Darmstädter Tagblatt 1892


25. April 1892

[  ][ ]

LEETATLLL CVIUOh

Abonnementspreis
vierteljührlich 1 Mark 50 Pf., halb.
ührlich 3 Mark incl. Bringerlohn.
Auswäntz werden von allen Poſi=
Amtern Beſtellungen entgegenge=
nommen
zu 1 Mark 50 Pf. pro
Quartal incl. Poflaufichlag.

155. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
2UKLeleo zurtthſllunhooiſtl.

Zuſerate
für das
wochenu Onal anſcheinend Taghlan
werden angenommen:h 2ermſtadt
von der Expedition, Ret kr. Nr. 23.
in Beſſungen von ſen dr. Blbßer,
Schießhausſtraße 14. an e auzwürn
don allen Annoncen=ckxo=ditionen.

Amtliches Organ
für die Belzanndmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Volizeiamts und der anderen Behörden.

N. 96.

Montag den 25. April.

1892.

Zu publiciren iſt aus dem Reichsgeſetzblatt Nr. 20:
Geſetz vom 10. April 1892, die Krankenverſicheruug der Arbeiter.
Bekannntmachung, die Redaktion des Krankenverſicherungsgeſetzes.

B e k a n n t m a ch u n g.
Eine Dampfſtraßenwalze wird während den nächſten Tagen in nachſtehend aufgeführten Straßentheilen in Thälig=
keit
geſetzt:
1) Wieſenſtraße,
2) Wilhelmineuſtraße, zunächſt des Juſtizpalaſtes.
3) Lagerhausſtraße, von Promenadenſtraße bis zur Auffahrt an der Heſſiſchen Ludwigs=Eiſenbahn,
4) Lagerhausſtraße, zwiſchen Blumenthal= und Wendelſtadtſtraße,
5) Wendelſtadtſtraße, zwiſchen Blumenthal= und Aliceſtraße.
Wir bringen dies hierdurch mit dem Bemerken zur oͤffentlichen Kenntniß, daß die betreffenden Straßentheile, ſolange die
Dampfſtraßenwalze darin arbeitet, für den Fuhrwerks= und Reiterverkehr geſperrt ſind.
Darmſtadt, den 22. April 189

Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Fey.

(6380

B e k a n n t n a ch n n g.
Die Haufier= und Gewerbs=Patente pro 1892193 werden von jetzt abl
bis einſchließlich 25. Mai l. J3. an allen Werktageu, Vormittags von 8-12 Uhr,
im Erhebungszimmer der Großherzoglichen Diſtrikts=Einnehmerei dahier, Mathilden=
platz
12, gegen Entrichtung der Stempeltaxe von 40 Pfg. pro Stück ausgegeben.
Darmſtadt, den 20. April 1852.
Großherzogliche Diſtrikts=Einnehmerei Darmſtadt.
Reh
(6381
g0000000000000lo0000000000000
Lpzzh
HIUbhh BNuh;armw ſhes qunh
G
auf den Abbruch.
Das obige, Louiſenſtraße Nr. 1 dahier, gelegene Haus ſoll wegen
S Errichtung eines Neubaus daſelbſt im Wege ſchriftlichen Angebotes auf den
6 Abbruch verkauft werder.
Pläne und Bedingungen liegen vom 25. l. Mts. an bei uns zur Ein=
G ſicht offen und ſind ſchriftliche Angebote verſiegelt, portofrei und mit bezüg=
5 licher Aufſchrift verſehen, bis zum
Samstag den 30. April l. 33, Vormittags 10 Uhr,
) an unterzeichnetes Kreisbauamt einzuſenden.
Verſandt von Bedingungen nach außerhalb findet nicht ſtalt. Zuſchlags=
6 friſt 14 Tage.
Darmſtadt, den 20. April 1892.
Großherzogliches Kreisbauamt Darmſtadt.
(6183
Wieſſell.

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empfiehlt
Carl Röhler,

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Friſeur H. Fraſtz, Rheinſtr. 20.

[ ][  ][ ]

1372

Nr. 96
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreſfend: Die ofſentliche Impfung des Jahres 1892.
Die diesjährige öffentliche Impfung für die nach 8 1, Ziſſer l, wie 8 2
oder 3 des Reichsimpfgeſetzes Pflichtigen wird ſür die hieſige Stadt Dienstag den
26. April, Nachmittags 5 Uhr, und die folgenden Dienstage, ſo lange das
Bedurfniß dauert, im Schulhauſe in der Rundethurmſtraße, abgehalten werden.
Impfpflichtig im laufenden Kalenderjahr ſind nach den erwühnten Geſetz=
beſtimmungen
die im vorigen Jahre geborenen Kinder, ſowie die rückſtändigen
ſrülherer Jahrgänge.
Wir laden die hieſigen Einwohner, welche impfpflichtige Kinder haben, zur
Bennhung dieſer öffentlichen Termine mit dem Bemerken ein, daß alle in den=
ſelben
vorgenommenen Impfungen für den Einzelnen unentgeltlich ſind. Wer die
Termine nicht benuhen will, muß die Impfung ſeines pflichtigen Kindes bis zum
Jahresſchluß auf ſeine Koſten bewerkſtelligen laſſen, widrigenfalls ihm im Ja=
nuar
nächſten Jahies zur Nachholung der Impfung eine vierwöchentliche Friſt unter
Straſandrohung geſeht wird.
Außer den Pflichtigen werden in den Terminen auch Erwachſene auf ihren
Wunſch und Kinder, welche erſt im laufenden Jahre geboren ſind, auf den Wunſch
ihrer Vertreter geimpſt.
Iu der Aegel werden in jedem Termin nicht mehr als 50 Impfungen vor=
genommen
werden.
Alle in einem Termine geimpften Kinder müſſen bei Meidung der geſetz=
lichen
Straſe, in dem acht Tage ſpäter abgehaltenen Termine zur Nachſchau noch=
mals
erſcheinen.
Kinder, deren Zurückſtellung von der Impfung wegen Kränklichleit bean=
ſprucht
wird, lonnen gleichſalls in den Trrminen dem Impfarzt vorgeſtellt werden.
Wegen der Wiederimpſung der Schulkinder wird beſondere Benachrichtigung
der Schuloorſteher erfolgen.
Darmſtadt, den 21. April 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Morneweg.
(6384
Geffentlichr Zuffurderung.
Forderungen und Anſprüche jeder Art an den Nachlaß der Narl Wilhelmy
Wittwe, Fanny geb. Moter, ſind binnen 11 Tagen bei nns anzumelden, andernfalls
ſolche bei Ordnung des Nachlaſſes unberückſichtigt bleiben.
Darmſtadt, den 20. April 1892.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Beisler.
(638:
Berdingung
der Ausführungsarbeiten zur Entwäſſerungsanlage der Artillerie=
Wagenhäuſer zu Darmſtadt.
Die Arbeiten und Lieſerungen zu vorſtehender Ausführung. umfaſſend Her=
ſtellung
von rund 1200 lſd. Mt. Thonrohrleilungen, 12 Einſteige= und 15 Einlauſ=
ſchächten
nebſt den erforderlichen Erd=, Pflaſſer= und ſonſtigen Nebenarbeiten und
Lieſerungen ſollen öffentlich verdungen werden und iſt hierzu Termin auf
Montag den 2. Mai, Vormittags 10 Uhr,
im Baublrean im Holzhofgebäude hier anberaumt, woſelbſt auch die Zeichnungen
eingeſehen, ſowie der Verdingungsauſchlag zum Preiſe von 060 M., die beſonderen
Bedingungen zum Preiſe von 0,60 M. bei dem mitnnterzeichneten Kgl. Regierungs=
Banmeiſter in Empfang genommen werden konnen. Im Uebrigen gelten für die
Verdingung die Allgemeinen Vertragsbedingungen für die Ausführung von Gar=
niſonbauten
; und die Beſtimmungen füͤr die Bewerbung an Leſtungen für Gar=
niſonbautens
. Die Angebote ſind mit der Aufſchift auf dem Brieſumſchlag:lin 3 Zmmern, Manſardeyimmer nebſt
Angebot für Cmtwäſſerung der Artillerie-Wagenhäuſer Darmſtadt; verſiegelt recht=
zeilig
an den Großherzoglichen Garniſon Baubeamten 1 Darmſtadt einzuſenden.
Zuſchlagsſriſt 4 Wochen.
Der Großherzogliche Garniſon=
Der Königliche Regierungs=
Banmeiſter.
Baubeamte I.
Kolb.
(6386
Herzog.

für Wiederberkäufer
Cogmad iunerreich, mild u.
fein), Liter 125- 450 Pfa. ( Gelegen=
heilskauf
), bemuſtert. R. ¼ poſtlagernd
Frankfurt a. M.
[(638]
Herr Carl Retter
Gutachton. in München übergab
mir eine als Haarwaſſeri bezeichnete
Flüſſigkeit mit dem Geſuche, dieſelbe zu
prüfen und gutachtlich darüber zu berich=(
ten. Dieſes Haarwaſſer enthält der damit
angeſtellten Analyſe zufolge durchaus keine
den Haaren nachtheilige Materien;
ihre Beſtandtheile ſind vielmehr ſolcher
Art, daß von dem Gebrauche des Mittels
ſeher ein wohlthätiger Einfluß auf
das Wachsthum der Haare zu erwarten
iſt und ſteht daher ihrer Anwendung kei=
nerlei
Bedenken entgegen. München,
7. Sept. 1867. C. 8) Dr. G. C. Mitt-
8toin. - Zu haben um 40 Pf. u. 1.10
bei M. W. Praſſel, Rheinſtr. 16. (2103
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Nr. 9

1315

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841. und Baudihiere Lelaͤlick, verloender uer den.
tattzrna Ein wichtiger Vorzug des=Thurmelin' beſteht
auch darin, daß es das Ungeziefer wirklich
tödtet und nicht blos betäubt.
5chiffsbericht. Mitgeteilt von dem alleinigen
Agenten des Norddeutſchen Loyd Anton
Fiſcher, Darmſtadt, Gr. Ochſena ſſe 14.
Der Schnelldampfer,Spree', Kapitän W. Wil=
ligergd
. vom Nordd. Lloyd in Bremen, welcher
am 1. April von Bremen und am 8. April
von Southampton abgegangen war, iſt am
15. April wohlbehalten in New York ange=
kommen
. u8m GARRAI810
befindet ſich jetzt
Hoftheatorplatn B.
L. Etage.
(6412 J. 108, Vontist.
74

Verſekte Kleidermacherin
empfiehlt ſich in und außer dem Hauſe
[4065
Lauteſchlägerſtr. I.

Getaufte, Getraute und Beerdigte
in dieſer Woche.
Getauſte bei der katholiſchen Gemeinde.
10. April: dem Feldwebel Lorenz Müller,
S. Auguſt Lorenz, geb. 6. April. Dem Kauf=
mann
Johannes Reittinger. S. Vincenz. geb.
8. Mälz. Dem Chemiker Joh. Karl Strecker,
S. Maximil. Hugo, aeb. 25. März. 13. April:
dem Bierbrauereibeſitzer Gabriel Grohe, S.
Georg, geb. 6. April. 14. April: dem Oeko=
nom
Wilb. Weygand, T. Friederike Auguſte,
geb. 13. Febr. 15. April: dem Wagner Wilh.
Anton Bühler, T. Frieda Viktoria, gb.
28. März. 17. April: dem Kaufmann Peter
Joſeph Schmitz, T. Marg. Karoline, geb.
24. März. 18. April: dem Sergeanten Fran;
Hentner, S. Franz Jak., geb. 6. April. Dem
Geometer Heinrich Gröninger, S. Heinrich,
geb. 8. April. Dem Handarbeiter Johannes
Herrbach, S. Joh. Peter Ludw. geb. 6. April.
Dem Fabrikarbeiter Adam Rhein, S. Adam,
geb. 19. März. 19. April: dem Schuhmacher
Joſeph Schlereth, S. Karl Edmund, geb.
13. April.
Getraute bei der katholiſchen Gemeinde.
18. April: der Müller Kilian Kreßbach aus
Eberſtadt u. Barbara Bormuth aus Gadern=
heim
. Der Forſtwart Franz Falter aus Reiſen
und Anna Maria Sachs aus Waldmichelbach.
Der Bürgermeiſtereidiener Valt. Drieß und
Karolina Katharina Trunck.
Beerdigte bei der katholiſchen Gemeinde.
11. April: Marg. Schneider, 46 J., ſtarb
8. April. 13. April: Katharine Apfel, 25 J.,
ſtarb 10. April. 16. April: Eva Jundt, 59 J.,
ſtarb 13. April. 18. April: Wendelin Heberle,
50 J., ſtarb 15. April. 19. April: Anna
Schneider, 9 J., ſtarb 16. April. 21. April.
Kath. Weber, 74 J., ſtarb 18. April. 22. April.
Eliſab. Stier, 29 J., ſtarb 19. April. 23. April:
Heinr. Andriano. 63 J., ſtarb 21. April.

[ ][  ][ ]

1370

Nr. 96

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Die Abreiſe des Reichskanzlers Caprivi
iſt nochmals um einige Tage verſchoben worden.
Die ,Nordd. Allg. 3tg. ſchreibt: Wenn in einem Teile der
Preſſe fortaeſetzt von der Möglichkeit die Rede iſt, daß noch in der
zum Schluß drängenden gegenwärtigen Seſſion des Landtags an
dieſen ein Schul=Lotationsgeſetz gelangen werde, ſo ſind wir in
der Lage zu erklären, daß in der laufenden Seſſion ein ſolches
Geſetz an den Landtag nicht kommen wird.
Die ,Nordd. Allg. 8t9. ſchreibt anſcheinend offiziös: Daß die
Zeit der Weltausſtellungen noch nicht vorüber ſei, beweiſe die
Ausſtellung in Chicago und es ſprächen auch andere Wahr=
nehmungen
dafür, daß es vorerſt noch nicht zu ſpät iſt, auch einmal
in der deutſchen Reichshaiptſtadt eine jener Veranſtaltungen zu
treffen, die, ſo groß immer ihre Schattenſeiten ſein mögen, doch
auch ihre entſchiedenen Vorteile in einem Zeitalter nicht vermiſſen
laſſen, welches als das des Verkehrs bezeichnet worden iſt. Das
Blatt empfiehlt weiter genaue Ueberlegung, wie man dem Speku=
lationstriebe
namentlich in Grundſtücken entgegenireten könne, der
ſich an das Proiekt anheften werde: Das ſei geradezu eine Vor=
bedingung
des ganzen Projekts. Auch über die Koſten müſſe man
ſich vorher ein klares Bild machen und je nach dem Ausfall dieſer
Brüſungen entweder das Proiekt fallen laſſen oder es mit der
ginzen Energie der Nation würdig, reich und großartig durch=
uhren
.
Der Finanzausſchuß der bayeriſchen Abgeordnetenkammer hat
in Fortſetzung der Beratung der Beamtengehaltevorlage den Vor=
ſchlag
, daß mit dem 70. Lebenzjahre weitere Zulagen nicht mehr er=
folgen
ſollen, abgelehnt und den Regierungsvorſchlaz, wonach 50
Prozent der Teuerungszulage der nichtvragmatiſchen Beamten
penſionsfähiges Gehalt werden ſollen, angenommen, nachdem der
Fmanzminiſter erklärt hatte, daß für die 30 000 nichtpragmatiſchen
Beamten ein neues Regulativ in Ausarbeitung begriffen ſei, das
den naͤchſten Landtag beſchäftigen ſoll. Sämtliche Aufbeſſerungen
ſollen rückwirkend vom 1. Januar an gelten.
Oeſterreich=Ungarn. Das amtliche Blatt publiziert eine
Verordnung, betr. Errichtung eines Bezirksgerichts in Wechſelsdorf.
Es erhellt daraus, daß die Regierung die ausgleichsgemäße Be=
zirksabgrenzung
in Böhmen im adminiſtrativen Wege durch=
ſuhren
will.
Schweiz. Die Bundesverſammlung iſt zur Beſchleunigung
der Raitfikation des Handelsvertrages zwiſchen der Schweiz und
Italien auf den 30. Mai einberufen worden. Bis die Ratifikation
erfolgt, bleibt beiderſeits der Generaltarif in Kraft.
Das Reſerendum gegen das Auslieferungsgeſetz iſt definitiv
geſcheitert. Die Zahl der Unterſchriften wird ſtatt der 30000 etwa
25 000 betragen.
Frankreich. Kriegsminiſter Freyeinet iſt am 22. zur In=
ſpektion
nach der Nordarenze abgereiſt.
Der Marineminiſter dementiert die Nachricht von der Ein=
nahme
Portonovos.
Der Marineminiſter begann die Ausſührung der von dem
Mininerrat feſtgeſetzten Maßnahmen gegen Dahome. Loubet,
Cuvaignae und amais redigierten die Depeſchen, welche den Ver=
tretern
Frankreichs in Dahome ihr Verhalten vorſchreiben. Oberſt
Dodds von der Marineinfanterie in Toulon iſt nach Paris be
rufen, um die Leitung der Operationen gegen Dahome zu über=
rehmen
. Die Truppen ſollen indes die Offenſive nicht ergreifen.
Niederlande. Wie amtlich gemeldet wird, werden ſich die
Königin und die Königin=Regentin am 2. oder 3. Mai zu einem
vierwöchigen Aufenthalt nach dem Sand= im Schwarzwald
begeben. Der Beſuch am deutſchen Kaiſerhofe wird Ende Mai in
Potsdam ſtattfinden.
3talien. Der König nahm die Demiſſion des Finanzminiſters
an und übertrug einſtweilen das Finanzreſſort Luzatti. Die übrigen
Miniſter verbleiben auf ihren Poſten.
Nach dem Pepoto Romano; hat das Miniſterium beſchloſſen,
das Defizit von 30 Millionen durch Reformen bei den Ausgaben
für die Penſionen und durch eine Erbſchaftsſteuertaxe, ſowie durch
die Einführung des Zündhelzchen=Monopols zu decken, wodurch
15 Millionen zu erzielen wären. Die übrigen 15 Millionen ſollen
gedeckt werden durch Erſparniſſe, darunter auch bei den militäriſchen
Ausgaben. Für die außerordentlichen militäriſchen Ausgaben ſei
vorzuſorgen durch eine ſtarke Verringerung der Auegaben für
Afrila; insbeſondere ſolle der dortige Truppenbeſtand reduziert,
und die verbleibend n Truppen nach Maſſaua zurückgezogen werden.
Ferner ſei die ſpätere Einſtellung des jährlichen Truppenkontingents
und eine Militärtaxe geplant.
Einer Meldung aus Rom zufolge nimmt man in den vati=
kaniſchen
Kreiſen mt Bedauern wahr, daß das Kabinett Loubet
gegenüber der Kirche und dem Klerns bei ſeiner bisherigen in=
toleranten
Haltung beharrt. Die Geſpanntheit der Beziehungen
zwiſchen dem Vatikan und der franzöſiſchen Regierung ſei infolge
deſſen verſchärft worden und man faſſe in den erwähnten Kreiſen
die Möglichkeit ins Auge, daß der Papſt ſich gezwungen ſehen

könnte, gegen die Haltung der franzöſiſchen Regierung durch ei=
öffentliche
Kundgebung zu proteſtieren.
Rußland. Die über den Saatenſtand auswärts verbreitet,
Meldungen werden von offiziöſer Seite als nicht zuverläſſig b
zeichnet. Sichere Angaben dürften erſt in etwa zwei Wochen
erwarten ſein. Auch dem Miniſterium ſeien bisher nur lücke
hafte Meldungen zugegangen, ſo daß alle bezüglichen Mitteilung
als Gerüchte und bloße Vermulungen erſcheinen müßten. A
Thatſache dürfte betrachtet werden, daß der Saatenſtand an einig
Orten ſehr gut ſei; hingegen ſei beiſpielsweiſe im Gouverneme
Kerſow die ganze Ernte durch Dürre vernichtet worden.
Die Petersburger Blätter melden, es ſei endgiltig beſchloſſe
das Verbot der Getreideausfuhr bis zum 1. September aufrecht
erhalten.
Bulgarien. Die raſche Freilaſſung Kuſchelews wird auf ei
ernſte Unterredung Stambulows mit dem türkiſchen Kommiſſar
Sofia, Reſchid Bey, zurückaeführt. Im Verlaufe dieſer Unt=
redung
habe Stambulow geſ gt, daß die Geduld Bulgariens:
der äußerſten Grenze angelanat ſei und daß die bulgariſhe N
gierung, falls die Pforte nicht ſofort eine Reparation des 5a:
Kuſchelew vornehme, eine weitere Vertretung der Pforte in Sof
für überflüſſig erachten und dem Vertreter die Päſſe zuſtellen müſ
Vereinigte Staaten. Nachdem in den meiſten Staatend
nordamerikanuſchen Union die beiden großen Parteien ihre Ko
ventionen abgehalten haben, glaubt man mit Sicherheit vorau
ſehen zu können, daß die demokratiſche Partei Herrn Clevelai
und die republikaniſche Partei den General Harriſon als Kand;
daten für die Präſidentſchaft aufſtellen wird.
Kanada. Wie aus Ottawa vom 21. berichtet wird, legte d
Generalgouverneur dem Parlament die Antwort der deutſch=
Reichsregierung auf die Adreſſe Kanadas vor, in welcher darum e
ſucht wird, die Klauſel der meiſtbegünſtigten Nation in dem Ve
trage mit dem deutſchen Zollverein und Belgien abzuſchaffen. D
Reichsregierung weigerte ſich, dieſem Verlangen ſtattzugeben.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 25. April.

Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am 2
die außerordentlichen Geſandten und bevollmächtigten Miniſt
Geheimerat Frhrn. v. Soden (Württemberg). Graf v. Taufkirch=
Bayern), Wirkl. Geheimrat Frhrn. v. Fabrice (Sachſen), v. Ok=
lieſanh
(Oeſterreich Ungarn) und Frhr. v. Pleſſen (Preußen), behu
Entgegennahme ihrer neuen Kreditive.
Außerdem wurde der von Seiner Majeſtät dem König vo
Sachſen in beſonderer Miſſion behufs Ueberreichung eines höchſte
Handſchreibens abgeordnete Generallieutenant von Kirchbach in b.
ſonderer Audienz empfangen.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Sam=
tag
den Generalmajor Hummel, Inſpecteur der 4. Ingenieur=Inſpe
tion, den Hauptmann Chälons und den Premierlt. Metzke vom 3. Groß
Inſ.=Regt. Nr. 117, den Sekondlieut. Schenck vom Inf.=Regt. vo
Horn Nr. 29, den Sekretär Petri von der oberen landwirtſchaf
lichen Behörde; um 11 Uhr den Königlich Großbritanniſchen G
ſchäftsträger Hon. Naſſau=Jocelyn; zum Vortrag den Staatsminiſt
Finger, den Finanzminiſter Weber, den Geheimerat v. Werner, di
Oberſtallmeiſter Frhra. v. Nordeck zur Rabenau, den Polizeir=
Fey, den Hoftheaterdirektor Wünzer.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 21. Apr
dem Rat bei der Brandverſicherungskammer, Brandverſicherungsr=
Karl Hechler den Charakter als Regierungsrat verliehen und 0
demſelben Tage den Forſtmeiſter des Forſts Seligenſtadt Friedri
Cellarius zu Seligenſtadt auf ſein Nachſuchen, unter Anerkennur
ſeiner langjährigen, treugeleiſteten und erſprießlichen Dienſte m
Wirkung vom 16 Mar d. J. in den Ruheſtand verſetzt.
Wegen des Ablebens Ihr. r Königl. Hoheit der verwitwet=
Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg=Schwerin
auf Allerhöchſten Befehl eine Hoftrauer von 14 Tagen angeordn
worden, welche mit der bereits beſtehenden getragen wird. D. k
Se. Durchl. Prinz Ludwig von Battenbergun
Ihre Großh. Hoheit Prinzeſſin Victoria mit Prinzeſſin Tocht=
und am 22. nachmittags 4 Uhr, von Coburg kommend, hier wied=
eingetroffen
.
(D. 3.)
Wir machen auf nachſtehende Bekanntmachung der Direttitz
der Main Neckar=Bahn aufmerkſam: Leit Wirkung vom 1. Mail.
ab gelangt ein neues Verzeichnis der Fahrſcheine für z1
ſammenſtellbare Fahrſcheinhefte des Vereins deuiſcher Eiſe=
bahnverwaltungen
zur Ausgabe. Dasſelbe iſt bei den Fahrkarten
Ausgaben Darmſtadt, Heidelberg, Weinheim und Bensheim ve=
käuflich
. Nähere Auskunft über Einteilung des Verzeichniſſes un
den Koſtenpreis ꝛc. erteilen ſämtliche Fahrkarten=Ausgaben.
Bei der Vereinigung der früheren Gemeinde Beſſungen mi
der Stadt Darmſtadt iſt bekanntlich denjenigen Beſſunger Ort=
bürgern
, die beim Inkrafttreten der Vereinigung. am 1. Apr
1858, Anſpruch auf Gemeindenutzungen hatten, der Weiterbezuz=
dieſer
Nutzungen in dem ſeitherigen Umfang zugeſichert wordel

35

[ ][  ][ ]

vie Rutzungen ſelbſt beſiehen darin, daß den Berechtigten ein gewiſſer
eil der Ernte an Buchen= und Kiefern=Knüppel und Stockholz,
wie Wellen in Natur verabſolgt wird, gegen Erſaßz des Hauer=
nd
Setzerlohns. während der Erlös der Streuernte aus den Beſ=
2 inger Waldungen in Geld verteilt wird. Am letzten Donnerstag
nd Freitag nachmittag wurde nun das diesjährige Holzquantum
n die Berechtigten auf dem Beſſunger Rathauſe losweiſe zuge=
nn
.
ieſen. Von 446 Ortsbürgern, die dermalen noch am Nutzen teil=
. S ehmen, hatten 260 diesmal Holz zu empfangen: das abzugebende
uantum beſtand in 412 Raummetern und 5400 Wellen. Wie vor=
n

ehend bemerkt, ſind zur Zeit noch 446 berechtiate Ortsbürger vor=
anden
, zur Zeit der Vereinigung vor 4 Jahren waren es noch
139, der Abgang iſt alſo nur ſehr mäßig, was darin ſeine Erklärung
ndet, daß in der Zahl der Ortsbürger alle Altersklaſſen vertreten
S nd. Der Ortsbürgernutzen wird hiernach auch noch auf Jahrzehnte
T inaus fortbeſtehen.
*C Milchreviſionen. Wie wichtig die Unterſuchung der Milch
M paIn den Bahnhöfen iſt, beweiſt, daß am Freitag nicht weniger wie
leu4es ichs verſchiedene Milchproben von der Schutzmannſchaft vorläufig
ellen
1 Beſchlag genommen wurden, von denen zwei Proben nach
Staaln.
72em Ergebnis der Unterſuchung durch das hieſige chemiſche Unter=
iln
plJuchungsamt als ſehr ſtark gewäſſert konfisziert und der Klein=
. 41.) inderſchule übergeben werden mußten, während drei Proben als
Cha.
ewäſſert beanſtandet wurden. Die jetzt eingeſührte ſirengere Milch=
als⁄
; ontrolle an den Bahnhöfen hat ſich ſehr bewährt.
Jubelfeſt der Liedertafel. Die Vorbereitungen
luz- ur würdigen Feier des 50jährigen Beſtehens des hieſigen Geſana=
duf
vereins Liedertafel' ſind in vollem Gange. Die geſanglichen Auf
ſ. da.
ſihrungen des Feſtvereins werden in Verbindung mit dem Offen=
7 dem=
acher
Geſangverein =Polyhymnia; erfolgen, welcher bekanntlich
aſſn t -eit faſt 50 Jahren mit der Liedertafel; in engſter freundſchaftlicher
oben hey Verbindung ſteht, die auch den künſtleriſchen Leiſtungen beider Ver=
ine
beſtens zuſtatten gekommen iſt. Bereits iſt eine Probe der bei
em Feſte zu ſingenden Lieder gemeinſam in Offenbach mit der
Polhhymnia; abgehalten worden. Aller Vorausſicht nach wird
2aias hieſige Feſt den ſchönſten Verlauf nehmen.
N0 Die Nachricht, daß die Konzertſängerin Frau Minna
Schubart=Tiedemann aus Frankfurt ihrer ſchönen künſt=
8Veriſchen Laufbahn durch einen frühzeitigen Tod entriſſen worden,
bsjat auch in hieſigen Muſikkreiſen lebhafte Teilnahme hervorgerufen.
Steht doch die treffliche Sängerin bei uns gerade von den letzten
2Aufführungen des Muſikvereins her noch in ſchönem Angedenken!
Wir genügen einer Ehrenpflicht, indem wit über die Verſtorbene
inige biographiſche Notizen bringen wie ſie uns von befreundeter
Seite übermittelt wurden: Frau Minna Schubart= Tiede=
nann
iſt aus Hamburg gebürtig und hat dort auch auf dem Kon=
ervatorium
bei Herrn Prof. von Bernuth den erſten Geſangunter=
icht
genoſſen, welchen die glücklichſten natürlichen muſikaliſchen und
timmlichen Anlagen ſehr erleichterte. 1879 ſiedelte ſie nach Frank=
urt
zu Stochauſen über, durch deſſen Kunſt und Lehre ſie in ihrem
rigenen Streben nach dem Echten in der Kunſt weſentlich beſtärkt
vurde. Auch nachdem ſie die Schule verlaſſen, hörte ſie nie auf,
virklich zu ſtudieren und eignete ſich jede ihr geſtellte Aufgabe mit
größter Gewiſſenhaftigkeit an. Ehe ſie eine Partie nicht vollkommen
nne hatte, ſo daß ſie das Buch faſt nicht mehr brauchte, be=
gauptete
ſie, dieſelbe nicht wirklich ſingen zu können. Das
oezog ſich aber nicht nur auf Worte und Noten, ſondern vor allem
auf den geiſtigen und ſeeliſchen Inhalt der Geſänge. Innerlich
unwahr Empfundenes zu lernen, wurde ihr daher ſehr ſchwer, reine
und wahre Empfindungen zum Ausdruck zu bringen, gelang ihr
überraſchend leicht als rein und wahr empfindende Perſönlich
keit. Darum war ſie eine längſt nicht genug geſchätzte Meiſterin
w l2in der Wiedergabe der reinen Formen Hahdn'ſcher Grazie in
Schöpfung und Jahreszeiten, daher der echte rührend fromme Aus=
wi
wi=
druck
in der religiöſen Muſik Bachs, Händels (Meſſias), Mendels=
Ver=
ſohns
(eruſalem!, Brahms, daher der ſozuſagen ſelbſtverſtändlich
Lz) wahre und richtige Ausdruck in ihren ſchönen Liedern von Schubert,
ente und Brahms ꝛc. Das Kennzeichen ihres Geſanges war die kind=
ini
2liche Reinheit, die kindlich inſtinktiv richtige, alſo nicht reflektierte
Art und Weiſe, ein Lied aus ſich herausklingen zu laſſen, wie es
Dichter und Komponiſt gedacht hatten, ohne die zudringliche Zu=
that
ſubiektiver Stimmungsmacherei und Effekthaſcherei Vor=
ausſetzung
hierzu freilich war unbedingte Herrſchaft über die Stimme,
eine vorzügliche Technik als Mittel zum Zweck - aber nicht als
Zweck. Bei der kleineren Gemeinde derer, die Echtes von Unechtem,
innerlich Wahres von äußerlich Gemachtem zu unterſcheiden wiſſel
und ihrer Eigenart zufolge immer die Stilleren im Lande ſind,
Aregte ſie echte Begeiſterung an und fand große Liebe. Der Künſtler
auf dem Fürſtenthron, Herzog Georg von Meiningen, hat ihren
wahren Sinn und Wert erkannt, als ſie im Brahms'ſchen Requiem
die ganze göttliche Traurigkeit des Sopranſolos zum Ausdruck zu
brirgen wußte; er wollte es von keiner Anderen mehr hören und
hat ſeiner Anerkennung durch die Verleihung des Verdienſtkreuzes
für Kunſt und Wiſſenſchaft und zuletzt zugleich mit Prinzeß Marie
und ſeiner Gemahlin Freifrau v. Heldburg durch wahrhaft fürſt=
lichen
Grabſchmuck lebhaften Ausdruck gegeben. - Ihr Konzert=

96
1377
gebiet war Holland, Schweiz und Deutſchland, ihr liebſtes aber
das der Wohlthätigkeit, nicht das des eigenen Ruhmes. Wenige
Wochen vor ihrem Tode ſagte ſie noch, mit dem bisherigen Konzert=
ſingen
ſei es ja wohl aus, aber für die Armen, Kranken und Elen=
den
wolle ſie noch recht viel ſingen, wenn ſie wieder geſund ſei.
Mainz. 22. April. Zwiſchen der Großh. Regierung und
unſerer ſtädtiſchen Verwaltung ſchweben gegenwärtig Unterhand=
lungen
wegen Errichtung eines zweiten Gymnaſiums in
Mainz. Die Reaierung hat zu einem zweiten Gymnaſium, das
eventuell in das frühere Gymnaſialgebäude untergebracht werden
ſoll, ihre Zuſtimmung zu erkennen gegeben und die Errichtung in
Ausſicht genommen, ſobald die Schülerzahl in dem ſeitherigen
Gymnaſium weitere Schulklaſſen notwendig macht.
. Mainz. 22. April. Der bisherige Leiter des hieſigen
Stadttheaters, Herr Theaterdirektor Schirmer, deſſen
Vertrag mit der Stadt das nächſte Jahr abläuſl, hat einen Tag
nach Schluß der diesjährigen Theaterſaiſon ſein Vertragsverhält=
nis
mit der ſtädtiſchen Verwaltung gekündigt. Die ſtädtiſche Theater=
kommiſſion
hatte übrigens bereits am 5. d. Mis. beſchloſſen, Direk=
tor
Schirmer ihrerſeits zu kündigen. Anläßlich dieſes bevorſtehen=
den
Direktionswechſels wird in einem Teil der hieſigen Lokalpreſſe
wieder dafür plaidiert, daß die Stadt das Theater in Selbſtregie
übernehmen ſoll.
Frankfurt a. M. 23. April. Die Erhebungen bei dem Hauſe
M. A. v. Rothſchild u. Söhne, die auch jetzt noch fortdauern.
ſollen bis geſtern mittag ergeben haben, daß Jäger eine weit
arößere Summe unterſchlagen hat, als geſtern angegeben worden.
Die zuletzt genannte Summe iſt 2200 000 M. Rätſelhaſterſcheini,
wo Jäger dieſen Betrag hingebracht hat, denn on der Berliner
Getreidebörſe will keine Firma von einem Geſchäft für Jäger wiſſen
und die von anderer Seite gebrachte Meldung, daß Jäger bei einer
Bankfirma der Nachbarſtadt ſpekuliert habe, beſtätigt ſich nicht.
Man nimmt alſo an, daß der Defraudant eine ſehr erhebliche
Summe mitgenommen hat und die Briefe aus Darmſtadt nur dazu
benutzt hat, die Volizei und das geſchädigte Haus auf eine falſche
Fährte zu führen.
Homburg v. d. H. 23. April. Die Kaiſerin Friedrich
iſt mit der Prinzeſſin Margarethe geſtern nachmittag hier ein=
getroffen
.
Karlsruhe, 23. April. Sicherem Vernehmen nach trifft der
Kaiſer zum Regierungs=Jubiläum des Großherzogs am
29. April bier ein
Neunkirchen, 22. April. Der Kaiſer latſeinen für nächſten
Sonntag angekündigten Beſuch bei Frhrn. v. Stumm abſagen
laſſen, da ſich, dem Vernehmen nach, der Kaiſer nach Mecklenburg
zur Beerdigung der Großherzogin=Mutter begieb.
Berlin, 22. April. Die Nachricht des Bureaus Dalziels über
angebliche Ausſchreitungen von Marroſen vom Schulſchiff
Moltke; in New=Orleans iſt laut Telegramm des dortigen deut=
ſchen
Konſuls vollkommen erfunden.-Moltke; iſt am letzteren Platz
gar nicht angelaufen.
Berlin, 23. April. Der Kolonialrat ſtimmte geſtern im
Vrinzip ſpeziſiſchen Zöllen zu, erklärte aber vorher eine ſtatiſliſche
Erhebung behufs Feſtſtellung der finanziellen Folgen für notwendig.
Bei einer Neuordnung ſei Befreiung vom Ausgangszoll für die
Produkte auszuſprechen, die in Deutſchland Eingangszoll zahlen.
Anſtatt der Anlage neuer Zollſtationen empfehle ſich die Beſchaffung
von Hollkuttern.
Bezüglich der Sklavenfrage beſchloß der Kolonialrat, Er=
mittelungen
anzuſtellen, behufs geſetzlicher Regelung. und beſchloß
ferner, unter Vorſchlag von Strafbeſtimmungen, daß unter Auf=
wendung
größerer Mittel gegen den Sklavenraub und Sklaven=
handel
vorzugehen ſei. Hierauf wurde gemäß der Reſolution
Hohenlohe=Hofmann der Wunſch ausgeſprochen, bei der Regelung
des Auswanderungsweſens die Hinleitung deutſcher Aus=
wanderer
nach den Schutzgebietsteilen zu berückſchtigen und das
Auswanderungsgeſetz ev. vorher dem Kolonialrate vorzulegen. Di=
Sitzung wurde hierauf geſchloſſen.
Verlin, 22. April. Der Magiſtrat hat beſchloſſen, die Feuer=
beſtattung
nicht nur zuzulaſſen, ſondern auch für Unbemittelte
auf dem Gemeindefriedhofe zu Friedrichsfelde auf ſtädtiſche Koſten
auszuführen. Die Baudeputation iſt mit der Prüſung der Koſten=
vorſchläge
beauftragt. Den Stadtverordneten wird nach Anfertigung
der Koſtenvorſchläge eine entſprechende Vorlage zugehen.
Berlin, im April. Die königliche Bibliothek zu Ber=
lin
beſaß früher einige ſehr gelehrte Oriainale. Es wurde
einſt ein wertvoller alter Foliant vermißt, und Kuſtoden, Bibliothe=
kare
, Diener ſuchten 25 Jahre lang eifrig danach, ohne das Buc
wiederzufinden. Auch Dr. S. beteiligte ſich an dieſen periodiſche:
Hausſuchungen= Als er aber ſtarb, find man den Folianten auf
ſeinem Platze - der kurzſichtige Gelehrte hatte 25 Jahre lang
daraufgeſeſſenl Ein Kollege jenes Herrn, Dr. P., hatte
eine eigenartige Stenographie, zu welcher er jedoch allein den
Schlüſſel beſaß. Nach ſeinem Lode fand man bei ihm einen
ſehr reichen Nachlaß litterariſcher und gelehrter Schriften. Aber

[ ][  ]

1378
Nr.
ſie alle waren in jener Kurzſchrift niedergeſchrieben, und den Schlüſſel
dazu beſaß noch immer - allein der Verfaſſer.
Wien, 22. April. Pferdebahnſchaffner fanden auf den Schienen
in der Praterſtraße und Mariahilferſtraße Patronen mit Explo=
ſivſtoffen
.
Baſel, 22. April. Von den gewaltigen Schneemaſſen,
welche während eines 48ſtündigen unausgeſetzten Unwetters in der
Oſtſchweiz am Oſtermontag und Dienstag gefallen ſind, macht man
ſich anderwärts, ſchreibt man den Basl. Nachr., wohl kaum einen
Begriff. In den Straßen der Stadt St. Gallen lag am Mittwoch
der Schnee 80-90 Centimeter tief und zu beiden Seiten der ſchmalen
Wege, die eingeſchnitten waren, erhoben ſich Wälle, oft bis zur
Bruſtböhe. In Herisau fuhr am nämlichen Tage das Schnee=
ſchiff
; mit 9 Pferden und vermochte kaum durchzudringen; ſeit
langen Jahren habe man dort keine ſolchen Mengen Schnee ge=
ſehen
.
Paris, 22. April. Heute vormittag wurden 45 Anarchiſten
verhaftet, um auf Grund des Geſetzes über die Beſtraſung von
Vereinigungen zu verbrecheriſchen Zwecken zur Unterſuchung ge=
zogen
zu werden. 23 Anarchiſten, deren Verhaftung angeordnet
wurde, ſind flüchtig. Bei der Hausſuchungen wurden revolutionäre
Druckſchriften, aber keine Sprengnoffe vorgeſunden. In Lyon
wurden heute gleichfalls 24 Anarchiſten verhaltet.
Paris, 22. April. Nachrichten aus der Provinz zufolge haben
in der Champagne und namentlich in der Gironde die Wein=
pflanzungen
ſehrgelitten. Aus Bordeaux wird unterm
20. d. geſchrieben: Alle Vorſichtsmaßregeln, die Erzeugung künſt=
licher
Wolken ꝛc., haben gegen den geſtrigen Froſt nichts ausgerichtet.
Die Beſtürzung iſt allgemein; ein ſolches Ungluck hat ſich ſeit 1861
nicht zugetragen. In der Umgebung von Paris ſind nach der
Ausſage der Gärtner die Obſt=und Blumenpflanzungen durchgängig
ſehr beſchädigt worden.
Mailand, 22. April. In Turin ſind in den letzten Tagen
viele Anarchiſten verhaftet und ſchwer belaſtende Schriften be=
ſchlagnahmt
worden; Sprengſtoffe wurden dagegen nicht gefunden.
Gegen ſämtliche Feſigenommene liegen ſo ſtarke Beweiſe vor, daß
auf Anlaß des Staatsanwalts die Unterſuchungshaſt über ſie ver=
hängt
wurde.
Nom, 22. April. Bei dem Kongreß der Vereine vom Roten
Kreuz hob der preußiſche=Generalarzt Dr. Coler das hohe In=
tereſſe
des preußiſchen Königshauſes für die Werke der Verwun=
detenpflege
hervor. Der Kaiſer habe ihm bei der Abreiſe geſagt,
er ſolle den Kollegen in Rom auf die Seele binden, daß keine Ent=
deckung
, kein Fortſchritt auf dem Gebiet des Sanitätsweſens Mono=
pol
eines Landes bleibe, ſondern Gemeingut werde. Auch die
Kaiſerin erfülle ein heiliges Vermächtnis in der Beſchützung
des Roten Kreuzes und der Verſolgung der Ideale, welche eine
ungeahnte Entwickelung verſprechen. Der Kongreß nahm eine
Tagesordnung an, wodurch die Signatarmächte der Genſer Kon=
vention
aufgefordert werden, die Wohlthaten derſelben, ſoweit dies
thunlich, auch auf den Seekrieg auszudehnen.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 22. April.
Don Carlos-
E. M. Es iſt eigentümlich, daß hier in den letzten Jahren der
Don Carlos' nicht mehr ſo herausgebracht wird, wie. abgeſehen
von der Jungfrau; alle übrigen Schillerdramen. Woran das
liegt? Dies Reſultat ſetzt ſich aus ſo verſchiedenen Faktoren zu=
ſammen
, daß man keinem einzigen allein die Schuld aufbürden darf.
Eine Don Carlos=Aufführung ohne Striche iſt ein ſchönes Joeal
und doch hat man da, wo man ſich angeſchickt, dies Ideal in die
raxis zu überführen, abgerechnet von dem vorübergehenden Intereſſe,
das Bühnenezperimente ſtets zu erregen pflegen, keinen ſonderlichen
lünſileriſchen Vorteil herausgeſchlagen. Schon jetzt, mit dem Weg=
ſall
der vielen Szenen - nicht weniger als dreizehn Auſtritte
ſallen dem Rotſtift zum Opfer - dauert die Aufführung über vier
Stunden. Ein Mehr würde anſpannend wirken und hat es auch
uverall gethan. Man ſagt ſich dann vielleicht hinterher mit einer
gewiſſen Ginugthuung, ungefahr mit den nämlichen Empfindungen
wie man ſch einer frapaziöſen Bergtour ermnert: 5ch gehöre
auch zu denen, die einen Don Carlos; ohne Kürzungen erlebt
haben'. L.rer eigentlicher Genuß iſt mit dieſem Triumphgeſühl
doch nicht verknüpſt, weit eher der Gedanke an eine enorme Leiſtung,
auf die man ſich etwas zu gute thun kann. Andererſeits laßt ſich
nicht leugnen, daß durch die Striche, die nicht nur eskamotieren,
ſondern auch die Szenen, welche bleiben, noch arg verkürzen, Lücken,
ja zuweilen ſogar Klüfte in den Zuſammenhang reißen. Sobald
die Geſtalt des Poſa in den Vordergrund tritt, bricht in die frühere
Geſchloſſenheit der Hundlung ein Kreuz und Quer von Geſichts=
punkten
herein, ſo daß man in dem Wirtwarr der ſich überſturzen=
den
Ereiguiſſe den lichten Faden der Idee nur noch undeutlich
gewahr wird. Hinter den Couliſſen ſcheinen ſich die Dinge abzu=

96
ſpielen, auf der Szene überraſcht man uns fortwährend mit kaits
uccomplisl Die Schauſpieter tönnten da mehr Verkindungsbrücken
und Uebergänge ſchaffen, aber ſie ziehen auch die Art, mit der ſie
über Weſentliches hinweggleiten und Nebenſächliches markieren, den
Schleier noch dichter zuſammen. Wenn z. B. - und es geſchieht
dies im Don Carlos; merkwurdig oft
- Sätze fallen wie: 3ch
habe Sie recht wohl verſtanden! - Jetzt wird mir alles klar..
Nun fang' ich an, Sie zu begreifen .. , ſo hatten wir heute
abend häufig das Gefühl, als ob die Herrſchaften auf der Bühne doch
eben nicht alles verſtanden und erfaßt hätten! Woher wurde ſich
denn ſonſt ſo oft die falſche Verteilung von hell und dunkel ergeben
haben? Es iſt ja auch kaum anders möglichl Die Künſtler dürſen
ja den Text nicht einmal vollſtändig kennen, jedenfalls nicht aus=
wendig
, ſonſt würden ſie noch immer über den Strich hinaugreden.
Szenen wie die zwiſchen der Königin und dem Marquis (2I. Auj=
tritt
des 4. Aktes) ſollten übrigens unverkürzt zu Gehör kommen:
aus dem Grunde, weil ſie den ideellen Kern zweier Hauptperſonen
enthüllen.
Von Betonungs= und Gedächtnisfehlern wimmelte leider die
heutige Vorſtellung. Wir tragen gar kein Verlangen danach, feſt=
zuſtellen
, wer ſich darin am meiſten leiſtete. Einwandfrei beherrſchte
einzig und allem Herr Dalmonico (König) ſeine Rolle, die er,
wenn auch nicht äußerlich impoſant und gevietend, doch in ihrem
Charakter in folgerichtigen Zügen entwickelte. Der Don Carlos
des Herrn Hacker gewinnt eigentliche Phyſiognomie erſt nach der
grosen Audienzſgene des 2. Aktes. In dieſer und in den vorher=
gehenden
Auftritten zerfließt ihm das Bild des Inſanten für unſer
Gefühl zu ſehr in die ſchwachen Konturen des Gattungsbegriffs
Schwärmer;. Von da ab jeooch entwickelte er ſich zum ſcharf=
kantigen
Individuum. Die ſchwierige Szene mit der Ebolt war
ein Meinterſtuck feiner Charakteriſiik. In der Einleitung dieſer
Szene liegt gar manches, was dem Darſteller des Don Carlos ver=
hängnisvoll
werden könnte. Herr Hacker weiß dieſe Klippen mit
viel Geſchmack zu umgehen. - Seltſamerweiſe ſtellt Herr Edward,
in der Nachzeichnung des Poſa auf die Züge ab, welche weit eher
geeignet ſind, den Mann, welcher bei dem Freunde Vorſehung ſvielen
und wie ein Gott Glückſeligkeiten erſchaffen will, ins Licht treten
zu laſſen, als den Bürger der Zeiten, die da lommen werden. Auf
dieſe Art entſtent der Jdealiſt mit dem heißen Kopf und dem
kalten Herzen, alſo ein Weſen, gegen das ſich Schiller ſelbſt in
den nachträglichen Erläuterungen, genannt,Brieſe über Don Carlos',
ernſtlich verwahren wollte, dem er aber doch durch die Durchſührung
der Geſtalt einige Baſis geliehen hatte. Herrn Edwards Poſa
behandelt z. B. das Komplott, das der Maltheſerritter leitet in
einer Jorm, welche die Worte der Königin Sie haben nur um
Bewunderung gebuhlt; rechtfertigt.Die Königin des Frl. Brand
war Umfloſſen von dem Zauber holdeſter Weiblichkeit, aber aus=
gereiſt
erſchien die Geſtalt deswegen doch nicht. Die Eliſabeth von
Valois, von der Poſa mit Recht bemerkt: Des Prinzen Plan, nach
Flandern abzureiſen, iſt ihrem Kopf entſprungen;, verträgt noch
majeſtätiſchere Zage. Frl. Brand, der man es doch gewiß laſſen
muß. daß ſie Schiller von Grund aus verſtanden hat, beſand nch
heute zuweilen aber auch nicht ganz im Klaren über die Bedeutungs=
ſchwere
mancher Sätze. Wir greifen nur ein Beiſpiel heraus: Als
die Prinzeſſin Eboli uch zu den Füßen der Königin in Verzweiflung
und Neue windet und ihre Lieve nebſt ihrem Nacheakt beichtet:
Ich haßte Sie und liebte den Infanten! - da hat Eliſabeth zu
ſagen: Weil Sie ihn liebten'. Frl. Brand ſpricht nun dieſen
Satz gleichſam freundlich, wohlwollend, entſchuldigend. Sein Sinn
iſt aber ein ganz anderer. In ihm druckt ſich das Befremden einer
eolen großen Seele aus, daß wahre Liebe im Bunde mit unedlen
Rachegefühlen leben kann. Die Evoli faßt dieſes Befremden auch
ſofort auf und ſällt der Königin ins Wort mit der Entſchuldigung:
Weil ich'3 ihm geſtanden und keine Gegenliebe fand!: Den Ab=
ſchied
von Don Carlos hätte Frl. Brand auch noch um einige
Grade weihevoller halten dürſen. - Frl. Cramers Eboli iſt durch
und durch die leidenſchaftliche Tochter einer ſüdlichen Sonne, das
ſpaniſche Mädchen, das die Hofkamarilla gerne gegen tie reine
Lilie von Valois ausſpielen, möchte. Hie und da hätte
die Künſtlerin noch Gelegenheit zu wertvollen Nüaneen gefunden,
ſo z. B. am Schluß des 9. Auftritts des 2. Akts: Der König
wiſſe den Betrug - der König ? lnach einigem Beſinnen) Ja, recht
das iſt ein Weg zu ſeinem Ohrel Dieſer letzte Satz muß da=
ſtehen
als das Reſultat einer ganzen Kette von Gevanten und
widerſtreitender Geſühle. Dann gleitet ſo etwas wie Selbſt=
zerſtörungewut
über die Züge des gekränkten Weibes, -- ſie hat
nch zu ihrem Fall entſchloſſen! Wie geſagt, die Künſtlerin konnte
hier noch mehr ausarveiten.
Tageslalender.
Montag, 25. April: Generalverſammlung des Vereins zur Forderung
gemeinnütziger Zwecke im Darmſtädter Hofr. Konzert der
Großh. Hofmuſik im Saalbau. - Erſter Sommer=Ausflug des
Ortsgewerbvereins Darmſtadt.

Hierzu eine Beilage; Sommerſahrplan der Main=Neckar=Bahn

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei, verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich, beide in Darmſtadt.