Darmstädter Tagblatt 1892


15. Februar 1892

[  ][ ]

Abonnemenlspreis
Dentelſaherlich 1 Mart 50 Pf. halb=
Uährlich 3 Mark incl. Bringerlohn.
Auswärnz werden von allen Poſi=
Umtern Beſtellungen entgegenge=
nommen
zu 1 Marl 50 Pf. pro
Quartal incl. Poſtauſſchlag

155. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

Inſerate
fur das
woͤchentl. Gmal erſcheinende Togblant
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 22.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Schießhausſtraße 14, ſowie auswärts
von allen Annoneen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Behannkmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und der anderen Behörden.
N. 38.
Montag den 15. Februar.
1392.

Darmſtadt, den 11. Februar 1892.
Betreſfend: Die Ausführung des Invaliditäts= und Altersverſicherungsgeſetzes. Hier: Die Verſicherung der unſtändigen
Arbeiter.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt,

an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Unter Bezugnahme auf unſere Bekanntmachungen vom 10. Januar 1891 (Tagblatt Nr. 12 von 1891) vom 9. Sep=
tember
1891 (Tagblatt Nr. 129 von 1891) und vom 14. September 1891 (Tagblatt Nr. 183) weiſen wir Sie wiederholt
an, bei jeder Gelegenheit ſich zu überzeugen, ob die unſtändigen Arbeiter ſämmtlich mit Quittungskarten verſehen ſind.
Arbeitgeber, welche verſicherungspflichtige Arbeiter beſchäftigen, die nicht im Beſitze einer Quittungskarte ſind, oder für welche
die entſprechende Wochenbeitragsmarke überhaupt nicht, oder nicht in der vorgeſchriebenen Weiſe verwendet worden iſt, ſind dem
Vorſtand der Verſicherungsanſtalt mit kurzer Angabe des Thatbeſtandes namhaft zu machen.
Weiter empfehlen wir Ihnen wiederholt durch Benehmen mit den örtlichen Stellen ſich zu überzeugen, ob die in unſerer
Bekanntmachung vom 10. Januar 1891 (Tagblatt Nr. 12) angeordnete Kontrole ſtatfindet und bei jeder Gelegenheit die un=
ſtändigen
Arbeiter auf die getroffene Anordnung hinzuweiſen.
Nach der Bekanntmachung Grokh. Miniſteriums des Innern und der Juſtiz vom 19. Januar 1892 GReg.=Bl. Nr. 5)
und unſerer Bekanntmachung vom 4. Februar 1892 (Tagblatt Nr. 33) iſt die Entwerthung der Beitragsmarken durch
Datumvermerk allgemein vorgeſchrieben.
Die Beitragsmarken in den Quitt= ugskarten der unſtändigen Arbeiter ſind zu entwerthen, ſobald die Verwendung
der Beiträgsmarke durch den Arbeitgeber, oder, falls der Verſicherte ſelbſt nach 8 28 des Statuts der Verſicherungsanſtalt
18 111 des Geſetzes) die Marke im Voraus verwendet hat, ſobald die Rückerſtattung der dem Arbeitgeber zur Laſt fallenden
Beitragshälfte durch dieſen ſtattfindet. Zur Entwerthung der Marke verpflichtet iſt in dieſem Falle der Arbeitgeber; hat dieſer
aber die Entwerthung der Marke bei Rückerſtattung der Beitragshälfte verſäumt, ſo hat der Verſicherte noch an dem nämlichen
Tage, an welchem die Beitragshälfte zurückerſtattet wurde, die Entwerthung vorzunehmen.
Auch auf dieſe Vorſchriſt wollen Sie die unſtändigen Arbeiter und die Arbeigeber, nöthigenſalls durch öffentliche Be=
kanntmachung
oder Anſchlag, hinweiſen.
v. Marquard.
2377

B e k a n n t m a ch u n g.
In Folge Herſtellung eines Kanals in der Frankfurterſtraße, von der Odenwaldbahn bis zum neuen Schlachthauſe,
kann vom 16. d. Mts. ab bis auf Weiteres der Viadukt der Odenwaldbahn in der Frankfurterſtraße von Fuhrwerken und
Reitern nicht paſſirt werden.
Fuhrwerke, welche die Stadt in der Richtung nach Arheilgen verlaſſen, werden geignet ihren Weg durch die Schloß=
garten
=, bezw. Arheilger= und Ringſtraße und von Arheilgen kommende Fuhrwerke denſelben Weg in umgekehrter Richtung
nehmen.

Darmſtadt, den 12. Februar 1892.

Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Morneweg.
(2378

Holzanfuhr.
Die Anfuhr von 900 Rmtr. Knüppel=
holz
aus den ſtädt. Waldungen (Oberwald,
Beſſ. Laubwald und ſtädt. Tanne) in das
Holzmagazin, Pallaswieſenſtraße 28, ſoll
im Wege der Submiſſion vergeben werden.
Angebote ſind bis

Mittwoch den 17. d. Mts.,
Vormittags 10 Uhr,
gehorig verſchloſſen und mit der Aufſchriſt
Holzanfuhr betr.u verſehen bei unter=
zeichneter
Stelle einzureichen.
Die Bedingungen liegen im Stadthaus,

Zimmer Nr. 113 während der Bureau=
ſtunden
zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 12. Februar 1892.
Großherzogliche Bülrgermeiſterei Darmſtadt.
(2369
J. E.:
Miedlinger, Beigeordneter.
75

[ ][  ][ ]

502

Er. 38

Verkauf dez ulten Zeug.
hauſen
zu Darmſtadt auf
Abbruch.
Das alte Zeughaus zu Darmſtadt mit Nebenbauten und Einfriedigungs
mauer nach dem Großherzoglichen Schloßgarten ſall auf dem Wege ſchriftlichen
Angebotes auf Abbruch verkauft werden.
Pläne und Bedingungen liegen vom 15. I. Mis. an in den üblichen
Büreauſtunden bei uns zur Einſicht offen, und ſind ſchriftliche Angebote wohl=
verſchloſſen
und portofrei bis zum
Mittwoch den 24. l. Mts., Vormittags 10 Uhr,
daſelbſt einzureichen.
Verſendung von Bedingungen nach außerhalb findet nicht ſtatt.
Darmſtadt, den 10. Februar 1892.
Großherzogliches Kreisbauamt Darmſtadt.
Wießell.
(2216

Brnunntniuqzung.
Damit die zum weiteren Ausbau der hieſigen Stadtfernſprecheinrichtung
erforderlichen Vorbereitungsarbeiten rechtzeitig in Angriff genommen werden können,
werden diejenigen Perſonen, welche ihre Wohnungen, vezw. Geſchäſtsräume ꝛc im
Lauſe dieſes Jahres mit der vorbezeichneten Stadtfernſprecheinrichtung verbinden
wollen, erſucht, ihre Anmeldungen recht bald, ſpäteſtens bis zum 1. März d. J.
an das Kaiſerliche Telegraphenamt hierſelbſt einzuſenden. Nur für die bis zu
dieſem Zeilpunkt eingegangenen Anmeldungen kann die Herſtellung der Anſchlüſſe
für den erſten Bauabſchnitt des laufenden Jahres in Ausſicht geſtellt werden.
Verſpätet angemeldete Anſchlüſſe können erſt im nächſten Bauabſchnitt zur Aus=
führung
gelangen.
Darmſtadt, den 4. Februar 1892.
Der Kaiſerliche Ober=Poſtdirektor.
(209e
Clavel.

Hulzuerkeigerung.
Donnerstag den 18. und Freitag den 19. l. Mts., jedes Mal
morgens 9 Uhr beginnend,
werden bei Wirth Walther zu Traiſa aus den Diſtrikten Pfingſtweide, Linden=
berg
, Bordenberg und Kohlberg verſteigert:
Stämme: 22 Eichen mit 8.21 Fm., 5 Fichten, Lärchen mit 1 Fm.;
Derbſtangen: 455 Fichten, Lürchen mit 2186 Fm.; Reisſtangen:
425 Fichten, Lärchen mit 8,40 Fm., ſowie 600 Kieſern=Bohnenſtangen mit
0.42 Fm. Ferner: Scheiter: Rm: Buche 128 I. Kl., 224 II. Kl. (die
blau unterſtrichenen Nummern). Eiche 39, Nadelholz 3; Knüppel, Rm.:
Buche 117, Eiche, Birke 35, Nadelholz 71; Reiſig, Wellen: Buche 4830,
50
Eiche 1430, Nadelholz. Weide 7710; Stöcke, Rm.: Buche 118, Eiche 24.
Am erſten Tage wird das Holz aus der Pfingſtweide mit Ausnahme eines
Theils der Wellen und Stöcke, am zweitn Tage der Reſt ausgeboten.
Ober=Ramſtadt, am 9. Februar 1892.
Großherzogliche Oberförſteret Nieder=Ramſtadt.
(2211
Krauß.

für jeden Bedarf paſſend, in großer Auswahl auf Lager.
Preise ungemein billig.
[1298
P Rerbenich,
Ernſt=Ludwigsſtraße 22, nahe dem Ludwigsplatz.

B a ck w a a r e n=
Lieferung.
Die Anlieferung unſeres Jahresbe=
darfs
mit circa 20,000 Kilo Brod und
110,000 Wecke ſoll vergeben werden.
Lieferungs=Bedingungen ſind am
16. d. Mis. in den Geſchäftsſtunden auf
dem Büreau des Großh. Rechners und
Oeconomen in der Anſtalt einzuſehen und
Offerten
bis zum 18. d. Mts., Vormittags
11 Uhr,
ſentweder per Poſt einzuſenden oder in den
in der Anſtalt aufgehängten Submiſſions.
kaſten einzulegen.
Aliceſtiſt, am 13. Februar 1892.
Großherzogl. Anſtalt für Blödfinnige
[2379
Aliceſtift.

Hchuhwaaren.
Tanzſchuhe M. 2.50 bis 5.-
Gummiüberſchuhe v. M. 1.80 an,
Plüſchſchuhe m. Rahmſohlen 2.30
u. 2.80, Frauenlederſtiefel v. 3.50
an, Herrenſtiefletten v. 5.50 an,
Kinderknopf= und Hakenſtiefel,
vorzügl. Waare, ſehr billig.- Die
noch vorhandenen Winterwaaren
werden billig ausverkauft.
[1520
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Louisenstr. A2,
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täglich friſch,
ſeinste Land- und Sohmelz.
Butter,
Sterilisirte und Vollmiloh,
Süssen, saueren und
Sohlagrahm.
Land-Eier, ſtets friſch.

Foinsten Schwoizor, echt Emmenthaler,
feinsten Nolländer, Camembort, Burg,
Heufchateler und Frühstückskäso,
Backstein- und Handkäse.
Mäsematte, täglich friſch.
Lieferungen frei ins Haus; beſtändige
Milchabnehmer erhalten Vorzugspreiſe
auf Butter.

der Molkereien
Schwabenheim, Alzey und
Heldenſingen.
[2219

1r.
½=

ine gebr. Schnhmachermaſchine billig
zu verkaufen. WoL ſagt d. Expd. (2327

[ ][  ][ ]

503

Nr. 38

Roll= Anslülm C- Wiosenbach,
91 Mügelstrasse 3I.
4 Penſionsſtallung. 4 Fahrſchule. ½
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Rest-Uuterricht ſir Damnen and He=
540
6sdl zu jeder Tageszeit.
Nach Wunſch allein oder in Abtheilung.
730
Anmeldungen jederzeit.
149 a

1[

700

12126

C. Wissenbach.

Neuheiten

52

Wecemmämtelm
empfiehlt
Wlhetan Lanz,
[2380
Ludwigsſtraße.
Zur Verichtigung.
Um Irrthümer zu vermeiden, theilen wir hierdurch unſeren verehrten Kunden
und Publikum höflichſt mit, daß wir an die Verkaufsſtelle Louiſenſtraße der ver=
einigten
heſiſchen Molkereien Nichts liefern, überhaupt mit derſelben in keiner
Verbindung ſtehen.
Unſere Verkaufoſtelle in der Molkerei Woogsplatz 3 iſt täglich morgens von
7½ Uhr bis abends 8 Uhr gebffnet.
Gleicheitig machen wir unſere verehrten Milchabnehmer darauf aufmerkſam,
daß unſere Prima Süßrahmbutter (Centriſugenbutter, welche nachſtehende Form hat,

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pro Liter 17 Pfg.


120
100

80
per Flaſche 30
20

9

geliefert wird.
u8. Wir bemerken noch. daß ſämmtliche Molkereiprodukte nur in vorzüglichſter
Qualität geliefert werden und bitten wir, Aufträge, allenſallſige Beſchwerden gegen
unſere Milchfahrer ꝛc. direkt bei unſerer Verwaltung, Woogsplatz 3, niederzulegen.
Vereins=Dampf=Molkerei e. G., Woogsplatz 3.

J. V.:
Wolf.


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[ ][  ][ ]

504

413

Nr. 38

Darmſtädter

Larneval=Geſellſchaft.

Mittwoch den 17. Fobruar, AbendsS Chr 11 Iin.

Im grosson Saalo dos Städt. Saalbauos.

110
IOISOI

oder:

Der Lucheplan.
Carnevaliſtiſch=humoriſtiſch=närriſch=tragikomiſche
Lokal=Poſſe mit Geſang,
in Darmstädter Mundart.
In 4 Akten von S. u. S. Muſik von R. Seuff.
Regie: Herr Hofſchauſpieler Kuispel.
Einlage im 3. Akt. Duett von Joh. Strauss.
Perſonen ꝛc. ſiehe die Theaterzettel.

Beſondere Sperrſitze Mk. 3.-
2.-
Sperrſitz
Saal,
I.-

Breiſe der Rrätze:

Eſtrade
Gallerie
Vorſaal

Mk. 1.

⁄zo

sümmillche Piäize ansser dem Vorsaal sind nummerirt.
Der Vor-Verkauf findet ſtatt bei den Herren: H. Geider, Ludwigsſtr.,
A. Bergſträßer, Hofbuchhandlung, Rheinſtr., D. Fair u. Söhne, Rheinſtraße,
Gg. Thies, Muſikalienhandlung, Eliſabethenſtr. Bal. Weißmüller, Cigarrenhand=
lung
. Eliſabethenſtraße.
2329
In ſämmtlichen Verkaufsſtellen liegt ein Situationsplan auf.
Der grosse Rath
der Darmſtädter Carneval=Geſellſchaft.

Leder und Vorträge

zu unſerer am 21. Februar ſtatfindenden Herren-Sitaung, ſowie

66
Beiträgez
GdrThaUd-Hettung

bitten wir ſpäteſtens bis Mittwoch den 17. Februar bei unſerem 1. Schriſt=
führer
, Herrn M. Lange (in Firma G. Neidlinger, Ernſt=Ludwigsſtraße 24)
einzureichen, bezw. anzumelden, wenn deren Verwendung gewünſcht wird.
Der kleine Rath
[2381
der Darmſtädter Rarrßalla (ug=Verein).

2264
Eine Partie
Schreinerwerkzeug
zu verkaufen. Näheres Expedition.

öblirtes Wohn= u. Schlafzimmer
Ao C zum 1. März geſucht. Offert. mit
Preis u. H. E. 50 an die Exped. (2204

ls Reiſebegleiterin nach dem Süden
5L (Jungfer) wird eine ehemalige Dia=
koniſſin
empfohlen, welche zu leichter Arbeit,
beſonders für Vertrauenspoſten ſehr gut
geeignet iſt. Auskunft bei
[2325
Frau von Alvensleben,
Darmſtadt, Wilhelminenſtraße 22.

7895) In unſerem Hauſe Wald=
ſtraße
18 iſt der Parterreſtock, be=
ſtehend
aus 6 Zimmern vom 1. Mai
d. J. an zu vermiethen.
C. Hochſtätter L. Söhne.

1258) Wienerſtr. 50 eine Wohnung
von 3 Zimmern nebſt allem Zubehör.
16

2173) Waldſtraße 34 iſt im
Vorderhaus (eubau) eine hochele=
gante
Wohnung, Beletage, 9 Zim=
mer
, Küche, Speiſek. und Badezimm.
ſowie Zubehör per 1. April.

gauen, nuagazme eto.

7611) Rheinſtraße 15.
iſt ein ſchöner Laden mit daran=
ſtoßendem
hellem Zimmer per ſofort
oder 1. April zu verm. event. auch
mit Wohnung. Näheres bei Alex.
Schäfer, Rheinſtr. 16, oder Ludw.
Alter, Möbelfabrik, Eliſabethenſtr.

W

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Gesmcht

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möbl. Zimmer ſofort zu vermiethen.
Ph. Sturmfels.
1009) Saalbauſtr. 17, 1 Stiege h.,
ein ſchön möbl. Zimmer mit Penſion ſof.
1766) Eliſabethenftr. 45 Hinterbau
1 Tr. h. ein freundl. möbl. Zimmer.
2209) Eliſabethenſtraße 35 1. Stock
ein fein möbl. Zimmer zu vermiethen.
2382) Müllerſtr. 9 ein frdl. möbl.
Zimmer zu vermiethen bei Thomas.
2383) Bleichſtr. 37. 2. Stock, gut
möbl. Zimmer zu vermiethen.

auch
Fro

ab

574
E61
718

Geſucht per 1. Juli von kleiner,
ſtiller, prompt zahlender Familie eine
guthergerichtete, freigelegene Woh=
nung
von 3-4 Zimmern nebſt Zugehör
inel. Waſſerlta. zum Preiſe von 3-400
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die Expedition d. Bl.

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zwei unmöblirte Zimmer für Bureau=
zwecke
in Nähe der Bahnhöfe.- Offert.
unter B. 210 an die Exped. d. Bl.

540
84
740)

851

1110
1213

Masken=Coſtüme,

Bettwerk, Möbel und Kleider kauſ=
Frau Mräckmann Wwe.,
[2384
33 Langgaſſe 33.

für
unt=
ſpaͤ

ar

[ ][  ][ ]

505

Nr. 38

Generalverſammlung

der
Durmſtadter Bolksbunk,
eingetragene Genoſſenſchaft mit unbeſchräukter Haſtpflicht,
Donnerstag den 3. März 1892, Abends 8 Uhr,
im grosson Saale, num Sehütnonhofe;, Hügolstr. 24.
T a g e s o r d n u n g:
1) Rechenſchaftsbericht und Rechnungsablage pro 1891.
2) Vericht über die Verbands=Reviſion und Beſchlußfaſſung über dieſen Gegenſtand.
3) Antrag auf Etlaſtung der Verwaltungsorgane.
4) Antrig wegen Verwendung des Reingewinns und Genehmigung der Bilanz.
5) Ergänzungswahl des Aufſichtsraths. Aus demſelben ſcheiden aus die Herren:
A. Anton, Kaufmann, J. Berth, Maurermeiſter, W. Ganß, Maurer=
meiſter
, R. Mühe, Fabrikant, welche für das laufende Jahr nicht wieder
gewählt werden können.
6) Wahl der Abgeordneten für den allgemeinen deutſchen Vereinstag in München.
7) Wahl der Abgeordneten für den Verbandstag der Erwerbs= und Wirthſchafts=
genoſſenſchaften
der Provinzen Starkenburg und Oberheſſen in Dieburg.
8) Berichterſtattung über den Geraer Vereinstag; Reſerent Herr Schloſſermeiſter
Ferd. Büdinger.
Die Jahresrechnung iſt in unſerem Geſchäftslokale zur Einſicht der Genoſſen ausgelegt.
Darmſtadt, den 12. Februar 1892.
[2385
Der Vorstand:
Der Aufsichtsrath:
R. Mühe, Vorſitzender.
Bernhardt. Rohde. Geminder.

2

ſ2
12

Tüchtiger Buchhalter
und Correſpondent ſucht ſtundenweiſe,
auch für halbe Tage, Beſchäftigung.
Freo.=Off. B. C. 60 an die Exped. (2386
1713) Tüchtiger, zuverläſiger
Buchhalter
geſetzten Alters mit La. Reſerenzen, noch
in Stellung, ſucht ſich Umſtände halber
zu verändern. Eintritt nach Uebereinkunft.
Offerten unter F. F. befördert die Exped.
2387) Eine alleinſteh. gut empfohlene
Frau ſucht Aushülfe oder Laufdienſt.
Näh. Frau Hahn, Schloßgraben 132.

T
W

2388) Mehrere Müdchen erhalten
ſofort Aushülfsſtellen. Stellenbüreau
Wingettsgäßchen 2.
Geübte Garnirerinnen
geſucht von
[2346
A. Rosenthal & Cie.
Strohhutfabrik, Rheinſtraße 20.

Lehrmädchen
für ein Putz= u. Modewaareugeſchäft
unter gülnſtigen Bedingungen ſofort oder
ſpäter geſucht. Offerten unter O. N. S.
an die Exped. d. Bl. erbeten.
[2389
1647) Einen Lehrling ſucht W. Beſt,
Zimmermeiſter, Dreibrunnenſtr. 10.

980) Für ein ſeines Detailgeſchäft ver=
bunden
mit Agenturen, wird ein junger
Mann mit guten Schulkenntniſſen als
Lehrling unter günſtigen Bedingungen auf
Oſtern geſucht. Schriſtliche Offerten unter
L. E, an die Expedition d. Bl.

Hiehrſſug!
Für ein erſtes Woll= u. Kurzwaaren=
Geſchäft wird ein Sohn achtbarer Eltern
unter günſtigen Bedingungen jetzt oder zu
Oſtern als Lehrling geſucht.
Offerten A. N. 1. an die Expedition
d. Bl. erbeten.
[2390

Hakulaturpapior
in großen u. kleinen Partien wird
abgegeben. Näheres Exp. (741

Dienstag den 16. Februar, Abends
8 Uhr,
findet im oberen Saal der Stadt
Pfungſtadt eine
Geſprechung
über das Grüßen ohne Hutabnehmen
ſtatt. Alle Intereſſenten ſind freund=
lichſt
eingeladen.
[2392

Telephoniſche Beſtellungen auf
Droſchken
der Halteſtelle Louiſenplatz werden von
der Firma Diehm u. Comp., Telephon
Nr. 60, vermittelt.
(4245

FallO
Hüte.-Grépe. Flor, Fedorv,
Schleier, Bänder.
Reiche Auswahl. (831
Gehr billlige Preise.
fl. Stade & Boor Hachf.
14
Kine gut eingeführte Lebens=u. Unfall=
9 Verſich.=Actien=Geſellſchaft ſucht
gegen hohe Proviſion für Darmſtadt u.
Umgegend einen tüchtigen Vertreter.
Gefl. Off. u. 0. 43 an die Exp. (2234

Garantirt reine
Tohayer Sanitätswoino,
vortrefflich wirkend bei ſchlecht genährten
Kindern und allgemeiner Körper=
ſchwüche
ſind in 3 Orig=Flaſchengrößen
erhältlich bei Joh. Gg. Reinhard,
Schloßgartenſtr. 43.
[17241
kann täglich gemangt
Wäſche werden.
Wingertsgäßchen 2.
(2391
Hin ſchöner Damen-Maskenanzug
E= billig zu verk. Stiftſr. 9. (2191

O
2)

wei Herrenmasken=Anzüge zu verl.
b. Friſ. L. Baas, Landwſtr. 37. (2194

ſhebrauchte Möbel werden ſits an=
gekauft
. Näh. i. d. Exped. (2203

Flegante Damen=Masken=Anzüge zu
E verleihen. Alexanderſtr. 18,r. L. (2151
Fin hübſch. Herren=u. Damenmasken=
= Anzug billig zu verleihen.
Wo? ſagt die Exped.
(2368

Für Milchfrühſtück an arme und kränk=
liche
Schulkinder gingen ſerner bei uns ein
von: L. S. 5 M. Hierzu die früheren 7 M.
32 Pf. Im Ganzen 12 M. 32 Pf.
Die Expedition.
Für die notleidenden deutſchen Kolo=
niſten
in Rußland aingen ferner bei uns
ein: M. K. 4 M. N. N. 1 M. G. H. 2 M.
A. W. 3 M. J. R. 2 M. Th. Becker 10 M.
C. Maurer 10 M. R. 3 M. P. K. 2 M.
M. L. 3 M. A. G. 150 M.; im Aliceſtift
geſammelt: Sr. 2 M. Lr. 1 M. Wr. 50 Pf.,
Br. 2 M. Lz. 1 M. Fr. 1 M. Cr. 1 M.
Mr. 1.50 M. Rg. 50 Pf., Kr. 20 Pf., Ks.
8t. 50 Pf. Stk. 50 Pf., Fk. 50 Pf. Lſch.
1 M. E. R. 4 M. H. R. 5 M. zuſammen
22 M. 70Pf.: Frau M. Sch. 3M. Zuſammen,
67 M. 20 Pf. Hierzu die früheren 321 M.
75 Pf. Im Ganzen 388 M. 95 Pf.
Um weitere Gaben bittet
die Expedition.

[ ][  ][ ]

596

Nr. 38

24
4
4l

haben sich als die besten und vordaulichsten Husten- und Katarrhmittol bewährt. Sie sind in allen
Apotheken und Droquenhandlungen zu haben. Man verlange aber ,Looflund'st. (16037

Politiſche Ueberſicht.

Deutſches Reich. Der Kaiſer richtete nachſtehendes Tele=
aramm
an den Nordd. Lloyd in Bremen: Mit tiefem Schmerz
habe ich die Nachricht vom Ableben Ihres von mir ſo hoch=
geſchätzten
Direktors geleſen. Zu dem unerſetzlichen Verluſte dieſes
mit weitem Blicke beaabten Mannes ſpreche ich Ihnen meine
wärmſte Teilnabme aus. Möge der Lloyd auch ferner die hohe
Stellung behalten und die erhabenen Liele verfolgen, welchen Lob=
mann
ihn entgegenzuführen beſtrebt war. Sein Verluſt trifft nicht
nur Bremen, ſondern erweckt Anteil im geſamten Vaterlande.
Wilhelm L. R.
Der preußiſche Geſandte bei den Hanſeſtädten, Frhr. v. Thiel=
mann
, iſt vom Kaiſer beauftragt worden, ihn bei dem Begräbnis
Lohmanns zu vertreten.
Der Reichstag erledigte am 12. in dritter Leſuna das Geſetz
betreffs die Einziehung der öſterreichiſchen Vereinsthaler und ſetzte
dann die zweite Leſung des Reichseiſenbahnetats fort. Frhr. von
Stumm dankte dem Miniſter für ſeine Erklärung, daß ſozialdemo=
kratiſche
Aaitatoren in Werkſtätten des Reichs nicht beſchäftiat
würden, und richtete dann einige heftige Anariffe gegen die Sozial=
demokraten
. Bebel erwiderte in längerer Ausführung und ſchloß
ſeine Rede mit der Drohung, die Sozialdemokratie könne es für
überflüſſig halten, für das Beſtehen des Staates einzutreten. Abg.
Möller nahm den Kommerzienrat Baare, welcher im Hauſe wehr=
los
ſei, gegen die unerwieſenen Anſchuldigungen Bebels in Schutz.
Von Mitaliedern der deutſchfreiſinnigen und der nationallibe=
ralen
Vartei iſt nachſtehende Reſolution im Reichstag eingebracht
worden: Im Intereſſe der größeren Sicherſtellung einer angemeſſe=
nen
Behandlung der Soldaten durch ihre Voraeſetzten erſcheint es
dringend erforderlich, erſtens die Beſtimmung über das Beſchwerde=
rchk
der Militärperſonen einer Reviſion zu unterziehen und ins=
beſondere
mißhandelte Soldaten für Erhebung der Beſchwerde zu
verpflichten; zweitens bei der in Ausſicht genommenen Reform der
Militärgerichtsverfaſſura und Militärgerichtsprozeßordnung die
Grundſätze der Ständigkeit und Selbſtändigkeit der Gerichte, ſowie
der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Hauptverfahrens, wie ſie
ſich in Bayern bewährt haben, zur Geltung zu bringen.
Die Telegraphenkommiſſion des Reichstags nahm unverändert
8 40 über die Gebührenerhöbung an und beſchloß zu 8 4d mit
gegen 8 Stimmen, daß die Unverletzlichkeit des Telegraphenge=
heimniſſ
.s für ſtrafgerichtliche Unterſuchungen, für Konkurs, civil=
prozeſſualiſche
oder ſonſt reichsgeſetzlich feſtgeſtellte Ausnahmen nicht
beſtehen ſoll.
Oeſterreich=Ungarn. Das öſterreichiſche Abaeordnetenhaus
nahm das Uebereinkommen der Regierung mit der Donau= Dampf=
ſchiffahrtgeſellſchaft
in zweiter Leſung an, ebenſo den Geſetzentwurf,
betreffend die ſtaatliche Subventionierung der Geſellſchaft, in der
Faſſung des Ausſchuſſes mit einigen von der Regierung acceptierten
Abänderungen.
Schweiz. Offiziell wird als Urſache des Abbruchs der Ver=
traasverhandlungen
mit Italien bezeichnet, daß Italien für ſchwei=
zeriſche
Baumwollgewebe und Stickereien ungenügende Zugeſtänd=
iſſe
mache und für die Einfuhr in die Schweiz bedeutendere als
de bisherigen Vorteile verlange, beſonders für Wein, Trauben und
Schweine, dagegen eine Herabſetzung des Käiezolles ablehne.
Frankreich. Die Regierung ſtellt jede angebliche diplomatiſche
Sendung des Miniſters Conſtans nach Italien in Abrede.
Aus Vetersburg wird der Beſuch des ruſſiſchen Geſchwaders
für das Frühjahr unter Admiral Karnakow in Cherbourg ange=
k
indigt.
Der Geſetzentwurf über das Vereinsweſen brinat folgende Be=
ſtimmungen
über die religiöſen Genoſſenſchaften: Jeder Verzicht
auf die natürlichen Rechte des Individuums wie Heirat und Beſitz
wird geſetzlich nicht anerkannt; jedes Mitglied einer Genoſſenſchaft
kann ſich zurückziehen, wann es ihm beliebt; jedes Etabliſſement,
wo ein Genoſſenſchaftsleben geführt wird, kann jederzeit durch ſtaat=
liche
Autoritäten viſitiert werden; wenn die Genoſſenſchaft in der
Mehrzahl aus Fremden beſteht, kann die Regierung ſie ohne rich=
terliches
Urteil auflöſen.
Italien. Die Nachricht vom Abbruch der Verhandlungen mit
der Schweiz, obwohl nicht unerwartet. hat tiefen Eindruck auf die
politiſchen Kreiſe gemacht. Miniſterpräſident Rudini nahm die Ent=

ſchließung des Bundesrats mit dem lebhafteſten Bedauern zur
Kenntnis und erklärte, er hege fortdauernd freundſchaftliche und
verſöhnliche Geſinnungen und gebe die Hoffnung nicht auf, daß das
für die wirtſchaftlichen Intereſſen beider Länder ſo wünſchenswerte
Einvernehmen baldigſt hergeſtellt werden könne; er ſei bereit, die
Mitteilungen entgegenzunehmen, welche die ſchweizeriſche Regierung
zu machen für angezeigt erachte.
Die Schweiz hat inzwiſchen durch ihre diesſeitigen Geſandten
bereits die Fortſetzung der Verhandlungen vorgeſchlagen, was Rudini
angenommen hat.
Der Finanzminiſter wies die Bollbehörden an, auf ſchweizeriſche
Provenienzen vom 13. an den allgemeinen Zolltarif anzuwenden.
Die Kammer genehmigte am 12. die deutſcheitalieniſche Kon=
vention
betreffend den Schutz des induſtriellen Eigentums, nach
kurzer Beratung.
Rußland. Der Oberbefehlshaber in Kiew, General Drago=
mirow
hat angeordnet, daß die Reiter=Regimenter bei gegenſeitigen
Angrifisübungen hölzerne Lanzen mit Fähnchen benutzen ſollen
die Köſaken haben hierbei Fähnchen an ihren Piken zu befeſtigen-
um
die Pferde an den Anblick der Fähnchen zu gewöhnen, wie ſolche
im nächſten Kriege die feindliche Reiterei führen wird:. Für den
Reiter mit dem Säbel in der Fauſt ſei die Lanze nicht zu fürchten,
wohl aber ſei dem Scheuwerden der Pferde bei dem ungewohnten
Anblick vorzubeugen.
Serbien. Der Präſident der Skupſchtina, Katic, welcher in
der Köniainfrage gegen die Regierung geſtimmt hatte, wird in der
nächſten Sitzung das Präſidium der Skupſchtina niederlegen.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 15. Februar.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Samstag
den Hauptſteueramts=Rendanten Wagner aus Mainz, den Ober=
primaner
Wagner von Hanau; zum Vortrag den Oberſtallmeiſter
Frhrn. v. Nordeck zur Rabenau, den Major v. Groß gen. v. Schwarz=
hoff
, den Kabinettsſekretär Römheld.
Seit Samstag iſt in der Hofbuchhandlung von A. Berg=
ſträßer
das lebensgroße Vorträt des verſtorbenen Oberbürger=
meiſters
Ohlh ausgeſtellt. Dasſelbe, ſprechend ühnlich, iſt nach
verſchiedenen Photographien, welche die Familie des Verſtorbenen
dem Künſtler Herrn Maler Carl Hommel in Frankfurt überlaſſen
hat, in feinſter Griſaillezeichnung ausgeführt und werden demnächſt
Reproduktionen in Quart= und Kabinettformat in den Handel
ſommen.
L. In der Verſammlung des hieſigen Ortsgewerbver=
eins
vom vorigen Freitaa hielt, einem an ihn gerichteten Erſuchen
gerne entſprechend, Herr Profeſſor Dr. Landsberg einen Vor=
trag
über Alvenbahnen; welcher dem Vortragenden lebhaften
Dank und die nicht gewöhnliche Auszeichnung eintrug, daß ſich nach
Schluß desſelben die Anweſenden zum Zeichen ihrer Anerkennung
von den Sitzen erhoben. Wir hatten bereits vor 2 Monaten Ge=
legenheit
ausführlicher über den Gegenſtand zu berichten, als Redner
das Thema zum erſtenmal behandelte, und können hier deshalb
lediglich auf unſere damaligen Mitteilungen Bezug nehmen. Auf
eine Anfrage aus der Verſammlung teilte der Vortragende mit,
daß es bis jetzt noch nicht gelungen ſei, ein Mittel zu finden,
welches eine völlige Ventilation großer Tunnel ermögliche. Der
Verkehr auf der Gitthardbahn habe im Laufe der Zeit in der
Weiſe zugenommen. daß man nunmehr das zweite Geleiſe allge=
mein
durchführe. Den zweiten Gegenſtand der Tagesordnung bildete
die Beantwortuna der Frage, ob dem Verein bekannt ſei, daß der
Neubau eines Waſchhauſes für die Großh. Hofhaltung an einen
Generalunternehmer ausgeſchrieben wurde, anſtatt die Arbeiten im
einzelnen zu vergeben, und ob die im Gewerbeſtand vorhandenen
Wünſche in betreff des Verdingungsweſens an geeigneter Stelle
vorgetragen worden ſeien. Stadtv. Rockel beantwortete dieſe Frage
dahin, daß der Gewerbverein mit dem Handelsverein dieſer Frage
ſchon im Jahre 1883 näher getreten ſei und daß im Jahre 1885
der Landesgewerbeverein dem Miniſterium Vorſchläge eingereicht
habe, welche zur Vornahme einiger nicht zu beanſtandender Abän=
derungen
zurückgegeben wurden. Auch im Jahre 1889 ſei gelegent=
lich
des eingehenden Berichtes über die Lage des Kleingewerbes
von dem Landesgewerbeverein der Wunſch an höchſter Stelle vor=

[ ][  ][ ]

20)
3 13)
16
48
73l

2

Nr. 38
getragen worden. die Vergebung von Arbeiten möglichſt im ein=
zelnen
erſolgen zu laſſen. Das Miniſterium habe zwar ein be=
ſimmtes
Regulaliv in dieſem Sinne noch nicht herausgegeben, jedoch
manche, in einem preußiſchen enthaltenen Bedingungen zur Aniven:
dung gebracht, welche im weſentlichen als empfehlenzwert anzu
ſeben ſeien. Nur die Beſtimmung ſei zu beanſtanden, daß bis zu
1000 M. freihändige Vergebung zuläſſig ſei, hier ſei der Betrag
von 800 M. hinreichend.- Es ſei zu hoffen, daß dieſe Sache nun
bald zu allſeitiger Zufriedenheit ihre Erledigung finde. An dieſe
beifällig aufgenommenen Worte ſchloß ſich eine Beſprechung, bei
welcher Geh. Hofrat Dr. Thiel den Handwerkern den genoſſen=
ſchaftlichen
Zuſammenſchluß empfahl. Der Vorſitzende Landtags=
A abgeordneter Dr. Schröder teilte mit, daß er gebört habe, bei
dem hier fraglichen Neubau ſei der eingeſchlagene Weg gewählt
worden, weil die Ausführung dringlich ſei. Schloſſermeiſter Möſer
bezeichnete als allgemein zu befolgenden Grundſatz die Vergebung
J von Arbeiten im einzelnen, ſei es nach Arbeiten oder Loſen geteilt,
A welcher Anſicht die Verſammlung beipflichtete.
Morgen wird an unſerer Hofbühne Der Hungerturm
9 von Jones=Kadelburg zur erſten Aufführung gelangen. Das Stück
iſt als Komödie bezeichnet. woraus zu entnehmen iſt, daß der Inhalt
nicht dem unheimlichen Titel entſpricht, der eigentlich auf ſchauer=
9 liche Vorgänge ſchließen läßt. In der That iſt auch die Wirkung,
welche Kädelburg in ſeiner Bearbeitung des engliſchen Stückes an=
ſtrebt
und die äuf die Verſpottung des modernen ſpiritiſtiſchen
Schwindels abzielt, eine faſt durchweg heitere. Der durchtriebene
Gauner Dethie, das komiſche Liebespaar Miß Sophie und Juxon,
der ſcharfſinnige Profeſſor Jopp ſind echte Luſiſpielfiguren. Das
Original wurde in London unter dem Titel,Judah: einige hunderk=
mal
gegeben.
C. Heute geht die Friſt zu Ende, welche von der Stadtver=
ordnetenverſammlung
für die Anmeldungen um die erledigte Bür=
germeiſterſtelle
unſerer Stadt feſtgeſetzt worden iſt.
Ueber
die Namen der aufgetretenen Bewerber konnte ſeither ſelbſtverſtänd=
lich
nichts verlauten, da darüber die größte Diskretion beobachtet
wurde, wenn auch im Publikum ſelbſt allerdings manche Namen
kolportiert werden.
Heute wird die in weiteren Kreiſen hieſiger Stadt bekannte
Schneider und Dekateur H. Weitzel Witwe beerdigt, welche zu
den älteſten Einwohnern unſerer Stadt gehörte. Sie iſt nahezu
90 Jahre alt geworden und hatte ſich bis in die letzte Zeit eine
ſeltene körperliche und geiſtige Friſche bewahrt. In der Wohnung,
in der ſie ſtarb, hat ſie ununterbrochen die letzten 40 Jahre ge=
wohnt
, heut zu tage auch ein ſeltener Fall.
thi. Herr Senator Schulze aus Gifhorn, Präſident des Cen=
tralvorſtandes
kaufmänniſcher Vereine und Verbände Deutſchlands,
wird demnächſt auch in unſerer Stadt einen Vortrag halten
über die Schäden und Mängel des Kaufmanns= und
Gewerbeſtandes, wie ſolche durch die ſchrankenloſe Gewerbe=
freiheit
entſtanden ſind. Hierbei ſoll der Hauſierhandel, das Detail=
reiſen
mit ſeinen ſchädlichen Folgen, auch die Entſtehung und Ent=
wickelung
der Könſum=Vereine, Warenhäuſer, Beamten= Konſum=
vereine
und darauf hinzielende Aktiengeſellſchaften einer eingehenden
Beleuchtung unterzogen, und Mittel und Wege vorgeſchlagen werden,
wie dieſen Mißſtänden auf geſetzlichem Wege abzuhelfen ſei. Bei
dem großen Intereſſe, welches dieſes Thema bei allen Handel= und
Gewerbetreibenden in Anſpruch nimmt und dem ausgezeichneten
Rufe, welcher Herrn Senator Schulze als Verfechter aller kauf=
männiſchen
und gewerblichen Intereſſen vorausgeht, dürfte demſelben
auch in unſerer Stadt eine zahlreiche Zuhörerſchaft in Ausſicht
ſtehen.
- Samstag, den 5. März, abends um 18 Uhr, findet im
aroßen Saale zür Traube' ein Konzert zum Beſten des hieſigen
Diakoniſſenhauſes Eliſabethenſtift ſtatt. Die Anregung zu
demſelben iſt bereits im Herbſt vorigen Jahres von ſeiten maß=
gebender
Vorſtandsmitglieder des Stifts erfolgt und nun wird
dieſes Vorhaben durch die Gefälligkeit hieſiger Künſtler und Dilet=
tanten
zur Ausführung kommen. Aus dem reichhaltigen Programm
erwähnen wir nur, daß außer Solo=Vorträgen unſeres geſchätzten
Hofkonzertmeiſters Herrn Hohlfeld, Variationen von Saint=Saéns
über ein Thema von Beethoven auf zwei Flügeln, verſchiedene Lieder
fuͤr Mezzo=Sopran von Schubert=Brahms, eine Serenade von
Braga für Geſang und Violine, ſowie Frauen=Quartette von Brahms.
S. de Lange und Barahiel zur Aufführung gelangen ſollen. Wir
ſind überzeugt, daß, abgeſehen von dem ſchönen Zweck. die Ge=
diegenheit
des Programms unſer muſikverſtändiges Publikum ge=
nügend
anziehen wird um dieſer guten Sache den verdienten, voll=
kommenen
Erfolg zu ſichern.
Die neue preußiſche und die deutſche Reichs=
Anleihe von 340 Millionen Mark ſind etwa dreimal überzeichnet Carr iſt geſtern geſtorben.
worden Das ſieht im Vergleich zu der vorigen 45mal überzeich=
neten
Anleihe als ein Mitzerfolg aus. Ganz ſo ſchlimm iſt es aber
nicht: die frühere Anleihe war eben von Spekulanten fabelhaft
gezeichnet worden. So hatten die Deutſche Bank allein in Berlin
1109462 900 M., Mendelsſohn u. Co. 1300000 000 M. Bleich.l Kapitän Heineke ein Daukſchreiben überreicht, in welchem

50¾
röder. Darmſtädter Banl. Warſchauer u. Co. je eine Milliarte,
Diskonto=Geſellſchaft 900, Dresdener Bank 860 Millionen gezeichnet,
während im ganzen nur 450 Millionen zu begeben waren. Die
Spekulation hatte aber Unglück: das Publikum, welches von der
Anleihe wollte. war direkt befriedigt worden. Es war alſo nie=
mand
da, welcher den Spekulanten ihre Papiere abnahm, und ſo
ſanken die Kurſe. Diesmal waren die Herren vorſichtiger. Die
deutſche Bank begnügte ſich mit der Heichnung von 43 Millionen,
Mendelsſohn u. Co. zeichneten 45. Bleichröder 28. Warſchauer u. Co.
26. Diskonto=Geſellſchaft 48. Dresdener Bank 28 Millionen. Das
ſticht ſtark gegen die Milliarden ab. Die Anleihe iſt alſo diesmal
kaum zu Spekulationszwecken gezeichnet worden. Es ſollen haupt=
ſächlich
Kapitaliſten, Sparkaſſen, Vereine, Verſicherungs= Geſell=
ſchaften
u. ſ. w. gezeichnet haben, denen es darauf ankommt, ilr
Geld ſicher anzulegen. Daß auch das Reichsverſicherungsamt an
der Zeichnung ſich beteiligt habe, wird von der Nordd. Allg. Ita.
beſtritten. Die Beichnungen auf die Reichs=Anleihe ſollen verhäl. größer ſein, als die auf preußiſche Konſols. Aus Süd=
deutſchländ
iſt überwiegend auf die Reichs=Anleihe gezeichnet wor=
den
. Die kleinen Anmeldungen werden jedenfalls voll berückſichtigt
werden.
Muſik=Verein. Die Vertretung der erkrankten Soliſten
Fräulein Wallh Schauſeil und Herrn Joſef Staudigl haben die
Solopartien gütigſt übernommen Frl. Dorolhea Schmidt aus Ham=
burg
und Herr Anton Siſtermans aus Rotterdam.
DN. Die Nummer 3 der Darmſtädter Narrhalla=
Zeitung= hat folgenden Inhalt: Faſchingsklänge. Gedicht
von A. F. Aus den Sitzungen der Darmſtädter Narrhalla (Zug=
Verein): a. Die Elektriſche Ausſtellung in Darmſtadt, Vortrag
von Hans Kreuzer; b. Anſprache des Vorſitzenden, Herrn C. Hohmann,
in der 2. Damenſitzung; e Bearüßung der Darmſtädter Narrhalla
durch den Vorſitzenden der Wormſer Narrhalla Herrn Georg
Berſges. Schnaderhüpfl aus dem Herrngarten=Gebirg. II. Fantaſien
eines alten Herrnaartenberg=Klubbiſten a. D. von J. J. Ans
Gretche, frei nach Schillers=Laura' von Karl Mai. Unſer Notiz=
buch
. von J J. Aus ſüßem Mund. von K. Schaffnit. Der valiebte
Bäcka= Borſ. Ueberſetzung aus dem Oarhelliſche von J. J. Wormſer
Nachklänaech=Vermiſchtes. Anzeigen.
Rummer 5 der Darmſtädter Faſtnachts= Zeitung=
hat
ſolgenden Inhalt: Drei Worte des Lebens. von H. St.
Die Naſe (Vortraa). Der Schornſteinfeger, von H. Die Froſch=
bauern
. von G. M. Zwei Monde. von E. Pf. 8 Strimpche,
von G. M. Hering im Herrngartendeich, von Karl Schaffnit. Wie
der Karnevalventſtanden iſt. von L. F. E
ſchwerer Traum, von
W. Lz. E ſchooſel Ausredd. von Karl Schaffnit. Anſteckung per
Telephon (mit Bild). Ein ganzer Mann, von H. B. Anna, ſchenk
Wein, von A. Ldt. Seht, von H. Enders. Loſe Gedanken. Reporter=
Romantik. Vetter und Gevatter.
Wiesbaden. 13. Februar. Die Maſſagekur der Barin iſt
beendet. Falls Dr. Metzger in Vetersburg bleibt, kann es ſich nur
um die Behandlung der Großfürſtin Olga handeln, die an einer
anormalen Entwickelung des Rückgrates erkrankt iſt.
Bayreuth, 12. Februar. Die erſten acht Feſtſpiel= Auf=
führungen
ſind bereits ausverkauft.
Erfurt, 12. Februar. Die oberſten Militärbehoͤrden befür=
worten
die Einführung der 8onenzeit für das geſamte Reich
und erteilten den Linienkommiſſionen dahingehende Inſtruktionen.
Trier, 13. Februar. Das Schöffengericht verurteilte den
ſozialdemokratiſchen Agitator Braun wegen Beleidigung des
Kaplans Dasbach zu 300 M. Geldbuße. Das Gericht erklärſe den
Wahrheitsbeweis für vollſtändig mißlungen.
Verlin, 12. Februar. Die Schneeballkollekten und - der
Staatsanwalt. Die Sammlungen von Geld mittelſt- Schnee=
ballkollekten
; werden in letzter Zeit von der Staatsanwaltſchaft und
der Kriminalpolizei eifrigſt beobachtet, und mehrere Unternehmer
ſolcher Sammlungen ſind von dieſen Behörden zur genauen Red=
nungsleaung
aufgefordert worden. Von einem Herrn, der der Sache
auf den Grund gehen wollte, iſt kürzlich, wie eine Lokalkorreſvonden;
behauptet, ausgerechnet worden, daß bei einer Gabe von 40 Pf.,
falls der Schneeball von A-8 ein Jahr lang rollt, ein Kapital
von 13421 722 M. 40 Pf. zuſammenkommen kann. Da über die
eingelaufenen Beiträge meiſt nicht öffentlich quittiert wird, ſo lieat
die Gefahr nahe, daß die geſammelten Gelder nicht immer voll=
ſtändig
den Armen zugute kommen. So hat vor kurzem erſt der
Staatsanwalt von einem in der Nähe Berlins wohnenden Ver=
anſtalter
einer Schneeballkollekte Rechenſchaft über die eingegangenen
Gelder gefordert, da der Verdacht nahe liegt, daß eine bedeuten=e
Summe der Sammlung in die Taſche des Sammlers gefloſſen iſt.
Hamburg. 13. Februar. Der bedeutende Schiffsreeder Edward
Hamburg. 12. Februar. Der große Bremer Hanſadampfer
Ehrenſelsr. von Bombay kommend. iſt nahe Cuxhaven geſt r a n d e t.
Hilſe iſt abgegangen.
Bremen, 12. Februar. Die Voſſagiere der Eider'haben dem

[ ][  ]

508
Kr.
ſie ihrer Anerkennung über ſein muſterhaftes Auftreten, ſowie die
während der Stunden der Gefahr an Bord herrſchende Disziplin
die wärmſte Anerkennung zollen und ihm ihr aufrichtiges Beileid
wegen des eingetretenen Unfalls ausdrücken. Es iſt unſere feſte
Ueberzeugung= (heißt es in dem Schriftſtücke, daß Ihre geſchickte
Leitung und unermüdliche Pflichterfüllung das Ungluck vermieden hätten,
wenn nicht der dichte Nebel und andere Umſtände eingetreten wären,
über die Sie keine Kontrolle haben konnten.
Königsberg. 13. Februar. In der vergangenen Nacht iſt die
See in die Strandfeldſireck=Bernſteingruben bei Valmnicken
eingebrochen. Innerhalb 20 Minuten ſtand der Grubenbau voll
Waſſer. Sechs Mann der Belegſchaft des ſüdlichen Strandfeldes
werden vermißt und dürſten ertrünken ſein.
Budapeſt, 13. Februar. Die Polizei verhaftete zwei
Serben, Mitglieder einer Fälſcherbande, die ſeit langer Zeit
Serbien mit falſchen Zehnfrancsnoten überſchwemmten.
Aus der Schweiz. Nach der amtlichen Fremdenſtatiſtik ſind
gegenwärtia in Davos 1624 Fremde anweſend, und zwar 550,
Deutſche, 466 Engländer. 177 Schweizer. 142 Franzoſen und Belgier
98 Holländer, 86 Ruſſen und Polen, 16 Amerikaner und 89 Ange=
hörige
der verſchiedenen anderen Staaten. Es iſt dies die größte
Fremdenzahl. die Davos bis jetzt erreicht hat.
Paris. 13. Februar. Der Direttor der Ecole Centrale
tilte geſtern dem Miniſier mit, der Schulrat habe eine allgemeine
Amneſtie für die aufſäſſigen Schüler beſchloſſen. Der Miniſter gab
infolgedeſſen ſeine Zuſtimmung, daß die Schule am Montag wieder
geöffnet werde.
Das Pariſer Buchtpolizeigericht verurteilte abermals
2 Blätter und zwar die einſt boulangiſtiſche Cocarden und das
pornographiſche Blatt,OEcho du Boulevardswegen Vergehens
gegen die Sittlichkeit ſtehr ſtreng: die Cocarde' in drei=
tauſend
Franken Buße. zwei Redakteure des Echö' ebenſo viel und
zu je einem Monat Geſängnis, einen dritten in 500 Frs. Buße mit
Anwendung des Geſetzes Berenger, und endlich einen Buchhändler,
namens Vormus, zu drei Monaten Gefängnis und in 3000 Frs.
Buße.
Paris, 13. Februar. Ein Komite franzöſiſcher Inhaber
ausländiſcher Werte iſt in Paris in der Bildung begriffen
nach dem Muſter des Council of foreign bondholders in London.
Dasſelbe ſoll Mitglieder des diplomatiſchen Corps, des Parlaments.
des Handels und der Finanzwelt umfaſſen. Bis zur definitiven
Gründung dieſer Inſtitution beabſichtigen die Urheber ſich ſofort
als Komite zum Schutze der franzöſiſchen Intereſſen betreffs der
portugieſiſchen Angtlegenheiten zu formieren.
Mancheſter, 12. Febr. Die Konferenz des nationalen Berg=
arbeiterverbandes
beſchloß geſtern allgemeine Einſtellung des
Grubenbetriebes für Mitte März,. um eine weitere durch Ueber=
produktion
veranlaßte Lohnherabſetzung zu verhindern. In der
erſten Woche nach der Arbeitseinſtellung findet eine weitere Konferenz
ſtatt. um eine Verlängerung des Betriebsſtillſtandes zu erwägen.
Madrid, 12. Februar. In den Bergwerken von Bilbao
fanden blutige Fuſaͤmmenſiöße zwiſchen Arbeitern und Inſpektoren
ſtatt. Vier Menſchen wurden getötet und es mußte Militar requiriert
werden.
Chicago, 11. Febr. Nach amtlicher Meidung ſoll ein neuer
Schnellzug auf einer der von New=York nach Chicago fahren=
den
Eiſenbahn eingeſtellt werden, der die 900 engliſche Meilen be=
tragende
Strecke in 18 Stunden zurücklegt. Der ſchneülſte Hug der
bis jetzt eingeführt iſt, der berühmte Pennſylvania Limited, braucht
24 Stunden. Der neue Zug wird um 15 Uhr nachmittags von
treffen. Eine Stunde wird durch den Zeitünterſchied der beiden Bamen Cramer und Brand trugen höchſt geſchmackvolle Toi=
Städte gewonnen. Die Briefträger werden in Chicago unmittelbar
vom Zuge aus beſtellen. Um die möglichſt ſchnelle Beſtellung zu
erreichen, wird eine Anzahl von Poſtbeamten auf dem Zuge die
Briefe ſortieren. Der neue Zug bedeutet für die Geſchäftsleute bei
den Brieſen zwiſchen New=York und Chicago den Gewinn eines
ganzen Tages.
zucht, die ſo wichtig iſt, daß 'ſie auch über die fachmänniſchen
Kreiſe hinaus üderall Iniereſſe erregen wird, weiß der bekannte
Kunſt= und Handelsgärtner J. C Schmidt (der Blumenſchmidt) in
Erfurt zu berichteu. Es handelt ſich um eine vollſtändige Revolution
im Gurkenbau. Während bis jetzt ſehr viel Vlatz dazu gehörte, um
Gurken am Boden liegend zu ziehen, während bis dahin durch dieſe
Zucht an der Erde oft Krankheit und Mißwachs eintrat, hat die
neue Gurke die Eigenſchaft zu klettern und rankt ſich an Stanger,
Spalieren ꝛc. gezogen bis zu 2 Mtr. hoch empor, bringt eine Fülle
von prachtvollen ſpannenlangen Früchten, die ebenſo zum Einmachen tümer auf Ceylonv.-Die ſoziale Frage eine ſittliche Frage' betitelt
als zum Salat vortrefflich ſind. Ein Krank= oder Bitterwerden
iſt ausgeſchloſſen. Es wird weniger Jahre bedürfen und die weit= W. Jeruſalem. Auf dem Gebiet der Belletriſtik ſind es vor allen
läufigen Gurkenbeete werden vergeſſen ſein und man wird tieſe Paul Heyſe. deſſen Roman Merlin' die allgemeinſte Beachtung
beliebte Speiſe nur noch an den Wänden des Hauſek, an Spalieren auf ſich zieht und Ida Boy=Ed, deren feinempfundene Novelle Ein
und Stangen ziehen. Die Vorteile ſind ſehr einleuchtend. Die

38
Neuheit ſtammt aus Japan und Herr J. E. Schmidt hat ihr den,
treffenden Namen:-Kletternde Delikateßgurke' gegeben.
Zum Grafen von Sanſibar hat das Reuter'ſche
Telegraphen=Bureau: den Reichskanzler von Caprivi erhoben. Wie
nämlich aus Tokio geſchrieben wird, kam dort am letzten Weih=
nachtsabend
von zwei Depeſchen: 1. Der Kaiſer Wilhelm erhob
den Reichskanzler v. Caprivi zum Grafen= und 2. Im nächſten
Februar wird Sanſibar zum Freihafen erklärt werden: die erſte
vollſtändig. von der zweiten jedoch nur das Wort=Sanſibar' an.
Infolgedeſſen war in allen engliſchen und japaniſchen Zeitungen
zu leſen: Der Kaiſex erhob den Reichskanzler v. Caprivi zum
Grafen von Sanſibar.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag. 12. Februar.
Viel Lärmum Nichts.
E. H. Wir ſind kein ſo pietälwvolles Geſchlecht, daß wir uns
ſo ohne weiteres von der Vergangenheitspoeſie in Feſſel ſchlagen
laſſen. Wenn wir dennoch an Luſtipielen wie =Viel Lärmum
Nichts; ein aufrichtiges Wohlgefallen empfinden, ſo liegt das
wahrlich nicht an unſerer Ehrfurcht vor dem Alten und Klaſſiſchen,
ſondern in dem Stoffe ſelbſt muß etwas ſtecken, das uns geſangen
mmmt und erfreut, trotzdem Sujet und Aufbau ziemlich weit ab
von unſeren heutigen äſthetiſchen Bedürfniſſen liegen. Shakeſpeare
iſt ſo urgeſundl Darauf beruht wohl ein großer Teil ſeiner
Anziehungskraft auch für den modernen Menſchen. Geſundheit kann
niemals veralten oder langweilig werden, wir brauchen ſie wie die
liebe Gottesſonne und wir haben ſie in dieſer fin de siéele Epoche
doppelt nötia.
Geſpielt wurde dieſen Abend ganz vorzüglich, und für die treff=
liche
Inſzenierung des Stücks gebührt der geſchickten Regie des
Herrn Steude volles Lob. Frl. Cramer und Herr Edward
ſind zwei Künſtler, die Shakeſpeares Sprache zu ſprechen wiſſen.
Das ſah man neulich ſchon in der=Bezähmten Widerſpenſtigen=
und heute zeigte ſich dieſe Fähigkeit in noch böherem Maße. Die
Beatrice ſtattete Frl. Cramer mit den nötigen herben und dabei
nicht unliebenswürdigen Zügen aus. Der ewige Widerſpruchsgeiſt
erſchien in ihrer Faſſung intereſſant, anregend, aber niemals ab=
ſtoßend
. Der Benedikt liegt von dem nunmehrigen Repertoire des
Herrn Edward ziemlich abſeits, aber das hinderte nicht, daß der
Künſtler ſich in der Partie völlig zu Hauſe fühlte und den friſchen,
kecken Luſiſpielton in allen ſeinen Wendungen mit glänzender
Schneidigkeit beherrſchte. In der draſtiſchen Figur des Gerichts=
dieners
Ambroſius dürfte Herrn Werners prächtige Leiſtung
nicht ſo bald von jemandem eingeholt werden Für die Geſtalt
der Hero bringt Frl. Brand alle äußeren Vorzüge mit; ihre Dar=
ſtellung
war von wohlthuendem Liebreiz, aber in der für Bea=
tricens
Ohr entworfenen Schilderung von Benedikts Liebesgram
(2. Akt) hätte ſie in Accent und Tonfarbe der poſſenhaften Ausge=
laſſenheit
der Situation größere Rechnung tragen können. Herr
Hacker'ſchien ſich als Claudio nicht ſehr glücklich zu fühlen. Man
kann aus der Rolle noch etwas mehr machen, namentlich müßte
der Schmerz über Heros Tod nachdrücklicher zur Schau ge=
tragen
werden, wenn wir für dieſen Claudio nicht alle Sympathie
einbüßen ſollen. Wenig gefallen wollte es uns. daß Herr Hacker
den ganzen Abend über in dem nämlichen Koſtüm verblieb und
weder zur Trauung; noch zur =Totenfeier' eine Wandlung ſeines
äußeren Menſchen vornahm. Gerade in ſolchen Stücken möchten
wir die Farbenfreudigkeit des Cinquecento auch in den Koſtümen
aufleuchten ſehen. Herr Edward verſteht es immer meiſterlich,
New=York abfahren und um 110 Uhr morgens in Chicago ein= darin den Grundton der Stimmung zu wahren. Aber auch die
letten.

Litterariſches.
Wie unſere Bücher entſtehen ? das iſt eine techniſch höchſt
komplizierte Frage, von der der Laie meiſt nur eine ſehr dunkle
Vorſtellung hat. Sie wird aufs eingehendſte beantwortet durch
Ueber eine neue Einſührung auf dem Gebiete der Gemüſe= einen Artikel von Eduard Groſſe im 6. Heft von Spemanns illu=
ſtrierter
Zeitſchrift Vom Fels zum Meer (Stuttgart, Union
Deutſche Verlaasgeſellſchaft). Veranſchaulicht durch eine Reihe
trefflicher Illuſtrationen giebt dieſer Artikel einen Ueberblick über
die Entwickelung des Buchdrucks und der Buchbinderei ſeit Guten=
bergs
Heiten. Und die würdigſte Illuſtration dazu bietet die Zeit=
ſchrift
ſelbſt mit ihrem ebenſo reichen als gediegenen Inhalt, ihrer
vornehmen künſtleriſchen Ausſtattung. Von ſonſtigen iluſtrierten
Artikeln dieſes Hefles erwähnen wir noch die von Maximilian
SchmidtKufſtein= und von E. Schlagintweit,Buddhiſtiſche Heilig=
ſich
eine ebenſo intereſſante als zeitgemäße Studie von Profeſſor
Kindz in dieſem Heft ihren Abſchluß findet.

Druck und Verlaa: C. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerel. - Berantwortlich für die Redaktion: Carl Wittid.