Darmstädter Tagblatt 1892


07. März 1892

[  ][ ]

Abonnemenlsprei=
dierteljährlich
1 Mark 50 Pf., halb=
jährlich
3 Mark incl. Bringerlohn.
Auswärtz werden von allen Poſt=
Amtern Beſtellungen entgegenge=
nommen
zu 1 Mark 50 Pf. pro
Quartal incl. Poſtauzſchlag.

155. Jabrgang.

Mit der Sonntags=Beilage:

Inſerate
für das
woͤhentl. Gmal erſcheinende Tagblatt
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 22,
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Schießhausſtraße 14, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Behannkmachungen des Großh. Areisamts, des Großh. Polizeiamts und der anderen Behörden.
½2.
Montag den 7. März.
56.
1892.
N8.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Die Ausführung des Reichsgeſetzes vom 1. Juni 1891, die Abünderung der Gewerbeordnung, hier insbeſondere
den Erlaß von Arbeitsordnungen.
Nach 8 134a. des obengenannten Reichsgeſetzes iſt für jede Fabrik, in welcher regelmäßig mindeſtens 20 Arbeiter
beſchäftigt werden, innerhalb 4 Wochen nach Inkraſttreten des Geſetzes (I. April d. Js.) oder nach Eröffnung des Betriebes
eine Arbeitsordnung durch Aushang derſelben an geeigneter, allen betheiligten Arbeitern zugänglicher Stelle zu erlaſſen, über
deren nothwendigen und zuläſſigen Inhalt die 8 134a bis 1340 nähere Beſtimmungen enthalten. Die Arbeitsordnung, ſowie
jeder Nachtrag zu derſelben iſt binnen drei Tagen nach dem Erlaß in zwei Ausfertigungen der unteren Verwaltungsbehörde
einzureichen. Die vor dem 1. April d. J. bereits erlaſſenen Arbeitsordnungen, welche mit den Beſtimmungen der 88 1342
bis 134e in Einklang ſtehen mülſſen, ſind innerhalb 4 Wochen von dem genannten Zeitpunkt ab in zwei Ausfertigungen an
vorbezeichneter Stelle einzureichen.
Vor dem Erlaß der Arbeitsordnung oder eines Nochtrags zu derſelben iſt gemäß 8 1340 den in der Fabrik oder in
den betreffenden Abtheilungen des Betriebes beſchäftigten großjährigen Arbeitern Gelegenheit zu geben ſich über den Inhalt
derſelben zu äußern. Bei Einreichung der Arbeitsordnung an die untere Verwaltungsbehörde ſind die ſeitens der Arbeiter
geäußerten Bedenken, ſoweit dieſelben ſchriſtlich oder zu Protokoll erfolgt ſind, unter der Erklärung vorzulegen, daß und in
welcher Weiſe der obenerwähnten Vorſchrift des 8 134d genlat iſt 68 1340).
Die in den 88 1344 und 134. Abſatz 1, enthaltenen Beſtimmungen finden ausnahmsweiſe keine Anwendung auf die
vor dem 1. Januar 1891 erlaſſenen Arbeitsordnungen.
Die auf die Arbeitsordnungen bezüglichen Vorſchriften der 8 131a bis 134h gelten in gleicher Weiſe, wie für Fabriken
mit 20 und mehr Arbeitern, für Hüttenwerke, Zimmerplätze und andere Bauhöfe, Werften, ſowie ſolche Ziegeleien, über Tage
betriebene Brüche und Gruben, welche nicht blos vorübergehend oder in geringem Umfang betrieben werden (8 154 Abſ. 2).
Unter Bezugnahme auf die vorſtehenden geſetzlichen Vorſchriften, ſowie die unten abgedruckten Strafbeſtimmungen fordern
wir hiermit diejenigen Arbeitgeber, für deren Betriebe hiernach Arbeitsordnungen beſtehen müſſen, auf, Vorkehrung dahin zu
treſſen, daß die beſtehenden und neu zu erlaſſenden Arbeitsordnungen, ſowie die nothwendigen Nachträge zu den erſteren
binnen längſtens vier Wochen nach dem Irkrafttreten dieſer Beſtimmungen des Geſetzes C. April d. 33.) bei uns einge=
reicht
werden.
Von dem Regierungs= und Gewerberath Dr. von Rüdiger iſt in dem Verlag von Carl Heymann in Berlin ein Weg=
weiſer
zur Aufſtellung von Arbeilsordnungen ſowie eine Normal=Arbeitsordnung in Buchform und eine ſolche in Plakatſorm
zu billigem Preis erſchienen, worauf aufmerkſam zu machen wir nicht unterlaſſen wollen.
Darmſtadt, den 18. Februar 1892.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
(3456
5. Hinter Ziffer 4 des 8 147 Abſatz 1 wird eingeſchaltet: 5) wer eine Fabrik betreibt, für welche eine Arbeitsord=
nung
(8 134a) nicht beſteht, oder wer der endgültigen Anordnung der Behörde wegen Erſetzung oder Abänderung
der Arbeitsordnung (8 134k) nicht nachkommt.
7. Der 8 148 Abſatz 1 erhält folgende Zuſätze: 11) wer der Beſtimmung des 8 134e Abſatz 2 zuwider gegen Ar=
beiter
Straſen veryängt, welche in der Arbeitsordnung nicht vorgeſehen ſind oder den geſetzlich zuläſſigen Betrag
überſteigen, oder wer Strafgelder oder die im 8 134b Nr. 5 bezeichneten Beträge in einer in der Arbeitsordnung
nicht vorgeſehenen Weiſe verwendet.
10. Der 8 150 erhält ſolgende Zuſätze: 4) wer den Beſtimmungen des 8 120 Abſatz 1 oder einer auf Grund des
8 120 Abſatz 3 erlaſſenen ſtatutariſchen Beſtimmung zuwiderhandelt; 5) wer es unterläßt, den durch 8 134e Ab=
ſatz
3 für ihn begründeten Verpflichtungen nachzukommen.
Landesgeſetzliche Vorſchriften gegen die Berletzung der Schulpflicht, nach welchen eine höhere Strafe eintritt,
werden durch die Beſtimmung unter Ziffer 4 nicht berührt.
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Das Sammeln von Lumpen, Knochen oder ſonſtigen Abfällen in Darmſtadt.
Wir ſind veranlaßt, die Beſtimmungen der nachſtehenden Polizei=Verordnung, welchen neuerdings wieder vielfach zu=

[ ][  ][ ]

746
Nr. 56
widergehandelt wird, zur öffenlichen Kennntniß zu bringen mit dem Bemerken, daß das Aufſichtsperjonal angewieſen iſt
Beachtung ſtreng zu überwachen und Zuwiderhandlungen unnachſichtlich zur Anzeige zu bringen.
Darmſtadt, den 3. März 1892.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Morneweg.
Polizei=Verordnung.
Betreffend: Das Sammeln von Lumpen, Kuochen oder ſonſtigen Abfällen in Darmſtadt und Beſſungen.
Mit Genehmigung Großherzoglichen Miuiſteriums des Innern und der Juſtiz vom 20. März 1888 zu Nr.
6296 wird hierdurch auf Grund des Artikel 78 des Geſetzes vom 12. Juni 1874, die innere Verwaltung und die Ver=
der
Kreiſe und Provinzen betreffend, unter Zuſtimmung des Kreis=Ausſchuſſes verordnet, was folgt:
5 I. Mit Geldſtraſe bis zu 30 Mk. wird beſtraft, wer in den Gemarkungen Darmſtadt und Beſſungen
innerhalb des befriedeten Beſitzthums oder der Bauſtelle eines Anderen ohne vorherige Erlaubniß des Bered
Lumpen, Knochen oder ſonſtige Abfälle ſammelt oder aufſucht; desgleichen, wer Bauſtellen oder das bef
Beſitzthum eines Anderen ohne vorherige Erlaubniß des Berechtigten zu dem vorhergenannten Zwecke betri
2) wer Kinder zu ſolchen lin 1 bezeichneten) Handlungen anleitet oder ausſchickt;
3) wer Peiſonen, welche ſeiner Gewalt und Auſicht untergeben ſind und zu ſeiner Hausgenoſſenſchaft gehören
ſolchen (in 1 bezeichneten) Handlungen abzuhalten unterläßt.
5 2. Dieſe Beſtimmungen treten mit ihrer Verkündigung in Kraft.
Darmſtadt, den 24. März 1888.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.

en

Verkeigerunga- Anzige.
Die aus dem Conkurſe der Firma Z. Oppenheimer zu Darmſtadt ver=
bliebenen
Waarenbeſtände verſteigert der Unterzeichnete im Auftrage
Mittwoch den 9. März 1892, Vormittags 9 Uhr und
Nachmittags 2 Uhr anfangend, und
Donnerstag, Freitag und Samstag fortſetzend,
im Geſchäftslokale Ludwigsſtraße 9u gegen Baarzahlung, als:
1 Partie Wintermäntel, Regenmäntel, Kindermäntel, Damenjacken, Knaben=
Confirmanden= und Herren=Anzüge in jeder Größe, Winter= v. Frühjahrs=
Ueberzieher, Kaiſermäntel, ferner ſchwarze Tuch= und Kammgarn=Gehröcke,
Arbeitskleider, Militärhoſen, Saccos in Buckskin, Lüſter und Leinen, eine
große Partie Buckskins und ſchwarze Tuche (nur beſſere Stoffe), ebenſo
auch Paletotſtoffe, Sammel und Beſatzſtoffe, Heiden, eine Partie Zanella,
Knöpfe, ſchwarze Shawles, ſowie noch diverſe nicht alle zu bezeichnende
Manufacturwaaren.
Die Waaren können von Montag an im Lokale angeſehen werden.
Darmſtadt, den 5. März 1892.
E.
Hohemstehm,
B
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

Freitag den 11. März 10
Vormittags 10 Uhr,
ſollen im Hofe des hieſigen Gar=
Lazareths verſchiedene ausrangirte
räthe, als:
53 hölzerne Bettſtellen, 4 große
von Kupfer, 1 desgleichen von
8 Nachteimer von Gußeiſen, 9 J
eimergeſtelle. 16 Gemäße von Zim
ſchiedener Größe, 51 wollene 2
U. a. m.
öffentlich gegen baare Bezahlung ve
gert werden, wozu Kaufluſtige einlad
Großherzogliches Garniſonlaza
Tie Lieferung
von Backwaaren für die Kantine
2. Bataillons Infanterie=Regts. Nr.
ſoll vom 1. April d. Js. ab ander
vergeben werden.
Offerten ſind bis 18. d. Mts.
helminenſtraße 15, Zimmer 8, abzug=

Um vor Beginn unſerer Inveutur unſer großes Lager
etwas zu räumen, gewähren wir auf sämmtliche Ge-
genstände
hohen Rabatt.
Beſondere Vorzugspreise bei Entnahme
4
ganzer Füchen=Einrichtungen.
Ghr. Wirthuehn & Comp.,

Ecke Schulſtraße und Ludwigsplatz.

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zu Hypotheken u. j. Zweck. Off sNahlertſtraße 36 kann Raugrund
3228 0U abgeholt werden.
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(3231

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Getreidehümm
(dem Berliner nicht nachſtehen.
per Literflaſche M. 135,
Deutschen Cogmat
per Literflaſche 2 M.,
Cölner Cognae.
per Flaſche M. 2.-, 2.50 und 3.
ſowie alle ſonſtigen Sorten
Spirituosen und Liquen
in ganzen und halben Flaſchen und off
im Ausſchank empfiehlt
G. Hörge,
Ind. Hoyl Sohn Nachfs
17 Holzſtraße 17. ſ3

[ ][  ][ ]

gen.
zu Nr.
ſie Lu H

5

Vers
das bei
ſie bein=

gehören,

iedlor-Mröllhung dor Beotaurations Johaliläton
646
140.
vGU UGUk TUlSUiG

kand

Sommtag dem C. Mörz.

statt und ladet Enterzeichneter zu recht nahlreichem Besuche ein untor
Lusicherung bester und aufmorksamster Bedionung.
Hehst O04 aus Stuttgart.
RGGReAeReRehehehehe

60) Von un=
ur
Haarpflegt- uberrof=
r
Wirkung iſt d. ſtaatl gepr., genehmigte,
ie v. Auoritä en begutachtete Haar=
ſſer
v. Retter, München, welches
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flieferant C. D. Wunderlich's
osmeliques Stangenyommaden
51 Dunkein, Glätten und Fixiren der
opf= und Barthaare 35 u. 68 Pf.
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Walchnor Von. B. Seharmann
Hoflieferant Ludwigsplatz 1.
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lufen
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(3057

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f. Weſtindiſch=Miſch. pr. Ko. M. 160,
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Elephantn verſehen von 1 ½ und
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M. läger, Weiss &L Egonolf, Lud-
wig
Gerschlauer, Phil. Huworth,
H. Keller, Promenadeſtr. 26, I. Zim-
mermann
, Soderſtraße 44, fl. Kamuff,
L. Steingässer's Hachfolger, an der
Stadtkirche, Keschwister Horsheimer,
Heinheim rſtraße 3½½
[5327
1Eftinrharaarxiaarzem
In der mittleren Carlsſtraße iſt
ein 3=ſtöckiges ſchönes
Wohnhaus,
mit Einfahrt, Hof, Seiſenbau, Garten ꝛc.
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Goud's Hagio Riſſe
69
Geanet,
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aller Art, insbeſondere Gewehr=
läufe
vom Roſt zu reinigen
und gegen Roſt zu ſchützen.
Preis per Fl M. 150.
Friodr. Sshaofor.
Grossh. Hofioferant. 12670

Prenntannäpfel,
liefern nur auf Beſtellung 55 Pf., bei
Entnahme von 10 Hektoliter 50 Pf.
frei ins Haus
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A. Le Cog & Co.
Alter Griesheimer Weg 19.
54
vEUurevloD.
A
E
(Feliz Immiſch, Delitzſch)
iſt das beſte Mittel, um Ratten u. Mäuſe
ſchnell und ſicher zu vertilgen. Unſchädlich
für Menſchen und Hausthiere. Zu haben
in Packeten 10 Pfa und 1 M. in
der Einhorn=Apotheke. Kuchſtraße, bei
Chriſtian Schwinn. Wilhelminenſtraße,
und bei Louis Hein Nachf (Weiß u.
Egenolfh, Ludwigsſtr., Darmſtadt. (3462

[ ][  ][ ]

748

Nr. 56
51
Volksbanh
RGtS0GAUS UOL vaAStAUON

(eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haktpllicht)
pro 31. Dezember 1891.

M. Pf. M. Pf. 1. Caſſa= und Coupons=Conto 38406 60 1. Geſchäftsantheile 630211 70 2. Haus=Conto I. 54995 60 2. Sparkaſſe=Conto 687976 67 3. Vorſchüſſe 541610 97 3. Creditoren=Conto 153912 19 4. Effecten=Conto 38696 07 4. Reſervefonds 93000 5. Wechſel= und Wechſel=Inkaſſo=Conto 156688 37 5. Gewinn=Reſerve und Deleredere=Conto 41072 96 6. Debitoren=Conto 743877 92 6. Acceptationen=Conto 12958 26 17. Mobilien=Conto 734 7. Bankverkehr 23442 77 8. Zinſen=Conto 4313 53 8. Zinſen=Conto 1167 42 9. Bankverkehr 40272 10 9. Dibidende, Verbandsbeiträge ꝛc. 40834- 10. Haus=Conio II 64980 72 1684575 97 1684575 7)

Ende 1890 zählte die Genoſſenſchaft 857 Mitglieder; im Laufe des Jahres 1891 ſind 91 Mitglieder beigetreten
dagegen ſind ausgeſchieden: durch Tod 18, durch Ausſchluß 1, freiwillig 20; verbleibt Stand am 31. Dezember: 909 Mit
glieder.
Die von der Generalverſammlung genehmigte Dividende von 6½ pCt. wird von Dienstag den 8. März ab ausbezahlt
beziehungsweiſe gutgeſchrieben.
Darmſtadt, den 4. März 1892.
Darmstädter Volksbank eingetr. Gen. m. u. H.
Bernhardt.
Geminder.
Rohde.
[339

AEEN
2173) Waldſtraße 34 iſt im
Vorderhaus (Neubauj- eine hochele=
ganie
Wohnung, Beletage, 9 Zim=
mer
, Küche, Speiſek. und Badezimm.
ſowie Zubehör per 1. April.
W
2458) Magdalenenſtraße 11 ſchöne
Wohnung, 2. Stock, 4-5 Zimmer, Magd=
zimmer
, alle Bequemlichkeit, per 15. Mai.
3336) Niederramſtädterſtraße 13
ſelbſt eine Manſardewohnung.
3463) Orangerieſtraße 32 e. kleine
Wohnung zu vermiethen.
3464) Iu Hildebrand'ſchen Hauſe,
Eliſabethenſtraße 2, iſt eine ſchöne
Manſardenwohnung an ruhige kleine Fa=
milie
per 1. Mai zu verm. Näh. Exp.
3465) Eliſabethenftr. 31 zwei event.
ein unmöblirtes Zimmer ſofort.

Läden, Hagazine eto.
3466) Im Hildebrand'ſchen Hauſe,
Eliſabethenſtraße 2, iſt per 1. Sep=
tember
der jetzt von Herrn Schneider=
meiſter
Schacht innehabende
H. AION
mit Ladenzimmer anderweitig zu verm.
Näheres Expedition.

3243) Schulſtr. 1 zwei möbl. Zimmer,
1 12, 1 20 Mark mit Kaffee.
1009) Saalbauſtr. 17, 1 Stiege h.,
ein ſchön möbl. Zimmer mit Penſion ſof.
2970) Alexanderſtr. 11. 1. St., gut
möbl. Zimmer mit ſep. Eing. zu verm.
3374) Niederramſtädterſtraße 13
zwei hübſch möblirte Zimmer zu verm.
3467) Mauerſtr. 10, 3. Stock, ein
möbl. Zimmer ſofort zu vermiethen.
3468) Eliſabethenſtr. 31 ein ſchön
möbl. Zimmer mit Kabinet zu verm.
3469) Steinſtr. 5, 2. St., gutmöbl
Seitenbau 3 Zimmer und Zubehör, da= Zimmer an einen ruhigen Herrn zu Um.

2887) Brave Mädchen mit g. 3gn.
Köchinnen, Hausmüdchen, Kinder=
müdchen
, Mädchen f. alle Arbeit empfehle
geehrten Herrſchaften auf Oſtern.
Frau Katzenbach, Kirchſtr. 1, 2 Tr.

3215) Ein ſtadtkundiger gewandter
junger Mann mit guten Zeugniſſen ſucht
Stelle als beſſerer Auslaufer oder ſon=
ſtige
Arbeit. Näheres Holzſtraße Nr. 1,
Cigarrenladen.
3398) Ein brabes, zuverl. u. tücht.
Mädchen für Küche u. Hausarb. ſucht zu
Oſtern Stelle. Zu erfr. Herdwegſtr. 56 p.

3419) Buchdruckerlehrling bei ent=
ſprechender
Bezahlung geſucht per Oſtern
3166) Dieburgerſtr. 18 part. gut oder ſpäter.
möbl. Zimmer, paſſend für Einjährige.
A. Leinberger, Saalbauſtraße 12.

M

2
Gesmeht,
werden jüngere, ordentliche Müdchen
für meinen Bindereiſaal und um Aus=
gänge
zu beſorgen.
R. G. Roth,
Hoflieferant, Rheinſtraße 3.

GeSuCht

per 1. April zwei möblirte Zimmer
und Stallung für 2 Pferde, womöglich
in der Nähe der Dragoner=Kaſerne am
Marienplatz.
Offerten mit Preisangabe u. 8. 1. 24
an die Expedition d. Bl.
[3471

VorO9
RrON
48T Bsheu uud.
Auf Wunſch des Vorſtandes des Vereins
der Bücherfreunde zu Berlin habe ich die
geſchäftliche Vertretung des letzteren für
Darmſtadt und Umgegend übernommen
und lade ich hierdurch zum Beitritt er=
gebenſt
ein.
Den ausführlichen Proſpekt über den
Zweck und die Satzungen des Vereins
empfehle freundlicher Beachtung.
Hochachtungsvoll
po.
Carl Köhler
Buchhandlung, Ludwigsplatz h

)
1

ine Frau wünſcht ein Kind 1-2mal den
Tag mitzuſtillen. Näh. Exp. (3432

[ ][  ][ ]

749

Nr. 56

Deutſcher Cöſterreichiſcher
AIvonVGLeIh.
Section Darmstadt.
Monatsverſammlung
tenstag den 8. März, Abends 8½ Uhr, im oberen Saale
der Stadt Pfungſtadt.
Tagesordnung: Vortrag des Herrn Reallehrer Dr. Greim: Streiſzülge
in den Dolomiten.
Gäſte ſind willkommen.
Der Vorstand.
3472

ſ.
Oda
alleinige kabn.
töltes Naismehl. Pür Winder und Wrauke mit Milch gekocht speziel
iguet. Jeberall vorräthig. n. ¼ Pfd. engl. 60 und 30 Pfg. (2052
As0UVGGRAGTOOUUUaoAElUA1WSaUI
Ce. G. m. u. H.).
Dienstag den 15. März, Abends 8 Uhr,
in der Brauerei Paye.
1*
GCmeratversammtung,
Tagesordnung:
1) Nechnungsablage pro 1891. 2) Antrag auf Entlaſtung d 3 Vorſtandes.
Antrag wegen Verwendung des Reingewinns und Genehnigung der Bilanz.
Antrag auf Ethöhung des Stammantheils und Garautiefonds. 5) Geſchäftliches.
Der Auſſichtsrath.
Der Vorſtand.
[3473

Grosser Verdicnst,
durch einf. wenig Geld u. keine ſpezielle
Werkſtätte erforderl. Fabrikation eines täg=
lichen
Bedarſsartikels. Proſp. gratis sub
Fabrikation 3001 Annoncen=Expedition
H. Kuri, Hamburg 6.
[3414
Geſucht ein möblirtes Wohn=
und Schlafzimmer.
Offerten mit Preisangabe unter H. M.
poſlagernd Wiesbaden.
[3475
Badrofen
gut erhalten, zu kaufen geſucht. Offerten
erbeten an C. Petri Wittwe, Louiſen=
ſtraße
40.
[33040
3183) Mehrere Mädchen werden ſo=
fort
geſucht. Schützenſtr. 14.
2862) Einen Lehrling ſucht Ph.
Böcher, Buchbinder, Louiſenſtr. 40.
GeshCht ein rentables
Wohmhaus
mit etwas Garten in guter Lage.
Offerten unter G. 9. an die Exped.
Bittschrittem
ſertigt das Büreau Hoss, Darmſtadt,
Wendelſtadtſtraße II. (2672
p.
Theater=Anzeige.
Mit Rückſicht auf die ſchwere Er=
krankung
Seiner Königlichen Hoheit
des Großherzogs bleibt das Großher=
zogliche
Hoſtheater bs auf Weiteres ge=
ſchloſſen
.

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Der Kaiſer arbeitete am 4. mit dem Reichs=
zler
in deſſen Wohnung. erteilte dem ruſſiſchen Militärbevoll=
chtigten
Generalmajor Grafen Golenitſchew Kutuſow Audienz
empfing den Fürſten zu Stolberg=Wernigerode. Um 11 Uhr
ten der Generallieutenant Müller, Direktor des Waffendeparte=
1t3 im Kriegsminiſterium, Generalmajor v. Funck, Direktor des
Litär=Oekonomiedepartements, Generalmajor v. Goßler, Direktor
allgemeinen Kriegsdepartements und der Chef der Bauabtei=
g
im Kriegsminiſterium, Geh. Oberbaurat Voigtel, die Ehre des
pfanges. Mittags arbeitete der Kaiſer mit dem Chef des Mili=
kabinetts
. Abends wohnte der Kaiſer dem Abſchiedseſſen des
1 Brigade Kommandeur ernannten Oberſt von Nickiſch=Roſenegk
Offizierskaſino des 3. Garde=Ulanenregiments bei.
Der Reichsanzeigers meldet: Der Kaiſer hal den Miniſter des
nern beauftragt, der Schutzmannſchaft für ihr beſonnenes, um=
tiges
und energiſches Verhalten bei den jüngſten Straßenunruhen
e Anerkennung auszuſprechen.
Der Reichsanzeiger; veröffentlicht den Wortlaut des Ueber=
ommens
mit Nordamerika über den Schutz der Urheberrechte.
beſteht aus drei Artikeln, deren erſter den Amerikanern den
utz des Urheberrechts in Deutſchland für Werke der Litteratur
Kunſt wie für Photographien, deren zweiter die Gegenleiſtung
Deutſche in Amerika ſichert, ſobald der Vertrag genehmigt ſein
d. Artikel drei ſetzt das Inkrafttreten des Abkommens drei
chen nach Austauſch der Ratifikationen feſt. Das Abkommen
zur auf die bis dahin unveröffentlichten Werke anwendbar.
Im Reichstag wurde bei der Beratung des Etats des Auswär=
n
Amts am 4. der Antrag, betr. den völkerrechtlichen Schutz
Vrivateigentums zur See in Kriegszeiten als zur Leit aus=
3los zurückgezogen. Bei dem Kapitel: Geheimer Fonds ſind
t der ſeitherigen 48000 M. nunmehr 500000 M. angeſetzt, da
Welfenfonds nicht mehr wie ſeither zu politiſchen Zwecken ver=
det
werden ſoll. Auf eine bezügl. Anfrage des Aba. Rickert
Reichskanzler v. Caprivi folgende Erklärung ab: Ich erkläre
ſens, daß vom 1. April dieſes Jahres ab das Reich keinen

Pfennig mehr aus dem Welfenfonds bekommt; zweitens, daß neben
den 500000 M. die hier im Kap. 6 Tit. 4 gefordert ſind, in Zu=
kunft
keine Beträge zu demſelben Zwecke aus dem Welfenfonds ve=
zahlt
werden, Ich erkläre drittlens, was nach meiner Ueberzeugung
überflüſſig iſt, da es ſchon in der Thronrede ſteht, aber zur Be=
ruhigung
des Herrn Abgeordneten Rickert, daß die Staatsregierung
ernſtlich damit beſchäftigt iſt, daß ich das Reſultat in nicht ferner
Zeit für erreichbar halte, eine anderweitige geſetzliche Regelung für
die Verwaltung des Welfenfonds herbeizuführen. Hierauf wurde
die Mehrforderung für den Geheimen Fonds mit großer Mehrheit
gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, Demokraten und eines
Teils der Deutſchfreiſinnigen bewilligt.
Der Bericht der Reichstagskommiſſion zur Beratung des Heim=
ſtättengeſetzes
, erſtattet von dem Abg. Graf v. Matuſchka, iſt er=
ſchienen
. Die Kommiſſion hat die Vorlage mit 12 gegen 6 Stimmen
im weſentlichen angenommen und beantragt dazu eine Reſolution,
den Reichskanzler zu erſuchen, in eine nähere Prüfung darüber ein=
zutreten
, durch welche weitere Mittel die aus wirtſchaftlichen und
ſozialpolitiſchen Gründen dringend gebotene Erhaltung und weitere
Ausdehnung des bäuerlichen Grundbeſitzes, ſowie die Seßhaft=
machung
der Arbeiter zu erreichen ſei, und dem Reichstage über
das Ergebnis dieſer Prüfung Mitteilung zu machen.
Die K. V. ſchreibt zur Beſchlußunfähigkeit des Reichstags:
Infolge der ſchwachen Beſetzung wird faſt jede Debatte und ſchließ=
lich
die ganze Tagung ungebührlich in die Länge gezogen. Die
Mehrheit kann keinen Schlußantrag ſtellen und durchſetzen, bevor
nicht die Gegner in der ausgiebigſten Weiſe zum Wort gekommen
ſind, weil ſonſt die letzteren die Beſchlußfähigkeit bezweifeln, womit
dann der Tag wieder verloren wäre. Im Sinne der Redefreiheit
ein idealer Zuſtand, der aber leider für eine ſchnelle Abwickelunt
der Geſchäfte gar nicht tangt. Erwägt man, daß die ſogialdemo.
kratiſche Partei am häufigſten in der Geguerſchaft ſich befindet, ſo
ſtellt die beſchämende Thatſache ſich heraus, daß der Reichstag von
der Gnade der Sozialdemokratie ſein kümmerliches Daſein friſtet.
Die Nordd. Allg. 3tg.- beginnt eine Reihe Artikel, betitelt
Zur Reform des Militärgerichtsweſens;, worin ſie, anſchließend
an die jüngſten Reichstagsverhandlungen, das Militärgerichtsver=

[ ][  ][ ]

750
Nr.
fahren Preußens und Bayerns einer eingehenden Prüfung unter=
zieht
. Darnach ergiebt ſich, daß einerſeits der bayeriſche Rechts=
zuſtand
ungeachtet einzelner Vorzüge als über jedes Bedenken er=
haben
nicht bezeichnet werden könne und eine Uebertragung auf das
Reich deshalb nicht wünſchenswert ſei, daß andererſeits die preußiſche
Militärſtrafrechtspflege ungeachtet der nicht ganz modernen Rechts=
grundlage
beſſer als ihr Ruf ſei. Die Ständigkeit und Selbſtändig=
keit
der Gerichte anlangend, möge das bayeriſche Verfahren für eine
konſtante Rechtsſprechung Vorzüge haben; es paſſe aber weder für
die Marine noch für den Kriegsfall. Für eine reichsgeſetzliche
Regelung erſcheine das bayeriſche Recht nur mit den erheblichſten
Einſchränkungen verwertbar.
Die Deutſche Volkswirtſchaftl. Korreſp. zieht aus den letzten
Straßentumulten in Berlin folgende Lehre: Wenn die Freiheit
aller Bürger im Staate ſo weit geht, daß jeder eine Lehre ver=
künden
darf, durch welche die beſtehende Ordnung und Geſittung
auf den Kopf geſtellt wird, ſo darf man ſich nicht wundern, wenn
ſchließlich auch die Urteilsloſen ihre Konſequenzen aus ſolchen Lehren
ziehen und von der allgemeinen Freiheit in ihrer Weiſe Gebrauch
machen. Beſeitigung des Privateigentums;, das iſt ja die Quint=
eſſenz
der ſozialdemokratiſchen Lehre; was man in Berlin erlebte
iſt nur die praktiſche Anwendung davon ſeitens derer, welche auf
f ine advokatiſche Unterſcheidungen nicht geſchult ſind und die Worte
ihrer Helden' für bare Münze nehmen. Räumen wir der Sozial=
demokratie
täglich die Tribüne des Reichstags ein, um ihre Lehre
für alle zu verkünden; behindert der Fraktionsſtreit die bürgerlichen
Varteien, von ihrer Neunzehntel=Mehrheit auch nur an dieſer Stelle
Gebrauch zu machen; gewöhnen wir uns täglich mehr, die Sozial=
demokratie
als gleichberechtigten politiſchen Faktor gelten zu laſſen,
dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn Janhagel ſeine Konſe=
quenzen
aus der Dreiſtigkeit jener und unſerer Schüchternheit zieht.
Deshalb wiederholen wir: So kann es nicht mehr weiter gehen!
Oeſterreich=Ungarn. Ein von Ende vorigen Monats datierter
Erlaß des Generalinſpektors der öſterreichiſchen Staatsbahnen weiſt
alle Bahnverwaltungen an, im Sinne des deutſch=öſterreichiſchen
Handelsvertrages alle Refaktien als unſtatthaft und nicht beſtehend
anzuſehen.
Schweiz. Der Bundesrat hat bereits die Antwort auf die
neuen Anträge Italiens für den Abſchluß eines Handelsvertrages
fſigeſetzt.
Frankreich. Der Figaro' publiziert einen ihm aus dem
Elyſee überſandten Artikel, welcher das Verhalten Carnots während
der Kriſe rechtfertiat. Der Artikel legt dar, daß Carnot nichts
kethan habe. um Conſtans zu verdrängen. Ob Loubet ihn von
dem neuen Kabinett ausgeſchloſſen, weil Conſtans gegen den Intran=
ſigeant
nicht Klage erhoben, oder deshalb, weil er etwa einen ſehr
ausgedehnten Gebrauch von den geheimen Fonds gemacht, oder
weil er ebenſo geſährlich zu werden begann, wie Boulanger: das
weiß der Verfaſſer des Artikels nicht. Thatſache ſei nur, daß
Carnot auf Loubet keinerlei Preſſion geübt habe.
Italien. Die Regierung iſt entſchloſſen, das auf 20 Millionen
berechnete Beſizit des lauſenden Jahres durch eine neue Reihe
kleinerer Geſetze zu decken.
Spauien. Einer Meldung aus Madrid zufolge erklärte Canovas,
es beſtehe keinerlei Abſicht, die auswärtige Rente zu-beſteuern.
Spanien werde allen Verpflichtungen dem Auslande gegenüber nach=
kömmen
.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 7. März.
Die Nachricht von der plötzlichen ſchweren Erkrankung
Sr. Kal. Hoheit des Großherzogs hat in der Reſidenz.
ſowie in allen Teilen des Landes die lebhafteſte und aufrichtiaſte
Leilnahme hervorgerufen. Möge Gott ſeine ſchützende Hand über
das Leben des geliebten Landesfürſten halten und Hochdemſelben bald
wieder volle Geſundheit verleihen. Die bis jetzt veröffentlichten
Bulletins haben folgenden Wortlaut:
Darmſtadt, 4. März. 8 Uhr abends.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog ſind heute nach=
mittag
3 Uhr von einem Schlaganfall betroffen worden. Die rechte
Körperhälfte iſt gelähmt, das Bewußtſein erhalten.
Darmſtadt, 5. März, 8 Uhr morgens.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben eine
ruhige Nacht gehabt. Die Krankheitserſcheinungen ſind im weſent=
lichen
unverändert.
Darmſtadt, 5. März. nachmittags 6¹⁄ Uhr.
Das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs
hat ſich im Laufe des heutigen Tages inſofern verſchlimmert, als
das Bewußtſein etwas getrübt iſt und ſich ein Atmungsphänomen
eingeſtellt hat, das zu ernſten Befürchtungen Veranlaſſung giebt.
Darmſtadt, 6. März. vormittags 9 Uhr.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben eine ruhige
Nacht gehabt. Im übrigen iſt der Krankheitszuſtand unverändert.
Dr. Eigenbrodt,
Dr. Jäger,
Medizinalrat.
Geh. Medizinalrat.

56
Darmſtadt, 6. März. nachmittags 1 Uhr.
Die bei Sr. Königl. Hoheit dem Großberzog durch den
Schlaganfall bedingte Lähmung der rechten Körperhälſte und das
Unvermögen der Sprache dauern fort. Die Kräfte ſind im allge=
meinen
bis jetzt gut erhalten.
Dr. Eigenbrodt,
Dr. Kußmaul,
Dr. Jäger.
Geheimer Medizinalrat.
Geheimerat.
Medizinalrat.
Darmſtadt. 6. März. ½7 Uhr abends.
Das Beſinden Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs blieb
im Laufe des nachmittags unverändert.
Dr. Eigenbrodt,
Dr. Jäger,
Geh. Medizinalrat.
Medizinalrat.
Die Ankunſt Sr. Königl. Hoh. des Erbgroßherzogs aus
Nizza wurde heute früh erwartet.
Ihre Kgl. Hoheiten der Vrinz und die Prinzeſſin
Heinrich von Preußen ſinz Samstag abend 8 Uhr hier
eingetroffen und im Neuen Palais abgeſtiegen. Im Gefolge be=
fanden
ſich Fräulein von Colomb und Hofmarſchall Freiherr
von Seckendorff.
Ihre Kaiſerl. Hoheiten der Großfürſt und die Groß=
fürſtin
Sergius wurden geſtern Abend aus Petersburg hier er=
wartet
.
- Zur Conſultation bei Sr. Königl. Hoh. dem Großher=
z
0g iſt geſtern vormittag Geheimerat Dr. Kußmaul aus Heidel=
bera
hier eingetroffen und am nachmittag wieder nach Heidelberg
zurückgereiſt.
Die Teilnahme an der Erkrankung Sr. Königl. Hoheit
des Großherzogs iſt in der Stadt eine ungemein große. Die
an den Streßenecken angeſchlagenen Extra=Blätter mit den Bulletins
ſind fortwahrend umlajert; in den im Palais aufliegenden Büchern haben
ſich während des geſtrigen Tages außerordentlich viele Perſonen
aus allen Kreiſen der Stadt eingeſchrieben. Von den verwandten
und befreundeten Höfen ſind während des Sonntags zahlloſe Tele=
aramme
mit teilnehmenden Anfragen im Neuen Valais eingegangen.
Die für geſtern abend angeſetzte Vorſtellung am Großh. Hoftheater
iſt abgeſagt worden und bleibt dasſelbe bis auf weiteres geſchloſſen
- Infolge der ſchweren Erkrankung Sr. Königl. Hoh. des
Großherzogs iſt das für heute Abend angeſagte Hiſtoriſche
Concert bis auf weiteres verſchoben worden.
Neuerer Beſtimmung gemäß wird die ſeither auf Dienstag,
den 22. d. M., in Ausſicht genommene Sitzung der Erſten
Kammer der Stände bereits Freitag, den 18. d. M. ſtatt=
finden
.
Das Großh. Regierungsblatt Beilage Nr. 5 ent=
hält
: 1) Bekanntmachung, den Ausſchlag der zur Beſtreitung der
allgemeinen Bedürfniſſe der evangel. Kirche des Großherzogtums
im Etatsjahr 1892-93 erforderlichen Steuern betr. - 2) Verzeich=
nis
der Vorleſungen auf der Großherzoglich Heſſiſchen Ludewigs=
Univerſität zu Gießen im Sommerhalbjahre 1892.
Die Vormittags=Rummer der Darmſt. 3tg. vom 5. März
druckt das am 3. ds. Mts. unter der ungenauen und verwirrenden
Ueberſchrift Verbot der Marianiſchen Sodalitäten: im M. J.
erſchienene Schreiben des Biſchofs Haffner an das Großh. Mini=
ſterium
des Innern und der Juſtiz ab und veröffentlicht gleich=
zeitig
den Erlaß der oberſten Schulbehörde vom 8. Februar an die
Direktionen der Großh. Gymnaſien, Realoymnaſien, Realſchulen
und Schullehrerſeminarien, betreffend die Teilnahme von Schülern
höherer Lehranſtalten an Verbindungen und Vereinen, ſowie den
Wortlaut des von der Abteilung Großh. Miniſteriums des Innern
und der Juſtiz für Schulangelegenheiten an den Biſchof von Mainz
gerichteten Antwortſchreibens vom 22. Februar 1892.
Wie wir vernehmen, iſt auch dieſes Jahr eine Feierdes
Geburtstags des Alt=Reichskanzlers Fürſten
Bismarck im Saalbau von dem hieſigen nationalliberalen Verein
beabſichtigt.
L. In der jüngſten Freitagsverſammlung des Ortsgewerb=
vereins
im Hörſaale des elektrotechniſchen Inſtituts der Techniſchen
Hochſchule hielt Herr Dr. Wirtz einen vorzüglichen Vortrag über
elektriſche Kraftübertragung. Der an ſich etwas beſchränkte
Raum vermochte die Erſchienenen nicht alle zu faſſen. Nach kurzem
Hinweis auf die rieſigen Naturkräfte, welche vorhanden und beſtimmt
ſeien, von den Menſchen dienſtbar gemacht zu werden, z. B. der
Niagara=Waſſerfall, d ſſen Arbeit in einer Stunde eine Kraftäußerung
von 16 Millionen Pferdekräſte bedeute, ging Redner auf die elektriſche
Keaftübertragung über, welche beſonders durch Erfindung des
Siemens'ſchen dynamoelektriſchen Syſtems einen Aufſchwung ge=
nommen
hat. Die Erfahrung hat gelehrt, daß der zur Arbeit
beſtimmte elektriſche Strom nicht von zu großer Spannung ſein
dürfe, während der weiter zu leitende eine ſehr ſtarke Spannung
haben muß. Dies bedingt, daß bei der beidesmaligen Umſetzung
der mechaniſchen Kraſt in elektriſche Energie und umgekehrt ein
Transformator verwendet wird, bei welchem der Strom über eine
Spule mit wenigen Windungen auf eine ſolche mit vielen und am
Ende umgekehrt wieder geleitet wird, wodurch eine größere und ſpäter
wieder eine geringere Spannung erreicht wird. Am verwendbarſten
hat ſich der ſog. Drehſtrom erwieſen, bei welchem der Motor mit

[ ][  ][ ]

rat.

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Heidel
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Nr.
beliebigen Touren ſofort anläuft und auch mit Laſt läuft. Derſelbe
beſitzt die guten Eigenſchaften des Gleich= und Wechſelſtromes. Am
Endorte der Leitung kann die elektriſche Energie zur Lichtbereitung
zu chemiſchen und mechaniſchen Arbeiten verwendet werden. Mehrere
intereſſante Verſuche erläuterten die ausgezeichneten Ausführungen,
für welche dem Vortragenden allgemeiner Dank gebührt, dem der
Vorſitzende und die Verſammlung auch lebhaften Ausdruck gaben.
Nächſten Freitag findet ein Vortrag des Herrn Ingenieurs Frieſe
über elektriſches Licht ſtatt.
Während des abgelaufenen Monats Februar ſind in
unſerer Stadt 85 Sterbefälle zur Anzeige gekommen, 72 beim
Standesamt 1 lehemaliger Stadtbezirk) und 13 beim Standesamt 11
Beſſungen). Bei rund 5700 Einwohnern ergiebt dies die Sterb=
lichkeitsziffer
von 179% auf den Jahresdurchſchnitt; im gleichen
Monat des Vorjahres ergaben ſich 101 Sterbfälle und die Sterb=
lichkeitsziffer
von 21,20. Von den Verſtorbenen zühlten 1 über
90, 6 über 80, 12 über 70 und 9 über 60 Jahre. Weiter waren
10 über 50, 4 über 40, 5 über 30, 6 über 20, 7 über 10, 13 über
und 12 Verſtorbene unter 1 Jahr alt.
Mit Bezug auf einen kürzlich hier vorgekommenen Fall iſt
nachſtehender Artikel des =Frankf. G.=A.= über das Frankfurter
Enteignungsverfahren nicht ohne Intereſſe: Das Enteignungs=
verfahren
, wie es in Frankfurt gehandhabt wird, und die Schätzungen,
welche dabei zu Grund gelegt werden, ſind geeignet, ernſte Bedenken
hervorzurufen. Die Stadt Frankfurt hat bei Herſiellung der Schiller=
ſtraße
ganz unerbörte Preiſe für Grundſtücke bezahlen müſſen, welche
an ſich geringen Wert hatten, und den böheren Wert nur durch die
Anlage der neuen Straße erlangt haben. Das iſt eine offenbare
Ungerechtigkeit, eine Art und Weiſe vorzugehen, welche Recht und
Billigkeit verletzt. Wäre die Straße nicht angeleat worden, ſo
hätten die Gärten und Höfe ihren urſprünglichen Wert behalten,
doch einen weit geringeren, als den bezahlten. Welches Recht haben
nun die Beſitzer der Gärten, eine ſo horrende Entſchädigung zu
erhalten? Ihr Verdienſt war es nicht, daß die Schillerſtraße gebaut
wurde, ſie haben nicht das geringſte zu derſelben beigetragen und
ſollen nun auf einmal 300 Mark für den Quadratmeter erhalten!
Die Gärten, welche früher nur den Wert eines Bleich= oder Spiel=
platzes
hatten, ſind durch die Elöffnung der Straße plötzlich wert=
volle
Bauplätze geworden, und dieſer ganze Vorteil, welchen die
Stadt ihnen zugewendet, ſoll den Beſitzern allein zufallen und die
Stadt, welche Hundertlauſende für die Straße ausgiebt, ſoll aar
nichts haben? Tas iſt doch kaum billig und zu rechtfertigen. In
der Schweiz verfährt man in der That ganz anders. Dort werden
ſolche Grundſtücke ganz anders geſchätzt. Es wird dabei auch ein
ganz anderes Vrinzip verfolgt und nicht dem Grundbeſitzer zuge=
wendet
, was ihm nicht gehört. Das Verfahren iſt dort faſt das
umgekehrte wie bei uns. Hier wird der Grund und Boden nach
ſeinem Wert nach Vollendung der Straße abgeſchätzt, nicht nach
dem Werte zur Leit des Ankauſs. Die Schätzer ſind bei uns ſelbſt
Bauunternehmer, alſo an der Feſtſetzung hoher Preiſe intereſſiert.
Die Stadt thut alſo immer beſſer, es nicht auf das Enteignungs=
verfahren
ankommen zu laſſen, ſondern ſich vor Ausführung einer
Straße mit den Eigentümern zu verſtändigen, bezw. ſie nicht aus=
zuführen
, wenn die Forderungen zu hoch ſind. In der Schweiz
Liegt letzteres umgekehrt im Intereſſe der Eigentümer, weil ſie im
Exprovriations-Verfahren nie ſo viel bekommen. Es wird dort
nämlich ein Ausſchuß niedergeſetzt, der Vorteile und Nachteile der
neuen Anlage für die Grundbeſitzer abwägt und darnach die Ent=
ſchädigung
feſitſtellt. Den ſtaunenerregenden Forderungen der hieſigen
Stadt gegenüber mag es am Platz ſein, auf dieſes Vorgehen in der
Schweiz aufmerkſam zu machen, eventuell auf eine Aenderung des
Geſetzes hinzuwirken.
Corned Beef. Unter dieſer Spitzmarke durchlief vor
kurzem eine auch in hieſige Blätter übergegangene Notiz die Zeitungen,
wvonach von einem Amerikaner große Quantitäten Pferdefleiſch,
teils ſogar in farlem Zuſtande, verarbeitet und dieſes Fabrikat
dann als Corned Beefi in den Handel gebracht würde. In Ant=
verpen
ſeien erſt kürzlich größere Partien in gepökeltem Zuſtande,
n Fäſſern gepackt, angekommen. Es muß nun darauf hinacwieſen
verden, daß das Corned Beefl wie es in unſeren Delikateſſen=
zeſchäften
geführt wird, überhaupt kein gepökeltes Fleiſch, wie das
n Fäſſern gepackte, ſondern ausſchließlich in luftdicht verlöteten
Blechbüchſen eingekochtes Fleiſch iſt, welches mit der peinlichſten
Vorgfalt von leſtem Ochſenfleiſch in den großen amerikaniſchen
Schlächtereien hergeſtellt wird. Jede einzelne dieſer Büchſen trägt
ie Schutzmarke und den Namen des Fabrikanten, welch letztere
en Händlern als ſolide Firmen bekannt ſind, und welche für durch=
us
geſunde, reine Ware jede Garantie bieten. Dieſem Umſtande
ſt es bei der Schmackhaftigkeit und Billigkeit des Artikels auch zu
erdanken, daß der Verbrauch darin von Jahr zu Jahr zunimmt,
nd daß das Corned Beef bei ſeiner Billigkeit nicht nur ein Genuß=
ondern
auch als ein Volksnahrungsmittel im beſten Sinne be=
eichnet
werden kann.
Offenbach. 5. März. Eine Geſellſchaft Frankfurter Kapita=
iſten
beabſichtigt hier eine Markthalle zu errichten. Die
Interhandlungen wegen eines (eeigneten Platzes ſind in vollem
Hang.

751
56
Frankfurt, 5. März. Der zweite Preis derelektro=
techniſchen
Ausſtellungslotterie, im Betrage von
20000 M., iſt noch nicht erhoben. Am 3. Mai verfällt er zu
Gunſten der Ausſtellung. Gemeldet haben ſich zwei Intereſſenten,
von welchen aber keiner das Los beſitzt. Einer von ihnen hat einen
Anwalt angenommen.
Frankfurt. 5. März. Die bekannte Klaviervirtuoſin Frau
Clara Schumann iſt nicht unbedenklich erkrankt. Dieſelbe ſteht
bereits im 73. Lebensjahre.
Falkenſtein i. T. 5. März. Wie verlautet, beabſichtigt die
Verwaltung der hieſigen Heilanſtalt für Lungenkranke in Verbin=
dung
mit der Anſtalt ein Volksſanatorium zu errichten, um
auch weniger bemittelten Kranken eine Kur unter regelmäßiger
Aufſicht und ſtreng ſachmänniſcher Leitung hier durchzumachen.
Die Ausführung dieſes Planes würde ſich des Beifalls weiter
Kreiſe zu erfreuen haben. - Herr Geheime Sanitätsrat Dr. Det=
weiler
, der verdienſtvolle Leiter unſerer Kuranſtalt, hat eine Stu=
dienreiſe
nach Egypten angetreten und iſt bereits in Kairo einge=
troffen
.
Berlin, 6. März. Bei dem letzten Feſte im königlichen Schloſſe
teilte die Kaiſerin dem Bürgermeiſter Zelle eingehend ihre Be=
ſtrebungen
mit, die ſich auf die Krankenpflege in bedürftigen
Familien erſtrecken und die eine größere Ausdehnung und Wirk=
ſamkeit
als bisher bezwecken.
Berlin, 5. März. Die Ablehnung des ſozialdemokratiſchen
Dringlichkeitsantrags, betr. die ſchleunige Inanariffnahme ſtädtiſcher
Bauten zur Abhilfe der Arbeitsloſigkeit, durch Uebergang zur Tagcs=
ordnung
in der Stadtverordnetenverſammlung erſolgte hauptſächlich,
weil Bürgermeiſter Zelle mitteilte, daß der Magiſtrat, noch bevor
dieſer Antrag geſtellt worden ſei, beſchloſſen hatte, über die etats=
mäßigen
Befugniſſe hinaus die ſtädtiſchen Arbeiten zu be=
ſchleunigen
, hoffend, daß ihm ſpäter Indemnität erteilt werde.
Der Magiſtrat iſt mit ſeinen Projekten nicht an die Oeffentlichkeit
getreten, um nicht von außerhalb noch größeren Zudrang Arbeits=
loſer
zu veranlaſſen.
Vor dem hieſigen Landgericht wurden die bekannten Agitatoren
Albert Auerbach und Tapezier Bieſter, die zu den Unabhängigen
oder Jungen gehören, zu 3, reſp. 6 Monaten Gefängnis verurteilt
wegen Aufreizung zum Klaſſenhaß und Aufforderung zum Unge=
horſam
gegen die Geſetze. Bieſter, welcher ſich ſelbſt verteidigte,
wurde wegen ungebührlicher Aeußerungen ſofort auf weitere 3 Tage
in Haft genommen.
Berlin, 6. März. Die Poſtl meldet aus Kairo: Der Afrika=
reiſende
Finſch behauptet, daß an ſeinem Unternehmen die eng=
liſche
Oſtafrikaniſche Geſellſchaft beteiligt ſei. Finſch will am
4. März über Vort=Sard nach London reiſen. Die Route der
Expedition ſoll ſein: Mombaſa=Uſeri längs der engliſch=deutſchen
Grenze nach Kiſamo am Viktoriaſee, dann längs des Viktoria=Nil
nach Magungo am Albert=Nyanza. Er nimmt eine flachgehende
Dampſpinaſſe mit. Das Ziel der Expedition iſt die Gewinnung
Emins und der Vrovinz für die Engländer. 1)
Berlin, 5. März. Der Nationalliberale Verein
beging die Feier des 25jährigen Beſtehens der Partei.
Unter den Teilnehmern befanden ſich die Abgg. Buhl, Hammacher,
Möller und Scipio. Nach dem Kaiſertoaſt hielt Buhl die Feſtrede,
worin die Stellungnahme der Partei bei allen wichtigen Fragen
ſeit 1867 ausgeführt wurde.
Die ſtädtiſche Parkdeputation nahm mit Zuſtimmung des
Maaiſtrats und der Stadtverordneten die nach dem Etat erſt auf
den 1. April fallenden gärtneriſchen Arbeiten in dem
Treptower und Victoriapark auf und ſtellte je einige Hundert Ar=
beiter
ein. Auch die Bauverwaltung iſt vom Magiſtrat beauftragt,
mit den in den Etat 189293 fallenden Arbeiten zu beginnen.
Hamburg. 5. März. An Bord des nach Haiti beſtimmten
Poſtdampfers -Colonia' nahm geſtern die Hafenpolizei infolge
eingegangener Denunziation eine Reviſion der Offizier=Logis vor
und fand da Waffen, Patronen und Seidenwaren, im Wert von
10000 Mark. verborgen, welche überſeeiſch eingeſchmuagelt
werden ſollten. Drei Offiziere wurden auf Antrag der Paketfahrt=
Direktion verhaftet. Die Colonia ging trotzdem unter anderer
Beſatzung ab.
Luxemburg, 5. März. Der Stadtrat lehnte den Antrag,
eine Anleihe von 2100000 Fres. aufzunehmen, mit 7 gegen 6
Stimmen ab. Die Bürgermeiſter, ſowie die Hälfte der Stadträte
haben deshalb ihre Entlaſſung eingereicht. Die Regierung wird
den Stadtrat auflöſen.
Wien, 6. März. Des Schauſpiel Die Sklavinz von Ludwig
Fulda, das im Burgtheater mit mäßigem, nicht unbeſtrittenem
Erfolge dargeſtellt wurde, iſt nach der zweiten Aufführung, wie
das Fremdenblatt meidet, von der Cenſurbehörde ver boten
worden. Bei der erſten Aufführung waren die Erzherzöge Karl
Ludwig, Ludwig Victor und Wilhelm und Erzherzogin Eliſabeth
anweſend.
Wien, 6. März. Kaiſerin Eliſabeth reiſte geſtern zur
Kräftiguna ihrer erſchütterten Geſundheit nach Schloß Miramar ab,
wo ſie einige Zeit zu verweilen gedenkt.

[ ][  ]

759
Nr.
Petersburg. 5. März. Nach einer amtlichen Mitteilung nimmt
der Flecktyphus in den Gouvernements Saratow, Aſtrachan und
Tenſa eine ganz bedeutende Ausdehnung an. Sämtliche Spitäler
ſind überfüllt.
New=York, 5. März. Die Köche Guſtav Wüſtinger und
Guſtav Kühn wurden an Bord der Lahn verhaftet, als ſie
4 Packen Juwelen ans Land tragen wollten. Wüſtinger behauptet,
dieſelben ſeien ihm in Bremen zur Ablieferung nach New=York
übergeben. 6 weitere Packen wurden in den Koffern Wüſtingers
aufgefunden.

Welchewunderlichen Benennungendas Klebe=
Geſetz zu Tage gefördert hat, davon wiſſen namentlich die Voſt=
beamten
ein Lied zu ſingen, denen der Verkauf der Verſicherungs=
marken
übertragen iſt. Nachſtehende Blütenleſe iſt von den Be=
amten
eines Breslauer Poſtamtes aus der Praxis zuſammengeſtellt
worden. Danach werden verlangt: Inpalidenmarken, Renten=
marken
, Marken zur Lebensverſicherung, Sparmarken, = Quit=
tungsmarken'
, Marken auf die Lebensverſicherung, Invaliden=
ſtempel
;, Verſicherungsſteuermarken, Altersverpflegungsmarken:
Marken zur Invalidenkrankenkaſſes, oder Alterverſicherungs=
markenr
. Weniger klar dürſte die Abſicht des Geſetzes denjenigen
Käufern ſein, welche verlangen: Sicherheitsmarken, Alte Ver=
ſicherungsmarken'
, Lebenskarten oder im Gegenteil Sterbe=
markens
. Beſonders ſtolz auf das Vorhandenſein des Geſetzes
ſcheint zu ſein, wer Staatsmarken' oder vaterländiſche Marken
fordert. Wer dagegen Infuſions= Infiliden= Schwulitäts=
Altertums= oder Univerſitäts=Verſicherungs=Marken' haben will,
ſteht mit den Fremdwörtern jedenfalls nicht auf dem beſten Fuße.
Für wen die Marken verwendet werden ſollen, erkennt der Stephans.
jünger aus der Forderung: Arbeiter= Geſinde= Kutſcher=
Knechte= Schuſter=, Leute= oder Mädelmarken:. Was mit
den Marken geſchehen ſoll, erfährt er aus der Bezeichnung: Leck=
marken
;, Marken zum Kleben=, Klebemarken, Marken zum
Durchſtreichen, Aufklebemarken
Verſchiedenes kann man ſich
denken bei den Namen Wochenmarken;, Arbeitsmarken, Lohn
marken', Kartenmarkens, Zuſchlagsmarkens, Unfallmarken'
Fügen wir noch hinzu, daß es auch Schleſiſche Marken= und
Männliche Marken' giebt, ſo iſt die Liſte damit beinahe erſchöpft,
und wer nun noch nicht weiß, wie er fordern ſoll, hilft ſich wie
jener, der da ſolche Marken, Sie wiſſen ſchonr verlanate, oder wie
ſine feine Dame, die alles Nachdenken dem Verkäufer überließ und
Marken für ein Sechsthalermädel forderte!
Alleins Loch. In Annia (ußland) wurde dieſer Tage
über die ganze Gemeindeverſammlung ein Arreſt von 24 Stunden
verhängt. Den Grund für dieſe Maßregel bildete ein Vorgang, der
als echt ruſſiſch bezeichnet werden darf. Die Herren Stadtväter
hatten zu Anfang dieſes Jahres die ohnehin ſchon niedrig bemeſſenen
Gehälter der Gemeindebeamten noch bedeutend herabgeſchraubt, ſo
daß nach dem neuen Tarif beiſpielsweiſe die Beſoldung der Pro=
tokollführer
der Duma (Stadtverordneten=Verſammlung) jährlich
3 Rubel - ſage und ſchreibe drei Rubel - betrug. Das ging ſelbſt
dem gerade nicht ſehr weichherzigen Herrn Kommiſſar, dem der neue
Tarif vorgelegt wurde, über die Hutſchnur. Er verweigerte ſeine
Unterſchrift. Da jedoch die Gemeindeverſammlung bei ihrem Be=
ſchluß
verharrte, wurde ſie von dem Herrn Kommiſſar für einen
Tag ins Loch geſteckt - bei Waſſer und Brot.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 4. Mäxz.
Die Hexe.
E. A. Das Werk des ganzen Herzens und des halben
Kopfes, ſo ließe ſich kurz dieſes Fitger'ſche Drama bezeichnen.
Es iſt ſchade um die Poeſien, welche mit einem Fuß im Alten,
mit dem andern im Neuen ſtehen; dieſe eigene, prekäre Mittel=
ſtellung
kann ihnen ſtets nur einen Achtungserfolg verſchaffen. Der
Dichter der Winternächte fühlt tief und denkt auch groß, aber er
denkt nicht recht zu Ende, er denkt nicht konſequent. Weder die
neuen Lebenswerte, noch die neue Technik hat er in ſein Drama
aufgenommen, ſeine tragiſche Muſe arbeitet durchweg mt dem ver=
brauchten
Hausrat der Romantik. Das zeigt ſich ſofort in der
Einleitung; langatmige Monologe müſſen die Ausfüllung der
Lücken übernehmen. Der Monolog iſt überhaupt für den
modernen Dramatiker ein zweiſchneidig Schwert. Er verſteht ihn
nicht mehr zu handhaben wie die Klaſſiker, er benutzt ihn lediglich
als Helfer in der Not, und ſo ſteht denn dieſer Faktor in den
modernen Dramen da wie eine Ruine, die von längſt verſchwun=
dener
Pracht zeugt. Die Tage ſind gekommen, wo der Monolog
ſo antik berührt wie die Verwendung des Chors.
Als am 4. Mai 1890 Fitgers Von Gottes Gnaden' in
Berlin ein glänzendes Fiasko erlebte, war das für viele eine ge=
waltige
Ueberraſchung. Aber wer aufmerkſam hinhorcht, erlauſcht
ſchon in der Hexer das Grabgeläute der romantiſchen Ideal=
tragödie
. Wenn nicht Arthur Fitger doch ſo ganz und voll zu den

56
Adelmenſchen in der Kunſt gehörte, man wäre weit r=
mit
ihm fertig. So aber lebt in uns die Hoffnung weiter, er/
noch einmal den wirklichen Pulsſchlag des Lebens erfaſſen, der
beſitzt Witterung für das Kommende, und Witterung iſti
Kunſt alles! Wenn aber etwas durch die Auffuhrung der Hexe
klar geworden iſt, ſo iſt es die Thatſache, daß wir das alte Ma=
zum
Bau der Zukunftskunſt nicht mehr verwenden können.
wild wuchernde Epheuranken ſchlingt ſich in der Hexe' eine blül
Rhetorik. die halb, Schiller, halb Grillparzer zum Vo
nimmt, um die eigentliche Handlung. - doch iſt ſie nicht imſt
die tiefen Riſſe und Sprünge des Baus zu verdecken.
Mit großer Sorgfalt war die Aufführung des Stücks von
ſiger Regie vorbereitet worden. Im Enſemble zeigte ſich
volles, einmütiges Zuſammengehen, im Einzelſpiel in der H.
ſache bewußte Konzentration. Keine noch ſo talentvolle S
ſpielerin wird imſtande ſein, das Wirrſal im Kopf der T
glaubwürdig zu ſchlichten. Dieſe Heldin, die in der einen M.
darüber frohlockt, daß die Leuchte der Wiſſenſchaft brennt, u
der nächſten darüber zu trauern, daß ſie jemals etwas andere=
ein
liebendes Weib geweſen iſt, die heute ein Vaterunſer
möchte, um dann am andern Tage an die Stätten der Weishei
Erkenntnis zu ziehen was ſoll eine Künſtlerin aus d
Knäul von Widerſprüchen formen ? Ein einheitliches Bild un
lich. Der Widerſpruch im Charakter kann ſelbſtverſtändlich p
logiſch und dramatiſch hoch intereſſant wirken, zumal ja die Mer
mehr aus Widerſprüchen als aus Konſequenzen zuſammeng
ſind, dann müßte er aber in ſeinen letzten Exiſtenzbedingungen
gedeckt ſein, was bier nicht der Fall iſt. Wir dringen nire
auf den Grund der Charaktere.
z.) Für die Darſtellerin der Thalea bleibt es Hauptziel, die
ſtalt in den Umriſſen ſchwungvoll und imvonierend herauszuarbe
Frl. Cramer vermochte dies, und ſo konnte Kritik und Vubl
ihrer Leiſtung beifällig zuſtimmen. Das intereſſante Rohmat
der Dichtung wirkte gerade in der Auffaſſung dieſer Künſt
blendend und überzeugend. Weit einheitlicher rundet ſich die
gabe für die Allmuth ab. Dieſes Prinzeßchen Anmut, in wel
alle (Gefühlsſaiten deutſcher Mondſcheinslyrik erklingen, em
durch Frl. Brand, die für derartige Rollen ſchon ſehr viel äu
Vorzüge mitbringt, warmes poeliſches Leben. So ſehr un=
Leiſtungen der beiden Damen anſprachen, ſo wenig konnte dies
Darbietung des Herrn Hacker, der als Edzard eine ſehr
Figur ſpielte und zwiſchen trockenem Realismus und geſchraul
Vathos rettungslos hin= und herſchwankte. Noch nie hat uns
Künſtler, ſo wenig befriedigt. Den Lubbo, dieſen umaekeh
Marcel (-Hugenotten, vertrat Herr Dalmonico im Char=
des
Biedermanns, ohne indes für die Figur ein tieferes Inte
wecken zu können. Der jüdiſche Gelehrte Simeon iſt eine
delnde Abſtraktion; die Gedanken, welche der Dichter durd
geltend macht, hatten an Herrn Werner einen würdigen J.
preten geſunden.

4.
449)

Litterariſches.
.
p.
Nr. 8 der Zeitſchrift: Die Invaliditäts=und,
ters=Verſicherung im Deutſchen Reiche enthält: ZurF.
der Reform der Invaliditäts= und Altersverſicherung. Von
Kulemann. (Fortſetzung). Berechnung der Verſicherungsbeitr
in Großbetrieben. - Ausführungsbeſtimmungen für Württemb
- Rechtſprechung des Reichsverſ.=Amtes. Reviſionsentſcheidun,
Wiederholte Erhebung eines Altersrentenanſpruchs. Prozeſſ=
Bedeutung der Anträge des Staatskommiſſars. Verſicherungepf.
bayeriſcher Diſtriktsſtraßenwärter. Bayeriſche Stadtſchreiber
verſicherungsfrei. Verſicherungspflicht, israelitiſcher, Religio
lehrer, Vorbeter und Schächter. Verſicherungsvflicht eines Ha
vaters am Rettungshauſe. Unterbrechung aus 8 119 des Geſet
wenn die unterbrochene Thätigkeit nicht fortaeſetzt wurde. der Landesbehörden. Gaden). Behandlung der 2
tungskarten Verſtorbener. - Hauptverſammlung ſächſiſcher Or
krankenkaſſen zu Dresden. Die Altersrente der Landarbeiter
Wertverkältnis zu den Altenteils= und Leibzuchtsbezügen klein=
Landbeſitzer im Bezirk der Verſicherungs=Anſtalt Hannover.
Briefkaſten. Litteratur.

C
Tagepkalender.
Montag, 7. März: Generalverſammlung des Bürgervereins
Dienstag. 8. März: Generalverſammlung der Steinkohlen=Bezu
Geſellſchaft Friedel in der Brauerei zur Kroner. - Gener
verſammlung des Steinkohlenbezugs=Vereins Merkur= in
Brauerei Fay.
Monatsverſammlung des deutſchen und ö
reichiſchen Alpenvereins, Sektion Darmſtadt, im oberen Saale!
Stadt, Pfungſtadt

4)

Druck und Verſag: L. E. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei
Verantwortlich für die Redaktian= Carl Wittich.