Darmstädter Tagblatt 1892


08. Juli 1892

[  ][ ]

Abennemenkapreis
dlerteljährlich 1 Mark bo Pf., halb-
Rhrlich 3 Mark ind. Bringerlohn.
Auswärtz werden von allen Poſti=
Amtern Beſtellungen entgegenge=
nommen
zu 1 Mark 50 Pf. pro
Quartal incl. Poflaufſchlag.

155. Jabrgang.
Mit der Somntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
fülr daß
woͤchentl. Gmal erſcheinende Tagblant
verden angenommen:hi Tormſtadt,
von der Expedſilon, Rein fr. Nr. 23.
in Beſſungen von ikriedr. Blöße=
Schießhausſtraße 14, ſawe auzwärtz
von allen Annoneen=roeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekannkmachungen des Großh. Ereisamts, des Großh. Volizeiamls und der anderen Behörden.
N. 158.
Freitag den 8. Juli.
1392.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Ausbruch der Maul= und Klauenſeuche in Bürſtadt und Lorſch.
Es wird hiermit zur oͤffentlichen Kenntniß gebracht, daß nach Mittheilung des Großherzoglichen Kreisamts Bensheim
in einem Gehöfte in Bürſtadt die Maul= und Klauenſeuche ausgebrochen und Stallſperre angeordnet worden iſt.
Nachdem die in der Gemeinde Lorſch ausgebrochene Maul= und Klauenſeuche wieder erloſchen, ſind die ſeiner Zeit an=
geordneten
beſonderen Schuzmahregeln aufgehoben worden.
Darmſtadt, den 4. Juli 1892.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
[0484
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Benutzung der Eſchollbrücker Kreisſtraße.
Es wird zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die neue Kreisſtraße von Darmſtadt nach Eſchollbrücken von Mon=
tag
den 11. d. Mts. an dem öffentlichen Verkehr übergeben iſt.
Darmſtadt, den 5. Juli 1852.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
[0485
Betreffend: Das Aushebungsgeſchäft pro 1892, hier Zugänge Militärpflichliger.
Darmſtadt, am 14. Juni 1892.
Der Civil=Vorſitzende der Großh. Erſatz=Kommiſſion Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Sofern ſeit der Muſterung des lauſenden Jahres ſich Militärpflichtige bei Ihnen angemeldet haben ſollten, welche ſich
in eiuem andern Aushebungsbezirk zur diesjährigen Muſterung geſtellt haben und Anzeige hierüber von Ihnen
noch nicht erſtattet worden iſt, ſehe ich Ihrem ſofortigen Bericht hierüber, für jeden Mann getrennt unter Vorlage des
Looſungsſcheines desſelben entgegen.
Dr. Melior.
10297
Betreffend: Das Aushebungsgeſchäft pro 1892 im Kreiſe Darmſtadt.
Darmſtadt, am 7. Juli 1892.
Der Civil=Vorſitzende der Großh. Erſatz=Commiſſion Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereten des Kreiſes.
Unter Bezugnahme auf die diesſeitige Bekanntmachung vom 4. I. Mis, Tagblatt Nr. 156, lade ich Sie ein, ſich an
den in derſelben näher bezeichneten Tagen mit den Militärpflichtigen Ihrer Gemeinden Vormittags ½8 Uhr zum Aus=
hebungsgeſchäft
einzufinden.
Die betr. Militärpflichtigen ſind wiederholt darauf aufmerkſam zu machen, daß ſie ſich in den Straßen Darmſtadts
und im Muſterungslokal ruhig und anſtändig zu betragen haben und namentlich nicht im angetrunkenen Zuſtande vor der
Ober=Erſatz=Kommiſſion erſcheinen dürfen. Zuwiderhandelnde werden alsbald in Gewahrſam gebracht und ebent. entſprechend
beſtraft werden.
Dr. Melior.
[10486

B e k a n n t m a ch u n g.
Wegen Umpflaſterung der Soderſtraße zwiſchen Mühl= und Stiſtſtraße wird dieſe Straßenſtrecke auf die Dauer von
5 Wochen für den Fuhrwerks= und Reiterverkehr geſperrt.
Darmſtadt, den 4. Juli 1892.

Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Fey.

l048]

337

[ ][  ][ ]

2344
Wellblech=Ueberdachung.
Die Ueberdeckung einer Remiſe und
eines Ganges in dem neuen Schlachthofe
mit verzinktem Wellblech ſoll im Wege der
Submiſſion vergeben werden.
Offerten ſind bis
Donnerstag den 14. d. Mts.,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Arbeitsbeſchreibung und Bedingungen
liegen auf dem Stadtbauamt, Zimmer
Nr. 26, zur Einſicht offen, bei welchem
auch die Formulare für die Offerten zu
erheben ſind.
Eine Abgabe von Arbeitsbeſchreibungen
und Bedingungen nach Auswärts findet
nicht ſtatt.
Darmſtadt, am 7. Juli 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[10488
J. V.:
Riedlinger, Beigeordneter.
Durch rechtsträftiges Urtheil Großh.
T= Schöffengerichts Darmſtadt 1 vom
10. Mai 1892 wurde der Milchhändler
Philipp Schellhaas zu Traiſa wegen
zweier Zuwiderhandlungen gegen 8 10
Nr. 1 des Nahrungsmittelgeſetzes in Geld=
ſtrafen
von je fünfzig Mark, im Falle
der Uneinbringlichkeit zu je zehn Tagen
Gefängniß verurtheilt.
Darmſtadt, den 23. Juni 1892.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
[10489
Römheld.

Wie haben Sie es nur fertig gebracht,
daß dieſes Mal die Fußböden ſo pracht=
voll
geworden ſind ?
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Nr. 158
Geffentlichr Auffurderung.
Forderungen an den Nachlaß der Wittwe des Poſtmeiſters Ernſt Wiener
in Darmſtadt ſind bei Meidung der Nichtberückſichtigung bei Ordnung des Nach=
laſſes
binnen 14 Tagen bei uns anzumelden.
Darmſtadt, den 30. Juni 1892.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
110299
Beisler.

Fiß=
eingetroffen

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Dr. Borchordt's allal. arollat.
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[ ][  ][ ]

Nr. 158

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arß

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21
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Schreibgehilfen.
H. Thienemann,
Waldſtraße 31. (10286

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guten Zeugniſſen zum baldigen Eintritt
geſucht. Luiſenſtraße 10.

.

ab.

[ ][  ][ ]

15

2247

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Der Kaiſer iſt bei prachtvollem Wetter
am Mittwoch nachmittag um 2 Uhr in Bodö eingetroffen und nach
zweiſtündigem Aufenthalt nach Digermulen weitergereiſt.
In Sachen der Zeitungspolemik Bismarck=Capriviſchreibt
der Reichsanzeiger: Einige Zeitungen fahren fort, Aeußerungen
zu bringen, welche durch den Umſtand. daß ſie auf den Fürſten
Bismarck zurückaeführt werden, Intereſſe erregen, deren ſachlicher
Wert aber der Reaieruns keinen Anlaß giebt, ſich mit ihnen zu be=
ſchäftigen
. Auf die Aeußerungen der Hamb. Nachr., daß Caprivi
der Kandidat des Centrums geweſen ſei, erwiedert der Reichkan=
zeiger
daß der Reichskanzler Caprivi bis zu dem Augenblick, in
welchem der Kaiſer ihn zum Reichskanzler ernannte, nie nach einer
volitiſchen Wirkſamkeit geſtrebt, nie Beziehungen, auch nicht anti=
bismarckiſche
, zu irgend einer politiſchen Parter gehabt oder geſucht
habe. Neuerdings läßt Fürſt Bismarck durch die Hamb. Nach=
richten'
erklären, daß er durch die Hintertreibung der beim Kaiſer
von Oeſterreich nachgeſuchten Audienz von Berlin aus ſich auch
ſeinerſeits jeder Rückſichtnahme für entbunden geglaubt habe, und
daß deshalb ſeine Aeußerungen minder höflich geweſen, als es ſonſt
ſeine Art ſei.
Dem Vernehmen nach gelanate in dem letzten Miniſterrate auch
die Steuerreformfrage zur Beratuna. Es heißt, daß über
die Hauptgeſichtspunkte und die weſentlichen Grundlagen volle Ueber=
einſtimmung
herrſche; nicht zu bezweifeln ſei, daß entſprechende
Geſetzentwürfe für Staats= und Kommunalbeſteuerung dem nächſten
Landtage vorgelegt werden würden.
Aus Berlin wird gemeldet, daß ſeitens der Regierung zuver=
läſſige
Berichte über die Wahrnehmungen in betreff der Sonn=
taasfeier
eingefordert worden. Es liegt die Vermutung nahe,
daß dieſes Vorgehen bezweckt, eine thatſächliche Unterlage für die
Beantwortung beziehungsweiſe Abhilfe von Beſchwerden zu ge=
winnen
, welche ſchon jetzt ziemlich umfangreich eingegangen ſind.
Oeſterreich=Ungarn. Die dritte Leſung des ſerbiſch:
öſterreichiſchen Handelsvertrages iſt beendigt. Die
Unterzeichnung des Vertrages findet ſpäteſtens am 18. Juli ſtatt.
Die Verhandlungen zwiſchen dem Grafen Taaffe und dem
Vorſtande der Deuiſchen Linken nehmen bisher einen befriedigenden
Fortaang, werden aber erſt nach Rückkehr des Miniſterpräſidenten
von Elliſchau fortgeſetzt.
Das Neue Wiener Tagbl. verzeichnet die Meldung, daß der

deutſche Botſchafter Vrinz Reuß in nicht zu ferner Zeit ſeinen Wiener
Poſten verlaſſen werde. Man brinat dies Gerücht in Zuſammen=
hang
mit der Reiſe Bismarcks nach Wien.
Das Abgeordnetenhaus bewilligte acht Millionen Gulden
zu Anlaarn an den Univerſitäten.
Italien. Es iſt wahrſcheinlich, daß binnen kurzem eine Ver=
ſonalveränderung
im Miniſterium Giolitti, und grade auf dem
gegenwärtig ſo wichtigen Poſten der Finanzen, vorgenommen werden
muß, da der Geſundheitszuſtand des jetzigen Finanzminiſters ein
bedenklicher iſt.
Frankreich. Freyeinet ordnete ſehr umfaſſende und dringende
Maßnahmen zwecks ſchleuniger Fertigſtellung der Verteidigungs=
linie
an der Alpengrenze an und kündigte eine perſönliche Inſpek=
tion
für Anfang nächſter Woche an. Freyeinet erklärte im Miniſter=
rate
, die neueſten Fortiſikationen würden unter ſeiner eigenen Leitung
in kurzeſter Friſt vollendet ſein.
Die Verhandlung über die Verlängerung des Privilegs der
Bank von Frankreich wird in der Deputiertenkammer fort=
geſetzt
. Der Finanzminiſter verteidigt in längerer Rede die Vorlage
Die Verlängerung müſſe vor allem erfolgen, weil die Regierung
in einem Kriege eine mächtige Bank vor ſich haben müſſe. Die
Kammer müſſe ſich daran erinnern, daß, wenn Frankreich einmal
das Schwert ziehen müſſe, ſeine wundervolle Armee nicht allein
genügen würde, ſondern es auch noch die furchtbare Waffe der Bank
von Frankreich gebrauche.
Die indirekten Staatseinnahmen im Juni d. J. ergaben
1250 000 Fr. weniger, als im Budgetanſchlag angeſetzt waren, und
überſtiegen die Einnahmen desſelben Monats des Vorjahres um
3900000 Fr. Die Zolleinnahme ergab gegenüber dem Voranſchlag
eine Mindereinnahme von 3¼ Millionen Franes.
England. Bis Mittwoch abend ſind 101 Konſervative, 10
Unioniſten und 72 Gladſioneaner gewählt. Balfour wurde in
Mancheſter mit 5147 gegen 4749, Ferguſſon in Mancheſter mit 4230
gegen 4129 Stimmen gewählt.
Gladſtone ſagte in ſeiner Wahlrede zu Dalkeith, wenn
Schottland Homerule verlange, ſo werde es dasſelbe erhalten; es
ſei dies ſein gutes Recht und das ſchottiſche Verwaltungsſyſtem ſei
zweifellos unvollkommen.
Spanien. Der Finanzminiſter publiziert eine königliche Ver=
ordnung
, wonach bis zur Veröffentlichung der Eraänzungsbeſtim=
mungen
zu dem betreffenden Geſetze die neuen Steuern auf
Börſengeſchäfte nicht zu erheben ſind.

[ ][  ][ ]

224
Ar.
Schweden=Norwegen. Am Dienstag fand der große Volks=
zua
zum königlichen Schloſſe unter der Beteiligung von etwa
12000 Perſonen ſtatt. In der von einer Abordnung dem König=
überreichten
Adreſſe heißt es, das Volk ſei überzeugt, daß der König
die Ehre und das Recht Norwegens immer verteidigen und für die
Durchführung der Gleichſtellung arbeiten werde
Aus Stockholm wird gemeldet, daß der König ſich noch einen
Monat in Chriſtiania aufzuhalten gedenkt; ſollte der Kaiſer von
Rußland Stockholm beſuchen, was noch unſicher iſt, ſo würde der
Könia auf kurze Zeit dorthin reiſen.
Rußland. Dem Dniewnik Warſchawski- zufolge beabſichtigt
die ruſſiſche Staatsregierung, den Hafen von Kronſtadt für
Handelsſchiffe zu ſchließen, Kconſtadt ſolle ausſchließlich als Kriegs=
hafen
dienen
Bulgarien. Die Agence Balcaniquer dementiert die Nach=
richt
, daß der Miniſter des Auswärtigen Grekow erklärt habe,
die Reiſe des Fürſten Ferdinand nach England habe das Ergebnis
gehabt, daß ſich Lord Salisbury bereit finden ließ, einen diploma=
tiſchen
Agenten Bulgariens in London anzunehmen.
In den Verhandlungen im Beltſchew=Prozeſſe ſagte
Velikoff aus, er habe anfangs März Kenntnis von dem Proickt
Zamkoffs erlangt. Moloff erllärte, er beſchäftige ſich i tzt nicht mi=
Politik, er ſei parteilos. Er habe Karaweloff aufgeſucht, um Details
des in der Nähe des Hauſes Karaweloffs begangenen Mordes an
Beliſchew zu erfahren. Er führte aus, daß er Miniſter geweſen
und wohlhabend ſei. Er lebe unabhängig. Karaſtrzanow ſagte aus,
er habe mit den bulgariſchen Emigranten in Seibien keinerlei
politiſche Fragen erörtert.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 8. Juli
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 4. d. M.
den Diſtriktseinnehmer der Diſtriktseinnehmerei Fürth Vhilipp
Jacob Göbel in gleicher Dienſteigenſchaft in die Diſtriktsein=
nezmerei
Nieder=Ingelheim verſetzt; den Hauptſteueramtsaſſiſtenten
bei dem Hauptſteueramt Darmſtadt Jacob Kiſſel zum Diſtrikts=
einnehmer
der Diſtriktseinnehmerei Fürth ernannt; den Oberſteuer=
inſpektor
bei dem Hauptſteueramt Offenbach Steuerrat Ludwig
Völcker auf ſein Nachſuchen mit Wirkung vom 1. Auauſt d. J.
an in den Ruheſtand verſetzt, ſowie demſelben die Krone zu dem
Ritterkreuz L. Klaſſe des Verdienſtordens Philipps des Großmütigen
verliehen.
Se. Maj. der Kaiſer haben dem Grafen von Schlitz
gerannt von Görtz den Königlichen Kronen=Orden 1. Kl. ver=
liehen

- Zu dem Geſetz vom 1. Juli d. J. die Abänderung des
Volizeiſtrafgeſetzes beir., hat Großh. Miniſterium des Innern und
der Juſtiz an die Kreisämter und Staatsanwaltſchaften, der D.
Z. zufolge, das nachſtehende dieſes Geſetz erläuternde Aus=
ſchreiben
erlaſſen:
In dem Artikel 227 des Polizeiſtrafgeſetzes ſeitheriger Faſſung
war beſtimmt, daß alle Läden der Kauf, Handels= und ſonſtigen
Gewerbsleute mit Ausnahme der Avotheken bis nach beendiatem
Gottesdienſt lalſo an den meiſten Orten bis 3 Uhr nachmit
1ags) geſchloſſen bleiben müſſen. Da nach den reichsgeſetzlichen
Beſtimmungen über die Sonntaasruhe im Handelsgewerbe (8 105 b
Abſ. 2) und nach den auf Grund derſelben erlaſſenen Verfügunger
der Ausführungsbehörden die regelmäßig an Sonn= und Feſttagen
zugelaſſene fünfſtündige Beſchäftigung in die Stunden von 6 Uhr
vormittags bis 1 Uhr nachmittags oder von 7 Uhr vormittaas bis
2 Uhr nachmittags, unter Freilaſſung von 2 Stunden für den Haupt
gottesdienſt, geleat iſt, nach 8 41 a der Gewerbeordnung ein Ge
werbebetrieb in offenen Verkaufeſtellen aber nur während eben der=
ſelben
Stunden ſtattfinden darf, ſo würde ein offener Ladenbetrieb
an Sonn= und Feſttagen vom 1. Juli an überhaupt nicht mehr ge=
ſtattet
geweſen ſein. Zur Vermeidung der hieraus ſich ereebenden
Härten tritt, abgeſehen von den unten zu erwähnenden Beſtim=
mungen
der Gewerbeordnung, inſolge des unter dem heutigen
publizierten Geſetzes. die Abänderung des Art. 227 des Vol.=Str.
Geſ. betr. (R. Bl. Nr. 19), an Stelle des ſeitherigen Gebots des
Ladenſchluſſes bis nach beendigtem Gottesdienſt, das Verbot des
Aushängens und Ausſtellens von Waren an Sonn= und Feſttagen
außerhalb derjenigen Stunden, während welcher ein Gewerbebetrieb
in offenen Verkaufsſtellen ſtattfinden darf. Da jedoch einzelnen
Gewerben auf Grund des 8 105e der Gewerbeordnung der ununter=
brochene
Betrieb auch während der für den Hauptgottesdienſt frei=
zulaſſenden
2 Stunden geſtattet iſt, ſo war es zur Herbeiführune
einer würdigen Sonntagsfeier notwendig, das Aushängen und Aus=
ſtellen
von Waren während dieſer 2 Stunden, welche nach unſere:
Anweiſung vom 18. Juni d. J. durch die Bürgermeiſtereien für
jede Gemeinde bekannt zu machen ſind, noch beſonders zu unter
ſagen. Es iſt dies durch die nachſtehenden durch Unterſtreichung
hervorgehobenen Worte des Geſetzes; ausgenommen jedoch die
jenigen nicht in die Leit des Hauptgottesdienſtes
ſallenden Stunden; zum Ausdruck gebracht.

158
Weiter erſchien es billig und der Intention des Geſetzes ent
ſprechend. die Beſtimmungen der Gewerbeordnung über die Sonn=
tageruhe
auch auf diejenigen Konſumvereine ausdrücklich für an=
wendbar
zu erklären, welche ſatzungsgemäß bloß an ihre Mitglie
der Waren abſetzen, deren Betrieb daher als ein gewerblicher al
und für ſich nicht anzuſehen iſt. Hieraus erklärt ſich die in Abſ. 2
des neuen Art. 227 des Vol.=Str.=Geſ. enthaltene Beſtimmung,
deren erſolgreiche Handhabung den Konſumvereinen gegenüber durch
die weitere Beſtimmung in Abſ. 3 über die ſtraffälligen Verſonen
geſichert werden ſoll. Die Beſtimmungen des Art. 227 des Vol.
Str. Geſ. Abſ. 1 und 3 in ſeitheriger Faſſung konnten in Wegfall
kommen, da ſie durch die Beſtimmungen der Gewerbeordnung it
8 55a (Verbot des Gewerbebetriebs im Umherziehen an Sonn=
und Feſttagen) und in 8 105e (Zulaſſung einer längeren als fünf
ſtündigen Beſchäftiaung für ſolche Gewerbtreibende, deren vollſtändigt
oder teilweiſe Ausübung an Sonn= und Feſttagen zur Befriedigung
täglicher oder an dieſen Tagen beſonders hervortretender Bedürfniſſ=
der
Bevölkerung erforderlich iſt) in ausreichender Weiſe erſetzt werden.
Hieraus ergiebt ſich zugleich, daß Zuwiderhandlungen gegen di
Beſtimmungen über die Sonntagsfeier und Sonntagsruhe teils
nach Art. 227 Vol.=Str.=Geſ., bezw. 8 366 Z. 1 R.=Str.=Geſ., teils
nach 8 146a der Gewerbeordnung ſtrafbar ſind und daß, wer 31
verbotener Stunde Waren aushängt und ſein Gewerbe betreibt,
wegen zweier Delikte auf Grund der beiden Geſetzesbeſtimmungen
ſtrafbar erſcheint.
L. Vor Eintritt in die Tagesordnung machte der Bürgermeiſte:
in der geſtrigen Sitzung der Stadtverordneten=Verſammlung
von dem Ableben des Stadtverordneten Konrad Creter Mitteilung
und bemerkte dazu, daß der Verſtorbene einer derjenigen Mitglieder
geweſen, welche bei der Vereinigung mit Beſſungen in die Stadt=
verordneten
Verſammlung eintraten. Seiner hervorragenden Sach=
kenntnis
und erſprießlichen Mitwirkung ſei mit zu verdanken, daf
der Anſchluß der Vereingung ſich ſo glatt vollzog. Die Verſamm=
lung
ehrte das Andenken des Entſchlafenen durch Erheben von den
Sitzen. Stadtverordneter Heß fragte nunmehr an, ob wegen
Verpachtung der drei Läden im Rathaus der Verſammlung
bald Vorlage zugehe, was der Bürgermeiſter bejahte. In den
Verwaltungsrat der Stiftung für höhere Ausbildung talent=
voller
armer Knaben aus Darmſtadt von Wilhelm Schwab ſind
gewählt ſeitens des Gymnaſiums Dr. Ludwig Buchhold, ſeiſens der
Realſchule Profeſſor Dr. Schäffer, ſeitens der Volksſchule Lehrer
Backes I. Die Stadtvertretung ſendet den Stadtverordneten Bera=
ſträßer
in die Kommiſſion. Das Vermögen der Stiftuna beſteht
aus etwa 272000 M. Als Zinſen für Vorlagen der Stadtkaſſe für die
Saalbaukaſſe ſind 1027 M. letzterer zur Laſt zu ſetzen, was genehmigt
wird. Wegen Bebauung des Geländes weſtlich der Neckarbahr,
urd ſüdlich der Holzhof=Allee kommt, wie Berichterſtatter H. Mülle=
ausführt
, vor allem in Betracht, ob und wie in jener Gegend eine
Unterſührung der Main=Neckar= Bahn geplant ſei. Da das Mini=
ſterium
und die Garniſonverwaltung vorerſt eine ſolche für nicht
erforderlich erachten, ſoll auch von der Vorlage eines Bauplans
noch abgeſehen werden. Dies findet Annahme. Dem Geſuch der
hieſigen Straßenbahnverwaltung, die Anbringung von Warnungs=
ſchildern
an Gaskandelabern wird auf Widerruf ſtattgegeben
Einem ſolchen um Aufhebung der Erlaubniskarten für gärtneriſche
Arbeiten auf dem Friedhofe widerſpricht Berichterſtatter Schödler,
da ſolche lediglich eingeführt wurden, um eine Kontrolle der auf dem
Friedhofe beſchäftigten Gärtner ausüben zu können, damit nicht vor
einem oder dem anderen geredet werden könne, was er nicht
gehört habe. Durch dieſen Schutz ſeien die Verhältniſſe gegen
früher weſentlich beſſer geworden. Stadtv. Rockel bemerkt, daß
auch jetzt noch vereinzelt Entwendungen vorkämen. Beigeordneter
Lauteſchläger führt aus, daß dies doch heutzutage ein ſeltener Fall
ſei. Berichterſtatter Schödler betont, daß eine Entwendung vo=
Blumen von Gräbern als Diebſtahl aufgefaßt werde. Stadtverord=
neter
Schmeel bittet, eine ſtrenge Aufſicht nach allen Seiten hin z1
üben. Das Geſuch um Beſeitigung der Karten wird darauſhin ab=
gelehnt
. Für Geländeerwerbungen zur Pankratiusſtraße werder
227 Mark bewilliat, auch ein Baugeſuch für den Pfarrwieſenwe=
genehmigt
. Die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung war hier=
mit
erledigt.
2 Dem Vernehmen nach ſind außer von den zum Wettbewerb
an den Neubau des Großh. Muſeums berufenen Archi=
tekten
(Vrof. Thierſch in München, Schmieden u. Speer in Berlin,
Mamhot in Mannheim, Prof. Sommer in Frankfurt a. M. und
Neckelmann in Stuttgart) von 13 weiteren Architekten Entwürfe
eingegangen, ſo daß im ganzen 18 Projekte vorliegen. Nachdem
die Jurh ihr Gutachten abgegeben haben wird., werden die ſämt=
lichen
Entwürfe 8 Tage lang in der Kunſthalle öffentlich ausgeſtellt.
Der Eiſenbahn=Bauinſp=ktor in Stettin Dr. L. Bräuler
aus Darmſtadt, früherer Schüler der ehemaligen höheren Gewerbe=
ſchule
, wurde als Vrof ſſor an die techniſche Hochſchule in Aachen
für das Fach des Eiſenbahn=Straßenbaues berufen.
(H. V.
2 Am heutigen Tage ſind es 25 Jahre, daß Herr Karl Er=
langer
in der Firma Gebr. Trier thätig iſt. Dem Jubila,
wurde ſeitens des Geſchäftsinhabers ein bedeutendes Geldgeſchenk

8.

103
11
116

[ ][  ][ ]

überwieſen; das Bureauperſonal erfreute Herrn Erlanger ebenfalls
durch ein Ehrengeſchenk.
In der am 5. d. abgehaltenen letzten Monatsverſammlung
vor der Reiſeſaiſon der Sektion Darmſtadtdes Deutſchen
und Oeſterreichiſchen Alpenvereins ſprach der Vor=
ſitzende
über: Vergangenheit und Zukunft der Alpenreiſen'. Redner
hob hervor, daß die Abneigung gegen die Alpen, ſeit Jahrtauſenden
herrſchend, erſt im vorigen Jahrhundert geſchwunden ſei. Im
Mittelalter, ſelbſt im 15. Jahrhundert, finde man noch Schilde
rungen, die an die Geſchichtsſchreibung des Livius erinnerten, nu=
der
Rigi wurde in dieſer Zeit als beſuchenswert hervorgehoben. Der
Erſten einer, die den Alpen ein Loblied ſangen, war Thomas
Latter, ihm folgten Scheuchzer, Albrecht von Haller und der
Jdyllendichter Salomon Geßner. Da beainnt es endlich zu tagen.
Die Engländer ſind voran in den Bergbeſteigungen, 1741 im Cha=
mounirthal
, 1736 beſtieg Vaiard den Montblanc, ſpäter folgten ihm
Sauſſure, Meyer von Arau erſtiea die Jungfrau. Redner
beſchließt damit die erſte Veriode. Die zweite datiert von 1820.
Zu dieſer Zeit erſchienen zuerſt Tſchudi und Bädeker. Zur näm=
lichen
Zeit machen ſich Darmſtädter als Alpiniſten bemerkbar,
ſo Oberſtabe auditeur Eigenbrodt und der als Scheffels Stabs=
trompeter
wohl bekannte Schleuning. Die dritte Veriode hebt
mit den 50er Jahren an und geht bis zur Jetztzeit. Sie iſt ge=
kennzeichnet
durch die Vermehrung der Eiſenbahnwege und der
Luftkurorte (St. Moritz, Davos, Aroſa). Wir treten jetzt in die
vierte Veriode, die der Ueberflutung der Schweiz, ein, was zum
Teil mit den großartigen Bergbahnen und bezügl. Projekten zu
ſammenhängt. Den Hauptbeſtandteil der Schweizbeſucher ſtellen
Oſteuropa und Amerika. In prophetiſchem Blick ſieht der Redner
in der Schweiz ein Durchgangsthor für Italien und mit zu=
nehmender
Entwickelung der Verkehrswege jür Touren bis zum
Kaukaſus und Himalaya.
Der geiſtreiche, anregende Vortrag
fand den ungeteilten Beifall der zahlreich verſammelten Mitglieder.
8. Das vom Akademiſchen Verein auf Mittwoch abend
anberaumt geweſene Konzert zum Beſten des Martinspfades
findet ſpäter ſtalt.
Die Vorſtellungen im Cirkus Lorch üben, obſchon ſie
ſeit über eine Woche täglich ſtattfinden, noch immer die gleiche
Anziehungskraft auf das Publikum aus wie anfänglich; der überaus
zahlreiche Beſuch der vorgeſtrigen aab dafür wieder den überzeugend=
ſten
Beweis. In angenehmem Wechſel brachte das Programm,
das von denen der vorhergehenden Abende weſentlich abwich, Dar=
bietungen
auf dem Gebiete der Pferdedreſſur, ſowie die ebenſo ge=
wandten
wie kühnen Leiſtungen der verſchiedenſten Künſtlerſpeziali=
täten
, die ſämtlich lebhaften, zuweilen ſtürmiſchen Beifall ernteten.
Die Clowns Mr. Fabri und Auguſt der Dummer verſtanden
wieder in wirkſamſter Weiſe das Publikum in die heiterſte Stim
mung zu verſetzen. Den Abſchluß fand die Vorſtelluna, wie bis
her, mit dem für ängſtliche Gemüter etwas aufregenden Löwenritt.
Entſcheidung des Reichsgerichts. Das demon=
ſtrative
Tragen einer roten Fahne als eines ſozialdemokratiſchen
Abzeichens auf der Straße kann, nach einem Urteil des Reichs=
gerichts
, 1. Strafſenats. vom 22. Februar 1892, als grober Unfug
beſtraft werden ſowohl gegen den Fahnenträger, als auch gegen die
am Zuge Beteiligten, wenn die Beteiligung als eine ſozialdemo=
kratiſche
Demonſtration in bewußter Weiſe erfolgt iſt.
Bad=Nauheim, 6. Juli. Geſtern kamen die Herren Finanz=
miniſter
Weber Exz. und Miniſterialrat Dr. Schäffer von Darm=
ſtadt
hierher, um die Neubauten und Neuanlagen des Bade=
Etabliſſements einer eingehenden Beſichtigung zu unterwerfen.
Die Herren ſprachen ſich dem Vernehmen nach ſehr befriedigt über
das Reſultat der Beſichtigung aus.
Darmſt. 3tg.
Frankfurt, 7. Juli. Der am 25. d. Mts. hier eintreffende
New Yorker Männergeſangverein Arionz wird vom hieſigen
Neeb'ſchen Männerchor am Hauptbahnhof mit Muſik empfangen
werden. Der Arion; wird im Palmengarten ein Konzert geben.
Der König von Serbien wird, wie die Berl. N. N.
melden, auf ſeiner Reiſe nach Ems am nächſten Montag hier
eintreffen, begleitet von ſeinem Adjutanten und ſeinem Gouverneur.
Homburg. 7. Juli. Die Hochzeit der Prinzeſſin Margz=
rethe
von Vreußen mit dem Prinzen Friedrich Karl von Heſſen
findet im November in Berlin ſtatt. Die Kaiſerin Friedrich wird
noch bis zum Oktober in Hombura verweilen.
Fulda, 6. Juli. Unſerer Stadt ſteht demnächſt wieder ein
neuer Verluſt bevor, indem das Eiſenbahn= Betriebsmateria=
lien
=Hauptmagazin, wir wir hören, nach Frankfurt a. M. ver
legt werden ſoll.
Wiesbaden. 6. Juli. In den letzten Tagen iſt eine für
unſere ſtädtiſchen Intereſſen ſehr wichtige Sache, das Ent
eignungs=Verfahren für das Nerothal, zum Abſchluß
gelangt. Den Eigentümern ſind 300 Mark für die Rute von den
Taxatoren zugebilligt worden
Heidelberg. 6. Juli. Geheimerat Victor Meyer hat on
Stelle Fiſchers einen Ruf nach Würzburg erhalten, wird aber dem=
ſelben
ſchwerlich Folge leiſten.
Mannheim, 6. Juli. In der geſirigen Sitzung des hieſigen
Bürgerausſchuſſes wurden die Anträge des Stadtrats, zur Vor=

154
2249
nahme von baulichen Verbeſſerungen im hieſigen Hoftheater
gebäude 90000 Mark zu bewilligen und die Eintrittspreiſe des
Theaters für ſolche Blätz= welche vorzugsweiſe vom Mittel= und
den kleinen Bürgerſtande benutzt werden, zu ermäßigen, ange=
nommen
.
Straßburg. 5. Juli. Unter ungefähr 50 Bewerbern iſt vom
Bürgermeiſter zum artiſtiſchen Leiter des hieſigen Stadttheaters
an Stelle des zum Intendanten des Mannheimer Hoftheaters be=
förderten
H. Aloys Praſch Dr. Franz Krückl ernannt worden.
Kiſſingen, 6. Juli. Bei dem Empfange eines Männerquartetts.
welches dem Fürſten Bismarck durch Liedervorträge eine Hul=
digung
darbrachte, äußerte letzterer: Einen Tag von Königgrätz
werden wir wohl nicht mehr erleben, aber auf ein zweits Sedan
werden wir wohl gefaßt ſein müſſen.
München, 6. Juli. Den Neueſten Nachrichten' zufolge leate
Vrinz Leopold infolge ſeiner Ernennung zum General= In=
ſpekteur
der vierten Armee=Inſvektion ſeine Stelle als Corvs=
kommandeur
nieder. Als ſein Nachſolger wird Prinz Arnulph
genannt.
München. 6. Juli. Der Allgemeinen 8ta. zufolge fand
geſtern hier eine Verſammlung von Induſtriellen ſtatt, behufs Be=
ſprechung
der Berliner Weltausſtellung. Die Anweſen=
den
waren einio, Deutſchland müſſe ohne Ruckſicht auf die Fran=
zoſen
eine Ausſtellung im Jahre 1898 abhalten. Ein Zurückweichen
würde in Süddeutſchland einen üblen Eindruck machen
Köln. 5. Juli. In ihrer Sitzung vom 21. Juni beſchäfligte
ſich die hieſige Handelskammer mit der Frage eines Seeweges
auf dem Rhein von Köln bis Rotterdam. Die Handels=
kammer
hatte zur Vorberatung der Sache eine beſondere Kommiſ=
ſion
eingeſetzt, die nach eingehenden Verhandlungen beſchloß. die
Frage des wirtſchaftlichen Nutzens der Rheinvertiefung einer Prü=
ſung
zu unterziehen und eine Denkſchriſt darüber zu veröffentlichen.
Aachen, 6. Juli. Am ehrwürdigen Aachener Rathauſe,
in welchem Jahrhunderte hindirch die Feſtlichkeiten bei der Krö=
nung
deutſcher Kaiſer ſtattfanden. wird nunmehr mit dem Wieder=
aufbau
der beiden am 29. Juni 1883 niedergebrannten Türme nach
dem Reſtaurationsplane Profeſſor Frentzens von der Techniſchen
Hochſchule bier beaonnen.
Leipzig. 6. Juli. In der geſirigen Ahlwardtverſamm=
lung
waren 5000 Perſonen anweſend, circa 3000 mußten an der
Kaſſe zurückgewieſen werden. Ahlwardt erhielt einen großen Lor=
beerkranz
überreicht.
Wittenberg. 4. Juli. Geſtern war hier das Gerücht ver=
breitet
, daß der Kronprinz Wilhelm in ſeiner Oifiziersuniform hier
eingetroffen und im Hotel Kaiſerhof abgeſtiegen ſei. Entſtanden
war das Gerücht dadurch, daß ein hieſiger Einwohner ſeinem Sohn,
der im gleichen Alter wie der Kronprinz ſteht, einen vollſtändigen
normalmäßigen Offizierrock mit Ausrüſtung beſchafft hatte und
den Jungen ſo ſpazieren führte.
Berlin, 6. Juli. Eine gemiſchte Deputation des Maaiſtrats
und der Stadtverordneten beſchloß, für die Weltausſtellung
in Berlin zehn Millionen zu bewilligen unter der Bedingung.
daß die Ausſtellung bis 1808 ſtattgefunden haben muß. Der Be=
ſchluß
wird dem Reichskanzler und dem Präſidium des Handels=
tages
und den Aelteſten der Kaufmannſchaft mitgeteilt.
Cleve, 6. Juli. (Prozeß Buſchhoff.) Die heutige Nachmittags=
ſitzung
. zu der der Andrang des Publikums ein ſehr aroßer war, bot wenig
Bemerkenswertes. Einen großen Teil der Sitzung nahm die Ver=
leſung
der Augenſcheinsprotokolle in Anſpruch. Volizeikommiſſar
Wolf berichtete über ſeine Thätigkeit in Emten. Profiſſor Noel=
decke
=Straßburg verneinte die Möglichkeit eines Ritualmordes. Es
ſeien Stellen im Talmud und anderen jüdiſchen Büchern falſch und
einſeitia ausgeleat worden.
Antwerpen. 5. Juli. Geſtern hat ein Ausſchuß von Bürgern
beſchloſſen, im Jahre 1894 eine Ausſtellung zu veranſtalten
und zu dieſem Zwecke die Unterſtützung der Regierung nachzuſuchen.

Kleine Chronik. Auf dem Friedhofe zu Gießen wurde ein
6 Jahre altes Kind von einem umfallenden ſteinernen Grabkreuz
erſchlagen. - In Berleburg wurde der Wildſchütz Wazbach, der
zwei Wittgenſtein'ſche Förſter erſchoß, zum Tode verurteilt.
Der Stempelfälſchunasprozeß gegen Beamte und Arbeiter
des Bochumer Vereins, Meiſter Roſendahl und Genoſſen, wird am
25. Juli vor der Eſſener Strafkammer beginnen. Weaen Ueber=
ſchreitung
ſeiner Disziplinargewalt wurde der Vorſtand des
Feſtungsgefängniſſes, Major Herbert in Ulm, ſeines Amtes ent=
hoben
. - In Dresden gab es in einem bekannten Caſes der inneren
Stadt kürzlich abends in der elften Stunde einen gebörigen Schricken.
In ein Zimmer, in welchem gerade flott aevokert' lein bekanntes
Hazardſpiel) wurde, drangen plötzlich Polizeibeamte in Civil ein
und ſtörten das Spiel. Alles lief durcheinander, es durfte aber
niemand fortgehen, ehe nicht Name und Wohnort genau notiert
worden waren. - Auf der Bahnſtrecke zwiſchen Gneſen=Wreſchen
wurde am 4. Juli nachmittags das Kind eines Bahnwärters von
einem Perſonenzug überfahren und ſofort getötet. Die Mutter,
die ihren beurlaubten Ehemann dienſtlich vertrat, wollte ihr Kind
retten und wurde ebenfalls vom Zuge erfaßt, wobei ihr der Kopf

[ ][  ]

2260
Nr.
vom Rumpfe getrennt wurde. - In Paris wurden große Betrü=
gereien
und ſchwindelhafte Armeelieferungen entdeckt durch
Denunziation des Hauptexportchemikers des Central= Marinelabora=
toriums
durch deſſen Geliebte. Der Experte, welcher durch Liefe=
ranten
beſtochen wurde, ſtellte Trefflichkeitsatteſte für ſchlechte
Armee= und Marinelieferungen aus und wurde deshalb entlaſſen.
Hierauf denunzierte der Experte zahlreiche höhere Beamte und

168

Offiziere wegen Beihilfe. Es wurde eine umfaſſende Unterſuchung
auf Befehl des Marineminiſters eingeleitet. Sieben höhere Beamte

des Maͤrinecontrollbureaus wurden deshalb in Unterſuchung einge=
zogen
. - In Monaco hat ſich der 32 Jahre alte polniſche Guts=
beſitzer
Friedrich Wantki erſchoſſen, nachdem er ſein ganzes, ſehr
bedeutendes Vermögen am Spieltiſch verloren hatte.

- Choleraberichte. Aus Peſt verlautet: Die Meldung
der hieſigen Blätter daß in Fiume Cholerafälle vorgekommen
ſeien, wird für falſch erklärt. dagegen zugeſtanden, daß in Trieſt
Fälle der Cholera nostras vorgekommen ſind. In der Sitzung des
ungariſchen Sanitätsausſchuſſes eiklärte der ſtädtiſche Oberarzt, er
könne die vollkommen beruhigende Verſicherung geben, daß Ungarn
von der Choleragefahr überhaupt nicht bedroht ſei. Die Geſund=
heitsverhältniſſe
ſeien augenblicklich viel günſtiger als zu der gleichen
Zeit im vorigen Jahre.
Nach der Nationalzta. iſt einem nach
Köln gerichteten Privattelegramm aus Petersburg zufolge dort das
Gerücht verbreitet, in Samara und Koſtrowo ſeien Choleraſälle feſt=
geſtellt
. Die Stimmung des Publikums, namentlich der Geſchäfts=
welt
werde täglich gedrückter. Aus Paris wird gemeldet, daß die
Cholerafälle zunehmen. Die Zahl der Erkrankten war am Dienstag
ſehr groß; geſtorben ſind in Aubervilliers 2, in Saint=Denis
gleichfalls 2. in Clichy, Levallois und Courbevoie je 1. Die Schwer=
kranken
wurden nach Paris übergeſührt.

Internationale Ausſtellung für Muſik und Theaterweſen
in Wien.
Nachdruck verboten.
B. M. Die öſterreichiſche Kaiſerſtadt, von jeher ein Sammelplatz
internationalen Verkehrs, hat ſich in dieſen Sommermonaten durch
die großartige Ausſtellung für Muſik und Theaterweſen neue An=
ziehungskraft
geſchaffen. Als im Winter und Frühjahr von dieſer
Ausſiellung die Rede war, verbanden ſich damit für das Ausland
nicht gerade die klarſten Beariffe. Ueber Ziel und Methode ſchwebte
den meiſten, ſoweit ſie ſich überhaupt dafür zu intereſſieren be=
gannen
, kein feſtes Bild vor. Aber ſchon die erſten Tage nach der
Eröffnung. die ſelbſiverſtändlich noch auf vieles Unſertige ſahen,
mußten den Beſchauer darüber belehren daß es ſich bei dieſer Aus=
ſt
llung um das Werk einer regen, den Stoff vollkommen be herrſchen=
den
Schaffensfreudigkeit handle, das in ſeiner Ausdehnung und
Mannigfaltigkeit ganz dazu angethan iſt, dem Fachmann wie dem
Laien ein Entwicklungsbild des Theaters zu geben.
Was uns bei einer kurzen Wanderung durch dieſe Längshallen
und Rundſäle ſofort als greiſbares Reſultat in die Augen ſpringt
iſt das: die Bühne iſt eine weltbeherrſchende Macht; ſie iſt es wohl
zu allen Zeiten geweſen, und es giebt faſt kein Volk, die uncivili=
ſierten
Völker eingeſchloſſen, welches ohne Luſt an theatraliſchen
Spielen dahinlebte. Und der zweite Gedanke, der uns bei der
Fülle des gebotenen Materials überkommt, iſt der, daß wohl keine
andere Stadt der Welt, wie gerade die Hauptſtadt des öſtlichen
Kaiſerreichs einen ſo trefflichen Nährboden für eine derartige Aus=
ſtellung
abgeben dürſte. Kein anderes Theater beſitzt ſo weite Ver=
zweigungen
wie das Wiener, in dem weſtliche und öſtliche Kultur
ſich die Hand reichen. Paris, die Ausſtellungsſtadt nac-esoxw, iſt
nach dem Erlöſchen des Empire nicht mehr geeignet für Feſte und
Feſtſtimmungen, bei denen fürſtliches Mäzenentum die Grund= und
Obertöne abaeben muß. Für Wien und ſeine Theatergeſchichte trifft
es ſich nun ſo unvergleichlich glücklich. daß das volkstümliche Ele=
ment
, wie ſolches ſich auf verſchiedenen größeren und kleineren
Bühnen auslebt, neben dem höfiſchen von jeher friedlich und kräftig
weiter beſtehen konnte und keine pedantiſche Verrückenweisheit es
für nötig erachtete, die Schere an dieſe friſchen Triebe des heimiſchen
Volkinſtinkts zu leçen. Aus dem Alten führt dieſe Ausſtellung
uns in das Neue und umgekehrt. Räumlich und zeitlich Getrenntes
zeigt ſich dem liebevollen, eingehenden Beobachter in ſeiner inneren
Zuſammengehörigkeit, in ſeiner ſpeziellen Bedeutung und ſeinem
allgemeinen Kulturwert.
Die Ausſtellung zerfällt in eine Fach= und eine gewerbliche
Spezialausſtellung. In erſter ruht der eigentliche Kulturwert des
Ganzen. Mit ihr haben wir es denn auch zunächſt zu thun. Treten
wir durch das Weſtvortal ein, 1o wenden wir uns am beſten zu=
nächſt
einem Hauptteil der Ausſtellung zu, der Abteilungfür
Bräma und Theater, beſchickt durch Deutſchland und
Oeſterreich=Ungarn.
Von den älteſten, früheſten Anſängen des Dramas und der
Schaubühne werden wir hier Schritt für Schritt bis zu den kom=
plizierten
und reichen Formen der Neuzeit geführt. Das fein aus=
gefuhrte
Modell eines großen Oſterſpiels, das 1553 zu Luzern auf=
geführt
wurde, Koſtümbilder zu den Paſſionsſpielen von Lambach,

Donaueſchingen, noch teilweiſe ſehr wohl erhaltene Trachten der
Darſteller, deren primitiver Flitterſtaat die Genügſamkeit der da=
maligen
Zuſchauer bekundet, groteske Teufelsmasken aus Tirol ꝛc.
vergegenwärtigen uns die Zeit des Myſterienſpiels. An dieſe Ab=
teilung
ſchließt ſich das Faſtnachts= und Schembartſpiel. Hand=
ſchriften
von Hans Sachs, Roſenplüt. ſowie die Bilder dieſer
Meiſter beleben die Gruppe. Es folat das Schul= und Gelehrten=
drama
auf welches die Vorträts von Celtes, Reuchlin und Erasmus
von Rotterdam herabblicken, dieſes. ſowie die Abteilung Jeſuiten=
und Kloſterdrama zeigt uns einerſeits. in welch unfruchtbare Neben=
wege
ſich hie und da der nicht auszurottende Spieltrieb verirrthat,
wie Kirche und Schule ihn bald gehemmt, bald gefördert haben,
andererſeits wie ſtark der didaktiſch moraliſche Zweck bei all dieſen
Veranſtaltungen in den Vorderarund gerückt war. Dieſer Zweck
iſt es denn auch noch, der vorzugsweiſe das Zeitalter Leſſings be=
ſtimmt
, in deſſen Reich die nächſte Abteilung führt, uns veranſchau=
lichend
. durch welchen Bücherkram, welchen koten Wuſt dieſer Luther
der deutſchen Litteratur allmählich ſeinen Weg ins freie Land des
Schönen finden ſollte. Eigentümlich berührt uns der Anblick von
Theaterſtücken, die in roher, kindlich=unbehilflicher Form Stoffe
behandeln, die dann durch lunſere Klaſſiker edelſte Prägung ge=
wonnen
haben. Die ſchweizeriſchen Schauſpiele mit Titeln wie:
Wilhelm Tell oder der gefährliche Schuß; - Geßler oder das
erlegte Raubtier:
Der alte Melchthal oder die ausgetretenen
Augen', ſämtlich aus dem Jahre 1774 ſtammend, berühren uns neben
den bekannten klaſſiſchen Werken wie ſteife Holzpuppen im Vergleich
zu edlen Marmorbildern. Goethe und Schiller ſind dem Auge des
Beſchauers nach ihrer univerſellen Kulturbedeutung und nach vielen
Seiten ihrer Privatbeziehungen erſchloſſen worden. Was ließe ſich
freilich abſolut Neues aus dem Leben dieſer Großen herbeiſchaffen,
welche Seite aufſchließen, die nicht ſchon irgend ein Aeſthetiker oder
Gelehrter mit Glück herausaekehrt hätte ?'' Abr dies Anſammeln
aller Züge auf einen Punkt, in einen Raum bringt eben ein Ge=
ſamlbild
zuſtande, wie es ſich uns vielleicht rur noch in Weimar
zeigen kann. Mit ſcheuer Ehrfurcht, mit lieberoller Andacht ver=
ſolgen
wir die Bahnen, welche die Geiſteswerkſtatt dieſer Herren
durchziehen. Weſſen Augen ruhten nicht mit tieſem Intereſſe auf
der erſten Faſſung der Jphigenie' in Proſa, auf der Originalhand=
ſchriſt
des Don Carlos; dem erſten Theaterzettel des Wallen=
ſtein'
? ꝛc.
Ein kleines unſcheinbares Möbel, faſt wäre unſer Blick an ihm
vorübergeſchweift, was iſt das ? Goethe's Stehpult aus dem
Goethe=Gartenhaus im Vark zu Weimar. Seine Dichtungen der
Genieperiode, ſeine lyriſchen Gedichte: An den Mond= Fiſcher
und Erlkönig; ſeine Dramen Jphigenie; und Taſſo' ſind an
dieſem Pult geſchrieben worden. Dasſelbe iſt von den Erben des
Kanzleikats Müller der Ausſtellung zur Verfügung geſtellt worden.
Ueber dem Pult hängt, in Oel gemalt, Goethes Gartenhaus.
(Fortſetzung folgt.)

[10515

Dankſagung.
Für die ſo herzliche Theilnahme bei dem uns
betroffenen ſchmerzlichen Verluſte ſagen wir hiermit
innigen Dank.
Darmſtadt, 7. Juli 1892.
Im Namen der Hinterbliebenen:
otto Schwarz, Großh. Notar.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei, verantwortlich für die Redaktion: Dr. D. Waldaeſtel, beide in Darmſtadt.

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