Abonnementsprei=
vlertellührlich 1Mark 50 Pf.,
halb-
ührlich 8 Mark incl. Bringerlohn.
Antwanz verden von allen Poſt=
Umtern Beſtellungen
entgegenge=
nmmen zu 1 Mark 50 Pf. pro
Quartal indl. Poftaufichlag.
155. Lahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Inſerate
fllr das
Whmntl. Smal erlſcheinende Tagblan
werden angenommen:u Turmſtadt,
von der Expedition, Rhen fr. Nr. 23.
in Beſſungen von FFri= dr. Blößer,
Schießhausſtraße 14. owe auzwärtz
don allen Annoneen=Hrw=ditlonen.
.
Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Ereisamts, des Großh. Polizeiamts und der anderen Behörden.
N. 142.
Montag den 20. Juni.
1892.
B e k a n n t n a ch n n g.
Betreffend: Ausbruch der Maul= und Klauenſeuche in Griesheim.
Die Maul= und Klauenſeuche, welche in Griesheim ausgebrochen war, iſt erloſchen.
Darmſtadt, den 15. Juni 1892.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
19541
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Benutzung der Eſchollbrücker Kreisſtraße.
Es wird zur oͤffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Sperre der Eſchollbrücker Kreisſtraße vom Eiſenbahnübergang
bis zur Kreuzung des Pfungſtadt-Griesheimer Wegs (Geleitsſtraße) vom 21. d. Mts. an aufgehoben iſt.
Darmſtadt, den 17. Juni 1892.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
09542
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Die Errichtung einer neuen Halteſtelle für Droſchken.
Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenniniß. daß an dem ſüdweſtlichen Ende des Marienplatzes, gegenüber
der Dragoner=Kaſerne, eine Halteſtelle für Droſchken vom 20. Juni d. Js. ab verſuchsweiſe errichtet werden wird.
Darmſtadt, den 17. Juni 1892.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Fey.
19390
Steinkohlen=Anfuhr.
Die Anfuhr der für das
Verwaltungs=
jahr 1892-93 erforderlichen Steinkohlen
von den Bahnhöfen und dem ſtädtiſchen
Lagerplatz an der Frankfurterſtraße in
die verſchiedenen ſtädtiſchen Anſtalten ꝛc.
ſoll auf dem Submiſſionswege vergeben
werden.
Die Bedingungen können auf dem
Stadthaus, Zimmer Nr. 13. während der
Büreauſtunden eingeſehen werden.
Ange=
bote wolle man, verſchloſſen und mit
entſprechender Auſſchrift verſehen, bis
längſtens
Mittwoch den 22. l. Mts.,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einreichen.
Darmſtadt, den 17. Juni 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Morneweg, Bürgermeiſter. 19393
Bekanntmachung.
Auf Antrag des Konkursverwalters
wird die zur Konkursmaſſe des Hermann
und Meyer Oppenheimer II., dahier,
gehorige Hofraithe, Ludwigsſtraße Nr. 9:
Flur. Nr.
Mtr.
I. 1024¾ 239
Samstag den 25. Juni 1892,
Vormittags 11 Uhr,
im Ortsgerichtslokal öffentlich meiſtbietend
verſteigert.
Die Verſteigerung erfolgt mit
unbedingtem Zuſchlag.
Darmſtadt, den 20. Juni 1892.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt I.
J. E. d. V.:
Müller.
19543
Sehr gute Speiſe=Kartoffeln
per Kumpf 65 und 55 Pfg. fortwähren
zu haben bei
[9361
Ph. Jetter, Magdalenenſtr. 20.
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O efen
billig zu verkaufen Schulſtr. 14. 9415
(Hin faſt neues Brockhaus'ſches Con=
E verſations Lerikon preiswürdig zu
verkaufen. Wo? ſagt die Exped. d. Bl.
305
2034
Nr. 142
Die Molkerei Groß-Amſtadt,
verkauft:
Vrauor.
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15 Pfg.,
5 „
5 „
80 „
Ein Liter friſche Vollmilch
Magermilch „
„
„
„ Buttermilch
„
„ ſüßer Nahm
„
„
„ Pfund Butter
„ 1 Mk. 20 „
10
Den Zuber Molken
Der Verkauf beginnt Morgens 6½ Uhr. Magermilch kann erſt von 7½
Uhr au abgegeben werden. Molkerei Butter iſt auch in der Stadt im Dentſchen
Hof zu haben.
[9545
Der Vorstand.
Am wegen uomzug
gänzlich zu räumen, verkaufe
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[9135
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per Flaſche 30 Pfg., bei 12 Flaſchen 85 Pfa. mit Glas,
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[8781
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Der Unterzeichnete hat am hieſigen Platze eine
Bau= und Möbel=Schreinerei, verbunden mit
Sargmagazin,
eröffnet und bittet, unter Zuſicherung prompter und reeller Bedienung, um
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neigten Zuſpruch.
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Gardiſtenſtraße 31.
[9369
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2035
Nr. 142
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T.c Hbrdt 1dr 14Aradl
macht
5.
Aademann's Kindermeh.
bietet alle Vortheile
der Hafergrütze ohne
deren Nachtheile. Hafergrütze bleibt im Magen des Kindes
unverdaut und führt dem Körper ſelbſt keine Nährſtoffe zu;
H=
wenn es bisher dennoch verwendet und ſeitens der Aerzte
ver=
ordnet wurde, ſo liegt der Grund darin, daß Hafergrütze die Milch
flockig und alſo verdaulich macht. Nun aber iſt für
Hafergrütze Roh=
Aademann's Lindermehl
produkt. Die
Ar=
beit, die durch gewöhnliche Hafergrütze bisher dem Magen des
Kindes zugemuthet wurde, beſorgt bei Rademann's Kindermehl
2)
die Fabrikation; das Mehl ſelbſt iſt leicht verdaulich, in allen
Theilen löslich und beſitzt ebenſo wie Hafergrütze die Eigenſchaft,
die Milch flockig und nahrhaft zu machen.
Aademann's Kindermehl iſt nicht wie
unver=
dauliche Hafergrütze
eine ſtändige Gefahr für das Kind: Mit Rademanns
Kinder=
mehl genährte Kinder leiden nie an Verdauungsſtörungen, ge=
8
deihen nach dem Ausſpruch von Autoritäten wie Prof. Hennoch=
Berlin, Geh. Medizinalrath Dr. Schatz=Roſtock, Prof.
Dr. Uſſelmann=Roſtock ꝛc. ꝛc. vortrefflich.
Aademann's Kindermehl wird, nach ſtreng
wiſſenſchaftlichen
Grundjätzen und unter ſtändiger Berückſichtigung der
Verdauungs=
kraft des Magens in den erſten Lebenswochen und=Monaten
25
des Kindes bereitet. Es iſt darum beſonders auch den bisher
in den Handel gebrachten Kindermehlen vorzuziehen, welche durch
feine Vermahlung zwar die Faſerſtoffe beſeitigen, dabei aber
ebenſo wie Hafergrütze underdaut bleiben und ſelbſt keinen
Nähr=
werth beſitzen.
( kann mit Waſſer oder
ademann's Kindermehr,
Fleiſchbrühe zubereitet
werden und bietet, mit Milch angewandt, eine ſtändige Bürg=
25 E ſchaft dafür, daß dem Kinde durch die Milch keinerlei
Krank=
heitsſtoffe zugeführt werden. Kühe leiden häufig an Krankheiten,
welche den Gebrauch der Milch nur nach ſorgfältigſter Abkochung
geſtatten. Den Müttern aber fehlt in der Regel jede Kontrole
über den Zuſtand der Milchthiere. Mit Rademanu's
Kinder=
mehl als Zuſatz bekommt dem Kinde auch die ſchlechteſte Milch,
da deſſen Anwendung den Siedepunkt der Milch weſentlich er=
(7807
höht und alle Vakterien tödtet.
Kindor, dis nodor hoi Haſsrgrülas nooh anldh hei andorsn Kindormehlon
nkoohri.
inon lt haohton, ollsihlen hoi , Radomann s Hindermehl=ntoſflioh
Rademann's findermehl iſt in den Apotheken, Droquerien und
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A.
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[9524
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Großherzogthum Heſſen.
Al6SGrordentene ſalVL--GSammlulg.
Samstag den 9. Juli 1892, Nachmittags 3 Uhr,
Em der Kumsthalle.
Tagesordnung:
Aenderung des 8 7 der Satzungen, betreffend die Vermehrung der
Mitgliederzahl des Ausſchuſſes.
Die Mitglieder des Verwaltungsraths, ſowie ſämmtliche Mitglieder des
Ver=
eins werden zur Theilnahme an der Verſammlung und Betheiligung an den zu
faſſenden Beſchlüſſen ergebenſt eingeladen.
Darmſtadt, den 18. Juni 1892.
Der Stellvertreter des Vorſitzenden des Ausſchuſſes und des
Verwaltungsraths.
A. Nouck.
[9555
4
9553) Hölgesſtr. 10 eine freundliche
Wohnung. 4 Zimmer und alles Zubehör,
per 15. September zu vermiethen.
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[4245
2038
Politiſche Ueberſicht.
Nr. 1.2
Deutſches Reich. Der Kaiſer wird ſich am 24. oder 25. Juni
nach Flensburg begeben und von der Flensburger Föhrde aus auf
einem Vanzerſchiff zu den Flottenmanövern in See gehen.
Der Kaiſer hatte am Donnerstag eine längere Beſprechung mit
dem Kriegsminiſter v. Kaltenborn.
Ueber die Feierlichkeiten, welche aus Anlaß des Beſuchs des
italieniſchen Herrſcherpaares am kaiſerlichen Hofe vorbereitet werden,
vernimmt die „Köln. 8tg., daß der Dienstag dem Aufenthalt in
Vorsdam gewidmet iſt, wo insbeſondere auch eine Parade der
Garniſon im Luſtaarten in Ausſicht genommen iſt. Am Mittwoch
fahren die beiden Herrſcher zunächſt vormittags nach Jüterbogk, um
dort größeren Schießübungen beizuwohnen. Am Mittwoch
nach=
mittag wird das italieniſche Königspaar an der Seite des Kaiſers
und der Kaiſerin auf dem Mittelgange der Linden in Berlin
ein=
ziehen und ſich in das Schloß begeben, wo demnächſt ein großes
Prunkmahl ſich anreihen wird. Am Abend wird Zipfenſtreich und
eine Feſtvorſtellung in der Oper ſtattfiaden und hierauf die
Rück=
kehr nach Votsdam erfolgen. Für Donnerstag mittag iſt ein größeres
Feſteſſen bei dem Prinzen und der Prinzeſſin Friedrich Leopold und
bei einigermaßen günſtigem Wetter ein größeres Gartenfeſt auf der
Pfaueninſel und am Abend ein Konzert im Neuen Valais gevlant.
Am Freitag dürfte die Rückreiſe erfolgen. Die ſtädtiſchen Behörden
von Berlin beabſichtigen, dem Einzug der Majeſtäten am Mittwoch
ein beſonders feſtliches Gepränge zu geben. Zum Ehrendienſt ſind
dem König beigeordnet worden: der kommandierende General des
9. Armeecorps, Generaladjutant Graf v. Walderſee, der Kommandeur
der 25. heſſiſchen Diviſion, Generallieutenant v. Bülow in Darmſtadt,
der Kommandeur des 1. heſſiſchen Huſaren=Regiments Nr. 13, deſſen
Chef König Humbert iſt, Oberſt Frhr. v. Biſſina in Frankfurt a. M.
und der deutſche Militär=Attaché in Rom, Flügeladjutant Oberſt
v. Engelbrecht. Der Königin Morgarita wird neben mehreren
deuiſchen Kammerherren die Gräfin Hermann Arnim Muskau als
deutſche Ehrendame beigegeben werden, ebenſo iſt der Lieutenant im
Regiment Gardes du Corps, Graf von der Gröben, der dem
Aus=
wärtigen Amt ſeit mehreren Jahren altachiert iſt, dem den König
Humbert begleitenden Miniſter des Auswärtigen, Brin, zur
Dienſt=
leiſtung überwieſen worden.
Die Kaiſerbegegnung in Kiel und die Ankunft des Großfürſten
Konſtantin in Naney bietet den politiſchen Kreiſen noch immer
Stoff zu Erörterungen. Aus angeblich guter Quelle weiß das
„Wiener Tagebl.- zu melden, Kaiſer Alexander habe in Kiel dem
Kaſer Wilhelm Wort und Hand darauf gegeben, daß er eine Reihe
von Jahren hindurch keinen Krieg ſuchen, ſondern Frieden halten
werde, und Kaiſer Wilhelm habe dies mit Wort und Handſchlag
erwidert. In Bezug auf die Naney=Fahrt des Großſürſten war von
verſchiedenen Seiten behauptet worden, daß dieſelbe im Auftrage
des Baren unternommen worden ſei. Jetzt verſendet ein
Korreſpon=
denzbureau folgende hiermit im Widerſpruch ſtehende Nachricht:
Es war in mehreren Blättern behauptet worden, daß Kaiſer
Wilhelm, als er zur Begegnung mit dem Zaren nach Kiel reiſte,
bereits durch den kaiſerlich ruiſiſchen Botſchafter am Berliner Hofe,
Graſen Schuwalow, davon verſtändigt geweſen ſei, daß der
Groß=
fürſt Konſtantin ſich nach Nancy begeben werde. Dieſe Nachricht
entbehrt jeder Begründung. Weder Kaiſer Wilhelm, noch der Zar
Alexander und ebenſowenig der ruſſiſche Botſchafter hatten vor und
während der Kaiſerbegegnung in Kiel Kenntnis von der Reiſe des
ruſſiſchen Großfürſten nach Narey. da dieſe lediglich aus eigenem
Antriebe des Großfürſten Konſtantin erfolgte.
Die Interpellation über die Hoftheaterfrage wird im
Abgeord=
netenhauſe am Montag zur Verbandlung kommen.
In Abgeordnetenkreiſen hatte man am Samstag Gewißheit
darüber, daß die militärgerichtliche Unterſuchung die Beſchuldigungen
des Rektors Ahlwardt gegen den Leiter der Löwe'ſchen
Waffen=
fabrik. den Oberſtlieutenant Kühne. und gegen die Büchſenmacher
der genannten Fabrik ſich ſamt und ſonders als nichtig und
hin=
fällig erwieſen haben. Es heißt, eine Veröffentlichung darüber ſtehe
unmittelbar bevor.
Unter dem 11. Juni 1892 iſt dem =Reichsanzeiger= zufolge eine
neue Poſtordnung für das Deutſche Reich erlaſſen worden, die in
der neueſten Nummer des „Centralblatts für das Deutſche
Reich=
veröffentlicht wird.
Schweiz. Der Bundesrat genehmigte deſinitiv die Vorlagen
der Gotthardbahn, betreffend die Einfahrten in den zukünftigen
neuen Bahnhof von Luzern. Der Bau der Bahn Immenſee=Luzern,
durch welche der Umweg über Rothkreuz vermieden wird, beginnt
infolgedeſſen ſofort.
Der Bundesrat fragte bei Profeſſor Huber=Halle an, ob er den
Entwurf eines einheitlichen ſchweizeriſchen Civilgeſetzbuches
auszu=
arbeiten gewillt ſei.
Frankreich. Der Miniſter des Auswärtigen hat Deutſchland
und England und den anderen Mächten die Blockade von Dahome
amtlich mitgeteilt. — Drumont hat Beruſung eingelegt.
Ein Teil der Variſer Preſſe beſchäftigt ſich mit einem Artikel
in den Mitteilungen des Allgemeinen deutſchen Verbandes, worin,
nach den franzöſiſchen Auszügen zu urteilen, eine gewiſſe
Entſchä=
digungspflicht Deutſchlands anerkannt und der Vorſchlag gemacht
wird. Frankreich durch Caypten für Elſaß abzufinden. Wenn der
Artikel wirklich ſo lautet und, was kaum anzunehmen iſt, von
einigermaßen ernſter Seite ausgehen ſollte, ſo würde er
außer=
ordentlich ſchädlich wirken, da die Franzöſen aus ihm nur
heraus=
leſen, daß in Deutſchland doch eine ſtarke Richtung beſiehe, die das
Vorhandenſein einer elſäßiſchen Frage anerkenne, eine Vorſtellung,
durch welche der Chauvinismus nur geſtärkt werden könnte.
England. Das Unterhaus hat das iriſche Unterrichtsgeſetz in
dritter Leſung angenommen.
Gladſtone empfing am 16. Juni nachmittags eine Abordnung
des Londoner Gewerkvereinsrates, der ihn erſuchte, für den
acht=
ſtündigen Arbeitstag einzutreten. Gladſtone erklärte, er habe den
Reſt ſeines Lebens der Homerulefrage gewidmet und könne dieſelbe
in ſeinem Alter nicht mehr mit der Frage des Achtſtundentages
vertauſchen. Die Geſetzgebung biete in dieſer Frage aroße
Schwie=
rigkeiten; er rate den Arbeitern, die Angelegenheit im eigenen
In=
tereſſe nochmals gründlich zu prüfen. Die Auslaſſungen
Giud=
ſtones haben auf die Arbeiter ſehr enttäuſchend gewirkt. Die
fort=
geſchritteneren Kreiſe ſind ſo aufgebracht über die gänzliche
Zurück=
weiſung ihrer Forderung. daß ſie mit der Aufſtellung von etwa
hundert Arbeiter=Kandidaten drohen, ohne Rückſicht auf die
Aus=
ſichten der liberalen Partei in den betreffenden Wahlbezirken.
Die Delegierten Ulſters bielten eine von 11 400 Teilnehmern
beſuchte Verſammlung ab. Vorſitzender Herzog Abercorn bekämpfte
Home Rule, das die Trennung Irlands von dem vereinigten
König=
reich bedeute. Ulſter nebme Höme Rule nicht an. Eine Reſolution
betonte die Lohalität gegen die Krone und den Entſchluß Ulſters,
an dem gegenwärtigen Shſtem feſtzuhalten. Ulſter wolle nicht ein
riſches Varlament, das ſicher von Männern beherrſcht wäre, die
für die Verbrechen, den Feldzugsplan, das Boycottſyſtem, die
Land=
liaa verantwortlich ſind. Alle Männer Ulſters ſind hierin einig
ohne Unterſchied des Glaubens.
Italien. Der König und die Königin ſind Freitag abend über
Monza nach Deutſchland abgereiſt.
Wie die -Agenzia Stefani' meldet, iſt bisher über die Beſetzung
des Berliner Botſchafterpoſtens keinerlei Entſcheidung getroffen;
dieſelbe dürfte vielmehr erſt nach der Rückkehr des Königs aus
Votsdam erfolgen.
Der Senat nahm den italieniſch=ſchweizeriſchen Handelsvertrag
mit 98 aeaen 5 Stimmen an.
Rußland. Die Rückkehr des Zaren aus Kopenhagen wird
dem Vernehmen nach erſt in etwa 14 Tagen erfolgen.
Serbien. Eine vom Geſamtminiſterium gegengezeichnete
Kundgebung der Regentſchaft zeigt an, daß bis zur Neuwahl des
dritten Regenten durch die Skupſchtina die überlebenden
Regent=
ſchaftsmitalieder allein die Staatsgeſchäfte erledigen werden.
Der Tod des Regenten Protitſch hat in der Umgebung der
Regenten große Beſtürzung hervorgerufen, da die Beſetzung des
Poſtens. welche durch Wahl der Skupſchtina erfolgt, möglicherweiſe
ernſte Verwicklungen nach ſich ziehen kann. Als wahrſcheinlicher
Nachfolger des verſtorbenen Protitſch wird allgemein General Sava
Gruitſch genannt, der auch den beiden überlebenden Regenten
ge=
nehm ſei; jedoch wird ſich auch, wie es heißt, der gegenwärtige
Miniſterpräſident Paſchitſch bewerben.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 20. Juni.
L. Schwurgerichtsſitzung vom 18. Juni. Der
Ge=
meinderechner Nikolaus Hildebrand von Lämmerſpiel iſt angeklagt,
daß er in den Jahren 1888 bis 1891 fortgeſetzt als Beamter Gelder
in Höhe von mindeſtens 1400 M., die er in amtlicher Eigenſchaft
empfangen und in Gewahrſam hatte, unterſchlagen und in
Be=
ziehung auf die Unterſchlagung die zur Eintragung der
Ein=
nahmen und Ausaaben beſtimmten Bücher unrichtig geführt und
unrichtige Abſchlüſſe und Auszüge aus dieſen Büchern vorgelegt
habe. Im Jahre 1878 wurde Hildebrand zum Rechner ernannt
und verſah bis zum Jahre 1888 ſein Amt zur größten
Zufrieden=
heit. Von da ab änderte ſich dies, die großen Ausgaben für ſeine
ſtarke Familie, ſowie Zahlungen, welche er als Bürge zu leiſten
hatte, veranlaßten den Rechner, in die Kaſſe zu greifen, wobei er
beabſichtigte, ſo bald als möglich wieder den Fehlbetrag zu erſetzen.
Die Unterſchlagungen zu verdecken, machte er falſche Einträge in
die Bücher, und ſandte unrichtige Tagebuchsauszüge an das
Kreis=
amt ein. Am 2. September 1891 kam ſein Treiben an den Tag.
Der 46 Jahre alte Angeklagte iſt im weſentlichen geſtändig. Die
Geſchworenen bejahten die Schuldfrage unter Zubilligung
mil=
dernder Umſtände. Das Gericht beurteilte den Fall gleichfalls ſehr
mild und ſprach eine Gefängnisſtrafe von einem Jahre aus. Die
dies malige Schwurgerichtsſeſſion hat hiermit ihr Ende erreicht.
Herr Oberlandesgerichtspräſident Görz hat um ſeine
Ver=
ſetzung in den Ruheſtand mit Wirkung vom 1. Oktober an
nach=
geſucht. Der allgemein geachtete Beamte feierte vor einigen Wochen
A.
elis
gmir
ſein Cojähriges Dienſtiubiläum. Wie verlautet beabſichtigt derſelbe
ſpäter nach Mainz überzuſiedeln.
N. H. V.
— Das von den Banken für Handel und Induſtrie und für
Süddeutſchland zu Darmſtadt geſtiſtete Jubiläums=
Sti=
pendium im Betrage von 700 M. wurde für dieſes Jahr durch
Entſchließung Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs dem
Stu=
dierenden der Bauſchule Herrn Georg Metzler aus Wörrſtadt
verliehen.
2 Zu einem Vortrage hatte der hieſige evang. Arbeiter=
und Handwerkerverein den Herrn Bergmann L. Fiſcher aus
Gelſenkirchen gewonnen. Derſelbe ſprach Freitag abend im=
Schützen=
hof; vor einer zahlreich beſuchten öffentlichen Verſammlung, die
mit Geſang eingeleitet und von Herrn Geh. Oberkonſiſtorialrat
Buchner, dem Vorſitzenden des Vereins, mit begrüßenden Worten,
eröffnet wurde. Herr Fiſcher, der hierauf das Wort ergriff, entbot
dem Verein herzliche Grüße von den Brüder=Vereinen aus
Rhein=
land und Weſtfalen und teilte mit, daß es dort auf dem Gebiete
der evangeliſchen Arbeitervereine gut beſtellt ſei. Die ſchon ſeit
10 Jahren beſtehenden evangeliſchen Arbeitervereine, ſo führte Redner
weiter aus, hätten ſich trotz aller Anfechtungen und Verdächtigungen
von gegneriſcher Seite erfreulicherweiſe nicht nur im Rheinland und
Weſtfalen, wo zur Zeit 128 ſolcher Vereine mit ca. 22000
Mit=
gliedern beſtehen, ſondern auch in ganz Deutſchland erſtaunlich
ver=
mehrt, und man könne deshalb ohne Sorge in die Zulunſt ſehen,
da die evangeliſchen Arbeitervereine ein ſtarker Damm gegen die
Umſtürzenden Elemente ſein würden. Leider hätten die
Sozial=
demokraten, deren Lehren er in einer Reihe von Beiſpielen in
über=
zeugender Weiſe widerlegt, ſehr gelehrte Verbündete gefunden, die
über ihren Forſchungen den Glauben an die Gottheit verloren und
mit an ihrem Herſtörungswerke bewußt oder unbewußter Weiſe
arbeiteten. Zur Löſung der ſozialen Frage mahnte er die evangeliſchen
Arbeitervereine und alle gleichgeſinnten Vereinigungen zur kräftigſten
Unterſtützung, insbeſondere der noch von Gottes Wort durchdrungenen
Gelehrten. Mit den in den letzten Jahren geſchaffenen
Arbeiter=
ſchutzgeſetzen, die allerdings in mancher Beziehung noch
reform=
bedürftig erſchienen, hätte man keine Urſache unzufrieden zu ſein,
da dadurch viele Mißſtände, worunter der Arbeiter früher ſehr
gelitten, beſeitigt worden ſeien. Er erwähnte hierbei rühmend, daß
vor allem die Botſchaft Kaiſer Wilhelms I. die leider nicht die
gebührende allſeitige Würdigung gefunden habe, zur Regelung des
Arbeiterſchutzes den Anſtoß gegeben habe. Als ein weiteres Moment
zur Beſſerung der Lage der Arbeiter führte Redner die Regelung
der heutigen unnatürlichen Produktionsverhältniſſe an, die durch
einen auf internationalem Wege zu erſtrebenden Normalarbeitstag
wohl zu ermöglichen ſei, ein ſelbſtändiges Vorgehen aber könne der
deutſchen Induſtrie ſehr ſchaden. Ferner redete Herr Fiſcher der
Einführung möglichſt völliger Sonntagsruhe, der Abſchaffung der
Kinderarbeit in Fabriken ſſoweit die Kinder das Alter von 14 Jahren
nicht erreicht, oder ſoweit ſie nicht auf dem Lande beſchäftigt würden),
und der Abſchaffung der Frauenarbeit das Wort. Auf den
Klaſſen=
haß zu ſprechen kommend, möchte er, daß die Worte unſeres Kaiſers
in Erfüllung gingen, die den Arheitaebern größere Fühlung mit
den Arbeitern empfehlen. Zur Erreichung dieſer Ziele, die die
Miſſion der evangeliſchen Arveitervereine ſei, fordert er alle
Gleich=
geſinnten zu ehrlichem Luſammengehen mit der Staatsverwaltung
auf, zu der man Vertrauen haben könne, und warnte vor den
Irr=
lehren der =Heilsapoſtel; die nur für ihre Sache ſchwärmten, um
davon zu leben. Der Vortragende erntete für ſeine eingehenden
Ausführungen wohlverdienten Beifall. Herr Geh.
Oberkonſiſtorial=
rat Buchner ſprach hierauf dem Redner ſeinen und den Dank der
Anweſenden aus, ſowie die Hoffnung, daß das Gehörte von ſegens.
reicher Wirkung ſein möchte. Mit einem Geſang des Sängerchors
und einem Schlußwort eines Vereinsmitgliedes, das in einem
be=
geiſtert aufgenommenen Hoch auf Se. Majeſtät den Kaiſer givfelte,
worauf die Anweſenden „Deutſchland, Deutſchland über allesr
an=
ſtimmten, wurde die Verſammlung geſchloſſen.
4 Am Freitag abend fand in der „Alten Poſt: die
Grün=
dungsverſammlung einer Ortsgruppe des „Allgemeinen
Deutſchen Verbandes” ſtatt. Die Verſammlung wurde durch
Herrn Profeſſor Dr. Landmann eröffnet, der einen Ueberblick über
die Ausdehnung des Verbandes bot. Er erteilte darauf Herrn
Ge=
richtsacceſſiſten von Pfiſter das Wort, der die Ziele und die
Be=
ſtrebungen des Verbandes darlegte. Der Verband erſtrebt die
all=
ſeitige Erweckung eines ſtolzen vaterländiſchen Selbſtbewußtſeins in
der Heimat, die Unterſtützung bedrängter Stammesgenoſſen
außer=
halb des Reiches, ſoweit dies möglich, die Förderung einer deutſchen
Intereſſenpolitik in Europa und über See, daher auch thatkräftige
Fortführung der deutſchen Kolonialpolitik. Für die Erreichung
dieſer Ziele will der Verband alle vaterländiſchen Kräfte
zuſam=
menfaſſen in alln Landen, wo Deutſche wohnen, er will eine Macht
des Deutſchtums bilden, die unſer Volk anſpornen ſoll und will
allzeit thatkräftig fortſchreiten, da Stillſtand Rückgang bedeutet.
Ein ſolcher einheitlicher deutſcher Verband iſt notwendig. da
das deutſche Volk leider noch nicht ein ſo warmes reges
vater=
ländiſches Empfinden aufweiſt, wie andere Völker. Redner wies
zum Belege hierfür darauf hin, wie weite Schichten unſeres
2039
144
Volkes der Bedränguna unſerer Stammesgenoſſen in Unoarn,
Böhmen und den ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen in kühler
Gleich=
giltigkeit zuſchauten. Dies ſoll anders werden und der
All=
gemeine Deutſche Verband daher alles ſammelen, was unbedinat
zur Fahne des Deutſchtums hält. So wünſcht der Verband auch
den körperſchaftlichen Beitritt anderer vaterländiſcher Vereine. wie
Schulverein, Sprachverein, Kolonialgeſellſchaft, ohne daß deshalb
dieſe Vereine ihr Sonderbeſtehen aufgeben ſollen, da ſie auf ihren
vaterländiſchen Einzelgebieten ſegensreich wirken. Um aber eine
geſchloſſene vaterländiſche Macht zu bilden, ſei es erſtrebenswert,
daß der Allgemeine Deutſche Verband für alle dieſe Vereine einen
Mittelpunkt abgebe. Redner ſchloß mit der Mahnung und
Auf=
ſorderung, daß auch die heutige Verſammlung dazu beitragen möchte,
daß der Verband die Sammelſtätte werde für alles, was deutſch
heißt und iſt.
Herr Profeſſor Friedrich forderte darauf ebenfalls die
Anweſenden mit warmen Worten auf, dem Verbande beizutreten,
der das eben vor anderen Vereinigungen voraus hälte, daß e:
einer Reihe von Einzelvereinen einen Mittelpunkt gewähre und
daher der Vereinszerſplitterung ein Gegengewicht biete. Herr
Pro=
feſſor Dr. Henneberg ſprach ſeine Freude darüber aus, daß
auch die akademiſche Jugend in der Verſammlung vertreten ſei und
ſomit ihre vaterländiſche Geſinnung bezeuge. Es erfolgte dann
die Gründung der Ortsaruppe, Feſtſtellung der Satzungen und
Vor=
ſtandswahl. In den Vorſtand wurden, da Herr Profeſſor Dr.
Landmann von ſeiner Peiſon abzuſehen bat, die Herren Geh.
Obermedizinalrat Lr. Buxmann, Oberbaurat Poſeiner,
Gerichls=
acceſſiſt von Pfiſter gewählt. Die Wahl zweier weiterer
Vorſtands=
mitglieder bleibt vorbehalten. Die Ortsaruppe Darmſtadt zählt
bis jetzt 76 Mitglieder. Die Mitglieder des Vorſtandes nehmen
weitere Beitrittserklärungen gerne entgegen, ebenſo ſind die and.ren
Mitglieder dazu bereit.
Die akademiſche Verbindung Fidelitasu der hieſigen
Techniſchen Hochſchule feierte am 18. und 19. d. M. ihr XVI.
Stiftungsfeſt.
Frankfurt, 18. Juni. Portugieſiſche Finanzen.
Wie die ,Fr. 3tg. aus Liſſabon erſährt, erfolgt die Zahlung der
Julicoupo, 3 der Zproz ntigen Portugieſen ausſchließlich bei den
ausländiſchen Zahlſtellen und Agenturen mit ein Drittel des Wertes.
Die Anſchaffung dafür ſei bereits an den betreffend n Stellen
gemacht.
Frankfurt a. M. 18. Juni. Enttäuſchte Erben. Ein
unlängſt verſtorbener Rentier, der für ſehr reich galt, hat nicht
allein kein Vermögen, ſondern eine ganz bedeutende Schuldenlaſt
hinterlaſſen. Da kein Teſtament vorhanden war, ſo traten die
Hinterbliebenen die Erbſchaft an. Jetzt ſollen die enttäuſchten Erben
allein an ein hieſiges Bankhaus das Sümmchen von 104000 Mark
herauszahlen. Da dies nicht die einzige Forderung iſt und bei
Verſteigerung des Mobiliars und der Kunſtſchätze verhältnismäßig
wenig aelöſt wird, ſo kann man hier wahrlich nicht von glücklichen
Erben ſprecher
Mannheim, 17. Juni. Mit Ablauf der Saiſon wird der
Intendant Baron Stengel von der Leitung des hieſigen
Hof=
theaters zurücktreten. Die Zeitungsmeldung, daß das hieſige Hof=
und Nationaltheater eingehen ſolle, iſt völlig unbegründet. Es wird
in gleicher Weiſe wie bisher ſortgeführt werden.
Karlsruhe, 17. Juni. Die Zweite Kammer bewilligte nahezu
einſtimmig die für den Ankauf von Gebäuden zum Umbau des
Bahnbofs in Baſel geforderten 1787000 Mark.
Aus den Vogeſen, 17. Juni. Der Verſuch, das
Birk=
wild in den Vogeſen einzubürgern, iſt dieſes Frühiahr
ausgeführt worden. Zunächſt wurden 3 Hähne und 12 Hühner
aus Schweden bezogen und von Alberſchweiler aus auf dem
Groß=
mann ausgeſetzt. Da unſer Gebirge in Bezug auf Höhe, Klima,
Waldbeſtand, Bodenbeſchaffenheit und Nahrung den
Lebens=
bedingungen des Birkwildes entſpricht, ſo iſt gegründete Hoffnung
vorhanden, daß der Verſuch, dieſes edle Wild bei uns einheimiſch
zu machen, gelingen wird.
Würzburg. 17. Juni. Pofeſſor der Chemie E. Fiſcher
hat nunmehr die Beruſung nach Berlin an Stelle Hoffmanns
an=
genommen.
Berlin, 18. Juni. Der Kaiſer beſuchte letzten Montag das
Atelier von Profeſſor Encke, um die nunmehr im Modell fertig
geſtellten Sarkophage Kaiſer Wilhelms 1. und der Kaiſerin
Auguſta zu beſichtigen. Dieſelben finden bekanntlich in dem
er=
weiterten Anbau des Mauſoleums zu Charlottenburg neben den
Rauch'ſchen Sarkophagen der Königin Luiſe und des Könias
Fried=
rich Wilhelm IIL. ihre Aufſtellung. Letztere dürfte bis 22. März
1894 erfolgt ſein. Vorerſt wandern die Gypsmodelle nach Carrara,
Um dorten in koloſſaler Größe in Marmor ausgeführt zu werden.
Der Künſtler wird im Laufe des nächſten Jahres folgen, um die
Vollendung der Marmorausführung peiſönlich zu leiten. Außer
den oben genannten Sarkophagen wird noch in der Vorhalle des
Mauſoleums ein geharniſchter Engel mit Flammenſchwert
auf=
geſtellt werden. Die herrliche Figur, welche einen ernſten,
weihe=
vollen Eindruck auf den Beſchauer ausübt, iſt ebenfalls eine
2040
Nr.
Schöpfung Profeſſor Enck=Z. Schlicht, aber von majeſtätiſcher
Vornehmheit wirken die Geſtalten des Helden=Kaiſers und der
edlen Kaiſerin. Letztere iſt in einen langen Schleier gehüllt, welcher
in ſchönen Linien die Ruhende umhüllt. Den Kopf ſchmückt ein
zierlicher Myrthenkranz. während die Hände über der Bruſt
ge=
faltet, ein Kreuz, ſowie einen Zweig von Paſſionsblumen halten.
Das Antlitz iſt leicht zur Seite geneigt und feſſelt neben der
Aehn=
lichkeit ganz beſonders der tiefe Friede, welcher aus den Zügen
ſpricht. Der Kaiſer iſt in ſtraffer militäriſcher Haltung dargeſtellt
und gleicht ſo einem Recken, dem man anſieht, daß er Groges zu
vollbringen imſtande war. Die Generalsuniform wird bis zur
Beuſt durch einen Hermelinmantel bedeckt, welcher ſeitlich und
be=
ſonders am Fußende in fein abgeſtimmten Falten über den
eigent=
lichen Sarkophag herabhängt. Dieſer zeigt eine einſache Architektur,
um welche am oberen Rand die Kette des Schwarzen Adlerordens
läuft. An den vier Ecken befinden ſich beflügelte Löwenköpfe, die
in einen ſtiliſierten Fuß enden. Die Breitflächen ſind durch
ein=
fache Reliefs geſchmückt. Die Hände des Kaiſers ruhen ebenfalls
auf der Bruſt und halten neben dem Reichsſchwert einen
Lorbeer=
zweig. Der Kopf iſt im Ausdruck gleich dem der Kaiſerin von edelſter
Formaebung.
Berlin. 17. Juni. „Petermanns Mitteilungen” melden, nach
einer telegraphiſchen Meldung ſei auch Emin Paſcha
wohl=
behalten in Bukoba angekommen.
Berlin. 18. Juni. Eirem bei der Deutſch=Oſtafrikaniſchen
Geſellſchaft eingegangenen Telegramm zufol,e iſt Oskar Baumann
am 12. April ds. Js. in Kadoto am Victoria=Nhanſa lan der
Güdoſtküſte des Sees) eingetroffen.
Berlin, 18. Juni. Eine Verſammlung Berliner Bürger
beſchloß geſtern abend, den Magiſtrat und die Stadtverordneten zu
erſuchen, alles aufzubieten, um das Scheitern der Berliner
Welt=
ausſtellung zu verhindern, ſowie reichliche ſtädtiſche Mittel
bereit=
zuſtellen.
Die Morgenblätter berichten, in einer Sitzung des
Geſamt=
vorſtandes des Wahlvereins der deutſchen Konſervativen
am 22. Juni werde eine Aenderung des Parteiprogramms und die
Einberufung eines Varteitages erörtert werden.
Berlin. 18. Juni. Ueber die Unterſuchung gegen
Ahl=
wardt erfährt die „Freiſinnige Zeitung;, daß das Militärgericht,
vor welchem die Unterſuchung gegen die Büchſenmacher ſchwebt,
das Verfahren nahezu beendigt und nichts ermittelt hat, was Löwe,
Kühne oder die Büchſenmacher irgendwie belaſtet. Vorausſichtlich
wird dies demnächſt im Anſchluß an die früheren Veröffentlichungen
bekannt gemacht werden. Vor dem Civilgericht iſt die Unterſuchüng
weſentlich noch nicht über die Vernehmung der Ahlwardt'ſchen
Beugen hinausgekommen. Der „klaſſiſches darunter iſt bekanntlich
eine mehrfach, u. a. wegen Brandſtiſtung, beſtrafte Verſönlichkeit.
Berlin, 18. Juni. Infolge des Unfalles, der Frau Carrell=
Großmann betroffen hat, iſt den Luftſchiffern für das
Weich=
bild der Stadt Berlin der Abſturz mit dem Fallſchirm, ebenſo auch
der Aufſtieg ohne Gondel unterſagt.
Eisleben. 18. Juni. Die ſchwere Kriſis, welche über
die Mansſelder Kupferſchiefer bauende Gewerkſchaft
hereinzu=
brechen droht, beunruhigt viele Tauſende von Menſchen, deren
Unterhalt mittelbar oder unmittelbar von dieſem Betriebe abhängt.
Gleichzeitig mit dem immer zunehmenden Waſſerzufluß zu den
Schächten, den die ſchwerſten Waſſerhebemaſch nen nicht mehr zu
bewältigen imſtande ſind, macht ſich ein Rückgang des
Waſſerſtan=
des ſüßen und des ſalzigen Sees bemerkbar, welche ſüdöſtlich von
Eisleben in der Nähe des Mansſelder Bergbaugebietes liegen. Die
Gegend iſt reich an Schlotten und aus dieſen ſtammten der
An=
nahme nach die Waſſermengen, welche der Bergbau hier zu
bewäl=
tigen hatte. Jetzt iſt leider kaum noch zu bezweifeln, daß das
Waſſer der Seen in ſolchen Maſſen einen unterirdiſchen Weg in
die Schächte gefunden hat, daß bereits eine Einſchränkung des
Be=
triebes des gefährdeten Ottoſchachtes notwendig geworden iſt.
Kiel, 17. Juni. Das Vanzerſchiff „Bayernz iſt außerhalb
Bülck lan der Ouſee bei Friedrichsort) geſtern auf
Grundge=
raten und bekam ein Leck.
Friedrichsruh. Zur Vermählung des Grafen
Her=
bert Bismarck liegen noch folgende Nachrichten vor: An dem
Fackelzug, welcher dem Fürſten Bismaick in Dresden gebracht wird,
nehmen außer den älteren Schülern der böheren Lehranſtalten und
den Studierenden der Akademie ꝛc. faſt ſämtliche Vereine, ſowie die
Innungen, Kriegervereinigungen, Schützengeſellſchaften, die
Kauf=
mannſchaft, Sportvereine ꝛc. teil. Eine Anzahl von Damen aus
Blaſewitz gedachte ihrer Sympathie für den Fürſten durch eine
Blumenſpende Ausdruck zu geben, die vor Eintreffen des
Altreichs=
kanzlers in ſeinen Gemächern (Hotel Bellevue) aufgeſtellt werden
ſollte. In den Straßen, welche der Fürſt bei der ubfahrt nach
Wien berührt, wurden Ehrenpforten gebaut, 76 Fahnenmaſten
er=
richtet und die Häuſer mit Guirlanden geſchmückt. In Wien
wur=
den für die Gräflich Hoyos'ſche Familie im Hottl Erzherzog Karl
ſämtliche Räume des Entreſols und eiſten Stocks reſerviert. Man
142
erwartet eine Geſellſchaft von etwa 25 Hochzeilsgäſten aus der
Hoyos'ſchen Verwandtſchaft, und zwar den Großvater der Braut
Mr. Whitehead, Graf und Gräfin Alice Hoyos, geborene
Withe=
head; außer der Braut Komteſſe Margarethe Hoyos noch drei
Schweſtern und zwei Brüder derſelben, den Bruder der Gräfin
Hoyos. Mr. John Whitehead jun. mit Gemahlin, geborene Gräfin
Breunner, den Schwiegerſohn des Brautvaters, Baron Pleſſen mit
Gemahlin u. a. Die Hotelleitung wird der jugendlichen Braut eine
beſondere Aufmerkſamkeit erweiſen, indem ſie die Gemächer derſelben
feſtlich mit Blumen und Blattpflanzen ſchmücken läßt.
Abbazia, 17. Juni. Inſolge eines Wortwechſels über die
ge=
genwärtige Politik in Preußiſch Polen fand im Hotelreſtaurant
zwiſchen dem Reichsdeutſchen, Gutsbeſitzer Graf Roon, und dem
polniſchen Edelmann C. aus Galziſch=Podolien zuerſt ein Piſtolen.
dann ein Säbelduell ſtatt. Roon blieb tot. Um den Tod des
Bruders zu rächen, forderte dann der jüngere Roon den polniſchen
Edelmann, wurde aber auch ſchwer verwundet; ebenſo erging es
einem Freund des Getöteten.
Wien, 17. Juni. In der Wallfahrtskirche Kremesnik
nächn Pilgram entſtand geſtern während des Gottesdienſtes, dem
3000 Wallfahrer beiwohnten, eine große Panik. Während des
herrſchenden Unwetters verbreitete ſich die falſche Meinung, der
Blitz habe in die Kirche eingeſchlagen. Alles ſtürzte den
Aus=
gängen zu, die Fenſter wurden zerbrochen und Hunderte von
Ver=
ſonen ſprangen ins Freie. Viele wurden dabei zu Boden geworfen
und niedergetreten. Einige ſind ſchwer, zahlreiche Verſonen leicht
verletzt. Ber Energie der Ortspolizei iſt es zu danken, daß das
Unglück keine größeren Dimenſionen annahm.
Wien, 18. Juni. Die Blätter wollen wiſſen, Fürſt
Bis=
marck wolle am Montag die Theaterausſtellung beſuchen. Die
Reiſebeſtimmungen ſind etwas geändert worden. Der Fürſt kommt
erſt abends um 10 Uhr mit der Nordweſtbahn an, angeblich, um
etwaigen Kundgebungen der hieſigen Reichsdeutſchen auszuweichen.
Der Verein „Niederwald: hat beim Polizeipräſidium gegen das
Verbot der korporativen Teilnahme beim Empfange des Fürſten
Bismarck Vorſtellungen erhoben. Der Polizeipräſident war indes
nicht in der Lage, dem Anſuchen zu willfahren, da der Verron der
Nordweſtbahn überhaupt abgeſperrt bleibt.-
Der Botſchaſter
Vrinz Reuß iſt erkrankt; er muß das Bett hüten, weshalb er ſeine
Abreiſe nach Karlsbad verſchieben mußte.
London, 16. Juni. Als der Privatſekretär Herrn Balfours,
des erſten Lords des Schatzamts, Mr. Frank J. Woods, mit
erſterem am 4. d. Mts. im Park von Halfield, dem Landſitze Lord
Salisbury, luſtwandelte, wurde er auf der Lippe von einer Bremſe
geſtochen. welche offenbar zuvor auf einem verweſten Tiere geweſen
war. Rotlauf und Blutvergiftung traten ein und vorgeſtern iſt
Herr Woods geſtorben.
Tageskalender.
Montag. 20. Juni: Konzert der Kapelle Hilge in der „Stadt
Pfungſtadts.
Samstag 25. Juni: Generalverſammlung der Vereins Dampfmolkerei
Darmſtadt im Bahnhofts Hotel.
- Eine ſehr intereſſante Erwerbung hat die
Reichsdruckerei in dieſen Tagen gemacht. Aus dem Nachlaß des
im März verſtorbenen heraldiſchen Schriftſtellers Ludwig Clericus
iſt die großartige Sammlung von Päpiergeld mit einem Anhanz
von Stempelmaͤrken, Stempelpapierer, Sparmarken und ähnlichen
Wertzeichen in dieſe einem derartigen Schatz einzig zukommende
Sammelſtelle gelangt. Die Sammlung ſoll neu geordnet und nach
Beſchaffung der erforderlichen Ausſtellungsräume im Dienſtgebäude
der Reichsdruckerei in der Oranienſtraße dem Publikum zugänglich
gemacht werden - doch kann dies bei dem Umfang des Materials
Lrſt zum Herbſt bewerkſtelliat werden. Als Unica aus der etwa
2000 Nummern zählenden Sammlung erſcheinen zwei ruſſiſche Leder=
Rubel, die als Notgeld gedient haben. das ältere Stück unter dem
Zaren Alexej Michailowitſch im Kriege mit Volen 1655, das jüngere
für die ruſſiſchen Truppen während der Belagerung Rigas
aus=
gegeben, die am 4. Juli 1710 mit der Eroberung der Stadk endigte.
Von beinahe gleich hohem Alter ſind ſchwediſche, norwegiſche und
däniſche Noten aus den Jahren 1666, 1695 und 1713. Neben den
älteſten preußiſchen „Treſorſcheinen' von 1805 ſind die Kaſſenſcheine
aller deutſchen Kleinſtaaten vorhanden. Oeſterreich, das Land der
Guldenzettel, Frankreich, Italien nehmen einen breiten Raum mit
ihrem alten und neueren Papiergeld in der Sammlung ein. Auch
Rußland, Finland, Volen, die Türkei, China, Japan, Siam, ferner
faſt ſämtliche amerikaniſche Staaten ſind durch Geldſcheine
ver=
treten, ebenſo der Kirchenſtaat (786, 1813) und die römiſche
Repu=
blik (1798 und 1849). Noch iſt eine zweite Sammlung in Clericus=
Nachlaß vorhanden, die der Städteſiegel und der Materialien zu
einer großen Städtewappenkunde. Möge auch dieſem Schatz ein
aleich freundlicher Stern leuchten, ſo daß er ungeteilt in die rechten
Hände kommt.
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei, verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich. beide in Darmſtadt.