Darmstädter Tagblatt 1892


19. Februar 1892

[  ][ ]

Aöonnementspreis
Ulantelſathelich1 Marlt 5 Pf., halb=
Rhrlich 3 Mark incl. Bringerlohn.
Answärtz werden von allen Poſi=
amtern
Beſtellungen entgegenge=
nommen
zu 1 Mark 50 Pf. pro
Quartal indl. Pollauſichlag.

155. Fahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Iuſerate
für das
wochentl. Omal erſcheinende Tagblan
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Schießhausſtraße 14. ſowie auswärts
don allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Behannkmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und der anderen Behörden.

.

Freitag den 19. Februar.

1892.

Bekanntmachung
der Einträge in das Handeſs=Regiſter.
Vom 10. Februar 1892.
Die FirmaLudwig Carl Wittich'ſche Hofbuchdruckerein hier wurde von
den Inhabern ſeither L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei' gezeichnet und hier=
nach
der Eintrag der Firma berichtigt.
Heinrich Erlenbach hier betreibt daſelbſt unter der Firma ſeines Naugens
ein Handelsgewerbe.
Vom 13. Februar 1892.
Die Firma Bießler &a; Co. hier iſt erloſchen.
Darmſtadt, den 13. Februar 1892.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Dr. Berchelmann.
ſ2540

9 33 148 263 131 535 21 1728

Jus meinem Fabriklager elſäßer Baumwollwaaren empfehle ich zu billigſten
Preiſen beſtens bewährte Qualitäten:
Crotonnes, Hadapolams und Chirtings
in allen Breiten,
Bassins, Salins, glatte und gerauhte Clock, Piquses,
Croisées eto. elo.
Baumvollſanelle-
in
reichhaltigster Auswahl.
Sorgfältigſtes Zuſchneiden der Stoffe auf Wunſch gratis.
Eichberg's Haohk., Grossh. Hoſſioforant,
Ecke der Eliſabethen= und Wilhelminenſtraße.
[1221

Imser Ausverhauſt
von trübe gewordenen
Schweizer Stickereien

hat begonnen.

Strauss & Hayor.
Ecke der Schützen= und Schulſtraße, (324

Vergebung von Fuhr=
leiſtungen
.
Die Fuhrleiſtungen bei dem ſtädtiſchen
Tiefbauamt, Abtheilung für Straßen und
Kanäle, für die Zeit vom 1. April 1892
bis 31. März 1893 ſollen im Wege der
Submiſſion vergeben werden.
Offerten ſind bis
Freitag den 26. d. Mts.,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
auf dem Tiefbauamt, Zimmer Nr. 3.
zur Einſicht offen, bei welchem auch die
Formulare für die Offerten zu erheben
ſind.
Darmſtadt, am 18. Februar 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[2541
J. E.:
Riedlinger, Beigeordneter.

Die Holzverſteigerung
vom 15. und 16. l. Mts. wird hierdurch
mit dem Anfügen genehmigt, daß die
Abfuhrſcheine vom 25. l. Mts. ab durch
Großherzogliches Rentamt Darmſtadt be=
zogen
werden können und die Ueberwei=
lung
tags darauf, morgens 7 Uhr, ſtatt=
findet
.
Ober=Ramſtadt, am 17. Februar 1892.
Großherzogliche Oberförſterei
Nieder=Ramſtadt.
Krauß.
[2542

HausverEauf.
Ein 2½ſtöckiges Haus ( Heidelber=
gerſtraße
), jeder Siock 5 Zimmer ꝛc.,
mit Vor= und Hintergarten, ſehr preis=
(2399
würdig zu verkaufen durch
P. Thüringer, Soderſtr. 18.

Ein eleganter Herren=Masken=
Anzug billig zu verleihen.

[ ][  ][ ]

556
Nr. 42
C00000000000000000000000000
Bayerischer Bier-Ausschank
(irekt vom Faß)=
Z aus der Gosollschafts-Brauorol in Asshaffenburg,
nach Münchner und Pilſener Art gebraut,
in vorzüglicher Qualität, per ½ Liter 12 Pfg.
Gleichzeitig empfehle einen guten Mittagstisch,
9) ſowie die besten Speisen nach der Karte.
Obige Biere verſende nach allen Theilen der Stadt in
und ½ Flaſchen, ſowie in Fäſſern in allen Größen
franco Haus. Probelieferungen ſtehen gerne zu Dienſten.
Gg. Hettimgor.
Restauration zzum Bayerischen Hofé,
Bier-Versandigeschäfl.

G

90
ASTTTTAUION
zu vermeiden, mache darauf aufmerkſam, daß mein Geſchäft ſich
nach wie vor 9 Eliſabethenſtraße 9, anſtoßend an das Weiß=
waarengeſchäft
von Fräulein Naumann, befindet und empfehle
Hochachtend
mich bei Bedarf beſtens.
ug. TL. Tradk, Houlſoll,
Damem- & Herrem-Vrisemr.
2 lrosses Lager in Partümerien und Tollette Artikeln. --
Anfertigung aller Haararbeiten.
[2435
Daſelbſt wird ein Lehrling angenommen.

Dur ganz burze Beill
dauert der Verkauf einer friſch eingetroffenen Sendung, beſtehend aus
mehreren Hundert,
E.
Gidvon GuvAotuu,
1
paſſend für
Herrenanzüge, Hoſen & Aeberzieher,
welche, um raſch damit zu räumen, zur Mülfte Ihres Werthes nur
gegen Buarzahlung verkaufe.
Ich mache insbeſondere darauf aufmerkſam, daß ſämmtliche Stoffe von
nur reeller und vorzüglicher Qualität ſind, ſehe geneigtem Zu=
ſpruch
entgegen und zeichne
Hochachtungsvoll
V. F. Schemſller,
Louiſenſtraße 38 1. Stock. (2507

P ESI;
Aepfelſchnitzen, 1. amerikan., per Pfund
45 Pfa, desgl. I. Qual. 40 Pia.,
Dampf=Ringäpfel, allerſeinſte Marke,
per Pfd. 80 Pf., Aprikoſen, californ.
ausgeſteinte, 90 Pfg., Birnen, feinſte
Oporto, 85 Pfg., Brünellen, italien.
La. neue, 90 Pfg., desgl. franz. feinſt
Piſtols, M. 1.50, Katharinenpflau=
men
. allergrößte, 90. große 75 Pfg.,
Kirſchen, ſüße, 45 Pſg., Zwetſchen
große türk., la. 35 Pfg., bei 5 Pfd. 32,
bei 10 Pfd. 30 Pfg. gemiſchtes Obſt
von 40 Pfa. an per Pfd bis z. ſeinſten.
Vorzügl. Maccaroni u. Maccaronelli,
ſowie ſonſtige Teigwaaren empfiehlt
Christian Schwinn,
Droguenhandlung. (2541a

D.
Ausssohalen rxtrad
zum Färben blonder, rother und grauer
Kopf= und Barthaare aus der Fabrik v.
C. D. Wunderlich in Nürnberg prämirt
1882. Rein vegetabiliſch, ohne jede metal=
liſche
Beimiſchung, garantirt unſchädlich.
Dr. Orſilas Haarfärbe=Nußöl, zur
Stärkung und Wachsthum des Haares
und zum Dunkeln desſelben; zugleich ein
feines Haaröl. Beide 70 Pfg. Aecht
färbendes und garantirt, unſchädliches
Haarfärbemittel, für ſchwarz, braun
und blond, Carton Mt. 150.
Adolf Walchner,
(636
vormals E. Scharmann,
Hoflieferant, Ludwigsplatz 1.

Wenn Sie Busten
Neſaen die Apellober

1O1 N

)
40

WI6I6I-

Dieses Eöstliche Haus., Gonuss- und
Schntzmittol hat FChon Pausenden bei
Musten, Helserkelt, Reiz im Hehl-
Kopf eie. sowohl Linderung als auch
Hüfe gebracht und verdient uberall auf
das Wärmste empfohlen zu werden.
In Beuteln 20 Pfg. und 40 Pfg.
zu haben bei
Carl Watziger,
Wilhelminenstr. 11. (17794

Hakulaturpapior
in großen u. kleinen Partien wird
abgegeben. Näheres Exp. u741
Chirurgie u. Hühnoraugon-
Oporationon
werden gewiſſenhaft ausgeführt. - Anti=
ſeptiſches
Verfahren.
approb. Heil-
Ph. Meyer,
gshülfe,
[1841
Holzſtraße 22.

[ ][  ][ ]

Nr. 42

551

Pis
19½

Lebens=Verſicherungsbank
Ur eulſchland
Am Gotha.
Die hieſige Vertretung dieſer älteſten und größten deut=
ſchen
Lebens=Verſicherungsbank verwaltet der Unterzeichnete.
Derſelbe erbietet ſich zu allen Auskünften.

H. Thienemann,
Niedeſelſtraße 33.

u209

RAIbfesch,
orste Cualität,
per ½ Kilo 56 Pfg.
gegenüber der Brauerei
Baldes,
zur Krone
Schloßgraben 3 eingemachte Bohnen
und Kartoffeln zu verkaufen. (2548
Rindersohltten
(2549
aus Holz gefertigt bei
L. Wolfeturm, Wagnermeiſter.

ATEGAON
½.
Spodition Aöbeltransport, Verpackungédufbonahrung
W Bleichſtruße.
Suche Wückladung zu-
äußerſt
günſtigen Bedingungen
4
für 2 Möbelwagen für handtransportper Ende Februar von Oborhossen,
do.
für Sostransport per Mitte März v. Bristol (Engld.),
2
1 Patentwagen, 8 Meter lang, per Ende März von Hamburg,
1 Patentwagen, 8
per Auſang April von Bresden,

nach hier oder Umgegend;
ferner:
3 große Patentwagen per ſofort von hier nach Cöln a. Rh. oder
(2545
Umgegend.

708) Rheinſtraße 28
Vorderhaus Wohnung im 1. Stock,
3 Zimmer, Küche und allem Zube=
hör
. Ebendaſelbſt Hinterbau große
ſchöne Räume mit gutem, großem
Keller, Fruchtſpeicher ſofort zu ver=
miethen
durch Fr. Langnes, Hof=
buchdruckerei
.

2550) Marktplatz 1 iſt die Man=
ſarde
, beſtehend aus Zimmer n. Kabinet,
Küche, Bodenraum, per 1. April an
ruhige Leute zu vermiethen.

H.
l
gEtsgemePorerelnyarIsiad.."
2
Dierzehnte Winter=Verſammlung
Freitag den 19. Februar, Abends 8 Uhr, im oberen Saale,
der Stadt Pfungſtadt.

Tagesordnung.
1) Feſſtellung der Sommer=Ausflüge und Beſuche gewerblicher Anlagen im
Sommer=Halbjahr 1892.
2) Verhandlungen über Fragen, betreffend Lage des Handwerks, ſeine Hinder=
niſſe
und Forderung.
Neue techniſche Zeitſchriflen liegen offen und iſt der Fragekaſten aufgeſtellt.
[2546
Der Vorstand.

Läden, Magazine sto.
328) Schuſtergaſſe 8 ein kleiner
Laden mit Wohnung per 1. Februar.
Nahe am Markt.
4
W6V Rheinſtraße 13
iſt ein ſchöner Laden mit daran=
ſtoßendem
hellem Zimmer per ſofort
oder 1. April zu verm. event. auch
mit Wohnung. Näheres bei Alex.
Schäfer, Rheinſtr. 16, oder Ludw.
Alter, Möbelfabrik, Eliſabethenſtr.

H

1009) Caalbauſtr. 17, 1 Stiege h.,
ein ſchön möbl. Zimmer mit Penſion ſof.
2209) Eliſabethenſtraße 35 1. Stock
ein fein möbl. Zimmer zu vermiethen.
2551) Magdalenenſtr. 6, oberhalb
der Infanteriekaſ., ein ſehr hübſch möbl
Zimmer zu verm. Näheres 1. Stock.

[ ][  ][ ]

552

Ne. 42

000000000000000000000000000000,
Darmstädter
GdtUvSAI-GEOUIOUUdId
Gegründet 1878.)
Samatag den 20. Februar,
Abends 8 Uhr 11 Min.:

Zweite große Dameu= u. Herren=Zihung

F
mdt Tany 4
in sämmtlichen Räumen des Saalbanes.
Der grosse Rath
der Darmſtädter Carneval=Geſellſchaft.

C
Wluduigsplatn 2 bei Gusk. Landau. zu
Weimstes Hrepwelmehhl
per Pfund 20 und 22 Pfg.
Sohhr gutes Hochmehl
per Pfund 18 Pfg.
Vorzügliches, reinſchmeckendes
Wack- umd Speise-Oel
per Schoppen (½ Liter) 32 und 40 Pfg.
Cocosnuss-Butter, Marmelades
Gustav Lamdau,
Mx nur Ludwigsplatz 2. W
Töchterpensionat Lmorbach l. 0.
Herrliche, ozonreiche Luft - geſunde Lage des Hauſes inmitten/
von Gärten, - hohe luftige Räume, - ſehr gute kräftige Koſt,
liebevolles Familienleben, Franzöſin und Engländerin im Hauſe.
Proſpekte und Referenzen durch
die Vorsteherin Lana Commer.
5

Ruhige Familie ohne lleine Kinder,
ſucht zum 1. Mai eine
Wolmuug;
5 Zimmer nebſt Zugehoͤr in beſſerer Lage,
bis 750 Mark. - Gefl. Offerten unter
[2403
W. E. an die Exped. d. Bl.

Ein Fuhrſchlitten und ein
Handſchlitten
billig zu verkaufen.
2554
A. Merz,
Ecke der Schwanen= und Gardiſtenſtraße.

M
M

2555) Zwei beſſ. Mädchen, in aller
Arbeit üchtig, gut. Zgn., ſuchen St. per
1. März. Schmitt, Pädagogſtr. 8.
2556) Eine Kinderwärterin, ſowie
eine Stütze der Hausfrau mit ſehr 9. 3g.
ſuchen Stelle. Frank, Ludwigsſtr. 16.

M1
W

2557) Haus= und Küchenmüdchen
können ſofort eintreten Kirchſtr. 12.
2558) Ein junger, reinl. Burſche
ſofort geſucht. - Zu erfragen Heidel=

bergerſtraße 45.

Gewandter Hausburſche
für ein Colonialwaarengeſchäft ſofort
geſucht. Näheres Expedition.
[2559
Lehrlings=Geſuch.
1132) Auf Oftern ſuche ich einen
jungen Mann mit guter Schulbildung in
die Lehre.
H. E. Müller,
Papierhandlung.

Vorzüglichen
Hürsohbraten
70, 80 und 90 Pfa. per ⁄₈ Kilo=
empfiehlt

(2560
Holnrich Böhrich.

[ ][  ][ ]

Nr. 42

553

SIbU6
ſwelche in beſſeren Fa=
zmilienkreiſen
bekannt
ſind und geneigt ſind
ich mittels bequemer
Muſter einer leiſtungs=
fähigen
Bielefelder
Leinen=Damaſt= und
Wäſche=Fabrik ein an=
genehmes
und leichtes
eben=Eintommen zu
beſchaffen, belieben An=
erbietungen
mit Refe=
renzen
unter f. 1054
ſl EUdolL z10sse,
Köln, gütigſt ge=
langen
zu laſſen.
L8000SSesee5e

Lamohim-loilette-Cream=lanolin
Vorzüglich zur Pflege der Haut.
zur Reinhaltung und Bedeckung wunder Hautſtellen
Vorzüglich
und Wunden.
zur Erhaltung einer guten Haut, beſonders bei kleinen
Vorzüglich
Kindern.

Zu haben in den meiſten Apotheken und Droquerien.
1350

Wehziemer u.
EehſéemlO,
Haſelhühner.
Kopfſalat,
Maltes. Lartofeln
(256,
AvrA UuxGut-od,

W

2563) Dienſtmädchen auf ſofort ge
ſucht. Zu erfragen in der Exped. d. Bl

Für die notleidenden deutſchen Kolo=
niſten
in Rußland gingen ferner bei uns
von: Ungenannt 3 M. Frau E. Sz. 10 M.
C. Sz. 5 M. H. Dy. 3 M. G. S. 150 M.,
Pfarrer Dr. Flöring 5 M. Vrof. Dr. Schopp
5 M. M. Cr. 150 M. E. W. 5 M. Pfarrer,
Pfnor 8 M. Julie Pfnor 1 M. Eleonore
Vfnor 1 M. Oberſt Kerz 20 M. Zuſammen
69 M. Hierzu die früheren 464 M. 45 Pf.
Im Ganzen 533 M. 45 Pf.
Um weitere Gaben bittet
die Expedition.

5 2
3 Eine Leurlingsstelle
4 iſt auf Oſtern durch einen jungen
Mann mit guten Schulkenntniſſen
und ſchöner Handſchrift zu beſetzen.
Emil Sander,
Herrenkleider=Fabrik.

345) Für das Comptoir eines Ma=
ſchinengeſchäfts
wird ein
Eehrling
geſucht. Schriftliche Anerbieten unt. R.
bitte an die Ausgabe des Blattes zu richten.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 19. Februar 1892.
1. Vorſtellung i. d. 7. Abonnements=Abteilung.
(Rothe Karten giltig.,
D ie Großſtadtluft.
Schwank in 4 Akten von Oscar Blumenthal
und Guſtav Kadelburg.
Martin Schröter, Fabrikant Herr Werner.
Sabine, ſeine Tochter
Frl. Brand
Walter Lenz. Rechtsanwalt Herr Hacker.
Antonie, ſeine Frau
Frl. Cramer.
Bernhard Gempe, ihr Couſin Herr Sachs.
Fritz Flemming, Ingenieur Herr Steude.
Dr. Cruſius
Herr Wagner.
Frau Dr. Cruſius
Frau Egli.
Rektor Arnſtedt
Herr Knispel
Frau Rektor Arnſied=
Frl. Ethel.
Marthe, Dienſtmädchen . Frl. Heudorf.
Ein Tapezierer,
Herr Mickler.
Ein Diener
Herr Knörzer.
Anfang 7 Uhr. Ende ½10 Uhr.
Kaſſe Oeffnung 6 Uhr.

Sonntag, 2l. Februar 1892.
2. Vorſtellung i. d. 7. Abonnements=Abteilung.
(Rothe Karten giltig.)
Der Zigeunerbaron.
Opverette in 3 Akten von Joh. Strauß.

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Der Kaiſer konſerierte am 16. morgens
mit dem Reichskanzler Grafen Caprivi im Reichskanzler=Palais,
arbeitete ſpäter mit dem Chef des Militärkabinetts und empfing
den Generalfeldmarſchall Grafen v. Blumenthal, welcher nach
längerer Krankheit nunmehr vollſtändig wiederhergeſtellt iſt und
ſich bei dem Kaiſer geſund meldete. Um 1 Uhr nahm der Kaiſer
militäriſche Meldungen entgegen und empfing den Beſuch des
Herzoas von Sachſen=Altenburg, welcher zur Frühſtückstafel ge=
laden
wurde.
Der Rektor der Univerſität Prof. Dr. Förſter und der Univer=
ſitätsrichter
Geheimrat Daude hatten eine Audienz beim Kultus=
miniſter
in der Volksſchulgeſetz=Angelegenheit.
Nach dem Reichsanzeiger' betrug im erſten Halbjahr des
Etatsjahres 1891-92 die Summe der Holl= und ſönſtigen Ein=
nahmen
Kameruns 200060 M.
Nach der =Vol. Korr. hängt die Anweſenheit des Londoner
portugieſiſchen Geſandten Soveral in Berlin nicht mit der Regelung
der handelspolitiſchen Beziehungen Portugals mit Deutſchland,
ſondern mit der Anbahnung einer Verſtändigung mit den deutſchen
Staatsgläubigern Portugals zuſammen.
In der am 17. im Reichstag fortgeſetzten Debatte über Miß=
handlungen
von Soldaten ſagte Abg. v. Kardorff: Mir war klar,
daß die Sozialdemokratie den Erlaß des Prinzen Geora für ihre
Zwecke fruktifizieren werde, mich wunderte auch nicht, daß der Abg.
Haußmann ihr dabei kräftig ſekundiert hat. Gewundert hat mich,
Laß er aktenmäßige Darſtellungen von Fällen zu geben wagte, be=
vor
der Spruch des Civilgerichts gefallen iſt. Es ſcheint aber zu
den Gepflogenheiten württembergiſcher Rechtsanwälte zu gehören,

die ſchmutzige Wäſche ihres Vaterlandes hier im Reichstag aus=
zubreiten
. Die Sozialdemokraten ſollen lieber an ſich ſelbſt denken
und nicht vergeſſen, wie Streikbrecher bei ihnen mißhandelt werden.
Ihr Ziel, Mißtrauen gegen die Heeresleitung zu erwecken, werden
ſie nicht erreichen. Die Mißhandlungen müſſen wegfallen, den Weg
dazu geben die Reſolutionen an, die im weſentlichen übereinſtimmen,
von denen die Reſolution Buhl=Richter aber zu weit geht. Redner
verurteilt die Angriffe gegen die Unteroffiziere, das Offiziercorps
und gegen die Armee überhaupt und bedauert, daß durch Richters
Zuſatz, betreffend die Beſeitigung des Duellunweſens, eine ungünſtige
Meinung erweckt werde. Abg=Marquardſen tritt für das bayeriſche
Verfahren ein und bittet die Reſolution Buhl=Richter anzunehmen.
In der namentlichen Abſtimmung wurde der Antrag v. Gagern
(Clausula bajuvarica) mit 140 gegen 1103 Stimmen abgelehnt, da=
für
ſtimmen die Konſervativen und Centrum, dagegen alle übrigen
Parteien. Der Zuſatzantrag Richter, der ſich auf das Duell Un=
weſen
bezieht, wird gegen die Stimmen der Freiſinnigen und So=
zialdemokraten
, Abſ. 1 des Antrages Dr. Buhl=Richter ( Beſchwerde=
pflicht
) mit 122 gegen 120 Stimmen (dieſe Abſtimmung erfolgt durch
Zühlung) abgelehnt. Abſ. 2 des Antrages Richter=Buhl ( Ständig=
keit
, Mündlichkeit, Oeffentlichkeit) wird mit 143 gegen 100 Stimmen,
angenommen, dafür ſtimmen außer der geſamten Linken die Welfen
und die bayeriſchen Mitglieder des Centrums. Faſt einſtimmig
lgegen wenige Stimmen der Deutſch=Konſervativen) gelangte ſodann
Punkt 2 der Reſolution der Kommiſſion (Erleichterung des Be=
chwerderechts
) zur Annahme. Der dritte Teil der Reſolut on
(Pflege des religiöſen Sinns) wird gegen die Stimmen der Deutſch
Konſervativen, des Centrums und der Mehrheit der Reichspartei
abgelehnt. Schließlich wird auch die von der Budgetkommiſſion
beantragte Reſolution auf Vorlegung einer Krimmnalſtatiſtik ange=

[ ][  ][ ]

554
Nr. 42

nommen. Das Kapitel Militärjuſtizverwaltung wird hierauf ge=
nehmigt
.
Die Volksſchulgeſetz=Kommiſſſon hat am 17. den Abſatz 2 des
8 14 mit dem Zuſatze des Centrums in folgender Faſſung ange=
vommen
: Der Regel nach ſoll ein Kind, welches einer vom Staate
anerkannten Religionsgeſellſchaft angehört, Unterricht durch einen
Lehrer ſeines Bekenntniſſes erhalten. Im Laufe der Debatte er=
klärte
auf eine Anfrage der Kultusminiſter zwiſchen Katholiken und
Altkatholiken mache die Staatsregierung keinen Unterſchied, die
Altkatholiken gehörten auch zu den anerkannten Reliaionsgeſellſchaften.
Die Kommiſſion nahm einſtimmig bei 8 14 Abſ. 3 den Antrag der
Konſervativen an, wonach die vorhandenen Volksſchulen in ihrer
gegenwärtigen Verfaſſung beſtehen bleiben und anderweite Anord=
nungen
abhängig gemacht werden von der Zuſtimmung der Gemeinde,
deren Entſcheidung durch den Kreisausſchuß oder Bezirksausſchuß
ergänzt werden kann. Angefügt wurde Abſatz 4 ſtatt Abſatz 5 an
8 17, wonach der Religionslehrer einer anderen Konfeſſion auch
mit dem Unterricht in anderen Fächern nach Zuſtimmung des Schul=
vorſtandes
betraut werden kann; dann wurde der ganze Paragraph
angenommen.
Oeſterreich=Ungarn. Die Abreiſe des Kaiſers nach Peſt
wurde verſchoben, weil ſeine Tochter, die Erzherzogin Marie Valerie,
nach ungeſtörtem Verlauf des Wochenbettes bis zum 16. Tage an
Bronchitis erkrankt iſt. Am 17. gaben die Leibärzte einen öffent=
lichen
Bericht aus, wonach eine rechtsſeitige Lungenentzündung ein=
getreten
iſt, jedoch ſei das Allgemeinbefinden nicht beunruhigend.
Der ungariſche Reichstag wird hiernach wahrſcheinlich nicht durch
den Kaiſer, ſondern durch Erzherzog Karl Ludwig eröffnet werden.
Der ungariſche Finanzminiſter v. Weckerle iſt am 17. in Wien
eingetroffen. Der Miniſterpräſident Szapary kommt am 18. früh
an. Es ſoll ſich bei dieſen Reiſen um die Beſprechung wegen Er=
nennung
eines neuen Gouverneurs der Oeſterreichiſch=Ungariſchen
Bank, die Feſiſtellung des Arbeitsprogramms des ungariſchen Par=
laments
und die Beſtimmung des Termins für die Einberufung
von Fach=Enqueten zum Zwecke der Valutaregulierung handeln.
Im öſterreichiſchen Abgeordnetenhaus brachte die Regierung
am 11. die Notſtandsvorlage ein; in derſelben wurden 360000 fl.
ür die durch den Notſtand betroffenen Gegenden der einzelnen Lan=
desteile
verlangt. Eine weitere Vorlage der Regierung bean=
prucht
500000 fl. behufs Erteilung einmaliger Aushilfen an die
Staatseiſenbahnbedienſteten mit Ausnahme der Beamten der acht
Löhern Rang= bezw. Dienſtklaſſen.
Belgien. In der am 17. ſtattgehabten Beratung des Refe=
rendums
in den Sektionen der Kammer verwarfen es 3 Sektionen,
3 nahmen es an. Im ganzen ergab die Beratung 49 Stimmen
für und 33 dagegen, bei 14 Enthaltungen. Die Sektionen nahmen
das Referendum unter dem formellen Vorbehalt an, daß die heutige
Annahme eine ſpätere Vernerſung durch dieſelben Abgeordneten
ibt präjudiziere.
Italien. Der Unterrichtsminiſter Villari bereitet eine Aenderung
d s Univerſitätsreglements vor, um für die Zukunft Studenten=
ktawallen
wirkſam vorbeugen zu können.
Der Senat nahm am 17. die zwiſchen Deutſchland und Italien
v. reinbarte Konvention, betreffend den Marken= und Muſterſchutz,
ohne Diskuſſion an.
Die Abgeordnetenkammer begann am 16 die Debatte mit dem
Antrag Bonghis dahingehend. die Kammer ſei überzeugt, daß die
ortdauernden Unordnungen auf den Univerſitäten den Studenten
ſelbſt und dem Lande Schaden und Mißkredit verurſachten. Bonghi
fordert den Miniſter auf, die Disziplinargewalt der Profeſſoren=
vollegien
durch ein beſonderes Geſetz zu ſtärken. Der Radikale
Ferri ſpricht gegen den Antrag Bonghi und verteidigt die Studenten,
deren letzte Unruhen man nicht zu ernſt nehmen dürfe. Die mora=
liſche
Autorität müſſe ſich ſtets geltend machen können; dagegen
könne er die ſtrengere Disziplin nicht billigen. Den Vorwurf. daß
Italiens Univerſitäten im Verfall ſeien, weiſt er zurück. Hier werde
mehr ſtudiert, als in Deutſchland. Dort =bringe der Student ſeine
Heit zwiſchen Bier und Duellen zu, in Italien beherrſche den
Studenten die Ueberlieferung einer Jahrhunderte alten Kultur.
Villari erklärt die jährlich wiederkehrenden Unruhen der Studenten
für eine Schmach. Die Sache ſei von höchſter Wichtigkeit für die
Kultur des Landes. Für das Verhalten der Studenten gebe es
keine Entſchuldigung. Er verſichert zum Schluß, die akademiſchen
Behörden und das Miniſterium würden die Ordnung zur Ehre
Italiens herzuſtellen wiſſen. Nach den Erklärungen Villaris und
Rudinis wird eine Tagesordnung, die das Vertrauen auf die Re=
hierung
ausſpricht, mit Namensaufruf angenommen.
Rußland. Die Meldung, Großfürſt Georg werde ſich nach
Paris behufs Befragung dortiger Aerzte begeben, wird amtlich für
unbegründet erklärt. Dagegen werden Vorbereitungen für den
Aufenthalt der Kaiſerin, des Großfürſten Georg und der beiden
Großfürſtinnen Tenia und Olga in Algier getroffen.
Auf telegraphiſchen Befehl des Haren iſt der Generalgouverneur
Gurko am 18. von Warſchau nach Petersburg abgereiſt. Der Be=
rufung
wird eine politiſche Bedeutung beigelegt.
Alle eingehenden Nachrichten aus den Notſtandsbezirken ſtimmen

überein, daß die Zuſtände in den Notſtandsbezirken weit ſchlimmer
ſeien, als man im allgemeinen in Deutſchland anzunehmen ſcheint.
Serbien. Erkönig Milan ließ durch die ruſſiſche Botſchaft
in Paris ſeine Aufnahme in den ruſſiſchen Unterthanenverband
anſuchen. Es wird verſichert, daß Milan ſeitens Rußlands eine
Dotation erhalte, wobei er die Verpflichtung übernahm, einen Teil
des Jahres ſich in Rußland aufzuhalten. Mit dem Wiener Hof
hat Milan ſämtliche Beziehungen gebrochen.
Rumänien. Bei der Senatswahl wurden im erſten Wahl=
körper
43 von der Regierungspartei und 7 von der Oppoſition gewählt.
10 Ballotagen ſind erforderlich.
Die Oppoſition hat beſchloſſen, unter Proteſt gegen die jüngſten
Wahlen der Kammer fernzubleiben.
Montenegro. Infolge der vorjährigen Mißernte haben in
Montenegro der Notſtand und das Elend ungeheuere Dimenſionen
angenommen. In früheren Zeiten hat ſich Montenegro an Rußland
um Hilfe gewendet; in dieſem Jahre war jedoch Rußland genötigt,
mit ſeinen Getreidevorräten zurückzuhalten. Fürſt Nikola hat zwar
große Vorräte in Rußland angekauft, mußte aber dieſelben gegen
Barzahlung wieder weiterverkaufen. Infolge deſſen wandern Tauſende
von Montenegrinern nach der Türkei aus.


Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 19. Februar.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 17. Febr.
den Landgerichtsdirektor bei dem Landgericht der Provinz Ober=
heſſen
Julius Muth auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner
langjährigen treuen Dienſte vom 1. März 1892 in den Ruheſtand
verſetzt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 17. Febr.
den Landgerichtsrat bei dem Landgericht der Provinz Oberheſſen
Guſtav Hofmann zum Landgerichtsdirektor bei dieſem Gericht,
den Amtsrichter bei dem Amtsgericht Offenbach Otto Jung zum
Landgerichtsrat bei dem Landgericht der Provinz Oberheſſen, den
Amtsrichter bei dem Amtsgericht Fürth Philipp Hill zum Amts=
richter
bei dem Amtsgericht Offenbach und den Gerichtsaſſeſſor
Friedrich Bierau aus Echzell zum Amtsrichter bei dem Amts=
gericht
Fürth, ſämtlich mit Wirkung vom 1. März 1892 an
ernannt.
Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog ſind Mittwoch
abend in Begleitung des perſönlichen Adjutanten Vremierlieutenant
v. Frankenberg nach Nizza abgereiſt.
Ordensverleihungen. Se. Majeſtät der Kaiſer haben
dem Oberſt Rothe, Kommandeur des Schleswig. Feld=Art.=Regts.
Nr. 9. den Königl. Kronen Orden 2. Klaſſe, dem Flügeladjutanten
Oberſtlieutenant v. Scholl das Kreuz des Königl. Haus=Ordens
von Hohenzollern verliehen.
Se. Majeſtät der Kaiſer haben auf die Jahre 1892 bis
einſchließlich 1896 den Großh. Geh. Ober=Medizinalrat Dr. Pfeiffer
und den ordentlichen Profeſſor an der Univerſität Gießen Dr. Gaffky
zu außerordentlichen Mitgliedern des Kaiſerlichen Geſundheitsamts
ernannt.
Generalmajor v. Zangen, perſönlicher Adjutant Sr. Großh.
Hoheit des Prinzen Wilhelm, iſt geſtern nach längerem Leiden
geſtorben.
4 Bei der am Montag ſtattfindenden Gedenkfeier zu
Richard Wagners Lodestag, veranſtaltet durch den hieſigen
Richard Wagner=Zweiaverein, werden außer dem Vorſpiel
zu Parſifal auch Szenen dieſes Bühnenweihfeſtſpieles durch den
Heldentenor des Mannheimer Hoftheaters Herrn A. Mittelhauſer,
owie Herrn Lieck (Frankfurt) zum Vortrag gelangen. Von ein=
heimiſchen
Künſtlern haben Hofſängerin Frl. Milena, ſowie die
Herren Kirchenmuſikmeiſter Mendelsſohn, Kammermuſiker Hahn und
Hofmuſiker Mehmel in liebenswürdigſter Weiſe ihre Mitwirkung
zugeſagt. Für Nichtmitglieder ſind Eintrittskarten M. 250 in
der Hofmuſikalienhandlung von G. Thies, Eliſabethenſtraße 12. zu
haben.
Am 18. morgens früh 7 Uhr zeiate der Thermograph
des Großh. Kataſteramts - 12 C. bei S. W.
Der Wetterwarte der Köln. 3ta. zuſolge iſt Abnahme der
Kälte und für die nächſten Tage ein Witterungsumſchlag nicht
unwahrſcheinlich.
E. A. Theater der Darmſtädter Karnevalsge=
ſellſchaft
. Auf dem Gebiete der Darmſtädter Lokal=
poſſe
iſt friſcher Nachwuchs emporgeſchoſſen. Das Stück, welches
am Mittwoch von der Darmſtädter Karnevalsgeſellſchaft im Saal=
bau
zur Aufführung gebracht wurde, zeichnet ſich durch guten ſzeni=
ſchen
Aufbau und amüſante Handlung aus. Die Klauſel,
oder der Racheplanz iſt der Titel der Poſſe, der zu dem In=
halt
auch trefflich ſtimmt. Der frühere Metzgermeiſter und nun=
mehrige
Rentner Dickfleiſch iſt ſeinem Nachfolger Füllſel, dem er
das Geſchäft verkauft hat, gram wegen einer Klauſel im Kauf=
kontrakt
. die ſich darauf bezieht, daß weder Dickfleiſch noch ſeine
Blutsverwandten in Darmſtadt eine Metzgerei errichten dürfen,
wofern ſie nicht 20000 M. Entſchädigung zahlen wollen. Dieſer

19

A

wi

N

[ ][  ][ ]

Nr.
Klauſel wegen brület Dickfleiſch Rache. Sein Groll gegen Füllſel
wächſt, weil dieſer ein Verhältnis zwiſchen ſeinem Mündel Fritz
Kleingeld, einem braven, aber armen Metzgerburſchen, und Dick=
fleiſchs
Tochter, Greichen, begünſtigt. Einem befreundeten Agenten
giebt Dickfleiſch Auftrag, für ein Häuschen mit Laden, das er ge=
mietet
hat, einen tüchtigen, jungen Metzgerburſchen zu ſuchen, Geld
brauche er nicht zu haben, er ſolle nur einen Konkurrenten für
Füllſel abgeben. Die Gegenpartei weiß es natürlich ſo einzurichten,
daß kein anderer als der abgewieſene Freier, Fritz Kleingeld, den
Laden mietet. Nun iſt Dickfleiſch der Geprellte und muß ſich zum
Frieden mit der Freundſchaft und Verwandtſchaſt entſchließen, was
er denn auch herzlich gerne thut.
Der Verfaſſer dieſer Lokalpoſſe, die bei ihrer erſten Auffübrung
großen Anklang fand, iſt der als guter Liederdichter und famoſer
Karnevalsredner bekannte Herr Georg Schäfer. Um die Re=
viſion
der Poſſe hat ſich Herr Schramm von hier bemüht, indem
er die nötigen Kürzungen, bezw. Zuſammenrückungen vornahm.
Auch iſt er der Dichter der Geſangsterte, welche dem Stück beigefügt
wurden. Eine ſehr gefällige Muſik zu dem Ganzen hat Herr Rich.
Senff komponiert und zwar die Ouvertüre, Entréelied des Gaſt=
wirts
Honig. Quartett im 3. Akt und Finale im 4. Akt. Geſpielt
wurde ganz vortrefflich, die Darſtellung aing ſtellenweiſe weit über
die Grenzen einer Dilettantentruppe hinaus, was wohl mit auf
die Rechnung der ganz vorzüglichen Regie des Herrn Hofſchau=
ſpielers
Knispel zu ſetzen iſt, der ſich mit unermüdlichem Fleiß
um das Gelingen des ganzen bemüht hat. Wie wir hören, haben
nicht weniger als 17 Proben ſtattgefunden. Die Mitwirkenden,
die vorläufig nicht genannt ſein wollen, erſchienen auf dem Theater=
zettel
in ſehr durchſichtigen Pſeudonhmen. Haupt= und Nebenpar=
tien
wurden gleich gut durchgeführt. Große Heiterkeil erregte auch
die Strauß'ſche Einlage im 3. Akt, welche das Liebespaar vorzu=
tragen
hat und die ein ins Bürgerliche überſetztes Papageno= und
Papagena=Duett genannt werden darf. Herr Georg Schäfer
hat ſein Stück der hieſigen Karnevalsgeſellſchaft zur alleinigen Auf
führung gewidmet. Das Theater war ſehr gut beſucht, auch der
Großh. Hof war eiſchienen und hatte dicht vor der Bühne Platz
genommen. Se. Königl. Hoheit der Großherzog ſprachen ſich außer=
ordentlich
lobend über die Aufführung aus und erſuchte die Herren
vom Komits ſeinen Dank den Mitwirkenden auszuſprechen. Ebenſo
äußerte ſich Se. D. Prinz Ludwig von Battenberg.
- Von allen Seiten iſt der Wunſch ausgeſprochen worden, daß
die Vorſtellung der Lokalpoſſe ,Die Klauſel; zur Wiederholung
gelangen möge, eine ſolche iſt denn auch für Montag, 22. d. M.
in Ausſicht genommen und machen wir alle Freunde des geſunden
Darmſtädter Humors darauf aufmerkſam, ſich bei Zeiten einen Platz
zu der zweiten und letzten Aufführung zu ſichern, da nach dem
großen Erfolg gewiß eine außerordentliche Nachfrage nach Billets
ſtattfinden wird.
Dem T. A. zuſolge iſt Herr=Opernſänger Hedrich von
nächſter Saiſon ab für das Großh. Hoftheater engagiert worden.
0. Verein Kunſtfreund. Die am Mittwoch abend in
den oberen Räumen der Stadt Pfungſtadt= ſtattgefundene Monats=
verſammlung
des Vereins Kunſtfreund: verlief bei ziemlich zahl=
reicher
Beteiligung in anregendſter Weiſe. Nachdem der Vorſitzende
die Verſammlung eröffnet und über den Stand und die Lage des
Vereins höchſt intereſſante und ſehr erfreuliche Mitteilungen ge=
macht
hatte, wurden die von dem Vereinsmitglied Herr Eugen
Stromberg zur Verfügung geſtellten Kupferſtiche, die vorzugsweiſe
aus der holländiſchen und franzöſiſchen Schule herrühren, veſichtigt.
Allgemeine Bewunderung und großen Beifall fanden die Kupfer=
ſtiche
von Edelink = 1641 geb. in Antwerpen und 1707 geſt. in
Paris als franzöſiſcher Hofkupferſtecher - ferner müſſen noch er=
wähnt
werden die Kupferſtiche der altbewährten Meiſter, wie Felſing,
Longki, Joſeph Bal, J. G. Wille, Seb. Klauber u. a. m. Die dar=
auf
folgende Gratisverloſung, welche ſehr reichlich ausgefallen war,
verlief aufs beſte. Nach Erledigung der Vereinsangelegenheiten
begann der gemütliche Teil und die Vereinsmitglieder trennten ſich
erſt in ſpäter Nachtſtunde.
Bur Aufrechterhaltung des Verkehrs auf den Dampf=
ſtraßenbahnen
trotz des ſeit vier Tagen anhaltenden ſtarken
Schneefalls beſchäftigt die Verwaltung gegenwärtig ca. 160 Hilfs=
arheiter
.
NUnfälle. In einer hieſigen chemiſchen Fabrik waren zwei
Arbeiter mit dem Heben einer Pritſche beſchäftigt. Hierbei löſte
ſich ein an der Pritſche befeſtigter Balken los und ſiel einem Ar=
beiter
derart auf den einen Fuß, daß der Mann eine nicht unbe=
deutende
Quetſchung des Fußes erlitt. Ein Maſchinenarbeiter,
welcher eine Hobelmaſchine bediente, war im Begriff ein Stück Holz
abzunehmen und geriet dabei mit der rechten Hand zwiſchen dieſes
und den Tiſch, wobei er ſich eine Quetſchung des Mittelfingers
zuz0g.
In dieſen Tagen erſcheint die Sonnenoberfläche von
einer außergewöhnlich großen Menge von Flecken bedeckt, die
zugleich eine bedeutende Flächenausdehnung beſitzen. Die eine
Gruppe mit den größeren Flecken, deren Geſamtareal die Ober=
fläche
wohl mehr als tauſendmal übertrifft, befindet ſich nahe dem

42
555
weſtlichen Sonnenrande und wird in einigen Tagen hinter dem
Sonnenrande verſchwinden, die zweite langgeſtreckte Gruppe iſt vor
wenigen Tagen um den Oſtrand herum in die Sonnenſcheibe ein=
getreten
und wird vorausſichtlich noch etwa acht Tage ſichtbar
bleiben. Man wird ſchon mit ganz ſchwacher ovtiſcher Kraft dieſe
intereſſanten Gebilde auf der Sonne bemerken, wenn man zwiſche:
Auge und Fernrohr ein hinreichend dunkles Blendglas einſchaltet.
Vereinzelte Flecken findet man bei ſtärkerer Vergrößerung auch noch
auf dem mittleren Teile der Sonnenſcheibe. Es iſt immerhin
auffallend, daß ſobald nach dem Eintritt des Minimums der
Sonnenflecken, das etwa gegen den Anfang von 1891 ſtattfand, Zahl
und Größe der Flecken ſchon wieder ſo bedeutend iſt.
(M. B.)
88 Pfungſtadt, 16. Febr. Ein 18jähriger Burſche. namens
Drott, gab am Sonntag abend zwei Revolverſchüſſe auf den
älteſten Sohn des Gaſtwirts Vetter ab, als derſelbe im Begriffe
war, die Fenſterläden zu ſchließen. Der erſte Schuß ging fehl, beim
zweiten drang die Kugel in die Hüfte; der Knochen ſcheint dem
Geſchoß Einhalt gethan zu haben, ſo daß größere Gefahr nicht
vorhanden iſt. Ein Volizeidiener brachte den rohen Burſchen baid
zur Haft und wurde er alsdann der Staatsanwaltſchaft zur Be=
ſtrafung
übergeben. Die Veranlaſſung zur That ſoll das Feier=
abendbieten
geweſen ſein.
Künftigen Sonntag mittag wird Herr Kreisrat Haas von
Offenbach. derzeitiger Landtagsabgeordneter des Bezirks Darmſtadt=
Groß=Gerau, in einer Verſammlung mit ſeinen Wählern, betreffs
Stellung zu den Vorlagen der neuen Verwaltungsgeſetze, Fühlung
nehmen.
4. Mainz. 18. Februar. Es iſt nun endgiltig von allen maß=
gebenden
Faktoren beſchloſſen worden, an den bevorſtehenden
Karnevalstagen von allen äußeren Veranſtaltungen, wie Roſen=
montagszug
, Kappenfahrt ꝛc. Umgang zu nehmen. Es hatten
ſich verſchiedene Vexeine und Geſellſchaften lebhaft bemüht, dem
Mainzer Karneval auch in dieſem Jahre ſein traditionelles Gepräge
zu geben, aber nirgends fand man die nötige Unterſtützung.
4 Mainz. 16. Februar. Für das im kommenden Frühjahr
ſtattfindende Xl. Deutſche Bundesſchießen hat Hr. Ferdinand
Büdingen, der frühere Beſitzer des Gaſthauſes zum Holländiſchen
Hofr hier, das Amt als geſchäftsführender Präſident des Feſtaus=
ſchuſſes
übernommen. - Als Feſtplatz ſtebt ein Terrain von 80
Morgen Land zur Verfügung. Dasſelbe iſt oberhalb der Neuen
Anlage' zwiſchen hier und der Gemeinde Weiſenau (mit herrlicher
Ausſicht auf den Rhein) gelegen. 150 Scheibenſtände ſind vorge=
ſehen
und die Feſthalle ſoll 4000 bis 5000 Perſonen faſſen.
Frankfurt a. M. 17. Februar. Durch Schneefall, der
ſchon drei Tage währt und noch andauert, iſt der Verkehr ſehr er.
ſchwert. Die Bahnzüge treffen verſpätet ein, viele Poſten ſind
ausgeblieben.
Stuttgart, 17. Februar. Bezirkshauptmann Krenzler von
der deutſchen Schutztruppe in Oſtafrika iſt nach einer hierher ge=
langten
Nachricht vorgeſtern in Bagamoyo dem Malariafieber
erlegen.
Ludwigshafen, 17. Februar. Schneeverwehungen
haben den Bahnverkehr erbeblich geſtört. Nach dem Elſaß iſt faſt
kein Anſchluß zu erhalten. Der Trambahnverkehr iſt gänzlich ein=
geſtellt
.
Mannheim, 17. Februar. Infolge ſtarken Schneefalles blieb
der heute früh hier fällige Odenwaldzug 120 bei Rappenau
ſtecken.
Nürnberg. 17. Febr. Des ungeheueren mehrtägigen Schnee
falls wegen laufen die Züge mit großer Verſpätung hier ein, ſo
der Frankfurter Frühſchnellzug heute mit 4½ Stunden Verſpätung.
Die Pferdebahn ſtellte ihren Betrieb ein, der Ansbacher Poſtzug
blieb im Schnee ſtecken.
Köln, 17. Februar. Der Blitzug Baſel=Köln traf heute vor=
mittag
mit dreiſtündiger Verſpätung ein. Er war bei Landau
in den Schneewehen ſtecken geblieben. Auch die Anſchlußzüge
aus Paris und Oſtende gelangten mit je zweiſtündiger Verſpä=
tung
an.
Trier, 17. Februar. Seit zwei Tagen ſchneit esunaus=
geſetzt
. Der Pferdebahnverkehr iſt unterbrochen. Die Züge
treffen mit bedeutender Verſpätung ein.
Metz. 17. Februar. Infolge ſtarken Schneefalls haben
ſämtliche Büge mehrſtündige Verſpätungen erfahren.
Metz. 11. Februar. Aus Fahrläſſigkeiterſchoß. nach
einem Heroldtelegramme, beim Exerzieren ein Rekrut einen Ser,
geanten vom 130. Inſanterie= Regiment.
Eiſenach. In der hieſigen Bahnhofsreſtauration tragen
die Kellner von nun an ſtatt der unſchönen Fracks kleidſame blaue
Joppen. Auch in Bebra iſt ein gleicher Wechſel eingetreten. End=
lich
etwas Vernünftiges in der Mode.
Berlin, 18. Febr. In dem Mauſoleum in Vots dam
iſt nunmehr der Sarkophaa Kaiſer Friedrichs III. aufgeſtellt und
hat der Kaiſer auf den Wunſch der Kaiſerin Friedrich beſtimmt,
daß das Mauſoleum ganz in der Art, wie das Mauſoleum in
Charlottenburg. vom 1. März ds. Js. an dem öffentlichen Beſuch
zugänglich gemacht werde.

[ ][  ]

556
Nr. 44
Berlin, 16. Februar. Der Referendar. Siebert, welcher
den Dr. jur: Richard Malß im Duell erſchoſſen hat und deshalb
in Unterſuchungsbaft genommen; wurde, iſt am Samstag aegen
eine Raution von 20000 M. (uf freien Fuß geſetzt worden. Wegen
der im Duell davongetragenen Wunde am Bein befand ſich Siebert
in der Charits in der Abteilung für Unterſuchungsgefangene. Sie=
berts
Vater, welcher in Wiesbaden Juſtizrat iſt, wird, wie ein
Berichterſtatter ſchreibt, in der Hauptverſammlung ſeinen Sohn
ſelbſt verteidigey.
Berlin, 17. Februar. Einneues Reichsinſtitut wird
in dieſem Jahre in Spandau ſeiner Beſtimmung übergeben. Es
iſt dies die Armeekonſervenfabrik, das zweite ſtaatliche Etabliſſement
dieſer Art - die erſte befindet ſich in Mainz. Zum Herbſt beginnt
in Spandau zum erſtenmal der Betrieb, in welchem über 500 Ar=
beiter
Beſchäftigung erhalten.
Slawentzitz. 17. Februar. Der Herzog von Ujeſt iſt,
nach einem Telegramm aus San Remo, dort an der Influenza
erfrankt. Der Herzog, welcher Senior des fürſtlich hohenlohe'ſchen
Hauſes, preußiſcher General der Infanterie und Mitglied des
preußiſchen Herrenhauſes iſt, ſteht im 76. Lebensjahre.
Wien, 17. Februar. Maſſenets Werther hat hei
ſeiner geſirigen erſten Aufführung im Opernhäuſe einen rauſchen=
den
Erfolg davongetragen; der Text iſt ſpannend, die Wagner
und Gounod ſtark nachempfundene Muſik reich an feſſelnden Einzeln=
heiten
Das Orcheſter wirkt zuweilen großartig, die prächtigen
Dekorationen (Wetzlar bei nächtigem Schneefall) und die vollendete
Aufführung erzielten volle Wirkung. Herr van Dyck (Werther) und
Frl. Renard (Cotte) überboten ſich gegenſeitig in Spiel wie Geſang.
Maſſenet wurde nach jedem Aktſchluſſe wiederholt ſtürmiſch her=
vorgerufen
.
Peſt, 17. Februar. Der deutſche Militär=Attache v. Deines
überreicht am 24. Februar ein Bildnis des deutſchen
Kaiſers dem Regiment Kaiſer Wilhelm' in Leutſchau. Aus
dieſem Anlaſſe wird die Generalität des 6. Armeecorps in Leutſchau
eintreffen
Als Autor des=Lloyd=Artikels, welcher Moltkes Kriegs=
plan
von 1866 gänzlich verfehlt nannte und den Kriegserfolg aus=
ſchließlich
dem Glücke zuſchrieb, wird in militäriſchen Kreiſen der
frühere Krieasminiſter Kuhn bezeichnet.
Paris, 17. Februar. In der Akademieder Wiſſen=
ſchaften
wurde hervorgehoben, daß der jetzige Moment reich än
ungewöhnlichen aſtronomiſchen und meteorologiſchen Erſcheinungen
iſt. Herr Maſeart'berichtete, es ſei ein Sonnenfleck von ſo
außerordentlicher Größe beobachtet worden, daß er mit bloßem
Auge durch einen Wolkenſchleier hindurch ſichtbar war. Des weiteren
teilte er mit, Herr Moureaux habe die Gegenwart einer magne=
tiſchen
Strömung von der ſeltenſten Stärkefeſt=
geſtellt
.
Aus Montreal (Canada) wird vom 15. ds. hierher gemeldet:
Profeſſor Walter Smith veröffentlicht eine Mitteilung, wonach der
jüngſt große Schneeſturm und Blizzard eine Folge der außer=
gewöhnlichen
Umwälzungen ſeien, die ſich gegenwärtig
Kuf der Sonne vollziehen. Dieſe Veränderungen ſeien mit
bloßem Auge wahrnehmbar und unter dem Teleſkop teilen ſie ſich
in zwei prächtige Gruppen von Flecken, von denen die eine öſtlich,
die andere weſtlich an der Peripherie gelegen iſt.
London, 16. Februar. Auf einer beute nachmittag in New=
caſile
abgehaltenen Verſammlung von Schiffsreedern wurde be=
ſchloſſen
, ſich an die Reeder des ganzen Landes zu wenden, um
einen zweiten Suez=Kanal zu errichten.
4 Uhr 20 Min. morgens eine ſtarke wellenartige Erderſchütte=
runa
in der Richtung von Norden nach Süden ſtatt.
Petersburg. 17. Februar. Geſtern nachmittag fand unter
äußerſt zahlreicher Beteiligung der Gelehrtenkreiſe die Beerdigung
des Afrikaforſchers Junker ſtatt. Vorher war eine Leichenfeier
in der lutheriſchen Katharinenkirche abgehalten worden.
New=York, 17. Februar. Auf verſchiedenen aus europäiſchen werkerſchule des Ortegewerbevereins war von 372 Schülern beſucht.
Häfen angekommenen Dampfern iſt unter Auswanderern
Typhus ausgebrochen. 1300 Auswanderer wurden in abge=
ſchloſſenen
Räumen untergebracht. Die Schiffe ſind unter Beobach=
tung
geſtellt.
Der ſtädtiſche Verwaltungsbericht für die Zeit vom
1. April 1890 bis 31. März 1891.
(Fortſetzung ſtatt Schluß).
Die Waldungen unſerer Stadt haben einen Flächeninhalt
laut Kataſter von 1552.4300 Hektar, der Fällungsetat derſelben 1 24 Pf.
beträgt nach der Betriebsregulierung an Feſtmetern 1786 für die
Tanne, 4005 für den Oberwald und 4419 für den Beſſunger Wald;
thatſächlich beliefen ſich die Fällungen auf 1031188 Feſtmeter. Die
geſamten Einnahmen aus den Waldungen betrugen 97049 M.
87 Pf die Ausgeben 39929 M. 12 Pf., ſo daß eine Reineinnahme 1 Samstag, 20. Februar: Maskenball des Beſſunger älteren Geſang=
von
57120 M. 15 Pf. verblieb.
Bei der Thätigkeit des Stadtbauamts wird zunächſt mit=
geteilt
, daß die Wirtſchaftsrechnung für den Neubau der Sparkaſſe

mit 137014 M. 70 Pf. abſchließt, gegen die voranſchlaasmäßig
verwilligten 132300 M. Dann folgt eine umfangreiche Beſchrei=
bung
der verſchiedenen Aenderungen und Neubauten im ſtädtiſchen
Krankenhaus, von welchen in d. Bl. ſchon verſchiedentlich die Rede
war. In Bezug auf das ſtädtiſche Bauweſen erwähnt der Bericht
auch die Abzweigung einer beſonderen Abteilungfür.Straßen
und Kanäle von dem Tiefbauamt, eine Einrichtung, die ſich
durch die projektierte Erweiterung des Waſſerwerks
als rätlich ergeben hat.
Die Straßenreinigung erfolgte ohne weſentliche Aende=
rungen
gegenüber dem Vorjahr. Infolge günſtiger äußerer Ver=
hältniſſe
wurden von dem vorgeſehenen Kredit für dieſen Verwal=
tunaszweig
von 111790 M. nur 92567 M. 88 Pf., alſo
19 222 M. 12 Pf. weniger gebraucht. Die zu reinigenden Fahr=
bahnen
und Trottoirs umfaſſen einen Geſamtflächeninhalt von
618300 Qu.=Meter. Die Straßen und freien Plätze werden durch=
ſchnittlich
wöchentlich 3 mal, die verkehrsreicheren und die engen
Straßen der Altſtadt jedoch häufiger, erforderlichenfalls täglich ge=
reinigt
. Die Abfuhr des Straßenkehrichts erſolgt ſogleich Um An=
ſchluß
an die Reinigungsarbeiten. die des Hauskehrichts wöchent
lich 2 mal. Die Stadt iſt in 7 Kehrbezirke eingeteilt, in denen die
Reinigung durch 7 Vorarbeiter und durchſchnittlich 45-55 Arbeiter
ausgeführt wird. von welch letzteren die Hälfte als Stamm be=
trachtet
werden kann. An Arbeitslöhnen werden für den 10 ſtün=
digen
Arbeitstag den Vorarbeitern 3 M. bis 3 M. 50 Pf., den
übrigen Arbeitern je nach Leiſtung und Dienſtzeit 2 M. bis 2 M.
50 Pf. bezahlt; außerdem wird den Arbeitern ein Dienſtrock, ein
Hut und das Arbeitsgeräte geſtellt.
Daß in dem Verwaltungsbericht das Schulweſen ebenfalls
eine hervorragende Stelle einnimmt, erklärt ſich durch die bedeuten=
den
Aufaaben und Verpflichtungen, die der Stadt auf dieſem Ge=
biete
obliegen. Die ordentlichen Ausgaben für die Schulen be=
trugen
im Berichtsjahr 405575 M. 65 Pf., welchen an Einnahmen
für Schulgeld u. ſ. w. nur 98305 M. 58 Pf. gegenüberſtehen, das
aus den allgemeineren Mitteln der Stadtkaſſe zu deckende Hefizit
beträgt alſo ungefähr 307000 M. Der Bericht befaßt ſich zunächſt
mit der techniſchen Hochſchule und dem hinſichtlich eines Neubaues
für dieſelbe abgeſchloſſenen Vertrag, durch welchen die Stadt für
die Zukunft von direkten Leiſtungen für dieſe Anſtalt befreit wird.
Im Berichtsjahre ſelbſt ſind dieſe Leiſtungen noch mit 26508 M.
berechnet. Für Realgymnaſium und Vorſchule hatte die Stadt bei
einem Bedarf derſelben von 95681 M. 76 Pf. 24955 M. 80 Pf.
zuzuſchießen, die Geſamtfrequenz betrug 594 Schüler; die Real=
ſchule
hatte einen Etat von 51965 M. 59 Pf., mit einem ſtädtiſchen
Zuſchuß von 17291 M. 69 Pf., bei einer Frequenz von 425 Schülern.
Die übrigen zur Beſprechung gebrachten Schulen: höhere Mädchen=
ſchule
, Mittelſchule für Knaben und Müdchen, ſowie je 3 Volks=
ſchularuppen
für Knaben und Mädchen, ſind - ſoweit nicht bei
der Victoriaſchule und den Mittelſchulen Schulgeld erhoben wird
- von der Stadt vollſtändig zu erhalten; nur für die Victoria=
ſchule
leiſtet der Staat einen Jahreszuſchuß von 4000 M. Die
Geſamtfrequenz dieſer Schulen betrug, Victoriaſchule 613,. Knaben=
mittelſchule
775. Mädchenmittelſchule 834, Stadtknabenſchule 1 763,
Stadtknabenſchule 11 597, Stadtknabenſchule I11 498, Stadtmädchen=
ſchule
1 809, Stadtmädchenſchule 11 733, Stadtmädchenſchule 111
528 Schüler, bezw. Schülerinnen. Der Bericht erwähnt ferner der
vorhandenen Fortbildungsſchulen, zunächſt der obligatoriſchen für
die erwachſene männliche Jugend, welche in zwei Abteilungen 696
Schüler unterrichtete. Der Bericht konſtatiert. daß Betragen und
Fleiß mit wenig Ausnahmen gut, auch die Erfolge befriedigende
Nom, 17. Februar. In Zafferana am Aetna fand geſtern1 waren. Weiter verdient beſondere Beaͤchtung die neu gegründete
Fortbildungsſchule für aus der Volksſchule entlaſſene Mädchen
Haushaltungsſchule). Sie wird von freiwillig ſich dazu meldenden
Mädchen, die aus der Volksſchule entlaſſen ſind, beſucht. Im dies=
jährigen
Kurſus waren 72 Mädchen aufgenommen, welche nachmit=
tags
von 4-6, bezw. Mittwochs und Samstags von 2-6 Uhr in
allen hauswirtſchaftlichen Arbeiten unterrichtet werden. Die Hand=
Bei der ſtädtiſchen Sparkaſſe waren Ende 1890 von
24069 Einlegern 5256 587 M. 35 Pf. eingeleat. Der im Berichts=
jahr
bezogene Neubau erweiſt ſich in ſeinen Einrichtungen dem ge=
ſchäftlichen
Bedürfnis vollſtändig genügend und in hohem Grade
zweckmäßig. Im ſtädtiſchen Pfandhaus wurden 12451
Pfänder gegen 70112 M. verſetzt und 12004 Pfänder gegen
66262 M. eingelöſt oder verſteigert. Da der Betrag der Aüls=
leihungen
den Betrag der Rückzahlungen nicht unbedeütend über=
ſtieg
. erforderte der Betrieb einen ſtädtiſchen Zuſchuß von 7249 M.
Schluß folgt.)
Tageskalender.
Freitag. 19. Februar: Verſammlung des Ortsgewerbvereins in der
Stadt Pfungſtadts.
vereins in der Reſtauration Hauſt.-
Faſchingskneip= der Turn=
gemeinde
Beſſungen im -Chauſſeehaus;- Damen= und Herren=
ſitzung
mit Tanz der Karnevalgeſellſchaft im Saalbau.

14
l.

80

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Druck und Verlaa: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei. - Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.