Darmstädter Tagblatt 1892


19. August 1892

[  ][ ]

54
549
62
727
745
19

BSUNUUULTCOLUON

Asennementspreis
vertelkshilich 1 Marl 5o Pf. hall
Rhrlch 3 Mak ind. Bringerlohn.
Anwwämz verdm vor allen Poſt=
Amtern Beſtellungen entgegenge=
vommen
zu 1 Mark 50 Pf. pro
Quartal inc. Poſtaufſchlag.

155. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
290EſLId Nurthuiruugshidtt.

Iuſerate
für das
wbhent. Gmal erſchelnende Tagblan
werden angenommen: u Turmſtadt
von der Expedition, Ren kr. Nr. 23.
in Beſſungen von Frädr. Blößer,
Schießhausſtraße 14. ſowe auswärtz
von allen Annoneenckwditlonen.

Amtliches Organ
fuͤr die Bekannkmachungen des Großh. Rreigamls, des Großh. Polizeiamks und der anderen Behörden.

Wol.

Freitag den 19. Auguſt.

1892.

Beireffend: Die Hegzeit der Feldhühner.
B e k a n n t m a ch u n g.
Mit Rückſicht auf den Stand der Ernte und der Weinberge hat Großherzogliches Miniſterium des Innern und der
Juſtiz durch Entſchließung vom 15. d. Mts. zu Nr. M. J. 22666 beſtimmt, daß die Heegzeit für Feldhühner in dem Groß=
erzogthum
mit Ausnahme der Kreiſe Alsfeld, Lauterbach und Schotten, im laufenden Jahre bereits mit dem 21. d. Mts.
ndiat und daß demnach mit dem 22. l. Mis. die Jagd auf Feldhühner im ganzen Großherzogthum mit Ausnahme der
Lreiſe Alsfeld, Lauterbach und Schotten, in welchen die Heegzeit mit dem 31. d. Mts. endigt, eroͤffnet ſei.
Darmſtadt, den 17. Auguſt 1892.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
In Vertretung:
Frhr. v. Gemmingen.
[2556
Reberſicht
Reberſicht.

der Durchſchnittspreiſe von folgenden Früchten
vom 1. Auguſt bis 15. Auguſt 1892.
Vaizen per Sack 100 Kilo M. 1850. Korn per Sack
100 Kilo M. 1550. - Gerſte per Sack 100 Kilo
M. 18.50. - Hafer per Sack 100 Kilo M. 1450.
Darmſtadt, den 16. Auguſt 1892.
Großherzogliches Polizeiamt.

der Marktpreiſe von folgenden Gegenſtünden
vom 1. Auguſt bis 15. Auguſt 1892.
Butter per ½ Kilo M. 1.12, desgl. in Partien M. 1.-
Eier per Stück 6½ Pfg., desgl. per 25 Stück M. 1.56.
Kartoffeln per 100 Kilo M. 10. -, desgl. per 25 Kilo
M. 2.60. Kornſtroh per 50 Kilo M. 2.75. Heu per
50 Kilo M. 4...
Darmſtadt, den 16. Auguſt 1892.
Großherzogliches Polizeiamt. (2557

Ed i e t a l l a d u n g.
Nachdem wider den Musketier Peter Rudolph der 7. Compagnie 4. Großh.
heſſiſchen Inſanterie=Regiments (Prinz Carh Nr. 118, geboren am 14. Auguſt
867 in Finthen, Kreis Mainz, der förmliche Deſertionsprozeß eröffnet worden iſt,
ird derſelbe hiermit aufgefordert, ſich ſofort bei ſeinem Truppentheil zu ge=
ellen
, ſpüteſtens aber in dem auf
Donnerstag den 15. Dezember 1892, Vormittags 10 Uhr,
nberaumten Termin vor dem unterzeichneten Gericht zu erſcheinen, widrigenfalls
ie wider ihn eingeleitete Unterſuchung geſchloſſen, er in contumaciam für fahnen=
üchtig
erklärt und in eine Geldbuße von Einhundert und fünfzig bis Dreitauſend
Nark verurtheilt werden wird.
Darmſtadt, den 16. Auguſt 1892.
Gericht der Großherzoglich Heſſiſchen (25.) Diviſion.
12558
Kriegsgerichtliches Erkenntniß.
Durch kriegsgerichtliches unterm 6. Auguſt 1892 beſtätigtes Erkenntniß vom
Auguſt 1892 iſt der Musketier Heinrich Muth der Leib=Kompagnie Infanterie=
legimenis
Kaiſer Wilhelm Nr. 116, geboren am 31. Januar 1870 in Vilbel,
reis Friedberg, in contumaciam für ſahnenflüchtig erklärt und in eine Geldſtrafe
on Einhundert ſechszig Mark verurtheilt worden.
Darmſtadt, den 9. Auguſt 1892.
Gericht der Großherzoglich Heſiſchen (25.) Diviſion. (12559

Verſteigerungs=Anzeige.
Auf gerichtliche Verfügung werden die
der Eliſabethe Thiſchinger zu Nieder=

Rülr. Ker. Meter. II. 823 611 Hofraithe Ecke der Hölges= und
Carlsſtraße da=
hier
, II. 824 206 Grabgarten da=

elbſt,
Montag den 19. September 1892,
Vormittags 11 Uhr,
im Ortsgerichtslokal offentlich meiſtbietend
verſteigert.
Darmſtadt, den 18. Auguſt 1892.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt I.
J. E. d. V.:
12560
Müller.
Kinmachfäſſer bei Küfer Döll, Sack=
(1206:
F gaſſe 20.

[ ][  ][ ]

Nr. 194
2738
B e k a n n t m a ch u n g.
Vetreſſend: Naturalleiſtungen für die bewaffnete Macht im Frieder, hier
Quartierleiſtungen.
Wir beabſichtigen, zum Zweck der Unterbringung von Einquartierung eventuell
Verträge mit Gebäudebeſitzern für einen gewiſſen Zeitraum abzuſchließen und ſor=
dern
hiermit diejenigen auf, welche geneigt wären, ein bezügliches Vertragsverhält=
niß
einzugehen, bis zum 15. k. Mts. ſchriftliche Offerten mit genauer Beſchreibung
der verfügbaren Räume, zahlenmäßiger Angabe deren Länge, Breite und Höhe, ſo=
wie
mit Preisforderung per Kopf und Tag, für Einquartierung mit Verpflegung
und für ſolche ohne Verpflegung, an uns einzureichen.
Darmſtadt, den 16. Auguſt 1832.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[2561
Morneweg.

Bekanntmanhung.
In unſer Firmen=Regiſter
wurde unterm Heutigen eingetragen, daß Hermann Schmitt Wittwe, Julie geb.
Immel zu Darmſtadt unterm 1. Juli d. J3. aus der daſelbſt beſtehendem Firma
H. Schmitt, Schulbuchhandlung des Heſſ. Landeslehrervereins ausgetreten
iſt und daß das Geſchäſt von dem ſeitherigen zweiten Geſellſchafter Ludwig Säng
zu Darmſtadt nunmehr unter der Firma , Ludwig Säng (früher H. Schmitt,
Schulbuchhandlung des Heſſ. Landeslehrervereins:) weiterbetrieben wird.
Der Ludwig Säng Ehefrau, omilie geb. Schmitt, wurde für dieſe Firma Procura
ertheilt.
Darmſtadt, den 13. Auguſt 1892.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
[12562
Beisler.

Bergrbung non Achrriner.
Arhrit.
Die Erneuerung der ſchadhaften Fußboden durch eichene Niemenböden
ſſogen. Schffsböden) im Kreisamtsgebäude zu Darmſtadt, veranſchlagt zu
281468 Mk. ſollen mittelſt ſchriftlichen Angebots
Donnerstag den 25. Auguſt l. Js., Vormittags 10 Uhr,
auf unſerem Büreau vergeben weiden. Voranſchlag und Bedingungen
liegen vom 17. d. Mis. an zur Einſicht offen. Die Angebote ſind in
Brozenten zu ſiellen und mit entſprechender Aufſchrift verſehen, bis zu obigem
Termin verſiegelt und porlofrei einzuſenden.
Darmſtadt, den 17. Auguſt 1892.
Großherzogliches Kreisbauamt Darmſtadt.
Wieſſell.
[12563

Lundſtide.
Die vom 1. Januar bis 30. Juni l. J3 im Bereich der Main=Neckar=Bahn
aufgefundenen herrenloſen Gegenſtände ſollen nach Ablauf von 3 Monaten
öffentlich verſteigert werden. Etwaige Eigenthumsanſprüche wollen vorher bei un=
ſerem
Fundbüreau in Darmſtadt angebracht werden.
Darmſtadt, den 8. Auguſt 1892.
[12372
Die Direktion der Main=Neckar=Bahn.

Gebrauchte Stückſäſſer,
Halbſtückfäſſer und eine Partie kleinere
12378
Fäſſer billigſt abzugeben.
Carl Emil Callmann,
Friedrichſtraße 12.

Vogelhecke mit Springbrunnen
billig zu verk. Roßdörferſtr. 34. 12564

Hoiſtallſtraße 6, 1. Stock,
L gute, alte, goldgelbe
unentgeltlich abgegeben.

werden noch
Kartoffeln
[12565

Ausſchreiben.
Die Lieferung von
Ochſenfleiſch,
Schweinefleiſch,
Würſtchen,
Nierenfett,
Hülſenfrüchten,
Mühlenfabrikaten,
Graupen,
Salz,
Gewürzen,
Eſſig u. ſ. w.,
füͤr die Menage des 2. Bataillons Großh.
Heſſiſchen Infanterie=(Leibgarde=MRegmis.
Nr. 115 iſt für die Zeit vom 1. Oktober
1892 bis 30. September 1893 zu ver=
geben
.
Bedingungen ſind auf dem Geſchäfts=
zimmer
des 2. Bataillons, Wilhel minen=
ſtraße
15, während der Dienſitſtunden ein=
zuſehen
, ebendaſelbſt ſind Anerbietungen
bis zum 27. Auguſt
abzugeben.
[12575

Prima
Kuhrkohlen:
Fettſchrot,
Stückkohlen,
Nußkohlen,
Anthracitkohlen,
[12566
Briquettes,
Buchenholz,
Eichenholz,
Tannenholz gehackt,
Tannenklötzchen,
Tannenſcheibchen,
empfiehlt billigſt
Leopold Beinhard,
Nieder=Mamſtädterſtraße 28.

Frisoh' hebend: Rheinſalm, Hummer, Weſerſalm, A a l e, Turbot, Hechte, Seezungen, Suppen: Zander, und Seehechte, Tafelkrebſe. Cabliau, Schellfiſche per Pfd. 15 Pfg.

Eisler Bücklinge.

Philipp Wobor
Hoflieferant, (1256:
Carlsſtraße 24.

[ ][  ][ ]

2739

Friſch
R eingetoffen.

W

Suppenmürne

bei:

Nr. 194
Theodor Stemmer,
Hoflieferaut,
Eliſabethenſtraße.

73
2.
½.
1½
3
45½

GTOSSOPATUIe
dumhzte Wollmousselime-
umd
Satim-Vlousem,
statt H. 7. nur H. 3. per Stück,
ſo lange Vorrath.
[2569
Wülhehm Laml,
Schulſtraße 1- am Ludwigsplatz.

3 pGl. Oester. Jugar. Staatsbahn-
Prioritäten Gblaue).
Die Verwaltung dieſer Bahn hat beſchloſſen, an den Coupons
der 3 pCt. Prioritäten 10 pC1. Steuer zu kürzen und hat ſich eine
rößere Anzahl Bank=Inſtitute entſchloſſen, gegen dieſen Gewaltakt
Schritte zu thun.
Ich ſchließe mich dieſem Proteſt an und bitte alle Beſitzer, ſo=
veit
ſolche durch mich vertreten ſein wollen, um Nummern=Aufgabe.
ſoſten entſtehen keine.
C. Schade,
[12465
Waldſtraße 8.

Heſſiſche Ludwigs=Eiſenbahn.

Nächſten Sonntag am 21. Auguſt er. wird zum Anſchluß an
AA den Schnellzug Frankfurt Oſtb. -Eberbach ein Sonderzug von
Nainz Ctrbh. mit Abfahrt um 630 Vorm. und anhaltend in Mainz Neuthor,
Broß=Gerau, Darmſtadt (Abfahrt 720, Roſenhöhe und Reinheim abgefertigt. Bei
ieſem Zuge werden Rückfahrlarten zum Preiſe der einfachen Perſonenzugsſahrkarten
ach Reinheim, Höchſt=Neuſtadt und den übrigen Halteſtationen des Schnellzugs bis
Eberbach ausgegeben, gültig für den Tag der Ausgabe. Dieſe Fahrkarten haben/
ur Rückfahrt auch für den Abendſchnellzug ohne Zukauf von Schnellzugsergänzungs=
arten
Gültigkeit.
Mainz, den 16. Auguſt 1892.
In Vollmacht des Verwaltungsrathes:
Die Spezial=Direction.
[12570
Vorouglo
Gosellsohafl.
Mittwoch den 24. Auguſt 1892,
Nachmittags von 6 Uhr an:
[12571)

G
0GUNN

Für den Fall ungünſtiger Witterung ſind die unteren Räume
er Vereinigten Geſellſchaft für das Concert reſervirt.
Dor Ausschuss dor Voreinigten Gosellschaft.

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mittlere Stock, beſtehend aus 4 geräumi=
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ſardenzimmer
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Waſchküche und Bleichplatz per 1. Okiober
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im 1. Stock, in der Nähe des Beſſunger
Herrngartens oder der Wittmannsſtraße.
12552
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[ ][  ][ ]


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Schwimmer und Nichtſchwimmer.
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im offenen, ſtärkſten Strome des Rheins
aufgeſtellt. Gebffnet von Morgens 7 bis
Abends 9 Uhr. Bahnverbindung nach
allen Richtungen.
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Der Vorstand
der Badehausgesellschaft Gernsheim.

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frothe Karten) im 1. Rang abzugeben.
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Halber Parketlogenplatz
abzugeben. Zu erfragen Aliceſtraße 10,
1. Stock.
[2305

(ie gegen Herrn H. Horſt gebrauchten
unhöflichen Ausdrücke nehme ich
hiermit zurück.
Darmſtadt, den 17. Auguſt 1802.
Georg Klozſch. 12578

12580) Ein junger Mann ſucht Stelle
als Diener oder Auslaufer. Caution
kann geſtellt werden Näheres Exped.

12581) Es wird ſür dauernd ein igr.
Mann mit ſchöner Handſchriſt, der die
doppelte Buchhaltung tadellos führen k.,
zu ſoſortigem Eintritt geſucht. Außerdem
iſt Stelle für einen Lehrling offen.
Demſelben iſt Gelegenheit geboten, tüch=
tiges
zu leinen. Einjähr. Zeugniß erſor=
derlich
. Offerten unter G. A. 3 an
die Expedilion d. Bl.

12582) Ein durchaus zuverläſſiges,
reinliches Mädchen, nicht unter 16 J.,
zu einem zweijährigen Kinde für Nachm.
geſucht. Näheres Frankfurterſtr. 18, III.
Vormittags von 9-11 Uhr.

12488) Ein tüchliger Schloſſer wird
geſucht. Näheres Expedition.

12583) Schreiner geſicht. Carls-
ſtraße
23.
W. Fey.

[ ][  ][ ]

2741

Eine Klavierlehrerin,
wünſcht noch einige Stunden beſetzt zu
haben. Näheres Expedition. (12181
Ein Sperrſitz,
Eckplatz rechts, für die zwei erſten Abon=
rements
abzugeben.
Fabrikſtraße 21, 1. Stock.
(12584,
Im Kleidermachen und Weißnähen
) wird Arbeit angenemmen.
WoL ſagt die Expedition.
[12585
Umpfehle meine Waſch= und Glanz=
E, bügel Anſtalt. B. Steinwandt,
Nüllerſtr. 9 Seitenbau.
[12586

Nr. 194
Verhörem

Verlorem

ein rothgoldenes Medaillon in Huf= ein goldenes Medaillon, 4 Bilder ent=
eiſenſorm
, enthaltend eine Photographie. haltend, nebſt ſilberner Uhrkette. Dem
Gegen hohe Belohnung abzugeben in der Wiederbringer ein gute Belohnung.
Expedition.
(12500, Abzugeben Herdweg 37.
(12587

Lamohim-Loilette-Cream-Lamolim
Vorzüglich zur Bflege der Haut.
zur Reinhaltung und Bedeckung wunder Hautſtellen
Vorzüglich
und Wunden.
zur Erhaltung einer guten Haut, beſonders bei kleinen
Vorzüglich
Kindern.

Zu haben in den meiſten Apotheken und Droauerien.

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Wie offiziell mitgeteilt wird, trifft der
Laiſer am 4. September in Gothenburg ein, woſelbſt er vom
Lronprinzenpaar von Schweden empfangen wird. Um 10 Uhr abends
rfolgt die Abreiſe nach Herrljungen zur Elchiagd, am 5. September
indet in Herrljungen ein Feſtmahl und um halb 11 Uhr abends
ie Rückreiſe nach Gothenburg ſtatt.
Zu den Vorlagen, die den Reichstag in ſeiner bevorſtehen=
en
Tagung beſchäftigen werden, dürfte auch ein Geſetzentwurf über
e Einführung der Einheitszeit in das bürgerliche Leben gehören.
78 iſt dies gleichſam ein Vermächtnis des verſtorbenen Feldmar=
challs
Moltke, deſſen letzte Reichstagsrede dieſe Maßregel im In=
reſſe
einer glatten und ſchnellen Mobiliſierung unſeres Heeres
ärmſtens empfahl. Auch die Vorlage, betreffend die Regelung
es Auswanderungsweſens, wird wieder an den Reichstag gelangen,
ährend der Geſetzentwurf zur Bekämpſung der Trunkſucht min=
eſtens
in der früheren Geſtalt als endgiltig aufgegeben zu betrachten
t. Auch das Spionengeſetz dürſte ſchwerlich wieder an den Reichs=
19 gelangen.
Oeſterreich=Ungarn. Szöayenhi bal die Leitung des
Niniſterpräſidiums und des Miniſteriums des Innern in Ungarn
bernommen. Auf eine Anfrage des Parteipräſidenten antwortete
3zögyenhi, ſeine Berufung nach Berlin ſei Kombination und nicht
ngereat von maßgebender Seite.
Belgien. Der König wohnte am Mittwoch abend einem
Im zu Ehren von der landwirtſchaftlichen Geſellſchaft von Luxem=
urg
in Arlon gegebenen Bankett bei. In Beantwortung eines
uf ihn ausgebrachten Trinkſpruchs ſagte der König: Wenn Bel=
ten
ſich in ſortſchreitendem Wohlſtande befindet, ſo verdankt es
ies ſeiner Klugheit und Weisheit. Ein edler patriotiſcher Hauch
at das Werk der Verfaſſung vom Jahre 1830 durchweht; es iſt
U hoffen, daß ein gleicher patriotiſcher Hauch diejenigen beſeele,
ie ſich jetzt mit der Reviſion jenes Verfaſſunaswerkes beſchäftigen.
Schweden und Norwegen. Die däniſchen und norwegiſchen
elegierten ſind am 16. d. Mts. zu einer Konferenz zuſammen=
etreten
, zum Zwecke der Vereinbarung einer möglichſt aleichartigen
eſezgebung Dänemarks und Schwedens betreffs des litterariſchen
nd künſtleriſchen Eigentumsrechtes.
Rußland. Dem Vernehmen nach beſchloß die Getreide=
ommiſſion
in ihrer am Montag abgehaltenen Sitzung die
ufhebung aller noch beſtehenden Ausfuhrverbote. Die hierauf be=
ägliche
Vublikation iſt demnächſt zu erwarten.
Serbien. Der König Alexander hatfür den 19. d. Mts.
ine Rückkehr angezeigt.
Die ſerbiſche Reaierung berief infolge der ernſten inneren
age die Vertrauensmänner der radikalen Partei zuſammen. Wegen
r Miniſterkriſis iſt noch keine Entſcheidung erfolgt. Es verlautet,
r Krieasminiſter demiſſionierte nicht.
Bulgarien. Den Vertretern Rußlands und Frankreichs, welche
tam bulows Audienz verhindern wollten, ſoll der Sultan er=
idert
haben, er müſſe den Miniſter des Vaſallenſtaates empfangen.
Griechenland. Das amtliche Blatt meldet, daß Serbien den
it dem 10. Juli 1893 ablaufenden ſerbiſch=griechiſchen
andelsvertrag gekündigt hat.
Marokko. Der Sekretär der franzöſiſchen Geſandt=
chaft
erhielt, als er mit dem Geſandten am Strande ritt, von
auriſchen Soldaten mit einem Pantoffel mehrere Schläge auf die
ruſt. Bei dem hierauf folgenden Wortwechel zogen mehrere
oldaten das Meſſer; ohne Hinzukommen von Mitgliedern der
aniſchen Geſandtſchaft wären der Geſandte und ſein Begleiter
2tötet worden. Als der Geſandte am folgenden Abend ausritt,
urde er nochmals von Soldaten inſultiert. Auf die Schuldigen
ird gefahndet.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 19. Auguſt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 13. Auguſt
den Kaufmann Guſtav Müller in Gießen zum Handelsrichter an der
bei dem Landgericht der Provinz Oberheſſen gebildeten Kammer
für Handelsſachen mit dem Sitze in Gießen mit Wirkung vom Tage
des Dekrets an bis zum 31. Dezember 1894 ernannt.
In den Ruheſtand wurte verſetzt: am 13. Auguſt der Ge=
fangenaufſeher
Heinrich Weinheimer im Gefängnis zu Darmſtadt
mit Wirkung vom 1. Oktober l. J. an.
Das Großh. Reaierungsblatt, Beilage Nr. 22, ent=
hält
: 1) Verzeichnis der Vorlejungen auf der Großh. Heſſ. Ludewigs=
Univerſität zu Gießen im Winterhalbjahre 189293. 2) Konkurrenz=
eröffnungen
.
4. Das am Mittwoch im großen Saale der Vereiniaten Ge=
ſellſchaft
ſtattgehabte Feſteſſen zu Ehren des Herrn Oberlonſiſtorial=
Präſidenten Dr. Goldmann, Excellenz, hatte eine große Schar
von Teilnehmern aus Stadt und Land um den verehrten Jubilar
vereinigt. Die Reihe der Toaſte wurde eröffnet durch Herrn Geh.
Staatsrat von Knorr, welcher die ſich überall, und auch bei der
vorliegenden Feier, bet äligende huldvolle Geſinnung des Landes=
fürſten
pries und ein mit Begeiſterung aufgenommenes Hoch auf
Allerhöchſtdenſelben ausbrachte. Sodann ergriff Herr Prälat Habicht
das Wort zu folgender Feſtrede auf den Gefeierten des Tages:
Es iſt mir der Auftrag geworden, den erſten Toaſt auf unſeren
hochverehrten Herrn Jubilar auszubringen. Eine ſolche Aufgabe zu
löſen, iſt leicht und ſchwer. Schwer, winn es ſich darum handelt,
würdig zu rühmen einen Maun, der nach ſo vielen Seiten hin im
Segen gewirkt, das Bild einer mit hohen Gaben und liebenswür=
digen
Eigenſchaften ausgerüſieten Verſönlichkeit in entſprech nder
Weiſe zu zeichnen. Leicht, wenn man redet nach dem Spruch: Wef
das Herz voll iſt, deß' geht der Mund über, wenn man nur d r
Dollmetſch zu ſein braucht der Empfindungen, die in allen leben, und
ſich getragen weiß von der Uebereinſtimmung derſelben, wie ſolche
in unſerem Kreiſe ohne jede Ausnahme herrſcht. Wir ſind zu einer
frohen Feier geſchart um den Herrn Jubilar, der heute zurückſchaut
auf 50 Jahre eines ſo überaus thättgen Lebens, die er verbracht
hat im aufopfernden Dienſt des Staates, der Provinzen, der Ge=
meinde
, der Schule, der Kirche.
Man wird es begreiflich finden, wenn ich ausgehe von der
Wirkſamkeit unſeres Jubilars, welcher er ſeit 15 Jahren ſeine Kraft,
ſeinen Eiſer, ſeine Treue gewidmet hat; an die Spitze der oberſten
Kirchenbehörde unſeres Landes, welcher auch ich anzugehören die
Ehre hab, geſtellt, hat Exc. Goldmann es verſtanden, das Schiff ein
der ev. Landeskirche durch eine vielbewegte Zeit, durch brandende
Wogen hindurchzuführen. Mit der Leitung des Oberkonſiſtoriums
betraut, hat er dieſem Kolleg eine Stellung zu gewinnen gewußt,
wie es ſolche noch nie in früherer Zeit eingenommen hat. Mit
ſicherem Takt und Geſchick, beſeelt von dem beſten Willen, von un=
ermüdlichem
Schaffensdrang erfüllt, von Vater und Muiter hr
reliaiös geſtimmt, ous Ueberzeugung an dem Bekenntnis der evang.
Kirche feſthaltend und von warmer Liebe zu derſelben erfüllt, war
er ſiets bedacht auf die geſunde Entwickelung der kirchlichen
Verhältniſſe in Stadt und Land. Das Wohl der evang. Geiſtlichen
hatte er allezeit im Auge und zeugen davon eine Reihe von Ge=
ſetzen
, hauptſächlich durch ihn vorgelegt und verteidigt, welche
nichts anderes bezwecken ſollten, als die Lage der Geiſtlichen günſtiger
zu geſtalten. Daß es unter dieſen Umſtänden uns, den Mitgliedern
der genannten Behörde, eine Freude war, unter ihm und mit ihm
zu wirken, daß die Landesſynode und der Synodal=Ausſchuß mit
gerne Unterſtützung, ge=
Vertrauen, auf, ihn ſahen und
währten, iſt leicht erklärlich. Bei alle dem, daß der Herr Jubiliar
den Pflichten ſeines Hauptberufs mit größter Gewiſſenhaftigkeit
nachkam, hat er mit ſeinem reichen Wiſſen, ſeiner Erfahrung, ſeiner gei=
ſtigen
Elaſtizität und dem regen Intereſſe für alles Gute, Edle, Schöne,

[ ][  ][ ]

2742
Nr. 194

das Wohl des Staates und ſeiner Bürger, zu fördern geſucht. Kaum
war eine wichtice Angelegenheit auf den verſchiedenſten Gebieten.
der Landwirtſchaft, der Kunſt, des Verkehrs, der Induſtrie, des ſitt=
lichen
Wohls der Arbeiter, wo nicht Goldmanns Name vor allem
genannt wurde und ſchien mit der Menge der Anſprüche an ihn
ſein Können ſich zu verdoppeln. 50 Jahre des Dienſtes und des
Schaffens iſt eine lange Zeil; während derſelben iſt auch Se. Exc.,
nachdem er für die Verwalturgsbranche ſich entſchieden hatte viel um=
hergeworfen
worden. Nachdem er am Hofgericht in Darmſtadt, dem
Landgericht Lorſch, den Kreisämtern Gießen u. Diebura, dem Ad=
miniſtrativjuſtizhof
, der Provinzialdirektion Mainz. beſchäftigt war,
auch ein Jahr lang Mitglied der Iſenburg=Büdingenſchen Rent=
kammer
geweſen, wurde er bei der neugebildeten Reg. Kommiſſion
zu Biedenkopf Reo.=Sekretär im Jahre 1848. dann bei der neuen
Oraaniſation Kreisaſſeſſor in Darmſtadt, Kreisrat in Lauterbach
und Dieburg, 1866 Provinzial=Direktor in Gießer 1870 Provinzial=
Direktor in Darmſtadt, Präſident des landwirtſchaftlichen Vereins
für Starkenburg und der Centralſtelle für Landwirtſchaft, Geheime=
rat
, Vorſipzender der Hoftheater=Direktion und Bau Kommiſſion,
1874 Provinzial=Dirckor in Mainz und Territorial=Kommiſſär
daſelbſt, 1877 Präſident des Ober konſiſtoriums.
Ueberoll, wo er geweſen, gedenkt man noch jetzt ſeiner mit
Anerkennung und in dar kbarer Erinnerung daran, diß er mit Rat
und That, in liebevoller, freundlicher Weiſe allen entgegenkam.
In der verantwortungsvollen Stellung als Verwellungsbeomter
hat er ernſte Zeiten verlebt; im Jahre 1848. 1866, 187071 ſtand er
im öffentlichen Leben mit ſeinen Kämpfen, Sorgen und den An=
forderungen
aller Art, auf das Wohl des Kreiſes, der G.meinden,
der Schuſen bedacht, allzeit ein treuer Diener des Staates und
ſeines Fürſtey. Im Jahre 1866, als die Provinz Oberheſſen occupiert
war, hat er dieſe Treue bewährend um den dem Großherzog ge=
leiſteten
Eid nicht zu verletzen, nicht bloß für ſich, ſondern auch für die
übrigen Beamten, dem Kommiſſär von Brieſen, rubigen Widerſtand
geleiſtet und wurde dafür verkaftet und nach der Feſtung Weſel
abgeführt, um dort als Staalszefangener beinahe 2 Monate bis
zum Friedensſchluß zu verbleiben. Hohe und höchſte Würdiguna
ſener Verdienſte iſt ihm in reichem Maße zu teil geworden, mit
Orden iſt ſeine Bruſt geſchmückt, der Rana eines Geheimerats und
vann eines wirklichen Geheimerats mit dem Titel Excellenz wurde
ihm verliehen, und wie er ſchon früher der 2. Kammer der Stände
angehört, ſo erſolgte auch ſ ine Ernennung el: lebenslängliches
Mitalied der hohen 1. Kammer, deren Sekretär er iſt. Heute
wurde ihm das Groß=Kreuz des Philipps Ordens, die jüngſte Aus=
zeichnung
aber iſt es, daß er von der Fakultät in Gießen zum
Dr. theol honoris causa creiert wurde.
Neben allen dieſen Ehren und Würden iſt ihm doch auch ge=
wiß
dieſe Fe er und dieſe Verſammlung ein Beweis, welche Ver=
ehrung
und welche Liebe er genießt. Wir alle hoffen und wünſchen,
daß Exceller; Goldmann noch recht lange ſeines hohen Amtes
walt u und ſich noch viele Jahre im Dienſte, im Kriſe der Familie,
umgeben von ſe nen Freunden, erſreue, daß Gott der Herr, der
ihn gnädia gelührt hat während ſeines Lebens, ihn auch ferner in
ſeinen mächtigen Schutßz nehmen mögel Der Wirkliche Geheime=Rat
Exzellen; Goldmann, Dr. juris und theol., er lebe hoch!
Herr Praſident Goldmann dankte mit b=weaſen Worten allen
denen. die an ſeinem Ehrentage ihm ſo viele Beweiſe von Liebe
und Ankänglichkeit entgegengebracht hätten. Er gedachte dankbar
des Glückes. das ihn in ſeiner Laufbahn geleitet, indem es ihn alleztit
treue Mitarbeiter habe ſinden laſſen die allein ihm eine erfolgreiche
Vethätiaung ſeiner guten Abſichten ermöglicht hätten. Aus der
grofen Zahl der weiteren Toaſte erwähnen wir noch jene des Herrn
Oberlandes gerichtsrats Heinzerling auf die Gemahlin und die
ganze Familie des Gefeierten, des Herrn Geheimerats Küchler, der
in launigen Verſen mit treffendem Humor den Lebenslauf des
Jubilars beſang. des Herrn Geh. Staatsrats Hallwachs, welcher
die ſegensreiche Thätiakeit Goldmanus in Wahrung der Intereſſen der
evangeliſchen Landeskirche hervorhob, des Herrn Barons v. Wangen=
heim
auf den treuen Förderec der landwirtſchaftlichen Intereſſen
Heſſens. des Herrn Superintendenten Köſtlin auf den neucreierten
Doktor der Theologie (zu deſſen Ehren von den Anweſenden ein
Solamander gerieben wurde). Noch viele weitere Trinkiprüche
würzten das Mahl, das trotz der geradezu afrikaniſchen Hitze in
der animierteſten, frohbewegteſten Weiſe verlief und bei den Teil=
nehmern
, die bis zu ſpäter Abendſtunde vereinigt blieben, den beſten
Eindruck hinterließ.
L. In der geſtrigen Sitzung der Stadtverdneten= Ver=
ſammlung
wurden ohne Debatte etwa 480 M. für Herſtel=
lungen
im Sparkaſſegebäude bewilliat. Der Rechnungs
abſchluß für 189192 für das Realoymnaſium weiſtgegen den
Voranſchlag. welcher 87408 M. in Einnahme vorſah, eine ſolche
von 84605 M. mithin 2713 M. weniger auf, wogegen die Aus=
gaben
anſtatt der vorgeſehenen 82120 M. 96978 M. oder 14858 M.
mehr betragen. Die Rechnung der Realſchule ſckließt ab mit
56146 M. Einnahme, ſtatt wie im Voranſchlag wit 59846 M.,
und mit 57255 M. in Ausgabe, ſtatt 56 240 M, wie der Voran=
ſchlag
vorſah. Der Abſchluß der Armenkaſſe fiel um 7076 M.
günſtiger aus als erwartet wurde, ſo daß der Zuſchuß aus der

Stadtkaſſe nur 94925 M. ſtatt der urſprünalich erwarteten 102 000
Mark beträgt. Die Hoſpitalkaſſe ſchließt mit 149854 M.
in Einnahme und mit 143409 M. in Ausaabe ab. Der Zuſchuß
aus der Stadtkaſſe beträat 61169 M. Die Waſſerwerkskaſſe
zeiat in Einnahme 259300 M., in Ausgabe 173300 M., im ganzen
85955 M. Ueberſchuß. Die Kaſſedes Elektrizitätswerks
ſchließt ab mit 122857 M. in Einnahme und 100 156 M. in Aus=
aabe
, mithin mit 21701 M. Ueberſchuß Die Saalbaukaſſe
führt 22234 M. Einnahme und 29812 M. Ausgabe, mithin
7578 M. Mehrausgabe auf. Sämtliche Rechnungen werden an=
ſtandslos
genehmiat.
Stadtverordneter Rückert wies auf die Notwendigkeit hin,
baldmöglichſt die Heizungsanlage im Saalbau zu er=
neuern
, was Stadtverordneter Diefenbach ebenfalls für geboten er=
achtete
. Beigeordneter Riedlinger ſtellt eine Vorlage in Bälde
in Ausſicht. Ein Geſuch der Garniſonverwaltung um Dispenſation
von Vorſchriften des Ortsbauſtatuts wurde abgelehnt. Für
die Anlage eines Kanals durch einen Teil der Oranaeri=
Noc.
und die Seeſtraße in die Beſſungerſtraße werden 700 Mark be=
willigt
. Die Lieferuna von 400 Kuhikmetern Baſaltkleinſchlag wird
Herrn Breitwieſer in Roßdorf ür 3800 Mark übertragen. Um die
vermehrte Steigmarnſchaft, mit Feuerlöſchgeräten auszu=
rüſten
, werden 42) Mork zur Verfügung seſtellt; 450 Mark jährlich
ſollen die Gebr. Schloſſer Roth für die Unterhaltung und Reinigung
der Geräte erhalten. Auch der mit Herrn Waltber bezüglich der
Spritzefuhren in die Nachbororte abgeſchloſſene Vertrag be=
gegnete
keinem Widerſpruch. Die Lieferung von Bleikabeln für das
Elektrizitätswerk wurde der Firma Siemens und Halske
übertragen und dafür 350 Mark bewilligt.
Zur Anlage von Klärbecken am Darmbach ſind Gelände=
Erwerbungen nicht zu umgehen. Es ſollen zu dieſem Zwecke am
Gräfenhäuſer Wege 15000 Quadratmeter für 6994 M. angekauft
werden. Beigeordneter Niedlinger führte bei Bearündung der
Forderung aus, daß man vorerſt es mit einem Schlammbaſſin
verſuchen wolle, wodurch die Bürgertanne als wichtiger Schutz=
cürtel
erhalten bleiben könne. Stadtverordneter Rückert hätte ge=
wünſcht
, daß man ſich bereits dazu entſchloſſen hälte, Nieſelfelder
anzulegen. Die hier geplante Anlage koſte mindeſtens 10000 M.
welche man ſparen könne. Er bitte deshalb die Frage nochmals
zu erwägen und für heute von der Beratung abzuſehen. Der
Bürgermeiſter erklärte ſich mit dieſem Antrage einverſtanden, wo=
gegen
Stadtverordneter Rockel den Ggenſtard als gründlich durch=
geſprochen
bezeichnete und gegen eine Vertagung ſtimmte. Dieſe
wurde jedoch beſchloſſen. (Schluß ſolgt)
. Eine kurze, erbauliche Feier fand geſiern, als an dem Tage von
Gravelotte, auf dem hieſigen Friedhofe an den Maſſengräbern der
dort ruhenden Krieger ſtatt. Der Kriegerverein Tarmſtadt,
welcher in vietätvollem Gedenken alljährlich eine ſolche Feier ver=
anſtaltet
, traf, die ſchwarzumflorte Fahne voran, pünktlich um 8 Uhr
auf dem Friedhofe ein und nahm an den Gräbern Aufſtellung.
Dort hielt, nachdem von einer Kapelle ein Choral geblaſen war,
Herr Dr. Reulina, der Präſident des Kriegervereins, ein Anſprache,
in welcher er der Opfer in ehrender und dankender Weiſe gedachte,
welche der Krieg 1870ſ71 gefordert hat. Dieſe Opfer, führte er
aus, dürften nicht vergebens gebracht ſein, die Errungenſchaften des
großen Krieges zu bewahren, ſei unſere Aufzabe. Nachdem der
Redner noch des Hinſcheidens ihres erhabenen und geliebten Führers
im Kriege, des hochſeligen Großherzogs Ludwiz IV., gedacht hatte
ſchloß er mit dem Gelübde der Treue und dem Wunſche, daß der
Frieden uns erhalten bleiben möge. Darauf wurde an dem mit
Blaltpflanzen und Lorbeerbäumen umkränzten Denkmal ein Lorbeer=
kranz
niedergelegt. Mit einem Choral der Kapelle ſchloß die vietät
volle Feier, dr die Herren Oberſt Gerlach, Präſident des Haſſia
Verbandes. Stadtkommandant Oberſt Otto, Bezirkskommandeur
Major Stamm, ferner die Herren Bürgermeiſter Morneweg und
Volizeirat Fey beiwohnten. - In Beſſungen, woſelbſt eine gleiche
Feier ſtattfand, hielt die Anſprache Herr Hauptmann d. L. Waldecker,
zweiter Vorſitzender des Vereins; auch hier wurde von dem Krieger=
verein
an den Gräbern der dort ruhenden Krieger ein Lorbeerkranz
niedergelegl.
1. Der Darmſtädter Bichele=Klub hat nunmehr end=
ailtig
den 4. September d. J. zur Abhaltung ſeines Herbſtradwett=
fahrens
auf der neuen Rennbahn am Karlshof feſtgeſetzt. Da man
auch diesmal wieder einen großen Wettbewerb erwartet, ſo wird
die Fahrbahn an verſchiedenen Stellen erweitert, um ſelbſt bei
ſtärkſter Beſetzung der einzelnen Rennen Zuſammenſtößen vorzu
beugen. In dem neuen Programm iſt u. a. ein Hochradfahren
und ein Doppelſitz= Zweiradfahren eingefügt, was der Veranſtaltung
erhöhtes Intereſſe verleihen dürfte. Der große Erfolg, welchen der
Bieycle=Klub bei ſeinem Eröffnungsfeſte im Frühjahr erzielt hat,
läßt erhoffen, daß das hieſige Publikum auch dem Herbſtrennen die
gleichen Sympathien entgegenbringen wird. Da dieſe Veranſtal=
tungen
außerdem nicht unweſenllich zur Belebung des Verkehrs in
unſerer Stadt beitragen, ſo wäre es zu wünſchen, daß ſich auch
diesmal wieder Freunde und Gönner finden würden, die den
rührigen Klub in ſeinen Bemühungen, etwas Hervorragendes zu
bieten, durch Stiftung von Preiſen u. dergl. thatkräftig unterſtützen.

[ ][  ][ ]

Ne=
Die zur Hebung des Sonntagsverkehrs nach dem Oden=
wald
ſeitens der Heſſiſchen Ludwigsbahn auf der Strecke
Frankfurt=Eberbach verſuchsweiſe gewährte beſondere Fahrpreis=
ermäßigung
, ſoll auch wieder für nächſten Sonntag bezüglich des
Verkehrs ab Mainz und Darmſtadt zugeſtanden werden. Zu dieſem
Zweck gelangt ab Mainz (Centralbahnhof) um 6 Uhr 30 Min. vor=
mittags
, ab Darmſtadt um 7 Uhr 20 Min. ein Sonderzug zur
Abfertigung. welcher in Wiebelsbach mit dem Schnelzug von Frank=
furt
nach Eberbach vereinigt wird. Das Näjere iſt aus der bezüg
lichen Bekanntmachung in heutiger Nummer zu erſehen.
9* Am Mittwoch abend wurde in der ſtädtiſchen Tanne ene
polizeiliche Razzia veranſtiltet, bei der ein verdächtiges In=
dividuum
feſtgenommen wurde, welches einen Revolver, einen
Thürbrecher und eine große Flaſche Schnaps bei ſich führte.
Ein in der Eliſabethenſtraße mit Bügeln beſchäftigtes Mädchen
kam dem Feuer zu nahe, ſo daß die Kleider in Brand gerieten
und das Mädchen ſchreckliche Brandwunden davontrug. Dasſelbe
liegt im ſtädtiſchen Hoſpital ſchwer krank darnieder.
Worms. 17. Auguſt. Geſtern morgen trat der aus den Herren
Vrofeſſor Beyer=Ulm, Major v. Heyl=Darmſtadt, Profeſſor Wagner=
Darmſtadt, Geh. Regierungsrat Verſius=Berlin, Frhr. v. Schmidt=
München, Domkapitular Dr. Schneider=Mainz und Propſt Fehr=
Worms beſtehende Kunſtrat zur Reſtaurierung des hieſigen
Domes zu einer erſten Beralung zuſammen. Den Vorſitz führte
Miniſterialrat Schlippe und der techniſche Referent des Miniſteriums,
Herr Oberbaurat v. Weltzien. Ueber das Ergebnis der Beratungen
werden wir ſeiner Zeit berichten.
Bingen, 17. Auguſt. Ein junger Mann feuerte geſtern
abend mittelſt eines ſechkläuſigen Revolvers durch das offene
Küchenfenſter von der Straße aus zwei Kugeln auf ein
Mädchen ab. Die erſte ging fehl und ſchlug in das Schutzblech
über dem Kochherde, die zweite verwundete das Mädchen leicht am
rechten Fuß. Durch die Schüſſe und Hilferuſe aufmerkſam ge=
vorden
, eilten mehrere in der Nähe wohnende Männer herbei und
machten den verzweifelt ſich wehrenden Mordgeſ llen kampfunſähig,
vorauf er der Volizei übergeben wurde. Das Motiv zu der That
var Eiferſucht.
Aus dem Kreiſe Bingen, 17. Auguſt. Die Roggen=
rnte
übt in vielen Orten unteres Kreiſes einen ſehr günſtigen
Einfluß auf die Broſpreiſe aus; ſo iſt der Preis des 6pfündigen
Laib Brotes, welcher ſeither 75-70 Pf. koſtete, bereits auf 60 Pf.
erabgegangen.-
Aus St. Goar wurde heute abend ein heſtiger
Valdbrand gemeldet.
Frkf. 8tg.)

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 18. Auguſt. Der Kaiſer ver=
ieh
heute vormittag dem Füſilier=Bataillon des 3. Gard==Grenadier=
Negiments zu Fuß eine neue Fahne. Der Verleihung im Luſtgarten
ling die Nagelung im Ritterſaale vorauf, wobei der Kaiſer einen
Ligel für ſich, einen ſolchen für die Kaiſerin und je einen für die
echs Söhne feſtſchlug. Der Feier wohnten die Prinzen, die Gene=
al
tät und eine Abordnung des Regiments bei. In den preußi=
chen
Kadettenanſtalten gedenkt man das Lawntennis=Spiel
inzuführen. Vremierlieutenant Lampe vom Wahlſtatter Kadetten=
aus
hat berei's die muſtergiltigen Lawntennis=Einrichtungen der
jeſigen Spielplatzgeſellſchaft eingehend beſichtiat, um ſie ols Vor=
ild
zu benutzen.
Nach dem Confectionär; wird in Stadter=
rdnetenkreiſen
die Kandidatur des Reich=taasabgeordn. Schrader
ür den Poſten des Berliner Oberbürgermeiſters in Erwägung ge=
Ogen. Der Miniſter der öffentlichen Arbeiten beſtimmte anläß
ich wiederholter Beſchwerden des Publikums über unzureichende
ſinſtellung von Nichtrauchercoupes, daß in allen der Perſonen=
eſörderung
dienenden fahrplinmäßigen Zügen die Haifte der
=oupés zweiter Klaſſe ohne Einr chnung der Frauencoupés und di=
älfte
der Coupés dritter Klaſſe einſchließlich der Frauer couxés
l3 Nichtrauchercoupes zu bezeichnen ſind. Ratten als Han=
elsartikel
ſind jedenſalls etwas Neues. Bei dem großen Fort=
hritt
aber, den die ärztliche Forſchung macht, bedürfen die Inſtitute
nd noch mehr de außerhalb derſelben arbeitenden Aerzie ſo vie er
Latten als Verſuchstiere, daß hier, Stralauerplatz 21, ein Geſchäft
ntſtanden iſt, welches dieſe Opfer der Wiſſenſchaft zu 60 Pf. das
Stück in wohlgenährtemz Zuſtande abgiebt.
Hier herrſcht eine
itze von 23 J R.; ebenſo wird aus den öſtlichen Provinzen eine
ngewöhnliche Hitze gemeldet.
Eine Deputation von Helgo=
ändern
iſt heute nachmit a) hier eingetroffen. Sie wurden als
Jäſte des Kaiſers im Kontinental=Hotel einlogiert.
Vom;Rhein, 17. Auguſt. Das anhaltende trockne Wetter
ringt der Schiffahrt große Nachteile. Die großen Radſchlepp=
ampfer
können nur noch bis unterhalb Koblenz fahren, wo die
Schleppzüge geleilt und durch flachgehende Raddampfer rheinauf
ärts weiter gebracht werden. Die Moſelſchiffahrt iſt ganz ein=
eſtellt
worden.
Wiesbaden, 18. Aug. Geſtern hatten wir hier 29 ½ E. im
Schatten.
Aus dem Schwarzwald. 16. Auguſt. Ein Raubmord=
erſuch
wurde auf dem Belchen im Schwarzwalde an einem

194
2743
Finanzpraktikanten aus Altmünſter verübt, der die Tour vom Blauen
nach dem Belchen machte. Unterweas geſellte ſich ein junger Mann
im Alter von etwa 25 Jahren, anſcheinend ebenfalls ein Touriſt,
zu ihm. Nachdem die beiden etwa eine halbe Stunde zuſammen
gegangen waren, wurde der Finanzproktikant plötzlich von ſeinem
Begleiter überfallen und zu Boden geſchlagen. Hierauf machte ſich
der Verbrecher an die Beraubung ſeines bewußtloſen Obfers. Jedoch
wurde er durch das Herannahen eines Hirten, der die Hilferufe
des Ueberfallenen vernommen hatte, an der Durchführung ſeines
Vorhabens verhindert. Der Ueberfallene liegt hoffnungslos dar=
nieder
. Der Mörder iſt entkommen. Der ſüdliche Teil des
Schwarzwaldes galt bisher ſür ebenſo ſicher wie der allerdings
mehr beſuchte vordere Schwarzwald, bisher iſt auch in der That
faſt nie ein Angriff auf einen Reiſenden vorgekommen. Um ſo
größer iſt daher das Aufſehen und die Entrüſtung über das jetzige
Vorkommnis, das überdies von einer ganz außerordentlichen Frech=
heit
des Thäters zougt.
München, 17. Aug. Der hieſige Magiſtrat richtet ein wieder=
holtes
Erſuchen an die Reichsregierung, den Gemeinden einen Lokal=
aufſchlag
auf Wein zuzugeſtehen.
Deſſau, 17. Auguſt. Die berzogliche Kreisdirektion und die
Polizeiverwaltung zu Deſſau erloſſin eine von herzoglicher Regierung
genehmigte Volizeiverordnung. betreffend das Fahren mit Fahr=
rädern
, nach welcher Radfahrer gehalten ſind, an der linken Seite
ihres Fahrrades auf einer in leicht erkennbarer Weiſe angebrachten
Tafel den Namen und Wohnort des Beſitzers des Fahrrades in
deutlich le=barer Schrift zu fahren.
Neiße, 15. Auguſt. Mit allen militäriſchen Ehren, wie ſie den
im Dienſte ums Leben gekommenen Soldaten zukommen, wurden
am Samstag nachmittag die acht Opfer der Kataſtrophe in der
Neißer Militärſchwimmanſtalt zu Grabe geleitel. Dem Leichenzug,
den eine vielhundertköpfige Menge an ſich vorüberziehen ließ, ſchritten
zwei Sergeanten voran, ihnen ſolgte ein von einem Kirchenbeamten
getragenes Kreuz. dann kamen zwei Muſikeorps, die abwechſelnd
Choräle ſpielten. Es folgten je zwei Offiziere und die Geiſtlichen:
dann kamen die gleichartigen mit Blumen und Kränzen geſchmückt n
Särge, welche von ſe acht Mann der betreffenden Kompagnie ge=
tragen
wurden. Hinter den Särgen ging eine große Anzahl Leid=
tragender
.
Hamburg. 17. Auguſt. Die Sozialdemokraten Ham=
burgs
wollen angeſichts der Ausſperrung der Brauer und da ſie
kein Bier aus den Hamburger Brauereien mehr trinken dürfen, in
Hamburg eine Arbeiter=Genoſſenſchafts=Bierniederlage errichten.
Auswärtige Brauereien ſind erſucht worden, ihre Angebote einzu=
ſenden
. Sollte alſo kein Bier von auswärts kommen, ſo würden
die zielbewußten Genoſſen etliche Wochen ohne Bier zubringen
müſſen; daß die Sozialdemokratie in dieſem Bierkampf unterliegt,
ſteht feſt.
Myslowitz. 17. Auauſt. Dem Oberſchleſiſchen Anzeiger' zu=
folge
ſind im nahen Roſtow drei franzöſiſche Oifiziere und eine
Dame nachts wegen des Verdachts der Spionage verhaftet
und in das hieſige Gefängnis abaeführt worden.
Tunis. 12. Auguſt. Aus Lone wird ein merkwürdiger Un=
fall
gemeldet. Es ſind dort ſeit längerer Zeit ausgedehnte Ar=
beiten
zur Erweiterung des Hafens und zur Verbeſſerung der Ein=
fahrt
im Gange. Bei den dazu nötigen Felsſprengungen geſchah
es, daß zwei 6roße Felsblöcke auf das Dach des Juſtizgebäudes ge=
ſchleudert
wurden, es durchſchlugen und in der Decke des Sitzungs=
ſaales
für Straſſachen ſtecken blieben. Es war gerade Vormittag,
in allen Teilen des ſchön und gefällig gebauten Valaſtes befanden
ſich eine Menge Menſchen, und man kann ſich den Schr.cken vor=
ſtellen
, der unter ihnen ausbrach. Doch iſt glücklicherweiſe kein Un=
alück
weder durch die Steine noch durch das Gedränge herbeige=
führt
worden.
Kleine Chronik. Durch die Exploſion einer Petrcleum=
lampe
in dem Schlafzimmer eines Schankwirts in Berlin wurden
deſſen 4jähriger Sohl, der 20jährige Stiefſohn und ein Arbeiter
ſchwer verletzt. Die Feuerwehe brachte die Verunglückten nach dem
St. Gerhardtsſtift in der Müllerſtraße, wo der Knabe, der am
ganzen Körper verbrannt war, gleich nach der Einlieferung verſtarb.
Bei der Kommerz= und Diskontobauk in Hamburg wurde am
16. d. M. ein Check über 30000 Mark präſentiert und da er das
Viſum des Girokontenjührers trug, ausgezahlt, der bereits 1890
durch Abſchreibung an die Vereinsbank reguliert war. Der Fälſcher
des Wechſels iſt entkommen. - Anlätzlich der in den letzten Nächten
erfolaten Verbreitung anzichiſtiſcher Schriften in Halle, fanden bei
den Mitgliedern des kommuniniſchen Klubs Hausſuchungen ſtatt.
Bei einem Fabrikanten ch miſcher Erzeugniſſe in der Rue de la
Sorbonne in Paris fand eine furchtbare Exploſion ſtalt. Das
Feuer wurde ſofort von der Feuerw.hr geloſcht. Ein Angeſtellter
des Hauſes war tödlich verwundet worden. Meldungen aus
Biella in Sardiniin zufolge iſt das Theatro ſociale vollſtändig ab=
gebrannt
. Die Urſache des Brandes iſt unbekannt. Der Schaden
beträat 300 000 Lire. Menſchenleben ſind nicht zu beklagen.
Choleraberichte. Nach amtlicher M.tttilunz ſind am 16.
d. M. in Vetersvurg an der Cholera 70 Verſonen erkrankt, 5 ge=
ſtorben
und 5 geneſen. An den verſchiedenen Punkten der ſchwe=

[ ][  ]

Hr.
2744
diſchen Külſte ſind 5 Kanonenboote ſtationiert, um die Einfahrt
ru'ſiſcher Schiffe ohne Obſervations=Quarantäne in ſchwediſche
Häfen zu verhindern. Am Mittwoch ſint ſämtliche Obſervations=
ſtationen
und Quarantäneanſtalten in Thätigkeit getreten. - Aus
Köln wird unter dem 17. d. M. g meldet: Aus dem linksrheiniſchen,
hier um 11 Uhr 40 Minuten fälligen Perſonenzuge wurde geſtern
auf der Station Coblenz ein choleraverdächtiger Reiſender aus=
geſetzt
. Er wurde dem do tigen Krankenhau,e übergeben; es ſoll
ſich um einen leichten Anfall von einheimiſcher Cholera handeln.
Nach den Vorſchriften, die von der Eiſenbah. verwaltung unlängſt
erlaſſen worden ſind, wurden die übrigen Reiſenden aus dem
Wagen entfernt und die Centrälſtation telegraphiſch um Beſtellung
eines Arztes gebeten. Der Wagen wurde hier auf einem Seiten=
geleiſe
des Betriebsbahnhofes unter Auſſicht des Polizei= Stadt=
phyſikus
Dr. Vanſelow gründlich desipfiziert.

194

Geographiſche Zeit==Genoſſenſchaften.
Dr. L. Wenn wir A. E. 2.1 auf den Uhren der Bahnhöfe
leſen, ſo werden wir beiehrt, daß dies Mittel=Buropüiſche Leit be=
deute
, und dieſer Ausdruck hat nichts etwa zu thun mit mittlerer
Zeit;, ſondern bedeutet die gemeinſchaftliche Zeit von
Mittel=Europa. Jedermann weiß. daß eine Sonnenuhr bei
uns früher den Mittag anzeigt als in einem weiter nach Weſten
gelegenen Orte. Nur die Orte, welche auf einer geraden den Aequa=
kor
ſchneidenden und auf die Pole der Erdkugel treffenden Linie
liegen, haben zu gleicher Zeit Mittag; demnach haben z. B. Batten=
berg
, Gießen, Frankfurt, Heidelberg, Calw, Brunnen, Genua und
Ajaccio mit unſerem Darmſtadt ſo ziemlich die gleiche Zeit. weil
ſie annähernd auf derſelben Mittagslinie liegen. Solcher Mit=
tagslinien
(Meridiane) zählt man 360 nach der herkömmlichen
Einteilung des geometriſchen Kreiſes und nach ihnen beſchreibt man
die mehr öſtliche oder weſtliche Lage eines Ortes als auf ſo und ſo
vielen Graden öſtlicher oder weſtlicher Länge; die Laae von Darm.
ſtadt wird demnach beſchrieben als auf 26½ Grad öſtlicher Länge.
Den Ausgangsvunkt für die Zählung dieſer Meridiane nehmen die
alteren Karten von der Canariſchen Inſel Ferro, weil hiernach die
ganze öſtliche Erd=Halbkugel (Hemiſphäre) mit Europa, Aſien,
Afrika in die Mittagslinien 1-180 fällt. Engliſche Karten legen
den Anſangspunkt ihrer Zählung (weil eine genauere aſtronomiſche
Beobachtung dadurch ermöglicht wird) in die Sternwarte von Green=
wich
(London),. und franzöſiſche Karten zählen aus gleichem Grunde
von Paris aus. Da die Sonne in 24 Stunden in ihrem ſchein=
baren
Lauf über die 360 Meridiane (Grade) paſſiert, ſo geht ſie in
einer Stunde über deren 15. wenn alſo zwei Orte um Einen Gras
von Oſten nach Weſten von einander entfernt liegen, ſo haben dieſe
zwei Orte um 4 Minuten diſferierende Ortszeiten; in Fulda z. B.
gebt die Sonne um 4 Minuten früher unter als in Gietzen, und in
Dieburg um die gleiche Zeit früher als in dem einen Grad weiter
nach Weſten gelegenen Bingen. Wer in Tilſit mit richtig gehender
Uhr abreiſt, wird bei ſeiner Ankunft in Köln finden, daß ſeine Uhr
um eine ganze Stunde vorgeht:, weil Tilſit 150 öſtlicher liegt als
Köln.
In alter Zeit, da nur wenig, kurz und langſam gereiſt wurde,
hatten dieſe Zeitunterſchiede nicht viel zu bedeuten; erſt die Neuzeit,
die mit Dampf und Elektrizität arbeitet, und bei dem großartigen
Betrieb der Verkehrsanſtalten durch die verſchiedenen Orkezeiten Auf
immer größer werdende Schwierigkeiten ſtieß, dachte an Abhilfe.
Man verſuchte in verſchiedenen Gebieten die aſtronomiſche Zeit der
Landeshauptſtadt für ein ganzes Territorium zur Geltung zu beingen,
allein bei den vielſach verwickelten Landesgrenzen waren die Miß=
ſtände
nickt gehoben. Wer hat nicht eine eigentümliche Erinnerung
an die Station Aſchaffenburg, wo die Ludwigsbahn=Züge nach
Mainzer Zeit. die Bayeriſchen Züge aber nach Münchener
Zeit im Fahrplan angeſetzt waren! Sehr natürlich war
darum das Verlangen, nach einer größeren Zeitein=
heit
. wo möglich für einen Streifen der Erdoberfläche,
der 15 Längengrade umfaßte. Ein ſolcher Streifen deckt nun
glücklicherweiſe gerade die Länder von Mitteleuropa mit Ein=
ſchluß
des Deutſchen Reiches. Wer ſeine Karte von Europa zur
Hand nimmt, wird finden, daß üher den 25. und 40. Grad von
Ferro nur verhältnismäßig kleine Teile Deutſchlands hinausliegen;
weit ungünſtiger liegen die Verhältniſſe für die öſterreichiſche
Monarchie, deren öſtliche Grenze (Siebenbürgen) um vier volle
Grade, alſo mit 16 Minuten Zeitdifferenz über den 40. Grad hin=
ausliegt
; deſſen ungeachtet, hat Oeſterreich bereits ſür alle ſeine
Länder die mitteleuropäiſche Einheitszeit auch im bürgerlichen Ver=
kehr
angenommen, ohne dabei auf weſentliche Schwierigkeiten zu
ſtoßen. In den bezeichneten mitteleuropäiſchen Stunden Streifen
fallen nun außer Deutſchland und Oeſterreich auch Italien und die
Schweiz, ſowie Norwegen, Schweden und Dänemark. Alle dieſe
Länder werden in Zukunft - wie ein Teil derſelben ſchon jetzt
thut - die gleiche mitteleur opäiſche Uhrenſiellung annehmen, d. h.
zu gleicher Zeit Mittag haben, alle genannten Länder natürlich bis
zu ihren äußerſten Reichsgrenzen! Nur die Städte, die genau in

der Mitte zwiſchen den genaͤnnten Meridianen liegen, als 52½ Grad
öſtlich Ferro oder 15 Grad öſtlich Greenwich G. B. Stargard in
Pommern, Görlitz in der Lauſitz,. Grein an der Donau, Eiſenerz
in Steiermark) werden bei Einſührung der Einheitszeit keinen
Unterſchied gegen ihre bisberige Ortszeit wahrnehmen; wer jedoch
vom Längengrade 32½ weiter nach Oſten wohnt, hat ſeine Uhr
nach Verhältnis zurückzuſtellen und wer weiter gegen die Weſi=
arenze
hin wohit, hat gegenüber der bisher beobachteten Zeit die
Uhr vorzuſtellen. Für Darmſtadt wird die Differenz etwa 25
Minuten betragen. Die einzige praktiſche Folge wird für unſere
Gegend nur die ſein, daß im Winter die Zahl der Tage, an denen
früh morgens Kerzen und Lampen erforderlich ſind, ein wenig
vermehrt wird, allein dies gleicht ſich aus durch Erſparung am
Abend, denn um eben ſo viel als das Tageslicht ſich ſpäter einſtellt,
kommt alsdann auch die Abenddämmerung, verglichen mit der jetzigen
Uhrzeit, ſpäter.
Blicken wir nun aus dieſer mitteleuropäiſchen Zeitgemeinſchaft
nach Weſten auf den nächſten Stundenſtreifen zwiſchen dem 25. und
dem 10. Grade, ſo ſehen wir wie in denſelben alle Länder Weſt=
Europas fallen, England, Schottland. Irland, Holland, Belgien,
Frankreich, Spanien ünd Vortugal. Wenn erſt einmal in aͤllen
dieſen Ländern. wie geplant iſt, weſteuropäiſche Zeit zur Ein=
führung
gekommen ſein wird. ſo werden daſelbſt alle Uhren immer
genau eine Stunde weniger zeigen als in Mitteleuropa. Wem es
alsdann gelüſtet die franzöſiſche Grenze zu überſchreiten, der wird,
wenn ſeine deutſche Uhr zwölf zeigt, finden, daß es in Nancy und
in aanz Frankreich erſt 11 Uhr iſt. Recht beachtenswert iſt der
Umſtand, daß die auf der alten Ferro=Zählung begründete Ab=
grenzung
des mitteleuropäiſchen Stundenſtreifens mit der bei den
Engländern konſtruierten Abgrenzung nach dem Meridiane von
Greenwich (London) zuſammenfällt. Die letzteren nehmen ihren
Meridian von Greenwich (welches 17. Grod von Ferro öſtlich
lieath als die Mitte des Stundenſtreifens von 15 Grad; demgemäß
meſſen ſie alsdann 7½ Grad nach Weſten (welches mit dem 10. Grad
von Ferro zuſammenfällt) und 71 Grad nach Oſten (wo die eng=
liſche
Abmeſſung auf den 25. Grad von Ferro trifft) und ſo en=
ſtehen
die gleichen Stundenſtreifen, nur mit verſchiedener Grad=
benennung
.
Nachdem wir nun von den Zeitgemeinſchaften in Mittel=Europa,
ſowie in Weſt=Europa geſproben haben, ſollte nicht jemand in ſeiner
Wißbegierde auch nach der oſtteuropäiſchen Zeit fragen? Wir
wollen dieſe Frage, welche Ruſſen, Türken und Griechen betrift.
mit der großen orientaliſchen Frage zuſammen ruhen laſſen, zumal
da in den betreffenden Reichen ſich noch kein Bedürfnis nach Er=,
örteruna und Regelung zeigt. Ueberdies ſtehen für Rüßland in
dieſer Sache mehr als für irgend einen anderen europäiſchen Stoat
ſachliche Schwierigkeiten im Wege, denn die äußerſten Grenzen ſeines
europäiſchen Gebiets ſind mehr als 45 Grad von einander entfernt,
die Sonne braucht alſo mehr als 3 Stunden, um über dieſe
Länderſtrecken zu paſſieren! Der erſte Stundenſtreifen jenſeits der
mittel=europäiſchen Oſtgrenze, von Grad 40-55, würde ebenſo wie
Athen, Konſtantinopel und Bukareſt auch St. Petersburg in ſich
ſchließen und Moskau gerade auf der Oſtgrenze laſſen; in einem
nächſten Streifen, vom 55.-70. Grad, finden wir Eriwan, Tiflis,
Aſtrachan, Venſa, Kaſan, - und dann folgt noch ein weiterer Strei=
fen
von beinahe 15 Grad, ehe die Grenze von Aſien erreicht iſtl
Es darf alſo wohl angenommen werden, daß das heilige Rußland,
ſo lange es nicht an eine Reform ſeiner abſtruſen Schrift und an
Annahme des verbeſſerten Kalenders denkt, auch dem Gedanken an
einheitliche Reichszeit fern bleiben wird. Doch zurück von Aſiens
Grenze zu unſerem Thema: Der mittel=europäiſchen Zeit=
gemeinſchaftl
Wenn dieſelbe erſt ganz verwirklicht ſein wird
und im ganzen Deutſchen Reiche ſteht dies für nächſten April
bevor - dann wird man in ſämtlichen (.A.E.L.u.) Ländern
mit mittel=europäiſcher Zeit herumreiſen können, ohne
ſeine Uhr auch nur um eine Minute verſtellen zu müſſen.

Codrs=Anrige.

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Theilnehmenden Freunden und Bekannten die Mit=
theilung
. daß mein guter Mann
Lorenz Diehl, Aktuar i. P.,
heute Mittag im 10 Lebensjahre geſtorben iſt.
Eailie Diehl, geb. Eberhard.
Darmſtadt, den 17. Auguſt 1852.
Die Beerdigung findet Freitag den 19. Auguſt, Morgens
8 Uhr, vom Hau'e Beckſtraße 67 aus ſtatt.

Druck und Verlag: L. C. Bittich'ſche Hofbuchdruckerei, verantwortlich für die Redaltion: Dr. O. Waldaeſtel, beide in Darmſtadt