr. Blößer,
Schießhausſtraße 14. Jawz auswaͤrtz
von allen Annonen=Aro=ditionen.

Amtliches Organ
fur die Bekanntmachungen des Großh. Freisamis, des Groſih. Polizeiamts und der anderen Behärden.

196.

Montag den 22. Auguſt.

1892.

Bekanntmachung.
Betreffend: Ergänzungswahl des Beſſunger
katholiſchen Kirchen=Vorſtandes.
Gemäß Art. 11 des Edictes vom 6
Juni 1832 bringen wir hiermit zur öffent=
lichen
Kenntniß, daß Herr Landgerichts=
rath
Dr. Ernſt Werlé und Herr Bau=
unternehmer
Ludwig Emil Böttinger,
beide dahier, zu Kirchenvorſtandsmitglie=
dern
der Beſſunger katholiſchen Kirchenge=
meinde
gewählt worden ſind.
Darmſtadt, den 19. Auguſt 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Morneweg.
[12699
Bekanntmachung.
Auf gerichtliche Verfügung werden die
den Schieferdecker Johannes Brück=
mann
Eheleuten dahier gehörigen Im=
mobilien
:
Flur. Nr. ⬜Mtr.
I. 7185¹₁₀ 115 Hofraithe Schieß=
hausſtraße
,
I. 7185¼⁄₁₀₀ 164 Grabgarten daſ.,
I. 7185
10o 307 Bauplatz daſelbſt;
(mit darauf er=
richtetem
Stall=
gebäude
)
Montag den 19. September d. 38.
Vormittags 10 Uhr,
in dem Ortsgerichtslokal Geſſunger=
ſtraße
48) dahier öffentlich meiſtbietend
verſteigert.
Darmſtadt, den 6. Auguſt 1892.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt II.
GBeſſungen).
Weimar. 110203
Am Mittwoch den 24. Auguſt er.,
Vormittags von 10 Uhr ab,
Verſteigerung einer größeren Partie Pferde=
Dünger (Matratzenſtreu) auf dem Hofe
der alten Kavallerie=Kaſerne.
Darmſtadt, den 20. Auguſt 1892.
Dragoner=Regiment Nr. 23.112700

ſPce der Anna= und Eichbergſtraße
E, iſt ein Briefkaſten angebracht wor=
den
, der zu den auf demſelben angegebe=
nen
Zeiten vom Poſtamte 1 aus geleert
wird.
Darmſtadt, den 20. Auguſt 1892.
Kaiſerliches Poſtamt I.
(12701
Andreß.
Ausſchreiben.
Die Lieferung von
Ochſenfleiſch,
Schweinefleiſch,
Würſtchen,
Nierenfett,
Hülſenfrüchten,
Mühlenfabrikaten,
Graupen,
Salz
Gewürzen,
Eſſig u. ſ. w.
fur die Menage des 2. Bataillons Großh.
Heſſiſchen Infanterie=(Leibgarde=Regmis.
Nr. 115 iſt für die Zeit vom 1. Oktober
1892 bis 30. September 1893 zu ver=
geben
.
Bedingungen ſind auf dem Geſchäfts=
zimmer
des 2. Bataillons, Wilhelminen=
ſtraße
15, während der Dienſtſtunden ein=
zuſehen
, ebendaſelbſt ſind Anerbietungen
bis zum 27. Auguſt
ſabzugeben.
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5 Pfund Weißbrod 67 Pfg.
5 Pfund Kornbrod 57 Pfg.
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bracht
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Heinrich Brandstättor, Mühlſtraße 14.
Ghrislian Greter, Schloßgaſſe 11.
Daniel Enduer, Soderſtraße 52.
Anton Pischer, gr. Ochſengaſſe 14.
C. Hammann, Caſinoſtraße 23.
Julins Holmann Hachf, Kirchſtraße 25.
Cuido Rneip, Kiesſtraße 34.
Adam Horz, Gardiſtenſtraße 15.
Tw. Kauck, Ballonplatz 5.
Angust Harburg, Karlsſtraße 102.
G. Naumann, Karlsſtraße 45.
Paul Härz, Wendelſtadtſtraße 12.
Fr. Hattorn (G. P. Poth Hacht ), Caſino=
traße
12.
H. W. Prassel, Rheinſtraße 16.
E. Polh, Heinheimerſtraße 20.
Ceore Roth, Dieburgerſtraße 9.
Carl Beinemer, Niederramſtädterſtr. 71.
Nr. Jac. Sohäffer, Kiesſtraße 66.
Coorg Späth, Beſſungerſtraße 96.
Theodor Stemmer, Eliſabethenſtraße 14.
Friedrich Schäter, Ludwigsplatz 7.
oscar Vomberg, Wilhelminenſtraße 10.
Carl Watzinger, Wilhelminenſtraße 11.
Ludvig Wesp, Heidelbergerſtraße 17½.
Carl Will, Ernſt=Ludwigsſtraße 7.
Christ. Zimmer, Heinheimerſtraße 31½.
Höchſt i. O.: Carl Haas. Apotheker.
Lindenfels i. O.: H. Koch.
Reinheim i. O.:
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Crumſtadt ſRied):r. Mlkens. Apother.
Alsbach (Bergſtr.); Phil. Bouia.
Jugenheim (ergſtr): Wülhelm Ulig,
Ang. Loos ir.
Eberſtadt b. Darmſt.: Jac. Vächert.
412

[ ][  ][ ]


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ansdehnung
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Gallen, Scbvamm, Euter-, Floisch- und Speck-
geschvulst
, Knochen-Anftreibung, allen gich-
Uschen Knoten, Verrenkungen, Vorstanch-
ungen
dee Kron-, Fessol- und Hufgolenkes,
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dem Herrngarten, Wohnung von 4
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je 4 Zimmer, Küche nebſt Zubehör,
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Weinbergſtraße erſter Stock, 4 Zimm.,
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12704) Gardiſtenſtraße 26 eine
Wohnung per 1. Septbr. zu beziehen.

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Zimmer ſofort zu vermiethen.
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zwei elegant möblirte Zimmer (Wohn= u.
Schlafz.) an einen ſoliden Herrn ſofort.
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kleinere ineinandergehende frdl. möbl. Z.
12022) Saalbauſtr. 17, 1. St., ein
ſchönmöbl. Zm. mit od. ohne Penſion ſof.
12388) Waldſtr. 32 e. möbl. Zim.

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Biſſinger & Co., Avize, 626
Heury Eckel & Co., Epernay.

l8 Separat=Abdruck aus
dem Darmſtädter Tag=
blatt
ſind erſchienen die
I0 von dem Großh. Kreisamt
und dem Großh. Polizeiamt er=
laſſenen
Bekanntmachungen über
die Sonntagsruhe. Zu be=
ziehen
zu 10 Pfg. durch die
Exped. d. Bl.
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Nähe der Heidelberger Straße per I.
September auf 2 Monate zu miethen
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Nr. 196
Außerordentliche
General=Verſammlung
der
Darmstädter Volksbank
(eingetragene Genoſſenſchaft mit unbeſchränkter Haftpflicht),
findet
Mittwoch den 24. Auguſt 1892, Abends 8 Uhr,
im oberen Caale des Turnhauses am Woogsplatu
ſtatt, zu welcher wir hierdurch ſtatutengemäß einladen.
Tagesordnung.
1. Antrag des Auſſichtsraths und Vorſtands auf Abänderung der 88 4, 5, 7
und 78 der Statuten, betreffend Zuſatz wegen Wahl eines ſtändigen Ver=
treters
für den Kaſſirer und Einſührung des Depoſitengeſchäfts;
2. Antrug wegen der Familie des verſtorbenen Kaſſirers.
Darmſtadt, den 12. Auguſt 1892.
[2362
Für den Aufſichtsrath:
Der Vorſtand:
Nothuagel, zweiter Vorſitzender.
Bernhardt. Geminder.

1

12706) Ein zuverl. Müdchen w. Monat=
dienſt
od. Aushülſe. Rückertſtr. 8 Seitenb.

1
1

12581) Es wird für dauernd ein igr.
Mann mit ſchöner Handſchrift, der die
doppelte Buchhaltung tadellos führen k.,
zu ſofortigem Eintritt geſucht. Außerdem,
iſt Stelle für einen Lehrling offen.-
Demſelben iſt Gelegenheit geboten, tüch=
tiges
zu lernen. Einjähr. Zeugniß erſor=
derlich
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die Expedition d. Bl.
12674) Ein ordentliches Mädchen/
ſucht Stelle. Beſſungerſtr. 91.
12707) Geſucht per 1. September ein
braves Dienſtmädchen vom Lande.
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ährend meiner 3 bis 4 wöchentlichen
7
= Abweſenheit werden die Herren
Dr. Burmann, Dr. Eigenbrodt,
Dr. Hüffell, Dr. Kolb. Dr. Maurer,
ſowie nach Rückkehr von ihrer Reiſe die
Herren Dr. Birnbaum und Dr. Leyd=
hecker
mich zu vertreten die Güte haben.
Dr. Braudt. v2nio
Im Ausbeſſern von Weißzeug
und Kleidern, (2711
wird Arbeit in und außer dem Hauſe
angenommen. Zu erfrag. in der Exped.
Fin ſol. Arbeiter k. Schlafſt. m. Kaffee
E bill. erh. Alexanderſtr. 9. p. 112419

12708) Als Stütze der Hausfrau in
großen Haushalt wird ein erfahrenes
Fräulein geſ., welche im Hausweſen und
Weißzeug gut bewandert iſt. Nur ſolche
woll. ſich melden, welches langjähr. Zeugn.
aufzuweiſen haben. Näh. unt. L. U. 590
b. 6. J. Nanhe &a Co, Frankfurt a. M.

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[2554
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chen
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dörſerſtraße
25, 3. Stock.
110417
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Eckplatz rechts, für die zwei erſten Abon=
nements
abzugeben.
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Wittschrittem
ertigt das Büreau Hoss, Darmſtadt,
Wendelſtadtſtraße I. (9558

[ ][  ][ ]

2772

Nr. 196
B e k a n n t m a ch u n g.
Wegen Kabelanſchluß für das Haus Waldſtraße 9 wird die Waldſtraße von der Wilhelminen=
am
Montag den 22. l. Mts. Vormittags für den Fuhrwerks= und Reiterverkehr geſperrt.
Darmſtadt, den 20. Anguſt 1892.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
J. V.:
Dr. Kratz.

25. Wilhelminenstrasse 2,
zunächſt der katholiſchen Kirche.

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[921

Politiſche Ueberſicht.

Deutſches Reich. Die=Voſſiſche Zeitung= beſpricht die Mel=
dung
der Nationalzeitung= über die kürzlich gemeldete Aeußerung
des Kaiſers, betreffend die Nichteinführung derzwei=
jährigen
Dienſtzeit und nennt die Aeußerung ein klärendes
Ereignis: Die Meldung ſelbſt ſei richtig, da es ihr bereits länger
bekannt ſei, daß der Kaiſer perſönlich die zweijährige Dienſtzeit
bekämpfte. Nach dieſer Kaiſerkundgebung ſeien die geplanten Mili=
tärvorlagen
totgeborene Kinder. Die =Poſt- ſagt über die Aeuße=
rung
des Kaiſers, die Nachricht ſei wohl mit großer Vorſicht auf=
zunehmen
. In weiteren Kreiſen wird angenommen, daß nach der

Aeußerung des Kaiſers über die zweijährige Dienſtzeit die Amts=
tage
Caprivis gezählt ſeien.
Der =Tniew. Warez.u meldet aus Vetersburg. Rußland wünſche
bei dem (ruſſiſch=deutſchen 8ollübereinkommen die
Aufhebuna der Differentialzölle auf Getreide, eine Zollermäßigung
auf ruſſiſches Naphtha, die Aufhebung der Differentialzölle auf
ruſſiſche Forſtprodukte. ſowie Zollfreiheit bei Flachs und Hanf.
Italien. Die Verhandlungen betreffs eines ruſſiſchitalieni=
ſchen
Haudelsvertrages ſind dem Abſchluſſe nahe: Rußland
macht hinſichtlich der italieniſchen Weine und Induſtrieprodukte
Konzeſſionen, während es dafür Vergünſtigungen bei der Einfuhr
ruſſiſchen Getreides nach Italien erhält.

[ ][  ][ ]

Nr.
Schweiz. Der deutſche Geſandte v. Bülow hat am Frei
dem Bundesrat ſein Abberufungsſchreiben übermittelt.
Belgien. Die Brüſſeler Gazetta' meldet, daß die belaiſche
ierung im nächſten Monat in Verhandlungen mit Frankreich
en werde, um für den Handelsverkehr einen modus vivendi
itiv feſtzuſetzen.
Aus dem Kongoſtaat einoegangene Nachrichten vom 7. Juni
den, der Araberhäuptling in Nyanawe empörte ſich; der Sohn
pu Tipps und andere Araberhäuptlinge erkoten ſich jedoch, den=
n
wieder zur Unterwerſung zu bringen. Die Nachricht von der
nichtung des Handelsſyndikats Hodiſters beſtätigt ſich, man hofft
8, der Feinde bald Herr zu werden. Bei Luſambo erlitten die
avenhändler eine Niederlage; 10 Anſührer und 700 Mann wur=
gefangen
genommen.
Holland. In Holländiſch=Brabant ſind bei Ablieferung des
nten Unruhen ausgebrochen. Die Bauern verweigerten die
lung. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung ſind Militärmann=
ten
requiriert worden.
Rußland. Der Graſhdaninz erfährt, die türkiſche Reaierung
e der ruſſiſchen Reaierung eine eingehende Erklärung darüber
ben, aus welchen Gründen der bulgariſche Miniſterpräſident
am bulow durch den Sultan empfangen worden wäre.
Nach einem am 19. d. Mts. veröſſentlichten Geſetze wird der
chluß von Wuchergeſchäften beim Getreideankauf von
tern, durch den Friedensrichter mit Arreſt bis drei Monaten,
v. Gefängnis bis ſechs Monaten beſtraft; außerdem müſſen die
fer den Preisunterſchied erſetzen, um den ſie den Verkäufer
rvorteilen.
Serbien. Die Verhandlungen über die Beſetzung des dritten
gentenpoſtens waren bis jetzt erfolglos. da Paſic zögert,
rere von Riſtic geſtellte Bedinaungen anzunehmen. Die Ent=
duna
dürfte auf einen ſpäteren Zeitpunkt verlegt werden.
Bulgarien. Ueber die Reiſe Stambulows nach Konſtan=
pel
wird der Vol. Korr. von dort noch geſchrieben: Man
d den wahren Zweck der Reiſe Stambulows und den vollen In=
ſeiner
Unterredung mit dem Sultan und dem Großvezier erſt
er erfahren, aber es bedarf keiner Enthüllungen hierüber, um
euchtend zu machen, daß die Audienz ſelbſt, ſowie die unerwar=
1 und augerordentlichen Ehrenbezeugungen, welche der hulgariſche
riſterpräſident in Konſtantinopel und auch noch auf der Rück=
bis
zur bulgariſchen Grenze erfuhr, für das Fürſtentum über=
wertvolle
und vielverheißende Kuldbeweiſe bilden.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 22. Auguſt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben, der Darmſt.

zufolge, am Samstag den von Ihr. Maj. der Köniain von
6britannien und Irland in der Eigenſchaft eines Miniſter=
identen
am hieſigen Hofe beglaubigten Hon. Naſſau=Jocelhn
1fs Entgegennahme ſeines Kreditivs in beſonderer Audienz
fangen.
Se. Königl. Hoheit empfingen ferner den Präſidenten
Oberkonſiſtoriums Wirklichen Geheimerat Dr. Goldmann, den
jor Bekker. 1. Offizier des Traindepots 4. Armeccorps, den
itän Radeliffe vom Königl. Großbrit. Inf.=Regt. Connaught
1gers Nr. 88, den Sekondlieutenant der Landwehr v. Hahn und
Sekondlieutenant der Reſerve Fiſcher, kommandiert zur Dienſt=
ung
beim 1. Großh. Inf.=Regt. Nr. 115, den Oberlandesgerichts=
Heinzerling, Präſidenten des heſſiſchen Hauptvereins der Guſtav
1f. Stiftung, den Oberſteuerinſpektor Römheld von Offenbach,
Inhaber der Hof=Kunſtdruckerei Heinrich Wallau von Mainz.
Studierenden Schmitt und Marotzki von der Techniſchen Hoch=
le
; zum Vortrag den Geheimen Staatsrat Dr. v. Knorr, den
ſetmerat Dr. Draudt, den Jägermeiſter Muhl, den Hoftheater=
ktor
Wünzer, den Kabinettsſekretär Römheld.
Ordensverleihung. Se. Majeſtät der Kaiſer haben dem
tmeiſter a. D. v. Rappart zu Vhilippsruhe bei Hanau die
aubnis zur Anlegung des demſelben verliehenen Kommandeur=
ze
8 2. Klaſſe des Großh. Bad. Ordens vom Zähringer Löwen
iIt.
Miltärdienſtnachrichten. Befordert wurden die Vort=
mnrichs
v. Schröter vom 1. Großh. Inf. Regt. Nr. 115. Krüger
1 Inf.=Regt. Kaiſer Wilhelm Nr. 116, Henrici, Stamm vom
Froßh. Heſſ. Inf.=Regt. Nr. 117, Hoffmann vom 4. Großh.
ſ. Inf.=Regt. Nr. 118 zu Sekondlieutenants. - der Unteroffizier
mpſon vom 4. Großh. Heſſ. Inf.=Regt. Nr. 118 zum Vort.. Graf v. Korffgen. Schmiſing=Kerßenbrock, Major
1 Generalſtab des Gouvernements von Mainz. wurde mit Penſion
ſeiner bisherigen Uniform der Abſchied bewilligt. Volk=
nn
Major von der 4. Ingenieur=Inſp. und Ingenieur=Offizier
1 Platz in Mainz. wurde in Genehmigung ſeines Abſchieds=
lches
als Oberſilt. mit Penſion und der Erlaubnis zum Tragen
er bish.rigen Uniform zur Dispoſition geſtellt.
- Ernannt wurden zu Steueraufſehern am 12. ds. Mts. die
liläranwärter Auguſt Dechert aus Friſchborn und Heinrich
neider aus Einartshauſen, ſowie der Fußgendarm Hch. Wilh.

196
2773
Feſcher aus Lich - ſämtlich auf Widerruf vom 1. September
d. J. an.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 24 enthält: Bekannt=
machung
. die bahnpolizeilichen Vorſchriften für die Bahn Mainz=
Finthen betr. vom 17. Auguſt 1892.
Aus dem Jahresberichte für 1891 der
Großh. Handelskammer. In der Cigarrenfabri=
kation
war der Geſchäftsgang zu Anfang des Berichtsjahres
ruhig. was dem lange anhaltenden Winter und der daraus
hervorgegangenen Geſchäftsloſigkeit zuzuſchreiben ſein dürfte.
Im Frühjahre wurde das Geſchäft flott und blieb ſo bis zum
Herbſte, um dann wieder weniger lebhaft dem Jahresſchluſſe
entgegen zu gehen. Als ein ſegensreiches kann das Jahr 1891
indes ebenſowenig bezeichnet werden als das vorhergehende,
weil auch diesmal der Geſchäftsgewinn hinter den Erwartungen,
die bei dem eigentlich normalen Umſatze gehegt werden durften,
zurückgeblieben iſt. Die Gründe für die geringe Rentabilität
der Cigarrenfabrikation ſind zunächſt darin zu ſuchen, daß die
vor der Zoll= und Tabakſteuererhöhung für beſtimmte Sorten
gezahlten Preiſe nach derſelben nicht geſtiegen ſind oder doch nicht
im entſprechenden Verhältnis. Ferner iſt der Export durch die
Zoll= und Steuererhöhung im Jahre 1879 dem Auslande, nament=
lich
Holland und Belgien, überantwortet worden, ſo daß der
unſerige heute auf das denkbar kleinſte Maß zurückgegangen
iſt. Infolge davon treten große Firmen, die ſich früher mit
Exvort befaßten, nun im Inlande in den Wettbewerb ein. In
dem angeſtrengten Wettkampfe überbieten ſich nun die Fabriken
in einem bei geringen und mittleren Sorten ſchlecht angebrachten
Luxus der Ausſtattung. Auch ſind die Abgänge aus den Roh=
materialien
, wie Tabakſtengel, ſo im Preiſe geſunken, daß für
inländiſche Stengel kaum noch der vierte Teil der dafür aus=
gelegten
Steuer, für ausländiſche Stengel der dritte Teil des
dafür bezahlten Zolles zu erhalten iſt. Endlich iſt die Cigarren=
induſtrie
wegen der vielen dabei nötigen Handarbeit, durch die
Krankheits=, Unfall=, Invaliditäts= und Altersverſicherung der
Arbeiter ungleich mehr belaſtet, als andere Induſtrien. - Der
Geſchäftsgang in der Sauerkraut=Fabrikation war gegen
das Vorjahr ein lebhaſterer. Wie vorauszuſehen war, wurde
im Berichtsjahre viel weniger Weißkraut gebaut, da in dem
Vorjahre wegen übergroßen Anbaues das Erträgnis nicht voll=
ſtändig
verkauft werden konnte, und infolgedeſſen blieben die
Preiſe, obgleich die Ernte als eine gute bezeichnet werden mußte,
ziemlich hoch. Die Preiſe des Sauerkrautes waren dem ent=
ſprechend
. und Pflanzer wie Fabrikanten dürften, im ganzen
genommen, mit ihrem Geſchäftsreſultate zufrieden ſein. - Das
Jahr 1891 war für die Lederfabrikation durchſchnittlich ein
noch ungünſtigeres, als das vorhergegangene, denn zu dem
ſeitherigen Niedergange dieſer Geſchäftsbranche kam infolge
ſchlechter Ernten ein allgemeiner Rückgang der Geſchäfte, der
die Kaufkraft der Maſſen der Bevölkerung ſchwächte. Die
Preiſe der Unterleder gingen während des ganzen Jahres,
obgleich ſie ſchon ſehr niedrig waren, immer mehr zurück und
die Maſſenfabrikanten geringer Ware überſchwemmten den
Markt, da die Nachfrage nach ganz billigen Fabrikaten vor=
herrſchte
. In Kalbleder warnur kurge Zeit das Geſchäft etwas
belebt und verflaute bald wieder unter allmählichem Rückgange
der Preiſe. Der Export nach den ſüdlichen Republiken Amerikas.
welcher früher ſehr bedeutend war, hörte infolge der dort aus=
gebrochenen
Kriege und Revolutionen vollſtändig auf. Die Ar=
beitslöhne
erhöhten ſich im verfloſſenen Jahre um 5 pCt. Die
Preiſe der Rohhäute und Felle gingen durchſchnittlich infolge
weſentlicher Betriebseinſchränkungen der Fabriken um 10 bis
15 pCt. zurück. Darmſt. 8tg.)
W. Die von Herrn Polizeirat Fey auf Freitaa abend 6 Uhr
in das Lokal Zur Stadt Pſungſtadt- zwecks Gründung einer
Anſtalt für Arbeitsnachweis geladene Verſammlung war
von Vertretern des Staates, der Stadt und vieler gemeinnütziger
Vereine beſucht, die durch ihr zahlreiches Erſcheinen das lebhafte
Intereſſe bekundeten, welches man hierorts der in ſo lobenswerter
Weiſe in Anregung gebrachten Frage entgegenbringt. Der Vorſitzende,
Herr Polizeirat Fey, eröffnete die Verſammlung zunächſt mit
Worten des Dankes an die Erſchienenen und beſprach in einem durch
aoße Klarheit und Sachlichkeit ausgezeichneten Vortrage in erſter
Linie die Frage nach dem Bedürfnis der zu aründenden Anſtalt.
Er leate an Zahlen dar, daß die Arbeitsnachweisſtellen der Natural=
verpflegungsſtation
den heutigen Anforderungen auf dieſem Gebiete
nicht genügten, und daß es bei dem koloſſalen Angebot von Arbeits=
kräften
zu einer raſcheren Erledigung des Arbeitsnachweiſes der
Gründung einer Centrale mit Filialen bedürſe. Müſſe ſomit die
Bedürfnisfrage einer Anſtalt für Arbeitsnachweis bejaht werden,
ſo dränge ſich die weitere Frage auf, welche Erfahrungen man mit
ſolchen Anſtalten an anderen Orten gemacht habe. Hier legte Redner
ziffermäßig dar, welche Erfolge eine gleiche Anſtalt in Karlsruhe,

der ſich andere in der Provinz und dem Großherzogtum Sachſen
angeſchloſſen, aufzuweiſen habe. Für die Beantwortung der dritten
Frage, wie man eine ſolche Anſtalt zu organiſieren habe, müßten

[ ][  ][ ]

2774
Nr.
die Erſahrungen. welche man anderwärts bereits gemacht habe,
maßgebend ſein. Man müſſe, wie dies auch in Karlsruhe geſchehen
ſei, die einzelnen Vereine zur Baſis der zu begründenden Anſtalt
machen. Redner ſchloß mit dem Vorſchlag, daß. wenn die Bedürf=
nisfrage
einer Arbeitsnachweisſtelle bejaht werde, die proviſoriſche
Geſchäftsleitung einer Perſon übertragen werde und daß mit den
einzelnen Vereinen zur Ausarbeitung der Statuten ꝛc. in Verbin=
dung
zu (reten ſei. Darauf wurde die Diskuſſion eröffnet.
Herr Ober K=Pr. Wirkl. Geheimerat Dr. Goldmann Exz.
berichtet über die verſchiedenartigen Erfahrungen, welche er in ſeiner
Eigenſchaft als Präſdent der Arbeiterkolonie Urichſtein gemacht
hat und empfiehlt ſehr dringend die Errichtunz einer Arbeitsnach=
weisanſtalt
nach den von dem Herrn Vorſitzenden entwickelten Grund=
ſätzen
. Herr Geh. Oberkorſiſorialrat Buchner betont die Not=
wendigkeit
einer Centraliſation der Arbeitsnachweisbureaus und
ſpricht ſich ebenfalls für die Errichtung der angeſtrebten Anſtalt aus.
Herr Overlandesgerichtsrat Maurer, als Vertreter des Allgem.
Vereins gegen Verarmuna urd Bettelei, ſchließt ſich dem an und hält
für notwendig, die Anſtalt moͤglichſt ſelbſtändig zu machen. Herr
Oberlandesgerichtsrat Heß regt die Frage der Beſchäftigung der
Arbeitſuchenden während der Zeit der Arbeitsloſigkeit an und em=
pfiehlt
, dieſer Frage vraktiſch näher zu treten. Herr Bürgermeiſter
Morneweg begrüßt aufs freudigſte die Anregung zur Begrün=
dung
einer Arbeitsnachweisſtelle und geht näher auf die Frage ein,
ob es möglich ſei, eine ſolche Anſtalt von behördlicher Einwirkung
loszulöſen, welchen Punkt er einer eingehenden Erwägung zu unter=
ziehen
en pfiehlt. Sodann bittet er vor allem die Arbeitgeber, ihre
Anſicht ülec eine ſolche Anſtalt, beſonders ob ſie ſich auf die Dauer
bewihen werde, aus zuſprechen. Die Herren Stadtv. Rockel und
Kinkel als Vertreter des Gewerbevereins traten ebenfalls für
die Begründung eirer Arbeilsnachweieſtelle ein, von der ſie ſich
mehr verſprechen, als von den Arbeiterkolonien. Auch die Herren
Schuchmann, Lautz und Bangertals Vertreter der Innungen
und Herr Egenolf als Vertreter des Handelsvereins, ſprechen ſich
ſämtlich für Begründung der geplanten Anſtalt aus. Herr Lan=
genbach
bittet noch, beſonders die weiblichen Arbeiter zu berück=
ſichtigen
.
Nachdem darauf der Verſitzende ſeine Freude über die Ein=
ſtimmigkeit
ſämtlicher Redner Ausdruck gegeben und noch einmal
betont hat, daß es ſich nicht um die Begründung einer Wohlthätig=
keitsanſtalt
, ſondern um einen nach kaufmänniſchen Prinzipien zu
leitenden Arbeitsmarkt handle, weshalb auch der von Herrn Ober=
landesgerichtrat
Heß gemachte Vorſchlag interimiſtiſcher Beſchäf=
tiaung
Arbeitſuchender nicht in Erwägung kommen könne, werden
auf ſ ine Aufforderung zur Ausarbeitung der Statuten, zur
proviſoriſchen Geſchäftsleituna ꝛc. gewählt die Herren Geheimerat
Jaup lals Vertreter der Wohlthätigkeitsvereine), Bürgermeiſter
Morneweg ſa. V. der Stadt), Fabrk. Schenk und Kaufmann
Egenolf la. V. der Handelskammer und des Handelsvereins),
Kinkel, bezw. Rockel la. V. des Gewerbevereins), Bäckermſtr.
Gerbig. Metzgermſtr. Nungeſſer, Schneidermſtr. Schuch=
mann
, Friſeur Marmor, Schuhmachermſir. Bangert la. V.
der Innungen). Heir Volizeirat Fey ſiellte in Ausſicht, die ge=
nannten
Vertreter alsbald zu weiterer Beratung zu berufen.
Nachdem Herr Stadtv. Kablert dem Lorſitzenden für ſeine
Initiative in einer ſo wichtigen Sache im Namen der Verſammlung
herzlichen Dank ausgeſprochen, wurde die Verſammlung gegen
8 Uhr geſchloſſen.
Bei der gegenwärtigen tropiſchen Hitze iſt es wohl am
Platze des Mannes zu gedenken, der ſich vor mehr als 20 Jahren
mit unermüdlichem Fleiße und Hintanſetzung ſeiner Geſundheit

den Vorarbeiten für die Waſſerverſorgung Darmſtadts
unterzogen hat. Es iſt dies der nunmehr verſtorbene Oberſt
im Generalſtabe Herr Fritz Becker, nach deſſen damaligem
Proiekte unſere heutige Waſſerverſorgung im weſentlichen aus=
geführt
wurde. Ehre dem Manne, der ſich hierdurch auf ewige
Zeiten das größte Verdienſt für unſere Stadt erworben hat
und der es wahrlich verdient, daß ſein Name mit goldenen Lettern
in den Annalen der Stadt Darmſtadt verzeichnet werde.
Die diesjährige Jahresverſammlung der allgemeinen Kon=
ferenz
der deutſchen Sittlichkeitsvereine wird am 19. und
20. Oktober in Tarmſtadt ſtattfinden. Für die Hauptverſammlung.
die am Lonnerstag um 9 Uhr gehalten wird, haben die Herren
Sanität rat Dr. Brinkmann Wiesbaden und der Vereinsgeiſtliche
Paſtor Patzſche=Liegnitz die Referate übernommen. Das Thema
des erſteren lautet: Inwieweit beeinfluſſen die Lebenkanſchauungen
und Geſellſchaftsordnuneen der Gegenwart die Sittlichkeit2u Das
Thema des letzteren beißt: Oeffentliche Vergnügungen und die Un=
ſittlichkeit
."
Der kürzlich hier in Darmſtadt begründete Sittlich=
keitsverein
zählt bereits an 100 Mitglieder. Vorſitzender iſt Pfarrer
Wagner, Schriftführer Landgerichtsrat Cellarius, Kaſſierer Kaufmann
H. Lautz.
Hitze=Statiſtik. Da in voriger Woche die Wärme in den
Nächten zwiſchen 22 und 27 C. ſchwankte, bei Tage aber auf 35
ſtieg, iſt es intereſſant zu wiſſen, wie heiß es f.üher ſchon geweſen
in. Unterm 17. Auguſt teilt das Wetteramt in der Rue de ⬜Uni

196
verſite zu Paris einige Hitzezahlen vom Monat Auguſt mit.
Danach iſt ſeit zwei Jahrhunderten der 16. Auguſt (Wärmegrad im
Schatten 3680C) nur zweimal überſchritten worden: am 19. Auguſt
1763 (390) und am d. Auguſt 1873 (372). Am 5. Auguſt 1738 und
im Auguſt 1769 erreichte das Thermometer 369, am 8. Auguſt
1802 364, am 4. Aueuſt 1857 362 und am 13. und 17. Auguſt
1876 360. In Bordeaux wurden am 16. Auguſt 400 verzeichnet
Aus Stuttgart meldet man, daß die Hitze von 36,20 ſeit dem 21.
Juli 1865 und davor ſeit dem 14. Juli 1832 nicht mehr erreicht
worden ſei. Der Auauſt hat überhaupt ſeit 1826 nie eine ſolche
Hitze gebracht; die höchſte Temperatur in dieſem Monat verzeichnete
der 20. Auauſt 1867 mit 350
Arheilgen, 19. Auguſt. Wie alljährlich ſeit 20 Jahren
feierte der hieſige Kriegerverein auch geſtern den Gedenktag von
Gravelotte. An der Feier beteiligten ſich außer dem Kriegerverein
die beſonders Geladenen, die Lehrer der Gemeinde, der Ortsvorſtand,
ſowie die Vorſtände ſämtlicher hieſiger Vereine. Eine Nachfeier
fand ſtatt in dem Garten Zum weißen Schwanenl. Hier wudde
auch eine Tellerſammlung für arme und kranke hieſige Kriegervereins=
mitglieder
veranſtaltet, die ein recht hübſches Reſultat zu verzeichnen
hatte.
Eberſtadt. 19. Auguſt. Heute wurde ein von Pfungſtadt
gebürtiger, an einer Dreſchmaſchine beſchäftigter Arbeiter von einem
Hitzſchlaa betroffen und aab eine Stunde danach ſeinen Geiſt auf.
Bensheim, 19. Aug. Die ſtädtiſche Waſſerleitung verſagt infolge
mangelnden Zufluſſes. und, der langanhaltenden Trockenheit
den Dienſt, und es iſt ſogar ſo weit gekommen, daß die Waſſerlei=
tung
nur noch morgens von 6 bis 9 Uhr und abends von 5 bis
8 Uhr laufen kann. Der waſſerloſe Zuſtand iſt bei der tropiſchen
Hitze um ſo fühlbarer.
4 Mainz. 20. Auguſt. Anläßlich des am Montag abend an
der Mainmündung vorgekommenen Zuſammenſtoßes zweier Lokal=
dampfboote
hat die Staatsanwaltſchaft gegen die Führer der beiden
Boote ein ſtrafgerichtliches Verfahren eingeleitet. Es ſoll die glück=
licherweiſe
ohne ernſten Unfall verlaufene Kataſtrophe nämlich durch
ſträfliche Nachläſſigkeit hervorgerufen worden ſein.
Eine hie=
letzter
Tage ſtattgehabte Wanderverſammlung deutſcher Handlungs=
gebilfen
hat den Beſchluß gefaßt, eine Unterſtützungskaſſe in das
Leben zu rufen, welche die Mitglieder derſelben bei Stellenloſigkeit
vor äußerſter Not bewahren ſoll.
Kaſtel, 19. Auauſt. Auf Anordnung der hieſigen Gemeinde=
behörde
wurden geſtern morgen und abend zum erſtenmale alle
hieſigen Straßen mit Waſſer beſprenat. Es ſoll dies ſo lang=
geſchehen
, als die große Hitze anhält und Choleragefahr vorhanden iſt.
Gonſenheim, 19. Auguſt. Ein mit Kiesgraben an der Neben=
bahnſtrecke
Mainz=Gonſenheim=Finthen beſchäftigter Arbeiter nameis
Frenz aus Finthen wurde heute nachmittag kurz nach 1 Uhr von
einem Hitzſchlag geiroffen und war ſofort tot. Der Bedauerns=
werte
hinterläßt eine Frau und vier Kinder.
Worms, 18. Auguſt. Ein hieſiger Kohlenträger ſpielte geſtern
abend. von der Arbeit zurückgekehrt, mit ſeinem etwa dreijährigen
Kinde derart, daß er dasſelbe in die Höhe warf und dann wieder
auſfina. Auf einmal verfehlte er das Auffangen des Kindes; das=
ſelbe
fiel aus beträchtlicher Höhe auf den Zimmerboden, und zwar
ſ0 unglücklich, mit dem Kopf zuerſt, daß es auf der Stelle tot
liegen blieb. Wie der ſpäter hinzugezogene Arzt konſtatieren
mußte, hatte das Kind das Genick gebrochen. Der Schmerz der
unglücklichen Eltern iſt natürlich ein unbeſchreiblicher.

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 20. Auguſt. Auf den Kron=
prinzen
war kürzlich bei dem Schützenfeſt in Neuteich die Königs
würde gefallen. Darauf ging ein Schreiben aus dem Civilkabinet
des Kaiſers ein, wonach der Kaiſer zur Uebernahme von Schützen=
königswürden
u. ſ. w. ſeitens des Kronprinzen ſeine Genehmigung
nicht erteilt. - Zu dem Diſtanzritt Berlin=Wien haben ſich
154 Oſfiziere der deutſchen Armee gemeldet und zwar von dem
Generalſtab 3, dem Gardecorps 32, dem 1. Armeecorps 6, dem II. 6,
dem Hl. 10. dem IV. 8. dem V. 4. dem Vl. 16, dem VII. 5, dem
VIII. 1. dem 1X. 12. dem L. 8. dem Xl. 5 (v. Braun, Oberſtlt.,
Drag.=Regt. Nr. 5. v. Kaufmann, Pr. Lt., Huſaren=Regt. Nr. 19,
v. Koenen, Vr.=Lt. von demſelben Regt. v. Beckerath, Pr.=Lt. von
demſelben Regt., Frhr. v. Wangenheim. Vr.=Lt., Ulanen=Regt. Nr. 6)
dem XLL. 10. dem XIII. 4, dem XIV. 4, dem XV. 4, dem XVI.5
Di=
dem
XVII. 4 und von den königlich bayeriſchen Corps ſ.-
Helgoländer Fiſcher wohnten der Parade am 18. d. M. in drei
offenen zweiſpännigen Landauern bei. Nach Beendigung der Trupper=
ſchau
fuhren ſie nach dem Schloſſe und nahmen im inneren Schloß
hofe links vom Eingange, der zu den Gemächern des Kaiſers führt,
Aufſtellung. Nachmittags wurden ſie nach dem Zoologiſchen Garter
geführt und dann nach Potsdam, wo ihnen Sansſouci und ſämt
liche Schlöſſr gez'igt wurden.
Frankfurt, 20. Auguſt. Das Tiefbauamt ſetzt die Bürger=
ſchaft
davon in Kenntnis, daß bei fortdauernder großer Hitze i
den nächſten Tagen zu beſtimmten Zeiten Druckverminderungen der

[ ][  ][ ]

Nr.

Waſſerleitung eintreten werden und macht bekannt, daß. um
den Waſſerabnehmern rechtzeitige Vorſichtsmaßregeln zu ermöglichen,
voller Druck der Waſſerleitung vorhanden ſein wird 1) in den Stadt=
teilen
nördlich der Bockenheimer Landſtraße, des Opernplatzes. der
Hochſtraße, der Eſchersheimer= und Friedberger Anlage und Hanauer
Landſtraße von morgens 5-7 Uhr, mittags 11-1 Uhr und nach=
mittags
4-6 Uhr: 2) in den Stadtteilen ſüdlich der oben genannten
Straßenzüge von morgens 79 Uhr, mittags 1-2 Uhr und abends
28-9 Ubr.
8t. Frankfurt, 19. Aua. Nächſten Montag, als am zweiten
5 NRenntage, veranſtaltet der Palmengarten Doppel=Konzert und
großes Brillantfeuerwerk. Eine hervorragende Nummer des letzteren
wird ein farbenreiches Sporthild ſein.
Kaſſel, 19. Auguſt. Anläßlich der Genehmigung ſeines
Abſchiedsgeſuches hat der bisherige kommandierende General
des Xl. Armeecorps, Exc. Wilhelm von Grolman, ein in
2den ſchmeichelhafteſten Ausdrücken abgefaßtes huldvolles Hand=
- chreiben Sr. Maj. des Kaiſers erhalten, worin Höchſtderſelbe
dem ſcheidenden General ſeinen kaiſerlichen Dank und hohe An=
Gerkennung für die hervorragenden Verdienſte desſelben im
Krieg und Frieden ausſpricht, auch die Hoffnung auf alsbaldige
Geneſung und Wiederherſtellung der geſchwächten Geſundheit des
Generals zum Ausdrucke bringt, damit es dem verdienten
General und erprobten Heerführer möglich werde, im Falle eines
Krieges wieder in die Armee einzutreten und an der Spitze
einer Truppenabteilung für Kaiſer und Reich gegen den Feind
zu ziehen. (Darmſt. 3tg
General v. Wittich iſt angekom=
men
und hat das Corpskommando übernommen.
Kaſſel, 18. Auauſt. Unſere Reſidenzſtadt ſteht zur Zeit der
zöchſten Hundstagshitze unter dem Drucke einer leidigen Kalamität,
die auf Menſchen und Vieh von gleich läkmendem Einfluſſe iſt
er höchſt bedenklichen Waſſerkalamitätl Die Verwaltung der
Waſſerwerke giebt amtlich bekannt, daß die Waſſerleitung nur noch
12¾
norgens. mittags und abends eine Stunde laufen kann.
Bahreuth, 18. Aug. Die letzte Meiſterſinger=Aufführung

11

24 mfeſſelte zum Schluſſe einen ſelbſt hier kaum erlebten Beifalls=
4 kurm, als ſich der Vorhang über dem entzückend ſchönen Bühnen=
ilde
der Pegnitzwieſe ſchloß. Eine freudige Ueberraſchung für
d Mitwirkende wie für Zuhörer war e3. daß heute wieder einmal
Hans Richter dirigierte, der von allen zweifellos und neidlos als
inerreichter Leiter des Meiſterſinger=Enſembles anerkannt iſt. Die
m
Rollenbeſetzung war genau wie bisher. Gura: Hans Sachs, Anthes:
Walther Stolzine, Frl. Mulder: Evchen, Rebe: Beckmeſſer, Frauſcher:
Vogner und Frau Staudigt: Magdalene.
Jena. 18. Aug. Als Erinnerung an den Beſuch des Fürſten
Bismarck in Jena ſollen, wie die Jen. 8ta.- berichtet, in der
Univerſitäts Bibliothek alle auf die Feier bezüglichen Artikel und
Berichte der Preſſe, Abbildungen und ſonſtige Gedenkzeichen zu
einer Sammlung vereinigt und aufbewahrt werden. Man bittet
daher die Beſitzer ſchriftlicher und bildlicher Darſtellungen aus den
12 Feſttagen der Bibliothek entbehrliche Zeitungsnummern ſin= und
Hausländiſche) und Bilder, auch beſonders Aufnahmen von Amateur=
Vhotographen und etwa vorhandene andere Gegenſlände der Er=
A nnerung. übergeben zu wollen.
Weimar, 18. Auguſt. Die Atzmannsdorfer Vorgänze ſpielten
m vorigen Jahre in hieſigen Blättern und Reden eine große Rolle.
Auf einem bei großer Hitze unternommenen Uebungsmarſch hatte
das hieſige I. Bataillon des 5. Thür. Infanterie=Regiments Nr. 94
wei Soldaten am Hitzſchlag verloren. Eine von dem freiſinnigen
Dr. Fränkel hier verfaßte Schrift, in der die Vorkommniſſe be=
richtet
wurden, enthielt beleidigende Aeußerungen geten den Ba=
5 aillons=Kommandeur v. Hochwächter. Auf Grund alsbald geſtellten
122 Strafantraas, der infolge verſchiedener Gründe erſt geſtern zur ge=
ichtlichen
Verhandlung kam, wurde Dr. Fränkel zu 150 M. Geld=
2 trafe verurteilt.
Spandau, 19. Auguſt. Die hieſige königliche Munitionsfabril
gjat der großen Hitze wegen den Betrieb eingeſtellt.
Oldenburg. 19. Auguſt. Der bekannte Fiſchzüchter Wagner
eitet Klage gegen den oldenburgiſchen Staat auf drei Millionen
Nark Schadenerſatz ein, weil durch Spinnerei=Abwäſſer die Fiſch=
eſtände
getötet worden ſeien.
Hamburg. 19. Auauſt. In der geſtrigen Verſammlung der
delegierten der Gewerkſchaften Hamburgs wurde folgende Re=
olution
angenommen: Die Verſammlung erklärt den über die
Brauereien Barmbeck und Tivoli von den Brauern verhängten
Bohcott für ungerechtfertiat und fordert die Urheber auf. dieſen
Schritt rückgängig zu machen.: Gleichzeitia wurden die Brauereien
aufgefordert, alle einer Organiſation angehörenden entlaſſenen Ar

eiter wieder einzuſtellen, ohne eine Maßregelung vorzunehmen.
ferner wurde beſchloſſen, daß künftig keine Gewerkſchaft berechtigt
ein ſoll, ſelbſtändig einen Boycott zu verhängen, ſondern daß dieſes
inzig und allein Sache des Gewerkſchafts=Kartells ſein ſoll. Das
Hamburger Echor wird erſucht, etwaige Anzeigen, welche die
Bohcottierung betreffen und nicht vom Gewerkſchafts=Kartell aus=
ehen
, zurückzuweiſen.

196
2775
Zittau, 16. Auauft. Hier erhielt dieſer Tage ein Fahrrad=
händler
eine Anzahl engliſcher Fahrräder unter Zollverſchluß von
England. Der Empfänger war nicht wenig erſtaunt, als ihm auf
dem Zollamt der Zoll für Hornwaren abverlangt wurde. Jedes
Fahrrad hat nämlich an der ſogen. Lenkſtange zwei Horngriſſe für
die Hände. Der Beamte war der Anſicht, daß Hornwaren einen
höheren Zoll zahlen und das Zollamt machte dieſe Anſicht zu ſeiner
eigenen. Der Empfänger erbot ſich, die Horngriffe abzunehmen und
dem Zollamte unenigeltlich zu überlaſſen. Da dies vergeblich war,
wurde die Annahme verweigert.
Grindelwald, 19. Auguſt. Den letzten offiziellen Angaben zu=
folge
ſind durch die Feuersbrunſt 45 Wohnhäuſer, 55 Scheunen
und andere Gebäude bis auf den Erdboden verbrannt. Der Ge=
bäudeſchaden
beträgt nach der Brandſteuerſchätzung ca. 654 000 Fres.,
der Mobiliarſchaden 450000 Fres. 500 Schweizer ſind obdachlos
und von allem entblößt. Ein Hilfskomils wurde gebildet. Der
Ortspfarrer Straßer iſt Vorſitzender, der Gemeindeſchreiber Häſeler
Kaſſierer. Weiter wird gemeldet: Offiziell wird konſtatiert, daß
bei der Feuersbrunſt in Grindelwald 40 Häuſer und 50 Bauernhöfe
vollſtändig eingeäſchert wurden. Die linke Seite von Grindelwald
iſt eine Stunde weit aufwärts abgebrannt, nur in der an den Ab=
hängen
in Windungen nach rückwärts liegenden anſteigenden Straße
wurden einzelne Bauernhäuſer gerettet. Vom Bernetladen bis zum
Hotel=Grindelwald: im Centrum des O1tes iſt alles unverſehrt,
dagegen vom Hotel zum Bären bis zum Bahnhof alles bis zum
Erdboden zerſtört. Die geretteten Gebäude ſind alle ür erſüllt,
Zimmer ſind nicht zu erhalten. Engländer thaten ſich durch heroiſche
Hilfeleiſtungen hervor, und rettet n viele Häuſer. Die Bauern ver=
hinderten
die Fremden am Löſch n. Vielfach warde behauptet, baß
den Engländern allein die Reitung des unverſehrten Teiles von
Grindelwald zu verdanken ſei. Die Fremden in den abgebrannten
Hotels haben faſt alles verloren.
Kleine Chronik. In Friedberg wurde ein Schneidermeiſter
und ſein Sohn verhaftet, weil ſie ſelbſtgemachtes Geld zu ver=
ausgaben
verſuchten. Bei der Hausſuchung fanden ſich etwa8 Stücke
falſches Geld vor. - In Caub ertrank am 18. d. M. der 11 Jakob Trippert, Sohn des Bergmanns Jakob Trippert,
durch Unvorſichtigkeit beim Baden im Rhein.
Die außerordent=
liche
Hitze verurſachte in Wien am Freitag zahlreiche Unfalle. Zieben
Perſonen wurden vom Hitzſchlage betroffen, die auf offener
Straße zuſammenfielen. Zwei ſtarben, die übrigen erholten ſich bald.
Bei einem für den Markt von La Villette aus Paris ange=
langten
Viehtransvorte ſind 100 Stück Rindvieh und 300 Schweine
durch Hitzſchlag getötet in den Eiſenbahnwagen aufgefunden
worden. Der neue Stahlviermaſter Aſchdänk, nach Auſtralien
unterwegs, iſt, ſechs Wochen überſälig und gilt mit der Beſatzung
fürverloren.
Choleraberichte. Nach amtlicher Mitteilung ſind in Peters=
burg
vom 18. bis zum 19. d. Mts. 92 Cholera=Erkrankungen und
13 Lodesfälle vorgekommen. Auch im Gouvernement Tula ſind bis
zum 14. d. M. 38 Verſonen erkraukt und 11 geſtorben. - Das
Berl. Tagebl. erfährt aus Karlsruhe, in Hafiagen bei Mülhauſen
ſeien 11 Verſonen an Cholera nostras erkrankt. Vier Kinder und
ein Erwachſener ſeien geſtorben. (Die Mitteilung bedarf der Be=
ſtätigung
.)

- Bismarck und der Verkehr. Inſolge des Aufenthalis
des Fürſten Bismarck in Kiſſingen hat, wie die Hamb. Nachr.- er=
fahren
, die bayeriſche Eiſenbahn eine Mehreinnahme von mindeſtens
45000 M. erzelt. Ebenſo hatte die bayeriſche Poſt= und Tele=
graphen
Verwaltung eine weſentlich höhere Einnahme, als in
früheren Jahren. Der Briefpoſtverkehr hatte das Dreifache geg n
früher überſtiegen und die Vacketpoſtſendungen hatten eine Mehrung
von 250 Stück aufzuweiſen. Der Telegrammverkehr der für den
Fürſten Bismarck eigens auf der oberen Saline eingerichteten Tele=
graphenſtation
war ein ganz bedeutender, da ſich die Zahl der
angekommenen Telegramme allein auf etwa 320 Sück mit nahezu
10000 Worten bezifferte; im vorigen Jahre waren es nur 130
Telegramme. Aehnliches geht aus den Berichten der Kal. Eiſen=
bahndirektion
Erfurt und der nach Jena führenden Privatbahnen
hervor.

Ein Wortzur Kindererziehung. Es iſi eine alte
Geſchichte, aber ſie kommt leider täglich wieder vor. Herr L. hatte
einen kleinen Garten mit ſeiner Frau umgegraben und beſtellt. Ein
Beet iſt noch leer; da ſäet er heimlich, um ſeiner Frau eine Freude
zu machen, Salat darauf. Des anderen Tages denkt ſeine Frau an
das leere Beet und ſäet Bohnen darauf. Jeden Tag nun gehen
Mann und Frau heimlich zu dem Beete, um zu jäten, ohne von
der Ausſaat der anderen Ehehälſte Kenntnis zu haben. Die Frau
bält den Salat für Unkraut, der Mann die Bohnen, urd auf dieſe
Weiſe erhält der Mann keinen Salat und die Frau keine Bohnen.
So iſt der Erſolg der Kindererziehung, wenn die Mutter erlaubt,
was der Vater verbietet, und der Vater ausreißt, was die Mutter
gepflanzt hat.
Eine grobe Metzgerinnung beſitzt der Ort Münchberg in
Bayern. Der von ſeiten des Publikums allenthalben geforderten

[ ][  ]

276
Nr.
Herabminderung der Fleiſchpreiſe ſuchen nämlich die dortigen Metzger
mit folgendem aiftigen Inſerat in einer Heitung zu begegnen:
Von jetzt an koſtet das Pfund Schweinefleiſch 70 Pfg. und wenn
keine Ruh iſt mit der Zeitungsſchreiberei, dann koſter's noch
mehr! Metzger=Innung."
Da wird die 8 eitungsſchreiberei=
wohl
aufgehört haben!

196

Internationale Ausſtellung für Muſik und Theaterweſen
in Wien.
(Nachdruck verboten.)
(Schluß.)
E. M. So wenig das Ausſtellungstheater allen Wünſchen
und vorgefaßten Abſichten gerecht geworden iſt, ſo ſehr ſind die
Darbietüngen in der Muſikhalle auf ihren vollen künſtleriſchen
Erfolg gekommen. Die Abhaltung der aroßen Konzerte klaſſiſchen
und mödernen Programms haben ſofort im Publikum gezündet
und der Preſſe ein verſtändnisvolles Echo entlockt. Der aroße
Saal der Muſikhalle, welcher bequem 1800 Perſonen faßt, pflegte
nicht nur bei den populären Konzerten, ſondern auch bei ſolchen
hiſtoriſcher Art, die eine Illuſtration der Entwickelungsgeſchichte
der Muſik beabſichtigten, auf den letzten Platz beſetzt zu ſein.
An der Herſtellung der höchſt geſchmackvollen Halle ſind Tech=
niker
von erſtem Rufe b.teiligt geweſen. Der Vorhang iſt aus den
kunſtfertigen Händen Burgharts in Wien hervorgegangen und die
Beleuchtungsobiekte ſind von der weltberühnten Firma Siemens
E Halske geſtellt worden.
Die lange Gaſſe, welche ſich von der Rotunde bis zum Aus=
ſtellungstheater
erſtreckt, wird eingeſäumt von einer Kette
ſchmucker Reſtaurants verſchiedenſten Stiles, Caſes. Kiosks. Bier=
wirtſchaften
Muſikpavillons ꝛc, die in ihrer Vielſeitigkeit ſogar das
verwandte Bild auf der elektrotechniſchen Ausſtellung zu Frankfurt
a. M. im vorigen Jahre überſtrahlen. Unter dieſen Lokalen iſt das
eleganteſte vornehmſte und teuerſte, in ſeiner gaanzen Anlage
für die joberen Zehntauſend' berechnet, das franzöſiſtze Reſtaurant.
Im Ausſtellungspark befinden ſich außer dieſen Erholungs= und
Erfriſchungsſtätten noch verſchiedene kleine Schaubühnen, die ein
ſpezielles Genre pflegen. Das Zweratheater, das Marionetten=
theater
und das chineſiſche Schattenſpiel gehören hierher. Von
ganz beſonderem Reiz iſt aber das Hanswurſt Theater auf dem
hohen Markt. Der Spielplan desſelben ſetzt ſich aus Stücken zu=
ſammen
wie Hanswurſt, der traurige Mehlſpeismacher, und ſein
Freund in der Not=
Der Sieg treuer Liebe oder der übel=
thätige
Wüterich Gürther Uhu mit Hanswurſt. dem immerwährend
Hungrigen - Staberls Reiſeabenteuers u. ſ. w. Zu den Vor=
ſtellungen
, die zweimal täglich unter großem Andrange ſtattfinden,
wird ein intereſſantes und belehrendes Schriftchen, auf Bütten=
papier
gedruckt, verkauft, das ſich betitelt Hanswurſt, ſeine Ahnen
und Erben:. Der Platz, auf dem ſich dieſe Fiauren des Wiener
Volkshumors tummeln und das Publikum beluſtigen, eignet ſich
für dieſe gemütliche Späße wie kein anderer.
Der hohe Markt, dieſe architektoniſche Wiederbelebung eines
Stück Wiens aus dem 17. Jahrhundert, iſt eine reizende orizinelle
Idee, die ihren Urſprung woal in Paris hat. Dort wird man
ſich demnächſt ſogar den ganzen Canal grande aus Venedig auf=
bauen
. Da geht man nun umher zwiſchen dieſen alten Brunnen,
Buden, Verkaufsgewölben, die alle in ihrer urſprünglichen Ge=
ſtalt
hergezaubert worden ſird, und mißt das Jetzt an dem Einſt.
Dem bunten Durcheinander einer Jaduſirie, die ſich zum
Theater, beſſer geſaat, zu den Mimen in Beziehung ſetzt, iſt ein
breiter, vielleicht zu breiter Raum angewieſen worden, zumal einiges.
wie ;. B. die Menge von Tricots in Seidenbluſen, Mieder und
Fächer, doch nur einen ſehr loſen Zuſammenhang mit dem Haupt=
thema
hat. Anderes intereſſiert dafür wirklich, ſo wenn wir an
dem Stand für Modellhüte die Bezeichnungen leſen: Hut der Donna
Diana, der Adelheid der Maria Stuart ꝛc. Reichen Spielraum
geſtattet der Phantaſie die der biſtoriſchen Friſur der Gräfin Du=
barry
beigeſetzte Bemerkung: Durch dieſe Friſur vereitelte die
Schauſpielerin Mrs. Leonardo eine Intrique bei einem Hofkonzert
unter Ludwig XV. Manckes Toilettengeheimnis plaudert dieſe ge=
werbliche
Abteilung aus: ſie wird deshaͤlb von Laien und Schrift=
ſtellern
, die ſich mit Salonnovellen abgeben, fleißig frequentiert.
Von dieſem großen Eitelkeitsmarkt, der überfullt iſt mit allen
Zeugen der irdiſchen Bedürſtigkeit der Bühnenkünſtler, wenden wir
uns zu jenen Räumen, die ihr geiſtiges, künſtleriſches Sein aus=
ſtrahlen
. Alle großen Mimen der Vergaͤngenheit und Gegenwart
haben hier ihre Ehrenmonumente, in Geſtalt von Bildern und
Büſten, die ſie ſowohl als Privatperſonen wie in ihren Haupt=
rollen
zeigen. Natürlich gehen durch die Zeiten und haften im Ge=
dächtnis
der Nachwelt auch hier nur die allererſten Namen.- Müde
von all dem Schauen, dem Anblick des Echten und Falſchen, das
ſich hier moſaikartig zuſammenfindet. zieht man ſich wohl auf ein
Stündchen in den reich ausgeſtatteten, behaglichen Fremdenſalon
zurück, eine Einrichtung, die bisher noch keine andere Ausſtellung
hatte und die ſo recht den gaſtlichen Sinn der Wiener offenbart.

Zum Schluß eine Frage, die wohl berechtiat erſcheint und die
ſich ſozuſagen von ſelbſt auſdränat: Welchen Kulturbeilrag hal=
dieſe
Wiener Theaterausſtellung geliefert? Man hat ein Recht zi
dieſer Frage im Hinblick auf die tauſend Kräfte, die vielen geiſtige=
und mechaniſchen Hebel die für dieſen Zweck in Bewegung geſetz=
worden
ſind im Hinblick auf die Nationen, welche man hier zu
einem Stelldichein geladen hat. Der ideelle, ja auch der prakliſche
Nutzen einer ſolchen Veranſtaltung muß in die Augen ſpringen,
wenn anders ihr eine bleibende Bedeutung zuerkannt werden ſoll.
Es liegt ja vielfach in der Natur der Sache, daß das Theater
zunächſt unter dem Geſichtspunkt des Amüſements betrachtet wird
und daß demnach eine Theaterausſtellung hauptſächlich als große=
Vergnügungsfeld erſcheinen muß. Und dennoch hat die Sache auch
ihre ſehr ernſthafte Seite.
Ernſt iſt dieſe Ausſtellung, die man nicht unrichtig einer Theater=
univerſität
verglichen hat, zu nehmen, da ſie erſtens die zeitliche
und räumliche Entwickelung des Spieltriebes bei civiliſierten und
halbewviliſierten Völkern anſchaulich vor Augen führt und da je
ferner die vielfach verſchlungenen Verbindungsfäden auſdeäk,
die zwiſchen dem höchſten geiſtigen Leben eines Volkes und
ſeinen auf bloße Unterhaltung gerichteten Inſtinkten laufen-
Vergeſſen hat man nichts, eher hat man auf einigen Gebieten zu
viel gethan.- Aber welche Ausſtellung bliebe vom Tadel verſche,
und nun gar erſt ſolche, die in der Vergangenheit gar kein Mur
und Vorbild hatte. Der ſachliche, wiſſenſchaftliche und unantal=
bare
Wert der Wiener Uusſtellung ſteckt in dem Centrum der P=
tunde
. Anordnung und Gruppierung kann man ſich für mands
noch anders denken, jedenfalls hat man jetzt ſeine Erfahrungenz.
ſammelt, und wenn im nächſten Jahr die für Paris geplall=
theatergeſchichtliche
Ausſtellung wirklich ins Leben treten ſollz,
wird ſie von dieſen Erfahrunzen reichlich vrofitieren können.
Immerhin wird der öſterreichiſchen Kaiſerſtadt die Ehre us
das Verdienſt verbleiben, zum erſtenmal das Terrain abgeſteckt un
die Bahnen vorgezeichnet zu haben, auf denen alle Unternehmungu
ähnlicher Natur ſich bewegen müſſen.
[1271
Todrs=Anzeige.
Statt beſonderer Mittheilung.
Verwandten, Freunden und Bekannten hiermit die
ſchmerzliche Nachricht, daß unſer innigſtgeliebter Galt,
Vater, Bruder und Onkel,
Johannes Fischer,
Großh. Hofkutſcher i. P.,
im nicht vollendeten 61. Lebensjahr in Folge eines Ge=
hirnſchlages
in dem Herrn ſanft entſchlafen iſt.
Um ſtilles Beileid bitten
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 20. Auguſt 1892.
Die Beerdigung findet Montag Nachmittag 6 Uh,
A vom Sterbehauſe, Mathildenplatz 18, aus ſtatt.

die=

Dankſagung.

Für die uns bei dem Ableben unſerer unvergeßlihl
Gattin, Schweſter, Schwägerin und Tante erwieſene aufuch
tige und herzliche Theilnahme ſagen wir Allen tiefgefühlteſe
Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen.
Carl Malzi.
Hauptſtaatskaſſe=Buchhalter.
Darmſtadt, den 19. Auguſt 1892.
Tageskalender.
Montag, 22. Auguſt: Konzert der Kavelle Hilge in der ll,
Cfungſtadt
Mittwoch. 24. Auguſt: Konzert in der Vereinigten Geſellſchaft.
Donnerstag. 25. Auguſt: Feier des Ludwigsfeſtes in der Knabe=
Arbeits=Anſtalt.
Blättchenſchießen der Privil. Darmſtat
Schützengeſellſchaft.
Samstag. 27. Auauſt: Generalverſammlung der neuen allgemeinn
Kranken= und Sterbekaſſe fer Beſſungen bei Gaſtwirt Lipp, Wei=
beraſtraße
10. - Sommerkaſino des Beſſunger älteren Geſang
vereins auf dem Chauſſeehaus.

Druck und Berlaa: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei. verantzwortlich für die Redaltion: Dr. O. Waldaeſtel. beide in Darmſtadt